Licht am Ende des Tunnels
Geschrieben von Ravenna im Blog Caed Crevan. Ansichten: 222
282828„Jüüüüüüüüüüüüüüli!“ rief ich durch den Bauwagen der als Toilette diente „mach hin du wurdest schon ausgerufen!“ Zusammen mit Kathi begleitete ich unsere Freundin zu einer Fohlenschau im Ort. Julie hatte sich beim Essen, die Preiselbeersoße auf der weißen Hose verteilt, also versuchte sie gerade vergeblich diese loszuwerden.
282828Cayden blickte verwirrt drein „Frag gar nicht erst“ winkte ich ab, beobachtete lieber Julie die – in meiner Hose- nun den Platz mit ihrem Scheckfohlen Ayumi betrat, wobei auch von Fohlen nicht mehr ganz die Rede sein konnte schließlich war sie bereits 2 Jahre alt. Das halten bei X hatte Julie lange mit Ayumi geübt, doch trotzdem stand die Jungstute nicht komplett still. Ihr Kopf war hoch erhoben, ihre Ohren schienen auf ihrem Kopf beinahe zu tanzen wie sie da hin und her bewegt wurden. Die Augen von Ayumi blickten aufgeregt und dennoch neugierig durch die Weltgeschichte. Während dieses Momentes grüßte meine Freundin die Richter, ein leicht verspanntes Lächeln auf den Lippen - sie tat dies hier noch nicht so routiniert wie ich oder Cayden. Mit Ayumi am Halfter lief sie schließlich auf die ganze Bahn – der abgesteckte Platz war etwas kleiner als gewöhnlich, die längste Seite nur knapp zehn Meter lang. Ich wünschte Julie viel Glück mit hochaufgerichtetem Daumen. Da zupfte sie bereits leicht am Führstrick und joggte los, ihr Stutfohlen trabte in raumgreifenden Bewegungen neben ihr her. In Julies linker Hand ruhte eine kleine Gerte die ihr beim dirigieren der Stute helfen sollte. Der Führstrick hing durch und Julie tippte Ayumi leicht mit der Gerte am Po an um ihrem Trab noch ein wenig mehr Schwung zu geben, denn die Stute schlurfte ganz schön mit den Beinen. Während wir uns einen Sitzplatz suchten ging Julie auf den Zirkel parierte dort zum Schritt durch. Ein aus dem Zirkel wechseln folgte nach etwa einer Runde herum, dann auch dort wieder einmal herum ehe Julie Ayumi auch wieder antraben ließ. Damit hatten die Richter zwei der Grundgangarten des Fohlens bereits gesehen. Ganz in Arabermanier hob die Stute dabei leicht ihren Schweif an – ihr Blut ließ sich nicht verleugnen. Nun begann Julie schneller zu rennen – inständig hoffte ich Ayumi würde auch angaloppieren das hatte auf dem Aufwärmplatz nicht ganz geklappt, doch die Stute ließ meine „Ängste“ unbegründet. Gemächlich galoppierte sie neben ihrer Besitzerin her, die mittlerweile den Strick gelöst hatte um der Stute mehr Freiheit zu geben. Ayumi blieb jedoch lieber bei Julie, wie die beiden doch in den letzten Monaten zu einem super Team geworden waren! Nach dem spritzigen Galopp wurde Julie langsamer, ihr Atem ging unübersichtlich in Stößen, doch sie lief unbeirrt auf X zu um die Richter zu grüßen. Wieder mit dem Fohlen am Strick lief sie auf uns zu, umarmte mich „Danke für den Hosentausch!“. Ich schaute an mir hinunter, sah den Fleck , stellte mich in Pose „Hey komm der ist doch modisch – mit oder ohne dem, Ayumi hat das heute total super gemacht!“ Wir getätschelten alle die junge Stute um ihr dann eine Kleinigkeit an Futter zu verabreichen.
„Sarah? Maren hier…ich wollte fragen ob du wieder Zeit für einen Kurztrip hier bei uns in Polen hast. Das wäre Klasse, denn Katniss würde sich sicher über ein Training bei dir freuen und ich natürlich auch! Ruf bitte zurück.“ – Damit verstummte der Anrufbeantworter. Wir waren heute den ganzen Tag unterwegs gewesen, ein wenig Abstand vom Hofstress finden. Aiden und Hans – kurz Hansi, der neue Trainer auf dem Hof hatten versprochen den Hof zu schmeißen. Cayden , Kathi und ich hatten Julie auf eine Fohlenschau mit ihrer Stute begleitet, danach waren wir gemütlich Essen gewesen. Ich drehte mich zu Cayden um „Ich halte das eigentlich für keine schlechte Idee, dann kommst du mal raus, nebenbei könntest du ja gleich mal deine Eltern in Deutschland besuchen, oder nicht?“ Dabei biss ich mir auf die Lippen, seit Weihnachten schob ich diesen Besuch nun schon auf, dabei war ich seitdem schon öfter wieder in der alten Heimat gewesen, oder eben zu Besuch bei Maren um ihre Pferde zu trainieren. „Ja…das ist wohl eigentlich mehr als nötig“ die Hand fuhr zum Kopf schob eine Strähne beiseite „Dann kann ich fragen ob meine Tante mir gleich mal den Pony etwas beschneiden könnte“ dabei grinste ich, denn von einem gewöhnlichen Pony ließ sich hierbei nicht mehr sprechen. Dann schnappte ich mir unser schnurloses Telefon, verzog mich in eine stille Ecke um Maren davon zu unterrichten, dass ich vorbei kommen würde.
Nun – drei Tage später – standen wir gemeinsam im Stall, Maren putzte gerade ihre Stute Katniss, die zwar im Gelände recht erfahren war, doch in die Welt der Distanz hatte sie bisher keinen Vorstoß gewagt. Wir unterhielten uns über das Grundlegende Training, dabei berichtete Maren ebenfalls das sie ihre Stute bereits öfter im Gelände lange Strecken hatte Traben lassen. Auch auf dem Platz – in der Dressur kam dies vermehrt vor, dabei zeigte sie eine besondere Ausdauer das Tempo zu halten. “Okay, dann würde ich heute einfach ganz in Ruhe mit ihr hinaus ins Gelände gehen, sie dabei beobachten aber ich denke dennoch wir werden in den nächsten Tagen einfach eine Art von Intervalltraining mit Katniss absolvieren. Soll bedeuten eine Schrittphase, etwa fünf Minuten traben, dann wieder eine Schrittphase und so weiter. Zeigt sie nach den fünf Minuten keine besonderen Ermüdungserscheinungen erhöhen wir immer wieder um eine Minute. Das jedoch nicht mehr als eine halbe Stunde, wenn du das jeden Tag mit ihr durchziehst wird sie einen der Einführungsritte ohne weitere Probleme absolvieren können.“ Maren stimmte mir ohne weiteres zu – genau solches habe sie auch bereits im Internet gesehen, gelesen und natürlich auch schon ein wenig herum experimentiert. „Bei fast zehn Minuten sind wir mittlerweile bereits, da ich mir aber nicht ganz sicher bin wollte ich lieber eine Fachfrau an die Sache ranlassen.“ Meinte sie grinsend zu mir. Also schwangen wir uns auf die Pferde – mit von der Partie war der Hengst Parlay, der sich vor einigen Jahren einmal im Besitz meines Vaters befunden hatte, ich hatte ihn dann über Umwege hier zu Maren bringen können. Der gute Stand gut im Training seine besten Jahre hatte er noch vor sich! Parlay konnte auf eine erstaunliche Anzahl von Nachkommen hinab sehen. Wir verließen den Hof in Richtung Westen vorbei an einem See ehe sich eine wunderschöne Wiese vor uns erstreckte, dort begannen wir erstmals anzutraben, doch wir beließen es bei einem gleichmäßigen Tempo damit Parlay auch mitkommen würde. Katniss trat weich aus, hielt ihr Tempo ohne weitere Probleme Konstant und schien verbissen darauf es ihrer „Herrin“ recht zu machen – einzig wegen des weniger talentierten Parlay legten wir viele Schrittphasen ein ehe wir zum Hof zurück kehrten. „Dann gehen wir es morgen an wie ich bereits erwähnt habe, mit einem tollen Intervalltraining.“
So verbrachte ich die nächsten Tage zusammen mit Maren an der frischen Luft und im Sattel – ganz anders jedoch als die Besitzerin des Pferdes, denn ich musste in die Pedalen treten während Maren auf dem Pferd saß. Dies sollte nicht unbedingt bedeuten es sei nicht weniger anstrengend, denn das Gegenteil war eher der Fall. Im Trab lange Zeit entweder sitzen zu bleiben oder leichtzutraben beanspruchte enorm die Muskeln, weshalb Maren schon am zweiten Tag von Muskelkater der miesen Sorte gequält wurde. Mittlerweile waren wir bei einer Trabphase von etwa einer Viertelstunde angekommen, dann folgte eine Schrittphase oder eher der gemächliche *Jog* - ein etwas schnellerer Schritt von einer Zeit bei zehn Minuten.
„Katniss macht ihre Sache wirklich sehr gut, machen wir für heute erst einmal Schluss.“ Wir waren beinahe eine ganze Stunde unterwegs gewesen – rechnete ich nicht die Pause ein die wir nach den ersten 10 km gemacht hatten. In dieser Zeit hatte Katniss am Fluss trinken können, war von ihrem Sattel kurzerhand befreit worden und wir hatten uns ins Gras fallen gelassen. Nach der Pause ging es auf einem etwas anderen Weg wieder zurück, zweimal mussten wir an einer Straße vorbei, doch die Stute blieb hierbei verhältnismäßig ruhig. Die Balance ihres Trabes lief aus der Bahn bald fanden beide jedoch wieder zu ihrem Rhythmus und schon ging es zurück zum Hof. „Einen Einführungsritt könntest du im Grunde bereits mit ihr wagen, doch eine knappe Woche Training wird noch lange nicht genug sein. Konzentrier dich auf das Training mit ihr…arbeite an der Kondition sowie an ihrer Ausdauer und ihr bekommt es ohne Probleme geschaukelt.“ Damit stand auch schon der letzte Abend hier in Polen an, mit dem Mietauto würde es nun in Richtung Berlin zu meinen Eltern gehen. Im schönen Brandenburg stand der Hof von dem ich ursprünglich kam, auf dem ich vieles gelernt hatte von dem was ich nun an andere weiter gab.
Fortsetztung folgt - Alicia das wird dein Bericht! :S
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