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Mohikanerin

Tasmania [5/20]

Tasmania [5/20]
Mohikanerin, 22 Dez. 2021
Veija, Wolfszeit und AliciaFarina gefällt das.
    • Mohikanerin
      Trackpony | 31. Mai 2018



      Ein Umzug bedeutete nicht gleich, dass die Arbeit liegen bleiben durfte. Schon seit einer geraumen Zeit trainierten meine neuen Jockeys mit den Rennpferden für die nächste Stufe. Heute war das letzte Training und ich wollte zuschauen, um die Zeiten zu stoppen und zu sagen, wie das Training im nächsten Monat weiter gehen sollte. Zur Zeit hatte ich hier auf der Farm nur Travis, der mir wirklich mit allem, was er hatte, zur Seite stand und mir half, wo er nur konnte. Heute morgen hatte er meinen Dienst übernommen und sich um Priamos Ruffia Kincsem und Zuckerschock gekümmert. Die Beiden waren von mir aus dem Rennsport gezogen worden und standen zur Zeit auf der Koppel. Bald würde ich jedoch anfangen, sie in der Dressur, im Springen und im Geländespringen zu trainieren. Denn nur für die Zucht waren sie auf jeden Fall zu wertvoll, sie konnten ruhig noch ein wenig selbst tun. Auch die Fohlen und Jungpferde, It's me, Amira!, Culain, I've got a blue Soul, Prias Colourful Soul, Sir Golden Mile und Sweet Revenge hatte er freundlicherweise schon gefüttert und gemistet und mir sogar Tasmania geputzt und fertig gemacht. Tasmania war mein neues Track- Pony. Sie war eine Quarab- Stute. Also eine Kreuzung aus Quarter Horse und Araber und selbst schon vereinzelt Rennen gelaufen, doch das war nicht ihre Welt gewesen. Ich hatte sie bei einem Rennen entdeckt und natürlich war mir ihre Farbe direkt ins Auge gestochen. Auch, dass ihre Besitzer absolut unzufrieden mit ihr waren. Ich hatte also ein Angebot abgegeben und sie auch tatsächlich sehr zügig gekauft. Kaum zu glauben, dass sie jetzt schon einen Monat bei uns war- und ich bereute keine Sekunde. Ich liebte dieses Pferd jetzt schon. Und auch Travis hatte sie lieb gewonnen. "Hallo meine Süße.", sagte ich und hielt ihr meine Hand hin, damit sie einmal daran schnuppern konnte. Ich stellte mich neben sie, gurtete nach und band sie los, ehe ich auf dem Hof aufstieg und zur Rennbahn ritt. Dort waren schon Wildfire xx, PFS' Snap in Style und Peacful Redemption auf der Rennbahn. Sie sollten im Galopprennnen heute auf die Stute A gebracht werden und es sah wirklich gut aus, auch wenn sie sie noch aufwärmten. Tassi merkte man an, dass sie sich an ihr altes Leben noch immer erinnerte, denn sie legte manchmal noch die Ohren an, wenn wir die Rennbahn betraten und schien sich daran zu erinnern, wie sie bei nicht betreten der Bahn ausgepeitscht und sogar schon misshandelt wurde. "Ist gut, Tassi.", sagte ich und klopfte ihren Hals, ehe ich sie nach rechts wandte und stehen blieb. Ich setzte mich aufrecht in meinem Westernsattel hin und sah den drei Hengsten zu, wie sie in die Startbox geführt wurden. "Ging es schon los?", kam auf einmal eine Frage wie aus dem Nichts, rechts von uns. Tassi riss den Kopf hoch und starrte Travis mit aufgerissenen Augen an. "Woah... du hast uns aber erschreckt. Aber nein, geht gleich los.", sagte ich und warf ihm zwei Stoppuhren in die Hand. "Wildfire und Schnappi, ich messe Clyde.", erklärte ich ihm. Er hasste noch immer Snap in Styles Spitznamen, doch damit musste er sich abfinden. Snap in Style war von Anfang an Schnappi für mich gewesen und so würde es auch bleiben. "Boxen zu und... los!", sagte ich und drückte auf den Knopf meiner Uhr. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde Snap in Style ganz klar die Führung übernehmen, doch Wildfire holte auf und auch Clyde kam auf einmal wie von der Tarantel geschossen nach vorne. Wildfire schaffte es schließlich, als erster an uns vorbei zu rauschen, jedoch dicht gefolgt von Schnappi und Clyde. "Zeig mal die Zeit von deinen. Oh wow... die sind alle drei schon super gut!", freute ich mich und drehte mich einmal nach hinten um. Jetzt waren Candlejack und Daryl Gone Mad an der Reihe, ebenfalls auf Stufe A zu bringen. Auch sie waren schnell aufgewärmt und würden heute einen fliegenden Start machen, denn Daryl hasste die Startbox noch immer. Ab und zu ging er rein, aber heute war nicht daran zu denken. Ich stoppte dieses mal Jack, Travis Daryl. Beide Pferde schossen nach vorne und es war lange nicht klar, wer sich an die Spitze setzen würde. Beide Pferde waren wahre Kämpfer und konnten es nicht leiden, wenn sie verloren. Jack kam ein wenig eher ins Ziel, da Daryl nach ihm geschnappt hatte und so Zeit verloren hatte. "Mist..", murmelte ich, lenkte Tassi herum und trabte in die Richtung der beiden Pferde. "Halt Daryl das nächste mal ein wenig von Jack weg, damit er gar nicht die Chance hat, zu schnappen. Bei einem richtigen Rennen müsst ihr euch sofort an die Spitze setzen. In der Gruppe ist pure Hölle für unseren Braunen.", erklärte ich seinem Jockey und er nickte. Er ärgerte sich schon seit dem ersten Tag über Daryl, doch ich wusste, dass er dieses Pferd liebte, denn er liebte die Herausforderung und da war dieses Pferd genau das richtige für ihn.
      Es ging nun weiter mit den Stuten, die alle zusammen laufen würden. Drama Baby, PFS' Blossom Magic, Wolfs Bane und auch unsere neue Rappstute, Tigres Eye, sollten auf die Stufe A gebracht werden. Ich packte bei vier Pferden mit an und hielt mit Tassi Tigres Eye im Zaum, ehe wir sie in die Startbox brachten und dann im gestreckten Galopp zurück zu unserer Position ritten. Tassi liebte es auf der Bahn oder im Gelände zu galoppieren, aber sie war eben kein Rennpferd.
      "Travis stopp bitte Draga und Magic, ich hole unsere neue und Bane.", sagte ich und packte die vierte Stoppuhr aus meiner Jackentasche aus. Ich lief die ganze Zeit mit mindestens fünf Uhren über das Gelände, was oft für verwirrte Blicke sorgte, schließlich war Vollblütertraining immer nur morgens und nicht den ganzen Tag lang. Als alle vier Stuten in der Box waren, flogen die Türen auf und sie hielten das Feld sehr lange geschlossen, bis auf Wolfs Bane waren die Pferde sehr, sehr stark, was das Rennen anging. Bane war auch gut, jedoch hatten wir sie erst spät gestartet und sie brauchte eben einfach länger, so dass sie nach zweihundert Metern zurück fiel und das Tempo nicht mehr halten konnte. Ich stoppte trotzdem weiter, denn wir brauchten Zeiten, mit denen wir arbeiten konnten. Ich konnte am Ende gar nicht sagen, wer als erstes an uns vorbei geschossen war, aber die Zeiten waren bei allen drei Pferden super, bei Bane noch annehmbar und ausbaufähig.
      Auch Stiffler, der heute alleine laufen würde und L fertig gemacht werden sollte, machte sich super und lief eine gute Zeit. Seattle Slew, der nun seit heute auf Stufe S* lief, stand Firewalker ein wenig nach, denn dieser hatte sich auf der neuen Ranch wirklich aufgerappelt und lief nun S**. Ich freute mich riesig, dass alle Pferde sich hier so gut machten und blicke positiv auf die Zukunft.

      © Veija // Octavia // 6648 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Mai 2018}
    • Mohikanerin
      Alles beim Alten | 11. Juni 2018


      "Hey Trav, wie weit bist du mit den Vollblütern?", fragte ich meinen bislang einzigen Angestellten und mittlerweile guten Freund Travis, der sich mit der Hand einmal die nasse Stirn abwischte und sich hinsetzte. "Die Jungpferde hab ich jetzt alle, stehen auf der Koppel. Also I've got a blue soul, It's me, Amira!, Prias Colourful Soul, Culain, Sir Golden Mile und Sweet Revenge. Des Weiteren stehen Priamos Ruffia Kincsem und Zuckerschock schon auf der Weide", erklärte er mir und schien stolz, sich endlich alle Namen merken zu können. "Und wie lief das Training heute morgen?", fragte ich ihn dann und er überlegte. "Ich war so frei und hatte mir Tasmania mit auf die Bahn geholt...", murmelte er nun etwas leiser, doch ich nickte nur. "Kein Problem, dafür haben wir sie ja.", meinte ich und forderte ihn dann auf, weiter zu erzählen. Candlejack und Daryl Gone Mad hatten heute ein gutes Traininsgrennen. Daryls Jockey hat ihn heute relativ eng an der Bande gehalten, seinen Kopf leicht seitlich, damit er nicht nach Jack schnappen konnte. Jacks Jockey hat ihn dementsprechend ein wenig außen gehalten, als es nötig gewesen wäre, doch sie haben ja noch eine Weile, bis sie sich wieder beweisen müssen. Vielleicht wäre es gut, Jack und Daryl ein paar Wochen einzeln laufen zu lassen, damit sich beide Jockeys nur auf ihre Pferde konzentrieren müssen und nicht noch aufpassen, dass Daryl niemanden beißt.", erklärte er mir und stand wieder auf, ehe er die Mistgabel wieder aufhob und weiter die Boxen ausmistete. Ich schnappte mir auch eine Gabel und ging in die nächste Box, um ihm ein wenig zu helfen. Dann erzählte er weiter. "Ich glaube als nächstes waren dann Drama Baby, PFS' Blossom Magic, Wolfs Bane und Tigres Eye dran. Wir hatten jedoch Drama und Blossi zusammen laufen lassen und Bane und Tigres Eye. Sozusagen die sehr guten Pferde mit den weniger Guten, denn Bane muss noch aufholen und Tigres Eye muss lernen, wie man rennt.", sagte er und kratzte sich dann am Kopf. "Oh.. ich hab ganz vergessen, Jack und Daryl waren gar nicht die Ersten heute morgen. Ganz am Anfang waren Wildfire xx, PFS' Snap in Style und Peacful Redemption an der Reihe. Ein sehr spannendes Rennen, denn sie sind alle drei wahnsinnig gut. Vielleicht haben wir doch bald einen Triple Crown Champion hier im Stall stehen.", schwärmte er und überlegte dann wieder, als ich ihn nur fragend ansah. "Stiffler, Seattle Slew und Firewalker haben sich auch gut gemacht.", antwortete er mir dann. "Das waren glaube ich alle.", sagte er und schaute mich an. Ich musste nun auch überlegen. "Ja, hast Recht. Waren alle.", merkte ich an und war auch schon mit der Box fertig, die ich angefangen hatte. "Ich geh dann mal noch rüber zum Nordstall. Wenn du fertig bist kannst du dazu kommen, dann machen wir einen Ausritt.", sagte ich ihm und er nickte, lächelte mir aber freudig hinterher. So langsam wurde er ein richtiger Pferdenarr... so langsam. Und er freute sich um jede Sekunde, die er im Sattel verbringen durfte.
      Im Nordstall angekommen schaute ich auf meinen ausgehangenen Plan, welches Pferd heute was machen sollte und was es zu fressen bekam. Noch waren alle Pferde im Stall, doch ich wollte sie jetzt nach und nach raus bringen. So holte ich als erstes meine beiden Wallache, Magic Lanijos und Zoltaire und brachte sie auf die Koppel. Es folgten die Jungpferde, Dante's Wild Lady, Abe's Aelfric und Mystical Champion. Alle Tiere freuten sich riesig, endlich auf der Koppel rennen zu dürfen und preschten im Eiltempo von mir weg. Blazing Flame, LMR Fashion Girl, Samarra, Vin, Bree, Crimetime, die seit kurzem wieder hier war, Minnie Maus, Natsu's Little Harley, Ocarina of Time, Empire of Grace, Free Willy und Whiskey kamen auch auf die Koppel. Lediglich Flashlight und Raspberry ließ ich in der Box und holte sie jetzt für unseren Ausritt raus. Ich putzte und sattelte sie und als ich damit fertig war, kam Travis die Stallgasse entgegen geschlendert. "Das hat aber gedauert, schau dich mal um, bis auf Boxen misten und füttern bin ich hier komplett fertig.", sagte ich lachend und drückte ihm Flashlight in die Hand. Zusammen gingen wir vom Hof, gurteten nach und stiegen dann auf. Eine ganze Weile waren wir im Gelände unterwegs und wir trauten uns heute sogar an den Galopp. Travis war sehr stolz auf sich und ich klopfte ihm beim Vorbeireiten auch auf die Schulter. "Das war ein guter erster Versuch, nicht auf der Bahn und nicht auf dem Reitplatz. Aber Berry und Light sind wahre Schätze.", sagte ich und stieg vor dem Stall ab. Travis tat es mir gleich und so sattelten wir die Pferde im kühlen Inneren des Stalls ab, ehe auch die letzten beiden Pferde dieses Stalles auf die Koppel konnten. Dann machten Travis und ich uns daran, die restlichen Boxen zu misten, ehe wir uns den verbliebenen Tag frei nahmen und tatsächlich zusammen ins Schwimmbad fuhren.

      © Veija // Octavia // 4848 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Juni 2018}
    • Mohikanerin
      Kurzer Pflegebericht | 2. Dezember 2018

      Priamos Ruffia Kincsem, BR Prias Raveday, Drama Baby, I've got a blue soul, Tigres Eye, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Culain, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS' Snap in Style, Wildfire xx, Magic Lanijos, Raspberry, Empire of Grace, Mystical Champion und Whiskey, BR Princess Peppy Gaia, Moon's Gealach, Cleavant 'Mad Eyes', GRH's Princess Peppy Ann, Ceara Isleen, Baby Doll Melody, A Shining Chrome, Pocahontas, Náttdís van Ghosts, Citizen Fang, Skrúður, Thjalfe van de Jötunheimr, Fenicio, Lajos, Myrkvidr, Whinney, Atlanta, Heretic Anthem, Ghost's Phenomena, Zoltaire, Blazing Flame, Zuckerschock, LMR Fashion Girl, Samarra, It's me, Amira!, Vin, PFS' Blossom Magic, Bree, Crimetime, Dante's Wild Lady, Wolfs Bane, Natu's Little Harley, CHH' Mr. Buckminster, Ocarina of Time, Abe's Aelfric, Free Willy, Firewalker, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Sweet Revenge

      Viel zu tun gab es auf einer Ranch immer. Und so konnte es passieren, dass man so viel zu tun hatte, dass man der Arbeit gar nicht mehr hinterher kam. So eine Zeit war in letzter Zeit gewesen. Nichts klappte so, wie es klappen sollte und nichts blieb so, wie es bleiben sollte.
      Den Pferden ging es gut, keine Frage. Sie genossen ihre Pause auf der Koppel und fraßen sich die Bäuche rund. Jetzt, da das Jahr fast zu Ende war, und das neue schon in den Startlöchern stand, wurde man träger, schwerfällig. Man machte Pläne für das kommende Jahr, ließ das laufende jedoch ganz außer Acht, irgendwie.
      Auf ein neues und hoffentlich erfolgreiches Jahr.

      © Veija // 645 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Dezember 2018}
    • Mohikanerin
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil I | 26. Dezember 2018


      Caleb
      Seit dem Unfall von Ylvi war einige Zeit vergangen. Genauer gesagt drei Wochen. Am letzten Wochenende war Betsys Turnier mit Black Sue Dun It gewesen und… sie hatte das Ding gerockt. Die anderen Mädchen hatten mit heruntergefallenen Kinnladen am Zaun gestanden, während ich das Mädchen überschwänglich aus dem Sattel gehoben, uns einmal um die eigene Achse gedreht und dann wieder aufs Pferd gesetzt hatte. Beim Pole Bending hatte sie den ersten Platz mit Sue gemacht und die anderen wirklich hinter sich zurückgelassen. “Damit hab ich nicht gerechnet.”, hatte sie gelacht und fast angefangen zu weinen. Ich hatte sie gedrückt und ihr versichert, dass sie den ersten Platz verdient hatte und die anderen sich bestimmt nicht mehr über sie lustig machen würden. Dem war jedoch nicht so, leider. Am Mittwoch war die Kleine todtraurig aus der Schule gekommen. Sie wurde geärgert, weil es nicht ihr eigenes Pferd gewesen war. Pferde leihen konnte schließlich jeder. Meine Überlegung war es nun, ihr Sue zu schenken. Naja, zumindest zur Hälfte. Aber das musste ja niemand wissen- niemand außer Bellamy, denn dem gehörte das Pferd ja- und genau in dessen Büro saß ich gerade. Bellamy war mal wieder hinter einem Stapel Papier verschwunden und konnte mich eigentlich gar nicht wirklich sehen. “Du… solltest jemanden einstellen, um den Papierkram zu machen. Unser Heu wird auch knapp, von der Einstreu brauch ich gar nicht erst anzufangen…”, sagte ich und erkannte dann ein paar schwarze Locken, die hinter dem Papierberg herausschauen. “Wenn ich hier mal Ordnung reinbekommen würde, dann wüsste ich das. Und dann wüsste ich auch, wie viel Geld wir diesen Monat noch übrig haben, um solche Dinge zu kaufen.”, murrte er und ich verschränkte meine Hände hinter meinem Nacken. “Naja, dann such dir einfach mal Hilfe. Hier auf der Ranch rennen genug Menschen rum- und ansonsten frag doch einfach O. Sie bekommt das drüben ganz alleine mit Travis auf die Reihe.”, lachte ich und verstummte sofort wieder, als mein Gegenüber mir einen Blick zuwarf, der keine Fragen offen ließ. “Apsopos O… sie möchte wieder zu uns kommen. Sie verkauft zur Zeit einige Pferde und auch die Ranch.” “Aber was ist denn aus ihren Rennpferden geworden?” “Hat sie noch, zumindest eine Handvoll davon. Die würden mit ihr zurückkommen.” “Und die Sportpferde?” “Na, von irgendwas muss sie sich doch trennen, wenn sie verkleinern will.”, lachte Bellamy nur. “Ja dann kann sie ja den Papierkram erledigen.”, scherzte ich und Bellamy nickte. “Aber nicht für allzu lange.”, sagte er und ich schaute ihn fragend an. “Nicht?” “Nein.” Damit war das Thema beendet.
      “Bell… was ich eigentlich wollte.. Betsy war so gut am Wochenende auf Sue, da wollte ich dich einfach fragen, ob wir sie ihr nicht schenken können. Nicht ganz, nur 50%. Aber dann kann sie diesen dämlichen Gören sagen, dass das Pferd ihr gehört.”, schlug ich ihm vor und er nickte. “Wenn du das für richtig hälst, ist es okay. Kannst sie ihr ja zu Weihnachten schenken, ist ja bald. Aber ich wette, sie hätte lieber Blue genommen.” “Oh nein, den geb ich nicht her. Und ja, zu Weihnachten ist eine gute Idee!”, sagte ich lachend und stand auf. “Ach, ehe du gehst.. schau nochmal nach Ylvi, sie hat nach dir gefragt.” Ich nickte, drehte mich um und verschwand aus dem Zimmer. Ylvi… Sie lebte jetzt hier im Haupthaus, nicht mehr drüben bei mir. Irgendwie hatte das unsere… Beziehung auf Eis gelegt. Ich besuchte sie nicht oft, blieb selten länger als eine halbe Stunde und redete nicht viel. Ich erzählte ihr, wie mein Tag gewesen war, was ich gearbeitet hatte und was ich am nächsten Tag arbeiten würde. Mein Weg führte mich auch direkt nach draußen auf den Hof, wo ich mich auf Smart Lil Vulture setzte, den ich vor der Tür angebunden hatte, und in Richtung der hinteren Koppeln ritt. Ich blickte noch einmal zum Haus zurück und wurde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet hatte.

      Ylvi
      Wie ein Idiot stand ich am Fenster, spähte durch die Gardinen und sah Caleb auf Vulture verschwinden. Der Hengst hatte sich wirklich gemacht. Wie oft hatte ich Caleb bei der Arbeit mit dem Hengst beobachtet in diesem Sommer. Es ging auf den Winter zu, wenn auch hier noch immer fast angenehme 11 Grad herrschten.
      Nach der OP waren meine Eltern in den nächsten Flieger gestiegen um mich hier zu besuchen. Mein Vater hatte belustigt festgestellt das meine Schwäche für Rappschecken kaum zu übersehen war. Meine Mutter hatte das ganze weit weniger gut aufgenommen. Nach einer Woche waren sie verschwunden, ich wurde allein gelassen. Mal abgesehen davon, dass Bellamy neben der Büroarbeit wirklich oft herein kam um unter Kontrolle zu haben das ich mich nicht weit aus dem Bett oder dem Zimmer bewegte. Zweimal am Tag hieß es den Verband zu wechseln, bei der Aufgabe unterstützte mich eine mobile Krankenpflege. In den ersten zwei Wochen hatte ich auch nicht viel getan als geschlafen oder gegessen.
      Abwechslung boten die Besuche von Louis. Neben der Tätigkeit in seiner eigenen Bar, kam er oft vorbei um mir Gesellschaft zu leisten. Manchmal begleitete ihn auch seine Schwester Lilly, die mir mit ihrem losen Mundwerk dazu verhalf meine dunklen Gedanken für einige Stunden zu verbannen. Sie kutschierte mich auch gern in einem Rollstuhl über die Ranch, denn noch war ich selbst zu schwach auf den Beinen. Außerdem bewegten sie meine Pferde, dafür war ich ihnen am meisten Dankbar. Mit Inyan hatte Louis natürlich keine Probleme, mit Ravn verhielt es sich da etwas anders. Am dritten Tag nachdem Caleb mich zur Ranch zurück genommen hatte, war er nach einer missglückten Trainingseinheit von dem Wallach zu mir hinauf gekommen. In der Zeit bewegte Lilly gerade Lady Gweny im Gelände. Ich musste lächeln als er mir berichtete das der Wallach sich bei ihm keinen Zentimeter vom Aufstiegsblock fort bewegt hatte. Daher hatte er beschlossen den eigenwilligen Valravn nicht zu bewegen. Mit Fylgia hatte er sich ein wenig vor der Kutsche vergnügt, da er selbst zu groß war um die zierliche Stute zu reiten. Auf einem dieser Ausflüge hatte er mich gestern mitgenommen, in eine dicke Decke gehüllt hatte er mich aus dem Haus getragen und hatte beschlossen wir machen eine kurze Tour um die Koppeln der Ranch. Als wir im gemächlichen Schritt wieder die Ranch betraten kam uns ein reitender Caleb entgegen. Die Worte die er an Louis richtete verstand ich nicht - es war Lakota - aber den Unterton von unmut vernahm ich deutlicher darin. Mir war ein bisschen unbequem zumute auf meinem Sitz...noch hatte ich keine sonderliche Erlaubnis für große Ausflüge draußen. Obwohl Caleb nicht oft zu mir kam - dieser Teil schien ihm nicht entgangen. Dann gab er dem Pferd unter sich einen Wink los zu laufen, als er auf meiner Höhe war, zog er sich leicht am Hut, nickte und ein feines Lächeln zuckte über seine Züge. Dieser Tage wurde ich nicht schlau aus ihm, aber war ich das je?
      Noch verblüffter war ich als ich sah welches Pferd er da ritt. Es war Ravn! “Hast du ihn darum gebeten?” flüsterte ich zu Louis, der nur den Kopf schüttelte. Ich lächelte in mich hinein...also war Caleb womöglich von allein auf die Idee gekommen. Zwischen all seinen Aufgaben nahm er sich tatsächlich die Zeit meinen Wallach zu reiten.
      Langsam kehrte ich aus meinen Gedanken ins hier zurück, löste mich vom Fenster, griff nach meinen Sachen um hinunter in das Bad zu gehen. Nach dem Wechsel des Verbandes wollte ich eine schnelle Dusche nehmen. Danach lief es wohl darauf hinaus das ich versuchte gemeinsam mit Bellamy Herr seines Chaos zu werden. Kleine Aufgaben konnte ich zumindest wieder erledigen.

      Caleb
      Mein Tag war mal wieder so voll gepackt mit Aufgaben gewesen, dass ich es erneut nicht geschafft hatte, bei Ylvi vorbei zu schauen. Nun war es schon fast neun Uhr und das Feierabendbier rief nach mir.
      Nach meinem seltsamen Gespräch mit Bellamy heute Mittag war ich mit Vulture zu den Koppeln geritten, wo ich einen neuen Zaun ziehen sollte. Das Equipment hatte ich mir am Morgen mit dem Traktor schon her gefahren, angefangen zu arbeiten hatte ich allerdings noch nicht. Ich band den Hengst an einem Zaunpfahl an und ließ ihn grasen, während ich anfing, den Zaun zu ziehen. Zwischendurch machte ich immer mal wieder eine kurze Pause, um etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken. Gegen vier Uhr musste ich dann zurück zur Ranch- Reitstunde mit Betsy und Sue. Sie hatte zwar Blue reiten wollen, aber Gun and Slide war kein Pole Bending Pferd und sie wollte ja in dieser Disziplin besser werden.
      So hatte ich ihr beim Satteln geholfen und die Stute abgeritten. Sue war im Moment so voller Energie, dass ich sie lieber selbst abritt, bevor ich Betsy auf ihren Rücken ließ. Warum Sue im Moment so ein Energiebündel war, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall meinte sie heute buckeln zu müssen, was ihr allerdings nichts als Ärger mit mir einbrachte. Betsy hatte sich zerknirscht an den Zaun gestellt, weil ich die Stute heute anders anpacken musste als sonst und keinen Ton zu mir gesagt, als sie an der Reihe war. Sue hatte stark schnaufend und verschwitzt da gestanden, doch das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ein Glück für sie, dass ich sie nicht turniermäßig vorstellte, denn sonst wäre das richtige Training ähnlich verlaufen.
      Bei Betsy konnte sie jetzt jedoch wirklich entspannen. Schritt und viel Trab, dann erst Galopp. So übten die Beiden ganz in Ruhe und ich musste ihnen nicht viele Verbesserungen oder Kommandos entgegen rufen. Kurz vor fünf war die Sonne schon untergegangen, jetzt hatten wir halb sechs. Zum Glück besaßen wir große Strahler, die den ganzen Platz erleuchteten. Es war jedoch kälter als die letzten Tage, zumindest der Wind fühlte sich kälter an. “Wir lassen Sue heute im Stall, leg ihr auch eine Abschwitzdecke drauf, nicht dass sie krank wird.”, hatte ich zu Betsy gesagt und hatte mich dann an meine eigentliche Arbeit begeben. Boxen misten. Natürlich hatte niemand es für nötig gehalten meinen Part zu übernehmen, während ich auf der Koppel Zaunpfähle eingeschlagen hatte. Von halb sechs bis halb neun hatte ich also im Stall gestanden und Mist geschaufelt. Dann war ich nach drinnen gegangen, unter die Dusche gesprungen und auf die Couch gefallen.
      Kurz seufzte ich. Ein wenig vermisste ich Ylvi hier schon. Ob ich sie doch besuchen gehen sollte? Ich kramte mein Handy raus und schrieb ihr eine kurze Nachricht, ob sie noch wach sei und ob ich noch kurz rüberkommen konnte. Insgeheim hoffte ich fast auf ein nein, aber irgendetwas zog mich doch zu ihr. Wie konnte das, was wir hatten, durch ihren Umzug ins Haupthaus so… kaputt gegangen sein? Ich schüttelte den Kopf und wollte so die Gedanken vertreiben. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter mir und ich hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Jetzt zählte die Ruhe und das Bier und…. mein vibrierendes Handy.

      Ylvi
      Nachdem ich Bellamy geholfen hatte ein wenig seines Chaos zu beheben - er hatte tatsächlich beinahe vergessen den Mitarbeitern ihren Lohn zu zahlen, hatte ich mich in das untere Zimmer zurück gezogen. Dort stapelten sich Bücher an der Wand, genau mein Gebiet. Nun saß ich bereits eine gute Stunde auf der kleinen Couch las, als ich bemerkte wie mein Handy blinkte. Ich entsperrte den Bildschirm, Calebs Name leuchtete bei WhatsApp in der Beschreibung. Ich sah nur die Hälfte der Nachricht. Mein Herz wummerte...ich legte es beiseite, versuchte zu ignorieren das er mir geschrieben hatte. Las ein, zwei Sätze nahm gar nichts auf von dem was die Worte mir erzählten.
      Dann ergriff ich doch hektisch mein Telefon, öffnete den Chat und las seine Frage. “When your not sleeping, shall I come?” stand dort. Mein Daumen rief die Tastatur zum Vorschein. Ich tippte ein einfaches “Sure” ...löschte dann den text, schloss das Handy wieder. Ich starrte an die Wand, während ich spürte wie mir heiß und kalt zugleich wurde. Es war fast zwei Wochen her seitdem ich ihn in Natura und vor allem allein gesehen hatte. Ich sah hinab auf mein Handy im Schoß, welches mir nun den Blick auf die Seiten des Buches versperrte. Erneut öffnete ich den Chat. Sah auf die Buchstaben der Tastatur die wieder aufgeploppt war. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, dann tippte ich den kleinen Text und verschickte ihn mit klopfendem Herzen. Dann ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden, nicht ohne die Vibration wieder einzustellen. Mit dem Buch in der Hand verschwand ich schließlich in das Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Von hier hatte ich einen guten Blick auf das Gästehaus. Ich schaltete das Licht nicht ein, entzündete nur die vier großen Kerzen und meine kleine Nachttischlampe. Mehr Licht benötigte ich jetzt nicht. Auf das Buch würde ich mich ohnehin nicht konzentrieren können. Aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten konnte ich gar nicht richtig still halten.

      Caleb
      Ich hatte ein paar Schluck aus der Bierflasche getrunken und mein Handy auf die Couch gelegt. Eine ganze Zeit lang passierte nichts. Als es dann vibrierte und die Antwort von Ylvi erschien musste ich herzlich lachen. “Don’t forget the beer.”, stand dort geschrieben. Vergiss das Bier nicht.. typisch Ylvi. Ich stand auf, schnappte mir meine Flasche und stellte unwillkürlich fest, dass ich dort noch eine stehen hatte. Wir hatten oft hier zusammen gesessen und ein Feierabendbier getrunken, dass ich es mir wohl angeeignet hatte, immer zwei mit ins Wohnzimmer zu bringen. Da Ylvi schon eine ganze Weile weg war, war dies mir schon lange nicht mehr passiert. Heute schien ich jedoch mit den Gedanken eh nicht bei der Sache zu sein. Wann hatte ich Ylvi das letzte Mal alleine getroffen? Vor einer Woche? Vor zwei Wochen? Ich wusste es nicht mehr.
      Kurz föhnte ich mir durch meine blonden Locken, ließ den Hut bewusst auf der Kommode liegen, zog nur meine Stiefel und meine Jacke an und ging langsam rüber zum Haupthaus. Es war mittlerweile halb zehn, ein paar der Arbeiter waren schon in den Betten und auch der Großteil des Haupthauses war dunkel. In Ylvis Zimmer brannten ein paar Kerzen, kein Licht. Fragend schaute ich zu ihrem Fenster rüber, grinste dann jedoch nur kopfschüttelnd und setzte meinen Weg fort.
      Im Haus angekommen zog ich die Stiefel aus, hängte meine Jacke auf und ging mit den zwei Bierflaschen in der Hand zu ihrem Zimmer. Ich klopfte und ging dann rein. “Hey.”, sagte ich leise und schloss die Tür hinter mir. Ylvi stand von ihrem Bett auf, kam auf mich zu, erwiderte meinen Gruß und streckte sofort die Hand nach dem Bier aus. “Jaja. Darfst du sowas überhaupt schon wieder trinken?”, fragte ich sie und reichte ihr die noch geschlossene Flasche, ehe ich an meiner Offenen nippte.

      Ylvi
      Wie alt war ich? 23! Und wieso hatte ich verdammt nochmal schwitzige Hände? Ich fühlte mich etwa um 10 Jahre jünger. Zum Kotzen. Ich hätte gern Caleb auf dem Absatz umgedreht aus der Tür hinaus befördert und versucht nie wieder an ihn zu denken. Stattdessen ging ich auf ihn zu, griff nach dem Bier das er mir entgegen reichte. Auf seine Frage zuckte ich mit den Schultern “Zumindest nehm ich keine Medikamente mehr die sich damit nicht vertragen.” ich hatte auch kein offizielles Verbot nach Alkohol bekommen. Zumindest nicht das ich wüsste. Da es in diesem Zimmer keine Couch gab die ich zum sitzen hätte anbieten können nahmen wir auf dem Bett nebeneinander Platz. Caleb sah fertig aus, hob jedoch sein Bier und leise klirrten unsere Flaschen gegeneinander. “Ich hatte bisher gar keine Gelegenheit dir zu danken das du Ravn bewegst. Ich hab dich schon zweimal dabei gesehen. Das du zwischen deinen ganzen anderen Aufgaben noch dazu kommst ist wirklich nett. Wird Zeit das Bellamy endlich ein paar andere Helfer einstellt. Waren die Bewerbungsgespräche dahingehend eigentlich erfolgreich? Das hab ich gar nicht so mitbekommen in der letzten Zeit.”
      Ich war mir der Nähe zwischen uns bewusst, jedoch berührten meine Füße kaum den Boden, die Haltung nach vorn gebeugt war nicht ganz gut. Also musste ich von ihm abrücken, mir eines der Kissen in den Rücken legen und mich anschließend dagegen lehnen. Vielleicht hatte ich es mit meiner Aktivität heute ein wenig übertrieben.

      Caleb
      Auf ihre Aussage mit den Medikamenten zuckte ich nur die Schultern. “Okay, nicht dass ich dich hier noch vergifte.”, lachte ich und wir tranken eine Weile schweigend unser Bier. Wir setzten uns auf ihr Bett. Unser Wohnzimmer mit der Couch drüben im Gästehaus vermisste ich jetzt schon. “Oh ja, Ravn.”, sagte ich als hätte sie mich von irgendwo zurück ins hier und jetzt geholt. “Ja, Arbeit hab ich genug, du willst gar nicht wissen was ich heute alles gemacht habe.”, grummelte ich und antwortete ihr zunächst auf ihre Frage. “Ja, einen hab ich eingestellt. Naja, Bellamy. Aber ich wollte ihn. Cayce, hat auch ein Pferd dabei. Whitetails Shortcut. Shorty. Tolles Pferd, bin den mal auf einem Rodeo geritten, aber das ist eine lange Geschichte.”, sagte ich nur und nippte wieder an der Flasche. Ylvi setzte sich um und auch ich stand vom Bett auf, ehe ich mich auf den Stuhl daneben setzte. “Das Bett ist echt wahnsinnig unbequem.”, sagte ich zu ihr und erhaschte noch einen kurzen Moment ihres verwirrten Gesichtsausdruckes, ehe sie mich wieder normal ansah. “Und ja… Cayce greift mir hier jetzt schon wahnsinnig unter die Arme. Er ist auch Trainer, hilft mir bei den Reiningpferden. Ich würde die gerne nächstes Jahr aktiver vorstellen. Wir haben so gute Nachzuchten und auch ältere Hasen hier, die gehören in die Arena, nicht auf die Koppel.”, erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll. “Aber heute war nicht mein Tag.”, seufzte ich schließlich und fuhr mir einmal durch die Locken. Sie waren lang geworden, fielen nicht mehr sonderlich hübsch nach unten. Ylvi sah mich auffordernd an, weshalb ich zu erzählen anfing. “Angefangen hat der Tag damit, dass ich mir Zaun und Draht zu einer der Koppeln gefahren habe, um dort zu arbeiten. Ich hatte was vergessen, kam zurück und bin dann zu Bellamy gegangen, weil er kurz Zeit hatte. Hab ihn gefragt ob wir nicht Betsy die Stute Sue schenken können zu Weihnachten. Naja, zumindest 50%. Weil sie immer so von den anderen geärgert wird und dann kann sie sagen, das Pferd gehört ihr. Vielleicht lassen die anderen sie ja dann in Ruhe?” Ylvi nickte. “Dann hab ich mir Vulture geschnappt, bin zur Koppel zurück und.. achja, O kommt zurück hier her. Aber vielleicht hat Bellamy dir schon davon erzählt? Auf jeden Fall… zur Koppel zurück und hab da gearbeitet. Ganz fertig bin ich nicht, muss da morgen nochmal hin. Hatte dann Reitstunde mit Betsy und Sue und bei Gott… dieses Pferd. Keine Ahnung was sie hatte, aber ich musste sie heute so hart anpacken, das kenn ich gar nicht von ihr. Betsy stand dann auch in der Ecke und hat kein Wort mehr zu mir gesagt. Glaube das gibt Probleme, wenn die Stute ihr.. halb ihr.. gehört. Aber naja.. dann habe ich Boxen gemistet. Hat ja keiner für nötig gehalten das zu tun, während ich Zaun machen war. Dann war ich duschen, saß auf der Couch und bin nun hier- morgen wird vermutlich nicht besser, denke das Heu kommt dann und wer lädt es ab? Ich…”, grummelte ich und nahm noch einen Schluck Bier. So viel hatte ich in den letzten Wochen nicht mit Ylvi geredet, weshalb sie jetzt leicht erschlagen in ihrem Bett saß. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass es so war.

      Ylvi
      Ich schwieg einen Moment, ordnete die Fülle an Informationen, überlegte auf was ich darauf als erstes Antworten sollte. Ich hatte dabei einen dümmlichen Gesichtsausdruck, ganz sicher. Caleb grinste erst, lachte dann ein wenig. Ich erwiderte. “Wo ist nur der verschwiegene Cowboy hin?”, legte dann die Hand auf den Mund. Wie im Chat die Affen Smileys. “Daran bist du Schuld.” das klang beinahe verwegen wie Caleb es sagte. “Ich freue mich aber das du zumindest etwas Unterstützung durch Cayce hast. Die Idee für Betsy ist großartig! Kinder können so abartig zueinander sein, vor allem Mädchen in dem Alter. Dabei hat sie die Pubertät noch vor sich. Ich denke ein Pferd kann ihr dabei helfen sich zu entwickeln. Außerdem bist du als Trainer dann ja nicht aus der Welt...oder eben Cayce. Ich hab dich heute morgen bei Bellamy gesehen. Ist doch sicherlich ätzend ständig ihn fragen zu müssen? Bei all den guten Ideen und Plänen die dir so vorschweben.” Caleb war Vorarbeiter der Ranch, hatte viele der wichtigen Aufgaben der Ranch übernommen. Machte die Dienstpläne, das Futtermanagement. Im Grunde fehlte nicht viel zu dem Punkt das er alles auf der Ranch bestimmte. Trotzdem war der Name der Ranch Blakes Crow Meadow und die finale Entscheidung wurde stets von Bellamy getroffen. Dieser hatte mir jedoch, nicht gerade durch die Blume, zu verstehen gegeben das ihm die Aufgabe über den Kopf wuchs. Auch die Rückkehr von O würde nicht viel ändern, denn sie hatte nicht vor in die Ranch ihres Bruders einzusteigen. Ganz freiwillig kam sie wohl auch nicht zurück, wenn ich es nicht falsch verstanden hatte. Bellamy wusste das er sich etwas überlegen musste, wenn die Ranch in geordneten Bahnen weiter laufen sollte. Ich hatte die Rechnungen gesehen, das Chaos...und fragte mich in welchen Zügen Caleb über das Problem überhaupt Bescheid wusste.

      Caleb
      Meine Bierflasche neigte sich dem Ende zu und auch die Uhr schritt Stück für Stück voran. Lange würde ich wohl nicht mehr hier bleiben, genoss die Gesellschaft von Ylvi nun doch in vollen Zügen. Sie hatte mir gefehlt. Und sie fehlte mir verdammt nochmal drüben im Haus auch. Aber ihr das zu sagen? Das war nicht ich. “Oh ja und frag mich erst mal. Cayce ist ein wahnsinnig guter Reiter. Vielleicht können wir zusammen nochmal anfangen zu Ropen!”, erklärte ich ihr stolz und sah auch bei ihr ein Lächeln aufflackern. Sie wusste, wie sehr ich das Lassoschwingen liebte, hatte es aber eine ganze Weile nicht mehr tun können. Nur vom Bullenreiten hielt ich mich fern. Auf einen Bronc würde ich bei Gelegenheit bestimmt nochmal steigen. “Und mit Betsy glaube ich auch.”, sagte ich ihr dann. “Und eigentlich kann ihr hier jeder auf der Ranch helfen. Hier rennen genug Trainer und Leute mit Ahnung rum.”, lachte ich. Dann seufzte ich abfällig. “Es ist ätzend. Einerseits bin ich die Nummer eins auf dem Hof, was die Arbeit angeht, andererseits muss ich für jede Erlaubnis zu Bellamy rennen und ihn anflehen, etwas neues kaufen zu dürfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist.”, erklärte ich ihr und drehte die Bierflasche in meiner Hand hin und her, ehe ich den letzten Schluck daraus trank. “Ich bin froh, dass er es geschafft hat, das Heu zu bestellen. Kommt ja nun zum Glück morgen, viel ist nicht mehr da. Viele Pferde fressen eben viel.”, sagte ich und stand auf, streckte mich kurz. “Ich würde gleich auch wieder gehen. Es war ein langer Tag.”, meinte ich beiläufig, setzte mich jedoch wieder hin und stellte die Flasche auf den Boden. So ganz war ich noch nicht vom Gehen überzeugt.

      Ylvi
      Ich verschwieg ihm besser das ich das Heu bestellt hatte...nach der enormen Hitze des Sommers war es gar nicht einfach gewesen einen guten Händler aufzutreiben. In einer besseren Gegend hätte man das Heu selbst machen können. Dazu gab es in New Mexico allerdings keinerlei Chance. “Ich bin Bellamy die letzte Zeit ein wenig zur Hand gegangen, dem wird langsam klar das er sich mit der Ranch vielleicht übernommen hat. Ich denke er ist heilfroh, dass du ihm den Arsch rettest, wirklich. Das würde er so vielleicht nicht sagen...aber als Außenstehende kann ich das denke ich ganz gut beurteilen.” ich lächelte ihn an...das war ein insgeheimes Lob an ihn. Bekam er nicht oft. Das Konzept der Ranch war gut...nur Lage, Planung und Ausführung haperten. Ich hatte nicht viel Ahnung von Marketing, aber so steuerte Blakes Crow Meadow deutlich in die Pleite. Bellamy hatte angedeutet einige Pferde verkaufen zu müssen. Ein Blick auf den Bildschirm des Handys zeigte, das Mitternacht unaufhörlich näher rückte. Ich hatte nicht einmal die Hälfte meines Bieres getrunken, durch das Halten in meiner Hand war es nun auch schon warm. Das zur Seite beugen um es auf dem Schrank neben dem Bett abzustellen gestaltete sich als schwieriger. Bei der zu schnellen Drehung des Oberkörpers zuckte ich zusammen, konnte den Handgriff zur Narbe nicht vermeiden und atmete zischend ein. “Manchmal vergess ich das.” Caleb hatte reagiert, war aufgesprungen, nahm das Bier aus der Hand und stellte es zur leeren Flasche auf den Boden. Er sagte nichts, sein Blick hatte jedoch etwas tadelndes...es war der verkniffene. Genau der selbe den ich so oft bekommen hatte, wenn im Unterricht nicht alles lief wie es sollte. Er saß nicht wieder auf dem Stuhl sondern hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Ich wollte nicht das er ging...das Wort “Bleib” blieb mir jedoch in der Kehle hängen, es kam mir einfach nicht über die Lippen. Ich wollte ihm nicht zeigen wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dabei war es nur ein verdammtes Wort! Er schien meinen Konflikt zu spüren, anders konnte ich es mir nicht erklären. Sein Blick hatte meinen fixiert. “Ja bitte?” Ich spürte das Herz schneller schlagen in meiner Brust. Wie sollte ich sagen was ich wollte. Ich hatte die letzten Wochen beschissen geschlafen...die andere Seite meines Bettes schien so verdammt leer. Ich konnte selbst nicht fassen in welch kurzer Zeit ich mich daran gewöhnt hatte jemanden neben mir zu haben. Bei Max hatte ich es gehasst...nicht schlafen können eben, weil er neben mir lag. Jetzt allerdings, konnte ich teilweise nicht schlafen eben, weil niemand...jemand nicht neben mir lag. Und ich hasste diese Abhängigkeit. Wann zum Teufel war das passiert? Das war nicht in meinem Plan gewesen. “Was ist?” drängte Caleb nach, jetzt leichte Sorge in der Stimme. Hatte er Angst die unbedachte Bewegung schmerzte noch immer? Ich schüttelte den Kopf, lächelte...dann kam es mir über die Lippen. “Bleib.” nur gehaucht, scheu wie bei einem Reh. Das klang nichtmal nach mir. Wo war die Selbstbewusste Ylvi hin verschwunden?

      Caleb
      Ein Wort. So leise gehaucht, dass ich es fast nicht verstanden hatte. ‘Bleib’. Ich lächelte. “Geht das wirklich? Mit deiner Op und so…”, murmelte ich und Ylvi nickte, sie schien nun wieder etwas mehr Mut gefasst zu haben. Wieder zerriss es mich innerlich, dass unsere… Beziehung in den letzten Wochen so kaputt gegangen war. Ich hatte einfach Angst Ylvi zu verletzen. Sie war nicht mehr so zerbrechlich wie vor ein paar Wochen. Aber ihre OP hatte mir mal wieder vor Augen geführt, weshalb ich nicht der Beziehungstyp war. Ich hatte keine Lust mir ständig Sorgen um jemand anderen zu machen, auf jemand anderen aufzupassen, für jemanden da zu sein… aber Ylvi… sie brachte mich zu all dem… machte mich zu so jemandem, ohne dass ich mich verändern musste. Bis jetzt hatte sie mir noch keinen Vorwurf gemacht, dass ich die letzten Wochen so selten hier war. Vermutlich konnte sie sich denken warum. Arbeit über Arbeit- und dann meine inneren Konflikte. “Caleb?” Ylvi sah mich an. “Ja.. ja. Dann bleib ich hier.” erwiderte ich. “Lass mich nur eben meine Stiefel von vorne holen. Und bitte sag mir, dass Bellamy hier nicht in aller Herrgottsfrühe mit Frühstück hineingeplatzt kommt.”, murmelte ich und wir lachten beide. “Die Zeit wo ich Frühstück am Bett bekommen habe ist vorbei. Normalerweise helfe ich ihm und den anderen in der Küche damit.”, sagte sie noch.
      Ich stand auf, holte leise meine Stiefel ins Zimmer und versuchte Amba dabei nicht zu wecken. Den Hund hatte Bellamy vor langer Zeit mal hier angeschleppt, aber wirklich etwas arbeiten tat er nicht mit ihr. Traurig musste ich an Surtout denken… und als ich wieder im Zimmer war, sah ich zu Ylvi. “Hab ich dir mal von Surtout erzählt?” Sie schüttelte den Kopf. “Eben, als ich Amba im Flur gesehen habe, ist mir der Hund wieder eingefallen. Verena hatte mal einen Rottweilerrüden, Surtout. Sie ist mit ihm und Gipsy mal einen Horse & Dog Trail gegangen. Seltsamer Hund, hat sie aus Frankreich gehabt und war nach einem Werwolf aus einem Buch benannt.” Ylvi lachte. “Ich hoffe er hat euch nicht gefressen?” “Nein, nein… war ein lieber Kerl, eigentlich. Aber total fixiert auf sie. Ist eigentlich ganz gut, dass er mit ihr gestorben ist. Der würde ohne sie eingehen.”, erklärte ich ihr und fing an, mich auszuziehen. Meine Boxershorts hielt ich an, schlüpfte dann unter die Decke. Allein das reichte, um die alte Vertrautheit zwischen uns wieder herzustellen. Ich legte meinen Arm unter ihren Kopf und sie kuschelte sich an mich an. Wir schwiegen, genossen den Moment und waren im Nu eingeschlafen.
      Plötzlich schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Jemand hatte die Tür aufgerissen, war ins Zimmer gekommen und an der Stimme der Person erkannte ich, wer es war. Betsy. “Ylvi du wolltest uns doch beim Früh….oh.. Caleb!”, sagte sie erschrocken und ich zog mir die Decke über den Kopf. Vielleicht funktionierte bei ihr ja noch das Schema, wenn ich sie nicht sah, sah sie mich auch nicht… Funktionierte leider nicht. “Ich.. äh… ich... “, stammelte sie und verließ prompt das Zimmer. Erst dann kam ich wieder unter der Decke raus und sah zu Ylvi, die auch am Lachen war. “Das biegst du wieder gerade!”

      Ylvi
      “Das wird sie so schnell nicht vergessen.” stellte ich nüchtern fest. Konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen. “Gut das sie uns nicht dabei gesehen hat.” Caleb beugte sich vor, stahl sich einen Kuss von meinen Lippen. Löste sich dann kurz,sah mich an und setzte einen weiteren Kuss auf meine Stirn. Ohne viele weitere Worte zog er sich an. “Ob das jetzt alle Wissen, oder ob ich unbeobachtet aus dem Haus komme?” fragte er verschmitzt. Ich zuckte mit den Schultern. “Ich glaube nicht das Betsy es jedem erzählt. Sie ist ein Kind...wie viel versteht sie schon von dem was sie gesehen hat.” Ich zog mir mein Shirt über den Kopf, vorsichtig, wegen des Verbandes. “Ooh ich denke sie versteht schon eine ganze Menge, glaub mir.” Ich streckte ihm die Zunge raus. “Na los, verschwinde, da draußen wartet eine Ranch auf deine Anwesenheit. Glaub mir...ich kann es fast gar nicht erwarten euch wieder zu unterstützen, langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.” ich schaute auf den Flur hinaus, sah niemanden und winkte Caleb zu “freie Luft.” er huschte halb aus der Tür, blieb dann stehen, zwinkerte mir zu und verschwand dann erst. Es war gewesen als sei nicht zwei Wochen Funkstille gewesen. Wir hatten dort angeknüpft wo wir begonnen hatten...ein seltsames Gefühl, aber irgendwie auch beruhigend.
      Ich konnte mir den ganzen Morgen das blöde Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Als ich in die Küche kam fand ich Betsy darin nicht vor. Also bereitete ich allein das Frühstück vor...langsam kam ich mir vor wie die Hausangestellte hier. Wann hatte ich das angefangen? Ich wollte wieder raus auf die Ranch. Sinnvolleres tun als eine Belegschaft von knapp 20 Mann mit Essen zu versorgen. “Du siehst beschissen aus.” kommentierte ich Bellamy der mit Augenringen bis nach Bagdad in die Küche gestiefelt kam. Davon war er nicht ganz begeistert, warf mir eine unflätige Geste zu und goss sich den Kaffee in eine Tasse und schaufelte Zucker hinein. Nach dem dritten Löffel sprach ich ihn an. “Du bist wieder nicht ganz bei der Sache.” Bellamy seufzte. “Ich hab gestern einfach mal drei der gekörten Hengste zum Verkauf gestellt...es haben sich tatsächlich 4 Interessenten gemeldet. Ich tu es nicht gern, aber ...du weißt das Geld hätten wir nötig.” in dem Moment knallte die Tür zur Küche. “Das hast du nicht getan!” ein brodelnder Caleb stand dort in der Tür. Er hatte zur Abwechslung zum Frühstück mit den anderen erscheinen wollen. Ich hörte Bellamy neben mir die Luft einziehen. Wo war das Loch im Boden? Ich konnte es gerade ziemlich gut gebrauchen.

      Caleb
      Ich hatte es geschafft mich unbemerkt aus dem Haupthaus in den Stall zu verkrümeln. Frühstücken wollte ich heute ausnahmsweise mit den anderen zusammen, alleine wurde das auf Dauer doch ziemlich einsam, vor allem da der Rest gemeinsam im Haupthaus frühstückte.
      Bis es allerdings so weit war, hatte ich noch ein bisschen Arbeit vor mir. Vulture brachte ich aus der Box auf seinen Paddock in die Nähe von einem der Trainingshengste. Dort bekam er auch sein Kraftfutter. Ich mistete schnell seine Box und vier Weitere von den anderen Hengsten, damit ich dies heute Abend nicht mehr machen musste. Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bis es Essen gab. Ich rationierte also auch das Kraftfutter für die anderen Pferde und musste ganz schön aufpassen, das Futter nicht zu vermischen, bei so vielen Eimern. Auf jedem der Eimer stand jedoch der Name des Pferdes drauf, weshalb ich sie nach Paddock und Koppelteil sortiert auf die Laderampe meines Pick Up stellte, und dabei Cayce über die Füße lief. „Morgen.“, sagten wir beide und er blickte mich unter seinem schwarzen Cowboyhut skeptisch an. „Hast was liegen gelassen, Cowboy.“, lachte er und warf mir meinen Hut entgegen. Reflexartig riss ich die Hände in die Luft und schaffte es sogar, den Hut zu fangen, ohne ihn dabei mit meinen Fingern zu zerquetschen. „Mach doch sowas nicht, hast du mal auf die Uhr geschaut?“, fragte ich ihn lachend und setzte mir meinen Hut auf den Kopf. „Und, was gibts zu tun?“, fragte mich der junge Mann und ich überlegte. „Grade nichts mehr. Kraftfutter hab ich fertig. Würde sagen Frühstück ist angesagt.“, sagte ich zu ihm und er nickte. „Ich muss noch was im Haus holen, ich komme gleich.“, antwortete er und verschwand.
      Ich ging also zum Haupthaus, zog meine Stiefel, den Hut und die Jacke am Eingang aus und hörte Stimmen aus der Küche. Was ich dort hörte, wollte ich zunächst gar nicht glauben. Mit einem Satz stand ich bei Bellamy, hatte die Tür zugeknallt. „Bist du des Wahnsinns? Welche Hengste?!“, fuhr ich ihn an und sah, wie alle Anwesenden einen Kopf kleiner wurden oder langsam den Raum verließen. “Alan’s Psychedelic Breakfast, Gun and Slide und Genuine Lil Cut.” Ich sah ihn an. “Oh glaub mir wenn du Blue verkaufst bist du ein toter Mann!”, knurrte ich und sah wie Ylvi ihren Kopf noch weiter einzog. “Wir… wir haben Geldprobleme Caleb… ich muss ein paar Pferde verkaufen…” “Und dann verkaufst du die besten Hengste die wir haben? Bist du bescheuert?”, warf ich ihm entgegen und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich war Bellamy körperlich noch immer ein wenig überlegen gewesen, doch wie ich ihn kannte, baute er sich gerade auch vor mir, sackte dann jedoch augenblicklich in sich zusammen. “Ich kann das nicht mehr, mir wächst das alles über den Kopf.. die Pferde, die Arbeiter… die Ranch…”, murmelte er kleinlaut und setzte sich an den Frühstückstisch. “Das Heu war wahnsinnig teuer, ich weiß nicht, wie ich das bezahlen soll…”, keuchte er und ließ sein Gesicht in seine Hände sinken. “Mir gehen die Ideen aus…”
      Ich atmete tief durch, öffnete meine Fäuste. Schlagen hatte ich ihn nicht wollen, aber aus Reflex war dies passiert. Dieser dämliche Idiot! “Also…”, murmelte ich nun mit sanfterer Stimme. “Du stehst jetzt auf, nimmst die Pferde aus dem Netz, wir frühstücken… und dann überlegen wir uns, wie wir die Ranch retten können.”

      Ylvi
      Das Frühstück über schien Bellamy verschwiegener. Caleb und Cayce unterhielten sich gut. Caleb nutzte die Runde auch gleich als eine Art Teambesprechung. Ich merkte wie er wichtige Aufgaben an Cayce gab, Murphy sollte seine Boxen übernehmen. Einen der anderen Ex-Häftlinge teilte er zum Zaunbau ein, dort wo er gestern begonnen hatte. Ich merkte dabei schnell wie er sich den Vormittag frei schaufelte um mit Bellamy zu sprechen.
      Als ich ihn gesehen hatte, da war mir kurz eiskalt geworden. Ich hatte schon gesehen zwischen ihn zu springen, wenn er Bellamy anging. Wobei ich herzlich wenig hätte ausrichten können. Seine geballten Fäuste waren mir nicht entgangen, auch nicht die Wut die in seinen ersten Worten geflackert hatte. Ich hätte nur darauf hoffen können das er mich nicht verletzten würde, falls ich dazwischen ging.
      Dass sie jedoch - endlich - gemeinsam eine Lösung suchen wollten gefiel mir. Das hätte Bellamy schon viel eher tun sollen. Aber wer konnte es ihm verübeln...ich erinnerte mich an seine Worte vom Vortag. “Ganz ehrlich...ich hab nichtmal die High School beendet, war im Jugendknast und anschließend bin ich auf der Gips Reminder Ranch gelandet. Ich hab in meinem Leben noch nie etwas richtig auf die Reihe bekommen und dann komm ich auf die bekloppte Idee eine ganze fucking Ranch zu leiten. Als O noch hier war ging das ja noch, aber dann? Ganz ehrlich...wär Caleb nicht gekommen, dann wäre das ganze schon viel eher vor die Hunde gegangen.” Ich hatte ihm gesagt er sollte Caleb einweihen. Die Angst dieser würde ihn auseinander nehmen hatte dann wohl die Oberhand behalten. Das war Stolz an falscher Stelle, das hatte ich ihm allerdings nicht gesagt...das war ihm hoffentlich bewusst. Ich wusste Caleb würde alles für die Pferde tun, einige abzugeben wäre sicherlich nicht die schlechteste Idee...aber dabei sollte sorgsam ausgewählt werden welche. Unnötige Esser zum Beispiel...und das waren die Hengste die er eingestellt hatte nicht.
      Nach dem Frühstück verschwanden alle um den ihnen zugewiesenen Aufgaben zu widmen. Ich war im Begriff die Küche zu verlassen hinter Caleb und Bellamy, drehte nach links ab um Richtung meines Zimmers zu gehen. Da erklang Calebs Stimme “Ylvi, ich denke bei der Ranch Rettungsaktion kannst du uns behilflich sein.”

      Caleb
      Bellamy war vor dem Frühstück verschwunden und hatte hoffentlich die Hengste aus dem Netz genommen. Ich war noch immer verdammt wütend auf ihn, weshalb ich mich beim Essen auch nur mit Cayce unterhalten hatte. Die Einen standen früher, die Anderen standen später auf. Auch Betsy hatte kaum ein Wort gesagt, fast die ganze Zeit betrübt auf den Boden geschaut. Etwas Leid tat die mir ja schon. Zu erst hatte sie mich und Ylvi im Bett gesehen, jetzt einen heftigen Streit zwischen Bellamy und mir. Ich müsste heute auf jeden Fall noch mit ihr sprechen und ihr einige Dinge erklären. Sie war schließlich noch ein Kind. Sie verstand nicht alles, was hier vor sich ging.
      In Bellamys Büro marschierten jetzt Ylvi, er und ich. Dort sah ich den mittlerweile kleineren Papierberg, zu dem Ylvi wohl einiges beigetragen hatte. Ich zog Ylvi einen Stuhl zum Schreibtisch dazu und setzte mich neben sie, auf der anderen Seite Bellamy. Ich seufzte kurz. “Wie schlimm ist es denn nun, Bellamy?” Ich sah die Anspannung aus seinem Körper weichen. Er schien froh zu sein, endlich mit der Sprache rausrücken zu können. “Es ist noch nicht das Ende der Ranch. Aber es ist kurz vor Ende.”, fing er an. “Und das heißt?” “Um die Ranch vor dem Bankrott zu retten müssen wir Pferde verkaufen. Einige Pferde. Oder die ganze Ranch.”, ich schluckte. Naja, eigentlich sah man es in meinem Kopf rattern. “Hmm ein Umzug wäre nicht das Schlechteste.”, sagte ich und Bellamys als auch Ylvis Kopf flogen in meine Richtung. “Verkaufen?”, fragte Bellamy ungläubig und ich nickte. “New Mexico ist schön und gut, aber was hat man von einer Ranch wenn man hier nicht einmal Rinder halten oder Heu selbst machen kann? Futter kostet Geld. In Alberta kamen wir immer mit unserem eigenen Futter rund… und.. ich habe mich selbst schon ein wenig umgesehen gehabt… ich bin so weit, dass ich etwas eigenes aufbauen möchte.” Damit schien Bellamy erstmal baff.

      Ylvi
      Das mit der eigenen Ranch...tja...wir hatten es einige Male als Thema gehabt. Aus Spaß, vielleicht. Doch ich hatte darin das glitzern in den Augen von Caleb gesehen. Der Wunsch existierte eine ganze Weile, Jahre vielleicht. Im Grunde jedoch hatte ich geahnt - diese Ranch...die Pferde hier, würde er nicht zurück lassen. Wieso war er sonst nach dem Unfall zurück gekehrt...wohl eher weniger aus Nächstenliebe zu Bellamy oder den Ex-Häftlingen. Es waren die Pferde, jedes einzelne lag ihm am Herzen.
      Ich setzte mich weiter nach vorn, Bellamy sagte keinen Ton. “Bellamy, ganz ehrlich...das halte ich für keine schlechte Idee. Caleb übernimmt ohnehin als Vorarbeiter alle relevanten Aufgaben. Überschreib ihm auf dem Papier die Ranch. Du bist aus der Sache raus...kannst dich anderen Sachen auf der Ranch selbst widmen. Dingen von denen du tatsächlich eine Ahnung hast. Marketing technisch...Logistisch gesehen, ist auch ein Umzug sinnvoll. Das Land hier ist karg, sowieso schon warm. Und Klimaerwärmung wird ein Thema sein in den kommenden Jahren. Man kann hier bleiben, versuchen mit teurem Heu über die Runden zu kommen. Oder man beschließt in eine andere Region sich zu orientieren. Wir haben die Gerätschaften, die Mitarbeiter um das alles zu bewerkstelligen.” Caleb nickte während ich mit meinen Händen gestikulierte. Die Vorstellung mit der ganzen Ranch umzuziehen legte sich zwar wie ein schwarzes Tuch auf meinen Magen, aber im Grunde war es eine wichtige Entscheidung. Es gäbe einige Sachen die man außerdem planen könnte für eine Ranch an einem anderen Ort. Die Aufnahme weiterer Häftlinge, denn die Gelder die wir vom Staat davon bekamen waren wirklich nicht unerheblich, außerdem hatten wir so eine gute Handvoll an Arbeitern. Die Aufsicht wäre schwierig, aber Lösungen ließen sich sicherlich finden. “Ich bleibe außerdem...selbst wenn ihr mir erstmal kein Gehalt auszahlt. Ich kam hier auf die Ranch um ein bisschen Abenteuer in mein Leben zu kriegen. Wie könnte ich euch jetzt einfach mit Problemen allein lassen?” das hatte noch andere Gründe. Wie könnte ich Caleb zurück lassen? Betsy allein mochte Wissen das wir etwas miteinander teilten...Aber insgeheim schlug mein Herz auch für diese Ranch.

      Bellamy
      Ich schwieg. Caleb schwieg. Ylvi schwieg. Unsere Köpfe ratterten, unsere Gedanken drehten sich. Also meine zumindest. Ich ließ meinen Kopf in die Hände sinken. “So hatte ich mir das nicht vorgestellt, glaubt mir… ich dachte ich müsste weiterführen, was Verena angefangen hatte. Alle Pferde verkaufen? Das hätte ich nicht übers Herz gebracht…”, erklärte ich und sah zum ersten Mal Mitgefühl in Calebs Blick. “Ylvi hat… nicht ganz unrecht.”, setzte er an und ich hob meinen Kopf wieder. “Wenn du mir die Ranch überschreibst, wir umziehen… ich hab noch eine Menge Geld, von der Abfindung damals.. hab alles gespart für etwas Eigenes.. dann kann ich das alles hier wieder hochziehen.”, erklärte er mir und ich nickte, schwieg wieder und dachte nach. “Und.. Ylvi scheint uns auch erhalten zu bleiben. Sie könnte eine Website oder sonst irgendwas für uns gestalten, ihr fällt da schon was ein.”, sagte er weiter und stieß die junge Frau einmal sanft mit dem Arm an. Ylvi nickte. “Wir müssen nur… also einige Pferde werde ich auf jeden Fall verkaufen.”, meinte Caleb dann. “Aber nicht die Besten.”, fügte ich an und er nickte. “Das wäre dumm.”, antwortete er mir gefasst, gar nicht mehr wütend oder beleidigend.
      “Ich glaube ich muss eine Weile darüber nachdenken…”, sagte ich dann und stand auf, sah zum Fenster raus und schaute den Mitarbeitern zu, wie sie die Pferde auf die Koppeln brachten. Als ich mich umdrehte, stand Caleb hinter mir. “Nein. Musst du nicht. Du hättest schon viel früher nachdenken sollen.”, meinte er, noch immer gefasst. “Es scheint, als hätte ich keine andere Möglichkeit mehr?”, fragte ich in die Runde und Caleb als auch Ylvi schüttelten den Kopf. “Du wirst ja nicht rausgeworfen.”, lachte Caleb und klopfte mir auf die Schulter. “Du bekommst nur… weniger Aufgaben.”, meinte er und ich nickte. “Also gut…. Caleb O’Dell. Die gehört ab sofort die Blakes Crow Meadow Ranch. Sieh es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.”, sagte ich und schüttelte seine Hand. “Ein Weihnachtsgeschenk mit vielen Schulden.”, sagte er, fing dann aber auch an zu lachen und schaute zu Ylvi rüber, die auch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht hatte. “Meine erste Amtshandlung wird sein, dass wir drei uns zum Abendessen in der Bar von Louis in Albuquerque treffen, sieben Uhr, und dort über das weitere Schicksal gemeinsam entscheiden.”, sprach Caleb und ging zur Tür. “Und jetzt… an die Arbeit. Die macht sich nicht von alleine.”, meinte er und verschwand aus der Tür.
      “Puuuh…”, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl hinter dem Papierberg fallen. “War das das richtige?”, fragte ich Ylvi und senkte meinen Kopf wieder auf meine Hände.

      Ylvi
      Ich zuckte mit den Schultern. “Das ganze hätte schlimmer laufen können.” dann klopfte ich auf den Tisch, sah wie Bellamy den Kopf hob. “Außerdem..um deine Worte zu zitieren. Vielleicht ist es das was Caleb gesucht hat? Du hast es ihm gewünscht. Erinnerst du dich?” Bellamy , immernoch besorgt drein blickend, lächelte allerdings. Die Narbe in seinem Gesicht verzog sich deutlich dabei. “Touché” Ich zuckte die Schultern dazu, lächelte. Ja vielleicht war das ein Weg um Caleb von der inneren Unruhe abzulenken die ihn von Zeit zu Zeit befiel.
      “Gut..ich würde sagen...du machst schonmal eine kleine Liste fertig für Pferde die zum Verkauf stehen. Ich werde derweil mein Zimmer im Gästehaus wieder beziehen. Ich brauche keine ganztags Betreuung mehr, ich vermisse mein eigenes Bett. Anschließend komme ich wieder rüber um dir beim abheften der Dokumente zur Hand zu gehen. Dann können wir Caleb heute Abend eine Übersicht der Finanzen geben...sowie der Sachen die noch fehlen. Deal?” Bellamy sah sich auf seinem Schreibtisch um, der sich schon deutlich geleert hatte. “Vielleicht sollte Caleb sich überlegen dich als Chef mit ins Boot zu holen, du scheinst zum Sklaventreiber geboren.” Es war ein Witz, das merkte ich sofort, ich streckte die Zunge heraus. Anschließend machte ich mich auf den Weg meine wenigen Habseligkeiten im Gästeraum zusammen zu packen. Ich ließ das Haupthaus gern zurück. Ich hatte die Ruhe des Gästehauses vermisst, meine kleine Oase der Ruhe. Ich gabelte Laurence im Flur auf. “Laurence? Kannst du mir eben bei der Tasche helfen? Für mich geht es vorerst wieder zurück ins Gästehaus.” “Klar, gib her.” “Sag mal, ich hab ein wenig heute morgen mitbekommen...wie schlimm ist es?” wir gingen langsam hinüber zum Gästehaus. “Es wird ein paar Veränderungen geben...das bleibt nicht aus. Aber mach dir vorerst keine Sorgen. Bellamy und Caleb schaukeln sich schon zusammen.” Laurence zog die buschigen Brauen zusammen. “Das wird ja auch mal Zeit!” brummte er schließlich. Ich lächelte in mich hinein...wahr wohl nicht schlecht. Laurence trug mir die Tasche bis hinauf in mein Zimmer, stellte sie vor dem Bett ab. ich bedankte mich bei ihm. Bevor Laurence das Zimmer verließ verweilte er kurz im Türrahmen. “Junge Dame...ich würde fast behaupten es war Gottes Segen das er sie zu uns geschickt hat. Wer weiß, vielleicht hat Verena das aus dem Himmel für uns eingefädelt. Jemand wie du hat uns auf der Ranch gefehlt...die gute Seele.” damit verschwand er aus der Tür. Ich blieb ein wenig erstaunt zurück. Laurence war ein guter Kerl, ich wusste das er schon auf der Gips Reminder Ranch gearbeitet hatte. Seine Bezeichnung der guten Seele schien mir allerdings etwas bizarr. Ich half nur Freunden aus...viel mehr noch...alle Chaoten waren im Laufe der letzten Monate einfach zum Teil meiner Familie geworden. Unfassbar das ich noch nichtmal ein Jahr hier war!

      Caleb
      Draußen atmete ich einmal tief durch. Hui, die Ranch gehörte nun mir. Noch nicht offiziell, aber bald würde sie komplett mir gehören, mit allen Pferden, allen Mitarbeitern und allem drum und dran. Ich wünschte mir schon seit Jahren eine eigene Ranch, aber jetzt so plötzlich eine zu besitzen? Unbeschreiblich. Ich atmete noch einmal tief durch und ging in den Stall, um Murphy beim Boxen misten zu helfen. Er schwieg, gut für ihn. Ein paar fragende Blicke flogen zwar zu mir rüber, aber er fragte mich nichts. Als ich damit fertig war, sattelte ich mit Vulture und ritt zu Connor, der den Zaun reparierte. Ich ging ihm kurz zur Hand, so dass wir schnell zurück zur Ranch reiten konnten. “An das Kraftfutter habt ihr ja heute Morgen auch gedacht, oder?”, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. “Frag Cayce, keine Ahnung.”, ich rollte mit den Augen. Also ritt ich quer über die Ranch, um Cayce zu suchen, den ich schließlich auf dem großen Reitplatz fand. “Hey Cayce, das Kraftfutter habt ihr heute Morgen ja verteilt, oder?”, fragte ich ihn und er nickte. “Klar, ist erledigt. Habs auch schon für heute Abend gemischt.” “Gut, ich bin heute Abend mit Bellamy und Ylvi weg, einige Dinge regeln.”, sagte ich und er nickte.
      Jetzt musste ich nur noch Laurence finden. Ihm wollte ich die Ranch heute Abend überlassen, wenn ich nicht da war. Vulture sattelte ich ab und brachte auf einen der Paddocks. Dort machte er sich sofort wieder über das Heu… Mist, das Heu! Ich fluchte, lief zum Haus und stürmte in Bellamys Büro, wo auch Ylvi saß und ihm zu helfen schien. “Das Heu? Kam es? Wo ist es? Ich hab keinen Anhänger gesehen.” Nervös schaute ich auf meine Uhr. “Alles erledigt Caleb. Cayce und die anderen haben es schon abgeladen.”, erklärte er mir und ich nickte. “Okay… dann ist es ja gut. Ich bin dann mal Füttern, und dann können wir auch schon fast wieder los.”, erklärte ich und verschwand wieder. Im Stall fing ich an, das Heu in die Boxen zu verteilen. Als ich damit fertig war, lief mir auch Laurence vor die Füße. “Hey, du müsstest heute Abend auf die Ranch aufpassen. Bellamy, Ylvi und ich sind in Albuquerque und müssen einige Dinge regeln.”, erklärte ich ihm und er nickte, stellte aber keine weiteren Fragen. “Ich hoffe ihr bekommt das hin.”, meinte er und verschwand dann wieder. Im Stall war ich nun fertig, weshalb ich schnell duschen ging, mich fertig machte, meinen Notizblock schnappte und zum Auto ging, wo ich auf Bellamy und Ylvi wartete. Bellamy ließ nicht lange auf sich warten und auch Ylvi erschien nach einer Weile.

      Ylvi
      Ich hatte mein Tablet mit in die Tasche gestopft...einige Notizen würden sicherlich nicht schaden. Ich freute mich auf die Bar, ich war lang nicht mehr drin gewesen. Andererseits würden wir dort auch eine ruhige Ecke vorfinden, sicherlich gab uns Louis eines der kleineren Hinterzimmer. Diese nutzte er oft für geschlossene Veranstaltungen.
      Caleb stand an seinem Pick-Up. Vorn hatten tatsächlich drei Leute Platz, also warf ich die Tasche auf den Rücksitz, rutsche bis an den Fahrersitz und Bellamy setzte sich direkt daneben.
      Im Sandwich eingeklemmt zwischen Caleb und Bellamy fuhren wir also nun knapp eine Stunde in Richtung Albuquerque. Louis Bar befand sich im Speckgürtel der Stadt, eigentlich hatte ich bisher angenommen dieser Teil war nicht einmal Part von Albuquerque. Wobei das jetzt wahrscheinlich auch keine Rolle spielte. Calebs Blick ging nach vorn auf die Straße. Die Situation war irgendwie seltsam. Das Radio war kaputt. Also begann ich einfach zu erzählen womit Bellamy und ich uns heute beschäftigt hatten. Kontoauszüge sortiert, alle nötigen Zahlungen getätigt. “Ich hab die Daten alle mal digitalisiert auf meinem Tablet. Dann haben wir nebenbei eine gute Basis mit der du arbeiten kannst.” klar Daten konnten verloren gehen. Ich wusste auch das Caleb nicht unbedingt Technik Affinitäten teilte...aber ein Haufen Blätter zu sortieren, im schlimmsten Falle zu verlieren. Sonderlich nützlich erschien mir das ganze nicht. “Wir haben außerdem einen Anwalt ausfindig gemacht, der zwischen Weihnachten und Neujahr zur Ranch kommt um die Papiere offiziell zu übertragen.”

      Caleb
      Die Fahrt über war ich relativ still, hörte Ylvi zu und nickte hin und wieder. „Ich habe mir auch schon Gedanken dazu gemacht, welche Pferde wir verkaufen sollten. Ylvi du hast doch die Liste aller Pferde auf deinem Tablet? Auch die von O?“, sie nickte. „Gut.“, erwiderte ich und parkte mein Auto vor der Bar. Wir gingen hinein, wurden von einem freundlichen Louis begrüßt und sofort in eines der hinteren Zimmer geführt. Wir redeten eine Weile, besprachen sinnloses, waren vertieft in belangloses, als die Tür aufflog und niemand anderes den Raum betrat, als Octavia. “Da bist du ja endlich.”, grummelte ich, stand auf, und umarmte sie kurz. Auch Ylvi und Bellamy taten es mir gleich. Bellamy schien verwundert. “Ich wusste nicht, dass du auch kommst.”, sagte er zu ihr und zog ihr einen Stuhl vom Tisch, damit sie sich setzen konnte. “War auch eher eine spontane Idee von mir. Wenn sie jetzt zu uns zurückkommt, sollte sie sich auch einbringen. Schließlich will O ja auch Pferde verkaufen.”, erklärte ich und Octavia nickte. “Genau, aber lasst uns erst was essen.”, trällerte sie und ich lachte kurz. Irgendwie hatte ich diesen gut gelaunten Vogel vermisst.
      Wir bestellten Essen, was uns Louis auch schnell brachte. Erneut drehte sich das Gespräch um belanglose Dinge, ehe ich das Wort erhob. “Ich habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht, was ich mit einer eigenen Ranch machen würde.. wo sie sein sollte, was sie verfolgen sollte, womit ich mein Geld verdienen würde…”, alle starrten mich an. “Dass Pferde weg müssen ist mir ganz klar, wir haben eh zu viele, die nur fressen und sonst nichts tun… in meinen Augen muss sich eine Ranch durch die Pferde quasi von selbst tragen.”, erklärte ich ihnen und hatte nun wirklich die gesamte Aufmerksamkeit von allen in diesem Raum erlangt. “Ich dachte daran, wieder zurück nach Kanada zu gehen. Ich habe mir im Internet schon Gelände angeschaut, zwei stehen zur Auswahl. Beide wieder in der Nähe von Calgary und Okotoks.” Ich sah ein wenig Panik in Bellamys Gesicht. “Zurück nach Kanada?”, fragte er unsicher und ich nickte. “Ich kenne keinen besseren Fleck auf diesem Planeten, um Pferde und Rinder zu züchten. Ja, Rinder gehören auch zu dem neuen Plan.” Bellamy nickte. “Es ist.. deine Ranch.”, murmelte er kleinlaut doch ich schüttelte den Kopf. “Ich sage nur, wie ich es mir vorstelle… außerdem… wir haben viele gute Westernpferde, die nicht mehr, oder noch nicht im Sport laufen. Touristen sind immer eine gute Geldquelle. Sie könnten die Landschaft erkunden, natürlich mit einem von uns dabei, könnten bei der Rinderarbeit und bei den Pferden helfen. Die Menschen geben eine Menge Geld für sowas aus.” Einstimmiges Nicken. “Deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, alle Quarter-, Paint- und Appaloosahorses zu behalten.” “Klingt… vernünftig.”, sagte Ylvi und schaute auf ihr Tablet. “Ich habe hier eine Liste mit den Pferden, ich lese sie euch einfach mal vor. Gekörte Hengste wären demnach Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide und Hollywoods Silver Dream.” Caleb nickte. “Ungekörte Hengste wären A Shining Chrome, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Smart Lil Vulture, Whinney und Zues.” Wieder ein Nicken von Caleb. “Außerdem Nachtschwärmer und Chocolate Dream.”, fügte er an. “Ich nehme an die Fohlen bleiben auch alle?”, fragte Ylvi mich und tippte etwas in ihr Tablet ein. Ich nickte, und sie las die Namen vor: “PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash und BR Colonels Golden Gun.” “Genau. Jetzt noch die Stuten und Cielos.”, meinte Caleb und Ylvi nickte. “Cielos bleibt, dann die gekrönten Stuten Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell und Wimpys Little Devil. Nicht gekrönte Stuten sind A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und die Mixstute Striga.” Ylvi tippte fleißig Häkchen hinter die Namen der Pferde. “Dazu kommen noch Whitetails Shortcut, der Wallach von Cayce und Bittersweet Temptation, ein schwarze-weißer Paint Horse Hengst, den ich dazu gekauft habe.”, erklärte ich allen und sie nickten fleißig. “Væna fra glæsileika eyjarinar würde ich auch gerne behalten. Sie, Choco, Nachtschwärmer und Striga sind die einzigen Außenseiter, würde ich sagen, die ich fest behalten will.”, erklärte ich und sah dann zu Octavia rüber. “Genau, Ylvi tipp mal mit.”, sagte sie und nahm eine Liste aus ihrer Tasche. “Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, wen ich behalten möchte und wen ich verkaufen würde… bleiben sollen Tigres Eye, Priamos Ruffie Kincsem, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I’ve got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Culain, Empire of Grace, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS’ Snap in Style und Wildfire xx. Bei einem guten Platz wären Empire of Grace noch zu verkaufen.”, erklärte Octavia und Ylvi tippte sich die Finger wund. Ein bisschen Leid tat sie mir ja schon, aber sie war es durch ihren Job ja gewöhnt, viel an solchen Geräten zu hängen. “Jetzt kommen wir dann wohl zu den potenziellen Verkaufspferden.”, sagte Ylvi und ich nickte. “Lies einfach einen Namen vor und wir sagen pro Argumente, warum das Pferd bleiben soll, oder Kontra Argumente, warum wir es verkaufen sollen.”, erklärte ich und sah zu Ylvi. “Meine Pferde zählen wohl auch dazu, wir gehören ja auch zur Ranch und ziehen mit um. Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn bleiben auch.”, sagte sie. Wir nickten einstimmig. Wir konnten ja schlecht verlangen, dass sie ihre Pferde verkaufte. Sie hatte doch nur vier davon und alle bedeuteten ihr eine Menge. Dann gingen wir die Liste Pferd für Pferd durch.

      Behalten:
      Seattle Slew -> wird als Touristenpferd behalten, wird kastriert
      Sir Golden Mile -> Octavia möchte ihn als Rennpferd übernehmen
      Stiffler -> soll noch gekört werden und ein paar Fohlen bekommen, dann wird er kastriert werden und als Wallach für die Touristen bleiben
      Moon’s Gealach -> wird von Ylvi gekauft
      Cleavant ‘Mad Eyes’ -> bleibt als Tourisrenpferd
      Abe’s Aelfric -> wird kasteriert und bleibt dann als Touristenpferd
      Ceara Isleen -> Umschulung zum Ranchpferd, später dann als Touristenpferd gedacht
      Blazing Flame -> Octavia möchte die Stute haben
      Skrúður -> Umschulung zum Ranchpferd, evtl. ein paar Fohlen ziehen und dann kastrieren, später evtl. als Touristenpferd

      Verkaufen:
      BR Princess Peppy Gaia
      GRH’s Princess Peppy Ann
      Pocahontas
      Náttdís van Ghosts
      Thjalfe van de Jötunheimr
      Fenicio
      Lajos
      Myrkvidr
      Atlanta
      Ghost’s Phenomena
      Magic Lanijos
      Zoltaire
      Zuckerschock
      LMR Fashion Girl
      Samarra
      It’s me, Amira!
      Vin
      PFS’ Blossom Magic
      Bree
      Crimetime
      Wolfs Bane
      Natu’s Little Harley
      CHH’ Mr. Buckminster
      Ocarina of Time
      Empire of Grace
      Free Willy
      Firewalker
      Mystical Champion
      Whiskey
      Sweet Revenge

      “Das war nun doch schwerer, als ich dachte.”, sagte ich und schaute mir die Liste auf dem Tablet nochmal an. “Doch.. doch. So bin ich zufrieden.”, meinte ich und sah in die Runde. Zustimmendes Nicken. “Ich würde gerne Morgen schon nach Kanada fliegen und mir die beiden Grundstücke anschauen. Möchte jemand mit?”, fragte ich Bellamy, Octavia und Ylvi und wartete.


      Ylvi
      In meinen Gedanken hüpfe ich gerade wie Hermine auf meinem Stuhl auf und ab, Arm gereckt, Finger schnippend um zu signalisieren, das ich mit von der Partie war. Tatsächlich speicherte ich meine Datei ab, ließ das Tablet wieder in der Tasche verschwinden und sah erst dann in die Runde. Weder O. noch Bellamy schienen sich wirklich dafür zu interessieren. Ich musste nicht erst zu Caleb schauen um zu Wissen das sein Blick auf mir lag. Als ich auf sah, hatte er mich fixiert. Sein Kopf legte sich nur leicht schief, sein Gesicht mit einem Mal ein fragendes Buch. Meine Augenlider schlossen und öffneten sich bewusst, ein Lächeln um meine Lippen. Unsere stumme Kommunikation machte ihm bewusst das ich mit dabei war. “Dann würde ich sagen, nehmt ihr meinen Pick-Up zurück zur Ranch.” sprach Caleb zu den anderen beiden. Ich fischte mein Tablet wieder heraus. “Ich such dann mal nach einem Flug für dich.” ich wusste nicht wieso ich nicht uns sagte...Ich wollte nicht Preis geben das ich mit Caleb flog. Ich war nicht bereit dafür den anderen zu stecken das vielleicht mehr als das Geschäft mich mit zog. “Ylvi kommst du dann bei mir mit?” fragte Bellamy. Ich winkte ab. “Mhm..nein, also. Ich werd wohl die Nacht noch hier bei Caleb und Louis verbringen. Denke ich werd dann meinen Verbandswechsel direkt morgen im Krankenhaus machen.” “Ja gut. Dann nehm ich Bellamy in meinem Auto mit, dann lassen wir den Pick-Up hier, dann hast du einen fahrbaren Untersatz, wenn du wieder zurück willst.” bot sich O an. “Guter Vorschlag, machen wir das so.”
      Wir verabschiedeten uns von O und Bellamy, blieben allerdings vor der Bar stehen bis die Lichter verschwunden waren. “Ich werd dann mal Lilly eine SOS Nachricht schicken.” Caleb sah mich etwas verwirrt an. “Naja ich hab keine Wechselkleidung, schon gar nichts was Kanada tauglich wäre. Außerdem, den Verband muss ich tatsächlich wechseln.” “Stimmt, daran hab ich jetzt gar nicht gedacht. Gut das Louis fast meinen Kleidungsstil hat. Noch ein Bier?” “Hell yes.” damit drehten wir uns um, betraten wieder die Bar. Caleb half mir auf einen der Barhocker hinter denen Louis stand und uns beide gesichtslos ansah. Ob sich Caleb sein - keine Miene verziehen - irgendwie von ihm abgeschaut hatte? “Ihr habt fast vier Stunden meine Hinterzimmer blockiert. Das klang ja nach einer richtigen Krisensitzung.” typisch native redete er um den heißen Brei, zeigte neugierde...fragte aber nicht bohrend nach. Obwohl ich mir sicher war das es ihm auf der Zunge brannte. “Das muss dir Caleb erzählen.” ich musste derweil ein Gähnen hinter meiner Hand verstecken...und widmete mich der Suche nach einem Flug für den nächsten Tag.

      Caleb
      Das war… anstrengend gewesen. Ich nahm das Bier von Louis entgegen und legte meinen Kopf einmal in meine Hände. Auch an mir nagte mittlerweile eine ziemliche Müdigkeit. Als ich den Kopf wieder hob, sah mich Louis noch immer fragend an. “Oh Louis, wo soll ich anfangen... “, murmelte ich und sah seine nach oben gezogenen Augenbrauen. “Also gut…”, setzte ich an und erzählte ihm alles, was seit heute Morgen passiert war.
      Als ich zu Ende erzählt hatte, war meine Bierflasche auch am Ende angekommen und Louis hatte mir lautlos eine Neue hingestellt. “Das klingt…”, fing er an, bediente einen Kunden, davon gab es schließlich genug hier, und setzte dann wieder an: “Das klingt.. nach viel Arbeit und vielen Veränderungen.” “Ja.. so ist es.”, sagte ich und schaute zu Ylvi, die noch immer nach Hotels und Flügen schaute. Ob sie wohl schon etwas gebucht hatte? “Nach Calgary, am Besten. Die beiden Höfe sind einmal circa 30 Minuten und einmal 45 Minuten von da weg.”, erklärte ich und sie nickte. “Und dann zieht ihr alle von hier weg?”, fragte Louis nach einer Pause. “Ich… denke ja, dass sie alle mitkommen… es wird mir so fehlen, dich nicht mehr so nahe bei mir zu haben.”, sagte ich zu ihm und wurde doch etwas sentimental. “Hey, noch bist du nicht weg, Junge.”, sagte er und haute mir über die Theke einmal gegen die Schulter. “Noch bist du hier und trinkst mein Bier… was du übrigens mal bezahlen könntest…”, merkte er an und ich lachte. “Ich will gar nicht wissen, wie viel Geld ich schon hier gelassen habe.” Auch Ylvi lachte nun. Wir schauten uns an und schienen das Gleiche zu denken. “Oder wie viel Geld wir schon für Bier ausgegeben haben, was wir dann im Gästehaus auf der Ranch getrunken haben.”, sagte sie und Louis und ich stimmten in ihr Lachen ein. “Ach bevor ich es vergesse, kannst du mir ein paar Hemden und Hosen leihen?”, fragte ich Louis und er schüttelte nur grinsend den Kopf. “Klar, ihr schlaft dann bestimmt hier?”, fragte er und wir nickten. “Waschté, ich bring dir morgen früh etwas vorbei. Aber bezahl wenigstens das Zimmer…”, brummelte er und ich rollte mit den Augen, nahm meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und bezahlte es im jetzt sofort. Ylvi machte Gestiken auch etwas davon zu bezahlen, doch ich winkte ab. “Das in Calgary wird teurer, ich denke wir schaffen nur eine der beiden Ranches am Tag. Es gibt viel zu sehen und anzuschauen. Da kannst du dich finanziell beteiligen.” “Okay.”, meinte sie und steckte ihren Kopf wieder über den Bildschirm.

      Ylvi
      Etwa nach 20 Minuten hatte ich alles unter Dach und Fach. Louis war gerade verschwunden um die Vordertür abzuriegeln. Die Bar hatte jetzt offiziell geschlossen. “Ich hab uns in Calgary ein Hostel gebucht, einfach...aber auch preiswert. Da wir eh den ganzen Tag unterwegs sind, wird das seinen Zweck erfüllen. Morgen früh gegen 8 kommt Lilly mit ein paar Sachen für mich vorbei. Um 12 geht der Flug...am besten geht es schon etwa 10 Uhr zum Flughafen. Dann haben wir genug Zeit um das Gepäck abzugeben. Ich hab uns bereits online eingechekt, dann sparen wir uns das vor Ort. “ dann nahm ich zwei große Schluck meines Bieres und hielt Caleb den Rest hin. Ich trank auch immer wieder mit, aber sonderlich viel dann auch wieder nicht. Irgendwie hatte es sich da eingeschlichen das Caleb den Rest davon trank.
      Louis brachte uns in das schlichte Zimmer im Dachgeschoss. “Ich würd fix noch die Couch fer…” Caleb fiel ihm ins Wort. “Lass mal...geht schon so.” Louis gab keinen Kommentar, doch ein breites Lachen auf seinen Lippen schien sich der Lakota nicht verkneifen zu können. Dann verschwand er aus der Tür...ich ließ mich auf das Bett sinken, direkt auf den Rücken. “Was für ein Tag.”

      Caleb
      Louis verschwand und Ylvi legte sich auf das Bett. Ich wollte es ihr gleichtun, blieb jedoch stehen und zog meine Sachen aus. Erst dann legte ich mich auf das Bett und unter die Decke. “Ja, der Tag hat mich auch ziemlich fertig gemacht.”, sagte ich zu Ylvi, die aufstand und sich ebenfalls auszog, um dann zu mir unter die Decke zu kommen. Es dauerte wirklich nicht lange, da waren wir eingeschlafen.
      Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Ylvi einen Wecker gestellt hatte. Ich brummte, drehte mich um und legte mir das Kissen über den Kopf. So fertig war ich schon lange nicht mehr gewesen. Auch Ylvi schien nicht wirklich begeistert davon, aufzustehen. Nachts war ich immer wieder aufgewacht und hatte eine Weile nicht mehr einschlafen können, so viele Gedanken waren in meinem Kopf hin und her gekreist. Langsam richtete ich mich jedoch auf, zog zumindest meine Hose an und öffnete die Tür, denn ich dachte, ich hätte etwas gehört gehabt. “Oh schau mal, unsere Sachen.”, sagte ich zu Ylvi und hob die beiden Reisetaschen auf. Diese schmiss ich aufs Bett, öffnete sie und schob dann die Tasche mit der Frauenkleidung zu Ylvi rüber, die sich mittlerweile auch aufgerichtet hatte. Aus meiner Tasche nahm ich ein Hemd, zog es an und stopfte mein altes Hemd vom Boden in eine Ecke der Tasche. “Louis scheint das hier abgegeben zu haben. Lilly wollte mir ja noch helfen.”, schlussfolgerte Ylvi und ich nickte. Dann klopfte es wirklich an der Tür. Ich öffnete, bat Lilly herein und verschwand für die Zeit nach unten, während die Beiden den Verband wechselten. Eine ganze Weile unterhielt ich mich mit Louis, ehe Ylvi und die Kleine mit den Taschen die Treppe herunter kamen. “Hab alles eingepackt.”, sagte Ylvi zu mir und ich nickte. Wir verabschiedeten uns von Louis und Lilly, packten alles in den Pick - Up und fuhren zum Flughafen- relativ schweigend. Auch das Warten verlief ohne große Worte, ich nickte auch einmal ein und wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Müde schaute ich in Ylvis Gesicht. “Komm, lass uns ins Flugzeug.” Wir stiegen ein, bezogen unsere Plätze und… schliefen für die nächsten sieben einhalb Stunden ein. Leider hatten wir die schöne Aussicht auf Colorado, Wyoming und Montana verpasst. Aber vielleicht würden wir es ja auf dem Rückflug schaffen, wach zu bleiben und uns die Landschaft anzuschauen.

      © Veija, Ravenna // 67.256 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Dezember 2018}
    • Mohikanerin
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil II | 26. Dezember 2018


      Ylvi
      Die unsanfte Landung ließ mich hoch schrecken, ich brauchte auch einen kurzen Moment ehe ich mich orientiert hatte. Ich drückte in der enge des Flugzeuges meinen Rücken durch, dehnte meinen Nacken. Die Position halb schief auf Calebs Schulter schlafend hatte dem nicht ganz wohl getan. Die Flugbegleiter baten uns noch einige Minuten zu warten, wir hatten den Flug knapp 20 Minuten zu früh erreicht. Das Bodenpersonal schien sich aber bereits zu sammeln.
      Caleb schien auch wach geworden zu sein, ähnlich wie ich rieb und dehnte er sich den Nacken. Da wir nur Handgepäck hatten konnten wir nach verlassen des Gates direkt in Richtung Ausgang verschwinden. Dort suchten wir uns ein Taxi. Durch die Zeit hier mit der Gips Reminder Ranch, hatte Caleb eine alte Bekanntschaft ausfindig gemacht. Sie würde uns für die nächsten drei Tage die wir hier blieben ihren Wagen leihen.
      Die Frau die uns entgegen kam, trug Stiefel...aber nicht nur Stiefel. Sie gingen ihr bis über das Knie. Es verlängerte ihre Gestalt, sie hatten auch einen knapp 10 cm hohen Absatz. Ein kurzer, also wirklich kurzer Rock. Die Jacke mit weitem Plüsch besetzt...Ich zuckte zusammen als ich ihr Gesicht sah. Hui..mit Schminke hatte sie nicht gespart. Caleb hüstelte, als sie mit einem “Juuuhu Caleb.” auf uns zu gestöckelt kam. Ich war mir ziemlich sicher...die sah nicht nur aus wie ein Rodeohäschen, sie war sicherlich eine. Sie zog Caleb zu ihrer Brust, küsste ihn auf die Wange, auf denen der Abdruck ihres Lippenstiftes zurück blieb. “Ylvi..das ist Monique.” Ich hatte fast erwartet, sie würde mich mit einem Bitch-please Blick mustern. Stattdessen kam sie vor mich, überragte mich dabei locker um beinahe zwei Köpfe. Mich zog sie allerdings auch in eine Umarmung, küsste mich auch auf die Wange. Schien also nicht ihre spezielle Caleb Begrüßung zu sein. Oder sie wollte nicht das ich mich schlecht fühlte.
      Sie gab Caleb einen Schlüssel in die Hand, ein rosa Einhorn hing daran. Anschließend führte sie uns zu ihrem Wagen. Es handelte sich um eine schwarze Dodge. Ich blieb kurz einen Moment verdutzt stehen. Den Wagen hatte ich der drallen Monique nicht zugestanden. Das bewies allerdings wieder - Urteile nicht vorschnell. Vielleicht kleidete sie sich auch einfach nur gern..wie sie eben gekleidet war? Caleb und sie unterhielten sich noch ein wenig, er gab mir schonmal den Schlüssel. Mit den Taschen stiefelte ich also in Richtung der Kofferklappe, öffnete und erstarrte. Ich spürte förmlich wie sich meine Netzhaut weg ätzte als ich das Innenleben erblickte. Rosa..pink...und zwar alles vor mir. Das bisschen das ich vom Armaturenbrett sah, die Ledersitze...der ganze verdammte Kofferraum. Ich warf das Zeug rein. Monique wünschte Caleb alles gute. “Dann bis in drei Tagen.” erwiderte er. Ich gab ihm die Schlüssel wartete bis sie fort war. “Monique also, ja?” meinte ich spöttisch, sah ihr hinterher. “Ich hab nie behauptet das ich Geschmack hatte als ich jünger war.” ich lachte ein wenig. “Warte bis du die Inneneinrichtung zu Gesicht bekommst.” klopfte auf seine Schulter, lachte und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Als ich sie öffnete stand da ein vom Donner gerührter Caleb, ungläubig auf das Innere blickend. Von hier aus hatte ich mehr Blick auf die Einrichtung...der Schalthebel...sogar die verdammten Pedale...rosa oder Pink. “Na? Doch lieber einen Wagen mieten?” Caleb schüttelte langsam den Kopf, schluckte. “Na immerhin ist er von außen schwarz.” scherzte er, nicht ganz ernst.
      Damit stiegen wir also in den Wagen, mein Tablet in der Hand, half ich ihm dabei aus der Stadt heraus zu finden. “Gut das du den Kasten bei hast, die genaue Richtung krieg ich sicherlich nicht mehr zusammen.” dann schwiegen wir wieder eine Weile. Ich konnte nicht umhin, mein Handy zu zücken und ein Foto von Caleb hinter dem rosa Lenkrad zu machen. “Wehe das landet im Chat für die Ranch.” ich grinste ihn an…”Huups.”

      Caleb
      Ich starrte wütend zu Ylvi rüber. Bing...bing...bing… Machte es bei unseren beiden Handys. Ylvi starrte auf Ihres und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich kramte meins aus der Tasche und schaute auf das Display. ‘Hübsch Caleb, steht dir.’, stand da von Bellamy. ‘Oh Caleb, ich wusste ja dass du strange bist.. aber das hätte ich nicht erwartet.’, stand da von Octavia. ‘Caleb was geht denn bei dir?!’, hatte Cayce geschrieben. ‘OMG CALEB!’, schrieb Betsy. Wir hatten auf dem Hof zwei WhatsApp Gruppen, einmal mit, und einmal ohne Betsy. In der ohne das Mädchen wurden manchmal ganz andere Dinge geschrieben. “Na danke dafür.”, sagte ich zu Ylvi, starrte sie noch einmal wütend an und startete dann den Motor. “Ich dachte wirklich Monique wäre über diese Phase hinweg…”, grummelte ich in mich hinein und fuhr auf den Highway.
      Morgen würden wir uns die Ranch anschauen, heute würde es zeitlich zu knapp werden. Eine Ranch kaufte man nicht in einer Stunde. “Hast du Lust noch was essen zu gehen?”, fragte ich Ylvi, als ich in die Straße des Hotels einbog. Sie nickte. “Vorher noch etwas frisch machen?”, sie nickte wieder. “Na gut.”, murmelte ich. Meine Wut war verflogen, etwas witzig war das Auto ja schon- und das Bild würde uns immer an diesen Trip hier erinnern.
      Ich parkte das Auto im Parkhaus und wir stiegen aus, gingen zur Rezeption, checkten ein und gingen auf unser Zimmer. “Mach du dich zu erst fertig.”, sagte ich zu ihr und Ylvi verschwand im Bad. Wir hatten beide keine sonderlich schicke Kleidung dabei, weshalb wir uns auch nicht großartig umzogen. Als Ylvi fertig war ging auch ich ins Bad und machte mich ein wenig frisch. “Na dann lass uns essen gehen, sagte ich zu ihr und ließ tatsächlich meinen Cowboyhut auf dem Bett liegen. “Nimmst du den nicht mit?”, fragte Ylvi mich und ich schüttelte den Kopf. “Ich muss ja nicht schon wieder direkt auffallen.”, sagte ich zu ihr. Bei dieser Aussage dachte ich an mein Auftreten im Krankenhaus und die klirrenden Sporen. Mit der verwaschenen blauen Jeans und den Westernstiefeln würde ich hier bei genauerer Betrachtung zwar auch auffallen, aber nicht so sehr wie noch mit dem Hut. Wir stiegen ins Auto, fuhren zu einem Restaurant ganz in der Nähe, ein bisschen kannte ich mich ja hier noch aus, und parkte dort auf dem Parkplatz. Wir gingen rein und bekamen tatsächlich noch einen Platz. Dort bot ich Ylvi einen Stuhl an und setzte mich ebenfalls an den Tisch.

      Ylvi
      Ich rieb meine Hände aneinander, setzte mich schließlich auf sie - es waren -6 Grad...und mein Körper hatte sich noch nicht an die Kälte gewöhnt. Das war tatsächlich eine Tatsache die mir Caleb wirklich mal erklären musste. Wieso zum Teufel Kanada? Das einzige was ich von diesem Staat wusste waren: ne Menge Schnee, irgendwas mit Ahorn und natürlich eine unfassbare Artenvielfalt an Tieren. Darunter Wölfe, Elche, Rentiere und natürlich auch Bären. Ich konnte Schnee nicht ausstehen. Klar so Winterritte hatten schon was...aber Schneechaos, Schnee schippen. Ich hatte mich zwischendurch schonmal gefragt was mich da geritten hatte. War ich nicht zur Blakes Crow Meadow gekommen, eben weil sie in New Mexico war? Tja, da hatte sich innerhalb weniger Stunden mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Und mein blöder Witz war es auch noch gewesen, der Bellamy auf die fixe Idee gebracht hatte Caleb die Ranch zu überschreiben. Ich hatte sogar gemeint ein Umzug sei sicherlich nicht schlecht. Und jetzt waren wir hier...in Calgary. Die nächsten Tage schauten wir uns zwei der potentiellen Ranches an. Wahnsinn.
      “Jetzt wo wir unsere Ruhe haben. Erzähl mir doch mal wieso es eigentlich nach Kanada geht. Soweit ich weiß bist du nicht hier geboren? Was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”

      Caleb
      Wir saßen beide am Tisch, hatten uns ein wenig umgesehen und auch schon Essen bestellt. Die Kellner hier waren wirklich fix und hatten uns schnell bedient, so dass wir nicht lange hatten warten müssen. Als Ylvi mir eine Frage stellte seufzte ich kurz und ließ meine Gabel sinken. Ja, warum eigentlich? Dass ich mich einfach nicht von diesem Land und von der Erinnerung an Verena trennen konnte würde ich ihr wohl kaum verraten.
      “Nein, geboren bin ich hier nicht aber ich bin durch das Rodeo viel gereist, habe viel gesehen und war auch sehr oft in Kanada, mal auf kleinen, mal auf großen Rodeos… dann habe ich Verena kennen gelernt… und habe mich noch mehr in dieses Land verliebt.”, gestand ich ihr und aß weiter, ich ließ mir Zeit mit dem Antworten, wollte meine Aussagen mit Bedacht auswählen. “In der Zeit auf der Gips Reminder Ranch habe ich viel erlebt, bin viele Pferde geritten und viele Turniere gegangen, hier und auch in ein paar Staaten in den USA. Montana und Wyoming zum Beispiel habe ich oft mit Pferden besucht, aber die Landschaft hier in Alberta? Die grünen, weitläufigen Wiesen, kaum Zäune und wenn, dann kilometerweit entfernt…”, ich sah Ylvis Blick und wusste genau, was sie dachte. Genau das gab es auch in Staaten der USA. Weitläufige, grüne Wiesen und auch alles Andere… “Ich weiß nicht.. kennst du das nicht, dass man sich in etwas verliebt und gerne dort hin zurückkehren möchte? Natürlich nicht genau zurück.. aber in das Land schon?”, fragte ich sie und sie nickte. “Und was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”, fragte sie mich dann und wieder musste ich überlegen. “Sie soll weitläufige Koppeln haben, wir brauchen aber auch für jedes Pferd eine Box. Es müssen nicht immer alle Pferde im Stall stehen, aber hier kann der Winter teilweise ziemlich hart werden und dann bräuchten wir für jedes einen warmen Platz. Außerdem möchte ich gerne Rinder halten.. Whiteface.. wer hätte es gedacht.”, erklärte ich und sie lachte. “Ja, wer hätte gedacht, dass du dir Kühe mit einem weißen Kopf kaufst.”, zog sie mich auf. “Außerdem brauchen wir große, gute Reitplätze und am besten eine oder zwei Hallen, um die Pferde ordentlich trainieren zu können… und Bungalows… oder kleine Mitarbeiterhäuser… aber das kann man ja alles noch bauen.”, erklärte ich ihr und sah sie an. “Also so richtig… weiß ich noch nicht was ich möchte. Also ich weiß es schon, aber ich kann mich nicht entscheiden, was ich wichtiger finde.”

      Ylvi
      Caleb wählte seine Worte mit Bedacht. Es schien als kaue er auf ihnen herum, ehe sie seine Lippen verließen. Nicht als fiele es ihm schwer sie auszusprechen. Vielmehr beschlich mich das Gefühl als wolle er mich schonen. War es das? Ich legte leicht den Kopf schief, beobachtete seine Haltung die offen war. Doch seine Hand spielte mit dem Ende der Gabel. Wunderlich was mir nach all der Zeit mit ihm auffiel. Es gab keine Illusionen.. natürlich, die Antwort die er mir gab war richtig, aber da war noch etwas anderes. Um mich abzulenken konzentrierte ich seiner zweiten Antwort zu lauschen, nahm die Worte wahr... allerdings entschlüpften sie mir durch das andere Ohr nach draußen. Ich hörte nur Koppeln, Boxen...Halle... Training.
      In Gedanken jedoch war ich noch bei der ersten Frage. Wieder war ihr Name gefallen, Verena. Natürlich war er das..hier hatte alles begonnen für ihn. Wie Louis es mir damals auf dem Berg gesagt hatte..Verena hatte alles für ihn geändert. Damit hing sein Herz, ein Teil seines Bewusstseins nicht nur an ihr,sondern auch an dem Land das für ihn einiges verändert hatte. Es fiel mir schwer mein wehmütiges Seufzen zu unterdrücken. Ich würde vielleicht ewig in ihrem Schatten stehen. Dann erinnerte ich mich an Laurence Worte..die gute Seele der Ranch. Vielleicht hat Verena dich für uns hierher geführt.
      Ob er wohl Recht hatte? Mir gefiel der Gedanke das sie aus der Anderswelt in diese blickte und den Nornen vielleicht etwas Zugeflüstern hatte. Laurence hatte von Gott gesprochen, für mich spielte er weniger eine Rolle als die Götter des Nordens..aber vielleicht war er einfach nur eine andere Bezeichnung für meinen Allvater? In Bellamzs Büro hatten Bilder von ihr gehangen. Für mich würde Verena auf ewig ein Geist bleiben von dem wenige sprachen. Ich beugte mich ein wenig vor, sah Caleb an, fasste nach seiner Hand. “Tut mir Leid..deine zweite Antwort wirst du mir nochmal geben müssen. Kannst du mir von ihr erzählen? Jeder erwähnt sie, für mich ist sie nur ein Geist. Ich könnte Bellamz oder O. fragen...aber,ich weiß nicht. Ich würde es gern von dir wissen. Ich hätte gern ein Bild von ihr, mehr als nur Bruchstücke.” das konnte nach hinten los gehen, furchtbar schief gehen. Aber ich wollte offene Karten zwischen uns... er verhielt sich stets Loyal,das war einer seiner besten Eigenschaften. Daher fügte ich noch hinzu “Ich hoffe du weißt, dass du offen mit mir sprechen kannst. Du musst mich nicht schonen.” Ich lächelte aufrichtig in seine Richtung. Wir waren kein Paar, er hätte das Recht sich der Antwort zu entziehen. Ich wollte nicht zu forsch sein, es war kein Befehl...eine offene Bitte vielmehr.

      Caleb
      So langsam waren wir fertig mit Essen, als mir Ylvi eine Frage stellte, die ich nicht so ohne weiteres beantworten konnte. “Lass uns nicht hier über sie sprechen.”, erklärte ich ihr und schien sie für den Moment befriedigt zu haben, denn sie hakte nicht weiter nach. Wir sprachen über dieses und jenes, blieben jedoch bei Gesprächen über Pferde und Ranches. Wir teilten uns noch die Eiskugeln zum Nachtisch, denn eine ganze Portion hätten wir beide nicht mehr geschafft, bezahlte jeder von uns die Hälfte der Rechnung und wir gingen zurück zum Auto, womit wir wieder ins Hotel fuhren und auf unser Zimmer gingen. Man sah uns beiden an, dass wir wirklich geschafft vom Flug waren. “Und du willst ihre Geschichte wirklich jetzt noch hören?”, fragte ich Ylvi und sie nickte überschwänglich. “Ja.”, war ihre Antwort und ich nickte, schwieg jedoch eine ganze Weile, während sie mich gebannt ansah und darauf wartete, dass ich etwas sagte.
      “Verena war… eine Visionärin.”, fing ich an und überlegte dann weiter. “Ich glaube sie hatte ihr Leben schon bis zum Tod durchgeplant und den Pferden gewidmet. Sie hat stets in allem das Gute gesehen und nicht nur zweite, sondern auch dritte und vierte und fünfte Chancen gegeben, auch was mich angeht. Nicht umsonst hat sie mir eine Ohrfeige verpasst, mich gefeuert und vom Hof geschmissen, als ich ihr sagte, Zues wäre unbrauchbar und ich hätte ihr doch gesagt, dass sie es bei ihm zu nichts bringen würde…Sie hat mir mehr als einmal einen Fehltritt verziehen und mir wieder ihr Herz geöffnet.”, erklärte ich ihr weiter und sah in ihren Augen etwas aufblitzen. “Hasst du Zues deshalb?”, fragte sie mich doch ich schüttelte den Kopf. “Ich hasse ihn nicht.. ich gebe ihm nur irgendwie die Schuld an allem, auch wenn er absolut nichts dafür kann.” Ylvi nickte. “Die vielen Chancen hat sie also den Pferden und den Menschen gegeben. Zues, Raised from Hell, Wimpys Little Devil… alles so hoffnungslose Fälle. Aber schau dir Hell und Devil heute mal an… was sie bei ihnen erreicht hat… nur zu Zues konnte sie nie durchdringen.. und jetzt kann sie es nicht mehr. Aber abbringen ließ sie sich von nichts, dieser Sturkopf der immer seinen Willen durchsetzen musste. Nichts und niemand in der Welt hätte sie dazu gebracht, eines der Pferde aufzugeben. Sie hatte eine gute Seele und liebte die Pferde über alles.”, wieder nickte Ylvi. Was sollte sie auch groß dazu sagen? “Mir gegenüber war sie immer ein wenig… impulsiv. Irgendwie wie ich…Ich brachte sie auch oft genug auf die Palme, mit meinen Andeutungen…. Achso, apropos Chancen.. schau dir Bellamy und Murphy und Octavia an. Alles ihr Werk. Hätte sie ihnen keine zweite Chance gegeben, was wäre wohl aus ihnen geworden? Ich möchte das auf jeden Fall auch weiterführen. Solchen Menschen eine zweite Chance geben, ihnen etwas bieten und zu etwas verhelfen.”, sagte ich und schwieg dann wieder eine ganze Weile. “Mit ihr konnte man nicht gut streiten. Sie war schnell den Tränen nahe und Enttäuschungen sah man ihr sofort im Gesicht an. Sie war jemand, der von den anderen gemocht und gut behandelt werden wollte… vermutlich konnte ich aus diesem Grund ihr Herz nie erreichen und hatte sie an Svejn verloren. Svejn ist eine andere lange Geschichte…”, seufzte ich. “Sie legte jedoch viel Wert auf meine Meinung und wurde sehr schnell unsicher, wenn ich ihr vor den Kopf stieß und ihr erklärte, wie dämlich und dumm ihre Idee war…”, wieder schwieg ich. “Sie verlangte den Pferden aber auch Leistung ab. Schau dir Bella oder Gipsy an, oder auch Choco. Oh Gott Choco!”, ich lachte. “Durch ihre Affinität zu diesem Pferd ist mir der Haflinger erst auf den Hof gekommen! Sie glaubte zwar nie daran, dass andere Rassen gut in dieser Sportart sein würden, aber irgendwie hatte sie einen Narren an diesem Hengst gefressen… und Choco ist gar nicht so schlecht im Westernsport.”, sagte ich und Ylvi lachte auch kurz auf. “Ansonsten.. ich zeige dir mal ein paar Fotos, wenn wir wieder in New Mexico sind. Dann kannst du dir sie besser vorstellen.”, sagte ich noch und überlegte. “Ich glaube, mehr fällt mir gerade nicht ein.”, meinte ich und drehte mich zu Ylvi um. Ich hatte in dem Stuhl im Zimmer Platz genommen, während sie sich auf dem Bett ausgebreitet hatte. “Hast du noch Fragen?”

      Ylvi
      Ich hatte mich auf das Bett fallen lassen, aufmerksam seinen Worten gelauscht. Der Geist füllte sich mit einer Art von Person. Mit jedem Satz den er mir gab,konnte ich mir ein besseres Bild von ihr machen.
      Er endete, schwieg kurz. In diesem kurzen Moment richtete ich mich auf. Ob ich noch Fragen hatte? Viele...aber diese musste ich nicht jetzt beantwortet bekommen. Also schüttelte ich den Kopf. “Danke.” flüsterte ich, für ihn gerade so hörbar. Ich hätte noch anfügen können, das ich wusste das es ihm schwer gefallen war. Das ich ahnte, dass ihn meine Frage erstaunt hätte. Aber in mir kam das Gefühl auch, dass dies zu viel wäre. Es bedurfte keiner Erklärungen. Über den Raum hinweg sahen wir uns einfach an, ohne zu blinzeln, dann huschte nur ein Zucken über seine Lippen, er blinzelte. Ich hatte ohne Worte verstanden, Caleb wie es schien auch. Als er sich erhob um in das Bad zu gehen, ließ ich mich wieder zurück sinken. Mir steckte der Flug in den Knochen, ein wenig tat mir doch irgendwie meine heilende Wunde weh - es begann langsam die Zeit in der sie zu jucken anfing.
      Ich unternahm wirklich den Versuch wach zu bleiben, aber meine Lider waren einfach zu schwer. Also glitt ich in das Land meiner Träume. Sie waren wirr...vollkommen wirr. Aber eine Art von Lichtgestalt die der Verena auf den Fotos wirklich unglaublich ähnlich sah, führte mich zu einem Pferd. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich auf dieses zu, schwang mich auf seinen Rücken und ritt über eine Landschaft die mir gänzlich unbekannt war. Erst zurück auf der Ranch sollte mir klar werden, das ich in meinen Träumen auf Zues geritten war. Sie würden mich nicht in Frieden lassen. An diesem Tag, in diesem Traum, entstand eine erste Idee in meinem Kopf.

      Caleb
      Als ich aus dem Bad zurückkam war Ylvi schon eingeschlafen. Ich seufzte kurz, deckte sie zu und legte mich dann ebenfalls unter die Decke. Wieder hier zu sein, in Calgary, nahe dem Ort an dem alles angefangen hatte und an dem alles hätte enden können… Meine Gedanken hielten mich fast die ganze Nacht wach. Ylvi wachte einmal nachts auf, zog sich flink um und schlief dann sofort wieder ein.
      Ich musste doch die Augen eine Weile zu gemacht haben, denn als ich von Ylvi geweckt wurde, fühlte ich mich wie vom Truck überrollt. Ich hab einen gequälten Laut von mir, richtete mich auf, stellte meine Füße auf den Boden und ließ meinen Kopf auf meine Hände sinken, die ich auf meine Beine gestützt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Ylvi mich vorsichtig. „Ja.“, meinte ich leise und fuhr mir einmal durch die Haare. „Mach du dich im Bad fertig, ich muss noch ein paar Telefonate führen.“, erklärte ich ihr und sah sie ins Bad huschen. Tatsächlich rief ich die beiden Ranchbesitzer an und klärte, welche wir heute und welche wir morgen besuchen gehen würden. Meinen Favoriten würden wir uns morgen anschauen gehen, die andere Ranch heute. Ylvi besuchte nicht sonderlich lange im Bad, so dass ich auch noch duschen gehen und mich umziehen konnte. „Frühstück?“, fragte ich sie als ich wieder herauskam. Sie nickte. „Frühstück und Kaffee…“, erwiderte ich ihr und gähnte lange.
      Als wir in Richtung Essraum gingen erzählte ich ihr, welche Ranch wir heute besuchen gehen würde und welche morgen. Dass bei der morgigen Ranch noch 30 Whiteface Kälber, Rinder und Kühe inbegriffen waren, verschwieg ich ihr mal lieber.

      Ylvi
      Da Caleb ein wenig fertig aussah, orderte ich ihn auf den Beifahrersitz und klemmte mich selbst hinter den Sitz des Fahrzeuges. Ich hatte Glück, der Sitz ließ sich nicht nur nach vorn sondern auch nach oben verstellen. Ich konnte kaum über das Lenkrad hinaus blicken. “Schaffst du das?” dabei klopfte er sich seine Hand auf die linke Brust. Ich nickte, startete den Motor.
      Starr nach Navigationsgerät fuhr ich aus Calgary heraus, nach Westen. Es waren knapp 43 Kilometer, eine Fahrt von einer guten halben Stunde. Irgendwo hinter einer Art Feriensiedlung mit dem Namen Redwood Meadows Bogen wir auf eine kleiner Straße, die es eigentlich nicht verdiente diesen Namen zu tragen. Tannen rechts, Tannen links. Plötzlich fuhren wir unter einem Eingangsschild hindurch. Vor uns befand sich tatsächlich Wald und eine Ranch.
      Begrüßt wurden wir von einen Herren der etwa in seinen 50ern sein musste. Als ich ihn auf uns zukommen sah, musste ich innerlich Lächeln. Er sah Louis ziemlich ähnlich. Er hatte schwarz, silberne Haare in zwei langen Zöpfen geflochten, trug eine große Brille. Unmissverständlich ein Native. “Mr. O’Dell?” Caleb nickte, lächelte. “Sie haben mit meinem Sohn telefoniert. Mein Name ist Jonathan Clearwater.” Wir reichten uns jeweils die Hände. Dann begann er zu erzählen, erst ein wenig über das Tal hier. “In den 40ern gab es einen großen Waldbrand, die freien Flächen die zurück blieben hat mein Stamm für sich genutzt. Sie müssen auf dem Weg hierher an dem Golfplatz vorbei gekommen sein?” “Ah, dann war es gar keine Stadt.” “Doch, schon..nur noch wenige wohnen hier. Meine Familie hat jahrelang hier auf der Farm gelebt.” Trotz des Feuers blieb ziemlich viel an Nadelwald übrig. Das Haupthaus war praktisch vor lauter Bäumen gar nicht auffindbar. Insgesamt schien es nur 3 andere Häuser zu geben, die eher Bungalows glichen. Viel Platz für Mitarbeiter...oder Gäste blieb da nicht. Das Stallgebäude hatte genau 10 Boxen, daran angeschlossen gab es zwar eine riesige Lagerhalle, die zu zwei Hallen abgetrennt werden konnten. Einen Platz jedoch suchten wir ein wenig vergeblich. Und zwischen den Wegen, immer wieder kleine lichte Orte um die man eine Wiese gezogen hatte. Hübsch war es ja...für eine Zucht und Ranchbetrieb war das ganze allerdings etwas zu waldig. Das sah man auch Caleb an. Mr. Clearwater ließ uns nach seiner Rundtour auch alles in Ruhe allein anschauen. “Stallgebäude müssten wir erneuern...irgendwo außerhalb Wiesen anpachten. Wald roden um einen Platz zu bauen, überhaupt auch einen Round Pen. Für Rinder wäre das hier auch nicht so geeignet.” zählte Caleb auf. Ich drehte mich im Kreis. “Für die Pläne die im Raum stehen ist der Ort hier nicht sonderlich geeignet.” pflichtete ich ihm bei. Nachdem wir den halben Tag hier verbracht hatten, hieß es schließlich sich von Mr. Clearwater zu verabschieden. In unserem Rosa-Traum von einem Auto gab ich nun also die andere Adresse ein. “Ich muss ganz ehrlich sein. Angenommen ich hätte tatsächlich eine eigene Ranch aufgebaut, dann wäre der Ort hier klasse. Die Landschaft, der Platz. Ich mag das Haupthaus sehr gern - ist immerhin möbliert. Ich hätte für den Anfang ohnehin wenig Pferde. In Anbetracht der Tatsache allerdings das es eben die Blakes Crow Meadow Ranch ist - wird es das hier nicht sein.” sprach Caleb währenddessen. “Gut, aber die Einrichtung war nun wirklich ziemlich old school. Ich hab ja nichts gegen alte Einrichtung, aber vieles davon hätte man wohl nicht mehr nutzen können.” “Da magst du Recht haben.”

      Caleb
      Anstatt zur anderen Adresse zu fahren fuhren wir wieder ins Hotel. Wir waren beide immer noch ziemlich geschafft, oder zumindest ich war ziemlich geschafft, so dass wir uns im Hotel etwas zu essen aufs Zimmer brachten, dort gemeinsam aßen und uns dann ins Bett legten. Wir schauten noch eine Weile eine Sendung über irgendwas mit Indianern, ehe wir den Fernseher aus machten und uns schlafen legten.
      Am nächsten Morgen waren wir beide fitter und dementsprechend auch motivierter. Wir ließen es uns gut gehen bei dem ausgiebigen Frühstück, welches uns geboten wurde, ehe ich mir hinters pinke Steuer setzte. “Es ist und bleibt stockhässlich.”, sagte ich zu Ylvi, warf ihr einen Blick zu und stieg in ihr Lachen ein. Die zweite Ranch lag etwa eine halbe Stunde südöstlich von Calgary, an einer wunderschönen Flussgabelung. Auch sah man von hier ein paar kleinere Berge und auch die großen Rocky Mountains. “Der Ausblick gefällt mir.”, sagte ich zu Ylvi und sie schien meine Meinung zu teilen.
      Wir fuhren an einem Ranchschild mit der Aufschrift “Bow River Ranch” vorbei. Dann folgte ein langer Weg, der rechts und links aus großen Koppeln bestand. “Schau mal, wie schön.”, sagte Ylvi und auch ich war begeistert von den weitläufigen Wiesen und den angrenzenden Waldstücken. Wie weit das wohl zur Ranch gehörte?
      Auf dem Gelände hielten wir vor dem Hauptgebäude. Es war in einem älteren Stil erbaut, aber keinesfalls hässlich oder urig, sondern einladend und freundlich. Es öffnete sich die Haustür und der Besitzer der Anlage kam heraus. “Hallo, ich bin Jackson Duncan.”, stellte er sich vor und schüttelte zuerst Ylvis, dann meine Hand. “Ich führe sie ein bisschen herum.”
      Schon als ich meinen Fuß in den ersten Stalltrakt setzte, war es um mich geschehen. Ich sah Ylvi an und auch sie schien die Ranch zu mögen. Verschiedene Stalltrakte, Offenställe, zwei Reitplätze, eine wirklich sehr große Halle, viel Platz, um selbst noch etwas zu bauen und zwei Round Pens. Einen etwas kleineren und einen Größeren. Ansonsten bot die Ranch viel, viel Platz. Viel Platz zum Bauen, viel Platz zum Umstrukturieren, weitläufige Wiesen und den Fluss, der teilweise überquert werden musste, um auf die anderen Wiesen zu kommen, die dazu gehörten.
      "Das beste sehen Sie gleich, doch dazu müssen wir eine Weile reiten.", sagte er und führte uns zurück zu den Autos, wo jetzt jemand mit drei Pferden stand.

      Ylvi
      Noch bevor ich hätte nach den Zügeln greifen können, nahm sie Caleb entgegen. “Mr. Duncan, auf dem Ritt werden wir leider nur zu zweit sein.” dieser ließ das unkommentiert. Ließ den Mitarbeiter aber den Braunen fort nehmen. Wehmütig sah ich zu wie sich Caleb in den Sattel schwang, seinen Rappen neben mir zum stehen brachte und mir vollkommen unnütz durch die Haare strubbelte. “Bald darfst du auch wieder.” neckte er mich. Ließ den Rappen antraben und folgte einen Pfad hinauf Mr. Duncan. Ich verschränkte die Hände vor meiner Brust. Unfair.
      Ich hatte nichtmal eine Vorstellung wie lange sie weg sein würden! Ich vertrieb mir erst die Zeit damit im Auto zu sitzen. Anschließend streunerte ich noch einmal allein über den Hof. Viele Leute gab es hier nicht, auch der Stalltrakt war bis auf drei vier Boxen nicht mehr belegt. Bow River Ranch. Ich ließ mir den Namen über die Lippen rollen. Erinnerte mich das wir vorhin an einem Fluss vorbei gekommen waren. Auf einer der Koppeln war sogar ein Bach. Ich nahm an daher rührte der Name. Nach gut einer Dreiviertelstunde klingelte mein Handy. Caleb war gerade dabei mir diverse Fotos zu schicken. Darauf sah ich Blockhütten, drei an der Zahl...Weiden..und auch dort der Bach - dieses Mal sehr viel breiter, als er hier im Tal war. Das ganze lag in einem Talkessel, auf dem Bild hätte ich nicht sagen können wie breit es war. Doch auf den Bildern konnte ich die Berghänge sehen, sie waren schroff und mit Schnee bedeckt.
      Etwa eine Stunde später kamen Caleb und der Typ der uns die Ranch gezeigt hatte wieder zurück. Ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Die Verabschiedung lief eigentlich ziemlich schnell. Ich fuhr zurück nach Calgary. Caleb packte oben im Zimmer unsere ganzen Sachen zusammen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um den Check-out vom Hotel. Zusätzlich hatte er mir sein Handy in die Hand gedrückt. Ich suchte also in seinen Kontakten nach Moniques Nummer, rief sie an. Es dauerte auch nicht lang, dann ging sie auch schon an das Telefon. “Caleb, ihr seid also zurück?” “Nein,nein. Ylvi hier. Also ja wir sind zurück. Wir würden in etwa 10 Minuten bei dir sein und dir deinen Wagen wieder bringen.” “Ylvi, also. Gut dann halte ich mich bereit.”
      Dieses Mal fuhr .Ccaleb, auf meinem Schoß und zwischen den Beinen befand sich unser Gepäck. Unterwegs sprachen wir zunächst nicht, jeder hing den Gedanken an die Ranch nach. Caleb und Monique tauschten die Position hinter dem Steuer, er verzog sich auf die Rückbank. “Wie hat euch mein Baby gefallen?” Keine Antwort..nur ein Hüsteln von mir, da ich mir ein Lachen verkniff. Dann ein sehr sarkastisches “Ganz hervorragend!” von Caleb. “Nicht wahr?” Monique schien den Sarkasmus nicht verstanden zu haben. Daher setzte Caleb noch nach “Ich hätte gedacht die Phase sei endlich mal an dir vorüber gegangen.” keine Antwort, aber ich sah wie sich Monique auf die Lippen bis. Ihr Gesicht sah aus als sei sie gerade auf dem Klo beschäftigt. Ich sah lächelnd aus dem Fenster.
      Der Check-In am Flughafen dauerte ewig, wir kamen gerade Rechtzeitig an das Gate als auch schon unser Flug aufgerufen wurde. “7 Stunden Flug zurück..ich hab absolut keine Lust.” grummelte Caleb. Wir hatten in der vergangenen Nacht auch einiges an Schlaf nachgeholt, daher vergnügten wir uns mit zwei Filmen auf meinem Tablet. Darunter “the Rider” der uns beide nun nicht wirklich überzeugen konnte - er war einfach unfassbar langatmig. “Man merkt richtig das es Laiendarsteller sind.” flüsterte ich. um den Gast neben mir am Fenster nicht zu stören. Anschließend philosophierten wir über die Möglichkeiten mit der Ranch. Kein Zweifel...noch einmal Immobilien anschauen würden wir wohl nicht müssen.
      Lilly war diejenige die uns vom Flughafen zur Bar mitnahm. Hier war früher morgen, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Mal ganz davon abgesehen das es unfassbar warm war im Gegensatz zu Kanada. Caleb und Louis unterhielten sich über die Ranch. Lilly und ich packten schon mal das Gepäck wieder in den Pick-Up von Caleb. “So, zurück zum Rest?” fragte mich Caleb, ich zuckte bisschen zusammen - hatte nicht erwartet das er plötzlich neben mir auftaucht. “Ja...genug auf Reisen gewesen.”

      Caleb
      Von der Bar zur Ranch zurück unterhielten wir uns wieder über die Möglichkeiten, die diese Anlage bot und noch im Auto rief ich Mr. Duncan an, und sagte ihm zu. Umzugsmonat wäre der Januar. Mitte Januar vermutlich, mal sehen, wann wir hier in New Mexico alles gepackt bekommen würden.
      “Ylvi ich hab dir noch gar nicht gesagt, was noch zur Ranch gehört.”, sagte ich, als wir wieder auf dem Blakes Crow Meadow angekommen waren und unsere Sachen von der Ladefläche des Pick Ups nahmen. “Eine Herde von Whitefacerindern. 30 Stück.” Doch anstatt mich geschockt oder fragend anzusehen, fing sie lauthals an zu lachen. “Was, echt? Oh Caleb.”, sagte sie und schlug mir auf den Arm, ehe sie kopfschüttelnd wegging. “Hey was denn?”, rief ich ihr nach doch sie antwortete mir nicht mehr.
      Am Abend erzählten Bellamy und ich der gesamten Ranch, was Sache war und stellten ihnen frei, mit umzuziehen oder zum Frühjahr zu kündigen. Erstaunlicherweise war jeder bereit, das neue Kapitel aufzuschlagen und die Reise mit uns anzutreten.
      “Es gibt noch etwas, dass ich euch sagen möchte. Eine Ranch finanziert sich eben nicht von alleine…”, fing ich an und schaute in gespannte Gesichter. “Ylvi hab ich es schon gesagt, aber zu der Ranch gehört eine Herde von 30 Whitefacerindern, die ich mitgekauft habe. Sieht wohl so aus, als seien wir jetzt bald wirklich im Viehgeschäft.”, alle nickten, keiner widersprach mir. “Außerdem gehört zu dem Gelände etwa eine halbe Stunde Ritt eine alte Ferienranch. Undenkbar wäre es nicht, unser Konto durch Touristen ein wenig aufzustocken.. achja, hier für jeden eine Kopie der Verkaufspferde. So können wir uns jetzt schon nach geeigneten Käufern umhören.”, erklärte ich und gab jedem einen Zettel. Schweigen. Jeder war in seinen Gedanken versunken, auch Betsy sagte kein Wort. Vereinzeltes Nicken, aber auch zerknirschte Blicke bei der Liste der Pferde. “Es steht einem jeden von euch frei, eines der Pferde zu erwerben. Doch unter meinen Namen bleiben sie nicht.”, sagte ich und kam vielleicht ein wenig harscher rüber, als ich es beabsichtigt hatte. “Also Sue und Blue behältst du, oder?”, fragte mich Betsy dann vorsichtig und ich nickte. “Sue und Blue bleiben. Nur die Pferde, die da auf der Liste stehen, werden verkauft.”, sagte ich zu ihr und sie nickte. Damit löste ich unsere kleine Versammlung auf und ging rüber in den Stall, wo ich nach Vulture schaute. In ein paar Tagen war Weihnachten. Vorher musste ich noch einige Geschenke kaufen und noch einiges erledigen.


      Wenige Tage später war Heiligabend. Weihnachten wurde von den Blakes Geschwistern und auch von Caleb noch immer ein wenig nach deutscher Tradition gefeiert, etwas, dass Verena damals nach Amerika und auf ihre Ranch mitgebracht hatte. Am 23. hatten alle Mitarbeiter zusammen einen Weihnachtsbaum ausgesucht und gemeinsam geschmückt. Betsy hatte es nicht lassen können, kleine Pferde an den Baum zu hängen, gefolgt von kleinen Cowboyhüten. “Die sind extra für dich.”, hatte sie zu Caleb gesagt, welcher sie nur lachend in den Arm genommen hatte. Betsy tat allen auf der Ranch gut.
      An Heiligabend selbst feierte die ganze Ranch zusammen. Sie waren mittlerweile wirklich wie eine Familie füreinander. Selbst Cayce gehörte schon dazu, obwohl er noch gar nicht so lange dort war. Es wurde gemeinsam gekocht, gegessen und sich dann gemütlich ins Wohnzimmer zum Weihnachtsbaum gesetzt, unter dem eine ganze Menge Geschenke lagen. “Großartige Geschenke gibt es dieses Jahr nicht.”, sagte Bellamy, als er sich mit einem Glas Sekt vor den Baum gestellt hatte. “Anfangen möchte ich jedoch mit Caleb, der das ein Geschenk von uns allen bekommt, welches größer nicht sein könnte. Wir alle zusammen schenken dir die Pferde und das Equipment dieser Ranch.”, verkündete dieser und hob sein Glas. Caleb starrte ihn derweil nur mit offenem Mund an. “Ihr schenkt mir das alles?”, fragte er ungläubig und Bellamy sowie die anderen nickten. “Fast alles. Das Gelände nicht, das werden O und ich verkaufen. Aber alles andere. Und nun Prost. Auf Caleb, unseren neuen Chef!”, sagte er, stieß mit seinem Glas an und alle Mitarbeiter tranken darauf. “Die anderen sollen natürlich nicht leer ausgehen. Hier auf dem Boden stehen kleine Geschenke mit euren Namen drauf.”, sagte er und hob ein Geschenk auf, welches er Betsy gab. Diese machte als erste auf und hielt ein Schokopferd in der Hand. “Wie süß!”, kommentierte sie ihr Geschenk und umarmte Bellamy kurz. Auch alle anderen, ausgeschlossen Caleb, hatten ein Schokopferd geschenkt bekommen. Bei allen außer Betsy war noch ein Umschlag mit Geld in der Box gewesen.
      “Dell noch eine Kleinigkeit für dich.”, sagte Bellamy dann und übergab dem Vater von Betsy ein kleines Geschenk. Er machte es auf und hielt ein Foto seiner Tochter in der Hand. Sie saß auf Sue, gehalten von Caleb, und hielt ihren Pokal stolz in die Höhe. “Habe ich gemacht, toll geworden, oder?”, sagte Ylvi und er nickte. Man sah ihm an, dass er stolz auf seine Tochter war. Dann stand Caleb auf und schnappte sich eines der letzten Geschenke unterm Baum. “Bellamy das hier ist von uns allen für dich. Damit du dein wirres Köpfchen mal sortieren kannst.”, lachte er und gab ihm das Päckchen. Dieser machte es auf und hielt einen Notizblock mit einem Taschenrechner in der Hand. “Ja, das habe ich wohl dringend gebraucht.”, lachte er. “Danke euch allen.”, sprach er in die Runde und traf auf lächelnde Gesichter und vereinzeltes Nicken. “Jetzt zu dir Betsy.”, sagte Caleb und holt das kleinste der Geschenke unter dem Baum hervor. “Wir alle haben lange überlegt, was du dir wohl zu Weihnachten wünschen könntest.”, sprach er und überreichte ihr das kleine Geschenk. Betsy traute sich zunächst gar nicht, es wirklich auf zu machen. Doch dann riss sie die Verpackung in tausend Teile und öffnete die kleine Kiste. Darin lag ein Zettel, nichts weiter. Sie nahm ihn aus der Box, faltete ihn auf und las das Geschrieben laut vor. ‘Hiermit erhältst du 50 Prozent.’ “Ich erhalte 50 Prozent von was?”, fragte sie verwirrt und schaute uns nacheinander an. “Komm.”, sagte Caleb, stand auf und ging zur Haustür. Langsam öffnete er sie und als Betsy sah, wer dort draußen auf sie wartete, sprang sie freudestrahlend aus der Haustür nach draußen. Dort stand nämlich unsere geliebte Black Sue Dun It mit einer roten Schleife um den Hals, gehalten von Betsys Vater Dell. Diesem fiel sie zuerst um den Hals, dann der Stute. “Ihr schenkt mir die Stute? Wahnsinn!”, rief sie und war den Tränen nahe. “Danke, danke, danke!”, jubelte sie und umarmte uns alle der Reihe nach.

      Caleb
      Den Abend ließen wir gemeinsam gemütlich ausklingen, es gab noch einige Geschenke die verteilt und ausgepackt wurden. Cayce hatte tatsächlich ein Foto von mir und seinem Pferd, als ich für ihn angetreten war, gemacht und schenkte es mir. Auch für Ylvi hatte ich mir etwas überlegt, was ich ihr jedoch erst im Bett überreichte. “Ich dachte schon ich bekomme gar nichts von dir.”, scherzte sie und ich lachte. “Naja, warte mal ab, mach es zuerst auf.” Ylvi riss das Papier herunter und hielt… einen Kalender in der Hand. “Damit du deine Arzttermine alle zusammen an einer Stelle hast und sie so hoffentlich nicht mehr vergisst.”, erklärte ich ihr und wurde sofort geschlagen. “Doofkopf… aber danke.”, sagte sie und gab mir einen Kuss. “Hier, das ist von mir, für dich. Wollte es dir nicht vor allen geben.”, erklärte sie und überreichte auch mir ein Geschenk. „Vorsichtig, scharfe Munition.“, lachte sie und ich hörte augenblicklich auf, die kleine Kiste zu schütteln. Vorsichtig öffnete ich das Geschenk und… hielt eine kleines Gewehr in den Händen. „Ein Schlüsselanhänger?“, ich lachte. „Ein kleines Gewehr. Das häng ich Vulture ans Halfter!“, scherzte ich und drehte es in meinen Fingern hin und her.

      © Veija, Ravenna // 38.188 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Dezember 2018}
    • Mohikanerin
      Umzug auf die Bow River Ranch - Canadian Flair | 18. Mai 2019


      Ylvi
      “Nehmen Sie bitte den Arm einmal nach oben.” der Weisung des Arztes folgend hob ich meinen linken Arm. Dabei tastete er an der Narbe herum die zurückgeblieben war von der zweiten OP für den herzschrittmacher. Die OP Wunde war gut verheilt. Was mich in den letzten Jahren gestört hatte war mittlerweile nur ein Schatten. Diese und die anderen Narben gehörten eben zu mir.
      “Kann ich denn jetzt wieder in den Sattel steigen, richtig anpacken?” fragte ich sehnsüchtig. Die Ranch steckte mitten im Umzug. O und ihre Pferde waren bereits drüben. Bellamy und Caleb organisierten die nächsten Flüge für die nächsten 20 Pferde die Cayce und Murphy zur neuen Ranch bringen würden. Unbeobachtet hatte ich bereits schwerere Arbeiten verrichten wollen, aber Bellamy und Caleb hatten Adleraugen auf mir. Der Arzt bedeutete mir mich wieder richtig anzukleiden. “Generell steht dem nichts im Wege. Denken sie aber bitte an ihren nächsten Kontrolltermin im Mai in Calgary. Nur zur Sicherheit damit meine Kollegin dort ihren Fall kennt.” ich nickte Pflicht gerecht. “Passen Sie trotzdem auf ihre Frau auf.” wandte sich der Arzt mit den Worten an Caleb. Seit meinem letzten Besuch hier hatte mich Caleb höchstpersönlich zu den Terminen gebracht. War besorgt gewesen als sich die Wunde ein wenig entzündet hatte, nachdem ich die Pflege hatte schleifen lassen zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir hatten Mitte Februar, alles war vorbei. Ich hatte die ätzende Physiotherapie hinter mich gebracht. Man konnte dann auch mal aufhören mich zu bemuttern. Caleb lächelte, tippte sich an den Rand seines Hutes und murmelte ein “Aye”. Ein Wort das er von Svejn hatte. Er hatte mir die alten Bilder gezeigt...Verena,Svejn...ja ich habe sogar die Geschichten von Sarah und Cayden zu hören bekommen. Menschen die ich nicht gekannt hatte, die aber auf den Bildern aufgetaucht waren. So hatte ich auch Bilder von Moon zu Gesicht bekommen, dem Hengst der Gealachs Großvater war. Neben den Organisationen hatten wir Stunden damit verbracht durch diese Erinnerungen zu gehen. Ich hatte es genossen, gern jedem seiner Worte gelauscht. Mir ein Bild aufbauen können von der Person die er einst gewesen war. Oft hatten uns auch Bellamy und Octavia dabei zugehört. Auch Laurence hatte einen um den nächsten Abend Geschichten erzählt. Oft hatte ich einfach nur inmitten all dieser Menschen gesessen, ihnen stumm gelauscht. Ich hatte zuvor nicht gewusst wieviel Spaß das machte. Ich hatte sie alle noch ein Stück weiter kennenlernen dürfen.
      Caleb begleitete mich aus dem Krankenhaus heraus. Mein Gang war schwungvoll. Ich durfte wieder auf den Rücken eines Pferdes. Ich hatte vor zwei Wochen schon probiert mich auf Fylgia davon zu machen. Allerdings hatte Caleb wohl auch Betsy für sich gewonnen. Mit Caleb hinter sich her ziehend war sie nämlich in der Stallgasse aufgetaucht. Relativ wortlos hatte er mir die Stute aus der Hand genommen, Betsy auf ihren Rücken verfrachtet und beschlossen der kleinen eine Reitstunde auf ihr zu geben. Er hatte sich bedankt, dass ich sie vorbereitet hatte. Natürlich hatte ich das nicht dafür getan. Ich war sauer gewesen….Sauer auf ein 9 jähriges Kind! Ich hatte also am Rand gesessen, während Betsy einen kleinen Parcours mit Fylgia absolviert hatte. Jetzt allerdings, durfte ich wirklich wieder in den Sattel steigen.
      Die Fahrt über gingen wir eine Liste der Pferde durch die als nächstes Richtung Kanada ziehen würden. In zwei Wochen würde ein Umzugsunternehmen kommen. Wir hatten es in Auftrag gegeben. Alle Habseligkeiten aus den verschiedenen Häusern würden dann zum neuen Heim gebracht werden. Eine Woche später war der Flug von mir und Caleb geplant, im Gepäck unsere letzten Habseligkeiten und alle restlichen Pferde. “Sag mal. Was hälst du von der Idee das Louis mitkommt? Er hat sogar einen Käufer für seine Bar.”
      Das war eine überraschende Nachricht gewesen, Ende Januar hatte Louis sich entschlossen mit nach Calgary zu kommen. Er wollte wieder auf einer Ranch arbeiten, dabei kam ihm die neue Stellenausschreibung von Caleb gelegen. Seine jüngere Schwester Lilly würde ihn begleiten. Außerdem hatte er die Pflege für Kaya und Tschetan übernommen, Cousin und Cousine, deren Eltern nicht mehr lebten. Tschetan hatten wir bereits auf dem Indian Relay kennengelernt. Ein Junge von 12 Jahren, etwas ungestüm, ein guter Reiter. Seine jüngere Schwester Kaya kannte ich nur aus den Geschichten von Lilly.

      Caleb
      Ich war wirklich überrascht, als Ylvi mir davon erzählte, dass Louis mit nach Kanada kommen wollte. “Und das will er wirklich?”, fragte ich sie nochmals und sie nickte. “Er will wieder auf einer Ranch arbeiten. Und du brauchst noch neue Leute. Lilly kommt ja auch mit. Und Kaya und Tschetan. Dann hat Betsy auch Gesellschaft.”, schwärmte sie weiter und ich nickte. “Ich mein… wenn er mitkommen will, kann ich ihn nicht daran hindern. Tut gut noch jemanden dabei zu haben, der genau weiß, wie der Hase läuft.” “Caleb der Hase läuft gar nicht. Der hoppelt.” “Haha, ja sehr witzig.”, antwortete ich ihr und knuffte sie leicht in die Seite, musste dann aber auch lachen.
      “Heute sollen nochmal Pferde rüber fliegen. Zusammen mit Cayce und Murphy. Dann sind es ab heute Abend nur noch Bellamy, du und ich die hier sind.”, erklärte ich ihr. Irgendwie war alles schrecklich schnell gegangen. Direkt nach Weihnachten wurden die Pferde umgemeldet, ich als neuer Besitzer eingetragen, der Kaufvertrag für die neue Ranch in Kanada ausgefüllt und Stellen ausgeschrieben, obwohl noch niemand dort war. Es hatten sich einige gemeldet, aber ich hatte das in dem ganzen Trubel, der dann folgte, aus den Augen verloren. Ich war wieder für zwei Tage rübergeflogen, hatte mich dort mit einer Baufirma getroffen und erste Pläne ausgearbeitet, wie ich die Ranch ausbauen wollte. Vor dem Herbst würden die Stallungen nicht fertig sein, so wie ich sie haben wollte. Also hatte ich mich kurzerhand umentschieden und wollte zusätzlich zu den Offenställen auf den Koppeln, rund um den großen Reitplatz überdachte Penalboxen mit kleinen Paddocks. Für unsere Pferde, aber auch für Gastpferde. Das allerdings war sehr schnell realisierbar und würde auch fertig sein, sobald wir mit den ersten Pferden rüberkommen würden. 30 Boxen waren geplant, 15 an jeder langen Seite des Platzes. Das würde schon einmal viel weiterhelfen. Den Umbau der Stallungen wollte ich trotzdem noch. Nur würde dies eben bis zum Herbst dauern. Wirklich brauchen würden wir die Stallungen erst im nächsten Winter.
      Auch mussten Gästehäuser bzw. Wohnmöglichkeiten für die Ranchmitglieder gebaut werden. Ich würde mit Ylvi zusammen im Haupthaus wohnen. Im oberen Stockwerk war eine wirklich schöne Wohnung eingerichtet worden. Im unteren Teil des Hauses gab es eine Küche mit einem großen Essbereich, ein Badezimmer, einen großen Wohnbereich und ein paar kleine Schlafzimmer. Also eher etwas für Gäste, als für Mitarbeiter. Zusammen mit der Baufirma hatten wir uns die geeigneten Stellen zum Bau von kleinen Häusern, ähnlich wie WG’s, angeschaut. Jedes dieser Häuser sollte zwei Etagen haben und Platz für bis zu 5 Menschen bieten. Zwei dieser Häuser waren geplant, außerdem drei kleine Bungalows mit Platz für je 3 Menschen.
      Soweit so gut. Nachdem dies alles feststand, konnte ich wieder nach New Mexico fliegen und allen erklären, was soweit geplant war. Und dann… dann fing es auf einmal an, wirklich stressig zu werden. Octavia und Travis waren die ersten, die mit O’s Pferden zusammen nach Kanada fliegen würden. Wir hatten uns von einem Transportunternehmen große Trailer geliehen, damit wir mit unseren kleineren Anhängern, in den je drei Pferde passen, nicht tausend mal fahren mussten. Das Ein- und Ausladen der Pferde auf dem Hof und auf dem Flughafen war nicht das Problem. Das Einladen in die Boxen zum Fliegen schon eher. Nachdem einer der Menschen dort mich so aufgeregt hatten durch den Umgang mit den Pferden, hatte ich ihm die Liste aus der Hand genommen und dirigierte meine Tiere und Mitarbeiter nun selbst. “Tigres Eye… Priamos Ruffia Kincsem… BR Prias Raveday… Drama Baby… Raspberry… I’ve got a blue soul… Prias Colourful Soul… Tasmania… Candlejack… Culain… Daryl Gone Mad… Peacful Redemption… PFS’ Snap in Style… Wildfire xx....” Das war die erste Gruppe gewesen. Per Videochat hatte ich das Ausladen in Calgary beobachtet, was wesentlich besser geklappt hatte, als das Theater hier.
      Kaum eine Woche später organisierten Bellamy und ich den nächsten Flug für 20 Pferde, bei dem eigentlich Cayce und Murphy dabei sein sollten, jedoch plante ich kurzfristig um und schickte statt Murphy zwei Stallburschen mit, Jesse und Connor. Die würden sie drüben dringender brauchen, als wir hier. Zum zweite Trupp Pferde, deren Einladen am Flughafen schon viel besser klappte, gehörten: PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, Moon’s Gealach, Cleavant ‘Mad Eyes’, Ceara Isleen, Væna fra glæsileika eyjarinar, Skrúður, Blazing Flame, Chocolate Dream, Abe’s Aeflric, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Cielos, Baby Doll Melody und Bella Cielo.
      “Caleb? Hey Caleb? Ich hab Bell am Telefon, der Transporter ist da, um weitere Pferde mit zu holen.”, sagte Ylvi und riss mich so aus meinen Gedanken. “Okay, okay. Sag ihm wir sind gleich da.”, erklärte ich ihr und fuhr ein wenig schneller zur Ranch zurück. Zwischen dem ganzen Umzug war ich auf einen Absetzer in Alberta aufmerksam geworden, Dual Shaded Ace. Der Hengst hatte anfangs gar nicht zum Verkauf gestanden, doch nach langem hin und her hatte der Besitzer sich erbarmt. Vorausgesetzt, er würde ein paar Decksprünge von ihm bekommen, wenn er gekört wäre. Dem hatte ich so natürlich sofort zugestimmt und ihn dann… eigentlich für viel zu viel Geld gekauft. Er hatte es gut gehabt und nur zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen müssen, um zur Bow River Ranch zu gelangen.
      Endlich waren wir auf dem Blakes Crow Meadow angekommen. Ich parkte den Wagen, stieg aus und ging sofort auf den Fahrer zu. Kurz schüttelte ich ihm die Hand, ehe Bellamy mir die Liste der Pferde in die Hand drückte, die wir jetzt einladen mussten. Gruppe eins, welche jetzt sofort eingeladen werden würden, waren: Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going. Die zweite Gruppe, die später folgen würde, bestand aus: Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und Striga.
      Als dritte und vorerst letzte Gruppe würden am späten Abend die Hengste folgen: Bittersweet Temptation, Whitetails Shortcut, Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, A Shining Chrome, Hollywoods Silver Dream, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bella’s Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Whinney und Zues. Mit diesen ganzen Pferden würden Laurence, Murhpy, Dell und natürlich Betsy auf die Reise gehen. Dell und Betsy mit dem ersten Flug, Murphy mit dem zweiten und Laurence mit den Hengsten. Betsy war gar nicht auszuhalten gewesen, so sehr war sie allen um die Beine herum gesprungen und hatte jedem erzählt, dass sie sich auf die Reise freute und hoffte, dass alle gut gehen würde.
      Am Abend kehrte jedoch endlich Ruhe ein. Bellamy versorgte die ganzen Verkaufspferde, während ich mich um meine beiden verbleibenden Pferde Nachtschwärmer und Smart Lil Vulture gekümmert hatte. Ylvi hatte nun endlich das ok ihres Arztes, wieder mit anpacken zu dürfen, weshalb ich sie alleine zu ihren Pferden Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn gehen ließ. Bellamy hatte sich wider erwarten bereit erklärt, noch eine Weile hier zu bleiben und die Pferde zu verkaufen. Im Mai wollte er dann nachkommen, spätestens. Dann sollte auch die Ranch in neuen Händen sein. Interessenten gab es viele, doch sie alle wollten den Preis drücken. Und das nicht gerade wenig. Ich gab Bellamy zwar in der Angelegenheit wirklich viel Freiheit, aber verschenken sollte er das Anwesen nicht. Das Geld kam schließlich nicht nur mir, sondern auch ihm zugute. Apropos Geld… nicht alle waren so erfreut über die Rinderherde gewesen, wie ich es war. Schon am ersten Tag hatte Cayce die halbe Herde einfangen müssen- da zu diesem Zeitpunkt noch keines der Ranchpferde drüben war, hatte er sich kurzerhand bei jemandem Pferde und Cowboys leihen müssen. “So knüpft man neue Freundschaften!”, hatte ich am Telefon gesagt und nur ein spöttisches Schnauben zur Antwort bekommen. “Ich hoffe du schaffst bald deinen Arsch hier rüber. Die Vollblüter machen mich wahnsinnig. Ich will die Ranchpferde hier haben!” “Ja, Cayce. So schnell geht das alles leider nicht.”, war meine niederschmetternde Antwort gewesen. Jetzt mittlerweile hatte er jedoch sein Pferd drüben und auch fast alle anderen Pferde, mit denen es einfacher war, die Kühe einzufangen.
      Ich hatte mich gerade mit Bellamy zusammen vor den Fernseher gesetzt, als auch Ylvi dazustieß. “Na, Arbeit erledigt?”, fragte Bellamy sie und sie nickte. “Es tut so gut, endlich wieder selbst arbeiten zu dürfen.” “Das klingt ganz nach dir.”, murmelte ich und wurde dafür in den Arm geboxt. “Hör mal Bellamy und ich sprachen gerade über Louis, Lilly und die beiden Kinder. Es wäre vielleicht sinnvoll, mal rüber zu fahren und mit ihm zu reden. Er hat ja schließlich auch noch Pferde. Kommen die mit, bleiben die hier, wo will er wohnen und und und… das sollten wir alles klären, bevor wir mit dem Rest nach drüben fliegen und vor unvollendeten Tatsachen stehen.” Ylvi nickte. “Klar, aber heute nicht mehr. Für heute haben wir alle genug getan.”, sagte sie und setzte sich zu mir auf die Couch. “Haben sich die anderen schon gemeldet?”, fragte sie mich und ich nickte. “Laurence und sein Flug fehlen noch, der Rest ist gut angekommen und alle Pferde haben den Flug gut überlebt.” “Das ist gut.”, erwiderte Ylvi und schaute zum Fernseher. Zu dritt ließen wir den Abend ausklingen. Lange hielten wir es nicht vor dem Fernseher aus, da wir alle todmüde und kaputt waren. Bellamy verabschiedete sich irgendwann und verschwand ins Haupthaus, Ylvi und ich machten uns auch auf den Weg ins Bett, wo wir auch ziemlich schnell einschliefen. Sobald am nächsten Morgen die Pferde versorgt waren, würden wir mit Louis reden. Darüber, wie er sich seine Zukunft vorstellte.

      Ylvi
      Mein Kopf lag auf Calebs Arm, mein Nacken war vollkommen verspannt bei der Position. Ich wollte mich allerdings auch nicht übermäßig bewegen um ihn nicht zu wecken. Seine andere Hand ruhte auf meiner Hüfte. Seltsam wie selbstverständlich wir mittlerweile jeden Abend in dasselbe Bett stiegen.
      Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Schulter, ruhig und gleichmäßig. Sein Atmen das mich am Anfang so sehr gestört hatte, weil er oft mit geöffnetem Mund schlief, war mir nun so vertraut. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten um meinen Kopf von seinem Arm zu nehmen, da schlang sich sein Arm um meine Hüfte fester um mich. “Morgen.” murmelte er in meine Haare. Ich hatte mir angewöhnt sie zu einem Zopf zu flechten, ich spürte den Druck in meinem Nacken. “Caleb, meine Haare” flüsterte ich lachend..”Und morgen.” Caleb befreite meinen Zopf von seinem Körpergewicht, zog mich herum , sodass ich ihn ansehen konnte. “Unser vorletzter Tag hier.” “Irgendwie seltsam...vor einem Jahr war ich zum ersten Mal hier. Jetzt geht es mit einer ganzen Ranch in ein komplett anderes Land. Uns erwarten ganz schöne Abenteuer.” mutmaßte ich. Außerdem hatte ich ein paar mehr an Pferden dazu gewonnen. “Wie könnte ich das vergessen? Ich hab dich für einen Dieb gehalten.” ich lachte, nickte. Ja, wie könnte ich je die auf mich gerichtete Waffe vergessen?
      Caleb zog mich enger an sich, seine Hände schoben sich unter mein Shirt, seine Zähne spürte ich an meinem Hals. Augenblicklich spürte ich die Antennen in meinem Körper erwachen...es war einfach viel zu lang her. Ein zischendes Ausatmen kam von mir. “Alles in Ordnung?” Ich gab keine Antwort, sondern küsste ihn einfach...er sollte bloß nicht aufhören.
      Vier Stunden später sattelte ich gerade Valravn. Direkt daneben machte Louis Inyan fertig. Caleb stand an der anderen Seite des Anbindeplatzes mit Vulture. Der Vorschlag alles weitere doch bei einem Ausritt zu besprechen war von mir gekommen. Louis war auf den Anruf von Caleb zur Ranch gekommen um zu besprechen wie und wann er umziehen würde, auch wegen seiner beiden Pferde. Aber wirklich Lust das im Büro zu machen hatte ich nicht verspürt. Daher mein Vorschlag mit dem Ausritt. Damit waren beide einverstanden gewesen. Außerdem hatten wir so noch einmal die letzte Chance uns von dieser Landschaft zu verabschieden.
      “Alle Bereit?” fragte Caleb, schwang sich behende in den Sattel. Neben mir sprang auch Louis auf den blanken Rücken von Inyan. Auch bei Ravn hatte ich mich für ein Reitpad mit Lammfell entschieden, musste mir dafür allerdings eine kleine Erhöhung suchen um in den Sattel zu kommen. Wir ritten im Schritt in Richtung der alten Stutenkoppeln. Vulture vorne weg. Die Ranch so verlassen zu sehen war gruselig. “Dann verrat mir doch mal welcher Hund dich gebissen hat für die Idee mitzukommen?”

      Louis
      Die wärme die von Inyan zu mir aufstieg fühlte sich wunderbar an. Auch wenn meine Muskulatur jetzt schon rebellierte. Seit dem Herbst hatte ich mich auf kein Pferd mehr setzen können. Zu viel war in der Bar zu tun gewesen. Zu oft war ich in die alte Heimat gefahren um dort Dinge zu erledigen, vor allem zu Regeln. Es war sonst nicht Calebs Art Fragen so unverblümt zu stellen, aber er wollte natürlich wissen was ihm bevorstand. In den letzten Monaten hatte sich einiges in seinem Leben geändert. Die Übernahme der Ranch war für ihn schon immer ein kleiner Traum gewesen. Wie oft hatten wir zu Rodeo-Zeiten davon geträumt? Dann hatte er wegen des Unfalls aufhören müssen. Und ich selbst? Tja..ich hatte für meine Familie aufgehört. Meinen Vater hatten die Rodeos am Leben erhalten, bis er bei einem Unfall ähnlich wie dem von Caleb querschnittsgelähmt war. Meine Mutter war bereits früh gestorben. Kaum noch erinnerte ich mich an ihr Gesicht. Für die Familie hatte ich selbst die Rodeos aufgegeben. Mit wenig Aussichten in Pine Ridge jemals eine vernünftige Arbeit zu finden war ich nach New Mexico gekommen. Die Bar hatte Lilly, mich und meinen Vater gut versorgt, aber es kostete Zeit. Die Pflege unseres Vaters hatte Lilly bis zu seinem Tod übernommen. Sie hatte selbst viel aufgeben müssen dafür, hatte mir auch oft in der Bar geholfen. Nun hatte sich die Schwester meines Vaters mit ihren Drogen das Leben genommen. Unschi, Großmutter hatte ihre beiden Kinder zu sich genommen. Ich war hin gefahren in den vergangenen Monaten um zu versuchen sie zu unterstützen. Schließlich war die Entscheidung gefallen beide zu mir zu nehmen. Die Wohnung über der Bar war zu klein für uns gewesen. Ich wusste um die Wünsche von Lilly. Familie wurde für unser Volk groß geschrieben...und ich wollte nicht das Lilly noch mehr verzichten musste.
      Erst nach all diesen Überlegungen brach ich mein Schweigen. “Ylvi hat dir sicherlich erzählt, das ich vor zwei Wochen meine Cousinen zu mir genommen habe. Kaya und Tschetan brauchen meine Zeit...ein geregeltes Leben. Das kann ich nicht bieten, wenn ich eine Bar leite. Das könnte ich aber wenn ich bei euch auf der Ranch arbeite. Außerdem genug Leute die die Kinder mit im Blick haben können. In Calgary haben sie die Chance eine gute Schule zu besuchen..” Caleb hatte mir gelauscht, die Zügel locker in der Hand auf den Knauf seines Sattels, die andere ruhte auf seinem Oberschenkel. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, denn es lag im Schatten seines Hutes. Jeder schwieg auf seine Weise, für Ylvi war das genannte ja nicht gänzlich neu. Caleb musste jedoch verstehen...er kannte die Umstände in Pine Ridge...die Drogen, der Alkohol, die Armut und die umgehende Verzweiflung. “Ich heiße dich gern im Team Willkommen, wenigstens noch jemand der Ahnung von der ganzen Arbeit hat. Cayce und du werden mir mit den Rindern sehr gut helfen können. Vor Ort könnten wir dich wahrscheinlich gut in ein Haus mit Betsys Vater stecken. Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du deine Pferde rüber schaffst?” kam es von Caleb. Schwer unterdrückte ich ein Seufzen. “Darum muss ich mich nicht mehr kümmern. Sunka und Zinkala-win habe ich verkauft.” Calebs Kopf zuckte in meine Richtung. Von Ylvi kam ein vollkommen erschrockenes “WAS?!” und auch Caleb schien diese Frage ins Gesicht geschrieben. “Ich hab genug Pferde um mich die ich dann betreue. Außerdem...außerdem ermöglicht mir das Geld aus dem Verkauf der beiden Lilly auf das College in Calgary zu schicken. Sie ist ein heller Kopf, wenn ich das schon nicht auf die Kette bekommen habe zu studieren. So soll sie ihre Möglichkeiten doch wenigstens nutzen. Pferderennen sind auch gefährlich...ich muss auch an Kaya und Tschetan denken. Sie hatten es in ihrem jungen Leben wohl schwer genug.” ich schwieg kurz, musste dann doch Lachen. “Wir werden wirklich alt, Kola.” “Vielleicht solltest du dir endlich Mal eine Frau zulegen,mein Freund” murmelte Caleb, zwinkerte mir zu. “Mein Herz hab ich leider bereits hoffnungslos verloren. Das braucht bis es vergisst.” Ylvi sah mich an, senkte dann den Blick auf den Hals ihres Wallachs, sprach nicht. Caleb konnte die kurze Konversation nicht bemerkt haben. Dafür schien ich Talent zu haben. Schon einmal hatte ich die Frau eines anderen begehrt.

      Caleb
      So ganz wusste ich nicht, was ich ihm antworten sollte. So schwieg ich einfach und ließ die Umgebung auf mich wirken. Schon übermorgen würde ich Albuquerque verlassen. Es war ein gutes Zuhause für mich gewesen, in das ich zurückgekehrt war. Ein Zuhause und doch so viel mehr. Ich hatte mir eigene, neue Pferde zugelegt, hatte alte zurückbekommen und auch mit den bereits Vorhandenen hatte ich viel arbeiten können. Ich war wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen und einige Pferde trainiert. Dann war Ylvi aufgetaucht und hatte mein ganzes Leben auf den Kopf geschmissen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte sie es besser gemacht. Und auch Louis, der in meiner Nähe gewohnt hatte, hatte mir viel geholfen. Alte Zeiten aufleben lassen war etwas schönes, wenn man es mit einer anderen Person teilen konnte.
      Und jetzt waren wir an einem Wendepunkt angekommen. Louis hatte Kinder, Gott, Louis hatte Kinder. Er war jetzt sozusagen ein Vater. Louis… war Vater. Lilly war zwar auch bei ihm, aber das hier war etwas vollkommen anderes… Vulture schnaubte und fiel in einen lockeren Galopp. Er zuckte nervös mit den Ohren, als ich ihn durchparierte. Vermutlich konnte er fühlen, dass ich in Gedanken mal wieder nicht hier war und noch immer keine wirkliche Antwort wusste. Ich schaute kurz nach hinten und blickte in die fragenden Gesichter von Louis und Ylvi. Leise seufzend schaute ich wieder nach vorne. “Caleb?”, fragte Ylvi mich irgendwann und ließ ihr Pferde das von Louis überholen, um zu mir aufzuschließen. “Stimmt etwas nicht?”, fragte sie mich doch ich nickte. “Doch, doch. Alles okay. Ich habe nur an etwas gedacht…” Ylvi sagte nichts mehr, ließ ihr Pferd langsamer werden und ritt wieder hinter mir her.

      Ylvi
      Die ganze Geschichte hinter Louis Beweggründen dann nochmal direkt von ihm zu hören war eigentlich ganz gut. Lilly hatte wirklich großes Glück ihn als Bruder zu haben. Wobei er in seinem Leben viel geopfert hatte um sie aufzuziehen. In Anbetracht seiner Familienverhältnisse keine leichte Entscheidung. Schon allein die Tatsache das er Kaya und Tschetan bei sich aufnahm sprachen für seinen Familiensinn. Ich fragte mich wirklich wieso es keine Frau an seiner Seite gab. Caleb schien denselben Gedanken zu haben. Denn er sprach es an. Als Louis davon sprach sein Herz hoffnungslos verloren zu haben ruhte sein Blick auf mir. Ich hatte den Blick mit ihm unterbrochen und auf Ravns Hals geschaut. Ich hatte sowas in den letzten Monaten schon beinahe vermutet. Nie jedoch eine wirkliche Bestätigung bekommen. Um ehrlich zu sein hatte ich sie auch nicht haben wollen. Mit Caleb war das ganze schon verworren genug. Wir hingen in der Schwebe...weder zusammen noch wirklich getrennt. Das Wissen das da nun Louis war...das verwirrte mich nur noch mehr, denn auch er war mir so wichtig geworden. Ohne ihn wäre ich dort auf dem Berg gestorben. Niemand sprach. Auch Caleb hatte keine wirkliche Antwort auf diese Worte zu haben. Ahnte er etwas? Vulture war nervös, galoppierte ohne sichtbare Hilfe an und wurde von Caleb direkt wieder durchpariert. Louis und ich sahen zu ihm. Ravn drängte nach vorn...aber eine wirklich klare Antwort hatte ich nicht von Caleb. So hieß ich Ravn wieder langsamer.
      An anderer Stelle öffnete sich die Wiese vor uns. Ravn war deutlich angespannt, seine gesamte Muskulatur war zum reißen gespannt, nur meine Hand am Zügel verhinderte das er lief. So ein Galopp eignete sich jedoch auch wunderbar um die Gedanken klar zu kriegen, die Kälte würde ihr übriges tun. Also gab ich die Hand vor. Aus dem Schritt preschte Ravn vor, meine freie Hand krallte ich in seine wenige Mähne. Hinter mir hörte ich den mir mittlerweile vertrauten Lakota Schrei “Hoka Hey! Hoka Hey!” aus dem Augenwinkel sah ich Inyan heran preschen. Direkt neben mir Ritt bereits Caleb auf Vulture, der Hengst legte sich flach in den Galopp. Auf kurzen Rennen waren diese Pferde einst gezüchtet worden. Ravn war kein schnelles Pferd. Vulture und Inyan hatten keinerlei Mühe meinem Wallach zu folgen. Der Wind pfiff mir in den Ohren, die Kälte schlug mir unbarmherzig ins Gesicht. Mein Lachen wurde mit dem Wind von meinen Lippen genommen. Caleb lachte zumindest auch, gab seine Zügel weiter vor, hielt den Hut auf seinem Kopf. Auch Inyan nahm an Tempo zu. Ravn unternahm nicht einmal den Versuch mit den anderen beiden Pferden Schritt halten zu wollen. Stattdessen parierte ich ihn zu einem leichten Trab. So fit war ich noch nicht wieder. Auch das Rennen der beiden ging nur noch etwa 100 Meter, dann schienen sie genug zu haben, parierten und warteten bis Ravn und ich im Schritt aufgeholt hatten. “Bis ich wieder so einfach mehrere Meter galoppiere muss ich wohl noch etwas warten.” meinte ich belustigt. Inyan stand still. Der jüngere Vulture tänzelte, Caleb hatte seine Müh den Hengst ruhig zu halten. Das Rennen schien ein wenig die Stimmung gelockert zu haben. Allerdings blieb es trotzdem ruhig um Caleb, mit den Gedanken war er weit fort. Ich wusste das man ihn in solchen Momenten besser nicht störte. Die Pferde suchten sich im leichten Schnee selbst ihren Weg nach Hause.
      Meine Füße waren Eisklumpen, ich saß noch immer auf dem Pferd. Die Aussicht mit den kalten Füßen auf dem harten Boden zu knallen war nicht sonderlich erbauend. Caleb hatte sich von uns getrennt, da Vulture für die Nacht in einer der Boxen unterkommen würde. Seufzend ließ ich mich vom Pony rutschen, ging leicht in die Knie als mir der Schmerz von den Knöcheln aufstieg. Außerdem spürte ich jeden verdammten Muskel in meinen Beinen. Ich hielt mich daher an Ravn fest, der geduldig stand während ich mich wieder fing. Über seinen Mähnenkamm hinweg sah ich Louis. Er schien nicht zu bemerken das meine Aufmerksamkeit auf ihm lag. Seine Stirn hatte er auf die von Inyan gelegt, seine Hand strich immer wieder den Hals des Wallachs entlang. Ich konnte die Bewegung seiner Lippen sehen, aber kein Wort verstehen. Mein Starren schien nicht unbemerkt zu bleiben. Louis öffnete seine Augen wieder, sie huschten zu mir. Ich räusperte mich. “Louis...du weißt..du könntest ihn wieder haben, oder? Ich ..” seine erhobene Hand unterbrach meinen Redeschwall, er schüttelte den Kopf. “Dann wäre es mir zumindest eine Ehre, wenn du ihn reitest wann immer du willst, ja?” Es kehrte wieder sein Schalk zurück, ich bekam seine weißen Zähne zu gesicht. “Waschté” mehr kam nicht von ihm. Er zog Inyan die Trense vom Kopf nur um ihn in den Offenstall zu entlassen. Hastig beeilte ich mich auch Ravn vom Pad zu befreien, zog auch ihm die Trense vom Kopf und lockte ihn in Richtung des Tores, welches mir von Louis noch offen gehalten wurde. Ich stiefelte vor Ravn in den Paddock, neugierig trat auch Inyan jetzt an mich heran. Seine Nüstern pusteten mir seinen Atem auf die kalten Wangen, während Ravn an meiner Tasche zu zuppeln begann. Lady Gweny hielt sich ein wenig im Hintergrund. Fylgia kam mit angelegten Ohren angelaufen, schnappte Inyan in den Hintern der daraufhin aus dem Weg ging. Nur Ravn ließ sich von ihr nicht beirren. Ich streichelte natürlich auch Fylgia, die so nach meiner Aufmerksamkeit fragte. Damit keiner zu kurz kam stiefelte ich auch noch zu Gweny, prustete ihr in die Nüstern, kraulte ihre Lieblingsstelle an der Brust und den Ohren. Louis stand noch immer am Tor, sein Blick ruhte die ganze Zeit auf mir. “Sie mögen dich wirklich alle.” ich sah mich um...inmitten all meiner Rappschecken, zuckte lächelnd die Schultern. “Scheint so. Aber jetzt lass uns reingehen und was warmes zu trinken besorgen. Ich spür meine Zehen nicht!”
      Im Haupthaus hatte sich irgendwer des Kamins angenommen, Louis war in die Stallungen gegangen um Caleb Bescheid zu geben. In der Küche bereitete ich Kaffee vor, füllte sie in die Thermoskanne. Führte Reste der Brownies zutage und brachte alles auf einem Tablet in das Wohnzimmer. Louis kam als erstes zur Tür hinein. “Caleb ist gleich da.” Ich saß auf dem Teppich vor dem Kamin, rieb meine Hände und Füße. Meine Gedanken hingen nun bei Caleb, während ich in die Flammen starrte. Irgendwie war er heute wieder einmal besonders ruhig gewesen. Das hatte sicherlich mit den Ereignissen die noch vor uns stünden zu tun, auch ich war deshalb aufgeregt. Manchmal konnte ich verdrängen verstehen zu wollen was in Caleb vorging. Jetzt gelang mir das nicht..auch weil ich mannhaft damit beschäftigt war die Worte von Louis von mir zu drängen. Natürlich hatte ich es bemerkt...ich hätte blind sein müssen nicht zu spüren wie es um ihn stand. Und ich machte mir Vorwürfe….vielleicht, wenn Dinge anders wären. Dann hätte ich mir sogar vorstellen können Louis eine Chance zu geben. Im Grunde würde das meinem Herzen wohl weniger schaden als das was Caleb und ich irgendwie teilten. Hände an meinen Füßen...ich zuckte zusammen, mein Kopf ruckte herum. Louis hatte sich zur mir auf den Teppich gesellt, seine Hände hatten nach meinen Füßen gegriffen, massierten sie. “Da du so in Gedanken warst, dachte ich mach ich weiter womit du aufgehört hast?” Irritiert sah ich ihn an, entspannte dann allerdings meine Muskulatur. Massagen konnte ich ja wohl nicht von der Hand weisen. Die Vernunft in meinem Hirn schrie allerdings etwas anderes. Ich war unfair. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen, schloss die Augen. Genoss die Zuwendung und die Wärme des Kamins. Vergessen die Brownies und der Kaffee.
      Das ins Schloss fallen der Haustür, die Schritte den Flur hinauf. Sie ließen mich erneut zusammen zucken, ich richtete mich abrupt auf, entzog Louis meine Füße. “Kaffee?” kieckste ich, sprang auf und hielt Louis die Kanne entgegen. Ernten tat ich seinen schelmischen Blick, ein wissendes, beinahe arrogantes Lächeln. Er gab seine Antwort indem er nickte. Gerade als die ersten Tropfen in die Kanne fielen betrat auch Caleb den Raum. “Ohh davon nehm ich bitte auch eine Tasse.” Also bekam auch Caleb seine Tasse Kaffee, er ließ sich auf dem Teppich neben Louis nieder. “Ich hab sogar ein paar Brownies aufgetrieben.” damit schob ich den Teller an den Rand des Tisches. Dann reichte ich Caleb seine Tasse, gab in meine einen Schuss Milch und hockte mich dann auch auf den Teppich. Für unsere Abreise ist schon alles vorbereitet. In 5 Stunden kommt der Trailer um uns samt Pferden einzusammeln. Anschließend geht es zum Flughafen.” “Dem Abenteuer entgegen” murmelte ich. Keine Erwiderung. Stille, dann sprach Louis. “Ich werde wohl erst in einem Monat nachkommen. Hab hier noch ein paar Behördengänge zu erledigen.” “Meld dich einfach, wenn es los geht.”
      Eine Viertelstunde später verabschiedete sich Louis von uns. Caleb und ich ließen uns anschließend wieder vor dem Kamin nieder. Mein Kopf lag an seinem Rücken, nebenher dudelte der TV aber so richtig schien keiner dem Programm zu folgen. Ins Bett zu gehen lohnte sich nicht für die wenigen Stunden.

      Caleb
      Ich war an diesem Abend mit den Gedanken noch immer nicht wirklich hier. Wo ich war? Keinen blassen Schimmer. Warum ich weg war? Nicht die geringste Ahnung. So vieles würde sich wieder ändern, von jetzt auf gleich. Hatte ich nun endlich das, was mich im Leben glücklich machte? Oder würden wir in einer Weile wieder umziehen? Was war es, dass das Leben ausmachte? Die Freunde? Die Familie? Geld? Ruhm?
      Diese Frage konnte wohl jeder nur für sich selbst beantworten. Meine Antwort stand in den Sternen. Weit weg, und doch ganz nah. Oder doch so fern?
      Ich beugte mich zu Ylvi rüber und gab ihr einen Kuss auf den Hals. „Ylvi wir könnten… uns die Zeit ein wenig vertreiben…“, flüsterte ich, drehte ihren Kopf zu mir und küsste sie auf die Lippen. „Jetzt da du… sogar eine kurze Strecke galoppieren konntest…“,murmelte ich weiter und küsste sie erneut. Ylvi lächelte kurz, rutschte dann zu mir herüber und setzte sich auf meinen Schoß. „Könnten wir…“, flüsterte sie und legte ihre Hand in meinen Nacken. „Jetzt, da du wieder redest und deine Gedanken sortiert hast..“, sagte sie frech und nahm meine Unterlippe zwischen ihre Zähne, zog leicht daran und ließ sie wieder los, ehe sie mir in die Augen sah und mich dann wieder küsste. „Ich hatte bloß so vieles im Kopf.. aber lass uns da im Flieger drüber reden...oder in Kanada...“, schlug ich ihr vor und sie nickte. Viele Möbel waren nicht mehr hier, die Couch allerdings stand noch in unserem Wohnzimmer. Ich stand auf, hielt Ylvi an mir fest und legte sie auf die Couch. Vorsichtig stützte ich mich rechts und links von ihr auf dem Sofakissen ab und beugte mich zu ihr runter, um sie erneut auf den Hals zu küssen. Wir wechselten eine Weile Küsse, ehe ich langsam Ylvis Oberteil über ihren Kopf zog. Auch ihre Hose und Unterwäsche war schnell verschwunden. Meine Sachen streifte ich mir über Kopf und Beine und schmiss sie ebenfalls neben das Sofa…
      Nach einem Blick auf die Uhr sprang ich hastig auf. “Ylvi komm.”, sagte ich und zog sie mit mir auf die Beine. Wir hatten viel zu lange auf dem Sofa verbracht und so langsam würde es eng werden, was Pferde verladen und den Flug anging. “Die drüben köpfen uns, wenn wir den Flieger nicht kriegen.”, lachte ich und sammelte meine Kleidung auf dem Boden ein, zog sie an und stand dann Bellamy gegenüber, der sich in der Küche einen Kaffee gemacht hatte. “Wie lange stehst du denn schon hier?”, fragte ich ihn und richtete mein Hemd. “Glaub mir, lange genug.”, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen, schlug ihn gegen die Schulter und setzte dann meinen Hut auf den Kopf, den ich hier in der Küche hatte liegen lassen. Ylvi kam nun auch zu uns und wir beide tranken schnell eine Tasse Kaffee, stopften noch einen der Brownies in den Mund, die Ylvi vom Wohnzimmertisch mitgebracht hatte, ehe ich in den Stall zu meinen beiden Hengsten hastete. Bellamy trug ich auf, Ylvi zu helfen, denn sie hatte mehr Pferde fertig zu machen.
      Vulture als auch Nachtschwärmer waren nicht sehr begeistert, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Nachtschwärmer ließ sich jedoch leichter aus der Box führen und für den Transport fertig machen, als Vulture. “Du bist eine Zicke.”, knurrte ich ihn an und ruckte einmal am Führstrick, als ich die Nase voll hatte. “Hör auf jetzt und benehm dich einmal deinem Alter entsprechend.”, sagte ich und legte die letzte Transportgamasche an. Der Trailer, der die Pferde mitnehmen sollte, war schon da, weshalb ich meine beiden Pferde schon auf die Rampe führte und im Inneren anband. Ylvi und Bellamy kamen nun auch und brachten die Pferde rein. “Bellamy lädst du das Zubehör mit den Kisten auf meinen Pick Up, Ylvi und ich holen schnell unsere Taschen.”, sagte ich zu ihm und er nickte, ehe er im Stall verschwand. “Jetzt aber schnell.”, lachte ich, nahm Ylvis Hand und lief zurück zum Haus. “Und du meinst der hat uns wirklich gesehen oder gehört?”, fragte mich eine unsichere Ylvi, als wir im Haus angekommen waren. “Ich glaube er blufft.” Ich lachte, warf mir meine Tasche über den Rücken und nahm die Größere von Ylvi auch in die Hand, so dass sie nur ihr Handgepäck tragen musste. Draußen auf dem Hof angekommen hielt ich abrupt an und drehte mich nochmal zur Haustür um. Ich schaute mir das Haus an, drehte mich einmal im Kreis und ließ meinen Blick über das gesamte Gelände schweifen. “Kaum zu glauben, dass wir diesen wunderbaren Ort verlassen.” “Oh Caleb jetzt werd nicht sentimental.”, sagte Ylvi und knuffte mich in die Seite. “Komm… bereit?” “Bereit.”

      Ylvi
      Ich spürte eine wärme in mir...fast als würde ich schwitzen...und dann musste ich doch wieder breit Lächeln. Bluffte Bellamy tatsächlich nur? Falls ja...so gab ihm Caleb definitiv genug zum Grübeln als er mit mir Hand in Hand ins Haus lief. Auch als wir am Trailer standen, den Blick auf die Ranch gerichtet, hielt er meine Hand fest umschlossen. Uns gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Bellamy stand auf der Treppe des Haupthauses. Er würde noch eine ganze Weile hier bleiben, die Pferde versorgen, Verkäufe organisieren. Vor allem aber die neuen Besitzer einweisen.
      Es ging auf zu neuen Ufern.
      Es war angenehm die Fahrt über noch einmal dösen zu können. Der Fahrer saß vor uns, während Caleb sich zu mir auf die Rückbank gesellt hatte. Über einen Bildschirm konnten wir gut alle 6 Pferde beobachten. Sie standen in dem Trailer her zur Fahrtrichtung. Gweny schien etwas nervös, ich konnte ihr Ohrenspiel sehen. Die Nähe von Inyan und Fylgia schien ihr allerdings gut zu tun. Ich hatte erst etwas bedenken gehabt die beiden Stuten mit den Hengsten zu transportieren. Aber wir hatten diese zuerst eingeladen...anschließend waren meine Wallache gefolgt als Puffer. Anschließend hatten wir Gweny eingeladen, als letztes hatten wir Fylgia auf den Trailer gepackt. Ich war aufgeregt. Seit dem ersten Besuch im Dezember war ich nicht mehr hier gewesen. Caleb hatte sich “geweigert” mich mitzunehmen. Klar er hatte viel zu tun. Aber ich war einfach gespannt was in der Zwischenzeit alles passiert war. Ich tappte vor Aufregung mit meinem Bein, plötzlich krallten sich Calebs Finger in meinen Oberschenkel, drückten ihn hinunter. Ich sah zu ihm Lächelte verzeihend. “Du machst mich vollkommen wirr, Weib.” knurrte er mir ins Ohr. Ich ließ mich also weiter zurück in die Autositze sinken. Sah wieder auf den Bildschirm.
      Am Flughafen ging alles glatt, die Pferde wurden vor Ort gecheckt, die Pässe kontrolliert. Dann führten wir sie jeder einzeln in die für sie vorgefertigten Boxen. Fylgia war wie nicht anders zu erwarten, vollkommen ruhig. Daher drückte ich sie dem Fahrer in die Hand, der ja auch seine Erfahrung mit Pferden hatte. Ich selbst führte Gweny aus dem Hänger. Dann jedoch gab es ein schrilles Kreischen, das natürlich von Ravn kam. Der Wallach riss sich los von dem Flughafen mitarbeiter, trabte aufgeregt an Gweny und mir vorbei und hielt erst an als er neben Fylgia zum stehen kam. Ich rollte mit den Augen. Dabei hatte ich gehofft sein Kletten-Verhalten hätten wir langsam im Griff. Allerdings war das hier auch eine außergewöhnliche Situation. Das weitere Verladen verließ dann doch etwas geordneter.
      “Uff...und wieder 7 Stunden den Arsch platt sitzen.” murmelte ich eher zu mir selbst. Caleb verstaute eben mein Handgepäck, da ich selbst zu klein war um dort ran zu kommen. Der Frau neben mir am Fenster entlockte es allerdings ein Lächeln. Ich erhob mich um ohn durch zu lassen. Ich saß sehr viel lieber im Gang auf längeren Flügen. Caleb nahm seinen Hut ab, setzte sich neben mich hin und legte den Hut auf seinen Schoß. “Zumindest haben wir so nochmal ein bisschen Ruhe.” “Ruhe?...denkst du das wirklich?” Caleb zog eine Augenbraue hoch, sah mich an. Ich hob meine Hände “Ich hab schwitzehände, muss die ganze Zeit an die Pferde da unten denken. Ruhe würd ich das nicht bezeichnen.” meine Stimme klang dabei schaal und heiser. Mir war sogar ein bisschen schlecht bei dem Gedanken an die Pferde. Caleb zog mir an einem meiner flechtzöpfe die über meine Schultern fielen. Dafür erntete er einen verwirrten Blick. Was war das denn jetzt? “Na sieht...bei dem Gesicht sind deine Gedanken jetzt wohl nicht bei den Pferden.” kommentierte er lachend. Dafür bekam er einen Faustschlag gegen die Brust. “Och duu!”

      Caleb
      Ich stieg in ihr Lachen ein. Die Frau neben uns kam mir irgendwie bekannt vor, auch wie sie uns zuhörte und grinste, wenn wir etwas witziges sagten. Irgendwann wandte ich mich ihr zu. “Entschuldigen Sie, kennen wir uns?”, fragte ich die Frau und sie nickte. “Wenn sie Caleb O’Dell sind, dann ja.” In meinem Kopf kramte ich nach Namen oder Orten, doch so richtig wollte mir keiner einfallen. “Ist schon eine lange Zeit her.. damals in Las Vegas auf einem großen Turnier. Ich habe dich beim Team Roping total abgezogen.”, lachte sie. “Nein, Kit? Wow, dass ich dich nochmal wieder treffe!”, ich beugte mich zur ihr rüber, gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie kurz. “Kit und ich waren früher wirklich.. Erzfeinde, wie man so schön sagt. Das eine Mal gewann sie, das andere Mal gewann ich. Wie lange ist das her… etliche Jahre!”, ich lachte. Dann schaute ich von Ylvi zurück zu Kit. “Das ist Ylvi. Eine… sehr gute Freundin von mir.”, ich legte ihr kurz meine Hand aufs Bein. Für Kit reichte diese Geste wohl. “Soso…”, schmunzelte sie und sah uns beide abwechselnd verschmitzt an. “Ich hab dich aber wirklich nicht erkannt, du hast dich total verändert!”, wandte ich mich wieder an meine alte Bekanntschaft. “Was ist aus deinem braunen Lockenkopf geworden? Und deine Stute… Halley.. hast du die noch?” “Meine braunen Locken sind blonden Haaren gewichen. Irgendwann hab ich sie mir dann abrasiert und jetzt wachsen sie nach. Sind aber noch nicht sonderlich lang, wie du sehen kannst.”, erklärte sie mir. Wie hätte ich sie auch erkennen können? “Halley habe ich schon lange nicht mehr, sie ist bei ihrem ersten und einzigen Fohlen gestorben. Der kleine Hengst hat es auch nicht geschafft. Das war vor.. drei Jahren. Seit dem saß ich nicht mehr auf dem Pferd.” “Das tut mir Leid.”, kam es von Ylvi, die sich hinter meinem Rücken bestimmt etwas ausgeschlossen fühlte, bei unserem Gespräch. Generell schaute sie nicht wirklich glücklich drein. Ob ich sie eben verletzt hatte? Aber was waren wir denn? Freunde? Freunde mit gewissen Vorzügen? Verliebt? Auch eines der Dinge, was mir ständig im Kopf herum schwirrte. Louis spielte da auch eine große Rolle. Er meinte zwar ich würde nichts merken, aber ich kannte ihn. Ich merkte, wenn er etwas im Schilde führte. Auch Ylvi hatte gestern Abend sichtlich seltsam gewirkt, als sie den Kaffee mit einer Quietschstimme verteilt hatte.
      “Und was arbeitest du im Moment?”, fragte ich sie. “Nichts, bin auf der Durchreise. Mal hier, mal da etwas.” “Wenn du noch Arbeit suchst, wir sind gerade auf dem Weg zu meiner neuen Ranch.” “Was? Du? Eine Ranch? Wow Caleb das freut mich für dich!”, sagte sie lachend und gab mir einen Klaps aufs Bein. “Endlich, Cowboy. Ich dachte schon du wirst nie sesshaft.” “Also eigentlich… war ich schon lange Zeit sesshaft.”, korrigierte ich sie. “Ich komme euch auf jeden Fall mal besuchen!”, sagte sie. “Klar, wieso auch nicht. Schließlich fliegen wir in die gleiche Richtung.” Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ylvi döste in der Zwischenzeit immer wieder weg. Auch ich war nicht den ganzen Flug wach. Kurz vor der Landung wachte ich jedoch wieder auf und hatte Ylvis Kopf auf meiner Schulter liegen. Eine sehr gute Freundin… Dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf und ließ mir keine Ruhe. Auch Kit sah mich grinsend an, als ich meinen Kopf sachte auf den von Ylvi sinken ließ. “Ach komm Caleb. Das da ist mehr als.. ich zitiere: sehr gute Freunde.”, sagte sie zu mir und schien nun wirklich eine Antwort haben zu wollen. “Es ist kompliziert. Reicht dir das als Antwort?”, ich sah sie an. “Nein… ich muss wohl doch zu dir auf die Ranch kommen, wenn ich mehr wissen will.”, sagte sie lachend und ich stimmte in ihr Lachen mit ein. Auch Ylvi regte sich wieder, nahm ihren Kopf von meiner Schulter und sah raus. “Landeanflug. Hab auch nichts mehr von den Pferden gehört, denen scheint es gut zu gehen.”, erklärte ich ihr und sie nickte beruhigt. Dann ging es runter.

      Ylvi

      Traf mich ein Tritt in die Magengegend? Nein...wir hatten nie darüber gesprochen was wir eigentlich waren. Kit zu erklären wie und was es war hätte zu lang gedauert. Natürlich...ein zugeständnis von Caleb hätte mir besser gefallen, mein Herz schien sich ein wenig zu verknoten. Als jedoch seine Hand auf meinem Bein lag, seine Finger kurz zudrückten. Da durchlief mich mit einem mal eine unfassbare Wärme, der Knoten in meinem Herzen schien sich zu lösen. Zitterte ich? Oder war das flaue Gefühl im Magen eher auf den beginnenden Start zu schieben?
      Ehrlich gesagt bekam ich weiter gar nicht wirklich mit was die beiden zu besprechen hatten. Zu sehr kreisten meine Gedanken um Calebs Worte. Ich ertappte mich dabei wahllos ins leere zu Starren. Ich hasste in diesem Moment was es in mir tat. Es wühlte mich auf. Machte mich Glücklich und Ängstlich. Machte mich aber auch so unfassbar wütend. Wieso passierte das ausgerechnet mir? Mir die ich jahrelang versucht hatte so etwas von mir weg zu stoßen. Fühlte sich so jeder der sein Herz an jemanden verloren hatte?
      Irgendwo in meiner ewigen Starrerei, dem lauschen von Calebs gleichmäßigem Barriton war ich eingeschlafen. Die Momente in denen ich wach war, nicht weiter relevant..ich wechselte höchstens meine Position im Sitz. Zwischendrin hatte ich bemerkt, dass sich die beiden nicht mehr unterhielten. Da wurde mir bewusst wie oft Caleb früher unterwegs gewesen sein musste...er schien ja wirklich den halben Kontinent zu kennen. Mit einem Lächeln schlummerte ich ein letztes Mal davon. Erst das Lachen von Caleb ließ mich wieder wach werden. Ich rieb mir die Augen, unterdrückte ein Gähnen. Draußen war es hell. Schnee lag überall herum.
      Wir trennten uns von Kit, der wir eine gute Reise wünschten. Sichtlich erschöpfte Pferde (was sicherlich auch an der Sedierung lag) , brachten wir auf den Trailer des Fuhrunternehmens. Einen Vorteil jedoch hatte die klirrende Kälte dann doch - sie machte mich wacher. Nachdem wir fertig mit dem Aufladen waren, fühlte ich mich längst nicht mehr so gerädert. Die Straßen waren frei, in nur 20 Minuten würden wir fast da sein. “Es hat schon Vorteile das wir nicht mehr fast 2 Stunden in die nächste größere Stadt fahren müssen.” dabei sah ich aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft. Beim letzten Mal hatte noch keiner gelegen.

      Caleb
      Die Verabschiedung von Kit fiel mir doch schwerer, als ich gedacht hatte. Es war immer wieder schön alte Bekannte zu treffen und die alten Zeiten aufleben zu lassen. Eine Person würde ich jedoch nie wieder sehen, diese Zeit würde ich für mich alleine, immer in meinem Herzen tragen. Das konnte mir keiner nehmen, solange ich lebte.
      Die Pferde einzuladen ging sehr schnell, Vulture benahm sich sogar seines Alters entsprechend und machte mir das Leben nicht schon wieder schwer. Ylvi und ich waren todmüde, wobei sie ziemlich wach blieb und nur ich es war, der ständig einnickte und durch eine Kurve oder einen Hubbel in der Straße den Kopf hoch riss.
      Endlich waren wir am Tor zur Ranch angekommen. Bow River Ranch. Es war mit Abstand das schönste Schild, welches ich seit langem gesehen hatte- und dabei gehörte auch das mir. “Oh schau Mal Ylvi, wie schön!”, sagte ich auf einmal hellauf begeistert und klebte mein Gesicht förmlich an die Scheibe, denn links stand meine Rinderherde auf der Weide, während rechts einige Pferde grasten. “Genau so habe ich mir das vorgestellt. Wie toll das aussieht!” Ylvi lachte. “Du kommst ja aus dem Staunen nicht mehr raus.”, murmelte sie und sah zu mir rüber. Ich nickte, noch immer sichtlich begeistert, und schaute dann nach vorne, wo die halbe Ranch schon mitbekommen hatte, dass wir endlich ankamen. Allen voran standen Cayce und Octavia. Letztere mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Das Fahrzeug hielt an und Ylvi und ich stiegen aus. Sofort wurden wir von O umarmt und ich bekam auch einen Kuss auf die Wange. Cayce jedoch kam mit verschränkten Armen auf uns zu. “Tauchst du auch endlich mal auf, du alter Hund.”, sagte er, fing dann an zu lachen und umarmte zu erst mich, dann Ylvi. Auch Dell, Betsy und Murphy umarmten uns kurz, ehe sie das Equipment der Pferde ausluden. Die anderen waren auf der Ranch verteilt und arbeiteten. “Dann komm Ylvi, lass uns unsere Pferde ausladen.”, sagte ich zu ihr, nachdem ich unsere Taschen auf der Treppe zum Haupthaus abgestellt hatte. Die würden wir später wegräumen, die Pferde hatten schon viel zu lange im Trailer gestanden. Nachtschwärmer drückte ich Cayce in die Hand, Vulture lud ich selbst aus, tauschte seinen Transportschutz gegen koppeltaugliches Equipment und brachte ihn dann auf eine der kleinen Koppelstücke, wo die Hengste untergebracht wurden. Auch Nachtschwärmer wurde auf eines der Stücke gestellt. Die Pferde von Ylvi kamen alle zusammen auf die noch freie Weide mit dem Offenstall. “Caleb es gibt noch einiges, dass geklärt werden müsste.”, sagte Cayce zu mir, als wir wieder zurück zum Haupthaus gingen. “Ich weiß. Aber zu erst muss ich ins Bett, das ist der schlimmste Jetlag den ich je hatte.”, sagte ich zu ihm, hob meine sowie die große Tasche von Ylvi auf und ging ins Haus. “Hier hat sich auch einiges getan, aber das zeig ich dir morgen.”, erklärte ich Ylvi. “Lass uns hoch gehen und uns aufs Ohr hauen.” Ylvi folgte mir zielstrebig, wurde dann jedoch langsamer, als ich ihr die Tür zu einem Schlafzimmer aufhielt. “Na komm, stimmt schon alles so.”, sagte ich zu ihr, trat hinter ihr ein und schloss die Tür.

      Ylvi
      Ich war etwas verwirrt..”Ich würd nur schnell mein Zeug in mein Zimmer bringen, dann komm ich wieder her?” ich war halb in den großen Raum hinein gegangen. Hielt dann jedoch Inne...er hatte in einer Art Panoramafenster Ausblick hinaus auf die Weiden der Farm. Es gab bisher noch leere Bücherregale an der einen Wand. Daneben befand sich ein kleiner Ofen. Gegenüber ein Bett das den Ausdruck riesig definitiv verdient hatte. Außerdem gab es auch einen großen Schrank.
      Mir blieb bei dem Anblick schon die Atmung weg...die ganze Einrichtung entstammte dem Landhausstil..war allerdings auch wieder schlicht gehalten. Es stand kein unnützes Dekor umher. Mein Blick wurde wieder gefangen genommen von der Aussicht aus dem Fenster. Dann spürte ich von hinten einen Körper der sich an den meinen schob..Calebs Hände griffen von hinten sanft um meine Hüfte. In dieser Bewegung drehte er uns..er schien sich auf das Fensterbrett gesetzt zu haben. “Du hast mir überhaupt nicht zugehört,oder?” “Mhm?” fragte ich halb da halb im Staunen. Das Lachen aus Calebs Kehle verschaffte mir eine Gänsehaut, wie es sein Atem in meinem Nacken immer tat. Mein Körper dieser ewige Verräter. Dann spürte ich ihn jedoch Seufzen. “Es gäbe schon einen Raum in dem….also.” wieder kurze Stille er druckste, ich wartete wollte ihn nicht stören. Vielleicht ahnte ich auch bereits was er sagen wollte, doch ich wollte es von seinen Lippen hören. Ich wusste wieso ich an ihm lehnte...es würde ihm schwerer Fallen, wenn ich ihm in die Augen sah. “Ich dachte, da wir ja ohnehin schon so oft beim jeweils anderen im Bett schlafen...Ich dachte das hier könnte unser Zimmer sein?” “Ist das etwa eine Frage Mr. O’Dell?”” flüsterte ich heiser. “Befehlen könnte ich dir ohnehin nichts...und ich bin kein Typ der Bettelt...ich denke das weißt du.” Ich schubste meinen Ellenbogen nach hinten. “Och duu!” schimpfte ich wieder. Drehte mich dann um und sah ihn an. “Damit gehen die Gefühlskrüppel wohl ein neues Kapitel an, hm?” Caleb nahm den Kopf schief, zog die Schultern hoch. “Sieht ganz so aus.” Erst wollte ich ansetzen, das ich mir das vor einem Jahr nicht hätte denken können...Wir hatten es nicht angesprochen...aber im Grunde machten wir damit vor der ganzen Ranch Publik das wir ein Paar waren...bzw. Caleb tat dies. Schließlich hatte er das ganze hier eingefädelt. Ich lächelte, umarmte ihn einfach nur und platzierte meinen Kopf an seiner Brust. Allerdings nicht lang bis mich ein Gähnen unterbrach. “Ab ins Bett!” damit packte mich Caleb plötzlich, schwang mich wie einen nassen Sack über seine Schulter und ließ sich dann gemeinsam mit mir auf das Bett fallen. Ich streifte Hose, Socken ab. Befreite mich von meinem BH und zog mir mein Shirt wieder an. Caleb tat es mir gleich, nur blieb er nur in Shorts. Auf einen Knopfdruck fuhr die Jalousie herunter, schlagartig war es dunkel im Raum. Ich fand wie von selbst in seinen Arm, hörte sein gleichmäßiges Atmen. Die Bow River Ranch würde für alle ein neuer Anfang sein. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.


      Anfang März

      Caleb
      So langsam kehrte etwas Ruhe ein- wirklich nur sehr langsam. Cayce hatte nach meiner Ankunft sehr viel zu besprechen gehabt. Und wie ich schnell feststellen musste, war noch wahnsinnig viel zu tun, bis wir die Ranch halbwegs fertig nennen konnten. Gerade war es neun Uhr morgens, wir saßen alle in der großen Küche des Haupthauses zusammen und frühstückten. Es hatten sich wirklich alle gut eingewöhnt. Sowohl die Zwei- als auch die Vierbeiner. Dass Ylvi und ich zusammen in diesem Haus und im selben Zimmer wohnten schien niemanden überrascht zu haben. Unser Outing hatte ich mir viel spannender vorgestellt gehabt, als es letzten Endes gewesen war. Betsy hatte heute frei, weshalb ich sie mit Sue zu den Rindern mitnehmen wollte. So zumindest der Plan. “Betsy hast du heute schon was vor?”, fragte ich, zuerst in Richtung Betsy, dann in Richtung ihres Vaters. “Ähm nein, wollte mit Sue ausreiten, sonst noch nichts.”, erwiderte sie. “Das passt doch, magst du mit mir zu den Rindern mitkommen? Sie stehen in Richtung Ferienranch, ist ein Stückchen bis dahin.”, erklärte ich und sah zu Dell, der nickte. Erst dann schaute ich wieder zu Betsy und lächelte sie freundlich an. “Nur wenn Ylvi auch mitkommt.”, sagte sie und schaute mich grinsend an. “Soso.. Ylvi?”, fragte ich in Richtung der jungen Frau gewandt. “Klar, warum nicht.”
      Gesagt, getan. In Windeseile waren Sue, Devil und Inyan geputzt und gesattelt. In den Satteltaschen, die wir allen drei Pferden übergeworfen hatten, war ein wenig Werkzeug für eventuell kaputte Zäune und Thermoskannen mit warmem Kaffee und Kakao für Betsy. “Dann kanns ja losgehen.”, sagte ich und trieb Wimpy an. Mit ihr ritt ich vor, in der Mitte folgte Betsy und das Schlusslicht bildete Ylvi mit Inyan. Im gemütlichen Schritt wateten die Pferde durch den Schnee. Nach einer Weile sah ich die Bäume am Fluss und auch vereinzelte Rinder, die im Schnee nach etwas zu fressen suchten. “Ich muss wohl nachher nochmal neues Heu her fahren.”, sagte ich zu mir selbst und schrieb es auf meine To-Do Liste. Ich musste wirklich so langsam mal anfangen, die Dinge aufzuschreiben. So viel konnte sich ja kein Mensch merken!
      “Und, sind sie nicht hübsch?”, fragte ich Betsy, die mittlerweile neben mir ritt. Auch Ylvi hatte zu uns aufgeschlossen, als ich die Zügel annahm und wir drei stehen blieben. “Die haben ja auch alle weiße Gesichter!”, sagte sie aufgeregt und schaute zu Devil, die ebenfalls ein weißes Gesicht und blaue Augen hatte. “Haben die auch blaue Augen? Oh sag… die müssen blaue Augen haben!”, quasselte sie vor sich hin doch ich schüttelte den Kopf. “Nein, keine blauen Augen.” “Oooooh…”, kam es enttäuschend von ihr, ehe sie den Blick abwandte und ihn über die Herde gleiten ließ. “Kommt, wir reiten zum Zaun und schauen, ob alles in Ordnung ist.”, sagte ich und die beiden nickten, ehe wir uns wieder in Bewegung setzten. Den ganzen Vormittag verbrachten wir hier draußen. Als wir wieder auf der Ranch ankamen, waren wir wahrhafte Eiszapfen. Jesse, Connor und Murphy wurden von mir dazu verdonnert, sich um die Pferde zu kümmern, damit wir reingehen und uns aufwärmen konnten. Wir saßen eine Weile gemütlich vor dem Kamin und schlürften warmen Kakao. Plötzlich sprang ich auf, hastete zum Küchentisch, nahm mir einen Block und einen Stift und fing an zu kritzeln. “Was schreibst du da?”, fragte mich Betsy doch statt einer Antwort bekam sie nur “Schhh.. schh..” zu hören. Auch Ylvi hatte sich zu mir rüber gebeugt und schaute auf den Block. Oben drauf stand in großen Buchstaben: To Do, gefolgt von Spiegelstrichen mit Dingen, die ich erledigen musste. Als erstes stand dort: Rinder Heu. Fett unterstrichen.

      Ylvi
      Ich las die Punkte der Liste durch. “Wie wärs, du die Rinder...und ich kümmer mich um Punkt vier?” Die Stuten umweiden?” Ich hing halb über seiner Schulter, sah wie er die Hand hob und unleserlich daneben krackelte: Ylvi.
      Gut damit schien die Aufgabe wohl verteilt zu sein. “Oooh darf ich helfen?!” sah mich Betsy bittend an. Ich plusterte die Backen auf. Klar, Hilfe wäre nicht schlecht. Allerdings hatte ich dabei eher an jemanden wie O gedacht...oder Cayce. “Meinetwegen kannst du mit kommen.” sagte ich schließlich mit den Achseln zuckend. Wieder angepellt vor der Tür liefen wir jedoch Louis in die Arme. “Louis!” rief ich aufgeregt, lief dem Indianer entgegen und umarmte ihn stürmisch. Erst dann nahm ich Lilly wahr. Neben ihr stand ein wütend drein blickendes Kind, das mir allerdings schon fast bis unters Kinn ging. Seine Haare waren anders als die von Louis kurz, standen in alle möglichen Richtungen ab. Unverkennbar schien das Tschetan zu sein. Ich winkte ihm zu, erhielt jedoch keine Antwort. Halb hinter Lilly stand ein Mädchen, ihre Haare befanden sich in zwei geflochtenen Zöpfen. Mit einer Hand klammerte sie sich einen Stoffhasen vor die Brust die andere hielt sich an Lillys Hand fest. Scheu sah sie hinter dem Rücken der jungen Frau hervor. Ich umarmte also Lilly weitaus weniger stürmisch. Sah dann zu dem Mädchen. “Hey..ich bin Ylvi. Louis hat dir vielleicht schon von mir erzählt?” Schweigen. Ich deutete auf Betsy neben mir. “Schau...das ist Betsy. Sie müsste in deinem Alter sein.” wieder keine Antwort, nur diese unglaublich traurigen Augen die mich anstarrten...dann hinüber zu Betsy. “Sie spricht nicht”, seufzte Lilly leise. “Wieso spricht sie nicht?” plapperte Betsy. Rein aus Reflex schubste ich ihr an die Schulter. “Aber sie hat Ohren die hören. Sprich nicht als wär sie nicht da!” tadelte ich das Mädchen. Gosh, ich war nicht ihre Mutter! Augenblicklich tat mir mein Verhalten leid. Betsy sah auf den Boden. Ich drehte mich halb zu Louis. “Caleb ist drinnen. Er wollte zwar noch Heu fahren, aber ich denke ihr habt noch viel zu besprechen. Lilly , wenn du möchtest kannst du die Kinder rein bringen?” “Ach...die beiden wissen sich meistens ganz gut zu beschäftigen. Kann ich dir helfen?” Das Angebot kam mir fast wie gelegen. “Das kannst du tatsächlich!Betsy und ich wollten gerade die Pferde holen um die Stuten umzuweiden. Wir könnten dich auf Ravn packen. Eine Hand mehr ist sicher nicht schlecht.”
      Tschetan schien an sich zwar ein wenig seltsam wütend auf alle, doch er nahm seine kleine Schwester pflichtbewusst unter seine Hand. Ich bot ihm an auch ins Haus hinein zu gehen falls ihnen Kalt wurde.
      Im Stall kam mir Cayce entgegen. “ Cayce! Warte mal eben. Die neue Verstärkung ist da, Louis ist gerade bei Caleb. Was hattest du gerade vor?” “Futter ist fertig...ich wollte Heu zur neuen Stutenweide bringen.” “Prima, wenn du eh im Traktor hockst, bringst du auch was bei den Rindern vorbei? Hatte Caleb vor, aber ich weiß nicht wie lange er dafür braucht.” Cayce fasste sich an den Hut, nickte “Aye Chefin.” drehte bei und ging. Dabei hatte er nicht spöttisch geklungen. Chefin? Perplex sah ich ihm nach. Schüttelte dann den Kopf. Lilly und ich halfen Betsy beim Sattel von Sue, denn so ganz allein hievte sie den Sattel noch nicht auf den Rücken der Stute. Für alles andere behalf sie sich mit einer kleinen Trittleiter.

      Caleb
      Ich hatte Ylvi und Betsy leise bis zur Tür gehen hören, dann jedoch mischten sich vertraute Stimmen unter die Ihren. Louis war wohl da. Auf die beiden Kinder war ich ja wirklich sehr gespannt. So würde etwas mehr Leben auf den Hof kommen- und mehr Arbeit natürlich, bei drei Kindern- und Lilly.
      Das seltsame Gespann bestehend aus Louis, Tschetan und Kaya kam zu mir ins Wohnzimmer. Ich stand auf und fiel zuerst meinem alten Freund in die Arme. “Hallo Louis.”, sagte ich und klopfte ihm auf den Rücken. “Hallo ihr zwei, ich bin Caleb.”, stellte ich mich vor und blickte freundlich zu ihnen runter. “Ihr könnte gerne raus gehen und euch ein wenig umsehen. Kommt nur wieder rein, wenn es zu kalt wird.”, sagte Louis zu den Beiden, welche nickten und dann aus dem Raum verschwanden. Louis derweil setzte sich aufs Sofa, nahm sich ebenfalls eine Tasse Kakao. “Habt ihr den Flug gut überstanden?”, fragte ich ihn, und er nickte. “Die Kinder haben zum Glück fast die ganze Zeit geschlafen, Kaya ist noch ängstlicher, als sie es ohnehin schon ist.”, antwortete er und ich nickte. “Ist auch für sie eine große Umgewöhnung.”, meinte ich und legte meinen Notizblock zur Seite. “Eigentlich solltet ihr ja auf die kleine, alte Ferienranch ziehen. Zusammen mit Dell und Betsy. Nun ist es aber so, dass die Häuser noch nicht ganz fertig sind. Einer der Bungalows ist fertig, da sind zwar nur drei Schlafzimmer, aber eines mit Doppelbett. Da könntet ihr übergangsweise wohnen. Tschetan und Kaya zusammen? Dann müsste es passen.” “Klar, das ist kein Problem. Wo wohnen denn die anderen?” “Verteilt auf der Ranch. Octavia wohnt im Moment mit Travis hier, die anderen in den restlichen, halbfertigen Häusern. Hat alles doch ein bisschen länger gedauert.”, erklärte ich. “Wenigstens machen sie im Stall große Fortschritte, die 30 Außenboxen sind schon so gut wie fertig, sie mussten jetzt aufhören zu bauen wegen dem plötzlichen Schnee. Aber noch ein paar Dachplatten dann können wir Pferde dort hinein stellen.”, sagte ich zu ihm und er nickte.
      Gerade, als ich zu einem neuen Satz ansetzen wollte, kam Cayce ins Wohnzimmer. “Du könntest echt mal auf dein Handy schauen. Du musst jetzt die Arbeiten offiziell verteilen, nicht nur unter der Hand.”, grummelte er und umarmte Louis kurz. “Was ist denn?”, fragte ich ihn. “Ich habe dir geschrieben, dass Ylvi mich abgefangen hat und gefragt hat, ob ich auch Heu zu den Rindern bringen soll. Wollte ich jetzt machen, aber von dir wollte ich wissen ob ich ihnen auch Stroh mitnehmen soll, da wir dringend neues Heu bestellen müssen und die Kühe das Stroh besser vertragen als die Pferde.”, quatschte er drauf los. “Ja, ist gut. Ich schreibs mir auf mit dem Heu.”, antwortete ich ihm, bevor er wieder nach draußen ging. “Chef zu sein ist schon etwas anderes, als Chef zu spielen.”, lachte Louis, während ich auf meinem Block herum kritzelte. “Oh ja, wem sagst du das.”
      Wir redeten noch eine Weile über die Arbeit auf der Ranch, und dass er sich einfach zunächst einmal einbringen solle, wo immer er Arbeit sehen würde. Die persönlichen Aufgaben würden nach und nach dazu kommen. Da ich Wert darauf legte, jeden Morgen zusammen hier zu frühstücken, hatte ich die jeweiligen Listen mit den täglichen Aufgaben in den Flur gehangen. So sah sie morgens jeder und konnte seinen Namen hinter eine Aufgabe schreiben. “Ich werde dann mal sehen, wo die zwei Kinder abgeblieben sind.”, sagte Louis. “Wenn du sie hast komm nochmal her, ich zeige euch den Bungalow.”, bot ich ihm an doch er winkte ab. “Wir finden den schon.”, meinte er und verschwand dann auf dem Hof.
      Wieder zurück im Wohnzimmer schnappte ich mir den Hörer und rief bei einem Heulieferanten an, bei dem Verena auch immer Futter besorgt hatte. Wir hatten Glück und er konnte sogar heute noch liefern. Den Rest des Tages verbrachte ich zusammen mit Murphy und Travis damit, die kleinen, eckigen Heuballen vom Laster in die Scheune zu werfen und zu stapeln. Die großen Rundballen luden wir mit dem Traktor ab und stapelten sie in der Halle nebenan. Gegen Abend löste sich der Trubel auf dem Hof auf. Ich stand vor dem großen Fenster im Schlafzimmer und sah über den Hof. Hier war es wirklich wunderschön. Ich war gespannt, wie es hier aussehen würde, wenn alles zu blühen anfängt.

      Ylvi
      Nachdem wir uns damit vergnügt hatten die Stuten auf die andere Weide zu bringen, war es etwas schwierig gewesen Betsy los zu werden. Nicht, dass mir das Kind auf die Nerven ging...sie erledigte ihre Aufgabe zusammen mit Sue ja wirklich gut. Allerdings schien Lilly irgendwas auf der Seele zu brennen. In Gegenwart des Kindes schien sie keine Worte an mich richten zu wollen. So war die Arbeit schweigend verlaufen, abgesehen von den Berichten Betsys über den Umzug, die ersten Wochen und natürlich ihre neue Schule. Als wir Kaya allein über den Hof hatten schlendern sehen hatten Betsy die Gelegenheit genutzt um vielleicht Freundschaft zu schließen. Lilly hatte ihr erklärt das Kaya ein bisschen anders war, nicht sprach. Betsy hatte die Nachricht nickend aufgenommen und war anschließend davon gelaufen.
      “Louis wird es nicht einfach haben.” seufzte Lilly als sie Betsy hinterher sah. “Ich hab mich ja bisher nicht getraut zu fragen…” erwähnte ich ohne eine direkte Frage zu stellen. “Kaya war dabei als ihre Mutter sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Tschetan hat sie gefunden. Kaya hat seitdem kein Wort gesprochen. Die Ärzte sprechen von Mutismus. Irgendwann wird sie schon wieder anfangen...aber so ängstlich wie sie auch ist. Vielleicht tut es ihr ganz gut zusammen mit Betsy zur Schule zu gehen, oder die Ranch an sich. Aber ich mach mir schon Sorgen um Louis. Er hat so viel getan für mich...jetzt schickt er mich zur Uni und soll mit den Kindern allein bleiben?” “Calgary ist nicht weit fern...ruf mich an und ich hol dich ab. Außerdem geb ich dir das versprechen öfter mal nach ihm zu schauen,ja?” Ich hatte sie in den Arm genommen. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung. Wie brachte man ein Kind dazu zu sprechen nach so einem Erlebnis? Vor allem aber auch in Anbetracht der Dinge die das Kind ja auch vorher bereits erlebt haben musste. Betsy schien Kaya die Ranch zu zeigen. Mehrere Male kamen sie an uns vorbei. “Betsy? Komm mal rüber.” rief ich, winkte sie heran. “Fylgia ist heute noch nicht bewegt worden. Wenn ihr wollt könnt ihr mit ihr eine kleine Runde um die Koppeln machen. Ich denke auch Kaya wird ihre Freude haben.” Damit hatte ich dann auch meine Ponystute an Bewegung für diesen Tag abgespeist. “Oh können wir mit Halsring raus?” Ich schüttelte den Kopf. “Auf dem Platz irgendwann anders...aber noch kennt sie ja nicht viel von der Umgebung. Nimm bitte das Sidepull.” Damit verschwanden beide Kinder, Betsy nahm Kaya vertrauensvoll an der Hand. Als sie uns später begegneten, sahen wir eine lächelnde Kaya auf dem Rücken meiner Ponystute, Betsy führte sie am Zügel. Kaya drückte noch immer mit einer Hand den Stoffhasen an ihre Brust. Lilly schluckte schwer, lächelte dann aber seelig. “Andere Kinder werden ihr gut tun. So quirlig wie Betsy ist.” “Vor allem haben sie auch eines gemeinsam. Auch Betsy hat vor einiger Zeit ihre Mutter verloren...sie kennt den Schmerz der damit einher geht.” sprach ich traurig. Lilly antwortete nichts darauf. Wir halfen noch dabei die Rundballen zu verstauen. Anschließend verzog ich mich für einige Stunden in mein Büro im Haupthaus. Caleb hatte es mir einrichten lassen...es war klein, aber die Aussicht in Richtung der Berge war toll. Die neue Website für die Bow River Ranch war an der Reihe. Ich hätte natürlich die alte einfach wiederverwenden können. Aber mir war nach etwas neuem gewesen.
      Es war bereits 21 Uhr als ich mich von der Arbeit lösen konnte, draußen strahlte mir der abnehmende Mond entgegen. Wie üblich wenn Schnee lag erschien der Nachthimmel in einem dunklen Rot. Ich schaltete den PC aus, schnappte mir mein Handy und schlenderte durch den Flur die Treppe hinauf in das Zimmer das ich mir mit Caleb teilte. Es fühlte sich mittlerweile ganz normal an. Für Aufregung hatte das Outing nicht wirklich gesorgt….ganz so als wäre es den anderen bereits klar gewesen. Ich blieb im Flur noch einmal stehen...schaute aus dem Fenster auf den Hof. Von hier aus konnte ich Licht im Bungalow sehen in dem Dell, Betsy und nun auch Louis und seine Familie untergebracht waren. Bisher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet...aber mein Versprechen auf Louis acht zu geben...auf die beiden Kinder. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich konnte es nicht zuordnen, wandte meinen Blick ab und ging hinauf. Als ich die Tür hinter mir schloss sah ich Caleb am Fenster stehen, das Feuer loderte im Kamin. Kurz war ich versucht “Ich bin zu Hause Liebling” spöttisch zu sagen, dann lächelte ich ihm einfach nur zu. Caleb löste sich vom Fensterbrett, zog mich an der Hüfte zu sich und küsste mich. “mhm..das wollt ich den ganzen Nachmittag tun.” murmelte er. Welch seltsame Worte von ihm...und da war er wieder, der Schauer an meinem Rücken.

      © Veija, Ravenna // 69.173 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Februar 2019}
    • Mohikanerin
      Schicksal | 1. November 2019

      Cielos, Whitetails Shortcut, Alan's Psychedelic Breakfast, Chapter 24, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, A Shining Chrome, Bittersweet Temptation, Chocolate Shades, Citizen Fang, General's Coming Home, GRH's Bella's Dun Gotta Gun, GRH's Funky's Wild Berry, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, PDS' Unclouded Summer Skies, Smart Lil Vulture, Whinney, Zues, Mirabelle, Golden Sugar, Above the Sky, An Affait to Remember, Cleavant 'Mad Eyes', Dakota, Nahimana, Absolute Bullet Proof, Ceara Isleen, Kunis, Silent Bay, Væna fra glæsileika eyjarinar, Tigres Eyes, Sparkled Wings, Tweekay, Skrúður, Chocolate Dream, Bree, Empire of Grace, Priamos Ruffia Kincsem, Blazing Flame, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I've got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Abe's Aelfric, Culain, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS' Snap in Style, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Wildfire xx, Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH's A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Magnificient Crow, Raised from Hell, Verdine, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey's Aleshanee, Lady Blue Skip, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Miss Independent, Snapper Little Lena, Stormborn, Striga, Tainted Whiz Gun, Dual Shaded Ace, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, It's me, Amira!, Zoltaire, Zuckerschock, Thjalfe van de Jötunheimr, Náttdís van Ghosts, Firewalker, Magic Lanijos, Whiskey, Myrkvidr, Free Willy, Wolfs Bane, Pocahontas, Mystical Champion, Vin, Lajos, Ocarina of Time, Crimetime, Fenicio, Ghost's Phenomena, GRH's Princess Peppy Ann & BR Princess Peppy Gaia

      Ylvi
      Die letzten Tage waren vergangen wie in einem unheimlichen Traum. Wir hatten versucht von Kanada aus die Klärung des Visums in Gang zu bringen. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt. Mit meiner Beschäftigung auf der Ranch genügte es nicht um das Visum zu verlängern. Auch die nötigen Untersuchungen nach meiner OP waren nicht ausschlaggebend gewesen.
      Ich hatte bereits alles nötige mit meinen Eltern geklärt. Vorerst würde ich bei ihnen unterkommen bis ich wieder nach Kanada reisen durfte. Wie oft ich des Nachts wachgelegen hatte konnte ich gar nicht mehr zählen. Unzählige Tränen waren geflossen. Zu groß die Angst in meinem Inneren das ich vielleicht gar keine dauerhafte Genehmigung bekommen würde. Caleb hatte sich als stark an meiner Seite versucht...seine wirklichen Gedanken jedoch blieb mir momentan verborgen. Seine Arme um meine Hüfte des Nachts gaben mir jedoch den nötigen halt. Noch zwei Wochen reichte meine Genehmigung...dann musste ich Kanada auf ungewisse Zeit verlassen. Das machte mich völlig fertig.
      Einem Geist gleich lief ich seit Tagen über die Ranch. Ravn hatte mich vorgestern aus dem Sattel befördert - ich war nicht bei ihm gewesen. Dafür hatte ich mit einem blauen Fleck am Bauch den Preis gezahlt. Deutlich war der Abdruck des Horns zu erkennen. Deshalb waren Westernsättel eigentlich mal nicht meine Lieblinge gewesen.
      Was würde geschehen, wenn ich tatsächlich keine Genehmigung bekam? Nicht nur würde das meine...ja Beziehung zu Caleb auf eine harte Probe stellen oder das Ende bedeuten. Was würde aus den Pferden? Mittlerweile hatte ich 5 von ihnen. Inyan wäre versorgt...ich wusste das sowohl Tschetan als auch Louis den Wallach bewegen würden. Ich hatte doch erst vor einiger Zeit begonnen mit Gealach zu arbeiten. Lady Gweny...Ravn und Fylgia. Letztere würde ich natürlich nachholen. Doch sie erneut über Kontinente mit dem Flugzeug zu transportieren. Das würde ich ihnen ungern antun wollen. Das beste wäre sie auf der Ranch zu belassen. Es gab Leute die sich ihrer annehmen würden. Aber ich? Ohne Pferd? Schwer vorstellbar. Ich wollte nicht weg….hier war meine Heimat!

      Ich schluchzte erneut schwer auf. Spürte die sanften Nüstern eines Pferdes in meinem Gesicht. Inyans Punkte fielen mir sofort auf als ich die Augen wieder öffnete. Ich stand hier inmitten meiner Herde, gelehnt an den kräftigen Hals meines Valravn und weinte mir- mal wieder - die Augen aus dem Kopf. Verzweiflung war wohl das richtige Wort für meinen derzeitigen Zustand. Schritte in meinem Rücken. Kleine Füße, zögerliche die folgten. Meine Augen hielt ich geschlossen. Versuchte das laute schluchzen zu unterdrücken schaffte es ja doch nicht. Ich spürte eine raue Hand auf meiner Schulter. Eine ungleich zartere Bewegung an meiner Hüfte. Ich wusste das Kaya sich an mich lehnte. Ihre zarten Arme lagen um meine Hüfte. Ob das Mädchen verstand welch Kummer mich plagte oder ob sie einfach meine Tränen trocknen wollte wusste ich nicht. Es gab keine Worte. Nur ihre Umarmung. Die Hand auf meiner Schulter die sanften Druck ausübte. Ich holte keuchend Luft, die ich offenbar angehalten hatte. Blinzelte durch den Schleier der Tränen, drehte den Kopf und sah Louis. Wie kam es nur das ausgerechnet immer er da war? Sollte nicht Caleb an seiner Stelle sein? Zu meiner allgemeinen Verzweiflung hatte sich innerhalb der letzten Woche auch noch vollkommene Verwirrung gesellt. Letzteren sah ich nur nachts, wenn ich vor lauter Tränen erschöpft im Bett einschlief, nicht mehr in der Lage die Augen offen zu halten. Ich spürte förmlich wie sich Caleb mir entzog. Hatte was wir teilten noch eine Chance? Oder stand der Kuss mit Louis unausgesprochen zwischen uns?
      Wir standen alle stillschweigend im Unterstand zwischen den Pferden die sich hierher zurückzogen, wenn die Sonne zu sehr vom Himmel brannte. Nicht wie in Mexico...aber warm genug. Mir gelang es zwar immerhin meine Atmung und die Tränen in den griff zu bekommen, während wie so da standen. Meine Gedanken glichen aber eher einen Sturm. Ich entzog mich schließlich der Hand auf meiner Schulter, duckte mich um Kaya in den Arm zu schließen und hauchte ein “Danke” in ihr Ohr. Das Mädchen löste sich von mir, lächelte und huschte dann aus dem Gebäude. “Ich vermute mal du hattest keinen Erfolg mit dem neuen Antrag?” seufzte Louis. Ich schüttelte hoffnungslos den Kopf. “Ich habe am Morgen mit meiner Familie telefoniert damit ich vorerst bei ihnen unter komme. Bisher habe ich noch keinen Flug buchen können. Ich will nicht fort.”
      Im Reflex fand sich meine Hand in der von Louis wieder, ich starrte darauf, flackerte zu ihm hoch und er nahm seine Hand fort als habe er sich verbrannt. Wir hatten den Kuss nie wieder erwähnt. Aber er stand bei jeder Berührung der letzten Tage noch immer zwischen uns wie ein Damoklesschwert. “Sag wenn ich irgendetwas tun kann, ja?” ich hatte keine Kraft für eine Antwort nickte nur...und wand mich dann zwischen den Ponys davon aus dem Unterstand.

      Caleb
      >>Meine Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen..ich muss Kanada verlassen bis die Visumsfrage geklärt ist.<<, immer wieder hallten diese Wort in meinem Kopf nach. Für uns alle war das ein Schock gewesen, insbesondere Ylvi und mich. Sie konnte die Ranch nicht einfach verlassen. Was würde aus den Pferden werden… was würde aus uns werden? Innerlich fluchte ich. Immer… und immer wieder. Hätte ich mich damals nicht auf sie eingelassen, würde mir ihr Abschied auch nicht so schwer fallen… Hätte ich mich nicht auf sie einlassen sollen? Doch. Natürlich. Unsere gemeinsame Zeit war zwar von Höhen und Tiefen geprägt gewesen… und was irgendwie als “Zeitvertreib” angefangen hatte, war ernster geworden. Eine Möglichkeit, wie sie auf jeden Fall hierbleiben konnte, konnte ich ihr bieten. Mit einem Ring. Aber wollte ich das? Caleb O’Dell verheiratet? Mit einer Deutschen? Nicht mit jemandem vom Rodeo, was sich wohl alle Welt denken würde. Ich verwarf den Gedanken wieder. Dazu war ich nicht bereit… aber wenn sie so bleiben durfte?
      Ich atmete einmal schwer durch und konzentrierte mich wieder auf meine Reitschüler. Ab und zu, wenn gerade wieder ein bisschen Luft auf der Ranch war, hatte ich angefangen, ein wenig Reitunterricht zu geben. Gerade waren Gipsy und Shorty auf dem Platz. Cayce hatte mir seinen Wallach für George geliehen. Der junge Mann hatte wirklich Talent! Auf Gipsy saß ein junges Mädchen, etwa so alt wie George. Lizzy. “Beine ran Liz.”, rief ich ihr rüber und schaute dann wieder zu George, der Shorty auf dem Zirkel galoppierte. Lizzy trabte den hellen Wallach gerade ganze Bahnen. “Das sieht schon gut aus!”, rief ich beiden rüber und winkte sie dann zu mir. “Wir gehen heute noch ein bisschen an die Manöver. Lizzy du wartest hier bei mir, Gipsy und George sind zuerst.”, erklärte ich und sie positionierte ihr Pferd an der Bande. “Du startest bei X, galoppierst zwei langsame und dann einen schnellen Zirkel. An X stellst du ihn gerade und lässt ihn wechseln. Dann einen schnellen und zwei langsame Zirkel. An X Stoppen. Dann geb ich weitere Anweisungen.”, sagte ich und schickte ihn los. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich Betsy, Tschetan und Kaya hinter mich an den Zaun geschlichen hatten, und zusahen, bis Betsy mir auf die Schulter tippte. “Hey Cowboy.”, sagte sie lachend und ich knuffte sie in die Seite. Die beiden anderen Kinder sahen mich argwöhnig an. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihnen, es war aber vermutlich auch noch zu früh, zu urteilen. “Kannst du mir gleich auch noch Unterricht auf Blue geben?”, fragte mich die kleine und ich nickte. “Wenn du ihn dir jetzt fertig machen gehst und sofort her kommst, ja. Ich muss gleich zu den Rindern hoch. Könnt ihr mir Devil auch fertig machen?”, fragte ich die Kinder. Mir war aufgefallen, dass alle drei nach einer Aufgabe auf der Ranch suchten. Ja, sie waren Kinder. Ja, sie spielten viel… aber bevor sie anfingen allen möglichen Unsinn zu machen, gab ich ihnen lieber Aufgaben. “Tschetan und Kaya wenn ihr mitkommen wollt könnt ihr Sue und Face Down satteln.” Wider Erwarten nickten beide und verschwanden dann mit Betsy. Sollte ich Louis noch fragen, ob ich die beiden mitholen durfte? Ich schrieb ihm eine kurze WhatsApp und bekam nur ein OK zur Antwort. Ich glaube er war froh, wenn die beiden Beschäftigung bekamen. “Jetzt nochmal zu euch.”, sagte ich zu den beiden Reitern auf dem Platz. “George nochmal.” Ich schaute ihm zu und nickte. “Abreiten und wegbringen.”, erklärte ich ihm. “Lizzy willst du auch mal versuchen? Lass Shorty ruhig von sich aus umspringen, der ist in der Ausbildung schon weiter als du. Er macht vieles alleine. Lass die Zügel locker, leg dein äußeres Bein ran und er macht das.”, erklärte ich ihr und sah ihr bei ihren Zirkeln zu. “Prima. Reicht.”, sagte ich und schaute ihnen beim Abreiten zu. Nun kamen die Kinder mit den vier Pferden zurück. Blue brummelte die Stuten an und machte seinen Hals ganz schön rund. “Betsy ruck mal kräftig am Zügel, der hat sich zu benehmen, hier wird jetzt nicht gedeckt!”, rief ich ihr zu und sie machte, was ich von ihr verlangt hatte. Sofort hörte Blue auf und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. Ich nahm Devil entgegen und nach dem nachgurten schwangen wir vier uns in den Sattel. Der Ritt zu den Rindern war sehr schweigsam. Ab und zu erzählte Betsy etwas, ansonsten konzentrierten wir uns auf den Weg. Neben viel Schritt trabten wir auch eine kurze Strecke und galoppierten auch ein Stück. “Bei den Rindern bleibt ihr auf alle Fälle im Schritt.”, erklärte ich den Kindern. Ich ritt zwar das einzige Pferd mit Cow Sense, man konnte aber nie wissen. “Ich möchte auch nur kontrollieren, ob alles ok ist, mehr nicht.”, erklärte ich ihnen und öffnete den Zaun, damit sie alle durchreiten konnten. Nachdem ich selbst durchgeritten war, schloss ich ihn wieder und trabte auf sie zu. Die Rinder waren auch schon zu sehen. Gemütlich kamen wir immer näher. “Bleibt hier stehen.”, sagte ich und ritt alleine zwischen den Rindern durch. Ein Kalb machte mir ein bisschen Sorgen, so dass ich mir mein Lasso nahm und es einfing. “Whoaaa…”, sagte ich zu Devil, sprang ab legte das Kalb auf die Seite. Er hatte sich in ein wenig Stacheldraht verfangen. “Mist..”, fluchte ich. Das hieß eigentlich, dass der Zaun irgendwo defekt war. Ich entfernte den Stacheldraht und nahm aus der Satteltasche ein wenig Blauspray, was ich dem Kalb auf die Wunde sprühte. Dann ließ ich es wieder laufen, rollte mein Lasso auf und ritt zu den Kindern zurück. Ich zückte mein Handy und rief Cayce an. “Ja, Caleb hier. Komm mal mit dem Truck zu den Rindern, hier hatte sich ein Kalb im Zaun verfangen, ich bin mit den Kindern hier, wir reiten einmal rundherum und schauen ob etwas kaputt ist.” “Cayce kommt mit dem Truck her, wir teilen uns auf. Betsy kommst du mit mir links rum? Tschetan und Kaya könnt ihr rechts rum am Zaun vorbei reiten?”, fragte ich sie und sie nickten. “Betsy hast du die Walkie Talkies dabei?” Sie nickte und gab Tschetan ohne zu zögern eins davon. ”Wir treffen uns auf der anderen Seite. Wenn was ist…”, erklärte ich und zeigte auf das Walkie Talkie in Betsys Hand. Sie nickten und ritten zurück zum Zaun. Wir folgten ihnen und unsere Wege trennten sich.
      Tatsächlich fanden Betsy und ich nahe der Hütten ein Stück Zaun, der kaputt war. “Sagst du den beiden Bescheid? Sie sollen trotzdem weiter reiten und nachschauen.”, sagte ich zu Betsy und sie nickte. Auch Cayce sagte ich Bescheid, dass er schon mal hier hoch kam und den Zaun reparierte.
      Tschetan und Kaya fanden unten am Wald noch eine Stelle, die Betsy und ich uns anschauten. Auf dem Weg dorthin war uns Cayce mit dem Truck begegnet, so dass ich mir von ihm ein wenig Werkzeug mitgenommen hatte und den Zaun reparieren konnte. “Danke für eure Hilfe.”, sagte ich zu den dreien und steuerte Devil in Richtung Heimweg. Ich öffnete den Kids wieder den Zaun, schloss ihn und wir ritten zurück zur Ranch. Dort stand schon die Heulieferung auf dem Hof, die ich ganz vergessen hatte. Bellamy kam schon ziemlich genervt auf mich zugelaufen. “Wo sind denn die Papiere schon wieder?!”, fragte er und hielt Devil an. “Ich mach die fertig, kümmer du dich ums Heu.”
      Ich stieg ab, grüßte den Lieferanten kurz und lief dann ins Haus. Nach einer Weile hatte ich die verflixten Zettel und die Rechnung gefunden. Ich drückte ihm alles in die Hand und lief einmal quer über den Hof zum Traktor, um die Heuballen abladen zu können.
      Als ich eine Stunde später damit fertig war, aß ich in der gemeinsamen Küche schnell etwas und fiel ins Bett. Ylvi schlief bereits im Bett. Am nächsten Morgen war ich auch schon vor ihr wach und in der Stadt. Es gab dort noch einiges, was ich wegen der Umbauten regeln musste.

      Ylvi
      Calebs Seite des Bettes war kalt, leer. Wie so oft in letzter Zeit. Hatte ich anfangs noch einen Knoten im Hals verspürt, war es nun nur einem Seufzen gewichen. In den vergangenen Tagen, den Wochen seit den Brief hatte ich zu oft gemixte Signale von ihm erhalten. Oder hatte es bereits zuvor begonnen?
      Ein halbes Jahr war vergangen seitdem wir Weihnachten gemeinsam gefeiert hatten. 6 Monate in denen so viel passiert war.
      Ich warf die Decke von mir fort. Vor dem Haus fehlte der rote PickUp..er schien also auch gar nicht auf der Ranch zu sein. Ich zuckte die Schultern, zog mich fix an. Anschließend genehmigte ich mir ein fixes Frühstück in der Küche. Laurence kam herein, sah mich und lächelte. “Caleb schon wieder auf Wanderschaft?” “Aye” antwortete ich dem alten Mann knapp. Ich wollte jetzt eigentlich keine Konversation führen. “Habt ihr bereits miteinander geredet?” bohrte dieser allerdings weiter nach. Meine Hand die eine Tasse Kaffee Richtung Lippen bewegt hatte hielt inne. Verwirrt sah ich Laurence an. “Er könnte dich mit Leichtigkeit hier halten. Ich hab dem Trottel schon zweimal gesagt er soll dir einen Ring an den Finger stecken.” grummelte Laurence in seinen stoppeligen Bart. Ich schluckte. Das war nie zum Thema gekommen. Ich hatte sogar keinen Gedanken daran verschwendet. Niemals hatte ich mich verheiratet gesehen. Nichtmal mit Caleb hatte ich diese Gedanken gehabt. Natürlich...wir hatten einander viel gelehrt. Von emotional unbrauchbar hatten wir uns zumindest zu etwas wie einer Beziehung hinreißen lassen. Wie viel Bestand diese hatte zeigte sich nun sehr gut - keine. Waren wir am Ende einander nur Lehrmeister gewesen?
      Aber natürlich...mit einer Heirat würde ich bleiben können...ohne Probleme sogar. Ich würde nie wieder ein Visum beantragen müssen. “Pack ihn bei den Eiern und sprich es an. Du würdest fehlen hier auf der Ranch.” damit verließ Laurence die Küche. Aber ich wusste...ich würde Caleb darum niemals bitten. Ein Gefühl welches ich nicht zu beschreiben vermochte machte mir bewusst - eine Heirat mit Caleb würde niemals funktionieren.
      Ich verzog mich in den Offenstall meiner Pferde. In der morgendlichen Sonne machte ich deren Paddock sauber, schob die schwere Schubkarre vor mir her zum Misthaufen quer über den Hof der Ranch. Dort angekommen, keuchte ich bereits wie ein Maikäfer. Noch war ich nicht gänzlich an diese Arbeit gewohnt. Cayce begegnete mir mit einigen der Rinder. Mir fiel auch kurz der wieder aufgetauchte rote PickUp auf. Um Caleb möglichst nicht zu begegnen setzte ich mich ab. Ich schnappte mir eine der Trensen, war unschlüssig welches der Pferde ich nehmen wollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf Valravn. Nur am Rande nahm ich wahr das Inyan nicht da war. Mit wenigen Handgriffen legte ich ihm die Trense an, schwang mich auf den Rücken und verschwand in Richtung der Hütte in den Hügeln. Dort oben gab es um die Koppeln der Jungpferde einige schöne Pfade. Wir tauchten gerade ein in das Dickicht des Waldes als ich Hufgetrappel hinter mir vernahm. Neugierig drehte ich mich um. Dort näherte sich Inyan. Auf seinem Rücken saß Louis. Sie waren noch weit entfernt. Konnte ich so tun als habe ich sie nicht gesehen? Ich hieß Ravn angaloppieren. Allerdings versagte mir der Hengst den Dienst. Zu hart waren meine Beine in seinen Bauch gepresst. Stattdessen bäumte er sich vorn auf. Darauf nicht vorbereitet rutschte ich mit meinen Shorts hilflos einfach seinen Rücken hinab. Sicher landete ich auf meinen Beinen. Dieser Fail entlockte mir ein leichtes Lächeln. “Hast du andere Pläne,ja?” flüsterte ich meinem Wallach zu. “Ich habe dein Pferd verzaubert.” kam es stattdessen von Louis der meine Worte gehört haben musste. “Ist das so?” wandte ich mich an ihn, zog die Augenbrauen hoch.Ich sah wie sich Louis gleichfalls von seinem Pony schwang, neben mir stehen blieb und grinsend lächelte. “Möchtest du lieber spazieren?” ich zuckte die Schultern. Louis klopfte meine Schulter, schob die Unterlippe vor und ging voran. Offenbar nahm er mir jetzt die Entscheidung ab.
      Wir liefen lange den Weg hinauf. Schweigend. Kaum Worte zwischen uns. “Caleb ist ein Narr….ich würde nicht zögern.” sprach Louis dann endlich die Worte mit denen er all die Schritte bis hier her gehadert hatte. Ich musste nicht fragen. Ich ahnte, nein wusste sogar, das er die kurze Konversation mit Laurence gehört haben musste. Da waren andere Schritte im Flur gewesen als Laurence aus dem Haus gegangen war. Ich hatte mich also nicht verhört. Louis war stehen geblieben, ich spürte plötzlich seine Hand an meinem Handgelenk. Nicht fest, beinahe bittend. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich sah auf seine Hand...dann huschte mein Blick zu ihm auf...ich spürte wie er die Hand von meinem Handgelenk nehmen wollte. “Wenn die Dinge anders wären.” hörte ich Worte...verstand dann das sie aus meinem Mund kamen, das mein Verstand sie produziert hatten. Ich wusste das es keine Lüge war. Schon eine ganze Weile waren da Gefühle für Louis gewesen...entfacht nicht erst durch seinen Kuss. Dieser Idiot hatte mir beinahe ebenso schnell mein Herz gestohlen wie Caleb. Das sich letzterer nun von mir entfernte...glich beinahe der Verdammnis. “Ich muss schon die ganze Zeit über diesen Impuls unterdrücken.” kam es gedrungen von Louis. Wieder mein Blick in seine Augen. Ich sah das funkeln in ihnen….wieder bedurfte es keiner Worte. Trotzdem glich Louis einem wartenden Schakal. “Dann tu es nicht.” Verräter! schrie es kurz in mir. Dann verlor ich mich in dem Kuss mit Louis. Weniger zaghaft als jener erste vor ein paar Wochen. Zudem mit dem Unterschied das ich mich von ihm einnehmen ließ. Kein Abstand mehr zwischen uns, seine Hand auf meiner Hüfte, in meinem Haar. Meine eigenen Hände um ihn geschlungen. Ich spürte mich wanken, von ihm gehalten stand ich jedoch sicher. Louis brach den Kuss, ich erschrak drehte mich plötzlich fort...die Hände gekrallt in Ravns Mähne. Was war das nur mit ihm? Ich musste schwer einatmen..mein Bauch spielte genauso verrückt wie meine Gedanken. Louis kam zu mir, sein Kopf legte sich auf meine Schulter. “Du kannst mich nicht belügen...auch ich bin in deinem Herzen...das weiß ich nun.” flüsterte er in einer tiefen Stimme. Dann war er fort. Ich nahm seine Schritte wahr. Dann die von Inyan. Als ich mich zu ihm drehte saß er bereits wieder auf dem Wallach. Sein Gesicht hatte beinahe etwas triumphierendes..”Du weißt wo du mich für deine Entscheidung findest.” er trieb dem Wallach die Füße in den Bauch, dieser preschte aus dem Stand im Galopp den Waldweg wieder hinab. Ravn wollte hinterher, kurz hatte ich zu tun, den manchmal widerspenstigen Wallach zu zähmen. Ich sah in die Richtung von Louis und Inyan die immer kleiner wurden. Oh ja...ich wusste wo ich ihn fand...und auch wenn er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich kannte sie...wusste welches Angebot er mir soeben unterbreitet hatte.

      Caleb
      Ich saß hinterm Steuer meines Pick Ups und starrte ins Leere. Es regte mich auf, dass ich nichts tun konnte, nein es kotzte mich wirklich an, nichts tun zu können… oder tun zu wollen. Jeden Tag ging ich spät ins Bett, jeden Tag stand ich früh auf und es war wirklich so, dass ich Ylvi aus dem Weg zu gehen versuchte. Ich hatte heute morgen ein Treffen in Calgary vorgeschoben, um nicht mit ihr aufwachen zu müssen. Ich hatte ein Treffen gehabt, so war es nicht… nur war dieses schon seit ein paar Stunden vorbei. Als sich mein Blick wieder gefangen hatte und ich seufzend meine Augen schloss, klopfte es an der Scheibe. “Sir, sie stehen schon eine ganze Weile im Parkverbot, bitte fahren sie den Wagen weg.”, sagte mir einer der Polizisten, die neben meinem Auto standen. Der andere im Polizeiwagen schaute düster zu mir herüber. Ich nickte nur stumm, startete den Motor und fuhr zum Geschäft, um noch ein paar Leckerlis für die Pferde und ein wenig neues Putzzeug zu kaufen. “Hey Caleb.”, begrüßte mich die junge Frau an der Kasse. “Wie läuft es so auf der Ranch?”, fragte sie mich nett. “Viel Arbeit. Ist immer viel Arbeit.”, erklärte ich ihr und bezahlte meine Einkäufe, ehe ich alles auf die Ladefläche des Pick Ups warf und wieder zur Ranch fuhr. Als ich ausladen wollte, gesellte sich Laurence zu mir. Ich schaute zu ihm rüber und er hatte wieder dieses: ich erzähle dir jetzt eine Lebensweisheit und du kannst nichts dagegen tun, nur zuhören. "We accept the love we think we deserve: from Stephen Chbosky.”, sagte er ohne mich auch nur im Ansatz auf so ein Zitat vorzubereiten. “Und du mein Freund, bist gerade auf einem ganz falschen Weg. Warum behälst du sie nicht hier? Du weißt, dass du es kannst und du weißt auch, dass du jemanden wie sie verdient hast. Lass die Liebe zu und frag sie endlich, ob sie dich heiraten will!”, fügte er an und packte mich an der Schulter. Laurence packte für sein Alter wirklich, wirklich feste zu. “Nimm sie nachher mit auf einen Ausritt. Du brauchst keinen Ring, frag sie einfach. Frag sie bevor es zu spät ist.” “Bevor sie weg ist…”, korrigierte ich ihn doch er schüttelte nur den Kopf. “Bevor es zu spät ist, Caleb. Du warst in letzter Zeit nicht viel hier. Es gibt.. sie hat.. sie bekommt hier andere Chancen.”, stammelte er und schaute in mein fragendes Gesicht. Selbst nachdem er meine Schulter losgelassen hatte und gegangen war, stand ich noch immer stocksteif neben meinem Truck und dachte über seine Worte nach. Es gibt für sie hier andere Möglichkeiten, zu bleiben? Was meinte er damit? “Hey Caleb!”, rief mir Octavia zu, die gerade mit Raspberry an mir vorbei ritt. Da kam mir eine Idee. “Hey O warte, ich hol mir ein Pferd und komm mit dir mit!”, rief ich ihr zu und hatte im Handumdrehen Vulture gesattelt und zu ihr aufgeschlossen. “Dass du Zeit hast, mit mir auszureiten.”, lachte O und strich ihrer Stute kurz über den Hals. “Das hast du wohl Laurence zu verdanken.”, murmelte ich. “Wieso das?” “Er hat mir eben wieder eine seiner Weisheiten unter die Nase gebunden und gesagt, wenn ich will, dass Ylvi bleiben kann, soll ich um ihre Hand anhalten, bevor es dafür zu spät ist und sie eine andere Chance bekommt, hier zu bleiben. Weißt du, was er damit meinte?”, fragte ich sie ganz offen und ehrlich und hielt Vulture an, um ihre folgenden Worte besser verstehen zu könne. “Weißt du… Ylvi und Louis… sie sind sich glaube ich näher gekommen.”, erklärte sie mir. Ich schloss für eine Sekunde seufzend meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und meinen Hengst wieder antrieb. “Was weißt du darüber?”, fragte ich sie schließlich. “N..nichts weiter. Wirklich nicht.”, antwortete sie mir und lenkte ihre Stute auf den linken Pfad rüber. Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, ehe ich sie fragte: “Sollte ich denn? Soll ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte?” O lachte kurz auf. “Caleb das kann ich dir doch nicht beantworten.“

      Ylvi
      Wir sahen uns an. Was tat ich eigentlich hier? Wie auf Drogen hatte mich der Weg am Abend nicht zum Haupthaus gebracht. Stattdessen stand ich auf der Türschwelle von Louis. Meine Hände im Rücken verschränkt. Ich zog mir die Haut neben meinen Nägeln ab. Der leichten Feuchtigkeit zu urteilen die ich spürte musste ich bereits Bluten. Der Schmerz drang jedoch nicht zu mir durch. “Willst du rein kommen?” Nein “Ja” hauchte ich.
      Mir war als würde ich mein Herz in der Brust nicht länger schlagen hören. Mit betreten seines Flures fiel plötzlich all die Anspannung ab. In meinen Gedanken war kein Caleb mehr. Nur der Wille an diesem Ort zu bleiben blieb zurück. Louis fasste meine Schultern schob mich vom Flur leise in Richtung seines Schlafzimmers. “Die Kinder sind schon im Bett.” flüsterte er mir zu. Da das Gästehaus nicht über ein Wohnzimmer verfügte und die Küche in Richtung Haupthaus ging, schien das Schlafzimmer die beste Wahl um ungestört zu sprechen. Mir wurde bei dem Gedanken allerdings flau in der Magengegend. Dann schloss sich die Tür hinter uns. Zum ersten Mal seit der Türschwelle sah ich Louis wieder direkt in die Augen. Die Haltung seines Körpers, seine Augen..sie sprachen von gespielter Gefasstheit. Diese Beherrschung die ich auch bei Lilly gesehen hatte. Die typisch war für einige Natives. Trotzdem sah ich den lauernden Schakal in seinen Augen wieder. Louis stellte keine Frage. Wir sahen einander nur an. Er wartete geduldig bis ich endlich den Mut fand die Worte über meine Lippen zu bringen. Sekunden wurden zu Minuten. Dann begann er plötzlich zu Lachen, einfach so. Ich legte den Kopf schief. Die Anspannung löste sich und plötzlich lachte auch ich scheu. Louis überbrückte die Distanz zwischen uns...zog mich an seine Brust und wir lachten weiter. “Wann müssen wir uns um einen Termin in Calgary kümmern?” flüsterte er schließlich als ich noch scheu hüsteln musste. Hatte ich gedacht Caleb und ich agierten gut miteinander...so bedurfte es mit Louis keiner Worte. Er würde mich zur Frau nehmen. Ich hatte diese Entscheidung bereits getroffen und er wusste es auch ohne das ich es ausgesprochen hatte. Das ganze wirkte beinahe surreal. Wir würden das liebende Ehepaar spielen müssen, wenn die Auslandsbehörde die Ehe prüfte. Doch würde ich die liebende Ehefrau spielen müssen? Das ganze könnte viel zu einfach werden. Die Art mit der er mich ansah, berührte und beschütze machten es mir so unfassbar einfach. “So früh wie möglich.” hauchte ich - schließlich müsste ich in weniger als einer Woche verschwinden. Louis schob mich ein wenig fort von sich, hoch mein Kinn. “Das ist das verrückteste was ich jemals getan habe.” sprach er, wieder halb lachend. Ich konnte nicht umhin das Lachen zu erwidern. “Gewöhn dich schonmal dran. Das Leben mit mir kann aufregend werden.” “Aber nicht das du mir aus den Latschen kippst wie das letzte Mal.” “Dafür hab ich ja jetzt einen neuen Schrittmacher und regelmäßige Kontrollen.” ich dachte an jenen Tag auf dem Berg. Ich wäre dort oben gestorben. Louis hatte mich am Leben gehalten. Hatte mein Leben gerettet. Vielleicht hatte das Universum damals bereits einen Wink gegeben wem ich mit meinem Leben trauen konnte. Erinnerte mich auch an seine seltsamen Worte. “Was ist mit der Symbiose?” Louis schaute leicht verwirrt. “Damals..auf dem Berg. Bevor ich ausgenockt bin. Du meintest das Caleb ein Wolf sei, während du in mir einen Raben siehst. Du sprachst davon, dass diese beiden Geschöpfe in einer Symbiose lebten. Ist das jetzt hinfällig?” “Ah..jetzt erinnere ich mich. Dabei darfst du aber nicht vergessen. Raben binden sich fürs Leben. Es kommt der Tag an dem eine Symbiose nicht länger ausreicht.” Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. “Du wolltest es schon damals,oder? Du...dich beschützt auch ein Rabe als Totem. Nicht wahr?” Wir standen noch immer in dieser Umarmung beieinander, er zog mich wieder an seine Brust. “Thečhíȟila.” Louis hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Hände krallten sich in meinen Rücken, die Hüfte. Ich hörte das leichte Knurren von seinen Lippen. Kein ton der mich überraschte. Mochte ein Rabe ihn schützen, so blieb er für mich selbst doch der Schakal. Ich fand mich selbst dabei wie ich die Geste wiederholte, meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, die Schulterblätter. Spürte seine Zähne an meinem Hals. Caleb so ähnlich und doch so anders. Ich bot ihm den Hals dar, legte das Gewicht auf meinen Hacken, gehalten von seinen Armen. Mein Körper war ein elender Verräter. Er war es schon bei Caleb gewesen. Bei Louis tat er keine Ausnahme. Nur mit dem Unterschied das sich hier auch mein Verstand nicht dagegen zu wehren versuchte. Ich biss die Zähne fest aufeinander als Louis Hand seinen Weg unter mein Shirt fand. Die letzten Wochen der Ungewissheit, des Alleinseins. Endlich nicht mehr allein sein. Er spielte und neckte mich. So leicht fand ich mich ein in dieses Spiel. Sanft wurde ich auf einer Decke aus Fell gebettet. Als er zu mir kam fand er mich offen vor sich. Ein Kuss auf meine Lippen, dann spürte ich ihn in mir. Diese Vertrautheit war überwältigend. Wir agierten wie Zahnräder die nahtlos ineinander griffen.
      Louis hielt mich danach im Arm, während sich unser Atem nur langsam beruhigte. Ich spürte sein Gewicht auf mir, meine Hand kratzte über seinen Rücken. Fühlten die Muskeln, die Wirbelsäule und den kleinen Film aus Schweiß über unseren Körpern. Worte lagen mir auf den Lippen die sie dennoch nicht verließen. Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Im Halbschlaf merkte ich noch wie Louis die Felldecke über uns breitete. Das erste Mal in Monaten schlief ich völlig unbehelligt.

      Caleb
      Seit Wochen war ich immer dem selben Muster gefolgt. Spät ins Bett, früh wieder raus. Ich hatte das Gespräch mit Ylvi vermeiden wollen, denn sie hatte bis jetzt immer tief und fest geschlafen. Heute war dem nicht so, denn sie war nicht da, und ich konnte mir denken, wo sie sich aufhielt. Es war die unruhigste Nacht seit Langem und als am Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich wie vom Zug überrollt.
      Das Frühstück mit den Arbeitern verlief größtenteils schweigend. Octavia warf mir ein paar mitfühlende Blicke zu, doch sagen tat niemand etwas zu mir. Meinen Kaffee füllte ich in einen Thermobecher, ehe ich meinen Hut von der Ablage auf meinen Kopf setzte und das Haus verließ. Noch immer waren weder Louis, noch Ylvi oder die Kinder zu sehen. Ich hatte einen anderen Weg einschlagen wollen, doch meine Füße führten mich zielsicher zum Offenstall von Ylvis Pferden. Als ich sie auch hier nicht sah, atmete ich hörbar erleichtert auf. War es wirklich Erleichterung, die sich von meinem Herz löste? Oder Gewissheit? Wo sollte sie sonst sein? Ich beschloss meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen und mich auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren. Auf einer Ranch war schließlich immer etwas zu tun und sei es nur das Herumfahren mit dem Truck, um den Anderen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Ich war zurück ins Haus gegangen, um meine Schlüssel zu holen. Als ich wieder rauskam und zu meinem Auto gehen wollte, sah ich Louis und Ylvi auf dem Hof, die in Richtung des Haupthauses gingen. Ylvis Blick fiel von Louis auf meinen roten Pick Up, zurück zu Louis und schließlich zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, blieb ich stocksteif stehen und… Ruckartig war Louis Hand von Ylvis Hüfte verschwunden. Besänftigend hob er seinen Arm und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er erneut stehen blieb und auf meine geballten Fäuste starrte. Meinen Schlüssel hatte ich schon lange auf den Boden fallen lassen. “Es ist nicht das… wonach es aussieht.”, meinte er in einem ruhigen Ton. “Das ist es nie.”

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      Allein durch diesen Satz kochte die ganze angestaute Wut in dem blonden Mann hoch, die sich die letzten Wochen, ja sogar die letzten Monate angesammelt hatte. Caleb machte noch zwei, drei Schritte auf die Beiden zu, ehe er erneut stehen blieb und abwechselnd zwischen ihnen hin und her schaute. “Caleb… ich… wir…”, fing Ylvi an und machte einen kleinen Schritt auf Caleb zu. Louis, der die Augen nicht mehr von den Fäusten seines Gegenübers lassen konnte, stellte sich schützend vor sie. “Hast du Angst dass ich eine Frau schlage? Hältst du mich für so jemanden? Louis komm schon!”, schnaubte Caleb. Die Gedanken des Mannes bewegten sich in einer Abfolge von Bildern, Sätzen und Taten die ihm fast den Verstand zu nehmen drohten. Zwischen seiner unbezwingbaren Wut schwankte er in den Gefühlen für die Frau die dort neben seinem langjährigen Freund stand. Seine zur Faust geballten Finger, gruben sich in die Haut seiner Handfläche. Eine Art der Erinnerung wo er sich befand. Ylvi biss sich auf ihre Lippen, ihr Blick glich dem eines geschreckten Rehs. Der Indianer streckte die Schultern, sein Gesicht gab keine Regung seiner inneren Gefühle Preis. Caleb kannte ihn, kannte diese Regungslosigkeit. Louis beobachtete ihn ganz genau, würde blitzschnell reagieren können. Caleb war sich bewusst. Schlug er zu. Dann würde Louis nicht unbeteiligt bleiben. “Ich sah dich nie eine Frau schlagen. Dafür hast du zu viel Respekt.” Louis gab ein Seufzen von sich. “Ich frage mich nur wie viel Respekt in dir für mich noch übrig geblieben ist. Ich sprach falsch. Es ist genau wonach es aussah. Caleb...ich habe ihr gegeben, was du nicht gewillt warst zu tun. Wochenlang hattest du eine Wahl. Verurteilst du mich dafür ihr die Chance zu geben zu bleiben wohin es ihr Herz zieht? Und damit meine ich nicht mich Kola….sondern vielmehr diesen Ort.”
      Caleb lauschte den Worten seines Gegenübers, horchte in sich hinein und versuchte mit allen Mitteln seinen Körper und die Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ruhig zu bleiben, zuerst nachzudenken, bevor er handelte. Diese Beherrschung zu erlangen hatte ihn Jahre gekostet und er war sich in diesem Moment ganz und gar nicht sicher, ob nicht doch alles umsonst gewesen war. Nicht nur die Arbeit, seine unbändige, plötzlich ausbrechende Wut in den Griff zu bekommen, sondern auch sein Zulassen der Gefühle. Sich jemandem öffnen, ihn Platz in seinem Leben finden zu lassen nach dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte. Von emotional unbrauchbar bis hin zu jemanden, der wieder lieben konnte, ja Liebe zuließ. Doch nun stand er hier. Wurde von eben dieser Person betrogen...mit seinem besten Freund. Der Mensch, der ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte und ihn schon lange begleitete. Genau dieser Mensch hatte die Nacht mit seiner Freundin verbracht. “Damit meinst du nicht dich,mein Freund?”, keifte der Cowboy den Indianer an. “Statt vorher mit mir zu reden hüpfst du einfach mit ihr ins Bett?”, setzte Caleb nach und machte noch einen Schritt auf Louis zu. Ylvi verschwand für kurze Zeit aus seinen Gedanken, mit ihr würde er später reden. “Caleb komm runter… wir können darüber reden.”, versuchte Louis die Situation zu retten, doch der Mann ging darauf nicht ein. Er war jetzt nah genug an ihm dran, um auszuholen und zuzuschlagen. Seine Hand zuckte, seine Faust wurde geballter, er atmete schwer… doch schlug noch nicht zu. “Ich warte.”, knurrte er. Louis sah dem alten Freund in die Augen, sah die Wut darin. Er wusste egal für welche Worte er sich entscheiden würde. Es wäre nicht genug. “Es tut mir Leid.” sprach er aus tiefster Seele.

      Der Indianer bemerkte die schnelle Bewegung, seine Ohren hörten den entsetzten Aufschrei von Ylvi. Im selben Augenblick reagierte jede Zelle seines Körpers mit Schmerz. Ein kräftiger Kinnhaken hatte ihn getroffen. Caleb hielt sich die Knöchel der rechten Hand, doch seine Augen funkelten zwischen den anderen beiden hin und her. Ein kalter Blick streifte sie beide. “Mir auch.”

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      zeitliche Einordnung {August 2019}
    • Mohikanerin

      Ein Mädchen für alles - Ausschnitt aus dem HMJ Finale | 1. Februar 2020

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      "Caleb", "Mr. O'Dell", "O'Connell? Oder so?", "Cowboy", "Der Blonde mit dem Cowboyhut da hinten", "Na.. der da, der so grimmig drein schaut", "Caaaaaaleeeeeb", "Ey!", "Sir?" und vieles mehr. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich meinen Namen in den letzten Tagen, ja sogar Wochen gehört hatte. Ich hatte mich freiwillig gemeldet. Ich hatte gesagt, ich würde bei dem Horse Makeover helfen, ein Pferd aufnehmen, trainieren und sogar meine Ranch für das Event zur Verfügung stellen. Dass Menschen so anstrengend sein konnten, wurde mir erst mittendrin klar.

      "Alle wissen was sie zu tun haben? Heute sollen, wenn alles gut geht, alle Eventpferde mit ihren Besitzern und ihren engsten Vertrauten zurückkommen. Jedes Pferd bezieht eine der Paddockboxen am Reitplatz, wahlweise auch im Stall, falls es einigen draußen zu kalt sein sollte, man weiß ja nie, Kanada hat ein anderes Klima.", erklärte ich meinen Mitarbeitern und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Seid bitte alle hilfsbereit, bietet eure Hilfe auf jeden Fall dann an, wenn ihr seht, dass jemand sie nötig hat. Seid freundlich, sprecht mit den Teilnehmern. Aber vergesst bitte um Himmels Willen nicht eure Aufgaben hier auf dem Hof. Es ist alles eng getaktet, wenn morgens schon etwas schief läuft, wirkt sich das auf den ganzen restlichen Tag aus. Ein frohes Arbeiten!"
      Und dann ging es los... nach und nach reisten alle an, bezogen ihre Boxen und wuselten auf meiner Ranch herum. Immer wieder zwischendurch hörte ich meinen Namen, oder Anreden, um meine Aufmerksamkeit auf die Fragenden zu ziehen. "Natürlich haben wir koffeeinfreien Kaffe.", sagte ich zu einer jungen Frau und begleitete sie in die Küche des Haupthauses. "Sie können die Packung gerne mit in ihre derzeitige Wohnung holen, dann müssen sie nicht immer hier herüber kommen, und ihn sich hier machen.", erklärte ich ihr freundlich, schob sie aber mehr oder weniger bittend aus meinem Haus heraus. Dass ich ein sturköpfiger Eigenbrödler war, war nichts neues. Dementsprechend hatte ich es wohl am schwersten, mich an den ganzen Trubel hier zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz wollte ich mit dem Training meiner Pferde auch ein bisschen weiter kommen, so dass ich mich gegen Nachmittag auf dem kleineren Reitplatz befand und meinen Hengst Vulture warm ritt. Ich konzentrierte mich auf den Hengst und nahm das leise Räuspern am Zaun zu erst nicht wahr. Erst als es lauter wurde und eine junge Frau meinen Namen sagte, hellten sich meine Züge ein wenig auf. "Johanna!", sagte ich mit aufhellenden Zügen und trabte Vulture auf sie zu. "Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du angekommen bist. Hast du Conti schon untergebracht? Wie macht sie sich?", fragte ich sie und klopfte Vulture gegens Vorderbein, damit er aufhörte, im Sand zu scharren. "Gut, gut. Sie hat sich sofort auf ihr Heu gestürzt. Aber wo hast du denn deine Witch? Ich hab sie noch gar nicht gesehen hier.", fragte sie mich, was mich kurz zum Auflachen brachte. "Witch steht hinten im letzten Stall in ihrer gewohnten Box. Hab sie schon eine Weile vom Trubel weggestellt, damit nicht alle auf die Idee kommen, sie sich sofort angucken zu gehen. Ich hab in den Ställen nichts zu verstecken, viele Pferde sind eh nicht im Stall. Aber ich mag es nicht so, wenn überall fremde Leute herumlaufen. Deshalb dachte ich, bis zum letzten Stall würden sich die wenigsten vorkämpfen. Dann hab ich auch später meine Ruhe, sie fertig zu machen.", erwiderte ich schulterzuckend. "Macht Sinn.", meinte Johanna und fragte, ob sie mir noch kurz zuschauen dürfte. Ich nickte und trabte meinen Hengst wieder an, ehe ich ihn auf dem Zirkel angaloppierte. Johanna blieb ein paar Runden, ging dann jedoch wieder ihrer Wege.
      Kurze Zeit später stand Cooper am Zaun und wollte einen Schwamm, ein Tuch und einen Eimer haben. Im Stall hätte sie keinen gefunden. "Ich komm mit und zeig es dir.", erklärte ich und ritt zusammen mit ihr zum Stall. "Kannst du ihn kurz halten?", fragte ich sie und ließ sie mit meinem Hengst draußen stehen. Den Stall hätte ich nie betreten sollen, denn sofort kam mir Octavia wild gestikulierend entgegen. Energisch zog sie mich am Arm hinter sich her auf die Toilette. "Bist du bescheuert? Sattelkammer vielleicht? Aber Toilette?!", fragte ich sie, nun auch mit den Armen fuchtelnd. "Die sind überall, nirgends ist man vor ihnen sicher!" "Wie war das mit dem freundlich sein?", fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue und klopfte ihr sachte auf die Schulter. "Du kannst jetzt das Mädchen für alles sein, ich verzieh mich!", quietschte sie, öffnete die Tür der Toilette und ließ mich mit einem verwirrten Blick zurück.
      Als ich aus der Toilette heraustrat, wusste ich genau, was sie gemeint hatte. Vor mir hatte sich ein kleiner Ball aus Menschen gebildet, alle sagten meinen Namen oder sprachen mich mit einer anderen Anrede an. "Einer... nach dem Anderen.", sagte ich, zog einmal scharf die Luft ein und setzte ein kleines, gequältes Lächeln auf. Ich hatte es so gewollt und ich hatte es gerne so gewollt.

      © Veija // Caleb // 4989 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Februar 2020}
    • Mohikanerin
      Little moments | 19. März 2020

      Abadon All Hope, Cruel Twist of Fate, Kholáya, Frosty Lagoon, Bittersweet Temptation, Lady Blue Skip, Only Known in Texas, Honey's Aleshanee, Striga, GRH's Unbroken Magic, A Walking Honor, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Snapper Little Lena, Stormborn, Zues, Jacks Inside Gunner, BR Colonels Golden Gun, BR Colonels Lil Joker, Sweet like Chocolate, Colonels Blue Splash, BR Dress to Impress, Special Luna Zip, Captains Blue Crystal, Gun Sophie, PFS' Unclouded Summer Skies, California Rose, A Shining Chrome, Ginger Rose, Smart Lil Vulture, Chocolate Shades, GRH's Funky's Wild Berry, Chou, Kisshimbye, Tortured Witch HMJ 6693, Easy Going, My sweet little Secret, Whitetails Shortcut, Whinney, Citizen Fang, Cielos, Silent Bay, Alan's Psychedelic Breakfast, Chapter 24, Chocolate Dream, General's Coming Home, GRH's Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Dakota, Prias Colourful Soul, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Cleavant 'Mad Eyes', Absolute Bullet Proof, Magic Lanijos, Ceara Isleen, Tigres Eye, Pocahontas, Priamos Ruffia Kincsem, Drama Baby, Raspberry, Tasmania, Candlejack, Culain, Peacful Redemption, Wildfire xx,Bella Cielo, Black Sue Dun It, DunIts Smart Investment, Face Down, Ginny my Love, GRH's A Gun Colored Lena, Heretic Anthem, Jade, Kristy Killings, Magnificient Crow, Raised from Hell, Tainted Whiz Gun, Verdine, Wimpys Little Devil, Picture of a Ghost, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace

      Caleb
      Ich saß zusammen mit meinen Mitarbeitern am Frühstückstisch und genoss meinen Kaffee und die Ruhe. Alle Arbeiten für den heutigen Tag waren eingeteilt und so konnte jeder nun stillschweigend sein Essen genießen. Zumindest so lange, bis Betsy die Treppe hinab gestürmt kam und mit ihrer kindlichen Quietschestimme rief: “Schnee! Leute es schneit! Ooooh… es ist ja alles weiß!” “Hat ja auch die ganze Nacht geschneit.”, murrte ich und sah sie über meine Kaffeetasse hinüber an. “Ich schnapp mir sofort Sue und geh mit ihr ausreiten!”, trällerte sie, ehe sie den Raum und schließlich das Haus verließ, was ich am Zuknallen der Haustür bemerkte. “Hat jemand Zeit mit ihr ausreiten zu gehen?”, fragte ich in die Runde. Octavia nickte und stand sofort auf. “Raspberry würde ein Ausritt mal wieder gut tun.”
      Octavia verschwand ebenfalls aus dem Haus. Seit Sue gekrönt war, war ihr Wert um einiges gestiegen. Sie gehörte zwar noch immer Betsy, aber sie durfte nicht mehr alles alleine mit der Stute machen. Leider war Sue nicht tragend, dafür aber einige andere Stuten. 2020 würde das erste Jahr werden, in dem Zuchtfohlen verkauft werden würden. Es stand noch nicht fest, welche Fohlen weggehen würden. Welche allerdings behalten wurden, das stand schon lange fest. Ein Fohlen aus Lena und Gangster würde bleiben, Devils Fohlen würde bleiben und das Fohlen aus der Leihstute Aerith und Hollywood. Ebenso das Fohlen von Tainted Whiz und dem Fremdhengst Dissident Aggressor.. Das Fohlen von Ginny und Barbie war sogar schon reserviert worden von einer alten Bekannten. Zur Zeit war ich sogar ein wenig auf der Suche nach einem Zuchtpartner. Was sich da ergeben würde, das stand noch in den Sternen. Was jedoch sicher war, dass wir diesen Winter über die neuen Jungpferde anreiten würden. Octavia hatte einiges wobei sie meine Hilfe brauchte und auch bei den Westernpferden der Ranch war einiges vom Jungpferdestall in den Hauptstall umgezogen. Auch das Training der anderen Pferde würde im Winter nochmal aufgenommen werden, so dass wir nächstes Jahr mit einer guten Stückzahl in die Turniersaison starten konnten. Die Zuchthengste, die personalbedingt dieses Jahr leider viel zu viel gestanden hatten, würden auch wieder an den Start gehen und die Ranch präsentieren.
      Ich überlegte auch, im März oder April ein Westernturnier hier auf der Ranch zu organisieren, nachdem der ganze Trubel um das Joelle Horse Makeover vorbei war.
      Ich trank meinen letzten Schluck Kaffee und sah nochmals in die Runde. Heute war der 31.12., das Jahr war vorbei. Viel hatte sich seit dem letzten Jahr hier nicht getan.
      Dass sich im nächsten Jahr allerdings einiges ändern würde, das stand schon lange fest. Ich hatte mich endlich entschieden, was ich mit meiner eigenen Ranch anfangen wollte. Westernpferde. Turnier, Zucht, Freizeit.
      Dafür mussten uns natürlich einige Tiere verlassen. Mit Octavia hatte ich ewig lange hin und her überlegt und diskutiert, welcher ihrer Tiere weggehen würden, und… ob überhaupt Pferde von ihr uns verlassen würden. O war dem Ganzen jedoch absolut nicht abgeneigt. Silent Bay, dessen Besitzer bislang immer noch Bellamy gewesen war, wurde auf meinen Namen überschrieben und wechselte recht schnell in den Hauptstall.
      So hatte Octavia nun noch 10 Pferde, die auch fast ihre gesamte Zeit in Anspruch nehmen würden. Neben Pria blieb auch ihre älteste Tochter Colourful Soul, die Halbblutstute von Colour Paint. Ihr letzter Neuzugang, Leuchtfeuer di Royal Peerage blieb auch und zauberte uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, weil wir den deutschen Namen allesamt nicht richtig aussprechen konnten. Raspberry, wer hätte es anders gedacht, blieb auch. Dakota allerdings würde uns verlassen. Sowie eine ganze Menge Englischer Vollblüter. Auch wenn viele den Besitzer wechseln würden, für einige hatten wir auch schon Interessenten, würde Octavia sieben Stück behalten. Pria, wie schon genannt, Tigres Eye, Drama Baby, Candlejack, Culain, Peacful Redemption und Wildfire. Cleavant ‘Mad Eyes’ und Ceara Isleen blieben nach viel Diskussion ebenfalls. Also besaß Octavia weiterhin 12 Pferde, nicht nur 10.
      “Laurence und Cayce bewegt ihr die Stuten heute ein bisschen? Ich kümmere mich mit Bellamy um die Hengste. Murphy du kannst dir Connor schnappen und schaust mal bei den Fohlen vorbei. Fohlen ABC müsste bei allen sitzen, schau mal was sie noch wissen. Joker, Katie und Goldy könnt ihr beide mit in den Hauptstall bringen, für die fängt jetzt der Ernst des Lebens an. O macht ihre Pferde heute ja alleine.”, sagte ich in die Runde und schaute in nickende Gesichter, gefolgt von zustimmendem Gemurmel. “Na dann ab an die Arbeit- und heute Abend feiern wir Silvester!”
      Quietschende Stühle, sich stapelnde Teller und klirrende Tassen. Ruck zuck war der Tisch abgeräumt, alles an seinem Platz verstaut und jeder auf dem Weg nach draußen.



      Ylvi
      Ich trampelte von einem Fuß zum nächsten. Um mich herum hundert andere Menschen, schreie gingen durch die Luft. Sie kamen von den Menschen die auf ihren Pferden die vereiste Straße herunter ritten, aber auch von denen die sie willkommen hießen In der Reitermenge suchte ich nach den Kindern und Louis. Am Strick führte ich einen aufgeregten Ravn, eine entspannte Fylgia. Valravn ließ sich von der Stimmung um ihn herum ziemlich beeindrucken. Ich selbst verspürte einfach nur Ehrfurcht. Der Schauer der sich über meinen Rücken zog konnte aber durchaus auch von der Kälte stammen. Die Gruppe von Reitern wurde begleitet von großen Autos. Louis hatte den Ritt mitreiten wollen. Auch Tschetan war seit beginn an dabei. Kaya hatte den Ritt auf Fylgia begonnen. War jedoch bald zurückgefallen und sichtlich erschöpft gewesen. So hatte sie zwei Tage ausgesetzt. Doch für den letzten Tag hatte sie Tschetan auf Inyan mitgenommen. Jetzt sah ich die drei in den Massen der Reiter. Andere bunt geschmückte Reiter kamen an mir vorbei. Der Chief Bigfoot Memorial Ride fand hier am Wounded Knee sein Ende, an dem am 29.12.1890 das Massaker stattgefunden hatte. Mit Absicht hatte ich mich aus dem Ritt herausgehalten. Soviel Empathie ich auch aufbrachte für Louis, für all die Generationen an Lakota vor ihnen, ich gehörte nicht zu diesem Volk. Anders als Louis und seine Cousins. Trotzdem erfasste mich das Gefühl der Gemeinschaft, kleine Tränen rannen mir über die Wangen. Ich sah verfrorene Kinder in schlechter Kleidung, auf abgefressenen Ponys. Unter ihnen fielen meine 4 Exemplare natürlich auf. Louis ritt Gwenny auf blankem Rücken. Was wohl ihre Vorbesitzer sagen würden, wenn sie das gekörte Vollblut ihr zwischen den “Indianerpferden” umher rennen sahen? Ich verschob den Gedanken nach hinten. Es ginge sie ohnehin nichts an. Ein schreiender, aber grinsender Tschetan ritt an mir vorbei, Kaya winkte begeistert von ihrem Platz vor ihrem Bruder. Ich winkte zurück. Louis ritt vorn. Er war einer der Standartenträger. Sein Gesicht war bemalt. Völlig schwarz mit weißen Punkten. Zu alten Zeiten hätte er mit diesem Gesicht schrecken bei weißen Siedlern erzeugt. Mich hatte es zunächst auch erschrocken. Dann hatte er mir von seiner Vision erzählt. Das seine Bemalung eine starke Medizin besaß. Im Galopp ritten sie auf das verschneite Feld. Die Träger der Standarten in der Mitte, während der Rest der Reiter um sie herum ritt. Trommelschläge erschollen und die ganze Situation war völlig losgelöst.
      Die anschließende Ansprache, das Gebet ...das ging wie im Traum an mir vorbei, nicht allein da sie in Lakota gesprochen wurde. Wie viel verstanden wohl die beiden Kinder? War ich nicht in der Nähe dann sprach Louis oft mit Tschetan in ihrer Sprache. Da Kaya nach wie vor nicht sprach. Konnte ich nicht viel zu ihren Sprachkenntnissen wissen. Schließlich hoben alle die rechte Faust. Die letzten Worte kamen auch an meine Ohren. “May the 7th generation rise!”

      3 Stunden später saßen alle im Auto. Auf dem Hänger standen wieder 4 Pferde, mit denen wir von der Pine Ridge Reservation aufbrachen. Gwenny und Inyan waren sicherlich froh über diese Ruhe. In den vergangenen zwei Wochen waren sie täglich mehrere Meilen gelaufen. Auch meine Fylgia hatte diverse Kilometer bestritten. Valravn war jediglich von mir bewegt worden, musste aber mit da wir ihn nicht allein zurücklassen wollten. Vor uns lag nun eine 1500 Kilometer lange Reise um noch vor dem Jahreswechsel zurück auf der Bow River Ranch zu sein. Während wir zunächst beim Horse Makeover geholfen hatten, waren wir Mitte November aufgebrochen um Verwandtschaft der Kinder in Pine Ridge zu besuchen. So war dann auch Louis eingeladen worden den 200 Meilen Ritt mitzumachen. Beide Kinder hingen in ihren Sitzen und schliefen. Ich fuhr, während ein sehr müder Louis auf dem Beifahrer hockte. “Herrlich, wenn die Füße zum ersten Mal wieder richtig auftauen.” ich sah ihn skeptisch von der Seite her an. “Herrlich? Ich hab das als äußerst schmerzhaft in Erinnerung.” Louis zuckte die Schultern, streckte die Zunge raus. “Schlaf ruhig ein wenig. Dann wechseln wir wenn du wach bist.”
      Mittlerweile hatten alle 4 Ponys eine unfassbare Routine mit langem stehen auf dem Hänger, ich selbst mit dem Fahren. Dem Ziel sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich freute mich wahnsinnig darauf alle wieder zu sehen. Die Arbeit auf der Ranch fing an mir zu fehlen. O hatte uns zurückgebeten. Sie wollte die Familie beisammen Wissen wenn der Jahreswechsel von statten ging. Wir hatten zunächst gezögert. Uns aber schlussendlich dafür entschieden. Früher oder später mussten wir Caleb wieder unter die Augen treten um eine Einigung zu finden. Durften wir mit unseren Pferden auf der Ranch bleiben? Würde unser Leben dort fortgesetzt oder mussten wir uns insgesamt ein neues Heim suchen? Besonders der Kinder wegen würde uns eine solche Entscheidung Calebs sehr treffen. Ich hoffte nur O hatte unsere Anwesenheit zur Silvesterfeier nicht verheimlicht.

      Caleb
      ‘Hier stand ich nun. Alleine. Gefangen in meinen Gedanken. Unfähig, etwas zu fühlen oder richtig darüber nachzudenken, was passiert war. Ich hatte alles, alles was ich mir im Leben erträumt hatte. Zwar hatte ich Träume anpassen müssen, um jetzt hier zu sein und meinen Weg nicht nur einmal geändert, aber ich war dort angekommen, wo ich sein wollte. Dennoch hatte es nicht gereicht. Es hatte ihr nicht gereicht. Ich hatte ihr meine Welt zu Füßen gelegt, ja sogar meine Welt für sie umgekrempelt, mich für sie verändert, war ein besserer Mensch und sogar Liebhaber geworden. Romantik? War für mich lange Zeit undenkbar gewesen. Liebe? Wir hatten uns beide kennen gelernt, als wir als “emotional unbrauchbar” abgestempelt worden waren. Ich hatte mich ihr zu schnell geöffnet, war mit Anlauf ins kalte Wasser gesprungen und hatte ihr Platz in meinem Herzen geschaffen. Ich war aufs Ganze gegangen, weil ich gedacht hatte, mit ihr wäre es anders. Mit ihr könnte ich es schaffen. Wir könnten es schaffen.
      Schneller als es mir bewusst gewesen war, wurde ich eines besseren belehrt. Nun war es vorbei. Sie hatte sich für jemand anderen entschieden. Jemanden, der ihr das geben konnte, was sie wohl brauchte und in mir nicht gefunden hatte. Wir waren so gleich und doch so verschieden gewesen. Waren wir einfach nur zwei einsame Seelen gewesen, die sich eine Zeit lang gebraucht hatten? Die sich gefunden hatten, füreinander da gewesen waren, sich aufgebaut hatten und dann wieder alleine fliegen mussten?’
      “Hey Caleb, ist da jemand anwesend?”, riss mich Bellamy aus meinen tiefsinnigen Gedanken. “Ja.. mist…”, murmelte ich und griff schnell nach vorne, damit mit die Mistgabel nicht ganz aus den Händen glitt. In letzter Zeit dachte ich immer weniger an Ylvi… und Louis. Aber jedes mal wenn ich daran dachte, hatte ich die gleichen Gedanken. Ich sah den Schlag, den ich Louis verpasst hatte vor mir, sah sie Beide die Ranch verlassen und eine kleine Stimme in mir hatte sich gewünscht, dass sie nie wieder kommen würden.
      Aber ich hatte überreagiert. Jetzt, fast 3 Monate später, war ich mir wirklich sicher, dass ich überreagiert hatte. Aber so war ich leider. Auch nach 26 Jahren, die ich nun auf der Welt war, war ich noch immer genau so, wie ich als Kind gewesen war. Aufbrausend, schnell wütend, nachtragend, impulsiv, emotional. Ich schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete dann langsam meine Lider. Bellamy war eine Box weiter gegangen. Er wusste mittlerweile, dass er mich manchmal besser mit meinen Gedanken in Ruhe ließ. “Heute kommen Louis und Ylvi wieder, oder?”, fragte ich ihn plötzlich und sah, wie er kurz zusammenzuckte. “Ja. Heute Abend. Um zusammen ins neue Jahr zu feiern. “Na hoffentlich küssen sie sich um Mitternacht nicht. Sonst muss ich Louis wieder eine reinhauen.”, sagte ich und grinste Bellamy an. Dieser wusste zu erst nicht, ob er lachen sollte, oder nicht. Entschied sich dann jedoch zu einem Lächeln. “Naja, ich hoffe natürlich nicht. Einmal reicht.”, meinte er schulterzuckend und drehte sich dann um, um die Box weiter zu misten.
      Nach etwa einer Stunde waren wir mit dem Hengststall fertig. Meine Gedanken hatte ich wieder beisammen und war sogar ein bisschen besser gelaunt. Zumindest solange, bis ich vor dem Haus den Truck von Louis sah. Ich blieb stehen, schluckte einmal- setzte dann jedoch meinen Weg fort. Ich konnte nicht ewig vor ihnen davonlaufen.

      Ylvi
      Ich war gespannt auf die Feier am Abend. Ich hatte Caleb gesehen. Wie er stehen geblieben war, den Blick gerichtet auf den Wagen, dann in Richtung Wohnhaus. Er hatte mich hinter den Gardinen nicht sehen können. Nur kurz, dann war er weiter in Richtung Haupthaus gegangen. Das wir dort oben eingezogen waren schien mir beinahe wie in einem Traum fort zu sein. Mit Louis war es anders. Schon allein wegen der Kinder. Tschetan und Kaya waren unsere Aufgabe. Gerade Kaya kostete Kraft. Langsam führte ihre Stummheit in der Schule zu Problemen. Wir mussten sehen, das sie nicht unterging. Die Lehrer schickten uns zu Psychologen. Gleichzeitig hatte ich beschlossen mehr auf der Ranch zu tun. Als Trainer einzusteigen, hatte bereits in unserer Auszeit einige Aufträge erledigt. Ich hatte Blut geleckt. Das neue Jahr stand also bereits mit vielen Neuerungen vor der Tür. 2019 war geradezu an mir vorbei gerauscht so viel war geschehen.

      © Veija, Ravenna // 14.178 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Februar 2020}
    • Mohikanerin
      Fohlenzeit & die vergessene Einladung | 1. April 2020



      “Post für dich”, sagte Bellamy und legte mir die neuen Briefe auf den Schreibtisch. Er zog sich einen Stuhl zu mir herüber und setzte sich mir gegenüber.
      Ich verbrachte in letzter Zeit Minuten, wenn nicht Stunden an diesem Tisch. Anfangs hatte ich gedacht, wenn ich jeden Tag ein paar Minuten hier verbringen würde, wäre das vollkommen ausreichend und ich bekäme alles erledigt. Dem war leider nicht so, so dass ich mir zwischen der ganzen Arbeit regelrechte Bürotage einschieben musste. Tage, an denen ich nicht reiten konnte. Zum Glück hatte ich ein tolles Team, welches meine Trainingspferde auffing. Zusätzlich waren ja nun Brian und Aimee eingezogen. Brian würde mich ebenfalls bei den Westernpferden unterstützen, Aimee würde Octavia ein wenig unter die Arme greifen, sobald sie sich näher kennen gelernt hatten. Ich war mir sogar sicher, dass die Beiden heute Mittag zusammen ausreiten gehen wollten. “Bellamy kann ich was für dich tun?”, fragte ich den jungen Mann irgendwann und schaute von meiner Post hoch.
      “Nein. Nein eigentlich nicht. Ich wollte nur eine kurze Pause machen und dachte mir, ich setzte mich zu dir”, meinte er schulterzuckend. “Und treibe dich ein bisschen in den Wahnsinn.”
      Ich lachte. “In den Wahnsinn treiben? Womit denn?”
      “Indem ich dir bei deiner wirklich aufregenden Arbeit zuschaue, die ich zum Glück nicht mehr machen muss.”
      Kurz schloss ich die Augen und schüttelte lachend den Kopf. “Sei froh”, murmelte ich und sah ihn wieder an. “Eigentlich… wenn du schon hier bist und nichts zu tun hast, kannst du dich auch nützlich machen. Ich hab hier eine Liste für den Store in Calgary und hab eigentlich keine Zeit, selbst einkaufen zu fahren. Würdest du das erledigen?”, fragte ich ihn und Bellamy nickte. Ich gab ihm die Liste und das Geld, ehe er auch schon aufstand und mein Büro verließ. Draußen sah ich ihn in meinen Pick Up einsteigen und den Hof verlassen. Dann widmete ich mich wieder meinem Papierstapel. Es dauerte eine Weile, bis ich die ganzen neuen Kaufverträge und Pässe einsortiert hatte, aber damit war meine Arbeit für heute erledigt und ich konnte raus zu den Pferden gehen.
      Ich wollte heute mal wieder ein wenig mit Smart Lil Vulture auf dem Platz trainieren. Er war mittlerweile so gut wie eingeritten. Ein paar Feinheiten fehlten noch, aber im Großen und Ganzen machte er seine Sache wirklich gut. Vulture konnte ziemlich oft ein riesen Dickschädel sein, was das Training manchmal mehr als schwierig gestaltete.
      Auf dem Weg zum Stall begegnete mir Betsy mit Black Sue Dun It, die sie gerade auf die Koppel brachte. “Caleb wann ist es denn endlich soweit und das Fohlen kommt?”, fragte sie mich aufgeregt.
      “Es kann nicht mehr lange dauern”, meinte ich zu ihr und streichelte der schwarzen Stute kurz über die Nase. Sue war von unserem Hengst Alan’s Psychedelic Breakfast tragend. Ich rechnete sehr stark mit einem Rappfohlen, aber für eine Überraschung war ich immer offen. Farbe würde es dieses Jahr auf jeden Fall genug geben.
      Schade war nur, dass Raspberry nicht aufgnommen hatte. Octavia hatte sich dieses Jahr so sehr auch ein Fohlen gewünscht, neben den ganzen Westernpferdfohlen. Ihr Culain war auch nicht mehr klein, sollte dieses Jahr angeritten werden. Auch Leuchtfeuer di Royal Peerage war schon ein Jährling und hatte eine stolze Größe erreicht.
      Unser Nachwuchshengst Dual Shaded Ace war schon fast zweijährig, Blue Fire Cat dagegen eine stolze Jährlingsstute. Im selben Alter war die vor kurzem Angekaufte Stute A Walking Dignity. Sie war aus der selben Zucht wie A Walking Honor und versprach ein guter Allrounder zu werden.
      Betsy und Sue waren mittlerweile auf der Koppel angekommen, auf der die anderen tragenden Stuten auch schon standen. Sie kamen morgens raus und abends wieder rein, damit jede Stute nachts ihre Ruhe hatte. Ich ging auch stark davon aus, dass die Fohlen vor allem nachts kommen würden. Unter der ganzen Herde fehlte mir aber eins. Face Down. “Betsy wo ist Face Down?”, fragte ich das Mädchen und schaute nochmal über die Koppel. Sie setzte gerade zu einer Antwort an, da hörte ich Laurence’ Stimme hinter mir.
      “Caleb komm schnell in den Stall!”, war die kurze und knappe Aussage des Mannes.
      Ich nahm wortwörtlich meine Beine in die Hand und rannte in den Stall, wo schon unser Tierarzt in Face Downs Box stand und ihr eine Infusion setzte.
      “Wieso hast du mich nicht gerufen?”, knurrte ich fast und ging neben der Stute in die Knie. Betsy stand an der Boxentür und wollte auch zu der Stute kommen, ließ sich aber unwirsch von mir abwinken und blieb stehen.
      Laurence hielt den Beutel mit der Infusion nach oben und schaute zu mir rüber. “Ich hatte gerade die andere Stuten raus gebracht und fing an die Boxen zu misten. Face Down hat sich so seltsam verhalten, weshalb ich sie in der Box beobachten wollte. Vor etwa 10 Minuten ist sie einfach zusammen geklappt, ich hab sofort den Tierarzt gerufen und versucht sie zu beruhigen, da blieb im Moment keine Zeit, auch noch nach dir zu rufen”, entschuldigte er sich kleinlaut.
      Ich nickte, sah zum Tierarzt und beobachtete ihn dabei, wie er die Stute abhörte und dann ein mobiles Ultraschallgerät zu sich rüber zog. Dann herrschte totenstille. Niemand wagte es, auch nur zu atmen. “Wir müssen das Fohlen holen”, sagte der Tierarzt knapp. “Es bleibt keine Zeit mehr in die Klinik zu fahren, wir müssen hier einen Notkaiserschnitt machen”, sagte er, stand auf und lief zu seinem Auto.
      In meinem Kopf rauschte es. Hier einen Kaiserschnitt zu machen war alles andere als üblich und die Chance, dass die Mutterstute das überlebte, war sehr gering. Da brauchte ich den Tierarzt auch nicht nach zu fragen, das wusste ich. Als er wieder in den Stall kam sah er mich an. Ich schluckte einmal, schloss kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete fragte ich ihn: “Was soll ich tun?”
      Dann ging alles ganz schnell. Ich schickte Betsy aus dem Stall, sie solle auf die anderen Stuten aufpassen und mir sagen kommen, wenn etwas ungewöhnlich wäre, ehe Face Down sediert und schließlich narkotisiert wurde. Die ganze Zeit während der OP hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Schließlich sahen wir das ganze Ausmaß der inneren Verletzungen der Stute. Eine Arterie war gerissen und die Stute blutete innerlich. Auch das Fohlen schwebte in Lebensgefahr, denn es wurde nicht mehr richtig versorgt.
      Wir schafften es das kleine Fuchsfohlen auf die Welt zu bringen, Laurence hatte die Infusion an der Box aufgehangen und kümmerte sich um das Tier, während der Tierarzt und ich versuchten, die Stute zu retten. Leider ohne Erfolg. Sie verblutete uns vor unseren Augen und wir konnten nichts mehr dagegen tun.
      Ich atmete schwer, verkniff mir meine Tränen. So etwas gehörte leider auch dazu. Es war traurig und tragisch, gerade bei der ersten Stute der kommenden Fohlensaison, aber es passierte.
      Wir drehten uns um und kümmerten uns um das Fohlen, welches Laurence bereits mit Stroh abgerubbelt hatte. Das kleine Tier atmete schwer, die Strapazen der letzten Minuten steckten ihm oder besser gesagt ihr, tief in den Knochen. Das kleine Stutfohlen war eine Kämpferin. Mit Hilfe des Tierarztes wurde ihre Atmung von Atemzug zu Atemzug immer besser, sie richtete sich jetzt sogar ein wenig auf. “Was machen wir denn nun mit dir, kleines Pferd?”, fragte ich etwas überfordert in die Runde und sah vom Tierarzt zu Laurence und dann in… Cayces Gesicht.
      “Caleb.. du.. wir haben noch ein Fohlen. Von Heretic Anthem. Ging grade ganz schnell, ein schönes Buckskinhengstfohlen. Gesund und munter”, verkündete er die gute Nachricht.
      Ich überlegte. Dann schaute ich zum Fohlen, und wieder zu Cayce. “Wir könnten versuchen, ob Aunti das Fohlen hier mit annimmt, sie ist die, die mir am ehesten jetzt einfallen würde, die ein weiteres Fohlen akzeptieren könnte.”
      Cayce nickte. Auch unser Tierarzt schien damit einverstanden zu sein. Wir mussten nur warten, bis die Fohlen standen. Dann brachten wir Aunti mit ihrem Hengstfohlen in ihre Box, ehe wir ihr die kleine Fuchsstute vorstellten. Zum Glück war Aunti eben so wie sie war, denn sie schien die Stute zu akzeptieren und ließ sie sogar nach ein paar vergeblichen Versuchen an ihrem Euter trinken.
      Erleichtert atmete ich einmal auf. Das Hollywoods Silver Dream und das General’s Coming Home Fohlen waren beide wohlauf und es sah so aus, als dass Aunti sich wirklich um beide Fohlen kümmern würde.
      Mit der Mutterstute des Stutfohlens ging alles ganz schnell. Der Tierarzt machte sie provisorisch zu und wir entschieden uns, die Stute auf der Ranch zu begraben.
      Nachdem sich alle mehr oder weniger von ihr verabschiedet hatten, begruben Cayce, Laurence und ich das Pferd auf einer der hintersten Weiden, unter einem Baum. Betsy hatte in aller Eile ein kleines Kreuz gebastelt, welches ich natürlich mitgenommen hatte und nun auf ihrem Grab aufstellte.
      Niedergeschlagen kamen wir wieder beim Stall an. Betsy hatte an der Box Wache gehalten. “Wie schlagen sich die beiden Neuen?”, fragte ich sie.
      “Gut. Wirklich gut. Sie trinken abwechselnd und Aunti scheint sie Beide zu mögen.”
      “Das ist gut. Aber aus dem Schneide sind wir noch lange nicht. Was ist denn mit der Kamera, funktioniert die mittlerweile?”, fragte ich in die Runde und blieb mit meinem Blick an Cayce hängen.
      Dieser kratzte sich verlegen am Kopf und sah aus wie jemand, den man auf frischer Tat ertappt hatte. “Ja die.. gehen. Sind mehrere”, sagte er und zeigte einmal zur Decke, auf die vier Kameras, die jede Box im Blick hatten. “Ich muss sie nur noch auf deinem PC aktivieren.”
      “Und einstellen, dass wir auf jedem Handy Zugriff auf die Übertragungen haben”, merkte ich an und er nickte.
      “Erledige ich sofort.”
      Etwa eine Stunde später war ich endlich mit Vulture auf dem Platz. Ich hatte nicht wirklich die Nerven, viel mit ihm zu machen, weshalb ich nur ein wenig an unserer Kommunikation in den Gangarten feilte. Vulture war zwar ein Sturkopf durch und durch, aber wenn man ihm eine Aufgabe gab, konzentrierte er sich und arbeitete wirklich gut mit.
      Meine vorletzte Aufgabe vor dem Feierabend bestand darin, Bellamy auf den neuesten Stand zu setzen und ihm zu helfen, die Futtersäcke von meinem Pick Up in die Futterkammer zu tragen. Der Einkauf war bitter nötig gewesen, denn als ich das Kaftfutter für die tragenden Stuten portionierte, brach ich den letzten Sack der alten Ladung an. “Warte noch mit dem Reinbringen, bis ich das Futter verteilt habe, das gibt sonst zu viel Stress im Stall, grade mit den beiden neuen Fohlen”, erklärte ich Bellamy. Der junge Mann nickte, schnappte sich Eimer und half mir.
      Nun brachten wir nach und nach die Pferde rein, angefangen bei Tainted Whiz Gun. Die Stute war von einem Fremdhengst tragend, genauer gesagt von Dissident Aggressor von Eddi. Von diesem Hengst hatte ich schon ein paar Nachkomme hier herumlaufen, die sich alle prächtig entwickelten. Dissident war jedoch nicht das einzige Fremdpferd, wir hatten die Leihstute Aerith von Tassila, von unserem Hollywoods Silver Dream decken lassen und erwarteten ein Grullofohlen. Wenn es eine Stute werden würde, hätten wir vermutlich schon eine tolle Kombination mit dem Junghengst Ace.
      Als nächstes folgten GRH’s A Gun Colored Lena und Wimpys Little Devil. Beide waren von dem vielversprechenden, erst vor kurzem gekörten Hengst Gunners Styled Gangster tragend. Bei dieser Anpaarung erwarteten wir viel Farbe, und Potenzial!
      Gun and Slide wurde auch gleich zweimal Vater. Ihn hatten wir mit Colonels Smokin Gun als auch Raised from Hell angepaart. Wir hofften, dass er bei beiden Stuten seinen unglaublich lieben Charakter weitergeben würde. Alan wurde gleich dreifach Vater. Einmal zusammen mit Sue, worauf Betsy so sehnsüchtig wartete, eimmal mit DunIts Smart Investment und noch mit Bella Cielo. Auf die Bella und Candyfohlen war ich ja ziemlich gespannt, so war Candy ja eine Tochter von Bella. Würde das Candyfohlen nach der Mama schlagen? Oder sogar nach der Oma? Und würde das Bellafohlen Ähnlichkeiten mit Candy haben?
      Nun fehlten noch Baby Doll Melody und Magnificient Crow, dann waren alle Stuten sicher in ihrer Box angekommen. Crow bekam ein Fohlen von General’s Coming Home, eine Halbschwester zu der kleinen Fuchsstute, die heute Mittag zur Welt gekommen war.
      Melody erwartete ein Fohlen von Hollywoods Silver Dream, ein Halbgeschwisterchen zu Auntis Buckskinfohlen.
      Zwei Fohlen waren schon von Anfang an verkauft, und zwar die Fohlen aus der Kombination Ginny my Love und GRH’s Bellas Dun Gotta Gun und Kristy Killings mit Chapter 24. Diese Fohlen würden, wenn alles gut ging, nach dem Absetzen zu Tiara Everdeen aufs Everdeen Acres umziehen.
      Einen Interessenten gab es auch für das Crow und General Fohlen, und zwar von einer Bekannten aus Österreich. Sie wollte jedoch die Geburt abwarten und sich dann nochmal melden. Ganz zum Schluss meiner Runde schaute ich noch bei Heretic Anthem und ihren zwei kleinen Draufgängern vorbei. Ich hatte mir im Vorfeld schon Namen überlegt und im Laufe des Tages mich auf zwei festgelegt. Face Down’s Fohlen, würde den Namen BR Homecoming Queen tragen. Ich hoffte inständig, dass sie es schaffen würde, auch wenn ihre Mutter nicht mehr für sie da war. Aunti und Hollywoods Hengstfohlen bekam den Namen BR Hollywoods Dream Anthem.
      Das war auch meine letzte Aufgabe für heute, die Namen zu beantragen.
      Um diesen stressigen Tag nun endlich ausklingen zu lassen, schnappte ich mir Blue und ging eine Runde mit ihm ins Gelände. Mit Blue an meiner Seite konnte ich endlich die Seele baumeln lassen und meine Gedanken konnten schweifen. Zumindest so lange, bis ich ein Pferd hinter mir wahrnahm. Bellamy war mit Dakota unterwegs. Ich lächelte und verlangsamte Blue ein wenig, so dass die Beiden zu mir aufschließen konnten. “Hast du dir wieder ein Herz für dein Mädchen gefasst?”, fragte ich ihn und er lächelte leicht.
      “Klar, jetzt hab ich ja wieder Zeit für sie. Sie hat lange genug gestanden, wird Zeit, dass sie mal wieder etwas tut”, erwiderte er und strich der Braunen einmal kurz durch die Mähne.
      “Passt der Sattel eigentlich noch, den du damals von Auguri bekommen hast?”, fragte ich ihn und sah zu seinem Pad, das definitiv ein anderes war, nicht das Geschenk von damals.
      “Klar, der passt noch. Hab das Pad aber mal in die Wäsche gepackt, deshalb das andere.”
      Den Rest des Ausrittes verbrachten wir schweigend, ehe wir auf dem Hof wieder getrennte Wege gingen.
      Im Haupthaus angekommen führte mich mein Weg sofort zum Kühlschrank, aus dem ich eine Flasche Bier nahm und mich im Wohnzimmer auf die Couch setzte. Noch vor einem halben Jahr hatte ich hier zusammen mit Ylvi gesessen, gelacht und Bier getrunken. Nun tat sie das zusammen mit ihrem Mann. Mit Louis. Auch wenn ich noch immer sehr wütend war, es half nichts nachtragend zu seiner und einer Zeit hinterher zu trauern, die nie wieder kommen würde.
      Am nächsten Tage würde ich mich einzeln mit ihnen zusammensetzen und über ihre Zukunft hier sprechen.
      Mit diesem Gedanken ging ich ins Bett und wurde vier Stunden später von Cayce geweckt, der diese Nacht ein Auge auf die Stuten haben sollte. “Ich glaube bei Bella geht es los.”
      Verschlafen rieb ich mir meine Augen und sah auf Cayces Handy, auf dem gerade die Liveübertragung lief. “Ist gut, du kannst ins Bett gehen, ich geh in den Stall”, sagte ich zu ihm, zog mich an und ging leise in den Stall. Einige der Stuten waren wach und fraßen genüsslich ihr Heu, Heretic und die beiden Fohlen schliefen. Dann ging ich zu Bella, die ruhig in der Box lag und bei der es nicht den Anschein machte, als gäbe es Komplikationen. Eine halbe Stunde später war das kleine Fohlen auf der Welt. Eine schöne Dunolinostute mit einer Blesse und zwei weißen Beinen hinten. Es dauerte ein wenig, bis das Fohlen aufstand und zum Euter ging. Bella blieb, wie zu erwarten, brav stehen und ließ ihre Tochter trinken.
      Ich ging wieder in Richtung Bett und hatte schon den nächsten Namen im Kopf: BR Sheza Topnotch Babe.
      Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich jedoch, nicht mehr schlafen zu gehen, sondern dem Vollblütertraining von Octavia beizuwohnen. Wie jeden Morgen kam ein befreundeter Jockey vorbei und trainierte ihre Pferde.
      “Oh Caleb, cool dass du mir helfen willst. Du kannst dir sofort Tasmania satteln und als Track Pony fungieren!”, erklärte sie mir und ich nickte. Wenigstens durfte ich das halbe Westernpferd reiten, und wurde nicht wie letztes Mal auf eines der reinen Vollblüter gepackt. Tasmania war eine Seele von Pferd. Ruhig, hörte einem zu und wurde nur in den seltensten Fällen hitzig und übermütig. Tigres Eye, die Rappstute, sollte zusammen mit der Fuchsstute Drama Baby laufen. Der Jockey ritt Drama und Octavia setzte sich auf Tigres Eye, die ich auch zur Bahn begleitete. Kaum ließ ich den Zügel los, preschte die Stute nach vorne. Tasmania hatte auch das Bedürfnis mitzulaufen, doch ich musste sie sofort runterriegeln, denn wenn sie sich das einmal angewöhnte, dass sie selbst rennen durfte, bekamen wir das nicht mehr raus. Von weitem sah ich wirklich gut, dass die beiden Pferde auf dem selben Niveau waren. Sie liefen Kopf an Kopf und preschten auch gemeinsam durchs Ziel.
      Die nächsten Pferde waren Peacful Redemption, Candlejack und Wildfire xx, die Os Jockey allerdings nacheinander einzeln ritt. Auch blieb ich mit Tasmania eher im Hintergrund, um die Hengste nicht abzulenken. Die letzte Stute für das morgendliche Training war Priamos Ruffia Kincsem. Sie lief mittlerweile auf S* und war damit das am Meisten trainierte Pferd der Ranch. Sie würde vermutlich noch eine Saison laufen, dann würde Octavia sie in die Reitpferdkarriere schicken. Nach drei wirklich guten Nachkommen, wovon eines noch in Octavias Besitz war, war es Zeit für etwas neues.
      Prias Colourful Soul, die älteste Tochter von Pria, befand sich zur Zeit in der Ausbildung. Sie war von Friese eingeritten worden und erhielt wirklich hochklassiges Training von Rhapsody.
      An das Training von ihr war Octavia nicht einfach so gekommen, sie hatte ihr ihren Seattle Slew verkauf und im Gegenzug zwei Trainingseinheiten bekommen.
      Wer auch wieder da war, war Flashlight. Sie hatte eigentlich einen tollen Platz gefunden gehabt, aber manchmal kam es eben leider anders, als man es gerne hätte. Deshalb war sie wieder da und wurde nochmal antrainiert, da sie die letzte Zeit ziemlich gestanden hatte.
      Auch bei Pocahontas wurde das Training langsam aufgenommen. Die Stute war noch immer sehr unsicher und unglaublich fein an den Hilfen, so dass sich O hierzu Hilfe vom DVTS geholt hatte, wodurch sie nochmal eine Reitstunde bekommen sollte.
      Cleavant ‘May Eyes’ stand die meiste Zeit auf der Koppel. So richtig wussten wir nichts mit ihm anzufangen. Aufgrund seiner Stauballergie war es schwierig, ihn in der Halle zu reiten. Octavia hatte vor längerer Zeit eine Anfrage von Luchy Montrose erhalten, dass sie den Wallach gerne erwerben würde. Bis jetzt hatte sie nicht zugesagt, da sie ihn eigentlich behalten wollte. Jetzt stand der Verkauf allerdings wieder zur Diskussion. Neben Dakota, die Bellamy gehörte, hatte Octavia sich auch eines der Polopferde behalten. Absolute Bullet Proof. Sie hatte den seidig schimmernden Hengst ins Herz geschlossen und ihn wieder von der Verkaufsliste gestrichen. Auch Magic Lanijos und Ceara Isleen waren noch immer in ihrem Besitz. Beide würden in nächster Zeit Besuch von auswärtigen Trainern bekommen, die sie ein wenig unter die Lupe nehmen würden.
      Nach dem Vollblütertraining ging es für mich auf die Jungpferdekoppel, dort würde ich zunächst bei den jungen Stuten vorbei schauen. Sie liefen alle zusammen auf der Koppel und standen nur ab und zu im Stall, wenn ich sie zum Training eingetragen hatte. Ein Pferd, welches sich besonders gut entwickelt hatte, war Jacks Inside Gunner, aka Katie. Als Jährling hatte sie einen wirklich grausigen Körperbau gehabt. Jetzt als zweijährige war das wieder etwas mehr verwachsen und sie sah nach einem richtigen Pferd aus. Wer in der Truppe wirklich immer als Ruhepol zu den nervösen Stuten galt war die neue, Sweet like Chocolate. So eine Seele von Pferd war mir selten unter die Nase gekommen. California Rose machte ihr da starke Konkurrenz, aber gegen Layla kam sie einfach nicht an.
      Welche zwei ‘Biester’ sich auf jeden Fall gefunden hatten, waren BR Dress to Impress und Special Luna Zip. Ich war mir nicht so sicher, wie lange ich die beiden noch zusammen laufen lassen konnte, denn ihre Kämpfe ähnelten immer mehr Leithengsten, die um Reviere kämpften.
      Wir waren jedoch mit den neuen Koppeln bald soweit, so dass wir die Pferde nochmal neu mischen konnten. Vermutlich würde sich das Theater damit dann geben.
      Als ich auf die Koppel ging, kamen mir sofort Ginger Rose und Colonels Blue Splash entgegen und wollten ihre Streicheleinheiten abholen. In einiger Entfernung machte ich auch die rote Stute, Captains Blue Crystal aus.
      Izzie und Luna bequemten sich irgendwann dann auch, zu mir zu kommen und zu schauen, was ich denn da machte. Als Gun Sophie schließlich auch zu mir kam, musste Izzie sie natürlich sofort wieder verjagen. “Du bist ein dämliches Biest”, fluchte ich und klatschte einmal laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Stute auf mich zu lenken. Ich ging einmal um den kleinen Pulk herum, um mir auch Sophie anzuschauen. Sie hatte von gerade eben eine kleine Macke an der Kruppe, wo Izzie sie mit den Zähnen erwischt hatte. Ich hatte dummerweise gerade kein Blauspray dabei, segnete den Biss und das bisschen Blut aber nicht als wirklich schlimm ab.
      Um zu den Junghengsten zu kommen, musste ich einmal quer über die Ranch zu den Paddocks und Boxen. Fast alle Hengste standen im Training, weshalb ich sie nah an der Halle wissen wollte, damit ich mir sie nicht über die ganze Ranch immer zusammensuchen musste. Vulture hatte ich allerdings auf die Koppel entlassen, denn er hatte die letzten Tage jeden Tag seine Einheit bekommen und hatte sich ein wenig Pause verdient.
      tc Mister’s Silvermoon Cody stand auch auf einer der Koppeln, eben so wie Chic’ N Shine, denn die Pferde sollten erstmal ankommen und sich einleben, bevor das Training losgehen sollte. A Shining Chrome wurde auf die Körung vorbereitet und befand sich im Hengststall, was ich vergessen hatte. Deshalb konnte ich ihn hier gerade auch nicht ausfindig machen. Der erste Paddock, zu dem ich kam war von Chocolate Shades. Der Champagnefarbene Hengst hatte noch keine wirkliche Aufgabe hier auf dem Hof gefunden. Bei ihm stand es auch zur Diskussion, ob wir ihn nicht besser verkaufen würden. Er hatte zwar eine gute Abstammung und eine tolle Farbe, aber wir wollten von Champagnefarbenen Pferden Abstand nehmen, denn das war nicht die Farbe, auf die wir in der Zucht unser Augenmerk legen wollten. Es ging weiter mit GRH’s Funky’s Wild Berry, PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Colonels Golden Gun und BR Colonels Lil Joker. Es war fast eine Schande, dass ich die Hengste nicht mehr zusammen laufen lassen konnte, da sie von klein auf immer zusammen gewesen waren. Aber irgendwann fing der Ernst des Lebens an und es war vorbei mit dem gemeinsamen Spielen auf der Koppel.
      Ich rationierte für jedes Pferd das Kraftfutter, ehe ich die Eimer in die Paddocks stellte und auch selbst ins Haupthaus ging, um etwas zu frühstücken. Wie jeden Morgen waren alle Mitarbeiter am Tisch und frühstückten gemeinsam. Zum ersten Mal seit dem Drama um Ylvi, Louis und mich saßen die Beiden mit Tschetan und Kaya ebenfalls am Tisch. Ich wünschte allen einen guten Morgen, ließ meinen Blick etwas länger als gewollt auf Louis und Ylvi hängen, ehe ich mir eine Tasse Kaffee holte und mich ebenfalls auf einen der Stühle setzte.
      “Ich habe eben nochmal mit Luchy Montrose telefoniert, Mad Eyes ist jetzt doch verkauft. Sie kommt ihn die Tage abholen.”, eröffnete Octavia das morgendliche Gespräch, was am heutigen Tag alles anstand.
      “Wieso verkaufst du ihn jetzt doch?”
      “Er steht hier nur auf der Koppel, richtig was anfangen kann ich leider nicht mit ihm. Luchy meinte beim Kauf von Aelfric schon, dass die Beiden bei ihr drüben ein tolles Team sein könnten”, erklärte Octavia und blickte in zustimmende Gesichter.
      Die nächsten Minuten verliefen weitgehend schweigend, Betsy und Tschetan unterhielten sich ein wenig, Kaya schwieg wie immer. Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Kaffee, ehe ich mich an Ylvi wandte. “Ich würde nach dem Essen gerne noch mit dir sprechen und danach mit Louis.”
      Die Beiden nickten, sahen sich kurz an und widmeten sich dann wieder ihrem Essen. “Cayce schaffst du es heute ein paar mehr Pferde zu reiten? Ich weiß nicht wann ich im Büro fertig sein werde”, fragte ich ihn.
      “Klar, um wen gehts denn? Ich habe bereits… Frosty Lagoon, Lady Blue Skip, Lovin’ Out Loud und Miss Independent. Mit den beiden letzten werde ich nicht lange brauchen, die trainieren wir ja grade erst wieder an. Und Whitetails Shortcut natürlich.”
      Ich überlegte kurz. “Mir wäre es ganz lieb, wenn du GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic und GRH’s Unbroken Soul of a Devil noch unterbekämst.”
      “Klar, kein Problem. Nur bewegen oder richtiges Training?”
      “Du kannst ruhig die Manöver alle mal kurz abfragen, aber ansonsten einfaches Training, nichts kompliziertes.”
      “Alles klar Chef”, antwortete er und stand vom Tisch auf, räumte sein Brettchen und seine Tasse in die Spülmaschine und nickte unserer Haushaltshilfe nett zu. Wir waren wirklich froh, dass wir nun eine hier hatten, die sich um das Essen und den Haushalt kümmerte. “Laurence wen hast du heute auf dem Plan?”, fragte ich meinen ältesten Mitarbeiter, der wesentlich länger überlegen musste.
      “Striga hast du mir eingeteilt, Easy Going, Abadon all Hope, Citizen Fang und Picture of a Ghost.”
      “Könntest du Chou und Jade noch dazu holen? Die könnten ein bisschen Bewegung vertragen. Besonders Chou, weil die bald auf die Krönung soll.”
      “Oh Chou ist auch schon soweit?”, mischte sich nun Betsy ein.
      Ich nickte. “Chou, Aquila, Shanee, Whinney und Chrome. Das sind die nächsten, die wir vorstellen werden”, erklärte ich dem Mädchen und sah ihre Augen aufblitzen. “Ooooh darf ich dann mitfahren?”, fragte sie strahlend und ich nickte. “Klar.”
      “Bellamy wen hast du?”, wandte ich mich nun an den schwarzhaarigen.
      “Rausbringen soll ich Kholáya, Bittersweet Temptation, Snapper Little Lena, ähm.. Zues ist ja schon draußen..Cruel Twist of Fate reiten, Kisshimbye reiten, Tortured Witch HMJ 6693 rausbringen, Cielos rausbringen..Silent Bay kommt auch raus und ähm.. glaube das wars.”, antwortete Bellamy.
      Nun musste ich wirklich überlegen, wer noch übrig war. “Brian könntest du Only Known in Texas, Stormborn, My sweet little Secret und auch I’m a Playboy bewegen?”, fragte ich meinen neusten Mitarbeiter.
      “Ja, wird erledigt.”
      “Bellamy dann brauchst du keinen mehr zu machen.”, meinte ich an den schwarzhaarigen gewandt und drehte mich dann zu Murphy um. “Kannst du Till Death, Chapter 24, Chocolate Dream, Nachtschwärmer und Verdine raus bringen?”
      “Ay.”
      “Gut, dann sind alle Pferde aufgeteilt.”, verkündete ich und stand nun selbst auf, was zur Folge hatte, dass sich der gesamte Tisch in Bewegung setzte.
      Mein Weg führte mich ins Büro. Hinter mir her trottete Ylvi, die sich wohl nicht ganz sicher war, was ich von ihr wollte. Mit einer Handbewegung deutete ich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, auf den sich Ylvi auch sogleich setzte. “Caleb.. bevor du etwas sagst.. ich..”, setzte Ylvi an doch ich hob sofort die Hand. Ich versuchte professionell zu bleiben, auch wenn alles in mir schmerzte. Ylvi hatte mich verraten. Nein, eigentlich hatte mich Louis verraten. Mein Freund, meine Familie... Ob ich ihn jemals wieder als meinen Kola bezeichnen konnte?
      “Ylvi ich hab dich zu mir gerufen, damit wir das Geschäftliche klären. Alles Andere hat jetzt hier in diesem Moment keine Relevanz”, sprach ich und sah, wie Ylvi ein kleines Stück in sich zusammensackte. Die Kälte ihr gegenüber in meiner Stimme war sie nicht gewohnt. Ich auch nicht, denn ich hatte mich eben selbst kurz darüber erschrocken.
      “Was sind eure Pläne? Bleibt ihr hier auf der Ranch oder verlasst ihr uns? Ich bin ganz ehrlich. Ich hätte gerne, dass ihr bleibt. Betsy hat sich so mit Kaya angefreundet und auch Tscheta liebt es hier, so wie ich das mitbekommen habe- und ihr leistet hier gute Arbeit.”
      “Wir haben da.. schon des Öfteren drüber gesprochen, Louis und ich. Wir würden gerne hierbleiben. Ich könnte mich wieder vermehrt um die Bilder der Pferde kümmern, um die Website und die Werbeaktionen für die Ranch. Außerdem könnte ich dir im Büro ein wenig unter die Arme greifen… und… ich würde gerne vermehrt als Trainer einsteigen”, antwortete Ylvi und ich nickte.
      “Okay. Die Arbeit im Büro müssen wir sehen, im Moment hält es sich in Grenzen. Wie Website kannst du ja vom Laptop aus machen, dazu brauchst du das Büro auch nicht”, grübelte ich. Ylvi schien wohl zu verstehen, dass ich sie hier im Büro einfach nicht haben wollte- nett ausgedrückt.
      “Mit dem Trainer find ich allerdings eine gute Idee. Vielleicht kannst du Octavia ja ein bisschen zur Hand gehen? Sie fühlt sich im Moment ein bisschen verloren, du hast da ja auch noch einiges an Erfahrung, was du mitbringst”, meinte ich des Weiteren.
      Ylvi schien zu verstehen, denn ihre Miene hellte sich auf. “Ja klar, gerne mach ich das.”
      “Mit deinem Gehalt müssen wir dann nochmal schauen. Mit deinem Trainerjob… bei den anderen Mitarbeitern von mir ist es so, dass 25% der Ranch zu Gute kommen und die restlichen 75% dem Trainer zustehen. Wäre das für dich ein Problem?”
      Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete, denn sie schien nachzurechnen. “Nein. Nein das ist kein Problem. Der Bungalow ist aber doch weiterhin dann kostenlos?”, fragte sie mich und ich nickte. “Das wärs auch für erste”, meinte ich und schaute kurz zur Tür. Ylvi stand auf, erst zögerlich, dann entschlossen. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich dann jedoch, mein Büro zu verlassen. “Schickst du mir Louis?”, fragte ich sie, als sie gerade bei der Tür angekommen war. “Ja”, war ihre knappe Antwort, ehe sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
      Wenig später tauchte Louis auf und setzte sich nach einer Handbewegung meinerseits auf den freien Stuhl vor meinem Bürotisch. Er schwieg, ich schwieg- und so saßen wir eine Weile da. Dann setzte er, genau wie Ylvi zuvor an: “Caleb ich... “ Doch ich hob erneut die Hand. “Ich hab dich zu mir gerufen, um über deine Arbeit hier auf der Ranch zu sprechen. Von Ylvi habe ich erfahren, dass ihr hier bleiben wollt.” Louis nickte. “Ich möchte gerne nochmal als Rancharbeiter mehr tätig werden und auch hier mehr unterstützend zur Hand gehen. Außerdem wollte ich mich anbieten, auch beim Training der Pferde ein ein wenig zu helfen. Zwar nur für die zur Ranch gehörenden Pferde, aber ich denke, dass ich da dennoch ein wenig helfen kann und Arbeit abnehmen kann.. außerdem…”, fügte Louis noch an. “Hätte ich noch jemanden… der hier gerne arbeiten würde. Vor allem mit den Whiteface Rindern hast du ja viel zu tun und da könnte er.. also Logan dich unterstützen.” Logan… bei diesem Namen klingelte etwas in meinem Hinterkopf. “Sunka- Logan?”
      “Genau.. Logan Otaktay. An ihn habe ich Sunka verkauft. Er könnte hier ein weiterer Rancharbeiter sein. Er braucht einen Job.. und die eigentlich noch Mitarbeiter, Caleb.”
      “Okay”, antwortete ich ihm. “Sag ihm er soll in nächster Zeit mal zu mir kommen, ich würde mich gerne mit ihm unterhalten.”
      “Er ist im Moment noch unterwegs, in ein paar Wochen ist er wieder hier, dann kann er mit dir sprechen”, erwiderte Louis. Er setzte erneut an und ich wusste genau, was nun folgen würde. “Caleb es tut mir Leid. Für das, was Ylvi und ich dir angetan haben…”
      “Louis ich kann nicht”, antwortete ich kalt und stand auf. Mein Blick ging aus dem Fenster. Ich schaute auf den Hof, auf dem reges Treiben war. Ein Pferd hier, ein Mitarbeiter da, eine Heuballe hier…”Ich kann einfach noch nicht. Ich kann dir nicht verzeihen, und ich kann es nicht versuchen. Ich möchte euch hier behalten, euch zu verlieren kann ich nicht ertragen. Aber... ich kann euch nicht verzeihen.” Damit wollte ich das Gespräch beenden, doch Louis schien einfach nicht gehen zu wollen. Stattdessen machte er einen Schritt auf mich zu und griff nach meinem Arm. “Kola…” Ich riss mich von ihm los, machte einen Ausfallschritt nach hinten und funkelte ihn an. “Raus.”
      Louis seufzte tief. Ihm war bewusst, dass er ihn verletzt hatte. Ihm war nur nicht bewusst, wie tief die Verletzung ging. Nicht sicher, ob er noch etwas sagen sollte oder nicht, drehte er sich langsam um und ging auf die Tür zu. “Wenn.. wenn du deinen Schmerz überwunden hast, sprich bitte mit mir. Ich möchte es dir erklären.” Mit diesen Worten verließ der Lakota mein Büro und ließ mich hier alleine zurück.
      Es vergingen ein paar Wochen. Ich dachte viel nach, kam jedoch zu keinem Entschluss, wie ich die Situation in Zukunft handhaben würde.. naja.. ich kam schon zu einem Ergebnis. Ich wollte Ylvi nicht aufgeben. Das war noch nicht das Ende unserer Geschichte, so viel war sicher.
      Der Fohlenboom auf der Ranch ließ mich gar nicht aufatmen. Das Fohlen von Aerith und Hollywood, eine kleine Grullostute mit dem Namen BR Atlantis Dream erblickte als nächstes das Licht der Welt. Sie würde noch ein paar Monate bei Tassila stehen, ehe sie den Weg zu uns antreten würde. Auf die Idee mit der Leihstute war Laurence gekommen. Er wollte unbedingt ein Grullofohlen. Dass auch das Fohlen von Tainted Whiz und Dissident Aggressor, BR Dissident Whiz, ein Grullo sein würde, damit hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet, sondern eher mit einem Braunfalben. Der kleine Hengst war wohlauf und wir freuten uns, dass die anderen Stuten bis jetzt ohne Komplikationen gefohlt hatten.
      Die Gangsterfohlen schienen sich abgesprochen zu haben. Denn obwohl die beiden Stuten nicht alle gedeckt worden waren, erblickten BR Colored in Style und BR Wimpys Bright Gangster fast gleichzeitig das Licht der Welt. Ein Fohlen mehr Splash als das andere, worüber wir uns natürlich sehr freuten! Auch BR General Pleasure, ein schönes Rappfohlen mit einem halb blauen, halb braunen Auge übertraf unsere Erwartungen und voller Freude riefen wir Elsaria an, um ihr von dem tollen Fohlen zu erzählen, welches sie reserviert hatte.
      Unser einziges Appaloosafohlen enttäuschte uns auch keineswegs. Ein schöner Dunskinhengst mit einer weißen Kruppe und ein paar Pünktchen fiel aus Baby Doll und Hollywood.
      Für ebenfalls viel Farbe sorgte einerseits BR Raised to Slide, die bunte Stute von Hell und Blue. Ich war wirklich gespannt, ob sie charakterlich eher nach ihrem ruhigen Papa, oder der aufgekratzten Mutter schlagen würde und BR Double Gunslide, eine Hengst aus Gunner und ebenfalls Blue.
      Das Fohlen von Candy und Alan wiederum überraschte uns auch. Denn BR Alan’s Smart Dream, der wegen seiner Haarpracht sofort den Namen Elvis verpasst bekam, gab keinerlei Abzeichen preis. Der Hengst war einfach nur ein Braunfalbe. Ohne die schönen hochweißen Beine oder die große Blesse des Vaters.
      Bei der kleinen Rappstute BR Black Pamina aus Sue und Alan war das Drama groß, als ich Betsy erklärte, dass die Stute einen Abnehmer gefunden hatte. “Sie wird es gut haben bei Zion. Robin ist zum Beispiel ein ganz Lieber, Octavia hat ein Auge auf ihn geworfen… und ich war doch letztens erst dort auf dem Hof für ein Training mit Shanee. Pamina wird doch nicht einfach weg sein, wir können sie besuchen fahren…”, hatte ich versucht Betsy die Situation zu erklären, doch so ganz schien sie nicht davon begeistert zu sein.
      BR Twenty 4 Killings, das Fohlen von Chapter 24, würde in einem halben Jahr nach Evergreen Acres umziehen. Der Papa CHapter würde die Reise schon in ein paar Wochen antreten.
      Und auch das letzte Fohlen BR Lovely Gun würde zusammen mit Twenty 4 weggehen. Ich freute mich riesig, einem befreundeten Hof solch gute Nachzuchten verkauft zu haben.
      Es konnte jedoch auch gut sein, dass wir bald neuen Zuwachs bekommen würden. Ich hatte großes Interesse an dem Schimmelscheckhengst Heza Bat Man gezeigt. Bei ihm wartete ich nur noch auf das Ergebnis der AKU.
      Ein weiterer Neuzugang war allerdings schon sicher. Small Town Dude hieß der Rappe mit der auffälligen Splashed White Scheckung, der jeden Moment ankommen dürfte. Der Hengst war ein wahrer Glücksgriff gewesen. Die meisten Splash Pferde die wir hatten, zeichneten sich durch ihren enormen Dickschädel aus. Nicht so Dude. Beim Besuchen als auch beim Probereiten hatte er sich als wirklich genügsam herausgestellt. Er zeigte ein ähnliches Wesen wie unser Blue, weshalb wir sofort mit einem unschlagbaren Preis zugeschlagen hätten.
      Bei diesem Sprichwort rollte auch schon der Transporter auf den Hof. Cayce und Bellamy hatten sich bereit erklärt gehabt, den Hengst vom Flughafen abzuholen. “Und, alles gut?”, fragte ich die Beiden, als der Wagen angehalten hatte und sie zu mir nach hinten an den Hänger kamen. “Ja, hat alles wunderbar geklappt, kam ganz locker aus dem Flugzeug und ist hier super easy rauf, ein tolles Pferd”, antwortete Bellamy und half mir, die Verriegelungen zu öffnen. Dude wieherte schon aufgeregt und schaute uns neugierig an, als wir die Rampe endlich auf dem Boden hatten. “Willkommen auf der Bow River Ranch”, sagte ich freudig, band ihn los und ging mit ihm aus dem Hänger raus. Sofort hob er den Kopf und ließ nochmal alle wissen, dass er jetzt da war. Ich lächelte. Das waren die schönen Seiten am Pferdeleben.
      Am Abend scrollte ich am Pc durch ein paar Suchanzeigen und traf auf die einer Bekannten. Ethel Evergreen von Evergreen Acres. Sie suchte einen Trainer, der ihre Tochter Tiara ein bisschen unterstützen würde und ihr in einer Woche ein wenig Unterricht geben konnte.
      Da ich sowieso das Gefühl hatte, dringend hier raus zu müssen, rief ich sie an und verabredete mich schon für den nächsten Tag.
      Kurz nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte erneut mein Handy. Ich wunderte mich zwar über den Anruf zu später Stunde und über die fremde Nummer, ging jedoch trotzdem dran. “O’Dell, Bow River Ranch”, meldete ich mich am Telefon und wartete darauf, dass mein Gegenüber Informationen von sich preis gab.
      “Guten Abend Mister O’Dell. Hier spricht der Veranstalter der Juturity. Haben Sie unseren Brief vor drei Wochen nicht erhalten?” Stille. Ich überlegte fieberhaft, welchen Brief er meinen könnte und wovon der Mann am Telefon redete. “Ich äh.. ähm.. ich…”
      “Ich gehe mal nicht davon aus, ich lasse Ihnen auf schnellstem Weg einen neuen zukommen. Mr. O’Dell warum ich mich melde… Sie sind einer der glückliche Teilnehmer der großen Jututity im Dezember.” Mir stockte der Atem. Natürlich! Von diesem Event hatte ich schon gehört. Welcher Reiter und vor allem Reiner freute sich nicht, an solch einem mit so hohem Preisgeld dotierten Event starten zu dürfen! “Ich??”, fragte ich ungläubig ins Handy und kam mir, sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, äußerst dumm vor.
      “Ja Sie, Mr. O’Dell. Im Brief, der sich gleich noch auf den Weg zu Ihnen macht, steht alles weitere drin. Sobald Sie ihn gelesen haben, rufen Sie bitte die dort angegebene Nummer an und geben die Pferde durch, mit denen Sie sich qualifizieren möchten. Wir hören voneinander.” Klack. Völlig verdutzt saß ich hier auf dem Stuhl mit dem Handy in der Hand. Ich hatte mich nicht verhört, das war eben wirklich die offizielle Einladung zur Juturity gewesen. Wahnsinn! Wie lange träumte ich schon davon, einmal dort teilnehmen zu dürfen- und nun war es endlich soweit!
      Ich beschloss allerdings noch niemandem etwas davon zu verraten, zumindest noch niemand hier vom Hof. So lange, bis der Brief da sein würde. Juturity… ein wahrgewordener Traum.

      © Veija // Caleb // 39.443 Zeichen
      zeitliche Einordnung {April 2020}
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    gastpferde.
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    Mohikanerin
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    22 Dez. 2021
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  • Zuchtname: Tasmania
    Rufname: -

    Aus der: Unbekannt (EVB)
    Mutter: Unbekannt Vater: Unbekannt
    Den: Unbekannt (Quarter Horse)
    Mutter: Unbekannt Vater: Unbekannt
    ____________________________________

    Geschlecht: Stute
    Rasse: Appendix Quarter
    Geburtsdatum: Juli 2015
    Farbe: Brauner Splash
    Abzeichen: Scheckungsbedingt (Kopf und Beine)
    Stockmaß: 154 cm

    Charakter:
    ruhig, hört zu, nur in den seltensten Fällen hitzig oder übermütig
    ____________________________________

    [​IMG]

    Gencode: Ee Aa nSpl
    Zuchtzulassung: -
    Gesamtnote: -
    Nachkommen: -

    [Schleife]
    Prüfung
    ____________________________________

    Dressur: L /
    Springen: E /
    Military: E /
    Fahren: E /
    Rennen: E /
    Gangreiten: E /
    Western: E /
    Distanz: E /

    Dezember 2023
    2. Platz, 690. Westernturnier
    2. Platz, 691. Westernturnier
    3. Platz, 692. Westernturnier

    Januar 2024
    2. Platz, 697. Westernturnier

    Gänge: 3

    ____________________________________

    Besitzer: Mohikanerin, Linda
    Zucht: Unbekannt
    VKR: Verfallen
    Ersteller: Occulta
    Punkte: 5
    ____________________________________


    Spind // Hintergrund
    Reiter {Linda}