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Der Tag kommt - amen.

Dieses Thema im Forum "Eigene Geschichten" wurde erstellt von alligirl, 13 März 2012.

  1. alligirl

    alligirl von grund auf böse!

    Der Tag kommt - amen.
    © Copyright by Alicia K./Fäis

    Und jetzt saß ich dort und tränkte mein ach so bemitleidendes Leben in salzige Tränen. Wahrscheinlich würde jetzt jeder sagen, wass auch immer der Grund ist, dass ich selber schuld bin. Aber dem ist nicht so. Dieses einzige Mal war ich nicht schuld. Es war genau derselbe Grund, aus dem ich geboren bin - meine Eltern. Ich saß schon oft in meinem Zimmer und weinte, weinte um Dinge die eigentlich so simpel waren, um sich darüber zu streiten. Aber jetzt war es anders. Und dafür hasse ich sie. Sie haben mir meinen Halt unter den Füßen weggenommen - er. Er war es, der mich jeden Tag aufs Neue zum Lachen brachte, selbst wenn ich eigentlich weinen wollte. Er war es, auf den ich niemals sauer sein konnte. Er war es, der mich so respektierte, wie ich bin. Er war es, der jeden Funken Verständnis den sich ein Mädchen in ihrer Beziehung seit schon immer wünschte für mich hatte. Er war es, der mich liebte. Und ich war diejenige, die ihn so abgöttisch liebte, dass es mir mir immer fast das Herz stehenblieb, wenn ich ihn sah, roch oder hörte. Und durch seine Berührungen war ich mir sicher, dass ich noch lebte. Und selbst diesen einen Funken Lebensfreude haben sie mir genommen, indem sie mich jetzt auf irgendsoein Eliteinternat schickten, für "schwer erziehbare Kinder". Ich würde meine Eltern jetzt nicht so hassen, hätten sie mir den Kontak mit ihm verboten - was an sich allein auch schon der Horror ist - aber auch noch etliche Kilometer entfernt von ihm zu sein, ließ mich erschüttern. Und noch nie zuvor in meinem Leben verspührte ich so eine Erschütterung, wie jetzt genau in diesem Moment. Und er wusste noch nichts davon. Mich grauste es schon davor, ihm davon zu erzählen. Aber was mir auf einmal noch viel mehr Angst machte, war die Unsicherheit die mich plötzlich übermannte, nicht sicher zu sein, ob er Verständnis für dies hatte, jenes Verständnis, dass sich jedes Mädchen in ihrer Beziehung wünschte. Aber irgendwann musste es ja geschehen. Und es stand fest - ich, Tizia Laymound, sollte ab sofort auf ein Internat für schwer erziehbare Kinder gehen. Achso, ist ja auch nicht so, dass mein Leben jetzt komplett zerstört ist - nein.
    Das Piepen der Telefontasten während ich die Nummer von ihm, Nick, wählte, dröhnte mir in en Ohren, als ob ich in einer Disco mit übertriebenem Bass stand. Gleichzeitig hörte ich mein Blut in meinen Adern kochen, dass ich glaubte, gleich umzukippen. Und erst dieses Schwindelgefühlt machte mich fertig. Aber wenn nicht heute, wann dann? Es klingelte also. Und nochmal. Immernoch. Zum vierten Mal.
    "Tizia?" hörte ich eine erfreute Stimme am anderen Ende der Leitung abnehmen.
    "Hallo.." sagte ich leise.
    Sofort reagierte er. "Hey Süße, was ist los?" Jetzt klang er auch traurig. Und er wusste ja noch nicht, was noch kam.
    "Ich.. also, ähm, ich.. also, meine Eltern.. sie haben mir.. gesagt.. also, heute haben sie mir gesagt, dass ich.. dass ich auf ein.. ähm.." Ich kam aus dem Stottern nicht mehr raus, und dafür hasste ich mich wieder einmal. Und mein Herz klopfte auf einmal so sehr, dass ich es fast spührte, wie es durch meine Brust durchdrang.
    "Was auch immer ist, du kannst es mir sagen, versprochen." Ich hörte an seiner Stimme, dass er verständnisvoll lächelte. Fragte sich nurnoch, wie lange.
    "Also, ähm.. Internat. Ich, für schwer erzieh-" Ich stoppte, weil ich Nick nichtmal mehr atmen hörte. Er war verstummt, und ich bat, dass er wenigstens noch etwas sagen würde. "Nick?"
    "Ja, ich.. ich bin noch da. Aber, wie hast du dir das mit uns vorgestellt?" Er klang geschockt, aber zu meinem Beruhigen hörte ich wenigstens noch einen Funken an Verständnis. Und mein Herz beruhigte sich.
    Ich wusste erst keine Antwort, dann fand ich meine Stimme wieder. "Ich.. ich weiß es nicht. Ich weiß im Moment überhaupt garnichts. Und es tut mir unendlich Leid, dir das jetzt am Telefon zu sagen. Ich hasse meine Eltern so sehr dafür, das glaubst du garnicht. Und dazu noch für schwer erziehbare Kinder! Nur weil sie sich nicht durchsetzen können, und ich meinen eigenen Kopf hab? Ich meine, bin ich so schrecklich?" Bei dem Wort schrecklich kamen mir die Tränen. Ich versuchte sie runterzuschlucken, aber mir war klar, dass Nick es trodzdem bemerkte.
    "Oh Tizia, keine Sorge, wir bleiben zusammen. Wir können ja jeden Tag telefonieren, ich komme dich besuchen, oder wir sehen uns wenn du wieder bei deinen Eltern bist.. ähm, falls du wieder hierher kommst, meine ich. Und nein, du bist nicht schrecklich. Du bist sogar ganz wundervoll, und das weißt du. Nur weine nicht, sie sind es nicht wert. Niemand ist es wert, deine Tränen zu vergießen." Er klang besorgt. So besorgt, dass es mir fast wieder das Herz zerbrach.
    Ich schluchzte leise. "Ich liebe dich." flüsterte ich, kaum hörbar, aber laut genug, dass er es verstand.
    "Nein, ich liebe dich." sagte er sanft.
    "Danke für alles." lächelte ich. Und da war es wieder, das Lächeln, dass er mir in jeder doch so miserablen Situtation auf die Lippen zauberte.
    "Vor deiner Tür steht eine Überraschung." Und er legte auf. Meine Augen weiteten sich blitzschnell, ich sprang vom Bett auf und raste, so leise wie möglich, die Treppe hinunter und riss die Haustür auf. Ich schaute in die düstere Welt bei Nacht hianus, erkannte bei der Dunkelheit erst nichts, bis ich grüne leuchtende Augen erspähte. Und da stand er, in der Dunkelheit, angeleuchtet von dem Mond und schon allein seine Umrisse ließen mich sich neu in ihn verlieben. Und dann kam er langsam auf mich zu, schaute mir in die Augen, lächelte mich umwerfend an und küsste mich sanft und dennoch leidenschaftlich, sodass ich nicht anders konnte, als ihn nur zu erwidern. Und da genau wusste ich, dass ich mich nicht von meinen scheiß bekloppten Eltern rumkommandieren lassen werde. Möge es mich zerstören, wäre es wir egal, hauptsache sie merken endlich, dass ich nicht dieses kleine, zerbrechliche Ding bin, für dass sie mich halten - amen.


    Der Regen dröhnte in meinen Ohren wie ein Rausch. Er prasselte wild gegen das Fenster. Immer lauter, immer schneller. Er tränkte das Zimmer in Betrübnis. Und wäre das nicht schon genug gewesen, dass es seit Stunden ununterbrochen regnete, ich solchen Herzschmerz hatte, wie ich es für nie möglich hielt, nein - ich saß in dem Zimmer eines Internats für schwer erziehbare Kinder. Und ich sah aus wie ein Niemand. Seit Stunden war ich am Heulen, fühlte mich wie ein Häufchen Dreck und diese Dunkelheit, die der Regen auf mich auswirkte, war nervtötend. Und alles war ja doch irgendwie meine Schuld, irgendwie aber auch nicht. Ich verstand es einfach nicht. Das hang sicherlich mit meiner bescheidenen Intelligenz zusammen, aber ein durchschnittliches Mädchen in der Pubertät hatte nunmal Probleme. So war das auch nicht bei mir anders. Und ich hasste mich dafür, dass ich durchschnittlich war. Naja, mittlerweile wohl eher durschnittlich schwer erziehbar. Fakt war aber einfach, das meine Eltern mit mir nicht einfach das machen konnten, wie mit meiner Schwester. Sie hörte auf jeden Befehl, ließ sich immer unterdrücken und hatte generell in unserer Familie nichts zu sagen. Soeine war ich enfach nicht, die sich immer dafür bedankte, geboren zu sein. Von mir aus hätte ich lieber tot sein können. Und das war nicht das erste Mal, dass ich in diesem dunklen, betrübten Zimmer Selbstmordgedanken hatte. Nein, die hatte ich schon oft. Und ich hatte mit dem heutigen Tag den einzigen Menschen verlassen, der mich halbwegs verstand. "Tizia Laymound?" Ich schreckte auf. Hastig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und beendete meinen inneren Mitleidsmonolog.
    "Ähm.. ja? Wer ist da?" Ich stand auf, bevor die Tür aufging.
    "Hallo, ich bin Lijane. Lijane Brok." Vor mir stand ein netteaussehendes Mädchen, und ich war fast geschockt wie normal sie doch für ein "schwer erziehbares Kind" aussah.
    "Hallo." sagte ich leise und musterte sie ein paarmal.
    "Du siehst aber nicht gut aus! Was ist denn los?" Sie hatte mein Leid sofort bemerkt, kam auf mich zu und sah mich besorgt an.
    "Ach nichts.." Ich sah weg.
    "Ich bin die Schulsprecherin und Vertrauensperson in diesem Haus. Du kannst es mir ruhig sagen." sie lächelte verständnisvoll.
    Ich sah auf. Ich glaubte fast, dass mein finsterer Blick sie fast abschreckte, denn sie trat einen Schritt zurück. "Ich hasse mein Leben. Ich hasse meine Eltern abgrundtief. Und mein Freund wartet zu Hause auf den Tag, an dem ich endlich aus dieser scheiß beschissenen Schule rauskomme! Und ich wette, das komm ich schneller als gedacht. Sonst ist alles super!" Noch schrie ich nicht, aber meine Wut sammelte sich.
    "Oh, o-okay.. Äh, ich, ich geh dann mal.. falls du.. du Fragen hast, f-frag einfach nach.. Lijane.." Sie ging zur Tür. "Lijane Brok." Und schloss sie.
    Ich verkroch mich wieder in eine Ecke und weinte weiter. Solange, bis mein Körper nurnoch einen Bruchteil von dem produzieren konnte, dass ich zuvor ausgeheult hatte.​



    Einfach so aus Langweile entstanden, es geht auch noch weiter :)
    Lg Fäis​
     
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  2. Ravenna

    Ravenna I walk her path...

    Also ich bin ja nicht unbedint ein Fan von soo Liebesschnulzen...ABER dein Schreibstil gefällt mir und lässt mich gespannt auf den Rest warten ^^
     
  3. Sevannie

    Sevannie Great things never came from comfort zones.

    Hihi.Ich will für dich hoffen das du weiter schreibst. Du weißt ja das ich deinen Schreibstil schon immer geliebt hab. :)
    Ein dickes ' I-Like!' von mir. Wenn's auch nicht soo bedeutend ist. :DD
     
  4. alligirl

    alligirl von grund auf böse!

    keine liebesschnulze, das kommt alles noch :D
    aber danke euch! =)
     
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  5. Bellatrix

    Bellatrix selten on

    gefäält mir sehr :) ich hoffe mal es geht weiter
     

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