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Wolfszeit

ZM' Zanaro* [6]

ad. Capallonia v. Zazou || Zeit: August 2013 - 03. April 2023 || Grund: Verkauf als Deckhengst

ZM' Zanaro* [6]
Wolfszeit, 3 Apr. 2023
    • Wolfszeit
      Herzlich Willkommen auf Nasty Past! | August 2013
      Nach dem Abendbrot holte ich meinen Laptop zu mir, um mein Postfach zu checken und ein wenig durchs Internet zu surfen. Es waren wieder einige Emails angekommen, unter anderem Rechnungen, aber auch anderswärtige Anfragen. Als neueste Mail stand eine von Sevannie. Leicht irritiert schaute ich nach, was es denn Wichtiges gab. Sevannie fragte nämlich nach Nasty Past und das, obwohl wir eigentlich momentan inaktiv waren. Ich ahnte schon keine guten Nachrichten und als ich ihr Anliegen las, begann es in meinem Kopf direkt zu rattern. Sie wollte ihre fünf Vollblüter wegens Zuchtumstellung abgeben, bekam sie aber nicht verkauft, so kam nun Nasty Past in Frage. Ich schrieb ihr, dass ich mich mit Fee absprechen wollte, letzten Endes stimmte ich aber dann doch schon zu, Fee würde nichts dagegen haben. Zwanghaft überlegte ich, wie wir fünf neue Pferde auf Nasty Past unterbringen wollten. Die einzige Möglichkeit war der eigentliche Quarantänestall, doch auch dort gab es nur vier Boxen. Doch die Frage hatte sich dann schnell geklärt, da zwei von den fünf Pferden noch Fohlen waren und da die Tiere nur nachts in den Boxen stehen würden, würden die beiden sich diese teilen. Nur um die Weiden für die Tiere würden wir uns noch kümmern müssen. Ich versprach Sevannie, die Pferde direkt Morgen früh abzuholen. Schnell schrieb ich noch Fee eine Mail und ging dann schlafen, denn ich wollte Morgen schon um sechs raus.

      Verschlafen stand ich auf und wanderte ins Bad um mich fertig zu machen. Dann huschte ich flott runter in die Küche, wo meine Pfleger schon am Tisch saßen und frühstückten. Talulah hatte mir auch schon ein Frühstück zum Mitnehmen fertig gemacht und ich dankte ihr. Alle drückten mir die Daumen, dass es glatt gehen würde, denn ein Transporter mit fünf Pferden würde nicht so einfach werden. Allerdings lag Sevannies Gestüt einige Meilen weit weg, so dass wir nur einmal fahren konnten. Auf meinem Weg holte ich Fee und Trudi bei Nasty Past ab, dort hatten sie sich bereits um unsere Pferde gekümmert. „Was hast du dann mit den fünf Tieren eigentlich vor?“ fragte Trudi neugierig und ich überlegte ein Weilchen. „Erst einmal werden wir sie wieder antrainieren und dann auf Turniere schicken und wenn sie einige Erfolge gesammelt haben, müssen wir nach neuen Besitzern Ausschau halten, wir können sie schließlich nicht behalten.“ murmelte ich. Nach zwei Stunden kamen wir auf dem Gestüt an und Sevannie begrüßte uns herzlich. Sie hatte die fünf Pferde schon fertig machen lassen und während Trudi und einer von Sevannies Pflegern die Pferde verluden, ging ich mit Fee und Sevannie die Kaufverträge unterschreiben und nahmen die Papiere entgegen. Draußen herrschte großer Trubel, denn eine der Stuten, Paper Heart, weigerte sich partout, in den Hänger zu gehen. Sevannie seufzte leise. „Sie hat eine tierische Angst vor Hängern, aber ich habe schon vorgesorgt.“ Sevannie verpasste der Stute eine Spritze Beruhigungsmittel, welche sie sich gestern von ihrer Tierärztin hatte geben lassen und nachdem die Dosis endlich Wirkung zeigte, konnten wir die Stute verladen. Dann mussten wir uns auch schon von Sevannie verabschieden und machten uns auf den Heimweg. Es war ziemlich anstrengend, die Fahrt mit fünf Pferden zu schaffen, umso glücklicher war ich dann, als wir die Einfahrt von Nasty Past sahen. „Habt ihr die Boxen schon fertig?“ fragte ich neugierig und Fee nickte grinsend. Ich war so froh, die beiden im Team zu haben. Nacheinander luden wir die Pferde aus und brachten sie in ihre Boxen. Als erstes waren die beiden Hengstfohlen a n der Reihe, dabei handelte es sich um Zanaro und Crown Jewel. Beide waren Prachtstücke mit einer super Abstammung und einem traumhaften Körperbau. Die beiden schienen kein Problem zu haben, sich die Box zu teilen, aber die Boxen des Quarantänestalls waren, wegen seiner eigentlichen Funktion, auch fast doppelt so groß, wie unsere normalen Boxen. Dann luden wir die Fuchsstute Paper Heart aus. Sevannie hatte uns bereits vor ihren Launen gewarnt und dennoch hatten wir zu tun, die Stute, bei welcher das Beruhigungsmittel allmählich nachließ, in ihre Box zu verfrachten. Aufgewühlt lief sie umher und ich hatte schon Sorge, sie würde hyperventilieren. „Trudi? Machst du schon einmal das Futter bereit und tust bei Paper Heart einige Baldrianwurzeln und Teebaumöl mit hinein, damit sie sich wieder beruhigt?“ fragte ich und meine Pflegerin entschwand direkt in der Futterkammer. Fee und ich luden nun noch den Hengst Calvados und die Stute Already aus. Calvados war ein Vollblut im Ponyformat, denn er maß nur 1.50m und war daher äußerst knuffig anzusehen. Er kam auf die linke Seite des Stalles und stand so nicht direkt bei den Stuten. Already war eine richtige Schmusestute und einfach super lieb, deswegen sollte sie in die vorderste Box des Stalles. Sie war die einzige, welche mit sich schmusen ließ. Alle Pferde besaßen nun eine gigantische Box inklusive Paddock, so würden sie die ersten zwei Tage ohne Weidegang verkraften. Wir wollten die Stuten mit zu unseren stellen, das müsste problemlos gehen und die beiden Fohlen würden mit in unsere Fohlengruppe integriert werden, während Calvados mit auf die Weide von Hoppla und Dreamer kommen würde.
      © Eddi | 5.208 Zeichen
    • Wolfszeit
      Weihnachten auf Nasty Past | Dezember 2013
      „Guten Morgen meine Lieben!“ lächelte ich fröhlich, als ich den Stall betrat. Neugierige Blicke wurden mir von allen Seiten zugeworfen, anscheinend warteten alle schon begierig auf ihr Frühstück. Flott schnappte ich mir also die Heuballen, zerteilte sie und schob jedem Pferd sein Frühstück in die Box. Während ich meine Arbeit verrichtete, dachte ich über die kommenden Tage nach, denn in drei Tagen würde Weihnachten sein! Deshalb war ich der Meinung, dass wir den Stall doch noch schön schmücken mussten! Dementsprechend warf ich Fee schon früh aus dem Bett, damit wir nach der Fütterung einkaufen fahren würden. Doch vorher versorgte ich noch die Gnadenbrotpferde und äppelte deren Paddock ab. Gegen neun Uhr kam dann Fee und wir fuhren in die Stadt, um Weihnachtszeug zu kaufen.

      Schon nach Eineinhalbstunden waren wir wieder da und machten uns an unsere Lieblingsbeschäftigung, nämlich den Stall zu schmücken! Über das große Tor hängten wir einen hübschen Weihnachtskranz und ganz oben an der Spitze des Daches befestigten wir einen roten Stern. Im Stall hängten wir weihnachtliche Girlanden auf und hier und da ein wenig Schmuck. Auch hatten wir eine Lichterkette für den Tannenbaum gekauft, der vor dem Stall stand und trotz seiner spitzen Nadeln, schafften wir es, ihn zu dekorieren. Als alles an Ort und Stelle war, nickte ich Fee zufrieden zu. Nun konnten wir uns um die Pferde kümmern, welche alle friedlich auf der Weide standen und ihre Freiheit genossen.

      Wir holten uns Unglück und Key von der Weide, um mit beiden einen kleinen Ausritt zu wagen. Leider lag bei uns immer noch kein Schnee, obwohl doch heute sogar Winteranfang war! Ich hoffte inständig, dass es vor Weihnachten endlich noch schneien würde. Für uns war es natürlich auch praktisch, denn so ging die Arbeit noch wesentlich leichter von der Hand. Die beiden Stuten putzten und sattelten wir flott, eh wir in Richtung Wald ritten. Es war interessant zu sehen, dass einige Bäume tatsächlich noch ihr Laub besaßen. Mit den beiden Vollblutstuten konnte man sehr angenehm ausreiten und so kamen wir auch wohlbehalten wieder an.

      Als nächstes holte ich mir die aufgedrehte Success Story, während Fee sich lieber mit Deep Silent Complete beschäftigte. „Ey, Eddi! Hast du schon gehört, dass Joelle Galopp wieder aktiv wird?“ fragte mich Fee begeistert und ich strahlte sie an. Auf Nasty Past standen inzwischen so viele Vollblüter mit Potenzial und wenn wir bei solchen Rennen erfolgreich sein würden, könnten wir den Rettungshof wesentlich besser finanzieren! Während wir in der Halle ein wenig Dressur ritten, unterhielten wir uns noch sehr angeregt über Joelle Galopp, denn das wäre wahrlich eine geniale Idee.

      Generell hatten wir uns letzter Zeit zurückgezogen, so dass wir direkt beschlossen im Jahr 2014 wieder aktiver zu werden. Während wir Hoppla und Cual Maniaca putzten, nahmen die Pläne allmählich Gestalt an. Wir wollten Turniere veranstalten, um wieder einige Spenden zu bekommen, denn momentan wurde es doch langsam knapp, was das Geld für Tierärzte und Hufschmiede betraf. Alles aus eigener Tasche zu bezahlen war doch auch happig. Immerhin besaßen Fee und ich auch noch eigene Gestüte. Dennoch machte uns die Arbeit mit den Nasty Past Pferden riesigen Spaß und den kleinen Hoppla würde ich gewiss nicht mehr abgeben. Ihn und Cual Maniaca longierten wir heute nur.

      Danach waren noch Leitz und Fiebertraum an der Reihe. Mit ihnen wollten wir springen und da kamen wir schon auf die Turniere zurück, beziehungsweise Fiebertraum wäre der geborene Sprinter für Joelle Galopp. Während wir die Hengste mit Trabstangen und Cavalettis gymnastizierten, besprachen schon einige Dinge und inzwischen standen unsere Teilnahmen bei Joelle Galopp fest. Nur die Winter Cups würden wir wohl noch nicht mitmachen können, aber man sollte ja auch nicht alles überstürzen. Schließlich würden wir vorher noch fleißig trainieren müssen.

      Da kamen wir schon zum nächsten Problem, wo denn mit Vollblütern trainieren? Fee und ich stellten uns an die Weide der Vollblutstuten, welche wir damals von Sevannie übernommen hatten. Sie hatten sich inzwischen richtig gut eingelebt und ich hoffte doch, dass das mit dem Training nur noch besser werden würde. Already und Paper Heart kamen zum Zaun getrabt und begrüßten uns herzlich. Besonders Already hatten wir jetzt schon ins Herz geschlossen, die Stute war einfach wunderbar und so liebenswürdig! Allerdings konnte sie auch, genauso wie Paper Heart, ziemlich abgehen.

      Die Vollblüter standen im kleinen Stall, unserem eigentlichen Quarantänestall, aber dort waren sie am besten aufgehoben. Den Fuchshengst Calvados hatten wir mit zu unseren Hengsten gestellt und nach anfänglichen Eskapaden hatte er sich auch integriert. Ich holte ihn von der Weide, um ihn gründlich zu putzen und dann zu longieren. Fee wollte sich lieber um die beiden Fohlen Zanaro und Crown Jewel kümmern. Gemeinsam putzten wir die drei und splitteten uns dann auf, ich ging in die Halle und Fee ging spazieren. Nach einer halben Stunde trafen wir uns dann wieder und dann standen nur noch wenige Pferde an.

      Schnell putzten wir noch Moon River und Lulu, um die beiden älteren Stutfohlen dann noch ein wenig in der Halle zu fordern. Auch hier hieß es longieren oder zumindest daran gewöhnen. Als die beiden dann wieder in ihrer Box standen, holten wir noch die Zwerge Calero und Existenz. Beide putzten wir nur noch, ehe sie in ihre Boxen durften, dann folgten auch schon die anderen Pferde. Nachdem dann alle in ihren Boxen standen, fütterte ich im großen Stall und Fee kümmerte sich um die Vollblüter. Mit Fürsorge begutachtete ich noch einmal jedes Pferd, eh es sein Müsli und das Heu bekam. Den Abschluss unserer Abendrunde machten wir bei den Gnadenbrotpferden. Dort hieß es noch ein wenig kuscheln und das Heu verteilen, ehe wir müde nach Hause fuhren.
      © Eddi | 5.860 Zeichen
    • Wolfszeit
      Bei Nasty Past zu Besuch | Januar 2014
      Mit einem Blick auf die Strasse setze ich den Blinker und biege rechts ab. Heute sollte es wieder zu Eddi gehen, zusammen mit ihr und Fee kümmern wir uns heute um die Pferde des Rettungshof und auch ein Frühlingsputz ist angesagt. Ich fahre dem Kiessträsschen entlang und bald erblicke ich den grossen Hof. Als ich dann aus dem Auto springe, kommen mir Eddi und Fee schon entgegengelaufen. Mit einem hellem "Hallo" begrüsse ich die beiden, bevor wir uns noch rechts und links drei Küsschen geben. Ich schaue mich mit strahlenden Augen auf dem Hof um, ich war schon einmal hier, da habe ich mich um Eddi's Fohlen gekümmert. Fee kenne ich noch nicht so gut, ich hoffe, dass wir uns an diesem Tag besser kennenlernen. Sie macht einen sympathischen Eindruck. "Und, wo fangen wir an?", frage ich dann die beiden Mädels. "Ich wäre dafür, dass wir zuerst alles auf Vordermann bringen, und uns dann um die Pferde kümmern. Wer weiss, vielleicht haben wir ja am Schluss noch Zeit für einen Ausritt...?", zwinkert mir Fee zu. Ich lache und erwidere: "Na, da bin ich einverstanden. Wo fangen wir an?" Nachdem mir Eddi antwortet, dass es vielleicht am besten wäre, wenn wir zuerst die Weidetränke reparieren würden, marschieren wir schon los. "Zuerst kontrollieren wir mal ob es überhaupt etwas zu reparieren gibt, und geputzt werden müssten die Tränke auch", grinst Eddi mich an, schlüpft unter den Zaun durch und wir folgen ihr. Auf der Weide schauen und viele Pferde neugierig an. "Oh, wie süss. Wer ist denn das dort hinten?", ich zeige auf ein Trakehner, ein Palomino. "Oh, das ist unser hübscher Fiebertraum.", antwortet Fee mir, während sie zu ihm geht und ihn streichelt. "Der Name passt ja aber gar nicht, ts ts", meine ich gespielt empört,"das ist doch kein Fiebertraum, das ist ein Traum auf Erden!" Wir lachen und die beiden stellen mir auch noch die anderen Pferde vor. Innert einiger Minuten habe ich praktisch alle Pferde des Rettungshof kennengelernt. Cual Maniaca, Hoppla, Fiebertraum und ZM’s Zanaro haben es mir doll angetan. Nun führt Fee mich auch schon zu den Weidetränken. Der erste scheint noch intakt zu sein, da müssen wir nichts machen, ausser ihn zu putzen. Beim zweiten sieht es aber schon anders aus; ein langer Riss schlängelt sich durch die Tränke. „Eddi, müssen wir den wohl ersetzen oder geht das vielleicht auch anderst …?“, fragte Fee an Eddi gerichtet. Eddi erwidert nicht, grinst nur und eilt davon. Was sie wohl im Sinn hat? Wenig Später kommt sie mit viel Klebband zurück. „Das wird doch nicht reichen!“, meint Fee kritisch. „Ach was, komm Klebband, denen zeigen wir es!“, lacht Eddi und fängt an, die Tränke zu reparieren. Und siehe da, nachdem wir der Wassertränke einen Wassertest gemacht haben, hält es perfekt. „Ha!“, ruft Eddi und zeigt mit dem Zeigefinger auf Fee, „da hast du es!“ Wir alle drei fangen an zu lachen und kontrollieren auch noch die anderen Tränke. Nachdem wir dann alle geputzt und kontrolliert haben, machen wir uns am Zaun zu schaffen, an einigen Stellen hält der nicht so gut. Deep Silent Complete bleibt immer in meiner Nähe und schaut neugierig zu, was ich da denn treibe. Ich erlaube mir hin und wieder eine kurze Pause und streichle ihren schönen Kopf.
      Später, nachdem wir alle erledigt von der Weide zurückkommen, bringt uns Eddi ein kaltes Getränk, genau das Richtige. Wir trinken und unterhalten uns über Belangloses, ehe wir uns wieder an die Arbeit machen. In der Sattelkammer sollte man wieder mal aufräumen und aussortieren und auch der Stall sollte wieder geputzt werden. Also erheben wir uns wieder und machen uns auf den Weg zur Sattelkammer. „Letztes Jahr haben wir Sachen gefunden, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie hatten. Hoffen wir es geht diese Jahr genau so“, lacht Fee und wir stimmen mit ein. „Das ist doch immer so“, grinse ich. In der Sattelkammer nehmen wir uns die erste Kiste vor und entdecken immer wieder neues, spannendes Zeug. „Ich wusste ja gar nicht das wir Laufferzügel haben!“, meint Fee plötzlich erstaunt. So ist es, man hat Sachen, welche man gar nicht braucht. Wir putzen Zügel, begutachten Schabracken und suchen zusammen passende Steigbügel. Nach einer guten Stunde, oder auch zwei, ist alles geputzt und sortiert an seinem richtigen Platz. „So, dann wollen wir uns mal die Stallungen vornehmen“, seufzt Fee und ich nicke mit gespielt ernster Miene. Im Stall befreien wir Boxenwände vor Spinnennetze, putzen das Fenster und reinigen allgemein den ganzen Stall. Plötzlich quieke ich auf und schreie: „Ratte! Eine Ratte!“ Ich hasse nämlich Ratten. Erschrocken von dem Geschrei eilen mir Fee und Eddi zur Hilfe. Als ich dann aber auf die graue, fette Ratte zeige, fallen sie in lautes Gelächter. Ich verziehe die Lippen und schmolle, entferne mich von der Ratte. „Nicht witzig“, brummle ich und verschränke die Arme. Als mich dann aber Fee anschaut, muss ich auch lachen. „Aber was soll ich den machen wenn ich Ratten hasse?“, ziehe ich die Schultern hoch und frage die beiden. Als Antwort lachen sie erneut. Nach diesem Zwischenfall arbeiten wir weiter, ich schaue mich immer wieder misstrauisch um, ob irgendwo eine Ratte lauert. Zum Glück läuft mir aber keine mehr über den Weg. In der Zwischenzeit haben Eddi und Fee Musik laufen lassen, und ich summe fröhlich mit.
      Nachdem wir alles sauber geputzt haben, wenden wir uns den Pferden zu. Zuerst hole ich Paper Heart von der Weide und putze sie gründlich. Sie geniesst die Putzeinheit und döst vor sich hin. Danach bringe ich sie wieder zurück und hole zuerst Already und dann Crown Jewel von der Weide. Beide Hüh putze ich gründlich, Already ist sehr verschmust und reibt ihren Kopf immer wieder an meiner Jacke. Crown jedoch ist schnell langweilig und versucht eine Befreiungsaktion. Erfolgslos. In der Zwischenzeit hat Eddi Lulu, Moon River und Calvados geputzt, währendem Fee sich um Key, Success Story und Hoppla gekümmert hat. Nun bleiben noch Leitz, Cual Maniaca, Fiebertraum, CH’s Unglück, CH’s Zanaro und Geoffrey’s Brother übrig. Zusammen putzen wir zuerst CH’s Unglück, dann CH’s Zanaro und Geoffrey. „Und was ist mit Calero und Existenz?“, frage ich Eddi und Fee und schaue die beiden Fohlen sehnsüchtig an. „ Um die beiden haben wir uns heute Morgen schon gekümmert“, meint Fee und lächelt mich an. Nun sind alle Pferde geputzt, ausser drei, denn mit Leitz, Cual Maniaca und Fiebertraum wollen wir auch noch einen Ausritt unternehmen.
      Nachdem wir die Pferde gesattelt haben, ich reite Fiebertraum, währendem Eddi Cual nimmt und Fee Leitz, zäumen wir unsere Pferde. Fiebertraum ist nicht ganz so brav und reisst seinen Kopf in die Höhe. „Nicht so mit mir“, lache ich und nach einigen Minuten ist es mir gelungen, ihn zu zäumen. Fee hat mir erzählt, dass der feine Kerl sehr sensibel ist und unter dem Sattel temperamentvoll. Mit ihm werde ich noch meinen Spass haben. Nun steigen wir auch schon auf und entfernen uns vom Hof. „Eddi?“, frage ich nach hinten, „wie gross ist denn eigentlich Fiebertraum?“ „Er sollte so circa 165 cm gross sein“, antwortet mir Eddi und ich antworte mit einem Okay. „Wollen wir dann mal traben?“, durchbricht nun Fee das friedliche Schweigen und bald darauf traben wir auch schon an. Fiebertraum hat einen wundervollen Trab, zuerst wollte er schneller davonpreschen, doch schnell mache ich ihm klar, dass ich hier das Sagen habe. „Aber keine Angst, Grosser. Wir werden schon noch galoppieren“, spreche ich mit ihm. Nachdem wir eine Weile getrabt sind, parieren wir die Pferde wieder in den Schritt und plaudern über Gott und die Welt. Irgendwann sagt dann aber Eddi: „So, hier könnten wir galoppieren. Lust auf ein Wettrennen?“ Wir bejahen und schon schnellen wir vor. Fiebertraum, froh endlich laufen zu können, rennt und ich könnt jubeln vor Glück. Das Vollblut ist unglaublich schnell. Eine Weile rennen die Pferde Kopf an Kopf, bis dann Fee aber leider sagt: „Nun müssen wir wieder bremsen“ Fiebertraum wollte zunächst nicht, doch nach einigen Paraden fällt dann auch er in den Trab. Wir traben noch ein Stückchen ehe wir dann ganz in den Schritt fallen. Zufrieden schauen wir uns an und lächeln. Nun kommt auch schon der Hof in Sichtweite, bald muss ich gehen. „ Heute war es echt toll hier bei euch!“, grinse ich die beiden an, und sie grinsen zurück.
      © mendy | 8.280 Zeichen
    • Wolfszeit
      Alles dreht sich um ihn | August 2018
      Erneut fand ich meinen Weg zu dem Hof wo Deep Silent Complete und Zanaro standen. Doch heute galt die Ganze Aufmerksamkeit nur Zanaro. Der Junge Vollblüter stand aufgeregt am Koppelzaun und sah mich mit aufgestellten Ohren an. Die Neugierde war dem Dunkelbraunen ins Gesicht geschrieben. Ich hielt ihm ein Stück Apfel hin und er roch erst Mal vorsichtig an dem Stück ehe er es sich nahm und es gemütlich zerkaute. Ich stellte den Strom aus und kletterte durch den Zaun. Neugierig beobachtete er mich und schien mich für Suspekt zu halten, denn er spielte mit den Ohren und war sich sichtlich nicht sicher ob ich gut oder böse war. Als ich nach seinem Halfter griff, bewegte er sich extra noch mal, damit ich ihn ja nicht ans Halfter bekam. Das Spektakel widerholte sich noch zwei Male, bis ich ihn dann endlich rausführen und ihn zum Putzen auf der Stallgasse anbinden konnte. Da ich nun zum zweiten Mal in dem Stall war, wusste ich den Weg zur Sattelkammer, ohne mich im Stall zu verlaufen. Das Putzen von Zanaro gestaltete sich als Recht einfach und er erwies sich als ziemlich Pflegeleicht. Er gab die Hufe anständig und war auch brav und schreckte nicht zurück, als ich ihn an seinem Feinen Kopf bürstete. Seine Unterlippe hing entspannt runter und er schien zu dösen. „Duu, Dicker ich bin fertig!“, lächelte ich den Junghengst an und führte ihn dann zum Round Pen. Hinter uns schloss ich das Tor und machte den Strick los. Sofort lief er los und und rannte in dem umzäunten Kreis. Zanaro strotze so voller Energie und ließ mal mächtig die Sau raus. Der drei jährige schnaubte regelmäßig ab und lief grazil den ‚Hufschlag‘ entlang, immer darauf wartend einen Auftrag den ich ihm gab zu lösen und zu meistern. Er verhielt sich toll. So ruhig das man meinen Könnte, er sei ein Wallach. „So Maus, dann gehn wir jetzt wieder auf die Weide“, sagte ich in einem freundlich Ton und führte ihn zu seinen Weidefreunden. Ich räumte den Dreck weg und verschwand dann vom Hof.
      © Sosox3 | 2.003 Zeichen
    • Wolfszeit
      Pflegebericht | Januar 2015
      Es war noch früh am Morgen, als Fee an meine Tür klopfte - laut genug, dass ich sofort hellwach war. Seufzend hievte ich mich aus dem Bett und schlüpfte in meine Stallsachen. Unten in der Küche erwarteten mich schon frisch gebackene Brötchen und heißer Kaffee. Doch auch das konnte meine Motivation nicht wirklich hervorrufen, denn draußen goss es aus Eimern. "Was für ein wundervoller Januarmorgen!", murmelte ich frustriert und frühstückte zusammen mit Fee. Die hatte schon die Post geholt, wo auch ein Sale-Katalog von Krämer dabei war und sie strich sich gerade fleißig Dinge an, die sie unbedingt kaufen wollte. "Falls Helme im Angebot sind, sag mir Bescheid, ich brauche einen neuen!", meinte ich und dachte an meinen inzwischen sehr labilen Helm zurück.
      Nachdem wir mit dem Frühstück fertig waren, ging es direkt in den Stall. Während ich alle Pferde fütterte, holte Fee schon Stroh und Heu vom Dachboden herunter, damit wir nachher schneller fertig sein würden. Dann kamen die Pferde auf die Weide und wir machten uns an die Stallarbeit. Also wurden die Boxen ausgemistet und frisch eingestreut. Das Heu wurde verteilt und die Tränken wurden kontrolliert.
      © Eddi | 1.195 Zeichen
    • Wolfszeit
      Ein bisschen schlauer | Juli 2015
      Früh am morgen riss mich mein Handy aus dem Schlaf. Was?
      'Pony abholen! <3'
      Etwas verwirrt wischte ich über den Touchscreen. Noch war mir der Sinn dieses Weckers nicht eingefallen, während ich aber brav ins Badezimmer tapste. Langsam legte sich der Schleier der Nacht von meinem Geist und es viel mir wieder ein. Croc würde bald am Flughafen ankommen! Der Hannoveraner Hengst war nun schon zum vierten Mal von Catalina Dixon trainiert worden. Diesmal war er aber dafür nach Schottland geflogen. Eine gute Übung. So talentiert wie sich mein Großer zeigte würde er öfter fliegen müssen, auch hatte ich ihn wieder in die Hände der Trainerin geben wollen, welche ihn schon gut kannte und welche ich auch kannte. Croc sollte keine schlimmen Erfahrungen machen müssen.
      Der Hänger war ebenso wie die Box fertig gemacht. Grade als ich angehängt hatte und es mir auf meinem Sitz bequem machen wollte fiel mir noch was ein. Die Kleinen können schon raus! Es sollte heute, wie auch die letzten Tage, schrecklich heiß werden. Da kamen die Pferde raus auf die Koppel, auch wenn es im Hauptstall schön kühl war. Das gute alte Gemäuer bringts wirklich. Aber da stehen ja nicht alle. Flink huschte ich noch einmal aus dem Wagen und eilte zu einem der großen Laufställe. Nachdem ich den Riegel zur seite geschoben hatte stämmte ich mich mit aller Kraft gegen das Schiebetor - Warum waren die Dinger so groß? Das brauchen noch nichtmal 2 Meter Pferde! - und stämmte es auf. Es dauerte keine Minute bis die drei Junghengste Pancake Killer, Valentine´s Candy Fireflies und ZM´s Zanaro, um sie auch mal beim vollem Namen zu nennen, verstanden hatten was passiert war und an mir vorbei auf die Koppel rauschten. Dicht gefolgt natürlich von den beiden Mini Hengsten Rumpelstielzchen und Umpalumpa. Ich eilte auf die andere Seite der Halle um dort das zweite Tor zu öffnen. Es befanden sich nämlich zwei Laufställe in dem großen gemauerten Gebäude. Nachdem auch die beiden zweijährigen Stuten Graceful Eclipse, Foggy Dew und die Miniatur Horse Fohlen Motte und Porcelain Doll an mir vorbei gedüst waren - natürlich auf eine andere Koppel, ich war ja nicht leichtsinnig - eilte ich zum Auto zurück. Jetzt aber ran halten! Bald ist Croc da!

      Tief einatmen. Alles hatte geklappt, das Pony war wohlbehalten im Hänger, ich brauchte mich nicht mehr stressen. Etwas spät war ich gewesen, aber noch passend. Beim Zoll gab es keine Probleme. So glatt wie es eigentlich immer laufen sollte. Ich konnte mich also auf den Heimweg machen. Mein Handy schnappte ich mir bevor ich los fuhr aus der Halterung und wählte eine der wenigen Nummern die ich auswendig konnte. Wenn der die Nummer wechselt.. "Hey Lars!", begrüßte ich meinen Freund,"Croc ist wieder da und sieht auch schon viel schlauer aus!" Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen und auch am anderen Ende der Leitung war ein kurzes Prusten zu hören. "Dann kann der Hufschmied also weiterhin heute abend an ihn ran?", hakte Lars nach. "Ich denke schon, er macht einen fitten Eindruck!" "Sehr gut, dann sehn wir uns nachher!" "Bis dann!"
      Croccantino war flott übergeputz. Jetzt wendete ich mich Dracula zu, der sollte schließlich auch keinen schlechten Eindruck bei der Hufschmiedin hinterlassen. Ich hatte eben erfahren, dass eine Frau kommen würde, aber es war mir prinzipiell egal. Haupsache sie verpfuscht nichts. Croc und Dracula sollten bald einige Prüfungen laufen, unter anderem auch unter den Augen einer Körkommission. Ich hoffte die beiden dieses Jahr noch zu Zuchthengsten machen zu können. Bei Dracula wurde es langsam Zeit. Er hatte sich über die Jahre gut entwickelt. Als er jung war hätte ich ihn auch nicht gekört. Gedanken verloren kratzte ich Dees Hufe aus und striegelte sein Fell, der oft sonst aufmüpfige Hengst stand ruhig und gelassen da. Ob das am Alter liegt oder ist ihm nur zu warm? Croccantino hingegen würde man meiner Meinung nach in jedem Alter kören können, also hatte ich mich entschieden es jetzt zu tun. Vor einem Jahr hatte mir ein Bekannte schon vorgeschlagen ihn an der Hand kören zu lassen. Doch das wollte ich dem damals knapp drei Jährigen nicht zumuten. Er sollte erst seine Ausbildung in Ruhe angehen könne und ein gesundes Selbstbewusst sein entwickeln. Außerdem war so eine Sattelkörung eine bessere Werbung, man sah nicht nur das mögliche Potenzial, sondern direkt die Qualitäten des Pferdes unter dem Sattel. Natürlich alles noch ausbaufähig und auch hier sprach man von Potenzial, aber auf einer ganz anderen Stufe als beim Vorstellen an der Hand, wie ich fand.
      "Ein Jeep kommt!" Ich hatte Croc und Dee schon angebunden, bereit die Hufe gemacht zu bekommen. "Danke! Bestimmt die Hufschmiedin." Einen Moment überlegte ich. "Lars kannst du schonmal die andern Pferde rein bringen? Ich helf dir dann, wenn ich hier fertig bin." "Klar, hatte ich auch schon vor .. mir von dir helfen zu lassen!", er grinste verschmitzt. "Hey!", ich kniff ihn in die Seite. "Ruuuhig! Ruhig Blut Brauner!", neckte er mich. Mit Grimasse schüttelte ich den Kopf und streckte ihm die Zunge raus. Wir beide mussten grinsen. Schnell gab ich ihm noch einen Kuss und er streifte kurz meinen Arm, dann musste ich aber los.
      Müde fiel ich ins Bett. Der heutige Tag war anstrengend gewesen. Wie immer eigentlich. Doch es war mein Traum. Der Hof. Die Pferde. Die Arbeit. Und Lars. Er machte sich grad noch Bettfertig im Badezimmer. Ich war wirklich glücklich. Wie könnte es noch besser werden? Beim Abendessen hatten wir die Pläne für Rois Paddock ausarbeitet. Der Hengst sollte schon seit einiger Zeit eines an seine Box bekommen um 24 Stunden lang seinen Bewegungsdrang ausleben zu können. Materialien hatten wir auch direkt bestellt, wenn alles gut ging konnten wir in einer Woche anfangen. Lars kam ins Bett gekrochen: "Na? Auch so müde wie ich?" Seufzend nickte ich und kuschelte mich an ihn. Glück konnte man wirklich nicht kaufen, man fand es in den Menschen um sich herum. Und den Vierbeinern - pardon - Vierhufern.
      © Kira | 6.022 Zeichen
    • Wolfszeit
      Hufschmied | September 2015
      Ein brauner, vierjähriger Hengst war der Nächste und auch Letzte für heute, den Malte behandeln würde. Abwartend sah Zanaro den Mann an und brummelte sogar als er an dessen Hand schnupperte. Dann war es für ihn auch schon gut und er hob den schönen Kopf um sich auf dem Hof umzusehen. Inzwischen war das Leben auf dem Hof in der Eifel immer mehr erwacht und Pferde wurden auf die Weiden gebracht oder zum reiten in die Halle oder Außenplätze geführt. Der Hengst schnaubte und scharrte ein wenig ungeduldig mit den Hufen. Auch er wollte auf die Weide gelassen werden und fand es gerade nicht schön hier bei den Menschen stehen zu müssen.
      „Das ist also der Herr mit den weichen Hufen?“ fragte Malte bei Kira nach und griff nach dem ersten Vorderbein um sich den Huf heran zu holen. Bereitwillig lies Zanaro dies geschehen und drehte kurz den Kopf zu dem Hinterteil des Mannes. Kira jedoch zog ihn wieder zurück, ehe er auf den vorwitzigen Gedanken kam dort auch hinein zu beißen.
      „Genau,“ erwiderte Kira dann auf Maltes Frage hin. „Sie brechen halt sehr schnell haben wir bemerkt und auch die Sohle scheint mir recht weich.“
      Malte nickte und fuhr mit der Hand über die rissige Hornwand. Deutlich sah man das hier Steine und unebener Boden einige Arbeit geleistet hatten. Und tatsächlich fühlten sich Sohle und Strahl ein wenig weich an. Das diese allgemein etwas elastisch waren, war normal, aber hier merkte man das etwas getan werden musste. Nach einiger Zeit lies er den Huf wieder frei.
      “Also schlimm ist es noch nicht. Da kann man noch gut etwas daran machen. Vom Beschlagen rate ich ab. Es gibt zwar ganz bestimmte Beschläge die oft eigens dafür genutzt werden, ich persönlich halte nichts davon. Wenn man Pech hat brechen zum Beispiel die Eisen darunter an den Nägeln weg.“ Er legte die Hand an das Kinn und schien zu überlegen.
      „Was hier helfen kann ist, ihn zum einen vom feuchtem Untergrund zu holen. Weidegang ist völlig in Ordnung und soll er auch haben, doch sollten die Hufe wenigstens in der Box die Möglichkeit haben trocken zu stehen. Feuchtigkeit ist in Ordnung für einen Huf, nur nicht zu viel. Wobei das auch von Pferd zu Pferd unterschiedlich sein kann. Hier kann man den Tragrand dünn mit Hufteer einschmieren. Das verhindert zu viel Aufnahme an Wasser. Aber in Maßen benutzen.
      Bewegung, wie zum Beispiel führen auf hartem Untergrund, regt das Hufwachstum an und er sollte dann auch fester werden mit der Zeit.
      Dann gäbe es noch die Möglichkeit die Hornqualität durch das Zufüttern von hochwertigen Mineralien zu verbessern. Ich habe auch schon von Kunden gehört, die ihrem Pferd Malzbier untermischen und sehr zufrieden mit dem Ergebnis waren. Es kommt halt auch immer auf das Tier an was da am Besten anschlägt. Biotin als Unterstützung kann auch helfen.“ Malte hielt in seinem `Vortrag´ inne und überlegte was es noch für Möglichkeiten gab.
      „Hm, ja. Im großem und Ganzen erst einmal dafür sorgen das der Untergrund trocken ist wo er dauerhaft steht und bei Bedarf Hufteer an den Hufrand geben plus regelmäßiges Führen auf, zum Beispiel Asphalt. Man kann da auch unter Umständen noch eine Hufemulsion auf die Hufe geben. Da gibt es verschiedene im Fachhandel. Dort einfach mal erkundigen.“
      „Und was genau ist diese Hufemulsion?“ fragte Kira etwas verwirrt über all diese Informationen die der Schmied von sich gab.
      „Das ist eine intensive Hufpflege zur Verbesserung der Hufelastizität und Festigkeit.“ antwortete Malte. „Sie soll auch recht schnell wirken. Aber selbst ausprobiert habe ich es noch nicht. Sie müssen einfach mal beobachten welche der Behandlungen bei Zanaro anschlägt und diese dann fortführen. Ich werde bei ihm heute erst einmal eine Korrektur vor nehmen damit die rissige Hornwand einen neuen Schliff bekommt. Dann sind Sie dran. Aber ich habe da ein gutes Gefühl das es beim nächsten Besuch von einem Schmied schon Verbesserungen zu sehen gibt.“ Leicht schmunzelnd zwinkerte er der Frau zu und machte sich dann wirklich daran, die Hufe bei Zarano zu raspeln und die eingerissenen Stellen zu korrigieren. Viel war es nicht. Die Besitzerin hat rechtzeitig gehandelt und so war schlimmeres einreißen der Hufe verhindert worden. Leider hatte er da schon anderes bei vergangenen Kunden erlebt.
      Nachdem der letzte Huf abgefertigt war, führten Malte und Kira noch ein kurzes Gespräch. Dann war auch der Hengst entlassen und der Hufschmied verabschiedete sich, ehe er seine Sachen zusammen packte und anschließend mit dem Kleinbus den Hof verließ.
      © Arktiswolf | 4.481 Zeichen
    • Wolfszeit
      Einreiten, einspringen | März 2016
      Still schweigend saßen Amy und Ty auf dem Koppelzaun. Tys Arm lag um die Schulter des Mädchens, die Beiden genossen die Ruhe. Amy beugte sich hinüber zu seinem Ohr und hauchte ihm entgegen: "Ty, ich liebe dich". Er küsste sie liebevoll, glücklich über ihre Worte. "Ich dich doch auch", plötzlich wurden das verliebte Pärchen von einer schrillen Mädchenstimme in die Gegenwart gebracht. "AMY ich würde mich wirklich sehr freuen wenn du mir mal helfen könntest !!", Mallory fauchte sie an und lächelte Ty ein wenig sarkastisch an. "Ihr könnt ein ander mal in eurem Traumland schwelgen"
      "Mallory du bist einfach unmöglich ! Wir haben so schon kaum Zeit für uns", Amy war wirklich aufgeregt, sprang schließlich vom Koppeltor und folgte dem Mädchen. Ty tat es ihr gleich. "Fünf frische Boxen und eine saubere Stallgasse, das kannst du doch nicht ernsthaft von mir verlangen", Mallory deutete mit den Finger auf die dreckigen Boxen der Vorgänger.
      "Also möglich ist es schon..." räusperte sich Amy "Aber du hast Recht. Lisann Hohbuchen sollte in wenigen Stunden ankommen. "Ty willst du mir helfen ?", Amy sah ihn mit großen unwiederstehlichen Augen an. Er lachte "Dir doch immer". Amy und Mallory nahmen sich je eine Schubkarre, während Ty mit der Mistgabel bereits die Boxen aushob. Es dauerte nicht all zu lang bis die Boxen sauber und frisch eingestreut waren. Zu dritt ging es eben schneller. Amy wollte bereits aus dem Stall eilen, als sie beinahe einer jungen Frau in die Arme lief. "Nicht so stürmisch", erwiderte sie lachend. "Oh verzeihung!", Amy lief rot an "Ich bin Amy Fleming, meine Schwester Lou hat mit ihnen gesprochen... Ich nehme an, dass hier sind Moon River und Polka Dot?"
      "Ganz genau !"
      "Nun, Lou wird sie gleich auf die Ferienranch bringen, in der Zeit gönnen wir den Pferden etwas Pause. Gegen drei Uhr würde ich dann mit ihnen und Moon River ein Join Up machen", Lisann lächelte - begeistert über Amys Motivation. "Ich freue mich schon drauf" Ty nahm ihr die Pferde ab und führte sie in den Stall, da kam Lou und verwickelte Lisann in einem Gespräch. "Woher kommen sie denn ?", fragte Lou sie interessiert. "Deutschland, Nabburg"
      "Du liebe Zeit ! Sie haben ja einen ganz schön weiten Weg hinterlegt !" Lisann lachte und ging mit Lou zum Jeep. Amy stand währendessen vor Polkas Box, lehnte sich über die Tür um hinunter zum kleinen Shetty zu gucken. "Du willst also longiert werden ?", Polka schnaubte und verlor etwas schnodder beim blasen mit den Nüstern, Amys Gesicht wurde nass, sie lachte und wischte sich den Schleim aus dem Gesicht. "Du bist mir ja eine! Ruh dich erst einmal aus. Du hattest einen langen Weg hinter dir" Amy spürte mit einem Mal Tys warme Hand auf ihrer Schulter, sie drehte sich um und umarmte ihren Freund. "Wir könnten doch mit Schattenfalter arbeiten, er ist mittlerweile alt genug um eingeritten zu werden." Ty zögerte, lächelte verlegen und antwortete schließlich: "Würde ich ja gerne, aber ich muss mit Scott zu einem Kunden, das ist wichtig."
      "Oh... hm ok" ein wenig enttäuscht gab Amy ihm einen Kuss, lächelte schließlich und wünschte ihm viel Spaß.
      *
      Amy führte den Kohlfuchs in den Roundpen, holte anschließend ihr Sattelzeug und begann mit einem Join Up. Das sollte das satteln nachher erleichtern. Nachdem Figaros Schattenfalter die Zeichen gegeben hat, damit Amy mit dem Join up aufhören konnte, nahm zu zunächst eine Satteldecke. Sie zeigte die Decke dem Haflinger ehe sie sie auf den Rücken legte. Anschließend ging sie auf die rechte Seite des Pferdes um auch von dort die Decke drauf zu legen. Schattenfalter spitzte interessiert die Ohren. Das gleiche Prinzip wiederholte sie mit dem Sattel, erst nachdem sie den Sattel auf beide Seiten aufgelegt hatte, gurtete sie ihn langsam feste. Schattenfalter lehnte die Ohren an, Amy beruhigte ihn - tächelte seinen Hals und flüsterte "Guter Junge, fein machst du das". Es wirkte, er entspannte sich und entlastete sein Hinterbein. Nun war die Trense an der Reihe. Amy rieb seinen Kopf, brachte ihn zum entspannen und nahm die Trense um sie ihn zu zeigen. Er schnupperte interessiert an sie. Schließlich stülpte Amy ihm die Trense über und lobte ihn begeistert. "Super machst du das ! Braver Junge !". Als nächstes übte Amy auf der linken Seite, mit ihren Handflächen Druck auf den Sattel, das gleiche wiederholte sie auf der rechten Seite. Nachdem sie sicher gehen konnte, dass sich Schattenfalter an den Druck gewöhnt hatte, stieg sie in den Sattel und klopfte seinen Hals. Nun gab es zwei Möglichkeiten. Entweder er fing an für eine kurze Zeit zu buckeln, oder er vertraute ihr und blieb ruhig. Schattenfalter entschied sich wohl für die zweite Möglichkeit, er brubbelte kurz, stieß einen lauten Atemstoß aus und trottelte im Kreis durch den Roundpen. Nachdem er sich an Amys Gewicht und dem Sattel gewöhnt hatte, ließ Amy ihn kurze Zeit traben und auch eine Weile galoppieren. Sie lobte ihn ausführlich als er alles einwandsfrei machte. Schließlich stieg sie ab um ihn zurück in die Box zu bringen. Es war wichtig das Training mit einer positiven Erfahrung zu beenden.
      *
      Als Amy den Haflingerhengst putzte, hörte sie einen Jeep auf den Hof fahren. Entweder war Lou wieder zurück, oder eine weitere Kunden war angekommen. Sie legte das Putzzeug zurück und ging aus den Stall. Tatsächlich eine fremde Frau stieg aus, an ihrem Jeep befand sich ein Hänger in dem zwei Pferde waren. "Hallo ?", begrüßte Amy sie, wenn auch ein wenig fragend. Anscheinend hatte Lou ihr wohl etwas vergessen gehabt zu sagen ?.
      "Ich bin Amy", stellte sich das Mädchen vor, reichte der Frau die Hand und drückte sie fest.
      "Schön dich kennenzulernen, ich bin Kira Esenbeck"
      "Freut mich, hatten sie mit meiner Schwester gesprochen ? Ich wusste gar nicht das heute noch ein Kunde kommen wollte."
      "Oh nein, tut mir sehr Leid - Ich sollte eigentlich erst in einer Woche ankommen, allerdings ist es mir ziemlich wichtig, dass Valentines Candy Fireflies und Zanaro eingeritten werden. Ich möchte sie schon bald auf einem Turnier melden, allerdings haben die beiden noch nie ein Hindernis gesehen". Amy fühlte sich unbehaglich, sie hatte so schon alle Hände voll zu tun.
      "Wissen sie ich...", ehe Amy aussprach kam ihr Lou dazwischen. Anscheinend kam sie gerade von der Ferienranch zurück. "Hallo Kira! Sie sind ja früh dran ! Schön sie zu sehen", Lou lächelte sie an und schüttelte ihre Hand. "Weißt du Lou, ich wollte gerade sagen dass...", als könnte Lou Gedanken lesen sagte sie schnell :"Dass Amy ihren Auftrag gerne früher annimmt!", Amy blickte ihre Schwester ein wenig ärgerlich an. Kira lächelte begeistert. "Wirklich ? Das wäre echt super lieb ! Danke Amy !"
      "Kira, wenn du willst zeige ich dir mal unseren Hof", Lou wollte gerade los legen und ihre Führung beginnen, als Amy sie am Arm fasst und ihr etwas entgegen flüsterte "Kannst du mal kommen ?"
      "KÖnnten sie mich einen Augenblick entschuldigen ?", fragte Lou höflich und folgte ihrer Schwester. "Lou du weißt doch, ich habe so viel zu tun ! Ich schaff das irgendwann nicht mehr."
      "Ich weiß, aber weißt du wer Kira Esenbeck ist !? Hast du noch nie was von ihr gehört ?"
      "Ehm... Nein Lou?"
      "Kira ist eine sehr erfolgreiche Springreiterin. Wenn sie extra nach Heartland kommt... Dann können wir doch nicht ablehnen ! Sie kommt auch aus Deutschland, außerdem würde das unserer Farm echt gut tun !", Amy schmollte, seufzte und gab nach "Naja, vielleicht hast du ja Recht."
      Lou führte ihren Rundgang fort, während Amy die Pferde aus dem Hänger entlud. Es waren wirklich prachtvolle Junghengste. Am meisten hatte es ihr Zanaro angetan. Der braune Vollbluthengst."Na dann wollen wir euch doch mal in die Box bringen. Für heute hatten die Pferde genug Aufregung, lediglich Moon River könnte ein Join Up vertragen.
      *
      15 Uhr, Amy hatte Moon River bereits aus der Box gebracht. Sie führte sie in den Roundpen und wartete auf Lisann. Schließlich nahm sie die junge Frau war, welche freudig auf sie zu lief. "Amy, bin ich glücklich, dass du solche Ausbildungsmethoden anbietest. "Kein Ding, kann ich dich Lisa nennen ?"
      "Ja, warum auch nicht". Lisa lächelte freundlich und fragte was sie nun tun müsste. "Ok Lisa, nimm zuerst Moon River und löse ihren Strick".
      "Ihren Strick lösen ? Dann habe ich doch gar keine Kontrolle mehr über mein Pferd ?", Amy lächelte "Tu es einfach". Zögernd löste Lisa den Strick. Moon trottelte durch den Roundpen, witterte den Geruch der Pferde welche zu vor drinnen waren und blickte zu Lisa. "Und nun ?"
      "Du musst sie scheuchen ! Nimm den Strick und schmeiß ihn nach dem Pferd. Aber nicht zu sehr, sie sollte einfach nur wegrennen und in Bewegung bleiben. "Ok ?", etwas verwirrt schmiss Lisa den Strick. Zog ihn wieder zu sich und wiederholte das Spektakel. Moon guckte etwas doof nachdem sie einen Hopser zur Seite gemacht hatte. "Ich glaube das funktioniert nicht", sagte Lisa seufzend. "Du musst es ernergischer machen. Mach dabei einen Schritt auf sie zu und schmeiß deine Arme in die Luft. Du musst bedrohlich aussehen."
      "Bedrohlich ? Dann mach ich ihr doch Angst !", Lisa blickte etwas verwirrt zu Amy, sie wusste nicht ob sie es wirklich tun sollte "Ich kann mir nicht vorstellen das Moon mir darauf hin vertrauen wird".
      "Doch. Du zeigst ihr, dass du das Ranghöchste "Pferd" bist. Wenn sie dir Zeichen gibt, weil sie aufhören möchte vor dir wegzulaufen, dann lass den Strick fallen und dreh dich weg von ihr. Sie wird dir dann vertrauen, weil sie weiß, dass du sie schützen würdest wenn Gefahr besteht."
      "Hm ok. Das hört sich plausibel an. Aber woher weiß ich wann sie mir Zeichen gibt ?"
      "Das sag ich dir dann. Aber jetzt scheuch sie endlich", Amy lachte und stellte sich an das Gatter. Lisa hob schließlich die Arme und wedelte mit dem Strick, nun gab die Stute Gas, ein wenig irritiert warum ihr Besitzer auf einmal so bedrohlich war. Lisa machte weitere Schritte auf ihr Pferd zu. "Gut machst du das !", rief Amy der jungen Frau zu. Lisa wurde schon etwas rot im Gesicht, nicht nur für das Pferd - sondern auch für denjenigen der es scheuchte, war diese Aufgabe sehr anstrengend. "Nicht aufgeben. Sie ist noch nicht so weit !", Amy motivierte Lisa. Doch es machte den Anschein als würde die Stute sich weigern ihrer Besitzerin vertrauen zu wollen. "Amy, was hat das zu bedeuten ? Sie will mir keine Zeichen geben...", Amy konnte hören wie verzweifelt Lisa war. "Keine Sorge, das bedeutet, dass sie einen starken Charakter hat und sich durchsetzen möchte. Das ist sogesehen gut. Aber wir wollen ja, dass sie dir vertraut also hör bloß nicht auf." Lisa taumelte immer erschöpfter durch den Roundpen, schmiss den Strick nach ihrem Pferd, und hob die Arme bedrohlich nach oben. "Ruf ihr zu ! Lass sie schneller laufen!", Amy spürte die Spannung zwischen den Beiden, am liebsten hätte sie es für Lisa übernommen, schließlich war die Frau wirklich fix und fertig. Aber das Join-Up bestand aus Pferd und Reiter und nicht Pferd und Trainer. "LAUF ENDLICH!", Lisa fasste ihre letzte Kraft zusammen und schrie. Moon macht einen Satz nach vorne, wurde schneller und begann schließlich mit den Zähnen zu kauen und ihr Ohr nach innen zu drehen. "Da! Lisa! Siehst du es ? Das ist das Signal!". Lisa sah in der Tat das sich etwas an der Stute verändert hatte. Sie wirkte erschöpfter, genau so wie sie selbst. "Hör auf und dreh dich um". Lisa ließ den Strick fallen und drehte sich vom Pferd weg, ihr Blick sank Richtung Boden, ihre Arme baumelten neben ihren Körper. Langsam ging die Stute zu Lisa, blieb stehen, wartete und streckte schließlich den Kopf aus. Moons Nüstern berührten die Schultern der jungen Frau, welche plötzlich vollkommen erleichtert da stand und den Kopf hob. Langsam drehte sich Lisa um und sah ihr Pferd. Nahezu aufgelöst umarmte sie ihre Stute, rieb ihr Fell und sprach: "Fein gemacht, du bist eine so liebe Stute!". Amy lächelte zufrieden "Siehst du, es hat geklappt".
      "Ja Amy, das war echt etwas völlig anderes."
      "Und weißt du was das schöne an einem Join Up ist ?", Amy grinste schief.
      "Das Vertrauen ?"
      "Ja! Dein Pferd arbeitet jetzt viel besser mit dir, es ist ruhiger, weil sie dir vertrauen kann."
      "Ich muss schon sagen, das war wirklich schwieriger als ich gedacht hatte". Lisa rieb sich den Schweiß von der Stirn und lächelte immer noch ihre feine Stute an. "Komm, lass uns sie zurück in die Box stellen. Braucht sie eine Abschwitzdecke ? Ich habe noch mehrere in der Sattelkammer." Lisa bedankte sich für Amys Gastfreundschaft und begab sich mit ihr den Stall.
      *
      Es wurde sehr schnell dunkel. Amy beschloss mit Ty die Pferde zu füttern ehe sie selbst zu Abend aßen. Amy mischte das Trockenfutter für die Hengste zusammen, sie griff nach dem Eimer und ging durch die Stallgasse des Zuchtstalles. Den Zuchtstall hatten sie erst vor kurzem noch restauriert und vergrößert. Die Boxen sahen rustikal aus und überall standen Haflinger. Einzige Ausnahme, First von Rothen. Amys Anglo-Araber. Sie war so glücklich mit ihm. Mit den Gedanken bei Ty, füllte sie das Futter aus dem Eimer in die Futterbehälter. Einige der Haflinger standen noch auf der Wiese gegenüber vom Stall. So konnte sie ganz in Ruhe Golden Samurais und Figaros Futter auffüllen. Ty beschäftigte sich währenddessen mit dem auffüllen des Heus. Hochmotiviert begab er sich zur Stutenweide um die Heuraufe aufzufüllen. Die neugierige Haflingerstute Calla trabte schnell auf ihn zu. "Na du, wie geht es dir ?", lächelnd betäschelte er die Stute, sie war Lous Liebling und eines der ersten eigenen Zuchtfohlen. Die Arbeit flog nur so davon, zu guter letzt fütterten Amy und Ty die Neuankömmlinge und kontrollierten die Wassertränke. "Schau mal wie entspannt Moon aussieht", sagte Amy vollkommen glücklich und lehnte sich nebenbei an Ty. Er schlang seinen Arm um sie und küsste sie sacht. Ein Räuspern aus der Ecke. Es war Lisann. "Hey, ich wollte noch einen Abendspaziergang machen und dachte mir, dass ich gleich meine zwei Lieblinge besuchen könnte."
      "Sie gewöhnen sich wirklich schnell Lisa. Gefällt es dir denn hier auf Heartland ? Ich mein Kanada ist ein ganz schöner Unterschied zu Deutschland". Sie musterte die kleine Frau. "Ja! Ich finde es hier wirklich sehr harmonisch. Viel entspannter als in Deutschland. Wissen Sie...", Amy sprach ihr dazwischen "Du.. Du kannst mich gerne Duzen".
      "Weißt du... In Deutschland ist so viel Hektik. Alle wollen möglichst schnell wo anders hin. Alle müssen rund um die Uhr arbeiten...."
      "Das hört sich echt nicht schön an, aber hier müssen wir auch rund um die Uhr arbeiten", sagte Amy vergnügt.
      "Das schon, aber wenigstens ist das hier körperliche Arbeit, Arbeit mit Tieren. Ich bin Rechtsanwältin und ich muss sagen, dass mein Leben nicht so aufregend ist wie man meinen könnte." Amy dachte über Lisas Worte nach. "Du findest bestimmt noch deinen Weg", sprach sie schließlich. Amy dachte an Viktor nach, er hatte ihr geholfen mit Caballero wieder eins zu werden. "Nun Lisa, wenn du willst kannst du mit uns Abendessen", schlug Amy vor und lächelte. Lisa nahm das Angebot an und folgte den Beiden in das Farmhaus. Lou stand am Herd und schüttete das Nudelwasser ab. "Setzt euch doch, ich habe heute etwas Thailändisches gemacht".
      "Lou muss das sein ? Wir sind hier schließlich in Kanada", nölte Mallory durch das Esszimmer. Lou nahm die Pfanne und stellte sie auf den rustikalen Holztisch ab. Erst jetzt bemerkte sie Lisa "Hallo! Schön sie zu sehen". Lisa und Lou unterhielten sich munter, während Amy und Ty das Essen genossen, wenn auch bedingt. Amys Großvater Jack lachte laut - im gesamten war es eine wirklich harmonische Stimmung am Tisch. Nach dem Abendessen verbrachte Amy noch einige Zeit mit Ty ehe sie sich schlafen legte.
      *
      Ein schriller Klingelton holte Amy aus ihrem Tiefschlaf. Zeit zum füttern! Sie betrat den Stall und entdeckte ihren Freund in den Boxen der Pferde, er bereitete die Boxen vor für die Haflinger welche gleich von der Weide geholt werden sollten. "Ty, auf dich ist einfach immer verlass", sie gab ihm einen Guten-Morgen-Kuss und half ihm bei der Arbeit. "Ich fange gleich mit Polka Dot an, sie an der Longe zu gewöhnen. Wenn du willst kannst du mir helfen"
      "Das ist lieb gemeint Amy, aber ich muss gleich wieder los. Scott...", er lächelte etwas unbehaglich, doch Amy verstand ihn. "Mach nur, keine Sorge." Nachdem Ty zu Scott fuhr, brachte Amy die Shetty Stute aus der Box um in den Roundpen zu gehen.
      *
      Im Roundpen angekommen schnallte Amy die Longe an das Halfter des Shettys. In ihrer rechten Hand befand sich eine lange Longierpeitschte, diese stellte sie erst einmal bei Seite. Anschließend führte sie Polka zunächst im Schritt durch den Roundpen um sie an die etwas schwere Longe zu gewöhnen. Die Shetty Stute trottelte langsam mit ihr mit. Bald hat sich ihre Faulheit ausgespielt und sie müsste sich anstrengen. Amy begann damit, die Stute wie bei einem Join Up mit einem Schritt nach vorne, die Arme mit der Longe in den Händen nach oben zu schmeißen. Polka begann auf den Hufschlag zu traben. Nun griff Amy nach der Peitsche um das kleine Bändelchen hinter dem Pony schleifen zu lassen. Polka sollte nicht gleich in Berührung mit ihr kommen, sondern lediglich zur Kenntnis nehmen, dass eine Peitsche existierte. Immer wenn das Pony versuchte den Hufschlag zu verlassen, trat Amy einen Schritt auf sie zu um ihr den Weg abzuschneiden. Gleichzeitig gab die kleine Stute etwas mehr Gas, wodurch Amy wieder zurück gehen musste. Nicht nur die Stute auch Amy selber musste ständig in Bewegung bleiben. "Ok, feilen wir nun etwas an den Gangarten". Durch ruhige Worte wie "Whoo", oder "Easy", brachte Amy das Pony in den Schritt. Sie ließ die Longe länger werden, benutzte die Peitsche nun gar nicht mehr, nur in Notfällen wenn das Pony andeutete stehen zu bleiben. "Gutes Mädchen", lobte sie sie. Schließlich schnalzte sie und wedelte behutsam mit der langen Peitsche. Polka trabte, versuchte erneut die Richtung zu ändern, in dem sie sich vom Hufschlag zwang. Doch Amy macht einen großen Schritt auf sie zu und hob die Arme in die Luft. Polka lief wieder auf den Hufschlag entlang. "So ist fein, fein machst du das", Amy lobte sie ständig. Sie schnalzte erneut, schwang die Peitsche und hob die Arme. Nun galoppierte das kleine Shetty mit flinken Beinchen im Kreis. Es sah wirklich himmlich aus, wie das kleine Fellbündel mit den vielen Flecken im Roundpen lief und aufgeregte schnaubte und grunzte. "Ich glaube du bist ein kleines Schwein, kann das sein ?" - Amy dachte an ihr Erlebnis in der Box zurück, da hatte Polka sie vollgeschnoddert. Amy achtete weiterhin darauf, dass die Stute nicht den Weg abschnitt. Nach dem die Grundgangarten saßen, musste sie lernen die Richtung zu wechseln. Amy blieb stehen und fasste die Longe kürzer. Das Shetty trottelte auf sie zu und blieb schließlich stehen. In geschwinder Bewegung änderte Amy die Richtung um das Pony von der anderen Seite anzutreiben. Nun trabte Polka mit schnellen Schritten auf den rechten Hufschlag, immer wieder schüttelte die kleine Stute den Kopf und schnaubte erschöpft. "Immer weiter laufen Polka, nicht nachlassen", versuchte Amy die Stute zu motivieren. Sie schwang sanft die Peitsche hinter dem Shetty, Polka galoppierte. Nach einigen Runden ließ Amy sie wieder im entspannten Schritt gehen. Die Stute senkte den Kopf und bließ mit den Nüstern im Sand. Als ihr einige feine Körnchen in die Nüstern gerieten, flemte das Pony. Amy grinste breit. Sie machte einen Schritt auf Polka zu, wechselte wieder gewand die Richtung, sodass Polka wieder auf den linken Hufschlag ging. Dies wiederholte Amy einige Male, damit Polka genau wusste, wann sie den Hufschlag wechseln sollte. "Wow! Sie macht das echt gut!", sprach Lisann, welche von hinten auftauchte. Amy drückte ihr die Longe in die Hand. "Bitte probier es auch mal aus, sie soll es schließlich nicht nur bei mir können". Lisann nahm die Peitsche und bewegte sie sachte, sodass Polka registierte im Kreis zu gehen. "Sobald sie zu dir kommen möchte, mach einen Schritt auf sie zu und schneid ihr den Weg ab". Tatsächlich versuchte Polka nach wenigen Minuten abzukürzen, aber Lisa hatte sie gut im Griff. "Braves Mädchen", lobte Amy die Stute. "Nun wechsel mal den Hufschlag, mach einen Schritt auf sie zu und schneid ihr schnell den Weg ab damit sie sich dreht". Lisa machte dies großartig "Polka reagiert echt klasse auf die Hilfen. Danke ! Das hat mir echt eine Menge arbeit erspart". Nach dem longieren brachten sie die Shetty Stute zurück in die Box.
      *
      "Ich würde sagen damit wäre meine Arbeit getan", sagte Amy erleichtert. Lisa lächelte, zögerte und sprach schließlich "Da wäre noch was...", Amy hob eine Augenbraue in die Höhe. "So ? Was denn ?"
      "Weißt du, ich habe ein Angebot als Jockey bekommen"
      "Das ist ja großartig, wo denn ?"
      "Nicht weit weg von hier..." Amy lachte, stupste die kleine Frau an und sagte euphorisch: "Hey das ist doch großartig ! Aber was ist dem denn im Weg ?"
      "Ich habe noch keine Unterkunft. Ich will jetzt aber auch nicht zurück nach Deutschland, wenn ich mir hier eine Bleibe ansehen kann. Du weißt ja, im Internet sind die Fotos meistens nicht die Realität. Ich würde mich freuen wenn ich etwas länger bleiben könnte". Amy dachte nach. Eigentlich bräuchten sie die Boxen von Polka und Moon River. Aber da kam ihr eine Idee. "Geben sich deine Pferde auch mit einem Offenstall zufrieden ? Wir bräuchten noch die Boxen".
      "Aber sicher doch Amy! Ich bin froh, dass du mir so zur Seite stehst". Der Umzug von Polka Dot und Moon River erfolgte noch am Mittag, Lisa und Amy führten die Pferde in den Offenstall, indem sie von My Blue Gun schon begrüßt wurden. "Ich denke Lou hat nichts dagegen wenn du noch einige Tage auf der Ferienranch bleibst."
      *
      "Was stand denn noch für heute an ?", Amy dachte nach und blickte sich im Stall um. "Zanaro und Fireflies müssten eingeritten werden." Sie begann mit dem Vollblut. Zanaro tänzelte nervös am Strick zum Roundpen. Amy musste aufpassen, dass er ihr den Strick nicht aus der Hand riss. Es wäre am besten wenn sie ihm die Nacht Lavendel und etwas Hopfen in sein Futter mengen würde. Diese Kräuter sind gut gegen Nervösität und zur Beruhigung. Schließlich lößte Amy den Strick am Halfter, als sie im Roundpen angelangt waren. Ohne Ty hatte sie mehr Arbeit, daher ließ sie den Hengst erstmal alleine um in der Zeit Sattel und Zaumzeug zu holen. Draußen stand die Sonne bereits so hoch, das Amy von den hellen Strahlen geblendet wurde. Mit einer Hand über den Augen suchte sie den Stall um die Sattelkammer zu betreten. Kira hatte extra Sattelzeug und Zaumzeug maßschneidern lassen und Amy gegeben, damit die Beiden Pferde keine Druckstellen bekamen. Ein qualitativer Sattel war schließlich von großer Bedeutung. In der Sattelkammer griff Amy nach dem Zubehör für Zanaro, im schnellen Schritt ächzte sie zurück zum Roundpen. Es war ein ganz schön weiter Weg mit Zaumzeug und Sattel, aber Amy trug schwerere Westernsättel Tag ein Tag aus. Den Sattel legte sie nun auf einen der Holzbalken ab, welche das Pferd eingrenzten. Die Trense hing sie am Tor auf. Als sie den Roundpen betrat befestigte sie wieder den Strick an sein Halfter um ihn im Notfall festhalten zu können. Den Strick legte sie nun locker über seinen Hals. Amy griff nach der Satteldecke, hielt sie ihm vor die Augen und wartete bis er sie registriert hatte. Zanaro roch leicht verängstigt an der Decke. "Guter Junge", lobte sie ihn sofort. Seine Ohren richteten sich nach vorne auf als er bemerkte das nichts geschah. Amy verhielt sich sehr ruhig um den Hengst nicht zu verängstigen. Schließlich ging sie auf die rechte Seite und legte die Decke auf seinen Rücken. Erneut lobte sie den Hengst durch Worte und Streicheleinheiten. Dann nahm sie die Satteldecke vom Rücken und ging auf die linke Seite des Pferdes. Erneut legte sie die Decke auf seinen Rücken. Zanaro reckte den Kopf zum Rücken und schnupperte an der unheimlichen Decke. "Super machst du das", Amy kraulte seinen Hals und ging nun zum Sattel. Mit dem Sattel zwischen den Händen stapfte sie durch den Sand zum Pferd, sie bewegte sich langsam damit der Hengst Zeit hatte sich ein Bild von dem Sattel zu machen. Schließlich wiederholte sie das Spektakel, welches sie bei der Satteldecke angewendet hatte - diesmal jedoch mit dem Sattel. Als Zanaro sicher war, dass ihm tatsächlich nichts geschah, griff Amy unter seinem Bauch nach dem Gurt des Sattels um ihn zuerst locker und dann etwas fester -fest zu binden. Zanaro trat mit den Hinterhufen nach dem Gurt, einen solchen Druck hatte er schließlich noch nie gespürt. Amys Hände waren glücklicherweise nicht mehr unter dem Bauch, weshalb sie sich keine Sorgen machen musste verletzt zu werden. Sie lobte das Pferd sobald es aufhörte nach dem Gurt zu treten. Als der Gurt schließlich fest genug war, gab sie dem Pferd eine Belohnung und kraulte es zwischen den Ohren. "Siehst du, nichts passiert". Nun ging sie rüber zum Tor um die Trense zu holen. Zanaros Halfter legte sie ihm um den Hals, vorsichtig zog sie ihm die Trense über den Kopf. Als er schließlich auf das kalte Gebiss biss, erschrak er und riss den Kopf in die Höhe. "Ruhig, mein Junge", sprach Amy sanft und leise um das Pferd zu beruhigen. Er nachdem der Hengst ruhig da stand und nichts anstellte, griff sie nach den Zügeln um ihn durch den Roundpen zu führen. Sie zeigte ihm das Gatter, das Tor, sie öffnete es sogar. Schließlich blieb sie stehen und hiefte sich in den Sattel. Im Schritt ritt sie im Zirkel. "Super!", begeistert tätchelte sie das Vollblut, stolz war sie auf sich selber. "AMYYY?!", es war Chase der suchend über den Hof grölte. Zanaro erschrack und buckelte, er schmiss sein Hinterteil in die Lüfte und trat mit den Hinterbeinen um sich. Seine Hufe donnerten gegen den Holzzaun, wodurch er sich lediglich noch mehr erschreckte. Amy hatte Schwierigkeiten im Sattel zu bleiben, hier gab es nirgendwo ein Horn zum festhalten. Sie fasste die Zügel kürzer, ihr Körper hing nun schon über Zanaros Hals. Zanaro raste voraus, buckelte, riss den Kopf nach unten und warf Amy in der Kurve schließlich ab. "AAH", sie prallte auf den Boden auf, stöhnte und brachte sich schnell in Sicherheit. Erst jetzt blickte sie zu Chase, welcher auf einmal neben ihr stand um ihr aufzuhelfen. "Hast du dir was getan?", fragte er mit besorgter Miene. "Allerdings ! Mir tut alles weh", antwortete sie genervt. "Sag mal, was fällt dir eigentlich ein so über den Hof zu brüllen !?"
      "Sorry Mademoiselle! Ich dachte du bist die ultimative Pferdeflüsterin", er scherzte und zog die Brauen in die Höhe. Amy klopfte sich den Sand von den Beinen ab und sah Chase grimmig an. "Und überhaupt, was suchst du eigentlich hier ?"
      "Chase Powers Power-Gebiss", er präsentierte ihr ein einfaches gebrochenes Gebiss. "Was soll der Scheiß Chase ? Das ist das Gebiss einer einfachen Wassertrense...", sie blickte ihn zu tiefst genervt an. Wegen ihm war sie auch noch vom Pferd gefallen und konnte das Training mit Zanaro nicht positiv beenden. "Toll Danke Chase, wegen diesem Pille-Pall hast du mein Training ruiniert.", sie drehte sich weg von ihm und wollte wieder in den Roundpen, Chase jedoch griff nach ihrem Arm und sagte: "Warte doch Amy, ich will dass du es als erstes ausprobierst"
      "Wirklich sehr witzig Chase. Vielen Dank, ich hätte mich über nichts mehr gefreut, als eine einfache Wassertrense... Nein im Ernst, ich habe genug Wassertrensen im Stall, da brauch ich dein Power-Gebiss nicht auch noch".
      "Na gut, ich gebe zu, dass meine Manieren zu wünschen übrig lassen, aber probier es doch mal aus, bitte Amy. Wenn ich erzähle, dass du das Gebiss mit Begeisterung benutzt, dann lässt es sich bestimmt hervorragend verkaufen"
      "Mag sein, aber wer sagt denn, dass ich es hervorragend finde !?", Amy griff nach dem Gebiss welches er immer noch in seiner Hand präsentierte "Ich benutze es um Fireflies an die Trense zu gewöhnen, aber dann gib bitte endlich Ruhe und verschwinde, Ja !?" - Chase grinste motiviert, völlig überzeugt von sich selbst und lehnte sich an das Gatter an. Während Amy Zanaro zurück in den Stall brachte, kam Ty gerade von den Koppeln. Als er Chase sah blieb er abrupt stehen und blickte den Typen scharf an. Chase nahm ihn nicht war, Amy kam mit dem Holsteiner aus dem Stall und führte ihn in den Roundpen. Zu viel des guten, Tys Eifersucht platzte. Wenigstens hatte er mehr Verstand als Amy. Wie konnte sich Amy nur mit diesen Idiot abgeben ? Angekratzt ging Ty in den Stall um sich mit der alltäglichen Arbeit abzulenken.
      Amy löste den Strick vom Halfter, welches locker am Kopf des Hengstes lag. Schließlich fuchtelte sie mit dem Strick und ihren Armen durch die Luft um das Pferd fortzujagen. Im schnellen Schritt folgte sie dem Pferd. "Lauf !", forderte sie ihn. Fireflies quietschte lauthals und buckelte mehrmals. Davon ließ sich Amy jedoch nicht beirren, oder gar einschüchtern. Im Gegenteil, nun wurde sie etwas aggressiver und trat einige Schritte auf das Pferd zu. Offenbar tat die Bewegung dem Braunschecken sogar gut, Fireflies beruhigte sich und galoppierte wenige Minuten später etwas entspannter im Kreis, er schnaufte und kaute mit den Zähnen. Die Ohren waren immer noch nach vorne gerichtet. "Na los!", rief das Mädchen. Sie hatte inzwischen ihren heimlichen Beobachter vergessen. Chase liebäugelte das Mädchen, welche vollkommen in ihrem Element war. Der Hengst hechtete durch den Ring und richtete sein inneres Ohr schließlich auf Amy. Als sie es wahrgenommen hatte blieb sie stehen, ihre Arme hingen nun zum Boden, ihr Atem schwer. Sie drehte sich vom Pferd weg und wartete ab. Im ruhigen Schritt ging Fireflies auf Amy zu und prustete ihr in den Nacken. Er knabberte an ihr "In meinem Nacken findest du sicherlich nichts zu fressen", sagte Amy lachend und streichelte den Hengst sacht. Ty, welcher die Boxen ausmistete hörte seine Freundin lachen. Er lief rot an und schuftete härter. "Lacht sie etwa wegen Chase ?", dieser Idiot ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wieso tat Amy nur so etwas ? "Chase, wenn du willst kannst du mir helfen" - sagte sie kühl und drückte ihm den Strick in die Hand. "Einer so hübschen Dame helfe ich doch gerne", er schmachtete sie an und zwinkerte ihr schelmisch zu. "Hör auf, das ist ja widerlich", sagte Amy etwas entsetzt. Doch Chase grinste nur. Nachdem sie sicher war, dass Chase auch mit dem Pferd stehen blieb, ging sie in den Stall um Sattel und Zaumzeug zu holen. Dort traf sie auf Ty. "Hey!", sagte sie etwas überrascht. "Wie kommts dass du freiwillig die Boxen ausmistet", scherzte sie und warf ihm ein süßes Lächeln entgegen. "Wie kommts dass du auf einmal mit Chase arbeitest ?", Amy erkannte wie genervt Ty war. Sie seufzte, griff sich in die Haare und ging Richtung Sattelkammer. "Du kennst ihn. Das Arschloch hat sich wieder selbst eingeladen".
      "Dann entlädt man ihn gefälligst wieder!", rief ihr Ty hinterher. Schnell griff Amy nach einem klassischen Sattel, welchen Kira ihr gestellt hatte. Dann das Zaumzeug und schleunigst zurück zum Pferd. "Ty, wenn das so einfach wäre", sagte sie ihm beim vorbeigehen. Er stützte sich auf die Mistgabel ab und blickte ihr hinterher. "Sie kann so sonderbar sein" dachte er.
      "Danke", sagte sie stumpf als sie Chase sah und der Hengst weiterhin brav neben ihm stand. Sie legte Sattel und Zaumzeug auf den Zaun ab und griff nach der Satteldecke. Dann legte sie die Satteldecke auf die rechte und anschließend auf die linke Seite des Pferdes ab. Fireflies ließ die Prozedur brav über sich ergehen. Nun nahm Amy den Sattel, legte ihn auch auf die rechte und schließlich auf die linke Seite des Pferdes ab. Auch hier blieb Fireflies ruhig. Er zuckte kurz zusammen, entspannte sich aber relativ schnell. Amy atmete konzentriert ein und gurtete den Sattel locker um den Bauch. Der Hengst könnte sich schon mal an etwas Druck gewöhnen, in der Zeit wollte Amy das Gebiss der Trense umtauschen, um Chase endlich loszuwerden. Sie kam sich ein wenig blöd vor, als sie das gebrochene Gebiss mit dem vorherigen gebrochenen Gebiss tauschte. Ruhig hielt sie dem Holsteiner die Trense vor die Nüstern, er beschnupperte sie vorsichtig, nun zog Amy ihm die Trense über. Schnell kaute Fireflies auf das kalte Metall rum, in der Hoffnung diese fiese Kälte loszuwerden. "Guter Junge", lobte Amy ihn und tächelte seinen Hals. Sie klopfte ihm über die Schulter und kraulte ihn zwischen den Ohren. "Ganz fein machst du das", während sie sprach zog sie die Trense etwas zu, damit sie richtig saß. Anschließend gurtete sie das Pferd nach und stellte sich sicher, dass er entspannt genug war damit sie aufsteigen konnte. "Und diesmal bleib auch ruhig!", mahnte sie den Burschen als sie aufstieg. Langsam zog sie sich in den Sattel und streichelte von oben den Hals des Hengstes. "Fein...", flüsterte sie ihm leise zu. Seine Ohren richteten sich nach hinten. Sie wartete eine Weile bis sich Fireflies an ihr Gewicht gewöhnt hatte. Dann trieb sie ihn leicht an, drückte ihre Beine an seinen Bauch und ritt im Schritt im Roundpen. "Guter Junge!", lobte sie ihn. "Gutes Mädchen", äffte Chase ihr nach. "Böser Junge", äffte Amy zurück. Beide kicherten. Ty bekam es aus Entfernung mit, ihm war gar nicht nach kichern zumute. Ty konnte es einfach nicht verstehen, wieso ging Amy überhaupt auf ihn ein. Merkt sie denn nicht, dass er mit ihr flirtet ? Er hätte meinen können, dass zwischen den Beiden etwas war. Melancholisch widmete er sich seiner Arbeit.
      "So, dann wollen wir mal sehen ob du auch traben möchtest", Amy trieb ihm und ritt locker durch den Ring. Sie hielt die Zügel etwas locker, aber so, dass sie ihm Notfall eingreifen konnte. Fireflies Kopf war gesenkt, anfangs hatte er etwas Gleichgewichtsprobleme, wackelte unbeholfen im Kreis, aber fing sich nach einigen Minuten. Amy lobte ihn erneut und beendete das Training mit einem erfolgreichen Trab "Morgen wollen wir weiter machen", sagte sie entschlossen und stieg ab. Sie kramte eines ihrer Belohnungen aus der Tasche und überreichte es dem Hengst. Gierig zermalmte er das Leckerchen zwischen seinen Backen. Amy führte Fireflies zurück in den Stall um ihn von dort aus abzusatteln. Das Gebiss wusch im nächstgelegenen Becken und entfernte es schließlich von der Trense um es wieder auszutauschen. "Hier bitte", sie drückte Chase das triefende Gebiss in die Hand und funkelte ihn entschieden an. "Und nun verzieh dich". Sie drehte ihm den Rücken zu und deckte den Holsteiner ein.
      *
      Ein Blick auf die Uhr, "Schon 16 Uhr!", stieß Amy erschrocken aus, sie hatte noch gar nichts gegessen. Ehe sie jedoch in die Küche ging sah sie noch mal nach Ty. Er sah genervt aus, gar nicht so glücklich wie üblicherweise. Amy bekam Schuldgefühle und ging schmollend auf ihren Freund zu. "Ty. Ty es tut mir Leid, ich hätte energischer sein sollen und mich nicht von ihm beeinflussen lassen sollen". Er drehte sich zur ihr und blickte sie etwas enttäuscht an. "Es ist ja nicht nur das. Ich habe das Gefühl, dass er was von dir will". Nun prustete das Mädchen laut. "Was ? Von mir !? Das soll doch wohl ein Scherz sein". Ty kam sich verarscht vor. Nun, nur etwas lauter, bestätigte er seine Theorie und sah Amy mit ernster Miene an. "Hm. Ich glaube nicht Ty, Chase ist einfach nur etwas verrückt weißt du".
      "Amy, ich glaube du willst die Wahrheit nur nicht wahr haben", sprach er entschieden und fuhr mit seiner Arbeit fort. "Nein im Ernst Ty, Chase will doch nichts von mir. Wir sind ja noch nicht mals richtige Freunde!", sie fasste nach seiner Schulter und kam ihm näher. "Bitte Ty, sei deshalb nicht unglücklich. Ich liebe DICH doch.", bedrückt gab er seiner Freundin einen Kuss. "Wie wäre es wenn wir heute Abend einen Film zusammen gucken ?", schlug Amy vor. Ihre Augen funkelten vor Freude, diesem Lächeln konnte Ty nicht widerstehen. "Überredet."
      *
      Lou suchte Amy in der Küche auf. "Gott sei Dank, endlich habe ich dich gefunden!", rief sie erleichtert. "Was ist denn los ?", hakte Amy fragend nach. "Wir bekommen gleich Besuch von einer Misses Wincox. Du sollst ihr Pferd in Dressur trainieren.", Amy stöhnte auf "Aber Lou, die Boxen sind voll"
      "Ich weiß, was ein Glück das Rachel in Kanada wohnt. Also mach dich schon mal startklar." Schnell schnappte sich Amy ihr Butterbrot und zog sich ihre Jacke über, draußen hörte man schon den Jeep auf den Hof fahren. Eine junge Frau stieg aus und lud ihr Pferd aus dem Hänger.

      Rachel stand wenige Minuten später am Gatter und sah Amy beim reiten zu, das Mädchen versuchte so gut wie möglich der jungen Dame zu erklären was sie tat, damit Rachel mit Loveletter selbst umgehen konnte. Sie ritt ganze Bahnen ehe sie mit kleineren Volten, und schließlich Zirkeln begann. Im Arbeitstrab ritt Amy den Araberhengst im Kreis, verkleinerte diesen ehe sie in der Ecke kehrt machte um durch die halbe Bahn zu wechseln. Auf X blieb sie einen Moment stehen, der Vollbluthengst sollte eine Weile still stehen, Amy zog an den Zogeln, schnalzte und lehnte die Füße nach vorne. Nun ging er rückwärts. Schnell lobte sie ihn durch ein Schulterklopfen und galoppierte durch die ganze Bahn. Ruhig und gelassen flog Amy über den Platz hinfort und begann mit der schwierigsten Übung. Der Traversale. Sie benötigte einige Anläufe bis der Hengst auf ihre Hilfen reagierte. Nach einem erfolgreichen Training stieg sie schließlich ab und betüddelte den Hengst liebevoll. "Kommst du in nächster Zeit öfters her ?", fragte Amy Rachel. "Ja, wäre besser oder ?"
      "Ich würde mich weiter um ihn kümmern, damit er die Traversale perfekt beherrscht".
      "Klingt gut. Wir bleiben dann in Kontakt ja ?"
      "Ja!", Amy verabschiedete sich von Rachel, welche ihr Pferd schon mal absattelte und zurück in den Hänger verlud.
      *
      Erleichtert ließ sich Amy in das Sofa plumpsen. Neben ihr saß Ty, welcher seinen Arm um ihre Schulter legte. "Das war ein verdammt beschissener Tag", sprach sich Amy von der Seele. "Ich bin so glücklich, dass wir zwei endlich Zeit für uns haben." Ty drückte Amy an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "An welchen Film hast du gedacht ?", fragte er sie. Amy antwortete nicht. "Schatz?", nun blickte er auf das blondhaarige Mädchen hinab, Ty registrierte, dass ihre Augen geschlossen waren. Seufzend stand er vom Sofa auf und bewunderte einen kleinen Augenblick seine Freundin. Anschließend hob er sie auf seinen Arm und trug sie auf ihr Bett. Dort legte er sie sachte auf die Matratze und deckte sie liebevoll zu. Amy blinzelte ihn verträumt an ehe sie schließlich in einen Tiefschlaf fiel. Da Ty eh auf den Dachboden schlief, beschloss er die Nacht neben Amy zu schlafen. Immerhin waren sie Beide zusammen und Jack konnte schließlich nicht ewig das letzte Wort haben.

      Um so größer war die Überraschung als Amy am nächsten morgen die Augen öffnete und genüsslich gähnte. Sie richtete sich langsam auf und erkannte schnell das sie nicht alleine war. Als sie Ty erblickte, richtete sich ihr Blick blitzschnell auf ihren Körper. Erleichtert stellte sie fest, dass sie noch Kleidung trug. Nun, als sie sich im klaren war, dass sie ihr Date verschlafen hatte, zupfte sie an Tys Bettdecke um ihn so angenehm wie nur möglich zu wecken. "Ty. Ty ? Ty.", wiederholte sie und pikste ihn nun. Er blinzelte mit schweren Augen. Seine Augen schmerzten durch das Licht, er drehte den Kopf und lächelte Amy an. "Guten Morgen mein Siebenschläfer", scherzte er mit einer Anspielung auf gestern. Amys Haare lagen kreuz und quer über ihr Gesicht, sie grinste und entschuldigte sich für ihre gestrige Abwesenheit.
      Nach einem Frühstück beschloss sie mit Ty die alltägliche Arbeit zu verrichten um schließlich die Pferde zu trainieren. Rachel sollte wieder gegen Nachmittag eintreffen, nun aber wollte sich Amy noch mal mit Kiras Pferden beschäftigen. Amy nahm sich vor, die gestrigen Übungen zu wiederholen um den beiden Jungpferden etwas mehr Sicherheit zu beschaffen.
      *
      Es waren bereits mehrere Tage vergangen an denen Amy mit den Jungpferden gearbeitet hatte, nun glaubte sie wären Kiras Pferde soweit um geritten,- und am Hindernis gewöhnt zu werden. Amy ging also in den Trainingsstall um Fireflies aus seiner Box zu führen und ihn anschließend zu satteln. Sie führte den Holsteiner zum Reitplatz, welcher gegenüber vom Stall lag. Dort angekommen gurtete sie den Sattel noch mal nach. Artig blieb der Hengst auf der Stelle stehen und spitzte die Ohren in Amys Richtung. "Scheint als hättest du gute Arbeit geleistet", sprach auf einmal Kira, welche Amy bis zum Platz gefolgt ist. "Danke, das ist von Pferd zu Pferd aber auch unterschiedlich", Amy lächelte und stieg in den Sattel. "Kira, ich möchte, dass du morgen selber reitest, es bringt ja nichts wenn sich die Pferde nur unter meinem Hintern so vorbildlich benehmen", sie kicherte und trieb Fireflies an. Mit großen Schritten ging der Hengst den Hufschlag entlang, wollte sich zwar ständig in die Mitte drehen, doch Amy drückte ihn zurück auf die Bahn. Wenn Fireflies erstmal verstand wo er hingehörte, würde er diese Manieren nicht mehr ausleben wollen. In der Ecke machte Amy kehrt um anschließend eine Volte zu reiten. Fireflies dehnte sich und schnaubte erleichtert. Anschließend ritt Amy den Hengst im Trab warm. "Kaum zu glauben, er ist ein richtiger Mann!", Kira schien glücklich, voller Stolz betrachtete sie ihren Hengst. "Irgendwann müssen sie ja groß werden", scherzte Amy. Zu guter letzt ritt sie den Hengst im Galopp, dabei machte Fireflies einen Freudensbuckler. Die Frühlingsgefühle, es war so typisch für Hengste. "So Kira, scheint als hätte sich die Arbeit gelohnt. Ich werde ihn jetzt an Hindernisse vertraut machen und morgen reitest du ihn noch mal, ok ?", Kira nickte und Amy stieg vom Pferd. Fireflies blieb auf der Stelle stehen als Amy in aller Seelenruhe die Holzbalken hinter den Busch herauskramte. Nun sah der Hengst das Ungetüm, seine Augen weiteten sich, er lehnte seine Ohren an. Amy ließ die Stange auf den Boden fallen ehe sie zum Hengst ging. Sie griff nach den Zügeln und führte ihn vorerst über den Platz. Sie wartete durch den tiefen Sand, geradewegs auf die bunt gemalte Stange zu. Fireflies erkannte schnell wohin Amy gehen wollte und stemmte seine Hufe in den Sand. Er zupfte in kurzen Abständen am Strick, doch der Hengst lies sich keinen Zentimeter bewegen. Also redete sie auf den Holsteiner ein und kramte währenddessen ein Leckerchen aus ihrer Jackentasche. Fireflies spitzte die Ohren und streckte seinen Hals nach dem Leckerbissen aus, doch Amy ging einen Schritt rückwärts, sodass sein Hals allein nicht ausreichte. Also lief Fireflies mutig und mit zögernden Schritten auf Amy zu. Nachdem er bereits fünf Schritte überstanden hatte, lobte Amy ihn und gab ihm schließlich die Belohnung. Diesen Vorgang wiederholte sie, bis sie an der Stange angelangt waren. Dort klopfte sie seinen Hals und ließ ihn an den langen Ungetüm schnuppern. Fireflies begriff schnell, dass das Ding harmlos war. Neugierig stieß er seinen Huf gegen die Stange, scharrte in den Sand und flehmte nachdem ein Sandkorn in seine Nüstern geflogen war. "Guter Junge", betonte Amy und blickte Kira erleichtert an. "Das klappt doch prima!". Amy stellte nun ein kleines Cavaletti und einen kleinen Steilsprung auf. Anschließend stieg sie auf Kiras Pferd auf und ritt auf das Cavaletti zu. Fireflies roch zuerst an das Hindernis und machte anschließend einen großen Schritt über den winzigen Sprung. "Er ist verrückt! Du hättest sehen müssen wie er seine Beine hochgehoben hat. Als bestünde der Boden unter ihm aus Lava, oder als würde die Stange brennen". Kira kicherte amüsiert und sah Amy weiterhin bei der Arbeit zu. Konzentriert trabte das Mädchen nun auf die Stange zu. Sie fixierte das kleine Cavaletti und trieb Fireflies als er kurz vor dem Hindernis war. Eine Vollbremsung, hätte ihr gerade noch gefehlt, also vermittelte sie ihm Mut. Und tatsächlich, Firefließ hob im Trab seine Beine an um das Hindernis ohne darüber nachzudenken zu überqueren. Nun ritt Amy im Galopp auf das Cavaletti zu, erneut trieb sie ihn kurz vor dem Hindernis und stellte erleichtert fest, dass Firefließ einen kleinen Hopser über die Stangen machte. Schnell lobte sie. "Super!", kommentierte Kira vom Gatter aus. Ehe Amy den kleinen Steilsprung fixierte, ließ sie den Hengst vorher an dem größeren Hindernis schnuppern. Er sollte sich damit vertraut machen, dass ihm nicht passiert sobald er dem Hindernis zu nahe kommt. Sie ritt einen Kreis um den Sprung, lobte ihn immer wieder und fixierte den Steilsprung schließlich im Galopp an. Kurz darauf trieb sie ihn erneut und flog schließlich mit Leichtigkeit über das Hindernis hinweg. "Wow!", rief sie der Besitzerin zu. "Er ist echt ein Naturtalent", schnaufend rieb Amy sich die Haare aus dem Gesicht und lobte den Hengst euphorisch.
      *
      Nach dem Training ging Amy in die Küche um sich eine Flasche Wasser zu gönnen. Lou fing sie jedoch ab und erklärte ihr das in wenigen Minuten eine Amerikanerin ankommen sollte. Joyce McConnor. Amy sollte ihr Pferd in Dressur trainieren. "Kein Problem", sagte Amy knapp und trank eine ordentliche Menge. Nachdem ihr Durst gestillt war, wartete sie draußen mit Lou auf den Hof. "Sie sollte jetzt kommen", sprach Lou und wartete. Tatsächlich, ein Jeep mit Anhänger fuhr über den sandigen Boden und hielt vor den beiden Frauen an. Amy half der jungen Frau, der sie sich schnell vorstellte, beim verladen (bzw. ausladen) des Pferdes. Nachdem sie Kathargo gesattelt hatten, wollte Amy ihn auf den Platz reiten um zu gucken wie er sich anstellen würde. Joyce hing am Gatter und sah dem Mädchen zu. "Ich werde Katahgo noch die nächsten Wochen trainieren müssen, du kannst währendessen gerne auf der Ferienranch übernachten". Nachdem der Hengst warm geritten war, ritt Amy im Mittelschritt den Hufschlag entlang ging dann aber in den Mitteltrab über. Der Hengst glitt über den Platz. Nun ritt Amy einen Zirkel im Arbeitsgalopp. Für die E-Prüfung wird Kathargo nicht all zu viel können müssen. Damit Amy das reiten in Schlangenlinien üben konnte, half ihr Joyce beim aufstellen der Pylonen. Nun konnte Amy schöne gleichmäßige Kreise reiten. Perfekt damit der Hengst sich ein wenig dehnen konnte. Schließlich wechselte sie aus dem Zirkel und trabte eine ganze Bahn leicht, danach wechselte sie durch die Bahn und hielt bei X an. "Er macht sich gut. Am besten gebe ich dir bis zur Prüfung Reitstunden. Ich soll ja nicht mit deinem Pferd an der Prüfung teilnehmen", sagte Amy lachend und klopfte den schwitzenden Hannoveraner den Hals.
      *
      Währendessen fuhr eine weitere Amerikanerin nach Kanada um ihre Pferde zu trainieren. Sie begab sich jedoch nach Briar Ridge. Vel Stanton begrüßte sie mit ihrem breitesten Lächeln und rief zwei Stallburschen welche die Pferde in die Box führen sollten. "Es freut mich das sie gut angekommen sind Elena.", während Vel der jungen Frau ihren Trainer vorstellte, wurden Elenas Pferde bereits zum Geländeparcours geführt. "Steve Commonwelth und Roger Kellington werden sich um Bellami und Kahlua kümmern. Du kannst gerne zusehen". Vel Stanton führte Elena zum Geländeparcours. Eine große weitflächige Weide war mit Baumstämmen, Hecken und Hügeln bestückt. "Natürlich reicht unser Parcours auch in die Wälder hinein, für den Anfang empfehlen wir jedoch die Wiese". Die Wiese erstreckte sich über mehrere tausend Meter, Steve stieg auf Kahlua auf und ritt auf das erste Hindernis zu. Er taxierte es genaustens an und trieb das Pferd kurz bevor damit es gar nicht erst dazu kam zu verzögern. Nun ritt er die Wiese hinunter, über einen Baumstamm hinweg. Kahlua stellte sich gut an. Die schicke, Niederländische Warmblutstute galoppierte über den weichen Boden hinweg über Lehmhügel und bewachsenen Hecken. Selbst die Holzbalken jagten ihr keine Angst ein. Da die Stute mit dem Geländereiten noch nicht so sehr vertraut war, fiel die Strecke jedoch etwas kurz aus. Ca. 5 Minuten lief die Stute in einem ruhigen, gleichmäßigen Tempo, ehe sie bei ihrer Besitzerin wieder ankam. "Wir würden die Pferde in den kommenden Wochen weiter trainieren und für die zukünftigen Turniere vorbereiten. Elena lächelte die ältere Dame an und nickte stumm, schließlich sprach sie "Das glingt gut. Könnte Roger mir einmal Bellami vorreiten ?"
      "Selbstverständlich", sprach Vel und gab dem Trainer die Anwesiung sich startklar zu machen. Bellami, ebenfalls eine Niederländische Warmblut Stute, tänzelte ungeduldig von einer Stelle zur anderen, ehe Roger seine Hacke in die Flanke drückte. Sie pretschte über den unebenen Boden hinweg. Bellami hatte bereits Geländeerfahrung gemacht, was sie auch bewies, als sie über die Hindernisse hinweg sprang. Lehm wirbelte durch die Luft gegen den Pferdebauch. Roger trieb die Stute als sie eine Hecke antaxierten, Bellami sprang früh genug ab und segelte über das Gestrüpp hinweg. Anschließend sprang sie einen Berg hinauf und glitt diesen vorsichtig wieder hinunter. Roger lobte die schnaufende Stute, ritt über mehrere Baumstämme hinweg zurück die Wiese hinauf um Bellami vor Vel Stanton wieder zum stehen zu bringen. "Wie gesagt, wir haben sehr potentielle Trainer, ihr Pferd wird in wenigen Wochen nicht mehr wiederzuerkennen sein." Elena lachte "Das wäre ja schon schön, kann man auch Unterricht nehmen ? So könnte ich auch dazu lernen."
      "Aber sicher doch", sprach Vel und lächelte. Sie führte Elena zurück zum Stall um sie mit allem vertraut zu machen, was sie wissen sollte. Da Elena von weiter her kam, beschloss sie die Wochen über in Kanada zu verbringen. "Vel, wissen sie wo ich übernachten könnte ?"
      "Wir selber bieten keine Schlafplätze mehr an, aber die Heartlandfarm neben an könnte ein paar Almosen vertragen", sagte sie schief lächelnd mit einem ironischen Unterton.
      *
      So traf Elena auf Amy. "Guten Tag ?", sprach sie verwirrt und blickte die schick gekleidete Frau an. Elena lächelte dezent und fragte nach einer Übernachtungsmöglichkeit. "Meine Schwester besitzt eine Ferienranch, ich kann sie ihnen eben holen". Amy brauchte sich nicht umdrehen, Lou stand bereits hinter den Beiden. Offenbar hatte sie das Gespräch von draußen gehört. "Selbverständlich haben wir noch freie Plätze, bringen sie ein Pferd mit ?", hakte sie fachmännisch nach. "Nein, meine Pferde stehen derzeit bei Briar Ridge", Amy blickte Lou genervt an, Elena fuhr fort: "Aber ich habe ein Fohlen mitgenommen welches mit den Grundlagen vertraut gemacht werden sollte".
      "Da kann ich Ihnen weiterhelfen", sagte Amy zufrieden "Wo finde ich denn den Frechdachs ?". Elena half dem Mädchen beim öffnen der Hängertür. Das Fohlen wollte offenbar ziemlich dringend aus dem Hänger. Amy wollte heute noch mit General's Coming Home arbeiten, also begann sie damit dem Quarter Hengst ein Halfter aus und an zu ziehen, damit sie ihn anschließend über den Hof führen konnte. Das erwies sich als eine Schwierigkeit, da der Hengst nicht einmal daran dachte dem Mädchen zu folgen. Mithilfe von Leckereien hatte sie vor ihn von der Stelle zu bewegen und an dem Strick vertraut zu machen. Als nächstes sollte der Fuchs geputzt werden. Sie befestigte den Strick an einer Putzstange und zeigte ihm jedes der Utensilien womit sie ihn hübsch machen wollte. Mit einer Kardätsche strich sie ihm über sein Fell. Bürsten und Kämme schien er zu aktzeptieren und teilweise sogar auch zu genießen, selbst die Hufe hob er nach wenigen Versuchen hoch. So konnte Amy sie problemlos auskratzen. In der Zeit, die Elena auf Heartland bleiben würde, hatte Amy vor das Fohlen an alle Grundlagen zu gewöhnen, die zum Fohlen ABC gehören. Zunächst aber müsse sie Kiras Pferd an Hindernisse gewöhnen.
      *
      Den Abend beendete Amy indem sie Zanaro an Hindernisse gewöhnte. Dazu holte sie den Vollblut Hengst aus der Box um ihn zu putzen und anschließend zu satteln. Sie führte den Braunen an der Trense auf den Reitplatz. In dem Moment kam Mallory um die Ecke. "Hey Amy, was machst du da ?"
      "Du kommst mir gerade echt gelegen ! Kannst du mal Zanaro halten ? Ich muss die Hindernisse aufstellen"
      "Ehm klar!", sie nahm ihr die Zügel ab und beobachtete das blondhaarige Mädchen. Amy hob die Stangen auf, die sie auf den Boden legte. Nachdem Amy einige Cavalettis aufgestellt hatte, sowie zwei kleine Steilsprünge, nahm sie Mallory den Hengst wieder ab. Mallory sah ihr vom Gatter aus zu und bewunderte den Vollblut Hengst, welcher nahezu vor lauter Selbstbewusstsein strotzte. Amy führte Zanaro über den Platz und zeigte ihm die liegenden Stangen, neugierig schnupperte er an den steifen Balken und ging desinteressiert weiter. Auch die kleinen Steilsprünge sah er ungeniert an. Nachdem sie den "Parcours" abgegangen war, stieg sie in den Sattel und ritt den Hengst warm. Im Schritt maschierten die beiden auf die Trabstangen zu, Zanaro machten einen großen Schritt über die Balken hinweg und ging zurück auf den Hufschlag. Das ganze wiederholte Amy erneut im Trab. Schließlich trabte sie auf das Cavaletti zu. Zanaro hob die Hufe etwas höher. Amy wiederholte die Übung mehrere Male um sicher zu gehen das Zanaro die Stangen auch nicht zufällig überwand. Nachdem sie die Stangen auch etwas höher überwunden hatten, wagte sich Amy an den Steilsprung. Sie gab Zanaro eine Galopphilfe und blieb auf der ganzen Bahn ehe sie auf das Hindernis zu ritt. Konzentriert taxierte sie den Steilsprung und verlagerte ihr Gewicht nach vorne. Zanaro machte einen Satz über das kleine Hindernis und kam schließlich wieder auf den Boden auf. Amy wiederholte den Sprung erneut und ritt das verschwitzte Pferd trocken. Nachdem sie Zanaro abgesattelt und eingedeckt hatte, erzählte sie Kira vom Erfolg. Die Wochen wollte sie noch sehen wie sich Kira auf ihr eigenes Pferd machte. Am Abend stand für Amy jedoch fest - Zunächst würde sie Urlaub benötigen !
      © Jackie | 53.484 Zeichen
    • Wolfszeit
      Dressur E zu A | März 2016
      Ungeduldig pustete ich in meine Tasse, es dauerte mir einfach immer viel zu lange, bis der Tee abgekühlt war. Den Morgen verbrachte ich heute nämlich gezwungenermaßen im Büro. Vor einer Woche hatten sich für März doch noch zwei Berittpferde gefunden und diese sollten heute ankommen. Auf meinem Tisch lagen ihre beiden Ordner, in welchen sich die Trainingspläne befanden, die ich gestern angefertigt hatte. Es waren immer nur grobe Skizzen, damit ich den Überblick nicht verlor.
      Die Pferde stammten von einem Gestüt aus der Eifel und waren beide ein bisschen mit Samthandschuhen anzufassen. Ersterer, ein englischer Vollbluthengst, war erst kürzlich angeritten worden und dementsprechend noch eine waschechte Remonte. Zweitere hingegen war schon auf L-Niveau was die Dressur betraf. Eine kräftige Hannoveranerstute, welche mit einer kleinen Macke kam, denn mit ihr konnte man nicht ins Gelände.
      Zum Glück traf mich das für unser Dressurtraining nicht sonderlich hart, so dass ich gelassen an die Sache gehen würde. Ich schlug die Hefter zu und machte mich daran, die beiden Gastboxen einzustreuen, damit es den Pferden von Anfang an gut ergehen würde. Denn in einer Stunde sollten sie auch schon hier antanzen, zumindest, wenn der Flug gut verlaufen war.
      Zur allseitigen Beruhigung lief alles nach Plan und Punkt zwölf trafen Zanaro und Butterblume bei uns ein. Gemeinsam mit dem Pfleger lud ich sie aus und brachte sie erst einmal auf ihre extra abgetrennten Weiden, damit sie sich die Beine vertreten konnten. Während ich die Papiere unterschrieb und alles an Ausrüstung entgegen nahm und verstaute, standen sie auch noch auf der Weide.
      Dann brachte ich sie aber erst einmal nacheinander in den Stall, wo sie ein volles Heunetz erwartete und sie sich erst einmal ein wenig ausruhen konnten. Heute würden wir nämlich noch nichts machen. Heute durften sie erst einmal ankommen und sich entspannen, ehe wir dann Morgen locker mit dem Training anfangen würden. Im Umgang waren beide auf jeden Fall schon einmal brav. Man merkte natürlich, dass Zanaro ein Junghengst war, aber es hielt sich in Grenzen.

      Am kommenden Tag integrierte ich die beiden Neulinge direkt in den normalen Alltag. Zuerst kurz vor acht die Fütterung und eine halbe Stunde später direkt auf die Weide. Den Morgen würden sie auch frei haben, da ich sowieso erst die Stallarbeit erledigen wollte und noch einmal in die Stadt musste. So würden sie sich noch einmal von gestern erholen können, ehe sie sich mit mir würden anfreunden müssen.
      Den Beginn wollte ich nach dem Mittag mit ZM’s Zanaro machen. Insgeheim war ich ja auf den Vollbluthengst gespannt, denn seine Besitzerin Kira Esenbeck hatte sehr von ihm geschwärmt. Mit seinem Stockmaß von 1.66m besaß er auch eine schöne Größe für mich doch relativ kleine Reiterin, so dass wir gut miteinander auskommen sollten.
      Da er erst kürzlich angeritten worden war, hatte ich Kira gebeten, mir den Bericht zu seiner Ausbildung mitzuschicken, der hatte mir nun gestern als Bettlektüre gedient. Wie bereits erahnt verfügte Zanaro über das Grundwissen der Schenkel- und Zügelhilfen, lief auf beiden Händen in allen drei Grundgangarten und kannte das Halten und Rückwärtsrichten. Auch die Bahnfiguren waren ihm nicht fremd.
      Nachdem ich ihn ordentlich geputzt hatte, sattelte ich ihn und dann ging es für uns raus auf den Platz. Der März begrüßte uns momentan nämlich mit frühlingshaftem Wetter und Sonnenschein, das musste man nutzen! Erst einmal führte ich Zanaro einige Runden umher, ehe ich nachgurtete, die Steigbügel einstellte und mich dann dank Aufstieghilfe auf seinen Rücken schwang.
      Im Schritt am langen Zügel ritt ich ihn in aller Ruhe warm und machte mich mit ihm bekannt, ehe ich die Zügel aufnahm und einige Zirkel und Volten ritt. Zanaro war sehr feinfühlig und angenehm zu reiten, auch im Trab und Galopp ließ er sich wunderbar sitzen. Da er bisher noch nicht viel aus der Dressur kannte, seine Besitzerin ihn aber sicher gerne auf Turniere schicken wollte, fingen wir heute mit dem grundlegensten überhaupt an: Dem Einreiten und dem Anhalten.
      In jeder Prüfung wurde es gefordert, das im Trab einreiten, anhalten und wieder antraben. Dabei war es nicht annähernd so einfach zu reiten, wie es klang, sondern bedurfte von Pferd und Reiter viel Aufmerksamkeit. Mit Zanaro wollte ich genau das üben, also ritten wir ab und an von C oder A auf die Mittellinie und parierten bei X immer erst einmal zum Schritt durch.
      Später folgte auf den Schritt das Halt und dann verkürzte ich die Schrittphase immer mehr. Zanaro sollte in aller Ruhe verstehen dürfen, was ich von ihm verlangte, bis er fast von selbst aus dem Trab anhielt. Mit dem Antraben aus dem Stand handhabten wir es genauso und schon am Ende der Stunde wusste Zanaro, was ich von ihm wollte und wie er zu reagieren hatte.
      Natürlich paukten wir nicht nur auf der Mittellinie, ich ritt heute Zanaro locker in der Bahn und schaute, wie es um seine Bahnfiguren-Kenntnisse stand. Er bog sich wirklich sehr schön auf den Wendungen und kannte vieles wie Diagonalen und Wechsel schon, so dass er nicht ausbrach.
      Für heute sollte es dann auch reichen, so dass ich Zanaro in Ruhe abritt, ihm dann die Abschwitzdecke überwarf und ihn zurück in den Stall führte. Dort wurde der junge Hengst abgesattelt und abgetrocknet, ehe er in seine Box durfte, um dort sein Belohnungsfutter zu holen und dann ging es auch wieder auf die Weide.
      Von dort nahm ich mir direkt Butterblume mit. Ihr merkte man schon im Umgang deutlich an, dass sie zwar brav und ruhig war, aber auch sehr ängstlich. Schatten fand sie teilweise besonders gefährlich. Mit ihr würde ich zum größten Teil nur in die Halle gehen, damit wir in Ruhe arbeiten konnten, doch nun ging es erst einmal zum Putzen und Satteln.
      In der Halle ritt ich Butterblume dann in Ruhe warm und bestaunte ihre schönen Gänge, sie stammte definitiv nicht von schlechten Eltern. Da Butterblume bereits L-Dressuren lief, sah ihr Trainingsplan anders aus. Je nachdem, wie sie sich heute machte, wollte ich schon mit den Verstärkungen in allen drei Gangarten beginnen.
      Auch so eine Sache, die wunderbar einfach klang, aber es nicht war. Verstärkung bedeutete immer eine Verlängerung der Schritte, kein Schneller-werden. Und das dem Pferd zu erklären, konnte ab und an schon einige Stunden dauern. Butterblume sollte sich aber zum Vorzeigeschüler mausern, denn bereits nachdem zweiten Anlauf den Trab auf der Diagonale zu verstärken, zeigte sie mehr als gute Ansätze.
      Auch im Schritt und Galopp übten wir das, immer gerne auf der Diagonale, denn es fiel den Pferden dort am leichtesten. Zwischendurch lockerte ich das Training durch viele Hand- und Tempiwechsel auf, ebenso ritt ich auch allerhand Bahnfiguren. Auch, um zu sehen wie Butterblume sich machte.
      Am Ende der Stunde war ich mehr als zufrieden mit ihr. Ich lobte sie ausgiebig und ritt sie ab. Generell spielte das Lob bei mir eine große Rolle, sobald ein Pferd etwas gut machte oder schon den Ansatz zeigte, lobte ich laut und ausgiebig mit der Stimme. Wie wir Menschen wurden auch Pferde sehr gerne gelobt, ich kannte eigentlich kein Lebewesen, was ein liebes Lob für gute Arbeit abschlagen würde und so gewann man jeden Charakter für sich.
      Auch Butterblume durfte den Rest des Tages auf der Weide verbringen. Die kommenden zwei Tage würde ich beide Pferde nur einmal am Tag reiten, aber ab dem vierten Tag wären sie dann morgens und nachmittags an der Reihe, damit wir das Gelernte besser festigen konnten. Nach den ersten Ritten heute würde ich auch die Trainingspläne noch ein wenig individualisieren.

      So ging es bei Zanaro in der Anfangszeit vor allem um die grundlegenden Dinge, ehe wir mit dem Mitteltempo begannen. Erst im Schritt und Trab und später auch im Galopp. Zanaro neigte gerne zum schneller werden, statt zum Kraft aufbauen, aber als es einmal Klick machte, war diese Sache auch gegessen. Viel interessanter waren für ihn sowieso die Schritt-Galopp-Übergänge. Er sprang dann immer richtig motiviert los, so dass man den Übergang nicht unbedingt als fließend bezeichnen konnte, aber Übung machte ja bekanntlich den Meister.
      Butterblume hingegen lernte mega schnell und verstand sich auch gut mit mir, so lange wir uns in der Halle befanden. Schnell hatten wir auch das Halten aus dem Galopp einstudiert, anfangs stockend, inzwischen wirklich künstlerisch. Momentan arbeiteten wir an Traversale und Travers. Heute legte ich eine Stunde nur dafür ein, wollte Butterblume dafür heute aber nur einmal Reiten.
      Besonders die Traversale verlangte dem Pferd viel Kraft ab, denn sie erforderte Schwung, Takt und Losgelassenheit. Wir erarbeiteten uns heute schon sehr gute Ansätze, auch wenn Butterblume mir ab und an noch aus der Aufrichtung fiel. Die Travers war natürlich simpler und diente als Pausenfüller, wenn wir beide einmal durchatmen wollten.
      Für Zanaro stand heute das Viereck vergrößern und verkleinern an. Ach ja, die schönen Seitengänge. Zum Glück waren das Aufgaben, die man vom Pferd ohne Probleme abrufen konnte, wenn man die Hilfen in perfekter Form gab. Auch Zanaro sprang sofort darauf an und wurde für jeden richtigen Schritt ausgiebig gelobt-
      Wie es nun normal war, verflog die Zeit wie im Fluge und die beiden waren schon gut zwei Wochen da. Mit Zanaro saß ich am letzten Punkt unseres Plans: Der Kehrtwendung auf der Vorderhand. Es fiel Pferden nicht immer leicht, denn dafür benötigten sie ein gutes Körpergefühl und Zanaro wurde dann gerne einmal ungeduldig und wollte unbedingt irgendetwas machen, statt in Ruhe auf mich zu warten.
      Butterblume war an den fliegenden Wechseln dran und heute gelang es uns zum ersten Mal, einen wirklich sauberen auf der Diagonalen zu reiten. Zu meiner Freude hatte ich ihn auch gefilmt, das machte ich sowieso gerne, wenn ich ohne Helfer trainierte, dann konnte ich sowohl mich als auch das Pferd besser kritisieren.
      So neigte sich unser Training dem Ende zu. Ich hatte Kira in regelmäßigen Abständen von dem Training berichtet und dementsprechend war sie nicht überrascht, als heute mein letzter Anruf erfolgen sollte. „Was soll ich sagen? Sie können alles“, meinte ich lachend und Kira lachte am anderen Ende des Telefons mit.
      Tatsächlich waren Butterblume und Zanaro vollends fertig, so dass ich sie wieder auf den Heimweg schicken konnte. Morgen früh würde es losgehen. Also druckte ich heute noch die Zertifikate, unterschrieb sie und verpackte sie in der edlen WHT-Mappe samt der Informationen für kira. Ich würde sie mit der Post schicken, während sie Pferde mit dem Flugzeug kamen und spätestens übermorgen würde alles wieder bei Kira in Deutschland sein.
      © Gwen | 10.608 Zeichen
    • Wolfszeit
      Stangenarbeitskurs | Juni 2016
      Aus privaten Gründen hatte ich den Kurs bezüglich der Stangenarbeit leider zwei Wochen verschieben müssen und so rutschte er nun in den Juni. Zu meinem Glück hatte das aber meine Teilnehmer nicht gestört, da ich sie auch früh genug informiert hatte und so jeder umplanen konnte. Heute war es dann aber endlich so weit: Die Boxen und Gästezimmer waren bezugsbereit und für ein Gastpferd hatten wir einen kleineren Offenstall hergerichtet.
      Nun war es inzwischen nach 15 Uhr und so langsam würden wohl alle nacheinander eintrudeln. Als erstes durfte ich Verena begrüßen, welche auch einen weiteren Gast mitgebracht hatte: Octavia. „Herzlich Willkommen auf Townsend Acres!“, meinte ich grinsend, denn die beiden waren schon so etwas wie Dauergäste. Ich begrüßte beide kurz und half dann beim Ausladen der mitgebrachten Paintstute. My sweet little Secret hieß sie und war an sich ein Engel auf vier Hufen, hatte aber so ihre Problemchen.
      „Was wäre auch ein Kurs ohne Problempferd“, lachte und ich und führte die drei zu der Gastbox, wo Sweet sich wie zu Hause fühlen konnte. Als das Pferd angekommen war, waren auch die Zweibeiner dran. Für Verena und Octavia hatte ich ein Zwei-Mann-Zimmer vorbereitet, welches ich ihnen nun zeigte. „17 Uhr ist Besprechung und 18 Uhr gibt es Abendessen, bis dahin könnt ihr erst einmal ankommen!“, verabschiedete ich mich und eilte schon wieder hinunter, denn Cooper schien anzukommen.
      Auch sie nahm ich herzlich in Empfang und half ihr bei ihrem Prachtstück an Berberhengst namens Aldaire. Cooper hatte immer den kürzesten Weg, wobei Verena es auch gut getroffen hatte. Beide lebten auch in Kanada und das war nichts im Vergleich zu der guten Kira, die aus Deutschland anreisen würde.
      Ich begleitete Cooper gerade samt Pferd in den Stall, als dann auch tatsächlich Kira schon auf den Hof fuhr, deshalb tippte ich Elisa an und bat sie, Gast Nummer vier in Empfang zu nehmen. „Zanaro hat die Box ganz vorne und Kira hat Gästezimmer acht“, meinte ich knapp und zeigte dann Cooper die Box ihres Hengstes. Alle Pferde hatten einen großen Paddock an der Box und konnten auch morgen theoretisch den gesamten Tag auf die Weiden. Für heute sollten sie aber ruhig erst einmal ankommen und sich ausruhen dürfen, ehe noch mehr Aufregung anstand.
      Als letztes traf ein ganz neues Gesicht in der Reiterszene ein: Svejn Álfarsson. Er hatte sich keine Mühe machen müssen, sich mit allen bekannt zu machen, denn durch den Tod der Alistairs, hatte sich alles wie ein Lauffeuer verbreitet. „Herzlich Willkommen auf Townsend Acres!“, begrüßte ich ihn herzlich und zeigte ihm den Offenstall für seinen Riesen Thjalfe. Also an sich war das Pferd nicht zwingend riesig, aber er war schlichtweg sehr robust und breit.
      Nachdem der Hengst sein neues Heim betrachtet hatte, zeigte ich Svejn sein Gästezimmer. Dabei trafen wir auch auf Verena und Octavia, die nach ihrem Pferd schauen wollten und siehe da, unsere Gäste kannten sich sogar schon! „Na ja, also theoretisch sind wir zusammengereist, aber es gab da jemanden, der vergessen hatte zu tanken“, meinte Verena grinsend und klärte mich auf, dass Svejn samt seinen Pferden sogar auf der Gips Reminder Ranch stand.
      „So klein ist die Welt“, meinte ich lachend und ließ dann alle erst einmal in Ruhe, es würde gar nicht mehr lange bis zur Besprechung dauern und bis dahin wollte ich noch den Saal vorbereiten. Die Mappen mussten noch ausgeteilt werden und jeder bekam wie immer ein kleines Präsent und natürlich Wasser. Pünktlich um 17 Uhr trafen alle ein und nahmen Platz.
      Die Neugierde gewann schnell die Überhand und alle blätterten begeistert durch die Mappen, welche gefüllt waren mit Trainingsvorschlägen und vor allem vielen Zeichnungen zur Stangenarbeit. Ich hörte öfters ein „Oh!“ oder ein „Ah!“, bis ich dann doch um Aufmerksamkeit bat, denn ich hatte auch extra eine kleine Präsentation vorbereitet.
      „Also den Inhalt werdet ihr euch noch früh genug anschauen dürfen und reiten dürft ihr das auch alles mal, aber vorerst eine kurze Erklärung…“ und schon legte ich mit meinem Vortrag los. Der ging jedoch nur eine Viertelstunde und klärte meine Teilnehmer darüber auf, was das Ziel des Kurses war und womit sie rechnen konnten. Ich versprach auch Verena, dass ich versuchen würde, möglichst gut auf ihre Stute einzugehen, dieser Kurs jedoch an die Arbeit vom Sattel aus angeglichen war.
      Dennoch sah ich da generell kein Problem, wir würden das mit Sweet schon hinbekommen. Auch der Rest wirkte sehr motiviert und war gespannt auf Morgen. Für heute hieß es dann aber erst einmal Abendessen und Ruhe für alle, sie würden sicherlich mit der Mappe beschäftigt sein. Ich hingegen studierte noch einmal die Anmeldungen, um im Voraus schon etwas über die Pferde zu erfahren.
      Der nächste Tag ging entspannt mit dem Frühstück los und um 10 Uhr fand die erste Trainingseinheit statt. Diese würden wir zusammen machen, denn ich wollte meine Reiterpaare erst einmal kennenlernen, ehe es dann heute Nachmittag an die Einzelarbeit gehen würde. Für die erste Stunde hatte ich mir auch eine ganz spezielle Idee ausgedacht: Das Nikolaushaus.
      Von mir stammte dieser Aufbau nicht, aber er war ideal als Einleitung in die Stangenarbeit. So baute ich also das Haus vom Nikolaus zweimal in der Halle auf, während die Kursteilnehmer ihre Pferde sattelten. Pünktlich um zehn standen alle vier Gäste plus Elisa auf Tenacious in der Halle. Letztere sollte als mein lebendes Beispiel dienen. Wir hatten schon vor einer Woche alles geübt und so würde es den Teilnehmern leichter fallen, meinen Erklärungen zu folgen.
      Zuerst stellte ich das Nikolaushaus vor, welches aus insgesamt sechs Stangen bestand. Einem Quadrat, das Haus, und den zwei restlichen Stangen als Dach, welches oben eine kleine Öffnung besaß, aus welcher durch drei Pylonen der „Rauch“ aufstieg. Meine Teilnehmer schienen sehr angetan von der Idee zu sein.
      Ich hatte das Haus zweimal aufgebaut, da wir zum einen genügend Platz bei Elisa in der Halle dafür hatten und so auch die Teilnehmer besser arbeiten konnten. Dafür spannte ich indirekt Elisa ein, welche mit Cooper und Svejn eine Gruppe bildete, während ich mir zuerst einmal Verena und Kira vornahm. Octavia schaute dem ganzen Spektakel von der Bande zu, sie würde ich später eventuell in der einzelnen Stunde einbauen, je nachdem wie Sweet sich machte.
      Zu Beginn bestand unsere Arbeit daraus, dass das Haus von allen Seiten einfach einmal im Schritt durchritten wurde. Nichts großartig kompliziertes, aber die Pferde sollten es kennenlernen. Zanaro machte das auch wirklich wunderbar mit, obwohl er erst seit kurzem unter dem Sattel war. Aus diesem Grund stellte er auch schnell für Sweet das Leitpferd dar, denn er ging vor und sie sollte direkt hinterher. Maximal zwei Stangen hintereinander klappten auch bei ihr ganz gut.
      Ich bat meine Gruppe, dass sie noch einmal alle Seiten durchgingen, so dass Sweet Vertrauen in die Stangen gewann, während ich kurz zur anderen Gruppe lief. Dort zeigten sich die Teilnehmer auch sehr aufmerksam. Coopers Berberhengst schien sichtlich Spaß an den Stangen zu haben, auch wenn er teilweise seine Beine noch etwas übertrieben anhob, aber lieber so, als dass er sie schleifen ließ. Das tat nämlich Thjalfe und haute gerne mal eine Stange um.
      „Erhöhe das Tempo, treib ihn also mehr vorwärts und wirklich auf die Stange zu und über sie drüber“, erklärte ich und motivierte Thjalfe noch durch meine Stimme. Sobald der Hengst ein wenig fleißiger wurde, bekam er auch seine Beine über die Stange. Bisher sah das auch noch sehr gut aus, Svejn warnte mich nur, dass der Hengst sehr grobmotorisch sei. „Deshalb seid ihr ja hier, wir machen das schon“, beruhigte ich ihn lachend und sprach mich kurz mit Elisa ab.
      Denn nun kamen die richtigen Übungen. Wir begannen einfach mit dem Einreiten ins Quadrat über die Türschwelle (die unterste Stange) und dann über die Dachrinne hinaus durch die Pylonen. Zanaro machte es vor und Sweet nach, theoretisch. Die beiden Stangen waren kein Problem, aber von den Pylonen war die Paintstute nicht sonderlich angetan und sprang lieber zur Seite. Also schickte ich sie wieder zusammen mit Zanaro durch. Das Ganze zweimal, bis ich sie alleine durchschickte.
      Ich merkte aber, wie Sweets Konzentration allmählich nachließ. „Gehst du mit ihr mal auf den hinteren freien Zirkel? Einfach ein bisschen Schritt-Trab-Übergänge und ein paar Volten und Handwechsel einbauen, damit sie wieder wach wird“, bat ich Verena und sie nickte nur bestätigend. Sweet mussten wir eine Pause von den Stangen gönnen, so viel Konzentration besaß das junge Pferd noch nicht.
      Zanaro konnte sich stattdessen nun an den beiden Volten durch die Hausecken beweisen. Das erste Mal klappte gar nicht, er war zu motiviert und raste im Schritt förmlich durch die Stangen. Beim zweiten Mal war er aber direkt klüger und konzentrierte sich auf Kiras Hilfen. Die engen Wendungen verhinderten außerdem, dass er zu schnell wurde und so konnte Kira die Aufgabe auch schon schnell im Trab durchreiten.
      Elisa erklärte es den anderen beiden ähnlich, machte es mit Tenacious vor und der Rest machte es nach. Aldaire zeigte sich bisher von seiner besten Seite, doch auch Cooper bat ich, ihm die Abwechslung zu geben, ab und an auf den Zirkel zu gehen und ihn zu beschäftigen, sonst wurde dem doch sehr klugen Hengst schnell langweilig.
      Wie zu erwarten fielen Thjalfe die engen Wendungen schwer, weshalb Svejn erst einmal eine große Volte reiten sollte, in der er einfach zwei Stangen mitnahm und dem Hengst so viel Platz zum Ausbalancieren gab, wie er benötigte. Dann verkleinerten wir den Kreis immer mehr, bis auch die vorgesehene Volte klappte. Svejn hatte lediglich allerhand zu tun, denn er musste seinen Hengst aufmerksam an den Hilfen halten und durfte keinen Moment unaufmerksam werden.
      Ich kehrte zurück zu den anderen beiden und arbeitete mit Sweet. Tendenziell sollte sie auch über Stangen geritten werden, der Vorteil des Kurses war jedoch, dass ich auch vom Boden aus mit ihr arbeiten konnte, während Verena im Sattel saß. Wir beschäftigten Sweet intensiv und ließen ihr gar keine Gelegenheit, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren als die Stangen.
      Ich lief vorne weg und Verena ritt mir nah hinterher. Sweet konzentrierte sich auf mich und folgte mir. Dennoch blieben wir bei ihr bei den einfachen Aufgaben, welche maximal zwei Stangen beinhalteten und so entließ ich Verena auch schon etwas eher. „Das hat sie schon super gemacht und wir arbeiten dann in der Einzelstunde weiter“, meinte ich lächelnd.
      Für den Rest war noch eine Viertelstunde Trab- und Galopparbeit eingeplant, die würde Sweet gnadenlos überfordern und da sie bisher ihre Aufgabe so gut gemacht hatte, hatte sie eine Pause verdient. Ich bildete hingegen eine Abteilung, was lachend zur Kenntnis genommen wurde. Bei allen Reitern war es ewig her, dass sie in einer Abteilung geritten waren.
      Den Anfang machte Elisa mit Tenacious. An zweite Stelle packte ich direkt Thjalfe, damit der Kaltblüter eine Motivation hatte, weiter hinten würde er irgendwann nur noch langsamer werden. Dann folgte Zanaro und das Katzenauge am Ende bildete Aldaire. Da Zanaro noch so frisch eingeritten war, wollte ich ihn nicht komplett hinten laufen lassen.
      Als Abteilung ging es nun im Trab los, ich sagte an, was geritten wurde und Elisa führte es aus und der Rest musste hinterher. Ich hatte noch einige Trabstangen in der Halle aufgebaut, so dass die Pferde durchaus beschäftigt waren mit normalen Trabstangen und dem Nikolaushaus. Auch den Slalom ließen wir im Trab nicht aus.
      Dann wechselten wir in den Galopp, testweise ließ ich die Abteilung erst einmal eine Zirkelrunde galoppieren, um zu schauen, ob das Tempo von allen passte. Der Vorteil einer Abteilung war, dass sich alle noch viel mehr auf Tempo und Abstand konzentrierten, als wenn sie alleine unterwegs wären. Auch so ging es noch einmal über die Stangen.
      Als Abschluss gab es eine kleine Runde, die jeder einzeln durchreiten musste und was bisher die Abteilung an Problemen verschleiert hatte, zeigte sich nun. Da Thjalfe kein Pferd mehr vor ihm hatte, musste Svejn ihn deutlich mehr motivieren. Es war nicht so, als besäße der Große keinen Vorwärtsdrang, faul war er definitiv nicht, aber er brauchte ein Ziel, denn sonst hatte er schlichtweg keine Lust.
      Durch die Routine bekam er seine vier Hufen aber ganz gut über die Stangen. Hier und da machte es noch „Klong!“ aber für die erste Einheit konnte er sich doch sehen lassen, Wunder bewirken konnten wir schließlich auch nicht. Bei Zanaro und Kira reichte allein der Hinweis, dass Kira den Weg vor Augen haben musste. Sobald einer von beiden einen Plan hatte, machte der Hengst einwandfrei mit.
      „Wenn er dir zu schnell wird, bau einfach eine Volte ein, wir haben alle Zeit der Welt!“, erklärte ich lächelnd, denn vor manchen Stangen zog Zanaro mächtig an. Wenn Kira dann aber abbog, schwächte die Motivation ein Stück weit ab. Und so kamen auch sie gut durch den Parcours. Nun nur Cooper mit Aldaire.
      „Ha, das sind also unsere Vorzeigeschüler“, meinte ich lachend, als Cooper den Parcours fehlerfrei durchritt. „Wenn man weiß, was man alles mit Stangen machen kann, ist das total genial“, grinste Cooper mit an und lobte ihren Braunen. Für den Vormittag beendete ich nun diese Einheit und schickte alle in ihre verdiente Pause. Um 12 Uhr würde es sowieso Mittagessen geben und danach gingen ab 13 Uhr schon die einzelnen Einheiten los. Ich hatte für jedes Paar circa eine halbe Stunde eingeplant, eh noch einmal eine gemeinsame Stunde folgen würde.
      Den Beginn machten am Nachmittag Verena mit Sweet. Da die Stute doch noch ein Ticken komplizierter war als gedacht und eine feste Hand brauchte, blieb Octavia auf dem Boden. Ich zeigte ihr jedoch, wie sie die Stute vom Boden aus unterstützen konnte. In der Einzelstunde begannen wir mit einer Gasse aus zwei Stangen.
      Sweet sollte vorwärts und rückwärts durch. Bei dem Rückwärts unterstützte ich Verena vom Boden aus, damit die Stute wirklich gerade blieb. Wir fingen auch ganz klein an, wenn Sweet nur schon andeutete, dass sie verstand was wir wollten, gab Verena komplett nach und lobte. So hatten wir bald ein Pferd, was nur schon auf die kleinste Gewichtsverlagerung nach hinten und das leichte Annehmen der Zügel einen Schritt nach hinten machte und dass trotz der Stangen.
      Dann sollte Sweet seitlich über eine Stange gehen. Verena zeigte mir anfänglich noch den Vogel, aber die Übung war sehr einfach für Pferde. Durch die Stange unter ihrem Bauch hatte, Sweet eine gute Orientierung und erledigte die Aufgabe mit Bravour. Also baute ich eine Aufgabe aus sieben Stangen auf. Zwei Gassen und in der Mitte drei Trabstangen.
      Hier hieß es nicht nur über die Stangen reiten, sondern diese mit richtigen Bahnfiguren zu verbinden. Es ging mal durch die Gassen und mal über die Stangen. Da Sweet bei den Gassen nicht direkt mit den Stangen konfrontiert wurde, aber trotzdem mit ihnen arbeitete, verlor sie dort schon schnell die Angst und auch die simplen Stangen waren nach einigen routinierten Durchgängen ein Problem mehr, weder im Schritt, noch im Trab.
      Durch den Aufbau gab es auch die Möglichkeit, über zwei Stangen zu traben, dann einige Schritte Pause zu haben, ehe noch einmal zwei kamen. Das forderte Sweets Nachdenken und gab ihr dennoch eine Pause zwischen den Stangen. „Also mehr als zwei bis drei Stangen hintereinander würde ich bei ihr bisher vermeiden bis das nicht einwandfrei klappt. Ansonsten braucht sie auch einfach die Routine und jemanden, der ihr klar sagt wo es langgeht und dass das alles kein Problem ist“, meinte ich lachend.
      Ich möchte nicht behaupten, dass ich Sweet von ihrer Stangenphobie befreit hatte, natürlich war sie regelmäßig zur Seite gehüpft oder an eine Stange gekommen, aber es hatte auch Durchgänge gegeben, da hatte es schlichtweg geklappt und an den Erfolgen musste auch Verena festhalten, denn das waren die wichtigsten, den Rest konnte man hinten runterfallen lassen.
      Da sowohl Pferd als auch Reiter sichtlich mit den Nerven am Ende waren, entließ ich sie. Wir hatten auch etwas überzogen, so dass Kira bereits mit Zanaro aufgewärmt war und wir direkt loslegen konnte. Für jedes Paar hatte ich eine andere Stangenkombination für die halbe Stunde gewählt, jeweils auf Leistungsniveau und Pferd zugeschnitten. In den Mappen fand jedoch jeder alle Übungen.
      Da Zanaro sehr talentiert war, hatte ich ihm eine etwas schwierigere Aufgabe herausgesucht, welche ihn jedoch im Tempo bremste. Kira wirkte erst einmal etwas geschockt, als sie die insgesamt elf Stangen sah, welche ich in eine höchst interessante Form gepackt hatte. „Man kann da ideal eine Acht durchreiten, beziehungsweise generell viele Wendungen, so dass Zanaro gar nicht auf Unsinn kommt“, meinte ich begeistert. Jedoch durfte kira alle Aufgaben erst einmal im Schritt und Trab einzeln durchreiten, ehe wir uns an kompliziertere Abläufe machen.
      Damit sie mit besser folgen konnte, lief ich immer die Runde vor und erklärte ihr auch direkt, worauf sie wo achten musste. Dann erarbeiteten wir uns den kompletten Ablauf einzeln. Erst einmal über die drei Stangen, durch die Gasse und über die letzte Stange. Als nächstes nahmen wir die darauffolgende Wendung und die drei Trabstangen hinzu.
      Das wiederholten wir circa zwei- bis dreimal und dann folgte wieder eine Wendung, um erneut über eine Stange und durch die Gasse zu reiten. Es wiederholte sich theoretisch nur der Anfang. Kira hörte nur auf mich und dachte nicht sonderlich viel nach. Umso überraschter war sie, als sie den Ablauf fehlerfrei durchritt, obwohl sie am Anfang nur mit dem Kopf geschüttelt hatte.
      „Wow! Und Zanaro war so locker an der Hand!“, meinte sie glücklich und ich musste grinsen. Ja, der Hengst wurde dadurch einmal komplett aktiviert, sowohl die Hinterhand als auch die Vorderhand. Automatisch kam der Rücken hoch und er schwang einmal durch den gesamten Körper, so dass er auch vorne schön an den Zügel herantrat.
      Die ganze Aufgabe durchritten wir auch noch einmal im Trab, ehe ich Kira noch einige Tipps für die Stangenarbeit im Galopp gab und die beiden dann entließ. Dass was eindeutig genügen Input für heute gewesen. Ich verabschiedete die beiden und ließ Svejn mit Thjalfe in die Halle. „Jetzt bin ich gespannt“, meinte er neugierig, doch ich musste ihn vertrösten, denn erst einmal sollte er warmreiten, während ich die Stangen umlegte.
      Bei Thjalfe kamen vier Cavalettis zum Einsatz, diese sollten den Hengst motivieren, aufmerksamer über die Stangen zu gehen. Außerdem ließen sich seine Aufgaben gut in Zirkel und Volten einbauen, so dass wir seinen Bewegungsablauf schulten. Drei Kombinationen bestanden nur jeweils aus zwei Stangen, aber in der Mitte fanden sich noch einmal drei normale Trabstangen, welche Thjalfe auch einmal eine Pause gönnen sollten.
      Zu Beginn sollte Svejn alle Stangen einmal locker durchreiten, ohne großartige Wendungen. Einmal im Schritt und einmal im Trab. Dann gab ich ihm bestimmte Abläufe vor und kombinierte die Stangen immer mehr. Das Schöne an Stangenarbeit war, dass bei so etwas Mensch und Pferd automatisch aufmerksamer wurden und mitmachten. Deshalb hatte Stangenarbeit auch so eine schöne Wirkung im Training.
      Sehr vieles wurde dem Reiter abgenommen. Pferde wurden fleißiger, streckten sich mehr und man musste nicht auf alles achten, denn Takt und Losgelassenheit kamen ganz alleine durch die Stangen. Ich bat Svejn auch, seinem Hengst ruhig mal längere Zügel zu lassen. Der Reiter kannte sein Pferd und dessen Stolpern, aber Thjalfe musste die Abstände auch einmal alleine einschätzen können, der Einfluss des Reiters, wenn auch nur als Hilfe gedacht, verwirrte das Pferd einfach nur.
      Dennoch ließ es mit den beiden wirklich gut und am Ende konnte sich das Paar wirklich sehen lassen. Das meinten auch unsere neugierigen Zuschauer Verena und Octavia, die diese Stunde beobachtet hatten. Lächelnd entließ ich Svejn, der zwar total fertig war, aber doch glücklich über den Erfolg.
      Nun war nur noch Cooper an der Reihe. Diesmal hatte ich aber auch noch meine eingeplanten zehn Minuten zum Umbauen, ehe sie eintreffen würde, also machte ich mich direkt ans Werk. Da sowohl Cooper als auch Aldaire Vorzeigeschüler waren, hatten die beiden in ihrer Einzelstunde allerhand zu tun, die Kombination würde nicht einfach werden.
      Auch bei ihr kamen mehrere Cavaletti zum Einsatz, welche aber auch schon der Galopparbeit dienen sollten. Auch wir begannen bei ihr mit mehreren Trabstangen, welche durch Volten oder Achten miteinander kombiniert wurden. Am aufwendigsten würde der doppelte In-Out sein und Cooper zweifelte auch anfangs, ob sie das wirklich packen würden, aber Aldaire enttäuschte sie nicht.
      Fleißig ging er erst im Trab über die Stangen und auch im Galopp konnte sich das Paar sehen lassen. Aldaire verfügte über ein sehr gutes Grundtempo und hatte auch seinen Wohlfühltakt schnell gefunden. Auch Cooper kam sehr gut mit ihrem Pferd klar und so wusste ich gar nicht so recht, was ich den beiden beibringen konnte, außer eben neue Möglichkeiten mit den Stangen.
      Da sie diese Aufgabe so schnell erfolgreich gelöst hatten, durften sie auch noch einmal die Aufgabe durchreiten, welche ich für Kiras Zanaro geplant hatte und auch da machten sie eine gute Figur, auch wenn sie erst einmal nachdachten mussten, wie der Ablauf direkt noch einmal war.
      Cooper schien die Stangenarbeit aber sichtlich Spaß zu machen und zufrieden ritt sie ihren Hengst dann ab, während ich die Halle wieder aufräumte. „17 Uhr ist dann noch einmal eine Stunde für alle!“, meinte ich lächelnd und Cooper versprach mir, es noch einmal allen zu sagen. Theoretisch hatte ja jeder einen Ablaufplan, aber so manches geriet dann wegen wichtigerer Dinge doch mal in Vergessenheit.
      Wir trafen uns alle 17 Uhr wieder in der Halle. Auch Elisa war von der Partie und diesmal saß auch ich auf dem Pferd. Grund hierfür war die kleine Überraschung für meine Teilnehmer. Zu sechst würden wir eine kleine Choreo reiten, welche natürlich mit Stangen und Cavalettis gespickt waren. Da auch Verena mit Sweet von der Partie war, hatte ich es recht simpel gelassen, so dass auch Sweet im Trab und Galopp mitkommen konnte.
      Wie es bei Quadrillenritten üblich war, würden wir uns auch aufsplitten und damit jeder wusste, was er zu tun hatte, führte ich eine Dreier-Gruppe an und Elisa eine. Wir beide kannte den Ablauf und damit es etwas peppiger wurde, hatte ich Octavia die wertvolle Aufgabe der Musik übergeben. Gespielt geritten wir ein, stellten uns alle einmal auf und dann reihten wir uns im Trab ein. An der kurzen Seite splitteten wir uns auf und dann ritten wir unterschiedliche Zirkel, Volten und Achten. Manchmal kamen wir wieder zusammen zu einer großen Abteilung oder unsere Wege kreuzten sich. Es machte allen sichtlich Spaß und da wir nach circa 10 Minuten durch waren, lud ich jeden noch zu einem kleinen Ausritt um das Gestüt ein.
      Entspannt ließ ich Yakari den langen Zügel, während er unsere Gästegruppe anführte, Elisa hatte sich wieder von uns getrennt, denn sie hatte noch zur Genüge mit den Vorbereitungen bezüglich Jolympia zu tun. „Apropos! Also wer Lust hat, kann gerne dieses Jahr wieder zur Jolympia teilnehmen!“, weihte ich meine Teilnehmer direkt ein und der ein oder andere schien richtig begeistert von der Idee zu sein.
      Der Ausritt endete damit, dass alle Pferde wieder in die Boxen durften und zum Abschied gegrillt wurde, so wie wir es gerne bei den Kursen machten. Dabei kamen alle noch einmal ins Gespräch und der Kurs endete so wie er sollte: Locker und fröhlich.
      Am kommenden Morgen war die Aufregung groß, zumindest nach dem entspannten Frühstück und der kleinen Feedbackrunde zwischen mir und meinen Teilnehmern. Denn danach ging es für alle nach Hause. Mit der Unterstützung unseres Teams bekam aber jeder sein Pferd verladen und konnte sich auf die Heimreise machen.
      Ich verabschiedete jeden persönlich und bedankte mich noch einmal ganz herzlich für den Besuch, es war eine schöne Gruppe gewesen, ich konnte mich wirklich nicht beschweren. Gegen Mittag waren dann aber auch alle entschwunden und ich atmete erleichtert aus. Kurstage waren toll, aber anstrengend und nun mussten trotzdem noch die Gästezimmer und Gästeboxen wieder auf Vordermann gebracht werden, aber zum Glück hatte ich ja eine tolle helfende Hand an meiner Seite: Matthew (weil Elisa keine Lust hatte).
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    Pferde im Ruhestand
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    Wolfszeit
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    3 Apr. 2023
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    ZM's Zanaro
    Neugierig beobachtete er mich und schien mich für Suspekt zu halten, denn er spielte mit den Ohren und war sich sichtlich nicht sicher, ob ich gut oder böse war. ~ Sosox3

    Rufname: Zany
    geb. 08. April 2011


    von: Zazou (GER) [Englisches Vollblut]
    von: Shamardal (US), aus: Zaza Top (GER)
    von: Giant's Causeway (US), aus: Helsinki (GB) | von: Lomitas (GB), aus: Zorina (GB)

    aus: Capallonia (GER) [Englisches Vollblut]
    von: Thorondor, aus: Chayenne
    von: Therelmin, aus: Nishane | von: Monsun xx, aus: Can't Resist xx

    ----- M e r k m a l e -----

    Geschlecht: Hengst
    Rasse: Englisches Vollblut
    Farbe: Bay
    [Ee Aa nd2nd2]
    Stockmaß: 166 cm

    Charakter & Beschreibung
    Energiegeladen, frech, liebevoll, umgänglich


    Zanaro ist ein energiegeladener Junghengst, welcher es liebt, seine Freiheit auf der Weide vollends auszukosten, dort kann er sich manchmal frech zeigen. Aber auf der anderen Seite ist er jedoch auch ein liebevoller Kerl, der sehr umgänglich ist, sowohl mit seinen Artgenossen als auch mit seinen Menschen. Zanaro lässt sich super händeln. Er wird sicherlich noch viel Freude bringen, wenn er erst einmal auf der Rennbahn oder auf dem Reitplatz loslegt. Der Hengst ist in sich geschlossen, sehr wohlgeformt und korrekt gebaut. Zanaro zeigt schon jetzt ein Talent im Freispringen, gute GGA und eine schnelle Galoppade.

    Nach seiner Grundausbildung soll der junge Hengst nun auch Erfahrungen in der Vielseitigkeit, also sowohl Dressur als auch Springen, als auch im Busch, sammeln. Ob er sich später für eine dieser Sparten besonders geeignet zeigt, muss noch abgewartet werden. Vielleicht stellt er sich auch als der Newcomer in der Vielseitigkeit heraus, zumindest bringt er die besten Voraussetzungen mit. Er ist doch ein aufgeschlossenes, ausdauerndes und engagiertes Pferd.

    ----- T r a i n i n g -----

    Dressur L [E] – Springen A [M] – Military M [L] – Fahren E [L] – Rennen E [A] – Distanz E [E]

    März 2016
    Training, Dressur E zu A

    September 2016
    Training, Springen E zu A

    Oktober 2016
    Training, Miliitary E zu A
    2. Platz, 352. Rennen

    Februar 2017
    Training, Dressur A zu L

    März 2020
    2. Platz, 424. Military

    April 2020
    2. Platz, 454. Fahrturnier
    3. Platz, 456. Fahrturnier

    Mai 2020
    3. Platz, 316. Synchronspringen
    2. Platz, 318. Synchronspringen
    2. Platz, 321. Synchronspringen
    1. Platz, 440. Distanzturnier

    Juni 2020
    2. Platz, 463. Fahrturnier

    Juli 2020
    Training, Military L zu M


    ----- Z u c h t-----

    [​IMG]

    Zugelassen für: EVB, HANN, TRAK, STB

    HK 509
    Exterieur: 5,96
    Gesamt: 6,68


    ----- N a c h k o m m e n -----

    Zany hat 6 Nachkommen.

    • 2014 WHC' Selection Day a.d. Finest Selection [HANN]
    • 2017 Sing of the Zodiac LDS a.d. Nachtschatten [STB]
    • 2020 PV Zettel Down a.d. Seattle's Scarlett [TRAK]
    • 2021 WHC' Zaunkönig a.d. Liliada [EVB]
    • 2021 WHC' Zing a.d. LMR Fashion Girl [HANN]
    •2023 Zizou a.d. Already [EVB]


    ----- I n f o r m a t i o n -----

    Eigentümer: Whitehorse Creek Stud [100%]
    Züchter: k. A.
    VKR: Kira

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    © Kira
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    © Kira

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