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Wolfszeit

Voilá [16/20]

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Voilá [16/20]
Wolfszeit, 22 Feb. 2020
    • Wolfszeit
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      16.03.2020|Wolfszeit
      Quinn| Ich stand am Fenster, welches mit wunderschön glitzernden Eiskristallen überzogen war. Es war noch dunkel draußen. Hier oben in den Bergen lag immer noch ein wenig Schnee und über Nacht wurde es frostig kalt. Ich konnte es immernoch nicht glauben, dass ich gestern auf meiner ersten Körung war und dann mein Herkules auch noch Erfolg hatte. Eigentlich wollte ich nicht hinaus in die Kälte, doch die Pferde warteten auf ihr Frühstück. Also packte ich mich warm ein und ging hinaus. An den Fußspuren im Schnee erkannte ich, dass Jesse schon unterwegs war. Ich ging zum Scheune hinüber und holte dort meine Schubkarre und belud sie mit einer Ladung Heu um sie zum Hallenauslauf hinüber zu fahren. Die meisten Pferde schliefen noch gemütlich im Stroh und nur Fraena von Hulshóf und Darragh standen am Tor und klauten sich das erste Heu noch bevor es in der Futterkrippe war. “Ihr zwei seid doch eigentlich schon rund genug”, sagte ich zu den beiden und streichelte dem Mini Muli über den Hals. Fraena steckte ihren Kopf so tief in das Heu das nur noch ihre Ohren herausschauen. Als das Heu in der Krippe war gesellte sich auch die kleine New Forest Stute Minnie Maus dazu und durchsuchte meine Taschen nach einem Leckerlie. “Heute hab ich nichts für dich Mäuschen”, sagte ich schmunzelnd zu der Stute und kraulte sie hinter den Ohren. “So, jetzt muss ich aber weiter die anderen haben auch noch hunger”, sagte ich zu den Ponys und ging zurück zur Scheune um eine neue Ladung Heu zu holen. Diesmal ginge es mit der beladenen Schubkarre zum Unterhausauslauf. Dort standen alle drei Stuten neugierig. Antigone, die noch nicht lange bei und war, stand mittendrin. Die Fellponystute hatte sich scheinbar sehr gut integriert. “Curly, du stehst im Weg”, sagte ich zu der Haflingerstute die gerade einen langen Hals machte um sich Heu aus der Schubkarre zu klauen. Curly Lure machte allerdings keine Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. Erst als ich das Tor öffnete ließ sich die Stute samt Tor zur Seite schieben. Verfolgt von Doo Wop, Curly und Antigone fuhr ich meine Schubkarre zu Futterraufe um mein Heu dort abzuladen. Geduldig warteten die drei Ponydamen bis ich das Heu abgeladen hatte. Während die bunter Criollo Stute und die Palominostute ihr Heu fraßen, folgte mir Curly zurück zum Tor um nachzukontrollieren ob ich nicht vielleicht noch etwas besseres dabei hatte. “Ne Goldi, dein Müsli gibts nach der Arbeit”, sagte ich und strubbelte ihr durch den Schopf bevor ich zurück zu Scheune ging. Dort traf ich auf Matt. “Morgen Matt”, begrüßte ich den großen dunkelhaarigen Mann. “Morgen Quinni. Wollen wir die Offenställe gerade zusammen ausmisten? dann geht es schneller”.”Na klar”, erwiderte ich und sprang mit auf den Weidemann, wo Matt schon den Mistcontainer aufgeladen hatte. So ging die Fahrt als erstes zum Hallenauslauf. Bis auf Ursel - die Bäringöttin und Nurja standen alle schon am Heu. “Schau nur der Heuhaufen hat drei paar Ohren”, sagte Matt schmunzelnd. Hinter dem Heu schauten ein paar graue, ein paar blonde und ein paar rote Ohren hervor. “Scheint als wollten Voilá, Fraena und Cremella verstecken spielen”. Der letzte kleine Kandidat stand zufrieden Zwischen Baroness Of The Guard und Miss Monty und wedelte zufrieden mit seinem Eselschweif.”Warte ich mach das Tor auf”, sagte ich und hüpfte aus dem Traktor. Matt fuhr hinein und ich verschloss das Tor wieder hinter ihm. Am Unterstand angekommen erwartete mich ein sehr niedliches Bild. Nurja lag noch im Stroh und blickte mir entgegen. Ursel - die Bärengöttin stand ein wenig weiter vorne und bewachte sie. “Na Bärin, passt du brav auf?”, sagte ich und streichelte sie am Hals. Mit ihrem großen weichen Nüster beschnupperte sie mein Gesicht. “Ja, eine brave bist du” flüsterte ich und kraulte sie an ihrer Lieblingsstelle. “Du sollst nicht die Pferde kuscheln, du sollst misten”, neckte Matt mich der aufeinmal hinter mir stand. “Aber schau doch wie süß die beiden sind”, erwiderte ich während ich zu Nurja rüberging. “Gut geschlafen meine süße?”, sagte ich und zupfte der Stute einen Strohhalm aus dem Schopf. “Na gut meine hübsche ich fürchte du musst jetzt aufstehen, damit wir hier misten können”. Ich stand auf und scheuchte die Stute hoch. Die beiden braunen Stuten verkrümelten sich zum Heu und so konnten Matt und ich in Ruhe misten. Nachdem der Unterstand und der Paddock gemistet war ging es weiter zu den restlichen Ausläufen. Um halb sieben waren alle Pferde gefüttert und die Ausläufe sauber. Als nächstes galt es nun die Pferde auf die Koppel zu bringen. ich machte mich also auf den weg zum Hallenauslauf. Auf dem Weg kam mir Lina entgegen. “Morgen Lina”, begrüßte ich sie. “Morgen, bringst du gerade die Pferde raus?”. “Ja ich wollte gerade damit anfangen”, erwiderte ich. “Voilá brauchst du nicht rausbringen, die hol ich mir gleich. Ich muss noch noch schnell nach Peppermint schauen. Lancasters Peppermint hatte sein Futter gestern nicht komplett fressen wollen,weshalb Lina zuerst nach ihm sehen wollte. “Na klar ich lass die Maus stehen”, antwortete ich und ging weiter richtung Auslauf. Als erstes waren Ursel und Cremella dran. Die beiden Ponys waren ein Herz und eine Seele. Als die beiden auf der Koppel waren folgten auch die restlichen Ponys, Pferde und Esel aus den Ausläufen und Ställen. Als alle Pferde auf der Weide waren verweilte ich ein wenig am Koppelzaun und beobachte die Fohlen auf der Weide. WHC’ Candela und WHC’ Solist liefen ein wenig um die Wette, wobei man der kleinen Scheckstute ihre Vollblutabstammung anmerkte, da sie gut eine Länge vor dem hellbraunen Hengst lief. Trotz ihrer Geschwindigkeit war auch die Verwandtschaft zu Colour Splash nicht zu leugnen. Die großflächige Scheckung und das Fuchsfarbene Fell waren eindeutig. Bei Solist war das schon nicht mehr ganz so einfach. Er hatte zwar die hellbraune Farbe seiner Mutter Vakany geerbt, doch die Scheckung, war bei ihm nur sehr schwach ausgeprägt. Die langen Beine gaben auch einen Hinweis auf seine Springabstammung. Dennoch hatte er auch definitiv die Raumgreifenden, schwungvollen Gangarten seines Vaters geerbt. Wir alle waren gespannt wie der kleine Hengst sich entwickeln würde, da es ihm doch ein wenig an Geschick fehlt. Das dritte Fohlen im Bund war WHC’ Mitena. Währen ihre Mutte Maskotka mit den anderen beiden Stuten graste, probierte sie eine Portion Gras. Die kleine Stute war auch das älteste der drei Fohlen, sie war nun schon fast ein Jahr 11 Monate alt. Jetzt wo bald die nächsten Fohlen kommen würden wollen wir die drei auch bald Absetzen. Candy und Mitena würde zusammen ein kleine Herde mit Antigone, Doo Wop und Curly Lure bilden. Curly ist trotz ihrer 6 Jahre doch noch recht verspielt, weshalb sie eine gute Partnerin für die beiden Fohlen bietet. Doo Wop ist der Ruhepol der Gruppe, mit ihrer ausgeglichenen ruhigen Art. Antigone hatte ziemlich schnell die führung in der kleinen Gruppe übernommen. Sie ist zwar freundlich, lässt sich allerdings nicht gerne herumschubsen. Alles in allem denken wir das die drei Stuten genau richtig sind um zwei junge Pferde zu erziehen. Bei Solist wird das ganz ein wenig schwerer werden. Da er ein Hengst ist kann er nicht bei den Stuten stehen und leider haben wir keinen Spielkameraden für ihn. Entweder wir geben ihn zur Aufzucht auf einen anderen Hof oder wir bringen ihn zu Alec auf den Hof. Alec hatte einen anderthalbjährigen Tinkerhengst dort stehen. Balisto wäre ein gute Spielgefährte für unseren Solist und bei Alec wüssten wir auch das er gut aufgehoben ist. Ich schaute den Fohlen noch ein paar Minuten zu bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Antigone, die jetzt knapp eine Woche bei uns war, wartete schon auf dem Auflauf auf mich. Ich wollte sie heute das erste mal reiten. Die Palominostute wieherte mir leise entgegen. Ich ging in die Sattekammer um dort ihre Putzbox und ihr neues Halfter. Vor zwei Tagen waren nämlich die neuen Kollektionen in Luchys Shop eingetroffen und da Antigone noch kein Halfter etc. hatte durfte ich etwas für sie aussuchen. Dabei rausgekommen war ein hübsches Set mit Lila-Weiß-Goldenen Marbel Muster. Ich holte das Halfter der Stute und streife es ihr über. “Hübsch siehst du aus” sagte ich zu der Stute und führte sie zum Putzplatz. Nachdem ich die Stute angebunden gatte holte ihre ihre Abschwitzdecke um diese mit der Winterdecke zu tauschen. Bei einem Fellpony würde man zwar Plüschfell erwarten, doch einerseit kam Antigone aus Deutschland, wo der Winter deutlich milder war als bei uns und andererseits hatte der Händler sie geschoren. Da wir immer noch minusgrade hier oben haben muss sie dieses Jahr eine Decke tragen. Eigentlich versuchen wir die Pferde wenn möglich nicht einzudecken um ihre Körpereigene Thermoregulation nicht einzuschränken. Als die Decken getauscht waren putzte ich die Stute gründlich, bevor ich sie Sattelte und wir uns gemeinsam auf den Weg zur Reithalle machten. In der Reithalle war Jace gerade dabei, Sheena eine Reitstunde auf Ursel zu geben. Dafür dass Sheena erst seit 8 Monaten ritt, machte sie das schon super. Normalerweise würde Sheena Walking On Sunshine oder Black Lady reiten. Die beiden Stuten waren allerdings tragen, weshalb die beiden nicht einsatzfähig waren. Elvish Beauty sollte in der Reitstunde laufen, genauso wie El Pancho. Damit Sheena trotzdem ein Pferd zum reiten hatte, hatte Jamie ihr Ursel geliehen. Die Highlandstute war sehr brav nur ein wenig weniger schwungvoll als sonst. Ich begab mich mit Antigone zusammen in die Mitte der Halle, wo ich nachgurte und dann Aufstieg. Nachdem ich 15 min Schritt geritten war gurtete ich erneut nach und legte sie Abschwitzdecke auf die Bande. Jace hatte die Reitstunde inzwischen beendet und Sheena wollte die Bäringöttin drauße noch ein wenig trockenreiten. Bis jetzt war Antigone sehr brav gewesen. Nun wollte ich antraben und musste zugleich festellen, dass die Stute ein wenig treibig war. Schnell musste ich auch feststellen, dass ihr wohl schon länger kein anständiges training mehr zugekommen ist, denn ihre Ausdauer war doch recht kurz. Nach einer viertelstunde mit Trab und einem kurzen Galopp beendete ich das Training. Ich musste leider feststellen da neben ihrer Ausdauer auch ein paar andere Dinge zu wünschen übrig ließen. Auf der linken Hand ließ sie sich nur schwer abwenden und im Rücken war sie recht fest. Ich würde mit Luchy zusammen einen Trainingsplan ausarbeiten. Der schwerpunkt wird jetzt erst einmal auf dem Muskelaufbau liegen. Außerdem sollte sich ein Ostheopart sich einmal den Rückn anschauen um festzusellen ob sie Blockaden hatte. Ich ritt Antigone trocken bevor ich sie noch unters Solarium stellte. Nach dem Wärmebad durfte sie dann auch eingedeckt auf die Koppel.
      Luchy| Ich wollte heute zu erst nach den Tragenden Stuten sehen. Vakany und Minnie Maus ware hochtragen und es würde vermutlich nicht mehr lange dauern bis sie abfohlten. Sunny Empire und Black Lady waren vermutlich mitte des Monats dran. Chessqueen, Baroness Of The Guard, Antigone und Walking On Sunshine ließen sich noch nichts anmerken wann sie soweit waren, aber allzu lang konnte es bei ihnen nicht mehr dauern. Ich ging zu der Koppel wo die Stuten standen ,so wie die Fohlen vom letzten Jahr und Mas’uda. Den Stuten schien es gut zu gehen. Vakany hatte schon ein wenig Milch im Euter, was darauf hindeutet das das Fohlen innerhalb der nächsten zwei Wochen zur Welt kommen würde. Nachdem ich die Stuten und natürlich auch die Fohlen begutachtet, beschmust und mit einem Leckerlie versorgt hatte machte ich mich auf den Weg zu meiner Stute Keks. Keks kam mir schon entgegen galoppiert als sie mich kommen sah. “Na meine hübsche”, begrüßte ich die braune Stute. Sie grummelte mich freundlich an und ich stecke ihr ein Leckerlie zu bevor ich den Strick einklingte. Die braune Stute hatte immer noch ein dickes Fell, der Frühling ließ wohl noch auf sich warten. Nachts gingen die Temperaturen immernoch bis zu -18 Grad runter und auch Tagüber war es nur knapp über Nullgrad. Ich führte die Stute in den Stall, wo sie während ich sie putzte, schonmal unter dem Solarium ein wenig aufwärmen durfte. Sauber und mit Reitpad und Halsring ausgestattet machen wir uns auf den Weg in die Reithalle. Ich ritt sie erst warm und arbeitete sie dann ein wenig in Trab und Galopp bevor ich noch ein bisschen an den Seitengängen arbeitete. Als ich die Halle verließ betrat Jayden mit Crystal Sky die Halle. Auf dem Putzplatz traf ich Samu Promise Of Sundance. Ich brachte Keks zurück zur Koppel. Auf der Koppel nebenan spielten ein paar der Hengste miteinander. Amigo versuchte an PFS’ Caruso Kopf ranzukommen. Der Shetty Hengst hatte allerding recht wenig erfolg. Nabuko, Rumkugel und Abe’s Aelfric rannten ein wenig um die Wette. PFS’ Artic Tiger, der Miniature Horse Hengst grase friedlich unter El Pancho. Der Kleine Hengst hatte sich so einen mobilen Regenschutz gesucht. El Pancho schien das Pony unter seinem Bauch nicht zu stören, denn er döse ein wenig. Nun holte ich mir LMR Royal Champion. Der junge Hengst war nun seit ca. zwei Monaten angeritten und bei jetzt machte er sich super toll. Ich putzte den Schecken gründlich bevor es gesattelt Richtung Platz ging. Ich den jungen Hengst heute das erste mal draußen reiten. Gleich beim Warmreiten fiel mir auf das der junge Hengst sehr unkonzentriert war. Er schaute sich ständig um, blieb stehen und stolperte deshalb ein paar mal über seine Füße. Da ich den Hengst nicht überfordern wollte beließ ich es heute dabei, die Grundgangarten ab zu fragen. Für das erste Mal hatte der junge Hengst das sehr gut gemacht. Als Belohnung und da er momentan ein wenig dünn war gabs ein Portion Mash für Champ. Zufrieden verputzte er es, bevor er wieder auf die Koppel durfte.
      Quinn| Inzwischen war es Nachmittag geworden und somit an der Zeit die Schulpferde reinzuholen und auf die Paddocks zu stellen, damit die Reitschüler es einfacher hatten dies einzufangen. Als ich zu den Koppel kam stand Little Buddy am Tor wie bestellt und nicht Abgeholt. “Willst du schon wieder nach hause?”, sagte ich schmunzelnd zu dem Vollblut Hengst und kraulte ihn kurz, bevor ich weiter ging. Als erstes wollte ich die beiden Stuten Nathalie und Finest Selection holen. An der Koppel rief ich Nathi und die Scheckstute kam brav angetrabt. Die Fuchsstute stand glücklicherweise eh schon am Zaun, da sie genau wusste wann es zu Reitstunde rein ging. Mit beiden Stuten an der Hand ging es zum Stall, wo die beiden Stuten noch ein wenig die Sonne auf dem Paddock genießen durften bevor die Kinder kamen. Als nächstes wollte ich British Gold und Miss Leika holen. Gold spielte ein wenig fangen aber Leika ließ sich gleich brav halftern. Auch Elf Dancer, LMR Fashion Girl, LMR Ice Rain, Legolas und Capatin Morgen kamen nacheinander rein. Matt hatte heut viel zu tun, so dass er mich gebeten hatte ihm PFS’ Arctic Tiger abzunehmen. Ich holte mir den kleinen Hengst und wollte mit ihm auf dem Platz gehen. Auf dem Dressurplatz war allerdings gerade Jamie mit Lady Moon. Da ich Freiarbeit mit dem kleinen Silbernen Hengst machen wollte, musste ich wohl woanders hingehen. In die kleine Halle konnte ich auch nicht weil Colin dort ein Pferdespielplatz für Carry On My Wayward Son, Blue Heart und die Jungpferde aufgebaut hatte. In der kleinen Halle war Jesse mit Miss Griselda Braun. Zum Glück war die Longierhalle frei. Erst ließ ich den Hengst ein wenig laufen, damit er sich auspowern konnte, bevor ich ein paar Lektionen mit ihm übte. So hatten wir immerhin 20 min bis Samu mit Saturn in die Halle wollte. Der Braune Hengst war heute leider ein wenig eingeschränkt durch seine Ataxie, sodass er nicht immer Reitbar war. Da Tiger allerdings sehr brav mitgemacht hatte räumten wir also das Feld. Ich beschloss mit dem kleinen Mann noch eine runde um den Hof zu spazieren. So begegneten wir Jayden und Lina die gerade mit Lady Swan und Acerado von einem Ausritt wiederkamen. Auf der Koppel wurde er schon von seinen Freunden erwartet. Ich hatte ein wenig Zeit bevor ich wieder los musste. So beschloss ich Hazel noch ein wenig zu zu sehen. So langsam hatte sie es raus wie man mit dem kleinen wilden pony umgehen musste. Dennoch ließ es sich Miss Monty nicht nehmen ein zwei bocksprüngen ein zu bauen. Am Abend ging es dann daran alle Pferde wieder reinzuholen. Ich begann bei Jora. Danach folgten All Hope Is Gone, Vikar, Injaki, Look at my hair und Don Carlo. Als aller letztes kam heut What’s Happend In The Dark rein. Der Araberhengst bekam dafür als erstes sein Abendessen. Nachdem schließlich alle Pferde versorgt waren, lümmelte ich mich nach einer warmen Dusche mit einem Buch auf mein Bett.
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    • Wolfszeit
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      18.05.2020| Wolfszeit
      Pferd oder Statur?
      Der Regen prasselte gegen das Fenster und ich drehte mich wieder um. Bei so einem Wetter hatte ich definitiv keine Lust aufzustehen. Ich hatte mich gerade wieder gemütlich unter meine warme Decke gekuschelt, als es an der Tür klopfte.”Darf ich reinkommen?”, fragte Jace, der seinen Kopf durch die Tür steckte. “Ja”, murmelte ich und setzte mich im Bett auf. Jace, war wohl gerade erst Duschen gewesen, denn seine Haare waren noch ungestylt und ich konnte den schwachen duft seines Shampoos riechen. “Was ist denn los mit dir? Seit du wieder da bist gehst du mir aus dem Weg.”, fragte er und setzte sich zu mir aufs Bett. Ich wich seinem Blick aus und druckste rum. “Ich hab dich vermisst”, nuschelte ich undeutlich. “...vielleicht ein wenig zu sehr”. Der letzte Teil war so undeutlich ,dass er das unmöglich hätte verstehen können. “Na und ich hab dich ja auch vermisst”, sagte er und zog mich in seine Arme. Ich nahm seinen Geruch war und da war es wieder dieses Gefühl. Ein kleiner warmer Schmetterling flatterte schwach in meinem Bauch. Vielleicht ist es auch eher eine Motte, die von Jace angezogen wird, wie sonst vom Licht. Kaum hatte der Schmetterling sich geregt, kam auch schon der kalte Eiserne Käfig meines Verstandes und ließ den Schmetterling erstarren. “Ich glaube du hast nicht ganz verstanden”, sagte ich und sah ihn an.. Das Blau in seinen Augen war strahlend wie an einem klaren Sommertag und es ging über in das tiefe Blau des Meeres. In seinem Linken Auge zeigte sich ,dass Dunklebraun von Eichenrinde. Bei dem Blick in seine Augen wagte der Schmetteling wieder die Flügel auszustrecken. Gleichzeitig überkam mich ein Gefühl von Traurigkeit. Das letzte mal wurdem dem Schmettling brutal die Flügel ausgerissen und er war qualvoll verhungert. An seinem Gesicht konnte ich erkennen, dass er es verstanden hatte. Ein Träne löste sich aus meinen Augen und rollte meine Wange hinunter. “Ich brauch Zeit…”, flüsterte ich mit belegter Stimme. Es war eine echte Erleichterung, Jace das erzählt zu haben. Die Tür des Eisenkäfigs hatte sich wieder einen Spalt geöffnet, sodass der Schmetterling, seine Fühler hindurch stecken könnte. Ich genoss noch einen Moment seine Umarmung und seine Nähe.

      Plötzlich drang von draußen aufeinmal ein Wiehern gefolgt von Hufgeklapper von draußen rein. “Was ist da los!”, rief ich und sprang erschrocken auf und vergaß dabei, dass ich nur ein T-Shirt trug. Ein großes Shirt, aber nur ein T-Shirt. Ich stürzte zum Fenster. Miss Griselda Braun lief allein über den Hof. Als ich mich umdrehte, fiel mir wieder ein was ich anhatte und ich lief rot an. Taktvoll hatte Jace sich abgewendet. “Ich gehe schon mal runter und du ziehst dir eine Hose an”. Auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte hörte ich das Schmunzeln in seiner Stimme. “Ja”, stimmte ich ihm peinlich berührt zu. Er verließ das Zimmer und ich zog mich schnell an. Danach rannte ich die Treppe runter schlüpfte schnell in meine Gummistiefel und schnappte mir im vorbeigehen meine Jacke. Es war echt kein schönes Wetter. Der Nieselregen, ließ alles glänzen und es roch nach nassen Asphalt. Ich folgte dem Hufgeklapper in den Innenhof des Hauptstalls. Griselda stand mit angelegten Ohren unter dem Kirschbaum. Jace stand mit einem Halfter ca. 2 Meter entfernt von der gescheckten Stute. Auf jeden Annäherungversuch reagierte Griselda nur mit einem noch böseren Blick. Ruhig redete der auf die Stute ein. Die Stute schien nicht besonders begeistert von der Idee ihre neu gewonnen Freiheit wieder ein zu büßen. Nach 10 Minuten, gingen ihre Ohren von ‘’Fass mich mich an und verpiss dich’’ zu ‘’Vielleicht denke ich darüber nach ob du mich anfassen darfst’’ über. Fasziniert sah ich Jace zu wie er sich millimeterweise der Stute näherte. Nach weiteren 10 Minuten stand er neben Griselda. Die Fuchsstute sah zwar immer noch nicht sonderlich begeistert aus, aber immerhin hatte sie Jace noch nicht Angegriffen. Bei Miss Griselda Braun, war eine sehr explosive Stute. Sie stammt aus einer schlechten Haltung und ist schwer traumatisiert. Wenn sie Angst bekommt, geht sie zum Angriff über, was sie gefährlich macht. Obwohl sie nun schon 4 Jahre bei uns ist, fällt ihr das Vertrauen fassen immer noch sehr schwer, weshalb bis jetzt nur Colin, Luchy und Sheena mit ihr arbeiten. Umso erstaunlicher war es , dass Griselda Jace so nah an sich ran ließ. Immer noch stetig auf die Stute einredent, war er nun soweit, das er den Hals der Stute berühren konnte. Langsam legte er Grisi den Strick um den Hals, bevor er ihr vorsichtig das Halfter über streifte. Ich ging zur Stalltür, die der Wind scheinbar aufgedrückt hatte. Mit etwas Abstand folgte mir Jace mit Grisi. Nathalie, Grisis Boxennachbarin, wiehrte was dazu führte, dass Griseldas Ohren nach vorne gingen. “Jace, ich glaube wir haben ein Problem”, sagt ich und stand stirnrunzelnd vor der Box. Griselda hatte es irgendwie geschafft den Schließmechanismus zu zerstören, außerdem war in der Tür ein großes Loch. “Oh, da können wir sie nicht reinstellen”, bestätigte Jace mich in dem was ich dachte als er die Box sah. “Ich glaube im Torstall sind noch freie Boxen, da könnte sie rein. Vielleicht nehmen wir noch Nathy mit, damit sie dort nicht alleine steht?”, schlug ich Jace vor, denn obwohl die Stute brav war, wirkte sie aufgebracht. “Das ist eine sehr gute Idee”, kam es von Jace. Ich trat zu der brauen Scheckstute in die Box und halftern sie.Wie immer war die brav und ließ sich geduldig aus der Box führen. Vor der Stalltür blieb die hübsche Stute kurz stehen, als sie das Wetter sah. “Na komm meine hübsche, gleich bist du wieder drinnen”, sagte ich zu Nathalie und strich ihr über das seidige Fell. Genüsam folgte Nathalie mir und an den Hufschlägen hinter mir erkannte ich auch, dass Jace und Miss Griselda Braun mir folgten. Beastly Domina, bei uns nur Mina genannt, sah uns scheu aus ihrer Box entgegen. Ein Ohr vorne ein Ohr hinten stand sie unschlüssig in der Ecke. Nathalie ließ sich brav in ihre vorübergehend neue Box führen. Auch Griselda ging in ihre neue Box. “Ich bringe den Pferden noch Heun und Stroh”, sagte Jace. “Ok, ich gehe Luchy oder Colin suchen. Ach und ich wollte dich noch fragen ob du mir heute Nachmittag mit Divine hilfst. Ich wollte heute mal Testen was er von Sattel und Trense hält”.

      “Klar, ich helf dir gerne”, sagte der blonde Mann und lächelte.Mit Gemischen Gefühlen machte ich mich auf die Suche nach Luchy oder Colin. Als erstes ging ich rüber zum Büro, doch dort war keiner der beiden. Ich wollte den Raum gerade verlassen, da klingelte das Telefon. “Hallo, Whitehorse Creek Stud, wie kann ich ihnene weiterhelfen”, sagte ich, als ich abnahm. “Hallo,hier ist Cooper Chattahoochee. Ich rufe wegen Pudgy an. Wenn das passt würde ich den kleinen Kerl gerne morgen abholen. Und es geht noch um ein weiteres Pferd. Wie ich hörte hab ihr zwei Pferde von Juna Preske aufgenommen. Juna hat auch eine Stute von meinem Hof, die ich euch gerne anbieten würde. Es geht und Briair. ich würde mich freuen, wenn ihr sie Aufnehmen würdet”, sagte der Anrufer. “Ok, ich muss deswegen mal mit meiner Chefin reden, ich werde es ihr sagen. Sie wird dich nochmal anrufen”. Danach beendeten wir das Gespräch und ich setzte meine suche Fort.

      Fündig wurde ich schließlich im Haupthaus. Luchy, Colin und Sheena saßen noch gemütlich beim Frühstück. “Morgen ihr drei”, grüßte ich. “Warum bist du so nass?”, frage mich Sheena so gleich. “Ähh ja deshalb bin ich hier. Griselda ist ausgebrochen. Keine Sorge, Jace hat sie schon wieder eingefangen. Ihre Box ist jetzt kaputt die müsste repariert werden. Wir haben Griselda jetzt zusammen mit Nathalie in den Torstall gestellt. Luchy für dich hat Copper angerufen, wegen Pudy und einem weiteren Pferd, du sollst sie zurückrufen”.

      Nach dem Gespräch, machte ich mich zurück auf den Weg in mein Zimmer. Dort angekommen fiel mir erst auf wie nass ich war. Jetzt hatte ich mir erst einmal eine warme Dusche verdient.

      Ungefähr eine Stute später konnte ich geduscht und mit vollem Bauch mit der Arbeit beginnen. Es hatte endlich aufgehört zu regnen, sodass ich damit beginnen konnte die Pferde auf die Koppel zu bringen. Nacheinander nahm ich meine Schützlinge und brachte sie auf die Koppeln. Danach checkte ich meinen Trainingsplan. Maskotka und Nabuko liefen heute in der Reitschule um Farena von Hulshóf kümmerte sich heute Luchy und Voilá hatte heute Fahrtraining mit Jace. So musste ich mich nur um Lancasters Peppermint und HMJ Divine kümmern. Wobei Jamie mir angeboten hatte heute seine Holsteinerstute auszuprobieren. Also machte ich mich auf die suche nach dem Schotten und wurde auf dem Reitplatz fündig, wo er gerade dabei war Look at my Hair zu reiten. Der Fellponyhengst präsentierte sich in üblicher Hengstmanier, da Samu gerade mit Lady Swan auf dem anderen Platz arbeitete. Looki kam sofort in Flirtstimmung, wenn eine Stute nur in der Nähe war. Jamie hatte ihn allerdings wie immer gut im Griff. Ich wartete einen Moment am Zaun, bis Jamie seine Lektion beendet und mit Looki zu mir rüber kam. “Morgen Jamie”, grüßte ich den Schotten. “Morgen Lina, du bist wegen Lady Moon da, richtig?”. “Ja genau”, erwiderte ich grinsend”übrigens sieht das sehr gut aus wie du mit ihm arbeitest”. “Danke, heute ist er auch echt gut drauf. Du kannst dir Moon einfach von der Koppel holen, sie sollte keine Probleme machen”, meinte Jamie.Wir tauschen uns noch ein wenig über die Pferde aus, bevor ich mich auf den Weg machte um die braune Stute von der Koppel zu holen. Moony graste neben der Blue Roan Stute Blue Heart. Ich pfiff und die beiden Stuten hoben den Kopf. Auf der Weidehütte kam Doo Wop angetrottet. Die hübsche Criollostute kam nur an um in meinen Taschen nach etwas essbaren zu suchen. “Sorry hübsche”, heute habe ich nichts für dich dabei”, sagte ich zu ihr und strich ihr über die weiße Stirn. Danach macht eich mich auf den weg zu den anderen beiden Stute die am Waldrand grasten. Lady Moon sah mir freundlich aus ihren großen braunen Augen entgegen. “Na, Moony hast du heute Lust etwas neues zu erleben?”, sprach ich zu der Stute. Ich kraulte sie zur begrüßung an ihre Lieblingsstelle und es dauerte nicht lange bis sie begann lustige Grimassen zu machen. Ich halfterte die Stute anschließend und brav folgte sie mir zurück zum Hof. Ich band sie an und holte ihre schwarze, schlichte Putzbox. Der Inhalt war genauso schlicht wie das äußere. Als erstes nahm ich mir Striegel und Kardätsche und bearbeite damit das dunkelbraune Fell. Das kurze Fell war staubig von der Koppel. Danach bürstete ich den getrockneten Schlamm von ihren Beinen und Hufen. Der ausritt von gestern war also noch deutlich zu sehen. Um Auch noch den letzten Staub aus dem Fell zu bekommen kam der Lammfellhandschuh zu Einsatz, mit dem ich auch noch ihre Gesicht vom staub befreite. Die Stute genoss das Putzen und stand Entspannt mit hängender Unterlippe in der schwachen Sonne. Auch ihr Langhaar wurde durchgekämmt. Die Stute hatte schönes volles Langhaar, welches seidig in der Sonne glänzt. Nachdem dann auch die Hufe ausgekratzt waren, war die Stute auch sauber und glänzte noch ein wenig mehr als vorher.Ich holte also ihren Sattel, dank Quinn war es keine Schwarze Schabracke sondern eine hübsche türkise Marbelschabarcke. Komplett Ausgestattet ging es dann in die Reithalle. Ich hatt erst einmal Mühe aufzusteigen, da die Stute doch um einiges Größer war als ich es von meinen Schützlingen gewohnt war. Zum Glück hatte Jamie seine Stute gut erzogen und so blieb sie brav stehen bis ich hinaufgeklettert war. Schon der Schritt war schon um einiges flotter und und schwungvoller. Ich fühlte mich dennoch wohl auf der großen Stute. Im trab hatt ich einige Mühe die Stute zusammen zu halten. Da merke ich deutlich, dass die fast 20 cm mehr doch recht viel ausmachten. Die Stute gab sich dennoch alle Mühe ihr bestes zu geben. Dennoch nutzte sie doch ein paar mal aus das ich noch ein wenig unerfahren mit so großen Pferden war. ich war erstaunt wie fein die Stute war. Sie reagierte schon auf die kleinste Gewichtsverlagerung. Der Galopp war einfach ein Traum. Ich ritt einige Dressurlektionen bevor ich sie noch gemütlich im Schritt abritt. Nach diesem wundervollen ritt, freute ich mich immer mehr darauf, das Pepper dieses Jahr eingeritten wird. Ich ritt mit Lady Moon zum Putzplatz, wo ich abstieg und die Stute absattelte. Auf den Weg zu Koppel begegnete ich Luchy die gerade mit Nurja einen Ausritt startete. Jace hatte gerade Voilá angespannt, weshalb ich beschloss mir als nächstes Peppermint zu holen. Ich holte ihn von der Koppel und musste leider feststellen, dass er eine große Schramme am Knie hatte. “Was hab ihr wieder angestellt”, sagte ich Kopfschüttelnd zu dem Hengst, während ich die Wunde betrachtete. Leider war sein Knie auch warm und dick, also fiel das training wohl heute flach. Ich führte ihn in die Waschbox und kühlte sein Knie. Danach versorgte ich es mit Zinksalbe, und schmierte den Rest des Knies mit Tonerde ein. Danach lief ich noch eine halbe Stund im Schritt um den Hof, damit er noch ein wenig Bewegung bekam. Danach durfte er wieder auf die Koppel.

      Beim Mittagessen erfuhr ich, dass das Pferd tatsächlich bald kommen sollte. Luchy hatte zugestimmt Briair auch noch aufzunehmen. “Jace, Luchy meinte wir sollen mit Divine gleich mal zum Hofladen kommen, damit wir nach einem Sattel und so schauen können.”, sagte ich zu dem blonden Mann während ich die Spülmaschine einräumte. “Ok, übriges Voilá war heute toll”, erzählte er. “Ja, momentan ist sie wieder richtig aufgeweckt. Mein Ritt auf Lady Moon war auch echt toll. Ich freu mich nun umso mehr darauf, das Peppy bald eingeritten wird “, schwärmte ich. Als die Küche aufgeräumt war machten Jace und ich uns zusammen auf den Weg zu Divines Koppel. Nach der Aussprache heute morgen genoss ich seine Gegenwart so langsam und war auch nicht mehr so angespannt. Divine wartete schon am Zaun. Dieses Pferd war mir immer noch ein Rätsel, Divine war das einzige Pferd was ich kannte was seine Zeit lieber mit Menschen verbrachte als mit seinesgleichen. “Meinst du er ist fehlgeprägt? Immerhin ist er eine Handaufzucht”, frage ich Jace. “Gut möglich”, antwortete er Nachdenklich. “Hallo, großer”, begrüßte ich den weißen Hengst und strich ihm über die weichen Nüstern. Dank der Fliegenmaske hatte er keinen neuen Sonnenbrand und auch der alte Sonnebrand war abgeheilt. Ich legte ihm sein hübsches blau weisses Halfter an. Brav folgte er mir aus dem Tor, doch bevor er ganz hindurch ging blieb er neben Jace stehen stupste ihn grob an. “Was möchte er den jetzt “, frage Jace mich lachend. “Aufmerksamkeit”, antwortete ich schmunzelnd “Er ist wie ein Star, am liebsten im Rampenlicht”. Nachdem Jace den Hengst einen Moment gekrault hatte, war er auch bereit weiter zu gehen. In gemütlichem Tempo ging es rüber zum Hofladen wo ich mit Ivi wartete während Jace Luchy holte.

      Ein paar Minuten später kamen beide wieder heraus. “Dann wollen wir ihn mal ansehen “, sagte Luchy. Und begann sogleich Divines Schulterblatt zu ertasten und es mit bunter Kreide an zu zeichnen. “Kannst du sein Bein mal nach vorne ziehen”, wies sie mich an. Ich hob Divines Bein an und zog es nach vorne. Neugierig wie Divine war hatt ich sofort eine Nase im Gesicht. Luchy malte derweil weiter aus seinem weißen Fell rum. “Ok, du kannst es wieder abstellen”, kam es von Luchy, während sie schon dabei war seine letzte Rippe zu ertasten und weitere Striche auf ihn zu malen. Jace beobachtete da prozedere derweil interessiert und steckte Divine ein Leckerlie in die Schnauze. Inzwischen war schon fast ein Kunstwerk auf Ivi entstanden.”Also alles in allem eine sehr schöne Sattellage. wenig Widerrist, breite Wirbelsäule, kurzer Rücken “, sagte sie. “Jace kommt du mal kurz mit”. Wenige Minuten später kamen sie mit zwei Sätteln wieder. Als erstes legte sie verschieden Kopfeisen auf, bis sie eines gefunden hatte, was ihr von der größe gefiel. Danach legte den ersten Sattel auf, ein Vielseitigkeitssattel mit Spingschwerpunkt. Luchy ging hinter ihn und betrachtete das ganze. “Ne, das wird nicht der ist zu schmal”, mumelte sie bevor sie die Schulter betrachtete. “Ne das passt nicht”, kommentierte sie und nahm den Sattel wieder ab. dann legte sie den anderen Sattel auf. “Ist das ein Wanderreitsattel?”, fragte ich neugierig. “Nein, nicht ganz: Das ist ein Vielseitigkeitssattel. Aber du hast insofern recht, dass der auch in Trachtenbauweise, wie ein Wanderreitstattel ist. Ich denke der ist ganz gut für euch, ich vermute mal du wirst viel im Gelände arbeiten”, erklärte sie. “Ja, da hast du recht”, sagte ich grinsend. Als Luchy angurten wollte legte Divine aufeinmal die Ohren an und schnappte in den Strick. “Wow, so hab ich ihn ja noch nie gesehn”, sagte ich erstaunt. “Scheint so als hätte er Gurtzwang.”, sagte Luchy und verschwand in ihrem Laden um kurz darauf mit einem Lamfellgurt zurück zu kommen. Immer noch ein wenig grummelig, aber schon ein wenig friedlicher ließ er sich dann gurten. “Sehr gut”, sagte Luchy zufrieden. Soweit schien es auch als würde Divine den Sattel definitiv kennen, wie es auch schon wusste von den Feldtestbildern. “Ok, ich werde ihn gleich noch testen, aber erst brauch ich noch eine Trense”, sagte ich und ging in den Laden. Zielstrebig lief ich zu der Trensenecke und schnappt mir einen LG-Zaum in zwei verschieden Größen. “Du willst ihn also Gebisslos reiten?”, fragte Jace. “Ja, genau”. Ich nahm ihm Halfter und Fliegenmaske ab und streifte ihm eine der Zäumung über. Sie passte auch beinahe. “gut geschätzt Lina”, meinte Luchy , während sie den Zaum einstelle. “Ok, super, Jace kannst du den Sattel mitnehmen?”. Mit Divine und Jace im schlepptau ging es in die Reithalle. Dort angekommen ließ ich Divine von Jace sattel. Bis auf seine Missmuts bekundungen beim Gurten, war er brav. Nachdem er reit fertig war, stellte ich vorsichtig einen Fuß in den Bügel. Divine war etwas unentspannt und begann ein paar Schritte zu laufe, also nahm ich den linken Zügel an und ließ ihn solang in einem kleinen Kreis laufen bis er stehen blieb. Nachdem er wider stand lobte ich den Hengst. Wir wiederholten das aufsteigen ca. 8 -mal bis er tatsächlich stehen blieb bis ich drauf war. Ich trieb ihn an und er lief los bog am Zirkelpunkt ab und parkte auf der Mittelinie um sich danach nicht weiter zu bewegen. Ich trieb ihn sanft an. Keine Reaktion. Ich trieb erneut. Keine Reaktion.”Na, toll wir haben einen Stein bekommen”, meinte ich scherzhaft zu Jace.”Kannst du mir eine Gerte bringen?”. Jace ging zum Gertenhalter und brachte mir eine Gerte. Nun versuchte ich es erneut. Ich trieb ihn sanft an. Wie erwartet keine Reaktion. Ich trieb ihn erneut und unterstützte das ganze mit der Gerte. Keine Reaktion. Also gab ich die Hilfe ein wenig deutlicher. Bei der dritten Steigerung war es deutlich genug, dass er begann loszulaufen. Sofort stellte ich die treibende Hilfe ein und lobte ihn. Doch auch diese Runde kamen wir nur bis zur Mittellinie, wo er wieder einparken. Die folgende viertelstunde verbrachten wir damit loszulaufen und anzuhalten, wann ich es wollte. Ich beendete die Übung, als sie halbwegs funktionierte. Danach sattelte ich ihn ab und es ging in die Waschbox um die Kreide abzuwaschen. Jace war so lieb sein Sattelzeug zu verstauen, während ich Divine von Kreide befreite.


      Es war dunkel draußen und ich war gerade in mein Buch vertieft als es klopfte. “Ja?”, die Tür öffnete sich und Jace kam ins Zimmer. “Was liest du da?”, fragte er: “Einen romantischen Roman”, sagte ich und legte mein Buch Weg. Jace kam zu mir rüber und setzte sich zu mir aufs Bett. “Wegen dem was du heute morgen gesagt hast, ich fühle genauso”, ich sah in seine wunderschönen zweifarbigen Augen und der Schmetterling streckte seine Fühler aus. “Du kannst dir soviel Zeit lassen wie du braucht. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. “, sagte er als er meine Hand ergriff. Er roch so gut, wie immer. Ich lächelte “Danke, ich weiß das zu schätzen”. Es folgten zwei peinliche Minuten des Schweigens. “Ich geh dann mal wieder”, sagte er und stand auf. Er war schon an der Tür angekommen, als ich aufsprang um ihn aufzuhalten. Diesmal hatte ich auch mehr an als ein Shirt. “Warte Jace. Ich möchte dir noch etwas zeigen”. Ich nahm mein Tablett zur Hand und rief die Website mit Divines Bildern auf. “Meinst du er erinnert sich noch daran?”, frage ich und vergrößerte ein Bild von Divine vor der Kutsche.”Vermutlich”, sagte Jace. “Aber ich denke zuerst sollten wir an anderen Baustellen arbeiten”. “Ja, natürlich. Erst einmal musst aus der Statur ein Pferd werden”, sagte ich grinsend. Jace musterte mein Outfit. “Warum hast du denn so viel an, du hast doch so einen süßen Hintern”, sagte er und grinste schelmisch. Er nahm mich in den Arm und drückte mich “Gute Nacht kleine”, flüsterte er in meine Haare. “Gute Nacht”, nuschelte ich in seine Brust. Danach ließ er mich los und verließ das Zimmer. Ich schloss die Tür hinter ihm und glitt an ihr herunter. Auf Einmal überkam mich das Gefühlscahos. Viljami…, Jace..., der Schmetterling…., Divine…, Hufeisen die funken schlagen … BAAAMM. Das bunte Chaos zerfiel in tausend Splitter und wich schwarzen Nichts. Auf Einmal fühlte ich mich einfach nur noch leer und müde. Mein Körper war so schwer wie ein Stein. Mühsam rappelte ich mich hoch und schleppte mich aufs Bett. Kaum hatte ich die Matratze berührt fiel ich in einen tiefen traumlosen Schlaf.

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    • Wolfszeit
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      24.06.2020| Wolfszeit
      Das Perfekte Quadrilliepferd
      Jace| Es war noch dunkel als ich aufwachte. Am Himmel war nur ein schmaler lila Streifen zu sehen und über den Wiesen am Bach hin noch Nebel. Ich duschte mich zog mich an und ging nach unten. Die Sonne tauchte alles in orangegelbes Licht und machte den Weg zu Fohlenkoppel zu einem wunderschönen Erlebnis. Friedlichen lag die Koppel vor mir. LMR Fashion Girl stand zusammen mit Vakany und ihrem Fohlen WHC’Venice nahe am Zaun und graste.Das kleine braune Fohlen mit den weißen Punkten lag ganz nah an seiner Mama und schlief. Die kleine Stute war kaum zu sehen im hohen Gras und dem Nebel. Man erkannte das Fohlen eigentlich nur daran, dass das Gras dort plattgedrückt war, denn Außer einem kleinen Ohr war nicht viel zusehen. Vakany und Girly hoben den Kopf als ich mich näherte. Die hellbraune Flecken der hellen Stute schimmerten golden in der aufgehenden Sonne. Als die Falbstute mich erkannte senkte sie wieder den Kopf und zupfte weiter Grashalme aus. Fashion Girl wieherte mir leise entgegen und streckte mir ihre hübsche rosa Nase entgegen um mich nach Möhren abzusuchen. In meiner hinteren Hosentasche wurde die hübsche Stute auch fündig, auch wenn sie eigentlich schon rund genug ist. Die braune Stute steht jetzt fast seit 9 Monaten auf der Fohlenkoppel und ihr Bauchumfang hatte nicht nur wegen dem guten Gras zugenommen. Ich bin mir sehr sicher, dass sie eine gute Mutter wird, da sie schon bei fremden Fohlen einen ausgeprägten Mutterinstinkt hat. Außerdem sind wir sicher, dass das Fohlen nicht nur die Springveranlagung seiner Eltern erben wird, sondern auch die hervorragenden Gänge von Herkules. Ich strich Girly über ihre hübsche Stirn. “Du wirst eine wundervolle Mutter”, sagte ich zu der Stute. Ich kraulte die braune noch ein wenig an ihrer Lieblingsstelle und wie immer begann Girly dabei Grimassen zu schneiden. Nachdem Girly ausreichend gekrault war ging ich hinüber zu der alten Eiche , wo die beiden Jungpferde mit einem Großteil der restlichen Stuten standen. Bis auf WHC’ Mimithe schliefen alle Fohlen noch. Mimi probierte gerade der grasenden Candela in Ohr zu beißen. WHC’ Candela bemerkte das Ponyfohlen allerding und nahm den Kopf hoch. Mimithe sah ein wenig verwundert aus als sie in die Luft biss. WHC’ Mitena sah mich über Candelas Rücken hinweg an. Die schüchterne Stute versteckte sich öfter hinter Candy.Der kleine Solist war definitiv der mutigste von den drei Jungpferden. WHC’ Solist würde heute zu Alec ziehen. Der kleine Balisto brauch noch einen Spielkameraden und Solist kommt nun in ein Alter, wo er nichtmehr mit den Stuten zusammen stehen kann.Candela hatte sich inzwischen sehr gut entwickelt und zeigte sich Selbstbewusst. Mitena war leider noch sehr zurückhaltend. Wir alle waren schon gespannt wie die Stute sich entwickeln würde, wenn Candela ausziehen würde. Ich persönlich hoffe ,dass Mitena etwas aus sich rauskommt. Wenn die kleine sich noch ein wenig Selbstbewusster präsentieren würde könnte sie ein wahrer Dressurstar werden. Minnie Maus rief ihr Fohlen wieder zu sich bevor es noch mehr quatsch anstellen konnte, was Mimi zum Anlass nahm und sich fröhlich schmatzend einen schluck an der Milchbar gönnte. Ihre Schwester WHC’ Minya lag im feuchten gras und richtete sich auf. Verschlafen schüttelte das kleine Fohlen den Kopf und blinzelte in die Morgensonne. Tautropfen hingen der kleinen Tigerscheckstute in der Mähne. Minnie Maus schnupperte an ihrem Baby und schleckte ihr liebevoll über das feuchte Fell. Hinter mir raschelte das Gras. Ich drehte mich um und dort lag der kleine Oshawa im Gras und träumte. Im Traum zuckte WHC’ Oshawa und bewegte die kleinen Hufe. Sunny Empire, die Mutter des kleinen Hengstes beknabberte Mas’uda. Masu und Empire waren unzertrennlich und ergaben ein wunderschönes Bild wie sie sich im Sonnenaufgang beknabberten. Ich nahm meine Handy raus, machte ein Foto und schickte es in die Gruppe. Sogleich kam ein ‘AWWWW’ mit einem Herzsmiley von Hazel. Für gewöhnlich steht sie immer um halb sechs auf, um joggen zu gehen. Es fehlten nur drei Stute und ich hatte auch schon eine Ahnung wo sie sich aufhielten. Gerade die Fellponystuten Anitgone und Baroness of the Guard hielten sich besonders gerne am Waldrand auf. Dort fand ich die beiden auch. Antigone schlief noch ,während Nessi sie bewachte. Da ich die Palominostute nicht wecken wollte blieb ich auf Abstand und fand ein paar Meter weiter auch die letzte Kandidatin. Black Lady stand etwas abseits. Seit ein paar Tagen hatte sie die ersten Geburtsanzeichen. Es konnte nicht mehr lange dauern bis sie ihr Fohlen bekommen würde. Es war wohl besser die Stute heute im Auge zu behalten. Auch dieser Kugelrunden Stute stecke ich eine Möhre zu bevor ich zurück zum Hof ging. Langsam lichtete sich der Nebel und auch die anderen Fohlen hüpften inzwischen fröhlich über die Koppel. Fashion Girl folgte mir noch bis zum Tor wo sie sich noch eine Möhre erbettelte. Ich strich der Stute noch einmal über ihre hübsche Blesse, bevor ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Schützling machte. Inzwischen war es hell genug, sodass ich kein Licht im Stall machen musste. Da aktuell ein großer Teil der Stuten auf der Fohlenkoppel stand, war der Stall recht leer. Da die Pferde gerade erst gefüttert worden waren, kam mir kein Kopf entgegen. Ich ging zu Joras Box und sah hinein. Die dunkelbraune Stute war gerade dabei die letzten Reste ihres Müslis zu verspeisen. Neben ihr kam gerade ein weißer Kopf mit einer langen Mähne aus der Box. “Na Beauty, hast du schön geschlafen”, sagte ich zu der hübschen Stute und strich ihr durch die lange Mähen. Elvish Beauty gehört mit Lady Moon, Herkules und Look at my hair zu den Mähnenwunder auf diesem Hof. Was ich allerdings am meisten bewundere ist wie Sheena und Colin das immer schaffen diese Stute immer so sauber und ordentlich zu halten. Nun streckte auch Jora ihren Kopf raus und stupste mich an. “Ist ja gut meine hübsche”, sagte ich schmunzelnd zu der jungen Stute und nahm ihr Halfter von der Box. Die Stute pustete mir freundlich Luft ins Ohr ,während ich sie halfterete. Das dunkle Lila Halfter sah hervorragend auf der Stute aus. Ich ging mit der Stute zum Putzplatz und holte ihre Putzbox aus der Sattelkammer. Als ich vor Joras Schrank stand hörte ich Hufgeklapper auf der Stallgasse. Legolas, der große schwarze Hannoveraner stand jetzt neben Jora. Lina befestigte gerade die Stricke an seinem Halfter. Sie war so süß, gerade im Umgang mit Pferden. Das Gespräch zwischen mir und ihr hatte mir zwar geholfen zu verstehen weshalb sie so seltsam zu mir gewesen war, aber es hatte mich auch verwirrt. “Erde an Jace”, sagte Jayden der aufeinmal neben mir stand. “Oh, morgen Jay”, murmelte ich. “Na, was starrst du Lina so an”, stichelte er “Ist da jemand verliebt”, halt die Klappe Jay”, zischte ich als ich sah das Lina rüber kam. “Morgen Jungs”, sagte sie fröhlich. “Morgen “, erwiderte Jayden nur schelmisch grinsen. “Denkst du dran heute Farena und Voilá zu machen”, trällerte Lina und quetschte sich an mir vorbei in die Sattelkammer. “Wie kommt es denn dazu?”, fragte ich Jayden und sah ihn schief an. “Hab ne Wette verloren”, murmelte er. “Was für eine Wette?”. “Wer den cooleren Reitunterricht macht”, gab Jayden kleinlaut zu. Naja, es gibt definitiv schlimmeres als mit Farena van Hulshóf und Voilá zu arbeiten. Ich selbst möchte die kleinen Ponys sehr gerne. “Na, dann viel Spaß dabei”, sagte ich und ging wieder zu meiner Stute. “Wie läuft es mit Divine?”, fragte ich Lina, die gerade mit Legolas Putzbox wiederkam. Der weiße Freiberger war inzwischen fast 3 Monate bei uns. Was das reiten anging hatten wir noch keine großen Fortschritte mit HMJ Divine erreicht. “Ganz gut, wenn man vom reiten absieht?”, kam eine Stimme von der anderen Seite des Lackschwarzen Hengstes. Ich bürstete das dunkelbrauner Fell meiner Stute. “mmm, naja, zum Glück geht es ja nicht darum das am besten gerittene Pferd zu präsentieren”. “Ja”,sagte sie grinsend “allerdings hatte ich eine Idee. Dafür bräuchte ich dich und ein Pferd was brav Handpferde mitnimmt. Bist du dabei”. “Klar”, sagte ich etwas zu schnell. Jora war inzwischen sauber, sodass ich kurz in die Sattelkammer verschwand um Kappzaum und Longiergurt zu holen. “Dann also heute Nachmittag in der Halle?”, fragte ich Lina, während ich Jora anzog. Bevor der Kappzaum drauf kam holte ich noch Gamaschen, da ich der ungeschickten Stute zutraute einen Knoten in ihre Beine zu machen. “Dann bis später”, rief ich Lina noch zu, während ich mit der braunen Stute in Richtung Longierhalle ging. Zu meinem Glück lagen schon Stangen in der Halle sodass ich keine mehr holen musste. Ich begann damit Jora zum aufwärmen erst einmal fleißig im Schritt voran zu schreiten. Da Jora dieses Jahr langsam angeritten werden sollte, longierte ich mit Gurt, damit die junge Stute sich schon einmal daran gewöhnt etwas umgeschnallt zu haben. Da Jora auf Veränderung sehr empfindlich reagiert, wird das anreiten bei ihr besonders langsam ablaufen. Genau deshalb wird sie seit 3 Wochen mit Gurt longiert. Natürlich ist die Stute noch weit davon entfernt perfekt zu laufen, doch sie lernt erstaunlich schnell. Aktuell ist sie leider wieder ein wenig überbaut, was sie wieder ein wenig aus der Balance wirft. Weil die Stute noch im Wachstum ist soll sie nach dem anreiten nochmal eine Weile nur vom Boden aus gearbeitet werden, bis sie vollständig ausgewachsen ist. Inzwischen war sie warm und ich nahm auch den Trab und Galopp dazu. Nach einer halben Stunde beendete ich die Trainingseinheit. Ich lief noch 10 Minuten um den Hof bevor ich die Stute koppel fertig machte. Ihre Weidekameraden Miss Leika, Elvish und LMR Ice Rain waren bereits auf der Koppel und grasten zufrieden in der Morgensonne. Sobald ich Jora frei ließ trabte die junge Stute zu Ice Rain hinüber und begrüßte sie freundlich. Ich mochte Jora. Die braune Stute strahlte leichtigkeit aus und in ihrem Auftreten ließ sich ihre Abstammung nicht leugnen. Ihr Vater Red Diamond II ist ein erfolgreiches Springpferd und ihre Mutter Promise Of Sundance ist eine Prämienstute, die durchaus wusste weiß wie man sich bewegt. Die Sprungkraft ihres Vaters hatte sie definitiv geerbt. Gleich in der ersten Woch auf dem Hof war die Stute über den Paddockzaun gehüpft und ausgebüchst. Wo ich so an der Koppel stand überlegte ich welches Pferd für die Divineaktion geeignet ist. All Hope Is Gone ist definitiv zu launisch dafür, gerade jetzt wo viele der Stuten wieder rossig sind. Vikar fällt raus, weil er heute seine Westerneinheit hat. Sheena kam gerade zur Koppel um Elvish Beauty zu holen. Und da fiel es mir ein ich könnte mit El Pancho ausleihen. Der gutmütige Knabstrupperhengst war geradezu perfekt dafür, da er sogar mit Divine zusammen wohnte. “Hey, Sheena”, grüßte ich die junge Frau. “Hi, Jace”.
      “Dürfte ich mir El Pancho heute ausleihen?”, kam ich direkt zum Punkt, weil mir gerade einfiel, dass ich Gone und das Fohlen noch machen musste bevor die neue Stute ankam. “Oh ja, gerne, das passt mir heute ganz gut. Mein Bruder hat mir die kleine aufgedrückt, weil er und Luchy irgendetwas wichtiges in der Stadt machen müssen”. “ Danke. Viel Spaß mit der kleinen”. Nach Beendigung des Gesprächs machte ich mich auch gleich auf den Weg zu Fohlenkoppel um WHC’ Mitena zu holen. Die ganze Herde war inzwischen zum Waldrand gewandert, das es dort deutlich kühler war. Als ich mich der Herde näherte, sah ich dass alle Pferde da waren.

      Nur eine Stute fehlte. Black Lady. Ich ging ein paar Meter von der Herde weg und entdecke die Rappstute etwas abseits im Gras liegen. Neben ihr lag ein kleines braunes Fellbündel. Das Fohlen war noch ganz nass und wusste noch nicht so recht wo es war. Der Kopf war geziert von einer großen weißen Blesse, die das Auge aus sparte. Das was man von dem Fohlen sah, ließ sofort den Vater erkennen. Da war es also WHC’ Secret Fashion. Black Lady rappelte sich auf und begann ihr Fohlen trocken zu lecken. Ich zog mein Handy aus der Tasche und machte ein Foto von den beiden.

      Schaut nur das Fohlen ist da, schrieb ich darunter als ich es in unseren Hofchat schickte. Blacky und dem Fohlen schien es soweit gut zu gehen, sodass ich mich zurück auf den Weg zu Mitena. Wie immer kam Candela mutig auf mich zu und das dunkle Palominofohlen hielt sich noch zurück. Ich streichelte Candela über den rot weißen Hals und steckte der jungen Stute ein Leckerlie zu. Das reichte aus, dass Mitena Eifersüchtig genug war um hinter Candy hervor zu kommen. Ich arbeite erst seit ein paar Tagen mit der schüchternen Stute. Hier auf dem WHC’ erzogen wir die Fohlen zu beginn nur soweit, dass sie sich brav führen lassen und auch Tierarzt und Hufschmied kein Problem ist. Alles weitere folgte nach und nach. Da die Jungpferde dann bis sie ca. Jahr sind kaum Menschenkontakt haben sind viele der Fohlen anfangs sehr zurückhaltend. Jetzt hieß es für Mitena, erst einmal die Grundkommandos zu wiederholen. Da die Stute sich allerdings extrem schüchtern zeigt, sind wir bisher noch nicht über das Halfter anlegen hinaus gekommen. Mitena war inzwischen bis auf eine Nasenlänge an mich rangekommen. Nun machte die junge Stute einen langen Hals um an das Leckerlie zu kommen, welches ich ihr hinhielt. “Braaav machst du das”, sprach ich ruhig mit der Stute. Vorsichtig angelte sich sich das Leckerlie aus meiner Hand und sie trat gleich einen Schritt vor um noch ein weiteres Leckerlie ab zu zocken. “Super Mausi.”, lobte ich Mitena und Candela bekam gleich einen Tadel .“Candy, dräng dich nicht in den Vordergrund”, sagte ich und schob den Kopf der Scheckstute zur Seite. Langsam streckte ich meine Hand nach Mitena aus und berührte die Stute an der Schnauze. “Super, kleine Maus”, lobte ich und strich ihr vorsichtig über den Kopf. Brav ließ sich die Stute streichen und genoss es als ich begann sie zu kraulen. “Baaaav Mitena”. Nach einer kleine kraul Runde zeigte ich der Stute das Halfter was ich mitgebracht hatte und ließ sie daran schnuppern bevor ich sie vorsichtig damit am Hals berührte. Brav machte die kleine Stute das mit und ließ sich halftern. Danach versucht ich die Stute ein paar Schritte zu führen brav folgte sie mir. Auch wenn sie Menschen gruselig fand hat sie das führen offenbar nicht vergessen. Mit einem Blick auf die Uhr beschloss ich, dass es nun genug für die junge Stute war, schließlich musste ich noch meinen Tinkerhengst reiten bevor die neue Stute ankam, damit ich den Nachmittag dann für die Stute und Divine nutzen konnte. Also gab ich Mitena noch ein Leckerlie und entließ sie wieder. Sobald sie merkte das es von mir nichts mehr gab trabte sie auch sogleich zurück zu Candela. Ich brachte das Halfter zurück und holte mir All Hope Is Gone von der Koppel. Der Tinker war heute aufgeweckt, weshalb das holen ein wenig schneller ging als sonst. Da seine Mähne eingefolchten war konnte ich mir das Mähnebürsten sparen, weshalb auch das putzen schneller ging als sonst. Danach sattelte ich den Rappen und ging mit ihm auf den Platz. Ich wärmte ihn auf und als es in die Arbeitsphase ging begann der launisch Hengst rum zu mäkeln, sich gegen meine Hilfen zu wehren und zu bocken. Der Hengst wollte wohl heute länger arbeiten. Nach 15 min hatte ich den Konflikt mit Gone geklärt und wir konnten ein paar Dressurlektionen reiten. auf dem Weg zu Stall sah ich dann auch schon den LKW vorfahren. Ich drückte Jesse den Tinker in die Hand. “Kannst du ihn wegbringen? Ich muss die Stute in Empfang nehmen”. Saget ich und verschwand in Richtung einfahrt.Der Fahrer stieg gerade aus und ließ die Klappe hinten runter. Briar war scheinbar das letzte Pferd welches ausgeliefert wurde, denn sie stand alleine hinten auf dem Hänger. Briari hieß die Stute, die nun aus dem Hänger geladen wurde. Die Schimmelstute war rein weiß bis auf einen braunen Fleck, ein sogenanntes Bloodmark, am Kopf. Ich nahm die Stute entgegen und Luchy übernahm den Papierkram. Die hübsche Stute wirkte freundlich und folgte mir Brav. Ich wollte sie erst ein wenig rumführen, damit sie sich die Beine vertreten konnte. Nachdem wir ein wenig gelaufen war, ließ ich sie noch einen Moment grasen. Doch davor begann die Stute sich erst einmal zu strecken. Das sah ziemlich lustig aus. Luchy hatte gesagt ich solle Briar zu Beastly Domina auf de Koppel stellen. Einerseits damit die braune Stute nicht länger alleine war, andererseit weil die beiden Stuten sich schon kannten, da sie zusammen auf dem Deer Forest EC lebten. Also ging ich mit der Schimmelstute im Schlepptau zur Hauskoppel. Mina wierthe uns entgegen ,sobald sie Briair erkannte. Ich ließ Briair zu Mina und die Stuten begrüßten sich freundlich und begannen dann auch gleich zu spielen. Ich beobachtete die beiden Stuten noch eine halbe Stunde und nachdem sie begonnen hatten zu grasen ließ ich sie allein. Wie Luchy bereits vermutet hatte, erkannten sich die Stuten.

      Mein Blick auf die Uhr bestätigte mich darin ,dass es nun Zeit für die Mittagspause war.

      Nach der Pause machte ich zusammen mit Lina auf den Weg zur Koppel um El Pancho und HMJ Divine zu holen.”Was genau hast du eigentlich vor?”, fragte ich Lina neugierig. Naja, ich habe überlegt, entweder liegt es an de Halle, dass Ivi nicht läuft oder es liegt daran, dass er nicht alleine laufen will. Ich habe nämlich inzwischen rausgefunden, dass er wohl nach dem Feldtest ausschließlich zweispännig gefahren wurde. Deshalb habe ich mir gedacht wir könnten das mal probieren ob er läuft wenn jemand neben ihm ist”, erklärte die Finnin. “Das klingt sehr logisch”,stimmte ich zu. Inzwischen waren wir auch an der Weide angekommen und Lina rief nach Divine. Der weiße Hengst kam nach einer halben Minute auch vom hintersten Ende angetrabt. El Pancho der meistens mit Divine irgendwo rumhing folgte ihm im Schritt um zu schauen ob es etwas spannendes gibt. “Du hast ihr ja schon gut erzogen”, meinte ich anerkennend. Lin Halfter den Freiberger und wir warteten bis Pancho angetrottet war . “Na Panch, heute musst du dich mit mir abgeben”, begrüßte ich den freundliche Knabstrupper. Mit den beiden Hengsten machten wir uns auf dem Weg zu Putzplatz um die beide zu Putzen und zu satteln. “Lass uns auf den Platz gehen, da haben wir auch gleich die Halle weg” schlug ich vor. “Das ist eine super Idee stimmte” Lina mir zu und wir machten uns auf den Weg zum Platz. Ich gurtete nach, stellte meine Steigbügel ein und stieg auf. Lina saß inzwischen schon auf dem weißen Freiberger und versuchte los zu reiten. Divine lief auch los, aber wie von einem Magneten angezogen lief er nicht außenrum sonder parkte zielsicher neben Pancho ein und war auch nicht in der absicht weiter du laufen. “Hast du einen Magneten an Pancho geklebt”, kommentierte Lina das ganz lachend. “Nagut, dann nochmal zusammen”. Ich trieb den grauen Knabstrupper an und wie durch ein Wunder lief Divine gleichzeitig los und wich El Pancho auch bei Wendungen nicht mehr von der Seite. “Also im Schritt funktioniert das ja ganz gut, wollen wir es im Trab probieren”, fragte ich Lina. “Na klar, ich glaub ich hab ein anderes Pferd unter mir”, sagte sie lachend. Ich trieb den Hengst in den Trab und Divine lief sogar im Gleichschritt. “Haha, ich glaube wir können einen super Par de deux mit den beiden Reiten”, sagte Lina lachend. Sogar gemeinsame Volten und das Rückwärtsrichten klappte synchron. Ich steuerte Pancho auf den Zirkel und ließ ihn angaloppieren. Auch das klappte Problemlos. Nach ein paar Runden parierte ich Pancho wieder zum Schritt durch. “Jetzt müssen wir nur noch herausfinden wie wir ihm beibringen auch alleine zu laufen”, sagte ich lachend. Wir probieren noch einige Bahnfiguren, bevor wir das training beendeten und die beiden Hengste wieder auf die Koppel durften. “MMM ich glaube ich sollte mir El Pancho öfters ausleihen, der ist ja echt klasse”, meinte ich zu Lina. Divine und El Pancho hatten sich inzwischen zu den anderen Hengsten Gesellt die am Waldrand grasten. Divine brauchte auch nicht lange bis er im Bach lag um sich abzukühlen. Typisch Pferd gab es danach ein Sandbad, sodass dort statt einem weißen nur noch ein hellbraunes Pferd. “Na viel Spaß beim putzen morgen”, sagte ich zu Lina bevor wir zurück zum Hof gingen.
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    • Wolfszeit
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      09.10.2020|Wolfszeit
      36 Grad und es wird noch heißer
      Maskota, Don Carlo, Legolas, Flanell d’Egalité, Lancasters Peppermint, Cleavant ‘Mad Eyes’, El Pancho, PFS’ Artic Tiger,HMJ Divine, PFS’ Caruso, Vikar, Voilá, Abe’s Aelfric, Farena von Hulshóf, Black Lady, Chessqueen, Finest Selection, Colour Splash, British Gold, Nathalie, Promise Of Sundance, Jora, Keks, Elvish Beauty, Mas’uda, Sunny Empire, LMR Ice Rain, Miss Leika, Walking On Sunshine, Saturn, Lifesaver, Elf Dancer, Herkules, Acerado, Craystal Sky, Miss Griselda Braun, LMR Fashion Girl, Carry On My Wayward Son, Injaki, Look at my hair, All Hope is Gone, Beastly Domina, Briair, Lady Moon, Blue Heart, Lady Swan, Vakany, Little Buddy, What’s Happend In the Dark, LMR Royal Champion, Cremella, Miss Monty, Minnie, Nurja, Ursel, Antigone, Doo Wop, Curly, Baroness, Rum, Amigo, Nabuko, Fiama di Royal Peerage, WHC’ Delicious Donut, WHC’ Secrect Fashion, WHC’ Mimithe, WHC’ Minya, WHC’ Oshawa, WHC’ Venice, WHC’ Candela, WHC’ Mitena

      Lina| Mit einen schrillen klingeln weckte mich mein Handy. Noch ganz verschlafen tastete ich nach dem Gerät um es auszuschalten. Es war 4:30 Uhr. Da es heute extrem heiß werden sollte, wollte ich heute besonders früh anfangen.Gähnend, rollte ich mich aus dem Bett und tapste ins Bad. Ich duschte mich, putzte die Zähne und zog mich an.Nach der Dusche fühlte ich mich auch gleich lebendiger.
      Am Himmel war schon ein heller Streifen zu sehen und die Sonne kletterte langsam über den Bergrücken. Ein kleiner Vogel flog durch die Morgenluft und zwitscherte fröhlich ein Lied. Noch etwas verschlafen machte mich auf den Weg zum Hauptstall, weil ich heute mit Maskotka anfangen wollte. Als ich den Stall betrat,waren die meisten Pferde noch am schlafe und auch die Dunkelfuchsstute lag noch im Stroh. Masko hob verschlafen den Kopf als ich die Boxentür öffnete. “Guten Morgen hübsche”, sagte ich sanft zu der Stute und zupfte ihr einen Strohhalm aus dem Schopf. Ein wenig verwirrt über die frühe Störung blickte mir die Stute aus ihren braunen Augen entgegen. Langsam wanderten die Ohren, die anfangs noch entspannt herab hingen, nach vorne. Ich hielt der Stute eine Möhre vor die Nase, die sie auch sogleich fraß. “Na, komm süße, wollen wir noch etwas schaffen bevor es so richtig warm wird”, sagte ich zu ihr und stand auf. Noch waren angenehme 23 Grad. Masko war inzwischen aufgestanden und schüttelte sich. Ich holte die Fuchsstute aus ihrer Box und band sie am Putzplatz an. Ich begann damit das rötliche Fell der Stute zu striegeln. Ich liebe das neue Putzzeug was ich für sie hatte, denn es sammelte den Staub perfekt aus dem Fell raus. Jedes Pferd glänzt wunderschön wenn ich es mit diesen Bürsten geputzt wird. Nachdem ihr Fell sauber war, begann ich das Stroh aus ihren Langhaar zu sammeln, was bei ihrem voluminösen Schweif ein wenig dauerte. Fertig eingekleidet in dunkelblau ging es dann in die Reithalle. Dort angekommen ging es erst einmal ans aufwärmen, bevor es an die Dressurarbeit ging. Nach 20 Minuten beendete ich die Trainingseinheit und entließ die Stute, nach dem Abreiten zurück in ihre Box. Daniel und Elijah, begannen nun die Pferd zu füttern und wie jeden Morgen machte Don Carlo einen riesen Rabatz und trat gegen seine Boxentür, bis er sein Futter bekam. Der lackschwarze Hengst ein paar Boxen weiter schaute lieber noch gemütlich aus seinem Fenster und beobachtete die Ponys auf dem Unterhausauslauf. Legolas war allgemein ein eher unauffälliger Hengst, dennoch im Umgang ein wahrer Schatz. Masko futterte inzwischen ihr Frühstück. Ich gab ihr noch eine Möhre in den Trog und machte mich dann auf den Weg zu den Außenboxen, wo Lancasters Peppermint schon auf mich wartete. Pepper versuchte seinen Boxennachbarn Flanell d’Egalité zu ärgern, indem er versucht in seine Mähne rein zu beißen. Flanell seinerseits war auch nicht ganz untätig und versuchte ebenfalls in Pepper rein zu beißen. “Na ihr zwei Clowns”, sagte ich zu den beiden Hengsten und brachte sie auseinander. Doch als ich kurz nicht hinsah versuchte Pepper wieder den Hals lang zu machen um Flanell weiter zu ärgern.

      Für Pepper stand heute nur lockere Halfterlonge an, da er gestern ein anstrengendes Training hinter sich hatte. Also ging ich zuerst in die Sattelkammer um eine Möhre und eine Longe zu holen. Ich hielt dem schwarz-weißen Hengst die Möhre entgegen, die er genüsslich kaute, während ich ihm das Halfter anzog. Zusammen mit dem großen Hengst machte ich mich auf den Weg in die Logierhalle. Ich ließ ihn erst einmal im Schritt ein paar Runden laufen, bevor ich ihn in den Trab und anschließend im Galopp einige Runden flitzen ließ. Frisch bewegt durfte Pepper noch einmal in seine Box, da es erst in einer halben Stunde auf die Koppel ging.
      Am Oberhausauslauf angekommen kam mir als erstes Mad Eye und Panchy entgegen. Während Panch mir freundlich entgegen schaute und wartete bis ich ihm ein Leckerlie gab, machte sich Mad Eye lieber selbst auf dIe Suche nach etwas essbaren. “Ey du kleine Frechdachs”, schimpfte ich den Wallach und schubste seine Nase weg. Der Knabstrupperhengst, der brav wartete bekam ein Leckerlie, welches er auch zufrieden verspeiste. Cleavant begann nun mit den Huf zu scharren um so ein Leckerlie zu bekommen. “Maaadi so bekommst du nix”, sagte ich zu dem Schecken und stupste ihn an. Der Hengst schüttelte empört den Kopf, hörte aber tatsächlich auf zu betteln. “So bist du brav”, lobte ich den Hengst und gab ihm sein Leckerlie. Als nächstes sprang mir der kleinste Bewohner des Paddocks in den Weg, sodass ich fast über ihn fiel. Der Silberne Hengst sah mich frech an. “Na Tigerchen. Lach für mich”, raunte ich dem Miniature Horse zu und gab ihm ein Handzeichen. Daraufhin streckte er den Kopf und hob seine Oberlippe. “Braaaav”, lobte ich den kleinen Mann und gab ihm eine Belohnung. Verfolgt von dem kleinen Hengst, kam ich nun endlich zu dem Pferd, weswegen ich eigentlich hier war. Der weiße Hengst stand noch gemütlich mit Caruso im Schatten des Unterstandes. Die beiden Pferd beknabbern sich freundlich und ich sah den beiden eine Weile zu, bevor Caruso mich bemerkte und von Divine abließ. Beide Hengste kamen nun an getrottet. Ich steckte beiden ein Leckerlie zu, bevor ich den weißen Freiberger aufhalftete. Ich ging mit dem Hengst zum Putzplatz. “Morgen Jace”, rief ich dem jungen Mann entgegen der gerade mit Vikar vorbei lief. schaute ihn aber nur kurz an. Unsere Beziehung war immer noch seltsam. “Morgen”, murmelt er und ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei. Nachdem ich Divine ein wenig verwöhnt hatte ging es noch einmal das Aufstellen üben. Durch seine Rücksichtsvolle Art war das führen kein Problem. Bei Aufstellen neigte er dazu geschlossen zu stehen und ein wenig rum zu hampeln. Also ging ich mit ihm auf dem Platz. Zum Glück weht dort ein sanfter Wind, welcher die ansteigenden Temperaturen etwas erträglicher machte. Nach 20 min beendete ich die Übung. “So mein hübscher, jetzt gibt es noch eine Dusche für dich und dann darfst du zu den anderen auf die Koppel”, sagte ich zu meinem Hengst und klopfte ihm den Hals. Ich duschte den Freiberger ab und sprühte ihn dann mit Insektenspray ein. Mit Fliegenmaske ging es dann auf die Koppel. Divine war der erste, weshalb ich beschloss auch noch die anderen Hengste rauszustellen. El Pancho stand nicht im Auslauf, weil er gerade versorgt wurde. So schnappte ich mir als erstes Aelfric, Mad Eye und Tiger. Die drei ließen sich wie immer brav auf die Koppel bringen. Als ich zurück an den Auslauf kam wurde Nabuko gerade von seiner Reitbeteiligung geholt. Das Mädchen hatte aktuell Ferien, weshalb sie immer schon besonders früh auf dem Hof war. So blieben nur noch Amigo, Rumkugel und Caruso übrig, die ich auch auf die Koppel brachte. Meine beiden Shettys Voilá und und Farena hatten heute frei, sodass ich die beiden Stuten nur raustellen musste. Also holte ich die Stuten vom Auslauf und brachte auch sie auf die Koppel. Fehlte heute also nur noch ein Pferd. Meine schwarze Schönheit Black Lady. Ich betrat den Stall und die Stute grummelt mir schon freundlich entgegen. Für die Stute stand heute nur ein kleiner Spaziergang an. “Guten Morgen meine hübsche”, begrüßte ich sie und strich ihr liebevoll über die Strin. Für die Stute gab es dann noch ihr Lieblingsleckerli, eine halbe Banane, bevor ich ihr das Lilaflauschhalfter anzog und den Strick ein hakte. Ihre Boxennachbarin Chess streckte neugierig ihren Kopf aus der Box, als ich Lady hinaus brachte. Vor dem Stall kam mit Jace entgegen, der gerade Sally und Splash auf die Koppel gebracht hatte. British wieherte uns zu, als wir an den Koppel vorbei kamen. Promise, Nathy und Gold folgten und am Zaun entlang, bis die Koppel endete. Nach einer großen Runde um den Hof spritzte ich die Stute ab und brachte ich Lady auf die Koppel. Im Anschluss half ich die Pferde abzuspritzen und auf die Koppel zu bringen, denn die Temperaturen lagen inzwischen bei 38 Grad und sollten noch weiter Steigen. Als alle Pferde versorgt waren packte ich noch die letzten Sachen für den Flug zusammen, denn morgen ging es für Alec und mich mit Divine und Churro nach Italien.

      Zwei Tage später auf dem Sommertunier

      Ein kleines Mädchen| Neugierig blätterte ich im Programmheft.. “PAPA, es gibt weiße Freiberger?”, fragt ich meinen Vater. “Scheinbar schon”, antwortete er und schaute stirnrunzelnd in das Programmheft. “Scheint ne gute Abstammung zu haben”. “Den Hengst will ich unbedingt sehen”, quiekte ich und hüpfte aufgeregt auf und ab.”Der sieht aus wie ein Einhorn… da fehlt nur noch GANZ VIEL Glitzer”. Ein paar Minuten später folgte ich meinem Vater zu der Zuschauertribüne. Ich hibbelte ein wenig herum, bis das weiße Pferd den Platz betrat. Eine recht kleine Frau führte das Pferd bis zu einer Stange die auf dem Boden lag. Dort blieb die Frau stehen. “Der ist in echt noch vieeeel schöner”, sagte ich staunend zu meinem Vater. Nachdem das Pferd ein paar Minuten dort rum gestanden hatte, liefen sie im Schritt ein paar Runden links und dann rechts rum. Danach machten sie dasselbe noch einmal im Trab. Danach verließen sie den Platz leider schon. “Die sind ja gar nicht galoppiert”, sagte ich traurig. Ich sprang auf und lief Richtung Stallungen. Dort fand ich die Frau mit dem weißen Hengst. “Darf ich ihn mal streichen?”, fragte ich neugierig. “Na klar”, sagte die Frau freundlich. Ich hielt dem weißen Pferd meine Hand entgegen. Snaft pustete er die Luft aus seinen großen Nüstern. “Er hat ja ein gaaanz weiches Maul”, sagte ich und strich ihm über den Kopf. “Wie heißt er ?”. “Er heißt Divine”, antwortete die Frau. “Wow, ein voll schöner Name für ein schönes Pferd”.

      Am Nachmittag

      Alec| Ich hatte meinen braunen Hengst bereits aufgewärmt und ritt noch ein paar Runden Schritt um darauf zu warten bis wir aufgerufen wurden. “Nummer 401 bitte an den Start”, das war unser Signal. Ich strich meinem Hengst nochmal über sein Schokobraunes Fell und ritt zum Start. “Nun sehen wir Chocolate Churre vorgestellt von Alexander Lightwood”, ertönte es aus den Lautsprechern. Dort angekommen grüßte ich die Richter und dann ertönte auch schon gleich die Glocke. Ich galoppierte Chocolate Churro aus dem stand an. Ich versammelte meinen Hengst vor der ersten Station um mir den Becher von der Stange zu schnappen. Auf der Strecke zwischen den Stangen ließ ich ihn wieder etwas an Tempo zulegen, bevor ich ihm vor der zweiten Stangen wieder einfing. Ich schaffte es gerade so den Becher auf der Stange zu platzieren ohne die Stange dabei um zu reiten. Das nächste Hinderniss war ein leichtes für meinen Hengst, da wir die Brücke auch gerne in unsere Bodenarbeit einbauten. Brav überwand Churro das Hinderniss. Die nächste Aufgabe würde eine menge Konzentration brauchen, da ich genau wusste ,dass der Hengst sich mit den Galoppwechseln noch ein wenig schwer stand. Schon ein paar Meter vor dem Slalom holte ich den Hengst zu mir. “Jetzt schön aufpassen mein hübscher”, raunte ich ihm zu. Der erste Galoppwechsel war ein wenig holprig, aber der nächste klappte schon besser. Das letzte Fähnchen streiften wir ein wenig, aber dafür, dass Galoppwechsel nicht seine beste Lektion waren machte der Hengst das super. Die letzten beiden Aufgaben meisteren wir schließlich auch noch. Nach beendigung des Parcours Ritt ich den Hengst noch ein wenig im Schritt, damit er sich noch einmal ein wenig entspannen konnte.
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    • Wolfszeit
      Nationalteam IX | 1. April 2021
      HMJ Divine // Voilá // Carry On my Wayward Son // Injaki // Vakany
      Northumbria // Glymur // Kempa // Blávör


      Lina
      Nachdem Niklas verschwunden war, hatte ich beschlossen zu meinem Pferd zu gehen. Den gab es schließlich auch noch. Zum Glück hatte irgendwer ihn mit auf die Koppel gebracht, denn ich hatte es heute Morgen einfach vergessen. Zum Glück schien der weiße Hengst nicht nachtragend zu sein. Wie immer kam er freundlich ans Tor getrabt.
      “Na Süßer, du hast bestimmt schon gewartet”, begrüßte ich den Hengst und hielt ihm eine Möhre hin, die er auch sogleich wegknusperte.
      “Weißt du Ivy, heute ist einfach ein seltsamer Tag”, begann ich und kletterte auf den Zaun. Der Freiberger trat ein Stück zurück und begann mein Knie voll zu sabbern. Da ich eh noch mit Schlammspritzern bedeckt war, ließ ich ihn einfach machen.
      “Auf pferdiger Ebene läuft heute einiges falsch” erzählte ich dem Hengst. “Doch dafür scheint es ansonsten heute ganz ok zu laufen, auch wenn ich absolut nicht weiß, warum das so ist”. Mein Knie schien inzwischen uninteressant zu sein, denn der weiße Hengst begann nun lieber mein Handy in der Hosentasche zu inspizieren. Da das Pferd mir eh nicht zuhört, beendete ich das Selbstgespräch und ging dazu über ihn einfach nur zu beobachten. Neugierig, wie er war, begann Divine an der Hose zu knabbern.
      “Das kannst du nicht essen mein kleiner Prinz”, sagte ich, während ich das Handy aus der Tasche zog, um zu vermeiden, dass er noch ein Loch in meine Hose knabberte. Gerade als ich es in die Hand nahm, kündigte es durch ein kurzes Signal, den Eingang einer neuen Nachricht an. Die Nachricht war von Niklas, er wollte wissen, ob es sich jetzt die Führanlage anschauen sollte.
      “Jap, mache mich sofort auf den Weg. Ich bin in 2 min vorm Stall ”, antworte ich ihm.
      “Die Arbeit ruft, mein hübscher”, verabschiedete ich mich von meinem Pferd, welches inzwischen gelangweilt am Gras knabberte und kletterte wieder vom Zaun runter.
      Keine drei Minuten später stand ich auch schon im Hof und sah mich nach Niklas um.

      Niklas
      Im Zimmer wollte ich nur meine Hose wechseln, um dann Lina zu helfen, doch Ju hatte anderes im Kopf. Jetzt wurde mit klar, dass die Monstermücken noch immer offensichtlich waren.
      “Bevor du gehst, musst du mir ein paar Fragen beantworten”, sagte er und stellte sich vor die Tür.
      “Dafür habe ich jetzt keine Zeit, ich will bei der Reparatur der Führanlage helfen”, versuche ich mich herauszureden und gab mein Bestes durch die Tür zu kommen. Doch er blockierte sie gut.
      “Ja, dann schieß los.”, gab ich nach.
      “Diese Kratzspuren waren gestern noch nicht da und von Lina werden sie wohl nicht sein, also was hast du getan? Und sagt mir jetzt nicht, dass meine Gedanken stimmen”, meckerte er. Vermutlich wusste Ju schon was passiert war.
      “Können wir das wann anders besprechen? Ich möchte nicht drüber sprechen”, murmelte ich verlegen.
      “Nein. Du verschwindest immer, wenn es brenzlig wird. Also sprich es aus, sonst erzähle ich es allen. Ob ich recht habe oder nicht.”, drohte Ju nun.
      “Ist doch gut, ja. Ich habe mit Vriska geschlafen. Zufrieden? Sie wollte es”, gab ich zu.
      “Ich hätte es von Anfang an wissen sollen. Deswegen wolltest du nicht, dass ich was mit ihr etwas anfange, weil du Arsch sie flachlegen wolltest. Und fair gegenüber Lina ist das auch nicht. Warum bist du so? Immer wenn ich jemanden kennenlernen möchte, kommst du dazwischen. Noch einmal und du kannst Lebewohl zu mir sagen. Werd’ erwachsen.”, die Enttäuschung in der Stimme war deutlich zu hören. Ohne mich weiter zu äußern, lief ich raus, nach dem Ju mir den Weg frei machte. Von Lina hatte ich bereits eine Nachricht bekommen, wo ich denn bliebe. Im Eiltempo machte ich mich zum Stall, vor dem Lina bereits wartete.
      “Tut mir leid für die Verspätung. Ich hatte einen Streit mit Ju wegen Nichtigkeiten”, entschuldigte ich mich bei ihr.

      Lina
      “Alles gut, hier gibt es immerhin Schatten”, antwortete ich Niklas. Während ich auf ihn gewartet hatte, hatte ich mich im Schatten einer der Eichen niedergelassen und hatte ein paar Schmetterlinge beobachtet, die fröhlich durch die Luft taumelten. “Und es ist wirklich nichts Wichtiges zwischen euch? Ich kann sonst, auch wenn anders fragen”, fragte ich dann noch vorsichtig nach, denn er wirkte ein wenig gestresst auf mich.
      “Ach er bildet sich nur mal wieder Sachen ein”, lenkte Niklas überzeugt ein. Dass er mir etwas nicht sagte, spürte ich dennoch.
      “Falls du doch irgendwann das Bedürfnis zum Reden haben solltest, weißt du wo du mich findest”, bot ich an und rappelte mich auf.
      “Willst du dir dann jetzt die Führanlage ansehen?”, fragte ich freundlich.
      “Natürlich, dafür bin ich schließlich gekommen und nicht eine Selbsthilfegruppe zu gründen”, scherzt Niklas.
      “Na dann los”, forderte ich ihn auf und lief in Richtung Führanlage, vor der wir einen Moment später standen.
      “So und das Problem ist, folgendes...”, demonstrierte ich und drückte den Startknopf. “Es bewegt sich nicht mehr”, fügte ich dann hinzu, auch wenn es recht offensichtlich war.
      “Und ja, bevor du fragst, ich habe die Anlage bereit schon mal komplett ein- und ausgeschaltet”.
      “Wann ist denn das Problem aufgetreten? Und vor allem gab es Anzeichen?”, stellte er mir komische Fragen.
      “Du stellst vielleicht Fragen. Soweit ich weiß, funktioniert das Ding seit zwei Tagen nicht mehr”, antwortete ich ihm. “Und von Anzeichen weiß ich nichts, aber ich bin hier ja auch nicht die Einzige, die das benutzt.”
      “Sorry, aber das hätte den Prozess etwas optimieren können”, protestierte er und begann mit der Arbeit. Ich beobachte Niklas dabei, wie er die Schaltfläche auseinandernahm und mit dem Messgerät überprüfte er, ob durch die Leitungen Strom floss.
      “An der Elektronik liegt es schon mal nicht. Die Messwerte sind okay”, berichtete er mir und schraubte wieder alles zusammen.
      “Na das klingt schon mal gut”, kommentierte ich das Ganze und beobachtete ihn. Er kletterte hoch zum Motor der Anlage. Schneller als ich gucken konnte, hatte er die Verschalung entfernt. Mit wenigen Handgriffen sprach er triumphierend: “Problem gefunden!” und hielt einen Stein in die Luft. Niklas baute wieder alles zusammen und kam zurück.
      “Der hübsche Kerl steckte im Antrieb.”, erklärte er und schaltete die Anlage an, die erst ruckelte und dann flüssig loslief.
      “Wie genau kommt denn ein Stein da oben rein?”, fragte ich ein wenig verwirrt. Auch wenn ich absolut keine Ahnung von Technik hatte, wusste ich dennoch, dass Steine nicht von allein nach oben fliegen. “Aber danke, dann kann ich die zwei Wildfänge jetzt da reinstellen”, bedankte ich mich bei Niklas.
      “Vermutlich wird er im Sand gewesen sein und wenn die Pferde sich hier bewegen, kann das schon mal passieren. Immer wieder gern. Noch was?”, erläuterte Niklas.
      “Mhm, nein ich denke zwei Pferde reinstellen, sollte ich grade so schaffen”, scherzte ich. “Und die Jungs sollen sich besser mal nicht an so einen Service gewöhnen”, fügte ich noch hinzu.
      “Ach in paar Tagen müssen sie wieder alles allein machen, dann lasse ich noch die Rechnung hier und gut ist. Oder bist du meine Bezahlung?”, scherzte er und legte seine Hände an meine Hüften.
      “Das kommt ganz darauf an”, antworte ich ihm und blickte ihn verführerisch an.
      “Und auf was?”, kam er näher und lehnte sich ein wenig herunter zu mir.
      Ich zögerte absichtlich einen Moment, bis ich ihm antworte. “Na, ob du weiterhin so charmant bleibst”, raunte ich ihm zu.
      “Na werden wir sehen, was du dann von meinem Keller hältst”, sagte Niklas und küsste mich leidenschaftlich.
      Eine wohlige Wärme durchfloss mich und für den Augenblick schien die Zeit stillzustehen, bis wir uns wieder voneinander lösten. Scheinbar hatte ich für einen Moment vergessen zu atmen, denn ich spürte auf einmal, wie mein Körper nach Luft verlangte. Mit der Luft, die nun wieder meine Lungen füllte, breitete sich auch ein Kribbeln auf meiner Haut aus, welches mir die Haare zu bergen stehen ließ.
      “Alles gut bei dir?”, erkundigte er sich etwas besorgt.
      “Ja, sehr gut sogar”, antworte ich mit einem lächeln.
      “Es tut mir leid, was ich gestern zu dir sagte. Ich möchte nicht, dass deine Freunde und Familie sich gemeinsam gegen uns stellen, weißt du”, versuchte Niklas das gestrige Gespräch zu entschuldigen.
      “Ach, ist schon gut. Mit Jace hätte ich früher oder später eh reden müssen. Und was Samu angeht, kann ich dir sagen, so blöd findet er dich gar nicht, er kann es nur nicht so zeigen”, erklärte ich und musste fast lachen, bei dem Gedanken an Samu.
      „Vielleicht mag er dich ja mehr, als er sich eingestehen möchte“, murmelte er. Es wirkte, als würde Niklas sich darüber mehr Gedanken machen als nötig.
      “Mach dir deswegen keine unnötigen Gedanken. Für mich ist er eher wie ein Bruder und das weiß er auch”, versuchte ich Niklas zu beruhigen, denn selbst wenn er mit seinen Gedanken recht haben sollte, würde das für mich keinen Unterschied machen.
      „Gut sieht er aber aus, dass kannst du nicht abstreiten. Da könnte sogar ich schwach werden“, scherzte er nun.
      “Sowas in der Art hat Alec auch neulich über dich gesagt”, sagte ich schmunzelnd. “Und ich würde ihm da eindeutig zustimmen.”
      „Wenn er was braucht, kann er sich gern melden. Ich bin offen für Neues“, offenbar spielte er wirklich mit dem Gedanken homosexuelle Erfahrungen zu machen.
      “Ich fürchte da muss ich dich leider enttäuschen, er ist glücklich vergeben, aber ich werde es ihm ausrichten”, antworte ich.
      „Wo ein Wille ist, ist auch Weg. Aber du solltest jetzt lieber weiterarbeiten. Schließlich wirst du nicht fürs Herumstehen und gut aussehen bezahlt“, lenkte Niklas ein, gab mir einen Kuss auf die Stirn und war im Begriff zu gehen.
      “Also bei letzterem, wäre ich mir nicht so ganz sicher. Außerdem wartet da auch noch ein anderer Herr auf mich”, scherzte ich, schließlich musste ich nicht nur die beiden Westernpferde noch bewegen, denn auch Divine wartete noch auf seine Bewegung.
      „Ach, du guckst dich nun schon nach Alternativen zu mir aus? Frauen“, scherzhaft schüttelte er den Kopf, als er sich noch mal zu mir drehte auf dem Weg zurück zum Zimmer.
      “Keine Sorge er ist zwar hübsch, aber zuhören ist nicht so seine Stärke. Vor allem antwortet er nie”, rief ich ihn noch hinterher, bevor auch ich mich auf den Weg zu den Koppeln machte.
      Nur um mir noch einmal zu antworten joggte Niklas zurück: „Neben seinem Herz wird vermutlich aber noch was anderes deutlich größer sein.“ Mit einem breiten Grinsen geht er wieder, ohne mich etwas sagen zu lassen. Das war mal wieder typisch Mann, immer darauf bedacht, wer den größten hat. Erheitert machte ich mich auf den Weg zu den Koppeln, um Carry und Injaki in die Führanlage zu stellen, bevor ich mich dann meinem eigenen Pferd widme.

      Niklas
      Ein wenig schlecht fühlte ich mich für mein Verhalten schon. Für Lina war alles wie immer, doch in mir schwebten die Bilder von letzter Nacht sowie deren Folgen und Emotionen, die sie mit sich brachte. Besser machte es auch nicht, dass Ju nun davon wusste, wo mir klar sein musste, dass er deutlich mehr in ihr sah als ich. Ich hatte versucht die Nacht zu stoppen, mehr oder weniger. Sie ging mir nicht aus dem Kopf und auch nicht, dass Vriska offenbar einen Plan hatte. Wie konnte das nur so weiter gehen?
      Gedankenverloren kam ich im Zimmer an und erwartete einen frustrierten und niedergeschlagenen besten Freund, doch das Gegenteil saß am Tisch. „Was denn mit dir los? Vorhin wolltest du mich noch am besten um die Ecke bringen?“, fragte ich ihn überrascht.
      „Du hast mir die Augen geöffnet und mir die Irre abgenommen. Dafür bin ich dir Dankbar. Stattdessen kann ich nun ohne schlechten Gewissen Linh besser kennenlernen. Schon vor der Fahrt hatten wir bereits einige vielversprechende Gespräche und seit dem Kuss am Feuer am ersten Tag, na ja. Ist deutlich mehr an Gefühlen da...“, erklärte Ju mir. Verwirrt setzte ich mich. „Und was war das dann mit Vriska?“, versuchte ich der Sache nun auf der Spur zu gehen. „Sie ist sympathisch und ich hoffte mit ihr Neues erleben zu können. Stattdessen merkte ich, dass zwar vieles und vor allem versautes in ihrem Kopf abgeht aber genauso viel Kindergarten. Deswegen würdet ihr beiden Psychos echt was hermachen, natürlich unter der Prämisse, dass die Welt bereits in Flammen steht“, sprach er fröhlich weiter. Natürlich kannte ich ihn genauso. Nicht lange hielt Ju sich mit Personen auf, die ihm nicht guttaten, doch dass er Empfehlungen aussprach, war auch für mich etwas Neues. „Und was sollte dann der Aufstand vorhin?“, wollte ich noch Wissen. „Du musst auch mal in deine Schranken gewiesen werden. Außerdem war ich bis zu dem Zeitpunkt noch davon überzeugt einen besseren Menschen aus ihr machen zu können. Das wird dann aber in deinen Aufgabenbereich fallen“, wies er mich ein, als wäre Vriska ein Forschungsprojekt. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Tatsächlich war ich noch nie so sprachlos wie jetzt. Am liebsten hätte ich sie nun vor ihm verteidigt, aber aus welchem Grund? Schließlich war da nicht, also zumindest nicht viel.
      „Jetzt denk weiter daran, wie gut sie es dir besorgt hat, sondern mach‘ deine Kür weiter“, forderte Ju mich auf und reichte mir das Pad. Geöffnet war bereits die Datei mit den Mindestanforderungen.
      „Und gut war es nicht, für befriedigend hat es gereicht. Schließlich ist das Neuland für sie gewesen und ich musste sie erst mal einreiten“, nutze ich alle Wortspiele, die mir einfielen. Zusammen lachten wir. Das fehlte mir wirklich.

      Lina
      Ich hatte die beiden Hengste gerade in die Führanlage gestellt und sie angeschaltet.
      "Gut dann habe ich jetzt ca. eine halbe Stunde, bis die zwei da wieder rausmüssen", murmelte vor mich hin und warf einen kurzen Blick auf die Uhr.
      "Wow, die geht ja wieder", hörte ich plötzlich von Hazel, die gerade mit Voilà um die Ecke kam.
      "Jap, Niklas hat sie repariert, war nur ein Stein im Getriebe", erklärte ich ihr, während ich dem Shetty freundlich über die Schnauze strich.
      "Na da hast du dich ja nochmal ums Reiten herum geschummelt. Kann der noch mehr so Zeug?"
      "Ja, er kann auch andere Dinge reparieren", bestätigte ich Hazel.
      "Ohhhh, toll noch ein Grund ihn zu behalten", quietschte sie plötzlich, dass das kleine Pony neben ihr zusammenzuckte.
      "Was heißt hier denn noch ein Grund?“, fragte ich und sah sie ein wenig verwirrt an.
      “Na ja, bisher dachte ich, wir können ihn einfach als Deko behalten, aber wenn er auch noch etwas kann...", führte Hazel aus.
      "Du Hazel wirst ihn weder als Deko noch als Handwerker behalten, denn im Gegensatz zu dir hat es auch noch einen richtigen Job", unterbrach ich sie. "Außerdem wenn ihn hier jemand behält, dann bin das ausschließlich ich", protestierte ich. Oh Gott, hätte ich das gerade wirklich gesagt? Offensichtlich ja, denn Hazels Augen wundern ungefähr so groß wie Untertassen.
      "So ist das also", sagte sie mit einem sehr interessierten Unterton und zog eine Augenbraue hoch.
      "Was ist eigentlich mit euch allen los, dass ihr immer alles wissen wollt, habt ihr kein eigenes Leben? Hofft ihr etwas, wenn ihr mir lang genug auf die Nerven geht, bleibe ich doch hier, oder was? Was habt ihr denn alle für ein Problem?", fragte ich Hazel nun etwas genervt.
      "Na wir mögen dich halt und wenn du’s unbedingt wissen willst… Ich brauche dich. Ich kann die Reitschule noch nicht allein Schmeißen", gab sie nun zähneknirschend zu.
      "Doch Hazel, das kannst du. Außerdem tust du ja gerade so, als würde ich den Planeten verlassen. Ich geh nach Schweden, nicht auf den Mond. Falls du mal Hilfe brauchst, bin ich doch immer noch erreichbar", erklärte ich ihr.
      "Na gut, aber du musst mir vor deiner Abreise nochmal alles genau erklären, sonst lass ich dich nicht gehen", fügte Hazel trotzig hinzu.
      "Du, lässt mich nicht gehen? Das klingt jetzt aber bedrohlich”, scherzte ich. “Natürlich erklär ich dir alles und du bekommst auch alle wichtigen Notizen. Außerdem bist du auch nicht allein, Samu wird dir sicherlich genauso helfen, wie er mir immer geholfen hat." bestätigte ich sie.
      “Ok, aber wenn ich die Reitschule übernehmen kann, dann kannst du dich auch morgen
      auf eins von den Westernpferden setzten, vielleicht stell ich dann sogar Blue hin”, murmelte sie und verschwand mit dem Pony im Auslauf. Naja, wenn sie mir dafür nicht mehr auf die Nerven geht, werde ich das Wohltun. Ihre nervige Art war sicherlich eines der Dinge, was ich nicht vermissen werde.
      Da mir Hazel ein wenig Zeit gestohlen hatte, musste ich mich nun ein wenig beeilen, um Divine zu holen, wenn ich noch mit Putzen fertig sein wollte, bevor ich die beiden Hengste wieder auf die Koppel brachte. Glücklicherweise war der Freiberger heute nicht besonders dreckig, sodass ich ihn schon gesattelt hatte als die Führanlage fertig war.
      “So hübscher, nicht weglaufen ich bringe nur gerade die beiden anderen noch schnell weg”, sagte ich zu meinem Pferd und zog ihm das Halfter wieder über die Trense. Divine störte sich nicht wirklich dran, dass ich noch mal wegging und döste einfach weiter.
      Injaki und Carry folgten mir brav auf der Koppel und so war ich auch recht schnell zurück bei meinem Pferd.
      “Genug geschlafen Ivy. Heute musst du mal ein wenig arbeiten”, kommentierte ich das Abziehen des Halfters und führte ihn zu Halle.
      Schon als ich das Tor öffnete, konnte ich sehen, dass ich allein war. Ideale Voraussetzung für ein erfolgreiches Training mit dem Freiberger.
      Ich entschloss ihn noch einen Moment zu führen, bevor ich aufstieg und so ließ ich ihn erst einige Runden neben mir hertrotten. Damit mit dem Hengst dabei nicht einschlief, baute ich immer mal wieder einen Halt und Richtungswechsel ein, auch den Rückwärtsgang fragte ich ab.
      Nachdem aufwärmen vom Boden aus, gurtete ich nach und stieg auf. Schon gleich beim Losreiten fiel mir auf, dass er heute ein wenig maulig im Maul ist. Da der Hengst bereits ausreichend aufgewärmt war, ging ich somit direkt dazu über ihn locker am langen Zügel zu traben. Nach ein paar Runden begann er sich allmählich zu locken und abzukauen. Dennoch war dem Hengst anzumerken, dass er nun schon seit einigen Tagen nicht ordentlich geritten worden war.
      Um den Hengst ein wenig aufzuwecken, begann ich nun neben den Handwechsel nun auch noch Tempounterschiede und Übergänge hinzuzunehmen. Allmählich kam Divine nun in ein vernünftiges Arbeitstempo, sodass ich nun auch ein paar schwierigere Bahnfiguren dazu nehmen konnte.

      Niklas
      Die Worte die Ju über Vriska sagte, brachten mich zum Nachdenken. War sie wirklich so? So irre, wie er sagt? Oder war es nur eine Ausrede seinerseits, sich keine Gedanken mehr zu machen? Es ließ mir keine Ruhe, doch weiter darüber zu sprechen, würde es nicht besser machen. Mir fiel es schwer an der Kür weiterzuarbeiten, auch weil das Training mit Humbi vorhin nicht verlief, wie ich dachte. Zusammen mit Vriska wollte ich die Grenzen meines Pferdes testen und neues Ausprobieren. Durch das Gespräch mit Lina lenkte mich so stark ab, dass ich beide vergaß. Eigentlich wollte ich mit Vriska noch mal darüber sprechen, doch nach dem vorhin, wäre es wahrlich nicht die beste Entscheidung. Stattdessen entschied ich mich nach getaner Arbeit zu duschen.
      Als ich zurück aus dem Badezimmer kam, mit nur einem Handtuch um die Hüfte gebunden, war Ju wieder weg. War das mit Linh so Ernst? Ich hoffte darauf in den nächsten Tagen mehr Antworten zu bekommen. Mein Handy leuchtete auf, als ich mich auf die Suche nach sauberer Kleidung machte, was wirklich schwierig war.
      “Hej killar. Vi hade ett hälsoproblem i dag, men vi har det mycket bättre. Så vi bestämde oss för att göra en träning på kvällen. Vi finns till hands för att ge råd. Kristine kommer att vara på ridplatsen och jag kommer att vara på planen. Var uppmärksam på din säkerhet. Från klockan sex på kvällen hittar du oss där. Kom i små grupper.”
      Las ich in der normalen Vereinsgruppe. Ich spürte eine Erleichterung, denn so konnte Anders sich Humbria nochmal genauer anschauen. Ohne mir noch etwas drüber zu ziehen, nahm ich den Wäschekorb und lief rüber zur Waschküche. Die Maschinen waren alle frei, so wählte ich eine aus und warf die dreckige Wäsche in die Trommel. Aber welches Programm? Eigentlich mache ich sowas nicht, so versuchte ich anhand der kleinen Bildchen mehr Informationen zu bekommen.
      “Noch nie eine Waschmaschine gesehen?”, ertönte auf einmal eine amüsierte Stimme hinter mir. Jayden stand grinsend mit einem Wäschekorb in der Tür. “Aus deinem Outfit, schließe ich mal ja”, zog er dann seine Schlüsse.
      “Gesehen schon, aber nie bewusst benutzt. Zu Hause haben wir einen Aufkleber darauf, falls Fjona nicht da sein sollte.”, erklärte ich Jayden.
      “Also wenn du wirklich sauber Wäsche willst, würde ich es mal mit Waschmittel probieren”, sagte er und schob ein kleines Fach oben an der Waschmaschine auf, um etwas dort hineinzufüllen.
      “Danach stellst du es einfach hier rauf und drückst da”, erklärte er und drehte er einen Schalter, bevor er auf einen Knopf drückte. “So in ca. einer dreiviertel Stunde hast du dann saubere Wäsche”, fügte er noch an und begann nun seine eigene Wäsche in einer der Waschmaschinen zu werfen.
      “Faszinierend”, antwortete ich begeistert und machte ein Foto von der Einstellung der Maschine.
      “Ja, echt faszinierend”, sagte er mit deutlichem ironischem Unterton und machte sich wieder auf den Weg, den Raum zu verlassen. Offenbar war das etwas Normales, aber ich fand es wirklich spannend. Nun hatte ich 45 Minuten Zeit, die ich nackt herumlief. Entspannt legte ich mich vor dem Zimmer auf den Bauch und Gras und genoss die Sonne.

      Vriska
      Was wie spät ist es? Fragte ich mich, als ich in Wanne im kalten Wasser aufschreckte. Mehr als eine Stunde lag nun hier. Dein schlechter Traum weckte mich aus einem erholsamen Schlaf, den brauchte. Die Nacht war kurz. So stieg ich aus dem Wasser, trocknete mich ab und zog mir wieder was Langes drüber. In der Wohnküche schien die Sonne auf den Boden und saß unterkühlt auf dem Bett. Auf dem Handy las ich die Nachricht von unserem Trainer und brauchte einige Minuten, bis ich diese verstand. Mein Schwedisch reichte bisher nur dafür, dass ein relativ sicheres Gespräch führen konnte und einfache Sätze zu formulieren, doch längere Sätze brachten noch Schwierigkeiten mit sich. Die Rede war von gesundheitlichen Problemen, Training ab 18 Uhr und Sicherheit. Also gut. Vermutlich würde heute wieder gesprungen werden. Angst breitete sich in mir aus, denn einen erneuten Sturz mit meinem Hengst musste ich auf jeden Fall verhindern. So fragte ich lieber noch einmal nach: “Behöver vi verkligen hoppa?” Meine Hände zitterten beim Eintippen der Worte und ich musste mehrfach die Autokorrektur seine Arbeit machen lassen. Sogleich kam eine Antwort von Ju: “Niklas kommer säkert att fånga dig om du faller.” Wusste er davon? Ein Unbehagen kam nun zur Angst hinzu. Von den anderen kamen rofl Emoji und ich schien nun wieder das Gespött zu sein. Ich hätte es wissen müssen. Manchmal verhalten sich die alle wie Kleinkinder, aber ich trug sicher meinen Teil dazu bei. Gerade als ich das Handy wieder wegpacken wollte, kam noch eine Nachricht von Frau Wallin: “Om du inte är säker, kommer ingen att tvinga dig att göra det. Men om du vill. Jag är här.” Diese Frau fand immer die richtigen Worte und ich fühlte mich direkt wieder besser. Danach schrieb niemand mehr etwas.

      Lina
      Divine hatte heute gut mitgearbeitet und so beendete ich die Einheit recht zufrieden. Das Einzige war auch am Ende noch da war, war das er immer noch ein wenig unzufrieden mit dem Gebiss schien.
      “Morgen probieren wir es mal mit einem anderen Gebiss”, sagte ich zu dem Hengst und ließ mich aus dem Sattel gleiten. Obwohl es in der Halle eine recht angenehme Temperatur herrsche, hatte Ivy geschwitzt, was die dunklen Flecken in seinem sonst weißen Fell zum Vorschein brachte. Zufrieden strich ich ihm über den Hals.
      “Na, komm für heute hast du genug geschafft”, sprach ich ihn an und verließ die Halle. Nicht nur meinem Pferd war ordentlich warm, sondern auch mir. Vom Helm platt gedrückt gelebten mir die Haare feucht auf der Haut, bestimmt ein wunderschöner Anblick.
      Zügig sattelte ich Divine ab und brachte ihn, ohne noch extra zu duschen auf die Koppel, ein Sandbad ist ihm vermutlich eh viel Lieber. Kaum hatte ich ihn die Trense abgezogen, warf er sich auch schon auf den Boden und rollte fröhlich grunzend über die Erde.
      Ich sah dem nun nicht mehr ganz so weißen Hengst noch einen Moment zu, wie er sich nach dem Wälzen dem Gras zu wand, bevor ich zurück zum Stall ging.
      Die durchgeschwitzte Schabracke hängte ich zum Trocknen in die Sonne. Am liebsten hätte ich sie direkt gewaschen, aber bei den Temperaturen, die hier aktuell herrschen, wurde eine frische Schabracke eh nur wenig Sinn ergeben.
      Nachdem ich im Stall alles aufgeräumt hatte, führte mich mein Weg für heute ein zweites Mal unter die Dusche, denn neben der Tatsache das ich verschwitzt war, klebte auch immer noch der Schlamm von Geländetraining auf mir und so wollte ich schließlich nicht den ganzen Tag herumlaufen.

      Einige Stunden später bauten Luchy und die anderen eine Kleinigkeit auf der Wiese auf. Da niemand wusste, wie der Abend gestalten werden würde, gab es zur Stärkung eine Kleinigkeit zum Essen bestehend aus Brot und Rohkost. Alle hatten sich versammelt und unterhielten sich.

      Niklas
      “Hej Alec, ich habe mit Anders gesprochen. DU bist heute herzlich eingeladen zum Training auf dem Geländeplatz”, erzählte ich ihm, als ich am Tisch ankam.
      “Cool, da werde ich mit Freude teilnehmen”, antworte er gut gelaunt. “Ihr zwei habt findet doch bestimmt noch ein Pferd für mich, oder?”, fragte er dann an Lina und Samu gewandt.
      “Klar, für dich haben wir immer ein Pferd und wenn ich dir meins gebe”, scherze Samu.
      “Ach und der Rest vom Hof kann heute leider nur zu gucken. Den Beiden geht es nicht so gut u-und sie wollten nur das nötigste heute schaffen.”, versuchte ich so freundlich wie möglich die Nachricht zu überbringen.
      “Ich für meinen Teil hatte heute eh genug Pferde. Am Ende fall ich sonst heute wirklich noch samt Pferd um”, kommentierte Lina schon fast erleichtert. Samu sagte nichts dazu. Er schien es zu akzeptieren. Ich setzte mich dazu, denn mein Verständnis für Jus Gefühle waren zwar groß, doch dass er mit Linh einige Meter rummachte, interessierte mich nun wirklich nicht. So ließ ich auch meinen Blick durch die Runde schweifen. In der letzten Ecke saß Vriska, allein. Unschuldig fragte ich den anderen Tisch: “Wisst ihr was Vriska nicht stimmt? Die sitzt da hinten so allein.”
      “Keine Ahnung, ich habe sie heute quasi nicht zu Gesicht bekommen”, antworte Lina schulterzuckend. Es kam mir komisch vor, dass sie so gleichgültig ihr gegenüber war. Wusste Lina etwas? Ich sagte nichts dazu, sondern aß auf.
      “Ich mach’ dann mal Humbi fertig. Wir sehen uns später”, verabschiedete ich mich und ging los zur Weide. Am Horizont färbte sich der Himmel in einem Verlauf von Rosa, Orange und Blau. Alte Erinnerungen kamen in mir hoch aus den Monaten in Neuseeland. Stunden verbrachte ich damit Pferde zu trainieren, das Land zu Entdecken und Freiheit zu spüren. Ich vermisste auch die Unabhängigkeit, die ich in der Zeit in mir trug und täglich auf den Social Media Plattformen teilte. Doch was soll ich von hier teilen? Das mein Pferd kaputt ist und ich direkt ein neues kaufte? Dass ich versuchte jemanden glücklich zu machen und im selben Atemzug weiterhin alternativen ausprobierte? Meinen besten Freund hinterging? Die Medikation weckte wieder Gefühle, die ich vorher immer nur schluckte. Aber jetzt konzentriere dich, Niklas. “Wenn du zu den Reiterspielen willst, musst du in Höchstleistung sein”, flüsterte ich mir selbst zu. Bevor ich mich meinem Pferd zu wandte, machte ich die Atemübung, die mich entspannen lässt. Heute brauchte es Länger, bis die schlechten Gefühle von mit fielen und ich gedanklich ganz bei Humbi war. Obwohl wir heute schon mehr oder weniger gearbeitet hatten, begrüßte sie mich freundlich am Tor. Ihren Ohren standen gespitzt nach vorn, der Schweif wehrte sich gegen einige Insekten, die um sie flogen und der ganze Körper war entspannt. Ich strich ihr über die Stirn, eh ich den Strick am Halfter befestigte und mich zum Stall begab. Nach der Bodenarbeit hatte sie sich offensichtlich noch mehrfach gewälzt, denn das Fell war staubig und feucht. Nicht nur, dass es heute das erste richtige Geländespringtraining mit ihr werden würde, so würde es auch das erste gemeinsame Reiten sein. Bisher saß nur Lina auf ihr und machte dabei eine gute Figur. Am Ende der Gasse stand auch Alec mit einer hübschen Scheckstute.
      “Na, dass du aber ein dir ebenbürtiges Pferd gegeben. Einer hübscher als der Andere”, sagte ich ziemlich Ernst zu ihm, als ich mein Pferd putzte.
      “Du und dein Pferd können sich aber auch sehen lassen”, bekam ich als Antwort.
      “Dann werden wir wohl zusammen den Platz erhellen”, fügte ich noch hinzu, doch er antwortete nicht. So schweiften meine volle Aufmerksamkeit wieder zu Humbria, die etwas nervös hin und her tänzelte. Mit wenigen Worten und Ruhe gelang es mir, die Stute zu beruhigen. Aus dem Putzkoffer holte ich die Glocken, Gamaschen und Streichkappen. Neugierig beschnupperte sie das Zubehör, bevor ich es ihr umlegte. Als ich den Sattel holte, stieg ihre Aufregung wieder. Humbi schlug gereizt mit dem Schweif und drehte sich bei jedem Versuch den Sattel aufzulegen mit der Hinterhand weg. Ich legte das Ding zur Seite, entfernte die Schabracke, um klein anzufangen. Wieder beschnupperte sie das Zubehör und ich berührte sie erst einmal am Bauch mit der Unterlage. Also Humbria merkte, dass ich ihr nichts Böses wollte, konnte ich die Schabracke auf ihren Rücken legen. Einige Minuten später gelang es mir auch den Sattel auf sie zu legen und den Gurt zu schließend. Lobend bekam die Stute ein Leckerli. Da ihre Zähne noch nicht gemacht wurden, würde das Springen ebenfalls am Kappzaum stattfinden. In die Zügel fädelte ich das kombinierte Martingal ein.
      “Alec, bist du auch so weit?”, fragte ich ihn als ich die Zügel in der Hand hielt am Stallausgang.
      “Eine Sekunde noch, dann bin ich so weit”, antwortete er und verschloss gerade den Nasenriemen seiner Stute.
      Als Alec auch fertig war mit dem Satteln seines Pferdes, liefen wir stillschweigend zum Geländereitplatz, auf dem Chris bereits seinem Wallach warm ritt. Herr Holm saß neben einem Sprung auf einem Plastikgartenstuhl und sah nicht gut aus. Er lehnte mit seinen Unterarmen auf den Beinen nach Vorn und die Haare wirkten ungewöhnlich ungepflegt. Mit angelegten Ohren blieb Humbi abrupt stehen und lief nicht weiter. Die Hindernisse machten ihr Angst und ich blieb ruhig. Sie betrachtete den Platz und nach mehrmaligen umdrehen und neu anlaufen, folgte sie mir vertraut. Ich lobte sie und zeigte ihr vor dem Aufsteigen alles. Interessiert stupste sie die Hindernisse an und knabberte an einigen. Alec saß bereits auf der Stute, als ich noch Übungen mit meiner machte. Herr Holm gab ihm Tipps für den Sitz und auch das Tempo gleichmäßiger zu halten.
      Humbi schien nun gar kein Problem mehr mit den Hindernissen zu haben und war auch aufgewärmt. Ich stellte die Steigbügel neu ein, gurtete nach und schwang mich mit der Aufstiegshilfe auf den Rücken meiner Stute. Zufrieden schnaubte sie beim Anreiten ab und streckte sich.

      Samu
      Alec und die meisten anderen waren irgendwann verschwunden, um ihre Pferde für das Training fertig zu machen. Einen Moment lang war alles sehr ruhig, doch ich konnte spüren, dass Lina mir irgendetwas sagen wollte.
      “Was liegt dir auf dem Herzen, kleines?”, fragte ich sie.
      “Mmm, du erinnerst dich sicherlich an unser Telefongespräch von gestern, oder?”, begann sie zögerlich.
      “Ja, daran erinnre ich mich durchaus”. Natürlich erinnerte ich mich denn das, was sie mir gesagt hatte, war ganz schön hart gewesen. Eigentlich wollte ich immer nur das Beste für Lina, schon seit ich sie das erste Mal getroffen hatte. Sie war damals so zerbrochen. Ich wollte sie doch immer nur davor beschützen noch einmal zu zerbrechen.
      “Ich hoffe, es ist trotzdem noch alle gut zwischen uns?”
      Ich musste ein wenig darüber lächeln, dass sie glaubte wegen so einer Kleinigkeit würde unsere Freundschaft auf einmal beendet sein.
      “Ach Lina, wegen sowas geht doch die Welt nicht gleich unter. Ich hätte mir nur gewünscht, du hättest es mir eher gesagt. Und vor allem persönlich”, erklärte ich ihr Ernst.
      “Ich hätte es dir auch gerne früher gesagt, aber … ich habe mich einfach nicht getraut. Ich hatte einfach Angst vor deiner Reaktion”, murmelte sie und sah dabei auf den Tisch.
      “Was hast du denn erwartet, dass ich dir böse bin, weil ich dich einenge? Das ist doch überhaupt nicht logisch”, versuchte ich ihr zu erklären. “Es ist alles gut. Und das nächste Mal, wenn du dich unwohl fühlst, sagst du mir das direkt”.
      “Okay, mache ich”, sagte sie und sah schon gleich wieder ein wenig glücklicher aus.
      “Na, komme her”, sagte ich und umarmte sie freundschaftlich. “Und ich will nie wieder, dass du denkst, dass du mir irgendetwas nicht sagen kannst”, fügte ich noch hinzu.
      Nachdem dieses ‘’Problem’’ besprochen war, schien Lina auch schon gleich besser drauf zu sein.
      “Was hältst du davon, wenn jetzt mal schauen gehen, ob Alec mit hübschen Damen genauso gut klarkommt wie mit den Kerlen”, schlug ich vor.
      “Klingt nach einem hervorragenden Plan”, stimmte sie mir zu und zusammen gingen wir also zum Geländeplatz hinüber.
      Während Vakany eine ganz wunderbare Figur machte, war die von Alec noch ein wenig verbesserungswürdig. Alec ist kein schlechter Reiter, aber in der Vielseitigkeit ist er eindeutig nicht zu Hause.
      “Sieht ganz so aus, als müsse er da noch ein wenig üben”, sagte ich ein wenig belustigt zu Lina.
      “Das war aber auch ein wenig gemein, du hättest ihm ruhig ein netteres Pferd geben können”, verteidigte sie ihn.
      “Ey, Kany ist sehr freundlich. Man muss ihr nur die richtigen Anweisungen geben”, protestierte ich. Die Trakehner Stute ist ein wahres Vielseitigkeitstalent und war durchaus schon sehr erfolgreich. Mit ein paar Tipps des Trainers wurde es auch allmählich besser und Vakanys Körpersprache wirkte deutlich entspannter.
      “Hat Niklas vorher schon mal auf dem Pferd draufgesessen?”, fragte ich Lina nun neugierig.
      “Nein, nicht das wüsste”, antwortete Lina. “Ich glaub seit dem Probereiten saß keiner darauf”.
      “Warte, seit dem Probereiten. Aber wer hat sie denn Probe geritten, wenn er es nicht war?”, fragte ich ein wenig verwundert.
      “Na, ich. Habe ich dir das etwa nicht erzählt? Sie ist echt toll, wenn man nervöse Gemüter mag”, erzählte Lina nun.
      “Ah, deshalb warst du also auf einmal spurlos verschwunden. Und ich dachte schon, dass du dich beim Einkaufen verlaufen hast”, scherzte ich dann fröhlich.

      Vriska
      Auf der Wiese wurde es nach und nach ruhiger, mehr als ich mir eingestehen wollte genoss ich die Einsamkeit. So fasste ich neue Kraft und lief runter zur Weide, um meinen Hengst zu holen, dessen Ausritt heute früh nicht ansatzweise seiner Leistung entsprach. Seine Begeisterung mich zu sehen, hielt sich jedoch in Grenzen. Ich rief ihn und er schaute zu mir, eh er sich wieder umdrehte und weiter weg von mir lief. Mit Schmerzen machte ich mich auf den Weg zu ihm. Je näher ich dem Hengst kam, umso weiter lief er vor mir weg. Am Ende der Weide schaffte ich es endlich mein Pferd einzufangen.
      “Mach’, dass nicht noch mal”, drohte ich ihm und lief los zum Stall. Auf dem Weg dorthin folgte er mir, ohne zu diskutieren, erst als ich mit ihm durchs Tor der Gasse wollte zum Putzen, stieg er. Glymur machte einen riesigen Aufstand und mir fehlte die Kraft mich dem entgegenzustellen.
      Auf einmal tauchte Jace von irgendwo auf und nahm mir einfach den Strick aus der Hand.
      “Reg dich mal nicht so auf kleiner”, sagte er zu dem Hengst und begann beruhigen auf ihn einzureden. Tatsächlich zeigte das ganze insofern Wirkung, das Glymur auf dem Boden blieb. Mit ein wenig Hartnäckigkeit und Geduld führte Jace ihn durch das Tor und stellte ihn auf den Putzplatz.
      “Du solltest deinem Pferd nicht so viel Druck machen. Er scheint sehr sensibel zu sein”, kommentierte er das Anbinden.
      “Du hast ja recht”, murmelte ich mit gesenktem Kopf und bückte mich nach einer Bürste. “Wo kommst du eigentlich her?”, fragte ich dann vorsichtig, während ich Glymur putze.
      “Ich arbeite hier? Das Heu verteilt sich nicht von allein in den Boxen”, brummte er unfreundlich.
      “Was denn mit dir? Wenn dir dein Job nicht gefällt, dann such’ dir einen anderen. Ich kann am wenigsten für deine Probleme”, fauchte ich zurück.
      Sorry”, murmelte er etwas freundlicher. “Wenn es nur der Job wäre, gab es wenigstens eine Lösung dafür”, fügte er erklärend dazu.
      „Kann ich dir bei irgendwas behilflich sein? Schließlich bin ich dir jetzt was schuldig“, antwortete ich freundlich deutete auf mein kleines Monster, das sich gerade den Kopf am Anbinder scheuerte.
      “Nein, mir ist momentan nicht wirklich zu helfen”, antworte er nun schon wieder deutlich verschlossener.
      “Na gut. Dann lass ich dich mal in Ruhe. Wir haben heute offenbar alle großen Probleme”, schloss ich mich seiner Aussage an und wandte mich Glymur zu, der mittlerweile sauber war. Aus der Kammer holte ich seinen Sattel und den Beinschutz.
      Wenig später tauchte ich auf dem Platz auf. Im Vergleich zum letzten Mal trug ich eine Schutzweste, die nicht wirklich angenehm an mir lag. Wieder schwitzte ich und beschloss meinen Hoodie für heute auszuziehen. Ich legte ihn über den Zaun am Eingang und führte Glymur zu Frau Wallin, die offenbar schon auf mich wartete.
      “Freut mich dich zu sehen. Wie geht es dir?”, fragte sie freundlich. Ich senkte wieder meinen Kopf, eh ich antwortete: “Könnte besser sein, meiner Schulter schmerzt noch und Atmen fällt mir manchmal auch schwer. Und …” da stoppte ich. Die richtigen Worte für das finden, was passiert war, überforderte mich.
      “Und?”, wollte sie nun noch wissen.
      “Und ich habe was getan, worauf ich nicht stolz bin”, erklärte ich. Frau Wallin zog eine Augenbraue hoch, aber sagte nichts. Ich gurtete noch einmal nach, machte die Bügel kürzer und stieg auf. Ein Blick über den Platz offenbarte mir, dass schlimmste. Obwohl ich mich darüber freute, dass Ju glücklich war, schockierte es mich genauso sehr, dass er direkt die nächste am Start hatte. Linh klebte förmlich an ihm und warf mir böse Blicke zu. Auf der anderen Seite unterhielten sich Milena und Max intensiv. Die Einsamkeit, die ich vorhin noch genoss, erschlug mich nun. Glymur unter mir legte die Ohren an und stolperte immer häufiger. Dann kamen mir die Worte vom letzten Training wieder ins Ohr. Ich setzte mich tiefer in den Sattel und versammelte ihn etwas mehr. Neben einem Sprung parierte ich in den Halt durch und richtete ihn rückwärts. Aus der Bewegung heraus trabte ich ein Stück, eh ich wieder in den Schritt zurück bremste. Zufrieden lobte ich ihn und gab ihm mehr Zügel. Neben mir hörte ich ein Pferd landen. Milena sprang mit Kempa eine zweifache Kombination und dahinter kam Max mit Blávör. Beide beherrschten ihre Pferde deutlich besser als ich, was mich wieder dazu bewegte, mich in Gedanken zu verlieren.
      “So Vriska, wenn du so weit bist, kannst du es auch versuchen”, motivierte mich meine Trainerin. Ich nickte und trabte Glymur an. Bevor ich mich an die Kombination wagte, wählte ich ein niedriges Kreuz, dass mein Hengst problemlos sprang. Zufrieden lobte ich ihn, ritt einen Zirkel und galoppierte an. Als Nächstes steuerte ich ihn auf einen Oxer zu, der deutlich höher als das Kreuz war. Überzeugt trieb ich ihn weiter und lehnte mich nach Vorn. Erfolgreich landete er mit seinen Hufen im Sand und freute mich sehr darüber. Intensiv lobte ich ihn und strich über den Hals meines Hengstes, der kurz davor war, dass nächste Hindernis anzusteuern.

      Jace
      Nachdenklich begann ich das Heu in den Boxen zu verteilen. Eigentlich hatte ich mich geweigert zu Arbeiten, doch Alec war mir so lange auf die Nerven gegangen, bis ich genervt das Zimmer verlassen hatte. Ich mochte es nicht besonders, wenn andere sich um meine Probleme kümmern, schon gar nicht Fremde, weshalb ich Vriskas Angebot vorhin ausschlug.
      Nachdem ich die ganze Nacht die Wand angestarrt hatte, weil ich einfach viel zu viel fühlte, wobei ich nicht genau sagen kann, was ich fühlte, hatte ich mir im Laufe des Tages die Gefühle verboten. Trotzdem versuchte ich allen aus dem Weg zugehen, es reichte schon, dass Alec mich den ganzen Tag verfolgte. Immerhin hatte er das leise getan, zum Großteil zumindest.
      So wo ich darüber nachdachte, fielen mir seine Worte aus dem Wald wieder ein. Ich solle stark sein und sie ziehen lassen, er hatte gut reden. Er war der Mann mit der Bilderbuchbeziehung. Irgendwann wird auch deinen großen Tag kommen hatte er noch gesagt. Doch was genau meinte er damit? Wen meinte er mit auch? Wie ich so darüber nachdachte, konnte ich spüren, wie die Gefühle wiederkamen.
      Mein Körper ging sofort in Abwehrhaltung und ich spürte die Anspannung. Nein, keine Gefühle, nicht hier.
      Schnell verteilte ich das restliche Heu und steuerte zielstrebig meine kleine Wohnung an. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, brachen die Gefühle endgültig über mich herein.
      “Fuck”, rief ich in einer Mischung aus Wut und Verzweiflung und boxte gegen die Wand, um gleich darauf an dieser entlang zum Boden zu gleiten. In mir wirbelten viel zu viele Empfindungen durcheinander, wie soll man bei dem Chaos bitte einen klaren Gedanken fassen.
      Wie fremdgesteuert stand ich auf einmal auf und ging hinüber zu dem Klavier. Von allein flogen meine Finger über die Tasten und formten eine Melodie, mit der sich ein Gefühl besonders herauskristallisierte. Schmerz, bitterer Schmerz.

      Alec
      Ich hatte eine ganze Weile gebraucht, um mich mit der Stute und vor allem mit der Disziplin anzufreunden. Schon nach dem Aufsteigen hätte ich die Bügel am liebsten wieder länger geschnallt. Immerhin bemühte sich Vakany meine vermutlich eher unverständlichen Hilfen umzusetzen. Mit den Tipps des Trainers wurde die Kommunikation zwischen mir und der Stute auch ein wenig besser. Zu meinem Glück hat die Stute einen recht guten Autopiloten, wenn es an die Sprünge geht und so meisterten wir diese zwar nicht ganz so schön, aber immerhin kamen wir auf der anderen Seite an.
      “Du musst den Sprung gerade anreiten, dann springt sie auch schöner und achte darauf sie in der Bewegung nicht zu behindern”, korrigierte der Trainer.
      Mit etwas mehr Konzentration versuchte ich also den Sprung erneut anzureiten. Ungefähr auf halber Strecke kam einer der anderen Pferde recht nah. Vakany legte unfreundlich die Ohren an und wollte nach dem Pferd schnappen. Ich korrigierte die Stute, indem ich ein wenig mehr, Tempo verlangte. Keine gute Idee, denn die Stute machte dadurch größere Galoppsprünge und somit wurde der Abstand zum Hindernis zu knapp. So legte die Stute kurz vor den Stangen eine 1A Vollbremsung hin. Das war wohl nichts.
      Bei einem neuen Versuch konzentrierte ich mich noch mehr auf das Pferd unter mir und diesmal funktionierte der Sprung recht sauber. Ich lobte die Stute dafür und versuchte mich direkt am nächsten Sprung. Auch dieser funktionierte mit der nötigen Konzentration hervorragend und so langsam fand ich Spaß an der Sache.

      Niklas
      Mit großen Schritten schritt Humbria vorwärts und zog immer wieder Aufmerksamkeit der anderen auf sich. Dieses Gefühl von zu Hause hatte ich zuletzt beim Einreiten von Smoothie vor einigen Jahren und nun schien diese Stute ihr eine ebenbürtige Nachfolgerin werden zu können. An der Seite lagen einige Stangen, die ich für den Anfang im Schritt und Trab überritt. Erstaunt von ihrem enormen Schwung im Trab, hatte sogar ich Probleme in diesem Auszusitzen. Auf dem Zirkel trabte ich leicht und steuerte nach einigen Galoppsprüngen einen kleinen Oxer an, eh sie aus dem Takt fiel und unter mir einen Gangsalat veranstaltete. Verwundert blickten Anders und ich uns an. Bis er die einzige wichtige Frage stellte: “Was sollte dann denn werden?”
      “Wenn ich das wüsste”, wunderte ich mich noch immer. Um nicht wie Vriska vor einigen Tagen zu Enden entschied ich etwas fernab der Gruppe die Stute mehr zu versammeln und zu stellen. Humbi reagierte zuverlässig auf meinen Schenkel und schien gefallen daran zu haben, geritten zu werden. Ihr Genick war locker und auch die Hinterhand tritt zuverlässig unter. Doch als ich sie wieder angaloppieren wollte, verschwand der Takt, der Kopf erhob sich und es wurde umgehend bequemer. Ein ungutes Gefühl schlich sich bei mir ein, aber da konnte nur einer vom Ponyclub helfen. “Vielleicht sollte ich mal rüber zu Kristine”, sagte ich zu Herrn Holm und ritt im Schritt am langen Zügel hinüber auf den Reitplatz, dem bereits gesprungen wurde. Ju war auch da, jedoch unter den Zuschauern und wirkte sehr konzentriert auf seine kleine Bekanntschaft.
      “Niklas, kann man dir helfen?”, fragte die Trainerin freundlich. Ich nickte und sie kam näher.
      “Ich habe ein Gangproblem und ich schätze … Humbria töltet lieber, statt zu galoppieren, oder irgendwas anderes. Ich weiß es nicht”, erklärte ich ihr. Sie öffnete die Tür, ließ alle anderen den Hufschlag verlassen und ich sollte es zeigen. Also bereitete ich meine Stute vor auf dem Zirkel, trabte einige Runden locker und gab ihr die Galopphilfe, doch der Gangsalat kam wieder. Etwas genervt versuchte ich es immer wieder auch auf dem Stand und auf Linien, doch der Galopp kam einfach nicht.
      “Herzlichen Glückwunsch Niklas. Dein Pferd läuft 1A Tölt. Anfangs mit einer Passverschiebung doch nun, erstklassig. Vielleicht solltest du die Abteilung wechseln”, scherzte sie und schien sich bereits zu freuen. Doch in mir machte sich alles andere als Begeisterung breit.
      “Schön und wie bekomme ich das weg? Ich brauche Galopp, sonst kann ich nicht Springen”, beschwerte ich mich.
      “Darüber werden wir morgen sprechen. Am besten beendest du das für heute mit ihr”, schlug sie vor. Im Schritt verließ ich wieder den Reitplatz und ritt auf dem Hof meine Stute ab. Ich spürte, dass Vriska mich beobachte, doch ich ignorierte sie. Stattdessen lenkte ich meine ganze Energie auf Humbi, die fröhlich unter mir vorwärtsschritt.
      “Also meine Hübsche, da müssen wir wohl den Teufel aus dir austreiben. Aber keine Sorge, ich werde behutsam mit dir umgehen”, scherzte ich und stieg ab. Ich nahm die Zügel vom Kappzaum ab und fummelte das Martingal ab. In der Zeit schubberte sie ihren Kopf am Anbinder. Ohne das Halfter ihr umzuhängen, nahm ich den Sattel ab und brachte sie zurück auf die Weide. Für heute ließ ich den Schutz an ihren Beinen, da ich vorhin bereits festgestellt hatte, dass sie sich dort immer wieder in die eigenen Beine trat. Frei folgte sie mir und freute sich auf den vollen Heusack, der dort hin. Doch nach einigen Happen warf sie sich auf den Boden und genoss das Sandbad.
      “Na gut, ich werde dann wohl mal aufräumen gehen. Wir sehen uns morgen”, verabschiedete ich mich und trat den Rückweg zum Stall an, um meine Sachen wegzuräumen. Die feuchte Schabracke legte ich in der Kammer über den Sattel mit dem Äußern auf die Sattelfläche. Vorher entfernte ich noch den groben Schmutz, ebenfalls entschied ich die Bürsten sauberzumachen. Wirklich verärgerte mich ihr fehlender Galopp, besonders, weil mir die Erfahrung fehlte, so ein Pferd zu trainieren. Ich wünschte mir, meinen Opa genau jetzt kontaktieren zu können, er wüsste eine Lösung. Mit gesenktem Kopf setzte ich mich in die Stallgasse auf den Boden und betrachtete die Wand. Der Gedanke, Humbi wieder zurückzubringen rückte in den Vordergrund, doch in den wenigen Tagen hatte sie mein Herz gestohlen und ich wollte es wenigstens noch versuchen. Selbst wenn die Lösung dafür wäre, noch einmal mit Vriska zu sprechen. Sie ritt schon etwas länger auf den Tollpatschen und könnte mir sicher einige Tipps geben, außerdem hatte ich einige Probleme mit dem Training von Kristine. Ständig bremste mich die Dame aus und versuchte mich zu jemand anderes zu machen. Meine Familienverhältnisse stellte sie immer infrage und konnte es nicht wahrhaben, dass ich reiten kann. So empfand ich Unterricht mit ihr immer wie eine Qual, statt etwas Neues zu lernen. Gedankenverloren hörte ich Schritte von weiten und drehte mich um, als ich Alec und seinen Fanclub erblickte. Schnell rappelte ich mich auf und brachte schnell die Kiste weg.

      Lina
      “Also dafür, dass das nicht deine Welt ist, hast du das gut gemacht”, lobte Samu Alec, während wir zusammen mit ihm zurück zum Stall liefen. Es war bereits dunkel geworden, sodass der Hof nur noch von den Lampen am Stall beleuchtet wurde. Dennoch schien Alec nicht der Meinung zu sein Vakany auf der Stallgasse abzusatteln und steuerte lieber den Putzplatz draußen an.
      “Meinst du, nicht dass du dein Pferd sehen möchtest?”, gab ich ihn zu bedenken.
      “Ach was, wozu denn? Absattelt schaffe ich auch gerade noch so, außerdem ist es hier draußen doch viel schöner”, antwortete er nur und begann bereits die Trense der Stute zu öffnen.
      “Sag mal ist das nicht deine?”, fragte Samu mich nun und deutete auf eine Schabracke, die über dem Abbinde Balken lag.
      “Ja, die sollte da trocknen”, erklärte ich ihm.
      “Na, das ist ja schön, aber bei welcher Sonne soll die denn jetzt noch trocknen?”, merkte Samu an.
      “Ja…, da hast du recht. Ich sollte die wohl wegräumen”, antwortete ich und nahm die Schabracke vom Balken. “Soll ich die Trense schon mitnehmen?”, wandte ich mich an Alec und noch bevor ich eine Antwort bekam, hatte ich ihn die Trense bereits aus der Hand genommen.
      “Das hätte ich zwar auch selbst geschafft, aber danke”, bedankte sich Alec.
      “Weiß ich doch, aber ich muss doch jetzt eh dahin”, reif ich ihm im Gehen noch zu und betrat die Stallgasse.
      Anhand der Tatsache wie viel Heureste auf dem Boden lagen, merkte ich das Jace seinen Stalldienst heute wohl gemacht hatte. Ich werte das mal als gutes Zeichen, dass er aus seiner Wohnung gekommen war, auch wenn er das zu einer Zeit tat, wo ihm niemand begegnen würde. Nichts desto trotzt, ärgerte ich mich ein wenig darüber, dass er die Stallgasse nicht gekehrt hatte, das hätte er dann auch noch geschafft. Dann würde ich wohl gleich noch fegen, aber zuerst muss ich die Sachen wegbringen. Ich öffnete die Tür zu Sattelkammer und wollte direkt die Schabracke weghängen, doch Niklas stand im Weg und kramte nach irgendwas.
      “Huch, willst du etwa durch?”, scherzte er und stellte sich noch mehr in den Weg.
      “Ja, wäre schon ganz praktisch. Ich kann das Ding auch schmeißen, aber Schabracken haben leider nicht die besten Flugvoraussetzungen”, antworte ich ihm und versuchte mich an ihm vorbeizuquetschen.
      „Na gut, ausnahmsweise“, sagte Niklas und ging einige Schritte beiseite.
      “Ist eigentlich alles ok mit Humbi, ihr wart so schnell verschwunden?”, fragte ich während ich versuchte die Schabracke auf das Regal zu befördern. Leider fiel sie wieder runter. Noch bevor er antwortete, bückte er sich nach der Schabracke und legte sie für mich auf das Regal. Dann drehte Niklas sich zu mir und guckte mir in die Augen: “Grundsätzlich ja, aber du wirst sicher den Gangsalat gesehen haben. Frau Wallin meinte, dass sie wirklich guten Tölt hatte und auch Passveranlagung. Es wäre somit normal, dass der Galopp weniger ausgeprägt ist und in ihrem Fall noch nicht einmal da. Doch sie ist der Meinung, dass sich machen lässt. Ungern würde ich sie wieder zurückgeben.”
      “Das ist doch gut, wenn sich daran arbeiten lässt”, sagte ich zuversichtlich. “Und zurückbringen solltest du sie auf keinen Fall. Ich mag sie, sie ist irgendwie so anders ”, fügte ich noch hinzu.
      “Sprichst du gerade über mich oder Humbria?”, scherzte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
      “Lass mich überlegen… eindeutig von euch beiden”, antworte ich mit einem lächeln. “Ihr seid beide sehr besonders”, fügte ich noch an.
      “Na dann”, sagte er und wendete sich wieder von mir ab. Ich wandte mich dem Waschbecken zu und Vakanys Gebiss abzuwaschen. Wie schafft Niklas es denn immer alles, was ich sage auf sich zu beziehen. Dieser Mann ist doch einfach zum Wahnsinnig werden, in einem positiven Sinne, wohlgemerkt.
      Nachdem das Gebiss von Sabber befreit war, wollte ich die Trense weghängen und musste leider feststellen, dass sie ganz oben hingehörte. Natürlich wie sollte es denn auch anders sein, bei einem von Samus Pferden, er war ja auch kein Zwerg.
      “Warum ist das denn hier alles nur für Riesen gebaut”, schimpfte ich leise vor mich hin und blickte mich nach dem Hocker, um den ich extra mal hier platziert hatte. Natürlich stand er nicht, da wo er sein sollte. Auch wenn es mich normalerweise nicht sonderlich störte, klein zu sein, manchmal verfluchte ich die Welt dafür.
      “Könntest du mir noch mal kurz helfen? Hier ist einfach alles zu hoch für mich”, fragte ich Niklas, der eigentlich gerade den Raum verlassen wollte und blickte ein wenig genervt zu dem leeren Trensenhalter.
      “Aber selbstverständlich”, scherzte er, kam zurück und hing die Trense an seinen Halter.
      “Vielen Dank. Ich würde dich als Held bezeichnen, aber besser als ich an irgendetwas dranzukommen ist noch keine außergewöhnliche Fähigkeit”, bedankte ich mich.
      “Nun, ich habe schon mehr in wenigen Tagen repariert als du offenbar in deinem ganzen Leben. Ist das ein Argument?”, stichelte Niklas.
      “Ey, nur weil ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass ich nicht weiß, wie man etwas repariert”, protestierte ich empört. “Nur halt nicht wie man Führmaschinen repariert.”
      “Ich habe nicht gesagt, dass das an deinem Geschlecht liegt. Eher an deiner Körpergröße”, versuchte er sich zu verteidigen und grinste schelmisch.
      “Pff, klein sein hat auch seine Vorteile”, erwiderte ich und wollte gehen. Wie kann man den bitte so frech sein und dabei so verdammt gut aussehen, das ist einfach unfair.
      “Ich weiß doch und jetzt komm, eh die draußen noch auf komische Ideen kommen”, sagte er, gab mir einen Kuss auf die Haare und legte den Arm um meine Schulter als wir die Kammer verließen.
      “Ah, da bist du also abgeblieben. Wir dachten schon du hättest dich verlaufen”, reif Alec mit einem breiten Grinsen über die Stallgasse als er uns mit Vakanys Sattel in der Hand entgegenlief.
      “So groß ist die Sattelkammer jetzt auch nicht, dass man sich darin verlaufen könnte, auch wenn sie eindeutig für Riesen gebaut wurde”, entgegnet ich ihm. “Und hör gefälligst auf so blöd zu grinsen.”
      “Ich freue mich doch nur, dass du dich nicht verlaufen hast. Darf ich das etwa nicht?”, sagte er unschuldig als er an uns vorbeiging.
      “Mach’ dir nichts draus, Lina ist nur eifersüchtig, dass sie gerade nicht die hübscheste ist”, fing nun auch Niklas an mich zu föppeln.
      “Ihr beide seit doch echt bescheuert”, murmelte ich und boxte Niklas leicht in die Seite, da Alec leider zu weit weg stand dafür.
      “Na, ich nehme das mal als Kompliment”, entgegnete Alec immer noch grinsend. “Ich lass euch zwei hübschen, dann mal wieder allein”, hängte er noch an und verschwand in der Sattelkammer.
      “Das tat weh”, beschwerte sich nun der Riese neben mir.
      “Ach wirklich? Ich dachte, du seist ein großer starker Mann”, antwortete ich zynisch.
      „Deine kleinen Händchen sind wie Pfeile, die sich in die Haut bohren. Außerdem habe ich Muskelkater“, murmelte er am Ende etwas unverständlich.
      “Dann solltest du nicht immer so fies sein, dann muss ich auch nicht meine kleinen Händchen benutzen”, sagte ich ein ganz klein wenig schadenfroh.
      “Ich kann ja mal fies werden”, antwortete Niklas schlagartig, schnappte meine Hände und drückte mich gegen die Wand einer Box. Dabei guckte er mir tief in die Augen und hielt meine Arme nach oben.
      “Kannst du?”, fragte ich provokant. Sanft küsste er meinen Hals bis runter zur Schulter und guckte mich mit seinen großen Augen wieder an. Dabei trat er einen Schritt weiter heran an mich, ich spürte seinen Körper an mir. Mir wurde warm. Ich spürte wie meine Haut zu kribbeln begann und mit einem leichten Ziehen in der Körpermitte meldete sich ein Verlangen in mir. Ich wollte mich bewegen, doch Niklas hatte mich fest im Griff uns sah mich weiter mit großen Augen an.
      “Ok..., jetzt bist du wirklich fies”, flüsterte ich kaum hörbar.
      “Gut” antwortete er verschmitzt und ließ mich los. Von weiten hörte man jemanden kommen. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich Vriska, die mit ihrem Schecken in den Stall kam.
      “Nehmt euch nen Zimmer”, murrte sie uns an und legte Glymur das Halfter um, dass in der Gasse hing. Einen kurzen Moment war ich ein wenig verlegen gewesen, aber Vriskas Kommentar nervte mich einfach nur. Heute Morgen beim Frühstück war sie doch noch normal gewesen und danach hatte ich sie nur noch mit schlechter Laune gesehen. Wenn ihr Pferd nicht in der Lage war seine Füße zu heben, musste sie das doch nicht an mir auslassen.
      “Was ist mit dir denn eigentlich heute los mit dir? Immer, wenn ich dich sehe, werde ich nur an gemault. Habe ich dir was getan?”, fragte ich sie leicht genervt.
      “Geht dich gar nichts an”, zischte sie mich aggressiv an. Niklas verabschiedete und ließ uns beide allein.
      ”Wenn du ein Problem mit mir haben solltest, sag es halt, ansonsten lass deine schlechte Laune an irgendwem anders aus”, motze ich sie an. Glymur schien wenig begeistert und begann nervös auf der Stelle herumzutänzeln.
      “Habe ich schon”, murmelte Vriska und wirkte plötzlich zerbrechlich, als würde sie den Rest von ihr schützen. Auf einmal tat es mir ein klein wenig leid sie so angemeckert zu haben, wer konnte dann schon Ahnen das sie tatsächlich irgendetwas Ernsthaftes beschäftigte.
      “Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag Bescheid”, versuchte ich es nun ein wenig versöhnlicher und wollte mich zum Gehen wenden.
      “Geh mal zurück zu deinen Freunden, ich komm’ klar”, murmelte sie noch immer und verschloss sich noch mehr.
      Ich zögerte einen Moment und überlegene, ob es tatsächlich jetzt richtig war zu gehen. Immerhin hatte Vriska mir auch bei meinen Problemen zugehört, doch irgendwie ahnte ich, dass sie nicht mit mir reden würde, egal was ich tun werde.
      “Falls du es dir doch anders überlegst, weißt du wo du mich findest”, murmelte ich noch bevor Vriska mit ihrem Hengst allein ließ.

      Vriska
      Hätte ich doch mit ihr sprechen sollen, obwohl wir es anderes verhandelt hatten? Sie und Niklas zusammen zu sehen weckte etwas in mir, dass ich vorher noch nie verspürte. Es war wie eine Angst, jemanden zu verlieren, obwohl es nichts zu verlieren gab. Oder doch? Glymur nahm alles an von mir wahr und hampelte noch immer nervös in der Gasse, ich ließ meinen Blick nach draußen schweifen. Als Lina um die Ecke verschwand vibrierte mein Handy. Auf meinem Sperrbildschirm sah ich, dass Niklas mir geschrieben hatte. Es war klar gewesen, dass mir schrieb. Bestimmt um abzuchecken, ob ich ihr irgendetwas verraten hatte. Hingegen meiner Erwartungen schrieb er jedoch: “Var inte ledsen. Vi ses efteråt och lär oss lite, jag hade trots allt varit ofokuserad med Humbria tidigare. Pigga upp.” Bevor ich die Nachricht vollständig verstand, musste ich einige Worte nachschlagen. Langsam wurde mir bewusst, dass Lina an ihm fand. Es war genau das, was er mir schrieb. In mir glühte etwas Hoffnung auf und deutlich fröhlicher nahm ich den Rest von Glymur runter, zog die Weste aus und brachte ihn in seine Box. Erst jetzt kamen mir die anderen drei oder besser gesagt vier entgegen. Böse Blicke warf ich Linh zu, die sich gerade mit Ju unterhielt. Schnellen Schrittes versuchte ich wegzukommen, doch jemand hielt mich am Arm fest. Ich drehte mich panisch und guckte ihn an. Erst dann ließ er los. Erwartungsvoll blickte ich hoch in sein Gesicht.
      “Ich weiß, was ihr getan habt”, sprach er leise zu mir.
      “Und was genau meinst du? Dass ich heute mit Glymur gesprungen bin?”, lenkte ich ab und grinste.
      “Du und Niklas. Ihr beide”, begann er, bis ich seinen Mund zu hielt.
      “Das geht niemanden etwas an”, flüsterte ich eindringlich. Ju schlug meine Hand von ihm weg und ich spürte den Schmerz in meiner Schulter kommen. Betrübt legte ich die andere Hand auf die pochende Stelle und sein Gesicht verzog sich.
      “E-Es tut mir leid. Ich wollte das nicht”, entschuldigte er sich. Es war der richtige Moment einen Abgang zu machen, doch irgendwas verankerte mich fest im Boden. Ich nickte nur und hörte zu.
      “Was dachtest du dir dabei? Hat es dir mit uns gar nichts bedeutet?”, fragte Ju leidet. Offenbar hatte ich die Gefühle seinerseits vollkommen außer Acht gelassen, doch nun konnte ich es eh nicht mehr rückgängig machen.
      “Ich … Gar nichts. Ich dachte an gar nichts und doch … E-Es hat mich schon etwas bedeutet”, ich pausierte, denn ich hatte keine Antwort darauf. Er hatte etwas an sich, dass mir gefiel, doch für mehr reichte es nicht. Zumindest jetzt nicht mehr, nach der Nacht und so wie er am Wasser über ihn sprach, erkannte ich Ju nicht mehr wieder.
      “Aber? Okay, ich möchte es gar nicht wissen. Ich sollte Linh helfen. Danke fürs Gespräch”, fauchte er mich nun an und lief zum Stall. Ich spürte die Blicke der anderen und fühlte mich nicht gut. Mein Magen knurrte und es wäre sicher gut noch etwas zu essen. Vorher sollte ich jedoch etwas anderes anziehen und meine Haare neu machen. Alles klebte an mir, was sicher auch dem Wetter zu verschulden war. Obwohl ich vor mehr als 10 Minuten noch die Welt brennen sehen wollte, ging es mir nach der Nachricht und dem kleinen Gespräch schon viel besser. Im Zimmer war der Griff zur kürzeren Hose sehr nah, doch als ich an mir herunterblickte und neben den Narben auch die frischen sah, entschied ich mich dagegen. Ich wollte keine unangenehmen Fragen gestellt bekommen oder möchte-gern-Hilfe. Das musste ich die letzten Jahre in England schon immer ertragen. Ich guckte auf die Uhr, kurz nach 8 Uhr abends. Wenn ich heute vor 23 Uhr schlafen wollen, würde, müsste ich mich beeilen. Erst recht, wenn Niklas später noch herkommen wollte. Ich bemerkte, dass ich meinen Hoodie auf dem Platz vergessen hatte, doch war froh darüber. Denn dann musste ich mich dazu zwingen mal etwas Kurzes anzuziehen. In meiner Tasche entdeckte ich mein Lieblingsshirt, das ich viel zu selten anzog. Es war ein graues oversized Shirt, dass überall Farbflecken hatte und bauchfrei. Bei dem Wetter wäre es durchaus angebracht etwas mehr Haut zu zeigen, denn alle anderen liefen auch beinah nackt herum. Die Truppe saß gemeinsam am Tisch und unterhielten sich. Ju und Linh waren auch bereits dabei.

      Niklas
      “Und Alec, wie fandest du den Unterricht?”, fragte ich neugierig, während wir alle noch etwas aßen. Jemand von Hof hatte das Feuer wieder mal angemacht und im Hintergrund liefen über Musikboxen entspannte Musik.
      “Sehr lehrreich, aber dieses gehüpfe ist definitiv nicht meine Welt. Ich bleibe glaube ich lieber bei der Dressur”, antwortete Alec gutgelaunt.
      “Das unterschreibe ich so”, stimmte ich ihm zu und riss ein Stück vom Brot ab. Wenn ich ehrlich war, reichte mir das Essen vom Buffet langsam, aber sicher. Stückweise wünschte ich mir Fjona her, die sonst frisch kochte, wenn ich keine Lust hatte.
      “Und bist du froh, wenn wieder Ruhe am Hof einkehrt?”, fragte ich Samu, denn Lina würde mit nach Schweden kommen und dachte vermutlich nicht weiter daran.
      “Oh ja und wie froh ich sein werde, wenn sich nicht mehr alle benehmen wie im Kindergarten. Auch, wenn es zugegebenen Maßen dann wieder ein wenig langweilig hier werden wird”, antworte Samu ehrlich.
      “Was denn für einen Kindergarten?”, fragte Ju etwas verärgert.
      “Keine Sorge, dich meine ich nicht”, versuchte Samu ihn zu besänftigen.
      “Er spricht bestimmt von unserem Bipolaren Monster”, warf Milena ein, die gerade mit Max vorbeilief.
      “Wer nichts Nettes zu sagen hat, sollte lieber die Klappe”, verteidigte ich Vriska, die ich von weiten sehen konnte. Überrascht guckte ich noch mal genauer hin und sah, dass sie mal einen Pullover trag, sondern sogar Haut zeigte.
      “Also wenn hier jemand ein Monster ist, dann du”, stellte Alec an Milena Gewand fest.
      “Pff, ich werdet es noch kapieren. Spätestens, wenn sie wieder manisch wird, habt ihr meine Worte im Kopf”, zischte sie und ging. Tatsächlich ergab es Sinn, was sie da erzählte. Vriska konnte innerhalb kürzester Zeit ihre Stimmung wechseln, ohne selbst viel davon mitzubekommen. Andererseits hatte ich das auch schon bei Lina erlebt und Ju erst recht. Sind jetzt alle Krank? Vriska setzte sich neben mich und alle blickten zu ihr, als gehörte sie nicht mehr dazu. Jus Augen blitzten mich an und ich wusste, was er wollte. Unbeeindruckt drehte ich mich zu ihr und hörte zu, was sie uns zusagen hatte.
      “Hej”, begann sie vorsichtig. Niemand sagte etwas. Vriska fuhr fort: “E-Es tut mir leid, also euch allen gegenüber. Ich weiß nicht mehr, was ich heute zu wem sagte, ob es nett, oder weniger nett war. Aber nach dem Ju vorhin mit mir kurz gesprochen hatte, wurde mir klar, dass mein Verhalten nicht gut war. Also. Es tut mir leid, wirklich. Wenn ihr wollt, dass ich gehe, dann ist das confirm für mich.”
      “Bleib ruhig hier. Jeder von uns hat mal einen schlechten Tag, wo er dann auch schon mal nicht so nette Dinge sagt. Sogar bei mir soll das schon vorgekommen sein”, sagte Alec diplomatisch.
      “Oh, danke”, antwortete sie verlegen und stellte den Teller auf den Tisch. Unauffällig musterte ich ihr Outfit und bemerkte die Narben, die sie am Arm versteck von einem großen Sleeve versteckte. Da fiel mir ein, dass auch mein Termin morgen sei, bei dem Lina dabei sein wollte.
      “Ach Nik, ich muss noch was besprechen”, begann Ju und ich blickte zu ihm aufmerksam. Er sprach weiter: “Linh schläft nachher mit bei uns und ich schätze, du solltest dir diesmal ein anderes Zimmer suchen.”
      “Ja, geht klar. Lina? Kann ich nachher zu dir kommen? Wann gehst du schlafen, weil ich wollte mit Vriska noch über Betriebsleitung und andere wirtschaftliche Dinge sprechen zum Lernen”, wandte ich mich ihr zu.
      An Samu Gesichtsausdruck war deutlich zu sehen, was er von der Idee hielt.
      “Klar, kein Problem. Was die Uhrzeit angeht, habe ich keine genaueren Pläne. Ich hatte nur vor heute mal vor 3 Uhr nachts im Bett zu sein” antwortete sie, ohne Samu wirklich zu beachten.
      „Freut mich“, sagte ich grinsend.
      Ich spürte wie eine Hand durch meine Hose über den rechten Oberschenkel langsam in meinen Schritt wanderte. Mein Herz begann schneller zu schlagen und auffällig wechselte ich meine Sitzposition, um es mir bequemer zu machen. Gleichzeitig unterhielt Vriska sich mit Lina und ließ sich nicht anmerken, was sie gerade tat. Dieses Mädchen machte mich verrückt. Ihre Art etwas zu wollen und alles dafür zu tun, faszinierte mich und zog mich in den Bann. Nebenbei versuchte ich weiter zu essen und jeder Happen fiel mir von einer Sekunde zur nächsten schwerer. In meinem Kopf malte ich mir aus, was noch passieren würde und wie ich, ohne mir etwas anmerken zu lassen, bei meiner Auserwählten schlafen sollte. Ich nahm Vriskas Hand aus meiner Hose und richtete alles unauffällig, um die Teller wegzuräumen.
      “Möchte noch jemand was, wenn ich schon mal da bin?”, fragte ich in die Runde und unterbrach dabei einige Gespräche.
      “Ja gern, ich würde noch etwas Kartoffelsalat nehmen”, sagte Linh und reichte mir ihren Teller, auf dem noch ein halbes Steak lag. Sonst meldete sich niemand und ich machte mich auf den Weg. Als ich wieder kam, herrschte eine leichte Aufbruchstimmung. Alec verabschiedete sich, um nach Hause zu fahren. Etwas traurig wünschte ich ihm eine gute Fahrt.
      “Wollen wir dann nicht langsam anfangen? Je früher wir fertig sind, so länger kannst du mit Lina ungestört sein”, schlug Vriska vor. In ihren Augen funkelte etwas Boshaftes, aber ich stimmte zu.

      Lina
      Natürlich war mir Samu vielsagender Blick nicht entgangen, als Niklas gefragt hatte, ob er bei mir schlafen konnte, doch eigentlich hatte ich nicht die Motivation es mit ihm auszudiskutieren. Leider schien er das anders zu sehen, denn kaum waren Niklas und Vriska verschwunden bedeutete er mir ziemlich eindeutig, dass er reden wollte. Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihn einfach ignorieren konnte, doch dann würde vermutlich noch mehr nerven.
      Seufzend stand ich also auf und folgte ihm zu der großen Eiche, die etwas abseits der Tische wuchs.
      “Was willst du denn?”, fragte ich Samu genervt.
      “Was ich will? Ich will gar nichts, ich finde nur du solltest noch mal Nachdenken. Ihr kennt euch gerade mal etwas länger als eine Woche”, regte er sich ein wenig auf.
      “Erinnerst du dich an unser Gespräch heute? Was habe ich da gesagt? Richtig, du sollt mich nicht immer so krass beschützen ich bin keine 12 mehr”, sagte ich ein wenig genervt.
      “Und mal ganz abgesehen davon, was ich mit wem in meinem Bett mache, geht dich absolut nichts an. Auch für dich gibt es Grenzen”, fügte ich unmissverständlich hinzu.
      “Aber…”, er wollte gerade ansetzen noch etwas zu sagen, aber ich schnitt ihm einfach das Wort ab.
      “Nichts, aber. Mein Bett, meine Entscheidung! Das steht auch nicht zu Diskussion. Ich schreib dir auch nicht vor wen du in dein Schlafzimmer lässt”, meckerte ich ihn an. Daraufhin war er erst mal still. Ein wenig verwundert war ich trotzdem, denn ich hatte ihn noch nie so nervig erlebt wie heute. Ok, zugegebenermaßen habe ich auch noch nie so wenig auf seinen Rat gehört, dass könnte die Lage vielleicht erklären.
      “Lina, hör doch wenigstens zu, danach hör ich auch auf die zu nerven versprochen”, bettelte er nun fast, dass ich ihm zuhörte.
      “Wenn denn sein muss”, gab ich genervt nach.
      “Kann sein das du nachdem, was ich sage, nie wieder mit mir spricht, aber ich möchte, dass du das in deine Entscheidungen einbeziehst. Ich glaube immer noch, dass Niklas nur mit dir spielt. Ich meine, warum sollte er von heute auf morgen ein anderer Mensch sein, das ergibt keinen Sinn”, Samu schien diese Sache wirklich wichtig zu sein. “Und ich kann auch verstehen, dass du ihn äußerlich anziehend findest, aber bitte schalte nur für eine Sekunde dein Gehirn ein, bevor du etwas tust, was du später bereust.” Eine unangenehme stille herrschte zwischen uns. Normalerweise hätte ich auf ihn gehört, denn Samu besaß eine unglaubliche gute Menschenkenntnis, doch in diesem Fall wollte ich ihm nicht glauben. Mir gegenüber hatte sich Niklas so verständnisvoll Verhalten und es fühlte sich einfach so gut an. Dennoch kam da diese fiese kleine Stimme in meinen Kopf, diese fiese Stimme, die immer alles zerstörte. Glaub ihn Lina, du hast Niklas Rücken schon wieder vergessen. Außerdem einer, wie er will dich sowieso nicht haben. Das glaubst du wohl selbst nicht, verspotte die Stimme mich. Nein, diese Stimme ist böse, ich darf ihr nicht glauben. Mit all meiner Willenskraft hielt ich gegen die Zweifel und schob sie beiseite.
      “Ich werde deinen Tipp berücksichtigen, aber eigentlich steht meine Entscheidung bereits fest, egal was du davon hältst”, antworte ich und ließ ihn einfach unter dem Baum stehen.

      Juha
      Während Linh noch aß, belauschte ich das Gespräch von Lina und Samu. Auch, wenn ich nicht alles verstehen konnte, hörte ich immer wieder Niklas und mir war klar, worum es ging. Offenbar hatte Kerl wieder nicht besseres in seinem Schädel, als alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sichtlich genervt, ließ Lina Samu allein sitzen und ich nutzte die Gunst der Stunde ihn etwas aufzumuntern. Leicht geduckt lief ich zu ihm und setzte mich.
      “Ich sage dir, dass nun nur ein einziges Mal, also höre mir gut zu”, begann ich. Samu nickte und ich fuhr fort: “Deine Sorgen sind berechtigt und Lina wird vermutlich schneller wieder hier sein, als du gucken kannst. Ich möchte ihn damit nicht zu einem schlechteren Menschen machen, als er ist, denn er ist durchaus eine freundliche und zuvorkommende Persönlichkeit sein. Doch er kann unberechenbar und sprunghaft in seinen Entscheidungen verhalten. Dabei ist er so in seinem Film festgefahren, dass er den Rest seiner Umwelt außer Acht lässt. Wenn Lina damit nicht umgehen kann und nicht standhaft ihm gegenüber ist, kann das nur im Krieg enden. So, hast du noch eine Frage?” Ich versuchte so leise zu sprechen wie möglich, denn nach dem letzten richtigen Zerwürfnis mit meinem besten Freund, endete es seinerseits mit einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt sowie vieler Gespräche. Das konnte ich nicht riskieren, denn ich wünschte ihm vieles, nur nicht das nochmal.
      “Warum genau erzählst du mir das jetzt eigentlich. Wie du siehst, hört Lina ohnehin nicht mehr auf mich”, fragte er mit einer Mischung aus Verwirrung und Besorgnis in der Stimme.
      “Ich möchte sie vor dem schlimmsten bewahren. Und ganz ehrlich? So wie ich dich einschätze, warst du bei den Mädels sicher beliebt und wie oft hast du mit jemanden einfach nur gelernt?”, deute ich an und zog meine Brauen hoch.
      “Öfter, als du zu glauben scheinst”, antwortete Samu.
      “Nun gut. Wir haben nie drüber gesprochen”, flüsterte ich und lief zurück zu Linh, die bereits auf mich wartete.
      “Alles gut bei dir, du wirkst so … aufgeregt”, fragte sie besorgt.
      “Natürlich, ich musste nur was Wichtiges klären. Wollen wir rüber, Fernsehen?”, entgegnete ich freundlich und lief mit ihr zum Zimmer. Niklas hatte ein riesiges Chaos hinterlassen. Ich entschuldigte mich bei ihr und warf schnell alles zusammen. Aus meiner Rage stoppte sie mich und gab mir einen Kuss.
      “Es ist nicht das erste Mal, dass er das Zimmer verwüstete und ich das sah”, antwortete Linh liebevoll und zog mich auf die Couch. Mit meinem Arm um ihre Schulter guckten wir eine Dokumentation auf Netflix.

      Niklas
      Gerade als ich die Tür hinter mir schloss, fiel Vriska mir um den Hals. Meine Hände legte ich an ihrem Hinterteil und zog sie fest an mich heran. „Wärst du so freundlich, heute keine Spuren zu hinterlassen?“, flüsterte ich bestimmend in ihr Ohr und schmiss sie aufs Bett. Mit ihrem Kopf auf der Decke zog ich unsere Hosen runter und liebäugelte mit ihrer Unterwäsche, die sie trug. In Gedanken an Lina suchte ich in meiner Hosentasche meiner Reithose nach einem Gummi.
      „Wenn du nicht willst, dann müssen wir das nicht tun“, sagte sie besorgt und schien zu merken, dass ich nicht ganz bei der Sache war. Dann drehte sie sich auf den Rücken und guckte mich an. Noch eh ich antworten konnte, sagte sie überrascht: „Ach, warst du schon vorbereitet, was heute passiert?“
      „Nein, ich bin immer vorbereitet. Du bist nicht die Erste, die plötzlich über mich herfällt“, antworte ich ernsthaft und distanziert. „Und um auf deinen ersten Satz zurückzukommen, wenn ich wollen würde, hätte ich meine Hosen noch an“, grinste ich, drehte sie unsanft um und zog sie an mich heran. Leise winselte sie nach mehr und ich genoss das Gefühl von ihr gebraucht zu werden. So schön es auch war, musste ich dafür sorgen, dass sie leise ist. Ich legte meine Hand auf ihren Mund und drückte sie nieder. Doch nur mit Mühe gelang es mir, ihre Leidenschaft zu unterdrücken. Gestern hatte sie noch andere Möglichkeiten sich dem zu entziehen, nur Monstermücken würde mir keiner mehr abnehmen, erst recht nicht Lina, wenn die Kratzer frisch waren.
      „Zieh dir was drüber und setzt dich an den Tisch“, befahl ich ihr, als ich ins Bad lief, um mich sauberzumachen.
      „Komm‘ doch lieber ins Bett“, quengelte Vriska erschöpft.
      „Ich bin nicht zum Spaß hier. Betriebswirtschaftslehre lernt sich nicht von allein“, antwortete ich standhaft, als ich meine Hände wusch. Als ich zurückkam, lag sie immer noch im Bett, wie ich sie hinterließ.
      “Steh’ jetzt auf oder war heute das letzte Mal da”, drohte ich und war selbst überrascht. Offenbar konnte ich mir vorstellen, dass nun öfter zu tun. Der Gedanke fühlte sich besser an, als wollte, dennoch setzte ich mich und nahm das Pad zur Hand. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, dass Vriska sich etwas drüberzog und dazu kam. Ihre Haare waren durcheinander und ihre Hose kurz. Ein Bild, dass sie ruhig öfter zeigen konnte und vor allem nicht nur mir.
      “Du siehst wunderschön aus”, schmeichelte ich ihr. Verlegen zog sie ihr Shirt über die Shorts und setzte sich an den Tisch. Zusammen gingen wir die Seiten durch und ich erklärte ihr, welche Faktoren die wichtigsten waren und was die Prüfer wissen wollten. Im Gegensatz zu ihr hatte ich alles schon durch und wusste, worauf es ankam. Obwohl Vriska sehr erschöpft wirkte, gab sie sich Mühe mir genau zuhören und die Aufgaben sorgfältig zu erledigen.
      “Ich denke, dass das für heute reicht”, erklärte ich ihr nach einer Stunde. Ich stand vom Stuhl auf und sie sprang auf, um mich festzuhalten.
      “Willst du nicht hierbleiben?”, begann sie wieder zu quengeln.
      “Du weißt, dass das nicht geht”, redete ich mich raus und nahm ihre Arme von mir.
      “Also ist dir das nicht wichtig mit uns?”, in ihrem Gesicht war die Enttäuschung zu erkennen, die in ihr herrschte.
      “Nein … doch. Irgendwie schon. Wir schlafen nur miteinander und lernen. Mehr ist das nicht”, versuchte ich Vriska zu erklären, die offensichtlich mehr wollte als ich.
      “Okay, ich verstehe. Aber wenn das nicht mehr …“, sie stoppte. Eine Träne lief auf ihrer Wange herunter und sie drehte sich weg.
      “Vriska, dir muss klar sein, dass das nicht mehr sein wird. Wenn du das nicht willst, dann sag’ es jetzt und ich verhindere alles Weitere, was du versuchen willst. Ich möchte nicht, dass du sich schlecht dabei fühlst. So macht das keinen Spaß”, muntere ich sie auf und strich einige Strähnen aus ihrem Gesicht.
      “Mir geht’s gut. Ich wollte nur wissen, woran ich bin. Das weiß ich nun”, lachte sie und umarmte mich. Das ging für mich klar und ich drückte sie.
      “Dann schlaf gut. Morgen gleiche Zeit, gleicher Ort?”, scherzte ich. Fröhlich nickte sie und schloss die Tür, als ich ging.
      “Lina, ich bin gleich da, setz’ mich noch für einen Moment ans Feuer”, schrieb ich meiner Herzensdame und setzte mich auf einen Stuhl am Feuer. In meiner Hosentasche befand sich ebenfalls die Schachtel von der Tankstelle und ich zündete mir eine an. In meinem Kopf schwebten tausend Gedanken und einer davon war Lina. Ich wollte sie nicht verletzen und auch nicht hintergehen, doch sie gab mir nicht das, was ich bei Vriska fühlte. So fasste ich den einzigen richtigen Entschluss. Ich musste mit Lina darüber sprechen, zumindest teilweise.
      Als ich aufgeraucht hatte, lief ich zu ihr und rechnete damit, dass ich die Nacht bei Vriska verbringen würde. Ich selbst würde mich nicht ertragen wollen. Vorsichtig klopfte ich an Linas Tür.


      Lina
      Nachdem Streit mit Samu war ich innerlich so aufgewühlt gewesen, dass ich mir erst einmal einen Tee machen musste. Auch wenn ich es Samu gegenüber nicht zugeben wollte, machte ich mir doch mehr Gedanken darüber, was er gesagt hatte. Mit meinem Tee hatte ich mich auf mein Sofa begeben und die Zeichnungen angestarrt, die kreuz und quer über den Tisch verteilt lagen. Ganz obendrauf, mein Block auf dem noch die Zeichnung von Niklas Tattoo aufgeschlagen war.
      Auch wenn sich die negativen Gedanken immer wieder in den Vordergrund drängten, fasste ich einen Entschluss. Mir ist egal was Samu sagt, immer hin bin ich hier diejenige die mit den Konsequenzen der Entscheidung leben muss, nicht er. Ich komme was wolle, ich werde mit nach Schweden gehen. Auch wenn Niklas noch ein Fremder für mich ist, bin ich überzeugt davon, dass es das Richtige ist. Es fühlt sich einfach zu gut an, um es mir von irgendwem kaputt machen zu lassen.
      Ich war so fokussiert auf meine Gedanken gewesen, dass ich vor Schreck fast vom Sofa fiel, als es an der Tür klopfte und natürlich, wie hätte es auch anders sein sollen, hatte ich dabei den restlichen Inhalt meiner Tasse auf mir und dem Fußboden verteilt.
      “Komm rein, die Tür ist offen”, rief ich durch die Wohnung, während ich zur Spüle ging, um einen Lappen zu holen. Langsam öffnete sich die Tür und Niklas trat ein, während ich den Tee vom Boden entfernte.
      „Was denn hier passiert?“, fragte er freundlich und betrachtete die Flecken auf dem Boden.
      “Wie es aussieht schaffe ich es heute nicht mal auf einem Sofa zu sitzen, ohne dass dabei etwas passiert”, klärte ich ihn auf.
      „Nun gut. Ich habe ein Anliegen“, murmelte Niklas und setzte sich auf die Couch.
      “Und was wäre das für ein Anliegen?”, fragte ich etwas beunruhigt, denn ich konnte seine Körpersprache absolut nicht einordnen und konnte mir auch nicht so richtig vorstellen, was er jetzt von mir wollte.
      „Ich mag dich sehr und ich würde sogar sagen, dass ich sowas wie Schmetterlinge im Bauch habe, wenn ich an dich denke. Und ich denke sehr oft an dich aber …“, er stoppte und ich merkte das es ihm schwerfiel zu sagen, was er gerade fühlte.
      „Du kennst meine ganze Geschichte nicht und ich bin auch noch nicht bereit sie mit dir zu teilen. Denn ich weiß es selbst erst seit weniger als 2 Jahren und habe selbst noch mitzukämpfen, dass ernsthaft zu verarbeiten. Meine Psychologin sagte etwas von verdrängt oder so. Keine Ahnung. Aber auf jeden Fall steht mir das noch im Weg. Dass vorhin im Stall … das war ein Test, meinerseits. Normalerweise hatte ich immer sowas wie ein Kick und hätte dir die Kleider vom Leib gerissen, doch bei dir hatte ich das nicht. Grundsätzlich ist das nichts Schlechtes, doch ich denke ich bin noch nicht so weit, wieder was wirklich Festes einzugehen. Und für jemanden zwischendurch bist du mir eindeutig zu wichtig. Ich würde gern dich weiter kennenlernen, im Leben begleiten und gucken, wo wir am Ende rauskommen, doch erstmal nur als Freunde. Besondere Freunde, die in Aussicht auf was Großes sind. Was in den letzten Jahren alles bei mir passierte, ist einfach zu viel um jemanden wie dich damit zu belasten. Ich möchte dich schützen, verstehst du das? Ich will dich, aber aktuell geht es nicht. Auf keinen Fall”, erzählte er zu Ende, ohne mich anzugucken. Stattdessen fummelte er nervös an seinen Fingern. Seine Augen waren glasig und den Tränen nah.
      Was Niklas mir da erzählte, waren so viele Informationen auf einmal, dass mein Gehirn erst mal ein paar Sekunden brauchte, um die Massage zu verstehen. Seltsamerweise war ich nicht krass enttäuscht oder so, sondern fühlte in diesem Moment eher sowas wie eine Mischung aus Erleichterung und Verständnis. Ich kann nur zu gut nachvollziehen, dass er mich nicht mit seinen Problemen belasten möchte. Und so sehr, wie ich mir wünschte, es gäbe einen andern, einen leichteren Weg, so gut verstand ich es auch, dass es der richtige sein würde.
      Bei seinem Anblick würde ich am liebsten auch anfangen zu weinen. Doch hier geht es gerade nicht um mich, also versuchte ich die Tränen so gut wie möglich herunterzuschlucken. Aus einer Intuition heraus legte ich meine Hände auf seine. “Ja, ich versteh das”, war alles, was ich über die Lippen brachte, denn dann suchten sich die Tränen doch wieder einen Weg nach draußen.
      “Kleines, wein doch nicht. Ich bin noch immer da für dich aber lass mir meine Zeit, um zu dir zu finden”, versuchte Niklas mich aufzumuntern und wischte mit seiner Hand die Tränen von meiner Wange. Ich reagierte nicht. Dann sprach er weiter: “Ich freue mich, auf das was auf uns zu kommt, die gemeinsame Zeit in der meiner Heimat. Es gibt so viel, dass ich dir zeigen möchte und Vriska freut sich sicher auch, nicht allein zwischen den Kerlen auf dem LDS zu sein. Da bin ich mir sicher. Sie kommt hier schon kaum klar.” Er lachte herzlich und strich mir übers Haar. Der Gedanke an all das, was mich in Schweden erwarten würde, konnte mich tatsächlich ein wenig aufheitern, immerhin würde mich dort viele neue Dinge erwarten. Außerdem freute ich mich wieder näher an der Küste zu sein. Schon damals als ich für das HMJ in Schweden war, hatte ich gemerkt wie sehr mir die Küste fehlte. Nicht das Kanada keine schöne Natur bot, doch steinige Bergwälder sind nun mal nicht dasselbe.
      Nun musste auch ich anfange zu lächeln, dieser Mann war einfach ansteckend.
      “Das ist ja auch wirklich nicht so einfach mit euch Kerlen. Aber ich freu mich schon deine Heimat kennenzulernen”, fügte ich nun etwas heiterer hinzu.
      “Ich schätze, dass du es mit Frauen auch nicht leichter hättest”, scherzte er, aber konnte noch immer nicht in meine Augen schauen. Mit irgendetwas schien er sich immer noch unwohl zu fühlen. Gerne würde ich ihn danach fragen, was ihn beschäftigt, doch natürlich hatte ich noch seine Worte im Kopf, die ich natürlich respektierte. Somit sagte ich nichts und eine seltsame Stille herrschte im Raum, die dadurch unterbrochen wurde, dass mein Handy lautstark den Eingang einer Nachricht ankündigte. Etwas zu eilig griff ich nach dem Gerät. Die Nachricht war von meiner Schwester, die wissen wollte, wie genau ich mich jetzt eigentlich wegen Schweden entschieden hatte. Da hat sie mal wieder ein perfektes Timing. Ich hatte zwar gestern mit ihr telefoniert, aber dieses Thema bewusst außen vorgelassen. Da ich das gerade absolut den falschen Zeitpunkt davon Juliet den Sachverhalt zu erklären, legte ich das Handy wieder beiseite, ohne ihr zu antworten, sie würde noch früh genug eine Erklärung bekommen.

      Niklas
      “Möchtest du noch was besprechen oder wie sieht es aus? Ich halte es für die beste Entscheidung rüber zu Chris zu gehen”, murmelte ich zu Lina, die erst hektisch aufsprang, um ihr Handy zu prüfen und im nächsten Moment es wieder beiseite packte.
      “Nein, passt schon”, antwortete sie fast unverständlich, weil sie so schnell sprach.
      “Ich verstehe dich nicht. Ist er dir egal, dass ich jetzt gehe?”, fragte ich schockiert. In dem Moment kamen mir direkt wieder Vriskas Worte, die es wenigstens versuchte, dass ich bliebe. Aich erwischte ich mich dabei, darüber nachzudenken, ob sie das bessere Gegenstück sei.
      “Nein, natürlich ist es mir nicht egal”, antwortete sie und ich konnte eine Spur Verunsicherung mitschwingen hören. “Es ist nur. Ich weiß nicht. ich weiß nicht genau was ich tun soll… Auf der einen Seite möchte ich, dass du hierbleibst und andererseits … möchte ich deine Worte respektieren und dich nicht bedrängen”, den letzten Teil des Satzes sprach sie so leise aus, dass er kaum hörbar war. “Ich möchte doch nur das richtige tun”, fügte sie hinzu und sah dabei auf den Boden. Ich legte meine Hände an ihren Kopf, damit sie den Blick zu mir richtete. Dann sprach ich zu ihr: “Du musst dir überhaupt keine Gedanken darüber machen, was richtig oder falsch ist. Alles, was du bisher getan hast, war richtig. Es liegt nicht an dir, ich bin das Problem. Also bitte sei du selbst, denn nur diese Lina brauche ich.”
      “Ok” sagte sie und machte ein paar Sekunden pause, um Luft zu holen. “Dann sagt dir diese Lina jetzt, dass du ihretwegen nicht zu gehen brauchst, denn für einen Freund hat sie immer einen Platz, egal was das Problem ist.”
      “Danke, aber ich werde trotzdem zu ihm rübergehen. Er wollte auch noch Männerkram besprechen”, erklärte ich ihr mit einem Augenzwinkern und stand auf.
      “Ok, dann also gute Nacht”, sagte sie und schien sogar ein wenig enttäuscht zu sein.
      “Es tut mir leid”, antwortete ich nur und schloss die Tür. Einen Moment wartete ich, um zu hören, ob sie wieder anfing zu weinen, doch ich hörte nichts und lief los. Chris hatte ein Zimmer etwas weiter weg und teilte es sich mit Björn, der gerade mit Erika für die Prüfungen lernte. Denn auch die Beiden wollen dieses Jahr den C Schein ablegen. Also war ich froh, dass ich herzlich von ihm empfangen wurde.
      “Na was hast du schon wieder vergeigt?”, fragte es spöttisch und saß auf seinem Bett, als ich den Raum betrat.
      „Alles oder auch gar nichts“, antwortete ich und gesellte mich mit in den Raum.
      „Na dann bin ich mal gespannt“, haute er heraus und setzte sich aufrecht hin.
      „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen sollte. Es ist so viel“, murmelte ich und machte es mir bequem in dem Holzstuhl, der alles andere als bequem war.
      “Wie wäre es am Anfang? Oder warum du jetzt überhaupt hier sitzt?”, munterte Chris mich ein wenig auf. Gestärkt begann ich zu erzählen: “Nun, dass mit Anna ist nun vorbei und ehrlich gesagt, bin ich auch froh darüber. Die Zeit mit ihr war schön, aber sie war mir dann doch eine Nummer zu verrückt. Ihr Hass übernahm immer mehr die Oberhand und du weißt ja, den letzten Monat lief es eh nicht so gut. Dann kamen die Neuen und Milena wollte mich einfach, also hat sie bekommen, was sie wollte. Aber ich fühlte es einfach nicht, denn ihre Freundin hatte es mir von Anfang an angetan. Irgendwie hat es direkt gefunkt, obwohl sie immer gegen mich war.”
      “Die kleine Blonde meinst du? Wie war ihr Name noch mal … Vriska?” fragte er.
      “Ja, genau. Und jetzt rate mal, wen ich am Haken habe?”, lachte ich herzlich.
      “Ach, da schlägt mal wieder der typische Niklas zu. Wie bist du denn an die Ehre gekommen?”
      “Nun, man muss nur wissen wie. Wir sind auf einer Wellenlänge. Ich wusste direkt was sie braucht, jemanden, der sie hält und vor allem fest”, triumphierte ich und imitierte ihren Hintern vor meiner Hüfte. Chris wusste, wo von ich spreche, schließlich waren wir damals zusammen auf Reisen. Auch wenn Joanna noch an meiner Seite war, hatten wir durchaus Spaß zusammen in den Clubs uns nach hübschen Mädels umzuschauen.
      “Da wird man glatt neidisch, aber was ist mit der anderen Kleinen? Die hier vom Hof. Der hast du auch ganz schön die Augen verdreht”, schwärmte er.
      “Ja, genau das ist das Problem. Sie kommt jetzt mit nach Schweden. Ich mag sie sehr, aber es fehlt einfach etwas. Das was Vriska mir gibt”, lenkte ich ein und hatte direkt das Gesicht von Lina vor den Augen, als sie eben vor mir saß und anfing zu weinen. Es macht mich immer nachdenklicher.
      “Dann pack’ sie in den Ringkampf und guck, wer übrigbleibt. Ich würde 5000 SEK auf die Blonde setzen. Sie hat Temperament und so viel Verzweiflung”, scherzte Chris und holte seine Brieftasche aus der Hose.
      “Ne, ne. Lieber nicht. Außerdem bedenke, dass sie aktuell ein Handicap hat durch den Sturz mit ihrem Hengst. Ich habe mit Lina mehr oder weniger darüber gesprochen, dass ich noch nicht bereits für etwas Festes bin, also kann ich Vriska weiterhin besuchen”, erklärte ich ihn und schaute auf die Uhr. Die Zeit rannte förmlich an mir vorbei. Es war bereits kurz vor Elf und langsam wollte ich schlafen.
      “Sicher, dass du nicht rüber willst zu deiner Leibeigenen?” schlug er vor. Nach kurzen Überlegungen lehnte ich ab und wir richteten einen Platz auf dem Fußboden ein. Jeder für sich nahm eine bequeme Position im Bett ein. Chris schlief innerhalb kürzester Zeit ein, doch in mir wanderten noch die Gedanken. Auf meinem Handy lass ich eine Nachricht von Vriska, die wirklich kurz war, doch im Rückblick zu vorhin viel aussagte: “Tack.” Ich wusste nicht genau, ob sie nun sauer auf mich war oder wirklich dankbar. Für heute ließ ich es gut sein und würde sie morgen darauf ansprechen.

      Lina
      Nachdem Niklas die Tür hinter sich geschlossen hatte, saß ich einen Moment lang einfach nur still da. Hatte Samu etwa doch recht gehabt und Niklas spielte nur mit mir? Aber warum würde er dann trotzdem noch wollen, dass ich mit nach Schweden gehe? Nein, dass ergäbe keinen Sinn, zumindest keinen der sich mir ergeben würde. Ich glaube immer noch das Stecken so was wie Gefühle dahinter, nur welche genau, darüber bin ich nicht ganz sicher. Aber was genau fühle ich eigentlich gerade? Enttäuschung darüber, dass das, was gerade er begonnen hatte, so schnell endete? Hoffnung? Verunsicherung? Verzweiflung? Vielleicht alles auf einmal? Was auch immer ich gerade fühlte, ich war nicht in der Lage das einzuordnen und das verwirrte mich. Wie soll man mit etwas umgehen, was man noch nie gefühlt hat? Soll man einfach normal weitermachen oder sollte man sich Sorgen machen?
      Die zunehmende Dunkelheit draußen erinnerte mich daran, dass es bereits spät war und somit entschloss ich mich fürs Erste, für das normal weitermachen und meine verwirrten Gefühle erst einmal zu ignorieren. Also stand ich vom Sofa auf und stellte die Tasse, deren Inhalt ich ja bereits über meinem Boden verteilt hatte, in die Spüle.
      In meinem Schlafzimmer tauschte ich die staubigen und nun auch mit Tee getränkten Klamotten gegen das viel zu große Shirt, was ich immer zum Schlafen trug und bewegte mich ins Bad, um mich Bettfertig zu machen.
      Als ich wieder aus dem Bad kam, fiel mein Blick auf mein Handy, auf dem eine Nachricht aufleuchtete. Sie stammte diesmal von Samu. “Ich hätte vorhin dein Urteilsvermögen nicht Anzweifeln sollen, tut mir leid. Aber du musst, verstehen ich mache mir doch nur Sorgen um dich”, las ich.
      “Ja, verstehe ich doch. Mir tut es auch leid, ich hätte dich trotzdem nicht so anmotzen dürfen. Und jetzt hör auf dir Sorgen zu machen, ich schlafe heute allein”, tippe ich eine Antwort, doch zögerte kurz bevor ich sie absendete. Sollte ich ihm das jetzt schon mitteilen? Naja, spätestens morgen würde er es vermutlich eh rausfinden, also konnte ich es ihm auch jetzt sagen.
      Nachdem ich die Nachricht gesendet hatte, schaltete ich das Licht aus und ließ mich ins Bett fallen, vielleicht würde meinem Gehirn ja bis morgen einfallen, wie ich mich Verhalten soll.

      Am nächsten Morgen wachte ich von meinem nervtötenden Wecker auf. Müde öffnete ich die Augen und blinzelte in das schwache Licht, welches durch die Rollläden fiel. Ich hatte gestern ungewöhnlich lange zum Einschlafen gebraucht, denn die Ereignisse des gestrigen Tages waren mir immer wieder durch den Kopf geschwirrt. Zwar hatte ich den Rest der Nacht dann geschlafen wie ein Stein, aber wirklich erholt fühlte ich mich nicht und schlauer war ich leider auch nicht geworden. Das heißt du es wohl heute normal sein, was auch immer normal sein bedeuten mag. Also rollte ich mich aus dem Bett und wie jeden morgen führte mich mein Weg als Erstes ins Bad, wo ich mich fertig machte. Da es heute genauso unerträglich warm bleiben sollte wie die letzten Tage, entscheid ich mich lieber gleich für ein luftiges Top zu Reithose. Als ich Treppe runterging, stellte ich fest, dass ich scheinbar die Erste war, die bereits wach war, denn im Haus war es noch erstaunlich still. An der Tür überlegte ich kurz, ob ich direkt meine Stiefel anziehen sollte, doch entschied mich doch lieber für meine inzwischen nicht mehr ganz so weißen Sneaker. Auch als ich nach draußen trat, war es noch recht still auf dem Hof.
      Da es nicht so aussah, dass es schon Frühstück gab, machte ich mich also als Erstes auf den Weg zum Stall. Die meisten Pferde waren bereits wach und knabberten gemütlich an ihrem Heu, nur Divine lag noch gemütlich im Stroh. Freundlich brummte er mich an, als ich seine Box betrat.
      “Guten Morgen mein hübscher”, begrüßte ich den Hengst und hielt ihm eine Möhre hin. Kurz schnupperte das Pferd daran, bevor er kräftig abbiss.
      “Ich hoffe, wenigstens du hast besser geschlafen als ich”, sagte ich zu Divine und strich im dabei durch die weiche Mähne. Natürlich antworte der Freiberger nicht, sondern klaute sich nur den Rest der Möhre aus meiner Hand. Damit es heute nicht wieder vergaß ihn rauszubringen, beschloss ich ihn einfach jetzt schon rauszubringen. Während Ivy noch in aller Ruhe seine Möhre fraß, ging ich in die Sattelkammer und seine Sonnencreme und seine Fliegenmaske zu holen. Ohne diese Schutzmaßnahmen bekam er bei einem solchen Wetter leider sehr schnell Sonnenbrand. Als ich zurück zu seiner Box kam, hatte sich der Freiberger bereits aufgerappelt und schüttelte sich das Stroh aus dem Fell.
      “Na, heut mit Strohextension”, scherzte ich und zog ihm einen Strohhalm aus der Mähne. Anschließend cremte ich ihn ein und zog ihn an. Fertig für die Koppel verließ ich mit Divine den Stall.

      Vriska
      Erholt wachte ich auf und warf einen Blick auf die Uhr. Der Trubel am Hof war sonst, wenn ich aufwachte, bereits zu hören, doch heute herrschte eine angenehme stille. Erstaunlicherweise hatte ich heute keine Schmerzen und konnte mich wie üblich fertig machen. Die Hitze machte mich zu schaffen und mittlerweile sammelte sie sich auch im sonst so kühlen Zimmer. Aus meiner Tasche rief mich die einzige Shorts, die ich eingepackte hatte. Zum Notfall. Einem Notfall den ich nun hatte. Etwas unwohl bei dem Gedanken meine Beine zu zeigen, zog ich sie drüber und betrachtete mein Outfit im Spiegel. Die hellgraue lockere Sweat Shorts mit dem schwarzen Swoosh stand mit wirklich gut, auch wenn nun meine Narben offensichtlich zu sehen waren und auch der riesige Spalt zwischen meinen Oberschenkeln. Passend dazu zog ich mir das lockere graue bauchfreie Shirt drüber. Von den letzten Tagen wusste ich, dass die Leute am Hof wirklich Probleme hatten meinen Hengst die Decke umzulegen, weswegen ich schon am Abend beschlossen hatte, das heute selbst zu machen. Ein erneuter Blick zur Uhr zeigt mir, dass ich wirklich trödelte, wenn ich mich nicht unter die Leute mischen wollte. An der Tür schlüpfte ich die meine Stallschuhe, setzte noch die Sonnenbrille auf und verließ das Zimmer. Die Sonne brannte auf meiner Haut und in der Luft lag eine angenehme Feuchte. Es war ein ausgesprochen schöner Sommermorgen, denn ich gern nicht allein genießen wollte. Auf dem Weg traf ich niemanden und fröhlich lief ich zum Stall, in dem Glymur bereits in seiner Box warten würde. Doch, bevor ich einen Fuß in die Gasse setzte, hörte ich Lina. Frustration kam in mir hoch. Würde sie sich verfolgt fühlen? Kann ich mich noch normal verhalten? Doch das bisschen Selbstbewusstsein, was irgendwo in mir steckte, musste jetzt herauskommen und sich präsentieren. Nach einem tiefen Ein- und Ausatmen betrat ich den Stall und grüßte Lina freundlich mit den Worten: “Ach auch schon wach. Good morning.” Für meinen Geschmack fühlte sich das Grinsen zu groß und auch falsch an, um dass ich das war. Selbstbewusstsein, dass auf Bestellung da war, war schon etwas Feines.
      “Morgen Vriska”, grüßte Lina freundlich zurück und wandte sich dann wieder ihrem Pferd zu. War irgendetwas? Ich entschied nicht nachzufragen, da es sicher mit Niklas zu tun hätte und ich versuchte so gut gelaunt wie möglich heute zu sein. Die Decke von meinem Hengst lag wie ein Wäschehaufen vor seiner Box und ich benötigte einige Minuten, bis ich alles sortiert hatte. “So kleiner Mann, jetzt wird sich hübsch angezogen”, bereitete ich ihn auf die Decke vor und betrat die Box. Neugierig stupste er diese an und knabberte an meinen Dutt, der auch so schon völlig durcheinander war. Schnell hatte er seine graue Decke um, die viel Grasflecken aufwies. Ich zog ihm das Halfter drüber, führte ihn raus aus der Stallgasse. Lina ignorierte mich noch immer und ich beließ es dabei.
      Der Weg zur Koppel war ruhig. Vogelzwitschern kam aus den Bäumen, die ringsherum standen.


      © Mohikanerin, Wolfszeit | 97.733 Zeichen

    • Wolfszeit
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      29.10.2021|Wolfszeit
      Crystal Sky| Finest Selection| Injaki| Voilá| Fraena van Hulshóf| Fiama die Royal Peerage| WHC' Aphrodite| WHC' Delicious Donut|WHC'Minya| WHC' Mimithe|WHC'Venice| Nathalie|Minnie Maus| Mijou| Briar| Vakany| Antigone| Don Carlo

      Hazel| Heute Morgen stand als Erstes die Kontrolle bei den Fohlen an. Noch war der Weg recht weit, da die Tiere noch auf der Sommerkoppel standen. Seitdem unser Besuch wieder abgereist war, war hier derselbe langweilige Alltag eingekehrt wie vorher, nur das einer fehlte, Lina. Die hatte sich nämlich, Hals über Kopf, in einen zugegebenermaßen ziemlich heißen Typen verknallt, der im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben auf den Kopf stellte. Einer der Gründe, weshalb Nathalie nun zu meinen Schützlingen zählte. Ich holte die Scheckstute aus der Box, aber nicht vorher von ihrer Boxennachbarin Sally, auf Leckerlis kontrolliert zu werden. Schnell putze ich die Stute, sodass ich eine Viertelstunde später im Sattel saß.
      Noch waren die Tage heiß und sonnig, doch schon bald würde hier der Herbst einziehen, schneller als mir lieb war. Auf dem Platz drehte bereits Samu mit Sky seine Runden. Freundlich nickte ich ihm zu und setzte meinen Weg durch die Koppeln fort. Fraena und Voilá folgten mir neugierig am Zaun, als ich an ihrer Wiese entlang ritt.
      Wie so häufig waren die beiden Zwillinge die Ersten, die an den Zaun kamen, gefolgt von Donut. Die Stuten hielten sich deutlich im Hintergrund, lediglich Briar und Mijou hoben kurz den Kopf bevor sie weiter grasten. Fiama, unser Neuzugang aus Italien, entdeckte ich zwischen Minnie Maus und Vakany, wie sie vorsichtig mit Venice Kontakt knüpfte.
      Antigone stand mit ihrem Fohlen ein wenig abseits. Die kleine Stute suchte hungrig nach dem Euter der Fellponystute und wurde schließlich auch fündig. Schmatzend begann sie zu saugen. Augenscheinlich war hier alles okay, also setzte ich meine Runde fort. Auf den Sandwegen etwas ab von den Koppel trabte ich Nathy an, ließ sie locker laufen. Man musste die letzten warmen Tage hier genießen, solang es noch ging. Meine Gedanken schweiften wieder zurück zu den vergangenen Wochen. Ich hatte zwar nur am Rande mitbekommen, was hier alles geschehen war, als die beiden Nationalteams zu Gast waren, doch feststand, dass sich dadurch auf dem Hof etwas verändert hatte.
      Seitdem kleinen Turnier bekamen wir regelmäßig Anfragen für unsere Verkaufspferde, die Anmeldungen für die Reitschule hatten sich verdoppelt und nicht zu vergessen, dass Team war geschrumpft und würde vermutlich auch um noch eine Person kleiner werden. Samu hatte augenscheinlich die Entscheidung seiner besten Freundin zum Anlass genommen, uns ebenfalls zu verlassen. Noch eine Person, die hier fehlen würde. Auch wenn es manchmal nicht so schien, waren wir hier doch so was wie eine kleine Familie und es stimmte mich ein wenig traurig, dass ein weiteres Mitglied fort von hier wollte. Aber es war den beiden nicht zu verdenken. Hier war wirklich nicht viel los und gerade Lina war stets ziemlich zurückgezogen gewesen, ließ nur wenig von ihrem bisherigen Leben durchblicken, aber wenn sie dann doch einmal von ihrer Heimat sprach, schwang immer ein Hauch von Sehnsucht mit.
      Ein klein wenig Neid verspürte ich schon, denn was auch immer sich dort zwischen Lina und diesem Mann ereignet hatte, wirkte wie die moderne Version eines Märchens, aber ich gönnte ihr ihren Traumprinzen. Denn was auch immer dieser Kerl mit ihr angestellt hatte, sie schien durch ihn richtig aufzublühen. Selten hatte ich sie so lebendig und erfüllt gesehen, wie als sie in seiner Begleitung auf die Tanzfläche trat.
      “Hey Hazel, fängst du jetzt auf einmal an auf deinem Pferd zu träumen”, riss mich Jayden aus meinen Gedanken, der mir mit Carlo entgegenkam. Mittlerweile war ich schon fast wieder am Hof angekommen, ohne es wirklich zu merken.
      “Nein, ganz und gar nicht” verteidigte ich mich.
      “Gut, dann hast du ja sicher gehört, dass dich der Chef in zwanzig Minuten auf dem Platz erwartet”, teilte mein Kollege mit und ritt mit seinem Hengst davon. Ich nickte Intuitiv, auch wenn er es schon gar nicht mehr sah.
      Im Stall beeilte ich mich die Hannoveraner Stute abzusatteln und beeilte mich um Injaki schnell fertig zu machen, denn der Chef möchte keine Verspätung.
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      zeitliche Einordnung Ende Agust 2020
    • Wolfszeit
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      Heavenly Maybe| 07. April 2022
      Don Carlo| Finest Selection| Fraena van Hulshóf| Voilá| WHC’ Aphrodite| Abe’s Aelfric| Cleavant ‘Mad Eye’| Löwenherz| PFS’ Caruso| WHC’ Afterglow| HMJ Divine| Checkpoint| WHC’ Quatchi| WHC’ Unsung Hero| Herkules| Nurja| WHC’ Sunna| WHC’ Poseidon

      Ich war gerade auf dem Weg mir Glowy von der Koppel zu holen, als das Klingeln meines Handys die winterliche Stille störte. ‘Haze’ leuchtete auf dem Bildschirm auf. Seltsam, die sollte doch eigentlich gerade eine Reitstunde geben?
      “Hey, was ist los?”, nahm ich den Anruf dennoch entgegen, während ich das Tor öffnete. In der Ferne hoben die Pferde den Kopf, bewegten sich ansonsten nicht weiter.
      “Ich könnte dich mal gerade hier gebrauchen. Caruso hat schon wieder ein Kind heruntergehauen und jetzt mag keiner auf das Pony steigen”, erklärte sie und klang dabei ein wenig genervt. Es war bereits das dritte Mal diese Woche, dass der Schecke jemandem mit dem Boden bekannt machte.
      “Ich komme, bin gleich da”, seufzte ich und beendete das Gespräch. Dann würde die braune Stute wohl noch ein wenig warten müssen, was eigentlich weniger in meine Tagesplanung passte. Später sollte noch ein potenzielle neuer Einsteller vorbeikommen, dem ich die Anlage zeigen sollte. So kehrte ich ohne Pferd zurück zum Stall und warf im Vorbeigehen das Halfter auf eine Bank in der Stallgasse.
      “Tür frei”, reif ich, bevor ich das große Tor aufschob und eintrat. Felix saß mit einem kleinen Mädchen, vermutlich die Reiterin von Caruso, auf der Bank. Tränen liefen über das kleine Gesicht und mein Kollege gab sich alle Mühe sie zu beruhigen. Hazel stand mit dem Ponyhengst in der Zirkelmitte und setzte ihren Unterricht fort.
      “Bei A auf den Zirkel abwenden und dann bei X zum Schritt durch Parieren”, wies sie die Kinder an, bevor sie mit dem Pony auf mich zukam. Folgsam lenkte das Kind an der Tete den Wallach mit den blauen Augen auf die Kreislinie und wechselte die Gangart.
      “Kannst du dich vielleicht den Rest der Stunde mitreiten, dass er sich dran gewöhnt, dass man sich benehmen muss?”, bat sie mich und setzte ihren Dackelblick auf.
      “Hast du ein Glück, dass ich das Pony gern hab”, scherzte ich und nahm die Zügel entgegen. In Windeseile verlängerte ich die Steigbügel und ließ mich in den Sattel gleiten. Kaum war ich angeritten, begann das Pony bereits mit seinen Faxen. Immer wieder zog er den Kopf runter und deute sogar an zu bocken als ich ihn antrabte. Das junge Pferd strotze nur so von Energie, da war es wenig wunderlich, dass er nur Unsinn im Kopf hatte.
      “Hazel, kannst du mal den Hufschlag räumen?”, bat ich meine Kollegin, die ihre Kinder daraufhin aufmarschieren ließ. In der nächsten Ecke galoppierte ich den Hengst an, bereits darauf vorbereitet, dass er losschießt oder einen Bocksprung machen würde. Letzteres tat der Schimmel auch nach dem zweiten Galoppsprung. Die Knie fest am Sattel und das Gewicht in den Steigbügel saß ich dies problemlos aus. Ich ließ dem Pony den Raum seine Energie abzulaufen und so war es nach einigen Minuten flotten Galopp auch wieder artig.
      "Okay Hazle, ich denke, du kannst jetzt ohne Komplikationen weitermachen", verkündete ich, als ich das Pony neben ihr anhielt. Eine ganze Reihe Kinderaugen starrte mich an, als hätte ich gerade einen Mustang gebändigt.
      “Das war cool”, staunte der kleine Junge, der auf Löwenherz thronte, während den anderen Kindern immer noch der Mund offen stand.
      “Das fand ich auch”, ertönte eine honigwarme Stimme aus Richtung des Tores.
      “Raphael, was machst du denn hier?”, lächelte ich erfreut und lenkte mein Pony in seine Richtung. Hazel forderte währenddessen ihre Kinder zum weiterreiten auf.
      “Ich bin hier, um mir euer wunderschönes Gestüt anzuschauen. Ich überlege nämlich mir Poseidon und Héritage umzuziehen, aber vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen”, erläuterte er und wand sich dann an Felix, der noch immer auf der Bank saß.
      “Raphael Craig”, stellte er sich freundlich vor und reichte dem Deutschen die Hand.
      “Felix Lundqvist, der Neue hier”, stellte sich auch mein Kollege vor, “Irgendwo her kenn ich dich … Springreiter, richtig?”
      “Ja, genau Springreiter im Dienst der Nation”, bestätigte der Dunkelhaarige. Anschließen hockte sich Raphael vor Carusos ursprüngliche Reiterin.
      "Und wer bist du, kleine Maus?", fragte er die Kleine, die ihn verschüchtert aus ihren großen, Runden anblickte.
      "Ella", antwortete sie zögerlich. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Kleinen sich bereits für die Stars der Reiterwelt interessierten und deshalb plötzlich so still waren oder ob sie von der Anwesenheit eines Fremden verschreckt wurden. Denn für gewöhnlich plapperten die Kinder unaufhörlich, auch wenn sie sich eigentlich konzentrieren sollten.
      "Ella, bist du vorhin Caruso geritten?", fragte er sanft. Das Mädchen nickte und Felix schien ihn nebenbei über die Situation aufzuklären.
      "Weißt du, das ist gar nicht so schlimm mal runterzufallen, das ist mir auch schon ganz oft passiert”, erklärte der Springreiter.
      Während Raphael mit dem Kind beschäftigt war, ritt ich Caruso im Schritt auf dem Zirkel, damit der kleine Kerl nicht ganz auskühlte bei der kalten Winterluft, den sein flauschiges Fell wies deutliche Schweißflecken auf.
      "Echt? Meine Schwester hat gesagt, dass du bist der beste Reiter auf der Welt", vernahm ich das zarte Stimmchen des Mädchens. Damit bestätigte sich, dass zumindest einigen der Kinder klar war, dass sie eine Berühmtheit vor sich hatten.
      “Na ganz so ist das nicht”, lachte er, “aber selbst die besten landen manchmal auf dem Boden. Du hast doch sicher gerade gesehen, was Caruso gerade bei Quinn gemacht hat.”, erneut nickte das Kind.
      “Das hat er nicht gemacht, weil er böse ist oder Quinn loswerden wollte, sondern weil er sich so doll gefreut hat, dass er endlich laufen darf. Caruso ist nämlich noch ziemlich jung und muss erst noch lernen, dass man mit einem Menschen auf dem Rücken vorsichtig sein muss.” Raphael sprach mit einer solchen Hingabe mit dem Kind, als würde er nur dafür geschaffen worden sein, Kindern den Mut wiederzugeben. Nachdem er eine Weile mit Ella gesprochen hatten, bedeute er mir, mit Caruso in die Mitte zu kommen und kam mit ihr an der Hand auf uns zu. Caruso kaute mittlerweile zufrieden auf seinem Gebiss herum und blickte das Kind freundlich an, als ich mich aus dem Sattel gleiten ließ. Nachdem die Steigbügel wieder umgestellt waren, hob der Besucher das Mädchen auf den Rücken des Ponys und ergriff selbst die Zügel. Ich ließ mich neben Felix auf die Bank fallen und beobachtete versonnen, wie Raphael das Pony über den Sand führte.
      “Wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde, gehe ich dann mal Sally versorgen”, verabschiedete sich Felix schließlich und verschwand im Durchgang. Nach einigen Minuten überreichte der Springreiter Ella wieder die Zügel und sie traute sich sogar ein Stück zu tragen, unter der Bedingung, dass er neben herlief. Wie ich so dabei zusah, kam ein Gefühl von Glückseligkeit in mir auf und unwillentlich kamen mit Szenen in den Kopf, wie er wohl mit eigenen Kindern aussehen würde.
      Mit einem breiten Grinsen kam Hazel zu mir, als sie die Reitstunde abgeschlossen hatte, das abreiten konnte sie schließlich auch von der Ecke aus beaufsichtigen.
      “Du stehst auf ihn, das sehe ich doch genau”, feixte sie ein schelmisches Funkeln in den Augen.
      “Shh, nix tu ich hier. Ich finde nur Kinder stehen ihm”, wehrte ich ihre Anschuldigung ab.
      “Deine Kinder?”, entgegnete sie verschmitzt, bevor sie ihren Kindern zu rief, dass sie die nächste Runde aufmarschieren durften.
      “Ich wette, Lina hast du auch mit deinem generve vertrieben”, ging ich in den Gegenangriff über, statt auf ihren Kommentar näher einzugehen. Ella war mittlerweile mit dem Pony aufmarschiert, sodass Raphael nun zu uns hinüberkam.
      “Wer ist Lina?”, fragte er freundlich, offenbar hatte er einen Teil des Gespräches mitgehört.
      “Eine ehemalige Kollegin. Sie ist im August nach Schweden umgezogen”, erklärte ich.
      “Wegen nem ziemliche heißen Typen”, ergänzte Hazel keck, “Für den wäre ich auch umgezogen.” Natürlich konnte sie auch dieses Mal ihre unqualifizierten Kommentare nicht unterlassen. Manchmal wünschte ich es gäb einen Mute-Button für sie.
      “Ah, daher kommen also die Gerüchte”, nickte Raphael als würde sich soeben einige Puzzleteile zusammensetzen. Bei dem Wort Gerücht konnte man Hazel Augen Begeisterung aufflammen sehen.
      “Was erzählt man sich denn so über Jace?”, fragte sie voller Enthusiasmus, woraufhin ich ihr einen Stoß in die Rippen verpasste. Voller Unverständnis blickte sie mich an und rieb sich die Seite.
      “Naja, irgendwer erzählte, dass er sich wohl wegen eines Mädchen geprügelt hat, welches wohl aufgrund dessen den Hof verlassen hat”, antwortete er schulterzuckend, “Aber ist mir auch eigentlich egal, über mich erzählt man sich auch so einiges, was definitiv sehr realitätsfern ist.”
      “Hazle, deine Kinder warten”, wies ich sie darauf hin, als sie gerade ansetzen wollte, unseren Gast weiter auszufragen. Vielleicht hätte sie besser Journalisten werden sollen, bei irgend so einem Klatschblatt. Tatsächlich folgte sie meiner Aufforderung.
      “Soll ich dir dann jetzt mal den Hof zeigen?”, frage ich freundlich und erhob mich von der Bank.
      “Das ein oder andere kenne ich ja bereits, aber ich würde primär einen genaueren Blick auf die Boxen und die Springhalle werfen”, lächelte er bestätigend.
      “Dann fangen wir doch gleich mal im Stall an”, entgegnete ich und steuerte auf das Hallentor zu. Direkt gegenüber der Haller eröffnete sich die Reihe aus sieben Boxen, die noch aus Zeiten herrührte, in denen das Gestüt noch deutlich kleiner war und im Besitz einer Adelsfamilie, wie Luchy einmal erzählt hatte. Um diese Tageszeit waren die Boxen leer, denn die Hengst verbrachten den Tag jetzt im Winter auf den hofnahen Koppeln, die ein wenig ebener und wetterfester waren, als die an den steilen Berghängen der Rocke Mountains.
      “Also die Boxen da voran, dort stehen in der Regel Nachwuchshengste, die in den Sport gehen sollen, aber das wird für dich vermutlich ohnehin nicht relevant sein”, erklärte ich und schritt direkt weiter in Richtung des Hauptstalles.
      “Was ist mit den Offenställen?”, fragte Raphael interessiert als wir diese passierten und sich ein grauer Ponykopf über den Zaun schob.
      “In dem links von uns wohnen die Schulponys und da rechts ein Einsteller und zwei unserer Zuchtstuten”, erläuterte ich bereitwillig, “Neben dem Stall haben wir noch einen mit den männlichen Schulis und unser neuster Zuchthengst ist dort jetzt auch eingezogen, weil Ivy jetzt weg ist.” Aufmerksam lauschte mein gegenüber den Worten und begann das kleine Pony hinter den Ohren zu kraulen.
      “Ivy?”, fragte er schließlich nach. Neben Voilá kam nun auch eine weitere Fellkugel an den Zaun und begann zaghaft an meinem Schal zu knabbern.
      “Ivy, oder besser gesagt Divine ist das Pferd von besagter Kollegin”, beantworte ich seine Frage und wollte gerade zu weiteren Erklärungen ansetzen als er nachdenklich die Stirn runzelte: “Divine … wo habe ich das schon mal gehört?”
      “Vermutlich auf Social Media im Zusammenhang mit dem Horse Makeover”, half ich seinem Gedächtnis auf die Sprünge.
      “Stimmt, damit habe ich mich nur nicht näher auseinandergesetzt, weil die Hauptevents ohnehin mitten in der Turniersaison lagen” erzählte er beiläufig,
      “Übrigens die erfolgreichste Saison, die ich mit Poseidon bisher hatte.” Während Raphael so über seinen Hengst berichtete, begann seine Augen voller Stolz zu leuchten.
      “Ja, mein Mini-Me hat berichtet, dass ihr euch für das Finale des Springworldcup qualifiziert habt. Herzlichen Glückwunsch”, lächelte ich herzlich. Seitdem ich den Springreiter kennengelernt hatte, war meine Stiefschwester zu so etwas wie einem Liveticker mutiert. Kein einziges Turnier verging, ohne dass Emy davon mitbekam.
      “Genau, für Poseidon und mich geht es im April nach Kalmar zum Finale”, grinste er breit, beinahe wie ein Kind, welches eines seiner Kunstwerke stolz erfüllt nach Hause brachte. Das war ihm aber auch nicht übelzunehmen, schließlich gehörte der Worldcup zu den wichtigsten und schwersten internationalen Springprüfungen. Mit Quatchi und Caruso hatte ich zwar mal in die Welt des Springens reingeschnuppert, doch alles jenseits von einem Meter fünf lag noch über außerhalb meines Horizontes.
      “Europa, also. Es ist bestimmt schön da”, entgegnete ich ein wenig verträumt. Bis auf einen Urlaub in Kalifornien hatte ich die Grenze der Nation noch nicht überschritten.
      “Das kann ich so genau nicht sagen, ich habe bisher nur Turnierplätze zu sehen bekommen”, erklang sein warmes Lachen in meinen Ohren und erweckte wieder dieses wohlig warme Gefühl in meinem Inneren.
      “Weißt du was, Quinn, du kommst einfach mit und ich werde organisieren, dass wir auch ein wenig was von Schweden zu sehen, bekommen”, schlug er plötzlich vor. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an: “Das ist doch jetzt ein Scherz, oder?”
      “Ne, das meine ich Ernst, ich lade dich ein”, lächelte er und kraulte das Pony in aller Seelenruhe weiter. Aufregung sprudelte in meinem inneren hoch und ich konnte nicht anders , als ihm übermütig in die Arme zu fallen.
      “Langsam Quinn”, lachte er und musste sie mit einer Hand am Zaun abstürzen, um zu verhindern, dass wir beide uns dem Boden näherten.
      “Sorry”, entschuldigte ich mich und ließ ihn wieder los, bevor ich ihn noch zerquetschte.
      “Alles gut, es ist schön, wenn es dich freut”, lächelte er, “Willst du mir dann jetzt den Stall zeigen?” Ich nickte und setzte den auf das u-förmige Gebäude zu. Der Stall war ziemlich leer, nur das Klimpern der Anbindeseile, welches gegen die Metallpfosten schlugen, drang durch die Stallgasse.
      “Wie du siehst sind die Boxen alle leer, das ist aber natürlich nicht so, weil wir einfach keine Pferde mehr haben”, scherzte ich, “Die sind derzeit alle auf der Koppel.”
      “Wie lange stehen die Pferde auf den Koppel und sind sie in Gruppen oder getrennt?”, schloss der junge Mann augenblicklich eine Frage an.
      “Die kommen raus, wenn es hell wird und wieder rein, wenn es dunkel wird. Sofern sie sozialverträglich sind, stehen sie nach Ställen sortiert in Herden, für weniger verträgliche Tiere versuchen wir immer mindestens einen Koppelpartner zu finden”, erklärte ich die Abläufe auf unserem Hof.
      “Das gefällt mir, in Edmonton, haben wir nur ein kleine Paddock im Winter und es war ziemlich aufwendig jeweils einen Spielkameraden für meine beiden zu finden. Gerade für Poseidon war ich schon so verzweifelt, dass ich bereits überlegte ein Beisteller für ihn anzuschaffen”, verriet er endlich etwas mehr davon, warum er überhaupt darüber nachdachte, mit seinen Tieren mitten in die Pampa zu ziehen.
      “Oh, also das sollte hier kein Problem sein”, grinste ich und setzte die Tour damit vor, Raphael näher mit der Boxenausstattung und den weiteren Dingen im Stall vertraut zu machen.
      Am Putzplatz machte Silvia offenbar gerade das Karlchen zum Reiten fertig. Dem Schimmel schien es allerdings nicht schnell genug zu gehen, denn er pendelte hin und her, so weit des die metallenen Ketten zuließen, sobald sie in der Sattelkammer verschwand.
      “Wer ist der hübsche Schimmel?”, fragte Raphael und trat auf das Tier zu.
      “Das ist Carlo, einer unserer Zuchtanwärter. Der würde dir gefallen, ist ein begabter Springer”, erzählte ich etwas zu dem Hengst. Mit gespitzten Ohren inspizierte der Hannoveraner den jungen Mann, bevor er sich ein wenig entspannte. Dennoch behielt das sensible Pferd jede Bewegung von ihm genaustens im Auge.
      “Ja, das sieht man ihm an”, lächelte er und fuhr mit den kräftigen Händen die Oberlinie des Tieres nach, “wirklich ein schöner Hengst.” Raphael bewunderte noch einen Moment das Tier, bevor wir die Tour zu den Koppel fortsetzen.
      “Habt ihr bei dem Schnee eigentlich keine Bedenken, dass die Pferde sich verletzen könnten?”, hinterfragte er bei den Schneemassen, die sich an den Rändern der Wege auftürmten.
      “Nein, der Schnee ist für die meisten kein Problem. Die Tiere kennen die Flächen gut und hier direkt am Hof sind sie alle ziemlich flach. Die Sommerkoppeln oben an den Berghängen sind deutlich schwierigeres Terrain und macht sie ziemlich trittsicher”, erklärte ich,“ Zudem tragen die beschlagenen Tiere natürlich alle Schneegrip. Bisher sind so eigentlich alle Pferd gut durch den Winter gekommen.” Die erste Koppel, die wir erreichten, war die der tragenden Zuchtstuten. Als Erstes ins Auge stachen Antigone mit der kleinen bunten Plüschkugel an ihrer Seite, die neugierig an den Zaun getrottet kamen.
      “Warum hat das arme Fohlen so eine schreckliche Frisur?” Raphael warf einen musternden Blick über das kleine Fellponyfohlen, dessen dichte Stehmähne schnurgerade geschnitten worden war, auch der Schopf war ziemlich kurz geworden und dazu noch ziemlich fusselig.
      “Weil Jace es für nötig hielt, der armen Aphrodite die Mähne zu schneiden”, lachte ich. Alec wusste schon, warum er mir die Aufgabe übertrug, für das Langhaar von Jace Pferden zu sorgen, ansonsten würde er sich sicherlich auf jedem Turnier blamieren.
      “Wenn die Kleine so aussieht, wie kann es dann sein, dass Hero so ordentlich aussieht?”, hinterfrage Raphael grinsend.
      “Weil nicht Jace ihn frisiert hat, sondern ich. So wie auch alle anderen Pferde für die Jace zuständig ist”, lächelte ich triumphierend.
      “Dann hast du wohl eindeutig mehr Talent als er”, sprach mein Gegenüber sanft. Ein angenehmer Schauder ergriff mich und rieselte hinunter bis in meinen Magen und löste dort ein Kribbeln aus. Obgleich es nur Sekunden gewesen sein mochten, fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Das Quietschen eines Pferdes, welches seine Artgenossen vertrieb, lenkte meinen Blick wieder ab. Nurja war an den Zaun gekommen. Obwohl die Stute erst im zweiten Monat tragend war, durfte sie bereit auf die Zuchtkoppel umziehen. Erwachsene Stuten ohne Fohlen, würde es erleichtern, die diesjährigen Fohlen abzusetzen, weil sie so immer noch eine Orientierung für die unerfahrenen Tiere gab.
      “Wo ist ihr Fohlen, hat sie es verloren?”, fragte Raphael verwundert und betrachte das Tier eindringlich.
      “Nein, Nurja hat noch einige Monate. Ihr Fohlen wird erst im Sommer erwartet”, erklärte ich Strick der braunen über den kräftigen Hals, “Wir sind schon alle ziemlich gespannt, wie es aussehen wird, schließlich ist sein Vater ein ziemlicher außergewöhnlicher Rassevertreter.”
      Die Stute beschnupperte “Aber lass uns das Gespräch doch bei einer Tasse Kaffee im Reiterstübchen fortsetzen, dann kannst du auch gleich einen Blick auf die Halle werfen.” Gemütlich im Warmen unterhielten wir uns noch eine gute Stunde, bevor Raphael aufbrechen musste.
      “Dann kommt gut nach Hause”, lächelte ich zuvorkommend, als wir an seinem dunkel glänzenden Porsche standen. Gegen diesen Luxusschlitten wirkte sogar der Mustang von Jace fast billig, ganz zu schweigen von dem, was ich mein nannte.
      “Danke, ich freu mich schon auf unser nächstes Aufeinandertreffen”, lächelte er charmant und zog mich in eine herzlich Umarmung. Deutlich konnte ich die gestählte Muskulatur unter seiner dünnen Jacke spüren. So nah an ihm zu sein verstärkte das wohlige Gefühl in meinem Bauch und aktivierte etwas in mir, was ich nicht zuordnen konnte.
      “Ich freu mich auch schon”, lächelte ich, als wir uns wieder voneinander lösten. Das Herz in meiner Brust schlug so kräftig, als wolle es jedem einzelnen Wort zustimmen und noch einige mehr hinzufügen.
      “Wir werden uns schon bald wiedersehen, das verspreche ich dir.” Ein sanftes Leuchten lag in seinen Augen, als er mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich, die der Wind dort hingeweht hatte. Diese Geste war die letzte zum Abschied, bevor er in sein mitternachtsblaues Gefährt begab und vom Hof rollte.


      © Wolfszeit | Quinn Drake | 19.258 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Ende Oktober 2020}
    • Wolfszeit
      Fahren E zu A | 30. Oktober 2022

      Helix/ Einheitssprache/ Camille/ Fanya/ Global Vision/ Voilá/ Farena von Hulshóf/ Zephyr

      Der Herbst hat das Land in ein beeindruckendes Farbenmeer aus warmen Rottönen und goldenem Laub verwandelt. Unser Hof liegt auf einer idyllischen Halbinsel, umgeben von dichten Wäldern, die uns ein Gefühl von Ruhe und Verbundenheit mit der Natur vermitteln. Die malerische Kulisse schafft eine inspirierende Umgebung für unser tägliches Training.
      Das Training beginnt früh am Morgen, wenn wir die Pferde aus ihren gemütlichen Boxen holen. Die frische Herbstluft streicht sanft über meine Haut, während ich die vertrauten Gesichter der Pferde begrüße. Heute sind neben den erfahrenen Hengsten Helix und Rambi auch die jungen Stuten Camille und Fanya dabei. Es ist schön zu sehen, wie sich die Herde im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie sie einander beeinflussen und unterstützen. Die älteren Hengste übertragen ihr Wissen und ihre Erfahrung auf die jüngeren Stuten, und die Stuten bringen ihre jugendliche Energie und Neugier in die Gruppe ein.
      Unser Fokus liegt nicht nur auf den Fahrpferden, sondern auch auf den vielversprechenden Renntalenten. Global Vision, ein junger Hengst mit großem Potenzial, zeigt bereits jetzt beeindruckende Fortschritte. Mit gezieltem Training und einfühlsamer Betreuung bereiten wir ihn behutsam auf seine zukünftigen Aufgaben vor. Wir legen großen Wert auf eine ausgewogene Entwicklung, sowohl körperlich als auch mental.
      Auch die beiden Shetlandponys Voila und Fraena sind wichtige Mitglieder unseres Trainingsprogramms. Obwohl sie aufgrund ihrer Größe oft unterschätzt werden, überraschen sie uns immer wieder mit ihrem großen Willen und ihrer immensen Ausdauer. Wir trainieren sie in vielfältigen Disziplinen, angefangen von Bodenarbeit bis hin zu kleinen Sprüngen. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden, denn wir möchten, dass sie auch bei ihrer geringen Größe eine starke Verbindung zu ihren Reitern aufbauen können.
      Während des Trainings nutzen wir die natürliche Schönheit der Umgebung, um abwechslungsreiche Übungen zu gestalten. Wir fahren durch die malerischen Wälder, über weite Felder und entlang des glitzernden Sees. Dadurch fördern wir nicht nur die körperliche Fitness der Pferde, sondern stärken auch ihre mentale Stärke und Ausgeglichenheit. Das unterschiedliche Gelände bietet uns die Möglichkeit, ihre Geschicklichkeit und Balance zu verbessern, während wir gemeinsam neue Herausforderungen meistern.
      Der Herbst in Schweden bietet uns eine inspirierende Kulisse für unsere Trainingsaktivitäten. Die malerische Landschaft, das herbstliche Farbenspiel und die Stille des Waldes schaffen eine Atmosphäre, in der wir uns voll und ganz auf unsere Pferde konzentrieren können. Jeder Tag ist eine neue Gelegenheit, uns weiterzuentwickeln, unsere Fähigkeiten zu verbessern und die enge Bindung zu unseren Pferden zu vertiefen.

      © Mohikanerin | 2.809 Zeichen
    • Wolfszeit
      Anfänger der Balance / Dressur E zu A | 30. November 2022

      Voilá / Fraena von Hulshóf / Abe's Aelfric / PFS' Arctic Tiger / Ardehel / Fire to the Rain LDS

      Der Dressurplatz war von der Morgensonne durchflutet, als ich mich auf einen weiteren Tag meiner Arbeit als Pferdetrainer vorbereitete. Mein Ziel war es, eine vielfältige Gruppe von Pferden vom E-Niveau zur anspruchsvolleren A-Niveau-Dressur zu führen. Diese Pferde hatten unterschiedliche Fähigkeiten und Herausforderungen, und es war meine Aufgabe, die richtigen Trainingsmethoden und Übungen zu wählen, um sie in ihren ersten Schritten auf diesem Weg zu unterstützen.
      Ein Teil der Gruppe arbeitete ausschließlich an der Doppellonge, um ihre Rittigkeit und ihre Grundlagen zu stärken. Die Ponys in dieser Gruppe waren bekannt für ihren Dickkopf, aber sie zeigten auch eine bemerkenswerte Wissbegierde. Die Trainingseinheiten begannen oft mit Geduld und Überzeugung, um sie auf die richtige Spur zu bringen. Einfache Übungen wie Volten und Schlangenlinien halfen den Ponys, ihre Muskulatur auszubalancieren und besser auf die feinen Hilfen des Trainers zu achten.
      Die Pferde, die sowohl an der Doppellonge als auch unter dem Sattel trainierten, wurden auf die Grundlagen der A-Niveau-Dressur vorbereitet. Hier lag der Schwerpunkt auf einfachen Bahnfiguren wie Zirkel, Hufschlagfiguren und Wendungen. Diese Übungen halfen den Pferden, ihre Balance und Geschmeidigkeit zu entwickeln.
      Eine wichtige Trainingsmethode war die Verfeinerung der Schenkel- und Zügelhilfen, um die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd zu vertiefen. Wir achteten besonders auf die Anlehnung und darauf, dass die Pferde leicht in den Hals bogen, um eine harmonische Einheit zu bilden.
      Die Reise vom E-Niveau zur A-Niveau-Dressur war eine Herausforderung, aber die Fortschritte waren offensichtlich. Die Pferde entwickelten eine bessere Rittigkeit und wurden allmählich zu verlässlichen Partnern für ihre Reiter. Die grundlegenden Bahnfiguren und Übungen halfen den Pferden, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und sich auf das A-Niveau vorzubereiten.
      Jeden Tag, wenn ich auf dem Dressurplatz stand und die Pferde beobachtete, konnte ich den Fortschritt sehen. Diese Pferde waren auf dem Weg, sich in der Welt der Dressur zu behaupten und es war eine Freude, sie in ihren Anfängen zu begleiten.

      © Mohikanerin // 2164 Zeichen
    • Wolfszeit
      Training im Schnee / Fahren A zu L | 28. Januar 2023

      Helix/ Cremella/ Voilá


      An diesem kalten Wintertag in Schweden begaben wir uns mit großer Vorfreude auf das Training im Fahrsport. Das Ziel war es, unsere Pferde auf die bevorstehenden Wettkämpfe in der Klasse L vorzubereiten. Helix, ein imposanter Freibergergengst, würde einspännig gefahren werden, während die beiden Ponys Voilá und Cremella als Zweispänner agieren würden.
      Der Winter hatte das Land mit einer dicken Schneedecke bedeckt, und die idyllische Landschaft bot die perfekte Kulisse für unser Training. Die Kälte erforderte jedoch besondere Vorsichtsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass unsere Pferde warm und geschützt blieben. Wir sorgten dafür, dass sie ausreichend eingedeckt waren und ihre Hufe vor dem Training von Schnee befreit wurden.
      Nachdem wir die Pferde vorbereitet hatten, begaben wir uns auf den Trainingsplatz, der mit Schnee bedeckt war. Die Kutsche wurde sorgfältig an Helix angebracht, während Voilá und Cremella aufgeregt darauf warteten, als Zweispänner eingespannt zu werden. Die Kälte in der Luft biss auf unsere Wangen, doch die Vorfreude auf das Training wärmte unsere Herzen.
      Wir begannen mit einer gründlichen Aufwärmphase, um die Muskeln unserer Pferde zu lockern und sie auf die bevorstehende Arbeit vorzubereiten. Langsam fuhren wir im Schritt durch den Schnee, wobei wir darauf achteten, dass unsere Pferde sich richtig aufwärmten und sich an die winterlichen Bedingungen gewöhnten.
      Mit jeder Runde auf dem Trainingsplatz steigerten wir das Tempo, während Helix souverän und kontrolliert voranmarschierte. Seine kräftigen Bewegungen und sein gehorsames Wesen machten ihn zu einem ausgezeichneten Kandidaten für das einspännige Fahren. Unter der Führung des Fahrers zeigte er seine Fähigkeiten im Ziehen der Kutsche mit Stolz.
      Währenddessen arbeiteten Voilá und Cremella als eingespieltes Zweispänner-Team zusammen. Sie waren harmonisch aufeinander abgestimmt und zogen die Kutsche mit Kraft und Eleganz durch den Schnee. Die enge Kommunikation zwischen dem Fahrer und den Ponys war von großer Bedeutung, um präzise Lenkmanöver und Richtungsänderungen durchzuführen.
      Das Training konzentrierte sich darauf, das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Pferden zu perfektionieren. Wir übten Wendungen, Temposteigerungen und das passgenaue Einhalten von Linien. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die feine Kommunikation zwischen Fahrer und Pferden gelegt, um die Hilfen präzise und effektiv einzusetzen.
      Die winterlichen Bedingungen brachten ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Der Schnee erschwerte die Bodenverhältnisse, und die Kälte beeinflusste die Geschmeidigkeit der Bewegungen. Doch wir nahmen diese Herausforderungen an.

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  • Album:
    Paddock Trails Stuten
    Hochgeladen von:
    Wolfszeit
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    22 Feb. 2020
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    Note: EXIF data is stored on valid file types when a photo is uploaded. The photo may have been manipulated since upload (rotated, flipped, cropped etc).

  • Voilá

    Rufname: Vio
    geboren 28. Juli 2010

    Aktueller Standort: Whitehorse Creek Stud, Cadomin [CAN]
    Unterbringung: Offenstall [9h], Weide [15h]


    __________ p e d i g r e e

    Aus: Werina [Shetlandpony]
    MMM: Unbekannt _____ MM: Woniala_____ MMV: Unbekannt
    MVM: Unbekannt _____ MV: Wingo _____ MVV: Unbekannt


    Von: Window [Shetlandpony]
    VMM: Unbekannt _____ VM: Fênetre _____ VMV: Unbekannt
    VVM: Unbekannt _____ VV: Windy Day_____ VVV: Unbekannt


    __________ i n f o r m a t i o n

    Rasse: Shetlandpony [SH]
    SH[100%]

    Geschlecht: Stute
    Stockmaß: 101 cm
    Farbe: Grullo
    [Ee Aa nD]

    Charakter
    frech, widerwillig, verfressen, neugierig

    Voilà ist eigentlich eine gut erzogene, aber dennoch freche Stute. Bei ihr trifft der Spruch 'Klein aber oho' gut zu. Wenn es einmal nicht nach ihrem Willen geht, bleibt sie stur wie ein Esel stehen und rührt sich keinen Fleck. Na ja, wenn dann ein Leckerchen zum Vorschein kommt, dann vielleicht. Zum Glück sieht man ihr das nicht allzu sehr an, jedoch ist sie recht verfressen. Kinder duldet sie sich auf ihr oben, jedoch hat sie nicht allzu viele Geduld mit dem jungen Zweibeiner. Voilà ist eine neugieriges, freches Stütchen, dass bei ihrem Besitzer immer wieder die Geduldsgrenze testen muss – sie benötigt auf jeden Fall ein durchsetzungsfähiger Mensch, welcher, aber sie auch gelegentlich mit Kuscheleinheiten verwöhnt.


    __________ p e r f o r m a n c e

    [​IMG]

    Dressur E [A] – Springen E [E] – Fahren E [M]

    Niveau: International

    Oktober 2023
    3. Platz, 581. Distanzturnier


    November 2023
    1. Platz, 703. Dressurturnier


    Dezember 2023
    3. Platz, 704. Dressurturnier
    2. Platz, 585. Distanzturnier
    3. Platz, 606. Fahrturnier
    2. Platz, 607. Fahrturnier


    Januar 2024
    3. Platz, 710. Dressurturnier
    3. Platz, 612. Fahrturnier


    Februar 2024
    3. Platz, 592. Distanzturnier


    April 2024
    3. Platz, 616. Fahrturnier
    3. Platz, 595. Distanzturnier


    __________ b r e e d i n g


    [​IMG]
    Stand: 01.01.2023


    xXx wurde im Monat 20xx durch HK XXX zur Zucht zugelassen.

    Zugelassen für: SH, a. A.
    Bedingungen: Keine Inzucht
    Decktaxe: x Joellen, [Verleih auf Anfrage]

    Fohlenschau: -
    Materialprüfung: -

    Exterieurnote: -
    Gesamtnote: -

    __________ o f f s p r i n g


    xXx hat 0 Nachkommen.

    NAME a.d. STUTE [HANN] *20xx


    __________ h e a l t h


    Gesamteindruck: Gesund; gut in Training
    Krankheiten: -
    Beschlag: Barhuf


    __________ a d d i t i o n a l


    Pfleger: Hazel
    Reiter: -
    Eigentümer: Whitehorse Creek Stud [100%]
    Züchter: k. A.
    Ersteller, VKR: Occulta [Verfallen]

    Vio steht aktuell nicht zu Verkauf.
    Wert: 494 Joellen

    Punkte: 14

    Abstammung [2] – Trainingsberichte [3] – Schleifen [9] – RS-Schleifen [0] – TA [0] – HS [0] – Zubehör [0]

    _____

    Spind – Exterieur – PNG
    In meinem Besitz seit dem 02. Januar 2017