Wielkopolski Das Wielkopolski-Pferd, eine der bedeutendsten Warmblutrassen Polens, ist ein gesundes Sportpferd und ebenso wie sein naher Verwandter, der Trakehner, ist es ein Warmblüter mit besten Anlagen als Vielseitigkeitspferd. Dennoch fehlt ihm die Anerkennung, die es eigentlich verdient hätte. Das mag daran liegen, daß die polnischen Züchter nicht mit den Verkauf- und Marketingmethoden der Züchter in Mittel- und Westeuropa mithalten können. Was ihre Zuchtprodukte und ihr züchterisches Geschick angeht, so sind die Polen den Züchtern im übrigen Europa ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Wie die Ungarn besitzen auch die Polen eine Pferdezuchttradition wie sonst keine andere Nation in Europa. Ebenso wie die Ungarn favorisierten sie den Araber oder Pferde im arabischen Typ für ihre berühmte leichten Kavallerie, und mit angeborenem züchterischem Instinkt setzten sie Araber als Veredler ihrer bodenständigen Pferde ein. Die meisten polnischen Pferde sind auf irgendeine Weise vom Araber geprägt. Man kann sogar fast sagen, daß es in Polen zur guten Sitte gehört, Araber oder Pferde dieses Typs zu züchten. Der Wielkopolski bildet keine Ausnahme, und wenn es sich auch nicht um einen Araber handelt, so ist es in Polen unvermeidlich, daß er deutlich vom Araber geprägt ist und dessen gesunde Konstitution besitzt. Die vom polnischen Adel gegründeten Araber-Gestüte waren in ganz Europa berühmte für ihre besonderen Pferde erlesener Qualität. Prinz Sanguszko war 1803 der erste, der Pferde importierte, indem er eine Gesandtschaft in den Orient schickte, um dort Pferde für sein Gestüt in Slawuta zu erwerben. Sein Nachfolger, Graf Potocki, gründete später das berühmte Gestüt Antoniny. Potocki, ein ausgezeichneter Pferdekenner und begnadeter Züchter, schuf bemerkenswerte Araberlinien, aber auch Tigerschecken und bunte Pferde, die alle von ihrer Erscheinung her dem Araber ähnelten und dessen typische Gänge besaßen. Der Wielkopolski stammt ab von den Warmblutpferden aus Posen und Masuren, die arabisch geprägt waren und heute offiziell ausgestorben sind. Das posener Pferd, ein Pferd mit zwei Einsatzschwerpunkten, wurde auf den Gestüten Posadowo, Racot und Gogolewo gezüchtet und war im 19. Jahrhundert gut etabliert. Es war ein mittelschweres bis schweres Pferd auf der Basis des harten Konik-Ponys, das vom Tarpan abstammte. Das Pferd führte Araber- und Vollblut sowie Hannoveraner und ostpreußisches Trakehnerblut. Es wurde bei der Bearbeitung der mittelguten Böden in der Gegend als an landwirtschaftliches Arbeitspferd eingesetzt, aber es war ein gutes Reitpferd. Das Masurische Pferd wurde in der Region Masuren gezüchtet, hauptsächlich auf Gestüt Liski, einem ehemaligen großen Remontendepot, und auf den Staatsgestüten. Hengststationen gab es auf Starogad, Kwidzyn und Gniezno. Der Masure war in jeder Beziehung ein Trakehner Pferd, mit allem was dazu gehört, d.h. auch dem Araber- und dem Vollblutanteil. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand die Rasse aus umherirrenden Tieren, die anhand des Elchschaufelbrandes als Trakehner identifiziert und von den polnischen Behörden eingesammelt wurden. Das Wielkopolski-Pferd war eine Kombination aus diesen beiden Rassen. Rückkreuzungen wurden mit Vollblütern, Arabern und Anglo-Arabern vorgenommen, bis ein einheitlicher Typ erreicht war. Es ist ein großes qualitätsvolles Pferd, das hauptsächlich in Mittel- und Westpolen gezogen wird. Das hübsche, wohlproportionierte Pferd geht ganz im natürlichen Gleichgewicht und ist für seine guten Gänge bekannt. Es hat einen langen, flüssigen Schritt, Trab ist gerade und flach, der Galopp ist sehr raumgreifend, was bei Warmblütern nicht immer der Fall ist. Es hat eine Größe von etwa 1,68 m, und es kommen alle Grundfarben vor. Das Wielkopolski geht im Geschirr und unter dem Sattel und ist genügsam und anspruchslos. Der schwerere Typ ist sehr gängig, stark und umgänglich. Diese Pferde können jede Arbeit in der Landwirtschaft verrichten, wo zwar noch Pferdekraft eingesetzt wird, aber kein Kaltblüter erforderlich ist. Heutzutage liegt die Betonung auf einem leichteren Sportlertyp von Pferd, das den Anforderungen in dem modernen Tuniersportdisziplienen genügt, ohne das umgängliche Wesen oder die gesunde, körperliche Verfassung zu vernachlässigen. Aufgrund des hohen Vollblutanteil ist der Wielkopolski ein ausgezeichneten Springpferd mit der Schnelligkeit, dem mentalen Stehvermögen und Mut für den Vielseitigkeitssport. Nach wie vor ist er gut geeignet als leichtes Arbeitspferd. Camargue-Pferd Die Camargue-Pferde leben im Rhônedelta, im Süden Frankreichs, einem rauhen Land, das im Sommer glühend heiß wird, während der Boden in den anderen Jahreszeiten immer mit kaltem Salzwasser bedeckt ist. Der Mistral, ein rasender, salziger Wind, läßt die spärlich wachsenden Sträucher, die harten Riedgräser, Schilf und Salzpflanzen, die den Pferden als Nahrung dienen, verkümmern. Die Menschen, die hier leben, sind stolz auf ihr ödes Sumpfland und nennen es "das erhabenste Land, das der Mensch erobert hat". Auch die Pferde dieses Landes werden schon seit eh und je schwärmerisch "Pferde des Meeres" genannt. Neben den wilden, schwarzen Kampfstieren, sind die Camargue-Pferde das Sinnbild der Camargue. Geschichte: Das Camargue-Pferd ist eine sehr alte Rasse und hat wahrscheinlich schon in prähistorischer Zeit in der Camargue gelebt. Deshalb läßt sich, wie bei den meisten anderen älteren Rassen, nichts Genaues über die ursprüngliche Herkunft der Tiere sagen. Das Camargue-Pferd ähnelt sehr stark den Pferden auf den Höhlenmalereien in Lascaux und Niausx, die auf etwa 15000 vor Christus datiert werden. Von den Proportionen her, ähnelt es aber auch dem sogenannten Solutré-Pferd, einem prähistorische Pferd, dessen Überreste im 19. Jahrhundert in Solutré gefunden wurden und auf 50000 Jahre geschätzt werden. In vorchristlicher Zeit nahmen die Ostgoten und Wandalen auf asiatischen oder mongolischen Pferden bei ihren Invasionen diesen Weg nach Europa. Später dann, im 7. und 8. Jahrhundert, gab es einen starken Einfluß des Berbers, der durch die maurischen Eroberer von der iberischen Halbinsel mit eingeführt wurde. Diese Verbindung läßt sich auch an Sattelzeug und den allgemeinen Pferdekenntnissen der Guardians, der französischen Cowboys, erkennen. Seither hat die isolierte Lage der Camargue garantiert, daß die Pferdeherden, die "manades", von äußeren Einflüssen komplett verschont blieben. Allgemein: Zur Ausrüstung der Guardians bei der Arbeit mit den Rindern gehören ein Seil und ein Dreizack. Das Seil, ein Lasso aus Pferdehaar von 11m Länge, wird in den Korrals vom Boden aus eingesetzt, während der Dreizack für ungeregelte oder aggressive Stiere da ist oder um die Kälber zum Brennen umzuwerfen. Wahrscheinlich aufgrund der großen Unabhängigkeit der Guardians wurde diese Rasse erst 1968 offiziell registriert, ein Zuchtverband gegründet und und jährliche Hengstbesichtigungen unter der Ägide des Staatsgestüts von Nimes organisiert. Heute sind große Gebiete von der Camargue trockengelegt und dienen als landwirtschaftliche Anbauflächen für Reis und Weintrauben. Die Arbeit mit den Rindern oder während der traditionellen Volksfeste die Stiere durch die Dorfstraßen zu treiben, das ist immer noch Aufgabe der Camargue-Pferde. Ein riesiges Gebiet der Camargue - die 6880Ha große Lagune Etang des Vacarés - ist heute ein Naturschutzgebiet. Der Tourismus zeigt neue Wege zur Nutzung der Camargue, und es gibt nichts Schöneres, als die Natur vom Pferderücken aus zu erleben. Der Anblick einer Herde weißer Pferde, die durch spritzendes Wasser galoppiert, hat sicherlich etwas atemberaubendes an sich. Die Pferde ansich sind jedoch eher unattraktiv. Der Kopf ist oftmal grob und schwer, der Hals kurz, und die Schultern meist steil. Der Gesamteindruck ist eher der eines "primitiven" Pferdes mit einer leichten Prägung durch den nordafrikanischen Berber. Diese Schwächen werden jedoch wettgemacht durch Rumpftiefe und einen guten Rücken. Die Kruppe ist abgeschlagen, aber trotzdem kurz und stark. Die Gliedmaßen sind gut geformt, und obwohl die Hufe breit sind (wegen des sumpfigen Bodens), sind sie so hart und gesund, daß die Pferde so gut wie nie beschlagen werden müssen. Es sind unglaublich harte Pferde mit großer Ausdauer und sie sind sehr genügsam. Sie brauchen nicht mehr Futter als was sie im Schilf finden. Das Camargue-Pferd hat ein Stockmaß um 1,42m, kann aber auch schon mal kleiner sein. Es gilt als spätreif und erst zwischen fünf und sieben Jahren als ausgewachsen. Jedoch - bekannt für seine Langlebigkeit - erreicht es oft ein Alter von mehr als 25 Jahren. Als Fellfarben kommt ausschließlich der Farbe Weiß vor. Seine Gänge sind charakteristisch, der Schritt lang mit hoher Aktion und besonders aktiv, der Trab jedoch kurz und abgehakt, sodaß kaum in dieser Gangart geritten wird. Kanter und Galopp sind wiederum außergewöhnlich frei. Fellpony Fellponys gelten als hart wie Eisen und zeigen Pony-Chakteristika, wie sie typisch sind für das Erscheinungsbild aller Berglandponys. Gleichzeitig sind sie lebhaft und aufmerksam. Geschichte: Bis Ende des 19.Jahrhunderts wurden auf beiden Seiten der Pennine-Hügelkette in Nordengland Pferde gezüchtet, die nicht voneinander zu unterscheiden waren. Danach entstand aus den Pferden östlich der Penninen eine eigene Zucht, die heutigen Dalesponys. Die westlich der Hügelkette, besonders in den Cumbrian Mountains lebenden Pferde, wurden die etwas kleineren und kompakteren Fellponys. Wie die anderen etwas größeren Berg- und Moorgebietsponys sind auch die Fells hervorragende Allzweck-Ponys für Reiter, die Vielseitigkeit von ihren Pferden fordern, dabei aber keine großen Turnierambitionen haben. Ursprünglich wurde das Fellpony als Zug- und Landwirtschaftspferd gezüchtet, hat heute aber eine zum Reiten gut geeignete schräge Schulter entwickelt. Seine Robustheit und Trittsicherheit auch in steinigem Gelände sowie der angeborene gute Charakter machten es zu einem angenehmen Reitpony für Reiter aller Art. Fellponys können durchaus einmal einen Zaun überspringen, da sie wendig und mutig sind, aber sie sind vom Körperbau her nicht für hohe Geschwindigkeiten gebaut. Von ihrer Herkunft als Zugpferde her haben sie großen Anteil daran gehabt, den Fahrsport wieder aufleben zu lassen. Sie sind hervorragende Kutschpferde und haben schon so manche Hindernisfahrten erfolgreich bestanden. Ihre Abstammung ist eher abenteuerlich - es ist belegt, daß die Römer, als sie nach Nordengland kamen, dort die bodenständigen Ponys vorfanden und diese für ihre Arbeiten - Bau von Wällen, Mauern, Straßen, Burgen - zu klein fanden. Um ihnen ein wenig mehr Größe zu geben, glaubt man heute, daß die Römer friesisches Blut einkreuzten. Das Resultat muß jedenfalls ein ganz ähnliches Pferd gewesen sein, wie es das Fellpony heute ist. Man sagt, daß einer der großen Hengste, Lingcroppei; gefangen, gesattelt und aufgezäumt wurde und an einem Scharmützel teilnehmen mußte, in dessen Verlauf sein Reiter fiel. Der Hengst wurde von einem Bauern gekauft und verbrachte den Rest seines Lebens im Gestüt, wo er die Lingcropper-Linie der Ponys begründete. Die industrielle Revolution und die Automatisierung im Transportwesen schienen auch dieser Zucht ein Ende zu bereiten, und zwischen den beiden Weltkriegen gab es nur noch fünf Hengste. Glücklicherweise erhielt die Zucht großzügige Hilfe, unter anderem von König GeorgV. und Beatrix Potter, so daß sie sich wieder erholte. Heute ist sie wieder fest etabliert. Größe: zwischen 135 und max. 140 cm Farbe: Rappen, Braune, Schimmel; meistens ohne weiße Abzeichen. Ein kleiner Stern oder etwas Weiß am Fuß ist erlaubt. Kopf: klein, gut geformt und aufgesetzt. Breite Stirn. Weite Nüstern. Große, ausgeprägte, sanfte und intelligente Augen. Kleine, wohlgeformte Ohren. Kehl- und Wangenlinie edel, niemals grob. Hals: von guter Länge, kräftig und nicht zu schwer. Nicht zu hoher Mähnenkamm bei Hengsten. Schultern: das Wichtigste an diesem Pferd. Weit zurückliegend und schräg. Gut ausgeprägter Widerrist. Langes, gut ausgebildetes, bemuskeltes Schulterblatt. Gebäude: kräftiger Rücken, ebensolches Gesamterscheinungsbild. Bemuskelte Lendengegend. Große Gurtentiefe. Ausgeprägter Rippenbogen von der Schulter bis zu den Flanken. Hinterhand: viereckig, kräftig, mit gut aufgesetztem Schweif. Gliedmaßen: gerade Vorderbeine, Muskeln an Ober- und Unterschenkeln. Große, gut ausgebildete Vorderfußwurzelgelenke. Kurze Röhrbeine, Durchmesser kurz unter dem Gelenk mindestens 20cm. Fesselgelenke schräg, nicht zu lang. Hinterbeine sehr bemuskelt. Sprunggelenke trocken, weder kuhhessige noch faßbeinige Stellung. Hufe: rund, gut geformt, Größe in guter Proportion zum Pferd. Aktion: schöner, aufrechter Schritt; ausbalancierter, runder Trab mit guter Knie-Aktion. Sehr bewegliche Sprunggelenke. Weiträumiger, ausdauernder Schritt, wobei die Hinterbeine tief unter den Körper gesetzt werden. -:15 -:1 -:2 -:3 -:7