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Sammy

PFS' Storm Cat

Englisches Vollblut | Stute | gekrönt || RE: S*** (5) | DR: A (1) | SPR: S (4) | MIL: M (3)

PFS' Storm Cat
Sammy, 2 Mai 2019
Cooper und Ezi gefällt das.
    • Sammy
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      Berichte aus Cat's Zeit bei Occulta auf Pineforest Stable
      29. April 2017 | von Occulta
      Stets auf der Suche
      Ein Bellen weckte mich. „Morgen Occu. Hast du überhaupt ein Auge zugetan?“ Jonas vertraute Stimme drang durch das Tor des Offenstalls. Ich blinzelte verschlafen, richtete mich auf und zupfte etwas Heu aus meinem Schlafsack. Ich hatte die Nacht auf dem Heuboden des Stutenstalls verbracht, weil ich die Geburt von Moon Kiddys Fohlen unbedingt mitverfolgen wollte. „Ein hübscher kleiner Kerl ist das geworden, glaubst du er hat das Splash Gen von Dod?“ Sofort war ich hellwach. „Wie? Was?! Ist er etwa schon da??!“ „Ach du hast es also doch verpasst? Komm schau“, lachte Jonas. Meine Labrador Hündin Sheela stand an seiner Seite und wedelte auch schon fleissig mit dem Schwanz, um mich runterzulocken. „Das gibt es doch nicht! Ich war bis um drei Uhr wach, und sie hat überhaupt keine Anstalten gemacht!“ „Sie hat sicher extra gewartet bis du schläfst“, schmunzelte er. Ich befreite mich aus dem Schlafsack und schielte vorsichtig nach unten, bis zum letzten Moment gespannt, was mich erwartete. Ich war ganz entzückt, als ich das braune Fohlen erblickte. Es hatte auf den ersten Blick grosse Ähnlichkeit mit seiner Mutter, nur das auffällige Kopfabzeichen und zwei weisse Fesseln hinten wich von diesem Eindruck ab. „Täuscht mich meine Sicht oder ist das linke Auge blau?“ „Jup, ist es. Und schau dir die hübsch geschwungenen Ohren an.“ Ich kletterte die Leiter runter und ging zu Moon hin. Ich streichelte sie liebevoll und checkte rasch, ob mit ihr alles in Ordnung war. Dann wandte ich mich dem Hengstfohlen zu und untersuchte es mit prüfendem Blick. Es musterte mich skeptisch, aber da seine Mutter keine Versuche unternahm, sich zwischen uns zu stellen, kam es nach kurzer Zeit neugierig einen Schritt näher gewackelt. Es war noch sehr unsicher auf den langen Stelzen, die sich Beine nannten, aber es machte einen wachen, fitten Eindruck. „Es hat jetzt schon mehr Langhaar als alle bisherigen Fohlen“, bemerkte ich augenrollend, mit einem Seitenblick auf Moons lange Locken. „Was hast du erwartet?“ Spielerisch frustriert steckte ich meine Hände in die Hosentaschen. „Dass ich dabei sein darf, das hab ich erwartet!“ Jonas gluckste amüsiert. Mein Handy fiel mir fast aus der Tasche, also gab ich es Jonas, bevor es noch im Stroh landete. Ich warf einen Blick zu Feline und deren Fohlen, das schon seit zehn Tagen durch die Welt stakste. Es handelte sich ebenfalls um ein Hengstchen, einen wunderschönen, angehenden Schimmel, der das Splash Gen von Papa Drømmer om Død höchstwahrscheinlich bekommen hatte – jedenfalls hatte er viermal hochweiss und eine breite Blesse, was schonmal dafür sprach. Ich hatte bei seiner Geburt beschlossen, dass er einer der Kandidaten sein würde, die ich behalten wollte. Einen passenden Namen hatte der kleine Kerl auch schon: Disparo de Fiasco. Daran hatte ich ganz schön lange herumüberlegt. Feline liess mich wie immer freundlich an ihr Fohlen heran und wartete in respektvollem Abstand, beobachtete uns aber genau. Ich war froh, dass sich die Stute schon bei ihrem ersten Fohlen als zuverlässige, unkomplizierte Mutter herausgestellt hatte. Ich streichelte sie nochmal zum Zeichen, dass ich sie jetzt in Ruhe liess und verliess den Offenstall, Jonas folgend. „Das war wohl vorläufig das letzte, was? Die nächsten Fohlen kommen erst später.“ „Noch mehr von den Dingern?“, scherzte Jonas mit vorgetäuschter Überraschung. „Also auf das von Moonrise Shadows bist du ja wohl auch noch gespannt, oder etwa nicht?“ „Klar. Ich hoffe es wird ein Rappe.“ „Nähh, das wär ja langweilig! Ich hoffe es wird ein Fuchs, schliesslich haben wir noch keinen Paint Horse Fuchs.“ „Bestimmt nicht. Ist das bei den Eltern überhaupt möglich? Ich glaube nicht. Und wenn dann ist die Wahrscheinlichkeit seeehr gering. Ich sage das wird nix mit deinem Fuchs - black for the win.“ „Pfft.“ Er zwinkerte mir zu und ich streckte ihm die Zunge raus, dann bog ich in den Hauptstall ab. Sechs Vollblutfohlen hatte es dieses Jahr für Pineforest gegeben – jedoch war keines davon im Hauptstall zu finden. Die ‚Mütter‘ Campina, Iskierka, Shades of Gray, Sympathy for the Devil, Captured in Time und Cassiopeia mümmelten unbekümmert an ihrer morgendlichen Heuration. Wie das möglich war? Embryotransfer. Ich hatte letztes Jahr passend zur Zuchtsaison ein vergünstigtes Angebot von einem meiner Tierärzte bekommen, und nach Rücksprache mit Oliver hatten wir beschlossen, gleich den kompletten Jahrgang so heranzuziehen. Das hatte den grossen Vorteil, dass wir bereits Fohlen von den Stuten bekommen konnten, die noch aktiv Rennen liefen; ohne deren Karriere zu opfern. Die Fohlen wuchsen auf dem Gestüt auf, auf dem auch die Leihmütter zuhause waren. Im Absetzalter wollten wir die Truppe dann nach Pineforest auf die eigene Fohlenweide holen. In der Vergangenheit hatten wir dasselbe Prozedere auch schon mit Painting Shadows gemacht, und bisher nur positive Erfahrungen gesammelt. Ich prüfte, ob das morgendliche Vollbluttraining voranging, dann setzte ich meinen Rundgang in Richtung Weiden fort. Unterwegs fiel mir auf, dass sich mein Handy nicht mehr in der Hosentasche befand, wo ich es platziert hatte. Also lief ich nochmal zurück zum Offenstall, fest davon überzeugt, es im Heu zu finden. Doch auch nach zehn Minuten Suche blieb es verschollen. „Es muss doch irgendwo sein“, murmelte ich verärgert vor mich hin. Von unten beobachtete mich Lovely Summertime erwartungsvoll mit ihren freundlichen, dunklen Augen. Hinter ihr versteckten sich zwei paar züsätzliche Beine, die jedoch schon ziemlich kräftig aussahen. Immerhin war das dazugehörige Hengstfohlen namens Unclouded Summer Skies auch schon über zwei Wochen alt, doch am ältesten war das Fohlen von Ice Coffee. Die kleine Icy Rebel Soul war am zweiten April zur Welt gekommen, als erstes Fohlen dieses Jahrgangs. Entsprechend mutig und verspielt war sie bereits. Beide Fohlen waren übrigens von Unbroken Soul of a Rebel und hatten von ihm wie erhofft viel Farbe mitbekommen. Ich hoffte, dass er auch ebensoviel von seinem Talent mitgegeben hatte.

      Ich gab die Suche vorläufig auf und überlegte, ob ich das Handy auch irgendwo anders hätte verlieren können. Doch auch auf dem Weg zum Hauptstall war es nirgens zu finden. Ich beschloss, später nochmal mit Jonas zusammen zu suchen, und machte mich nun definitiv auf, um nach den Miniature Horses zu sehen. Auch dort hatte es gleich dreifach Nachwuchs gegegben. Und wie durch ein Wunder waren auch noch alle drei Fohlen am selben Tag geboren worden! Dakotas Fohlen Beck’s Daisy Orchid hatte schon um zwei Uhr morgens auf wackeligen Beinchen gestanden. Wie unschwer zu erraten, war es eine hübsche, erdfarbene Tochter von Beck’s Experience. Auch das zweite Fohlen war vom selben Vater. Es hörte (noch nicht) auf den Namen Beck’s Little Diva und war das erste Fohlen von meiner leuchtend fuchsfarbenen Stute Lady Diva from the Sky. Das Fuchsfell hatte sie von beiden Elternteilen übernommen, wie es anders auch gar nicht möglich gewesen wäre. In einem grauen Kleid präsentierte sich der letzte Fellkäuel, der neben Tigrotto im Stroh lag und erst spät in der Nacht vom 23. zur Welt gekommen war. Offenbar hatte Tigrotto beschlossen, dass sie den kleinen Arctic Tiger nun ebenfalls genug lange mit sich herumgetragen hatte und war deshalb kurzerhand dem Beispiel der anderen beiden Stuten gefolgt. Ich war jedenfalls sehr froh, dass alles so gut vonstatten gegangen war. Auch Chocolate Chip erwartete noch ein Fohlen, allerdings erst später im Jahr. Allegra, die mittlerweile ja zu einem stattlichen Jährling geworden war, freute sich über die neuen Spielkameraden. Auch wenn diese im Moment noch nicht so wild waren wie sie selbst und erstmal vor allem an zwei Dinge dachten: Trinken und Schlafen. Miss Mini Daki hielt Allegra seit Daisys Geburt etwas auf Abstand, aber ich war sicher, dass sich die kleine Familie bald organisiert haben würde. Übrigens war von klein Daisy gerade keine Spur zu entdecken. Ich traute meinen Augen nicht und sah mich gründlich um, doch das Fohlen war weder bei seiner Mutter, noch sonst wo zu entdecken. Alarmiert ging ich zum Stalltor zurück und sah mich draussen um. Das kann doch nicht sein – ist sie unter dem Zaun durch? Fieberhaft suchte ich nach der kleinen. Ich rief Lewis, der bei den Fohlenweiden ausmistete rüber. „Are you sure? She was still there wehen I came to feed them half an hour ago“, meinte er stirnrunzelnd. Wir betraten den Offenstall und ich zeigte ihm, was ich meinte. Doch der Pfleger schüttelte nur amüsiert den Kopf und meinte: „Theres she is. You sure that you’re awake, Occu?“ Tatsächlich, Daisy lag neben Daki im Stroh. Offenbar hatte ich sie zwischen den Halmen glatt übersehen. Beschämt liess ich ihn wieder seiner Arbeit nachgehen und kniete mich neben Daki, um Daisy anzulocken. Stattdessen wurde ich natürlich sofort von Allegra beknabbert, die meine Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte. Ich ignorierte sie und streckte die Hand aus, damit Daisy daran schnuppern konnte. Die Miniatur-Fohlenschnauze berührte unsicher zuckend meine Finger, die anschliessend natürlich erstmal zwischen den weichen Lippen verschwanden. Zähne hatte das Tierchen zum Glück noch keine. Ich konnte mich kaum loslösen von dieser Niedlichkeit, besonders, als Tiger sich doch noch aufraffte und an ein paar Bocksprüngen versuchte, stattdessen aber ungelenk durch das Stroh stolperte. Als ich mich doch zum Gehen überwinden konnte, sah ich noch rasch bei den Hengsten vorbei. Arctic Blue und Glenns Caress dösten, der eine jeweils mit dem Kopf zum Popo des anderen. Das war eine Art natürlicher Instinkt, der es ihnen ermöglichte, potentielle Gefahren von allen Seiten her frühzeitig zu entdecken. So blieb auch ich nicht lange unentdeckt; Arco hob aufmerksam den Kopf und brummelte mir zu. Die Motivation zum Zaun zu kommen hatte er dann aber doch nicht. Nachtfalke hingegen kam rüber und prüfte, ob ich nicht vielleicht etwas hartes Brot oder eine Karotte dabei hatte. ‚Red‘, wie ich Becks gerne nannte, bediente sich weiter entfernt noch immer an dem Heuhaufen, den Lewis gebracht hatte.

      Mir fiel auf, dass ich Jacky und Zira diesen Morgen noch nicht gesehen hatte. Wo sie wohl stecken? Ich hielt die Augen offen und Pfiff, machte mir aber nicht die Mühe, nach den beiden zu suchen. Sheela hatte meinen Pfiff gehört und kam im galopp angerannt. Ich lobte sie und machte mich auf zum Nebenstall. Zwei Fohlen warteten noch auf mich: Cranberry und Cloony. Die beiden waren von Halluzination und Satine, Väter waren mein Liebling Co Pilot und dessen Halbbruder Costa de la Bryére. Ich hatte förmlich Freudensprünge gemacht, als ich die Deckanzeige von Costa gesehen hatte – schliesslich hatte ich den Hengst für kurze Zeit auch bei mir im Stall gehabt und er führte dieselben wertvollen Blutlinien weiter wie Pilot. Deshalb wollte ich beide Fohlen auch auf alle Fälle behalten. Registriert waren sie beide als British Warmblood, das hatte ich schon im Voraus so geplant. Als ich so mit verliebtem Blick über die Tür von Hallus Box lehnte, kam gerade eine Gruppe Vollblüter vom Training zurück. Normalerweise ritt ich ja selbst auch sehr gerne mit, aber in den letzten Tagen war ich durch das ständige Wachbleiben und Aufpassen so gerädert gewesen, dass ich freiwillig verzichtet hatte. Meistens hatte ich das Training sowieso verschlafen. Ich lächelte stolz, als ich Coulee beobachtete, die von April geritten den anderen folgte. Die Stute sah grossartig aus. Sie hatte ihre alte Form zurück und war auch psychisch wieder beinahe normal – das hatte sie letztens beim Handicap mit dem 3. Platz und einer hervorragenden Zeit bewiesen. Jetzt konnte ihr Comeback also so richtig losgehen. Auch wenn es immernoch Problemzonen mit der Stute gab; wenn man ihr genug Sicherheit vermitteln konnte, gab sie sich wirklich Mühe. Ebenfalls zu erwähnen war, dass Miss Moneypenny am selben Tag in einem anderen Rennen überlegen gewonnen hatte.

      Doch nicht alles lief so toll: mein Sorgenkind hiess Areion. Ich traf ihn und Lily wie immer am Nachmittag im Nordstall an. Eigentlich waren die beiden ein Herz und eine Seele, doch in letzter Zeit verhielt sich der Tinker zunehmend rüpelig und hengstig – offenbar spürte er den Frühling. Meine zehnjährige Nichte hatte einfach nicht genug Kraft, um gegen das grosse Plüschtier anzukommen, weshalb ihn im Moment meist Lisa ritt. Bei ihr lief er natürlich toll, aber letztendlich war er Lilys Pony. Ich zerbrach mir deswegen aber schon seit Wochen den Kopf, denn so konnte es einfach nicht weitergehen. Beide, er und Lily, waren frustriert und unglücklich mit der Situation. Als einzige rasche und zugleich nachhaltige Lösung sah ich eine Kastration. Doch wir alle taten uns etwas schwer mit dieser radikalen Massnahme. Leise seufzend machte ich mich daran, Lily beim Putzen zu helfen. Sie war auch heute etwas missmutig und bestrafte Areion schon für kleinste Fehltritte. Ich redete ihr ins Gewissen, dass Areion ja nichts dafür könne und nicht absichtlich so unartig war. „Er weiss es einfach nicht besser, und da du eben noch etwas zu wenig Kraft hast, um ihm den richtigen Weg zu zeigen…“ „Er soll aber auch auf mich hören, wenn ich nicht so viel Kraft einsetze! Du sagst schliesslich auch immer, dass ich ihm feine Kommandos geben soll!“ „Ja, aber manchmal reicht das eben doch nicht ganz – manchmal muss man zuerst etwas deutlich sein und kann erst danach wieder sanft werden, dafür dann umso besser.“ „Und du meinst, es wäre wirklich besser, wenn er kein Hengst mehr wäre?“, fragte sie halb murmelnd. „Ja. Dann könnte er sich nämlich wieder auf dich konzentrieren, und müsste nicht all den hübschen Frauen nachsehen.“ Sie schwieg nachdenklich, denn sie war eigentlich bis anhin absolut dagegen gewesen, ihn kastrieren zu lassen. Ich vermutete, dass sie einfach nicht wollte, dass der Tierarzt an ihrem Pony herumschnipselte, wenn es nicht lebenswichtig war. Doch der richtige Beweggrund für ihr Zögern offenbarte sich in ihrer nächsten Frage: „Glaubst du, dass Teddy nach dem Ka…strieren? irgendwie anders sein wird als vorher? Ich habe Angst, dass er dann ganz faul und verfressen wird…“ Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. „Wer hat dir das erzählt? Janine?“ Sie nickte. „Janine hat gesagt, dass ihr altes Pony nach dem… du weisst schon, ganz anders war als vorher und sie es deshalb nicht mehr haben wollte. Ich behalte Teddy auf jeden Fall! Aber ich will auch nicht, dass er sich verändert…“ „Keine Angst, er wird höchstens etwas ruhiger und braver werden. Ich mein, sieh dir mal Phantom an – ist der etwa faul und verfressen?“ Wir lachten beide bei der Erinnerung an den letzten Ausritt, auf dem er mir beinahe durchgebrannt war. Sein Training ging stets voran, wenn auch nicht mehr in ganz so grossen Schritten wie zu Beginn, aber trotzdem gab es immer wieder Rückschläge und Momente, in denen er wieder auf seine Instinkte zurückgriff und mich ausblendete. Es war eben nicht leicht, vier Jahre Wildnis und Überlebenskampf zu überspielen.

      Lily und ich einigten uns darauf, das ganze beim Abendessen zusammen mit Jonas nochmal durchzudenken und jetzt erstmal auf einen Spaziergang mit Areion zu gehen. Ich begleitete die beiden mit Ljóski, der nach dem gestrigen Tölt-Training auswärts eine wohlverdiente Pause bekam. Der kleine Ausflug verlief relativ entspannt, jedenfalls sobald wir vom Hof weg waren und Areion sich auf Lily konzentrieren konnte. Loki hatte bereits beinahe vollständig sein Fell gewechselt und sah prächtig aus. Mit dem kurzen Fell sah man seine Muskeln viel besser, und auch die Scheckung kam besser zur Geltung. Areion war noch etwas plüschiger, aber auch er hatte schon ganz schön viel Fell verloren. Doof nur, dass es in den letzten paar Tagen wieder ganz schön kalt geworden war. Die meisten Pferde froren trotzdem nicht, und den Geschorenen legten wir eben die Decken vorsichtshalber nochmal an. Als wir fast wieder Zuhause waren, fing es tatsächlich ein wenig zu schneien an, auch wenn es eher Schneeregen war. Wir retteten uns in den Nordstall und rubbelten die Rücken der beiden Jungs rasch mit Tüchern trocken, dann brachten wir sie in ihre Boxen und gaben ihnen je eine Karotte, wobei Herkir natürlich auch eifersüchtig an meinem Ärmel nippte. „Du kommst später dran, ich hab gehört Jonas plant einen anstrengenden Ausritt im Schneeregen“, sagte ich übertrieben laut, damit Jonas, der gerade hinter mir zu Circus Dancers Box schlenderte, hörte. Empört rümpfte er die Nase und antwortete: „Wer hat denn sowas behauptet? Als ob ich bei dem Hundewetter rausgehen würde…“ „Schön-Wetter-Reiter.“ „Und wie!“ Lily lachte beim Verlassen des Nordstalls über unseren Dialog und verschwand dann in Richtung Nebenstall – ich wusste auch genau, was sie dort vorhatte. White Dream war nämlich heute noch nicht bewegt worden, und Lisa hatte mir am Morgen verraten, dass sie wiedermal mit meiner Nichte abgetauscht hatte. Ich schmunzelte bei dem Gedanken und fand es schön, dass Lily die Ponystute so liebhatte.

      Ich selbst musste nun erstmal weiter zu Empire State of Mind. Auf den Schimmel wartete eine Dressurstunde, in der ich an den Seitengängen feilen wollte, um ihn zu lockern. Ich betrat seine Box und er streckte mir bereits freundlich seine graue Schnauze entgegen. Sein Halfter hing leider nicht wie üblich an seiner Boxentür, und ich hatte keinen Schimmer, wer es entfürt haben könnte. Aber ich wollte es eigentlich schon an seinem rechtmässigen Platz sehen, denn ich mochte es überhaupt nicht, wenn durch Unachtsamkeit Zubehör verloren ging. Also machte ich mich auf die Suche danach. Schliesslich wurde ich in der Führmaschine fündig, wo Cantastor es fälschlicherweise trug. Ich tauschte die Halfter aus und ging zurück zu Empire, um ihn aufzuhalftern und zu einer der Anbindestellen zu führen, wo ich mit dem Putzen begann – oder beginnen wollte, denn die Putzbox war auch weg. „Ajith! Where ist hat damn…“ Ich unterbrach mich selbst, als ich Anne entdeckte, die in der Sattelkammer drüben stöberte. „What are you looking for?“, fragte ich sie verwundert. „Darren told me to help him with the retired thoroughbreds today. I was so excited! I sat on Catastor for the first time!”, berichtete sie stolz.” “Now I’m just looking for some leg wraps.” “Why does he need leg wraps? You didn’t sprint a marathon, did you?“ „No…“ „So he doesn’t need any. Thoroughbreds are not that sensible, don’t worry.“ Daraufhin verschwand sie, um den dunkelbraunen Hengst aus der Führmaschine zu holen und in seine Box zu bringen. Als sie vor mir um die Ecke bog, bemerkte sie stirnrunzelnd „Just now I thought he had a yellow halter on… How strange.“ Ich schmunzelte kopfschüttelnd und erkannte, was los war. „I swaped them ‘cause you took Empire’s halter.” „Oh, I’m sorry, I didn’t know…“ „No problem.“ Mir war es zwar ein Rätsel, wie sie sie hatte vertauschen können, wo doch die Halfter aller Pferde an den jeweiligen Boxentüren hingen, doch ich sagte nichts weiter und kümmerte mich um Empires Putzbox. Nach einigem Suchen fand ich sie neben Sunday’s Spind. Leicht verärgert schnappte ich sie mir und putzte mit ihrem Inhalt meinen mittlerweile etwas ungeduldigen Schimmel. Da seine Beine etwas schlammig waren, stellte ich ihn vor dem Aufsteigen noch beim Waschplatz hin, um sie rasch abzuspritzen. Mir fiel auf, dass seine Vorderhufe schon wieder ein wenig ausbrachen, also beschloss ich, sie nach dem Reiten noch rasch zu feilen, denn natürlich fand ich heute auch die Feile nicht an ihrem angestammten Platz vor. Der Hengst war barhuf, denn er lief ja keine Rennen mehr und war momentan auch nicht im sonstigen Spitzensport tätig. Wir hatten uns mit ihm bisher auf Grundlagen beschränkt, damit er diese nach seinem Karriereende in aller Ruhe hatte erlernen können. Ausserdem waren wir mit ihm immer viel im Gelände gewesen, sodass er mittlerweile äusserst verlässlich geworden war. Also eigentlich hatte er bisher einfach sein Leben nach der Rennbahn geniessen dürfen und war langsam und schonend umgeschult worden. Wie gut er die Grundlagen in der Dressur mittlerweile beherrschte, zeigte sich auch heute. Fleissig und bemüht, alles richtig zu machen, kreuzte er die Beine. Nur das Tempo war noch ein wenig zu hoch. Ich versuchte schon seit einem Weilchen ihn immer mehr zu versammeln und die Lektionen ruhiger zu reiten, aber es dauerte bei ihm halt etwas länger, da er doch eine ordentliche Portion Temperament hatte. Ich war aber ganz schön zufrieden mit unseren heutigen Anstrengungen und lobte ihn entsprechend ausgiebig beim Trockenreiten. Als ich zum Fenster raus sah, entdeckte ich zufällig die beiden seit dem Morgen vermissten Hunde, die auf der Ovalbahn mit einem Ball von Lily spielten.

      Um vier Uhr hatte ich Empire versorgt und putzte bereits den nächsten Kandidaten, nämlich Ronja Räubertochter. Auch für sie stand gewöhnliche, langweilige Grundlagen Dressur auf dem Plan, was einzig dazu diente, sie zu beschäftigen und an Feinheiten zu feilen. Sie war heute etwas stur und aufmüpfig, vermutlich wegen des frischen Wetters. Trotzdem schafften wir eine halbwegs produktive Dreiviertelstunde. Beim Versorgen tastete ich noch ihren Rücken ab, um zu sehen, ob sie irgendwo verspannt war. Im Rücken fand ich nichts, aber bei der Schulter zeigte sie mir mit Scharren ein wenig Unwohlsein. Ich massierte die betroffene Stelle und dehnte die Vorderbeine durch ausstrecken. Sie gähnte vor Entspannung und schüttelte sich, als wäre sie gerade im Staub gelegen. Ich lachte über den treudoofen Blick, den sie danach aufsetzte und dessen Bedeutung ich längst kannte: „Darf ich jetzt bitte meine Karotten haben?“ Ich streckte sie ihr selbstverständlich hin, sobald ich ihr in der Box das Halfter ausgezogen hatte. Linda kam auf mich zu und fragte mich, ob ich ihr helfen könne Darren zu finden. Ich antwortete etwas gereizt, dass ich heute am liebsten nichts und niemanden mehr suchen wollte, gab ihr aber den Tipp, im Strohlager nachzusehen.

      Es war nun fast halb sechs und ich nutzte die Zeit vor dem Abendessen noch, um ein wenig Schrecktraining mit Phantom zu machen. Mir gingen langsam die Ideen aus, weil ich schon so viel mit dem ehemaligen Mustang gemacht hatte und er extrem schnell lernte. Das hing wohl damit zusammen, dass in der Wildnis rasches Anpassungsvermögen überlebenswichtig war. Mit ihm und seinen ausgeprägten Instinkten war es ganz anders zu arbeiten als mit einem Jungpferd das in Menschlicher Obhut aufgewachsen war. Weder einfacher noch schwieriger – einfach anders. Einerseits fiel uns die Kommunikation leicht, weil er ausgezeichnet auf meine Körpersprache reagierte; andererseits wurde alles erschwert durch sein Misstrauen gegenüber neuen Dingen. Aber mit Menschen an sich hatte er mittlerweile keine Probleme mehr. Mittlerweile stand Phantom ja im Offenstall mit den Criollo und Paint Horse Stuten (mit denen er sich übrigens bestens verstand). Als ich auf den Zaun zukam, spitzte er die Ohren und kam einige Schritte auf mich zu. Auch machte er keine Anstalten mehr auszuweichen, wenn ich ihn unerwartet anfassen wollte. Im Moment hatten die Fohlen eine Art Beschützerinstinkt in ihm geweckt, sodass er besonders aggressiv den Hunden gegenüber war. Er mochte sie auch sonst nicht, aber jetzt war es besonders schlimm. Sheela traute sich schon gar nicht mehr auf die Weide, und die anderen beiden blieben einfach in gesundem Abstand zu dem Rappen. Er war zwar nun schon seit Monaten Kastriert, aber sein Hengstverhalten hatte er dennoch nicht ganz verloren. Zum Beispiel erwischte ich ihn manchmal dabei, wie er die Stuten mit der typisch tiefen Kopfhaltung umhertrieb oder sich gegen einen Wallach auf der Nachbarsweide aufspielte. Den Damen schien das zu gefallen, jedenfalls wurde er von ‚seiner Herde‘ immer gleich begrüsst, wenn er vom Arbeiten zurückkam. Wenn ich ihn so beobachtete, hatte ich den Eindruck, dass er sich hier ganz wohl fühlte und sich immer mehr mit seinem neuen Leben anfreunden konnte. Trotzdem sah ich mir manchmal nachdenklich die Fotos an, die ich im Internet von ihm gefunden hatte. Ich fragte mich, was mit all den anderen Pferden darauf geschehen war, oder wie Phantoms Leben ausgesehen hätte, wenn er nicht eingefangen worden wäre. Herausfinden würde ich es nie.

      Jonas hatte bereits angefangen, das Gemüse für unser Abendessen zu rüsten, als ich ins Haus zurückkam. Wir assen meist am Mittag ein Sandwich oder sonst etwas Schnelles, dafür gab es am Abend eine anständige, warme Malzeit. Beim Essen erzählten wir uns von den heutigen Erlebnissen. „Ach ja, ich habe am Morgen mein Handy irgendwo verloren und finde es nicht mehr… Ich muss nachher nochmal suchen gehen, bevor es dunkel wird“, fiel mir wieder ein. Jonas setzte plötzlich ein breites Grinsen auf. „Meinst du das hier?“ Er fasste sich in die Hosentasche und zog auf wundersame Weise besagtes Gerät daraus hervor. „Warum…?“ „Du hast es mir heute Morgen in die Finger gedrückt, weisst du nicht mehr?“ Ich schlug mir symbolisch mit der Hand an die Stirn und lachte ungläubig. „Manchmal ist mein Gehirn einfach ein Löcherbecken…“ Wir schmunzelten und plauderten weiter. Irgendwann kamen wir wieder auf das leidige Thema Areion zurück. „Irgendwas müssen wir machen. Lily, wäre es wirklich so schlimm ihn zu Kastrieren?“ „Ja wäre es!“, rief Jonas empört. „Schon mal den Dicken selbst gefragt, was er davon hält?“ „Still, sonst lasse ich den Tierarzt nächstes Mal wegen dir kommen.“ „Das willst du nicht wirklich…“, murmelte er verheissungsvoll. Ich streckte ihm die Zunge raus und meinte: „Unterschätz mich nicht.“ Lily mischte sich mit einem Räuspern ein. „Wenn du versprichst, dass Teddy danach immernoch derselbe ist…“ „Das kann ich leider nicht versprechen, aber meiner Erfahrung gemäss verändert sich nicht wahnsinnig viel. Denk auch an ihn; er darf danach endlich mit seinen geliebten Mädels auf die Weide und wird nicht mehr von den anderen Hengsten gemobbt.“ Sie zögerte, dann nickte sie. „Na gut. Wenn ihn das wirklich glücklicher macht.“ Jonas verschränkte gespielt trotzig die Arme. Lily und ich mussten bei dem Anblick loslachen, und beim Wegräumen stichelten wir ihn immer wieder zum Spass.

      „Was machst du jetzt noch?“, fragte Jonas, während er sich schon wieder die Jacke anzog. „Ich fahr schnell rüber nach Shatterford und sehe nach unseren Vollblutfohlen.“ „Wann bist du zurück? Wir wollten doch Rosie noch einen Besuch abstatten, weil wir die nächsten Tage keine Zeit dazu haben werden.“ „Ich weiss, ich schaue, dass ich spätestens um neun Uhr zurück bin. Die Fahrt dauert ja zum Glück nur 20 Minuten, und ich nehme an, dass Ella mich nicht lange aufhalten wird, weil sie selbst noch genug zu tun hat.“ Ella Yorke war die Besitzerin des Hofs, auf dem unsere diesjährigen Nachwuchsrenner geboren worden waren. Ich wollte meine Autoschlüssel von der Kommode schnappen, doch sie waren weg. Verärgert rief ich aus: „Das gibt’s doch nicht, vorhin hatte ich sie doch noch in den Fingern!“ Jonas meinte im Gehen gerade noch: „Hast du in deiner Jacke nachgesehen?“ „In meiner Jacke? Das hätte ich gespürt.“ Doch tatsächlich, da waren sie, brav in meiner rechten Tasche. Augenrollend lief ich zum Parkplatz. Wie abgemacht beeilte ich mich und trödelte nicht lange herum, als ich auf dem kleinen Gestüt ankam. Ich klingelte an der Haustüre und wurde von Ellas Mann Steve in Empfang genommen. Er erklärte, dass Ella bereits im Stall hinten sei und führte mich zu ihr, damit ich sie nicht auch noch suchen musste. Wir sahen uns zusammen die sechs Vollblutfohlen an. Ich nahm jedes einzelne genau unter die Lupe und stellte zufrieden fest, dass sie alle vom Exterieur her den Erwartungen entsprachen. Allerdings fiel mir auf, dass eines der dominant weissen Fohlen ein wenig schlapp wirkte und selbst als wir den Offenstall betraten mit aufgestütztem Kopf im Stroh liegen blieb. Ella klärte mich sogleich auf: „Die kleine hatte eine schwierige Geburt, das ist die, von der ich dir auch schon am Telefon erzählt hatte. Sie ist auch etwas kleiner als die anderen und trinkt leider nicht ganz so viel, weshalb wir ihr zusätzlich zweimal am Tag etwas mit der Flasche anbieten.“ „Das das genetische Fohlen von Ciela… Denkst du, es liegt vielleicht daran, dass Ciela selbst noch so jung ist?“ „Gut möglich; es wäre jedenfalls schön wenn es nur das ist.“ Ich nickte zustimmend und sah das beinahe ganz weisse Fohlen nachdenklich an. Sie sah hübsch aus, mit den braunen Ohren und ihren dunklen Augen. Aber eben diese wirkten ungewöhnlich müde und lustlos, was mich wirklich besorgte. „Der Tierarzt war schon da?“ „Nein, kommt demnächst. Ich habe aber schon mit ihm telefoniert und er meinte, wir sollen so fortfahren wie bisher und die kleine gut beobachten.“

      Den ganzen Heimweg über zerbrach ich mir den Kopf, was das weisse Fohlen wohl plagte. Schliesslich wurde ich von meinen Sorgen abgelenkt, als wir auf der Wilkinson Farm von Rosie begrüsst wurden. Jonas und Lily liefen bereits voller Erwartung zum Stall, denn sie waren genau wie ich wahnsinnig gespannt auf Islahs und Farashas Fohlen. „Awww! Es ist ja ganz schwarz!“, kam wenig später der Ausruf von Lily. „Nicht ganz“, ergänzte Rosie, „Sieh dir die hell umrandeten Augen an – es wird ein Schimmel wie sein Vater.“ Entzückt betrachtete ich das Tierchen mit dem edlen Hechtkopf. Die krause Fohlenmähne war etwas dürftig im Vergleich zu der meiner Criollo Fohlen, aber das verlieh ihr schon jetzt ein elegantes Gesamtbild. Die grossen, hübsch geschwungenen Ohren waren neugierig nach vorne gerichtet, als es sich näher zu Lily hin traute und an ihrer Hand schnupperte. Kurz darauf erschreckte sich das Fohlen aber, weil Lily sich zu schnell zu uns umdrehte. Es machte einen übermütigen Seitensprung und verschwand im staksenden Trab hinter Farasha. Wir lachten über die kleine Show und gingen weiter zu Islah. Die kleine Isis, wie ich sie genannt hatte, sah aufgeweckt und munter aus. Sie war eine Schecke, wie ihre Mutter – allerdings hatte sie eine seltsame, grau gestichelte Stelle an der Flanke. Daher fragte ich mich, ob sie nicht doch noch ausschimmeln würde. Eine Schimmelbrille wie Farashas Fohlen hat sie zwar nicht, aber vielleicht ist das ja irgendein Sonderfall, überlegte ich. Jonas fragte Rosie: „Wie hast du nun eigentlich das schwarze Fohlen genannt?“ „First Chant, weil sie das erste Fohlen ist, das auf meiner eigenen Farm auf die Welt kam.“ „Ein toller Name“, bemerkte ich schwärmerisch. „Sie wird zum Verkauf stehen Occu, also wenn du Interesse hast…“, lachte die rothaarige, junge Frau. „Ich überleg’s mir, okay? Ich muss sowieso noch planen, welche unserer eigenen Fohlen ich behalten will. Das wird echt nicht leicht…“ „Doch eigentlich schon“, bemerkte Jonas verheissungsvoll. „Es wird damit enden, dass du alle behälst weil du keines loslassen kannst – und falls doch wirst du wieder jeden Tag hoffen, dass sie aus irgendeinem Grund zurückgegeben werden.“ „Du weisst genau, dass das nicht geht, auch wenn es toll wäre. Dafür haben wir einfach zu wenig Platz.“ Lily sah ich förmlich an, dass sie etwas dazu sagen wollte, aber sie hielt sich zurück und beobachtete nur nachdenklich Isis. Ich ahnte, was in ihr vorgehen musste. Sie konnte sich genau wie ich nicht entscheiden, welches der Fohlen sie am liebsten hatte.

      Wir verabschiedeten uns von Rosie, nachdem wir auch bei Anubis, Numair und Bintu Al-Bahri reingesehen hatten. Es war schon spät und wir mussten morgen wieder früh aufstehen, deshalb hatte es auch nicht für einen Tee bei Rosie gereicht. Den gönnten Jonas und ich uns dafür zuhause noch rasch, während Lily bereits ins Bett kriechen musste. Ich sass auf dem Sofa, streichelte Jacky und starrte nachdenklich an die Wand. Plötzlich überlegte ich laut: „Also bei den Criollos wäre es ja naheliegend, wenn wir Fiasco behalten würden. Er wird später sicher interessant für die Farbzucht.“ „Aber ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass du trotzdem lieber Moon’s Fohlen hättest. Oder liege ich da falsch?“, meinte Jonas zwinkernd. Ich seufzte und nickte langsam. „Dann behälst du eben den. Wir haben eh schon Dod für die Farbe, also spielt es keine Rolle.“ „Meinst du wirklich? Also gut, dann bleibt Moon’s Fohlen. Wir brauchen aber noch einen guten Namen für ihn.“ „Dod’s Daydream?“ „Nähh, ich finde etwas Spanisches wie bei Fiasco würde einfach besser passen…“ „Uff… Sueño del Muerte oder sowas? Ich kann kein Spanisch…” “Ich auch nicht wirklich, aber zum Glück gibt es das Internet.” Ich gab in diversen Wörterbüchern Vorschläge ein, die etwas mit der Bedeutung von Dods Namen zu tun hatten. Irgendwann stiess ich zufällig auf das Wort ‚solas‘, so viel wie „alleine“ bedeutend. Ich fand den Klang davon toll, und überlegte, womit man es kombinieren konnte, damit es passte. „Etwas mit träumen wär schon nicht schlecht“, meinte Jonas, „denn sonst hätte es ja doch keinen Zusammenhang mit Dod.“ So wurde es „Soñando Solas“ – ‚alleine träumend‘. Ich war zufrieden mit dem Klang, auch wenn die Bedeutung etwas fragwürdig war. Wir verräumten unsere Tassen und gingen die Treppe hoch ins Schlafzimmer, denn mittlerweile veranstalteten wir fast schon ein Wettgähnen. Als ich mich unter die Decke gekuschelt hatte, konnte ich es doch nicht lassen, weiter über die Fohlen nachzudenken. Ich stellte fest: „Ich glaube ich kann nicht schlafen, bis ich mich entschieden habe…“ „Welches von den Minis gefällt dir am besten?“, fragte Jonas leise. „Ich glaube Orchid. Wir haben ja noch kein buckskin Mini, und ich kann doch keine Tochter von Daki weggeben…“ „Siehst du? Und schon bist du wieder etwas weiter. Was ist mit den Warmblutfohlen?“ „Die behalten wir!“, meinte ich sofort, wie ein trotziges Kind. „Dieser Meinung bin ich auch!“, kam eine Mädchenstimme aus dem Zimmer nebenan. „Horchst du etwa? Ab ins Bett jetzt! Du musst morgen in die Schule.“ „Aber du behälst die beiden definitiv, ja?“ „Ja.“ „Gute Nacht.“ Daraufhin blieb es definitiv still aus dieser Richtung. „…Vollblüter?“, murmelte Jonas. „Cupid. Cupid bleibt, der hat Potential. Er hat sogar schon Oliver auf seiner Seite. Und Simply Priceless gefällt mir einfach wahnsinnig gut, ich möchte sehen, was aus ihm wird.“ „Ich finde Call it Karma süss. Die hat was besonderes, mit ihrem gutmütigen Blick und dem hübschen Bauchfleck.“ „Die beiden Schimmelfohlen von Iskierka und Shades of Gray sind auch vielversprechend… Wir können aber einfach nicht alle behalten…“ „Was ist mit dem zweiten dominant weissen?“ „Ich weiss nicht… Es wirkt so schwächlich und lustlos. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass es nicht durchkommt…“ „…Aber wenn doch würdest du es auch behalten wollen?“ „Es hat eine tolle Farbe, aber ich weiss nicht, ob es überhaupt zum Rennen geeignet sein wird, wenn es so schwach ist…“ „Naja, verkaufen kannst du es sowieso nicht, wenn es nicht fit ist. Also bleibt dir fast nichts anderes übrig als es zu behalten.“ „Aber zwei müssen definitiv weg. Vier behalten wäre okay, aber alle sechs sind zu viele.“ „Wenn du meine Meinung hören willst: Ich finde, du solltest die beiden Schimmel Snap Cat und Storm Cat abtreten. Ich weiss, du wolltest besonders das Fohlen von Iskierka aufwachsen sehen und trainieren, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir die anderen vier behalten sollten, und nicht diese beiden.“ „Ich hoffe dein Gefühl ist verlässlicher als meines damals beim Kauf von Cool Cat. Er war ja ursprünglich nur meine zweite Wahl gewesen, aber er hat sich zu einem echten Glückstreffer gemausert. Glaub mir, die Pferde aus dieser Blutlinie sind vielleicht am Anfang unscheinbar, aber entwickeln sich später zu unerwarteten Talenten.“ „Tja, du musst dich entscheiden. Du hast dir das vier-Vollblüter-Limit selbst gesetzt, nun musst du damit umgehen.“ „Ich weiss… Na gut. Die Schimmel gehen. Aber wehe das war die falsche Entscheidung!“ „So so, das ist natürlich bequem, im Falle eines Falles mir die Schuld zuzuschieben. Aber okay, ich übernehme die Verantwortung.“ Ich gab ihm glücklich einen Kuss und legte meinen Kopf an seine Schulter. Ich murmelte: „Hunter Crowley hat auch schon Interesse an den beiden gezeigt. Wenn er tatsächlich eines davon nimmt, wären sie wenigstens noch in der Nähe von uns.“ „Ich bin sicher, dass er bei den süssen Ohren nicht wiederstehen kann“, gluckste Jonas. „Bleiben noch die Paint Fohlen. Behalten oder weggeben?“ „Unclouded ist schon ein richtiger Pachtskerl…“, meinte Jonas zögernd. „Wirklich. Aber irgendwie… Hach ich weiss nicht, wenn wir Shadows Fohlen dann auch noch behalten wollen… Ich habe das Gefühl, dass ich mich gerade noch so von den beiden trennen könnte.“ „Da stimme ich dir zu.“ Ich horchte noch eine Weile seinem ruhigen Atem, dann fielen mit die Augen zu. Endlich fand ich auch den Schlaf, jetzt wo alles beschlossen war.

      16. Mai 2017 | von sadasha
      Widerwillig knurrend schaltete ich nach vier Snooze Durchgängen meinen Wecker aus und rappelte mich hoch. Gerade als ich mein Schlafzimmer verlassen wollte hämmerte es gegen die Türe: „Aufstehen, Frühstück wird kalt!“ rief meine Mutter und sah mich erschrocken an, als ich sofort die Tür öffnete und vor ihr stand. „Morgen.“ murrte ich und glitt an ihr vorbei ins Bad um mich fertig zu machen. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich so viel Kaffee intus, dass ich voller Tatendrang war. Ein kurzer Blick auf den Arbeitsplan verriet mir, dass ich heute den Vormittag bei meinen Vollblütern verbringen würde. Gine hatte die Offenställe von Mr. Raw Depression, Ehrengold und CHH‘ Lamperd schon geöffnet, sodass die Hengste nach draußen gehen konnten. Die Stuten jedoch warteten noch ungeduldig darauf herausgelassen zu werden. Blütenzauber streckte ihren Kopf in die Stallgasse, als ich mit den passenden Halftern näher kam. Neben Blütenzauber, nahm ich auch Bear Totem’s Denali, LMR Lady Luna samt Little Miss Backyard, Scarlet in Birth samt Stars of Magic und Riven in a Dream samt Rouge Trap mit raus. Natürlich musste ich mehrmals laufen. Immer eine Stute links, eine rechts. Hatte die Stute ein Fohlen bei Fuß, so lief es ohne mein Zutun mit. Nachdem alle Stuten auf dr Weide standen kümmerte ich mich um die Youngsters. Golden Sugar und PFS Strolch standen zusammen mit Raving Hope Slayer auf der Bachelor Weide. CHH‘ Classic Spring hatte Gine gerade im Training. PFS‘ Savory Blossom war mit einem der Jockeys auf dem Weg zur Ovalbahn.

      „Jetzt sind es nur noch wir beide.“ sagte ich zu Moulan, während ich meiner Rappstute das Halfter überstreifte. Moulan ließ das bei mir mittlerweile ohne Angst zu. Auf der verlassenen Stallgasse machte ich sie fest und holte ihren Putzkoffer. Beim Putzen ließ ich mir ordentlich Zeit und untersuchte meine Stute auch auf Ungeziefer oder Schrammen. Moulan war im besten Zustand seit Langem. Wir hatten seit ein paar Tagen die Testergebnisse ihrer Farbgene da. Sie war ein reinerbiger Rappe, was mir sehr zusagte. Zwar war mir die Farbe meiner Pferde im Grunde egal, wenn ich jedoch die Wahl habe würde ich immer mehr zum Braunen oder Rappen tendieren als zum Fuchs. Bei der nächsten Decksaison ist Moulan auch dabei. Mit 10 Jahren war sie eine verhältnismäßig alte Maidenstute, doch sie brauchte die Zeit.

      Eine halbe Stunde später stand ich mit Moulan auf dem Springplatz. Vor dem Platz hatten es sich meine Mutter und Kerry gemütlich gemacht. „Was machst du hier?“ wollte ich Kerry wissen, die ich heute nicht eingeplant hatte. Sie lächelte nur und wank ab. Weiß der Himmel was sie wieder hatte. Ich dachte nicht weiter daran und konzentrierte mich auf Moulan unter mir. Wir nahmen zuerst ein paar Cavalettis zum warm werden, bevor ich sie auf den aufgebauten Parcours brachte. Fehlerfrei waren unsere Durchgänge heute nicht, jedoch hatte ich das Schwierigkeitslevel erhöht. Sie musste engere Kurven gehen und sich schneller auf die neuen Hindernisse einstellen als üblich. Am Ende konnten wir aber doch zufrieden sein. Ein Durchgang ohne gefallene Stange war wirklich lobenswert für eine Stute, die eigentlich nicht als Springpferd geboren ist. Nach dem Abreiten lobte ich Moulan abermals und brachte sie schließlich mit ihrer Abschwitzdecke auf die Weide zu den anderen Stuten. Der Vormittag war damit vorbei.

      Nach der Mittagspause setzte ich mich in meinen Wagen. „Wohin willst du?“ Kerry… Die hatte ich schon ganz vergessen. „Zum Pineforest Stable.“ gab ich knapp zurück und legte den Sicherheitsgurt an. „Aha, was machst du da?“ sie warf einen suchenden Blick auf den Beifahrersitz neben mich. „Ich besuche dort ein Fohlen, das ich gekauft habe.“ Kerry fing an zu strahlen. „Darf ich mit?“ Natürlich sagte ich nicht Nein. Ich hätte keinen triftigen Grund gehabt.
      Auf dem Gestüt von Occulta Smith herrschte regen Treiben. Kerry war begeistert wie viele Pferde und Mitarbeiter es hier gab. An jeder Ecke blieb sie stehen um sich etwas genauer anzusehen. Ich hingegen lief suchend von Gebäude zu Gebäude bis ich Occulta fand. Wir grüßten uns herzlich, bevor sie mich zu PFS‘ Storm Cat führte. Das junge Schimmelstutfohlen tollte auf der Weide und man sah ihr Rennpotential ganz deutlich. Ich war begeistert. Bis zuletzt hatte ich immer versucht mich mehr auf meinen Sport zu fokussieren, doch jetzt da ich eine eigene Ovalbahn hatte, hatte ich die freie Wahl. „Und immer noch zufrieden mit deiner Wahl?“ wollte Occulta wissen und ich nickte. Mehr als das. Ein Schimmelfohlen war schon immer mein Traum. Mit Storm Cat wurde dieser erfüllt. Eine ganze Weile blieb ich am Zaun stehen und sah meinem zukünftigen Pferd zu. Kerry lief währenddessen überall herum, bis sie auch das irgendwann langweilig fand und wieder zurück wollte.

      Erst gegen Abend trafen wir wieder auf dem Bear Brook EC ein. Der Feierabendverkehr hatte uns voll erwischt. Gut zwei Stunden standen wir im Stau. Erst als ich die drei auf der Weide sah fiel mir ein, dass ich sie vollkommen vergessen hatte. „Mist…“ murmelte ich und Kerry sah mich mitfühlend, aber verwirrt an. „Was denn?“ fragte sie. „Eigentlich hätte ich heute Iseabail, Felan und Lady Lyneth Bowen bewegen sollen.“ gab ich zurück und sprang aus dem Wagen, als ich ihn geparkt hatte. Gine war noch immer auf dem Hof, zumindest stand ihr Wagen hier. Ohne Kerry weiter zu beachten suchte ich sie und fand sie in der beleuchteten Reithalle. „Es tut mir leid, Gine. Hast du die drei auch noch bewegt?“ fragte ich. Gine saß gerade auf Mister Blockhead und es sah ganz so aus, als wäre sie gerade fertig mit ihm. Sie nickte lächelnd. „Alles gut, deine Mutter hat mir geholfen und die Reitponystuten mit bewegt.“ Das hieß Princess Sansa, Iceflower, Arcany und Eismärchen waren auch beschäftigt worden. „Wen hast du noch gemacht?“ fragte ich, da ich meine Gedanken gerade nicht sortieren konnte. „Samson, Niffler, Pendragon, PFS‘ Heart of Ocean und Zuckerwatte.“ gab sie zurück und stieg ab. „Das reicht für heute oder?“ fragte sie neckend. „Isaac kam aber auch noch, er hat Come Back Cupcake gemacht und sich dann um Emrys, Mephisto und Vikar gekümmert.“ Nun war ich komplett raus. „Morgen wird es besser.“ versprach ich. Mir tat es wirklich leid, die beiden so allein gelassen zu haben, aber mein Kopf ist heute Morgen anscheinend im Bett geblieben.

      15. Juni 2017 | 17014 Zeichen von adoptedfox
      Pferdepflege von Landsberg
      Ich hatte gerade die letzte Pferdebox ausgemistet als ich ein deutliches summen wahr nahm. Für gewöhnlich legte ich mein Telefon auf einen Strohballen oder ließ es im Haus, doch da die Auftragslage in letzter Zeit zunahm hielt ich es für vorteilhaft das Telefon immer in meiner Nähe zu haben. Ich lehnte die Mistgabel an eine Boxenwand und ging zur Box von Compliment, in dessen Trog ich das Telefon gelegt hatte, als es erneut zu vibrieren begann. "20 neue Nachrichten?" sagte ich verwirrt und öffnete WhatsApp. Er hat sicherlich einen Grund wieso er mich 20x begrüßt dachte ich und bevor ich das Telefon weg legen konnte, erreichte mich erneut eine Nachricht von Hunter. "Ich hab heute doch Zeit zum helfen." Ich antwortete nicht und legte das Telefon stattdessen zurück in den Trog. Ich brachte die Schubkarre zurück zum Misthaufen und legte die Mistgabel hinein. Hunter und ich hatten uns 7 Wochen nicht gesehen und ich war etwas aufgeregt. Er hatte einige neue Pferde und die würde ich heute besuchen gehen.Bevor ich mich jedoch auf den Weg machte ging ich ins Haus und zog mich um. Ich wählte ein einfarbiges Hemd aus und meine schwarze Reithose. Während der Stallartbeit trug ich stets Reitstiefeletten. Meinen Terminkalender und das Navigationsgerät ließ ich zuhause, den Weg nach BearBrookEC würde ich auch ohne finden. Ich stieg in den Wagen, ließ die Fenster herunter und machte mich auf den Weg.

      "Bitte nicht..." flehte ich meinen Wagen an. Die Warnleuchte der Motortemperatur leuchtete auf und ich war gezwungen den Wagen am Straßenrand abzustellen. Ich schaltete in den Leerlauf, stieg aus und öffnete die Motorhaube. Seufzend setzte ich mich zurück in den Wagen, zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte Hunter's Nummer. "Crowley?" meldete es sich am anderen Telefon. "Hunter ich bin es, Käthe. Ich bin liegen geblieben zirka 10km von Lincolnshire und weiß nicht was ich machen soll..." ich versuchte meine Überforderung zu unterdrücken und hoffte das es funktionierte. "Ich bin gleich da!" antwortete er knapp und legte auf. Ich steckte mein Telefon zurück in die Tasche und wartete. Keine 15 Minuten vergingen als ich Motorengeräusche vernahm. Ich stieg aus dem Wagen aus und ging auf die Straße. Es war Hunter, aber er war nicht mit seinem Wagen da. "Ist das dein ernst?" fragte ich als er sein Motorrad abstellte, doch er antwortete nicht und lachte stattdessen, während er seinen Helm ab nahm. "Das ist nicht komisch Hunter!" sagte ich aufgebracht und verpasste ihm einen Schlag in die Seite. "Sorry!" sagte er, noch immer lachend und drückte mir einen Helm in die Hand. Widerwillig setzte ich ihn mir auf und stieg hinter Hunter auf das Motorrad. "Ich hab vielleicht ein bisschen Angst." sagte ich leise. "Halt dich einfach an mir fest, da passiert schon nichts." sagte er, nahm meine Hände und legte sie um seinen Bauch.

      Nie wieder setze ich mich auf ein Motorrad dachte ich und nahm den Helm ab. Während Hunter auf dem Weg ins Haus war, ging ich bereits in Richtung der Stallanlage. Ein neues Pferd fiel mir direkt ins Auge. Ich ging an seine Box und las seinen Namen auf dem Boxenschild. "Braddock 'The Parrot'" las ich laut vor und begrüßte den Ponyhengst durch die Gitterstäbe. Ich ging in die Sattelkammer und holte einen Strick damit ich Braddock aus seiner Box holen konnte. Ich band ihn vor seiner Box an und begann damit sein Fell zu striegeln. Nachdem ich auch seine Mähne und seinen Schweif gekämmt hatte, bürstete ich das Fell nochmals über. Ich griff nach dem Hufkratzer in meiner Hosentasche und begann damit seine kleinen Hufe auszukratzen. "Na hast du Lust eine Runde spazieren zu gehen?" fragte ich Braddock und öffnete den Knoten des Stricks. Ich führte Braddock aus dem Stallgebäude und schlug den Weg in Richtung der Weiden ein. Hunter ließ vor Wochen eine Rennbahn zum trainieren der Vollblüter errichten und das wollte ich mir unbedingt ansehen. Durch eine kleine Schneise konnte man durch die Bäume sehen und die Anlage erstreckte sich vor mir. Ich würde Hunter fragen ob ich irgendwann bei einem Training zusehen dürfte, soviel stand fest! Ich ging mit Braddock am Waldrand entlang bis wir eine geeignete Stelle fanden in den Wald zu gehen. Die Luft war kühl und frisch, genau richtig an solch einem Tag. Wenn wir uns nicht verlaufen hatten, sollten wir genau an den Rapsfeldern vor BearBrook EC landen und tatsächlich waren wir richtig gelaufen. Ich führte Braddock am Straßenrand entlang, wo er immer wieder versuchte sich zu entziehen um zu fressen. Wieder auf dem Hof angelangt blieb ich nahe des Parkplatz stehen und lies Braddock etwas grasen. Ich hatte ihn oft genug abgehalten, nun hatte er sich eine kleine Pause verdient. Während Braddock sein Maul durch die Halme schob zupfte ich ein paar lose Haare auf seinem Rücken. Nach geschätzt 10 Minuten beschloss ich Braddock auf die Weide zu bringen. Den Strick legte ich im Gras nahe des Zauns ab.
      Auf dem Weg zum Stall kam mir Hunter entgegen. "Ich habe alle Pferde auf die Weide gebracht, bis auf die um die du dich heute kümmerst. Wir treffen uns später!" sagte er mir, deutlich gestresst und verschwand. Auch wenn ich Hunter mochte war er gerade mein Auftraggeber und so folgte ich seiner Anweisung und ging in den Stall. Ich ging zu der Box in der CHH' Classic Spring sich befand, ein hübsches Stutfohlen. Ich öffnete die Boxentür und ging in die Box. Neugierig streckte Classic Spring mir ihren Kopf entgegen und sog die Luft scharf ein. Sanft berührte ich sie am Hals und begann sie zu streicheln. Das sie bereits ein Halfter trug machte es mir einfach sie festzuhalten. Ich hängte den Strick an das Halfter und führte Classic Spring in die Boxengasse wo ich das junge Fohlen fest band. Ich nahm die Bürste, welche ich zuvor aus der Sattelkammer geholt hatte und begann Classic Spring in kreisenden Bewegungen zu bürsten. Während ich mich zu den Beinen vorarbeitete tauschte ich die Bürste gegen einen Hufkratzer und griff mehrmals am Bein der jungen Stute entlang bevor ich es letztendlich anhob und hielt. Im ersten Moment wirkte sie unsicher da ihr ein Bein fehlte, doch als sie merkte das ich sie stützte blieb sie ruhig stehen und ich nutzte den Moment um mit der Bürste des Hufkratzers die kleinen Hufe zu säubern. Zufrieden lobte ich die junge Stute ausgiebig und ließ sie für einen Moment angebunden stehen. PFS' Storm Cat, ebenfalls eines der neuen Fohlen von Hunter, befand sich in der Box neben Classic Spring und so entschloss ich, da die beiden Fohlen sich bereits kannten, sie aus der Box zu holen und neben ihr anzubinden. Auch Storm Cat bekam das volle Programm. Das Bürsten schien ihr zu gefallen und auch die Berührungen am Körper schienen ihr keinerlei Probleme zu bereiten sodass es mir leicht fiel das Fohlen für den Spaziergang vorzubereiten. Nachdem auch die Hufe ausgekratzt waren löste ich die Stricke von Storm Cat und Clasic Spring und verlies, jeweils ein Fohlen links und eines rechts, die Stallgasse. Da ich den Fohlen keinen großen Stress aussetzen wollte wählte ich nicht den Weg, den ich zuvor mit Braddock gegangen war und ging mit den beiden entlang der Straße auf den Weg der zwischen zwei Feldern lag. Die Ohren der Fohlen spielten umher und ich musste ein paar Mal halten damit die beiden nicht an mir vorbeistürmten vor Aufregung. Am Ende des Feldes entschied ich mich umzukehren. Die Sonne stand über uns und ich wollte die beiden nicht direkt am ersten Tag überfordern. Wieder zurück am Hof brachte ich die beiden auf die Fohlenweide. Auf dem Weg in den Stall bemerkte ich ein Fohlen welches recht schüchtern wirkte. Ich ging an die Box und las den Namen auf dem Boxenschild: Fantastic Sonata. "Na Kleine, wie gehts Dir denn?" sprach ich beruhigend mit der jungen Stute und betrat die Box. Ich hielt ihr meine Hand hin damit sie mich kennenlernen konnte. Schüchtern schnoberte sie an meiner Hand. Langsam ging ich auf sie zu und streichelte ihren Rücken. Sie war stark verunsichert, anscheinend waren ihr menschliche Begegnungen noch nicht all zu bekannt. Vorsichtig hängte ich den Strick in das Halfter ein, welches sie trug und führte sie aus der Box. Ich entschied die junge Stute zu ihren Freunden auf die Weide zu bringen, vielleicht würde ihr der Umgang mit Gleichaltrigen besser tun als mit mir. Bereits auf dem Weg zur Weide wieherte sie schrill und bekam Antwort von Classic Spring die bereits aufgeregt am Zaun auf- und ab ging. Ich schob sie beiseite und betrat die Weide. Kaum löste ich den Strick von Fantastic Sonata's Halfter, da schoss sie bereits mit Classic Spring davon. Ich sah den beiden noch eine Weile zu bevor ich zurück in den Stall ging um mich um die nächsten Fohlen zu kümmern. Ich entschloss mich für PFS Strolch der bereits an seiner Boxentür zu warten schien. Ich begrüßte den jungen Hengst ausgiebig, bevor ich den Führstrick in das Halfter hängte und ihn aus der Box in die Stallgasse führte. Berührungen war er bereits gewohnt, er wirkte nur ungeduldig und zog am Strick. Sorgfältig putzte ich sein weiches Fell und zog mit meinen Fingern Knoten und Strohhalme aus der kurzen Mähne. Das Hufe geben war ihm noch nicht vertraut und so zog er mir das Bein weg und verlagerte sein Gewicht auf das jeweilige Bein welches ich anheben wollte. Nach ein paar Unstimmigkeiten konnten wir uns jedoch einigen und Strolch's Hufe waren geputzt. Da er sich schwer tat mit dem still stehen lies ich ihn vor seiner Box angefunden und wandte mich seinem Boxennachbarn Golden Sugar zu. Man merkte sofort das er dem Menschen gegenüber aufgeschlossener war. Er kam zur Begrüßung zu mir und ließ sich überall anfassen. Ich griff nach dem Strick, hakte ihn in das Halfter ein und brachte den jungen Hengst in die Stallgasse zu seinem ungeduldigen Freund Strolch. Ich putzte Golden Sugar gewissenhaft und übte mit ihm das Hufe geben. Er machte seine Sache gut. Ich holte ein Leckerchen aus meiner Tasche und schob es ihm zwischen seine weichen Lippen. Als auch er fertig vor mir stand stahl ich mich an ihm vorbei und löste den Knoten des Stricks von Strolch. Der saß mittlerweile fester als gedacht, doch ich konnte ihn lösen. Ich nahm Strolch in die rechte Hand und löste Golden Sugars Strick um ihn in der linken Hand zu führen. Die beiden Fohlen schienen sich gut zu verstehen. Wir verließen die Stallgasse und machten uns auf den Weg in Richtung Feldweg den ich bereits mit Classic Spring und Storm Cat ging um die Fohlen an das Führen zu gewöhnen. Die beiden folgten mir brav und Strolch bewies mir das er sich zu benehmen wusste. Vielleicht war es aber auch die Ehrfurcht vor der unbekannten Umgebung die ihn ruhig stimmte. Wieder zurück auf dem BearBrook EC brachte ich die beiden Hengstfohlen auf die Weide neben den Stutfohlen. Die Stricke der beiden ließ ich ebenfalls im Gras liegen. Rouge Trap war das Fohlen um welches ich mich nun kümmern wollte. Sie war eine hübsche Falbstute und ihr Vater war mir kein unbekannter. Ich betrat die Box des Fohlens und begrüßte es. Mit meiner Hand fuhr ich am Hals und Rücken des Fohlens entlang. Rouge Trap war den Berührungen gegenüber aufgeschlossen und ich nutzte ihre Zuneigung um den Strick in das Halfter zu hängen. Ich führte das junge Stutfohlen in die Stallgasse und band es vor seiner Box an. Auch Rouge Trap wurde mit der Bürste geputzt wobei ich darauf achtete auch die Beine zu putzen damit sie Berührungen zuließen. Als auch die Hufe der Stute sauber waren ließ ich sie in der Stallgasse angebunden und wandte mich ihrer Boxennachbarin zu, Little Miss Backyard. "Du bist ja eine schöne!" sagte ich und bestaunte die junge Stute während sie in der Stallgasse angebunden stand. Ich war gerade dabei Miss Backyards Hufe auszukratzen als Hunter sich von hinten anschlich. "Können wir los?" fragte er mich und nahm mir den Hufkratzer ab. "Wohin?" fragte ich und löste einen Knoten in Miss Backyards Mähne. "Wolltest du mit den beiden nicht spazieren? Ich komm mit!" sagte er, drängte sich an mir vorbei, löste den Strick von Rouge Trap und zündete sich eine Zigarette an. Ich sah ihn mahnend an und sagte "Rauchen im Stall? Das erhöht das Brandrisiko ungemein Hunter!". Ich sah aus dem Augenwinkel das er mit den Augen rollte, doch er schien seinen Fehler einzusehen und ging mit Rouge Trap in den Hof. Provokant rief er ein "Besser?" über die Schulter, doch ich antwortete nicht und lächelte stumm in mich hinein. Ich löste den Strick von Little Miss Backyard und folgte Hunter in den Hof. Da er vor lief folgte ich ihm mit dem jungen Stutfohlen. Immerhin kannte er sich auch besser aus. Im Wald kühlte es langsam ab und das dichte Blattwerk sorgte dafür das es weitaus dunkler war als außerhalb des Waldgebiets. "Hunter?" platzte es aus meinem Mund, noch bevor meine Gedanken im Kopf zurechtgelegt waren "Hast du eigentlich je daran gedacht nach Deutschland zurückzukehren?" Ich war mir nicht sicher wie er reagieren würde, doch ich hatte mir fest vorgenommen mehr über ihn zu erfahren. Er blieb abrupt stehen, drehte sich um und sagte kurz angebunden "Nein.". Damit drehte er sich wieder um und ging weiter. Ich fühlte mich etwas vor den Kopf gestoßen und folgte ihm. Ich sagte leise "Tut mir Leid." und entschloss mich für den Rest des Weges zu schweigen. Als wir zurück auf dem Hof waren hielt ich Hunter den Strick von Miss Backyard hin. Er war auf dem Weg zur Fohlenweide, da konnte er die kleine direkt mitnehmen. Auf dem Weg in den Stall fragte ich mich, ob ich etwas falsches gefragt hatte. Ich ging zu Stars of Magic, dem letzten Pferd im Stall und holte die Stute aus der Box. Es dämmerte breits und so entschloss ich mich die Stute lediglich zu putzen da ich die Stallungen noch sauber machen musste. Sorgsam bürstete ich das weiche Fell der Stute und sammelte mit meinen Fingern die Strohhalme aus Schweif und Mähne. Stars of Magic ließ sich brav an den Beinen berühren und auch das Hufe geben bereitete ihr keine Probleme. Zur Belohnung kraulte ich ihr die Stirn und löste dann den Strick um die junge Stute zu Ihren Freunden auf die Weide zu bringen. Ich bemerkte Hunter, der am Weidezaun lehnte und rauchte. Da mir der Gedanke an den Spaziergang noch immer im Magen lag entschloss ich ihn zu ignorieren und stattdessen meinen Job zu erledigen. Ich ging an ihm vorbei und öffnete das Weidetor um mit Stars of Magic die Weide zu betreten. "Dann geh mal zu deinen Freunden!" sagte ich und löste den Strick vom Halfter. Ich verließ die Weide, schloss das Tor hinter mir und ging in Richtung Stall. Bevor ich das Stallgebäude betrat nahm ich mir eine Schubkarre und eine Mistgabel um mich direkt um die Boxen kümmern zu können. Ich mistete Box für Box aus und fegte die Boxen leer bevor ich sie neu einstreute. Sorgfältig wusch ich die Pferdetränken in den Boxen aus und mischte das Futter der Fohlen um es in deren Tröge zu füllen. Als die Arbeit erledigt war fegte ich die Stallgasse und brachte die Untensilien zurück. Ich trat aus der Stallgasse heraus und klopfte meine Hose sauber. Die Sonne ging bereits unter. Da ich Hunter nahe der Weiden nicht finden konnte zog ich mein Telefon aus der Hosentasche und schrieb ihm eine Nachricht, dass alles erledigt war und ich mich auf den Heimweg machen würde. Ich konnte sehen das die Nachricht gelesen wurde und Hunter online war, doch sofort war er wieder Offline. Eine Antwort erhielt ich nicht. Niedergeschlagen ging ich in Richtung der Einfahrt und rieb meine Arme. Hätte ich doch eine Jacke mitgenommen dachte ich und ärgerte mich im nachhinein über mich selbst. Ich war keine 500 Meter von der Hofeinfahrt entfernt, als ich Hunter meinen Namen rufen hörte. Widerwillig blieb ich stehen und drehte mich um. "Du willst nicht nach Hause laufen oder?" fragte er mich und noch bevor ich antworten konnte fügte er hinzu "Was ist denn los?". Ich wippte von meinen linken auf den rechten Fuß und begann auf meiner Unterlippe zu kauen. "Ich war nur neugierig. Tut mir Leid wenn ich etwas falsches gesagt habe, ich wollte dich doch nur näher kennenlernen." antwortete ich zaghaft und vermied es ihn anzusehen. Hunter sah mich an und runzelte die Stirn. "Ich fahr dich nach Hause!" sagte er bestimmt, griff meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich ließ mich in den Beifahrersitz seines Wagens sinken und schnallte mich an. Ich sah während der Fahrt aus dem Fenster und beobachtete die Bäume wie sie an uns vorbeizogen. "Ich bin wegen Jill nach Deutschland gezogen. Sie hatte einen schweren Reitunfall und war an einen Rollstuhl gefesselt. Ich wollte ihr helfen. Ich war nur wenige Stunden weg. Sie ist gestorben, Käthe." Hunter hielt den Wagen an und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und ging um den Wagen zu ihm. Er stand auf der Straße, von mir abgewandt. Ich ging zu ihm und anstatt etwas zu sagen umarmte ich ihn. "Macht es Dir etwas aus wenn ich die Nacht bei Dir auf dem Sofa schlafe?" fragte er leise. "Du kannst auch im Gästezimmer im Bett schlafen." antwortete ich und schob ihn in den Wagen. Es war besser wenn er über Nacht blieb, bevor er etwas unüberlegtes tat. Auch ich würde den Tag erst einmal verdauen müssen.

      06. Juli 2017 | von Occulta, Friese + Sammy
      Pineforest Stable Zuchtfohlenauktion 2017
      Occulta Smith | Eigentlich hatte ich mich ja schon vor einer ganzen Weile entschieden, welche der diesjährigen Fohlen ich verkaufen wollte und welche nicht – aber wie ich nunmal war, hatte ich bis zum Tag der Zuchtfohlenauktion immer wieder Zweifel und wollte am liebsten alle behalten. Deshalb war ich irgendwie froh, dass der Tag nun gekommen war, an dem die Fohlen definitiv neue Besitzer fanden. Die Pfleger waren schon emsig am vorbereiten: nebst der täglichen Routine musste ein kleines Festzelt mit Bänken und Tischen aufgestellt, Schilder montiert, alles sauber geputzt und aufgeräumt werden. Wir erwarteten mehr Besucher als im letzten Jahr, denn die letztjährige Auktion hatte sich herumgesprochen und diesmal standen zudem mehr Fohlen zur Auswahl. Für den heutigen Tag hatten alle Pfleger ausnahmslos anrücken müssen, denn wir brauchten alle helfenden Hände die wir bekommen konnten. So ein Event war schliesslich auch wie eine grosse Werbeaktion, bei der das Gestüt in vollstem Glanz präsentiert werden musste. Ich selbst half natürlich auch fleissig mit. Schon um fünf Uhr war ich auf den Beinen und machte den ersten Stallrundgang. Nach der morgentlichen Kraftfutterration putzten und sattelten wir die Vollblüter der ersten Trainingsgruppe, denn trotz des ganzen Trubels heute brauchten sie ihr gewohntes Work-out. „Occu will you train with us today?“, rief Quinn quer durch die Stallgasse. „Nah, don’t think so – I still have to help with all the other stuff…” “Come oon, I’m sure Rita would be glad to skip out Oliver’s comments on her riding for once. And as I recall Sumerian is on your list, not on her’s!” Ich sah Rita, die gerade den Trainingssattel brachte und die Unterhaltung zweifellos mitbekommen hatte, mit gehobenen Augenbrauen an. Sie nickte lächelnd; die Antwort die ich mir insgeheim doch erhofft hatte. „Thanks so much“, bedankte ich mich und nahm ihr den Sattel ab. Ich zog den Fellgurt ins noch relativ lockere zweite Loch und klopfte Sumerian auf den Hals, weil sie so schön stillhielt. Die Stute war meistens gut drauf und arbeitsfreudig, aber gestern hatte sie mal wieder einen schlechten Tag gehabt. Das äusserte sich jeweils dadurch, dass sie dann beim Putzen ein ‚Grumpy-Face‘ aufsetzte und auch sonst im Umgang missmutig mit den Ohren spielte, besonders wenn ihr ein anderes Pferd über den Weg lief. Heute zeigte sie zum Glück wieder ihre gewohnte Neugier und Zufriedenheit. „So bist du viel hübscher, als wenn du eine Schrumpelschnauze ziehst“, murmelte ich lächelnd, während ich ihr die Trense in den Mund schob. Wir führten die sechs Pferde nach draussen und Oliver half uns beim Aufsteigen. Im Moment liefen in dieser Gruppe PFS’ Captured in Time, Kaythara, Framed in History, One Cool Cat, Cabinet of Caligari und eben Sumerian. Die Gruppen waren unter Berücksichtigung der Rennleistung und des Alters gebildet worden, aber es gab trotzdem noch grosse Zeitunterschiede zwischen den Pferden; das sah man auch heute. Cool Cat war wie immer in Top Form und zog mühelos an den anderen vorbei. Allerdings war das Training auch nicht wie ein Rennen gestaltet. Viel mehr trainierten die sechs Vollblüter jeder für sich. Kopf-an-Kopf Sprints gab es nur zweimal pro Woche und unmittelbar vor Rennen. Trotzdem war Oliver sehr zufrieden mit der Zeit des italienischen Charmeurs. Frame hingegen war heute wieder etwas zu abgelenkt und liess sich immer wieder durch auffliegende Vögel oder sonstige Bewegungen aus dem Konzept bringen. Er driftete dann jeweils in Richtung Rails und zwang Quinn dazu, abzubremsen. Der Schecke war einfach ein Sonderfall, der mehr Geduld und Verständnis brauchte als die anderen. Trotzdem war es natürlich ärgerlich, und ich verstand Quinns Frustration nach dem Training. „Don’t worry, tomorrow will be better, as usual“, beschwichtigte ich sie. Die Antwort war ein Schulterzucken, gefolgt von einem verlegenen Lächeln. Wir brachten die Rennpferde zum Auskühlen auf die Führmaschine. Während die anderen Jockeys bereits die nächsten Pferde zu Putzen begannen, machte ich mich auf den Weg zum Sandplatz, wo Lisa, Jonas, Lewis, Darren, Lily und, zu meiner Überraschung, Hunter Crowley gerade das Festzelt aufstellten. Mr. Crowley Senior stand daneben und musste beurteilen, ob die Teile richtig zusammengesetzt wurden. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass Hunter ja angeboten hatte, beim Aufstellen mitzuhelfen. Ich konnte es nicht lassen, ihn ein wenig über Savory Blossom, Strolch, Riven und Heart of Ocean auszufragen. Schliesslich war in letzter Zeit so viel los gewesen mit den ganzen Fohlengeburten und Wettbewerben, dass ich kaum Zeit für Besuche gehabt hatte. Um die Auktion brauchte Hunter sich keine Gedanken zu machen, denn ich hatte ihm die kleine PFS‘ Storm Cat bereits im Voraus versprochen. Er hatte sie meines Wissens nach auch schon ein paarmal besucht – sie stand ja mit den anderen Vollblutfohlen des Jahrgangs auf dem Hof von dem die Leihstuten kamen. Wir alberten während dem Aufstellen ein wenig herum – wie konnte es auch anders sein, wenn Jonas und Lewis im Umkreis von 10 Metern zueinander standen? Die beiden neckten immer wieder Darren, weil dieser tatsächlich eine ganze Minute lang angestrengt versucht hatte, die Zeltstangen verkehrt herum zusammenzustecken. Auch ich konnte mir dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen, doch das Karma schlug wiedermal gnadenlos zu und liess mich, tollpatschig wie gewohnt, wenig später über eben diese Stangen stolpern. Natürlich fiel ich ausgestreckt in den Sand und war danach schön paniert. Wenigstens erbarmte sich Jonas während dem Lachen dazu, mir wieder aufzuhelfen und mir die Sandkörner abzuklopfen.

      Bereits um halb 11 Uhr fuhren die ersten Autos auf den Parkplatz und so langsam sammelten sich die Besucher. Ich plauderte ein wenig mit den Anwesenden bis es Zeit für den Rundgang war. Freudig erkannte ich einige bekannte Gesichter, wie zum Beispiel das von Stefanie Westside. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen und war entsprechend biegierig darauf zu erfahren, wie es ihrer Vollblutstute Mikado ging. Tassila sah ich ebenfalls irgendwo umherschleichen, ich wurde aber zu oft von anderen Leuten abgefangen, um etwas anderes als ein „Hallo“ zu rufen. Auch ein paar neue Leute lernte ich kennen, wie zum Beispiel Leticia Weidner, Fleur Mccain oder Luna Crown. Und dann waren da noch einige, von denen ich schon durch meine Bekannten gehört, oder in Zeitungen gelesen hatte. Dazu gehörten unter anderen Fiona O'Brien, Skye Winterbottom und Alicia Grey. Doch lange konnten wir nicht reden, denn ich musste langsam aber sicher die Führung auf dem Hofgelände starten. Im Getümmel entdeckte ich auch bereits Samantha O'Neill, der ich fröhlich zulächelte, zum Zeichen dass ich unter normalen Umständen gerne zu ihr gegangen wäre, um auch mit ihr Neuigkeiten auszutauschen. Ich begrüsste aber nun stattdessen alle Anwesenden und bedankte mich für das zahlreiche Erscheinen. Zunächst besichtigten wir den Nordstall – war ja auch das naheliegendste, wo er doch gleich neben dem Parkplatz zu finden war. Die Besucher waren sichtlich beeindruckt von der Anlage und den herausgeputzten Pferden. Nur meine lieben Freunde aus Kanada, Elisa Cranfield und Gwendolyn Campbell bekamen mal wieder nicht viel mit, weil sie emsig mit Samantha Neuigkeiten austauschen mussten. Das brachte mich ein paarmal zum Schmunzeln, sodass ich einmal beinahe den Faden verlor. Noch mehr aus dem Konzept brachte mich aber schliesslich meine freche Reitponystute River’s Blue Lady Liquor, die mich überraschte, indem sie von hinten unbemerkt den Kopf aus ihrer Boxentür streckte und sich an meinen Haaren zu schaffen machte. Wenigstens hatten die Besucher so nochmal eine amüsante Auflockerung, bevor es bei der Auktion wieder ernst werden würde. Während das Mittagsbuffet eröffnet wurde und die Gäste sich frei auf dem Gelände umsehen konnten, huschte ich zwischen den Stallgebäuden herum und kontrollierte nochmals, ob alles bereit war. Ausserdem empfing ich noch Rosie auf dem Parkplatz, die Islah, PFS‘ Isis und Anubis extra mit dem Anhänger von der Wilkinson Farm rübergebracht hatte. Wir luden die drei aus (Anubis war von Lucas Gordon separat gefahren worden, aus Sicherheitsgründen) und banden sie im Hauptstall an. Dann gesellte ich mich zu Jonas, Hunter, Crowley Senior und den Pflegern, um mir ebenfalls ein rasches Mittagessen zur Stärkung zu gönnen.

      „Where is Lisa?? Ah, I’m sorry – okay, let’s go.“ Ich führte mehr oder weniger Selbstgespräche, um mich etwas zu beruhigen und den Überblick zu behalten. Glücklicherweise standen tatsächlich alle Hengste sauber herausgeputzt bereit, so wie ich mir das vorgestellt hatte. Mit einem zufriedenen Nicken bedeutete ich Jonas, der mit Anubis den Anfang machte, das Viereck zu betreten. Ich kommentierte den Auftritt und erzählte ein wenig von dem Araberhengst und seinen Besonderheiten. Der sonst eher ruhige Anubis präsentierte sich mit rassetypischem Temperament vor den begeisterten Zuschauern – in ihm steckte eben doch ein Showpferd. Nachdem die beiden eine Runde auf dem Hufschlag gedreht hatten, folgten Darren und Drømmer Om Død. Die anderen Hengste betraten das Viereck ebenfalls immer dann, wenn ihr Vorgänger eine Runde absolviert hatte, sodass am Ende alle zusammen in der Mitte auf dem Platz standen. Dass auch Miniature Hengste nicht zu unterschätzen waren, bewies uns zuletzt Arctic Blue, der anscheinend ausgerechnet heute eine Flegelphase durchmachte und zwei, drei Mal steigen musste um zwischen all den anderen Hengsten zu beweisen wie ‚gross‘ er war. Lisa massregelte ihn etwas, aber das Publikum schien mit der Showeinlage gut unterhalten und so beschränkte sie sich auf halbherzige Korrekturen um ihn zumindest anständig neben sich zu halten. Ich erklärte zusätzlich, dass der kleine Hengst normalerweise sehr umgänglich und lieb war. Als Beck’s Experience dann auch noch ungeduldig zu scharren begann, weil sein Kumpel Glenns Caress nirgens in Sichtweite war, wusste ich, dass es Zeit war für die eigentliche Auktion. One Cool Cat verliess den Platz zuletzt, und draussen übernahm ihn gleich Ajith, um ihn wieder in den Hauptstall zu bringen. Oliver, der den imposanten Rappen geführt hatte, musste nun nämlich die etwas eigenwillige, genetische Mutter dessen Sohnes übernehmen. Da Iskierka noch aktiv Rennen lief, hatten wir uns für ihr Fohlen wie bei den meisten anderen Vollblutstuten kurzerhand eine Leihstute gesucht. Doch PFS‘ Snap Cat war erst als letzter an der Reihe; zuerst betrat Lady Diva from the Sky zusammen mit PFS‘ Beck’s Little Diva den Platz. Ich war erfreut zu sehen, dass Samantha den Zuschlag bekam – auch wenn sie anscheinend zuerst gar nicht wirklich den Überblick über den Stand der Dinge zu haben schien. Gut, ein Fohlen ist schonmal wunderbar versorgt, sagte ich mir glücklich schmunzelnd. Elisa und eine weitere Kanadierin zückten die Kellen, als es um PFS‘ Arctic Tiger ging, der aufgeregt neben seiner Mutter Tigrotto herhüpfte. Luchy Montrose erhielt schliesslich den Zuschlag und ich war gespannt, die neue Besitzerin des silbergrauen Hengstchens näher kennenzulernen. Als nächstes war auch schon Isis dran, wobei sich besonders Samantha und Rin Simboly duellierten, sodass die Gebote rasch in die Höhe schossen. Schliesslich kam Samantha abermals mit dem Hochstgebot davon und es war unschwer zu erkennen, wie sehr sie sich darüber freute. Isis war aber auch ein echter Blickfang mit ihrer besonderen Scheckung und ihrem hübschen Kopf – ich hatte von Anfang an erwartet, dass sie beliebt sein würde. Etwas weniger spannend ging es leider bei PFS‘ Icy Rebel Soul zu und her. Ich konnte mir nicht wirklich erklären, woran das lag, schätzte aber, dass die meisten Bieter sich eher auf ihren Halbbruder konzentrieren wollten. Rachel Wincox, ebenfalls ein mir bekanntes Gesicht, war die Glückliche, die das fast weisse Stutfohlen von nun an ihr Eigen nennen durfte. Icy trabte nichts ahnend neben ihrer Mutter Ice Coffee aus dem Viereck und hatte nur eines im Kopf: schnell zurück zur Weide und dann bei Mama um Milch betteln. Nun war die Nummer fünf an der Reihe. PFS‘ Unclouded Summer Skies löste wie erwartet einen Hagel an Geboten aus, und sein Preis kletterte immer weiter in die Höhe. Das Höchstgebot war ordentlich, überraschte mich aber nicht, denn mir war ja von Anfang an klar gewesen, dass Unbroken Soul of a Rebels Sohn beliebt sein würde. Nicht nur hatte seine Mutter Lovely Summertime einen tollen Körperbau, sondern auch er selbst bestach mit einer aussergewöhnlichen Farbe und einem bereits sehr kräftigen Hinterteil. Bei ihm war es mir auch sehr schwer gefallen, mich für den Verkauf zu entscheiden. Aber bei Bellamy und Octavia Blake hatte er einen guten Platz gefunden, wo er auch sicherlich in den verschiedenen Westerndisziplinen vielseitig gefördert werden würde.

      Unclouded war keine Überraschung gewesen – umso mehr war es dafür PFS‘ Disparo de Fiasco. Niemals hatte ich erwartet, dass Felines erstes Fohlen solch einen Ansturm auslösen würde. Mehrere Bieter kämpften entschlossen um den Zuschlag, sodass es bis zum Schluss spannend blieb. Gwen zeigte am meisten Durchhaltevermögen und ergatterte sich den Criollo Hengst schliesslich. Ich gönnte es ihr umso mehr, als ich ihr begeistertes Gesicht sah. Es ging dem Ende zu, nun fehlte nur noch Snap Cat. Zunächst wurde Iskierka rasch hineingeführt und vorgestellt, wobei sie Oliver besonders in der Nähe des Festzeltes ganz schön forderte; dann erst folgten das Hengstfohlen und die Leihmutter. Ich war noch am Kopfschütteln und rechnete bereits damit, dass nach diesem vielsagenden Auftritt der Mutter kein einziges Gebot eingehen würde, doch ich wurde abermals überrascht und das Hengstfohlen brachte doch noch eine beachtliche Summe zusammen. Elena Delgardo strahlte über’s ganze Gesicht und ich verstand, dass sie sich wahrlich in den kleinen verliebt hatte. Ich sagte noch ein paar Dankesworte zum Abschluss, dann hiess es Papierkram erledigen und mit den Käufern zusammensitzen. Die restlichen Besucher waren herzlich eingeladen, sich ebenfalls noch einen Kaffee, Tee oder Kuchen im Festzelt zu genehmigen, was einige auch wahrnahmen. Viele mussten allerdings bereits wieder abreisen, um ihre Flüge nicht zu verpassen.

      Am Abend, als alle Gäste weg und der Hof wieder in seinem normalen Zustand waren, setzte ich mich zum Dank mit den Pflegern zusammen und spendierte allen ein Eis. Auch Hunter und Mr. Crowley Senior waren noch geblieben um beim Aufräumen zu helfen, was ich sehr zu schätzen wusste. Snap Cat und Isis waren mit ihren Müttern wieder verladen und auf die jeweiligen Höfe zurückverfrachtet worden, während die restlichen Fohlen sich in den Boxen auf Pineforest von den Strapazen der Auktion erholten. Vorhin beim Stallrundgang hatten die meisten ausgestreckt im Stroh geschlafen. Ich war froh, dass die Auktion nun vorbei war und die Fohlen verkauft, denn jetzt musste ich mir keine Sorgen mehr machen: alle hatten gute Plätze gefunden, an denen sie sich wohlfühlen würden, da war ich mir sicher.

      Elena Delgardo | Als ich den Newsletter erhalten hatte, dass auf Pineforest Stable wieder eine Fohlenauktion stattfinden würde, war mir klar, dass ich dieses Mal auf jeden Fall dabei sein wollte. Aber nur zum Zuschauen. Eigentlich hatten wir ja genug Pferde auf Jasmund und vor allem entsprachen die Rassen auch nicht meiner Vorstellung der Rassen, welche ich auf Jasmund brauchte für die Zucht. Ich und Simon packten also wenige Tage später schon unsere Sachen. Wir hatten mit den anderen vom Team ausgemacht, dass wir zwei Tage vor der Auktion bereits nach England fliegen würden und zwei Tage später wieder nach Hause. Wir hatten also für die Zeit ein Hotel gebraucht und auch das war schnell gefunden. Heute war bereits der zweite Tag in England und morgen würde die Auktion anstehen. Auch wenn ich beschlossen hatte, dass ich nichts kaufen wollen würde, so war ich dennoch mehr wie nur ein bisschen aufgeregt. Wir gingen abends sehr zeitig schlafen und am nächsten Morgen ging es auch schon früh los.

      Noch im Morgengrauen packte ich meine Sachen und kurz darauf fuhren wir los. Als wir auf Pineforest ankamen, war schon relativ viel los auf dem Gestüt. Ich war mehr wie nur begeistert von allem und grinste wie ein Honigkuchen Pferd. Dieses würde später noch viel breiter werden, aber von meinem Glück wusste ich jetzt natürlich noch nichts. Nachdem ich mich ein bisschen umgesehen hatte, lief ich Bellamy und Octavia in Arme. Beide freuten sich genauso wie ich über unser Treffen und sie hatte mir gesagt, dass sie schon einen Blick auf ein Fohlen geworfen hatten. Welches war mir auch gleich klar, denn ich hatte es schon im Newsletter gesehen und war auch echt angetan. Dennoch war mein Blick besonders auf die Nummer 8 gefallen. Der kleine Hengst trug den Namen PFS‘ Snap Cat und war ein kleines Englisches Vollblut. Nachdem wir uns überall umgesehen hatten ertönte auch schon die Durchsage, dass man sich bitte am Dressurviereck einfinden solle, denn das Programm würde nun weitergehen. Wir hatten bereits eine Führung über das Gestüt bekommen und ein wirklich leckeres Mittagessen, somit waren alle für das was nun kommen würde gerüstet. Als erstes würden die Hengst nach der Reihe in das Viereck geführt oder geritten, damit man sich ein Bild von ihnen machen konnte. Wie immer gefielen mir einige der Pferde wirklich gut und ich war jetzt schon auf die Fohlen gespannt. Klar man hatte sie im Katalog gesehen, aber in Echt war das alles nochmal was anderes. Nun begann der eigentlich Teil der Auktion. Die erste Stute wurde mit ihrem Fohlen in das Viereck getrabt. Dies passierte alles an der Hand und während sie ihre Runden drehten wurden die Gebote abgeben. Am Ende erhielt Samantha O‘Neill den Zuschlag für das kleine, süße Pony. Ein weiteres folgte. Im Gegensatz zum ersten war sein Fell grau und hatte keine Abzeichen. Der Hengst namens PFS‘ Artic Tiger sah wahnsinnig flauschig aus und ich überlegte kurz, oh ich mitbieten sollte. Jedoch würde das Pony bei uns sehr untergehen. Am Ende bekam Luchy Montrose den Zuschlag für den kleinen Hengst. Ichfreute mich für die neuen zwei Besitzer und wartete gespannt auf das nächste Fohlen. Simon hatte in der Zwischenzeit bereits Popcorn geholt und ich schob eins nach dem anderen in mich rein. Ich war wirklich sichtbar nervös, obwohl ich eigentlich gar kein Fohlen kaufen wollte. Nun wurde ein Araberfohlen in das Viereck geführt. Es hatte eine hübsche Scheckung und war somit nicht typisch Araberfarben, aber das kam wahrscheinlich von der Mutter, welche auch gefleckt war. Bei der Stute ging das Bieten wie wild los und schließlich bekam wieder Samantha O’Neill den Zuschlag. Sie würde heute also zwei Fohlen mit nach Hause nehmen, also bis jetzt. Nun würden zwei Kandidaten kommen, welche Bellamy und Octavia mit Sicherheit gefallen würden. Als erstes ein fast weißes Fohlen mit einem braunen Kopfabzeichen und danach ein fast braunes Fohlen. Sie stammten beide von Unbroken Soul of a Rebel ab und ich konnte es mir nicht nehmen bei dem zweiten Fohlen einmal mitzubieten, jedoch gingen mir die Preise schlussendlich viel zu hoch. Fohlen Nummer 4, das fast weiße Paint Horse, ging an meine Bekannte Rachel Wincox. Ihr würde ich später zu ihrem Schnäppchen gratulieren, denn sie hatte das Fohlen für nur 550 Joellen erworben. Im Vergleich dazu hatte Bellamy bei 3500 Joellen erst den Zuschlag bekommen. Nun würden nur noch zwei Fohlen folgen. Eines davon war ein Criollohengst namens PFS' Disparo de Fiasco. Bei ihm ging auch das Bieten relativ schnell in die Höhe und schlussendlich erhielt Gwendolyn Campbell erhielt am Ende den Zuschlag. Nun würde mein Liebling drankommen. In ihn hatte ich mich schon verliebt als ich den Katalog durchgeblättert hatte. Nun in Echt gefiel er mir noch um einiges besser und ich konnte mich nicht zurück halten. Ich hob mein Schild und schon wurde das Gebot registriert. Simon sah mich nur kopfschüttelnd an. „ Ich hab mich einfach verliebt“ meinte ich und zuckte mit den Schultern. Nachdem noch andere Bieter mitboten gingen die Gebote rasant nach oben und ich überschritt mein eigentlich geplantes Gebot. Nun ja dies war auch nicht geplant gewesen, denn eigentlich hatte ich ja kein neues Pferd kaufen wollen. Aber ich konnte einfach nicht nein sagen. Er würde so toll zu Vic passen. Widererwarten erhielt ich am Ende auch den Zuschlag für 3000 Joellen. Simon schüttelte nur den Kopf und ich wusste genau, dass ich einiges zu erklären hatte auf der Heimreise, aber nun war ich mehr wie froh, denn ich hatte das kleine Fohlen erhalten, in welches ich mich von Anfang an verliebt hatte. Die Auktion war somit auch beendet und nach und nach fanden sich Käufer nach Käufer am Hauptgebäude ein. Einer nach dem anderen wurde ins Büro gerufen und ich durfte als letztes die Papiere für meinen Hengst unterschreiben. Danach ging ich nochmal in den Stall und begrüßte meinen neues Gestütsmitglied, auch wenn er erst in ein paar Monaten zu uns ziehen dürfte. Ich klopfte ihm den Hals und war schon sichtbar gespannt wie er sich bei uns machen würde. Natürlich würden wir versuchen den Hengst in der Zeit bis zu seiner Ausreise nochmal zu besuchen, aber jetzt hieß es zurück ins Hotel. Die nächsten zwei Tage waren auch noch vollgestopft, weil wir uns ein bisschen was noch ansehen wollten, aber wir hatten mit Occulta abgesprochen, dass wir aber morgen oder übermorgen Abend nochmal ein bisschen vorbeikommen würden. Sie hatte natürlich zugestimmt und so verabschiedeten wir uns nun vorab von ihr.

      Samantha O'Neill | "Endlich ist es soweit! Meinst du, du schaffst es ein Fohlen zu ersteigern? Hoffentlich klappt das mit Isis und Diva, die sind so hübsch... Aber da wird es bestimmt viele Gebote geben. Hach ich bin so aufgeregt...", plapperte Meg neben mir ununterbrochen. Das ging schon so, seit wir von meinem Gestüt Hollybrook Stud aufgebrochen waren und so langsam machte sie mich ebenfalls nervös. Also grinste ich meine Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen an und drehte die Musik auf. Sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl - oder vielleicht eher dem ganzen Zaun? - und schmetterte stattdessen lauthals "Holiday" von Greenday mit. Dagegen konnte ich nichts einwenden, immerhin sang ich genauso schief. Heute war der Tag der Zuchtfohlenauktion auf Pineforest Stable und wir waren mit unseren zweieinhalb Stunden Fahrzeit wohl noch unter jenen Besuchern mit der kürzesten Anreise. Ich freute mich schon wahnsinnig auf das Spektakel und natürlich vor allem auch darauf meine beiden Favoriten unter den Fohlen - Isis und Diva - endlich einmal live zu sehen.

      Als wir viertel vor elf auf dem Gestüt ankamen, war der Parkplatz bereits rammelvoll. "Mensch, hier ist sogar noch mehr los als letztes Jahr", murmelte ich wenig begeistert. Nicht, dass ich Occulta den Erfolg nicht gönnte, aber je mehr Bieter hier waren, desto schwieriger würde es werden ein Fohlen zu ersteigern. Ich stellte mein Auto ab und stieg hinaus in die heiße Luft. Meg und ich hatten uns für dieses Event extra in Schale geworfen - sie mehr oder weniger unfreiwillig, aber das spielte ja keine Rolle. Ich trug ein fließendes, knielanges royal blaues Kleid mit goldenen Ornamenten darauf. Das waren nämlich die neuen Hollybrook-Farben und ich hatte mein Glück kaum fassen können, als ich besagtes Kleid gefunden hatte. Gwen dagegen trug einen ebenfalls royal blauen Rock und dazu eine weiße Bluse. Im Gegensatz zu mir fühlte sie sich in den Klamotten jedoch nicht wirklich wohl. Ich knuffte sie spielerisch in die Seite. "Du siehst super aus, hör auf die ganze Zeit an dir herumzuzupfen. Da schauen die Leute dann besonders genau hin.", zog ich sie auf. Man könnte meinen, Meg wäre in Stallklamotten geboren worden - wenn man sie mal nicht in Reithosen sah, trug sie abgewetzte Jeans und ein T-Shirt. Schwarz oder weiß natürlich, alles andere war ihr zu kitschig. Für unseren Ausflug zur Auktion hatte ich die unnachgiebige Chefin raushängen lassen und hatte Meg schließlich gedroht, dass ich ansonsten jemand anderen mitnehmen würde. Das war natürlich nicht ernst gemeint gewesen, aber immerhin repräsentierten wir hier mein Gestüt vor extrem vielen Menschen. So hatte Meg sich murrend mit mir in ein Kaufhaus begeben und sich heute morgen sogar von mir schminken und die Nägel lackieren lassen. Sie hatten - selbstverständlich - die gleiche Farbe wie ihr nagelneuer Rock. "Du bist ein Diktator, nur dass du es weißt. Dieses ganze Freundschaftsgetue ist doch nur aufgesetzt, damit niemand dein wahres Ich erkennt.", murrte Meg, während sie schon wieder an ihrer Bluse zupfte. Ich lachte nur und führte sie zu der Traube an Menschen, die sich auf dem Hof versammelt hatte. In deren Mitte stand Occulta Smith und lächelte uns zu, als wir uns hinter die anderen stellten. Ich entdeckte bereits einige bekannte Gesichter und freute mich schon sehr auf das Mittagessen, da ich einige von ihnen seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Als es schließlich elf Uhr war, sprach Occulta ein paar nette Worte und führte uns dann über das Gestüt. Wir waren keine zehn Schritte weit gegangen, da beklagte sich Meg auch schon über ihre hohen Schuhe. Das änderte sich jedoch schlagartig, als wir die Koppeln erreichten und sie nur dank der Absätze etwas sehen konnte. Im Gegensatz zu mir war Meg nämlich ziemlich klein. "Wusste ich doch, dass ich dich Riesin nicht verwechseln kann!", ertönte in dem Moment eine mir wohlbekannte Stimme. Ich drehte mich um und sah mich Elisa, Matthew und Gwen aus Kanada gegenüber. "Oh ihr auch hier? Das hätte ich mir ja denken können!", erwiderte ich grinsend. Erst kürzlich war ich selbst in Kanada gewesen, um mich um das Training einiger Pferde zu kümmern, darunter auch eine von Elisa's Stuten. Irgendwie war die Auktion dabei wohl durch unsere Gesprächsthemen gerutscht. Vom Rest der Führung bekamen wir nicht allzu viel mit, da wir Neuigkeiten austauschten und uns über die Zuchtfohlen unterhielten. Auch das Mittagessen verging auf diese Weise im Flug. Ich grüßte immer wieder alt bekannte Gesichter und amüsierte mich prächtig. Als es dann am frühen Nachmittag zum Dressurviereck ging, wurde die Stimmung deutlich angespannter. Auch Meg begann wieder zu zappeln, doch ich war momentan genauso schlimm. Tja, aus einem schönen Pokerface wurde wohl auch dieses Jahr nichts. Ich nahm neben Elisa in der dritten Reihe Platz und blickte gespannt auf den Dressurplatz vor uns. Bevor es ans Eingemachte ging, war jedoch die Hengstparade an der Reihe. Anubis, der Vater von Isis war mir schon auf einigen Turnieren begegnet, doch es war immer wieder schön den schicken Hengst in Aktion zu sehen. Auch Drømmer Om Død und Unbroken Soul of a Rebel waren mir bereits bekannt. Ersterer weil er der Vater meiner süßen Prada war und Rebel hatte ich schon gepflegt. Beck's Experience zog trotz seiner Größe die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, als er stolz durch den Ring trabte. Toll, nun wollte ich Diva nur noch mehr haben. Das war doch wirklich verhext. Occulta betrat den Platz und verkündete uns strahlend, dass nun die Auktion bekam. Jeder Interessent hatte eine Bieterkelle erhalten und ich umschloss meine mit zittrigen Fingern. Vier Fohlen hatten meine Aufmerksamkeit geweckt und zwei von ihnen wollte ich unbedingt ersteigern. Fohlen Nummer 1 war Beck's Little Diva und ich sog die Luft ein, als ein Gebot auf das andere folgte. Diva dagegen trabte dicht an ihre Mama gedrängt durch die Bahn und schielte immer wieder zu uns hinüber. Irgendetwas an der Art des Fohlens schlug mich sofort in den Bann. Als ich gerade meine Kelle heben wollte, streckte Elisa neben mir ihre in die Luft. "Du? Was? Nein!", stammelte ich und reckte dann entschlossen meine Kelle in die Luft. "Oh oh, den Gesichtsausdruck kenne ich. Du würdest mich wahrscheinlich überbieten bis wir beide pleite sind oder?", grinste Elisa. In diesem Moment fiel der Hammer und Diva ging an die Nummer 50. Enttäuscht zog ich einen Flunsch, bis ich netterweise von Meg darauf hingewiesen wurde, dass ich Nummer 50 war. Nun entwich mir ein ersticktes Quieken und Elisa hielt sich vor Lachen den Bauch. "Schon gut, ich gönne sie dir, mische ich eben bei der Nummer 2 mit!", meinte sie dann schulterzuckend. Das hatte ich mir zwar auch überlegt, änderte meine Meinung jedoch beinahe sofort wieder, als die Gebote für den kleinen Hengst immer höher kletterten. Der Zuschlag ging schließlich an eine junge Frau die ich nicht kannte und Elisa murrte nur: "Kein Glück heute, also wirklich." Ich wollte gerade etwas erwidern, als meine Aufmerksamkeit zurück auf das Viereck gelenkt wurde. Isis trabte soeben mit ihrer Mutter herein. Das interessant gefärbte Scheckfohlen reckte seinen kleinen Kopf in die Luft und stolzierte mit langen Tritten neben seiner Mama her. Sie sah absolut nicht eingeschüchtert aus, als sie an der Menschenmenge vorbeikam und ich war einfach hingerissen. Schon kurze Zeit später kletterten die Gebote weit über meine selbst gesteckte Höchstgrenze, doch ich musste das Araberstütchen einfach haben und bekam schließlich bei einer Summe den Zuschlag, von dem ich zu Hause niemandem erzählen durfte. Zumindest solange nicht, bis sie Isis mit eigenen Augen gesehen hatten. Zufrieden lehnte ich mich zurück und genoss den Rest der Auktion. Dank Isis stand Fohlen Nummer 4, für das ich mich auch interessiert hatte, nun nicht mehr zur Debatte. Die anderen Fohlen gingen alle für gute Preise weg, vor allem um den Criollohengst Disparo de Fiasco brach ein regelrechter Kampf aus. Als schließlich das letzte Fohlen - ein hübscher kleiner Vollbluthengst - aus dem Viereck geführt wurde, kam Occulta wieder in die Mitte, bedankte sich für die rege Beteiligung und rief dann die neuen Fohlenbesitzer zu sich. In ihrem Büro wurden sodann auch fleißig Schecks ausgestellt und Papiere übergeben. Sorgfältig verstaute ich die von Diva und Isis in meiner Handtasche. Mit einem recht dümmlichen Grinsen verließ ich das Büro. Wir setzten uns nun alle zum Tee zusammen, dann wurde es auch langsam Zeit für die Heimfahrt. Diva und Isis würden bis August auf Pineforest Stable bei ihren Müttern bleiben, doch wir durften sie jederzeit besuchen und das würde ich sicherlich auch wahrnehmen.
    • Sammy
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      Berichte aus Cat's Zeit bei Sadasha auf Bear Brook ec
      25. Oktober 2017 | 13.287 Zeichen von sadasha
      „Jetzt bleib doch mal stehen!“ Kerry folgte mir schon den halben Tag und versuchte in ein Gespräch zu kommen. Aber ich hatte besseres zu tun, so besorgt sie auch wirkte. Ich war nun mehrere Monate in der Weltgeschichte unterwegs und hatte nun endlich Zeit für meine Pferde. Dass ich diese Zeit nicht für Kerry opfern würde, musste sie doch früher oder später begreifen. Verzweifelt seufzte sie, als ich die Boxentür zu Verdine aufschob. „Gut, dann halt so. Ich komme mit Braddock mit! Mir egal was du jetzt mit Verdine vor hattest!“ beschloss Kerry und wirkte stolz, endlich einen Weg gefunden zu haben mit mir zu sprechen. Schweigend machten wir die Pferde fertig und gingen dann in die Reithalle. Mirko war hier gerade dabei den Hufschlag wieder plan zu ziehen, also begnügten wir uns zum Warmreiten mit Zirkelreiterei. Braddock ‚The Parrot‘ schlurfte unter Kerry vor sich hin. Wenn Ruby das sehen würde, würde sie beide Hände über den Kopf schlagen. „Jetzt erzähl doch mal.“ forderte Kerry schließlich und sah mich erwartungsvoll an. „Du bist seit zwei Tagen wieder da und hast Nichts erzählt!“ beschwerte sie sich. „Was soll ich denn erzählen?“ brummte ich widerwillig und ging nun, da dieser gerade gezogen war, mit Verdine auf den Hufschlag. „Ich hab gearbeitet…“ antwortete ich schließlich und hörte wie Kerry abermals seufzte. „Und es ist nichts Spannendes passiert? Du warst doch auch bei deiner Freundin!“ fragte sie genervt. Ich lachte heiser. „Davon erzähle ich dir nicht.“ sagte ich bestimmt und galoppierte Verdine an, die sich freute endlich ans arbeiten zu kommen. Braddock und Kerry schlurften noch immer im Schritt und wenn Kerry es doch mal schaffte sich halbwegs durchzusetzen im langsamen Trab, vor sich hin. „Früher hast du mehr erzählt!“ sagte Kerry enttäuscht, als ich auf ihrer Höhe war. Für mich war das Gespräch beendet und so warf ich ihr nur einen flüchtigen Blick zu und widmete mich dann wieder Verdine. „Du siehst gestresst aus, deshalb hake ich nach.“ fing Kerry wieder an. „Wir machen uns alle Sorgen!“ Tief ausatmend parierte ich Verdine zum Schritt und sah rüber zu Kerry, die in der Mitte eines Zirkels stand und Braddock machen ließ, was er wollte. „Wenn du nicht willst dass er sich gleich mit dir wälzt, solltest du die Zügel aufnehmen.“ warnte ich sie die Stirn in Falten gelegt. Hektisch zog Kerry die Zügel zu sich, sodass Braddock den Kopf hob und seine Aufmerksamkeit wieder bei Kerry war. „Warum ich gestresst bin ist privat.“ sagte ich ruhig und versuchte den erstaunten Blick von Kerry zu ignorieren. „Auf einmal?“ flüsterte sie niedergeschlagen und ließ Braddocks Kopf abermals sinken. „Fängst du wieder an alles in dich hinein zu fressen, wie damals als wir uns kennenlernten?“ sagte sie noch immer leise, aber so laut, dass ich sie gut verstehen konnte. „Das war etwas anderes.“ meinte ich kühl und lobte Verdine, da sie heute trotz meiner gedanklichen Abwesenheit gut mitmachte. Kopfschüttelnd stieg Kerry ab. „Wenn du meinst.“ sagte sie abweisend und brachte Ruby’s Pony zurück in seine Box. Wirklich bewegt wurde Braddock nicht, aber das würde Ruby heute Abend schon merken. Ich arbeitete mit Verdine noch ein paar Minuten, ehe ich sie abritt und im Anschluss auf die Stutenweide brachte. Bis zum Abend beschäftigte ich noch Happy Fantasy und Felan. Mikro und Beth hatten sich ausgiebig mit den Fohlen befasst. Bear Brooks Denahi, What Rainbow, Fantastic Sonata, Rouge Trap, PFS Strolch, Golden Sugar, Little Miss Backyard, PFS‘ Storm Cat, Stars of Magic und CHH‘ Classic Spring standen in kleinen Gruppen aneinander gekuschelt auf den beiden Absetzerweiden. May und José hatten PFS‘ Savory Blossom, Raving Hope Slayer, Ehrengold, Moulan, Bear Totem’s Denali und Blütenzauber im Galopprennen trainiert. Gegen Abend kam Ruby um nach ihrem Pony zu sehen und beschäftigte dann auch noch Iseabail und Lady Lyneth Bowen.

      Am nächsten Tag war ich nach einer beinahe schlaflosen Nacht früh auf den Beinen und machte die beiden Junghengste Vikar und Mephisto soweit fertig. Die beiden waren noch nicht fertig eingeritten und so longierte ich sie vorbereitend. Der Beritt für die beiden würde außerhalb stattfinden. Anschließend machte ich mit Thomas, der ebenfalls noch nicht beritten war etwas Freidressur. Der große Hengst war nicht ganz so roh wie die beiden Tinker und würde unter meiner Hand fertig eingeritten. Ruby kam heute schon vormittags zum Stall. Nachdem sie mit ihrem Pony durch war schnappte sie sich Magical Touch von der Weide und putzte sie übergründlich, flechtete ihr Langhaar neu ein und begleitete mich dann auf einen Ausritt, bei dem ich Slap Happy ritt. „Wie kommt es, dass du so früh hier bist?“ wollte ich wissen und lächelte Ruby an, die sich in ihrer Zeit auf dem Hof verdammt gut gemacht hatte. Wenn sie so weiter macht, dann würde sie sicher eine gute Reiterkarriere hinlegen. „Ich hab heute keine Schule, weil zu viele Lehrer ausgefallen sind.“ erzählte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich lachte kurz und trabte Scheppi dann an. Ruby folgte. „Aber nächste Woche hab ich ein paar Klausuren…“ fügte Ruby ernüchtert hinzu. „Ich bin froh, wenn ich endlich fertig bin.“ Schweigend schmunzelte ich. Alles was ich jetzt hätte sagen können, wird Ruby oft genug von Erwachsenen hören. Also beließ ich es dabei. Als wir wieder auf dem Hof waren kam uns Max mit Riven in a Dream und Scarlet in Birth entgegen, die er wohl zur Ovalbahn brachte. Ich kümmerte mich den Rest des Tages um Mr. Raw Depression und LMR Lady Luna. Kerry hielt sich heute fern von mir und versuchte Niffler und Benji in den Griff zu bekommen, die heute besonders aufmüpfig waren. Gegen Abend sah ich dass Abby sich mit Mister Blockhead beschäftigte. Der Tinkerhengst war noch recht neu auf dem Hof und zeigte durchaus Talent für die Dressur. Allerdings hätte ich nicht vermutet, dass Abby so viel aus ihm herausholen konnte wie ich da gerade sah. Da ich mit meinen Aufgaben für heute abgeschlossen hatte verweilte ich an der Bande und sah mir das Training an. Abby war ein Profi und ließ sich von Zuschauern nicht stören. Im Gegenteil, es schien sie anzufachen noch mehr Enthusiasmus reinzustecken. „Sieht gut aus, nicht wahr?!“ erschrocken fuhr ich herum und hätte Isaac beinahe eine Klatsche verpasst. Doch er hatte damit gerechnet und meinen Unterarm gepackt, bevor ich ihn erreichte. „Woah, ruhig Brauner!“ meinte er lachend und ließ mich los. „Du kommst spät.“ merkte ich an. „Ich komme immer spät, das ist eine Kunst für sich.“ meinte Isaac grinsend. Ich lachte und sah wieder zu Abby, die diese Anspielung wohl gehört hatte und angewidert den Kopf schüttelte. „Gehen dir die Witze aus?“ rief sie zu Isaac, doch Isaac fand sich immer noch äußert amüsant und ließ sich nichts anderes einreden. „Wie war deine Fortbildung?“ wollte ich wissen und ging mit Isaac ins Haus, wo wir ausgiebig über die Arbeit der letzten und der nächsten Tage sprachen. Kerry saß immer noch recht bockig daneben und schüttelte hie und da den Kopf. Als Isaac sich verabschiedete sah Kerry mich wieder mit diesem erwartungsvollen Blick an. „Was denn?“ fragte ich genervt. „Ihr habt euch mehrere Stunden nur über die Arbeit unterhalten? Im Ernst jetzt?“ sagte sie mit steinerner Miene. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern. „Kann es sein, dass du das Problem hast, Kerry?“ fragte ich ein wenig forscher als gewollt. Ertappt sah sie mich an. „Ich bin nicht Gine!“ beteuerte sie empört und machte auf dem Absatz kehrt. „Dann mach nicht die gleichen Fehler wie sie.“ In Kerrys Gesicht mischte sich Traurigkeit. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde sie noch etwas erwidern. Doch dann verabschiedete sie sich mit einer vollkommen deplatzierten Reserviertheit und verschwand. Was für eine scheußliche Lage…

      „Kerry hat sich heute und morgen krank gemeldet.“ meldete Mrs Clayton, als ich am nächsten Morgen zusammen mit Pitch im Halbschlaf die Treppe runterlief um mir den ersten Kaffee zu holen. „Was hat sie denn?“ fragte ich teilnahmslos, da ich noch nicht ganz begriffen hatte wer und was vor sich ging. „Hat sie nicht gesagt.“ Ich ließ ein Brummen vernehmen und nahm meine Tasse aus der Spülmaschine, trocknete sie kurz ab und nahm mir etwas frisch aufgebrühten Kaffee. „Soll ich hier bleiben?“ fragte ich den nächstbesten Mitarbeiter, der rein kam. Beth schüttelte eifrig den Kopf. „Fahr ruhig, wir kommen klar.“ sagte sie fröhlich und nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee. Da meine nun leer war bedankte ich mich und schnappte mir Unterlagen, Leine, Jacke und Schlüssel, zog meine Schuhe an und ging mit Pitch raus. Regen. Immer noch regnete es und stürmisch war es noch dazu. Pitch, der mittlerweile kniehoch gewachsen war zog die Rute ein. Das war absolut nicht unser Wetter und die paar Meter bis zum Auto reichten aus um uns beide zu durchnässen. Der Weg führte uns heute zu einer Show für regionale Pferdezuchten. Zwar stellte ich selber nicht aus, aber es war immer gut zu wissen, mit wem man Kontakte schließen konnte.

      Auf der Show gab es viele Züchter der typisch britischen Rassen. Darunter auch einige Clydesdale und Shire Horse Züchter und ich glaubte sogar zwei Drum Horse Hengste zu sehen. Shire und Clydesdale Züchter verpönten Drum Horses meistens, da sie noch nicht lange als eigenständige Rasse galten. Ich für meinen Teil fand sowohl die einen, als auch die anderen interessant. Allerdings gefielen mir die heute anwesenden Drum Horses nicht so gut. Sie war zu schlaksig und zudem hatten sie beide eine Tovero Scheckung, was ich mit allen Mitteln zu vermeiden suchte. Sehr schön waren jedoch einige Shires. Kräftig gebaut mit ordentlich Halsung und Fesselbehang. Vor einem Exemplar blieb ich stehen. Ein Brauner ohne Blesse, mit vier symmetrisch weißen Beinen. Ein bisschen Weiß hatte er an der Stirn. Das Langhaar war zu shiretypisch verflochten und ließ die eigentliche Länge nur erahnen. Eigentlich war an diesem Pferd nicht viel Besonderes. Den Braunton hatten 90% aller braunen Shires und auch das nur sehr kleine Kopfabzeichen war nicht allzu selten. Es war seine Ausstrahlung die mir gefiel. Acht Jahre alt, gefahren und geritten, mit überschaubarer Showkarriere. Wie ich so das Informationsblatt durchlas sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich ein Mann näherte. Neugierig wie Pitch war zog er leicht in dessen Richtung. Als der Mann neben mir stehenblieb und mich freundlich anlächelte wandte ich mich zu ihm. „Sie sehen aus, als hätten sie Ahnung?“ begann der schmale Mann etwas unsicher und sah kurz zu Pitch, den ich daraufhin zu mir zog. „Ich bin Züchter. Hunter Crowley.“ stellte ich mich vor und lächelte den Mann aufmunternd an. „Was für Pferde züchten sie, Sir?“ fragte er übertrieben höflich. „Hauptsächlich Englische Vollblüter.“ Und sie Mr …?“ Ich hatte den Herrn kalt erwischt. Eilig stellte er sich als Jayden Buck vor. „Ich baue mir gerade eine Shire Zucht auf.“ erklärte er und zeigte mir stolz seinen Deckhengst Clairkson. Er sah dem Hengst hier vor uns sogar ein wenig ähnlich, war aber wesentlich dunkler in der Farbe und hatte unregelmäßigere Beinabzeichen. Wir unterhielten uns eine Weile über die Pferdezucht, worauf man zu achten hatte und was bei den Shires als Zuchtziel galt. „Woher kennt ihr euch bei den Shires aus?“ wollte Jayden wissen, der mich noch immer siezte. „Ich habe eine Shire Stute für die Drum Horse Zucht.“ erklärte ich und rechnete eigentlich schon mit einem abfälligen Kommentar. Doch Jayden war interessiert. Mitten im Gespräch darüber ob Drum Horse eine sinnvolle Zucht war oder nicht, brach ich ab. Im Gehen fiel mir eine schwarze Stute auf, die im miserablen Zustand war. „Wieso stellt man sie hier aus?“ fragte ich empört. Die Stute hieß Bad Medicine und war lackschwarz. Sähe sie nicht aus wie ein Flickenteppich durch die ganzen Narben, wäre sie sicher ein hübsches Exemplar ihrer Rasse. Nicht ganz typisch, da weiße Beine eigentlich höchst erwünscht waren, aber ein Hingucker alle male. Auch Jaydens Blick haftete auf der Stute. „Die werden doch untersucht, bevor sie herkommen. Wie kann sie dann hier stehen?“ fragte er und warf einen Blick auf das Informationsblatt. In großen Lettern stand dort „Rette mich“. Es handelte sich hier also um ein Rettungspferd, aus schlechten Verhältnissen. Man suchte über die Show jemanden, der sich der Stute annahm. „Was hältst du davon?“ fragte mich Jayden und versuchte die Stute anzulocken, die sich im hintersten Eck ihres begrenzten Platzes verkrochen hatte. „Nicht viel.“ meinte ich knapp und musste eiskalt auf Jayden wirken, der es tatsächlich geschafft hatte, dass Bad Medicine ein paar Schritte auf uns zu tat. „Wieso nicht?“ fragte er ebenso knapp ohne den Blick von der Stute abzuwenden. „Weil man nicht weiß ob man es je wieder gerade biegen kann, was da falsch gemacht wurde.“ erklärte ich stumpf. „Dafür hätte ich keine Zeit.“ Jayden hatte dafür wenig Verständnis, ließ mir aber meine Meinung. Wir beschlossen gemeinsam etwas zu Essen und verabschiedeten uns nach dem gegenseitigen Versprechen in Kontakt zu bleiben was die Zucht betrifft. Ich machte zusammen mit Pitch noch einen Abstecher zu den Englischen Vollblütern, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Zu Hause schrieb ich Käthe von meinem Tag und fragte gleichzeitig wie es bei ihr aussieht. Wir hatten seit einer gefühlten Ewigkeit nicht gesprochen.

      13. Februar 2018 | 14487 Zeichen von adoptedfox und sadasha
      Hunter | Mit Kopfzerbrechen lag ich wach. Käthe benahm sich wie ein Teenager, der nicht wusste ob er gute oder schlechte Laune hatte. Mit Sicherheit kam es mir auch nur so vor, aber es nervte mich. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 2 Uhr morgens war. Noch drei Stunden um Schlaf zu finden, bis der Arbeitstag beginnt. Eigentlich hatte Käthe nichts Schlimmes verbrochen. Wir hatten wenig Kontakt und als wir uns zufällig trafen war es komisch. Da kann Käthe auch nichts für, oder doch? Pitch riss mich aus meinen Gedanken. Er träumte und schlug dabei mit seinen Pfoten gegen das Bett, was mich richtig wach machte. Zwar kannte ich die Geräusche schon und sie versetzten mich nicht mehr in einen Schockzustand wie beim ersten Mal als ich sie hörte, aber dennoch saß ich jetzt kerzengerade im Bett und beobachtete den schwarzen Rüden. Punkt 5 Uhr sprang Pitch auf und lief im Zimmer auf und ab. Es dauerte nicht lange, bis mich das Geräusch der Krallen auf dem Parkett so nervte, dass ich aufstand um ihn rauszulassen. Bei der Gelegenheit machte ich mich gleich auch fertig für den Tag und bereitete im Anschluss Pitchs Frühstück vor. Mrs Clayton machte nebenbei Kaffee und warf ab und an einen argwöhnischen Blick auf das rohe Fleisch. „Das riecht fürchterlich.“ klagte sie und sog den Duft der ersten Tasse Kaffee ein um den Gestank loszuwerden. „Für Pitch duftet das gut.“ erwiderte ich und deutete zum Retriever, dem der Sabber schon aus den Lefzen hing. Da er dazu neigte sein Futter in einem Drei-Meter-Radius um sich herum zu verteilen wenn er fraß, fütterte ich ihn seit ein paar Monaten draußen. Auch heute stellte ich die Schüssel vor die Türe und Pitch trottete fröhlich hinterher um sein Frühstück auf dem überdachten Platz zu genießen.
      Ein paar Stunden später stand ich mit Kerry in der Reithalle und half ihr mit Vikar und Mephisto. Die beiden Junghengste waren zur Zeit im Beritt und bekamen daher besonders viel Aufmerksamkeit. Kerry hatte es mit Hilfe einer Trainerin bereits geschafft sie an das Zubehör und Reitergewicht zu gewöhnen, sodass nun die richtige Arbeit anfing. Nach gut zwei Stunden saßen wir wieder ab und brachten die zwei in ihre Boxen. “Ist bei Käthe und dir eigentlich alles in Ordnung?” fragte Kerry. “Wieso fragst du?” Wollte sie jetzt wirklich über meine Beziehung sprechen? “Weil sie lange nicht mehr hier war und du warst schon lange nicht mehr bei ihr. Am Hof gehen schon Gerüchte rund, dass es bei euch kriselt.” - “Gerüchte?” fragte ich lachend. “Jetzt lenk nicht ab! Ist alles in Ordnung?” - “Ich weiß es selbst nicht.” meinte ich schulterzuckend und machte mich auf die Suche nach Pitch. “Du solltest mit ihr sprechen, wenn du nichtmal selbst weißt was Sache ist. Das meine ich nicht nur als Psychologin, sondern auch Freundin.” Wahrscheinlich hatte sie damit recht. Sie hatte Recht. Ohne vorher anzurufen packte ich Pitch in den Wagen, den ich irgendwo bei den Weiden aufgegabelt hatte und fuhr los.

      Käthe | “Soll ich dir sicher keinen Helm bringen?” rief Erin mir über den Platz zu. Ich lachte gespielt und verneinte während ich damit beschäftigt war Smooth Gravity zu parieren. Die Stute machte es mir alles andere als einfach. Als ich sie endlich dort hatte wo ich sie wollte hielt ich neben Erin an und rieb mir mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. “Du hättest sie Probe reiten sollen.” sagte sie vorwurfsvoll und reichte mir eine Flasche Wasser. “Sie muss sich erst einleben. Gib ihr etwas Zeit!” erwiderte ich und nahm einen kräftigen Schluck. “Einen Versuch noch!” motivierte ich mich selbst und nahm die Zügel auf. Konzentriert trabte ich die Stute an und wechselte durch die ganze Bahn um die Stute anzugaloppieren. Gravity kam mir jedoch einen Schritt zuvor und machte einen gewaltigen Satz nach vorn um mich abzusetzen. Was ihr gelang. “Du hättest dir einen Helm aufsetzen sollen.”

      Stöhnend rappelte ich mich auf und rieb mir die Schulter. “Was machst du denn hier?” fragte ich Hunter und lief zu Gravity die am Zaun stand und mich beobachtete. “Nach dir sehen.” gab er trocken zurück. “Jetzt hast du mich ja gesehen.” antwortete ich und öffnete das Tor um Gravity zurück in den Stall zu bringen. “Ich lass euch besser allein, ja?” flüsterte Erin und lächelte mir aufmunternd zu bevor sie ging. Ich zog der Stute die Zügel über den Hals, nahm die Trense ab und zog ihr ein Halfter an damit ich sie in der Stallgasse anbinden konnte. “Ich wollte nach dir sehen, weil wir sprechen müssen.” sagte er genervt. “Ich hör dir zu.” sagte ich ohne ihn anzusehen, nahm der Stute den Sattel ab und brachte ihn zusammen mit dem Zaum in die Sattelkammer. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob ich den Sattel auf seinen Platz und ging zurück zu Gravity und Hunter. Ich nahm den Hufkratzer aus der Putzbox und hob einen Huf der Stute an. “Du wolltest mit mir sprechen.” erinnerte ich Hunter und begann damit ihren Huf auszukratzen. “Hast du dich verletzt?” wollte er wissen und bemühte sich um eine nicht allzu besorgte Miene zu machen. “Natürlich habe ich mich verletzt, ich wurde gerade in hohem Bogen abgesetzt.” gab ich genervt zurück und drängte mich an ihm vorbei. “Dann fahre ich dich jetzt zum Krankenhaus.” - “Nein das wirst du nicht.” unterbrach ich ihn und sah auf. “Es geht mir gut. Zwei oder drei Tage, dann ist alles wieder in Ordnung.” - “Das.” Er packte mir forsch an die Schulter. “Ist nicht in zwei, drei Tagen wieder in Ordnung.” Ich stöhnte vor Schmerz auf und gab ihm aus Reflex eine Ohrfeige. “Was sollte das?” fragte ich und sah ihn vorwurfsvoll an. Er ignorierte meine Frage und bugsierte mich zu seinem Wagen. Pitch folgte uns fröhlich. “Ich bleibe hier!” fuhr ich ihn an und stemmte meine Hand gegen die Tür damit er sie nicht öffnen konnte. “Damit es schlimmer wird und du für Wochen ausgeknockt wirst, weil du nicht sofort zum Arzt gehen wolltest? Machst du das immer so? Sachen aufschieben?”- “Aufschieben?” fragte ich und wirbelte herum damit ich ihn ansehen konnte. “Du meinst also ich schiebe Sachen auf, ja?” - “Ja.” - “Zum Beispiel?” fragte ich und verschränkte die Arme. Er verdrehte genervt die Augen. “Jetzt gerade, zum Beispiel. Aber wenn du nicht willst. Dann geh halt und sitz es aus.” Er ließ mich los. “Ich bin auch der Meinung du solltest das abklären lassen…” warf Erin ein die, allem Anschein nach, schon eine Zeit lang in der Haustür stand und mitgehört hatte. Ich sah sie an und atmete hörbar aus. “Ich muss mich um…” begann ich, musste aber unterbrechen als Hunter die Wagentür öffnete und mich auf den Sitz schob. “Danke!” rief er Erin zu und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Er zog die Tür zu und verriegelte das Fahrzeug. “Hunter! Das ist Entführung!” rief ich und sah ihn an. “Sobald du aus dem Krankenhaus raus bist, fahre ich dich gerne zur Polizei, damit du mich anzeigen kannst.” meinte er spitz und fuhr los. Genervt schnallte ich mich an und sah aus dem Fenster. Die Fahrt über sprachen wir kein Wort miteinander. Auch im Krankenhaus schien es nicht besser zu werden. Die Notaufnahme war brechend voll und man teilte mir mit, dass es zirka 2 Stunden dauern würde bevor ich dran war. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum und ging nach draußen, wo ich mir von einem jungen Mann, der etwa mein Alter hatte, eine Zigarette lieh. Normalerweise rauchte ich nicht, aber manchmal war es eine Erfüllung.

      Hunter | Ich ging davon aus, dass Käthe frische Luft schnappen wollte, daher folgte ich ihr nicht sondern wartete geduldig. Als ich geistesabwesend aus dem Fenster sah konnte ich meinen Augen nicht glauben. Käthe mit einer Zigarette? Seit wann rauchte sie? Ohne nachzudenken ging ich raus und sah sie verwirrt an. “Was hab ich noch verpasst?” fragte ich fast schon enttäuscht, dass ich nichtmal davon etwas wusste. “Ich habe drei neue Pferde und habe die mobile Pferdepflege aufgegeben um meine Trainerlizenz zu erhalten und… sonst eigentlich nichts.” antwortete sie und blies mir den Rauch entgegen. Resigniert nickte ich und zog meine Schachtel Zigaretten aus der Tasche um mir eine anzumachen. “Wie sieht es bei dir aus?” fragte sie und sah mich an. “Wenn sich bei mir etwas Großes bewegt hätte, wüsstest du davon.” - “Das ist also der Grund weswegen du dich nicht mehr gemeldet hast.” - “Was?” verwirrt sah ich sie an. Ich hatte keine Lust wieder zu diskutieren. “Ach vergiss es!” sagte sie, warf ihre Zigarette auf den Boden und ging wieder hinein.

      Nach zwei Stunden wurde Käthe endlich aufgerufen. Die Schulter und der Ellenbogen waren geprellt und der Arzt riet ihr sich zu schonen. Dass sie das nicht tun würde stand außer Frage. “Wieso hast du dich nicht gemeldet?” fragte Käthe leise. “Weil ich nicht sicher war ob es richtig wäre. Deinem Vater ging es nicht gut und ich dachte du würdest dich lieber erstmal auf ihn konzentrieren. Ich wollte nicht stören. Ich war mir sicher, dass du dich gemeldet hättest, wenn es wieder passt.” - “Danke, jetzt fühle ich mich schlecht!” rief sie und rutschte tiefer in den Sitz hinein. Ich lachte leise. “Noch schlechter?” Doch anstatt zu antworten nickte sie nur. “Ich habe oft überlegt dir zu schreiben oder einfach vorbei zu fahren aber ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belasten.” Seufzend stieg ich aus und ging um den Wagen herum um Käthe die Tür zu öffnen. “Also waren wir in etwa gleich blöd.” schloss ich und warf die Tür zu, nachdem Käthe ausgestiegen war. “Kann man so sagen, ja.” antwortete sie und lächelte. Wie sie da stand, noch immer an den Wagen gelehnt und lächelnd trotz ihrer Verletzung an der Schulter, war sie der schönste Mensch, den ich mir jetzt gerade vorstellen konnte. Es fühlte sich an als hätte jemand die Zeit angehalten, doch mein Herz raste dagegen an. Wie gerne würde ich sie jetzt... Doch ich hielt mich zurück. Wir hatten gerade erst unseren bisher größten Konflikt gelöst und da konnte ich jetzt nicht... oder doch? Unwillkürlich sah ich mich vor ihr, hatte meine Hände an ihre Hüfte gelegt und berührte sanft ihre Lippen mit meinen. Es war kein richtiger Kuss, es war mehr eine kaum spürbare Berührung. Doch sie weckte mich aus meiner Trance. Ein eiskalter Schauer durchlief meinen Körper und riss mich ein paar Schritte von ihr weg. Noch immer pochte mein Herz so stark, als wolle es mir aus der Brust springen. Ich atmete hörbar aus und fuhr mir durch die Haare, während ich mich langsam wieder beruhigte und zu ihr umdrehte. “Ist alles in Ordnung?” fragte Käthe besorgt und rieb sich die verletzte Schulter. “Alles Bestens.” gab ich verschmitzt lächelnd zurück. “Ich muss leider wieder fahren. Isaac ist heute quasi Alleine mit den Pferden und da muss ich mithelfen.” - “Schreiben wir heute Abend miteinander?” fragte sie, während sie auf mich zu kam und umarmte. “Ich habe dich wirklich vermisst.” flüsterte sie leise und lehnte ihren Kopf auf meine Brust. “Ich hab dich auch vermisst. Ich schreibe dir wenn wir mit den Pferden durch sind.” Ich konnte sie zwar nicht sehen, spürte aber dass sie zufrieden lächelte. “Dann schaue ich mal wie weit Erin mit den Pferden ist.” - “Melde dich, wenn du mich brauchst. Ich kann Isaac auch mal alleine lassen.” meinte ich schmunzelnd und öffnete die Fahrertür. “Mache ich, versprochen!” sagte sie lächelnd und entfernte sich ein paar Schritte vom Wagen damit ich fahren konnte.

      “Auch mal wieder da?” rief mi Isaac zu, der gerade mit Mr. Raw Depression von den Feldern zurück auf den Hof kam, als ich aus meinem Wagen stieg. Es war mittlerweile Spätnachmittag und eigentlich hätte ich ihm helfen müssen die Pferde zu versorgen, weil Kerry nur bis mittags da war. Entschuldigend hob ich die Hände und kam mit Pitch im Schlepptau zu ihm. “Es kam leider etwas dazwischen. Wer muss noch gemacht werden?” Isaac taxierte mich kritisch, während er Mr. Raw Depression auf eine unscheinbare, ruhige Art die Leviten las, da der Hengst versuchte einfach weiterzulaufen, obwohl Isaac stehen geblieben war. “Du kannst deine Vollblüter als abgehakt sehen. Ehrengold, Raving Hope Slayer und PFS Strolch hatte Kelly noch auf die Rennbahn gelassen und Slap Happy, Blütenzauber, Bear Totem’s Denali, Moulan, Riven in a Dream, Scarlet in Birth, LMR Lady Luna, PFS’ Savory Blossom, Happy Fantasy und CHH’ Classic Spring hab ich in der Führanlage laufen lassen. Golden Sugar, Stars of Magic, PFS’ Storm Cat, Little Miss Backyard, Fantastic Sonata, Rouge Trap, What Rainbow und Bear Brooks Denahi hat Kerry glaube ich zusammen von der einen zur anderen Weide geschickt. Keine Ahnung welcher Sinn dahinter stand, aber die Fohlen sind damit alle bedient gewesen, sodass ich sie zwischendurch nur zurück in die Boxen gebracht hatte. Immerhin soll es kommende Nacht wieder frieren. Achja, Benji und Niffler haben sich heute in den Haaren gehabt, die hab ich jetzt getrennt gestellt. Nicht dass du dich wunderst. Wir müssten jetzt noch die Großen machen und Verdine.” - “War Ruby da?” Isaac nickte. “Ja, war sie. Sie hat Braddock ‘The Parrot’ bewegt und ist dann wieder abgezischt. Die war wegen irgendwas verstört, schlechte Noten, Beziehungsdrama, weiß der Geier… Apropos Beziehungsdrama…” Wieder taxierte der Ire mich und wartete auf eine Antwort. Doch ich beschloss nicht auf diese Anspielung einzugehen. “Gut, dann schnappe ich mir als erstes Iseabail und Lady Lyneth Bowen. Du nimmst dir bitte Magical Touch und Felan vor.”
      Gesagt getan, beide machten wir uns an die Arbeit. Isaac ließ immer wieder Sticheleien vom Stapel und versuchte aus mir herauszuquetschen was denn jetzt mit Käthe und mir war, doch ich genoss es ihm den Gefallen nicht zu machen. Soll er ruhig ein bisschen grübeln, wenn es ihn so brennend interessierte. Nachdem die Stuten bewegt waren, blieben uns nur noch Mister Blockhead und Thomas. Als auch diese beiden Hengste zufrieden und müde in ihren Boxen standen war es schon längst Dunkel geworden. Die Uhr zeigte 11 Uhr abends. “Danke.” sagte ich knapp als Isaac sich in seinen Wagen schwang. “Du weißt, dass du dich immer auf mich verlassen kannst.” gab er zurück und knallt die Tür zu um loszufahren. Lachend wandte ich mich ab und ging noch einmal über den Hof um alle Tore und Türen zu kontrollieren. Nebenbei sammelte ich Pitch ein, der sich in einer leeren Box auf Mäusesuche begeben hatte. “Komm Junge.” rief ich und der schwarze Rüde folgte, wenn auch widerwillig. Als ich mir sicher war, dass der Hof gut abgeriegelt war ging ich ins Haus und sprang erstmal unter die Dusche, ehe ich mich aufs Bett warf und mein Telefon aus der Tasche kramte um mich bei Käthe dafür zu entschuldigen, dass es so spät geworden war.

      11. Juni 2018 | 13.173 Zeichen von sadasha
      Neuzugänge
      Als mitten in der Nacht das Telefon klingelte drehte ich mich zuerst noch einmal auf die andere Seite, in der Hoffnung den schrillen Ton ignorieren zu können. Doch sobald ich mich umgedreht hatte leckte mit Pitch hektisch über das Gesicht. Genervt schob ich ihn von mir weg und richtete mich ächzend mit einem Blick auf die Uhr auf. Wer zur Hölle ruft um 2:37am an? Die Vorwahl sagte mir nichts und das konnte nur bedeuten, dass der Anrufer von weit weg kam. Wenigstens erklärte das auch die irre Zeit. Verschlafen nahm ich das Gespräch an und brummte ins Telefon. "Ehm… Hunter?" Ich brummte erneut. Eine Frau war am anderen Ende der Leitung und die Verbindung stand eher schlecht als recht, sodass der Ton knisternd und rauschen bei mir ankam. "Hey! Wir hatten uns doch über deine Tinker unterhalten! Und was du suchst und ja… Ich hab eine tolle gefunden, Pearl carrier und… du wolltest keine Fohlen oder?" Nachdenklich schwieg ich. Cooper aus Kanada war am Telefon, doch auch bei ihr musste es jetzt schon spät sein. "Schläfst du auch mal?" brummte ich ohne ihre Frage zu beantworten. Sie lachte. "Ist doch noch früh hier! Oh, hab ich dich geweckt? -" sie brabbelte eine Entschuldigung und redete dann über ein Fohlen, das sie ebenfalls entdeckt hatte. "Double Dilute! Du suchtest doch sowas oder nicht? Und eine Stute! Warte, ich schicke dir Fotos. Und… Hunter ich hab die zwei gekauft, du kannst also nicht Nein sagen. Im Zweifelsfall werden die sicher auch klasse Therapiepferde für deine… Freun-, Kollegin?" Ich hatte nach Fotos mein Gehör eingestellt und kramte nach meinem Laptop. Pitch hatte seinen Kopf auf dem Bett abgelegt und sah mir schwanzwedelnd dabei zu wie ich versuchte klar zu werden. "Warte kurz, der Laptop braucht Strom…" unterbrach ich Cooper. "...und ich brauche Kaffee."

      Nachdem ich mir einen Kaffee gemacht und Pitch auf den Hof gelassen hatte, setzte ich mich mit dem Laptop ins Wohnzimmer wo auch das Ladekabel lag. Die Stute war bereits eingeritten und gefahren und komplett durchgetestet was Erbkrankheiten und Farben betraf. Für mich also perfekt und dass sie Pearl Trägerin war würde später noch mit Mephisto interessant werden. Das Tinkerfohlen war sehr kompakt gebaut trotz der Größe und sie sah auch ansonsten korrekt aus. Hier wurde nicht nur wegen der Farbe gezüchtet. Trotzdem sah ich mir auch die Linien der kleinen Stute ausgiebig an, ehe ich mich bei Cooper bedankte. Gemeinsam planten wir die Überfahrt nach England und klärten das Finanzielle. Als ich auflegte wurde es schon hell und auch Cooper war jetzt müde. Wir wünschten uns also noch eine gute Nacht und legten dann auf. Ich jedoch blieb jetzt wach. Ich ging ins Bad um zu Duschen und mich für den Tag fertig zu machen. Noch bevor einer der Angestellten eintrudelte hatte ich die Fütterung fertig, die ersten Pferde auf die Weiden gebracht und mistete die ersten paar Boxen, bis Beth zum Arbeitstag kam und mir das Werkzeug aus der Hand schnappte. "Guten Morgen!" meinte sie fröhlich und lächelte mich an. "Du hast wohl nichts Besseres zu tun, hm?" Ich verneinte grinsend und streckte mich ausgiebig, ehe ich aus Benjis Box ging. Der kleine Hengst stand zusammen mit seinem Shettykumpel Niffler auf einer doppelt gesicherten Weide aus denen sie nicht mehr ausbüchsen konnten. Zu meiner Überraschung kam mir Ruby entgegen, als ich Thomas von der Weide holen wollte um mit ihm zu arbeiten. Sie hatte ihren Ponyhengst Braddock 'The Parrot' an der Hand. "Mit dir habe ich erst am Nachmittag gerechnet. Keine Schule heute?" Sie grinste über beide Ohren und nickte. "Richtig. Es sind viele Lehrer krank und deshalb dürfen heute zwei Klassen zu Hause bleiben. Ich bin unter den Glücklichen." - "Na dann viel Spaß." meinte ich und ging weiter zu meinem Drum Horse Hengst. "Achja Hunter?!" rief Ruby noch und ich blieb kurz stehen. "Später kommen noch ein paar Freundinnen, können wir uns die Shettys dann leihen? Nur auf dem Hofplatz etwas Spielen mit den Ponys?" Ich nickte und gab ihr einen Daumen hoch, ehe ich wieder kehrt machte. Thomas stand zusammen mit Tank am Rand der Weide, wo das höchste Gras wuchs. Doch im Gegensatz zum Rappen graste er nicht, sondern beobachtete aufmerksam mein Verhalten. Vielleicht erkannte er, dass ich sein Halfter mitschleppte. Jedenfalls trabte er ein paar Schritte auf mich zu, sodass auch Tank kurz aufsah um zu überprüfen was seinen Kumpel aufmischte. "Guter Junge." lobte ich den Schecken und streichelte den kräftigen Hals, als er bei mir stand und sich das Halfter überziehen ließ. Den fast vierjährigen Hengst hatte ich seit Kurzem unterm Sattel und er machte sich soweit ganz gut. Die langen Beine bekam er noch nicht immer richtig geordnet, doch dafür übten wir das ja. Auch heute sattelte und zäumte ich ihn. In der noch recht kühlen Reithalle longierte ich Thomas zuerst ab und schwang mich dann in den Sattel. Im Moment arbeiteten wir an seinem Trab und den Übergängen zum Schritt. Hier und da, wenn die Motivation stimmte versuchten wir es auch schon mit kurzen Galoppphasen. Doch die waren kaum nennenswert und wirklich schlacksig in der Ausführung. In Trab und Schrott kam Thomas aber schon gut runter, lernte sich zu entspannen und versuchte es mir Recht zu machen.
      Nach der Session mit dem Drum Horse Hengst rief ich bei Käthe an. Sie erzählte mir vom ein oder anderen Neuzugang und dass sie nun aufpassen müsse nicht noch mehr Pferde ins Boot zu holen. Ich erklärte ihr, dass es mir da im Moment nicht viel anders ging. Die beiden Neuzugänge Stonery und Hester würden wohl nächste Woche eintreffen. "Achja und wenn du ja jetzt eine Rappstute hast verlange ich ein Shooting zusammen mit Moulan und als Kontrast vielleicht Smooth Gravity, sollten die sich verstehen." meinte ich und lächelte bei dem Bild, das ich mir da zusammenstellte. Echo's Maiden sollte die Rappstute heißen. "Mit blauen Augen!" Ich war sehr gespannt sie kennenzulernen. "Und wenn du so denkst, kannst du Sympathy of the Devil auch gleich mit einplanen. Die ist auch schwarz-weiß." Ich brummte wohlwollend. "Und wen hat dir Occulta noch verkauft?" fragte ich neugierg. "Einen Hengst." sagte sie aufgeregt. "Valentine's Cantastor heißt er. Ein Brauner." Da ging mir sofort ein Licht auf. "Den habe ich gesehen, als ich sie mal besucht habe. Holst du die zwei ab oder werden sie dir gebracht?" Käthe schwieg. "Ich sehe dich nicht, das ist dir aber klar oder?" fragte ich vorsichtig. "Ja klar… Keine Ahnung, das haben wir noch nicht geklärt." Ich lachte leise. "Gut, ich komme später vorbei. Bearing Spots und Compliment erkennen mich vielleicht schon nicht mehr, so lange war ich nicht mehr da." Wir legten auf. Kerry hatte mittlerweile Vikar und Mister Blockhead für heute fertig, sodass sie nur noch die Stuten übrig hatte. "Venetia und Magical Touch spanne ich mir an und bin für etwa eine Stunde im Gelände." erklärte ich und ging mit den Halftern der beiden Stuten auf die Weide. Erleichtert dankte sie mir und schnappte sich das Halfter von Felan. Max und José sind fleißig mit CHH' Classic Spring und PFS Strolch. Die beiden Vollblüter räumten auf den Rennen aktuell viele Schleifen ab. Bald würde ich Bear Brooks Denahi ebenfalls auf die Rennbahn schicken, doch ihr fehlte es noch an Ausbildung.
      Während ich mit den beiden Tinkerstuten unterwegs war überlegte ich was ich am nächsten Tag unternehmen wollte. Die beiden benahmen sich vorbildlich und wir hatten eine sehr entspannte Runde um das Gestüt herum. Die Schatten der Bäume ließen die brennende Sonne nicht zu uns durchdringen, sodass wir immer noch fit waren als wir auf den Hof zurück kehrten. "Crowley, sie sollten was essen!" rief mir Mrs. Clayton von der Türe zu. Ich brachte zuerst die beiden Stuten zurück auf die Weiden und schob die Kutsche die letzten paar Zentimeter in die Scheune, ehe ich zum Essen kam. Danach setzte ich mich mit Pitch ins Auto und fuhr nach Nottingham um Käthe zu besuchen.

      "Erin ist mit Hibana unterwegs." erklärte Käthe und küsste mich sanft zur Begrüßung. "Wir haben den Hof für uns!" Hinter ihr stand Amistad und stupste sie ungeduldig an. "Wir bringen den kurz weg ja? Dann zeig ich dir auf dem Rückweg Echo's Maiden und dann gehen wir rein. Die beiden anderen sind ja noch nicht hier. Aber ich hab Fotos!" erzählte sie stolz. Dass ich auch nach den beiden Fohlen gucken würde war selbstverständlich. For an Angel streckte neugierig den Kopf aus der Box, als wir an ihr vorbeigingen. Amistad war auch nicht abgeneigt gegenüber der hübschen Stute, doch Käthe kannte keine Gnade und zog den Scheckhengst weiter bis zu seiner Box. "Wo sind denn die Kleinen?" wollte ich wissen. Käthe zeigte nach draußen und ich beschleunigte meinen Schritt. Bearing Spots und Compliment standen gleich draußen, wenn man aus dem Stall kam und warteten darauf reingeholt zu werden. "Die sollen noch draußen bleiben, Hunter!" rief Käthe, als ich das Tor öffnete um mich auf die Weide zu mogeln. Sofort kamen die beiden zu mir und taxierten mich neugierig. Doch Leckerchen hatte ich heute nicht dabei. Besonders Compliment hatte nochmal einen ordentlichen Wachstumsschub. Ich ließ meinen Blick über die anderen Weiden schweifen. Grenzfee stand auch noch draußen zusammen mit der neuen Rappstute. Smarty Jones war der einzige, den ich noch nicht gesehen hatte. Aber er würde dann wohl in seiner Box stehen. Pitch fing an zu quängeln, weil ich ihn nicht mit auf die Weide gelassen hatte und bevor er richtig laut wurde kam ich lieber wieder raus und ging mit ihm Käthe hinterher ins Haus. Hier tauschten wir uns über unser beider Neuzugänge aus. "Ach, ich hab ganz vergessen dir Echo's Maiden zu zeigen." sagte Käthe schockiert. Doch ich unterbrach sie, ehe sie weitersprechen konnte. "Ich hab sie eben schon gesehen. Sie sieht toll aus. Wunderbar groß!" - "Und ihr Fell ist total samtig!" fügte Käthe hinzu woraufhin ich schmunzelte.

      Wir waren erst spät wieder heim gefahren und so schaffte ich es in dieser Nacht wieder nicht den verlorenen Schlaf nachzuholen. Doch es half nichts. Wenigstens war Kerry früher da und hatte sich schon Iseabail und Lady Lyneth Bowen gewidmet. Ich ging daher sofort über zu meinen Vollblütern. Kerry würde später noch Xana bespaßen. Ich begann mit Happy Fantasy. Die Stute kam grundsätzlich etwas zu kurz und deshalb gehörte mein Vormittag heute gänzlich ihr. Ich putzte sie ausgiebig, sattelte sie dann und ging mit ihr auf die Militarystrecke in Mitten der Rennbahn. Von hier aus konnte ich meinen Jockey bei der Arbeit zusehen. Sie hatten heute die Oldies Ehrengold und Mikado aus dem Stall geholt. In der Mittagspause erklärte ich den beiden dass ich mir als nächstes Mr. Raw Depression rausnahm. Die beiden nickten und sagten dann dass sie PFS' Savory Blossom und Raving Hope Slayer rennen wollten.
      Ich freute mich sehr, als am Nachmittag Isaac aus dem Urlaub kam. Übersäht mit noch mehr Sommersprossen als üblich und mit heller Fläche rund um die Augen, weil er wohl die Sonnebrille nicht abgenommen hatte bevor er sich an den Strand gelegt hatte. Freundschaftlich begrüßten wir uns und gingen zusammen in den Stall. Blütenzauber und Riven in a Dream waren die nächsten, die wir uns vornahmen. So heiß wie es war zogen wir uns in die Reithalle zurück, wo auch Abby schon den ganzen Tag war. Sie hatte sich mit Moulan beschäftigt und jetzt gerade ritt sie Scarlet in Birth warm. "Beth macht das mit den Fohlen gut oder?" fragte Isaac, der unsere Stallhilfe vor seinem Urlaub auserkoren hatte die Fohlenarbeit zu übernehmen. Sie hatte damit zu Beginn sehr zu kämpfen. "Sie hat sich gut mit ihnen eingespielt, ja." gab ich zurück. Besonders das Hengstfohlen Golden Sugar hatte sie ganz gut im Griff. Die Flausen von PFS' Storm Cat oder Stars of Magic waren dagegen ein Witz. Als wir mit den beiden Stuten fertig waren hatte Beth gerade Little Miss Backyard an der linken und Fantastic Sonata an der rechten Hand. "Könnt ihr nicht noch die letzten beiden übernehmen?" flehte sie und Isaac und ich tauschten vielsagende Blicke aus. Wir stimmten aber zu. So konnte Beth mit der Stallarbeit weiter machen und Isaac und ich schnappten uns What Rainbow und Rouge Trap. Die beiden Stuten brannten schon darauf die Welt zu erkunden. Als wir jedoch mit ihnen nach draußen gehen wollten um eine Runde um den Hof herum zu machen scheuten sie und wollten lieber wieder zurückgehen. Wir tasteten uns also eine Ecke vorsichtiger heran und ließen die beiden Stutfohlen in Ruhe gucken und das Tempo selbst bestimmen. Weit kamen wir so zwar nicht, aber wir konnten das Führtraining mit einem positiven Gefühl abschließen, als wir nach einer halben Stunde auf den Hof zurück kehrten um die Fohlen in ihre Boxen zu bringen wo sie übernachten würden.
      Am nächsten Tag hatten die meisten Pferde frei und so konzentrierte ich mich auf Slap Happy. Isaac hatte sich Bear Totem's Denali fertig gemacht und Kerry nahm LMR Lady Luna mit auf einen gemeinsamen morgendlichen Ausritt. Am Nachmittag kümmerten sich die beiden um Verdine und Tainted Whiz Gun, sodass ich frei hatte. Ich nutzte die Zeit um mit Pitch zum See zu gehen und die Woche ruhig ausklingen zu lassen. Nächste Woche würden die beiden Neuzugänge eintreffen und die Stallordnung wieder mal aufmischen.

      01. November 2018 | von sadasha
      Schnelle Pflege für alle Pferde
      Nachdem ich endlich vom Arzt das Go bekommen habe meine Pferde wieder zum teil selbst zu versorgen, machte ich mich heute früh gleich auf in den Stall um bei der Fütterung auszuhelfen. Ich fing bei meinen Zuchtstuten an um sie als erste auf ihre Weide bringen zu können. LMR Lady Luna, PFS' Savory Blossom und Scarlet in Birth streckten schon neugierig die Köpfe aus der Box, als sie den Fuggerwagen hörte. Slap Happy kam erst zur Tür, als ich bereits vor ihr stand. Als Boxennachbarin wurde dann auch Mikado neugierig. Riven in a Dream war noch im Halbschlaf und musste erstmal aufstehen, als sie das Futter hörte. Ich versuchte noch ein Foto davon zu machen, wie sie in ihrer Box lag, doch ich war zu langsam und erwischte sie mitten in der Bewegung. Die Dunkelheit gab dann den Rest dazu, das Bild war komplett verschwommen. Als nächstes waren Moulan, Blütenzauber und Bear Totem's Denali an der Reihe. Die Vollblut Zuchtstuten waren damit fertig. Nach der Fütterung kamen sie auf ihre Weide. Jetzt waren Tainted Whiz Gun, Verdine und Happy Fantasy bereit für ihr Frühstück. Die bunte Truppe stand nicht mit den Zuchtstuten auf einer Weide. Sie hatte ein eigenes Weideplätzchen und war so harmonisch, dass ich sie gar nicht in die große Herde werfen wollte. Die "Youngsters" hingegen schon. CHH' Classic Spring, PFS' Storm Cat, Rouge Trap, Fantastic Sonata und Essence of Life konnten sich schonmal daran gewöhnen mit tragenden Stuten und Fohlen umzugehen. Sie waren meine Anwärter. Die Jährlingsstuten Little Miss Backyard, Stars of Magic und What Rainbow standen zusammen mit Hester auf einer Weide weiter weg von ihren Mutterstuten. Das Absetzen hatten sie bereits hinter sich, doch ehe sie wieder zu den Großen kommen, würde noch etwas Zeit versteichen. Framed in Fantasy, mein neuster Zuwachs stand zusammen mit Braddock 'The Parrot', Niffler und Benji auf einer Weide, da ich aktuell keine Hengstfohlen außer ihm auf dem Hof hatte. Als die Fütterung der Stuten durch war öffnete ich die Paddockboxen der Hengste. Dabei ließ ich zuerst die älteren Hengste raus. Ehrengold und Mr. Raw Depression und danach Reverence. Zuletzt kamen Raving Hope Slayer und PFS Strolch auf ihre Paddocks.
      Mirko hatte sich in der Zwischenzeit um den zweiten Stalltrakt gekümmert und Xana, Stonery, Venetia, Felan, Magical Touch, Delmara, Iseabail, Lady Lyneth Bowen und Uschi komplett versorgt. Beth war noch dabei die Kaltbluthengste raus zu bringen. Maeyr, Schneemann und Mister Blockhead hatte ich schon draußen gesehen. Tank, Buck or Two, Thomas, Vikar und Mephisto standen noch in ihren Boxen. Ich hatte noch zwanzig Minuten Zeit um eine Box fertig zu machen für den heutigen Neuankömmling. Ramira, eine Tinkerstute, die auch Kerry gut gefallen wird. Sie war charakterlich einwandfrei und genoß bislang ein sehr liebevolles zu Hause in dem sie ordentlich in der Freiarbeit gefördert wurde. Für ein Therapiepferd exzellente Voraussetzungen. Nach der langen Reise aus Deutschland würde sie erstmal Ruhe brauchen. Ich streute deshalb so ein, dass sie es gemütlich hatte. Futter würde sie Portionsweise mitbringen, sodass ich mir darum vorerst keine Gedanken machen musste. Futterumstellungen hatte ich nun schon zu genüge umgesetzt und auch Ramira wird damit sicher gut zurecht kommen, sobald ich damit beginne. Ich legte ein paar saftige Möhren in den Futterkrug und öffnete das Fenster zum Innenhof. Damit war ich mit meinem Tagesplan fertig.

      1. April 2019 | von sadasha
      Frühlingseinbruch
      Den Kopf auf eine Hand gestützt, saß ich auf dem Hocker in der Sattelkammer. Ich starrte die offene Dose Lederfett an, die vor mir auf dem Boden stand, sah sie jedoch nicht. Ich war mit meinen Gedanken bei meinen Eltern, suchte Lösungen für das Dilemma, das sich um sie wob, wie ein giftiges Netz. Die Nachricht vom Schlaganfall meines Vaters hatte mich vor zwei Tagen aus der Bahn geworfen. Meine Mutter war vollkommen aufgelöst und lief herum wie ein aufgescheuchtes Huhn, wenn man sie besuchte. Sie fand sich alleine nur schwer zurecht. Jahrzehnte lang hatte sie meinen Vater an ihrer Seite, ihr Ruhepol, ihr Anker. Jetzt war er im Krankenhaus und kämpfte mit den Folgen des Schlaganfalls. Die Ärzte wollten uns nicht zu viel versprechen, er würde vielleicht wieder gehen lernen, vielleicht wieder sprechen können, aber sein Geist war sehr mitgenommen. Ich hatte meine Mutter wegen ihrer ebenfalls schlechten Verfassung nach Hause geholt. Hier konnte ich immer ein Auge auf sie werfen, sie ablenken. Mein Team half mir dabei und es zeigte bereits Wirkung. Aber war das die Lösung? Sicher nicht. Ich musste mir für die Zukunft etwas anderes überlegen.
      Ich seufzte und riss mich aus meinem Gedankenkarussell. Jemand hatte die Tür hinter mir geöffnet. Als ich mich umwandte sah ich, dass es Kerry war. Sie brachte Sattel und Trense von Vikar nach ihrem Training zurück. „Vikar kam heute aus dem Schwitzen kaum noch raus. Auch die anderen Kaltblüter tun sich schwer mit dem plötzlichen Frühlingseinbruch. Kannst du mir helfen sie zu scheren? Ich bin mit der Maschine so unsicher.“, fragte sie, als sie das Zubehör fertig verstaut hatte und sich zum Gehen wandte. Ich nickte zum Sattel auf dem Bock vor mir. „Ich mach den noch fertig, dann komme ich.“
      Kerry hatte Tank auf die Stallgasse geholt und ihn gründlich geputzt. Der Shirehengst sah mich aufmerksam an, als ich mich mit der Schermaschine näherte. Er war meistens entspannt. Das Scheren kannte er und gerade ihm mit seinem schwarzen Fell, war es immer eine große Erleichterung, wenn wir ihm beim Fellwechsel halfen. „Ich hol schon mal den nächsten Kandidaten, dann kann ich Putzen, solange du Tank scherst.“ Abermals nickte ich und schloss die Maschine am Strom an. Ich stellte eine recht kurze Haarlänge ein und begann am Hals gegen den Strich zu scheren. Kerry hatte die Mähne fest eingeflochten, sodass sie mich jetzt nicht störte, selbst wenn sich Tank einmal schüttelte. Ich nahm mir die Zeit um langsam die Bahnen zu ziehen und auf Unebenheiten zu achten. Schließlich wollte ich den Hengst nicht verletzen. Immer wenn ich absetzte prüfte ich die Temperatur der Schermaschine. Wurde sie zu heiß, setzte ich für ein paar Minuten aus, damit sie sich abkühlen konnte. Nach Tank war Felan an der Reihe. Kerry brachte den Hengst weg und ich ging eine Stallgasse weiter um die Schimmelstute zu scheren. Felan war auch sehr ausgeglichen und ruhig. Der Krach der Schermaschine machte ihr nichts. Ihre dunkle Haut ließ das Fell grau erscheinen. Kerry half mir beim Po und hob den Schweif an, da Felan ihn nicht von selbst hochnahm, wenn ich in die Gegend kam. Dadurch dass die Stute deutlich kleiner war, als Tank war ich auch viel schneller mit dem Scheren fertig. Kerry hatte dennoch schon das nächste Pferd fertig geputzt. Schneemann war zwar auch weiß, hatte aber eine helle Haut, da er kein Schimmel war. Er bekam eher einen rosa Touch, wo die Haut durchschimmerte. Während ich ihn scherte, putzte Kerry Uschi, deren Dapples beim Schervorgang deutlicher zum Vorschein kamen. Eine Herausforderung stellte Maeyr dar. Der Hengst war mal wieder in Höchstform und schnappte immer wieder nach mir, wenn ihm eine Stelle nicht passte. Als ich seine Spinnereien satt hatte bat ich Kerry ihn abzulenken, damit ich den Schervogang in Ruhe abschließen konnte. Auch Mister Blockhead war nicht begeistert vom heutigen Tagesprogramm. Nach ihm legten wir erstmal eine Pause ein und aßen zu Mittag.
      „Holt ihr die anderen? Wir haben für Alle gekocht.“, bat meine Mutter, als wir die Küche betraten. Sie sah glücklich aus. Mrs. Clayton deckte im Hintergrund den Tisch. Es roch köstlich nach gebratenem Fleisch und Rosmarin. Kerry und ich teilten uns auf und holten den Rest des Teams. Ein so üppiges Essen hatten wir selten. Meistens gab es Eintöpfe, Suppen, irgendwas, das sich schnell für eine große Truppe anrichten ließ. Jetzt wo Mrs. Clayton jedoch die Hilfe von meiner Mutter hatte tischten sie gemeinsam auf. Sie waren ein ausgezeichnetes Team. „Als nächstes scheren wir Mephisto und Buck or Two. Dann sind es nur noch die übrigen Stuten.“, erklärte Kerry. Liz sah auf. „Das macht ihr also den ganzen Tag! Vielleicht könnte man bei der Gelegenheit die Fohlen an das Geräusch gewöhnen?“, schlug sie vor. Ein zustimmendes Murren ging durch die Reihe, da niemand den Mund leer hatte um in Worten zu antworten. Den Rest des Essens diskutierten wir aus wie dir das Fohlentraining am besten einbringen konnten ohne die Kleinen komplett zu verschrecken. Am besten ging das mit den sehr routinierten Stuten. Xana, Venetia, Ramira und Sovereign boten sich an.
      Nach dem Essen ging es dann an die Umsetzung. Ich begann damit die Stuten zu scheren und Kerry sah immer mal wieder mit einem der Fohlen vorbei. Zuerst mit Hester, die das Alles recht wenig interessierte. Gut für sie, denn als Tinker würde die später öfter in den Genuss kommen zum Fellwechsel geschoren zu werden. Aber auch die Vollblutfohlen Little Miss Backyard, What Rainbow und Framed in Fantasy konnten sich mit dem Geräusch und dem Vorgang etwas vertraut machen. Als die vier Stuten unseres Vertrauens durch waren mit Scheren, fehlte nur noch Stonery. Auch sie wurde heute von überschüssigem Winterfell befreit und anschließend mit einer leichten Decke eingedeckt.
      Der nächste Tag begann ganz standardmäßig. Es war für mich schon so normal, meine Mutter im Haus zu haben, dass es sich unnatürlich anfühlte, sie demnächst wieder wegzuschicken, damit sie weiter mit meinem Vater leben konnte. Doch für den Moment genoss ich ihre Anwesenheit und ihre Hilfsbereitschaft im Haushalt. Sie hatte sogar Pitch raus gelassen, sodass ich sofort an die Arbeit mit den Pferden gehen konnte. Ich schnappte mir zuerst Ehrengold und Sunday Morning und steckte sie in die Führanlage, die beiden braunen Hengste verstanden sich erstaunlich gut und so konnte man sie halbwegs unbeaufsichtigt ihre Runden drehen lassen. Von der Reithalle aus konnte ich sie beobachten. Ich machte mir Riven in a Dream fertig und wärmte sie zuerst einmal gründlich auf. Als ich damit fertig war betrat Isaac mit Mikado in die Halle. „Keine Stangen aufgebaut? Bist du krank?“ Ich lachte. „Kein Bedarf. Aber nur zu, wenn du Stangenarbeit machen möchtest: Fühl dich frei.“, gab ich zurück und trabte Riven an. Isaac beließ es für seine erste Trainingseinheit des Tages dabei und baute erst nachdem er Mikado weggebracht hatte ein paar Stangenlektionen auf. Ich hatte nun PFS Strolch unter mir und nutzte die Stangen ebenfalls. Da Isaac jetzt den Halbbruder PFS' Straight Alignment ritt kamen wir mit den Abständen in etwa hin, wenngleich Ally ein Stückchen kleiner war. Die Schrittlänge war erstaunlicher Weise recht ähnlich. Nach dem Mittag schnappte ich mir zuerst Golden Sugar und später Reverence und machte ihn für den Geländeparcours fertig, der sich endlich wieder bereiten ließ, nach all den nassen Tagen. Die Hofeigene Strecke hatte ich für mich alleine, da heute nur Isaac als Trainer auf dem Hof war. Er blieb jedoch den Tag über in der Halle. Die Stuten PFS' Savory Blossom und Essence of Life würde das freuen, da sie sonst gleich gewaschen werden müssten, was keine von ihnen sonderlich mochte. In der Führanlage liefen, als ich von meiner Geländesession zurück kam, Rouge Trap, PFS' Storm Cat, Tainted Whiz Gun und CHH' Classic Spring. Damit waren die Vollblüter für heute bewegt. Frei war mein Nachmittag jedoch trotzdem nicht, da ich noch ein paar Besorgungen für die Schmiede machen musste. Erst als ich spät Abends wieder nach Hause kam, hatte ich endlich frei und konnte mit Pitch die Ruhe genießen.
    • Sammy
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      Kunterbunte Neuzugänge
      Ankunft von Jeune Mariée, Little Miss Backyard, PFS' Storm Cat & Cadeau
      14. Juli 2019
      "Sammy! Sammy, komm mal schnell her!", schallte die aufgeregte Stimme von Ana, meiner neusten Angestellten durch den Stall. Die junge Russin hatte sich perfekt ins Team eingefügt und war mir inzwischen eine gute Freundin geworden. Grinsend trat ich in mein Büro, wo Ana mit der Nase an meinem PC-Bildschirm klebte. "Was ist denn los?", fragte ich neugierig. Ana riss sich vom Bildschirm los und deutete mit großen Augen auf den PC. "Hier sind grade zwei Verkaufsanzeigen aufgetaucht und die Leute rasten völlig aus. Ich glaube du hast die beiden Gestüte auch schon mal erwähnt.", erklärte Ana. Ich schob sie zur Seite und sah mir die erste Anzeige an. Sie war von dem Gestüt Caenheide in Deutschland. Dort war ich schon des Öfteren gewesen, um Pferde zu trainieren. Außerdem hatte ich meine geliebte Rappstute Leveneza von dort. "Die verkaufen ja fast all ihre Pferde! Was da wohl los ist?", überlegte ich überrascht. Ich wusste, wie sehr Franziska an ihren Pferden hing und fragte mich, ob bei ihr und ihrem Bruder alles in Ordnung war. Dennoch sah ich die Bilder der Verkaufspferde durch. Schnell vermerkte ich mir einen bildschönen Trakehnerschecken namens Cadeau und das Stutfohlen Jeune Mariée. Cadeau stammte von Cor de la Bryére ab und Mariée war mir schon bei meinem letzten Besuch auf dem Gestüt aufgefallen. Sie war eine Urenkelin meines Tophengstes Levistino, in auffallender Falscheck-Jacke. Ich griff zum Höhrer und rief Franziska an. Glücklicherweise war der Zeitunterschied von Deutschland und England ja nicht allzu groß. Bereits nach dem zweiten Klingeln nahm Franziska ab. "Hey du, Sammy hier. Ich hab grade deine Anzeige gelesen. Ist alles in Ordnung bei euch?", fragte ich. "Oh hi Sammy! Bei uns ist alles okay, aber das Gestüt wird uns zu viel. Bei Lars und mir ändert sich gerade einfach so viel, dass wir den vielen Pferden nicht mehr gerecht werden können. Du hast doch bestimmt Interesse an einigen oder? Wir werden gerade mit Verkaufsanzeigen überschüttet, aber mir wäre es natürlich lieb, wenn die Pferde an Leute gehen, die ich kenne.", erklärte Franziska. Also bekundete ich mein Interesse an Cadeau und Jeune Mariée und freute mich riesig, als Franziska einwillige, mir die beiden zu einem lächerlichen Preis zu verkaufen. "Uns kommt es vor allem darauf an, unsere Lieblinge in gute Hände zu geben. Vielleicht darf ich sie ja irgendwann mal besuchen kommen, wenn wieder etwas mehr Zeit ist?", fragte Franziska zögerlich. "Aber natürlich. Du kannst jederzeit vorbeikommen und vielleicht sehen wir uns ja auch mal auf dem ein oder anderen Turnier. Für immer werden die Pferde dich bestimmt nicht los.", sagte ich lächelnd. Wir beendeten das Gespräch und Ana viel mir quietschend um den Hals. "Wir bekommen die beiden, ja?", fragte sie.
      Ich nickte nur und öffnete die zweite Anzeige. Denn nun war ich doch sehr gespannt darauf, was noch kommen sollte. Ich staunte nicht schlecht, als ich den Namen "BearBrook ec" las. "Das gibt's doch nicht. Hunter auch?". Auch auf dem BearBrook ec war ich schon häufig gewesen, um Hunter's Pferde zu trainieren. Beim Durchsehen der Pferde verliebte ich mich sofort in eine wunderschöne Pintaloosa-Stute, die Pharlap in ihrer Ahnenlinie aufweisen konnte. Sie machte einen aufgeweckten Eindruck und wanderte sofort auf meine Liste, auch wenn sie noch keine Erfolge gesammelt hatte. Dann war da noch PFS' Storm Cat. Ich hatte die junge Stute schon bei zwei Rennen laufen gesehen und war begeistert von ihrem Temperament. Außerdem stammte sie von Pineforest Stable und ich träumte schon ewig davon, endlich einmal ein Englisches Vollblut aus Occulta's Zucht zu ergattern. Auch Hunter ging flott ans Telefon und über Little Miss Backyard waren wir uns innerhalb von zwei Minuten einig. Bei Storm Cat zögerte der junge Mann. "Ich gehe mal davon aus, dass Occulta sie gern zurück haben möchte. Aber du kannst sie natürlich gerne fragen. Falls sie einverstanden ist, darfst du das Kätzchen gerne auch zu dir nehmen. Aber Sammy? Es ist recht dringend, also wäre es toll, wenn du Backyard und eventuell Storm Cat schon diese Woche abholen könntest?", fragte Hunter. Ich bejahte selbstverständlich und wählte gleich Occulta's Nummer. "Hunter hat mir schon Bescheid gesagt, dass er viele Pferde abgibt. Hast du auch schon von Caenheide gehört? Aber um auf deine eigentliche Frage zurück zu kommen: Du kannst das Kätzchen gerne haben, ich bekomme sowieso einen ganzen Schwung Pferde zurück und bei dir hat sie es gut!". Ich konnte mein Glück kaum fassen und dankte Occu überschwänglich. Vier neue, absolut vielversprechende Pferde an einem einzigen Tag. Außerdem passten sie perfekt zum neuen Zuchtziel. Bei Hunter war besetzt, also schrieb ich ihm schnell eine SMS, dass ich Little Miss Backyard und Stormcat übermorgen abholen würde.

      ~*~

      Zwei Tage später war ich auf dem Weg zum BearBrook ec. Glücklicherweise dauerte die Fahrt nur zwei Stunden. Ana saß neben mir und starrte aufgeregt aus dem Fenster. Es war das erste Mal, dass sie mich zu einem Pferdekauf begleitete. Die Fahrt verlief ereignislos und so erreichten wir Hunter's Gestüt überpünktlich. Dennoch wurden wir sofort zu den Stallungen geführt. PFS' Storm Cat und Little Miss Backyard waren bereits auf Hochglanz geputzt worden. Nun banden zwei Pfleger die Vollblutstuten los und führten sie uns auf dem Hof vor. Da ich Storm Cat bereits kannte, wäre das bei ihr nicht nötig gewesen, doch Hunter mochte es, wenn alles nach einem festen Plan ablief. Storm Cat lief brav neben ihrem Pfleger her und trabte schwungvoll vor uns auf und ab. Ich zeigte Hunter lächelnd den erhobenen Daumen und Storm Cat wurde für den Transport vorbereitet, während Little Miss Backyard aus dem Stall geführt wurde. Missy, wie ich die Stute innerlich schon getauft hatte, war ein krasser Gegensatz zu Storm Cat. Während die Schimmelstute brav auf ihren Pfleger geachtet hatte, tänzelte Missy nervös auf der Stelle und schmiss den schönen Kopf in die Höhe. Nach zwei schwungvollen Schritten im Trab, machte sie einen Hüpfer zur Seite und ihr Pfleger hatte alle Mühe, die temperamentvolle Stute im Zaum zu halten. Nach zwei weiteren Runden, in denen Missy mehrere Bocksprünge vollführte und immer wieder zur Seite ausbrach, gab der Pfleger resigniert auf. "Sie hat ziemlich viel Pfeffer im Hintern. Aber mit der richtigen Ausbildung wird sicherlich trotzdem ein tolles Sportpferd aus ihr.", erklärte Hunter mir. Ich war absolut derselben Meinung. Immerhin würde Missy nicht das erste temperamentvolle Pferd auf meinem Gestüt sein und ihr Potenzial war deutlich zu erkennen.
      Eine Viertelstunde später waren die Verträge unterzeichnet, der Scheck ausgestellt und die Pferde verladen. Während Storm Cat wie ein echter Profi auf den Hänger gegangen war, hatte Missy einiges an Theater veranstaltet. Nun war mir auch klar, warum die junge Stute noch nicht auf Turnieren vorgestellt worden war. Aber daran würden wir nach und nach arbeiten und Missy dabei die Zeit geben, die sie brauchte.

      ~*~

      Gähnend stieg ich aus dem Auto und ging nach hinten zum Hänger. Ana war gerade losgezogen und holte Kaffee. Wir befanden uns auf der Fähre von Deutschland nach England und hatten die Trakehner Cadeau und Jeune Mariée dabei. Auf der Hinfahrt waren wir ewig im Stau gestanden, sodass es nun schon recht spät war. Ich wollte mit den beiden Pferden jedoch nirgendwo übernachten, also gab es nun Kaffee. Ich öffnete die Seitentür des Hängers und schlüpfte hinein. Cadeau schnoberte mich mit seinem samtenen Maul vorsichtig ab und ich strich ihm den schwarzen Schopf aus der Stirn. Der Hengst war ein absoluter Charmeur. Er wollte gefallen und war trotz seines jungen Alters sehr souverän. Das färbte auch auf das Jährlingsstütchen Jeune Mariée ab, die vollkommen ruhig neben ihrem ausgewachsenen Artgenossen stand. Mariée schien ein wenig gelangweilt, doch die Überfahrt dauerte ja zum Glück nicht allzu lang. Ich kraulte das Falbscheckfohlen am Widerrist und sah meine beiden Neuzugänge ganz verliebt an. Storm Cat und Missy hatten sich mittlerweile schon ein wenig eingewöhnt und Missy versuchte bereits meiner Vollblutstute Successful Dream ihren Rang streitig zu machen. Damit scheiterte sie bisher allerdings kläglich und ich behielt die beiden jungen Stuten gut im Auge. Ab nächster Woche wollte ich auch mit dem Training der Stuten beginnen. Gleiches galt auch für Cadeau und Mariée, falls sie sich bis dahin gut einlebten. Ich knutschte die beiden Süßen nochmal und setzte mich dann wieder ins Auto. Normalerweise genoss ich die Überfahrt an Deck, aber meine Pferde ließ ich nie alleine. Kurz darauf kam Ana mit dem Kaffee wieder. Auch sie war ganz verliebt in Mariée, doch wirklich angetan hatte es ihr Missy. Wenn sie sich weiter so gut anstellte, durfte sie die Stute demnächst auch im Training reiten. Immerhin machte Ana ihre Sache mit Kazumi Princess El Assuad bisher großartig.
      Als wir endlich zu Hause waren, wurden wir wie üblich vom gesamten Stammpersonal in Empfang genommen. Die Ankunft neuer Pferde war immer eine große Sache, vor allem, wenn sie von bekannten Gestüten stammten. Storm Cat hatte sich sowieso schon in die Herzen aller geschlichen und ich hatte so eine Ahnung, dass das mit Cadeau ähnlich sein würde. Da Brian immer noch traurig darüber war, dass ich meinen Hannoveranerhengst Black Soul in Rente geschickte hatte, wollte ich ihm Cadeau anvertrauen. Der Scheckhengst passte meiner Meinung nach wunderbar zu dem einfühlsamen Mann, der die Dressur liebte. Wir luden die beiden Pferde unter lauter "Oh's" und "Ah's" aus und ich drückte Brian sofort Cadeau's Führstrick in die Hand. "Stell ihn in die Box neben Fantastic Fly. Die beiden könnten sich ganz gut verstehen.", gab ich die völlig überflüssige Anweisung. Immerhin hatten wir die Boxen für die Pferde schon vor unserer Abfahrt vorbereitet. Brian nickte glücklich und führte Cadeau mit großen Schritten in Richtung Stall. Übergab ich ein neues Pferd sofort an einen Mitarbeiter, konnten diese sich schon denken, wer das Haupttraining des jeweiligen Pferdes übernehmen würde. Mariée nahm ich selbst, denn das Fohlentraining war immer noch meine Lieblingsbeschäftigung. Allerdings unterstützte Ana mich fleißig. Als Mariée gut versorgt neben meiner zweijährigen Araberstute PFS' Isis untergebracht war, machte ich eine kurze Runde durch den Stall und verzog mich dann in mein Haus, um todmüde ins Bett zu fallen. Es war eine aufregende Woche gewesen und ich freute mich schon sehr auf die Zeit mit meinen vier Neuankömmlingen.
    • Sammy
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      Umbaupläne & eine Freundin für Elfentanz!
      18. Oktober 2019
      "Ana, nimmt sie zurück! Sie verarscht dich!", rief ich über die Sandbahn. Dort kämpfte meine beste Arbeitsreiterin mit meiner erfolgreichen Vollblutstute Successful Dream. Bisher war nur ich auf dem Rücken der jungen Stute gesessen, doch Ana hatte sich in den letzten Wochen so hervorgetan, dass ich beschlossen hatte, ihr eine Chance zu geben. Bisher lief es allerdings nicht wirklich gut. Die braune Vollblutstute spielte mit Ana. Die ersten Minuten war sie vorbildlich im ruhigen Galopp an den Rails entlanggelaufen, doch nun wurde Dreamy immer schneller und driftete von den Rails weg. So viel also zu meinem Plan, das Training der Rennpferde hauptsächlich vom Boden aus zu überwachen. Ich sah auf die Uhr. Dream's Trainingszeit war gleich vorbei, dann kam der nächste Pulk Vollblüter an die Reihe. Meine Verkaufspferde Ghostbuster, Tschiwabschischi und Pirate Island waren ebenso wie Success Story xx, die erfolgreiche Mama von Dreamy, bereits ein Trainingsrennen gelaufen. Ghost, Tschiwi und Island gingen demnächst zurück zu Flair, die die drei Pferde gezüchtet hatte. Ich riss mich aus meinen Gedanken und sah wieder zur Bahn. Ana saß mittlerweile im Sattel, anstatt in den Bügeln zu stehen und versuchte so, Dreamy's Tempo zu drosseln. Die junge braune Stute hatte allerdings augenscheinlich überhaupt keine Lust, sich ihrer Reiterin unterzuordnen, denn sie begann nun, im Zickzack über die Bahn zu rennen. Ich konnte kaum hinsehen. Eingreifen konnte ich allerdings ebenso wenig. Ana war eine gute Reiterin, ich musste nun wohl einfach darauf vertrauen, dass sie die temperamtenvolle Stute in den Griff bekam.
      "Oh, oh Dreamy hat wohl wieder ihre fünf Minuten, was?", ertönte da Samuel's Stimme. Der junge Mann saß auf meinem Schimmelhengst Pawaneeh. Das Vollblut, dass schon etliche Schleifen mit nach Hause gebracht hatte, war der Vater meiner Stute Kagami El Assuad und damit der Großvater von Kagami's Tochter Kazumi Princess El Assuad. Die junge Scheckstute hatte heute genau wie ihre Mama ihren freien Tag. Sie warteten im Stall auf ihr Frühstück, dass es wie üblich erst nach der Morgenarbeit gab. Gleich hinter Samuel und Pawaneeh folgte Donald, der den Rapphengst El Racino führte. Das wunderschöne lackschwarze Vollblut war zu einem richtig stattlichen Hengst herangewachsen und bereitete mir jeden Tag viel Freude. Während Pawaneeh auf der Bahn mittlerweile recht gut zu händeln war, stach Racino ab und an immer noch der Hafer. Dabei interessierte es das inzwischen neunjährige Vollblut auch herzlich wenig, dass es unter den Rennpferden nun bald zu den alten Hasen gehörte. Rennen liefen beide Hengste kaum noch, aber ab und zu genossen sie einen schnellen Galopp auf der Bahn und genau den würden sie heute morgen auch bekommen. Vorausgesetzt, wir bekamen Dreamy von der Bahn. Sobald das verrückte Jungpferd jedoch die beiden schönen Hengste entdeckte, wurde es langsamer und kam freiwillig auf den Ausgang zugaloppiert. Ich stellte mich an die Lücke in den Rails und hob die Arme. Dreamy fiel in einen zuckeligen Trab und schließlich in den Schritt. Erleichtert griff ich nach ihren Zügeln und tastete ihre Beine ab. "Es tut mir so Leid, Sammy. Sie hat einfach nicht auf mich gehört.", sagte Ana niedergeschlagen. "Ich weiß schon Ana. Es ist nicht deine Schuld. Ich hatte nur die Hoffnung, dass Dream sich mittlerweile ein wenig mehr mit anderen Reitern arrangieren würde. Aber wenn sie auf der Rennbahn schon so abgeht, brauchst du es in der Halle oder auf dem Platz gar nicht erst versuchen.", sagte ich. Dream liebte die Rennbahn. Der Dressur konnte sie dafür herzlich wenig abgewinnen. Sobald es in die Halle ging, wurde Successful Dream mürrisch und fing an, Blödsinn zu machen. Auch ich hatte in diesen Momenten meine liebe Not, die junge Stute einigermaßen unter Kontrolle zu halten. "Immerhin hat sie dich nicht in den Sand gesetzt. Frag mal Donald, den lässt sie an schlechten Tagen nicht einmal in ihre Nähe.", sagte ich aufmunternd. Donald hob zur Bestätigung seinen muskulösen Arm, auf dem ein verblassender blauer Fleck zu sehen war, wo Dream ihm gezeigt hatte, wie wenig sie ihn in ihrer Nähe haben wollte. Das junge Vollblut war ebenso unberechenbar wie talentiert. Dennoch war Successful Dream, genau wie ihre Lieblingsfreundin Kazumi Princess El Assuad bereits gekrönt. Fohlen würden die beiden aber in nächster Zeit noch nicht bekommen. Dreamy stupste mich an und ich strich ihr über die weiche Nase. Dann drückte ich Ana die Zügel in die Hand. "Bring sie zurück in den Stall, ich muss jetzt hier weiter machen, sonst werden wir heute nicht mehr fertig. Oh und bring danach Bearing Spot's raus.", gab ich meine Anweisungen. Ana führte Dreamy geknickt weg. Ich grinste. Die junge Frau durfte gleich Bearing Spot's reiten. Das junge Punktepferd war noch nicht allzu lange in meinem Besitz und machte momentan quasi die ersten Schritte auf der Rennbahn. Im nächsten Frühjahr sollte sie dann die ersten Rennen gehen. Gleiches galt für die Scheckstute Little Miss Backyard und meine geliebte Pirate's Pride. Letztere war ein Fohlen von Pirate Island und Ghostbuster und hatte ihre Jungpferdezeit auf einer riesigen Weide verbracht. Nun wurde Pride bald drei Jahre alt und war somit soweit, zu arbeiten. Ich war schon unglaublich gespannt, wie sich das Stütchen machen würde. Aber mit solch erfolgreichen Eltern musste Pride einfach talentiert sein. Nun übernahm ich jedoch erst einmal El Racino. Der schöne Rappe drückte sein weiches Maul in meine Hand und ich strich ihm über die schneeweise Blesse. Racino war schon immer mein Baby gewesen und würde es wohl auch immer bleiben. Deshalb würde er auch nicht zurück zu Flair gehen. Von dem Rapphengst würde ich mich niemals trennen können. Donald warf mich in den Sattel und ging dann los, um PFS' Storm Cat fertig zu machen. Morgens lief hier alles wie am Fließband, damit die Vollblüter möglichst früh mit ihrem Rennbahntraining fertig waren. Ich strich Racino über den glänzenden Hals und ritt den Hengst durch die Öffnung der Rails. Samuel folgte uns mit Pawaneeh. Wir wärmten die Hengste zunächst im Uhrzeigersinn auf. Ich nahm die Zügel auf und trabte Racino an. Der Rappe lief mit schwungvollen Schritten los und trug mit flott um die Bahn. Als ich ihn schließlich im Arbeitstempo angaloppieren ließ, drängte er sofort gegen das Gebiss. "Ist Pawa auch so heiß?", rief ich über die Schulter zu Samuel. "Jap. Gut, dass es gleich losgeht.", kam es postwendend von Samuel zurück. Ich wendete Racino in einem großen Zirkel und gleich darauf schloss Samuel mit Pawaneeh zu uns auf. Als wir den 800-Meter-Pfosten erreichten, gaben wir die Zügel nach und die beiden Hengste schossen vorwärts. Racino wechselte so fliegend in den Renngalopp, dass Pawaneeh sofort eine Pferdelänge zurückfiel. Beide Hengste waren so talentiert und erfahren, dass es in den Rennen zwischen den beiden tatsächlich meist auf Glück ankam. Diesmal hatte Racino den besseren Start erwischt und es war unwahrscheinlich, dass der Schimmel uns einholen würde. Der Rappe streckte sich immer mehr und verschlang mit jedem Galoppsprung regelrecht den Boden unter sich. Ich kauerte mich so tief ich konnte über seinen Hals und ließ Racino ansonsten machen. Hatte der schöne Hengst ersteinmal freie Bahn, war er kaum noch zu schlagen. So kam es auch, dass wir eine knappe Länge vor Pawaneeh und Donald über die Ziellinie schossen. Ich stellte mich in die Bügel und pullte Racino auf. Der schöne Hengst schüttelte den feinen Kopf und wehrte sich ein wenig. Scheinbar wäre er gerne noch weitergelaufen. "Schon gut mein Hübscher. Wir wiederholen das bald und dann darfst du wirklich rennen." Sowohl El Racino als auch Pawaneeh waren Steher, also Pferde für längere Distanzen. Allerdings konnte ich sie ja nicht bei jedem Training die volle Distanz gehen lassen, wenn ich sie nicht überfordern wollte. Wir parierten die Hengste zum Schritt durch und ritten auf die Öffnung in den Rails zu. Dort warteten bereits Ana mit Bearing Spot's, Donald mit PFS' Storm Cat und Brian mit Backup und Ace of Spades. Brian machte sich nichts aus dem Rennreiten und ich zwang ihn nicht dazu. Solange wir genug Reiter waren, konnte Brian sich den anderen Disziplinen widmen. Neben dem jungen Mann lief Edward. Ihn hatte ich auf meinem Heimflug von Kanada mit HMJ 7786 Elfentanz kennengelernt und kurzerhand mit auf mein Gestüt gebracht, da er eine neue Bleibe suchte. "Brian wollte mir keins der Pferde geben, er sagte, dass müsstest du entscheiden.", meine Edward ein wenig mürrisch. Ich sprang von Racino's Rücken und lachte. Du kannst Racino trocken führen und versorgen. Ich muss mich jetzt nämlich um unser Kätzchen kümmern." Mit diesen Worten drückte ich Edward Racino's Zügel in die Hand und ließ mich von Donald in PFS' Storm Cat's Sattel werfen. "Dann reitet Donald Bearing Spot's?", fragte Ana unsicher. Ich schüttelte den Kopf. "Donald übernimmt Ace of Spades und Samuel reitet Backup. Du übernimmst ab jetzt Bearing Spot's. Zumindest, wenn ich sie nicht selbst reite." Ana machte große Augen. Ich war bekannt dafür, dass ich neue Pferde erst einmal ausschließlich selbst ritt, sodass diese Ausnahme ein großer Vertrauensbeweis war. Ana strahlte und sah sich nach Donald um, der ihr sofort in Spot's Sattel half. Dann ging der Mann zu Ace hinüber und schwang sich in deren Sattel. Brian und Samuel tauschten Pferde und so machten wir vier Reiter uns auf den Weg. "Ach Brian, bringst du mir dann Little Miss Backyard? Wenn Edward es sich zutraut, kann er dir auch helfen.", rief ich über die Schulter. Die Scheckstute war zwar unglaublich schön und ebenso talentiert, aber vollkommen unberechenbar. Sie war noch nicht soweit, mit anderen Pferden auf der Bahn zu laufen. Nun konzentrierte ich mich aber erst einmal auf Storm Cat. Die wunderschöne Schimmelstute aus dem bekannten Gestüt Pineforest Stable von Occulta zählte zu meinen absoluten Lieblingen. Und das wusste sie auch. Unser Kätzchen war einfach rundum wunderbar. Sie hatte ein angenehmes Temperament, ließ sich toll reiten und gab bei jedem Training alles. Ana konnte auch gar nicht mehr aufhören zu grinsen und strich Spotty unentwegt über die schwarz-weiße Mähne. "Ana, du weißt schon, dass wir zum arbeiten hier sind, ja?", neckte ich sie. "Werden wir ja auch. Aber sie ist so schön. Und so süß!", strahlte Ana. Die beiden Jungs verdrehten nur die Augen. Ace of Spades lief schon lange keine Rennen mehr, aber ich setzte sie gerne im Training mit den jüngeren Pferden ein. Auch Backup zählte zu meinen erfahrenen Rennpferden, war sie doch genauso alt wie mein Liebling Kagami El Assuad. Allerdings hatte Backup das Pech gehabt, immer in Kagami's Schatten zu stehen, obwohl die Stute keineswegs untalentiert war. Wir wärmten die vier Stuten ordentlich auf. Sie sollten heute über knapp 1.200 Meter rennen. Allerdings noch ohne Startbox, da wir das mit Bearing Spot's und Storm Cat erst noch üben mussten. Was die Kondition anging waren alle Stuten in Topform, daher sollte diese Distanz kein Problem sein. Ich blickte zum Eingang der Bahn zurück und sah Brian winken. Er würde unsere Zeit stoppen. Also hatte Edward ihn überredet, sich um Little Miss Backyard kümmern zu dürfen. Wir stellten unsere Pferde in einer Linie auf und trabten an. Diesen Start hatte ich mir aus Australien abgeschaut und fand ihn für die Trainingsanfänge ganz praktisch. Ich fasste die Zügel nach und sprach leise auf mein Kätzchen ein. Die graue Stute wollte rennen. Als wir die Markierung erreichten wechselten wir fast synchron in den Galopp und kauerten uns über die Hälse unserer Stuten. Backup fiel sofort zurück, die Stute kam im Endspurt gerne von hinten. Ace positionierte sich wie üblich in der Mitte, doch Bearing Spot's lief direkt neben uns. Storm Cat drängte gegen das Gebiss und legte ein wenig an Tempo zu. Ich hielt sie zurück, da ich nicht wollte, dass sich die junge Stute so früh zu Beginn des Rennens schon mit einem Kopf-an-Kopf Duell mit Spotty auspowerte. Bearing Spot's lag nun mit einer Halslänge vor uns und Storm Cat ließ sich überzeugen, auf dem zweiten Platz zu bleiben. Da wir ganz innen an den Rails liefen, hatten wir in den Bögen die bessere Position. Im zweiten Bogen machte das Kätzchen langsam Boden gut und schloss zu Spotty auf. Auf der Zielgeraden blickte ich unter meinem Arm hindurch und sah, wie Samuel auf Backup heranfegte. Das erfahrene Rennpferd hatte sich seine Kräfte perfekt eingeteilt und nun ausreichend Reserven für einen starken Endspurt. Ich ließ Strom Cat mehr Zügel. Spotty brach neben uns ein wenig ein, die Stute hatte sich zu früh verausgabt. Doch auch mein Schimmelchen war inzwischen ziemlich am Pumpen. Der frühe Kampf mit Spotty forderte seinen Tribut. Storm Cat lief eine halbe Länge vor Spotty, doch da kam Backup von außen und zog an uns vorbei. Die schöne braune Stute ging mit einer Länge Vorsprung über die Ziellinie und Samuel lobte sie begeistert. Ich ließ Storm Cat auslaufen und parierte sie dann durch. "Super geritten, Samuel! Ana, du natürlich auch. Unsere beiden Stütchen müssen einfach noch lernen, dass sie sich ihre Kräfte einteilen müssen. Donald? Wie war Ace?", wandte ich mich schließlich an den jungen Mann auf der kräftigen Rappstute. "Sie war gut, kann aber definitiv nicht mehr mithalten. Aber ich glaube, sie hatte Spaß an dem Rennen.", antworte Donald. Die Rappstute war inzwischen 18 Jahre alt und ging nur noch im Training mit, um die Jungpferde zu unterstützen. Ab und an genoss das Vollblut aber einen spritzigen Ritt. Wir dirigierten die vier Stuten zum Ausgang der Bahn und ich sprang vom Rücken meines Kätzchens. Die Schimmelstute schwitzte ziemlich, aber Brian würde sich darum kümmern, sie trockenzuführen. Der junge Mann kam in diesem Moment auch schon auf mich zu und nahm mir das Stütchen ab. Gleich darauf erschien Edward mit Little Miss Backyard. Er lachte: "Das ist ja vielleicht ein Clown. Die wollte die ganze Zeit über spielen!" Ich grinste und trat an die Seite der schönen Scheckstute. "Stimmt. Sie ist eine ganz besondere Stute. Nur unter dem Sattel haben wir noch viel Arbeit vor uns.", gab ich zurück. Edward half mir in den Sattel und ich nahm die Zügel auf. Missy wölbte sofort den Hals und tänzelte auf der Stelle. Ich strich ihr über den braun-weißen Hals. "Ganz ruhig Missy. Wir machen heute nur ein leichtes Training.", sagte ich zu der Stute. Ich ritt im Schritt auf die Bahn und ritt im Uhrzeigersinn an den Außenrails entlang. Außen war Missy leichter zu kontrollieren, als auf der Innenseite der Bahn. Ich trabte die schöne Stute an und trabte im Rhythmus von Missy's Schritten leicht. Die Stute wurde schneller, lief dabei aber gleichbleibend gleichmäßig, also ließ ich sie gewähren. Als ich schließlich in den Galopp wechselte, fühlte sich die Stute unter mir an, wie ein Pulverfass, dass jeden Moment in die Luft gehen konnte. Ich spielte mit den Zügeln und versuchte, Missy's Aufmerksamkeit mit halben Paraden bei mir zu halten. Wir fegten mit langen Sprüngen um die Bahn, doch noch gehorchte Missy mir. Plötzlich brauste etwas über unsere Köpfe. Missy quiekte erschrocken und wechselte mit einem riesigen Satz in den Renngalopp. Sie schoss quer über die Bahn zu den Innenrails und ich musste meine gesamte Reitkunst aufwenden, um Missy davon abzuhalten, in die Rails zu rennen. Ich gab zwei harte Paraden mit dem äußeren Zügel und atmete erleichtert auf, als die sensible Stute wieder ein wenig nach außen driftete. Eigentlich hielt ich nichts von zu heftigen Zügelhilfen, doch alles war besser, als mit Missy durch den Zaun zu krachen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich die Stute wieder unter Kontrolle bekam und als ich sie schließlich zum Schritt durchparierte, keuchten wir beide. Edward kam über die Bahn auf uns zugelaufen. Ich saß mit zitternden Beinen ab und strich Missy über den nassen Hals. "Was zur Hölle war das?", fragte ich Edward mit dünner Stimme. "Ne Drohne. Die ist erst über mich drüber geflogen und dann über die Bahn. Als Missy abgegangen ist, ist das Ding ganz schnell verschwunden.", erklärte Edward, während er nach Missy's Zügeln griff und die Stute vorwärts führte. Mein Blick verfinsterte sich. "Dieser miese Sack. Diesmal ist er zu weit gegangen!", fluchte ich vor mich hin. "Du weißt, wer das war?", fragte Edward überrascht. "Ohja. Wir hatten das blöde Ding schon mehrmals auf dem Gestüt, aber bisher hat Meyer zumindest den vorgeschriebenen Höhenabstand eingehalten. Scheu gemacht hat es die Pferde natürlich trotzdem, aber das heute ist ja wohl die Höhe.", ereiferte ich mich. "Heute steht sowieso ein Ausritt mit Arriba und PFS' Devil in Prada an. Du kannst mich begleiten und wir reiten hin.", beschloss ich kurzerhand. Glücklicherweise hatte ich sogar Kameras an der Rennbahn, um das Training der Pferde im Nachhinein nochmals ansehen zu können. Das bedeutete aber auch, dass der Vorfall mit der Drohne ebenfalls auf dem Band zu sehen war. Gemeinsam versorgten wir Little Miss Backyard und erzählten dann den anderen von dem Vorfall. Sie ereiferten sich ebenso wie ich. Von uns hatte jeder schon Erfahrungen mit dem blöden Ding sammeln dürfen und ich war schon mehrmals bei Mr. Meyer gewesen, um mit ihm zu reden. Diesmal würde ich wesentlich deutlicher werden.

      ~*~

      Nach dem alle Pferde gefüttert waren, begannen wir damit, die Tiere, die heute frei hatten, hinaus auf die Koppeln zu bringen. Neben den englischen Vollblütern, die ja ihr Training alle schon hinter sich hatten, waren das vor allem meine Verkaufspferde. Napayné, Apaches Tomahawk, Mississle und Panta Rhei würden zurück zu Eddi ziehen, sobald meine Freundin Zeit hatte, die Pferde abzuholen. Solange durften die vier natürlich auf meinem Gestüt bleiben und wurden auch weiterhin bewegt. Auch für die beiden Achal Tekkiner Candle in the Wind und Ivory hatte ich bereits einen potenziellen Käufer gefunden. Cascar interessierte sich für das hübsche Pärchen. Der Paso Fino Hengst Wannabe kam zusammen mit Branagorn, Pierre, dem Appaloosa Dream of Wyoming und den Ponys Juego, Hollywood Undead und den Hollybrook Nachkommen Hollybrook's Classic Moment, Hollybrook's Bloody Valentine, Hollybrook's Zarin und Eddi's Dead Pop Romance auf die Hengstkoppel. Meine Einzelgänger Black Soul, Someone, Wüstentänzer, BMs Caradoc, Hollybrook's Casanova kamen alle auf Einzelkoppeln. Damit waren die Hengste unter meinen Verkaufspferden untergebracht. Fehlten die Stuten. Es fiel mir immer noch nicht leicht, mich von all den Pferden zu trennen, doch es war nötig, um mich auf das Hauptziel der Zucht zu konzentrieren. Bei einigen Pferden hing auch noch in der Schwebe, ob ich sie nicht in den Ruhestand auf ein schönes Gestüt außerhalb schicken sollte. In der Auswahl dafür standen vor allem Glammy, Mizzi, Salwa, Chaira, Precious Scream und Dorina, da die Stuten alle schon älter waren und in ihren Leben viel geleistet hatten. Ich seufzte, weil ich doch mehr mit diesem Thema zu kämpfen hatte, als gedacht. Wir brachten nun nacheinander Angels Fall First, Hollybrook's Barakah al Sanaa, Sharley, Little Miss Sunshine, Adina De Ra'idah, Cirilla, Pangäa, Middle Ages, Girlie, BB's Harmony, American Baby, Hollybrook's Tiny Girl, Kolibri, Hollybrook's Fairy Bluebird und Golden Flair auf die Koppeln. Für die beiden Quarter Horse Stuten American Baby und BB's Harmony hatte ich bereits mehrere Interessenten und musste mich nur noch entscheiden, in welchen Teil der Welt die beiden Stuten zukünftig ziehen sollten.

      ~*~

      Um mich von dem unliebsamen Thema der Verkaufspferde abzulenken, stand als nächstes die Pflege meiner Feenpferdchen an. Dies waren meine Ponys, unter anderem der Überrest meiner geliebten New Forest Ponys. Das Hauptzuchtziel umzulegen, war mir nicht leicht gefallen, doch die Vielseitigkeitspferde waren einfach meine große Leidenschaft. Dennoch würden meine Knutschkugeln immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, allen voran mein nunmehr einziger New Forest Ponyhengst Hollybrook's Cheeky Jot. Der hübsche Pintaloosa war auf meinem damaligen Gestüt geboren worden und ich hatte ihn aufgezogen. Auch seine Mutter Magical Moment würde mich niemals verlassen. Ich strich GE's Ljósfari, der neben Cheeky Jot stand, liebevoll den dichten, hellen Schopf aus der Stirn und führte die beiden Hengste gemeinsam nach draußen. Cheeky Jot war unfassbar eigen, was andere Pferde - vor allem Hengste - anging, doch den hübschen Isländer mochte er. Daher waren die beiden Ponyhengste nun Weidekumpanen. Erst gestern hatten Ana und ich mit ihnen einen ausgiebigen Ausritt gemacht, daher hatten die zwei heute ihren freien Tag. Auch die New Forest Stuten Magical Moment, Thousand Sunny, Isola della Pirateria, Fairylike Facility, Naboo und Aimiliani brauchten heute nicht zu arbeiten. Während Magic, Sunny, Aimiliani und Fairy mir wahrscheinlich auch ohne Halfter gefolgt wären, waren Naboo und Isola immer noch schwierige Pferde. Naboo sprang zwar jedes Hindernis, das ihr vor die Nase kam, hatte mich aber schon so oft in den Sand gesetzt, wie kaum ein anderes meiner Pferde. Und die schöne Isola hatte eine sehr schwierige Vergangenheit und das Vertrauen in uns Zweibeiner niemals wieder völlig gewonnen. Die Stute vertraute mir zwar inzwischen soweit, dass ich sie umsorgen und auch reiten durfte, doch anderen Menschen gegenüber war sie noch immer unheimlich scheu. Ich hoffte, dass ich bei Elfentanz mehr Erfolg haben würde. Momentan sah es allerdings ganz danach aus und das freute mich sehr. Die Arbeit mit der schönen jungen Stute stand heute Nachmittag auch noch auf dem Plan. Allerdings durften zuvor meine Minipferdchen, also meine American Miniature Horses auf die Koppeln. Die vier großen waren mittlerweile alle gekört und hatten zurzeit Trainingspause. Somit kamen meine beiden Hengste Rumpelstielzchen und Darkwood's Storm Dancing Feather zusammen auf die Koppel. Anfangs hatten sich die Miniaturhengste überhaupt nicht leiden können, doch nach unzähligen gemeinsamen Trainingseinheiten hatten sie sich miteinander angefreundet. Das war mir nur recht. Die Minis konnten nämlich nicht auf die Koppeln der Ponys und Großpferde, da der Abstand zwischen Zaun und Boden zu groß war. Daher hatte ich für meine kleine Nebenzucht zwei extra Koppeln eingerichtet. Die richtigen Koppeln mit Holzzäunen wurden gerade noch gebaut. Sowieso hatte ich momentan Baupläne auf meinem Schreibtisch liegen. Ich wollte den Hengsttrakt vom Stall absplitten und eine zweite Reithalle zwischen Stuten- und Hengsttrakt setzen. So mussten wir bei schlechtem Wetter und im Winter nicht immer über den gesamten Hof laufen und hatten zudem mehr Platz, um die Pferde zu trainieren. Eventuell würde ich auch eine zweite Longierhalle mit direktem Zugang zum Stall bauen lassen, da waren sich mein Bauleiter und ich allerdings noch nicht ganz einig. Schon im nächsten Frühjahr sollte mit den kostspieligen Arbeiten begonnen werden und im selben Zug würden auch die Koppeln für meine Minis fertiggestellt werden. Ich ließ den Schecken und den Roanhengst laufen und hielt das Band des Elektrozauns für Brian offen, der mir mit dem wunderschönen Punktepferdchen PFS' Arctic Alinghi folgte. Alinghi war zwar noch Jungpferd und noch längst nicht gekört, allerdings war er mit seinen drei Jahren schon zu alt, um mit den Stütchen in seinem Alter zusammen auf einer Koppel zu stehen. Daher hatten Brian und ich ein kleines Stück der Koppel von Feather und Rumpel abgetrennt, um die Hengste miteinander zu vergesellschaften. Wir kehrten gerade zurück in den Stall, als Ana und Edward die beiden Miniature Horse Stuten Miniature America's Narnia und Porcelain Doll aus den Stallungen führten. Die beiden Damen waren beide trächtig und ich konnte die Geburt der Fohlen kaum abwarten. Immerhin hatten die Babys eine hervorragende Abstammung und äußerst talentierte Eltern. Noch mehr freute ich mich allerdings auf das erste Fohlen von Arctic Alinghi mit Porcelain Doll. Das würde sicherlich eine wunderbar seltene Fellfarbe werden. Brian stieß mich an und holte mich damit zurück in die Gegenwart. Die beiden Jungstuten PFS' Glenn's Cookie und PFS' Beck's Little Diva wieherten nämlich schon ungeduldig in ihren Boxen nach uns. Sie wussten genau, dass ihre Weidekumpanen bereits draußen waren und wollten nun natürlich auch hinaus. Ich atmete auf, als alle Feenpferdchen draußen waren.

      ~*~

      Meine Mitarbeiter hatten auch die Vielseitigkeits- und Shopferde schon hinaus gebracht und wir mussten uns nun nur noch um die Ranchpferde kümmern, bevor es endlich Mittagessen gab. Prada und Arriba waren bereits für den Ausritt zu Mr. Meyer verplant, doch die anderen sechs Westernpferde bekamen heute richtiges Training. Donald schnappte sich wie üblich seinen Liebling, den schicken Quarter Horse Hengst Golden Indian Summer, während Samuel sich sofort für den Paint Horse Hengst Dissident Hawk meldete. Die Westernpferde passten nun so überhaupt nicht in mein Zuchtkonzept, aber ich konnte mich von diesen achten nicht trennen. Meine Lieblinge waren die Paint Horse Stute My Golden Heart, die ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit besaß und die Jungstute Grace's Cookie 'n Cream. Ana hielt sich aus dem Training der Westernpferde heraus, doch Brian setzte ich kurzerhand auf die Rappscheckstute The Morticains Daughter und Edward bekam die wunderschöne Your possible Pasts unter den Hintern. Ich selbst kümmerte mich um Heart. Für unsere Palominoroanstute Cookie 'n Cream stand heute Gelassenheitstraining auf dem Plan. "Also Leute, auf gehts. Donald, Samuel, ihr geht mit den beiden Herren auf den Platz. Für alle fünf Pferde steht heute Reining an. Donald, du hast bei euch beiden das Sagen.", gab ich meine Anweisungen. Samuel verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts. Jeder wusste, dass Donald sich neben mir am Besten mit der Westernreiterei auskannte. So trennten sich vor dem Brunnen am Haupthaus unsere Wege und ich ritt auf My Golden Heart als erstes in die Halle ein. Brian und Edward folgten mir. Daughter und Possy waren beide solch erfahrene Westernpferde, dass ich auch keine allzu passionierten Westernreiter auf ihre Rücken lassen konnte. Wir wärmten die Stuten in aller Ruhe auf und begannen dann mit dem Training. Alle drei Stuten liefen im Reining bereits in der höchsten Leistungsklasse, weshalb das Training mit ihnen hauptsächlich eine Wiederholung der schon gelernten Lektionen war. Als ich an der Reihe war, galoppierte ich My Golden Heart locker an, wendete bei A auf die Mittellinie ab und ließ die Scheckstute Gas geben. Etwa bei X gab ich der Stute eine ganze Parade und sie schlitterte in einem herrlichen Sliding Stop zum Halt. "Boah, das war cool! Kann ich das auch machen?", rief Edward begeistert. Ich nickte, ließ Brian jedoch den Vortritt. Morticains Daughter brauchte eine sicher Hand und auch wenn Brian's Herz nicht gerade für die Westernreiterei schlug, so besaß er trotzdem unglaublich viel Einfühlungsvermögen und kam mit jedem noch so schwierigen Pferd auf dem Gestüt zurecht. Auch Daughter legte einen sauberen Stopp hin und ich erklärte Edward nochmals kurz, was er zu tun hatte. Das Paar galoppierte die Mittellinie hinunter und als Edward nur leicht am Zügel zupfte, zog Possy sofort die Bremse. Ich grinste über Edward's verdutztes Gesicht, als die zwei einige Meter weit rutschten und dann zum Stehen kamen. "Ich weiß ja nicht, sah aus, als hätte Possy die ganze Arbeit alleine gemacht. Also sollte ich wohl nur sie loben, meinst du nicht auch?", zog ich ihn auf. Edward lachte nur und rieb der dunklen Palominostute liebevoll über den Hals. Ich nickte wohlwollend. Edward passte wirklich hervorragend zu uns. Auch Brian war zufrieden und schien seine Vorbehalte gegen den stets grellbunt gekleideten Paradiesvogel langsam zu überwinden. Wir ritten die Stuten trocken und versorgten sie. Anschließend schnappten sich Edward und ich die beiden Criollostuten PFS' Devil in Prada und Arriba und machten uns auf dem Weg zum Dörfchen Sway. Prada und Arriba waren beide absolute Lebensversicherungen im Gelände, daher waren sie perfekt für unsere kleine Mission geeignet. Während wir weg waren, würde Ana mit Cookie 'n Cream das Gelassenheitstraining absolvieren und dann mit den Jungs Pizza zum Mittagessen bestellen. Wir ritten vom Hof und ließen die Stuten antraben. Ich strich Prada über den hellgrauen Hals und die weiße Mähne. Ich liebte mein junges Criollostütchen über alles. Auch Edward schien mit seinem Reittier, der glänzenden Palominostute, sehr zufrieden. Wir trabten an den inzwischen verblühten Heidefeldern entlang und anschließend ein kleines Stück durch den Wald. "Du hast es hier wirklich wunderschön.", staunte Edward. Ich nickte stolz. "Das Gestüt war ein absoluter Glückskauf. Es war quasi nichts vorhanden, als die Außenmauer und das Gelände an sich. Ich hab natürlich viel reingesteckt, aber es hat sich wirklich gelohnt und ich ziehe nie wieder weg von hier, wenn ich nicht unbedingt muss.", erklärte ich ihm. Er nickte verstehend. Wir erreichten das Dorf und die Menschen grüßten uns freundlich. Da Sway nur ein kleines Dörfchen war, kannte man sich untereinander und mittlerweile behandelten mich die meisten Menschen wie eine Einheimische. "Sammy! Was machst du denn heute hier? Bist du zum Einkaufen da?", fragte mich die dickliche Bäckerin, als wir die Straße entlangritten. Ab und an ging ich tatsächlich mit Prada oder Arriba einkaufen, wenn es nicht allzu viel zu besorgen gab. "Nein, Margie, heute nicht. Wir sind auf dem Weg zu Mr. Meyer. Er hätte durch seine blöde Drohne heute früh fast einen Unfall verursacht.", erklärte ich. Die Frau wurde puterrot im Gesicht. "Dieser alte Mistkerl! Er geht uns allen mit dem Ding auf die Nerven, aber wenn es jetzt auch noch gefährlich wird, geht das ja wirklich zu weit! Wir sollten Eddi Bescheid geben, der weiß vielleicht was zu tun ist.", ereiferte sie sich. Ich lächelte ihr zum Dank für die Unterstützung zu und wir ritten weiter. Eddi war der ortsansässige Polizeiwachtmeister. Doch ich wollte ihn nur hinzuziehen, wenn es nicht anders ging. Immerhin war Mr. Meyer ein einsamer Mann, der nur ein wenig Ablenkung suchte. Vor dessen Haus angekommen, sprang ich aus dem Sattel und drückte Edward Prada's Zügel in die Hand. Die Porzellanscheckstute wäre wahrscheinlich auch so an Ort und Stelle stehen geblieben, doch wer wusste schon, was für Gerätschaften Mr. Meyer noch aus seinem Hut zaubern würde. Ich drückte auf die Klingel und gleich darauf wurde die Tür aufgerissen. "Sie! Was erlauben sie sich, mich zu stören?", fuhr er mich gereizt an. Ich verzog keine Miene und meinte höflich: "Aber Mr. Meyer, sie sagten mir, vor 12 Uhr wäre ein Besuch angemessen. Und es ist vor 12. Außerdem habe ich eine dringende Angelegenheit mit ihnen zu besprechen, die keinerlei Aufschub duldet." Mr. Meyer zog angesichts meiner gewählten Wortwahl die Augenbrauen nach oben. Seiner Meinung nach sollten in "seinem" Land nur gebürtige Engländer leben. Da ich das nun einmal nicht war, gehörte ich hier nicht her. Als er sich wieder gefasst hatte, fragte er: "Und diese Angelegenheit wäre?" "Ihre Drohne. Sie ist heute morgen viel zu dicht über mein Gestüt geflogen. Ihretwegen ist eines meiner wertvollsten Rennpferde durchgegangen und hätte sowohl sich, als auch mich schwer verletzen können.", sagte ich, so freundlich ich konnte. Mr. Meyer's Gesicht verdunkelte sich noch mehr. "Das müssen sie erst einmal beweisen. Ich weiß von nichts.", sagte er und wollte mir die Tür vor der Nase zumachen. Ich stellte blitzschnell den Fuß dazwischen, da begann der Mann zu toben. "Nana, was ist denn hier los?", fragte da plötzlich eine dunkle Stimme. Eddi schob sich an mir vorbei und forderte Mr. Meyer auf, aus dem Haus zu kommen. Ich schilderte ihm das Problem, da er nun ja schon einmal hier war und ignorierte Mr. Meyers Gezeter. "Kannst du denn irgendwie beweisen, dass es die Drohne unseres geschätzten Mr. Meyers war?", fragte Eddi mich. Ich wusste, dass er auf meiner Seite war, doch Eddi hielt sich immer ganz genau an das Gesetz und ließ jegliche Sympathie außen vor. Ein Charakterzug, den ich sehr schätzte. "Ich hab ein Video. Ich zeichne die Trainingseinheiten auf der Rennbahn immer auf, um das Training im Nachhinein bewerten zu können.", gab ich sofort zurück. Mr. Meyer schnappte empört nach Luft. "Das ist ja eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts! Mich einfach so auf Video aufzunehmen!", schrie er. Ich warf einen Blick auf die Pferde, doch Prada spielte lediglich ein wenig unruhig mit den Ohren, blieb jedoch brav neben Arriba stehen. Die wiederum interessierte sich überhaupt nicht für das Gebrüll. "Mr. Meyer. Damit haben sie zum einen gerade zugegeben, dass es sich um ihre Drohne handelt, zum Zweiten, dass sie so tief geflogen sind, dass sie damit auf dem Bild der Kameras zu sehen sind und zum Dritten ist das keine Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Sie allerdings haben einen Verstoß dagegen begangen. Ich nehme das Ganze auf und übergebe es an den Richter. Ich gehe aber davon aus, dass er ihnen verbieten wird, die Drohne nochmals über Sammy's Gestüt zu fliegen.", sagte Eddi geschäftsmäßig. "Aber, aber... Dagegen werde ich vorgehen!", wetterte der Mann weiter. "Tschau Mr. Meyer. Notfalls sehen wir uns vor Gericht.", sagte ich nun deutlich kühler. Die Unverschämtheit dieses Mannes ging mir allmählich gehörig auf den Keks. Ich drehte mich um, nahm Edward Prada's Zügel ab und schwang mich in den Sattel. Eddi kam mir hinterher. "Das bekommen wir schon hin. Der gute Mann terrorisiert das ganze Dorf mit seinem blöden Spielzeug, aber das geht nun wirklich zu weit. Vielleicht spricht der Richter ja gleich ein generelles Verbot aus. Das würde wahrscheinlich das ganze Dorf freuen." "Danke für deine Hilfe, Eddi. Das heute Morgen war echt kritisch und ich hab herzlich wenig Lust drauf, dass wegen diesem blöden Ding irgendjemandem etwas passiert. Selbst wenn gerade kein Reiter in Gefahr gerät, wenn die Pferde auf der Koppel Panik bekommen, ist das auch nicht gerade lustig.", sagte ich. Eddi nickte verstehend. Wir plauderten noch kurz und ich füllte von Prada's Rücken aus ein Formular aus, mit dem ich Anzeige erstattete. Dann machten sich Edward und ich auf den Rückweg zum Gestüt.

      ~*~

      Nach dem Mittagessen stand das Training der Überflieger an. Die Überflieger waren meine Hauptzuchtpferde, also meine Vielseitigkeitsstars. Ana hatte sich bereits mit den beiden Fohlen Picturesque Diova und meinem kleinen Liebling Jeune Mariée beschäftigt. Die zwei beherrschten inzwischen das Fohlen ABC sehr gut, doch eine kleine Wiederholung ab und an schadete nicht. Meine Zuchthengste hatten heute frei. Daher ließen wir mein erfolgreichstes Vielseitigkeitspferd Levistino, den wunderschönen Trakehnerschecken Cadeau, den Hannoveraner Incendio, den Holsteiner Fantastic Fly und den schwarz-weiß gescheckten Pride & Prejudice für heute in Ruhe. Ich versammelte Edward, Ana und Brian um mich und teilte ihnen jeweils eine der Stuten zu. Edward sollte meine Cremellostute Samiyah reiten, Ana mein Schimmelchen Reminiscent Inspiration und Brian das Fuchsstütchen Coeur de Lilith. Letztere war gerade mitten in der Vorbereitung für ihren Stutbuchwettbewerb. Ich selbst würde die Rappstute Leveneza reiten. Donald und Samuel würden mit der Rappstute Wild Lady Roxanne und dem Schimmelchen Lamira einen ausgiebigen Ausritt machen. Auf unserem Plan stand eine nette kleine Dressurquadrille, da alle Stuten ausgemachte Balletttänzer waren. Vor allem die lackschwarze Leveneza. Wir verschwanden in den Boxen unserer Pferde und machten sie in Ruhe fertig. Ich duldete keine Eile beim putzen und satteln, da ich nicht wollte, dass die Pferde gestresst ins Training gingen. Dasselbe galt auch für das Versorgen nach dem Training. Ich strich Leveneza über das samtweiche Maul und zog ihr den schwarzen Schopf aus dem Stirnband des Zaumzeugs. Dann führte ich die Stute hinaus auf den Hof. Lilith, Inspiration und Samiyah folgten uns. In der Halle angekommen, gurteten wir nach, stellten die Steigbügel ein und schwangen uns in die Sättel. Edward hatte ich selbstverständlich vorreiten lassen, denn Samiyah war nicht unbedingt einfach. Die Cremellostute war recht eigensinnig und setzte sich deutlich zur Wehr, wenn ihr etwas nicht passte. Lilith war meine große Hoffnung, daher durfte Brian sie reiten. Er war der beste Dressurreiter unter meinen Angestellten. Inspiration war temperamentvoll, doch Ana kam gut mit dem Schimmelchen klar. Wir wärmten die Pferde unabhängig voneinander auf. Leveneza fühlte sich einfach großartig an. Die Rappstute stammte von Levistino ab, daher sah ich ihrer Zukunft mit Spannung entgegen. Sie war bereits als Fohlen gekrönt worden und nun schickte ich sie allmählich auf Turniere. Die Stute schmiss ihre weißen Beine von sich und trabte mit großen Schritten diagonal durch die Bahn. Lilith und Brian kamen uns entgegen und ich lächelte, da die Fuchsstute ebenso wunderbar lief wie mein schwarzes Stütchen. Als die vier Stuten gut aufgewärmt waren, bildeten wir Paare. Ana ritt mit Inspiration neben mich und Brian lenkte Lilith neben Samiyah, die prompt die Ohren anlegte. "Zicke.", murmelte ich leise. Aber Edward kam gut mit meiner Prinzessin klar und so beruhigte sie sich schnell wieder. Ich schaltete über mein Handy die Musikanlage ein und wir begannen mit dem Quadrillentraining. Alle vier Stuten arbeiteten schön mit und wir machten große Fortschritte. Wir bildeten Paare, lösten sie bei Erreichen des Hufschlags auf und kamen kurz darauf wieder zusammen. Paarweise wechselten wir gegeneinander durch die Bahn und aus dem Zirkel. Am Ende des Trainings war ich mehr als zufrieden mit Mensch und Tier. Ich lobte mein Rappstütchen, sprang aus dem Sattel und führte Leveneza zum Stall zurück. Dann versorgte ich die Stute liebevoll. "Also Leute, fertig?", fragte ich kurz darauf. Nun stand nämlich eine Springstunde an. Edward ritt Unannounced Pleasure, Ana Mahira und Brian Cassidy. Ich würde die Stunde geben und dabei gleich die Form aller drei Stuten bewerten. Die drei machten ihre Pferde fertig und ich ging schon einmal den Parcours ab. Alle drei gingen im Springen auf S-Niveau, heute waren die Hindernisse jedoch nur ca. auf M-Niveau. Kurz darauf führten die drei Reiter die beiden Hannoveraner und die Trakehnerstute auf den Platz, gurteten nach und schwangen sich auf die Rücken ihrer Pferde. Ich gab vom Zaun aus Anweisungen und sah zu, wie die Stuten zum Aufwärmen ihre Runden drehten. Schließlich gab ich Brian ein Zeichen, mit Cass den Anfang zu machen. Die Fuchsstute war ein routiniertes Springpferd und Brian führte sich mit sicherer, aber weicher Hand durch den Parcours. Ich zeigte ihm den erhobenen Daumen, als das Paar den letzten Sprung überwand, als wäre es ein Haufen Streichhölzer. Brian ritt Cassidy nun schon einmal trocken, während Ana mit Mahira an den Start ritt. Die wunderschöne Scheckstute wurde im Parcours gerne ein wenig heiß, doch Ana hatte das temperamentvolle Tier gut im Griff und flog nur so mit ihr über die Hindernisse. Zuletzt waren Edward und Unannounced Pleasure an der Reihe. Die Falbscheckstute war von den dreien die Erfahrenste, dennoch konnte ich erkennen, dass Edward auch im Springreiten außerordentlich versiert war. Seine Reitausbildung musste wirklich hervorragend gewesen sein. Als auch die beiden den Parcours erfolgreich abschlossen, brachten wir die Stuten gemeinsam zurück und ich sprach mit Edward über seine Zukunft auf dem Gestüt. Ich wollte den jungen Mann gerne hierbehalten und Edward stimmte begeistert zu. Da er mit allen Angestellten und mit den Pferden gut zurechtkam, passte er perfekt zu uns. Vor den Stallungen trennte ich mich von Edward und ging hinüber zur Fohlenkoppel, auf der momentan Hollywood Undead II und HMJ 7786 Elfentanz untergebracht waren. Mit einem Eventpferdchen lief es ziemlich gut. Inzwischen ließ Elfentanz sich ohne Probleme aufhalftern und auch führen. Vor anderen Menschen und Pferden hatte die schöne braune Stute aber immer noch unglaubliche Angst. Ich ging zu Elfentanz auf die Koppel und begrüßte das Stütchen. Mittlerweile wich Elfentanz nicht mehr aus, wenn ich auf sie zutrat. Sie kam mir zwar noch nicht entgegen, doch das würden wir auch noch schaffen. Gleich darauf ließ ich die Trakehnerstute stehen und ging zum Elektroband, das durch die Hälfte der Koppel gespannt war. Ich hakte es aus und hängte es weg. Elfentanz warf den Kopf hoch und starrte mich alarmiert an. "Alles gut Mäuschen.", sagte ich beruhigend zu ihr. Dann ging ich zu der Palominostute Hollywood Undead II und hakte den Führstrick in ihr Halfter ein. "Komm meine Süße, es wird Zeit, dass ihr euch mal richtig kennen lernt.", sagte ich zu der schönen Stute. Holly sah ganz allmählich wieder besser aus. Das Fell begann in altem Glanz zu erstrahlen und die Knochen zeichneten sich nicht mehr so deutlich ab. Selbst Muskelansätze waren ganz langsam wieder zu erkennen. Ich führte die Stute auf Elfentanz' Seite hinüber und blieb etwa in der Mitte der Koppel mit ihr stehen. Dann setzte ich mich mit dem Führstrick in der Hand ins Gras und wartete ab. Holly warf einen Blick hinüber zu der braunen Stute, doch sie hatte Elfentanz während der letzten Tage nun immer gesehen, daher verlor sie schnell das Interesse an dem anderen Pferd. Im Gegensatz zu meiner Elfe hatte Holly begriffen, dass das andere Tier ihr nichts tat. Holly senkte den Kopf und begann friedlich Gras zu rupfen. Elfentanz dagegen stand stocksteif in ihrer Lieblingsecke der Koppel und ließ die Palominostute nicht aus den Augen. "Komm doch her, meine Elfe. Dir passiert hier nichts, versprochen.", rief ich leise nach der Stute. Elfentanz spitzte die braunen Ohren mit den schwarzen Spitzen, die ich so liebte, blieb aber an Ort und Stelle. Dafür stupste mich nun Holly an, als wollte sich die ältere Stute darüber beschweren, dass ihr weniger Aufmerksamkeit zuteil wurde als Elfentanz. Ich strich der schönen Stute über die Blesse und entzog Elfentanz nun meine gesamte Aufmerksamkeit. Das wiederum passte der braunen Stute nicht wirklich. Sie hatte sich während der letzten Tage daran gewöhnt, dass sie mein Mittelpunkt war, wenn ich bei ihr auf der Koppel oder in der Box war. Sie war gekrault, geputzt, massiert und mit Apfelstückchen verwöhnt worden. Und nun brachte ich einfach ein anderes Pferd auf ihre Koppel und kümmerte mich nur noch um dieses?! Elfentanz machte einen unsicheren Schritt in unsere Richtung und blieb dann wieder stehen. Als nichts passierte - Holly blickte nicht einmal auf - machte die Stute einen zweiten und einen dritten Schritt, bis sie irgendwann nur noch etwa eineinhalb Meter von uns entfernt war. "Feines Mäuschen!", lobte ich sie mit leiser Stimme und erhob mich dann langsam. Glücklicherweise hatte ich mein langes Bodenarbeitsseil in Holly's Halfter eingehakt, sodass ich nun problemlos zu Elfentanz gehen konnte, ohne, dass die ältere Stute mir hinterherkam. Ich strich Elfentanz über das samtene Maul und dann über Stirn und Augen, so wie sie es besonders gerne hatte. Dann kraulte ich Elfentanz weiter, während ich Holly zu mir rief. Die Trakehnerstute kam ein paar Schritte näher und machte dann den Hals lang, um Elfentanz zu beschnuppern. Die braune Stute wurde sofort wieder bewegungslos. Doch Holly sog nur die Luft durch ihre Nüstern ein, schnaubte und begann dann wieder zu grasen. Elfentanz machte große Augen, als könne sie kaum glauben, dass nichts weiter passiert war. In Zeitlupe senkte nun auch sie den Kopf und rupfte ein paar Halme Gras, die andere Stute dabei immer im Auge. Ich nahm Holly den Führstrick ab und entfernte mich ein paar Schritte. Elfentanz sah kurz zwischen mir und Holly hin und her, als würde sie damit rechnen, dass die Stute nun auf sie losging. Holly sah aber nur kurz auf und widmete sich dann wieder dem Gras. Vielleicht schmeckte es auf dieser Seite der Koppel ja auch besser? Ich lächelte und kletterte durch den Zaun, von wo aus ich die beiden Stuten noch ein wenig beobachtete. Auch wenn Elfentanz noch skeptisch war, begann sie doch in unmittelbarer Nähe zu Holly zu grasen und das war für mich ein riesiger Fortschritt!

      ~*~

      Ich ging in den Stall und schnappte mir den Araberhengst Shamal. "Edward? Lust noch einen kleinen Ausritt zu machen?", rief ich dem jungen Mann zu, der ein wenig verloren vor der Box meiner Lewitzerstute Rosewell stand. Seine Augen leuchteten auf. "Klar! Die anderen haben irgendwie alle ihre Aufgaben und plötzlich war ich alleine im Stall.", sagte er. Ich nickte. "Du kannst Khamar al Sanaa nehmen. Das ist der weiße Araberhengst. Dann können wir dir auf dem Ausritt auch ein paar Pferde zuteilen, um die du dich fest kümmerst.", sagte ich. Brian und Ana waren gerade mit den Araberstuten Saddy und My lovely Horror Kid auf dem Springplatz und tobten sich ein wenig aus. Beide Araberdamen waren furchtbar schwierige, hitzige Pferde, die man mit viel Konsequenz und Geduld reiten mussten. Doch Brian und Ana kannten sich ja aus. Mein drittes Araberstütchen war PFS' Isis. Das wunderschöne Jungpferd hatte inzwischen das Fohlen ABC hinter sich, doch ich arbeitete noch nicht allzu viel mit ihr. Dasselbe galt für die Welsh D Stute PFS' Daydream of Money. Ihr späterer Zuchtpartner Roi du Soleil hatte heute frei. Auch meine drei Liebhabertraber Damon's Dynamo, Ehawee und Rainbow durften ihren freien Tag auf den weitläufigen Koppeln genießen. Bei Dynamo war es damals Liebe auf den ersten Blick gewesen und schnell hatte ich mich entschieden, dass der edle Hengst unbedingt eine passende Stute brauchte. Da ich mich nicht dazu durchringen konnte, mich von Ehawee oder Rainbow zu trennen, würden vorerst beide bleiben. Donald und Samuel waren mit den Andalusierhengsten Ojos Azules und Negresco im Gelände. Eigentlich hätten sie Edward ja mitnehmen können. Aber wahrscheinlich hatten sie sich ohne meine Erlaubnis nicht getraut und ich hatte allen klar gemacht, dass ich beim Training mit Elfentanz nicht gestört werden wollte. Edward und ich machten die beiden Araberhengste fertig und verließen schon kurz darauf den Hof. Diesmal nahmen wir einen anderen Weg und kamen eine knappe Viertelstunde später zu meiner Galoppstrecke. Shamal wölbte den Hals und tänzelte seitwärts. Er wusste genau was jetzt kam. Khamar war wesentlich rittiger als sein jüngerer Boxennachbar. Er war zwar gespannt und man sah das Feuer in seinen Augen, doch er wartete geduldig ab, bis er die entsprechende Erlaubnis zum Rennen bekam. "Du musst ein bisschen aufpassen. Die beiden sind schon etliche Rennen gelaufen, aber ich will nicht, dass das hier zu einem ausartet. Geh du mit Khamar an die Spitze, das wird ein gutes Training für meinen Feger hier.", sagte ich, während ich mich bemühte, den jungen Hengst in einem ruhigen Trab zu halten. Shamal ging beinahe in die Luft, als Edward sich mit dem Schimmel vor uns setzte und angaloppierte. Ich musste all mein reiterliches Können aufbringen, um Shamal in einen kontrollierten Galopp zu bekommen. Doch irgendwann fügte sich der Hengst. Ich strich ihm lobend über den Hals und ließ ihn zu Khamar aufschließen. Edward sah überrascht zu mir hinüber, doch als er sah, dass ich meinen Hengst unter Kontrolle hatte, wandte er sich wieder nach vorn. Er strahlte. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Khamar war ein wundervolles Pferd, das auf die leiseste Hilfe hörte und dessen Galopp sich anfühlte, als säße man auf einer fluffigen, weißen Wolke.
      Zurück im Stall wurde allmählich schon alles für die Abendfütterung vorbereitet. Ich ging im Kopf meine Pferde durch. Donald und Samuel waren schon länger von ihrem Ausritt zurück und Brian und Ana kamen gerade mit den Stuten Cuchara und Where's Sleep aus der Halle. Ich sah sie gespannt an. "Wir haben ein bisschen Freiheitsdressur gemacht. Das macht mit den zweien so viel Spaß!", schwärmte Ana begeistert. Ich nickte zufrieden. "Dann ist jetzt ja nur noch Amayyas übrig.", sagte ich. Amayyas war mein wunderschöner Red Roan Berberhengst. Allerdings kam außer Brian und mir niemand mit ihm zu recht und der junge Mann war heute wirklich bereits auf genügend Pferden gesessen. Sofort schallte Samuels entsetzte Stimme um die Ecke: "Ich war gestern dran, heute hole ich ihn nicht rein!" Ich verdrehte die Augen. "Ich hole ihn. Und dann gehe ich noch eine Runde mit ihm auf den Springplatz. Ihr könnt solange ja schonmal das Heu verteilen, Kraftfutter vorbereiten und die Pferde reinholen. Aber denkt dran, Finger weg von Elfentanz und Holly!", mahnte ich nochmals, dann verschwand ich in Richtung der Hengstkoppeln. Edward folgte mir. "Darf ich mal versuchen, ihn einzufangen? Scheinbar reißt sich ja niemand darum, sich um ihn zu kümmern.", fragte er. Ich sah ihn von der Seite an. "Klar. Wenn du hier arbeitest, musst du ihn eh irgendwann rausbringen. Momentan ist jeden Tag ein anderer dran und die meisten sind nicht gerade froh darum. Wenn sie irgendwie können, bestechen sie Brian damit er sich um Amayyas kümmert.", sagte ich mit einem Grinsen. Bei den Koppeln angekommen, zeigte ich auf das herrliche Tier, das sofort seinen feinen Kopf hob und zum Zaun getrabt kam. "Das ist ja ganz einfach!", freute sich Edward. Doch sobald Amayyas sah, dass er und nicht ich die Koppel betrat, machte er auf der Hinterhand kehrt und galoppierte davon. Edward stöhnte und ich lachte. Amayyas lief noch zweimal vor Edward davon, dann verlegte er sich darauf, dem jungen Mann zu drohen, wenn er ihm zu nahe kam. Schließlich erbarmte ich mich und fing Amayyas ein. Ich liebte den Roan abgöttisch, aber manchmal machte er es mir wirklich nicht leicht. Im Stall angekommen kam Samuel um die Ecke und sah uns fragend an. Als er jedoch sah, dass ich Amayyas führte, wirkte er erleichtert. Es kratzte ziemlich an seinem Stolz, dass er mit dem Berber nicht zurechtkam. Ich strich Amayyas das rötliche Langhaar aus der Stirn und machte den Hengst mit routinierten Handgriffen fertig. Auf dem Platz ließ er erst einmal ein wenig Dampf ab, bevor er bereit war, ordentlich mit mir zu arbeiten. Dann jedoch lief es wie am Schnürchen. Amayyas nahm jeden Sprung mit einer fast schon spielerischen Leichtigkeit und sah sich am Ende des Parcours eifrig nach einem weiteren Hindernis um. "Na komm mein Großer. Es ist schon spät und du verpasst sonst dein Abendessen.", vertröstete ich ihn, als ich ihn trocken ritt und aus dem Sattel sprang. Es war ein langer Tag gewesen und ich freute mich schon riesig auf meine Badewanne. Voll mit nach Lavendel und Rosen duftendem Schaumbad. Ein bisschen schöne Musik und eine Chai Latte und ich hatte die Aussicht auf einen perfekten Abend.
    • Sammy
      Hufschmiedbericht
      von Laraya13
      09. November 2019

      Mich verschlug es seit langer Zeit für einen Termin in ein anderes Land. Es war keine schlechte Sache, im Gegenteil, denn so konnte ich mal ein wenig Urlaub machen und mich in anderen Ländern nach anderen Pferden umsehen. Einzig das Gepäck war umständlich, denn diesesmal hatte ich mein Röntgengerät dabei und alles in allem wog doch recht viel.

      Ich fuhr mit dem Leihwagen vom Hotel los richtung Hollybrook Stud. Die Gegend war sehr schön, die Landschaft von New Forest beeindruckte mich sehr. Dort angekommen bog ich auf den Parkplatz wo ich bereits erwartet und zu den Stuten geführt wurde. „So, was genau darf ich bei den drei bezaubernden Damen denn machen?“, fragte ich und betrachtete diese drei wunderschönen Pferde. Besonders die EVB-Stute Little Miss Backyard gefiel mir, so eine Farbe habe ich noch nie gesehen. „Röntgen, Kontrolle und Beurteilung für den Stutbuchwettbewerb ist heute dran.“, wurde mir zukunde getan und ich nickte. „Dann fangen wir einfach der Reihe nach an und zwar mit der Schimmelstute. Einmal vorlaufen, traben und aufstellen..“, wies ich an und legte das gröbste schon mal zurecht, ehe ich das Gangwerk der Stute PFS' Storm Cat betrachtete. Sie lief super und klar, kein Ticken. Beim Aufstellen betrachtete ich die Beine genau, da die Stute wunderbar Stillhielt konnte ich sogar gleich mit dem Röntgengerät ran. „Die Bilder schauen wir uns nach dem Raspeln gleich an.“, merkte ich an und wir liefen mit der Stute zurück, wo ich mir nun die Hufe genau unter die Lupe nahm. Lediglich ein wenig Raspeln war notwendig um die Hufe der Stute wieder schick zu machen. „Schöne Hufe, sehr gute Hufe. Sie steht gut, ich kann keine Fehlstellung sehen oder ähnliches. Gehen wir zum Wagen und schauen auf die Röntgenbilder..“, lud ich mit ein und lief zum Van, schmiss den Laptop an und öffnete die Bilder. Die Knochen waren gut, grade und ich konnte nix negatives feststellen.

      Weiter ging es mit dieser interessant gefärbten Stute, Little Miss Backyard. Auch Sie wurde mir erstmal vorgeführt und wies ebenfalls ein sehr gutes Ganzbild auf. Ich untersuchte und machte Röntgenbilder ihrer beine und sah mir ihre Hufe nun von unten an. Gute Hufe, viel zu raspeln war bei ihr nicht. Sie zerrte von hinten an meiner Schürze, was einige kleine unterbrechungen begünstigte aber nur, um den Spaß mit ihr mitzumachen. Als wir uns ihre Bilder ansahen, konnte ich ebenso nur sehr zufriedene Kommentare berichten.Wie schon bei Cat, waren ihre Beine sehr gut.

      Zu letzt war nun Couer de Lilith dran, welche mir vorgetrabt wurde. Sie war ein wenig nervös, tänzelte, dennoch war das Bild klar. Beim untersuchen und Röntgen benötigten wir einige Versuche, da Sie nicht viel davon zu halten schien. Bei der Hufkontrolle war sie etwas wackelig und zog. „Na komm Mäuschen, es ist gleich vorbei.“, sprach ich ruhig auf Sie ein und raspelte ihre Hufe. Hinten wuchsen die Hufwände ein wenig zu sehr nach innen, was aber nix heißen muss. Jedoch musste ich da auch mit der Zange ran, welches die Fuchsstute wohl etwas befremdlich fand. Ich zeigte ihr die Zange, streichelte Sie. „Die tut dir nix, schau. Es sind nur noch zwei Hufe und dann bist du fertig.“ Nach ein paar weiteren Minuten und kleinen Pausen waren die Hinterhufe ebenfalls fertig und Lilith ergatterte sich eine Möhre. Ich sah mir ihre Röntgenbilder an, besonders die der Hinterhufe aufgrund des Wachstumes. „Lilith steht hinten etwas eingedreht, um genau zu sein hinten links, deswegen wachsen dort die Hufe so seltsam.“, erklärte ich und sah kurz zu der Stute und erklärte weiter: „Mit regelmäßiger Kontrolle und Bearbeitung bekommt man das aber in den Griff. Es sollte kein Ausschlusskriterium oder ähnliches beim Wettbewerb sein, Eisen braucht Sie vorerst auch nicht.“

      Die Pferde wurden weggebracht und ich schob die Rötgenbilder sowie Berichte dazu auf einen Stick und reichte ihn weiter,falls es gebraucht werden sollte. Dann packte ich alles zusammen, verabschiedete mich und fuhr die Gegend ab, schließlich war nun ein wenig Urlaub angesagt.
      4011 Zeichen by Laraya13
    • Sammy
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      Galopprennen E-A
      zusammen mit Little Miss Backyard, Bearing Spots & Pirate's Pride
      31. Dezember 2019
      "Guten Morgen ihr Süßen! Alle bereit für den heutigen Tag?", rief ich fröhlich, als ich an diesem Morgen meine Stallungen betrat. Für meine vier englischen Vollblutstuten PFS' Storm Cat, Little Miss Backyard, Bearing Spots und Pirate's Pride war heute ein großer Tag. Alle vier sollten den Aufstieg in die Klasse A des Galopprennens schaffen. Wie üblich im Abschlusstraining würde ich alle vier Stuten selbst reiten. Für den Aufstieg in Klasse A des Galopprennens mussten mein Kätzchen, Missy, Spotty und Pride sauber aus der Startbox springen und gegen ein anderes Pferd ein kleines Rennen laufen. Wie im Plan vorgesehen, ging ich zuerst zur Box von PFS' Storm Cat. Die wunderschöne Vollblutstute sollte gleich Anfang des neuen Jahres an einem Stutbuchwettbewerb teilnehmen, den sie mit Sicherheit auch erfolgreich bestreiten würde. Mein Kätzchen hatte bereits dreizehn Schleifen auf Turnieren eingeheimst und war damit am Schnellsten körfertig gewesen. Sie brauchte den heutigen Stufenaufstieg für die Teilnahme am Wettbewerb auch nicht, doch das Leben ging ja auch nach einem möglichen Sieg weiter. Ich öffnete Kätzchen's Boxentür und begrüßte die junge Stute, indem ich ihr liebevoll über die samtene Nase strich. Ich liebte Storm Cat über alles und war immer noch ziemlich stolz darauf, ein Vollblut aus Occulta's bekannter Zucht ergattert zu haben. Plötzlich flog Cat's Kopf hoch und die Stute sah mit gespitzten Ohren über die Boxentür. "Morgen Sammy! Kann ich helfen?", fragte Edward gähnend. Ich lachte. Edward tat sich mit dem frühen Aufstehen wirklich schwer, doch er gab sich immer beste Mühe. "Klar! Du könntest mir Spotty fertig machen, sie ist gleich nach Cat dran. Ansonsten kannst du Samuel und Donald fragen, ob du ihnen helfen kannst. Ana überwacht heute das Training. In diesem Moment tauchte die junge Frau auch schon auf. Sie wollte unbedingt Jockey werden, doch ihr zweitgrößter Wunsch war es, Vollblüter zu trainieren. Beides lernte sie zur Zeit bei mir auf dem Gestüt. So gesehen war dieser Tag nicht nur für meine Stuten wichtig, es war auch Anas erster Alleingang als Trainerin - auch wenn ich ihre Anweisungen natürlich insgeheim prüfte. Ich holte Cat aus der Box und band sie draußen auf der Stallgasse an. Die erfolgreiche Stute sollte heute gegen Kagami El Assuad laufen. Mein bereits gekörtes englisches Vollblut war nicht ganz einfach im Umgang, aber unglaublich schnell. Daher hatte ich sie als Trainingspartnerin für Cat ausgesucht. Die schwierige Little Miss Backyard bekam dagegen mein erfahrenes Rennpferd Ace of Spades als Gegner, um ein wenig Ausgleich zwischen den Temperamenten zu schaffen. Doch erst einmal war nun Cat dran. Ich putzte das Schimmelchen in aller Ruhe, bandagierte ihre Beine und sattelte sie anschließend auf. Cat bekam diesmal nicht den Arbeitssattel, sondern den leichteren und noch kleineren Rennsattel auf. Immerhin wollte ich alles so ähnlich wie möglich zu einem echten Rennen gestalten. Nachdem ich das Vorderzeug verschnallt und Cat aufgetrenst hatte, rief ich nach Samuel. Er hatte die Aufgabe bekommen, Kagami zu reiten. "Komme!", antwortete er prompt und führte die schöne Palominostute aus der Putzbox. Kagami hatte bisher erst ein einziges Fohlen bekommen und würde demnächst schon Oma werden. Doch sie hatte die Trennung von Princess nicht gut verkraftet, weshalb ich mich entschieden hatte, sie erst einmal nicht mehr decken zu lassen. Stattdessen ging Kagami nun wieder Turniere und machte sich als Vielseitigkeitspferd gar nicht mal schlecht. Wir führten die Pferde aus dem Stall hinaus und ließen uns von Edward und Donald in die Sättel werfen. Cat tänzelte auf der Stelle und schlug mit dem Kopf. Ich streichelte ihr den seidigen Hals und nahm die Zügel auf. Cat wollte rennen, doch sie war dabei nie außer Kontrolle. Das liebte ich so sehr an der jungen Stute. Da hatte es Samuel mit Kagami schon ein wenig schwerer. Die Palominostute fiel immer wieder in einen zuckeligen Trab und hüpfte jedes Mal zur Seite, wenn der Wind durchs Gebüsch fuhr. Als wir die Pferde auf die Sandbahn dirigierten, ließen wir sie erst einmal an den Außenrails entlanggehen und zwar im Uhrzeigersinn. Cat trabte eifrig über die Bahn und als ich schließlich in den leichten Sitz ging, wechselte sie leichtfüßig in einen gleichmäßigen Galopp. Schließlich wendete ich mein Stütchen und trabte zur Startbox. Kagami sollte zuerst einrücken und führte ihr übliches Theater auf, bis ich sie schließlich scharf anfuhr. Kagami kannte die Startbox und spielte sich einfach nur gerne auf. Storm Cat dagegen war ganz wild darauf, in ihren Stand einzurücken. Das intelligente Vollblut wusste genau, dass sie nach dem Start aus der Box rennen durfte. Ich balancierte mich über Storm Cat's Rücken aus und griff in die kurze graue Mähne, um mich auf den Start vorzubereiten. Gleich darauf schellte die Glocke und die Türen sprangen auf. Storm Cat erwischte den perfekten Start und setzte sich direkt vor Kagami dicht an die Rails. Dann streckte sie sich und legte mit jedem Galoppsprung an Tempo zu. Doch Kagami war eine starke Gegnerin. Auf der Zielgeraden schob sie sich langsam an Storm Cat's Flanke heran. Das jedoch motivierte mein Schimmelchen dazu, umzuspringen und ihren Turbo einzuwerfen, wie ich ihren Endspurt gern nannte. Stück für Stück zogen wir Samuel und Kagami davon und schossen über die Ziellinie. Ich strich Storm Cat begeistert über den Hals und stellte mich in die Bügel, um die Stute zu verlangsamen. Cat schüttelte übermütig den Kopf, fiel aber artig in den Trab und schließlich in den Schritt.
      Am Ausgang der Bahn sprang ich aus dem Sattel, drückte Cat einen Kuss auf die Nüstern und übernahm dann Pirate's Pride von Edward. Samuel dagegen übergab Kagami an Donald und übernahm dafür Bearing Spots. Spotty ließ sich von so gut wie jedem reiten, solange sie nur laufen durfte. Daher hatte ich beschlossen, dass Samuel das schöne Punktepferd reiten sollte, während ich mich um Pirate's Pride kümmerte. Die wunderschöne Pride war die Tochter meiner Vollblutstute Pirate Island und meines ehemaligen Hengstes Ghostbuster. Ghost war inzwischen schon wieder zu seiner Züchterin Flair gezogen und kam dort als Zuchthengst zum Einsatz. Ich strich Pride über die Schnippe und Edward warf mich in den Sattel. Samuel saß bereits auf Spotty's Rücken. Die beiden jungen Stuten waren noch nie gegeneinander gelaufen und so war ich sehr gespannt, wie dieses Rennen ausgehen würde. Ich war der Meinung, dass Pride grundsätzlich schneller war als Spotty, doch die junge Stute ließ sich zuweilen noch recht schnell ablenken und verlor dadurch an Boden. Edward und Donald führten Kagami und Cat im Schritt umher, damit die Stuten sich abkühlen konnten. Gleich danach würden sie zurück zu den Stallungen gehen und die letzten beiden Pferde für heute fertig machen - Missy und Ace. Pride machte einen kleinen Satz zur Seite und holte mich damit zurück ins Hier und Jetzt. Ich lachte. "Schon gut, meine Süße. Du hast ja Recht. Jetzt wo Cat ihren Stufenaufstieg mit solcher Bravour gemeistert hat, sollen du und Spotty das auch schaffen!", sagte ich liebevoll. In aller Ruhe wärmten wir Spotty und Pride auf und ritten dann auf die Startbox zu. Während Spotty anstandslos hineinging, prustete Pride nervös und plusterte sich auf. Ich rahmte sie mit meinen Beinen ein und redete leise auf das Stütchen ein. Wie all meine Vollblüter hatte Pride schon früh gelernt, in die Startbox zu gehen. Aber zuweilen führte sie sich eben ein wenig auf. So war das mit temperamentvollen Vollblutpferden. Als Pride endlich in der Startbox stand, hatte ich gerade noch Zeit, mich ordentlich hinzusetzen, da sprangen auch schon die Türen auf und das Rennen begann. Pride hatte einen denkbar schlechten Start, während Spotty perfekt absprang und sofort in den Renngalopp wechselte. Ich dirigierte Pride zu den Rails und gab der jungen Stute Zeit, ihren Tritt zu finden. Sobald das geschafft war, schoss Pride vorwärts, doch Spotty hatte einen großem Vorsprung. Ich kauerte mich so flach ich konnte über Pride's Rücken und die Stute verlängerte ihre Galoppsprünge. Am Anfang der Zielgeraden griffen wir an. Langsam aber sicher holten wir Spotty ein. Allerdings lief mein Punktepferd noch nicht volles Tempo. Samuel ließ sie trödeln, anstatt seinen Vorsprung auszubauen. Das kam ihm nun teuer zu Stehen. Als er das nächste Mal nach hinten blickte, war Pride's Nase bereits auf Höhe von Spotty's Bauch. Ich trieb die Stute mit meiner Stimme vorwärts, doch die Aufholjagd hatte das Stütchen geschlaucht. Spotty gab nun Gas und obwohl Pride alles gab, reichte es für den Sieg nicht mehr aus. Knapp hinter der schönen Stute flogen wir über die Ziellinie. Ich ließ Pride auslaufen und parierte sie dann durch. Samuel machte dasselbe mit Spotty und sah mich schuldbewusst an. Er wusste, dass sein Verhalten ihn beinahe den Sieg gekostet hätte, der nach Pride's schlechtem Start eigentlich sicher gewesen war. Dennoch war Pride wunderbar gelaufen und hatte den Stufenaufstieg genau wie Spotty mit Leichtigkeit geschafft.
      "Hey Missy, na wie geht's uns heute?", fragte ich fröhlich, als ich das herrliche Scheckstütchen von Edward übernahm. Edward rollte die Augen und übergab mir Little Miss Backyard. Dann warf er mich in den Sattel, während Missy ihm einen Schubs versetzte, der Edward zum Straucheln brachte und beinahe dazu führte, dass ich auf ihrer anderen Seite eine Bruchlandung hinlegte. Ich hielt mich gerade noch in Missy's Mähne fest und setzte mich schnell richtig in den Sattel, da die Stute gleich darauf einen Hüpfer machte. "Mhm, verstehe schon. Gut aufgelegt, wie immer also.", sagte ich mit Grabesstimme, grinste dabei aber. Missy war ein Clown, aber ein verdammt schneller Clown. Ich beeilte mich, das Stütchen auf die Bahn zu dirigieren, damit sie ein wenig überschüssige Energie loswerden konnte. Samuel wärmte währenddessen die Rappstute Ace of Spades auf. Ace war keine wirkliche Konkurrenz für Missy, doch bei der jungen Scheckstute ging es mir eher darum, dass sie lernte, mit anderen Pferden gemeinsam zu laufen. Sonst würde das mit den wirklichen Galopprennen eher schwierig werden. Sobald Missy auf der Bahn war, wollte sie lossprinten und ich musste mein gesamtes reiterliches Können aufwenden, um das Stütchen im Trab zu halten. Als ich sie schließlich angaloppieren ließ, machte Missy einen riesigen Satz vorwärts. Ich nahm die Zügel auf und beschäftigte mein übereifriges Stütchen mit vielen halben Paraden. Zudem lenkte ich sie auf einen relativ kleinen Zirkel, um sie zu beschäftigen. Als wir die beiden Stuten schließlich in die Startbox einrücken ließen, war ich schon ziemlich am Ende. Aber den schwierigsten Teil hatte ich geschafft. Die Türen sprangen auf und Missy schoss vorwärts. Ich hielt sich zurück und wir setzten uns hinter Ace of Spades an den Rails fest. Missy kam gerne von hinten, da sie einen unglaublichen Endspurt hatte. Dafür musste ich sie jedoch erst einmal davon überzeugen, nicht gleich vorneweg zu rennen. Missy kämpfte kurz gegen mich, doch dann fügte sie sich in ihre Rolle und wartete ab. Am Ende des Bogens lenkte ich Missy auf die Außenbahn und wir flogen regelrecht an Ace vorbei. Miss wurde immer länger und wir schossen mit unglaublichen sechs Längen Vorsprung über die Ziellinie. Ich pullte mein Stütchen auf und parierte sie strahlend durch. "Yes, das wäre Nummer vier! Alle habens geschafft.", jubelte ich fröhlich. Damit waren Little Miss Backyard, Bearing Spots, Pirate's Pride und PFS' Storm Cat im Galopprennen auf Klasse A trainiert.
    • Sammy
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      Neues Jahr, neues Glück?!
      09. Januar 2020
      Gähnend rollte ich mich herum und schlug auf meinen Wecker, um den nervtötenden Piepston auszustellen. Das blöde Ding hatte seit Neustem eine Macke und schaltete automatisch auf diesen Ton um, anstatt mir meine geliebte Aufwachmusik zu gönnen. Es war Anfang Januar und heute hatte ich mir einen trainingsfreien Tag eingeplant. Auf meinem Programm standen heute diverse Planungen für das Jahr und vielleicht der ein oder andere entspannte Ausritt in das herrlich schneebedeckte Gelände, rund um mein Gestüt. Meine englischen Vollblüter hatten heute Morgen frei, daher konnte ich es mir erlauben, länger im Bett zu bleiben. Die Morgenfütterung bekamen meine Angestellten auch ohne mich hin. Ich drehte mich auf den Bauch, legte den Kopf auf die Arme und ließ das letzte Jahr Revue passieren. Es war einiges vorgefallen. Gutes, wie Schlechtes. Das nun kommende Jahrzehnt war das wohl Entscheidendste meines Lebens. Würde ich den richtigen Mann finden? Würde ich Kinder haben? Wie entwickelte sich das Gestüt und vor allem die Zucht? Würden all meine Verkaufspferde ein schönes Zuhause finden? Und ganz aktuell: Wie würde meine schöne Trakehnerstute HMJ 7786 Elfentanz beim Abschlusswettbewerb des Horse Makovers abschneiden? Letzteres war für meine Zukunft als Trainerin natürlich enorm wichtig. Wer sich in diesem Wettbewerb platzierte, würde mit Sicherheit auch in Zukunft genügend Aufträge bekommen. Und auch die Prestige für mein Gestüt wäre enorm. Allerdings zweifelte ich in letzter Zeit daran, ob mein großes Gestüt der richtige Ort für eine sensible Stute wie Elfentanz war. Ich liebte das Stütchen und sie liebte mich, doch ich war mir nicht sicher, ob sie hier wirklich jemals zur Ruhe kommen konnte. Anderen Pferden gegenüber war Elfentanz noch immer sehr scheu und zurückhaltend und gerade von Hengsten hielt sie überhaupt nichts. Auf Springturnieren glänzte mein Makeoverpferdchen absolut, bei der Dressur gingen ihr noch zu sehr die Nerven durch. Daher hatte ich mich auch gegen die Teilnahme an einem Stutbuchwettbewerb entschieden. Es war einfach noch zu früh. Dafür stand mit meinem Elfentanz bereits morgen das Abschlusstraining für den Aufstieg in die Klasse L der Dressur an. Im Training machte sich Elfentanz ganz wunderbar. Sie war intelligent, arbeitete immer fleißig mit und wollte unbedingt gefallen. Zumal ihre Grundgangarten ein echter Traum jedes Dressurreiters waren. Dennoch - momentan spielte ich mit dem Gedanken, die schöne Stute nach dem Wettbewerb an jemanden zu verkaufen, der einen kleineren Hof sein eigen nannte. Oder jemanden, der noch gar kein Pferd hatte und Elfentanz in einem kleinen, ruhigen Pensionsstall unterbringen konnte. Allein der Gedanke mich von dem jungen Pferd zu trennen, bereitete mir Bauchschmerzen, doch ich wollte, dass es Elfentanz an nichts fehlte. Ich seufzte und schlug die Bettdecke zurück. Dann schüttelte ich den Kopf, um den traurigen Gedanken zu vertreiben. Diese Entscheidung musste ich noch nicht jetzt fällen. Elfentanz hatte in den letzten drei Monaten so viele Fortschritte gemacht, vielleicht lernte sie ja noch, mit dem Trubel der mit einem Gestüt wie meinem nun einmal einherging, umzugehen. Ich sprang unter die Dusche, kuschelte mich in meinen Lieblingspulli und eine Leggins und ging hinunter in die Küche. Dort bereitete ich mir ein leckeres Frühstück bestehend aus Obstsalat, Latte Macchiato und Naturjoghurt zu und setzte mich in mein Wohnzimmer auf die Couch. Dort stand schon mein Laptop bereit. Außerdem bedeckten diverse Blätter meinen Wohnzimmertisch. Unter anderem waren das die Baupläne für mein Gestüt. Der Umsatz im letzten Jahr war - vor allem durch meinen Trainingsbetrieb - ziemlich gut gewesen, daher hatte ich mich entschieden, in neue Anlagen zu investieren. Die ein oder andere davon würde mir mit Sicherheit noch mehr Trainingspferde einbringen und auch das Training mit meinen eigenen Vierbeinern erleichtern.
      Die erste und wichtigste Veränderung war ein Umbau der Stallungen. Da ich mich von vielen Pferden trennte, hatte ich für diese Maßnahme endlich den benötigten Platz. Stuten- und Hengsttrakt würden zukünftig komplett voneinander getrennt sein. Der gesamte Hengsttrakt wurde abgerissen, der Stutentrakt blieb bis auf vier neue Putzboxen mit Rotlichtanlagen so wie er war. Direkt an den Stutentrakt sollte eine Reithalle angebaut werden. Vom Stutentrakt aus, kam man in der Mitte der langen Seite in die Halle hinein. An die kurze Seite bei A sollte es einen zweiten Ausgang geben, der direkt an den Hengsttrakt anschloss. So mussten wir bei Regen, Unwetter und im Winter nicht immer über die gesamte Anlage laufen, um mit den Pferden zu trainieren. Weiterhin sollte es auf dieser Seite meines Gestüts einen kleinen Außenreitplatz und einen weiteren überdachten Roundpen geben. Die Anlagen auf der anderen Seite würden immer noch meine Haupttrainingsorte sein, doch gerade wenn ich einmal Events auf meinem Gestüt veranstaltete, gestaltete sich das alltägliche Training meiner Pferde eher schwierig. Auf diese Art und Weise konnte ich den Weg, der zu Koppeln und Stallungen führte einfach absperren und meine Pferde und Pfleger hätten ihre Ruhe. Die zweite große Neuerung war ein Pferdeschwimmbad. Ich besaß viele Sportpferde, die außerhalb der Wintermonate mehr als zwölf Stunden auf den weitläufigen Koppeln verbrachten. Da waren Verletzungen leider keine Seltenheit. Ganz davon abgesehen, war Schwimmtraining eine hervorragende Methode, um Muskeln aufzubauen. Gerade bei Jungpferden, um sie auf das Einreiten vorzubereiten, aber auch bei Sportpferden, die nach einer Verletzung wieder antrainiert werden sollten. Das Schwimmbad kostete mich fast so viel, wie meine großzügige Reithalle, doch es war schon lange mein Traum gewesen, eine solche Anlage mein Eigen nennen zu dürfen. Die vorerst letzte Neuerung war mein ganzer Stolz, da mir nicht bekannt war, dass es in der näheren und ferneren Umgebung eine solche Anlage gab. Das Training meiner Rennpferde hatte mich in diesem Winter vor größte Herausforderungen gestellt, da die Bahn zur Zeit unmöglich zu benutzen war - trotz dem Spezialboden auf meiner Sandbahn. Deshalb hatte ich beschlossen, eine Indoor-Rennbahn zu errichten. Sie würde die Sandbahn ersetzen. Damit war sie zwar ein wenig kleiner, als meine normale Grasrennbahn, doch ich konnte meine Vollbüter im Winter genauso trainieren, wie im Sommer. Früher hatte ich mit den Vollblütern im Winter einfach andere Trainingsschwerpunkte bearbeitet, zum Beispiel hatten vermehrt Bodenarbeit, Spaziergänge und Dressur auf dem Plan gestanden. Doch seit Successful Dream im Training war, klappte das nicht mehr so wirklich. Die junge Stute wurde fürchterlich unleidig, wenn sie nicht richtig rennen durfte. Und das war bei dieser Witterung nunmal weder im Gelände noch auf der Bahn möglich. Daher hatte das junge Vollblut des Öfteren versucht, in der Halle durchzustarten, was beinahe damit geendet hätte, dass wir beide in der Bande hingen. Seit letztem Jahr hatte ich nun ein weiteres Pferd, das so tickte - Little Miss Backyard. Die wunderschöne Scheckstute war beinahe noch eigensinniger als Dreamy und machte das Training zwar interessant, aber auch ein wenig anstrengend. Die beiden Stuten waren im Moment reine Pulverfässer und das wollte ich im nächsten Winter unbedingt vermeiden. Die Investition, die ich für diese Rennbahn war enorm, doch ich hoffte, damit auch ein wenig Geld reinholen zu können. In den USA flog man seine Rennpferde oft in wärmere Staaten, um sie auch im Winter starten zu lassen. Ich bot nun mit meiner Rennbahn englischen Trainern die Möglichkeit, dasselbe hier zu tun. Außerdem würde ich benachbarten Höfen anbieten, ihre Pferde im Winter entweder bei mir einzustellen oder zum Training herzufahren. Das würde natürlich auch wieder Einnahmen bringen. Die Indoor-Rennbahn würde eine bewegliche Startbox und diverse Tribünen besitzen. Außerdem sollte es Kameras geben, um das Training seines Tieres aufzuzeichnen und zu analysieren. Wenn all diese Vorhaben erst einmal in die Tat umgesetzt waren, würde mein Gestüt definitiv eines der bestausgestattetsten in ganz England sein.
      Ich lächelte bei dem Gedanken daran und klappte dann meinen Laptop auf, um den Fohlenkalender zu öffnen. Im letzten Jahr hatte ich mir endlich meinen Traum erfüllt und zwei Stuten von meinem Spitzenhengst Levistino decken lassen. Der Trakehner war der erste und noch immer einzige Gewinner von Jolympia und darauf war ich mächtig stolz. Die Entscheidung darüber, welche meiner Stuten ich von Levistino decken lassen sollte, war mir absolut nicht leicht gefallen. Die beiden Stuten, auf die meine Wahl gefallen war, waren meine Cremellostute Samiyah und meine Chestnut-Frame-Overo Stute Mahira. Beide hatten eine sehr gute Abstammung und bereits einige Schleifen eingeheimst. Außerdem erhoffte ich mir durch ihre Fellfärbung interessante Farben für die beiden Fohlen. Weiterhin war mein absoluter Liebling - Levistino's Enkelin Leveneza trächtig von meinem Trakehnerhengst Cadeau. Ihr Fohlen würde als deutsches Sportpferd eingetragen werden und hoffentlich die Talente seiner Eltern erben. Und dann war da natürlich noch Corde de la Cerise. Occulta hatte die schöne Stute im letzten Jahr von Levistino decken lassen, was bedeutete, dass ich noch ein reinrassiges Trakehnerbaby erwartete. Auch meine beiden Hannoveranerstuten Unannounced Pleasure und Reminiscent Inspiration waren hochträchtig. Während Reminiscent Inspiration von meinem Hannoveranerhengst Incendio gedeckt worden war, hatte ich bei Pleasure meine erste Vollblut-Warmblut-Paarung vorgenommen. Die wunderschöne Buckskin-Tobiano Stute war trächtig von meinem erfolgreichen Vollbluthengst Pawaneeh, der durch seine hervorragende Abstammung glänzte. Auf dieses Fohlen war ich besonders gespannt.
      Aber natürlich würde ich auch einige reinrassige Englische Vollblutfohlen bekommen. Meine Stute Backup war ebenfalls trächtig von Pawaneeh und meine geliebte Kazumi Princess El Assuad, der Nachkomme der berühmten Khiara El Assuad, war trächtig von meinem Rapphengst El Racino. Dies bedeutete, dass hoffentlich bald acht niedliche Pferdebabys meinen Hof bevölkern würden. Die Termine waren von Ende Januar bis Mitte März angesetzt und ich war sehr gespannt, ob meine Stuten sich daran halten würden. Ich checkte die Termine für die Kontrolluntersuchungen der Stuten und nahm mir vor, gleich heute nach den Abfohlboxen zu sehen. Man konnte ja nie wissen, ob eine der Stuten auf die Idee kam, ihr Baby früher auf die Welt zu bringen. Eigentlich hätte ich auch Successful Dream gerne decken lassen, doch die Stute war mir noch zu unausgelastet, um Mama zu werden. Vielleicht würde sie im nächsten Jahr ihr erstes Fohlen bekommen. Ich träumte noch eine Weile vor mich hin und stellte mir die acht niedlichsten Pferdebabys vor, die meine Fantasie hervorbringen konnte. Insgeheim träumte ich ja von einem Silver Buckskin aus der Anpaarung von Levistino mit Samiyah, doch diese Chance war extrem gering. Außerdem wollte ich mit den Fohlen Geld verdienen, was bedeutete, dass ich sie verkaufen musste. Und das würde mir auch schon ohne außergewöhnliche Fellfarben schwer genug fallen...

      ~*~

      "Sammy?! Sagmal, kommst du heute auch mal noch nach draußen? Ich hab Holly und Elfentanz gesattelt. Komm schon, wir wollten doch ins Gelände!", weckte mich Edward, indem er an meine Haustür hämmerte. Ich schreckte von der Couch hoch und wankte zur Tür. Mist, da war ich doch einfach wieder eingeschlafen. Ich rieb mir die Augen und öffnete die Tür. Edward strahlte mich an und zog dann die Augenbrauen hoch. "Ähm Sammy, du hast da Tinte im Gesicht, weißt du?", grinste er. Ich wurde rot. "Ich hab über Fohlennamen nachgedacht und muss dabei eingeschlafen sein.", gab ich zu. Edward rollte nur die Augen. "Reitest du so aus? Ich meine, Elfentanz lässt dich sicherlich auch in dem Aufzug auf ihren Rücken, aber ich stelle mir das doch ein bisschen kalt vor.", zog er mich auf. Nun war es an mir, die Augen zu verdrehen. "Gib mir zwei Minuten, ich komme gleich.", rief ich, während ich schon auf dem Weg nach oben war.
      Kurz darauf stand ich dick eingepackt neben meinem Elfenpferd. Die junge braune Stute schnoberte mich liebevoll ab, als ich behutsam nachgurtete und ihr über den inzwischen recht muskulösen Hals strich. Edward saß bereits auf meiner Trakehnerstute Hollywood Undead II, die zu Elfentanz bester Freundin geworden war. "Wenn du dann mit deinem Liebesgeflüster fertig bist, könnten wir vielleicht los? Ich friere ja schon auf Holly fest.", maulte Edward gespielt genervt. Ich rollte nur mit den Augen, schwang mich auf Elfentanz' Rücken und ließ die Stute sofort antreten. Holly trabte ruckartig an, um zu uns aufzuschließen, was Edward unsanft durchrüttelte. "Blöde Kuh!", schmollte der, aber ich lachte nur. Edward's Eltern hatten Geld wie Heu, hatten ihn aber rausgeschmissen, weil er seinen Job in einem renommierten Stall hingeworfen hatte. Ich hatte den jungen Mann kennengelernt, als ich Elfentanz nach Hause gebracht hatte und ihm angeboten, auf meinem Gestüt mitzuarbeiten und dafür kostenlos hier zu wohnen. Mittlerweile war Edward mein bester Freund. Dass er schwul war erleichterte die ganze Sache, denn alle Mädchen, die ich kannte, verknallten sich sofort in den gut aussehenden Mann. Wir ritten vom Hof in Richtung Heide. Dort war ich im Winter nicht allzu oft, da man aufgrund der Witterung meist nur im Schritt reiten konnte, doch heute stand sowieso nur ein gemütlicher Spazierritt auf dem Plan. Elfentanz schritt ruhig vorneweg und ich konnte kaum glauben, welch große Fortschritte die Stute in den letzten drei Monaten gemacht hatte. Sie war so sehr über sich hinausgewachsen, wie es ich niemals erwartet hätte. Als ein Vögelchen aus einem Gebüsch flog, zuckte Elfentanz kurz zusammen und richtete beide Öhrchen nach hinten, um auf mich zu lauschen. Ich klopfte ihr beruhigend den Hals und es ging weiter. Früher wäre die sensible Stute in solchen Momenten völlig ausgeflippt. Wenn sie so weitermachte, wurde sie noch zum echten Verlasspferd. Das wäre bei ihrer Vergangenheit ein richtiges Wunder.
      Nach fast zwei Stunden kehrten wir auf das Gestüt zurück und versorgten Holly und Elfentanz umsichtig. Die zwei durften gemeinsam auf einen der größeren Paddocks, während ich mal einen Rundgang durch meine Stallungen machte. Heute begann ich im Hengsttrakt. Levistino und Cadeau waren gerade mit Samuel und Donald draußen im Gelände. Brian arbeitete mit seinem Liebling Amayyas in der Halle an ein wenig Bodenarbeit und Patrick ging mit Incendio spazieren. Somit waren die ersten beiden Hengste, die ich begrüßte, der Holsteiner Fantastic Fly und das deutsche Reitpferd Pride & Prejudice. Ich strich beiden über die samtenen Mäuler und ging dann weiter. Pawaneeh und El Racino standen gemeinsam mit Ojos Azules und Negresco auf der Koppel. Die vier Hengste verstanden sich recht gut und ich war sehr froh, dass Racino endlich Artgenossen gefunden hatte, mit denen er auskam. Weiter ging es zu Damon's Dynamo, Khamar al Sanaa und Shamal. Letzterer war heute so liebesbedürftig, dass er mich am liebsten gar nicht mehr gehen lassen wollte. "Heute Nachmittag mache ich auch mit dir einen schönen langen Ausritt, versprochen, mein Hübscher!", tröstete ich ihn, als ich meinen Rundgang fortsetzte. Die Ponyhengste Roi du Soleil, Hollybrook's Cheeky Jot, Rumpelstielzchen, Darkwood's Storm Dancing Feather und GE's Ljósfari begrüßten mich ausgelassen. Auch bei PFS' Artic Alinghi verbrachte ich ein wenig Zeit. Das süße Miniature Horse war mittlerweile fast ausgewachsen und versprach ein wunderschöner Hengst zu werden. In diesem Frühjahr würde ich bei ihm mit dem Dressurtraining beginnen und ihn dann langsam auf eine passende Hengstkörung vorbereiten. Die beiden Westernhengste Dissident Hawk und Golden Indian Summer standen ruhig gemeinsam auf ihrem Paddock und beobachteten das Treiben um sich herum. Im Frühjahr würden sie alle in provisorische Stallungen umziehen, damit der Stall umgebaut werden konnte. Doch noch hatten sie ihre wunderschönen Boxen mit den dazugehörigen Paddocks. Ich blickte mich ein letztes Mal im Hengststall um und ging dann weiter zu den Stuten. Dort begann ich bei den Westernpferden. Meine Criollo's PFS' Devil in Prada und Arriba schmusten ein wenig mit mir, während meine Paint Horse Stute My Golden Heart mich völlig ignorierte. Die schöne Stute war sehr aufmerksamkeitsbedürftig und scheinbar hatte ich ihr in letzter Zeit zu wenig davon gewidmet. The Morticains Daughter und Your possible Pasts standen zur Zeit sehr gut im Training und auch mein Nachwuchspferdchen Grace's Cookie 'n Cream machte sich gut. Die Welsh D Stute PFS' Daydream of Money war nun auch allmählich so weit, angeritten zu werden und ich war sehr gespannt darauf, ob sie so gut zu Roi du Soleil passen würde, wie ich mir das vorstellte. Meine beiden absoluten Lieblinge bei den Stuten waren aber das Trakehnerfohlen Jeune Mariée, die zu einer wunderschönen, eleganten Stute heranwuchs und mein Araberfohlen PFS' Isis. Im Grunde liebte ich sie jedoch alle. Picturesque Diova war wunderschön geworden und auch PFS' Beck's Little Diva und PFS' Glenn's Cookie brachten meine Augen zum leuchten. Beide hatten sich zu einmalig schönen Ponys entwickelt und würden meine kleine Nebenzucht um ein Vielfaches bereichern. Ich ging weiter und erreichte mein neuestes Pferd - Pashmina. Sie sollte die Partnerin für meinen Berber Amayyas sein und ich konnte noch immer kaum glauben, dass die edle Stute endlich mir gehörte. Als ich die Box von Where's Sleep erreichte, war ich nicht überrascht, die schöne Stute mit dem traumhaften Langhaar drinnen vorzufinden, während die meisten anderen Pferde den Nachmittag auf ihren Paddocks verbrachten. Sleepy wurde nicht gerne nass oder dreckig und hielt sich im Winter daher lieber drinnen auf, als draußen herumzutollen. Das war für mich völlig in Ordnung, Hauptsache war, dass die Stute die Möglichkeit bekam, nach draußen zu gehen. Meine Traberstuten Rainbow und Ehawee standen gemeinsam auf einem Paddock, da sie ziemlich unzertrennlich waren. Erst vor kurzem hatte ich entschieden, die beiden doch erst einmal zu behalten. Irgendwie träumte ich eben doch von zwei reinrassigen Dynamo-Fohlen. Cuchara tollte draußen herum und schenkte mir daher weniger Beachtung, aber dafür kamen meine beiden Araberstuten Saddy und My lovely Horror Kid sofort herein, als sie mich kommen hörten. Auch meine Ponys freuten mich, dass ich sie besuchte - obwohl ich das ja jeden Tag tat. Rosewell legte mir den Kopf auf die Schulter und Magical Moment drückte mir ihren Kopf gegen die Brust. Das hatte das wunderschöne Tier schon getan, als sie zu mir auf den Hof gezogen war und seitdem war es ihr Markenzeichen. Allerdings hatte sich mein Goldpferdchen vor zwei Wochen verletzt, weshalb sie nicht mit den anderen Ponies hinaus auf die kleine Koppel durfte. Dort standen also im Moment nur Naboo, Fairylike Facility, Aimiliani, Thousand Sunny, Isola della Pirateria, Porcelain Doll und Miniature America's Narnia. Meine englischen Vollblutstuten standen dafür alle in ihren Boxen, beziehungsweise auf den Paddocks. Princess und Backup würden demnächst in den Abfohltrakt umziehen, damit sie mehr Ruhe hatten. Für Dreamy, Kagami El Assuad, Ace of Spades, Success Story xx, Pirate's Pride, Bearing Spots, PFS' Storm Cat und Little Miss Backyard ging es dagegen mit dem gewohnten Training weiter. Die letzten drei sollten auch gleich Anfang des Jahres bei einem Suttbuchwettbewerb mitmischen, den sie sicherlich erfolgreich absolvieren würden. Nun fehlten nur noch meine heißgeliebten Warmblüter. Natürlich machte ich erst Halt bei meinen hochträchtigen Stuten Corde de la Cerise, Unannounced Pleasure, Samiyah, Mahira, Reminiscent Inspiration und Leveneza. Auch diese sechs Stuten würden demnächst umziehen, damit sie ihre Ruhe hatten. Lamira, Cassidy, Wild Lady Roxanne, Coeur de Lilith und Hollywood Undead II sollten dagegen weiterhin bei den Winterturnieren um den Sieg kämpfen. Vor allem auf Lilith war ich unsagbar stolz. Ihr erstes Fohlen konnte ich kaum erwarten, doch das war frühstens nächstes Jahr soweit, da die junge Stute erst vor kurzem gekrönt worden war. Ich ging weiter und öffnete die Tür zum Abfohltrakt. Alle acht Boxen waren bereits vorbereitet und dick eingestreut. Außerdem war die Wächter-Kammer geputzt und aufgeräumt. So nannten wir das kleine Zimmer, in dem in der heißen Phase immer einer von uns schlafen würde, um die Stuten zu beobachten, ohne sie zu stören. Ich lächelte. Meine Mitarbeiter hatten an alles gedacht und alles vorbereitet, bevor ich auch nur ein Wort sagen musste. Was konnte man sich als Arbeitgeber schon mehr wünschen?
      Als letztes machte ich einen Abstecher zu meinen Verkaufspferden. Auch wenn ich sie verkaufte, bedeuteten sie mir unglaublich viel. Daher tat ich mich bei manchen auch recht schwer, einen Besitzer auszuwählen. Dennoch hatten mich im letzten Jahr einige Pferde verlassen. Noch hier waren aber Hollybrook's Barakah al Sanaa, Candle in the Wind, Girlie, Apaches Tomahawk, Hollybrook's Tiny Girl, Hollybrook's Fairy Bluebird, Hollybrook's Zarin, Cirilla, Middle Ages, Ivory, Wannabe, Pangäa, Chaira, Napayné, Glammy, Eddi's Dead Pop Romance, Dream of Wyoming, BB's Harmony, Wüstentänzer, Juego, Pirate Island, American Baby, Hollywood Undead, Kolibri, Dorina, Branagorn, Hollybrook's Casanova, Hollybrook's Classic Moment, Hollybrook's Bloody Valentine, BMs Caradoc, Black Soul, Angels Fall First, Someone, Mizzi, Pierre, Salwa, Sharley, Little Miss Sunshine, Golden Flair, Precious Scream und Adina De Ra'idah. Dieses Jahr mussten sie unbedingt einen geeigneten Platz finden, denn ich brauchte den Platz für meine Zucht und die neuen Fohlen...
    • Sammy
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      Körvorbereitung
      von Eddi
      18. Januar 2020

      Ich stieg aus dem Auto und atmete tief die saubere Luft ein. Erst vor zehn Tagen war ich bei meiner Freundin Sammy gewesen, um ihr Horse Makeoverpferd durchzuchecken. Diesmal stand der medizinische Check von drei Vollblutstuten an, die noch in dieser Woche an einem Stutbuchwettbewerb teilnehmen sollten. Vorausgesetzt natürlich, es war alles in Ordnung. Davon ging ich bei Sammy's Pferden allerdings aus. Sammy hatte mich gehört und kam freudestrahlend auf mich zu. Dabei zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke so weit es ging zu. Es war wirklich kalt in England und das Hollybrook Stud Gestüt lag unter einer dicken Schneedecke begraben. Als hätte Sammy meine Gedanken erraten, grinste sie und meinte: "Wir haben jetzt mehr Schnee als an Weihnachten! Aber das Gelände ist zur Zeit herrlich." Ich lächelte. Endlich hatte ich mir mal wieder die Zeit genommen, einige Tage hier zu verbringen. Ich würde Sammy sogar zu dem Stutbuchwettbewerb begleiten. Das bedeutete aber auch, dass wir den Nachmittag mit einem ausgiebigen Ritt durch die wunderschöne Landschaft füllen konnten. Doch zuerst einmal waren nun meine Patienten an der Reihe. Sammy führte mich über den Hof und in den Stutentrakt hinein. Dort war bereits eine wundeschöne Apfelschimmelstute in einer der Putzboxen angebunden und sah uns mit gespitzten Ohren entgegen. "Das ist Cat. Oder mit vollem Namen: PFS' Storm Cat. Ich hab sie von Pineforest Stable aus Occulta's Zucht.", stellte Sammy mir das junge Vollblut stolz vor. Ich konnte sie absolut verstehen, das Schimmelchen war einfach herrlich anzusehen. Storm Cat streckte den Kopf nach vorn und beschnoberte mich vorsichtig. Ich stellte meine Tasche ab und begann gleich mit der Untersuchung. Zuerst hörte ich Herz und Lunge ab und kontrollierte die Temperatur. Cat versuchte mich dabei die ganze Zeit zu beobachten, aber eindeutig aus Neugierde und nicht aus Angst. Auch der kurze Blick in Augen, Ohren und Maul lieferte keine Auffälligkeiten. Cat war kerngesund. Ich absolvierte noch die Beugeprobe, dann band Sammy die Stute los und führte sie im Schritt und Trab die Stallgasse hinunter. Das Kätzchen lief gleichmäßig und taktrein und machte den Eindruck, als würde sie am liebsten noch ein paar weitere Runden drehen. Allerdings hatten Sammy und ich ja noch zwei weitere Kandidaten zu versorgen. Daher brachte meine Freundin das Stütchen zurück in ihre geräumige Box und brachte mir das nächste Pferd.
      Auch Bearing Spots war ein wunderschönes englisches Vollblut mit perfektem Exterieur und einer außergewöhnlichen Fellfärbung. Also genau Sammy's Beuteschema. Zumal das Stütchen wohl auch eine ganze Menge Talent besaß. Im Gegensatz zu der freundlichen Storm Cat hob Spotty misstrauisch den Kopf, als sie mich an der Putzbox stehen sah. Erst als Sammy ihr gut zuredete und sie energisch vorwärts führte, ging die Stute in den Stand hinein und ließ sich anbinden. Ich nahm mir ein wenig mehr Zeit und strich Spotty sanft über die samtige Nase. Dabei redete ich leise auf sie ein, bevor ich mit der Untersuchung des Punktepferdchens begann. Bearing Spots war etwas drahtiger als Cat, doch man sah beiden Stuten an, dass sie sehr gut im Training standen. Bei Spotty führte ich zuerst die Beugeprobe durch, damit sie sah, dass nichts Schlimmes passierte. Erst danach hörte ich Herz und Lunge ab, schaute in Ohren, Augen und Maul. Die Temperatur maß ich zum Schluss, da ich schon damit rechnete, dass das der jungen Stute nicht sonderlich gefallen würde. Tatsächlich quietschte Spotty empört und schlug mit dem Kopf. Sammy beeilte sich sie loszubinden und ließ sie antraben. Spotty lief eifrig neben meiner Freundin her und fiel anschließend nur widerwillig wieder in den Schritt. Doch auch sie hatte den Check problemlos bestanden und durfte an der morgigen Krönung teilnehmen.
      Gleich darauf kam Sammy mit meiner letzten Patientin wieder: Little Miss Backyard. Das Stütchen tänzelte mehr neben Sammy her, als dass sie lief und stieg spielerisch in die Luft, als aus dem Hengsttrakt Gepolter ertönte. Sammy zupfte am Führstrick und führte Missy vorwärts, um sie bei mir anzubinden. Die wunderschöne Scheckstute zappelte herum und beschnoberte mich von oben bis unten. Als ihre Tasthaare mich am Hals kitzelten, wich ich kichernd zur Seite aus. "Was bist du denn für ein Clown?", fragte ich lachend. Sammy grinste nur und strich ihrer Stute liebevoll über die weiche Nase. Die Untersuchung von Missy dauerte länger, als die der beiden anderen Vollblüter zusammen. Das verrückte junge Pferd alberte mit uns herum und sprang andauernd zur Seite. Doch schließlich war auch bei Missy der Check abgeschlossen. Sammy brachte ihr Scheckstütchen zurück in ihre Box und ich packte solange meine Tasche zusammen.
      Dann drehten wir gemeinsam eine Runde durch den Stall, da ich mir mein Pferd für den Ausritt selbst aussuchen durfte. Ausgeschlossen waren natürlich Sammy's hochträchtige Stuten, die ich demnächst auch einem gründlichen Check unterziehen würde. Doch nun war erst einmal Freizeit angesagt. Sammy und ich hatten uns wie immer viel zu erzählen und wo ging das schon besser, als im wunderschön verschneiten New Forest National Park?!
    • Sammy
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      Galopprennen A-L
      zusammen mit Little Miss Backyard, Bearing Spots & Pirate's Pride
      19. Januar 2020

      "Guten Morgen meine Süßen! Bereit für den nächsten Stufenaufstieg?", fragte ich fröhlich, als ich an diesem Samstagmorgen den Stall meiner Stuten betrat. PFS' Storm Cat, Little Miss Backyard, Bearing Spots und Pirate's Pride sollten heute den Stufenaufstieg in die Klasse L des Galopprennens schaffen. Für Cat, Missy und Spotty ging es bereits morgen zum Stutbuchwettbewerb. Daher würde später meine gute Freundin Eddi kommen, um die drei Vollblüter einem letzten Checkup vor der Krönung zu unterziehen. Ich war aber überzeugt davon, dass alle drei ihn problemlos bestehen würden. Pride dagegen hatte noch ein wenig Zeit, bevor es für sie ernst wurde. Sie war jünger als die anderen Stuten und daher auch im Training noch nicht so weit. Auf der Rennbahn machte sich die junge Falbstute allerdings bereits ganz hervorragend. Heute würden die vier Vollblütern zum allerersten Male alle gegeneinander laufen. Ana ritt Pride, Samuel Spotty und Donald Cat. Ich würde mich auf Little Miss Backyard setzen. Die junge Scheckstute war noch immer das schwierigste meiner jungen Vollblutpferde, daher würde ich es selbst reiten. Alle vier Stuten hatten während der letzten Wochen ein konsequentes Ausdauertraining vollzogen und standen nun wunderbar im Training. Sie hatten schlanke Muskeln ausgebildet und waren schneller geworden. Da alle vier Steher waren und ich keine Sprinter züchtete, passten die Pferdchen auch wunderbar zu meinen Zuchtzielen. Ich betrat Missy's Box und strich der hübschen Stute über die Stirn. Neben mir kratzte Samuel gerade Cat's Hufe aus. Edward würde unsere Zeit stoppen und war schon ganz aufgeregt, angesichts dieser neu übertragenen Verantwortung. Ich schnappte mir eine Bürste und fuhr über Missy's geschecktes Fell. Die Stute flehmte und brachte mich damit zum Lachen. Ana schimpfte derweil mit Pirate's Pride, da die junge Stute sich weigerte, zur Seite zu treten. Ana kam eigentlich mit jedem Pferd gut klar, doch an Pride biss sie sich die Zähne aus. Zumindest im Umgang. Unter dem Sattel waren die beiden ein tolles Team. Als Missy's Fell glänzte, kratzte ich ihre Hufe aus, verlas den Schweif und kämmte ihre kurze Mähne. Dann bandagierte ich Missy's Beine und legte ihr sanft den leichten Rennsattel auf den Rücken. Den Gurt verschnallte ich erst einmal recht locker, bevor ich das Vorderzeug einstellte. Als Missy aufgetrenst war, zog ich mir meine Schutzweste über, setzte den Helm auf und zog die Handschuhe an. Eine Gerte brauchte ich bei der temperamentvollen Stute nicht. Ganz im Gegenteil. Damit würde ich wohl schneller im Dreck landen, als ich "Piep" sagen konnte. "Wie schauts Leute?", rief ich aus der Box und schon sahen mir drei zu allem bereite Gesichter entgegen. Natürlich ging es bei diesem Abschlusstraining nicht darum, wer das Rennen gewann, aber dennoch wollte jeder von uns sein Trainingspferd zum Sieg führen. Wir führten die Pferde aus den Boxen und gurteten vor dem Stall nach. Cat tänzelte aufgeregt zur Seite, als Edward Samuel in den Sattel warf. "He, he, du darfst ja gleich loslegen!", lachte der junge Mann. Spotty und Pride blieben brav stehen und Missy zu meiner großen Überraschung ebenfalls. Zumindest solange, bis ich halbwegs im Sattel saß. Dann trabte die energiegeladene junge Stute los. Ich fasste die Zügel nach und lenkte sie in eine enge Volte, um sie zum Schritt zu verlangsamen. Dann ging es auch schon auf zur Rennbahn. Die Sandbahn war glücklicherweise für ein Rennen geeignet, auch wenn sie nicht so groß war wie meine geliebte Grasbahn. Wir wärmten die Pferde in aller Ruhe auf und rückten dann einer nach dem anderen in die Startboxen ein. Ich startete mit Missy in der Mitte, was mir überhaupt nicht gefiel. Die Startglocke läutete und die vier Stuten schossen aus der Startbox. Missy setzte sich sofort an die Spitze, also an die Position, auf der ich sie keinesfalls haben wollte. Cat war dicht hinter uns und ich konnte nach einem Blick unter meinem Arm hindurch sehen, dass Samuel kämpfte, um die Stute daran zu hindern, an uns vorbeizuziehen und so zu viel Kraft zu verschwenden. Ich spielte mit leichten Paraden an den Zügeln, um Missy zu verlangsamen und schließlich zog Cat außen an uns vorbei. Pride rückte an der Seite auf und ich hielt Missy noch immer zurück. Die Stute hatte einen unschlagbaren Endspurt, aber dafür durfte sie sich nicht jetzt schon verausgaben. Als wir endlich am Ende des Feldes unsere Position bezogen hatten, waren wir schon im letzten Bogen angelangt. Storm Cat führte, dicht gefolgt von Pride. Spotty war zwischen den Rails und Pride eingeklemmt und konnte deshalb nicht das Tempo gehen, das sie wahrscheinlich gerne gehen würde. Als wir auf die Zielgerade einbogen, gab ich die Zügel nach und Missy schoss vorwärts, als hätte man ein Fass voll Dynamit gezündet. Wir zogen an den anderen Pferden vorbei, als wären sie Standbilder. An der Spitze brach Cat ein - das hohe Anfangstempo forderte nun seinen Tribut. Spotty zog an ihr vorbei und lag nun Kopf an Kopf mit Pirate's Pride. Doch nun kam Missy. Die langen Beine der Stute verschlangen den Boden der Bahn förmlich und schlussendlich schossen wir mit einer knappen Pferdelänge Abstand über die Ziellinie. Ich riss die Hand in die Höhe und lobte Missy überschwänglich. Auch die anderen pullten ihre Pferde nach und nach auf und gemeinsam ritten wir zum Ausgang der Bahn, wo Edward uns schon strahlend erwartete. Alle Pferde hatten ihren Stufenaufstieg geschafft und nun war ich mehr als gespannt auf die morgige Krönung.
    • Sammy
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      Es geht los!
      20.-27. April 2020
      Aufgeregt flogen meine Augen über den Bildschirm meines Laptops, als ich die heiß ersehnte E-Mail vom Veranstalter des diesjährigen Horse Makeovers las. In diesem Jahr sollte sich im Vergleich zum HMJ 2019 einiges ändern. Die Tiere stammten dieses Mal nicht von der Pferde Mafia, sondern waren vom Tierschutzverein auserwählt worden. Einige hatte man aus schlechter Haltung gerettet, andere waren beim Verein abgegeben worden. Aber auch für uns Teilnehmer gab es viele Neuerungen. Zum einen waren die Pferde diesmal schon im Vorfeld vorgestellt worden, zum anderen hatte man sich auf ein bestimmtes Pferd bewerben müssen. Obwohl ich unbedingt wieder Teil dieses großartigen Projekts hatte sein wollen, stand für mich von Beginn an fest, dass ich mich nur für ein Pferd bewerben würde, das zu meinem Gestüt passen würde. Im letzten Jahr hatte ich mich nämlich so sehr in meine Elfentanz verliebt, dass ich sie um nichts in der Welt wieder abgeben würde. Daher waren nur einige wenige Tiere für mich in Betracht gekommen. Als ich jedoch das Bild der feuerroten Vollblutstute HMJ Blessing gesehen hatte, war ich sofort überzeugt gewesen. Diese Stute sollte es sein. Laut der Beschreibung war Blessing ausgesetzt worden und man vermutete, dass sie früher auch schon Rennen bestritten hatte. Das bedeutete, dass ich es in diesem Jahr nicht mit einem komplett rohen Pferd zu tun haben würde. Seit meiner Bewerbung für Blessing war nun beinahe ein Monat vergangen. Ich hatte keine Ahnung, wie meine Chancen standen. Zwar hatte ich mich im letzten Jahr ganz gut geschlagen, doch ich hatte auch gehört, dass es gerade für Blessing mehrere Bewerber gab. Zu Beginn der Mail gab es einige einleitende Worte und Informationen, doch dann fiel endlich der Satz, auf den ich gehofft hatte: "Samantha O'Neill, das Horse Makeover Team freut sich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Sie als Trainerin für HMJ Blessing ausgewählt haben!" Ich strahlte. "Ana! Ana, komm doch mal!", rief ich ausgelassen. Kurz darauf rauschte eine kleine blonde Frau in mein Büro und blieb atemlos vor mir stehen. Ein Blick in mein leuchtendes Gesicht genügte. "Du bist dabei!", rief sie freudig. Dann umarmte sie mich stürmisch. Nach und nach kamen auch die Jungs herbei, die gerade mit der Stallarbeit beschäftigt gewesen waren. "Was ist denn hier los?", fragte Donald grinsend. Er fand uns Mädels immer ein wenig albern. Doch auch der rothaarige Trainer strahlte, als wir ihm die guten Neuigkeiten mitteilten. "Was schreiben sie denn noch? Wo und wann holst du Blessing ab?", fragte Brian, der ruhigste meiner Angestellten. Ich errötete. "Ich hab‘ ehrlich gesagt noch gar nicht weiter gelesen. Wollte euch erst die frohe Botschaft übermitteln.", lachte ich. Also drängten wir uns alle vor meinem Laptop, um die Mail zu Ende zu lesen. Momentan befanden sich alle Pferde des Makeovers auf der Lindö Dalen Stuteri in Schweden. Dort fand auch die Eröffnungsveranstaltung des Makeovers statt und wir hatten dann eine Woche Zeit, um unsere neuen Schützlinge auf die Heimreise vorzubereiten. Das gefiel mir ausnehmend gut. Ich kannte zwar die knappe Charakterbeschreibung von Blessing, doch niemand der Anwesenden hatte bisher mit dem jungen Pferd gearbeitet, also konnte auch niemand sagen, wie weit das Vollblut in ihrer Ausbildung war. So konnte ich mein Stütchen erst einmal kennen lernen, bevor ich es auf die stundenlange Reise nach England mitnahm. Außerdem war ich froh über die vergleichsweise kurze Entfernung von England nach Schweden. Die letztjährige Rückreise von Canada war doch recht strapaziös gewesen. Ich lächelte und klappte dann entschlossen meinen Laptop zu. Nun hatte ich einiges zu tun, um meine Abreise und natürlich Blessing’s Ankunft vorzubereiten.

      ~*~

      Montag – 20. April 2020
      Eine knappe Woche später kam ich mit meinem Pferdetransporter auf der Lindö Dalen Stuteri in Schweden an. Die Fahrt war lang gewesen, aber im Grunde genommen hatte ich sie genossen. Es war schön einmal ganz ohne Stress im Auto zu sitzen. Ana hätte mich am Liebsten begleitet, doch auf dem Gestüt zu Hause lief die Fohlensaison auf Hochtouren, daher war meine rechte Hand dort unentbehrlich. Für mich selbst war es auch nicht ganz einfach gewesen, mich eine Woche aus der Planung herauszunehmen, aber um nichts in der Welt hätte ich mir die Teilnahme am Makeover nehmen lassen. Außerdem hatte ich meinen Laptop dabei, um mein geliebtes Team über alles zu informieren, was hier passierte. Aber natürlich auch, um selbst zu erfahren, was zu Hause auf dem Gestüt so los war. Als ich mein Auto abstellte, wurde ich von einer jungen Frau begrüßt, die mich sofort zu den Ferienhäusern führte und mir mein Heim für die nächste Woche zeigte. Ich bedankte mich, stellte meine Sachen ab und verschwand dann erst einmal unter die Dusche, um mir nach der langen Reise ein wenig Entspannung zu gönnen. Anschließend zog ich mich in aller Ruhe um und schlenderte ein wenig zwischen den Ferienhäusern umher. In einer knappen Stunde würde das Makeover offiziell beginnen und ich konnte es kaum noch erwarten, endlich Blessing zu treffen. Ich traf einige bekannte Gesichter, die ich bereits von diversen Turnierplätzen, Trainingsrunden und natürlich dem letzten Makeover kannte und so verging die Zeit doch wie im Flug. Ich nahm meinen Platz ein und blickte gespannt zu dem Podest, das im Vordergrund aufgebaut war. Nach einer kurzen Ansprache von Nicolaus du Martin wurde auch schon das erste Pferd herangeführt, ein schöner Schimmel. Die neue Besitzerin hatte ich bereits im letzten Jahr kennengelernt, wir waren harte Konkurrenten gewesen. Außerdem hatte sie in diesem Jahr Zwillingsfohlen von meinem geliebten New Forest Ponyhengst Hollybrook's Cheeky Jot gezogen. Als nächstes folgte eine schöne Scheckstute, die an Occulta Smith ging. Die junge Frau führte ihr Gestüt Pineforest Stable - genau wie ich Meines - in England und wir hatten uns schon des Öfteren gegenseitig Pferde verkauft. Außerdem stammte ein Großteil meiner American Miniature Horses aus Occu's Zucht und im letzten Jahr hatte ich es endlich geschafft, eines ihrer begehrten Vollblut-Zuchtfohlen zu ergattern. Auch Caleb O'Dell, der einen interessant gefärbten Schecken in Empfang nahm, kannte ich bereits. Caleb hatte sich bereit erklärt, dass Training meines Nachwuchs-Paint-Horses Grace's Cookie 'n Cream zu übernehmen und war auch beim letzten Horse Makeover schon dabei gewesen. Die nächsten drei Pferdeübergaben bekam ich nur noch verschwommen mit, denn ich hatte im Hintergrund einen großrahmigen Fuchs mit großen weißen Abzeichen entdeckt. Das musste Blessing sein! Tatsächlich wurde ich gleich darauf erwähnt und man übergab mir den Führstrick der schönen Stute. Blessing war hochgewachsen und hatte ein feines Gesicht, mit großen braunen Augen. Sie wirkte zu dünn und ihr Langhaar war stellenweise verfilzt, doch ich war auf den ersten Blick verliebt. Ich zupfte leicht am Strick und das Vollblut folgte mir gehorsam auf die Seite, wo sich bereits die anderen Teilnehmer mit ihren Pferden aufgestellt hatten, um sich den Rest der Rede anzuhören. Blessing's Augen blitzten ab und an ängstlich, ansonsten schien die junge Stute jedoch eher teilnahmslos. Nun ging es um die Unterbringung unserer Tiere, während dieser ersten und so wichtigen Woche und ich hörte aufmerksam zu. Wir durften sämtliche Trainingsanlagen des Lindö Dalen Stuteri benutzen. Außerdem kamen die Pferde auf die Weiden und wurden mit selbst angebautem Heu versorgt. Das war vielleicht mal ein Luxus. Ein erster Blick auf Blessing hatte in mir allerdings auch schon den Entschluss geweckt, die Stute zusätzlich mit Kraftfutter und speziellen Vitaminen zu versorgen, damit sie ein wenig an Gewicht zulegen konnte. Um die quasi nicht vorhandenen Muskeln würden wir uns dann nach und nach zusätzlich durch schonendes Training kümmern. Zuletzt stellte sich noch ein Mann namens Benni Becks vor, der beim Tierschutz arbeitete. Ich sah überrascht auf. Das war neu. Benni würde sowohl angekündigte, als auch unangekündigte Kontrollbesuche vornehmen. Allerdings machte mir das wenig aus. Ich legte sehr viel Wert darauf, dass mein Gestüt gut gepflegt und die Pferde rundum versorgt waren. Daher sollten mir auch spontane Besuche keine Probleme bereiten. Zudem wirkte Benni sehr sympathisch und keinesfalls so, als wolle er uns das Leben schwer machen. Damit wurde die Begrüßungsrede beendet und die Teilnehmer machten sich mit ihren Pferden auf zu den uns zugewiesenen Koppeln. Blessing folgte mir absolut problemlos, schien sich aber auch überhaupt nicht für das Treiben um uns herum zu interessieren. Auf der Koppel angekommen, löste ich den Führstrick und ließ Blessing laufen. Das junge Vollblut trottete mit hängendem Kopf weg und hielt sich auch von den anderen Pferden fern. Nachdenklich blieb ich am Zaun stehen. Ich hatte nun bis zum gemeinsamen Abendessen Zeit zu freien Verfügung, doch da ich mein Zimmer bereits bezogen hatte, konnte ich erst einmal hier bleiben. Ich beschloss, mein neuestes Familienmitglied zunächst nur zu beobachten. Ich wollte sehen, wie Blessing sich verhielt, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Die anderen Teilnehmer verschwanden nach und nach. Entweder, um sich einzurichten oder um sich mit ihren Pferden in Ruhe zu beschäftigen. Ich dagegen setzte mich an den Zaun und sah zu Blessing herüber. Die junge Stute stand abseits, rupfte ab und an ein paar Halme Gras und starrte ansonsten lustlos vor sich hin. Die anderen Pferde ignorierte sie komplett und diese hielten es mit ihr genauso. Wie Blessing so alleine da stand, gab sie ein Bild absoluter Traurigkeit ab und ich fragte mich, was die Stute in ihrem kurzen Leben wohl bereits durchgemacht hatte. Das Makeover Team ging davon aus, dass Blessing ein ehemaliges Rennpferd war. Da die junge Stute jedoch weder ein Brandzeichen hatte und man auch ihren richtigen Namen nicht kannte, war die Suche nach dem ehemaligen Besitzer ebenso erfolglos geblieben, wie die nach eventuell bereits bestrittenen Rennen. Ich runzelte die Stirn und überlegte, wie ich nun weiter vorgehen sollte. Die Sattlerei Royal Peerage hatte sich auch in diesem Jahr die Mühe gemacht, für jedes Makeover Pferd etwas zu spenden. Ich hatte mich für ein Starterset in rot entschieden. Das entsprechende Knotenhalfter trug Blessing bereits. Nun nahm ich die dazugehörige Futterschale und ging hinüber zu den Stallungen, um die Veranstalter nach etwas Leinsamen und Kleie zu fragen, damit ich für Blessing ein Mash anrühren konnte. Einige Vitamin- und Futterzusätze hatte ich mir selbst mitgebracht. Nachdem Nicolaus mir mein Futter übergeben hatte, ging ich zurück zu meinem Zimmer und suchte die Vitaminfläschchen heraus. Zunächst wanderten Vitamin A und K in die Futtermischung. Sie sorgten vor allem für stabile Knochen. Zudem unterstützte Vitamin A auch die Immunabwehr. Auch etwas Biotin fand seinen Weg in die Futterschale. Da Blessing recht poröse Hufe hatte, war das Vitamin sehr wichtig für sie. Sobald wir zu Hause waren, würde ich auch einen Hufschmied beauftragen, damit er sich ihre Hufe ansehen konnte. Ich schüttelte ein kleines Tütchen und gab Sojaprotein in das Futter. Eiweiß war essentiell für den Muskelaufbau und mit Sojaprotein hatte ich bei meinen Pferden zuhause schon sehr gute Ergebnisse erzielt. Ganz zum Schluss fügte ich dem Futter einige essentielle Aminosäuren hinzu, die ein Futterexperte für mich angemischt hatte, nachdem ich ihm von Blessing's Zustand berichtet hatte. Ich war als Gestütsleiterin bei der Futterzusammenstellung zwar selbst recht fit, doch wenn es dann so ins Detail ging, verließ ich mich doch lieber auf echte Fachleute. Dieses Futtergemisch sollte Blessing helfen, ein wenig Gewicht zuzulegen und auch langsam den Muskelaufbau fördern. Ich vermischte das Futter und übergoss es mit warmem Wasser, da das Mash so besonders leicht verdaulich war. Anschließend ging ich mit der Schale hinaus auf den Hof, stellte sie vor der Koppel ab und ging zu Blessing. Die Stute hob den Kopf, als ich an sie herantrat, blieb jedoch stehen und ließ sich einfangen. Ich konnte einfach nicht einschätzen, was im Kopf des jungen Vollbluts vorging. Was für ein riesengroßer Unterschied zu meinem letztjährigen HMJ-Pferd Elfentanz! Der Trakehnerstute hatte man ihre Emotionen quasi am Gesicht ablesen können. Blessing dagegen war viel verschlossener. Ich zupfte am Führstrick und Blessing folgte mir mit etwas Abstand. Dabei hob sie nicht einmal die Füße richtig. Ich schloss das Weidetor, nahm die Futterschale in eine Hand und führte Blessing ein Stück weit weg, damit sie ihr Abendessen in Ruhe genießen konnte. Als ich die Schale vor dem Fuchsstütchen abstellte und den Führstrick lang ließ, um ihr etwas Raum zu geben, senkte Blessing den Kopf und zog geräuschvoll Luft durch ihre geweiteten Nüstern ein. Vorsichtig senkte sie ihr weißes Maul in das Futter und nahm einen Happen.
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      Dann hob sie den Kopf wieder. Ein wenig Mash tropfte von ihrem Kinn und das Stütchen hatte die Ohren zurückgeklappt. Dabei sah sie richtig nachdenklich aus. Ich kicherte, was Blessing dazu veranlasste, mich überrascht anzusehen. Gleich darauf kippten ihre Ohren jedoch wieder zur Seite und sie verlor jegliches Interesse an mir. Ich aber hatte den Eindruck, dass ich gerade einen kurzen Einblick in Blessing's Charakter bekommen hatte: Auf ein aufgeschlossenes, junges Pferd, das neugierig auf die Welt war. Blessing fraß ihr Futter bis auf den letzten Krümel aus und schleckte sogar die Futterschale ab. Also schien es ihr zumindest geschmeckt zu haben, auch wenn man das ansonsten nicht wirklich gemerkt hatte. Ich trat an das Stütchen heran und strich ihm vorsichtig über den dünnen Hals. Um Mähne und Schweif würde ich mich in den nächsten Tagen kümmern, die sehr verfilzten Stellen würde ich aber wohl abschneiden müssen. Zudem hatte Blessing am Widerrist eine aufgescheuerte Stelle. Die würde ich mit Salbe behandeln und gut beobachten. Somit war auch klar, dass ich Blessing die nächste Zeit nicht mit Gurt longieren würde. Zuerst sollte die Verletzung ausheilen. Blessing ließ sich zwar überall berühren, doch als ich über ihren Bauch fuhr, zuckte sie kurz zusammen. Sattelzwang vielleicht? Auch ihre Hufe gab das junge Pferd mir nur ungern, widersetzte sich aber nicht. Ich bekam immer mehr das Gefühl, dass Blessing einfach tat, was von ihr verlangt wurde, um es möglichst bald hinter sich zu bringen. Ich hängte mir den Führstrick in die Armbeuge und begann damit, Blessing mit kleinen Bewegungen zu massieren. Der Kopf der Stute sank tiefer, doch so hatte sie vorhin auch auf der Koppel gestanden. Dennoch konnte die Behandlung Blessing ja nicht schaden, also machte ich weiter, arbeitete mich den dünnen Hals entlang, zur Schulter und das Vorderbein hinunter. Dasselbe wiederholte ich auf der anderen Seite. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass ich mich sputen musste, wenn ich rechtzeitig zum gemeinsamen Abendessen erscheinen wollte. Ich führte Blessing auf die Koppel, tätschelte ihr den Hals und ließ sie dann laufen. Blessing schlurfte wieder in ihre Ecke und würdigte die anderen Stuten keines Blickes.
      Ich betrachtete sie noch eine Minute, dann ging ich mit gerunzelter Stirn und ziemlich in Gedanken versunken zum Abendessen. Ich war nicht die Einzige, die etwas zu spät kam und es war ein sehr lustiges Beisammensein. Wir tauschten uns gegenseitig über unsere Pferde und geplante Trainingsabläufe aus, erzählten uns Einzelheiten über unsere jeweiligen Höfe und quatschten über Gott und die Welt. Niemand hielt mit seinen Plänen und Zielen hinter dem Berg, was ich sehr schön fand. Noch war von Konkurrenzdruck keine Spur. Als sich die Runde schließlich auflöste, war ich fix und fertig. Langsam machten sich doch die lange Fahrt und der aufregende Tag bemerkbar. Dennoch sah ich noch einmal kurz bei Blessing vorbei, um mich zu vergewissern, dass es meinem Stütchen an nichts fehlte. Auch jetzt noch stand Blessing abseits der anderen, allerdings hatte sie den Kopf erhoben und schaute über den Zaun hinweg. In dieser Pose sah sie regelrecht anmutig aus und ich ging leise weiter, um die junge Stute nicht dazu zu bringen, zurück in ihre fast schon apathische Haltung zu fallen. Es würden mit Sicherheit interessante drei Monate werden, davon war ich überzeugt.

      ~*~

      Dienstag – 21. April 2020
      Am nächsten Morgen war ich schon vor dem Morgengrauen auf den Beinen. Auf meinem Gestüt Hollybrook Stud trainierte ich Galopprennpferde, daher war ich es gewohnt, vor den meisten anderen wach zu sein. Leichter Nebel hing über dem Lindö Dalen Stuteri und es war noch ziemlich frisch. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke enger und ging mit energischen Schritten los. Auf dem Weg zu den Koppeln begegneten mir nur wenige Leute. Die meisten Teilnehmer schliefen wahrscheinlich noch. Am Koppelzaun hielt ich Ausschau nach Blessing und entdeckte sie an beinahe derselben Stelle, an der ich sie gestern Abend zurückgelassen hatte. Wieder stand das Stütchen mit hängendem Kopf da und schien vor sich hinzudösen. Ich lief zum Aufenthaltsraum, da Nicolaus mir versprochen hatte, dort die Zutaten für Blessing's Mash abzustellen. Solange Blessing unterernährt war, bekam sie das nahrhafte Futter zweimal täglich. Ich fand einen Korb mit meinem Namen darauf und packte alles zusammen, um Blessings Futter anzumischen. Kurz darauf ging ich wieder hinüber zu den Weiden der Makeover-Stuten, schnappte mir Blessing's Führstrick und ging zu ihr hinüber. Wie auch gestern schon, ließ sich das junge Vollblut artig von der Koppel führen und senkte dann sogleich den Kopf in ihre Futterschale. Ich ließ Blessing in aller Ruhe frühstücken, dann band ich sie an einen Pfosten und begann vorsichtig, ihr kupferfarbenes Fell zu striegeln. Man sah Blessing die fehlende Pflege deutlich an. Ihr Fell war stumpf und rau, das Langhaar glanzlos. Doch daran würden wir nun tagtäglich arbeiten und die Futterzusätze sollten ihr Übriges tun. Ich hob Blessing’s Bein hoch, damit ich ihren Huf auskratzen konnte. Die Hufe waren wirklich in schlechtem Zustand. Nicolaus vermutete, dass dies von zu häufig wechselndem Beschlag kam und ich fand die Erklärung plausibel. Wahrscheinlich war Blessing zu früh und zu hart trainiert worden und hatte nicht wirklich menschliche Nähe erfahren dürfen. Das könnte ihre teilnahmslose Haltung verursacht haben. Aber natürlich waren das alles nur Spekulationen, keiner von uns kannte Blessing’s wahre Vergangenheit und so wie es aussah, würden wir auch nie etwas darüber erfahren. In Gedanken versunken stellte ich mir meinen Plan für den heutigen Tag zusammen. Nach dem Frühstück wollte ich mit Blessing in den Roundpen gehen und sie am Nachmittag vielleicht auch schon eine kleine Runde spazieren führen. Wenn das Vollblut nicht gerade geführt wurde, hatte ich noch nie gesehen, dass die Stute sich bewegte. Mal davon abgesehen, dass das ihrem Gesundheitszustand nicht gerade zuträglich war, war es auch ein sehr ungewöhnliches Verhalten für ein solch junges Pferd. Ich fuhr mit den Fingern durch die Teile ihres Schweifes, die nicht verfilzt waren. Dann massierte ich die Stute noch einmal. Für die Fahrt würde ich Transportzubehör benötigen. Der Reitzubehörbedarf Atomic Shop hatte eine spezielle Collection für die Makeover-Pferde angefertigt und bot jedem Teilnehmer 50% Rabatt. Dort würde ich mich später einmal umsehen und das passende Zubehör für Blessing bestellen. Nun hatte ich immerhin die genauen Maße der Stute.
      Ich brachte Blessing zurück auf die Koppel und ging über den Parkplatz hinüber zum Aufenthaltsraum. Dort erwartete mich ein reichhaltiges Frühstücksbuffet und ich traf den ein oder anderen munteren Mitstreiter. Occu war selbstverständlich mit unter den Frühaufstehern, da ja auch sie ihre Galopprennpferde normalerweise früh am Morgen trainierte. Ich lud mir Pancakes auf den Teller und übergoss sie mit Sirup. Dann schnippelte ich mir einen Apfel und ein paar Erdbeeren darüber und setzte mich an einen Tisch. Nachdem ich mein Frühstück genossen hatte, suchte ich mir einen ruhigen Platz um meine Yogaroutine zu absolvieren. Sie gehörte inzwischen fest zu meinem Tagesablauf. Anschließend kehrte ich zur Stutenkoppel der Makeover-Pferde zurück, um mit Blessing das erste Training zu absolvieren. Ich betrat die Koppel und rief Blessing's Namen, doch die junge Stute spitzte nicht einmal die Ohren, geschweige denn, dass sie in meine Richtung blickte. Ich nahm ihren Führstrick vom Haken an der Weide und ging hinüber zu dem Fuchsstütchen. Wie auch zuvor schon folgte mir Blessing brav. Da ich das Stütchen am Morgen schon geputzt hatte, konnten wir nun sofort mit unserer Trainingseinheit beginnen. Mein heutiges Ziel war es lediglich, Blessing ein wenig Bewegung zu verschaffen. Der Roundpen des Lindö Dalen Stuteri war gerade nicht belegt und so führte ich mein Stütchen hinein und schloss das Tor hinter uns.
      Ich löste den Führstrick von Blessing’s Knotenhalfter und die Stute bewegte sich mit langsamen Bewegungen zum Rand des Round Pen. Sie flüchtete zwar nicht vor mir, aber sie wollte eindeutig auch nicht unbedingt in meiner Nähe sein. Ich rollte den Führstrick zusammen, schnalzte auffordernd mit der Zunge und schlug den aufgerollten Strick leicht gegen mein Bein, um Blessing in Bewegung zu setzen. Die junge Stute lief auch gehorsam vorwärts, allerdings fehlten ihr dabei jegliche Energie und Anmut. Sie schlurfte regelrecht dahin und stolperte das ein oder andere Mal sogar über ihre eigenen Füße. Nun war mir natürlich bewusst, dass es viele Pferde gab, die keine schönen Grundgangarten besaßen, doch bei Blessing schien das nicht der Fall zu sein. Viel eher hatte ich den Verdacht, dass das Fuchsstütchen einfach nicht schön laufen wollte. Sie hielt den Kopf hoch erhoben, drückte den Rücken durch und trabte um mich herum.
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      Dabei erinnerte das junge Vollblut mehr an ein Kamel, als an ein junges Rennpferd. Ich trat schräg einen Schritt auf Blessing zu, um sie zum wenden zu bewegen, doch die Stute achtete überhaupt nicht auf mich. Sie drehte ihre Kreise und hoffte wahrscheinlich, dass das Training bald vorüber war. Also ging ich ein paar Schritte auf die Umzäunung zu und winkte mit den Armen, als ich in Blessing’s Sichtfeld kam. Nun drehte die Fuchsstute doch ab und wechselte die Hand. Auch auf dieser Seite machte Blessing im Trab keine gute Figur. Ich schnalzte erneut mit der Zunge und lief in schrägem Winkel zum Pferd, damit Blessing angaloppierte. Doch erst nachdem ich den Führstrick leicht in Blessing’s Richtung schwang, galoppierte die junge Stute verhalten an. Ebenso wie der Trab, wirkte auch ihr Galopp eher ungelenk und verhalten. Als wir auf die rechte Hand wechselten, wurde es noch schlimmer. Es war normal, dass ein Pferd auf einer Hand besser lief als auf der anderen. Doch Blessing war auf der rechten Hand so sehr im Ungleichgewicht, dass ich annahm, dass dieser Unterschied eher am bisherigen Training der Stute lag. Rennpferde liefen im Rennen gegen den Uhrzeigersinn, also auf der linken Hand. Viele Trainer machten sich nicht die Mühe, den Pferden einen ausreichenden Ausgleich zu bieten, sodass der Rechtsgalopp irgendwann ein wenig verkümmerte. Diese Vermutung hegte ich nun auch bei Blessing, da das junge Pferd auf der rechten Hand wirklich vollkommen unbalanciert in die Biegung ging. Ich drehte mich ein wenig von Blessing weg, um ihr zu signalisieren, dass sie das Tempo wieder verlangsamen durfte und die Stute fiel erleichtert zuerst in einen holprigen Trab und dann in den Schritt. Ihre Flanken hoben und senkten sich für einen solch kurzen Galopp viel zu schnell – das Vollblut hatte keinerlei Kondition. Ich holte ein kleines Notizbuch aus meiner Tasche und vermerkte mir alles, was mir auffiel. Dieses erste Training heute diente mir als Bestandsaufnahme, damit ich einen passenden Trainingsplan für Blessing erstellen konnte. Ich hoffte sehr, dass die Stute mir irgendwann ihr Vertrauen schenken würde und verstand, dass ich ihr nichts böses wollte. Dass sie so ungern lief, konnte viele Ursachen haben. Vielleicht war sie von ihren vorherigen Besitzern überfordert worden, vielleicht war sie zu schnell und zu hart vorwärts gedrängt worden oder vielleicht war sie auch einfach enttäuscht von ihren Menschen und hatte deshalb ihre Lauffreude verloren. Irgendetwas sagte mir jedenfalls, dass Blessing’s gesamte Lebenseinstellung sich ändern würde, wenn wir dieses Problem in den Griff bekamen. Meine Vollblüter liebten das Rennen. Würde man ihnen das nehmen, wären sie wohlmöglich genauso lustlos wie Blessing es nun war. Ich nahm mir vor, Blessing in der nächsten Woche – wenn wir dann auf meinem Gestüt in England waren - einmal zur Rennbahn zu führen, wenn meine Englischen Vollblutpferde gerade ihr Training absolvierten. Vielleicht motivierte es die Stute ja, wenn sie beim Training der anderen zusehen konnte. Blessing war stehen geblieben und ich trieb sie sacht wieder vorwärts, damit sie sich im Schritt abkühlen konnte. Die junge Stute schwitzte ziemlich, wobei das natürlich auch vom Stress herrühren konnte. Das Problem war nur, dass man der Stute ansonsten überhaupt nicht ansah, was sie gerade beschäftigte. Wieder machte ich mir einige Notizen und runzelte nachdenklich die Stirn. Blessing würde in jedem Fall schwieriger zu trainieren sein, als Elfentanz im letzten Jahr. Ich hatte ja schon oft mit sogenannten Problempferden gearbeitet, doch Blessing’s Verfassung war etwas völlig Neues für mich.
      Ich rief den Namen der Fuchsstute, doch Blessing ignorierte mich. Also ging ich auf sie zu und befestigte den Führstrick am Halfter, um das Training zu beenden. Ich hatte gesehen was nötig war und das reichte für den Vormittag allemal. Heute Nachmittag wollte ich mit Blessing eine Runde spazieren gehen, um zu sehen, wie sie sich dabei anstellte. Nun jedoch führte ich mein Makeover-Pferdchen ersteinmal zum Putzplatz, band sie fest und füllte einen Eimer mit Wasser, um den Schweiß aus ihrem Fell zu waschen. Blessing schien es gewohnt zu sein, abgewaschen zu werden, denn sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich mit dem nassen Schwamm ihren Hals entlangfuhr. Ich arbeitete langsam und gründlich und summte dabei leise vor mich hin. Als ich aufsah, entdeckte ich, dass Blessing ein Ohr nach hinten gedreht hatte und offensichtlich auf mich lauschte. Ich lächelte und summte weiter. Wenn das meinem Pferdchen gefiel, umso besser. Blessings Beine wusch ich besonders gründlich und entfernte all die Flecken, die sich auf den weißen Abzeichen angesammelt hatten und die nur durch die Bürste nicht hatten verschwinden wollen. Blessing’s Fell war zwar noch immer stumpf, aber zumindest nun wieder vollkommen sauber. Ich holte mir einen zweiten, kleineren Schwamm und trat an Blessing’s Kopf. Kurz blitzte das weiße in den schönen Augen der Stute auf und sie warf den Kopf nach oben, dann jedoch fiel sie wieder zurück in ihre unterwürfige Haltung. Ich strich ihr vorsichtig über die Nase und hielt ihr den feuchten Schwamm hin, damit sie daran schnuppern konnte. Doch das schöne junge Pferd interessierte sich nicht dafür. Ich seufzte bedrückt und wusch sachte Blessing’s Gesicht ab. Die Laterne umrahmte ihre wunderschönen großen Augen und direkt über der Maulspalte hatte Blessing einen kleinen grauen Fleck. Ansonsten war das Fell um Maul und Nüstern herum leicht rosa. Ich fuhr zärtlich mit den Fingern über die Ganaschen der Stute, strich ihr über Ohren und Stirn. Blessing schloss die Augen, aber ich konnte nicht sicher sagen, ob ihr die Berührungen gefielen. Das war wirklich schwierig. Nachdem ich das überschüssige Wasser an Blessing’s Körper mit einem Schweißmesser abgezogen hatte, kratzte ich ihre Hufe aus und verlas Mähne und Schweif. Heute Nachmittag wollte ich mich auch um die Kletten kümmern, die sich in den besonders verfilzten Stellen von Blessing’s Langhaar befanden.

      ~*~

      Während meiner Mittagspause besuchte ich die Seite des Atomic Shop und klickte mich durch die verschiedenen Artikel. Schnell war klar, dass Blessing’s Zubehör blau sein sollte, doch ich brauchte eine Weile, bis ich mich auf einen bestimmten Ton festlegen konnte. Am Ende bestellte ich ein Halfter mit Teddyfell und dazu passendem Führstrick, eine hochwertige Abschwitzdecke aus Fleece, Bandagen und Fesselkopfgamaschen in der klangvollen Farbe „Venice Blue“. Ich hoffte, dass das Zubehör noch vor unserer Abreise ankommen würde, doch die Betreiberin des Shops sicherte mir die pünktliche Lieferung zu. Anschließend rief ich per Skype im Stallbüro an. Es dauerte gar nicht lange, dann sah ich Ana’s hübsches Gesicht in meinem Bildschirm. „Sammy! Wie war es gestern? Wie ist Blessing? Wann kommt ihr nach Hause?“, bombardierte mich die junge Frau sofort mit Fragen. Ich lachte. „Langsam, eins nach dem anderen. Wir kommen erst am Sonntag zurück, ich möchte die Woche gerne voll ausnutzen, damit Blessing sich ein wenig an mich gewöhnt. Sie würde zwar mit Sicherheit auch jetzt schon auf den Hänger gehen, aber ich fürchte, die Fahrt würde sie trotzdem großem Stress aussetzen. Ob das am Sonntag besser ist, sei mal dahingestellt, aber ich möchte es doch wenigstens versuchen. Außerdem habe ich gerade erst Ausrüstung bestellt, damit ich Blessing für die lange Fahrt ordentlich schützen kann. Wäre aber klasse, wenn ihr auf Sonntagabend die Box für Blessing fertig machen könntet. Ich würde sie gerne neben Elfentanz unterbringen. Die wird sie auf keinen Fall bedrängen. So. Ansonsten war der Tag gestern wirklich anstrengend, aber auch sehr schön. Es sind viele interessante Pferde und Teilnehmer dabei, sicher werden es aufregende drei Monate. Außerdem hat sich im Vergleich zum letzten Jahr viel geändert. Gut möglich, dass wir demnächst einmal Besuch von einem Beauftragten des Tierschutzverbandes bekommen. Aber das sollte ja weiter kein Problem sein. Heute Morgen war ich das erste Mal mit unserem Stütchen im Round Pen und ich kann nur sagen, dass das hier mein bisher härtester Fall wird. Blessing wird nie bösartig und zeigt sich auch so gut wie nie ängstlich. Aber sie will nicht laufen, nicht arbeiten, nicht kommunizieren. Später gehe ich mit ihr raus ins Gelände, vielleicht lockt sie das ein wenig aus ihrem Schneckenhaus. Und naja, ansonsten werden wir vor allem an Blessing’s Balance und am Muskelaufbau arbeiten. Viel mehr kann ich dir bisher noch nicht sagen. Aber jetzt bist du dran! Wie läuft es zu Hause? Wie geht es unseren werdenden Mamas? Und was machen Lamira und Lyna?“, berichtete ich eilig. Lyna di Royal Peerage war das erste Fohlen dieses Jahres und zudem auch Lamira‘ erster Nachwuchs. Allerdings warteten wir sehnsüchtig auf den Rest der Fohlenbande. Kagami El Assuad und Succesful Dream waren trächtig von dem Red Roan Hengst Smarty Jones. Levistino hatte Samiyah, Mahira und Corde de la Cerise gedeckt und ich wartete sehnsüchtig auf die Nachkommen meines Spitzenhengstes. Die lackschwarze Leveneza war trächtig von Cadeau. Der englische Vollblüter El Racino würde ebenfalls bald Papa werden, denn meine Vollblüter Kazumi Princess El Assuad und Backup erwarteten Fohlen von ihm. Und dann waren da natürlich noch meine Hannoveranerstuten Unannounced Pleasure und Reminiscent Inspiration. Während erstere von meinem Vollblüter Pawaneeh trächtig war, hatte ich Inspiration von dem Hannoveranerspringpferd Incendio decken lassen. Ich erwartete also noch eine ganze Menge Fohlen. Nun war es an Ana, mich auszulachen. Sie holte tief Luft und sagte: „Du musst grade schimpfen – stellst doch genauso viele Fragen wie ich!“ Dann wurde sie jedoch ernst, da sie wusste, wie viel mir meine Vierbeiner bedeuteten. „Ich persönlich glaube ja, dass es bei Kagami heute soweit sein könnte. Sie ist total unruhig und richtig zickig. Bei Ceri wird es wohl auch nicht mehr allzu lange dauern. Die anderen wanken mit ihren dicken Bäuchen über die Koppeln, aber wir wissen ja alle, wie schnell es im Endeffekt gehen kann.“ Ich biss mir auf die Lippe. Ich hasste es, nicht bei der Geburt der Fohlen dabei sein zu können. Gerade Kagami hatte jetzt einige Jahre lang kein Fohlen gehabt, weil sie bei der Entwöhnung von Princess so schwierig gewesen war. Dennoch war mir klar, dass ich ein super Team daheim auf dem Hof hatte und meine Pferde bestens versorgt waren. Ana deutete mein Schweigen richtig und sagte beruhigend: „Das wird schon alles, Sammy. Wir sind rund um die Uhr da und wechseln uns mit der Nachtwache im Fohlentrakt ab. Es wird alles gutgehen. Und in ein paar Tagen bist du ja auch wieder hier. Ansonsten läuft hier alles wie immer. Wir halten uns an deine Trainingspläne und ich war heute Morgen mit Coeur de Lilith draußen. Sie macht sich wirklich immer besser! Ich freue mich schon so, wenn sie ihr erstes Fohlen bekommt! PFS‘ Storm Cat und Bearing Spots haben heute morgen auch ein tolles Training absolviert und Brian springt grade mit Levistino. Ich glaube der Gute vermisst es, auf Turniere zu gehen.“ Ich lächelte. Mein Spitzenhengst Levistino hatte vor einigen Jahren Jolympia gewonnen und im letzten Jahr hatte ich entschieden, ihn nur noch als Deckhengst einzusetzen. Das aber schien dem Schimmel zu sehr zu langweilen, daher bereiteten wir ihn nun doch auf die kommende Turniersaison vor, damit er im Sommer wieder antreten konnte. Ich sah auf die Uhr und verabschiedete mich erschrocken von Ana. Zuvor nahm ich ihr aber das Versprechen ab, mich zu jeder Tages- und Nachtzeit anzurufen, falls eine meiner Stuten fohlen sollte. Eigentlich hatte ich schon längst wieder bei Blessing sein wollen, um sie für unseren Spaziergang bereit zu machen. Ich klappte meinen Laptop zu, zog mich um und lief hinüber zu den Koppeln. Einige der Makeover-Pferde fehlten. Wahrscheinlich waren sie mit ihren neuen Besitzern beim Training. Ich holte Blessing von der Koppel und überprüfte kurz Fell und Hufe. Da Blessing beinahe sauber war, hatte ich nicht viel zu tun, bevor wir uns auf den Weg machten. Es würde jetzt am Anfang auch noch kein sonderlich langer Ausflug werden, da ich Blessing keinesfalls überfordern wollte. Das Lindö Dalen Stuteri stellte uns sogar seine Rennbahn zur Verfügung, mit der Bitte, für Spaziergänge die innere Bahn zu verwenden. Genau das wollte ich heute Nachmittag tun. Im Grunde waren Blessing und ich uns noch immer fremd und ich wollte es nicht riskieren, dass sie sich womöglich in fremdem Gelände losriss und durchging. Auf der Bahn bot uns die Umzäunung zumindest ein wenig Sicherheit. Ich führte Blessing am Roundpen, dem Reitplatz und der Ovalbahn vorbei, entlang an den noch unbesetzten Hengstweiden und vorbei an meiner derzeitigen Behausung. Der Weg zur Trainingsbahn führte uns durch einen lichten Wald und Blessing hob argwöhnisch den Kopf. Auf dem Gestüt selbst kannte sie sich mittlerweile ganz gut aus, doch verlassen hatte sie es seit ihrer Ankunft noch nicht. Ich achtete ganz genau auf Blessing’s Körperhaltung. Obwohl ihr Kopf schon bald wieder herabfiel und sie weiterhin dahinschlurfte, sah ich, dass ihre wenigen Muskeln angespannt waren und unter dem Fell leicht zitterten. Ich sprach leise auf Blessing ein und lief energisch vorwärts, damit sie sah, dass ich mich vor nichts fürchtete. Bis wir die Trainingsbahn erreichten, lief eigentlich alles glatt. Blessing wirkte zwar nervös, folgte mir aber anständig. Als wir jedoch den Weg erreichten, der zum Überqueren der äußeren Bahn diente, stemmte Blessing die Beine in den Boden und rollte mit den Augen. Okay, das war zumindest einmal eine aufschlussreiche Reaktion. Dass Blessing sich vor der Bahn fürchtete, unterstützte meine Theorie, dass sie falsch trainiert worden war und ihre derzeitigen Probleme davon herrührten. Dies hier war zwar keine klassische Galopprennbahn, aber für Blessing wohl nah genug dran. Sofort verwarf ich meinen Plan, mit Blessing einen ruhigen Spaziergang um die Innenbahn zu machen. Stattdessen wendeten wir uns vom Eingang zur Bahn ab und blieben auf dem Weg, der um die äußere Bahn herumführte. So hatte Blessing die Strecke zwar immer im Blick und wurde so damit konfrontiert, musste sich aber noch nicht ihrer Angst stellen, in dem ich sie auf die Bahn führte. Davon abgesehen musste ich erst mit den Trainern des Lindö Dalen Stuteri sprechen, ob die Bahn einmal für ein bis zwei Stunden frei war. Nur dann konnte ich es wagen, mit Blessing die äußere Bahn zu überqueren. Nicht, dass die Stute sich plötzlich mitten auf der Bahn querstellte. Für heute jedoch reichte mir diese neue Erkenntnis über mein schönes Vollblutstütchen erst einmal aus. Wir hatten nun ganz konkret etwas, woran wir arbeiten konnten. Ich führte Blessing etwa eine Viertelstunde lang am Rand der Bahn entlang, dann machten wir uns auf den Heimweg. Die Stute fiel sichtbar in sich zusammen, als ihr klar wurde, dass es heute nicht auf die Bahn ging und wir wieder auf dem Weg zum Gestüt waren. Irgendwas musste bei ihrem Training auf der Rennbahn wirklich fürchterlich schief gelaufen sein. Mir war jedoch auch aufgefallen, dass Blessing tatsächlich nie aggressiv geworden war und ich glaubte fest daran, dass das junge Pferd sich tief im Innern jemanden wünschte, dem es vertrauen konnte.

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      Freitag – 24. April 2020
      Schon vor dem Weckerklingeln war ich auf den Beinen. Übermorgen würden wir wieder nach Hause fahren! Es war unglaublich, wie schnell die Zeit hier in Schweden vorüberflog. Während der letzten beiden Tage war ich jeweils morgens und nachmittags mit Blessing zur Trainingsbahn spaziert. Zunächst waren wir eine Weile am Eingang gestanden, ohne, dass ich das junge Vollblut dazu gedrängt hatte, einen Huf auf die Bahn zu setzen. Anschließend waren wir dann im Schritt am Rand der Bahn entlanggelaufen. Gestern früh waren gerade zwei Pferde auf der Bahn trainiert worden, doch außer einem kurzen Aufreißen ihrer schönen Augen, hatte meine Blessing überhaupt nicht auf Tiere geachtet, sondern sich nur noch mehr in sich selbst verkrochen. Den Weg zur Trainingsbahn kannte Blessing mittlerweile und verlor daher auch nach und nach ihre sichtbare Anspannung. Das war allerdings auch nur insofern ein Fortschritt, als das mein Pferdchen sich nicht mehr so sehr ängstigte. An ihrer apathischen Haltung änderten auch unsere Spaziergänge an der frischen Luft nichts. Blessing zuckte wohl ab und an zusammen oder sprang zur Seite, wenn sie sich erschreckte, aber ansonsten schien sie ihre Umgebung überhaupt nicht richtig wahrzunehmen. Die einzige Ausnahme stellte unser Stehen am Eingang zur Bahn dar. Dort stand das junge Vollblut völlig unter Strom, rollte mit den Augen und bewegte sich keinen Millimeter. Außerdem begann Blessing jedes Mal stark zu schwitzen, wenn sie dachte, es gehe auf die Bahn. Das bereitete mir das Größte Kopfzerbrechen. Noch war mir nichts eingefallen, womit ich zu der jungen Stute durchdringen könnte, doch ich würde nicht aufgeben. Immerhin war dies unsere erste gemeinsame Woche. Heute sah unser Plan ein wenig anders aus. Am Vormittag wollte ich mit Blessing mal wieder in den Roundpen gehen, um die Stute ein paar Runden traben zu lassen und am Nachmittag wollte ich versuchen, sie wenigstens ein paar Schritte auf die Bahn zu führen. Ich hatte extra mit den Besitzern und Trainern des Lindö Dalen Stuteri gesprochen und sie hatten mir für heute Nachmittag grünes Licht gegeben. Wie jeden Morgen bereitete ich zuerst Blessing’s Frühstück vor uns fütterte die junge Stute. Für die Zeit auf dem Gestüt zu Hause hatte ich bereits einen Termin mit einem Hufschmied vereinbart und später am Tag wollte ich auch einen beim Tierarzt ausmachen. Diesem zusätzlichen Stress wollte ich Blessing allerdings nicht hier in Schweden aussetzen, zumal die Stute keine gesundheitlichen Probleme hatte, die sofortigen Eingriff erforderten. Blessing verputzte ihr Frühstück wie jeden Morgen bis auf den letzten Krümel und ich bildete mir ein, dass sie ganz langsam etwas mehr Gewicht zulegte. Aber es würde natürlich noch eine ganze Weile dauern, bis Blessing wie ein gesundes vierjähriges Vollblut aussah. Nachdem ich mich auch selbst gefüttert hatte, verschwand ich sofort wieder, um Blessing von der Weide zu holen. Mir war klar, dass ich mich gerade ein bisschen von den anderen abschottete, doch in Gedanken war ich einfach die ganze Zeit über bei meinem Makeover-Pferdchen. Ich holte Blessing von der Koppel und band sie am Putzplatz fest. Gestern Mittag hatte ich mich dem roten Langhaar der schönen Stute gewidmet, weshalb sie nun ziemlich wild aussah. Gerade aus der Mähne hatte ich einiges Herausschneiden müssen. Zudem hatte ich die gesamte Mähne auf sportliche Länge gekürzt. So würden die ehemals verfilzten Stellen nicht so lange herausstechen. Auch im Schweif hatte Blessing nun das ein oder andere „Loch“. Das war mir besonders schwergefallen, da Schweifhaare so lange brauchten, um wieder nachzuwachsen. Allerdings war mir auch nichts anderes übrig geblieben. Ich holte mir eine Kardätsche aus der Putzbox und begann damit, Blessings Fell zu Bürsten. Den Striegel hatte ich bisher nie genutzt. Zum einen war Blessing noch nie wirklich dreckig gewesen, zum anderen war sie so knochig, dass ihr die Behandlung mit dem Striegel wahrscheinlich nicht sonderlich gut gefallen hätte. Als Blessing’s fuchsfarbenes Fell in der Morgensonne glänzte, fuhr ich mit den Fingern durch Mähne und Schweif, kratzte die Hufe aus und schnappte mir anschließend meine Schmusebürste, um Blessing’s weißes Gesicht zu reinigen. Wie immer ließ die Stute nicht erkennen, ob ihr die Aufmerksamkeit nun gefiel oder nicht. Da ich seit unserem ersten Spaziergang aber wenigstens wusste, dass Blessing durchaus Angst zeigen konnte, machte ich weiter wie gehabt. Ich wollte Blessing gerade losbinden, da kam Collin auf mich zu. Auf dem Arm hatte er ein großes Paket und ich strahlte. Blessing’s Ausrüstung war da! Ich eilte dem jungen Mann entgegen und nahm ihm dankend mein Paket ab. Dann öffnete ich es, so leise wie möglich, um Blessing nicht unnötig zu erschrecken. Zum Vorschein kam eine Karte mit Glückwünschen für das Makeover. Die Sachen darunter waren in feines Papier gewickelt. Ich packte zuerst die wunderschöne karierte Fleecedecke aus. Dem folgten das Halfter mit Teddyfell, der gemusterte Strick, die Bandagen und zum Schluss die Gamaschen. Glücklich musterte ich mein neues Zubehör. Shopping mal anders. Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass Blessing mich mit gespitzten Ohren beobachtete. Als sie meinen Blick bemerkte, sah sie aber schnell weg und ließ die Ohren zur Seite fallen. Ich nahm die Decke hoch und hob sie Blessing vor die Nase. Wie üblich interessierte sich die junge Stute nicht sonderlich dafür. Ich breitete die Decke aus, befühlte den weichen Stoff und legte sie dann über Blessing’s Rücken. Das Zubehör passte perfekt und die Farbe stand meinem jungen Vollblut wunderbar. Glücklich mit meiner Wahl nahm ich die Decke wieder ab und legte Blessing stattdessen die Gamaschen an. Auch sie passten wie angegossen und kamen wie gerufen für das heutige Training. Da Blessing so unkonzentriert war, hatte ich immer Angst, dass sie sich beim Freilaufen selbst in die Hacken trat und sich so verletzte. Dieses Risiko minimierten wir nun mit den Gamaschen. Ich packte die restliche Ausrüstung zusammen und verstaute alles in der Sattelkammer, in der jedem von uns ein kleiner Bereich freigeräumt worden war. Das Lindö Dalen Stuteri hatte wirklich ganze Arbeit für unsere Unterbringung geleistet. „So meine Süße, jetzt lass uns ein bisschen arbeiten!“, sagte ich fröhlich und führte Blessing hinüber zum Roundpen. Die Absprache mit den anderen Trainern funktionierte wirklich hervorragend. Jeder hielt sich an seine Trainingszeiten und jeder konnte alle Trainingsmöglichkeiten für sich und sein Pferd voll ausnutzen. Ich führte Blessing in den Roundpen und schloss das Tor hinter uns. Dann nahm ich der Stute den Strick ab und ließ sie mit einem leisen Schnalzen im Schritt vorwärts gehen. Immerhin brauchte es inzwischen nicht mehr mehr als das, um Blessing in Bewegung zu setzen. Auch sah die Stute durch das regelmäßige Putzen und das gesäuberte Langhaar wesentlich besser aus. Nur an ihrer inneren Verfassung hatte sich noch nichts verändert. Ich seufzte, bis ich an den Augenblick vorhin dachte, in dem Blessing mich beobachtet hatte. Der wache Blick, die gespitzten Ohren. Das war das junge Pferd, das ich hervorlocken wollte. Und eigentlich zeigte das ja auch, dass Blessing sich sehr wohl für mich interessierte und sich bisher nur einfach nicht traute, aus ihrem Schneckenhaus hervorzukommen. Aber im Grunde genommen war jede Sekunde, in der mein Pferdchen Interesse zeigte, ein Schritt in die richtige Richtung. Ich trat einen Schritt auf Blessing zu und forderte sie auf, in den Trab überzugehen. Blessing reagierte beinahe sofort, latschte aber wieder dahin, als wäre sie 35 Jahre alt und leide unter einem Hüftschaden. „Du bist doch so ein wunderschönes Pferd. Und noch so jung. Magst du nicht mal versuchen, ein bisschen anmutiger zu laufen? Ich bin mir ganz sicher, dass du das kannst.“, schmeichelte ich dem jungen Vollblut. Doch Blessing drehte nur weiter stoisch ihre Runden. Sobald wir daheim auf meinem Gestüt waren und der Hufschmied mir grünes Licht gegeben hatte, wollte ich Blessing’s Training mit ein paar Trabstangen bereichern. Damit musste die junge Stute zumindest darauf achten, wohin sie ihre Füße setzte. Vielleicht würde sie diese Herausforderung aus ihrer Lethargie herausholen. Vorerst genügte es mir aber, dass das junge Pferd zumindest ein wenig Bewegung bekam. In den Galopp wollte ich Blessing hier im Roundpen erst wieder bringen, wenn sich ihre Balance gebessert hatte. Sonst würde ich ihr mehr schaden als nützen. Plötzlich knallte irgendwo auf dem Hof etwas. Ich zuckte zusammen und Blessing machte einen Satz nach vorn und rannte im Stechtrab los. Das Ganze hielt nur etwa zehn Sekunden an, doch in dieser kurzen Zeitspanne hatte ich einen Blick auf einen wunderbaren Trab erhaschen können. Blessing hatte die Füße gehoben und war richtig untergetreten. „Ich hatte also recht.“, sagte ich leise. Dann ging ich zu dem schwitzenden Pferdchen hinüber, ließ die Stute anhalten und strich ihr beruhigend über die Stirn. Nur ein leichtes Flackern in Blessing’s Augen und ein kleines Zittern ihrer Muskeln verrieten mir, dass die Stute noch nicht so cool war, wie sie im Moment tat. Ich ließ das Stütchen stehen, den Strick fallen und begann damit, sie zu massieren. Blessing sollte lernen, dass sie nicht bestraft wurde, wenn sie sich erschreckte. Höchstwahrscheinlich war nämlich genau das in der Vergangenheit geschehen. Zumindest würde das erklären, warum Blessing sich so sehr in sich selbst verkroch, auch wenn sie noch Angst hatte. Das war eigentlich völlig untypisch für ein Pferd, lautete die Devise doch: Kampf oder Flucht, wobei Letzteres in der Regel überwog. Ganz allmählich hörte das Zittern unter Blessing’s Fell auf, die Stute schwitzte nicht mehr und ihr Atem wurde ruhiger. Ich ging wieder in die Mitte des Roundpen und forderte sie auf, erneut im Schritt anzutreten. Das war wichtig, damit ich das Training mit einem positiven Erlebnis abschließen konnte. Ich ließ das junge Vollblut nur noch zwei Runden auf jeder Hand laufen, dann hakte ich den Führstrick ein und führte sie zurück zum Putzplatz. Wichtig war ja schließlich nicht die Länge der Trainingseinheiten, sondern die Kontinuität. Ich nahm Blessing die Gamaschen ab und wusch das Pferdchen gründlich. Blessing schloss halb die Augen, was ich einfach einmal als gutes Zeichen wertete. Vielleicht erkannte die junge Stute ja langsam, dass ihr vor mir keine Gefahr drohte.

      ~*~

      Als ich mich am Nachmittag in meinem Laptop einloggte, um Ana anzurufen, blieb der Anruf unbeantwortet. Sofort machte ich mir Sorgen. War etwas passiert? Ana und ich hatten diese Zeit ja extra vereinbart, warum nahm sie dann nicht ab? Unruhig tigerte ich auf und ab, bis ich nach einer halben Stunde schließlich das Telefon im Stallbüro anrief. Aufgrund der hohen Telefongebühren tat ich das normalerweise nicht, aber ich machte mir inzwischen riesige Sorgen. Aber auch hier ging keiner ran. Vor meinen Augen spielten sich die schrecklichsten Szenen ab und als plötzlich ein Skype-Anruf einging, ließ ich vor Schreck beinahe mein Handy fallen. „Sammy!!! Es ist eine Stute! Kagami hat ein Stutfohlen bekommen! Und mein Gott, sie ist so schön.“, schrie Ana ins Telefon. Mein Gesicht wurde aschfahl, bevor es sich wieder aufhellte. „Kagami hat gefohlt? Jetzt gerade? Erzähl mir alles!“, verlangte ich atemlos. Kagami war von dem Red Roan Hengst Smarty Jones gedeckt worden und ich hatte mir sehr viel aus dieser Anpaarung versprochen, zumal Kagami’s erstes Fohlen Princess etliche Rennen gewonnen hatte. „Kagami war heute morgen unausstehlich, deshalb haben wir sie vorsichtshalber im Stall gelassen. Kurz nach dem Mittagessen ist dann die Fruchtblase geplatzt und dann ging eigentlich alles ziemlich schnell. Kagami hat ihre Sache ganz toll gemacht. Ich bin mir nur mit der Farbe des Fohlens ein wenig unschlüssig. Es ist entweder ein Palomino oder tatsächlich ein Palomino Roan. Das werden wir aber wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen sehen. Auf jeden Fall ist es gesund und munter und schon kräftig am Saugen. Es ist quasi gleich nach der Geburt aufgestanden und hat einfach nicht aufgegeben, wenn es zurück ins Stroh geplumpst ist. Ich glaube, da haben wir eine richtige Kämpferin bekommen.“, sprudelte Ana hervor. Ich lächelte und konnte es kaum noch erwarten, das neue Hollybrook-Baby zu bekommen. „Da du jetzt weißt, dass es ein kleines Stütchen geworden ist, wie willst du sie nennen?“, fragte Ana mich neugierig. Ich grinste. Jeder wusste, dass ich mir schon im Vorhinein immer einige Namen für die zukünftigen Fohlen überlegte, doch ich hielt sie streng geheim, bis das Baby dann da war. Gerade Ana machte das vollkommen wahnsinnig. „Ich habe zwei Namen im Auge. Einer davon wird es wohl werden.“, lachte ich und Ana schnaubte entrüstet. „Naja, du kommst ja übermorgen wieder her, spätestens dann wirst du es uns wohl sagen müssen!“, sagte sie leicht eingeschnappt. Dann machte sie eine kurze Pause und meinte: „Aber Sammy? Kagami macht uns ziemliche Schwierigkeiten. Sie ist fast ausgerastet, als ich die Box betreten wollte, um nach dem Fohlen zu sehen und selbst als wir ihr Futter gebracht und die Einstreu erneuert haben, hätte sie uns fast den Kopf abgerissen. Ich hab von den anderen gehört, wie sie damals bei Princess war und ich fürchte, diesmal ist es noch schlimmer.“ Ich hörte Ana geduldig zu und seufzte. „Ich hatte wirklich gehofft, dass es diesmal besser wird. Wenn sich Kagami’s Verhalten nicht ändert, werde ich sie nicht noch einmal decken lassen. Es ist nicht gut, wenn wir sie andauernd solchem Stress aussetzen. Aber jetzt beruhigt euch alle ersteinmal, immerhin ist das Fohlen gerade mal eine Stunde alt.“, beruhigte ich meine Freundin und Angestellte. „Wie steht es denn mit den anderen Stuten?“, fragte ich dann. Mit Kagami’s Fohlen hatten ja alle schon am Dienstag gerechnet und dann hatte sich die erfolgreiche Palominostute mit der großen Laterne doch noch ein paar Tage mehr Zeit gelassen. „Alles unverändert. Aber wir behalten sie im Auge und ich rufe dich sofort an, wenn es etwas Neues gibt!“, versprach Ana mir hoch und heilig. „Okay, dann gehe ich jetzt mal rüber zu Blessing. Kümmert euch gut um Kagami und ihr Baby und lasst euch von ihrem Gehabe nicht einschüchtern. Immerhin brauchen sie und ihr Kleines jetzt viel Pflege. Ihr könnt mich jederzeit anrufen, falls etwas sein sollte!“, schärfte ich Ana noch einmal ein. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und ich ging hinaus zu den Stutenkoppeln. Kagami machte mir zwar Sorgen, aber ich freute mich riesig über das neueste Mitglied der Hollybrook-Familie und konnte es kaum erwarten das kleine Stutfohlen zu sehen. Ich hatte zwei Stutennamen mit „K“ auf meiner Liste, die mir besonders gut gefielen. Karma El Assuad und Khaleesi El Assuad. Sollte Kazumi Princess ebenfalls ein Stutfohlen gebären, würde ich beide Namen vergeben, denn bisher hatte ich mich noch nicht entscheiden können. Auch für einige der anderen Fohlen hatte ich bereits Namen im Kopf, doch endgültig entscheiden würde ich mich erst, wenn ich die Pferdebabys vor mir hatte. So in Gedanken versunken, wäre ich beinahe mit Occu zusammengestoßen, die mich lachend fragte, auf welcher Wolke ich denn gerade gewesen sei. Ich erzählte ihr die frohe Botschaft und sie beglückwünschte mich zu dem neuen Vollblutpferdchen auf meinem Gestüt. Occu besaß selbst Kagami’s Mutter, die berühmte Rennstute Khiara El Assuad und war daher natürlich besonders an deren Nachkommen interessiert. Wir unterhielten uns kurz über die Fohlen, die wir für dieses Jahr geplant hatten, dann ging ich weiter zu Blessing. Das Fell der jungen Stute war noch sauber vom Waschen, daher kratzte ich ihr nur kurz die Hufe aus und legte dem Vollblut Gamaschen an, bevor wir uns auf den Weg machten. Auch dieses Mal blieb ich wieder vor dem Eingang der Trainingsbahn stehen und ließ Blessing Zeit, sich zu beruhigen. Denn noch immer wurde die junge Stute nervös, wenn wir uns dem Bahneingang näherten. Dann führte ich sie ein Stückchen um die Bahn, wendete und blieb wieder vor dem Eingang stehen. Das wiederholten wir solange, bis Blessing sich nicht mehr aufregte, wenn wir den Bahneingang passierten. Ich atmete tief durch und machte einen Schritt auf die Bahn. Blessing warf den Kopf hoch und rollte die Augen. „Na komm mein Mädchen. Dir passiert hier nichts, versprochen. Ich möchte nur, dass du mit allen vier Hufen auf der Bahn stehst, mehr haben wir heute gar nicht vor.“, sagte ich leise zu dem verängstigten Stütchen. Blessing war zur Salzsäule erstarrt und auch ich bewegte mich nicht. Der Strick hing locker durch, denn ich wollte keinen Druck auf Blessing ausüben. Ich wartete in aller Ruhe ab, dass sie den nächsten Schritt machte. Nach einer gefühlten Ewigkeit – mir wurde schon langsam der Arm lahm – nahm Blessing ihren hübschen Kopf herunter und entspannte sich ein wenig. Ich ging einen Schritt rückwärts und das Spiel wiederholte sich. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Einige andere Teilnehmer des Horse Makeovers führten ihre Pferde an uns vorbei, doch Blessing beachtete sie gar nicht. Ihre großen schönen Augen waren einzig und allein auf die Trainingsbahn gerichtet. Allerdings hatte ich auch nicht erwartet, dass sich Blessing von anderen Pferden beeinflussen lassen würde. Die junge Stute stand immer noch stets abseits der anderen Pferde, daher hätte es mich gewundert, wenn sie nun Schutz bei ihnen suchen würde. Irgendwann waren wir soweit, dass Blessing mit den Vorderhufen auf der Trainingsbahn stand. Ich redete geduldig auf sie ein, drängte sie jedoch nicht. Blessing musste wirklich schlechte Erfahrungen auf der Rennbahn gemacht haben, sonst wäre das sonst so apathische Pferd nun nicht so ängstlich. Ich lockte des junge Pferd immer weiter vorwärts, bis wir schließlich in der Mitte der Bahn standen. Genau deshalb hatte ich vorher auch abgeklärt, wann wir unsere Übung durchführen konnten. Blessing sah sich mit geweiteten Augen um und zuckte bei jedem Geräusch zusammen. So kannte ich die junge Stute noch überhaupt nicht und mir tat das Herz weh, bei dem Gedanken, was sie wohl durchgemacht hatte. Ich trat auf Blessing zu und kraulte sie hinter den Ohren. Nach einer Weile senkte das Fuchsstütchen den Kopf. Ich lobte sie ausgiebig und führte sie von der Bahn hinunter. Für heute hatte ich mein Ziel erreicht, doch es würde noch ein langer Weg werden.

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      Samstag – 25. April 2020
      „Brrrrrrrr…Brrrrrrr…Brrrr.“ Erschrocken fuhr ich hoch, als mein Telefon auf dem Nachttisch vibrierte. Es war noch stockdunkel und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es drei Uhr in der Nacht war. Sofort war ich hellwach. Wer mich um diese Zeit anrief, hatte mir dringendes mitzuteilen. Ich nahm ab und meldete mich ängstlich. „Sammy?“, schluchzte Ana ins Telefon. Meine Kehle schnürte sich zusammen. Irgendetwas stimmte nicht. Ging es Kagami nach der Geburt vielleicht schlecht? Oder war etwas mit ihrem Baby? „Es geht um Leveneza. Sie hat ihr Baby bekommen. Zu früh. Und es ist so klein und schwach. Außerdem war es eine schwere Geburt, wir mussten den Tierarzt rufen. Gott, ich wünschte, du wärst da. Ich fühle mich so hilflos.“, weinte Ana. Ich schluckte. Leveneza war als eine der letzten Stuten gedeckt worden und hätte noch knapp drei Wochen bis zum Geburtstermin gehabt. „Beruhige dich, Ana. Das Baby lebt und der Tierarzt ist da, ja? Und Leveneza hat es einigermaßen überstanden?“, fragte ich. „Levi ist ziemlich fertig. Aber um ihr Baby mache ich mir mehr Sorgen. Sie steht nicht auf, versucht es nicht einmal. Der Tierarzt sagt, wir sollen sie halten, weil die Stutenmilch in diesen ersten Stunden so wichtig für das Fohlen ist. Aber ich wollte erst dich anrufen.“, berichtete Ana leise. „Alles gut, Ana. Der Tierarzt hat recht. Ihr müsst das Fohlen stützen, damit es Muttermilch bekommt. Levi ist so umgänglich, dass sie euch bestimmt keine Probleme macht. Auch sie will, dass es ihrem Baby gut geht, da bin ich mir sicher.“, versuchte ich die junge Frau zu beruhigen. Es war Ana’s erste Fohlensaison auf einem Gestüt und wenn etwas schief lief war das immer hart. Auch ich musste schlucken. Bisher hatte ich in meiner Laufbahn erst ein Fohlen verloren und das verfolgte mich noch heute. Die Stute damals hatte mir allerdings nicht gehört und an Leveneza hing ich wesentlich mehr. Es wäre furchtbar, wenn ihr Baby es nicht schaffen würde. Eine Träne rollte mir über die Wange. „Kannst du heute Nacht bei dem Kleinen bleiben? Morgen komme ich zurück und dann werden wir alles tun, um das Baby durchzubringen. Aber Ana, bis dahin müsst ihr durchhalten. Brian, Samuel und Donald wissen, was in einem solchen Fall zu tun ist. Das haben wir oft genug durchgesprochen. Gib mir Brian am Besten mal.“, sagte ich mit fester Stimme. Kurz darauf war mein junger Trainer am Apparat. Es wunderte mich nicht, dass all meine Trainingsreiter um diese Unzeit im Stall waren. Sie alle waren mit ganzem Herzblut für die Pferde da. „Natürlich, Sammy. Du hast völlig recht. Wir waren nur so aufgeregt, da haben wir deine Anweisungen einfach vergessen. Aber im Grunde wissen wir ja, was wir tun müssen. Ich verspreche dir, dass ich die Kleine durchbringen werde.“, sagte er. „Die Kleine? Es ist ein Stutfohlen?“, fragte ich heißer. Ich hatte mir für Leveneza irgendwie immer ein Stütchen gewünscht. Eines, das genauso elegant und bezaubernd war, wie die lackschwarze Schönheit selbst. Ich hörte, wie Brian lächelte als er antwortete: „Ja. Eine kleine Fuchsstute mit großen Abzeichen. Sie ist zwar winzig, aber wunderschön.“ Ich schluckte. „Okay, Brian. Dann versuch du bitte die anderen zu beruhigen und kümmere dich gut um das Kleine. Ich bin morgen zurück und dann schaffen wir das schon. Sag vor allem Ana, dass sie sich nicht zu viele Sorgen machen soll. Das hilft dem Baby nichts.“ Mit diesen Worten verabschiedete ich mich und legte auf. Inzwischen war es kurz vor vier, doch an Schlaf war nicht mehr zu denken. Um fünf stand ich für gewöhnlich sowieso auf, dann konnte ich es genauso gut gleich tun. Ich wischte mir die Tränen ab, schwang die Beine aus dem Bett und zog mich an. Da es mitten in der Nacht doch noch ziemlich kalt war, zog ich mir meine Jacke über und lief leise hinüber zu den Koppeln. Auch wenn Blessing mir noch nicht vertraute, ich musste jetzt das weiche Fell und den warmen Atem eines Pferdes spüren. Die Stuten des Makeovers sahen auf, als ich zu dieser unchristlichen Stunde auf der Koppel erschien. Selbst Blessing sah mir von ihrem Platz abseits der anderen entgegen. Ich ging auf das junge Vollblut zu und legte die Hand auf seinen warmen Hals. „Ach Blessing. Eine meiner Stuten hat ein Baby bekommen. Es ist ein kleines Fuchsstütchen, genau wie du. Es hat sogar große Abzeichen, wie du. Aber ich weiß nicht, ob es durchkommen wird. Die anderen sagen, dass es so klein und schwach ist und der Tierarzt hat uns auch nicht viel Hoffnung gemacht. Ich hasse es, mich so hilflos zu fühlen. Am liebsten würde ich sofort nach Hause fahren. Aber im Grunde genommen könnte ich ja doch nichts tun.“, ließ ich meiner Trauer freien Lauf. Blessing hielt ganz still und hatte die Ohren nach hinten in meine Richtung gewandt. Es war das erste Mal, dass sie das tat. Vielleicht brachte mich meine eigene Verzweiflung meinem Makeover Pferd näher. Im Moment genoss ich einfach nur den Augenblick.

      Als ich an diesem Morgen beim Frühstück saß, fragten mich mehrere Teilnehmer, ob es mir gutging. Die letzte Nacht war nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Meine Augen waren rot und geschwollen und ich war ziemlich in Gedanken versunken. Ich erklärte ihnen bereitwillig die Situation und alle waren sehr mitfühlend und bemüht, mir Mut zu machen. Das kleine Fohlen, das ich noch nie gesehen hatte, hatte jetzt schon einen Fanclub. Alle wollten, dass das Stütchen überlebte. Als Nicolaus von der ganzen Sache hörte, fragte er, ob ich nicht heute schon abfahren wollte, doch ich lehnte dankend ab. Blessing und ich hatten heute noch einen wichtigen Schritt zu erledigen und ich war mir sicher, dass das Baby daheim bestens umsorgt wurde. Nach dem Frühstück ging ich zu meiner Fuchsstute hinaus und holte sie von der Koppel. Irgendetwas hatte sich verändert. Blessing beobachtete mich nun immer häufiger, wenn sie dachte, ich würde nicht hinsehen. Mir jedoch fiel die Veränderung durchaus auf und ich fragte mich, ob es mit meiner Traurigkeit heute Nacht zu tun hatte. Ich wollte Blessing heute früh nur ein wenig herumführen und heute Nachmittag dann noch einmal mit ihr auf die Rennbahn gehen. Morgen würden wir dann direkt nach dem Frühstück nach England aufbrechen. Immerhin hatten wir einen weiten Weg vor uns. Ich putzte die junge Stute gründlich und legte ihr Gamaschen an. Sie hatten sich in unserem Training schon einige Male bewährt und ich war heilfroh, dass Blessing’s Beine geschützt waren. Eine Verletzung war nun wirklich das Letzte, was wir brauchten. Nachdem Blessing fertig fürs Training war, band ich sie los und schlug heute einmal den Weg in die andere Richtung ein. Wir gingen vorbei an den Koppeln der Pferde des Makeovers und liefen dann einen kleinen Weg entlang, der laut Collin zu den Weiden der Jungpferde führte. Blessing schlurfte zwar immer noch vor sich hin, sah sich aber immer einmal wieder um. Das hatte sie früher nicht getan und dieser Funke von Interesse verdrängte meine trübselige Stimmung ein wenig. Immerhin machte das Fuchsstütchen Fortschritte. Blessing und ich waren nun jeden Tag gelaufen und hatten unsere Distanz allmählich vergrößert. Heute waren wir das erste Mal über eine Stunde unterwegs und legten zwischendurch auch kleinere Passagen im Trab zurück. Blessing begann im Trab zwar recht schnell zu schwitzen, kühlte im Schritt aber auch immer rascher wieder ab. Für mich ein sicheres Zeichen, dass ihre Kondition besser wurde. Wir liefen an den Koppeln entlang und beobachteten die Jungpferde, die dort herumtollten. Hoffentlich würde Leveneza’s Tochter im nächsten Jahr auch so über die Weiden springen können. Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken an das kleine Stutfohlen zu vertreiben. Als das Gestüt wieder in Sicht kam, war es bereits Mittag. Ich versorgte Blessing liebevoll, wusch sie gründlich ab und brachte sie dann zurück auf die Koppel. Blessing schlurfte sofort an ihren Stammplatz, blickte dann aber zu mir zurück, bevor sie ein paar Halme Gras rupfte. Ich lächelte. Wir machten definitiv Fortschritte, auch wenn sie klein waren.

      ~*~

      An diesem Nachmittag telefonierte ich zuerst mit Ana. Samuel war gerade bei Leveneza und ihrem Baby und Brian hatte sich ein wenig hingelegt, da er die Nacht über und den ganzen Morgen auf die zwei Stuten aufgepasst hatte. Stündlich stellten sie das Babypferdchen auf, damit es ein wenig Muttermilch zu sich nehmen konnte und Leveneza unterstützte sie nach Kräften. Immerhin zog die junge Stute mit. Leider gab es auch immer wieder Stuten, die sich um solch schwächliche Fohlen nicht kümmerten. Ich war heilfroh, dass dies bei Leveneza eindeutig nicht der Fall war. „Jeder liebt die Kleine. Aber bei Kagami’s Fohlen ist es nicht anders. Es ist übrigens tatsächlich ein Roan! Wie toll, dass deine Wunschfarbe bei der Anpaarung herausgekommen ist. Das Kleine ist putzmunter und springt schon in der Box herum. Aber wir alle sind froh, wenn du wieder hier bist. Noch so eine Geburt möchte keiner von uns ohne dich erleben.“, schloss Ana ihren Bericht ein wenig traurig. „Ach Ana, so etwas wollen wir auch nicht noch einmal erleben, wenn ich da bin. Ich hätte das Ganze ja auch nicht verhindern können. Aber die erste Nacht hat das Baby überstanden, das ist schon einmal ein gutes Zeichen. Ich fahre morgen gleich nach dem Frühstück mit Blessing hier los. Vergesst ihr nur bitte über den ganzen Trubel nicht, die Box für unser Makeover-Pferdchen herzurichten. Blessing zeigt endlich ganz langsam Interesse an mir und ihr soll es an nichts fehlen. Ana hörte mir aufmerksam zu und sagte, dass die Box schon vorbereitet sei. „Wir müssen sie morgen nur noch einstreuen und Heu hineinlegen. Alles weitere ist erledigt.“, beteuerte sie mir. Wir verabschiedeten uns und Ana wünschte mir schon einmal eine gute Fahrt, da wir uns vor meiner Abfahrt morgen wohl nicht mehr hören würden. Wenn nichts Schlimmes dazwischen kam. Sofort schalt ich mich in Gedanken selbst. Solch eine negative Denkweise passt eigentlich überhaupt nicht zu mir und ich hatte ganz sicher nicht vor, mir diesen Zug anzueignen. Ich zog mich um, schnappte mir einen Apfel und ging hinüber zur Stutenkoppel. Blessing hob kurz den Kopf, als sie mich sah und ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich hielt ihr den Apfel hin und nach kurzem Zögern nahm sie ihn mir vorsichtig von der Hand. Liebevoll strich ich Blessing über die weiße Stirn und führte mein Pferdchen dann von der Koppel. Wie gewohnt machte ich Blessing in aller Ruhe fertig und führte sie dann den Weg zur Trainingsbahn entlang. Inzwischen war das junge Vollblutpferd schon wesentlich entspannter, wenn wir hier entlang kamen. Vor dem Eingang der Trainingsbahn zögerte Blessing jedoch wieder und es dauerte wieder einige Zeit, bis ich sie auf der Bahn hatte. Anstatt das Training nun jedoch wie am gestrigen Tag zu beenden, führte ich Blessing weiter, um auf die innere Bahn zu gelangen. Wir würden nach unserem ausgiebigen Spaziergang heute Morgen jetzt nicht mehr viel machen, ich wollte lediglich, dass Blessing ein paar Schritte um die Bahn lief, um zu sehen, dass ihr dabei nichts passierte. Ein Zittern lief über den Körper der jungen Stute, doch dann setzte sie sich in Bewegung und folgte mir an der Hecke entlang. Ich ging nur etwa zweihundert Meter mit Blessing, dann drehten wir um und liefen dieselbe Strecke in die andere Richtung. Zum Schluss stellte ich mich mit der Fuchsstute an den äußeren Rand der Bahn und massierte sie ein wenig. Dazu hängte ich mir den Führstrick in die Armbeuge – man konnte ja nie wissen. Nach diesem Etappenerfolg führte ich Blessing wieder zurück zum Hof, befreite sie von ihrer Ausrüstung und bereitete ihr abendliches Mash zu. Dann rieb ich ihr sachte über das weiche, rosarote Maul und führte sie zurück zur Koppel. „Genieß deine letzte Nacht in Schweden, mein Mädchen. Morgen fahren wir nach England, in dein neues Zu Hause!“, sagte ich dann leise zu ihr, bevor ich zum Abschlussabendessen in den Aufenthaltsraum ging. Es war toll gewesen, sich jeden Tag mit den anderen Teilnehmern auszutauschen und das Training mit nur einem einzigen Pferd war pure Erholung für mich gewesen. Dennoch freute ich mich auf die morgige Heimfahrt und darauf, meinen Hof, meine Tiere und meine Angestellten wiederzusehen. Und natürlich freute ich mich ganz besonders auf die beiden neuen Hollybrook-Fohlen!

      ~*~

      Sonntag – 26. April 2020
      Ich fütterte Blessing an unserem letzten Tag wie gewohnt früh am Morgen. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und packte meine Sachen zusammen. Als ich zum gemeinsamen Frühstück aufbrach, war mein Zimmer bereits geputzt und all meine Sachen waren sicher im Auto verstaut. In der Sattelkammer befanden sich nun nur noch Blessing’s Halfter und Führstrick, die Fesselkopfgamaschen für vorne und hinten, sowie die Fleecedecke. Den Transporter hatte ich mit einem Heunetz ausgestattet, damit Blessing auf der langen Fahrt ein wenig Futter hatte. Wir hatten immerhin knapp fünfzehn Stunden Fahrt vor uns. Ich frühstückte, bis ich pappsatt war und packte mir mit Collins Erlaubnis ein Lunchpaket für die Fahrt. Einen Kanister mit Wasser für Blessing hatte ich selbstverständlich auch dabei. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich vergleichsweise schnell von den anderen Teilnehmern. Manche hatten eine noch längere Anreise als ich, andere hatten einen recht kurzen Weg. Dann holte ich Blessing von der Koppel, putzte sie kurz über, kratzte die Hufe aus und legte ihr dann Gamaschen und Decke an, um sie für den Transport vorzubereiten. Ich hatte mich gegen eine Sedierung entschieden, da Blessing bisher immer sehr ruhig gewesen war. Ich öffnete meinen Transporter und führte Blessing zur Rampe. Die Stute zögerte kurz, ging dann jedoch mit gesenktem Kopf die Rampe hinauf. Scheinbar war sie schon des Öfterem im Transporter gefahren. Ob das nun gut oder schlecht war, würde sich noch zeigen. Ich band mein Vollblut-Stütchen fest, versicherte mich, dass es ihr an nichts fehlte und schloss dann sorgfältig die Rampe. Dann verabschiedete ich mich nochmals von den anderen Teilnehmern und auch von den Veranstaltern. Benni versicherte uns allen grinsend, dass wir uns ja bald wieder sehen würden. Ich schmunzelte, stieg in mein Auto und fuhr winkend vom Hof. Dann drehte ich die Musik auf und stellte mich auf die Fahrt ein. Die Fahrt durch Schweden verlief relativ kurz und ereignislos. Schon nach knapp drei Stunden waren wir am Fähranleger von Rodby. Ich war ein wenig besorgt, wie gut Blessing die Überfahrt verkraften würde, zumal wir ja heute gleich zweimal mit der Fähre unterwegs sein würden. Daher hatte ich mich schon bei der Hinfahrt darauf eingestellt, auf dieser Route während der Überfahrt unter Deck bei meinem Pferd zu bleiben. Wir bekamen einen Platz auf der nächsten Fähre und ich steuerte mein Auto samt Hänger vorsichtig auf den uns zugewiesenen Platz. Sobald wir sicher standen, stellte ich den Motor ab, schloss das Auto zu und ging zu meinem jungen Vollblut in den Hänger. Blessing’s Augen wurden groß, als der Motor der Fähre lauter wurde und wir uns langsam in Bewegung setzten. Es war ein großes Schiff und dennoch war der Wellengang deutlich zu spüren. Ich strich meinem Stütchen beruhigend über den Hals und massierte sie ausgiebig, während ich leise vor mich hinsummte. Glücklicherweise dauerte die Überfahrt von Schweden nach Deutschland nicht allzu lange. Von Puttgarden, wo die Fähre anlegte, ging es quer durch den Norden Deutschlands, vorbei an Hamburg, Bremen und Dortmund. Auf den Straßen war nicht viel los und darüber war ich mehr als dankbar. Blessing war auf der Fahrt ziemlich ruhig und schwitzte auch nicht, als wir kurz vor der niederländischen Grenze eine längere Pause einlegten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits acht Stunden unterwegs. Das junge Pferd schlug sich jedoch sehr gut. Ich füllte erneut Blessing’s Wassereimer, entfernte Pferdeäpfel aus der Streu und füllte Heu nach. Außerdem band ich Blessing los und führte sie ein wenig auf dem Parkplatz des Autohofs herum. Ich hatte mich extra nicht für eine Autobahnraststätte entschieden, damit wir ein wenig mehr Ruhe hatten. Nachdem ich Blessing’s Muskeln gelockert hatte, bekam sie ihr Mash, wofür ich extra meinen Wasserkocher eingepackt hatte. „Nur noch knapp sieben Stunden mein Mädchen, dann sind wir endlich zu Hause.“, sagte ich liebevoll zu dem Pferdchen. Ich genehmigte mir einen großen Kaffee und besorgte mir im Drive In ein paar Burger. Dann ging es auch schon weiter. Wir durchfuhren ein Eckchen der Niederlanden und durchquerten anschließend Belgien. Nur noch ein Land lag zwischen uns und meinem geliebten England. Als wir den Fähranleger in Calais, in Frankreich erreichten, war ich ganz schön fertig. Nur noch drei einhalb Stunden, aber eine davon konnte ich mich auf der Fähre ausruhen. Ich holte mir einen weiteren Kaffee und ging schnell zur Toilette, während weitere Autos auf die Fähre fuhren. Wir waren unter den ersten gewesen, daher hatte ich einige Minuten Zeit, bis wir ablegen würden. Anschließend ging ich mit meinem Kaffee, zwei Brötchen und einem Apfel zu Blessing in den Hänger. Ich verfütterte den Apfel an sie und setzte mich auf den Boden. Blessing stand mit gesenktem Kopf da und döste vor sich hin und ein paar Minuten später war ich selbst eingeschlafen. Erst als die durchdringende Ansage über das Parkdeck schallte, dass wir in wenigen Minuten anlegen würden, wachte ich wieder auf. Nach diesem kurzen Schläfchen fühlte ich mich wieder frischer und war bereit für die letzte Etappe unserer Reise. Blessing machte zwar einen sehr müden Eindruck, ansonsten schien es der jungen Stute jedoch gut zu gehen. Ich strich ihr über die samtene Nase und setzte mich dann ans Steuer, um den Verkehr nicht aufzuhalten, sobald wir das Schiff verlassen durften. Nun ging es vorbei an London und Winchester, bis wir bei Southampton schließlich die Schnellstraße verließen. Kurz darauf fuhr ich auf der Landstraße durch den Wald und eine halbe Stunde später kam die Zufahrt zu meinem Gestüt in Sicht. Ich seufzte erleichtert auf. Eigentlich fuhr ich nie so lange Strecken am Stück, doch ich hatte Blessing keine Nacht im Hänger oder einem fremden Stall zumuten wollen. So war die Tortour zumindest schnell vorüber. Mittlerweile war es kurz nach ein Uhr und ich spürte überdeutlich, dass ich schon seit dem Morgengrauen auf den Beinen war. Als ich den Pferdehänger vor den Stall lenkte, kam mir Ana entgegen. Sie öffnete mir die Tür und umarmte mich. „Du siehst ganz schön fertig aus. Aber das ist ja nach dieser Fahrt auch kein Wunder! Blessing’s Box ist bereit, soll ich sie herausführen?“, begrüßte Ana mich. Ich schüttelte den Kopf: „Nein, das mache ich selbst. Sie kennt mich ja jetzt und hier ist alles neu für sie. Aber ich glaube, Blessing ist genauso müde wie ich, deshalb wird es bestimmt keine Probleme geben.“ Ana ließ die Rampe des Hängers herunter und ich trat zu meinem Pferdchen. Blessing blinzelte mich müde an und ich strich ihr liebevoll über den Kopf. „Na komm meine Süße, wir sind daheim. Du warst wirklich klasse!“, lobte ich sie. Dann band ich Blessing los und dirigierte sie vorsichtig die Rampe des Pferdehängers herunter. Das Stütchen blieb stehen und zog mit zitternden Nüstern Luft ein. Ich tätschelte ihren Hals und führte sie vorwärts zum Stutentrakt. Blessing folgte mir anstandslos und reagierte nicht auf das einzelne müde Wiehern, das uns entgegenschallte. Ich führte Blessing in die Box und nahm ihr Gamaschen und die Decke ab. Ihre Krippe war gefüllt, die Box dick eingestreut und die Tränke funktionierte. Blessing war so erschöpft, dass sie sich gar nicht großaratig umsah und ihre Boxennachbarin Elfentanz ließ sie in Ruhe. Elfentanz war kein aufdringliches Pferd, deshalb war es mir so wichtig gewesen, dass Blessing die Box neben ihr bezog. Ich betrachtete das junge Stütchen noch einen Augenblick lang, dann ging ich leise in den Abfohltrakt, um mir die beiden kleinen Fohlen anzusehen. Ich konnte mich vor Müdigkeit zwar kaum noch auf den Beinen halten, aber ich war eben Pferdebesitzerin mit Leib und Seele, da ging das Wohl der Vierbeiner vor. Leise betrat ich den Stall und lief sofort zu meiner Palominostute Kagami. Das schöne Tier döste stehend in seiner Box und in einer Ecke im Stroh entdeckte ich ein kleines, helles Bündel. „Hallo Baby“, flüsterte ich leise. „Begrüßen werde ich dich morgen, heute lasse ich dich schlafen.“ Kagami hatte die Augen geöffnet und kam vorsichtig zur Tür, um mich zu begrüßen und ich strich der Stute die weiße Mähne aus der Stirn. „Das hast du toll gemacht mein Mädchen. Ich werde mir dein Baby morgen genauer ansehen, okay?“, sagte ich liebevoll. Dann ging ich drei Boxen weiter zu Leveneza und ihrem Stutfohlen. Die Rappstute lag im Stroh, ihr winziges Baby direkt neben ihr. Brian döste in einer Ecke der Box. Als Ana die Boxentür öffnen wollte, schüttelte ich den Kopf. Der junge Mann hatte ein paar harte Tage und Nächte hinter sich und konnte jede Minute Schlaf gut gebrauchen. Zudem wollte ich auch Leveneza und ihr Kleines nicht aufwecken, da sie gerade so friedlich schliefen. Die Größe des Pferdebabys machte mir dennoch Angst. Es sah so klein und zerbrechlich aus, wie es da im Stroh neben seiner stattlichen Mutter schlief. Auf Zehenspitzen schlichen Ana und ich zurück in den Stutentrakt und sahen noch einmal nach Blessing. Das junge Vollblut hatte es sich im Stroh gemütlich gemacht und schlief tief und fest. Ich lächelte. Noch nie hatte ich gesehen, dass Blessing sich zum Schlafen hinlegte. Wahrscheinlich war sie die Weidehaltung mit anderen Pferden zusammen einfach nicht gewohnt gewesen. Ich lächelte und verließ den Stall. Dann wünschte ich Ana eine gute Nacht und ließ mich in Klamotten in mein Bett fallen. Das heute war ein wirklich langer Tag gewesen, aber ich freute mich bereits auf den Nächsten.

      ~*~

      Montag – 27. April 2020
      Trotzdem ich nach der kräftezehrenden Fahrt erst spät ins Bett gekommen war, war ich am nächsten Morgen gewohnt früh auf den Beinen. Mein erster Weg führte mich natürlich in den Stutentrakt zu meinen Pferden. Blessing stand am hinteren Ende ihrer Box und sah durch ihr Fenster nach draußen. Ich rief nach ihr und sie wandte sich kurz nach mir um, bevor sie mich ignorierte. „Kleine Schritte.“, dachte ich mir. Immerhin hatte Blessing noch vor einer Woche überhaupt nicht reagiert, wenn sie mich sah. Da ich schonmal hier war, begrüßte ich gleich auch noch HMJ 7785 Elfentanz und ihre Freundin, die Palominostute Hollywood Undead II. Die beiden vernachlässigten Pferde waren inzwischen unzertrennlich. Ich ging die Boxenreihe entlang und knuddelte mit meinem Holsteinermädchen Coeur de Lilith, der Hannoveranerstute Cassidy und meiner alten Dame Wild Lady Roxanne. Anschließend betrat ich den Fohlentrakt und ging schnurstracks zu Leveneza und ihrem Baby. Die schöne Rappstute schwang ihren Kopf über die Boxentür und wieherte mir leise zu, als sie mich kommen sah. Ich ging auf sie zu und nahm ihren Kopf in die Arme. „Hallo, meine Schöne. Alles wird gut, ich passe jetzt auf dein Baby auf.“, tröstete ich sie, während ich die Box betrat. Das Pferdebaby lag zusammengerollt im Stroh und blinzelte mich vertrauensseelig an. Das Pferdekind hatte wesentlich mehr menschlichen Kontakt gehabt, als es Fohlen in ihrem Alter eigentlichen hatten. Brian saß immer noch in der Ecke und beobachtete das Fohlen aufmerksam. „Sie steht immer noch nicht alleine auf, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass sie es schaffen wird.“, sagte er leise und gähnte. „Geh schlafen Brian. Ich mache nur noch meinen Rundgang durch den Stall, dann passe ich auf die beiden auf. Du hast in den letzten Tagen mehr als genug getan.“, sagte ich dankbar. Der junge Mann nickte und stand schwankend auf. „Getrunken hat sie erst vor ein paar Minuten.“, sagte er noch. Ich dagegen kniete mich hin und strich dem Baby über den flaumigen Hals. Es schmiegte sich gegen meine Hand und zerfloss beinahe vor Rührung. Wir mussten dieses Fohlen unbedingt am Leben halten. Nur schwer konnte ich mich von Mutter und Kind losreißen, als ich weiter zu Kagami El Assuad und ihrer Tochter ging. Das kleine Tier war tatsächlich ein Palomino Roan und ich konnte mein Glück kaum fassen, diese seltene Fellfarbe gezüchtet zu haben. Die kleine Stute hatte ebenfalls gerade gefrühstückt und sprang nun ausgelassen in der Box herum. In einigen Tagen würden wir die beiden bereits auf die Koppeln hinaus bringen können. Auch Lamira und Lyna machten einen sehr guten Eindruck. Die eigensinnige Schimmelstute hatte ihre erste Geburt sehr gut überstanden und Lyna war ein richtiges Prinzesschen, das von allen auch genau so behandelt wurde. Ich stattete den restlichen trächtigen Stuten einen Besuch ab. Successful Dream stiefelte immer noch recht energisch auf der Koppel herum, während die anderen eher durch die Gegend wankten, wenn sie sich denn einmal bewegten. Ich lächelte. Es wunderte mich überhaupt nicht, dass mein junges Vollblut noch so agil war. Ana, Samuel und Donald machten gerade die Englischen Vollblutstuten PFS‘ Storm Cat, Bearing Spots, Little Miss Backyard, Success Story xx und Ace of Spades zum Training fertig. Von diesem würde ich mich heute allerdings fernhalten, um die Wache bei Leveneza und ihrem Fohlen zu übernehmen. Die Showpferde Where’s Sleep, Rosewell, My lovely Horror Kid, Saddy, Rainbow, Ehawee und Cuchara tummelten sich bereits auf den Koppeln. Sie wurden momentan weniger trainiert als die Vielseitigkeits- und Rennpferde, aber auch das würde sich in nächster Zeit wieder ändern. Auch die Ranchpferde PFS‘ Devil in Prada, Arriba, Your possible Pasts, The Morticains Daughter und My golden Heart waren zur Zeit nicht in intensiven Training. Meist ritten wir mit ihnen aus oder nahmen sie als Begleitpferde für die Jungtiere, die gerade ins Training kamen. Bevor ich meinen Rundgang nun auf den Koppeln fortsetzte, um meine Feenpferdchen, die Trainingspferde und Fohlen zu besuchen, ging ich erst einmal in den Hengststall, um meine Männer zu begrüßen. Die Vielseitigkeitspferde Cadeau, Fantastic Fly, Incendio, Pride & Prejudice und Levistino machten alle einen hervorragenden Eindruck. Auch bei den Showpferden Roi du Soleil, Shamal, Khamar al Sanaa, Negresco, Ojos Azules, Damon’s Dynamo und Amayyas war alles in bester Ordnung. Amayyas hielt wie üblich alle auf Trab, aber ich liebte meinen Geparden abgöttisch. Die beiden Westernpferde Golden Indian Summer und Dissident Hawk knabberten enttäuscht an meinem Ärmel, als sie entdeckten, dass ich ihnen nichts mitgebracht hatte. „Nehmt’s mir nicht übel meine Süßen, ich bin heute noch ziemlich müde. Morgen bringe ich euch etwas Leckeres, versprochen!“, vertröstete ich die Hengste lachend. Meine kleinsten Ponys waren bereits draußen auf den Koppeln. Der Isländer GE’s Ljósfari kam sofort zum Koppelzaun als er mich entdeckte. Das Islandpony war der geheime Liebling bei allen Gestütsbesuchern und hatte auch einen besonderen Platz in meinem Herzen. Die Minihengste Rumpelstielzchen und Darkwood’s Storm Dancing Feather stolzierten über ihre Weide und Hollybrook’s Cheeky Jot ignorierte mich. Der schöne Schecke war wahrscheinlich beleidigt, weil ich ihn solange alleine gelassen hatte. Cheeky und mich verband eine ganz besondere Beziehung und der Hengst hatte noch immer seinen eigenen Kopf. Mein Neuzugang, das spanische Warmblut Vingador stand momentan noch in einem der abgetrennten Hengstpaddocks, da er sich von einer schwerwiegenden Vernachlässigung erholen musste. Auch PFS‘ Arctic Alinghi, der wunderschöne Junghengst unter den Miniature Pferden stand zur Zeit noch alleine, da nicht sicher war, ob er sich mit den beiden älteren Hengsten verstand. Die Stuten unter den Trainingspferden standen noch im Stall. Unter ihnen waren die wunderhübschen Miniature-Pferdchen PFS‘ Beck’s Little Diva und PFS‘ Glenn’s Cookie. Mit beiden wollte ich demnächst das Training beginnen. Pashmina, Pirate’s Pride und die schöne Stute Galantis standen bereits gut im Training, während Picturesque Diova, Successful Glamour und Painted Crown Jewel ihre gesamte Karriere noch vor sich hatten. Letztere waren erst seit knapp zwei Wochen auf meinem Gestüt und ich konnte mein Glück immer noch kaum fassen, zwei solch vielversprechende Stuten ergattert zu haben. Im Fohlentrakt befanden sich derzeit nur noch die fast ausgewachsene Trakehnerstute Jeune Mariée, die Welsh D Stute PFS‘ Daydream of Money und das Araberstütchen PFS‘ Isis. Ganz zum Schluss stattete ich noch meinen Ponystuten Magical Moment, Thousand Sunny, Naboo, Aimiliani, Fairylike Facility, Isola della Pirateria, Miniature America’s Narnia und Porcelain Doll einen Besuch ab. Dann schaute ich noch einmal bei Blessing vorbei. Ich gab dem schönen Tier sein Frühstück und ließ Blessing dann in Ruhe. Heute Nachmittag durfte sie ein paar Stunden auf ein Stück Koppel, dass ich neben der Stutenkoppel abgetrennt hatte. Ansonsten aber hatte mein Makeover-Pferdchen heute frei. Immerhin war der Tag und überhaupt die ganze letzte Woche ziemlich anstrengend gewesen. Da hatte sich Blessing einen freien Tag redlich verdient. Fortschritte würden wir noch schnell genug machen. Ich dagegen hatte heute einiges zu tun. Erst einmal standen nun ein paar Stunden Wache halten bei Leveneza an und später am Tag wollte ich mir Gedanken über Blessing’s Trainingsplan machen, damit das Stütchen sich bald auf meinem Gestüt zu Hause fühlte. Ich hoffte wirklich sehr, dass ich Blessing weiter aus ihrem Schneckenhaus locken konnte und die Stute bald über die weitläufigen Weiden meines Gestüts toben würde. Den Grundstein hatten wir gelegt, nun hieß es behutsam weitermachen und darauf aufbauen. Ich war zuversichtlich, dass Blessing und ich tolle Partner werden würden.
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  • Album:
    Blitzstarter
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    Sammy
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    2 Mai 2019
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  • PFS' Storm Cat
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    Spitzname: Cat / Kätzchen

    --------------------------------------------------
    ~ Abstammung ~
    Von: One Cool Cat

    V: Conte Biancamano
    M: Nerana
    Aus der: Shades of Gray
    V: Chiccory Ox
    VV: Ehrengold (Solo x Shew O'Gold)
    MV: Black Pearl

    M: Catching Fire
    VM: ?
    MM: ?

    --------------------------------------------------

    Rasse: Englisches Vollblut
    Geschlecht: Stute
    Geburtsdatum: 10. April 2016
    Stockmaß: 170m
    Fellfarbe: Rappschimmel
    Gencode: Ee aa Gg
    Kopfabzeichen: Flocke & Schnippe
    Beinabzeichen: h.r. weißer Fuß

    --------------------------------------------------
    ~ Beschreibung & Charakter ~
    Gezogen aus einer Leihmutter war Storm Cat ein Spezialfall für das Bear Brook EC. So etwas gab es bisher nicht und Crowley hat auch nicht vor es noch einmal zu versuchen. Dennoch war er froh die Möglichkeit zu haben ein Schimmelfohlen mit den hochklassigen Pferden des Pineforest Stables erstehen zu dürfen. Storm Cat wurde wie jedes andere Fohlen aufgezogen und zeigt entgegen Crowleys Märchengeschichten keine außergewöhnlichen Mutationseigenschaften.

    Storm Cat ist der Traum eines jeden Vollblutzüchters. Schöne Farbe, freundlicher Charakter, angenehmes Temperament und super Abstammung. Crowley hat mit diesem Experiment alles richtig gemacht und wird es auch in Zukunft nicht bereuen. Denn die Schimmelstute zeigt sich sehr fleißig und interessiert. Sie lernt gerne und schnell. Ein klassischer Gewinnertyp ohne jegliche Starallüren.
    Storm Cat hat sich nun auf Hollybrook Stud eingelebt und ist viel mit Little Miss Backyard zusammen. Die beiden Stuten werden nun gemeinsam trainiert und auf ihren Stutbuchwettbewerb vorbereitet, um in Zukunft großartige Siege für das Gestüt erringen zu können.

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    Besitzer: Sammy
    Vorbesitzer: sadasha
    Ersteller: Occulta
    Vkr: Occulta

    --------------------------------------------------
    ~ Qualifikationen ~
    Galopprennen:
    S***
    Dressur: A
    Springen: S
    Military: M


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    ~ Schleifen ~
    [SK466] Alle Stuten
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    470. RE | 471. RE | 474. RE | 480. RE | 482. RE
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    548. SPR | 288. SynSPR | 553. SPR | 291. SynSPR
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    399. MIL | 400. MIL | 401. MIL
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    555. DR
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    ~ Sonstiges ~
    Zuchtfähig: Ja
    Nachkommen: ///

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    Hintergrund by Samarti! ♥
    Offizieller HG
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