1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies. Weitere Informationen
Rhapsody

Medeia *

Connemara -- im Besitz seit 05/2015 -- Staatsprämienstute -- aa Ee Gg

Medeia *
Rhapsody, 16 Aug. 2016
Occulta gefällt das.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Honey, I'm Home!
      | 23. Januar 2016
      Gut, es war vielleicht ein wenig fies, niemanden Bescheid zu sagen, dass ich wieder kommen würde. Aber Zoe, Adèle und Declan waren auf dem neusten Stand der neuen Stände, sie hätten also damit rechnen müssen.
      Womit sie nicht rechnen würden, war mein Begleiter.
      Die letzten Monate waren vielleicht nicht so super gewesen, aber ich hatte in Deutschland schnell wieder Freunde gefunden – unter anderem eben Lesja, der sich schon schnell zu einem meiner engsten Vertrauten gemausert hatte und sogar mit nach Kanada gekommen war. Er hatte zwar schon zuvor vorgehabt, ein paar Wochen (jetzt wohl Monate) mit Rucksack durch die kanadische Walachei zu ziehen – jetzt durfte er Mistgabel schwingen und beim Trainieren der Pferde helfen (dank einer kleinen, hartnäckigen Schwester war er wohl ein ganz guter Reiter gewesen).
      Eines führte zum anderen und er hatte sich bereit erklärt, als Aushilfe mit nach Kanada zu kommen. Zwar hatten wir ein bisschen abgespeckt was die Pferdeanzahl anging – alles natürlich unter meiner Supervision, wenn auch aus Deutschland – aber das bedeutete nicht, dass es deswegen weniger Arbeit gab.
      Womit ich natürlich nicht rechnete, war, dass mehr Boxen belegt waren als ich angenommen hatte. Mit Lesja war ich durch den Stall gegangen, um ihm in Ruhe alle Ponys vorzustellen, ehe Zoe, Adèle und Declan uns wieder voll beanspruchten. Wir hatten gerade mit dem Stutenstall begonnen, ich hatte gerade angefangen, Sikari, Cíola, Medeia, Parvati und Tautou vorzustellen, als sich ein sehr dunkelbrauner, zarter Kopf über die Boxentür neben Fleas Box schob.
      „Und sie?“ fragte Lesja sofort und hielt dem Pony, welches ich nur zu gut kannte, die Hand zum beschnuppern hin.
      „Das ist Long Island Icetea und eigentlich gehört sie in den Stall gegenüber,“ antwortete ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sowohl meine Crew als auch Elisa würden so schnell wie möglich meine Meinung davon erfahren.
      Lesja sah mich nur fragend an. Und da er ungefähr genauso stur war wie ich, kam ich wohl nicht aus der Sache raus. „Eigentlich gehört sie Elisa, die, die direkt gegenüber wohnt. Eigentlich. Aber anscheinend vorerst nicht mehr.“ Daraufhin zogen sich Lesjas dunkle Augenbrauen noch mehr zusammen aber damit musste er jetzt leben – mehr wusste ich auch nicht.
      „Hey, du hast Chepa noch gar nicht kennengelernt! Und Bucky!“ meinte ich daraufhin und versuchte mich an einem nahtlosen Übergang, der jedoch nicht unentdeckt blieb. Lesja rollte die Augen, doch drehte sich dann trotzdem zu der Lewitzerstute um, die ihm gerade den Jackenzipfel zerkaute.
      ***
      Nachdem wir auch Painted Blur, Quixoticelixer, Vaffanculo, Capulet (den Lesja sofort ins Herz schloss, das sah man ihm einfach an), Muraco und Paramour kennengelernt hatten und ich ihm versprach, morgen mit ihm Pacco zu besuchen, lief Lesja entschlossenen Schrittes in Richtung Wohnhaus.
      „Sicher, dass du bereit bist?“ fragte ich ihn zweifelnd. Es würde wohl kaum zu vermeiden sein, dass Zoe und Adèle ein bisschen die Fassung verlieren würden. Doch mit gewohnter Lässigkeit zuckte Lesja mit den Schultern und drückte schließlich auf die Klingel. Sofort fingen Ella und Khaleesi im Haus an zu bellen.
      Dann öffnete sich die Tür.
      ***
      Manchmal fällt einem erst auf, wie sehr man jemanden vermisst, wenn man diese Person wieder trifft. Aber gut, dass wir jetzt wieder im Land waren – auch, wenn es kalt war und der kanadische Winter eine absolute Sau war. Lesja hatte sogar geschafft, sich selbst vorzustellen und wurde natürlich von Zoe ausgequetscht. Declan saß daneben, hielt die Klappe aber hörte aufmerksam zu, während Adèle unsere Wiederkehr mit Kochen feierte. Meine Mutter hatte zwar sichergestellt, dass ich ja nicht verhungerte und deswegen hätte ich wohl auf die Pasta verzichten sollen, die gerade auf dem Herd köchelte.
      Aber ich war schon immer schlecht gewesen im Nein sagen.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      WHT Ausbildungsbetrieb, Military E-A - © Gwen
      | 31. Januar 2016
      „Fünf Pferde. Dabei hat der Monat nur vier Wochen!“, meinte ich vorwurfsvoll lachend zu Jojo, welche mir die diesmonatige Liste zum Trainieren zugemailt hatte. Bisher hatte ich die Pferde immer getrennt voneinander trainiert, das hatte jedoch dazu geführt, dass ich jedes Mal im Verzug war und kaum Zeit für etwas anderes blieb, also überdachte ich mein Konzept, und entschied, alle gleichzeitig zu trainieren.
      Die Vorteile lagen auf der Hand: Weniger Zeitaufwand, gleiche Qualität, einiges an Abwechslung. Für Jojo würde es eine Überraschung sein, doch ich bezweifelte, dass sie es großartig stören würde, so lange jedes Pferd noch genügend Aufmerksamkeit und die gute Ausbildung erhalten würde. Das Repertoire für Januar war bunt, denn es ging von der Dressur über Springen bis hin zu Military.
      Letzteres würde durchaus ein wenig komplizierter werden, denn immer noch lag Schnee. Doch darüber würde ich mir Gedanken machen, wenn es dazu kam. Heute erstellte ich erst einmal die fünf Trainingspläne und stimmte sie für mich persönlich aufeinander ab. Da ich bereits alle Pferde kannte, konnte ich mich direkt ohne Probleme auf das Training einstellen, ideal, wenn man immer die gleichen Pferde trainierte und ab Morgen würde es auch direkt losgehen.

      Jojo war ja etwas geschockt, als ich tatsächlich schon kurz nach acht Uhr morgens bei ihr aufkreuzte. Das war für mich eine eher seltene Zeit, um wirklich schon das eigene Haus zu verlassen, aber was tat man nicht alles für die liebsten Freunde! Dazu gehörte eben auch das frühe Aufstehen. Beginnen würde ich heute mit dem einzigen Hengst, der noch meinem Training unterstand: Painted Blur.
      Er war letztes Jahr Jojos Geburtstagsgeschenk gewesen und hatte sich seither auch wirklich gemacht. Momentan strebten wir sogar langsam die M-Dressuren an und Potenzial hatte Blurry allemal. Heute wollte ich aber erst einmal die Grundlagen weiter festigen und vorher musste ich das Pferd putzen und satteln.
      Das Warmreiten gehörte natürlich auch dazu, dementsprechend kam ich erst eine Dreiviertelstunde später wirklich zum Trainieren. Wir arbeiteten heute an seiner Hinterhand. Einerseits sollte er sich mehr auf diese setzen, aber auch die Kraft aus ihr beziehen. An sich konnte das Blurry, aber die Vorderhand als Schub zu nehmen war immer einfach viel einfacher.
      Trotzdem machte der Hengst wirklich gut mit und abschließend fügte ich noch etwas lockere Dehnarbeit für die Bauch- und Rückenmuskeln hinzu. Morgen würden wir dann mit den ersten Lektionen beginnen: dem Schulterherein (das konnte Blurry schon fast) und der Traversale. Es würde morgen auf jeden Fall anstrengender werden.
      Nun ritt ich Blurry aber erst einmal in aller Ruhe ab. Im Stall begegnete ich Zoe, welche mir die Zügel aus der Hand nahm und mich schon zum nächsten Pferd schickte. Ich protestierte zwar, aber Zoe war mit dem Hengst schon entschwunden. Seufzend schaute ich auf meine Liste, als nächstes war Bucky an der Reihe. Hui, das würde ein Spaß werden!
      Diese Stute gehörte definitiv nicht zu meinen Lieblingen und ich trainierte sie nur, weil sie Jojo gehörte. Das waren die beiden einzigen Gründe, denn sonst hätte ich einen riesigen Bogen um diese Zimtzicke von Pferd gemacht. Nein wirklich! Bucky war schrecklich. Kein Wunder, dass laut Jojo auch Stürme nach ihr benannt wurden, zurecht!
      Schon beim Putzen und Satteln war es mir wieder eine Freude, die Stute wiederzusehen. Aber Bucky war an sich ein Verlasspferd, sie ärgerte zwar gerne, besonders wenn sie schlechte Laune hatte (und das war immer!), aber wenn man etwas von ihr forderte, dann erbrachte sie die Leistung zu 99% und das dann auch fehlerfrei.
      Dementsprechend freute ich mich doch schon ein wenig auf das Springtraining. Wir begannen jedoch gefühlt bei Null, weshalb wir heute mit Trabstangen und Cavalettis arbeiteten. Die Grundlage musste erst einmal sitzen, bevor ich mit Bucky einen Parcours bestritt. Die Stute musste sowohl Abstände als auch Höhen einschätzen können, aber Bucky war ehrgeizig und dementsprechend nahm sie selbst die Cavalettis schnell zu ernst.
      Da es heute so gut lief, baute ich dann doch schon ein Kreuz auf, was die Stute auch mit Leichtigkeit nahm. Ich sah uns ja jetzt schon einen A-Parcours durchspringen, wohlgemerkt ohne jegliches Training. Aber da ich zu den vorbildlichen Trainern gehörte, würde ich das natürlich nicht machen. Stattdessen reichte es für heute und Bucky durfte zurück auf die Weide.
      Klug wie ich war, hatte ich mir die fünf Pferde über den Tag verteilt, so dass ich nun in meine wohl verdiente Mittagspause ging und Jojo erst wieder ab 15 Uhr belagern würde und dann auch die letzten drei Stuten für heute nerven würde.

      Das geschah dann auch recht schnell und schon saß ich auf Medeia, dem Springass in Jojos Stall. Ich mochte die kleine weiße Stute, auch wenn ich ihre Mistflecken einfach mal so gar nicht aus dem Fell bekommen hatte. Heute würden wir uns mit den Geländesprüngen in der Halle beschäftigen. Medeia war da noch ein totaler Anfänger und musste die Hindernisse erst einmal kennenlernen und dafür nahmen wir uns heute Zeit.
      Medeia war im Springen schon sehr weit ausgebildet, dementsprechend gab es dort an Grundlagen nicht mehr viel zu machen, im Gelände lief sie an sich auch schon ohne Probleme, aber die neuen Hindernisse musste auch das Naturtalent erst einmal kennenlernen, aber das lief besser als gedacht und so ging die dritte Trainingsstunde für heute auch schon dem Ende zu.
      Als nächstes war dann Sikari an der Reihe, ausnahmsweise eine Stute, die ich noch nicht so kannte, bei welcher ich mich aber freute, sie kennenlernen zu dürfen, denn Sikari war ein Sonnenschein, wirklich wahr. Natürlich war sie auch ein bunter Lewitzer, man fand schließlich kaum etwas anderes in Jojos Stall.
      Auch Sikari sollte im Springen trainiert werden, war aber schon weiter als Bucky, weshalb ich den Parcours direkt umbaute und erhöhte. Unser Ziel war diesen Monat die L-Höhe und deshalb begannen wir mit einer leicht erhöhten A-Höhe. Sikari stellte sich auch sehr geschickt an, sprang leicht und schnell, Gott war sie mir sympathisch!
      Motiviert durchritten wir den Parcours zweimal, ehe ich direkt erhöhte und wieder lief es einwandfrei. Bei Sikari war ich mir sicher, dass sie nur die Routine benötigte, alles andere hatte sie bereits von ihrem Stammbaum geerbt. Deshalb endete das Training dann heute auch recht fix und ich machte mich auf dem Weg zum letzten Berittpferd: Parvati.
      Ausnahmsweise ging es jetzt mal wieder im Dressursattel weiter und obwohl ich Parvati schon einige Male trainiert hatte, waren wir erst auf A-Niveau. Nächster Halt war also L und das würden wir diesen Monat auch schaffen. Laut Jojo war die Stute auch mitten im Training, weshalb ich heute direkt mit den ersten Lektionen begann.
      Den Außengalopp und die Kehrtwendungen hatte Parvati laut Jojo schon gelernt, deshalb fragte ich diese heute nur fix ab und konnte einen Daumen nach oben geben. Also widmeten wir uns den versammelten Gangarten und den Galoppwechsel. Ersteres verlief mit Parvati erstaunlich gut, sie ließ sich wunderbar zurücknehmen ohne direkt durchzuparieren und auch der Galoppwechsel war als Reflex bei Parvati schon vorhanden.
      Nach ein wenig Vorbereitungsarbeit klappte der direkt auf Anhieb. Jojo konnte stolz auf ihre hübsche Stute sein! Zufrieden lobte ich Parvati und wiederholte alles noch einmal, ehe wir für heute aufhörten. Meiner Meinung nach war der Tag schon mehr als erfolgreich gewesen. Ich versorgte in aller Ruhe die Lewitzerstute und dann durfte sie auch schon in ihre Box. Kurz schaute ich bei meinen anderen Schützlingen vorbei und erstattete dann noch Jojo Bericht, ehe ich schon meine heiße Dusche und das Bett nach mir rufen hörte. "Du fängst an wie Elena!", meinte Jojo nur vorwurfsvoll, entließ mich aber grinsend.

      Die kommenden Wochen baute ich das Training logischerweise aus. Wir hatten mit dem Wetter auch allerhand Glück, so dass ich mit Medeia öfters mal raus auf die Geländestrecke konnte, nichts ging über waschechte Geländehindernisse! Und Medeia liebte es, fast ein bisschen zu sehr und ich warnte Jojo, dass die Stute es nicht übertreiben sollte, man musste echt hinterher sein und sie zurücknehmen.
      Selbst mit Bucky hatte ich Spaß und die große Stute flog mit Ehrgeiz und Leichtigkeit über die Hindernisse. Genauso wie Sikari hatte sie von Beginn an eine schöne Technik, an welcher ich kaum noch feilen musste. Ab und an ließ ich die beiden Stuten freispringen, so dass sie selber austesten und üben konnten. Als Reiterin verfeinerte ich das Ganze dann meist nur noch mit meinen Hilfen. Das war das Besondere an Springpferden: Das Talent und der Wille mussten vom Pferd ausgehen und das war bei beiden gegeben. Bei Bucky zwar mehr, aber die war ja auch eine ehrgeizige Zimtzicke.
      Aber auch die Dressurler ließ ich nicht hinten runter fallen. Im Gegenteil, mit Blurry und Parvati arbeitete ich fast am liebsten. Blurry hatte so schöne Gänge und ließ sich so toll reiten, ich war mehr als verliebt in dieses Pferd, nur war er mir einfach zu groß. Elena hätte er bestimmt gefallen, deshalb warnte ich Jojo direkt vor, dass sie aufpassen sollte, wo sie Blurrys Talent zeigte, sonst war der Hengst schneller weg als sie schauen konnte.
      Auch Parvati konnte sich am Ende unseres Trainings sehen lassen. Jojo sah sie ja schon auf einer Krönung laufen, aber dafür musste sie doch noch ein paar Punkte sammeln, ansonsten wären die ganzen Mühen umsonst, aber ich war ziemlich zuversichtlich, dass sie auch das packen würden.
      Bei den noch sehr kalten Temperaturen war das Training teilweise echt nervenaufreibend, aber sowohl Jojo als auch ihre beiden Mitarbeiterinnen standen mir mit Tat und Rat zur Seite und nahmen mir auch ab und an das ein oder andere Pferd fürs Warm- oder Abreiten ab. Das machte vor allem Zoe gerne, warum auch immer. Am Ende des Monats konnte ich zumindest fünf einwandfreie Zertifikate ausstellen und Jojo für ihre Akten reichen. Nun würde ich ein wenig Verschnaufpause haben, ehe es demnächst wieder so weiter gehen würde. Es war eben Arbeit über Arbeit.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Glæsileika eyjarinnar Ausbildungsbetrieb, Distanz E-A - © BellaS
      | 21. Februar 2016
      Seit längerem hatte ich nur noch die Pferde von Stammkunden trainiert, meist auch noch Tiere, die ich schon seit längerem im Training hatte. Heute kam allerdings ein Auftrag von einer, mir unbekannten, Adresse eingetrudelt. „Distanztraining.“ Ich überflog das Ganze nur schnell und warf es dann auf den Stapel mit Aufträgen für Mio. Ich würde ihr noch eine Liste machen müssen, da sie sich meist in Frankreich auf ihrem eigenen Gestüt aufhielt und dementsprechend selten bei uns ins Büro schaute. „Besser gleich erledigen.“, ermahnte ich mich und öffnete den Browser um eine Email zu verfassen. Vorher schaute ich allerdings noch in den Posteingang. Mio hatte mir geschrieben.

      „Sorry Bella, ich schaffe diesen Monat nichts mehr. Es wäre total lieb wenn Linn und Du euch das aufteilen könntet. Hab gerade einfach zu viel zu tun.“

      „Und wir haben immer nur Langeweile….“, hätte ich am liebsten geantwortet, verkniff es mir aber. Der erste Auftrag des Stapels war natürlich der, den ich gerade oben auf gelegt hatte. Eine Juli Mayers aus Kanada mit einer kleinen Connemarastute namens Medeia. Bis Kanada war es schon ein kleines Stück und Distanztraining für ein Anfängerpferd brauchte ein bisschen Zeit, also packte ich meine Sachen und trat die Reise an.

      Am Ziel angekommen war ich erst einmal beeindruckt. Juli Mayers Hof lag in einem Komplex aus mehreren großen Höfen. Wie viele genau konnte ich nicht sagen, aber es war in jedem Fall groß. Etwas orientierungslos stand ich auf dem Hof. Hier kannte ich mich nicht aus und so hatte ich keine Ahnung wo ich hin sollte. Schließlich wurde ich erlöst, als besagte Juli Mayers mir auf dem Hof entgegen kam. Oder zumindest hoffte ich, dass es sich bei der Person um Juli handelte. Begrüßen, vorstellen, Zimmer bekommen und beziehen und es ging an die Arbeit. Juli zeigte mir das Pferd, seine Sachen und die Anlage, dann überließ sie Medeia meiner Obhut und verschwand. Die Stute hatte bisher noch kein Training in Richtung Distanz erhalten, daher konnten wir ganz von vorne anfangen. Im ersten Teil des Trainings würde ich das Pony an das stetige ''Joggen'' gewöhnen, dann folgte ein Testritt und schließlich der relevante Distanzritt um die Stufe auf A zu erhöhen. Heute würde ich nur longieren, morgen dann das erste Mal reiten. In Gedanken war ich schon bei meinem Gästebett, den ich war kein großer Fan von längeren Reisen. Vorher kam allerdings die Arbeit mit Medeia. Ich putze sie schnell über und belegte dann den Reitplatz, da ich keinen Roundpen gefunden hatte. Trabarbeit war nun angesagt. Traben, traben, traben, auf beiden Händen, immer wieder von Pausen unterbrochen. Bisher war sie nur im springen gefördert worden, was man bemerkte. Medeia war sehr auf den Galopp fokussiert und musste nun verstehen, das ''schneller'' nicht unbedingt galoppieren hieß. Immerhin mangelte es ihr nicht an Kondition.

      Wir arbeiteten dann doch länger als ich eigentlich wollte, doch es lohnte sich. Am nächsten Morgen hatte ich schon früh angefangen und es schien, als hätte das kleine graue Tier verstanden was ich von ihr wollte. Den Vormittag blieben wir auf dem Reitplatz, gegen Abend zog es mich ein zweites Mal in den Sattel, dieses Mal ritten wir ein Stück ins Gelände. Medeia gewöhnte sich schneller an den andauernden Trab als ich für möglich gehalten hätte. Heute konnte ich allerdings nicht wirklich weit reiten, da mir meine mangelnde Ortskenntnis, die untergehende Sonne und mein Pferd einen Strich durch die Rechnung machten. Medeia wusste ganz genau in welcher Richtung es nach Hause ging und jede andere war irgendwann ein Kampf. Schließlich zwang ich sie noch um eine Kurve und trat dann doch den Weg zurück zum Hof an. Andauernde Volten und Paraden um das Pferd in die gewünschte Richtung zu bekommen waren anstrengend.

      Der Testtag brach an, der erste Distanzritt würde heute stattfinden. Von Juli war ich mit einer Karte ausgestattet worden und hatte mir meinen Weg schon ausgesucht und die Pausenpunkte festgelegt. Eigentlich konnte es losgehen, hätte ich nicht ewig gebraucht und das helle Fell der Stute von sämtlichen Mistflecken zu befreien. Irgendwann reichte es dann aber doch zum satteln, auch wenn sauber etwas anderes war. Ich führte Medeia, deren Name aus der griechischen Mythologie stammte, auf den Hof und saß auf. Medeia hatte irgendwas mit den Argonauten zu tun gehabt, aber an mehr konnte ich mich nicht erinnern. Ich kontrollierte den Puls der Stute um die Normalfrequenz ungefähr zu haben und startete meine Stoppuhr, dann ging es los. Zum warmwerden begannen wir im Schritt, dann trabte ich an. Auf die Idee leichtzutraben oder in den Entlastungssitz zu gehen kam ich gar nicht erst, das konnte kein Reiter auf Dauer durchhalten. Am ersten Pausenpunkt hatten wir noch keine Autoritätskämpfe ausfechten müssen und die Stute war noch ziemlich fit. Ich musste nicht lange warten bis ich weiter reiten konnte. Wieder ein Stück Schritt um die, während des Wartens abgekühlten, Muskeln nicht übermäßig zu strapazieren, dann ging es im Trab weiter. Ich hatte 20 Kilometer und vier Pausen eingeplant. Das war die Strecke, die man für einen Ritt mit einem ''Einsteigerpferd'' zurücklegen musste. Als die Stute auch noch nach der zweiten und dritten Pause keine lange Erholungszeit brauchte, stellte ich fest, dass der heutige Ritt wahrscheinlich reichen würde. Uns fehlte nur noch die letzte Etappe und die stellte nun auch kein Problem mehr dar. Knappe fünf Kilometer, dann waren wir bereits wieder am Hof. Wir hatten keinen der gewünschten Werte überschritten, obwohl wir nicht viel geübt hatten. §Eigentlich war ich nur zum legitimieren hier.“, sagte ich später zu Juli.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Übermut tut selten gut
      | 27. Februar 2016
      Ich hatte mich an die etwas ruhigeren Tage schon gewohnt. Wie es sich herausstellte, passierte im Winter im Kanada nämlich null komma nichts. Also wirklich gar nichts. Überhaupt nichts. Die Wege sind teilweise zu vereist, um schöne, lange Ausritte zu unternehmen und von den Temperaturen her zieht es einen auch nicht so ganz in die Welt hinaus. Wie ich von den anderen erfahren hatte, gab es auch hier Flauten – also eigentlich nur bei Elena, Gwen war auf Hundesuche. Oder war gewesen, so ganz war ich da nicht auf dem neusten Stand.

      Long story short: es war kalt, es wurde schnell dunkel und keiner hatte Bock, viel zu machen. Die Grundarbeit wurde gemacht, natürlich, aber wirklich jeder auf dem Pine Grove Stud sehnte den Frühling herbei. Ende Februar war er dann zwar noch nicht angekommen, aber die ersten Frühlingsboten zeigten sich auch bei -3°C Kälte und so hatte man dann doch etwas mehr Lust auf Arbeit.

      Oder wohl eher: ich hatte etwas mehr Lust auf Arbeit. Und ich hätte das beim Frühstück nicht so laut sagen sollen, denn prompt schob jeder, der konnte, seine täglichen Pflichten auf mich ab. So war meine erste Handlung des Tages (nach dem Frühstück, aber das gilt nicht. Immerhin wird man erst während des Frühstücks richtig wach), zusammen mit Zoe die Boxen auszumisten. Als Australierin sah man sie sogar bei doch relativ milden Minusgraden plus Sonne, die versuchte, den Schnee (der immer noch fast jede Nacht fiel) ein wenig wegzuschmelzen, nie ohne mindestens zwei Pullis, einem Hoodie und drei paar Strümpfen außerhalb des Hauses. Aber, trotz klirrender Kälte und klappernden Zähnen, hatten wir beide Ställe im Nu gemistet und während Zoe sich im Haus aufwärmen durfte, hatte ich schon mein nächste Date.

      Mein Date hatte aber vier Beine, eine Scheckung und kam schon an den Zaun getrabt, als ich noch mit gefrorenen Fingern den Strick vom Gatter löste. Seelenruhig wartete Paramour, bis ich den lockeren Knoten endlich aufbekommen hatte und das Tor öffnete.

      Wie das Kinderpony, dass er bestimmt geworden wäre, hätte er nicht schon von Anfang an in die Zucht gesollt, folgte mir der Hengst in die Stallgasse. Aufgrund der Farbe meiner Finger (rot. Knallrot.) hatte ich die Hände in die Ärmel meines Pullis versteckt und, damit er nicht so rumbaumelte, den Strick über Paramours Hals gelegt. Und so liefen wir von seiner Koppel mit Blurry in den Stall.

      Bevor ich mit dem Putzen begann, musste ich mir aber Handschuhe holen. 3 Grad minus waren zwar milder als die letzten Wochen, doch trotzdem einfach noch unter Null.
      Das Fell gestriegelt, die Mähne und der Schweif gebürstet (Flechten mit Handschuhen war, pardon, beschissen), die Hufe ausgekratzt und den Dressursattel Marke Eli auf dem Rücken machten wir uns dann eine gute halbe Stunde später auf in die Reithalle. Der Platz war mittlerweile dauergefroren, genauso wie der Roundpen, weswegen uns nur ein Stündchen in der Halle zur Verfügung stand. Also schwang ich mich so schnell wie möglich in den Sattel und los konnte es gehen.
      Das Training in den letzten Wochen hatte sich fast ausschließlich auf unsere Generation II konzentriert – Parvati und Tautou. Deswegen war ich fast überrascht, dass der Hengst trotzdem ohne Murren an den Hilfen stand und mir wieder einmal zeigte, dass Dressur eigentlich auch ganz gut war. Mittlerweile hatten wir zwar mehr Dressur- als Spring- oder gar Vielseitigkeitspferde im Stall stehen, doch für das Dressurtraining war fast ausschließlich Declan, mithilfe von Adèle, zuständig. Dementsprechend hatte ich es selbst schleifen lassen und es zur Aufgabe gemacht, Lesja die Freuden der Reiterei beizubringen.

      Nach einer Stunde ging es dann an die Rück“reise“ in den Stall und, nachdem er wieder trocken war und in einer Winterdecke eingemummelt, für Paramour wieder auf die Koppel. Mit einem herzzerreißenden Wiehern wurde er von Blurry begrüßt, als hätte der Holsteiner ihn schon ewig nicht mehr gesehen hatte anstelle von eineinhalb Stunden.
      Eine kleine Mittagspause gönnte ich mir, dann war das zweite Pferd des Tages dran. Vaffanculo hatte heute eigentlich ein bisschen mit Declan trainieren sollen, aber dank meiner großen Klappe saß ich etwa eine dreiviertel Stunde nach meinem Mittagssandwich schon im Sattel des Dunkelfuchses und versuchte, ihn wenigstens ein wenig zu zügeln. Val hatte mit am schlimmsten auf die Kälte reagiert – die ersten Tage war er nur am Bocken, jetzt äußerte sich das nur durch eine gewisse Spritzigkeit. Trotzdem alles andere als spaßig, denn ich wäre gerne sicher, dass ich nicht gleich über die Bande purzeln würde. Mit vielen Volten versuchte ich, den Hengst ein wenig runterzubekommen und auch mit vielen Übergängen wollte ich ein bisschen mehr Konzentration fordern. Es dauerte, doch mit jeder Minute wurde Val ein wenig ruhiger, konzentrierter, entspannter, sodass er am Schluss auch mal den Kopf runter und den Rücken hoch bekam. Durchaus zufrieden beendete ich das Training (wirklich Dressur war das nicht, aber für ein bisschen Lösungsarbeit war ich definitiv zu verschwitzt) und brachte auch die Rennwaffel zurück auf die Koppel.

      Die nächsten Stunden waren vollgestopft mit „Juli, könntest du mal -?“ und „ich brauch dich hier mal kurz“ und ich hatte wohl noch nie so sehr etwas bereut wie meine Aussage morgen früh. Um halb fünf, als die mittlerweile hinter den Wolken verschwundene Sonne sich langsam in den Wald hinter dem Hengsttrakt versteckte, wäre ich am liebsten ins Bett gefallen und erst morgen Mittag wieder aufgewacht. Stattdessen standen noch zwei Pferde auf meiner Liste und naja, meine Stunden waren begrenzt.
      Während ich gerade überlegte, ob ich Medeia und Long Island Icetea wohl problemlos zusammen in die Halle schmeißen und sie dort ein wenig laufen lassen konnte, setzte sich Lesja neben mich in Reitattire.

      „Ich bin bereit,“ sagte er nur und grinste mich dann breit an.

      Auf die Frage, ob er denn mit einem schreckhaften oder sturen Pferd besser klar kommen würde, riss er die Augen weit auf. Und etwa eine Stunde später trabte er ohne vorherige Angstzustände wie bei unserer letzten Runde um den Hof weit vor mir auf der grauen Connemarastute. Icetea hatte schwer zu tun, um Medi hinterher zu kommen, doch letzten Endes war es die Nase der braunen Stute, die den Hof schneller wieder erreichte. Das lag aber eher daran, dass Medeia auf der Zielgeraden ihren Ponydickkopf zeigte und einfach stehen geblieben war. Wie der gute Gewinner, der ich war, wartete ich auf die Nachzügler und begann erst dann, Lesja die Zunge rauszustrecken.

      Für die Abendfütterung waren dann Zoe und Declan dran, während Adèle, Lesja und ich es uns auf dem Sofa mit einer warmen Suppe und den Hunden bequem machen konnten.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Frühlingsgefühle
      | 29. März 2016
      „Lesja, wir brauchen keinen dritten Hund.“

      „Aber guck, der hat so einen süßen Punkt auf der Nase!“

      „Ein Windhund auf einem Gestüt ist doch ziemlich fehl am Platz, meinst du nicht auch?“

      „Wir müssen einfach nur das Grundstück einzäunen und … ihm beibringen die Pferde nicht anzugehen?“

      „Nein.“

      „Aber jetzt guck doch mal –“ sprachs und schob mir das Tablet über die Frühstückstheke. Auf dem Bildschirm tollte eine Horde vor allem weißer Welpen (die trotzdem wohl fast eineinhalb mal so groß waren wie Ella oder Khaleesi) mit komischen Schnauzen über ein Areal, dass wohl so groß war wie eine unserer Stutenweiden. Selbst für tapsige Welpen sahen die Tiere doch schon mehr als anmutig aus, wenn auch etwas seltsam und … pferdeähnlich.

      „Die wurden gezüchtet für den russischen Hochadel,“ begann Lesja wieder und ich wusste, dass es in einem halbstündigen Wikipedia-Seiten-Vortrag enden würde, deswegen schloss ich das Video mit einem Seufzen und sperrte das Tablet. „Wir sind weder in Russland noch sind wir Hochadel.“

      „Aber wir würden so aussehen.“

      „Sag mal, hast du eigentlich nichts anderes zu tun?“ fragte ich. Abrupte Themenwechsel waren meine Spezialität. Und ich konnte Lesja damit immer ein schlechtes Gewissen einreden; zum einen, weil er mich von der Arbeit abhielt und zum anderen, weil er selbst nichts machte außer Hundevideos anzuschauen.
      Grummelnd rutschte er vom Barhocker und machte sich, Khaleesi an seinen Füßen hängend, auf den Weg nach draußen.

      ***

      Mittlerweile war Lesja nämlich soweit, dass ich ihn guten Gewissens auf Painted Blur ließ. Es hätte eigentlich von Anfang an sein sollen, aber Blurry war mein Baby und Bucky war absolut ungeeignet für einen Anfänger. Nach langem Überlegen arbeiteten jetzt sowohl Lesja als auch Declan mit dem Hengst, damit ersterer sicher wurde und letzterer Turniere mit ihm starten konnte. Durch die Doppelbelastung war auch der Winterspeck schneller geschmolzen und das Winterfell war schneller verschwunden.

      Apropos Winterfell – ich würde gerne sagen, dass der Frühling langsam einkehrte, aber im Vergleich zu anderen, etwas südlicher gelegeneren Ländern, war es doch noch ziemlich frisch mit knapp 7°C. Das einzige, woran man erkannte, dass es (Zitat Mama) „nauswärts“ ging, war das Verhalten der Pferde. Erst gestern waren Chepa und Parvati wie zwei Osterhasen über die Koppel gehüpft, und Tautou war davon fast kirre geworden. Das Ergebnis waren zwei Osterhasen und ein aufgebrachtes Pony, das mit aufgestelltem Schweif und langen Schritten am Zaun auf und ab trabte. Die restliche Herde ließ sich davon nicht beirren, aber ich hatte eigentlich darauf gewartet, dass Tatze ein Loch im Zaun suchen würde und wir dann auf Pferdesuche in der Dämmerung gehen hätten müssen. Stattdessen war das Spektakel nach etwa einer halben Stunde vorbei – zum Glück.

      Zoe, die mit Tautou in letzter Zeit vermehrt auf Turnieren gestartet war, hatte das Verhalten auch im Training gemerkt. Mittlerweile war jeden Tag der Longierzirkel vor, weil jemand sein Pferd vor dem Reiten lieber ein paar Runden rennen ließ, ehe man sich darauf wagte. Selbst Medeia, deren Sturkopf in den letzten Monaten gar nicht so durchgekommen war, war wieder ihr altes Selbst, weswegen Zoe vor wenigen Tagen einen ungraziösen Abgang vor einem Naturhindernis auf der Geländestrecke gemacht hatte. Glücklicherweise war nichts passiert bis auf ein paar Schürfwunden und hartnäckigen Matschflecken, und auch Medi war seelenruhig stehen geblieben und hatte nach Gras gesucht – aber es war doch ein bisschen unerwartet gekommen.

      Bei den Hengsten war es schwer zu sagen, ob sich das Wetter auf ihre Gemütslage auswirkte. Paramour und Quixoticelixer waren die gewohnten Ruhepole, vielleicht bei der Arbeit einen Ticken unkonzentrierter aber längst nicht so auffällig wie Vaffanculo, Muraco und Capulet. Vor allem bei Cap hatten wir gehofft, dass er vielleicht ein bisschen ruhiger werden würde, doch letztes Wochenende hatte er es sogar geschafft, Joline mehrmals während einer Trainingseinheit in den Sand zu setzen. Nach dem dritten Mal verließ diese dann die Lust und stattdessen ließ sie ihn noch ein wenig beim Freilaufen ausspinnen. Mit Val hatte ich mehr als alle Hände voll zu tun; trotz dass er zusammen mit Quixo auf der Koppel stand kam er mir als besonders unausgelastet vor. Also musste ich zusammen mit Zoe und Declan einen Trainingsplan erstellen, bei dem der Dunkelfuchs keine Chance hatte, sich zu langweilen. Täglich ging es jetzt entweder ins Gelände – meist mit Lesja oder Adèle – oder in die Halle, selten auch auf den Platz. Dressur, Springen, Bodenarbeit, Zirkustricks, alles Mögliche wurde mit ihm unternommen.

      Zu den hormongebeutelten „großen“ Pferden kamen dann noch die Youngsters dazu, wobei ich das Gefühl hatte, dass die gar nicht so schrecklich waren. Von Gwen kam noch keine Beschwerde über Paccos Verhalten in meiner Abwesenheit, und auch Cíola und Long Island Icetea hatten sich noch keine Macken von den Lewitzern in der Herde abgeguckt. Eistee befand sich im Aufbautraining mit Declan. Zwar sollte sie später auch gut und gern Turniere gehen, aber die Grundausbildung war in erster Linie wichtiger. Eine gute Dehnungshaltung, keine Flausen im Kopf – sie war durchaus vielversprechend. Auch mit Cíola ging es langsam los. Einfache Kommandos hatten wir ihr schon beigebracht, jetzt ging es darum, die Kommandos auch umzusetzen. Mit Adèle zusammen hatte die junge Stute schon die ein oder andere Longiereinheit hinter sich und zeigte, dass sie ein schneller Lerner war.

      Und dann wäre da noch Bucky. Von ihr hatte ich eigentlich erwartet, dass sie noch viel mehr … mehr sein würde. Schon vor dem Frühling war öfters mal der ein oder andere Buckler dabei, der manchmal aber auch auf meine Kappe ging. Trotzdem hatte ich gedacht, dass der Frühling sie noch bockiger machen würde, doch irgendwie schien das genaue Gegenteil eingetreten zu sein. Die Ohren waren die meiste Zeit nach wie vor nach hinten gestellt, aber anstatt gleich dicht zu machen, als ich ihr die Beine bandagierte und in die Halle führte – man könnte ja von ihr erwarten, dass man ein bisschen Dressur macht! – kaute sie gleich von Anfang an schön ab und streckte sich nach vorne unten. Declan, der Parvati gerade auf dem dritten Hufschlag abritt, pfiff anerkennend durch die Zähne.

      „Wenn ich sie nicht kennen würde...“ scherzte er.

      „Als ob,“ murmelte ich und verdrehte die Augen. Kurz darauf verließ Declan aber die Halle und ich konnte das Training ungestört fortsetzen. So war mir das eh lieber.

      ***

      Die Abendfütterung fiel auf Adèle und Declan, also saßen wir zu dritt an der Frühstückstheke. Lesja, der anscheinend kein anderes Thema mehr hatte außer Hund und Hochadel (Zaren, Jojo. Nicht nur Hochadel, sondern Zaren!), war drauf und dran, auch Zoe für ein pferdeähnliches Hundegetier zu begeistern. Während ich trotzig in meinen Rigatoni stocherte, sahen die anderen beiden sich Videos über Videos an. Auf mein „Eure Nudeln werden kalt, die muss ich leider essen,“ reagierten sie gar nicht, also schob ich meinen leeren Teller von mir und nahm mir Zoes vor. Solang die beiden auch noch in den Tiefen Youtubes verschwunden waren, nutzte ich die Zeit und das heiße Wasser, ehe ich in aller Ruhe meinen Schrank neu sortierte.

      Laut, vor allem durch Ellas Bellen und Winseln, kamen dann auch Adèle und Declan zum Abendessen. Ich hatte gerade mit den Oberteilen angefangen (und davor hatte ich meinen Schrank angestarrt), aber das konnte ja bis morgen warten.

      Doch als ich in die Küche kam, schien es, als würde Lesja seine Mission weiterführen. Zoe stand am Kühlschrank mit einem breiten Grinsen und verschränkten Armen und sowohl Adèle als auch Declan waren mit staunenden Gesichtern über den Bildschirm gebeugt. Sogar Declan sah begeistert aus.

      „Leute,“ jammerte ich, „wir können uns doch keinen Windhund holen.“

      Als Antwort bekam ich ein lautes „PSCH!“ im Chor und Lesja, der mich triumphierend angrinste.

      Wenigstens ließ sich nicht leugnen, dass wir ein gutes Gemeinschaftsgefühl entwickelt hatten.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Slice of Life
      | 23. April 2016
      Wackeln. Erst gleißendes Licht; eine weiße Fläche wird schließlich zu einer Herdplatte, daneben liegengebliebenes Geschirr, eine Pfanne, Besteck. Geklappere im Hintergrund.

      Die Kamera schwenkt, zeigt plötzlich drei Figuren an einer Frühstückstheke, zwei junge Frauen, ein junger Mann. Der Mann sieht in die Kamera mit zusammengezogenen Augenbrauen, schließlich visiert er einen Punkt hinter dem Objektiv an.

      „Zoe, was soll das werden?“ fragt er schließlich.

      Die Kamera wackelt leicht, dann eine weibliche Stimme aus dem Off: „Ein Video für unseren Channel!“

      Die Blondie sieht nun ebenfalls in die Richtung, in die der Mann eben geguckt hat. „Welcher Channel?“ kommt von ihr, doch ihr Gesichtsausdruck bleibt freundlich, fast schon neutral. Die Brünette, die ein Telefon an ihr Ohr hält, schickt nur einen genervten Blick in Richtung Kamera, dann steht sie auf und läuft aus der offenen Küche in ein kleines Zimmer und knallt die Tür zu.

      Sowohl der Mann als auch die Blondine sehen ihr nach, dann wenden sie sich wieder der Kamera zu. Die Stimme aus dem Off seufzt, ignoriert die vorher gestellte Frage aber komplett. „Ihr seid langweilig. Das soll Entertainment sein! Ein slice of life!“

      Der Mann zieht eine Augenbraue hoch. „Ein Leben auf einem Gestüt ist vielleicht einfach nicht spannend?“ sagt er trocken, worauf die Blondine etwas lächelt. „Vor allem nicht um halb acht morgens,“ fügt sie hinzu.

      Noch ein Seufzer aus dem Off, diesmal ein wenig wehleidiger. „Dann such ich lieber die Hunde. Die sehen vor der Kamera wenigstens gut aus.“

      Schnitt.

      xxx

      Strahlend blauer Himmel, mit ein paar Schäfchenwolken, ist zu sehen. Langsam schwenkt die Kamera nach unten, zeigt Gebäude mit Paddocks, weiße Zäune. Man hört ein Schnuffeln, ein kleines Wuff, dann kommen zwei Hunde in Sicht; ein weißgrauer, etwas zotteliger, und schließlich eine kleine, gefleckte Bulldogge.

      Der Zottel steht einige Meter entfernt auf Pflaster, wackelt mit dem Schwanz. Im Maul trägt er einen gelben Tennisball, und sobald jemand hinter der Kamera mit der Zunge schnalzt, kommt er angerannt und lässt den Tennisball fallen. Die Bulldogge hingegen liegt quer über ein Paar Beine in dunklen Jeans, lässt sich den Bauch kraulen und grunzt dabei.
      Nach ein paar Mal Hin- und Her rennen lässt sich auch der Zottel neben den Beinen nieder und hechelt.

      Schließlich hört man ein Knirschgeräusch, wie Schuhe auf Kies. Eine tiefe Stimme räuspert sich. „Sag mal, hast du nichts zu tun?“

      Blende.

      xxx

      Das Bild ist stabil, an beiden Seiten sieht man einen Zaun, der ein Grasstück umgibt. Im Vordergrund grasen zwei gescheckte Ponys, im Hintergrund sieht man einen Mist Boy.
      Von links kommt ein rundliches Gesicht ins Bild, den Blick schräg über die Kamera gerichtet. Rote Locken stehen in alle Richtungen ab, die Wangen sind gerötet. Schließlich sieht die Frau in die Kamera, winkt kurz. „So,“ sagt sie schließlich, etwas leise, und räuspert sich. „Hier sind wir auf der Koppel von Paramour,“ sie dreht sich kurz um, zeigt auf den Braunschecken, der in ihre Richtung sieht, „uund Muraco.“ Das andere Pony, der Rappschecke, lässt sich nicht vom Grasen abbringen, nicht einmal, wenn die Frau auf ihn einredet. Nur kurz hebt er den Kopf, zeigt ein stahlblaues Auge und angelegte Ohren.

      „Zoe, pack die Kamera weg und mach deine Arbeit!“ kommt die tiefe Stimme aus der letzten Szene, diesmal weiter weg. Die Frau lässt schließlich von dem weniger interessierten Pony ab und stiefelt zurück zur Kamera, immer näher kommend. Die Kamera wackelt kurz, dann wird das Bild schwarz.

      Schnitt.

      xxx

      Man sieht eine Stallgasse, hell, mit Boxen auf beiden Seiten und einer rostroten Schubkarre vor einer offenen Box geparkt. Im Hintergrund läuft leise Musik.
      Die Kamera bewegt sich auf die Schubkarre zu, jemand summt das Lied mit. Die Schritte hallen laut und es ist erst ruhig, als die Kamera plötzlich stehen bleibt und das Innenleben einer Box zeigt. Der Mann von der Frühstückstheke stößt die Mistgabel in das alte Stroh und bemerkt die Kamera erst, als er aufsieht.
      „Lesja, sag hallo!“ hört man schließlich die Kamerafrau sagen.

      Der Mann guckt erschrocken auf, dann verdreht er seine eben noch weit aufgerissenen Augen. „Langsam denke ich, du bist als Paparazzi in L.A. besser aufgehoben als hier,“ murmelt er schließlich, aber er grinst ein wenig und marschiert unbeirrt auf die Schubkarre zu. Dabei kommt er nahe an die Kamera, für wenige Momente sieht man nur ein Close Up seines Gesichtes, ehe er wieder in die Box geht.

      „Komm schon, sag hallo,“ quengelt die Stimme im Off.

      Mit einem gespielt genervten Gesichtsausdruck sieht der Mann wieder von seiner Arbeit auf, setzt ein gefaktes Lächeln auf und visiert einen Punkt direkt über der Kamera an. Dabei hebt er die Hand und kurz darauf ist seine Hand nur noch verpixelt.

      „Ach komm schon, jetzt muss ich das zensieren,“ jammert es hinter der Kamera.

      Der Mann sticht wieder ins Stroh, transportiert es zur Schubkarre und geht zurück. Noch während sein Rücken der Kamera zugewandt ist, fragt er: „Hast du eigentlich so viel Freizeit, dass du uns alle stalken kannst?“

      „Oh gott,“ kommt es schließlich wieder von hinter der Kamera. „Sag es nicht Declan, okay?“
      Der Mann dreht sich wieder um, mimt einen Reißverschluss vor seinen Lippen und wendet sich seiner Arbeit wieder zu.

      Schnitt.

      xxx

      Das Bild wackelt, man sieht je eine Stiefelspitze auf Sand, während der Kameramann läuft. Von etwas weiter weg hört man Zungenschnalzen, laut, mehrfach hintereinander. Die Kamera wackelt noch mehr, schließlich sieht man die Frau mit den roten Haaren, hinter ihr ein weißer Zaun mit Buchstaben auf Schildern und eine Hecke.

      „So –“ beginnt sie, wird daraufhin aber sofort wieder von der anderen Stimme unterbrochen.
      „Komm! Auf, los –“ Daraufhin wieder Zungenschnalzen. Die Frau mit den roten Haaren beobachtet etwas, was sich hinter der Kamera abspielt, dann grinst sie. Man hört das dumpfe Geräusch von Huf auf Körper.

      „Das hast du jetzt nicht gefilmt oder was?“ fragt die Stimme, etwas genervt. „Das glaubt uns doch keiner!“

      Die Frau seufzt daraufhin, sieht aber wieder direkt in die Kamera. „Wir lassen gerade Capulet und Quixoticelixer ein bisschen laufen und –“

      „Kriegst du Geld dafür wenn du jedes Pferd mit seinem Zuchtnamen anredest? Zahlt Youtube da extra?!“

      Kurz sieht die Frau etwas verwirrt, dann fährt sie fort. „Cap und Q dann eben, Jeez – wir lassen sie ein bisschen Stress abbauen und –“ Das Bild wackelt, schließlich sieht man zwei Ponys im Trab über einen Platz flitzen. Das helle Pony hängt dem Fuchs dicht an den Fersen, wagt es, ab und an in die Flanken zu beißen und kassiert davor angedeutetes Ausschlagen und auch mal den ein oder anderen Tritt. Ab und zu sieht man die Brünette vom Frühstücken ins Bild rennen, wie sie den beiden Ponys hinterher rennt und dabei in die Hände klatscht. Nach ein paar Galoppphasen fallen beide Pferde in den Schritt und laufen nebeneinander her, als wäre nichts gewesen.

      „So hab ich Cap schon lange nicht mehr gesehen,“ sagt die Brünette, die Hände in die Hüften gestemmt.

      „Und ich hab dich schon lang nicht mehr so außer Atem gesehen,“ kommentiert die Stimme hinter der Kamera. „Ich glaub, dir tut ein bisschen Fitness etwas gut.“ Währenddessen kam das Bild der Brünetten immer näher, bis sie mit einer einfachen Handbewegung das Objektiv abdeckt. Die Kamera wackelt kurz.

      Schnitt.

      xxx

      Ein schwarzweißes Pferd trabt locker flockig in einem Kreis. Am Kopf trägt es einen Kappzaum, daran ist eine Longe eingehängt. In der Mitte des Zirkels steht die Blondine und läuft ihren eigenen kleinen Zirkel. Dann ändert sie ihre Körperstellung, stellt sich fast quer zum Pferd, woraufhin dieses in den Schritt fällt.

      Der Blick der Blondine fällt schließlich kurz in Richtung der Kamera, dann konzentriert sie sich wieder auf ihren Schützling. „Das musst du rausschneiden,“ scherzt sie, „wir können nicht einfach unsere Geheimwaffe im Internet zeigen.“

      Die Kamera zoomt auf den Kopf des Scheckens, der ruhig blinzelt und schließlich stehen bleibt. „Adèle, du musst den Namen sagen. Sonst weiß niemand, wie unsere Geheimwaffe heißt!“
      „Sag’s doch selber,“ kommt darauf und das Pony tritt wieder an. Daraufhin wackelt das Bild, man sieht die Frau mit den roten Haaren. Sie guckt ein wenig irritiert, dann grinst sie. „Das war Cíola und wenn wir ihr noch ein paar Jahre geben, dann wird sie jedes Warmblut aus dem Rennen schicken.“ Die Kamera schwenkt wieder auf das Pony, das sich jetzt im Schritt nach unten streckt.

      Vom Inneren des Zirkels hört man: „Aus dem Rennen schicken? Wirklich?“

      Schnitt.

      xxx

      Die Kamera befindet sich auf einer Tribüne einer Reithalle. In der Bahn sieht man ein dunkles Pferd mit federnden Schritten unter seinem blonden Reiter. Man erkennt nicht viel, die Kamera schwenkt auf den Mensch hinter ihr um.

      Die Frau mit den roten Haaren sitzt allein auf der Tribüne mit vollgestopften Backen. Eine Weile kaut sie, sieht dabei neben der Kamera vorbei, ehe sie zum sprechen kommt.
      „Während andere Menschen Mittag machen,“ meint sie und schluckt dann hinunter, „machen Declan und Vaffanculo Dressur.“ In einem Fakeflüstern schließlich: „Bunch’a workaholics, wenn ihr mich fragt.“

      Es ertönt ein dünnes, kaum hörbares „Das hab ich gehört!“, dann grinst die Frau und das Bild wird schwarz.

      Schnitt.


      Das Bild ist durch und durch grün; dann stellt sich der Fokus ein und man erkennt einzelne Grashalme. Während die Kamera richtig positioniert wird, sieht man wieder einen weißen Zaun, der sich diesmal bis außerhalb des Bildausschnittes erstreckt. Auf die Kamera zu kommen zwei Ponys, einmal weiß, einmal weiß-braun gescheckt.

      „Hier haben wir Chepa und Medeia, oder, wie ich sie nenne, die Bosses,“ sagt die Stimme im Off, fast ein wenig stolz. Die beiden Ponys bleiben in sicherer Entfernung stehen und erinnern doch ein wenig an Kühe, die neugierige Zuschauer am Zaun aus sicherer Distanz beobachten.

      Das Bild wird dunkler.

      Blende.

      xxx

      Die Sonne ist längst nicht mehr ganz so gleißend, doch das Bild muss sich erst einmal abdunkeln, während man die Landschaft erahnen kann.
      Man sieht in der Ferne ein Reiter-Pferd-Gespann über ein Naturhindernis springen, ehe sie näher kommen. Das Pferd ist dunkelbraun und, als es mit einer kleinen Reiterin mit rötlichen Locken vorbeirauscht, extrem fokussiert, ehe es ohne zu Zögern über einen kleinen Bach springt.

      Das Bild wackelt. „Äh – meine Güte, wie macht Zoe das – also das war auf jeden Fall Tautou,“, sagt eine andere Stimme, dann schwenkt die Kamera nach unten und zeigt ein hellbraun-weißes Pferd, das entspannt mit den Ohren spielt, obwohl gerade ein Artgenosse in einem Affenzahn an ihm vorbeigerauscht war. „Und das hier ist Parvati, die nicht so gern über Hindernisse geht aber –“ Räuspern. „Einer muss ja am Rand stehen und filmen, nicht wahr?“ Eine Hand mit schwarzen Handschuhen tätschelt den gescheckten Hals, das Pony schnaubt gelassen.
      Schnitt.

      xxx

      Die Reithalle, diesmal auf gleicher Ebene wie die Bahn. In der Mitte steht ein Mann mit blonden Haaren, während der Mann vom Frühstück auf einem großen Rappen sitzt und ein wenig verloren aussieht. Von dem Blonden kommen Anweisungen, die jedoch nicht auszumachen sind.
      Außer eine. „Zoe, weg mit der Kamera.“

      Daraufhin, unter gegrummelten Protest, wird die Kamera gesenkt und man sieht nun zwei Stiefelspitzen. „Lesja kriegt Reitstunden auf Painted Blur,“ flüstert die Stimme aus dem Off. „Aber das darf man nicht filmen weil Declan mir sonst die Kamera mit seiner bloßen Hand zerquetschen könnte.“

      Die Kamera dreht sich, man hört und sieht Schritte. „Gucken wir mal lieber, was Adèle macht.“

      Schnitt.

      xxx

      „Das ist mein absoluter Lieblingspart,“ sagt die Frau mit den roten Haaren, während sie auf etwas kaut. Sie guckt ernst in die Kamera, dann schließlich darüber hinweg. Hinter ihr sieht man die Szene der Küche des Morgens. „Adèle kocht und da keiner da ist, bin ich die einzige, die probieren darf,“ vollendet sie schließlich den Satz, dann schwenkt die Kamera und man sieht die Blondine von hinten beim Salat putzen.

      „Sag mal,“ kommt die Stimme hinter der Kamera, „was hast du eigentlich gemacht?“

      „Mich von dir versteckt,“ antwortet die Blondine und zerrupft einzelne Blätter. Eine Pause, dann seufzt sie und dreht sich schließlich zur Kamera um, sieht darüber hinweg. „Cìola hast du ja mitgekriegt, danach war ich mit Icetea –“

      „Voller Name, bitte.“

      Die Blondie ignoriert das. „Danach war ich mit Icetea eine Runde um die Höfe und jetzt werde ich von dir belagert.“

      Man hört ein Geräusch hinter der Kamera, ein Mix aus Seufzen und Quengeln. „Komm schon, wir müssen doch wissen, von wem du redest!“

      „Wenn’s dir so wichtig ist, sag’s doch selber.“ Die Blondine dreht sich wieder um und widmet sich dem Salat.

      „Aber wie blöd kommt das denn, wenn ich aus dem Nichts jetzt Long Island Icetea sage,“ murmelt die Kamerafrau.

      „Du hast es gerade getan,“ ist die monotone Antwort, dann sieht die Blondine über ihre Schulter. „Komm schon, du kannst mir wenigstens helfen.“


      Geringelte Socken, dann ein gedeckter Tisch mit Schalen in sämtlichen Größen. Aus manchen steigt Dampf auf. Als die Kamera ein wenig hinauszoomt, sieht man schließlich Menschen um den Tisch sitzen, die sich angeregt miteinander unterhalten und lachen. Keinen interessiert die Kamera.

      Schwarz. Schnitt.


      Man hört Hufgeklapper und knirschende Schritte bevor man etwas sieht. Das Licht ist dämmrig und man erkennt erst wirklich etwas, als die Kamera im Stall angelangt ist. Vor der Kamera läuft ein großes, braunes Pferd, davor die Brünette.

      „Juli, du musst Bucky noch vorstellen,“ hört man aus dem Off.

      „Das sollte mittlerweile dein Spezialgebiet sein,“ kommt es daraufhin trocken von der Brünetten. Seufzen hinter der Kamera; der Braune wird in seine Box geführt und stürzt sich daraufhin auf das Futter im Trog. Die Brünette hängt das Halfter an die Boxentür.

      „Juli –“ quengelt es hinter der Kamera. Die Brünette streckt als Antwort nur ihre linke Hand nach oben, und kurz darauf ist sie verpixelt.
      „Hör auf dich mit Lesja abzusprechen, das ist uncool. Ihr macht mir unnötige Arbeit!“

      Die Brünette senkt die Hand wieder, rollt mit den Augen. „Das war Bucky und das war es jetzt mit diesem Video. Okay?“

      „Aber –“

      Schwarz. Schnitt.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      WHT Ausbildungsbetrieb, Military A-L - © Gwen
      | 24. April 2016
      „Wenn ich schon dabei bin, hast du auch einen Wunsch für diesen Monat?“, fragte ich Jojo, welche direkt aufsah und unschuldig grinste. „Also wenn du so fragst… Medeia? Military?“ und schon war der Rest des Monats auch voll. Das Schöne war, ich konnte es direkt mit Tavasz‘ Training kombinieren und hatte eine kluge Ausrede für Eli, wieso ihre Rappstute unbedingt ins Gelände musste. Im Frühjahr war ich ja immer besonders scharf auf das Geländetraining, es machte gerade dann am meisten Spaß.
      Zwei Pferde und ein Reiter waren allerdings doof, aus diesem Grund wollte ich Reitlehrer für Jojo spielen. Damit hatte sie natürlich nicht gerechnet und grummelte erst einmal rum, dass sie eigentlich keine Lust auf Arbeit hatte. Trotzdem stand sie dann pünktlich 10 Uhr an der Geländestrecke von Townsend Acres und unter ihr hatte sie auch eine hoch motivierte Medeia, die schon ganz zappelig war, nachdem sie die Hindernisse gesehen hatte.
      Ich saß auf Tavasz, welche für die kommende Woche eine Gastbox auf TSA bezog, irgendwie war das ja inzwischen fast ihr zweites Zuhause. Da Eli die Stute aber bald auf eine Krönung schicken wollte, fand ich es wichtig, dass sie vorher noch einmal ein bisschen trainiert wurde, das gab immerhin Pluspunkte! Und die konnte man immer gebrauchen. Bei Jojo war es mehr der Grund, dass Medeia als spätere Zuchtstute gute Qualifikationen aufzuweisen hatte, als dass sie es unbedingt noch brauchte.
      „Gweeen!“, riss Jojo mich plötzlich unsanft aus den Gedanken und zog genervt eine Augenbraue hoch. „Ist ja schon gut!“, murmelte ich und ließ die Pferde aufwärmen. Danach gingen wir erst einmal über die kleineren Hindernisse, welche den Rasenplatz vor der Geländestrecke zierten. Für Tavasz war das alles noch komplett neu, aber da die Stute bei alles und jeden cool war, war es ihr nicht wichtig, ob sie nun über bunte Stangen oder Baumstämme sprang, sie sprang eben.
      Medeia war da schon erfahrener, beschäftigte Jojo dafür aber auch zur Genüge. Ich gab ihr zwischendurch immer Tipps, wie sie ihre Stute besser regulieren konnte, ohne dass sie großartig ins Diskutieren mit dem Pferd kam. Das klappte auch ganz gut und zumindest für Medeia ging es heute schon auf die Strecke, Tavasz hatte noch Schonfrist, aber so konnte ich Jojo wenigstens auch zu 100% anleiten.
      Am kommenden Tag ritt ich mit Tavasz wieder einige Geländesprünge auf der ebenen Wiese, ehe ich eine Stunde später für heute Jojos Rolle übernahm und Medeia durch die Geländestrecke sprang. Wie immer war sie sehr routiniert und auch etwas übermütig, aber sie ließ sich gut regulieren und war geistig anwesend, das war das wichtigste. Für Medeia reichte es mit einem Durchlauf aber auch, zwar war das erst der A-Parcours, aber man sollte es ja bekanntlich nicht übertreiben.
      Tavasz gewöhnte ich in der Woche an alle möglichen Hindernisse und teilte den Parcours in Etappen die ich Tag für Tag durchnahm und die Hindernisse wirklich gründlich mit ihr studierte und ordentlich anritt, ehe wir den Parcours einmal im kompletten Durchlauf nahmen. Bei Medeia sah das anders aus, denn die sprang in jeder Trainingseinheit den Parcours einmal und dann arbeiteten wir noch an unseren Schwachstellen.
      Am Ende des Trainings waren beide Stuten im Gelände sehr sicher und sprangen gut und klar über die jeweiligen Hindernisse. Medeia schon auf L-Niveau und Tavasz immerhin schon auf A-Niveau. Beides konnte sich sehen lassen und da wir auch immer passend gekleidet ausgestatten waren, hatte auch Elena nichts zu beanstanden, sondern war ganz zufrieden.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Turnierwochenende
      | 29. Juni 2016
      „Jojo – ich weiß du bist Fahrer und es ist früh und wir sollten eigentlich die Klappe halten. Aber wie oft willst du noch Back to Black anhören? Bis wir da sind?“
      Ich warf Zoe einen kurzen Seitenblick über den schlafenden Declan zu, dann hielt ich meinen Finger auf die Zurück-Taste des CD-Spielers. Bis wir wieder bei Track 1 waren. Bis Rehab die kleine Fahrerkabine wieder füllte. Zoe stöhnte auf und wenn ich das Geräusch richtig deutete, schlug sie auch ihren Kopf gegen die Fensterscheibe. Zwischen uns schnarchte Declan laut auf.
      Und wir hatten immer noch zweieinhalb Stunden Fahrt vor uns.
      ***
      Der Sommer hatte Kanada auch langsam erreicht – was wieder einmal bedeutete, dass Miss ‘Straya die einzige war, die irgendwie funktionierte. Sie war auch die einzige, die sich freiwillig dafür gemeldet hatte, an diesem Wochenende mit den Pferden irgendwelche Turniere zu bestreiten – der Rest des Teams hatte dankend abgelehnt. Außer ich natürlich, denn schließlich war ich loyal und wollte Zoe das nicht allein durchstehen lassen. Nett war es auch, dass Declan uns auch noch begleitete (ich hatte ihn natürlich nicht dazu gezwungen. Das wäre ja fies gewesen!).
      Dass ich schließlich mit Parvati eine Vielseitigkeit nannte schob ich auf einen unerklärlichen Motivationsschub, der mich buchstäblich übermannte. Jetzt durfte ich bei 26°C in einem langärmeligen, schwarzen Polyesterjackett in einem Viereck herumhüpfen. Hatte ich schon erwähnt, dass Vergangenheits-Ich nicht gerade die Netteste ist?
      Aber gut, da mussten wir jetzt durch. Und vielleicht hatte wenigstens Zoe das Glück, dass es während ihrer Prüfung vielleicht schon etwas abgekühlt hatte. Und wenn nicht kam Abkühlung von unten; zusammen mit Medeia bestritt sie ein Geländespringen auf L-Level – happig, aber eigentlich machbar.
      Auf dem Turniergelände außerhalb von Winnipeg angekommen – wirklich angekommen – gab es für Parvati und Medeia erst einmal Wasser und frisches Gras. Wir waren gut durchgekommen; es war etwa neun und ich konnte in aller Ruhe frühstücken und Declan beim Einzäunen zuschauen, während Zoe das ganze Organisatorische erledigte. Nachdem die Breze vernichtet war, erreichten mich die ersten Snaps und Selfies vom Hof. Lesja, umrandet von Chepa und Tautou, die beide versuchten, eine Möhre zu bekommen, die er zwischen die Lippen gesteckt hatte. Eine grasende Bucky, im unteren Bildrand erkannte man Adèles türkislackierte Fußnägel. Eigentlich hätte ich etwas zurückschreiben oder -schicken wollen, aber gerade, als ich Whatsapp geöffnet hatte, kam Zoe und der Ernst des Lebens begann.
      Während Zoe und Declan noch einmal über Parvati drüber bürsteten und auch guckten, dass ihr Sattel keinen Schaden davon getragen hatte, flocht ich mir die Haare zurück und schlüpfte unter akrobatischen Verrenkungen im Fahrerhaus in meine weiße Reithose und debattierte dann geschlagene drei Minuten mit mir selbst, ob ich es moralisch unterstützen konnte, ohne Jackett abzureiten. Wirklich gut stand mir die Turnierbluse mit T-Shirt-Ärmeln nicht, aber dafür sah Parvati umso besser aus.
      Aber es ist nicht alles Gold was glänzt. Der Abreiteplatz war vollgepackt und jedes Pony, das uns einen Zentimeter zu nahe kam, brachte die Stute unter mir komplett aus dem Konzept. Wir hatten eigentlich schon Dressurturniere auf höherem Niveau bestritten und hatten auch schon das ein oder andere Mal eine Schleife mit nach Hause gebracht. Trotzdem lief die Prüfung ziemlich desaströs – vor jedem etwas ungewöhnlichen Geräusch hüpfte Parvati davon, ließ sich kaum versammeln und scheute sogar einmal. Ein guter Turnierstart war das auf keinen Fall. Dementsprechend fiel dann auch die Wertung aus – und das in der Disziplin, die der kleinen Scheckstute eigentlich bisher am leichtesten gefallen war.
      Declan meinte, das würde alles an der Hitze liegen. Pferde seien keine Tiere der Wärme und Hitze, da war es nur natürlich, dass Zeug schief lief. Das munterte mich zwar ein wenig auf – Declan war der Typ Mensch der einem sagte, wenn man etwas falsch gemacht hatte, vor allem, wenn Pferde im Spiel waren – aber große Hoffnung für Zoes Prüfung hatte ich trotzdem nicht. Wieso sollte meine miserable Leistung sich denn nicht auf sie übertragen? Das war doch total logisch! Diese Theorie wurde dann auch bestätigt, als Zoe mit Medeia den 8. Platz holte. Keine ganz so große Blamage wie mein Auftritt, aber auch kein Platz auf dem Treppchen. Mehr oder minder erfolgreich ging dann der erste Turniertag zu Ende – und ich hatte schon fast vergessen, wie schlecht man in einem Pferdetransporter/Wohnwagen schlief.
      Der zweite Turniertag erschien dann von Anfang an als noch schlechter. Es war stickig, schwül – man hätte die Luft meinem Buttermesser zerschneiden können. Parvati und Medeia hatten sich unter das Vordach verkrochen und es tat mir fast leid, als ich Parvati zur Arbeit da wegholen musste. Heute stand das Geländespringen auf dem Plan – der Parcours führte zwar größtenteils auch durch einen Wald, aber das brachte nur ein weiteres Problem auf. Zum Glück hatten wir ein super Fliegenmittel dabei – irgendetwas würde schon helfen.
      Während Declan Parvati von jeglichem Schmutz befreite, schlenderten Zoe und ich zur Parcoursbesichtigung. Ein wenig unwohl wurde mir dann doch; Springen machte Parvati Spaß, aber unter diesen Voraussetzungen konnte das dann durchaus happig werden, vor allem, da der Parcours schon ziemlich anspruchsvoll war – zweimal mussten wir einen Bach überspringen, es gab eine ganze Handvoll Wassergräben und einen Wall. Zum Glück hatten wir morgen noch eine Prüfung – hätte ich nach diesen Hindernissen heimfahren müssen, hätte das wohl in einem Unfall geendet.
      Ich war eine der letzten Starterinnen, konnte also noch in Ruhe frühstücken und mich fertig machen, bevor es dann auf den Abreiteplatz ging. Es bedeutete dann natürlich auch, dass es noch schwüler wurde und mir, als wir uns auf den Weg zum Parcours machten, der Schweiß in Strömen herunter lief. Es wurde etwas besser als wir nur so über die Hindernisse fegten, Parvati scheinbar in bester Form, aber dafür kamen dann die Stechmücken. Und dann wieder die Hitze. Eventuell ein bisschen Abkühlung durch die Bäche, aber alles in allem war es fast schon Tortur. Nichtdestotrotz mischten wir das Teilnehmerfeld ganz schön auf und ritten uns sogar an die Spitze und bekamen so wenigstens noch eine Schleife – Tagessieg Geländespringen. Das katapultierte uns in der Gesamtwertung auch noch mal nach oben.
      Apropos Katapult – von Adèle bekam ich an diesem Abend eine Abundanz an Snapchatvideos, anscheinend von einem Ausritt. Sie selbst hatte sich auf Capulet gewagt und neben ihr trottete Vaffanculo entspannt vor sich hin, im Sattel Lesja. So wie es sich ansah war es ein reiner Schrittausritt gewesen, ohne ungewollte Eskapaden. Vielleicht wurden die beiden Hengste endlich erwachsen.
      Nachts zogen Gewitter über das Veranstaltungsgelände – ein Glück soffen wir nicht ab. Der Springplatz war dann eine andere Sache, voll mit Pfützen und Matsch. Das musste es dann wohl gewesen sein mit den weißen Beinchen und sauberen Gamaschen. Blöd nur, dass Parvati vor jeder Pfütze wegsprang – das Ganze durfte sie dreimal machen, dann war das Turnier offiziell für uns gelaufen. Wenigstens mit einer Schleife im Gepäck ging es dann nach Hause – bei einem derart massiven Gewitter, dass wir für die 3,5h Fahrt fast 5 Stunden brauchten, und das ohne Unfällen auf dem Highway. Sollte jemand fragen, dann war die mickrige Ausbeute dieses Wochenendes natürlich nur dem Wetter zuzuschreiben.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Einsteigerdistanz - © Elii
      | 14. August 2016
      Dass ich heute auf Jojo angewiesen war, gefiel mir nicht unbedingt. Wie ein Diktator bestimmte sie, welche Musik lief. Die war zwar gut, aber nach zehn Malen konnte ich das immer gleiche Lied nicht mehr hören. Aber weil ich so eine gute Freundin war, versuchte ich nur zwei Mal das Lied zu wechseln, danach hatte ich zu viel Angst vor den Folgen.

      Ein Glück kamen wir schon bald am Turnierort an und ich konnte Kalzifer und Dark Intention vom Transporter lotsen. Colin, der heute auch die Distanz reiten würde, nahm sie mir schnell ab, damit ich Jojo mit Medeia helfen konnte, welche sich mal wieder stur stellte und nicht runter kommen wollte. Das gute Zureden half nur bedingt, aber nach weiteren fünf Minuten schaffte es die Stute schließlich.

      Jojo hatte uns die letzte Zeit gut trainiert, wollten wir doch das erste Mal mit den beiden Hengste eine Distanz reiten. Es war eine kleine Einsteigerdistanz, die für zwei durchtrainierte Sportpferde kein Problem darstellen sollte, zumal wir extra Trainingseinheiten dafür hatten.

      Nachdem wir bei der Meldestelle waren und unsere Zeiten wussten, hatten wir noch etwas Zeit, bevor wir die Pferde fertig machten. Jojo hatte sich dazu herab bequemt die Einsteigerdistanz mit uns zu reiten, auch wenn sie eigentlich viel mehr Kilometer mit Medeia gehen konnte. Das ließ sie uns auch bis zum ersten Checkpoint immer wieder wissen. Da unsere Pferde nicht ganz so fit wie die erprobte Medeia waren, durfte Jojo schon nach kurzer Zeit weiter reiten. Laut lachend trabte sie davon und mir kam es vor, als würde sie heute noch dreckiger lachen als sonst.

      Unser Ritt war ab dann viel entspannter, so ganz ohne störende Nebengeräusche. Diese Namen leider kurz vor dem Ziel wieder zu und waren noch schlimmer als zuvor. Immer wieder mussten wir uns anhören, dass wir viel zu lange gebraucht hatte, und Jojo zweimal die Strecke hätte reiten können.

      Das nächste Mal würden wir also alleine reiten. Nur die Pferde und wir, keine Jojo.
    • Eddi
      [​IMG]
      Klinik Caen
      | 21. August 2016
      „Gut, und zu wem soll ich dann kommen?“, fragte ich etwas unsicher und hörte am anderen Ende der Strippe ein Handgemenge, ehe ein „Natürlich zu mir, ich habe ein Pferd mehr!“ von Juli Mayers durchdrang. Gerade hatte sie angerufen und um einen Tierarzttermin gebeten, da Elena anscheinend mit bei ihr war, hatte sie auf laut gestellt und so hatte ich spontan statt drei Patienten direkt fünf. Erstaunlicherweise hatte ich heute auch noch genügend Zeit und so vereinbarten wir für den späten Nachmittag einen Termin. So hatte ich noch etwas Zeit für meinen Bürokram und konnte mich dann auch in aller Ruhe auf den Weg machen.

      Auf dem Pine Grove Stud angekommen, wurde ich von einer fröhlichen Juli begrüßt, um deren Beine allerhand Hunde sprangen. „Oh, die sind neu“, meinte ich grinsend und begrüßte auch die Vierbeiner kurz, ehe wir in den Stall gingen. Da doch allerhand Pferde anstanden, mussten wir uns ranhalten.
      Aus dem Grund schaute ich mich auch etwas suchend nach Elena um. „Die kommt bestimmt noch. Wollte her reiten und wie ich sie kenne, hatte sie sich auf ihr Biest gesetzt“, kommentierte Juli meinen Blick locker. Als Tierarzt zuckte man aber doch zusammen, wenn jemand von einem Pferd als „Biest“ sprach.
      Wir begannen bei Juli mit Painted Blur. Der Gute war mir bestens bekannt, denn er hatte seine Fohlenzeit auf meinem alten Gestüt verbracht. Nichtsdestotrotz erkannte ich ihn kaum wieder, denn er hatte sich wirklich zu einem stattlichen Hengst gemacht und war trotzdem im Umgang total brav geblieben.
      Blurry, so wie er liebevoll von seiner Besitzerin genannt wurde, absolvierte brav die Schritt- und Trabrunden an der Hand von Juli und zeigte dabei seine taktklaren Gänge. Zufrieden hielt ich das Paar an und wir gingen gemeinsam zum Putzplatz.
      Dort kontrollierte ich kurz Augen, Ohren und Maul, ehe ich die Lymphknoten abtastete und dann Herz und Lunge abhörte. Blurry blieb dabei ganz stillstehen und benahm sich vorbildlich. Abschließend tastete ich noch die Wirbelsäule ab, aber wie erwartet, entdeckte ich nichts.
      Stattdessen wurde Blurry geimpft und entwurmt und durfte mich dann auch schon wieder verlassen. Während Juli nun eine ihrer Stuten holte, kam auch Elena auf dem Gestüt an, sichtlich aus der Puste und zu Fuß. Aber immerhin hatte sie zwei Pferde mit. Grübelnd schaute ich zwischen der Braunen und dem Palomino hin und her, überlegend, wer das Biest sei.
      „Links“, meinte Juli und hielt Elena dann einen Vortrag, dass sie es ja direkt anders hätte machen können. Bisher hielt ich Juli dann für die Klügere – bis ich Bucky kennenlernen durfte. Sie hatte nicht nur äußerlich Ähnlichkeit mit Elenas Coloured Belle, sondern auch charakterlich.
      Schon beim Vorführen zickte sie rum und als ich sie untersuchte hielt sie kaum still. „Wow, das liegt dann wohl in der Familie“, murmelte ich knapp und erhielt von meinen beiden Kundinnen ein einstimmiges „Hey!!“.
      Nachdem Bucky dann endlich geimpft und entwurmt war, ging es ruhiger weiter mit der Connemarastute Medeia. Die sah nicht nur knuffig aus, sondern war es auch. In aller Ruhe konnte ich den Pupillenreflex kontrollieren, mir die Innenseite ihrer Ohren und ihre Zähne anschauen.
      Auch das Impfen und Entwurmen war kein Problem und obwohl ich sie gerne noch länger behalten hätte, musste ich sie schon wieder gehen lassen. Und es ging mit Elenas beiden Stuten weiter. An sich bevorzugte ich ja die ruhige Stute, aber ich wollte Belle gerne schnellstmöglich hinter mich bringen.
      Tatsächlich war sie noch einen Ticken schlimmer als Bucky und so hingen zwischenzeitlich drei Leute an dem Pferd, nur damit ich einen kurzen Blick ins Maul werfen oder die Nadel ansetzen konnte. Wir waren dementsprechend auch sichtlich abgekämpft, als Belle endlich fertig war. Das erinnerte mich ja schon beinahe an den Film von Spirit.
      Als letztes war Golden Lights an der Reihe. Die Westfalenstute war brav und geduldig während ich sie untersuchte, etwas anderes hätte ich heute dann auch nicht mehr ausgehalten. Brav ließ sie sich impfen und entwurmen und schon waren alle Pferde fertig und ich auch.
      Da Elena noch keine Lust auf den Heimritt hatte und auch Juli sichtlich fertig war, lud sie uns zu Kaffee und Blotz ein. „Bitte was?“, fragte Elena und starrte ihre Nachbarin kritisch an. „Zwetschgenkuchen“, erklärte Juli knapp und gab uns jeweils einen Teller. „Also Pflaumen“, kommentierte ich und erhielt sofort von beiden Seiten böse Blicke. „Okay! Zwetschgen…“
      Rhapsody gefällt das.
    Keine Kommentare zum Anzeigen.
  • Album:
    2 | Tullamore Creek
    Hochgeladen von:
    Rhapsody
    Datum:
    16 Aug. 2016
    Klicks:
    2.675
    Kommentare:
    41

    EXIF Data

    File Size:
    320,4 KB
    Mime Type:
    image/jpeg
    Width:
    960px
    Height:
    640px
     

    Note: EXIF data is stored on valid file types when a photo is uploaded. The photo may have been manipulated since upload (rotated, flipped, cropped etc).

  • [​IMG]

    Medeia
    Medi
    Gestalt aus der griechischen Mythologie


    [​IMG]
    Exterieur & Interieur

    Connemara
    Stute
    12 Jahre

    146cm
    Schimmel (Rappe)

    Auf den weiten Weiden der grünen Insel ist sie aufgewachsen, kannte die Box nur aus den frühen Kindertagen und konnte sich so zu einem robusten, zähen aber doch feinfühligen Pony entwickeln. Ihre Eltern waren beide exzellente Springer, was natürlich an Medeia weitervererbt wurde. Doch anstatt in einem abgezäunten Parcours zu springen, will die kleine Schimmelstute raus in die Welt - oder eben in den Wald. Sie ist unerschrocken und man könnte meinen, sie würde um jeden Preis gewinnen wollen. Sie liebt wahrscheinlich nur die ganze Atmosphäre eines Turniers, aber schon ihr Züchter war fest davon überzeugt, dass Medi den gleichen Ehrgeiz besitzt wie ein menschlicher Athlet bei den olympischen Spielen.
    "Leider" besitzt sie auch den typischen Ponysturkopf. Wenn sie gerade eben nicht geradeaus gehen will, sondern rechts abbiegen, dann lässt sie sich nicht davon abbringen - nun ja, zumindest, wenn jemand Unerfahrenes auf ihr sitzt. Ist sie in den richtigen Händen, kann Medeia ein super Turnierpony werden.


    [​IMG]

    Pedigree

    von: Murdaigean
    v: unbk.
    v. unbk.
    a.d. unbk.


    a.d. unbk.
    v. unbk.
    a.d. unbk.


    aus der: Osla
    v: unbk.
    v. unbk.
    a.d. unbk.


    a.d. unbk.
    v. unbk.
    a.d. unbk.


    [​IMG]

    Training

    Englisch geritten
    Fohlen ABC – Eingeritten

    Dressur
    E A L M*

    Springen
    E A L M* M** S*

    Military

    E A L M*

    Distanz

    E A L M* M**



    Erfolge

    Offiziell

    112. Synchronspringen
    113. Synchronspringen
    347. Springturnier
    117. Synchronspringen
    118. Synchronspringen
    238. Militaryturnier
    333. Galopprennen


    Inoffiziell

    -


    [​IMG]

    Stallintern

    Besitzer: (Rhapsody)
    Ersteller/VKR: Elii


    [​IMG]

    Zucht

    [​IMG]
    SK 444 - Stuten ohne Abstammung


    aa Ee Gg
    Leihmutterschaft: 109.-
    Aus der Zucht: privat (County Tipperary, IRL)
    Nachkommen:

    Mánas (v. Moon's Wishing Well)


    [​IMG]

    Gesundheit

    372 4 88 451849176
    Erkrankungen: -
    Letzter Tierarztbesuch:
    12.02.17, Klinik Caen


    Fehlstellungen: -
    Beschlag: Barhuf
    Letzter Hufschmiedbesuch:
    16.10.16, Hufschmiede Pine Grove Stud


    [​IMG]

    Spind – Offiziell