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~Fuchshain~ Der schottische Traum von Ravenna und Vampyrin!
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  1. Ich glaube mein letzte Laber-Post ist schon eine ganze Weile her. Nachdem die Beziehung zu meinem Freund beiseitig im Januar beendet wurd hat sich so viel in kurzer Zeit geändert. Zu Mitte Februar bin ich in eine hübsche Wohnung 2 Minuten Fußweg von meiner Arbeit gezogen. Leider bisher ohne Internet. Erst hieß es die Leitung sei blockiert. Als der Techniker da war stellte sich heraus - Leitung Tod, Kabel irgendwo im Eimer. Naja...also hat man leider viel Zeit zum Nachdenken...und dazu hab ich letztens mal meine Gedanken aufgeschrieben. Der untere Text könnte einigen Bekannt sein, das hab ich auch schon bei Instagram gepostet. Aber irgendwie wollt ich das mit dem Rest der Community auch mal Teilen. Joelle ist ja quasi Teil des Lebens geworden haha
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    Eigentlich hat sich das bereits früh abgezeichnet. Ich war immer ein Läufer der Nische. Das hinterher laufen von Trends hat mir nie gefallen. In meiner Pubertät, wenn alle um mich herum begannen sich zu entwickeln, bin ich irgendwie auf der Strecke geblieben. Mit meinem 16 Lebensjahr, also vor fast 10 Jahren, bin ich Head over Heels aktiver in die Pferdewelt geflogen, denn ich durfte nicht mehr aktiv turnen. Meine Tage waren gefüllt mit Schule und Stall. Während andere meines Alters plötzlich anfingen mit Jungs sich zu treffen, Themen wie Beziehung und Sexualität DAS Thema war. So konnte ich dem ganzen einfach nie folgen. Hatte ich das Gefühl nicht dazu zugehören? Tatsächlich nicht. Ich verstand ihre Faszination einfach nicht. Ich prophezeite mir selbst ich sei einfach ein Spätzünder. 2012 schließlich kam mir ein deutlich älterer Mann zu nahe, viel zu nahe. Mir gelang es gerade so die Tür des Transporters zu öffnen...und zu gehen. Die Umarmung, der Kuss auf meinen Hals. Ließen mich völlig verwirrt zurück. Ich begann Männern aus dem Weg zu gehen. Begann mir eine eigene Wahrheit zu erzählen, immer und immer wieder bis ich schlussendlich so sehr an sie glaubte. Das sogar mein Körper mit Stress und Angst auf die pure Anwesenheit von Männern reagierte die in meiner Nähe waren. Je weniger ich mich jedoch auf die Angst konzentrierte desto bewusster wurde mir im Inneren - war es überhaupt Angst? Hatte ich nicht vielmehr immer genau dann Angst wenn es um Beziehungen ging...um Nähe….viel mehr um Sex? Also ging ich ihm aus dem Weg. Aber kann man dem Willen nach emotionaler Nähe davon rennen? Guess what. Man kann es nicht. Stattdessen staut es sich auf. Man errichtet Mauern aus Gefühllosigkeit. Als ich meinem Partner wieder einmal stark vor den Kopf gestoßen habe. Stieß ich auch Gefühle von mir. Bis ich im Mai 2017 auf meine Sippe traf. Einen Mann den ich in seiner Art so faszinierend fand. Er half mir meine vermeintliche Angst vor Männern zu bekämpfen. Gefühle kamen ins Spiel. Und die Realisation meiner eigenen Lüge. Sie brach zusammen. Zusammen wie ein Kartenhaus, mit mir inmitten der Trümmer.

    Ich räumte also auf. Schloss 2018 meine Ausbildung ab. Startete in einen Job den ich liebte, zog von meinem toxischen Zuhause aus in ein eigenes Refugium. Wurde glücklicher, mental gesünder. Und immer wenn ich in der Sippe war, genoss ich seine Nähe...emotional gesehen. Um ihn irgendwie auch immer an mich zu binden, schenkte ich ihm ganz wissenschaftlich meinen Körper. Das mag schlimm klingen. Doch für mich war es nichts weiter. Es war wie Frühstücken, das Geschirr abzuwaschen. Aber das Gefühl danach war...nicht schön. Ich verstand noch immer nicht. Wieso taten Menschen das gern? Wieso war jeder so fixiert darauf. Da es selten geschah beließ ich es dabei. Im Frühjahr 2019 wurde mir bewusst das ich nicht Achtsam mit meinen Gefühlen umging. Das ich von ihm nicht bekommen würde was ich suchte. Wir verblieben Freunde. Ich widmete mich derweil der größten Herausforderung dem Mann zu schreiben, den ich in all den Jahren so sehr vor den Kopf gestoßen hatte. Er verzieh mir..innerhalb weniger Wochen wurden wir ein Paar. Verbrachten den Sommer gemeinsam. Wir haben eine Verbindung, sie wird nicht weichen...aber sie war nicht genug. Nach unendlich vielen ehrlichen Gesprächen beschlossen wir unsere Beziehung zu beenden. Wieso? Meine fehlende sexuelle Anziehungskraft. Im Sommer 2019 stolperte ich zum ersten Mal über den Begriff. Doch noch immer erzählte ich mir diese innere Lüge: Ich bin bloß ein Spätzünder. Doch in der geführten Beziehung wurde es immer deutlicher - meine Asexualität. Mein Ringen nach Bindung ist verworren in einer Kultur die auf Sex basiert. Für mich kann Liebe existieren ohne Sex. Die höchste Intimität ist nicht der Austausch von Körperflüssigkeiten. Sich ausziehen und Sex haben ist einfach. Emotionale Intimität ist das was ich möchte. Ich hatte und habe sie, in meinem Ex-Partner. Doch hier ist die Krux - es war nicht genug. Ich fühlte mich allein bei dem Gedanken an Sex mental unter Druck gesetzt. Ich tat alles um dem aus dem Weg zu gehen. Wohingegen er sich abgelehnt gefühlt hat. Ist das falsch? Ist er deshalb ein schlechter Partner? Absolut nicht! Es mag einige geben die dies meinen würden. “In einer Beziehung muss man nunmal Kompromisse eingehen!”
    Ach ja? Muss ich? Bedeutet das wir müssen beide emotional Leiden damit eine Beziehung funktioniert? Absolut nicht! Daher unsere Entscheidung uns zu trennen. Jeder wieder eine eigene Wohnung zu beziehen. Aber wir bleiben einander erhalten.
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    Und trotzdem ist diese Entscheidung so schwer. Die Gefühle sind nicht weg. Treffen wir uns...dann sind da diese Berührungen. Ich kann sie genießen. Doch wie soll das ganze weiter gehen? Ab einem bestimmten Punkt wird er eine neue Partnerin an seiner Seite haben - Was dann aus der Freundschaft...dieser emotionalen Bindung wird ist ungewiss.

    Der Gedanke daran lässt mich fast traurig zurück. Außerdem die Realisierung das eine weitere Partnerschaft nun noch schwerer zu finden sein wird. Wir alle tragen Boxen mit uns herum. Eine Box voller Erwartungen und Wünsche. Treffen wir auf andere Personen legen wir diese auf einem Tisch aus...
    Nimm "Sex" und "Keine Kinder" vom Tisch kann das schonmal schwer werden. Während ich mit dem Umzug beschäftigt war...hat mich das Thema kaum getroffen. Dafür danach...Tränen des Leides sind mir die Wangen heruntergelaufen. Es hat ein paar Tage gedauert bis ich das ganze für mich irgendwie klamüsert habe.

    Der Post-Text ...und auch der emotionale Ausbruch sind schon wieder ein paar Wochen her. Ich kann lockerer damit umgehen. Vor allem aber versuch ich mir damit nicht ein Label aufzudrücken, ich "zerdenke" das Thema nicht länger. Ich habs einfach als Tatsache akzeptiert und werd eben sehen wohin mich das führt.

    Glückwunsch, wenn du bis hier gelesen hast.
  2. Veija und ich haben da wieder was feines geschreibselt...ab und an denk ich auch dran das in den Blog zu stellen *pfeif*

    Ylvi

    Die letzten Tage waren vergangen wie in einem unheimlichen Traum. Wir hatten versucht von Kanada aus die Klärung des Visums in Gang zu bringen. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt. Mit meiner Beschäftigung auf der Ranch genügte es nicht um das Visum zu verlängern. Auch die nötigen Untersuchungen nach meiner OP waren nicht ausschlaggebend gewesen.

    Ich hatte bereits alles nötige mit meinen Eltern geklärt. Vorerst würde ich bei ihnen unterkommen bis ich wieder nach Kanada reisen durfte. Wie oft ich des Nachts wachgelegen hatte konnte ich gar nicht mehr zählen. Unzählige Tränen waren geflossen. Zu groß die Angst in meinem Inneren das ich vielleicht gar keine dauerhafte Genehmigung bekommen würde. Caleb hatte sich als stark an meiner Seite versucht...seine wirklichen Gedanken jedoch blieb mir momentan verborgen. Seine Arme um meine Hüfte des Nachts gaben mir jedoch den nötigen halt. Noch zwei Wochen reichte meine Genehmigung...dann musste ich Kanada auf ungewisse Zeit verlassen. Das machte mich völlig fertig.

    Einem Geist gleich lief ich seit Tagen über die Ranch. Ravn hatte mich vorgestern aus dem Sattel befördert - ich war nicht bei ihm gewesen. Dafür hatte ich mit einem blauen Fleck am Bauch den Preis gezahlt. Deutlich war der Abdruck des Horns zu erkennen. Deshalb waren Westernsättel eigentlich mal nicht meine Lieblinge gewesen.

    Was würde geschehen, wenn ich tatsächlich keine Genehmigung bekam? Nicht nur würde das meine...ja Beziehung zu Caleb auf eine harte Probe stellen oder das Ende bedeuten. Was würde aus den Pferden? Mittlerweile hatte ich 5 von ihnen. Inyan wäre versorgt...ich wusste das sowohl Tschetan als auch Louis den Wallach bewegen würden. Ich hatte doch erst vor einiger Zeit begonnen mit Gealach zu arbeiten. Lady Gweny...Ravn und Fylgia. Letztere würde ich natürlich nachholen. Doch sie erneut über Kontinente mit dem Flugzeug zu transportieren. Das würde ich ihnen ungern antun wollen. Das beste wäre sie auf der Ranch zu belassen. Es gab Leute die sich ihrer annehmen würden. Aber ich? Ohne Pferd? Schwer vorstellbar. Ich wollte nicht weg….hier war meine Heimat!


    Ich schluchzte erneut schwer auf. Spürte die sanften Nüstern eines Pferdes in meinem Gesicht. Inyans Punkte fielen mir sofort auf als ich die Augen wieder öffnete. Ich stand hier inmitten meiner Herde, gelehnt an den kräftigen Hals meines Valravn und weinte mir- mal wieder - die Augen aus dem Kopf. Verzweiflung war wohl das richtige Wort für meinen derzeitigen Zustand. Schritte in meinem Rücken. Kleine Füße, zögerliche die folgten. Meine Augen hielt ich geschlossen. Versuchte das laute schluchzen zu unterdrücken schaffte es ja doch nicht. Ich spürte eine raue Hand auf meiner Schulter. Eine ungleich zartere Bewegung an meiner Hüfte. Ich wusste das Kaya sich an mich lehnte. Ihre zarten Arme lagen um meine Hüfte. Ob das Mädchen verstand welch Kummer mich plagte oder ob sie einfach meine Tränen trocknen wollte wusste ich nicht. Es gab keine Worte. Nur ihre Umarmung. Die Hand auf meiner Schulter die sanften Druck ausübte. Ich holte keuchend Luft, die ich offenbar angehalten hatte. Blinzelte durch den Schleier der Tränen, drehte den Kopf und sah Louis. Wie kam es nur das ausgerechnet immer er da war? Sollte nicht Caleb an seiner Stelle sein? Zu meiner allgemeinen Verzweiflung hatte sich innerhalb der letzten Woche auch noch vollkommene Verwirrung gesellt. Letzteren sah ich nur nachts, wenn ich vor lauter Tränen erschöpft im Bett einschlief, nicht mehr in der Lage die Augen offen zu halten. Ich spürte förmlich wie sich Caleb mir entzog. Hatte was wir teilten noch eine Chance? Oder stand der Kuss mit Louis unausgesprochen zwischen uns?

    Wir standen alle stillschweigend im Unterstand zwischen den Pferden die sich hierher zurückzogen, wenn die Sonne zu sehr vom Himmel brannte. Nicht wie in Mexico...aber warm genug. Mir gelang es zwar immerhin meine Atmung und die Tränen in den griff zu bekommen, während wie so da standen. Meine Gedanken glichen aber eher einen Sturm. Ich entzog mich schließlich der Hand auf meiner Schulter, duckte mich um Kaya in den Arm zu schließen und hauchte ein “Danke” in ihr Ohr. Das Mädchen löste sich von mir, lächelte und huschte dann aus dem Gebäude. “Ich vermute mal du hattest keinen Erfolg mit dem neuen Antrag?” seufzte Louis. Ich schüttelte hoffnungslos den Kopf. “Ich habe am Morgen mit meiner Familie telefoniert damit ich vorerst bei ihnen unter komme. Bisher habe ich noch keinen Flug buchen können. Ich will nicht fort.”

    Im Reflex fand sich meine Hand in der von Louis wieder, ich starrte darauf, flackerte zu ihm hoch und er nahm seine Hand fort als habe er sich verbrannt. Wir hatten den Kuss nie wieder erwähnt. Aber er stand bei jeder Berührung der letzten Tage noch immer zwischen uns wie ein Damoklesschwert. “Sag wenn ich irgendetwas tun kann, ja?” ich hatte keine Kraft für eine Antwort nickte nur...und wand mich dann zwischen den Ponys davon aus dem Unterstand.


    Caleb

    >>Meine Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen..ich muss Kanada verlassen bis die Visumsfrage geklärt ist.<<, immer wieder hallten diese Wort in meinem Kopf nach. Für uns alle war das ein Schock gewesen, insbesondere Ylvi und mich. Sie konnte die Ranch nicht einfach verlassen. Was würde aus den Pferden werden… was würde aus uns werden? Innerlich fluchte ich. Immer… und immer wieder. Hätte ich mich damals nicht auf sie eingelassen, würde mir ihr Abschied auch nicht so schwer fallen… Hätte ich mich nicht auf sie einlassen sollen? Doch. Natürlich. Unsere gemeinsame Zeit war zwar von Höhen und Tiefen geprägt gewesen… und was irgendwie als “Zeitvertreib” angefangen hatte, war ernster geworden. Eine Möglichkeit, wie sie auf jeden Fall hierbleiben konnte, konnte ich ihr bieten. Mit einem Ring. Aber wollte ich das? Caleb O’Dell verheiratet? Mit einer Deutschen? Nicht mit jemandem vom Rodeo, was sich wohl alle Welt denken würde. Ich verwarf den Gedanken wieder. Dazu war ich nicht bereit… aber wenn sie so bleiben durfte?

    Ich atmete einmal schwer durch und konzentrierte mich wieder auf meine Reitschüler. Ab und zu, wenn gerade wieder ein bisschen Luft auf der Ranch war, hatte ich angefangen, ein wenig Reitunterricht zu geben. Gerade waren Gipsy und Shorty auf dem Platz. Cayce hatte mir seinen Wallach für George geliehen. Der junge Mann hatte wirklich Talent! Auf Gipsy saß ein junges Mädchen, etwa so alt wie George. Lizzy. “Beine ran Liz.”, rief ich ihr rüber und schaute dann wieder zu George, der Shorty auf dem Zirkel galoppierte. Lizzy trabte den hellen Wallach gerade ganze Bahnen. “Das sieht schon gut aus!”, rief ich beiden rüber und winkte sie dann zu mir. “Wir gehen heute noch ein bisschen an die Manöver. Lizzy du wartest hier bei mir, Gipsy und George sind zuerst.”, erklärte ich und sie positionierte ihr Pferd an der Bande. “Du startest bei X, galoppierst zwei langsame und dann einen schnellen Zirkel. An X stellst du ihn gerade und lässt ihn wechseln. Dann einen schnellen und zwei langsame Zirkel. An X Stoppen. Dann geb ich weitere Anweisungen.”, sagte ich und schickte ihn los. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich Betsy, Tschetan und Kaya hinter mich an den Zaun geschlichen hatten, und zusahen, bis Betsy mir auf die Schulter tippte. “Hey Cowboy.”, sagte sie lachend und ich knuffte sie in die Seite. Die beiden anderen Kinder sahen mich argwöhnig an. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihnen, es war aber vermutlich auch noch zu früh, zu urteilen. “Kannst du mir gleich auch noch Unterricht auf Blue geben?”, fragte mich die kleine und ich nickte. “Wenn du ihn dir jetzt fertig machen gehst und sofort her kommst, ja. Ich muss gleich zu den Rindern hoch. Könnt ihr mir Devil auch fertig machen?”, fragte ich die Kinder. Mir war aufgefallen, dass alle drei nach einer Aufgabe auf der Ranch suchten. Ja, sie waren Kinder. Ja, sie spielten viel… aber bevor sie anfingen allen möglichen Unsinn zu machen, gab ich ihnen lieber Aufgaben. “Tschetan und Kaya wenn ihr mitkommen wollt könnt ihr Sue und Face Down satteln.” Wider Erwarten nickten beide und verschwanden dann mit Betsy. Sollte ich Louis noch fragen, ob ich die beiden mitholen durfte? Ich schrieb ihm eine kurze WhatsApp und bekam nur ein OK zur Antwort. Ich glaube er war froh, wenn die beiden Beschäftigung bekamen. “Jetzt nochmal zu euch.”, sagte ich zu den beiden Reitern auf dem Platz. “George nochmal.” Ich schaute ihm zu und nickte. “Abreiten und wegbringen.”, erklärte ich ihm. “Lizzy willst du auch mal versuchen? Lass Shorty ruhig von sich aus umspringen, der ist in der Ausbildung schon weiter als du. Er macht vieles alleine. Lass die Zügel locker, leg dein äußeres Bein ran und er macht das.”, erklärte ich ihr und sah ihr bei ihren Zirkeln zu. “Prima. Reicht.”, sagte ich und schaute ihnen beim Abreiten zu. Nun kamen die Kinder mit den vier Pferden zurück. Blue brummelte die Stuten an und machte seinen Hals ganz schön rund. “Betsy ruck mal kräftig am Zügel, der hat sich zu benehmen, hier wird jetzt nicht gedeckt!”, rief ich ihr zu und sie machte, was ich von ihr verlangt hatte. Sofort hörte Blue auf und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. Ich nahm Devil entgegen und nach dem nachgurten schwangen wir vier uns in den Sattel. Der Ritt zu den Rindern war sehr schweigsam. Ab und zu erzählte Betsy etwas, ansonsten konzentrierten wir uns auf den Weg. Neben viel Schritt trabten wir auch eine kurze Strecke und galoppierten auch ein Stück. “Bei den Rindern bleibt ihr auf alle Fälle im Schritt.”, erklärte ich den Kindern. Ich ritt zwar das einzige Pferd mit Cow Sense, man konnte aber nie wissen. “Ich möchte auch nur kontrollieren, ob alles ok ist, mehr nicht.”, erklärte ich ihnen und öffnete den Zaun, damit sie alle durchreiten konnten. Nachdem ich selbst durchgeritten war, schloss ich ihn wieder und trabte auf sie zu. Die Rinder waren auch schon zu sehen. Gemütlich kamen wir immer näher. “Bleibt hier stehen.”, sagte ich und ritt alleine zwischen den Rindern durch. Ein Kalb machte mir ein bisschen Sorgen, so dass ich mir mein Lasso nahm und es einfing. “Whoaaa…”, sagte ich zu Devil, sprang ab legte das Kalb auf die Seite. Er hatte sich in ein wenig Stacheldraht verfangen. “Mist..”, fluchte ich. Das hieß eigentlich, dass der Zaun irgendwo defekt war. Ich entfernte den Stacheldraht und nahm aus der Satteltasche ein wenig Blauspray, was ich dem Kalb auf die Wunde sprühte. Dann ließ ich es wieder laufen, rollte mein Lasso auf und ritt zu den Kindern zurück. Ich zückte mein Handy und rief Cayce an. “Ja, Caleb hier. Komm mal mit dem Truck zu den Rindern, hier hatte sich ein Kalb im Zaun verfangen, ich bin mit den Kindern hier, wir reiten einmal rundherum und schauen ob etwas kaputt ist.” “Cayce kommt mit dem Truck her, wir teilen uns auf. Betsy kommst du mit mir links rum? Tschetan und Kaya könnt ihr rechts rum am Zaun vorbei reiten?”, fragte ich sie und sie nickten. “Betsy hast du die Walkie Talkies dabei?” Sie nickte und gab Tschetan ohne zu zögern eins davon. ”Wir treffen uns auf der anderen Seite. Wenn was ist…”, erklärte ich und zeigte auf das Walkie Talkie in Betsys Hand. Sie nickten und ritten zurück zum Zaun. Wir folgten ihnen und unsere Wege trennten sich.

    Tatsächlich fanden Betsy und ich nahe der Hütten ein Stück Zaun, der kaputt war. “Sagst du den beiden Bescheid? Sie sollen trotzdem weiter reiten und nachschauen.”, sagte ich zu Betsy und sie nickte. Auch Cayce sagte ich Bescheid, dass er schon mal hier hoch kam und den Zaun reparierte.

    Tschetan und Kaya fanden unten am Wald noch eine Stelle, die Betsy und ich uns anschauten. Auf dem Weg dorthin war uns Cayce mit dem Truck begegnet, so dass ich mir von ihm ein wenig Werkzeug mitgenommen hatte und den Zaun reparieren konnte. “Danke für eure Hilfe.”, sagte ich zu den dreien und steuerte Devil in Richtung Heimweg. Ich öffnete den Kids wieder den Zaun, schloss ihn und wir ritten zurück zur Ranch. Dort stand schon die Heulieferung auf dem Hof, die ich ganz vergessen hatte. Bellamy kam schon ziemlich genervt auf mich zugelaufen. “Wo sind denn die Papiere schon wieder?!”, fragte er und hielt Devil an. “Ich mach die fertig, kümmer du dich ums Heu.”

    Ich stieg ab, grüßte den Lieferanten kurz und lief dann ins Haus. Nach einer Weile hatte ich die verflixten Zettel und die Rechnung gefunden. Ich drückte ihm alles in die Hand und lief einmal quer über den Hof zum Traktor, um die Heuballen abladen zu können.

    Als ich eine Stunde später damit fertig war, aß ich in der gemeinsamen Küche schnell etwas und fiel ins Bett. Ylvi schlief bereits im Bett. Am nächsten Morgen war ich auch schon vor ihr wach und in der Stadt. Es gab dort noch einiges, was ich wegen der Umbauten regeln musste.


    Ylvi

    Calebs Seite des Bettes war kalt, leer. Wie so oft in letzter Zeit. Hatte ich anfangs noch einen Knoten im Hals verspürt, war es nun nur einem Seufzen gewichen. In den vergangenen Tagen, den Wochen seit den Brief hatte ich zu oft gemixte Signale von ihm erhalten. Oder hatte es bereits zuvor begonnen?

    Ein halbes Jahr war vergangen seitdem wir Weihnachten gemeinsam gefeiert hatten. 6 Monate in denen so viel passiert war.

    Ich warf die Decke von mir fort. Vor dem Haus fehlte der rote PickUp..er schien also auch gar nicht auf der Ranch zu sein. Ich zuckte die Schultern, zog mich fix an. Anschließend genehmigte ich mir ein fixes Frühstück in der Küche. Laurence kam herein, sah mich und lächelte. “Caleb schon wieder auf Wanderschaft?” “Aye” antwortete ich dem alten Mann knapp. Ich wollte jetzt eigentlich keine Konversation führen. “Habt ihr bereits miteinander geredet?” bohrte dieser allerdings weiter nach. Meine Hand die eine Tasse Kaffee Richtung Lippen bewegt hatte hielt inne. Verwirrt sah ich Laurence an. “Er könnte dich mit Leichtigkeit hier halten. Ich hab dem Trottel schon zweimal gesagt er soll dir einen Ring an den Finger stecken.” grummelte Laurence in seinen stoppeligen Bart. Ich schluckte. Das war nie zum Thema gekommen. Ich hatte sogar keinen Gedanken daran verschwendet. Niemals hatte ich mich verheiratet gesehen. Nichtmal mit Caleb hatte ich diese Gedanken gehabt. Natürlich...wir hatten einander viel gelehrt. Von emotional unbrauchbar hatten wir uns zumindest zu etwas wie einer Beziehung hinreißen lassen. Wie viel Bestand diese hatte zeigte sich nun sehr gut - keine. Waren wir am Ende einander nur Lehrmeister gewesen?

    Aber natürlich...mit einer Heirat würde ich bleiben können...ohne Probleme sogar. Ich würde nie wieder ein Visum beantragen müssen. “Pack ihn bei den Eiern und sprich es an. Du würdest fehlen hier auf der Ranch.” damit verließ Laurence die Küche. Aber ich wusste...ich würde Caleb darum niemals bitten. Ein Gefühl welches ich nicht zu beschreiben vermochte machte mir bewusst - eine Heirat mit Caleb würde niemals funktionieren.


    Ich verzog mich in den Offenstall meiner Pferde. In der morgendlichen Sonne machte ich deren Paddock sauber, schob die schwere Schubkarre vor mir her zum Misthaufen quer über den Hof der Ranch. Dort angekommen, keuchte ich bereits wie ein Maikäfer. Noch war ich nicht gänzlich an diese Arbeit gewohnt. Cayce begegnete mir mit einigen der Rinder. Mir fiel auch kurz der wieder aufgetauchte rote PickUp auf. Um Caleb möglichst nicht zu begegnen setzte ich mich ab. Ich schnappte mir eine der Trensen, war unschlüssig welches der Pferde ich nehmen wollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf Valravn. Nur am Rande nahm ich wahr das Inyan nicht da war. Mit wenigen Handgriffen legte ich ihm die Trense an, schwang mich auf den Rücken und verschwand in Richtung der Hütte in den Hügeln. Dort oben gab es um die Koppeln der Jungpferde einige schöne Pfade. Wir tauchten gerade ein in das Dickicht des Waldes als ich Hufgetrappel hinter mir vernahm. Neugierig drehte ich mich um. Dort näherte sich Inyan. Auf seinem Rücken saß Louis. Sie waren noch weit entfernt. Konnte ich so tun als habe ich sie nicht gesehen? Ich hieß Ravn angaloppieren. Allerdings versagte mir der Hengst den Dienst. Zu hart waren meine Beine in seinen Bauch gepresst. Stattdessen bäumte er sich vorn auf. Darauf nicht vorbereitet rutschte ich mit meinen Shorts hilflos einfach seinen Rücken hinab. Sicher landete ich auf meinen Beinen. Dieser Fail entlockte mir ein leichtes Lächeln. “Hast du andere Pläne,ja?” flüsterte ich meinem Wallach zu. “Ich habe dein Pferd verzaubert.” kam es stattdessen von Louis der meine Worte gehört haben musste. “Ist das so?” wandte ich mich an ihn, zog die Augenbrauen hoch.Ich sah wie sich Louis gleichfalls von seinem Pony schwang, neben mir stehen blieb und grinsend lächelte. “Möchtest du lieber spazieren?” ich zuckte die Schultern. Louis klopfte meine Schulter, schob die Unterlippe vor und ging voran. Offenbar nahm er mir jetzt die Entscheidung ab.
    Wir liefen lange den Weg hinauf. Schweigend. Kaum Worte zwischen uns. “Caleb ist ein Narr….ich würde nicht zögern.” sprach Louis dann endlich die Worte mit denen er all die Schritte bis hier her gehadert hatte. Ich musste nicht fragen. Ich ahnte, nein wusste sogar, das er die kurze Konversation mit Laurence gehört haben musste. Da waren andere Schritte im Flur gewesen als Laurence aus dem Haus gegangen war. Ich hatte mich also nicht verhört. Louis war stehen geblieben, ich spürte plötzlich seine Hand an meinem Handgelenk. Nicht fest, beinahe bittend. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich sah auf seine Hand...dann huschte mein Blick zu ihm auf...ich spürte wie er die Hand von meinem Handgelenk nehmen wollte. “Wenn die Dinge anders wären.” hörte ich Worte...verstand dann das sie aus meinem Mund kamen, das mein Verstand sie produziert hatten. Ich wusste das es keine Lüge war. Schon eine ganze Weile waren da Gefühle für Louis gewesen...entfacht nicht erst durch seinen Kuss. Dieser Idiot hatte mir beinahe ebenso schnell mein Herz gestohlen wie Caleb. Das sich letzterer nun von mir entfernte...glich beinahe der Verdammnis. “Ich muss schon die ganze Zeit über diesen Impuls unterdrücken.” kam es gedrungen von Louis. Wieder mein Blick in seine Augen. Ich sah das funkeln in ihnen….wieder bedurfte es keiner Worte. Trotzdem glich Louis einem wartenden Schakal. “Dann tu es nicht.” Verräter! schrie es kurz in mir. Dann verlor ich mich in dem Kuss mit Louis. Weniger zaghaft als jener erste vor ein paar Wochen. Zudem mit dem Unterschied das ich mich von ihm einnehmen ließ. Kein Abstand mehr zwischen uns, seine Hand auf meiner Hüfte, in meinem Haar. Meine eigenen Hände um ihn geschlungen. Ich spürte mich wanken, von ihm gehalten stand ich jedoch sicher. Louis brach den Kuss, ich erschrak drehte mich plötzlich fort...die Hände gekrallt in Ravns Mähne. Was war das nur mit ihm? Ich musste schwer einatmen..mein Bauch spielte genauso verrückt wie meine Gedanken. Louis kam zu mir, sein Kopf legte sich auf meine Schulter. “Du kannst mich nicht belügen...auch ich bin in deinem Herzen...das weiß ich nun.” flüsterte er in einer tiefen Stimme. Dann war er fort. Ich nahm seine Schritte wahr. Dann die von Inyan. Als ich mich zu ihm drehte saß er bereits wieder auf dem Wallach. Sein Gesicht hatte beinahe etwas triumphierendes..”Du weißt wo du mich für deine Entscheidung findest.” er trieb dem Wallach die Füße in den Bauch, dieser preschte aus dem Stand im Galopp den Waldweg wieder hinab. Ravn wollte hinterher, kurz hatte ich zu tun, den manchmal widerspenstigen Wallach zu zähmen. Ich sah in die Richtung von Louis und Inyan die immer kleiner wurden. Oh ja...ich wusste wo ich ihn fand...und auch wenn er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich kannte sie...wusste welches Angebot er mir soeben unterbreitet hatte.



    Caleb

    Ich saß hinterm Steuer meines Pick Ups und starrte ins Leere. Es regte mich auf, dass ich nichts tun konnte, nein es kotzte mich wirklich an, nichts tun zu können… oder tun zu wollen. Jeden Tag ging ich spät ins Bett, jeden Tag stand ich früh auf und es war wirklich so, dass ich Ylvi aus dem Weg zu gehen versuchte. Ich hatte heute morgen ein Treffen in Calgary vorgeschoben, um nicht mit ihr aufwachen zu müssen. Ich hatte ein Treffen gehabt, so war es nicht… nur war dieses schon seit ein paar Stunden vorbei. Als sich mein Blick wieder gefangen hatte und ich seufzend meine Augen schloss, klopfte es an der Scheibe. “Sir, sie stehen schon eine ganze Weile im Parkverbot, bitte fahren sie den Wagen weg.”, sagte mir einer der Polizisten, die neben meinem Auto standen. Der andere im Polizeiwagen schaute düster zu mir herüber. Ich nickte nur stumm, startete den Motor und fuhr zum Geschäft, um noch ein paar Leckerlis für die Pferde und ein wenig neues Putzzeug zu kaufen. “Hey Caleb.”, begrüßte mich die junge Frau an der Kasse. “Wie läuft es so auf der Ranch?”, fragte sie mich nett. “Viel Arbeit. Ist immer viel Arbeit.”, erklärte ich ihr und bezahlte meine Einkäufe, ehe ich alles auf die Ladefläche des Pick Ups warf und wieder zur Ranch fuhr. Als ich ausladen wollte, gesellte sich Laurence zu mir. Ich schaute zu ihm rüber und er hatte wieder dieses: ich erzähle dir jetzt eine Lebensweisheit und du kannst nichts dagegen tun, nur zuhören. "We accept the love we think we deserve: from Stephen Chbosky.”, sagte er ohne mich auch nur im Ansatz auf so ein Zitat vorzubereiten. “Und du mein Freund, bist gerade auf einem ganz falschen Weg. Warum behälst du sie nicht hier? Du weißt, dass du es kannst und du weißt auch, dass du jemanden wie sie verdient hast. Lass die Liebe zu und frag sie endlich, ob sie dich heiraten will!”, fügte er an und packte mich an der Schulter. Laurence packte für sein Alter wirklich, wirklich feste zu. “Nimm sie nachher mit auf einen Ausritt. Du brauchst keinen Ring, frag sie einfach. Frag sie bevor es zu spät ist.” “Bevor sie weg ist…”, korrigierte ich ihn doch er schüttelte nur den Kopf. “Bevor es zu spät ist, Caleb. Du warst in letzter Zeit nicht viel hier. Es gibt.. sie hat.. sie bekommt hier andere Chancen.”, stammelte er und schaute in mein fragendes Gesicht. Selbst nachdem er meine Schulter losgelassen hatte und gegangen war, stand ich noch immer stocksteif neben meinem Truck und dachte über seine Worte nach. Es gibt für sie hier andere Möglichkeiten, zu bleiben? Was meinte er damit? “Hey Caleb!”, rief mir Octavia zu, die gerade mit Raspberry an mir vorbei ritt. Da kam mir eine Idee. “Hey O warte, ich hol mir ein Pferd und komm mit dir mit!”, rief ich ihr zu und hatte im Handumdrehen Vulture gesattelt und zu ihr aufgeschlossen. “Dass du Zeit hast, mit mir auszureiten.”, lachte O und strich ihrer Stute kurz über den Hals. “Das hast du wohl Laurence zu verdanken.”, murmelte ich. “Wieso das?” “Er hat mir eben wieder eine seiner Weisheiten unter die Nase gebunden und gesagt, wenn ich will, dass Ylvi bleiben kann, soll ich um ihre Hand anhalten, bevor es dafür zu spät ist und sie eine andere Chance bekommt, hier zu bleiben. Weißt du, was er damit meinte?”, fragte ich sie ganz offen und ehrlich und hielt Vulture an, um ihre folgenden Worte besser verstehen zu könne. “Weißt du… Ylvi und Louis… sie sind sich glaube ich näher gekommen.”, erklärte sie mir. Ich schloss für eine Sekunde seufzend meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und meinen Hengst wieder antrieb. “Was weißt du darüber?”, fragte ich sie schließlich. “N..nichts weiter. Wirklich nicht.”, antwortete sie mir und lenkte ihre Stute auf den linken Pfad rüber. Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, ehe ich sie fragte: “Sollte ich denn? Soll ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte?” O lachte kurz auf. “Caleb das kann ich dir doch nicht beantworten.“


    Ylvi

    Wir sahen uns an. Was tat ich eigentlich hier? Wie auf Drogen hatte mich der Weg am Abend nicht zum Haupthaus gebracht. Stattdessen stand ich auf der Türschwelle von Louis. Meine Hände im Rücken verschränkt. Ich zog mir die Haut neben meinen Nägeln ab. Der leichten Feuchtigkeit zu urteilen die ich spürte musste ich bereits Bluten. Der Schmerz drang jedoch nicht zu mir durch. “Willst du rein kommen?” Nein “Ja” hauchte ich.

    Mir war als würde ich mein Herz in der Brust nicht länger schlagen hören. Mit betreten seines Flures fiel plötzlich all die Anspannung ab. In meinen Gedanken war kein Caleb mehr. Nur der Wille an diesem Ort zu bleiben blieb zurück. Louis fasste meine Schultern schob mich vom Flur leise in Richtung seines Schlafzimmers. “Die Kinder sind schon im Bett.” flüsterte er mir zu. Da das Gästehaus nicht über ein Wohnzimmer verfügte und die Küche in Richtung Haupthaus ging, schien das Schlafzimmer die beste Wahl um ungestört zu sprechen. Mir wurde bei dem Gedanken allerdings flau in der Magengegend. Dann schloss sich die Tür hinter uns. Zum ersten Mal seit der Türschwelle sah ich Louis wieder direkt in die Augen. Die Haltung seines Körpers, seine Augen..sie sprachen von gespielter Gefasstheit. Diese Beherrschung die ich auch bei Lilly gesehen hatte. Die typisch war für einige Natives. Trotzdem sah ich den lauernden Schakal in seinen Augen wieder. Louis stellte keine Frage. Wir sahen einander nur an. Er wartete geduldig bis ich endlich den Mut fand die Worte über meine Lippen zu bringen. Sekunden wurden zu Minuten. Dann begann er plötzlich zu Lachen, einfach so. Ich legte den Kopf schief. Die Anspannung löste sich und plötzlich lachte auch ich scheu. Louis überbrückte die Distanz zwischen uns...zog mich an seine Brust und wir lachten weiter. “Wann müssen wir uns um einen Termin in Calgary kümmern?” flüsterte er schließlich als ich noch scheu hüsteln musste. Hatte ich gedacht Caleb und ich agierten gut miteinander...so bedurfte es mit Louis keiner Worte. Er würde mich zur Frau nehmen. Ich hatte diese Entscheidung bereits getroffen und er wusste es auch ohne das ich es ausgesprochen hatte. Das ganze wirkte beinahe surreal. Wir würden das liebende Ehepaar spielen müssen, wenn die Auslandsbehörde die Ehe prüfte. Doch würde ich die liebende Ehefrau spielen müssen? Das ganze könnte viel zu einfach werden. Die Art mit der er mich ansah, berührte und beschütze machten es mir so unfassbar einfach. “So früh wie möglich.” hauchte ich - schließlich müsste ich in weniger als einer Woche verschwinden. Louis schob mich ein wenig fort von sich, hoch mein Kinn. “Das ist das verrückteste was ich jemals getan habe.” sprach er, wieder halb lachend. Ich konnte nicht umhin das Lachen zu erwidern. “Gewöhn dich schonmal dran. Das Leben mit mir kann aufregend werden.” “Aber nicht das du mir aus den Latschen kippst wie das letzte Mal.” “Dafür hab ich ja jetzt einen neuen Schrittmacher und regelmäßige Kontrollen.” ich dachte an jenen Tag auf dem Berg. Ich wäre dort oben gestorben. Louis hatte mich am Leben gehalten. Hatte mein Leben gerettet. Vielleicht hatte das Universum damals bereits einen Wink gegeben wem ich mit meinem Leben trauen konnte. Erinnerte mich auch an seine seltsamen Worte. “Was ist mit der Symbiose?” Louis schaute leicht verwirrt. “Damals..auf dem Berg. Bevor ich ausgenockt bin. Du meintest das Caleb ein Wolf sei, während du in mir einen Raben siehst. Du sprachst davon, dass diese beiden Geschöpfe in einer Symbiose lebten. Ist das jetzt hinfällig?” “Ah..jetzt erinnere ich mich. Dabei darfst du aber nicht vergessen. Raben binden sich fürs Leben. Es kommt der Tag an dem eine Symbiose nicht länger ausreicht.” Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. “Du wolltest es schon damals,oder? Du...dich beschützt auch ein Rabe als Totem. Nicht wahr?” Wir standen noch immer in dieser Umarmung beieinander, er zog mich wieder an seine Brust. “Thečhíȟila.” Louis hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Hände krallten sich in meinen Rücken, die Hüfte. Ich hörte das leichte Knurren von seinen Lippen. Kein ton der mich überraschte. Mochte ein Rabe ihn schützen, so blieb er für mich selbst doch der Schakal. Ich fand mich selbst dabei wie ich die Geste wiederholte, meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, die Schulterblätter. Spürte seine Zähne an meinem Hals. Caleb so ähnlich und doch so anders. Ich bot ihm den Hals dar, legte das Gewicht auf meinen Hacken, gehalten von seinen Armen. Mein Körper war ein elender Verräter. Er war es schon bei Caleb gewesen. Bei Louis tat er keine Ausnahme. Nur mit dem Unterschied das sich hier auch mein Verstand nicht dagegen zu wehren versuchte. Ich biss die Zähne fest aufeinander als Louis Hand seinen Weg unter mein Shirt fand. Die letzten Wochen der Ungewissheit, des Alleinseins. Endlich nicht mehr allein sein. Er spielte und neckte mich. So leicht fand ich mich ein in dieses Spiel. Sanft wurde ich auf einer Decke aus Fell gebettet. Als er zu mir kam fand er mich offen vor sich. Ein Kuss auf meine Lippen, dann spürte ich ihn in mir. Diese Vertrautheit war überwältigend. Wir agierten wie Zahnräder die nahtlos ineinander griffen.

    Louis hielt mich danach im Arm, während sich unser Atem nur langsam beruhigte. Ich spürte sein Gewicht auf mir, meine Hand kratzte über seinen Rücken. Fühlten die Muskeln, die Wirbelsäule und den kleinen Film aus Schweiß über unseren Körpern. Worte lagen mir auf den Lippen die sie dennoch nicht verließen. Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Im Halbschlaf merkte ich noch wie Louis die Felldecke über uns breitete. Das erste Mal in Monaten schlief ich völlig unbehelligt.


    Caleb

    Seit Wochen war ich immer dem selben Muster gefolgt. Spät ins Bett, früh wieder raus. Ich hatte das Gespräch mit Ylvi vermeiden wollen, denn sie hatte bis jetzt immer tief und fest geschlafen. Heute war dem nicht so, denn sie war nicht da, und ich konnte mir denken, wo sie sich aufhielt. Es war die unruhigste Nacht seit Langem und als am Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich wie vom Zug überrollt.

    Das Frühstück mit den Arbeitern verlief größtenteils schweigend. Octavia warf mir ein paar mitfühlende Blicke zu, doch sagen tat niemand etwas zu mir. Meinen Kaffee füllte ich in einen Thermobecher, ehe ich meinen Hut von der Ablage auf meinen Kopf setzte und das Haus verließ. Noch immer waren weder Louis, noch Ylvi oder die Kinder zu sehen. Ich hatte einen anderen Weg einschlagen wollen, doch meine Füße führten mich zielsicher zum Offenstall von Ylvis Pferden. Als ich sie auch hier nicht sah, atmete ich hörbar erleichtert auf. War es wirklich Erleichterung, die sich von meinem Herz löste? Oder Gewissheit? Wo sollte sie sonst sein? Ich beschloss meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen und mich auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren. Auf einer Ranch war schließlich immer etwas zu tun und sei es nur das Herumfahren mit dem Truck, um den Anderen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Ich war zurück ins Haus gegangen, um meine Schlüssel zu holen. Als ich wieder rauskam und zu meinem Auto gehen wollte, sah ich Louis und Ylvi auf dem Hof, die in Richtung des Haupthauses gingen. Ylvis Blick fiel von Louis auf meinen roten Pick Up, zurück zu Louis und schließlich zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, blieb ich stocksteif stehen und… Ruckartig war Louis Hand von Ylvis Hüfte verschwunden. Besänftigend hob er seinen Arm und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er erneut stehen blieb und auf meine geballten Fäuste starrte. Meinen Schlüssel hatte ich schon lange auf den Boden fallen lassen. “Es ist nicht das… wonach es aussieht.”, meinte er in einem ruhigen Ton. “Das ist es nie.”


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    Allein durch diesen Satz kochte die ganze angestaute Wut in dem blonden Mann hoch, die sich die letzten Wochen, ja sogar die letzten Monate angesammelt hatte. Caleb machte noch zwei, drei Schritte auf die Beiden zu, ehe er erneut stehen blieb und abwechselnd zwischen ihnen hin und her schaute. “Caleb… ich… wir…”, fing Ylvi an und machte einen kleinen Schritt auf Caleb zu. Louis, der die Augen nicht mehr von den Fäusten seines Gegenübers lassen konnte, stellte sich schützend vor sie. “Hast du Angst dass ich eine Frau schlage? Hältst du mich für so jemanden? Louis komm schon!”, schnaubte Caleb. Die Gedanken des Mannes bewegten sich in einer Abfolge von Bildern, Sätzen und Taten die ihm fast den Verstand zu nehmen drohten. Zwischen seiner unbezwingbaren Wut schwankte er in den Gefühlen für die Frau die dort neben seinem langjährigen Freund stand. Seine zur Faust geballten Finger, gruben sich in die Haut seiner Handfläche. Eine Art der Erinnerung wo er sich befand. Ylvi biss sich auf ihre Lippen, ihr Blick glich dem eines geschreckten Rehs. Der Indianer streckte die Schultern, sein Gesicht gab keine Regung seiner inneren Gefühle Preis. Caleb kannte ihn, kannte diese Regungslosigkeit. Louis beobachtete ihn ganz genau, würde blitzschnell reagieren können. Caleb war sich bewusst. Schlug er zu. Dann würde Louis nicht unbeteiligt bleiben. “Ich sah dich nie eine Frau schlagen. Dafür hast du zu viel Respekt.” Louis gab ein Seufzen von sich. “Ich frage mich nur wie viel Respekt in dir für mich noch übrig geblieben ist. Ich sprach falsch. Es ist genau wonach es aussah. Caleb...ich habe ihr gegeben, was du nicht gewillt warst zu tun. Wochenlang hattest du eine Wahl. Verurteilst du mich dafür ihr die Chance zu geben zu bleiben wohin es ihr Herz zieht? Und damit meine ich nicht mich Kola….sondern vielmehr diesen Ort.”

    Caleb lauschte den Worten seines Gegenübers, horchte in sich hinein und versuchte mit allen Mitteln seinen Körper und die Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ruhig zu bleiben, zuerst nachzudenken, bevor er handelte. Diese Beherrschung zu erlangen hatte ihn Jahre gekostet und er war sich in diesem Moment ganz und gar nicht sicher, ob nicht doch alles umsonst gewesen war. Nicht nur die Arbeit, seine unbändige, plötzlich ausbrechende Wut in den Griff zu bekommen, sondern auch sein Zulassen der Gefühle. Sich jemandem öffnen, ihn Platz in seinem Leben finden zu lassen nach dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte. Von emotional unbrauchbar bis hin zu jemanden, der wieder lieben konnte, ja Liebe zuließ. Doch nun stand er hier. Wurde von eben dieser Person betrogen...mit seinem besten Freund. Der Mensch, der ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte und ihn schon lange begleitete. Genau dieser Mensch hatte die Nacht mit seiner Freundin verbracht. “Damit meinst du nicht dich,mein Freund?”, keifte der Cowboy den Indianer an. “Statt vorher mit mir zu reden hüpfst du einfach mit ihr ins Bett?”, setzte Caleb nach und machte noch einen Schritt auf Louis zu. Ylvi verschwand für kurze Zeit aus seinen Gedanken, mit ihr würde er später reden. “Caleb komm runter… wir können darüber reden.”, versuchte Louis die Situation zu retten, doch der Mann ging darauf nicht ein. Er war jetzt nah genug an ihm dran, um auszuholen und zuzuschlagen. Seine Hand zuckte, seine Faust wurde geballter, er atmete schwer… doch schlug noch nicht zu. “Ich warte.”, knurrte er. Louis sah dem alten Freund in die Augen, sah die Wut darin. Er wusste egal für welche Worte er sich entscheiden würde. Es wäre nicht genug. “Es tut mir Leid.” sprach er aus tiefster Seele.


    Der Indianer bemerkte die schnelle Bewegung, seine Ohren hörten den entsetzten Aufschrei von Ylvi. Im selben Augenblick reagierte jede Zelle seines Körpers mit Schmerz. Ein kräftiger Kinnhaken hatte ihn getroffen. Caleb hielt sich die Knöchel der rechten Hand, doch seine Augen funkelten zwischen den anderen beiden hin und her. Ein kalter Blick streifte sie beide. “Mir auch.”
  3. Tja, @Veija und ich waren mal wieder kreativ.

    Mitte Feb. 2019

    Ylvi

    “Nehmen Sie bitte den Arm einmal nach oben.” der Weisung des Arztes folgend hob ich meinen linken Arm. Dabei tastete er an der Narbe herum die zurückgeblieben war von der zweiten OP für den herzschrittmacher. Die OP Wunde war gut verheilt. Was mich in den letzten Jahren gestört hatte war mittlerweile nur ein Schatten. Diese und die anderen Narben gehörten eben zu mir.

    “Kann ich denn jetzt wieder in den Sattel steigen, richtig anpacken?” fragte ich sehnsüchtig. Die Ranch steckte mitten im Umzug. O und ihre Pferde waren bereits drüben. Bellamy und Caleb organisierten die nächsten Flüge für die nächsten 20 Pferde die Cayce und Murphy zur neuen Ranch bringen würden. Unbeobachtet hatte ich bereits schwerere Arbeiten verrichten wollen, aber Bellamy und Caleb hatten Adleraugen auf mir. Der Arzt bedeutete mir mich wieder richtig anzukleiden. “Generell steht dem nichts im Wege. Denken sie aber bitte an ihren nächsten Kontrolltermin im Mai in Calgary. Nur zur Sicherheit damit meine Kollegin dort ihren Fall kennt.” ich nickte Pflicht gerecht. “Passen Sie trotzdem auf ihre Frau auf.” wandte sich der Arzt mit den Worten an Caleb. Seit meinem letzten Besuch hier hatte mich Caleb höchstpersönlich zu den Terminen gebracht. War besorgt gewesen als sich die Wunde ein wenig entzündet hatte, nachdem ich die Pflege hatte schleifen lassen zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir hatten Mitte Februar, alles war vorbei. Ich hatte die ätzende Physiotherapie hinter mich gebracht. Man konnte dann auch mal aufhören mich zu bemuttern. Caleb lächelte, tippte sich an den Rand seines Hutes und murmelte ein “Aye”. Ein Wort das er von Svejn hatte. Er hatte mir die alten Bilder gezeigt...Verena,Svejn...ja ich habe sogar die Geschichten von Sarah und Cayden zu hören bekommen. Menschen die ich nicht gekannt hatte, die aber auf den Bildern aufgetaucht waren. So hatte ich auch Bilder von Moon zu Gesicht bekommen, dem Hengst der Gealachs Großvater war. Neben den Organisationen hatten wir Stunden damit verbracht durch diese Erinnerungen zu gehen. Ich hatte es genossen, gern jedem seiner Worte gelauscht. Mir ein Bild aufbauen können von der Person die er einst gewesen war. Oft hatten uns auch Bellamy und Octavia dabei zugehört. Auch Laurence hatte einen um den nächsten Abend Geschichten erzählt. Oft hatte ich einfach nur inmitten all dieser Menschen gesessen, ihnen stumm gelauscht. Ich hatte zuvor nicht gewusst wieviel Spaß das machte. Ich hatte sie alle noch ein Stück weiter kennenlernen dürfen.

    Caleb begleitete mich aus dem Krankenhaus heraus. Mein Gang war schwungvoll. Ich durfte wieder auf den Rücken eines Pferdes. Ich hatte vor zwei Wochen schon probiert mich auf Fylgia davon zu machen. Allerdings hatte Caleb wohl auch Betsy für sich gewonnen. Mit Caleb hinter sich her ziehend war sie nämlich in der Stallgasse aufgetaucht. Relativ wortlos hatte er mir die Stute aus der Hand genommen, Betsy auf ihren Rücken verfrachtet und beschlossen der kleinen eine Reitstunde auf ihr zu geben. Er hatte sich bedankt, dass ich sie vorbereitet hatte. Natürlich hatte ich das nicht dafür getan. Ich war sauer gewesen….Sauer auf ein 9 jähriges Kind! Ich hatte also am Rand gesessen, während Betsy einen kleinen Parcours mit Fylgia absolviert hatte. Jetzt allerdings, durfte ich wirklich wieder in den Sattel steigen.

    Die Fahrt über gingen wir eine Liste der Pferde durch die als nächstes Richtung Kanada ziehen würden. In zwei Wochen würde ein Umzugsunternehmen kommen. Wir hatten es in Auftrag gegeben. Alle Habseligkeiten aus den verschiedenen Häusern würden dann zum neuen Heim gebracht werden. Eine Woche später war der Flug von mir und Caleb geplant, im Gepäck unsere letzten Habseligkeiten und alle restlichen Pferde. “Sag mal. Was hälst du von der Idee das Louis mitkommt? Er hat sogar einen Käufer für seine Bar.”

    Das war eine überraschende Nachricht gewesen, Ende Januar hatte Louis sich entschlossen mit nach Calgary zu kommen. Er wollte wieder auf einer Ranch arbeiten, dabei kam ihm die neue Stellenausschreibung von Caleb gelegen. Seine jüngere Schwester Lilly würde ihn begleiten. Außerdem hatte er die Pflege für Kaya und Tschetan übernommen, Cousin und Cousine, deren Eltern nicht mehr lebten. Tschetan hatten wir bereits auf dem Indian Relay kennengelernt. Ein Junge von 12 Jahren, etwas ungestüm, ein guter Reiter. Seine jüngere Schwester Kaya kannte ich nur aus den Geschichten von Lilly.


    Caleb

    Ich war wirklich überrascht, als Ylvi mir davon erzählte, dass Louis mit nach Kanada kommen wollte. “Und das will er wirklich?”, fragte ich sie nochmals und sie nickte. “Er will wieder auf einer Ranch arbeiten. Und du brauchst noch neue Leute. Lilly kommt ja auch mit. Und Kaya und Tschetan. Dann hat Betsy auch Gesellschaft.”, schwärmte sie weiter und ich nickte. “Ich mein… wenn er mitkommen will, kann ich ihn nicht daran hindern. Tut gut noch jemanden dabei zu haben, der genau weiß, wie der Hase läuft.” “Caleb der Hase läuft gar nicht. Der hoppelt.” “Haha, ja sehr witzig.”, antwortete ich ihr und knuffte sie leicht in die Seite, musste dann aber auch lachen.

    “Heute sollen nochmal Pferde rüber fliegen. Zusammen mit Cayce und Murphy. Dann sind es ab heute Abend nur noch Bellamy, du und ich die hier sind.”, erklärte ich ihr. Irgendwie war alles schrecklich schnell gegangen. Direkt nach Weihnachten wurden die Pferde umgemeldet, ich als neuer Besitzer eingetragen, der Kaufvertrag für die neue Ranch in Kanada ausgefüllt und Stellen ausgeschrieben, obwohl noch niemand dort war. Es hatten sich einige gemeldet, aber ich hatte das in dem ganzen Trubel, der dann folgte, aus den Augen verloren. Ich war wieder für zwei Tage rübergeflogen, hatte mich dort mit einer Baufirma getroffen und erste Pläne ausgearbeitet, wie ich die Ranch ausbauen wollte. Vor dem Herbst würden die Stallungen nicht fertig sein, so wie ich sie haben wollte. Also hatte ich mich kurzerhand umentschieden und wollte zusätzlich zu den Offenställen auf den Koppeln, rund um den großen Reitplatz überdachte Penalboxen mit kleinen Paddocks. Für unsere Pferde, aber auch für Gastpferde. Das allerdings war sehr schnell realisierbar und würde auch fertig sein, sobald wir mit den ersten Pferden rüberkommen würden. 30 Boxen waren geplant, 15 an jeder langen Seite des Platzes. Das würde schon einmal viel weiterhelfen. Den Umbau der Stallungen wollte ich trotzdem noch. Nur würde dies eben bis zum Herbst dauern. Wirklich brauchen würden wir die Stallungen erst im nächsten Winter.

    Auch mussten Gästehäuser bzw. Wohnmöglichkeiten für die Ranchmitglieder gebaut werden. Ich würde mit Ylvi zusammen im Haupthaus wohnen. Im oberen Stockwerk war eine wirklich schöne Wohnung eingerichtet worden. Im unteren Teil des Hauses gab es eine Küche mit einem großen Essbereich, ein Badezimmer, einen großen Wohnbereich und ein paar kleine Schlafzimmer. Also eher etwas für Gäste, als für Mitarbeiter. Zusammen mit der Baufirma hatten wir uns die geeigneten Stellen zum Bau von kleinen Häusern, ähnlich wie WG’s, angeschaut. Jedes dieser Häuser sollte zwei Etagen haben und Platz für bis zu 5 Menschen bieten. Zwei dieser Häuser waren geplant, außerdem drei kleine Bungalows mit Platz für je 3 Menschen.

    Soweit so gut. Nachdem dies alles feststand, konnte ich wieder nach New Mexico fliegen und allen erklären, was soweit geplant war. Und dann… dann fing es auf einmal an, wirklich stressig zu werden. Octavia und Travis waren die ersten, die mit O’s Pferden zusammen nach Kanada fliegen würden. Wir hatten uns von einem Transportunternehmen große Trailer geliehen, damit wir mit unseren kleineren Anhängern, in den je drei Pferde passen, nicht tausend mal fahren mussten. Das Ein- und Ausladen der Pferde auf dem Hof und auf dem Flughafen war nicht das Problem. Das Einladen in die Boxen zum Fliegen schon eher. Nachdem einer der Menschen dort mich so aufgeregt hatten durch den Umgang mit den Pferden, hatte ich ihm die Liste aus der Hand genommen und dirigierte meine Tiere und Mitarbeiter nun selbst. “Tigres Eye… Priamos Ruffia Kincsem… BR Prias Raveday… Drama Baby… Raspberry… I’ve got a blue soul… Prias Colourful Soul… Tasmania… Candlejack… Culain… Daryl Gone Mad… Peacful Redemption… PFS’ Snap in Style… Wildfire xx....” Das war die erste Gruppe gewesen. Per Videochat hatte ich das Ausladen in Calgary beobachtet, was wesentlich besser geklappt hatte, als das Theater hier.

    Kaum eine Woche später organisierten Bellamy und ich den nächsten Flug für 20 Pferde, bei dem eigentlich Cayce und Murphy dabei sein sollten, jedoch plante ich kurzfristig um und schickte statt Murphy zwei Stallburschen mit, Jesse und Connor. Die würden sie drüben dringender brauchen, als wir hier. Zum zweite Trupp Pferde, deren Einladen am Flughafen schon viel besser klappte, gehörten: PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, Moon’s Gealach, Cleavant ‘Mad Eyes’, Ceara Isleen, Væna fra glæsileika eyjarinar, Skrúður, Blazing Flame, Chocolate Dream, Abe’s Aeflric, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Cielos, Baby Doll Melody und Bella Cielo.

    “Caleb? Hey Caleb? Ich hab Bell am Telefon, der Transporter ist da, um weitere Pferde mit zu holen.”, sagte Ylvi und riss mich so aus meinen Gedanken. “Okay, okay. Sag ihm wir sind gleich da.”, erklärte ich ihr und fuhr ein wenig schneller zur Ranch zurück. Zwischen dem ganzen Umzug war ich auf einen Absetzer in Alberta aufmerksam geworden, Dual Shaded Ace. Der Hengst hatte anfangs gar nicht zum Verkauf gestanden, doch nach langem hin und her hatte der Besitzer sich erbarmt. Vorausgesetzt, er würde ein paar Decksprünge von ihm bekommen, wenn er gekört wäre. Dem hatte ich so natürlich sofort zugestimmt und ihn dann… eigentlich für viel zu viel Geld gekauft. Er hatte es gut gehabt und nur zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen müssen, um zur Bow River Ranch zu gelangen.

    Endlich waren wir auf dem Blakes Crow Meadow angekommen. Ich parkte den Wagen, stieg aus und ging sofort auf den Fahrer zu. Kurz schüttelte ich ihm die Hand, ehe Bellamy mir die Liste der Pferde in die Hand drückte, die wir jetzt einladen mussten. Gruppe eins, welche jetzt sofort eingeladen werden würden, waren: Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going. Die zweite Gruppe, die später folgen würde, bestand aus: Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und Striga.

    Als dritte und vorerst letzte Gruppe würden am späten Abend die Hengste folgen: Bittersweet Temptation, Whitetails Shortcut, Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, A Shining Chrome, Hollywoods Silver Dream, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bella’s Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Whinney und Zues. Mit diesen ganzen Pferden würden Laurence, Murhpy, Dell und natürlich Betsy auf die Reise gehen. Dell und Betsy mit dem ersten Flug, Murphy mit dem zweiten und Laurence mit den Hengsten. Betsy war gar nicht auszuhalten gewesen, so sehr war sie allen um die Beine herum gesprungen und hatte jedem erzählt, dass sie sich auf die Reise freute und hoffte, dass alle gut gehen würde.

    Am Abend kehrte jedoch endlich Ruhe ein. Bellamy versorgte die ganzen Verkaufspferde, während ich mich um meine beiden verbleibenden Pferde Nachtschwärmer und Smart Lil Vulture gekümmert hatte. Ylvi hatte nun endlich das ok ihres Arztes, wieder mit anpacken zu dürfen, weshalb ich sie alleine zu ihren Pferden Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn gehen ließ. Bellamy hatte sich wider erwarten bereit erklärt, noch eine Weile hier zu bleiben und die Pferde zu verkaufen. Im Mai wollte er dann nachkommen, spätestens. Dann sollte auch die Ranch in neuen Händen sein. Interessenten gab es viele, doch sie alle wollten den Preis drücken. Und das nicht gerade wenig. Ich gab Bellamy zwar in der Angelegenheit wirklich viel Freiheit, aber verschenken sollte er das Anwesen nicht. Das Geld kam schließlich nicht nur mir, sondern auch ihm zugute. Apropos Geld… nicht alle waren so erfreut über die Rinderherde gewesen, wie ich es war. Schon am ersten Tag hatte Cayce die halbe Herde einfangen müssen- da zu diesem Zeitpunkt noch keines der Ranchpferde drüben war, hatte er sich kurzerhand bei jemandem Pferde und Cowboys leihen müssen. “So knüpft man neue Freundschaften!”, hatte ich am Telefon gesagt und nur ein spöttisches Schnauben zur Antwort bekommen. “Ich hoffe du schaffst bald deinen Arsch hier rüber. Die Vollblüter machen mich wahnsinnig. Ich will die Ranchpferde hier haben!” “Ja, Cayce. So schnell geht das alles leider nicht.”, war meine niederschmetternde Antwort gewesen. Jetzt mittlerweile hatte er jedoch sein Pferd drüben und auch fast alle anderen Pferde, mit denen es einfacher war, die Kühe einzufangen.

    Ich hatte mich gerade mit Bellamy zusammen vor den Fernseher gesetzt, als auch Ylvi dazustieß. “Na, Arbeit erledigt?”, fragte Bellamy sie und sie nickte. “Es tut so gut, endlich wieder selbst arbeiten zu dürfen.” “Das klingt ganz nach dir.”, murmelte ich und wurde dafür in den Arm geboxt. “Hör mal Bellamy und ich sprachen gerade über Louis, Lilly und die beiden Kinder. Es wäre vielleicht sinnvoll, mal rüber zu fahren und mit ihm zu reden. Er hat ja schließlich auch noch Pferde. Kommen die mit, bleiben die hier, wo will er wohnen und und und… das sollten wir alles klären, bevor wir mit dem Rest nach drüben fliegen und vor unvollendeten Tatsachen stehen.” Ylvi nickte. “Klar, aber heute nicht mehr. Für heute haben wir alle genug getan.”, sagte sie und setzte sich zu mir auf die Couch. “Haben sich die anderen schon gemeldet?”, fragte sie mich und ich nickte. “Laurence und sein Flug fehlen noch, der Rest ist gut angekommen und alle Pferde haben den Flug gut überlebt.” “Das ist gut.”, erwiderte Ylvi und schaute zum Fernseher. Zu dritt ließen wir den Abend ausklingen. Lange hielten wir es nicht vor dem Fernseher aus, da wir alle todmüde und kaputt waren. Bellamy verabschiedete sich irgendwann und verschwand ins Haupthaus, Ylvi und ich machten uns auch auf den Weg ins Bett, wo wir auch ziemlich schnell einschliefen. Sobald am nächsten Morgen die Pferde versorgt waren, würden wir mit Louis reden. Darüber, wie er sich seine Zukunft vorstellte.





    Ylvi

    Mein Kopf lag auf Calebs Arm, mein Nacken war vollkommen verspannt bei der Position. Ich wollte mich allerdings auch nicht übermäßig bewegen um ihn nicht zu wecken. Seine andere Hand ruhte auf meiner Hüfte. Seltsam wie selbstverständlich wir mittlerweile jeden Abend in dasselbe Bett stiegen.

    Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Schulter, ruhig und gleichmäßig. Sein Atmen das mich am Anfang so sehr gestört hatte, weil er oft mit geöffnetem Mund schlief, war mir nun so vertraut. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten um meinen Kopf von seinem Arm zu nehmen, da schlang sich sein Arm um meine Hüfte fester um mich. “Morgen.” murmelte er in meine Haare. Ich hatte mir angewöhnt sie zu einem Zopf zu flechten, ich spürte den Druck in meinem Nacken. “Caleb, meine Haare” flüsterte ich lachend..”Und morgen.” Caleb befreite meinen Zopf von seinem Körpergewicht, zog mich herum , sodass ich ihn ansehen konnte. “Unser vorletzter Tag hier.” “Irgendwie seltsam...vor einem Jahr war ich zum ersten Mal hier. Jetzt geht es mit einer ganzen Ranch in ein komplett anderes Land. Uns erwarten ganz schöne Abenteuer.” mutmaßte ich. Außerdem hatte ich ein paar mehr an Pferden dazu gewonnen. “Wie könnte ich das vergessen? Ich hab dich für einen Dieb gehalten.” ich lachte, nickte. Ja, wie könnte ich je die auf mich gerichtete Waffe vergessen?

    Caleb zog mich enger an sich, seine Hände schoben sich unter mein Shirt, seine Zähne spürte ich an meinem Hals. Augenblicklich spürte ich die Antennen in meinem Körper erwachen...es war einfach viel zu lang her. Ein zischendes Ausatmen kam von mir. “Alles in Ordnung?” Ich gab keine Antwort, sondern küsste ihn einfach...er sollte bloß nicht aufhören.


    Vier Stunden später sattelte ich gerade Valravn. Direkt daneben machte Louis Inyan fertig. Caleb stand an der anderen Seite des Anbindeplatzes mit Vulture. Der Vorschlag alles weitere doch bei einem Ausritt zu besprechen war von mir gekommen. Louis war auf den Anruf von Caleb zur Ranch gekommen um zu besprechen wie und wann er umziehen würde, auch wegen seiner beiden Pferde. Aber wirklich Lust das im Büro zu machen hatte ich nicht verspürt. Daher mein Vorschlag mit dem Ausritt. Damit waren beide einverstanden gewesen. Außerdem hatten wir so noch einmal die letzte Chance uns von dieser Landschaft zu verabschieden.

    “Alle Bereit?” fragte Caleb, schwang sich behende in den Sattel. Neben mir sprang auch Louis auf den blanken Rücken von Inyan. Auch bei Ravn hatte ich mich für ein Reitpad mit Lammfell entschieden, musste mir dafür allerdings eine kleine Erhöhung suchen um in den Sattel zu kommen. Wir ritten im Schritt in Richtung der alten Stutenkoppeln. Vulture vorne weg. Die Ranch so verlassen zu sehen war gruselig. “Dann verrat mir doch mal welcher Hund dich gebissen hat für die Idee mitzukommen?”


    Louis

    Die wärme die von Inyan zu mir aufstieg fühlte sich wunderbar an. Auch wenn meine Muskulatur jetzt schon rebellierte. Seit dem Herbst hatte ich mich auf kein Pferd mehr setzen können. Zu viel war in der Bar zu tun gewesen. Zu oft war ich in die alte Heimat gefahren um dort Dinge zu erledigen, vor allem zu Regeln. Es war sonst nicht Calebs Art Fragen so unverblümt zu stellen, aber er wollte natürlich wissen was ihm bevorstand. In den letzten Monaten hatte sich einiges in seinem Leben geändert. Die Übernahme der Ranch war für ihn schon immer ein kleiner Traum gewesen. Wie oft hatten wir zu Rodeo-Zeiten davon geträumt? Dann hatte er wegen des Unfalls aufhören müssen. Und ich selbst? Tja..ich hatte für meine Familie aufgehört. Meinen Vater hatten die Rodeos am Leben erhalten, bis er bei einem Unfall ähnlich wie dem von Caleb querschnittsgelähmt war. Meine Mutter war bereits früh gestorben. Kaum noch erinnerte ich mich an ihr Gesicht. Für die Familie hatte ich selbst die Rodeos aufgegeben. Mit wenig Aussichten in Pine Ridge jemals eine vernünftige Arbeit zu finden war ich nach New Mexico gekommen. Die Bar hatte Lilly, mich und meinen Vater gut versorgt, aber es kostete Zeit. Die Pflege unseres Vaters hatte Lilly bis zu seinem Tod übernommen. Sie hatte selbst viel aufgeben müssen dafür, hatte mir auch oft in der Bar geholfen. Nun hatte sich die Schwester meines Vaters mit ihren Drogen das Leben genommen. Unschi, Großmutter hatte ihre beiden Kinder zu sich genommen. Ich war hin gefahren in den vergangenen Monaten um zu versuchen sie zu unterstützen. Schließlich war die Entscheidung gefallen beide zu mir zu nehmen. Die Wohnung über der Bar war zu klein für uns gewesen. Ich wusste um die Wünsche von Lilly. Familie wurde für unser Volk groß geschrieben...und ich wollte nicht das Lilly noch mehr verzichten musste.

    Erst nach all diesen Überlegungen brach ich mein Schweigen. “Ylvi hat dir sicherlich erzählt, das ich vor zwei Wochen meine Cousinen zu mir genommen habe. Kaya und Tschetan brauchen meine Zeit...ein geregeltes Leben. Das kann ich nicht bieten, wenn ich eine Bar leite. Das könnte ich aber wenn ich bei euch auf der Ranch arbeite. Außerdem genug Leute die die Kinder mit im Blick haben können. In Calgary haben sie die Chance eine gute Schule zu besuchen..” Caleb hatte mir gelauscht, die Zügel locker in der Hand auf den Knauf seines Sattels, die andere ruhte auf seinem Oberschenkel. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, denn es lag im Schatten seines Hutes. Jeder schwieg auf seine Weise, für Ylvi war das genannte ja nicht gänzlich neu. Caleb musste jedoch verstehen...er kannte die Umstände in Pine Ridge...die Drogen, der Alkohol, die Armut und die umgehende Verzweiflung. “Ich heiße dich gern im Team Willkommen, wenigstens noch jemand der Ahnung von der ganzen Arbeit hat. Cayce und du werden mir mit den Rindern sehr gut helfen können. Vor Ort könnten wir dich wahrscheinlich gut in ein Haus mit Betsys Vater stecken. Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du deine Pferde rüber schaffst?” kam es von Caleb. Schwer unterdrückte ich ein Seufzen. “Darum muss ich mich nicht mehr kümmern. Sunka und Zinkala-win habe ich verkauft.” Calebs Kopf zuckte in meine Richtung. Von Ylvi kam ein vollkommen erschrockenes “WAS?!” und auch Caleb schien diese Frage ins Gesicht geschrieben. “Ich hab genug Pferde um mich die ich dann betreue. Außerdem...außerdem ermöglicht mir das Geld aus dem Verkauf der beiden Lilly auf das College in Calgary zu schicken. Sie ist ein heller Kopf, wenn ich das schon nicht auf die Kette bekommen habe zu studieren. So soll sie ihre Möglichkeiten doch wenigstens nutzen. Pferderennen sind auch gefährlich...ich muss auch an Kaya und Tschetan denken. Sie hatten es in ihrem jungen Leben wohl schwer genug.” ich schwieg kurz, musste dann doch Lachen. “Wir werden wirklich alt, Kola.” “Vielleicht solltest du dir endlich Mal eine Frau zulegen,mein Freund” murmelte Caleb, zwinkerte mir zu. “Mein Herz hab ich leider bereits hoffnungslos verloren. Das braucht bis es vergisst.” Ylvi sah mich an, senkte dann den Blick auf den Hals ihres Wallachs, sprach nicht. Caleb konnte die kurze Konversation nicht bemerkt haben. Dafür schien ich Talent zu haben. Schon einmal hatte ich die Frau eines anderen begehrt.



    Caleb

    So ganz wusste ich nicht, was ich ihm antworten sollte. So schwieg ich einfach und ließ die Umgebung auf mich wirken. Schon übermorgen würde ich Albuquerque verlassen. Es war ein gutes Zuhause für mich gewesen, in das ich zurückgekehrt war. Ein Zuhause und doch so viel mehr. Ich hatte mir eigene, neue Pferde zugelegt, hatte alte zurückbekommen und auch mit den bereits Vorhandenen hatte ich viel arbeiten können. Ich war wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen und einige Pferde trainiert. Dann war Ylvi aufgetaucht und hatte mein ganzes Leben auf den Kopf geschmissen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte sie es besser gemacht. Und auch Louis, der in meiner Nähe gewohnt hatte, hatte mir viel geholfen. Alte Zeiten aufleben lassen war etwas schönes, wenn man es mit einer anderen Person teilen konnte.

    Und jetzt waren wir an einem Wendepunkt angekommen. Louis hatte Kinder, Gott, Louis hatte Kinder. Er war jetzt sozusagen ein Vater. Louis… war Vater. Lilly war zwar auch bei ihm, aber das hier war etwas vollkommen anderes… Vulture schnaubte und fiel in einen lockeren Galopp. Er zuckte nervös mit den Ohren, als ich ihn durchparierte. Vermutlich konnte er fühlen, dass ich in Gedanken mal wieder nicht hier war und noch immer keine wirkliche Antwort wusste. Ich schaute kurz nach hinten und blickte in die fragenden Gesichter von Louis und Ylvi. Leise seufzend schaute ich wieder nach vorne. “Caleb?”, fragte Ylvi mich irgendwann und ließ ihr Pferde das von Louis überholen, um zu mir aufzuschließen. “Stimmt etwas nicht?”, fragte sie mich doch ich nickte. “Doch, doch. Alles okay. Ich habe nur an etwas gedacht…” Ylvi sagte nichts mehr, ließ ihr Pferd langsamer werden und ritt wieder hinter mir her.



    Ylvi

    Die ganze Geschichte hinter Louis Beweggründen dann nochmal direkt von ihm zu hören war eigentlich ganz gut. Lilly hatte wirklich großes Glück ihn als Bruder zu haben. Wobei er in seinem Leben viel geopfert hatte um sie aufzuziehen. In Anbetracht seiner Familienverhältnisse keine leichte Entscheidung. Schon allein die Tatsache das er Kaya und Tschetan bei sich aufnahm sprachen für seinen Familiensinn. Ich fragte mich wirklich wieso es keine Frau an seiner Seite gab. Caleb schien denselben Gedanken zu haben. Denn er sprach es an. Als Louis davon sprach sein Herz hoffnungslos verloren zu haben ruhte sein Blick auf mir. Ich hatte den Blick mit ihm unterbrochen und auf Ravns Hals geschaut. Ich hatte sowas in den letzten Monaten schon beinahe vermutet. Nie jedoch eine wirkliche Bestätigung bekommen. Um ehrlich zu sein hatte ich sie auch nicht haben wollen. Mit Caleb war das ganze schon verworren genug. Wir hingen in der Schwebe...weder zusammen noch wirklich getrennt. Das Wissen das da nun Louis war...das verwirrte mich nur noch mehr, denn auch er war mir so wichtig geworden. Ohne ihn wäre ich dort auf dem Berg gestorben. Niemand sprach. Auch Caleb hatte keine wirkliche Antwort auf diese Worte zu haben. Ahnte er etwas? Vulture war nervös, galoppierte ohne sichtbare Hilfe an und wurde von Caleb direkt wieder durchpariert. Louis und ich sahen zu ihm. Ravn drängte nach vorn...aber eine wirklich klare Antwort hatte ich nicht von Caleb. So hieß ich Ravn wieder langsamer.

    An anderer Stelle öffnete sich die Wiese vor uns. Ravn war deutlich angespannt, seine gesamte Muskulatur war zum reißen gespannt, nur meine Hand am Zügel verhinderte das er lief. So ein Galopp eignete sich jedoch auch wunderbar um die Gedanken klar zu kriegen, die Kälte würde ihr übriges tun. Also gab ich die Hand vor. Aus dem Schritt preschte Ravn vor, meine freie Hand krallte ich in seine wenige Mähne. Hinter mir hörte ich den mir mittlerweile vertrauten Lakota Schrei “Hoka Hey! Hoka Hey!” aus dem Augenwinkel sah ich Inyan heran preschen. Direkt neben mir Ritt bereits Caleb auf Vulture, der Hengst legte sich flach in den Galopp. Auf kurzen Rennen waren diese Pferde einst gezüchtet worden. Ravn war kein schnelles Pferd. Vulture und Inyan hatten keinerlei Mühe meinem Wallach zu folgen. Der Wind pfiff mir in den Ohren, die Kälte schlug mir unbarmherzig ins Gesicht. Mein Lachen wurde mit dem Wind von meinen Lippen genommen. Caleb lachte zumindest auch, gab seine Zügel weiter vor, hielt den Hut auf seinem Kopf. Auch Inyan nahm an Tempo zu. Ravn unternahm nicht einmal den Versuch mit den anderen beiden Pferden Schritt halten zu wollen. Stattdessen parierte ich ihn zu einem leichten Trab. So fit war ich noch nicht wieder. Auch das Rennen der beiden ging nur noch etwa 100 Meter, dann schienen sie genug zu haben, parierten und warteten bis Ravn und ich im Schritt aufgeholt hatten. “Bis ich wieder so einfach mehrere Meter galoppiere muss ich wohl noch etwas warten.” meinte ich belustigt. Inyan stand still. Der jüngere Vulture tänzelte, Caleb hatte seine Müh den Hengst ruhig zu halten. Das Rennen schien ein wenig die Stimmung gelockert zu haben. Allerdings blieb es trotzdem ruhig um Caleb, mit den Gedanken war er weit fort. Ich wusste das man ihn in solchen Momenten besser nicht störte. Die Pferde suchten sich im leichten Schnee selbst ihren Weg nach Hause.

    Meine Füße waren Eisklumpen, ich saß noch immer auf dem Pferd. Die Aussicht mit den kalten Füßen auf dem harten Boden zu knallen war nicht sonderlich erbauend. Caleb hatte sich von uns getrennt, da Vulture für die Nacht in einer der Boxen unterkommen würde. Seufzend ließ ich mich vom Pony rutschen, ging leicht in die Knie als mir der Schmerz von den Knöcheln aufstieg. Außerdem spürte ich jeden verdammten Muskel in meinen Beinen. Ich hielt mich daher an Ravn fest, der geduldig stand während ich mich wieder fing. Über seinen Mähnenkamm hinweg sah ich Louis. Er schien nicht zu bemerken das meine Aufmerksamkeit auf ihm lag. Seine Stirn hatte er auf die von Inyan gelegt, seine Hand strich immer wieder den Hals des Wallachs entlang. Ich konnte die Bewegung seiner Lippen sehen, aber kein Wort verstehen. Mein Starren schien nicht unbemerkt zu bleiben. Louis öffnete seine Augen wieder, sie huschten zu mir. Ich räusperte mich. “Louis...du weißt..du könntest ihn wieder haben, oder? Ich ..” seine erhobene Hand unterbrach meinen Redeschwall, er schüttelte den Kopf. “Dann wäre es mir zumindest eine Ehre, wenn du ihn reitest wann immer du willst, ja?” Es kehrte wieder sein Schalk zurück, ich bekam seine weißen Zähne zu gesicht. “Waschté” mehr kam nicht von ihm. Er zog Inyan die Trense vom Kopf nur um ihn in den Offenstall zu entlassen. Hastig beeilte ich mich auch Ravn vom Pad zu befreien, zog auch ihm die Trense vom Kopf und lockte ihn in Richtung des Tores, welches mir von Louis noch offen gehalten wurde. Ich stiefelte vor Ravn in den Paddock, neugierig trat auch Inyan jetzt an mich heran. Seine Nüstern pusteten mir seinen Atem auf die kalten Wangen, während Ravn an meiner Tasche zu zuppeln begann. Lady Gweny hielt sich ein wenig im Hintergrund. Fylgia kam mit angelegten Ohren angelaufen, schnappte Inyan in den Hintern der daraufhin aus dem Weg ging. Nur Ravn ließ sich von ihr nicht beirren. Ich streichelte natürlich auch Fylgia, die so nach meiner Aufmerksamkeit fragte. Damit keiner zu kurz kam stiefelte ich auch noch zu Gweny, prustete ihr in die Nüstern, kraulte ihre Lieblingsstelle an der Brust und den Ohren. Louis stand noch immer am Tor, sein Blick ruhte die ganze Zeit auf mir. “Sie mögen dich wirklich alle.” ich sah mich um...inmitten all meiner Rappschecken, zuckte lächelnd die Schultern. “Scheint so. Aber jetzt lass uns reingehen und was warmes zu trinken besorgen. Ich spür meine Zehen nicht!”


    Im Haupthaus hatte sich irgendwer des Kamins angenommen, Louis war in die Stallungen gegangen um Caleb Bescheid zu geben. In der Küche bereitete ich Kaffee vor, füllte sie in die Thermoskanne. Führte Reste der Brownies zutage und brachte alles auf einem Tablet in das Wohnzimmer. Louis kam als erstes zur Tür hinein. “Caleb ist gleich da.” Ich saß auf dem Teppich vor dem Kamin, rieb meine Hände und Füße. Meine Gedanken hingen nun bei Caleb, während ich in die Flammen starrte. Irgendwie war er heute wieder einmal besonders ruhig gewesen. Das hatte sicherlich mit den Ereignissen die noch vor uns stünden zu tun, auch ich war deshalb aufgeregt. Manchmal konnte ich verdrängen verstehen zu wollen was in Caleb vorging. Jetzt gelang mir das nicht..auch weil ich mannhaft damit beschäftigt war die Worte von Louis von mir zu drängen. Natürlich hatte ich es bemerkt...ich hätte blind sein müssen nicht zu spüren wie es um ihn stand. Und ich machte mir Vorwürfe….vielleicht, wenn Dinge anders wären. Dann hätte ich mir sogar vorstellen können Louis eine Chance zu geben. Im Grunde würde das meinem Herzen wohl weniger schaden als das was Caleb und ich irgendwie teilten. Hände an meinen Füßen...ich zuckte zusammen, mein Kopf ruckte herum. Louis hatte sich zur mir auf den Teppich gesellt, seine Hände hatten nach meinen Füßen gegriffen, massierten sie. “Da du so in Gedanken warst, dachte ich mach ich weiter womit du aufgehört hast?” Irritiert sah ich ihn an, entspannte dann allerdings meine Muskulatur. Massagen konnte ich ja wohl nicht von der Hand weisen. Die Vernunft in meinem Hirn schrie allerdings etwas anderes. Ich war unfair. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen, schloss die Augen. Genoss die Zuwendung und die Wärme des Kamins. Vergessen die Brownies und der Kaffee.

    Das ins Schloss fallen der Haustür, die Schritte den Flur hinauf. Sie ließen mich erneut zusammen zucken, ich richtete mich abrupt auf, entzog Louis meine Füße. “Kaffee?” kieckste ich, sprang auf und hielt Louis die Kanne entgegen. Ernten tat ich seinen schelmischen Blick, ein wissendes, beinahe arrogantes Lächeln. Er gab seine Antwort indem er nickte. Gerade als die ersten Tropfen in die Kanne fielen betrat auch Caleb den Raum. “Ohh davon nehm ich bitte auch eine Tasse.” Also bekam auch Caleb seine Tasse Kaffee, er ließ sich auf dem Teppich neben Louis nieder. “Ich hab sogar ein paar Brownies aufgetrieben.” damit schob ich den Teller an den Rand des Tisches. Dann reichte ich Caleb seine Tasse, gab in meine einen Schuss Milch und hockte mich dann auch auf den Teppich. Für unsere Abreise ist schon alles vorbereitet. In 5 Stunden kommt der Trailer um uns samt Pferden einzusammeln. Anschließend geht es zum Flughafen.” “Dem Abenteuer entgegen” murmelte ich. Keine Erwiderung. Stille, dann sprach Louis. “Ich werde wohl erst in einem Monat nachkommen. Hab hier noch ein paar Behördengänge zu erledigen.” “Meld dich einfach, wenn es los geht.”

    Eine Viertelstunde später verabschiedete sich Louis von uns. Caleb und ich ließen uns anschließend wieder vor dem Kamin nieder. Mein Kopf lag an seinem Rücken, nebenher dudelte der TV aber so richtig schien keiner dem Programm zu folgen. Ins Bett zu gehen lohnte sich nicht für die wenigen Stunden.


    Caleb

    Ich war an diesem Abend mit den Gedanken noch immer nicht wirklich hier. Wo ich war? Keinen blassen Schimmer. Warum ich weg war? Nicht die geringste Ahnung. So vieles würde sich wieder ändern, von jetzt auf gleich. Hatte ich nun endlich das, was mich im Leben glücklich machte? Oder würden wir in einer Weile wieder umziehen? Was war es, dass das Leben ausmachte? Die Freunde? Die Familie? Geld? Ruhm?

    Diese Frage konnte wohl jeder nur für sich selbst beantworten. Meine Antwort stand in den Sternen. Weit weg, und doch ganz nah. Oder doch so fern?

    Ich beugte mich zu Ylvi rüber und gab ihr einen Kuss auf den Hals. „Ylvi wir könnten… uns die Zeit ein wenig vertreiben…“, flüsterte ich, drehte ihren Kopf zu mir und küsste sie auf die Lippen. „Jetzt da du… sogar eine kurze Strecke galoppieren konntest…“,murmelte ich weiter und küsste sie erneut. Ylvi lächelte kurz, rutschte dann zu mir herüber und setzte sich auf meinen Schoß. „Könnten wir…“, flüsterte sie und legte ihre Hand in meinen Nacken. „Jetzt, da du wieder redest und deine Gedanken sortiert hast..“, sagte sie frech und nahm meine Unterlippe zwischen ihre Zähne, zog leicht daran und ließ sie wieder los, ehe sie mir in die Augen sah und mich dann wieder küsste. „Ich hatte bloß so vieles im Kopf.. aber lass uns da im Flieger drüber reden...oder in Kanada...“, schlug ich ihr vor und sie nickte. Viele Möbel waren nicht mehr hier, die Couch allerdings stand noch in unserem Wohnzimmer. Ich stand auf, hielt Ylvi an mir fest und legte sie auf die Couch. Vorsichtig stützte ich mich rechts und links von ihr auf dem Sofakissen ab und beugte mich zu ihr runter, um sie erneut auf den Hals zu küssen. Wir wechselten eine Weile Küsse, ehe ich langsam Ylvis Oberteil über ihren Kopf zog. Auch ihre Hose und Unterwäsche war schnell verschwunden. Meine Sachen streifte ich mir über Kopf und Beine und schmiss sie ebenfalls neben das Sofa…


    Nach einem Blick auf die Uhr sprang ich hastig auf. “Ylvi komm.”, sagte ich und zog sie mit mir auf die Beine. Wir hatten viel zu lange auf dem Sofa verbracht und so langsam würde es eng werden, was Pferde verladen und den Flug anging. “Die drüben köpfen uns, wenn wir den Flieger nicht kriegen.”, lachte ich und sammelte meine Kleidung auf dem Boden ein, zog sie an und stand dann Bellamy gegenüber, der sich in der Küche einen Kaffee gemacht hatte. “Wie lange stehst du denn schon hier?”, fragte ich ihn und richtete mein Hemd. “Glaub mir, lange genug.”, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen, schlug ihn gegen die Schulter und setzte dann meinen Hut auf den Kopf, den ich hier in der Küche hatte liegen lassen. Ylvi kam nun auch zu uns und wir beide tranken schnell eine Tasse Kaffee, stopften noch einen der Brownies in den Mund, die Ylvi vom Wohnzimmertisch mitgebracht hatte, ehe ich in den Stall zu meinen beiden Hengsten hastete. Bellamy trug ich auf, Ylvi zu helfen, denn sie hatte mehr Pferde fertig zu machen.

    Vulture als auch Nachtschwärmer waren nicht sehr begeistert, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Nachtschwärmer ließ sich jedoch leichter aus der Box führen und für den Transport fertig machen, als Vulture. “Du bist eine Zicke.”, knurrte ich ihn an und ruckte einmal am Führstrick, als ich die Nase voll hatte. “Hör auf jetzt und benehm dich einmal deinem Alter entsprechend.”, sagte ich und legte die letzte Transportgamasche an. Der Trailer, der die Pferde mitnehmen sollte, war schon da, weshalb ich meine beiden Pferde schon auf die Rampe führte und im Inneren anband. Ylvi und Bellamy kamen nun auch und brachten die Pferde rein. “Bellamy lädst du das Zubehör mit den Kisten auf meinen Pick Up, Ylvi und ich holen schnell unsere Taschen.”, sagte ich zu ihm und er nickte, ehe er im Stall verschwand. “Jetzt aber schnell.”, lachte ich, nahm Ylvis Hand und lief zurück zum Haus. “Und du meinst der hat uns wirklich gesehen oder gehört?”, fragte mich eine unsichere Ylvi, als wir im Haus angekommen waren. “Ich glaube er blufft.” Ich lachte, warf mir meine Tasche über den Rücken und nahm die Größere von Ylvi auch in die Hand, so dass sie nur ihr Handgepäck tragen musste. Draußen auf dem Hof angekommen hielt ich abrupt an und drehte mich nochmal zur Haustür um. Ich schaute mir das Haus an, drehte mich einmal im Kreis und ließ meinen Blick über das gesamte Gelände schweifen. “Kaum zu glauben, dass wir diesen wunderbaren Ort verlassen.” “Oh Caleb jetzt werd nicht sentimental.”, sagte Ylvi und knuffte mich in die Seite. “Komm… bereit?” “Bereit.”

    Ylvi

    Ich spürte eine wärme in mir...fast als würde ich schwitzen...und dann musste ich doch wieder breit Lächeln. Bluffte Bellamy tatsächlich nur? Falls ja...so gab ihm Caleb definitiv genug zum Grübeln als er mit mir Hand in Hand ins Haus lief. Auch als wir am Trailer standen, den Blick auf die Ranch gerichtet, hielt er meine Hand fest umschlossen. Uns gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Bellamy stand auf der Treppe des Haupthauses. Er würde noch eine ganze Weile hier bleiben, die Pferde versorgen, Verkäufe organisieren. Vor allem aber die neuen Besitzer einweisen.

    Es ging auf zu neuen Ufern.


    Es war angenehm die Fahrt über noch einmal dösen zu können. Der Fahrer saß vor uns, während Caleb sich zu mir auf die Rückbank gesellt hatte. Über einen Bildschirm konnten wir gut alle 6 Pferde beobachten. Sie standen in dem Trailer her zur Fahrtrichtung. Gweny schien etwas nervös, ich konnte ihr Ohrenspiel sehen. Die Nähe von Inyan und Fylgia schien ihr allerdings gut zu tun. Ich hatte erst etwas bedenken gehabt die beiden Stuten mit den Hengsten zu transportieren. Aber wir hatten diese zuerst eingeladen...anschließend waren meine Wallache gefolgt als Puffer. Anschließend hatten wir Gweny eingeladen, als letztes hatten wir Fylgia auf den Trailer gepackt. Ich war aufgeregt. Seit dem ersten Besuch im Dezember war ich nicht mehr hier gewesen. Caleb hatte sich “geweigert” mich mitzunehmen. Klar er hatte viel zu tun. Aber ich war einfach gespannt was in der Zwischenzeit alles passiert war. Ich tappte vor Aufregung mit meinem Bein, plötzlich krallten sich Calebs Finger in meinen Oberschenkel, drückten ihn hinunter. Ich sah zu ihm Lächelte verzeihend. “Du machst mich vollkommen wirr, Weib.” knurrte er mir ins Ohr. Ich ließ mich also weiter zurück in die Autositze sinken. Sah wieder auf den Bildschirm.


    Am Flughafen ging alles glatt, die Pferde wurden vor Ort gecheckt, die Pässe kontrolliert. Dann führten wir sie jeder einzeln in die für sie vorgefertigten Boxen. Fylgia war wie nicht anders zu erwarten, vollkommen ruhig. Daher drückte ich sie dem Fahrer in die Hand, der ja auch seine Erfahrung mit Pferden hatte. Ich selbst führte Gweny aus dem Hänger. Dann jedoch gab es ein schrilles Kreischen, das natürlich von Ravn kam. Der Wallach riss sich los von dem Flughafen mitarbeiter, trabte aufgeregt an Gweny und mir vorbei und hielt erst an als er neben Fylgia zum stehen kam. Ich rollte mit den Augen. Dabei hatte ich gehofft sein Kletten-Verhalten hätten wir langsam im Griff. Allerdings war das hier auch eine außergewöhnliche Situation. Das weitere Verladen verließ dann doch etwas geordneter.


    “Uff...und wieder 7 Stunden den Arsch platt sitzen.” murmelte ich eher zu mir selbst. Caleb verstaute eben mein Handgepäck, da ich selbst zu klein war um dort ran zu kommen. Der Frau neben mir am Fenster entlockte es allerdings ein Lächeln. Ich erhob mich um ohn durch zu lassen. Ich saß sehr viel lieber im Gang auf längeren Flügen. Caleb nahm seinen Hut ab, setzte sich neben mich hin und legte den Hut auf seinen Schoß. “Zumindest haben wir so nochmal ein bisschen Ruhe.” “Ruhe?...denkst du das wirklich?” Caleb zog eine Augenbraue hoch, sah mich an. Ich hob meine Hände “Ich hab schwitzehände, muss die ganze Zeit an die Pferde da unten denken. Ruhe würd ich das nicht bezeichnen.” meine Stimme klang dabei schaal und heiser. Mir war sogar ein bisschen schlecht bei dem Gedanken an die Pferde. Caleb zog mir an einem meiner flechtzöpfe die über meine Schultern fielen. Dafür erntete er einen verwirrten Blick. Was war das denn jetzt? “Na sieht...bei dem Gesicht sind deine Gedanken jetzt wohl nicht bei den Pferden.” kommentierte er lachend. Dafür bekam er einen Faustschlag gegen die Brust. “Och duu!”


    Caleb

    Ich stieg in ihr Lachen ein. Die Frau neben uns kam mir irgendwie bekannt vor, auch wie sie uns zuhörte und grinste, wenn wir etwas witziges sagten. Irgendwann wandte ich mich ihr zu. “Entschuldigen Sie, kennen wir uns?”, fragte ich die Frau und sie nickte. “Wenn sie Caleb O’Dell sind, dann ja.” In meinem Kopf kramte ich nach Namen oder Orten, doch so richtig wollte mir keiner einfallen. “Ist schon eine lange Zeit her.. damals in Las Vegas auf einem großen Turnier. Ich habe dich beim Team Roping total abgezogen.”, lachte sie. “Nein, Kit? Wow, dass ich dich nochmal wieder treffe!”, ich beugte mich zur ihr rüber, gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie kurz. “Kit und ich waren früher wirklich.. Erzfeinde, wie man so schön sagt. Das eine Mal gewann sie, das andere Mal gewann ich. Wie lange ist das her… etliche Jahre!”, ich lachte. Dann schaute ich von Ylvi zurück zu Kit. “Das ist Ylvi. Eine… sehr gute Freundin von mir.”, ich legte ihr kurz meine Hand aufs Bein. Für Kit reichte diese Geste wohl. “Soso…”, schmunzelte sie und sah uns beide abwechselnd verschmitzt an. “Ich hab dich aber wirklich nicht erkannt, du hast dich total verändert!”, wandte ich mich wieder an meine alte Bekanntschaft. “Was ist aus deinem braunen Lockenkopf geworden? Und deine Stute… Halley.. hast du die noch?” “Meine braunen Locken sind blonden Haaren gewichen. Irgendwann hab ich sie mir dann abrasiert und jetzt wachsen sie nach. Sind aber noch nicht sonderlich lang, wie du sehen kannst.”, erklärte sie mir. Wie hätte ich sie auch erkennen können? “Halley habe ich schon lange nicht mehr, sie ist bei ihrem ersten und einzigen Fohlen gestorben. Der kleine Hengst hat es auch nicht geschafft. Das war vor.. drei Jahren. Seit dem saß ich nicht mehr auf dem Pferd.” “Das tut mir Leid.”, kam es von Ylvi, die sich hinter meinem Rücken bestimmt etwas ausgeschlossen fühlte, bei unserem Gespräch. Generell schaute sie nicht wirklich glücklich drein. Ob ich sie eben verletzt hatte? Aber was waren wir denn? Freunde? Freunde mit gewissen Vorzügen? Verliebt? Auch eines der Dinge, was mir ständig im Kopf herum schwirrte. Louis spielte da auch eine große Rolle. Er meinte zwar ich würde nichts merken, aber ich kannte ihn. Ich merkte, wenn er etwas im Schilde führte. Auch Ylvi hatte gestern Abend sichtlich seltsam gewirkt, als sie den Kaffee mit einer Quietschstimme verteilt hatte.

    “Und was arbeitest du im Moment?”, fragte ich sie. “Nichts, bin auf der Durchreise. Mal hier, mal da etwas.” “Wenn du noch Arbeit suchst, wir sind gerade auf dem Weg zu meiner neuen Ranch.” “Was? Du? Eine Ranch? Wow Caleb das freut mich für dich!”, sagte sie lachend und gab mir einen Klaps aufs Bein. “Endlich, Cowboy. Ich dachte schon du wirst nie sesshaft.” “Also eigentlich… war ich schon lange Zeit sesshaft.”, korrigierte ich sie. “Ich komme euch auf jeden Fall mal besuchen!”, sagte sie. “Klar, wieso auch nicht. Schließlich fliegen wir in die gleiche Richtung.” Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ylvi döste in der Zwischenzeit immer wieder weg. Auch ich war nicht den ganzen Flug wach. Kurz vor der Landung wachte ich jedoch wieder auf und hatte Ylvis Kopf auf meiner Schulter liegen. Eine sehr gute Freundin… Dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf und ließ mir keine Ruhe. Auch Kit sah mich grinsend an, als ich meinen Kopf sachte auf den von Ylvi sinken ließ. “Ach komm Caleb. Das da ist mehr als.. ich zitiere: sehr gute Freunde.”, sagte sie zu mir und schien nun wirklich eine Antwort haben zu wollen. “Es ist kompliziert. Reicht dir das als Antwort?”, ich sah sie an. “Nein… ich muss wohl doch zu dir auf die Ranch kommen, wenn ich mehr wissen will.”, sagte sie lachend und ich stimmte in ihr Lachen mit ein. Auch Ylvi regte sich wieder, nahm ihren Kopf von meiner Schulter und sah raus. “Landeanflug. Hab auch nichts mehr von den Pferden gehört, denen scheint es gut zu gehen.”, erklärte ich ihr und sie nickte beruhigt. Dann ging es runter.


    Ylvi

    Traf mich ein Tritt in die Magengegend? Nein...wir hatten nie darüber gesprochen was wir eigentlich waren. Kit zu erklären wie und was es war hätte zu lang gedauert. Natürlich...ein zugeständnis von Caleb hätte mir besser gefallen, mein Herz schien sich ein wenig zu verknoten. Als jedoch seine Hand auf meinem Bein lag, seine Finger kurz zudrückten. Da durchlief mich mit einem mal eine unfassbare Wärme, der Knoten in meinem Herzen schien sich zu lösen. Zitterte ich? Oder war das flaue Gefühl im Magen eher auf den beginnenden Start zu schieben?

    Ehrlich gesagt bekam ich weiter gar nicht wirklich mit was die beiden zu besprechen hatten. Zu sehr kreisten meine Gedanken um Calebs Worte. Ich ertappte mich dabei wahllos ins leere zu Starren. Ich hasste in diesem Moment was es in mir tat. Es wühlte mich auf. Machte mich Glücklich und Ängstlich. Machte mich aber auch so unfassbar wütend. Wieso passierte das ausgerechnet mir? Mir die ich jahrelang versucht hatte so etwas von mir weg zu stoßen. Fühlte sich so jeder der sein Herz an jemanden verloren hatte?

    Irgendwo in meiner ewigen Starrerei, dem lauschen von Calebs gleichmäßigem Barriton war ich eingeschlafen. Die Momente in denen ich wach war, nicht weiter relevant..ich wechselte höchstens meine Position im Sitz. Zwischendrin hatte ich bemerkt, dass sich die beiden nicht mehr unterhielten. Da wurde mir bewusst wie oft Caleb früher unterwegs gewesen sein musste...er schien ja wirklich den halben Kontinent zu kennen. Mit einem Lächeln schlummerte ich ein letztes Mal davon. Erst das Lachen von Caleb ließ mich wieder wach werden. Ich rieb mir die Augen, unterdrückte ein Gähnen. Draußen war es hell. Schnee lag überall herum.

    Wir trennten uns von Kit, der wir eine gute Reise wünschten. Sichtlich erschöpfte Pferde (was sicherlich auch an der Sedierung lag) , brachten wir auf den Trailer des Fuhrunternehmens. Einen Vorteil jedoch hatte die klirrende Kälte dann doch - sie machte mich wacher. Nachdem wir fertig mit dem Aufladen waren, fühlte ich mich längst nicht mehr so gerädert. Die Straßen waren frei, in nur 20 Minuten würden wir fast da sein. “Es hat schon Vorteile das wir nicht mehr fast 2 Stunden in die nächste größere Stadt fahren müssen.” dabei sah ich aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft. Beim letzten Mal hatte noch keiner gelegen.


    Caleb

    Die Verabschiedung von Kit fiel mir doch schwerer, als ich gedacht hatte. Es war immer wieder schön alte Bekannte zu treffen und die alten Zeiten aufleben zu lassen. Eine Person würde ich jedoch nie wieder sehen, diese Zeit würde ich für mich alleine, immer in meinem Herzen tragen. Das konnte mir keiner nehmen, solange ich lebte.

    Die Pferde einzuladen ging sehr schnell, Vulture benahm sich sogar seines Alters entsprechend und machte mir das Leben nicht schon wieder schwer. Ylvi und ich waren todmüde, wobei sie ziemlich wach blieb und nur ich es war, der ständig einnickte und durch eine Kurve oder einen Hubbel in der Straße den Kopf hoch riss.

    Endlich waren wir am Tor zur Ranch angekommen. Bow River Ranch. Es war mit Abstand das schönste Schild, welches ich seit langem gesehen hatte- und dabei gehörte auch das mir. “Oh schau Mal Ylvi, wie schön!”, sagte ich auf einmal hellauf begeistert und klebte mein Gesicht förmlich an die Scheibe, denn links stand meine Rinderherde auf der Weide, während rechts einige Pferde grasten. “Genau so habe ich mir das vorgestellt. Wie toll das aussieht!” Ylvi lachte. “Du kommst ja aus dem Staunen nicht mehr raus.”, murmelte sie und sah zu mir rüber. Ich nickte, noch immer sichtlich begeistert, und schaute dann nach vorne, wo die halbe Ranch schon mitbekommen hatte, dass wir endlich ankamen. Allen voran standen Cayce und Octavia. Letztere mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Das Fahrzeug hielt an und Ylvi und ich stiegen aus. Sofort wurden wir von O umarmt und ich bekam auch einen Kuss auf die Wange. Cayce jedoch kam mit verschränkten Armen auf uns zu. “Tauchst du auch endlich mal auf, du alter Hund.”, sagte er, fing dann an zu lachen und umarmte zu erst mich, dann Ylvi. Auch Dell, Betsy und Murphy umarmten uns kurz, ehe sie das Equipment der Pferde ausluden. Die anderen waren auf der Ranch verteilt und arbeiteten. “Dann komm Ylvi, lass uns unsere Pferde ausladen.”, sagte ich zu ihr, nachdem ich unsere Taschen auf der Treppe zum Haupthaus abgestellt hatte. Die würden wir später wegräumen, die Pferde hatten schon viel zu lange im Trailer gestanden. Nachtschwärmer drückte ich Cayce in die Hand, Vulture lud ich selbst aus, tauschte seinen Transportschutz gegen koppeltaugliches Equipment und brachte ihn dann auf eine der kleinen Koppelstücke, wo die Hengste untergebracht wurden. Auch Nachtschwärmer wurde auf eines der Stücke gestellt. Die Pferde von Ylvi kamen alle zusammen auf die noch freie Weide mit dem Offenstall. “Caleb es gibt noch einiges, dass geklärt werden müsste.”, sagte Cayce zu mir, als wir wieder zurück zum Haupthaus gingen. “Ich weiß. Aber zu erst muss ich ins Bett, das ist der schlimmste Jetlag den ich je hatte.”, sagte ich zu ihm, hob meine sowie die große Tasche von Ylvi auf und ging ins Haus. “Hier hat sich auch einiges getan, aber das zeig ich dir morgen.”, erklärte ich Ylvi. “Lass uns hoch gehen und uns aufs Ohr hauen.” Ylvi folgte mir zielstrebig, wurde dann jedoch langsamer, als ich ihr die Tür zu einem Schlafzimmer aufhielt. “Na komm, stimmt schon alles so.”, sagte ich zu ihr, trat hinter ihr ein und schloss die Tür.


    Ylvi

    Ich war etwas verwirrt..”Ich würd nur schnell mein Zeug in mein Zimmer bringen, dann komm ich wieder her?” ich war halb in den großen Raum hinein gegangen. Hielt dann jedoch Inne...er hatte in einer Art Panoramafenster Ausblick hinaus auf die Weiden der Farm. Es gab bisher noch leere Bücherregale an der einen Wand. Daneben befand sich ein kleiner Ofen. Gegenüber ein Bett das den Ausdruck riesig definitiv verdient hatte. Außerdem gab es auch einen großen Schrank.

    Mir blieb bei dem Anblick schon die Atmung weg...die ganze Einrichtung entstammte dem Landhausstil..war allerdings auch wieder schlicht gehalten. Es stand kein unnützes Dekor umher. Mein Blick wurde wieder gefangen genommen von der Aussicht aus dem Fenster. Dann spürte ich von hinten einen Körper der sich an den meinen schob..Calebs Hände griffen von hinten sanft um meine Hüfte. In dieser Bewegung drehte er uns..er schien sich auf das Fensterbrett gesetzt zu haben. “Du hast mir überhaupt nicht zugehört,oder?” “Mhm?” fragte ich halb da halb im Staunen. Das Lachen aus Calebs Kehle verschaffte mir eine Gänsehaut, wie es sein Atem in meinem Nacken immer tat. Mein Körper dieser ewige Verräter. Dann spürte ich ihn jedoch Seufzen. “Es gäbe schon einen Raum in dem….also.” wieder kurze Stille er druckste, ich wartete wollte ihn nicht stören. Vielleicht ahnte ich auch bereits was er sagen wollte, doch ich wollte es von seinen Lippen hören. Ich wusste wieso ich an ihm lehnte...es würde ihm schwerer Fallen, wenn ich ihm in die Augen sah. “Ich dachte, da wir ja ohnehin schon so oft beim jeweils anderen im Bett schlafen...Ich dachte das hier könnte unser Zimmer sein?” “Ist das etwa eine Frage Mr. O’Dell?”” flüsterte ich heiser. “Befehlen könnte ich dir ohnehin nichts...und ich bin kein Typ der Bettelt...ich denke das weißt du.” Ich schubste meinen Ellenbogen nach hinten. “Och duu!” schimpfte ich wieder. Drehte mich dann um und sah ihn an. “Damit gehen die Gefühlskrüppel wohl ein neues Kapitel an, hm?” Caleb nahm den Kopf schief, zog die Schultern hoch. “Sieht ganz so aus.” Erst wollte ich ansetzen, das ich mir das vor einem Jahr nicht hätte denken können...Wir hatten es nicht angesprochen...aber im Grunde machten wir damit vor der ganzen Ranch Publik das wir ein Paar waren...bzw. Caleb tat dies. Schließlich hatte er das ganze hier eingefädelt. Ich lächelte, umarmte ihn einfach nur und platzierte meinen Kopf an seiner Brust. Allerdings nicht lang bis mich ein Gähnen unterbrach. “Ab ins Bett!” damit packte mich Caleb plötzlich, schwang mich wie einen nassen Sack über seine Schulter und ließ sich dann gemeinsam mit mir auf das Bett fallen. Ich streifte Hose, Socken ab. Befreite mich von meinem BH und zog mir mein Shirt wieder an. Caleb tat es mir gleich, nur blieb er nur in Shorts. Auf einen Knopfdruck fuhr die Jalousie herunter, schlagartig war es dunkel im Raum. Ich fand wie von selbst in seinen Arm, hörte sein gleichmäßiges Atmen. Die Bow River Ranch würde für alle ein neuer Anfang sein. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.



    Anfang März


    Caleb

    So langsam kehrte etwas Ruhe ein- wirklich nur sehr langsam. Cayce hatte nach meiner Ankunft sehr viel zu besprechen gehabt. Und wie ich schnell feststellen musste, war noch wahnsinnig viel zu tun, bis wir die Ranch halbwegs fertig nennen konnten. Gerade war es neun Uhr morgens, wir saßen alle in der großen Küche des Haupthauses zusammen und frühstückten. Es hatten sich wirklich alle gut eingewöhnt. Sowohl die Zwei- als auch die Vierbeiner. Dass Ylvi und ich zusammen in diesem Haus und im selben Zimmer wohnten schien niemanden überrascht zu haben. Unser Outing hatte ich mir viel spannender vorgestellt gehabt, als es letzten Endes gewesen war. Betsy hatte heute frei, weshalb ich sie mit Sue zu den Rindern mitnehmen wollte. So zumindest der Plan. “Betsy hast du heute schon was vor?”, fragte ich, zuerst in Richtung Betsy, dann in Richtung ihres Vaters. “Ähm nein, wollte mit Sue ausreiten, sonst noch nichts.”, erwiderte sie. “Das passt doch, magst du mit mir zu den Rindern mitkommen? Sie stehen in Richtung Ferienranch, ist ein Stückchen bis dahin.”, erklärte ich und sah zu Dell, der nickte. Erst dann schaute ich wieder zu Betsy und lächelte sie freundlich an. “Nur wenn Ylvi auch mitkommt.”, sagte sie und schaute mich grinsend an. “Soso.. Ylvi?”, fragte ich in Richtung der jungen Frau gewandt. “Klar, warum nicht.”

    Gesagt, getan. In Windeseile waren Sue, Devil und Inyan geputzt und gesattelt. In den Satteltaschen, die wir allen drei Pferden übergeworfen hatten, war ein wenig Werkzeug für eventuell kaputte Zäune und Thermoskannen mit warmem Kaffee und Kakao für Betsy. “Dann kanns ja losgehen.”, sagte ich und trieb Wimpy an. Mit ihr ritt ich vor, in der Mitte folgte Betsy und das Schlusslicht bildete Ylvi mit Inyan. Im gemütlichen Schritt wateten die Pferde durch den Schnee. Nach einer Weile sah ich die Bäume am Fluss und auch vereinzelte Rinder, die im Schnee nach etwas zu fressen suchten. “Ich muss wohl nachher nochmal neues Heu her fahren.”, sagte ich zu mir selbst und schrieb es auf meine To-Do Liste. Ich musste wirklich so langsam mal anfangen, die Dinge aufzuschreiben. So viel konnte sich ja kein Mensch merken!

    “Und, sind sie nicht hübsch?”, fragte ich Betsy, die mittlerweile neben mir ritt. Auch Ylvi hatte zu uns aufgeschlossen, als ich die Zügel annahm und wir drei stehen blieben. “Die haben ja auch alle weiße Gesichter!”, sagte sie aufgeregt und schaute zu Devil, die ebenfalls ein weißes Gesicht und blaue Augen hatte. “Haben die auch blaue Augen? Oh sag… die müssen blaue Augen haben!”, quasselte sie vor sich hin doch ich schüttelte den Kopf. “Nein, keine blauen Augen.” “Oooooh…”, kam es enttäuschend von ihr, ehe sie den Blick abwandte und ihn über die Herde gleiten ließ. “Kommt, wir reiten zum Zaun und schauen, ob alles in Ordnung ist.”, sagte ich und die beiden nickten, ehe wir uns wieder in Bewegung setzten. Den ganzen Vormittag verbrachten wir hier draußen. Als wir wieder auf der Ranch ankamen, waren wir wahrhafte Eiszapfen. Jesse, Connor und Murphy wurden von mir dazu verdonnert, sich um die Pferde zu kümmern, damit wir reingehen und uns aufwärmen konnten. Wir saßen eine Weile gemütlich vor dem Kamin und schlürften warmen Kakao. Plötzlich sprang ich auf, hastete zum Küchentisch, nahm mir einen Block und einen Stift und fing an zu kritzeln. “Was schreibst du da?”, fragte mich Betsy doch statt einer Antwort bekam sie nur “Schhh.. schh..” zu hören. Auch Ylvi hatte sich zu mir rüber gebeugt und schaute auf den Block. Oben drauf stand in großen Buchstaben: To Do, gefolgt von Spiegelstrichen mit Dingen, die ich erledigen musste. Als erstes stand dort: Rinder Heu. Fett unterstrichen.


    Ylvi

    Ich las die Punkte der Liste durch. “Wie wärs, du die Rinder...und ich kümmer mich um Punkt vier?” Die Stuten umweiden?” Ich hing halb über seiner Schulter, sah wie er die Hand hob und unleserlich daneben krackelte: Ylvi.

    Gut damit schien die Aufgabe wohl verteilt zu sein. “Oooh darf ich helfen?!” sah mich Betsy bittend an. Ich plusterte die Backen auf. Klar, Hilfe wäre nicht schlecht. Allerdings hatte ich dabei eher an jemanden wie O gedacht...oder Cayce. “Meinetwegen kannst du mit kommen.” sagte ich schließlich mit den Achseln zuckend. Wieder angepellt vor der Tür liefen wir jedoch Louis in die Arme. “Louis!” rief ich aufgeregt, lief dem Indianer entgegen und umarmte ihn stürmisch. Erst dann nahm ich Lilly wahr. Neben ihr stand ein wütend drein blickendes Kind, das mir allerdings schon fast bis unters Kinn ging. Seine Haare waren anders als die von Louis kurz, standen in alle möglichen Richtungen ab. Unverkennbar schien das Tschetan zu sein. Ich winkte ihm zu, erhielt jedoch keine Antwort. Halb hinter Lilly stand ein Mädchen, ihre Haare befanden sich in zwei geflochtenen Zöpfen. Mit einer Hand klammerte sie sich einen Stoffhasen vor die Brust die andere hielt sich an Lillys Hand fest. Scheu sah sie hinter dem Rücken der jungen Frau hervor. Ich umarmte also Lilly weitaus weniger stürmisch. Sah dann zu dem Mädchen. “Hey..ich bin Ylvi. Louis hat dir vielleicht schon von mir erzählt?” Schweigen. Ich deutete auf Betsy neben mir. “Schau...das ist Betsy. Sie müsste in deinem Alter sein.” wieder keine Antwort, nur diese unglaublich traurigen Augen die mich anstarrten...dann hinüber zu Betsy. “Sie spricht nicht”, seufzte Lilly leise. “Wieso spricht sie nicht?” plapperte Betsy. Rein aus Reflex schubste ich ihr an die Schulter. “Aber sie hat Ohren die hören. Sprich nicht als wär sie nicht da!” tadelte ich das Mädchen. Gosh, ich war nicht ihre Mutter! Augenblicklich tat mir mein Verhalten leid. Betsy sah auf den Boden. Ich drehte mich halb zu Louis. “Caleb ist drinnen. Er wollte zwar noch Heu fahren, aber ich denke ihr habt noch viel zu besprechen. Lilly , wenn du möchtest kannst du die Kinder rein bringen?” “Ach...die beiden wissen sich meistens ganz gut zu beschäftigen. Kann ich dir helfen?” Das Angebot kam mir fast wie gelegen. “Das kannst du tatsächlich!Betsy und ich wollten gerade die Pferde holen um die Stuten umzuweiden. Wir könnten dich auf Ravn packen. Eine Hand mehr ist sicher nicht schlecht.”

    Tschetan schien an sich zwar ein wenig seltsam wütend auf alle, doch er nahm seine kleine Schwester pflichtbewusst unter seine Hand. Ich bot ihm an auch ins Haus hinein zu gehen falls ihnen Kalt wurde.

    Im Stall kam mir Cayce entgegen. “ Cayce! Warte mal eben. Die neue Verstärkung ist da, Louis ist gerade bei Caleb. Was hattest du gerade vor?” “Futter ist fertig...ich wollte Heu zur neuen Stutenweide bringen.” “Prima, wenn du eh im Traktor hockst, bringst du auch was bei den Rindern vorbei? Hatte Caleb vor, aber ich weiß nicht wie lange er dafür braucht.” Cayce fasste sich an den Hut, nickte “Aye Chefin.” drehte bei und ging. Dabei hatte er nicht spöttisch geklungen. Chefin? Perplex sah ich ihm nach. Schüttelte dann den Kopf. Lilly und ich halfen Betsy beim Sattel von Sue, denn so ganz allein hievte sie den Sattel noch nicht auf den Rücken der Stute. Für alles andere behalf sie sich mit einer kleinen Trittleiter.


    Caleb

    Ich hatte Ylvi und Betsy leise bis zur Tür gehen hören, dann jedoch mischten sich vertraute Stimmen unter die Ihren. Louis war wohl da. Auf die beiden Kinder war ich ja wirklich sehr gespannt. So würde etwas mehr Leben auf den Hof kommen- und mehr Arbeit natürlich, bei drei Kindern- und Lilly.

    Das seltsame Gespann bestehend aus Louis, Tschetan und Kaya kam zu mir ins Wohnzimmer. Ich stand auf und fiel zuerst meinem alten Freund in die Arme. “Hallo Louis.”, sagte ich und klopfte ihm auf den Rücken. “Hallo ihr zwei, ich bin Caleb.”, stellte ich mich vor und blickte freundlich zu ihnen runter. “Ihr könnte gerne raus gehen und euch ein wenig umsehen. Kommt nur wieder rein, wenn es zu kalt wird.”, sagte Louis zu den Beiden, welche nickten und dann aus dem Raum verschwanden. Louis derweil setzte sich aufs Sofa, nahm sich ebenfalls eine Tasse Kakao. “Habt ihr den Flug gut überstanden?”, fragte ich ihn, und er nickte. “Die Kinder haben zum Glück fast die ganze Zeit geschlafen, Kaya ist noch ängstlicher, als sie es ohnehin schon ist.”, antwortete er und ich nickte. “Ist auch für sie eine große Umgewöhnung.”, meinte ich und legte meinen Notizblock zur Seite. “Eigentlich solltet ihr ja auf die kleine, alte Ferienranch ziehen. Zusammen mit Dell und Betsy. Nun ist es aber so, dass die Häuser noch nicht ganz fertig sind. Einer der Bungalows ist fertig, da sind zwar nur drei Schlafzimmer, aber eines mit Doppelbett. Da könntet ihr übergangsweise wohnen. Tschetan und Kaya zusammen? Dann müsste es passen.” “Klar, das ist kein Problem. Wo wohnen denn die anderen?” “Verteilt auf der Ranch. Octavia wohnt im Moment mit Travis hier, die anderen in den restlichen, halbfertigen Häusern. Hat alles doch ein bisschen länger gedauert.”, erklärte ich. “Wenigstens machen sie im Stall große Fortschritte, die 30 Außenboxen sind schon so gut wie fertig, sie mussten jetzt aufhören zu bauen wegen dem plötzlichen Schnee. Aber noch ein paar Dachplatten dann können wir Pferde dort hinein stellen.”, sagte ich zu ihm und er nickte.

    Gerade, als ich zu einem neuen Satz ansetzen wollte, kam Cayce ins Wohnzimmer. “Du könntest echt mal auf dein Handy schauen. Du musst jetzt die Arbeiten offiziell verteilen, nicht nur unter der Hand.”, grummelte er und umarmte Louis kurz. “Was ist denn?”, fragte ich ihn. “Ich habe dir geschrieben, dass Ylvi mich abgefangen hat und gefragt hat, ob ich auch Heu zu den Rindern bringen soll. Wollte ich jetzt machen, aber von dir wollte ich wissen ob ich ihnen auch Stroh mitnehmen soll, da wir dringend neues Heu bestellen müssen und die Kühe das Stroh besser vertragen als die Pferde.”, quatschte er drauf los. “Ja, ist gut. Ich schreibs mir auf mit dem Heu.”, antwortete ich ihm, bevor er wieder nach draußen ging. “Chef zu sein ist schon etwas anderes, als Chef zu spielen.”, lachte Louis, während ich auf meinem Block herum kritzelte. “Oh ja, wem sagst du das.”

    Wir redeten noch eine Weile über die Arbeit auf der Ranch, und dass er sich einfach zunächst einmal einbringen solle, wo immer er Arbeit sehen würde. Die persönlichen Aufgaben würden nach und nach dazu kommen. Da ich Wert darauf legte, jeden Morgen zusammen hier zu frühstücken, hatte ich die jeweiligen Listen mit den täglichen Aufgaben in den Flur gehangen. So sah sie morgens jeder und konnte seinen Namen hinter eine Aufgabe schreiben. “Ich werde dann mal sehen, wo die zwei Kinder abgeblieben sind.”, sagte Louis. “Wenn du sie hast komm nochmal her, ich zeige euch den Bungalow.”, bot ich ihm an doch er winkte ab. “Wir finden den schon.”, meinte er und verschwand dann auf dem Hof.

    Wieder zurück im Wohnzimmer schnappte ich mir den Hörer und rief bei einem Heulieferanten an, bei dem Verena auch immer Futter besorgt hatte. Wir hatten Glück und er konnte sogar heute noch liefern. Den Rest des Tages verbrachte ich zusammen mit Murphy und Travis damit, die kleinen, eckigen Heuballen vom Laster in die Scheune zu werfen und zu stapeln. Die großen Rundballen luden wir mit dem Traktor ab und stapelten sie in der Halle nebenan. Gegen Abend löste sich der Trubel auf dem Hof auf. Ich stand vor dem großen Fenster im Schlafzimmer und sah über den Hof. Hier war es wirklich wunderschön. Ich war gespannt, wie es hier aussehen würde, wenn alles zu blühen anfängt.



    Ylvi

    Nachdem wir uns damit vergnügt hatten die Stuten auf die andere Weide zu bringen, war es etwas schwierig gewesen Betsy los zu werden. Nicht, dass mir das Kind auf die Nerven ging...sie erledigte ihre Aufgabe zusammen mit Sue ja wirklich gut. Allerdings schien Lilly irgendwas auf der Seele zu brennen. In Gegenwart des Kindes schien sie keine Worte an mich richten zu wollen. So war die Arbeit schweigend verlaufen, abgesehen von den Berichten Betsys über den Umzug, die ersten Wochen und natürlich ihre neue Schule. Als wir Kaya allein über den Hof hatten schlendern sehen hatten Betsy die Gelegenheit genutzt um vielleicht Freundschaft zu schließen. Lilly hatte ihr erklärt das Kaya ein bisschen anders war, nicht sprach. Betsy hatte die Nachricht nickend aufgenommen und war anschließend davon gelaufen.

    “Louis wird es nicht einfach haben.” seufzte Lilly als sie Betsy hinterher sah. “Ich hab mich ja bisher nicht getraut zu fragen…” erwähnte ich ohne eine direkte Frage zu stellen. “Kaya war dabei als ihre Mutter sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Tschetan hat sie gefunden. Kaya hat seitdem kein Wort gesprochen. Die Ärzte sprechen von Mutismus. Irgendwann wird sie schon wieder anfangen...aber so ängstlich wie sie auch ist. Vielleicht tut es ihr ganz gut zusammen mit Betsy zur Schule zu gehen, oder die Ranch an sich. Aber ich mach mir schon Sorgen um Louis. Er hat so viel getan für mich...jetzt schickt er mich zur Uni und soll mit den Kindern allein bleiben?” “Calgary ist nicht weit fern...ruf mich an und ich hol dich ab. Außerdem geb ich dir das versprechen öfter mal nach ihm zu schauen,ja?” Ich hatte sie in den Arm genommen. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung. Wie brachte man ein Kind dazu zu sprechen nach so einem Erlebnis? Vor allem aber auch in Anbetracht der Dinge die das Kind ja auch vorher bereits erlebt haben musste. Betsy schien Kaya die Ranch zu zeigen. Mehrere Male kamen sie an uns vorbei. “Betsy? Komm mal rüber.” rief ich, winkte sie heran. “Fylgia ist heute noch nicht bewegt worden. Wenn ihr wollt könnt ihr mit ihr eine kleine Runde um die Koppeln machen. Ich denke auch Kaya wird ihre Freude haben.” Damit hatte ich dann auch meine Ponystute an Bewegung für diesen Tag abgespeist. “Oh können wir mit Halsring raus?” Ich schüttelte den Kopf. “Auf dem Platz irgendwann anders...aber noch kennt sie ja nicht viel von der Umgebung. Nimm bitte das Sidepull.” Damit verschwanden beide Kinder, Betsy nahm Kaya vertrauensvoll an der Hand. Als sie uns später begegneten, sahen wir eine lächelnde Kaya auf dem Rücken meiner Ponystute, Betsy führte sie am Zügel. Kaya drückte noch immer mit einer Hand den Stoffhasen an ihre Brust. Lilly schluckte schwer, lächelte dann aber seelig. “Andere Kinder werden ihr gut tun. So quirlig wie Betsy ist.” “Vor allem haben sie auch eines gemeinsam. Auch Betsy hat vor einiger Zeit ihre Mutter verloren...sie kennt den Schmerz der damit einher geht.” sprach ich traurig. Lilly antwortete nichts darauf. Wir halfen noch dabei die Rundballen zu verstauen. Anschließend verzog ich mich für einige Stunden in mein Büro im Haupthaus. Caleb hatte es mir einrichten lassen...es war klein, aber die Aussicht in Richtung der Berge war toll. Die neue Website für die Bow River Ranch war an der Reihe. Ich hätte natürlich die alte einfach wiederverwenden können. Aber mir war nach etwas neuem gewesen.

    Es war bereits 21 Uhr als ich mich von der Arbeit lösen konnte, draußen strahlte mir der abnehmende Mond entgegen. Wie üblich wenn Schnee lag erschien der Nachthimmel in einem dunklen Rot. Ich schaltete den PC aus, schnappte mir mein Handy und schlenderte durch den Flur die Treppe hinauf in das Zimmer das ich mir mit Caleb teilte. Es fühlte sich mittlerweile ganz normal an. Für Aufregung hatte das Outing nicht wirklich gesorgt….ganz so als wäre es den anderen bereits klar gewesen. Ich blieb im Flur noch einmal stehen...schaute aus dem Fenster auf den Hof. Von hier aus konnte ich Licht im Bungalow sehen in dem Dell, Betsy und nun auch Louis und seine Familie untergebracht waren. Bisher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet...aber mein Versprechen auf Louis acht zu geben...auf die beiden Kinder. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich konnte es nicht zuordnen, wandte meinen Blick ab und ging hinauf. Als ich die Tür hinter mir schloss sah ich Caleb am Fenster stehen, das Feuer loderte im Kamin. Kurz war ich versucht “Ich bin zu Hause Liebling” spöttisch zu sagen, dann lächelte ich ihm einfach nur zu. Caleb löste sich vom Fensterbrett, zog mich an der Hüfte zu sich und küsste mich. “mhm..das wollt ich den ganzen Nachmittag tun.” murmelte er. Welch seltsame Worte von ihm...und da war er wieder, der Schauer an meinem Rücken.
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  4. Hui, lang nichts mehr geschrieben. Heute morgen packte mich allerdings irgendwie die Lust.

    Mitten in der Prüfungsphase meiner Ausbildung eskalierte ein Streit mit meiner Mum so nachhaltig. Das sie der Meinung war mich rauszuwerfen...als sie wieder klarer war wollte sie mich zurück. Ich hab allerdings gesagt - Ende. Ich bin im Mai bei meiner besten Freundin und ihrem Freund untergekommen...im Juni/Juli hab ich in der Wohnung ihrer Eltern verbracht, weil diese in deren Gartenhäuschen waren.

    Ausbildung geschafft - am 4. Juli letzten Arbeitstag gehabt, Arbeitslos melden...Bewerbungen schreiben. Der Ernst des Lebens beginnt. Zum 1. August fand ich dann auch einen neuen Jpb...in einem Verlag. Geschäftsführer von großen Firmen und Unsiversitäten verfassen Fachbeiträge zu Themen wie Klärschlamm, Waste to Energie und co: dazu erscheint jeweils ein Buch von uns...und am Ende der ganzen Arbeit steht schließlich auch eine Fachkonfererenz. Anfang Oktober war ich dann zu meiner ersten. 2 Tage im Marriot Hotel in Wien...mein erster Flug. Das war anstrengend und aufregend. Der Verlag hat seinen Sitz in einem Dorf, rundum Felder. Ich muss nich mehr nach Berlin gurken. MEGA! <3

    Im August bin ich vorerst doch wieder zu meinen Eltern, denn die Wohnung in der ich bisher war befand sich ja in Berlin und der Weg wär echt heavy gewesen zur Arbeit. Von dort waren es trotzdem 45 Kilometer zur Arbeit. Und zu Hause war das Verhältnis zu meiner Mum natürlich auch wackelig...wir haben uns langsam wieder angenährt, aber ganz stabil war es natürlich nicht. Habe mich unterwegs nach einer Wohnung in der Nähe meiner Arbeit umgesehen. Zum 20.09 habe ich dann endlich den Vertrag unterschreiben können. Zum Umzug habe ich außerdem das andere Auto meiner Eltern übernommen, da mein Vater einen Dienstwagen erhalten hat. Irgendwie komisch meinen kleinen Albert nicht mehr zu haben. </3 Aber Günni hat mir während des Umzugs sehr geholfen. Außerdem habe ich während einiger Ausflüge im Sommer im Auto schlafen können. <3
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    Jetzt stand ich allerdings vor einem anderen Problem. 62 km zum Pony waren dann doch ziemlich krass. Also hab ich mich im eigenen Umzugsstress auch noch nach einem feinen Stall für mein Pony umgesehen. Ich musste meine beste Freundin und unser dreier Team an Ponys leider auseinander ziehen. :/
    Aber Samira hat sich wunderbar schnell in die neue Herde eingefunden. Bereits am zweiten Tag dort bin ich mit zwei anderen am Stall ausreiten gewesen. Das war sicherlich auch Hilfreich.

    Bevor wir den Hof gewechselt haben hatten wir noch ein Fotoshooting mit Whisky, Tiwaz und Samira...war gar nicht einfach die drei Pferde zu handhaben. xD Vor allem der Jungspund Tiwaz war irgendwann am Ende seiner Geduld.

    Und hier mal ein Ordner mit Bildern und Impressionen der letzten Monate, toller Ausritte am neuen Stall.
    https://drive.google.com/drive/folders/1PbRXp8JQ84vMMCQjqDkvYxkuYwkOIAFc?usp=sharing
    Gestern waren wir 29 Kilometer unterwegs, im straffen Tempo knapp 4 Stunden. Bei Kilometer 15 gab es eine Pause bei einem Restaurant hier in der Gegend . es gab einen extra Pferdeparkplatz...das war ja SO cool. Und dann haben wir auf dem Rückweg nochmal bei einer Stallkollegin angehalten, wo wir Kaffee bekommen haben.
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    Schon immer fasziniert...2013 infiziert...2017 zu Leben begonnen.

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    Dieses Bild entstand 2013 auf einem Mittelalterfest in der Stadt. Mein Traum? Ich wollte unbedingt Teil dieser Welt sein. Bogenschießen, Feuershows, Schwertkampf, tolle Kleider und einfach Spaß. Damals bekam ich den ersten Eindruck, doch der Kontakt zu Svan brach ab.

    2015 wurde ich Mitglied in einer Asatru Community, die den nordischen Glauben auslebt. Mein Weg der "Schamanin" auch Vitki genannt begann. Runenarbeit wurde ein Teil meines Lebens.

    Durch Zufall begegnete ich 2017 auf einem Markt Svan wieder...wurde zu seinem Sommerlager eingeladen. Von da an tauchte ich Head First in seine Welt ein. Es dauerte nicht lange bis ich Teil der Sippe war, sie wurde meine Familie. Svan und ich hatten bereits 2013 eine besondere Beziehung zueinander. Schnell wurde klar, die Jahre der Trennung hatten dem keinen Abbruch getan. Svan nahm mich in seine Sippe auf, als seine Ziehtochter. Er gab mir den Namen den ich trage innerhalb der Sippe Eija(die mit dem sonnigen Gemüt) und ich darf mich "Tochter des Svan" nennen.

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    Im ersten Jahr probierte ich viel aus...Nadelbinding, Gewandschneiderei, Kochen. Ich packte überall mit an...eine wirkliche Aufgabe fand sich jedoch nicht für mich. Abgesehen vom Bogenschießen.

    Ich wusste was ich wahr, sprach es jedoch nicht aus. Es war mein Ziehvater...die Seherin, die Schamanin, die Völva der Sippe.
    Doch erst mit dem Alter kommt auch die Weisheit, erst mit Beginn der Menopause beginnt wahres Wissen. Eine Völva folgt der Natur, ihrem Inneren, ihrer Intuition. Sie lernt durch Beobachtung, Erfahrungen und durch Niederlagen. Sie ist weder das eine noch das andere.
    Im Grunde war ich das mein ganzes Leben lang.

    So stehe ich mit den Frauen am Feuer, koche und lerne die Aufgaben der Frauen. Ebenso nehme ich aber auch den Bogen zu Hand, das Schild und das Schwert.

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    Eine Völva hat einst ihrer Sippe und den Menschen gedient, eine Brücke ziwschen ihnen und den Göttern. Sie musste Wissen aus beiden Welten sammeln, denen der Frauen und denen der Männer um ihnen zu dienen.

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    Dieses Bewusstsein meiner eigenen Spiritualität lehrte mich die Runenarbeit, ihr Wissen, ihr Studium hat mich seit dem letzten Jahr im besonderen so wachsen lassen. Ich habe dies auf alle Teile meines Lebens ausgebreitet, es hilft mir sogar in der Arbeit mit Samira.

    Und ein Gefühl das in meinem ganzen Körper resoniert sagt mir das es der richtige Pfad ist. Eija Svansdóttir war schon immer in mir, sie musste nur erweckt werden.
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  6. Huhu,

    richtig weg war ich ja nicht. Aber mein letzer Blog war ja sehr...weinerlich. Wir haben in der Sippe Wintersonnenwende gefeiert....ich habe mit den Leuten gesprochen, eine tolle Zeit gehabt. Und neue Dinge für mich beschlossen. Ich habe so unfassbar viel Kraft aus dieser Nacht gezogen. Ich wurde von Sven als Tochter adoptiert...in diesem Jahr nenne ich mich auf den Viling Lagern also Eija Svansdottir.

    Zwei Tage später kamen die ersten Interessenten für Samira, eine davon Ritt. Sie ging allein zum Platz stieg auf, ich stand in der Mitte. Die ersten 10 Minuten liefen prima, bis Samira merkte das ich auf den Platz bin. Sie galoppierte an, raste zu mir, parkte und bewegte sich keinene Zentimeter von allein. "Die hängt an dir." kam es von der Frau...und ich stand da Tränen in den Augen, Hass im Herzen. Denn ich hasste das ich in der vergangenen Zeit nur das schlechte gesehen hatte, meinen Kopf in den Sand gesteckt hatte und ich hasste es diese Frau da auf MEINEM Pony sitzen zu sehen. Noch vor dem Ende des Jahres schloss ich den Entschluss mein Pony bleibt! Allerdings fiel damit auch die Entscheidung...ich kann in dem Stall nicht bleiben.

    Ich hatte die Kosten von Sprit durch den weiten Weg + die Stallkosten unterschätzt...ich überlegte zwei Wochen was ich tun sollte. Eine Freundin am alten Stall bat mich doch wieder zurück zu kommen. Tatsächlich....der Bauer erlaubte das ich mit Samira zurück durfte. Ich war so unfassbar froh...endlich wieder bei meiner Ginger, bei Whisky. Ich habe im letzten Jahr die Entscheidung den Stall zu verlassen zu früh getroffen, zu überstürzt. Weder mein Pony, noch ich waren glücklich....Samira fing an immer wieder eine der Stuten dort zu attackieren, öfter als mir lieb war musste sie separiert von den anderen stehen, weil sie wirklich böse zu den anderen Pferden war.

    Da ich keine Lust hatte einen Hänger zu organisieren und wieder ewig damit zu verbringen jemanden zu suchen der uns fährt. Hab ich eine Freundin gefunden, die mit uns gelaufen ist. Bedeutet wir sind 13 Kilometer Ende Januar gelaufen bzw. geritten um zurück zum alten Stall zu kommen. Erst an der Straße und später quer durch den Wald - die Stürme 2017 hatten ihre Spuren hinterlassen...manchmal waren 5 Bäume gleichzeit auf dem Weg verstreut....und dann hieß es 500 Meter umweg um wieder auf den Weg zu kommen, quer durch die Büsche. Teilweise mussten wir absatteln da Pony mit Sattel nicht durch passte. Oder sie musste springen. Im Dezember/Januar hatte sie fast komplett Pause...keinerlei Arbeit außer kleine Spaziergänge. Es war einfach matschig. Ich habe mich als "Trense" für das Knotenhalfter entschieden...und sie hat das SO toll gemeistert. <3
    Als wir ankamen stellte ich sie auf die Wiese...ihre Freundin stand 100 Meter am anderen Ende...beide Stuten rasten im Affenzahn aufeinander zu, beschnupperten sich und frasen nebeneinander als hätten sie nie etwas anderes getan. Funny hat in der ersten halben Stunde jeden verscheucht der ihr und Samira zu nahe kam. Beste Freundinnen <3

    Hier mal ein Video davon:


    Innerhalb von drei Tagen hatte ich mein aufgewecktes, fröhliches Pony wieder. Jetzt...machen wir nur was uns Spaß macht, keine Ziele mehr...nur das wonach uns gerade ist.

    Dank Ginger habe ich auch wieder die Möglichkeit ihr Pony zu reiten, den Whisky.
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    An meinem Geburtstag bin ich mit dem Fluffball mehrere Male im Gelände galoppiert. Nebenher habe ich auch einzelne Ausritte mit Samira gemacht, alles weiterhin nur am Knotenhalfter.
    Nebenbei widmen wir uns auch der Freiarbeit und dem Tricktraining:



    Tja und die Ausritte mit Whisky zeigten Früchte...am 18.2 bin ich mit Samira im Gelände galoppiert...genau die Strecke auf der wir 2016 den Unfall hatten der mir mein Kreuuband fast zerfetzt hat. Ich hatte das Gefühl es sei richtig..habe sie nach einem Galopp gefragt und schon flitzten wir in einem langsamen Galopp den Weg entlang. Magisch war das...ich habe gezittert, geweint vor Freude. Der größte Schritt ist getan, der Knoten geplatzt.
    Mache ich weiter so Fortschritte, dann will ich im Sommer zu der Strecke an der meine ehemalige RB mit mir durchging mit Samira galoppieren, sodass sich der Kreis schließt. Mal sehen.

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    Meine Interpretation einer "Soulhorse" Marke. Sven hat mir aus Damwildhorn diesen Rabenschädel gefertigt <3

    Das Frühjahr wird eh spannend...sowie der Sommer. Bei etwas das sich "Landpartie Brandenburg" nennt ist unsere Sippe als Lager dabei. Unter anderem hat mich Sven gebeten ob ich mir zutrauen würde Samira mitzunehmen.....dort würden wir einen Auftritt haben in unserer gemeinsamen Arbeit + Bogenschießen. So der Plan...sollte ich merken das ist nichts für Samira, dann ist sie einfach nur zur Begleitung dabei. Aber das können wir erst vor Ort sagen.

    Glückwunsch wer bis hier runter gelesen hat. :D



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  7. Inspiriert von Leaenna <3

    Das Jahr 2017 steht irgendwo zwischen Wahnsinn und Verzweiflung, Glück und Ängsten.

    Das Jahr 2016 war wundervoll...schwierig aber alles in allem gut, ich hatte mir ein Pferd gekauft, wir haben alle Barrikaden überwunden, ich fühlte mich stark.


    Und dann flog ich von ihr herunter. Ich stellte 2017also in den Dienst der Überwindung...der Überwindung von Angst, ich wollte nicht länger in Angst leben.

    Doch 2017 begann mit einer Verletztung...und wenn es eines ist das ich hasse, sind es Dinge die mich einschränken. Mit dem angerissenen Kreuzband habe ich trotzdem weiter gemacht wie zuvor, bin geritten - mit Schmerz. Und mein Pony hat es mir auch nicht einfacher gemacht, denn sie hat sehr genau gespürt - einiges kann ich einfach nicht tun. Also habe ich fast ausschließlich vom Boden aus mit ihr gearbeitet, versucht irgendwie mit meinem verletzten Knie klar zu kommen.

    Allerdings stellte sich schnell heraus - es ist nicht nur das Knie, mein ganzes rechtes Bein ist mitgenommen. Durch das Turnen, durch einen anderen Sturz im Jahr 2011. Durch die Schonhaltung fingen nun auch andere Sehnen an zu schmerzen beim laufen. Aber ich biss mich da durch, zum Sommer hin hatte ich das Gefühl - jetzt wirds! Beim Pferd hätte es zumindest vom Boden aus nicht besser laufen können.


    Nach den Zwischenprüfungen im April fiel bei mir auch endlich ein gewaltiger Druck von den Schultern, außerdem hieß das - Endspurt zur Ausbildung! Aber die Arbeit stellte eine erste Belastung dar, es fing klein an...zu dem Zeitpunkt habe ich es nicht wahr genommen.


    Im Mai traf ich auf einen alten Bekannten, mit ihm hatte ich schon einmal Kontakt gehabt, er lud mich ein zum Mitsommerlager. Ich spürte was mir seit 2014 gefehlt hatte...Kontakt zu Menschen die das Thema “Wikinger” mit mir teilten. Und...das Bogenschießen. Vor allem aber hatte ich endlich auch einen Sport den ich betreiben konnte, OHNE Schmerzen im Bein! War ich also nicht gerade im Stall, verbrachte ich meine Zeit in meiner Sippe. Ich bin ein Meister der Verschleierung...ich fühlte mich glücklich, lebte.

    Meine Schlaflosen Nächte, der Streit mit meinen Eltern nahm zu. Und dann traf ich einen Typen der alle Mauern einriss...vom ersten Moment an war es anders. Brander berührte mich in einer Art und Weise wie es mir bisher nicht passiert war...und ich begann meine Mauern, all die Gefühle die ich Jahrelang begraben hatte offen zu legen und damit begann das seelische Leid.Langsam und kriechend.

    Ich erkannte was ich war, was ich den Leuten um mich herum antat...vor allem meinen Eltern und die Wahrheit gefiel mir absolut nicht. Aber anstatt daran zu arbeiten stürzte ich mich weiter in die Arbeit mit Samira, reiten klappte noch immer nicht, einfach weil sie manchmal noch gegen mich arbeitete und ich mit Schmerzen auf ihrem Rücken saß - absolute Katastrophe.

    Im September habe ich dann beschlossen das liegt am alten Stall,habe mein Pony in den Hänger verfrachtet und bin umgezogen. Dort lief es zunächst besser. Ich bekam von der Hofbesitzerin dort die Erlaubnis mit ihren Isländern zu arbeiten. Ich lernte Erill kennen...ein Wallach der sehr hochsensibel ist.

    Seine erste Reaktion auf mich war Flucht. Pia rief mir dann zu ,dass ich ganz ruhig ran gehen muss. Ich war etwas verwirrt - noch langsamer konnte ich ja gar nicht laufen!

    Ich wurde etwas frustriert, so schwer konnte das doch nicht sein! Als es nicht klappte hab ich mir dann also Pias anderes Pony geholt. Später habe ich Pia und Erill beobachtet, ich verstand was sie mit der Ruhe meinte. Ulfi, das Pony das ich nun genommen hatte, war wie Samira.

    Dabei ging es um Energie. Einen Morgen danach, bevor die Schule begann bin ich also dort in den Paddock. Blieb etwa 10 Meter entfernt von allen stehen und begann zu meditieren. Begann meine gesamte Energie hinunter zu regulieren, die Frustration, die Angst, die Wut darauf das mein Körper nicht machte was ich wollte. Und als ich meine Augen wieder öffnete stand dieses Pony vor mir, noch immer unsicher, aber er war da...und ich hab angefangen zu weinen. Ich spürte eine plötzliche Leichtigkeit die ich sehr lange nicht gehabt hatte...eine Leichtigkeit die ich in der Arbeit mit Samira nie erreicht habe. Denn bei ihr muss ich 110% da sein, keine Ablenkung, denn sonst arbeitet sie direkt gegen einen. Erill war anders...er wollte arbeiten, aber nicht mit jemandem dessen Energie eine Art von Aggressivität beinhaltete.

    Und zum ersten Mal in Wochen und Monaten sah ich klarer. Diese Realisierung brachte aber etwas anderes zum Einsturz….das was Brander begonnen hatte, riss mir Erill so plötzlich unter den Füßen weg. Und ich stürzte ungebremst auf die Wahrheit zu - ich war am Ende, mit mir, mit meiner Umwelt. Ich hatte mir selbst Lügen erzählt über das was in mir vor ging.


    Oktober und November waren hart...ich war kaum auf der Arbeit, ich war krank geschrieben, sobald ich unter Menschen ging hatte ich Panikattacken, Anfang November einen Nervenzusammenbruch. Ich hatte so viel Zeit darauf verwendet anderen etwas zu beweisen, mein Pony hin zu biegen, dass auch andere mit ihr umgehen können und sie reiten, so viel Zeit darin investiert neben der Ausbildung noch zu arbeiten damit ich mir dieses Pony auch leisten kann. Ich hatte irgendwo unterwegs mich selbst verloren….


    Ich hatte Krisengespräche...mit meinen Eltern, anderen Leuten aus der Sippe, Freunden...auch Gespräche mit alten Bekannten. Und ich traf eine Entscheidung, die mir zunächst das Gefühl gab, mir das eigene Herz aus der Brust zu reißen.

    Der Verkauf meinen geliebten Ponys.

    Es fühlte sich an wie versagen, ich machte mir unfassbare Gedanken. Diese Entscheidung ist auf den Tag einen Monat her. Ich fange an klarer zu sehen...ich kann mich momentan nicht um mich selbst kümmern, ich fühle mich noch sehr viel weniger bereit ein Lebewesen zu pflegen. Klar...sie kann auch meine Therapie sein, aber da ist noch immer das Problem mit dem Knie. Vorerst darf ich gar nicht auf´s Pferd...bzw. Sport überhaupt geht nicht. Nach längeren Strecken beginne ich zu humpel. Meine Sehnen sind so instabil, das mir derletzt die Hüfte ein wenig aus der Pfanne gerutscht ist...und das alles verkrampfte. Ich saß daher komisch auf Samira,was sie dazu veranlasste zu buckeln und ich wieder flog. Ich habe nach wie vor keine Angst auf ihr zu sitzen..keine Angst vor dem Buckeln, dem Steigen. Wovor ich aber Angst habe ich so schwer zu stürzen das ich tatsächlich nie wieder auf ein Pferd steigen darf/kann.

    Rückblickend kann ich auf alles was wir geschafft haben bis hier her stolz sein. Ich durfte sie nicht anbinden, nicht neben ihr laufen, sie hat sich manchmal los gerissen - letztens hat eine 3 jährige sie glücklich geführt. Aber ich sehe nun - ich bin noch nicht “der” Mensch auf ihrer Reise. Meine Aufgabe besteht jetzt darin ihr ein gutes zu Hause zu suchen. Danach bedeutet das für mich - mich selbst wieder zu finden. Und ich glaube das kann eine ganze Weile dauern. Jetzt fühlt es sich nicht an wie aufgeben, diese Entscheidung ist der erste Schritt.
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  8. Wie der Blogtitel schon verrät - Samira steht seit Freitag nun in einem neuen Stall. Der alte war für den Beginn unsrer Zeit nicht schlecht. Wir hatten eine Wiese, einen Platz und eine tolle Gemeinschaft. Aber eine tolle Gemeinschaft ist leider nicht alles.
    Ich habe ja wirklich keine großen Ansprüche an einen Stall, aber bisschen was eben doch und mittlerweile konnte mir das mein Stall nicht mehr bieten.
    Samira stand 24/7 auf einer riesigen Wiese, für'n Pony halt nicht soo geil - ich hatte ständig Angst sie bekäme davon Rehe, fett war sie zwischenzeitlich immer mal wieder. Der Platz glich einem Buddelkasten, das Gelände bestand aus 5 Kilometern Stadt ehe ich zum Wald kam.
    Jetzt stehen wir wieder in einem Offenstall, der sogar noch im Aufbau ist. Eigentlich ist´s ein Islandpferdehof, aber eben nicht nur. Es sind aber nur Ponys da. Bedeutet die haben alle die selben Ansprüche/Gefahren. Die stehen 4-5 Stunden pro Tag auf den Wiesen, sonst eben auf großen Paddocks. Stuten und Wallache getrennt. Ich hab Ausreitgelände direkt vor der Tür. Einen vernünftigen Platz, eine kleine aber feine Ovalbahn.

    Samira und ich kamen am anderen Hof einfach nicht wirklich weiter, sie weigerte sich auf dem Platz zu laufen...und zwar vehement - kann ich ihr auch nicht verübeln. Am Sonntag sind wir dann auch geritten, erst im Round Pen. Anschließend für den Galopp mal auf die Ovalbahn - natürlich ist sie da auch gebuckelt. Hat sich aber schnell wieder gefangen und tatsächlich einfach mal "gelaufen". Ich bin gespannt wie wir uns in der nächsten Zeit so entwickeln.
    Das praktische? Durch die Bank weg...alle Ponys da sind "Irre" alle auf die eigene Art. Der Wallach der Hofbesitzerin ist tatsächlich im Verhalten Samira ziemlich ähnlich wie wir in den letzten Tagen festgestellt habe. Es ist einfach toll sich endlich auch mal vor Ort mit jemandem austauschen zu können. :,)

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    Die ersten zwei Tage stand sie tagsüber auf der Ovalbahn. Sonntag kam sie probeweise mit auf die Wiese. Hat sich auch gut benommen, wurde direkt von einer Stute in ihre Schranken gewiesen. Hat sich dann an eine Stute gehangen, die auch erst neu da ist. (Die kennen einige sogar hier :p Lösen wir auf?) :D
    Gestern haben sich die beiden allerdings geprügelt - beide rossig. Zicken xD
    Samira hatte ein paar Kratzer, aber das ist eben nicht zu vermeiden ^^
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  9. Das letzte Mal im Blog kam ich "gerade" von einem Mittelalterfest aus der Gegend...well seitdem hat sich einiges getan :,)

    Dort bin ich einem alten Bekannten begegnet, von dem ich auch eingeladen wurde zu einem Midsommerlager. Lustigerweise? Ihr erinnert euch an meinen Charakter Svejn? Well..er war sehr angelehnt an diesen Bekannten der damals auch noch unter dem Namen Svejn unterwegs war. Im realen Leben heißt er allerdings Sven. Ich habe nach vier Jahren wieder einen Bogen in der Hand gehalten, genau den selben mit dem ich "einst" angefangen habe zu schießen. Es ist als hätte ich das nie aufgegeben..ich fühle mich dabei so unendlich frei. Es gibt für einen kurzen Moment nur dich, den Bogen und das Ziel.
    Außerdem hab ich auf dem Midsommerlager jemanden kennengerlernt...jemand der mich wahnsinnig, verändert.
    Am ersten Abend ging es darum das ich eigentlich nicht über Nacht dort bleiben wollte - bzw. konnte es gab keinen Schlafplatz für mich. Da meinte jemand, den ich erst 4 Stunden zuvor gesehen hatte, solange ich nicht treten würde könnte ich bei ihm im Bully pennen. Well...und da war sie wieder meine Angst vor Männern. Die Angst die ich nie ganz begraben kann...eine Angst die tief in mir verwurzelt ist. Und dann steh ich da vor ihm...seh ihn an und hör mich plötzlich ja sagen! Ich hab echt gedacht ich bin bekloppt, also wirklich...
    Besonders als der Moment näher rückt da wir ins Bett wollen...ich war so angespannt das ich an dem Abend einfach keinen Pfeil auf die Scheibe treffen konnte <.<
    Aber ich hab die Nacht überlebt...und erstaunlicherweise - ohne Angst...also nicht gänzlich aber irgendwie...ich hatte zumindest keine Panikattacke. Am zweiten Tag gab es eine stumme Übereinkunft das ich wieder bei ihm übernachten würde.
    An diesem Tag kamen mehr zum Lager...wir hatten ein Midsommerritual. Die Sträucher aus diesem Jahr werden im Rauch der alten geweiht - jeder musste einen Wunsch für das kommende Jahr aussprechen. Für mich bedeutete das "Ängste überwinden" in Bezug auf den Galopp...aber auch in Bezug auf Männer.
    Am Abend kam eine Skaldin(Sängerin), wir saßen alle drei bis spät in die Nacht am Feuer und haben gesungen....reichlich Bier/Met gab's auch. Im Bully fragte er dann was es eigentlich mit meinem Wunsch auf sich hatte. Ich habe es ihm erzählt, er witzelte "Daher gestern die Decke bis zur Nasenspitze gezogen. Bin ich in der Nähe brauchst du keine Angst haben." Idiotischerwiese hab ich ihm das geglaubt....am nächsten Morgen lag sein Arm um mich...wir sind eine ganze Weile so liegen geblieben. Tja....und da beginnt die Reise gegen meine Angst. Mit ihm scheint irgendwie alles anders...da war nie auch nur Angst,woran es liegt weiß ich nicht, aber ich genieße es....es verändert mich. Momentan bin ich einfach happy.

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    Lagerleben <3

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    Wenn man morgens um 5 aufwacht...Pipi geht, das wundervolle Licht sieht und unbedingt die Kamera holen muss :D


    Knapp zwei Wochen haben wir dann aus Hamburg meinen ersten eigenen Bogen geholt...direkt zum G20 Wochenende xD Wir hatten eine sehr lustige Fahrt, eine interessante Polizeikontrolle - er hatte nämlich versäumt sein Wikingerwaffenarsenal aus dem Bully zu packen....4 Äxte, zwei Schwerter....diverse Messer. Well xD Schlussendlich sind wir dann angekommen, Bogen gekauft, zurück über die Landstraßen...an einem See angehalten. Met, Bier Feuer....mehr braucht es nicht :,)
    Das jetzt langsam vergehende Wochenende haben wir genutzt um Samira auch langsam Bogenfest zu machen. Mit meinem Reiterbogen hat sie keinerlei Probleme gezeigt, direkt neben ihr schießen? Null Problemo! Er hat allerdings einen von unserem Sippenchef, mit knapp 75 Pfund, das Ding ist schön laut xD Also bei uns auf der Wiese hin gestellt und einfach quer über die Wiese geschossen. Lustigerweise fand Samira das Geräusch der Pfeile im Köcher sehr viel grusliger als das Abschießen des Pfeiles.... :,D

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    Die Teile da gehen mit Leichtigkeit durch die Rüstung....haben wir schon probiert ^^´
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    Üben vor dem Bogenturnier :,) übrigens auch der Typ von dem die Rede ist ^^

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    Letztes Wochenende gab es auf der Bogenbahn ein Survival Camp..mit Axt werfen, Knife spielen, Bogen schießen etc. War lustig :D


    Nächstes Wochenende geht es dann zu einem relativ großen Lager in Garz auf Rügen "Schlacht um Garz" nennt sich das. Bin wahnsinnig aufgeregt deswegen :D Ich wurde nämlich als neues Mitglied in der Sippe aufgenommen, wir stellen die Wikingerzeit von 800-1000 dar...ich hab jetzt ein Jahr Zeit meine Gewandung anzupassen....in Garz bekomme ich von Sven und den anderen meinen Lagernamen. Bin gespannt was sie mir heraus suchen. <3

    Samira macht momentan einfach alles toll mit...wir sind seit über einem Monat Steig-Frei! Wir haben monatlich eine Reitstunde, seit kurzem auch endlich einen angepassten Sattel mit dem wir endlich beide zufrieden sind <3
    Als der viele Regenfall war - hab die Bilder hier ja schon gezeigt, haben wir sehr viel Pfützentraining machen können. Durchreiten ging auch ohne weitere Probleme.
    Wir haben letzte Woche unseren ersten, größeren Ausritt allein gemeistert. Ich bin so wahnsinnig stolz momentan auf uns.
    Ich habe seit Juni einiges in meiner Denkweise, unserem Training umgestellt - das lohnte sich wirklich für uns.

    Zu guter letzt....ein Bild von meinem Bogen <3
    [​IMG] Skytischer Reiterbogen.
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  10. Ich bin tatsächlich seit dem November hier abwesend...Irgendwie komisch. Einerseits ist es befreiend nicht "ständig" Berichte tippen zu "müssen", auf der anderen Seite fühle ich mich auch manchmal außen vor. Ich habe in letzter Zeit tatsächlich wieder daran gedacht: Fang ich doch wieder an?

    Aber erstmal wollte ich euch ein wenig vom Pony erzählen, ein wenig seht ihr ja auch in den Bildern die von Zeit zu Zeit in der Galerie landen.
    Samira macht sich zur Zeit gut, wir haben einmal im Monat Unterricht bei meiner Trainerin seit März. Zusätzlich nehme ich von Zeit zu Zeit auch Unterricht auf dem Hof meiner Trainerin - dort geht es hauptsächlich um Ausritte. Das Pferd welches ich reite ist ein 9 jähriger Appaloosa Wallach namens Tucker. Mit ihm geht es daran meine Galoppangst im Gelände langsam einzudämmen. Wir hatten jetzt schon zweimal so einen Ausritt, obwohl es erst der zweite war - ich fühle mich wohl. Zusätzlich reite ich den Schimmelwallach Whisky einer Freundin bei uns am Stall im Gelände. Verletztungsbedingt war ich mit ihm erst zweimal im Gelände, aber ich bin tatsächlich eine Strecke mit ihm galoppiert, die länger als 20 Meter war xD
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    erster arschkalter Ritt mit Whisky :,D
    Ich bin wahnsinnig stolz auf mich :3 Mit Samira geht es natürlich auch ins Gelände...vorn und hinten sind kein Problem mehr. Schritt und Trab. Ich lege laaaaangsam sogar meine Wiesenphobie ab - ich bin am Freitag über die Wiese getrabt, als erste....auf dem Weg zum Hof! Hört sich nicht spektakulär an, aber für mich ist's doch was besonderes....seit 2012 bin ich sogar im Schritt auf einer Wiese wahnsinnig angespannt gewesen, das legt sich langsam aber sicher.
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    Meine RL lobt mich immer wieder dafür das ich Samira die Zeit gebe die sie braucht, beim Steigen ruhig bleibe und trotzdem konsequent. Anfang Mai war ich auf einem Seminar über Pferdepersönlichkeiten, das hat viel geholfen. Ist ein System von Pat Parelli. Außerdem beschäftige ich mich auch so viel mit Horsemanship...nicht nur Parelli, sondern lese über viele verschiedene Methoden, picke mir dabei aus was mir sagt "Das passt bei uns". Ich habe einfach gelernt Samira so zu nehmen wie sie ist...ich bestrafe das steigen nicht länger. Ich mache viel von dem was auch ihr Spaß macht, ohne dabei mein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren. In dem Seminar ging es darum das einige Pferde imaginär gesehen ein Shirt an haben auf dem steht "Du bist nicht mein Boss." und ja...Samira trägt das deutlich zur Schau, sie testet. Um aber eine Einheit mit ihr zu bilden habe ich mir zur Regel gemacht, das es keine Regel gibt. Klingt vielleicht etwas absurd, klappt aber.
    Ein fester Trainingsplan, das stumpfe Beharren das sie eine Aufgabe erfüllt - ich bekam nur gegendruck. Ihr muss die Aufgabe manchmal auf verschiedene Weisen angeboten werden. Trotzdem komme ich am Ende an mein Ziel, ich muss im Training nur kreativer sein als mein Pony :D Seitdem wir das erkannt haben...geht es stetig Berg auf. Klar es wird wieder Rückschritte geben, würde aber meinen das ist nix zu dem was wir vorher hatten :,)
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    Kleiner Streber...in zwei Wochen das hinlegen gelernt

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    Mama und Samira, so stolz auf meine Ma, eigentlich hatte sie richtig Angst vor Pferden <3
    Momentan sind wir (wieder) Sattellos...nicht weil Pö der Sattel nicht passte...ich hab mich nicht drin wohl gefühlt. Nun neuen Termin bei einer Sattlerin besorgen...ich würd schon gern nen Dressursattel haben, aber keinen der mich so ulkig setzt wie mein letzer. Ich dachte ich gewöhne mich dran - tu ich nicht. Die Pauschen waren wahnsinnig "fett" und haben mein Knie nach hinten gedrückt und eh...war nix.
    Ausbildung läuft momentan...hab meine Zwischenprüfung überstanden. Die schriftlichen waren kacke, die Webseite die ich machen musste war tatsächlich viel besser als ich gedacht hätte xD Bin aber auch froh das es nun langsam dem Ende entgegen geht...ordentlich kein Bock mehr. <.< Will endlich nur noch Arbeiten ohne den ganzen Lernstress...der macht mich mürbe. Alles in allem gehts mir phsychisch gesehen seit Dezember kakka...mal mehr mal weniger. Hatte zwischendrin auch mal wieder Therapiestunden, die haben zumindest in der Hinsicht was gebracht das ich jetzt weiß was es ist...aber bin dann irgendwann nicht mehr hin, weil...
    Naja fand ich irgendwie "doof" da ständig hin zu rennen, richtig helfen konnte die mir auch nicht und unsympatisch war sie mir auch irgendwie. Vielleicht such ich nochmal ne andere...aber momentan komm ich eigentlich ganz gut zurecht....ich weiß ja wodurch es ausgelöst wird - macht es manchmal etwas einfacher. Aber wir haben ja irgendwie alle unsere Laster zu tragen, ich hab mich ja nicht zu beschweren :,)

    Zu der Rückkehr hierher in den VRH...ich bin mit Veija momentan ein wenig am "rum spinnen" etc. vielleicht geh ich das wirklich an. Vermisse das schreiben mit ihr <3
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  11. Ist ja doch wieder eine ganze Weile her da ich mich hier mal zu uns geäußert habe, also hier mal ein kleines Update für die Interessierten.

    Bei dem Ausritt im letzten Blog, blieb es leider nicht bei einer simplen Verstauchung oder sowas, nöp ich hab mir dabei ganz fein das Kreuzband angerissen. Also einmal komplettausfall, Krücken und Physio. Reiten durfte ich da eigentlich gar nicht, hab ich in der ersten Zeit auch nicht. Samira hatte im Dezember dann sowas wie Winterpause....es gab Besuch, minutenlanges Putzes und leichte Bodenarbeit. Was soll ich sagen? Hat sich für uns beide echt gelohnt <3 Sie hat erstmals wirklich auf mich geachtet - was bisher auch so geblieben ist. Danach ging die Bodenarbeit natürlich noch weiter, ab und an hab ich mich drauf gesetzt....wir haben Ausritte gemacht mit anderen.

    Das Steigen haben wir wirklich "im Griff" mittlerweile...ich muss bei ihr viel über die positive Bestärkung machen, bei zu viel Druck macht sie einfach komplett dicht und neigt dann eher zu Krawall. Ich muss einfach noch mehr darauf achten was sie möchte. Ich weiß mittlerweile, wenn sie schlechte Laune hat, wenn sie richtig Bock hat.
    Vor drei Wochen dann hatten wir - nachdem ich auch vom Arzt wieder die Offizielle Reiterlaubnis hatte :D Endlich wieder eine Reitstunde...wir haben viel das ruhige stehen an der Aufstiegshilfe geübt, ruhiges Aufsteigen...ohne das Samira in die Füße beißt. Ich habs am Anfang einfach zu schnell gemacht, nicht auf ihre Signale der Abwehr reagiert und ihr jetztiges Verhalten dadurch hervor gerufen. Meine RL meinte das man mit Späteinsteigern noch behutsamer sein muss als bei jüngeren Pferden - sie durfte 7 Jahre machen was sie wollte, das jetzt abgeben fällt ihr schwer.

    Zusätzlich gehen meine RL und ich nun auch meine Galoppangst an - auf ihren Pferden gehen wir einmal im Monat ausreiten - dann heißt es Ravi galoppiert. Nach meiner Zwischenprüfung ist die erste Stunde, hab jetzt schon wabbelbeine. Ich muss erst meine Unsicherheit in den Griff bekommen, ehe ich mich mit Samira wieder in diese Gangart begebe, zumindest außerhalb der Koppeln bei uns.
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    ihr Lieblingstrick :,D

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    Spinnen kann sie auch ganz prima :,D

    Außerdem sind wir mittlerweile tatsächlich nur noch gebisslos unterwegs, Pony macht es gut mit, ist happy und ich Stolz das wir das so toll durchziehen können <3
    Im Verlauf der Woche sind wir sogar nur mit Knotenhalfter geritten :3
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    Hier außerdem mal ein Reitvideo von letzter Woche...wir haben momentan Schritt verordnet bekommen, ich steig öfters auch wieder ab und wieder auf.
    Ganz toll ist natürlich auch meine Eleganz beim aufsteigen XD Mit dem Barebackpad, gar keine so leichte Aufgabe ^^´ Nebendran gurkte der Bauer auch mit dem Traktor über die Wiese, auch vom Autohupen ließ sie sich gar nicht stören. Das drehen auf dem Pony war echt mein Highlight :0

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  12. Die zwei Mädchen saßen eng zusammen gedrängt auf dem Sofa, auf der Hälfte ihrer Oberschenkel brummte ein dicker Laptop vor sich her. Während die eine der beiden mit der Hand die Maus bediente, biss die andere in diesem Moment gerade in ihr Brötchen. “Maddie, bitte..das geht auch nicht schneller wenn du alles voll krümmelst.” “Sorry” nuschelte das Mädchen mit dem Namen Maddie, schluckte schwer und beugte sich vor um die Krümmel fort zu pusten. “Fast wie neu” “Naja neu ist jetzt wirklich was anderes.”

    “Sieh lieber zu das du deine Mails checkst, ich will wissen ob du Antworten hast!” Maddie hatte derweil ihr Brötchen auf die Couch gelegt, schlug dem Hund sanft aber bestimmt auf die Nase “Nein!” Sie erntete einen treudoofen Blick, der Hund, so groß wie ein kleines Kalb blieb sehnsüchtig davor sitzen. “Hier schau, ich hab tatsächlich einige Antworten bekommen, eine davon sogar hier in England.” beid Mädchen beugten sich tiefer hinab, lasen die wenigen Zeilen durch. Maddies Lippen bewegten sich dabei stumm mit. “Excalibur, also...hübscher Palomino. Passt doch zu dir.” Maddie grinste verschmitzt, “Mit der Artussage hast du es ja schon immer.” “Klar, aber liest du bitte nochmal den Namen? Da steht Excaliber!” Maddie winkte spöttisch ab. “Ach das ist doch genau das selbe!” Das schwarzhaarige Mädchen zog die Augenbrauen kraus, schüttelte nur den Kopf und widmete sich den anderen Anzeigen. Die schwarzhaarige ignorierte dabei vollends ihre Umgebung, klickte durch die Bilder und Mails, bis sie bei einer Stute stehen blieb die nicht ganz ihrem Kaliber entsprach. Ein Friesenmix, schneeweiß bis auf ein paar graue Stellen. Relativ jung, doch bereits früh begonnen zu schimmeln wie es schien. Das Mädchen wollte es sich selbst nicht ganz zugeben, aber es war vor allem der Name an dem sie zuerst hängen geblieben war. Skadi - Göttin des Winters und der Jagd, eine starke Persönlichkeit. Zumindest die Bedeutung Winter in Anbetracht ihres Felles stimmte dabei überein. Aber ein Schimmel? Doch es blieb ihr nicht weiter Zeit dem Gedanken hinterher zu hängen.

    “Ravn du Sack!” damit sprang Maddie von der Couch auf, man sah nur noch den Po des Hundes aus der Tür huschen, das Mädchen hinterher. Die schwarzhaarige sah leicht nach rechts - das Brötchen war weg. “Eeeeve! Kannst du deinem Hund BITTE sagen er soll mein Essen los lassen?” Eve seufzte, stellte den Laptop auf den Tisch und folgte Maddie in den Flur. Da sah sie also ihre beste Freundin, eine Hand im dichten Fell des Schäferhundes, die andere halb im Maul. Ravn hockte da, den üblichen treudoofen Blick in den Gesichtszügen, ein Ohr abgeklappt den Kopf Richtung Fußboden. Eve kam nicht darum herum zu kichern, gab dem Hund schließlich das Zeichen für Aus und brav ließ er das sabbrige, nun auch labbrige Brötchen los. “Ich hab auch langsam Hunger, lass einfach fix zu Grannys runter und eine Pizza holen?” Grannys war das Local über dem Maddie ihre kleine Wohnung hatte, für dieses Wochenende war Eve hier zu Besuch - ein wenig Urlaub hatte auch sie sich mal verdient. Ravn war dabei immer mit von der Partie, der Rüde war eine treudoofe Seele, von einem Freund ursprünglich als Polizeihund gekauft hatte sich der Rüde sehr schnell als untauglich erwiesen und war verkauft worden. Damals war er knapp 6 Monate alt gewesen, aber sein grobmotorisches handeln hatte er nie ganz abgelegt. Da der Rüde auch nicht für die Zucht geeignet war, hatte sie ihn eigentlich kastrieren wollen, aber im Grunde war er so gutmütig, dass Eve hier das Geld sparte. “Gut, ich muss nur meine Geldbörse suchen, hab die irgendwie verlegt.” “Lass, ich lad dich ein.”


    Drei Tage später befand sich Eve wieder in der eigenen Wohnung in Sheffield, an dem großen Schreibtisch sitzend hatte sie regen Kontakt mit den Besitzern von Skadi und Excaliber. Zwar hatte Eve ursprünglich nur ein Pferd in das Training holen wollen, aber eigentlich hätte sie auch gut Zeit sich um zwei Pferde zu kümmern. Als Freelancer war sie nicht unbedingt immer dazu gezwungen 8 Stunden vor dem PC zu verbringen wie zur Zeit ihrer Ausbildung. Da beide Besitzer relativ beschäftigt waren, war es jetzt an ihr die Bedingungen für das kommende in eine Art Vertrag zu verpacken. Bedächtig nippte Eve an ihrem Tee, starrte auf die geöffnete Word Datei - darin lag nicht unbedingt ihre Stärke.


    Hast du es dir mit dem Schimmel überlegt?

    Nein, ich werd die trotzdem nehmen.

    ICH helf dir aber nicht beim Putzen!

    DU bist eh noch 130 Kilometer von mir entfernt. Hast du dir das durch den Kopf gehen lassen mit der WG? Noch ist die Wohnung gegenüber frei. Glaub nicht ,dass der Vermieter die noch lange reserviert für uns.

    Hör bloß auf mich daran zu erinnern, prinzipiell hat meine Mum ja nichts gegen einen Auszug, aber mit deinem Hundevieh. :p

    Ach komm schon, du und Ravn kennt euch doch.

    Ich sags dir das Vieh ärgert mich mit Absicht! Und dann kann man dem ja nicht mal sauer sein. Was machst du grad?

    Ravn ist gut erzogen, das konnte man von eurer Teppichratte damals nicht behaupten xD. Ich versuch mich an dem Vertrag. Nebenbei hab ich ein neues Projekt am Start, eine Hundezucht die eine neue Seite braucht. Nichts außergewöhnliches.

    Okay, Fluffy war wirklich eine Kröte...aber ich komm nicht drauf klar wie Grobmotorisch dein Hund einfach ist. In klein wär das ja niedlich, aber Ravn rammelt ohne Rücksicht auf Verluste alles um was nicht bei drei aus dem Weg ist.

    xD



    An diesem Punkt konnte Eve sich das Lachen nicht verkneifen, Ravn war tatsächlich kein Hund für die Wohnung, aber dafür waren sie auch oft genug draußen unterwegs. Manchmal kalkulierte der Schäferhunde seinen Bremsweg falsch ein, dabei rannte er schon mal jemanden um. Um sich aber wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, packte Eve das Handy beiseite, zog die Füße auf den Stuhl um sich eine bequeme Sitzposition zu verschaffen um dann endlich den Vertrag fertig zu schreiben.
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  13. Huhu Joelle-Welt!
    Hab mich ja seit einiger Zeit etwas rar hier gemacht, Zeit ins Pony, die Ausbildung ist mir momentan einfach wichtiger. Manche erinnern sich vielleicht noch genau an dieses Bild?

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    Danach hab ich echt lange überlegt was tun, Sattel wurde gleich wieder verkauft. Die ersten zwei Wochen hab ich sie meist in Ruhe gelassen, dann kam meine Trainerin ins Spiel. Ursprünglich hatte ich überlegt sie in den Beritt zu geben, aber besagte Trainerin hat Recht "Was du allein meisterst, macht dich später am meisten stolz" .
    Was hätte mir gesagt das sie sich bei der Trainerin zu benehmen , weiß und bei mir dann wieder anfängt? Also sagen wir dem ganzen den Kampf an!

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    Das letzte Mal als ich zur Bodenarbeit zurück gekehrt bin habe ich mich viel um die Erziehung gekümmert, aber wir hatten kein richtiges Band zusammen. Mit Samira habe ich also wieder viele Spaziergänge gemacht, das woran sie Spaß hat. Aber auch weiterhin sinnvolle Bodenarbeit(Richtung Natural Horsemanship). Mitte Oktober kam dann auch der Osteo zu uns, renkte sie einmal komplett ein. Sie hatte sogar eine Art Akkupunktur, die sich Dry Needleing nannte oder so.
    Danach hab ich richtig gemerkt wie sie aufblühte die kleine Ziege <3
    Nebenher hab ich auch immer wieder Übungen an der Aufstiegshilfe gemacht.
    Hin, drauf stellen, stehen bleiben, runter , Loben.
    Das hab ich minutenlang gemacht, das sie einfach lernt da stehen zu bleiben. Anfang November hab ich dann auch immer mal wieder Gewicht auf den Rücken gegeben.

    Einen Tag hab ich dann am Pony gestanden, sie stiefelte los und blieb am Hocker stehen. Das Teil steht immer in der Mitte vom Round Pen irgendwo rum. Die Stunde die wir zusammen gemacht haben war toll gewesen, also bin ich übermütig geworden und stieg auf!
    Sie drehte den Kopf zu mir während ich einfach nach vorn gebeugt auf dem Hals liegen blieb und ihren Hals/Brust Bereich streichelte. Das war ein toller Beweis das sich das Training lohnt....es war nämlich das erste Mal das ich auf ihr sitzen durfte ohne Unterlage :3

    Habe dann also ach das Aufsteigen ins Training aufgenommen, zunächst nur mit dem Bareback Pad - auf dem Platz fing sie ab und an doch noch an zu steigen. Also hab ich die Arbeit da erstmal an den Haken gehangen was das reiten betrifft. Auf der Wiese durfte ich das ja auch nicht...
    Bin dann irgendwann vor zwei Wochen von der Arbeit aus dem Round Pen gekommen und nach vorn gelaufen und dachte mir "Probiers" hab mich drauf gesetzt und siehe da...ich bin nicht postwendend abgeworfen worden. Im Schritt und auch im Galopp kurz vor dem Bauwagen ging es nur am Halfter zum Bauwagen. Am selben Abend wurde ich gefragt ob ich mal einen Ausritt begleiten möchte....hab dann also Todesmutig zugesagt.

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    Der Ausritt war prima, gebisslos am langen Zügel hinter der Herdenchefin habe ich auch meinen ersten Gruppengalopp überlebt - ebenfalls nur das Bareback Pad.
    Seitdem gehen wir jeden Samstag auf einen Ausritt...letzte Woche ohne Herdenchefin als Führpferd für eine neue RB auf einem der Ponys am Hof. Und heute auch...allein...nur mit jemandem der uns zu Fuß begleitete.
    Allerdings hat mich heute der Freudenbuckler aus dem Sattel geschmissen xD Haben seit einer Woche einen Barefoot hier...zum Testen und was soll ich sagen, kein Vergleich zum Baumsattel. Pony ist damit einfach am zufriedensten. In drei Wochen hab ich die Möglichkeit einen anderes Modell zu testen, der Barrydale ist evtl. zu lang im Sattelblatt. Aber da kommt nächste Woche nochmal die Sattlerin/Vertreterin von Barefoot. :D

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  14. Faszinierend stellte Ryce fest ,dass sein Vater tatsächlich noch lebte. Nicht wirklich mehr bei all seinen Sinnen, aber sein Herz schien noch zu schlagen. Einer der Krieger schien die Verstümmelung von Aethelwold unterbunden zu haben. Die gesprochenen Worte vermochte der Junge jedoch nicht zu vernehmen. Die Haut auf der Brust seines Vaters war vom Messer aufgeschlitzt, Blut quoll daraus hervor. Mienenlos stand der Junge davor, die Hände gefesselt. Längst waren seine Tränen getrocknet, sie galten einzig seinem treuen Pony. Ryce wandte sich von der halben Leiche ab, selbst er wusste ,dass der Mann nicht mehr lange zu leben hatte, nur sein Starrsinn hielt ihn am Leben. Einer der anderen Krieger deutete auf ihn, sagte etwas das die restliche Bande offensichtlich sehr zu erheitern schien. Ryce hob den Kopf und sah dem Krieger mit starrem Blick entgegen, knurrte ihn innerlich an. Erstaunlicherweise bekam er keinen weiteren Schlag ins Gesicht, nur eine Schüssel mit undefinierten Zutaten darin, die wohl eine Suppe darstellen sollte. Da der Hunger aber schon eine ganze Weile in seinem inneren wuchs hob er die Schüssel an seine Lippen und trank. Langsam wich der Hunger aus seinen Gliedern, die Kälte wich angesichts des Feuers.

    Ein Stöhnen hinter ihm erinnerte ihn kurz daran ,dass dies nicht das Lager seines Vaters war. Mit den gefesselten Händen kroch er auf den Körper des Mannes zu der im sterben lag. Im Schein des Feuers sah Ryce den Blutstrom der sich durch den Bart aus dem Mund ergoss. Das röchelnde ,schwere Atmen machte dem Jungen klar das die Lunge verletzt sein musste. Mit unter dem Körper verschlungenen Beinen beobachtete Ryce den Kampf den sein Vater nun schlug. Dann sah er hinauf zu den Kriegern, die um das Feuer herum saßen. Einer von ihnen beobachtete ihn genau. Ryce sah wieder hinab, hörte das Stöhnen und kehrte zurück in eine seiner frühesten Erinnerungen. Aethelwold hatte sie besucht, ihn und seine Mutter. Nachts war seine Mutter zu ihm ins Bett gekommen, ihr Körper hatte vor Angst gezittert, das blaue Auge hatte sie Tage danach noch im Gesicht getragen. Vorher hatte er ihre Schreie gehört, ihren Schmerz. Ryce wusste nicht wo seine Mutter jetzt war, aber er schwor sich sie zu finden und vor Schmerz zu bewahren. Sein Zittern hörte auf als er die Hände links und rechts um den Hals des Mannes legte, das Seil mit dem sie gefesselt waren drückte noch mehr der kostbaren Luft ab. Die Augen seines Vaters öffneten sich, Schock stand in ihnen. Er zuckte nun, keuchte den Namen seines Sohnes den er nie beachtet hatte. Ryce sah zum ersten Mal wie sich das Leben in den Augen eines Menschen auftürmte bis es schließlich brach. Ryce blieb ruhig sitzen an der Leiche seines Vaters. Der Däne hatte nicht aufgehört ihn zu beobachten, sein Blick haftete auf dem Jungen, der sich nun aufrichtete und zurück zum Schein des Feuers ging. Es schien als habe nur dieser Krieger mitbekommen was er soeben getan hatte.


    Obwohl gänzlich erschöpft saß Hilda aufrecht am Feuer, noch immer wollten die Tränen nicht ganz versiegen. Sie sah wie der Däne ihren Sohn schlug und sie sich dann über seine Schulter geworfen wieder fand. Sie hatten das Dorf früh verlassen. Jetzt waren sie an einer ihr unbekannten Flussmündung, eines der riesigen Drachenboote war auf Grund gelegt worden. Mit einer gewissen Faszination hatte sie den Bug mit seinem geschnitzten Kopf beobachtet, sie hätte nicht sagen können was genau es zeigte. Der Däne der ihrem Sohn den Schlag verpasst hatte, war nicht von ihrer Seite gewichen, doch zumindest hatte er nicht noch einmal versucht ihr zu nahe zu kommen. Ihre Hände waren gefesselt worden, er selbst hatte sie auf eines der schlanken Ponys gesetzt. Ihre Beine hatten ebenfalls Fesseln erhalten die unter dem Bauch des Ponys zusammen liefen. Natürlich hatten sie den Ritt nicht verlangsamt, weil in ihrer Mitte eine Frau war. Hilda war das Reiten nicht gewohnt, konnte sich nur schwer dem Rhythmus des Tieres anpassen. Schon bald spürte sie den Schmerz der offenen Schenkel. Ihr halb zerfetztes Gewand bot keinen Schutz zwischen ihrer nackten Haut und dem groben Leder des Sattels. Halb bewusstlos hatte sie stundenlang auf dem Pony gehangen. Fast hatte sie nicht bemerkt wie viele der Männer sich irgendwann von ihnen getrennt hatten. Es blieben neben dem Dänen der ihr Pferd führte nur noch sechs andere, drei davon kaum aus dem Knabenalter heraus gewachsen. Am Ende des Rittes hatte der Mann dessen Name offensichtlich Svejn war sie von den Fesseln befreit und vom Pony gehoben. Es hatte sie fast alle Beherrschung gekostet nicht vor Schmerz aufzuschreien, ihr Körper kannte in diesem Moment nur den stumpfen Schmerz. Svejn hatte sie auf ein Lager gesetzt, ihr eine Schüssel mit einer Art Gerstenbrei gegeben und anschließend mit den restlichen Männern gesprochen. Hilda zitterte, hatte noch nichts von ihrem Brei gegessen, versuchte stattdessen den Fluss ihrer Tränen zu unterdrücken. Sie hasste diese Schwäche. Als Svejn schließlich zurück zu ihr kehrte sah er zweifelnd in die Schüssel in der noch immer der Brei war. Ihre Beine waren nicht mehr gefesselt ebenso wenig ihre Hände. Mit aller Kraft warf sie dem Dänen die Schüssel mit dem noch heißen Brei entgegen, sprang so schnell es ihr möglich war auf die Beine und hastete zu den Pferden. Zwischen ihren Leibern versteckte sie sich, sah den Dolch am Sattel eines Tieres und zog ihn heraus. Entschlossen hielt sie ihn vor sich als sie Svejn auf sich zu kommen sah. In der Dunkelheit vermochte sie nicht zu sagen was sein Gesicht zur Schau trug, sie wollte es auch gar nicht. Mit einigen Lauten scheuchte er die wenigen Pferde von ihrer Seite fort. Da nun der Schein des Feuers ungehindert auf ihn fiel musste Hilda schlucken. Sein Gesicht schien neutral, keine Wut konnte sie daran erkennen.Auf seiner rechten Wange konnte sie nun die feinen Linien einer Tättowierung erkennen, aber was genau es darstellen sollte konnte sie nicht sagen. Trotzdem stellte sie sich schmerzhaft vor. Allerdings hatte er diese auch nicht zur Schau getragen als er seelenruhig in die Kirche gekommen war. Ihre Beine zitterten vor Kälte, Erschöpfung und jetzt wieder vor Angst. Hilda hob den Dolch höher vor die Brust, doch jetzt noch würde sie dem Hünen nicht gewachsen sein. Mit dem Schritt da er näher an sie heran trat, zog Svejn die Axt aus seinem Gürtel. Mit schnellen Schritten lief sie jetzt halb verzweifelt auf ihn zu fuchtelte mit dem Dolch und spürte einen harten Schlag auf dessen Klinge, hilflos konnte sie nur mit ansehen wie der Dolch zu Boden fiel. Mit gerecktem Kinn sah sie dem Krieger jetzt entgegen, unsicher sah sie das dünne Lächeln auf seinem Gesicht. Dieser Mann verwirrte sie. Seine ganze Art verwirrte sie, nicht einmal bisher hatte sie erkennen können was er eigentlich wollte. Also blieb sie einfach stehen, reckte das Kinn und sah ihm in die Augen. Mit der Hand schob sie sich das Kleid weiter auf die Schulter, wobei es als solches nicht länger bezeichnet werden konnte. Es hing ab der Hüfte nur in Fetzen, bedeckte kaum ihre Beine und wurde nur durch die Schnürung noch halbwegs an Ort und Stelle gehalten. Der Träger auf ihrer rechten Schulter war gerissen. Ihr persönlich zeigte sie diesen Männern zu viel Haut, doch andere Kleidung hatte ihr bisher keiner zugesprochen. Schmerzlich wurde sie nun an ihren Hunger erinnert, scholt sich den angebotenen Brei verschüttet zu haben. Was auch immer Svejn jetzt vor haben mochte, jetzt würde es sicherlich schlimmer ausfallen als zuvor. Bedächtig trat er an sie heran, betrachtete ihr Gesicht noch immer mit diesem Lächeln. Seine Axt lag nun an ihrer Kehle, doch sie starrte ihm stur in die Augen, wankte nur da ihre Beine zu schwach waren das Gewicht ihres Körpers zu halten.Mit den Wunden an ihren Beinen, die von ihrem Ritt her rührten würde der Krieger vielleicht davon absehen sie zu vergewaltigen. Der Schatten seines Kusses in der Kirche war ihr noch in der Erinnerung. Auch dieser hatte sie verwirrt, denn als er beendet gewesen war hatte sie sich ihn zurück gewünscht. Der Krieger war ihr fremd, doch selbst in diesem Moment war er sanfter zu ihr gewesen als es Aethelwold je vermocht hatte. Trotzdem schnürte ihr die Furcht die Kehle zu. Die kälte seiner Klinge drang an ihre Haut, dann bewegte sie sich und sie spürte einen Zug auf der Kette um ihren Hals. Der Anhänger kam mit einem kleinen Klirren auf der Klinge auf. Der Drang auf den kleinen Anhänger zu gucken war unbändig doch sie hielt seinem Blick zunächst stand, dann war er es der den Kontakt brach. Erst sah sie wie sich seine Augenbrauen zusammen zogen, dann huschte sein Blick wieder hinauf zu ihr. Mit einem Ruck durchtrennte er die kleine Lederschlinge.Hielt es sich vor das Gesicht der kleine schlichte Hammer an der Schnur pendelte auch vor Hildas Blickfeld. Die genaue Bedeutung war ihr nicht geläufig, doch wusste sie ,dass es bereits vor ihr ihrer Mutter gehört hatte und das weit in die Vergangenheit. Einst mussten die Verzierungen deutlicher sichtbar sein, aber jetzt war es nur noch ein Schatten seiner einstigen Pracht. Was auch immer der Krieger sagte entwand sich ihrer Verständnis. Dann griff er unter sein eigenes Hemd. Nur einen Augenaufschlag später hing ein eben solcher Hammer wie der ihre neben dem ihren. Hilda wusste er stammte aus der alten Zeit, damals als noch nicht der Gott der Christen das Land beherrscht hatte. Noch heute gab es hoch im Norden Geschichten nach denen im Nebel Feen wohnten und Naturgeister ihr unwesen trieben. Als Kind hatte sie den Geschichten gern gelauscht, sie an Ryce weiter gegeben. Die Geschichten von Eisriesen, einem Gott namens Woden. Fasziniert starrte Hilda auf die Hammer die vor ihr hingen. Sie war nie eine wirklich gute Christin gewesen, doch die Leute hatten geredet also war sie den Weisungen ihres Priesters gefolgt. Hilda wollte nach dem eigenen Hammer greifen, doch der Krieger zog die Axt in die Höhe so hing es hilflos über ihrem Kopf. Wütend funkelte sie den Hünen an und wurde nur wütender als sie seine Belustigung wahr nahm. Unschlüssig sah er sie an ließ den Blick über ihren Körper gleiten, Scham stieg in ihr auf als sie sein Verlangen in den grünen Augen deutlich erkennen konnte. Dann zerrte er sie plötzlich an der Schulter in Richtung des Feuers, da ihr die Kraft fehlte sich zu wehren schrie sie. Jetzt würde er tun was er in der Kirche nicht beendet hatte. Mit Kraft der Hilda nichts entgegensetzen konnte brachte er sie auf den Boden, sie wand sich , schrie und hörte ihn auch immer wieder ein Wort wiederholen. Dann spürte sie seine Hand an der Kehle, über dem Mund und sein Gesicht schwebte über ihrem. Ermahnend sah er sie an, sprach sein Wort und der Tatsache zusprechend das sie nicht zu schreien vermochte, so lernte sie das erste Wort in seiner Sprache. “Ruhe” oder zumindest war es was Hilda vermutete. Doch sie wollte nicht aufgeben, sie wollte nie wieder von einem Mann genommen werden wie es Aethelwold getan hatte. Entschlossen biss sie Svejn auf die Finger, jetzt schien er einen Moment ungehalten zu sein. Hob die Hand zu Faust, zuckte kurz auf sie zu unterbrach den Impuls sie zu schlagen. Verdutzt sah sie auf seine erhobene Hand, dann in seine Augen. Als sie sich jedoch erneut seinem Griff wenden wollte, drehte er seinen Körper herum und kam auf ihrem Bauch zum sitzen. Sein linkes Knie begrub dabei ihr linkes Handgelenk unter seinem Gewicht, während ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Als Reaktion auf ihr Keuchen lasstete nicht länger sein gesamtes Gewicht auf ihr. Mit den freien Hand schlug sie ihm einige Male gegen den Rücken. Verwirrt ließ sie den Widerstand dann wieder sein. Der Hüne schien irgendetwas anderes im Sinne zu haben. Was genau das war vermochte sie nicht wirklich zu sagen. Nachdem sie einige Augenblicke so zugebracht hatten, setzte er sich von ihr runter. Sprach erneut das Wort und schob ihr das zerfetzte Kleid nach oben. Reflexartig wollte ihre Hand sein Handgelenk ergreifen, doch schlug er sie sanft weg. Also blieb es bei ihrem gehetzten Blick. Sie drehte den Blick ab, doch seine Hand griff unter ihr Kinn zwang sie dazu ihn anzublicken. Was sollte das alles nur? Jetzt stiegen ihr die verfluchten Tränen wieder in die Augen!

    Kurz blieb sein Blick an ihr hängen, dann machte er in seinem Tun weiter. Dieses Mal gebrauchte er beide Hände, schob das Kleid nach oben und spreizte ihre Beine. War das eine Regung in seinem Gesicht gewesen? Ekel oder etwas anderes? Mit einem Fetzten ihres Kleides wischte er an ihren Oberschenkeln hinauf, sanft, langsam als wollte er ihr nicht weh tun. Trotzdem konnte sie nur leicht auf keuchen. Svejn sah auf zu ihr, griff plötzlich nach ihr und schon befand sie sich auf seinen Armen. Als er mit ihr in Richtung des Wassers verschwand folgten ihnen vom Schiff her die grölenden Stimmen der anderen Männer. Hinter einem Dickicht ging er mit ihr etwa bis zu den Knien in das Wasser, stellte sie ab und gab ihr zu ihrer Verwunderung die Axt in die Hand. Dann huschte er in Richtung des Lagers davon, kramte in den Sachen. Hilda stand wie versteinert in der Dunkelheit bis fast zur Hüfte im kalten Wasser. Erst als er wieder vor ihr auftauchte zuckte sie unwillkürlich zusammen. Der Mann schüttelte schließlich den Kopf, sprach zu ihr und fuchtelte mit den Armen. Sollte sie sich waschen damit er sie danach nehmen konnte? Heftig schüttelte Hilda den Kopf. Schließlich entledigte sich der Krieger seiner Rüstung aus Leder, den Schuhen und watete nur in einem Lendenschutz auf sie zu. Sie stand nur da, die Axt an ihre Brust gepresst. War das ein Lachen als er ihr die Waffe aus der Hand nahm? Wieder hob er ihren Kopf an, als seine Hand die Tränen in ihrem Gesicht weg schob er schauderte Hilda. Was war das nur?


    Anschließend zog er sie noch weiter in das Wasser, bis er sich schließlich selbst begann zu waschen. Da sie sich immer noch nicht rühren wollte, schubste er sie kurzerhand um. Er hielt sie nicht für eine dumme Frau, aber weshalb wurde sie so starr? War denn ihr Mann nicht sanft mit ihr umgegangen? Hilda kam prustend nach oben, schließlich schien sie verstanden zu haben ,dass er ihr nichts tun würde als er das Wasser verließ. Voller Scham wusch sich Hilda zwischen den Beinen und watete dann fröstelnd aus dem Wasser. Ohne viel Federlesen zog er ihr die Reste des Kleides über den Kopf, atmete scharf ein als er ihren Körper sah. Sie wusste um die Narben die Aethelwold dort hinterlassen hatte. Svejn jedoch schob ihr schnell eines seiner Hemden über den Kopf und trug sie zurück zum Feuer. Dort sah er sie an als er vor ihr saß, zeigte auf eine Art von Salbe und ihre Beine. Da sie ihm ohnehin ausgeliefert war, breitete sie ihre Beine aus. Im Schein des Feuers schmierte er die wohlriechende Salbe auf ihre geschundenen Oberschenkel. Dabei konnte sie nicht ohnehin wieder in Tränen auszubrechen. Dieses Mal waren es Tränen der Verwirrung und Verzweiflung. Sie verstand ihren Körper nicht mehr. Das wohlige erschauern kannte sie nur, wenn Ryce ihr die Haare gekämmt hatte. Jetzt empfand sie es, wenn dieser fremde Mann sie unschicklich berührte! Sie hatte ihre Dienerinnen davon sprechen hören, sie alle hatten Liebhaber gehabt. Der Akt konnte richtig ausgeführt etwas gutes sein, so jedoch hatte Hilda ihn nie kennengelernt. War Aethelwold auch mit seiner ersten Frau so umgegangen, oder hatte er nur an ihr seine Spiele getrieben?

    Als er ihre Wunden versorgt hatte, packte er die Sachen wieder ein. Da sie vor Kälte schlotterte, nahm er auch ihre Haare um sie mit einem Leinentuch zu trocknen, flocht sie zu einem Zopf. Anschließend verschwand er. Besorgt sah sie wie die Männer wieder zurück zum Feuer kehrten. Obwohl es nicht mehr viel Wärme schenkte legten sie sich jeweils zu zweit in dicke Felle um sich gegenseitig zu wärmen. Als Svejn ebenfalls mit einem der Felle vom Schiff zurück kehrte und sie die Männer zählte wurde ihr klar das es niemanden gab der sich mit ihm das Fell teilen würde. Ganz offensichtlich hatte er sie auch auf sein Lager gesetzt. Die Anzüglichen Bewegungen der anderen entgingen ihr nicht, gehetzt sah sie sich um. Ohne Fell jedoch könnte Hilda sich in der Nacht den Tod holen. Svejn hatte sich bereits hinter ihr hingesetzt, das Fell halb über ihre Schulter. Hilda ergab sich hier in ihr Schicksal. Nachdem sie ihren Kopf auf den Boden gelegt hatte, breitete Svejn das Fell über sie beide. Soweit es unter der Decke möglich war rutschte sie von dem Krieger hinter sich fort, nur damit er sich wieder näher an sie legte. Plötzlich vernahm sie ein Seufzen und er griff um ihre Hüfte, zog sie näher was sie zu einem leisen Schrei brachte. Er hielt sie nun fest, seine Hand lag entspannt an ihrem Bauch, sein Atem spürte Hilda deutlich an ihrem Hals. Zu nah! Schrien ihre Gedanken, doch die Erschöpfung verlangte ihren Tribut. So fand sie in einer ihr fremden Welt, den Schlaf an der Seite eines dänischen Kriegers.


    Ihrem Sohn erging es in dieser Nacht ähnlich. Obgleich seine Hände gefesselt waren so hatte Ryce ein reichhaltiges Essen bekommen. Wortlos hatten die Krieger die Leiche des Vaters in dem Fluss geworfen. Man hatte dem Jungen ein Fell zugeworfen in das eingerollt er dicht am Feuer saß. Bjarte sah kurz auf den Jungen, wandte sich dann aber ab. Er war ein Gefangener, trotzdem waren sie keine Unmenschen. Bjarte und seine Krieger waren nicht hier um zu siedeln. Mit ihrem Schiff hatten sie bereits gute Beute gemacht, doch viele der Männer wollten zurück zu ihren Frauen. Den Lord und seine Männer zu Töten hatte dazu beigetragen zu verhindern selbst angegriffen zu werden. Einen Kampf mit den ansässigen Menschen wollte Bjarte sich ersparen. Was sie nun allerdings mit dem Jungen machen wollten wusste der rothaarige noch nicht. Bald würden sie aufbrechen um sich mit ihrem Jarl zu treffen, welche Pläne Hrorik verfolgte war ihm noch nicht ganz klar. Sie hatten ihre Stärke geteilt, waren die Flüsse des Landes hinauf geschifft, hatten schlecht bewachte Städte und Höfe überfallen. Nach Umlauf eines Mondes sollten sie wieder zurückkehren, berichten von reicher Beute und dem was sie sonst aufgegriffen hatten. Dass niemand unter ihnen die Landessprache verstand erschwerte ihr vorankommen. Mit diesem Jungen jedoch, Kinder lernten schnell, das hatte bereits sein Vater gesagt. Bjarte schlang das Fell enger um sich. Er würde den Jungen behalten, ihn gut behandeln und seine Sprache lehren, Bjarte war sicher das er seinen Nutzen daraus ziehen könnte. Er hatte beobachtet wie der Junge den Mann getötet hatte, noch war seine Statur schmal aber mit der richtigen Unterweisung könnte der Junge ein guter Krieger werden.
    Veija und MeisterYoda gefällt das.
  15. Willkommen

    Ich bin und bleibe ein Schreiberling. Obwohl ich eigentlich Joelle ganz den Rücken kehren wollte nutze ich die Plattform trotzdem dafür weiterhin meine gewürfelte Grütze an Geschichten zu schreiben. Mal was gänzlich anderes...damit ich mich trotzdem komplett aus dem virtuellen Reiterhof verziehen kann und trotzdem irgendwann ein Pferd in meinen Stall stelle. An diesem Part der Geschichte sind wir allerdings noch nicht. Wem das Konzept gefällt kann gern mal einen Kommentar da lassen. Rohfassung von heute... noch nix überarbeitet.
    Geschichte wird spielen in England, Mercia bisher, des 8. Jahrhunderts. Ein genaues Datum kommt zu einem späteren. Here we go!

    Von der Anhöhe aus konnten sie das Schiff erkennen. Dicht an dicht saßen die Männe darin, vorn jedoch am Bug konnte man einen stehnden Mann erkennen. Eines der Schiffe war bereits gelandet, die Pferde ausgeladen, die ersten Männer in Kettenhemden besahen sich das Land. Ihre Gesichter wirkten wild, selbst auf diese Entfernung. Eadric musste seine Augen eng zusammen kneifen, seine alten Augen ließen ihn allmählich im Stich. Ryce jedoch starrte mit den Augen der Jugend halb fasziniert, halb ängstlich hinunter zu den Männern. Mit den Fingern griff er die Zügel seines Ponys fester, um vor seinem Vater zu verbergen wie sehr seine Hände zitterten. Dem Priester jedoch war es nicht entgangen, Eadric beugte sich hinüber, strich dem Jungen über das Haupt. “Es ist gut Furcht vor den Männern aus dem Norden zu haben. Viel Unhei..” mit einem harschen Wort des Vaters wurde der Priester “Setzt meinem Sohn keine Flausen in den Kopf, Priester.” das letzte Wort kam vor verachtung triefend über die Lippen des Lords. Ryce sah den Mann an, einst als Sklave geboren hatte er sich als Krieger schnell einen Namen gemacht, in der Haustruppe eines Lords hatte er in jungen Jahren gedient. Jetzt besaß er selbst eine kleine Feste, im Norden von Mercia. Umgeben von einem hohen Erdwall reichte sie gerade aus um einer Garnison von 200 Mann mit Haushalt Platz zu bieten. Aethelwold war hochgewachsen, von breiter Statur, trug seine Haare kurz, in seinem Gesicht saß eine knollenartige Nase, die in den vergangenen Jahren mehrmals gebrochen worden war. Ryce hoffte seitdem er den Mann kennengelernt hatte zumindest die Statur seines Vaters zu erhalten, nicht aber die knollige Nase. Als ihn der Blick aus den wässrigblauen Augen des Vaters traf, schaute er schnell wieder vor sich auf das graue Pony. Die Ohren des Ponys zuckten, hin und her, neben den kräftigeren Schlachtrössern sah es jämmerlich aus. Genau so fühlte sich Ryce in diesem Moment, da er Krieger neben sich und dort unten am Flussufer hatte. Männer mit großen Schwertern an der Seite ihrer Hüfte, wildem Haar und die Arme so voller Armringe, dass sie das Morgenlicht zurück warfen. Ryce wurde unruhig. Wollte sein Vater nicht endlich zur Feste zurück? Seit Tagen waren sie unterwegs, noch nie hatte der Junge so lange im Sattel seines Ponys gesessen, das treue Tier schien ebenso wie er erschöpft zu sein.

    Als Ryce den Blick von den Ohren seines Ponys löste konnte er die Dänen sehen, noch mehr von ihnen waren nun ebenfalls auf den Rücken ihrer Pferde. “Schau sie dir genau an mein Sohn, ist deine Ausbildung erst einmal beendet werden sie deine Feinde sein.” Damit zog er harsch am Zügel seines Pferdes, die restlichen Männer folgten. Eadric nahm die Zügel fester in die Hand und zog das Pony des jungen Lords hinter sich her. Den Blick zurück hätte er in diesem Moment nicht wagen sollen. Die Männer zu Pferd folgten ihnen im harschen Tempo die Anhöhe hinauf. Der Priester kreischte halb auf als er dem gewahr wurde. “Herr sie folgen uns!” “Sollen sie nur.” knurrte Aethelwold, spornte seinen Hengst zu einem Galopp an. Der Priester vermochte sich kaum auf seiner Stute zu halten, während die Männer seines Vaters den Jungen in die Mitte nahmen. Ryce klammerte sich mit den Beinen auf dem Rücken fest, schloss halb die Augen da ihm der Matsch von dem Hengst seines Vaters ins Gesicht geschleudert wurde. Sein Herz schlug ihm bis zum Halse, seine Hände verkrampften sich um die Zügel. In einem so schnellen Galopp war er bisher nicht gereist. Überhaupt war Ryce nicht viel gereist.

    Aus der zweiten Ehe des Herren stammend war ihm der Mann auf dem Pferd vor sich beinahe gänzlich fremd. Seine erste Frau hatte ihm einen Erben geschenkt, die zweite Frau hatte er nur auf drängen der geistlichen geheiratet. Aethelwold war dieser Frau bald überdrüssig geworden, hatte sie an einen der fremden Höfe geschickt, die ihm Treue geschworen hatten. Dort war Ryce geboren worden, aufgewachsen. Obgleich die Priester seiner Mutter versucht hatten aus dem Jungen einen Gottesfürchtigen Menschen zu machen, so genoss er zu sehr die Freiheiten am Hofe. Noch im Frühjahr seines achten Lebensjahres sollte er in das Kloster eintreten. Wie oft hatte sich der Junge dem Lesen entzogen um im Wald dem Krieger Dasein entgegen zu träumen. Als er zum ersten Mal seinem Vater begegnet war hatte er ihn bewundert, ihn und alle anderen Männer die das Dorf besucht hatten. Seitdem hatte auch Ryce ein Krieger werden wollen. Einen Dämpfer hatte dieser Wunsch jedoch vor einigen Tagen bekommen.

    Dänen wie jene die ihnen jetzt folgten hatten die kleine Burh angegriffen in der sie gelebt hatten. “Schneller!” brüllte einer der Männer hinter ihm. Vor den Augen des Jungen jedoch spielte sich das Blutvergießen ab. Dänen waren des Morgens in die Kirche gekommen, für die Heiden gab es keine heiligen Sonntage. Zunächst war es nur einer von ihnen gewesen. Ein leichtfüßiger, schmaler Mann, seinen Bart trug er lang zu einem Zopf geschlungen. Bei jedem seiner federnden Schritte klapperten die Glocken die in die Strähnen eingearbeitet waren. Seine Haupthaare waren zu einem wirren Zopf an seiner rechten Kopfseite getürmt. Ryce hatte sich unter den Augen seiner Mutter davon stehlen können, in eine der Nischen gezwängt beobachtete er den Mann der vorüber ging. Der Priester wich angsterfüllt einige Schritte zurück, stolperte wegen der langen Robe und blieb dann lieber stehen. Der Mann hatte zu sprechen begonnen, in einer seltsamen Sprache die Ryce nicht zu sprechen vermochte, doch klang sie faszinierend. Trotzdem er die Sprache nicht nicht verstehen konnte hing er im kindlichen Eifer an den Lippen des Mannes, der nun direkt vor dem Priester stand. Das erste Furchtsame Schluchzen der Frauen ging durch die kleine Kirche.

    Mit trainierter Schnelligkeit rammte der Mann mit dem Knoten am Kopf dem Priester die Axt direkt zwischen die Augenbrauen. Der begonnene Schmerzenslaut wandelte sich in ein heiseres Gurgeln, jetzt brach zwischen den Frauen Panik aus. Von hinten durch den kleinen Eingang der Kirche strömten nun weitere Männer. Der beherrschte, langsame Gang des ersten Mannes fehlte ihnen, sie waren hier um Beute zu machen, zu töten. Während andere zu rennen begannen, konnte Ryce den Mann durch das Gewirr der Beine hindurch kurz sehen. Seine Arme waren ausgebreitet und er lachte, sein Gesicht vom Blut des Priesters besprenkelt. “Bewahre der Mann der das Töten liebt.” waren die Worte seiner Mutter eines Tages gewesen. Jetzt aber schlug sein Herz schneller. Die ersten Leichen leisteten dem Priester Gesellschaft. Hinter dem Altar plünderten die ersten die Schätze der Priester. Der Weg aus der Kirche war frei, doch voller Schrecken sah er den Geschehnissen in ihr zu, versteckt in seiner Nische. Doch schnell merkte er, dass einzig die anwesenden Männer getötet wurde, die Mägde wurden flankiert von mehreren Männern aus der Kirche geführt. Verängstigt folgten sie ihnen. Durch die geöffnete Tür fiel nun Licht, direkt im Gang konnte Ryce den Körper eines Jungen sehen der nur wenig Älter als er selbst war. Sein Körper war aufgeschnitten, von seinem Bauch bis hinauf zur Kehle, bereits jetzt ließen sich Fliegen auf dem verdrehten Körper nieder. Ekel stieg in dem Jungen auf, er schüttelte den Kopf. Dann hörte er wie sein Name durch die Kirche schrillte.

    Verzerrt war sie die Stimme seiner Mutter, Hilda stolperte von der Seite in den Mittelgang, wurde gewahr, dass es nicht der Leichnam ihres Sohnes war und drehte sich panisch um. Damit lief sie dem Mann mit dem Zopf direkt in die Arme. Dann geschah etwas das sich Ryce nicht erklären konnte. Beinahe zärtlich strich er der Frau durch das voller Angst verzerrte Gesicht. Ihr Antlitz war nicht häßlich, nicht von Stunden vieler Arbeit gebeugt war ihr Körper. Trotz der drei Kinder die sie bereits auf die Welt gebracht hatte behielt sich ihr Körper die Straffheit der Jugend. Mit ihren 25 Jahren zählte sie noch längst nicht zu den alten Weibern. Sie litt einzig unter einem Mann der dem Krieg mehr Beachtung schenkte als ihr. Jetzt war in ihren Gedanken jedoch einzig Angst und die Sorge um das einzige ihrer Kinder das überlebt hatte. Sie wusste um ihre Schönheit die jedem Mann die Sprache verschlug, es war die Sorge um Ryce die sie nun gerade stehen ließ. Würde hatte sie selbst in diesem Moment noch. Langsam fuhr die Hand des Mannes ihren Körper hinab, über ihre Brüste, bis hin zu ihrer Körpermitte. Ihr Blick huschte ängstlich zu der Hand die noch immer die Axt hielt. Dem Mann schien die Regung nicht entgangen zu sein. Fast Irrsinnig lächelnd hob er die Axt an seine Lippen. Hilda konnte deutlich das Blut auf ihr erkennen. Wessen Blut wohl noch daran klebte? Mit der Zunge leckte er das Blut von der Klinge. Hilds Miene verzog sich im Ekel und Unglauben. Langsam tat sie einen Schritt von ihm zurück, wurde jedoch von seiner Hand aufgehalten und im nächsten Augenblick spürte sie seine Lippen hart auf den ihren. Sie wollte schreien als sich seine Zunge einlass verschuf, der schale Geschmack des Blutes ließ sie halb würgen. Neuen Mut fassend biss sie dem groben Kerl kräftig auf die Zunge. Jetzt passierte zweierlei. Der Mann wich mit einem Laut des Schmerzes von ihr und anschließend rannte etwas schmales in ihn herein, wenn es auch nicht vermochte den Mann aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mutig hatte sich Ryce aus seiner Nische gezwungen um seiner Mutter zur Hilfe zu kommen. Mit dem kleinen Schwert aus Holz drosch er nun auf das Kettenhemd des fremden ein. Mit der Hand die nicht die Axt hielt verpasste er dem Jungen einen Schlag auf die Wange. Taumelnd ging der Junge zu Boden, richtete sich auf und rannte trotz der erhobenen Axt auf den Krieger zu. Hilda schrie als das Schwert ihres Sohnes unter dem Schlag des Kriegers zerschmettert wurde. Schützend stellte sie sich vor das Kind, hielt ihn an den Haaren um ihn aufzuhalten. Stolz wallte in ihr auf, dass ihr Sohn der kaum 9 Winter zählte sie beschützen wollte. Ryce verlor halb den Mut als der hochgewachsene Mann vor ihm wieder zu Lachen Anfing, seine linke Gesichtshälfte pochte vor Schmerz. Mit ruhiger Gewalt trennte er Hilda von Ryce schubste den Jungen zu Boden.


    Svejn hatte beschlossen die Frau am Leben zu lassen, sie sollte ihm die Nächte in diesem Land wärmen. Dann schaute er auf den Jungen, die Ähnlichkeit der beiden war nicht zu leugnen, doch was sollte er mit ihm? Harbard kam zurück in das steinerne Gebäude. “Reiche Beute! Was ist mit der Missgeburt?” Svejn musste nicht hinter sich blicken um zu wissen das Harbard den Jungen meinte. Svejn lächelte gewinnend, Harbard war einer seiner langjährigsten Freunde, Steuermann auf der Wyvern, zusammen hatten sie viele Scharmützel überlebt. Jetzt waren sie in dieses Land gekommen um Ruhm und Reichtum zu erlangen. “Lass ihn zurück. Erinnerst du dich was Bjarne stehts sagte? Lasst jemanden am Leben der von den Schrecken berichten kann und lass ihn deinen Namen wissen.”


    Und Ryce kannte den Namen. Bevor er seine Mutter hatte aus der Kirche geschleift hatte, war der Krieger nocheinmal zurück gekehrt. Mit dem Finger deutete er auf sich sprach es mehrere Male aus. In diesem Moment verstand Ryce nur den Namen Svejn, erst viel später sollte der Junge von Svejn dem Blutigen erfahren. Als das graue Pony unter ihm zu Straucheln begann, wurde der Junge aus den Gedanken gezogen. Nur schwer hielt es ihn im Sattel, doch ihm erschrak mehr was sein Vater im Begriff war zu tun. Als der Junge seinen Erinnerungen nachgegangen war, hatte der Krieger sich zurückfallen lassen. Im allgemeinen schien ihr Tempo um einiges Langsamer geworden zu sein. Der Blick zurück verriet ihm , dass die Dänen hart an ihren Fersen hingen. Mit dem Schwert schlug der Mann der erst seit einigen Tagen wieder als Vater in sein Leben getreten war auf die Krippe seines Ponys. Das Tier röchelte mehr denn es vor Schmerz aufschrie. Ryce schrie mit ihm auf, das Tier war einen harten Galopp nicht gewöhnt, erschöpft von der Reise. Plötzlich spürte er wie das Tier unter ihm nachgab, unsanft wurde er über den Hals des Tieres in Richtung Erde katapultiert. Mit den Händen zuerst schlug er auf den Boden. Jetzt konnte er sie nicht länger unterdrücken die Tränen. Auf allen vieren kroch er zu seinem sterbenden Pony, welches Geräusche von sich gab die der Junge noch nie vernommen hatte. Zugleich traf ihn der Schlag seines Vaters im Gesicht, ausgerechnet jene die auch vom Dänen bereits blau war. “Hör auf zu weinen. Männer! An die Waffen.” blaffte er in einem Atemzug. Es waren ungefähr 10 Mann gegen eine ganze Horde von berittenen Dänen. Das Glück sollte an diesem Tage nicht mit ihnen sein. Ryce jedoch blickte nach dem Massaker an seinem Vater fast fasziniert dabei zu wie sie dem Herren noch lebend langsam die Haut von den Knochen zogen. Er hatte diesen Mann nicht als Vater geliebt, aber noch war er am Leben. Was auch immer die Krieger der Dänen mit ihm vorhatten. Sie nahmen ihn mit in ihr Lager.
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