1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies. Weitere Informationen
Mohikanerin

// Nachtschwärmer [1]

a.d. Nachtigall, v. L'ombre de la Figaro

Tags:
// Nachtschwärmer [1]
Mohikanerin, 28 Jan. 2022
Veija gefällt das.
    • Mohikanerin
      Der Weihnachtsmann naht! | Dezember 2016

      Es ist bereits sehr frisch und eisig geworden in Luggala. Heute stand ein kurzer Stallcheck auf dem Plan, da ich später wohl ein neues Pferd empfangen würde.
      Ich war schon putzmunter als mich der Wecker versuchte aus dem Schlaf zu reißen. Nach einer ruhigen Tasse Kaffee und einem kleinen Frühstück machte ich mich auf den Weg in den 2. Offenstall wo mich Calle Cool und Caplin v. Hoel schon freudig erwarteten. Ich fütterte die beiden Rappen zunächst ihr tägliches Kraftfutter, bevor ich anfing das Stroh neu aufzustreuen, sowie das Heu in den Vorrichtungen zu verteilen. Nun schnappte ich mir die Karre und befreite die Koppel von sämtlichen Pferdeäpfeln. Als die beiden Burschen fertig waren, schnappte ich mir die rumliegenden Putzsachen und putze sie kurz über. Nun ging der Weg zu meinen anderen männlichen, in den Offenstall Nummer 3..lustig, denn der 1. war immer noch frei. Genau wie bei den Friesen, fütterte ich die 4 Burschen und säuberte stall und Koppel. Auch Calour Paint, Alvari, Nachtschwärmer und Descarado freuten sich über die kleine Putzeinheit. Im Offenstall 4. standen meine 3 Stuten, Kabaal, Fraena v. Hulshóf und Mahamadou. Nach kurzem Streitschlichten, da sich die Zicken um ihr Futter beklauten, ging es auch hier wie bei den anderen zur Sache.
      Ich legte eine kurze Mittagspause kam auch schon der heiß erwartete Anruf, das mein Neuzugang mich gleich erwarten würde. Der schöne Rapphengst Thorin, ein Noriker, darf nun das Leben auf Luggala mit meinen anderen 9 Pferden genießen. Ihn erwartet eine abwechslungsreiche Ausbildung, er soll kein Sportpferd werden, aber er darf wohl gefördert werden.

      © Zasa // 1624 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Dezember 2016}
    • Mohikanerin
      Wintereinbruch | November 2017

      Es frostet bereits also bepackte ich mich mit sämtlichen Jacken und marschierte los zu den Ställen. Mein morgendlicher Kaffee hielt mich wenigstens etwas warm.
      Im ersten Offenstall begrüßte ich Thorin und All Pride. Die zwei Hengste mit großem Größenunterschied verstanden sich prächtig.
      ch mistete etwas, streute ein und gab den Burschen Heu und Kraftfutter. Genau so machte ich es auch im zweiten Offenstall bei Calle Cool, Caplin van Hoel und Appolinaris. Im dritten Offenstall begrüßte ich die letzte Gruppe von Hengsten. Hier wohnen Colour Paint, Nachtschwärmer und Alvari. Die bunte aber ruhige Mischung klappte auch hier super. Auch die drei mistete und fütterte ich. Die Stuten stehen alle zusammen im vierten Offenstall. Kabaal, Fraena, Mahamadou, Glamour's Rubina, Happy Steffi und Shari wohnen hier. Im Stutenstall gab es immer mehr zutun, mehr zu misten, mehr zu füttern, weshalb es bereits kurz vor 12 war, als ich alles geschafft hatte. In den nächsten Tagen stand wieder etwas Training auf dem Plan.

      © Zasa // 1014 Zeichen
      zeitliche Einordnung {November 2017}
    • Mohikanerin
      Frühling auf Luggala | März 2018

      Mittlerweile kehrte endlich der Frühling in Luggala wieder ein. Die Sonne blinzelte bereits, als ich meine Augen langsam öffnete. Etwas verschlafen kroch ich aus meinem Bett und stolperte in die Küche hinunter. Ich wollte heute schnell die Pferde versorgen, ehe ich die Planungen für die kommende Zeit starten werde.
      Viel hat sich hier getan, und endlich werden die Pferde wieder mehr im Mittelpunkt stehen können.
      Nach einem kleinen Frühstück mit Denkpause, startete ich in den Offenstall 1 zu Thorin und dem kleinen All Pride. Da beide gut im Futter standen und aktuell nicht viel arbeiten, bekamen sie nur ihre Ration Heu und ein paar Möhren, nachdem ich den Offenstall abäppelte und neu einstreute.
      Die Ställe waren noch abgesteckt, da es die letzten Wochen so extrem matschig war, jedoch durften sie ab heute wieder die kompletten Ausläufe betreten.
      Im nächsten Offenstall standen Calle Cool, Caplin v. Hoel und Apollinaris. hier fütterte ich noch zusätzlich ein wenig Hafer bei. Auch sie mistete ich und steckte den Bereich wieder zurück. Nur noch zwei Gruppen an Pferden mussten versorgt werden, bevor es mit dem Auto in die Stadt ging.
      Colour Paint, Nachtschwärmer und Alvari waren nach schnellen zehn Minuten glücklich und auch im letzten Stall beeilte ich mich voran zu kommen.
      Hier brauchte ich allerdings am längsten, denn Kabaal, die kleine Fraena v. Hulshof, Mahamadou, Glamour's Rubina, Happy Steffi und Shari brauchten ein wenig mehr Aufmerksamkeit.
      Nun mussten ein paar Besorgungen gemacht werden, Papiere weg geschickt und noch nötige Dinge eingekauft werden.

      © Zasa // 1577 Zeichen
      zeitliche Einordnung {März 2018}
    • Mohikanerin
      Es wird wieder kälter | September 2018

      *brrr* Trotz Sonne wurde dieser Tag mit klappernden Zähnen begonnen. Keine 10 Grad waren es die Nacht gewesen, sodass ich meinen Kaffee schnell schlürfte um mich ein wenig aufzuwärmen und Motivation zu schöpfen. Nun machte ich das Kind fertig, ja es gab Nachwuchs in Luggala. Die kleine, Nora, hatte einen guten Tag, sodass ich sie ohne Bedenken in die Obhut von einer Freundin geben konnte. Sie kam täglich, damit ich wenigstens ein wenig für meine Pferde da sein konnte..außerdem hatte sie meine Pferde während meiner Schwangerschaft geritten. Im ersten Offenstall begrüßten mich lautstark Thorin und All Pride. Die beiden Jung warteten auf ihren Hafersnack. Nach dem Füttern, mistete ich schnell ab und streute neues Stroh über. Ich kontrollierte auch die Tränke ehe es in den nächsten Offenstall zu Caplin v. Hoel, Calle Cool und Appolinaris ging. Die drei Barocken Hengste genossen ein paar Streicheleinheiten. Auch hier mistete ich und gab den Burschen noch frisches Heu. Da alle derzeit pausierten, gibt es immer nur am Abend Kraftfutter. Nun warteten Colour Paint, Nachtschwärmer, und Alvari auf ihr Frühstück. Das selbe Spiel, jedoch putzte ich Cloud schnell über um ihn später schneller fertig machen zu können. Die Stuten Kabaal, Fraena v. Hulshof, Mahamadou, Glamours Rubina, Happi Steffi und Shari. Hier dauerte es am längsten, ehe alle an ihrem Platz waren und gemächlich fraßen. Nur klein Fräni holte sich noch ein paar extra Möhren bei mir ab, indem sie mächtig nervte. Nach dem misten rief auch schon meine Freundin an. Das Kind rufte.

      © Zasa // 1552 Zeichen
      zeitliche Einordnung {September 2018}
    • Mohikanerin
      K(ein) Ranchpferd für Caleb | Oktober 2018

      Caleb
      Es war zwar einige Zeit vergangen, dass Bellamy mir den Auftrag gegeben hatte, mir neue Mitarbeiter anzuschauen, doch so richtig hatte mir keiner zugesagt. Es waren einige Cowboys und Pfleger gekommen, doch ich hatte bei Bellamy den Wunsch nach einem richtigen Cowboy geäußert und nicht nach einem weiteren Anfänger oder Stallburschen.
      Ich hatte mir zudem schon eine Weile Gedanken darüber gemacht, doch dann war ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich wieder mit dem Roping anfangen wollte. Vielleicht wollte ich auch wieder ganz ins Rodeo einsteigen, mal schauen. Setzte ich meinen Standard also bei dem oder den neuen Mitarbeitern zu hoch, weil ich mir einen Partner dafür wünschte? Team Roping war so viel toller, als diese Disziplin einzeln zu machen… und Louis würde ich wohl kaum überredet bekommen, nochmal mitzumachen.
      Doch dafür brauchte ich noch ein neues Pferd. Da hatte ich mich auch schon auf die Suche gemacht. Es wurden so viele Pferde angeboten. So viele gute Tiere, die ich mir allerdings mit meinem kargen Gehalt hier nicht leisten konnte. Ein Pferd hatte es mir jedoch angetan, obwohl ich mit diesem diese Diziplin nie laufen können würde. Nachdem ich ja nun Chocolate Dream als Einziger reiten konnte, irgendwie hatte er etwas gegen andere Menschen, besaß ich ja schon mehr oder weniger ein nicht-Westernpferd. Was machte da schon ein zweites? Wenn der Haflinger gut würde, dann hätte ich alles richtig gemacht. Im Geiste verfluchte ich Verena nochmals für ihre dummen Aussagen, dass auch andere Rassen gute Westernpferde sein könnten. Wäre sie und Choco nicht gewesen, käme ich auch nie auf die Idee, mir einen Haflinger zu kaufen, oder ihn zumindest einmal anschauen zu fahren.
      Ich ritt gerade Choco ab, ehe ich mit ihm in Richtung Stall ging. Dort traf ich auf Ylvi, die Inyan absattelte. “Hey, hast du Lust mit nach Irland, Luggala zu kommen und ein Pferd für mich anzuschauen?”, fragte ich sie geraderaus und hielt meinen Hengst an, um abzusteigen und auf ihre Antwort zu warten. “Hast du nicht schon genug Pferde?”, fragte sie mich, doch ich schüttelte nur den Kopf. “Ich besitze Smart Lil Vulture und mehr oder weniger Chocolate Dream. Das wars, mehr habe ich nicht.”, lachte ich und ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. “Was?”, fragte ich in einem leicht genervten Ton. “Dann habe ja sogar ich mehr Pferde als du.” “Jaja…”, murrte ich nur zurück. “Ich besitze die halbe Ranch und leite fast alles. Wenn man es so sieht, bin ich Ranchbesitzer.”, antwortete ich ihr doch sie zuckte nur mit den Schultern. “Auf dem Papier bist du es aber nicht.” Sie wusste genau, wie sie mich zur Weißglut bringen konnte. “Kommst du nun mit oder nicht?”, fragte ich sie noch einmal und hievte den Sattel von Choco runter, um ihn in die Sattelkammer zu bringen. “Ja okay. Wann geht es los?” “Morgen früh 9:00 Uhr fahren wir zum Flughafen. Bis dahin musst du deine Pferde alle versorgt haben.”, sagte ich zu ihr und machte dann relativ schweigend mein Pferd fertig.

      Ylvi
      Spontanität war Calebs Stichwort. Schon wieder eine Einladung zu einem Kurztrip verdammt kurzfristig. Natürlich hätte ich nein sagen können, aber Reisen machte mir nunmal Spaß. Ich huschte also hinein, zog mich um, stöpselte die Kameraakkus an den Strom und machte mich anschließend an den Paddocktrail meiner vier Schecken. Dieses Mal nahm ich mir jedoch vor Bellamy um Spontanurlaub zu bitten. Das Misten meiner Bande funktionierte eigentlich mittlerweile einwandfrei - ich hatte ein Areal eingerichtet das als Toilette diente. Wochenlang hatte ich dort einige Haufen liegen gelassen. Den Rest des Trails penibel frei gehalten. Jetzt hatte ich sie soweit das zumindest Inyan und auch Ravn nur die Toilette benutzen, auch Gweny schien das System zu nutzen. Mochte vielleicht an ihr Leben vorher in der Box liegen - an einem Ort ihr Geschäft erledigen war ihr daher nicht fremd. Nur Fylgia schien sich noch nicht allzu sehr daran gewöhnt zu haben. Ich strich Inyan über den gefleckten Kopf, küsste Ravns Nase der sich dazwischen schob. Gweny erhielt ihre extra Portion Futter. Ich hatte Louis geschrieben das wir für ein paar Tage weg sein würden, ihn gebeten ein Auge auf die anderen drei zu haben. Gweny würde er trainieren, Sunka und Zinkala-win würde er ebenfalls mitbringen.

      Nach meiner Arbeit erkundigte ich mich bei Murphy, der mir entgegen kam wo Bellamy zu finden sei. “Im Büro, über den Rechnungen.” sagte er grinsend. Oh weh, Bellamys Lieblingsbeschäftigung. Seitdem O nicht mehr auf der Ranch war, blieb diese Aufgabe an ihm hängen. Ich klopfte an die Tür seines Büros, ein knurrendes “Ja” erscholl. Seine Züge hellten sich jedoch auf als er mich durch die Tür kommen sah. “Ylvi. Die neuen Bilder für die Vollblüter sind wundervoll geworden.” “Dankeschön. Aber das gehört ja mit zum Job. Eigentlich bin ich aber hier um meinen Spontanurlaub bei dir anzumelden...besser als einfach wieder zu verschwinden.” ich setzte mich auf den Stuhl vor Bellamys Schreibtisch. So ganz konnte er seinen Unmut nicht verbergen. “Vor einer halben Stunde hat mich Caleb schon aufgesucht. Lass mich raten, du begleitest ihn auf der Reise nach Irland?” Er schien meine Antwort nicht abwarten zu wollen. “Natürlich...was frag ich eigentlich.” Ich lächelte nur. “Sei einfach vorsichtig mit ihm.” seufzte Bellamy. “Wieso seit ihr eigentlich alle der Meinung ich könne nicht selbst auf mich acht geben?” es sollte belustigt klingen, leichter Zorn schwang allerdings darin mit. Bellamy zuckte die Schultern, lehnte sich nach vorn und sah mir in die Augen. “Tut mir Leid, ich kenn ihn einfach schon eine ganze Weile.” “Bisher war er da, wenn seine Hilfe benötigt wurde. Er mag schwierig sein, aber Bellamy, es muss einen Grund haben wieso er dein Vorarbeiter ist.” damit erhob ich mich und ging hinaus. Ich konnte sehr gut auf mich acht geben.

      Caleb
      Den restlichen Tag und auch den restlichen Abend bis in die Nacht hinein verbrachte ich mit Vorbereitungen, Pferdetraining und… Bier trinken. Irgendwie war es mir heute danach, mich mit ein oder zwei… oder drei… Bier vor den Fernseher zu setzen und die Füße auf den Tisch zu legen. Ylvi hatte ich bis jetzt nicht mehr gesehen. Keine Ahnung wo sie abgeblieben war, doch irgendwie stand mir der Sinn heute nicht mehr nach ihr.
      Am frühen Nachmittag war ich bei Bellamy gewesen und hatte ihm Rede und Antwort stehen müssen, wo wir denn jetzt schon wieder hinfahren würden und was wir nun wieder trieben. Dass ich mir einen Haflinger zulegte, da traf ich bei ihm auch nicht so richtig auf offene Ohren. Irgendwann war mir dann der Kragen geplatzt. “Wenn dir hier nichts passt dann geh doch wieder.”, hatte Bellamy mir an den Kopf geworfen. “Wenn dir das alles zu viel ist, warum hast du die Pferde dann überhaupt übernommen und dir was neues aufgebaut?!”, hatte ich ihn angekeift. Wir hatten uns eine lange Zeit schweigend angesehen. “Weil ich verdammt nochmal dachte, dass du auch tot seist, du Dummkopf!”, hatte Bell die Stille gebrochen und mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Seine schön sortierten, und auf Stapel aufgeteilten Blätter waren durcheinander geflogen, doch das hatte ihn nicht gestört. Stattdessen war er sogar aufgestanden und hatte sich mit beiden Fäusten auf dem Tisch abgestützt. “Ich dachte die ganze verdammte Ranch sei in die Luft geflogen! O und ich waren unterwegs gewesen, als das passiert ist… und wir waren Verena etwas schuldig.” “Und nun? Soll ich Mitgefühl mit dir haben? Meinst du ich hatte es leicht? Mit den Schuldgefühlen und meinem verbrannten Gesicht? Wäre Louis nicht gewesen, würde es mich bestimmt nicht mehr geben!”, hatte ich zurück geschrien. Wir beide hatten mittlerweile die Stimme deutlich gehoben und waren ziemlich in Fahrt.. “Und außerdem war Verena mehr Familie, als du es je für mich sein kannst!”, ging es weiter. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis wir uns alle Anschuldigungen und Beleidigungen an den Kopf geworfen hatten, und wir uns wieder etwas beruhigt hatten. “Du bist ein Idiot, Caleb. Und trotzdem lege ich dir meine Welt zu Füßen, da ich es auch dir schuldig bin.”, hatte Bellamy zu mir gesagt und das Thema war gegessen. “Ich bin es dir einfach schuldig.”, hatte er nochmals wiederholt und mich nun aus freundlichen und mitfühlenden Augen angesehen. “Unser gemeinsamer Weg war weiß Gott nicht einfach und wir haben Verena, Svejn und die Anderen alle verloren, nicht nur du alleine. Wir alle müssen mit dem Verlust klar kommen. Und wenn es dir hilft mich anzuschreien, gut. Schrei mich an. Solange es dir danach besser geht.”, hatte er zu mir gesagt. Der einzige versöhnliche Satz seit einer ganzen Weile. Nun war es wieder fast Oktober, zwei Jahre sind seit dem Unfall vergangen und dieses Jahr schien noch schlimmer zu werden als letztes Jahr. Denn im letzten Jahr war alles noch so frisch gewesen. Nun fing man an zu vergessen- und das machte uns allen zu schaffen.
      Gerade hatte ich mein viertes Bier geleert, da tauchte Ylvi doch noch auf, setzte sich neben mich und schaute fragend zu mir rüber. “Harter Tag, hm?” “Harter Tag.”, antwortete ich und hielt ihr ein Bier hin.

      Ylvi
      Ich hatte von seinem Streit mit Bellamy erfahren kurz nachdem ich das Büro verlassen hatte. Welchem genauen Wortlaut der Streit entsprochen hatte wollte ich gar nicht so genau wissen. Murphy hatte ich nur davon sprechen hören. Ich roch deutlich das Bier an ihm, sah die drei leeren Flaschen auf dem Tisch. Ich ließ mich einfach nach hinten auf die Couch fallen, griff dabei nach dem Bier das er mir hin hielt. Es bedurfte keiner Worte. Wozu auch. Ich sah auf das Bier, lächelte. Vor einigen Wochen hatte ich einen Hilferuf nach deutschem Bier zu meinem Vater geschickt. Dieser hatte mir einige Flaschen zugesendet, außerdem hatte ich einen Lieferanten ausfindig gemacht der uns nun mit einigen Kisten belieferte. Darunter schwarzer Abt und Gessner. Gerade Gessner schien es Caleb angetan zu haben denn ich hielt es gerade in der Hand, die leeren Flaschen entstammten ebenfalls dieser Sorte. Ich nahm einen tiefen Schluck. Ich hatte Durst, sollte ihn wohl eher mit Wasser stillen, doch war ich deutlich zu faul, um wieder aufzustehen. Zur Abwechslung lief tatsächlich mal der TV, der setzte bei uns sonst eher nur Staub an. Richtig fesselnd war die Sendung die lief allerdings nicht. Daher verzog ich mich doch kurz in die Küche, machte ein paar Sandwiches, füllte Wasser in eine Karaffe, Snacks, ein Buch und stellte auch ein paar neue Biere auf das Tablett. Eine gute Viertelstunde später betrat ich das Wohnzimmer wieder. Calebs Blick hob sich, ein kurzes Zucken seiner Lippen verriet mir seine Freude. Ich stellte meine Last ab, schnappte mir das Buch, ein Sandwich und kringelte mich in der Ecke der Couch zusammen um zu lesen. Auch Caleb nahm sich ein neues Bier, ein Sandwich. “Dankeschön.” In der nächsten Stunde las ich, während er der Sendung lauschte ohne ihr wirklich zu folgen. Ich war einfach nur da.. er sollte wissen, das bei was auch immer, ich für ihn da war. In den wenigen Monaten war er mir als Freund wichtig geworden.

      Caleb
      Den restlichen Abend über verlor niemand von uns viele Worte, womit ich durchaus zufrieden war. Ich weiß nicht wie lange ich noch in den Fernseher geschaut hatte und eine Sendung über Auktionshäuser gesehen hatte. Ylvi hatte mir irgendwann statt einem neuen Bier Wasserflaschen gereicht, die ich zunächst murrend, dann aber dankend annahm. Ich musste um fünf aufstehen und um neun mussten wir zum Flughafen fahren. Meine Sachen waren noch nicht gepackt und ich hatte morgens noch eine Menge Arbeit vor mir. Ich leerte glaube ich eine Wasserflasche und eine halbe und schien dann irgendwie eingenickt zu sein, denn als ich aufwachte, lag auch Ylvi noch immer irgendwie zusammengerollt auf der Couch. Sie hatte das Buch auf den Boden fallen lassen und der Fernseher quasselte noch immer vor sich hin. Ich schaute auf mein Handy auf dem Tisch. 4:30 Uhr. Es lohnte sich nicht mehr für eine halbe Stunde wieder auf der Couch einzuschlafen. Und nach oben in mein Bett brauchte ich auch nicht mehr zu gehen, weshalb ich leise aufstand und meine Beine mich wie von selbst in die Küche trugen, wo ich eine Aspirin mit einem Glas Wasser trank. Dämlicher Alkohol. Keine Ahnung wie viele Flaschen Bier es letztendlich geworden waren, ich hatte eben im Wohnzimmer nicht nachgeschaut.
      Ich ging hoch in mein Zimmer, packte schnell eine Tasche und holte diese dann mit runter in den Flur. Dort zog ich meinen Hut und meine Stiefel an und verschwand nach draußen. Pferde misten, Pferde füttern und Pferde auf die Koppeln oder die Paddocks bringen. Ich hatte Murphy und Laurence damit beauftragt, meine Pferde die nächsten Tage mit zu machen und alles andere, was ich sonst erledigte, auf einen Zettel zu schreiben und liegen zu lassen. Vorausgesetzt es war nicht so wichtig. Ich verabschiedete mich noch von meinem Hengst und ging dann wieder nach drinnen, wo ich mich duschte, umzog und dann unten in der Küche anfing das Frühstück zu machen. Ylvi war noch draußen unterwegs, weshalb ich heute ausnahmsweise einmal etwas mehr zu essen machte als Brot mit etwas essbarem drauf. Stattdessen machte ich eine Pfanne Eier und Speck und stopfte den Toast in den Toaster, damit er etwas knackiger wurde. Gerade als alles auf dem Tisch stand hörte ich es oben poltern. Das konnte ja wohl nur Ylvi sein, dachte ich und setzte mich grinsend auf den Stuhl, hob meine Tasse Kaffee zum Mund und nahm einen großen Schluck.

      Ylvi
      Gegen 6 Uhr erwachte ich mit Nackenschmerzen und kribbelnden Beinen. Blöde Position zum Schlafen. Trotzdem hatte ich mich aufgerafft, dem Quartett ihre Heunetze hingegangen, Wasser kontrolliert und nochmal schnell abgeäppelt. Da ich noch packen musste es bereits auf 8 Uhr zuging machte ich mich wieder auf den Weg ins Haus. Dort begrüßte mich der Geruch nach Speck… und Eiern. Caleb sah ich durch den Spalt der Küchentür am Herd stehen. Ich huschte hinauf. Etwas ratlos stand ich da, griff nach dem Wanderrucksack, stopfte warme Klamotten hinein - es wurde immerhin langsam Herbst, zumindest an unserem Reiseziel. Wanderschuhe zog ich ohnehin an. Nach der Arbeit gönnte ich mir eine fixe Dusche, ließ dabei allerdings die Haare aus.
      Auf dem obersten Treppenabsatz verlor dann mein Gleichgewicht, griff nach dem Geländer ließ den Rucksack fallen der sich polternd seinen Weg die Treppe runter suchte. Ich versuchte mich zu fangen, fiel. jedoch zumindest zwei Treppenstufen rutschend auf den Po. Zusätzlich zum Nacken, ging mir ein Schmerz durch mein Steißbein. Ich sog die Luft ein. Guter Start in den Morgen. Definitiv. Am rauhen Teppich auf der Treppe hatte ich mir den Hacken leicht aufgeschürft. Tollpatsch. Ich rappelte mich auf,sammelte den Rucksack ein und stellte ihn in den Flur. Dort befand sich bereits Calebs Tasche. Wir reisten beide offensichtlich mit kleinem Gepäck. Dann hinkte ich langsam in die Küche. Es war schön wenn der Schmerz nachließ. Caleb trank gerade an seinem Kaffee, stellte den Pott ab. “Schon wieder die Treppe? “ die Belustigung triefte aus jeder Pore. “Ich sags dir, irgendwas hat die gegen mich! “ Ich sah auf die zwei Dreiecke aus Toast und den Haufen Eier mit Speck - letzteres schien irgendwie zu unserem Standardfrühstück mutiert zu sein. Auch vor mir stand ein Pott Kaffee, sowie Zucker. Caleb schmierte sich gerade Butter auf das Toast. “Wie hast du damals nur die Alpen überquert?“ “Ganz einfach, ich bin Treppen aus dem Weg gegangen.” frohlockte ich, schnappte mir die Butter und strich sie auf das noch warme Toast. Wir beeilten uns mit dem Frühstück, wuschen gemeinsam ab. Anschließend schauten wir ob alle Geräte im Haus aus waren, dann erst ging es in Richtung von Calebs Wagen. “Ist der Stall in Luggala eigentlich auch eine Ranch?”

      Caleb
      Auf dem Weg nach draußen hatte ich beide Taschen vom Boden aufgehoben. Ylvis Protest, dass sie die schon alleine tragen konnte, winkte ich einfach ab und legte das Gepäck auf die Ladefläche des Pick Ups. “Ich bezeichne eigentlich fast immer nur Höfe in und um Amerika als Ranch, deshalb keine Ahnung. Ich war selbst noch nie da, wir sehen die Anlage also heute Beide zum ersten Mal.”, beantwortete ich ihre Frage. An der Autotür tat ich so, als würde ich sie ihr öffnen, drehte mich jedoch dann galant weg und bekam prompt einen Schlag auf den Arm. “Ey, aua.”, sagte ich lachend und stieg dann selbst in mein Auto ein. Ich startete den Motor und fuhr in Richtung Straße. Wir wanken Bellamy noch kurz, als er rauskam und ebenfalls seinen Arm hob, ehe wir auch schon unterwegs in die Stadt waren. Die Fahrt verlief relativ ruhig. Ylvi fragte mich zwar, was wir uns für ein Pferd anschauen würden, doch eine genaue Antwort bekam sie nicht. “Einen hellen Fuchshengst mit guter Abstammung. Nicht unbedingt Reining gezogen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Linie ist körperlich dafür auf jeden Fall geeignet.”, hatte ich ihr gesagt.
      Am Flughafen angekommen parkte ich den Wagen, wir checkten ein, warteten kurz und flogen dann nach Irland. Genauer gesagt nach Dublin. Verena hatte auch eine kurze Zeit in Irland gewohnt, doch von dieser Zeit wusste ich so gut wie nichts. Sie hatte scheinbar schon fast überall auf der Welt gewohnt. Sie und ihre Pferde.
      Während des Fluges schliefen wir fast die ganze Zeit, wir hatten beide noch einiges nachzuholen. Froh waren wir dennoch, als der Flug zu Ende war, wir unser Handgepäck sofort mitholen konnten und nicht auf lästige Koffer warten mussten. Wir hielten uns ein Taxi an, stiegen ein und fuhren dann los zu den Ställen von Luggala und zu Nachtschwärmer, meinem hoffentlich bald neuen Pferd.

      Ylvi
      Halb geblendet von dem ganzen Grün brachte uns das Taxi raus aus Dublin weiter aufs Land. Die Vegetation war hier um so vieles anders als in meiner momentanen Heimat. Ich spürte einen kleinen Anflug von Wehmut in mir aufsteigen. Auch eine wunderschöne Gegend hier! Aber hier wohnen wollte ich auch nicht. Mein Herz hatte ich mittlerweile an die Ranch und ihre Umgebung verloren. Vielleicht sollte ich trotzdem mal wieder bei meiner Familie vorbei schauen? “Ich bin gespannt auf den Fuchs. Nach welchen Kriterien du ein Pferd aussuchst.” Caleb saß neben mir blieb mir die Antwort schuldig, lächelte jedoch versonnen. Das glich in etwa einem “das wirst du schon noch sehen”. Ein tiefes Gähnen kam mir über die Lippen, also lehnte ich mich zurück und legte die Stirn an die kühle Scheibe. Wir würden zu den Wicklow Mountains eine gute Stunde brauchen. Irgendwie hatte ich entweder mit dem Jetlag zu tun, oder einfach nur so Kopfschmerzen. Daher genoss ich die kalte Scheibe auf meiner Haut. Ich zog die Weste enger zusammen. Ich holte mir doch nicht etwa eine Erkältung? Allerdings fühlte ich mich generell schlapp. Als das Taxi wegen einer Herde Schafe anhalten musste, versank ich bereits in den Schlaf, bekam kaum mit als wir weiter fuhren.


      Caleb
      Auch ich schaute mir die Gegend immer mal wieder an, unterhielt mich aber sehr viel mit dem Taxifahrer. Wo wir herkamen, wo wir hin wollten und was wir dort taten. Als ich ihm erklärte, dass wir oder zumindest ich ein richtiger Cowboy sei und ich hier ein neues Pferd für mich suchen würde, fing er an zu lachen und fragte, ob es von Cowboypferden in Amerika denn nicht genug geben würde. Da Ylvi fest zu schlafen schien, erzählte ich ihm ein wenig von Verena und ihren verrückten Plänen, und dass ich einen Achal Tekkiner erfolgreich in der Reining showte und dass ich mir jetzt einen Haflinger anschauen wollte, mit dem ich das Gleiche vorhatte. “Haflinger sind im Amiland nicht so vertreten, oder?”, fragte er mich und bog auf eine andere Straße ab. “Mir sind noch nicht viele unter die Augen gekommen. Criollos zum Beispiel ja, aber Haflinger gibt es auch eher in Europa, glaube ich.”, antwortete ich ihm und er nickte. “Wohl war.”, antwortete er mir und bog dann auf unsere Zielstraße ab. Dort hielt er an und gab mir etwas Zeit, Ylvi zu wecken. “Ylvi, aufstehen. Wir sind auf Luggala.”

      Ylvi
      Ich schien wirklich fest weg genickt zu sein, meinem ohnehin steifen Nacken hatte diese Position nicht unbedingt gut getan. Außerdem tat mein Kinn weh vom Liegen am harten Plastik. Ich blinzelte, unterdrückte nur knapp ein Murren und drehte meinen Kopf leicht in Richtung Caleb. Der hatte sich vom Gurt befreit näher zu mir gerückt und strich mir über die Wange. Als ich ihn anblinzelte klopfte er sanft darauf, lächelte. “Wir sind da.”
      Etwas mühsam kam ich aus dem Wagen, hielt mich kurz an der Tür fest. So ganz sicher war ich irgendwie nicht auf den Beinen. Blöder Jetlag. Mir tanzten schwarze Motten vor den Augen - zu schnell aufgestanden. Dann sah ich mich um, die Natur raubte mir beinahe den Atem. Eine gute Mischung aus traditionell und restaurierten Hof, hübsche Weidezäune und darauf Pferde die wenig Interessiert an uns schienen. Deshalb liebte ich es zu Reisen! Ich musste später unbedingt noch ein paar Bilder mit der Kamera machen, bevor wir wieder nach Hause mussten. Luggala schien keine direkte Zucht zu haben, denn die Pferde auf der Weide entsprachen verschiedenen Rassen, aller Größen. Mich beschlich langsam der Verdacht das Celeb hier vielleicht gar kein Ranchpferd kaufen würde. Ich schwieg darüber jedoch still. Wir verabschiedeten uns vom Taxifahrer, dann ging es die Auffahrt des Stalles hinauf. Mit seinen Stiefeln, dem Huf passte er in etwa so gut hier her wie Crocodile Dundee nach New York. Fehlte eigentlich nur die Machette oder der Revolver am Gürtel. Dabei dachte ich an meinen Leatherman, der sicher verwahrt zwischen meinen Brüsten am BH angebracht war. Ich fühlte mich sonst nackt ohne ihn, irgendwie. Während des Fluges war er in meinem Rucksack gewesen.

      Caleb
      Ich hatte mich natürlich sofort auf den Koppeln umgesehen, nachdem ich dem Taxifahrer sein Geld gegeben und mich für die nette Unterhaltung bedankt hatte. Bei der Ansprache mit der Unterhaltung hatte Ylvi fragend zu mir rüber geschaut, doch ich hatte nur zurück gegrinst und mit den Schultern gezuckt. “Du hast geschlafen.”
      Als wir mit dem Gepäck weiter gingen fiel mir auf, dass Ylvi nicht wirklich fit war. Ich bot an, ihre Tasche zu tragen, doch sie winkte ab und meinte, dass sie das wohl noch gerade so selbst schaffte. Als wir fast beim Haus angekommen waren, schaute ich nach links auf eine Koppel mit zwei schwarzen Pferden, das eine mit Sicherheit ein Friese, einem großen, wolligen Etwas, einem Pferd, dass von der Statur her Choco sehr nahe kam und einem Haflinger. “Da steht er.”, sagte ich zu Ylvi und zeigte auf die Koppel mit der bunt gemischten Truppe. “Da?”, fragte sie ungläubig und hielt sich den Arm vors Gesicht, um besser gegen die Sonne sehen zu können. Von weitem sah Nachtschwärmer noch ein bisschen wie ein Quarter aus, doch später würde man den Haflinger erkennen. “Welches?”, fragte Ylvi nochmals interessiert, doch ich schüttelte nur den Kopf. “Lass dich überraschen.”, antwortete ich ihr und ging in Richtung Haupthaus, wo uns bestimmt Zasa empfangen und erst einmal reinbitten würde.

      Ylvi
      Ich spähte hinüber zu den Pferden, ein Fuchs..oder eher Palomino(?) stand am hinteren Rand einer Koppel. Mein starren in diese Richtung ließ mich fast verpassen das Caleb Richtung Haupthaus ging. Ich zog die Schnüre des Wanderrucksacks enger um meine Schultern.
      Eine Frau die etwa in meinem Alter sein musste öffnete uns die Tür, der Grund für die Verkleinerung ihres Bestandes trug sie auf dem Arm. Ein Baby, kaum älter als drei Monate ruhte in einem Tuch um ihren Oberkörper, ihr anderer Arm stützte das ganze Gebilde. Sie stellte sich als Zasa vor, bat uns herein. Bei den folgenden Gesprächen um die Abstammung des Hengstes, des Trainings und der zukünftigen Unterbringung hörte ich kaum richtig zu. Besah mir die Einrichtung, versuchte meine Müdigkeit zu verbergen. Literally könnte ich auf dem Tisch direkt einschlafen.
      Keine Ahnung wann, aber irgendwann hatte Zasa das Kind an den Vater abgegeben, anschließend führte sie uns auf die Koppeln damit Caleb sich den Hengst aus nächster Nähe anschauen konnte. Mit jedem Meter den wir näher kamen sah ich den Hengst genauer. Ich war mit diesen Pferden aufgewachsen, hatte auf ihrem Rücken das Reiten erlernt. Ich blieb stehen, grinste deutete auf Nachtschwärmer…”Das ist aber kein Ranchpferd.”

      Caleb
      Zasa schien einiges zu besprechen zu haben. Sie erzählte uns ein wenig über ihren Hof, über ihre Arbeit, das Baby und schließlich auch über Heartland, wo sie Nachtschwärmer her hatte. Der Verkauf fiel ihr weiß Gott nicht leicht, doch mit dem Baby waren es einfach viel zu viele Pferde, um die sie sich kümmern musste. Deshalb mussten ein paar gehen. “Dass sich jemand von so weit weg für eines meiner Pferde interessiert, damit hätte ich nicht gerechnet.”, sagte sie irgendwann und schob mir die Papiere rüber, die ich sorgsam betrachtete. “Papa ist L’ombre de la Figaro, von Jargo aus der Little Baby. Mutter ist Nachtigall.”, erklärte Zasa mir, was ich da sah. “Figaro hab ich schon mal gehört, auf Heartland war ich auch schon mal mit meiner alten Chefin.”, sagte ich ihr und stand dann auf, als ich alles gelesen hatte. “Dann wollen wir uns den Kerl mal anschauen.”, sagte ich und wir gingen gemeinsam nach draußen. Beim Näherkommen erkannte man genau, dass es sich bei diesem Pferd um kein Quarter handelte.
      Auf Ylvis Aussage fing ich an zu lachen. “Nein, das ist weder ein Ranchpferd noch ein Ropingpferd. Aber der hats mir angetan.”, sagte ich zu ihr und nahm das Halfter von Zasa entgegen, mit dem ich den Hengst einfingen ging. Der Hengst ließ sich sofort aufhalftern und aus der Koppel führen. “Natürlich kaufe ich kein Pferd, ohne es einmal Probegeritten zu haben.”, sagte ich zu Zasa und sie nickte. “Aku liegt vor, nehme ich an?” “Ja genau, kann ich dir gleich zeigen.”, sagte sie und ich nickte. Wir gingen zusammen zum Stall, wo Ylvi und ich den Hengst putzten und ihn genauer unter die Lupe nahmen. “Du hast nicht zufällig einen Westernsattel hier, der ihm passt?”, fragte ich Zasa dann. “Nein, leider nicht. Du musst ihn wohl mit seinem Springsattel reiten.”, sagte sie entschuldigend und Ylvi kicherte leise im Hintergrund. “Du im Springsattel, mal was ganz neues.”, sagte sie keck und ich warf ihr einen bösen Blick zu.
      Der Blonde wurde also mit seiner Ausrüstung gesattelt, ehe wir auf den Platz gingen. Dort gurtete ich nach und stieg dann auf. Die Steigbügel waren doch um einiges kürzer, als ich es gewohnt war- viel kürzer. Ich wärmte den Hengst ein wenig auf und fing dann an ihn zu traben und schließlich zu galoppieren. Dabei hielt ich ihn ausschließlich auf dem Zirkel. Große und Kleine im gemäßigten Tempo. Im Trab hielt ich ihn dann einmal an. Er benutzte seine Hinterhand wirklich gut und hatte damit schön gebremst. “Ausbaufähig.”, sagte ich zu Zasa und Ylvi und klopfte dem Hengst den Hals. “Galoppwechsel müsste er vom Springen kennen, oder?”, fragte ich die Besitzerin und sie nickte. Ich galoppierte ihn also wieder auf dem Zirkel an und gab an X Hilfen zum Galoppwechsel. Den sprang er wirklich sauber um, so dass ich das auch auf der anderen Hand versuchte. Hier tat er sich etwas schwerer, doch es war im ertragbaren Rahmen. Ich hielt ihn an, testete das Rückwärtsgehen und auch das drehen auf der Stelle. Er lief zwar mit allen vier Beinen vorwärts, drehte sich jedoch im Kreis. “Ylvi willst du auch mal?”, fragte ich Ylvi dann und ritt zu den beiden an den Zaun.

      Ylvi
      Obwohl jeder Muskel brannte, meine Müdigkeit wich einen Moment der Begeisterung. “Oh ja! “ Ich nahm nicht etwa die Tür, sondern kletterte zwischen dem Holzzaun durch. Auf der Ranch hatte ich die schlechte Angewohnheit entwickelt ohne Helm zu reiten, zum ersten Mal wollte ich nun einen aufsetzen. Da allerdings Caleb den Ritt überlebt hatte, machte ich mir weniger Gedanken darum. Caleb hielt den Hengst an den Zügeln, ich schwang mich in den Sattel und begann erst von oben meine Bügel einzustellen. Caleb half mir dabei, dann nahm ich die Zügel auf. Ich probierte den Hengst zunächst nur im Schritt, er war unfassbar fein an den Hilfen. Stellte ich die Hände zu weit auf rollte sich Nachtschwärmer direkt ein, schien seine Brust essen zu wollen. Ließ ich ihm die Zügel lang, streckte er sich nach vorn. Für die Umschulung auf Western war dies eine gute Voraussetzung. Nach einigen Runden im Trab, parierte ich den Hengst durch. Caleb sah mich etwas skeptisch an. “Jetlag hat mich ganz schön erwischt. Aber ich denke mit ihm machst du nichts falsch. Er sucht von sich aus das V/A, steht fein an den Hilfen. So viel Ahnung hab ich ja nicht, aber in der Reining könnte er eine gute Figur machen?” Ich führte mein Bein über den Hals des Hengstes, saß quer und ließ mich aus dem Sattel rutschen. Ich ging ein wenig in die Knie, meine Füße taten weh vom Aufprall, außerdem tauchten die Motten wieder auf. Ich war froh über den Hengst in meinem Rücken, an dem ich mich anlehnte. Ich hatte zu wenig getrunken in den letzten Stunden, ich sollte das nicht ständig vergessen.

      Caleb
      Es war gut den Hengst auch aus der Entfernung beobachten zu können, Zasa hatte nicht reiten wollen, sie war auch etwas aus der Übung. Doch er hatte seinen Job bei mir gut gemacht und lieferte bei Ylvi nun auch ab. “Ich denke auch.”, antwortete ich ihr und strich dem Hengst über die Stirn. “Mal schauen wie du im Westernset aussiehst, kleiner Mann.”
      “Kommt wir gehen nochmal zum Stall, dann könnt ihr absatteln und ich geh die Papiere von der Aku holen.”, schlug Zasa vor und wir nickten beide zustimmend. Am Stall sattelten wir ab, legten ihm eine Abschwitzdecke auf und brachten ihn in eine Box. Zasa brachte die Papiere, ich schaute mir alles gründlich an und nickte dann zustimmend. Wir handelten noch den Preis aus. 1000 Joellen. Das war nicht gerade günstig, aber Platz nach oben gab es immer. “Gekauft.”, sagte ich dann und schlug ein. Im Büro regelten wir den restlichen Papierkram und buchten einen Flug. Morgen früh würde er mit nach Amerika kommen. Zasa bot mir seinen Springsattel und die Trense noch zum Kauf an, doch ich lehnte dankend ab. “Das würde bei uns eh nur verstauben.”, sagte ich schulterzuckend. “Vielleicht passt es ja noch einem anderen Pferd hier von dir, wenn du die Sachen ein bisschen anpasst.”, schlug ich ihr vor und sie nickte. “Wir kommen dann morgen früh und holen ihn ab. Ich hab in der Nähe ein Hotelzimmer gebucht. Dann fahren wir jetzt da hin.”, verabschiedete ich mich von ihr und ging mit einer verwunderten Ylvi nach draußen. “Davon hast du mir ja gar nichts erzählt.”, sagte ich. “Ja, war auch eher eine super spontane Sache. Wusste ja nicht, ob Zasa hier Platz für uns hat.”, gab ich ihr als Antwort und zusammen warteten wir auf unser Taxi, welches uns ins Hotel bringen sollte.

      Ylvi
      Das Auto fuhr nur etwa 20 Minuten ehe wir in einem der Vororte von Dublin hielten. Nicht ganz die Innenstadt aber im Grunde war ich das auch gar nicht gewöhnt. Ein kleines Schild über der Tür nannte uns den Namen des Hotels “The Farmers Inn” darunter “Pub, Restaurant and Hotel”. Natürlich, ähnlich wie in England gab es auf der Insel ebenfalls einen Haufen von Pubs. “Ich werd mir direkt einen Irish Coffee geben lassen, vielleicht vertreib ich so die Jetlag Müdigkeit.” verkündete ich als das Taxi hinter uns die Straße verließ.
      “Klingt nach einem Plan, aber lass uns die Taschen erst nach oben bringen.” Das einchecken lief ohne Probleme ab.. was mich jedoch etwas verlegen machte war die Anrede die uns zuteil wurde. “Kommen sie Mr. und Mrs. O’Dell, ich bringe sie zu ihrem Zimmer.” Ich sagte jedoch nichts. Klar wir reisten zusammen, hatten ein gemeinsames Zimmer - da konnte man schonmal davon ausgehen das man zusammen war… oder wie hier verheiratet. Ich zuckte innerlich die Schultern, lächelte und folgte der rundlichen Frau die Treppen hoch, Caleb direkt hinter mir. Im Zimmer entledigten wir uns der Taschen, der dicken Jacke und ich konnte nicht anders als mich rückwärts auf das Bett zu werfen.. es knarzte leise, ich seufzte. “Ich glaube du hast mit Nachtschwärmer kein schlechtes Geschäft gemacht. Falls du aus ihm ein ebenso verlässliches Pferd machst wie aus Choco oder Ravn. Verlässlich ist er ja im Grunde auch schon, aber ich denke du machst was feines aus dem Kerlchen. Wenn ich dran denke was du in den paar Monaten aus Ravn und mir gemacht hast.” Ich konnte nur halb ein Gähnen zwischendurch verstecken. Ich war müde, mein Rücken spannte und ganz wohl auf den Füßen war ich auch nicht. “Ich weiß nicht ob ich es jetzt noch runter in den Pub schaffe.” meinte ich halb im Ernst, halb im Spaß. Ich spürte Calebs Gewicht auf dem Bett, im nächsten Moment landete er neben mir.. seine Füße noch außerhalb des Bettes, seine Schulter berührte meine.

      Caleb
      “Mrs. O’Dell Sie sehen wirklich fertig aus.”, sagte ich scherzend zu Ylvi, zog halb liegend, halb sitzend meine Stiefel aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Dann legte ich mich wieder aufs Bett zurück und berührte Ylvi wieder mit der Schulter. Eine ganze Weile lagen wir so da und starrten die Decke an, bis ich mich aufrichtete und mich zu ihr rüber drehte. “Bist du sicher, dass alles ok ist? Nach Jetlag alleine sieht das da wirklich nicht aus…”, sagte ich zu ihr und Besorgtheit schwang in meiner Stimme mit. Ich war auch müde und kaputt, ja. Aber so fertig war ich nicht. Statt auf meine Frage zu antworten stellte sie mir eine Gegenfrage: “Wollten sie mir den Kaffee nicht hoch bringen?” “Ich geh ihn dir holen.” Also Stiefel wieder an, Hut auf die verschwitzten Haare und dann verließ ich das Zimmer. Im Rausgehen hatte ich noch den Schlüssel eingesteckt, da ich nicht sicher war, ob die Tür automatisch verriegelt sein würde. Unten bestellte ich den Irish Coffee und hoffte, dass ich den Namen noch richtig in Erinnerung hatte. Außerdem ließ ich mir ein irisches Bier geben. Damit bewaffnet ging ich wieder nach oben und öffnete die Tür. Ylvi lag noch immer auf dem Bett, hatte sich aber anders hingelegt. Sie schien aufgestanden zu sein und war dann wohl wieder ins Bett gefallen. “Hier, dein Kaffee.”, sagte ich und reichte ihn ihr rüber.

      Ylvi
      Das er diesen Ehefrau Quatsch auch noch Aufgriff. Während Caleb aus dem Raum verschwand um den Kaffee zu holen, verzog ich mich ins Bad. Besah mir mein blaßes Gesicht im Spiegel, warf mir ein wenig heißes Wasser ins Gesicht und trocknete mich ab. Vielleicht hatte mein Körper mal wieder mit irgendeiner Infektion zu kämpfen? In der Vergangenheit war das oft der Fall gewesen.
      Ich atmete tief durch, besuchte die Toilette und stiefelte zum Bett zurück. Ließ den Tag nochmal Revue passieren. Caleb der einen Haflinger kaufte. Wieder die Erwähnung von Verena. Ich hätte sie gern kennengelernt. Sie schien einen nachhaltigen Eindruck bei diesem Bullen hinterlassen zu haben. Louis schrieb mir das Training mit Gweny sei gut gelaufen und das er einen Ausritt mit Ravn unternommen hatte. “Hopefully you aren´t capturing that horse from me too?” Es kam ein Smiley zurück der die Zunge rausstreckte. “Not as long as your my friend.” ich schickte ein lächelnden Smiley zurück. Ließ dann das Handy irgendwo im Rucksack verschwinden, streifte mir die Stiefeletten von den Füßen. Dann kringelte ich mich in Embryostellung auf dem Bett zusammen, den Kopf auf der Jacke von Caleb. Nur einen Augenblick später öffnete sich jedoch die Tür wieder, er reichte mir den dampfenden Irish Coffee, ließ sich auch auf das Bett sinken. Ich nippte an meinem Getränk, verkohlte mir die Oberlippe, pustete dann lieber doch. “Du siehst ein wenig besser aus.” “Ich denke ich brüte einen Infekt aus.” seufzte ich. “Nach der Hitze von New Mexico schein ich das Wetter nicht mehr zu vertragen, das hier herrscht.” vielsagend sah ich aus dem Fenster. Dort war es bereits dunkel, Tränen aus Regen an der Fensterscheibe, dort klebte sogar ein Blatt vom Wind dort fast festgeklebt. “Mhm.” kam es von Caleb, nicht ganz überzeugt. Mir wärmte nicht nur der Irish Coffee meinen Brustkorb. Er schien sich tatsächlich Sorgen um mich zu machen. Ich rutschte zu ihm auf an das Headboard des Bettes, streckte meine Beine aus. “Weißt du..ich habe jetzt schon von vielen Seiten Sachen über Verena erfahren. Möchtest du mir nicht mehr von ihr berichten? Sie klingt nach einer Person die ich gern gekannt hätte..so nachhaltig wie sie dich beeinflusst hat.” Ich hoffte inständig nicht zu neugierig zu klingen, aber ich wusste so wenig über sie.

      Caleb
      Ich hatte mir mein Bier schon unten aufmachen lassen, so dass ich es nun in vollen Zügen genießen konnte, ohne mir wie Ylvi die Zunge zu verbrennen. Als sie mir die Frage über Verena stellte, verschluckte ich mich fast an meinem Bier und hustete erst einmal eine Weile vor mich hin. “Okay, damit hab ich jetzt nicht gerechnet.”, sagte ich lachend. “Ich glaub Verena war von Anfang an die große und wahre Liebe in meinem Leben. Es kam jedoch nie zu mehr als einem Kuss.”, antwortete ich Ylvi und sah in ihrem Blick, dass ihr das nicht reichte. “Okay, okay.. Also von Anfang an… Nach meinem Unfall beim Rodeo musste ich eine lange Zeit aussetzen, was das Reiten anging und auch was mein Leben anging. Dazu aber ein anderes Mal. Irgendwann hatte ich mich wieder aufgerappelt und musste mir eine neue Arbeit suchen. Das Bullenreiten konnte ich vergessen und Ropen konnte ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Die Gips Reminder Ranch suchte noch Stallburschen und Trainer. Ich bewarb mich und wurde sofort eingestellt. Am Anfang habe ich Verena zur Weißglut getrieben, ich war einfach besser als sie und wusste mehr, weshalb ich ihr immer wieder Tipps und Anweisungen gab und sie nicht nur einmal zusammenfaltete, was sie denn da für einen Mist auf dem Pferd machte… und irgendwie entwickelte sich im Laufe der Zeit etwas zwischen uns. Dumm wie ich damals war, hab ich sie natürlich nicht nur einmal betrogen, kam auch nie an sie ran. Bis auf einen Kuss ist nie etwas passiert, obwohl es geknistert hat. Sie war schließlich immer noch meine Chefin. Und ihre liebsten Pferde waren Gipsy, Bella und Choco. Ihr war es absolut egal, dass Choco kein Westernpferd war. Er war gut, in dem was sie mit ihm tat. Und die beiden waren zusammen gut. Umso stolzer macht es mich natürlich nun, dass die drei Pferde doch wohlauf sind und Choco sogar bald zur Körung geht. Sie hat an die Pferde geglaubt. Und wenn sie eben in der einen Sache nicht gut waren, dann hat sie herausgefunden, was die Pferde konnten und sie nicht dazu gezwungen, Dinge zu machen, die sie gar nicht konnten. Ich habe sie auch für ihre humorvolle Art geliebt… ach ja, nicht zu vergessen Zues, der… dämliche Gaul. Der steht immer noch halb wild bei uns rum und keiner weiß wirklich etwas mit ihm anzufangen. Den hat sie mit zwei Jahren vom Schlachter gerettet.. Ich hatte ihr damals schon gesagt, dass dieses Pferd unberechenbar ist. Sie sagte mit etwas Zeit würde das schon werden. Daraufhin hatte ich sie gefragt, was etwas Zeit denn heißen würde. Einen Monat? Ein Jahr? Zwei Jahre? Ich hatte ihr gesagt, dass er niemals ein gutes Pferd werden würde. Einige Zeit später hat sie mich vom Hof geschmissen, weil ich mit ihr wegen ihm eine sehr große Meinungsverschiedenheit hatte. Und mir eine Ohrfeige geben.. ich kam jedoch zurück und siehe da, sie hatte Wunder vollbracht. Das Pferd ließ sich zumindest anfassen… naja, und dann kam die Explosion und alles änderte sich…”, erzählte ich ihr und leerte mein Bier dann in einem Zug. Ich hasste es, mich an diese Zeit zu erinnern.

      Ylvi
      Es blieb danach eine Weile still, während jeder den Gedanken nachhing. Wie ich vermutet hatte, Verena hatte ihn beeinflusst auf eine Weise wie es vielleicht keiner getan hatte. In einigen ihrer Worte erkannte ich mich selbst wieder, auch ich presse die Pferde nicht in eine Rolle die ihnen nicht gefiel. Trotzdem war ich getroffen, ich konnte wohl nie nachvollziehen können wie es war Menschen die einem lieb waren so plötzlich aus dem Leben scheiden zu sehen. Ein Schauer ging mir über den Rücken dabei. “Sie lebt in dem weiter was ihr alle tut um ihre Erinnerung wach zu halten. Ich habe sie nie kennengelernt, aber ich glaube sie hätte mir gut gefallen.” Was sollte ich auch anderes sagen dazu? Ich gab es mir selbst in dem Moment nicht zu, doch seine Aussage mit der einzigen Liebe versetzte meinem Herz einen Stich. Dabei überging mein Verstand den Fakt das er nicht einzige Liebe gesagt hatte. Die Liebe war tückisch und obwohl ich mir selbst nur zu oft einredete ihr nicht zu verfallen so bohrte sich Caleb mit einer Art in mein Herz wie ich es bisher nicht gefühlt hatte. Wir hatten es schon einmal gehabt das Thema, wir beide nicht geeignet eine wirkliche Beziehung zu führen. Damals hatte er selbst zugegeben sich aus diesem Grund von ihr fern gehalten zu haben. Und ich war mir sicher oft genug bereute er diese Entscheidung auch. Doch im Grunde war der Drops jetzt gelutscht… sich über das alte den Kopf zu zerbrechen tat nur weh. Ich griff nach seiner Hand “Tut mir Leid. Ich hätte nicht fragen sollen.” es tat ihm offenbar noch immer weh. Es waren lediglich zwei Jahre seither vergangen. Louis hatte ihn damals im Krankenhaus ausfindig gemacht, die beiden musste eine sehr tiefe Freundschaft miteinander pflegen.

      Caleb
      “Ja, sie hätte dir gefallen.”, antwortete ich noch und drückte ihre Hand. “Ich habe mich hier vor unserer Abreise mit Bellamy gestritten. Er hat dann seit einer ganzen Weile etwas wirklich nettes zu mir gesagt gehabt. Nämlich, dass wir unsere geliebten Menschen alle verloren hatten und nicht nur ich. Und ich solle ihn, wenn es mir hilft damit fertig zu werden, so viel anschreien wie es nötig ist.”, erklärte ich ihr und sie horschte auf. “Letztes Jahr war der Verlust schlimm, ein Jahr war vergangen und man wurde sich schmerzlich bewusst, was passiert war. Jetzt, fast zwei Jahre nach dem Unfall, verschwimmen die Erinnerungen schon und man wird wütend auf sich, weil man anfängt, zu vergessen.”, sagte ich ihr und sie schaute mich aus traurigen Augen an. Viel dazu sagen konnte sie nicht. So legten wir uns einfach wieder aufs Bett, denn Kaffee und Bier waren leer, und starrten die Decke an. Irgendwann war ich eingeschlafen, denn als ich wieder aufwachte, lag Ylvi unter der Decke und hatte mir auch ein Stück drüber geworfen.

      Ylvi
      Caleb schlief, das Licht war bereits aus doch ich selbst kam nicht genug zur Ruhe. In seinem Shirt stellte ich mich auf den kleinen Balkon. Es war nun windstill, es roch nach Regen und Schaf. Von dort drehte ich mich um sah in Richtung Bett, dann hinauf zum Himmel. Essenz blieb, in der Erinnerung der Menschen selbst. Ich hatte ihm empfohlen aufzuschreiben… dann würde er nicht vergessen, solange er es nicht wollte.
      Als es mir zu kalt wurde schloss ich die Tür hinter mir, breitete eine Decke über Caleb aus und schlüpfte ebenfalls darunter. Mein letzter Gedanke richtete sich irgendwie an Verena selbst. Das ihr Vermächtnis fortgetragen wurde.. und das Versprechen auf Caleb acht zu geben. Ich fühlte mich ihr auf eine Art verbunden die ich nicht verstehen konnte, als würde ich in ihrer Schuld stehen dies zu tun. Dann schlief ich ein.
      Es war Caleb der mich sanft weckte, wie lange er bereits wach war wusste ich nicht zu sagen. “Morgen. Heute geht es zurück mit Nachtschwärmer? Wie lange muss er in die Quarantäne?” ich erinnerte mich an Ravn und Fylgja die dort knapp 4 Wochen bleiben mussten.

      Caleb
      “Es gibt einen Weg die Quarantäne zu umgehen. Er muss in Amerika ein paar Tests über sich ergehen lassen und klar als Sportpferd deklariert werden. Dann darf er zu uns auf die Ranch, und kann da seine vier Wochen rumstehen.”, erklärte ich ihr und zog mich während meiner Erzählung um. “Oh, sowas wusste ich gar nicht.”, sagte sie zu mir und ich lachte. “Ja, da muss man schon ein paar Leute kennen, die jemanden kennen.. die jemanden.. ach du weißt schon.”, sagte ich und lachte. Ylvi stieg kurz in mein Lachen ein und zog sich dann um. Ich tat es ihr gleich und stopfte alles in meine Tasche, lief noch einmal durch das Zimmer, ob wir auch nichts vergessen hatten, ehe wir beide nach unten gingen und auscheckten. Im Taxi sagte ich dann zu Ylvi: “Du siehst heute aber ein bisschen besser aus.” Sie zuckte jedoch nur mit den Schultern und schaute sich die schöne Landschaft an.
      Auf dem Hof ging alles ganz schnell. Was ich sehr wohl noch mitkaufte war seine Decke und die Transportgamaschen. Zasa verabschiedete sich herzlich von ihrem Pferd, ich übergab ihr noch das Geld und bekam Nachtschwärmers Papiere. “Ich schicke auf jeden Fall Fotos und Berichte, wie er sich macht.”, sagte ich lächelnd zu Zasa und sah in ihren Augen eine kleine Träne, die sie jedoch gekonnt versteckte.
      Auch am Flughafen ging alles sehr schnell. Der Hengst wurde sediert, aufgeladen und auch wir nahmen unsere Plätze ein. “Bist du auch so müde wie ich?”, fragte ich Ylvi irgendwann während des Fluges. Sie nickte und wir schafften es mal wieder, beide einzuschlafen. So bekamen wir die schöne Landschaft unter uns ein weiteres Mal nicht mit und wachten erst auf, als der Landeanflug gestartet wurde. Endlich am Boden angekommen holten wir unser Gepäck aus dem Flieger mit, warteten auf unser Pferd und hielten dann Ausschau nach Bellamy, denn er wollte uns mitsamt Hänger abholen. Wir erblickten ihn irgendwann, was gar nicht so einfach im Dunkeln war, luden den Hengst auf und setzten uns ins Auto.
      “Das ist aber kein Westernpferd.”, tadelte Bellamy mich prompt, als ich den Hengst auf dem Blakes Crow Meadow auslud und auf seinen Paddock brachte. Ich stand nun doch etwas abseits der Beiden und nahm die Decke vom Rücken des Hengstes runter. Bellamy und Ylvi unterhielten sich und ich schnappte einen Wortfetzen auf, den Bellamy wohl so oder so ähnlich zu Ylvi sagte: “Ich hoffe er findet bald endlich, wonach er schon so lange sucht…”

      © Ravenna, Veija // 45.579 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Oktober 2018}
    • Mohikanerin
      [​IMG]

      Hufschmied | November 2018

      Heute war wieder ein hoffentlich erfolgreicher Tag, immerhin musste ich zwei Pferde neu beschlagen. Ich verstaute gerade alles was ich brauchen würde in meinem Truck , dannach fuhr ich aber auch schon los. Der Auftrag führte mich zu der Blakes Crow Meadow. Es dauerte nicht lange und ich kam bei dem großen Westerngestüt an. Ich mochte die Westernreitweise und war daher gespannt ob ich etwas von dem Tunierwesternsport zusehen bekommen würde - aber zuerst musste ich mich natürlich um die beiden Pferde kümmern. Zuerst wurde ich von einem blonden Mann begrüßt, der sich als Caleb O'Dell vorstellte. Sein Pferd - und mein erster Patient - war ein schöner, kräftiger Haflinger Hengst namens Nachtschwärmer. Der Hengst war zwar noch recht jung, schien aber nicht ganz so hengstig und verspielt zu sein wie andere Hengste in seinem Alter zu sein. Stattdessen wirkte er sehr freundlich und schnupperte sogleich begeistert an meinem Handschuh was Caleb lachen lies. Ich selbst schmunzelte ebenfalls, warf mir dann meinen langen blonden Zopf über die Schulter und fing mit meiner Arbeit an. Zuerst tat ich dem Hengst seine alten Eisen hinunter, dannach checkte ich seine Hufe durch und raspelte und schnitt sie in die richtige Form. Nachtschwärmer blieb die ganze Zeit über ruhig und genoss die Streicheleinheiten die Caleb dem Hengst verpasste. Das letzte was ich bei diesem Haflinger zu tun hatte waren neue Eisen, vorne bekam er normale Eisen und hinten bekam er die berühmten Western sliding Eisen. Schneller als gedacht hatte ich auch dies erledigt und Caleb bedankte sich. Mein nächster Patient wurde von einem schwarzhaarigen Mann hergeführt. Es war der American Paint Horse Hengst Chapter 24. Auch dieser Hengst zeigte gute Manieren und lies meine ganze Arbeit ohne Meckern über sich ergehen. Seine alten Eisen waren schnell abgemacht und auch das durchchecken und ausschneiden war schnell erledigt. Nachdem ich das letzte Eisen angebracht hatte, fragte ich Bellamy Blake - Chapter 24's Besitzer - ob es möglich wäre bei einer Trainingsstunde zuzusehen. Tatsächlich hatte ich Glück und Bellamy zeigte mir was Chapter 24 schon alles konnte und ich schwöre, ich wünschte meine Pferde könnten das auch. Als die Vorstellung vorbei war regelten wir den Papierkram und ich fuhr nachhause.

      © Sissicat // 2284 Zeichen
      zeitliche Einordnung {November 2018}
    • Mohikanerin
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil I | 26. Dezember 2018

      Caleb
      Seit dem Unfall von Ylvi war einige Zeit vergangen. Genauer gesagt drei Wochen. Am letzten Wochenende war Betsys Turnier mit Black Sue Dun It gewesen und… sie hatte das Ding gerockt. Die anderen Mädchen hatten mit heruntergefallenen Kinnladen am Zaun gestanden, während ich das Mädchen überschwänglich aus dem Sattel gehoben, uns einmal um die eigene Achse gedreht und dann wieder aufs Pferd gesetzt hatte. Beim Pole Bending hatte sie den ersten Platz mit Sue gemacht und die anderen wirklich hinter sich zurückgelassen. “Damit hab ich nicht gerechnet.”, hatte sie gelacht und fast angefangen zu weinen. Ich hatte sie gedrückt und ihr versichert, dass sie den ersten Platz verdient hatte und die anderen sich bestimmt nicht mehr über sie lustig machen würden. Dem war jedoch nicht so, leider. Am Mittwoch war die Kleine todtraurig aus der Schule gekommen. Sie wurde geärgert, weil es nicht ihr eigenes Pferd gewesen war. Pferde leihen konnte schließlich jeder. Meine Überlegung war es nun, ihr Sue zu schenken. Naja, zumindest zur Hälfte. Aber das musste ja niemand wissen- niemand außer Bellamy, denn dem gehörte das Pferd ja- und genau in dessen Büro saß ich gerade. Bellamy war mal wieder hinter einem Stapel Papier verschwunden und konnte mich eigentlich gar nicht wirklich sehen. “Du… solltest jemanden einstellen, um den Papierkram zu machen. Unser Heu wird auch knapp, von der Einstreu brauch ich gar nicht erst anzufangen…”, sagte ich und erkannte dann ein paar schwarze Locken, die hinter dem Papierberg herausschauen. “Wenn ich hier mal Ordnung reinbekommen würde, dann wüsste ich das. Und dann wüsste ich auch, wie viel Geld wir diesen Monat noch übrig haben, um solche Dinge zu kaufen.”, murrte er und ich verschränkte meine Hände hinter meinem Nacken. “Naja, dann such dir einfach mal Hilfe. Hier auf der Ranch rennen genug Menschen rum- und ansonsten frag doch einfach O. Sie bekommt das drüben ganz alleine mit Travis auf die Reihe.”, lachte ich und verstummte sofort wieder, als mein Gegenüber mir einen Blick zuwarf, der keine Fragen offen ließ. “Apsopos O… sie möchte wieder zu uns kommen. Sie verkauft zur Zeit einige Pferde und auch die Ranch.” “Aber was ist denn aus ihren Rennpferden geworden?” “Hat sie noch, zumindest eine Handvoll davon. Die würden mit ihr zurückkommen.” “Und die Sportpferde?” “Na, von irgendwas muss sie sich doch trennen, wenn sie verkleinern will.”, lachte Bellamy nur. “Ja dann kann sie ja den Papierkram erledigen.”, scherzte ich und Bellamy nickte. “Aber nicht für allzu lange.”, sagte er und ich schaute ihn fragend an. “Nicht?” “Nein.” Damit war das Thema beendet.
      “Bell… was ich eigentlich wollte.. Betsy war so gut am Wochenende auf Sue, da wollte ich dich einfach fragen, ob wir sie ihr nicht schenken können. Nicht ganz, nur 50%. Aber dann kann sie diesen dämlichen Gören sagen, dass das Pferd ihr gehört.”, schlug ich ihm vor und er nickte. “Wenn du das für richtig hälst, ist es okay. Kannst sie ihr ja zu Weihnachten schenken, ist ja bald. Aber ich wette, sie hätte lieber Blue genommen.” “Oh nein, den geb ich nicht her. Und ja, zu Weihnachten ist eine gute Idee!”, sagte ich lachend und stand auf. “Ach, ehe du gehst.. schau nochmal nach Ylvi, sie hat nach dir gefragt.” Ich nickte, drehte mich um und verschwand aus dem Zimmer. Ylvi… Sie lebte jetzt hier im Haupthaus, nicht mehr drüben bei mir. Irgendwie hatte das unsere… Beziehung auf Eis gelegt. Ich besuchte sie nicht oft, blieb selten länger als eine halbe Stunde und redete nicht viel. Ich erzählte ihr, wie mein Tag gewesen war, was ich gearbeitet hatte und was ich am nächsten Tag arbeiten würde. Mein Weg führte mich auch direkt nach draußen auf den Hof, wo ich mich auf Smart Lil Vulture setzte, den ich vor der Tür angebunden hatte, und in Richtung der hinteren Koppeln ritt. Ich blickte noch einmal zum Haus zurück und wurde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet hatte.

      Ylvi
      Wie ein Idiot stand ich am Fenster, spähte durch die Gardinen und sah Caleb auf Vulture verschwinden. Der Hengst hatte sich wirklich gemacht. Wie oft hatte ich Caleb bei der Arbeit mit dem Hengst beobachtet in diesem Sommer. Es ging auf den Winter zu, wenn auch hier noch immer fast angenehme 11 Grad herrschten.
      Nach der OP waren meine Eltern in den nächsten Flieger gestiegen um mich hier zu besuchen. Mein Vater hatte belustigt festgestellt das meine Schwäche für Rappschecken kaum zu übersehen war. Meine Mutter hatte das ganze weit weniger gut aufgenommen. Nach einer Woche waren sie verschwunden, ich wurde allein gelassen. Mal abgesehen davon, dass Bellamy neben der Büroarbeit wirklich oft herein kam um unter Kontrolle zu haben das ich mich nicht weit aus dem Bett oder dem Zimmer bewegte. Zweimal am Tag hieß es den Verband zu wechseln, bei der Aufgabe unterstützte mich eine mobile Krankenpflege. In den ersten zwei Wochen hatte ich auch nicht viel getan als geschlafen oder gegessen.
      Abwechslung boten die Besuche von Louis. Neben der Tätigkeit in seiner eigenen Bar, kam er oft vorbei um mir Gesellschaft zu leisten. Manchmal begleitete ihn auch seine Schwester Lilly, die mir mit ihrem losen Mundwerk dazu verhalf meine dunklen Gedanken für einige Stunden zu verbannen. Sie kutschierte mich auch gern in einem Rollstuhl über die Ranch, denn noch war ich selbst zu schwach auf den Beinen. Außerdem bewegten sie meine Pferde, dafür war ich ihnen am meisten Dankbar. Mit Inyan hatte Louis natürlich keine Probleme, mit Ravn verhielt es sich da etwas anders. Am dritten Tag nachdem Caleb mich zur Ranch zurück genommen hatte, war er nach einer missglückten Trainingseinheit von dem Wallach zu mir hinauf gekommen. In der Zeit bewegte Lilly gerade Lady Gweny im Gelände. Ich musste lächeln als er mir berichtete das der Wallach sich bei ihm keinen Zentimeter vom Aufstiegsblock fort bewegt hatte. Daher hatte er beschlossen den eigenwilligen Valravn nicht zu bewegen. Mit Fylgia hatte er sich ein wenig vor der Kutsche vergnügt, da er selbst zu groß war um die zierliche Stute zu reiten. Auf einem dieser Ausflüge hatte er mich gestern mitgenommen, in eine dicke Decke gehüllt hatte er mich aus dem Haus getragen und hatte beschlossen wir machen eine kurze Tour um die Koppeln der Ranch. Als wir im gemächlichen Schritt wieder die Ranch betraten kam uns ein reitender Caleb entgegen. Die Worte die er an Louis richtete verstand ich nicht - es war Lakota - aber den Unterton von unmut vernahm ich deutlicher darin. Mir war ein bisschen unbequem zumute auf meinem Sitz...noch hatte ich keine sonderliche Erlaubnis für große Ausflüge draußen. Obwohl Caleb nicht oft zu mir kam - dieser Teil schien ihm nicht entgangen. Dann gab er dem Pferd unter sich einen Wink los zu laufen, als er auf meiner Höhe war, zog er sich leicht am Hut, nickte und ein feines Lächeln zuckte über seine Züge. Dieser Tage wurde ich nicht schlau aus ihm, aber war ich das je?
      Noch verblüffter war ich als ich sah welches Pferd er da ritt. Es war Ravn! “Hast du ihn darum gebeten?” flüsterte ich zu Louis, der nur den Kopf schüttelte. Ich lächelte in mich hinein...also war Caleb womöglich von allein auf die Idee gekommen. Zwischen all seinen Aufgaben nahm er sich tatsächlich die Zeit meinen Wallach zu reiten.
      Langsam kehrte ich aus meinen Gedanken ins hier zurück, löste mich vom Fenster, griff nach meinen Sachen um hinunter in das Bad zu gehen. Nach dem Wechsel des Verbandes wollte ich eine schnelle Dusche nehmen. Danach lief es wohl darauf hinaus das ich versuchte gemeinsam mit Bellamy Herr seines Chaos zu werden. Kleine Aufgaben konnte ich zumindest wieder erledigen.

      Caleb
      Mein Tag war mal wieder so voll gepackt mit Aufgaben gewesen, dass ich es erneut nicht geschafft hatte, bei Ylvi vorbei zu schauen. Nun war es schon fast neun Uhr und das Feierabendbier rief nach mir.
      Nach meinem seltsamen Gespräch mit Bellamy heute Mittag war ich mit Vulture zu den Koppeln geritten, wo ich einen neuen Zaun ziehen sollte. Das Equipment hatte ich mir am Morgen mit dem Traktor schon her gefahren, angefangen zu arbeiten hatte ich allerdings noch nicht. Ich band den Hengst an einem Zaunpfahl an und ließ ihn grasen, während ich anfing, den Zaun zu ziehen. Zwischendurch machte ich immer mal wieder eine kurze Pause, um etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken. Gegen vier Uhr musste ich dann zurück zur Ranch- Reitstunde mit Betsy und Sue. Sie hatte zwar Blue reiten wollen, aber Gun and Slide war kein Pole Bending Pferd und sie wollte ja in dieser Disziplin besser werden.
      So hatte ich ihr beim Satteln geholfen und die Stute abgeritten. Sue war im Moment so voller Energie, dass ich sie lieber selbst abritt, bevor ich Betsy auf ihren Rücken ließ. Warum Sue im Moment so ein Energiebündel war, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall meinte sie heute buckeln zu müssen, was ihr allerdings nichts als Ärger mit mir einbrachte. Betsy hatte sich zerknirscht an den Zaun gestellt, weil ich die Stute heute anders anpacken musste als sonst und keinen Ton zu mir gesagt, als sie an der Reihe war. Sue hatte stark schnaufend und verschwitzt da gestanden, doch das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ein Glück für sie, dass ich sie nicht turniermäßig vorstellte, denn sonst wäre das richtige Training ähnlich verlaufen.
      Bei Betsy konnte sie jetzt jedoch wirklich entspannen. Schritt und viel Trab, dann erst Galopp. So übten die Beiden ganz in Ruhe und ich musste ihnen nicht viele Verbesserungen oder Kommandos entgegen rufen. Kurz vor fünf war die Sonne schon untergegangen, jetzt hatten wir halb sechs. Zum Glück besaßen wir große Strahler, die den ganzen Platz erleuchteten. Es war jedoch kälter als die letzten Tage, zumindest der Wind fühlte sich kälter an. “Wir lassen Sue heute im Stall, leg ihr auch eine Abschwitzdecke drauf, nicht dass sie krank wird.”, hatte ich zu Betsy gesagt und hatte mich dann an meine eigentliche Arbeit begeben. Boxen misten. Natürlich hatte niemand es für nötig gehalten meinen Part zu übernehmen, während ich auf der Koppel Zaunpfähle eingeschlagen hatte. Von halb sechs bis halb neun hatte ich also im Stall gestanden und Mist geschaufelt. Dann war ich nach drinnen gegangen, unter die Dusche gesprungen und auf die Couch gefallen.
      Kurz seufzte ich. Ein wenig vermisste ich Ylvi hier schon. Ob ich sie doch besuchen gehen sollte? Ich kramte mein Handy raus und schrieb ihr eine kurze Nachricht, ob sie noch wach sei und ob ich noch kurz rüberkommen konnte. Insgeheim hoffte ich fast auf ein nein, aber irgendetwas zog mich doch zu ihr. Wie konnte das, was wir hatten, durch ihren Umzug ins Haupthaus so… kaputt gegangen sein? Ich schüttelte den Kopf und wollte so die Gedanken vertreiben. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter mir und ich hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Jetzt zählte die Ruhe und das Bier und…. mein vibrierendes Handy.

      Ylvi
      Nachdem ich Bellamy geholfen hatte ein wenig seines Chaos zu beheben - er hatte tatsächlich beinahe vergessen den Mitarbeitern ihren Lohn zu zahlen, hatte ich mich in das untere Zimmer zurück gezogen. Dort stapelten sich Bücher an der Wand, genau mein Gebiet. Nun saß ich bereits eine gute Stunde auf der kleinen Couch las, als ich bemerkte wie mein Handy blinkte. Ich entsperrte den Bildschirm, Calebs Name leuchtete bei WhatsApp in der Beschreibung. Ich sah nur die Hälfte der Nachricht. Mein Herz wummerte...ich legte es beiseite, versuchte zu ignorieren das er mir geschrieben hatte. Las ein, zwei Sätze nahm gar nichts auf von dem was die Worte mir erzählten.
      Dann ergriff ich doch hektisch mein Telefon, öffnete den Chat und las seine Frage. “When your not sleeping, shall I come?” stand dort. Mein Daumen rief die Tastatur zum Vorschein. Ich tippte ein einfaches “Sure” ...löschte dann den text, schloss das Handy wieder. Ich starrte an die Wand, während ich spürte wie mir heiß und kalt zugleich wurde. Es war fast zwei Wochen her seitdem ich ihn in Natura und vor allem allein gesehen hatte. Ich sah hinab auf mein Handy im Schoß, welches mir nun den Blick auf die Seiten des Buches versperrte. Erneut öffnete ich den Chat. Sah auf die Buchstaben der Tastatur die wieder aufgeploppt war. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, dann tippte ich den kleinen Text und verschickte ihn mit klopfendem Herzen. Dann ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden, nicht ohne die Vibration wieder einzustellen. Mit dem Buch in der Hand verschwand ich schließlich in das Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Von hier hatte ich einen guten Blick auf das Gästehaus. Ich schaltete das Licht nicht ein, entzündete nur die vier großen Kerzen und meine kleine Nachttischlampe. Mehr Licht benötigte ich jetzt nicht. Auf das Buch würde ich mich ohnehin nicht konzentrieren können. Aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten konnte ich gar nicht richtig still halten.

      Caleb
      Ich hatte ein paar Schluck aus der Bierflasche getrunken und mein Handy auf die Couch gelegt. Eine ganze Zeit lang passierte nichts. Als es dann vibrierte und die Antwort von Ylvi erschien musste ich herzlich lachen. “Don’t forget the beer.”, stand dort geschrieben. Vergiss das Bier nicht.. typisch Ylvi. Ich stand auf, schnappte mir meine Flasche und stellte unwillkürlich fest, dass ich dort noch eine stehen hatte. Wir hatten oft hier zusammen gesessen und ein Feierabendbier getrunken, dass ich es mir wohl angeeignet hatte, immer zwei mit ins Wohnzimmer zu bringen. Da Ylvi schon eine ganze Weile weg war, war dies mir schon lange nicht mehr passiert. Heute schien ich jedoch mit den Gedanken eh nicht bei der Sache zu sein. Wann hatte ich Ylvi das letzte Mal alleine getroffen? Vor einer Woche? Vor zwei Wochen? Ich wusste es nicht mehr.
      Kurz föhnte ich mir durch meine blonden Locken, ließ den Hut bewusst auf der Kommode liegen, zog nur meine Stiefel und meine Jacke an und ging langsam rüber zum Haupthaus. Es war mittlerweile halb zehn, ein paar der Arbeiter waren schon in den Betten und auch der Großteil des Haupthauses war dunkel. In Ylvis Zimmer brannten ein paar Kerzen, kein Licht. Fragend schaute ich zu ihrem Fenster rüber, grinste dann jedoch nur kopfschüttelnd und setzte meinen Weg fort.
      Im Haus angekommen zog ich die Stiefel aus, hängte meine Jacke auf und ging mit den zwei Bierflaschen in der Hand zu ihrem Zimmer. Ich klopfte und ging dann rein. “Hey.”, sagte ich leise und schloss die Tür hinter mir. Ylvi stand von ihrem Bett auf, kam auf mich zu, erwiderte meinen Gruß und streckte sofort die Hand nach dem Bier aus. “Jaja. Darfst du sowas überhaupt schon wieder trinken?”, fragte ich sie und reichte ihr die noch geschlossene Flasche, ehe ich an meiner Offenen nippte.

      Ylvi
      Wie alt war ich? 23! Und wieso hatte ich verdammt nochmal schwitzige Hände? Ich fühlte mich etwa um 10 Jahre jünger. Zum Kotzen. Ich hätte gern Caleb auf dem Absatz umgedreht aus der Tür hinaus befördert und versucht nie wieder an ihn zu denken. Stattdessen ging ich auf ihn zu, griff nach dem Bier das er mir entgegen reichte. Auf seine Frage zuckte ich mit den Schultern “Zumindest nehm ich keine Medikamente mehr die sich damit nicht vertragen.” ich hatte auch kein offizielles Verbot nach Alkohol bekommen. Zumindest nicht das ich wüsste. Da es in diesem Zimmer keine Couch gab die ich zum sitzen hätte anbieten können nahmen wir auf dem Bett nebeneinander Platz. Caleb sah fertig aus, hob jedoch sein Bier und leise klirrten unsere Flaschen gegeneinander. “Ich hatte bisher gar keine Gelegenheit dir zu danken das du Ravn bewegst. Ich hab dich schon zweimal dabei gesehen. Das du zwischen deinen ganzen anderen Aufgaben noch dazu kommst ist wirklich nett. Wird Zeit das Bellamy endlich ein paar andere Helfer einstellt. Waren die Bewerbungsgespräche dahingehend eigentlich erfolgreich? Das hab ich gar nicht so mitbekommen in der letzten Zeit.”
      Ich war mir der Nähe zwischen uns bewusst, jedoch berührten meine Füße kaum den Boden, die Haltung nach vorn gebeugt war nicht ganz gut. Also musste ich von ihm abrücken, mir eines der Kissen in den Rücken legen und mich anschließend dagegen lehnen. Vielleicht hatte ich es mit meiner Aktivität heute ein wenig übertrieben.

      Caleb
      Auf ihre Aussage mit den Medikamenten zuckte ich nur die Schultern. “Okay, nicht dass ich dich hier noch vergifte.”, lachte ich und wir tranken eine Weile schweigend unser Bier. Wir setzten uns auf ihr Bett. Unser Wohnzimmer mit der Couch drüben im Gästehaus vermisste ich jetzt schon. “Oh ja, Ravn.”, sagte ich als hätte sie mich von irgendwo zurück ins hier und jetzt geholt. “Ja, Arbeit hab ich genug, du willst gar nicht wissen was ich heute alles gemacht habe.”, grummelte ich und antwortete ihr zunächst auf ihre Frage. “Ja, einen hab ich eingestellt. Naja, Bellamy. Aber ich wollte ihn. Cayce, hat auch ein Pferd dabei. Whitetails Shortcut. Shorty. Tolles Pferd, bin den mal auf einem Rodeo geritten, aber das ist eine lange Geschichte.”, sagte ich nur und nippte wieder an der Flasche. Ylvi setzte sich um und auch ich stand vom Bett auf, ehe ich mich auf den Stuhl daneben setzte. “Das Bett ist echt wahnsinnig unbequem.”, sagte ich zu ihr und erhaschte noch einen kurzen Moment ihres verwirrten Gesichtsausdruckes, ehe sie mich wieder normal ansah. “Und ja… Cayce greift mir hier jetzt schon wahnsinnig unter die Arme. Er ist auch Trainer, hilft mir bei den Reiningpferden. Ich würde die gerne nächstes Jahr aktiver vorstellen. Wir haben so gute Nachzuchten und auch ältere Hasen hier, die gehören in die Arena, nicht auf die Koppel.”, erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll. “Aber heute war nicht mein Tag.”, seufzte ich schließlich und fuhr mir einmal durch die Locken. Sie waren lang geworden, fielen nicht mehr sonderlich hübsch nach unten. Ylvi sah mich auffordernd an, weshalb ich zu erzählen anfing. “Angefangen hat der Tag damit, dass ich mir Zaun und Draht zu einer der Koppeln gefahren habe, um dort zu arbeiten. Ich hatte was vergessen, kam zurück und bin dann zu Bellamy gegangen, weil er kurz Zeit hatte. Hab ihn gefragt ob wir nicht Betsy die Stute Sue schenken können zu Weihnachten. Naja, zumindest 50%. Weil sie immer so von den anderen geärgert wird und dann kann sie sagen, das Pferd gehört ihr. Vielleicht lassen die anderen sie ja dann in Ruhe?” Ylvi nickte. “Dann hab ich mir Vulture geschnappt, bin zur Koppel zurück und.. achja, O kommt zurück hier her. Aber vielleicht hat Bellamy dir schon davon erzählt? Auf jeden Fall… zur Koppel zurück und hab da gearbeitet. Ganz fertig bin ich nicht, muss da morgen nochmal hin. Hatte dann Reitstunde mit Betsy und Sue und bei Gott… dieses Pferd. Keine Ahnung was sie hatte, aber ich musste sie heute so hart anpacken, das kenn ich gar nicht von ihr. Betsy stand dann auch in der Ecke und hat kein Wort mehr zu mir gesagt. Glaube das gibt Probleme, wenn die Stute ihr.. halb ihr.. gehört. Aber naja.. dann habe ich Boxen gemistet. Hat ja keiner für nötig gehalten das zu tun, während ich Zaun machen war. Dann war ich duschen, saß auf der Couch und bin nun hier- morgen wird vermutlich nicht besser, denke das Heu kommt dann und wer lädt es ab? Ich…”, grummelte ich und nahm noch einen Schluck Bier. So viel hatte ich in den letzten Wochen nicht mit Ylvi geredet, weshalb sie jetzt leicht erschlagen in ihrem Bett saß. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass es so war.

      Ylvi
      Ich schwieg einen Moment, ordnete die Fülle an Informationen, überlegte auf was ich darauf als erstes Antworten sollte. Ich hatte dabei einen dümmlichen Gesichtsausdruck, ganz sicher. Caleb grinste erst, lachte dann ein wenig. Ich erwiderte. “Wo ist nur der verschwiegene Cowboy hin?”, legte dann die Hand auf den Mund. Wie im Chat die Affen Smileys. “Daran bist du Schuld.” das klang beinahe verwegen wie Caleb es sagte. “Ich freue mich aber das du zumindest etwas Unterstützung durch Cayce hast. Die Idee für Betsy ist großartig! Kinder können so abartig zueinander sein, vor allem Mädchen in dem Alter. Dabei hat sie die Pubertät noch vor sich. Ich denke ein Pferd kann ihr dabei helfen sich zu entwickeln. Außerdem bist du als Trainer dann ja nicht aus der Welt...oder eben Cayce. Ich hab dich heute morgen bei Bellamy gesehen. Ist doch sicherlich ätzend ständig ihn fragen zu müssen? Bei all den guten Ideen und Plänen die dir so vorschweben.” Caleb war Vorarbeiter der Ranch, hatte viele der wichtigen Aufgaben der Ranch übernommen. Machte die Dienstpläne, das Futtermanagement. Im Grunde fehlte nicht viel zu dem Punkt das er alles auf der Ranch bestimmte. Trotzdem war der Name der Ranch Blakes Crow Meadow und die finale Entscheidung wurde stets von Bellamy getroffen. Dieser hatte mir jedoch, nicht gerade durch die Blume, zu verstehen gegeben das ihm die Aufgabe über den Kopf wuchs. Auch die Rückkehr von O würde nicht viel ändern, denn sie hatte nicht vor in die Ranch ihres Bruders einzusteigen. Ganz freiwillig kam sie wohl auch nicht zurück, wenn ich es nicht falsch verstanden hatte. Bellamy wusste das er sich etwas überlegen musste, wenn die Ranch in geordneten Bahnen weiter laufen sollte. Ich hatte die Rechnungen gesehen, das Chaos...und fragte mich in welchen Zügen Caleb über das Problem überhaupt Bescheid wusste.

      Caleb
      Meine Bierflasche neigte sich dem Ende zu und auch die Uhr schritt Stück für Stück voran. Lange würde ich wohl nicht mehr hier bleiben, genoss die Gesellschaft von Ylvi nun doch in vollen Zügen. Sie hatte mir gefehlt. Und sie fehlte mir verdammt nochmal drüben im Haus auch. Aber ihr das zu sagen? Das war nicht ich. “Oh ja und frag mich erst mal. Cayce ist ein wahnsinnig guter Reiter. Vielleicht können wir zusammen nochmal anfangen zu Ropen!”, erklärte ich ihr stolz und sah auch bei ihr ein Lächeln aufflackern. Sie wusste, wie sehr ich das Lassoschwingen liebte, hatte es aber eine ganze Weile nicht mehr tun können. Nur vom Bullenreiten hielt ich mich fern. Auf einen Bronc würde ich bei Gelegenheit bestimmt nochmal steigen. “Und mit Betsy glaube ich auch.”, sagte ich ihr dann. “Und eigentlich kann ihr hier jeder auf der Ranch helfen. Hier rennen genug Trainer und Leute mit Ahnung rum.”, lachte ich. Dann seufzte ich abfällig. “Es ist ätzend. Einerseits bin ich die Nummer eins auf dem Hof, was die Arbeit angeht, andererseits muss ich für jede Erlaubnis zu Bellamy rennen und ihn anflehen, etwas neues kaufen zu dürfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist.”, erklärte ich ihr und drehte die Bierflasche in meiner Hand hin und her, ehe ich den letzten Schluck daraus trank. “Ich bin froh, dass er es geschafft hat, das Heu zu bestellen. Kommt ja nun zum Glück morgen, viel ist nicht mehr da. Viele Pferde fressen eben viel.”, sagte ich und stand auf, streckte mich kurz. “Ich würde gleich auch wieder gehen. Es war ein langer Tag.”, meinte ich beiläufig, setzte mich jedoch wieder hin und stellte die Flasche auf den Boden. So ganz war ich noch nicht vom Gehen überzeugt.

      Ylvi
      Ich verschwieg ihm besser das ich das Heu bestellt hatte...nach der enormen Hitze des Sommers war es gar nicht einfach gewesen einen guten Händler aufzutreiben. In einer besseren Gegend hätte man das Heu selbst machen können. Dazu gab es in New Mexico allerdings keinerlei Chance. “Ich bin Bellamy die letzte Zeit ein wenig zur Hand gegangen, dem wird langsam klar das er sich mit der Ranch vielleicht übernommen hat. Ich denke er ist heilfroh, dass du ihm den Arsch rettest, wirklich. Das würde er so vielleicht nicht sagen...aber als Außenstehende kann ich das denke ich ganz gut beurteilen.” ich lächelte ihn an...das war ein insgeheimes Lob an ihn. Bekam er nicht oft. Das Konzept der Ranch war gut...nur Lage, Planung und Ausführung haperten. Ich hatte nicht viel Ahnung von Marketing, aber so steuerte Blakes Crow Meadow deutlich in die Pleite. Bellamy hatte angedeutet einige Pferde verkaufen zu müssen. Ein Blick auf den Bildschirm des Handys zeigte, das Mitternacht unaufhörlich näher rückte. Ich hatte nicht einmal die Hälfte meines Bieres getrunken, durch das Halten in meiner Hand war es nun auch schon warm. Das zur Seite beugen um es auf dem Schrank neben dem Bett abzustellen gestaltete sich als schwieriger. Bei der zu schnellen Drehung des Oberkörpers zuckte ich zusammen, konnte den Handgriff zur Narbe nicht vermeiden und atmete zischend ein. “Manchmal vergess ich das.” Caleb hatte reagiert, war aufgesprungen, nahm das Bier aus der Hand und stellte es zur leeren Flasche auf den Boden. Er sagte nichts, sein Blick hatte jedoch etwas tadelndes...es war der verkniffene. Genau der selbe den ich so oft bekommen hatte, wenn im Unterricht nicht alles lief wie es sollte. Er saß nicht wieder auf dem Stuhl sondern hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Ich wollte nicht das er ging...das Wort “Bleib” blieb mir jedoch in der Kehle hängen, es kam mir einfach nicht über die Lippen. Ich wollte ihm nicht zeigen wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dabei war es nur ein verdammtes Wort! Er schien meinen Konflikt zu spüren, anders konnte ich es mir nicht erklären. Sein Blick hatte meinen fixiert. “Ja bitte?” Ich spürte das Herz schneller schlagen in meiner Brust. Wie sollte ich sagen was ich wollte. Ich hatte die letzten Wochen beschissen geschlafen...die andere Seite meines Bettes schien so verdammt leer. Ich konnte selbst nicht fassen in welch kurzer Zeit ich mich daran gewöhnt hatte jemanden neben mir zu haben. Bei Max hatte ich es gehasst...nicht schlafen können eben, weil er neben mir lag. Jetzt allerdings, konnte ich teilweise nicht schlafen eben, weil niemand...jemand nicht neben mir lag. Und ich hasste diese Abhängigkeit. Wann zum Teufel war das passiert? Das war nicht in meinem Plan gewesen. “Was ist?” drängte Caleb nach, jetzt leichte Sorge in der Stimme. Hatte er Angst die unbedachte Bewegung schmerzte noch immer? Ich schüttelte den Kopf, lächelte...dann kam es mir über die Lippen. “Bleib.” nur gehaucht, scheu wie bei einem Reh. Das klang nichtmal nach mir. Wo war die Selbstbewusste Ylvi hin verschwunden?

      Caleb
      Ein Wort. So leise gehaucht, dass ich es fast nicht verstanden hatte. ‘Bleib’. Ich lächelte. “Geht das wirklich? Mit deiner Op und so…”, murmelte ich und Ylvi nickte, sie schien nun wieder etwas mehr Mut gefasst zu haben. Wieder zerriss es mich innerlich, dass unsere… Beziehung in den letzten Wochen so kaputt gegangen war. Ich hatte einfach Angst Ylvi zu verletzen. Sie war nicht mehr so zerbrechlich wie vor ein paar Wochen. Aber ihre OP hatte mir mal wieder vor Augen geführt, weshalb ich nicht der Beziehungstyp war. Ich hatte keine Lust mir ständig Sorgen um jemand anderen zu machen, auf jemand anderen aufzupassen, für jemanden da zu sein… aber Ylvi… sie brachte mich zu all dem… machte mich zu so jemandem, ohne dass ich mich verändern musste. Bis jetzt hatte sie mir noch keinen Vorwurf gemacht, dass ich die letzten Wochen so selten hier war. Vermutlich konnte sie sich denken warum. Arbeit über Arbeit- und dann meine inneren Konflikte. “Caleb?” Ylvi sah mich an. “Ja.. ja. Dann bleib ich hier.” erwiderte ich. “Lass mich nur eben meine Stiefel von vorne holen. Und bitte sag mir, dass Bellamy hier nicht in aller Herrgottsfrühe mit Frühstück hineingeplatzt kommt.”, murmelte ich und wir lachten beide. “Die Zeit wo ich Frühstück am Bett bekommen habe ist vorbei. Normalerweise helfe ich ihm und den anderen in der Küche damit.”, sagte sie noch.
      Ich stand auf, holte leise meine Stiefel ins Zimmer und versuchte Amba dabei nicht zu wecken. Den Hund hatte Bellamy vor langer Zeit mal hier angeschleppt, aber wirklich etwas arbeiten tat er nicht mit ihr. Traurig musste ich an Surtout denken… und als ich wieder im Zimmer war, sah ich zu Ylvi. “Hab ich dir mal von Surtout erzählt?” Sie schüttelte den Kopf. “Eben, als ich Amba im Flur gesehen habe, ist mir der Hund wieder eingefallen. Verena hatte mal einen Rottweilerrüden, Surtout. Sie ist mit ihm und Gipsy mal einen Horse & Dog Trail gegangen. Seltsamer Hund, hat sie aus Frankreich gehabt und war nach einem Werwolf aus einem Buch benannt.” Ylvi lachte. “Ich hoffe er hat euch nicht gefressen?” “Nein, nein… war ein lieber Kerl, eigentlich. Aber total fixiert auf sie. Ist eigentlich ganz gut, dass er mit ihr gestorben ist. Der würde ohne sie eingehen.”, erklärte ich ihr und fing an, mich auszuziehen. Meine Boxershorts hielt ich an, schlüpfte dann unter die Decke. Allein das reichte, um die alte Vertrautheit zwischen uns wieder herzustellen. Ich legte meinen Arm unter ihren Kopf und sie kuschelte sich an mich an. Wir schwiegen, genossen den Moment und waren im Nu eingeschlafen.
      Plötzlich schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Jemand hatte die Tür aufgerissen, war ins Zimmer gekommen und an der Stimme der Person erkannte ich, wer es war. Betsy. “Ylvi du wolltest uns doch beim Früh….oh.. Caleb!”, sagte sie erschrocken und ich zog mir die Decke über den Kopf. Vielleicht funktionierte bei ihr ja noch das Schema, wenn ich sie nicht sah, sah sie mich auch nicht… Funktionierte leider nicht. “Ich.. äh… ich... “, stammelte sie und verließ prompt das Zimmer. Erst dann kam ich wieder unter der Decke raus und sah zu Ylvi, die auch am Lachen war. “Das biegst du wieder gerade!”

      Ylvi
      “Das wird sie so schnell nicht vergessen.” stellte ich nüchtern fest. Konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen. “Gut das sie uns nicht dabei gesehen hat.” Caleb beugte sich vor, stahl sich einen Kuss von meinen Lippen. Löste sich dann kurz,sah mich an und setzte einen weiteren Kuss auf meine Stirn. Ohne viele weitere Worte zog er sich an. “Ob das jetzt alle Wissen, oder ob ich unbeobachtet aus dem Haus komme?” fragte er verschmitzt. Ich zuckte mit den Schultern. “Ich glaube nicht das Betsy es jedem erzählt. Sie ist ein Kind...wie viel versteht sie schon von dem was sie gesehen hat.” Ich zog mir mein Shirt über den Kopf, vorsichtig, wegen des Verbandes. “Ooh ich denke sie versteht schon eine ganze Menge, glaub mir.” Ich streckte ihm die Zunge raus. “Na los, verschwinde, da draußen wartet eine Ranch auf deine Anwesenheit. Glaub mir...ich kann es fast gar nicht erwarten euch wieder zu unterstützen, langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.” ich schaute auf den Flur hinaus, sah niemanden und winkte Caleb zu “freie Luft.” er huschte halb aus der Tür, blieb dann stehen, zwinkerte mir zu und verschwand dann erst. Es war gewesen als sei nicht zwei Wochen Funkstille gewesen. Wir hatten dort angeknüpft wo wir begonnen hatten...ein seltsames Gefühl, aber irgendwie auch beruhigend.
      Ich konnte mir den ganzen Morgen das blöde Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Als ich in die Küche kam fand ich Betsy darin nicht vor. Also bereitete ich allein das Frühstück vor...langsam kam ich mir vor wie die Hausangestellte hier. Wann hatte ich das angefangen? Ich wollte wieder raus auf die Ranch. Sinnvolleres tun als eine Belegschaft von knapp 20 Mann mit Essen zu versorgen. “Du siehst beschissen aus.” kommentierte ich Bellamy der mit Augenringen bis nach Bagdad in die Küche gestiefelt kam. Davon war er nicht ganz begeistert, warf mir eine unflätige Geste zu und goss sich den Kaffee in eine Tasse und schaufelte Zucker hinein. Nach dem dritten Löffel sprach ich ihn an. “Du bist wieder nicht ganz bei der Sache.” Bellamy seufzte. “Ich hab gestern einfach mal drei der gekörten Hengste zum Verkauf gestellt...es haben sich tatsächlich 4 Interessenten gemeldet. Ich tu es nicht gern, aber ...du weißt das Geld hätten wir nötig.” in dem Moment knallte die Tür zur Küche. “Das hast du nicht getan!” ein brodelnder Caleb stand dort in der Tür. Er hatte zur Abwechslung zum Frühstück mit den anderen erscheinen wollen. Ich hörte Bellamy neben mir die Luft einziehen. Wo war das Loch im Boden? Ich konnte es gerade ziemlich gut gebrauchen.

      Caleb
      Ich hatte es geschafft mich unbemerkt aus dem Haupthaus in den Stall zu verkrümeln. Frühstücken wollte ich heute ausnahmsweise mit den anderen zusammen, alleine wurde das auf Dauer doch ziemlich einsam, vor allem da der Rest gemeinsam im Haupthaus frühstückte.
      Bis es allerdings so weit war, hatte ich noch ein bisschen Arbeit vor mir. Vulture brachte ich aus der Box auf seinen Paddock in die Nähe von einem der Trainingshengste. Dort bekam er auch sein Kraftfutter. Ich mistete schnell seine Box und vier Weitere von den anderen Hengsten, damit ich dies heute Abend nicht mehr machen musste. Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bis es Essen gab. Ich rationierte also auch das Kraftfutter für die anderen Pferde und musste ganz schön aufpassen, das Futter nicht zu vermischen, bei so vielen Eimern. Auf jedem der Eimer stand jedoch der Name des Pferdes drauf, weshalb ich sie nach Paddock und Koppelteil sortiert auf die Laderampe meines Pick Up stellte, und dabei Cayce über die Füße lief. „Morgen.“, sagten wir beide und er blickte mich unter seinem schwarzen Cowboyhut skeptisch an. „Hast was liegen gelassen, Cowboy.“, lachte er und warf mir meinen Hut entgegen. Reflexartig riss ich die Hände in die Luft und schaffte es sogar, den Hut zu fangen, ohne ihn dabei mit meinen Fingern zu zerquetschen. „Mach doch sowas nicht, hast du mal auf die Uhr geschaut?“, fragte ich ihn lachend und setzte mir meinen Hut auf den Kopf. „Und, was gibts zu tun?“, fragte mich der junge Mann und ich überlegte. „Grade nichts mehr. Kraftfutter hab ich fertig. Würde sagen Frühstück ist angesagt.“, sagte ich zu ihm und er nickte. „Ich muss noch was im Haus holen, ich komme gleich.“, antwortete er und verschwand.
      Ich ging also zum Haupthaus, zog meine Stiefel, den Hut und die Jacke am Eingang aus und hörte Stimmen aus der Küche. Was ich dort hörte, wollte ich zunächst gar nicht glauben. Mit einem Satz stand ich bei Bellamy, hatte die Tür zugeknallt. „Bist du des Wahnsinns? Welche Hengste?!“, fuhr ich ihn an und sah, wie alle Anwesenden einen Kopf kleiner wurden oder langsam den Raum verließen. “Alan’s Psychedelic Breakfast, Gun and Slide und Genuine Lil Cut.” Ich sah ihn an. “Oh glaub mir wenn du Blue verkaufst bist du ein toter Mann!”, knurrte ich und sah wie Ylvi ihren Kopf noch weiter einzog. “Wir… wir haben Geldprobleme Caleb… ich muss ein paar Pferde verkaufen…” “Und dann verkaufst du die besten Hengste die wir haben? Bist du bescheuert?”, warf ich ihm entgegen und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich war Bellamy körperlich noch immer ein wenig überlegen gewesen, doch wie ich ihn kannte, baute er sich gerade auch vor mir, sackte dann jedoch augenblicklich in sich zusammen. “Ich kann das nicht mehr, mir wächst das alles über den Kopf.. die Pferde, die Arbeiter… die Ranch…”, murmelte er kleinlaut und setzte sich an den Frühstückstisch. “Das Heu war wahnsinnig teuer, ich weiß nicht, wie ich das bezahlen soll…”, keuchte er und ließ sein Gesicht in seine Hände sinken. “Mir gehen die Ideen aus…”
      Ich atmete tief durch, öffnete meine Fäuste. Schlagen hatte ich ihn nicht wollen, aber aus Reflex war dies passiert. Dieser dämliche Idiot! “Also…”, murmelte ich nun mit sanfterer Stimme. “Du stehst jetzt auf, nimmst die Pferde aus dem Netz, wir frühstücken… und dann überlegen wir uns, wie wir die Ranch retten können.”

      Ylvi
      Das Frühstück über schien Bellamy verschwiegener. Caleb und Cayce unterhielten sich gut. Caleb nutzte die Runde auch gleich als eine Art Teambesprechung. Ich merkte wie er wichtige Aufgaben an Cayce gab, Murphy sollte seine Boxen übernehmen. Einen der anderen Ex-Häftlinge teilte er zum Zaunbau ein, dort wo er gestern begonnen hatte. Ich merkte dabei schnell wie er sich den Vormittag frei schaufelte um mit Bellamy zu sprechen.
      Als ich ihn gesehen hatte, da war mir kurz eiskalt geworden. Ich hatte schon gesehen zwischen ihn zu springen, wenn er Bellamy anging. Wobei ich herzlich wenig hätte ausrichten können. Seine geballten Fäuste waren mir nicht entgangen, auch nicht die Wut die in seinen ersten Worten geflackert hatte. Ich hätte nur darauf hoffen können das er mich nicht verletzten würde, falls ich dazwischen ging.
      Dass sie jedoch - endlich - gemeinsam eine Lösung suchen wollten gefiel mir. Das hätte Bellamy schon viel eher tun sollen. Aber wer konnte es ihm verübeln...ich erinnerte mich an seine Worte vom Vortag. “Ganz ehrlich...ich hab nichtmal die High School beendet, war im Jugendknast und anschließend bin ich auf der Gips Reminder Ranch gelandet. Ich hab in meinem Leben noch nie etwas richtig auf die Reihe bekommen und dann komm ich auf die bekloppte Idee eine ganze fucking Ranch zu leiten. Als O noch hier war ging das ja noch, aber dann? Ganz ehrlich...wär Caleb nicht gekommen, dann wäre das ganze schon viel eher vor die Hunde gegangen.” Ich hatte ihm gesagt er sollte Caleb einweihen. Die Angst dieser würde ihn auseinander nehmen hatte dann wohl die Oberhand behalten. Das war Stolz an falscher Stelle, das hatte ich ihm allerdings nicht gesagt...das war ihm hoffentlich bewusst. Ich wusste Caleb würde alles für die Pferde tun, einige abzugeben wäre sicherlich nicht die schlechteste Idee...aber dabei sollte sorgsam ausgewählt werden welche. Unnötige Esser zum Beispiel...und das waren die Hengste die er eingestellt hatte nicht.
      Nach dem Frühstück verschwanden alle um den ihnen zugewiesenen Aufgaben zu widmen. Ich war im Begriff die Küche zu verlassen hinter Caleb und Bellamy, drehte nach links ab um Richtung meines Zimmers zu gehen. Da erklang Calebs Stimme “Ylvi, ich denke bei der Ranch Rettungsaktion kannst du uns behilflich sein.”

      Caleb
      Bellamy war vor dem Frühstück verschwunden und hatte hoffentlich die Hengste aus dem Netz genommen. Ich war noch immer verdammt wütend auf ihn, weshalb ich mich beim Essen auch nur mit Cayce unterhalten hatte. Die Einen standen früher, die Anderen standen später auf. Auch Betsy hatte kaum ein Wort gesagt, fast die ganze Zeit betrübt auf den Boden geschaut. Etwas Leid tat die mir ja schon. Zu erst hatte sie mich und Ylvi im Bett gesehen, jetzt einen heftigen Streit zwischen Bellamy und mir. Ich müsste heute auf jeden Fall noch mit ihr sprechen und ihr einige Dinge erklären. Sie war schließlich noch ein Kind. Sie verstand nicht alles, was hier vor sich ging.
      In Bellamys Büro marschierten jetzt Ylvi, er und ich. Dort sah ich den mittlerweile kleineren Papierberg, zu dem Ylvi wohl einiges beigetragen hatte. Ich zog Ylvi einen Stuhl zum Schreibtisch dazu und setzte mich neben sie, auf der anderen Seite Bellamy. Ich seufzte kurz. “Wie schlimm ist es denn nun, Bellamy?” Ich sah die Anspannung aus seinem Körper weichen. Er schien froh zu sein, endlich mit der Sprache rausrücken zu können. “Es ist noch nicht das Ende der Ranch. Aber es ist kurz vor Ende.”, fing er an. “Und das heißt?” “Um die Ranch vor dem Bankrott zu retten müssen wir Pferde verkaufen. Einige Pferde. Oder die ganze Ranch.”, ich schluckte. Naja, eigentlich sah man es in meinem Kopf rattern. “Hmm ein Umzug wäre nicht das Schlechteste.”, sagte ich und Bellamys als auch Ylvis Kopf flogen in meine Richtung. “Verkaufen?”, fragte Bellamy ungläubig und ich nickte. “New Mexico ist schön und gut, aber was hat man von einer Ranch wenn man hier nicht einmal Rinder halten oder Heu selbst machen kann? Futter kostet Geld. In Alberta kamen wir immer mit unserem eigenen Futter rund… und.. ich habe mich selbst schon ein wenig umgesehen gehabt… ich bin so weit, dass ich etwas eigenes aufbauen möchte.” Damit schien Bellamy erstmal baff.

      Ylvi
      Das mit der eigenen Ranch...tja...wir hatten es einige Male als Thema gehabt. Aus Spaß, vielleicht. Doch ich hatte darin das glitzern in den Augen von Caleb gesehen. Der Wunsch existierte eine ganze Weile, Jahre vielleicht. Im Grunde jedoch hatte ich geahnt - diese Ranch...die Pferde hier, würde er nicht zurück lassen. Wieso war er sonst nach dem Unfall zurück gekehrt...wohl eher weniger aus Nächstenliebe zu Bellamy oder den Ex-Häftlingen. Es waren die Pferde, jedes einzelne lag ihm am Herzen.
      Ich setzte mich weiter nach vorn, Bellamy sagte keinen Ton. “Bellamy, ganz ehrlich...das halte ich für keine schlechte Idee. Caleb übernimmt ohnehin als Vorarbeiter alle relevanten Aufgaben. Überschreib ihm auf dem Papier die Ranch. Du bist aus der Sache raus...kannst dich anderen Sachen auf der Ranch selbst widmen. Dingen von denen du tatsächlich eine Ahnung hast. Marketing technisch...Logistisch gesehen, ist auch ein Umzug sinnvoll. Das Land hier ist karg, sowieso schon warm. Und Klimaerwärmung wird ein Thema sein in den kommenden Jahren. Man kann hier bleiben, versuchen mit teurem Heu über die Runden zu kommen. Oder man beschließt in eine andere Region sich zu orientieren. Wir haben die Gerätschaften, die Mitarbeiter um das alles zu bewerkstelligen.” Caleb nickte während ich mit meinen Händen gestikulierte. Die Vorstellung mit der ganzen Ranch umzuziehen legte sich zwar wie ein schwarzes Tuch auf meinen Magen, aber im Grunde war es eine wichtige Entscheidung. Es gäbe einige Sachen die man außerdem planen könnte für eine Ranch an einem anderen Ort. Die Aufnahme weiterer Häftlinge, denn die Gelder die wir vom Staat davon bekamen waren wirklich nicht unerheblich, außerdem hatten wir so eine gute Handvoll an Arbeitern. Die Aufsicht wäre schwierig, aber Lösungen ließen sich sicherlich finden. “Ich bleibe außerdem...selbst wenn ihr mir erstmal kein Gehalt auszahlt. Ich kam hier auf die Ranch um ein bisschen Abenteuer in mein Leben zu kriegen. Wie könnte ich euch jetzt einfach mit Problemen allein lassen?” das hatte noch andere Gründe. Wie könnte ich Caleb zurück lassen? Betsy allein mochte Wissen das wir etwas miteinander teilten...Aber insgeheim schlug mein Herz auch für diese Ranch.

      Bellamy
      Ich schwieg. Caleb schwieg. Ylvi schwieg. Unsere Köpfe ratterten, unsere Gedanken drehten sich. Also meine zumindest. Ich ließ meinen Kopf in die Hände sinken. “So hatte ich mir das nicht vorgestellt, glaubt mir… ich dachte ich müsste weiterführen, was Verena angefangen hatte. Alle Pferde verkaufen? Das hätte ich nicht übers Herz gebracht…”, erklärte ich und sah zum ersten Mal Mitgefühl in Calebs Blick. “Ylvi hat… nicht ganz unrecht.”, setzte er an und ich hob meinen Kopf wieder. “Wenn du mir die Ranch überschreibst, wir umziehen… ich hab noch eine Menge Geld, von der Abfindung damals.. hab alles gespart für etwas Eigenes.. dann kann ich das alles hier wieder hochziehen.”, erklärte er mir und ich nickte, schwieg wieder und dachte nach. “Und.. Ylvi scheint uns auch erhalten zu bleiben. Sie könnte eine Website oder sonst irgendwas für uns gestalten, ihr fällt da schon was ein.”, sagte er weiter und stieß die junge Frau einmal sanft mit dem Arm an. Ylvi nickte. “Wir müssen nur… also einige Pferde werde ich auf jeden Fall verkaufen.”, meinte Caleb dann. “Aber nicht die Besten.”, fügte ich an und er nickte. “Das wäre dumm.”, antwortete er mir gefasst, gar nicht mehr wütend oder beleidigend.
      “Ich glaube ich muss eine Weile darüber nachdenken…”, sagte ich dann und stand auf, sah zum Fenster raus und schaute den Mitarbeitern zu, wie sie die Pferde auf die Koppeln brachten. Als ich mich umdrehte, stand Caleb hinter mir. “Nein. Musst du nicht. Du hättest schon viel früher nachdenken sollen.”, meinte er, noch immer gefasst. “Es scheint, als hätte ich keine andere Möglichkeit mehr?”, fragte ich in die Runde und Caleb als auch Ylvi schüttelten den Kopf. “Du wirst ja nicht rausgeworfen.”, lachte Caleb und klopfte mir auf die Schulter. “Du bekommst nur… weniger Aufgaben.”, meinte er und ich nickte. “Also gut…. Caleb O’Dell. Die gehört ab sofort die Blakes Crow Meadow Ranch. Sieh es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.”, sagte ich und schüttelte seine Hand. “Ein Weihnachtsgeschenk mit vielen Schulden.”, sagte er, fing dann aber auch an zu lachen und schaute zu Ylvi rüber, die auch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht hatte. “Meine erste Amtshandlung wird sein, dass wir drei uns zum Abendessen in der Bar von Louis in Albuquerque treffen, sieben Uhr, und dort über das weitere Schicksal gemeinsam entscheiden.”, sprach Caleb und ging zur Tür. “Und jetzt… an die Arbeit. Die macht sich nicht von alleine.”, meinte er und verschwand aus der Tür.
      “Puuuh…”, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl hinter dem Papierberg fallen. “War das das richtige?”, fragte ich Ylvi und senkte meinen Kopf wieder auf meine Hände.

      Ylvi
      Ich zuckte mit den Schultern. “Das ganze hätte schlimmer laufen können.” dann klopfte ich auf den Tisch, sah wie Bellamy den Kopf hob. “Außerdem..um deine Worte zu zitieren. Vielleicht ist es das was Caleb gesucht hat? Du hast es ihm gewünscht. Erinnerst du dich?” Bellamy , immernoch besorgt drein blickend, lächelte allerdings. Die Narbe in seinem Gesicht verzog sich deutlich dabei. “Touché” Ich zuckte die Schultern dazu, lächelte. Ja vielleicht war das ein Weg um Caleb von der inneren Unruhe abzulenken die ihn von Zeit zu Zeit befiel.
      “Gut..ich würde sagen...du machst schonmal eine kleine Liste fertig für Pferde die zum Verkauf stehen. Ich werde derweil mein Zimmer im Gästehaus wieder beziehen. Ich brauche keine ganztags Betreuung mehr, ich vermisse mein eigenes Bett. Anschließend komme ich wieder rüber um dir beim abheften der Dokumente zur Hand zu gehen. Dann können wir Caleb heute Abend eine Übersicht der Finanzen geben...sowie der Sachen die noch fehlen. Deal?” Bellamy sah sich auf seinem Schreibtisch um, der sich schon deutlich geleert hatte. “Vielleicht sollte Caleb sich überlegen dich als Chef mit ins Boot zu holen, du scheinst zum Sklaventreiber geboren.” Es war ein Witz, das merkte ich sofort, ich streckte die Zunge heraus. Anschließend machte ich mich auf den Weg meine wenigen Habseligkeiten im Gästeraum zusammen zu packen. Ich ließ das Haupthaus gern zurück. Ich hatte die Ruhe des Gästehauses vermisst, meine kleine Oase der Ruhe. Ich gabelte Laurence im Flur auf. “Laurence? Kannst du mir eben bei der Tasche helfen? Für mich geht es vorerst wieder zurück ins Gästehaus.” “Klar, gib her.” “Sag mal, ich hab ein wenig heute morgen mitbekommen...wie schlimm ist es?” wir gingen langsam hinüber zum Gästehaus. “Es wird ein paar Veränderungen geben...das bleibt nicht aus. Aber mach dir vorerst keine Sorgen. Bellamy und Caleb schaukeln sich schon zusammen.” Laurence zog die buschigen Brauen zusammen. “Das wird ja auch mal Zeit!” brummte er schließlich. Ich lächelte in mich hinein...wahr wohl nicht schlecht. Laurence trug mir die Tasche bis hinauf in mein Zimmer, stellte sie vor dem Bett ab. ich bedankte mich bei ihm. Bevor Laurence das Zimmer verließ verweilte er kurz im Türrahmen. “Junge Dame...ich würde fast behaupten es war Gottes Segen das er sie zu uns geschickt hat. Wer weiß, vielleicht hat Verena das aus dem Himmel für uns eingefädelt. Jemand wie du hat uns auf der Ranch gefehlt...die gute Seele.” damit verschwand er aus der Tür. Ich blieb ein wenig erstaunt zurück. Laurence war ein guter Kerl, ich wusste das er schon auf der Gips Reminder Ranch gearbeitet hatte. Seine Bezeichnung der guten Seele schien mir allerdings etwas bizarr. Ich half nur Freunden aus...viel mehr noch...alle Chaoten waren im Laufe der letzten Monate einfach zum Teil meiner Familie geworden. Unfassbar das ich noch nichtmal ein Jahr hier war!

      Caleb
      Draußen atmete ich einmal tief durch. Hui, die Ranch gehörte nun mir. Noch nicht offiziell, aber bald würde sie komplett mir gehören, mit allen Pferden, allen Mitarbeitern und allem drum und dran. Ich wünschte mir schon seit Jahren eine eigene Ranch, aber jetzt so plötzlich eine zu besitzen? Unbeschreiblich. Ich atmete noch einmal tief durch und ging in den Stall, um Murphy beim Boxen misten zu helfen. Er schwieg, gut für ihn. Ein paar fragende Blicke flogen zwar zu mir rüber, aber er fragte mich nichts. Als ich damit fertig war, sattelte ich mit Vulture und ritt zu Connor, der den Zaun reparierte. Ich ging ihm kurz zur Hand, so dass wir schnell zurück zur Ranch reiten konnten. “An das Kraftfutter habt ihr ja heute Morgen auch gedacht, oder?”, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. “Frag Cayce, keine Ahnung.”, ich rollte mit den Augen. Also ritt ich quer über die Ranch, um Cayce zu suchen, den ich schließlich auf dem großen Reitplatz fand. “Hey Cayce, das Kraftfutter habt ihr heute Morgen ja verteilt, oder?”, fragte ich ihn und er nickte. “Klar, ist erledigt. Habs auch schon für heute Abend gemischt.” “Gut, ich bin heute Abend mit Bellamy und Ylvi weg, einige Dinge regeln.”, sagte ich und er nickte.
      Jetzt musste ich nur noch Laurence finden. Ihm wollte ich die Ranch heute Abend überlassen, wenn ich nicht da war. Vulture sattelte ich ab und brachte auf einen der Paddocks. Dort machte er sich sofort wieder über das Heu… Mist, das Heu! Ich fluchte, lief zum Haus und stürmte in Bellamys Büro, wo auch Ylvi saß und ihm zu helfen schien. “Das Heu? Kam es? Wo ist es? Ich hab keinen Anhänger gesehen.” Nervös schaute ich auf meine Uhr. “Alles erledigt Caleb. Cayce und die anderen haben es schon abgeladen.”, erklärte er mir und ich nickte. “Okay… dann ist es ja gut. Ich bin dann mal Füttern, und dann können wir auch schon fast wieder los.”, erklärte ich und verschwand wieder. Im Stall fing ich an, das Heu in die Boxen zu verteilen. Als ich damit fertig war, lief mir auch Laurence vor die Füße. “Hey, du müsstest heute Abend auf die Ranch aufpassen. Bellamy, Ylvi und ich sind in Albuquerque und müssen einige Dinge regeln.”, erklärte ich ihm und er nickte, stellte aber keine weiteren Fragen. “Ich hoffe ihr bekommt das hin.”, meinte er und verschwand dann wieder. Im Stall war ich nun fertig, weshalb ich schnell duschen ging, mich fertig machte, meinen Notizblock schnappte und zum Auto ging, wo ich auf Bellamy und Ylvi wartete. Bellamy ließ nicht lange auf sich warten und auch Ylvi erschien nach einer Weile.

      Ylvi
      Ich hatte mein Tablet mit in die Tasche gestopft...einige Notizen würden sicherlich nicht schaden. Ich freute mich auf die Bar, ich war lang nicht mehr drin gewesen. Andererseits würden wir dort auch eine ruhige Ecke vorfinden, sicherlich gab uns Louis eines der kleineren Hinterzimmer. Diese nutzte er oft für geschlossene Veranstaltungen.
      Caleb stand an seinem Pick-Up. Vorn hatten tatsächlich drei Leute Platz, also warf ich die Tasche auf den Rücksitz, rutsche bis an den Fahrersitz und Bellamy setzte sich direkt daneben.
      Im Sandwich eingeklemmt zwischen Caleb und Bellamy fuhren wir also nun knapp eine Stunde in Richtung Albuquerque. Louis Bar befand sich im Speckgürtel der Stadt, eigentlich hatte ich bisher angenommen dieser Teil war nicht einmal Part von Albuquerque. Wobei das jetzt wahrscheinlich auch keine Rolle spielte. Calebs Blick ging nach vorn auf die Straße. Die Situation war irgendwie seltsam. Das Radio war kaputt. Also begann ich einfach zu erzählen womit Bellamy und ich uns heute beschäftigt hatten. Kontoauszüge sortiert, alle nötigen Zahlungen getätigt. “Ich hab die Daten alle mal digitalisiert auf meinem Tablet. Dann haben wir nebenbei eine gute Basis mit der du arbeiten kannst.” klar Daten konnten verloren gehen. Ich wusste auch das Caleb nicht unbedingt Technik Affinitäten teilte...aber ein Haufen Blätter zu sortieren, im schlimmsten Falle zu verlieren. Sonderlich nützlich erschien mir das ganze nicht. “Wir haben außerdem einen Anwalt ausfindig gemacht, der zwischen Weihnachten und Neujahr zur Ranch kommt um die Papiere offiziell zu übertragen.”

      Caleb
      Die Fahrt über war ich relativ still, hörte Ylvi zu und nickte hin und wieder. „Ich habe mir auch schon Gedanken dazu gemacht, welche Pferde wir verkaufen sollten. Ylvi du hast doch die Liste aller Pferde auf deinem Tablet? Auch die von O?“, sie nickte. „Gut.“, erwiderte ich und parkte mein Auto vor der Bar. Wir gingen hinein, wurden von einem freundlichen Louis begrüßt und sofort in eines der hinteren Zimmer geführt. Wir redeten eine Weile, besprachen sinnloses, waren vertieft in belangloses, als die Tür aufflog und niemand anderes den Raum betrat, als Octavia. “Da bist du ja endlich.”, grummelte ich, stand auf, und umarmte sie kurz. Auch Ylvi und Bellamy taten es mir gleich. Bellamy schien verwundert. “Ich wusste nicht, dass du auch kommst.”, sagte er zu ihr und zog ihr einen Stuhl vom Tisch, damit sie sich setzen konnte. “War auch eher eine spontane Idee von mir. Wenn sie jetzt zu uns zurückkommt, sollte sie sich auch einbringen. Schließlich will O ja auch Pferde verkaufen.”, erklärte ich und Octavia nickte. “Genau, aber lasst uns erst was essen.”, trällerte sie und ich lachte kurz. Irgendwie hatte ich diesen gut gelaunten Vogel vermisst.
      Wir bestellten Essen, was uns Louis auch schnell brachte. Erneut drehte sich das Gespräch um belanglose Dinge, ehe ich das Wort erhob. “Ich habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht, was ich mit einer eigenen Ranch machen würde.. wo sie sein sollte, was sie verfolgen sollte, womit ich mein Geld verdienen würde…”, alle starrten mich an. “Dass Pferde weg müssen ist mir ganz klar, wir haben eh zu viele, die nur fressen und sonst nichts tun… in meinen Augen muss sich eine Ranch durch die Pferde quasi von selbst tragen.”, erklärte ich ihnen und hatte nun wirklich die gesamte Aufmerksamkeit von allen in diesem Raum erlangt. “Ich dachte daran, wieder zurück nach Kanada zu gehen. Ich habe mir im Internet schon Gelände angeschaut, zwei stehen zur Auswahl. Beide wieder in der Nähe von Calgary und Okotoks.” Ich sah ein wenig Panik in Bellamys Gesicht. “Zurück nach Kanada?”, fragte er unsicher und ich nickte. “Ich kenne keinen besseren Fleck auf diesem Planeten, um Pferde und Rinder zu züchten. Ja, Rinder gehören auch zu dem neuen Plan.” Bellamy nickte. “Es ist.. deine Ranch.”, murmelte er kleinlaut doch ich schüttelte den Kopf. “Ich sage nur, wie ich es mir vorstelle… außerdem… wir haben viele gute Westernpferde, die nicht mehr, oder noch nicht im Sport laufen. Touristen sind immer eine gute Geldquelle. Sie könnten die Landschaft erkunden, natürlich mit einem von uns dabei, könnten bei der Rinderarbeit und bei den Pferden helfen. Die Menschen geben eine Menge Geld für sowas aus.” Einstimmiges Nicken. “Deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, alle Quarter-, Paint- und Appaloosahorses zu behalten.” “Klingt… vernünftig.”, sagte Ylvi und schaute auf ihr Tablet. “Ich habe hier eine Liste mit den Pferden, ich lese sie euch einfach mal vor. Gekörte Hengste wären demnach Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide und Hollywoods Silver Dream.” Caleb nickte. “Ungekörte Hengste wären A Shining Chrome, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Smart Lil Vulture, Whinney und Zues.” Wieder ein Nicken von Caleb. “Außerdem Nachtschwärmer und Chocolate Dream.”, fügte er an. “Ich nehme an die Fohlen bleiben auch alle?”, fragte Ylvi mich und tippte etwas in ihr Tablet ein. Ich nickte, und sie las die Namen vor: “PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash und BR Colonels Golden Gun.” “Genau. Jetzt noch die Stuten und Cielos.”, meinte Caleb und Ylvi nickte. “Cielos bleibt, dann die gekrönten Stuten Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell und Wimpys Little Devil. Nicht gekrönte Stuten sind A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und die Mixstute Striga.” Ylvi tippte fleißig Häkchen hinter die Namen der Pferde. “Dazu kommen noch Whitetails Shortcut, der Wallach von Cayce und Bittersweet Temptation, ein schwarze-weißer Paint Horse Hengst, den ich dazu gekauft habe.”, erklärte ich allen und sie nickten fleißig. “Væna fra glæsileika eyjarinar würde ich auch gerne behalten. Sie, Choco, Nachtschwärmer und Striga sind die einzigen Außenseiter, würde ich sagen, die ich fest behalten will.”, erklärte ich und sah dann zu Octavia rüber. “Genau, Ylvi tipp mal mit.”, sagte sie und nahm eine Liste aus ihrer Tasche. “Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, wen ich behalten möchte und wen ich verkaufen würde… bleiben sollen Tigres Eye, Priamos Ruffie Kincsem, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I’ve got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Culain, Empire of Grace, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS’ Snap in Style und Wildfire xx. Bei einem guten Platz wären Empire of Grace noch zu verkaufen.”, erklärte Octavia und Ylvi tippte sich die Finger wund. Ein bisschen Leid tat sie mir ja schon, aber sie war es durch ihren Job ja gewöhnt, viel an solchen Geräten zu hängen. “Jetzt kommen wir dann wohl zu den potenziellen Verkaufspferden.”, sagte Ylvi und ich nickte. “Lies einfach einen Namen vor und wir sagen pro Argumente, warum das Pferd bleiben soll, oder Kontra Argumente, warum wir es verkaufen sollen.”, erklärte ich und sah zu Ylvi. “Meine Pferde zählen wohl auch dazu, wir gehören ja auch zur Ranch und ziehen mit um. Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn bleiben auch.”, sagte sie. Wir nickten einstimmig. Wir konnten ja schlecht verlangen, dass sie ihre Pferde verkaufte. Sie hatte doch nur vier davon und alle bedeuteten ihr eine Menge. Dann gingen wir die Liste Pferd für Pferd durch.

      Behalten:
      Seattle Slew -> wird als Touristenpferd behalten, wird kastriert
      Sir Golden Mile -> Octavia möchte ihn als Rennpferd übernehmen
      Stiffler -> soll noch gekört werden und ein paar Fohlen bekommen, dann wird er kastriert werden und als Wallach für die Touristen bleiben
      Moon’s Gealach -> wird von Ylvi gekauft
      Cleavant ‘Mad Eyes’ -> bleibt als Tourisrenpferd
      Abe’s Aelfric -> wird kasteriert und bleibt dann als Touristenpferd
      Ceara Isleen -> Umschulung zum Ranchpferd, später dann als Touristenpferd gedacht
      Blazing Flame -> Octavia möchte die Stute haben
      Skrúður -> Umschulung zum Ranchpferd, evtl. ein paar Fohlen ziehen und dann kastrieren, später evtl. als Touristenpferd

      Verkaufen:
      BR Princess Peppy Gaia
      GRH’s Princess Peppy Ann
      Pocahontas
      Náttdís van Ghosts
      Thjalfe van de Jötunheimr
      Fenicio
      Lajos
      Myrkvidr
      Atlanta
      Ghost’s Phenomena
      Magic Lanijos
      Zoltaire
      Zuckerschock
      LMR Fashion Girl
      Samarra
      It’s me, Amira!
      Vin
      PFS’ Blossom Magic
      Bree
      Crimetime
      Wolfs Bane
      Natu’s Little Harley
      CHH’ Mr. Buckminster
      Ocarina of Time
      Empire of Grace
      Free Willy
      Firewalker
      Mystical Champion
      Whiskey
      Sweet Revenge

      “Das war nun doch schwerer, als ich dachte.”, sagte ich und schaute mir die Liste auf dem Tablet nochmal an. “Doch.. doch. So bin ich zufrieden.”, meinte ich und sah in die Runde. Zustimmendes Nicken. “Ich würde gerne Morgen schon nach Kanada fliegen und mir die beiden Grundstücke anschauen. Möchte jemand mit?”, fragte ich Bellamy, Octavia und Ylvi und wartete.


      Ylvi
      In meinen Gedanken hüpfe ich gerade wie Hermine auf meinem Stuhl auf und ab, Arm gereckt, Finger schnippend um zu signalisieren, das ich mit von der Partie war. Tatsächlich speicherte ich meine Datei ab, ließ das Tablet wieder in der Tasche verschwinden und sah erst dann in die Runde. Weder O. noch Bellamy schienen sich wirklich dafür zu interessieren. Ich musste nicht erst zu Caleb schauen um zu Wissen das sein Blick auf mir lag. Als ich auf sah, hatte er mich fixiert. Sein Kopf legte sich nur leicht schief, sein Gesicht mit einem Mal ein fragendes Buch. Meine Augenlider schlossen und öffneten sich bewusst, ein Lächeln um meine Lippen. Unsere stumme Kommunikation machte ihm bewusst das ich mit dabei war. “Dann würde ich sagen, nehmt ihr meinen Pick-Up zurück zur Ranch.” sprach Caleb zu den anderen beiden. Ich fischte mein Tablet wieder heraus. “Ich such dann mal nach einem Flug für dich.” ich wusste nicht wieso ich nicht uns sagte...Ich wollte nicht Preis geben das ich mit Caleb flog. Ich war nicht bereit dafür den anderen zu stecken das vielleicht mehr als das Geschäft mich mit zog. “Ylvi kommst du dann bei mir mit?” fragte Bellamy. Ich winkte ab. “Mhm..nein, also. Ich werd wohl die Nacht noch hier bei Caleb und Louis verbringen. Denke ich werd dann meinen Verbandswechsel direkt morgen im Krankenhaus machen.” “Ja gut. Dann nehm ich Bellamy in meinem Auto mit, dann lassen wir den Pick-Up hier, dann hast du einen fahrbaren Untersatz, wenn du wieder zurück willst.” bot sich O an. “Guter Vorschlag, machen wir das so.”
      Wir verabschiedeten uns von O und Bellamy, blieben allerdings vor der Bar stehen bis die Lichter verschwunden waren. “Ich werd dann mal Lilly eine SOS Nachricht schicken.” Caleb sah mich etwas verwirrt an. “Naja ich hab keine Wechselkleidung, schon gar nichts was Kanada tauglich wäre. Außerdem, den Verband muss ich tatsächlich wechseln.” “Stimmt, daran hab ich jetzt gar nicht gedacht. Gut das Louis fast meinen Kleidungsstil hat. Noch ein Bier?” “Hell yes.” damit drehten wir uns um, betraten wieder die Bar. Caleb half mir auf einen der Barhocker hinter denen Louis stand und uns beide gesichtslos ansah. Ob sich Caleb sein - keine Miene verziehen - irgendwie von ihm abgeschaut hatte? “Ihr habt fast vier Stunden meine Hinterzimmer blockiert. Das klang ja nach einer richtigen Krisensitzung.” typisch native redete er um den heißen Brei, zeigte neugierde...fragte aber nicht bohrend nach. Obwohl ich mir sicher war das es ihm auf der Zunge brannte. “Das muss dir Caleb erzählen.” ich musste derweil ein Gähnen hinter meiner Hand verstecken...und widmete mich der Suche nach einem Flug für den nächsten Tag.

      Caleb
      Das war… anstrengend gewesen. Ich nahm das Bier von Louis entgegen und legte meinen Kopf einmal in meine Hände. Auch an mir nagte mittlerweile eine ziemliche Müdigkeit. Als ich den Kopf wieder hob, sah mich Louis noch immer fragend an. “Oh Louis, wo soll ich anfangen... “, murmelte ich und sah seine nach oben gezogenen Augenbrauen. “Also gut…”, setzte ich an und erzählte ihm alles, was seit heute Morgen passiert war.
      Als ich zu Ende erzählt hatte, war meine Bierflasche auch am Ende angekommen und Louis hatte mir lautlos eine Neue hingestellt. “Das klingt…”, fing er an, bediente einen Kunden, davon gab es schließlich genug hier, und setzte dann wieder an: “Das klingt.. nach viel Arbeit und vielen Veränderungen.” “Ja.. so ist es.”, sagte ich und schaute zu Ylvi, die noch immer nach Hotels und Flügen schaute. Ob sie wohl schon etwas gebucht hatte? “Nach Calgary, am Besten. Die beiden Höfe sind einmal circa 30 Minuten und einmal 45 Minuten von da weg.”, erklärte ich und sie nickte. “Und dann zieht ihr alle von hier weg?”, fragte Louis nach einer Pause. “Ich… denke ja, dass sie alle mitkommen… es wird mir so fehlen, dich nicht mehr so nahe bei mir zu haben.”, sagte ich zu ihm und wurde doch etwas sentimental. “Hey, noch bist du nicht weg, Junge.”, sagte er und haute mir über die Theke einmal gegen die Schulter. “Noch bist du hier und trinkst mein Bier… was du übrigens mal bezahlen könntest…”, merkte er an und ich lachte. “Ich will gar nicht wissen, wie viel Geld ich schon hier gelassen habe.” Auch Ylvi lachte nun. Wir schauten uns an und schienen das Gleiche zu denken. “Oder wie viel Geld wir schon für Bier ausgegeben haben, was wir dann im Gästehaus auf der Ranch getrunken haben.”, sagte sie und Louis und ich stimmten in ihr Lachen ein. “Ach bevor ich es vergesse, kannst du mir ein paar Hemden und Hosen leihen?”, fragte ich Louis und er schüttelte nur grinsend den Kopf. “Klar, ihr schlaft dann bestimmt hier?”, fragte er und wir nickten. “Waschté, ich bring dir morgen früh etwas vorbei. Aber bezahl wenigstens das Zimmer…”, brummelte er und ich rollte mit den Augen, nahm meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und bezahlte es im jetzt sofort. Ylvi machte Gestiken auch etwas davon zu bezahlen, doch ich winkte ab. “Das in Calgary wird teurer, ich denke wir schaffen nur eine der beiden Ranches am Tag. Es gibt viel zu sehen und anzuschauen. Da kannst du dich finanziell beteiligen.” “Okay.”, meinte sie und steckte ihren Kopf wieder über den Bildschirm.

      Ylvi
      Etwa nach 20 Minuten hatte ich alles unter Dach und Fach. Louis war gerade verschwunden um die Vordertür abzuriegeln. Die Bar hatte jetzt offiziell geschlossen. “Ich hab uns in Calgary ein Hostel gebucht, einfach...aber auch preiswert. Da wir eh den ganzen Tag unterwegs sind, wird das seinen Zweck erfüllen. Morgen früh gegen 8 kommt Lilly mit ein paar Sachen für mich vorbei. Um 12 geht der Flug...am besten geht es schon etwa 10 Uhr zum Flughafen. Dann haben wir genug Zeit um das Gepäck abzugeben. Ich hab uns bereits online eingechekt, dann sparen wir uns das vor Ort. “ dann nahm ich zwei große Schluck meines Bieres und hielt Caleb den Rest hin. Ich trank auch immer wieder mit, aber sonderlich viel dann auch wieder nicht. Irgendwie hatte es sich da eingeschlichen das Caleb den Rest davon trank.
      Louis brachte uns in das schlichte Zimmer im Dachgeschoss. “Ich würd fix noch die Couch fer…” Caleb fiel ihm ins Wort. “Lass mal...geht schon so.” Louis gab keinen Kommentar, doch ein breites Lachen auf seinen Lippen schien sich der Lakota nicht verkneifen zu können. Dann verschwand er aus der Tür...ich ließ mich auf das Bett sinken, direkt auf den Rücken. “Was für ein Tag.”

      Caleb
      Louis verschwand und Ylvi legte sich auf das Bett. Ich wollte es ihr gleichtun, blieb jedoch stehen und zog meine Sachen aus. Erst dann legte ich mich auf das Bett und unter die Decke. “Ja, der Tag hat mich auch ziemlich fertig gemacht.”, sagte ich zu Ylvi, die aufstand und sich ebenfalls auszog, um dann zu mir unter die Decke zu kommen. Es dauerte wirklich nicht lange, da waren wir eingeschlafen.
      Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Ylvi einen Wecker gestellt hatte. Ich brummte, drehte mich um und legte mir das Kissen über den Kopf. So fertig war ich schon lange nicht mehr gewesen. Auch Ylvi schien nicht wirklich begeistert davon, aufzustehen. Nachts war ich immer wieder aufgewacht und hatte eine Weile nicht mehr einschlafen können, so viele Gedanken waren in meinem Kopf hin und her gekreist. Langsam richtete ich mich jedoch auf, zog zumindest meine Hose an und öffnete die Tür, denn ich dachte, ich hätte etwas gehört gehabt. “Oh schau mal, unsere Sachen.”, sagte ich zu Ylvi und hob die beiden Reisetaschen auf. Diese schmiss ich aufs Bett, öffnete sie und schob dann die Tasche mit der Frauenkleidung zu Ylvi rüber, die sich mittlerweile auch aufgerichtet hatte. Aus meiner Tasche nahm ich ein Hemd, zog es an und stopfte mein altes Hemd vom Boden in eine Ecke der Tasche. “Louis scheint das hier abgegeben zu haben. Lilly wollte mir ja noch helfen.”, schlussfolgerte Ylvi und ich nickte. Dann klopfte es wirklich an der Tür. Ich öffnete, bat Lilly herein und verschwand für die Zeit nach unten, während die Beiden den Verband wechselten. Eine ganze Weile unterhielt ich mich mit Louis, ehe Ylvi und die Kleine mit den Taschen die Treppe herunter kamen. “Hab alles eingepackt.”, sagte Ylvi zu mir und ich nickte. Wir verabschiedeten uns von Louis und Lilly, packten alles in den Pick - Up und fuhren zum Flughafen- relativ schweigend. Auch das Warten verlief ohne große Worte, ich nickte auch einmal ein und wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Müde schaute ich in Ylvis Gesicht. “Komm, lass uns ins Flugzeug.” Wir stiegen ein, bezogen unsere Plätze und… schliefen für die nächsten sieben einhalb Stunden ein. Leider hatten wir die schöne Aussicht auf Colorado, Wyoming und Montana verpasst. Aber vielleicht würden wir es ja auf dem Rückflug schaffen, wach zu bleiben und uns die Landschaft anzuschauen.

      © Ravenna, Veija // 67.256 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Dezember 2018}
    • Mohikanerin
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil II | 26. Dezember 2018

      Ylvi
      Die unsanfte Landung ließ mich hoch schrecken, ich brauchte auch einen kurzen Moment ehe ich mich orientiert hatte. Ich drückte in der enge des Flugzeuges meinen Rücken durch, dehnte meinen Nacken. Die Position halb schief auf Calebs Schulter schlafend hatte dem nicht ganz wohl getan. Die Flugbegleiter baten uns noch einige Minuten zu warten, wir hatten den Flug knapp 20 Minuten zu früh erreicht. Das Bodenpersonal schien sich aber bereits zu sammeln.
      Caleb schien auch wach geworden zu sein, ähnlich wie ich rieb und dehnte er sich den Nacken. Da wir nur Handgepäck hatten konnten wir nach verlassen des Gates direkt in Richtung Ausgang verschwinden. Dort suchten wir uns ein Taxi. Durch die Zeit hier mit der Gips Reminder Ranch, hatte Caleb eine alte Bekanntschaft ausfindig gemacht. Sie würde uns für die nächsten drei Tage die wir hier blieben ihren Wagen leihen.
      Die Frau die uns entgegen kam, trug Stiefel...aber nicht nur Stiefel. Sie gingen ihr bis über das Knie. Es verlängerte ihre Gestalt, sie hatten auch einen knapp 10 cm hohen Absatz. Ein kurzer, also wirklich kurzer Rock. Die Jacke mit weitem Plüsch besetzt...Ich zuckte zusammen als ich ihr Gesicht sah. Hui..mit Schminke hatte sie nicht gespart. Caleb hüstelte, als sie mit einem “Juuuhu Caleb.” auf uns zu gestöckelt kam. Ich war mir ziemlich sicher...die sah nicht nur aus wie ein Rodeohäschen, sie war sicherlich eine. Sie zog Caleb zu ihrer Brust, küsste ihn auf die Wange, auf denen der Abdruck ihres Lippenstiftes zurück blieb. “Ylvi..das ist Monique.” Ich hatte fast erwartet, sie würde mich mit einem Bitch-please Blick mustern. Stattdessen kam sie vor mich, überragte mich dabei locker um beinahe zwei Köpfe. Mich zog sie allerdings auch in eine Umarmung, küsste mich auch auf die Wange. Schien also nicht ihre spezielle Caleb Begrüßung zu sein. Oder sie wollte nicht das ich mich schlecht fühlte.
      Sie gab Caleb einen Schlüssel in die Hand, ein rosa Einhorn hing daran. Anschließend führte sie uns zu ihrem Wagen. Es handelte sich um eine schwarze Dodge. Ich blieb kurz einen Moment verdutzt stehen. Den Wagen hatte ich der drallen Monique nicht zugestanden. Das bewies allerdings wieder - Urteile nicht vorschnell. Vielleicht kleidete sie sich auch einfach nur gern..wie sie eben gekleidet war? Caleb und sie unterhielten sich noch ein wenig, er gab mir schonmal den Schlüssel. Mit den Taschen stiefelte ich also in Richtung der Kofferklappe, öffnete und erstarrte. Ich spürte förmlich wie sich meine Netzhaut weg ätzte als ich das Innenleben erblickte. Rosa..pink...und zwar alles vor mir. Das bisschen das ich vom Armaturenbrett sah, die Ledersitze...der ganze verdammte Kofferraum. Ich warf das Zeug rein. Monique wünschte Caleb alles gute. “Dann bis in drei Tagen.” erwiderte er. Ich gab ihm die Schlüssel wartete bis sie fort war. “Monique also, ja?” meinte ich spöttisch, sah ihr hinterher. “Ich hab nie behauptet das ich Geschmack hatte als ich jünger war.” ich lachte ein wenig. “Warte bis du die Inneneinrichtung zu Gesicht bekommst.” klopfte auf seine Schulter, lachte und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Als ich sie öffnete stand da ein vom Donner gerührter Caleb, ungläubig auf das Innere blickend. Von hier aus hatte ich mehr Blick auf die Einrichtung...der Schalthebel...sogar die verdammten Pedale...rosa oder Pink. “Na? Doch lieber einen Wagen mieten?” Caleb schüttelte langsam den Kopf, schluckte. “Na immerhin ist er von außen schwarz.” scherzte er, nicht ganz ernst.
      Damit stiegen wir also in den Wagen, mein Tablet in der Hand, half ich ihm dabei aus der Stadt heraus zu finden. “Gut das du den Kasten bei hast, die genaue Richtung krieg ich sicherlich nicht mehr zusammen.” dann schwiegen wir wieder eine Weile. Ich konnte nicht umhin, mein Handy zu zücken und ein Foto von Caleb hinter dem rosa Lenkrad zu machen. “Wehe das landet im Chat für die Ranch.” ich grinste ihn an…”Huups.”

      Caleb
      Ich starrte wütend zu Ylvi rüber. Bing...bing...bing… Machte es bei unseren beiden Handys. Ylvi starrte auf Ihres und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich kramte meins aus der Tasche und schaute auf das Display. ‘Hübsch Caleb, steht dir.’, stand da von Bellamy. ‘Oh Caleb, ich wusste ja dass du strange bist.. aber das hätte ich nicht erwartet.’, stand da von Octavia. ‘Caleb was geht denn bei dir?!’, hatte Cayce geschrieben. ‘OMG CALEB!’, schrieb Betsy. Wir hatten auf dem Hof zwei WhatsApp Gruppen, einmal mit, und einmal ohne Betsy. In der ohne das Mädchen wurden manchmal ganz andere Dinge geschrieben. “Na danke dafür.”, sagte ich zu Ylvi, starrte sie noch einmal wütend an und startete dann den Motor. “Ich dachte wirklich Monique wäre über diese Phase hinweg…”, grummelte ich in mich hinein und fuhr auf den Highway.
      Morgen würden wir uns die Ranch anschauen, heute würde es zeitlich zu knapp werden. Eine Ranch kaufte man nicht in einer Stunde. “Hast du Lust noch was essen zu gehen?”, fragte ich Ylvi, als ich in die Straße des Hotels einbog. Sie nickte. “Vorher noch etwas frisch machen?”, sie nickte wieder. “Na gut.”, murmelte ich. Meine Wut war verflogen, etwas witzig war das Auto ja schon- und das Bild würde uns immer an diesen Trip hier erinnern.
      Ich parkte das Auto im Parkhaus und wir stiegen aus, gingen zur Rezeption, checkten ein und gingen auf unser Zimmer. “Mach du dich zu erst fertig.”, sagte ich zu ihr und Ylvi verschwand im Bad. Wir hatten beide keine sonderlich schicke Kleidung dabei, weshalb wir uns auch nicht großartig umzogen. Als Ylvi fertig war ging auch ich ins Bad und machte mich ein wenig frisch. “Na dann lass uns essen gehen, sagte ich zu ihr und ließ tatsächlich meinen Cowboyhut auf dem Bett liegen. “Nimmst du den nicht mit?”, fragte Ylvi mich und ich schüttelte den Kopf. “Ich muss ja nicht schon wieder direkt auffallen.”, sagte ich zu ihr. Bei dieser Aussage dachte ich an mein Auftreten im Krankenhaus und die klirrenden Sporen. Mit der verwaschenen blauen Jeans und den Westernstiefeln würde ich hier bei genauerer Betrachtung zwar auch auffallen, aber nicht so sehr wie noch mit dem Hut. Wir stiegen ins Auto, fuhren zu einem Restaurant ganz in der Nähe, ein bisschen kannte ich mich ja hier noch aus, und parkte dort auf dem Parkplatz. Wir gingen rein und bekamen tatsächlich noch einen Platz. Dort bot ich Ylvi einen Stuhl an und setzte mich ebenfalls an den Tisch.

      Ylvi
      Ich rieb meine Hände aneinander, setzte mich schließlich auf sie - es waren -6 Grad...und mein Körper hatte sich noch nicht an die Kälte gewöhnt. Das war tatsächlich eine Tatsache die mir Caleb wirklich mal erklären musste. Wieso zum Teufel Kanada? Das einzige was ich von diesem Staat wusste waren: ne Menge Schnee, irgendwas mit Ahorn und natürlich eine unfassbare Artenvielfalt an Tieren. Darunter Wölfe, Elche, Rentiere und natürlich auch Bären. Ich konnte Schnee nicht ausstehen. Klar so Winterritte hatten schon was...aber Schneechaos, Schnee schippen. Ich hatte mich zwischendurch schonmal gefragt was mich da geritten hatte. War ich nicht zur Blakes Crow Meadow gekommen, eben weil sie in New Mexico war? Tja, da hatte sich innerhalb weniger Stunden mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Und mein blöder Witz war es auch noch gewesen, der Bellamy auf die fixe Idee gebracht hatte Caleb die Ranch zu überschreiben. Ich hatte sogar gemeint ein Umzug sei sicherlich nicht schlecht. Und jetzt waren wir hier...in Calgary. Die nächsten Tage schauten wir uns zwei der potentiellen Ranches an. Wahnsinn.
      “Jetzt wo wir unsere Ruhe haben. Erzähl mir doch mal wieso es eigentlich nach Kanada geht. Soweit ich weiß bist du nicht hier geboren? Was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”

      Caleb
      Wir saßen beide am Tisch, hatten uns ein wenig umgesehen und auch schon Essen bestellt. Die Kellner hier waren wirklich fix und hatten uns schnell bedient, so dass wir nicht lange hatten warten müssen. Als Ylvi mir eine Frage stellte seufzte ich kurz und ließ meine Gabel sinken. Ja, warum eigentlich? Dass ich mich einfach nicht von diesem Land und von der Erinnerung an Verena trennen konnte würde ich ihr wohl kaum verraten.
      “Nein, geboren bin ich hier nicht aber ich bin durch das Rodeo viel gereist, habe viel gesehen und war auch sehr oft in Kanada, mal auf kleinen, mal auf großen Rodeos… dann habe ich Verena kennen gelernt… und habe mich noch mehr in dieses Land verliebt.”, gestand ich ihr und aß weiter, ich ließ mir Zeit mit dem Antworten, wollte meine Aussagen mit Bedacht auswählen. “In der Zeit auf der Gips Reminder Ranch habe ich viel erlebt, bin viele Pferde geritten und viele Turniere gegangen, hier und auch in ein paar Staaten in den USA. Montana und Wyoming zum Beispiel habe ich oft mit Pferden besucht, aber die Landschaft hier in Alberta? Die grünen, weitläufigen Wiesen, kaum Zäune und wenn, dann kilometerweit entfernt…”, ich sah Ylvis Blick und wusste genau, was sie dachte. Genau das gab es auch in Staaten der USA. Weitläufige, grüne Wiesen und auch alles Andere… “Ich weiß nicht.. kennst du das nicht, dass man sich in etwas verliebt und gerne dort hin zurückkehren möchte? Natürlich nicht genau zurück.. aber in das Land schon?”, fragte ich sie und sie nickte. “Und was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”, fragte sie mich dann und wieder musste ich überlegen. “Sie soll weitläufige Koppeln haben, wir brauchen aber auch für jedes Pferd eine Box. Es müssen nicht immer alle Pferde im Stall stehen, aber hier kann der Winter teilweise ziemlich hart werden und dann bräuchten wir für jedes einen warmen Platz. Außerdem möchte ich gerne Rinder halten.. Whiteface.. wer hätte es gedacht.”, erklärte ich und sie lachte. “Ja, wer hätte gedacht, dass du dir Kühe mit einem weißen Kopf kaufst.”, zog sie mich auf. “Außerdem brauchen wir große, gute Reitplätze und am besten eine oder zwei Hallen, um die Pferde ordentlich trainieren zu können… und Bungalows… oder kleine Mitarbeiterhäuser… aber das kann man ja alles noch bauen.”, erklärte ich ihr und sah sie an. “Also so richtig… weiß ich noch nicht was ich möchte. Also ich weiß es schon, aber ich kann mich nicht entscheiden, was ich wichtiger finde.”

      Ylvi
      Caleb wählte seine Worte mit Bedacht. Es schien als kaue er auf ihnen herum, ehe sie seine Lippen verließen. Nicht als fiele es ihm schwer sie auszusprechen. Vielmehr beschlich mich das Gefühl als wolle er mich schonen. War es das? Ich legte leicht den Kopf schief, beobachtete seine Haltung die offen war. Doch seine Hand spielte mit dem Ende der Gabel. Wunderlich was mir nach all der Zeit mit ihm auffiel. Es gab keine Illusionen.. natürlich, die Antwort die er mir gab war richtig, aber da war noch etwas anderes. Um mich abzulenken konzentrierte ich seiner zweiten Antwort zu lauschen, nahm die Worte wahr... allerdings entschlüpften sie mir durch das andere Ohr nach draußen. Ich hörte nur Koppeln, Boxen...Halle... Training.
      In Gedanken jedoch war ich noch bei der ersten Frage. Wieder war ihr Name gefallen, Verena. Natürlich war er das..hier hatte alles begonnen für ihn. Wie Louis es mir damals auf dem Berg gesagt hatte..Verena hatte alles für ihn geändert. Damit hing sein Herz, ein Teil seines Bewusstseins nicht nur an ihr,sondern auch an dem Land das für ihn einiges verändert hatte. Es fiel mir schwer mein wehmütiges Seufzen zu unterdrücken. Ich würde vielleicht ewig in ihrem Schatten stehen. Dann erinnerte ich mich an Laurence Worte..die gute Seele der Ranch. Vielleicht hat Verena dich für uns hierher geführt.
      Ob er wohl Recht hatte? Mir gefiel der Gedanke das sie aus der Anderswelt in diese blickte und den Nornen vielleicht etwas Zugeflüstern hatte. Laurence hatte von Gott gesprochen, für mich spielte er weniger eine Rolle als die Götter des Nordens..aber vielleicht war er einfach nur eine andere Bezeichnung für meinen Allvater? In Bellamzs Büro hatten Bilder von ihr gehangen. Für mich würde Verena auf ewig ein Geist bleiben von dem wenige sprachen. Ich beugte mich ein wenig vor, sah Caleb an, fasste nach seiner Hand. “Tut mir Leid..deine zweite Antwort wirst du mir nochmal geben müssen. Kannst du mir von ihr erzählen? Jeder erwähnt sie, für mich ist sie nur ein Geist. Ich könnte Bellamz oder O. fragen...aber,ich weiß nicht. Ich würde es gern von dir wissen. Ich hätte gern ein Bild von ihr, mehr als nur Bruchstücke.” das konnte nach hinten los gehen, furchtbar schief gehen. Aber ich wollte offene Karten zwischen uns... er verhielt sich stets Loyal,das war einer seiner besten Eigenschaften. Daher fügte ich noch hinzu “Ich hoffe du weißt, dass du offen mit mir sprechen kannst. Du musst mich nicht schonen.” Ich lächelte aufrichtig in seine Richtung. Wir waren kein Paar, er hätte das Recht sich der Antwort zu entziehen. Ich wollte nicht zu forsch sein, es war kein Befehl...eine offene Bitte vielmehr.

      Caleb
      So langsam waren wir fertig mit Essen, als mir Ylvi eine Frage stellte, die ich nicht so ohne weiteres beantworten konnte. “Lass uns nicht hier über sie sprechen.”, erklärte ich ihr und schien sie für den Moment befriedigt zu haben, denn sie hakte nicht weiter nach. Wir sprachen über dieses und jenes, blieben jedoch bei Gesprächen über Pferde und Ranches. Wir teilten uns noch die Eiskugeln zum Nachtisch, denn eine ganze Portion hätten wir beide nicht mehr geschafft, bezahlte jeder von uns die Hälfte der Rechnung und wir gingen zurück zum Auto, womit wir wieder ins Hotel fuhren und auf unser Zimmer gingen. Man sah uns beiden an, dass wir wirklich geschafft vom Flug waren. “Und du willst ihre Geschichte wirklich jetzt noch hören?”, fragte ich Ylvi und sie nickte überschwänglich. “Ja.”, war ihre Antwort und ich nickte, schwieg jedoch eine ganze Weile, während sie mich gebannt ansah und darauf wartete, dass ich etwas sagte.
      “Verena war… eine Visionärin.”, fing ich an und überlegte dann weiter. “Ich glaube sie hatte ihr Leben schon bis zum Tod durchgeplant und den Pferden gewidmet. Sie hat stets in allem das Gute gesehen und nicht nur zweite, sondern auch dritte und vierte und fünfte Chancen gegeben, auch was mich angeht. Nicht umsonst hat sie mir eine Ohrfeige verpasst, mich gefeuert und vom Hof geschmissen, als ich ihr sagte, Zues wäre unbrauchbar und ich hätte ihr doch gesagt, dass sie es bei ihm zu nichts bringen würde…Sie hat mir mehr als einmal einen Fehltritt verziehen und mir wieder ihr Herz geöffnet.”, erklärte ich ihr weiter und sah in ihren Augen etwas aufblitzen. “Hasst du Zues deshalb?”, fragte sie mich doch ich schüttelte den Kopf. “Ich hasse ihn nicht.. ich gebe ihm nur irgendwie die Schuld an allem, auch wenn er absolut nichts dafür kann.” Ylvi nickte. “Die vielen Chancen hat sie also den Pferden und den Menschen gegeben. Zues, Raised from Hell, Wimpys Little Devil… alles so hoffnungslose Fälle. Aber schau dir Hell und Devil heute mal an… was sie bei ihnen erreicht hat… nur zu Zues konnte sie nie durchdringen.. und jetzt kann sie es nicht mehr. Aber abbringen ließ sie sich von nichts, dieser Sturkopf der immer seinen Willen durchsetzen musste. Nichts und niemand in der Welt hätte sie dazu gebracht, eines der Pferde aufzugeben. Sie hatte eine gute Seele und liebte die Pferde über alles.”, wieder nickte Ylvi. Was sollte sie auch groß dazu sagen? “Mir gegenüber war sie immer ein wenig… impulsiv. Irgendwie wie ich…Ich brachte sie auch oft genug auf die Palme, mit meinen Andeutungen…. Achso, apropos Chancen.. schau dir Bellamy und Murphy und Octavia an. Alles ihr Werk. Hätte sie ihnen keine zweite Chance gegeben, was wäre wohl aus ihnen geworden? Ich möchte das auf jeden Fall auch weiterführen. Solchen Menschen eine zweite Chance geben, ihnen etwas bieten und zu etwas verhelfen.”, sagte ich und schwieg dann wieder eine ganze Weile. “Mit ihr konnte man nicht gut streiten. Sie war schnell den Tränen nahe und Enttäuschungen sah man ihr sofort im Gesicht an. Sie war jemand, der von den anderen gemocht und gut behandelt werden wollte… vermutlich konnte ich aus diesem Grund ihr Herz nie erreichen und hatte sie an Svejn verloren. Svejn ist eine andere lange Geschichte…”, seufzte ich. “Sie legte jedoch viel Wert auf meine Meinung und wurde sehr schnell unsicher, wenn ich ihr vor den Kopf stieß und ihr erklärte, wie dämlich und dumm ihre Idee war…”, wieder schwieg ich. “Sie verlangte den Pferden aber auch Leistung ab. Schau dir Bella oder Gipsy an, oder auch Choco. Oh Gott Choco!”, ich lachte. “Durch ihre Affinität zu diesem Pferd ist mir der Haflinger erst auf den Hof gekommen! Sie glaubte zwar nie daran, dass andere Rassen gut in dieser Sportart sein würden, aber irgendwie hatte sie einen Narren an diesem Hengst gefressen… und Choco ist gar nicht so schlecht im Westernsport.”, sagte ich und Ylvi lachte auch kurz auf. “Ansonsten.. ich zeige dir mal ein paar Fotos, wenn wir wieder in New Mexico sind. Dann kannst du dir sie besser vorstellen.”, sagte ich noch und überlegte. “Ich glaube, mehr fällt mir gerade nicht ein.”, meinte ich und drehte mich zu Ylvi um. Ich hatte in dem Stuhl im Zimmer Platz genommen, während sie sich auf dem Bett ausgebreitet hatte. “Hast du noch Fragen?”

      Ylvi
      Ich hatte mich auf das Bett fallen lassen, aufmerksam seinen Worten gelauscht. Der Geist füllte sich mit einer Art von Person. Mit jedem Satz den er mir gab,konnte ich mir ein besseres Bild von ihr machen.
      Er endete, schwieg kurz. In diesem kurzen Moment richtete ich mich auf. Ob ich noch Fragen hatte? Viele...aber diese musste ich nicht jetzt beantwortet bekommen. Also schüttelte ich den Kopf. “Danke.” flüsterte ich, für ihn gerade so hörbar. Ich hätte noch anfügen können, das ich wusste das es ihm schwer gefallen war. Das ich ahnte, dass ihn meine Frage erstaunt hätte. Aber in mir kam das Gefühl auch, dass dies zu viel wäre. Es bedurfte keiner Erklärungen. Über den Raum hinweg sahen wir uns einfach an, ohne zu blinzeln, dann huschte nur ein Zucken über seine Lippen, er blinzelte. Ich hatte ohne Worte verstanden, Caleb wie es schien auch. Als er sich erhob um in das Bad zu gehen, ließ ich mich wieder zurück sinken. Mir steckte der Flug in den Knochen, ein wenig tat mir doch irgendwie meine heilende Wunde weh - es begann langsam die Zeit in der sie zu jucken anfing.
      Ich unternahm wirklich den Versuch wach zu bleiben, aber meine Lider waren einfach zu schwer. Also glitt ich in das Land meiner Träume. Sie waren wirr...vollkommen wirr. Aber eine Art von Lichtgestalt die der Verena auf den Fotos wirklich unglaublich ähnlich sah, führte mich zu einem Pferd. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich auf dieses zu, schwang mich auf seinen Rücken und ritt über eine Landschaft die mir gänzlich unbekannt war. Erst zurück auf der Ranch sollte mir klar werden, das ich in meinen Träumen auf Zues geritten war. Sie würden mich nicht in Frieden lassen. An diesem Tag, in diesem Traum, entstand eine erste Idee in meinem Kopf.

      Caleb
      Als ich aus dem Bad zurückkam war Ylvi schon eingeschlafen. Ich seufzte kurz, deckte sie zu und legte mich dann ebenfalls unter die Decke. Wieder hier zu sein, in Calgary, nahe dem Ort an dem alles angefangen hatte und an dem alles hätte enden können… Meine Gedanken hielten mich fast die ganze Nacht wach. Ylvi wachte einmal nachts auf, zog sich flink um und schlief dann sofort wieder ein.
      Ich musste doch die Augen eine Weile zu gemacht haben, denn als ich von Ylvi geweckt wurde, fühlte ich mich wie vom Truck überrollt. Ich hab einen gequälten Laut von mir, richtete mich auf, stellte meine Füße auf den Boden und ließ meinen Kopf auf meine Hände sinken, die ich auf meine Beine gestützt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Ylvi mich vorsichtig. „Ja.“, meinte ich leise und fuhr mir einmal durch die Haare. „Mach du dich im Bad fertig, ich muss noch ein paar Telefonate führen.“, erklärte ich ihr und sah sie ins Bad huschen. Tatsächlich rief ich die beiden Ranchbesitzer an und klärte, welche wir heute und welche wir morgen besuchen gehen würden. Meinen Favoriten würden wir uns morgen anschauen gehen, die andere Ranch heute. Ylvi besuchte nicht sonderlich lange im Bad, so dass ich auch noch duschen gehen und mich umziehen konnte. „Frühstück?“, fragte ich sie als ich wieder herauskam. Sie nickte. „Frühstück und Kaffee…“, erwiderte ich ihr und gähnte lange.
      Als wir in Richtung Essraum gingen erzählte ich ihr, welche Ranch wir heute besuchen gehen würde und welche morgen. Dass bei der morgigen Ranch noch 30 Whiteface Kälber, Rinder und Kühe inbegriffen waren, verschwieg ich ihr mal lieber.

      Ylvi
      Da Caleb ein wenig fertig aussah, orderte ich ihn auf den Beifahrersitz und klemmte mich selbst hinter den Sitz des Fahrzeuges. Ich hatte Glück, der Sitz ließ sich nicht nur nach vorn sondern auch nach oben verstellen. Ich konnte kaum über das Lenkrad hinaus blicken. “Schaffst du das?” dabei klopfte er sich seine Hand auf die linke Brust. Ich nickte, startete den Motor.
      Starr nach Navigationsgerät fuhr ich aus Calgary heraus, nach Westen. Es waren knapp 43 Kilometer, eine Fahrt von einer guten halben Stunde. Irgendwo hinter einer Art Feriensiedlung mit dem Namen Redwood Meadows Bogen wir auf eine kleiner Straße, die es eigentlich nicht verdiente diesen Namen zu tragen. Tannen rechts, Tannen links. Plötzlich fuhren wir unter einem Eingangsschild hindurch. Vor uns befand sich tatsächlich Wald und eine Ranch.
      Begrüßt wurden wir von einen Herren der etwa in seinen 50ern sein musste. Als ich ihn auf uns zukommen sah, musste ich innerlich Lächeln. Er sah Louis ziemlich ähnlich. Er hatte schwarz, silberne Haare in zwei langen Zöpfen geflochten, trug eine große Brille. Unmissverständlich ein Native. “Mr. O’Dell?” Caleb nickte, lächelte. “Sie haben mit meinem Sohn telefoniert. Mein Name ist Jonathan Clearwater.” Wir reichten uns jeweils die Hände. Dann begann er zu erzählen, erst ein wenig über das Tal hier. “In den 40ern gab es einen großen Waldbrand, die freien Flächen die zurück blieben hat mein Stamm für sich genutzt. Sie müssen auf dem Weg hierher an dem Golfplatz vorbei gekommen sein?” “Ah, dann war es gar keine Stadt.” “Doch, schon..nur noch wenige wohnen hier. Meine Familie hat jahrelang hier auf der Farm gelebt.” Trotz des Feuers blieb ziemlich viel an Nadelwald übrig. Das Haupthaus war praktisch vor lauter Bäumen gar nicht auffindbar. Insgesamt schien es nur 3 andere Häuser zu geben, die eher Bungalows glichen. Viel Platz für Mitarbeiter...oder Gäste blieb da nicht. Das Stallgebäude hatte genau 10 Boxen, daran angeschlossen gab es zwar eine riesige Lagerhalle, die zu zwei Hallen abgetrennt werden konnten. Einen Platz jedoch suchten wir ein wenig vergeblich. Und zwischen den Wegen, immer wieder kleine lichte Orte um die man eine Wiese gezogen hatte. Hübsch war es ja...für eine Zucht und Ranchbetrieb war das ganze allerdings etwas zu waldig. Das sah man auch Caleb an. Mr. Clearwater ließ uns nach seiner Rundtour auch alles in Ruhe allein anschauen. “Stallgebäude müssten wir erneuern...irgendwo außerhalb Wiesen anpachten. Wald roden um einen Platz zu bauen, überhaupt auch einen Round Pen. Für Rinder wäre das hier auch nicht so geeignet.” zählte Caleb auf. Ich drehte mich im Kreis. “Für die Pläne die im Raum stehen ist der Ort hier nicht sonderlich geeignet.” pflichtete ich ihm bei. Nachdem wir den halben Tag hier verbracht hatten, hieß es schließlich sich von Mr. Clearwater zu verabschieden. In unserem Rosa-Traum von einem Auto gab ich nun also die andere Adresse ein. “Ich muss ganz ehrlich sein. Angenommen ich hätte tatsächlich eine eigene Ranch aufgebaut, dann wäre der Ort hier klasse. Die Landschaft, der Platz. Ich mag das Haupthaus sehr gern - ist immerhin möbliert. Ich hätte für den Anfang ohnehin wenig Pferde. In Anbetracht der Tatsache allerdings das es eben die Blakes Crow Meadow Ranch ist - wird es das hier nicht sein.” sprach Caleb währenddessen. “Gut, aber die Einrichtung war nun wirklich ziemlich old school. Ich hab ja nichts gegen alte Einrichtung, aber vieles davon hätte man wohl nicht mehr nutzen können.” “Da magst du Recht haben.”

      Caleb
      Anstatt zur anderen Adresse zu fahren fuhren wir wieder ins Hotel. Wir waren beide immer noch ziemlich geschafft, oder zumindest ich war ziemlich geschafft, so dass wir uns im Hotel etwas zu essen aufs Zimmer brachten, dort gemeinsam aßen und uns dann ins Bett legten. Wir schauten noch eine Weile eine Sendung über irgendwas mit Indianern, ehe wir den Fernseher aus machten und uns schlafen legten.
      Am nächsten Morgen waren wir beide fitter und dementsprechend auch motivierter. Wir ließen es uns gut gehen bei dem ausgiebigen Frühstück, welches uns geboten wurde, ehe ich mir hinters pinke Steuer setzte. “Es ist und bleibt stockhässlich.”, sagte ich zu Ylvi, warf ihr einen Blick zu und stieg in ihr Lachen ein. Die zweite Ranch lag etwa eine halbe Stunde südöstlich von Calgary, an einer wunderschönen Flussgabelung. Auch sah man von hier ein paar kleinere Berge und auch die großen Rocky Mountains. “Der Ausblick gefällt mir.”, sagte ich zu Ylvi und sie schien meine Meinung zu teilen.
      Wir fuhren an einem Ranchschild mit der Aufschrift “Bow River Ranch” vorbei. Dann folgte ein langer Weg, der rechts und links aus großen Koppeln bestand. “Schau mal, wie schön.”, sagte Ylvi und auch ich war begeistert von den weitläufigen Wiesen und den angrenzenden Waldstücken. Wie weit das wohl zur Ranch gehörte?
      Auf dem Gelände hielten wir vor dem Hauptgebäude. Es war in einem älteren Stil erbaut, aber keinesfalls hässlich oder urig, sondern einladend und freundlich. Es öffnete sich die Haustür und der Besitzer der Anlage kam heraus. “Hallo, ich bin Jackson Duncan.”, stellte er sich vor und schüttelte zuerst Ylvis, dann meine Hand. “Ich führe sie ein bisschen herum.”
      Schon als ich meinen Fuß in den ersten Stalltrakt setzte, war es um mich geschehen. Ich sah Ylvi an und auch sie schien die Ranch zu mögen. Verschiedene Stalltrakte, Offenställe, zwei Reitplätze, eine wirklich sehr große Halle, viel Platz, um selbst noch etwas zu bauen und zwei Round Pens. Einen etwas kleineren und einen Größeren. Ansonsten bot die Ranch viel, viel Platz. Viel Platz zum Bauen, viel Platz zum Umstrukturieren, weitläufige Wiesen und den Fluss, der teilweise überquert werden musste, um auf die anderen Wiesen zu kommen, die dazu gehörten.
      "Das beste sehen Sie gleich, doch dazu müssen wir eine Weile reiten.", sagte er und führte uns zurück zu den Autos, wo jetzt jemand mit drei Pferden stand.

      Ylvi
      Noch bevor ich hätte nach den Zügeln greifen können, nahm sie Caleb entgegen. “Mr. Duncan, auf dem Ritt werden wir leider nur zu zweit sein.” dieser ließ das unkommentiert. Ließ den Mitarbeiter aber den Braunen fort nehmen. Wehmütig sah ich zu wie sich Caleb in den Sattel schwang, seinen Rappen neben mir zum stehen brachte und mir vollkommen unnütz durch die Haare strubbelte. “Bald darfst du auch wieder.” neckte er mich. Ließ den Rappen antraben und folgte einen Pfad hinauf Mr. Duncan. Ich verschränkte die Hände vor meiner Brust. Unfair.
      Ich hatte nichtmal eine Vorstellung wie lange sie weg sein würden! Ich vertrieb mir erst die Zeit damit im Auto zu sitzen. Anschließend streunerte ich noch einmal allein über den Hof. Viele Leute gab es hier nicht, auch der Stalltrakt war bis auf drei vier Boxen nicht mehr belegt. Bow River Ranch. Ich ließ mir den Namen über die Lippen rollen. Erinnerte mich das wir vorhin an einem Fluss vorbei gekommen waren. Auf einer der Koppeln war sogar ein Bach. Ich nahm an daher rührte der Name. Nach gut einer Dreiviertelstunde klingelte mein Handy. Caleb war gerade dabei mir diverse Fotos zu schicken. Darauf sah ich Blockhütten, drei an der Zahl...Weiden..und auch dort der Bach - dieses Mal sehr viel breiter, als er hier im Tal war. Das ganze lag in einem Talkessel, auf dem Bild hätte ich nicht sagen können wie breit es war. Doch auf den Bildern konnte ich die Berghänge sehen, sie waren schroff und mit Schnee bedeckt.
      Etwa eine Stunde später kamen Caleb und der Typ der uns die Ranch gezeigt hatte wieder zurück. Ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Die Verabschiedung lief eigentlich ziemlich schnell. Ich fuhr zurück nach Calgary. Caleb packte oben im Zimmer unsere ganzen Sachen zusammen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um den Check-out vom Hotel. Zusätzlich hatte er mir sein Handy in die Hand gedrückt. Ich suchte also in seinen Kontakten nach Moniques Nummer, rief sie an. Es dauerte auch nicht lang, dann ging sie auch schon an das Telefon. “Caleb, ihr seid also zurück?” “Nein,nein. Ylvi hier. Also ja wir sind zurück. Wir würden in etwa 10 Minuten bei dir sein und dir deinen Wagen wieder bringen.” “Ylvi, also. Gut dann halte ich mich bereit.”
      Dieses Mal fuhr .Ccaleb, auf meinem Schoß und zwischen den Beinen befand sich unser Gepäck. Unterwegs sprachen wir zunächst nicht, jeder hing den Gedanken an die Ranch nach. Caleb und Monique tauschten die Position hinter dem Steuer, er verzog sich auf die Rückbank. “Wie hat euch mein Baby gefallen?” Keine Antwort..nur ein Hüsteln von mir, da ich mir ein Lachen verkniff. Dann ein sehr sarkastisches “Ganz hervorragend!” von Caleb. “Nicht wahr?” Monique schien den Sarkasmus nicht verstanden zu haben. Daher setzte Caleb noch nach “Ich hätte gedacht die Phase sei endlich mal an dir vorüber gegangen.” keine Antwort, aber ich sah wie sich Monique auf die Lippen bis. Ihr Gesicht sah aus als sei sie gerade auf dem Klo beschäftigt. Ich sah lächelnd aus dem Fenster.
      Der Check-In am Flughafen dauerte ewig, wir kamen gerade Rechtzeitig an das Gate als auch schon unser Flug aufgerufen wurde. “7 Stunden Flug zurück..ich hab absolut keine Lust.” grummelte Caleb. Wir hatten in der vergangenen Nacht auch einiges an Schlaf nachgeholt, daher vergnügten wir uns mit zwei Filmen auf meinem Tablet. Darunter “the Rider” der uns beide nun nicht wirklich überzeugen konnte - er war einfach unfassbar langatmig. “Man merkt richtig das es Laiendarsteller sind.” flüsterte ich. um den Gast neben mir am Fenster nicht zu stören. Anschließend philosophierten wir über die Möglichkeiten mit der Ranch. Kein Zweifel...noch einmal Immobilien anschauen würden wir wohl nicht müssen.
      Lilly war diejenige die uns vom Flughafen zur Bar mitnahm. Hier war früher morgen, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Mal ganz davon abgesehen das es unfassbar warm war im Gegensatz zu Kanada. Caleb und Louis unterhielten sich über die Ranch. Lilly und ich packten schon mal das Gepäck wieder in den Pick-Up von Caleb. “So, zurück zum Rest?” fragte mich Caleb, ich zuckte bisschen zusammen - hatte nicht erwartet das er plötzlich neben mir auftaucht. “Ja...genug auf Reisen gewesen.”

      Caleb
      Von der Bar zur Ranch zurück unterhielten wir uns wieder über die Möglichkeiten, die diese Anlage bot und noch im Auto rief ich Mr. Duncan an, und sagte ihm zu. Umzugsmonat wäre der Januar. Mitte Januar vermutlich, mal sehen, wann wir hier in New Mexico alles gepackt bekommen würden.
      “Ylvi ich hab dir noch gar nicht gesagt, was noch zur Ranch gehört.”, sagte ich, als wir wieder auf dem Blakes Crow Meadow angekommen waren und unsere Sachen von der Ladefläche des Pick Ups nahmen. “Eine Herde von Whitefacerindern. 30 Stück.” Doch anstatt mich geschockt oder fragend anzusehen, fing sie lauthals an zu lachen. “Was, echt? Oh Caleb.”, sagte sie und schlug mir auf den Arm, ehe sie kopfschüttelnd wegging. “Hey was denn?”, rief ich ihr nach doch sie antwortete mir nicht mehr.
      Am Abend erzählten Bellamy und ich der gesamten Ranch, was Sache war und stellten ihnen frei, mit umzuziehen oder zum Frühjahr zu kündigen. Erstaunlicherweise war jeder bereit, das neue Kapitel aufzuschlagen und die Reise mit uns anzutreten.
      “Es gibt noch etwas, dass ich euch sagen möchte. Eine Ranch finanziert sich eben nicht von alleine…”, fing ich an und schaute in gespannte Gesichter. “Ylvi hab ich es schon gesagt, aber zu der Ranch gehört eine Herde von 30 Whitefacerindern, die ich mitgekauft habe. Sieht wohl so aus, als seien wir jetzt bald wirklich im Viehgeschäft.”, alle nickten, keiner widersprach mir. “Außerdem gehört zu dem Gelände etwa eine halbe Stunde Ritt eine alte Ferienranch. Undenkbar wäre es nicht, unser Konto durch Touristen ein wenig aufzustocken.. achja, hier für jeden eine Kopie der Verkaufspferde. So können wir uns jetzt schon nach geeigneten Käufern umhören.”, erklärte ich und gab jedem einen Zettel. Schweigen. Jeder war in seinen Gedanken versunken, auch Betsy sagte kein Wort. Vereinzeltes Nicken, aber auch zerknirschte Blicke bei der Liste der Pferde. “Es steht einem jeden von euch frei, eines der Pferde zu erwerben. Doch unter meinen Namen bleiben sie nicht.”, sagte ich und kam vielleicht ein wenig harscher rüber, als ich es beabsichtigt hatte. “Also Sue und Blue behältst du, oder?”, fragte mich Betsy dann vorsichtig und ich nickte. “Sue und Blue bleiben. Nur die Pferde, die da auf der Liste stehen, werden verkauft.”, sagte ich zu ihr und sie nickte. Damit löste ich unsere kleine Versammlung auf und ging rüber in den Stall, wo ich nach Vulture schaute. In ein paar Tagen war Weihnachten. Vorher musste ich noch einige Geschenke kaufen und noch einiges erledigen.


      Wenige Tage später war Heiligabend. Weihnachten wurde von den Blakes Geschwistern und auch von Caleb noch immer ein wenig nach deutscher Tradition gefeiert, etwas, dass Verena damals nach Amerika und auf ihre Ranch mitgebracht hatte. Am 23. hatten alle Mitarbeiter zusammen einen Weihnachtsbaum ausgesucht und gemeinsam geschmückt. Betsy hatte es nicht lassen können, kleine Pferde an den Baum zu hängen, gefolgt von kleinen Cowboyhüten. “Die sind extra für dich.”, hatte sie zu Caleb gesagt, welcher sie nur lachend in den Arm genommen hatte. Betsy tat allen auf der Ranch gut.
      An Heiligabend selbst feierte die ganze Ranch zusammen. Sie waren mittlerweile wirklich wie eine Familie füreinander. Selbst Cayce gehörte schon dazu, obwohl er noch gar nicht so lange dort war. Es wurde gemeinsam gekocht, gegessen und sich dann gemütlich ins Wohnzimmer zum Weihnachtsbaum gesetzt, unter dem eine ganze Menge Geschenke lagen. “Großartige Geschenke gibt es dieses Jahr nicht.”, sagte Bellamy, als er sich mit einem Glas Sekt vor den Baum gestellt hatte. “Anfangen möchte ich jedoch mit Caleb, der das ein Geschenk von uns allen bekommt, welches größer nicht sein könnte. Wir alle zusammen schenken dir die Pferde und das Equipment dieser Ranch.”, verkündete dieser und hob sein Glas. Caleb starrte ihn derweil nur mit offenem Mund an. “Ihr schenkt mir das alles?”, fragte er ungläubig und Bellamy sowie die anderen nickten. “Fast alles. Das Gelände nicht, das werden O und ich verkaufen. Aber alles andere. Und nun Prost. Auf Caleb, unseren neuen Chef!”, sagte er, stieß mit seinem Glas an und alle Mitarbeiter tranken darauf. “Die anderen sollen natürlich nicht leer ausgehen. Hier auf dem Boden stehen kleine Geschenke mit euren Namen drauf.”, sagte er und hob ein Geschenk auf, welches er Betsy gab. Diese machte als erste auf und hielt ein Schokopferd in der Hand. “Wie süß!”, kommentierte sie ihr Geschenk und umarmte Bellamy kurz. Auch alle anderen, ausgeschlossen Caleb, hatten ein Schokopferd geschenkt bekommen. Bei allen außer Betsy war noch ein Umschlag mit Geld in der Box gewesen.
      “Dell noch eine Kleinigkeit für dich.”, sagte Bellamy dann und übergab dem Vater von Betsy ein kleines Geschenk. Er machte es auf und hielt ein Foto seiner Tochter in der Hand. Sie saß auf Sue, gehalten von Caleb, und hielt ihren Pokal stolz in die Höhe. “Habe ich gemacht, toll geworden, oder?”, sagte Ylvi und er nickte. Man sah ihm an, dass er stolz auf seine Tochter war. Dann stand Caleb auf und schnappte sich eines der letzten Geschenke unterm Baum. “Bellamy das hier ist von uns allen für dich. Damit du dein wirres Köpfchen mal sortieren kannst.”, lachte er und gab ihm das Päckchen. Dieser machte es auf und hielt einen Notizblock mit einem Taschenrechner in der Hand. “Ja, das habe ich wohl dringend gebraucht.”, lachte er. “Danke euch allen.”, sprach er in die Runde und traf auf lächelnde Gesichter und vereinzeltes Nicken. “Jetzt zu dir Betsy.”, sagte Caleb und holt das kleinste der Geschenke unter dem Baum hervor. “Wir alle haben lange überlegt, was du dir wohl zu Weihnachten wünschen könntest.”, sprach er und überreichte ihr das kleine Geschenk. Betsy traute sich zunächst gar nicht, es wirklich auf zu machen. Doch dann riss sie die Verpackung in tausend Teile und öffnete die kleine Kiste. Darin lag ein Zettel, nichts weiter. Sie nahm ihn aus der Box, faltete ihn auf und las das Geschrieben laut vor. ‘Hiermit erhältst du 50 Prozent.’ “Ich erhalte 50 Prozent von was?”, fragte sie verwirrt und schaute uns nacheinander an. “Komm.”, sagte Caleb, stand auf und ging zur Haustür. Langsam öffnete er sie und als Betsy sah, wer dort draußen auf sie wartete, sprang sie freudestrahlend aus der Haustür nach draußen. Dort stand nämlich unsere geliebte Black Sue Dun It mit einer roten Schleife um den Hals, gehalten von Betsys Vater Dell. Diesem fiel sie zuerst um den Hals, dann der Stute. “Ihr schenkt mir die Stute? Wahnsinn!”, rief sie und war den Tränen nahe. “Danke, danke, danke!”, jubelte sie und umarmte uns alle der Reihe nach.

      Caleb
      Den Abend ließen wir gemeinsam gemütlich ausklingen, es gab noch einige Geschenke die verteilt und ausgepackt wurden. Cayce hatte tatsächlich ein Foto von mir und seinem Pferd, als ich für ihn angetreten war, gemacht und schenkte es mir. Auch für Ylvi hatte ich mir etwas überlegt, was ich ihr jedoch erst im Bett überreichte. “Ich dachte schon ich bekomme gar nichts von dir.”, scherzte sie und ich lachte. “Naja, warte mal ab, mach es zuerst auf.” Ylvi riss das Papier herunter und hielt… einen Kalender in der Hand. “Damit du deine Arzttermine alle zusammen an einer Stelle hast und sie so hoffentlich nicht mehr vergisst.”, erklärte ich ihr und wurde sofort geschlagen. “Doofkopf… aber danke.”, sagte sie und gab mir einen Kuss. “Hier, das ist von mir, für dich. Wollte es dir nicht vor allen geben.”, erklärte sie und überreichte auch mir ein Geschenk. „Vorsichtig, scharfe Munition.“, lachte sie und ich hörte augenblicklich auf, die kleine Kiste zu schütteln. Vorsichtig öffnete ich das Geschenk und… hielt eine kleines Gewehr in den Händen. „Ein Schlüsselanhänger?“, ich lachte. „Ein kleines Gewehr. Das häng ich Vulture ans Halfter!“, scherzte ich und drehte es in meinen Fingern hin und her.

      © Ravenna, Veija // 38.188 Zeichen
      zeitliche Einordnung {September 2018}
    • Mohikanerin
      Western E zu A | Dezember 2018

      Reining LK 5 - LK 4

      Murhpy war so nett gewesen und hatte mir meinen Hengst Nachtschwärmer gesattelt, so dass ich ihn mir einfach schnappen und mit ihm zusammen in die Halle gehen konnte. Dort gurtete ich ihn nach und ritt ihn dann warm. Schon schnell merkte ich, dass Night die Übungen nicht unbekannt waren, die ich ihn abfragte. Auf meine Stimmkommandos reagierte er mittlerweile wunderbar, aber das hatte auch einige Zeit gedauert. Jedes Mal beim herumführen war ich mit Stimmkommando angegangen und dann auch stehen geblieben. Auch beim Longieren hatte ich viel mit Stimme gearbeitet, was mir jetzt natürlich von Vorteil war.
      Ich hielt den Hengst gerade nach einer längeren Galoppphase an, damit er verschnaufen konnte, als Laurence in die Halle kam. "Wollte mal schauen wie ihr euch so macht.", sagte er und setzte sich auf einen Stuhl hinter der Bande. "Momentan noch nicht viel.", sagte ich und klopfte den jetzt schon verschwitzten Hals des Hengstes. "Der macht sich gut, reagiert besser auf meine Hilfen, als ich anfangs gedacht hatte. Scheint wohl doch Westernblut in seinem Köpfchen zu sein.", meinte ich und lachte. Laurence stimmte in mein Lachen mit ein. "Dann zeig mal was." "Viel können wir aber noch nicht. Nicht vergleichbar mit zum Beispiel Smartie." "Jaja, ich weiß. Zeig einfach mal."
      Gesagt getan. Ich nahm den Kopf des Hengstes runter, stellte ihn und galoppierte ihn auf dem Zirkel an. "Viel Kondition ist da noch nicht.", rief ich, als ich an Laurence vorbei kam. Ich musste ihn noch ziemlich viel korrigieren und lenken, auch konnte ich nicht lange galoppieren, da der Hengst ziemlich schwer schnaufte. Ansätze eines schnellen und großen Zirkels sowie eines kleineren langsameren waren auf jeden Fall da. Aus dem letzten langsamen Zirkel richtete ich ihn gerade und stoppte ihn. "Also stoppen kann der ja schon gut!", lobte der Mann uns und ich nickte. "Spins sind auch okay, er lernt ja noch. Man sieht wirklich, wie er sich abmüht." Ich ließ den Hengst noch eine Weile verschnaufen, ehe ich die Hilfen zum Spin gab. Meine Hilfen setzte ich jetzt bewusst noch übertrieben und extrem, mit der Zeit würden sie feiner und präziser werden, aber Fly musste ja zunächst einmal wissen, was ich von ihm wollte. "Na komm..", murmelte ich und schnalzte nun lauter, bis er die Geschwindigkeit hatte, die ich gerne wollte. Dann hielt ich ihn an. Damit war er unglaublich schnell. Sobald ich die Hilfen wegnahm, blieb er augenblicklich stehen. "Damit kann man leben.", sagte Laurence, stand auf und verließ uns wieder. Ich ritt den Hengst noch eine Weile ab und brachte ihn dann mit einer Decke in seine Box.
      In den nächsten Tagen und Wochen trainierten wir jeden Tag miteinander- und wenn wir nicht trainierten, waren wir im Gelände unterwegs. Seine Kondition war schon wahnsinnig gestiegen und auch seine Zirkel sahen schon viel besser aus. Aber bis zum Champion fehlte ihm noch einiges.

      © Veija // Caleb O'Dell // 2883 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Dezember 2018}
    • Mohikanerin
      Vorsorgeuntersuchung | Januar 2019


      Ich war mal wieder auf der Blakes Crow Meadow Ranch. Dort warteten zwei Vorsorgeuntersuchungen und Zahnbehandlungen auf mich. Caleb und Bellamy hatten mich schon begrüßt und wir beschlossen mit Chapter 24 anzufangen. Der Hengst wurde von Bellamy in die Stallgasse geführt und ich fing sogleich mit der Untersuchung an. Ich tastete ihn ab, machte Beugeproben, hörte ihn mit dem Stethoskop ab. Alles unauffällig. „Bitte einmal auf dem Hof im Schritt und im Trab laufen lassen.“ Bellamy nahm ihn am Strick und ging Runde für Runde auf und ab im Schritt und im Trab. Ich nickte „Gut passt alles, nichts auffällig.“ Wir machten weiter mit dem Impfen, auch hier machte Chapter 24 keinerlei Spirenzchen und blieb vorbildlich ruhig. Zuletzt kontrollierte ich mit dem Lesegerät die Chipnummer und glich sie mit der im Pass ab. „Okay dann machen wir gleich mit den Zähnen weiter?“ fragte ich Bellamy und er nickte. Ich hatte nun auch eine Vorrichtung für die Zahnbehandlung, in der der Pferdekopf nicht hoch gezogen wurde, sondern es den Kopf auflegen konnte. Das war wesentlich flexibler und einfacher. Chapter 24 machte sowieso alles brav mit, also machte ich mir keinerlei Gedanken das er die neue Vorrichtung komisch finden würde. Als alle Vorbereitungen getroffen waren, legte ich los. Verschaffte mir erst einen Überblick über das Gebiss und konnte nichts gravierendes feststellen. Ein paar Schärfen in den hinteren Backenzähnen müsste ich weg raspeln, aber ansonsten sah alles sehr gut aus. Ich teilte Bellamy kurz meinen Plan mit ehe ich anfing. Chapter 24 hielt super brav still, ein echtes Vorzeigepferd. „Schon fertig? Dann hole ich Nachtschwärmer“ rief Caleb durch die Stallgasse. Bellamy gab ihm ein kurzes „Ja“ als Antwort und brachte sein Pferd dann wieder in seine Box.

      Kurz darauf kam Caleb mit dem Haflinger Nachtschwärmer. Ich machte mich mit ihm bekannt, aber merkte gleich das der Ponyhengst nicht so begeistert von mir war. Caleb erzählte mir kurz seine Geschichte, das er noch nicht so lange auf der Ranch war und ich etwas vorsichtig sein sollte. Der Anfang der Untersuchung verlief ruhig. Nachtschwärmer ließ sich von mir anfassen und abhören. Ab und zu tänzelte er auf der Stelle, aber das war nicht weiter schlimm. Ich ließ ihn mir dann von Caleb im Schritt und Trab vorführen. Der Hengst war sehr gut drauf und Caleb musste ihn fest am Strick halten. An seinem Gangbild war nichts auszusetzen also wollte ich mit den Impfungen weiter machen. Ich zog die Spritze auf und merkte schon wie Nachtschwärmer mich mit seinem Blick verfolgte und doch tatsächlich versuchte nach mir zu schnappen. Caleb hatte schnell reagiert und konnte ihn festhalten. „Woah ruhig mein Junge, gleich vorbei.“ beruhigte ich ihn und stach gekonnt zu. Das gleiche Spiel hatten wir dann leider auch beim Chippen. Es brauchte viel Überredungskunst, Ruhe und Konsequenz bis wir das geschafft hatten. Ich kontrollierte den Chip nochmals mit dem Lesegerät und bereitete dann alles für die Zahnkontrolle vor. Diese gestaltete sich als schwierig. Nachtschwärmer war so unkooperativ das ich mit Caleb entschied ihn zu sedieren. So war es weniger Stress für uns und vor allem für das Tier. Kurze Zeit später wurde der Haflinger ruhiger und entspannter. Wir konnten seinen Kopf auf das Gestell ablegen und das Maulgitter anlegen. Dann begann ich mit der Arbeit. Nach einer halben Stunde waren wir fertig. Schärfen und Haken wurden entfernt und Caleb führte den noch benommenen Haflinger zurück in seine Box. Ich räumte meine Utensilien ins Auto und verabschiedete mich von Bellamy und Caleb.

      © Calypso // 3572 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Januar 2019}
    Keine Kommentare zum Anzeigen.
  • Album:
    stall.
    Hochgeladen von:
    Mohikanerin
    Datum:
    28 Jan. 2022
    Klicks:
    1.297
    Kommentare:
    30

    EXIF Data

    File Size:
    42,3 KB
    Mime Type:
    image/jpeg
    Width:
    960px
    Height:
    640px
     

    Note: EXIF data is stored on valid file types when a photo is uploaded. The photo may have been manipulated since upload (rotated, flipped, cropped etc).


  • Rufname: Fly
    Alter: 9 Jahre [8] / geboren: 2013

    Aktueller Standort: Lindö Dalen Stuteri, Vadstenalund [SWE]
    Unterbringung: Hengstpaddock, Reitschule

    –––––––––––––– a b s t a m m u n g

    Aus: Nachtigall

    MMM: Unbekannt ––––– MM: Unbekannt ––––– MMV: Unbekannt
    MVM: Unbekannt ––––– MV: Unbekannt ––––– MVV: Unbekannt


    Von: L'ombre de la Figaro
    VMM: Unbekannt ––––– VM: Little Baby ––––– VMV: Unbekannt
    VVM: Unbekannt ––––– VV: Jargo ––––– VVV: Unbekannt


    –––––––––––––– b e s c h r e i b u n g

    Geschlecht: Hengst
    Rasse: Haflinger [HAF]
    Farbe: Fuchs
    Abzeichen: weiße Fessel [h.r.]
    Stockmaß: 148 cm

    Charakter:
    Nachtschwärmer ist ein junger und unverbrauchter Hengst. Er stammt aus der ersten Zucht Jackies, auf
    ihrem
    bekannten Haflingergestüt. Er kam mit 6 Monaten zu Zasa. Zurerst nach Deutschland, dann zogen

    sie nach Australien und dann ins schöne Irland - Luggala. Er wuchs artgerecht und ohne Furcht in der Herde auf.

    Nun erwartet ihn das große Leben in New Mexico auf dem Blakes Crow Meadow.

    Nach einiger Nachforschungen haben wir herausgefunden, dass seine Mutter Nachtigall sowie seine
    Großeltern Jargo und Little Baby Western gefördert wurden und gar nicht so schlecht gewesen sind.


    Der Hengst zeigt sich sehr freundlich, wie für seine Rasse bekannt. Er ist trotz seines bereits stark
    pupertierenden Alters nicht Hengstig. Er ist ein Charmeur, welcher sich immer von seiner besten Seite zeigen möchte.
    Er ist unter dem Sattel sehr lernbereit und sehr, sehr motiviert!

    Es ist englisch eingeritten und wird Western umgeschult.


    –––––––––––––– g e s u n d h e i t

    Gesamteindruck: gesund, im Training
    Krankheiten: keine bekannt
    Beschlag: vorne Stahleisen, hinten Slidingeisen

    –––––––––––––– z u c h t

    Stand: 28.01.2022

    [​IMG]

    Gencode: ee aa ff
    Herkunft: Heartland-Ranch, Millarville [CAN]
    Züchter: Familie Fleming

    Zuchtzulassung: Ja
    Decktaxe: 330 Joellen

    Gesamtnote: 6,92
    Breeders Crown: -
    Anzahl der Gänge: 3

    Nachkommen:
    1 / 8

    2017 WHC' Naminda (a.d. Ases Maskwamozi)

    [​IMG]
    HK 502

    –––––––––––––– l e i s t u n g

    [​IMG] [​IMG] [​IMG]

    Springen E [M]
    –––––
    Starts 26
    Platzierung 2/2/3


    Military E [A]
    –––––
    Starts 1
    Platzierung 0/0/0


    Western M [M]
    –––––
    Starts 0
    Platzierung 0/0/0



    Dressur A [A]– Fahren E [A] – Distanz E [A]

    [​IMG][​IMG][​IMG][​IMG][​IMG][​IMG][​IMG]

    –––––

    Gewinnsumme: Unbekannt
    Niveau: National

    –––––––––––––– s o n s t i g e s

    Ersteller: Mohikanerin
    VKR: Mohikanerin
    Bezugsperson: Reitschule
    Besitzer: Tyrell Earle
    Letzte Pflege: 03.11.2021

    Punkte: Gekört

    –––––


    Passwort zur Website lautet: joelle
    Website – Spind – Hintergrund