Die Sprachreise | [1] Prolog
Geschrieben von Citara im Blog damdamdam.. Ansichten: 203
Die Sprachreise
Kurze Einführung: Da ich gedenke, gaaaaanz langsam und vorsichtig wieder mitzumischen, habe ich mich entschieden, einen kompletten Neustart zu wagen. Bevor ich mir jedoch irgendein Pferd anschaffe, werde ich ein bisschen hier und da schreiben, eine komplette Geschichte daraus machen, mal sehen, je nachdem, wie ich Lust und Zeit habe. Vielleicht sogar mehr oder weniger bebildert, aber wie gesagt, mal sehen. Wohin es führt weiß ich selbst noch nicht so genau.
Ich freue mich jedenfalls über jeden Leser und natürlich auch über Lob und Kritik zur Geschichte, ich hoffe, euch gefällt's einigermaßen
Prolog
'T-Shirts, Hosen, Pullover, Blusen, Schlafanzug, Schmuck, Zahnpasta, Shampoo, Duschgel, Bürste, Cremés, Make Up,...' Laut las ich den Zettel in einer meiner Hände, während ich mit der anderen meinen prall gefüllten Koffer kontrollierte und ihn anschließend mit einiger Mühe schloss. Ein vorerst letztes Mal begutachtete ich meine Wohnung, bevor ich den Koffer und meine Handtasche nahm und die Tür hinter mir verschloss.
Ich, Larissa, mittlerweile 22 Jahre jung, führte seit einiger Zeit ein durschnittliches Leben mit einem durchschnittlichen Beruf, mit einer kleinen Mietwohnung, funktionellem Auto, ausreichend Geld zum Leben und ohne Partner. Prinzipiell war mein Beruf mein Leben, doch trotz meiner angesichts der geringen Zeit doch relativ beachtlichen Sprünge auf der Karriereleiter hatte ich entschieden, dass ich mir einen Tapetenwechsel verdient hatte. Deshalb hatte ich mich für eine fünfwöchige Sprachreise nach Russland, genau genommen in den südlichen Teil Sibiriens in die Region Altai, entschieden. Die russische Sprache zu lernen war schon länger eines meiner Hobbys und aller noch so zweifelhaften Politik zum trotz interessierte ich mich sehr für dieses Land.
Ich begab mich also auf den Weg in dieses Abenteuer. Meine erste Station – die örtliche Bushaltestelle – hatte ich schnell abgehakt, als ich den Bus zum Bahnhof betrat. Mein doch relativ plötzliches Verschwinden für einige Wochen löste einigermaßen Entsetzen bei Fahrer und Fahrgästen aus, war ich doch zuverlässig IMMER da, doch der Abschied von der Heimat fiel mir nicht schwer, wusste ich doch, dass er befristet war und ich einiges zu erleben hatte.
Der nächste Bus brachte mich zum Flughafen, von wo aus ich dann direkt nach Moskau flog. Das war zwar nicht mein entgültiges Ziel, aber ich hatte beschlossen, so viel wie möglich zu erleben, und dazu gehörten auch zwei Nächte Aufenthalt in Moskau. Daraufhin wollte ich mit Bus und Bahn mit einigen Zwischenstationen bis zu einem kleinen Dorf unweit der Stadt Belokurikha, was wiederrum nicht allzu weit von Bijsk entfernt ist, reisen. Was mich dort erwarten würde war mir bis dato unklar, ich wusste nur, dass ich in Belokurikha eine Sprachschule auffinden würde, die ich hoffentlich auch mit einem angemieteten Auto finden würde, denn die Busverbindungen waren dürftig. Es war nur zu hoffen, dass meine Russischkenntnisse ausreichen würden, um mich im Notfall durchfragen zu können.
Den knapp achtstündigen Flug überlebte ich zerknautscht, aber voller Vorfreude. Ich konnte es kaum erwarten, das Flugzeug und den Flughafen zu verlassen.
Meine Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht, denn spätestens als ich mit dem Bus in der Innenstadt ankam, zog mich die Stadt mit ihrer einzigartigen Architektur in ihren Bann. Dennoch konnte ich mich kaum mit dieser auseinandersetzen, denn ich musste rechtzeitig das Hotel erreichen. Glücklicher Weise hatte ich eine genaue Beschreibung des Weges von der Haltestelle zum Hotel dabei, und dieser war nicht allzu lang, sodass ich es schon bald erreichte. Lange hielt ich mich dort jedoch nicht auf – ich holte den Schlüssel, stellte meinen Koffer in das Zimmer, zog mich kurz um und machte mich frisch, verschloss das Zimmer wieder und machte mich auf, um den ersten Abend im fremden Land gebürtig zu genießen.
Genau wusste ich noch nicht, wohin es mich verschlug, und so genoss ich erst einmal die Atmosphäre, die das Dämmerlicht verbreitete. Da ich nach einiger Zeit Durst verspürte beschloss ich, den Abend gemütlich in einer Bar ausklingen zu lassen. So konnte ich auch gleich meine Sprachkenntnisse auf die Probe stellen. Eine ansprechende Bar war auch schnell gefunden, und so gesellte ich mich gleich an die Theke und bestellte mir einen Frozen Daiquiri. "Höre ich da einen deutschen Akzent?", tönte es hinter mir. Überrascht drehte ich mich um – vor mir stand ein schmächtiger, dunkelblonder Mann mit Brille und freundlichem Lächeln. "Ja..", gab ich beschämt lächelnd zu. "Ich bin übrigens Larissa." Daraufhin streckte ich ihm meine Hand entgegen; er drückte sie und stellte sich seinerseits als Leon vor. "Machst du auch Urlaub hier?" Ich nickte. "Ja, zumindest versuche ich erst einmal, mich hier zurechtzufinden." Er lachte. "Wenn ich dir helfen kann... Ich war schon des öfteren hier" – "Leider bin ich wohl nicht allzu lang in Moskau, aber du könntest ja schonmal anfangen, mir etwas zu erzählen." Dankbar lächelte ich zu ihm auf, denn trotz meiner durchschnittlichen Größe plus Absatzschuhe war er größer als ich. Er begann auch sofort mit seinen Erzählungen über gute und schlechte Erfahrungen, Dinge, die ich unbedingt probieren müsse und solche, die ich besser sein lassen sollte. "Manche sind es auch nicht gewohnt, dass Touristen auch Russisch sprechen und verstehen können", lachte er plötzlich und beendete seine Erzählungen, die ich gebannt verfolgt hatte. Ich lauschte dem Gespräch der drei Russen hinter uns. "Guck dir die Touristin da an...was meint ihr, welche Nationalität?" Offensichtlich hatten sie uns nicht sprechen hören. "Die Rothaarige? Keine Spanierin oder so, dafür ist sie zu hell." - "Hat sie nicht eben mit dem Kerl da Deutsch gesprochen? Ich meine zumindest, dass es Deutsch war." - "Kann gut sein. Jedenfalls ist sie hübsch." - "Ob wir ihr einen Drink ausgeben sollten?" - "Wir könnten ihr anbieten, ihr unsere Stadt zu zeigen." - "Ich würde ihr lieber etwas anderes zeigen..." Ich hustete, um nicht laut loszulachen. "Ihr wisst schon, dass ich euch verstehe?" Den Anblick der drei schrankähnlich gebauten Männer mit vor Entgeisterung entgleisten Gesichtszügen werde ich wohl so schnell nicht mehr vergessen. "Ähm...normalerweise sagen wir so etwas nicht...", räusperte sich der eine nach einer Besinnungsminute. "Schon klar", lachte ich, winkte die drei aber zu uns. "Was führt euch hier her?" So fing ich ein Gespräch an, welches dank Alkohol und Leon als lebendiges Wörterbuch einfacher war, als ich mir zugetraut hätte. Gegen Mitternacht verabschiedete ich mich dann – leider auf nimmerwiedersehen, da ich mir noch keine SIM-Karte für meinen Aufenthalt in Russland zugelegt hatte und ich am übernächsten Tag Moskau sowieso verlassen musste.
Den Morgen und Vormittag danach verbrachte ich nach dem Frühstück mit einer ausführlichen Stadtführung, die ich bereits von zu Hause aus gebucht hatte. Zu Fuß und auf Deutsch, damit ich auch ja jedes Detail und jede Information in mich aufsaugen konnte. Am Ende dieser entdeckte ich die drei Schränke vom Vortag am anderen Ende des Platzes – diese hatten mich ihrerseits wohl auch entdeckt, denn sie kamen geradewegs auf mich zu. Das war mir nur recht, konnte ich doch ein bisschen Hilfe gebrauchen. "Wir hätten nicht gedacht, dir nochmal zu begegnen", grinste einer der drei. "Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich euch nochmal begegne. Wie heißt ihr überhaupt? Ich bin Larissa." Die drei stellten sich mir als die Brüder Alex, Danilo und Wadim vor und luden mich promt in ein Restaurant etwas außerhalb zum Essen ein. Dies konnte ich angesichts meines knurrenden Magens nicht ausschlagen.
Eine Stunde später fanden wir uns im Angesicht eines zum Bersten mit herzhaften Leckereien gedeckten Tisches wieder, wobei ich keinen Zweifel daran hatte, dass wir alles vertilgen können würden und mir nur zu gerne von jedem etwas nahm. Die drei erwiesen sich als umgängliche junge Männer und halfen mir sogar, nachdem sie mir beim Essen einiges über Land und Leute erzählt hatten, eine nicht überteuerte russische SIM-Karte für mein Handy zu kaufen. Die Einladung in eine Kneipe am Abend musste ich jedoch leider ausschlagen, denn ich war bereits müde und wusste, dass ich morgen einen anstrengenden Tag vor mir haben würde. Dennoch versprach ich ihnen, in Kontakt zu bleiben und gab allen dreien meine frisch erworbene Handynummer.
Danach kehrte ich ins Hotel zurück und schaltete meinen Laptop ein. Zum Glück gab es im Hotel W-Lan, sodass ich die Zugverbindungen angucken konnte und grob plante, wo ich am nächsten Tag in etwa landen würde. Gebucht hatte ich ab da nichts mehr, erst in dem Dorf nahe Belokurikha hatte ich eine Unterkunft in einer Gastfamilie sicher, und selbst da wusste ich nicht wirklich, was mich erwartete. Das wahre Abenteuer begann also erst jetzt.
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