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Wolfszeit

WHC' Afterglow [4/20]

a.d Salwa v. Injaki_GBS registriert_ZW 83

WHC' Afterglow [4/20]
Wolfszeit, 4 Jan. 2022
Zion gefällt das.
    • Wolfszeit
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      28.12.2021|Wolfszeit

      Doo Wop| Injaki| WHC’ Mimithe| WHC’ Venice| El Pancho| WHC’ Afterglow| WHC’ Soloist| LMR Royal Champion| Lancasters Peppermint| WHC’ Schachgott| WHC’ Shakoy| Keks

      "Gut, Hazel, das reicht für heute. Arbeite die Woche noch mal an den Wechseln, die könnten noch ein wenig sauberer sein. Am Freitag haben wir noch mal eine Stunde und da möchte Fortschritte sehen", schloss mein Chef die Reitstunde ab und verschwand kurz darauf aus der Reithalle. Dampf stieg von dem verschwitzen Fell der Stute auf und auch mir hatte die Stunde einiges abverlangt, denn die schnellen Manöver erforderten viel Konzentration, um präzise ausgeführt zu werden. Als ich Injaki vor ein paar Wochen mit Erfolg auf der Körung vorgestellte, entschloss mein Chef sich kurzerhand, dass ich nun auch noch Doo Wop auf einer Zuchtveranstaltung vorstellen sollte, da die Stute gerade aus dem Beritt zurückkam. An sich war das nichts Schlechtes, denn die Stute beherrschte die Manöver deutlich besser als ich, aber sie war einen besseren Reiter gewohnt. Wenn das mit der Körung in zwei Wochen etwas werden sollte, würde ich mir beträchtlich Mühe geben müssen, denn die Welt der Cowboys war doch noch recht neu für mich. Der Komfort eines Westernsattels ist allerdings dem eines Springsattels definitiv vorzuziehen. An der Bande hielt ich an, legte der Stute die blaue Abschwitzdecke über das Hinterteil und zog mir selbst auch wieder meine Jacke über. Mit einer leichten Gewichtsverlagerung lenkte ich die Stute durch das offene Hallentor hinaus und eine Welle kalte Winterluft schlug mir entgegen. Ich war bereits voller Vorfreude auf die kommende Veranstaltung. Auf dem letzten Event dieser Art hatte ich jemanden kennengelernt. Niedlich, wie nervös er die ganze Zeit war, dabei war es nicht gerade so als hätte ich mir Injaki eine besonders herausragende Leistung abgeliefert.
      Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als sein Bild vor meinen Augen erschien. Er hatte zwar eine gewisse Statur, aber wirkte irgendwie unauffällig und das machte ihn noch interessanter. Diese hübschen braunen Augen eingerahmt von einer Brille, würde ich sicher überall wiedererkennen. Obwohl das Gespräch nur recht kurz gewesen war, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Aufgrund meiner Unfähigkeit würde ich allerdings darauf angewiesen sein, dass das Schicksal mir eine erneute Begegnung bescherte, denn ich vergaß ihn nach seiner Nummer zu fragen … oder ihm meine zu geben. Leise seufzend, tätschelte ich der Stute den verschwitzen Hals. Wop hatte den Weg eingeschlagen, der sich zwischen den Koppeln entlang schlängelte. Schnee lag in der Luft und die gefrorenen Pfützen knackte leise unter dem Gewicht des Pferdes, als sie brachen. Lange würde es nicht mehr dauern bis der Winter endgültig hier Einzug erhalten würde. Es fühlte sich an, als ob hier nur noch Stille herrschte, die einzig gefüllt wurden von dem gleichmäßigen Viertakt, den Wops Hufe im Sand erzeugten.

      Neben uns erstreckte sich die Fohlenkoppel. Groß waren die Racker geworden und die ältesten von ihnen liefen auch bereits ohne Mutter in der Herde. Wie so oft kam Mimithe an den Zaun und verfolgte uns, lief in ausdrucksvollem Trab neben uns her. Das kleine selbstbewusste Pony würde sicher mal ein gutes Tunierpferd werden, wenn auch eines welche eine große Herausforderung sein würde. Auch Vakanys Fohlen, Venice, war groß geworden und mit jedem Tag ähnelte sie ihrer Mama ein wenig mehr, auch wenn sie farblich ganz nach ihrem Vater kam.

      Ich ritt an der Koppel entlang, bevor ich der Wegbiegung folgte, die mit einem kleinen Schlenker wieder zurück zum Hof führte. Die Criollostute schnaubte entspannt ab, als wir auf den Grasweg abbogen. Leiste knisterte das frostige Gras bei Belastung und funkelte lustig in der tief stehenden Wintersonne. Aus der Ferne war ein lautes Motorgeräusch zu vernehmen, welches klang als gehöre es zu Jace Angeberkarre. Zu meinem Erstaunen rollte einige Minuten später allerdings ein dunkelblauer Porsche auf den Hof. Ungewöhnlich, zogen wir mittlerweile solche Kundschaft an? Mit einer winzigen Gewichtsverlagerung brachte ich meine Stute zum Stehen und wartete neugierig wer denn aus der Luxuskarosse aufsteigen würde.
      Als Erstes tauchte ein mit noch recht neu aussehenden Lederstiefel beschuhte Fuß auf, auf die ein bekanntes Logo mit einem Baum geprägt war. Darüber trug sein Träger eine dunkle Jeans, einen einfachen Strickpullover und eine farblich passende gefütterte Jeansjacke. Sein Gesicht kam mir ziemlich bekannt vor, dennoch brauchte ich einen Moment bis mir sein Name einfiel. Es war Quinn Angebeteter!
      „Schickes Gefährt, Raphael“, rief ich dem jungen Mann zu, der mich noch nicht bemerkt zu haben schien. Er hob den Blick von seinem Smartphone und lächelte mich höflich an: "Hallo Hazel."
      "Was führt dich hier zu uns auf den einsamsten Hof in ganz Kanada?", fragte ich, auch wenn ich mir schon denken konnte, wen er hier suchte. Das Grinsen konnte mir dabei nicht verkneifen. Raphael trat ein paar Schritte heran und strich der Stute beiläufig über das Fell.
      "Ich suche Quinn, weißt du, wo sie ist?", fragte er, währen Wop ihn freundlich inspizierte.
      "Also zuletzt habe ich sie in der großen Halle gesehen. Ich kann dir gerne zeigen, wohin du musst", entgegnete ich hilfsbereit. Raphael nickte darauf zustimmend. Mit einem leichten anlegen des Zügels wendete ich das Pferd und steuerte auf die Halle zu.
      "Hast du jetzt umgesattelt? Wenn ich mich recht erinnere, saßt du das letzte Mal im Springsattel?", fragte er interessiert.
      "Ja, da hast du recht, aber das ist schon vor gut eineinhalb Jahren geschehen. Nach fast dreizehn Jahren wollte ich einfach etwas Neues ausprobieren. Das Springen mache nur noch gelegentlich. Die beiden Ponys, die ich in Langley gesprungen bin, sollten ein wenig Routine bekommen, damit auch ein paar der Reitschüler sie zukünftig vorstellen können", antwortete ich erklärend. Wir erreichten die Halle und Wop lief bereits ganz von selbst durch das Tor, um vor der geschlossenen Bande stehenzubleiben. Ich lag richtig mit meiner Vermutung meine Kollegin hier zu finden, auch wenn sie den Knabstrupperhengst, mit dem sie trainiert hatte, derweil gegen Afterglow getauscht hatte. Mit weichen, federnden Bewegungen schwebte die junge Stute über den Sand und stieß im Rhythmus ihrer Schritte kleine, weiße Atemwölkchen aus den Nüstern. Als Quinn erblickte, wen ich hergeführt hatte, erhellte ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht und sie parierte Glowy auf unserer Höhe zum Schritt durch und tätschelte ihr lobend den kräftigen Hals.
      "Hey", begrüßte meine Kollegin ihren Gast Freudenstrahlen, "so früh habe ich dich gar nicht erwartet." Die braune Stute reckte ihren Kopf hinauf zu Raphael und beschnupperte ihn mit weit geblähten Nüstern, die Augen weit geöffnet. Sanft strich er dem barocken Pferd über die Stirn, während er Quinn sanft anlächelte: "Ja, ich bin früh, aber lass dich von mir nicht stressen, reite ruhig weiter, ich sehe dir gerne zu."
      Bevor ich weiterhin wie das dritte Rad am Waagen herumstand, verließ ich die Halle und ließ die beiden allein. Im Stall sattelte ich meine Stute ab und stellte sie noch für einen Moment unter das Solarium, damit sie auch wirklich vollständig trocken zurück auf den Auslauf ging. Während die Stute im wärmenden Licht döste, trudelte eine Nachricht auf meinem Handy ein. Sie beinhaltete, dass ich bei den Junghengsten nach dem Rechten sehen sollte, primär nach dem Wasser und dem Heu. Sobald die rötlichen Lampen des Solariums erloschen, brachte ich die Stute zurück in den Auslauf, wo sie sich direkt in den Fallen ließ.
      Aus der Scheune holte ich das Fahrrad, da ich bei der Kälte nur wenig Lust hatte, die eineinhalb Kilometer bis zur Koppel zu Fuß zurückzulegen. Auf dem Weg lief mir Bubbels entgegen, der mir sogleich fröhlich bellend folgte.
      Vier der Hengste standen aufgereiht wie die Orgelpfeifen am vorderen Zaun. Lustigerweise hatten sie sich der Größe nach sortiert. Solist, als der jüngste und kleinste, stand ganz am Rand, daneben Champ. Er war in den letzten Monaten noch ein paar Zentimeter gewachsen, aber vor allem hatte der fünfjährige an Breite gewonnen. Aus dem schmächtigen Jungpferd wurde allmählich ein prächtiger Hengst. Shaky stand daneben und wurde von dem gleichaltrigen Schachgott geärgert. Der Appaloosa versuchte erst in das Ohr des Fuchses zu beißen und als Shakoy dieses schließlich wegzog, wurde seine Mähne attackiert. Nun schnappte er seinerseits nach dem Kopf des hellen Schecken. Schachi quietschte auf und schlug spielerisch mit dem Huf nach seinem Artgenossen. Kopfschütteln aber erheitert stellte ich das Fahrrad in sicherer Entfernung vor neugierigen Jungpferdezähnen ab und schlüpfte durch den Zaun.
      Zielstrebig steuerte ich die Wassertröge an. Der Wasserstand war noch ausreichend und die dünne Eisschicht hatten die Pferde bereits selbst beseitigt. An Heu war auch noch ausreichend vorhanden, denn der große Rundballen war gerade einmal zu einem drittel angefressen. Die beiden Junghengste jagten sich mittlerweile über die weitläufigen Koppel. Der Fuchs, der eine wahrlich gelungene Mischung aus der Hannoveranerstute Keks und einem talentierten Warmbluthengst aus Deutschland war, zeigte sich sogar im Spiel elegant und scheute auch nicht davor zurück, sich gegen den Spielkameraden zu wehen. Zwickte Schachi ihm in den Rücken, rächte er sich gleich mit einem Angriff auf seinen Hals oder die Beine. Ich beobachtete die spielen Pferde noch einen Augenblick, bevor ich mich in Begleitung des Dalamtiners wieder in Richtung Hof machte.

      Person Hazel O'Connor| 9347 Zeichen
      zeitliche Einordnung Anfang Oktober 2020
    • Mohikanerin
      Dressur E zu A | 28. Februar 2022

      Monet // Saturn // Don Carlo // El Pancho // Elf Dancer // HGT’s Be My Sunshine // Little Buddy // WHC’ Unsung Hero // WHC’ Afterglow // Elvish Beauty // WHC’ Quatchi


      Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter mir zu. Nervös zuckte Monet zusammen, der von einem Mädchen geputzt wurde, wenn auch mehr oder weniger sinnlos. Der weißgeborene Hengst trug zu jeder erdenklichen Jahreszeit zumindest den Sleezy und jetzt im Herbst auch eine dicke Decke, selbst seine Beine waren bestmöglich bedeckt, um das Fell strahlend, weiß zu halten. Man belächelte mich für diese Entscheidung, aber Monet hasste Wasser und dementsprechend war das Waschen für uns beide eine Herausforderung.
      Langsam öffnete das Tor wieder, hackte sie Sturmhaken in Öse und half schließlich der Kleinen den Sattel auf mein Pony zu legen. Er stand ruhig, schnupperte nur an ihren Taschen, in der Hoffnung ein Leckerli zu erhaschen. In all den vergangenen Reitstunden hatte sie bereits gelernt, dass dieser nur wenige bekam, vor allem nicht, wenn er sie forderte.
      Fertig gesattelt liefen wir hinüber zur Reithalle. Wie eingetragen, hatten wir sie für uns allein und konnten in aller Ruhe mit dem Unterricht beginnen. Diesem gab ich ausschließlich, um Kindern dieselben Möglichkeiten zu bieten, wie ich sie damals bekam, auch wenn ich über keinen Trainerschein verfügte. Einzig allein die Siege auf nationaler Ebene sprachen für meine Qualifikation als Pferdemensch.
      Nach vielen Runden im Schritt, mit den erforderlichen Bahnfiguren einer E-Dressur begannen wir im Trab auf dem Zirkel. Die Kleine konnte bereits sattelfest leichttraben und ihn über den Schenkel und Gewicht lenken. Dennoch hatte sie besonders am Anfang noch gern in meiner Nähe, um schneller bei Problemen eingreifen zu können. Federleicht trottete das Welsh Pony durch den Sand und folgte den Hilfen, sodass ich in Seelenruhe die beiden beobachtete. Zwischendrin kam ich Tipps für den Sitz und gab Anweisung zu den Lektionen. Noch bevor die Einheit beendet war, kamen ihre Eltern, wollten den aktuellen Stand der Tochter sehen. Ich erklärte ihnen nebenbei, was ich genau tat und welche Fortschritte Hope machte. Als ich schließlich einen kurzen Blick zur Uhr warf, wurde mir klar, dass ich in dreißig Minuten zu Hause sein wollte. Deswegen holte ich das Kind vom Pferd, half ihr im Stall Monet Boxenfertig zu machen und schnappte mir das Fahrrad.
      Wie es so sein musste, fuhr ich über einen, wirklich, kleinen Stein, der sich im Vorderrad verfing und ich schließlich im Dreck landete. Schmerzlich pochte mein Knie, so wie mein Gesicht. Auch an meiner Hand floss die warme Körperflüssigkeit herunter, aber meine Uhr am Arm sagte erneut, dass nur noch zehn Minuten hatte. Trotz der Verletzungen stand ich auf, schnappte mir den Drahtesel und fuhr den Berg hinauf. Zwischen den Reifen knirschte noch immer der kleine Stein, doch ich konzentrierte mich auf das riesige Haus am Straßenende, das ich mein Zuhause nannte.
      Wenig später schmiss ich mich auf die Couch, um den Livestream vom Whitehorse Creek Stud zu sehen. Unter anderem fand dort eine kleine Einsteiger Dressur statt, die ich so gern sehen wollte. Vor allem, um einen Eindruck davon zu bekommen, wo Jace seine Zeit verbrachte, nicht, dass ich ernsthaftes Interesse an einem Typen von Bildern hatte, aber offenbar war es ein großes Gestüt – ich wollte mit Reden können.
      Nach einem Interview mit der Hofeigentümerin startete die erste Prüfung. Auf dem gepflegten Reitplatz ritt eine Gruppe auf vier Pferden in der Abteilung. Die Ordnung wirkte nach Alter der Reiter, ältere Kinder vorn und jüngere dahinter. Als Erstes lief ein Brauner, Saturn, voran, schlurfte mit den Hufen durch den Sand und beachtete sein Umfeld gar nicht. Dahinter folgte ein Schimmel, deutlicher aktiver. Seine Ohren wippten flinke in alle möglichen Richtungen, während der Kopf gleichmäßig getragen wurde. Nur sein Schweif schlug nervös von rechts nach links, als sie zur Mittellinie abwendeten und die Richter grüßten. Die Ordnung blieb bestehen und schon im Trab hatte der bunte Hengst, Pancho, Probleme den Warmblütern zu folgen. Bis auf diesem Pferd, wirkt alle Tiere deutlich höher ausgebildeten und wussten genau, was kam. Als Viertes im Bunde war ein Dunkelbrauner mit einem niedlichen Abzeichen auf dem Nasenrücken. Von allen wirkte er mir am sympathischen und trug das junge Kind auf seinem Rücken mit Stolz.
      Nach einem Handwechsel durch die ganze Bahn im Leichtraben folgte ein Zirkel und ein weiterer Wechsel auf dem Zirkel heraus. Konzentriert lenkten die Kleinen die Pferde auf Spur, auch wenn teilweise nicht einmal über das Sattelblatt hinweg reichten. Vermutlich schlich deshalb der bunte Hengst hinterher. Auch im Galopp kam er nicht hinterher, schade eigentlich, den seine Reiterin wirkte so fröhlich auf dem Pferd, dass es in Augenblick schon vorhersehbar war, dass sie zusammen keinen Platz belegen würde. Die nächste Gruppe bestand auch wieder aus vier Leuten – My, Little Buddy, ein Pferd namens Unsung Hero und eine Schimmel Stute. Im Stream fehlte eine Namenseinblendung, wodurch ich leider auf die Audio angewiesen war. Auch sie ritten sie selbe Kür. Besonders vielversprechend wirkte der Braune. In den Übergängen zeigte er eine hohe Bereitschaft an Losgelassenheit, bremste nicht wie ein Westernpferd ab, sondern fing sich in den Schritten. Sobald sein Reiter die Hilfen verstärkte, legte der Hengst deutlich im Tempo zu und konnte nur durch halbe Paraden zurückgeholt werden. Bei dem Schecken war ich mir noch unschlüssig, einige Bahnfiguren und Übergänge, Wendungen waren gleichmäßig, während das Pferd an anderen Ecken schwammig durchlief. Der Held eiferte dem Braunen nach. Wie in einem kleinen Wettstreit galoppierte ein Pferd nach dem anderen durch den Sand und die Schimmelstute achtete genau auf die Hilfen der Reiterin, während die Hengste mit dem Kopf durch die Wand vorwärtsgingen.
      An meiner Tür klingelte es. Wer will was? Seufzend stützte ich mich mit meinem Armen in Polster, stand auf und öffnete die riesige Pforte. Unerwartet stand Alicia vor mir, während meine Ohren am Fernseher hingen, aus dem Jubel ertönte. Sie grüßte mich nur kurz und trat uneingeladen zur Tür hinein. Geschockt sah ich ihr nach, aber als ich die riesige Chipstüte auf dem Tisch sah, war der Ärger für einen Moment verflogen.
      “Warum siehst du dir E Dressur an? Alles okay?”, fragte sie überrascht und wechselte den Channel. Dort lief ein drei Sterne springen.
      “Weil ich hier wohne”, rief ich aus der Küche heraus, in der ich für uns beide zwei Gläser mit Orangensaft befüllte. Meine Begründung beeindruckte sie nur wenig. Gespannt folgten ihre Augen den Pferd-Reiter-Paare. Nur ich empfand das Überqueren als bedingt spannend. Also ergriff ich die Fernbedienung und sah nur noch die Siegerehrung der Einsteiger Dressur, platziert Pferde, die ich zuvor nicht in der Prüfung sah. Der Fuchs belegte den Ersten, gefolgt von My, dann der Held und auf dem vierten Platz eine braune Stute, Glowy.

      © Mohikanerin // Neele Aucoin // 6807 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Oktober 2020}
    • Mohikanerin
      Dressur A zu L | 07. März 2022

      Sakura Blomst // Erlkönig // Ermgravin // WHC' Afterglow

      Es ist keine große Sache, redete ich mir ein, immer und immer wieder sprach ich die Worte wie ein Gebet. Auch Erlkönig schnaubte als seelische Unterstützung ab und stupste mich damit an der Seite ab. Sosehr ich es versuchte, mein Blick blieb bei Travaris hängen, doch er stand nicht allein am Zaun. Neben ihm lachte Narcis über einen blöden Witz, den mein Freund erzählte. Für meinen Geschmack lagen ihre Hände zu dicht aneinander, allerdings wollte ich keinen Streit beginnen. Wir stritten zu viel in letzter Zeit.
      “Gut, dass ich dich gefunden habe”, stöhnte Maria erschöpft. Kleine Schweißperlen wanderten ihre Stirn entlang, als hätte sie einen Marathon hinter sich. Bei den Temperaturen war jeder unnötiger Meter eine Herausforderung.
      “Trink erst einmal ein Schluck”, reichte ihr meine Wasserflasche, die sie großzügig entgegennahm und halb leerte. Nach einem kräftigen Atemzug rappelte sich Travs Schwester auf und steckte meinem Pferd ein Leckerli zu. Erlkönig verschlug es in einen Bissen.
      “Danke, du bist ein Schatz”, grinste sie, bevor auch in ihre Augen das Duo erschien, “was soll denn das? Der kann sich was anhören.” Sofort wollte sie losziehen, wie ein Kämpfer in die Arena, aber ich stoppte sie.
      “Ist doch alles gut, sie reden nur”, versuchte ich Maria, oder deutlich mehr mich, zu beruhigen. Misstrauisch runzelte sie die Stirn: „Du denkst das nicht wirklich? Der flirtet mit ihm und das geht nicht, schließlich seid ihr das Traumpaar des Jahrzehnts.“ Mit einem leisen Lachen ließ ich von Marias Arm ab, um endlich den Schutz im Schatten des Stalles zu suchen. Sie folgte mir.
      „Wenn du mich gesucht hast, was wolltest du?“, fragte ich nach, als wir zusammen meinen Hengst absattelten. Er hatte großartige Leistungen gezeigt. Anfangs diskutierte er noch, aber lief im Laufe der Dressurarbeit immer besser an den Zügel heran, bis wir sogar eine Lektionen-Abfolge von Traversale und Versammlung abrufen konnten. Erlkönig kam endlich zur Reihe, nach mehr als einem Jahr. Ich war stolz auf mein Pferd.
      „Hast du Lust, mit der Gräfin zu arbeiten?“, bot sie mir ihre niederländische Stute an. Eigentlich durfte niemand an ihr Pferd ran, nicht einmal um es auf die Weide zu bringen. Zu wichtig war es Maria, dass sie die Gräfin selbst betreute. Kein Wunder, schließlich verschlang das Tier schon Unsummen beim Kauf.
      “Sehr gern, holst du sie?”, versuchte ich mein Vorfreude zu verstecken, aber hüpfte beinah so sehr durch die Gegend wie sie. Von einem der Halterungen an der Wand griff sie ein Halfter und lief hinüber in den Stalltrakt, in dem die Stuten ihr Zuhause hatten. Zur selben Zeit löste ich den seitlichen Strick vom Halfter und zog ihn zur Dusche. Von den Hinterbeinen über die Kruppe kühlte ich den Fuchs ab, der das Wasser auf dem Fell genoss. Seine Augen schlossen sich langsam, je weiter ich zu seinem Hals kam. Dann überlegte er sich anders. Hektisch biss er in den Schlauch, der von der Decke herunter hin und riss mir das Ende aus der Hand. Wie ein kleines Kind wippte er mit dem Kopf und spritzte nicht nur den halben Stall voll. Vollkommen durchnässt stand ich vor Erlkönig, der mich auslachte, zumindest erweckte das Pferd den Anschein. Mit dem Schweißmesser entfernte ich das überschüssige Wasser und brachte ihn letztlich zurück in die Box.
      “Ich habe Gräfin auch – ”, Maria stoppte, als ich mich von Kopf bis Fuß durchnässt sah und begann schlagartig zu lachen, “vielleicht willst du dich erst einmal umziehen?”
      “Nein, alles gut”, sagte ich und entschied einfach mein Shirt in die Sonne zu legen. Die nasse Reithose würde mir eine nötige Erfrischung geben. Zusammen überquerten wir den Hof. Noch immer stand Travaris mit Narcis am Zaun, beobachteten aktuell Glowy, eine der barocke Stute, die zum Beritt bei uns stand. Ihre Versammlungen waren ein Highlight, jedes Mal, wenn ich das Pferd durch den Sand laufen sah, schwärmte ich von ihr. Mein Freund hielt mich allerdings fern von der Stute, nichts, was ich näher hinterfragte, schließlich durfte ich in wenigen Minuten auf der Gräfin sitzen.
      In der Reithalle tummelte sich eine Gruppe von jungen Mädchens, genauer gesagt “Marias Truppe”. Sie strotzten nur von unkontrollierten Hormonen und steckten mit beiden Beinen in der Pubertät fest. Ein unverständliches Flüstern ging durch die Halle, bevor sie wie wild klatschten und sich über die Bande lehnten.
      “Warum hast du nichts gesagt, dass ich Zuschauer habe?”, raunte ich Maria zu, sie legte ein Grinsen auf und zuckte mit den Schultern. Alles klar, also war es geplant. Ich schüttelte mir leicht den Kopf, bevor ich mir die Steigbügel einstellte und in den Sattel schwang.
      „Und zeig meinem Bruder, dass du besser bist als die Bohnenstange“, fügte Maria noch hinzu.
      Ich begann im Schritt auf der Stute in immer enger werdenden Biegungen auf der ganzen Bahn und dem Zirkel. Gräfin reagierte anstandslos auf meinen Schenkel, eine wirkliche Erleichterung gegenüber der anderen Pferde hier am Hof. So konnte ich mich mehr darauf konzentrieren, korrekt die Lektionen abzufragen und meinen Sitz zu verbessern. Ihr Trab war federleicht, als würde man auf Wolken schweben. In meinen Ohren hing dennoch das Geflüster der jungen Damen.
      “Und du denkst wirklich, dass das mit deinem Bruder so ernst ist?”, sagte eine zu Maria.
      “Das steht nicht in meinem Wirkungskreis”, zuckte sie mit den Schultern.
      “Also denkst du, könnte ich Chancen haben?”, sprach ihre Freundin außergewöhnlich überzeugt, aber tauchte in einen intensiven Rotton, als ich Ermgravin vor ihr anhielt. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und wollte vermutlich im Boden versinken. Die Mädchen um sie herum begann zu lachen und eine zückte sogar ihr Handy, um die Szene aufzunehmen.
      “Kleine, es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber du wirst auch aus einem anderen Grund keine Chance haben – du bist neun Jahre jünger”, versuchte ich sie aus der Traumwelt herauszuholen. Dass sie sich noch für längere Zeit Hoffnungen machen würde, könnte schmerzhafter sein, als es direkt von mir zu hören. Deswegen nahm ich es als Kompliment, schließlich wusste sie es nicht besser. Noch immer versteckte sie ihr Gesicht in den Händen und erst als ich diese berührte, kam der hochrote Kopf zum Vorschein.
      “Aber in drei Jahren bin ich volljährig, bist du dir sicher?”, schluchzte sie. Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte ich, wodurch das Schniefen noch lauter wurde. Nach einer weiteren Runde im Schritt hielt ich erneut bei ihr an, hoffte sie, auf welche Art auch immer, aufmuntern zu können. Ihre Augen waren noch immer gefüllt mit Tränen.
      “Wie kann ich dir helfen?”, versuchte ich wirklich eine Lösung zu finden und all meine Möglichkeiten zu bieten, ohne dabei einen Schritt in die verkehrte Richtung zu setzen. Schließlich war ich kein Monster.
      “Ich”, schluchzte das Mädchen und sah endlich zur mir, “ist blöd zu sagen, dass ich einen Kuss mir auf die Wange wünsche?” In den feuchten Augen begann es zu funkeln, als ich kurz nachdachte und mich schließlich kurz zu ihr hinüberbeugte, um ihr diese Kleinigkeit zu erfüllen. Sie lachte und legte eng ihre Arme um mich.
      “Danke”, sprach sie für die anderen nicht hörbar in mein Ohr. Damit hörte das schluchzend auf und ich konnte entspannt auf der Gräfin weiterarbeiten. Jeden Tag eine gute Tat, oder so ähnlich.
      Nachdem Ermgravin zuverlässig die Aufgaben einer leichten Dressur gezeigt hatte, ritt sie ab. Die Mädchengruppe wurde immer weniger, bis nur noch drei von ihnen am Rand saßen und die letzten Runden beobachten. Schließlich stieg ich ab. Lobend klopfte ich den Hals der Stute und führte sie aus der kühlen Halle heraus. Davor traf uns eine Hitzewelle, die mir sofort Schweißperlen auf die Stirn zauberte und auch einen Schauer über den Rücken jagte. Mit meinem Arm versuchte ich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht zu wischen, wodurch es nur noch mehr wurden. Kurz vor den Stallungen nahm mir Maria die Stute ab, verschwand mit den Mädels darin. Ich blieb für einen Moment wie bestellt und nicht abgeholt stehen. Aber meine Abholung nahte bereits.
      “Du weißt, wie sehr ich diesen Anblick schätze, aber nicht in der Öffentlichkeit”, murmelte Travaris, der gerade mit der verschwitzten Sakura wieder kam. Offenbar ritt er mit ihr auf dem Platz, denn das Fell war überseht mit dem hellen Staub. Die Arbeit mit Sakura zahlte sich aus. Woche für Woche machte das Pferde fortschritte und zeigte sich als ein freundliches Kinderpony, dass sogar die bunten Schleifen an der Trense akzeptierte. Seinem Gesichtsausdruck zu folge, hatte sich die Arbeit gelohnt in der Dressur.
      “Ich könnte mir ein Shirt anziehen”, trat ich näher an meinen Freund heran und legte meine Hände an den Bund seiner Hose.
      “Oder?”, schmunzelte er und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
      “Ich bleibe, wie ich bin, helfe dir Sakura zu duschen und dann machen wir eine Pause”, rutschte ich höher, mit meinen Fingern und zog dabei das Shirt heraus. Trav schluckte. Sanft legte ich die Lippen an seinen Hals und wusste genau, dass ihm nun die Argumente ausbleiben würden.

      © Mohikanerin // Eskil // 9005 Zeichen
      zeitliche Einordnung {September 2019}
    • Wolfszeit
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      Heavenly Maybe| 07. April 2022
      Don Carlo| Finest Selection| Fraena van Hulshóf| Voilá| WHC’ Aphrodite| Abe’s Aelfric| Cleavant ‘Mad Eye’| Löwenherz| PFS’ Caruso| WHC’ Afterglow| HMJ Divine| Checkpoint| WHC’ Quatchi| WHC’ Unsung Hero| Herkules| Nurja| WHC’ Sunna| WHC’ Poseidon

      Ich war gerade auf dem Weg mir Glowy von der Koppel zu holen, als das Klingeln meines Handys die winterliche Stille störte. ‘Haze’ leuchtete auf dem Bildschirm auf. Seltsam, die sollte doch eigentlich gerade eine Reitstunde geben?
      “Hey, was ist los?”, nahm ich den Anruf dennoch entgegen, während ich das Tor öffnete. In der Ferne hoben die Pferde den Kopf, bewegten sich ansonsten nicht weiter.
      “Ich könnte dich mal gerade hier gebrauchen. Caruso hat schon wieder ein Kind heruntergehauen und jetzt mag keiner auf das Pony steigen”, erklärte sie und klang dabei ein wenig genervt. Es war bereits das dritte Mal diese Woche, dass der Schecke jemandem mit dem Boden bekannt machte.
      “Ich komme, bin gleich da”, seufzte ich und beendete das Gespräch. Dann würde die braune Stute wohl noch ein wenig warten müssen, was eigentlich weniger in meine Tagesplanung passte. Später sollte noch ein potenzielle neuer Einsteller vorbeikommen, dem ich die Anlage zeigen sollte. So kehrte ich ohne Pferd zurück zum Stall und warf im Vorbeigehen das Halfter auf eine Bank in der Stallgasse.
      “Tür frei”, reif ich, bevor ich das große Tor aufschob und eintrat. Felix saß mit einem kleinen Mädchen, vermutlich die Reiterin von Caruso, auf der Bank. Tränen liefen über das kleine Gesicht und mein Kollege gab sich alle Mühe sie zu beruhigen. Hazel stand mit dem Ponyhengst in der Zirkelmitte und setzte ihren Unterricht fort.
      “Bei A auf den Zirkel abwenden und dann bei X zum Schritt durch Parieren”, wies sie die Kinder an, bevor sie mit dem Pony auf mich zukam. Folgsam lenkte das Kind an der Tete den Wallach mit den blauen Augen auf die Kreislinie und wechselte die Gangart.
      “Kannst du dich vielleicht den Rest der Stunde mitreiten, dass er sich dran gewöhnt, dass man sich benehmen muss?”, bat sie mich und setzte ihren Dackelblick auf.
      “Hast du ein Glück, dass ich das Pony gern hab”, scherzte ich und nahm die Zügel entgegen. In Windeseile verlängerte ich die Steigbügel und ließ mich in den Sattel gleiten. Kaum war ich angeritten, begann das Pony bereits mit seinen Faxen. Immer wieder zog er den Kopf runter und deute sogar an zu bocken als ich ihn antrabte. Das junge Pferd strotze nur so von Energie, da war es wenig wunderlich, dass er nur Unsinn im Kopf hatte.
      “Hazel, kannst du mal den Hufschlag räumen?”, bat ich meine Kollegin, die ihre Kinder daraufhin aufmarschieren ließ. In der nächsten Ecke galoppierte ich den Hengst an, bereits darauf vorbereitet, dass er losschießt oder einen Bocksprung machen würde. Letzteres tat der Schimmel auch nach dem zweiten Galoppsprung. Die Knie fest am Sattel und das Gewicht in den Steigbügel saß ich dies problemlos aus. Ich ließ dem Pony den Raum seine Energie abzulaufen und so war es nach einigen Minuten flotten Galopp auch wieder artig.
      "Okay Hazle, ich denke, du kannst jetzt ohne Komplikationen weitermachen", verkündete ich, als ich das Pony neben ihr anhielt. Eine ganze Reihe Kinderaugen starrte mich an, als hätte ich gerade einen Mustang gebändigt.
      “Das war cool”, staunte der kleine Junge, der auf Löwenherz thronte, während den anderen Kindern immer noch der Mund offen stand.
      “Das fand ich auch”, ertönte eine honigwarme Stimme aus Richtung des Tores.
      “Raphael, was machst du denn hier?”, lächelte ich erfreut und lenkte mein Pony in seine Richtung. Hazel forderte währenddessen ihre Kinder zum weiterreiten auf.
      “Ich bin hier, um mir euer wunderschönes Gestüt anzuschauen. Ich überlege nämlich mir Poseidon und Héritage umzuziehen, aber vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen”, erläuterte er und wand sich dann an Felix, der noch immer auf der Bank saß.
      “Raphael Craig”, stellte er sich freundlich vor und reichte dem Deutschen die Hand.
      “Felix Lundqvist, der Neue hier”, stellte sich auch mein Kollege vor, “Irgendwo her kenn ich dich … Springreiter, richtig?”
      “Ja, genau Springreiter im Dienst der Nation”, bestätigte der Dunkelhaarige. Anschließen hockte sich Raphael vor Carusos ursprüngliche Reiterin.
      "Und wer bist du, kleine Maus?", fragte er die Kleine, die ihn verschüchtert aus ihren großen, Runden anblickte.
      "Ella", antwortete sie zögerlich. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Kleinen sich bereits für die Stars der Reiterwelt interessierten und deshalb plötzlich so still waren oder ob sie von der Anwesenheit eines Fremden verschreckt wurden. Denn für gewöhnlich plapperten die Kinder unaufhörlich, auch wenn sie sich eigentlich konzentrieren sollten.
      "Ella, bist du vorhin Caruso geritten?", fragte er sanft. Das Mädchen nickte und Felix schien ihn nebenbei über die Situation aufzuklären.
      "Weißt du, das ist gar nicht so schlimm mal runterzufallen, das ist mir auch schon ganz oft passiert”, erklärte der Springreiter.
      Während Raphael mit dem Kind beschäftigt war, ritt ich Caruso im Schritt auf dem Zirkel, damit der kleine Kerl nicht ganz auskühlte bei der kalten Winterluft, den sein flauschiges Fell wies deutliche Schweißflecken auf.
      "Echt? Meine Schwester hat gesagt, dass du bist der beste Reiter auf der Welt", vernahm ich das zarte Stimmchen des Mädchens. Damit bestätigte sich, dass zumindest einigen der Kinder klar war, dass sie eine Berühmtheit vor sich hatten.
      “Na ganz so ist das nicht”, lachte er, “aber selbst die besten landen manchmal auf dem Boden. Du hast doch sicher gerade gesehen, was Caruso gerade bei Quinn gemacht hat.”, erneut nickte das Kind.
      “Das hat er nicht gemacht, weil er böse ist oder Quinn loswerden wollte, sondern weil er sich so doll gefreut hat, dass er endlich laufen darf. Caruso ist nämlich noch ziemlich jung und muss erst noch lernen, dass man mit einem Menschen auf dem Rücken vorsichtig sein muss.” Raphael sprach mit einer solchen Hingabe mit dem Kind, als würde er nur dafür geschaffen worden sein, Kindern den Mut wiederzugeben. Nachdem er eine Weile mit Ella gesprochen hatten, bedeute er mir, mit Caruso in die Mitte zu kommen und kam mit ihr an der Hand auf uns zu. Caruso kaute mittlerweile zufrieden auf seinem Gebiss herum und blickte das Kind freundlich an, als ich mich aus dem Sattel gleiten ließ. Nachdem die Steigbügel wieder umgestellt waren, hob der Besucher das Mädchen auf den Rücken des Ponys und ergriff selbst die Zügel. Ich ließ mich neben Felix auf die Bank fallen und beobachtete versonnen, wie Raphael das Pony über den Sand führte.
      “Wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde, gehe ich dann mal Sally versorgen”, verabschiedete sich Felix schließlich und verschwand im Durchgang. Nach einigen Minuten überreichte der Springreiter Ella wieder die Zügel und sie traute sich sogar ein Stück zu tragen, unter der Bedingung, dass er neben herlief. Wie ich so dabei zusah, kam ein Gefühl von Glückseligkeit in mir auf und unwillentlich kamen mit Szenen in den Kopf, wie er wohl mit eigenen Kindern aussehen würde.
      Mit einem breiten Grinsen kam Hazel zu mir, als sie die Reitstunde abgeschlossen hatte, das abreiten konnte sie schließlich auch von der Ecke aus beaufsichtigen.
      “Du stehst auf ihn, das sehe ich doch genau”, feixte sie ein schelmisches Funkeln in den Augen.
      “Shh, nix tu ich hier. Ich finde nur Kinder stehen ihm”, wehrte ich ihre Anschuldigung ab.
      “Deine Kinder?”, entgegnete sie verschmitzt, bevor sie ihren Kindern zu rief, dass sie die nächste Runde aufmarschieren durften.
      “Ich wette, Lina hast du auch mit deinem generve vertrieben”, ging ich in den Gegenangriff über, statt auf ihren Kommentar näher einzugehen. Ella war mittlerweile mit dem Pony aufmarschiert, sodass Raphael nun zu uns hinüberkam.
      “Wer ist Lina?”, fragte er freundlich, offenbar hatte er einen Teil des Gespräches mitgehört.
      “Eine ehemalige Kollegin. Sie ist im August nach Schweden umgezogen”, erklärte ich.
      “Wegen nem ziemliche heißen Typen”, ergänzte Hazel keck, “Für den wäre ich auch umgezogen.” Natürlich konnte sie auch dieses Mal ihre unqualifizierten Kommentare nicht unterlassen. Manchmal wünschte ich es gäb einen Mute-Button für sie.
      “Ah, daher kommen also die Gerüchte”, nickte Raphael als würde sich soeben einige Puzzleteile zusammensetzen. Bei dem Wort Gerücht konnte man Hazel Augen Begeisterung aufflammen sehen.
      “Was erzählt man sich denn so über Jace?”, fragte sie voller Enthusiasmus, woraufhin ich ihr einen Stoß in die Rippen verpasste. Voller Unverständnis blickte sie mich an und rieb sich die Seite.
      “Naja, irgendwer erzählte, dass er sich wohl wegen eines Mädchen geprügelt hat, welches wohl aufgrund dessen den Hof verlassen hat”, antwortete er schulterzuckend, “Aber ist mir auch eigentlich egal, über mich erzählt man sich auch so einiges, was definitiv sehr realitätsfern ist.”
      “Hazle, deine Kinder warten”, wies ich sie darauf hin, als sie gerade ansetzen wollte, unseren Gast weiter auszufragen. Vielleicht hätte sie besser Journalisten werden sollen, bei irgend so einem Klatschblatt. Tatsächlich folgte sie meiner Aufforderung.
      “Soll ich dir dann jetzt mal den Hof zeigen?”, frage ich freundlich und erhob mich von der Bank.
      “Das ein oder andere kenne ich ja bereits, aber ich würde primär einen genaueren Blick auf die Boxen und die Springhalle werfen”, lächelte er bestätigend.
      “Dann fangen wir doch gleich mal im Stall an”, entgegnete ich und steuerte auf das Hallentor zu. Direkt gegenüber der Haller eröffnete sich die Reihe aus sieben Boxen, die noch aus Zeiten herrührte, in denen das Gestüt noch deutlich kleiner war und im Besitz einer Adelsfamilie, wie Luchy einmal erzählt hatte. Um diese Tageszeit waren die Boxen leer, denn die Hengst verbrachten den Tag jetzt im Winter auf den hofnahen Koppeln, die ein wenig ebener und wetterfester waren, als die an den steilen Berghängen der Rocke Mountains.
      “Also die Boxen da voran, dort stehen in der Regel Nachwuchshengste, die in den Sport gehen sollen, aber das wird für dich vermutlich ohnehin nicht relevant sein”, erklärte ich und schritt direkt weiter in Richtung des Hauptstalles.
      “Was ist mit den Offenställen?”, fragte Raphael interessiert als wir diese passierten und sich ein grauer Ponykopf über den Zaun schob.
      “In dem links von uns wohnen die Schulponys und da rechts ein Einsteller und zwei unserer Zuchtstuten”, erläuterte ich bereitwillig, “Neben dem Stall haben wir noch einen mit den männlichen Schulis und unser neuster Zuchthengst ist dort jetzt auch eingezogen, weil Ivy jetzt weg ist.” Aufmerksam lauschte mein gegenüber den Worten und begann das kleine Pony hinter den Ohren zu kraulen.
      “Ivy?”, fragte er schließlich nach. Neben Voilá kam nun auch eine weitere Fellkugel an den Zaun und begann zaghaft an meinem Schal zu knabbern.
      “Ivy, oder besser gesagt Divine ist das Pferd von besagter Kollegin”, beantworte ich seine Frage und wollte gerade zu weiteren Erklärungen ansetzen als er nachdenklich die Stirn runzelte: “Divine … wo habe ich das schon mal gehört?”
      “Vermutlich auf Social Media im Zusammenhang mit dem Horse Makeover”, half ich seinem Gedächtnis auf die Sprünge.
      “Stimmt, damit habe ich mich nur nicht näher auseinandergesetzt, weil die Hauptevents ohnehin mitten in der Turniersaison lagen” erzählte er beiläufig,
      “Übrigens die erfolgreichste Saison, die ich mit Poseidon bisher hatte.” Während Raphael so über seinen Hengst berichtete, begann seine Augen voller Stolz zu leuchten.
      “Ja, mein Mini-Me hat berichtet, dass ihr euch für das Finale des Springworldcup qualifiziert habt. Herzlichen Glückwunsch”, lächelte ich herzlich. Seitdem ich den Springreiter kennengelernt hatte, war meine Stiefschwester zu so etwas wie einem Liveticker mutiert. Kein einziges Turnier verging, ohne dass Emy davon mitbekam.
      “Genau, für Poseidon und mich geht es im April nach Kalmar zum Finale”, grinste er breit, beinahe wie ein Kind, welches eines seiner Kunstwerke stolz erfüllt nach Hause brachte. Das war ihm aber auch nicht übelzunehmen, schließlich gehörte der Worldcup zu den wichtigsten und schwersten internationalen Springprüfungen. Mit Quatchi und Caruso hatte ich zwar mal in die Welt des Springens reingeschnuppert, doch alles jenseits von einem Meter fünf lag noch über außerhalb meines Horizontes.
      “Europa, also. Es ist bestimmt schön da”, entgegnete ich ein wenig verträumt. Bis auf einen Urlaub in Kalifornien hatte ich die Grenze der Nation noch nicht überschritten.
      “Das kann ich so genau nicht sagen, ich habe bisher nur Turnierplätze zu sehen bekommen”, erklang sein warmes Lachen in meinen Ohren und erweckte wieder dieses wohlig warme Gefühl in meinem Inneren.
      “Weißt du was, Quinn, du kommst einfach mit und ich werde organisieren, dass wir auch ein wenig was von Schweden zu sehen, bekommen”, schlug er plötzlich vor. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an: “Das ist doch jetzt ein Scherz, oder?”
      “Ne, das meine ich Ernst, ich lade dich ein”, lächelte er und kraulte das Pony in aller Seelenruhe weiter. Aufregung sprudelte in meinem inneren hoch und ich konnte nicht anders , als ihm übermütig in die Arme zu fallen.
      “Langsam Quinn”, lachte er und musste sie mit einer Hand am Zaun abstürzen, um zu verhindern, dass wir beide uns dem Boden näherten.
      “Sorry”, entschuldigte ich mich und ließ ihn wieder los, bevor ich ihn noch zerquetschte.
      “Alles gut, es ist schön, wenn es dich freut”, lächelte er, “Willst du mir dann jetzt den Stall zeigen?” Ich nickte und setzte den auf das u-förmige Gebäude zu. Der Stall war ziemlich leer, nur das Klimpern der Anbindeseile, welches gegen die Metallpfosten schlugen, drang durch die Stallgasse.
      “Wie du siehst sind die Boxen alle leer, das ist aber natürlich nicht so, weil wir einfach keine Pferde mehr haben”, scherzte ich, “Die sind derzeit alle auf der Koppel.”
      “Wie lange stehen die Pferde auf den Koppel und sind sie in Gruppen oder getrennt?”, schloss der junge Mann augenblicklich eine Frage an.
      “Die kommen raus, wenn es hell wird und wieder rein, wenn es dunkel wird. Sofern sie sozialverträglich sind, stehen sie nach Ställen sortiert in Herden, für weniger verträgliche Tiere versuchen wir immer mindestens einen Koppelpartner zu finden”, erklärte ich die Abläufe auf unserem Hof.
      “Das gefällt mir, in Edmonton, haben wir nur ein kleine Paddock im Winter und es war ziemlich aufwendig jeweils einen Spielkameraden für meine beiden zu finden. Gerade für Poseidon war ich schon so verzweifelt, dass ich bereits überlegte ein Beisteller für ihn anzuschaffen”, verriet er endlich etwas mehr davon, warum er überhaupt darüber nachdachte, mit seinen Tieren mitten in die Pampa zu ziehen.
      “Oh, also das sollte hier kein Problem sein”, grinste ich und setzte die Tour damit vor, Raphael näher mit der Boxenausstattung und den weiteren Dingen im Stall vertraut zu machen.
      Am Putzplatz machte Silvia offenbar gerade das Karlchen zum Reiten fertig. Dem Schimmel schien es allerdings nicht schnell genug zu gehen, denn er pendelte hin und her, so weit des die metallenen Ketten zuließen, sobald sie in der Sattelkammer verschwand.
      “Wer ist der hübsche Schimmel?”, fragte Raphael und trat auf das Tier zu.
      “Das ist Carlo, einer unserer Zuchtanwärter. Der würde dir gefallen, ist ein begabter Springer”, erzählte ich etwas zu dem Hengst. Mit gespitzten Ohren inspizierte der Hannoveraner den jungen Mann, bevor er sich ein wenig entspannte. Dennoch behielt das sensible Pferd jede Bewegung von ihm genaustens im Auge.
      “Ja, das sieht man ihm an”, lächelte er und fuhr mit den kräftigen Händen die Oberlinie des Tieres nach, “wirklich ein schöner Hengst.” Raphael bewunderte noch einen Moment das Tier, bevor wir die Tour zu den Koppel fortsetzen.
      “Habt ihr bei dem Schnee eigentlich keine Bedenken, dass die Pferde sich verletzen könnten?”, hinterfragte er bei den Schneemassen, die sich an den Rändern der Wege auftürmten.
      “Nein, der Schnee ist für die meisten kein Problem. Die Tiere kennen die Flächen gut und hier direkt am Hof sind sie alle ziemlich flach. Die Sommerkoppeln oben an den Berghängen sind deutlich schwierigeres Terrain und macht sie ziemlich trittsicher”, erklärte ich,“ Zudem tragen die beschlagenen Tiere natürlich alle Schneegrip. Bisher sind so eigentlich alle Pferd gut durch den Winter gekommen.” Die erste Koppel, die wir erreichten, war die der tragenden Zuchtstuten. Als Erstes ins Auge stachen Antigone mit der kleinen bunten Plüschkugel an ihrer Seite, die neugierig an den Zaun getrottet kamen.
      “Warum hat das arme Fohlen so eine schreckliche Frisur?” Raphael warf einen musternden Blick über das kleine Fellponyfohlen, dessen dichte Stehmähne schnurgerade geschnitten worden war, auch der Schopf war ziemlich kurz geworden und dazu noch ziemlich fusselig.
      “Weil Jace es für nötig hielt, der armen Aphrodite die Mähne zu schneiden”, lachte ich. Alec wusste schon, warum er mir die Aufgabe übertrug, für das Langhaar von Jace Pferden zu sorgen, ansonsten würde er sich sicherlich auf jedem Turnier blamieren.
      “Wenn die Kleine so aussieht, wie kann es dann sein, dass Hero so ordentlich aussieht?”, hinterfrage Raphael grinsend.
      “Weil nicht Jace ihn frisiert hat, sondern ich. So wie auch alle anderen Pferde für die Jace zuständig ist”, lächelte ich triumphierend.
      “Dann hast du wohl eindeutig mehr Talent als er”, sprach mein Gegenüber sanft. Ein angenehmer Schauder ergriff mich und rieselte hinunter bis in meinen Magen und löste dort ein Kribbeln aus. Obgleich es nur Sekunden gewesen sein mochten, fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Das Quietschen eines Pferdes, welches seine Artgenossen vertrieb, lenkte meinen Blick wieder ab. Nurja war an den Zaun gekommen. Obwohl die Stute erst im zweiten Monat tragend war, durfte sie bereit auf die Zuchtkoppel umziehen. Erwachsene Stuten ohne Fohlen, würde es erleichtern, die diesjährigen Fohlen abzusetzen, weil sie so immer noch eine Orientierung für die unerfahrenen Tiere gab.
      “Wo ist ihr Fohlen, hat sie es verloren?”, fragte Raphael verwundert und betrachte das Tier eindringlich.
      “Nein, Nurja hat noch einige Monate. Ihr Fohlen wird erst im Sommer erwartet”, erklärte ich Strick der braunen über den kräftigen Hals, “Wir sind schon alle ziemlich gespannt, wie es aussehen wird, schließlich ist sein Vater ein ziemlicher außergewöhnlicher Rassevertreter.”
      Die Stute beschnupperte “Aber lass uns das Gespräch doch bei einer Tasse Kaffee im Reiterstübchen fortsetzen, dann kannst du auch gleich einen Blick auf die Halle werfen.” Gemütlich im Warmen unterhielten wir uns noch eine gute Stunde, bevor Raphael aufbrechen musste.
      “Dann kommt gut nach Hause”, lächelte ich zuvorkommend, als wir an seinem dunkel glänzenden Porsche standen. Gegen diesen Luxusschlitten wirkte sogar der Mustang von Jace fast billig, ganz zu schweigen von dem, was ich mein nannte.
      “Danke, ich freu mich schon auf unser nächstes Aufeinandertreffen”, lächelte er charmant und zog mich in eine herzlich Umarmung. Deutlich konnte ich die gestählte Muskulatur unter seiner dünnen Jacke spüren. So nah an ihm zu sein verstärkte das wohlige Gefühl in meinem Bauch und aktivierte etwas in mir, was ich nicht zuordnen konnte.
      “Ich freu mich auch schon”, lächelte ich, als wir uns wieder voneinander lösten. Das Herz in meiner Brust schlug so kräftig, als wolle es jedem einzelnen Wort zustimmen und noch einige mehr hinzufügen.
      “Wir werden uns schon bald wiedersehen, das verspreche ich dir.” Ein sanftes Leuchten lag in seinen Augen, als er mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich, die der Wind dort hingeweht hatte. Diese Geste war die letzte zum Abschied, bevor er in sein mitternachtsblaues Gefährt begab und vom Hof rollte.


      © Wolfszeit | Quinn Drake | 19.258 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Ende Oktober 2020}
    • Wolfszeit
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      Das WHC expandiert | 12. Juli 2022

      Ardehel | Ases Maskwamozi | Avicii | BS’ Little Snowwhite | Chocolate Churro | Ermgravin | Fanya | Lilliada | WHC’ Ahvani | Little Prince | WHC’ Afterglow | El Pancho | Emperia di Royal Peerage | Fiama di Royal Peerage | WHC’ Zugzwang | Morian | Aschenflug | Mystic Fantasy Dahlia | Small Lady | Daryl gone Mad

      Aufdringlich leuchtete die zweistellige Zahl in meinem E-Mail-Postfach, und es wollten einfach nicht weniger werden. Raphaels Einzug auf dem Whitehorse Creek schlug unheimliche Wellen und dass nun auch Jace zunehmende Bekanntheit erlangte, trug zusätzlich dazu bei, dass die Flut an Anfragen niemals endete. Anfragen für alles Mögliche: Einstellplätze, Verkaufspferde, ja sogar für Fohlen, die noch nicht einmal auf der Welt waren. So spielte Luchy bereits länger mit dem Gedanken nach Europa zu expandieren, dorthin, wo die bekanntesten Sportpferde herstammten. Hierbei kam das Angebot aus Schweden nahezu gelegen. Tyrell Earle, der Eigentümer des Lindö Dalen Stuteri, wollte ein gigantisches Projekt ins Leben rufen. Das Konzept war großartig durchdacht und der entstehende ‘Pferdedorf’ würde alles beinhalten, was das Reiterherz nur begehrte. So schnell wie es mich ergriff, begeisterte es auch meine Chefin.
      Als Erstes stellte sich selbstverständlich die Frage, mit welchem Schwerpunkt der neue Hof geführt werden sollte. Die Hannoveraner mit herüberzunehmen, bot sich zwar an, aber diese Rasse bildete eine wichtige Basis für kanadischen Sportpferde. So schlug ich stattdessen vor, die Barock-Reitpferde mit hinüberzunehmen. Auf dem LDS wurden sie ebenfalls gezüchtet und die Tiere vor Ort zu haben, würde die Zusammenarbeit erleichtern. Meiner Chefin gefiel die Idee und fragte sie im gleichen Zug, ob ich die Leitung des entstehenden Gestütes übernehmen wolle. Lange überlegen brauchte ich nicht. Vor wenigen Wochen erst trennte ich mich von meinem Freund. Die Gefühle verschwanden, die Zeit miteinander wurde immer weniger und die Diskussion, weswegen wir mitten im Nirgendwo wohnten, wurde im häufiger. Diese und auch jegliche andere Auseinandersetzung waren Nerven aufreiben und anstrengend. So kam das Ende wenig überraschend und nach Monaten, in denen sich der Stress immer mehr anstaute, war ich fast schon froh, dass es ein Ende fand.
      Mit dem Ende meiner Beziehung gab es allerdings nicht mehr viel, was mich hier hielt. Natürlich, ich hatte Freunde hier, aber im digitalen Zeitalter war es ein Leichtes diese Beziehungen selbst über weite Distanzen aufrechtzuerhalten. Hier draußen war es einsam. Natürlich, es gab den Hof und auch der nächste Ort lag nur knapp vierzig Minuten entfernt, doch wirklich viel Leben gab es nicht in dem Städtchen. Schweden lockte dem entgegen mit neuen Abenteuern, interessanten Persönlichkeit, wie auch einer völlig anderen Kultur. In den Erzählungen von Samu und Lina, über ihre Heimat, klang alles sehr fremd, was nicht nur für die Sprachen galt, die die beiden mitbrachten. Auch ihre Tradition, ja sogar ihren Verhaltensweisen, waren stets ein wenig anders gewesen, wozu Lina speziell auch noch mit einem anderen Blick auf die Dinge auffiel. In allen sah die kleine Brünette etwas Besonderes und fand selbst für scheinbar Nutzlosem eine Verwendung.
      “Du bist ja immer noch hier”, erklang ein helles Stimmchen und brachte mich aus meiner Nostalgie zurück in das Hier und Jetzt.
      “Wo sollte ich denn sonst sein?”, entgegnete ich verwundert, verstand nicht so recht, was die junge Frau erwartet hatte.
      “Na, du bist seit …vier Stunden hier drin und hast dir nicht mal einen frischen Kaffee geholt”, lachte Anu und deutete auf die Tasse, an deren Boden nur noch eine vertrocknete Pfütze abzeichnete. “Das ist ungewöhnlich. Du verbringst sonst so wenig Zeit wie möglich hier drin.”
      Von dem hellen Porzellan mit der Pferdezeichnung, die gewisse Ähnlichkeiten mit meinem Morian aufwies, wanderte mein Blick zur Uhr. Sie hatte recht, es war bereits zwölf Uhr.
      “Was machst du denn so Spannendes?”, fragte sie interessiert und trat um den mächtigen Schreibtisch herum, einen Blick auf die zahlreichen Zettel und den Bildschirm werfend.
      “Sondieren, welche der Pferde mit nach Schweden kommen und welche hier bleiben”, seufzte ich. Zwar würde es noch eine ganze Weile dauern, bis der Umzug anstand, aber bei einer solchen Menge an Pferde, sollte das besser frühzeitig geplant werden, denn zwanzig Pferde, passten nicht mal eben so in ein Flugzeug.
      Selbstverständlich mitkamen meine eigenen Pferde, Fanya und Morian. Ebenso fest standen die barocken Pferde, die da wären Afterglow, El Pancho, Little Prince wie auch die drei Jungstuten.
      “Bin ich froh, dass ich nicht in deiner Haut stecke, ich würde vermutlich alle mitnehmen wollen”, lachte sie und studierte die Liste. Mit Aschenflug, Lila und Dahlia, standen dort auch Tiere, an denen sie ein großes Interesse hegte.
      “Was ist eigentlich mit dir, hast du mittlerweile eine Entscheidung gefällt?”, wechselte ich just das Thema und klappte den Laptop zusammen. Für heute hatte ich ausreichend Pferde hin- und hergeschoben. Es wurde endlich Zeit, physisch aktiv zu werden.
      “Irgendwie … ich weiß nicht. Was bringt es mir denn?”, sprach sie zögerlich. Ich war mir beinahe sicher, dass Anushas Unentschlossenheit nicht von dem ihr genannten Grund herrührte. Viel mehr war der wahre Grund groß, blond und nun ein aufsteigendes Sternchen am Himmel der Reiterei. Für mich war schon lange kein Geheimnis mehr, dass die Blondine auf ihn stand, nur leider war dies ein ziemlich hoffnungsloser Fall. Lange hatte Jace nur Augen für Lina gehabt, obwohl sie wirklich viel Zeit benötigte, um überhaupt ein Interesse an ihm zu zeigen. Als sie schließlich so weit war, vermasste mein Freund dies natürlich. Allerdings, wenn ich die Instagram Post betrachte, bei denen die Kleine sich überglücklich an der Seite von Niklas zeigte, war dies auch besser so. Nicht, falsch verstehen, Jace ist ein netter Kerl, aber bedauerlicherweise ein emotionales Trampeltier. In den vielen Jahren, die ich ihn bereits kante, schaffte der Blonde es gerade eine einzige verbindlichere Beziehung einzugehen, die nach zwei kurzen Monaten, aufgrund eines Fehltrittes seinerseits, ein Ende fand. Ein Sensibelchen wie Lina es war, wäre mit ihm glücklich geworden. Jace interessierte sich einfach zu wenig für seine Mitmenschen. Das wirkt nach außen hin nicht nur arrogant, sondern ist ein riesiges Hindernis, wenn der Partner so zurückgezogen und nach innen gewandt lebt, wie sie.
      “Darf ich dir einen Rat geben?”, fragte ich Anu, die leicht irritiert nickte, “Quäle dich nicht weiter mit Jace, er wird nicht wahrnehmen. Steck deine Energie lieber in jemanden, der zu schätzen weiß, was für ein nettes Mädchen du bist.” Anders als bei Lina, lag bei ihr das Problem nicht an mangelnder Kompatibilität, sondern daran, dass er sie als Kind betrachtet.
      “Ach, Alec, du sagst das so leicht”, seufzte sie und ließ sich auf den Stuhl in der Ecke plumpsen, “dich nimmt bestimmt jeder Kerl mir Kusshand.”
      “Na, die Kerle muss man erst einmal finden. Das gestaltet sich gerade in dieser Einsamkeit hier nicht so einfach”, lachte ich. Die Möglichkeiten Gleichgesinnte zutreffen waren so weit weg von den größeren Städten recht rar gesät. Einzig, das Internet bot Kontakte in die Community.
      Urplötzlich verschwand die gedrückte Stimmung und eine ganz andere Energie floss durch ihren Körper, brachte ihre Augen zum Funkeln: “Nimmt du deswegen etwa unbegründete Trainingsstunden mit deinem Wunderfuchs?”
      “Das ist nicht unbegründet. Eskil hilft mir, die Lektionen mit Mo zu perfektionieren”, rechtfertigte ich mich, dabei hatte sie eigentlich recht. Meine Zeit gab es nicht her Turnierambitionen zu pflegen und für ein sogenanntes Freizeitpferd beherrschte Morian die Lektionen der schweren Klasse ziemlich perfekt. Dennoch, die Arbeit mit dem Hengst bereitete mir Spaß und stellte einen willkommenen Ausgleich zu der ganzen Verwaltungsarbeit.
      “Und weshalb suchst du einen Trainer am anderen Ende der Welt, anstatt einen aus der Umgebung zu wählen? So ein Trainer vor Ort hat doch sicher einen ganz anderen Blick”, hakte sie weiter nach, als wolle sie nicht daran glauben, dass es mir tatsächlich nur um das Training ging.
      “Du glaubst doch nicht wirklich, dass irgendein Trainer stundenlang ins Nirgendwo fährt, um dort einen einzigen Kunden zu unterrichten”, lachte ich, “Und wenn ich dann ohnehin auf Onlinestunden zurückgreifen muss, warum dann nicht den Vorteil des weltweiten Angebots nutzen und den Trainer auswählen. Eskil war mir halt sympathisch.” Ein bereits Grinsen trat auf ihre Lippen: “Oh, das verstehe ich. So ein hübscher junger Mann wäre mir auch sympathisch, besonders, wenn er auch noch vom selben Ufer kommt.”
      “Da weißt du mehr als ich”, entgegnet ich überrascht. Obwohl der Kontakt mittlerweile über den üblichen Rahmen mit seinem Trainer hinausging, wusste ich kaum etwas über sein Leben außerhalb des Stalls, aber ich machte mir auch nur wenig Gedanken darüber. Es ging mich nichts an, zudem belästigte ich ihn ohnehin bereits öfter als ich sollte.
      “Mensch Alec, informierst du dich”, grinste die Blondine und zog augenblicklich ihr Handy hervor. Wenig später erleuchte ein Screenshot von einem Artikel den kleinen Kasten. Eigentlich ging er um ein Turnier, doch die Gesinnung der Schweden schwang deutlich zwischen den Zeilen mit. Natürlich war dort auch ein Bild beigefügt, welches den hübschen Mann auf seinem eleganten Fuchs zeigte. Der Zügel locker auf dem Hals des Tieres hängend, schritt der Hengst anmutig, ja beinahe königlich, durch den Sand. Abgerundet wurde die Atmosphäre auf dem Bild, von dem Reiter selbst, der voller Stolz im Sattel thronte. Eskil hatte definitiv etwas Besonderes an sich. Mein Gesichtsausdruck, schien ihr Reaktion genug, denn ihr schmunzeln wurde immer breiter: “Er gefällt dir stimmt’s.“
      „Wenn es so wäre?“, hinterfragt ich näher, denn mir schien, dass Anus Neugier weit über diese Frage hinaus ging.
      „Wenn es so wäre …“, leitet sie ein und machte eine bedeutungsvolle Pause, in der sie katzenhaft um den Schreibtisch herum schlich, „Hoffe ich, du hast nicht vor den Lina-Move zu machen und wandert nur wegen des hübschen Mannes aus.“
      „Dein Ernst?“, lachte ich herzlichen. Anu sollte mich mittlerweile gut genug kennen, um zu wissen, dass ich solch weitreichende Entscheidungen niemals aus dem Affekt heraus traf. Was Lina wegen oder besser für Niklas tat, war ein wenig wahnsinnig, auch wenn ihr für den Mut eine Menge Respekt zustand. Immerhin kannte sie ihn zu dem Zeitpunkt nicht einmal volle zwei Wochen und das einzige, was er wirklich für sie getan hatte, war ihr ein Pferd zu kaufen, denn die wechselhaften Liebschaften, waren wohl eher ein Minuspunkt. Rein objektiv betrachtet, war somit die Kontraliste deutlich länger. Neben genannten Dingen, konnte man dort ebenso hinzufügen, dass das Land mindestens so unbekannt war, wie der junge Mann. Doch einen Vorteil hatte das kleine Sprachwunder immerhin: Sie beherrschte die Landessprache.
      „Ja … dafür, dass er ‚nur‘ dein Trainer ist, nimmt er viel deiner Zeit in Anspruch“, erklärte sie mit voller Überzeugung.
      “Ach was, wir reden doch nur ab und zu ein wenig”, sprach ich zu ihr. Ihr grinsen wurde noch verruchter, als es ohnehin schon war.
      „Und … Worüber redet ihr so? Sprechen Männer auch über so Zeug”, hakte sie neugierig nach.
      “Würdest du Zeug konkretisieren?«, bat ich sie und erhob mich von dem knarzenden Stuhl. Wenn ich jetzt nicht einfach ging, würde ich wohl niemals in den Stall kommen. Sie verdrehte genervt die Augen, als sei es nicht offensichtlich, was sie meinte: „Mit meinen Mädels rede ich halt manchmal über so Frauenzeug. Du weißt schon, Zyklus, Büste, welcher Typ besonders niedlich ist, Sex …“
      „Also unseren Zyklus haben wir noch nicht verglichen, sind auch leider nicht synchron“, lachte ich, was ein erneutes Augenrollen bei Anu auslöste.
      „Alec, jetzt stell dich nicht so doof”, beschwerte sie sich und tippelte vor mich, wie ein hungriger Labrador und blockierte den Weg.
      „Na gut, aber wenn du die Antwort hören willst, musst du wohl mitkommen”, entgegnete ich und schob die zierliche Dame einfach beiseite, „Fanny langweilt sich sicher bereits.” Eifrig nickte sie und folgte mir wie ein Schatten.
      „Im Großen und Ganze geht es in der Regel um die Pferde und die Arbeit. Also nichts Interessantes für neugierige Mädchen wie dich“, beantworte ich ihr Begehren.
      “Was ist denn mit euch falsch? Es gibt doch spannenderes als Arbeit”, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Kaum setzten wir einen Fuß auf die Stallgasse, erklang ein Brummen und zwei kleine Köpfe kamen über die Boxentür, die wir speziell für die beiden Mini-Ponys umgerüstet hatten. Freundlich strich ich im Vorbeigehen der kleinen Fuchsscheckstute über den zarten Kopf.
      “Dennoch habe ich etwas, was deine Neugierde befriedigen könnte”, sprach ich und Anus helle Augen begannen zu leuchten. Ein Schwall eisiger Luft schlug mir entgegen, sobald ich die Stalltür aufstemmte und der Wind wehte einige Schneeflocken auf das Pflaster der Gasse. Der Weg zu den Paddocks, den ich heute Morgen erst frei geschippt hatte, war von einer dünnen Schneedecke überzogen.
      “Eskli, hat für uns eine neue Zuchtstute organisiert und ich denke, sie könnte dir gefallen”, erzählte ich von der jungen Stuten, die seit einigen Tagen bei dem Schweden in Beritt stand. Dort würde sie auch bleiben, bis die Stallungen auf dem LDS einzugsbereit sein würden.
      “Erzähl mir mehr. Rasse, Alter, was kann sie, wann kommt sie?”, sprudelte eine große Anzahl an Fragen aus Anusha heraus. Dachte ich mir doch, dass dies ihr Interesse weckte.
      “Langsam, langsam”, bremste ich die meine junge Kollegin lächelnd, “Die Stute heißt Small Lady, eine Spanierin. Lady ist noch ziemlich jung, aber Eskil hat mir versicher, dass sie bereits jetzt viel Potenzial zeigt und sie wird in Schweden bleiben.”
      “Aha, also ist Eskil von Trainer, jetzt schon zum Vermittler und Tierpfleger aufgestiegen”, schmunzelte sie.
      Mittlerweile erreichten wir den Offenstall. Gräfin und die schlanke Appaloosa Stute drängten sich an der Heuraufe im Unterstand, während die Fuchsstute in aller Seelenruhe Löcher in den hohen Schnee buddelte. Was sie wohl damit erreichen wollte? Noch bevor dieser Frage nachgegangen werden konnte, hob die Stute den Kopf und kam mit angelegten Ohren näher heran. Selbst nach den zwei Jahren, die sie sich mittlerweile in meiner Obhut befand, war sie nicht sonderlich vertraulich geworden. Es wirkte immer so als würde sie jeder Sekunde erwarten, dass man sich gegen sie wendete und doch etwas Böses von ihr wollte.
      „Also bist du auch nur ein Tierpfleger?“, scherzte ich in Anbetracht ihrer Aussage. Eskil war definitiv mehr als ein Pfleger. Sein Pfeedeverstand schien reichhaltig und auch das Gespür für die Tiere wirkte weitaus besser als bei so manch einem, der sich als Spezialist anpries.
      „Ich komme mir schon manchmal so vor, wenn ich den ganzen Tag Schnee schippe und Boxen miste“, antworte sie geradeheraus. Vorsichtig schnupperte Fanya an meinen Fingerspitzen und sammelte zaghaft das Leckerli herunter.
      “Du Schneeschippen? Soweit ich mich erinnere, räume ich jeden Morgen die Wege frei, ohne dass ihr zwei Grazien auch nur daran denkt zu helfen”, zog ich sie ein wenig auf.
      “Man, Alec du bist doch doof”, rollte sie mit den Augen, “außerdem habe ich gestern den Minis den Paddock freigeräumt.”
      “Gut gemacht”, feixte ich und griff nach dem plüschigen Halfter der Stute, “Wenn du schon so fleißig bist, kannst du mir aber sicher sagen, wie das Training mit Daryl und Churro läuft.” Auf dem Weg in den Stall erzählte die Blondine von dem Training mit den beiden Hengsten. Der Schwarzbraune wurde allmählich ruhiger und war nahezu bereit für die Körung. Ebenso gut ging es mit dem kanadischen Sportpferd voran. Der junge Hengst wuchs allmählich in seine Aufgabe als Reitpferd hinein, auch wenn er wohl noch einige Flausen im Kopf hatte. In der Stallgasse angekommen, begann ich meine Stute zu putzen, während Anu zu den Vollblütern verschwand.


      © Wolfszeit | Alec Lightwood | 15.608 Zeichen
      zeitliche Einordnung {November 2020}
    • Wolfszeit
      Lehrgang / Dressur L zu M | 30. September 2022

      El Pancho, WHC' Afterglow, Small Lady, Elf Dancer, WHC' Unsung Hero

      Ein frischer Morgennebel schwebt über der Reithalle des Gestüts in Kalmar, als wir uns zum nächsten Abschnitt des internationalen Dressur-Lehrgangs versammeln. Die Pferde und ihre Reiter waren gut vorbereitet – jeder auf seine Weise besonders, jeder mit ganz eigenen Stärken und Herausforderungen.

      El Pancho, der sanftmütige Knabstrupper, strahlt eine ruhige, fokussierte Energie aus, die selbst in der ungewohnten Umgebung auf seine Reiterin übergeht. Sein Training heute konzentriert sich auf die flüssigen Übergänge zwischen den Lektionen der Klasse M – insbesondere die Übergänge zwischen versammeltem Trab und Mitteltrab. Zu Beginn war Pancho etwas zurückhaltend, reagierte zögerlich auf die treibenden Hilfen und brauchte einige Ermunterung. Doch mit einigen Tipps für seine Reiterin wurden seine Bewegungen voller Energie und Ausdruck. Ein schöner Erfolg, auch wenn wir noch daran arbeiten müssen, dass er beim Angaloppieren flüssiger bleibt.

      Afterglow, die temperamentvolle Barock-Stute, fordert heute ihre Reiterin auf eine andere Weise heraus. Sie war voller Energie, ein wenig zu lebendig für die kontrollierten Bewegungen der Dressur – besonders die Wechsel in der Diagonale wurden zur Herausforderung. Nach den ersten misslungenen Wechseln beruhigen wir die Spannung durch Zirkelarbeit, bei der die Reiterin sanft Einfluss nahm und Glowys Bewegungen lenkte, ohne ihren Elan zu unterdrücken. Am Ende kamen wir gut durch die Diagonalen, und die letzten Wechsel zeigen eine kontrollierte Balance, ohne dass Glowy ihren Ausdruck verlor.

      Small Lady, die aufgeweckte Andalusier-Stute, scheint heute Morgen aufmerksam und interessiert. Ihre Besitzerin und sie arbeiteten heute an der Verstärkung der Schrittarbeit, besonders am Travers und Renvers, um Lady die notwendige Geschmeidigkeit zu geben. Lady neigte dazu, etwas verspielt zu sein und die Arbeit mit einer gewissen Leichtigkeit zu nehmen, sodass ich die Reiterin oft dazu auffordere, mehr Präsenz in die Hilfengebung zu bringen, um Lady in der gewünschten Biegung zu halten. Schließlich schaffen wir einen entscheidenden Fortschritt: der Travers am langen Zügel gelang, und Lady überraschte uns mit einem ungewöhnlich eleganten und konzentrierten Ablauf.

      Dann kamen wir zu Unsung Hero, der beeindruckende Palomino-Hengst, der mit seinem Reiter extra aus Kanada angereist war. Er schien die Aufmerksamkeit der Halle auf sich zu ziehen und betrat das Viereck mit einem selbstbewussten Ausdruck, der förmlich nach Bewegung verlangte. Heute arbeitet er an den Traversalen, bei denen sein Einsatzwille und Ehrgeiz leicht ins Überengagierte glitt – was für den Reiter eine echte Herausforderung darstellte. Hero reagiert schnell, manchmal zu schnell, und es kostet uns Mühe, das richtige Maß an Tempowechsel zu finden. Am Ende gelang es ihm, ein Gefühl der Mäßigung zu vermitteln, sodass seine Traversalen weniger überstürzt und harmonischer wirkten. Ein gelungener Abschluss, und ich sehe Hero und seinen Reiter mit einer Mischung aus Stolz und Begeisterung die Halle verlassen.

      Mit jedem dieser Pferde und Reiter ist der Tag voller Herausforderungen, doch auch voller neuer Einsichten und kleiner Erfolge, die in der Luft der Halle förmlich greifbar sind. Dieser Lehrgang zeigt, wie viel Potenzial in den Pferden und den Partnerschaften steckt, und ich bin gespannt auf die kommenden Einheiten, die uns hoffentlich noch mehr von ihrer Entwicklung zeigen werden.
      © Mohikanerin // 3426 Zeichen
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    Ensamvarg Stuteri [Im Umbau]
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    Wolfszeit
    Datum:
    4 Jan. 2022
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  • WHC' Afterglow

    Rufname: Glowy
    geboren 09. April 2014

    Aktueller Standort: Ensam Varg Stuteri, Lindö [SWE]
    Unterbringung: Paddockbox [9h], Weide [16h]


    __________ s t a m t a v l a

    Aus: Salwa[Lusitano]
    MMM: Unbekannt _____ MM: Unbekannt _____ MMV: Unbekannt
    MVM: Unbekannt _____ MV: Unbekannt _____ MVV: Unbekannt


    Von: Injaki [Criollo]
    VMM: Unbekannt _____ VM: Unbekannt _____ VMV: Unbekannt
    VVM: Unbekannt _____ VV: Unbekannt _____ VVV: Unbekannt


    __________ h ä s t u p p g i f t e r

    Rasse: Barock-Reitpferd [BRP]
    CR [50%], LUS [50%]


    Geschlecht: Stute
    Stockmaß: 157 cm
    Farbe: Bay
    [Ee Aa]

    Charakter
    temperamentvoll, neugierig, ausdrucksstark, vorsichtig

    Afterglow ist eine Stute voller Leben. Aufgeweckt und wach, schreitet sie durch das Leben. Sie ist neugierig und dennoch, vorsichtig, niemals würde sie sich leichtsinnig in eine Situation stürzen. Sowohl frei als auch unter dem Sattel weiß die Stute sich zu bewegen, dabei gelingt es spielend, die Begeisterung ihrer Betrachter auf sich zu ziehen.


    __________ t ä v l i n g s r e s u l t a t

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    Dressur E [M] – Fahren E [A] – Western E [S']

    Niveau: International
    Platzierungen: 0 | 0 | 0

    Februar 2022
    Training, Dressur E zu A

    März 2022
    Training, Dressur A zu L


    __________ a v e l
    [​IMG]
    Stand: 01.01.2023


    Durch HK XXX zur Zucht zugelassen.

    Zugelassen für: BRP, a.A.
    Bedingungen: Keine Inzucht
    Decktaxe: x Joellen, [Verleih auf Anfrage]

    Körung
    Exterieur: -
    Interieur: -
    Gesamt: -

    __________ a v k o m m e r

    Glowy hat 0 Nachkommen.

    NAME a.d. STUTE [HANN] *20xx


    __________ h ä l s a

    Gesamteindruck: Gesund; gut in Training
    Krankheiten: -
    Beschlag: Barhuf


    __________ ö v r i g

    Pfleger: -
    Reiter: -
    Trainer: -
    Eigentümer:Ensam Vrag Stuteri [100%]
    Züchter: Whitehorse Creek Stud, Cadomin[CAN], L. Blackburn
    Ersteller, VKR: Mohikanerin

    Glowy steht aktuell nicht zu Verkauf.

    Punkte: -

    Abstammung [2] – Trainingsberichte [2] – Schleifen [0] – RS-Schleifen [0] – TA [0] – HS [0] – Zubehör [0]
    _____

    Spind – Exterieur – PNGHintergrund

    xx existiert seit dem 28. Dezember 2021