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Loulou

Minaki | Norweger | ♀

Im Besitz der Foxdale Stables seit dem 26. September 2015.

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Minaki | Norweger | ♀
Loulou, 18 Apr. 2017
    • Loulou
      Alte Berichte I
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      Heute stand wieder mal ein Treffen mit Verena an. Dieses mal sollte es jedoch nicht in ihren Stall gehen sondern in den Stall einer Freundin. Ich freute mich schon auf diesen Termin, da sie ein paar Pferde hatte, welche ich mir schon lange anschauen wollte. Ich fuhr mit meinem Wagen die Hofauffahrt des Stalles nach oben. Ein wirklich hübscher, kleiner Hof. Die Fahrt war lang gewesen, aber nicht sonderlich anstrengend. Bei den Pferden würde es sich auch nur um einen kleinen Auftrag handeln. Ich begrüßte Verena nachdem ich aus meinem Auto ausgestiegen war und ging dann mit ihr zusammen in den kleinen Stall. Ich begrüßte dort einen großen, braunen Hengst. Ein hübsches Tier, welches mir sogleich als Classic Cinnamon vorgestellt wurde. Ich sah ihn mir kurz provisorisch an und ging dann an das Eingemachte. Als erste überprüfte ich seinen Kopf, welcher weder an Nüstern noch an anderen Stellen Schrammen oder Wunden aufwies. Kurz lobte ich und schaute mir dann seine rechte Seite an. Ich konnte keine Verletzungen feststellen und schaute mir dann sein rechtes Vorder- und Hinterbein an. Auch diese sahen sehr gut aus. Ich ging auf seine linke Seite und sah mir diese dann gründlich an. Ich klopfte seinen Hals und sah mir dann die zwei andren Beine an. Ich gähnte kurz und sagte dann „Entschuldigung. Ich bin ein bisschen müde.“ Dann hörte ich die Lunge und das Herz ab. Dies hörte sich auch sehr gut an und in der Lunge konnte ich auch kein Rauschen oder so feststellen. Ich tastete noch mal seinen Hals ab und fand die richtige Stelle für die Impfung. Als erstes zog ich die Spritzen gegen Tetanus, Herpes und Influenza auf. Diese setzte ich ihm dann auch gleich und zog die nächsten Spritzen auf. Die Tollwut- und Streptokokkenimpfungen standen auch noch für ihn an und so setzte ich die letzten Impfungen auch noch. Als letztes bekam der Friesenmix noch seine Wurmkur, welcher er wiederwillig schluckte. Das nächste Pferd was auf dem Plan stand war eine Stute. Sie hörte auf den Namen Bree und war ein wunderhübscher Traber. Ich grüßte sie und sah mir dann gleich ihren schöngeformten Kopf an. Dieser war genau wie ihr restlicher Körper, eingeschlossen der Beine, in einer sehr guten Verfassung und ich musste keine Verletzung bearbeiten. Ich hörte die Scheckenstute ab und lobte sie dann. Auch bei ihr standen alle Impfungen an und so zog ich diese gekonnt auf. Schnell setzte ich sie der Stute und lobte sie dann ausgiebig. Nachdem sie sich wieder ein bisschen beruhigt hatte, gab ich noch ihre Wurmkur. Als nächstes folgte noch der bekannte Morke. Ich freute mich schon sehr ihn zu sehen und auch mal persönlich kennenzulernen. Ich begrüßte den Norweger als er vor mir stand und schaute ihn mir dann an. Er sah von der Bemuskelung aus wie das typische Turnierpferd. Man sah ihm jedoch auch an, dass er ein glückliches Leben hatte. Auch sein Körper konnte keine Wunden hin weißen. Seine Beine waren weder geschwollen noch dick. Ich lobte den Hengst und hörte ihn dann ab. Wie bei seinen Vorgänger hörte sich auch seine Brustraum gut an und ich konnte beruhigt die Spritzen setzten. Ich gab dem Hengst ein Leckerlie und im gleichen Zug auch noch seine Wurmkur. Sie brachte Morke weg und brachte dann noch das Fohlen vorbei. „ Das ist Minaki“ stellte sie mir den Weißfalben vor. Ich schaute mir das Fohlen nach der Begrüßung an und konnte auch keine Verletzungen feststellen. Dann hörte ich sie ab und lobte die kleine Stute nochmal. Nun sollte es noch an das impfen gehen. Es war ihr erster Tierarztbesuch und sie musste noch nicht alle Spritzen bekommen. Als erstes impfte ich sie gegen Tetanus, Influenza und Herpes. Dies waren die ersten Impfungen, welche man ab vier Monaten durchführen durfte. Verena hatte mir erzählt, dass das Fohlen mittlerweile sechs Monate alt war. Ich gab der Stute noch die Wurmkur und lobte sie dann. „ Die kleine hat ja echt gut mitgemacht“ meinte ich und lobte sie dann ein weiteres Mal. Während ich meine letzten Sachen packte, brachte Verena das Fohlen wieder weg. Gemeinsam gingen wir zum Auto und ich verabschiedete mich von ihr. Dann fuhr ich bereits zu meinem nächsten Kunden.
      4125 Zeichen © Sevannie

      Pflegebericht für Minaki, Classic Cinnamon, Bree, Morke und Gipsy
      Hallo Finnland!

      "Hey Backfisch", trällerte ich ins Telefon und ruckte einmal am Führstrick von Gipsy, dem die ganze Flughafenatmosphäre nicht so geläufig war wie mir. "Backfisch? Was geht denn mit dir ab?", bekam ich zurück und schüttelte den Kopf. "Egal, erzähl ich dir wenn ich da bin..", sagte ich und lachte dann kurz. "Achso, bin mit Gipsy am Flughafen, wir kommen dich besucheeeen!" "Oh man, Venchen hier sieht es aus! Ich hab noch nichtmals eine Box fertig und muss gleich schon wieder weg", sagte sie mir doch ich schüttelte erneut lachend den Kopf. "Ich mach mir die selbst fertig, kein Problem." "Hm.. na gut, dann bis gleich. Wehe du erzählst mir dann nicht, warum du mich Backfisch genannt hast!" Erneut lachte ich und legte dann auf. Nun führte ich Gipsy auf den Flieger zu, wurde dabei aber von einem Mitarbeiter wütend angesehen, der auf mich zukam und mir den Strick aus der Hand reißen wollte. Gipsy, der ein wenig Angst vor Männern hatte, legte die Ohren an, machte einen Satz zurück und kam sogleich wieder drohend nach vorne geschossen. "Was meinen Sie, warum ich ihn selbst führe?!", fragte ich den Herrn recht wütend und blickte zu meinem "Stammverlader". Es war nicht grade selten, dass ich auf dem Flughafen mit Pferden herumlief. "Gehen sie zurück zum Gepäck Sir, ich helfe der Dame", erklärte er dem Mann und gab ihm einen Schubs, damit er endlich von hier verschwand. "Hallo Gipsy", sagte Frank zu meinem Wallach, welcher ihm die Nase entgegenstreckte. Die zwei kannten sich schon eine Weile, so dass Gipsy hier bei ihm absolut keine Angst zeigte. "Wo gehts denn heute hin?", fragte er mich und ich erzählte ihm knapp, dass ich für ein paar Tage nach Finnland fliegen würde, um einer Freundin von mir unter die Arme zu greifen. Er nickte daraufhin freundlich, ehe er Gipsy ein Leckerchen gab, die er wohl immer mit sich herumtrug. Kein Wunder, wenn man fast täglich mit Pferden zu tun hatte. "Du kannst ihn mir geben, ich gehe noch mit ihm zum TA und lass ihn sedieren, du kannst dich schon in den Flieger setzen", erklärte er mir und ich nickte freundlich, ehe ich Gipsy noch einen Kuss auf die Nase drückte und mich dann in den Flieger begab. Da ich doch recht müde war, schlief ich sofort ein und wachte erst wieder auf, als mich der unfreundliche Mann, der mir Gipsy aus den Händen reißen wollte, unsanft gegen die Schulter haute. Grummelnd schaute ich ihn an und stand dann auf, um den Flieger zu verlassen und Gipsy in Empfang zu nehmen. Da ich Daavid schon in mein Vorhaben eingespannt hatte, holte er den Wallach und mich ab und so kam es, dass wir recht schnell bei Lou ankamen und siehe da, Daavid hatte es doch noch geschafft, eine Box herzurichten. Freudig sah ich, dass auch Minaki in Lous Abwesenheit ihren Weg zu ihrem Hof gefunden hatte. "Da wird sie sich freuen", sagte er junge Mann lachend und ließ mich dann alleine auspacken, da er noch die Pferde zu füttern hatte. Also lud ich Gipsy aus und stellte ihn in eine Box, neben die kleine Norwegerstute Minaki. Man sah die Kleine von der Stallgasse aus nicht, weshalb sich Lou bestimmt fragen würde, warum ich Gipsy nicht direkt neben Bree stellte. Bald kam Lou auch zurück und stolperte in den Stall. Kurz lachte ich. "Leg dich nicht noch auf die Fresse, Lou. Ich fahr dich nicht ins Krankenhaus!", sagte ich scherzhaft und umarmte sie einmal. "Lange nicht gesehen, was?", fragte ich dann und sah, wie Lou zu Gipsy rüber schaute. "Ach bevor ich es vergesse, alles gute zum Geburtstag!!", sagte ich und umarmte sie nochmal, dabei etwas fester. "Dankeschön", sagte ich lächelnd. "Ich hab ein Geschenk für dich", sagte ich dann knapp und bekam einen Schlag gegen die Schulter. "Du sollst mir doch nichts schenken, Venchen!", sagte sie dann vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf. "Sag mal, warum steht Gipsy so weit da hinten?", fragte sie mich dann. "Geh doch gucken..", sagte ich und grinste von einem auf das andere Ohr. Auch Daavid musste grinsen, was Lou mit einem fiesen Blick quittierte, woraufhin der Junge das Grinsen sein ließ. Jaja, er hatte es nicht immer einfach.
      Schließlich ging Lou jetzt zu Gipsy rüber und blieb vor der Box von Minaki stehen, die ihr freundlich entgegenwiehrte. Gott sei Dank hatte sie bis jetzt den Mund gehalten, weshalb Daavid und ich synchron in Lachen ausbrachen. "Spinnst du Venchen?!", sagte sie geschockt und sah zu erst mich, dann Daavid an, der, so wie ich, noch immer am lachen war. "Wusstest du davon?!", fragte sie ihn überrascht. "Klar, ich war sie doch holen!", sagte er und schaute zu mir rüber, so in der Art, ich solle schnell etwas sagen, damit er keinen Ärger bekam. "Es war aber alles meine Idee!", versuchte ich den jungen Mann aus der Situation zu retten, was auch sehr gut klappte, denn Lou richtete ihre ganze Aufmerksamkeit zu erst auf mich, dann auf die kleine Stute. "Sie ist übrigens Morkes erste Tochter", sagte ich lächelnd und sah nun endlich die Freudenstrahlen auf Lous Gesicht. Sie öffnete die Boxentür und umarmte die Stute, ehe sie mich und auch Daavid umarmte. "Aber jetzt gibts endlich was zu essen, ich sterbe vor Hunger!", sagte ich lachend und schob Lou aus dem Stall raus, die die Augen gar nicht von dem kleinen Weißfalben lassen konnte.
      Der Abend klang super locker aus, denn wie man sah, konnte man auch ohne Alkohol Spaß haben. Wir erzählten uns alte Geschichten, und ich erklärte Lou auch, warum ich sie Backfisch genannt hatte. Das hatte nämlich... ach, sie weiß es ja selbst ( :p).
      Der nächste Morgen kam rascher als gedacht und so kam es, dass ich erst um 10 Uhr auf den Beinen war. Lou ging es da nicht anders, lediglich Daavid hatte sich schon um die Pferde gekümmert und auch Gipsy auf die Koppel getan. In Finnland war es doch ein wenig kälter als in Kanda, weshalb Daavid Gipsy eine Decke von Morke angezogen hatte, die glücklicherweise passte. Da er aber schon seit 6 Uhr auf der Koppel stand, holte ich ihn und Morke nun in den Stall, um sie für einen Ausritt fertig zu machen. Es war schon eine Weile her, seit ich aus Finnland weggezogen war, so dass ich die Gegend hier kaum noch kannte. Endlich kam Lou und gesellte sich zu mir, um ihren Morke zu putzen und zu satteln. "Schön, dass Gipsy und Morke sich so gut verstehen", sagte Daavid dann und schien doch ziemlich traurig zu sein, nicht mit ausreiten zu dürfen. "Ich bin ja noch ein paar Tage hier, Daavid, Kopf hoch", sagte ich lächelnd und zurrte den Sattelgurt fest, ehe ich meine Sporen anzog und mich dann auf dem Hof in Gipsys Sattel schwang. "Warum reitest du ihn mit Sporen?", wollte Lou wissen und schaute mich ungläubig an. "Sind ja einfache Kugelsporen, Gipsy ist ziemlich fett geworden, komm so besser an seinen Bauch dran", sagte ich lachend und legte meine Hände auf den Sattelknauf. "So, Lou, zeig mir mal wo es lang geht", sagte ich lachend und setzte mich in Bewegung, als sie sich auch in Bewegung setzte. Zunächst ritten wir einen schmalen Weg entlang, ehe es auf eine grade Wiese ging, wo wir die beiden Dickerchen mal ordentlich laufen lassen konnten. Morke hatte ganz schön zu kämpfen, um mit meinem wendigen Reiningpferdchen Schritt zu halten, vor allem, da er durch sein Training sehr schnell vom Schritt angaloppieren konnte. Viel zu schnell waren wir jedoch am Ende der Wiese angekommen und mussten durchparieren. Schnaufend strich ich mir meine Haare aus dem Gesicht, ehe ich zu Lou rüber sah, die das Selbe machen musste. "Nächstes Mal machen wir nen Zopf", sagte ich lachend und klatschte einmal mit Lou ein, ehe wir uns auf den Heimweg machten, da es anfing zu regnen. Halb durchnässt kamen wir wieder am Hof an und drückten Daavid die beiden Pferde in die Hand, da wir uns umziehen gingen, ehe Lou sich Bree schnappte und eine Runde auf den Platz ging. Da ich Trainer war, konnte ich ihr noch ein paar hilfreiche Tipps geben. Nervös zappelte die wunderschöne Stute hin und her. "Keine Ahnung, was sie heute hat", sagte Lou mir verständnislos. "Versuch sie mal mit der Stimme zu beruhigen. Achte aber drauf, dass sie dir auch zuhört. Wenn nicht, ruck einmal an der Longe. Nicht zu hart, aber auch nicht zu leicht. Sie soll merken, dass sie dir zuhören soll", erklärte ich und schaute zum Himmel, der gerade mal dicht hielt. Doch nach wenigen Minuten fing es wieder an zu regnen. Genau dann, als Bree locker im Trab vor sich hin lief und nicht wie von einer Biene gestochen den Arsch in die Luft warf. "Mist..", murmelte ich und so gingen Lou, Bree und ich in den Stall. "Du brauchst hier unbedingt ne Halle, Lou. Oder wenigstens ein Dach über dem Reitplatz", tadelte ich sie und streichelte Bree kurz über die Nase. "Morgen ist ja auch noch ein Tag, dann probieren wir was mit Bree aus", sagte ich Lou und half ihr alles wegzuräumen, ehe wir ins Haus gingen und uns was zu essen machten. Der Tag neigte sich schnell dem Ende zu, und schon war der dritte und vorletzte Tag angebrochen, den ich in Finnland verbringen würde. "Ich muss wirklich öfter mal zu dir kommen", sagte ich traurig und streichelte Bree, mit der wir heute anfangen würden. "Longier sie nochmal ganz locker auf dem Platz, dann bring ich ne Decke und den Longiergurt mit", erklärte ich ihr und sah schon leichte Panik in ihren Augen. Ich kannte Bree ja schon vom Hören Sagen, doch sie konnte ja auch nicht ewig unreitbar bleiben. Kurz seufzte Lou und ging mit der Stute auf den Platz. Heute hatten wir Glück, denn die Sonne schien.
      Nach einer guten halben Stunde, bei der ich Lou immer wieder Tipps zu der Stute gegeben hatte, war ich nun an der Reihe. Als Verstärkung hatte ich mir Daavid geholt, da er doch etwas mehr Kraft hatte als Lou. "Du hälst die Longe am Ende fest. Sollte sie wegspringen, lass die Leine durch deine Finger rutschen, aber lass das Ende um Himmels willen nicht los!", erklärte ich ihm mit Nachdruck und sah ein Nicken. "Gut", erwiderte ich trocken und ließ Bree zunächst einmal an der Satteldecke schnuppern, ehe ich sie ein wenig damit berührte. Ich strich über Hals, Brust, Beine, Bauch, Rücken und Kruppe. Sie legte zwar die Ohren an, sah aber kein Problem darin. Nun tat ich immer wieder so, als würde ich die Satteldecke auf ihren Rücken nehmen. Legte sie aber immer nur kurz darauf, ehe ich sie sofort wieder runternahm. Zu erst wollte die Stute zur Seite springen, blieb dann aber nervös stehen und schaute mir beängstigt zu. Ich hatte eine ganz alte Satteldecke geholt, bei der es nicht schlimm war, wenn sie im Matsch landete. So kam es dann auch. Nachdem sich Bree ein wenig entspannt hatte, weil ich die Decke immer wieder runter nahm, machte seinen umso größeren Satz zur Seite, als die Decke plötzlich auf ihrem Rücken lag. "Halt fest", fauchte ich Daavid an und sah, wie er sich abmühte, die Stute festzuhalten. "Und jetzt lass sie um die herum in kleinen Kreisen laufen, sie soll nachdenken. Hopp, hopp!" sagte ich und scheuchte Bree vorwärts. Nach ein paar Runden schnaubte sie ab und ließ das hektische Gehopse sein, ehe sie wieder locker trabte. "Braaaav", lobte ich sie und wies Daavid an, sie wieder zum Stand durch zu parieren, um dann erneut mit der Decke anzufangen. Promt, lag sie auf dem Boden. Doch das war nicht schlimm, wir hatten Zeit. Bree musste noch einen ganzen haufen Runden um Daavid laufen, ehe die Decke auf ihrem Rücken liegen blieb."Braaav", lobte ich sie wieder und machte dann für heute Schluss. "Das ist schon ein guter Anfang!", sagte ich stolz und ging dann zu Gipsy, um ihn noch ein wenig zu reiten. Eigentlich wollte ich auf den Platz, doch Lou überredete mich und Daavid zu einem Ausritt. Da Daavid Cinna jedoch nicht reiten konnte, da er von der Ausbildung her noch nicht so weit war, bot ich ihm Gipsy an. "Wehe du reißt ihm am Zügel", warnte ich den jungen Mann und machte mir Cinna fertig, der so stürmisch war, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis wir loskamen. Ich hatte ihn nämlich noch ablongier, da ich keine Lust hatte mit meinem Hintern im Matsch zu landen.
      Leider sah es die ersten Meter jedoch genau danach aus, denn nur mit Mühe konnte ich mich im Sattel halten, als der Friesenmix loslegte. "Man, man, Lou. Wann wurde der denn das letzte Mal geritten?!", fragte ich sie vorwurfsvoll und sah, dass sie beschämt mit den Schultern zuckte. "Das musst du echt aufarbeiten", sagte ich lachend und klopfte Cinnas Hals. Viel zu früh für meinen Geschmack waren wir wieder zurück, versorgten die Pferde und stellten sie in die Boxen.
      Am Abend redeten wir nochmal sehr lange miteinander, ehe wir am nächsten Morgen ganz früh mit Bree weitermachten, da mein Flieger um 11 Uhr ging. Dementsprechend waren es gerade 8 Uhr morgens. Die Decke konnten wir nach einer guten halbe Stunde wieder rauflegen. Zwar passte Bree das gar nicht, sie blieb aber stehen. Dann kam der Longiergurt, der mindestens dreimal samt Decke im Sand landete. Doch genau wie gestern war ich die Ruhe selbst und versuchte es immer und immer wieder, bis ich ihn zumachen konnte. Dann war es mir auch herzlich egal, als Bree mit einem riesen Satz von uns wegsprang und buckelte. Da sie jedoch merkte, dass das Ding auf ihrem Rücken nicht wegging und wir mittlerweile angefangen hatten, sie voran zu treiben, musste sich sich wohl oder übel langsam damit abfinden. "Gib mir die Longe mal", sagte ich zu Daavid und holte Bree nun immer näher an mich heran, so dass sie keine Chance mehr zum galoppieren hatte, sondern im Trab und schließlich im Schritt gehen musste. Sie beruhigte sich auch ganz langsam wieder, ehe ich den Erfolg der Einheit deutlich sah und sie wieder von ihrer Last befreite. "Und genau so macht ihr weiter. Ist klar, dass sie wegspringt.. aber mit Küsschen hier, Schmuseeinheit da kommt man bei ihr nicht mehr weiter, da ist schon was vorgefallen, was zu tief drin steckt.. das muss man dann schon aggresiv angehen, damit sie wieder aus ihrem Loch rauskommt.", erklärte ich ihr und verabschiedete mich dann von Bree, Morke, Classic Cinnamon und Minaki, ehe ich mir Gipsy schnappte und ihn einlud, alles in das Auto quetschte und wir auf den Flughafen fuhren. Die Verabschiedung ging leider ziemlich schnell, da das Flugzeug früher starten musste, aus Gründen, die mir nicht bekannt waren. Im Flieger schlief ich wieder ziemlich schnell ein und wachte erst auf, als Frank mich unsanft aufweckte. "Aufstehen, Madame. Gipsy wartet."
      14214 Zeichen © Veija

      Das neue Leben.
      Pohjoispää, Finnland – 4:49 Uhr

      "Daavid!", nörgelte ich, während ich dabei war einen beigen Strickpullover in meine Reisetasche zu stopfen. Der junge Mann stand im Türrahmen angelehnt und grinste mich nur an. "Schön, dass es dich amüsiert, aber ich möchte nur ungern die Nacht im Jeep verbringen!", sagte ich mit Nachdruck und der blonde Finne wandte sich augenrollend, jedoch immer noch mit einem Grinsen von mir ab und ging, hoffentlich, in den Stall um die Pferde für die Fahrt vorzubereiten. "Ich weiß gar nicht, was es gegen eine Nacht mit mir im Auto einzuwenden gibt.", hörte ich seine Sticheleien durch den Flur klingen und ich murrte leise, doch entlockte es mir ein kleines Grinsen. Rasch packte ich zu Ende und blickte kurz aus dem Fenster, wo Daavid grade Minaki aus dem Stall führte, ehe mein Blick durch den ausladenden Raum wanderte. Alles war voller Kartons und die meisten Möbel fehlten bereits. Ich schnappte mir mit einem leisen Seufzen meine beiden Taschen, schlüpfte in meine Schuhe und trat vor die Tür des Wohnhauses. Ein kalter Wind schlug mir entgegen und ich fröstelte kurz. Mein Blick wanderte zu den Stallungen herüber, welche Daavid und ich bald zurücklassen würden. Momentan waren die Stuten nur provisorisch von den Hengsten getrennt, was im Stall oft zu Unruhe führte. Doch auch wenn ich diesen Ort hier liebte, so freute ich mich unheimlich auf den neuen Hof. Der Stallkomplex bot viel mehr Platz als der jetzige und war in der Form eines L's gebaut, im Knick befanden sich Futter- und Sattelkammer. So waren die Stuten endlich auch räumlich von den Hengsten getrennt und es würde hoffentlich etwas Ruhe einkehren. Zudem war vor jeder Box ein kleiner Paddock umzäunt und alles wirkte moderner und nobler. Auch das neue Haus, in dem wir leben würden war größer, doch hatte der Hof nichts von seiner Gemütlichkeit verloren. Der Mix aus der modernen Einrichtung und Gestaltung war der perfekte Kontrast zu dem alten Baustil. Von Anfang an, hatte ich es geliebt. Doch würde dies auch bedeuten, dass wir Finnland wieder verließen. Es zog mich wieder in einen deutschsprachigen Raum, doch wollte ich die herrliche Landschaft nicht missen. So kam es, dass wir uns nun auf den langen Weg von Finnland in die italienischen Alpen machen würden. In unser neues zu Hause in den Dolomiten. Als Kind war ich oft dort gewesen, gemeinsam mit meinen Eltern. Doch hätte ich es mir kaum träumen lassen, einmal dort zu leben. Umso größer war die Freude.
      Mit einem Ruck beförderte ich die beiden Reisetaschen auf den Rücksitz des Jeeps. Die Möbel, welche wir auch in Italien nicht missen wollten, waren bereits mit einer Spedition dorthin verbracht wurden, ebenso das meiste der kleineren Gegenstände. Nun galt es nur noch die restliche Kleidung, die Ausrüstung aus dem Stall und natürlich Daavid und die Pferde in den Jeep mit dem großen Anhänger zu verfrachten. "Ruhig mein Mädchen.", hörte ich meinen Mitbewohner auf die kleine Stute einreden. Ruckartig kehrte ich aus meinen Gedanken zurück und kam ihm zur Hilfe. Der Hänger war dem jungen Fohlen alles andere als geheuer, doch folgte sie schließlich zögernd, als ihre große Gefährtin Bree gelangweilt die Rampe herauf trottete. "So ist's gut.", lächelte ich und strich den beiden kurz über die Stirn. Auch Daavid warf ich ein Lächeln zu, welcher mich grinsend gegen den Arm boxte. Ich war wirklich froh, einen so guten Freund in dem jungen Mann gefunden zu haben, welcher ursprünglich nur als Aushilfe in meiner Arztpraxis gearbeitet hatte. Schließlich hatte er immer mehr Aufgaben auch in meinem Privatleben übernommen, bis er als feste Arbeitskraft und als guter Freund schließlich auch auf meinem Hof lebte. Er hatte das Reiten gelernt, oder genauer gesagt, er war immer noch dabei, es zu lernen. Und in Italien wäre nun endlich genug Platz, damit auch Daavid sich einen vierbeinigen Freund zulegen konnte. Und ich würde endlich wieder meiner Arbeit als Tierarzt nachgehen.
      Schließlich verluden wir auch noch Daavids Hab und Gut, dessen Rest erheute früh noch aus seiner alten Wohnung bei seinen Eltern geholt hatte und als die Ausrüstung aus dem Stall, die noch verblieben war und auch Morke und Cinna ihren Weg auf den Hänger gefunden hatten, schlossen wir die Rampe und rollten vom Hof. Nun lagen 2.983 Kilometer Strecke mit etlichen Pausen vor uns. Stress für Daavid und mich, die sich mit dem Fahren und Schlafen abwechseln mussten und auch Stress für die Pferde. 40 Stunden.
      "Aufwachen." Ich versuchte mich zu orientieren und blinzelte vorsichtig. "Hey, Lilith!" Ich blickte zur Seite, in Daavids grinsendes Gesicht. "Bin ich wieder dran?", murrte ich leise und richtete mich im Sitz wieder auf. "Nein du Pfeife, wir sind da!", widersprach mir der Finne und meine Miene hellte sich schlagartig auf, als ich die weißen Spitzen der Latemargruppe ausmachen konnte. Ich liebte den Ausblick. Die begrünten Hänge und die weiße Felsspitze, die aus dem Gras und Geröll herausragte, der Blick auf den Zanggenberg und dahinter bei guter Sicht das Weiß- und das Schwarzhorn. Freudig quiekte ich auf und umarmte Daavid von der Seite. "Was ist denn mit dir los? So kennt man dich ja gar nicht!", lachte er auf und ich schob gespielt beleidigt die Unterlippe vor. "Was genau möchtest du mir damit sagen, Daavid Forsman?", fragte ich in scharfem Tonfall, doch musste dann selbst lachen. Ich war nunmal 'nicht immer einfach', wie Verena es nett verpackt. Mit Schrecken übermannte mich das schlechte Gewissen. Mein Kontakt zu meiner guten Freundin war einfach viel zu gering. Ich hatte ihr nicht einmal von dem Umzug erzählt. Eilig kramte ich mein Handy hervor, doch steckte es wieder weg. Ein Anruf müsste wohl warten, bis das gröbste Chaos vorüber wäre. Also sprang ich aus dem Jeep und lies meinen Blick über das ehemalige Skigebiet gleiten. Seit meinem letzten Besuch hatte sich viel verändert. Der Tourismus war stark zurückgegangen und die Lifte existieren nicht mehr, ebenso das Hotel. Nun ragte das Wohnhaus mit dem Stallkomplex aus den Wiesen hervor und einige Koppelzäune umgrenzten unsere neue Heimat. Das Lächeln auf meinen Lippen war nicht mehr zu schmälern, doch riss ich mich von dem Anblick los und begann mit der nun anstehenden Arbeit. Die Pferde mussten in den Stall gebracht werden, die Sattel- und Futterkammer sollten ihre alte Fülle erhalten und das Haus musste bis zum Abend bewohnbar sein. Es lagen nun einige lange Tage vor uns.
      6384 Zeichen © Loulou

      Kehrtwende.
      Predazzo, Italien - 07.45 Uhr
      "Du wirst was?!" Entgeistert starrte ich Daavid an. "Ich muss, Lilith.", seufzte der junge Mann. Natürlich konnte ich ihn verstehen, trotzdem versetzte es mir einen Schlag. "Und was mach ich jetzt? Ich verliere meinen Arzthelfer, Pfleger und meinen besten Freund!", sagte ich traurig. "Versteh mich doch!", entgegnete er. "Meine Mutter ist krank in Köln und ich sitze hier in Italien. In einem Leben, als gäbe es keine Probleme." Zwiegespalten seufzte ich auf. "Natürlich verstehe ich das.", sagte ich leise und blickte zu Boden. Ich merkte, wie Daavid mir tröstend über den Arm strich. Außerdem habe ich dort die Möglichkeit auf mein Studium. Und wenn alles wieder in den richtigen Bahnen ist, hat die Klinik zwei Ärzte. Wir könnten uns richtig vergrößern.", sagte er. Doch in seiner Stimme hörte man, dass sich unsere Wege nun wohl endgültig trennen würden. Ich schwieg. "Lilith, bitte. Meine Mutter war mein Leben lang für sie da, ich kann sie jetzt nicht damit alleine lassen.", sagte er sichtlich verzweifelt. "Ist ja in Ordnung." Mit diesen Worten kehrte ich mich um und verschwand im Stall. Ich schnappte mir eine Mistgabel und begann mit hastigen Bewegungen die leere Box meines Hengstes zu misten, welcher sich auf der Weide mit den anderen Pferden vergnügte. Ich hörte Schritte hinter mir. "Wann reist du ab?", fragte ich abgehackt. "Morgen.", kam es lese zurück und ich seufzte auf. "Na schön." Ohne ihn anzusehen fuhr ich mit meiner Arbeit fort. Ich hörte ihn laut Luft holen, doch es folgte kein weiteres Wort. So schwiegen wir uns an, ehe ich in der Bewegung inne hielt und ihn ansah. "Ich werde dich vermissen.", sagte ich traurig. "Ich dich doch auch.", seufzte Daavid und umarmte mich kurz. "Ich habe übrigens nach einem Nachfolger gesucht. Damit du nicht ganz alleine hier stehst. Er kommt heute Nachmittag vorbei um sich vorzustellen.", erklärte er und ich blickte ihn wütend an. "Danke Daavid, aber die Menschen, die mit mir und den Pferden arbeiten, suche ich mir lieber selbst aus!", entgegnete ich barsch. "Red wenigstens mal mit ihm.", entgegnete er, doch ich schüttelte genervt den Kopf. Daavid seufzte auf und verließ die Gasse des Traktes, in dem die Hengste standen und verschwand, um sich wieder an die Arbeit zu machen.
      Erst als ich am Nachmittag Motorengeräusche auf dem Hof vernahm, wagte ich mich aus dem Stall heraus. Die Boxen waren auf Hochglanz gebracht, ebenso lag weder in der Stallgasse, noch in der Futter- oder Sattelkammer auch nur ein Körnchen Staub. Misstrauisch blickte ich zu dem Motorradfahrer, welcher sein Gefährt in der Auffahrt abstellte und den Helm abnahm. "Da hast du ja großartige Arbeit geleistet.", murrte ich leise, als Daavid sich neben mich gesellte. Unerwartet stieß er mich mit dem Ellbogen an. "Gib ihm wenigstens die Chance, sich vorzustellen.", knurrte er zurück. Misstrauisch blickte ich zu dem jungen Mann, welcher seinen Helm abnahm und sich umblickte. Schließlich blieben seine dunklen Augen an uns hängen und er kam herüber. "Hi.", begrüßte er uns knapp und Daavid reichte ihm höflich die Hand, während ich die Arme vor der Brust verschränkte. Daavid seufzte. "Das ist Lilith, ihr gehören der Hof und die Praxis. Ich bin Daavid, wir hatten telefoniert.", sagte er dann freundlich. "Alexander.", stellte sich der Fremde vor. Ein Wort. Mehr nicht. "Sie scheinen ja großes Interesse zu haben.", stellte ich trocken fest und warf ihm einen bissigen Blick zu. Schnell begann Daavid wieder zu reden. "Also, deine Aufgaben bestünden darin, den Hof in dem Zustand zu halten, in dem er sich jetzt befindet. Dazu gehört alles, vom Reparieren der Zäune, über das Misten der Boxen bis zum fegen der Anlage." Der blonde Mann nickte und blickte sich um. "Du hast eine Lehre zum Schreiner gemacht, richtig?" Wieder nickte er. Bevor Daavid weiter reden konnte, fiel ich ihm ins Wort. "Und was verstehen sie von Pferden? Das sind schließlich Lebewesen und kein Holz.", bemerkte ich knapp. "Nichts." Mich überraschte die ehrliche Antwort und vor allem sein Tonfall. Ich runzelte die Stirn und zuckte die Schultern, fasste innerlich jedoch einen Entschluss. "Schön, dann sind sie hoffentlich bereit, viel zu lernen." Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum ich dies sagte, doch irgendetwas in mir wollte dem Fremden eine Chance geben. Zwar konnte ich ihn schon vom ersten Moment an nicht ausstehen, doch weckte etwas an ihm mein Interesse. Beide blickten mich überrascht an, doch ich sagte nichts weiter.
      Der Papierkram war schnell erledigt und da Daavid noch einiges zu packen hatte, blieb es an mir hängen, Alexander herumzuführen. "Bisher besteht der Hof aus einem großen Stall, das L förmige Gebäude dort.", begann ich und wies auf die Stallungen. "Rechts die Stuten und links die Hengste, dazwischen Sattel- und Futterkammer. Über den Behältern mit den verschiedenen 'Zutaten' hängt eine Tabelle, da steht genau, wie viel welches Pferd von was und wann bekommt." Er nickte. "Dort ist das Wohnhaus, im Erdgeschoss befinden sich die Praxis, mein Büro und eine kleine Küche, sowie ein Bad. Darüber wohne ich und im Dach ist - war - Daavids Wohnung. Mein Stallbursche hat immer im Haus gelebt, das steht auch dir frei. Hast du eine eigene Wohnung?" Ich sah ihn an, nachdem ich meine knappen Ausführungen beendet hatte. Er schüttelte den Kopf. "Nein.", kam als Antwort. "Und wo wohnst du dann?" Er zuckte nur mit den Schultern. Worauf hatte ich mich da eingelassen?! Ein Wildfremder, ohne Kenntnisse von Pferden und ohne eigenen Wohnsitz. Ich seufzte. "Gut, du kannst morgen deinen Kram her bringen." Ich machte eine Pause. "Es weder im Stall, noch in dem Haus geraucht, auch nicht, wenn das Fenster offen ist. Schon gar nicht im Stall. Jedes Pferd wird mit Respekt behandelt und es wird alles erledigt, was ansteht. Wenn du Mist baust, kannst du gleich wieder mit deinem ganzen Gerödel abhauen! Verstanden?", fasste ich abschließend zusammen und sah ihn eindringlich an. Er verzog kaum merklich das Gesicht, nickte dann aber, jedoch ohne ein Wort. "Gut." Ich seufzte und entspannte mich ein wenig. "Also dann. Morgen kannst du erst einmal deine Sachen her schaffen und ich zeig dir genauer, was du tun musst. Ab übermorgen fängt der Tag dann um sechs an.", erklärte ich, ein bisschen weniger unfreundlich. "Gut." Seit langem gab er wieder ein Wort von sich. "Dann bis morgen." Er machte Kehrt und schon bald hörte ich das Motorrad vom Hof rollen.
      Ich ging in den Stall, um meine Nachtrunde zu machen und die Pferde zu füttern. Zunächst ging ich in den Hengststall und gab Morke und Cinna das frisch gemischte Futter, füllte ihre Heunetze und kontrollierte die Tränken. Die selbe Prozedur auch noch bei Minaki und Bree und nachdem alle Türen verschlossen waren, ging ich zurück ins Haus, um zu Abend zu essen.
      6765 Zeichen © Loulou

      Winter's Coming
      Predazzo, Italien - 16.30 Uhr

      Mit einem Seufzen hob ich die letzte Gabel Mist für heute in die Schubkarre und Alex begann die Box des Stutfohlens einzustreuen, während ich mich auf den Weg zum Misthaufen machte. Schon vor anderthalb Wochen war der Winter in den italienischen Bergen eingekehrt, doch heute Nacht hatte es noch einmal ordentlich geschneit und die Arbeit wuchs mit jedem Zentimeter Schnee mit. Die Pferde konnten nicht mehr ständig auf der Weide stehen und mussten somit gut zugefüttert bekommen und täglich bewegt werden. Genervt stellte ich, zurück im Stall, die Gabel in ihre Ecke. Kritisch hob Alex eine Augenbraue und musterte mich. "Du solltest dir weniger Stress machen, Lilith.", meinte er dann, während er Bree aufhalfterte. Der Traber verstand sich hervorragend mit Minaki und so hatten wir beschlossen, die beiden heute ein wenig auf die verschneite Koppel hinterm Stall zu stellen. "Du hast gut Reden.", ich seufzte und blickte ihn kurz an, wie er Bree aus ihrer Box führte und ich öffnete auch die Boxentür des kleinen Norwegers, damit sie ihrer Gefährtin folgen konnte. "Wir müssen langsam anfangen mit ihr zu Arbeiten, sonst wird sie zu einem kleinen Monster.", sagte ich und musste nun doch schmunzeln, als der Weißfalbe zu Alex trottete und mit den kleinen, weichen Lippen begann seine Jacke zu untersuchen. Als er ihren Kopf weg schob, rollte sie mit den Augen und sprang empört zur Seite. "Siehst du, was ich meine?", lachte ich und betrachtete das Fohlen. Sie war absolut liebenswert und schreckte vor nichts zurück, doch war sie, genau wie Morke, ein unheimlich stures Tier. Ich war mir sicher, Verena würde viel Spaß mit ihr haben, wenn es ans Fohlen ABC ging. Stumm folgte ich Alex und den beiden Pferden raus in die Kälte und sah fröstelnd zum Himmel, an dem sich dunkle Wolken zusammen zogen, die wohl neuen Schnee bringen wollten. Seufzend öffnete ich das Tor der Koppel und der junge Mann gab Bree frei, welche freudig ins Freie trabte. Doch wider der Erwartung ließ Minaki ein wenig auf sich warten. Kritisch musterte sie das kalte Nass zu ihren Hufen und legte leicht die Ohren an, als sie den Kopf senkte und ihr Maul in den Schnee tauchte. Der Traber war bereits am anderen Ende des Zaunes und blickte zu uns zurück, ehe sie ein schrilles Wiehern von sich gab. Abrupt riss das Stutfohlen den Kopf hoch und folgte dem Ruf seiner Gefährtin. Es war ein herrlicher Anblick, wie sie angaloppierte und buckelnd die Wiese überquerte. "Verrücktes Vieh.", murmelte Alex neben mir und ich schloss das Gatter wieder, ehe ich mich zurück auf den Weg in den Stall machte, um die restliche Arbeit zu erledigen, bevor es dunkel wurde.
      Nach einer guten Stunde streckte ich mich müde und blickte mich gähnend nach dem jungen Mann um. "Alex?" ich seufzte und verließ die Futterkammer, in der ich soeben einige Säcke in die Holzkisten gefüllt hatte. Meine einzige Hilfe jedoch hielt sich nicht im Stall auf. Murrend ging ich wieder in die Kälte, wo bereits vereinzelte Schneeflocken vom nun gänzlich dunklem Himmel fielen. "Alex?", rief ich erneuert und hinterm Stall ertönte seine Stimme. Ich ging zu der Weide mit den Stuten und verdrehte belustigt die Augen. "Was macht ihr denn da?". fragte ich und betrachtete den Schneemann, welcher interessiert von den beiden Pferden begutachtete wurde. Insbesondere die Nase hatte es ihnen angetan. "Aber gut zu wissen, wofür ich dich bezahle, Alexander." Ich musste leise Lachen und lehnte mich neben ihn gegen den Zaun. Eine Weile beobachteten wir schweigend die beiden, wie sie begannen seinen niedlichen Schneemann zu zerlegen. "Lass sie uns wieder reinbringen und dann ins Haus gehen.", sagte ich leise.
      3648 Zeichen © Loulou

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      Minaki Fohlen ABC
      Predazzo, Italien - 4:30 Uhr


      Grummelnd stieg ich in meinen Leihwagen, mit dem ich auf den Hof zu Lou fuhr. Bei ihr angekommen sah ich mich um. Alles dunkel. Natürlich.. was hatte ich um diese Uhrzeit auch erwartet. Kurz zückte ich mein Handy und rief Lou an. "Was willst du Venchen?!", fragte sie mich genervt, ehe meine Mundwinkel nach unten wanderten. Jep, jetzt war meine Laune endgültig im Keller. "Naja.. ich sollte doch noch vorbeikommen.. wegen Minaki... ich steh vor deiner Tür..", gab ich mein Vorhaben kleinlaut preis, ehe Lou schallend anfing zu lachen. "Na gut, ich lass dich rein", sagte sie und legte auf. Ich schnappte meine Tasche, stieg aus dem Auto und stapfte durch den Schnee zum Haus, wo mir Lou die Tür wesentlich freundlicher öffnete. "Venchen", sagte sie freudig und umarmte mich stürmisch. "Hey Lou", sagte ich lachend und ließ mir von ihr grade ein Zimmer zeigen, in dem ich mich noch eine Weile ins Bett legen konnte.

      9:30 Uhr
      "Guten Morgen", sagte ich grinend und fuhr mir einmal durch meine langen Haare. Alex und Lou waren schon am Essen. "Wir sind schon seit halb 7 auf den Beinen und haben die Pferde versorgt, wir wollten dich jedoch nicht wecken", erklärte mir Lou lachend und schob mir ein Brot rüber. Alex betrachtete mich etwas seltsam, ich grinste ihn jedoch nur an. Immer wenn ich ihn sah, musste ich an Daavid denken. "Hat sich Daavid eigentlich nochmal gemeldet? Wie geht es ihm?", fragte ich und traf anscheinend einen wunden Punkt bei Lou, denn sie schluckte einmal und wandte sich kurz dem Kühlschrank zu, um sinnlos etwas zu suchen, was sie im Endeffekt nicht fand. "Ganz gut... Ihm scheint es zu gefallen", sagte sie und somit war das Thema gegessen. "Okay..", sagte ich noch und aß mein Brot fertig. "Aber jetzt mal zu Bijou.. wie macht er sich?", fragte ich lächelnd und sah, wie die Begeisterung wieder in Lous Gesicht zurückkam. "Er macht sich richtig gut, aber was viel toller ist, ich kann Bree reiten!", erklärte sie mir stolz. "Was? Nein, oder?", fragte ich lachend. "Doch doch, aber zeig ich dir ein andermal...", erkärte sie und wir kamen auf das Thema Minaki zu sprechen. "Sie lässt sich fast ordentlich führen, wir dürfen sie überall berühren und ja.. beim putzen hapert es noch ein wenig, aber dazu bist du ja da", erklärte sie mir freudig und ich nickte. Wir redeten noch eine Weile über belanglose Dinge, ehe ich in den Stall ging und mir Minaki anschaute. Seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie einen großen Schuss gemacht. "Na Maus", begrüßte ich die Stute und streichelte ihr kurz über die Nase, ehe ich ihr das Halfter anlegte, was sie schon sehr gut mitmachte. Ich führte sie aus der Box in die Stallgasse und von da auf den Hof, wo ich eine Runde spazieren ging. Immer wenn sie neben mir zu schnell wurde, haute ich ihr meinen Ellenbogen vorne an den Brust- Schulterübergang. Sofort merkte sie, dass sie einerseits neben mir zu gehen hatte, aber auch genug Platz zwischen mir und sich lassen musste, da sie mir sonst andauernd gegen mein Bein trampelte. Da die Stute sehr schlau war, hatte sie flott begriffen, wie sie neben mir zu gehen hatte. Nach einer Weile hatten Alex und Lou mir zugesehen und ich hatte Alex erklärt was ich da machte. Jetzt aber durfte die Stute endlich auf die Koppel und sich austoben. Heute mittag würde ich weitermachen. Stattdessen schnappte ich mir einfach meinen alten Kumpel Bijou, Lou sattelte sich Morke und dann ritten wir aus.
      "Schön habt ihr es hier in Italien", sagte ich lachend und klopfte Bijous Hals. "Wenn ich Kanada nicht so lieben würde, hätte ich ja auch schon über einen Verkauf der Ranch und einen Umzug nachgedacht.. Aber die Gips Reminder Ranch liegt mir so am Herzen...", erklärte ich ihr und so langsam machten wir uns auf den Rückweg, da wir schon eine Weile unterwegs waren. Wieder auf ihrem Hof angekommen machten wir die Pferde fertig, deckten sie ein und stellten sie zu erst in die Box, da sie schon etwas geschwitzt hatten.
      Nun war Minaki wieder an der Reihe. Ich holte sie von der Koppel und man merkte sofort, dass sie einen gewissen Abstand zu mir behielt und auch nicht vorlaufen wollte. Wieder im Stall angekommen band ich sie an, was sie auch schon kannte, und holte ihr Putzzeug. Schnell merkte ich, dass sie nicht gerne berührt wurde und auch ab und an mal zwickte. Tja, jedes Mal wenn sie zwickte, schnippte ich mit meinen Fingern gegen ihr Maul. Beim ersten Mal erschreckte sie sich fürchterlich und sprang zur Seite, kam jedoch nicht weit, da sie ja angebunden war. "Lass das doch", sagte ich und schüttelte den Kopf. Erneut fing ich an, sie mit der Wurzelbürste zu putzen und siehe da, sie ließ das Zwicken bleiben. Zwar hatte sie die Ohren angelegt, aber das war es dann auch. Nun kamen wir aber zum schwierigeren Teil, dem Hufe kratzen. Immer wieder fuhr ich ihr Bein mir der Hand entlang oder berührte es beiläufig, ehe ich es einmal langsam umpackte und mich leicht gegen ihre Schulter lehnte. Ruckartig flog ihr Bein nach oben. Ich hatte damit gerechnet, hielt es kurz fest und ließ es dann langsam wieder runter. Bei den vorderen Beinen klappte das auch sehr gut, hinten mussten wir ein wenig länger üben, doch auch das klappte irgendwann. "Na dann sind wir jetzt fertig", sagte ich und klopfte Minakis Kruppe, ehe ich sie wieder in ihre Box stellte und das Putzzeug wegrräumte.
      Dann ging ich ins Haus und ließ mir von Alex eine warme Tasse Kakao machen, ehe ich auch schon wieder meine Koffer packen und zum Flughafen fahren musste. "Bis dann", sagte ich noch zum Abschied, umarmte beide und war schon bald wieder in Kanada, auf der Gips Reminder Ranch.
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      Eine neue Freundin
      Predazzo, Italien - 10.21 Uhr

      "Er ist unglücklich", stellte ich fest und betrachtete den Apfelschimmel eingehend, welcher uns misstrauisch begutachtete. Alex seufzte, schwieg jedoch. Für ihn hatte ich wieder nur das offensichtliche festgestellt. Kurz sah ich zu dem jungen Mann, welcher nun schon lange genug hier war, um seine Zurückhaltung abzulegen. Eigentlich. "Lass sie uns raus bringen.", murmelte ich, stieß mich vom Rand der Box ab und ging in die Sattelkammer. Rasch schnappte ich mir die Halfter von Zues, Morke und Bijou, ehe ich ersteres Alex gab. Er hatte mit dem jungen Hengst schon genug zu tun, also schnappte ich mir die anderen beiden, um sie auf die Weide zu bringen. Erst als ich mich wieder auf den Rückweg zum Stall machte, kam mir endlich der junge Mann mit dem Hengst entgegen. Zwar kannte er inzwischen das Halfter, doch schien er immer noch jeden zu hassen. Mit angelegten Ohren folgte er dem jungen Mann und schielte verachtend zu mir herüber. "Manchmal weiß ich nicht, ob dieses Pferd Angst hat, oder mich einfach nicht ausstehen kann.", sagte ich und schloss mich den beiden an. Alex nickte. "Er ist tatsächlich ruhiger, wenn du nicht dabei bist.", stellte er ohne Umschweife fest. Langsam hatte ich mich ja an seine reservierte, direkte Art gewöhnt und mochte sie wohl auch ein bisschen. Doch er schien an allem und jeden desinteressiert. "Ihr passt zusammen.", murmelte ich und schmunzelte leicht. "Wie bitte?", er sah mich fragend an und ich winkte ab. "Nichts. Hast du dir schon überlegt, wie ihr zwei voran kommen wollt?", fragte ich ihn. "Vielleicht fange ich bald an, ihn zu longieren. Wir sind jetzt jeden Tag ein bisschen spazieren gegangen und inzwischen ist er relativ ruhig und versucht nicht mehr so weit wie möglich von mir wegzukommen.", erklärte er und ich nickte. "Sag einfach, wenn du Hilfe brauchst." Just in diesem Moment spitzte Zues die Ohren und blickte in Richtung der Koppel mit Minaki und Bree. Ich zog eine Augenbraue hoch und betrachtete das kleine Fohlen, welches am Zaun stand und wieherte. Die Verwunderung wich Erstaunen, als eine leise Antwort von Zues kam. "Warte.", murmelte ich leise und huschte an den beiden vorbei zur Koppel, wo ich das Fohlen aufhalfterte, was sie sich inzwischen hervorragend gefallen ließ. Munter folgte sie mir mit kleinen Schritten zum Tor. Als wir jedoch näher an Zues heran kamen, legte er wieder die Ohren an und sah misstrauisch zu dem kleinen Norweger. Sie hingegen reckte ihren schlanken Hals und stupste Zues vorsichtig mit den weichen Nüstern an. Er war sichtlich verwirrt, doch entspannte er sich langsam. "Scheint, als hätte er nun doch eine Freundin gefunden.", lächelte ich und betrachtete die beiden Pferde.
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      Minaki
      Predazzo, Italien - 12.45 Uhr

      "Braves Mädchen." Lächelnd strich ich dem kleinen Fohlen über den Kopf. Ihr schien die Aufmerksamkeit zu gefallen und so fuhr ich fort sie zu kraulen. Vorsichtig strich ich ihr über die Nase, die Ohren, den Hals, die Brust, über den Rücken und ihren kleinen Bauch. Entspannt blieb sie stehen und wartete, bis ich fertig war. Ich ging zu ihrem Bein und ließ es mir geben. Zunächst war sie wenig begeistert, doch nachdem sie sich einmal überwunden hatte, konnte ich die anderen drei Hufe ohne Probleme vom Boden heben. Als ich eine tiefe Stimme hörte, schaute ich auf. "Da ist heute jemand gut gelaunt.", stellte Alex fest und ich grinste. Wir wussten beide, was für ein sturer Esel Minaki sein konnte. "Hoffen wir, das hält noch ein wenig.", sagte ich belustigt und betrachtete den Weißfalben, wie er interessiert zu Alex blickte und mit spitzen Lippen an seiner Jacke zu zupfen begann. Ich hob eine Augenbraue und lachte leise. "Bist du wieder auf dem Weg um Zues fett zu füttern?", fragte ich ihn und auch der sonst so ernste junge Mann musste grinsen. "Du spinnst doch, guck ihn dir mal an.", protestierte er. "Das Pferd braucht Muskeln und nicht noch mehr Speck. Geh ihn lieber longieren.", sagte ich und boxte ihn leicht gegen die Schulter. Überrascht sah ich ihn an, als er mit verzogener Miene zurück wich. Doch schnell merkte ich, dass das Übel nicht von mir ausging, sondern von dem Stutfohlen, dass ihn bei dem Versuch an seine Tasche zu kommen ins Bein gekniffen hatte. "Minaki!", tadelte ich sie und schob sie weg, woraufhin sie mir beleidigt den Rücken kehrte. Dennoch konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Es amüsiert dich also, dass ich leide?", fragte Alex gespielt entsetzt und ich zuckte die Schultern. "Selbst Schuld, stopf dir nicht immer die Taschen so voll!"
      Nachdem Alex wieder abgezogen war, wandte ich mich Minaki zu, welche nun offensichtlich den Spaß an der Sache verloren hatte. "Na komm Eselchen.", grinste ich und zupfte leicht am Strick. Widerwillig folgte sie mir, doch ließ dann das weitere Training, welches aus Verladen und Führen bestand brav über sich ergehen. Sie war unglaublich intelligent und liebte jede Art von Aufmerksamkeit, doch merkte man schnell, wenn etwas nicht nach ihrem Willen geschah. Ganz der Vater. Ich schmunzelte bei dem Gedanken und verschwand mit Minaki im Stall, ehe ich mich zu Alex und Zues gesellte.
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      Ein neuer Abschnitt
      Wisconsin - 11.30 Uhr

      Glasige Augen blickten mich an, ohne mich jedoch wahrzunehmen. Leblos sah die braune Stute durch mich hindurch. Ich betrachtete ihre hervorstehenden Rippen und die Narben auf der Kruppe, die eine lange und traurige Geschichte erzählten. Trotzdem musste sie einmal ein wunderschönes Tier gewesen sein. Ihr Fell war stumpf und ihre Ohren baumelten lustlos herab, doch war sie sportlich gebaut und das Vollblut in ihr konnte man kaum verkennen. Sie musste kaum älter als acht Jahre sein. Immer noch wusste ich nicht, was mich an diesen Ort verschlagen hatte und warum ich mir diese gequälten Seelen ansah. "Merlin schau mal!", riss mich eine helle, vertraute Stimme aus meinen Gedanken und ich wusste wieder, wer mich hierher verschleppt hatte. Neugierig folgte ich ihrem Blick und betrachtete den Rappen. Sie schien auch seine Aufmerksamkeit erlangt zu haben, ebenso die des Händlers, welcher ihr von seiner hervorragenden Abstammung berichtete. Mein Interesse hingegen erlosch rasch wieder. "Eve komm.", murmelte ich. Eve war der liebevollste Mensch, der mir je begegnet war und vermutlich hätte sie am liebsten jedes der erbärmlichen Geschöpfe gerettet. Sie liebte den Pferdemarkt trotz des traurigen Anblicks und so verschleppte sie mich jeden Monat hier her. Seufzend wandte sie sich ab und ging mir nach. Kurz sah ich in ihre blauen Augen, welche suchend über den Platz wanderten. Sie hatte wunderschöne, eisige Augen, lange blonde Haare und ein schmales Gesicht. Ich seufzte, als es sie zu einem weiteren Händler zog, anstatt nach Hause. Sie beugte sich über den hohen Zaun und betrachtete die beiden Ponys dahinter. Widerwillig folgte ich ihr und sah in ein paar dunkle Augen. Der Schimmel hatte den Kopf hoch erhoben und die Ohren angelegt. Seine Flanken waren eingefallen und das Fell stumpf und verschmutzt, doch hatte nichts ihm seinen Stolz nehmen können. Hinter ihm stand eine gescheckte Stute, den mageren Hals gesenkt prustete sie auf den Boden und wirbelte Staub auf. Ich schnalzte leise und sie zuckte zusammen, riss den Kopf hoch und sah mich ängstlich an. "Komm Eve." Ich schüttelte den Kopf, machte kehrt und wir verließen den Markt wieder.

      "Wolltest du nicht ein Sportpferd kaufen?", hakte sie nach, als wir über die Autobahn fuhren. Ich nickte und sah aus den Augenwinkeln, wie sie die Stirn runzelte. "Stattdessen schauen wir uns jetzt zwei Norweger an.", stellte sie fest und ich zuckte die Schultern. "Platz habe ich ja genug", schmunzelte ich. Eve würde bald ihr Studium abschließen und ich hatte meinen Job in der Klinik gekündigt, um eine eigene Praxis zu eröffnen. Wir kannten uns aus der Uni und hatten Jahre lang zusammen in einer Wg gelebt. Auch als ich als Arzt gutes Geld verdiente, bin ich nicht ausgezogen, denn wir waren gute Freunde geworden. Jetzt jedoch brauchte ich Platz und hatte mich entschieden, meine Praxis und meine Wohnung zusammen zu legen. "Es gab bisher einfach niemanden, der Jack das Wasser reichen konnte.", fügte ich hinzu. In Gedanken sah ich den großen Fuchs vor mir, welcher mich seit meiner Jugend begleitete - und vor knapp einem halben Jahr verstarb. Wir hatten unzählige Schleifen geholt und ich hatte beinahe jede freie Minute bei ihm verbracht. Die Stimme des Navigationsgerätes riss mich wieder aus meinen Gedanken, als ich beinahe die Abfahrt verpasste. "Träumer.", grinste Eve, als ich zusammen zuckte und etwas barsch bremsen musste. Es war nicht besonders schwierig den Verkaufsstall zu finden, wo sich einige Menschen mit ihren großen Autos und den teuren Anhängern tummelten. Ein paar schicke Pferde wurden auf dem Platz vorgeritten und die Verkäufer priesen sie an, wie Händler in der Türkei ihre Ware den Touristen. Eve runzelte neben mir die Stirn und ich konnte ihre Gedanken beinahe hören. Es war einfach das komplette Gegenteil des Pferdemarktes in dem kleinen Vorort der Stadt. "Guten Tag!", begrüßte uns eine viel zu freundliche Stimme. "Sie müssen Merlin sein, richtig?" Ich nickte. Wie folgten der jungen Frau in den Stall, während sie unentwegt redete. "Sie haben sich für zwei wunderbare Pferde entschieden. Beide eine außergewöhnliche Farbe, der Hengst ist gekört und ein begabter Springer. Die Stute ist seine Tochter, gerade alt genug um angeritten zu werden." Wieder nickte ich und wir hielten vor den beiden Boxen. Es bat sich ein wunderschöner Anblick. "Die Besitzerin ist bei einem Unfall verstorben, wir haben die beiden von ihrer Mutter übernommen. Zwei weitere Pferde aus dem Stall sind schon untergekommen, ein anderes steht außerhalb.", erklärte die junge Frau, während ich die beiden begutachtete. Die Stute blickte neugierig zu uns und reckte den schlanken Hals, sodass ich ihr über die Stirn streichen konnte. Sie schien es sichtlich zu genießen und ich lächelte leicht. Der Hengst hingegen stand teilnahmslos da, die Ohren baumelten an seinem Kopf herab und er hielt den Kopf gesenkt. Er war sichtlich dünner als die Stute, dennoch sah man ihm seinen guten Trainingszustand an. "Er trauert.", flüsterte Eve mitleidig und steckte vorsichtig die Hand durch die Gitter der Box, doch der Falbe schenkte ihr keinerlei Beachtung. "Ich würde mir die beiden gerne näher ansehen.", sagte ich und die junge Frau nickte. Lassen sie sich Zeit und melden sie sich, wenn sie sich entschieden haben.", sagte sie freundlich ehe sie verschwand. Wir gingen in die Box der Stute und ich begann sie zu untersuchen. Ich sah ihr in Augen und Maul, hörte Herz und Lunge ab, maß Fieber und bewegte jedes ihrer Gelenke. Sie schien in einem super Zustand zu sein und ließ sich überall bereitwillig berühren. Dennoch wurde sie ein wenig nervös, als ihr die Prozedur zu lange dauerte, was man ihr in dem Alter jedoch kaum verdenken konnte. "Braves Mädchen." Ich klopfte ihr den Hals und wir gingen zu dem Hengst. Müde hob er den Kopf, als die Tür aufgeschoben wurde, wandte sich dann jedoch ab. Anstaltslos ließ er die Prozedur über sich ergehen und ich seufzte. "Er ist soweit gesund, du hast wohl recht.", sagte ich und sah zu der jungen Frau. "Mann kann es ihm kaum verdenken." Sie zuckte die Schultern und kraulte ihm sanft die Stirn. Ich nickte. "Also dann." Wir verließen den Stall und suchten die Mitarbeiterin auf, welche sich freute uns die beiden überlassen zu können. "Sie sprachen von einem dritten Pferd, wo steht das?", fragte Eve neugierig, bevor ich mich verabschieden konnte und ich seufzte innerlich auf. "Ich zeig sie ihnen gerne.", erwiderte die Dame und wir folgten ihr gezwungener Weise. Kurz knuffte ich Eve, musste jedoch grinsen. "Hier entlang." Anscheinend waren wir bei den Sportpferden angelangt und einige hübsche Köpfe sahen uns entgegen, als wir die Stallgasse betraten. Schließlich machten wir vor einer Traberstute halt, welche uns misstrauisch anblickte. "Sie ist eingeritten und ein talentiertes Pferd, nur setzte sie jeden ab, der sich in den Sattel setzt.", erklärte sie und ich musterte den Schecken. "Wie viel wollen sie für sie?", fragte ich und Eves Blick nach zu urteilen war sie über meine Worte ebenso überrascht, wie ich es war. "4.000.", sagte die junge Frau knapp und ich lachte auf. Scheinbar hatte ich sie verunsichert, denn sie blickte mich irritiert an. Es war nicht besonders schwierig sie auf einen akzeptablen Preis herabzuhandeln und so hatten wir drei Tiere zu verladen.
      "Was war das denn eben?", fragte Eve belustigt, als wir wieder auf dem Heimweg waren. "Kennst du etwa meine spontane Art noch nicht?", grinste ich und lenkte den Wagen sicher zurück zum Hof. Es war ein wunderschöner Anblick und ich war doch glücklich, zumindest ein paar der Boxen mit Leben füllen zu können. Wir brachten die Tiere in den Stall, räumten auf und beschlossen ihnen etwas Zeit zu geben. "Na komm, lass uns noch einen Kaffee trinken.", lud ich Eve ein und wir gingen in die Küche.

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      Der Esel und der Sattel
      Wisconsin - 7.23 Uhr

      Vorsichtig verlagerte ich etwas meines Gewichtes auf meine Arme, welche auf dem Sattel der weißen Stute ruhten. "Braves Eselchen." Ich schmunzelte. Minaki stand da, still wie eine Statue. Lange hatte ich mit ihr gearbeitet, sie longiert und an Trense und Sattel gewöhnt. Heute war es an der Zeit, sie an den Reiter auf ihrem Rücken zu gewöhnen. Sie drehte den Kopf nach hinten und stupste mich sanft an. Kritisch beobachtete ich sie, denn auch wenn sie mir inzwischen vertraute und hin und wieder ihre Liebe schenkte, so wusste ich, dass sie jeden Moment explodieren konnte. Ich beobachtete sie weiter, wie sie entspannt alles über sich ergehen ließ. Ich legte mich nun vollständig auf den Sattel, eine Übung, die sie schon kannte. Schließlich stellte ich jedoch einen Fuß in den Steigbügel und sprang vom Boden ab. Sanft ließ ich mich in den Sattel gleiten und nahm die Zügel auf, während ich ihr den Hals tätschelte. Sie kannte die Hilfen bereits vom Boden aus, also drückte ich sanft die Schenkel an ihren Bauch. "Auf geht's.", lächelte ich und der Norweger setzte sich in Bewegung. "Gutes Mädchen.", lobte ich sie und trieb sie weiter voran, während ich sie über den Platz lenkte. Es entging mir jedoch nicht, wie sie sich langsam unter mir verspannte und ich runzelte die Stirn. "Ganz ruhig.", sagte ich leise und ritt sie weiter voran. Es schien, als hätte Minaki sich wieder beruhigt, als sie plötzlich einen riesigen Satz nach vorne machte. "Wohaaaa!" Überrascht viel ich nach vorn und konnte mich nur mit Mühe im Sattel halten. Doch war die temperamentvolle Stute noch lange nicht überzeugt, mir zu gehorchen. Sie buckelte, als hinge ihr Leben davon ab mich in den Sand zu befördern. Mit Mühe saß ich ihre Sprünge aus und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis sie schnaufend aufgab. "Störrischer Esel.", murrte ich und atmete tief durch, während sich ein bohrender Schmerz durch meinen Rücken zog. Die Stute schwitze, trottete jedoch gehorsam über den Platz. "Wir zwei werden noch viel Spaß haben.", grinste ich ironisch und klopfte ihr den verklebten Hals. Minaki schnaubte und ich schüttelte den Kopf. Gehorsam ging sie auf dem Zirkel und nachdem sie sich auch zu ein paar Schlangenlinien hatte überreden lassen, parierte ich sie schließlich durch und saß ab. Rasch lockerte ich den Sattelgurt und führte den Norweger zurück zum Stall.
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    • Loulou
      Alte Berichte II
      Neue alte Bekanntschaften
      Wisconsin - 15.48 Uhr

      Merlin Harris
      "Braves Mädchen.", lobte ich die Traberstute und strich ihr über den verschwitzen Hals. Rasch zog ich ihr die Zügel über den Kopf, lockerte den Sattelgurt und begann damit, sie trocken zu führen. Entspannt folgte sie mir und schnaubte zufrieden. Sie schien sich von den Dreien am schnellsten einzuleben und genoss es sichtlich arbeiten zu dürfen. Mørke hingegen machte mir die meisten Sorgen. Er verweigerte immer noch sein Futter und schien von Tag zu Tag weiter abzubauen. Minaki schien recht aufgeweckt, jedoch versuchte ich mir erst einmal ihr Vertrauen mit Spaziergängen und ein wenig Bodenarbeit zu erarbeiten, ehe ich mit dem Anlongieren beginnen wollte. Dennoch merkte man allen Dreien an, dass sie ihre Besitzerin vermissten. Kein Wunder, wenn sie von dem einen auf den anderen Tag verschwunden war. Bree riss mich neben mir aus meinen Gedanken und ich strich kurz über ihr Fell. Inzwischen war sie halbwegs trocken und ich ging vom Reitplatz über den Hof zu den Stallungen. Es war ein altes Anwesen, welches jedoch modern renoviert worden war. Der Stall umschloss einen gepflasterten Platz und ein breiter Torbogen führte hinaus auf die Zufahrt. Das Gelände war umgeben von weiten Wiesen, auch wenn weder der Stall noch das Wohnhaus in dem typischen Stil von Wisconsin gebaut waren. Als die Eisen der Stute auf dem Stein gegen die Wände hallten, hob sich ein großer, weißer Kopf über eine der Boxentüren. Leise wieherte die Norwegerstute Bree entgegen. Der Traber spitze die Ohren und antwortete. Nur Mørke rührte sich nicht. Leise seufzte ich und klopft Bree den schlanken Hals. Es war offensichtlich, dass ihre Vorbesitzerin sie kaum trainiert hatte, vermutlich wegen ihrer Scheu vor dem Sattel.
      Vorsichtig sattelte ich Bree ab und strich ihr sanft über den Rücken, ehe ich sie eindeckte. Zufrieden begann sie das Heu aus dem Netz zu zupfen und kaute genüsslich darauf herum. Ich verließ die Box, blieb jedoch noch einige Zeit im Stall. Es war schwierig, denn ich konnte weder von der Vorbesitzerin etwas über die Pferde erfahren, noch von ihrer Mutter. Zwar hatten sowohl sie als auch ich unsere Daten in dem Verkaufsstall hinterlassen müssen, dennoch hatte niemand von uns Kontakt aufgenommen. Vermutlich hätte das Ganze es ihr auch nicht viel einfacher gemacht, welche Mutter möchte schon ihr Kind überleben? Seufzend stützte ich meinen Kopf in den Händen ab und betrachtete die beiden Stuten beim Fressen.
      Zwar fürchtete der Traber immer noch den Sattel, doch liebte sie die Arbeit. Und mit ein wenig Geduld ließ sie sich auch vom Sattel überzeugen. Minaki hingegen war das komplette Gegenteil. Sie fürchtete sich vor nichts, begegnete allem mit Neugier und liebte es, mich aus zu testen. Dennoch war es mir inzwischen gelungen, die junge Stute zumindest im Schritt über den Platz zu reiten. Mit einem Seufzen stieß ich mich von der Boxentür ab und wanderte hinüber zum Wohnhaus. Es war noch nicht fertig eingerichtet und die obere Etage musste immer noch renoviert werden, dennoch war es jetzt schon unglaublich gemütlich. Ich setzte mich an den Küchentisch und kramte den Laptop hervor. Eine Weile sah ich mich nach Trainern um, ehe ich den richtigen gefunden zu haben schien. Gips Reminder Ranch. Kurz runzelte ich die Stirn und betrachtete die Seite, mit vielen Bildern von Pferden und einer lächelnden jungen Frau. Natürlich käme ich auch ohne Trainer mit den Dreien klar, doch war es mir wichtig, dass sie weiter Fortschritte machten und neue Erfahrungen sammelten. Zwar ließ Bree sich inzwischen von mir satteln und reiten, doch war ich mir nicht sicher, wie sie auf Fremde reagierte. Ich hätte Eve bitten können, doch erhoffte ich mir eine Meinung von einer erfahrenen Ausbilderin. Rasch erklärte ich mein Anliegen und sendete die E Mail.

      Guten Abend Ms O’Connor,
      ich bin im Besitz einer jungen Traberstute, mit Scheu vor dem Sattel. Mit etwas Geduld lässt sie sich satteln und reiten, jedoch nur widerwillig und ausschließlich von mir. Es würde mich freuen, könnten sie sie einmal ansehen und auch an einen fremden Reiter gewöhnen.
      Gerne können sie mich anrufen und wir vereinbaren einen Termin.

      mit freundlichen Grüßen
      Merlin Harris, Blakes Creek Stables Wisconsin

      Verena O’Connor

      Es war wieder einer der schwülen, gewittrigen Tage in Calgary, bei denen man am liebsten im Bett blieb und nichts machte, doch die Pferde wollten versorgt werden. Zu meinem Glück hatte ich einen ganzen Haufen Mitarbeiter, denen ich alle möglichen Aufgaben in die Schuhe schieben konnte, wenn ich mal meine Lust auf Arbeit hatte.
      So besprechen wir beim Frühstück, dass ich mich heute um den Papierkram kümmern würde und der Rest die Pferde bespaßte. Gesagt, getan. Nach dem Frühstück räumte ich die Küche auf, putzte einmal schnell durch und ging dann in mein Büro, wo sich der Papierkram nur so stapelte, weil ich meinen Tag lieber im Sattel als auf einem Stuhl verbrachte, aber heute könnte man weder ausreiten, noch etwas anderes mit den Pferden machen, weil sie sich kaputt schwitzen würden. Also wurde nichts anderes gemacht, als Pferde füttern und misten. Normalerweise kamen die Tiere auch raus, aber bei Gewitter blieben sie alle im Stall. Auch die Offenställe der Jungpferde machten wir zu, so dass sie nicht auf die Koppel konnten.
      Endlich hatte ich einen Teil des Papierkrams aufgefüllt und in Umschläge gesteckt, so dass ich sie bei der nächsten Gelegenheit in einen Briefkasten schmeißen konnte. Mein Laptop war nun auch hochgefahren und ich checkte meine E-Mails. Ein neuer Auftrag von Hunter Crowley aus England. Ich soll zwei seiner Pferde trainieren kommen, eins in der Pleasure und eins im Springen. Ein wenig freute ich mich schon, den Engländer wieder zu sehen, denn sein Hof und seine Pferde gefielen mir sehr gut. Vor allem seine Erziehung der Pferde hatte mich bei meinem letzten Besuch begeistert.
      Das war jedoch noch nicht alles, denn auch ein Auftrag eines “Merlin Harris aus Wisconsin”. Eine Weile überlegte ich, ehe ich zu dem Entschluss kam, dass ich ihn nicht kannte. Er brauchte Hilfe bei einer Traberstute, die Scheu vor dem Sattel besaß. Da ich Hunter hinten dran schieben konnte, schnappte ich das Telefon und rief den jungen Herrn Harris an.
      “Ja?”
      “Guten Tag, hier sprich Verena O’Connor, bin ich da richtig bei einem Merlin Harris?”, fragte ich in den Hörer.
      “Ja, das sind sie. Guten Tag.”
      “Sie haben mir eine E-mail geschrieben wegen ihrer Traberstute, die Scheu vor dem Sattel hat. Wenn es ihnen recht wäre, würde ich mich gleich schon auf den Weg zu ihnen machen.”, erklärte ich ihm.
      “So früh schon?”, fragte der Mann am anderen Ende der Leitung. Das kam jetzt so rüber, als hätte ich sonst nichts zu tun.
      “Ja, meinen Kunden in England werde ich nach ihrem Besuch aufsuchen, weshalb ich heute schon zu ihnen fliegen könnte.”
      “Mir ist das recht, dann sehen wir uns in ein paar Stunden, die genaue Adresse maile ich ihnen noch.”
      “Super.”, sagte ich. “Auf Wiedersehen.”

      Nun war es also soweit. In Windeseile packte ich meinen Koffer und verabschiedete mich von Svejn, der es noch immer etwas doof fand, dass ich so viel ohne ihn reiste.
      Am Flughafen angekommen checkte ich ein, und wartete auf meinen Flug. Ich hasste fliegen ja noch immer, aber was muss, das muss. So kam es, dass ich nach etwa einer Stunde im Flieger saß und meinen Blick nach unten schweifen ließ, wo ich die Schönheit Kanadas erblicken konnte, ehe wir nach Amerika einflogen. Ab dann schlief ich ein und wachte erst wieder auf, als eine Stewardess mich weckte.
      Müde stand ich auf, verließ das Flugzeug und wartete auf meine Koffer. Hier war es gerade 13:00 Uhr und die Sonne schien. Kurz lächelte ich. Es war fast wie Urlaub, nur mit dem Unterschied, dass ich ja leider zum Arbeiten hier war. Mein Leihwagen stand schon bereit, so dass ich meinen Koffer darin verstaute und mich auf den Weg zu Merlin machte. Schnell kam ich auf seiner kleinen Ranch an, auf der ich mein Auto auf dem Parkplatz parkte und zum Haus ging, wo ich klingelte. Es öffnete niemand, so dass ich in den Stall ging und ihn mit der Traberstute sah. “Hallo ich bin…. “, fing ich an und blieb dann stocksteif stehen. “Bree?”, fragte ich und schaute mich im Stall um. Aus einer der Boxen steckte eine weiße Norwegerstute ihren Kopf. “Minaki?”, fragte ich unsicher und ging weiter die Stallgasse entlang. Ungeachtet dessen, dass Merlin mir, sichtlich stinkig, dass ich ihn einfach ignoriert hatte, etwas hinterherrief. “Mørke! Himmel, was ist mit dir passiert?”, sagte ich laut und riss die Box zu dem Hengst auf. Sichtlich geschockt riss der Hengst den Kopf hoch und wiehrte dann einmal laut. “Mørke…”, murmelte ich dann und blendete den Rotschopf hinter mit einfach aus. Was jetzt zählte war, dass ich meine Hände in Mørkes Mähne vergraben konnte.

      Merlin Harris
      Ich war überrascht, dass die angesehene Trainerin es so schnell zu mir schaffen konnte. Jedoch sollte es mir Recht sein. Sie wollte gegen Mittag eintreffen und so machte ich mich rasch auf den Weg in den Stall. Ich brachte die Tiere auf die Weide und begann damit zu misten. Nachdem auch der letzte Apfel den Stall verlassen hatte widmete ich mich dem Besen, um die Überreste aus der Gasse zu kehren. Als ich wieder nach draußen trat zuckte ich leicht zusammen, als es kräftigt donnerte. Anscheinend mussten wir das Training in die Halle verlegen, auch wenn nur eine Hälfte frei war. Die andere war noch nicht vollständig mit Sand aufgekippt, was mich reichlich ärgerte. Rasch huschte ich zur Weide und fing die beiden Stuten ein. Minaki kam leise wiehernd zu mir herüber getrabt, als sie mich aus der Ferne sah. Auch Bree hob den Kopf. Nur der kleine Hengst strafte mich mit Verachtung. Ebenso wie der kaum das Gras anrührte, geschweige denn seinen Futtertrog. Er machte mir Sorgen und würde er nicht bald fressen, müsste ich nachhelfen. Seufzend brachte ich die beiden in ihre Boxen, ehe ich den Gelbfalben von der Weide holte. Inzwischen regnete es in strömen und sein stumpfes Fell klebte an seinem mageren Körper. Seine Augen waren glanzlos und es tat weh, das Tier so zu sehen. “Du bist ein armer kleiner Kerl.”, seufzte ich und kraulte ihm die Stirn. Mørke ließ es über sich ergehen, regte sich jedoch kaum. Mit bedrückter Stimmung schnappte ich mir die Traberstute und band sie in der Stallgasse an. Neugierig begutachtete sie den Putzkasten und ich begann sie mit langen, kräftigen Zügen zu bürsten. Ihr Fell glänzte, sie war in einem guten Zustand und wir hatten es inzwischen geschafft einige Muskeln aufzubauen. Sie drückte kaum mehr den Rücken weg, wenn ich sie ritt, hegte jedoch immer noch Scheu vor dem Sattel. “Gutes Mädchen.”, lobte ich sie und begann ihre Hufe auszukratzen, als ich das Geräusch von Rädern auf dem Hof hörte. Es war bereits ein Uhr und ich war mir sicher, dass es Miss O’Connor war. Schließlich näherten sich Schritte und ich beendete meine Arbeit, als eine junge Frau den Stall betrat. Gerade wollte sie sich vorstellen, als sie Inne hielt. Verdutzt blickte ich sie an, denn sie schien die Stute zu kennen. Nicht nur sie, auch die beiden Norweger. Ich folgte ihr verwirrt, als sie sich in die Box stürzte. Zum ersten mal sah ich in Mørkes Augen Leben aufblitzen. Offensichtlich kannte er die junge Frau auch. “Was zum…”, murmelte ich leise und stellte mich in die Boxentür, fasziniert und irritiert zu gleich von dem Bild, welches sich mir bat.

      Verena
      Langsam verarbeitete ich den ersten Schock und drehte mich zu Merlin herum. “Wo hast du die her?”, fragte ich ihn harsch und verschwand hinter Fetti, der diesen Namen nicht mehr tragen konnte, denn er war nur noch Haut und Knochen. Ich kontrollierte seinen Schweif und tastete seine Beine ab. Lilith hatte mir einiges beigebracht, was ich als Pferdehalter und Trainer wissen musste. Als ich gerade das Vorderbein abtasten wollte, räusperte sich Merlin. Auf meine vorherige Frage hatte er bis jetzt nicht geantwortet, jetzt wollte er meine Aufmerksamkeit jedoch auf sie ziehen. Ich drehte mich um, stemmte meine Arme in die Hüften und sah ihn fragend an.

      Merlin
      Ich sah ihr zu, wie sie den Hengst inspizierte und runzelte kurz die Stirn, dennoch hielt ich mich zurück. Mich überraschte ihr barscher Ton und ihr Entsetzen, denn sie hatte auf mich trotz ihres jungen Alters seriös und erfahren gewirkt. Rasch vergaß ich die patzige Antwort, die mir auf der Zunge lag. Es passte nicht zu mir übereilt und ungehalten zu antworten, meist war ich ruhig und geduldig. “Die beiden Norweger standen in einem Auktionsstall nicht weit von hier. Sie waren wohl schon bei mehreren Händlern, ebenso wie Bree. Sie galt jedoch als unreitbar.” Ich betrachtete ihre Reaktion, konnte jedoch keine Rührung feststellen. Weiterhin musterte ich sie und legte den Kopf leicht schief. “Woher kennst du sie, ist die spannendere Frage.” Es war tatsächlich beeindruckend, wie der kleine Hengst bei ihrem Anblick zum Leben erwachte.

      Verena
      “In einem Auktionsstall…”, murmelte ich und schüttelte den Kopf. Kurz klopfte ich auf Fettis Hals, ehe ich die Box verließ. Wohl ganz zu Merlins Staunen machte der Hengst einen Satz nach vorne und wiehrte mir aufgeregt nach. “Ist gut, Fetti. Ich schau nur nach deiner Tochter.”, erklärte ich und knuffte dem Hengst in die Nase. “Du bist groß geworden, Mädchen…”, murmelte ich und streichelte ihr über die Strin, ehe ich zu Bree ging. “Und du bist noch immer eine Zicke.”, meinte ich abfällig und ignorierte ihre angelegten Ohren und ihren arroganten Blick. Erst nachdem ich auch Bree gründlich inspiziert hatte, wandte ich mich wieder an Merlin. “Ich.. sollte mich vielleicht doch mal vorstellen.”, sagte ich und reichte ihm meine Hand, die er zögernd annahm und schüttelte. “Verena O’Connor, freut mich.” Auch er stellte sich vor. Seufzend ging ich wieder zu Fetti zurück, der noch immer wie ein Bekloppter versuchte, aus seiner Box zu mir zu kommen. “Mørke, Minaki, Bree, Bijou und Zues, die beiden letzten haben es wieder zu mir geschafft, gehörten einer alten Freundin von mir, die auf tragische Weise ihr Leben lassen musste. Ich habe, weshalb ich noch immer stinkwütend auf Lilith Mutter bin, erst sehr spät von ihrem Tod erfahren. Sofort habe ich mich auf die Suche nach den Pferden gemacht und noch Bijou und Zues aus den ekligen Klauen der Händler retten können, doch Mørke, Minaki und Bree waren wie vom Erdboden verschwunden. Die Händler konnten mir keine Auskunft geben und ich war einfach zu stolz, bei Lilith Mutter um Hilfe zu fragen. Ich hätte alles gegeben, auch diese drei Pferde bei mir zu wissen, aber wie ich sehe geht es den beiden Stuten super hier. Und Mørke scheint, seit er mich eben gesehen hat, auch wieder aufzuleben.”, erklärte ich ihm und lehnte mich an Mørkes Kopf, ehe dieser leise brummelte. “Alles ist gut.”

      Merlin
      Fetti. Erneuert runzelte ich die Stirn, sagte jedoch nichts. Als die junge Frau mir schließlich die Hand reichte lächelte ich leicht und drückte sie kurz. “Merlin Harris.”, sagte ich und machte wieder einen Schritt zurück. Aufmerksam lauschte ich ihren Worten und seufzte leise. “Das tut mir leid.”, sagte ich schließlich und klopfte Brees Hals. Bei ihren Worten nickte ich und sah zu den Pferden. “Bree geht inzwischen besser unterm Sattel, sie fürchtet sich aber immer noch. Und Minaki ist auch schon angeritten, die Feinheiten fehlen aber noch. Sie ist der größte Dickkopf, der mir je begegnet ist.” Ich schmunzelte bei dem Gedanken an meinen störrischen Esel. “Nur Mørke macht mir Sorgen, er trauert.”, fügte ich etwas bedrückt hinzu. “Aber er scheint dich wirklich zu kennen.” Ich lächelte und betrachtete den Hengst, welcher zum ersten Mal seit seiner Ankunft zufrieden zu sein schien. “Kanntest du sie gut?”, fragte ich schließlich. Eine unhöfliche Frage gegenüber einer völlig Fremden und dennoch war ich auf die Vergangenheit der Drei neugierig. Sie schienen es gut gehabt zu haben, zumindest zeigte keiner von ihnen Scheu vor dem Menschen. Nur Bree war etwas eigen, was sich aber bestimmt auf ihr früheres Leben zurückführen ließ.

      Verena
      Betrübt sah ich ihn an, als er mir sein Beileid aussprach, nickte dann jedoch, als er mir erklärte, welche Fortschritte die Tiere gemacht hatten. Als er erzählte, dass Minaki einen Dickkopf hatte, musste ich lachen. “Das hat sie wahrlich von ihrem Vater, diesen Dickschädel.”, erklärte ich ihm und hörte ihm weiter zu. “Ja, so ist Mørke. Er hat sehr an Lilith und auch an Daavid und Alex gehangen. Daavid hatte den Hof schon lange verlassen, Alex war bis zum Schluss dabei.” Dann wandte ich mich wieder an Fetti. “Darf ich?”, fragte ich Merlin und zeigte ihm die Möhre, die ich in meiner Jackentasche hatte. Er nickte, auch wenn er mich fragend ansah. Vermutete er, dass Mørke die Möhre gar nicht wollte? Gierig streckte der Hengst mir seinen Hals entgegen und konnte es kaum erwarten, die Möhre endlich zu bekommen. Lachend ließ ich sie los, als er sie gepackt hatte und sah ihm dabei zu, wie mehr als die Hälfte auf dem Boden landete. “Och Mørke, pass doch auf.”, lachte ich, sammelte die Möhrenstücke auf und hielt sie ihm mit der flachen Hand hin. Dann sah ich zu Merlin, der mir eine Frage gestellt hatte. “Ja.. ja ich kannte Lilith und ihre Pferde gut. Erst im November hat sie Mørke in ein Flugzeug gepackt, damit sie und auch der Hengst zusammen mit mir meinen Geburtstag feiern konnten.”, erklärte ich ihm. “Minaki hier…”, fügte ich an. “... war ein Geburtstagsgeschenk von mir an sie. Und Zues hatte ich ihr auch geschenkt. Zum Glück ist er wieder bei mir, er ist sehr schwierig und lässt sich kaum anfassen. Er wäre sofort beim Metzger gelandet.”, alles in mir sträubte sich, den letzten Satz auszusprechen, doch leider war es nunmal so. Zues hätte keinerlei Chancen auf ein normales Leben gehabt. Lou hatte schon einige Fortschritte mit ihm erreicht, doch durch das Trauma, welches er in der Zeit zwischen Lous Tod und meiner Ranch erlebt hatte, ließ alte Wunden ihn ihm aufreisen. Er war nun noch schlimmer als zuvor. Aber aufgeben? Niemals. Er war das letzte Andenken an Lilith.

      Merlin
      Ich verarbeitete alles, was sie mir sagte und betrachtete Mørke, wie er mit Gier die Möhre fraß. “Er hat kaum noch gefressen, seit er hier ist.”, sagte ich und seufzte. “Du siehst ja, wie er ausschaut. Von Fetti, wie du ihn nennst hat er gar nichts mehr. Aber du tust ihm gut.” Lächelnd betrachtete ich die beiden, wie Mørke förmlich an ihr klebte und ihr kaum noch von der Seite weichen wollte. “Vielleicht fängt er sich ja wieder.” Zumindest hoffte ich das. Ich machte ein paar Schritte nach vorn und streichelte den schicken Hengst, während Verena mir von Lilith erzählte. Es schien, als wären sie wirklich gute Freunde gewesen und es muss schwierig gewesen sein, nicht einmal sicher gehen zu können, wie es ihren Pferden ergangen ist. Just in diesem Moment ruckte Bree ungedulig an dem Strick und wieherte schrill. “Ich glaube, da will jemand nicht mehr warten.” Schmunzelnd sah ich zu dem Schecken, der mit angelegten Ohren mit dem Huf die Boxenwand bearbeitete. “Bree!”, fauchte ich, machte ein paar Schritte zu ihr herüber und sogleich hörte sie auf. “Lass das Madame.”, ermahnte ich sie und blickte in ein stures Augenpaar, welches mich unverwandt ansah. “Scheint, als hätte sie heute einen schlechten Tag.”, stellte ich fest und seufzte. Auch diese Tage kamen immer noch vor. “Du wirst sicher Spaß mit ihr haben.”, sagte ich und wies in Richtung Sattelkammer. “Ich hol rasch ihre Sachen und wenn du möchtest, können wir anfangen.”, schlug ich vor und verschwand auch sogleich. Rasch kam ich mit dem Vielseitigkeitssattel und ihrer Trense wieder. Schon von weitem sah sie mir misstrauisch entgegen und riss verärgert den Kopf hoch, als ich, oder eher der Sattel, ihr zu nahe kamen. Doch die Explosion blieb aus und so stand sie nur verärgert da.

      Verena
      “Oh man…”, meinte ich, als er mir erzählte, dass er kaum gefressen hatte. “Vielleicht bekommt er sich ja jetzt wieder ein und frisst wieder etwas.”, erklärte ich und sah dann zeitgleich mit Merlin zu Bree. Sie hörte gut auf ihn, die kleine Ziege. Zu gern hätte ich ihm erzählt, dass ich schon einmal bei ihr versagt hatte. Doch ich wollte der Stute eine neue Chance geben, mit einem ganz anderen Trainingsansatz wie zuvor. Vielleicht brauchte man bei ihr einfach nur die Ruhe selbst zu sein, damit sie nicht bei der kleinsten Bewegung zum Pulverfass wurde.
      Während Merlin also in die Sattelkammer ging, und mit der Ausrüstung zurückkam, ging ich ins Auto und schrieb Svejn eine Sms: Du glaubst nicht wen ich hier getroffen habe, die alten Pferde von Lou! Morke, Minaki und Bree.
      Schnell packte ich das Handy weg, nahm Helm und Schutzweste und ging wieder in den Stall. Dort erwartete mich eine fertig gesattelte Bree, die gar nicht begeistert schaute. Da ich ehrlich mit meinen Kunden sein wollte, erzählte ich Merlin von meinem letzten Treffen mit Bree und meinen Trainingsansätzen, die alles andere als gut geklappt hatten. “Ich habe mir jedoch jetzt etwas anderes ausgedacht, ich weiß ja jetzt mit was ich es zu tun habe.”, meinte ich lächelnd und hoffte, dass er mich trotzdem noch an sein Pferd ließ.

      Merlin
      Verena war verschwunden, vermutlich holte sie ihre Sachen aus dem Auto. Mit etwas Geduldig ließ sich die Stute satteln, die Trense hingegen war wie immer kein Problem. Mürrisch sah sie zur Tür, als eine Gestalt sich aus dem Regen näherte. Als sie mir von ihrem letzten Treffen mit Bree berichtete, musste ich lachen. “Das passt richtig zu ihr. Sie ist eine kleine Diva, das hat sie mich schnell merken lassen. Aber mit Geduld kommt man einfach weiter als mit Strafe, kein Wunder, dass sie als unreitbar durchging. Es nimmt sich doch kaum jemand Zeit in diesen Ställen. Und wenn man ihr den Sattel auf den Rücken klatscht, dreht sie einfach durch.” Mit einem Lächeln übergab ich der jungen Frau die Zügel. “Sie wirkt launisch heute, ab und an hat sie aber Tage, wo sie unfassbar schön läuft.”, erklärte ich. Wir machten uns gemeinsam auf den Weg durch den strömenden Regen zur Halle. “Wir haben leider nur die eine Hälfte, die andere..naja.” Kritisch betrachtete ich die halb fertige Reithalle. Bisher waren nur der Stall, der Platz und die Ovalbahn vollständig umgebaut und renoviert. Die Halle war in Arbeit und an das Wohnhaus mochte ich gar nicht denken. Der Teil, der einmal meine Praxis werden sollte, glich einem Schlachtfeld und auch die Wohnung war alles andere als einladend. Ich schloss hinter Bree und Verena die Bande, ehe ich mich gegen diese lehnte und die beiden betrachtete.

      Verena
      Ich hörte ihm zu, als er über seine Ziege sprach. “Ja, da hast du recht.”, lachte ich. “Okay, ich versuche mein Bestes.”, antwortete ich dann, als er mir erklärte, dass sie heute sehr launisch sei, aber dennoch super laufen konnte. Wir gingen zusammen in die Halle und mich traf zu erst der Schlag. “Es ist alles schwer und kompliziert, wenn man alles zunächst umbauen und nach seinen Vorstellungen formen will.”, meinte ich und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Eigentlich war mir das Chaos egal, ich hatte mich nur ein wenig erschreckt und hoffte innig, dass Bree mich nicht in dem Sandhaufen absetzen würde. “Ich will sie zunächst ein wenig führen, damit sie ein wenig lockerer wird.”, erklärte ich und fing an, die Stute durch die Halle zu führen. Da sie das nicht kannte, zuckte sie verdattert mit den Ohren. Sie zeigte jedoch keine Scheu von Angst, sondern eher von Aufmerksamkeit. “Erzähl mal Merlin, was hast du bis jetzt so mit ihr gemacht?”, fragte ich und wechselte die Seite, um die Stute auch auf der anderen Hand zu führen, ehe ich zu ihm rüber schaute und geduldig auf eine Antwort wartete.

      Merlin
      Mir entging ihr misstrauischer Blick auf den Sandhaufen nicht. Zumindest würde sie weich fallen. Mit einem Schmunzeln blickte ich durch die Hallentür nach draußen. Inzwischen war der Himmel tief schwarz und es war ziemlich finster geworden. Rasch schaltete ich das Licht ein und schob das große Tor der Halle zu, damit der Wind nicht mehr so hindruch fegen konnte. Ich hoffte nur, dass es nicht wieder zu gewittern begann, da ich nicht wusste, wie Bree darauf reagieren würde. Ich sah den beiden zu, wie sie ihre Runden in der Halle drehten. “Wir haben bisher nur im Schritt und Trab gearbeitet. Und sie zeigt ein paar Ansätze zu tölten, anscheinend wurde sie auch in die Richtung ein wenig trainiert.”, beantwortete ich dann ihre Frage und sah den beiden weiter zu. “Sag, wenn ich dir rauf helfen soll.”

      Verena
      Ich schaute ihn grinsend an. “Tölten? Davon hatte mir Lilith nie was erzählt.”, meinte ich belustigt und ging weiter im Kreis. “Baust du mir ein paar Stangen auf? Schrittstangen”, erklärte ich ihm und sah ihm zu, wie er die Stangen platzierte. “Jetzt würde ich sie gerne longieren, aber heute wir es auch so gehen. Morgen jedoch kommt kein Sattel drauf”, sagte ich und ging mit der Stute über die Stangen. Mittlerweile zuckte sie wirklich nervös mit den Ohren, richtete immer mal wieder eins auf mich, und wenn Merlin sprach, eins auf ihn. “Ich glaube ich werde sie heute nicht reiten.”, erklärte ich ihm und er sah mich verdattert an. “Einfach aus dem Grund, dass sie merken soll, dass ein Sattel nicht immer bedeutete, dass sie jemand auf ihren Rücken setzte. Hast du den übrigens mal kontrollieren lassen?”, fragte ich dann und schob die Stangen mit dem Fuß ein wenig weiter auseinander, ehe ich mit Bree antrabte. Erschrocken riss sie den Kopf hoch, trabte jedoch locker neben mir her.

      Merlin
      Rasch legte ich ihr die Stangen hin,wie sie es mir erklärte und hörte mir interessiert ihren Plan an. “Das klingt wirklich nicht schlecht.”, sagte ich anerkennend und sah den beiden zu. “Sicher, der Sattler war da und hat bei alles dreien die Sättel angepasst. Minaki brauchte ja ohnehin ihren ersten eigenen.” Ich dachte an die intelligente Stute, die es mir nicht immer leicht gemacht hatte. Zu Anfang haben wir eine alte Decke und einen abgenutzen Sattel benutzt und beides war oft genug im Dreck gelandet oder wurde von ihren Zähnen maltretiert. So wie sie mich vermutlich auch noch absetzten würde. Ich schüttelte den Kopf und schenkte meine Aufmerksamkeit wieder Verena und Bree, welche inzwischen angetrabt waren. Bree schien ein wenig irritiert von den neuen Aufgaben, doch schienen sie sie zu fordern, was ihr gefiel.

      Verena
      “Wie schnell sie doch groß werden… Als ich Minaki das letzte Mal gesehen hab, war an reiten nicht zu denken.”, sagte ich schmunzelnd und trabte nun mit Bree auf der anderen Hand über die Stangen trabte. Ich lächelte. “Siehst du? Sie hat zwar den Kopf hochgerissen beim Antraben aber sie denkt nach. Ich glaub ich lass es gut sein für heute.”, erklärte ich Merlin dann und ging noch einige Runden im Schritt, ehe ich vor ihm anhielt. “Willst du heute noch was mit Minaki und dem Dickerchen.. naja, Morke machen? Würde dir gerne dabei zuschauen.”, erklärte ich und wartete auf eine Antwort, ehe wir zum Stall gingen, um Bree zusammen abzusatteln.

      Merlin
      Verena musste die drei tatsächlich lange gekannt haben und sich freuen, sie wiederzusehen. Auf ihre Frage hin nickte ich. “Gern. Mit Mørke habe ich bisher kaum gearbeitet, er konnte sich gerade mal von ein paar Spaziergängen überzeugen lassen. Aber laut Verkäufer soll er wohl recht gut springen, vor allem für einen Norweger. Stimmt das?” Neugierig sah ich sie an, als sie auf mich zukam. Kurz klopfte ich der Stute den Hals, welche mich kritisch musterte, mir dann jedoch den Kopf entgegen reckte um sich die Stirn kraulen zu lassen. Mit einem leichten Lächeln verließen wir die Halle und huschten durch den Regen zum Stall herüber. Eine angenehme Wärme kam uns entgegen, als ich die Stalltür aufzog. “Mistwetter.”, murmelte ich und folgte Verena, ehe wir Bree versorgten.

      Verena
      Ich lächelte. “Ja, Mørke kann gut springen. Lilith und ich sind mit ihm und meinem Pferd Funky Powerbabe auch einige Synchronspringen gegangen, wo wir uns ein paar Schleifen geholt haben.”, erklärte ich und kramte dann ein Bild der Tunte aus. “Das ist unsere Tunte, Lilith hat ihn geliebt.”, erklärte ich und zeigte ihm auch ein Bild von einem Synchronspringturnier, wo die beiden alles andere als synchron sprangen und sich lieber anzickten, als gleich laufen zu wollen. “Da waren sie nicht so gut gelaunt.”, meinte ich dann lachend und packte mein Handy weg.
      Im Stall angekommen fragte ich ihn: “Darf ich Mørke schon fertig machen?” “Klar.” Freudig ging ich in die Sattelkammer, schnappte mir sein Putzzeug und fing an, ihn in der Box zu putzen. Ich band ihn nicht an und ließ die Tür auf, weglaufen würde er eh nicht, ich hatte Möhrenstückchen in der Hosentasche, welche er mir beim Hufekratzen stibitzte. “Ey!”, sagte ich laut und griff mir an den Hintern, um die restlichen Möhren vor ihm zu retten. “Das war so klar.”, lachte ich und stopfte den Rest in meine Jackentasche, während Fetti genüsslich vor sich hin schmatzte.

      Merlin
      Beeindruckt sah ich zu dem Falben, welcher in seiner Box stand und Verena nicht aus den Augen ließ. “Na hoffentlich erholt er sich bald.”, sagte ich und streichelte Bree, ehe ich die Box verließ. Ich zeigte Verena die Sattelkammer und nahm selbst Minakis Putzkoffer und ihr Sattelzeug mit. Rasch putze ich die weiße Stute, welche heute alles über sich ergehen ließ. Ich dachte an die vielen Male, die sie versucht hatte mir das Leben schwer zu machen. Wenn Verena sagte, sie käme ganz nach ihrem Vater, hätte ich bald wohl doppelt so viel Spaß. Ich grinste leicht, als ich den Sattel auf ihren Rücken hiefte. Unübersehbar blähte sie sich auf, als ich den Gurt zumachte. “Ewig kannst du das auch nicht.”, sagte ich unbeeindruckt und schob ihr das gebiss der Trense ins Maul, ehe ich das Vorderzeug an den Sattel bastelte und ihr die Beine bandagierte. “Seid ihr so weit?”, fragte ich lächelnd an Verena und Mørke gewandt.

      Verena
      “Oh, ich darf Mørke reiten?”, fragte ich begeistert und strahlte Merlin an. Der junge Mann wurde mir immer sympatischer. Er nickte und zeigte mir wo alles war. So sattelte ich das Schnöselpony. Er legte die Ohren an, was er sonst noch nie gemacht hatte. Ich nahm den Sattel und die Decke wieder ab und schaute mir seinen Rücken und seinen Bauch an, da war jedoch nichts. “Was hast du denn?”, fragte ich und legte die Satteldecke wieder drauf. Noch waren die Ohren vorne, doch als ich den Sattel hochnahm lagen sie wieder flach auf seinem Kopf. “Och Mørke…”, sagte ich seufzend und strich ihm über den Hals. Was ist ihm wohl beim Händler widerfahren?- fragte ich mich und legte dennoch den Sattel auf seinen Rücken, ehe ich den Sattelgurt zuzog. Mørke deutete einen Tritt mit dem Hinterbein in meine Richtung an, doch ich kam ihm zuvor und klatschte meine Hand gegen seinen Bauch. “Versuch das erst gar nicht.”, murrte ich ihn an und legte ihm die Trense an. “Ist er schon so seit du ihn bekommen hast?”, fragte ich Merlin und nickte auf seine Frage hin, dass ich fertig sei.

      Merlin
      “Bitte, er wäre von mir wohl kaum so begeistert.”, schmunzelte ich. Mit gerunzelter Stirn beobachtete ich die beiden. Auf ihre Frage hin schüttelte ich den Kopf und offensichtlich war er auch bei Lilith anders gewesen. “Ich habe bisher wie gesagt nicht mit ihm gearbeitet. Mit dem Halfter macht er keine Probleme und auch beim Führen ist er brav.”, sagte ich. “Er frisst ja nicht einmal, also bin ich mit dem Sattel fern geblieben.”, sagte ich und betrachtete den kleinen Hengst. “Vielleicht tut ihm auch etwas weh, hast du den Sattel nochmal überprüft?”, fragte ich sie dann, ehe ich mit der Zunge schnalzte und in Richtung Stalltür ging. Inzwischen hatte sich der Regen gelegt, die Sonne verbarg sich jedoch immer noch hinter tief schwarzen Wolken. Ein kalter Wind wehte und Minaki legte leicht die Ohren an, als wir nach draußen traten. Ich hingegen nutzte die Gelegenheit und gurtete rasch nach, was sie mit einem empörten Biss in die Luft quittierte. “Lass das Madame.”, zischte ich, erntete jedoch nur einen unbeeindruckten Blick.

      Verena
      “Oh, okay.”, sagte ich nachdenklich. “Ja, ich hab mir eben Rücken, Bauch und Sattel angesehen.”, - ich bin ja nicht doof. Den letzten Teil des Satzes sagte ich nicht laut aus, während ich Merlin einfach anlächelte.
      Schließlich folgte ich den beiden und zog meine Jacke mehr zu. Es war wirklich kalt hier, auch wenn es eigentlich Sommer sein sollte. In Kanada war es zur Zeit viel besser, Temperaturen um die 20-25°C. Als Merlin mit der Stute schimpfte, schaute ich zu den beiden rüber. “Das ist aber auch eine Zicke.”, lachte ich und folgte Merlin dann in die Halle. Er ging vor mir, so dass ich mit Morke zusammen die Tür schloss. Der Hengst tänzelte an meiner Hand, was ich gar nicht von ihm kannte. “Schluss.”, sagte ich scharf und ruckte einmal an den Zügeln. Genervt schaute er mich an und trottete nun lustlos hinter mir her. “Ich frag mich wirklich was er hat…”, murmelte ich, mehr für meine, als für Merlins Ohren bestimmt. Ich gurtete nochmal nach und wollte dann aufsteigen, ehe Morke einen riesen Satz von mir weg machte. “Schön.”, sagte ich und packte ihm in die Zügel, ehe ich ihn mit Fursch von mir wegschickte, so dass er in kleinen Kreisen um mich herumtraben musste. Er hätte sich den Stress auch sparen können, wenn er stehengeblieben wäre. Schließlich ließ ich ihn wieder stehen und nachdenken. “Der hat heute ganz schön Hummeln im Hintern.”, sagte ich dann zu Merlin und fing an, Morke ersteinmal in der Halle herum zu führen.

      Merlin
      “Das kannst du wohl laut sagen.” Ich betrachtete kopfschüttelnd, jedoch mit einem Grinsen die Stute. Gemütlich trottete sie mir hinterher und wir betraten schließlich die Halle. Verena wollte sogleich aufsitzen, doch war Mørke da anderer Meinung. Ich runzelte die Stirn. “Und er war vorher nie so?”, fragte ich, während ich immer wieder etwas von meinem Gewicht auf den Sattel der Stute lehnte, welche zu meiner Überraschung ruhig stehen blieb. Doch konnte ich mir kaum vorstellen, dass das Pferd von einem auf den anderen Tag sich so veränderte. Auch nicht, wenn er seine Besitzerin verloren hatte. “Wie lange hatte sie ihn eigentlich schon?”, fragte ich dann, ehe ich mich in den Sattel schwang und seicht nach unten gleiten ließ. Kurz klopfte ich Minaki den Hals, nahm die Zügel auf und trieb sie im Schritt vorwärts.

      Verena
      “Nein, vorher war er nie so.”, sagte ich und führte den Hengst weiter durch die halbe Halle, da der andere Teil ja nicht fertig war. Ich trabte an und ein schlecht gelaunter Hengst trabte hinter mir her, ehe Merlin mich fragte, wie lange Lilith den Hengst schon hatte. Ich parierte wieder zum Schritt durch, gurtete nach und drehte mich dann zu ihm um. “Puuuh, keine Ahnung.”, sagte ich und überlegte. “Ich kann es dir echt nicht sagen, schon eine ganze Weile. 3 oder 4 Jahre, glaube ich.”, antwortete ich dann und wagte einen neuen Versuch, aufzusitzen. Diesmal blieb er stehen, so dass ich mich in den Sattel sanft in den Sattel gleiten lassen konnte. “So ist brav, Dickerchen.”, sagte ich lächelnd und trieb ihn an dann. So weit so gut.

      Merlin
      Ich hörte ihr zu und nickte leicht. Inzwischen hatte Verena es geschafft aufzusitzen und ich hatte Minaki im Schritt warm geritten. “Vielleicht hat sie ja etwas von seinem Springtalent geerbt.”, murmelte ich und klopfte der weißen Stute den Hals. “Kennst du die Mutter?”, fragte ich sie und ließ Minaki antraben. Missmutig riss sie den Kopf hoch und drückte den Rücken unter mir weg, ließ sich jedoch auf den Mittelzirkel reiten. Alle drei waren das komplette Gegenteil von Jack. Der riesige Fuchs war unendlich gutmütig, fleißig und liebte es zu arbeiten. Vielleicht hatte Mørke sein Talent, doch konnte ich mir kaum vorstellen, dass der kleine Hengst bei einem großen Warmblut mithalten könnte. So spielte ich immer noch mit dem Gedanken, mir wieder ein Sportpferd zuzulegen. Doch hatte ich bisher kaum zeit gefunden, nach dem passenden Tier zu suchen. Nun war erst einmal wichtig, dass Mørkes Zustand sich besserte und er schien offensichtlich aufzuleben.
      Minaki lief nun etwas runder und hörte auf sich gegen meine Hilfen zu sperren. “Du läufst ja fast schon schön, Eselchen.”, grinste ich und trieb sie an der langen Seite entlang.

      Verena
      “Nein.”, sagte ich und schüttelte den Kopf. “Die Mutter ist leider unbekannt.”, erklärte ich ihm und ging im Schritt ganze Bahn, ehe ich Fetti antrabte und ebenfalls auf den Zirkel lenkte. Immer wenn wir an Minaki vorbei kamen, wölbte er den Hals und imponierte ihr. “Lass den Quatsch”, grummelte ich einmal und haute ihm ein mal mein Bein gegen den Bauch. “Wieso hast du eigentlich mich als Trainer ausgewählt?”, fragte ich Merlin dann und parierte den Hengst wieder in den Schritt durch. “Himmel, ich bin froh, dass ich hier bin. Ist ja ein riesen Zufall!”

      Merlin
      Belustigt beobachtete ich die Spielchen des Hengstes und schüttelte den Kopf. Minaki hingegen schien wenig interessiert daran. Sie konzentrierte sich das erste Mal wirklich auf mich und es entlockte mir ein Lächeln, wie schön sie mitarbeitete, anstatt mir wieder das Leben schwer zu machen. “Stimmt, das war wirklich Zufall.”, antwortete ich dann Verena. “Ein befreundeter Turnierreiter hat mir von dir berichtet, als ich mit meinem alten Pferd noch auf Turnieren geritten bin.”, erklärte ich dann. “Eigentlich hätte ich dich für zu jung und unerfahren eingeschätzt, aber du hast einen sehr guten Ruf. Und als ich im Internet nach Trainern gestöbert habe, ist mir dein Name wieder begegnet.”

      Verena
      Ich lachte nur. “Dann bin ich ja froh, dass ich dich doch besuchen kommen durfte. Ich glaube Morke tut mein Besuch auch ganz gut.”, erklärte ich ihm und galoppierte dann ein paar Runden mit dem Hengst, ehe ich ihn im Schritt trocken ritt. “Sollen wir die Pferde mal tauschen? Ich würde mich wahnsinnig freuen, einmal auf Minaki sitzen zu dürfen.”, erklärte ich ihm und sah ihn lächelnd an. Gleich würde er zum ersten Mal Morke reiten, mal schauen wie er sich benehmen würde- vorausgesetzt er sagte zu.

      Merlin
      “Auf jeden Fall, ich hätte nicht gedacht, dass es etwas gibt, was seinen Zustand so schnell verändert. Er ist ja wie ausgewechselt.” Lächelnd parierte ich Minaki durch und saß ab, ehe ich Verena die Zügel entgegen hielt. “Bitte. Sie hat heute wohl einen guten Tag, nicht wahr Eselchen?” Ich klopfte der Stute den Hals und sie stupste mich wie zur Bestätigung gegen meinen Arm. Stirnrunzelnd betrachtete ich sie, wie sie vollkommen entspannt und friedlich da stand. Man sah ihr kaum an, was sie für ein Monster sein konnte. Dennoch liebte ich sie und war gespannt, wie sie sich in Zukunft machen würde.

      Verena
      “Ja, so wie er aussah war ich auch verwundert. Aber ihm hat glaube ich einfach jemand gefehlt, der ihn kennt.”, meinte ich und parierte Morke durch, ehe ich abstieg und mir die Zügel von Minaki geben ließ. Merlin gab ich die Zügel von Morke.
      Kurz tätschelte ich den Hals der Stute, ehe ich mir die Steigbügel einstellte und mich in den Sattel schwang. Kurz ließ ich sie stehen, ehe wir im Schritt ganze Bahnen gingen.

      Merlin
      Verena hatte bereits aufgesessen, während ich den Hengst kurz streichelte. Rasch stellte auch ich die Steigbügel länger und saß dann auf. Minaki war schon jetzt größer als er und auch um einiges kräftiger. Das schmale Tier unter mir wirkte nahezu schon zerbrechlich, was aber wohl eher an seinem Allgemeinzustand lag. Aufmerksam spitze er die Ohren, als ich die Zügel aufnahm. Es war gefühlt das erste mal, dass er mich überhaupt zu beachten schien. Man merkte gleich, dass er um einiges mehr Erfahrung hatte als Minaki und ganz anders auf die Hilfen reagierte. Nach kurzer Zeit im Schritt trabten wir an und ich grinste leicht, während ich Verena kurz einen Blick zuwarf. "Er scheint tatsächlich ein wunderbares Pferd zu sein."

      Verena
      Ich ritt Minaki nur eben im Schritt und Trab, bei dem sie sich wirklich grandios anstellte, ehe ich anhielt und abstieg. "Ich bring Minaki eben weg, dann gehen wir zusammen raus auf den Platz, ok? Ich würde dir gerne ein bisschen Unterricht auf Morke geben, das Wetter hat sich auch gebessert, so dass wir raus gehen können.", schlug ich vor und wartete gar keine richtige Antwort ab, sondern ging meines Weges. Es dauerte eine ganze Weile, ehe ich Minaki endlich fertig für die Box hatte und zu Merlin und Morke auf den Platz gehen konnte. Grade hatte ich diesen betreten, als Morke losbuckelte. Mit einer Hand fasste ich mir an die Stirn, was war denn jetzt in ihn gefahren?! Als ich dann bereit war etwas zu sagen, galoppierte der Hengst einfach weiter, als wäre nichts gewesen. "Was war denn grade los?", fragte ich Merlin lachend und setzte mich auf den Zaun.

      Merlin
      Verena schien mit der Arbeit zufrieden, die ich bisher mit Minaki geleistet hatte. Auf ihre Frage hin nickte ich nur, doch sie wartete gar keine Antwort ab. Unterricht? Sie mochte ein guter Trainer sein, jedoch für Pferde und nicht für mich. Kurz rollte ich mit den Augen, gab dann nach und saß rasch ab, um den Hengst auf den Platz zu führen. Dort saß ich wieder auf, nachdem ich das Tor geschlossen hatte. "Na komm, mein Junge." Der Falbe spielte mit den Ohren und ich ließ ihn aus dem Stand antraben. "Dann wollen wir mal sehen, ob du wirklich das Wunderpferd bist, als das dich Verena beschreibt.", murmelte ich und ritt ihn weiter vorwärts. Verena kehrte lange nicht zurück, jedoch merkte ich kaum, wie die Zeit verstrich. Auch Morke begann bereits mächtig zu schwitzen. "Du bist wohl etwas aus der Übung, hm?" Belustigt ritt ich ihn weiter und obwohl er bisher nur auf Dressurturnieren der Klasse E gestartet war, so war er weiter im Training. Um Längen. Doch Morke schien langsam der Spaß zu vergehen, als ich ihn immer anspruchsvollere Lektionen ritt. Von einem Moment auf den anderen legte er die Ohren an, preschte los und buckelte ein paar mal kräftig. "Wohaa!" Grinsend saß ich seine Sprünge aus und brachte ihn wieder in einen ruhigen Galopp. Als ich mich umsah, bemerkte ich Verena, welche fassungslos zu uns sah. "Du hast nichts gesehen." Schelmisch grinste ich sie an und parierte ihn schließlich zum Schritt durch, gab die Zügel nach und lobte ihn kräftig. "Wieso ist sie nur auf so kleinen Turnieren gestartet? Sie muss ihn bis M Dressur trainiert haben!" Er war tatsächlich brillant, kaum zu glauben, für einen Norweger.

      Verena
      "Das hab ich gesehen.", sagte ich grinsend. "Der hat Potenzial, nicht nur in der Dressur, sondern auch im Springen. Wenn der wieder bisschen mehr auf den Rippen hat, musst du den unbedingt mal springen!", sagte ich begeistert und klopfte mir die Beine ab. "Auf Unterricht hat der bestimmt keinen Bock mehr.", sagte ich dann und zuckte mit den Schultern. "Reicht ja auch für heute, oder?", sagte ich dann und ging auf die beiden zu, um Fetti durch die Mähne zu wuscheln.

      Merlin
      "Nicht, wenn wir nicht mehr darüber reden.", lachte ich, brachte den Hengst zum Stehen und ließ mich aus dem Sattel gleiten, als sie zu uns herüber kam. "Wenn er springt wie er läuft, ist er einfach unglaublich. Wie kann dieses dicke Pony sowas schaffen?", fragte ich begeistert. Zwar war er alles andere als dick, jedoch betraf das ja nur den Moment. Nach Unterricht sah er nun wirklich nicht mehr aus, er schien vollkommen erledigt.

      Verena
      "Er ist unglaublich.", sagte ich und musste an Lilith denken. "Gott sei Dank ist er noch an dich gekommen und an niemanden, der ihn schändet. Du scheinst wirklich ein Händchen für Pferde zu haben, sonst hättest du Morke und auch Bree und Minaki sicher längst nicht mehr.", erklärte ich und ging dann mit ihm in den Stall. "Also, was hast du morgen mit Bree vor?", fragte ich ihn dann und half ihm, Morke abzusatteln und für die Box fertig zu machen. Auch wurde jetzt Heu und Kraftfutter verteilt, wobei ich das Heu übernahm, da ich nicht wusste, wer wie viel Kraftfutter bekam.

      Merlin
      "Ich habe ein Händchen für Problempferde.", korrigierte ich sie belustigt. "Da kauft man sich drei Tiere und eines ist verkorkster als das andere." Nun, wir arbeiteten ja daran. Minaki war bloß ein sturer Esel, Bree gewöhnte sich immer mehr an mich und Morke hat wohl nichts außer ein vertrautes Gesicht gebraucht. Es war auch das erste mal, dass er ohne zu zögern fraß. Er war von jetzt auf gleich wie ausgewechselt und mehr als Futter und Training würde er wohl kaum brauchen. "Ich bin nicht sicher. Sie lässt sich inzwischen ungefähr so gut satteln und reiten wie ein genervtes Schulpferd. Ich bin allerdings nicht sicher, ob sie über- oder unterfordert ist.", gab ich zu bedenken. "Vielleicht können wir morgen mit zwei Pferden ins Gelände. Morke scheint ja sehr gelassen zu sein, vielleicht läuft sie gut mit ihm. Oder wir nehmen sie etwas mehr ran. Was meinst du?", zweifelnd sah ich über den Rand der Box zu Verena.

      Verena
      "Ja, kenn ich.", sagte ich lachend und überlegte dann, während ich ihm zuhörte. "Hast du eigentlich mal andere Gebisse, Trensen oder Sättel ausprobiert? Gebisslos, oder einfach mal ein Reitpad?", fragte ich ihn dann. "Oder sogar einfach nur ein anderes Gebissstück dran gemacht, damit sie mal ein anderes Gefühl bekommt?", fragte ich ihn dann. "Vielleicht stellt sie deshalb auch auf stur, weil unterfordert ist sie glaube ich nicht, überfordert, naja.. viel machst du ja nicht mit ihr.", lachte ich und kratzte mich fragend am Kopf.


      Merlin
      "Du bist genial.", stellte ich fest und schüttelte den Kopf. "Es passt zwar alles perfekt, aber einfach an anderes? Daran hatte ich nicht gedacht." Ich kam mir reichlich dämlich vor, doch nahm ich ihren Vorschlag lieber an, anstatt ihn aus Trotz oder Eitelkeit abzulehnen. "Mal sehen, was sie davon hält." Rasch beendeten wir unsere Arbeit und ich verriegelte den Stall, als wir ihn verlassen hatten. "Es gibt ja häufig Pferde, die mit winzigen Änderungen ein anderes Tier sind. Ich hoffe, du hast recht."

      Verena
      "Danke.", sagte ich und klopfte mir auf die Schulter, ehe ich noch Minaki ihre Ration Heu gab. Dann verließen wir den Stall.
      "Ja, das stimmt. Ich hoffe es hilft.", wiederholte ich, bevor wir in Richtung Haus gingen. Wir hatten noch gar nicht wirklich geklärt wo ich schlafen sollte, da ich einfach sofort in den Stall gegangen war, als ich hier angekommen war. Etwas betreten stand ich also vor der Tür und sah vor mich auf den Boden.

      Merlin
      Gemeinsam gingen wir zum Haus hinüber und ich drückte die Tür auf, welche meist nur angelehnt war. "Sind deine Sachen noch im Auto?", fragte ich Verena und als die bejahte begleitete ich sie rasch zu ihrem Wagen und trug die Reisetasche herüber ins Haupthaus und die enge Treppe hinauf in die erste Etage. Ich liebte das alte Haus, frisch renoviert jedoch immer noch im originalen Stil. "Es ist noch ein wenig chaotisch, ich bin ja gerade erst her gezogen.", erklärte ich und wies auf eine Zimmertür. Da ist das Gästezimmer, ein kleines Bad ist direkt daneben, du kommst über das Zimmer hinein.", sagte ich und stellte ihre Tasche ab.

      Verena
      Merlin zeigte mir alles und entschuldigte sich für seine Unordnung. "Ach, kein Problem.", meinte ich nur beiläufig und sah auf mein Handy. 10 Anrufe in Abwesenheit von Caleb? "Ich muss mal kurz telefonieren..", sagte ich und ging nach draußen, ehe ich Caleb anrief, der mich zu erst zur Schnecke machte, warum ich nicht an mein Handy gehen würde. "Hier ist die Hölle los, die blöden Rinder haben den ganzen Hof zertrampelt, Goddess ist abgehauen und ach, guck dass du hier hin kommst!", fluchte er und legte auf.
      Gestresst und leicht panisch ging ich zu Merlin. "Geht heute Abend noch ein Flug? Ich muss dringend nach Hause. Die Ranch wurde von einer Herde kühen überrannt und ein paar meiner Pferde sind weg, ich muss ganz dringend heim...", stotterte ich und sah mich nach meinen Sachen um.

      Merlin
      Ich runzelte die Stirn, als sie den Anruf entgegen nahm und schließlich sichtlich aufgeregt wieder kam. "Kühe? Oh je, na los, ich bring dich zum Flughafen." Rasch nahm ich ihre Tasche für den unerwarteten Aufbruch und wir gingen gemeinsam zum Auto. "Schade, dass du schon wieder aufbrechen musst. Ich glaube du hast Morke wirklich gut getan." Ich seufzte und wir brachten die Fahrt hinter uns. "Vielleicht sehen wir uns ja noch einmal wieder." Grinsend verabschiedete ich die junge Frau, welche noch ein Ticket in der Economy Class ergattern konnte, ehe auch ich mich auf den Heimweg machte.

      48063 Zeichen © Veija & Loulou

      Alte Zeiten
      Wisconsin - 11.00 Uhr


      „Komme ich ungelegen?“, hörte ich eine wohlbekannte, helle Stimme. Ich zog Minakis Sattelgurt fest und drehte mich grinsend um. „Nein.“, antwortete ich und umarmte die junge Frau zur Begrüßung. Eve musterte mich kritisch. „Du bist seit Ewigkeiten nicht mehr mit mir ausgeritten, wir haben Nachholbedarf.“ Entrüstet schüttelte sie den Kopf und ihre blonden Haare flogen wie zur Bekräftigung mit hin und her. „Ganz sicher nicht.“, murrte sie und ich schob sie in Richtung des Ponys. „Keine Widerworte Honey.“ „Weißt du, wie lange ich schon auf keinem Pferd mehr gesessen habe?“, protestierte sie, klopfte Minaki jedoch kurz den Hals und die Stute begann neugierig die Taschen ihrer grünen Jacke zu untersuchen. Eve zog ein Leckerlie hervor und schob es der weißen Stute zu. Ein Lächeln huschte auf ihr Gesicht und ich knuffte sie kurz. „Siehst du, du vermisst doch auch etwas. Warum solltest du sonst ständig hier herum hängen?“ – „Na wegen dir vielleicht, du Vogel?“ Sie lachte, jedoch sichtlich nervös. „Alles faule Ausreden.“, grinste ich, wurde jedoch ernst. „Wie lange willst du dich noch verstecken? Du liebst die Pferde und Distanz zu ihnen bringt deinen Dad nicht zurück.“ Schnell schlugen ihre Augenlider, als sie mich ansah und Tränen wegblinzelte. „Harte Worte.“, brachte sie hervor und lachte auf, jedoch aus Verzweiflung. Vor zweieinhalb Jahren war ihr Vater, ein hervorragender Jockey, bei einem Reitunfall gestorben. Sie hatte sein Verständnis für Pferde geerbt und war eine hervorragende Reiterin, doch hatte sie seither auf keinem Pferd mehr gesessen. Zu Anfang kam sie mich und Jack nicht einmal mehr besuchen, erst nachdem Monate verstrichen waren. Seit ich den Hof mit mehreren Pferden hatte, kam sie immer öfter her und sah mir bei der Arbeit zu. „Na komm. Deine Sachen sind noch alle im Spind in der Sattelkammer.“ Sie zögerte, man sah, wie sie sich innerlich sträubte. Doch gab sie sich schließlich einen Ruck und verschwand seufzend im Stall. Ich hatte ihr angemerkt, dass sie lange auf die Gelegenheit gewartet hatte, doch von sich aus wäre sie nie auf mich zugekommen.
      Es dauerte nicht lange und sie kam mit Reithose und Stiefeln zurück. „Du siehst gut aus, Honey.“- „Spar es dir.“, zischte sie und lachte dann. In der Zwischenzeit hatte ich auch Shiryō gesattelt und saß auf. „So habe ich direkt Gelegenheit mein neues Pferdchen auszutesten.“, schmunzelte ich und betrachtete, wie Eve nachgurtete und sich auf Minakis Rücken schwang. Zögerlich nahm sie die Zügel auf, wendete ab und wir ritten gemeinsam vom Hof. Gemütlich trotteten die beiden Stuten nebeneinander her. Shiryō war völlig entspannt, doch man merkte beiden Tieren an, dass sie in den letzten Tagen nicht viel bewegt wurden. „Wie kommst du klar?“, fragte Eve mich schließlich. Ich zuckte die Schultern. „Ein bisschen viel auf einmal. Erst Morke, dann Verena.“ Ich hielt inne. „Alles ein wenig seltsam.“ Sie nickte verständnisvoll. „Wollen wir ein Stück traben?“, fragte sie schließlich. Lächelnd bejahte ich und wir ließen die beiden antraben. Eve machte sich gut, doch man merkte ihre Anspannung. Eine Stunde ritten wir im Schritt und Trab durch die Landschaft Wisconsins. Schließlich kamen wir auf einen langen, graden Waldweg und Eve grinste. „Ich bezweifle zwar, dass Minaki mit einem Rennpferd mithalten kann…aber mal sehen wer zuerst auf der Lichtung ist.“ Grinsend trieb sie Minaki an und galoppierte an. Ich lachte auf und ließ Shiryō ebenfalls laufen. Man musste das Vollblut zurück halten, damit es nicht gleich lospreschte und ich betrachtete eine Weile von hinten, wie Eve und Minaki über den Waldboden jagten. Die Stute hatte ein hohes Tempo drauf und man sah deutlich, wie die junge Frau Mühe hatte sich im Sattel zu halten, doch hielt sie sie nicht zurück. „Wehe du lässt mich gewinnen!“, hörte ich sie lachend rufen. „Wie du willst.“, murmelte ich und gab die Zügel nach. Das Vollblut streckte sich und ließ den Norweger in wenigen Sekunden hinter sich. Die Lichtung kam näher und als wir heraus auf die Wiese kamen, parierte ich Shiryō zum Schritt durch und klopfte der schnaufenden Stute den Hals. Grinsend drehte ich mich um und sah zu den beiden. „Wo bleibst du denn?“, fragte ich scherzend vorwurfsvoll und musste lachen, als ich die beiden sah. „Na Honey, wie wars in meinem Windschatten.“ Sie verdrehte die Augen und wischte sich lachend die Schlamm vom Gesicht. Die beiden waren über und über bedeckt mit aufgewirbelter Matsche von Shiryōs Hufen. „Steht dir hervorragend.“, schmunzelte ich und wir ritten gemeinsam zurück zum Hof.
      Angekommen saßen wir ab und ich sah lächelnd zu Eve. „Na?“, fragte ich sie und sie lachte. „Danke.“, sagte sie schließlich und klopfte Minakis Hals. „Das mit dem leichten Sitz üben wir aber nochmal.“, neckte ich sie und Eve schlug gespielt berührt die Hände vors Gesicht. „Argh, man hat‘s gesehen oder?“, lachte sie und ich nickte belustigt. Schließlich sattelten wir die beiden ab und putzten sie gründlich, ehe wir sie eindeckten und auf die Weide brachten.

      5005 Zeichen © Loulou

      Kein Abschied für immer.

      Merlin

      „Ich werde dich sehr vermissen“ Eve warf mir einen leidenden Blick zu und ich hielt in meiner Bewegung inne. „Es ist Zeit für einen neuen Anfang. Und du kannst mich jeder Zeit besuchen, wann immer du willst.“ Kurz suchte ich ihren Blick und begann dann weiter die Sachen aus den Schränken und Schubladen in die großen braunen Kartons zu packen. „Aber ich verstehe einfach nicht. Du hast dir doch grade erst den Hof hier gekauft.“, protestierte sie. Es tat mir weh, die Staaten verlassen zu müssen, ich hatte hier studiert, gearbeitet, gelebt. Meine Freunde waren alle um mich herum und doch zog es mich zurück in meine Heimat. „Es ist zu klein geworden, schau aus einem Pferd wurden drei und vier und fünf. Die Vollblüter haben Potential, dem ich hier einfach nicht gerecht werden kann. Ich kann sie nicht immer nur über die Wiese laufen lassen. Die gehören auf eine Rennbahn. Dann noch die Pferde von Verena…“ Kurz seufzte ich auf. „Ich fühle mich hier einfach wie ein Fremder, ich gehöre nicht nach Amerika.“ Eve schwieg und nickte. Sie verstand. Mit einem Ruck stapelte ich zwei Kartons und trug sie dann beide nach unten. „Na komm. Es ist wundervoll dort. Mildes Wetter, viel Natur, Strand, Wasser, Klippen. Mehr Stallungen und eine eigene Trainingsbahn, mehr kann man sich kaum vorstellen.“ – „Ist ja gut.“, murmelte sie leise. Ich stellte die Kisten auf dem Hänger ab drehte mich um und nahm die junge Frau in den Arm. Sie vergrub ihr Gesicht in meinem Pulli und ich seufzte erneuert leise auf. „Ich bin ja nicht aus der Welt und wir werden immer Freunde bleiben.“ Ich spürte, wie sie nickte und sich wieder von mir löste. Sie brachte ein Lächeln hervor, wenn auch nur ein müdes. „Außerdem habe ich mir zwei Wochen Urlaub genommen. Also wirst du mich vorerst nicht los.“, sagte sie und lachte leise. „Oh weh, das kann ja was werden.“, neckte ich sie und Eve boxte mir gegen die Schulter. „Na komm.“

      Unruhig sah ich mich am Flughafen um. „Und du bist dir sicher, dass du das geregelt bekommst?“, hakte ich zum hundertsten Mal nach. Eve rollte mit den Augen. „Jetzt geh endlich, sonst verpasst du noch deinen Flieger!“ Sie schob mich von sich weg und ich machte mich auf den Weg zum Check In. Es war abgemacht, dass ich nach Europa flog, um dort alles nötige zu regeln und Eve kam mit den Pferden nach. Die Ausreise war schon lange in die Wege geleitet worden, wobei ich das geringste Problem spielte, schließlich wurde ich dort geboren. Die Pferde hatten einige Arbeit bereitet, doch konnte es nun endlich losgehen. Mein Hab und Gut war bereits mit einer Spedition unterwegs und ich hatte lediglich einen Koffer und eine Tasche mit allem bei mir, was ich in den nächsten Tagen gebrauchen könnte. Rasch kam ich durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen und konnte im Wartebereich Platz nehmen. Nervös blickte ich mich um und beobachtete die Flugzeuge auf dem Rollfeld des großen Flughafens. Endlich wurde der Flug aufgerufen und es konnte losgehen. 14 Stunden der Ruhe blieben mir nun. Rasch schlief ich ein.

      Die Stimme der Stewardess riss mich aus dem Schlaf und das helle Licht der Gurte leuchtete auf. Verwirrt rieb ich mir die Augen, schnallte mich dann an und blickte aus dem Fenster. Noch war nichts als Wasser zu erkennen, doch schon zehn Minuten später kam in der Ferne die kleine Insel in Sicht. Meine Augen leuchteten förmlich auf und es legte sich mir ein Lächeln auf die Lippen, als ich meine Heimat sah. Als wir die Parkposition erreicht hatten, standen alle langsam auf. Ich beobachtete die müden Gesichter, wie sie sich reckten und ihr Handgepäck nahmen, um zu verschwinden. Ich tat es ihnen gleich. Es waren nur wenige Menschen an Bord der kleinen Maschine gewesen, in die wir umsteigen mussten und so ging alles zügig. Ich nahm meinen Koffer in Empfang und verließ den Flughafen. Ein eisiger Wind schlug mir entgegen und die feinen Haare auf meinen Armen stellten sich auf, sodass ich die Ärmel meines Pullovers runter zog und in die mitgebrachte Jacke schlüpfte. Lächelnd sag ich mich um, ehe ich mit meinem Gepäck im Schlepptau zu einem Taxi ging. Aus dem Fenster heraus beobachtete ich die Landschaft der Insel. Alles war von Nebel verhangen und dunkle Wolken türmten sich am Himmel, jedoch kannte ich durchaus die sonnigen Tage. Doch dieser Ausblick blieb mir heute verwehrt. Von Douglas nach Saint John’s waren es gerade einmal 13 km, von dort aus gong es weiter in Richtung Glen Rushen. Auf halber Strecke kamen wir in meinem Heimatort an. Dalby. Gebannt sah ich aus dem Fenster und lächelte leicht. Der Fahrer verließ das Dorf in Richtung Westen und die Landschaft wurde langsam waldiger. „This way.“ Ich wieß auf die nur schlecht zu befahrende Straße und er folgte meinen Worten. Ein holpriger Weg führte hinauf zu dem Gestüt. „Thank you.“ Ich gab dem alten Herrn sein Geld und er rollte wieder davon. Nun stand ich hier. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen und einige dicke Tropfen landeten in meinem Gesicht. Der Hof war neu renoviert, jedoch verbarg sich all der Luxus hinter den alten, gemütlichen Gemäuern. In einer Stunde sollte die Spedition eintreffen, also beschloss ich rasch meine Tasche ins Haus zu bringen.

      Es war eisig kalt, also stellte ich zunächst in allen Räumen die Heizung an. Kaum Zeit verging, als einige Wagen auf den Hof rollten. Nun begann also die eigentliche Arbeit. Erst am Abend hatten wir gemeinsam alles in die richtigen Räume und in die Stallungen geschafft. Kaputt ließ ich mich auf das Sofa fallen, auf dem noch eine Plastikplane lag und zog mein Handy aus der Tasche. „Merlin?“, meldete sich eine Frauenstimme. „Hi Eve.“, sagte ich müde. „Alles klar bei euch?“ Sie bejahte. Beruhigt redeten wir noch eine Weile, ehe ich auflegte und mich wieder an die Arbeit machte. Bis spät in die Nacht war ich damit beschäftigt Möbel aufzubauen und Schränke einzuräumen, ehe ich mich für ein paar Stunden zumindest schlafen legte.

      Früh stand ich am nächsten Morgen wieder auf und verschwand sogleich im Stall. Bereits um fünf Uhr hörte ich Motorengeräusche auf dem Hof. Sie stammten von dem großen LKW, welcher Futter, Heu und Streu lieferte. Es kostete uns zwei Stunden alles abzuladen und so war ich schon früh am Morgen fertig mit der Welt. Seufzend betrachtete ich das Chaos. Als hätte ich noch keinen Handschlag getan. Doch nun ging es daran, die Boxen auszufegen und frisch einzustreuen. Ich begann in dem Stall, in dem die Stuten untergebracht waren. Endlich eine Arbeit, die schnell von der Hand ging. Um zehn Uhr war alles soweit, dass ich zum Flughafen aufbrechen konnte. Eve kam heute mit den Pferden nach.

      „Ruuuhig mein großer!“ Ein aufgeregter Candlejack kam mir entgegen gepoltert. Nachdem ich Eve begrüßt hatte, breitete sich Hektik aus. Die Pferde waren trotz Beruhigungsmittel nach der langen Reise nervös und ließen sich nur schwer verladen. Der große Vollblüter legte nervös die Ohren an, riss den Kopf hoch und tänzelte neben mir her. Ich gab den Strick etwas nach und ließ ihn gewähren. „Alles gut, Dicker.“, murmelte ich und klopfte seinen schweißnassen Hals. „Na komm.“ Er folgte mir schließlich die Rampe heraus in den LKW, welcher ihn zu den Blakes Creek Stables bringen sollte. „Hop!“, hörte ich Eve, welche mit Minaki und Snuff sichtlich zu tun hatte. „Mein Gott.“ Grinsend huschte ich zurück zu den verbleibenden Pferden, welche verladen werden mussten. Wildfire, Ruffia, Shiry und Daryl. „Ready?“, fragte der Fahrer und wir schlossen gemeinsam die Rampe. Ein Glück war der Weg nicht allzu weit und wir folgten dem LKW in meinem vorrübergehend gemieteten Auto. „Wie war der Flug?“, fragte ich Eve, als es langsam ruhiger wurde. Sie schnaubte. „Na du hast e ja selbst gesehen. Deine Pferde sind wie du, sie machen mich einfach wahnsinnig.“, lachte sie und ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu.

      Angekommen stiegen wir aus, der Fahrer hatte bereits die Rampe geöffnet. Ich betrat zuerst den Hänger und zuckte zusammen, als ein Hufeisen laut gegen die Stahlwände polterte. „Ey!“, fuhr ich den Hengst an und löste seinen Strick. „Du sollst mir nicht den Hänger zerlegen!“ Verdutzt blickte Jack mich an und ich schüttelte nur belustigt den Kopf. Rasch lud ich ihn ab und er sah sich aufgeregt um. Mit gerecktem Kopf und geblähten Nüstern betrachtete er die fremde Umgebung, ehe er laut wieherte. Kurz schnalzte ich und das Vollblut tänzelte neben mir her in Richtung Stallungen. „Ich glaub ich lass ihn gleich etwas laufen.“, sagte ich zu Eve und steuerte auf die Halle zu. Dort nahm ich die Transportgamaschen und die Decke ab, ehe ich das Tor der Halle öffnete. „Na lauf Dicker.“ Ich nahm den Halfter ab und mit einem großen Satz entfernte er sich von mir. Wie erwartet galoppierte er buckelnd an und kickte dabei übermütig gegen die hölzerne Bande. Kopfschüttelnd schloss ich die Bande wieder, ließ das Tor zur Halle jedoch offen. Mir war es lieber, wenn er sich hier austobte, bevor der Hengst mir noch den Weidezaun zerlegte und sich selbstständig machte. „Merlin!“, ertönte es von draußen und ich huschte zurück zu den anderen beiden um zu helfen. Den Rest der Pferde brachten wir in ihre Boxen, sie waren deutlich ruhiger, sodass sie sich erstmal an ihre neue Umgebung gewöhnen konnten.

      Eine Stunde später war endlich Ruhe eingekehrt und auch Jack stand wieder im Stall. Seufzend warf ich Eve einen Blick zu, die auf der Armlehne des Sofas hockte. „Genug davon.“ Ich grinste, doch wusste genau, wie viel Arbeit immer noch auf mich wartete. Zumindest die Pferde waren versorgt.

      9475 Zeichen © Loulou
    • Loulou
      William und das Pony

      Überrascht sah mich meine Grandma an, als ich halb angezogen durch die Küche flitze und mir ein Croissant aus dem Brotkorb schnappte. „Junge Dame, wie wäre es, wenn du dich zu uns setzt?“, mahnte mich mein Großvater, als ich grade durch die Tür wieder verschwinden wollte. „Ich bin spät dran Grandpa.“, murmelte ich kauend und versuchte mein Gleichgewicht wieder zu erlangen, nachdem ich auf dem Parkett beinahe ausgerutscht wäre. „Ach kommt dieser Trainer nicht heute?“, fragte meine Großmutter und zog eine Augenbraue hoch. „Dieser Trainer?“, rief ich gespielt entsetzt. „William ist der Trainer! Ich kann‘s immer noch nicht glauben, dass er hier her kommt.“ – „Naja, sein Vater war mir noch etwas schuldig, außerdem hat er selbst auf Snuff reiten gelernt.“, erwiderte mein Großvater. Grinsend stopfte ich mir den Rest meines Croissants zwischen die Zähne und schlüpfte in meine Jacke, ehe ich mir die Socken anzog und die Stiefel schnappte. William war natürlich nicht Weltklasse, aber er war ein hervorragender Reiter und ich konnte sicher einiges von ihm lernen. „Bist du dir eigentlich immer noch sicher, dass ich nicht Jack nehmen darf?“ Ich setzte mein liebenswürdigstes Lächeln auf und mein Großvater zeigte mir einen Vogel. „Sieh zu, dass du hier raus kommst, meine Liebe. Erst war Snuff nicht mehr gut genug und dein neues Pony hat auch schon ausgedient?“, schnaubte er. „Ich meine ja nur, dass man um weiter zu kommen vielleicht mal auf ein Großpferd umsteigen könnte.“, sagte ich, mein Lächeln verschwunden. „Natürlich, das wäre eine Überlegung wert.“ Er seufzte. „Hör dir heute erst einmal seine Meinung an, dann kann man über ein Turnierpferd nachdenken.“ Grinsend zwinkerte ich ihm zu. „Ich wusste, wir verstehen uns.“ Der alte Mann lachte auf und schüttelte den Kopf. „Damit eins klar ist, Jamie. Mein Junghengst ist kein Turnierpferd.“ Augenrollend stapfte ich aus der Tür und verzog das Gesicht. Der Wind blies mir in kräftigen Böen den Regen entgegen, als ich herüber zu den Stuten stiefelte. Rasch betrat ich den Stall und runzelte die Stirn. Es war verdächtig still, niemand wieherte mir entgegen. Nur die Vollblutstute Shiryō reckte ihren Hals über die Boxentür. Seufzend ging ich wieder raus in den Regen und eilte zu einer der Weiden. Schon von weitem entdeckte ich meinen nicht mehr ganz so weißen und triefend nassen Norweger. „Pony, wer hat dich denn raus gebracht?“, stöhnte ich und schlug die Hände vor dem Kopf zusammen. „Wie soll ich dich so schnell trocken und sauber bekommen?“, murrte ich und schob den Kopf der verdutzen Stute weg, mit dem sie grade meine weiße Jacke einsauen wollte. „Untersteh dich.“, zischte ich und packte sie am Halfter. Kurz legte sie die Ohren an, folgte mir dann jedoch in den Stall. Ich band sie in der Gasse an und verbrachte die ganze Zeit, die ich zum putzen, satteln und warm reiten hatte damit, den Schlamm aus ihrem weißen Fell zu bekommen.

      „Hallo?“, hörte ich die Stimme eines jungen Mannes und schrak zusammen, als ich grade dabei war dem Norweger das Gebiss ins Maul zu schieben. „James sagte, ich würde dich hier finden.“, sagte er, kam schließlich um die Ecke und lächelte mich warm an. „William.“, stellte er sich vor und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und stellte mich selbst ebenfalls vor. Er war Mitte bis Ende 20, schlank, groß und sehr freundlich. „Es freut mich total. Und ich muss mich entschuldigen, irgendwer hat sie raus gebracht und Pony war braun statt weiß. Ich weiß, dass ich sie eigentlich jetzt schon warm geritten haben sollte.“, erklärte ich und musterte ihn. „Das macht doch nichts.“, lachte er und betrachtete das Tier. „Ich reite sie jetzt seit anderthalb Jahren, seit Snuff nicht mehr regelmäßig auf Turniere geht.“, erzählte ich, räumte alles provisorisch weg und wir gingen gemeinsam zum Reitplatz. Und das bei dem Wetter, doch waren an der Halle seit Anfang der Woche einige Handwerker, das Dach war undicht, nachdem es ziemlich heftig gestürmt hatte. „Ich kann es immer noch kaum glauben, du bist der beste hier!“, grinste ich ihn an und ging durch das Tor, welches er mir offen hielt. „Der beste Trainer und Reiter der Isle of Man. Welch eine Ehre.“ Er lachte und ich saß auf. „Wie geht es Snuff?“, fragte er, während ich Minaki warm ritt. „Sie ist alt geworden, wir haben aber erst dieses Wochenende noch ein Synchronspringen gewonnen.“, berichtete ich. Ich wusste, dass er sie kannte, seit sie ein Fohlen war. Eines seiner ersten selbst eingerittenen Pferde. „Na schön, das sollte reichen. Wie hoch springt sie?“, fragte er und nickte in unsere Richtung.

      „Bisher sind wir nur auf E Turnieren gestartet, wir sind aber schon über 110 Zentimeter gesprungen.“, brummte ich, er nickte. Seine warme Freundlichkeit war in Professionalität umgeschlagen. „Lass uns klein anfangen, das Wetter macht den Platz zur Rutschbahn.“ Ich stimmte ihm zu und er baute ein paar Hindernisse auf, knapp 60-80 Zentimeter. Minaki schnaubte und spitzte die Ohren, als wir auf das erste zutrabten. Es war ein kleiner Steilsprung, den sie ohne Mühe nahm und einen freudigen Buckler heraus ließ, als sie hinter dem Sprung angaloppierte. Rasch stellte ich sie wieder an meine Hilfen und wir übersprangen jedes der Hindernisse trotz des Wetters mit Leichtigkeit. Das Pony rutschte ordentlich in den Wendungen, zog jedoch immer wieder im Tempo an, sodass ich Mühe hatte sie zurückzuhalten. „Jamie dein Pferd reitet mit dir! Halt sie etwas mehr zurück und fall ihr nicht so in den Rücken wenn ihr landet.“, hörte ich seine strenge Stimme und nickte stumm. Mit dem alten Pferd meines Großvaters bin ich bereits auf einigen L Turnieren gestartet und ich wusste, dass mein Sitz eigentlich sehr sicher war, so traf mich seine barsche Kritik hart. „Die Zügel sind nicht zum festhalten! Klammer doch nicht so.“ Ich biss die Zähne zusammen und ließ Minaki weiter im Galopp auf dem Hufschlag laufen, während William die Hindernisse höher legte. Der Norweger wurde langsam ruhiger und konzentrierter, man merkte, dass wir die letzten Tage nicht viel gearbeitet hatten. Und das, obwohl ich es mir vorgenommen hatte, doch ließ es mein Studium im Moment einfach nicht zu. In Gedanken versunken hörte ich plötzlich eine Stange hinter mir klappern und dumpf zu Boden fallen. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass Minaki sie mit den Hinterhufen herunter gerissen hatte. „Schau dahin, wo du hin willst, nicht wo du her kommst.“, rief der junge Mann und legte die Stange wieder auf. Seufzend klopfte ich Minaki den Hals und konzentrierte mich wieder voll auf uns beide, versuchte den strengen Trainer zu vergessen. Mit der nun ruhigen Minaki gelang es mir tatsächlich halbwegs ordentlich über die Hindernisse zu reiten. „Viel besser!“, lobte er mich und eine kleine Last fiel von meinen Schultern. „Nur verspann dich nicht so, ich fress dich schon nicht.“, kurz grinste er, ehe er wieder ernst wurde und ich lachte kurz. „Ich war mir nicht sicher.“, entgegnete ich. „Durch Lob lernt man nicht.“, sagte er, während er die Hindernisse erneuert höher stellte. „Das ist jetzt etwas höher als ihr bisher gesprungen seid. Sie sollte das locker schaffen, 120 Zentimeter. Nur höher gehen wir heute nicht mehr, das geht nicht gut bei dem Matsch.“ Missmutig steckte er seine Stiefelspitze in den aufgeweichten Sand und klatschte dann in die Hände. „Also, genauso wie eben, nur besser.“, grinste er und mit einem kurzen Augenrollen galoppierte ich mit dem klitschnassen Pony an. Neugierig fixierte sie das Hindernis, auf das wir zuritten und wollte viel zu stark im Tempo anziehen, sodass ich sie etwas zurück halten musste. Wir fanden den perfekten Absprung, doch die Kraft, die plötzlich in der kleinen Stute steckte, riss mich fast aus dem Sattel. Dementsprechend fiel unsere Landung etwas unschön aus, doch der nächste Sprung lief perfekt. William gab mir noch einige Tipps, ehe wir den Unterricht für heute beendeten. Durchnässt und zitternd, aber glücklich saß ich ab. „Ihr beide seid gut, du und ein richtiges Springpferd wären noch besser.“, sagte der junge Mann und klopfte mir kurz auf die Schulter. „Hat dein Großvater nichts Größeres im Stall stehen? So gut die Kleine auch springt, viel höher kannst du mit ihr nicht gehen. Und L Springen hast du ja schon bestritten.“ Seufzend zuckte ich die Schultern. „Ich habs ja auf Candlejack abgesehen, aber Grandpa würde sich eher ein Bein abhacken. Ich zitiere: Mein Junghengst ist kein Turnierpferd.“ Lachend betraten wir den Stall und er half mir noch Minaki abzusatteln und zu putzen. „Wie du ausschaust Pony.“ Ich schüttelte den Kopf. „Viel besser siehst du auch nicht aus.“, grinsend betrachtete er mich, triefend nass und über und über mit Schlamm bedeckt. „Hey!“, empört sah ich ihn an, ehe wir lachend das Tier zu Ende versorgten und uns verabschiedeten. Auf ein nächstes Mal.

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    • Loulou
      Zirkuspony

      Nach meinem Schlammband der vergangenen Woche hatte sich das Wetter nun endlich gebessert. „Grandma?“ Ich steckte den Kopf zur Küche rein. „Ich geh mit den beiden Ponys spazieren, das wird Minaki ganz gut tun, nachdem Will sie so gescheucht hat.“, sagte ich und sie nickte. „Pass nur auf Jamie, im Wald sind einige Bäume umgeknickt.“ Mit dieser Warnung verließ ich das Haus, schnappte mir die Halfter der beiden Stuten, eine Gerte und ging zum Stall. Minaki wieherte mir entgegen, als ich die Stallgasse betrat und ich ging lächelnd zu ihr herüber. „Na meine Maus.“, begrüßte ich sie. Minaki hingegen interessierte sich nur für den kleinen Beutel mit den Möhren. „Du verfressenes Stück.“ Grinsend brach ich eine in der Mitte durch und sie nahm sie gierig entgegen. Ich kraulte ihr kurz die Stirn, halfterte sie auf und führte sie aus der Box. „Warte hier.“ Ich ließ sie in der Stallgasse stehen um Snuff zu holen, doch Minaki ließ mich – vor allem aber die Möhren – nicht aus den Augen. „Ey!“, grinsend schob ich sie weg, als sie Snuff den Leckerbissen wegschnappen wollte. Der Mix nahm vorsichtig die Möhre und kaute genüsslich, ehe ich auch sie aufhalfterte und die Box aufschob. Sogleich kam sie herausgestapft und ich nahm sie zu meiner Rechten, Minaki auf die linke Seite. „Auf geht’s.“ Snuff stapfte mir geduldig hinterher, mein Dickschädel hingegen hatte nur Augen für anderes. „Ich glaub du bekommst zu gutes Futter.“ Lachend rupfte ich kurz am Strick und der Weißfalbe tänzelte weiter hinter mir her. Wir gingen eine ausgedehnte Runde und Minaki entspannte sich langsam, begann nun jedoch Snuff zu zanken. „Pony! Womit hab ich dich verdient? Pass auf, dass sie dir gleich nicht bescheid sagt.“ Gesagt getan. Die ältere Stute legte die Ohren an und wies Minaki barsch in ihre Schranken. Von ihr konnte ich wohl noch lernen. Wieder am Hof angekommen blieb ich mit den beiden auf dem Weg stehen und ließ sie auf der Wiese etwas grasen. Minaki genoss das frische Grün sichtlich, Snuff hingegen schien desinteressiert. „Sagte Grandpa nicht, dass du ein kleines Zirkuspony bist?“ Schmunzelnd ging ich zu ihr und probierte einiges aus. Etwas verwirrt versuchte sie meine Kommandos zu befolgen, doch am spanischen Schritt fand sie sichtlich Gefallen. Auch Minaki gesellte sich neugierig zu uns, doch war sie wieder einmal nur für eine Möhre zu begeistern. So stolzierte ich neben Snuff den Weg auf und ab, als ich ein dumpfes Plumpsen und ein verärgertes Schnauben hörte. Minaki saß dort, kaute auf ihrer Möhre und quittierte verärgert die fehlende Aufmerksamkeit mit angelegten Ohren. „Das ist also dein Springpony, dass ich erst noch so gelobt hab?“, hörte ich Will grinsend durch mein Lachen hindurch sagen. „Du sagst es!“, schmunzelte ich und rieb dem Norweger die Stirn. „Was machst du hier, ich wusste gar nicht, dass du heute kommst.“ „Ich hab eine Überraschung für dich!“

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    • Loulou
      Der fremde Hengst

      Einige Wochen sind vergangen, seit Grandpa ins Krankenhaus musste. Will hatte Recht behalten, er war ein Kämpfer. Doch am Ende hat er verloren. Zunächst wurde er wieder auf Normalstation verlegt, alles hat sich gebessert. William hat mir geholfen, die Pferde und die Uni unter einen Hut zu bringen. Wir haben einen Stallburschen eingestellt, welcher füttert, mistet, bewegt und alles in Ordnung hält. Finley ist die Hilfe, die Grandpa schon lange hätte suchen müssen. Er ist flink, zuverlässig und liebt die Pferde. Ich habe viel mit Will und Minaki trainiert, wir haben Jack auf der Rennbahn laufen lassen, welcher inzwischen von Mediv geritten wird. Und dann kam der Reinfarkt. Grandpa kam auf die Intensivstation und verstarb zwei Tage später.

      Ich sah durch einen Schleier aus Tränen auf, als Will mir seine Hand auf die Schulter legte. Wortlos ging er weiter und Tante Holly umarmte mich. Ich hasste Beerdigungen, schon zu viele Menschen hatte ich verloren. Und jetzt der Mann, der es wirklich geschafft hatte, mir meinen Vater zu ersetzen. Der, der mich großgezogen hatte, mir alles ermöglicht hatte und mir alles beibrachte, was ich jetzt kann und weiß. Stumm verließ eine Träne meine Augen und rollte die Wange herab, als ich eine Rose auf seinen Sarg warf. „Auf Wiedersehen, Grandpa.“, murmelte ich und trennte mich von dem Anblick. „Komm.“ Ich legte einen Arm um meine Großmutter und wir verließen den Friedhof. Es war ein großer Gottesdienst, man war auf dem Land, alle kannten sich und alle mochten meinen Großvater. Doch half ihr das alles nicht. Seit er vorgestern verstorben war, aß sie nicht. Ich hörte sie die ganze Nacht im Haus umherstreifen. Sie war blass und müde, sprach kaum. Wir fuhren nach Hause, und legten die feinen Sachen ab. Meine Großmutter setzte sich in die Küche auf die Eckbank und ich begann zu kochen. Wir aßen und gingen zu Bett.

      Zwei Wochen sind nun vergangen. „Hey William.“, lächelnd stellte ich die Mistgabel weg. „Wie geht es deiner Grandma?“, fragte er und musterte mich. Ich zuckte die Schultern. „Etwas besser, denke ich.“ Müde lächelte ich und deutete auf die Schubkarre. Die Stuten sind schon fertig. Jacks Box ist die letzte.“, erklärte ich und er schüttelte belustigt den Kopf. „Sechs Uhr Samstagmorgen. Jamie hat bereits gemistet, gefüttert und die Pferde rausgebracht. Schläfst du jemals?“ Ich lachte. Will war beinahe jeden Tag hier. Er half im Stall, beim Training und munterte mich auf, wo er nur konnte. „Was hältst du davon, wenn wir einen Ausritt machen? Jack hat sich einen Tag Pause verdient. Und du dir auch. Außerdem hast du doch jetzt Semesterferien.“ Kurz zögerte ich, ehe ich nickte. „Na schön. Aber erst gehen wir rein frühstücken.“ Wir räumten auf und gingen in die warme Stube.

      Anderthalb Stunden später standen Jack und Daryl gesattelt im Hof und wir saßen auf. Im Sattel des riesigen Hengstes fühlte ich mich inzwischen wie zu Hause. Er vertraute mir immer mehr und ich liebte ihn. „Wann denkst du, können wir ihn zu seinen ersten Rennen anmelden?“, fragte ich Will, als wir vom Hof ritten. Er legte den Kopf schief und überlegte kurz. „Eigentlich dachte ich an die nächste Saison, es ist ja schon August. Aber vielleicht finden wir noch einige kleine Rennen, es würde ihm sicher nicht schaden. Er liebt es zu laufen.“ Ich nickte begeistert und klopfte Jacks Hals, welcher ungeduldig mit dem Kopf schlug. „Lass uns ein Stück traben.“, sagte ich und schnalzte mit der Zunge. Jack trabte übermütig an und warf den Kopf nach oben, ich hatte Mühe den Hengst zurückzuhalten. Wir ritten ein Stück den Waldweg herab, ehe wir auf eine große Lichtung kamen. Eine große Wiese erstreckte sich vor uns, die die Hügel der Isle of Man heraufführte. Will nickte mir zu und ich gab Candlejacks Zügel nach. Das junge Vollblut preschte los und ich stellte mich lächelnd in die Steigbügel. Seine Hufe schlugen in den weichen Boden der Wiese und er begann zu schnaufen, als er den Hügel hinauf raste. Daryl und Will waren ein paar Längen hinter uns, als Jack abrupt stoppte und den Kopf hochriss. Ärgerlich legte er die Ohren an und wieherte schrill. „Wooh, ruhig Jack.“ Für einen kurzen Moment blieb mir das Herz stehen, ich dachte, er hätte sich verletzt. Doch dann sah ich, was er schon lange wahrgenommen hatte. Will hielt neben mir und sah mich besorgt an. „Alles in Ordnung?“, fragte er. „Pssscht.“, zischte ich und zeigte zum Waldrand auf der anderen Seite. „Wo kommt er denn her?“, murmelte Jack und sah zu dem grauen Pferd, welches in den Strahlen der Morgensonne stand und graste. „Keiner der Bauern hier vermisst ein Pferd, das wüssten wir.“, sagte ich leise und sah fasziniert zu dem Tier herüber. Jack hingegen teilte meine Begeisterung nicht. Er wieherte wütend und schnaubte laut. Der Fremde riss den Kopf hoch, blähte die Nüstern, wendete und verschwand im Wald. „Komm!“ Ich trieb Jack vorwärts und wir überquerten im Galopp die Wiese, verlangsamten etwas, als wir im Wald ankamen. „Wo ist er hin?“ Ich sah mich um, doch konnte ihn nirgendwo ausmachen. „Lass uns zurückreiten.“, sagte Will, doch ich schüttelte den Kopf. „Er ist weg, Jamie.“ Ich verzog das Gesicht, in dem Wissen dass er Recht hatte. Wortlos wendete ich Jack und wir ritten zurück zum Hof, sattelten ab und versorgten die beiden Hengste. „Sehen wir uns morgen?“, fragte ich und William nickte. Wir verabschiedeten uns und ich sah dem jungen Mann lächelnd hinterher. Wieder in der Stube erzählte ich meiner Großmutter von unserem Ausritt. Sie schüttelte den Kopf. „Ich werde mich mal umhören, ob jemand ein Pferd vermisst.“ Ich nickte und wir verbrachten den restlichen Tag damit Ordnung zu schaffen.

      Am späten Abend ging ich nach draußen, um die Pferde in den Stall zu bringen. Finley hatte sein freies Wochenende und so blieb alles an mir hängen. Ich brachte Candlejack und Daryl in ihre Boxen, ehe ich Shiryō und Bree reinholte. Die beiden Stuten verstanden sich gut und waren inzwischen unzertrennlich. Als letztes ging ich zu den Ponys, als ich eine Bewegung am Waldrand wahrnahm. Ich sah herüber, doch niemand war da. Belustigt schüttelte ich den Kopf und holte Minaki und Snuff rein. Im Stall schaltete ich das Licht aus und verschloss die Türen. Zurück im Wohnhaus ging ich duschen und verschwand in meinem Zimmer. Ich schloss das Fenster und drehte mich um, hielt jedoch in der Bewegung inne. Am Weidezaun stand wieder der graue Hengst. Er kam also näher.

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  • Album:
    Gnadenweide
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    Loulou
    Datum:
    18 Apr. 2017
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    EXIF Data

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    Note: EXIF data is stored on valid file types when a photo is uploaded. The photo may have been manipulated since upload (rotated, flipped, cropped etc).

  • Exterieur
    Name: Minaki
    Spitzname: Eselchen
    Geburtsdatum: 23.03.
    Alter: 3 Jahre
    Geburtsort: Finnland
    Geschlecht: Stute
    Stockmaß: 147cm
    Rasse: Norwegisches Fjordpferd
    Fellfarbe: Weißfalbe
    Abzeichen: -

    Stammbaum
    Hengst: Mørke
    Hengst: Sporentritt
    Stute: unbekannt


    Stute: unbekannt
    Hengst: unbekannt
    Stute: unbekannt


    Geschwister: -

    Interieur
    Minaki ist einfach einmalig. Sie ist eine anhängliche und vertrauensvolle Stute, welche vor nichts zurück schreckt. Doch hat sie von ihrem Vater Mørke eindeutig den Dickkopf vererbt bekommen. Sie ist stur wie ein Esel und versucht schon jetzt in jungen Jahren um jeden Preis ihren Willen durchzusetzen. Minaki ist aufgeschlossen, neugierig und stürmisch. Manchmal scheint es, als könnte sie nicht genug Bewegung bekommen und man merkt schon, dass sie einmal sehr viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung brauchen wird, um ihrem Herren das Leben nicht zur Hölle zu machen. Doch merkt man genauso gut, wie gerne sie neue Dinge lernt und dass sie immer mit ganzem Kopf und Herz bei der Sache ist.

    Zucht
    Zuchtzulassung: [ ] ja | [x] nein
    Leihmutter: -
    Nachkommen: -

    Besitzer: Foxdale Stables
    Vorbesitzer: Lilith Gyllenhaal
    Züchter: RoBabeRo
    VKR: RoBabeRo
    Kaufpreis: unbekannt
    Zu Verkaufen: [ ] ja | [x] nein
    Verkaufspreis: unbezahlbar

    Pferdesport
    Eingeritten: [x] ja | [ ] nein
    Eingefahren: [ ] ja | [x] nein
    Trainer: -
    Letzter Besuch: 21.11.2015

    Eignung
    Dressur: E A L LM M S
    Springen: E A* A** L M* M** S* S** S*** S****
    Geländereiten: CIC/CCI1* CIC/CCI2* CIC/CCI3* CIC/CCI4*
    Fahren: E A L M S
    Distanz: EDR KDR MDR LDR
    Western
    Rennen


    Schleifen und Pokale
    [​IMG]
    198. Synchronspringen

    Gesundheit
    Gesundheitszustand: [x] gesund | [ ] krank
    Tierarzt: -
    Letzter Besuch: 26.09.2015
    Hufschmied: -
    Letzter Besuch: -
    Beschlag: -

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