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Sosox3

Picture Of A Ghost | 8 Punkte

Picture Of A Ghost | 8 Punkte
Sosox3, 11 Dez. 2021
    • Sosox3
      Pflegeberichte
      2014
      Januar
      Januar 2014, by Abajo
      "Hallo meine Lieben.", begrüßte ich Miss Independent und ihr süßes Stutfohlen. "Wir haben endlich einen Namen. Picture of a Ghost. Aber keine Sorge, mein Kleines. Wir werden noch einen passenden Spitznamen finden." Dann betrat ich die Box von den beiden und legte Miss Independent das Halfter an um sie aus der Box zu bringen. Auf der Stallgasse machte ich den Strick an einem Ring fest und begann, Miss Independent's Fell mit dem Striegel zu bearbeiten. "Kannst dir ja schon mal abschauen, wie das alles funktioniert.", erklärte ich dem kleinen Stutfohlen, weil diese ganz neugierig zu uns hochblickte. Nach einigen Minuten schien ihr das ganze allerdings zu langweilig zu werden und sie lief einige Schritte von uns weg, kam dann zurück und dann scharrte sie am Boden. Geduld war wohl nicht ihre Stärke. Als sie ihre Schnauze in den Putzkasten steckte, machte ich mit meinem Mund ein zischendes Geräusch und sie riss den Kopf wieder hoch, um mich anzustarren. "Ja genau du bist gemeint. Benimm dich." Miss Independent schien derweil ihre Putzeinheit zu genießen und ließ ihre Unterlippe hängen. Trotz dösendem Blick schien eines ihrer Ohren immer auf Picture gerichtet zu sein. Als das Stutfohlen näher an mich rankam um mich zu beschnuppern, versuchte ich mich möglichst ruhig zu verhalten. Langsam hielt ich den Striegel in ihre Richtung, um sie das 'seltsame' Ding betrachten zu lassen. Als sie ihren Hals lang machte um den Striegel anzuknabbern, zog ich ihn wieder weg und legte ihn in die Putzbox. Dann kratzte ich noch die Hufe von Miss Independent aus und räumte die Putzbox zurück an ihren Platz. Mit Mutter und Fohlen lief ich dann nach draußen Richtung Weide. "Wir könnten dich sicherlich Pixel rufen. Das ist ein schöner passender und auch kurzer Name. Vor der Stutenweide angekommen blieb ich stehen und wartete erst mal ab. Heute würde ich die beiden das erste Mal zu Abbey lassen und da wollte ich nichts überstürzen. Abbey wieherte freudig, als sie uns von weitem erblickte und trabte zu uns hinüber. Erst auf wenigen Metern Entfernung schien sie schließlich das Fohlen zu bemerken und stoppte abrupt ab. Ihr Kopf senkte sich und mit lang gezogenem Hals ging sie nun langsam auf uns zu, um das Fohlen zu betrachten. Miss Independent legte die Ohren an, um ihr zu zeigen, dass sie sich besser fern halten sollte und das Fohlen selbst schien die andere Stute gar nicht zu betrachten. Sie war mit ihrem Blick beim Stall. Erst dann drehte sie sich zu Abbey und drängte sich näher an ihre Mutter. Abbey war ja nun wirklich groß genug um sie zu zertrampeln. Die Shire Horse Stute verstand die Drohung von Miss Independent und näherte sich nicht weiter. Statt dessen wartete sie einfach ab. Viel zu lange hatte sie ihre Freundin Miss nicht mehr auf ihrer Weide gehabt. Und nun schien ihr alles klar zu werden. Ich öffnete die Weidentür und nahm Miss Independent das Halfter ab. Diese ging langsam hinein und dann direkt an Abbey vorbei, ohne sie auch nur zu begrüßen oder zu beachten. "Arme Abbey.", sagte ich zu ihr und streichelte ihren kräftigen Hals. "Du wirst das irgendwann verstehen... deine Zeit wird auch noch kommen." Wir standen beide auf der Weide und beobachteten das Fohlen, das erst dicht gedrängt mit seiner Mutter mitgegangen und dann sich etwas weiter entfernte um die Kraft seiner Beine zu testen. Pixel würde sich wunderbar machen in ihrem Leben, das wusste ich.

      April 2014, by Abajo
      Heute strahlte die Sonne vom Himmel und die 20 Grad Marke wurde erreicht. Herrlicher Sonnenschein und noch dazu warm, aber nicht zu heiß. So wünscht man sich einen Tag im Stall. Langsam wurde es ernst, in ein paar Wochen würden wir nach Japan umziehen und ich wäre meinem Traum einen großen Schritt näher.
      An der Weide angekommen, sah ich Picture und Fate herumalbern. Fast wären sie gegen Miss Independent gekracht, worauf diese ein empörtes Schnauben abließ. Ich nahm mir ein Halfter und betrat die Weide, um Miss und die Fohlen zu einem Spaziergang abzuholen. Als ich der Stute das Halfter umgelegt hatte, wurden die Fohlen aufmerksam und kamen angetrabt. „Na ihr Hübschen?“, fragte ich in die Runde und kraulte jedem der Fohlen die Stirn. Dann ging ich mit Miss Independent Richtung Tor, worauf die beiden Fohlen brav folgten. Zusammen unternahmen wir schließlich einen Spaziergang, der etwa 30 Minuten dauerte und zum naheliegenden See führte. Fate, der ältere der beiden, trabte immer ein Stück voraus und kam dann aber wieder artig zurück. Picture hingegen war eher schüchtern und klebte an ihrer Mama. Zurück im Stall brachte ich die 3 in den Round Pen und ließ Miss Independent ein wenig Traben. Die Fohlen galoppierten erst mit, stellten dann aber fest, dass ihnen das ganze zu langweilig ist und fingen statt dessen an zu spielen. Nach 20 Minuten Arbeit brachte ich die 3 zurück auf die Weide, wo das altbekannte Spiel der beiden Fohlen gleich weiterging. Unermüdlich diese Fohlen. Echt unglaublich.
      Als nächstes kümmerte ich mich um Aquito. Ich putzte und sattelte ihn und dann ging ich mit ihm ins Viereck, um Dressur zu üben. Aquito machte alles brav mit und zeigte sich recht gehorsam, auch wenn er einmal im Trab bockte, weil ich den Schenkel zu weit nach hinten wandern ließ. Aber da weiß man zumindest sofort, wenn der Sitzt nicht passt. Nach 30 Minuten intensivem Training ritt ich ihn noch eine Runde um den Hof und brachte ihn dann zurück auf die Weide, wo er sich erst mal genüsslich wälzte.
      Mit Ariabolo wollte ich heute ein wenig springen. Erst wärmte ich ihn im Viereck mit etwas Dressur auf und dann stellte ich 2 kleine Kreuze auf, über die ich ihn 4 mal galoppieren lies. Ariabolo arbeitete brav mit, obwohl Springen nicht ganz seine Stärke ist. Nachdem das gut funktionierte, stelle ich normale Hindernisse auf, über die er springen sollte. Natürlich nicht zu hoch, einfach nur, um das Training etwas aufzulockern. Ohne Probleme sprang er auch über diese und lebte dabei etwas auf. Das reichte aber für heute. Ich ritt ihn trocken, lobte ihn und brachte ihn dann zurück auf die Weide.
      Dann kam ich zu den Großen auf dem Hof. Albus und Abbey Dawn. Ich holte beide Riesen von der Weide, putzte sie gründlich und legte ihnen dann das Fahrgeschirr um. Wir waren schon länger nicht mehr mit der Kutsche unterwegs gewesen, aber heute war das perfekte Wetter dafür. Kurz darauf waren sie auch schon vor die Kutsche gespannt und ich schnalzte mit der Zunge, um sie vorwärts zu treiben. Ich führte sie erst im Schritt einige Zeit vom Hof weg, dann ließ ich sie gemütlich einen Feldweg entlangtraben. Die beiden machten ihre Sache sehr gut. Nach einiger Zeit kam ich an einem Feld an, das frisch gemäht war und sich für meine Fahrübungen gut eignete. Wir übten Wendungen, Slalom und galoppierten auch ein kurzes Stück. Danach führte ich sie gemütlich wieder nach Hause, um sie zu versorgen, zu loben und sie zurück auf die Weide zu bringen.
      Als letztes holte ich dann Lana und Morning Sun von der Weide. Die beiden hatten sich mittlerweile sehr gut eingelebt und Lana schnaubte beim Putzen sogar zufrieden. Ich überlegte eine Weile, wen von beiden ich Reiten und wen ich als Handpferd mitführen sollte. Ich entschied mich für beide! Ich sattelte beide Stuten und nahm dann noch einen Strick mit. Erst ritt ich Lana und führte Morning Sun am Strick mit. Ich ritt mit ihnen die große Ausreitrunde und bei der Hälfte wechselte ich die Pferde, sodass ich auf Morning ritt. Beide waren sehr umgänglich und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Da haben sich die vielen Schreck-Trainings im Viereck echt bezahlt gemacht. Die beiden würden super als Ausreitpferde werden! Zu Hause lobte ich die beiden und brachte sie schließlich zurück auf die Weide.
      Nach einem langen, anstrengenden Tag war ich rundum zufrieden mit meinen Pferden. Nie würde ich bessere als diese finden.

      September 2014, by Abajo
      Heute wollte ich mit den Fohlen in bisschen trainieren, aber auch spielen und sie beschäftigen. Zuerst holte ich Cruel von der Weide, denn er ließ sich schon ohne Probleme das Halfter anlegen und führen. Er war sogar ein bisschen das Vorzeigepferd für Picture geworden, denn die Kleine schien sich immer viel von ihm abzuschauen. Ich führte den jungen Hengst auf den Anbindeplatz und machte ihn dort fest. „Du wartest schön brav hier.“, sagte ich zu ihm und ging dann auf die Stutenweide, um Picture abzuholen. Der kleine Wirbelwind hatte aber so gar keine Lust, sich einfangen zu lassen, weshalb ich irgendwann frustriert aufgab und zu Miss Independent lief. Ich führte sie ohne Halfter zum Tor, woraufhin Picture gleich freudig hinterhertrabte. Als sie sich mir schließlich näherte, hatte ich auch schon meine Hand in ihrer Mähne und grinste. „Hier geblieben, du Floh!“, Pic wieherte dann entrüstet, blieb aber artig neben ihrer Mutter stehen und ließ sich schließlich das Halfter anlegen. Dann führte ich sie von der Weide und bedankte mich bei Miss Independent für ihre Hilfe. „Du solltest dich echt langsam zurücknehmen, ich fühl mich jedes Mal als wäre ich einen Marathon gelaufen, wenn ich dich von der Weide hol!“ Beim Anbindeplatz nahm ich den Strick von Pic, woraufhin sie zu Cruel trabte und ihn begrüßte. Ich putzte Cruel gründlich und auch Pic ließ sich ein paar Mal über das Fell streichen, bevor es ihr zu langweilig wurde. Dann nahm ich den Strick von Cruel und führte ihn in den Round Pen. Pic, die erst nur aufmerksam hinterherschaute, trabte uns dann aber nach und kam mit in den Round Pen. Dort übte ich mit beiden das Führen, Hufe heben und das Berühren an allen Körperstellen mit verschiedenen Gegenständen. Nachdem das so gut geklappt hatte, ließ ich die beiden etwas rumtoben und spielte gemeinsam mit ihnen Fangen. Das war somit Marathon zwei und ich war zufrieden mit den beiden. Da auch sie sich verausgabt hatten, dösten sie kurz darauf entspannt auf der Weide.
    • Sosox3
      Pflegeberichte
      2015
      Januar 2015, by medy
      Währendem ich mir noch kurz meine Jacke drüber streife, steige ich mit einem Lächeln auf den Lippen aus meinem Auto aus. Heute war ich zu Besuch bei Picture of a Ghost – dem süssem Scheckenfohlen. Ein wenig bibbernd orientierte ich mich zunächst auf dem Hof, dann peilte ich Picture’s Box an. „Hallo Hübsche“, begrüsse ich sie lächelnd, als sie mich ziemlich verschlafen anschaut. „Aww“, grinse ich sie an, „früh aufstehen ist wohl nicht so dein Ding?“ In der Sattelkammer hole ich ihr kleines Halfter und die Putzbox, ehe ich sie aus der Box nehme. Sie folgt mir mit ihren kleinen Schritten und steht brav da, als ich sie anbinde. „Feines Mädchen“, lobe ich sie. Die Kleine hat tatsächlich in so einer Kürze mein Herz erobert. Als ich dann anfange zu putzen, schliesst sie genüsslich die Augen und verlagert ihr Gewicht, sodass sie ein Hinterbein völlig entlastet hat. Obwohl es den Anschein hatte, dass ihr Fell sauber ist, kommt trotzdem ziemlich viel Staub hervor. „Verstaubtes Mädchen“, grinse ich kopfschüttelnd. Beim Hufauskratzen gibt sie anständig die Vorderhufe, die Hinterhufe jedoch eher unwillig. „Mhmm“, murmle ich, währendem ich es nochmals probiere. Da sie ihr Gewicht immer auf die Seite verlagert, an dem ich den Hinterhuf hochheben will, übe ich einen leichten Druck aus, damit sie ihr Gewicht auf die andere Seite verlagert. Wir üben das einige Male und schon hebt sie hilfsbereit auch die Hinterhufe. „Braves Mädchen!“ Nachdem ich auch ihre Mähne gekämmt und den Schweif verlesen habe, hole ich ihre Decke und decke sie wieder zu. Dann löse ich ihren Strick, mittlerweile ist auch Picture ganz wach, sodass sie mich ein wenig aufgeregt beobachtet. „Wir gehen nur Spazieren“, lache ich und streiche ihr über den Hals. Ich schnalze und zusammen setzen wir uns dann in Gang, ein Weg der dem Wald entlang führt. Picture geht entspannt und fröhlich neben mir her, in einem ziemlich flotten Gang. „Hast du es eilig Picture?“, fange ich an mit ihr zu reden. Als wir dann an einen Teil kommen, der nicht verfroren ist, wage ich es sogar mit ihr einige Tritte zu traben. Sie schnaubt zufrieden, währendem sie ihren Kopf zu Boden reckt und ihre Hüfchen schön hochhebt. „Bist ja ne Brave“, lobe ich sie wieder, nachdem wir wieder in den Schritt gefallen sind. Bald sind wir dann auch wieder am Hof angelangt, wo ich mich von ihr zunächst verabschiede. „Du wirst sicher alle Herzen erobern“, lache ich und stecke ihr noch eine Karotte zu, ehe ich ihr die Decke abnehme und sie in die Box führe. Dort streife ich ihr Halfter über ihren Kopf und tätschle nochmals kurz ihren Hals, ehe ich mich wieder auf den Heimweg mache.

      Januar 2015, by Nox
      "Sooo so! Du bist also Missis Tochter. Nicht schlecht, Herr Specht.", zwinkere ich dem außerordentlich hübschen Stutfohlen zu.
      Bisher kannte ich die Kleine ja nur von Bildern und Erzählungen, aber das alles traf ihre wahre Besonderheit in keinster Weise.
      Ich warf einen Blick auf ihre Tafel, um heraus zu finden, wie alt genau sie jetzt war. Doch schon etwas über ein Jahr. Na, dann würde ja bald schon die lustige Eselzeit beginnen. Ich musste schmunzeln und an mein erstes eigenes Fohlen damals denken.
      "Junge, sah der verbeult aus.", schmunzelte ich in meinen schönen Erinnerungen.
      Das Fohlen schaute mich reichlich gelangweilt an.
      "Was denn, Fülli? Du hättest meinen Cavallo damals mal sehen sollen. Sah -wirklich- lustig aus. Hübsch wurde der auch erst mit vier. Vielleicht geht es ja bei dir was schneller.", grinste ich ihr motivierend zu, während ich entspannt ihre Box betrat.
      In der einen Hand hielt ich ihr Halfter und die andere Hand streckte ich erst mal nur aus. Dafür hielten mich viele für bekloppt.
      Ghosti ließ ich dafür wissen:
      "ich finde es wichtig, dass man sich riechen kann. Egal ob man ein Hund ist oder nicht. Und PS, ich hock` mich mal eben hier zu dir in die Ecke. Nur für den Fall, dass du mich suchst.".
      Ich lächelte die Kleine an und bastelte mich in den falschen Schneidersitz. Den Rücken wandte ich in ihre Richtung und beschäftigte mich hoch konzentriert mit dem frisch riechendem Heu.
      Eeein Halm...nooooch ein Halm.. ich musste gähnen.
      Und gerade, als ich denken wollte, dass die Maus sich ganz schön feiern ließe, musste ich auch schon feststellen, dass ich ganz aktuell eine brandneue Frisur erhielt.
      Lustig vergnügt schubberte sie mit ihrer Oberlippe in meinen Struwwelhaaren.
      "Schön dran denken, dein Heu liegt hier unten.. also, noch weiter unten. Gell?!", ermahnte ich sie im Spaß, bitte nicht meine Haarpracht mit Futter zu verwechseln.
      Dennoch ließ ich sie weiter machen und bedauerte, dass ich kein Haarwachs mitgenommen hatte.
      "Hey Knirps, das machen wir jetzt jedes mal. Ich schmier vorher noch Zuckerwasser über`n Kopf, dann hast du Spaß und ich bin top gestylt.", ich musste lachen. Vielleicht hatte ich endlich eine Marktlücke gefunden.

      Während die kleine Stute so angestrengt mit Waschen-Rubbeln-Stylen beschäftigt war, begann ich ganz unauffällig mal Kontakt zu ihr aufzunehmen. Ich streichelte ganz seicht über ihre kleinen, zarten Nüstern, stupste mal mit dem Finger auf ihre Nase, um zu sehen, ob sie schreckhaft sei. Aber den Eindruck machte sie eher nicht. Allmählich drehte ich mich weiter und weiter zu ihr um, ohne sie jedoch von ihrem neuen (?) Hobby anzubringen.
      Jetzt allerdings saß ich ihr frontal gegenüber und konnte sie mir besser anschauen und auch anfassen.
      Erst mal nur den Hals, später kraulte ich ganz kurz ihre schmale Brust und berührte dann ihre noch wenig bemuskelten, langen Beine bis hin zu den kleinen Hufe.
      Alles machte sie einwandfrei mit.
      "Gut gemacht Ghosti, bin stolz auf dich!", lobte ich den Youngster.

      Im Anschluss hielt ich ihr einfach mal ihr Halfter hin und wollte schlicht beobachten, wie sie darauf reagiert. Zu beanstanden ab es gar nichts. Dann fackelte ich auch nicht mehr lange und zog ihr behutsam das gute Stück an. Strick dran, Tür auf und:

      "Und Pickeldi sagte zu PictureGhost - Kooomm maaaal mit.!",
      ich führte Ghosti aus ihrer Box und stapfte dann mit ihr zum Putzplatz. Ghosti wieherte schrill und stolzierte die Gasse entlang.
      "Was ist Mädel? Kennst du Pickeldi nicht? Das Schwein? Oder bist du grade am angeben?", ich beobachtete sie, aber alles schien grundsätzlich in Ordnung zu sein.

      "Hm,..", überlegte ich.
      "Nu habe ich ja auch keine Ahnung, wie lange du schon gestanden hast. Ich hab da ne Idee. Aber erst mal machen wir dich schick.", ließ ich das Stütchen wissen.
      Großartig verdreckt war sie natürlich nicht, aber für mich war wichtig heraus zu finden, was sie schon alles kannte und auch konnte. Mochte und vielleicht gar nicht ausstehen konnte. Also fuchtelte ich mich recht flott durch den Putzkasten, um eben das Wichtigste zu testen und sie nicht länger zu ärgern, als notwendig.
      Aber sie machte das alles richtig klasse mit. Ich war beeindruckt.

      "Du hattest auf jeden Fall einen sehr guten Grundschullehrer!", lobte ich Ghostis Verhalten und löste den Strick vom Ring.
      "Genau! Und Pickeldi sagte..." ich schaute plötzlich auf.
      Beugte mich vor Ghostis Gesichtsfeld und schaute sie erschrocken an. Sie zog den Kopf ebenfalls ein wenig hoch und zurück und starrte mich verblüfft an.
      "Ghosti! Ich - in meinem jugendlichen Wahnsinn...sag`das auch noch einfach so.", ich ließ den Kopf hängen, schüttelte theatralisch mein Haupt und legte meine Hand an mein Kinn, bevor ich Ghosti ernst ansah.
      "Ghosti. Wir können so nicht einfach weiter machen. Das geeeht nicht.!"
      Die Stute quiekte mich an und ich befürchtete sie war kurz davor mir vor mein Schienbein zu treten.
      "Alles klar, da musst du jetzt durch. Schau bitte nach.", ich streckte ihr mein Gesicht direkt vor ihre Nüstern, zeigte mich von vorn, von links, von rechts.
      "Und??", wollte ich wissen.
      Mit erwartungsvollen Augen starrte ich sie an. Aber sie ..hielt inne.
      "Du kannst es mir verraten, Ehrlich. Ich halte das aus."
      Nix.
      Andächtig nickte ich ihr zu und wandte mich zurück zum Weg in die Reithalle.
      Leise murmelte ich zu der Stute:
      "Weißt du, meine Mutter sagte immer: Keine Antwort ist auch eine Antwort. Also.. muss die Lage ernster sein, als gedacht.", gestand ich mir ein, wohl doch tatsächlich Pickel zu haben.
      Dennoch ließ ich den Kopf nicht hängen, war Ghosti dankbar für ihre Ehrlichkeit und löste endlich den Strick von ihrem Halfter, nach wir festgestellt hatten, dass wir ganz alleine in der Halle waren.

      "Lauf Große! Tob ein bissl, ich warte hier und das nächste Mal schauen wir mal, welche Übungen du sonst noch so mit machst. Bin echt positiv überrascht von dir. Weiter so.", lobte ich ihr ganzes Sein und genoss es, sie in aller Ruhe bei ihrem eigenen Spiele-Tanz zu beobachten.
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      April 2015, by Eddi
      Auch diesen Urlaub sollte ich mal wieder so gut wie fast mit allen Vierbeinern von Abajo zu tun haben. Im Gegensatz zu meinem Stall war ihre Anzahl aber recht übersichtlich. Die letzten paar Tage war ich wieder fleißig auf Sightseeingtour gewesen und ich konnte mich an dem Land einfach nicht satt sehen. Abajo grinste immer über das ganze Gesicht, wenn ich abends beim gemeinsamen Essen nur so schwärmte. Ich fand es bewundernswert, dass sie so mutig gewesen war, hierher zu ziehen. Ich musste aber ehrlich sagen, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mich hier auch so wohl gefühlt hätte, wenn ich hier 365 Tage im Jahr verbringen würde. So reichte mir mein jährlicher Urlaub auf der Ranch vollkommen. "Oh, ich muss dir unbedingt mal noch Picture of a Ghost vorstellen", erklärte Abajo und führte mich in den Stall. Dort durfte ich die kleine Rappscheckin kennenlernen. Sie war zuckersüß und bisher wirklich noch super lieb. Wir entschieden uns spontan für einen kleinen Spaziergang. Dabei durfte ich Pixel, wie der Jährling liebevoll gerufen wurde, putzen und führen, während Abajo sich ihre geliebte Miss Independent fertig machte. "Sie ist übrigens die Mama", meinte Abajo grinsend und mit einem leichten Hauch von Stolz in der Stimme und der war nur zurecht, denn beide Pferde waren wunderschön. Als wir wieder zurückkehrten, stand ich noch ein Weilchen vor Miss' Schleifenwand und staunte still vor mich hin. Diese Stute hatte so viele Schleifen gesammelt, es war einfach unglaublich und dabei war sie auch noch so vielseitig! Inzwischen war Miss neun Jahre, doch für ein so trainiertes Pferd war das kein Alter und sie würde Abajo noch lange erhalten bleiben.

      September 2015, by Abajo
      In letzter Zeit hatte ich meine Pferde etwas vernachlässigt, doch heute konnte ich meine Kleinen bei seiner Oma lassen und mich mal wieder voll um meine Vierbeiner kümmern. „Guten Morgen!“, rief ich fröhlich über den Hof und lief gleich zur Stutenweide. Miss Independent wieherte freudig und trabte gleich zu mir, auch Abbey hob den Kopf und blickte neugierig. Hinter Miss Independent trottete Picture of a Ghost hinterher, liebevoll „Pic“ genannt. „Na ihr 2? Lust auf einen Spaziergang?“ Ich legte Miss ein Halfter um und ging mit ihr von der Weide. Pic folgte ihr bereitwillig, auch wenn sie schon ein Jährling und etwas selbstständiger war. Sie hängte trotzdem noch an ihrer Mama. Gemeinsam gingen wir zum See hinunter und ich ließ die beiden ausgiebig im Wasser toben. Nach einer halben Stunde führte ich sie wieder zurück auf die Weide und holte River flows in you. Die Rappstute wurde in letzter Zeit von meiner Schwester bewegt, weshalb sie sich erst wieder an mich im Sattel gewöhnen musste. Ich ritt mit ihr im Viereck ein paar Übungen, erfreute mich an ihren starken Gängen und ließ sie auch noch über 2 Hindernisse springen. Für heute war das genug und ich lobte sie. Nachdem ich sie wieder abgesattelt und die Hufe ausgekratzt hatte, brachte ich sie zurück auf die Weide. Als nächstes wollte ich eine Ausfahrt mit der Kutsche machen. Ich holte meine beiden Riesen Albus und Abbey Dawn, putzte sie und spannte sie vor die Kutsche. „So ihr zwei, es ist etwas länger her, dass wir mit der Kutsche unterwegs waren. Ab heute wird aber wieder gearbeitet!“, bemerkte ich und trieb die beiden dann in einem gemütlichen Schritt vom Hof. Die beiden benahmen sich, als wären sie erst Gestern unterwegs gewesen und ich ließ sie auch im Trab vorwärtslaufen. Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir zurück auf den Hof und ich versorgte die beiden Shire Horses, um mich dem nächsten Pferd zuwenden zu können. Aquito war leider ein Pferd, das sich ungern von Fremden reiten ließ, weshalb er in letzter Zeit nur longiert geworden war. Um ihn wieder etwas an mich zu gewöhnen, hielt ich an seinem Longier Trainingsplan fest und würde erst nächste Woche wieder in seinen Sattel steigen. Ich ließ ihn etliche Runden im Round Pen laufen, baute Richtungswechsel und Tempowechsel ein und nach einigen Minuten schien er sich wieder an mich gewöhnt zu haben. „Guter Junge!“ lobte ich ihn nach der letzten Runde Galopp und kraulte ihn hinter den Ohren. Nach einem Apfel als Nachspeise brachte ich ihn zurück auf die Koppel. Als letztes waren Elodin und Lana dran. Ich putzte die beiden, sattelte Elodin auf und nahm Lana als Handpferd mit auf einen Ausritt. In gemütlichem Tempo waren wir 50 Minuten unterwegs, ritten durch den Wald, am See vorbei und schließlich wieder zurück. Den beiden gab ich jeweils eine Apfelhälfte als Belohnung und nach dem Hufe Auskratzen brachte ich sie zu ihren Freunden auf die Weide. Nach diesem langen anstrengenden Tag tat mir der Hintern schon weh und ich war froh, als ich in Ruhe meinen Tee trinken konnte.
    • Sosox3
      Pflegeberichte
      2016
      Januar 2016, by Canyon
      Was für ein Zufall es doch gewesen, war, dass ich zufällig in der Nähe unterwegs war, als Abajos Hilferuf zu mir durchdrang. Abajo brauchte mal wieder dringend Hilfe auf ihrem Gestüt, weil wegen der winterlichen Kälte ihr halbes Personal krank im Bett lag. Durch pures Glück war ich nur wenige Kilometer entfernt gewesen, um mir ein neues Pferd anzuschauen und hatte deswegen sofort zugesagt etwas zu helfen. Neue Höfe hatten mich schon immer interessiert, vorallem, weil ich immer etwas mitnahm, was ich bei meinem noch verbessern konnte. So wie ich das mitbekommen hatte, hatte Abajo sieben Pferde, welche ich heute mit versorgen sollte. Es gab also für uns beide reichlich zu tun. Ich hatte mir ein Taxi gerufen, welches mich zu der Adresse fuhr, die Abajo mir genannt hatte. Ich war gespannt, was mich erwarten würde und war positiv überrascht, als ich das Gestüt zum ersten Mal sah. Abajo erwartete mich bereits und half mir aus dem kleinen Wagen heraus. Bis jetzt kannten wir uns noch nicht, also nahmen wir uns kurz Zeit und stellten uns gegenseitig vor.
      »Hey, ich bin Mio!« begrüßte ich sie. »Ich hoffe, ich kann dir hier etwas helfen.«
      »Ich glaub schon. Jedes bisschen Hilfe kann ich heute brauchen.« antwortete sie mir und führte mich dann in Richtung Stall.
      Es war noch früh am Morgen, die Pferde standen also noch alle in ihren großzügigen Boxen und kauten zufrieden auf ihrem Heu. Zu erst zeigte sie mir ihre drei Hengste, bei welchen einer schöner war als der andere. Danach waren die vier Stuten dran, bei welchen mir vorallem eine Jungstute namens Picture of a Ghost gefiel.
      »Gefüttert sind sie schon. Sie müssen jetzt also nur raus auf die Koppeln und dann bräuchte ich etwas Hilfe beim Stall ausmisten.« erklärte mir Abajo. Ich nickte freudig und sogleich fingen wir an. Ich war ganz überrascht, als ich von Abajo den Shire Hengst Albus in die Hände gedrückt bekam, denn mit einer Größe von mehr als zwei Metern, war er eines der größten Pferde, die ich je gesehen hatte. Ich legte dem Riesen sein Halfter um, was mir viel Mühe abverlangte, und führte ihn dann aus seiner Box vor das Stallgebäude, wo mich bereits Abajo mit den anderen beiden erwartete. Das erste Pferd war eine mir noch unbekannte Rasse, ein Menorquiner, ein für mich Friesenähnliches Pferd, welches genau so rabenschwarz war. Abajo stellte ihn mir als Aquito vor und das Pferd zu ihrer Linken als Elodin. Auch Elodin gefiel mir auf Anhieb. Vorallem seine Mähne fiel mir gleich ins Auge, welche ein hübsches Zickzackmuster aufwies. Mit den drei Hengsten begaben wir uns zu einer nahe gelegenen Koppel, auf der wir die drei in die Freiheit entließen. Glücklich, endlich draußen zu sein, genossen sie die weitläufige und vom Regen nasse Koppel.
      Zurück im Stall stellte mir Abajo noch die vier Stuten vor. Eine davon schien sie besonders ins Herz geschlossen zu haben: Die braune Quarterstute Miss Independent. Stolz präsentierte sie mir auch ihr Fohlen, die Jungstute, welche mir vorhin schon so gefallen hatte. Natürlich lernte ich auch noch River Flows In You kennen, eine genauso schwarze Stute wie Aquito, denn sie gehörte der selben Rasse an wie er. Die letzte Stute hieß Abbey Down und war genauso wie Albus ein Shire Horse. Abbey war jedoch etwas kleiner, „nur“ 1,85 m groß und selbst das war für mich schon riesig! Auch diesmal nahm ich wieder den Shire und dazu noch River, welche zwar etwas kleiner war, aber trotzdem noch eine stattliche Größe hatte.
      Wir brachten die vier Stuten auf eine andere Weide, wo wir sie in die Freiheit entließen. Einen Augenblick schauten wir ihnen noch hinterher und genossen den Anblick von glücklichen Pferden, bevor wir uns dazu zwangen, zurück in den Stall zu gehen und mit der Stallarbeit anzufangen.
      Da wir zu zweit waren, ging das auch mehr als flott von dannen und innerhalb einer kurzen Zeit waren alle sieben Boxen mehr als sauber.
      Bevor ich mir ein Taxi rief, welches mich zum nächsten Flugplatz bringen würde, lud mich Abajo noch zu einem warmen Tee ein, welchen ich genüsslich im warmen schlürfen durfte. Aber auch ich musste meinen Flug zurück nach Hause schaffen und so rief ich mir, sobald die Zeit gekommen war, ein Taxi. Abajo verabschiedete sich bei mir und bedankte sich ausführlich für meine spontane Hilfe. Auch ich bedankte mich für den tollen Tag bei ihr und stieg dann in das müffelnde Taxi, welches mich in Richtung Flughafen bringen würde.

      Juli 2016, by Eddi
      Diesen Sommer erwartete mich wieder die entspannte Reise auf die Okinawa Sunshine Ranch. Es war immer wieder schön, meiner guten Freundin Abajo einen Besuch abzustatten. Bei ihr hatte sich derweil viel verändert, denn die Familie war größer geworden und so blieb doch immer etwas weniger Zeit für die Pferde. Aus diesem Grunde würde ich meinen Urlaub direkt in Form von Arbeit im Stall begleichen und das war mir eigentlich auch mehr als recht. Doch nun hieß es erst einmal ankommen und die neusten Neuigkeiten bequatschen. Für diesen Abend hatte Abajo ihren kleinen Zwerg dann auch in die Obhut ihres Mannes gegeben und lud mich zu einem gemeinsamen Ausritt ein. Dafür nahmen wir uns die beiden größten im Stall: Abbey Dawn und Albus. Es war immer wieder so schön entspannt mit den Shire Horses, welche einen seelenruhig durch die wunderschöne Landschaft trugen. Als wir wieder da war, entließ ich Abajo recht schnell zu ihrer Familie und versprach ihr, mich um die Abendfütterung zu kümmern. Dabei lernte ich auch Miss Independents Fohlen Picture of a Ghost kennen. Ein wirklich süßes und hübsches Stutfohlen, welches mich neugierig abschnupperte und sich ein paar Streicheleinheiten abholte. Dann war auch für mich der Tag schon zu Ende und der nächste stand bereits in den Startlöchern. Da ging es auch früh für mich los, denn ich kümmerte mich um Stall und Pferde. Ich durfte Abajos neusten Vierbeiner kennenlernen: Elodin. Ein wirklich schöner Hengst, der auch wirklich brav war. Das Longieren machte er auf jeden Fall mehr als gut und ich lobte ihn nach der Arbeit ausgiebig. Danach stand etwas Dressurarbeit mit River Flows in you an. Einem Menorquiner lief man nicht täglich über den Weg und jedes Mal aufs Neue bestaunte ich die Rasse bei Abajo. Nach der Stunde Reiten erwartete mich erst einmal ein liebevoll von Abajo hergerichtetes Mittagessen, während welchem ich auch vom Morgen berichtete. Ich kannte Abajos Pferde bereits sehr gut, weshalb ich sie auch alle gut alleine arbeiten konnte. Am Nachmittag stand noch eine Stunde Bodenarbeit mit Aquito an. Der Hengst war sehr begabt was hohe Lektionen an der Hand betraf und ihn packte auch gern der Ehrgeiz. Beenden tat ich den Tag dann mit einem entspannten Spaziergang mit Miss Independent, ehe für mich auch schon das Touristenprogramm anstand, was Abajo extra für mich ausgearbeitet hatte.

      Dezember 2016, by Abajo
      Voller Stolz und Zufriedenheit stand ich auf meinem Hof und überblickte diesen und den fleißigen Betrieb darauf. Einsteller eilten mit ihren Pferden herum, Reitschüler putzten die Pferde und die Stallarbeiter fuhren mit Schubkarren herum. Nun wollte ich aber endlich an die Arbeit gehen. Die Pferde waren schon geputzt - Reitschüler sind echt etwas wunderbares, vor allem wenn sie gerne extra Arbeit erledigen! - und gefüttert, weshalb ich sie nur noch bewegen musste. Einer fortgeschrittenen Reitschülerin erlaubte ich, mit Elodin auf einen Ausritt zu gehen und eine zweite und dritte Schülerin unterrichtete ich auf Miss Independent und Aquito, da sie demnächst auf ihnen eine Prüfung ablegen wollten. Da Elodin, Aquito und Miss somit schon bewegt wurden, musste ich mich nur noch um 5 andere Pferde kümmern. Mit Picture of a Ghost arbeitete ich vom Boden aus mit dem Führstrick und der Longe, um eine gewisse Vertrauensbasis zu schaffen. Die beiden großen Shire Horses Albus und Abbey Dawn spannte ich vor eine Kutsche, um einigen Touristen die schöne Gegend zu zeigen und als letzten Tagespunkt sattelte sie River flows in you, um mit ihr einige Dressurübungen am Platz zu machen. Nachdem alle meine Pferde versorgt waren, ging ich wieder in das Hauptgebäude, immerhin hatte ich noch viel Papierkram zu erledigen.
    • Sosox3
      Pflegebericht
      Juni 2017
      Juni 2017, by Muemmi
      Neben dem ganzen Chaos, das also die letzten Wochen auf meinem Hof herrschte, war ich froh, als mich ein Anruf einer alten Freundin erreichte. Abajo bat mich, sich um ihre Pferde zu kümmern. Sie selbst schaffte den Beritt nicht mehr, da sie mit ihrer Familie sehr eingespannt war und hatte ein schlechtes Gewissen, das sie ihren Lieblingen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenken konnte, wie noch zu damaligen Turnierzeiten. Wir waren früher sehr oft gemeinsam auf Turnieren und Veranstaltungen und ich sagte ihr sofort zu. Als wir wieder vollständig waren auf dem Hof, übergab ich Tom die Leitung und reiste für vier Tage ab auf den Hof von Abajo. Ich freute mich wahnsinnig, als ich sie nach ewig langer Zeit mal wieder in die Arme schließen konnte und war ganz verzückt von ihrem kleinen Kilian, der uns beide in den Stall begleitete und mit kleinen Fingerchen auf die Pferde zeigte. Ihr Hof war so ganz anders als meiner, viel kleiner, ruhiger und gemütlicher. Ich vermisste die Zeit, als ich nur Aquentino hatte, um wieder in den reinen Turniersport einzusteigen. Mittlerweile hatte sich das mit dem Sportpferdezentrum etwas arg gewandelt. Die beiden zeigten mir, wo alles zu finden war. Ich war glücklich, dass ich ganze vier Tage hatte, um alle Pferde ordentlich fördern zu können und nahm mir für den ersten Tag vor, alle ein wenig kennen zu lernen und mich um sie zu kümmern. „Ich habe dir das Gästezimmer hergerichtet. Komm, wir zeigen es dir.“ Kilian lachte und rannte vor uns her, während wir hinterhergingen und uns gegenseitig erzählten, was die letzten Jahre alles bei uns passiert war.

      Nachdem ich mich im Gästezimmer eingerichtet und mir meine Reitsachen angezogen hatte, tranken wir zusammen noch eine Tasse Tee und aßen ein paar Kekse. „So, dann mach ich mich mal an die Arbeit, was?“ Ich grinste und zwinkerte Kilian zu, der sich schüchtern hinter seiner Mama versteckte und dann doch lächelte. „Der ist so niedlich!“ meinte ich, winkte ihnen und ging hinüber zum Stall.

      In dem kleinen Trakt standen insgesamt sieben Pferde, sechs Ausgewachsene und eine Zweijährige. Ganz begeistert war ich von den beiden Menorquinern River Flows In You und Aquito, da ich die Rasse das erste Mal live zu sehen bekam. Ihr dunkles Fell schimmerte schön, aber ihre Mähnen waren etwas verwirrt. Ich machte mich also an meinen Plan und machte mich mit den Pferden vertraut. Ich holte erst River aus der Box und bestach die sieben Jahre alte Stute mit Leckerchen und Streicheleinheiten. Langsam bürstete ich ihr Fell, kämmte ihre Mähne und kratzte ihr die Hufe aus. Sie war geduldig und döste sogar etwas vor sich hin, als ich mich auf dem Putzplatz im Schatten vor dem Stall um sie kümmerte. Sie machte einen guten Eindruck und war sehr aufmerksam. Brav gab sie die Hufe und ließ sich diese auch etwas ausschneiden. Da es sehr heiß war heute, stellte ich sie zurück in ihre Box und würde sie, wie die anderen Pferde, erst Abends auf die Weide lassen. Als nächstes nahm ich mir Aquito vor. Obwohl hier ein imposanter Hengst vor mir stand, war er wirklich ausgesprochen lieb. Ich hielt dann aber kurz die Luft an, als ich sah, aus welcher Linie der hübsche Hengst stammte. Tatsächlich war der Vollbruder von Primus Odin. Für seine 13 Jahre sah er aus wie ein sechsjähriger, der gerade ausgewachsen war. Besonders faszinierten mich die blauen Augen, die er schloss, als ich ihm vorsichtig über die Stirn streichelte und ihn kraulte. Er ließ sich noch leichter putzen und umsorgen, als River und weckte jetzt schon meine Neugierde, wie er sich unter dem Sattel machen würde. Neben den zwei schwarzen Menorquins stand auch noch ein Shire Horse Pärchen im Stall. Ihre großen Köpfe ragten über die Box, als ich Aquito zurück in seine führte. Ihre Naben waren Abbey Dawn und Albus. Abbey kannte ich noch als Fohlen, da ihre Mama meine Tigra war, die auf meiner großen Gnadenweide ihren Lebensabend verbringen durfte. Mittlerweile war Abbey auch schon acht Jahre alt und zu einer hübschen Red Roan herangewachsen. Ihr mächtiges Langhaar rief auch nach etwas Aufmerksamkeit, weswegen ich sie ebenfalls hinausführte und auf den Abspritzplatz stellte. Sie schwitzte etwas unter dem Fell, weswegen ich sie vorsichtig kühl abspritzte und Schweif, sowie Mähne mit einem milden Shampoo wusch. Mit einem Schweißmesser zog ich das grobe Wasser aus und kämmte vorsichtig Mähne und Schweif mit einem grobzinkigen Kamm. Dann stellte ich sie auf den kleinen Paddock, der nur mit Gummimatten ausgelegt war und gab ihr etwas Heu zu fressen. So konnte ihr Fell trocknen, während ich Albus holte und das selbe mit ihm machte. Er war auch ein sehr lieber Riese, merkte aber, dass ich nicht seine Besitzerin war. Doch mit meinen kleinen Tricks und einem strengen Auftreten merkte er gleich, dass er das testen sein lassen kann und widmete sich lieber den Leckerchen, die er für artiges Verhalten abstaubte. Auch ihn stellte ich danach auf den Paddock und ließ ihn trocknen. Während das Shire Paar also draußen die Sonne und den leichten Wind genoss, holte ich Elodin. Der Norweger hatte ein hübsches Muster in die Mähne rasiert und erinnerte mich an die Kurzhaarfrisur, die Aquentino hatte, als ich ihn damals gekauft hatte. Ich merkte sofort, dass ihm wahnsinnig langweilig war in der Box und hatte so meine Schwierigkeiten mit ihm. Er tänzelte hin und her und warf mit dem Kopf. „Du bist also der Rabauke hier… Also schön, dann spinn dich erstmal aus.“ meinte ich, brach ab und ließ ihn auf dem Reitplatz laufen. Buckelnd machte er sich Luft und wieherte den beiden Großen zu, die ihre Köpfe hoben und sich dann wieder ihrem Heu widmeten. „Also schön, dann eben erst Independent“ dachte ich mir, grinste aber und halfterte die hübsche Quarterhorse Stute auf. Sie folgte mir anfangs eher zögerlich, ließ sich dann aber auch wie Aquito und River von mir putzen, streicheln und lieb umsorgen. Mit ihr war ich schnell fertig, brachte auch sie danach zurück in die Box neben der zweijährigen Stute Picture of a Ghost, die schon sehr glücklich darüber zu sein schien. „Bist du niedlich!“ Ich streichelte ihr ein paar Minuten den Kopf, dann ging ich wieder hinaus und sah nach dem kleinen Spinner. Er hatte sich immer noch nicht ganz beruhigt, brauchte wohl noch. Also lief ich hinüber zu Abbey, deren Fell und Mähne fast, aber noch nicht ganz trocken war. „Dann kümmer ich mich erst noch um das Fohli, bevor ich mich nochmal an Elodin wage, dann seid ihr wieder dran, ihr zwei Hübschen.“ Und so machte ich es auch. Als ich fast fertig war mit der kleinen Scheckenstute kam Abajo herum und sah nach dem rechten. „Klappt alles?“ fragte sie und sah kurz zu Elodin hinüber. Der hatte sich langsam ausgesponnen und graste unter dem Zaun hindurch die letzten Halme ab. „Äh ja, alles wirklich superliebe Tierchen. Auch den krieg ich noch in Griff.“ lachte ich und Abajo grinste mich an. Sie gab zu, dass er gern mal auch nen Reiter absetzt. „Na das soll er mal versuchen!“ „Achja, weil Ghost hier grade steht…“ Sie bat mich ohne große Umschweife darum, die Stute bei mir aufzunehmen, da sie sie ungern so ungefördert und sie um meine Chancen auf dem Hof wisse. Ich war etwas baff, war aber von der Kleinen ganz verzaubert. Ich nahm Abajo also genauso fix das Versprechen ab, mich um sie zu kümmern und sie zu fördern. Zusammen führten wir sie in die Box, ich holte Elodin und konnte ihn jetzt auch endlich in Ruhe putzen und die Mähne bürsten. Als er in der Box war, fing Abajo an, die Pferde zu füttern, bevor wir sie später auf die Weide bringen sollten und ich machte mich daran, bei Abbey und Albus die Mähnen noch in einen Bauernzopf einzuflechten, damit sie unter diesen nicht mehr so stark schwitzen konnten. Dann durften auch diese ihre Abendmahlzeit verputzen, bevor wir sie gemeinsam auf die Weide brachten. „Ich mach dann mal Abendessen, du kommst einfach rum, wenn du fertig bist. Ich muss nur zurück zu Kilian!“ „Ok, machen wir so, bis später!“ Ich lief zurück in den nun leeren Stall, mistete aus, putze die Tränken und füllte die Heuraufen für den nächsten Morgen. Dann kehrte ich noch die Stallgasse und lief gegen frühen Abend hinüber. Nach einer kurzen Dusche setzte ich mich zu Abajo, Kilian schlief schon, aß und sprach mit ihr durch, was sie sich für die nächsten Tage für ihre Pferde wünschte. Hauptsächlich sollte ich Dressur reiten und die Pferde auch mal wieder im Gelände bewegen. Nur Elodin ließ ich auch ein wenig im Military springen, der Hengst war über die Aufgabe sehr glücklich und war nach nur zwei Tagen deutlich gelassener und ausgeglichener. Ghost fing ich an zu longieren und sie weiter auszubilden, die beiden Shires nahm ich als Paar mit ins Gelände und ritt eine größere Distanz. Mit Miss Independent hatte ich neben Aquito aber den meisten Spaß. Ich war länger nicht mehr Western geritten, lernte also sowohl von als auch mit ihr. Sie war eine top ausgebildete Stute und zeigte sich auch in der Dressur als auch im Military wirklich wunderbar. Als ich sie am letzten Tag vom Platz ritt, sie absattelte und abspritzte, stand Abajo daneben und unterhielt sich noch mit mir über Ghosts Abstammung, da Independet ihre Mutter war. Tom sollte mich am späten Nachmittag mit dem Hänger abholen, wir würden Ghost gleich mitnehmen. Am Abend vorher hatten wir auch schriftlich alles klargemacht und ihre Sachen hergerichtet. Kilian stand jetzt neben uns und ließ sich von seiner Mama hochheben, damit er Miss Hals streichelt konnte.

      Nachdem Tom angekommen war und wir noch kurz bei Kaffee und Kuchen zusammensaßen, verlud ich erst meine eigenen Habseligkeiten im Jeep und dann die von Ghost. Die Stute ließ sich ungewöhnlich leicht auf den Hänger führen, wieherte dann aber doch herzzerreißend, als sie merkte, dass ihre Mama ihr nicht folgen würde. „Sowas find ich bei uns auch immer ganz schlimm, wenn ein Fohlen geht, das auf dem SPZ aufgewachsen ist.“ erwiderte ich gedrückt und umarmte Abajo zum Abschied. „Bei dir hat sie es bestimmt gut und wenn sie erstmal in der Fohlenherde ist, wird sie die Langeweile hier ganz sicher nicht vermissen“ Tom und ich winkten Abajo und Kilian, bis nicht mehr in Sichtweite waren und traten zum Beginn der neuen Woche unsere Heimreise an.
    • Sosox3
      Pflegeberichte
      2018
      Februar 2018, by Zaii
      "Hallo ihr Hübschen", begrüßte ich die Pferdeköpfe, die sich mir neugierig entgegenstreckten. Der schwarz-weiße Kopf eines Jungpferdes schob sich zwischen den anderen durch und schnupperte sanft mit der Lippe über meine dargebotene Hand. Schnell schlüpfte ich zwischen dem Zaun hindurch und war direkt von der kleinen Herde umringt. Ich kramte in meiner Jackentaschen nach den kleinen Stücken Möhre, die ich eingeschoben hatte und verteilte diese. "Nein, du hattest schon", ermahnte ich Picture of a Ghost. Die kleine Stute ließ sich von den älteren Herdenmitgliedern nicht beeindrucken, sondern beharrte auf ihren Platz direkt vor meinem Gesicht. Ihre Mutter, Miss Independent, hielt sich im Vergleich dazu mehr im Hintergrund und wartete geduldig, bis ich ihr ein Stück darbot. Voller Vorsicht nahm sie es dann auf und konnte es gerade noch so vor Abbey Dawn in Sicherheit bringen. Die große Stute überragte die anderen Damen deutlich, strahlte aber einfach nur unendliche Sanftheit aus und schien kaum aus der Ruhe zu bekommen zu sein. Auch ihr Warten belohnte ich mit einem Stück Möhre, genau so wie das von River Flows In You. Abajos Stuten schienen alle eine Engelsgeduld zu besitzen und dem war sich offensichtlich auch die Jüngste bewusst, denn diese schien sich noch immer im Fohlenschutz zu befinden und es machte den Eindruck, als könnte sie sich viel erlauben, bevor es den älteren zu viel wurde.
      Lachend schüttelte ich den Kopf, als Pixel ihre Lippen an meiner Seite entlang wandern ließ und schließlich bei meiner Tasche stoppte. "Ja, da ist noch mehr drin und nein, das ist nicht für dich", erklärte ich, ehe ich mich wieder durch den Zaun hindurch drückte, um einige Meter weiter zu gehen. Während mir Pixel und River noch folgten, schaute Miss mir nur hinterher und Abby hatte sich schon wieder dem dürren winterlichen Gras zugewandt.

      Auf der angrenzenden Weide wurde ich direkt mit einem leichten Schnauben von Aquito, einem schönen Rappen begrüßt. Während er mich genau beobachtete, kletterte ich auch hier zwischen dem Zaun hindurch, was auch Elodin auf uns aufmerksam machte. Beide Hengste nahmen meine dargebotenen Möhrenstücke sofort an, Aquito bekam daran anschließend direkt die angelegte Ohren des Fjords zu Gesicht, als er ihm zu nah kam. Während die beiden Hengste sich ein Duell zu liefern schienen, wer die Ohren weiter in der Mähne verstecken konnte und ich sicherheitshalber einige Meter Abstand nahm, näherte sich mir Albus. Ich musste den Kopf deutlich in den Nacken legen, den Alb war bestimmt das größte Pferd, das ich jemals gesehen hatte. Als er jedoch seinen Kopf senkte und sein Maul sanft in meiner Hand ablegte, erkannte man in ihm einen sanften Riesen, wie es auch schon bei Abby der Fall gewesen war. Schnell steckte ich ihm einige Stücke Möhre zu, ehe sich auch die anderen beiden Hengste wieder näherten. Ich verteilte in Windeseile meine restlichen Leckereien, dann brachte ich den Zaun wieder zwischen die Hengste und mich, denn offensichtlich hatte Alb entschieden, beim Duell der angelegten Ohren teilzunehmen. Dabei beließen die Hengste es aber auch und jeder verzog sich in eine andere Ecke, sodass ich guten Gewissens, an der Weide der Stuten vorbei, zurück zu meinem Auto gehen konnte.

      Juli 2018, by Veija
      Durch Zufall waren wir auf diese hübsche kleine Stute mit dem Namen "Picture of a Ghost" gestoßen, deren Abstammung uns natürlich nicht unbekannt war. Ihre Züchterin und Besitzerin konnte sie leider nicht mehr behalten, weshalb wir uns schon vor gut einem Jahr um sie beworben hatten. Damals sollte sie jedoch anderwertig verkauft werden, der Besitzer kam sie jedoch niemals abholen. So blieb sie auf der Okinawa Sunshine Ranch, bis sie erneut zum Verkauf angeboten wurde. Dieses Mal waren wir die ersten die sich meldeten und bekamen auch sogleich den Handschlag. Also dauerte es nicht lange, bis wir dieses hübsche Pferd hier auf dem Blakes Crow Meadow begrüßen konnten.

      November 2018, by Veija
      Caleb
      Ich hatte mir meinen Hengst Smart Lil Vulture gesattelt und wollte mit ihm die Hengstkoppeln und Paddocks abreiten, um sicher zu stellen, dass die Zäune noch in Ordnung waren und keiner repariert werden müsste. Als erstes wollte ich bei Zues anfangen vorbei. Er hatte ein wunderschönes Stück Koppel ganz für sich alleine. Von dort aus konnte er über einen Pfad und einen Paddock in den Stall und in eine Box gehen. So haben wir ihn im Blick und er muss in den Stall gehen, um seine kleine Portion Kraftfutter zu bekommen. GRH's Funky's Wild Berry und GRH's Unbroken Soul of a Devil stehen zusammen auf der nächsten Koppel. Die zwei scheinen wirklich unzertrennlich, obwohl sie Hengste sind. Vielleicht haben sie das mit ihren jungen Jahren ja noch nicht mitbekommen. Das nächste Koppelstück ist leer, dann folgen die von Hollywoods Silver Dream, Gunners Styled Gangster, Genuine Lil Cut und Chapter 24. Es folgt wieder eine freie Koppel, ehe der Teil kommt, in dem Chocolate Shades, General's Coming Home und GRH's Bella's Dun Gotta Gun stehen. Lachend, aber auch Kopfschüttelnd stellte ich fest, dass alle Pferde noch da waren. Die jetzt fehlenden standen direkt am oder im Stall, da sie zur Zeit im Training standen. Ich ritt noch ein wenig weiter und schaute mir auch die hinteren Zäune an. Zurück ritt ich nicht mehr hinten sondern vorne vorbei und warf auch da einen Blick um mich herum. Es war jedoch alles soweit in Ordnung, weshalb ich meinen Job guten Gewissens beendete und mich in Richtung der Stutenkoppeln machte, denn auch da sollte ich nach dem Rechten sehen. Vulture tauschte ich jedoch gegen Cielos, da dieser nicht hengstig reagieren würde.
      Neu in der Stutentruppe waren Lady Blue Skip und California Rose, die doch noch etwas abseits standen, aber zusammen. Die anderen Pferde standen mehr oder weniger als Gruppe zusammen. Bella Cielo konnte ich sehen, Colonels Smokin Gun, die Chefin DunIts Smart Investment und Ginny my Love. GRH's A Gun Colored Lena stand auch etwas abseits. Sie hatte sich nach ihrer bestanden Krönung eine kleine Koppelpause verdient. Bald würde jedoch auch bei ihr das Training wieder losgehen. Jade stand wie immer in der Nähe von Chou. Kristy Killings stand im Schatten eines Baumes, bei dem auch Raised from Hell und Wimpys Little Devil standen. Ein Wunder, normalerweise nahmen die beiden Stuten reißaus voneinander. Auch A Walking Honor und Black Sue Dun It grasten zusammen. Da hatten sich auch zwei gefunden. Easy Going konnte ich zu erst nicht von Ginger Rose unterscheiden, doch als ich näher heran ritt, sah ich den Unterschied. Auf jeden Fall waren sie beide da! Auch Face Down war nicht weit. Sie war auch ein Herz und eine Seele mit ihrer Freundin Easy Going. GRH's Aquila T Mistery sah immer besser aus und GRH's Unbroken Magic tat es ihr gleich. Die Roanscheckstute legte immer mehr an Muskeln zu, so dass Training bald richtig anfangen konnte. Die Grundlagen des Reitens kannte sie ja schon, bald würde es dann ernst werden. Honey's Aleshanee graste auch freidlich zwischen Magnificient Crow und My sweet little Secret. Nur Only Known in Texas musste die Herde wieder aufmischen. Verrücktes Pferd.
      Picture of a Ghost, unsere neue Rappstute, hatte sich auch gut eingelebt bei uns. Sie sah Snapper Little Lena's alter Freundin sehr ähnlich, und obwohl Lena blind war, hielt sie sich jetzt sehr an diese Stute. Zu guter letzte fehlten noch zwei Pferde auf meiner Liste, die ich nach für nach abgehakt hatte. Striga und Stormborn. Nach einem kurzen Ritt über die weitläufige Koppel fand ich sie auch an der Wasserstelle. Alle Pferde waren da und jedem ging es gut. Kein Grund zur Sorge. Als letztes ritt ich einmal am Zaun vorbei und musste einige Stellen auch ausbessern, aber im Großen und Ganzen war der Zaun in Ordnung.

      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Caleb
      Seit dem Unfall von Ylvi war einige Zeit vergangen. Genauer gesagt drei Wochen. Am letzten Wochenende war Betsys Turnier mit Black Sue Dun It gewesen und… sie hatte das Ding gerockt. Die anderen Mädchen hatten mit heruntergefallenen Kinnladen am Zaun gestanden, während ich das Mädchen überschwänglich aus dem Sattel gehoben, uns einmal um die eigene Achse gedreht und dann wieder aufs Pferd gesetzt hatte. Beim Pole Bending hatte sie den ersten Platz mit Sue gemacht und die anderen wirklich hinter sich zurückgelassen. “Damit hab ich nicht gerechnet.”, hatte sie gelacht und fast angefangen zu weinen. Ich hatte sie gedrückt und ihr versichert, dass sie den ersten Platz verdient hatte und die anderen sich bestimmt nicht mehr über sie lustig machen würden. Dem war jedoch nicht so, leider. Am Mittwoch war die Kleine todtraurig aus der Schule gekommen. Sie wurde geärgert, weil es nicht ihr eigenes Pferd gewesen war. Pferde leihen konnte schließlich jeder. Meine Überlegung war es nun, ihr Sue zu schenken. Naja, zumindest zur Hälfte. Aber das musste ja niemand wissen- niemand außer Bellamy, denn dem gehörte das Pferd ja- und genau in dessen Büro saß ich gerade. Bellamy war mal wieder hinter einem Stapel Papier verschwunden und konnte mich eigentlich gar nicht wirklich sehen. “Du… solltest jemanden einstellen, um den Papierkram zu machen. Unser Heu wird auch knapp, von der Einstreu brauch ich gar nicht erst anzufangen…”, sagte ich und erkannte dann ein paar schwarze Locken, die hinter dem Papierberg herausschauen. “Wenn ich hier mal Ordnung reinbekommen würde, dann wüsste ich das. Und dann wüsste ich auch, wie viel Geld wir diesen Monat noch übrig haben, um solche Dinge zu kaufen.”, murrte er und ich verschränkte meine Hände hinter meinem Nacken. “Naja, dann such dir einfach mal Hilfe. Hier auf der Ranch rennen genug Menschen rum- und ansonsten frag doch einfach O. Sie bekommt das drüben ganz alleine mit Travis auf die Reihe.”, lachte ich und verstummte sofort wieder, als mein Gegenüber mir einen Blick zuwarf, der keine Fragen offen ließ. “Apsopos O… sie möchte wieder zu uns kommen. Sie verkauft zur Zeit einige Pferde und auch die Ranch.” “Aber was ist denn aus ihren Rennpferden geworden?” “Hat sie noch, zumindest eine Handvoll davon. Die würden mit ihr zurückkommen.” “Und die Sportpferde?” “Na, von irgendwas muss sie sich doch trennen, wenn sie verkleinern will.”, lachte Bellamy nur. “Ja dann kann sie ja den Papierkram erledigen.”, scherzte ich und Bellamy nickte. “Aber nicht für allzu lange.”, sagte er und ich schaute ihn fragend an. “Nicht?” “Nein.” Damit war das Thema beendet.
      “Bell… was ich eigentlich wollte.. Betsy war so gut am Wochenende auf Sue, da wollte ich dich einfach fragen, ob wir sie ihr nicht schenken können. Nicht ganz, nur 50%. Aber dann kann sie diesen dämlichen Gören sagen, dass das Pferd ihr gehört.”, schlug ich ihm vor und er nickte. “Wenn du das für richtig hälst, ist es okay. Kannst sie ihr ja zu Weihnachten schenken, ist ja bald. Aber ich wette, sie hätte lieber Blue genommen.” “Oh nein, den geb ich nicht her. Und ja, zu Weihnachten ist eine gute Idee!”, sagte ich lachend und stand auf. “Ach, ehe du gehst.. schau nochmal nach Ylvi, sie hat nach dir gefragt.” Ich nickte, drehte mich um und verschwand aus dem Zimmer. Ylvi… Sie lebte jetzt hier im Haupthaus, nicht mehr drüben bei mir. Irgendwie hatte das unsere… Beziehung auf Eis gelegt. Ich besuchte sie nicht oft, blieb selten länger als eine halbe Stunde und redete nicht viel. Ich erzählte ihr, wie mein Tag gewesen war, was ich gearbeitet hatte und was ich am nächsten Tag arbeiten würde. Mein Weg führte mich auch direkt nach draußen auf den Hof, wo ich mich auf Smart Lil Vulture setzte, den ich vor der Tür angebunden hatte, und in Richtung der hinteren Koppeln ritt. Ich blickte noch einmal zum Haus zurück und wurde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet hatte.

      Ylvi
      Wie ein Idiot stand ich am Fenster, spähte durch die Gardinen und sah Caleb auf Vulture verschwinden. Der Hengst hatte sich wirklich gemacht. Wie oft hatte ich Caleb bei der Arbeit mit dem Hengst beobachtet in diesem Sommer. Es ging auf den Winter zu, wenn auch hier noch immer fast angenehme 11 Grad herrschten.
      Nach der OP waren meine Eltern in den nächsten Flieger gestiegen um mich hier zu besuchen. Mein Vater hatte belustigt festgestellt das meine Schwäche für Rappschecken kaum zu übersehen war. Meine Mutter hatte das ganze weit weniger gut aufgenommen. Nach einer Woche waren sie verschwunden, ich wurde allein gelassen. Mal abgesehen davon, dass Bellamy neben der Büroarbeit wirklich oft herein kam um unter Kontrolle zu haben das ich mich nicht weit aus dem Bett oder dem Zimmer bewegte. Zweimal am Tag hieß es den Verband zu wechseln, bei der Aufgabe unterstützte mich eine mobile Krankenpflege. In den ersten zwei Wochen hatte ich auch nicht viel getan als geschlafen oder gegessen.
      Abwechslung boten die Besuche von Louis. Neben der Tätigkeit in seiner eigenen Bar, kam er oft vorbei um mir Gesellschaft zu leisten. Manchmal begleitete ihn auch seine Schwester Lilly, die mir mit ihrem losen Mundwerk dazu verhalf meine dunklen Gedanken für einige Stunden zu verbannen. Sie kutschierte mich auch gern in einem Rollstuhl über die Ranch, denn noch war ich selbst zu schwach auf den Beinen. Außerdem bewegten sie meine Pferde, dafür war ich ihnen am meisten Dankbar. Mit Inyan hatte Louis natürlich keine Probleme, mit Ravn verhielt es sich da etwas anders. Am dritten Tag nachdem Caleb mich zur Ranch zurück genommen hatte, war er nach einer missglückten Trainingseinheit von dem Wallach zu mir hinauf gekommen. In der Zeit bewegte Lilly gerade Lady Gweny im Gelände. Ich musste lächeln als er mir berichtete das der Wallach sich bei ihm keinen Zentimeter vom Aufstiegsblock fort bewegt hatte. Daher hatte er beschlossen den eigenwilligen Valravn nicht zu bewegen. Mit Fylgia hatte er sich ein wenig vor der Kutsche vergnügt, da er selbst zu groß war um die zierliche Stute zu reiten. Auf einem dieser Ausflüge hatte er mich gestern mitgenommen, in eine dicke Decke gehüllt hatte er mich aus dem Haus getragen und hatte beschlossen wir machen eine kurze Tour um die Koppeln der Ranch. Als wir im gemächlichen Schritt wieder die Ranch betraten kam uns ein reitender Caleb entgegen. Die Worte die er an Louis richtete verstand ich nicht - es war Lakota - aber den Unterton von unmut vernahm ich deutlicher darin. Mir war ein bisschen unbequem zumute auf meinem Sitz...noch hatte ich keine sonderliche Erlaubnis für große Ausflüge draußen. Obwohl Caleb nicht oft zu mir kam - dieser Teil schien ihm nicht entgangen. Dann gab er dem Pferd unter sich einen Wink los zu laufen, als er auf meiner Höhe war, zog er sich leicht am Hut, nickte und ein feines Lächeln zuckte über seine Züge. Dieser Tage wurde ich nicht schlau aus ihm, aber war ich das je?
      Noch verblüffter war ich als ich sah welches Pferd er da ritt. Es war Ravn! “Hast du ihn darum gebeten?” flüsterte ich zu Louis, der nur den Kopf schüttelte. Ich lächelte in mich hinein...also war Caleb womöglich von allein auf die Idee gekommen. Zwischen all seinen Aufgaben nahm er sich tatsächlich die Zeit meinen Wallach zu reiten.
      Langsam kehrte ich aus meinen Gedanken ins hier zurück, löste mich vom Fenster, griff nach meinen Sachen um hinunter in das Bad zu gehen. Nach dem Wechsel des Verbandes wollte ich eine schnelle Dusche nehmen. Danach lief es wohl darauf hinaus das ich versuchte gemeinsam mit Bellamy Herr seines Chaos zu werden. Kleine Aufgaben konnte ich zumindest wieder erledigen.

      Caleb
      Mein Tag war mal wieder so voll gepackt mit Aufgaben gewesen, dass ich es erneut nicht geschafft hatte, bei Ylvi vorbei zu schauen. Nun war es schon fast neun Uhr und das Feierabendbier rief nach mir.
      Nach meinem seltsamen Gespräch mit Bellamy heute Mittag war ich mit Vulture zu den Koppeln geritten, wo ich einen neuen Zaun ziehen sollte. Das Equipment hatte ich mir am Morgen mit dem Traktor schon her gefahren, angefangen zu arbeiten hatte ich allerdings noch nicht. Ich band den Hengst an einem Zaunpfahl an und ließ ihn grasen, während ich anfing, den Zaun zu ziehen. Zwischendurch machte ich immer mal wieder eine kurze Pause, um etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken. Gegen vier Uhr musste ich dann zurück zur Ranch- Reitstunde mit Betsy und Sue. Sie hatte zwar Blue reiten wollen, aber Gun and Slide war kein Pole Bending Pferd und sie wollte ja in dieser Disziplin besser werden.
      So hatte ich ihr beim Satteln geholfen und die Stute abgeritten. Sue war im Moment so voller Energie, dass ich sie lieber selbst abritt, bevor ich Betsy auf ihren Rücken ließ. Warum Sue im Moment so ein Energiebündel war, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall meinte sie heute buckeln zu müssen, was ihr allerdings nichts als Ärger mit mir einbrachte. Betsy hatte sich zerknirscht an den Zaun gestellt, weil ich die Stute heute anders anpacken musste als sonst und keinen Ton zu mir gesagt, als sie an der Reihe war. Sue hatte stark schnaufend und verschwitzt da gestanden, doch das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ein Glück für sie, dass ich sie nicht turniermäßig vorstellte, denn sonst wäre das richtige Training ähnlich verlaufen.
      Bei Betsy konnte sie jetzt jedoch wirklich entspannen. Schritt und viel Trab, dann erst Galopp. So übten die Beiden ganz in Ruhe und ich musste ihnen nicht viele Verbesserungen oder Kommandos entgegen rufen. Kurz vor fünf war die Sonne schon untergegangen, jetzt hatten wir halb sechs. Zum Glück besaßen wir große Strahler, die den ganzen Platz erleuchteten. Es war jedoch kälter als die letzten Tage, zumindest der Wind fühlte sich kälter an. “Wir lassen Sue heute im Stall, leg ihr auch eine Abschwitzdecke drauf, nicht dass sie krank wird.”, hatte ich zu Betsy gesagt und hatte mich dann an meine eigentliche Arbeit begeben. Boxen misten. Natürlich hatte niemand es für nötig gehalten meinen Part zu übernehmen, während ich auf der Koppel Zaunpfähle eingeschlagen hatte. Von halb sechs bis halb neun hatte ich also im Stall gestanden und Mist geschaufelt. Dann war ich nach drinnen gegangen, unter die Dusche gesprungen und auf die Couch gefallen.
      Kurz seufzte ich. Ein wenig vermisste ich Ylvi hier schon. Ob ich sie doch besuchen gehen sollte? Ich kramte mein Handy raus und schrieb ihr eine kurze Nachricht, ob sie noch wach sei und ob ich noch kurz rüberkommen konnte. Insgeheim hoffte ich fast auf ein nein, aber irgendetwas zog mich doch zu ihr. Wie konnte das, was wir hatten, durch ihren Umzug ins Haupthaus so… kaputt gegangen sein? Ich schüttelte den Kopf und wollte so die Gedanken vertreiben. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter mir und ich hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Jetzt zählte die Ruhe und das Bier und…. mein vibrierendes Handy.

      Ylvi
      Nachdem ich Bellamy geholfen hatte ein wenig seines Chaos zu beheben - er hatte tatsächlich beinahe vergessen den Mitarbeitern ihren Lohn zu zahlen, hatte ich mich in das untere Zimmer zurück gezogen. Dort stapelten sich Bücher an der Wand, genau mein Gebiet. Nun saß ich bereits eine gute Stunde auf der kleinen Couch las, als ich bemerkte wie mein Handy blinkte. Ich entsperrte den Bildschirm, Calebs Name leuchtete bei WhatsApp in der Beschreibung. Ich sah nur die Hälfte der Nachricht. Mein Herz wummerte...ich legte es beiseite, versuchte zu ignorieren das er mir geschrieben hatte. Las ein, zwei Sätze nahm gar nichts auf von dem was die Worte mir erzählten.
      Dann ergriff ich doch hektisch mein Telefon, öffnete den Chat und las seine Frage. “When your not sleeping, shall I come?” stand dort. Mein Daumen rief die Tastatur zum Vorschein. Ich tippte ein einfaches “Sure” ...löschte dann den text, schloss das Handy wieder. Ich starrte an die Wand, während ich spürte wie mir heiß und kalt zugleich wurde. Es war fast zwei Wochen her seitdem ich ihn in Natura und vor allem allein gesehen hatte. Ich sah hinab auf mein Handy im Schoß, welches mir nun den Blick auf die Seiten des Buches versperrte. Erneut öffnete ich den Chat. Sah auf die Buchstaben der Tastatur die wieder aufgeploppt war. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, dann tippte ich den kleinen Text und verschickte ihn mit klopfendem Herzen. Dann ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden, nicht ohne die Vibration wieder einzustellen. Mit dem Buch in der Hand verschwand ich schließlich in das Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Von hier hatte ich einen guten Blick auf das Gästehaus. Ich schaltete das Licht nicht ein, entzündete nur die vier großen Kerzen und meine kleine Nachttischlampe. Mehr Licht benötigte ich jetzt nicht. Auf das Buch würde ich mich ohnehin nicht konzentrieren können. Aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten konnte ich gar nicht richtig still halten.

      Caleb
      Ich hatte ein paar Schluck aus der Bierflasche getrunken und mein Handy auf die Couch gelegt. Eine ganze Zeit lang passierte nichts. Als es dann vibrierte und die Antwort von Ylvi erschien musste ich herzlich lachen. “Don’t forget the beer.”, stand dort geschrieben. Vergiss das Bier nicht.. typisch Ylvi. Ich stand auf, schnappte mir meine Flasche und stellte unwillkürlich fest, dass ich dort noch eine stehen hatte. Wir hatten oft hier zusammen gesessen und ein Feierabendbier getrunken, dass ich es mir wohl angeeignet hatte, immer zwei mit ins Wohnzimmer zu bringen. Da Ylvi schon eine ganze Weile weg war, war dies mir schon lange nicht mehr passiert. Heute schien ich jedoch mit den Gedanken eh nicht bei der Sache zu sein. Wann hatte ich Ylvi das letzte Mal alleine getroffen? Vor einer Woche? Vor zwei Wochen? Ich wusste es nicht mehr.
      Kurz föhnte ich mir durch meine blonden Locken, ließ den Hut bewusst auf der Kommode liegen, zog nur meine Stiefel und meine Jacke an und ging langsam rüber zum Haupthaus. Es war mittlerweile halb zehn, ein paar der Arbeiter waren schon in den Betten und auch der Großteil des Haupthauses war dunkel. In Ylvis Zimmer brannten ein paar Kerzen, kein Licht. Fragend schaute ich zu ihrem Fenster rüber, grinste dann jedoch nur kopfschüttelnd und setzte meinen Weg fort.
      Im Haus angekommen zog ich die Stiefel aus, hängte meine Jacke auf und ging mit den zwei Bierflaschen in der Hand zu ihrem Zimmer. Ich klopfte und ging dann rein. “Hey.”, sagte ich leise und schloss die Tür hinter mir. Ylvi stand von ihrem Bett auf, kam auf mich zu, erwiderte meinen Gruß und streckte sofort die Hand nach dem Bier aus. “Jaja. Darfst du sowas überhaupt schon wieder trinken?”, fragte ich sie und reichte ihr die noch geschlossene Flasche, ehe ich an meiner Offenen nippte.

      Ylvi
      Wie alt war ich? 23! Und wieso hatte ich verdammt nochmal schwitzige Hände? Ich fühlte mich etwa um 10 Jahre jünger. Zum Kotzen. Ich hätte gern Caleb auf dem Absatz umgedreht aus der Tür hinaus befördert und versucht nie wieder an ihn zu denken. Stattdessen ging ich auf ihn zu, griff nach dem Bier das er mir entgegen reichte. Auf seine Frage zuckte ich mit den Schultern “Zumindest nehm ich keine Medikamente mehr die sich damit nicht vertragen.” ich hatte auch kein offizielles Verbot nach Alkohol bekommen. Zumindest nicht das ich wüsste. Da es in diesem Zimmer keine Couch gab die ich zum sitzen hätte anbieten können nahmen wir auf dem Bett nebeneinander Platz. Caleb sah fertig aus, hob jedoch sein Bier und leise klirrten unsere Flaschen gegeneinander. “Ich hatte bisher gar keine Gelegenheit dir zu danken das du Ravn bewegst. Ich hab dich schon zweimal dabei gesehen. Das du zwischen deinen ganzen anderen Aufgaben noch dazu kommst ist wirklich nett. Wird Zeit das Bellamy endlich ein paar andere Helfer einstellt. Waren die Bewerbungsgespräche dahingehend eigentlich erfolgreich? Das hab ich gar nicht so mitbekommen in der letzten Zeit.”
      Ich war mir der Nähe zwischen uns bewusst, jedoch berührten meine Füße kaum den Boden, die Haltung nach vorn gebeugt war nicht ganz gut. Also musste ich von ihm abrücken, mir eines der Kissen in den Rücken legen und mich anschließend dagegen lehnen. Vielleicht hatte ich es mit meiner Aktivität heute ein wenig übertrieben.

      Caleb
      Auf ihre Aussage mit den Medikamenten zuckte ich nur die Schultern. “Okay, nicht dass ich dich hier noch vergifte.”, lachte ich und wir tranken eine Weile schweigend unser Bier. Wir setzten uns auf ihr Bett. Unser Wohnzimmer mit der Couch drüben im Gästehaus vermisste ich jetzt schon. “Oh ja, Ravn.”, sagte ich als hätte sie mich von irgendwo zurück ins hier und jetzt geholt. “Ja, Arbeit hab ich genug, du willst gar nicht wissen was ich heute alles gemacht habe.”, grummelte ich und antwortete ihr zunächst auf ihre Frage. “Ja, einen hab ich eingestellt. Naja, Bellamy. Aber ich wollte ihn. Cayce, hat auch ein Pferd dabei. Whitetails Shortcut. Shorty. Tolles Pferd, bin den mal auf einem Rodeo geritten, aber das ist eine lange Geschichte.”, sagte ich nur und nippte wieder an der Flasche. Ylvi setzte sich um und auch ich stand vom Bett auf, ehe ich mich auf den Stuhl daneben setzte. “Das Bett ist echt wahnsinnig unbequem.”, sagte ich zu ihr und erhaschte noch einen kurzen Moment ihres verwirrten Gesichtsausdruckes, ehe sie mich wieder normal ansah. “Und ja… Cayce greift mir hier jetzt schon wahnsinnig unter die Arme. Er ist auch Trainer, hilft mir bei den Reiningpferden. Ich würde die gerne nächstes Jahr aktiver vorstellen. Wir haben so gute Nachzuchten und auch ältere Hasen hier, die gehören in die Arena, nicht auf die Koppel.”, erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll. “Aber heute war nicht mein Tag.”, seufzte ich schließlich und fuhr mir einmal durch die Locken. Sie waren lang geworden, fielen nicht mehr sonderlich hübsch nach unten. Ylvi sah mich auffordernd an, weshalb ich zu erzählen anfing. “Angefangen hat der Tag damit, dass ich mir Zaun und Draht zu einer der Koppeln gefahren habe, um dort zu arbeiten. Ich hatte was vergessen, kam zurück und bin dann zu Bellamy gegangen, weil er kurz Zeit hatte. Hab ihn gefragt ob wir nicht Betsy die Stute Sue schenken können zu Weihnachten. Naja, zumindest 50%. Weil sie immer so von den anderen geärgert wird und dann kann sie sagen, das Pferd gehört ihr. Vielleicht lassen die anderen sie ja dann in Ruhe?” Ylvi nickte. “Dann hab ich mir Vulture geschnappt, bin zur Koppel zurück und.. achja, O kommt zurück hier her. Aber vielleicht hat Bellamy dir schon davon erzählt? Auf jeden Fall… zur Koppel zurück und hab da gearbeitet. Ganz fertig bin ich nicht, muss da morgen nochmal hin. Hatte dann Reitstunde mit Betsy und Sue und bei Gott… dieses Pferd. Keine Ahnung was sie hatte, aber ich musste sie heute so hart anpacken, das kenn ich gar nicht von ihr. Betsy stand dann auch in der Ecke und hat kein Wort mehr zu mir gesagt. Glaube das gibt Probleme, wenn die Stute ihr.. halb ihr.. gehört. Aber naja.. dann habe ich Boxen gemistet. Hat ja keiner für nötig gehalten das zu tun, während ich Zaun machen war. Dann war ich duschen, saß auf der Couch und bin nun hier- morgen wird vermutlich nicht besser, denke das Heu kommt dann und wer lädt es ab? Ich…”, grummelte ich und nahm noch einen Schluck Bier. So viel hatte ich in den letzten Wochen nicht mit Ylvi geredet, weshalb sie jetzt leicht erschlagen in ihrem Bett saß. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass es so war.

      Ylvi
      Ich schwieg einen Moment, ordnete die Fülle an Informationen, überlegte auf was ich darauf als erstes Antworten sollte. Ich hatte dabei einen dümmlichen Gesichtsausdruck, ganz sicher. Caleb grinste erst, lachte dann ein wenig. Ich erwiderte. “Wo ist nur der verschwiegene Cowboy hin?”, legte dann die Hand auf den Mund. Wie im Chat die Affen Smileys. “Daran bist du Schuld.” das klang beinahe verwegen wie Caleb es sagte. “Ich freue mich aber das du zumindest etwas Unterstützung durch Cayce hast. Die Idee für Betsy ist großartig! Kinder können so abartig zueinander sein, vor allem Mädchen in dem Alter. Dabei hat sie die Pubertät noch vor sich. Ich denke ein Pferd kann ihr dabei helfen sich zu entwickeln. Außerdem bist du als Trainer dann ja nicht aus der Welt...oder eben Cayce. Ich hab dich heute morgen bei Bellamy gesehen. Ist doch sicherlich ätzend ständig ihn fragen zu müssen? Bei all den guten Ideen und Plänen die dir so vorschweben.” Caleb war Vorarbeiter der Ranch, hatte viele der wichtigen Aufgaben der Ranch übernommen. Machte die Dienstpläne, das Futtermanagement. Im Grunde fehlte nicht viel zu dem Punkt das er alles auf der Ranch bestimmte. Trotzdem war der Name der Ranch Blakes Crow Meadow und die finale Entscheidung wurde stets von Bellamy getroffen. Dieser hatte mir jedoch, nicht gerade durch die Blume, zu verstehen gegeben das ihm die Aufgabe über den Kopf wuchs. Auch die Rückkehr von O würde nicht viel ändern, denn sie hatte nicht vor in die Ranch ihres Bruders einzusteigen. Ganz freiwillig kam sie wohl auch nicht zurück, wenn ich es nicht falsch verstanden hatte. Bellamy wusste das er sich etwas überlegen musste, wenn die Ranch in geordneten Bahnen weiter laufen sollte. Ich hatte die Rechnungen gesehen, das Chaos...und fragte mich in welchen Zügen Caleb über das Problem überhaupt Bescheid wusste.

      Caleb
      Meine Bierflasche neigte sich dem Ende zu und auch die Uhr schritt Stück für Stück voran. Lange würde ich wohl nicht mehr hier bleiben, genoss die Gesellschaft von Ylvi nun doch in vollen Zügen. Sie hatte mir gefehlt. Und sie fehlte mir verdammt nochmal drüben im Haus auch. Aber ihr das zu sagen? Das war nicht ich. “Oh ja und frag mich erst mal. Cayce ist ein wahnsinnig guter Reiter. Vielleicht können wir zusammen nochmal anfangen zu Ropen!”, erklärte ich ihr stolz und sah auch bei ihr ein Lächeln aufflackern. Sie wusste, wie sehr ich das Lassoschwingen liebte, hatte es aber eine ganze Weile nicht mehr tun können. Nur vom Bullenreiten hielt ich mich fern. Auf einen Bronc würde ich bei Gelegenheit bestimmt nochmal steigen. “Und mit Betsy glaube ich auch.”, sagte ich ihr dann. “Und eigentlich kann ihr hier jeder auf der Ranch helfen. Hier rennen genug Trainer und Leute mit Ahnung rum.”, lachte ich. Dann seufzte ich abfällig. “Es ist ätzend. Einerseits bin ich die Nummer eins auf dem Hof, was die Arbeit angeht, andererseits muss ich für jede Erlaubnis zu Bellamy rennen und ihn anflehen, etwas neues kaufen zu dürfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist.”, erklärte ich ihr und drehte die Bierflasche in meiner Hand hin und her, ehe ich den letzten Schluck daraus trank. “Ich bin froh, dass er es geschafft hat, das Heu zu bestellen. Kommt ja nun zum Glück morgen, viel ist nicht mehr da. Viele Pferde fressen eben viel.”, sagte ich und stand auf, streckte mich kurz. “Ich würde gleich auch wieder gehen. Es war ein langer Tag.”, meinte ich beiläufig, setzte mich jedoch wieder hin und stellte die Flasche auf den Boden. So ganz war ich noch nicht vom Gehen überzeugt.

      Ylvi
      Ich verschwieg ihm besser das ich das Heu bestellt hatte...nach der enormen Hitze des Sommers war es gar nicht einfach gewesen einen guten Händler aufzutreiben. In einer besseren Gegend hätte man das Heu selbst machen können. Dazu gab es in New Mexico allerdings keinerlei Chance. “Ich bin Bellamy die letzte Zeit ein wenig zur Hand gegangen, dem wird langsam klar das er sich mit der Ranch vielleicht übernommen hat. Ich denke er ist heilfroh, dass du ihm den Arsch rettest, wirklich. Das würde er so vielleicht nicht sagen...aber als Außenstehende kann ich das denke ich ganz gut beurteilen.” ich lächelte ihn an...das war ein insgeheimes Lob an ihn. Bekam er nicht oft. Das Konzept der Ranch war gut...nur Lage, Planung und Ausführung haperten. Ich hatte nicht viel Ahnung von Marketing, aber so steuerte Blakes Crow Meadow deutlich in die Pleite. Bellamy hatte angedeutet einige Pferde verkaufen zu müssen. Ein Blick auf den Bildschirm des Handys zeigte, das Mitternacht unaufhörlich näher rückte. Ich hatte nicht einmal die Hälfte meines Bieres getrunken, durch das Halten in meiner Hand war es nun auch schon warm. Das zur Seite beugen um es auf dem Schrank neben dem Bett abzustellen gestaltete sich als schwieriger. Bei der zu schnellen Drehung des Oberkörpers zuckte ich zusammen, konnte den Handgriff zur Narbe nicht vermeiden und atmete zischend ein. “Manchmal vergess ich das.” Caleb hatte reagiert, war aufgesprungen, nahm das Bier aus der Hand und stellte es zur leeren Flasche auf den Boden. Er sagte nichts, sein Blick hatte jedoch etwas tadelndes...es war der verkniffene. Genau der selbe den ich so oft bekommen hatte, wenn im Unterricht nicht alles lief wie es sollte. Er saß nicht wieder auf dem Stuhl sondern hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Ich wollte nicht das er ging...das Wort “Bleib” blieb mir jedoch in der Kehle hängen, es kam mir einfach nicht über die Lippen. Ich wollte ihm nicht zeigen wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dabei war es nur ein verdammtes Wort! Er schien meinen Konflikt zu spüren, anders konnte ich es mir nicht erklären. Sein Blick hatte meinen fixiert. “Ja bitte?” Ich spürte das Herz schneller schlagen in meiner Brust. Wie sollte ich sagen was ich wollte. Ich hatte die letzten Wochen beschissen geschlafen...die andere Seite meines Bettes schien so verdammt leer. Ich konnte selbst nicht fassen in welch kurzer Zeit ich mich daran gewöhnt hatte jemanden neben mir zu haben. Bei Max hatte ich es gehasst...nicht schlafen können eben, weil er neben mir lag. Jetzt allerdings, konnte ich teilweise nicht schlafen eben, weil niemand...jemand nicht neben mir lag. Und ich hasste diese Abhängigkeit. Wann zum Teufel war das passiert? Das war nicht in meinem Plan gewesen. “Was ist?” drängte Caleb nach, jetzt leichte Sorge in der Stimme. Hatte er Angst die unbedachte Bewegung schmerzte noch immer? Ich schüttelte den Kopf, lächelte...dann kam es mir über die Lippen. “Bleib.” nur gehaucht, scheu wie bei einem Reh. Das klang nichtmal nach mir. Wo war die Selbstbewusste Ylvi hin verschwunden?

      Caleb
      Ein Wort. So leise gehaucht, dass ich es fast nicht verstanden hatte. ‘Bleib’. Ich lächelte. “Geht das wirklich? Mit deiner Op und so…”, murmelte ich und Ylvi nickte, sie schien nun wieder etwas mehr Mut gefasst zu haben. Wieder zerriss es mich innerlich, dass unsere… Beziehung in den letzten Wochen so kaputt gegangen war. Ich hatte einfach Angst Ylvi zu verletzen. Sie war nicht mehr so zerbrechlich wie vor ein paar Wochen. Aber ihre OP hatte mir mal wieder vor Augen geführt, weshalb ich nicht der Beziehungstyp war. Ich hatte keine Lust mir ständig Sorgen um jemand anderen zu machen, auf jemand anderen aufzupassen, für jemanden da zu sein… aber Ylvi… sie brachte mich zu all dem… machte mich zu so jemandem, ohne dass ich mich verändern musste. Bis jetzt hatte sie mir noch keinen Vorwurf gemacht, dass ich die letzten Wochen so selten hier war. Vermutlich konnte sie sich denken warum. Arbeit über Arbeit- und dann meine inneren Konflikte. “Caleb?” Ylvi sah mich an. “Ja.. ja. Dann bleib ich hier.” erwiderte ich. “Lass mich nur eben meine Stiefel von vorne holen. Und bitte sag mir, dass Bellamy hier nicht in aller Herrgottsfrühe mit Frühstück hineingeplatzt kommt.”, murmelte ich und wir lachten beide. “Die Zeit wo ich Frühstück am Bett bekommen habe ist vorbei. Normalerweise helfe ich ihm und den anderen in der Küche damit.”, sagte sie noch.
      Ich stand auf, holte leise meine Stiefel ins Zimmer und versuchte Amba dabei nicht zu wecken. Den Hund hatte Bellamy vor langer Zeit mal hier angeschleppt, aber wirklich etwas arbeiten tat er nicht mit ihr. Traurig musste ich an Surtout denken… und als ich wieder im Zimmer war, sah ich zu Ylvi. “Hab ich dir mal von Surtout erzählt?” Sie schüttelte den Kopf. “Eben, als ich Amba im Flur gesehen habe, ist mir der Hund wieder eingefallen. Verena hatte mal einen Rottweilerrüden, Surtout. Sie ist mit ihm und Gipsy mal einen Horse & Dog Trail gegangen. Seltsamer Hund, hat sie aus Frankreich gehabt und war nach einem Werwolf aus einem Buch benannt.” Ylvi lachte. “Ich hoffe er hat euch nicht gefressen?” “Nein, nein… war ein lieber Kerl, eigentlich. Aber total fixiert auf sie. Ist eigentlich ganz gut, dass er mit ihr gestorben ist. Der würde ohne sie eingehen.”, erklärte ich ihr und fing an, mich auszuziehen. Meine Boxershorts hielt ich an, schlüpfte dann unter die Decke. Allein das reichte, um die alte Vertrautheit zwischen uns wieder herzustellen. Ich legte meinen Arm unter ihren Kopf und sie kuschelte sich an mich an. Wir schwiegen, genossen den Moment und waren im Nu eingeschlafen.
      Plötzlich schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Jemand hatte die Tür aufgerissen, war ins Zimmer gekommen und an der Stimme der Person erkannte ich, wer es war. Betsy. “Ylvi du wolltest uns doch beim Früh….oh.. Caleb!”, sagte sie erschrocken und ich zog mir die Decke über den Kopf. Vielleicht funktionierte bei ihr ja noch das Schema, wenn ich sie nicht sah, sah sie mich auch nicht… Funktionierte leider nicht. “Ich.. äh… ich... “, stammelte sie und verließ prompt das Zimmer. Erst dann kam ich wieder unter der Decke raus und sah zu Ylvi, die auch am Lachen war. “Das biegst du wieder gerade!”

      Ylvi
      “Das wird sie so schnell nicht vergessen.” stellte ich nüchtern fest. Konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen. “Gut das sie uns nicht dabei gesehen hat.” Caleb beugte sich vor, stahl sich einen Kuss von meinen Lippen. Löste sich dann kurz,sah mich an und setzte einen weiteren Kuss auf meine Stirn. Ohne viele weitere Worte zog er sich an. “Ob das jetzt alle Wissen, oder ob ich unbeobachtet aus dem Haus komme?” fragte er verschmitzt. Ich zuckte mit den Schultern. “Ich glaube nicht das Betsy es jedem erzählt. Sie ist ein Kind...wie viel versteht sie schon von dem was sie gesehen hat.” Ich zog mir mein Shirt über den Kopf, vorsichtig, wegen des Verbandes. “Ooh ich denke sie versteht schon eine ganze Menge, glaub mir.” Ich streckte ihm die Zunge raus. “Na los, verschwinde, da draußen wartet eine Ranch auf deine Anwesenheit. Glaub mir...ich kann es fast gar nicht erwarten euch wieder zu unterstützen, langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.” ich schaute auf den Flur hinaus, sah niemanden und winkte Caleb zu “freie Luft.” er huschte halb aus der Tür, blieb dann stehen, zwinkerte mir zu und verschwand dann erst. Es war gewesen als sei nicht zwei Wochen Funkstille gewesen. Wir hatten dort angeknüpft wo wir begonnen hatten...ein seltsames Gefühl, aber irgendwie auch beruhigend.
      Ich konnte mir den ganzen Morgen das blöde Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Als ich in die Küche kam fand ich Betsy darin nicht vor. Also bereitete ich allein das Frühstück vor...langsam kam ich mir vor wie die Hausangestellte hier. Wann hatte ich das angefangen? Ich wollte wieder raus auf die Ranch. Sinnvolleres tun als eine Belegschaft von knapp 20 Mann mit Essen zu versorgen. “Du siehst beschissen aus.” kommentierte ich Bellamy der mit Augenringen bis nach Bagdad in die Küche gestiefelt kam. Davon war er nicht ganz begeistert, warf mir eine unflätige Geste zu und goss sich den Kaffee in eine Tasse und schaufelte Zucker hinein. Nach dem dritten Löffel sprach ich ihn an. “Du bist wieder nicht ganz bei der Sache.” Bellamy seufzte. “Ich hab gestern einfach mal drei der gekörten Hengste zum Verkauf gestellt...es haben sich tatsächlich 4 Interessenten gemeldet. Ich tu es nicht gern, aber ...du weißt das Geld hätten wir nötig.” in dem Moment knallte die Tür zur Küche. “Das hast du nicht getan!” ein brodelnder Caleb stand dort in der Tür. Er hatte zur Abwechslung zum Frühstück mit den anderen erscheinen wollen. Ich hörte Bellamy neben mir die Luft einziehen. Wo war das Loch im Boden? Ich konnte es gerade ziemlich gut gebrauchen.

      Caleb
      Ich hatte es geschafft mich unbemerkt aus dem Haupthaus in den Stall zu verkrümeln. Frühstücken wollte ich heute ausnahmsweise mit den anderen zusammen, alleine wurde das auf Dauer doch ziemlich einsam, vor allem da der Rest gemeinsam im Haupthaus frühstückte.
      Bis es allerdings so weit war, hatte ich noch ein bisschen Arbeit vor mir. Vulture brachte ich aus der Box auf seinen Paddock in die Nähe von einem der Trainingshengste. Dort bekam er auch sein Kraftfutter. Ich mistete schnell seine Box und vier Weitere von den anderen Hengsten, damit ich dies heute Abend nicht mehr machen musste. Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bis es Essen gab. Ich rationierte also auch das Kraftfutter für die anderen Pferde und musste ganz schön aufpassen, das Futter nicht zu vermischen, bei so vielen Eimern. Auf jedem der Eimer stand jedoch der Name des Pferdes drauf, weshalb ich sie nach Paddock und Koppelteil sortiert auf die Laderampe meines Pick Up stellte, und dabei Cayce über die Füße lief. „Morgen.“, sagten wir beide und er blickte mich unter seinem schwarzen Cowboyhut skeptisch an. „Hast was liegen gelassen, Cowboy.“, lachte er und warf mir meinen Hut entgegen. Reflexartig riss ich die Hände in die Luft und schaffte es sogar, den Hut zu fangen, ohne ihn dabei mit meinen Fingern zu zerquetschen. „Mach doch sowas nicht, hast du mal auf die Uhr geschaut?“, fragte ich ihn lachend und setzte mir meinen Hut auf den Kopf. „Und, was gibts zu tun?“, fragte mich der junge Mann und ich überlegte. „Grade nichts mehr. Kraftfutter hab ich fertig. Würde sagen Frühstück ist angesagt.“, sagte ich zu ihm und er nickte. „Ich muss noch was im Haus holen, ich komme gleich.“, antwortete er und verschwand.
      Ich ging also zum Haupthaus, zog meine Stiefel, den Hut und die Jacke am Eingang aus und hörte Stimmen aus der Küche. Was ich dort hörte, wollte ich zunächst gar nicht glauben. Mit einem Satz stand ich bei Bellamy, hatte die Tür zugeknallt. „Bist du des Wahnsinns? Welche Hengste?!“, fuhr ich ihn an und sah, wie alle Anwesenden einen Kopf kleiner wurden oder langsam den Raum verließen. “Alan’s Psychedelic Breakfast, Gun and Slide und Genuine Lil Cut.” Ich sah ihn an. “Oh glaub mir wenn du Blue verkaufst bist du ein toter Mann!”, knurrte ich und sah wie Ylvi ihren Kopf noch weiter einzog. “Wir… wir haben Geldprobleme Caleb… ich muss ein paar Pferde verkaufen…” “Und dann verkaufst du die besten Hengste die wir haben? Bist du bescheuert?”, warf ich ihm entgegen und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich war Bellamy körperlich noch immer ein wenig überlegen gewesen, doch wie ich ihn kannte, baute er sich gerade auch vor mir, sackte dann jedoch augenblicklich in sich zusammen. “Ich kann das nicht mehr, mir wächst das alles über den Kopf.. die Pferde, die Arbeiter… die Ranch…”, murmelte er kleinlaut und setzte sich an den Frühstückstisch. “Das Heu war wahnsinnig teuer, ich weiß nicht, wie ich das bezahlen soll…”, keuchte er und ließ sein Gesicht in seine Hände sinken. “Mir gehen die Ideen aus…”
      Ich atmete tief durch, öffnete meine Fäuste. Schlagen hatte ich ihn nicht wollen, aber aus Reflex war dies passiert. Dieser dämliche Idiot! “Also…”, murmelte ich nun mit sanfterer Stimme. “Du stehst jetzt auf, nimmst die Pferde aus dem Netz, wir frühstücken… und dann überlegen wir uns, wie wir die Ranch retten können.”

      Ylvi
      Das Frühstück über schien Bellamy verschwiegener. Caleb und Cayce unterhielten sich gut. Caleb nutzte die Runde auch gleich als eine Art Teambesprechung. Ich merkte wie er wichtige Aufgaben an Cayce gab, Murphy sollte seine Boxen übernehmen. Einen der anderen Ex-Häftlinge teilte er zum Zaunbau ein, dort wo er gestern begonnen hatte. Ich merkte dabei schnell wie er sich den Vormittag frei schaufelte um mit Bellamy zu sprechen.
      Als ich ihn gesehen hatte, da war mir kurz eiskalt geworden. Ich hatte schon gesehen zwischen ihn zu springen, wenn er Bellamy anging. Wobei ich herzlich wenig hätte ausrichten können. Seine geballten Fäuste waren mir nicht entgangen, auch nicht die Wut die in seinen ersten Worten geflackert hatte. Ich hätte nur darauf hoffen können das er mich nicht verletzten würde, falls ich dazwischen ging.
      Dass sie jedoch - endlich - gemeinsam eine Lösung suchen wollten gefiel mir. Das hätte Bellamy schon viel eher tun sollen. Aber wer konnte es ihm verübeln...ich erinnerte mich an seine Worte vom Vortag. “Ganz ehrlich...ich hab nichtmal die High School beendet, war im Jugendknast und anschließend bin ich auf der Gips Reminder Ranch gelandet. Ich hab in meinem Leben noch nie etwas richtig auf die Reihe bekommen und dann komm ich auf die bekloppte Idee eine ganze fucking Ranch zu leiten. Als O noch hier war ging das ja noch, aber dann? Ganz ehrlich...wär Caleb nicht gekommen, dann wäre das ganze schon viel eher vor die Hunde gegangen.” Ich hatte ihm gesagt er sollte Caleb einweihen. Die Angst dieser würde ihn auseinander nehmen hatte dann wohl die Oberhand behalten. Das war Stolz an falscher Stelle, das hatte ich ihm allerdings nicht gesagt...das war ihm hoffentlich bewusst. Ich wusste Caleb würde alles für die Pferde tun, einige abzugeben wäre sicherlich nicht die schlechteste Idee...aber dabei sollte sorgsam ausgewählt werden welche. Unnötige Esser zum Beispiel...und das waren die Hengste die er eingestellt hatte nicht.
      Nach dem Frühstück verschwanden alle um den ihnen zugewiesenen Aufgaben zu widmen. Ich war im Begriff die Küche zu verlassen hinter Caleb und Bellamy, drehte nach links ab um Richtung meines Zimmers zu gehen. Da erklang Calebs Stimme “Ylvi, ich denke bei der Ranch Rettungsaktion kannst du uns behilflich sein.”

      Caleb
      Bellamy war vor dem Frühstück verschwunden und hatte hoffentlich die Hengste aus dem Netz genommen. Ich war noch immer verdammt wütend auf ihn, weshalb ich mich beim Essen auch nur mit Cayce unterhalten hatte. Die Einen standen früher, die Anderen standen später auf. Auch Betsy hatte kaum ein Wort gesagt, fast die ganze Zeit betrübt auf den Boden geschaut. Etwas Leid tat die mir ja schon. Zu erst hatte sie mich und Ylvi im Bett gesehen, jetzt einen heftigen Streit zwischen Bellamy und mir. Ich müsste heute auf jeden Fall noch mit ihr sprechen und ihr einige Dinge erklären. Sie war schließlich noch ein Kind. Sie verstand nicht alles, was hier vor sich ging.
      In Bellamys Büro marschierten jetzt Ylvi, er und ich. Dort sah ich den mittlerweile kleineren Papierberg, zu dem Ylvi wohl einiges beigetragen hatte. Ich zog Ylvi einen Stuhl zum Schreibtisch dazu und setzte mich neben sie, auf der anderen Seite Bellamy. Ich seufzte kurz. “Wie schlimm ist es denn nun, Bellamy?” Ich sah die Anspannung aus seinem Körper weichen. Er schien froh zu sein, endlich mit der Sprache rausrücken zu können. “Es ist noch nicht das Ende der Ranch. Aber es ist kurz vor Ende.”, fing er an. “Und das heißt?” “Um die Ranch vor dem Bankrott zu retten müssen wir Pferde verkaufen. Einige Pferde. Oder die ganze Ranch.”, ich schluckte. Naja, eigentlich sah man es in meinem Kopf rattern. “Hmm ein Umzug wäre nicht das Schlechteste.”, sagte ich und Bellamys als auch Ylvis Kopf flogen in meine Richtung. “Verkaufen?”, fragte Bellamy ungläubig und ich nickte. “New Mexico ist schön und gut, aber was hat man von einer Ranch wenn man hier nicht einmal Rinder halten oder Heu selbst machen kann? Futter kostet Geld. In Alberta kamen wir immer mit unserem eigenen Futter rund… und.. ich habe mich selbst schon ein wenig umgesehen gehabt… ich bin so weit, dass ich etwas eigenes aufbauen möchte.” Damit schien Bellamy erstmal baff.

      Ylvi
      Das mit der eigenen Ranch...tja...wir hatten es einige Male als Thema gehabt. Aus Spaß, vielleicht. Doch ich hatte darin das glitzern in den Augen von Caleb gesehen. Der Wunsch existierte eine ganze Weile, Jahre vielleicht. Im Grunde jedoch hatte ich geahnt - diese Ranch...die Pferde hier, würde er nicht zurück lassen. Wieso war er sonst nach dem Unfall zurück gekehrt...wohl eher weniger aus Nächstenliebe zu Bellamy oder den Ex-Häftlingen. Es waren die Pferde, jedes einzelne lag ihm am Herzen.
      Ich setzte mich weiter nach vorn, Bellamy sagte keinen Ton. “Bellamy, ganz ehrlich...das halte ich für keine schlechte Idee. Caleb übernimmt ohnehin als Vorarbeiter alle relevanten Aufgaben. Überschreib ihm auf dem Papier die Ranch. Du bist aus der Sache raus...kannst dich anderen Sachen auf der Ranch selbst widmen. Dingen von denen du tatsächlich eine Ahnung hast. Marketing technisch...Logistisch gesehen, ist auch ein Umzug sinnvoll. Das Land hier ist karg, sowieso schon warm. Und Klimaerwärmung wird ein Thema sein in den kommenden Jahren. Man kann hier bleiben, versuchen mit teurem Heu über die Runden zu kommen. Oder man beschließt in eine andere Region sich zu orientieren. Wir haben die Gerätschaften, die Mitarbeiter um das alles zu bewerkstelligen.” Caleb nickte während ich mit meinen Händen gestikulierte. Die Vorstellung mit der ganzen Ranch umzuziehen legte sich zwar wie ein schwarzes Tuch auf meinen Magen, aber im Grunde war es eine wichtige Entscheidung. Es gäbe einige Sachen die man außerdem planen könnte für eine Ranch an einem anderen Ort. Die Aufnahme weiterer Häftlinge, denn die Gelder die wir vom Staat davon bekamen waren wirklich nicht unerheblich, außerdem hatten wir so eine gute Handvoll an Arbeitern. Die Aufsicht wäre schwierig, aber Lösungen ließen sich sicherlich finden. “Ich bleibe außerdem...selbst wenn ihr mir erstmal kein Gehalt auszahlt. Ich kam hier auf die Ranch um ein bisschen Abenteuer in mein Leben zu kriegen. Wie könnte ich euch jetzt einfach mit Problemen allein lassen?” das hatte noch andere Gründe. Wie könnte ich Caleb zurück lassen? Betsy allein mochte Wissen das wir etwas miteinander teilten...Aber insgeheim schlug mein Herz auch für diese Ranch.

      Bellamy
      Ich schwieg. Caleb schwieg. Ylvi schwieg. Unsere Köpfe ratterten, unsere Gedanken drehten sich. Also meine zumindest. Ich ließ meinen Kopf in die Hände sinken. “So hatte ich mir das nicht vorgestellt, glaubt mir… ich dachte ich müsste weiterführen, was Verena angefangen hatte. Alle Pferde verkaufen? Das hätte ich nicht übers Herz gebracht…”, erklärte ich und sah zum ersten Mal Mitgefühl in Calebs Blick. “Ylvi hat… nicht ganz unrecht.”, setzte er an und ich hob meinen Kopf wieder. “Wenn du mir die Ranch überschreibst, wir umziehen… ich hab noch eine Menge Geld, von der Abfindung damals.. hab alles gespart für etwas Eigenes.. dann kann ich das alles hier wieder hochziehen.”, erklärte er mir und ich nickte, schwieg wieder und dachte nach. “Und.. Ylvi scheint uns auch erhalten zu bleiben. Sie könnte eine Website oder sonst irgendwas für uns gestalten, ihr fällt da schon was ein.”, sagte er weiter und stieß die junge Frau einmal sanft mit dem Arm an. Ylvi nickte. “Wir müssen nur… also einige Pferde werde ich auf jeden Fall verkaufen.”, meinte Caleb dann. “Aber nicht die Besten.”, fügte ich an und er nickte. “Das wäre dumm.”, antwortete er mir gefasst, gar nicht mehr wütend oder beleidigend.
      “Ich glaube ich muss eine Weile darüber nachdenken…”, sagte ich dann und stand auf, sah zum Fenster raus und schaute den Mitarbeitern zu, wie sie die Pferde auf die Koppeln brachten. Als ich mich umdrehte, stand Caleb hinter mir. “Nein. Musst du nicht. Du hättest schon viel früher nachdenken sollen.”, meinte er, noch immer gefasst. “Es scheint, als hätte ich keine andere Möglichkeit mehr?”, fragte ich in die Runde und Caleb als auch Ylvi schüttelten den Kopf. “Du wirst ja nicht rausgeworfen.”, lachte Caleb und klopfte mir auf die Schulter. “Du bekommst nur… weniger Aufgaben.”, meinte er und ich nickte. “Also gut…. Caleb O’Dell. Die gehört ab sofort die Blakes Crow Meadow Ranch. Sieh es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.”, sagte ich und schüttelte seine Hand. “Ein Weihnachtsgeschenk mit vielen Schulden.”, sagte er, fing dann aber auch an zu lachen und schaute zu Ylvi rüber, die auch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht hatte. “Meine erste Amtshandlung wird sein, dass wir drei uns zum Abendessen in der Bar von Louis in Albuquerque treffen, sieben Uhr, und dort über das weitere Schicksal gemeinsam entscheiden.”, sprach Caleb und ging zur Tür. “Und jetzt… an die Arbeit. Die macht sich nicht von alleine.”, meinte er und verschwand aus der Tür.
      “Puuuh…”, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl hinter dem Papierberg fallen. “War das das richtige?”, fragte ich Ylvi und senkte meinen Kopf wieder auf meine Hände.

      Ylvi
      Ich zuckte mit den Schultern. “Das ganze hätte schlimmer laufen können.” dann klopfte ich auf den Tisch, sah wie Bellamy den Kopf hob. “Außerdem..um deine Worte zu zitieren. Vielleicht ist es das was Caleb gesucht hat? Du hast es ihm gewünscht. Erinnerst du dich?” Bellamy , immernoch besorgt drein blickend, lächelte allerdings. Die Narbe in seinem Gesicht verzog sich deutlich dabei. “Touché” Ich zuckte die Schultern dazu, lächelte. Ja vielleicht war das ein Weg um Caleb von der inneren Unruhe abzulenken die ihn von Zeit zu Zeit befiel.
      “Gut..ich würde sagen...du machst schonmal eine kleine Liste fertig für Pferde die zum Verkauf stehen. Ich werde derweil mein Zimmer im Gästehaus wieder beziehen. Ich brauche keine ganztags Betreuung mehr, ich vermisse mein eigenes Bett. Anschließend komme ich wieder rüber um dir beim abheften der Dokumente zur Hand zu gehen. Dann können wir Caleb heute Abend eine Übersicht der Finanzen geben...sowie der Sachen die noch fehlen. Deal?” Bellamy sah sich auf seinem Schreibtisch um, der sich schon deutlich geleert hatte. “Vielleicht sollte Caleb sich überlegen dich als Chef mit ins Boot zu holen, du scheinst zum Sklaventreiber geboren.” Es war ein Witz, das merkte ich sofort, ich streckte die Zunge heraus. Anschließend machte ich mich auf den Weg meine wenigen Habseligkeiten im Gästeraum zusammen zu packen. Ich ließ das Haupthaus gern zurück. Ich hatte die Ruhe des Gästehauses vermisst, meine kleine Oase der Ruhe. Ich gabelte Laurence im Flur auf. “Laurence? Kannst du mir eben bei der Tasche helfen? Für mich geht es vorerst wieder zurück ins Gästehaus.” “Klar, gib her.” “Sag mal, ich hab ein wenig heute morgen mitbekommen...wie schlimm ist es?” wir gingen langsam hinüber zum Gästehaus. “Es wird ein paar Veränderungen geben...das bleibt nicht aus. Aber mach dir vorerst keine Sorgen. Bellamy und Caleb schaukeln sich schon zusammen.” Laurence zog die buschigen Brauen zusammen. “Das wird ja auch mal Zeit!” brummte er schließlich. Ich lächelte in mich hinein...wahr wohl nicht schlecht. Laurence trug mir die Tasche bis hinauf in mein Zimmer, stellte sie vor dem Bett ab. ich bedankte mich bei ihm. Bevor Laurence das Zimmer verließ verweilte er kurz im Türrahmen. “Junge Dame...ich würde fast behaupten es war Gottes Segen das er sie zu uns geschickt hat. Wer weiß, vielleicht hat Verena das aus dem Himmel für uns eingefädelt. Jemand wie du hat uns auf der Ranch gefehlt...die gute Seele.” damit verschwand er aus der Tür. Ich blieb ein wenig erstaunt zurück. Laurence war ein guter Kerl, ich wusste das er schon auf der Gips Reminder Ranch gearbeitet hatte. Seine Bezeichnung der guten Seele schien mir allerdings etwas bizarr. Ich half nur Freunden aus...viel mehr noch...alle Chaoten waren im Laufe der letzten Monate einfach zum Teil meiner Familie geworden. Unfassbar das ich noch nichtmal ein Jahr hier war!

      Caleb
      Draußen atmete ich einmal tief durch. Hui, die Ranch gehörte nun mir. Noch nicht offiziell, aber bald würde sie komplett mir gehören, mit allen Pferden, allen Mitarbeitern und allem drum und dran. Ich wünschte mir schon seit Jahren eine eigene Ranch, aber jetzt so plötzlich eine zu besitzen? Unbeschreiblich. Ich atmete noch einmal tief durch und ging in den Stall, um Murphy beim Boxen misten zu helfen. Er schwieg, gut für ihn. Ein paar fragende Blicke flogen zwar zu mir rüber, aber er fragte mich nichts. Als ich damit fertig war, sattelte ich mit Vulture und ritt zu Connor, der den Zaun reparierte. Ich ging ihm kurz zur Hand, so dass wir schnell zurück zur Ranch reiten konnten. “An das Kraftfutter habt ihr ja heute Morgen auch gedacht, oder?”, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. “Frag Cayce, keine Ahnung.”, ich rollte mit den Augen. Also ritt ich quer über die Ranch, um Cayce zu suchen, den ich schließlich auf dem großen Reitplatz fand. “Hey Cayce, das Kraftfutter habt ihr heute Morgen ja verteilt, oder?”, fragte ich ihn und er nickte. “Klar, ist erledigt. Habs auch schon für heute Abend gemischt.” “Gut, ich bin heute Abend mit Bellamy und Ylvi weg, einige Dinge regeln.”, sagte ich und er nickte.
      Jetzt musste ich nur noch Laurence finden. Ihm wollte ich die Ranch heute Abend überlassen, wenn ich nicht da war. Vulture sattelte ich ab und brachte auf einen der Paddocks. Dort machte er sich sofort wieder über das Heu… Mist, das Heu! Ich fluchte, lief zum Haus und stürmte in Bellamys Büro, wo auch Ylvi saß und ihm zu helfen schien. “Das Heu? Kam es? Wo ist es? Ich hab keinen Anhänger gesehen.” Nervös schaute ich auf meine Uhr. “Alles erledigt Caleb. Cayce und die anderen haben es schon abgeladen.”, erklärte er mir und ich nickte. “Okay… dann ist es ja gut. Ich bin dann mal Füttern, und dann können wir auch schon fast wieder los.”, erklärte ich und verschwand wieder. Im Stall fing ich an, das Heu in die Boxen zu verteilen. Als ich damit fertig war, lief mir auch Laurence vor die Füße. “Hey, du müsstest heute Abend auf die Ranch aufpassen. Bellamy, Ylvi und ich sind in Albuquerque und müssen einige Dinge regeln.”, erklärte ich ihm und er nickte, stellte aber keine weiteren Fragen. “Ich hoffe ihr bekommt das hin.”, meinte er und verschwand dann wieder. Im Stall war ich nun fertig, weshalb ich schnell duschen ging, mich fertig machte, meinen Notizblock schnappte und zum Auto ging, wo ich auf Bellamy und Ylvi wartete. Bellamy ließ nicht lange auf sich warten und auch Ylvi erschien nach einer Weile.

      Ylvi
      Ich hatte mein Tablet mit in die Tasche gestopft...einige Notizen würden sicherlich nicht schaden. Ich freute mich auf die Bar, ich war lang nicht mehr drin gewesen. Andererseits würden wir dort auch eine ruhige Ecke vorfinden, sicherlich gab uns Louis eines der kleineren Hinterzimmer. Diese nutzte er oft für geschlossene Veranstaltungen.
      Caleb stand an seinem Pick-Up. Vorn hatten tatsächlich drei Leute Platz, also warf ich die Tasche auf den Rücksitz, rutsche bis an den Fahrersitz und Bellamy setzte sich direkt daneben.
      Im Sandwich eingeklemmt zwischen Caleb und Bellamy fuhren wir also nun knapp eine Stunde in Richtung Albuquerque. Louis Bar befand sich im Speckgürtel der Stadt, eigentlich hatte ich bisher angenommen dieser Teil war nicht einmal Part von Albuquerque. Wobei das jetzt wahrscheinlich auch keine Rolle spielte. Calebs Blick ging nach vorn auf die Straße. Die Situation war irgendwie seltsam. Das Radio war kaputt. Also begann ich einfach zu erzählen womit Bellamy und ich uns heute beschäftigt hatten. Kontoauszüge sortiert, alle nötigen Zahlungen getätigt. “Ich hab die Daten alle mal digitalisiert auf meinem Tablet. Dann haben wir nebenbei eine gute Basis mit der du arbeiten kannst.” klar Daten konnten verloren gehen. Ich wusste auch das Caleb nicht unbedingt Technik Affinitäten teilte...aber ein Haufen Blätter zu sortieren, im schlimmsten Falle zu verlieren. Sonderlich nützlich erschien mir das ganze nicht. “Wir haben außerdem einen Anwalt ausfindig gemacht, der zwischen Weihnachten und Neujahr zur Ranch kommt um die Papiere offiziell zu übertragen.”

      Caleb
      Die Fahrt über war ich relativ still, hörte Ylvi zu und nickte hin und wieder. „Ich habe mir auch schon Gedanken dazu gemacht, welche Pferde wir verkaufen sollten. Ylvi du hast doch die Liste aller Pferde auf deinem Tablet? Auch die von O?“, sie nickte. „Gut.“, erwiderte ich und parkte mein Auto vor der Bar. Wir gingen hinein, wurden von einem freundlichen Louis begrüßt und sofort in eines der hinteren Zimmer geführt. Wir redeten eine Weile, besprachen sinnloses, waren vertieft in belangloses, als die Tür aufflog und niemand anderes den Raum betrat, als Octavia. “Da bist du ja endlich.”, grummelte ich, stand auf, und umarmte sie kurz. Auch Ylvi und Bellamy taten es mir gleich. Bellamy schien verwundert. “Ich wusste nicht, dass du auch kommst.”, sagte er zu ihr und zog ihr einen Stuhl vom Tisch, damit sie sich setzen konnte. “War auch eher eine spontane Idee von mir. Wenn sie jetzt zu uns zurückkommt, sollte sie sich auch einbringen. Schließlich will O ja auch Pferde verkaufen.”, erklärte ich und Octavia nickte. “Genau, aber lasst uns erst was essen.”, trällerte sie und ich lachte kurz. Irgendwie hatte ich diesen gut gelaunten Vogel vermisst.
      Wir bestellten Essen, was uns Louis auch schnell brachte. Erneut drehte sich das Gespräch um belanglose Dinge, ehe ich das Wort erhob. “Ich habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht, was ich mit einer eigenen Ranch machen würde.. wo sie sein sollte, was sie verfolgen sollte, womit ich mein Geld verdienen würde…”, alle starrten mich an. “Dass Pferde weg müssen ist mir ganz klar, wir haben eh zu viele, die nur fressen und sonst nichts tun… in meinen Augen muss sich eine Ranch durch die Pferde quasi von selbst tragen.”, erklärte ich ihnen und hatte nun wirklich die gesamte Aufmerksamkeit von allen in diesem Raum erlangt. “Ich dachte daran, wieder zurück nach Kanada zu gehen. Ich habe mir im Internet schon Gelände angeschaut, zwei stehen zur Auswahl. Beide wieder in der Nähe von Calgary und Okotoks.” Ich sah ein wenig Panik in Bellamys Gesicht. “Zurück nach Kanada?”, fragte er unsicher und ich nickte. “Ich kenne keinen besseren Fleck auf diesem Planeten, um Pferde und Rinder zu züchten. Ja, Rinder gehören auch zu dem neuen Plan.” Bellamy nickte. “Es ist.. deine Ranch.”, murmelte er kleinlaut doch ich schüttelte den Kopf. “Ich sage nur, wie ich es mir vorstelle… außerdem… wir haben viele gute Westernpferde, die nicht mehr, oder noch nicht im Sport laufen. Touristen sind immer eine gute Geldquelle. Sie könnten die Landschaft erkunden, natürlich mit einem von uns dabei, könnten bei der Rinderarbeit und bei den Pferden helfen. Die Menschen geben eine Menge Geld für sowas aus.” Einstimmiges Nicken. “Deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, alle Quarter-, Paint- und Appaloosahorses zu behalten.” “Klingt… vernünftig.”, sagte Ylvi und schaute auf ihr Tablet. “Ich habe hier eine Liste mit den Pferden, ich lese sie euch einfach mal vor. Gekörte Hengste wären demnach Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide und Hollywoods Silver Dream.” Caleb nickte. “Ungekörte Hengste wären A Shining Chrome, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Smart Lil Vulture, Whinney und Zues.” Wieder ein Nicken von Caleb. “Außerdem Nachtschwärmer und Chocolate Dream.”, fügte er an. “Ich nehme an die Fohlen bleiben auch alle?”, fragte Ylvi mich und tippte etwas in ihr Tablet ein. Ich nickte, und sie las die Namen vor: “PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash und BR Colonels Golden Gun.” “Genau. Jetzt noch die Stuten und Cielos.”, meinte Caleb und Ylvi nickte. “Cielos bleibt, dann die gekrönten Stuten Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell und Wimpys Little Devil. Nicht gekrönte Stuten sind A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und die Mixstute Striga.” Ylvi tippte fleißig Häkchen hinter die Namen der Pferde. “Dazu kommen noch Whitetails Shortcut, der Wallach von Cayce und Bittersweet Temptation, ein schwarze-weißer Paint Horse Hengst, den ich dazu gekauft habe.”, erklärte ich allen und sie nickten fleißig. “Væna fra glæsileika eyjarinar würde ich auch gerne behalten. Sie, Choco, Nachtschwärmer und Striga sind die einzigen Außenseiter, würde ich sagen, die ich fest behalten will.”, erklärte ich und sah dann zu Octavia rüber. “Genau, Ylvi tipp mal mit.”, sagte sie und nahm eine Liste aus ihrer Tasche. “Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, wen ich behalten möchte und wen ich verkaufen würde… bleiben sollen Tigres Eye, Priamos Ruffie Kincsem, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I’ve got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Culain, Empire of Grace, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS’ Snap in Style und Wildfire xx. Bei einem guten Platz wären Empire of Grace noch zu verkaufen.”, erklärte Octavia und Ylvi tippte sich die Finger wund. Ein bisschen Leid tat sie mir ja schon, aber sie war es durch ihren Job ja gewöhnt, viel an solchen Geräten zu hängen. “Jetzt kommen wir dann wohl zu den potenziellen Verkaufspferden.”, sagte Ylvi und ich nickte. “Lies einfach einen Namen vor und wir sagen pro Argumente, warum das Pferd bleiben soll, oder Kontra Argumente, warum wir es verkaufen sollen.”, erklärte ich und sah zu Ylvi. “Meine Pferde zählen wohl auch dazu, wir gehören ja auch zur Ranch und ziehen mit um. Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn bleiben auch.”, sagte sie. Wir nickten einstimmig. Wir konnten ja schlecht verlangen, dass sie ihre Pferde verkaufte. Sie hatte doch nur vier davon und alle bedeuteten ihr eine Menge. Dann gingen wir die Liste Pferd für Pferd durch.

      Behalten:
      Seattle Slew -> wird als Touristenpferd behalten, wird kastriert
      Sir Golden Mile -> Octavia möchte ihn als Rennpferd übernehmen
      Stiffler -> soll noch gekört werden und ein paar Fohlen bekommen, dann wird er kastriert werden und als Wallach für die Touristen bleiben
      Moon’s Gealach -> wird von Ylvi gekauft
      Cleavant ‘Mad Eyes’ -> bleibt als Tourisrenpferd
      Abe’s Aelfric -> wird kasteriert und bleibt dann als Touristenpferd
      Ceara Isleen -> Umschulung zum Ranchpferd, später dann als Touristenpferd gedacht
      Blazing Flame -> Octavia möchte die Stute haben
      Skrúður -> Umschulung zum Ranchpferd, evtl. ein paar Fohlen ziehen und dann kastrieren, später evtl. als Touristenpferd

      Verkaufen:
      BR Princess Peppy Gaia
      GRH’s Princess Peppy Ann
      Pocahontas
      Náttdís van Ghosts
      Thjalfe van de Jötunheimr
      Fenicio
      Lajos
      Myrkvidr
      Atlanta
      Ghost’s Phenomena
      Magic Lanijos
      Zoltaire
      Zuckerschock
      LMR Fashion Girl
      Samarra
      It’s me, Amira!
      Vin
      PFS’ Blossom Magic
      Bree
      Crimetime
      Wolfs Bane
      Natu’s Little Harley
      CHH’ Mr. Buckminster
      Ocarina of Time
      Empire of Grace
      Free Willy
      Firewalker
      Mystical Champion
      Whiskey
      Sweet Revenge

      “Das war nun doch schwerer, als ich dachte.”, sagte ich und schaute mir die Liste auf dem Tablet nochmal an. “Doch.. doch. So bin ich zufrieden.”, meinte ich und sah in die Runde. Zustimmendes Nicken. “Ich würde gerne Morgen schon nach Kanada fliegen und mir die beiden Grundstücke anschauen. Möchte jemand mit?”, fragte ich Bellamy, Octavia und Ylvi und wartete.


      Ylvi
      In meinen Gedanken hüpfe ich gerade wie Hermine auf meinem Stuhl auf und ab, Arm gereckt, Finger schnippend um zu signalisieren, das ich mit von der Partie war. Tatsächlich speicherte ich meine Datei ab, ließ das Tablet wieder in der Tasche verschwinden und sah erst dann in die Runde. Weder O. noch Bellamy schienen sich wirklich dafür zu interessieren. Ich musste nicht erst zu Caleb schauen um zu Wissen das sein Blick auf mir lag. Als ich auf sah, hatte er mich fixiert. Sein Kopf legte sich nur leicht schief, sein Gesicht mit einem Mal ein fragendes Buch. Meine Augenlider schlossen und öffneten sich bewusst, ein Lächeln um meine Lippen. Unsere stumme Kommunikation machte ihm bewusst das ich mit dabei war. “Dann würde ich sagen, nehmt ihr meinen Pick-Up zurück zur Ranch.” sprach Caleb zu den anderen beiden. Ich fischte mein Tablet wieder heraus. “Ich such dann mal nach einem Flug für dich.” ich wusste nicht wieso ich nicht uns sagte...Ich wollte nicht Preis geben das ich mit Caleb flog. Ich war nicht bereit dafür den anderen zu stecken das vielleicht mehr als das Geschäft mich mit zog. “Ylvi kommst du dann bei mir mit?” fragte Bellamy. Ich winkte ab. “Mhm..nein, also. Ich werd wohl die Nacht noch hier bei Caleb und Louis verbringen. Denke ich werd dann meinen Verbandswechsel direkt morgen im Krankenhaus machen.” “Ja gut. Dann nehm ich Bellamy in meinem Auto mit, dann lassen wir den Pick-Up hier, dann hast du einen fahrbaren Untersatz, wenn du wieder zurück willst.” bot sich O an. “Guter Vorschlag, machen wir das so.”
      Wir verabschiedeten uns von O und Bellamy, blieben allerdings vor der Bar stehen bis die Lichter verschwunden waren. “Ich werd dann mal Lilly eine SOS Nachricht schicken.” Caleb sah mich etwas verwirrt an. “Naja ich hab keine Wechselkleidung, schon gar nichts was Kanada tauglich wäre. Außerdem, den Verband muss ich tatsächlich wechseln.” “Stimmt, daran hab ich jetzt gar nicht gedacht. Gut das Louis fast meinen Kleidungsstil hat. Noch ein Bier?” “Hell yes.” damit drehten wir uns um, betraten wieder die Bar. Caleb half mir auf einen der Barhocker hinter denen Louis stand und uns beide gesichtslos ansah. Ob sich Caleb sein - keine Miene verziehen - irgendwie von ihm abgeschaut hatte? “Ihr habt fast vier Stunden meine Hinterzimmer blockiert. Das klang ja nach einer richtigen Krisensitzung.” typisch native redete er um den heißen Brei, zeigte neugierde...fragte aber nicht bohrend nach. Obwohl ich mir sicher war das es ihm auf der Zunge brannte. “Das muss dir Caleb erzählen.” ich musste derweil ein Gähnen hinter meiner Hand verstecken...und widmete mich der Suche nach einem Flug für den nächsten Tag.

      Caleb
      Das war… anstrengend gewesen. Ich nahm das Bier von Louis entgegen und legte meinen Kopf einmal in meine Hände. Auch an mir nagte mittlerweile eine ziemliche Müdigkeit. Als ich den Kopf wieder hob, sah mich Louis noch immer fragend an. “Oh Louis, wo soll ich anfangen... “, murmelte ich und sah seine nach oben gezogenen Augenbrauen. “Also gut…”, setzte ich an und erzählte ihm alles, was seit heute Morgen passiert war.
      Als ich zu Ende erzählt hatte, war meine Bierflasche auch am Ende angekommen und Louis hatte mir lautlos eine Neue hingestellt. “Das klingt…”, fing er an, bediente einen Kunden, davon gab es schließlich genug hier, und setzte dann wieder an: “Das klingt.. nach viel Arbeit und vielen Veränderungen.” “Ja.. so ist es.”, sagte ich und schaute zu Ylvi, die noch immer nach Hotels und Flügen schaute. Ob sie wohl schon etwas gebucht hatte? “Nach Calgary, am Besten. Die beiden Höfe sind einmal circa 30 Minuten und einmal 45 Minuten von da weg.”, erklärte ich und sie nickte. “Und dann zieht ihr alle von hier weg?”, fragte Louis nach einer Pause. “Ich… denke ja, dass sie alle mitkommen… es wird mir so fehlen, dich nicht mehr so nahe bei mir zu haben.”, sagte ich zu ihm und wurde doch etwas sentimental. “Hey, noch bist du nicht weg, Junge.”, sagte er und haute mir über die Theke einmal gegen die Schulter. “Noch bist du hier und trinkst mein Bier… was du übrigens mal bezahlen könntest…”, merkte er an und ich lachte. “Ich will gar nicht wissen, wie viel Geld ich schon hier gelassen habe.” Auch Ylvi lachte nun. Wir schauten uns an und schienen das Gleiche zu denken. “Oder wie viel Geld wir schon für Bier ausgegeben haben, was wir dann im Gästehaus auf der Ranch getrunken haben.”, sagte sie und Louis und ich stimmten in ihr Lachen ein. “Ach bevor ich es vergesse, kannst du mir ein paar Hemden und Hosen leihen?”, fragte ich Louis und er schüttelte nur grinsend den Kopf. “Klar, ihr schlaft dann bestimmt hier?”, fragte er und wir nickten. “Waschté, ich bring dir morgen früh etwas vorbei. Aber bezahl wenigstens das Zimmer…”, brummelte er und ich rollte mit den Augen, nahm meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und bezahlte es im jetzt sofort. Ylvi machte Gestiken auch etwas davon zu bezahlen, doch ich winkte ab. “Das in Calgary wird teurer, ich denke wir schaffen nur eine der beiden Ranches am Tag. Es gibt viel zu sehen und anzuschauen. Da kannst du dich finanziell beteiligen.” “Okay.”, meinte sie und steckte ihren Kopf wieder über den Bildschirm.

      Ylvi
      Etwa nach 20 Minuten hatte ich alles unter Dach und Fach. Louis war gerade verschwunden um die Vordertür abzuriegeln. Die Bar hatte jetzt offiziell geschlossen. “Ich hab uns in Calgary ein Hostel gebucht, einfach...aber auch preiswert. Da wir eh den ganzen Tag unterwegs sind, wird das seinen Zweck erfüllen. Morgen früh gegen 8 kommt Lilly mit ein paar Sachen für mich vorbei. Um 12 geht der Flug...am besten geht es schon etwa 10 Uhr zum Flughafen. Dann haben wir genug Zeit um das Gepäck abzugeben. Ich hab uns bereits online eingechekt, dann sparen wir uns das vor Ort. “ dann nahm ich zwei große Schluck meines Bieres und hielt Caleb den Rest hin. Ich trank auch immer wieder mit, aber sonderlich viel dann auch wieder nicht. Irgendwie hatte es sich da eingeschlichen das Caleb den Rest davon trank.
      Louis brachte uns in das schlichte Zimmer im Dachgeschoss. “Ich würd fix noch die Couch fer…” Caleb fiel ihm ins Wort. “Lass mal...geht schon so.” Louis gab keinen Kommentar, doch ein breites Lachen auf seinen Lippen schien sich der Lakota nicht verkneifen zu können. Dann verschwand er aus der Tür...ich ließ mich auf das Bett sinken, direkt auf den Rücken. “Was für ein Tag.”

      Caleb
      Louis verschwand und Ylvi legte sich auf das Bett. Ich wollte es ihr gleichtun, blieb jedoch stehen und zog meine Sachen aus. Erst dann legte ich mich auf das Bett und unter die Decke. “Ja, der Tag hat mich auch ziemlich fertig gemacht.”, sagte ich zu Ylvi, die aufstand und sich ebenfalls auszog, um dann zu mir unter die Decke zu kommen. Es dauerte wirklich nicht lange, da waren wir eingeschlafen.
      Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Ylvi einen Wecker gestellt hatte. Ich brummte, drehte mich um und legte mir das Kissen über den Kopf. So fertig war ich schon lange nicht mehr gewesen. Auch Ylvi schien nicht wirklich begeistert davon, aufzustehen. Nachts war ich immer wieder aufgewacht und hatte eine Weile nicht mehr einschlafen können, so viele Gedanken waren in meinem Kopf hin und her gekreist. Langsam richtete ich mich jedoch auf, zog zumindest meine Hose an und öffnete die Tür, denn ich dachte, ich hätte etwas gehört gehabt. “Oh schau mal, unsere Sachen.”, sagte ich zu Ylvi und hob die beiden Reisetaschen auf. Diese schmiss ich aufs Bett, öffnete sie und schob dann die Tasche mit der Frauenkleidung zu Ylvi rüber, die sich mittlerweile auch aufgerichtet hatte. Aus meiner Tasche nahm ich ein Hemd, zog es an und stopfte mein altes Hemd vom Boden in eine Ecke der Tasche. “Louis scheint das hier abgegeben zu haben. Lilly wollte mir ja noch helfen.”, schlussfolgerte Ylvi und ich nickte. Dann klopfte es wirklich an der Tür. Ich öffnete, bat Lilly herein und verschwand für die Zeit nach unten, während die Beiden den Verband wechselten. Eine ganze Weile unterhielt ich mich mit Louis, ehe Ylvi und die Kleine mit den Taschen die Treppe herunter kamen. “Hab alles eingepackt.”, sagte Ylvi zu mir und ich nickte. Wir verabschiedeten uns von Louis und Lilly, packten alles in den Pick - Up und fuhren zum Flughafen- relativ schweigend. Auch das Warten verlief ohne große Worte, ich nickte auch einmal ein und wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Müde schaute ich in Ylvis Gesicht. “Komm, lass uns ins Flugzeug.” Wir stiegen ein, bezogen unsere Plätze und… schliefen für die nächsten sieben einhalb Stunden ein. Leider hatten wir die schöne Aussicht auf Colorado, Wyoming und Montana verpasst. Aber vielleicht würden wir es ja auf dem Rückflug schaffen, wach zu bleiben und uns die Landschaft anzuschauen.
    • Sosox3
      Pflegeberichte
      Dezember 2018
      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die unsanfte Landung ließ mich hoch schrecken, ich brauchte auch einen kurzen Moment ehe ich mich orientiert hatte. Ich drückte in der enge des Flugzeuges meinen Rücken durch, dehnte meinen Nacken. Die Position halb schief auf Calebs Schulter schlafend hatte dem nicht ganz wohl getan. Die Flugbegleiter baten uns noch einige Minuten zu warten, wir hatten den Flug knapp 20 Minuten zu früh erreicht. Das Bodenpersonal schien sich aber bereits zu sammeln.
      Caleb schien auch wach geworden zu sein, ähnlich wie ich rieb und dehnte er sich den Nacken. Da wir nur Handgepäck hatten konnten wir nach verlassen des Gates direkt in Richtung Ausgang verschwinden. Dort suchten wir uns ein Taxi. Durch die Zeit hier mit der Gips Reminder Ranch, hatte Caleb eine alte Bekanntschaft ausfindig gemacht. Sie würde uns für die nächsten drei Tage die wir hier blieben ihren Wagen leihen.
      Die Frau die uns entgegen kam, trug Stiefel...aber nicht nur Stiefel. Sie gingen ihr bis über das Knie. Es verlängerte ihre Gestalt, sie hatten auch einen knapp 10 cm hohen Absatz. Ein kurzer, also wirklich kurzer Rock. Die Jacke mit weitem Plüsch besetzt...Ich zuckte zusammen als ich ihr Gesicht sah. Hui..mit Schminke hatte sie nicht gespart. Caleb hüstelte, als sie mit einem “Juuuhu Caleb.” auf uns zu gestöckelt kam. Ich war mir ziemlich sicher...die sah nicht nur aus wie ein Rodeohäschen, sie war sicherlich eine. Sie zog Caleb zu ihrer Brust, küsste ihn auf die Wange, auf denen der Abdruck ihres Lippenstiftes zurück blieb. “Ylvi..das ist Monique.” Ich hatte fast erwartet, sie würde mich mit einem Bitch-please Blick mustern. Stattdessen kam sie vor mich, überragte mich dabei locker um beinahe zwei Köpfe. Mich zog sie allerdings auch in eine Umarmung, küsste mich auch auf die Wange. Schien also nicht ihre spezielle Caleb Begrüßung zu sein. Oder sie wollte nicht das ich mich schlecht fühlte.
      Sie gab Caleb einen Schlüssel in die Hand, ein rosa Einhorn hing daran. Anschließend führte sie uns zu ihrem Wagen. Es handelte sich um eine schwarze Dodge. Ich blieb kurz einen Moment verdutzt stehen. Den Wagen hatte ich der drallen Monique nicht zugestanden. Das bewies allerdings wieder - Urteile nicht vorschnell. Vielleicht kleidete sie sich auch einfach nur gern..wie sie eben gekleidet war? Caleb und sie unterhielten sich noch ein wenig, er gab mir schonmal den Schlüssel. Mit den Taschen stiefelte ich also in Richtung der Kofferklappe, öffnete und erstarrte. Ich spürte förmlich wie sich meine Netzhaut weg ätzte als ich das Innenleben erblickte. Rosa..pink...und zwar alles vor mir. Das bisschen das ich vom Armaturenbrett sah, die Ledersitze...der ganze verdammte Kofferraum. Ich warf das Zeug rein. Monique wünschte Caleb alles gute. “Dann bis in drei Tagen.” erwiderte er. Ich gab ihm die Schlüssel wartete bis sie fort war. “Monique also, ja?” meinte ich spöttisch, sah ihr hinterher. “Ich hab nie behauptet das ich Geschmack hatte als ich jünger war.” ich lachte ein wenig. “Warte bis du die Inneneinrichtung zu Gesicht bekommst.” klopfte auf seine Schulter, lachte und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Als ich sie öffnete stand da ein vom Donner gerührter Caleb, ungläubig auf das Innere blickend. Von hier aus hatte ich mehr Blick auf die Einrichtung...der Schalthebel...sogar die verdammten Pedale...rosa oder Pink. “Na? Doch lieber einen Wagen mieten?” Caleb schüttelte langsam den Kopf, schluckte. “Na immerhin ist er von außen schwarz.” scherzte er, nicht ganz ernst.
      Damit stiegen wir also in den Wagen, mein Tablet in der Hand, half ich ihm dabei aus der Stadt heraus zu finden. “Gut das du den Kasten bei hast, die genaue Richtung krieg ich sicherlich nicht mehr zusammen.” dann schwiegen wir wieder eine Weile. Ich konnte nicht umhin, mein Handy zu zücken und ein Foto von Caleb hinter dem rosa Lenkrad zu machen. “Wehe das landet im Chat für die Ranch.” ich grinste ihn an…”Huups.”

      Caleb
      Ich starrte wütend zu Ylvi rüber. Bing...bing...bing… Machte es bei unseren beiden Handys. Ylvi starrte auf Ihres und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich kramte meins aus der Tasche und schaute auf das Display. ‘Hübsch Caleb, steht dir.’, stand da von Bellamy. ‘Oh Caleb, ich wusste ja dass du strange bist.. aber das hätte ich nicht erwartet.’, stand da von Octavia. ‘Caleb was geht denn bei dir?!’, hatte Cayce geschrieben. ‘OMG CALEB!’, schrieb Betsy. Wir hatten auf dem Hof zwei WhatsApp Gruppen, einmal mit, und einmal ohne Betsy. In der ohne das Mädchen wurden manchmal ganz andere Dinge geschrieben. “Na danke dafür.”, sagte ich zu Ylvi, starrte sie noch einmal wütend an und startete dann den Motor. “Ich dachte wirklich Monique wäre über diese Phase hinweg…”, grummelte ich in mich hinein und fuhr auf den Highway.
      Morgen würden wir uns die Ranch anschauen, heute würde es zeitlich zu knapp werden. Eine Ranch kaufte man nicht in einer Stunde. “Hast du Lust noch was essen zu gehen?”, fragte ich Ylvi, als ich in die Straße des Hotels einbog. Sie nickte. “Vorher noch etwas frisch machen?”, sie nickte wieder. “Na gut.”, murmelte ich. Meine Wut war verflogen, etwas witzig war das Auto ja schon- und das Bild würde uns immer an diesen Trip hier erinnern.
      Ich parkte das Auto im Parkhaus und wir stiegen aus, gingen zur Rezeption, checkten ein und gingen auf unser Zimmer. “Mach du dich zu erst fertig.”, sagte ich zu ihr und Ylvi verschwand im Bad. Wir hatten beide keine sonderlich schicke Kleidung dabei, weshalb wir uns auch nicht großartig umzogen. Als Ylvi fertig war ging auch ich ins Bad und machte mich ein wenig frisch. “Na dann lass uns essen gehen, sagte ich zu ihr und ließ tatsächlich meinen Cowboyhut auf dem Bett liegen. “Nimmst du den nicht mit?”, fragte Ylvi mich und ich schüttelte den Kopf. “Ich muss ja nicht schon wieder direkt auffallen.”, sagte ich zu ihr. Bei dieser Aussage dachte ich an mein Auftreten im Krankenhaus und die klirrenden Sporen. Mit der verwaschenen blauen Jeans und den Westernstiefeln würde ich hier bei genauerer Betrachtung zwar auch auffallen, aber nicht so sehr wie noch mit dem Hut. Wir stiegen ins Auto, fuhren zu einem Restaurant ganz in der Nähe, ein bisschen kannte ich mich ja hier noch aus, und parkte dort auf dem Parkplatz. Wir gingen rein und bekamen tatsächlich noch einen Platz. Dort bot ich Ylvi einen Stuhl an und setzte mich ebenfalls an den Tisch.

      Ylvi
      Ich rieb meine Hände aneinander, setzte mich schließlich auf sie - es waren -6 Grad...und mein Körper hatte sich noch nicht an die Kälte gewöhnt. Das war tatsächlich eine Tatsache die mir Caleb wirklich mal erklären musste. Wieso zum Teufel Kanada? Das einzige was ich von diesem Staat wusste waren: ne Menge Schnee, irgendwas mit Ahorn und natürlich eine unfassbare Artenvielfalt an Tieren. Darunter Wölfe, Elche, Rentiere und natürlich auch Bären. Ich konnte Schnee nicht ausstehen. Klar so Winterritte hatten schon was...aber Schneechaos, Schnee schippen. Ich hatte mich zwischendurch schonmal gefragt was mich da geritten hatte. War ich nicht zur Blakes Crow Meadow gekommen, eben weil sie in New Mexico war? Tja, da hatte sich innerhalb weniger Stunden mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Und mein blöder Witz war es auch noch gewesen, der Bellamy auf die fixe Idee gebracht hatte Caleb die Ranch zu überschreiben. Ich hatte sogar gemeint ein Umzug sei sicherlich nicht schlecht. Und jetzt waren wir hier...in Calgary. Die nächsten Tage schauten wir uns zwei der potentiellen Ranches an. Wahnsinn.
      “Jetzt wo wir unsere Ruhe haben. Erzähl mir doch mal wieso es eigentlich nach Kanada geht. Soweit ich weiß bist du nicht hier geboren? Was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”

      Caleb
      Wir saßen beide am Tisch, hatten uns ein wenig umgesehen und auch schon Essen bestellt. Die Kellner hier waren wirklich fix und hatten uns schnell bedient, so dass wir nicht lange hatten warten müssen. Als Ylvi mir eine Frage stellte seufzte ich kurz und ließ meine Gabel sinken. Ja, warum eigentlich? Dass ich mich einfach nicht von diesem Land und von der Erinnerung an Verena trennen konnte würde ich ihr wohl kaum verraten.
      “Nein, geboren bin ich hier nicht aber ich bin durch das Rodeo viel gereist, habe viel gesehen und war auch sehr oft in Kanada, mal auf kleinen, mal auf großen Rodeos… dann habe ich Verena kennen gelernt… und habe mich noch mehr in dieses Land verliebt.”, gestand ich ihr und aß weiter, ich ließ mir Zeit mit dem Antworten, wollte meine Aussagen mit Bedacht auswählen. “In der Zeit auf der Gips Reminder Ranch habe ich viel erlebt, bin viele Pferde geritten und viele Turniere gegangen, hier und auch in ein paar Staaten in den USA. Montana und Wyoming zum Beispiel habe ich oft mit Pferden besucht, aber die Landschaft hier in Alberta? Die grünen, weitläufigen Wiesen, kaum Zäune und wenn, dann kilometerweit entfernt…”, ich sah Ylvis Blick und wusste genau, was sie dachte. Genau das gab es auch in Staaten der USA. Weitläufige, grüne Wiesen und auch alles Andere… “Ich weiß nicht.. kennst du das nicht, dass man sich in etwas verliebt und gerne dort hin zurückkehren möchte? Natürlich nicht genau zurück.. aber in das Land schon?”, fragte ich sie und sie nickte. “Und was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”, fragte sie mich dann und wieder musste ich überlegen. “Sie soll weitläufige Koppeln haben, wir brauchen aber auch für jedes Pferd eine Box. Es müssen nicht immer alle Pferde im Stall stehen, aber hier kann der Winter teilweise ziemlich hart werden und dann bräuchten wir für jedes einen warmen Platz. Außerdem möchte ich gerne Rinder halten.. Whiteface.. wer hätte es gedacht.”, erklärte ich und sie lachte. “Ja, wer hätte gedacht, dass du dir Kühe mit einem weißen Kopf kaufst.”, zog sie mich auf. “Außerdem brauchen wir große, gute Reitplätze und am besten eine oder zwei Hallen, um die Pferde ordentlich trainieren zu können… und Bungalows… oder kleine Mitarbeiterhäuser… aber das kann man ja alles noch bauen.”, erklärte ich ihr und sah sie an. “Also so richtig… weiß ich noch nicht was ich möchte. Also ich weiß es schon, aber ich kann mich nicht entscheiden, was ich wichtiger finde.”

      Ylvi
      Caleb wählte seine Worte mit Bedacht. Es schien als kaue er auf ihnen herum, ehe sie seine Lippen verließen. Nicht als fiele es ihm schwer sie auszusprechen. Vielmehr beschlich mich das Gefühl als wolle er mich schonen. War es das? Ich legte leicht den Kopf schief, beobachtete seine Haltung die offen war. Doch seine Hand spielte mit dem Ende der Gabel. Wunderlich was mir nach all der Zeit mit ihm auffiel. Es gab keine Illusionen.. natürlich, die Antwort die er mir gab war richtig, aber da war noch etwas anderes. Um mich abzulenken konzentrierte ich seiner zweiten Antwort zu lauschen, nahm die Worte wahr... allerdings entschlüpften sie mir durch das andere Ohr nach draußen. Ich hörte nur Koppeln, Boxen...Halle... Training.
      In Gedanken jedoch war ich noch bei der ersten Frage. Wieder war ihr Name gefallen, Verena. Natürlich war er das..hier hatte alles begonnen für ihn. Wie Louis es mir damals auf dem Berg gesagt hatte..Verena hatte alles für ihn geändert. Damit hing sein Herz, ein Teil seines Bewusstseins nicht nur an ihr,sondern auch an dem Land das für ihn einiges verändert hatte. Es fiel mir schwer mein wehmütiges Seufzen zu unterdrücken. Ich würde vielleicht ewig in ihrem Schatten stehen. Dann erinnerte ich mich an Laurence Worte..die gute Seele der Ranch. Vielleicht hat Verena dich für uns hierher geführt.
      Ob er wohl Recht hatte? Mir gefiel der Gedanke das sie aus der Anderswelt in diese blickte und den Nornen vielleicht etwas Zugeflüstern hatte. Laurence hatte von Gott gesprochen, für mich spielte er weniger eine Rolle als die Götter des Nordens..aber vielleicht war er einfach nur eine andere Bezeichnung für meinen Allvater? In Bellamzs Büro hatten Bilder von ihr gehangen. Für mich würde Verena auf ewig ein Geist bleiben von dem wenige sprachen. Ich beugte mich ein wenig vor, sah Caleb an, fasste nach seiner Hand. “Tut mir Leid..deine zweite Antwort wirst du mir nochmal geben müssen. Kannst du mir von ihr erzählen? Jeder erwähnt sie, für mich ist sie nur ein Geist. Ich könnte Bellamz oder O. fragen...aber,ich weiß nicht. Ich würde es gern von dir wissen. Ich hätte gern ein Bild von ihr, mehr als nur Bruchstücke.” das konnte nach hinten los gehen, furchtbar schief gehen. Aber ich wollte offene Karten zwischen uns... er verhielt sich stets Loyal,das war einer seiner besten Eigenschaften. Daher fügte ich noch hinzu “Ich hoffe du weißt, dass du offen mit mir sprechen kannst. Du musst mich nicht schonen.” Ich lächelte aufrichtig in seine Richtung. Wir waren kein Paar, er hätte das Recht sich der Antwort zu entziehen. Ich wollte nicht zu forsch sein, es war kein Befehl...eine offene Bitte vielmehr.

      Caleb
      So langsam waren wir fertig mit Essen, als mir Ylvi eine Frage stellte, die ich nicht so ohne weiteres beantworten konnte. “Lass uns nicht hier über sie sprechen.”, erklärte ich ihr und schien sie für den Moment befriedigt zu haben, denn sie hakte nicht weiter nach. Wir sprachen über dieses und jenes, blieben jedoch bei Gesprächen über Pferde und Ranches. Wir teilten uns noch die Eiskugeln zum Nachtisch, denn eine ganze Portion hätten wir beide nicht mehr geschafft, bezahlte jeder von uns die Hälfte der Rechnung und wir gingen zurück zum Auto, womit wir wieder ins Hotel fuhren und auf unser Zimmer gingen. Man sah uns beiden an, dass wir wirklich geschafft vom Flug waren. “Und du willst ihre Geschichte wirklich jetzt noch hören?”, fragte ich Ylvi und sie nickte überschwänglich. “Ja.”, war ihre Antwort und ich nickte, schwieg jedoch eine ganze Weile, während sie mich gebannt ansah und darauf wartete, dass ich etwas sagte.
      “Verena war… eine Visionärin.”, fing ich an und überlegte dann weiter. “Ich glaube sie hatte ihr Leben schon bis zum Tod durchgeplant und den Pferden gewidmet. Sie hat stets in allem das Gute gesehen und nicht nur zweite, sondern auch dritte und vierte und fünfte Chancen gegeben, auch was mich angeht. Nicht umsonst hat sie mir eine Ohrfeige verpasst, mich gefeuert und vom Hof geschmissen, als ich ihr sagte, Zues wäre unbrauchbar und ich hätte ihr doch gesagt, dass sie es bei ihm zu nichts bringen würde…Sie hat mir mehr als einmal einen Fehltritt verziehen und mir wieder ihr Herz geöffnet.”, erklärte ich ihr weiter und sah in ihren Augen etwas aufblitzen. “Hasst du Zues deshalb?”, fragte sie mich doch ich schüttelte den Kopf. “Ich hasse ihn nicht.. ich gebe ihm nur irgendwie die Schuld an allem, auch wenn er absolut nichts dafür kann.” Ylvi nickte. “Die vielen Chancen hat sie also den Pferden und den Menschen gegeben. Zues, Raised from Hell, Wimpys Little Devil… alles so hoffnungslose Fälle. Aber schau dir Hell und Devil heute mal an… was sie bei ihnen erreicht hat… nur zu Zues konnte sie nie durchdringen.. und jetzt kann sie es nicht mehr. Aber abbringen ließ sie sich von nichts, dieser Sturkopf der immer seinen Willen durchsetzen musste. Nichts und niemand in der Welt hätte sie dazu gebracht, eines der Pferde aufzugeben. Sie hatte eine gute Seele und liebte die Pferde über alles.”, wieder nickte Ylvi. Was sollte sie auch groß dazu sagen? “Mir gegenüber war sie immer ein wenig… impulsiv. Irgendwie wie ich…Ich brachte sie auch oft genug auf die Palme, mit meinen Andeutungen…. Achso, apropos Chancen.. schau dir Bellamy und Murphy und Octavia an. Alles ihr Werk. Hätte sie ihnen keine zweite Chance gegeben, was wäre wohl aus ihnen geworden? Ich möchte das auf jeden Fall auch weiterführen. Solchen Menschen eine zweite Chance geben, ihnen etwas bieten und zu etwas verhelfen.”, sagte ich und schwieg dann wieder eine ganze Weile. “Mit ihr konnte man nicht gut streiten. Sie war schnell den Tränen nahe und Enttäuschungen sah man ihr sofort im Gesicht an. Sie war jemand, der von den anderen gemocht und gut behandelt werden wollte… vermutlich konnte ich aus diesem Grund ihr Herz nie erreichen und hatte sie an Svejn verloren. Svejn ist eine andere lange Geschichte…”, seufzte ich. “Sie legte jedoch viel Wert auf meine Meinung und wurde sehr schnell unsicher, wenn ich ihr vor den Kopf stieß und ihr erklärte, wie dämlich und dumm ihre Idee war…”, wieder schwieg ich. “Sie verlangte den Pferden aber auch Leistung ab. Schau dir Bella oder Gipsy an, oder auch Choco. Oh Gott Choco!”, ich lachte. “Durch ihre Affinität zu diesem Pferd ist mir der Haflinger erst auf den Hof gekommen! Sie glaubte zwar nie daran, dass andere Rassen gut in dieser Sportart sein würden, aber irgendwie hatte sie einen Narren an diesem Hengst gefressen… und Choco ist gar nicht so schlecht im Westernsport.”, sagte ich und Ylvi lachte auch kurz auf. “Ansonsten.. ich zeige dir mal ein paar Fotos, wenn wir wieder in New Mexico sind. Dann kannst du dir sie besser vorstellen.”, sagte ich noch und überlegte. “Ich glaube, mehr fällt mir gerade nicht ein.”, meinte ich und drehte mich zu Ylvi um. Ich hatte in dem Stuhl im Zimmer Platz genommen, während sie sich auf dem Bett ausgebreitet hatte. “Hast du noch Fragen?”

      Ylvi
      Ich hatte mich auf das Bett fallen lassen, aufmerksam seinen Worten gelauscht. Der Geist füllte sich mit einer Art von Person. Mit jedem Satz den er mir gab,konnte ich mir ein besseres Bild von ihr machen.
      Er endete, schwieg kurz. In diesem kurzen Moment richtete ich mich auf. Ob ich noch Fragen hatte? Viele...aber diese musste ich nicht jetzt beantwortet bekommen. Also schüttelte ich den Kopf. “Danke.” flüsterte ich, für ihn gerade so hörbar. Ich hätte noch anfügen können, das ich wusste das es ihm schwer gefallen war. Das ich ahnte, dass ihn meine Frage erstaunt hätte. Aber in mir kam das Gefühl auch, dass dies zu viel wäre. Es bedurfte keiner Erklärungen. Über den Raum hinweg sahen wir uns einfach an, ohne zu blinzeln, dann huschte nur ein Zucken über seine Lippen, er blinzelte. Ich hatte ohne Worte verstanden, Caleb wie es schien auch. Als er sich erhob um in das Bad zu gehen, ließ ich mich wieder zurück sinken. Mir steckte der Flug in den Knochen, ein wenig tat mir doch irgendwie meine heilende Wunde weh - es begann langsam die Zeit in der sie zu jucken anfing.
      Ich unternahm wirklich den Versuch wach zu bleiben, aber meine Lider waren einfach zu schwer. Also glitt ich in das Land meiner Träume. Sie waren wirr...vollkommen wirr. Aber eine Art von Lichtgestalt die der Verena auf den Fotos wirklich unglaublich ähnlich sah, führte mich zu einem Pferd. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich auf dieses zu, schwang mich auf seinen Rücken und ritt über eine Landschaft die mir gänzlich unbekannt war. Erst zurück auf der Ranch sollte mir klar werden, das ich in meinen Träumen auf Zues geritten war. Sie würden mich nicht in Frieden lassen. An diesem Tag, in diesem Traum, entstand eine erste Idee in meinem Kopf.

      Caleb
      Als ich aus dem Bad zurückkam war Ylvi schon eingeschlafen. Ich seufzte kurz, deckte sie zu und legte mich dann ebenfalls unter die Decke. Wieder hier zu sein, in Calgary, nahe dem Ort an dem alles angefangen hatte und an dem alles hätte enden können… Meine Gedanken hielten mich fast die ganze Nacht wach. Ylvi wachte einmal nachts auf, zog sich flink um und schlief dann sofort wieder ein.
      Ich musste doch die Augen eine Weile zu gemacht haben, denn als ich von Ylvi geweckt wurde, fühlte ich mich wie vom Truck überrollt. Ich hab einen gequälten Laut von mir, richtete mich auf, stellte meine Füße auf den Boden und ließ meinen Kopf auf meine Hände sinken, die ich auf meine Beine gestützt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Ylvi mich vorsichtig. „Ja.“, meinte ich leise und fuhr mir einmal durch die Haare. „Mach du dich im Bad fertig, ich muss noch ein paar Telefonate führen.“, erklärte ich ihr und sah sie ins Bad huschen. Tatsächlich rief ich die beiden Ranchbesitzer an und klärte, welche wir heute und welche wir morgen besuchen gehen würden. Meinen Favoriten würden wir uns morgen anschauen gehen, die andere Ranch heute. Ylvi besuchte nicht sonderlich lange im Bad, so dass ich auch noch duschen gehen und mich umziehen konnte. „Frühstück?“, fragte ich sie als ich wieder herauskam. Sie nickte. „Frühstück und Kaffee…“, erwiderte ich ihr und gähnte lange.
      Als wir in Richtung Essraum gingen erzählte ich ihr, welche Ranch wir heute besuchen gehen würde und welche morgen. Dass bei der morgigen Ranch noch 30 Whiteface Kälber, Rinder und Kühe inbegriffen waren, verschwieg ich ihr mal lieber.

      Ylvi
      Da Caleb ein wenig fertig aussah, orderte ich ihn auf den Beifahrersitz und klemmte mich selbst hinter den Sitz des Fahrzeuges. Ich hatte Glück, der Sitz ließ sich nicht nur nach vorn sondern auch nach oben verstellen. Ich konnte kaum über das Lenkrad hinaus blicken. “Schaffst du das?” dabei klopfte er sich seine Hand auf die linke Brust. Ich nickte, startete den Motor.
      Starr nach Navigationsgerät fuhr ich aus Calgary heraus, nach Westen. Es waren knapp 43 Kilometer, eine Fahrt von einer guten halben Stunde. Irgendwo hinter einer Art Feriensiedlung mit dem Namen Redwood Meadows Bogen wir auf eine kleiner Straße, die es eigentlich nicht verdiente diesen Namen zu tragen. Tannen rechts, Tannen links. Plötzlich fuhren wir unter einem Eingangsschild hindurch. Vor uns befand sich tatsächlich Wald und eine Ranch.
      Begrüßt wurden wir von einen Herren der etwa in seinen 50ern sein musste. Als ich ihn auf uns zukommen sah, musste ich innerlich Lächeln. Er sah Louis ziemlich ähnlich. Er hatte schwarz, silberne Haare in zwei langen Zöpfen geflochten, trug eine große Brille. Unmissverständlich ein Native. “Mr. O’Dell?” Caleb nickte, lächelte. “Sie haben mit meinem Sohn telefoniert. Mein Name ist Jonathan Clearwater.” Wir reichten uns jeweils die Hände. Dann begann er zu erzählen, erst ein wenig über das Tal hier. “In den 40ern gab es einen großen Waldbrand, die freien Flächen die zurück blieben hat mein Stamm für sich genutzt. Sie müssen auf dem Weg hierher an dem Golfplatz vorbei gekommen sein?” “Ah, dann war es gar keine Stadt.” “Doch, schon..nur noch wenige wohnen hier. Meine Familie hat jahrelang hier auf der Farm gelebt.” Trotz des Feuers blieb ziemlich viel an Nadelwald übrig. Das Haupthaus war praktisch vor lauter Bäumen gar nicht auffindbar. Insgesamt schien es nur 3 andere Häuser zu geben, die eher Bungalows glichen. Viel Platz für Mitarbeiter...oder Gäste blieb da nicht. Das Stallgebäude hatte genau 10 Boxen, daran angeschlossen gab es zwar eine riesige Lagerhalle, die zu zwei Hallen abgetrennt werden konnten. Einen Platz jedoch suchten wir ein wenig vergeblich. Und zwischen den Wegen, immer wieder kleine lichte Orte um die man eine Wiese gezogen hatte. Hübsch war es ja...für eine Zucht und Ranchbetrieb war das ganze allerdings etwas zu waldig. Das sah man auch Caleb an. Mr. Clearwater ließ uns nach seiner Rundtour auch alles in Ruhe allein anschauen. “Stallgebäude müssten wir erneuern...irgendwo außerhalb Wiesen anpachten. Wald roden um einen Platz zu bauen, überhaupt auch einen Round Pen. Für Rinder wäre das hier auch nicht so geeignet.” zählte Caleb auf. Ich drehte mich im Kreis. “Für die Pläne die im Raum stehen ist der Ort hier nicht sonderlich geeignet.” pflichtete ich ihm bei. Nachdem wir den halben Tag hier verbracht hatten, hieß es schließlich sich von Mr. Clearwater zu verabschieden. In unserem Rosa-Traum von einem Auto gab ich nun also die andere Adresse ein. “Ich muss ganz ehrlich sein. Angenommen ich hätte tatsächlich eine eigene Ranch aufgebaut, dann wäre der Ort hier klasse. Die Landschaft, der Platz. Ich mag das Haupthaus sehr gern - ist immerhin möbliert. Ich hätte für den Anfang ohnehin wenig Pferde. In Anbetracht der Tatsache allerdings das es eben die Blakes Crow Meadow Ranch ist - wird es das hier nicht sein.” sprach Caleb währenddessen. “Gut, aber die Einrichtung war nun wirklich ziemlich old school. Ich hab ja nichts gegen alte Einrichtung, aber vieles davon hätte man wohl nicht mehr nutzen können.” “Da magst du Recht haben.”

      Caleb
      Anstatt zur anderen Adresse zu fahren fuhren wir wieder ins Hotel. Wir waren beide immer noch ziemlich geschafft, oder zumindest ich war ziemlich geschafft, so dass wir uns im Hotel etwas zu essen aufs Zimmer brachten, dort gemeinsam aßen und uns dann ins Bett legten. Wir schauten noch eine Weile eine Sendung über irgendwas mit Indianern, ehe wir den Fernseher aus machten und uns schlafen legten.
      Am nächsten Morgen waren wir beide fitter und dementsprechend auch motivierter. Wir ließen es uns gut gehen bei dem ausgiebigen Frühstück, welches uns geboten wurde, ehe ich mir hinters pinke Steuer setzte. “Es ist und bleibt stockhässlich.”, sagte ich zu Ylvi, warf ihr einen Blick zu und stieg in ihr Lachen ein. Die zweite Ranch lag etwa eine halbe Stunde südöstlich von Calgary, an einer wunderschönen Flussgabelung. Auch sah man von hier ein paar kleinere Berge und auch die großen Rocky Mountains. “Der Ausblick gefällt mir.”, sagte ich zu Ylvi und sie schien meine Meinung zu teilen.
      Wir fuhren an einem Ranchschild mit der Aufschrift “Bow River Ranch” vorbei. Dann folgte ein langer Weg, der rechts und links aus großen Koppeln bestand. “Schau mal, wie schön.”, sagte Ylvi und auch ich war begeistert von den weitläufigen Wiesen und den angrenzenden Waldstücken. Wie weit das wohl zur Ranch gehörte?
      Auf dem Gelände hielten wir vor dem Hauptgebäude. Es war in einem älteren Stil erbaut, aber keinesfalls hässlich oder urig, sondern einladend und freundlich. Es öffnete sich die Haustür und der Besitzer der Anlage kam heraus. “Hallo, ich bin Jackson Duncan.”, stellte er sich vor und schüttelte zuerst Ylvis, dann meine Hand. “Ich führe sie ein bisschen herum.”
      Schon als ich meinen Fuß in den ersten Stalltrakt setzte, war es um mich geschehen. Ich sah Ylvi an und auch sie schien die Ranch zu mögen. Verschiedene Stalltrakte, Offenställe, zwei Reitplätze, eine wirklich sehr große Halle, viel Platz, um selbst noch etwas zu bauen und zwei Round Pens. Einen etwas kleineren und einen Größeren. Ansonsten bot die Ranch viel, viel Platz. Viel Platz zum Bauen, viel Platz zum Umstrukturieren, weitläufige Wiesen und den Fluss, der teilweise überquert werden musste, um auf die anderen Wiesen zu kommen, die dazu gehörten.
      "Das beste sehen Sie gleich, doch dazu müssen wir eine Weile reiten.", sagte er und führte uns zurück zu den Autos, wo jetzt jemand mit drei Pferden stand.

      Ylvi
      Noch bevor ich hätte nach den Zügeln greifen können, nahm sie Caleb entgegen. “Mr. Duncan, auf dem Ritt werden wir leider nur zu zweit sein.” dieser ließ das unkommentiert. Ließ den Mitarbeiter aber den Braunen fort nehmen. Wehmütig sah ich zu wie sich Caleb in den Sattel schwang, seinen Rappen neben mir zum stehen brachte und mir vollkommen unnütz durch die Haare strubbelte. “Bald darfst du auch wieder.” neckte er mich. Ließ den Rappen antraben und folgte einen Pfad hinauf Mr. Duncan. Ich verschränkte die Hände vor meiner Brust. Unfair.
      Ich hatte nichtmal eine Vorstellung wie lange sie weg sein würden! Ich vertrieb mir erst die Zeit damit im Auto zu sitzen. Anschließend streunerte ich noch einmal allein über den Hof. Viele Leute gab es hier nicht, auch der Stalltrakt war bis auf drei vier Boxen nicht mehr belegt. Bow River Ranch. Ich ließ mir den Namen über die Lippen rollen. Erinnerte mich das wir vorhin an einem Fluss vorbei gekommen waren. Auf einer der Koppeln war sogar ein Bach. Ich nahm an daher rührte der Name. Nach gut einer Dreiviertelstunde klingelte mein Handy. Caleb war gerade dabei mir diverse Fotos zu schicken. Darauf sah ich Blockhütten, drei an der Zahl...Weiden..und auch dort der Bach - dieses Mal sehr viel breiter, als er hier im Tal war. Das ganze lag in einem Talkessel, auf dem Bild hätte ich nicht sagen können wie breit es war. Doch auf den Bildern konnte ich die Berghänge sehen, sie waren schroff und mit Schnee bedeckt.
      Etwa eine Stunde später kamen Caleb und der Typ der uns die Ranch gezeigt hatte wieder zurück. Ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Die Verabschiedung lief eigentlich ziemlich schnell. Ich fuhr zurück nach Calgary. Caleb packte oben im Zimmer unsere ganzen Sachen zusammen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um den Check-out vom Hotel. Zusätzlich hatte er mir sein Handy in die Hand gedrückt. Ich suchte also in seinen Kontakten nach Moniques Nummer, rief sie an. Es dauerte auch nicht lang, dann ging sie auch schon an das Telefon. “Caleb, ihr seid also zurück?” “Nein,nein. Ylvi hier. Also ja wir sind zurück. Wir würden in etwa 10 Minuten bei dir sein und dir deinen Wagen wieder bringen.” “Ylvi, also. Gut dann halte ich mich bereit.”
      Dieses Mal fuhr .Ccaleb, auf meinem Schoß und zwischen den Beinen befand sich unser Gepäck. Unterwegs sprachen wir zunächst nicht, jeder hing den Gedanken an die Ranch nach. Caleb und Monique tauschten die Position hinter dem Steuer, er verzog sich auf die Rückbank. “Wie hat euch mein Baby gefallen?” Keine Antwort..nur ein Hüsteln von mir, da ich mir ein Lachen verkniff. Dann ein sehr sarkastisches “Ganz hervorragend!” von Caleb. “Nicht wahr?” Monique schien den Sarkasmus nicht verstanden zu haben. Daher setzte Caleb noch nach “Ich hätte gedacht die Phase sei endlich mal an dir vorüber gegangen.” keine Antwort, aber ich sah wie sich Monique auf die Lippen bis. Ihr Gesicht sah aus als sei sie gerade auf dem Klo beschäftigt. Ich sah lächelnd aus dem Fenster.
      Der Check-In am Flughafen dauerte ewig, wir kamen gerade Rechtzeitig an das Gate als auch schon unser Flug aufgerufen wurde. “7 Stunden Flug zurück..ich hab absolut keine Lust.” grummelte Caleb. Wir hatten in der vergangenen Nacht auch einiges an Schlaf nachgeholt, daher vergnügten wir uns mit zwei Filmen auf meinem Tablet. Darunter “the Rider” der uns beide nun nicht wirklich überzeugen konnte - er war einfach unfassbar langatmig. “Man merkt richtig das es Laiendarsteller sind.” flüsterte ich. um den Gast neben mir am Fenster nicht zu stören. Anschließend philosophierten wir über die Möglichkeiten mit der Ranch. Kein Zweifel...noch einmal Immobilien anschauen würden wir wohl nicht müssen.
      Lilly war diejenige die uns vom Flughafen zur Bar mitnahm. Hier war früher morgen, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Mal ganz davon abgesehen das es unfassbar warm war im Gegensatz zu Kanada. Caleb und Louis unterhielten sich über die Ranch. Lilly und ich packten schon mal das Gepäck wieder in den Pick-Up von Caleb. “So, zurück zum Rest?” fragte mich Caleb, ich zuckte bisschen zusammen - hatte nicht erwartet das er plötzlich neben mir auftaucht. “Ja...genug auf Reisen gewesen.”

      Caleb
      Von der Bar zur Ranch zurück unterhielten wir uns wieder über die Möglichkeiten, die diese Anlage bot und noch im Auto rief ich Mr. Duncan an, und sagte ihm zu. Umzugsmonat wäre der Januar. Mitte Januar vermutlich, mal sehen, wann wir hier in New Mexico alles gepackt bekommen würden.
      “Ylvi ich hab dir noch gar nicht gesagt, was noch zur Ranch gehört.”, sagte ich, als wir wieder auf dem Blakes Crow Meadow angekommen waren und unsere Sachen von der Ladefläche des Pick Ups nahmen. “Eine Herde von Whitefacerindern. 30 Stück.” Doch anstatt mich geschockt oder fragend anzusehen, fing sie lauthals an zu lachen. “Was, echt? Oh Caleb.”, sagte sie und schlug mir auf den Arm, ehe sie kopfschüttelnd wegging. “Hey was denn?”, rief ich ihr nach doch sie antwortete mir nicht mehr.
      Am Abend erzählten Bellamy und ich der gesamten Ranch, was Sache war und stellten ihnen frei, mit umzuziehen oder zum Frühjahr zu kündigen. Erstaunlicherweise war jeder bereit, das neue Kapitel aufzuschlagen und die Reise mit uns anzutreten.
      “Es gibt noch etwas, dass ich euch sagen möchte. Eine Ranch finanziert sich eben nicht von alleine…”, fing ich an und schaute in gespannte Gesichter. “Ylvi hab ich es schon gesagt, aber zu der Ranch gehört eine Herde von 30 Whitefacerindern, die ich mitgekauft habe. Sieht wohl so aus, als seien wir jetzt bald wirklich im Viehgeschäft.”, alle nickten, keiner widersprach mir. “Außerdem gehört zu dem Gelände etwa eine halbe Stunde Ritt eine alte Ferienranch. Undenkbar wäre es nicht, unser Konto durch Touristen ein wenig aufzustocken.. achja, hier für jeden eine Kopie der Verkaufspferde. So können wir uns jetzt schon nach geeigneten Käufern umhören.”, erklärte ich und gab jedem einen Zettel. Schweigen. Jeder war in seinen Gedanken versunken, auch Betsy sagte kein Wort. Vereinzeltes Nicken, aber auch zerknirschte Blicke bei der Liste der Pferde. “Es steht einem jeden von euch frei, eines der Pferde zu erwerben. Doch unter meinen Namen bleiben sie nicht.”, sagte ich und kam vielleicht ein wenig harscher rüber, als ich es beabsichtigt hatte. “Also Sue und Blue behältst du, oder?”, fragte mich Betsy dann vorsichtig und ich nickte. “Sue und Blue bleiben. Nur die Pferde, die da auf der Liste stehen, werden verkauft.”, sagte ich zu ihr und sie nickte. Damit löste ich unsere kleine Versammlung auf und ging rüber in den Stall, wo ich nach Vulture schaute. In ein paar Tagen war Weihnachten. Vorher musste ich noch einige Geschenke kaufen und noch einiges erledigen.


      Wenige Tage später war Heiligabend. Weihnachten wurde von den Blakes Geschwistern und auch von Caleb noch immer ein wenig nach deutscher Tradition gefeiert, etwas, dass Verena damals nach Amerika und auf ihre Ranch mitgebracht hatte. Am 23. hatten alle Mitarbeiter zusammen einen Weihnachtsbaum ausgesucht und gemeinsam geschmückt. Betsy hatte es nicht lassen können, kleine Pferde an den Baum zu hängen, gefolgt von kleinen Cowboyhüten. “Die sind extra für dich.”, hatte sie zu Caleb gesagt, welcher sie nur lachend in den Arm genommen hatte. Betsy tat allen auf der Ranch gut.
      An Heiligabend selbst feierte die ganze Ranch zusammen. Sie waren mittlerweile wirklich wie eine Familie füreinander. Selbst Cayce gehörte schon dazu, obwohl er noch gar nicht so lange dort war. Es wurde gemeinsam gekocht, gegessen und sich dann gemütlich ins Wohnzimmer zum Weihnachtsbaum gesetzt, unter dem eine ganze Menge Geschenke lagen. “Großartige Geschenke gibt es dieses Jahr nicht.”, sagte Bellamy, als er sich mit einem Glas Sekt vor den Baum gestellt hatte. “Anfangen möchte ich jedoch mit Caleb, der das ein Geschenk von uns allen bekommt, welches größer nicht sein könnte. Wir alle zusammen schenken dir die Pferde und das Equipment dieser Ranch.”, verkündete dieser und hob sein Glas. Caleb starrte ihn derweil nur mit offenem Mund an. “Ihr schenkt mir das alles?”, fragte er ungläubig und Bellamy sowie die anderen nickten. “Fast alles. Das Gelände nicht, das werden O und ich verkaufen. Aber alles andere. Und nun Prost. Auf Caleb, unseren neuen Chef!”, sagte er, stieß mit seinem Glas an und alle Mitarbeiter tranken darauf. “Die anderen sollen natürlich nicht leer ausgehen. Hier auf dem Boden stehen kleine Geschenke mit euren Namen drauf.”, sagte er und hob ein Geschenk auf, welches er Betsy gab. Diese machte als erste auf und hielt ein Schokopferd in der Hand. “Wie süß!”, kommentierte sie ihr Geschenk und umarmte Bellamy kurz. Auch alle anderen, ausgeschlossen Caleb, hatten ein Schokopferd geschenkt bekommen. Bei allen außer Betsy war noch ein Umschlag mit Geld in der Box gewesen.
      “Dell noch eine Kleinigkeit für dich.”, sagte Bellamy dann und übergab dem Vater von Betsy ein kleines Geschenk. Er machte es auf und hielt ein Foto seiner Tochter in der Hand. Sie saß auf Sue, gehalten von Caleb, und hielt ihren Pokal stolz in die Höhe. “Habe ich gemacht, toll geworden, oder?”, sagte Ylvi und er nickte. Man sah ihm an, dass er stolz auf seine Tochter war. Dann stand Caleb auf und schnappte sich eines der letzten Geschenke unterm Baum. “Bellamy das hier ist von uns allen für dich. Damit du dein wirres Köpfchen mal sortieren kannst.”, lachte er und gab ihm das Päckchen. Dieser machte es auf und hielt einen Notizblock mit einem Taschenrechner in der Hand. “Ja, das habe ich wohl dringend gebraucht.”, lachte er. “Danke euch allen.”, sprach er in die Runde und traf auf lächelnde Gesichter und vereinzeltes Nicken. “Jetzt zu dir Betsy.”, sagte Caleb und holt das kleinste der Geschenke unter dem Baum hervor. “Wir alle haben lange überlegt, was du dir wohl zu Weihnachten wünschen könntest.”, sprach er und überreichte ihr das kleine Geschenk. Betsy traute sich zunächst gar nicht, es wirklich auf zu machen. Doch dann riss sie die Verpackung in tausend Teile und öffnete die kleine Kiste. Darin lag ein Zettel, nichts weiter. Sie nahm ihn aus der Box, faltete ihn auf und las das Geschrieben laut vor. ‘Hiermit erhältst du 50 Prozent.’ “Ich erhalte 50 Prozent von was?”, fragte sie verwirrt und schaute uns nacheinander an. “Komm.”, sagte Caleb, stand auf und ging zur Haustür. Langsam öffnete er sie und als Betsy sah, wer dort draußen auf sie wartete, sprang sie freudestrahlend aus der Haustür nach draußen. Dort stand nämlich unsere geliebte Black Sue Dun It mit einer roten Schleife um den Hals, gehalten von Betsys Vater Dell. Diesem fiel sie zuerst um den Hals, dann der Stute. “Ihr schenkt mir die Stute? Wahnsinn!”, rief sie und war den Tränen nahe. “Danke, danke, danke!”, jubelte sie und umarmte uns alle der Reihe nach.

      Caleb
      Den Abend ließen wir gemeinsam gemütlich ausklingen, es gab noch einige Geschenke die verteilt und ausgepackt wurden. Cayce hatte tatsächlich ein Foto von mir und seinem Pferd, als ich für ihn angetreten war, gemacht und schenkte es mir. Auch für Ylvi hatte ich mir etwas überlegt, was ich ihr jedoch erst im Bett überreichte. “Ich dachte schon ich bekomme gar nichts von dir.”, scherzte sie und ich lachte. “Naja, warte mal ab, mach es zuerst auf.” Ylvi riss das Papier herunter und hielt… einen Kalender in der Hand. “Damit du deine Arzttermine alle zusammen an einer Stelle hast und sie so hoffentlich nicht mehr vergisst.”, erklärte ich ihr und wurde sofort geschlagen. “Doofkopf… aber danke.”, sagte sie und gab mir einen Kuss. “Hier, das ist von mir, für dich. Wollte es dir nicht vor allen geben.”, erklärte sie und überreichte auch mir ein Geschenk. „Vorsichtig, scharfe Munition.“, lachte sie und ich hörte augenblicklich auf, die kleine Kiste zu schütteln. Vorsichtig öffnete ich das Geschenk und… hielt eine kleines Gewehr in den Händen. „Ein Schlüsselanhänger?“, ich lachte. „Ein kleines Gewehr. Das häng ich Vulture ans Halfter!“, scherzte ich und drehte es in meinen Fingern hin und her.

      Dezember 2018, by Veija
      Caleb
      "Hast du dir nicht mal eine Pause verdient?", fragte mich Ylvi, die zu mir an den Zaun des Round Pens kam, in dem ich gerade mit A Shining Chrome arbeitete. Er sowie Ginger Rose und Picture of a Ghost waren die letzten Pferde für dieses Jahr, die eingeritten werden mussten. Dann hatten wir erstmal eine Weile Ruhe. "Naja, Bellamy hat gesagt er hat keine Zeit zum Helfen und Laurence ist.. mittlerweile auch ein bisschen alt dazu. Cayce hat ja Ghost übernommen, da setz ich mich morgen nochmal drauf und dann kann sie wieder auf die Koppel bis zum neuen Jahr." "Du hast jetzt schon zu viel Arbeit, was wird das denn, wenn dir der Laden offiziell gehört?", fragte sie mich weiter und ich lachte nur. "Dann.. stelle ich Leute ein, die das hier für mich machen würden. Naja, fast das hier. Ich reite meine Pferde lieber selbst ein.", erklärte ich, klopfte den Hals des Hengstes und stieg wieder ab. "Die drei haben sich wirklich gut gemacht in letzter Zeit. Auf Ghost setze ich mich wie gesagt morgen nochmal, Shiney würde ich als fertig abstempeln. Ginger arbeite ich heute und morgen nochmal und dann schau ich mal, wie ich mit ihr weiter mache.", erklärte ich ihr und ging mit Ylvi zusammen zurück zum Stall. "Hör mal magst du Ginger Rose schon putzen? Dann mach ich ihn hier fertig und kann gleich satteln." "Klar.", sagte sie und verschwand. Leichte Arbeit durfte sie schon verrichten und da Ginger und die anderen beiden die letzten Tage viel im Stall und auf dem Paddock verbracht hatten und jeden Tag geritten wurden, waren sie nicht allzu dreckig.
      Ich legte dem Hengst noch eine Decke auf und stellte ihn dann wieder in die Box, ehe ich zu Ylvi und Ginger ging, die schon fertig geputzt war. In der Stallgasse sattelte ich sie und ging dann in den Round Pen. Dort startete ich mit ein paar Aufsitzübungen, ehe ich mich ganz in den Sattel setzte und sie im Schritt und Trab ein wenig arbeitete. "Die ist wohl auch schon soweit, dass wir in die Halle gehen können.", sagte ich zu Ylvi und ging mit ihr und Ginger in die Halle, wo ich sie auch zum ersten Mal galoppierte. "Noch viel Arbeit aber ja, die macht auch definitiv Fortschritte!", erklärte ich ihr und brachte sie später wieder in den Stall.
      In den nächsten Tagen arbeitete ich mit den drei Pferden weiter und sie wurden immer besser. Nach ein paar Wochen unter dem Sattel zeigten sie alle drei auch schon Ansätze zum Spin. Da wollten wir sie auf jeden Fall auch weiter trainieren.
    • Sosox3
      Pflegeberichte
      2019
      Mai 2019, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      “Nehmen Sie bitte den Arm einmal nach oben.” der Weisung des Arztes folgend hob ich meinen linken Arm. Dabei tastete er an der Narbe herum die zurückgeblieben war von der zweiten OP für den herzschrittmacher. Die OP Wunde war gut verheilt. Was mich in den letzten Jahren gestört hatte war mittlerweile nur ein Schatten. Diese und die anderen Narben gehörten eben zu mir.
      “Kann ich denn jetzt wieder in den Sattel steigen, richtig anpacken?” fragte ich sehnsüchtig. Die Ranch steckte mitten im Umzug. O und ihre Pferde waren bereits drüben. Bellamy und Caleb organisierten die nächsten Flüge für die nächsten 20 Pferde die Cayce und Murphy zur neuen Ranch bringen würden. Unbeobachtet hatte ich bereits schwerere Arbeiten verrichten wollen, aber Bellamy und Caleb hatten Adleraugen auf mir. Der Arzt bedeutete mir mich wieder richtig anzukleiden. “Generell steht dem nichts im Wege. Denken sie aber bitte an ihren nächsten Kontrolltermin im Mai in Calgary. Nur zur Sicherheit damit meine Kollegin dort ihren Fall kennt.” ich nickte Pflicht gerecht. “Passen Sie trotzdem auf ihre Frau auf.” wandte sich der Arzt mit den Worten an Caleb. Seit meinem letzten Besuch hier hatte mich Caleb höchstpersönlich zu den Terminen gebracht. War besorgt gewesen als sich die Wunde ein wenig entzündet hatte, nachdem ich die Pflege hatte schleifen lassen zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir hatten Mitte Februar, alles war vorbei. Ich hatte die ätzende Physiotherapie hinter mich gebracht. Man konnte dann auch mal aufhören mich zu bemuttern. Caleb lächelte, tippte sich an den Rand seines Hutes und murmelte ein “Aye”. Ein Wort das er von Svejn hatte. Er hatte mir die alten Bilder gezeigt...Verena,Svejn...ja ich habe sogar die Geschichten von Sarah und Cayden zu hören bekommen. Menschen die ich nicht gekannt hatte, die aber auf den Bildern aufgetaucht waren. So hatte ich auch Bilder von Moon zu Gesicht bekommen, dem Hengst der Gealachs Großvater war. Neben den Organisationen hatten wir Stunden damit verbracht durch diese Erinnerungen zu gehen. Ich hatte es genossen, gern jedem seiner Worte gelauscht. Mir ein Bild aufbauen können von der Person die er einst gewesen war. Oft hatten uns auch Bellamy und Octavia dabei zugehört. Auch Laurence hatte einen um den nächsten Abend Geschichten erzählt. Oft hatte ich einfach nur inmitten all dieser Menschen gesessen, ihnen stumm gelauscht. Ich hatte zuvor nicht gewusst wieviel Spaß das machte. Ich hatte sie alle noch ein Stück weiter kennenlernen dürfen.
      Caleb begleitete mich aus dem Krankenhaus heraus. Mein Gang war schwungvoll. Ich durfte wieder auf den Rücken eines Pferdes. Ich hatte vor zwei Wochen schon probiert mich auf Fylgia davon zu machen. Allerdings hatte Caleb wohl auch Betsy für sich gewonnen. Mit Caleb hinter sich her ziehend war sie nämlich in der Stallgasse aufgetaucht. Relativ wortlos hatte er mir die Stute aus der Hand genommen, Betsy auf ihren Rücken verfrachtet und beschlossen der kleinen eine Reitstunde auf ihr zu geben. Er hatte sich bedankt, dass ich sie vorbereitet hatte. Natürlich hatte ich das nicht dafür getan. Ich war sauer gewesen….Sauer auf ein 9 jähriges Kind! Ich hatte also am Rand gesessen, während Betsy einen kleinen Parcours mit Fylgia absolviert hatte. Jetzt allerdings, durfte ich wirklich wieder in den Sattel steigen.
      Die Fahrt über gingen wir eine Liste der Pferde durch die als nächstes Richtung Kanada ziehen würden. In zwei Wochen würde ein Umzugsunternehmen kommen. Wir hatten es in Auftrag gegeben. Alle Habseligkeiten aus den verschiedenen Häusern würden dann zum neuen Heim gebracht werden. Eine Woche später war der Flug von mir und Caleb geplant, im Gepäck unsere letzten Habseligkeiten und alle restlichen Pferde. “Sag mal. Was hälst du von der Idee das Louis mitkommt? Er hat sogar einen Käufer für seine Bar.”
      Das war eine überraschende Nachricht gewesen, Ende Januar hatte Louis sich entschlossen mit nach Calgary zu kommen. Er wollte wieder auf einer Ranch arbeiten, dabei kam ihm die neue Stellenausschreibung von Caleb gelegen. Seine jüngere Schwester Lilly würde ihn begleiten. Außerdem hatte er die Pflege für Kaya und Tschetan übernommen, Cousin und Cousine, deren Eltern nicht mehr lebten. Tschetan hatten wir bereits auf dem Indian Relay kennengelernt. Ein Junge von 12 Jahren, etwas ungestüm, ein guter Reiter. Seine jüngere Schwester Kaya kannte ich nur aus den Geschichten von Lilly.

      Caleb
      Ich war wirklich überrascht, als Ylvi mir davon erzählte, dass Louis mit nach Kanada kommen wollte. “Und das will er wirklich?”, fragte ich sie nochmals und sie nickte. “Er will wieder auf einer Ranch arbeiten. Und du brauchst noch neue Leute. Lilly kommt ja auch mit. Und Kaya und Tschetan. Dann hat Betsy auch Gesellschaft.”, schwärmte sie weiter und ich nickte. “Ich mein… wenn er mitkommen will, kann ich ihn nicht daran hindern. Tut gut noch jemanden dabei zu haben, der genau weiß, wie der Hase läuft.” “Caleb der Hase läuft gar nicht. Der hoppelt.” “Haha, ja sehr witzig.”, antwortete ich ihr und knuffte sie leicht in die Seite, musste dann aber auch lachen.
      “Heute sollen nochmal Pferde rüber fliegen. Zusammen mit Cayce und Murphy. Dann sind es ab heute Abend nur noch Bellamy, du und ich die hier sind.”, erklärte ich ihr. Irgendwie war alles schrecklich schnell gegangen. Direkt nach Weihnachten wurden die Pferde umgemeldet, ich als neuer Besitzer eingetragen, der Kaufvertrag für die neue Ranch in Kanada ausgefüllt und Stellen ausgeschrieben, obwohl noch niemand dort war. Es hatten sich einige gemeldet, aber ich hatte das in dem ganzen Trubel, der dann folgte, aus den Augen verloren. Ich war wieder für zwei Tage rübergeflogen, hatte mich dort mit einer Baufirma getroffen und erste Pläne ausgearbeitet, wie ich die Ranch ausbauen wollte. Vor dem Herbst würden die Stallungen nicht fertig sein, so wie ich sie haben wollte. Also hatte ich mich kurzerhand umentschieden und wollte zusätzlich zu den Offenställen auf den Koppeln, rund um den großen Reitplatz überdachte Penalboxen mit kleinen Paddocks. Für unsere Pferde, aber auch für Gastpferde. Das allerdings war sehr schnell realisierbar und würde auch fertig sein, sobald wir mit den ersten Pferden rüberkommen würden. 30 Boxen waren geplant, 15 an jeder langen Seite des Platzes. Das würde schon einmal viel weiterhelfen. Den Umbau der Stallungen wollte ich trotzdem noch. Nur würde dies eben bis zum Herbst dauern. Wirklich brauchen würden wir die Stallungen erst im nächsten Winter.
      Auch mussten Gästehäuser bzw. Wohnmöglichkeiten für die Ranchmitglieder gebaut werden. Ich würde mit Ylvi zusammen im Haupthaus wohnen. Im oberen Stockwerk war eine wirklich schöne Wohnung eingerichtet worden. Im unteren Teil des Hauses gab es eine Küche mit einem großen Essbereich, ein Badezimmer, einen großen Wohnbereich und ein paar kleine Schlafzimmer. Also eher etwas für Gäste, als für Mitarbeiter. Zusammen mit der Baufirma hatten wir uns die geeigneten Stellen zum Bau von kleinen Häusern, ähnlich wie WG’s, angeschaut. Jedes dieser Häuser sollte zwei Etagen haben und Platz für bis zu 5 Menschen bieten. Zwei dieser Häuser waren geplant, außerdem drei kleine Bungalows mit Platz für je 3 Menschen.
      Soweit so gut. Nachdem dies alles feststand, konnte ich wieder nach New Mexico fliegen und allen erklären, was soweit geplant war. Und dann… dann fing es auf einmal an, wirklich stressig zu werden. Octavia und Travis waren die ersten, die mit O’s Pferden zusammen nach Kanada fliegen würden. Wir hatten uns von einem Transportunternehmen große Trailer geliehen, damit wir mit unseren kleineren Anhängern, in den je drei Pferde passen, nicht tausend mal fahren mussten. Das Ein- und Ausladen der Pferde auf dem Hof und auf dem Flughafen war nicht das Problem. Das Einladen in die Boxen zum Fliegen schon eher. Nachdem einer der Menschen dort mich so aufgeregt hatten durch den Umgang mit den Pferden, hatte ich ihm die Liste aus der Hand genommen und dirigierte meine Tiere und Mitarbeiter nun selbst. “Tigres Eye… Priamos Ruffia Kincsem… BR Prias Raveday… Drama Baby… Raspberry… I’ve got a blue soul… Prias Colourful Soul… Tasmania… Candlejack… Culain… Daryl Gone Mad… Peacful Redemption… PFS’ Snap in Style… Wildfire xx....” Das war die erste Gruppe gewesen. Per Videochat hatte ich das Ausladen in Calgary beobachtet, was wesentlich besser geklappt hatte, als das Theater hier.
      Kaum eine Woche später organisierten Bellamy und ich den nächsten Flug für 20 Pferde, bei dem eigentlich Cayce und Murphy dabei sein sollten, jedoch plante ich kurzfristig um und schickte statt Murphy zwei Stallburschen mit, Jesse und Connor. Die würden sie drüben dringender brauchen, als wir hier. Zum zweite Trupp Pferde, deren Einladen am Flughafen schon viel besser klappte, gehörten: PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, Moon’s Gealach, Cleavant ‘Mad Eyes’, Ceara Isleen, Væna fra glæsileika eyjarinar, Skrúður, Blazing Flame, Chocolate Dream, Abe’s Aeflric, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Cielos, Baby Doll Melody und Bella Cielo.
      “Caleb? Hey Caleb? Ich hab Bell am Telefon, der Transporter ist da, um weitere Pferde mit zu holen.”, sagte Ylvi und riss mich so aus meinen Gedanken. “Okay, okay. Sag ihm wir sind gleich da.”, erklärte ich ihr und fuhr ein wenig schneller zur Ranch zurück. Zwischen dem ganzen Umzug war ich auf einen Absetzer in Alberta aufmerksam geworden, Dual Shaded Ace. Der Hengst hatte anfangs gar nicht zum Verkauf gestanden, doch nach langem hin und her hatte der Besitzer sich erbarmt. Vorausgesetzt, er würde ein paar Decksprünge von ihm bekommen, wenn er gekört wäre. Dem hatte ich so natürlich sofort zugestimmt und ihn dann… eigentlich für viel zu viel Geld gekauft. Er hatte es gut gehabt und nur zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen müssen, um zur Bow River Ranch zu gelangen.
      Endlich waren wir auf dem Blakes Crow Meadow angekommen. Ich parkte den Wagen, stieg aus und ging sofort auf den Fahrer zu. Kurz schüttelte ich ihm die Hand, ehe Bellamy mir die Liste der Pferde in die Hand drückte, die wir jetzt einladen mussten. Gruppe eins, welche jetzt sofort eingeladen werden würden, waren: Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going. Die zweite Gruppe, die später folgen würde, bestand aus: Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und Striga.
      Als dritte und vorerst letzte Gruppe würden am späten Abend die Hengste folgen: Bittersweet Temptation, Whitetails Shortcut, Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, A Shining Chrome, Hollywoods Silver Dream, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bella’s Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Whinney und Zues. Mit diesen ganzen Pferden würden Laurence, Murhpy, Dell und natürlich Betsy auf die Reise gehen. Dell und Betsy mit dem ersten Flug, Murphy mit dem zweiten und Laurence mit den Hengsten. Betsy war gar nicht auszuhalten gewesen, so sehr war sie allen um die Beine herum gesprungen und hatte jedem erzählt, dass sie sich auf die Reise freute und hoffte, dass alle gut gehen würde.
      Am Abend kehrte jedoch endlich Ruhe ein. Bellamy versorgte die ganzen Verkaufspferde, während ich mich um meine beiden verbleibenden Pferde Nachtschwärmer und Smart Lil Vulture gekümmert hatte. Ylvi hatte nun endlich das ok ihres Arztes, wieder mit anpacken zu dürfen, weshalb ich sie alleine zu ihren Pferden Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn gehen ließ. Bellamy hatte sich wider erwarten bereit erklärt, noch eine Weile hier zu bleiben und die Pferde zu verkaufen. Im Mai wollte er dann nachkommen, spätestens. Dann sollte auch die Ranch in neuen Händen sein. Interessenten gab es viele, doch sie alle wollten den Preis drücken. Und das nicht gerade wenig. Ich gab Bellamy zwar in der Angelegenheit wirklich viel Freiheit, aber verschenken sollte er das Anwesen nicht. Das Geld kam schließlich nicht nur mir, sondern auch ihm zugute. Apropos Geld… nicht alle waren so erfreut über die Rinderherde gewesen, wie ich es war. Schon am ersten Tag hatte Cayce die halbe Herde einfangen müssen- da zu diesem Zeitpunkt noch keines der Ranchpferde drüben war, hatte er sich kurzerhand bei jemandem Pferde und Cowboys leihen müssen. “So knüpft man neue Freundschaften!”, hatte ich am Telefon gesagt und nur ein spöttisches Schnauben zur Antwort bekommen. “Ich hoffe du schaffst bald deinen Arsch hier rüber. Die Vollblüter machen mich wahnsinnig. Ich will die Ranchpferde hier haben!” “Ja, Cayce. So schnell geht das alles leider nicht.”, war meine niederschmetternde Antwort gewesen. Jetzt mittlerweile hatte er jedoch sein Pferd drüben und auch fast alle anderen Pferde, mit denen es einfacher war, die Kühe einzufangen.
      Ich hatte mich gerade mit Bellamy zusammen vor den Fernseher gesetzt, als auch Ylvi dazustieß. “Na, Arbeit erledigt?”, fragte Bellamy sie und sie nickte. “Es tut so gut, endlich wieder selbst arbeiten zu dürfen.” “Das klingt ganz nach dir.”, murmelte ich und wurde dafür in den Arm geboxt. “Hör mal Bellamy und ich sprachen gerade über Louis, Lilly und die beiden Kinder. Es wäre vielleicht sinnvoll, mal rüber zu fahren und mit ihm zu reden. Er hat ja schließlich auch noch Pferde. Kommen die mit, bleiben die hier, wo will er wohnen und und und… das sollten wir alles klären, bevor wir mit dem Rest nach drüben fliegen und vor unvollendeten Tatsachen stehen.” Ylvi nickte. “Klar, aber heute nicht mehr. Für heute haben wir alle genug getan.”, sagte sie und setzte sich zu mir auf die Couch. “Haben sich die anderen schon gemeldet?”, fragte sie mich und ich nickte. “Laurence und sein Flug fehlen noch, der Rest ist gut angekommen und alle Pferde haben den Flug gut überlebt.” “Das ist gut.”, erwiderte Ylvi und schaute zum Fernseher. Zu dritt ließen wir den Abend ausklingen. Lange hielten wir es nicht vor dem Fernseher aus, da wir alle todmüde und kaputt waren. Bellamy verabschiedete sich irgendwann und verschwand ins Haupthaus, Ylvi und ich machten uns auch auf den Weg ins Bett, wo wir auch ziemlich schnell einschliefen. Sobald am nächsten Morgen die Pferde versorgt waren, würden wir mit Louis reden. Darüber, wie er sich seine Zukunft vorstellte.

      Ylvi
      Mein Kopf lag auf Calebs Arm, mein Nacken war vollkommen verspannt bei der Position. Ich wollte mich allerdings auch nicht übermäßig bewegen um ihn nicht zu wecken. Seine andere Hand ruhte auf meiner Hüfte. Seltsam wie selbstverständlich wir mittlerweile jeden Abend in dasselbe Bett stiegen.
      Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Schulter, ruhig und gleichmäßig. Sein Atmen das mich am Anfang so sehr gestört hatte, weil er oft mit geöffnetem Mund schlief, war mir nun so vertraut. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten um meinen Kopf von seinem Arm zu nehmen, da schlang sich sein Arm um meine Hüfte fester um mich. “Morgen.” murmelte er in meine Haare. Ich hatte mir angewöhnt sie zu einem Zopf zu flechten, ich spürte den Druck in meinem Nacken. “Caleb, meine Haare” flüsterte ich lachend..”Und morgen.” Caleb befreite meinen Zopf von seinem Körpergewicht, zog mich herum , sodass ich ihn ansehen konnte. “Unser vorletzter Tag hier.” “Irgendwie seltsam...vor einem Jahr war ich zum ersten Mal hier. Jetzt geht es mit einer ganzen Ranch in ein komplett anderes Land. Uns erwarten ganz schöne Abenteuer.” mutmaßte ich. Außerdem hatte ich ein paar mehr an Pferden dazu gewonnen. “Wie könnte ich das vergessen? Ich hab dich für einen Dieb gehalten.” ich lachte, nickte. Ja, wie könnte ich je die auf mich gerichtete Waffe vergessen?
      Caleb zog mich enger an sich, seine Hände schoben sich unter mein Shirt, seine Zähne spürte ich an meinem Hals. Augenblicklich spürte ich die Antennen in meinem Körper erwachen...es war einfach viel zu lang her. Ein zischendes Ausatmen kam von mir. “Alles in Ordnung?” Ich gab keine Antwort, sondern küsste ihn einfach...er sollte bloß nicht aufhören.
      Vier Stunden später sattelte ich gerade Valravn. Direkt daneben machte Louis Inyan fertig. Caleb stand an der anderen Seite des Anbindeplatzes mit Vulture. Der Vorschlag alles weitere doch bei einem Ausritt zu besprechen war von mir gekommen. Louis war auf den Anruf von Caleb zur Ranch gekommen um zu besprechen wie und wann er umziehen würde, auch wegen seiner beiden Pferde. Aber wirklich Lust das im Büro zu machen hatte ich nicht verspürt. Daher mein Vorschlag mit dem Ausritt. Damit waren beide einverstanden gewesen. Außerdem hatten wir so noch einmal die letzte Chance uns von dieser Landschaft zu verabschieden.
      “Alle Bereit?” fragte Caleb, schwang sich behende in den Sattel. Neben mir sprang auch Louis auf den blanken Rücken von Inyan. Auch bei Ravn hatte ich mich für ein Reitpad mit Lammfell entschieden, musste mir dafür allerdings eine kleine Erhöhung suchen um in den Sattel zu kommen. Wir ritten im Schritt in Richtung der alten Stutenkoppeln. Vulture vorne weg. Die Ranch so verlassen zu sehen war gruselig. “Dann verrat mir doch mal welcher Hund dich gebissen hat für die Idee mitzukommen?”

      Louis
      Die wärme die von Inyan zu mir aufstieg fühlte sich wunderbar an. Auch wenn meine Muskulatur jetzt schon rebellierte. Seit dem Herbst hatte ich mich auf kein Pferd mehr setzen können. Zu viel war in der Bar zu tun gewesen. Zu oft war ich in die alte Heimat gefahren um dort Dinge zu erledigen, vor allem zu Regeln. Es war sonst nicht Calebs Art Fragen so unverblümt zu stellen, aber er wollte natürlich wissen was ihm bevorstand. In den letzten Monaten hatte sich einiges in seinem Leben geändert. Die Übernahme der Ranch war für ihn schon immer ein kleiner Traum gewesen. Wie oft hatten wir zu Rodeo-Zeiten davon geträumt? Dann hatte er wegen des Unfalls aufhören müssen. Und ich selbst? Tja..ich hatte für meine Familie aufgehört. Meinen Vater hatten die Rodeos am Leben erhalten, bis er bei einem Unfall ähnlich wie dem von Caleb querschnittsgelähmt war. Meine Mutter war bereits früh gestorben. Kaum noch erinnerte ich mich an ihr Gesicht. Für die Familie hatte ich selbst die Rodeos aufgegeben. Mit wenig Aussichten in Pine Ridge jemals eine vernünftige Arbeit zu finden war ich nach New Mexico gekommen. Die Bar hatte Lilly, mich und meinen Vater gut versorgt, aber es kostete Zeit. Die Pflege unseres Vaters hatte Lilly bis zu seinem Tod übernommen. Sie hatte selbst viel aufgeben müssen dafür, hatte mir auch oft in der Bar geholfen. Nun hatte sich die Schwester meines Vaters mit ihren Drogen das Leben genommen. Unschi, Großmutter hatte ihre beiden Kinder zu sich genommen. Ich war hin gefahren in den vergangenen Monaten um zu versuchen sie zu unterstützen. Schließlich war die Entscheidung gefallen beide zu mir zu nehmen. Die Wohnung über der Bar war zu klein für uns gewesen. Ich wusste um die Wünsche von Lilly. Familie wurde für unser Volk groß geschrieben...und ich wollte nicht das Lilly noch mehr verzichten musste.
      Erst nach all diesen Überlegungen brach ich mein Schweigen. “Ylvi hat dir sicherlich erzählt, das ich vor zwei Wochen meine Cousinen zu mir genommen habe. Kaya und Tschetan brauchen meine Zeit...ein geregeltes Leben. Das kann ich nicht bieten, wenn ich eine Bar leite. Das könnte ich aber wenn ich bei euch auf der Ranch arbeite. Außerdem genug Leute die die Kinder mit im Blick haben können. In Calgary haben sie die Chance eine gute Schule zu besuchen..” Caleb hatte mir gelauscht, die Zügel locker in der Hand auf den Knauf seines Sattels, die andere ruhte auf seinem Oberschenkel. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, denn es lag im Schatten seines Hutes. Jeder schwieg auf seine Weise, für Ylvi war das genannte ja nicht gänzlich neu. Caleb musste jedoch verstehen...er kannte die Umstände in Pine Ridge...die Drogen, der Alkohol, die Armut und die umgehende Verzweiflung. “Ich heiße dich gern im Team Willkommen, wenigstens noch jemand der Ahnung von der ganzen Arbeit hat. Cayce und du werden mir mit den Rindern sehr gut helfen können. Vor Ort könnten wir dich wahrscheinlich gut in ein Haus mit Betsys Vater stecken. Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du deine Pferde rüber schaffst?” kam es von Caleb. Schwer unterdrückte ich ein Seufzen. “Darum muss ich mich nicht mehr kümmern. Sunka und Zinkala-win habe ich verkauft.” Calebs Kopf zuckte in meine Richtung. Von Ylvi kam ein vollkommen erschrockenes “WAS?!” und auch Caleb schien diese Frage ins Gesicht geschrieben. “Ich hab genug Pferde um mich die ich dann betreue. Außerdem...außerdem ermöglicht mir das Geld aus dem Verkauf der beiden Lilly auf das College in Calgary zu schicken. Sie ist ein heller Kopf, wenn ich das schon nicht auf die Kette bekommen habe zu studieren. So soll sie ihre Möglichkeiten doch wenigstens nutzen. Pferderennen sind auch gefährlich...ich muss auch an Kaya und Tschetan denken. Sie hatten es in ihrem jungen Leben wohl schwer genug.” ich schwieg kurz, musste dann doch Lachen. “Wir werden wirklich alt, Kola.” “Vielleicht solltest du dir endlich Mal eine Frau zulegen,mein Freund” murmelte Caleb, zwinkerte mir zu. “Mein Herz hab ich leider bereits hoffnungslos verloren. Das braucht bis es vergisst.” Ylvi sah mich an, senkte dann den Blick auf den Hals ihres Wallachs, sprach nicht. Caleb konnte die kurze Konversation nicht bemerkt haben. Dafür schien ich Talent zu haben. Schon einmal hatte ich die Frau eines anderen begehrt.

      Caleb
      So ganz wusste ich nicht, was ich ihm antworten sollte. So schwieg ich einfach und ließ die Umgebung auf mich wirken. Schon übermorgen würde ich Albuquerque verlassen. Es war ein gutes Zuhause für mich gewesen, in das ich zurückgekehrt war. Ein Zuhause und doch so viel mehr. Ich hatte mir eigene, neue Pferde zugelegt, hatte alte zurückbekommen und auch mit den bereits Vorhandenen hatte ich viel arbeiten können. Ich war wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen und einige Pferde trainiert. Dann war Ylvi aufgetaucht und hatte mein ganzes Leben auf den Kopf geschmissen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte sie es besser gemacht. Und auch Louis, der in meiner Nähe gewohnt hatte, hatte mir viel geholfen. Alte Zeiten aufleben lassen war etwas schönes, wenn man es mit einer anderen Person teilen konnte.
      Und jetzt waren wir an einem Wendepunkt angekommen. Louis hatte Kinder, Gott, Louis hatte Kinder. Er war jetzt sozusagen ein Vater. Louis… war Vater. Lilly war zwar auch bei ihm, aber das hier war etwas vollkommen anderes… Vulture schnaubte und fiel in einen lockeren Galopp. Er zuckte nervös mit den Ohren, als ich ihn durchparierte. Vermutlich konnte er fühlen, dass ich in Gedanken mal wieder nicht hier war und noch immer keine wirkliche Antwort wusste. Ich schaute kurz nach hinten und blickte in die fragenden Gesichter von Louis und Ylvi. Leise seufzend schaute ich wieder nach vorne. “Caleb?”, fragte Ylvi mich irgendwann und ließ ihr Pferde das von Louis überholen, um zu mir aufzuschließen. “Stimmt etwas nicht?”, fragte sie mich doch ich nickte. “Doch, doch. Alles okay. Ich habe nur an etwas gedacht…” Ylvi sagte nichts mehr, ließ ihr Pferd langsamer werden und ritt wieder hinter mir her.

      Ylvi
      Die ganze Geschichte hinter Louis Beweggründen dann nochmal direkt von ihm zu hören war eigentlich ganz gut. Lilly hatte wirklich großes Glück ihn als Bruder zu haben. Wobei er in seinem Leben viel geopfert hatte um sie aufzuziehen. In Anbetracht seiner Familienverhältnisse keine leichte Entscheidung. Schon allein die Tatsache das er Kaya und Tschetan bei sich aufnahm sprachen für seinen Familiensinn. Ich fragte mich wirklich wieso es keine Frau an seiner Seite gab. Caleb schien denselben Gedanken zu haben. Denn er sprach es an. Als Louis davon sprach sein Herz hoffnungslos verloren zu haben ruhte sein Blick auf mir. Ich hatte den Blick mit ihm unterbrochen und auf Ravns Hals geschaut. Ich hatte sowas in den letzten Monaten schon beinahe vermutet. Nie jedoch eine wirkliche Bestätigung bekommen. Um ehrlich zu sein hatte ich sie auch nicht haben wollen. Mit Caleb war das ganze schon verworren genug. Wir hingen in der Schwebe...weder zusammen noch wirklich getrennt. Das Wissen das da nun Louis war...das verwirrte mich nur noch mehr, denn auch er war mir so wichtig geworden. Ohne ihn wäre ich dort auf dem Berg gestorben. Niemand sprach. Auch Caleb hatte keine wirkliche Antwort auf diese Worte zu haben. Ahnte er etwas? Vulture war nervös, galoppierte ohne sichtbare Hilfe an und wurde von Caleb direkt wieder durchpariert. Louis und ich sahen zu ihm. Ravn drängte nach vorn...aber eine wirklich klare Antwort hatte ich nicht von Caleb. So hieß ich Ravn wieder langsamer.
      An anderer Stelle öffnete sich die Wiese vor uns. Ravn war deutlich angespannt, seine gesamte Muskulatur war zum reißen gespannt, nur meine Hand am Zügel verhinderte das er lief. So ein Galopp eignete sich jedoch auch wunderbar um die Gedanken klar zu kriegen, die Kälte würde ihr übriges tun. Also gab ich die Hand vor. Aus dem Schritt preschte Ravn vor, meine freie Hand krallte ich in seine wenige Mähne. Hinter mir hörte ich den mir mittlerweile vertrauten Lakota Schrei “Hoka Hey! Hoka Hey!” aus dem Augenwinkel sah ich Inyan heran preschen. Direkt neben mir Ritt bereits Caleb auf Vulture, der Hengst legte sich flach in den Galopp. Auf kurzen Rennen waren diese Pferde einst gezüchtet worden. Ravn war kein schnelles Pferd. Vulture und Inyan hatten keinerlei Mühe meinem Wallach zu folgen. Der Wind pfiff mir in den Ohren, die Kälte schlug mir unbarmherzig ins Gesicht. Mein Lachen wurde mit dem Wind von meinen Lippen genommen. Caleb lachte zumindest auch, gab seine Zügel weiter vor, hielt den Hut auf seinem Kopf. Auch Inyan nahm an Tempo zu. Ravn unternahm nicht einmal den Versuch mit den anderen beiden Pferden Schritt halten zu wollen. Stattdessen parierte ich ihn zu einem leichten Trab. So fit war ich noch nicht wieder. Auch das Rennen der beiden ging nur noch etwa 100 Meter, dann schienen sie genug zu haben, parierten und warteten bis Ravn und ich im Schritt aufgeholt hatten. “Bis ich wieder so einfach mehrere Meter galoppiere muss ich wohl noch etwas warten.” meinte ich belustigt. Inyan stand still. Der jüngere Vulture tänzelte, Caleb hatte seine Müh den Hengst ruhig zu halten. Das Rennen schien ein wenig die Stimmung gelockert zu haben. Allerdings blieb es trotzdem ruhig um Caleb, mit den Gedanken war er weit fort. Ich wusste das man ihn in solchen Momenten besser nicht störte. Die Pferde suchten sich im leichten Schnee selbst ihren Weg nach Hause.
      Meine Füße waren Eisklumpen, ich saß noch immer auf dem Pferd. Die Aussicht mit den kalten Füßen auf dem harten Boden zu knallen war nicht sonderlich erbauend. Caleb hatte sich von uns getrennt, da Vulture für die Nacht in einer der Boxen unterkommen würde. Seufzend ließ ich mich vom Pony rutschen, ging leicht in die Knie als mir der Schmerz von den Knöcheln aufstieg. Außerdem spürte ich jeden verdammten Muskel in meinen Beinen. Ich hielt mich daher an Ravn fest, der geduldig stand während ich mich wieder fing. Über seinen Mähnenkamm hinweg sah ich Louis. Er schien nicht zu bemerken das meine Aufmerksamkeit auf ihm lag. Seine Stirn hatte er auf die von Inyan gelegt, seine Hand strich immer wieder den Hals des Wallachs entlang. Ich konnte die Bewegung seiner Lippen sehen, aber kein Wort verstehen. Mein Starren schien nicht unbemerkt zu bleiben. Louis öffnete seine Augen wieder, sie huschten zu mir. Ich räusperte mich. “Louis...du weißt..du könntest ihn wieder haben, oder? Ich ..” seine erhobene Hand unterbrach meinen Redeschwall, er schüttelte den Kopf. “Dann wäre es mir zumindest eine Ehre, wenn du ihn reitest wann immer du willst, ja?” Es kehrte wieder sein Schalk zurück, ich bekam seine weißen Zähne zu gesicht. “Waschté” mehr kam nicht von ihm. Er zog Inyan die Trense vom Kopf nur um ihn in den Offenstall zu entlassen. Hastig beeilte ich mich auch Ravn vom Pad zu befreien, zog auch ihm die Trense vom Kopf und lockte ihn in Richtung des Tores, welches mir von Louis noch offen gehalten wurde. Ich stiefelte vor Ravn in den Paddock, neugierig trat auch Inyan jetzt an mich heran. Seine Nüstern pusteten mir seinen Atem auf die kalten Wangen, während Ravn an meiner Tasche zu zuppeln begann. Lady Gweny hielt sich ein wenig im Hintergrund. Fylgia kam mit angelegten Ohren angelaufen, schnappte Inyan in den Hintern der daraufhin aus dem Weg ging. Nur Ravn ließ sich von ihr nicht beirren. Ich streichelte natürlich auch Fylgia, die so nach meiner Aufmerksamkeit fragte. Damit keiner zu kurz kam stiefelte ich auch noch zu Gweny, prustete ihr in die Nüstern, kraulte ihre Lieblingsstelle an der Brust und den Ohren. Louis stand noch immer am Tor, sein Blick ruhte die ganze Zeit auf mir. “Sie mögen dich wirklich alle.” ich sah mich um...inmitten all meiner Rappschecken, zuckte lächelnd die Schultern. “Scheint so. Aber jetzt lass uns reingehen und was warmes zu trinken besorgen. Ich spür meine Zehen nicht!”
      Im Haupthaus hatte sich irgendwer des Kamins angenommen, Louis war in die Stallungen gegangen um Caleb Bescheid zu geben. In der Küche bereitete ich Kaffee vor, füllte sie in die Thermoskanne. Führte Reste der Brownies zutage und brachte alles auf einem Tablet in das Wohnzimmer. Louis kam als erstes zur Tür hinein. “Caleb ist gleich da.” Ich saß auf dem Teppich vor dem Kamin, rieb meine Hände und Füße. Meine Gedanken hingen nun bei Caleb, während ich in die Flammen starrte. Irgendwie war er heute wieder einmal besonders ruhig gewesen. Das hatte sicherlich mit den Ereignissen die noch vor uns stünden zu tun, auch ich war deshalb aufgeregt. Manchmal konnte ich verdrängen verstehen zu wollen was in Caleb vorging. Jetzt gelang mir das nicht..auch weil ich mannhaft damit beschäftigt war die Worte von Louis von mir zu drängen. Natürlich hatte ich es bemerkt...ich hätte blind sein müssen nicht zu spüren wie es um ihn stand. Und ich machte mir Vorwürfe….vielleicht, wenn Dinge anders wären. Dann hätte ich mir sogar vorstellen können Louis eine Chance zu geben. Im Grunde würde das meinem Herzen wohl weniger schaden als das was Caleb und ich irgendwie teilten. Hände an meinen Füßen...ich zuckte zusammen, mein Kopf ruckte herum. Louis hatte sich zur mir auf den Teppich gesellt, seine Hände hatten nach meinen Füßen gegriffen, massierten sie. “Da du so in Gedanken warst, dachte ich mach ich weiter womit du aufgehört hast?” Irritiert sah ich ihn an, entspannte dann allerdings meine Muskulatur. Massagen konnte ich ja wohl nicht von der Hand weisen. Die Vernunft in meinem Hirn schrie allerdings etwas anderes. Ich war unfair. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen, schloss die Augen. Genoss die Zuwendung und die Wärme des Kamins. Vergessen die Brownies und der Kaffee.
      Das ins Schloss fallen der Haustür, die Schritte den Flur hinauf. Sie ließen mich erneut zusammen zucken, ich richtete mich abrupt auf, entzog Louis meine Füße. “Kaffee?” kieckste ich, sprang auf und hielt Louis die Kanne entgegen. Ernten tat ich seinen schelmischen Blick, ein wissendes, beinahe arrogantes Lächeln. Er gab seine Antwort indem er nickte. Gerade als die ersten Tropfen in die Kanne fielen betrat auch Caleb den Raum. “Ohh davon nehm ich bitte auch eine Tasse.” Also bekam auch Caleb seine Tasse Kaffee, er ließ sich auf dem Teppich neben Louis nieder. “Ich hab sogar ein paar Brownies aufgetrieben.” damit schob ich den Teller an den Rand des Tisches. Dann reichte ich Caleb seine Tasse, gab in meine einen Schuss Milch und hockte mich dann auch auf den Teppich. Für unsere Abreise ist schon alles vorbereitet. In 5 Stunden kommt der Trailer um uns samt Pferden einzusammeln. Anschließend geht es zum Flughafen.” “Dem Abenteuer entgegen” murmelte ich. Keine Erwiderung. Stille, dann sprach Louis. “Ich werde wohl erst in einem Monat nachkommen. Hab hier noch ein paar Behördengänge zu erledigen.” “Meld dich einfach, wenn es los geht.”
      Eine Viertelstunde später verabschiedete sich Louis von uns. Caleb und ich ließen uns anschließend wieder vor dem Kamin nieder. Mein Kopf lag an seinem Rücken, nebenher dudelte der TV aber so richtig schien keiner dem Programm zu folgen. Ins Bett zu gehen lohnte sich nicht für die wenigen Stunden.

      Caleb
      Ich war an diesem Abend mit den Gedanken noch immer nicht wirklich hier. Wo ich war? Keinen blassen Schimmer. Warum ich weg war? Nicht die geringste Ahnung. So vieles würde sich wieder ändern, von jetzt auf gleich. Hatte ich nun endlich das, was mich im Leben glücklich machte? Oder würden wir in einer Weile wieder umziehen? Was war es, dass das Leben ausmachte? Die Freunde? Die Familie? Geld? Ruhm?
      Diese Frage konnte wohl jeder nur für sich selbst beantworten. Meine Antwort stand in den Sternen. Weit weg, und doch ganz nah. Oder doch so fern?
      Ich beugte mich zu Ylvi rüber und gab ihr einen Kuss auf den Hals. „Ylvi wir könnten… uns die Zeit ein wenig vertreiben…“, flüsterte ich, drehte ihren Kopf zu mir und küsste sie auf die Lippen. „Jetzt da du… sogar eine kurze Strecke galoppieren konntest…“,murmelte ich weiter und küsste sie erneut. Ylvi lächelte kurz, rutschte dann zu mir herüber und setzte sich auf meinen Schoß. „Könnten wir…“, flüsterte sie und legte ihre Hand in meinen Nacken. „Jetzt, da du wieder redest und deine Gedanken sortiert hast..“, sagte sie frech und nahm meine Unterlippe zwischen ihre Zähne, zog leicht daran und ließ sie wieder los, ehe sie mir in die Augen sah und mich dann wieder küsste. „Ich hatte bloß so vieles im Kopf.. aber lass uns da im Flieger drüber reden...oder in Kanada...“, schlug ich ihr vor und sie nickte. Viele Möbel waren nicht mehr hier, die Couch allerdings stand noch in unserem Wohnzimmer. Ich stand auf, hielt Ylvi an mir fest und legte sie auf die Couch. Vorsichtig stützte ich mich rechts und links von ihr auf dem Sofakissen ab und beugte mich zu ihr runter, um sie erneut auf den Hals zu küssen. Wir wechselten eine Weile Küsse, ehe ich langsam Ylvis Oberteil über ihren Kopf zog. Auch ihre Hose und Unterwäsche war schnell verschwunden. Meine Sachen streifte ich mir über Kopf und Beine und schmiss sie ebenfalls neben das Sofa…
      Nach einem Blick auf die Uhr sprang ich hastig auf. “Ylvi komm.”, sagte ich und zog sie mit mir auf die Beine. Wir hatten viel zu lange auf dem Sofa verbracht und so langsam würde es eng werden, was Pferde verladen und den Flug anging. “Die drüben köpfen uns, wenn wir den Flieger nicht kriegen.”, lachte ich und sammelte meine Kleidung auf dem Boden ein, zog sie an und stand dann Bellamy gegenüber, der sich in der Küche einen Kaffee gemacht hatte. “Wie lange stehst du denn schon hier?”, fragte ich ihn und richtete mein Hemd. “Glaub mir, lange genug.”, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen, schlug ihn gegen die Schulter und setzte dann meinen Hut auf den Kopf, den ich hier in der Küche hatte liegen lassen. Ylvi kam nun auch zu uns und wir beide tranken schnell eine Tasse Kaffee, stopften noch einen der Brownies in den Mund, die Ylvi vom Wohnzimmertisch mitgebracht hatte, ehe ich in den Stall zu meinen beiden Hengsten hastete. Bellamy trug ich auf, Ylvi zu helfen, denn sie hatte mehr Pferde fertig zu machen.
      Vulture als auch Nachtschwärmer waren nicht sehr begeistert, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Nachtschwärmer ließ sich jedoch leichter aus der Box führen und für den Transport fertig machen, als Vulture. “Du bist eine Zicke.”, knurrte ich ihn an und ruckte einmal am Führstrick, als ich die Nase voll hatte. “Hör auf jetzt und benehm dich einmal deinem Alter entsprechend.”, sagte ich und legte die letzte Transportgamasche an. Der Trailer, der die Pferde mitnehmen sollte, war schon da, weshalb ich meine beiden Pferde schon auf die Rampe führte und im Inneren anband. Ylvi und Bellamy kamen nun auch und brachten die Pferde rein. “Bellamy lädst du das Zubehör mit den Kisten auf meinen Pick Up, Ylvi und ich holen schnell unsere Taschen.”, sagte ich zu ihm und er nickte, ehe er im Stall verschwand. “Jetzt aber schnell.”, lachte ich, nahm Ylvis Hand und lief zurück zum Haus. “Und du meinst der hat uns wirklich gesehen oder gehört?”, fragte mich eine unsichere Ylvi, als wir im Haus angekommen waren. “Ich glaube er blufft.” Ich lachte, warf mir meine Tasche über den Rücken und nahm die Größere von Ylvi auch in die Hand, so dass sie nur ihr Handgepäck tragen musste. Draußen auf dem Hof angekommen hielt ich abrupt an und drehte mich nochmal zur Haustür um. Ich schaute mir das Haus an, drehte mich einmal im Kreis und ließ meinen Blick über das gesamte Gelände schweifen. “Kaum zu glauben, dass wir diesen wunderbaren Ort verlassen.” “Oh Caleb jetzt werd nicht sentimental.”, sagte Ylvi und knuffte mich in die Seite. “Komm… bereit?” “Bereit.”

      Ylvi
      Ich spürte eine wärme in mir...fast als würde ich schwitzen...und dann musste ich doch wieder breit Lächeln. Bluffte Bellamy tatsächlich nur? Falls ja...so gab ihm Caleb definitiv genug zum Grübeln als er mit mir Hand in Hand ins Haus lief. Auch als wir am Trailer standen, den Blick auf die Ranch gerichtet, hielt er meine Hand fest umschlossen. Uns gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Bellamy stand auf der Treppe des Haupthauses. Er würde noch eine ganze Weile hier bleiben, die Pferde versorgen, Verkäufe organisieren. Vor allem aber die neuen Besitzer einweisen.
      Es ging auf zu neuen Ufern.
      Es war angenehm die Fahrt über noch einmal dösen zu können. Der Fahrer saß vor uns, während Caleb sich zu mir auf die Rückbank gesellt hatte. Über einen Bildschirm konnten wir gut alle 6 Pferde beobachten. Sie standen in dem Trailer her zur Fahrtrichtung. Gweny schien etwas nervös, ich konnte ihr Ohrenspiel sehen. Die Nähe von Inyan und Fylgia schien ihr allerdings gut zu tun. Ich hatte erst etwas bedenken gehabt die beiden Stuten mit den Hengsten zu transportieren. Aber wir hatten diese zuerst eingeladen...anschließend waren meine Wallache gefolgt als Puffer. Anschließend hatten wir Gweny eingeladen, als letztes hatten wir Fylgia auf den Trailer gepackt. Ich war aufgeregt. Seit dem ersten Besuch im Dezember war ich nicht mehr hier gewesen. Caleb hatte sich “geweigert” mich mitzunehmen. Klar er hatte viel zu tun. Aber ich war einfach gespannt was in der Zwischenzeit alles passiert war. Ich tappte vor Aufregung mit meinem Bein, plötzlich krallten sich Calebs Finger in meinen Oberschenkel, drückten ihn hinunter. Ich sah zu ihm Lächelte verzeihend. “Du machst mich vollkommen wirr, Weib.” knurrte er mir ins Ohr. Ich ließ mich also weiter zurück in die Autositze sinken. Sah wieder auf den Bildschirm.
      Am Flughafen ging alles glatt, die Pferde wurden vor Ort gecheckt, die Pässe kontrolliert. Dann führten wir sie jeder einzeln in die für sie vorgefertigten Boxen. Fylgia war wie nicht anders zu erwarten, vollkommen ruhig. Daher drückte ich sie dem Fahrer in die Hand, der ja auch seine Erfahrung mit Pferden hatte. Ich selbst führte Gweny aus dem Hänger. Dann jedoch gab es ein schrilles Kreischen, das natürlich von Ravn kam. Der Wallach riss sich los von dem Flughafen mitarbeiter, trabte aufgeregt an Gweny und mir vorbei und hielt erst an als er neben Fylgia zum stehen kam. Ich rollte mit den Augen. Dabei hatte ich gehofft sein Kletten-Verhalten hätten wir langsam im Griff. Allerdings war das hier auch eine außergewöhnliche Situation. Das weitere Verladen verließ dann doch etwas geordneter.
      “Uff...und wieder 7 Stunden den Arsch platt sitzen.” murmelte ich eher zu mir selbst. Caleb verstaute eben mein Handgepäck, da ich selbst zu klein war um dort ran zu kommen. Der Frau neben mir am Fenster entlockte es allerdings ein Lächeln. Ich erhob mich um ohn durch zu lassen. Ich saß sehr viel lieber im Gang auf längeren Flügen. Caleb nahm seinen Hut ab, setzte sich neben mich hin und legte den Hut auf seinen Schoß. “Zumindest haben wir so nochmal ein bisschen Ruhe.” “Ruhe?...denkst du das wirklich?” Caleb zog eine Augenbraue hoch, sah mich an. Ich hob meine Hände “Ich hab schwitzehände, muss die ganze Zeit an die Pferde da unten denken. Ruhe würd ich das nicht bezeichnen.” meine Stimme klang dabei schaal und heiser. Mir war sogar ein bisschen schlecht bei dem Gedanken an die Pferde. Caleb zog mir an einem meiner flechtzöpfe die über meine Schultern fielen. Dafür erntete er einen verwirrten Blick. Was war das denn jetzt? “Na sieht...bei dem Gesicht sind deine Gedanken jetzt wohl nicht bei den Pferden.” kommentierte er lachend. Dafür bekam er einen Faustschlag gegen die Brust. “Och duu!”

      Caleb
      Ich stieg in ihr Lachen ein. Die Frau neben uns kam mir irgendwie bekannt vor, auch wie sie uns zuhörte und grinste, wenn wir etwas witziges sagten. Irgendwann wandte ich mich ihr zu. “Entschuldigen Sie, kennen wir uns?”, fragte ich die Frau und sie nickte. “Wenn sie Caleb O’Dell sind, dann ja.” In meinem Kopf kramte ich nach Namen oder Orten, doch so richtig wollte mir keiner einfallen. “Ist schon eine lange Zeit her.. damals in Las Vegas auf einem großen Turnier. Ich habe dich beim Team Roping total abgezogen.”, lachte sie. “Nein, Kit? Wow, dass ich dich nochmal wieder treffe!”, ich beugte mich zur ihr rüber, gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie kurz. “Kit und ich waren früher wirklich.. Erzfeinde, wie man so schön sagt. Das eine Mal gewann sie, das andere Mal gewann ich. Wie lange ist das her… etliche Jahre!”, ich lachte. Dann schaute ich von Ylvi zurück zu Kit. “Das ist Ylvi. Eine… sehr gute Freundin von mir.”, ich legte ihr kurz meine Hand aufs Bein. Für Kit reichte diese Geste wohl. “Soso…”, schmunzelte sie und sah uns beide abwechselnd verschmitzt an. “Ich hab dich aber wirklich nicht erkannt, du hast dich total verändert!”, wandte ich mich wieder an meine alte Bekanntschaft. “Was ist aus deinem braunen Lockenkopf geworden? Und deine Stute… Halley.. hast du die noch?” “Meine braunen Locken sind blonden Haaren gewichen. Irgendwann hab ich sie mir dann abrasiert und jetzt wachsen sie nach. Sind aber noch nicht sonderlich lang, wie du sehen kannst.”, erklärte sie mir. Wie hätte ich sie auch erkennen können? “Halley habe ich schon lange nicht mehr, sie ist bei ihrem ersten und einzigen Fohlen gestorben. Der kleine Hengst hat es auch nicht geschafft. Das war vor.. drei Jahren. Seit dem saß ich nicht mehr auf dem Pferd.” “Das tut mir Leid.”, kam es von Ylvi, die sich hinter meinem Rücken bestimmt etwas ausgeschlossen fühlte, bei unserem Gespräch. Generell schaute sie nicht wirklich glücklich drein. Ob ich sie eben verletzt hatte? Aber was waren wir denn? Freunde? Freunde mit gewissen Vorzügen? Verliebt? Auch eines der Dinge, was mir ständig im Kopf herum schwirrte. Louis spielte da auch eine große Rolle. Er meinte zwar ich würde nichts merken, aber ich kannte ihn. Ich merkte, wenn er etwas im Schilde führte. Auch Ylvi hatte gestern Abend sichtlich seltsam gewirkt, als sie den Kaffee mit einer Quietschstimme verteilt hatte.
      “Und was arbeitest du im Moment?”, fragte ich sie. “Nichts, bin auf der Durchreise. Mal hier, mal da etwas.” “Wenn du noch Arbeit suchst, wir sind gerade auf dem Weg zu meiner neuen Ranch.” “Was? Du? Eine Ranch? Wow Caleb das freut mich für dich!”, sagte sie lachend und gab mir einen Klaps aufs Bein. “Endlich, Cowboy. Ich dachte schon du wirst nie sesshaft.” “Also eigentlich… war ich schon lange Zeit sesshaft.”, korrigierte ich sie. “Ich komme euch auf jeden Fall mal besuchen!”, sagte sie. “Klar, wieso auch nicht. Schließlich fliegen wir in die gleiche Richtung.” Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ylvi döste in der Zwischenzeit immer wieder weg. Auch ich war nicht den ganzen Flug wach. Kurz vor der Landung wachte ich jedoch wieder auf und hatte Ylvis Kopf auf meiner Schulter liegen. Eine sehr gute Freundin… Dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf und ließ mir keine Ruhe. Auch Kit sah mich grinsend an, als ich meinen Kopf sachte auf den von Ylvi sinken ließ. “Ach komm Caleb. Das da ist mehr als.. ich zitiere: sehr gute Freunde.”, sagte sie zu mir und schien nun wirklich eine Antwort haben zu wollen. “Es ist kompliziert. Reicht dir das als Antwort?”, ich sah sie an. “Nein… ich muss wohl doch zu dir auf die Ranch kommen, wenn ich mehr wissen will.”, sagte sie lachend und ich stimmte in ihr Lachen mit ein. Auch Ylvi regte sich wieder, nahm ihren Kopf von meiner Schulter und sah raus. “Landeanflug. Hab auch nichts mehr von den Pferden gehört, denen scheint es gut zu gehen.”, erklärte ich ihr und sie nickte beruhigt. Dann ging es runter.

      Ylvi

      Traf mich ein Tritt in die Magengegend? Nein...wir hatten nie darüber gesprochen was wir eigentlich waren. Kit zu erklären wie und was es war hätte zu lang gedauert. Natürlich...ein zugeständnis von Caleb hätte mir besser gefallen, mein Herz schien sich ein wenig zu verknoten. Als jedoch seine Hand auf meinem Bein lag, seine Finger kurz zudrückten. Da durchlief mich mit einem mal eine unfassbare Wärme, der Knoten in meinem Herzen schien sich zu lösen. Zitterte ich? Oder war das flaue Gefühl im Magen eher auf den beginnenden Start zu schieben?
      Ehrlich gesagt bekam ich weiter gar nicht wirklich mit was die beiden zu besprechen hatten. Zu sehr kreisten meine Gedanken um Calebs Worte. Ich ertappte mich dabei wahllos ins leere zu Starren. Ich hasste in diesem Moment was es in mir tat. Es wühlte mich auf. Machte mich Glücklich und Ängstlich. Machte mich aber auch so unfassbar wütend. Wieso passierte das ausgerechnet mir? Mir die ich jahrelang versucht hatte so etwas von mir weg zu stoßen. Fühlte sich so jeder der sein Herz an jemanden verloren hatte?
      Irgendwo in meiner ewigen Starrerei, dem lauschen von Calebs gleichmäßigem Barriton war ich eingeschlafen. Die Momente in denen ich wach war, nicht weiter relevant..ich wechselte höchstens meine Position im Sitz. Zwischendrin hatte ich bemerkt, dass sich die beiden nicht mehr unterhielten. Da wurde mir bewusst wie oft Caleb früher unterwegs gewesen sein musste...er schien ja wirklich den halben Kontinent zu kennen. Mit einem Lächeln schlummerte ich ein letztes Mal davon. Erst das Lachen von Caleb ließ mich wieder wach werden. Ich rieb mir die Augen, unterdrückte ein Gähnen. Draußen war es hell. Schnee lag überall herum.
      Wir trennten uns von Kit, der wir eine gute Reise wünschten. Sichtlich erschöpfte Pferde (was sicherlich auch an der Sedierung lag) , brachten wir auf den Trailer des Fuhrunternehmens. Einen Vorteil jedoch hatte die klirrende Kälte dann doch - sie machte mich wacher. Nachdem wir fertig mit dem Aufladen waren, fühlte ich mich längst nicht mehr so gerädert. Die Straßen waren frei, in nur 20 Minuten würden wir fast da sein. “Es hat schon Vorteile das wir nicht mehr fast 2 Stunden in die nächste größere Stadt fahren müssen.” dabei sah ich aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft. Beim letzten Mal hatte noch keiner gelegen.

      Caleb
      Die Verabschiedung von Kit fiel mir doch schwerer, als ich gedacht hatte. Es war immer wieder schön alte Bekannte zu treffen und die alten Zeiten aufleben zu lassen. Eine Person würde ich jedoch nie wieder sehen, diese Zeit würde ich für mich alleine, immer in meinem Herzen tragen. Das konnte mir keiner nehmen, solange ich lebte.
      Die Pferde einzuladen ging sehr schnell, Vulture benahm sich sogar seines Alters entsprechend und machte mir das Leben nicht schon wieder schwer. Ylvi und ich waren todmüde, wobei sie ziemlich wach blieb und nur ich es war, der ständig einnickte und durch eine Kurve oder einen Hubbel in der Straße den Kopf hoch riss.
      Endlich waren wir am Tor zur Ranch angekommen. Bow River Ranch. Es war mit Abstand das schönste Schild, welches ich seit langem gesehen hatte- und dabei gehörte auch das mir. “Oh schau Mal Ylvi, wie schön!”, sagte ich auf einmal hellauf begeistert und klebte mein Gesicht förmlich an die Scheibe, denn links stand meine Rinderherde auf der Weide, während rechts einige Pferde grasten. “Genau so habe ich mir das vorgestellt. Wie toll das aussieht!” Ylvi lachte. “Du kommst ja aus dem Staunen nicht mehr raus.”, murmelte sie und sah zu mir rüber. Ich nickte, noch immer sichtlich begeistert, und schaute dann nach vorne, wo die halbe Ranch schon mitbekommen hatte, dass wir endlich ankamen. Allen voran standen Cayce und Octavia. Letztere mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Das Fahrzeug hielt an und Ylvi und ich stiegen aus. Sofort wurden wir von O umarmt und ich bekam auch einen Kuss auf die Wange. Cayce jedoch kam mit verschränkten Armen auf uns zu. “Tauchst du auch endlich mal auf, du alter Hund.”, sagte er, fing dann an zu lachen und umarmte zu erst mich, dann Ylvi. Auch Dell, Betsy und Murphy umarmten uns kurz, ehe sie das Equipment der Pferde ausluden. Die anderen waren auf der Ranch verteilt und arbeiteten. “Dann komm Ylvi, lass uns unsere Pferde ausladen.”, sagte ich zu ihr, nachdem ich unsere Taschen auf der Treppe zum Haupthaus abgestellt hatte. Die würden wir später wegräumen, die Pferde hatten schon viel zu lange im Trailer gestanden. Nachtschwärmer drückte ich Cayce in die Hand, Vulture lud ich selbst aus, tauschte seinen Transportschutz gegen koppeltaugliches Equipment und brachte ihn dann auf eine der kleinen Koppelstücke, wo die Hengste untergebracht wurden. Auch Nachtschwärmer wurde auf eines der Stücke gestellt. Die Pferde von Ylvi kamen alle zusammen auf die noch freie Weide mit dem Offenstall. “Caleb es gibt noch einiges, dass geklärt werden müsste.”, sagte Cayce zu mir, als wir wieder zurück zum Haupthaus gingen. “Ich weiß. Aber zu erst muss ich ins Bett, das ist der schlimmste Jetlag den ich je hatte.”, sagte ich zu ihm, hob meine sowie die große Tasche von Ylvi auf und ging ins Haus. “Hier hat sich auch einiges getan, aber das zeig ich dir morgen.”, erklärte ich Ylvi. “Lass uns hoch gehen und uns aufs Ohr hauen.” Ylvi folgte mir zielstrebig, wurde dann jedoch langsamer, als ich ihr die Tür zu einem Schlafzimmer aufhielt. “Na komm, stimmt schon alles so.”, sagte ich zu ihr, trat hinter ihr ein und schloss die Tür.

      Ylvi
      Ich war etwas verwirrt..”Ich würd nur schnell mein Zeug in mein Zimmer bringen, dann komm ich wieder her?” ich war halb in den großen Raum hinein gegangen. Hielt dann jedoch Inne...er hatte in einer Art Panoramafenster Ausblick hinaus auf die Weiden der Farm. Es gab bisher noch leere Bücherregale an der einen Wand. Daneben befand sich ein kleiner Ofen. Gegenüber ein Bett das den Ausdruck riesig definitiv verdient hatte. Außerdem gab es auch einen großen Schrank.
      Mir blieb bei dem Anblick schon die Atmung weg...die ganze Einrichtung entstammte dem Landhausstil..war allerdings auch wieder schlicht gehalten. Es stand kein unnützes Dekor umher. Mein Blick wurde wieder gefangen genommen von der Aussicht aus dem Fenster. Dann spürte ich von hinten einen Körper der sich an den meinen schob..Calebs Hände griffen von hinten sanft um meine Hüfte. In dieser Bewegung drehte er uns..er schien sich auf das Fensterbrett gesetzt zu haben. “Du hast mir überhaupt nicht zugehört,oder?” “Mhm?” fragte ich halb da halb im Staunen. Das Lachen aus Calebs Kehle verschaffte mir eine Gänsehaut, wie es sein Atem in meinem Nacken immer tat. Mein Körper dieser ewige Verräter. Dann spürte ich ihn jedoch Seufzen. “Es gäbe schon einen Raum in dem….also.” wieder kurze Stille er druckste, ich wartete wollte ihn nicht stören. Vielleicht ahnte ich auch bereits was er sagen wollte, doch ich wollte es von seinen Lippen hören. Ich wusste wieso ich an ihm lehnte...es würde ihm schwerer Fallen, wenn ich ihm in die Augen sah. “Ich dachte, da wir ja ohnehin schon so oft beim jeweils anderen im Bett schlafen...Ich dachte das hier könnte unser Zimmer sein?” “Ist das etwa eine Frage Mr. O’Dell?”” flüsterte ich heiser. “Befehlen könnte ich dir ohnehin nichts...und ich bin kein Typ der Bettelt...ich denke das weißt du.” Ich schubste meinen Ellenbogen nach hinten. “Och duu!” schimpfte ich wieder. Drehte mich dann um und sah ihn an. “Damit gehen die Gefühlskrüppel wohl ein neues Kapitel an, hm?” Caleb nahm den Kopf schief, zog die Schultern hoch. “Sieht ganz so aus.” Erst wollte ich ansetzen, das ich mir das vor einem Jahr nicht hätte denken können...Wir hatten es nicht angesprochen...aber im Grunde machten wir damit vor der ganzen Ranch Publik das wir ein Paar waren...bzw. Caleb tat dies. Schließlich hatte er das ganze hier eingefädelt. Ich lächelte, umarmte ihn einfach nur und platzierte meinen Kopf an seiner Brust. Allerdings nicht lang bis mich ein Gähnen unterbrach. “Ab ins Bett!” damit packte mich Caleb plötzlich, schwang mich wie einen nassen Sack über seine Schulter und ließ sich dann gemeinsam mit mir auf das Bett fallen. Ich streifte Hose, Socken ab. Befreite mich von meinem BH und zog mir mein Shirt wieder an. Caleb tat es mir gleich, nur blieb er nur in Shorts. Auf einen Knopfdruck fuhr die Jalousie herunter, schlagartig war es dunkel im Raum. Ich fand wie von selbst in seinen Arm, hörte sein gleichmäßiges Atmen. Die Bow River Ranch würde für alle ein neuer Anfang sein. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.


      Anfang März

      Caleb
      So langsam kehrte etwas Ruhe ein- wirklich nur sehr langsam. Cayce hatte nach meiner Ankunft sehr viel zu besprechen gehabt. Und wie ich schnell feststellen musste, war noch wahnsinnig viel zu tun, bis wir die Ranch halbwegs fertig nennen konnten. Gerade war es neun Uhr morgens, wir saßen alle in der großen Küche des Haupthauses zusammen und frühstückten. Es hatten sich wirklich alle gut eingewöhnt. Sowohl die Zwei- als auch die Vierbeiner. Dass Ylvi und ich zusammen in diesem Haus und im selben Zimmer wohnten schien niemanden überrascht zu haben. Unser Outing hatte ich mir viel spannender vorgestellt gehabt, als es letzten Endes gewesen war. Betsy hatte heute frei, weshalb ich sie mit Sue zu den Rindern mitnehmen wollte. So zumindest der Plan. “Betsy hast du heute schon was vor?”, fragte ich, zuerst in Richtung Betsy, dann in Richtung ihres Vaters. “Ähm nein, wollte mit Sue ausreiten, sonst noch nichts.”, erwiderte sie. “Das passt doch, magst du mit mir zu den Rindern mitkommen? Sie stehen in Richtung Ferienranch, ist ein Stückchen bis dahin.”, erklärte ich und sah zu Dell, der nickte. Erst dann schaute ich wieder zu Betsy und lächelte sie freundlich an. “Nur wenn Ylvi auch mitkommt.”, sagte sie und schaute mich grinsend an. “Soso.. Ylvi?”, fragte ich in Richtung der jungen Frau gewandt. “Klar, warum nicht.”
      Gesagt, getan. In Windeseile waren Sue, Devil und Inyan geputzt und gesattelt. In den Satteltaschen, die wir allen drei Pferden übergeworfen hatten, war ein wenig Werkzeug für eventuell kaputte Zäune und Thermoskannen mit warmem Kaffee und Kakao für Betsy. “Dann kanns ja losgehen.”, sagte ich und trieb Wimpy an. Mit ihr ritt ich vor, in der Mitte folgte Betsy und das Schlusslicht bildete Ylvi mit Inyan. Im gemütlichen Schritt wateten die Pferde durch den Schnee. Nach einer Weile sah ich die Bäume am Fluss und auch vereinzelte Rinder, die im Schnee nach etwas zu fressen suchten. “Ich muss wohl nachher nochmal neues Heu her fahren.”, sagte ich zu mir selbst und schrieb es auf meine To-Do Liste. Ich musste wirklich so langsam mal anfangen, die Dinge aufzuschreiben. So viel konnte sich ja kein Mensch merken!
      “Und, sind sie nicht hübsch?”, fragte ich Betsy, die mittlerweile neben mir ritt. Auch Ylvi hatte zu uns aufgeschlossen, als ich die Zügel annahm und wir drei stehen blieben. “Die haben ja auch alle weiße Gesichter!”, sagte sie aufgeregt und schaute zu Devil, die ebenfalls ein weißes Gesicht und blaue Augen hatte. “Haben die auch blaue Augen? Oh sag… die müssen blaue Augen haben!”, quasselte sie vor sich hin doch ich schüttelte den Kopf. “Nein, keine blauen Augen.” “Oooooh…”, kam es enttäuschend von ihr, ehe sie den Blick abwandte und ihn über die Herde gleiten ließ. “Kommt, wir reiten zum Zaun und schauen, ob alles in Ordnung ist.”, sagte ich und die beiden nickten, ehe wir uns wieder in Bewegung setzten. Den ganzen Vormittag verbrachten wir hier draußen. Als wir wieder auf der Ranch ankamen, waren wir wahrhafte Eiszapfen. Jesse, Connor und Murphy wurden von mir dazu verdonnert, sich um die Pferde zu kümmern, damit wir reingehen und uns aufwärmen konnten. Wir saßen eine Weile gemütlich vor dem Kamin und schlürften warmen Kakao. Plötzlich sprang ich auf, hastete zum Küchentisch, nahm mir einen Block und einen Stift und fing an zu kritzeln. “Was schreibst du da?”, fragte mich Betsy doch statt einer Antwort bekam sie nur “Schhh.. schh..” zu hören. Auch Ylvi hatte sich zu mir rüber gebeugt und schaute auf den Block. Oben drauf stand in großen Buchstaben: To Do, gefolgt von Spiegelstrichen mit Dingen, die ich erledigen musste. Als erstes stand dort: Rinder Heu. Fett unterstrichen.

      Ylvi
      Ich las die Punkte der Liste durch. “Wie wärs, du die Rinder...und ich kümmer mich um Punkt vier?” Die Stuten umweiden?” Ich hing halb über seiner Schulter, sah wie er die Hand hob und unleserlich daneben krackelte: Ylvi.
      Gut damit schien die Aufgabe wohl verteilt zu sein. “Oooh darf ich helfen?!” sah mich Betsy bittend an. Ich plusterte die Backen auf. Klar, Hilfe wäre nicht schlecht. Allerdings hatte ich dabei eher an jemanden wie O gedacht...oder Cayce. “Meinetwegen kannst du mit kommen.” sagte ich schließlich mit den Achseln zuckend. Wieder angepellt vor der Tür liefen wir jedoch Louis in die Arme. “Louis!” rief ich aufgeregt, lief dem Indianer entgegen und umarmte ihn stürmisch. Erst dann nahm ich Lilly wahr. Neben ihr stand ein wütend drein blickendes Kind, das mir allerdings schon fast bis unters Kinn ging. Seine Haare waren anders als die von Louis kurz, standen in alle möglichen Richtungen ab. Unverkennbar schien das Tschetan zu sein. Ich winkte ihm zu, erhielt jedoch keine Antwort. Halb hinter Lilly stand ein Mädchen, ihre Haare befanden sich in zwei geflochtenen Zöpfen. Mit einer Hand klammerte sie sich einen Stoffhasen vor die Brust die andere hielt sich an Lillys Hand fest. Scheu sah sie hinter dem Rücken der jungen Frau hervor. Ich umarmte also Lilly weitaus weniger stürmisch. Sah dann zu dem Mädchen. “Hey..ich bin Ylvi. Louis hat dir vielleicht schon von mir erzählt?” Schweigen. Ich deutete auf Betsy neben mir. “Schau...das ist Betsy. Sie müsste in deinem Alter sein.” wieder keine Antwort, nur diese unglaublich traurigen Augen die mich anstarrten...dann hinüber zu Betsy. “Sie spricht nicht”, seufzte Lilly leise. “Wieso spricht sie nicht?” plapperte Betsy. Rein aus Reflex schubste ich ihr an die Schulter. “Aber sie hat Ohren die hören. Sprich nicht als wär sie nicht da!” tadelte ich das Mädchen. Gosh, ich war nicht ihre Mutter! Augenblicklich tat mir mein Verhalten leid. Betsy sah auf den Boden. Ich drehte mich halb zu Louis. “Caleb ist drinnen. Er wollte zwar noch Heu fahren, aber ich denke ihr habt noch viel zu besprechen. Lilly , wenn du möchtest kannst du die Kinder rein bringen?” “Ach...die beiden wissen sich meistens ganz gut zu beschäftigen. Kann ich dir helfen?” Das Angebot kam mir fast wie gelegen. “Das kannst du tatsächlich!Betsy und ich wollten gerade die Pferde holen um die Stuten umzuweiden. Wir könnten dich auf Ravn packen. Eine Hand mehr ist sicher nicht schlecht.”
      Tschetan schien an sich zwar ein wenig seltsam wütend auf alle, doch er nahm seine kleine Schwester pflichtbewusst unter seine Hand. Ich bot ihm an auch ins Haus hinein zu gehen falls ihnen Kalt wurde.
      Im Stall kam mir Cayce entgegen. “ Cayce! Warte mal eben. Die neue Verstärkung ist da, Louis ist gerade bei Caleb. Was hattest du gerade vor?” “Futter ist fertig...ich wollte Heu zur neuen Stutenweide bringen.” “Prima, wenn du eh im Traktor hockst, bringst du auch was bei den Rindern vorbei? Hatte Caleb vor, aber ich weiß nicht wie lange er dafür braucht.” Cayce fasste sich an den Hut, nickte “Aye Chefin.” drehte bei und ging. Dabei hatte er nicht spöttisch geklungen. Chefin? Perplex sah ich ihm nach. Schüttelte dann den Kopf. Lilly und ich halfen Betsy beim Sattel von Sue, denn so ganz allein hievte sie den Sattel noch nicht auf den Rücken der Stute. Für alles andere behalf sie sich mit einer kleinen Trittleiter.

      Caleb
      Ich hatte Ylvi und Betsy leise bis zur Tür gehen hören, dann jedoch mischten sich vertraute Stimmen unter die Ihren. Louis war wohl da. Auf die beiden Kinder war ich ja wirklich sehr gespannt. So würde etwas mehr Leben auf den Hof kommen- und mehr Arbeit natürlich, bei drei Kindern- und Lilly.
      Das seltsame Gespann bestehend aus Louis, Tschetan und Kaya kam zu mir ins Wohnzimmer. Ich stand auf und fiel zuerst meinem alten Freund in die Arme. “Hallo Louis.”, sagte ich und klopfte ihm auf den Rücken. “Hallo ihr zwei, ich bin Caleb.”, stellte ich mich vor und blickte freundlich zu ihnen runter. “Ihr könnte gerne raus gehen und euch ein wenig umsehen. Kommt nur wieder rein, wenn es zu kalt wird.”, sagte Louis zu den Beiden, welche nickten und dann aus dem Raum verschwanden. Louis derweil setzte sich aufs Sofa, nahm sich ebenfalls eine Tasse Kakao. “Habt ihr den Flug gut überstanden?”, fragte ich ihn, und er nickte. “Die Kinder haben zum Glück fast die ganze Zeit geschlafen, Kaya ist noch ängstlicher, als sie es ohnehin schon ist.”, antwortete er und ich nickte. “Ist auch für sie eine große Umgewöhnung.”, meinte ich und legte meinen Notizblock zur Seite. “Eigentlich solltet ihr ja auf die kleine, alte Ferienranch ziehen. Zusammen mit Dell und Betsy. Nun ist es aber so, dass die Häuser noch nicht ganz fertig sind. Einer der Bungalows ist fertig, da sind zwar nur drei Schlafzimmer, aber eines mit Doppelbett. Da könntet ihr übergangsweise wohnen. Tschetan und Kaya zusammen? Dann müsste es passen.” “Klar, das ist kein Problem. Wo wohnen denn die anderen?” “Verteilt auf der Ranch. Octavia wohnt im Moment mit Travis hier, die anderen in den restlichen, halbfertigen Häusern. Hat alles doch ein bisschen länger gedauert.”, erklärte ich. “Wenigstens machen sie im Stall große Fortschritte, die 30 Außenboxen sind schon so gut wie fertig, sie mussten jetzt aufhören zu bauen wegen dem plötzlichen Schnee. Aber noch ein paar Dachplatten dann können wir Pferde dort hinein stellen.”, sagte ich zu ihm und er nickte.
      Gerade, als ich zu einem neuen Satz ansetzen wollte, kam Cayce ins Wohnzimmer. “Du könntest echt mal auf dein Handy schauen. Du musst jetzt die Arbeiten offiziell verteilen, nicht nur unter der Hand.”, grummelte er und umarmte Louis kurz. “Was ist denn?”, fragte ich ihn. “Ich habe dir geschrieben, dass Ylvi mich abgefangen hat und gefragt hat, ob ich auch Heu zu den Rindern bringen soll. Wollte ich jetzt machen, aber von dir wollte ich wissen ob ich ihnen auch Stroh mitnehmen soll, da wir dringend neues Heu bestellen müssen und die Kühe das Stroh besser vertragen als die Pferde.”, quatschte er drauf los. “Ja, ist gut. Ich schreibs mir auf mit dem Heu.”, antwortete ich ihm, bevor er wieder nach draußen ging. “Chef zu sein ist schon etwas anderes, als Chef zu spielen.”, lachte Louis, während ich auf meinem Block herum kritzelte. “Oh ja, wem sagst du das.”
      Wir redeten noch eine Weile über die Arbeit auf der Ranch, und dass er sich einfach zunächst einmal einbringen solle, wo immer er Arbeit sehen würde. Die persönlichen Aufgaben würden nach und nach dazu kommen. Da ich Wert darauf legte, jeden Morgen zusammen hier zu frühstücken, hatte ich die jeweiligen Listen mit den täglichen Aufgaben in den Flur gehangen. So sah sie morgens jeder und konnte seinen Namen hinter eine Aufgabe schreiben. “Ich werde dann mal sehen, wo die zwei Kinder abgeblieben sind.”, sagte Louis. “Wenn du sie hast komm nochmal her, ich zeige euch den Bungalow.”, bot ich ihm an doch er winkte ab. “Wir finden den schon.”, meinte er und verschwand dann auf dem Hof.
      Wieder zurück im Wohnzimmer schnappte ich mir den Hörer und rief bei einem Heulieferanten an, bei dem Verena auch immer Futter besorgt hatte. Wir hatten Glück und er konnte sogar heute noch liefern. Den Rest des Tages verbrachte ich zusammen mit Murphy und Travis damit, die kleinen, eckigen Heuballen vom Laster in die Scheune zu werfen und zu stapeln. Die großen Rundballen luden wir mit dem Traktor ab und stapelten sie in der Halle nebenan. Gegen Abend löste sich der Trubel auf dem Hof auf. Ich stand vor dem großen Fenster im Schlafzimmer und sah über den Hof. Hier war es wirklich wunderschön. Ich war gespannt, wie es hier aussehen würde, wenn alles zu blühen anfängt.

      Ylvi
      Nachdem wir uns damit vergnügt hatten die Stuten auf die andere Weide zu bringen, war es etwas schwierig gewesen Betsy los zu werden. Nicht, dass mir das Kind auf die Nerven ging...sie erledigte ihre Aufgabe zusammen mit Sue ja wirklich gut. Allerdings schien Lilly irgendwas auf der Seele zu brennen. In Gegenwart des Kindes schien sie keine Worte an mich richten zu wollen. So war die Arbeit schweigend verlaufen, abgesehen von den Berichten Betsys über den Umzug, die ersten Wochen und natürlich ihre neue Schule. Als wir Kaya allein über den Hof hatten schlendern sehen hatten Betsy die Gelegenheit genutzt um vielleicht Freundschaft zu schließen. Lilly hatte ihr erklärt das Kaya ein bisschen anders war, nicht sprach. Betsy hatte die Nachricht nickend aufgenommen und war anschließend davon gelaufen.
      “Louis wird es nicht einfach haben.” seufzte Lilly als sie Betsy hinterher sah. “Ich hab mich ja bisher nicht getraut zu fragen…” erwähnte ich ohne eine direkte Frage zu stellen. “Kaya war dabei als ihre Mutter sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Tschetan hat sie gefunden. Kaya hat seitdem kein Wort gesprochen. Die Ärzte sprechen von Mutismus. Irgendwann wird sie schon wieder anfangen...aber so ängstlich wie sie auch ist. Vielleicht tut es ihr ganz gut zusammen mit Betsy zur Schule zu gehen, oder die Ranch an sich. Aber ich mach mir schon Sorgen um Louis. Er hat so viel getan für mich...jetzt schickt er mich zur Uni und soll mit den Kindern allein bleiben?” “Calgary ist nicht weit fern...ruf mich an und ich hol dich ab. Außerdem geb ich dir das versprechen öfter mal nach ihm zu schauen,ja?” Ich hatte sie in den Arm genommen. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung. Wie brachte man ein Kind dazu zu sprechen nach so einem Erlebnis? Vor allem aber auch in Anbetracht der Dinge die das Kind ja auch vorher bereits erlebt haben musste. Betsy schien Kaya die Ranch zu zeigen. Mehrere Male kamen sie an uns vorbei. “Betsy? Komm mal rüber.” rief ich, winkte sie heran. “Fylgia ist heute noch nicht bewegt worden. Wenn ihr wollt könnt ihr mit ihr eine kleine Runde um die Koppeln machen. Ich denke auch Kaya wird ihre Freude haben.” Damit hatte ich dann auch meine Ponystute an Bewegung für diesen Tag abgespeist. “Oh können wir mit Halsring raus?” Ich schüttelte den Kopf. “Auf dem Platz irgendwann anders...aber noch kennt sie ja nicht viel von der Umgebung. Nimm bitte das Sidepull.” Damit verschwanden beide Kinder, Betsy nahm Kaya vertrauensvoll an der Hand. Als sie uns später begegneten, sahen wir eine lächelnde Kaya auf dem Rücken meiner Ponystute, Betsy führte sie am Zügel. Kaya drückte noch immer mit einer Hand den Stoffhasen an ihre Brust. Lilly schluckte schwer, lächelte dann aber seelig. “Andere Kinder werden ihr gut tun. So quirlig wie Betsy ist.” “Vor allem haben sie auch eines gemeinsam. Auch Betsy hat vor einiger Zeit ihre Mutter verloren...sie kennt den Schmerz der damit einher geht.” sprach ich traurig. Lilly antwortete nichts darauf. Wir halfen noch dabei die Rundballen zu verstauen. Anschließend verzog ich mich für einige Stunden in mein Büro im Haupthaus. Caleb hatte es mir einrichten lassen...es war klein, aber die Aussicht in Richtung der Berge war toll. Die neue Website für die Bow River Ranch war an der Reihe. Ich hätte natürlich die alte einfach wiederverwenden können. Aber mir war nach etwas neuem gewesen.
      Es war bereits 21 Uhr als ich mich von der Arbeit lösen konnte, draußen strahlte mir der abnehmende Mond entgegen. Wie üblich wenn Schnee lag erschien der Nachthimmel in einem dunklen Rot. Ich schaltete den PC aus, schnappte mir mein Handy und schlenderte durch den Flur die Treppe hinauf in das Zimmer das ich mir mit Caleb teilte. Es fühlte sich mittlerweile ganz normal an. Für Aufregung hatte das Outing nicht wirklich gesorgt….ganz so als wäre es den anderen bereits klar gewesen. Ich blieb im Flur noch einmal stehen...schaute aus dem Fenster auf den Hof. Von hier aus konnte ich Licht im Bungalow sehen in dem Dell, Betsy und nun auch Louis und seine Familie untergebracht waren. Bisher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet...aber mein Versprechen auf Louis acht zu geben...auf die beiden Kinder. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich konnte es nicht zuordnen, wandte meinen Blick ab und ging hinauf. Als ich die Tür hinter mir schloss sah ich Caleb am Fenster stehen, das Feuer loderte im Kamin. Kurz war ich versucht “Ich bin zu Hause Liebling” spöttisch zu sagen, dann lächelte ich ihm einfach nur zu. Caleb löste sich vom Fensterbrett, zog mich an der Hüfte zu sich und küsste mich. “mhm..das wollt ich den ganzen Nachmittag tun.” murmelte er. Welch seltsame Worte von ihm...und da war er wieder, der Schauer an meinem Rücken.
      Nachtrag für August 2019, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die letzten Tage waren vergangen wie in einem unheimlichen Traum. Wir hatten versucht von Kanada aus die Klärung des Visums in Gang zu bringen. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt. Mit meiner Beschäftigung auf der Ranch genügte es nicht um das Visum zu verlängern. Auch die nötigen Untersuchungen nach meiner OP waren nicht ausschlaggebend gewesen.
      Ich hatte bereits alles nötige mit meinen Eltern geklärt. Vorerst würde ich bei ihnen unterkommen bis ich wieder nach Kanada reisen durfte. Wie oft ich des Nachts wachgelegen hatte konnte ich gar nicht mehr zählen. Unzählige Tränen waren geflossen. Zu groß die Angst in meinem Inneren das ich vielleicht gar keine dauerhafte Genehmigung bekommen würde. Caleb hatte sich als stark an meiner Seite versucht...seine wirklichen Gedanken jedoch blieb mir momentan verborgen. Seine Arme um meine Hüfte des Nachts gaben mir jedoch den nötigen halt. Noch zwei Wochen reichte meine Genehmigung...dann musste ich Kanada auf ungewisse Zeit verlassen. Das machte mich völlig fertig.
      Einem Geist gleich lief ich seit Tagen über die Ranch. Ravn hatte mich vorgestern aus dem Sattel befördert - ich war nicht bei ihm gewesen. Dafür hatte ich mit einem blauen Fleck am Bauch den Preis gezahlt. Deutlich war der Abdruck des Horns zu erkennen. Deshalb waren Westernsättel eigentlich mal nicht meine Lieblinge gewesen.
      Was würde geschehen, wenn ich tatsächlich keine Genehmigung bekam? Nicht nur würde das meine...ja Beziehung zu Caleb auf eine harte Probe stellen oder das Ende bedeuten. Was würde aus den Pferden? Mittlerweile hatte ich 5 von ihnen. Inyan wäre versorgt...ich wusste das sowohl Tschetan als auch Louis den Wallach bewegen würden. Ich hatte doch erst vor einiger Zeit begonnen mit Gealach zu arbeiten. Lady Gweny...Ravn und Fylgia. Letztere würde ich natürlich nachholen. Doch sie erneut über Kontinente mit dem Flugzeug zu transportieren. Das würde ich ihnen ungern antun wollen. Das beste wäre sie auf der Ranch zu belassen. Es gab Leute die sich ihrer annehmen würden. Aber ich? Ohne Pferd? Schwer vorstellbar. Ich wollte nicht weg….hier war meine Heimat!

      Ich schluchzte erneut schwer auf. Spürte die sanften Nüstern eines Pferdes in meinem Gesicht. Inyans Punkte fielen mir sofort auf als ich die Augen wieder öffnete. Ich stand hier inmitten meiner Herde, gelehnt an den kräftigen Hals meines Valravn und weinte mir- mal wieder - die Augen aus dem Kopf. Verzweiflung war wohl das richtige Wort für meinen derzeitigen Zustand. Schritte in meinem Rücken. Kleine Füße, zögerliche die folgten. Meine Augen hielt ich geschlossen. Versuchte das laute schluchzen zu unterdrücken schaffte es ja doch nicht. Ich spürte eine raue Hand auf meiner Schulter. Eine ungleich zartere Bewegung an meiner Hüfte. Ich wusste das Kaya sich an mich lehnte. Ihre zarten Arme lagen um meine Hüfte. Ob das Mädchen verstand welch Kummer mich plagte oder ob sie einfach meine Tränen trocknen wollte wusste ich nicht. Es gab keine Worte. Nur ihre Umarmung. Die Hand auf meiner Schulter die sanften Druck ausübte. Ich holte keuchend Luft, die ich offenbar angehalten hatte. Blinzelte durch den Schleier der Tränen, drehte den Kopf und sah Louis. Wie kam es nur das ausgerechnet immer er da war? Sollte nicht Caleb an seiner Stelle sein? Zu meiner allgemeinen Verzweiflung hatte sich innerhalb der letzten Woche auch noch vollkommene Verwirrung gesellt. Letzteren sah ich nur nachts, wenn ich vor lauter Tränen erschöpft im Bett einschlief, nicht mehr in der Lage die Augen offen zu halten. Ich spürte förmlich wie sich Caleb mir entzog. Hatte was wir teilten noch eine Chance? Oder stand der Kuss mit Louis unausgesprochen zwischen uns?
      Wir standen alle stillschweigend im Unterstand zwischen den Pferden die sich hierher zurückzogen, wenn die Sonne zu sehr vom Himmel brannte. Nicht wie in Mexico...aber warm genug. Mir gelang es zwar immerhin meine Atmung und die Tränen in den griff zu bekommen, während wie so da standen. Meine Gedanken glichen aber eher einen Sturm. Ich entzog mich schließlich der Hand auf meiner Schulter, duckte mich um Kaya in den Arm zu schließen und hauchte ein “Danke” in ihr Ohr. Das Mädchen löste sich von mir, lächelte und huschte dann aus dem Gebäude. “Ich vermute mal du hattest keinen Erfolg mit dem neuen Antrag?” seufzte Louis. Ich schüttelte hoffnungslos den Kopf. “Ich habe am Morgen mit meiner Familie telefoniert damit ich vorerst bei ihnen unter komme. Bisher habe ich noch keinen Flug buchen können. Ich will nicht fort.”
      Im Reflex fand sich meine Hand in der von Louis wieder, ich starrte darauf, flackerte zu ihm hoch und er nahm seine Hand fort als habe er sich verbrannt. Wir hatten den Kuss nie wieder erwähnt. Aber er stand bei jeder Berührung der letzten Tage noch immer zwischen uns wie ein Damoklesschwert. “Sag wenn ich irgendetwas tun kann, ja?” ich hatte keine Kraft für eine Antwort nickte nur...und wand mich dann zwischen den Ponys davon aus dem Unterstand.

      Caleb
      >>Meine Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen..ich muss Kanada verlassen bis die Visumsfrage geklärt ist.<<, immer wieder hallten diese Wort in meinem Kopf nach. Für uns alle war das ein Schock gewesen, insbesondere Ylvi und mich. Sie konnte die Ranch nicht einfach verlassen. Was würde aus den Pferden werden… was würde aus uns werden? Innerlich fluchte ich. Immer… und immer wieder. Hätte ich mich damals nicht auf sie eingelassen, würde mir ihr Abschied auch nicht so schwer fallen… Hätte ich mich nicht auf sie einlassen sollen? Doch. Natürlich. Unsere gemeinsame Zeit war zwar von Höhen und Tiefen geprägt gewesen… und was irgendwie als “Zeitvertreib” angefangen hatte, war ernster geworden. Eine Möglichkeit, wie sie auf jeden Fall hierbleiben konnte, konnte ich ihr bieten. Mit einem Ring. Aber wollte ich das? Caleb O’Dell verheiratet? Mit einer Deutschen? Nicht mit jemandem vom Rodeo, was sich wohl alle Welt denken würde. Ich verwarf den Gedanken wieder. Dazu war ich nicht bereit… aber wenn sie so bleiben durfte?
      Ich atmete einmal schwer durch und konzentrierte mich wieder auf meine Reitschüler. Ab und zu, wenn gerade wieder ein bisschen Luft auf der Ranch war, hatte ich angefangen, ein wenig Reitunterricht zu geben. Gerade waren Gipsy und Shorty auf dem Platz. Cayce hatte mir seinen Wallach für George geliehen. Der junge Mann hatte wirklich Talent! Auf Gipsy saß ein junges Mädchen, etwa so alt wie George. Lizzy. “Beine ran Liz.”, rief ich ihr rüber und schaute dann wieder zu George, der Shorty auf dem Zirkel galoppierte. Lizzy trabte den hellen Wallach gerade ganze Bahnen. “Das sieht schon gut aus!”, rief ich beiden rüber und winkte sie dann zu mir. “Wir gehen heute noch ein bisschen an die Manöver. Lizzy du wartest hier bei mir, Gipsy und George sind zuerst.”, erklärte ich und sie positionierte ihr Pferd an der Bande. “Du startest bei X, galoppierst zwei langsame und dann einen schnellen Zirkel. An X stellst du ihn gerade und lässt ihn wechseln. Dann einen schnellen und zwei langsame Zirkel. An X Stoppen. Dann geb ich weitere Anweisungen.”, sagte ich und schickte ihn los. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich Betsy, Tschetan und Kaya hinter mich an den Zaun geschlichen hatten, und zusahen, bis Betsy mir auf die Schulter tippte. “Hey Cowboy.”, sagte sie lachend und ich knuffte sie in die Seite. Die beiden anderen Kinder sahen mich argwöhnig an. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihnen, es war aber vermutlich auch noch zu früh, zu urteilen. “Kannst du mir gleich auch noch Unterricht auf Blue geben?”, fragte mich die kleine und ich nickte. “Wenn du ihn dir jetzt fertig machen gehst und sofort her kommst, ja. Ich muss gleich zu den Rindern hoch. Könnt ihr mir Devil auch fertig machen?”, fragte ich die Kinder. Mir war aufgefallen, dass alle drei nach einer Aufgabe auf der Ranch suchten. Ja, sie waren Kinder. Ja, sie spielten viel… aber bevor sie anfingen allen möglichen Unsinn zu machen, gab ich ihnen lieber Aufgaben. “Tschetan und Kaya wenn ihr mitkommen wollt könnt ihr Sue und Face Down satteln.” Wider Erwarten nickten beide und verschwanden dann mit Betsy. Sollte ich Louis noch fragen, ob ich die beiden mitholen durfte? Ich schrieb ihm eine kurze WhatsApp und bekam nur ein OK zur Antwort. Ich glaube er war froh, wenn die beiden Beschäftigung bekamen. “Jetzt nochmal zu euch.”, sagte ich zu den beiden Reitern auf dem Platz. “George nochmal.” Ich schaute ihm zu und nickte. “Abreiten und wegbringen.”, erklärte ich ihm. “Lizzy willst du auch mal versuchen? Lass Shorty ruhig von sich aus umspringen, der ist in der Ausbildung schon weiter als du. Er macht vieles alleine. Lass die Zügel locker, leg dein äußeres Bein ran und er macht das.”, erklärte ich ihr und sah ihr bei ihren Zirkeln zu. “Prima. Reicht.”, sagte ich und schaute ihnen beim Abreiten zu. Nun kamen die Kinder mit den vier Pferden zurück. Blue brummelte die Stuten an und machte seinen Hals ganz schön rund. “Betsy ruck mal kräftig am Zügel, der hat sich zu benehmen, hier wird jetzt nicht gedeckt!”, rief ich ihr zu und sie machte, was ich von ihr verlangt hatte. Sofort hörte Blue auf und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. Ich nahm Devil entgegen und nach dem nachgurten schwangen wir vier uns in den Sattel. Der Ritt zu den Rindern war sehr schweigsam. Ab und zu erzählte Betsy etwas, ansonsten konzentrierten wir uns auf den Weg. Neben viel Schritt trabten wir auch eine kurze Strecke und galoppierten auch ein Stück. “Bei den Rindern bleibt ihr auf alle Fälle im Schritt.”, erklärte ich den Kindern. Ich ritt zwar das einzige Pferd mit Cow Sense, man konnte aber nie wissen. “Ich möchte auch nur kontrollieren, ob alles ok ist, mehr nicht.”, erklärte ich ihnen und öffnete den Zaun, damit sie alle durchreiten konnten. Nachdem ich selbst durchgeritten war, schloss ich ihn wieder und trabte auf sie zu. Die Rinder waren auch schon zu sehen. Gemütlich kamen wir immer näher. “Bleibt hier stehen.”, sagte ich und ritt alleine zwischen den Rindern durch. Ein Kalb machte mir ein bisschen Sorgen, so dass ich mir mein Lasso nahm und es einfing. “Whoaaa…”, sagte ich zu Devil, sprang ab legte das Kalb auf die Seite. Er hatte sich in ein wenig Stacheldraht verfangen. “Mist..”, fluchte ich. Das hieß eigentlich, dass der Zaun irgendwo defekt war. Ich entfernte den Stacheldraht und nahm aus der Satteltasche ein wenig Blauspray, was ich dem Kalb auf die Wunde sprühte. Dann ließ ich es wieder laufen, rollte mein Lasso auf und ritt zu den Kindern zurück. Ich zückte mein Handy und rief Cayce an. “Ja, Caleb hier. Komm mal mit dem Truck zu den Rindern, hier hatte sich ein Kalb im Zaun verfangen, ich bin mit den Kindern hier, wir reiten einmal rundherum und schauen ob etwas kaputt ist.” “Cayce kommt mit dem Truck her, wir teilen uns auf. Betsy kommst du mit mir links rum? Tschetan und Kaya könnt ihr rechts rum am Zaun vorbei reiten?”, fragte ich sie und sie nickten. “Betsy hast du die Walkie Talkies dabei?” Sie nickte und gab Tschetan ohne zu zögern eins davon. ”Wir treffen uns auf der anderen Seite. Wenn was ist…”, erklärte ich und zeigte auf das Walkie Talkie in Betsys Hand. Sie nickten und ritten zurück zum Zaun. Wir folgten ihnen und unsere Wege trennten sich.
      Tatsächlich fanden Betsy und ich nahe der Hütten ein Stück Zaun, der kaputt war. “Sagst du den beiden Bescheid? Sie sollen trotzdem weiter reiten und nachschauen.”, sagte ich zu Betsy und sie nickte. Auch Cayce sagte ich Bescheid, dass er schon mal hier hoch kam und den Zaun reparierte.
      Tschetan und Kaya fanden unten am Wald noch eine Stelle, die Betsy und ich uns anschauten. Auf dem Weg dorthin war uns Cayce mit dem Truck begegnet, so dass ich mir von ihm ein wenig Werkzeug mitgenommen hatte und den Zaun reparieren konnte. “Danke für eure Hilfe.”, sagte ich zu den dreien und steuerte Devil in Richtung Heimweg. Ich öffnete den Kids wieder den Zaun, schloss ihn und wir ritten zurück zur Ranch. Dort stand schon die Heulieferung auf dem Hof, die ich ganz vergessen hatte. Bellamy kam schon ziemlich genervt auf mich zugelaufen. “Wo sind denn die Papiere schon wieder?!”, fragte er und hielt Devil an. “Ich mach die fertig, kümmer du dich ums Heu.”
      Ich stieg ab, grüßte den Lieferanten kurz und lief dann ins Haus. Nach einer Weile hatte ich die verflixten Zettel und die Rechnung gefunden. Ich drückte ihm alles in die Hand und lief einmal quer über den Hof zum Traktor, um die Heuballen abladen zu können.
      Als ich eine Stunde später damit fertig war, aß ich in der gemeinsamen Küche schnell etwas und fiel ins Bett. Ylvi schlief bereits im Bett. Am nächsten Morgen war ich auch schon vor ihr wach und in der Stadt. Es gab dort noch einiges, was ich wegen der Umbauten regeln musste.

      Ylvi
      Calebs Seite des Bettes war kalt, leer. Wie so oft in letzter Zeit. Hatte ich anfangs noch einen Knoten im Hals verspürt, war es nun nur einem Seufzen gewichen. In den vergangenen Tagen, den Wochen seit den Brief hatte ich zu oft gemixte Signale von ihm erhalten. Oder hatte es bereits zuvor begonnen?
      Ein halbes Jahr war vergangen seitdem wir Weihnachten gemeinsam gefeiert hatten. 6 Monate in denen so viel passiert war.
      Ich warf die Decke von mir fort. Vor dem Haus fehlte der rote PickUp..er schien also auch gar nicht auf der Ranch zu sein. Ich zuckte die Schultern, zog mich fix an. Anschließend genehmigte ich mir ein fixes Frühstück in der Küche. Laurence kam herein, sah mich und lächelte. “Caleb schon wieder auf Wanderschaft?” “Aye” antwortete ich dem alten Mann knapp. Ich wollte jetzt eigentlich keine Konversation führen. “Habt ihr bereits miteinander geredet?” bohrte dieser allerdings weiter nach. Meine Hand die eine Tasse Kaffee Richtung Lippen bewegt hatte hielt inne. Verwirrt sah ich Laurence an. “Er könnte dich mit Leichtigkeit hier halten. Ich hab dem Trottel schon zweimal gesagt er soll dir einen Ring an den Finger stecken.” grummelte Laurence in seinen stoppeligen Bart. Ich schluckte. Das war nie zum Thema gekommen. Ich hatte sogar keinen Gedanken daran verschwendet. Niemals hatte ich mich verheiratet gesehen. Nichtmal mit Caleb hatte ich diese Gedanken gehabt. Natürlich...wir hatten einander viel gelehrt. Von emotional unbrauchbar hatten wir uns zumindest zu etwas wie einer Beziehung hinreißen lassen. Wie viel Bestand diese hatte zeigte sich nun sehr gut - keine. Waren wir am Ende einander nur Lehrmeister gewesen?
      Aber natürlich...mit einer Heirat würde ich bleiben können...ohne Probleme sogar. Ich würde nie wieder ein Visum beantragen müssen. “Pack ihn bei den Eiern und sprich es an. Du würdest fehlen hier auf der Ranch.” damit verließ Laurence die Küche. Aber ich wusste...ich würde Caleb darum niemals bitten. Ein Gefühl welches ich nicht zu beschreiben vermochte machte mir bewusst - eine Heirat mit Caleb würde niemals funktionieren.
      Ich verzog mich in den Offenstall meiner Pferde. In der morgendlichen Sonne machte ich deren Paddock sauber, schob die schwere Schubkarre vor mir her zum Misthaufen quer über den Hof der Ranch. Dort angekommen, keuchte ich bereits wie ein Maikäfer. Noch war ich nicht gänzlich an diese Arbeit gewohnt. Cayce begegnete mir mit einigen der Rinder. Mir fiel auch kurz der wieder aufgetauchte rote PickUp auf. Um Caleb möglichst nicht zu begegnen setzte ich mich ab. Ich schnappte mir eine der Trensen, war unschlüssig welches der Pferde ich nehmen wollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf Valravn. Nur am Rande nahm ich wahr das Inyan nicht da war. Mit wenigen Handgriffen legte ich ihm die Trense an, schwang mich auf den Rücken und verschwand in Richtung der Hütte in den Hügeln. Dort oben gab es um die Koppeln der Jungpferde einige schöne Pfade. Wir tauchten gerade ein in das Dickicht des Waldes als ich Hufgetrappel hinter mir vernahm. Neugierig drehte ich mich um. Dort näherte sich Inyan. Auf seinem Rücken saß Louis. Sie waren noch weit entfernt. Konnte ich so tun als habe ich sie nicht gesehen? Ich hieß Ravn angaloppieren. Allerdings versagte mir der Hengst den Dienst. Zu hart waren meine Beine in seinen Bauch gepresst. Stattdessen bäumte er sich vorn auf. Darauf nicht vorbereitet rutschte ich mit meinen Shorts hilflos einfach seinen Rücken hinab. Sicher landete ich auf meinen Beinen. Dieser Fail entlockte mir ein leichtes Lächeln. “Hast du andere Pläne,ja?” flüsterte ich meinem Wallach zu. “Ich habe dein Pferd verzaubert.” kam es stattdessen von Louis der meine Worte gehört haben musste. “Ist das so?” wandte ich mich an ihn, zog die Augenbrauen hoch.Ich sah wie sich Louis gleichfalls von seinem Pony schwang, neben mir stehen blieb und grinsend lächelte. “Möchtest du lieber spazieren?” ich zuckte die Schultern. Louis klopfte meine Schulter, schob die Unterlippe vor und ging voran. Offenbar nahm er mir jetzt die Entscheidung ab.
      Wir liefen lange den Weg hinauf. Schweigend. Kaum Worte zwischen uns. “Caleb ist ein Narr….ich würde nicht zögern.” sprach Louis dann endlich die Worte mit denen er all die Schritte bis hier her gehadert hatte. Ich musste nicht fragen. Ich ahnte, nein wusste sogar, das er die kurze Konversation mit Laurence gehört haben musste. Da waren andere Schritte im Flur gewesen als Laurence aus dem Haus gegangen war. Ich hatte mich also nicht verhört. Louis war stehen geblieben, ich spürte plötzlich seine Hand an meinem Handgelenk. Nicht fest, beinahe bittend. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich sah auf seine Hand...dann huschte mein Blick zu ihm auf...ich spürte wie er die Hand von meinem Handgelenk nehmen wollte. “Wenn die Dinge anders wären.” hörte ich Worte...verstand dann das sie aus meinem Mund kamen, das mein Verstand sie produziert hatten. Ich wusste das es keine Lüge war. Schon eine ganze Weile waren da Gefühle für Louis gewesen...entfacht nicht erst durch seinen Kuss. Dieser Idiot hatte mir beinahe ebenso schnell mein Herz gestohlen wie Caleb. Das sich letzterer nun von mir entfernte...glich beinahe der Verdammnis. “Ich muss schon die ganze Zeit über diesen Impuls unterdrücken.” kam es gedrungen von Louis. Wieder mein Blick in seine Augen. Ich sah das funkeln in ihnen….wieder bedurfte es keiner Worte. Trotzdem glich Louis einem wartenden Schakal. “Dann tu es nicht.” Verräter! schrie es kurz in mir. Dann verlor ich mich in dem Kuss mit Louis. Weniger zaghaft als jener erste vor ein paar Wochen. Zudem mit dem Unterschied das ich mich von ihm einnehmen ließ. Kein Abstand mehr zwischen uns, seine Hand auf meiner Hüfte, in meinem Haar. Meine eigenen Hände um ihn geschlungen. Ich spürte mich wanken, von ihm gehalten stand ich jedoch sicher. Louis brach den Kuss, ich erschrak drehte mich plötzlich fort...die Hände gekrallt in Ravns Mähne. Was war das nur mit ihm? Ich musste schwer einatmen..mein Bauch spielte genauso verrückt wie meine Gedanken. Louis kam zu mir, sein Kopf legte sich auf meine Schulter. “Du kannst mich nicht belügen...auch ich bin in deinem Herzen...das weiß ich nun.” flüsterte er in einer tiefen Stimme. Dann war er fort. Ich nahm seine Schritte wahr. Dann die von Inyan. Als ich mich zu ihm drehte saß er bereits wieder auf dem Wallach. Sein Gesicht hatte beinahe etwas triumphierendes..”Du weißt wo du mich für deine Entscheidung findest.” er trieb dem Wallach die Füße in den Bauch, dieser preschte aus dem Stand im Galopp den Waldweg wieder hinab. Ravn wollte hinterher, kurz hatte ich zu tun, den manchmal widerspenstigen Wallach zu zähmen. Ich sah in die Richtung von Louis und Inyan die immer kleiner wurden. Oh ja...ich wusste wo ich ihn fand...und auch wenn er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich kannte sie...wusste welches Angebot er mir soeben unterbreitet hatte.

      Caleb
      Ich saß hinterm Steuer meines Pick Ups und starrte ins Leere. Es regte mich auf, dass ich nichts tun konnte, nein es kotzte mich wirklich an, nichts tun zu können… oder tun zu wollen. Jeden Tag ging ich spät ins Bett, jeden Tag stand ich früh auf und es war wirklich so, dass ich Ylvi aus dem Weg zu gehen versuchte. Ich hatte heute morgen ein Treffen in Calgary vorgeschoben, um nicht mit ihr aufwachen zu müssen. Ich hatte ein Treffen gehabt, so war es nicht… nur war dieses schon seit ein paar Stunden vorbei. Als sich mein Blick wieder gefangen hatte und ich seufzend meine Augen schloss, klopfte es an der Scheibe. “Sir, sie stehen schon eine ganze Weile im Parkverbot, bitte fahren sie den Wagen weg.”, sagte mir einer der Polizisten, die neben meinem Auto standen. Der andere im Polizeiwagen schaute düster zu mir herüber. Ich nickte nur stumm, startete den Motor und fuhr zum Geschäft, um noch ein paar Leckerlis für die Pferde und ein wenig neues Putzzeug zu kaufen. “Hey Caleb.”, begrüßte mich die junge Frau an der Kasse. “Wie läuft es so auf der Ranch?”, fragte sie mich nett. “Viel Arbeit. Ist immer viel Arbeit.”, erklärte ich ihr und bezahlte meine Einkäufe, ehe ich alles auf die Ladefläche des Pick Ups warf und wieder zur Ranch fuhr. Als ich ausladen wollte, gesellte sich Laurence zu mir. Ich schaute zu ihm rüber und er hatte wieder dieses: ich erzähle dir jetzt eine Lebensweisheit und du kannst nichts dagegen tun, nur zuhören. "We accept the love we think we deserve: from Stephen Chbosky.”, sagte er ohne mich auch nur im Ansatz auf so ein Zitat vorzubereiten. “Und du mein Freund, bist gerade auf einem ganz falschen Weg. Warum behälst du sie nicht hier? Du weißt, dass du es kannst und du weißt auch, dass du jemanden wie sie verdient hast. Lass die Liebe zu und frag sie endlich, ob sie dich heiraten will!”, fügte er an und packte mich an der Schulter. Laurence packte für sein Alter wirklich, wirklich feste zu. “Nimm sie nachher mit auf einen Ausritt. Du brauchst keinen Ring, frag sie einfach. Frag sie bevor es zu spät ist.” “Bevor sie weg ist…”, korrigierte ich ihn doch er schüttelte nur den Kopf. “Bevor es zu spät ist, Caleb. Du warst in letzter Zeit nicht viel hier. Es gibt.. sie hat.. sie bekommt hier andere Chancen.”, stammelte er und schaute in mein fragendes Gesicht. Selbst nachdem er meine Schulter losgelassen hatte und gegangen war, stand ich noch immer stocksteif neben meinem Truck und dachte über seine Worte nach. Es gibt für sie hier andere Möglichkeiten, zu bleiben? Was meinte er damit? “Hey Caleb!”, rief mir Octavia zu, die gerade mit Raspberry an mir vorbei ritt. Da kam mir eine Idee. “Hey O warte, ich hol mir ein Pferd und komm mit dir mit!”, rief ich ihr zu und hatte im Handumdrehen Vulture gesattelt und zu ihr aufgeschlossen. “Dass du Zeit hast, mit mir auszureiten.”, lachte O und strich ihrer Stute kurz über den Hals. “Das hast du wohl Laurence zu verdanken.”, murmelte ich. “Wieso das?” “Er hat mir eben wieder eine seiner Weisheiten unter die Nase gebunden und gesagt, wenn ich will, dass Ylvi bleiben kann, soll ich um ihre Hand anhalten, bevor es dafür zu spät ist und sie eine andere Chance bekommt, hier zu bleiben. Weißt du, was er damit meinte?”, fragte ich sie ganz offen und ehrlich und hielt Vulture an, um ihre folgenden Worte besser verstehen zu könne. “Weißt du… Ylvi und Louis… sie sind sich glaube ich näher gekommen.”, erklärte sie mir. Ich schloss für eine Sekunde seufzend meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und meinen Hengst wieder antrieb. “Was weißt du darüber?”, fragte ich sie schließlich. “N..nichts weiter. Wirklich nicht.”, antwortete sie mir und lenkte ihre Stute auf den linken Pfad rüber. Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, ehe ich sie fragte: “Sollte ich denn? Soll ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte?” O lachte kurz auf. “Caleb das kann ich dir doch nicht beantworten.“
      Ylvi
      Louis hielt mich danach im Arm, während sich unser Atem nur langsam beruhigte. Ich spürte sein Gewicht auf mir, meine Hand kratzte über seinen Rücken. Fühlten die Muskeln, die Wirbelsäule und den kleinen Film aus Schweiß über unseren Körpern. Worte lagen mir auf den Lippen die sie dennoch nicht verließen. Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Im Halbschlaf merkte ich noch wie Louis die Felldecke über uns breitete. Das erste Mal in Monaten schlief ich völlig unbehelligt.
      Caleb
      Seit Wochen war ich immer dem selben Muster gefolgt. Spät ins Bett, früh wieder raus. Ich hatte das Gespräch mit Ylvi vermeiden wollen, denn sie hatte bis jetzt immer tief und fest geschlafen. Heute war dem nicht so, denn sie war nicht da, und ich konnte mir denken, wo sie sich aufhielt. Es war die unruhigste Nacht seit Langem und als am Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich wie vom Zug überrollt.
      Das Frühstück mit den Arbeitern verlief größtenteils schweigend. Octavia warf mir ein paar mitfühlende Blicke zu, doch sagen tat niemand etwas zu mir. Meinen Kaffee füllte ich in einen Thermobecher, ehe ich meinen Hut von der Ablage auf meinen Kopf setzte und das Haus verließ. Noch immer waren weder Louis, noch Ylvi oder die Kinder zu sehen. Ich hatte einen anderen Weg einschlagen wollen, doch meine Füße führten mich zielsicher zum Offenstall von Ylvis Pferden. Als ich sie auch hier nicht sah, atmete ich hörbar erleichtert auf. War es wirklich Erleichterung, die sich von meinem Herz löste? Oder Gewissheit? Wo sollte sie sonst sein? Ich beschloss meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen und mich auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren. Auf einer Ranch war schließlich immer etwas zu tun und sei es nur das Herumfahren mit dem Truck, um den Anderen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Ich war zurück ins Haus gegangen, um meine Schlüssel zu holen. Als ich wieder rauskam und zu meinem Auto gehen wollte, sah ich Louis und Ylvi auf dem Hof, die in Richtung des Haupthauses gingen. Ylvis Blick fiel von Louis auf meinen roten Pick Up, zurück zu Louis und schließlich zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, blieb ich stocksteif stehen und… Ruckartig war Louis Hand von Ylvis Hüfte verschwunden. Besänftigend hob er seinen Arm und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er erneut stehen blieb und auf meine geballten Fäuste starrte. Meinen Schlüssel hatte ich schon lange auf den Boden fallen lassen. “Es ist nicht das… wonach es aussieht.”, meinte er in einem ruhigen Ton. “Das ist es nie.”
      Caleb lauschte den Worten seines Gegenübers, horchte in sich hinein und versuchte mit allen Mitteln seinen Körper und die Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ruhig zu bleiben, zuerst nachzudenken, bevor er handelte. Diese Beherrschung zu erlangen hatte ihn Jahre gekostet und er war sich in diesem Moment ganz und gar nicht sicher, ob nicht doch alles umsonst gewesen war. Nicht nur die Arbeit, seine unbändige, plötzlich ausbrechende Wut in den Griff zu bekommen, sondern auch sein Zulassen der Gefühle. Sich jemandem öffnen, ihn Platz in seinem Leben finden zu lassen nach dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte. Von emotional unbrauchbar bis hin zu jemanden, der wieder lieben konnte, ja Liebe zuließ. Doch nun stand er hier. Wurde von eben dieser Person betrogen...mit seinem besten Freund. Der Mensch, der ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte und ihn schon lange begleitete. Genau dieser Mensch hatte die Nacht mit seiner Freundin verbracht. “Damit meinst du nicht dich,mein Freund?”, keifte der Cowboy den Indianer an. “Statt vorher mit mir zu reden hüpfst du einfach mit ihr ins Bett?”, setzte Caleb nach und machte noch einen Schritt auf Louis zu. Ylvi verschwand für kurze Zeit aus seinen Gedanken, mit ihr würde er später reden. “Caleb komm runter… wir können darüber reden.”, versuchte Louis die Situation zu retten, doch der Mann ging darauf nicht ein. Er war jetzt nah genug an ihm dran, um auszuholen und zuzuschlagen. Seine Hand zuckte, seine Faust wurde geballter, er atmete schwer… doch schlug noch nicht zu. “Ich warte.”, knurrte er. Louis sah dem alten Freund in die Augen, sah die Wut darin. Er wusste egal für welche Worte er sich entscheiden würde. Es wäre nicht genug. “Es tut mir Leid.” sprach er aus tiefster Seele.
      Der Indianer bemerkte die schnelle Bewegung, seine Ohren hörten den entsetzten Aufschrei von Ylvi. Im selben Augenblick reagierte jede Zelle seines Körpers mit Schmerz. Ein kräftiger Kinnhaken hatte ihn getroffen. Caleb hielt sich die Knöchel der rechten Hand, doch seine Augen funkelten zwischen den anderen beiden hin und her. Ein kalter Blick streifte sie beide. “Mir auch.”
    • Sosox3
      Trainingsbericht
      Februar 2020
      Trail LK5-LK4
      Januar 2020, by AliciaFarina
      Nachdem ich die letzten Wochen einige Pferde von Caleb in der Showmanship und in der Pleasure ausgebildet hatte, waren nun einige andere Pferde an der Reihe welche ich im Trail weiterbilden sollte. Wie letzte Woche waren es sieben Stück, Chocolate Shades, ein Paint Horse Henst, genauer gesagt ein Nachkomme meines Hengstes Dark Choc' O'Lena, welcher sehr lauffreudig und energiegeladen sein soll. Zwischendurch soll er auch gerne mal Stur sein, aber wenn man Präzise und Konsequent ist reagiert er auf die kleinste Hilfen. Der nächste im Bunde war Whinney, ein Appaloosa Hengst welcher vom Temperament ähnlich wie Shady sein soll. California Rose eine Paint Horse Stute war die nächste, sie soll sehr lernwillig und fleißig sein. Eine Namensvetterin namens Ginger Rose, ein Quarter Horse, war Charakterlich ähnlich und will ihrem Reiter gefallen. Special Luna Zip eine Paint Stute soll eine kleine Schleimerin sein die es aber nicht mag getadelt zu werden. Dann war noch Stormborn dabei, sie ist in einer Stürmischen Nacht geboren und hat nur mit Glück überlegt, ihrem Namen macht sie alle Ehre. Die letzte im Bunde war Picture of a Ghost, eine selbstbewusste und aufmerksame Paint Stute. Diese sieben Pferde teilte ich wieder unter Caleb, Bellamy, Laurence und Cayce auf ich selber nahm mir vor Kisshimbye eine arbeitsfreudige, umgängliche und zielstrebige Paint Horse Stute und Only known in Texas eine Zickige Quarter Stute zu reiten, diese beiden sollten von der LK 4 zur LK3 ausgebildet werden, daher passte das perfekt.
      Vor der ersten Einheit machten wir unsere Pferde fertig, ich ritt Kiss, Caleb ritt in der ersten Einheit Shady und dann Luna, Bellamy ritt Callie und Stormborn, Laurence ritt Gin und Whinney und Cayce ritt Pixel. Cayce und Laurence bekamen Calebs und mein Pferd als Handpferd an die Hand, während Caleb und ich einen Trail aufbauten. Ich baute einige Stangen in verschiedenen Abständen auf, als Viereck oder als L. Ein Tor durfte natürlich auch nicht fehlen ebenso eine Brücke. Nachdem wir das aufgebaut hatten ging es los, jeder ritt sein Pferd warm, dann arbeiteten wir abwechselnd an den verschiedenen Hindernissen, ich beobachtete immer wieder die anderen und machte mir in Gedanken Notizen woran wer arbeiten muss. Ebenso ging es in der anderen Einheit weiter, dieses Mal mussten wir aber nichts aufbauen, am Ende der Einheit ließen wir alles liegen, denn wir würden jeden Tag weiter daran arbeiten.
      Am nächsten Tag ritten wir wieder zuerst unsere Pferde warm, dieses Mal gab ich eine Aufgabenstellung vor, dabei beobachtete ich den Reiter genau, Shady musste mehr zurückgenommen werden, denn er neigte dazu über die Lope over zu rasen. Callie zeigte sich sehr kooperativ und hier hatte ich kaum Beanstandungen. Gin und Laurence legten ebenfalls einige sehr gute Durchläufe hin. Pixel fand das Tor interessant und öffnete es fast selber, hier musste Cayce sie stärker einrahmen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommt. Kiss ritt ich auf einem Bit, denn ab LK3 war dies erlaubt, sie reagierte fein auf meine Hilfen, trat locker rückwärts durch das L, reagierte schnell auf den Stop im Viereck und auch der Turn klappte gut. Mit diesem guten Ergebnis beendete ich für alle die Stunde, das können reicht bei allen für die jeweils nächste Klasse. In der nächsten Einheit ging es mit Tex, Luna, Stormborn und Whinney weiter. Die vier legten alle einen guten Lauf hinter sich. Ein paar Kleinheiten fand ich noch, aber im großen und ganzen waren es solide Runden. Damit war die letzte Trainingseinheit vorbei, ich ließ aber alles in der Halle liegen, denn es gab noch ein weiteres Pferd welches ich ausbilden sollte.
    • Sosox3
      Pflegeberichte
      2020
      Februar 2020, by Veija
      Caleb
      "Caleb", "Mr. O'Dell", "O'Connell? Oder so?", "Cowboy", "Der Blonde mit dem Cowboyhut da hinten", "Na.. der da, der so grimmig drein schaut", "Caaaaaaleeeeeb", "Ey!", "Sir?" und vieles mehr. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich meinen Namen in den letzten Tagen, ja sogar Wochen gehört hatte. Ich hatte mich freiwillig gemeldet. Ich hatte gesagt, ich würde bei dem Horse Makeover helfen, ein Pferd aufnehmen, trainieren und sogar meine Ranch für das Event zur Verfügung stellen. Dass Menschen so anstrengend sein konnten, wurde mir erst mittendrin klar.

      "Alle wissen was sie zu tun haben? Heute sollen, wenn alles gut geht, alle Eventpferde mit ihren Besitzern und ihren engsten Vertrauten zurückkommen. Jedes Pferd bezieht eine der Paddockboxen am Reitplatz, wahlweise auch im Stall, falls es einigen draußen zu kalt sein sollte, man weiß ja nie, Kanada hat ein anderes Klima.", erklärte ich meinen Mitarbeitern und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Seid bitte alle hilfsbereit, bietet eure Hilfe auf jeden Fall dann an, wenn ihr seht, dass jemand sie nötig hat. Seid freundlich, sprecht mit den Teilnehmern. Aber vergesst bitte um Himmels Willen nicht eure Aufgaben hier auf dem Hof. Es ist alles eng getaktet, wenn morgens schon etwas schief läuft, wirkt sich das auf den ganzen restlichen Tag aus. Ein frohes Arbeiten!"
      Und dann ging es los... nach und nach reisten alle an, bezogen ihre Boxen und wuselten auf meiner Ranch herum. Immer wieder zwischendurch hörte ich meinen Namen, oder Anreden, um meine Aufmerksamkeit auf die Fragenden zu ziehen. "Natürlich haben wir koffeeinfreien Kaffe.", sagte ich zu einer jungen Frau und begleitete sie in die Küche des Haupthauses. "Sie können die Packung gerne mit in ihre derzeitige Wohnung holen, dann müssen sie nicht immer hier herüber kommen, und ihn sich hier machen.", erklärte ich ihr freundlich, schob sie aber mehr oder weniger bittend aus meinem Haus heraus. Dass ich ein sturköpfiger Eigenbrödler war, war nichts neues. Dementsprechend hatte ich es wohl am schwersten, mich an den ganzen Trubel hier zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz wollte ich mit dem Training meiner Pferde auch ein bisschen weiter kommen, so dass ich mich gegen Nachmittag auf dem kleineren Reitplatz befand und meinen Hengst Vulture warm ritt. Ich konzentrierte mich auf den Hengst und nahm das leise Räuspern am Zaun zu erst nicht wahr. Erst als es lauter wurde und eine junge Frau meinen Namen sagte, hellten sich meine Züge ein wenig auf. "Johanna!", sagte ich mit aufhellenden Zügen und trabte Vulture auf sie zu. "Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du angekommen bist. Hast du Conti schon untergebracht? Wie macht sie sich?", fragte ich sie und klopfte Vulture gegens Vorderbein, damit er aufhörte, im Sand zu scharren. "Gut, gut. Sie hat sich sofort auf ihr Heu gestürzt. Aber wo hast du denn deine Witch? Ich hab sie noch gar nicht gesehen hier.", fragte sie mich, was mich kurz zum Auflachen brachte. "Witch steht hinten im letzten Stall in ihrer gewohnten Box. Hab sie schon eine Weile vom Trubel weggestellt, damit nicht alle auf die Idee kommen, sie sich sofort angucken zu gehen. Ich hab in den Ställen nichts zu verstecken, viele Pferde sind eh nicht im Stall. Aber ich mag es nicht so, wenn überall fremde Leute herumlaufen. Deshalb dachte ich, bis zum letzten Stall würden sich die wenigsten vorkämpfen. Dann hab ich auch später meine Ruhe, sie fertig zu machen.", erwiderte ich schulterzuckend. "Macht Sinn.", meinte Johanna und fragte, ob sie mir noch kurz zuschauen dürfte. Ich nickte und trabte meinen Hengst wieder an, ehe ich ihn auf dem Zirkel angaloppierte. Johanna blieb ein paar Runden, ging dann jedoch wieder ihrer Wege.
      Kurze Zeit später stand Cooper am Zaun und wollte einen Schwamm, ein Tuch und einen Eimer haben. Im Stall hätte sie keinen gefunden. "Ich komm mit und zeig es dir.", erklärte ich und ritt zusammen mit ihr zum Stall. "Kannst du ihn kurz halten?", fragte ich sie und ließ sie mit meinem Hengst draußen stehen. Den Stall hätte ich nie betreten sollen, denn sofort kam mir Octavia wild gestikulierend entgegen. Energisch zog sie mich am Arm hinter sich her auf die Toilette. "Bist du bescheuert? Sattelkammer vielleicht? Aber Toilette?!", fragte ich sie, nun auch mit den Armen fuchtelnd. "Die sind überall, nirgends ist man vor ihnen sicher!" "Wie war das mit dem freundlich sein?", fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue und klopfte ihr sachte auf die Schulter. "Du kannst jetzt das Mädchen für alles sein, ich verzieh mich!", quietschte sie, öffnete die Tür der Toilette und ließ mich mit einem verwirrten Blick zurück.
      Als ich aus der Toilette heraustrat, wusste ich genau, was sie gemeint hatte. Vor mir hatte sich ein kleiner Ball aus Menschen gebildet, alle sagten meinen Namen oder sprachen mich mit einer anderen Anrede an. "Einer... nach dem Anderen.", sagte ich, zog einmal scharf die Luft ein und setzte ein kleines, gequältes Lächeln auf. Ich hatte es so gewollt und ich hatte es gerne so gewollt.
      Pflegebericht für: Cruel Twist of Fate, Kholáya, Frosty Lagoon, Bittersweet Temptation, Lady Blue Skip, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Miss Independent, A Shining Chrome, Honey's Aleshanee, Striga, GRH's Unbroken Soul of a Magic, A Walking Honor, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Snapper Little Lena, Stormborn, Zues, Jacks Inside Gunner, BR Colonels Golden Gun, BR Colonels Lil Joker, Sweet like Chocolate, Colonels Blue Splash, BR Dress to Impress, Special Luna Zip, Captains Blue Crystal, Gun Sophie, PFS' Unclouded Summer Skies, California Rose, Ginger Rose, Smart Lil Vulture, Chocolate Shades, GRH's Funky's Wild Berry, Abadon all Hope, Kisshimbye, Easy Going, Chou, My sweet little Secret, I'm a Playboy, Whitetails Shortcut, Whinney, Citizen Fang, Cielos, Silent Bay, Alan's Psychedelic Breakfast, Chapter 24, Chocolate Dream, General's Coming Home, GRH's Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace, Bella Cielo, Black Sue Dun It, DunIts Smart Investment, Face Down, Ginny my Love, GRH's A Gun Colored Lena, Heretic Anthem, Jade, Kristy Killings, Magnificient Crow, Raised from Hell, Tainted Whiz Gun, Verdine, Wimpys Little Devil, Prias Colourful Soul, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Cleavant 'Mad Eyes', Ceara Isleen, Tigres Eye, Priamos Ruffia Kincsem, Drama Baby, Raspberry, Candlejack, Culain, Peacful Redemption, Wildfire xx

      Februar 2020, by Veija & Ravenna
      Caleb
      Ich saß zusammen mit meinen Mitarbeitern am Frühstückstisch und genoss meinen Kaffee und die Ruhe. Alle Arbeiten für den heutigen Tag waren eingeteilt und so konnte jeder nun stillschweigend sein Essen genießen. Zumindest so lange, bis Betsy die Treppe hinab gestürmt kam und mit ihrer kindlichen Quietschestimme rief: “Schnee! Leute es schneit! Ooooh… es ist ja alles weiß!” “Hat ja auch die ganze Nacht geschneit.”, murrte ich und sah sie über meine Kaffeetasse hinüber an. “Ich schnapp mir sofort Sue und geh mit ihr ausreiten!”, trällerte sie, ehe sie den Raum und schließlich das Haus verließ, was ich am Zuknallen der Haustür bemerkte. “Hat jemand Zeit mit ihr ausreiten zu gehen?”, fragte ich in die Runde. Octavia nickte und stand sofort auf. “Raspberry würde ein Ausritt mal wieder gut tun.”
      Octavia verschwand ebenfalls aus dem Haus. Seit Sue gekrönt war, war ihr Wert um einiges gestiegen. Sie gehörte zwar noch immer Betsy, aber sie durfte nicht mehr alles alleine mit der Stute machen. Leider war Sue nicht tragend, dafür aber einige andere Stuten. 2020 würde das erste Jahr werden, in dem Zuchtfohlen verkauft werden würden. Es stand noch nicht fest, welche Fohlen weggehen würden. Welche allerdings behalten wurden, das stand schon lange fest. Ein Fohlen aus Lena und Gangster würde bleiben, Devils Fohlen würde bleiben und das Fohlen aus der Leihstute Aerith und Hollywood. Ebenso das Fohlen von Tainted Whiz und dem Fremdhengst Dissident Aggressor.. Das Fohlen von Ginny und Barbie war sogar schon reserviert worden von einer alten Bekannten. Zur Zeit war ich sogar ein wenig auf der Suche nach einem Zuchtpartner. Was sich da ergeben würde, das stand noch in den Sternen. Was jedoch sicher war, dass wir diesen Winter über die neuen Jungpferde anreiten würden. Octavia hatte einiges wobei sie meine Hilfe brauchte und auch bei den Westernpferden der Ranch war einiges vom Jungpferdestall in den Hauptstall umgezogen. Auch das Training der anderen Pferde würde im Winter nochmal aufgenommen werden, so dass wir nächstes Jahr mit einer guten Stückzahl in die Turniersaison starten konnten. Die Zuchthengste, die personalbedingt dieses Jahr leider viel zu viel gestanden hatten, würden auch wieder an den Start gehen und die Ranch präsentieren.
      Ich überlegte auch, im März oder April ein Westernturnier hier auf der Ranch zu organisieren, nachdem der ganze Trubel um das Joelle Horse Makeover vorbei war.
      Ich trank meinen letzten Schluck Kaffee und sah nochmals in die Runde. Heute war der 31.12., das Jahr war vorbei. Viel hatte sich seit dem letzten Jahr hier nicht getan.
      Dass sich im nächsten Jahr allerdings einiges ändern würde, das stand schon lange fest. Ich hatte mich endlich entschieden, was ich mit meiner eigenen Ranch anfangen wollte. Westernpferde. Turnier, Zucht, Freizeit.
      Dafür mussten uns natürlich einige Tiere verlassen. Mit Octavia hatte ich ewig lange hin und her überlegt und diskutiert, welcher ihrer Tiere weggehen würden, und… ob überhaupt Pferde von ihr uns verlassen würden. O war dem Ganzen jedoch absolut nicht abgeneigt. Silent Bay, dessen Besitzer bislang immer noch Bellamy gewesen war, wurde auf meinen Namen überschrieben und wechselte recht schnell in den Hauptstall.
      So hatte Octavia nun noch 10 Pferde, die auch fast ihre gesamte Zeit in Anspruch nehmen würden. Neben Pria blieb auch ihre älteste Tochter Colourful Soul, die Halbblutstute von Colour Paint. Ihr letzter Neuzugang, Leuchtfeuer di Royal Peerage blieb auch und zauberte uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, weil wir den deutschen Namen allesamt nicht richtig aussprechen konnten. Raspberry, wer hätte es anders gedacht, blieb auch. Dakota allerdings würde uns verlassen. Sowie eine ganze Menge Englischer Vollblüter. Auch wenn viele den Besitzer wechseln würden, für einige hatten wir auch schon Interessenten, würde Octavia sieben Stück behalten. Pria, wie schon genannt, Tigres Eye, Drama Baby, Candlejack, Culain, Peacful Redemption und Wildfire. Cleavant ‘Mad Eyes’ und Ceara Isleen blieben nach viel Diskussion ebenfalls. Also besaß Octavia weiterhin 12 Pferde, nicht nur 10.
      “Laurence und Cayce bewegt ihr die Stuten heute ein bisschen? Ich kümmere mich mit Bellamy um die Hengste. Murphy du kannst dir Connor schnappen und schaust mal bei den Fohlen vorbei. Fohlen ABC müsste bei allen sitzen, schau mal was sie noch wissen. Joker, Katie und Goldy könnt ihr beide mit in den Hauptstall bringen, für die fängt jetzt der Ernst des Lebens an. O macht ihre Pferde heute ja alleine.”, sagte ich in die Runde und schaute in nickende Gesichter, gefolgt von zustimmendem Gemurmel. “Na dann ab an die Arbeit- und heute Abend feiern wir Silvester!”
      Quietschende Stühle, sich stapelnde Teller und klirrende Tassen. Ruck zuck war der Tisch abgeräumt, alles an seinem Platz verstaut und jeder auf dem Weg nach draußen.



      Ylvi
      Ich trampelte von einem Fuß zum nächsten. Um mich herum hundert andere Menschen, schreie gingen durch die Luft. Sie kamen von den Menschen die auf ihren Pferden die vereiste Straße herunter ritten, aber auch von denen die sie willkommen hießen In der Reitermenge suchte ich nach den Kindern und Louis. Am Strick führte ich einen aufgeregten Ravn, eine entspannte Fylgia. Valravn ließ sich von der Stimmung um ihn herum ziemlich beeindrucken. Ich selbst verspürte einfach nur Ehrfurcht. Der Schauer der sich über meinen Rücken zog konnte aber durchaus auch von der Kälte stammen. Die Gruppe von Reitern wurde begleitet von großen Autos. Louis hatte den Ritt mitreiten wollen. Auch Tschetan war seit beginn an dabei. Kaya hatte den Ritt auf Fylgia begonnen. War jedoch bald zurückgefallen und sichtlich erschöpft gewesen. So hatte sie zwei Tage ausgesetzt. Doch für den letzten Tag hatte sie Tschetan auf Inyan mitgenommen. Jetzt sah ich die drei in den Massen der Reiter. Andere bunt geschmückte Reiter kamen an mir vorbei. Der Chief Bigfoot Memorial Ride fand hier am Wounded Knee sein Ende, an dem am 29.12.1890 das Massaker stattgefunden hatte. Mit Absicht hatte ich mich aus dem Ritt herausgehalten. Soviel Empathie ich auch aufbrachte für Louis, für all die Generationen an Lakota vor ihnen, ich gehörte nicht zu diesem Volk. Anders als Louis und seine Cousins. Trotzdem erfasste mich das Gefühl der Gemeinschaft, kleine Tränen rannen mir über die Wangen. Ich sah verfrorene Kinder in schlechter Kleidung, auf abgefressenen Ponys. Unter ihnen fielen meine 4 Exemplare natürlich auf. Louis ritt Gwenny auf blankem Rücken. Was wohl ihre Vorbesitzer sagen würden, wenn sie das gekörte Vollblut ihr zwischen den “Indianerpferden” umher rennen sahen? Ich verschob den Gedanken nach hinten. Es ginge sie ohnehin nichts an. Ein schreiender, aber grinsender Tschetan ritt an mir vorbei, Kaya winkte begeistert von ihrem Platz vor ihrem Bruder. Ich winkte zurück. Louis ritt vorn. Er war einer der Standartenträger. Sein Gesicht war bemalt. Völlig schwarz mit weißen Punkten. Zu alten Zeiten hätte er mit diesem Gesicht schrecken bei weißen Siedlern erzeugt. Mich hatte es zunächst auch erschrocken. Dann hatte er mir von seiner Vision erzählt. Das seine Bemalung eine starke Medizin besaß. Im Galopp ritten sie auf das verschneite Feld. Die Träger der Standarten in der Mitte, während der Rest der Reiter um sie herum ritt. Trommelschläge erschollen und die ganze Situation war völlig losgelöst.
      Die anschließende Ansprache, das Gebet ...das ging wie im Traum an mir vorbei, nicht allein da sie in Lakota gesprochen wurde. Wie viel verstanden wohl die beiden Kinder? War ich nicht in der Nähe dann sprach Louis oft mit Tschetan in ihrer Sprache. Da Kaya nach wie vor nicht sprach. Konnte ich nicht viel zu ihren Sprachkenntnissen wissen. Schließlich hoben alle die rechte Faust. Die letzten Worte kamen auch an meine Ohren. “May the 7th generation rise!”

      3 Stunden später saßen alle im Auto. Auf dem Hänger standen wieder 4 Pferde, mit denen wir von der Pine Ridge Reservation aufbrachen. Gwenny und Inyan waren sicherlich froh über diese Ruhe. In den vergangenen zwei Wochen waren sie täglich mehrere Meilen gelaufen. Auch meine Fylgia hatte diverse Kilometer bestritten. Valravn war jediglich von mir bewegt worden, musste aber mit da wir ihn nicht allein zurücklassen wollten. Vor uns lag nun eine 1500 Kilometer lange Reise um noch vor dem Jahreswechsel zurück auf der Bow River Ranch zu sein. Während wir zunächst beim Horse Makeover geholfen hatten, waren wir Mitte November aufgebrochen um Verwandtschaft der Kinder in Pine Ridge zu besuchen. So war dann auch Louis eingeladen worden den 200 Meilen Ritt mitzumachen. Beide Kinder hingen in ihren Sitzen und schliefen. Ich fuhr, während ein sehr müder Louis auf dem Beifahrer hockte. “Herrlich, wenn die Füße zum ersten Mal wieder richtig auftauen.” ich sah ihn skeptisch von der Seite her an. “Herrlich? Ich hab das als äußerst schmerzhaft in Erinnerung.” Louis zuckte die Schultern, streckte die Zunge raus. “Schlaf ruhig ein wenig. Dann wechseln wir wenn du wach bist.”
      Mittlerweile hatten alle 4 Ponys eine unfassbare Routine mit langem stehen auf dem Hänger, ich selbst mit dem Fahren. Dem Ziel sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich freute mich wahnsinnig darauf alle wieder zu sehen. Die Arbeit auf der Ranch fing an mir zu fehlen. O hatte uns zurückgebeten. Sie wollte die Familie beisammen Wissen wenn der Jahreswechsel von statten ging. Wir hatten zunächst gezögert. Uns aber schlussendlich dafür entschieden. Früher oder später mussten wir Caleb wieder unter die Augen treten um eine Einigung zu finden. Durften wir mit unseren Pferden auf der Ranch bleiben? Würde unser Leben dort fortgesetzt oder mussten wir uns insgesamt ein neues Heim suchen? Besonders der Kinder wegen würde uns eine solche Entscheidung Calebs sehr treffen. Ich hoffte nur O hatte unsere Anwesenheit zur Silvesterfeier nicht verheimlicht.

      Caleb
      ‘Hier stand ich nun. Alleine. Gefangen in meinen Gedanken. Unfähig, etwas zu fühlen oder richtig darüber nachzudenken, was passiert war. Ich hatte alles, alles was ich mir im Leben erträumt hatte. Zwar hatte ich Träume anpassen müssen, um jetzt hier zu sein und meinen Weg nicht nur einmal geändert, aber ich war dort angekommen, wo ich sein wollte. Dennoch hatte es nicht gereicht. Es hatte ihr nicht gereicht. Ich hatte ihr meine Welt zu Füßen gelegt, ja sogar meine Welt für sie umgekrempelt, mich für sie verändert, war ein besserer Mensch und sogar Liebhaber geworden. Romantik? War für mich lange Zeit undenkbar gewesen. Liebe? Wir hatten uns beide kennen gelernt, als wir als “emotional unbrauchbar” abgestempelt worden waren. Ich hatte mich ihr zu schnell geöffnet, war mit Anlauf ins kalte Wasser gesprungen und hatte ihr Platz in meinem Herzen geschaffen. Ich war aufs Ganze gegangen, weil ich gedacht hatte, mit ihr wäre es anders. Mit ihr könnte ich es schaffen. Wir könnten es schaffen.
      Schneller als es mir bewusst gewesen war, wurde ich eines besseren belehrt. Nun war es vorbei. Sie hatte sich für jemand anderen entschieden. Jemanden, der ihr das geben konnte, was sie wohl brauchte und in mir nicht gefunden hatte. Wir waren so gleich und doch so verschieden gewesen. Waren wir einfach nur zwei einsame Seelen gewesen, die sich eine Zeit lang gebraucht hatten? Die sich gefunden hatten, füreinander da gewesen waren, sich aufgebaut hatten und dann wieder alleine fliegen mussten?’
      “Hey Caleb, ist da jemand anwesend?”, riss mich Bellamy aus meinen tiefsinnigen Gedanken. “Ja.. mist…”, murmelte ich und griff schnell nach vorne, damit mit die Mistgabel nicht ganz aus den Händen glitt. In letzter Zeit dachte ich immer weniger an Ylvi… und Louis. Aber jedes mal wenn ich daran dachte, hatte ich die gleichen Gedanken. Ich sah den Schlag, den ich Louis verpasst hatte vor mir, sah sie Beide die Ranch verlassen und eine kleine Stimme in mir hatte sich gewünscht, dass sie nie wieder kommen würden.
      Aber ich hatte überreagiert. Jetzt, fast 3 Monate später, war ich mir wirklich sicher, dass ich überreagiert hatte. Aber so war ich leider. Auch nach 26 Jahren, die ich nun auf der Welt war, war ich noch immer genau so, wie ich als Kind gewesen war. Aufbrausend, schnell wütend, nachtragend, impulsiv, emotional. Ich schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete dann langsam meine Lider. Bellamy war eine Box weiter gegangen. Er wusste mittlerweile, dass er mich manchmal besser mit meinen Gedanken in Ruhe ließ. “Heute kommen Louis und Ylvi wieder, oder?”, fragte ich ihn plötzlich und sah, wie er kurz zusammenzuckte. “Ja. Heute Abend. Um zusammen ins neue Jahr zu feiern. “Na hoffentlich küssen sie sich um Mitternacht nicht. Sonst muss ich Louis wieder eine reinhauen.”, sagte ich und grinste Bellamy an. Dieser wusste zu erst nicht, ob er lachen sollte, oder nicht. Entschied sich dann jedoch zu einem Lächeln. “Naja, ich hoffe natürlich nicht. Einmal reicht.”, meinte er schulterzuckend und drehte sich dann um, um die Box weiter zu misten.
      Nach etwa einer Stunde waren wir mit dem Hengststall fertig. Meine Gedanken hatte ich wieder beisammen und war sogar ein bisschen besser gelaunt. Zumindest solange, bis ich vor dem Haus den Truck von Louis sah. Ich blieb stehen, schluckte einmal- setzte dann jedoch meinen Weg fort. Ich konnte nicht ewig vor ihnen davonlaufen.


      Ylvi
      Ich war gespannt auf die Feier am Abend. Ich hatte Caleb gesehen. Wie er stehen geblieben war, den Blick gerichtet auf den Wagen, dann in Richtung Wohnhaus. Er hatte mich hinter den Gardinen nicht sehen können. Nur kurz, dann war er weiter in Richtung Haupthaus gegangen. Das wir dort oben eingezogen waren schien mir beinahe wie in einem Traum fort zu sein. Mit Louis war es anders. Schon allein wegen der Kinder. Tschetan und Kaya waren unsere Aufgabe. Gerade Kaya kostete Kraft. Langsam führte ihre Stummheit in der Schule zu Problemen. Wir mussten sehen, das sie nicht unterging. Die Lehrer schickten uns zu Psychologen. Gleichzeitig hatte ich beschlossen mehr auf der Ranch zu tun. Als Trainer einzusteigen, hatte bereits in unserer Auszeit einige Aufträge erledigt. Ich hatte Blut geleckt. Das neue Jahr stand also bereits mit vielen Neuerungen vor der Tür. 2019 war geradezu an mir vorbei gerauscht so viel war geschehen.

      April 2020, by Veija
      Caleb
      “Post für dich”, sagte Bellamy und legte mir die neuen Briefe auf den Schreibtisch. Er zog sich einen Stuhl zu mir herüber und setzte sich mir gegenüber.
      Ich verbrachte in letzter Zeit Minuten, wenn nicht Stunden an diesem Tisch. Anfangs hatte ich gedacht, wenn ich jeden Tag ein paar Minuten hier verbringen würde, wäre das vollkommen ausreichend und ich bekäme alles erledigt. Dem war leider nicht so, so dass ich mir zwischen der ganzen Arbeit regelrechte Bürotage einschieben musste. Tage, an denen ich nicht reiten konnte. Zum Glück hatte ich ein tolles Team, welches meine Trainingspferde auffing. Zusätzlich waren ja nun Brian und Aimee eingezogen. Brian würde mich ebenfalls bei den Westernpferden unterstützen, Aimee würde Octavia ein wenig unter die Arme greifen, sobald sie sich näher kennen gelernt hatten. Ich war mir sogar sicher, dass die Beiden heute Mittag zusammen ausreiten gehen wollten. “Bellamy kann ich was für dich tun?”, fragte ich den jungen Mann irgendwann und schaute von meiner Post hoch.
      “Nein. Nein eigentlich nicht. Ich wollte nur eine kurze Pause machen und dachte mir, ich setzte mich zu dir”, meinte er schulterzuckend. “Und treibe dich ein bisschen in den Wahnsinn.”
      Ich lachte. “In den Wahnsinn treiben? Womit denn?”
      “Indem ich dir bei deiner wirklich aufregenden Arbeit zuschaue, die ich zum Glück nicht mehr machen muss.”
      Kurz schloss ich die Augen und schüttelte lachend den Kopf. “Sei froh”, murmelte ich und sah ihn wieder an. “Eigentlich… wenn du schon hier bist und nichts zu tun hast, kannst du dich auch nützlich machen. Ich hab hier eine Liste für den Store in Calgary und hab eigentlich keine Zeit, selbst einkaufen zu fahren. Würdest du das erledigen?”, fragte ich ihn und Bellamy nickte. Ich gab ihm die Liste und das Geld, ehe er auch schon aufstand und mein Büro verließ. Draußen sah ich ihn in meinen Pick Up einsteigen und den Hof verlassen. Dann widmete ich mich wieder meinem Papierstapel. Es dauerte eine Weile, bis ich die ganzen neuen Kaufverträge und Pässe einsortiert hatte, aber damit war meine Arbeit für heute erledigt und ich konnte raus zu den Pferden gehen.
      Ich wollte heute mal wieder ein wenig mit Smart Lil Vulture auf dem Platz trainieren. Er war mittlerweile so gut wie eingeritten. Ein paar Feinheiten fehlten noch, aber im Großen und Ganzen machte er seine Sache wirklich gut. Vulture konnte ziemlich oft ein riesen Dickschädel sein, was das Training manchmal mehr als schwierig gestaltete.
      Auf dem Weg zum Stall begegnete mir Betsy mit Black Sue Dun It, die sie gerade auf die Koppel brachte. “Caleb wann ist es denn endlich soweit und das Fohlen kommt?”, fragte sie mich aufgeregt.
      “Es kann nicht mehr lange dauern”, meinte ich zu ihr und streichelte der schwarzen Stute kurz über die Nase. Sue war von unserem Hengst Alan’s Psychedelic Breakfast tragend. Ich rechnete sehr stark mit einem Rappfohlen, aber für eine Überraschung war ich immer offen. Farbe würde es dieses Jahr auf jeden Fall genug geben.
      Schade war nur, dass Raspberry nicht aufgnommen hatte. Octavia hatte sich dieses Jahr so sehr auch ein Fohlen gewünscht, neben den ganzen Westernpferdfohlen. Ihr Culain war auch nicht mehr klein, sollte dieses Jahr angeritten werden. Auch Leuchtfeuer di Royal Peerage war schon ein Jährling und hatte eine stolze Größe erreicht.
      Unser Nachwuchshengst Dual Shaded Ace war schon fast zweijährig, Blue Fire Cat dagegen eine stolze Jährlingsstute. Im selben Alter war die vor kurzem Angekaufte Stute A Walking Dignity. Sie war aus der selben Zucht wie A Walking Honor und versprach ein guter Allrounder zu werden.
      Betsy und Sue waren mittlerweile auf der Koppel angekommen, auf der die anderen tragenden Stuten auch schon standen. Sie kamen morgens raus und abends wieder rein, damit jede Stute nachts ihre Ruhe hatte. Ich ging auch stark davon aus, dass die Fohlen vor allem nachts kommen würden. Unter der ganzen Herde fehlte mir aber eins. Face Down. “Betsy wo ist Face Down?”, fragte ich das Mädchen und schaute nochmal über die Koppel. Sie setzte gerade zu einer Antwort an, da hörte ich Laurence’ Stimme hinter mir.
      “Caleb komm schnell in den Stall!”, war die kurze und knappe Aussage des Mannes.
      Ich nahm wortwörtlich meine Beine in die Hand und rannte in den Stall, wo schon unser Tierarzt in Face Downs Box stand und ihr eine Infusion setzte.
      “Wieso hast du mich nicht gerufen?”, knurrte ich fast und ging neben der Stute in die Knie. Betsy stand an der Boxentür und wollte auch zu der Stute kommen, ließ sich aber unwirsch von mir abwinken und blieb stehen.
      Laurence hielt den Beutel mit der Infusion nach oben und schaute zu mir rüber. “Ich hatte gerade die andere Stuten raus gebracht und fing an die Boxen zu misten. Face Down hat sich so seltsam verhalten, weshalb ich sie in der Box beobachten wollte. Vor etwa 10 Minuten ist sie einfach zusammen geklappt, ich hab sofort den Tierarzt gerufen und versucht sie zu beruhigen, da blieb im Moment keine Zeit, auch noch nach dir zu rufen”, entschuldigte er sich kleinlaut.
      Ich nickte, sah zum Tierarzt und beobachtete ihn dabei, wie er die Stute abhörte und dann ein mobiles Ultraschallgerät zu sich rüber zog. Dann herrschte totenstille. Niemand wagte es, auch nur zu atmen. “Wir müssen das Fohlen holen”, sagte der Tierarzt knapp. “Es bleibt keine Zeit mehr in die Klinik zu fahren, wir müssen hier einen Notkaiserschnitt machen”, sagte er, stand auf und lief zu seinem Auto.
      In meinem Kopf rauschte es. Hier einen Kaiserschnitt zu machen war alles andere als üblich und die Chance, dass die Mutterstute das überlebte, war sehr gering. Da brauchte ich den Tierarzt auch nicht nach zu fragen, das wusste ich. Als er wieder in den Stall kam sah er mich an. Ich schluckte einmal, schloss kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete fragte ich ihn: “Was soll ich tun?”
      Dann ging alles ganz schnell. Ich schickte Betsy aus dem Stall, sie solle auf die anderen Stuten aufpassen und mir sagen kommen, wenn etwas ungewöhnlich wäre, ehe Face Down sediert und schließlich narkotisiert wurde. Die ganze Zeit während der OP hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Schließlich sahen wir das ganze Ausmaß der inneren Verletzungen der Stute. Eine Arterie war gerissen und die Stute blutete innerlich. Auch das Fohlen schwebte in Lebensgefahr, denn es wurde nicht mehr richtig versorgt.
      Wir schafften es das kleine Fuchsfohlen auf die Welt zu bringen, Laurence hatte die Infusion an der Box aufgehangen und kümmerte sich um das Tier, während der Tierarzt und ich versuchten, die Stute zu retten. Leider ohne Erfolg. Sie verblutete uns vor unseren Augen und wir konnten nichts mehr dagegen tun.
      Ich atmete schwer, verkniff mir meine Tränen. So etwas gehörte leider auch dazu. Es war traurig und tragisch, gerade bei der ersten Stute der kommenden Fohlensaison, aber es passierte.
      Wir drehten uns um und kümmerten uns um das Fohlen, welches Laurence bereits mit Stroh abgerubbelt hatte. Das kleine Tier atmete schwer, die Strapazen der letzten Minuten steckten ihm oder besser gesagt ihr, tief in den Knochen. Das kleine Stutfohlen war eine Kämpferin. Mit Hilfe des Tierarztes wurde ihre Atmung von Atemzug zu Atemzug immer besser, sie richtete sich jetzt sogar ein wenig auf. “Was machen wir denn nun mit dir, kleines Pferd?”, fragte ich etwas überfordert in die Runde und sah vom Tierarzt zu Laurence und dann in… Cayces Gesicht.
      “Caleb.. du.. wir haben noch ein Fohlen. Von Heretic Anthem. Ging grade ganz schnell, ein schönes Buckskinhengstfohlen. Gesund und munter”, verkündete er die gute Nachricht.
      Ich überlegte. Dann schaute ich zum Fohlen, und wieder zu Cayce. “Wir könnten versuchen, ob Aunti das Fohlen hier mit annimmt, sie ist die, die mir am ehesten jetzt einfallen würde, die ein weiteres Fohlen akzeptieren könnte.”
      Cayce nickte. Auch unser Tierarzt schien damit einverstanden zu sein. Wir mussten nur warten, bis die Fohlen standen. Dann brachten wir Aunti mit ihrem Hengstfohlen in ihre Box, ehe wir ihr die kleine Fuchsstute vorstellten. Zum Glück war Aunti eben so wie sie war, denn sie schien die Stute zu akzeptieren und ließ sie sogar nach ein paar vergeblichen Versuchen an ihrem Euter trinken.
      Erleichtert atmete ich einmal auf. Das Hollywoods Silver Dream und das General’s Coming Home Fohlen waren beide wohlauf und es sah so aus, als dass Aunti sich wirklich um beide Fohlen kümmern würde.
      Mit der Mutterstute des Stutfohlens ging alles ganz schnell. Der Tierarzt machte sie provisorisch zu und wir entschieden uns, die Stute auf der Ranch zu begraben.
      Nachdem sich alle mehr oder weniger von ihr verabschiedet hatten, begruben Cayce, Laurence und ich das Pferd auf einer der hintersten Weiden, unter einem Baum. Betsy hatte in aller Eile ein kleines Kreuz gebastelt, welches ich natürlich mitgenommen hatte und nun auf ihrem Grab aufstellte.
      Niedergeschlagen kamen wir wieder beim Stall an. Betsy hatte an der Box Wache gehalten. “Wie schlagen sich die beiden Neuen?”, fragte ich sie.
      “Gut. Wirklich gut. Sie trinken abwechselnd und Aunti scheint sie Beide zu mögen.”
      “Das ist gut. Aber aus dem Schneide sind wir noch lange nicht. Was ist denn mit der Kamera, funktioniert die mittlerweile?”, fragte ich in die Runde und blieb mit meinem Blick an Cayce hängen.
      Dieser kratzte sich verlegen am Kopf und sah aus wie jemand, den man auf frischer Tat ertappt hatte. “Ja die.. gehen. Sind mehrere”, sagte er und zeigte einmal zur Decke, auf die vier Kameras, die jede Box im Blick hatten. “Ich muss sie nur noch auf deinem PC aktivieren.”
      “Und einstellen, dass wir auf jedem Handy Zugriff auf die Übertragungen haben”, merkte ich an und er nickte.
      “Erledige ich sofort.”
      Etwa eine Stunde später war ich endlich mit Vulture auf dem Platz. Ich hatte nicht wirklich die Nerven, viel mit ihm zu machen, weshalb ich nur ein wenig an unserer Kommunikation in den Gangarten feilte. Vulture war zwar ein Sturkopf durch und durch, aber wenn man ihm eine Aufgabe gab, konzentrierte er sich und arbeitete wirklich gut mit.
      Meine vorletzte Aufgabe vor dem Feierabend bestand darin, Bellamy auf den neuesten Stand zu setzen und ihm zu helfen, die Futtersäcke von meinem Pick Up in die Futterkammer zu tragen. Der Einkauf war bitter nötig gewesen, denn als ich das Kaftfutter für die tragenden Stuten portionierte, brach ich den letzten Sack der alten Ladung an. “Warte noch mit dem Reinbringen, bis ich das Futter verteilt habe, das gibt sonst zu viel Stress im Stall, grade mit den beiden neuen Fohlen”, erklärte ich Bellamy. Der junge Mann nickte, schnappte sich Eimer und half mir.
      Nun brachten wir nach und nach die Pferde rein, angefangen bei Tainted Whiz Gun. Die Stute war von einem Fremdhengst tragend, genauer gesagt von Dissident Aggressor von Eddi. Von diesem Hengst hatte ich schon ein paar Nachkomme hier herumlaufen, die sich alle prächtig entwickelten. Dissident war jedoch nicht das einzige Fremdpferd, wir hatten die Leihstute Aerith von Tassila, von unserem Hollywoods Silver Dream decken lassen und erwarteten ein Grullofohlen. Wenn es eine Stute werden würde, hätten wir vermutlich schon eine tolle Kombination mit dem Junghengst Ace.
      Als nächstes folgten GRH’s A Gun Colored Lena und Wimpys Little Devil. Beide waren von dem vielversprechenden, erst vor kurzem gekörten Hengst Gunners Styled Gangster tragend. Bei dieser Anpaarung erwarteten wir viel Farbe, und Potenzial!
      Gun and Slide wurde auch gleich zweimal Vater. Ihn hatten wir mit Colonels Smokin Gun als auch Raised from Hell angepaart. Wir hofften, dass er bei beiden Stuten seinen unglaublich lieben Charakter weitergeben würde. Alan wurde gleich dreifach Vater. Einmal zusammen mit Sue, worauf Betsy so sehnsüchtig wartete, eimmal mit DunIts Smart Investment und noch mit Bella Cielo. Auf die Bella und Candyfohlen war ich ja ziemlich gespannt, so war Candy ja eine Tochter von Bella. Würde das Candyfohlen nach der Mama schlagen? Oder sogar nach der Oma? Und würde das Bellafohlen Ähnlichkeiten mit Candy haben?
      Nun fehlten noch Baby Doll Melody und Magnificient Crow, dann waren alle Stuten sicher in ihrer Box angekommen. Crow bekam ein Fohlen von General’s Coming Home, eine Halbschwester zu der kleinen Fuchsstute, die heute Mittag zur Welt gekommen war.
      Melody erwartete ein Fohlen von Hollywoods Silver Dream, ein Halbgeschwisterchen zu Auntis Buckskinfohlen.
      Zwei Fohlen waren schon von Anfang an verkauft, und zwar die Fohlen aus der Kombination Ginny my Love und GRH’s Bellas Dun Gotta Gun und Kristy Killings mit Chapter 24. Diese Fohlen würden, wenn alles gut ging, nach dem Absetzen zu Tiara Everdeen aufs Everdeen Acres umziehen.
      Einen Interessenten gab es auch für das Crow und General Fohlen, und zwar von einer Bekannten aus Österreich. Sie wollte jedoch die Geburt abwarten und sich dann nochmal melden. Ganz zum Schluss meiner Runde schaute ich noch bei Heretic Anthem und ihren zwei kleinen Draufgängern vorbei. Ich hatte mir im Vorfeld schon Namen überlegt und im Laufe des Tages mich auf zwei festgelegt. Face Down’s Fohlen, würde den Namen BR Homecoming Queen tragen. Ich hoffte inständig, dass sie es schaffen würde, auch wenn ihre Mutter nicht mehr für sie da war. Aunti und Hollywoods Hengstfohlen bekam den Namen BR Hollywoods Dream Anthem.
      Das war auch meine letzte Aufgabe für heute, die Namen zu beantragen.
      Um diesen stressigen Tag nun endlich ausklingen zu lassen, schnappte ich mir Blue und ging eine Runde mit ihm ins Gelände. Mit Blue an meiner Seite konnte ich endlich die Seele baumeln lassen und meine Gedanken konnten schweifen. Zumindest so lange, bis ich ein Pferd hinter mir wahrnahm. Bellamy war mit Dakota unterwegs. Ich lächelte und verlangsamte Blue ein wenig, so dass die Beiden zu mir aufschließen konnten. “Hast du dir wieder ein Herz für dein Mädchen gefasst?”, fragte ich ihn und er lächelte leicht.
      “Klar, jetzt hab ich ja wieder Zeit für sie. Sie hat lange genug gestanden, wird Zeit, dass sie mal wieder etwas tut”, erwiderte er und strich der Braunen einmal kurz durch die Mähne.
      “Passt der Sattel eigentlich noch, den du damals von Auguri bekommen hast?”, fragte ich ihn und sah zu seinem Pad, das definitiv ein anderes war, nicht das Geschenk von damals.
      “Klar, der passt noch. Hab das Pad aber mal in die Wäsche gepackt, deshalb das andere.”
      Den Rest des Ausrittes verbrachten wir schweigend, ehe wir auf dem Hof wieder getrennte Wege gingen.
      Im Haupthaus angekommen führte mich mein Weg sofort zum Kühlschrank, aus dem ich eine Flasche Bier nahm und mich im Wohnzimmer auf die Couch setzte. Noch vor einem halben Jahr hatte ich hier zusammen mit Ylvi gesessen, gelacht und Bier getrunken. Nun tat sie das zusammen mit ihrem Mann. Mit Louis. Auch wenn ich noch immer sehr wütend war, es half nichts nachtragend zu seiner und einer Zeit hinterher zu trauern, die nie wieder kommen würde.
      Am nächsten Tage würde ich mich einzeln mit ihnen zusammensetzen und über ihre Zukunft hier sprechen.
      Mit diesem Gedanken ging ich ins Bett und wurde vier Stunden später von Cayce geweckt, der diese Nacht ein Auge auf die Stuten haben sollte. “Ich glaube bei Bella geht es los.”
      Verschlafen rieb ich mir meine Augen und sah auf Cayces Handy, auf dem gerade die Liveübertragung lief. “Ist gut, du kannst ins Bett gehen, ich geh in den Stall”, sagte ich zu ihm, zog mich an und ging leise in den Stall. Einige der Stuten waren wach und fraßen genüsslich ihr Heu, Heretic und die beiden Fohlen schliefen. Dann ging ich zu Bella, die ruhig in der Box lag und bei der es nicht den Anschein machte, als gäbe es Komplikationen. Eine halbe Stunde später war das kleine Fohlen auf der Welt. Eine schöne Dunolinostute mit einer Blesse und zwei weißen Beinen hinten. Es dauerte ein wenig, bis das Fohlen aufstand und zum Euter ging. Bella blieb, wie zu erwarten, brav stehen und ließ ihre Tochter trinken.
      Ich ging wieder in Richtung Bett und hatte schon den nächsten Namen im Kopf: BR Sheza Topnotch Babe.
      Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich jedoch, nicht mehr schlafen zu gehen, sondern dem Vollblütertraining von Octavia beizuwohnen. Wie jeden Morgen kam ein befreundeter Jockey vorbei und trainierte ihre Pferde.
      “Oh Caleb, cool dass du mir helfen willst. Du kannst dir sofort Tasmania satteln und als Track Pony fungieren!”, erklärte sie mir und ich nickte. Wenigstens durfte ich das halbe Westernpferd reiten, und wurde nicht wie letztes Mal auf eines der reinen Vollblüter gepackt. Tasmania war eine Seele von Pferd. Ruhig, hörte einem zu und wurde nur in den seltensten Fällen hitzig und übermütig. Tigres Eye, die Rappstute, sollte zusammen mit der Fuchsstute Drama Baby laufen. Der Jockey ritt Drama und Octavia setzte sich auf Tigres Eye, die ich auch zur Bahn begleitete. Kaum ließ ich den Zügel los, preschte die Stute nach vorne. Tasmania hatte auch das Bedürfnis mitzulaufen, doch ich musste sie sofort runterriegeln, denn wenn sie sich das einmal angewöhnte, dass sie selbst rennen durfte, bekamen wir das nicht mehr raus. Von weitem sah ich wirklich gut, dass die beiden Pferde auf dem selben Niveau waren. Sie liefen Kopf an Kopf und preschten auch gemeinsam durchs Ziel.
      Die nächsten Pferde waren Peacful Redemption, Candlejack und Wildfire xx, die Os Jockey allerdings nacheinander einzeln ritt. Auch blieb ich mit Tasmania eher im Hintergrund, um die Hengste nicht abzulenken. Die letzte Stute für das morgendliche Training war Priamos Ruffia Kincsem. Sie lief mittlerweile auf S* und war damit das am Meisten trainierte Pferd der Ranch. Sie würde vermutlich noch eine Saison laufen, dann würde Octavia sie in die Reitpferdkarriere schicken. Nach drei wirklich guten Nachkommen, wovon eines noch in Octavias Besitz war, war es Zeit für etwas neues.
      Prias Colourful Soul, die älteste Tochter von Pria, befand sich zur Zeit in der Ausbildung. Sie war von Friese eingeritten worden und erhielt wirklich hochklassiges Training von Rhapsody.
      An das Training von ihr war Octavia nicht einfach so gekommen, sie hatte ihr ihren Seattle Slew verkauf und im Gegenzug zwei Trainingseinheiten bekommen.
      Wer auch wieder da war, war Flashlight. Sie hatte eigentlich einen tollen Platz gefunden gehabt, aber manchmal kam es eben leider anders, als man es gerne hätte. Deshalb war sie wieder da und wurde nochmal antrainiert, da sie die letzte Zeit ziemlich gestanden hatte.
      Auch bei Pocahontas wurde das Training langsam aufgenommen. Die Stute war noch immer sehr unsicher und unglaublich fein an den Hilfen, so dass sich O hierzu Hilfe vom DVTS geholt hatte, wodurch sie nochmal eine Reitstunde bekommen sollte.
      Cleavant ‘May Eyes’ stand die meiste Zeit auf der Koppel. So richtig wussten wir nichts mit ihm anzufangen. Aufgrund seiner Stauballergie war es schwierig, ihn in der Halle zu reiten. Octavia hatte vor längerer Zeit eine Anfrage von Luchy Montrose erhalten, dass sie den Wallach gerne erwerben würde. Bis jetzt hatte sie nicht zugesagt, da sie ihn eigentlich behalten wollte. Jetzt stand der Verkauf allerdings wieder zur Diskussion. Neben Dakota, die Bellamy gehörte, hatte Octavia sich auch eines der Polopferde behalten. Absolute Bullet Proof. Sie hatte den seidig schimmernden Hengst ins Herz geschlossen und ihn wieder von der Verkaufsliste gestrichen. Auch Magic Lanijos und Ceara Isleen waren noch immer in ihrem Besitz. Beide würden in nächster Zeit Besuch von auswärtigen Trainern bekommen, die sie ein wenig unter die Lupe nehmen würden.
      Nach dem Vollblütertraining ging es für mich auf die Jungpferdekoppel, dort würde ich zunächst bei den jungen Stuten vorbei schauen. Sie liefen alle zusammen auf der Koppel und standen nur ab und zu im Stall, wenn ich sie zum Training eingetragen hatte. Ein Pferd, welches sich besonders gut entwickelt hatte, war Jacks Inside Gunner, aka Katie. Als Jährling hatte sie einen wirklich grausigen Körperbau gehabt. Jetzt als zweijährige war das wieder etwas mehr verwachsen und sie sah nach einem richtigen Pferd aus. Wer in der Truppe wirklich immer als Ruhepol zu den nervösen Stuten galt war die neue, Sweet like Chocolate. So eine Seele von Pferd war mir selten unter die Nase gekommen. California Rose machte ihr da starke Konkurrenz, aber gegen Layla kam sie einfach nicht an.
      Welche zwei ‘Biester’ sich auf jeden Fall gefunden hatten, waren BR Dress to Impress und Special Luna Zip. Ich war mir nicht so sicher, wie lange ich die beiden noch zusammen laufen lassen konnte, denn ihre Kämpfe ähnelten immer mehr Leithengsten, die um Reviere kämpften.
      Wir waren jedoch mit den neuen Koppeln bald soweit, so dass wir die Pferde nochmal neu mischen konnten. Vermutlich würde sich das Theater damit dann geben.
      Als ich auf die Koppel ging, kamen mir sofort Ginger Rose und Colonels Blue Splash entgegen und wollten ihre Streicheleinheiten abholen. In einiger Entfernung machte ich auch die rote Stute, Captains Blue Crystal aus.
      Izzie und Luna bequemten sich irgendwann dann auch, zu mir zu kommen und zu schauen, was ich denn da machte. Als Gun Sophie schließlich auch zu mir kam, musste Izzie sie natürlich sofort wieder verjagen. “Du bist ein dämliches Biest”, fluchte ich und klatschte einmal laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Stute auf mich zu lenken. Ich ging einmal um den kleinen Pulk herum, um mir auch Sophie anzuschauen. Sie hatte von gerade eben eine kleine Macke an der Kruppe, wo Izzie sie mit den Zähnen erwischt hatte. Ich hatte dummerweise gerade kein Blauspray dabei, segnete den Biss und das bisschen Blut aber nicht als wirklich schlimm ab.
      Um zu den Junghengsten zu kommen, musste ich einmal quer über die Ranch zu den Paddocks und Boxen. Fast alle Hengste standen im Training, weshalb ich sie nah an der Halle wissen wollte, damit ich mir sie nicht über die ganze Ranch immer zusammensuchen musste. Vulture hatte ich allerdings auf die Koppel entlassen, denn er hatte die letzten Tage jeden Tag seine Einheit bekommen und hatte sich ein wenig Pause verdient.
      tc Mister’s Silvermoon Cody stand auch auf einer der Koppeln, eben so wie Chic’ N Shine, denn die Pferde sollten erstmal ankommen und sich einleben, bevor das Training losgehen sollte. A Shining Chrome wurde auf die Körung vorbereitet und befand sich im Hengststall, was ich vergessen hatte. Deshalb konnte ich ihn hier gerade auch nicht ausfindig machen. Der erste Paddock, zu dem ich kam war von Chocolate Shades. Der Champagnefarbene Hengst hatte noch keine wirkliche Aufgabe hier auf dem Hof gefunden. Bei ihm stand es auch zur Diskussion, ob wir ihn nicht besser verkaufen würden. Er hatte zwar eine gute Abstammung und eine tolle Farbe, aber wir wollten von Champagnefarbenen Pferden Abstand nehmen, denn das war nicht die Farbe, auf die wir in der Zucht unser Augenmerk legen wollten. Es ging weiter mit GRH’s Funky’s Wild Berry, PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Colonels Golden Gun und BR Colonels Lil Joker. Es war fast eine Schande, dass ich die Hengste nicht mehr zusammen laufen lassen konnte, da sie von klein auf immer zusammen gewesen waren. Aber irgendwann fing der Ernst des Lebens an und es war vorbei mit dem gemeinsamen Spielen auf der Koppel.
      Ich rationierte für jedes Pferd das Kraftfutter, ehe ich die Eimer in die Paddocks stellte und auch selbst ins Haupthaus ging, um etwas zu frühstücken. Wie jeden Morgen waren alle Mitarbeiter am Tisch und frühstückten gemeinsam. Zum ersten Mal seit dem Drama um Ylvi, Louis und mich saßen die Beiden mit Tschetan und Kaya ebenfalls am Tisch. Ich wünschte allen einen guten Morgen, ließ meinen Blick etwas länger als gewollt auf Louis und Ylvi hängen, ehe ich mir eine Tasse Kaffee holte und mich ebenfalls auf einen der Stühle setzte.
      “Ich habe eben nochmal mit Luchy Montrose telefoniert, Mad Eyes ist jetzt doch verkauft. Sie kommt ihn die Tage abholen.”, eröffnete Octavia das morgendliche Gespräch, was am heutigen Tag alles anstand.
      “Wieso verkaufst du ihn jetzt doch?”
      “Er steht hier nur auf der Koppel, richtig was anfangen kann ich leider nicht mit ihm. Luchy meinte beim Kauf von Aelfric schon, dass die Beiden bei ihr drüben ein tolles Team sein könnten”, erklärte Octavia und blickte in zustimmende Gesichter.
      Die nächsten Minuten verliefen weitgehend schweigend, Betsy und Tschetan unterhielten sich ein wenig, Kaya schwieg wie immer. Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Kaffee, ehe ich mich an Ylvi wandte. “Ich würde nach dem Essen gerne noch mit dir sprechen und danach mit Louis.”
      Die Beiden nickten, sahen sich kurz an und widmeten sich dann wieder ihrem Essen. “Cayce schaffst du es heute ein paar mehr Pferde zu reiten? Ich weiß nicht wann ich im Büro fertig sein werde”, fragte ich ihn.
      “Klar, um wen gehts denn? Ich habe bereits… Frosty Lagoon, Lady Blue Skip, Lovin’ Out Loud und Miss Independent. Mit den beiden letzten werde ich nicht lange brauchen, die trainieren wir ja grade erst wieder an. Und Whitetails Shortcut natürlich.”
      Ich überlegte kurz. “Mir wäre es ganz lieb, wenn du GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic und GRH’s Unbroken Soul of a Devil noch unterbekämst.”
      “Klar, kein Problem. Nur bewegen oder richtiges Training?”
      “Du kannst ruhig die Manöver alle mal kurz abfragen, aber ansonsten einfaches Training, nichts kompliziertes.”
      “Alles klar Chef”, antwortete er und stand vom Tisch auf, räumte sein Brettchen und seine Tasse in die Spülmaschine und nickte unserer Haushaltshilfe nett zu. Wir waren wirklich froh, dass wir nun eine hier hatten, die sich um das Essen und den Haushalt kümmerte. “Laurence wen hast du heute auf dem Plan?”, fragte ich meinen ältesten Mitarbeiter, der wesentlich länger überlegen musste.
      “Striga hast du mir eingeteilt, Easy Going, Abadon all Hope, Citizen Fang und Picture of a Ghost.”
      “Könntest du Chou und Jade noch dazu holen? Die könnten ein bisschen Bewegung vertragen. Besonders Chou, weil die bald auf die Krönung soll.”
      “Oh Chou ist auch schon soweit?”, mischte sich nun Betsy ein.
      Ich nickte. “Chou, Aquila, Shanee, Whinney und Chrome. Das sind die nächsten, die wir vorstellen werden”, erklärte ich dem Mädchen und sah ihre Augen aufblitzen. “Ooooh darf ich dann mitfahren?”, fragte sie strahlend und ich nickte. “Klar.”
      “Bellamy wen hast du?”, wandte ich mich nun an den schwarzhaarigen.
      “Rausbringen soll ich Kholáya, Bittersweet Temptation, Snapper Little Lena, ähm.. Zues ist ja schon draußen..Cruel Twist of Fate reiten, Kisshimbye reiten, Tortured Witch HMJ 6693 rausbringen, Cielos rausbringen..Silent Bay kommt auch raus und ähm.. glaube das wars.”, antwortete Bellamy.
      Nun musste ich wirklich überlegen, wer noch übrig war. “Brian könntest du Only Known in Texas, Stormborn, My sweet little Secret und auch I’m a Playboy bewegen?”, fragte ich meinen neusten Mitarbeiter.
      “Ja, wird erledigt.”
      “Bellamy dann brauchst du keinen mehr zu machen.”, meinte ich an den schwarzhaarigen gewandt und drehte mich dann zu Murphy um. “Kannst du Till Death, Chapter 24, Chocolate Dream, Nachtschwärmer und Verdine raus bringen?”
      “Ay.”
      “Gut, dann sind alle Pferde aufgeteilt.”, verkündete ich und stand nun selbst auf, was zur Folge hatte, dass sich der gesamte Tisch in Bewegung setzte.
      Mein Weg führte mich ins Büro. Hinter mir her trottete Ylvi, die sich wohl nicht ganz sicher war, was ich von ihr wollte. Mit einer Handbewegung deutete ich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, auf den sich Ylvi auch sogleich setzte. “Caleb.. bevor du etwas sagst.. ich..”, setzte Ylvi an doch ich hob sofort die Hand. Ich versuchte professionell zu bleiben, auch wenn alles in mir schmerzte. Ylvi hatte mich verraten. Nein, eigentlich hatte mich Louis verraten. Mein Freund, meine Familie... Ob ich ihn jemals wieder als meinen Kola bezeichnen konnte?
      “Ylvi ich hab dich zu mir gerufen, damit wir das Geschäftliche klären. Alles Andere hat jetzt hier in diesem Moment keine Relevanz”, sprach ich und sah, wie Ylvi ein kleines Stück in sich zusammensackte. Die Kälte ihr gegenüber in meiner Stimme war sie nicht gewohnt. Ich auch nicht, denn ich hatte mich eben selbst kurz darüber erschrocken.
      “Was sind eure Pläne? Bleibt ihr hier auf der Ranch oder verlasst ihr uns? Ich bin ganz ehrlich. Ich hätte gerne, dass ihr bleibt. Betsy hat sich so mit Kaya angefreundet und auch Tscheta liebt es hier, so wie ich das mitbekommen habe- und ihr leistet hier gute Arbeit.”
      “Wir haben da.. schon des Öfteren drüber gesprochen, Louis und ich. Wir würden gerne hierbleiben. Ich könnte mich wieder vermehrt um die Bilder der Pferde kümmern, um die Website und die Werbeaktionen für die Ranch. Außerdem könnte ich dir im Büro ein wenig unter die Arme greifen… und… ich würde gerne vermehrt als Trainer einsteigen”, antwortete Ylvi und ich nickte.
      “Okay. Die Arbeit im Büro müssen wir sehen, im Moment hält es sich in Grenzen. Wie Website kannst du ja vom Laptop aus machen, dazu brauchst du das Büro auch nicht”, grübelte ich. Ylvi schien wohl zu verstehen, dass ich sie hier im Büro einfach nicht haben wollte- nett ausgedrückt.
      “Mit dem Trainer find ich allerdings eine gute Idee. Vielleicht kannst du Octavia ja ein bisschen zur Hand gehen? Sie fühlt sich im Moment ein bisschen verloren, du hast da ja auch noch einiges an Erfahrung, was du mitbringst”, meinte ich des Weiteren.
      Ylvi schien zu verstehen, denn ihre Miene hellte sich auf. “Ja klar, gerne mach ich das.”
      “Mit deinem Gehalt müssen wir dann nochmal schauen. Mit deinem Trainerjob… bei den anderen Mitarbeitern von mir ist es so, dass 25% der Ranch zu Gute kommen und die restlichen 75% dem Trainer zustehen. Wäre das für dich ein Problem?”
      Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete, denn sie schien nachzurechnen. “Nein. Nein das ist kein Problem. Der Bungalow ist aber doch weiterhin dann kostenlos?”, fragte sie mich und ich nickte. “Das wärs auch für erste”, meinte ich und schaute kurz zur Tür. Ylvi stand auf, erst zögerlich, dann entschlossen. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich dann jedoch, mein Büro zu verlassen. “Schickst du mir Louis?”, fragte ich sie, als sie gerade bei der Tür angekommen war. “Ja”, war ihre knappe Antwort, ehe sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
      Wenig später tauchte Louis auf und setzte sich nach einer Handbewegung meinerseits auf den freien Stuhl vor meinem Bürotisch. Er schwieg, ich schwieg- und so saßen wir eine Weile da. Dann setzte er, genau wie Ylvi zuvor an: “Caleb ich... “ Doch ich hob erneut die Hand. “Ich hab dich zu mir gerufen, um über deine Arbeit hier auf der Ranch zu sprechen. Von Ylvi habe ich erfahren, dass ihr hier bleiben wollt.” Louis nickte. “Ich möchte gerne nochmal als Rancharbeiter mehr tätig werden und auch hier mehr unterstützend zur Hand gehen. Außerdem wollte ich mich anbieten, auch beim Training der Pferde ein ein wenig zu helfen. Zwar nur für die zur Ranch gehörenden Pferde, aber ich denke, dass ich da dennoch ein wenig helfen kann und Arbeit abnehmen kann.. außerdem…”, fügte Louis noch an. “Hätte ich noch jemanden… der hier gerne arbeiten würde. Vor allem mit den Whiteface Rindern hast du ja viel zu tun und da könnte er.. also Logan dich unterstützen.” Logan… bei diesem Namen klingelte etwas in meinem Hinterkopf. “Sunka- Logan?”
      “Genau.. Logan Otaktay. An ihn habe ich Sunka verkauft. Er könnte hier ein weiterer Rancharbeiter sein. Er braucht einen Job.. und die eigentlich noch Mitarbeiter, Caleb.”
      “Okay”, antwortete ich ihm. “Sag ihm er soll in nächster Zeit mal zu mir kommen, ich würde mich gerne mit ihm unterhalten.”
      “Er ist im Moment noch unterwegs, in ein paar Wochen ist er wieder hier, dann kann er mit dir sprechen”, erwiderte Louis. Er setzte erneut an und ich wusste genau, was nun folgen würde. “Caleb es tut mir Leid. Für das, was Ylvi und ich dir angetan haben…”
      “Louis ich kann nicht”, antwortete ich kalt und stand auf. Mein Blick ging aus dem Fenster. Ich schaute auf den Hof, auf dem reges Treiben war. Ein Pferd hier, ein Mitarbeiter da, eine Heuballe hier…”Ich kann einfach noch nicht. Ich kann dir nicht verzeihen, und ich kann es nicht versuchen. Ich möchte euch hier behalten, euch zu verlieren kann ich nicht ertragen. Aber... ich kann euch nicht verzeihen.” Damit wollte ich das Gespräch beenden, doch Louis schien einfach nicht gehen zu wollen. Stattdessen machte er einen Schritt auf mich zu und griff nach meinem Arm. “Kola…” Ich riss mich von ihm los, machte einen Ausfallschritt nach hinten und funkelte ihn an. “Raus.”
      Louis seufzte tief. Ihm war bewusst, dass er ihn verletzt hatte. Ihm war nur nicht bewusst, wie tief die Verletzung ging. Nicht sicher, ob er noch etwas sagen sollte oder nicht, drehte er sich langsam um und ging auf die Tür zu. “Wenn.. wenn du deinen Schmerz überwunden hast, sprich bitte mit mir. Ich möchte es dir erklären.” Mit diesen Worten verließ der Lakota mein Büro und ließ mich hier alleine zurück.
      Es vergingen ein paar Wochen. Ich dachte viel nach, kam jedoch zu keinem Entschluss, wie ich die Situation in Zukunft handhaben würde.. naja.. ich kam schon zu einem Ergebnis. Ich wollte Ylvi nicht aufgeben. Das war noch nicht das Ende unserer Geschichte, so viel war sicher.
      Der Fohlenboom auf der Ranch ließ mich gar nicht aufatmen. Das Fohlen von Aerith und Hollywood, eine kleine Grullostute mit dem Namen BR Atlantis Dream erblickte als nächstes das Licht der Welt. Sie würde noch ein paar Monate bei Tassila stehen, ehe sie den Weg zu uns antreten würde. Auf die Idee mit der Leihstute war Laurence gekommen. Er wollte unbedingt ein Grullofohlen. Dass auch das Fohlen von Tainted Whiz und Dissident Aggressor, BR Dissident Whiz, ein Grullo sein würde, damit hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet, sondern eher mit einem Braunfalben. Der kleine Hengst war wohlauf und wir freuten uns, dass die anderen Stuten bis jetzt ohne Komplikationen gefohlt hatten.
      Die Gangsterfohlen schienen sich abgesprochen zu haben. Denn obwohl die beiden Stuten nicht alle gedeckt worden waren, erblickten BR Colored in Style und BR Wimpys Bright Gangster fast gleichzeitig das Licht der Welt. Ein Fohlen mehr Splash als das andere, worüber wir uns natürlich sehr freuten! Auch BR General Pleasure, ein schönes Rappfohlen mit einem halb blauen, halb braunen Auge übertraf unsere Erwartungen und voller Freude riefen wir Elsaria an, um ihr von dem tollen Fohlen zu erzählen, welches sie reserviert hatte.
      Unser einziges Appaloosafohlen enttäuschte uns auch keineswegs. Ein schöner Dunskinhengst mit einer weißen Kruppe und ein paar Pünktchen fiel aus Baby Doll und Hollywood.
      Für ebenfalls viel Farbe sorgte einerseits BR Raised to Slide, die bunte Stute von Hell und Blue. Ich war wirklich gespannt, ob sie charakterlich eher nach ihrem ruhigen Papa, oder der aufgekratzten Mutter schlagen würde und BR Double Gunslide, eine Hengst aus Gunner und ebenfalls Blue.
      Das Fohlen von Candy und Alan wiederum überraschte uns auch. Denn BR Alan’s Smart Dream, der wegen seiner Haarpracht sofort den Namen Elvis verpasst bekam, gab keinerlei Abzeichen preis. Der Hengst war einfach nur ein Braunfalbe. Ohne die schönen hochweißen Beine oder die große Blesse des Vaters.
      Bei der kleinen Rappstute BR Black Pamina aus Sue und Alan war das Drama groß, als ich Betsy erklärte, dass die Stute einen Abnehmer gefunden hatte. “Sie wird es gut haben bei Zion. Robin ist zum Beispiel ein ganz Lieber, Octavia hat ein Auge auf ihn geworfen… und ich war doch letztens erst dort auf dem Hof für ein Training mit Shanee. Pamina wird doch nicht einfach weg sein, wir können sie besuchen fahren…”, hatte ich versucht Betsy die Situation zu erklären, doch so ganz schien sie nicht davon begeistert zu sein.
      BR Twenty 4 Killings, das Fohlen von Chapter 24, würde in einem halben Jahr nach Evergreen Acres umziehen. Der Papa CHapter würde die Reise schon in ein paar Wochen antreten.
      Und auch das letzte Fohlen BR Lovely Gun würde zusammen mit Twenty 4 weggehen. Ich freute mich riesig, einem befreundeten Hof solch gute Nachzuchten verkauft zu haben.
      Es konnte jedoch auch gut sein, dass wir bald neuen Zuwachs bekommen würden. Ich hatte großes Interesse an dem Schimmelscheckhengst Heza Bat Man gezeigt. Bei ihm wartete ich nur noch auf das Ergebnis der AKU.
      Ein weiterer Neuzugang war allerdings schon sicher. Small Town Dude hieß der Rappe mit der auffälligen Splashed White Scheckung, der jeden Moment ankommen dürfte. Der Hengst war ein wahrer Glücksgriff gewesen. Die meisten Splash Pferde die wir hatten, zeichneten sich durch ihren enormen Dickschädel aus. Nicht so Dude. Beim Besuchen als auch beim Probereiten hatte er sich als wirklich genügsam herausgestellt. Er zeigte ein ähnliches Wesen wie unser Blue, weshalb wir sofort mit einem unschlagbaren Preis zugeschlagen hätten.
      Bei diesem Sprichwort rollte auch schon der Transporter auf den Hof. Cayce und Bellamy hatten sich bereit erklärt gehabt, den Hengst vom Flughafen abzuholen. “Und, alles gut?”, fragte ich die Beiden, als der Wagen angehalten hatte und sie zu mir nach hinten an den Hänger kamen. “Ja, hat alles wunderbar geklappt, kam ganz locker aus dem Flugzeug und ist hier super easy rauf, ein tolles Pferd”, antwortete Bellamy und half mir, die Verriegelungen zu öffnen. Dude wieherte schon aufgeregt und schaute uns neugierig an, als wir die Rampe endlich auf dem Boden hatten. “Willkommen auf der Bow River Ranch”, sagte ich freudig, band ihn los und ging mit ihm aus dem Hänger raus. Sofort hob er den Kopf und ließ nochmal alle wissen, dass er jetzt da war. Ich lächelte. Das waren die schönen Seiten am Pferdeleben.
      Am Abend scrollte ich am Pc durch ein paar Suchanzeigen und traf auf die einer Bekannten. Ethel Evergreen von Evergreen Acres. Sie suchte einen Trainer, der ihre Tochter Tiara ein bisschen unterstützen würde und ihr in einer Woche ein wenig Unterricht geben konnte.
      Da ich sowieso das Gefühl hatte, dringend hier raus zu müssen, rief ich sie an und verabredete mich schon für den nächsten Tag.
      Kurz nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte erneut mein Handy. Ich wunderte mich zwar über den Anruf zu später Stunde und über die fremde Nummer, ging jedoch trotzdem dran. “O’Dell, Bow River Ranch”, meldete ich mich am Telefon und wartete darauf, dass mein Gegenüber Informationen von sich preis gab.
      “Guten Abend Mister O’Dell. Hier spricht der Veranstalter der Juturity. Haben Sie unseren Brief vor drei Wochen nicht erhalten?” Stille. Ich überlegte fieberhaft, welchen Brief er meinen könnte und wovon der Mann am Telefon redete. “Ich äh.. ähm.. ich…”
      “Ich gehe mal nicht davon aus, ich lasse Ihnen auf schnellstem Weg einen neuen zukommen. Mr. O’Dell warum ich mich melde… Sie sind einer der glückliche Teilnehmer der großen Jututity im Dezember.” Mir stockte der Atem. Natürlich! Von diesem Event hatte ich schon gehört. Welcher Reiter und vor allem Reiner freute sich nicht, an solch einem mit so hohem Preisgeld dotierten Event starten zu dürfen! “Ich??”, fragte ich ungläubig ins Handy und kam mir, sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, äußerst dumm vor.
      “Ja Sie, Mr. O’Dell. Im Brief, der sich gleich noch auf den Weg zu Ihnen macht, steht alles weitere drin. Sobald Sie ihn gelesen haben, rufen Sie bitte die dort angegebene Nummer an und geben die Pferde durch, mit denen Sie sich qualifizieren möchten. Wir hören voneinander.” Klack. Völlig verdutzt saß ich hier auf dem Stuhl mit dem Handy in der Hand. Ich hatte mich nicht verhört, das war eben wirklich die offizielle Einladung zur Juturity gewesen. Wahnsinn! Wie lange träumte ich schon davon, einmal dort teilnehmen zu dürfen- und nun war es endlich soweit!
      Ich beschloss allerdings noch niemandem etwas davon zu verraten, zumindest noch niemand hier vom Hof. So lange, bis der Brief da sein würde. Juturity… ein wahrgewordener Traum

    • Sosox3
      Pflegeberichte
      2020
      August 2020, by Veija
      Caleb
      Ich stand am Zaun des ehemaligen Paddocktrails von Ylvi. HMJ Saintly, Valravn, Sunka und Inyan tummelten sich dort. Ylvis Stuten Lady Gweny und Fylgia hatten einen neuen Platz gefunden, denn sie konnten schlecht mit den Hengsten zusammen stehen bleiben.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Betsy, die sich an den Hals ihrer Stute Sue (Black Sue Dun It) lehnte und vermutlich wieder weinte. Meine Hand wanderte zu meiner Brust, in der ich, wie die ganzen letzten Tage auch schon, einen schmerzhaften Stich verspürte. Wieso konnte das Leben nicht fair sein?
      Aber lasst mich von Anfang an erzählen.

      Ende April
      “Gleich haben wir es geschafft, Tschetan”, munterte ich den Jungen neben mir im Flugzeug auf, der irgendwie ganz grün um die Ohren aussah. Er war wirklich nicht zum Fliegen gedacht. Ich war mir nicht sicher, ob ihm schlecht war oder ob sonst etwas nicht stimmte, denn er brachte nur ein zusammengepresstes: “Gut”, raus.
      Die Maschine landete, wir durften uns los schnallen und nach wenigen Minuten wurden die Türen geöffnet. Tschetan sprang auf, machte einen Satz über mich drüber und rannte quasi aus dem Flieger raus. Einige der Passagiere beschwerten sich lautstark, Andere sahen mit einem fragenden Blick zu mir. “Dem hat das Fliegen nicht bekommen.” Zack. Das reichte ihnen wohl als Aussage, denn sie sollten mich nicht nerven. Auch ich hatte die Schnauze voll vom Fliegen und freute mich, endlich wieder kanadischen Boden unter den Füßen zu spüren.
      Vom Fach über unseren Sitzen zog ich das Handgepäck zu mir runter, ging zum Ausstieg und übersprang tatsächlich die letzte Stufe der Treppe, um mit einem lauten ‘wumms’ auf dem Boden zu landen. Ich streckte mich, zog einmal tief die Luft ein und hielt dann Ausschau nach Tschetan.
      “Könnten Sie.. ich würde auch gerne aussteigen”, meldete sich eine Stimme hinter mir zu Wort. Ich lachte in mich hinein, ging wortlos ein paar Schritte zur Seite und sah den Jungen in diesem Moment zur Laderampe verschwinden. Von Cayce oder Bellamy oder irgendeinem Mitarbeiter der Ranch, die mit dem Hänger eigentlich schon hier sein sollten, fehlte jede Spur.

      Bellamy
      Ich hatte Caleb zugesagt, dass ich ihn und Tschetan vom Flughafen abholen wollte. Ich war dabei den Pferdehänger an den roten Pick Up Truck von Caleb anzuhängen, als es krachte und ein Reifen des Anhängers in sich zusammen sank. “Mist verfluchter!”
      Keimend richtete ich mich auf, ließ meinen Blick über den Hof schweifen und rief ein paar Mal laut nach Dell. Der Vater von Betsy war ein Ass im Reparieren von allen möglichen Maschinen. Ich hatte ihn schon oft dabei beobachtet, wie er immer wieder Verbesserungen vornahm und Werkzeug, welches vor allem durch Caleb einer riesigen Unordnung unterlag, von ihm neu sortiert wurde. Er wollte seine Arbeitsutensilien alle am richtigen Platz wissen.
      “Deeeeelll!”, rief ich noch einmal laut und schnappte mir mein Handy, um ihn anzurufen. Der Hof war so riesig, dass wenn er bei den Koppeln war, er mich natürlich nicht hören konnte.
      Zum Glück hob er ab. “Dell du musst zum Haupthaus kommen, wollte gerade den Pferdehänger anhängen, da hat sich ein Reifen verabschiedet. Kannst du den tauschen?... Gut… gut ich hol dich ab, ich komm sofort.”
      Wenig später stand Dell zusammen mit mir am Hänger. Er beäugte den Reifen kritisch. “Das dauert eine Weile. Pünktlich kommst du nicht mehr zum Flughafen, selbst wenn ich mich beeile. Du kannst versuchen den Hänger abzuhängen und den kleinen anhängen, aber wollte Caleb nicht explizit den Großen mit viel Platz?”, fragte mich der junge Mann und ich nickte.
      “Ich telefonier mal rum, ob ich was passendes finde.”

      Ylvi
      Mit einem der Trainingspferde von Octavia am Strick hängend bewegte ich mich über den Haupthof der Ranch. Dell, halb unter dem Hänger liegend, der Truck stand herum. Bellamy mit einem genervten Ausdruck im Gesicht, das Telefon an das Ohr gepresst. Lief er wie ein Uhrmännchen hin und her. “Scheiße!” ertönte als er aufgelegt hatte, bei dem Ausruf fuhr ich etwas zusammen. “Was ist denn hier los?”
      “Wir wollten längst los, der Reifen vom Trailer hat sich verabschiedet.”
      “Keinen Ersatz gefunden?”
      “Keiner mit einem ähnlich großen Trailer. Was machst du?”
      Ich hob mein Handy. “Einen Moment.”

      Ich legte auf grinste breit. “Gut dann wollen wir mal los. Ich hab uns einen Trailer besorgt.” Bellamy sah ein wenig ungläubig drein. “Woher?”
      “Du glaubst gar nicht was man für Themen bei öden Elternversammlungen haben kann. Eine Freundin von Betsy und Kaya wohnt ganz in der Nähe...die haben auch einen kleinen Betrieb. Und einen Trailer den sie uns leihen! Los!”
      Eine gute Viertelstunde später befanden wir uns auf der Straße Richtung Flughafen. Ich tippte eine Nachricht für Caleb ins Handy, dass das Unheil abgewendet worden war und wir uns auf dem Weg befanden. Ich wusste nicht ob er die Nachricht lesen würde, aber bisher waren wir nur knapp eine halbe Stunde zu spät. Wenn der Hengst noch immer sediert sein würde, dann gäbe es wohl keine Probleme ihn auf den Hänger zu befördern. Wobei Tschetan am Telefon berichtet hatte das er eigentlich Recht zugänglich wäre. Mich persönlich freute es dass Caleb sich begann mit dem Jungen so gut zu verstehen.


      Caleb
      Auch ich ging zur Laderampe des Flugzeuges und betrat diese wortlos. Tschetan stand neben dem Hengst und streichelte langsam seinen Hals. „Alles gut, Großer. Du hast es fast geschafft und bist dann für immer zuhause.“
      Während die Beiden dort so vertraut miteinander die kurze Stille genossen, suchte ich mir einen der Flughafenmitarbeiter und schilderte ihnen, dass unser Trailer leider Verspätung hatte und es noch etwas dauerte, bis wir abgeholt werden würden. „Kein Problem Mr. O‘Dell“, antwortete mir der junge Mann. „Dieser Flieger muss erst morgen wieder los, Sie haben also alle Zeit der Welt.. naja zumindest bis ich später Feierabend mache.“
      Ich lachte und bedankte mich bei ihm. Mittlerweile, oder besser gesagt wieder, war ich hier bekannt wie ein bunter Hund. Von Calgary aus flog die Ranch alle Pferde ein und aus. Auch die Trainingspferde landeten hier und kamen von hier mit zur Ranch.
      Mein Handy klingelte. Zum Glück hatte ich es vor unserem Flug aufgeladen und währenddessen ausgemacht, so dass ich noch ein wenig Akku besaß. „Hey Tschetan, Ylvi und Bellamy sind auf dem Weg. Es gab ein Problem mit dem Anhänger, aber Dell ist schon dabei ihn zu reparieren.“
      “Okay ist gut”, antwortete mir der Junge.
      Eine gute halbe Stunde später waren die Beiden am Flughafen. Tschetan fiel Ylvi in die Arme und Bellamy klopfte mir kurz brüderlich auf den Rücken. “Gut, dass du wieder da bist.”
      In aller Windeseile, aber dennoch mit der nötigen Ruhe luden wir HMJ Saintly auf den Anhänger und machten uns auf den Heimweg.
      Während der Fahrt erzählten der Junge und ich viel von Schweden. „Nichts für mich. Absolut nichts für mich“, beendete ich die Erzählung und erhaschte einen fragenden Blick von Ylvi, auf den ich jedoch nicht mehr einging, denn wir waren gerade auf dem großen Hof angekommen.
      „Wir stellen ihn auf einen der kleinen Paddocks, evtl kann ihn jemand später in de Stall stellen aber lassen wir ihn zunächst mal draußen“, gab ich die Anweisung und stieg aus dem Wagen aus. Wir luden Saintly aus, stellten ihn auf den Paddock. Die Sedierung wirkte noch immer ein wenig, denn er hob nur leicht den Kopf, sah sich um und ließ ihn dann wieder sinken. “Ihr könnte ihn euch ja noch anschauen, ich muss ins Bett.”

      Ylvi
      Schweden war nicht seine Welt gewesen, oder der Stall dort? Die Frage brannte mir unter den Nägeln. Allerdings wollte ich ihn auch nicht um seinen wohlverdienten Schlaf bringen. Also ließ ich die Frage vergehen, hob die Hand zum Gruß und wünschte ihm eine gute Nacht.
      Er hatte mir gedankt, das ich den Trailer der Rollinsons besorgt hatte. Sonst hatten wir noch nicht viele Worte gewechselt. Es war noch immer ein wenig seltsam. Tschetan neben mir riss weit den Mund auf. “Ich fürchte ich muss auch ins Bett. Der Flug war grässlich. Ich kann mir nicht vorstellen wie einige Menschen gern in diese Blechdosen steigen.” Ich musste schmunzeln. Blechdosen war ein ganz passender Ausdruck.
      “Hoch über den Wolken zu sein hat dir also nicht gefallen?” Tschetan zuckte die Schultern “Vielleicht sollten wir das Fliegen doch eher den Geschöpfen der Luft überlassen. Ich freu mich sobald meine Schenkel wieder den Körper eines Pferdes unter sich spüren. Ich denke morgen nehme ich mir Valravn für einen schönen Ritt in die Berge!” verkündete der Junge und gähnte noch einmal herzhaft.
      Leise schlich er sich in das Zimmer in dem seine Schwester bereits schlief. Demnächst würde es womöglich Zeit das wir aus dieser Schuhschachtel auszogen. Ein Jugendlicher im Zimmer mit seiner jüngeren Schwester wäre wohl auf Dauer ein wenig seltsam.
      Louis saß noch auf der Couch ein Buch in der Hand. Ich ließ mich neben ihn plumpsen, legte meinen Kopf an seine Schulter und überflog die Zeilen die er las, ohne deren Inhalt wirklich in mir aufzunehmen. “Hab Dell vorhin geholfen den Trailer zu reparieren. Anschließend waren wir draußen mit den Mädels. Dell ist Inyan geritten, ich selbst Gweny und die Kids hatten Fylgia und Sue. Hoffe das war in Ordnung?” Ich lächelte “Die Pferde gehören zur Familie, natürlich darfst du auch entscheiden wer wen reitet, du Trottel.”
      “Wen nennst du einen Trottel?”
      “Na dich!”
      Das Buch landete mit einem klatschen auf dem Boden,als er mir seine Hände um die Schultern legte und begann mir seine Hände sanft an den Hals zu legen. Dann spürte ich Küsse auf meiner Nase. “Dein Trottel.” Ich streckte die Zunge heraus.“Dieser Trottel allerdings. Muss nochmal rüber ins Haupthaus. Mein Laptop ist noch da..und einige der neuen Fohlen müssen noch auf die Website. Dazu bin ich vorhin nicht gekommen. Hab im Flur allerdings den Schlüssel nicht gefunden.” Louis legte den Kopf kurz schief.
      “In der Küche auf der Anrichte liegt er rum.”
      “Wenn ich dich nicht hätte.”
      “Dann wärst du Tod. Dein Kopf ist wahrlich nicht der Beste.” ich grinste ihn doof an, streckte die Zunge heraus. Dabei spielte er auf die Aktion auf dem Berg an, der Tag an dem mein Herzschrittmacher versagt hatte.
      Ich schnappte mir den Schlüssel, lief hinüber zum Haupthaus und in das kleine Büro in dem Caleb seine Arbeit verrichtete und in dem seit neustem auch ein Schreibtisch für mich stand. Ich schrak ein wenig zusammen als ich mich umdrehte und plötzlich Caleb im Türrahmen stand.

      Caleb
      Mit meinem Koffer bepackt startete ich meinen Weg in Richtung Haupthaus. Ich öffnete die Tür, trat ein, schloss sie wieder hinter mir und legte meinen Hut auf die Kommode, die rechts neben der Tür stand. Dies war eine so routinierte Bewegung, dass ich zunächst nicht realisierte, dass der Hut von der Kommode auf den Boden purzelte und vor meinen Füßen zu liegen kam. “Was zur…”, fing ich an und wandte meinen Blick nach rechts. Was sich in mein Blickfeld schob, gefiel mir absolut nicht, Hüte. Übereinander und nebeneinander gestapelt. Die Meinen dazwischen. Das gäbe morgen früh am Frühstückstisch eine Standpauke.
      Nichtsdestotrotz fand mein Reisehut dennoch irgendwie einen Platz, so dass ich meinen Weg in mein Schlafzimmer ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen konnte.
      Dort angekommen stellte ich den Koffer in die Ecke, stellte mich an mein großes Panoramafenster und zog einmal tief die Luft ein. Zuhause - und ja, es fühlte sich wie Zuhause an, mit allen Fasern meines Körpers. Endlich. Nach all der Zeit, allen Höhen und Tiefen hatte ich für mich etwas gefunden, das ich so nennen konnte- Zuhause. Etwas unwirklich war es ja schon, dass all das, was ich von hier sehen konnte… und noch so viel mehr, mir gehörte. Die Ställe, die Paddocks, die Weiden… die Pferde, ja sogar die Kühe gehörten mir.
      Eine Sache oder besser gesagt eine Person hatte sich allerdings von mir abgewandt. Ylvi. Ihren Blick im Auto schien ich wohl richtig gedeutet zu haben, denn noch im Ansetzen eines Satzes, hatte sie den Mund wieder geschlossen und kein Wort verließ ihre Lippen. Mist… schon wieder waren meine Gedanken dahin gewandert, wo ich sie nicht haben wollte und von wo ich sie auch nicht so einfach wegbekommen würde.
      Ich seufzte, schlafen konnte ich wohl erstmal vergessen. Also führte mein Weg mich in mein Büro, in dem ich den Rücken einer Frauengestalt wahrnahm. Mein Blick fiel allerdings zunächst auf den zweiten Schreibtisch. Ein… zweiter Schreibtisch?
      Die Frau drehte sich um und ich erkannte Ylvi darin. “Was macht der Schreibtisch in meinem Büro?”, fragte ich sie harsch, ohne auf ihren kurzen Schockzustand einzugehen. Ich war müde, genervt und hungrig- außerdem waren meine Gedanken nicht da, wo ich sie gerne hätte.
      “Na irgendwo musste ich doch arbeiten.”
      “Ist gut, passt schon”, murrte ich, schob mich an ihr vorbei und setzte mich auf meinen Stuhl. Hier fiel mir das Chaos, welches mir schon im Flur begegnet war, wortwörtlich wieder in den Schoß. Beim schwungvollen Hinsetzen knallte ich mit der Lehne an den Tisch, so dass einer der Papierstapel von Bellamy umkippte und sich über mir und dem Boden verteilte. “Verdammter Mist…”, fluchte ich und bückte mich, um die Papierseiten aufzuheben.


      Ylvi
      Wieder diese mürrische Ausdruck um seine Mundwinkel, in seiner Stimme. Offenbar hatte ich den Schreibtisch nicht ihm, sondern vermutlich Bellamy zu verdanken. Ich sah wie er sich setzte, ich sah wie ihm die Papiere zu Boden glitten. Und dann zuckte ich zusammen. Denn es war ein lautes Pochen zu hören, ein Laut des Schmerzes von Caleb und seine Hand die sich an die Stirn packte. Beim Abtauchen nach den Papieren hatte er mit der Stirn die Tischkante erfasst. Einige weitere leise gemurmelte Flüche ertönten als ich mich erhob um ihn zu unterstützen. “Soll ich dir ein Kühlakku holen?” murmelte ich, nur knapp mein Lachen unterdrückend. Sein Blick hob sich, funkelte mich an. Und, ich wusste nicht was es war. Aber plötzlich schmolzen seine Gesichtszüge zusammen und er grinste, seine Schultern zuckten und er lachte. Da ich nicht sicher war wie er es auffassen würde, wenn ich einstimmte lächelte ich nur unsicher. Es dauerte nur einen Moment, dann sammelten wir gemeinsam die Zettel zusammen. “Das erinnert mich an die Zeit, als wir uns gemeinsam durch die Unterlagen gequält haben. Kurz nachdem Bellamy mir die Ranch überschrieben hat. Man war das eine Arbeit.”
      “Wir haben 3 Tage gebraucht.” erinnerte ich mich.
      “Wobei wir natürlich deutlich schneller gewesen wären, so...ohne Unterbrechungen.” Ich spürte wie mir die Ohren heiß wurden, war jetzt froh darum das meine schwarzen Haare diese gut überdeckten. Ja, wir hatten uns damals Zeit gelassen, nicht nur für die Unterlagen, sondern auch füreinander. Da ich daran nicht weiter denken wollte, griff ich wieder nach einem der Blätter zu meiner rechten, legte sie auf den Stapel den Caleb bereits angelegt hatte. “Ich wollte gerade noch die neuen Fohlen auf die Website packen. Und ein paar der angenommenen Anfragen an dich weiterleiten.” wechselte ich flux das Thema. Ich wollte Caleb nicht mit Gedanken an die Vergangenheit beschäftigen. Dabei schwirrten mir diese gerade selbst im Sekundentakt durch den Kopf. Seine Anwesenheit machte diese Tatsache nicht unbedingt einfacher. Vielleicht sollte ich doch woanders mein Büro einrichten.

      Caleb
      Ich seufzte kurz auf, nickte dann allerdings. “Dann kannst du dich dazu ja an deinen neuen Schreibtisch setzen.”
      “Eigentlich wollte ich nur meinen Laptop holen und… ach was, ich setz mich noch ein bisschen hierher.” Ich sah sie kurz an, doch sie wich meinem Blick aus. Was wollte sie eben sagen? Den Laptop schnappen und zurück zu Louis gehen?
      Mit den Zähnen knirschend widmete ich mich wieder den Unterlagen auf dem Tisch. Dabei fielen mir die Vordrucke zur Registrierung der Fohlen in die Hände. “Sag mal Ylvi ist da eigentlich schon irgendwas beantragt?” flatternd hielt ich der jungen Frau eines der Blätter hin.
      “Caleb wenn du so zappelst seh ich gar nix”, schlussfolgerte sie mürrisch, weshalb ich sofort mit dem Gezappel aufhörte und das Stück Papier mit beiden Händen möglichst zitterfrei festhielt.
      “Die Fohlen. Wurde da schon eins eingetragen?”
      “Nicht, dass ich wüsste. Ich schau mal in den E-Mails.”
      “In den E-Mails siehst du das nicht.. warte ich geh mal auf die Homepage”, antwortete ich und tippte in die Tasten, nachdem ich meinen PC hochgefahren hatte. Es dauerte ein paar Minuten, bis alle geladen hatte und ich… nichts vorfand. “Nope.. gar nix. Keine Beantragung, also auch keine Bearbeitung.” Ich seufzte. “Hast du schon passende Bilder für die Papiere gemacht? Vorne, hinten, etwaige Kopfabzeichen und beide Seiten der Fohlen?”
      “Nein.. nur ein paar einfache Bilder für die Website, die meisten sind in Bewegung.”
      “Dann hast du morgen eine Aufgabe…. musst schauen ob dir jemand helfen kann, ich hab zu tun.” Da war er wieder. Der patzige, abweisende Caleb, der noch immer nicht genau wusste, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Einerseits wollte er ihr einfach nur die Kleider vom Leib reißen… andererseits sträubte sich jede Zelle seines Körpers dagegen, sie je wieder anzufassen- und wie immer, wenn er nicht weiter wusste, stieß er die Menschen auf unliebsame Weise von sich weg.
      “Von welchen Anfragen hast du eben gesprochen?”

      Ylvi
      Ich nahm seine Art hin, irgendwie hatte ich sie ja verdient. Aber falls er vor hatte mich damit von sich fortzutreiben so funktionierte das nicht. Dazu hatte ich ihn in den Jahren in denen ich nun schon auf der Ranch lebte zu sehr kennengelernt. Stattdessen fachte es etwas in mir an. Diese unbekannte Seite in mir die nur Caleb zum klingen brachte. “Für die Fotos werd ich mir wahrscheinlich Dell schnappen, falls du ihn morgen nicht anderweitig eingeplant hast? Er hat die Stuten samt Fohlen am besten im Kopf und bei den Geburten geholfen, denke da kommen am besten Fotos zustande.”
      “Warte, die Anfragen krieg ich nicht mehr zusammen.”
      Ich angelte um den Tisch herum nach meinem Mac, klappte ihn auf und ging mit diesem wieder hinüber zu Calebs Schreibtisch. “Das ich eine Instagram-Seite für die Ranch angelegt habe, mit täglichen Postings und ab und an Storys hatte ich dir ja bereits erzählt. Dort ist eine Anfrage eingegangen von einer jungen Chinesin, die gern als Working Student zu uns auf die Ranch kommen würde. Warte, ich kopier den Text schnell in eine Email, dann kannst du dir selbst ein Bild machen von ihr.” Ich tat wie geheißen, hängte an die Weiterleitung auch gleich die andere Mail ran. Dabei handelte es sich um eine Anfrage von zwei Reportern bezüglich den Makeovers. Caleb war mittlerweile ein International bekannter Trainer, die angelegte Instagram-Seite hatte da sicherlich auch seine Hände mit im Spiel. Einerseits brachte das der Ranch mehr Kunden ein, allerdings bekam ich über den Account auch Anfragen anderer Art, die Caleb nie zu lesen bekam. Die mir jedoch durchaus manchmal einen Stich versetzen.

      Caleb
      Ich überlegte. “Keine Ahnung ob Dell was zu tun hat, ich blick hier in Bellamys Plänen mal wieder nicht durch”, murmelte ich und kramte in meinem Blätterhaufen hin und her. “Versuchs mal im Computer…”, kam es leise von Ylvi. Ich starrte sie kurz an, wandte dann jedoch meinen Blick wieder auf den Bildschirm. Nach ein paar kurzen Klicks hatte ich die Arbeitspläne auf dem Schirm. “Kannst Dell mitnehmen.” Ylvi nickte zufrieden.
      Mit dem Mac kam sie rüber an meinen Tisch und zeigte mir die Instagramseite, deren Existenz ich verdrängt hatte.
      Ich starrte auf den Bildschirm und sah ein paar Posts, über Training und den ganz normalen Alltag, der hier tagtäglich ablief. Von ihrem Bildschirm sah ich wieder rüber zu meinem, auf dem nun die E-Mail aufploppte. Die Anfrage der Working Studentin und die Anfragen der Reporter. “Wie alt ist die Chinesin denn?”, fragte ich Ylvi, die kurz zu überlegen schien.
      “Ich glaube in einer kurzen Anfrage vorher hat 18 gestanden.”
      “Okay, was minderjähriges will ich hier nicht haben.”
      “Warum das nicht?”
      “Bürokram. Das macht alles komplizierter.” Mit dieser Antwort schien Ylvi sich zufrieden zu geben. “Kannst du ihr schreiben, dass wir sie gerne einmal per Skype kennen lernen würden? Sie soll sich bitte bis… nächste Woche um diese Zeit hier per E-Mail melden. Dann sehen wir weiter.”
      “Ist notiert. Was machen wir mit den Reportern?”
      “Gute Frage… spricht eigentlich nichts dagegen. Fragst du an, wann sie kommen sollen?”, fragte ich sie nun etwas freundlicher. “Und jetzt erzähl mir mal etwas über diese Instagramseite. Haben wir schon viele Follower? Kommen deshalb mehr Aufträge zum Training rein?”

      Ylvi
      Ich klickte auf unser Profilbild, womit sich quasi die Startseite unserer Ranch öffnete. Dann deutete ich auf eine Zahl. “Siehst du das?”
      Caleb kam beugte sich weiter vor, sah auf die Zahl knapp über meinem Zeigefinger. “30,5k” meinte er etwas fragend. “Wofür steht das K?”
      “Tausend.”
      Kurz kam keine Antwort, nur ein Seitenblick.
      “Meinst du etwa...knapp 30.000 Leute interessiert was wir hier treiben?!” fragte der Cowboy überrascht. Ich musste schmunzeln. Diese Welt des Internets war ihm nicht so vertraut. “Tatsächlich ja. Als ich die Seite angelegt habe, wollte ich sie einfach als Projekt nebenher führen. Aber mittlerweile kommen viele der Trainingsanfragen die ich dir weiterleite, über Instagram rein. Oft werden auch Fragen gestellt.” Ich biss mir auf der Lippe herum. “Tatsächlich habe ich schon darüber nachgedacht, den weiteren Trainingsverlauf von Saintly zu dokumentieren. Vielleicht von Zeit zu Zeit Videos zu machen. Wahlweise könnte man Online-Kurse und Fragerunden anbieten. So haben Leute die Chance Dinge zu lernen ohne die lange Reise zu uns auf sich zu nehmen. Die Preise könnten geringer gehalten werden, damit das Wissen zu gutem Pferdetraining auch den weniger gut betuchten zugänglich sind. Das ist alles nur fixe Ideen in meinem Kopf, man muss sehen wie das umsetzbar ist.” meinte ich zum Ende um meine Ideen ein wenig herunterzureden. Caleb stattdessen sah mich von der Seite an. War das Bewunderung in seinem Blick?
      “Ich glaube..Bellamy dieser Idiot hat damals als er dich eingestellt hat keinen schlechten Fang gemacht.”
      “Du hast nicht den Fehler gemacht mich fortzuschicken.”
      “Glaub mir...das wollte ich, wirklich.”
      “Ich weiß...und ich bin jeden Tag dankbar das ich an diesem Ort bleiben durfte.”
      “Ohne euch würde etwas fehlen...die Kinder, du...ja sogar Louis. Tschetan macht einen guten Job. Ich glaube...wenn er fleißig in der Schule lernt, sich weiterhin an der Arbeit mit den Pferden beteiligt. Dann reitet er uns allen in 10 Jahren etwas vor.”
      War das fast so etwas wie väterlicher Stolz der da in seiner Stimme mitschwang? Es war zumindest Zuneigung. Die Reise und die Arbeit mit Saintly hatte den Jungen und den Cowboy aneinander geschweißt. Plötzlich kam mir dabei ein Gedanke. “Caleb, wo du gerade Tschetan erwähnst. Der Bungalow war von Anfang an etwas eng. Hättest du vielleicht ein Zimmer im Haupthaus für Tschetan? Langsam kommt er in ein Alter in dem wir nicht mehr von ihm verlangen können sich das Zimmer mit seiner jüngeren Schwester zu teilen. Es liegt ihm fern sich darüber zu beschweren, aber ich denke sein eigenes Reich, macht es ihm auch leichter die Aufgaben für die Schule zu erledigen.”

      Caleb
      Ich konnte nichts anderes sagen, ich war begeistert von der Instagramseite. Auf Nachfrage, ob die Ranch auch Facebook oder sonst etwas im Internet besaß, verneinte Ylvi. Lediglich die Homepage besaßen wir noch. Gespannt schaute ich ihr dabei zu, wie sie auf der Seite hoch und runter scrollte, und mir die bisherigen Posts zeigte. Auf die Frage, wer denn alles Zugang zur App hatte, deutete Ylvi auf sich. Nur sie, bisher. Mir war das auch ganz lieb, wenn das vorerst so blieb. Für so etwas war sie ja eingestellt worden und es kam nicht so gut, wenn die halbe Ranch durcheinander immer wieder Bilder und Geschichten postete. Auf ihre Aussage zu Saintly nickte ich. Solange sie sich um die Bilder und die Posts kümmerte.
      Kurzerhand wechselte sie das Thema, kam auf Tschetan und die momentane Situation im Bungalow zu sprechen. “Natürlich ist das machbar”, antwortete ich ihr. “Ein bisschen mehr Bewegung im Haus wird mir wohl auch gut tun, sonst vereinsame ich noch.” Ich lachte gekünstelt. Meine Aussage entsprach der Wahrheit. Das Haus war so still, seit ich alleine hier lebte. Octavia und Bellamy teilten sich einen Bungalow und auch die anderen waren nur für kurze Zeit hier im Haus gewesen, dabei gab es genug Zimmer. “Ich habe aber auch schon überlegt, kleinere Häuser auf das Gelände zu bauen.” Ylvi horchte auf, klappte den Laptop zu und setzte sich auf den freien Stuhl vor meinem Schreibtisch.
      “Wie kommst du darauf?”
      “Es ist wie du sagst. Der Bungalow ist für euch alle zum Beispiel zu klein. Für O und Bellamy reicht er dagegen vollkommen aus. Hier im Haupthaus wäre für euch alle zwar Platz aber ich…” Ich sprach nicht weiter. Ylvi konnte sich bestimmt denken, was ich hatte sagen wollen. “Deshalb die Idee mit den kleinen Häusern. Wir müssten nur einen geeigneten Platz finden. Ich wollte noch ein wenig Wald roden und Paddocks bauen. Generell muss hier auf dem Gelände noch einiges passieren.”
      “Was schwebt dir denn sonst noch so vor?”, fragte Ylvi mich und nahm ein leeres Blatt von meinem Tisch. Ebenfalls einen Stift. Sie fing sofort an, Dinge untereinander zu notieren. Ich fragte schon gar nicht mehr, was sie da immer tat oder warum sie das machte.
      “Ich würde die Ferienranch gerne ans Laufen bringen. Dazu müsste drüben aber mal gründlich aufgeräumt werden. Die umgefallenen Bäume rundherum weg, Rasen mähen, die Häuser innen und außen auf Vordermann bringen, das Außengelände gestalten und natürlich eine andere Inneneinrichtung… und was dort gebaut werden muss, ist ein kleiner Offenstall mit einem Stück Weide für die Pferde der Ferienranch. Ich hab da schon ein paar unserer Pferde hier im Blick.”
      “Ach ja? Welche denn?”, fragte Ylvi neugierig.
      “Warte ich hatte doch.. die Liste.. irgendwo.. ah hier! Ah ja, Sue. Die stand mal drauf, hab sie aber durchgestrichen. Es würde Betsy das Herz brechen, wenn sie die Stute nicht immer um sich herum haben könnte.. dann es sind eigentlich viel zu viele.. ich hatte an 5 Pferde gedacht- erstmal. Ich mein wenn keine Gäste da sind müssen wir ja auch jeden Tag rüber, um nach ihnen zu sehen und sie zu bewegen…”, ich machte eine Pause und holte Luft, um nochmal anzusetzen, “Wenn sie nicht verkauft werden finde ich BR Homecoming Queen und BR Hollywoods Dream Anthem geeignet. Falls sie sich unter dem Sattel auch so zeigen, wie sie zur Zeit sind. Von Octavia ist es Flashlight. Sie benötigt die Stute nicht zur Zucht. Also hat sie gesagt ich soll sie Western umschulen- auch eine gute Story für Instagram- und dann für die Ferienranch ausbilden. Des Weiteren, falls nicht gebucht oder schon tragend: Kristy Killings, Jade, Chou, Miss Independent… von den Trainingspferden Honey’s Aleshanee, A Walking Honor, Lady Blue Skip, Ginger Rose und Colonels Blue Splash… und von den Jungpferden noch BR Dissident Whiz, aber nur evlt. das wäre glaub ich der einzige Wallach dann drüben, und A Walking Dignity.” Ich sah zu Ylvi auf. “Wie gesagt, das sind alles nur Vorschläge und es ist auch noch nichts fest.”

      Ylvi
      Ich zog eine Augenbraue nach oben, sah auf meine Mitschriften in Steno und sah Caleb wieder an. “Na aber für Vorschläge, sind deine Überlegungen schon ziemlich ausgereift.” sprach ich halb belustigt.
      “Aber die Überlegungen finde ich prima. Das sind alles gute Ideen. Glaub mir an Besuchern wird es uns wohl auch nicht fehlen. Die Seite bei Instagram existiert erst seitdem du uns verkündet hast das wir bleiben können. Das ist quasi fast wie ein Selbstläufer. Wir haben viele spannende Geschichten die wir wiedergeben können.” Ohne genauer darüber nachzudenken ließ ich mich auf die Stuhllehne nieder, verstaute meine Notizen in der Tasche meines Macs.
      “Pack sie nicht zu weit weg. Wir könnten sie gebrauchen.”
      “Natürlich nicht, ich werd eine digitale Liste erstellen daraus. Bellamy in allen Ehren, aber diese Zettelwirtschaft die er veranstaltet ist ja nicht zum Aushalten.” damit deutete ich unwirsch über die vielen einzelnen Papiere auf dem Tisch. Caleb lachte. “Aber ich hab auch viel lieber mal einen Zettel in der Hand.”
      “Das kann ich voll verstehen, Caleb. Aber es gibt nunmal einige Arbeitsschritte die man optimieren kann. Ist das der Fall bin ich gern bereit dies einzuführen. Erinner dich nur mal an die Zeit als die Weidezaungeräte noch alle per Hand angeschlossen werden mussten.”
      “Touché die Idee mit den WLAN Steckdosen war tatsächlich eine deutliche Verbesserung. Und...auch die Instagram-Seite war eine gute Idee. Dafür muss ich dir danken.” Ich drehte mich halb zu ihm um, wurde mir nun bewusst wie Nahe ich bei ihm saß. Ich sprang auf in der Hoffnung es würde nicht zu hastig aussehen, griff nach dem Mac, schloss den Bildschirm und presste ihn an meine Brust. Schließlich sah ich Caleb wieder an. “Das ist doch quasi mein Job. Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.” Es folgte keine direkte Antwort darauf, ich nahm aber wahr wie sich der mürrische Ausdruck um seine Züge gelegt hatte. Er sah plötzlich entspannter aus.
      Die nächste Stunde sagte keiner ein Wort während jeder seiner Arbeit nachging. Caleb sortierte die Papiere und Zettel die er zu Boden geworfen hatte. Beständig lag das Geräusch eines Lochers in der Luft, das klicken der großen Heftordner, wenn er sie wieder schloss. Begleitet wurden diese Geräusche von meinen Fingern die flux und routiniert über die Tastatur flogen um einen neuen Text, kleinen Text zu den Fohlen zu schreiben, die Bilder korrekt anzuordnen. Trotzdem spürte ich seine Blicke auf mir von Zeit zu Zeit. Als alles erledigt war, ich den Bildschirm runter klappte, huschte mein Blick zur Uhr. Es war gerade 21 Uhr. “So, die Website ist wieder auf dem aktuellsten momentanen Stand. Die Bilder von morgen, werd ich dann anschließend noch ergänzen.”

      Caleb
      Bei den ganzen Papierstapeln auf meinem Schreibtisch musste ich den Boden für die offenen Ordner nutzen. Blätter sortieren, lochen, den richtigen Ordner auf dem Boden suchen und einheften. Natürlich vorher kontrollieren, ob etwaige Rechnungen schon bezahlt, angezahlt oder vergessen waren. Dazu räumte ich fast bei jedem dritten Blatt die Tastatur wieder frei und rief die E-Mails auf. “Warum muss Bellamy immer so ein Chaos veranstalten…”, murmelte ich und war mir sicher, dass ich das Organisatorische viel besser im Griff hatte, als er.
      Ylvi sagte etwas, dass mich den Kopf heben ließ. “Okay, alles klar. Ich hoffe du und Dell habt morgen Erfolg. Passt aber auf mit Candy (DunIts Smart Investment), die ist ein Biest im Moment. Nehmt sonst ein paar Halfter für die Stuten mit und auch O. Die kommt mit Candy am Besten klar. Von Devils (Wimpys Little Devil) Fohlen macht ihr besser auch Fotos aus einiger Entfernung. Ich trau ihr kein bisschen, wenn sie ein Fohlen bei Fuß hat.”
      “Oh.. das wusste ich noch gar nicht”, sagte sie überrascht.
      “Ja… Candy ist da wirklich eigen und hat einen großen Beschützerinstinkt. Devil hält sich eh fast immer abseits auf, kann aber aggressiv werden, wenn ihr jemand zu nahe kommt.”
      “Gut, dass du mir das nochmal gesagt hast”, meinte Ylvi, ehe sie anfügte: “Gute Nacht, Caleb.”
      “Gute Nacht, Ylvi.” Somit verließ sie den Raum und ließ mich alleine zurück. Ein komisches Gefühl, nicht mehr gemeinsam ins Bett zu gehen. Wobei ich mich mittlerweile ja schon daran gewöhnt hatte. Ich blieb noch etwa eine halbe Stunde, dann fielen auch mir die Augenlider immer wieder zu. Ich vertagte das weitere Chaos auf den nächsten Tage, oder den darauffolgenden, und ging hoch in mein Zimmer. Wenige Augenblicke später lag ich im Bett und schlief ein.

      Ylvi
      Louis hatte sich mit seinem Buch ins Schlafzimmer zurückgezogen. Das Kissen lag ihm im Rücken, sein Kopf auf die Brust gesunken und das Taschenbuch zusammengeklappt. Als ich jedoch das Zimmer betrat schnellte sein Kopf erschrocken hoch. “Eingedöst?” sagte ich belustigt, während ich mir meine Klamotten vom Körper entfernte. Louis legte das Buch beiseite, nickte und kuschelte sich in sein Kissen. Als ich mich dazu gesellte legte sich sein Arm um meine Hüfte, zog mich eng an sich. Ich beschloss also ihm die Neuigkeiten von Tschetans Zimmer drüben im Haupthaus eher beim Frühstück anzuvertrauen. Jetzt schien er dazu nicht mehr Aufnahmefähig.

      “So...wir haben Halfter, ich hab meine Kamera, genügend Akkus. Eine Liste der Fohlen. “ ging ich die Liste noch einmal durch. Die Tür des Pick-Ups stand dabei offen. Dell stand auf der anderen Seite und hörte zu. In seinem Rücken konnten wir Betsy und Kaya auf den beiden Pferden Fylgia und Valravn sehen. Tschetan hatte nicht mitkommen wollen. Caleb und er hatten einiges in den anderen Ställen und mit Saintly zu tun, der tägliche Pflege benötigte. Die beiden Mädels würden durch den Wald zu den Wiesen der Stuten und Fohlen geritten kommen, um uns später beim Fotografieren zu helfen und zu beobachten. Wobei mir, nach Calebs Beschreibungen einiger Stuten es lieber wäre, wenn die beiden die Wiese nicht betraten. Allerdings hatte Dell seiner Tochter den Wunsch nicht ausgeschlagen, also hatte ich Kaya auch nicht verweigert ihre Freundin zu begleiten.

      Dell
      Bereits am Abend hatte mich eine Nachricht von Caleb und kurz darauf von Ylvi erreicht, dass ich der Frau am nächsten Morgen bei den Bildern für die Fohlen helfen sollte.
      Ich freute mich riesig über diese Abwechslung, denn neben Stallarbeit, Reparaturen und dem Kümmern um meine Tochter hatte ich hier auf der Ranch bisher keine weiteren Aufgaben.

      Am nächsten Morgen waren wir bereit zur Abfahrt, nachdem Ylvi zum dritten Mal die Liste des Equipments gecheckt hatte. Allerdings vergaß sie jedes Mal etwas. „Ylvi du hast noch immer was vergessen“, meinte ich beiläufig, als ich sie durch die geöffneten Türen des Wagens anschaute.
      Sie blickte mich wie ein aufgescheuchtes Reh an, in ihrem Kopf schien es zu rattern. Eine Antwort fand sie jedoch nicht. Grinsend sah ich zu ihr rüber und hob die kleine Tüte, die ich auf den Fahrersitz gelegt hatte, hin und her schwenkend nach oben. „Leckerlis?“
      Ylvis Gesichtszüge entglitten ein wenig, sie schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
      „Wie konnte ich das vergessen. Ooooh man!“
      Nun konnte es jedoch losgehen. Wir setzten uns in den Wagen, ich startete den Motor und wir fuhren zur Weide der Stuten und Fohlen. „Caleb sagte, dass Devil mit ihrem Fohlen vermutlich etwas abseits steht. Einige sind auf dieser Seite, ein paar aber auch durch den Wald und den kleinen Fluss auf der anderen Seite, aber das werden wir ja gleich sehen.“
      „Findest du es denn eine gute Idee, dass die Mädchen mit auf die Koppel kommen? Candy kann ja schon… gefährlich werden..“, meinte Ylvi und sah mich besorgt an.
      „Ich denke Betsy wollte vor allem wegen Sue mitkommen, sie ist ja immer noch sehr traurig, dass das Fohlen verkauft ist… von den anderen Pferde können wir Kaya und Betsy ja ein wenig weg halten.“ Damit schien die junge Frau zufrieden.

      Ylvi
      Wir waren bereits gut vorangekommen. Ich trug meine große Kamera an einem Band um meine Schulter, Dell hatte es sich nicht nehmen lassen mir die Tasche aus der Hand zu nehmen. Zusätzlich zu Leckerlis und den Halftern. Ich musste immer wieder schmunzeln. “Ich kann es mir nicht nehmen lassen, aber du siehst aus wie ein Packesel.”
      “Wer weiß, vielleicht hab ich vor das im nächsten Leben zu werden?”
      “Dazu hast du ja noch massig Zeit, aber an deiner Stelle würd ich noch ein wenig an meinem Karma arbeiten.” ich kannte mich nicht wirklich mit den Lehren Buddas aus, nur rudimentär das man dort aufstieg sobald man gute Taten vollbrachte. “Das habe ich vor. Jetzt helfe ich dir mit den Fotos. Und im Laufe der Tage widme ich mich dem alten Truck.”
      “Sag bloß der ist schon wieder im Eimer?”
      “Nicht im Eimer, aber irgendwas tropft.”
      Ich schüttelte den Kopf. Caleb hing wirklich an diesem blöden Truck. Wir hatten ihn schon öfter von einem anderen überzeugen wollen. Allerdings war man dabei eher auf taube Ohren gestoßen. “Dann wünsch ich dir mal viel Erfolg dabei. Ich kann mich noch an das letzte Mal erinnern. Deine Flüche sind über den ganzen Hof gefegt. Betsy hat an dem Tag beschlossen lieber bei uns das Abendessen zu verbringen.”
      “Schauspiel, alles Schauspiel.” erwiderte Dell. Ich hielt mir die Kamera vor die Nase, sah ihn drüber hinweg an. Und sah sein breites Grinsen.
      Ich schüttelte den Kopf, schaltete die Kamera wieder an, sah durch den Sucher um endlich die Fotos von Sues schwarzem Fohlen, BR Black Pamina, zu beenden. Von 15 Fohlen hatten wir bereits 5 geschafft. Die Mädels waren noch nicht hier, sie hatten sicherlich einen Umweg durch den Wald genommen. Allerdings gestaltete sich das gar nicht so einfach, die kleine Stute war ziemlich verschmust und suchte immer wieder meine Nähe. Ich hatte schon auf ein kleineres Objektiv getauscht um sie besser zu erwischen.

      Dell
      Während Ylvi sich Sues (Black Sue Dun It) Fohlen Nima (BR Black Pamina) vergnügte und so langsam sichtlich genervt von der eigentlich niedlichen Aufmerksamkeit war, schaute ich auf unsere Liste und harkte die Namen, der fünf schon fotografierten Fohlen ab. Da waren Auntis (Heretic Anthem) Ziehfohlen Queen (BR Homecoming Queen) und ihr eigenes, McDremy (BR Hollywoods Dream Anthem), die uns beide wirklich in die Karten gespielt hatten. Queen, als auch McDreamy blieben stets in der Nähe der Stute, sprangen aber auch ab und zu ein wenig zur Seite. Genau diese Momente passte Ylvi ab, um ein paar Bewegungsfotos zu schießen. Für die Fotos, die Ylvi für die Papiere machen musste, nahm ich die Fohlen immer kurz ans Halfter. Den meisten passte dies nicht so sonderlich, so zum Beispiel BR Sheza Topnotch Babe. Die kleine Stute von Bella Cielo stellte sich wirklich an wie der Teufel. Normal war sie sehr ruhig und verschmust, gar auch anhänglich. Heute war sie allerdings mit dem falschen Huf aufgestanden, denn sie stieg mir ständig an der Hand.
      “So hat das glaub ich keinen Sinn”, hatte Ylvi gesagt und mir empfohlen, das Halfter doch nochmal auszuziehen. Ich hatte getan wie mir geheißen, das Halfter abgemacht und siehe da, die Stute stand wie eine eins. Ylvi beeilte sich mit den Bildern und nickte mir zu. Als ich gerade die Hand ausstreckte, um die Stute zu streicheln, sprang sie von jetzt auf gleich 180 Grad um die eigene Achse und galoppierte davon. “Toll”, murmelte ich und kratzte mich verlegen am Kopf. “So viel dazu.”
      Die Fotos von BR General Pleasure, der ein Sohn von Magnificient Crow war und in ein paar Monaten nach Österreich ziehen würde, waren innerhalb weniger Minuten im Kasten.
      Auch Daisy (BR Lovely Gun) und Shark (BR Twenty 4 Killings), die nach Evergrenn Acres umsiedeln würde, zeigten sich kooperativ.
      Die Jungpferde, von denen wir keine Fotos brauchten, drängten sich allerdings ständig dazwischen. So waren es Leuchtfeuer di Royal Peerage, die Jungstute von Octavia sowie Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace und A Walking Dignity, die ihren größten Spaß mit den mitgebrachten Utensilien hatten. “Yes, alles im Kasten!”, jubelte Ylvi auf einmal, als ich mich gerade nach den restlichen Halftern bückte. Die Jungstute Leuchtfeuer erschrak, machte einen Satz und knallte gegen mich. Natürlich verlor ich sofort das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten plumps auf den Boden, was die anderen Pferde, die ihre Rüssel auch alle im Zubehör stecken hatten, natürlich auseinanderstoben ließ- und mit ihnen die ganze aufgescheuchte Herde.
      Ich setzte gerade meinen Cowboyhut wieder auf den Kopf und wollte mich aufrichten, da erschien eine Hand in meinem Blickfeld. “Sorry Dell”, sagte Ylvi schüchtern lächelnd und half mir wieder auf die Beine.
      “Dass die schon so viel Kraft haben”, kommentierte ich meinen kleinen Unfall und klopfte mir den Dreck von der Hose. “Ich glaube wir müssen jetzt ein wenig warten, bis die sich alle wieder beruhigt haben- es sind ja jetzt wirklich alle Pferde davongerannt.” Ich zog ein beleidigtes Gesicht, raffte alle Materialien auf dem Boden zusammen und schmiss sie auf die Ladefläche des Trucks. Gleich darauf landete mein Hintern auf der Klappe, ehe ich auf den Platz neben mich klopfte. Ylvi schien zunächst ein wenig unsicher, schwang sich dann jedoch neben mich. “Ich vermute, die sind alle im Wald oder sogar rüber auf die andere Seite”, schlussfolgerte ich, als ich mit bloßem Auge kein Pferd mehr entdecken konnte. “Wer noch hier sein könnte, wären Devil (Wimpys Little Devil) und Bailey (BR Wimpys Bright Gangster), die ist ja meistens alleine irgendwo hier vorne am Waldrand”, erklärte ich Ylvi und schaute nach links, von wo aus ich die beiden Mädchen kommen sah. “Schau mal”, dabei streckte ich meinen Arm in die Richtung, in der man die Köpfe von Kaya und Betsy sah, “dann können wir auch noch grade warten, bis sie hier sind.”

      Ylvi
      Die beiden Kids brauchten bis sie ihre Pferde an die Pfähle gebunden hatten und zu uns hinüber gelaufen kamen. Ich schmunzelte dabei. Wer hätte gedacht das mein bockender Valravn eines Tages von einem schmalen Mädchen geritten wird? Selten stieg oder bockte er noch. In Fact...unter mir schon, aber die anderen schienen wunderbar mit ihm klar zu kommen. Während wir warteten kontrollierte ich nochmal den Akku, den Stand der Speicherkarte. Und pustete ein wenig des Staubes vom Objektiv. Da stupste Dell mich an. Am Waldrand erschien ein Pferd auf das er deutete “ Schau, dort kommt Candy (DunIts Smart Investment).” ich hob die Augenbrauen, sah zwischen den beiden Kindern und der Stute einher, doch ihre Aufmerksamkeit galt dem kleinen Wesen das hinter ihr auf der Anhöhe nun zu sehen war. Ihr Fohlen, der Hengst Elvis (BR Alans Smart Dream) lief gemächlich auf sie zu. Nur um dann nach der Milchquelle zu suchen. Mit schnellen Handgriffen wechselte ich das Objektiv, sah durch den Sucher. Und hatte ein idyllisches Bild wie der Hengst bei Candy trank. “Die Pferde sind ja alle weg!” sprach Betsy aufgeregt. “Nur hinter den Hügel gelaufen und im Wald verstreut.” Betsy zog einen Flunsch “Hätten wir dann direkt auf den Ponys bleiben können?”
      “Fylgia vielleicht. Aber als Wallach Ravn in der Herde zu haben, besser nicht.” antwortete ihr Vater. Kaya schmunzelte nur über die wenige Begeisterung von Betsy.
      “Dann machen wir uns mal auf den Weg den Hügel hinauf.” sagte ich fröhlich, nahm Kaya bei der Hand und stiefelte gezielt los. “Habt ihr beiden den Weg gut gefunden?”
      “Klar, Caleb ist den Weg zu den Koppeln letzte Woche schon mal mit uns geritten. Ich bin so oft es geht hier um am Zaun nach Sue zu schauen. Caleb hat mir untersagt die Weide ohne Aufsicht zu betreten.”
      “Und dein Vater untersagt dir das auch!” sprach Dell mit Nachdruck “Candy ist nicht gerade nett zu Leuten die ihr und dem Fohlen zu nah kommen. Ich halte das zwar für keine guten Eigenschaften um damit zu züchten...aber die Entscheidungen liegen ja nicht bei mir.”

      Dell
      Während Ylvi Kaya an die Hand nahm, stellte sich meine Tochter Betsy sogleich neben mich und stieß mich mit ihrem Arm an, bis ich ihre Hand in meine schloss. Sie lächelte zu mir hoch, ich sah sie ebenso freundlich an. Sie hatte sich wirklich gemacht und den Tod ihrer Mutter mittlerweile gut weggesteckt- es war auch schon lange her. Ob sie sich überhaupt noch daran erinnerte?
      “Aber Izzie mangelt es ja auch an nichts”, riss mich Ylvi wieder aus den Gedanken.
      “Hm?”
      “Na BR Dress to Impress, Candys erstes Fohlen. Damit ist Caleb ja wirklich begeistert. Papa war ja aber auch Blue (Gun and Slide), dieses Mal ist es Alan (Alan’s Psychedelic Breakfast), auch ein eher ruhiger Kandidat.”
      “Da hast du schon Recht”, antwortete ich ihr und nahm Kaya zu mir an die Hand. Ylvi brauchte nun wieder beide Arme für die Kamera. Elvis präsentierte sich wirklich gut vor der Kamera. Candy legte nur zusehends die Ohren immer flacher an den Kopf. “Kaya und Betsy ihr geht ein paar Meter hinter mich, das gefällt mir gar nicht, was Candy da macht… Ylvi pass du auch auf!”
      Aber da war es schon zu spät. Kaya und Betsy waren quietschend einen Satz nach hinten gesprungen, ich machte einen großen nach vorne und schmiss Candy eines der Halfter entgegen, welche ich um die Schulter gehängt hatte. “Lass das du Zicke!”, fuhr ich sie an und baute mich so gut ich konnte vor ihr auf. Ylvi war vor Schreck wie versteinert und hatte sich keinen Zentimeter bewegt, krampfhaft umklammerte sie ihre Kamera und starrte die Stute an.
      “Hau ab!”, wiederholte ich und machte, wild wedelnd mit dem zweiten Halfter von meiner Schulter, der Stute zu verstehen, dass sie Land gewinnen sollte. Schließlich drehte sie sich um, umsprang ihr Fohlen ein paar Runden und galoppierte dann wieder in Richtung des Waldes.
      “Alles ok bei euch?”, fragte ich an die Mädchen gewandt, die sich in den Armen lagen. Da hatten sich zwei aber wirklich ziemlich erschrocken.
      “Ja, jetzt ist alles ok, Dad”, antwortete mir meine Tochter und ließ langsam von ihrer Freundin ab. Kaya nickte mir schüchtern zu. Erst dann drehte ich mich wieder zu Ylvi um. “Bei dir auch alles gut?”
      “Damit hätte ich nicht gerechnet”, sagte sie außer Atem und ließ die Kamera sinken. “Vermutlich hab ich das sogar noch mit aufgenommen.” Sie schaute auf den Bildschirm der Kamera und klickte eine Weile auf den Tasten hin und her. “Ja, das ist mit drauf. Das zeig ich Caleb später!”
      “Genau das ist der Grund, weshalb Caleb, und auch ich, euch verboten haben, alleine hierher zu kommen. Es ist ja nicht nur Candy, vor Devil müsst ihr euch auch in Acht nehmen.”
      “Aber was ist denn mit Sue? Wenn Candy so gemein zu uns ist, dann ist sie bestimmt auch gemein zu meiner Sue.” Betsy ließ den Kopf hängen, schien traurig zu sein.
      “Nein, Sue ist schlau, sie geht Candy einfach aus dem Weg- und wenn das nichts hilft dann kann sie sich wehren.” Ich ging zu Betsy und hob ihr Kinn mit meinem Zeigefinger nach oben. “Sie tut Sue nichts, keine Sorge.” Sie lächelte wieder, legte mir die Arme um die Hüfte und umarmte mich. “Danke, dass du uns beschützt hast, Dad.”

      Candy war schon einige Minuten weg, da kamen Soul (BR Heart N’ Soul), das einzige Appaloosafohlen diesen Jahres, Seth (BR Double Gunslide) und Atlantis (BR Atlantis Dream) auf uns zu. “Die drei sind in Ordnung”, sagte ich zu den Mädels und ließ sie langsam auf die Fohlen zugehen. Seth hielt zunächst ein wenig Abstand, so dass Ylvi den Hengst in aller Ruhe fotografieren konnte. Schließlich kam er auch auf die Mädchen zu. Soul schien allerdings keine große Lust zu haben, die Mädchen teilen zu müssen, weshalb er ein paar Schritte wegtrabte. “Ylvi deine Chance!” Ich lachte und wuschelte auch einmal der kleinen dunklen Stute Atlantis durch den Schopf.
      “Jetzt fehlen noch drei Fohlen, Ylvi”, sagte ich zu ihr, als sie die letzten Fotos der drei vorwitzigen Fohlen geschossen hatte. “Ich vermute, die sind auf der anderen Seite, oder irgendwo da beim Bach.” Um dorthin zu gelangen, mussten wir durch den Wald gehen. Da wollte ich die Kinder allerdings nicht mitnehmen, denn Candy würde auch dort sein.
      “Betsy und Kaya geht bitte zurück zum Truck, wir fotografieren nur noch die drei letzten Fohlen und dann kommen wir auch.”
      “Ist okay, Dad. Ich glaube wir reiten auch zurück. Oder noch eine kleine Runde, und dann zurück. Oder Kaya?” Diese nickte.
      “Reitet aber nicht zu weit weg!”, fügte Ylvi noch an, ehe wir uns umdrehten und in Richtung Wald gingen. Immer wieder warfen Ylvi und ich einen Blick über die Schulter, ob die Mädchen auch wirklich den Weg zurück zu den Pferden einschlugen.
      Die restlichen Fotos bekamen wir nicht ganz ohne Zwischenfall in den Kasten. Nachdem Dissident Whiz’, das Fohlen von Tainted Whiz Gun, abgelichtet war, wollte Ylvi die Stute verscheuchen, um besser an Raised und Rosy (BR Raised to Slide) dran zu kommen. Raised from Hell, die neben Ylvi stand, schreckte hoch und rannte sie einfach über den Haufen. Fluchend war ich zu ihr gerannt und hatte ihr wieder auf die Beine geholfen. “Was ein Chaos hier.”
      Schließlich war es uns doch gelungen. Auch die Bilder von BR Colored in Style, die Tochter von Smartie (GRH’s A Gun Colored Lena) waren dann noch schnell geschafft. Fix und fertig gingen wir zurück zum Truck, mit dem wir dann wieder zur Ranch zurückfuhren.
      “Das war mal eine willkommene Abwechslung”, sagte ich zu Ylvi, als ich ausstieg und die Halfter vom Rücksitz in die Hand nahm.
      “Aber anstrengend”, kommentierte Ylvi lachen, wandte sich kurz um und schien sichtlich beruhigt, als sie Kaya, Betsy und nun auch Tschetan aus dem Stall kommen sah.
      “Ich mach mich dann auch mal wieder an meine normale Arbeit, bis dann Ylvi.”

      Caleb
      Ylvi und Dell waren schon eine ganze Weile vom Hof verschwunden. Mittlerweile war es kurz nach Mittag. Die Pferde auf meine Liste waren versorgt. Die Hengste alle auf den Paddocks, die Boxen gemistet und ich hatte auch schon Kraftfutter für den Abend in die Tröge verteilt.
      Zwar hatte ich noch einiges an Papierkram vor mir, das konnte ich jedoch getrost auf heute Abend verschieben, so dass ich nun noch Zeit für mein HMJ Pferd HMJ Saintly hatte.
      Ich ging auf den Paddock des Hengstes, halfterte ihn auf und ging zum Putzplatz des Stalls, in dem er stand. Dort putzte ich einmal schnell über, ehe ich mich dazu entschied, ein wenig mit ihm spazieren zu gehen. So konnte er den Hof besser kennen lernen und ich hatte genügend Zeit, ein Auge auf alles zu werfen. Unterwegs traf ich Cayce, Laurence und Brian, die auf dem großen Reitplatz waren und Shorty (Whitetails Shortcut), Playboy (I’m a Playboy) und Silent Bay trainierten. Natürlich hielt ich dort an und musste meinen Senf zum Training dazu geben.
      Schließlich kam Cayce zum Zaun und schaute mich ernst an. “Hast du nichts besseres zu tun?”
      “Nein, grade eigentlich nicht”, grinste ich, während er kopfschüttelnd seinen Shorty abwandte und sich wieder seiner Aufgabe widmete. Cayce und Shorty waren ein tolles Team. Es wurde wirklich Zeit, dass ich meinen Vulture (Smart Lil Vulture) weiter trainierte, so dass wir nochmal gemeinsam ropen konnten. Bei meinem Glück und Vultures weniger Erfahrung würde ich nicht nur einmal im Sand landen, während Cayce mich schallend auslachen würde.
      Saintly und ich gingen weiter, kamen am kleinen Reitplatz vorbei, auf dem Octavia mit Soul (Prias Colourful Soul) ihre Runden drehte. Aimee stand am Zaun und beobachtete sie. Ich hielt mich nicht lange auf, denn mit Aimee hatte ich nicht wirklich etwas zu sprechen- Octavia war ja beschäftigt. Seit die junge Frau mit ihrem Vater auf die Ranch gekommen war, hatte ich noch nicht oft das Vergnügen eines Gespräches gehabt. Generell war sie eher wie ein Geist. Sie war mal hier, mal da- aber fiel nicht wirklich auf.
      An den Jungferdekoppeln stoppte ich und beobachtete zunächst die Hengste. Vulture spielte mit Cody (tc Mister’s Silvermoon Cody). Der Hengst hatte es bis jetzt in seinem Leben nicht wirklich einfach gehabt. Er stand noch nicht im Training, genoss seine Jugend in vollen Zügen. Auch Joker (BR Colonels Lil Joker) und Goldy (BR Colonels Golden Gun) waren nicht weit weg und zankten wieder miteinander herum. Sky (PFS’ Unclouded Summer Skies), Berry (GRH’s Funky’s Wild Berry) und Chico (Chic N’ Shine) standen gemeinsam am Heu und schienen die Ruhe zu genießen, dass sie endlich mal Platz am Ballen hatten.
      Mit Saintly am Strick, der sich sehr für die anderen Pferde zu interessieren schien, ging ich weiter zur Stutenkoppel. Luna (Special Luna Zip), Katie (Jacks Inside Gunner), Gun Sophie, Gin (Ginger Rose), Connie (Colonels Blue Splash), Crissy (Captains Blue Crystal) und Izzie (BR Dress to Impress) galoppierten auf uns zu, als sie mich mit dem fremden Hengst auf sie zukommen sahen. Auch HMJ Saintly, der bisher sehr ruhig an der Hand war, hob den Kopf und wieherte ihnen zu. Mittlerweile klang sein Wiehern auch wieder wie das eines Hengstes, nicht so kläglich und jämmerlich. Er tänzelte ein wenig an der Hand und wollte den Stuten unbedingt imponieren. “Na sowas aber auch”, kommentierte ich sein Verhalten und zuppelte ein paar Mal am Strick. Mein Blick schweifte einmal durch die Herde, morgen würde es ihnen auch wieder an den Kragen gehen, für dann war das Training fest eingeplant.
      Als Saintly begann an der Hand unerträglich zu werden, spazierte ich zurück zum Paddock, in den ich ihn wieder stellte und den Riegel des Tors mit dem Schloss versah: sicher war sicher. Dann ging ich wieder zurück ins Büro und widmete mich dem Schreibkram, den ich heute morgen liegen gelassen hatte.

      Ylvi
      Ich ließ meine Kamera auf den Tisch fallen, der erstaunlicherweise noch immer im Büro stand, und ließ mich selbst auf den Stuhl sinken. “Puhh.” stieß ich dabei hervor. Caleb sah von seinem Schreiben auf, zu mir herüber. “Ihr habt reichlich lang gebraucht.”
      “Sind ja auch nicht grad kleine Wiesen.” meinte ich energisch. “Außerdem hat mich Hell (Raised from Hell) umgerannt, als sie dabei war Tainy (Tainted Whiz Gun) zu verscheuchen. Als wär der Angriff von Candy nicht genug gewesen.” sprach ich läppisch daher. “Angriff?” fuhr Caleb besorgt fort. Mit einer Geste meiner Hand winkte ich ab. “Dell hatte alles im Griff. Ich war allerdings so erschrocken, dass ich erstarrt bin. War haarscharf. Hell hat anschließend den Rest erledigt. Immerhin ist der Ausrüstung nichts passiert.” Ich sah zum ersten Mal seitdem wir die Ranch am Vormittag verlassen hatten auf die Uhr. Das Zifferblatt zeigte 15 Uhr - wir hatten tatsächlich lang gebraucht.
      Mir schmerzte der Rücken, außerdem die Füße vom vielen Laufen. Aber immerhin hatten wir die letzten Bilder von Rosy (BR Raised to Slide) geschafft. BR Dissident Whiz hatte uns ebenfalls besonders schöne Vorlagen für Fotos gegeben als er mit BR Colored in Style gespielt hatte. An dem Glas Wasser nippend, öffnete ich den PC.
      “Die Bilder laufen nicht weg, wenn du willst kannst du dich auch anderen Aufgaben widmen.”
      “Stör ich dich?”
      “Nicht direkt, aber wenn ein Pferd dich umgerannt hat. Dann möchtest du vielleicht lieber ein heißes Bad nehmen, statt am PC zu arbeiten.”
      “Da magst du vielleicht Recht haben.”
      “Das...klingt nach einem Aber?”
      “Der Bungalow verfügt leider nur über eine Dusche.”
      “Ich denke du kennst dich noch aus?”
      Ich zog eine Augenbraue nach oben. Bot er mir etwa an hier im Haupthaus das Bad zu benutzen? Ich zögerte nicht lang. Nicht das er es sich anders überlegen würde.
      “Weißt du noch wo die Gäste Handtücher sind?”
      “Wenn du nicht umsortiert hast, klar.”
      Und damit verschwand ich die Treppe hinauf. Aus dem Schrank im Flur fischte ich mir eines der Handtücher, nahm ein zweites, kleineres für die Haare. Huschte dann ins Bad. Stand einen Moment an der Tür, die Hand halb ergriffen nach dem Schlüssel. Erinnerte mich an ein anderes Mal, eine andere Zeit in der ich die Tür nicht abgeschlossen hatte. Ich wusste nicht was mich dazu bewog, doch ich ließ die Tür geöffnet. Sah zu wie sich die Wanne langsam begann zu füllen, streifte die Kleidung vom Körper und glitt in das wohlig warme Wasser hinein. “Caleb, das war eine hervorragende Idee.” murmelte ich und schloss entspannt die Augen.

      Caleb
      Ich sah Ylvi hinterher, als sie das Büro verließ. Wenige Sekunden später sank mein Blick wieder auf den Papierstapel, durch den ich mich noch immer kämpfte. Verfluchter Bellamy. Eigentlich hätte ich ihn von Anfang an dazu rufen sollen, denn er hatte schließlich dieses Chaos verbreitet. Vielleicht war es aber auch gut, dass ich hier alleine saß, denn so konnte ich mich wieder ausbreiten- nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern auch auf dem Boden.
      Dabei fiel mir der Arbeitsvertrag von Louis Bekanntem, Logan Otaktay ins Auge. Wirklich Zeit hatte ich noch immer nicht gefunden, das Gespräch mit ihm zu suchen und ihm Aufgaben zu verteilen. Apropos Aufgaben… irgendwo mussten sich die Trainings- und Stallpläne befinden… wenn ich doch nur… “Mist.” Da waren sie gewesen und flatterten nun durcheinander zu Boden. “Aaaaaah Bellamy!”
      “Hm?” Da stand der junge Mann in der Tür. “Ich war grade in der Küche und hab mir was zu trinken genommen… was hab ich jetzt wieder angestellt?”
      “Du hast hier pures Chaos verbreitet! Ich bin schon nicht der beste Freund des PC’s, aber meine Zettelwirtschaft hat wenigstens Ordnung! Ich weiß nicht, was du hier wieder fabriziert hast, dabei war ich doch nur zwei Wochen weg!”
      Bellamy schien zu überlegen, knibbelte am Etikett der Plastikflasche herum. “Ich äh.. habe versucht... “
      “Chaos zu veranstalten.”
      “Nein. Also ich blicke da durch. Wenn du willst, kann ich dir helfen.”
      “Nein, danke. Ich hab eh schon alles umsortiert… aber geh mal in die Ställe und bring mir die dort hängenden Pläne, ich vergleich sie mal hier mit und änder sie gegebenenfalls nochmal um, dass alles aktuell ist.”
      “Okay, wird gemacht, Chef.” Damit verschwand der dunkelhaarige Mann.
      Es dauerte nicht lange, da knarzte meine Tür. Ich streckte den Arm aus und wollte die Blätter in Empfang nehmen. Die Hand, die sich mir entgegen streckte war braungebrannter, als ich gedacht hatte, weshalb ich aufsah. “Oh, hallo Tschetan. Hat Bellamy dich damit geschickt?” Der Junge nickte. “Bellamy sagte Ylvi müsste hier irgendwo sein, ich wollte sie etwas fragen.”
      “Ja, sie ist im Bad. Ich geh sie holen, warte hier.” Damit stand ich auf und ging, nicht über die jetzige Situation nachdenkend, zum Bad, in dem sich Ylvi seit geraumer Zeit befand. Kurz vor der Tür, mit der Hand an der Klinke, bremste ich meinen Schritt, schloss kurz die Augen und seufzte leise. Statt einfach hineinzugehen, so wie ich es früher getan hatte, klopfte ich zögerlich an der Tür. “Ylvi ich… Tschetan ist hier, er sucht nach dir.” Auf der anderen Seite der Tür hörte ich, wie das Wasser in Bewegung geriet. Eine Antwort ihrerseits wartete ich gar nicht erst ab, denn ich drehte mich augenblicklich auf dem Absatz herum und ging zurück ins Büro. “Sie kommt wohl gleich.”

      Ylvi
      Das Klopfen drang durch das Wasser nur dumpf an meine Ohren, ich musste genau hinhören um Calebs Worte zu verstehen. Mittlerweile war das Wasser eher kalt, als warm. Meine Haut war geschrumpelt und einige Teile davon überzogen von einer leichten Gänsehaut. Ich zog mich also aus dem Wasser - so schnell es eben ging. Eine Stelle an meiner Hüfte hatte mittlerweile eine unangenehme Lila Färbung eingenommen. Und meinen Rücken konnte ich nicht ganz drehen.
      Daher dauerte es länger als sonst bis ich meine Gliedmaßen in die Kleidung gezwängt hatte, ein Handtuch um meine schwarzen Locken geschlungen und die Treppe hinunter gefunden hatte. Ich steckte den Kopf durch die Tür, Tschetan hockte auf meinem Schreibtisch, Caleb halb verzweifelt über den Papierbergen. Vielleicht sollte ich mich von ihm einweisen lassen. Meine Sortierung wäre sicherlich zuverlässiger als die von Bellamy. Schoß es mir durch den Kopf. “Kaya und Louis haben das Abendessen vorbereitet, ich soll dich rüber holen.” grinste Tschetan breit.
      “Louis hat gekocht?” fragte Caleb belustigt.
      “Zumindest haben wir jetzt einige Gerichte die er zuverlässig zubereiten kann , OHNE uns alle zu vergiften.” feixte Tschetan.
      “Wie er sagt..und zumindest ist Kaya dabei.”
      “Ist das nicht noch mehr Chaospotential?”
      “Das werden wir sehen, fürchte ich.”
      Ich griff nach meiner Kameratasche, die mir der Junge aus der Hand nahm. Die Drehung war nur halb so elegant wie ich sie gern gehabt hätte. “Du humpelst?” fragte Tschetan überrascht. Ich nickte nur. “Ist ein bisschen blau.” murmelte ich. Ich ging einfach mal davon aus, dass Caleb ihm berichtet hatte was passiert war. Skeptisch sah er mich an, dann öffnete er mir die Tür um mich hindurch zu lassen. Als sich meine Hüfte wieder an Bewegung gewöhnt hatte, machte sie keine weiteren Anstalten.

      Trotzdem entging dem findigen Auge meines Mannes nicht das ich nicht flüssig lief. Das musste eindeutig am Beruf liegen! “Frag nicht…”
      “Was ist passiert?”
      Ich seufzte “Dumme Sache, hab mich von nem Pferd umrennen lassen.”
      “Candy?”
      “Nein, Raised from Hell. Aber alles gut.”
      Louis kam um den Tisch herum, zog sich die Handschuhe von den Händen, die eben noch die Lasagne-Form auf den Tisch gestellt hatten. “Du läufst aber nicht als sei alles gut.” Zielsicher und besorgt schaffte er es nach mir zu greifen, bevor ich mich ihm entziehen konnte. Er schob das Shirt an genau der richtigen Stelle nach oben. “Kühlsalbe, am besten noch vor dem Essen.” orderte er an. Kaya hopste von ihrem Stuhl, signalisierte mir mich zu setzen. Kurze Zeit später gab Kaya mir die Salbe in die Hand, die sie mir Gewissenhaft auf die Stelle schmierte. “Mensch, die Lasagne ist ja gar nicht angekohlt!”
      “Kaya hat vor dem Ofen gesessen um zu schauen, wann sie gold-gelb ist.”
      “Du hättest auch einfach die Zeit im Auge behalten können.”
      “Gehört nicht zu meinen Stärken.”
      “Timing? Andere Zungen würden etwas anderes Behaupten.”
      Louis kam näher, beugte sich vor. Und küsste mir auf die Stirn. “Würden sie?”

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      Mitte Mai
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      Caleb
      Seit dem Vorfall mit den Mutterstuten waren ein paar Wochen vergangen. In der Zwischenzeit war allerdings auch etwas passiert, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Kaya hatte gesprochen. Nicht zu mir, nicht zu Louis oder sonst einem Erwachsenen, nein. Sie hatte bei HMJ Saintly gestanden und mit ihm gesprochen.
      Ylvi und ich waren dabei gewesen sie und den Hengst zu beobachten. Heimlich und ganz leise, so dass sie uns nicht bemerke. und dann sprach sie mit ihm. Sagte, dass dieser Ort sie geheilt hatte und dass auch Saintly geheilt werden würde.
      Wie durch ein Wunder war dem wirklich so. Saintly machte sich immer besser, baute auf, wurde aufgeweckter und vor allem pfiffiger. Es war gar nicht so leicht, ihn in der Stallgasse angebunden zu behalten, weil er ständig an den Seilen herum spielte. Das ging mittlerweile so weit, dass ich ihn mit Ketten am Halfter sicherte, falls er die Knoten an den Führstricken aufbekam. Das Lösen der Ketten war für ihn unmöglich.
      Auch seine Boxentür war doppelt gesichert. Am Tor des Paddocks befand sich ja schon lange ein Schloss.
      Auf dem Hof begegnete mir Cayce, welcher Easy Going im Schlepptau hatte. “Ich geh ne Runde mit ihr auf den großen Platz, dann noch ein wenig raus. Kommst du mit?”, fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf.
      “Ich nehm mir Vulture, hab mit ihm noch was vor.”
      Cayce nickte, setzte dann seinen Weg fort.
      Der Meine führte mich zum Paddock des Braunen. Er kam sofort an den Zaun und holte sich eine Streicheleinheit ab, ehe ich ihn aufhalfterte und in den Stall ging. Dort putzte ich ihn kurz über, sattelte ihn, hängte das Rope ans Horn und ging zum kleinen Platz. Ich wollte vermeiden, dass Cayce mich sah. Die Frage nach dem gemeinsamen Ropen sollte eine Überraschung werden, weshalb es mir ziemlich gut passte, dass er gleich den Hof verließ.
      Auf dem Platz angekommen gurtete ich nach und schwang mich in den Sattel. Nach einer Aufwärmphase, die länger als gedacht dauerte, stieg ich wieder ab, löste das Lasso vom Sattel und fing an, es neben dem Hengst zu schwingen. Ein wenig kannte er das Prozedere ja schon, so dass er nur mit den Ohren spielte.
      Jetzt kam es drauf an. Ich setzte mich wieder in den Sattel, nahm die Zügel in die Hand, in der ich auch die loops hatte und fing an, das Lasso neben und über dem Hengst hin und her zu bewegen. Nachdem ich dies ein paar Mal gemacht hatte, nahm ich es über den Kopf und fing an, es zu schwingen. So weit, so gut. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, ließ ich es am Kopf des Hengstes vorbei nach vorne auf den Boden sausen, als hätte ich nach etwas gezielt, was ich hätte fangen wollen.
      Vulture machte einen erschrockenen Satz zur Seite und preschte nach vorne. Meine Bewegungen waren so routiniert gewesen, so oft schon hatte ich Lassos vom Pferd aus geschwungen, dass ich total vergessen hatte, dass ich dies bei Vulture noch nie gemacht hatte. Dementsprechend rechnete ich natürlich nicht mit der Reaktion des Pferdes und flog, ohne lange darüber nachdenken zu können, vom Pferd in den Sand. Vulture hüpfte noch zwei, drei Schritte nach vorne, eher er verdutzt stehen blieb, sich umdrehte und mich schief ansah. Ganz nach dem Motto: du warst doch gerade noch nicht da unten?!
      Beim Aufstehen klopfte ich mir die Hose vom Staub ab, ehe ich das schallende Lachen in meinem Rücken hörte. “Ich fass es nicht, den Supercowboy schlechthin hat es vom Pferd gehauen!” Da stand Octavia am Zaun, zusammen mit Betsy und Dell. Während sie mich auslachte, blickte Dell zerknirscht drein. Betsy war schon auf halbem Weg zu mir und machte wenige Meter vor mir langsam, denn sie wusste, dass sie mit dem Laufen Vulture erschrecken würde.
      “Ist dir was passiert, Caleb?”, fragte sie besorgt und blieb kurz vor mir stehen.
      “Nein, alles gut. Sowas kann auch den Besten passieren.”
      “Das hab ich gehört! Den Besten, haha!”, rief Octavia vom Zaun aus, was mich dazu brachte, ihr die Zunge raus zu strecken.
      Betsy kicherte. “Hihi, Cowboy, das macht man aber nicht!”


      Ylvi
      “Na Cowboy, wie ist es auf dem Boden der Tatsachen gewesen?” fragte ich feixend als Caleb das Büro betrat. Der blieb ein wenig verwirrt im Rahmen stehen “Boden der…” dann rollte er die Augen, stöhnte “Betsy!” entfuhr es ihm.
      “Keine Sorge, sie hat es mir nicht erzählt. Naja, nicht direkt zumindest. Vorhin im Auto, auf dem Weg zum Tanzkurs.” Die Schule hatte diesen Kurs empfohlen, um Kaya auch mit anderen Kindern außerhalb der Schule in Kontakt zu bringen. Seit ein paar Wochen besuchte sie diesen alle zwei Wochen nun mit Betsy gemeinsam. Ich hatte beide Kids dorthin gebracht. Nebenbei hatte ich Betsy beiseite genommen, sie schwören lassen Kaya nicht zu drängen und ihr anschließend erzählt das ich sie hatte sprechen hören. Das junge Mädchen war ganz aufgeregt gewesen bei der Vorstellung ihre Freundin auch eines Tages sprechen zu hören. Aber sie hatte mir Versprochen Kaya davon noch nichts zu erzählen. Sie sollte selbst entscheiden können wie und wann sie mit einem Menschen sprechen wollte. “Bist du noch immer bei den Bildern?” fragte mich Caleb. Ich nickte, drehte ihm den Bildschirm zu und zeigte ihm ein Bild von A Shining Chrome. Wir hatten uns in den letzten beiden Tagen vorgenommen, die Verkaufspferde noch einmal zu sortieren und zu fotografieren. “Immerhin sind die Seiten der Zuchtpferde nun vollständig. Jeweils mit Bild, Gencode und einer kurzen Beschreibung des Charakters. So können sich Fremde eine gute Übersicht der Pferde geben. Die Fohlen sind nun ebenfalls ergänzt. In dem Zuge habe ich die ganzen Papiere fertig gemacht. Die hab ich die nach Alphabet sortiert auf den Tisch gelegt. Schau nochmal drüber. Ist alles in Ordnung, dann werd ich die morgen mit in die Stadt nehmen. Louis, Dell und ich haben einen Termin in der Schule.”
      “Schule? Sag bloß die Prügelei zieht noch Kreise?” fragte Caleb erstaunt, richtete sich aus der gebückten Haltung auf und schritt hinüber zu seinem Platz. Daher sah er meine abwertende Geste nicht. “Nein, das ist vom Tisch. Wir haben eine Besprechung mit der Schulleitung. Ob vielleicht Home Schooling eine Option wäre. Dann könnte man sich die Fahrt nach Calgary sparen. Die Kids würden einen Lehrer hier zur Ranch bekommen. Kinder von außerhalb könnten ebenfalls hierher kommen. Otis McCann von der Nachbarranch und seine ältere Schwester zum Beispiel. Deren Eltern haben nicht immer Zeit sie zur Schule zu bringen. Sie fehlen oft. Der Weg hierher wäre nicht so weit.”
      “Das ist schon ein Punkt. Aber meinst du Kaya damit einen Gefallen zu tun?” Ich lehnte mich im Stuhl weiter zurück, kaute auf meiner Unterlippe herum. “Das waren tatsächlich ebenfalls meine Überlegungen. Das bringt mich auf die Idee vielleicht eher dafür zu Sorgen das ein Schulbus eingerichtet wird! Gerade Tschetan möchte ich ungern von Gleichaltrigen trennen. Sie sollten auch etwas anderes zu sehen bekommen als die Ranch.”

      Caleb
      Ich blieb vor meinem Schreibtisch stehen, warf einen Blick auf die Papiere der Pferde, ehe ich einen Bogen machte und auf dem Stuhl Platz nahm. Ganz oben auf dem Stapel lag das Papier von Daisy. Ein tolles Pferd, schon lange versprochen für Ethel Evergreen, Tiaras Mutter. Auf jeden Fall eines, was ich behalten würde, wenn sie doch noch abspringen würden.
      Erst dann sah ich wieder auf, mein Blick traf den von Ylvi: “Ich hab mich in Schweden glaub ich ein bisschen bei Tschetan verplappert gehabt… erwähnt, was ihr vorhabt mit dem Homeschooling. Er war alles andere als begeistert. Deshalb glaube ich, dass ein Bus wohl die bessere Alternative ist.”
      “Du hast schon mit Tschetan gesprochen?”, kam es vom Nachbartisch.
      “Versehentlich. Es ist mir rausgerutscht… sprecht deshalb vorher nochmal mit ihm, bevor ihr morgen zur Schule fahrt.” Ylvi nickte, senkte den Kopf und kümmerte sich um ihre Bilder.
      Ich ging derweil die Papiere durch. Die Fotos waren wirklich gut geworden. Fotografieren konnte Ylvi, das musste ich ihr lassen.
      Eine gute halbe Stunde später hatte ich alle Papiere auf ihre Richtigkeit überprüft. “Passt alles.” Den korrigierten Stapel nahm ich in die Hand und brachte ihn zu Ylvis Schreibtisch rüber, um ihn da auf einen freien Platz zu legen. Gedankenverloren strich ich mir einmal durch die Haare, ehe ich auf die Uhr sah. “Mist.”
      “Hm?”
      “Ich hab Murphy schon wieder vergessen.”
      “Hab gehört der nimmt jetzt Reitstunden bei dir, wie schlägt er sich denn?”
      “Immer besser, hätte ich nicht gedacht.” Damit verschwand ich aus dem Büro und joggte- ja joggte, hinüber zum Stall. Dort stand Murphy schon mit einem fertig gesattelten Blue.
      “Wird ja auch Zeit”, warf er mir zerknirscht an den Kopf, löste den Führstrick aus der Trense und ging mir hinterher zum kleinen Reitplatz. “Aufsteigen und warmreiten”, wies ich ihn an und schaute Cayce dabei zu, wie er I’m a Playboy um sein inneres Bein traben ließ. “Wie macht der sich eigentlich?”, fragte ich ihn. Den Mixhengst, naja eigentlich war er kein Mix sondern eine anerkannte Rasse, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, geschweige denn schon einmal drauf gesessen.
      “Wird immer besser. Das Losrennen beim Aufsteigen hab ich so weit im Griff, dass er das zumindest bei mir nicht mehr macht. Ansonsten wird er immer lockerer. Der hört gut zu, strengt sich toll an.”
      “Das ist gut.” Playboy hatte ich aus Mitleid aufgenommen. Es gab einen großen Verkauf einer Bekannten, die auch den “Quartermix” zum Verkauf inseriert hatte. So richtig Interesse zeigte jedoch niemand an dem schicken Tier, weshalb ich ihn schließlich aufgenommen hatte. Was machte ein weiteres Pferd schon? Vielleicht würden er und die “Quartermix”stute Striga einmal tolle Fohlen produzieren. Apropos Striga… “Wann hat eigentlich einer zuletzt auf Striga gesessen?”, fragte ich Cayce, als er wieder an mir vorbei kam.
      “Weiß nicht, glaub vor einer Woche.”
      “Vor einer Woche?!” Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Wenn die Reitstunde mit Murphy erledigt war, konnte ich nicht mehr aus dem Büro rauskommen, bis die neuen Trainingspläne geschrieben waren.

      Ylvi
      Es klopfte leise an der Bürotür, Louis schmaler Kopf schob sich durch die Tür. “Genug für heute, komm. Die Pferde sind gesattelt, lass uns einen Ausritt machen!” Die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen. Ich klappte den Bildschirm zu und ließ mich von Louis an der Hand zur Haustür bringen. Draußen standen Kaya und Tschetan mit jeweils zwei Pferden am Strick. Fylgia trug einen Westernsattel, Valravn nur eine einfache Decke. Auch Sunka trug einen Westernsattel und für mich hatten sie Inyan fertig gemacht. “Nicht Gweny?” fragte ich verwirrt in Louis Richtung. “Es tut so gut Sunka wieder in der Nähe zu haben. Ich fühle mich auf ihm ebenso wohl wie Inyan.” Das konnte ich verstehen. Ich fühlte mich auf meiner Fylgia auch am wohlsten, diese schien ich jetzt allerdings so gut wie an Kaya “verloren” zu haben.
      Im Quartett verließen wir also den Hof. Im Wald mussten wir zunächst im Trott hintereinander her reiten. Erst als sich der Weg verbreiterte ließ ich Inyan neben Ravn laufen. “Caleb hat sich also verquatscht?” meinte ich neutral zu Tschetan. Dieser gab keine Regung, ließ mich einfach weiter erzählen. “Das mit dem Home Schooling, das wäre also nicht dein Fall?” Tschetan knirschte etwas mit den Zähnen. “Ich weiß es ist umständlich für euch uns zur Schule zu bringen. Die Idee ist ja wirklich cool. Aber ich würde meine Freunde aus der Schule wirklich vermissen. “
      “Wir hatten die Idee uns vielleicht eher darum zu bemühen eine Buslinie für die Kinder von Außerhalb zu organisieren. Was hälst du davon?” Er antwortete nicht in Worten, aber nickte und strahlte mir eifrig zu. Dann deutete er mit den Lippen auf seine Schwester “Ich weiß zu schätzen das du sie beschützen willst. Aber du behebst das Problem nicht indem du sie vor der Welt in Schutz nimmst.”beendete er den Satz leise. Als er das sagte klang er älter, sehr viel älter als seine 13 Sommer. Ich sah ihn an, nickte bedächtig. Er hatte Recht. Das hatte auch Louis schon einmal gesagt. Es waren indirekt auch Calebs Worte gewesen. Dell hatte sich diesbezüglich nicht geäußert, aber wenn ich ehrlich war, Dell sprach so etwas selten an. Dazu war er einfach zu charmant. Ich hoffte für ihn wirklich das er eines Tages vielleicht eine neue Liebe entdecken würde. Er hatte so viel zu geben...und manchmal erdrückte er seine Tochter damit. Manchmal konnte ich aber auch seine Blicke voller Schmerz sehen. Ich hatte nur ein Foto gesehen, doch hatte es genügt um zu erkennen wie ähnlich Betsy ihrer Mutter sah. Das Haar, ihre Gesichtszüge. Mit jedem Jahr würde diese Ähnlichkeit mehr werden, da war ich mir fast sicher. “Wo hängst du eigentlich wieder mit deinen Gedanken?”
      “Mhm?”
      “Ja ganz genau.” feixte Louis.
      “In den Wolken, das solltest du doch wissen.” lächelte ich ungeniert. Er zwinkerte mir zu, trieb Sunka dicht an Inyan heran, sodass sich unsere Knie berührten. Ließ mich dabei nicht aus den Augen. “Ich hab gefragt ob wir einen kleinen Galopp vagen sollen.” Ich gab keine Antwort stattdessen machte ich Gebrauch von Inyans hervorragender Ausbildung. Ich ließ den Wallach aus dem Schritt gelassen angaloppieren. Ein kleiner Seiten und Rückblick zeigte mir das auch bereits beide Kids im Galopp waren, Louis bildete mit Sunka das Schlusslicht. Um das Ex-Rennpferd nicht auf der Stelle rennen zu lassen, beschleunigte ich Inyan, Fylgia reihte sich neben uns ein. Ich sah das Strahlen auf Kayas Gesicht. Locker hielt sie die Zügel des Knotenhalfters in einer Hand, die andere lag auf ihrem Schenkel. Festbetoniert. Genauso saß sie im Sattel. Genau wie ihr Bruder. Ich hingegen hatte noch einiges zu tun. Am frühen Abend hatte ich, zum ersten Mal seit langem, eine Reitstunde bei Caleb. Ich konnte nur hoffen er würde mir keines der schweren Pferde unter den Hintern setzen. Eigentlich hatte ich mit einem meiner Pferde teilnehmen. Caleb hatte mir da allerdings den Wind aus den Segeln genommen. Auf den Wallach Cielos konnte ich wohl nicht hoffen.

      Caleb
      Schon seit einer Stunde saß ich wieder am Schreibtisch. Die Reitstunde mit Murhpy war wirklich gut gewesen, er wurde immer besser, strengte sich richtig an. Galoppiert war er heute allerdings noch nicht, auch wenn ich ihm das versprochen hatte. Morgen Nachmittag allerdings würde es dann soweit sein, sollte nicht schon wieder etwas dazwischen kommen.
      Mit den Paddockplänen war ich jetzt fertig, so dass nun eigentlich noch die Trainings- und Boxenpläne an der Reihe waren, aber dazu hatte ich absolut keine Lust, denn dass es mich heute morgen bei dieser einfachen Übung aus dem Sattel gehauen hatte und so viele das gesehen hatten, nagte an meinem Ego.
      Entschlossen klatschte ich mir auf die Oberschenkel, stand auf, nahm meinen Hut von der Fensterbank und ging nach draußen. Im Rausgehen schnappte ich mir meine Jacke vom Kleiderhaken hinter der Tür und marschierte in den Stall. In der Bewegung blieb ich plötzlich stehen. Cielos stand ja gar nicht hier im Stall, der war ja am Reitplatz. Wer hatte eben nochmal die Pläne überarbeitet? Ich mit Sicherheit nicht.
      Aus dem Stand machte ich also kehrt, stiefelte zum Reitplatz und fand den Wallach auf Anhieb im zweiten Paddock. Ich halfterte ihn auf, ging zum Stall, putzte und sattelte ihn, hängte ein Lasso an den Sattel und ging auf den Platz. Dort gurtete ich nach, ehe ich mich in den Sattel setzte.
      Nach ausgiebigem Aufwärmen testete ich ein paar Reiningmanöver an, wir waren ja nicht nur zum Spaß hier auf dem Platz. Nachdem er sich dort allerdings auch sehr gut anstellte, hielt ich ihn an und fing an, das Lasso vom Horn los zu machen und neben ihm zu schwingen. Gipsy blieb ruhig stehen, er kannte das ja schon. Eine Weile schwang ich das Lasso rechts und links neben ihm, ehe ich es über seinen Kopf hinweg nach vorne warf. Er spielte mit den Ohren, blieb allerdings ruhig stehen. Dann fing ich an, aus der Bewegung heraus zu werfen. Erst im Schritt, dann im Trab und schließlich auch im Galopp. Wir hatten gerade die Tonne aus dem Galopp gefangen und einen Sliding Stop hingelegt, da bemerkte ich Ylvi am Zaun. Wie lange sie wohl schon da stand?
      “Hast du meine Reitstunde vergessen?”, fragte sie mich sofort und ich schüttelte den Kopf, klopfte Gipsys Hals und löste das Lasso von der Tonne. “Ich darf Gipsy reiten?”, fragte mich Ylvi ungläubig.
      “Ich äh.. nein.. Geh dir Gangster (Gunners Styled Gangster) holen, ist hinten auf dem zweiten Paddock, neben HMJ Saintly.” Wieder sah sie mich ungläubig an.
      “Gangster? Bist du dir sicher?”
      “Wird Zeit, dass du mal was anspruchsvolles unter den Hintern bekommst”, antwortete ich ihr knapp und wickelte das Rope auf. “Wenn du fertig geputzt und gesattelt hast komm hier auf den Platz. Wenn du beim Satteln, besonders bei den Boots Probleme haben solltest, Laurence ist drüben im Stall beim Putzplatz.” Damit galoppierte ich wieder an und suchte mir eine andere Tonne auf dem Platz aus.

      Ylvi
      "Gangster, komm schon, das is doch jetzt nicht dein Ernst?" ich klopfte dem Pferd mittlerweile zum dritten Mal am Hinterbein herum. Keine Reaktion. Außer das er sich mit seinem vollen Gewicht auf dieses stellte. So ein Sturkopf! Also griff ich beherzt zwischen seine Sehnen, erschrocken schnellte das Bein mit einem Mal doch nach oben. So konnte ich den letzten Hinterhuf des Hengstes doch noch auskratzen.
      Schon das aus dem Paddock führen hatte sich als Abenteuerlich herausgestellt. Das machte mir wenig Hoffnung auf den Ausgang der Stunde. Etwas anspruchsvolles hatte Caeb gesagt. Hatte er damit aber STUR gemeint?
      Zumindest verlief das Satteln ohne weitere Probleme, nichtmal die Boots bereiteten mir Schwierigkeiten. Allerdings würden die Bügel wohl welche machen. Ich bekam sie nicht auf meine Länge. Ich begann also mit viel Gefummel die Fender abzufriemeln. "Ich glaube nicht, dass Caleb glücklich sein wird, wenn du ihm Equipment klaust." kommentierte Dells Stimme plötzlich hinter mir. Ich drehte mich um, zog einen Schmollmund. "Ich soll den doch Reiten. Aber ich krieg die Bügel nicht auf meine Länge! Wenn du mir kürzere besorgen würdest? Die von Inyans Sattel am besten."
      Dell ließ sich zum Glück nicht zweimal bitten, half mir das ganze Konstrukt wieder zusammen zu bauen. Schließlich war ich auf und davon.

      Ich hatte regelrechte schwitzige Hände, was nicht am Wetter direkt liegen konnte da ein stetiger Wind durch die Bäume säuselte. Es war der erste Unterricht seit Monaten. Natürlich hatte ich von Louis Lektionen auf Inyan und auch Ravn absolviert. Caleb hingegen war noch eine ganz andere Hausnummer. Als ich den Platz betrat, schien er das Training mit Gipsy beendet zu haben. Denn er saß nicht länger auf dem Wallach, sondern dieser war am Rande des Platzes angebunden. "Du bist reichlich spät."
      "Ich war Gezwungen die Fender zu Tauschen."
      "Ah ja, ich vergaß Stummelbeine."
      "Danke mach dich noch drüber lustig."
      "Na los, rauf mit dir."
      Ich stellte den Hengst neben mir auf. Warf die Zügel geordnet über das Horn, stellte den linken Fuß in meinen kurzen Bügel und schob mich in den Sattel. Gangster blieb seiner Ausbildung entsprechend völlig entspannt dabei stehen. "Good boy." lobte ich ihn mit meiner Stimme. Caleb begutachtete mich einen Moment skeptisch. Trat dann heran und klopfte auf mein Knie. "Raus aus den Bügeln." Ich legte den Fuß also ein ganzes Stück nach vorn, während Caleb geschäftig den Fender um zwei Löcher länger machte. Ich sah sein Gesicht nicht während er sprach, aber ich konnte das Lächeln hören. "Wir machen aus dir irgendwann auch noch ein Country Girl, Englisch Lady." Er ergriff meinen Fuß an der Wade, schob ihn in den Bügel zurück und half mir auch mit der anderen Seite. Ich fühlte mich gleich näher am Pferd, meine Füße waren lockerer. Ironischerweise, hätt ich wohl bei dieser Länge die anderen Fender behalten können.

      Caleb
      “Beim Westernreiten sind die Bügel immer viel länger, dachte das wüsstest du mittlerweile”, kommentierte ich das, was ich gerade tat und konnte Ylvi dabei beobachten, wie sie ihre Lippe vorschob. Das tat sie öfter, wenn ihr etwas nicht passte, sie aber dazu nichts weiter sagen wollte.
      Während ich Gangster (Gunners Styled Gangster) und Ylvi auf die ganze Bahn wegschickte, kam Dell an den Zaun und fragte mich ein paar Dinge wegen der Boxen. “Ist okay, die können heute Nacht draußen bleiben. Misten kannst du die Boxen also auch morgen noch.”
      “Oh das ist gut. Dann mach ich mich jetzt nämlich fertig. Ich hab Betsy versprochen mit ihr ins Kino zu fahren.”
      “Und jetzt wolltest du mich als buh- Mann hinstellen, wenn du noch hättest misten müssen? Ha, ich kann doch auch nichts dafür, dass du damit so langsam bist!” Ich sah ihn grinsend an, doch Dell schob die Lippe vor. Hatte er sich das etwa von Ylvi abgeschaut?
      “Nein, Caleb, ich äh…”
      “Ist schon gut. Habt einen schönen Abend ihr zwei.” Damit wandte ich mich wieder Ylvi zu, die irgendwie ihre Schwierigkeiten mit Gangster zu haben schien. “Ylvi was machst du da?”, fragte ich sie gerade heraus und sah ihre Versuche, ihn zum losgehen zu animieren.
      “Zuerst machst du die Beine dran. Feste. Nicht hochziehen, streck die Beine und mach die dran. Hand hoch, nicht annehmen, nur wenn er vorwärts geht. Dann nimmst du an und geh rückwärts, so weit wie er vor gegangen ist. Wenn der den Rücken nicht anspannt und den Kopf runter nimmt hau mal zu. Ylvi zuhauen!” Ich knirschte mit den Zähnen, ging auf die Beiden zu und nahm ohne Vorwarnung Ylvis Bein und haute es einmal mit Kraft gegen Gangsters Bauch. Dieser legte kurz die Ohren an, senkte aber nach einem abermaligen sehr festen Klopfen von Ylvi den Kopf. “Lockerlassen und losgehen. Wenn die Rübe hoch kommt, Beine ran und dann annehmen. Erst locker lassen wenn er nachgibt, kommt da nix, haust du zu… geh mal einfach ein paar Runden im Schritt und Reite ein paar Bahnfiguren, Trab kommt später.” Gangster war ein schlaues Kerlchen, er merkte sofort dass nicht ich es war, der da auf seinem Rücken saß und dass sein heutiger Reiter keine Sporen anhatte- Ylvi war heute zum ersten Mal auf dem Hengst und schien ein wenig unsicher. Zudem konnte der Schecke unglaublich stur sein. Mit dem Annehmen und Nachgeben hatte Ylvi für die nächsten Minuten genug zu tun.


      Ylvi
      Vorwärts, rückwärts. Ich war völlig verwirrt was Caleb jetzt eigentlich von mir wollte. Als er dann etwas energischer mit mir und dem Hengst sprach zuckte ich zusammen. Huh war ihm am Morgen eine Laus über die Leber gelaufen?
      Unsicher ließ ich den Hengst wieder antreten. Nutze die Pylonen um kleinere Volten zu reiten. Mit jedem Schritt machte ich mich vertrauter. Der Hengst schritt deutlich anders vorwärts. Er reagierte auf feinste Bewegungen meines Beckens. Jedes Mal wenn ich meine Oberschenkel anspannte, drehte Gangster mir ein Ohr zu. Deutlich auf Anweisungen wartend. Also probierte ich mich aus. Ließ ihn anhalten, ein zwei Schritte rückwärts und anschließend wieder vorwärts. Neben den Bahnfiguren fragte ich Gangster nach leichten lateralen Bewegungen um ihn über die Seitengänge zu gymnastizieren.

      Caleb
      Ich ließ Ylvi weitestgehend in Ruhe, solange sie keine Fehler machte. Sie war in ihrem Element, eins mit dem Pferd und schien die Außenwelt auszublenden. Gangster war ein anderes Kaliber. Nicht unbedingt feiner, aber sensibler und reagierte manchmal übertrieben auf die kleinsten Hilfen.
      Die Stunde verlief allerdings gut. Am Ende waren jedoch Ylvi als auch der Hengst klatschnass geschwitzt und schienen ziemlich fertig zu sein. Gipsy, den ich am Zaun angebunden hatte, freute sich darüber, dass ich mich wieder ihm zuwendete und ihn wieder mit zum Stall nahm. Dort sattelten wir beide Pferde ab, Gangster bekam eine Dusche und konnte noch ein wenig in der Sonne trocknen.
      “Ich glaube, den Muskelkater spür ich morgen noch”, sagte Ylvi scherzhaft. Ich nickte kurz, erwiderte ihr Lächeln, kümmerte mich dann jedoch um das Verstauen der Futtersäcke, die jemand hier in den Füßen hatte liegen lassen. War das nicht auch Dells Aufgabe gewesen? Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Er hatte sich einen schönen Abend mit seiner Tochter verdient. Betsy kam oft zu kurz, bei dem was hier immer alles los war. Da wollte ich ihm deshalb am nächsten Tag keinen Rüffel versetzen.
      “Wenn Gangster trocken ist bring ihn auf seinen Paddock zurück”, wies ich Ylvi als nächstes an und verschwand mit Gipsy um die Ecke, um auch ihn zurück auf die Koppel zu bringen.
      In meinem Kopf ging ich die Liste durch, die ich heute noch zu erledigen hatte. Es war gar nicht mehr so schrecklich viel. Heu zu den Rindern fahren und auf der Ferienranch vorbeischauen. Vielleicht konnte ich mir da Bellamy oder sogar Octavia mitnehmen, letztere war begeistert von der kleinen Ranch, auch wenn sie bisher noch nicht oft da gewesen war.

      Am nächsten Tag wollte ich mich nochmal um die Verkaufspferde kümmern und diese noch einmal durchreiten. Nur weil sie zum Verkauf standen hieß das nicht, dass sie sich einfach nur die Bäuche vollschlagen sollten. Anfangen tat ich mit Chapter 24, General’s Coming Home und Chocolate Shades. Geplant war für den Vormittag kein weiteres Pferd, aber das Training dauerte nicht lange, so dass ich noch zwei weitere Pferde, Citizen Fang und Whinney unterbekam.
      Ich aß in aller Ruhe Mittag und war unglaublich froh, dass wir nun eine Haushaltshilfe besaßen, die sich darum kümmerte, so dass ich nach einer kurzen Mittagsruhe nicht erst noch aufräumen und spülen musste, sondern mich gleich wieder aufs Pferd setzen konnte. Neben Picture of a Ghost und Verdine brachte ich Kisshimbye und Sweet like Chocolate in die Führanlage, ehe ich mir Cruel Twist of Fate schnappte und den jungen Wallach noch reiten konnte.
      Gegen Nachmittag war noch Abadon all Hope an der Reihe. Die anderen Verkaufspferde hatte ich mir in den letzten Tagen schon vorgeknüpft.

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      (leider ein doofer Storycut aus… Gründen, man oh man, dann gehts halt anders weiter :3)

      Mitte August

      An einem späteren, extrem heißen Sommerabend, gegen 20 Uhr saß ich im Büro und starrte auf eine Verkaufsseite. Neben Heza Bat Man, auf den ich schon lange ein Auge geworfen hatte, standen nun auf einmal auch alle Pferde von Johanna Röder zum Verkauf. HMJ8345’s Continental, How ‘Bout Moonies, Blanton’s Gentleman, Four Bar Chocolate Becks und auch Chapman, aber sobald ich auf die Anzeige klickte, wurde er mir schon als verkauft angezeigt. Ich seufzte, griff sofort zum Hörer und telefonierte gut zwei Stunden mit Johanna.
      Nach unserem Telefonat stand alles fest: Conti blieb schon einmal direkt bei uns und in den nächsten Tagen würden die drei Hengste hier eintrudeln… außerdem, so informierte mich gerade meine neue E-Mail vom Pferdehandel van Heeringen, hatte ich auch den Zuschlag für das schicke Paint Horse, Heza Bat Man bekommen.
      Auf meinem Stuhl hüpfte ich einmal kurz auf und ab. Yes! Damit konnte ich meine Startpferde für die Juturity um ein wirklich gutes, neue Pferd erweitern. Wie er sich wohl im Training machen würde?

      Schon früh am nächsten Morgen war ich dabei, auf dem Hengstpaddock ein wenig für Ordnung zu sorgen. GRH’s Unbroken Soul of a Devil sowie Small Town Dude erfreuten sich des doch noch kühlen Wetters und ließen ein paar Luftsprünge ab, als ich sie mit der Schubkarre aus dem Weg schubste. Auch Zues stand in der Sonne und rupfte ein paar schmale Grashalme aus dem Boden. Als er mich sah hob er den Kopf und stoppte kurz in der Kaubewegung
      Bei den Stuten sah es da schon anders aus. Cup Cake stand zusammen mit California Rose und Frosty Lagoon im Unterstand, während GRH’s Unbroken Magic sich ausgiebig wälzte. “Du bist ein Schwein. Gar keine feine Dame wie zum Beispiel Stormborn”, schmollte ich und knipste schnell ein Foto des Oreopferdes, ehe mein Blick zu Kholáya, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Snapper Little Lena und Tortured Witch HMJ 6693 glitt. Witch würde ich eventuell mit Conti zusammenstellen, so müssten sich die beiden Stuten vielleicht sogar noch kennen.

      Wenig später schaute ich bei Ginny my Love, GRH’s Aquila T Mistery und Lovin’ Out Loud vorbei. Ginny hatte ich samt Fohlen in der vergangenen Nacht reingeholt, da die Stute nicht so fit schien. Da sie heute Morgen allerdings wieder super aussah, verlud ich sie kurzerhand zusammen mit Aquila und Lol in den Hänger, um sie wieder zurück zur Stutenkoppel zu bringen. Ab Morgen würden wir damit beginnen, die Fohlen abzusetzen. Dazu würde ich alle Pferde wieder an den Hof holen und sie auf die Paddocks verteilen. Da sie so viel Gesellschaft hatten und sich auf der Koppel auch schon ziemlich weit von den Müttern entfernten, rechnete ich nicht mit einem großen Drama.
      Wieder am Hof angekommen sah ich Cayce mit Till Death auf dem Platz. Laurence saß auf Chocolate Dream und Bellamy stand am Rand, hielt GRH’s Bellas Dun Gotta Gun in der einen, Hollywoods Silver Dream in der anderen Hand fest. “Reitet einer von euch heute noch Nachtschwärmer mit?”, fragte ich in die Runde und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller auf dem Platz auf mich gezogen. Cayce nickte.
      “Klar, kann ich machen. Sonst noch wen außer der Reihe?”
      “Nein, nur ihn. Ich helf Octavia gleich noch ein bisschen bei ihren Pferden. Die anderen sind für heute versorgt oder haben frei. Außerdem sollen gegen Abend die neuen Pferde kommen.”
      Cayce nickte und trieb Till wieder an. Der Hengst machte sich gut, geritten wurde er von jedem gerne und ich war wirklich froh, dass ich doch endlich die Chance bekommen hatte, ihn zu mir zu nehmen.
      Im Stalltrakt von Octavia angekommen staunte ich nicht schlecht, als dort eine kleine schwarz gescheckte Stute stand.
      “Das ist Breia LDS, kurz Nini. Ein Stutfohlen von Skrudur und Bree. Ist vor ein paar Tagen angekommen. Ich wollte dich fragen, ob ich sie zu den anderen Fohlen stellen kann, wenn du die morgen hier rüber zur Ranch holst.”
      Ich musste ja schon sagen… eigentlich bekam ich alles mit, was hier auf meinem Hof passierte. Wieso hatte ich das nicht mitbekommen?
      “Caleb du musst schon was sagen, schau mich nicht so geschockt an!”, meinte Octavia und sah nun etwas verunsichert zu mir herüber.
      “Ja.. ja klar. Ich hab nur gar nicht mitbekommen, dass du ein Pferd gekauft hast. Vor allem nicht so einen.. Mix.”
      “So ein Mix ist sie gar nicht. Der ist anerkannt als Zelter. Google das mal.”
      Ich schmunzelte. “Ja mach ich die Tage.. wobei brauchst du Hilfe?”
      Octavia drehte sich auf der Stelle herum und marschierte zum Ausgang des Stalles, kreuzte den Hof und ging auf ihre Paddocks zu. “Ich hätte gerne die Rennpferde wieder an der Rennbahn. Ich habe einen Jockey gefunden und bräuchte deine Hilfe beim Verladen.”
      Im Kopf ging ich die Pferde einmal durch, ehe ich nickte. “Wer so0ll denn alles mit?”
      “Drama Baby, Tigres Eye, Peacful Redemption und Wildfire xx. Culain kommt auch mit rüber, der wird jetzt angeritten und Tasmania hätte ich gerne als Track Pony dabei.”
      “Und was ist mit Pria?”
      “Priamos Ruffia Kincsem soll keine Rennen mehr laufen. Ich würde aus ihr eventuell nächstes Jahr noch ein Fohlen ziehen und ansonsten darf sie ihren Vorruhestand genießen, indem sie ein Geländepferdchen für mich wird. Mal schauen, was man aus ihr noch so rausholen kann.”
      Ich nickte, konnte sie bei ihrer Entscheidung voll verstehen. “Was hast du denn mit den anderen Pferden so vor?”, fragte ich dann und blickte zu ihr rüber, während wir schon die ersten Pferde mit zum Stall holten und zum Transport fertig machten.
      “Mit Magic Lanijos bin ich mir noch immer nicht so ganz sicher, auch nicht mit Ceara Isleen… Dakota ist ja Bellamy, der sollte sie nur mal öfter reiten. Mit Pocahontas habe ich ja erst kürzlich einen Springkurs gemacht. Die entwickelt sich super, braucht aber genügend Zeit zum Verarbeiten. Raspberry… klar. Dazu brauch ich nichts weiter zu sagen- und Absolute Bullet Proof muss ich auch mal wieder weiter trainieren… wo bleibt nur immer die verdammte Zeit?”
      Ich lachte, Octavia stimmte mit ein. Tja, wo blieb nur immer die verdammte Zeit?

      Wieder im Büro angekommen zückte ich mein Handy und wollte mir die neusten Pferdeanzeigen anschauen, rief dabei sogar eine Person für genauere Infos an.
      Lange konnte ich mich allerdings nicht am Telefon aufhalten, denn die Pferde von Johanna kamen gerade an.
      Ich seufzte, legte in aller Eile auf und sprang auf die Beine, um nach draußen zu gehen und die drei Pferde in Empfang zu nehmen; Conti war durch ihr Training ja sowieso schon bei uns. Ich freute mich, dass sie bleiben durfte und für ihr Leben nun ein Zuhause gefunden hatte, welches für immer das Ihre sein würde.
      Während Nic (How ‘Bout Moonies) irgendwie etwas zerpflückt aussah, stellten sich Four Bar Chocolate Becks und Blanton’s Gentleman, der schnell den Spitznamen Plankton bekam, als wirklich super gut gepflegte Pferde heraus. Was mit Nic passiert war würde ich in nächster Zeit noch in Erfahrung bringen.

      Am nächsten Morgen war es dann so weit. Die Fohlen würden abgesetzt werden. Dazu war ich mit fast allen meinen Mitarbeitern und den Trailern zur Weide gefahren, hatte alle Tiere aufgeladen und nun waren wir an der Ranch angekommen, ließen die Pferde aus den Trucks auf den Reitplatz, um sie dort zu sortieren. Die drei Jungpferde Dignity, Ace und Kat hatten wir ebenfalls mitgebracht, denn sie würden mit dazu kommen.
      Nachdem sich die Pferde nun etwas beruhigt hatten trennten wir die Stuten von den Fohlen und brachten die erwachsenen Tiere auf eine der hinteren Paddocks, die Fohlen und Jungpferde schließlich auf einen großen Paddock nahe des Hauses.
      Die erste Nacht war für alle ein wenig unruhig. Die Fohlen waren nicht gerade begeistert, dass sie nicht mehr so viel Platz und vor allem ihre Mamas nicht mehr um sich hatten, doch sie würden es schon überleben.
      Ein paar Tage später sah die Sache schon wieder anders aus. Die Fohlen hatten sich eingelebt und lernten alle nach und nach das Fohlen ABC. Erst wenn sie dieses wirklich aus dem FF beherrschten, würden sie wieder auf eine der großen Koppeln kommen, bis zum nächsten Jahr, wenn sie wieder genau hier mit den den Fohlen des nächsten Jahres landen würden.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Laurence und Birk zusammen auf dem Platz. Er nahm seine Aufgabe wirklich genau und es freute ich, dass die beiden immer mehr zusammenwuchsen. Auch, wenn er nichts davon wusste, dass der Hengst bei uns bleiben würde.

      Etwa drei Wochen später war es so weit und einige Fohlen sollten den Weg in ein neues Zuhause finden. Dies war leichter gesagt als getan, denn es taten sich Probleme auf. Pamina, die eigentlich an Zion gehen sollte, konnte aufgrund der Reitsportaufgabe nicht mehr umziehen. Und auch General Pleasure hatte kein Glück, denn neben ihm, der jetzt bleiben musste, war ich auch gezwungen Bittersweet Temptation erneut aufzunehmen. Der mittlerweile Wallach sah fast aus wie unser neue Hengst Small Town Dude, was ihn jedoch nicht davor bewahrte, wieder zu uns zurückkommen zu müssen.
      Wer allerdings ein tolles neue Zuhause bekommen würde, zum Glück eine Person, die zu ihrem Wort stehen konnte und die keine plötzlichen Schicksalsschläge hatte erleiden müssen, war Tiara Evergreen. Zu ihr würden nicht nur Shark und Daisy umziehen, sondern auch Chapter, Picture of a Ghost und Kisshimbye. Letztere war schon einmal im Besitz ihrer Mutter gewesen, die keine schlechte Arbeit mit ihr geleistet hatte.
      Ob alle Entscheidungen, die ich in den letzten Tagen getroffen hatte die richtigen waren? Das würde sich zeigen.
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  • Album:
    Evergreen Acres
    Hochgeladen von:
    Sosox3
    Datum:
    11 Dez. 2021
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    Ghost


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    sire: Temptations Pokerface
    sire: Tornados Bestside Story dam: Paminas Donnerstar

    dam: Miss Independent
    sire: Eye of the Storm dam: Rose Colored Gun
    sire: Eye of Douglas dam: Leslie OX | sire: Gunpower dam: Alicia Rose


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    Rasse: American Paint Horse
    Stute| 6 Jahre (01.01.2014)|
    160cm
    Farbe: Black Overo| Rappe mit Overo
    Ee aa Oo

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    Picture of a Ghost, ist eine Stute aus bester Abstammung. Sie hat den ausdrucksvollen Charakter ihrer Mutter geerbt und die wunderbare Fellzeichnung ihres Vaters. Grundsätzlich ist sie eine sehr aufmerksame Stute, besitzt ein gesundes Selbstbewusstsein und darf eine große Portion Neugier ihr Eigen nennen. Menschen gegenüber ist sie sehr aufgeschlossen, da sie nie etwas Böses widerfahren musste. Noch steckt sie in den Kinderschuhen und orientiert sich viel an ihrer Mutter. Da diese aber eine ausgezeichnet gemütliche und verständliche Stute ist, wird Picture sich sicherlich einiges davon abschauen.

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    Besitzer: Tiara Everdeen
    Zucht: Unbekannt
    Reitbeteiligung: -
    VKR: Kirbeeh


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    Trainingsstand

    -
    Platzierungen: 0/0/0
    Training: active

    Western LK5 LK4 LK3
    Reining LK3
    Trail LK3
    -
    LK5
    -


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    Zuchtinformation

    Zuchtverfügbarkeit: [​IMG]Geöffnet[​IMG]

    Zuchtbedingungen




    Nachkommen: -

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    PNGs

    offizieller HG | PNG | Puzzle PNG