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Wolfszeit

Lady Moon [26/20] /*/

a.d. Unbekannt v. Unbekannt_Schwerpunkt: Springen

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Lady Moon [26/20] /*/
Wolfszeit, 28 Feb. 2022
    • Wolfszeit
      Zeitraum unbekannt|BellaS
      Ankunft
      Stolz darf ich berrichten, das vom heutigen Tag an auch eine Holsteinerstute meinen Stall ziehren wird. Wie Stássa, war auch Lady Moon ein Geschenk von Rinnaja, der ich garnicht genug danken kann.
      Als die majestätische Stute die Rampe hinunter Schritt, konnte man ihr ansehen was für ein Talent sie war.
      ich striegelte sie ausgiebig und konnte es garnicht erwarten sie endlich zu reiten, dennoch stellte ich sieauf die Weide zu meiner kleinen Herde um ihr eine Eingewöhnungszeit zu geben.
      -
      Am nächsten Tag stand ich ziemlich früh auf, begierig darauf Lady Moon endlich zu reiten. Ich putzte sie, legte ihr den Sattel auf und die Trense an und schwang mich, auf eventuelle Zickereien vorbereitet in den Sattel. Doch ihre Dominanz auf der Weide strafte ihren Charakter beim reiten lügen, sie war sehr auf mich bedacht und reagierte auf die feinsten Hilfen. Ich ging von einfacher Arbeit an der Ebene schnell zu verschiedenen Hindernissen über und ihr Potenzail war überwältigend. Sie federte scheinbar mühelos über große Höhen und ich beschloss, sie möglichst schnell in den ersten Youngstar Wettbewerben laufen zu lassen. Glücklich verließ ich schließlich den Platz und witmete mich meinen anderen Pferden.
      Zeitraum unbekann|BellaS
      Lady Moon und der Turnierwahnsinn
      Ich hatte mit meiner Holsteinerstute Lady Moon schon etwas trainiert und kam nun auf die wunderbare Idee mit ihr bei einem Turnier anzutreten.
      Ich war recht aufgeregt, da ich noch nicht oft Turniere geritten war, deshalb kassierten wir einen Abwurf und wurden nicht platziert.
      Zu Hause trainierten wir weiter und ich meldete uns auf Edfriends nächstem Springturnier, denn ich hatte nicht vor nach einen Patzer aufzugeben.
      Auch heute trainierte ich wieder mit Lady Moon. Nachdem ich sie einige Runden im Schritt und Trab warmgeritten hatte und über ein paar Stangen getrabt war, nahm ich die Zügel kürzer und galoppierte an. Unsere erste Hürde war ein flaches Kreuz und ich erfreute mich einmal mehr an dem Sprungvermögen der Kastanienbrauen Stute. Eine ganze Weile lang sprangen wir und ich begann mir Hoffnungen für das nächste Turnier zu machen, welches am 07.01. stattfinden würde. Wir waren bereit.
      Zeitraum unbekannt|BellaS
      Umzug nach Gut Muschelsand
      Die letzten zwei Tage waren der Stress pur gewesen. Ich hatte mich von beinahe allem meinen Freunden verabschieden müssen, hatte gefühlt zehntausend mal kontrolliert ob wirklich alles fein säuberlich verpackt war und hatte meine Pläne zweimal ganz über den Haufen geworfen. Nun stand die Zukunft des Gestüt Sólin, die Zukunft meiner Pferde, die Zukunft des zukünnftigen Hofes und natürlich meine Zukunft endlich fest.
      Vor einem halben Jahr hatte ich ein Angebot gelesen, welches ein altes Gut in traumhafter Lage zu Spottpreis anbot. Dank wunderschönen Fotos von Weiden am Meer hatte ich sofort angebissen und war nach Schwedeneck/ Krusendorf gefahren um mir das Gut anzusehen. Der Preis war der Hammer und das Gut Muschelsand sollte nah am Meer und nur eine dreiviertel Autostunde von Kiel entfernt liegen. Da ich schon länger verschiedene Zukunftspläne im Hinterkopf mit mir herumtrug, war die Gelegenheit günstig mich näher damit zu beschäftigen.
      Gut Muschelsand lag tatsächlich si idyllisch wie beschrieben. Ein altes Gut, umgeben von Wald, Wiesen und Feldern und nur fünf Minuten zu Fuß vom Meer entfernt, doch das Angebot war nicht ganz so perfekt wie beschrieben. Die Lage war zwar perfekt, doch der Hof selber war in einem Katastrophalen Zustand. Trotz allem hatte ich nach vier Monaten Bedenkzeit zugeschlagen und nun war ich stolze Besitzerin eines alten Gutes am Meer.
      Den darauffolgenden Monat hatte ich mit einigen freiwilligen Helfern damit verbracht, Muschelsand für den Einzug von Pferden vorzubereiten. Zwar war nicht alles perfekt, aber ich genoss die Vorstellung der gewaltigen Aufgabe die vor mir lag.
      Dann hatte das Packen begonnen und auch die Frage, wer mich begleiten würde und was ich tatsächlich aus Muschelsand machen würde. Jetzt, am Tag des Umzugs, stand endlich alles fest. Gut Muschelsand würde ein Schulbetrieb am Meer werden, mit dem Fokus auf Gangpferdereiterei und Ferienkursen. Außerdem würde ich meinen Ausbildungsbetrieb ausweiten und auf Problemfälle fokussieren.

      Heute war nun der Tag des Abreise gekommen, der Tag, der mein Leben verändern würde. Der alte, kleine Hof würde in den Händen meiner Eltern bleiben und auch meine kleine Schwester Larissa, die in Hannover ihre Ausbildung beendete, konnte mich nicht begleiten. So stieg ich schließlich mit der mittlerweile 19 Jahre alten Tabea in mein Auto. Sie hatte sich entschlossen mich zu begleiten und mir auf dem Hof zur Seite zu stehen, bis sie sich sicher war, was sie später machen wollte. Die Pferde waren längst verladen und ein kleiner Konvoi aus zwei LKWs und kleinen Anhängern folge mir vom Hof nachdem bei der Verabschiedung von meinen Eltern reichlich Tränen geflossen waren. In der Nacht hatte ich nicht geschlafen und mit dem Gedanken gespielt alles zu verwerfen und weiter zu machen wie bisher, doch als mein Auto das Tor des ehemaligen Gestüt Sólin durchquert hatte, überkam mich plötzlich ein Gefühl von grenzenloser Freiheit.

      Vier geschlagene Stunden dauerte die Fahrt von Hannover nach Schwedeneck, da die Transporter nur langsam voran kamen, doch schließlich passierten wir das glänzende, grüne, neue Tor des Gutes Muschelsand. Ich stieg aus dem Auto, breitete die Arme aus und drehte mich wie ein freudiges Kind, das sein neues Zimmer erkunden darf. Das würde von nun an mein zu Hause sein, und es lag viel, sehr viel Arbeit vor mir.
      Morgaine, Winter Cloud, Omina Lunara, Lady Moon, Topar, Stássa, Vidja, Vinkona, der Neuzugang Sólfari und mein Liebling Laufey wurden aus den Transportern geladen und wurden auf die neuen Koppeln gebracht, auf denen sie in Zukunft stehen würden und Ummengen von Hausrat wurde in das neue, großzügige Haupthaus gebracht. Trotzdem wirkte alles groß und leer. Ich nahm mir vor in den nächsten Tagen beim nächsten IKEA etwas Mobiliar zu besorgen und auch das Gästehaus musste eingerichtet werden. Außerdem würden weitere Anschaffungen in Bereich des Stalls nötig sein. Doch als ich mich Abends auf die Matratze warf, welche mir als Bett diente, beschloss ich mir um Geld erstmal keine Sorgen zu machen. Und obwohl ich zum Sorgen machen neigte, war ich in Sekundenschnelle eingeschlafen.
      15.03.2015 | Zion
      Ankunft von Lady Moon
      So heute holte ich auch noch lady Moon von BellaS ab, weil sie einfach kein Draht zu ihr fand, aber ich hatte mich in sie verliebt.
      also fuhr ich hin, bezahlte Bella und verlud die stattliche Stute.
      Dann fuhren wir nach Hause...

      Angie erwartete uns schon und sobald das Auto hielt, ließ Angie die Ladeklappe runter und holte sie raus. Wir brachten sie in den Stall und versorgten sie.
      15.04.2015 | Zion
      Sammelbericht für : Belle, Fatinah, Smoke Creme, Flocke, Candy, Sunrise over you, Cremella, Mirabelle, Raffi, Lady Moon, Little Snowwhite, Aida Global, Fire Splash, Real Surprise

      Heute waren die Stute bzw. ein teil der Stuten dran mit Pflegen usw.
      Angie und ich gingen in den Stall und erstmal die Shettys Cremella und Belle. Erstmal putzten wir die beiden und gingen dann kurz auf den Reitplatz und ließen die beiden sich sühlen. Danach gingen wir noch eine kleine Runde und sprühten ihre Beine mit Wasser ab, weil es heute so heiß war. Schnell waren die beiden getrocknet und durften danach auf die Stutenkoppel.
      Wieder im Stall, nahmen wir Fatinah und Smoke. mit ihnem gingen wir erst nach Draußen zum sühlen, dann spritzten wir auch ihre Beine ab und putzten sie anschließend. Nun durften die beiden ebenfalls auf die Koppel.
      Angie und ich schwitzten schon vor Hitze, aber die anderen Stuten brauchten auch noch Pflege.
      Jetzt holten wir Flocke und Candy aus den Boxen und ließen sie auch sühlen und etwas laufen. Das Wasser war schön kühl und es tat den Pferden gut. Nach dem Putzen, brachten wir die mittelgroßen Ponys auf die Koppel.
      Nun holten wir schnell die kleine Snow. Auch sie durfte sich sühlen und wurden an den Beinen abgespritzt. Sie fand das echt lustig und spielte mit dem Wasserstrahl. Dann putzten wir sie noch und brachten sie zu den anderen Stuten.
      Nun waren die vorvorletzten Stuten dran und zwar Mira und Lady.
      Unsere beiden deutschen Warmblüter genossen auch das sühlen,putzen und das Beine Abspritzen. Die Beiden waren solch Hitze nicht gewohnt, weil sie ja aus Deutschland kommen. Die Beiden durften ebenfalls auf die Koppel.
      Jetzt holten wir die vorletzten Stuten Reali und Raffi.
      Die Beiden Amerikanischen Traber fanden die kalte Dusche echt toll. Die Beiden springen nach dem sühlen immer auf und buckelten dann. Nach dem Putzen durften sie natürlich auch auf die Koppel.
      Zum Schluss holten wir Fire und Aida. Auch die Beiden genossen sichtlich die angenehm kühle Dusche und die durchblutungsanregende Putztour. Vor der Dusche durften auch sie sich sühlen. Nach dem wir den Karabiener ausgehakt hatten, galoppierten die beiden auf die Koppel.
      11.07.2015| Zion
      Sammelbericht für die Stuten...
      Butterfly,Bateau,Sternfee,Mary-Lou,Real Surprise,Fire Splash,Aida,Snowwhite,Lady Moon,Raffinesse,Mirabelle,Cremella,Sunrise,Candy,Zander,Flocke,Midnight Dreamer,Smoke Cream,Fathina,Belle:

      Gestern hatten wir uns ja besonders Zeit genommen für die Hengste/Wallache und heute waren die Stuten dran. Zu allererst holten wir Butterfly und Lady Moon aus ihren Boxen, heute war es nicht so heiß, deswegen war eine Dusche nicht nötig. Trotzdem machten wir mit ihnen einen kleinen Spaziergang durch den Wald. Im anschluss durften sie sich noch sühlen bevor wir sie sauber schrubbten. Zum Frühstück gab es für die Beiden, Obst,Müsli und Pellets. Die männlichen Bewohner der Ranch waren schon auf der einen Koppel, als wir Fly und Lady auf die Stuten Koppel brachten. Als wir zurück kamen, waren Angelo,Carlo und Fleur bereits da um bei den Stuten zu helfen. Ich und Angie holten Bateau und Sternfee, Fleur und Angelo holten Mary und Aida raus. Carlo nahm Snowwhite und versorgte und putzte sie.
      Danach brachte er sie auf die Koppel, während wir alle fleißig putzten und longierten. Nun waren die Stuten auf der Koppel und wir holten die anderen. Fleur und Carlo holten Surprise und Raffinesse aus ihren Boxen und verwöhnten sie mit putzen und füttern und brachten sie auf die Koppel. Balou und Centi tobten über die Ranch und Fussel starte ihnen nach. Angie und ich holten unsere beiden Welsh Ponys Candy und Flocke. Die Beiden wurden ebenfalls geputzt,gefüttert und auf die Koppel gebracht. Wir machten kurz eine Pause, während Angelo Fire Splash holte und sie verwöhnte und longierte. Als Angelo Splash auf die Koppel brachte, holten Angie und ich die Shettys Cremella und Belle. Wir machten mit den beiden genau das Gleiche wie mit den anderen und brachten sie im Anschluss zu den anderen auf die Koppel. Diesmal holten Carlo und Angelo Mirabelle und Sunrise. Die zwei Warmblüter durften sich sühlen und wurde liebevoll versorgt und wurden ebenfalls auf die Koppel gebracht. Fleur fütterte schnell noch unsere andern Vierbeiner und holte dann Zander und pflegte sie und setzte sich auf sie und brachte sie auf die Koppel. Ich und Angie holten in der Zwischenzeit Dreamer und Smoke aus dem Stall.
      Nach dem Versorgen brachten wir die zwei Stute auf die Koppel. Angelo hatte sich in der Zwischenzeit um Fathina gekümmert und sie ebenfalls auf die Koppel gebracht.
      28.09.2015 |Zion
      Der große Umzug nach Vermont
      Sammelbericht für alle Pferde
      Unsere Sachen waren schnell gepackt und Angie und ich starrten in die leere Wohnung, es war traurig die Camargue zu verlassen, genauso wie Fleur. Da Angelo und Carlo auf uns angewiesen sind, kamen sie mit, worüber wir uns sehr freuten und tausend mal danke sagten.

      Da verladen der Pferde war schnell vondannen gegangen. Alle waren brav und ließen sich ohne Heck Meck in den Hänger führen und verschiffen, sogar Havanna! Wir waren nun soweit, alles war gepackt, die Pferde auf dem Weg zum Hafen und wir verabschiedeten uns von der Ranch mit Tränen. Es wra eine sehr spontane Idee nach Vermont zu ziehen und trotzdem war sie sehr durchdacht. Ich war nun Tierärztin, mein Traumberuf!

      Unser neues Anwesen war nicht gerade billig gewesen, aber auch nicht massig überteuert. Der Hof hatte mehrere Ställe mit großen weinroten Boxen und Goldenen Messingstangen, alles war sauber und ordentlich, dazu gab es einen Paddocktrail, eine Pferdeklinik, einen großen Offenstall, viele Wiesen und Koppel und ein schönes Wäldchen und mehrere Bäche. Unser Anwesen lag nicht weit von dem Rockefeller Anwesen.

      Nun stiegen wir in das Auto und auf zu Flughafen!!!

      In Vermont...
      Unsere Pferde würden erst in ein paar Tagen ankommen, sodass wir Zeit hatten uns einzurichten. Wir lebten in einem großen Cottage und alle war wunderschön und in einen orang-gelb-braun-rot Ton getaucht, da es Herbst war und wir freuten uns darüber.

      Wir verstauten alles und richteten uns ein.
      Ankunft der Pferde...
      Die Pferde wurden alle samt gesund und wohlbehalten angebracht und wir teilten die Ställe in Trainingsstall, Ponysstall und Stuten/Hengst/Wallach Stall. Die Pferde durften sich nun erstmal einleben!
      20.12.2015| Canyon
      Da ich kurz vor Weihnachten nochmal eine ältere Freundin in Kanada besuchen wollte, machte ich auch heute wieder einen Abstecher auf das Gestüt von DisneyHorse und AngieMaus.
      Beide hatten in letzter Zeit viel um die Ohren und so nahm ich mir zwei Stunden frei, um ihnen etwas unter die Arme zu greifen.
      Disney begrüßte mich mehr als freudig, denn immerhin war es eher ein spontan Besuch gewesen, welcher mich auf das Gestüt gezogen hatte.
      Dann zeigte sie mir die Pferde, um die ich mich heute kümmern würde. Es war nicht viel zu tun und ich glaubte, dass ich das alles in den zwei Stunden schaffen würde.
      Nur auf die Koppeln bringen und die Boxen ausmisten, das klang leicht.
      Ich hoffte, dass ich alles von Disneys Erklärungen verstanden hatte und machte mich an die Arbeit. Ich entschied mich dafür, mit der männlichen Abteilung anzufangen, denn diese warteten schon ungeduldig auf ihren Koppelgang.
      Zu erst suchte ich mir die beiden jüngsten raus. Das waren Nour und LMR Royal Campion. Zwei überaus stattliche und vorallem süße Hengste mit viel Ausstrahlung. Ich nahm gleich beide mit und brachte sie auf ihre Koppel.
      Dann folgten, immer paarweise, die anderen Hengste. Erst Espana's Amigo, ein junger und vorallem anhänglicher Hengst, und Tiago, dann Hurricane und Xinu und zum Schluss der einzige Wallach Golden River.
      Als alle Hengste glücklich auf ihrer Koppel standen, nahm ich mir die Stuten vor, welche mittlerweile auch unbedingt nach draußen wollten.
      Auch hier fing ich mit dem jüngsten Mitglied an. Das war in dem Fall LMR Lady Luna, eine total hübsch gescheckte Stute, welche sofort mein Herz erwärmte. Ich führte sie zur Koppel und entließ sie dort als erste. Dann machte ich mit den anderen Stuten weiter.
      Erst nahm ich mir Jule und Acacia, dann Lady Moon und Fatinah, Fire Splash und Butterfly Effect, Mirabelle und Flocke und zum Schluss Midnight Dreamer und Smoke Cream. Bis alle auf den Weiden waren, dauerte es seine Zeit und so beeilte ich mich sehr mit Boxen ausmisten, da ich meinen Bus zurück zum Bahnhof unbedingt schaffen wollte.
      Innerhalb einer dreiviertel Stunde waren auch alle Boxen sauber und so schaffte ich es noch ohne größeren Stress Disney aufzusuchen und mich von ihr zu verabschieden. Dann rief ich mir ein Taxi und fuhr zum Bahnhof. Ich war stolz auf mich, immerhin hatte ich es trotz der knappen Zeit geschafft, Disney einen kurzen Besuch abzustatten.
      10.04.2015 |Zion
      Pflegebericht für den gesammten Verkaufsstall
      Geweckt von der strahlenden Sonne, startete ich munter in den Tag. Nach dem Frühstück machten Angie und ich uns auf nach draußen, heute hatte der Verkaufsstall wieder Aufmerksamkeit verdient.
      Zu aller erst misteten wir die Boxen aus und gaben dann allen Pferden ihr Frühstück. Danach wurden alle Pferde auf die Koppel gelassen. Außer Autumn Blossom, Vignir, Jule, Jim Beam Bastian und Fire and Flame. Diese 5 wurden erstmal gründlich geputzt und dann trieben wir sie über den Reitplatz dort durften sie sich auch wälzen. Dann kamen sie zu den anderen auf die Koppel. Da es sehr viele Pferde sind, hatten wir heute Verstärkung von den Nachbarn. Wir holten die nächsten 5 pferde und zwar: Ruby Light and Dark, Acacia, Butterfly Effect, Bateau und Sternfee. Mit den drei Großen machten wir nach dem putzen ein Freispringen. Alle tobten sich gut aus. Unsere Nachbarn putzten die 2 ponys und spannten sie vor die Kutsche. Nun nachdem wir fetig waren. Brachten wir sie wieder auf die Koppel und holte wieder fünf Pferde. Lady Moon, Mirabelle, Hurricane, Zander und Smoke Cream wurde wie die anderen geputzt und versorgt. Wir schäuchten sie ebenfalls über den Platz und schauten ihnen beim wälzen zu.
      Am Abend brachten wir alle Pferde in ihre Boxen.
      18.04.2015|Zion
      Trainingsbericht Springen E-A
      Training für Lady Moon
      Tag 1:
      Heute und morgen werde ich mit Lady Moon trainieren und zwar im Springen, weil sie echt gute Veranlagungen hat. Als erstes sattelte und trenste ich sie und führte sie dann auf den Platz Angie hatte schon Sprünge aufgebaut.

      Alle Hindernisse waren zwischen 85-115 cm hoch und ich war mir sicher das sie es schaffen würde. Wir müssen in der Halle/Platz mindestens 6 überwinden. Aufgebaut waren: ein Rick, eine Hecke, ein paar Cavalettis, ein mini Oxer, eine kleine Trippelbarre und das wiederholte sich dann. Eine Mauer war auch da und ein Wassergraben.

      Ich ritt als erstes mit ihr ein paar Runden zum aufwärmen und dann ritten wir im Trab und Galopp über die Cavalettis. Als erstes nahmen wir den Rick. Nachdem wir ihn überwunden hatten klopfte ich ihr den Hals. Ich war erstaunt wie hoch sie gesprungen war. Vorher ist sie nie gesprungen, außer über ein paar Baumstämme.
      Nun kamen die anderen Hindernisse. Alle haben wir überwunden und ohne zu reißen. Ein paar mal probierten wir den Parcour und immer klappte es, dann war Schluss für heute.
      Wir versorgten noch Lady und brachten sie dann in ihre Box.

      Tag 2:
      Heute ging es ins Gelände. Wieder sattelte und trenste ich Lady, aber diesmal mit einem Vielseitigkeitssattel und einem Martingal.
      Gestern Abend hatten wir noch im Gelände Bäumstämme aufgestellt und alles kontrolliert. Angie ritt auf Midnight mit. Im Gelände galoppierte ich an und wir sprangen oder flogen förmlich über die Hindernisse. Es machte riesen Spaß. Bloß bei dem Bach verweigerte sie. Nach gutem zureden, wagten wir es nochmal und ja es hat geklappt. Auch Midnight sprang über den Bach. Im Trab ritten wir zurück und ich lobte Lady Moon, weil sie es so toll gemacht hat. Es war erst nachmittags und nachdem absatteln, longierte ich sie noch kurz. Dann waren wir fertig und ich bin mir sicher, dass Lady es bei Tunieren weit bringen würde.

      Lady Moon hat erfolgreich das A - Niveau im Springen erreicht!
      02.08.2016|Kira
      Schlammmonster, lahmende und andere Ponys
      Armani, Coco´s Landzauber, All Pride, Frisco, Admiral, Auftakt, BonnyBoy, Golden Pirate, Legacy of Gold, A le Hop, Look at my Hair, Single Malt, Fürst der Finsternis, Dracula, Stromer´s Painting Gold, ZM´s Zanaro, Club Can´t Handel Me, Lady Moon, Butterblume Roi du Soleil

      Unschlüssig was er tun sollte stand Armani neben mir, Alex hatte mich gerade aufgehalten. Mit Coco´s Landzauber am Strick stand sie vor mir. „Ich glaube er lahmt, kannst du dir das später mal ansehen? Ich bringe ihn erst mal zurück in die Box.“. „Mach das! Ich schau ihn mir nachher mal an.“, nickte ich ihr zu und setzte dann meinen Weg zur Weide fort. Armani folgt mir etwas entspannter, mit Coco hatte er noch nichts zu tun gehabt, auch wenn er bald mit der ganzen Ponyhengstherde vergesellschaftet werden sollte.
      Vorläufig ließ ich ihn aber wieder zusammen mit All Pride, Frisco und Admiral auf eine der Weiden. Die drei Hengste waren besonders verträglich und so hatte ich den Neuen erst in diese Teilgruppe integriert, damit er später nichts von allen Seiten gemobbt wurde. Gerne hätte ich Armani auch mit Auftakt zusammen gestellt, denn dieser war vom äußerst friedlichen Gemüt, doch dieser war der Weidepartner von BonnyBoy, welcher keine anderen Hengste akzeptierte und diese ordentlich zusammen faltete. So konnte er nur mit Stuten oder Auftakt zusammen stehen. Dieser kam neugierig an den Zaun als ich mit Armani vorbei ging. „Na großer?“, rief ich den Hengst zu und konnte mich nicht dagegen wehren kurz stehen zu bleiben um den mittlerweile 16 jährigen die Stirn zu kraulen. Genüsslich schubberte er seinen kräftigen Kopf an meiner Hand. Bou begann sich missmutig zum Zaun zu bewegen, als er Armani entdeckte. Mit einem Klopfen auf den Hals verabschiedete ich mich um Zankereien zu entgehen.
      Heute war ausnahmsweise mal Wetter, welches man fast Sommer nennen konnte. In letzter Zeit hatte es viel geregnet, doch heute strahlte mir passend zu meiner guten Laune auch ein blauer Himmel entgegen. Armanis Weidepartner hatten sich schon über ihr Stück Wiese verteilt. Armani selbst deutete einen Sprint an, als ich den Strick aushakte, überlegte es sich aber nach einigen Metern und senkte abrupt den Kopf richtig Gras. Ich musste grinsen, jedes Pony war verfressen, so gut manche es auch verbergen mochten, Futter liebten sie alle. Da heute auch keine Reitstunden waren, standen die meisten Pferde draußen und durften sich einen schönen Tag machen. Die Hengste wurden sowieso eher wenig für den Unterricht genutzt. Auf meinem Rückweg zum Hof ging ich den Rundgang um die große Stutenweide weiter um so bei meinen anderen Zuchthengsten vorbei zu kommen.
      Schon von weiten sah ich Golden Pirate und Legacy of Gold mir entgegen leuchten, ihr goldenes Fell reflektierte die Sonne und hob sie aus dem grünen Gras hervor. Aber auch wenn beide Golden waren so wurde dies bei Gold durch das Flaxengen und Pangare und nicht wie bei Pirate durch Cream hervorgerufen. Mein Blick schweifte über die Weide auf der Suche nach meinem dritten aufgehellten Fuchs, aber ich entdeckte nur A le Hop, ein Dunkelfuchs, der grade begeistert sich im feuchten Sand-Schlamm-Gemisch vom Flussufer wälzte. Auch Look at my Hair stand am Flussufer und planschte mit dem Huf im Wasser. Neben ihm prustete ein lehmfarbenes Pferd Luftblasen ins Wasser um dann darauf den Kopf zu heben und seine Rosa-Cremefarbene Nase zu zeigen. Single Malt hatte ich somit nun auch entdeckt, doch der Cremello war nicht wieder zu erkennen, sein Fell war dunkel vom wälzen im Schlamm. Ich war froh heute nicht den Plan zu haben ihn zu reiten. Die letzten im Bunde, Fürst der Finsternis und Dracula, bewegte sich langsam unter einigen Bäumen hervor – ihnen war es wohl zu warm in der Sonne geworden. Während Fürst nach einigen Metern zu den anderen hinüber schwenkte, schritt Dee zielstrebig auf mich zu,. Wartend lehnte ich mich an den Zaun. Die weiche Ponynase find an meine Kleidung zu durchwühlen und Dee knabberte frech an einer Hose. „Hey!“, rief ich ihn zurecht, als er meine Haut mit erwischte. Verdutzt schaute er ich an. Nach einiger Zeit riss ich mich los, nachdem ich auch einiges an Leckerchen los geworden war.

      Mein Weg zurück hätte mich eigentlich ein Stück durch den Wald geführt, doch da ich keine Lust auf Mücken hatte und auch nicht allzu viel Zeit hatte ich mich als Abkürzung an der Stutenweide entlang gequetscht, was nicht ohne Blessuren an mir vorbei gegangen war. Es war halt kein Weg, sondern ein ganz schönes Dickicht. Ich rieb mir über den Oberarm, wo ein roter Striemen diesen zierte. Als ich a alten Putzplatz vorbei kam erntete ich verwunderte Blicke, ich sah wohl etwas zerzaust aus. „Ich hab ne Abkürzung genommen.“, rief ich Andrew entschuldigend zu und zuckte mit den Schultern. Dieser grinste mir nur entgegen, „Solange wir pünktlich los kommen!“ , und striegelte weiter über Stromer´s Painting Golds buntes Fell. Ich nickte. Die schmale Vollblut Stute genoss dies sichtlich. Neben ihr stand ZM´s Zanaro, völlig entspannt am dösen. Ich machte mich rasch auf dem Weg zum Haus u meine Kleidung etwas reittauglicher zu gestalten. Mit Jeans und Hemd konnte man zwar auch aufs Pferd, doch erschien es mir nicht angemessen. Andrew und ich hatten im nahegelegensten Rennstall die Erlaubnis bekommen, heute deren Rennbahn zu nutzen. Daher wollten wir mit meinen beiden Vollblütern pünktlich los und die Zeit ausnutzen zu können. Die Zusage war etwas unvermittelt gekommen, weshalb mein Freund Lars andere Termine für mich hatte übernehmen müssen, was mir gar nicht gefiel, aber so war es nun mal manchmal. Ich war schon froh jetzt Andrew Cole auf meinem Hof zu haben, der sowohl Rennpferde wie auch normale Sportler verstand. Gebürtig kam er aus England, arbeitete aber schon länger in Deutschland, woher auch seine Mutter stammte. Daher konnte er auch nahezu perfekt Deutsch, was die gemeinsame Arbeit erleichterte.

      Fertig umgezogen wollte ich nun noch nach Coco´s Landzauber sehen, Andrew kam mir mit der in eine Fliegendecke eingepackten Goldie entgegen. „Ich komm gleich, Landi läuft wohl nicht ganz klar, dass muss ich mir vorher noch anschauen.“, meinte ich zu ihm. Mit einem keinen blauen Halfter holte ich den Hengst raus, das mir Alex in die Arme lief kam mir gerade gelegen. „Kannst du mir mal helfen? Ich wollte ihn mir grade anschauen.“ „Klar! Kann ich Club Can´t Handel Me gerade noch zum anbinden gehen?“ , etwas verschlafen schaute der murmelige Ponyhengst neben ihr drein. „Ich hab leider nicht so viel Zeit, stell ihn doch einfach kurz in Landi´s Box.“. Gesagt, getan, Club wurde in die Box gestellt, was ihm völlig egal zu sein schien. „Was willst du nachher mit Club machen?“, fragte ich sie. „Die Speckmurmel soll mal was arbeiten, ich hatte gedacht in der Hale etwas Dressur- und Stangenarbeit.“ „ Oh ja, gute Idee, lass ihn ordentlich schwitzen!“.
      Aus dem Stallgebäude draußen, ließ ich Alex mir Landi im Schritt und Trab auf dem gepflasterten Hof und normalem Erdboden vorlaufen. Im Schritt zeigte es sich kaum bis gar nicht, aber im Trab auf hartem Boden, wurde sehr deutlich, dass er hinten links lahmte. Ich stoppte Alex und kontrollierte sicherheitshalber seine Hufe auf Steine – nichts. Seufzend stellte ich fest, dass wohl ein Tierarzt kommen musste, ich hoffte er habe sich nur vertreten und ein Zerrung und nichts Ernstes. Kannst du einen Tierarzt anrufen bevor du mit Club in die Halle gehst? Das wäre super, er lahm hinten links schon ziemlich. Und würdest du ihn wieder weg bringen, ich hab´s leider etwas eilig.“. “Klar, kein Problem!“. Der arme Landi verschwand im Stall während ich mich beeilte in den Wagen zu kommen.

      Die Fahrt zum Rennstall, dessen Bahn wir nutzen heute durften, dauerte 30 Minuten. Das war zwar nicht kurz, aber sinnvoller als eine eigene Rennbahn, denn außer den zweien im Hänger hatte ich keinen Galopper im Stall. Und Zanaro hatte zwar Spaß am Rennen, aber die klassischen Disziplinen lagen ihm mehr. Goldie war das Rennpferd, mit hervorragendem Stammbaum, kam sie aus England von dem Pineforest Stable. Dieser hatte sich ganz der Zucht und dem Training von Vollblütern verschrieben, welche erfolgreich im Rennsport, aber auch in allen anderen Sparten waren. Auch Zanaros Abstammung konnte sich sehen lassen, aber er war erwartungsgemäß nicht auf Rennen gezogen.
      Am Stall angekommen hielten wir kurz um im Büro Bescheid zu geben, dass wir da waren. Die Bahn war frei und so fuhren wir direkt zu dieser hoch um dort die Pferde auszuladen und aufzuzäumen.
      Andrew schwang sich auf Goldie, während ich auf Zanaro stieg. Die Bahn war wirklich sehr schön und ordentlich gehalten. Gemächlich drehten wir einige Runden im Schritt, ehe wir die Steigbügel verkürzten. Startboxen hatten wir keine, aber diese waren auch nicht notwendig und zudem kannten beide Pferde diese schon. Vor einiger Zeit waren Zanaro und Goldie in einem Aufgewichtsrennen gestartet, wo mein Hengst in seiner Klasse den 5. und Goldie in ihrer für ihr junges Alter einen wirklich guten 6. Platz.
      Ruhig ließen wir die Pferde angaloppieren. Goldies Ohren schwangen hin und her und Andrew hatte Mühe die junge Stute zurück zu halten, doch wir wollten die ersten Meter die Pferde entspannt laufen lassen. Zanaro hielt sich an das Tempo. Dann ließen wir die Pferde Gas geben. Goldie preschte übermütig nach vorne, während Zanaro langsam aber stetig beschleunigte. Goldie war mit Andrew uns schon ein gutes Stück vor raus, dieser versuchte die Stute etwas ruhiger zu bekommen damit sie auch die restlichen Meter schaffen würde. Bis zum Ziel hatten wir das andere Paar grade überholt, war doch Zanaros Ausdauer und Erfahrung höher. Dennoch besaß Goldie deutlich höheres Potential.
      Wir ritten die Pferde ab, ehe sie wieder in den Hänger kamen und wir uns auf den Heimweg machten. Andrew wollte in nächster Zeit vermehrt an Goldies Ausdauer arbeiten und versuchen die Stute ruhiger starten zu lassen. Für Zanaro stellte das Rennen eher eine spaßige Abwechslung zur normalen Ausbildung dar.

      Als wir auf den Hof fuhren kam Alex uns schon entgegen. „Ich hab mit dem Tierarzt telefoniert, er kommt sich morgen mal Landzauber anschauen.“. „Alles klar! Wie lief es mit Club?“, fragte ich sie. Andrew war schon damit zugange die Pferde weg zu bringen. Währenddessen rollte auch ein blauer Jeep auf den Parkplatz. „ Ganz gut, wie erwartet faul, aber mit viel Treiben war er dann auch am Ende fertig!“, lachte sie mir entgegen, ich grinste mit. Der Ponyhengst war wirklich ein verfressenes faules Ding. Hinter mir hörte ich plötzlich ein noch etwas quietschendes begeistertes bellen. Während ich mich rumdrehte, fiel mir ein, dass Lars heute unseren Welpen abgeholt hatte. Der Kleine war vorbei an Lars aus dem Kofferraum gesprungen und schnüffelte aufgeregt herum, als er uns entdeckte kam er schwanzwedelnd auf uns zu, Lars folgte ihm mit einem Lächeln. „ohhhh“, kam es neben mir von Alex. „Na hallo kleiner!“, ich hockte mich runter und krabbelte den kleinen Hund, welcher sich auf den Rücken schmiss. „Er ist wirklich schick und so ein lieber!“, meinte ein Freund anerkennend welcher ihn heute zum ersten Mal in live gesehen hatte. „Hab ich gut ausgesucht, was?“, grinste ich.

      Noch brauchte der Barsoi Welpe einen Namen, aber dafür war auch noch später Zeit. Lars nahm ihn mit ins Haus, während ich zu Lady Moon ging. Die 8-Jährige versprach mit Training einmal eine große Sportlerin zu werden. Bisher war sie noch nicht viel gefördert worden und so wollte ich es auch erst langsam angehen lassen. Das verbleibende Licht nutze ich für einen Ritt ins Gelände. Hinter dem Nebenstall, an der großen Stutenweide vorbei ging es in den Wald. Mit Elan sprang die Stute die kleinen festen Hindernisse im Wald. Als die Lady anfing zu schwitzen machte ich mich langsam auf den Rückweg. Dafür, dass sie vor meinem Kauf lange Zeit nicht mehr gearbeitet wurde, hatte sie noch eine gute Ausdauer. Aber ich wollte sie auch nicht überstraperzieren.

      Als Lady wieder versorgt war, holte ich noch schnell Butterblume. Bevor ich Roi reiten würde wollte ich die Stute noch nach draußen bringen. Auf dem Weg zu dem kleinen Sand Paddock wurde die Stute nervöser je näher der Wald kam, doch sie ließ sich noch Händeln was eine Verbesserung war. Sicherheitshalber ging ich mit auf das Paddock und hievte die Balken des Tores wieder in die Metallhalterungen, ehe ich den Strick ausklinkte. Angespannt stürmte Blümchen los bis sie der nahende Zaun zum stoppen zwang. Unglücklich durch diese Grenze hüpfte sie vor dem Zaun mit der Vorhand. Zum Glück war der Zaun dieses Sandpaddocks extra hoch und so wagte die S-Springstute dann doch keinen Versuch diesen zu überspringen. Langsam kam sie etwas zur Ruhe, sodass ich durch den Zaun schlüpfen und sie guten Gewissens für einige Zeit alleine lassen konnte.

      Mit Roi du Soleil hatte ich Dressurarbeit vor, in der Halle lagen noch die Stangen von Alex Arbeit mit Club und so beschoss ich diese auch in das Training einzubauen. Nach kurzen Dominanz gehabe machte der Hengst begeistert mit, schwungvoll trabte er über die Stangen und es schien fast so als würde er sich selber ärgern wenn er eine dieser berührte. Lobend klopfte ich den kräftigen Hals des Hengstes. Durch die Fenster schien noch das letzte Licht des Tages und tauchte die Halle in ein goldgelb. Roi hatte deutich an Kondition dazu gewonnen, durch sein Distanztraining vor einiger Zeit und so war der Hengst am Ende nicht annähernd erschöpft. Der Kraftprotz sollte nun täglich bewegt werden um ausgelastet zu sein und ich freute mich schon auf die nächsten Turniere mit ihm.

      Zuletzt brachte ich noch Blümchen wieder in ihre Box. Beim Paddock fand ich zu meiner Freude eine entspannte Stute vor, die vertrauensvoll zu mir kam und kuschelte. Ihr schwarzes Fell war von feinem Staub bedeckt, daher bürstete ich sie mit einem weichen Striegel über. Nach dem Hufe auskratzen ließ Blume sich auch brav in den Stall bringen.
      28.09.2016 | sadasha
      Kurz nachdem Joicy den Hof mit dem Beschluß sich als Trainer abzusetzen verlassen hatte, kam auch schon der erste Auftrag rein, den ich gänzlich ohne ihre Hilfe bewerkstelligen musste. Zu meinem Glück kannte ich Kira Esenbeck und ihr Milky Way Gestüt in der Eifel bereits, das machte es mir leichter die Routine zu finden. Kira hatte mich schon darauf vorbereitet, dass ich sie selbst vielleicht nicht antreffen werde, sondern einen ihrer Pfleger. Eines der Pferde, das heute einen Hufschmied brauchte war zudem ein wenig schwierig im Umgang. Ich würde später noch herausfinden wie schwierig.
      Unvoreingenommen fuhr ich auf den Hof und parkte meinen Wagen mitsamt mobiler Schmiede in der Nähe des Nebenstalls. So konnten die Pferde halbwegs in der Nähe stehen und ich musste keinen Marathon hinlegen um die Eisen zu prüfen. Eine junge Frau, die sich als Alex vorstellte brachte mich zu Lady Moon. Die dunkelbraune Holsteiner Stute machte im ersten Moment einen reservierten Eindruck. Sie sollte Eisen bekommen in welche man Stollen drehen kann. Die Tatsache ein Vielseitigkeitspferd vor mir zu haben machte mich glücklich. Ruhig näherte ich mich der Stute und freundete mich mit ihr an, während ich die Hufe in Augenschein nahm. Sie waren fest und trugen bereits Hufeisen. „Gut, dann trab sie mir bitte einmal vor.“, bat ich Alex, die dem sogleich nachkam. Die Eisen saßen zwar noch am Huf, doch stand sie nun so steil, dass sie bald nicht mehr richtig laufen könnte. Den Ofen hatte ich bereits nach der Ankunft an gemacht, sodass er vorheizen konnte. Souverän begann ich damit das erste Eisen mitsamt Nägeln abzunehmen. Anschließend entfernte ich das alte Horn. Bei der Tragwand achtete ich penibel darauf, dass sie gerade war. Ansonsten hätte das Eisen später keinen Griff. Kaum war ich mit dem Ausschneiden und Vorbereiten des ersten Hufes fertig begann ich damit das dazugehörige Eisen zu bearbeiten. „Wie das mit den Stollen funktioniert wissen sie?“ Kira wirkte zwar sehr sicher, dennoch fragte ich lieber einmal mehr nach. Stollen waren immerhin eine Gefahrenquelle für alle Beteiligten. Alex nickte. Um zu sehen wo später die Nägel hin mussten legte ich das Eisen kurz auf. Noch waren die Nagellöcher nicht perfekt auf die weiße Linie abgestimmt also musste ich nochmal ran. Als das Eisen die richtige Form hatte befreite ich den Huf von kleinen Kohleresten, die durch das Aufbrennen hängen geblieben sind. Erst als der Huf sauber war nagelte ich das Eisen auf. Bei den nächsten drei Hufen ging ich genauso vor und kontrollierte jeden Schritt so lange, bis ich zufrieden war. Am Ende stand Lady Moon auf vier frisch beschlagenen Hufen. Durch das warme Aufbrennen der Eisen verloren Hufe meist etwas Feuchtigkeit und so fettete ich die vier zuletzt ein.
      Weiter ging es mit Stormer's Painting Gold. „Wo ist eigentlich die dritte im Bunde?“ wollte ich wissen, während die junge Sabinostute vortrabte. „Marion longiert Ahoyka Dazzle ab, damit sie vielleicht etwas ruhiger ist.“ Ein wenig verdattert sah ich sie an. „So schlimm?“ Alex lächelte nur und so fuhr ich mit dem Rennpferd fort. „Sie bekommt Aluminiumbeschläge. Die sind leicht und ursprünglich für Rennpferde entwickelt.“ erklärte ich kurz nachdem ich mit dem Abnehmen des alten Eisens und Ausschneiden des ersten Hufes fertig war. Ein weiter Vorteil von Aluminiumeisen war, dass man sie ohne Umstände auf dem Amboss in Form bringen konnte. Nach kurzer Zeit war die unkomplizierte Stute wieder voll beschlagen und bereit für ihr nächstes Rennen.
      Lady Moon und Stormer's Painting Gold wurden nun weg gebracht, der Ofen ausgestellt und Alex kam mitsamt Marion und Ahyoka Dazzle zurück. Die Quarter Pony Stute hatte etwas geschwitzt, war aber nicht so ruhig wie man sich erhofft hatte. Nun denn, die Hufe mussten gemacht werden und ich würde das auch ohne Frage schaffen. Die Ohren in den Nacken gelegt und unruhig nach hinten ziehend trabte sie vor. „Könnt ihr nochmal laufen?“ bat ich, da ich die Stute so unklar und unsauber vorgetrabt war, dass ich nichts erkennen konnte. Beim zweiten Anlauf lief das besser. „Okay, danke.“ brach ich ab und prüfte meinen Werkzeuggürtel auf Vollständigkeit. Als ich mich der Stute näherte giftete sie feindselig. „Vielleicht kann einer von euch sie ein wenig ablenken.“ schlug ich mit kühler Stimme vor. Sobald ich in die Gefahrenzone kam versuchte ich besonders ruhig und bestimmend zu sein. Ich musste die Kontrolle über ihren Huf sicher haben, wenn ich die Hufe bearbeiten wollte. Zum Glück brauchte sie keinen Beschlag. Im Team schafften wir es die rote Stute so lange ruhig zu halten, bis ich die Hufe ausgeschnitten und korrigiert hatte. Mit jeder Minute, die die Prozedur länger andauerte wurde Ahyoka Dazzle unruhiger und aggressiver. Dennoch ließ sie sich besser als zu Beginn gedacht die Hufe machen. Zuletzt pinselte ich die Hufe mit einem pflegenden Huföl ein und verabschiedete die Stute mitsamt Marion. Zusammen mit Alex beseitigte ich die Überbleibsel der Hufe und sammelte die alten Eisen ein, sodass sie nicht mehr auf dem Hof herumlagen. „Dann bis zum nächsten Mal.“ grüßte ich freundlich, als ich all meine Sachen im wagen verstaut hatte und verließ anschließend den Hof.
      31.08.2016| Sammy
      Drachenlady Dressur E-A, Lady Moon Dressur E-A, White Dance Fahren E-A, Juwel der Stille Dressur A-L
      "Hollybrook Stud Training Stables, Sie sprechen mit Samantha O`Neill, was kann ich für Sie tun?", sagte ich fröhlich ins Telefon meines Stallbüros. "Hey Sammy, hier ist Kira Esenbeck. Ich rufe wegen Porcelain Doll an!", antwortete eine freundliche Stimme. Mit angehaltenem Atem hörte ich Kira zu. Dolly war ein wunderhübsches Miniature Horsefohlen und Kira war tatsächlich bereit, sie mir im Tausch gegen vier Trainingseinheiten mit ihren Pferden zu verkaufen! Ich konnte mein Glück kaum fassen und kramte sofort meinen Terminkalender heraus, um mit Kira abzusprechen, wann ich am besten nach Deutschland fuhr. Erst vor kurzem war ich Kalifornien gewesen, dagegen war die Fahrt von England nach Deutschland ein Klacks. Ich würde meinen Hänger mitnehmen, sodass ich Dolly nach dem Training der vier Pferde direkt mit mir nach England nehmen konnte.

      ~*~

      Zwei Wochen später verabschiedete ich mich von meinen geliebten Vierbeinern und meinen Angestellten, um die Reise nach Deutschland anzutreten. Mit ein wenig guter Musik und dem herrlichen Ausblick auf dem Schiff nach Calais war die Fahrt im großen und ganzen recht kurzweilig und ehe ich mich versah war ich bereits in der Eifel. Kurz darauf lenkte ich mein Auto auf Kira`s Hof, stellte den Motor ab und stieg aus. Gähnend streckte ich meinen verspannten Rücken, als auch schon Kira auf mich zukam. Ich hatte die junge Frau bereits kennen gelernt, als ich ihr die Berberstute Pangäa abgekauft hatte. Kira half mir beim Ausladen und zeigte mir auch sofort das Gästezimmer, das ich während der Trainingszeit bewohnen würde. "Möchtest du was essen, dich frisch machen oder dir den Hof anschauen? Oder was ganz anderes?", fragte Kira mich freundlich, als ich meine Sachen abgestellt hatte. Ich überlegte nicht einmal ein paar Sekunden, bevor ich grinsend antwortete: "Den Hof anschauen. Vor allem die Ställe und meine Trainingspferdchen!" Also gingen wir sofort wieder hinaus auf den Hof. Mit dem Training würde ich heute nicht mehr beginnen, es war immerhin bereits kurz vor sieben. Trotzdem wollte ich mir gerne schon einmal alles ansehen, damit ich am nächsten Tag direkt loslegen konnte. Kira führte mich über den Hof hinüber zu den Stallungen. Drei der vier Stuten, mit denen ich arbeiten sollte, standen im Trainingsstall. Vor der Box einer hübschen Fuchsstute blieb Kira stehen. "Das hier ist Drachenlady, eine Welsh B Stute. Sie soll in der Dressur den Aufstieg in Klasse A schaffen. Sie ist auch wirklich total lieb, mit ihr solltest du überhaupt keine Probleme haben. Die nächste ist Juwel der Stille, eine Welsh D Stute. Sie geht in der Dressur schon A-Niveau, soll also auf L-Niveau trainiert werden. Sie ist ab und an ein wenig faul, aber ansonsten ein absolutes Verlasspferd.", erklärte Kira mir. Wir liefen weiter die Stallgasse hinunter und blieben schließlich vor einer wunderhübschen Cremellostute stehen. "Das ist White Dance. Bei ihr geht es um eine Stufenerhöhung im Fahren auf A-Niveau. Sie ist eigentlich auch brav, bei unbekannten Leuten aber manchmal recht unsicher." Wir drehten wieder um und setzten unseren Rundgang im Nebenstall fort. Hier stand das letzte Stütchen, mit dem ich arbeiten würde - die auffallend schöne Holsteinerstute Lady Moon. Auch sie sollte ich in der Dressur auf Klasse A trainieren. Kira erzählte mir, dass die brauen Stute sehr arbeitswillig und meist gehorsam war. Ich speicherte alle Informationen gut ab, da sie mir sicherlich eine Hilfe sein würden. Wobei die Pferde sich was den Charakter anging wirklich alle sehr gut anhörten. Wenn ich daran dachte, was für Pferde ich bereits unterm Sattel gehabt hatte, würden die nächsten Tage wahrscheinlich ein Spaziergang werden. Kira führte mich auch noch zur Reithalle und dem Dressurplatz und zeigte mir die Ausrüstung ihrer Pferde. Anschließend zog ich mich zurück, um zu duschen und mich in das kuschlig weiche Bett zu legen. Ein wenig steckte mir der Tag doch in den Knochen, aber ich freute mich schon sehr auf den morgigen Tag.

      ~*~

      Am nächsten Morgen war ich bereits in aller Frühe auf den Beinen und traf in der Küche auf Kira, die bereits den Frühstückstisch gedeckt hatte. Ich schlang ein Marmeladenbrötchen und einen Orangensaft hinunter, da ich es kaum noch erwarten konnte, mit dem Training zu beginnen. Es sollte heute auch wieder sehr heiß werden, daher war es sowieso von Vorteil, wenn ich bereits morgens so viel wie möglich erledigen konnte. Kira hatte noch in ihrem Büro zu tun, während ich schon einmal hinüber zu den Ställen ging. Dort angekommen, schnappte ich mir als erstes Drachenlady. Die süße Welsh B Stute ließ sich brav aufhalftern und zum Putzen anbinden. Wie üblich ließ ich mir viel Zeit und redete dabei mit dem Stütchen, damit es sich an meine Stimme gewöhnen konnte. Als ihr kupferfarbenes Fell glänzte, Mähne und Schweif verlesen und die Hufe ausgekratzt waren, bandagierte ich Lady`s Beine und sattelte sie gleich danach auf. Heute ging es mir zwar hauptsächlich darum, mich mit den vier Stuten bekannt zu machen und zu sehen, wie weit sie vom Trainingsstand bisher waren, doch wenn alles gut lief, würde ich auch schon die ein oder andere Lektion trainieren. Da die Temperatur momentan noch sehr angehem war, würde ich diese erste Trainingseinheit mit Drachenlady auf dem Platz abhalten. Ich führte das Stütchen über den Hof, stellte sie auf der Mittellinie auf, gurtete nach und schwang mich leichtfüßig in den Sattel. Drachenlady blieb brav stehen, bis ich mich zurecht gesetzt und die Steigbügel angepasst hatte. Ich strich der Ponystute über den Hals und ließ sie am langen Zügel im Schritt um die Bahn gehen. Auf einen leichten Schenkeldruck hin, trabte Lady fleißig an. Sie war sehr angenehm zu sitzen und reagierte gut auf jede meiner Hilfen. Man merkte sofort, dass Drachenlady vor allem gefallen wollte. Ich ritt Zirkel, Volten und einfache Schlangenlinien auf beiden Händen, bevor ich Drachenlady leicht nach innen stellte, das äußere Bein eine Handbreit hinter den Gurt legte und das Pony somit angaloppierte. Da Lady mir wirklich überhaupt keine Schwierigkeiten machte, beschloss ich heute schon mit dem Stufentraining zu beginnen. Für Klasse A der der Dressur wurden das Rückwärtsrichten, die Schritt-Galopp-Übergänge, die Vorhandwendung und Viereck verkleinern und vergrößern verlangt. Ich prüfte zuerst ab, wie gut Drachenlady das Schenkelweichen beherrschte, das ja schon für Klasse E verlangt wurde. Außer, dass ich das Stütchen ab und an mit der Gerte an der Hinterhand antippen musste, damit sie selbige mitnahm, funktionierte das Ganze sehr gut. Somit konnte ich sofort mit dem Viereck verkleinern und vergrößern beginnen. Ich stellte Drachenlady bereits in der zweiten Ecke der kurzen Seite leicht nach außen, trieb direkt nach der Ecke mit dem äußeren Schenkel vorwärts-seitwärts und legte den inneren verwahrend hinter den Gurt, um die Bewegung zu begrenzen. Ab und an tippte ich Lady an, damit sie auch mit der Hinterhand schön kreuzte. Kurz vor B richtete ich die Stute geradeaus, ließ sie ca drei Pferdelängen vorwärts gehen und ritt anschließend Schenkelweichen zurück zum Hufschlag. Das Ganze wiederholten wir selbstverständlich ein paar Mal- auch auf der anderen Hand. Da Drachenlady noch immer aufnahmefähig war und gut mitarbeitete, beschloss ich auch das die Schritt-Galopp-Übergänge mit hinzuzunehmen. Zunächst ritt ich das Stütchen im Schritt um die Bahn und gab ihr vor der zweiten Ecke der langen Seite die Hilfen zum Angaloppieren. Lady fiel erst einmal in einen flotten Trab, bevor sie schließlich im Galopp ansprang. Also wiederholte ich das Ganze nochmals und verstärkte die Hilfen bei diesem Mal ein wenig. Sobald Lady angaloppierte, kraulte ich ihren schlanken Hals und lobte sie. Bei den Übergängen vom Galopp in den Schritt hatten wir anfangs das Problem, dass Drachenlady zwar zuverlässig durchparierte, dies jedoch sehr ruckartig. Ich arbeitete daran, indem ich das Stütchen vor dem eigentlichen Kommando mit halben Paraden aufmerksam machte und auf das Kommende vorbereitete. Am Ende der Einheit waren die Übergänge zwar noch nicht perfekt, doch ich war ja noch ein paar Tage da, um daran zu arbeiten.

      Nachdem Drachenlady wieder in ihrer Box stand, war Juwel der Stille an der Reihe. In einer L-Dressur galt es schon wesentlich schwierigere Aufgaben zu bewältigen, als in einer A-Dressur, daher hoffte ich, dass Juwel genauso gut mitarbeitete, wie Drachenlady das getan hatte. Auch die Graufalbstute ließ sich die ausgiebige Putzprozedur sehr gefallen und döste mit angewinkeltem Hinterbein vor sich hin. Es wurde langsam wärmer draußen, doch noch konnten wir wohl auf dem Platz arbeiten. Ich verlas sorgfältig das lange schwarze Haar der Stute, bevor ich auch ihr die Beine bandagierte und sie aufsattelte. Schon auf dem Weg zum Platz musste ich mit der Zunge schnalzen, um Jewel zum Laufen zu bewegen - so richtig Lust schien die elegante Stute heute nicht zu haben. Trotzdem kamen wir schließlich beim Reitplatz an und ich saß schon kurz darauf auf Jewels Rücken. Genau wie auch schon bei Lady wollte ich mit einem leichten Zudrücken der Schenkel im Schritt anreiten, doch Jewel lief, als hätte sie ein wahnsinniges Gewicht hinter sich. Ich setzte nun einen kleinen Trick ein, den ich auch bei meinen eigenen etwas gehfauleren Pferden nutzte. Ich setzte meine treibenden Hilfen durchgängig ein, bis Juwel der Stille fleißiger ausschritt. Dann stellte ich das Treiben sofort ein. Diese Methode war zwar für mich sehr anstrengend, weckte die Stute aber auf. Im Trab wurde es noch ein wenig schweißtreibender, doch mit viel Aufmunterung begann Jewel schließlich williger mitzuarbeiten. Die Stufenerhöhung forderte bei ihr den Außengalopp, den einfachen Galoppwechsel, die Kurzkehrt und die Hinterhandwendung. Den einfachen Wechsel sollten wir relativ schnell abhaken können, da Jewel die Schritt-Galopp-Übergänge ja bereits beherrschte. Also galoppierte ich die Welsh D Stute im Arbeitstempo an und wendete auf den Zirkel ab. Kurz vor X parierte ich Jewel zum Schritt durch, ließ sie drei Tritte gehen, stellte die Stute um und galoppierte auf der anderen Hand erneut an. Jewel machte das sehr gut und ich war zuversichtlich was das weitere Training anging. So langsam wachte die Stute auch auf und ich konnte meine treibenden Hilfen immer mehr einstellen. Neben dem einfachen Wechsel hatte ich vor, heute den Grundstein für die Kurzkehrt und damit auch für die Hinterhandwendung zu legen. Diese baute nämlich auf Ersterer auf. Ich ritt mit Juwel der Stille im Schritt um die Bahn und wendete sie schließlich ab, um den Anfang einer Volte zu reiten. Nun führte ich die Ponystute immer mehr in die Biegung hinein, trieb mit dem inneren Schenkel seitwärts und fing die Bewegung mit dem äußeren Bein ab. Ich ließ Juwel der Stille für den Anfang immer nur zwei bis drei Tritte wenden, um jeden einzelnen Tritt wirklich gut herausreiten zu können und zu verhindern, dass das Stütchen sich einfach nur herumdrehte. Dann ließ ich die Zügel lang, lobte Jewel und ritt sie trocken. Das erste Training war schon ganz gut gelaufen und ich war gespannt wie Jewel sich bei den anderen Lektionen anstellte.

      ~*~

      Nach einer etwas längeren Mittagspause, ware es Zeit auch mit den verbliebenen beiden Stuten zu arbeiten. Ich beschloss mit der Holsteinerstute Lady Moon zu beginnen und ging sofort zur Koppel, um sie einzufangen. Zu meiner Freude klappte dies völlig problemlos, obwohl Lady mich ja noch gar nicht kannte. Ich verfütterte ein Stückchen Apfel an sie und strich ihr bewundernd über den glänzenden Hals. Ich liebte Ponys zwar auch, doch mein Herz schlug eindeutig für die großen, eleganten Warmblüter. Ich führte Lady Moon zu den Ställen, band sie dort fest und begann ihr braunes Fell zu bürsten. Die Stute ließ sich die Behandlung sichtlich gefallen. Auch Lady bandagierte ich zuerst die Beien, bevor ich sie aufsattelte. Da es mittlerweile wirklich drückend heiß war, würde ich mit dem Warmblutstütchen in der Halle trainieren müssen. Dort war es zwar recht stickig, doch das war immer noch besser als in der prallen Sonne zu arbeiten. Ich stellte Lady Moon auf der Mittellinie auf, gurtete nach und schwang mich in den Sattel. Mit ihren 1,72m Stockmaß war Lady recht groß geraten, doch ich fühlte mich sofort wohl auf ihrem Rücken. Sie war aufmerksam, reagierte gut auf meine Hilfen und hatte schöne, ausdrucksstarke Gänge. Ich wärmte Lady Moon auf, indem ich viele Biegungen und Wendungen, sowie Tempowechsel ritt. Damit konnte ich mich zeitgleich mit der Stute vertraut machen und sehen, wie sie auf mich reagierte. Vor allem Lady`s raumgreifender Galopp begeisterte mich, also entschied ich als erste Lektion die Schritt-Galopp-Übergänge zu trainieren. Zuallererst ritt ich jedoch vermehrt Schritt-Trab und Trab-Halten-Übergänge. So machte ich Lady aufmerksam und prüfte außerdem ihr bisheriges Können ab. Anschließend parierte ich sie zum Schritt durch und gab ihr in die zweite Ecke der langen Seite hin die Hilfen zum Angaloppieren. Die braune Stute reagierte zwar augenblicklich, schoss jedoch viel zu schnell los. Sie war dabei keineswegs unkontrolliert, nur einfach zu flott. Ich saß tief in den Sattel ein, gab Lady Moon halbe Paraden und drosselte so das Tempo zu einem normalen Arbeitsgalopp. Wir versuchten das Ganze nocheinmal, aber diesmal stellte ich Lady vor dem Übergang noch mehr an meine Hilfen und versammelte sie, sodass sie diesmal sehr viel ruhiger in den Galopp sprang. Postwendend kraulte ich dem Warmblutstütchen lobend den Hals. Dann wechselte durch die ganze Bahn und übte den Übergang auch auf der anderen Hand. Erst als dies zufriedenstellend klappte, war der Übergang vom Galopp in den Schritt an der Reihe. Lady Moon galoppierte fleißig vorwärts und gab ihr wieder mehrere halbe Paraden, damit sie etwas mehr Gewicht mit der Hinterhand aufnahm und wir einen sauberen Übergang schafften. Dieser Wechsel klappte wesentlich schneller, als der vom Schritt in den Galopp und ich war sehr zufrieden mit Lady. Nach kurzem Überlegen entschied ich, auch das Rückwärtsrichten noch hinzuzunehmen. Die Vorhandwendung und das Viereck verkleinern und vergrößern würden wir an einem anderen Tag üben. Ich parierte Lady Moon bei A zum Halten durch, hob mich leicht aus dem Sattel, ließ die Zügel anstehen und sagte "Back!". Sobald Lady auch nur ihr Gewicht nach hinten verlagerte, sank ich zurück in den Sattel, ließ die Zügel locker und lobte die Stute. Beim nächsten Mal erhielt ich die Hilfen solange aufrecht, bis Lady einen Tritt zurück gemacht hatte und so dauerte es gar nicht lange, bis die Stute eine Pferdelänge rückwärts trat. Obwohl die Stute die Übung noch ein wenig zögerlich absolvierte, war das Training heute sehr erfolgreich gewesen und wir konnten in den nächsten Tagen gut darauf aufbauen!

      ~*~

      Als ich Lady Moon trocken geritten und versorgt hatte, widmete ich mich dem letzten Stütchen: White Dance. Nach den ganzen Dressureinheiten heute stellte das Fahrtraining eine wilkommene Abwechslung dar und ich freute mich bereits sehr darauf. Mittlerweile ging es auch schon auf Abend zu, sodass es allmählich ein wenig kühler wurde. Vor dem Stall stand schon ein leichter Einspänner bereit, vor den ich White Dance gleich spannen würde. Ich begrüßte die schöne Cremellostute mit einem Stückchen Apfel und strich ihr vorsichtig den langen Schopf aus der Stirn. Heute würden wir uns dem Dressurfahren widmen, die Lektionen von heute in den nächsten Tagen vertiefen und schließlich noch das Hindernisfahren absolvieren. Ins Gelände ging ich mit den Pferden für das Training auf Klasse A generell noch nicht, da hierfür auch erst einmal Vertrauen aufgebaut werden musste. Und selbstverständlich mussten auch die Grundlektionen sitzen. White Dance schaute mich ein wenig misstrauisch an, als ich sie zum Putzen auf der Stallgasse festband. Kira hatte mir ja erzählt, dass die Stute ihre feste Bezugsperson brauchte, also würde ich mir mit White Dance wohl etwas mehr Zeit lassen müssen. Während ich das cremefarbene Fell der Stute bürstete, summte ich leise vor mich hin. Anschließend massierte ich die Ponystute vom Genick an den Rücken entlang und merkte allmählich, dass White Dance sich in meiner Gegenwart entspannte. Ich kratzte ihr die Hufe aus, verlas die lange seidige Mähne und den ebenso langen Schweif des Welsh D Ponys und legte ihr anschließend Gamaschen an. Danach führte ich White Dance nach draußen zu der Kutsche, wo auch ihr Geschirr schon bereit lag. Mit geübten Handgriffen spannte ich die hübsche Stute an und führte sie gleich darauf zum Reitplatz. White Dance folgte mir bereitwillig auch wenn ich merkte, dass sie nicht so gelassen war, wie meine drei anderen Trainingspferde. Dennoch setzte ich mich auf dem Platz angekommen, auf den Kutschbock und fuhr White Dance im Schritt an. Ich fuhr um die ganze Bahn und baute auch die ein oder andere Wendung mit ein, um zu sehen, wie White Dance reagierte. Auch sie arbeitete fleißig mit und reagierte gut auf meine Kommandos, sodass ich sie bald darauf mit einem Schnalzen antraben ließ. Wie für Fahrpferde unerlässig, hörte White Dance auch gut auf Stimmkommandos, was ich sowohl im Schritt als auch im Trab abprüfte. Um das Stütchen und mich aufeinander einzuspielen, wiederholte ich nun ein paar Lektionen aus Klasse E des Fahrens. Dies waren der Zirkel im sogenannten Gebrauchstrab, der Wechsel durch die ganze Bahn, die Schritt-Trab-Übergänge und das Tritte verlängern. Weiterhin gehörte auch das 10 Sekunden lange Stillstehen zu einer E-Dressur. Dies alles meisterte White Dance völlig problemlos, sodass ich guten Gewissens mit den Lektionen für Klasse A beginnen konnte. Für den Aufstieg in diese Klasse wurden das Rückwärtsrichten, die Kehrtwendung, ein halber Mittelzirkel, einfache Schlangenlinien und eine halbe Volte verlangt.
      Ich begann im Schritt mit der halben Volte, dem halben Mittelzirkel und den einfachen Schlangenlinien. Dabei achtete ich darauf, White Dance präzise zu lenken, da dies vor allem im späteren Hindernisfahren äußerst wichtig war. Als die Figuren im Schritt gut funktionierten, ritt ich sie auch im Trab. Den Galopp ließ ich aus, da er sowohl beim Dressur- als auch beim Hindernisfahren so gut wie nie gefordert wurde, schon gar nicht in Klasse A. Als nächstes war das Rückwärtsrichten an der Reihe. White Dance ging in der Dressur bereits auf A-Niveau, beherrschte die Übung also unter dem Sattel bereits. Allerdings war das Ganze mit Kutsche doch noch einmal etwas anderes. Ich parierte White Dance zum Halten durch, ließ die Zügel anstehen und sagte: "Back!". Das Stütchen verlagerte auch folgsam sein Gewicht nach hinten, doch als es den Widerstand der Kutsche spürte, blieb es stehen und bewegte sich keinen Schritt weiter. Ich hatte mir das fast schon gedacht und stieg vom Kutschbock, um die Lektion vom Boden aus zu erarbeiten. Ich stellte mich vor White Dance, tippte mit meinem Zeigefinger an ihre Brust und gab wieder das Stimmkommando. Erneut ging White Dance einen kleinen Schritt zurück, bevor sie mit hoch erhobenem Kopf stehen blieb. "Na komm mein Mädchen, du wirst sehen, dass das überhaupt nicht schlimm ist. Back!", sagte ich mit ruhiger Stimme, während ich den Druck auf White Dance`s Brust ein wenig erhöhte. Die Stute hatte gelernt, auf Druck zu weichen und als ich diesmal mitlief, als sie einen Schritt zurück machte, bewegte sie tatsächlich die Kutsche ein kleines Stück nach hinten. Sofort lobte ich das cremefarbene Stütchen und wiederholte die Übung noch ein paar Mal, bevor ich wieder auf den Kutschbock stieg. Wir würden nun erst einmal mit der Kehrtwendung weitermachen. Die Kehrtwendung wurde bis zur Mittellinie gefahren, bevor man in einem 45° Winkel zurück zum Hufschlag abwendete. Ich wählte zunächst einen sehr viel größeren als den geforderten Winkel, so dass wir uns langsam an die Lektion herantasten konnten. Als wir schließlich beim geforderten Winkel angekommen waren, brachte ich White Dance zurück zum Stall, während ich sie überschwänglich lobte und befreite sie dort von ihrem Geschirr. Anschließend führte ich sie vor dem Stall trocken, bevor das Stütchen zu seinem wohlverdienten Abendessen durfte.
      Das war wirklich ein erfolgreicher Tag gewesen und die Arbeit mit Kira`s Pferden machte mir sehr viel Spaß.

      ~*~

      Die letzten Tage waren wie im Flug vergangen und schon stand für meine Trainingspferde der zweite Teil ihrer jeweiligen Aufgaben auf dem Programm. Ich hatte selbstverständlich jeden Tag mit den Stuten gearbeitet, um die Lektionen zu festigen, die wir am ersten Tag eingeübt hatten. Drachenlady`s Übergänge waren mitterlweile schön flüssig und weich, White Dance und Lady Moon wichen zuverlässig rückwärts - erstere vor der Kutsche, Letztere unter dem Sattel - und Juwel der Stille beherrschte die Kurzkehrt einwandfrei. Auch Kira hatte sich mittlerweile schon von den Fortschritten ihrer Pferde überzeugt.
      Ich begann an meinem vorletzten Tag hier in Deutschland wieder mit Drachenlady. Für das hübsche Fuchsstütchen standen heute noch das Rückwärtsrichten und die Vorhandwendung an, bevor ihr Aufstieg in Klasse A vollbracht war. Wie üblich machte ich das Welsh B Pony in aller Ruhe fertig und führte es dann hinüber zum Reitplatz. Die Ponystute war mir in den letzen Tagen richtig ans Herz gewachsen, sie war einfach so unglaublich treu und lieb und gab sich gleichzeitig so viel Mühe. Ich schwang mich in den Sattel und ritt Drachenlady um das Viereck, um sie aufzuwärmen. Anschließend brachte ich sie bei C zum Stehen, hob mich ein wenig aus dem Sattel, nahm die Zügel an und sagte: "Back!". Ich hatte die Lektion mit dem Pony bereits vom Boden aus geübt, da ich nach der heutigen Trainingseinheit ja nur noch den morgigen Tag zum Wiederholen hatte und so ging Drachenlady schon relativ schnell zuverlässig rückwärts. Da sie auch nicht so sensibel war, was fremde Reiter anging - wie zum Beispiel White Dance - war auch kein Stocken in ihrem Bewegungsablauf zu bemerken. Ich strich ihr lobend über den Hals und wuschelte durch ihre dichte Mähne. Dann trabte ich ein paar Runden am langen Zügel um die Bahn, bevor ich das Rückwärtsrichten auf der anderen Hand und an einem anderen Punkt der Bahn wiederholte. Drachenlady absolvierte die Übung jedoch genauso gut wie auch beim ersten Mal, sodass wir uns schon kurz darauf der Vorhandwendung widmen konnten.
      Dazu parierte ich Drachenlady auf dem zweiten Hufschlag der langen Seite zum Halten durch, stellte sie leicht nach außen, trieb mit dem äußeren Bein seitwärts und fing ihre Bewegung mit dem inneren Bein ab. Am Ende der 180°-Wendung gab ich dem Stütchen eine ganze Parade, um sie wieder zum Stehen zu bringen. Dabei achtete ich ganz besonders darauf, dass Drachenlady wirklich nur um ihre Vorhand herum trat und nicht etwa zusätzlich einen Schritt vorwärts machte. Dies bedeutete, dass ich jeden Tritt einzeln herausritt, bevor wir schließlich auf der anderen Hand weiter ritten. Ich übte die Vorhandwendung ein paar Mal auf beiden Händen, dann ließ ich die Zügel lang und ritt das brave Pony im Schritt trocken. Morgen würde ich eine A-Dressur mit ihr absolvieren und danach hatte sie ihren Stufenaufstieg gemeistert.

      ~*~

      Die nächste im Bunde war wieder Juwel der Stille. Ich führte das Welsh D Stütchen von der Weide, putzte sie gründlich und sattelte sie daraufhin auf. Jewel war heute besser aufgelegt, als bei unserer ersten Trainingseinheit und folgte mir brav zum Reitplatz. Dort angekommen, schwang ich mich auf ihren Rücken und ritt sie im Schritt und Trab durch diverse Übergänge, Zirkel, Schlangenlinien und Handwechsel warm. Anschließend prüfte ich den einfachen Galoppwechsel und die Kurzkehrt nochmals ab und stellte zufrieden fest, dass beides ganz ohne Probleme klappte. Nun war der Außengalopp an der Reihe. Ich galoppierte Juwel der Stille im Handgalopp an und ritt nun zunächst einfache Schlangenlinien, sodass die Stute im Bogen bereits ein kurzes Stück im Außengalopp gehen musste. Dies wiederholte ich auf beiden Händen, wobei ich den Bogen der Schlangenlinie mit jedem Durchgang mehr in die Länge zog. Als das gut funktionierte, wechselte ich mit Jewel durch die ganze Bahn. Dabei konzentrierte ich mich darauf, kurz vor dem Hufschlag so ruhig wie nur irgend möglich zu sitzen, um die Stute auf keinen Fall zum umspringen zu animieren. Noch wusste ich schließlich nicht, ob Jewel ein Naturwechsler war oder nicht. Jewel galoppierte eine Bahn im Außengalopp, bevor ich sie zum Trab durchparierte und diesen Teil des Trainings auch auf der anderen Hand übte. Bevor wir aber weiter am Außengalopp arbeiteten, wollte ich erst einmal die Hinterhandwendung trainieren. Diese unterschied sich von der Kurzkehrt darin, dass sie aus dem Halt heraus geritten wurde und auch im Halten endete. Die Kurzkehrt dagegen begann und endete im Schritt. Außerdem stellte die Hinterhandwendung die Vorbereitung für die Schrittpirouette dar, die für Klasse M der Dressur gefordert wurde. Somit parierte ich Juwel der Stille auf dem zweiten Hufschlag zum Halten durch und gab der Ponystute die gleichen Hilfen wie auch schon für die Kurzkehrtwendung, nur dass ich die Übung diesmal mit einer ganzen Parade beendete. Juwel der Stille arbeitete heute wirklich sehr gut mit und schon ein paar Minuten später arbeiteten wir wieder am Außengalopp. Ich wollte diesmal, dass Jewel direkt im Außengalopp ansprang und nicht im Handgalopp. Also stellte ich die Stute ausnahmsweise vor dem angaloppieren leicht in Richtung Bande, drückte das äußere Bein an und legte das Innere zurück. Beim ersten Mal sprang Jewel wie gewohnt trotz meiner Hilfen im Handgalopp an, doch beim zweiten Mal funktionierte es. Da ich Juwel der Stille nun postwendend lobte, wusste die Stute auch, dass sie diesmal alles richtig gemacht hatte. Ich lockerte das Stütchen mit doppelten Schlangenlinien, Übergängen, Volten an der langen Seite und Zirkel verkleinern und vergrößern, bevor ich das Angaloppieren im Außengalopp nochmals wiederholte. Als ich schließlich zufrieden war, ließ ich die Zügel lang und ritt Jewel in aller Ruhe trocken, während ich das Pony immer wieder lobte.

      ~*~

      Am frühen Nachmittag holte ich Lady Moon von der Weide, um auch mit der hübschen Warmblutstute das Training zu beenden. Erst gestern hatte ich mit Lady Moon das Schenkelweichen geübt, sodass wir heute optimal auf das Viereck verkleinern vorbereitet waren. Doch zuerst putzte ich das Stütchen und machte sie fürs Training fertig. Als wir schließlich auf dem Reitplatz ankamen, saß ich flott auf und ritt Lady Moon im Schritt am langen Zügel an. Die Stute trat schön unter und lief eifrig vorwärts. Als ich sie auch im Trab gut warm geritten hatte, machten wir uns an die letzten beiden Lektionen, die uns für Klasse A noch fehlten: Viereck verkleinern und vergrößern und die Vorhandwendung. Ich begann mit der erste Lektion und ritt Lady Moon dafür im Schritt um die Bahn. In der zweiten Ecke der kurzen Seite stellte ich sie leicht nach außen und trieb gleich darauf mit dem äußeren Schenkel vorwärts-seitwärts - in richtung Mittellinie. Dabei achtete ich vor allem darauf, dass Lady auch ihre Hinterhand schön mitnahm. Eine Pferdelänge vor B richtete ich sie geradeaus und wich erst eine Pferdelänge nach dem Bahnbuchstaben zurück zum Hufschlag. Anschließend wiederholte ich die Übung auf der anderen Hand und schließlich sogar im Trab. Das hatte ich selbstverständlich auch mit Drachenlady gemacht. Nun fehlte nur noch eine letzte Aufgabe, doch zunächst wiederholte ich die Schritt-Galopp-Übergänge und das Rückwärtsrichten. Schließlich wollte ich sicher gehen, dass jede Stute alle Lektionen gut beherrschte, bevor ich das Training hier für beendet erklärte. Ich parierte auch Lady Moon auf dem zweiten Hufschlag zum Halten durch und ließ sie Tritt für Tritt um ihre Vorhand herum wenden. Nach einer ganzen Parade kam die Stute wieder geschlossen zum Stehen und ich lobte sie freudig. Das Training hatte noch besser geklappt als beim letzten Mal und ich war mir sicher, dass man von der schicken Holsteinerstute noch einiges hören würde. Ein wenig wehmütig ritt ich Lady Moon trocken, ließ mich aus dem Sattel gleiten und brachte die Stute zurück zum Stall, wo ich sie umsichtig versorgte.

      ~*~

      Nun war nur noch White Dance an der Reihe. Mit der schicken Welsh D Stute würde ich mich jetzt ans Hindernisfahren machen, weshalb ich erst einmal alleine auf den Reitplatz ging, um die dafür notwendigen Kegel aufzustellen. Diese Kegelpaare und -figuren musste man beim Hindernisfahren so schnell wie möglich und natürlich fehlerfrei durchfahren. Für Klasse A standen die Kegel 40-50cm weiter auseinander als die Kutsche breit war. Dieser Abstand würde sich abhängig vom Schwierigkeitsgrad auf bis zu 20cm verringern. Strafpunkte gab es für das Umwerfen der Kegel, deshalb mussten die Figuren auch sehr präzise durchfahren werden. Als alles vorbereitet war, ging ich zurück zum Stall, um White Dance für das Training fertig zu machen. Die Stute begrüßte mich mittlerweile schon mit weitaus weniger Misstrauen, was mich natürlich sehr freute. Nachdem ich die Welsh D Stute geputzt und angeschirrt hatte, führte ich sie zum Platz und zeigte ihr zunächst die orange-weißen Kegel. Sie kannte sie selbstverständlich bereits, doch ich wollte trotzdem, dass das Pony sich alles genaustens ansehen konnte. Schließlich stieg ich auf den Kutschbock und fuhr White Dance um die Kegel herum warm. Die Stute reagierte toll auf all meine Kommandos, weshalb ich schon bald durch einzelne Kegelpaare fuhr, um die Stute und auch mich auf das Kommende vorzubreiten. Anschließend war eine Kegelformation an der Reihe, die Schlangenlinien durch die Bahn mit drei Bögen darstellte. Dies war für heute auch die einzige Formation. Dinge wie U-, L- oder Boxhindernisse kamen erst in den höheren Klassen vor. Wir begannen im Schritt und ich lenkte White Dance vorsichtig durch die Kegelpaare. Erst als das gut klappte, ließ ich das Pony antraben und fuhr wieder zunächst durch die einzelnen Kegelpaare. In der schnelleren Gangart war es schon deutlich schwieriger, keinen der Kegel umzuwerfen, doch wir hatten den Dreh recht schnell raus. Ich erhöhte das Tempo mit jedem guten Durchgang ein wenig mehr, bis wir die Formation schließlich im flotten Trab schafften. Danach ließ ich die Zügel lang, fuhr hinüber zum Stall und sprang dort vom Kutschbock. Nachdem ich White Dance von der Fahrausrüstung befreit und sie trocken geführt hatte, suchte ich Kira auf, um ihr vom heutigen Trainingstag zu erzählen und alles weitere für meine morgige Abreise zu besprechen.

      ~*~

      Am nächsten Morgen war ich schon in aller Frühe auf, um das Abschlusstraining vorzubereiten. Die Pferde beherrschten ihre Aufgabe wunderbar und Kira setzte sich nach jedem Durchgang selbst auf ihre Stuten, um die kurze Dressuraufgabe, die ich mir für jedes der Tiere ausgedacht hatte selbst zu reiten, beziehungsweise im Fall von White Dance natürlich zu fahren. Es klappte alles zu unserer vollsten Zufriedenheit, sodass ich am frühen Mittag Dolly`s Papiere entgegenahm und das wunderhübsche Miniature Horse Fohlen in meinen Hänger führte. Ich hatte den Aufenthalt in meinem früheren Heimatland sehr genossen und auch viel Spaß beim Training von Kira`s Pferden gehabt.
      Wir verabschiedeten uns voneinander, ich stieg in mein Auto und fuhr fröhlich in Richtung England.
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      13.02.2017| kira
      Admiral, Dracula, Golden Pirate, Armani, Auftakt, All Pride, Coco´s Landzauber, ZM´s Zanaro, Lady Moon, Butterblume, Roi du Soleil, Viona, Nandalee, Club Can´t Handel Me, Legacy of Gold, A le Hop, Daydreaming Sorrow, BonnyBoy, Single Malt, Fürst der Finsternis, Wie konntest du nur, I like It, Frisco, Look at my Hair

      Es war noch sehr früh, doch das Dämmerlicht welches inzwischen herrschte verriet, dass der Winter sich nun dem Ende neigte. Die Tage wurden wieder länger. Jascha hatte ich noch nicht zum aufstehen bewegen können und im Stall herrsche auch noch verschlafene Ruhe. Die letzte Woche hatte der Winter sich noch einmal mit Schneeregen und Frost gezeigt und so war ich sehr froh, dass nun der Boden wieder trocken war und ich die erste Fuhre der Zuchthengste hinausbringen konnte. Hibbelig folgten mir Armani, Auftakt, All Pride und Coco´s Landzauber. Auch wenn die beiden Vater-Sohn-Gespänne eigentlich zu den ruhigeren gehörten, vor allen Armani war noch immer recht zurückhaltend, auch wenn er nun schon 9 Monate auf einem Gestüt lebte, doch das schlechte Wetter hatte den Weidegang stark eingeschrenkt. So düßten die vier mit einer Energie los, welche jedes Vollblut stolz gemacht hätte. Ich brachte noch Admiral, Dracula und Golden Pirate hinterher, bevor ich mich einzelnen Pferden zuwenden konnte. Die Stuten würde heute einer der Angestellten raus bringen und auch den Wechsel auf der Hengstweide würde einer diese übernehmen. Im Stall überprüfte ich ersteimal das Aufgaben Brett. Um 11 Uhr gab ich eine Reitstunde und nach der Mittagszeit ebnfalls eine, aber für die Fortgeschrittenen. Die 11 Uhr Reitstunde würde ich an Marion abgeben. Ich trug das reinbringen der Hengst in Alex´s Spalte ein und fügte noch hinzu, dass sie im Anschluss auf die selbe Weide raus bringen sollte. BonnyBoy war ein etwas schwieriger Kandidat, was seine Weide oder Paddock Partner anging. Malt und Fürst waren aber selber kleine Machos und standen auch schon bei ihrem Vorbesitzer mit BonnyBoy zusammen, weshalb die beiden sich gegen den Hengst behaupten konnten.

      Nachdem ich Marion angewiesen hatte die Reitstunde z leiten, machte ich noch die Zuweisung der Ponys, in der 11 Uhr-Stunde würden Wie konntest du nur und I like It, sowie die beiden außerst gutmütigen Fellpony Hengste Frisco und Look at my Hair laufen. Gerne setzte ich, wenn möglich, von meinen Zuchtponys im Unterricht ein. So lernten die Kinder auf zumeist gut ausgebildeten Ponys reiten und diese hatten genügend Bewegung, denn ich selber konnte täglich nur einen kleinen Teil dieser reiten. Vorallem aber die Fellponys hatten die Kinder gerne, denn sie brachten nicht nur gemtliche Gänge mit sich sondern waren auch gutmütige und ruhige Tiere, was bei den auch von arabischen Vollblütern abstammenden Welsh´s nicht unbedingt gegeben war.

      Zum Frühstück erwartete mich Lars bereits, mit Eiern und Brötchen konnte er mich wie jeden Morgen begeistern. Die Zeit zum gemütlichen Frühstück nahm ich mir doch fast jeden Morgen. Bevor ich mich setzte gab ich noch Jascha auf dem Flur sein Futter, inzwischen konnte an ihn auch fast ausgewachsen nennen. Der Barsoi Rüde war ein toller Anblick mit seinem seidigen langen Fell und schlanken Körperbau.

      Folgt…
      13.06.2017|Canyon
      Kostümparty für die einen, Arbeit für die anderen
      "Das ist doch albern."
      "Nein, das ist niedlich."
      "Haha." Sie lachte trocken und bedachte ihn mit einem ungläubigen Blick. "Und ich bin der Weihnachtsmann."
      "Da bist du aber nicht sehr glaubwürdig!" Diesmal blickte er gespielt abschätzig vom Pferd aus auf seine Freundin herab, streckte ihr dann jedoch als Zeichen eines Scherzes die Zunge raus.
      "Ich bin ohne Kostüm genauso glaubwürdig wie du es mit Kostüm bist, das habe ich versucht dir damit verständlich zu machen!" Sie versuchte sich aus dieser Lage wieder zu befreien, da ihr jedoch nichts passendes einfiel, verschränkte sie die Arme und schaute absichtlich in eine andere Richtung.
      "Bekomme ich nun trotz des oberniedlichen Hasenkostüms eine Aufmunterung? Immerhin bin ich hier, um die Ehre unseres Gestüts zu verteidigen!"
      "In einem Hasenkostüm!?" Entsetzt blickte sie ihn wieder an. "Du ziehst unsere Ehre in den Dreck!"
      "Weißt du was mir gerade einfällt? Ich weiß noch was "Ehre" auf Russisch heißt!"
      Diesmal musste sie lachen und als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken
      , lächelte sie liebevoll. "Ich gebe es zu, es ist wirklich niedlich!"
      "Sagte ich doch!" Seine Brust schwoll an und er grinste schon wieder.
      "Jaja...", nuschelte sie. "Wir sehen uns nachher, holst du mich ab?"
      "Immer doch, Liebling, immer doch!"

      Die Kostümparty auf dem Gestüt Milky Way war eine der bekanntesten weit und breit. Viele Besucher kamen mit und ohne Pferd, doch waren sie stets verkleidet, wie es die Regeln besagten. Die einzige, welche heute nicht in eine, lächerlichen oder gruseligen Kostüm steckte, war-
      "Charlotte von Eylenstein." Freundlich streckte sie ihre Hand aus und ergriff die des Mannes. "Peter", meinte dieser nur. Charly tat es gut, nach so langer Zeit wieder ihre Muttersprache sprechen zu können. Fast hatte sie das Gefühl, sie verlernt zu haben. Es lähmte ihr die Zunge und die Wörter, welche sie so viele Jahre lang Tag für Tag gebraucht hatte, schienen hinter all den anderen Dingen in ihrem Kopf verschwunden zu sein. Deswegen nickte sie nur kurz und lächelte zögerlich.
      "Hat dir Kira bereits eine Einführung gegeben?"
      "Nur ganz kurz." Meinte sie. "Das Nötigste eben."
      Peter brummte. "Ok, dann komm mit."
      Der morgendliche Schein der Sonne kroch erst langsam über die Spitzen der hügeligen Landschaft und ließ das Gestüt trotzt des warmen Sommers noch kühl und leer erscheinen. Einige Autos besiedelten schon den Parkplatz und bis zum Nachmittag würden es noch einige mehr werden. Kira hatte sich wie immer jede Menge Mühe für ihre reichlichen Gäste gegeben, Nico freute sich jetzt auf die Mahlzeiten - er mochte deutsches Essen.
      Peter verlor nicht viele weitere Worte, sondern teilte Charly einige Pferde im Hengststall zu, drückte ihr einen Futterplan in die Hand und sie versuchte ihr bestes, das ihr fremde Fütterungsprinzip in die Tat umzusetzen.
      "Ponys, Ponys, Ponys-" murmelte sie und fuhr mit dem Finger die Liste herab. Es waren einige Tiere zu füttern und die Zeit drängte. Die meisten Pferden mussten auf den Weiden sein, bevor der Ansturm an Gästen auf das Gestüt drängte.
      Sie begann, wie man meisten begann. Ganz vorne am Anfang. Obwohl sie unter zeitlicher Anspannung stand, nahm sie sich für jedes Pferd kurz Zeit. Admiral war also der erste, bei welchem sie die Tränke kontrollierte und Heu nachfüllte. Danach folgten viele weitere Ponys: Coco's Landzauber, Armani, Golden Pirate, A Le Hop, All Pride, Auftakt, BonnyBoy, Single Malt, Fürst der Finsternis, Dracula, Daydreaming Sorrow, Legacy of Gold, Look At My Hair und Frisco. Sie war reichlich überrascht, dass der größte Teil der kleinen Pferde erfolgreich gekört war.
      Die Hengste würden heute jedoch drinnen bleiben. Zu viele fremde Pferde waren unterwegs, sodass Charly nach getaner Arbeit bei den Hengsten zu den Stuten ging. Hier lernte sie Alexandra kennen. Diese war ein paar Jahre jünger als sie, aber Charly mochte ihr nettes Lächeln und die beiden Frauen verstanden sich, ohne viel von einander zu wissen. Was Pferde und ein kleines Lächeln bewirken konnten, dachte Charly und griff das Halfter an der ersten Box. Alexandra und Peter hatten bereits die Stuten gefüttert, sodass diese nun auf die Weiden sollten. "Imma zwe auf einma'", hatte Peter gesagt, während Charly nur verständnislos geschaut und Alexandra gelacht hatte. Peter hatte erst nicht gewusst, was er getan hatte, lachte dann jedoch auch, als er es verstand.
      Lilifee und Star hießen die ersten beiden Stuten. Charly mochte einfallslose Namen nicht, verzieh es den beiden jedoch durch ihr hübsches Aussehen sehr schnell. Peter griff sich Vanity und Angel's Kiss, während Alexandra Nesquik und Sally nahm. Die Ponys kannten den Weg schon fast selbst und weit war er auch nicht, sodass nach kurzer Zeit auch Alice von Landwein, Draculas Wife, Happy Steffi, Nosferatu, Argenté Noir, Knives and Pens, Siana und Antigone auf der Weide waren. Peter klopfte sich zufrieden die Händen an der Hose ab. "Jut, dann geht jetzt ener zu den Trainingspferden und die anderen beiden zum Nebenstall. Alex machst du dat? Ich nehme Charly mit, schicke sie dir jedoch, sobald wir fertig sind." Die beiden Frauen nickten zustimmend und machten sich auf den Weg zu den jeweiligen Pferden.
      Die sieben Trainingspferde standen nicht weit abseits. Auch sie mussten gefüttert und anschließend auf die Weide gebracht werden. Wieder gab es für sie einen Futterplan, während Peter das von ihr vorbereitete Futter zu den Pferden brachte.
      "Das ist für Viona und das ist für Nandalee", sagte sie und deutete auf zwei Eimer. "Als nächstes kommen dann Drachenlady und-", sie stockte, "-Wie konntest du nur?" Zweifelnd blickte sie zu Peter auf. "Heißt der wirklich so?" Peter nickte und griff stumm zu den Eimern, während Charly sich kurz lachend schüttelte. Gerade habe ich mich noch über die Namen beschwert, dachte sie, aber jetzt-.
      Zum Schluss kamen nur noch I like it, Club can't handel me und Roi du Soleil und auch diese kamen, nachdem sie genüsslich aufgefressen hatten auf die Weide.
      "Geh' du jetz ma zu Alexandra, ich mache die Boxen hier alleine." Charly nickte und machte sich auf den Weg zum Nebenstall, welche gerade einen unglaublich niedlichen Miniatur Hengst namens Umpalumpa den Schweif kämmte.
      "Ah sehr gut! Dich könnte ich jetzt gut gebrauchen! Du musst mir mal mit Croccantino und ZM's Zanaro helfen, ich würde die beiden gerne in die Führanlage bringen." Sie drückte Charly den jungen Vollblut Hengst Zanaro in die Hände, während sie selbst Croc nahm. "Nachher kommen auch noch Butterblume und Lady Moon, aber die will ich nicht zur gleichen Zeit-" Sie brach ab, denn aus einer der benachbarten Boxen drang ein lautes klagendes Wiehern. "Das ist Stromer's Painting Gold, die mag es nicht, wenn man sie alleine lässt. Vielleicht nehme ich sie nachher mit in die Führanlage." Sie verließ den Stall und Charly folgte ihr. "Aber erst nach dem Mittagessen, logischerweise." Fügte sie noch hinzu.

      Der Nachmittag war erstaunlich Pferdeleer. Nur hin und wieder wurden ein paar Pferde in die Führanlage gebracht und nach kurzer Zeit wieder abgeholt. Ansonsten machte Charly genau die Arbeit, welche sie von Zuhause gewöhnt war. Boxen sauber machen und Weiden abäppeln.
      "Ach wie viel angenehmer wäre das Leben, wenn es auch Pferdetoiletten mit Spülung gäbe." Meinte sie am späten Abend zu ihrem Freund. Ihre Arbeitskleidung hatte reichlich gelitten und ihre Haare waren von Staub und Dreck überzogen. Nico derweilen saß immer noch im blauen Hasenkostüm auf einer der Partybänke und hielt eine Flasche Bier in der Hand. Als Charly diese erblickte, seufzte sie. "Sage nicht, dass ich nun auch noch Autofahren muss!"
      "Keine Angst Schatz, ich habe erfolgreich unsere Ehre verteidigt und eines der beliebten Gästezimmer ergattert!" Seine Brust schwoll vor Stolz.
      "Hoffentlich hast du auch etwas Werbung für unser Gestüt gemacht, das war schließlich deine Aufgabe."
      "Natürlich! Was denkst du denn von mir?" Empört richtete er sich auf. "Dass ich ein Taugenichts bin oder was?"
      Charly hustete. "Ach nö nö, quatsch!" Sie hustete wieder.
      "Glaube mir, die werden uns in Scharen besuchen kommen! Wenn ich eines bin, dann überzeugend und weißt du was? Ich habe noch einen Meilenstein heute erreicht!" Zweifelnd blickte Charly auf. "Lass dich überraschen Hase, lass dich überraschen."
      12.12.2017 |Canyon
      Erlernen des neuen Lebens
      »Du liebst ihn noch, stimmt‘s?«, fragte Malte mich, als wir gegen Mitternacht noch immer schlaflos nebeneinander im Van lagen.
      Ich drehte meinen Kopf zu ihm, er blickte jedoch nach oben, als könne er durch das Autodach hindurch in den Himmel sehen. »Ich habe mit ihm abgeschlossen«, sagte ich, nach einer kurzen Pause. »Nico hat sich verändert und die Vergangenheit hat auch mich verändert. Das müssen wir einsehen.«
      »Aber vielleicht hätte die Zukunft euch wieder zusammengebracht?«, fragte Malte und drehte seinen Kopf zu mir. Selbst in der Dunkelheit leuchteten seine Augen und strahlten etwas aus, bei dem ich bei jedem anderen unruhig geworden wäre. Es war eine Art Zuneigung, die über die Grenzen der Freundschaft hinaus ging, ohne eine Linie zu überschreiten, die Malte sich selbst gesetzt hatte. Er war jemand, der immer versuchte zu verstehen und Lösungen zu finden und sich dabei tief in andere hineinversetzte, so wie gerade in mich.
      Ich drehte meinen Kopf wieder von ihm weg. »Vielleicht, aber die Gegenwart möchte es anscheinend nicht.«
      »Freust du dich, dass du zurück nach Hause kommst?«
      »Deutschland ist nicht mehr mein Zuhause«, sagte ich und fügte jedoch nach kurzem Überlegen hinzu: »Ich fühle mich unvorbereitet. Ich will auch helfen, aber ich kenne kein einziges Pferd beim Namen.«
      »Das wirst du schon noch lernen.«, sagte Malte aufmunternd.
      »Und wenn nicht?«, fragte ich, denn ich merkte tatsächlich die Angst, dass ich zu alt sei, um komplett von vorn anzufangen.
      »Du hast Angst, dass du dir das nicht mehr merken kannst?« Malte lachte auf, als hätte er meine Gedanken gelesen. »So ein Blödsinn. Komm, ich versuche dir deine unbegründete Angst zu nehmen. Du hast bestimmt dein Handy dabei, oder?«
      Aus den Tiefen meines Schlafsackes holte ich mein Handy hervor und gab es an Malte weiter. Nachdem ich ihn einige Minuten beobachtet hatte, sagte ich: »Du brauchst wirklich endlich auch ein anderes Handy. Das kann echt praktisch sein.«
      Malte reagierte gar nicht darauf, sondern gab mir das Handy zurück. »Hier, die Website von Milky Way, alle Pferde und eine kurze Beschreibung ihrer selbst.« Verdammt, warum war ich da selbst nicht draufgekommen? »Wenn du möchtest, gehe ich sie gerne mit dir durch.«
      Ich nickte. »Danke Malte, aber sollten wir nicht schlafen?«
      »Ich bin nicht müde«, sagte er. »Aber das musst du entscheiden, du bist schließlich die Fahrerin.«
      Für einen Moment hörte ich in mich hinein, dann schüttelte ich den Kopf. »Nein, ich auch nicht. Lass uns die Pferde anschauen.«
      »Milky Way hatte sich vor allem auf Welsh- und Fellponys spezialisiert. Aber nebenbei auch noch Quarter Horses und auch größere Sportpferde für den Freizeitbetrieb. Von denen sind nur noch drei übrig geblieben. Hier, siehst du? Die drei. Butterblume, Lady Moon und Croccantino.«
      »Oh«, sagte ich und deutete auf den Hengst in Sonderlackierung. »Der ist aber hübsch.«
      »Nicht nur hübsch, sondern auch begabt und mit herausragender Abstammung. Er ist natürlich gekört und eine Art Allrounder in allen drei Hauptdisziplinen. Aber auch Blümchen kann sich sehen lassen. Ihre Stärke liegt vor allem im Springreiten und Kira selbst ist für dieses Talent verantwortlich.«
      »Krass, dass so ein Ponygestüt auch mit Warmblütern so mithalten kann«, sagte ich und war ehrlich erstaunt. »Und die Ponys?«
      »Nicht so ungeduldig!«, lachte Malte und klickte auf die nächste Kategorie. »Ich dachte, dass dich die Fellponys vielleicht am meisten interessieren würden? Trotz des Zwangsverkaufes sind davon nämlich alle erhalten geblieben. Die Zucht ist noch nicht so weit voran geschritten, aber vielleicht wird das ja noch.«
      »Ein Blue Roan«, sagte ich und deutete auf die erste Stute. »Kira hat anscheinend ein gutes Auge, für besondere Fellfarben.«
      »Ja, das Pferd heißt „Wie konntest du nur“, aber es geht auch noch weiter. Schau dir zum Beispiel Antigone an, die bereits in der Zucht tätig war, oder auch Frisco. Für ihre Größe machen die Ponys schon sehr viel her. Ansonsten wären da noch Look At My Hair, I Like It und Club Can‘t Handel Me. Alles sehr lange Namen, aber die meisten Pferde haben ja Spitznamen, die muss ich mir auch noch merken. Soweit bin ich noch nicht voran gekommen«, versuchte Malte mich aufzumuntern.
      »Und die Welshponys?«, wechselte ich das Thema, damit Malte meine Zweifel nicht mitbekam. Vielleicht waren es gar nicht die Zweifel beim Merken der Namen, vielleicht waren es welche, die viel weiter hinaufgingen, als ich zu vermuten wagte.
      »Als erstes würde ich dir da gerne Drachenlady vorstellen«, sagte Malte und deutet auf eine hübsche Fuchsstute mit großen Abzeichen. Schon etwas älter und leider weniger erfolgreich, jedoch eine von Kiras Herzenspferden. Aber auch die anderen, nicht verkauften, Pferde sind vor allem geblieben, weil man sich nicht trennen konnte. Es ist so schade, dass so ein riesiges Gestüt so schrumpfen musste, um überleben zu können. Von den ehemaligen Stuten sind nur noch Star, Vanity, Draculas Wife, Argenté Noir und Knifes and Pens übrig geblieben.« Bei jedem neuen Namen tippte er auf ein Bild in der Galerie des Gestüts und ließ mir zwischen jedem genügend Zeit, es mir anzuschauen und auch zu vertiefen.
      Auch als er mir die Hengste vorstellte (»Das sind die Hengste; Admiral, Golden Pirate, A Le Hop, Dracula und Daydreaming Sorrow.«), arbeitete mein Kopf hartnäckig und trotz der späten Stunde hatte ich das Gefühl, dass ich mir zumindest einen Großteil der Herde gut eingeprägt hatte.
      »Gibt es auch Jungpferde?«, fragte ich.
      »Klar, aber ich weiß noch nicht so ganz, was aus denen wird.« Malte öffnete einen neuen Tab und zeigte mir wenig später die zu verkaufenden Jungpferde. »MW‘s Zombie, MW‘s Soraya, MW‘s Freya, MW‘s Amelie und MW‘s Ali Baba.«
      »Ich weiß, warum Nico und ich uns immer gegen ein Zuchtkürzel entschieden haben, in der Masse erscheint mir das wirklich unnötig«, sagte ich und für einen Moment vergaß ich, dass auch die Zeit mit Nico der Vergangenheit angehörte.
      »Vielleicht war es ja doch die richtige Entscheidung«, sagte Malte wenig überzeugt und übergab mir mein Handy wieder. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er Nico und mich meinte. Ich sagte nichts darauf und Malte drehte sich wenige Minuten später von mir weg. »Gute Nacht. Charly.«
      »Gute Nacht, Malte.«
    • Wolfszeit
      27.02.2017 | Friese
      Training von Lady Moon Vielseitigkeit A auf L
      Heute durfte ich mal wieder mit Elena zu einem Auftrag fliegen. Sie hatte vor ein paar Wochen bereits bei Kira eine Stute trainiert, aber dieses Mal standen gleich vier Pferde auf der Liste. Zum einen Valentine’s Candy Fireflies und Daisy Dee, welche ich trainieren soll und zum anderen ZM’s Zanaro und Lady Moon, diese sollten von Elena trainiert werden. Sie kannte die Pferde schon, ich jedoch noch nicht. Genauso wenig wie ich Kira kannte. Am Hof angekommen wurde ich sehr freundlich von ihr begrüßt. Wobei ich eigentlich von keinem meiner bisherigen Kunden unfreundlich begrüßt worden war, höchstens ein bisschen gestresst. Kira führte mich auf dem Stall herum, während Elena den Koffer auf unser Zimmer brachte. Ich begann gleich damit mir Valentine’s Candy Fireflies aus der Box zu holen. Ich putze ihn und klopfte schließlich seinen Hals. Als nächstes holte ich das Sattelzeug und platzierte es auf seinem Rücken. Ich bandagierte seine Beine und trenste ihn auf. Ich klopfte nochmal seinen Hals und ging mit ihm und Kira zum Platz. Elena machte in der Zwischenzeit Lady Moon fertig. Ich ritt den Hengst warm und klopfte seinen Hals. Danach begann ich mit dem ersten Kennenlernen des Hengstes. Kira hatte mir einiges über den Holsteiner erzählt. Dies konnte ich nun im Training wieder gekonnt anwenden. Ich ritt ihn warm und begann dann die Grundlagen abzufragen. Diese schienen bei ihm trotz seines jungen Alters schon gut zu sitzen. Ich lobte ihn immer wieder und ritt ihn dann ab. Elena war in der Zwischenzeit mit Lady Moon auf den Platz gekommen und hatte sie auch warmgeritten.

      Zur gleichen Zeit aus Elenas Sicht:
      Während Kira und Simon zum Reitplatz gegangen waren, putzte ich Lady Moon und klopfte ihr immer wieder den Hals. Ich sattelte und trenste sie. Schließlich ging auch ich mit ihr auf den Platz. Dort stieg ich auf ihren Rücken und ritt sie warm. Die Grundlagen hatte ich schon bei meinem letzten Besuch abgefragt und so konnte ich gleich mit dem Training anfangen, während ich dies machte ritt Simon fertig ab und brachte dann den Hengst, welchen er geritten hatte, wieder in den Stall. Ich verpasste in der Zwischenzeit der Stute die letzten Feinschliffe auf A-Niveau. Ich klopfte ihr danach den Hals und ließ den Zügel lang. Sie hatte sehr gut mitgemacht und ich belohnte sie nach dem Reiten dafür mit einem Leckerlie. Ein weiteres Mal klopfte ich ihren Hals und führte sie dann auch in den Stall. Ich band sie vor der Box an und machte sie schließlich auch für die Weide fertig. Simon und Kira waren schon auf dieser und hatten Fireflies dort wieder laufen und fressen lassen. Ich stellte Lady Moon in Ruhe ab und nahm mir dafür ZM’s Zanaro mit. Ich klopfte dem Hengst den Hals. Wir kannten uns bereits und so konnte ich heute gleich mit dem Training anfangen. Ich putzte ihn als erstes und ging dann zum Platz. Simon war bereits voll im Training drinnen. Seine Stute Daisy Dee trabte brav unter ihm und nahm alle Hilfen an, welche er ihr gab. Er ritt alle erforderlichen Bahnfiguren der E-Lektion. Nachdem er damit auch fertig war und ich und Zanaro einige der Aufgaben der A-Lektion nochmal geübt hatten. Ich klopfte dem Hengst den Hals und ritt ihn ab. Während ich damit beschäftigt war, brachte Simon Daisy Dee auf die Weide. Ich brachte den Hengst nachdem er trocken war auch auf diese. Ich räumte seine restlichen Sachen auf.


      Aus Simons Sicht:

      Nach dem Training hatte ich Daisy Dee auf die Weide gebracht und war danach duschen gegangen. Als Elena auf unser Zimmer kam, räumte ich bereits unsere Koffer aus. Sie ging auch noch duschen und machte sich ein bisschen frisch. Wir wollten heute Abend noch eine Kleinigkeit essen gehen und hatten uns dafür Kiras Wagen leihen dürfen. Ich zog mich um und Elena war auch bald fertig. Wir fuhren in die Stadt und fanden ein kleines, süßes Restaurant. Nach dem Essen fuhren wir wieder auf den Hof und bedanken uns noch bei Kira. Der Abend war sehr schnell vorbeigegangen und wir gingen jetzt ins Bett.

      Die nächsten Tage auf Simons Sicht:
      Das Training in den nächsten Tagen wurde von Mal zu Mal besser. Sowohl mit Candy Fireflies als auch Daisy Dee lief es immer besser. Beide nahmen die Hilfen besser an und die Aufgaben wurden von Tag zu Tag sicherer. Einmal in der Woche hatte jedes der Pferde einen Tag Pause. Bei Daisy Dee war dieser Tag Mittwoch und bei Candy Fireflies war es Freitag. Dadurch, dass sie bei der Dressur nicht so viel Ausdauer brauchten wie bei der Distanz und viele Aufgaben von der Hand aus nicht zu üben waren, trainierten wir nur einmal am Tag. Dadurch dauert alles natürlich auch ein bisschen länger und ich musste meinen Trainingsplan nochmal verändern. Dies sprach ich mit Elena und Kira ab. Sie waren beide damit einverstanden, denn auch Elena musste das Training um ein paar Tage verlängern. Die Pferde machten zwar super mit, aber so aufnahmefähig wie wir dachten, waren sie scheinbar doch einfach nicht. Das Überfordern der Pferde nur um schneller weiter zu kommen war auch keine Lösung, denn dadurch mussten wir die Übungen nur öfter wiederholen oder die Pferde wurden bockig. Das war uns von Anfang an klar gewesen. Schließlich gehört dies zum kleinen 1x1 der Ausbilder. Wir hingen den überarbeiten Plan aus und sowohl Elena als auch ich schrieben uns einige Details auf.
      Die Übungen wurden von Mal zum Mal besser und hin und wieder hatte man das Gefühl der Tag war wie im Flug vorbei. Meistens dachte ich jedoch die Zeit dauerte noch viel zu lange bis wir wieder daheim waren. Dies lag aber wahrscheinlich nur daran, dass mir unsere eigenen Pferde doch auch sehr fehlten. Ich übte mit Candy Fireflies und Daisy Dee sowohl die erforderten Gangarten, Bahnfiguren als auch Lektionen. Candy fiel der Arbeitstrab um einiges leichter als Daisy Dee. Ihr hingegen fielen die Volten leichter. Sie bog sich besser und ließ hierbei mehr los als der Hengst. Das Halten aus dem Trab wurde auch immer besser. Sie blieben beide geschlossener stehen, als anfangs und die Schlangenlinien wurden auch immer präziser. Alles in allem nahmen die beiden die Hilfen besser an und am Ende konnte ich alles Lektionen, Bahnfiguren und Gangarten abrufen, welche für das Turnier notwendig waren.

      Aus Elenas Sicht:
      Ich war der Meinung, dass die Tage immer schneller vergingen, aber Simon war nicht dieser Meinung. Ich übte jeden Tag mit beiden Pferden, außer an den Tagen an welchen sie einmal die Woche Pause hatten. Der versammelte Trab und Galopp funktionierte immer besser sowohl bei ZM’s Zanaro als auch Lady Moon. Auch die Bahnfiguren wurden immer genauer und der Außengalopp klappte bei Lady Moon mittlerweile auch gut. Zanaro und ich harmonierten auch sehr gut miteinander. Das Training wurde von Tag zu Tag besser und wir kamen immer näher an das geforderte Niveau. Ich klopfte den beiden in der Früh die Hälse und machte als erstes Lady Moon für das Training fertig. Simon stand neben mir und machte Candy Fireflies fertig. Wir gingen zusammen zum Platz und ritten dann beide Pferde warm. Kira stieß zu uns und wir ritten die Kür vor. Ich klopfte Lady Moon den Hals nachdem wir fertig waren und ich ritt sie ab. Simon zeigte ein paar Aufgaben, welche nicht in der vorgerittenen Kür gefragt waren. Ich stieg vom Rücken der Stute und brachte sie auf die Weide. Dies war unser letztes Training gewesen und so verabschiedete ich mich noch von ihr. Als nächstes holte ich Zanaro und ritt auch ihn warm. Simon hatte die Aufgaben beendet und war bereits mit Fireflies auf der Weide. Auch er verabschiedete sich. Kira war bei mir auf dem Platz geblieben und sah mir nun beim Vorreiten von ZM’s Zanaro zu. Ich lobte den Hengst oft und er folgte brav auf die Hilfen. Hin und wieder hatte er noch leichten Beinsalat, aber er wusste was er machen sollte. Das weitere Training wurde Kira auch in aller Ruhe schaffen. Simon kam mit Daisy Dee auf den Platz und ritt sie warm. Danach führte auch er sie vor und präsentierte das neuerlernte. Ich ritt in aller Ruhe Zanaro ab und brachte ihn auf die Weide. Er bekam auch eine herzliche Verabschiedung und ich sah Simon noch beim Abreiten zu. Er brachte Daisy Dee auch auf die Weide und sagte auch ihr auf Wiedersehen. Wir stellten Kira noch die Zertifikate aus, gingen duschen und machten uns für unseren Nachtflug bereit. Kira würde uns zum Flughafen bringen und wir hatten noch ein paar Stunden Zeit bis dahin. Diese wurden mit ein bisschen Entspannung verbracht, da die Arbeit auf Kiras Gestüt ja getan war.
    • Wolfszeit
      16.06.2018|Canyon
      Lange Tage
      Trainingsstall: Drachenlady, Wie konntest du nur, I like it, Club can`t handel me
      Hauptstall Stuten: Vanity, Star, Draculas Wife, Argenté Noir, Knives and Pens, Antigone
      Hauptstall Hengste: Admiral, Golden Pirate, A Le Hop, Dracula, Daydreaming Sorrow, Look At my Hair, Frisco
      Nebenstall: Butterblume, Lady Moon, Croccantino

      Die Tage hatten ihre Länge mittlerweile ausgereift — es war Sommer geworden. Die Hitze stand auf den Wiesen, die vor trockenem Gras nicht mehr zu retten waren. Sie waren gelb, nicht grün. Der regen fehlte uns allen. Tagsüber standen die Pferde mittlerweile in den kühlen Boxen oder hatten die Reithalle als Auslauf, um sich im kalten Sand kühlen zu können. Ich genoss die Sommerpause, die ein Training unmöglich machte, am See nicht weit von hier, oder in der kalten Wohnung.
      Am Abend spritzte ich mit dem Schlauch den Schweiß von den Pferdekörpern, doch das Wasser auf dem Asphalt verdampfte, kaum hatte es die Hitze des Bodens berührt. Manchen der Pferde, vor allem die mit den dicken Mähnen, trugen Zöpfe, anderen ließ ich das lange Haar, um sich Wind zuzufächeln und Fliegen abzuwehren.
      Ich freute mich auf den nächsten Regen, der die Bäche wieder auffüllen und die Wiesen füllen würde. Würde der Regen ausbleiben, so mussten wir den Heuvorrat für den Winter anfangen, sodass das Heu nicht bis zum nächsten Frühling reichen würde.
      Aber das Problem würde ich angehen, wenn es soweit war.
      10.12.2018 |Canyon
      Winterzeit
      Trainingsstall: Drachenlady, Wie konntest du nur, I like it, Club Can`t Handel Me
      Hauptstall Stuten: Vanity, Star, Draculas Wife, Argenté Noir, Knives and Pens, Antigone
      Hauptstall Hengste: Admiral, Golden Pirate, A Le Hop, Dracula, Daydreaming Sorrow, Look At My Hair, Frisco
      Nebenstall: Butterblume, Lady Moon, Croccantino

      Im Vergleich zu den eisigen Dezembertagen in letzter Zeit, empfing mich heute eine wohlige Wärme, nachdem ich das Haus verlassen hatte und mich auf den Weg zu den Pferden machte. Wie auch der Sommer, hatte der Mitwinter seine Nachteile. Es wurde spät hell und früh dunkel und damit verkürzten sich auch die Weidezeiten der Pferde, die Tage an denen die Weiden unbenutzbar aufgrund des vielen Regens waren, ausgenommen. Seit dem Frühling hatte sich nicht viel verändert. Der Alltag auf dem Hof ging nun seinen gewohnten neuen Gang, Reitschüler kamen und gingen. Die Ponys wurden von allen Seiten wie eh und je versorgt und die größeren Pferde nahmen hin und wieder an Turnieren teil, je nach dem, wie Kira es plante.
      Der heiße Sommer hatte uns einen großen Teil des Heuvorrats genommen, da die Pferde zu wenig Fressen auf den ausgetrockneten Weiden gefunden hatten. Noch vor Ende des Winters, das war jetzt klar, würden wir neues brauchen, die Frage war nur: Woher? Viele Bauern in der Gegend, wir eingenommen, hatten keine großen Ernten dieses Jahr verbuchen können und jeder musste nun schauen, wo er blieb.
      Aber es gab auch gute Neuigkeiten. Immer wieder kam bei den Hofrunden zum Gespräch, dass vielleicht ein paar neue Fohlen im nächsten Jahr geplant waren. Vielleicht erstmal nur eins oder auch zwei, je nach dem wie viel Interesse bei den Liebhabern der Welshponys daran bestand, ein neues Fohlen des gefallenen Gestüts Milky Way zu sehen. Und selbst wenn es kein Fohlen geben würde, Milky Way blühte. Nicht nach außen, sondern in sich hinein. In die entspannten und gelassenen Menschen, und in die zufriedenen Pferde, die ich jeden Tag beobachten durfte. Und das reichte vollkommen aus, um uns alle in ein Glücksgefühl tauchen zu können. Was, als ein Zuhause, brauchte man mehr zum Glücklichsein?
      13.02.2019| Canyon
      Warmer Wintertag
      An einem wunderschönen Donnerstagvormittag besuchte ich mal wieder das Gestüt Milky Way. Eine Zeit lang hatte ich hier gearbeitet und mir nebenher etwas Geld verdient, sodass ich die Pferde und vor allem die Leute hier gut kannte. Es war viel los, auf dem Platz konnte ich zwei Reiter mit den beiden Fellpony Club can‘t handel me und Wie konntest du nur sehen, während die Halle mit Drachenlady und I like it besetzt war. Drachenlady war in den letzten Jahren immer schöner und vor allem sportlicher geworden und von dem kleinen knuffigen Fohlen war mittlerweile gar nichts mehr zu sehen.
      Mein Weg führte mich durch den Nebenstall, wo ich Lady Moon, Croccantino und Butterblume besuchte. Alle drei waren sehr bekannte Pferde, nicht zuletzt wegen ihrem Auffälligen Aussehen.
      Die Stutenweide lag hinter den Gebäuden. Dort standen gemeinsam Star, Vanity, Draculas Wife, Argenté Noir, Knives and Pens und Antigone und genossen die warmen Winterstrahlen, die das Gras auf den Weiden zumindest etwas zum Wachsen brachten.
      Am Ende blieb mir nur noch der Hengststall, in dem ich auch Kira traf. Sie freute sich mich zu sehen und lud mich nach einer kurzen Führung durch den Stall auf einen Schluck Kaffee ein. Doch zu erst musste ich noch Admiral, Golden Pirate, A Le Hop, Dracula, Daydreaming Sorrow, Look at my Hair und Frisco begrüßen und es schien mir fast, als wüssten sie nach all der Zeit trotzdem noch, wer ich war.
      Kira und ich setzten uns in die Sonne vor den Stall, erzählten uns von vergangenen Zeiten und genossen unseren Kaffee, bis ich wieder weiter musste. Ich stieg in mein Auto, hob die Hand zum Abschied und verließ das Gestüt Milky Way. Ich wusste, dass ich wohl sehr bald wiederkommen würde.
      19.02.2020|Wolfszeit
      Samu|Heute war viel los auf dem Hof, denn es sollten vier neue Pferde ankommen. Vor zwei Wochen waren wir bei einem Pferdehändler gewesen, da wir ein besonders ruhiges Pferd für unsere Reitschule suchten.Gefunden hatten wir einen hübschen Varnish Roan Hengst. Natürlich haben wir ihn auch gleich ausprobiert. Wir hatten unsere zweijährige Tochter mit und der Hengst Namens El Pancho, ließ sich brav mit ihr auf dem Rücken longieren. Das was uns besonders Überzeugt hatte war vor allem die Tatsache, dass der Hengst auch ruhig weiterlief, als ihm ein Plastiktüte zwischen die Beine geweht wurde. Im Zuge der Such stellte der Händler uns allerdings auch noch ein weiteres Pferde vor. Das eine war eine hübsche Palomino Scheck Stute. Antigone war zwar beim Probereiten manchmal ein bisschen Stur. Die siebzehnjährige Stute, war jedoch recht gutmütig, sodass wir sie auch noch mitnehmen wollten. Als wir uns bei dem Händler umsehen entdeckten wir noch einen wunderschönen Fellponyhengst. Er hatte ein hübsches glänzendes braunes Fell und langes, dickes, lockiges Langhaar. Obwohl wir nicht auf der Suche nach einem Hengst waren überredete Colin mich Look at my Hair zu kaufen. Jamie war auch mitgekommen, da er ein Reitpferd suchte. Jamie hatte zwar Ursel - die Bärengöttin und Baroness of the Guard, doch seit er einmal Black Lady geritten war, wollte er unbedingt ein größeres Pferd zusätzlich haben. Die Stute die er sich ausgesucht hatte, hieß Lady Moon und war bildhübsch. Da eines der Pferde ihm gehörte hatte er sich bereit erklärt die drei abzuholen. Ich hatte gerade die Reitstunde beendet als er mit den Transporter auf den Hof fuhr. Die Reitschüler standen neugierig auf dem Hof. “Was ist in dem Hänger?”, fragte eines der Mädchen neugierig. “Das sind ein paar neue Pferde” antwortete ich ihnen. Lina und Luchy ware auch bereits da um uns beim Ausladen zu helfen. Ich öffnete die Hängerklappe. Ganz hinten im Hänger stand der Fellponyhengst mit seinem prachtvollen Langhaar. Lina band den Hengst los und lud ihn aus. Der nächste auf dem Hänger war der Knabstrupper Hengst. El Pancho ließ sich brav von Luchy ausladen und in sein neues Zuhause bringen. Als nächstes lud ich Antigone vom Hänger. Die goldfarbene Stute folgte ein wenig widerwillig, aber brav folgte mir die Stute zu ihrem Auslauf. Jamie lud noch Lady Moon aus. Die Reitschüler gingen in Grüppchen über den Hof um die neuen Pferde zu bestaunen.
      16.03.2020|Wolfszeit
      Quinn| Ich stand am Fenster, welches mit wunderschön glitzernden Eiskristallen überzogen war. Es war noch dunkel draußen. Hier oben in den Bergen lag immer noch ein wenig Schnee und über Nacht wurde es frostig kalt. Ich konnte es immernoch nicht glauben, dass ich gestern auf meiner ersten Körung war und dann mein Herkules auch noch Erfolg hatte. Eigentlich wollte ich nicht hinaus in die Kälte, doch die Pferde warteten auf ihr Frühstück. Also packte ich mich warm ein und ging hinaus. An den Fußspuren im Schnee erkannte ich, dass Jesse schon unterwegs war. Ich ging zum Scheune hinüber und holte dort meine Schubkarre und belud sie mit einer Ladung Heu um sie zum Hallenauslauf hinüber zu fahren. Die meisten Pferde schliefen noch gemütlich im Stroh und nur Fraena von Hulshóf und Darragh standen am Tor und klauten sich das erste Heu noch bevor es in der Futterkrippe war. “Ihr zwei seid doch eigentlich schon rund genug”, sagte ich zu den beiden und streichelte dem Mini Muli über den Hals. Fraena steckte ihren Kopf so tief in das Heu das nur noch ihre Ohren herausschauen. Als das Heu in der Krippe war gesellte sich auch die kleine New Forest Stute Minnie Maus dazu und durchsuchte meine Taschen nach einem Leckerlie. “Heute hab ich nichts für dich Mäuschen”, sagte ich schmunzelnd zu der Stute und kraulte sie hinter den Ohren. “So, jetzt muss ich aber weiter die anderen haben auch noch hunger”, sagte ich zu den Ponys und ging zurück zur Scheune um eine neue Ladung Heu zu holen. Diesmal ginge es mit der beladenen Schubkarre zum Unterhausauslauf. Dort standen alle drei Stuten neugierig. Antigone, die noch nicht lange bei und war, stand mittendrin. Die Fellponystute hatte sich scheinbar sehr gut integriert. “Curly, du stehst im Weg”, sagte ich zu der Haflingerstute die gerade einen langen Hals machte um sich Heu aus der Schubkarre zu klauen. Curly Lure machte allerdings keine Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. Erst als ich das Tor öffnete ließ sich die Stute samt Tor zur Seite schieben. Verfolgt von Doo Wop, Curly und Antigone fuhr ich meine Schubkarre zu Futterraufe um mein Heu dort abzuladen. Geduldig warteten die drei Ponydamen bis ich das Heu abgeladen hatte. Während die bunter Criollo Stute und die Palominostute ihr Heu fraßen, folgte mir Curly zurück zum Tor um nachzukontrollieren ob ich nicht vielleicht noch etwas besseres dabei hatte. “Ne Goldi, dein Müsli gibts nach der Arbeit”, sagte ich und strubbelte ihr durch den Schopf bevor ich zurück zu Scheune ging. Dort traf ich auf Matt. “Morgen Matt”, begrüßte ich den großen dunkelhaarigen Mann. “Morgen Quinni. Wollen wir die Offenställe gerade zusammen ausmisten? dann geht es schneller”.”Na klar”, erwiderte ich und sprang mit auf den Weidemann, wo Matt schon den Mistcontainer aufgeladen hatte. So ging die Fahrt als erstes zum Hallenauslauf. Bis auf Ursel - die Bäringöttin und Nurja standen alle schon am Heu. “Schau nur der Heuhaufen hat drei paar Ohren”, sagte Matt schmunzelnd. Hinter dem Heu schauten ein paar graue, ein paar blonde und ein paar rote Ohren hervor. “Scheint als wollten Voilá, Fraena und Cremella verstecken spielen”. Der letzte kleine Kandidat stand zufrieden Zwischen Baroness Of The Guard und Miss Monty und wedelte zufrieden mit seinem Eselschweif.”Warte ich mach das Tor auf”, sagte ich und hüpfte aus dem Traktor. Matt fuhr hinein und ich verschloss das Tor wieder hinter ihm. Am Unterstand angekommen erwartete mich ein sehr niedliches Bild. Nurja lag noch im Stroh und blickte mir entgegen. Ursel - die Bärengöttin stand ein wenig weiter vorne und bewachte sie. “Na Bärin, passt du brav auf?”, sagte ich und streichelte sie am Hals. Mit ihrem großen weichen Nüster beschnupperte sie mein Gesicht. “Ja, eine brave bist du” flüsterte ich und kraulte sie an ihrer Lieblingsstelle. “Du sollst nicht die Pferde kuscheln, du sollst misten”, neckte Matt mich der aufeinmal hinter mir stand. “Aber schau doch wie süß die beiden sind”, erwiderte ich während ich zu Nurja rüberging. “Gut geschlafen meine süße?”, sagte ich und zupfte der Stute einen Strohhalm aus dem Schopf. “Na gut meine hübsche ich fürchte du musst jetzt aufstehen, damit wir hier misten können”. Ich stand auf und scheuchte die Stute hoch. Die beiden braunen Stuten verkrümelten sich zum Heu und so konnten Matt und ich in Ruhe misten. Nachdem der Unterstand und der Paddock gemistet war ging es weiter zu den restlichen Ausläufen. Um halb sieben waren alle Pferde gefüttert und die Ausläufe sauber. Als nächstes galt es nun die Pferde auf die Koppel zu bringen. ich machte mich also auf den weg zum Hallenauslauf. Auf dem Weg kam mir Lina entgegen. “Morgen Lina”, begrüßte ich sie. “Morgen, bringst du gerade die Pferde raus?”. “Ja ich wollte gerade damit anfangen”, erwiderte ich. “Voilá brauchst du nicht rausbringen, die hol ich mir gleich. Ich muss noch noch schnell nach Peppermint schauen. Lancasters Peppermint hatte sein Futter gestern nicht komplett fressen wollen,weshalb Lina zuerst nach ihm sehen wollte. “Na klar ich lass die Maus stehen”, antwortete ich und ging weiter richtung Auslauf. Als erstes waren Ursel und Cremella dran. Die beiden Ponys waren ein Herz und eine Seele. Als die beiden auf der Koppel waren folgten auch die restlichen Ponys, Pferde und Esel aus den Ausläufen und Ställen. Als alle Pferde auf der Weide waren verweilte ich ein wenig am Koppelzaun und beobachte die Fohlen auf der Weide. WHC’ Candela und WHC’ Solist liefen ein wenig um die Wette, wobei man der kleinen Scheckstute ihre Vollblutabstammung anmerkte, da sie gut eine Länge vor dem hellbraunen Hengst lief. Trotz ihrer Geschwindigkeit war auch die Verwandtschaft zu Colour Splash nicht zu leugnen. Die großflächige Scheckung und das Fuchsfarbene Fell waren eindeutig. Bei Solist war das schon nicht mehr ganz so einfach. Er hatte zwar die hellbraune Farbe seiner Mutter Vakany geerbt, doch die Scheckung, war bei ihm nur sehr schwach ausgeprägt. Die langen Beine gaben auch einen Hinweis auf seine Springabstammung. Dennoch hatte er auch definitiv die Raumgreifenden, schwungvollen Gangarten seines Vaters geerbt. Wir alle waren gespannt wie der kleine Hengst sich entwickeln würde, da es ihm doch ein wenig an Geschick fehlt. Das dritte Fohlen im Bund war WHC’ Mitena. Währen ihre Mutte Maskotka mit den anderen beiden Stuten graste, probierte sie eine Portion Gras. Die kleine Stute war auch das älteste der drei Fohlen, sie war nun schon fast ein Jahr 11 Monate alt. Jetzt wo bald die nächsten Fohlen kommen würden wollen wir die drei auch bald Absetzen. Candy und Mitena würde zusammen ein kleine Herde mit Antigone, Doo Wop und Curly Lure bilden. Curly ist trotz ihrer 6 Jahre doch noch recht verspielt, weshalb sie eine gute Partnerin für die beiden Fohlen bietet. Doo Wop ist der Ruhepol der Gruppe, mit ihrer ausgeglichenen ruhigen Art. Antigone hatte ziemlich schnell die führung in der kleinen Gruppe übernommen. Sie ist zwar freundlich, lässt sich allerdings nicht gerne herumschubsen. Alles in allem denken wir das die drei Stuten genau richtig sind um zwei junge Pferde zu erziehen. Bei Solist wird das ganz ein wenig schwerer werden. Da er ein Hengst ist kann er nicht bei den Stuten stehen und leider haben wir keinen Spielkameraden für ihn. Entweder wir geben ihn zur Aufzucht auf einen anderen Hof oder wir bringen ihn zu Alec auf den Hof. Alec hatte einen anderthalbjährigen Tinkerhengst dort stehen. Balisto wäre ein gute Spielgefährte für unseren Solist und bei Alec wüssten wir auch das er gut aufgehoben ist. Ich schaute den Fohlen noch ein paar Minuten zu bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Antigone, die jetzt knapp eine Woche bei uns war, wartete schon auf dem Auflauf auf mich. Ich wollte sie heute das erste mal reiten. Die Palominostute wieherte mir leise entgegen. Ich ging in die Sattekammer um dort ihre Putzbox und ihr neues Halfter. Vor zwei Tagen waren nämlich die neuen Kollektionen in Luchys Shop eingetroffen und da Antigone noch kein Halfter etc. hatte durfte ich etwas für sie aussuchen. Dabei rausgekommen war ein hübsches Set mit Lila-Weiß-Goldenen Marbel Muster. Ich holte das Halfter der Stute und streife es ihr über. “Hübsch siehst du aus” sagte ich zu der Stute und führte sie zum Putzplatz. Nachdem ich die Stute angebunden gatte holte ihre ihre Abschwitzdecke um diese mit der Winterdecke zu tauschen. Bei einem Fellpony würde man zwar Plüschfell erwarten, doch einerseit kam Antigone aus Deutschland, wo der Winter deutlich milder war als bei uns und andererseits hatte der Händler sie geschoren. Da wir immer noch minusgrade hier oben haben muss sie dieses Jahr eine Decke tragen. Eigentlich versuchen wir die Pferde wenn möglich nicht einzudecken um ihre Körpereigene Thermoregulation nicht einzuschränken. Als die Decken getauscht waren putzte ich die Stute gründlich, bevor ich sie Sattelte und wir uns gemeinsam auf den Weg zur Reithalle machten. In der Reithalle war Jace gerade dabei, Sheena eine Reitstunde auf Ursel zu geben. Dafür dass Sheena erst seit 8 Monaten ritt, machte sie das schon super. Normalerweise würde Sheena Walking On Sunshine oder Black Lady reiten. Die beiden Stuten waren allerdings tragen, weshalb die beiden nicht einsatzfähig waren. Elvish Beauty sollte in der Reitstunde laufen, genauso wie El Pancho. Damit Sheena trotzdem ein Pferd zum reiten hatte, hatte Jamie ihr Ursel geliehen. Die Highlandstute war sehr brav nur ein wenig weniger schwungvoll als sonst. Ich begab mich mit Antigone zusammen in die Mitte der Halle, wo ich nachgurte und dann Aufstieg. Nachdem ich 15 min Schritt geritten war gurtete ich erneut nach und legte sie Abschwitzdecke auf die Bande. Jace hatte die Reitstunde inzwischen beendet und Sheena wollte die Bäringöttin drauße noch ein wenig trockenreiten. Bis jetzt war Antigone sehr brav gewesen. Nun wollte ich antraben und musste zugleich festellen, dass die Stute ein wenig treibig war. Schnell musste ich auch feststellen, dass ihr wohl schon länger kein anständiges training mehr zugekommen ist, denn ihre Ausdauer war doch recht kurz. Nach einer viertelstunde mit Trab und einem kurzen Galopp beendete ich das Training. Ich musste leider feststellen da neben ihrer Ausdauer auch ein paar andere Dinge zu wünschen übrig ließen. Auf der linken Hand ließ sie sich nur schwer abwenden und im Rücken war sie recht fest. Ich würde mit Luchy zusammen einen Trainingsplan ausarbeiten. Der schwerpunkt wird jetzt erst einmal auf dem Muskelaufbau liegen. Außerdem sollte sich ein Ostheopart sich einmal den Rückn anschauen um festzusellen ob sie Blockaden hatte. Ich ritt Antigone trocken bevor ich sie noch unters Solarium stellte. Nach dem Wärmebad durfte sie dann auch eingedeckt auf die Koppel.
      Luchy| Ich wollte heute zu erst nach den Tragenden Stuten sehen. Vakany und Minnie Maus ware hochtragen und es würde vermutlich nicht mehr lange dauern bis sie abfohlten. Sunny Empire und Black Lady waren vermutlich mitte des Monats dran. Chessqueen, Baroness Of The Guard, Antigone und Walking On Sunshine ließen sich noch nichts anmerken wann sie soweit waren, aber allzu lang konnte es bei ihnen nicht mehr dauern. Ich ging zu der Koppel wo die Stuten standen ,so wie die Fohlen vom letzten Jahr und Mas’uda. Den Stuten schien es gut zu gehen. Vakany hatte schon ein wenig Milch im Euter, was darauf hindeutet das das Fohlen innerhalb der nächsten zwei Wochen zur Welt kommen würde. Nachdem ich die Stuten und natürlich auch die Fohlen begutachtet, beschmust und mit einem Leckerlie versorgt hatte machte ich mich auf den Weg zu meiner Stute Keks. Keks kam mir schon entgegen galoppiert als sie mich kommen sah. “Na meine hübsche”, begrüßte ich die braune Stute. Sie grummelte mich freundlich an und ich stecke ihr ein Leckerlie zu bevor ich den Strick einklingte. Die braune Stute hatte immer noch ein dickes Fell, der Frühling ließ wohl noch auf sich warten. Nachts gingen die Temperaturen immernoch bis zu -18 Grad runter und auch Tagüber war es nur knapp über Nullgrad. Ich führte die Stute in den Stall, wo sie während ich sie putzte, schonmal unter dem Solarium ein wenig aufwärmen durfte. Sauber und mit Reitpad und Halsring ausgestattet machen wir uns auf den Weg in die Reithalle. Ich ritt sie erst warm und arbeitete sie dann ein wenig in Trab und Galopp bevor ich noch ein bisschen an den Seitengängen arbeitete. Als ich die Halle verließ betrat Jayden mit Crystal Sky die Halle. Auf dem Putzplatz traf ich Samu Promise Of Sundance. Ich brachte Keks zurück zur Koppel. Auf der Koppel nebenan spielten ein paar der Hengste miteinander. Amigo versuchte an PFS’ Caruso Kopf ranzukommen. Der Shetty Hengst hatte allerding recht wenig erfolg. Nabuko, Rumkugel und Abe’s Aelfric rannten ein wenig um die Wette. PFS’ Artic Tiger, der Miniature Horse Hengst grase friedlich unter El Pancho. Der Kleine Hengst hatte sich so einen mobilen Regenschutz gesucht. El Pancho schien das Pony unter seinem Bauch nicht zu stören, denn er döse ein wenig. Nun holte ich mir LMR Royal Champion. Der junge Hengst war nun seit ca. zwei Monaten angeritten und bei jetzt machte er sich super toll. Ich putzte den Schecken gründlich bevor es gesattelt Richtung Platz ging. Ich den jungen Hengst heute das erste mal draußen reiten. Gleich beim Warmreiten fiel mir auf das der junge Hengst sehr unkonzentriert war. Er schaute sich ständig um, blieb stehen und stolperte deshalb ein paar mal über seine Füße. Da ich den Hengst nicht überfordern wollte beließ ich es heute dabei, die Grundgangarten ab zu fragen. Für das erste Mal hatte der junge Hengst das sehr gut gemacht. Als Belohnung und da er momentan ein wenig dünn war gabs ein Portion Mash für Champ. Zufrieden verputzte er es, bevor er wieder auf die Koppel durfte.
      Quinn| Inzwischen war es Nachmittag geworden und somit an der Zeit die Schulpferde reinzuholen und auf die Paddocks zu stellen, damit die Reitschüler es einfacher hatten dies einzufangen. Als ich zu den Koppel kam stand Little Buddy am Tor wie bestellt und nicht Abgeholt. “Willst du schon wieder nach hause?”, sagte ich schmunzelnd zu dem Vollblut Hengst und kraulte ihn kurz, bevor ich weiter ging. Als erstes wollte ich die beiden Stuten Nathalie und Finest Selection holen. An der Koppel rief ich Nathi und die Scheckstute kam brav angetrabt. Die Fuchsstute stand glücklicherweise eh schon am Zaun, da sie genau wusste wann es zu Reitstunde rein ging. Mit beiden Stuten an der Hand ging es zum Stall, wo die beiden Stuten noch ein wenig die Sonne auf dem Paddock genießen durften bevor die Kinder kamen. Als nächstes wollte ich British Gold und Miss Leika holen. Gold spielte ein wenig fangen aber Leika ließ sich gleich brav halftern. Auch Elf Dancer, LMR Fashion Girl, LMR Ice Rain, Legolas und Capatin Morgen kamen nacheinander rein. Matt hatte heut viel zu tun, so dass er mich gebeten hatte ihm PFS’ Arctic Tiger abzunehmen. Ich holte mir den kleinen Hengst und wollte mit ihm auf dem Platz gehen. Auf dem Dressurplatz war allerdings gerade Jamie mit Lady Moon. Da ich Freiarbeit mit dem kleinen Silbernen Hengst machen wollte, musste ich wohl woanders hingehen. In die kleine Halle konnte ich auch nicht weil Colin dort ein Pferdespielplatz für Carry On My Wayward Son, Blue Heart und die Jungpferde aufgebaut hatte. In der kleinen Halle war Jesse mit Miss Griselda Braun. Zum Glück war die Longierhalle frei. Erst ließ ich den Hengst ein wenig laufen, damit er sich auspowern konnte, bevor ich ein paar Lektionen mit ihm übte. So hatten wir immerhin 20 min bis Samu mit Saturn in die Halle wollte. Der Braune Hengst war heute leider ein wenig eingeschränkt durch seine Ataxie, sodass er nicht immer Reitbar war. Da Tiger allerdings sehr brav mitgemacht hatte räumten wir also das Feld. Ich beschloss mit dem kleinen Mann noch eine runde um den Hof zu spazieren. So begegneten wir Jayden und Lina die gerade mit Lady Swan und Acerado von einem Ausritt wiederkamen. Auf der Koppel wurde er schon von seinen Freunden erwartet. Ich hatte ein wenig Zeit bevor ich wieder los musste. So beschloss ich Hazel noch ein wenig zu zu sehen. So langsam hatte sie es raus wie man mit dem kleinen wilden pony umgehen musste. Dennoch ließ es sich Miss Monty nicht nehmen ein zwei bocksprüngen ein zu bauen. Am Abend ging es dann daran alle Pferde wieder reinzuholen. Ich begann bei Jora. Danach folgten All Hope Is Gone, Vikar, Injaki, Look at my hair und Don Carlo. Als aller letztes kam heut What’s Happend In The Dark rein. Der Araberhengst bekam dafür als erstes sein Abendessen. Nachdem schließlich alle Pferde versorgt waren, lümmelte ich mich nach einer warmen Dusche mit einem Buch auf mein Bett.
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      09.05 & 12.05.2020| Wolfszeit
      Besuch von Dr. Becks und wie das Schicksalspielt
      09.05
      Lina| Inzwischen waren wir seit fast ½ Wochen Zuhause. Divine machte sich sehr gut. Er hatte schon gut zugelegt und auch die Musklen kamen so langsam. Wenn er weiter so gut Aufbaut wollte ich in 1 Wochen man schauen was er vom Sattel hielt. An vernünftiges Reiten war natürlich lange noch nicht zu denken, aber ich war neugierig was mein Hengst denn noch so alles konnte. Laute dem was ich gefunden hatte war er wohl auch eingefahren, aber ich wollte mich damit erst befassen, wenn Divine ein wenig mehr Muskeln hatte. Heute stand ein Kontrollbesuch von Bennie Becks an.Dr. Becks war der Tierarzt des Tierschutzvereins. Doch das würde noch ein wenig dauern: Als erstes hieß es Frühstück für den weißen Hengst. Also ging es in die Futterkammer Mash machen. Carry on My Wayward Son, der direkt gegenüber von HMJ Divine wohnte, versucht sein Schnauze in die Schüssel zu stecken, als ich an ihm vorbei wollte. “Nein, das ist nicht für dich, großer du bist schon rund genug, sagte ich zu dem Painthengst,der aktuell noch ordentlich Winterspeck hatte. Das Mash landete in Divines trog und zufrieden fing er an, sein Frühstück zu schlüpfen. Da ich heute für die Fohlenrunde verantwortlich war, wollte ich die Zeit nutzen und die Fohlen kontrollieren. Ich stecke noch ein Paar Möhren ein und machte mich auf den Weg zur Fohlenkoppel.

      Als erstes kam mir die kleine WHC’ Candela zusammen mit WHC’ Mitena entgegen. Candy und Mitena waren schon recht groß geworden. So langsam ließ sich bei den beiden Erkennen wie hübsch die beiden werden. Candela würde bald ausziehen. Und zwar nach Schweden auf das Lindö Dalen Stuteri. Mitena würde bei uns bleiben. Die beiden Fohlen aus dem letzten Jahr schnupperten interessier an den Möhren bevor sie eine nahmen. ich strich Mitena über das hübsche Fell, was in der Morgensonne golden glänzte. Von den beiden jungen Stuten verfolgt ging ich zum Waldrand, wo der Bach entlang floss. Dort standen die beiden Fellponystuten Antigone und Baroness Of The Guard und tranken Seite an Seite. “Na ihr zwei süßen”, sprach ich sie an bevor ich näher ging. Die Stuten hoben den Kopf und blickten mich aus ihren großen dunklen Augen an. Antigone war inzwischen doppelt so breit wie vorher und besonders lange konnte es nicht mehr dauern bis ihr Fohlen kommt. ich kontrollierte ihr Euter, doch das war noch normal groß. Baroness war frühesten nächsten Monat dran, sicherheitshalber kontrollierte ich auch sie, aber es war alles wie es sein sollte. schon aus der Entfernung sah ich wie sich WHC’ Mimithe an WHC’ Oshawa ran schlich, um kurz darauf in ihn reinbeißen. Der deutlich größere Hengst zuckte zusammen und wand sich zu der kleinen Tiegerscheckstute um. Mimi ergriff kurzerhand die Flucht und der schwarz-weiße Hengst flitze hinter ihr her. Die Mutterstuten Minnie Maus und Sunny Empire standen etwas auseinander und grasten friedlich. Neben Empire, wie immer die Arabische Stute Mas’uda. Masu erwartete zwar kein Fohlen, stand aber auf der Koppel, weil sie Empires ‘’Blindenführpferd’ ist. Während Mimi und Oshawa fangen spielten, probierte Mimis Schwester mal ob das Gras schmeckte. WHC’ Minya sah allerdings nicht wirklich überzeugt aus. Promise Of Sundance und Chesqueen grasten friedlich während die beiden Fohlen inzwischen um sie hermutollten. Mimi schlüpfte sogar einmal unter Chess durch, was die erfahrene Stute nicht wirklich störte. LMR Fashion Girl und Vakany standen etwas abseits. Girl döste ein wenig, während Vaknany ihr Fohlen säugte. WHC’ Venice war meiner Meinung nach, das hübscheste Fohlen was wir dieses Jahr bekommen hatten. Ihr Fell hat einen schönen Rotbraun Ton und ist übersät mit weißen Punkten, die sie von ihrem Papa geerbt hat. Ihre Stirn wurde von einer hübschen Blesse geziert. Äußerlich hatte sie nicht sonderlich viel von Ihrer Mutter geerbt, dafür aber umso mehr vom Charakter. Ich sah auf meine Uhr, es war bereits halb Neun. In 20 Minuten sollte Bennie Becks kommen. Also machte ich mich auf den Weg zurück zum Stall. Divine war inzwischen Fertig mit fressen, sodass ich ihn aus der Box holte und ihn draußen auf den Putzplatz stellte. Ich wollte ihn noch ein wenig Putzen bis Dr. Becks da war. Als erstes machte ich sein Maul sauber was noch ganz braun vom Mash war. Danach versorge ich ihn mit Sonnencreme und setzte ihn seine Sonnenschutzfliegenmaske auf. Da sein Rücken immer noch sehr verspannt war, begann ich ihn als erstes ein wenig zu Massieren um seine Muskeln zu lösen. Er war an sich zwar auch so brav, aber nach einer Massage fühlte er sich sichtlich wohler und genoss das putzen dann besonders. Als ich gerade mit der Massage fertig war, fuhr auch schon Dr. Becks vor. Der Mann stieg aus. Ich ging auf ihn zu und begrüßte ihn: “Hallo, sie müssen Dr. Becks sein. Ich bin Lina, die Trainerin von Divine”. “Ja genau der bin ich”, erwiderte der Mann beim Händedruck.
      “Da vorne steht unser Patient”, sagte ich und deutete auf den weißen Hengst, der entspannt in der Sonne döste. “Also die Diagnose von unseren Tierarzt war mittelmäßige Unterernährung mit Selen- und Zinkmangel. Dagegen bekommt er zum Heu einmal täglich Mash mit Rübenschnitzel, dazu noch Ein Zink- und Selenpräparat, wie auch noch etwas für die Leber. Für seine trocken Haut haben wir eine Lotion bekommen. Ansonsten ist er geimpft und entwurmt. Die Verspannungen werden mit Massage und Training behandelt. Wegen der Tragrandspalten haben wir seit ca. 1 Woche Eisen drauf”, erklärte ich während wir zu Divine rüber gingen.

      Benni Becks begutachtete Divine schon von Weiten aufmerksam. „Ich sehe jetzt schon eine deutliche Verbesserung, im Vergleich zu dem Tag, als ich ihn das erste Mal untersucht habe“, sagte er und ich seufzte erleichtert auf. Die Einschätzung des Tierarztes war ein wichtiger Punkt in diesem HMJ. „Ich war dabei, als wir Divine abgeholt haben und obwohl er noch immer zu mager ist, sehe ich jetzt schon einen neuen Glanz in seinen Augen.“
      Wir waren mittlerweile bei Divine angekommen. Er stand brav angebunden am Putzplatz, begutachtete uns jedoch aus neugierigen Augen. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber bei Dr. Becks Anblick schien der Hengst aufmerksamer zu werden.
      „Vielleicht erkennt er mich noch“, sagte Benni und streichelte über den Kopf. Er lachte kurz auf. „Aber das wünsche ich mir als Tierarzt natürlich von jedem Kunden und nur in den wenigsten Fällen tritt es wirklich auf.“ Benni hatte zwar seine Tasche dabei, untersuchte den Hengst aber vorerst nur mit seinen Händen. Es schien, als würde er nur durch das Berühren der Pferde nach Auffälligkeiten und Unstimmigkeiten suchen. Er untersuchte vorsichtig den Kopf samt Auge, Ohr und den Nüstern, warf einen kurzen Blick ins Maul, bis Divine den Kopf ruckartig zur Seite zog.
      „Wann war der Tierarzt das erste Mal da?“, fragte er, während er aus seiner Tasche ein Stethoskop zog.
      „Vor zwei Wochen“, sagte ich. „Eine sehr ausführlich arbeitende Tierärztin, vielleicht kennst du sie ja. Stelli heißt sie.“
      „Mhm“, murrte Benni, während er Divine abhorchte. „Die sagt mir was. Bis jetzt kann ich ihrer Diagnose auch in allen Punkten zustimmen. Ich würde das mit der trockenen Haut auch nicht auf die leichte Schultern nehmen. Daraus können sich im schlimmsten Fall noch weitere Symptome entwickeln.“ Benni beendete das Abhorchen und wendete sich wieder mir zu, das Stethoskop locker in der Hand. „Aber bei Dominant Weißen Pferden kann es schnell zu Hautentzündungen kommen, ich wünsche euch da Glück, dass das in Zukunft keine weiteren Probleme geben wird. Divine war damals-“, wollte anfangen zu erzählen, als der Hengst seinen Kopf etwas zur Seite streckte und nach dem Stethoskop schnappte. Benni war zu langsam. Das Maul schloss sich und Divine riss dem erstaunten Tierarzt das Gerät aus der Hand, um es dann mit viel Schwung hin und her zu schleudern.
      „Divine!“, quietschte ich erschrocken auf und wollte dem Pferd das Stethoskop aus dem Maul ziehen. Benni war jedoch schneller, hatte sein Stethoskop gepackt und Divine im Gegenzug ein Stück Möhre aus seiner Jackentasche angeboten.
      „Du hast Recht“, sagte der Doktor zu dem Pferd. „Die Möhre hätte ich dir schon längst geben sollen.“
      „Das tut mir so Leid!“, sagte ich und nuschelte noch ein paar Entschuldigungen. „Ich hoffe, es ist nicht weiter kaputt gegangen.“
      „Ach Quatsch“, Benni lachte erfreut auf. „Es ist schön zu sehen, dass es ihm gut geht.“ Divine schnaubte zustimmend.
      „Sie waren gerade dabei etwas von Divines Vergangenheit zu erzählen. Ich wäre sehr interessiert mehr darüber zu erfahren.“
      „Wir können uns gerne duzen, ich bin Benni.“ Er reichte mir abermals die Hand und wir lächelten uns freundlich an. „Aber ja, ich kann deinen Wunsch nachvollziehen. Viele Teilnehmer des HMJs haben mich schon nach mehr Informationen gefragt. Leider fallen die meisten Infos unter den Datenschutz, alles über den Vorbesitzer und so weiter. Aber vielleicht fallen mir noch ein paar Dinge ein.“ Er packte sein Stethoskop wieder zurück in seine Tasche. „Aber zuerst würde ich dich nochmal bitten, dass du Divine einmal im Schritt und einmal im Trab auf und ab führst. Dann habe ich bei meinem nächsten Besuch einen guten Vergleich, ob sich seine Verspannungen gebessert haben.“
      Ich band Divine los und zeigte erst seinen Schritt, dann den Trab. Benni stand mit zusammengekniffenen Augen daneben und begutachtete den Hengst. „Sehr gut“, sagte er, als ich wieder neben ihm stand. „Also natürlich nicht sehr gut, aber im Vergleich schon besser und ich denke, ihr werdet das schon schaffen. Habt ihr schonmal darüber nachgedacht, einen Physio- oder Chiropraktiker hinzuzuziehen? Natürlich nur, wenn ihr euch das geldlich leisten könnt. Ansonsten sind seine Beschwerden auch mit gutem Training und guter Pflege in naher Zukunft zu verbessern. Gute Arbeit Lina, wirklich gute Arbeit bis jetzt.“
      Ich lächelte zufrieden. Es war gut zu hören, dass Benni voll und ganz hinter meiner Arbeit mit Divine stand.
      „Ich glaube“, sagte Benni, „du kannst den Guten jetzt erstmal befreien. Ich habe nichts weiter an ihm zu untersuchen. Dass die Hufe viel besser aussehen, dass sehe ich von weiten. Da kommt natürlich auch noch Arbeit auf euch zu, aber trotzdem hat der Hufschmied da schon viel geleistet.“
      „Darf ich dich dann noch auf einen Kaffee oder einen Tee einladen?“, fragte ich.
      „Zu einem Tee sage ich nicht nein“, sagte Benni. „Ich würde meine Tasche vorher zurück zum Wagen bringen. Was hältst du davon, wenn wir uns in ein paar Minuten vor dem Stall treffen?“
      Ich nickte begeistert und brachte dann Divine auf den Paddock, wo El Pancho schon auf seine Gesellschaft wartete. Da die beiden Hengste friedlich waren, durften sie zusammen stehen. Danach ging ich noch schnell in Haus den Tee für Benni aufkochen.
      Einige Minuten später kam ich zurück zum Stall. Benni saß bereits auf der Bank vor dem Stall und schaute auf sein Handy. „Termine koordinieren“, sagte er. „Bei dem ganzen Trubel ist das gar nicht so einfach.“
      Ich hielt Benni die noch dampfende Tasse Kräutertee hin, die er dankend annahm, nachdem er sein Handy in die Jackentasche gesteckt hatte.
      „Du warst also wirklich dabei, als ihr Divine beschlagnahmt habt?“, hakte ich nach.
      „Ja, Divine und noch ein paar andere. Insgesamt fünf, denke ich. Eine trächtige Stute konnten wir zum Glück schnell unterbringen. Meinen Informationen nach hat sie vor kurzem ein gesundes Fohlen zur Welt gebracht. Die anderen drei sind gerade noch auf Pflegehöfen. Aber Divine war wirklich der Außergewöhnlichste der Pferde.“
      „Fünf Pferde auf einmal. Ich hoffe, die anderen finden auch schnell ein gutes Zuhause.“
      „Da mach dir mal keine Sorgen, Lina“, sagte Benni und nahm einen Schluck von dem Tee. „Das ist unser Job. Es müsste nur mehr Menschen wie dich geben, dann wäre das deutlich einfacher.“ Er lachte kurz auf. „Auch wenn Divines Vorbesitzer die Pferde erst nicht rausrücken wollte, schien er dann doch ziemlich erleichtert. Alle fünf Pferde hatten gesundheitliche Probleme, auf dessen Kosten er nun nicht mehr sitzt. Aber was soll man machen, so konnten wir sichergehen, dass jedes der Tiere die Behandlung bekommt, die es benötigt.“
      „Habt ihr denn etwas erfahren können, woher Divine ursprünglich stammt?“, fragte ich. „Ich habe ein Bild gefunden von seinem Feldtest als dreijähriger, aber danach verliert sich seine Spur.“
      „Tiefergehend haben auch wir leider nicht recherchiert. Der Züchter, eine Schande, dass man ihn so nennen kann, hat gerne billige und oft illegale Pferdegeschäfte im Ausland betrieben. So etwas wie Kaufverträge oder Impfpässe waren da Fehlanzeige. Aber wenn du möchtest, kann ich vielleicht einen Kontakt mit der Nachbarin des Züchters herstellen. Sie hat uns damals kontaktiert und hält uns seitdem über die Verhältnisse dort auf dem neuesten Stand. Vielleicht weiß sie noch mehr über Divine, immerhin ist er wohl mit einer der auffälligsten.“
      „Sehr gerne“, sagte ich. „Ich möchte wirklich so viel wie möglich erfahren, um Divine und seine Eigenarten besser verstehen zu können.“
      „Natürlich“, sagte Benni. „Alles verständlich.“ Er stand auf und reichte mir die Tasse. „Es hat mich gefreut und ich hoffe, dass ich beim nächsten Besuch wieder so guten Mutes ankommen und abreisen darf. Deine Nummer habe ich ja, ich melde mich in den nächsten Tagen bei dir, wenn ich vielleicht Neuigkeiten über Divine habe.“
      „Danke“, sagte ich. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und Benni machte sich auf den Weg zum nächsten Pferd. Ich hingegen holte die kleine Aleen bei Colin ab und machte mich mit ihr zusammen auf den Weg zum Hallenauslauf. Dort holten wir Farena vom Auslauf und putzen sie. Das Shetlandpony hatte immer noch ganz schön viel Fell, so half ich Aleen, das Pony halbwegs Haarfrei zu bekommen. Als das Pony in sein Fliederfarbenes Outfit verpackt war, ging es zum Reitplatz. Dort hieß es dann Nachgurten und Aufsteigen. Ich ließ Aleen schon im Schritt die ersten Aufgaben Reiten. Ein paar Zirkel, einen Salom und ein Paar Schlagenlinien. Aleen hatte mit ihren 5 Jahren das Pony schon sehr gut unter Kontrolle.Im Trab ließ ich sie nochmal die selben Figuren reiten. Das Einzige was noch nicht so gut klappte war der Galopp, da das flotte Pony dazu neigte ein wenig zu viel Gas zu geben. Deshalb nahm ich das kleine Mädchen dafür an die Longe. Nach einer ¾ Stunde, waren wir fertig. Zum Abreiten, ritten wir noch eine Runde um den Hof bevor Farena zu den anderen Ponys auf die Weide durfte. Ich versprach Aleen noch, dass wir später noch einmal spazieren gehen würden, da sie das Pony am liebsten nicht mehr loslassen wollte. Freudestrahlen rannte die kleine zu ihren Eltern, während ich mich um meine anderen Pferde kümmerte.

      Luchy| Ich saß gerade mit meinem Mann auf der Veranda um eine kurze Pause zu machen, als mein Handy mit einem klingeln dazwischen an. Der Anrufer war Caleb O’Dell, der Besitzer der Bow River Ranch. “Hallo Caleb”, meldete ich mich am Telefon. “Hallo, Luchy. Ich rufe an wegen den Pferden von Juna die du in Pflege hast. Es gab da einen Schicksalschlag weswegen jetzt alle Pferde verkauft werden sollen. Juna mir aufgetragen die Pferd zu vermitteln”. “Ok”, sagte ich ein wenig schockiert über diese Nachricht. Ich rufe deshalb an , weil ich dir Mitteilen wollte, dass Pudgy, Totbringer und Cielo bereits verkauft sind. Pudgy geht zurück zu Cooper Chattahoochee, sie wollte sich noch mit dir in Verbindung setzen wann sie ihn abholt. Cielo und Totbringer gehen nach Schweden. Tori soll dort wohl ihr Gnadenbrot bekommen und Cielo weiter Ausbildung. Ich Informiere dich nochmal wann die beiden abgeholt werden. Ich schicke dir auch gleich noch eine Mail mit den weiteren Pferden die noch ein Zuhause suchen. Vielleicht interessiert dich ja eins von ihnen”. “Alles klar. Ich werde mir die Pferde mal ansehen. Danke für die Information. Wie läuft es bei euch den mit eurem HMJ Pferd?”, fragte ich den Ranchleiter. “Der arme Kerl sah ja ganz schön Schlimm aus”.”Ja, das sah er: So langsam sieht er tatsächlich aus wie ein Pferd. Vorallem wird er immer aufgeweckter. Gestern ist er allein über den Hof spazieren gegangen”, erzählte Caleb mit ein wenig belustigung in der Stimme. “Wie läuft es bei euch?”, erkundigte er sich. “Divine macht sich sehr gut. Lina trainiert schon fleißig mit ihm. Ab nächster Woche möchte sie testen ob er schon einmal geritten wurde”,erzählte ich. “Das klingt ja gut. Ich muss jetzt weiterarbeiten”, saget der Mann am anderen Ende und wir verabschiedeten uns. “Das war Caleb, er hat wegen Junas Pferden angerufen”, sagte ich zu Colin. “Und was ist mit denen?”, fragte mein Mann. “Sie sollen verkauft werden. Juna kann sie wohl nicht mehr halten. Mehr hat Caleb nicht gesagt”. Aleen kam um die Ecke. Die kleine kam gerade von ihrer Reitstunde mit Lina. “Na wie war deine Reistunde, meine kleine?”, fragte Colin die kleine und nahm sie auf den Schoß. “Super”, das kleine Mädchen strahlte wie ein Honigkuchenpferd. “Und Lina, hat gesagt wir gehen später nochmal mit Farena spazieren”, erzählte unsere Tochter. Farena von Hulshóf war ihr Pony. Farena war ein typisches Shetty, flauschig, freundlich, aber dennoch eigenwillig. Trotz mancher Schwierigkeiten waren die beiden unzertrennlich.

      Lina| Inzwischen war es Nachmittag und alle Pferde waren auf der Koppel. Divine und El Pancho standen noch allein auf der Hauskoppel. Heute wollte ich Divine in die Herde integrieren. Rumkugel, verstand sich leider nicht mit dem Weißen Hengst. Da die Kugels sich allerding mit Injaki und seiner Herde verstand, würden wir Rumkugel mit Divine tauschen. Rumkugel kam dann in die Box in der jetzt Divine stand und Divine in den Auslauf. Als erstes holte ich El Pancho, der die Herde schon kannte. Zwar hatten wir Divine schon immer einzeln zu den anderen Gelassen, aber in der Herde war das schließlich etwas anderes. Eigentlich machte ich mir nicht allzu viele Gedanken. Cleavant ‘Mad Eye’ war zwar neugierig, aber unkompliziert, Abe’s Aelfric würde sich vermutlich kaum für den Neuankömmling interessieren und die anderen Ponys waren meisten damit beschäftigt, sich gegenseitig zu ärgern. Also holte ich den weißen Hengst und stellte mich mit ihm an den Koppelzaun. Wie erwartet stand die gesamte Bande, bis auf Aelfric auf der andern Seite und begutachtete den neuen. Aelfric fand sein Gras spannender. Auch El Pancho, der schon den ganzen Tag mit Divine zusammen gestanden hatte, verlor schnell das interesse und begann wieder zu grasen. Mad Eye schnupperte freundlich an Divine, der das freundlich erwiderte. Mad Eye hatte wohl beschlossen, dass keine Gefahr von dem weißen Hengst ausging, denn er trottete nun in gemütlich Tempo zurück zu Aelfric. Nabuko folgte Mad Eye lieber anstatt sich mit dem Neuen anzugeben. So standen nun nur noch 3 Ponys am Zaun. PFS’ Caruso, PFS’ Artic Tiger und Amigo. Divine nahm seinen Kopf runter um Amigo und Tiger zu beschnuppern. Tiger oder auch von allen wegen seines Felles Silver genannt, war ausnahmsweise mal friedlich und schnupperte nur an Divine. Amigo hingegen nahm den neuen zum Anlass sich aufzuspielen. Er quietschte laut und begann sein Imponiergehaben. Der Porzellanschecke und das Minipony nahmen dies zum Anlass ein Wettrennen zu starten.Amigo vergaß den weißen Hengst und flitze den anderen beiden so schnell wie es sein Kugelbauch zu ließ hinterher. Ich ließ Divine nun auf die Koppel, wo er als erstes das Gras inspizierte. Er zeigte keinerlei Interesse an den rennenden Ponys. Nach einer Weile ließ er vom Gras ab und trotte zu Mad Eye, Nabuko und Aelfric rüber. Divine blieb etwa eine Nasenlänge von Aelfric entfernt stehen und strecke die Nase nach ihm aus. Aelfric nahm nur angewidert den Kopf weg und ging weg. Soweit scheint die Vergesellschaftung friedlich zu sein. Ich blieb noch eine halbe Stunde am Zaun und als ich sah , das alles friedlich war ging ich meinen anderen Tätigkeiten nach.

      Luchy| Ich hatte gerade Aleen ins Bett gebracht und setzte mich neben Colin aufs Sofa. Ich lehnte mich an ihn und er schloss die arme um mich. Endlich hatte ich Zeit die Mail von Caleb zu lesen. Colin legte sein Kinn auf meine Schulter und las mit.

      Von: BowRiveRanch@joellemail An:WhitehorseCreekStud@Joellemail
      Betreff: Gestütauflösung Deer Forest Equestrian Center

      Hallo Luchy,
      leider muss ich Mitteilen, das Juna Preschke, Leiterin den Deer Forest EC , durch einen Schickalsschlag nichtmehr in der Lage ist ihre Pferde zu versorgen. Sie hat mir den Auftrag gegeben ihre Pferde in ein neues Zuhause zu vermitteln. Zum Verkauf stehen grundsätzlich alle Pferde. Frigg, Totbringer und Cielo gehen an das Lindö Dalen Stuteri. Nevia geht zurück nach Italien zu Royal Peragee. Sayidah und Solider gehen zurück an Steffanie Westside. Briair und Pudgy gehen zurück zu Cooper.

      Noch zu verkaufen sind:
      Rhiakou's Pride, Traber
      Greased Lightning, Englisches Vollblut
      Glanny Hope, Englisches Vollblut
      Darkness Lord, Österreichisches Warmblut
      Elsa, Österreichisches WB
      Gold Veronica, Österreichisches WB
      CLC's Papermoon, DRP
      Delorian, Warmblut
      Grey Starbucks, Warmblut
      Flanell D'Egalité, Österreichisches WB
      Beastly Domina, Österreichisches WB
      Uruguay, Ungarisches Halbblut
      Hibana, Oldenburger
      Bittersweet Temptation, Paint Horse, falls ihn niemand nimmt kommt er zu mir zurück.
      Liebe Grüße,
      Caleb O’Dell

      “MMMMM, Domina ist eigentlich ein Interessantes Pferd”, sagte Colin zu mir. Ich klicke auf den Link und sah mir die Beschreibung an. Auch Flanell sah ich mir an. “Beide sind toll. Flanell bekommen wir bestimmt auch unter, aber wer kümmer sich um Mina?”, sagte ich und runzelte die Stirn. In dem Moment kam Jamie ins Zimmer. “Um was geht es?”, fragt der Schotte. “Es geht um ein HMJ Pferd vom letzten Jahr. Seine Besitzerin hat keine Zeit mehr für sie. Allerding ist sie nicht ganz einfach, ähnlich wie Miss Griselda Braun. Ich würde sie gerne Aufnehmen, aber wer soll sich denn um sie kümmern?”, erklärte ich ihm. “Ich würde sie übernehmen”, sagte er. “Bist du dir ganz sicher?”, hakte ich nach. “Ja, doch. Seit ich Lady Moon hab, fällt mir auf wie gerne ich Großpferde hab”, sagte der große rothaarige Mann schmunzelnd. “Gut, dann ruf ich Caleb an und sagt ich Bescheid”, murmelte ich während ich seine Nummer wählte. “Hey Caleb, ich nochmal. Ich habe mir gerade deine Mail angesehen und ich hätte Interesse an zwei Pferden”, sagte ich in das Telefon. “mm, ok”, kam es nur von der anderen Seite “Und zwar geht es um Flannel d’ Egalité und Beastly Domina. Flanell wurde mit seiner besonderen Farbe und seinem Potenzial unsere Zucht gut bereichern.Bei Mina geht es mir vorallem darum, dass sie ein gutes Zuhause bekommt. Mina wir immer ein Schwieriges Pferd bleiben”, erläuterte ich. “Oh, ja das ist gut, gerade bei Mina habe ich gehofft das sie an jemanden erfahrenen geht. Wenn ich mich Recht Erinnere hast du schon ein ähnlich traumatisiertes Pferd oder ?”, fragte Caleb nach. “Ja, genau Grisi hatte auch keine gute Vergangenheit”. “Zu Mina möchte ich dir noch was sagen und zwar ist sie tragend, laut Junas Mitarbeiterin, hat sie ihr Fohlen angeblich verloren, aber wenn ich ehrlich bin sieht die Stute nicht so aus. Also sei darauf Vorbereitet, dass sie tragend ist”, sagte Caleb. “Ok, das sollte kein Problem sein, wir haben eine Menge Fohlen hier und auch noch ein paar tragende Stuten. Ok, dann würde ich noch vorschlagen, dass wir das so Regeln, dass Tory und Cielo abgeholt werden wenn Mina und Flanell kommen. Dann braucht der Spediteur nicht zweimal hieraus fahren”.
      “Klar, ich klär das”. Wir verabschiedeten uns und ich legte auf. “Sieht aus als bekämen wir zweieinhalb neue Pferde”, sagte ich. “Zweieinhalb ?”, fragte mich beide Männer gleichzeitig. “Ja, Mina ist vermutlich tragend”, sagte ich ein wenig resigniert.
      Der Rest des Abends verlief ruhig, auch wenn ich und Colin noch lange am Kamin saßen und unsere Entscheidung überdachten.

      ...4 Tage später
      12.05
      Lina| Ich hatte gerade Divines Putzeug weggebracht, als der Transporter vorfuhr. Jamie und Luchy warten bereits im Hof. “Sind das die neuen Pferde?”, fragte ich Luchy. “Ja, genau”, bestätigte sie. Der Fahrer stieg aus und begrüßte uns, bevor er die Laderampe herunter ließ. Als erstes Stand die braune Stute auf dem Transporter. “Der Tierarzt musste sie sedieren, sonst wäre sie nicht auf den Hänger gegangen”, sagte der Fahrer. Vorsichtig führte er die Stute vom Hänger. Etwas müde starkste sie vom Hänger. “Wow, ich glaube Caleb hatte Recht. Diese Stute ist definitiv tragend”, sagte Jamie als er die Stute sah. Minas Bauch hatte ungefähr den dreifachen Umfang eines normalen Pferdes. “Ich bring sie unters Solarium, da kann sie erst einmal wach werden.”, murmelt Jamie und übernahm die Stute. Als nächstes holte der Fahrer Flanell vom Hänger. “Wow, ist der hübsch”, sagte ich und bewunderte den Tigerschecken, der aus dem Hänger trat. “Lina, brigst du ihn auf die Koppel neben der Außenboxherde, damit er schonmal seine Mitbewohner kennenlernen kann?”, fragte Luchy. “Na klar”, erwiderte ich und nahm den Hengst entgegen. Brav folgte mir Flanell bis zur Koppel. LMR Royal Champion, Lancasters Peppermint, Little Buddy und What’s Happend In The Dark standen neugierig am Zaun. Ich ließ Flanell auf der Nachbarkoppel frei und der Hengst ging gleich seine Kumples inspizieren. Pepper, der eigentlich immer freundlich war beschnupperte Flanell Aufmerksam und begann auch bald an seiner Mähne zu knabbern. Auch der sanfte Buddy war brav und freundlich zu dem Neuen. Champ schnupperte nur kurz und verlor ,dann das Interesse. Einzig Darky wollte lieber Streit anfangen, anstatt freundlich zu sein. Ich verscheuchte alle Zaungäste und ging erst, als ich sah, das alle wieder friedlich grasten. Auf dem Rückweg nahm ich Cielo und brachte ihm zum Transporter. Todbringer war bereits verladen. Auch Cielo ging auf den Hänger und dann hieß es Abschied für die beiden Ponys. Nachdem die Pferd abgeholt worden waren macht ich mich auf dem Weg zu Divine. Der weiße war inzwischen sehr gut in der Herde angekommen. Dennoch freute er sich über jeden Besuch von mir oder auch von jedem anderen Menschen. Es war immer wieder schön sein Wiehren zu hören, wenn ich kam. Heute stand ein langer Spaziergang auf dem Plan. Ich holte Divine also von der Koppel und schlug den Weg Richtung Bach ein. Freundlich und motiviert wie immer lief er neben mir her. Am Bach angekommen, ließ ich divine etwas im Bach planschen, bevor wir uns auf dem Rückweg machten. Zurück auf dem Hof bekam Divine noch sein übliches Wellnessprogramm. Morgen wollte ich es wagen und Divine einen Sattel zeigen. Deshalb bekam er heute den Rest des Tages frei.
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      18.05.2020| Wolfszeit
      Pferd oder Statur?
      Der Regen prasselte gegen das Fenster und ich drehte mich wieder um. Bei so einem Wetter hatte ich definitiv keine Lust aufzustehen. Ich hatte mich gerade wieder gemütlich unter meine warme Decke gekuschelt, als es an der Tür klopfte.”Darf ich reinkommen?”, fragte Jace, der seinen Kopf durch die Tür steckte. “Ja”, murmelte ich und setzte mich im Bett auf. Jace, war wohl gerade erst Duschen gewesen, denn seine Haare waren noch ungestylt und ich konnte den schwachen duft seines Shampoos riechen. “Was ist denn los mit dir? Seit du wieder da bist gehst du mir aus dem Weg.”, fragte er und setzte sich zu mir aufs Bett. Ich wich seinem Blick aus und druckste rum. “Ich hab dich vermisst”, nuschelte ich undeutlich. “...vielleicht ein wenig zu sehr”. Der letzte Teil war so undeutlich ,dass er das unmöglich hätte verstehen können. “Na und ich hab dich ja auch vermisst”, sagte er und zog mich in seine Arme. Ich nahm seinen Geruch war und da war es wieder dieses Gefühl. Ein kleiner warmer Schmetterling flatterte schwach in meinem Bauch. Vielleicht ist es auch eher eine Motte, die von Jace angezogen wird, wie sonst vom Licht. Kaum hatte der Schmetterling sich geregt, kam auch schon der kalte Eiserne Käfig meines Verstandes und ließ den Schmetterling erstarren. “Ich glaube du hast nicht ganz verstanden”, sagte ich und sah ihn an.. Das Blau in seinen Augen war strahlend wie an einem klaren Sommertag und es ging über in das tiefe Blau des Meeres. In seinem Linken Auge zeigte sich ,dass Dunklebraun von Eichenrinde. Bei dem Blick in seine Augen wagte der Schmetteling wieder die Flügel auszustrecken. Gleichzeitig überkam mich ein Gefühl von Traurigkeit. Das letzte mal wurdem dem Schmettling brutal die Flügel ausgerissen und er war qualvoll verhungert. An seinem Gesicht konnte ich erkennen, dass er es verstanden hatte. Ein Träne löste sich aus meinen Augen und rollte meine Wange hinunter. “Ich brauch Zeit…”, flüsterte ich mit belegter Stimme. Es war eine echte Erleichterung, Jace das erzählt zu haben. Die Tür des Eisenkäfigs hatte sich wieder einen Spalt geöffnet, sodass der Schmetterling, seine Fühler hindurch stecken könnte. Ich genoss noch einen Moment seine Umarmung und seine Nähe.

      Plötzlich drang von draußen aufeinmal ein Wiehern gefolgt von Hufgeklapper von draußen rein. “Was ist da los!”, rief ich und sprang erschrocken auf und vergaß dabei, dass ich nur ein T-Shirt trug. Ein großes Shirt, aber nur ein T-Shirt. Ich stürzte zum Fenster. Miss Griselda Braun lief allein über den Hof. Als ich mich umdrehte, fiel mir wieder ein was ich anhatte und ich lief rot an. Taktvoll hatte Jace sich abgewendet. “Ich gehe schon mal runter und du ziehst dir eine Hose an”. Auch wenn ich sein Gesicht nicht sehen konnte hörte ich das Schmunzeln in seiner Stimme. “Ja”, stimmte ich ihm peinlich berührt zu. Er verließ das Zimmer und ich zog mich schnell an. Danach rannte ich die Treppe runter schlüpfte schnell in meine Gummistiefel und schnappte mir im vorbeigehen meine Jacke. Es war echt kein schönes Wetter. Der Nieselregen, ließ alles glänzen und es roch nach nassen Asphalt. Ich folgte dem Hufgeklapper in den Innenhof des Hauptstalls. Griselda stand mit angelegten Ohren unter dem Kirschbaum. Jace stand mit einem Halfter ca. 2 Meter entfernt von der gescheckten Stute. Auf jeden Annäherungversuch reagierte Griselda nur mit einem noch böseren Blick. Ruhig redete der auf die Stute ein. Die Stute schien nicht besonders begeistert von der Idee ihre neu gewonnen Freiheit wieder ein zu büßen. Nach 10 Minuten, gingen ihre Ohren von ‘’Fass mich mich an und verpiss dich’’ zu ‘’Vielleicht denke ich darüber nach ob du mich anfassen darfst’’ über. Fasziniert sah ich Jace zu wie er sich millimeterweise der Stute näherte. Nach weiteren 10 Minuten stand er neben Griselda. Die Fuchsstute sah zwar immer noch nicht sonderlich begeistert aus, aber immerhin hatte sie Jace noch nicht Angegriffen. Bei Miss Griselda Braun, war eine sehr explosive Stute. Sie stammt aus einer schlechten Haltung und ist schwer traumatisiert. Wenn sie Angst bekommt, geht sie zum Angriff über, was sie gefährlich macht. Obwohl sie nun schon 4 Jahre bei uns ist, fällt ihr das Vertrauen fassen immer noch sehr schwer, weshalb bis jetzt nur Colin, Luchy und Sheena mit ihr arbeiten. Umso erstaunlicher war es , dass Griselda Jace so nah an sich ran ließ. Immer noch stetig auf die Stute einredent, war er nun soweit, das er den Hals der Stute berühren konnte. Langsam legte er Grisi den Strick um den Hals, bevor er ihr vorsichtig das Halfter über streifte. Ich ging zur Stalltür, die der Wind scheinbar aufgedrückt hatte. Mit etwas Abstand folgte mir Jace mit Grisi. Nathalie, Grisis Boxennachbarin, wiehrte was dazu führte, dass Griseldas Ohren nach vorne gingen. “Jace, ich glaube wir haben ein Problem”, sagt ich und stand stirnrunzelnd vor der Box. Griselda hatte es irgendwie geschafft den Schließmechanismus zu zerstören, außerdem war in der Tür ein großes Loch. “Oh, da können wir sie nicht reinstellen”, bestätigte Jace mich in dem was ich dachte als er die Box sah. “Ich glaube im Torstall sind noch freie Boxen, da könnte sie rein. Vielleicht nehmen wir noch Nathy mit, damit sie dort nicht alleine steht?”, schlug ich Jace vor, denn obwohl die Stute brav war, wirkte sie aufgebracht. “Das ist eine sehr gute Idee”, kam es von Jace. Ich trat zu der brauen Scheckstute in die Box und halftern sie.Wie immer war die brav und ließ sich geduldig aus der Box führen. Vor der Stalltür blieb die hübsche Stute kurz stehen, als sie das Wetter sah. “Na komm meine hübsche, gleich bist du wieder drinnen”, sagte ich zu Nathalie und strich ihr über das seidige Fell. Genüsam folgte Nathalie mir und an den Hufschlägen hinter mir erkannte ich auch, dass Jace und Miss Griselda Braun mir folgten. Beastly Domina, bei uns nur Mina genannt, sah uns scheu aus ihrer Box entgegen. Ein Ohr vorne ein Ohr hinten stand sie unschlüssig in der Ecke. Nathalie ließ sich brav in ihre vorübergehend neue Box führen. Auch Griselda ging in ihre neue Box. “Ich bringe den Pferden noch Heun und Stroh”, sagte Jace. “Ok, ich gehe Luchy oder Colin suchen. Ach und ich wollte dich noch fragen ob du mir heute Nachmittag mit Divine hilfst. Ich wollte heute mal Testen was er von Sattel und Trense hält”.

      “Klar, ich helf dir gerne”, sagte der blonde Mann und lächelte.Mit Gemischen Gefühlen machte ich mich auf die Suche nach Luchy oder Colin. Als erstes ging ich rüber zum Büro, doch dort war keiner der beiden. Ich wollte den Raum gerade verlassen, da klingelte das Telefon. “Hallo, Whitehorse Creek Stud, wie kann ich ihnene weiterhelfen”, sagte ich, als ich abnahm. “Hallo,hier ist Cooper Chattahoochee. Ich rufe wegen Pudgy an. Wenn das passt würde ich den kleinen Kerl gerne morgen abholen. Und es geht noch um ein weiteres Pferd. Wie ich hörte hab ihr zwei Pferde von Juna Preske aufgenommen. Juna hat auch eine Stute von meinem Hof, die ich euch gerne anbieten würde. Es geht und Briair. ich würde mich freuen, wenn ihr sie Aufnehmen würdet”, sagte der Anrufer. “Ok, ich muss deswegen mal mit meiner Chefin reden, ich werde es ihr sagen. Sie wird dich nochmal anrufen”. Danach beendeten wir das Gespräch und ich setzte meine suche Fort.

      Fündig wurde ich schließlich im Haupthaus. Luchy, Colin und Sheena saßen noch gemütlich beim Frühstück. “Morgen ihr drei”, grüßte ich. “Warum bist du so nass?”, frage mich Sheena so gleich. “Ähh ja deshalb bin ich hier. Griselda ist ausgebrochen. Keine Sorge, Jace hat sie schon wieder eingefangen. Ihre Box ist jetzt kaputt die müsste repariert werden. Wir haben Griselda jetzt zusammen mit Nathalie in den Torstall gestellt. Luchy für dich hat Copper angerufen, wegen Pudy und einem weiteren Pferd, du sollst sie zurückrufen”.

      Nach dem Gespräch, machte ich mich zurück auf den Weg in mein Zimmer. Dort angekommen fiel mir erst auf wie nass ich war. Jetzt hatte ich mir erst einmal eine warme Dusche verdient.

      Ungefähr eine Stute später konnte ich geduscht und mit vollem Bauch mit der Arbeit beginnen. Es hatte endlich aufgehört zu regnen, sodass ich damit beginnen konnte die Pferde auf die Koppel zu bringen. Nacheinander nahm ich meine Schützlinge und brachte sie auf die Koppeln. Danach checkte ich meinen Trainingsplan. Maskotka und Nabuko liefen heute in der Reitschule um Farena von Hulshóf kümmerte sich heute Luchy und Voilá hatte heute Fahrtraining mit Jace. So musste ich mich nur um Lancasters Peppermint und HMJ Divine kümmern. Wobei Jamie mir angeboten hatte heute seine Holsteinerstute auszuprobieren. Also machte ich mich auf die suche nach dem Schotten und wurde auf dem Reitplatz fündig, wo er gerade dabei war Look at my Hair zu reiten. Der Fellponyhengst präsentierte sich in üblicher Hengstmanier, da Samu gerade mit Lady Swan auf dem anderen Platz arbeitete. Looki kam sofort in Flirtstimmung, wenn eine Stute nur in der Nähe war. Jamie hatte ihn allerdings wie immer gut im Griff. Ich wartete einen Moment am Zaun, bis Jamie seine Lektion beendet und mit Looki zu mir rüber kam. “Morgen Jamie”, grüßte ich den Schotten. “Morgen Lina, du bist wegen Lady Moon da, richtig?”. “Ja genau”, erwiderte ich grinsend”übrigens sieht das sehr gut aus wie du mit ihm arbeitest”. “Danke, heute ist er auch echt gut drauf. Du kannst dir Moon einfach von der Koppel holen, sie sollte keine Probleme machen”, meinte Jamie.Wir tauschen uns noch ein wenig über die Pferde aus, bevor ich mich auf den Weg machte um die braune Stute von der Koppel zu holen. Moony graste neben der Blue Roan Stute Blue Heart. Ich pfiff und die beiden Stuten hoben den Kopf. Auf der Weidehütte kam Doo Wop angetrottet. Die hübsche Criollostute kam nur an um in meinen Taschen nach etwas essbaren zu suchen. “Sorry hübsche”, heute habe ich nichts für dich dabei”, sagte ich zu ihr und strich ihr über die weiße Stirn. Danach macht eich mich auf den weg zu den anderen beiden Stute die am Waldrand grasten. Lady Moon sah mir freundlich aus ihren großen braunen Augen entgegen. “Na, Moony hast du heute Lust etwas neues zu erleben?”, sprach ich zu der Stute. Ich kraulte sie zur begrüßung an ihre Lieblingsstelle und es dauerte nicht lange bis sie begann lustige Grimassen zu machen. Ich halfterte die Stute anschließend und brav folgte sie mir zurück zum Hof. Ich band sie an und holte ihre schwarze, schlichte Putzbox. Der Inhalt war genauso schlicht wie das äußere. Als erstes nahm ich mir Striegel und Kardätsche und bearbeite damit das dunkelbraune Fell. Das kurze Fell war staubig von der Koppel. Danach bürstete ich den getrockneten Schlamm von ihren Beinen und Hufen. Der ausritt von gestern war also noch deutlich zu sehen. Um Auch noch den letzten Staub aus dem Fell zu bekommen kam der Lammfellhandschuh zu Einsatz, mit dem ich auch noch ihre Gesicht vom staub befreite. Die Stute genoss das Putzen und stand Entspannt mit hängender Unterlippe in der schwachen Sonne. Auch ihr Langhaar wurde durchgekämmt. Die Stute hatte schönes volles Langhaar, welches seidig in der Sonne glänzt. Nachdem dann auch die Hufe ausgekratzt waren, war die Stute auch sauber und glänzte noch ein wenig mehr als vorher.Ich holte also ihren Sattel, dank Quinn war es keine Schwarze Schabracke sondern eine hübsche türkise Marbelschabarcke. Komplett Ausgestattet ging es dann in die Reithalle. Ich hatt erst einmal Mühe aufzusteigen, da die Stute doch um einiges Größer war als ich es von meinen Schützlingen gewohnt war. Zum Glück hatte Jamie seine Stute gut erzogen und so blieb sie brav stehen bis ich hinaufgeklettert war. Schon der Schritt war schon um einiges flotter und und schwungvoller. Ich fühlte mich dennoch wohl auf der großen Stute. Im trab hatt ich einige Mühe die Stute zusammen zu halten. Da merke ich deutlich, dass die fast 20 cm mehr doch recht viel ausmachten. Die Stute gab sich dennoch alle Mühe ihr bestes zu geben. Dennoch nutzte sie doch ein paar mal aus das ich noch ein wenig unerfahren mit so großen Pferden war. ich war erstaunt wie fein die Stute war. Sie reagierte schon auf die kleinste Gewichtsverlagerung. Der Galopp war einfach ein Traum. Ich ritt einige Dressurlektionen bevor ich sie noch gemütlich im Schritt abritt. Nach diesem wundervollen ritt, freute ich mich immer mehr darauf, das Pepper dieses Jahr eingeritten wird. Ich ritt mit Lady Moon zum Putzplatz, wo ich abstieg und die Stute absattelte. Auf den Weg zu Koppel begegnete ich Luchy die gerade mit Nurja einen Ausritt startete. Jace hatte gerade Voilá angespannt, weshalb ich beschloss mir als nächstes Peppermint zu holen. Ich holte ihn von der Koppel und musste leider feststellen, dass er eine große Schramme am Knie hatte. “Was hab ihr wieder angestellt”, sagte ich Kopfschüttelnd zu dem Hengst, während ich die Wunde betrachtete. Leider war sein Knie auch warm und dick, also fiel das training wohl heute flach. Ich führte ihn in die Waschbox und kühlte sein Knie. Danach versorgte ich es mit Zinksalbe, und schmierte den Rest des Knies mit Tonerde ein. Danach lief ich noch eine halbe Stund im Schritt um den Hof, damit er noch ein wenig Bewegung bekam. Danach durfte er wieder auf die Koppel.

      Beim Mittagessen erfuhr ich, dass das Pferd tatsächlich bald kommen sollte. Luchy hatte zugestimmt Briair auch noch aufzunehmen. “Jace, Luchy meinte wir sollen mit Divine gleich mal zum Hofladen kommen, damit wir nach einem Sattel und so schauen können.”, sagte ich zu dem blonden Mann während ich die Spülmaschine einräumte. “Ok, übriges Voilá war heute toll”, erzählte er. “Ja, momentan ist sie wieder richtig aufgeweckt. Mein Ritt auf Lady Moon war auch echt toll. Ich freu mich nun umso mehr darauf, das Peppy bald eingeritten wird “, schwärmte ich. Als die Küche aufgeräumt war machten Jace und ich uns zusammen auf den Weg zu Divines Koppel. Nach der Aussprache heute morgen genoss ich seine Gegenwart so langsam und war auch nicht mehr so angespannt. Divine wartete schon am Zaun. Dieses Pferd war mir immer noch ein Rätsel, Divine war das einzige Pferd was ich kannte was seine Zeit lieber mit Menschen verbrachte als mit seinesgleichen. “Meinst du er ist fehlgeprägt? Immerhin ist er eine Handaufzucht”, frage ich Jace. “Gut möglich”, antwortete er Nachdenklich. “Hallo, großer”, begrüßte ich den weißen Hengst und strich ihm über die weichen Nüstern. Dank der Fliegenmaske hatte er keinen neuen Sonnenbrand und auch der alte Sonnebrand war abgeheilt. Ich legte ihm sein hübsches blau weisses Halfter an. Brav folgte er mir aus dem Tor, doch bevor er ganz hindurch ging blieb er neben Jace stehen stupste ihn grob an. “Was möchte er den jetzt “, frage Jace mich lachend. “Aufmerksamkeit”, antwortete ich schmunzelnd “Er ist wie ein Star, am liebsten im Rampenlicht”. Nachdem Jace den Hengst einen Moment gekrault hatte, war er auch bereit weiter zu gehen. In gemütlichem Tempo ging es rüber zum Hofladen wo ich mit Ivi wartete während Jace Luchy holte.

      Ein paar Minuten später kamen beide wieder heraus. “Dann wollen wir ihn mal ansehen “, sagte Luchy. Und begann sogleich Divines Schulterblatt zu ertasten und es mit bunter Kreide an zu zeichnen. “Kannst du sein Bein mal nach vorne ziehen”, wies sie mich an. Ich hob Divines Bein an und zog es nach vorne. Neugierig wie Divine war hatt ich sofort eine Nase im Gesicht. Luchy malte derweil weiter aus seinem weißen Fell rum. “Ok, du kannst es wieder abstellen”, kam es von Luchy, während sie schon dabei war seine letzte Rippe zu ertasten und weitere Striche auf ihn zu malen. Jace beobachtete da prozedere derweil interessiert und steckte Divine ein Leckerlie in die Schnauze. Inzwischen war schon fast ein Kunstwerk auf Ivi entstanden.”Also alles in allem eine sehr schöne Sattellage. wenig Widerrist, breite Wirbelsäule, kurzer Rücken “, sagte sie. “Jace kommt du mal kurz mit”. Wenige Minuten später kamen sie mit zwei Sätteln wieder. Als erstes legte sie verschieden Kopfeisen auf, bis sie eines gefunden hatte, was ihr von der größe gefiel. Danach legte den ersten Sattel auf, ein Vielseitigkeitssattel mit Spingschwerpunkt. Luchy ging hinter ihn und betrachtete das ganze. “Ne, das wird nicht der ist zu schmal”, mumelte sie bevor sie die Schulter betrachtete. “Ne das passt nicht”, kommentierte sie und nahm den Sattel wieder ab. dann legte sie den anderen Sattel auf. “Ist das ein Wanderreitsattel?”, fragte ich neugierig. “Nein, nicht ganz: Das ist ein Vielseitigkeitssattel. Aber du hast insofern recht, dass der auch in Trachtenbauweise, wie ein Wanderreitstattel ist. Ich denke der ist ganz gut für euch, ich vermute mal du wirst viel im Gelände arbeiten”, erklärte sie. “Ja, da hast du recht”, sagte ich grinsend. Als Luchy angurten wollte legte Divine aufeinmal die Ohren an und schnappte in den Strick. “Wow, so hab ich ihn ja noch nie gesehn”, sagte ich erstaunt. “Scheint so als hätte er Gurtzwang.”, sagte Luchy und verschwand in ihrem Laden um kurz darauf mit einem Lamfellgurt zurück zu kommen. Immer noch ein wenig grummelig, aber schon ein wenig friedlicher ließ er sich dann gurten. “Sehr gut”, sagte Luchy zufrieden. Soweit schien es auch als würde Divine den Sattel definitiv kennen, wie es auch schon wusste von den Feldtestbildern. “Ok, ich werde ihn gleich noch testen, aber erst brauch ich noch eine Trense”, sagte ich und ging in den Laden. Zielstrebig lief ich zu der Trensenecke und schnappt mir einen LG-Zaum in zwei verschieden Größen. “Du willst ihn also Gebisslos reiten?”, fragte Jace. “Ja, genau”. Ich nahm ihm Halfter und Fliegenmaske ab und streifte ihm eine der Zäumung über. Sie passte auch beinahe. “gut geschätzt Lina”, meinte Luchy , während sie den Zaum einstelle. “Ok, super, Jace kannst du den Sattel mitnehmen?”. Mit Divine und Jace im schlepptau ging es in die Reithalle. Dort angekommen ließ ich Divine von Jace sattel. Bis auf seine Missmuts bekundungen beim Gurten, war er brav. Nachdem er reit fertig war, stellte ich vorsichtig einen Fuß in den Bügel. Divine war etwas unentspannt und begann ein paar Schritte zu laufe, also nahm ich den linken Zügel an und ließ ihn solang in einem kleinen Kreis laufen bis er stehen blieb. Nachdem er wider stand lobte ich den Hengst. Wir wiederholten das aufsteigen ca. 8 -mal bis er tatsächlich stehen blieb bis ich drauf war. Ich trieb ihn an und er lief los bog am Zirkelpunkt ab und parkte auf der Mittelinie um sich danach nicht weiter zu bewegen. Ich trieb ihn sanft an. Keine Reaktion. Ich trieb erneut. Keine Reaktion.”Na, toll wir haben einen Stein bekommen”, meinte ich scherzhaft zu Jace.”Kannst du mir eine Gerte bringen?”. Jace ging zum Gertenhalter und brachte mir eine Gerte. Nun versuchte ich es erneut. Ich trieb ihn sanft an. Wie erwartet keine Reaktion. Ich trieb ihn erneut und unterstützte das ganze mit der Gerte. Keine Reaktion. Also gab ich die Hilfe ein wenig deutlicher. Bei der dritten Steigerung war es deutlich genug, dass er begann loszulaufen. Sofort stellte ich die treibende Hilfe ein und lobte ihn. Doch auch diese Runde kamen wir nur bis zur Mittellinie, wo er wieder einparken. Die folgende viertelstunde verbrachten wir damit loszulaufen und anzuhalten, wann ich es wollte. Ich beendete die Übung, als sie halbwegs funktionierte. Danach sattelte ich ihn ab und es ging in die Waschbox um die Kreide abzuwaschen. Jace war so lieb sein Sattelzeug zu verstauen, während ich Divine von Kreide befreite.

      Es war dunkel draußen und ich war gerade in mein Buch vertieft als es klopfte. “Ja?”, die Tür öffnete sich und Jace kam ins Zimmer. “Was liest du da?”, fragte er: “Einen romantischen Roman”, sagte ich und legte mein Buch Weg. Jace kam zu mir rüber und setzte sich zu mir aufs Bett. “Wegen dem was du heute morgen gesagt hast, ich fühle genauso”, ich sah in seine wunderschönen zweifarbigen Augen und der Schmetterling streckte seine Fühler aus. “Du kannst dir soviel Zeit lassen wie du braucht. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. “, sagte er als er meine Hand ergriff. Er roch so gut, wie immer. Ich lächelte “Danke, ich weiß das zu schätzen”. Es folgten zwei peinliche Minuten des Schweigens. “Ich geh dann mal wieder”, sagte er und stand auf. Er war schon an der Tür angekommen, als ich aufsprang um ihn aufzuhalten. Diesmal hatte ich auch mehr an als ein Shirt. “Warte Jace. Ich möchte dir noch etwas zeigen”. Ich nahm mein Tablett zur Hand und rief die Website mit Divines Bildern auf. “Meinst du er erinnert sich noch daran?”, frage ich und vergrößerte ein Bild von Divine vor der Kutsche.”Vermutlich”, sagte Jace. “Aber ich denke zuerst sollten wir an anderen Baustellen arbeiten”. “Ja, natürlich. Erst einmal musst aus der Statur ein Pferd werden”, sagte ich grinsend. Jace musterte mein Outfit. “Warum hast du denn so viel an, du hast doch so einen süßen Hintern”, sagte er und grinste schelmisch. Er nahm mich in den Arm und drückte mich “Gute Nacht kleine”, flüsterte er in meine Haare. “Gute Nacht”, nuschelte ich in seine Brust. Danach ließ er mich los und verließ das Zimmer. Ich schloss die Tür hinter ihm und glitt an ihr herunter. Auf Einmal überkam mich das Gefühlscahos. Viljami…, Jace..., der Schmetterling…., Divine…, Hufeisen die funken schlagen … BAAAMM. Das bunte Chaos zerfiel in tausend Splitter und wich schwarzen Nichts. Auf Einmal fühlte ich mich einfach nur noch leer und müde. Mein Körper war so schwer wie ein Stein. Mühsam rappelte ich mich hoch und schleppte mich aufs Bett. Kaum hatte ich die Matratze berührt fiel ich in einen tiefen traumlosen Schlaf.

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      09.10.2020|Wolfszeit
      36 Grad und es wird noch heißer
      Maskota, Don Carlo, Legolas, Flanell d’Egalité, Lancasters Peppermint, Cleavant ‘Mad Eyes’, El Pancho, PFS’ Artic Tiger,HMJ Divine, PFS’ Caruso, Vikar, Voilá, Abe’s Aelfric, Farena von Hulshóf, Black Lady, Chessqueen, Finest Selection, Colour Splash, British Gold, Nathalie, Promise Of Sundance, Jora, Keks, Elvish Beauty, Mas’uda, Sunny Empire, LMR Ice Rain, Miss Leika, Walking On Sunshine, Saturn, Lifesaver, Elf Dancer, Herkules, Acerado, Craystal Sky, Miss Griselda Braun, LMR Fashion Girl, Carry On My Wayward Son, Injaki, Look at my hair, All Hope is Gone, Beastly Domina, Briair, Lady Moon, Blue Heart, Lady Swan, Vakany, Little Buddy, What’s Happend In the Dark, LMR Royal Champion, Cremella, Miss Monty, Minnie, Nurja, Ursel, Antigone, Doo Wop, Curly, Baroness, Rum, Amigo, Nabuko, Fiama di Royal Peerage, WHC’ Delicious Donut, WHC’ Secrect Fashion, WHC’ Mimithe, WHC’ Minya, WHC’ Oshawa, WHC’ Venice, WHC’ Candela, WHC’ Mitena

      Lina| Mit einen schrillen klingeln weckte mich mein Handy. Noch ganz verschlafen tastete ich nach dem Gerät um es auszuschalten. Es war 4:30 Uhr. Da es heute extrem heiß werden sollte, wollte ich heute besonders früh anfangen.Gähnend, rollte ich mich aus dem Bett und tapste ins Bad. Ich duschte mich, putzte die Zähne und zog mich an.Nach der Dusche fühlte ich mich auch gleich lebendiger.
      Am Himmel war schon ein heller Streifen zu sehen und die Sonne kletterte langsam über den Bergrücken. Ein kleiner Vogel flog durch die Morgenluft und zwitscherte fröhlich ein Lied. Noch etwas verschlafen machte mich auf den Weg zum Hauptstall, weil ich heute mit Maskotka anfangen wollte. Als ich den Stall betrat,waren die meisten Pferde noch am schlafe und auch die Dunkelfuchsstute lag noch im Stroh. Masko hob verschlafen den Kopf als ich die Boxentür öffnete. “Guten Morgen hübsche”, sagte ich sanft zu der Stute und zupfte ihr einen Strohhalm aus dem Schopf. Ein wenig verwirrt über die frühe Störung blickte mir die Stute aus ihren braunen Augen entgegen. Langsam wanderten die Ohren, die anfangs noch entspannt herab hingen, nach vorne. Ich hielt der Stute eine Möhre vor die Nase, die sie auch sogleich fraß. “Na, komm süße, wollen wir noch etwas schaffen bevor es so richtig warm wird”, sagte ich zu ihr und stand auf. Noch waren angenehme 23 Grad. Masko war inzwischen aufgestanden und schüttelte sich. Ich holte die Fuchsstute aus ihrer Box und band sie am Putzplatz an. Ich begann damit das rötliche Fell der Stute zu striegeln. Ich liebe das neue Putzzeug was ich für sie hatte, denn es sammelte den Staub perfekt aus dem Fell raus. Jedes Pferd glänzt wunderschön wenn ich es mit diesen Bürsten geputzt wird. Nachdem ihr Fell sauber war, begann ich das Stroh aus ihren Langhaar zu sammeln, was bei ihrem voluminösen Schweif ein wenig dauerte. Fertig eingekleidet in dunkelblau ging es dann in die Reithalle. Dort angekommen ging es erst einmal ans aufwärmen, bevor es an die Dressurarbeit ging. Nach 20 Minuten beendete ich die Trainingseinheit und entließ die Stute, nach dem Abreiten zurück in ihre Box. Daniel und Elijah, begannen nun die Pferd zu füttern und wie jeden Morgen machte Don Carlo einen riesen Rabatz und trat gegen seine Boxentür, bis er sein Futter bekam. Der lackschwarze Hengst ein paar Boxen weiter schaute lieber noch gemütlich aus seinem Fenster und beobachtete die Ponys auf dem Unterhausauslauf. Legolas war allgemein ein eher unauffälliger Hengst, dennoch im Umgang ein wahrer Schatz. Masko futterte inzwischen ihr Frühstück. Ich gab ihr noch eine Möhre in den Trog und machte mich dann auf den Weg zu den Außenboxen, wo Lancasters Peppermint schon auf mich wartete. Pepper versuchte seinen Boxennachbarn Flanell d’Egalité zu ärgern, indem er versucht in seine Mähne rein zu beißen. Flanell seinerseits war auch nicht ganz untätig und versuchte ebenfalls in Pepper rein zu beißen. “Na ihr zwei Clowns”, sagte ich zu den beiden Hengsten und brachte sie auseinander. Doch als ich kurz nicht hinsah versuchte Pepper wieder den Hals lang zu machen um Flanell weiter zu ärgern.

      Für Pepper stand heute nur lockere Halfterlonge an, da er gestern ein anstrengendes Training hinter sich hatte. Also ging ich zuerst in die Sattelkammer um eine Möhre und eine Longe zu holen. Ich hielt dem schwarz-weißen Hengst die Möhre entgegen, die er genüsslich kaute, während ich ihm das Halfter anzog. Zusammen mit dem großen Hengst machte ich mich auf den Weg in die Logierhalle. Ich ließ ihn erst einmal im Schritt ein paar Runden laufen, bevor ich ihn in den Trab und anschließend im Galopp einige Runden flitzen ließ. Frisch bewegt durfte Pepper noch einmal in seine Box, da es erst in einer halben Stunde auf die Koppel ging.
      Am Oberhausauslauf angekommen kam mir als erstes Mad Eye und Panchy entgegen. Während Panch mir freundlich entgegen schaute und wartete bis ich ihm ein Leckerlie gab, machte sich Mad Eye lieber selbst auf dIe Suche nach etwas essbaren. “Ey du kleine Frechdachs”, schimpfte ich den Wallach und schubste seine Nase weg. Der Knabstrupperhengst, der brav wartete bekam ein Leckerlie, welches er auch zufrieden verspeiste. Cleavant begann nun mit den Huf zu scharren um so ein Leckerlie zu bekommen. “Maaadi so bekommst du nix”, sagte ich zu dem Schecken und stupste ihn an. Der Hengst schüttelte empört den Kopf, hörte aber tatsächlich auf zu betteln. “So bist du brav”, lobte ich den Hengst und gab ihm sein Leckerlie. Als nächstes sprang mir der kleinste Bewohner des Paddocks in den Weg, sodass ich fast über ihn fiel. Der Silberne Hengst sah mich frech an. “Na Tigerchen. Lach für mich”, raunte ich dem Miniature Horse zu und gab ihm ein Handzeichen. Daraufhin streckte er den Kopf und hob seine Oberlippe. “Braaaav”, lobte ich den kleinen Mann und gab ihm eine Belohnung. Verfolgt von dem kleinen Hengst, kam ich nun endlich zu dem Pferd, weswegen ich eigentlich hier war. Der weiße Hengst stand noch gemütlich mit Caruso im Schatten des Unterstandes. Die beiden Pferd beknabbern sich freundlich und ich sah den beiden eine Weile zu, bevor Caruso mich bemerkte und von Divine abließ. Beide Hengste kamen nun an getrottet. Ich steckte beiden ein Leckerlie zu, bevor ich den weißen Freiberger aufhalftete. Ich ging mit dem Hengst zum Putzplatz. “Morgen Jace”, rief ich dem jungen Mann entgegen der gerade mit Vikar vorbei lief. schaute ihn aber nur kurz an. Unsere Beziehung war immer noch seltsam. “Morgen”, murmelt er und ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei. Nachdem ich Divine ein wenig verwöhnt hatte ging es noch einmal das Aufstellen üben. Durch seine Rücksichtsvolle Art war das führen kein Problem. Bei Aufstellen neigte er dazu geschlossen zu stehen und ein wenig rum zu hampeln. Also ging ich mit ihm auf dem Platz. Zum Glück weht dort ein sanfter Wind, welcher die ansteigenden Temperaturen etwas erträglicher machte. Nach 20 min beendete ich die Übung. “So mein hübscher, jetzt gibt es noch eine Dusche für dich und dann darfst du zu den anderen auf die Koppel”, sagte ich zu meinem Hengst und klopfte ihm den Hals. Ich duschte den Freiberger ab und sprühte ihn dann mit Insektenspray ein. Mit Fliegenmaske ging es dann auf die Koppel. Divine war der erste, weshalb ich beschloss auch noch die anderen Hengste rauszustellen. El Pancho stand nicht im Auslauf, weil er gerade versorgt wurde. So schnappte ich mir als erstes Aelfric, Mad Eye und Tiger. Die drei ließen sich wie immer brav auf die Koppel bringen. Als ich zurück an den Auslauf kam wurde Nabuko gerade von seiner Reitbeteiligung geholt. Das Mädchen hatte aktuell Ferien, weshalb sie immer schon besonders früh auf dem Hof war. So blieben nur noch Amigo, Rumkugel und Caruso übrig, die ich auch auf die Koppel brachte. Meine beiden Shettys Voilá und und Farena hatten heute frei, sodass ich die beiden Stuten nur raustellen musste. Also holte ich die Stuten vom Auslauf und brachte auch sie auf die Koppel. Fehlte heute also nur noch ein Pferd. Meine schwarze Schönheit Black Lady. Ich betrat den Stall und die Stute grummelt mir schon freundlich entgegen. Für die Stute stand heute nur ein kleiner Spaziergang an. “Guten Morgen meine hübsche”, begrüßte ich sie und strich ihr liebevoll über die Strin. Für die Stute gab es dann noch ihr Lieblingsleckerli, eine halbe Banane, bevor ich ihr das Lilaflauschhalfter anzog und den Strick ein hakte. Ihre Boxennachbarin Chess streckte neugierig ihren Kopf aus der Box, als ich Lady hinaus brachte. Vor dem Stall kam mit Jace entgegen, der gerade Sally und Splash auf die Koppel gebracht hatte. British wieherte uns zu, als wir an den Koppel vorbei kamen. Promise, Nathy und Gold folgten und am Zaun entlang, bis die Koppel endete. Nach einer großen Runde um den Hof spritzte ich die Stute ab und brachte ich Lady auf die Koppel. Im Anschluss half ich die Pferde abzuspritzen und auf die Koppel zu bringen, denn die Temperaturen lagen inzwischen bei 38 Grad und sollten noch weiter Steigen. Als alle Pferde versorgt waren packte ich noch die letzten Sachen für den Flug zusammen, denn morgen ging es für Alec und mich mit Divine und Churro nach Italien.

      Zwei Tage später auf dem Sommertunier

      Ein kleines Mädchen| Neugierig blätterte ich im Programmheft.. “PAPA, es gibt weiße Freiberger?”, fragt ich meinen Vater. “Scheinbar schon”, antwortete er und schaute stirnrunzelnd in das Programmheft. “Scheint ne gute Abstammung zu haben”. “Den Hengst will ich unbedingt sehen”, quiekte ich und hüpfte aufgeregt auf und ab.”Der sieht aus wie ein Einhorn… da fehlt nur noch GANZ VIEL Glitzer”. Ein paar Minuten später folgte ich meinem Vater zu der Zuschauertribüne. Ich hibbelte ein wenig herum, bis das weiße Pferd den Platz betrat. Eine recht kleine Frau führte das Pferd bis zu einer Stange die auf dem Boden lag. Dort blieb die Frau stehen. “Der ist in echt noch vieeeel schöner”, sagte ich staunend zu meinem Vater. Nachdem das Pferd ein paar Minuten dort rum gestanden hatte, liefen sie im Schritt ein paar Runden links und dann rechts rum. Danach machten sie dasselbe noch einmal im Trab. Danach verließen sie den Platz leider schon. “Die sind ja gar nicht galoppiert”, sagte ich traurig. Ich sprang auf und lief Richtung Stallungen. Dort fand ich die Frau mit dem weißen Hengst. “Darf ich ihn mal streichen?”, fragte ich neugierig. “Na klar”, sagte die Frau freundlich. Ich hielt dem weißen Pferd meine Hand entgegen. Snaft pustete er die Luft aus seinen großen Nüstern. “Er hat ja ein gaaanz weiches Maul”, sagte ich und strich ihm über den Kopf. “Wie heißt er ?”. “Er heißt Divine”, antwortete die Frau. “Wow, ein voll schöner Name für ein schönes Pferd”.

      Am Nachmittag

      Alec| Ich hatte meinen braunen Hengst bereits aufgewärmt und ritt noch ein paar Runden Schritt um darauf zu warten bis wir aufgerufen wurden. “Nummer 401 bitte an den Start”, das war unser Signal. Ich strich meinem Hengst nochmal über sein Schokobraunes Fell und ritt zum Start. “Nun sehen wir Chocolate Churre vorgestellt von Alexander Lightwood”, ertönte es aus den Lautsprechern. Dort angekommen grüßte ich die Richter und dann ertönte auch schon gleich die Glocke. Ich galoppierte Chocolate Churro aus dem stand an. Ich versammelte meinen Hengst vor der ersten Station um mir den Becher von der Stange zu schnappen. Auf der Strecke zwischen den Stangen ließ ich ihn wieder etwas an Tempo zulegen, bevor ich ihm vor der zweiten Stangen wieder einfing. Ich schaffte es gerade so den Becher auf der Stange zu platzieren ohne die Stange dabei um zu reiten. Das nächste Hinderniss war ein leichtes für meinen Hengst, da wir die Brücke auch gerne in unsere Bodenarbeit einbauten. Brav überwand Churro das Hinderniss. Die nächste Aufgabe würde eine menge Konzentration brauchen, da ich genau wusste ,dass der Hengst sich mit den Galoppwechseln noch ein wenig schwer stand. Schon ein paar Meter vor dem Slalom holte ich den Hengst zu mir. “Jetzt schön aufpassen mein hübscher”, raunte ich ihm zu. Der erste Galoppwechsel war ein wenig holprig, aber der nächste klappte schon besser. Das letzte Fähnchen streiften wir ein wenig, aber dafür, dass Galoppwechsel nicht seine beste Lektion waren machte der Hengst das super. Die letzten beiden Aufgaben meisteren wir schließlich auch noch. Nach beendigung des Parcours Ritt ich den Hengst noch ein wenig im Schritt, damit er sich noch einmal ein wenig entspannen konnte.
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    • Wolfszeit
      16.01.2021|Wolfszeit
      Aus einer Raupe wird ein Schmetterling - HMJ 7531 Ein Jahr später
      “Hallo meine lieben Pferdefreunde heute möchte ich euch ein ganz besonders Pferd vorstellen. Aber jetzt kommen wir erst mal zu der Person neben mir. Sheena ist nämlich die Trainerin von dem Pferd, welches ich euch vorstellen möchte”, leitete Lina ein. Die beiden jungen Frauen saßen auf einer Bank. Im Hintergrund war eine verschneite Weide zu sehen auf der ein paar Pferde ihren Auslauf genossen. “Hallo, ich bin Sheena. Ich bin 23 Jahre alt und Colin kleine Schwester. Inzwischen bin ich seit 2 ½ Jahren auf dem Hof. Naja, eigenlich hatte ich nicht vor reiten zu lernen, doch auf diesem wunderschönen Hof muss man sich einfach in die Pferde verlieben. So, ich würde sagen, genug von mir und wir gehen zu dem Pferden”. Sie gingen auf die Weide und eine hübsche braune Stute kam auf die beiden zugelaufen. “Das hier ist nicht das Pferd, was wir euch zeigen wollten. Das ist Lady Moon Jamies Pferd. Die Stute, die wir euch zeigen, wollen steht dahinten”, kommentierte Lina und deute nach hinten, wo ein Schimmel und eine braune Seite an Seite grasten. “Also das hier ist süße Maus, die wir euch heute vorstellen wollen. Einige von euch die das HMJ 2019 verfolgt haben, kennen sie vielleicht schon unter einem anderen Namen. Das hier ist HMJ 7531. Für alle, die das HMJ nicht verfolgt haben, fasse ich ihren Weg einmal zusammen. Die Pferde aus dem HMH 2019 stammen alle aus der Auflösung einer Pferdemafia. Aber fangen wir doch ganz vorne in ihrer Geschichte an. Durch das Engagement ihrer Vorbesitzerin wissen wir woher sie kommt und inzwischen stehen wir auch mit der Züchterin in Kontakt

      die uns auch ein paar Bilder von der kleinen Stute sendete. HMJ 753 wurde in einem kleinen Gestüt im französichen Teil Kanadas geboren. Die kleine hübsche Stute wurde auf den Namen Beau coeur de la Fleu getauft. Wie jedes Fohlen war Coeur aufgeweckt und neugierig. Die Züchterin berichtete, dass sie das liebste Fohlen des Jahrgangs gewesen sei. Zusammen mit ihrer Mutter wurde sie an einen angeblichen Züchter verkauft. Das war der Punkt wo, Coeur in die Mafia geriet. Aus den Ermittlungen wissen wir, dass der Züchter kein Züchter war, sondern einer der Köpfe der Mafia. Was dann passierte lässt sich nur mutmaßen. Wir wissen nur, dass sich inzwischen jemand gemeldet hat, der damals Coeurs Mutter kaufte. Zu dem Zeitpunkt muss das Fohlen ungefähr 4 Monte alt gewesen, sein und der Käufer berichtete uns, dass er beim Probereiten nie ein Fohlen gesehen hatte und auf die Frage, warum die Stute noch einen geschwollenen Euter habe, hieß es nur das Fohlen sei gerade erst abgesetzt worden. Bei dem Jungen Alter, indem das Fohlen abgesetzt wurde ist es echt ein Wunder, dass sie sich körperlich so gut entwickelte. Was in den 2 ½ darrauffolgenden Jahren passierte wissen wir nicht. Im Herbst 2019 wurde die Mafia entdeckt und alle Pferde beschlagnahmt. Nicolaus du Martin wurde darauf aufmerksam und rief das HMJ ins Leben um 15 Pferden eine neue Chance zu geben. Begleitet wurde das ganze von einem Filmteam, um den Weg der Pferde zu dokumentieren. So wurde das inzwischen Namenlose Fohlen zu HMJ 7531. Ab dem Tag der Eröffnung kennen wir den Weg recht genau. HMJ 7531 fand einen neuen Trainer. Juna Preske eine junge Dame, die gerade in die Pferdewelt einstieg, wurde ihre neue Trainerin. Schon am ersten Tag zeigte die traumatisierte Stute wie wild sie war. Die 3-Jährige war mit dem Halfter an ihrer Box hängen geblieben und trat wild um sich. Sie war aggressiv, verängstigt und tat alle, damit die Menschen sie ihn Ruhe ließen. So bekam sie den Namen Beastly Domina. Ihr körperlicher Zustand war nicht viel besser. Sie war abgemagert und ihr Fell war struppig und Glanzlos. Nach vier Tagen machte sich Frau Preske mit der Stute auf den Weg nach Hause. Bis heute wissen wir nicht wie sie da geschafft hatte, vermutlich ging es nur mit Sedierung. Mina schien schnelle Vorschritte zu machen, denn nach zwei Wochen wurde sie bereits angeritten. Unserer Meinung nach war das viel zu früh für ein so junges traumatisiertes Pferd. Das erklärte auch die mehrfachen Rückschritte der Stute. In bestimmten Situationen drohte sie immer zu explodieren. Auf mich wirkte sie häufig wie paralysiert und in manchen Situationen kommen aggressive Verhaltensweisen durch. So passierte es auch, dass sie als sie in Kanada zu Besuch war aus der Box ausbrach. Irgendwie wurde Mina dann zu einem halbwegs braven Pferd und sie präsentierten eine spektakuläre Schau. 4 Monate nach dem HMJ erreichte uns die traurige Nachricht, das Juna ihr Gestüt auflösen musste und ziemlich schnell wurde beschlossen 3 der Pferde aufzunehmen. So kamen Brair, Mina und Flanell d’Egalité auf den Hof”. Inzwischen waren die beiden Stuten auf die jungen Damen zugelaufen und suchten nach Leckerlies. Nun begann Sheena zu sprechen.”Naja, Mina kam mit einer Überraschung im Bau. Im Juni kam dann ein kleiner Hengst zur Welt. Den kleinen WHC’Delicious Donut habe ich euch bereits vorgestellt. Das Fohlen ist auf jeden Fall, das beste, was der Stute hätte passieren können. Sie ist total aufgeblüht und ist inzwischen wie ein anderes Pferd. Jetzt ist der kleine Donut seit 3 Wochen abgesetzt und wir beginnen jetzt ganz langsam wieder damit Mina anzutrainieren. Bis jetzt mach sie sich sehr gut und hat bisher kein bisschen von dem alten Verhalten gezeigt. Und genau deshalb soll sie einen neuen Namen bekommen. Nach langen überlegen hat sich das ganze Team für den Namen Mijou entschieden”. Zum Abschluss blendeten sie noch ein paar Bilder und Videos von der Stute ein. “Vielen Dank für Zuschauen meine lieben. Im nächsten Video werde ich euch die Entwicklung von zwei weiteren HMJ von 2019 zeigen”, beendete Lina das Video.

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    • Wolfszeit
      Nationalteam XV | 14. August 2021

      Satz des Pythagoras // Glymur // St. Pauli’s Amnesia // Snúra // Form follows Function LDS
      Legolas // El Pancho // Vakany// HMJ Divine// Blue Heart// Walking On Sunshine// Lady Moon// Keks // Colour Splash


      Lina
      Nachdem alle begann sich zu verstreuen, um ihre Pferde zu holen oder sich noch umzuziehen bevor es losging, verschwand auch ich erst einmal auf mein Zimmer. Mein Bikini hing noch im Bad, denn auch wenn gestern eigentlich Divine hätte baden gehen sollen, war auch ihr ausreichend nass dabei geworden. Zügig schlüpfte ich in besagtes Kleidungsstück, zog die Jeanshort und das gelbe Crop Top wieder über und machte mich auf den Weg um Legolas von der Koppel zu holen. Dem Rapphengst wurde eine kleine Abkühlung sicher ganz guttun. Dort angekommen erblickte ich eine leere Weide. Sicherlich standen die Pferde irgendwo in dem Wäldchen. Da ich nur wenig Lust hatte mich von den Büschen im Unterholz zerkratzen zu lassen, rief ich nach dem schwarzen Hengst. Ungefähr nach einer Minute kam er zwischen den Bäumen hervor gelaufen. Mit freundlich aufgestellten Ohren kam der große Hengst angetrottet. Zum Glück hatte er heute kein halbes Kilo Kletten eingesammelt.
      “Na Lego, Lust auf eine Abkühlung”, begrüßte ich den Rappen und hielt ihm ein Leckerli vor die rosa Schnauze. Sanft nahm er mir den Leckerbissen von der Handfläche und während er genüsslich darauf herumkaute, hängte ich den Strick in sein Halfter.
      Ich Stall angekommen putzte ich ihm nur schnell den Kopf über. Da die kleine Wunde in seinem Maulwinkel immer noch nicht ganz verheilt war, holte ich den LG Zaum, den ich auch schon gestern verwendet hatte und trenste Legolas. Am Zügel führte ich ihn aus dem Stall. Draußen warteten Chris, Erik und Vriska bereits, letzte saß auch schon auf ihrem Pony und auch Alec und Jace kamen gerade um die Ecke, allerdings ohne Pferd.
      “Kommt Samu auch mit?”, fragte ich die beiden.
      “Jap, der ist gerade los um Vakany zu holen”, beantwortete Alec freundlich meine Frage.
      “Und ihr nehmt kein Pferd mit?” Ein wenig verwundert war ich ja darüber, weil gerade Jace eigentlich immer ein Pferd nahm, wenn es darum ging irgendwo hinzulaufen.
      “Nein, Alec wollte nicht und ich bin deshalb solidarisch”, erklärte Jace und sah dabei auf sein Handy. So mäßig motiviert wie er darauf herumscrolle schien er seinen Instagram Feed anzusehen. Das Hufgeklapper hinter mir, verriet mir, dass nun auch Samu eingetroffen war. Offenbar hatte er mitgedacht, denn die Stute war bereits getrenst. Er hielt Kany neben mir an und schwang sich mehr oder weniger elegant auf ihren blanken Rücken. Fehlte also nur noch Niklas. Als ich ihm gerade schreiben wollte, bog er zusammen mit Ju und der Stute Amnesia zu uns ab. Er selbst hatte keins seiner Pferde dabei. Wen auch immer sie etwas beweisen wollten, trugen sie keine Shirts, was man bei den Temperaturen ihnen nicht verübeln konnte. Interessiert musterte Vriska Ju und auch Erik freute sich ihn zusehen. Freundlich begrüßten sie einander und Niklas lief zielgerichtet zu mir.
      „Wow, offenbar kannst du Gedanken lesen, ich wollte dir gerade schreiben, wo du bleibst“, empfing ich ihn freundlich.
      „Ich versuchte Smooth zu überzeugen, aber sie wollte lieber auf der Weide bleiben. Dann können wir los, va?“, erwiderte er erfreut und setzte seine Sonnenbrille auf, die zuvor in seinem gegelten Haar lag. Oder viel mehr klebte.
      “Verständlich bei dem Wetter”, schmunzelte ich und führte Legolas zur Aufstiegshilfe, denn im Gegensatz zu Samu würde ich es wohl kaum vom Boden aus auf mein Pferd kommen. Schon von selbst parkte der Hengst dort ein, sodass ich auf seinen Rücken klettern konnte.
      “Na dann mal los”, forderte ich die anderen auf und trieb Lego in den Schritt. Auch der Rest der Truppe begann sich in Bewegung zu setzen.
      “Niklas, mir ist da übrigens noch was eingefallen, was ich dich fragen wollte. Gestern als du mir die Hengste für Smooth gezeigt hast, meintest du Vintage fällt weg, wenn das mit Form passt. Wer oder was ist Form?”, fragte ich Niklas, der neben mir herlief. Tatsächlich war mir diese Frage erst heute Morgen in den Kopf bekommen, als ich mir den gestrigen Abend noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Bevor er darauf antwortete, starrte Niklas nachdenklich auf sein Handy. Mehrfach wischte er hin und her, bis er es mir in die Hand drückte. Auf den paar unglücklich geschossenen Fotos war eine Rappstute zu sehen mit leuchtenden blauen Augen und einem kleinen Abzeichen auf der Stirn. Die Unterlippe war ebenfalls rosa gefärbt. Eins der Fotos zeigte sie im Trab in einer mir bekannten Reithalle und auch der Herr auf dem Pferd kam mir vom Sehen her bekannt vor. Wenn ich mich richtig erinnere, war das Tyrell und die Halle wäre auf dem LDS.
      “Als ich gestern mit Vriska und Chris über Humbria gesprochen habe, wurde klar, dass das mit ihr nichts im Verein wird. Plötzlich erzählte sie, dass auf dem Hof wohl eine Rappstute steht, die zwar erst sechs Jahre jung ist, aber schon L-Lektionen laufen kann. Außerdem verfügt sie über wenig bis gar kein Tölt und Pass noch weniger. Aktuell wird sie vom Chef geritten, der sich nicht so wirklich von ihr trennen kann, aber auf dem Hof keine Funktion erfüllt entgegen ihres Namens”, erzählte mit Niklas ausgiebig. Dabei tätschelte er den Hals meines Pferdes und hatte ein prüfendes Auge darauf, dass sein Handy wohlbehalten in meiner Hand blieb.
      “Entgegen ihrem Namen? Also optisch macht sie definitiv schon etwas her, sehr niedlich mit der Rosa Lippe”, kommentierte ich und reichte ihm sein Handy wieder.
      “Keine Funktion erfüllen … Form follows Function?”, erklärte er seinen Witz und wirkte nervös.
      “Form follows Function? Da war wohl ein Künstler an der Namensgebung beteiligt, gefällt mir”, antworte ich begeistert.
      “Ich weiß es nicht, Hauptsache es läuft”, murmelte er vor sich hin. Mehrfach drehte er sich um und auch sah nach hinten. Erik, Ju und Chris unterhielten sich aktiv.
      “Ist was? Du bist so unruhig”, fragte ich nun nach, da mich so allmählich sein Verhalten ein wenig wunderte, denn ich konnte keinen Grund dafür entdecken.
      “Es nervt mich einfach, dass er hier ist und Spaß mit meinen Freunden hat”, hielt er sich kurz und hatte klang teilweise wie ein Kind. Ein wenig amüsant fand ich es schon wie er sich aufführte, allerdings würde ich gerne besser nachvollziehen können, wieso er so einen Groll gegen Erik hegte.
      “Warum nervt dich das so? Er wird dir deine Freunde bestimmt nicht wegnehmen wollen”, erkundigte ich mich behutsam.
      “Weil er ein Lügner ist und die beiden sich nicht von seiner gutmütigen Art täuschen lassen. Es war falsch ihn damals mitgenommen zu haben”, erklärte Niklas deutlich aufmerksamer mir gegenüber. Was Niklas da erzählte, passte für mich nicht so ganz in das Bild, was ich bisher von Erik hatte. Auf mich hatte er einen ziemlich ehrlichen Eindruck gemacht. Doch, ich wollte Niklas Sichtweise verstehen, weshalb ich weiter nachfragte: “Falsch ihn wohin mitgenommen zu haben?”
      “Am Anfang der Ausbildung hatten wir zusammen den schulischen Teil und kamen gut miteinander klar. Erik war etwas verklemmt und dann haben wir ihn auf nächtliche Touren durch die Stadt genommen, also was wir dann so machen. Feiern, Trinken oder auch einfach nur im Restaurant sitzen und das Wetter genießen. Später meinte er dann, dass er mein Bruder ist und ich dachte er verarscht mich. Als ich dann mit Papa sprach, bestätigte es sich und damit war für mich die Sache durch. Er hätte es von Anfang an sagen können und es gehört sich auch nicht, so einen Bastard in der Familie zu haben”, brach es aus ihm heraus. Niklas fiel es schwer mir das zu erzählen, immer wieder stoppte er und musste schlucken, bevor er weitersprach. Prüfend sah er sich um, ob jemand zuhörte, was nicht der Fall war. Auf einmal begann das ganze schon deutlich mehr Sinn zu ergeben. Solch eine Sache bewusst verheimlicht zu bekommen, würde sicher für jeden einen schweren Vertrauensbruch darstellen, erst recht für jemanden wie Niklas, dem Ehrlichkeit so wichtig war. Ich selbst würde mit so jemanden nie wieder etwas zu tun haben wollen.
      “Verstehe, das ist ziemlich hart so lange angelogen zu werden”, sprach ich einfühlsam.
      “Ja und er macht einen auf heilige Welt, was nicht der Fall ist. Wenn könnte dann …“, Niklas stoppte. Chris kam dazu gelaufen und wir erreichten beinah das Wasser. Sie murmelten etwas auf Schwedisch, dass Chris so undeutlich aussprach, dass ich nicht verstand, worum es ging. Er zeigte ihm etwas am Handy und dann lachten sie.
      “Darf man fragen, was hier für eine solche Erheiterung sorgt?”, fragte ich irritiert über den plötzlichen Stimmungswechsel. Legolas schnaubte und schüttelte den Kopf um eine Fliege, die gerade auf seinem Ohr niederlassen wollte, zu verscheuchen.
      “Chris ist schon wieder sehr interessiert an hübschen Damen aus dem Internet und ich soll mal wieder Hilfestellungen geben”, lachte Niklas und gab Chris sein Handy zurück, auf dem er bis zu dem Zeitpunkt schnell herumtippte.
      “Na, dann wünsche ich dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben Chris”, sagte ich freundlich.
      “Ich danke dir für deine Zuversicht”, scherzte Chris und zog ebenfalls sein Shirt aus. Das Ufer lag nur noch einige Meter entfernt, was er direkt als Einladung sah Anlauf zu nehmen. Alles Wichtige legte er noch zur Seite, ehe das Erreichen des Wassers, mit einem lauten Platscher begleitet, sich bestätigte. Fragend blickte Niklas noch zu mir hoch, bevor er ihm folgte. Ich glitt vom Rücken meines Pferdes herunter, um noch meine Klamotten abzulegen, denn für gewöhnlich bevorzugte ich es werde mit Handy noch mit Schuhen baden zu gehen. Nachdem ich meinen Klamottenstapel samt, Handy am Ufer platziert hatte, machte ich noch einen Knoten in die Zügel von Legolas, damit sie nicht von seinem Hals herunterrutschen konnten. Mein Pferd folgte mir zwar bis zum Wasser, bleib dann aber laut prustend vor dem Wasser stehen. Lego betrachtete das Wasser, welches auf ihn zu schwappte, als würde er Seeungeheuer darin sehen. Ich ging ein paar Schritte vor und versuchte den Hengst ein wenig zu locken, doch er dachte nicht einmal daran einen Fuß ins Wasser zusetzten. Na gut, wenn der Hengst nun mal nicht wollte, würde ich allein baden gehen.
      Das Wasser, welches mich mit jedem weiteren Schritt mehr umspülte hatte eine angenehme Temperatur. Genau, dass was man an einem Tag wie heute gebrauchen konnte.
      “Vielleicht kommt er rein, wenn ich vorreite”, schlug Ju vor, der auch dazu kam mit seiner Rappscheckstute. Ungezwungen lief sie einige Schritte vor ins Wasser und begann direkt zu planschen. Ju trieb sie vorwärts und konnte verhindern, dass Amy es sich im Wasser bequem machte. Lego schien tatsächlich darüber nachzudenken, ob das nasse Zeug nicht doch ungefährlich ist, denn er senkte den Kopf und schnupperte an der Wasseroberfläche. Zögerlich setzte er einen Huf ins Wasser, sodass er nun mit den Vorderhufen drinstand.
      “Na komm mein Großer”, lockte ich den Hengst. Er spitzte die Ohren und ihm war anzusehen, dass er zu mir wollte, doch er traute sich noch nicht so ganz. Von hinten kam nun auch Vriska mit Glymur hinzu, der ebenfalls einige Versuche benötigte, bis sie ihn in das nahezu unbekannte Nasse brachte. Zufrieden strich sie ihrem Hengst über den Hals und sah erwartungsvoll zu mir. Ich seufzte und wartete zurück zum Ufer, um mein Pferd abzuholen. Mit ein wenig Überredungskunst und der Unterstützung von Samu der mit Vakany nun auch ins Wasser kam, stand auch Legolas endlich mit allen vier Hufen im Wasser. Ausgiebig, lobte ich den Rappen.
      “Ich dachte schon, dass ihr gleich in der Sonne verbrennen würdet”, sprach Niklas etwas besorgt und kam zu uns. Seine zuvor perfekte Frisur tropfte nun aber hatte noch eine erstaunliche Standfestigkeit. Dann wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht und zog seine Hände durch sie. Verklebt legten sie sich nach hinten und auch seine Hose schmiegte sich eng an seinen Unterkörper, wahrlich kein schlechter Anblick.
      “Wenn es um Wasser geht, ist er manchmal eine kleine Drama-Queen, aber wenn er mal nass ist geht es dann meisten”, erklärte ich schmunzelnd. Legolas, der gerade einen Schluck getrunken hatte, legte nun seine nasse, tropfende Schnauze auf meinem Kopf ab. Ein paar Wassertropfen liefen mir über die Stirn.
      “Willst wohl nicht, dass mir zu warm wird, oder?”, scherzte ich und ging unter dem Kopf des Hengstes weg.
      “So heiß wie du bist, wird dir nie kalt”, sagte Niklas romantisch und legte seine Hände um mich. Verliebt blickte er runter zu mir, bevor er mich nach oben drückte, um auf Augenhöhe sein zu können. Tatsächlich war mir gerade alles andere als kalt, was nicht allein an der Umgebungstemperatur lag. Ich blickte ihm in die Augen und spürte meinen Herzschlag in meinem ganzen Körper pulsieren, begleitet von einem kribbeln in der Magengegend. Es fühlte sich so intensiv an, wie ich es noch nie erlebt hatte. Nicht, dass ich nie verliebt gewesen war, doch mit Niklas fühlte es sich anders an, irgendwie ehrlicher. Ich hatte nicht das Gefühl mich verstecken zu müssen.
      “Du bist aber auch kein schlechter Anblick”, raunte ich ihm zu.

      Vriska
      Glymur stand gelangweilten im Wasser und schien zu dösen, während Amy und Kany den Spaß ihres Lebens hatten. Am Ufer standen Alec und Jace, die sich unterhielten. Einige Meter davon entfernt, hatte Erik sich gesetzt an einem schattigen Plätzchen. Er tat mir fast leid, wie er dasaß und uns alle betrachtete. Meinem Pferd vertraute ich so sehr, dass ich einfach Abstieg und ihn stehen ließ. Ich nutze den Po von ihm als rutschte gerade Wegs in Wasser. Unsanft landete ich auf dem Grund, bevor ich wieder auftauchte. Das war nicht der Plan. Mit erschrecken musste ich feststellen, dass sich mein Handy noch in meiner Hosentasche befand, wie beim letzten Mal. Doch ich erinnerte mich an Niklas Worte, dass es das überleben würde. Vorsichtshalber nahm ich es heraus und legte es neben Erik ins Gras. Meine Haare wrang ich aus und machte die beiden Zöpfe neu. Es gab nichts Unangenehmeres, als dass diese nass waren. Wortlos setzte ich mich zu ihm und betrachtete das Spektakel und bemerkte, was zwischen Lina und Niklas in Wasser geschah. Nachdenklich betrachtete es eine Weile, bis mir eine Träne über die Wange rollte und ich wegsehen musste. Auch wenn ich selbst dafür sorgte, dass das mit uns beendet werden musste, verletzte es mich ziemlich. Noch viel mehr verletzte mich, dass Erik genau in der Phase mich kennenlernte. Doch ich hatte keine andere Wahl, denn ab morgen begann so etwas wie die Abfahrt und ich hätte ihn nie hier gehabt.
      „Warum weinst du?“, fragte Erik schließlich und legte seinen Arm um mich.
      „Schwer zu erklären und würde dich verletzen“, versuchte ich die Situation zu verdrängen, doch er blieb hartnäckig und fragte: „Ist es etwas, dass zwischen uns stehen könnte?“
      „Ja, mehr oder weniger“, murmelte ich und wischte die Tränen aus meinem Gesicht.
      „Dann erzähle es mir bitte“, forderte Erik fürsorglich und streichelte mir dabei über den Arm.
      „Ich dachte, dass es ihm was bedeutet hat. Dass es etwas besonders war, aber das ist extrem abwegig, denn er hatte sich am ersten Tag direkt meine beste Freundin gekrallt. Da ich mich mit Ju ziemlich gut verstanden habe un …“, erzählte ich bis Erik mich aufgebracht unterbrach. Seinen Arm zog er von mir weg und stand auf.
      „Du willst mir nicht gerade erzählen, dass du auch noch mit Ju was hattest! Und, was ist mit Chris? Einmal alle durch und jetzt fehle ich nur noch?“, fluchte er. Chris kam aus dem Wasser dazu und half mir.
      „Noch nicht, aber euch Turteltäubchen möchte man auch nicht mehr auseinanderreißen“, scherzte er und setzt sich Nass in den Rasen.
      “Es war für mich nicht so wichtig und du wolltest es unbedingt wissen”, murmelte ich mit gesenktem Kopf. Sogleich nahm Erik mich wieder in den Arm und nahm Platz.
      “Schon okay, erzähl weiter”, sagte er wieder freundlicher. Erneut flossen einige Tränen über meine Wange, bevor ich weitersprach.
      “Also mit Ju lief es ziemlich gut, bei Nik und Anna kam dann etwas dazwischen. Er hat sich dann an Lina herangemacht und wie du siehst, scheint hervorragend zu laufen. Die beiden harmonieren auch wirklich gut, aber ich musste mich natürlich einmischen. Niklas trägt auch seinen Teil dazu bei, denn er konnte es nicht lassen mir schöne Augen zu machen und ja. Ich wollte mich nicht mehr einsam fühlen. Jetzt sitze ich hier, weine, obwohl ich es unterbrach, weil ich lieber jemanden mit mehr Verstand haben wollte”, erzählte ich zu Ende. Chris wirkte auch überrascht, als hörte er das zum ersten Mal.
      “Niklas sieht das deutlich anderes als du”, fügte er noch hinzu. Das war mir klar, dass der Herr das natürlich ganz anderes sah. Bewusst ließ ich den Teil aus, der ausschlaggebend für das Ende war. Ich wollte Erik nicht direkt erzählen, dass ich große Probleme mit mir selbst habe und noch dabei bin, diese zu kanalisieren und auf anderen Wegen zu klären. Im Normalfall nahmen Männer Abstand von mir, nur Niklas nicht. Es machte mich misstrauisch.
      “Ich muss dich dann leider enttäuschen, denn er hat deutlich mehr Verstand als ich, auch wenn man davon nicht so viel merkt”, antworte Erik dann.
      “Du bist wirklich doof”, lachte ich eingeschnappt.
      “Aber doof genug für dich?”, fragte er.
      “Vielleicht”, murmelte ich und drückte ihn nach hinten. Mit dem Rücken landete er im Rasen und bestimmt hatte das ach so weiße Shirt nun Flecken.
      “Vriska, ich möchte euch nur ungern unterbrechen, aber dein Pony möchte gerade weg”, rief Chris mir zu. Glymur trottete im Schritt den Weg entlang, über den wir zum Wasser liefen. Ich stand von Erik auf und rannte meinem Pferd direkt nach, barfuß versteht sich. Im weichen Sand versteckten sich kleine Steine und Stöcke, die sich in meine Fußsohle drückten. Den Hengst holte ich recht schnell ein und vermutlich dachte er sich bei dem kleinen Ausflug auch nichts. Zusammen liefen wir zurück. Er stupste mich mehrfach an, als wir wieder an Erik vorbeiliefen.
      „Was möchtest du?“, fragte ich mein Pferd verwirrt. Doch die letzte Möhre, die ich dabeihatte, lag neben ihm und er meinte wohl diese. Ich zeigte auf sie und Erik gab mir das Gemüse. Ungeduldig zappelte Glymur neben mir und verschlang sie direkt, als ich sie ihm gab.
      „Kann dein großer Hund sich nicht zu uns legen?“, fragte Erik und hatte wohl keine Vorstellung davon, wie kompliziert so ein Training war.
      „Nein, aber du kannst mit uns Wasser kommen“, forderte ich ihn auf und griff nach seinem Arm.
      „Ich verzichte, danke“, murmelte er. Wasser war wohl sein Kryptonit. Ich wollte mit ihm darüber sprechen, doch Glymur verlangte gerade meine vollständige Aufmerksamkeit und ich lief mit ihm ins Wasser. Erfreut spielte er mit dem Wasser und platschte freudig herum. Dann ließ er sich fallen und wälzte sich darin. Beim Drehen flog Matsch durch die Gegend, wovon ich einiges abbekam. Doch die Wellen, die dabei entstanden, wuschen ihn direkt ab. Die Netzstrumpfhose erfüllte auch keinen tieferen Zweck, als nass an meinen Beinen zu hängen.
      “So, bist du dann so weit?”, fragte ich Glymur, der noch immer im Wasser lag und nicht aufstehen wollte. Alec, der nur unweit im Wasser war, bat ich, ein Auge auf mein Pferd zu haben. Ich wollte es einmal versuchen, Erik in das Nasse zu bekommen.
      “Wieso willst du nicht ins Wasser?”, fragte ich ihn, als ich tropfend zu ihm lief. Meine Haare waren schon wieder fast trocken.
      “Ich möchte mich nicht ausziehen”, murmelte er und sah mich dabei nicht an. Obwohl ich nicht wusste, was sein Problem war, konnte ich es ziemlich gut nachvollziehen.
      “Du musst dich für nichts schämen, schau”, sagte ich und drehte mich um. Die alten Brandnarben und Schnitte waren noch immer Sichtbar, doch ich hatte gelernt damit zu leben. Sie gehörten leider mit zu mir, auch wenn das Kapitel längst geschlossen war. Unter meinem Sleeve blinzelte auch einige meiner Narben, die am rechten Arm nicht Ansatzseite so schlimm waren aber noch da.
      Erik stand ebenfalls auf und drückte sich wieder fest an mich.
      “Du bist toll, habe ich dir das schon gesagt?”, sprach er plötzlich und ich verstand nicht genau, was er von mir wollte.
      “Nein, aber ich merke es mir”, antwortete ich verliebt und blickte ihm tief in die Augen.
      “Ich komme mit”, sagte er und zog sein Shirt aus. Auf seinem Oberkörper zeichneten sich neben vielen Dehnungsstreifen ebenfalls Narben ab, besonders im Bauchbereich. Ich vermutete einiges, doch damit rechnete ich nicht. Ungewöhnlich lange betrachtete ich ihn und bekam ein Kribbeln im Bauch.
      “Du bist wunderschön”, flüsterte ich und gab ihm einen Kuss auf den Hals. Dabei streichelte er mit über den Rücken. In so kurzer Zeit machte mich der Typ so verrückt.
      „Ich störe euch nur ungern, aber dein Pony will auch ein Stück von dir abhaben“, holte mich Alec zurück in die Realität. Wieder Mal ertrug es das Pferd nicht im Vordergrund zustehen. Erik ließ mich los und griff nach seiner Hand. Zusammen liefen wir zum Wasser. Glymur brummte mich freundlich an und streckte seine Nase zu meiner Brust. Ich lachte und Alec half mir hoch auf das Pony. Erik stand noch immer am Ufer, mit dem Füßen im Wasser und versuchte seine Körper mit seinen Armen zu bedecken.
      „Kom nu“, triezte ich ihn, als Chris angerannt kam und ihn in das Nass zog. Nur mit Mühe konnte ich meine Blicke von ihm trennen und mich mit meinem Pferd beschäftigen. Auf meiner anderen Seite standen noch immer Lina und Niklas, die nur Augen für einander hatten. Glymur setzte sich in Bewegung, tauchte seinen Kopf mehrfach Unterwasser und sorgte dafür, dass ich wieder besonders nass wurde. Je tiefer wir kamen, umso mehr Boden verlor er unter den Füßen und begann zu schwimmen. Ein besseres Ganzkörpertraining könnte es nicht geben. Fest darauf konzentriert, nicht mit meinem Pony unterzugehen, stupste mich jemand, der Seite an. Dabei erschreckte ich so sehr, dass ich im nächsten Augenblick Wasser einatmete und mich an Glymur klapperte, der direkt zu einem Bereich paddelte, an dem er stehen konnte. Krampfhafter hustete ich alles aus, bis bemerkte, dass es Ju war.
      „Bist du denn des Wahnsinns?“, fluchte ich und musste auch über meine eigene Dummheit lachen.
      „Ich hatte mehrfach deinen Namen gesagt, aber du hast nicht reagiert“, sagte er beschämt und klopfte mir auf den Rücken. Erik schwamm mit Chris weiter weg und bekam von meinem beinah ertrinken überhaupt nichts mit.
      „Was ist denn los?“, fragte ich erschöpft vom Husten.
      „Eigentlich wollte ich nur neugierig sein und wissen, wieso du Erik hergezaubert hast“, antwortete Ju und wirkte dabei nicht einmal sauer, oder entsetzt, dass ich in der kurzen Zeit bereits den dritten Kerl schöne Augen machte.
      „So genau kann ich dir das auch nicht beantworten“, lachte ich planschte mit meinen Füßen im Wasser herum. Wassertropfen, die zu nah an Glymurs Maul kamen, versuchte er zu schnappen. Dabei tunkte er seine Schnauze immer wieder ins Wasser und schnappte auch danach. Erik hatte nicht ganz unrecht mit seiner Hundeaussage. Pony verwandelte sich immer mehr in einen.
      „Ich kann dir Frage besser beantworten“, kam Niklas mit erhobenem Haupt an. Kaum hatte ich ihn in die Versenkung geschickt, wurde er der gleiche Kerl Anfang der Reise. Versuchte er mich damit wieder zu beeindrucken? Gespannt auf seine Antworten sahen wir ihn an, bis er sagte: „Vriska möchte lieber einen Versager haben, um sich besser zu fühlen.“ Das wird es sein. Genau.
      „Alles klar, danke für die glorreiche Antwort“, feixte ich kopfschüttelnd.
      „Na dann unterscheiden wir uns doch nicht so sehr, wie ich dachte“, kam dann auch Erik dazu lachend. Wo ist das tiefe Loch, wenn man es braucht?
      „Könnt ihr euch nicht mal 20 Minuten zusammenreißen? Nicht das wieder jemand ins Krankenhaus muss“, entschärfte Chris die Situation und stellte sich zwischen die nicht mehr so halbstarken.
      „Was heißt denn hier wieder?“, erkundigte sich Erik und legte seinen Arm provokant um mich. Glymur stupste ihn freundlich an.
      „Geht dich gar nichts an. Ich gehe jetzt“, schnaubte Niklas und verließ mit Ju, der nur irritiert mit den Schultern zuckte, das Wasser.
      „Niklas hat von Linas Verehrer eine auf die Nase bekommen und das nicht unbedingt unsanft“, flüsterte ich ihm zu. Verstanden nickte er.

      Samu
      Mittlerweile hatte Vakany genug vom Wasser bekommen, sodass ich es mir unter einem Baum im Schatten gemütlich gemacht hatte. Während ich die Szene um mich herum beobachtet und einfach nur den Moment genoss, beschäftigte Kany sich damit dem armen Bau die Blätter abzurupfen. Nach einer Weile kam eine tropfnasse Lina mit einem ebenso nassen Legolas auf mich zugelaufen.
      „Na, hat dein Kerl dich etwas allein gelassen“, scherzte ich freundlich.
      „Was heißt denn hier mein Kerl? Soweit ich weiß betreibe ich keinen Menschenhandel“, feixte sie und ließ sich neben mich auf den Boden sinken. „Aber eigentlich dachte ich, du könntest mal ein wenig Gesellschaft gebrauchen“, sprach sie weiter.
      „Sehr freundlich von dir, dass du auch noch an mich denkst“, erwiderte ich übertrieben höflich.
      „Ja, finde ich auch“, sagte sie und lachte ausgelassen. Entgegen meiner anfänglichen Erwartungen, schien ihr Niklas doch recht gut zu tun, denn so entspannt wie heute, hatte ich sie schon länger nicht mehr gesehen.
      „Du Samu, ich finde, du solltest mit mal was über deine Freundin erzählen“, verkündete sie wissbegierig.
      „Ihr scheint mir heute alle ziemlich neugierig zu sein, aber okay, dass bin ich dir vermutlich schuldig“, sagte ich schmunzelnd. So war Lina nun mal, stets interessiert an ihren Mitmenschen.
      „Was möchtest du denn wissen?“, fügte ich freundlich hinzu.
      „Alles!”, kam es wie aus der Pistole geschossen.
      „Aber das wichtigste zuerst: Wie sieht sie denn überhaupt aus?“, präzisiert sie ihre Aussage. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und öffnete die Galerie, wo ich nicht lange suchen musste, bis ich fand, was ich suchte. Ich wollte Lina das Gerät gerade reichen, als sie mich stoppte: „Halt, lass mich raten. Sie ist hübsch und … relativ groß.“ Mit einem Nicken bestätige ich ihre Aussage.
      „… Und sie ist bestimmt blond“, überlegte Lina weiter. Auch diese Aussage bestätigte ich ihr. Lina überlegte weiter: „Ihre Augen … ihre Augen sind bestimmt … Braun … oder Grün oder vielleicht einfach beides.“
      „Letzteres, kommt ein wenig darauf an, wie das Licht ist“, erklärte ich.
      „Okay, dann zeig jetzt“, sagte Lina energetisch und nahm mir das Handy aus der Hand. Einen Moment lang betrachtete sie das Bild, bis sie zum nächsten wischte.
      „Oha, sie ist echt hübsch. Und ihr zwei seht echt süß zusammen aus“, kommentiere sie, als sie Weiter wischte. Ah, dann hatte sich wohl gerade die Bilder von Weihnachten gefunden.
      „Also wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen sie ist nicht viel älter als ich“, plapperte Lina weiter.
      „Ja, da denkst du gar nicht so falsch, sie ist 24“, bestätigte ich die Aussage.
      „Und was macht sie so beruflich?“, fragte Lina nun neugierig.
      „Sie studiert Veterinärmedizin. Enya ist jetzt im 9. Semester“, beantworte ich Linas Frage bereitwillig. Lina sah begeistert aus.
      „Okay, eine letzte wichtige Frage habe ich noch, dann hast du erst einmal Ruhe. Reitet sie?“, fragte Lina enthusiastisch.
      „Sie ist als Jugendliche geritten, hat aber irgendwann aufgehört, um sich mehr auf die Schule zu konzentrieren. Das einzige tierische bei ihr sind aktuell zwei Katzen“, erzählte ich.
      „Katzen? Oha, dann ist sie bestimmt verrückt!“, verkündete Lina überzeugt, doch an ihrem schalkhaften Lächeln ließ sich erkennen, dass sie es nicht erst meinte.
      „Wenn das so sein solltest, müsstest du aber eine reiche Zicke sein“, merkte ich an und lachte, Lina stimmte ein. Legolas, dem die Blätter des Baumes nicht ganz so gut zu schmecken schienen wie Vakany, denn er senkte neugierig seinen Kopf in Linas Schoß. Scheinbar hoffe er darauf dort ein Leckerli zu finden.
      „Tut mir leid Großer, deine Leckerlis liegen irgendwo da drüber“, sprach Lina zu dem Pferd und begann ihm die weiße Stirn zu kraulen.
      „Jetzt aber ernsthaft, ich würde sie gerne mal kennenlernen, wenn du dann auch in Schweden bist“, fügte Lina nach einem Moment Stille hinzu.
      „Ich verspreche dir. Ich werde sie dir vorstellen, aber lass uns darüber noch mal reden, wenn ich weiß, wie genau es weitergeht, ja? So ein Umzug kann man nicht von heute auf morgen planen“, erwiderte ich, um Lina ein wenig in ihrer Neugierde auszubremsen.
      „Doch kann man!“, hielt sie dagegen. „Aber okay, ich gebe zu, dass ein paar glückliche Fügungen sicherlich eine Rolle gespielt haben. Ohne Vriska hätte das nicht so schnell funktioniert und ohne Erik wäre das Ganze fast noch schiefgegangen!“, räumte sie dann ein. Die Sonne war mittlerweile herumgewandert, sodass das der Baum kaum noch Schatten spendete. Legolas hatte mittlerweile begonnen zu dösen. Seine Unterlippe und seine langen Ohren hingen entspannt runter was dem sonst so eleganten Hengst, Ähnlichkeiten mit einem Maultier verlieh. Auch Lina hatte sich gemütlich nach hinten sinken lassen und ließ sich ein wenig die Sonne auf den Bauch scheinen.
      „Weißt du Samu, das hier erinnert mich irgendwie ein wenig an die Sommer früher“, sagte Lina und sah dabei verträumt in den wolkenlosen Himmel.
      „Dem Sommer in dem du mir hinterhergedackelt bist wie ein trauriger Hundewelpe, weil ich auch schon damals ein charmantes, gutaussehendes Kerlchen war, war bestimmt der schönste nicht?“, zog ich sie ein wenig auf. Die kleine Lina war in ihrem ersten Jahr auf dem Internat nämlich schwer in mich verknallt gewesen, auch wenn sie stets das Gegenteil behauptet.
      „Saaamuuu“, rief Lina empört und warf mir einen ziemlich bösen Blick zu.“ Das wird mich wohl noch mein Leben lang verfolgen, oder?“, jammerte sie weiter und ließ sich zurück in den Sand fallen.
      „Ich weiß nicht, ob es dich dein ganzes Leben verfolgen wird, aber zumindest noch solang bis ich irgendwann Demenz hab oder so“, erwiderte ich schmunzelnd.
      „Du bist doch echt doof. Ich weiß genau, du hast genauso komische Sachen mit 13 gemacht! „, murrte sie mich an und warf ein kleines Stöckchen nach mir.
      „Ja, ich habe dich auch lieb Kleine“, sagte ich lachend, als das wirklich ziemlich kleinen Stöcken an meinem Arm abprallte.
      „Ach Samu, wie könnte ich dich nur länger hassen als zwei Minuten. Ohne dich wäre vermutlich meine Schwester die einzige Freundin in meinem Leben und das wäre ziemlich traurig. Genauso werde ich dir und deiner Familie für immer dankbar sein, dass wir euretwegen auch mal aus dieser verdammten Schule herausgekommen sind. Wäre es nach Vater gegangen wären wir sicher in dieser Schule verschimmelt“, seufzte Lina ein wenig resigniert.
      „So todtraurig wie du damals warst, hatte ich dich unmöglich einfach 2 ½ Monate allein dalassen können.“ Unwillkürlich musste ich an ihre Zeichnungen denken. Die Bilder ihrer Schulzeit waren zum Großteil so dunkel und düster, wie Lina sie heute nur noch in den allerschlimmsten Phasen zeichnete. Ich hatte mich damals regelrecht erschrocken wie viel Trauer und Schmerz in einem so jungen Mädchen schon stecken kann. Gleichzeitig fragte ich mich jeden Tag wie sie es aushielt, diese Last allein zu tragen. Lina schien mir nicht richtig zugehört zu haben, denn sie schwelgte bereits in Erinnerung: „Auf jeden Fall waren die Tage mit dir und deinen Freunden am See immer die schönsten. Weißt du noch als dein Kumpel Björn dieses eine Mädel mit seinen Skate Künsten beeindrucken wollte und sich dabei dann mehrfach richtig unelegant hin gepackt hat. Oder erinnerst du dich noch an das Floß, welches nach 10 Meter in seine Bestandteile zerfiel. Aber weißt du was ich von all den Dingen am meisten vermisse? Unsere kleinen Segeltörns. Nur wir, der Wind und die Wellen.“ Ja, das Segeln. Ein Hobby welches sich hier oben in den Bergen leider nicht wirklich ausüben ließ. Auch wenn man Lina lange Zeit besser nicht ans Steuer ließ, weil man dann damit rechnen konnte bei einer plötzlichen Wendung, den Großbaum im Gesicht zu haben oder auf einmal im Wind zu stehen, hatten diese Ausflüge meist einen Großteil des Sommers eingenommen. Ab und zu hatten wir auch ein Ziel, aber meisten sind wir einfach drauf losgesegelt.

      Vriska
      Als dachte, dass der Augenblick der Ruhe nicht mehr so schnell vergehen würde, wurde ich eines Besseren belehrt. Von nicht allzu weiter Entfernung vernahm ich Milenas laute quietschende Stimme. Ich vermisste meine beste Freundin, wie sie war noch vor Kanada und mich unterstützte in jeder Lage, statt mir mit den Tatsachen in den Rücken zu fallen. Noch bevor ich darüber enttäuscht sein konnte, trat sie mit Snúra an das Ufer heran. Ihre Stute streckte sogleich ihren Hals zum Wasser und trank etwas. Auch Linh, der sie nicht mehr von der Seite wich, kam zum Wasser, um ihre Stute trinken zu lassen.
      „Warum hat mich keiner zur Party eingeladen?“, spuckte Milena große Töne.
      „Weil nur Erwachsene eingeladen sind“, entgegnete Chris gekonnt und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Glymur versuchte ich aus dem Bach zu bekommen, doch Snúras Anwesenheit lenkte ihn zu sehr ab. Wie angewurzelt blieb er an der Stelle stehen und brummte sie interessiert an.
      „Und was macht die dann hier?“ Dabei zeigte Milena eingeschnappt auf mich.
      „Ganz einfach, weil ich weiß, wann es angebracht ist, ruhig zu sein“, patzte ich sie an und trieb meinen Hengst energischer voran, bis er das Wasser verließ. Weiterhin gab Milena sich mühe in irgendeiner Art und Weise recht zu bekommen, bis Linh sie endlich unterbrach und zum Weg zurück mitnahm. Dabei folgte Ju den beiden. Nicht nur er, sondern auch seine Stute war vom Baden nass. In der Sonne konnte das ziemlich angenehm sein. Auf meinem Rücken spürte ich, dass die Wahl am Morgen zur Sonnencreme eine bessere gewesen wäre, als mein Gesicht zu pudern und Wimperntusche aufzutragen. Während Lina und Samu im Schatten einer Pappel saßen und Vakany noch immer damit sich beschäftigte, die tiefhängende Äste zu plündern. Legolas hingegen zupfe an den wenigen Grashalmen am Boden, dabei scharrte er zwischendurch mit seinen Vorderhufen, was Lina zu unterbinden wusste. Die Einsamkeit des Vortags durchspülte mein Inneres erneut. Ich blickte hoch zum Himmel. Nur kleine Wolken zogen langsam im Blauen voran. Die Sonne konnten sie nicht bedecken, sondern flogen an ihr vorbei. Ich spürte wie sich mein Hengst in Bewegung setzte und ich unsanft nach vorn kippte. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich an seiner Mähne festhalten. Eruptiv bremste er ab und bekam seinen hochgetragenen Hals. Ich wischte mir die Strähnen seiner Haare aus dem Gesicht. Dabei kam mir die Idee später noch die Mähne zu einer Doppelmähne zu flechten. Das würde in der Prüfung am nächsten Tag einen besseren Eindruck machen. Erst in dem Augenblick fiel mir auf, dass Erik gar nicht mehr in Sichtweite war. Suchend schweifte meinen Blick durch die Landschaft, entlang des Waldrandes und der Wasseroberfläche. Nicht einmal sein Shirt lag bei meinen Sachen. Ich rutschte dem Po des Hengstes herunter und führte ihn ein Stück über das Ufer, bis ich erneut um mich sah. Eine Hand berührte mich an der Schulter und ich drehte mich völlig überraschend um. Chris stand hinter mir und grinste freundlich.
      “Dein neuer Freund ist zurück zum Hof, weil er noch was zu tun hatte. Ich sollte dir Bescheid sagen, da er dich nicht stören wollte”, klärte er mich. Erleichtert atmete ich tief durch, bevor ich eine Antwort aussprach.
      “Er ist nicht mein Freund”, empörte ich mich. Natürlich war es dafür zu früh, um solche Entscheidungen treffen zu können, doch tief in mir war der Wunsch, dass es die wirklich sei – jetzt schon.
      “Ja, das sagte er mir bereits, aber in meinen Augen seid ihr schon das Traumpaar”, schmunzelte Chris. Mir wurde warm und fühlte, wie das Blut in meinen Kopf lief. Verschämt sah ich an ihm vorbei.
      “Wenn du das sagst”, murmelte ich und führte meinen Hengst ein Stück entfernt. Mein Blick richtete sich wieder zu Lina, die noch immer mit Samu unter der Pappel saß. Lego hatte sich offenbar damit abgefunden, keine Aufmerksamkeit mehr zu bekommen. Ich nahm allen Mut zusammen, atmete noch einmal tief durch und führte Glymur zu ihnen. Er suchte direkt wieder den Kontakt zu der Stute und brummte sie freundlich an. Vakany sah nur kurz zu ihm und streckte sich wieder zu einem Ast der Pappel. Nur noch wenige Blätter hingen an dem Bäumchen, die sie sich nun auch noch einverleibte.
      “Lina? Vielleicht wäre jetzt”, stammelte ich geheimnisvoll vor mich her. Hilfesuchend sah ich zu Samu, der nur grinste und keine Hilfe damit war.
      “Ja, jetzt wäre was?”, fragte sie ein wenig begriffsstutzig, den offensichtlich waren ihre Gedanken gerade noch woanders gewesen.
      “Wollen wir jetzt mal reden? Ich möchte nicht, dass es in Schweden dann komisch wird und wir nur freundlich zueinander sind, weil wir zusammenarbeiten”, versuchte ich freundlich zu sein und meine Unsicherheit zu überspielen. Außerdem wollte ich auch, dass Samu hört.
      “Ja, klar können wir reden. Sollen wir woanders hingehen?”, bot sie an und war bereit im Begriff aufzustehen.
      “Wie du dich besser fühlst”, ließ ich ihr die Wahl. Für mich würde alles unangenehm werden, ob nun noch jemand zuhörte oder nicht.
      “Okay, … dann lass uns hierbleiben.” Lina ließ sich wieder auf dem Boden nieder und schien einen kurzen Moment darüber nachzudenken, was sie sagen wollte. “Ich werde jetzt einfach direkt fragen: Was war das zwischen dir und Niklas? Und warum hat keiner von euch irgendwas gesagt … und warum hast du das ganz so plötzlich beendet? Und warum Niklas und nicht Ju? Niklas meinte irgendetwas wie ihr brauchtet das beide, aber das verstehe ich nicht wirklich …”, sprudelten auf einmal die Fragen aus Lina heraus. Überfordert stand ich vor ihr und war vollkommen erschlagen von ihrer Offenheit. Dass sie so viel wissen wollte, vermutete ich bereits, doch das alles auf einmal kam, brachte mich ins Schwanken. Ich setzte mich mit Abstand zu ihr. Glymur senkte seinen Kopf und zupfte an meinem Shirt herum, das mir mittlerweile wieder über mich gezogen hatte. Ich strich ihm über die Nase, bevor ich ihre Worte erneut durch mein Hirn laufen ließ.
      “Ich werde es so abstrakt halten wie möglich. Das mit Ju hat mir einfach Angst gemacht, er war zu nett und das passte einfach nicht. Im Nachhinein scheint es für ihn doch einwandfrei gelaufen zu sein, zumindest beschwert er sich nicht. Und Niklas war dann plötzlich da. Es kam ein Gefühl auf, bei uns beiden und dann kam es einfach dazu. Er fragte auch noch, ob es für mich okay wäre wegen Ju und ich stimmte zu. Am nächsten Tag hatte ich dann schon ein schlechtes Gefühl, weil ich dann bei Gedanken bei dir war. Doch es interessierte ihn in dem Moment nicht und dann habe ich einfach mit gemacht. Und beim Geburtstag spielte der Alkohol auch eine wichtige Rolle. Am Morgen fühlte ich mich elendig aus mehreren Gründen. Niklas wurde sehr fürsorglich und kam mir zu nah, emotional. Vermutlich, weil ich zu sehr etwas empfand dabei. Das konnte ich nicht und wollte ich nicht. In dem Moment entschied ich dann auch, doch noch Erik zu schreiben, weil es die letzte Chance war”, erklärte ich so gut wie möglich, um nicht genauer auf Details einzugehen. Ich spürte, dass jemand hinter mir stand, denn Glymur hob seinen Kopf und schnupperte an der Person. Vorsichtig drehte ich mich um. Natürlich musste es dazu kommen, dass Niklas hinter mir stand und offensichtlich sehr überrascht war.
      “Wenn ihr schon über mich sprecht, dann wäre ich zumindest gern dabei gewesen”, kommentierte er es neutral. Dann lehnte Niklas sich zu mir runter und flüsterte: “Du hättest das auch sagen können. Ich kann dich später auch noch mal vom Gegenteil überzeugen.” Wie konnte er die Situation so über die leichte Schulter nehmen und vor Lina am liebsten mich wieder mit auf das Zimmer nehmen wollte? Nach der kurzen Erleichterung ihr davon erzählt zu haben, kamen nun wieder die Zweifel. Erik hätte jetzt hier sein sollen, oder Chris, um den Kerl von mir fernzuhalten. Ich spürte, dass irgendwas tief in mir nicht einmal davon abgeneigt war. Doch ich sah zu Samu. Meine Augen waren wohl noch weit aufgerissen, denn er erwiderte meinen Blick. Er sagte jedoch nichts.
      “Du bist eklig”, murmelte ich und ließ es so weit unkommentiert. Innerlich zerriss es mich hier zu sitzen, Lina die Situation darzulegen und der Schuldige stand hinter mir. Zusätzlich stand er noch hinter mir, flüsterte mir komische Dinge ins Ohr. Ich holte mir wieder die Bilder vom Wasser vor das innere Auge, Bilder von Niklas und Lina, die glücklich miteinander waren und auch von Erik. Wieso erschien er mir gerade einfach so perfekt? Bildete ich mir ein jemanden zu kennen, denn ich nicht kannte, aber unbedingt haben wollte?

      Lina
      Seit vorgestern hatte ich diese Sache an den Rand meiner Gedanken geschoben, doch nun kam ich nicht mehr umher mich damit auseinanderzusetzen.
      “Danke für deine Ehrlichkeit”, bedankte ich mich bei Vriska. Ich musste erst noch einmal über ihre Worte nachdenken. Dass Niklas dazugestoßen war, nahm ich nur am Rande wahr, zu sehr drehten sich meine Gedanken um Vriskas Worte. Ich fühlte mich überfordert mit der Situation, wusste nicht so recht was ich davon halten soll. Das Einzige, was ich wirklich verstand, war das Vriska offensichtlich ein ziemlich großes Problem ist emotionaler Nähe hatte, was man ihr bei ihrer Vergangenheit eigentlich nicht verdenken kann. Ich konnte nicht genau festmachen, was mich mehr verunsicherte. Die Sache, dass es Niklas scheinbar komplett egal gewesen war das ich existierte oder die Sache, dass Vriska zwar ein Gewissen hatte, aber komplett darauf zu scheißen schien. Aber was hatte ich eigentlich erwartet? Eine simple logische Antwort? Konnte es überhaupt eine logische Antwort geben? Sollte ich mich jetzt darüber freuen, dass Vriska jemand anderen gefunden hatte oder sollte ich eher sauer auf sie sein? Aber zu so was gehören immer zwei, oder? Oder sollte ich enttäuscht sein? Ändert, das was ich gerade hörte irgendetwas an meinen Gefühlen? Immerhin hätte ich ahnen können, worauf ich mich einlasse, wenn ich mich für Niklas entscheide. Wie soll man sich da noch über irgendetwas sicher sein, wenn alles so verflucht schnell passiert? Unbewusst musste ich angefangen haben mit meinen Fingern im Sand zu malen, denn sie wurden auf einmal sanft von einer Hand gestoppt und Samus Stimme drang zwischen die Gedanken: “Pysy rauhallisena. Kaikki tulee olemaan hyvin. (Bleib Ruhig, alles wird gut.)” Mein Blick wanderte zu Niklas, der noch immer neben Vriska stand. So groß wie das Gefühlschaos in mir auch sein, mochte bei dem, was ich für Niklas empfand, war ich mir sicher, auch wenn es geradezu grotesk wirken musste, wenn man die Umstände betrachtete.
      “Pidätkö minua hulluna, jos sanon sinua, että se vieläkään oikea tuntuu? (Hältst du mich für verrückt, wenn ich dir sage, dass es sich immer noch richtig anfühlt?)", fragte ich Samu ernsthaft.
      “Päivät, jolloin pidän sinua hulluna, ovat mennyttä. Se olet sinä! (Die Zeiten, in denen ich nur denke, du seist verrückt sind vorbei. Du bist es!)”, machte sich mein bester Freund sogleich über mich lustig. “Mutta se on normaalia, kun sinä ovat rakastuneita (Aber das ist normal, wenn man verliebt ist)”, fügte er immer noch belustigt, aber ein klein wenig Erster hinzu.
      “Pilkkaa minua. Minun ei tarvitse kestää sinua enää kauan. (Verspotte mich nur! Ich muss dich nicht mehr lange ertragen)”, erwiderte ich schnippisch.
      Im Moment der Ruhe saß Vriska noch immer da und drehte mit ihren Fingern in den lockeren Strähnen ihrer Haare. Dann fragte sie unsicher: “Soll ich gehen, oder wie geht es weiter?”
      “Ähh, ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, ich bin ein wenig verwirrt”, antworte ich ihr wahrheitsgemäß, denn eine wirkliche Antwort hatte ich nicht.
      “Wenn ich auch was sagen darf?”, mischte sich Niklas nun auch ein. Niemand antwortete ihm, was ihn offensichtlich reichte, als eine Zustimmung: “Lina, die Sache ist … Du gibst mir nicht das Gefühl, es ernst zu meinen und dein Umfeld unterstützt das. Jeder ist der Meinung sich einmischen zu müssen und mich schlecht dastehen zu lassen. Langsam denke ich, dass du auch deren Meinung vertrittst und ich dir nicht geben kann, was du brauchst.“ Was Niklas da sagte, versetzte mir einen Stich im Herzen, denn ich war eigentlich noch nie sicherer gewesen, als bei ihm. Nicht Grundlos war ich bereit meine kleine heile Welt hier aufzugeben. Wobei seitdem das Ganze mit Jace anfing, war diese Welt nicht mehr ganz so heil und mit jedem weiteren Tag schien diese Bubble instabiler zu werden und der Moment, an dem sie endgültig zerplatzen könne, schien immer näherzukommen.
      “Nein, ich bin ganz und gar nicht deren Meinung… und... und ich”, ich musste kurz innehalten und einmal tief durchatmen, um die Welle an Emotionen zu stoppen, die versuchte hervorzubrechen. “Ich will dich, da bin ich mir absolut sicher! Es tut mir leid, wenn ich das nicht so gezeigt hab. Und was mein Umfeld angeht… es sind nicht alle gegen dich... gegen uns. Die negativen Stimmen sind nur so viel präsenter, so viel lauter... Tut mir leid, gerade das Verhalten von Jace ist vermutlich meine Schuld. Ich hätte ihm viel früher deutlich machen müssen, dass es vorbei ist, es tut mir leid”, meine Stimme begann zu zittern und ein paar Tränen versuchten sich hinaus zu kämpfen, doch ich versucht diese wegzublinzeln. “Und was Samu angeht”, doch noch bevor ich weitersprechen konnte unterbrach Samu mich auch schon: “Stopp Lina, das erklär ich besser selbst. Also vorneweg muss ich mich für mein Verhalten entschuldigen, das war wirklich nicht okay von mir. Ich habe nicht das Recht so über jemanden zu urteilen und es tut mir außerordentlich leid, es trotzdem getan zu haben. Na ja, den Grund für mein bescheuertes Verhalten, wirst du sicher schon mitbekommen haben. Ich habe eine Freundin. Jetzt wirst du dich wohl fragen: Oh eine Freundin, warum verhält der Typ sich dann so? Diese Frage ist durchaus berechtigt und kann sagen, so im Nachhinein betrachtet sind die Gründe für mein Verhalten dämlich, ziemlich dämlich. Ich mach es kurz. Ich habe Lina eineinhalb Jahre lang nichts von Enya erzählt. Einer der Gründe war, weil sie in Schweden lebt und ich Lina hier nicht alleine lassen wollte… Und ja… Als es sich abzeichnete, dass Lina nach Schweden geht, habe ich irgendwie Panik bekommen, wegen der Sache mit ihrem Vater und dann habe ich mich so bescheuert verhalten. Tut mir echt leid, ich hätte mich nicht zwischen euch stellen dürfen.”
      “Wow, ich …”, begann Niklas etwas zu sagen. Immer mehr stellte sich heraus, dass für alle beteiligte eine unangenehme Situation war, doch es musste geklärt werden. Vriska saß weiterhin schweigend mit gesenktem Kopf vor und Glymur stupste sie mehrfach an, was sie ignorierte. Chris schien uns zu beobachten und hatte noch immer sein typisches Grinsen aufgesetzt. Als er merkte, dass ich zu ihm sah, drehte er sich weg und verschwand wieder im Wasser.
      “Also erst mal Samu, danke. Ich bin froh, dass meine Annahme sich nicht bestätigt hat, wirklich Danke. Lange war ich nicht mehr so erleichtert. Und Lina …”, wieder stoppte Niklas. Doch diesmal trat er auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
      “Es ist okay. Ich wollte mit dir allein darüber sprechen, aber dann muss nun keiner mehr sich das Maul zerreißen. Mir ist das wichtig”, fügte er dann noch dazu. Er reichte mir die Hand zum Aufstehen. Erleichtert über seine Reaktion, fiel mir ungefähr ein halber Berg vom Herzen und ich ergriff seine Hand. Heute schien noch nicht der Tag gekommen zu sein, an dem meine Bubble ihre Form verlor, stattdessen schien sie wieder ein wenig Aufwind zu bekommen.

      Nachdem der Klärungsbedarf gedeckt war, stieg die Stimmung wieder und selbst Linas wasserscheuer Rappe fand noch einmal den Weg ins Wasser, bevor die Truppe sich auf den Weg zurück zum Hof machte. Auf dem Hof begann wieder jeder seinen Dingen nachzugehen. Lina hatte das schwarze Pferd gegen ein staubiges nun nicht mehr ganz so weißes getauscht und begann zusammen mit Niklas, dieses zu putzen. Sie hatten den Hengst auf der Stallgasse angebunden, da es dort mit dem Durchzug deutlich erträglicher war, als in der sengenden Hitze.

      Divine schnaube entspannt, als ich ihm Fliegenmaske und Halfter abnahm, um seinen Kopf zu putzen. Niklas war derweil mit dem Körper des Freiberges beschäftigt. Ivy staubte ziemlich, da er augenscheinlich noch ein Sandbad genommen hatte, bevor wir ihn von der Koppel geholt hatten, sogar in den Ohren hatte er den Sand, obwohl er eine Fliegenmaske trug. Wie machte der Hengst das nur?
      “Warum sind eigentlich immer die weißen Pferde so talentiert darin sich so dreckig zu machen?”, fragte ich Nik, während ich Divines Ohren reinigte.
      “Weil es mehr auffällt, ich möchte gar nicht wissen wie viel Dreck aus Humbi kommt, wenn ich sie Wasche”, lachte er und klopfte die Bürste auf dem Boden ab.
      “Zu viel vermutlich, aber immerhin hat sie sich bisher nicht in Schlammpfützen gewälzt, das ist Ivys Lieblingsbeschäftigung”, erwiderte ich und legte die Bürste beiseite, um dem Göttlichen den Schopf einzuflechten. Das Pferd machte es mir allerdings nicht einfach, da es lieber meine Hosentaschen nach Leckerlis absuchte. Allerdings wird er dort vermutlich keine finden, denn das Letzte hatte Lego bekommen, als ich ihn zurück zu Koppel brachte. Endlich hatte ich erfolgreich den dicken Schopf, des Hengstes eingeflochten, sodass ich ihm sein Halfter wieder überstreifte. Ich verharrte einen Moment und beobachtet Niklas dabei, wie er mit kräftigen strichen, dass weiße Fell bürstete, wie sich bei jedem Bürstenstrich die Muskeln unter seiner Haut bewegten. In meiner Bauchgegend meldete sich wieder dieses kribbeln, wie als würde ein Haufen Schmetterlinge dort eine riesige Party veranstalten.
      “Wie wär’s, wenn du das Sattelzeug holst und mich nicht weiter anstarrst”, lachte Niklas und legte das Putzzeug zurück in den Kasten.
      “Schade, dabei wollte ich doch gerade eine Studie dazu aufstellen, wer von euch beiden heute hübscher aussieht”, scherzte ich machte mich, aber trotzdem auf den Weg zu Sattelkammer. Mit Ivys Trense in der Hand stand ich vor seinem Spind und überlegte welche Schabracke ich wählen sollte, denn die Schabracke von gestern hing mit weißen Schweißrändern auf dem Sattel. Ich entschied mich für die neue rote Schabracke, die noch auf dem Wäscheständer hing, denn nachdem Panchy sie gestern voll geschwitzt hatte, hatte ich sie direkt gewaschen.
      Mit dem Sattelzeug kehrte ich zu den beiden Kerlen zurück, die sich offenbar gut verstanden, denn während Niklas dem Freiberger die Brust kraulte, wölbte das Pferd seinen Hals genüsslich auf und zuckte mit der Oberlippe. Ich hängte Sattel und Trense auf den Sattelhalter. Divine hatte leider einen leichten Sattelzwang mit sich gebracht und ich hatte inzwischen herausgefunden, dass er entspannter war, wenn man Schabracke und Sattel einzeln sattelte.
      “Komm, ich nehme dir mal die Arbeit ab”, lächelte Niklas und reichte ihm die Schabracke. Bevor er sie dem Einhorn auf den Rücken legte, durfte es das rote Stück Stoff beschnuppern, gefolgt vom Sattel. Langsam zog Niklas den Gurt fester, bis Ivy die Ohren anlegte. Daraufhin ließ er den Gurt wieder etwas locker und lobte den Hengst. Zum Schluss fehlte noch die Trense, die ihm reichte. Das Halfter legte er nicht über seinen Hals. Es schwang von links nach rechts, als er es entfernte. Ivy schreckte kurz auf, bis er verstand, dass es noch vor einem Augenblick um seinen Kopf hing. Das Gebiss schnappte er freiwillig auf und Niklas zog behutsam das Genickstück über die Ohren des Pferdes. Bevor er das Zaum vollständig befestigte, sortierte er noch das Langhaar.
      “So, Abfahrt bereit, würde ich sagen”, triumphierte er und schloss seinen Helm.
      “Heute sogar mit Helm, sehr vorbildlich!”, lobte ich ihn und zusammen gingen wir zur Reithalle hinüber.
      “Nach dem Schwimmen vorhin, ist meine Frisur ohnehin nicht mehr zu retten. Also macht der Helm auch keinen Unterschied mehr”, scherzte er und wuschelte nun auch mir durch die Haare. Der Hengst lief locker nehmen uns her und begann bei der Hitze bereits zu schwitzen. In der Halle war es deutlich angenehmer. Bevor Niklas aufstieg, führte er ihn noch einige Runden durch auf der ganzen Bahn. Im Inneren nahm er die Zügel etwas mehr auf und arbeitete die erste Zeit an der Hand. Konzentriert folgte Ivy den Anweisungen seines neuen Reiters aber blickte immer wieder zu mir. Als würde er sich vergewissern wollen, dass das alles mit rechten Dingen zuging. Ich musste Lächeln, dieses Pferd konnte man einfach nur lieben, so süß wie es war.
      Niklas stieg auf und gab dem Pferd mehr Zügel. Mehrfach rutschte er im Sattel herum, der ihm etwas zu klein war. Die Steigbügel hatte er offenbar auch noch nicht eingestellt und brachte Ivy wieder zum Stehen. Bettelnd erhob er seinen Kopf, während Niklas die Bügellänge einstellte. Doch er ignorierte das arme Pferd und ritt wieder an. Nach einigen lockeren Runden im Schritt, trabte Nik den Hengst an. Noch immer hatte er die Zügel nicht aufgenommen und trieb ihm aktiv vorwärts, um ihn in einem Arbeitstempo zu halten. Es wirkte etwas ungeschickt, als könne er nicht leicht traben und gleichzeitig treiben. Vom Ausritt erinnerte ich mich daran, dass Smoothie lediglich über kleinste Einwirkungen vorwärtslief und auch das Tempo hielt. Ivy hingegen wirkte sehr schwerfällig und auch etwas genervt von seinem Reiter. Doch Niklas blieb dran und als der Hengst einige Meter das Tempo hielt, parierte er wieder durch. Man hätte erwarten können, dass er mehr Ausdauer hatte, denn sein Kopf war hochrot angelaufen und selbst benötigte eine Atempause.
      “Gar nicht so einfach mit dem Einhorn, Mhm?”, fragte ich freundlich.
      “Der ist so störrisch!”, beschwerte er sich und trieb Ivy wieder mehr vorwärts.
      “Der ist nicht störrisch, nur leider nicht so fein geritten wie Smooth”, stellte ich richtig, denn Ivy ist stets bemüht zu tun, was man von ihm will. Konnivent nickte Niklas und nahm die Zügel etwas mehr auf. Doch er trabte nicht an. Stattdessen arbeitete er sich vorsichtig dazu durch, dass Ivy genauer auf die Schenkelhilfe achtete. Auf dem Hufschlag stellte er den Hengst, um einige Schritte im Schulterherein zu reiten. Langsam und geduldig half Niklas mit der Gerte ihn zu stellen. Vor der nächsten Ecke trabte er aus der Stellung heraus an und Ivy hatte mehr Schub aus der Hinterhand. Das Tempo wurde immer gleichmäßiger. Niklas trabte auch nicht mehr aus, sondern blieb im Sattel. Es verwirrte den hellen Hengst, doch fügte sich. Auf dem Zirkel galoppierte Niklas noch einige Runden auf beiden Händen, bevor er ihn durch parierte und abritt.
      Auch wenn es ziemlich deutlich war, dass es noch eine Menge Arbeit benötigen würde, bis Ivy halbwegs vernünftig lief, machte der Freiberger seine Sache meiner Meinung nach schon ganz gut dafür, dass er gerade einmal seit 3 Monaten unter dem Sattel lief, zumal Ivy vermutlich, wie die meisten jungen Freiberger in der Schweiz relativ kurzfristig vor dem Feldtest in einer Hauruckaktion eingeritten worden war, armer Divine. Müde und verschwitzt trottete der Hengst unter Niklas durch die Halle, wobei auch Niklas deutlich angestrengt aussah. Und da soll noch einmal jemand sagen reiten sei kein Sport.
      “Ihr zwei seht eindeutig so aus, also könntet ihr eine Dusche gebrauchen”, stellte ich fest, als die beiden in der Mitte der Halle anhielten.
      “Ach, denkst du das?” Provokant zog Niklas sein Shirt auf und warf es sich über die Schulter, nach dem er vom Einhorn stieg. Er drehte sich zum Pferd und lockerte den Gurt. An seiner linken Schulter sah ich das mittlerweile nicht mehr so frisch gestochene Tattoo, dass ich skizziert hatte. Durch die Folie wirkte es sehr verschwommen und die Haut löschte sich ab, was offenbar zum Heilprozess gehörte.
      “Wann kann man das Kunstwerk da eigentlich so richtig bewundern?”, fragte ich neugierig.
      “In Schweden mache ich die Folie ab und beginne dann mit der Creme. Also dann kannst du dir das Ganze genauer ansehen”, antwortete Niklas, führte Ivy los und legte seinen Arm auf meiner Schulter ab, während wir zurück zum Stall liefen.
      “Das ist gar nicht mehr so lang, dann freu ich mich umso mehr, wenn es endlich losgeht”, erwiderte ich lächelnd. Tatsächlich begann so langsam so etwas wie freudige Erwartung in mir Aufzukommen. Vorfreude darauf was mich dort erwarten würde und darauf, dass Schweden auch bedeutete, Juli endlich wiederzusehen.
      “Kann es da etwa jemand nicht abwarten, vollkommen ungestört mit mir zu sein”, tändelte er weiter mit mir und seine Augen funkelten noch mehr.
      “Möglich”, antworte ich mit einem verschmitzten Lächeln und blickt zu ihm hoch.
      “Also doch gar nicht so unschuldig wie du tust”, sagte er und blieb stehen.
      “Das ist alles Interpretationssache”, konterte ich ohne den Augenkontakt zu ihm abzubrechen.
      „Eine Sache Perspektive also?“, wiederholte er sinngemäß meine Worte und legte seine Arme um meine Hüfte. Dabei zog er mich zu sich. Ivy stand dabei ruhig neben uns und begann an meiner Schulter mit seiner Lippe herumzuspielen. Ich nahm die Wärme von Niks Haut und den Geruch nach Pferd, Staub und einem ganz schwachen Hauch seines Aftershaves wahr. Ich nickte nur als Antwort, wobei mir einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Sanft legte er sie hinter mein Ohr und flüsterte: “Dann beweise es mir doch mal, was es dir ernst ist.” Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um auch noch die letzten Zentimeter auszugleichen und legte meine Lippen sanft auf seine. Die Wärme, die sich bisher nur in meiner Brust ausgebreitet hatte, durchfloss nun jede Ader meines Körpers.

      Vriska
      In meinem Kopf schwirrte noch immer das seltsame offene Gespräch am See, bei dem Niklas für meinen Geschmack viel genau über seine Gefühle sprach. Ich hätte ihn lieber weiterhin als den emotionslosen Idioten in meiner Erinnerung und nicht den Typen, der sich wie ich nur nach Stabilität in seinem Leben sehnte. Ungewollt zog es mich wieder zu ihm, obwohl es war, der das nicht ertrug. Gefühle machen keinen Sinn.
      „Hörst du mir eigentlich zu?“ Erik holte mich zurück in das Hier und Jetzt.
      „Nein, ich musste an morgen denken“, log ich und kuschelte mich näher an ihn heran. Wir lagen in meinem Bett im Zimmer und hatten eine Serie begonnen, bei der es sich um Hexen handelte. Einige Folgen hatten wir schon hinter uns, doch physisch war ich mehr mit Erik beschäftigt und in meinem Kopf hatte ich nur seinen Bruder. Ich ekelte mich tatsächlich sehr vor mir und das Verlangen wuchs, im Badezimmer zu verschwinden und zu weinen. Meine Kräfte, dass alles ertragen zu können, wurde immer geringer.
      Obwohl ich Kinder nicht leiden konnte, schreckte mich das nicht ab, Erik wirklich ernsthaft in Betracht zu ziehen für eine langfristige Beziehung. Doch noch mehr interessierte es mich, was er sonst noch für Vorzüge hatte. Vom See wusste ich bereits, dass auch eine schwere Zeit durchgemacht hatte oder sogar noch machte. Das machte ihn zu einem besseren Menschen in meinen Augen. Vorsichtig wanderten meine Hände unter sein Shirt, denn ich sollte seine Brust spüren. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus, ich seine Haut fühlte. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
      „Kannst du bitte deine Hände bei dir lassen?“, knurrte mich Erik ungestüm an. Schreckhaft zog ich sie weg, stand jedoch auch aus dem Bett auf.
      „Was stimmt mit dir auch einmal nicht?“, fragte ich schockiert. Im selben Moment zog er sein Shirt wieder herunter und legte seine Arme darüber.
      „Ich habe das Gefühl, dass dich das anmacht und allein die Vorstellung widert mich an“, murmelte er aufgebracht und stieg ebenfalls aus dem Bett. Doch Erik griff sich sogleich seine fehlende Kleidung.
      „Und willst du gehen oder was hast du vor?“ Enttäuscht setzte ich mich neben ihm und suchte verzweifelt Blickkontakt, doch er sah zum Boden.
      „Ja, mir ist das nichts“, sagte Erik bedrückt und zog sich seine aufgehobene Kleidung an.
      „Ich mag dich, wirklich. Und ich habe irgendwie das Gefühl, dass uns etwas verbindet“, stammelte ich mit zitternder Stimme. Erik reagierte nicht direkt.
      „Bitte bleib hier“, flehte ich. Dass er um die Zeit noch nach Hause fahren wollte und in der Stimmung, konnte nicht ausgehen. Alles setzte ich in Bewegung, um ich dazubehalten.
      „Und verbindet gar nichts außer meinem Bruder, der fest davon überzeugt ist, Besitzanteile an dir zu haben“, protestierte Erik und griff zur Türklinke. Ich stellte mich vor ihn und konnte endlich Blickkontakt aufbauen. Seine Augen waren glasig und strahlten Angst aus, wie ein Tier auf der Flucht vor einem Raubtier.
      „Nein hat er nicht! Warum sagst du so was?“, verteidigte ich mich.
      „Weil er das sagt und jetzt geh bitte aus dem Weg. Ich möchte dir nicht wehtun“, bat er eindringlich.
      „Was kann ich tun, dass du bleibst?“, versuchte ich Erik erneut zu überzeugen und legte meine Arme um seinen Hals. Augenblicklich schubste er mich unsanft zur Seite und ich fiel mit meinem Rücken gegen die Holzvitrine. Angst- und schmerzerfüllt sank ich zu Boden. Tyris erster Ausrutscher begann ebenfalls mit einem kleinen Schubser, aus dem immer größeren Ausrutscher wurden, bis ich das erste Mal im Krankenhaus landete. Und dann wieder und wieder. Das Gesundheitssystem war nicht darauf vorbereitet jungen Leuten auf Gewalttaten zu helfen, vor allem nicht, wenn es wie ein Unfall geschildert wird und danach aussieht. Die Realität sah anders aus.
      Besorgt kniete Erik vor mir und ich merkte Tränen, die seine Wangen herunterliefen. Er scheute sich nicht, offen seine Emotionen zu zeigen, auch wenn es ihn angreifbar machte. Ich griff nach seiner Hand, die Nahe neben mir stützte.
      „Alles gut, passiert mal“, murmelte ich und verfiel in alte Muster.
      „Nein, ist es nicht“, antwortete Erik bedrückt und half mir hoch. Vom Reitunfall schmerzten mir noch die Rippen, was in dem Moment wieder schlimmer wurde. Ich konzentrierte mich auf die nächsten Gegenstände in meiner Nähe. Auf dem Tisch lag ein Stift, einige Blätter, am Boden stehen meine Schuhe und darüber hing Eriks Jackett. Die Schuhe trug ich täglich und waren weiß, Betonung dabei auf waren. Mittlerweile hatten sie einen braun-grauen Schimmer durch den Dreck. Langsam wurde meine Atmung wieder ruhiger. Erik hielt noch immer meine Hand fest und ließ mich langsam in seine Arme gleiten. Bei ihm fühlte ich mich nicht mehr einsam und endlich angekommen, zu Hause. Sein Shirt roch nach Schweiß und dem Parfüm, dass er trug. Die Mischung machte es einzigartig, was meine Sinne wahrnahmen. Intensiv wie seit Jahren nicht mehr genoss ich den Augenblick und folgte ihm zum Bett. Keiner sagte was und durch das geöffnete Fenster drangen leise Geräusche der Pferde ins Innere. Sein Duft lag mir noch immer in der Nase und ich schloss die Augen. Ich spürte seine Anwesenheit neben mir.
      „Woran denkst du gerade?“, flüsterte Erik mir zu. Er sah mich dabei an und hatte seine Hände als Kopfkissen. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und erzählte: „Stell dir eine kleine Blockhütte einsam im Wald vor, vielleicht an einem Fjord hoch in den Berg. Zusammensitzen wir auf einer Bank auf der Terrasse und blicken durch die Bäume direkt auf die stille Oberfläche des Wassers. Der Sonnenuntergang spiegelt sich auf der Oberfläche. Es ist bereits ziemlich kühl. Ich liege in deinen Armen und wir sind bedeckt von einer gestrickten Wolldecke, die ich bereits einige Tage zuvor fertiggestellt hatte. Aus der Hütte schallt leise Falkenbach im Hintergrund.“
      „Sowas schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt“, sprach er leise zu mir, legte seine Hände um meinen Kopf und drückte unsere Lippen aufeinander. Ich fühlte mich frei in dem Moment und von jeder Sekunde zur nächsten wurden wir ungestümer. Bis ich mich, ohne von ihm zu lösen, auf ihn setzte und langsam meine Hüfte zu bewegen. Ich spürte, dass es ihn ebenfalls gefiel. Langsam führten meine Lippen herunter zu seinem Hals und er zog mein Shirt aus. Auch seins durfte ich entfernen. Zärtlich küsste ich seine Brust und seinen perfekten unperfekten Bauch bis ich an seiner Hose angelangte. Als auch diese entfernen wollte, stoppte Erik mich.
      „Ich weiß, dass wir das gerade beiden wollen, aber es geht nicht“, sagte er und zog mich wieder nach oben. Er hielt mich fest in seinen Armen.
      „Wieso was ist los?“, fragte ich vorsichtig. An Verhütungsmitteln sollte das nicht scheitern. In meiner Tasche befanden sich noch einige Gummis.
      „Ich möchte, dass das mit uns beiden funktioniert und dafür muss es langsam angehen“, flüsterte Erik. Ich vertraute ihm und stimmte zu. Still lagen wir nebeneinander und genossen die gemeinsame Zeit. Die Serie hätte ich mittlerweile ohnehin von Vorn sehen müssen, um sie zu verstehen. Doch Erik wirkte wie gebannt von ihr. So fest wie ich konnte, kuschelte ich mich in seinen Arm, bis er sich von mir löste und aufstand.
      „Ich muss zur Toilette“, stammelte Erik und ich betrachtete ihn genau.
      „So wird das aber wohl nichts“, lachte ich.
      „Ja. Reden wir nicht drüber, bitte“, sagte er und lief zum Bad.
      „Ich hoffe, du denkst an mich“, fügte ich noch belustigt hinzu. Er stimmte aus dem Bad zu, dann wurde es wieder still. Gelangweilt nahm ich mein Handy zur Hand. Schon aus reiner Neugier folgte ich Lina und ihren Pferden auf Instagram und versuchte darüber, etwas mehr über sie zu erfahren. Vor allem darüber, was das mit Niklas war, denn er postete nicht viel außer Oberkörperbilder und irgendwelcher missglückten Bilder seiner Stute. Humbria zeigte er bisher nicht. Lina hatte in ihrer Story einige Momente vom Schwimmen heute und ein Bild zusammen mit Samu und den beiden Pferden. Kein Niklas zu sehen und swipte weiter. Jenni befand sich wieder in London und verbrachte Zeit mit Marc. Eigentlich wollte ich mich noch bei ihr melden. Prüfend sah ich mich um, niemand in Sichtweite. Mehrfach tippte ich auf meinem Bildschirm herum, bis ich Jennis Chat geöffnet hatte. Die Nachrichten über Niklas brachten mich wieder zum Nachdenken, ob es wirklich so eine vielversprechende Idee war mit Erik, doch ich fühlte mich wohl mit ihm. Mit zittrigen Fingern verfasste ich eine Nachricht an sie: “You are right. It was not a good idea to do this with Niklas. Some things changed and I met his brother. He is kind and gracious! Yes, I know. I don't know him, but I want to know more. He has a little daughter who even likes horses. That's a good sign, isn't it?
      Harlen comes to Sweden when I return home. I will soon have my final exam, and he will help me with it. Will we see each other again? <3”
      Mein Handy landete wieder auf dem Nachttisch. Erschöpft aber sichtlich erleichtert kam Erik zum Bett, schnappte sich sein Shirt und zog es über.
      „Ich würde jetzt trotzdem gehen“, murmelte er.
      „Aber morgen ist meine Kür und ich möchte, dass du dabei bist“, hoffte ich ihn überzeugen zu können.
      „Dann komme wieder hergefahren, das schaffe ich schon“, sagte er munter und bekleidete sich vollständig.
      „Das ist doch unnötig, bitte bleib hier“, flehte ich weiter. Kurz dachte ich darüber nach, meine Arme um ihn zu legen, doch stand nur vor ihm und blickte hoch in seine blauen Augen.
      „Trymr soll nicht weiter allein sein, deswegen würde ich dann mit ihm wiederkommen“, rückte Erik mit der Sprache heraus. Doch wer war das? Hatte er noch ein Kind? Das wäre mein Untergang.
      „Wer ist das?“, fragte ich schließlich.
      „Mein Hund. Die Sitterin hat ihn vor einer Stunde zu mir gebracht, weil er nur am Jaulen war“, erklärte er.
      „Dann gehen wir ihn zusammen holen und fahren dann wieder her“, schlug ich vor. Ich schielte zur Uhr, es würde gleich Abendessen geben. Das verpasste ich somit.
      „Wenn du meinst, dann zieh dir was an“, sagte er und ich verschwand im Bad, um mich frisch zu machen. Die Haare formten sich zu einem lockeren Zopf. Den Eyeliner zog ich noch einmal nach und warf mir ein sauberes Outfit über. 10 Minuten später waren wir Abfahrt bereit. Zur Sicherheit schrieb ich Chris noch, damit einer wusste, dass ich nicht da sei. Er antwortete mit einer lachenden Emoji.
      Eriks Auto hatte sich den Tag über ziemlich aufgeheizt und die warme Luft stand in diesem. Bevor wir losfuhren, lüftete er. Beim Motorstart schaltete sich die Musik ein.

      Lina
      “Und ist dir das erst einmal Beweis genug?”, säuselte ich leise, als ich mich wieder langsam von ihm löste.
      “Fürs Erste, ja”, antwortete er und griff nach meiner Hand. Etwas fehl am Platz stand noch immer Divine neben uns und blickte verwirrt ein wenig verwirrt drein. Der Hengst schien nicht so ganz zu verstehen, warum wir jetzt hier herumstanden und vor allem warum es dabei dann nicht um ihn ging. Ein wenig ungestüm stupste er mich mit seiner Schnauze an.
      Mit einem amüsierten lächeln strich ich ihm mit der freien Hand über die Stirn und der Göttliche schnaubte zufrieden.
      “Ich glaube das Einhorn hier, ist ein wenig eifersüchtig”, lachte ich und Hand in Hand liefen wir zum Stall. Während Niklas das Sattelzeug wegräumte, begann ich damit den Freiberger abzuduschen. Wie immer, begann Ivy erst einmal aus dem Schlauch zu trinken, bevor ich anfangen durfte sein Fell zu wässern. Immer wieder schüttelte sich der Hengst, was zur Folge hatte, dass nicht nur er immer nasser wurde, sondern ich genauso wie die restliche Umgebung. Niklas hatte auch großen Spaß daran, mir den Schlauch aus der Hand zu reißen und mich weiter nass zu machen. Wir lachten herzlich und brachten klitschnass Ivy wieder heraus auf die Weide, denn sie blieben auf der morgigen Veranstaltung auf den Weiden. Kaum löste ich den Strick vom Halfter, schmiss der bis dato sauberen Hengst in die nächste sandige Ecke und wechselte seine Farbe.
      “Gut, dass du morgen nicht reiten musst”, scherzte Niklas und griff wieder nach meiner Hand.
      “Damit will er sicher nur sorgen, dass er auch ja genug Aufmerksamkeit bekommt, der kleine Prinz”, erwiderte ich lachend, während ich zusah, wie Ivy sich schüttelte um anschließend zu den anderen Pferden, weiter hinten auf der Koppel zu traben.
      „Morgen wird es Smoothies letzter Auftritt sein“, murmelte Niklas nachdenklich und sah weiter zu Ivy, der mit Panchy begann zu spielen. Bevor ich etwas antwortete, fügte er noch hinzu: „Vielleicht sollte ich sie abgeben, ich weiß nicht, ob ich das ertrage. Ich wollte immer mit ihr bei dem World Cup reiten, doch das wird nichts. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn ich komplett sein lasse.“ Wenn ich nur daran dachte, was gewesen wäre hätte ich meine Träume einfach aufgegeben. Dann wäre ich jetzt nicht hier, dann hätte Ivy niemals den Weg zu mir gefunden und auch Niklas wäre ich nie begegnet. Nein, Träume aufgegeben ist keine gute Option.
      “Nein, du solltest deinen Traum nicht einfach so aufgeben. Klar wird es ohne Smooth anders sein, aber der World Cup ist immer noch ein großes Ziel. Auch, wenn du mit einem anderen Pferd teilnimmst, wird Smoothie dabei sein in deinem Herzen, denn ihr hast du es zu verdanken, dass du überhaupt so weit gekommen bist”, redete ich sanft ihm zu.
      “Du hast schon recht, aber sie ist was besonders. Opas Stute, mit der er damals gewann, steckt mit ihrem Stammbaum und deswegen hätte das nur mit ihr werden können”, sprach er leise. Noch immer blickte er von mir weg und konnte spüren, wie nah ihm das Thema ging.
      Behutsam begann ich zu sprechen: “Glaub mir, ich verstehe dich nur zu gut, dass du glaubst, Smooth ist das einzige Pferd, mit dem du dein Ziel erreichen kannst und ich verstehe auch, dass sie etwas ganz Besonderes ist, aber Abstammung ist nicht alles, was man braucht. Fähigkeiten und Talente sind ein viel größerer Faktor. Es geht auch nicht darum Smoothie zu ersetzen, denn es wird kein Pferd geben, welches sie ersetzen kann, aber es kann ein Pferd geben, welches ihren Weg fortsetzt, das weiterführt, was sie nicht mehr kann. Manchmal müssen wir unsere Träume dem Leben anpassen. Aber gib nicht einfach auf, worauf du schon so lange hingearbeitet hast.”
      “Dann wollen wir mal hoffen, dass Form das schafft, ansonsten muss ich mir was ausdenken. Latte könnte ein wunderbares Turnierpferd sein, wenn wir nicht arbeiten würden”, lachte Niklas auf einmal und zog mich zum Zaun, auf den Weg zurück zum Hof.
      “Latte? Ist das dein Dienstpferd?”, fragte ich neugierig, war aber ein wenig irritiert von seinem plötzlichen Überschwung.
      “Genau, wir wurden zusammen ausgebildet und ich reite ihn hauptsächlich. Vielleicht kannst du ihn mal kennenlernen”, überlegte er.
      “Gerne würde ich ihn kennenlernen, sofern es sich einrichten lässt. Ihr seid sicherlich ziemlich beschäftigt”, sagte ich. Er lachte.
      “Oh ja, sehr beschäftigt”, belustigte Niklas sich weiter.
      “Was ist denn da so lustig?”, fragte ich, denn mich beschlich das Gefühl, das er sich über mich lustig machte.
      “Ich reite drei Stunden am Tag, dann machen wir irgendwas sauber und dazwischen sitzen wir herum. Manchmal sind wir dann noch so was wie Ausreiten in der Stadt. Wirklich viel zu tun haben wir nicht, außer präsent zu sein. Am Wochenende wird es Mal aufregend, aber dort reite ich nicht so häufig mit”, erklärte er mir seinen Arbeitsalltag.
      “Wow, ich habe mir den Alltag eines Polizisten immer aufregender vorgestellt”, lachte ich.
      “In meinen Praktika gab es mehr Arbeit, doch mit den Pferden sind wir eine Sondereinheit, die auf Demonstrationen oder Fußballspielen eingesetzt werden. Dementsprechend besteht sehr viel aus Training, aber das habe ich nicht wirklich nötig”, überheblich wie eh und je sprach Niklas wieder über sich.
      “Natürlich kannst du schon alles, wie sollte es auch anders sein”, kommentierte ich seine Erzählung.
      “Im Stall sind wir dann fertig, oder?”, fragte Niklas später, nach dem wir dem Ivys Zeug endgültig geräumten und noch einmal die Gasse durchgefegt hatten.
      “Jap, alles fertig”, bestätigte ich.
      “Dann lass uns zum Essen gehen, du hast sicher auch Hunger”, schlug er endlich vor, nach einem Blick auf die Uhr. Es war kurz vor 8 Uhr, zeigte mir dann auch mein Handy an.
      “Grundsätzlich eine gute Idee, aber ich würde mich vorher noch umziehen wollen”, antworte ich ihm, denn so langsam klebte die nasse Reithose ziemlich unangenehm an mir.
      “Na gut, dann gehe ich noch Duschen. Wir sehen uns dann”, verabschiedete er sich ziemlich emotionslos von mir und lief zum Zimmer. Auch ich lief zu meinem Zimmer und als ich mein nasses nicht mehr ganz so wohlriechendes Shirt auszog, beschloss ich, dass eine Dusche vermutlich keine schlechte Idee sei. Bevor ich unter die Dusche schlüpfte, hängte ich die nassen Sachen zum trocken auf, auch wenn sie ohnehin in die Wäsche mussten.
      20 Minuten später stieg ich tropfend aus der Dusche und umwickelte mich mit dem Handtuch. Das Schwimmen und auch Niklas Angriff auf meine Frisur hatten einige Knoten hinterlassen, die ich dank Conditioner schnell wieder loswerden konnte. Auf das Föhnen verzichtete ich, da es eh noch warm genug, war als das sie schon von allein trockneten, außerdem bekam ich so langsam wirklich Hunger. Ohne weiter herumzutrödeln, wählte ich eine Jeansshorts und ein Top uns schlüpfte in meinen Sneaker. Diese hatten definitiv schon mal besser ausgesehen. Das weiß glich eher einem grau, der Sand setzte sich in den Nähten ab und der Sternenhimmel, den in mühevoller Kleinarbeit auf dem Swoosh gemalt hatte, verlor so langsam an Farbe. Ich schnappte mir mein Handy vor der Kommode, auf dem mir auch schon eine Nachricht von Samu entgegen leuchtete. Er wollte wissen, ob ich heute noch beim Essen auftauchen würde oder ob ich schon verschollen sei. Während ich die Treppe runterlief, antwortete ich ihm. Ich war so auf mein Handy fokussiert, das ich am Fuß der Treppe beinahe in Jace hineinlief.
      “Aufpassen Lina”, warnte er mich und ich konnte ihm gerade noch so ausweichen.
      “Sorry, hab dich nicht gesehen”, murmelte ich, während ich die Nachricht zu Ende tippte und das Handy wieder in der Hosentasche verschwinden ließ.
      “Ja, das habe ich gemerkt. Alles okay bei dir?”, fragte er und sah mich dabei mit einem Blick an, bei dem ich mich zunehmend unwohl fühlte, denn es lag zu viel ernsthafte Besorgnis darin, vor allem weil es gar keinen Grund gab über irgendetwas besorgt zu sein.
      “Außer das ich gleich verhungere, ist alles in bester Ordnung. Also, wenn du dann so freundlich wärst aus dem Weg zu gehen”, versuchte ich dieses Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, doch Jace hatte offenbar anderes im Sinn.
      “Und wie läuft es so zwischen dir und Niklas?”, fragte er nach. Wow, ich hätte ja alles erwartet aber nicht diese Frage. Seit wann interessierte er sich denn dafür?
      “Ganz wunderbar. Sonst noch Fragen oder darf ich dann jetzt endlich essen gehen?”, fragte ich, aber vermied dabei den Augenkontakt mit ihm. Es fühlte sich irgendwie nicht ganz richtig an mit Jace darüber zu reden und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass Jace nicht einfach nur aus freundschaftlichem Interesse fragte.
      “Nein, keine weiteren Fragen”, antwortete er und trat endlich zur Seite, sodass ich an ihm vorbeikam. Schnell verschwand ich aus dem Haus und machte mich auf den Weg zum Essen.

      Niklas
      Einige Minuten wartete ich am Haus noch auf Lina, doch als sie nicht kam, lief ich schon vor zu den Bänken. Alle waren bereits da und auch die Trainer wirkten sehr unzufrieden, durch meine Verspätung. Noch bevor ich mich hinsetzte, zog mich Frau Wallin zur Seite.
      “Wo zur Hölle ist Vriska?”, fragte sie ziemlich genervt.
      “Woher soll ich das denn wissen?”, fauchte ich zurück. Es war nicht meine Aufgabe auf die aufzupassen, aus welchen Grund auch.
      “Wenn du sie siehst, sage ihr bitte, dass ich mit ihr dringend sprechen muss”, wurde sie eruptiv freundlicher. Nun doch ziemlich interessiert, worum es ging, musste ich mehr erfahren.
      “Ich glaube, es geht ihr nicht so gut. Wenn sie wollen, sage ich ihr, was sie wollten”, bot ich fälschlicherweise an.
      “Okay, aber sage es ihr bitte wirklich. Im Vorstand wurden Unterlagen eingereicht, die bestätigen, dass sie im Verein bleiben kann”, lächelte Frau Wallin erleichtert. Doch meine Begeisterung, sie nicht mehr sehen zu müssen, verschwand. Ich nickte und entschied es ihr nicht zu sagen. Wer nämlich nicht zum Training kam, musste mit Konsequenzen rechnen. Damit konnte ich sie doch noch loswerden. Mit einem breiten Grinsen vor lauter Schadenfreude setzte ich mich zu Chris und Ju an den Tisch.
      “Was ist passiert?”, fragte Chris nach.
      “Sie wollte wissen, wo Vriska ist, weil sie etwas wissen wollte, aber ich konnte nachhelfen”; log ich.
      “Ah verstehe. Also sie ist vor einer halben Stunde mit Erik in die Stadt gefahren”, klärte er mich dann auf. Dass der Kerl mit ihrem Fehlen zu tun hatte, hätte mir klar sein müssen. Statt eine Antwort zu geben, rollte ich mit den Augen. Dann verlangte Herr Holm nach unserer Aufmerksamkeit und wir drehten uns zu ihm.
      “So ihr Lieben, morgen ist es dann so weit. Jeder von euch wird eine Kür reiten, aber wir haben uns dann noch etwas anderes überlegt. Wer der Meinung ist, seine Note ausbessern zu müssen, kann dann noch einen M Springparcours reiten, den wir erst morgen bekannt geben werden. Auch die Starterliste hängt erst morgen früh aus, damit ihr auch alle pünktlich beim Frühstück sein werdet. Außerdem gibt es noch eine kleine Veränderung, aber darüber werden wir euch noch rechtzeitig informieren”, sagte er. Mir rutschte kurz das Herz in die Hose. Wenn er das mit Vriska nun noch allen sagen würde, konnte ich meinen Plan vergessen. Doch während wir ihm zuhörten, verlor er kein einziges Wort darüber. Stattdessen erklärte unser Trainer erneut die Formalien wie Ausrüstung und wann die Kür spätestens beim Richter vorliegen müsste. Außerdem würde jeder Teilnehmer im Anschluss mit seinem Pferd zum Tierarzt müssen, da dabei auch die Flugtauglichkeit geprüft werden würde. Anders als erwartet, würden die Noten im Register offiziell eingetragen werden. Ju blickte erschrocken zu Chris und dann zu mir. Er sprach ihm gut zu und machte ihm Hoffnung zur Not auch den Parcours mit Amy noch bestreiten zu können.
      Endlich sah ich Lina kommen und kurz danach folgte auch Jace ihr. Sie setzt sich zu Samu und Jayden, die bereits am Essen waren.
      “Möchte noch jemand etwas sagen oder fragen?”, gab Herr Holm seine Position ab. Noch einmal atmete ich tief durch und stand auf. Mein Blick richtete ich zu Lina, die dann zu mir hoch saß. Vor versammelter Mannschaft begann ich zu sprechen: “Ich weiß, dass ich vor ein paar Tagen noch etwas anderes sagte und ja mir ist klar, dass das ziemlich unüberlegt wirkt. Aber Lina, ich möchte mit dir gemeinsam den kommenden Weg beschreiten und keine Umwege mehr nehmen. Möchtest du mit mir zusammen sein?” Meine Knie wurden weich, als ich das Aussprach und nervös fummelte ich an dem Gestell meiner Brille herum. Ich wusste nicht genau, was sie davon halten würde. Vor allem, weil ich es laut vor allen anderen sagte. Die ganze Aufmerksamkeit lag gerade auf uns und es war still. Extrem still.
      Linas Augen wurden immer größer, bevor sich ein Lächeln aus ihrem Gesicht ausbreitete.
      Es dauert noch quälende Sekunden, bis sie endlich antworte: “Ja…Ja, ich möchte mit dir zusammen sein.” Während sich das sagte war sie aufgestanden und zu mir rüber gelaufen, sodass sie nun vor mir stand. “Ja, einfach ja”, sagte sie noch einmal leise und ein Leuchten trat in ihre Augen. Ohne weiter nachzudenken, legte ich meine Hände an ihre Hüfte, schloss die Augen und drückte meine Lippen leidenschaftlich auf ihre Lippen. Die Menge tobte.

      Währenddessen irgendwo auf der Straße…

      Vriska
      Wardruna spielte und müde lehnte ich mich in den Sitz. Die Straßen waren dunkel und wir hatten freie Fahrt, nur wenige Fahrzeuge kamen uns entgegen und ich starrte fasziniert in den Abendhimmel. Die leisen Klänge der Trommeln aus den Lautsprechern hypnotisierten mich förmlich. Wir unterhielten uns darüber, wieso er nicht früher mich informierte über seinen Hund. Es war ihm unangenehm und Erik nahm an, dass er am Nachmittag wieder zu Hause sein würde. Das bestätigte sich offensichtlich nicht.
      “Glaubst du an das Schicksal?”, fragte ich aus dem Dunst heraus, als ich nachträglich die Barken am Straßenrand beobachtete, die an uns vorbeirauschten. Ich wünschte mir, dass Gefühl immer in mir tragen zu können. Sorgenfrei saß ich wohl mit dem besten Typen der Welt im Auto. Im Hintergrund ertönte entspannte Musik und nichts schwebte mir durch den Kopf, als das hier nie enden lassen zu wollen.
      “Natürlich”, antwortete Erik kurz und er legte seine Hand auf meinen Arm, den ich auf der Lehne hatte. Das Kribbeln in meinen Bauch kam wieder. Seine Berührung bereitete mir Hoffnung, dass das alles richtig war. Bevor ich ausschüttete, was in meinem Kopf herumschwirrte, atmete ich tief ein und wieder aus.
      “Nach dem du da warst, wollte ich nichts anderes als dich”, murmelte ich nachdenklich. Die Worte kamen in großen Abständen aus meinem Mund, bis ich es komplett flüssig wiederholte. Doch eine Antwort bekam ich von ihm nicht direkt. Deprimiert drehte ich mich zu ihm und sah mich nicht einmal an.
      “Aha”, sagte Erik schließlich ziemlich desinteressiert. Innerlich zerbrach etwas und drehte mich wieder zur Seite, um aus dem Fenster zu sehen. Viele Kilometer schwiegen wir einander an und bis er schließlich die Stille auflöste.
      “Wenn ich dir das glauben sollte, dann wäre es vermutlich klüger gewesen nicht mehrfach mit meinem Bruder ins Bett zu springen und wer weiß, was du dir dabei noch erhofft hast. Es wirkt jetzt eher so, als wäre ich die Alternative.” Es schmerzte noch mehr, dass er die Wahrheit aussprach. Doch vollständig recht hatte er damit nicht. Ich hatte ein gutes Gefühl nach dem Gespräch mit ihm, sonst hätte ich wohl nicht auf ihn gewartet.
      “Ich … Das”, Erik ließ mich nicht einmal aussprechen und sagte: “Höre auf dich zu rechtfertigen. Es ist mir egal, aber erzähl mir dann nicht solchen Müll.”
      “Halte bitte an”, sagte ich schließlich und er bremste ab auf den Seitenstreifen.
      “Alles in Ordnung?”, fragte Erik fürsorglich. Verwundert runzelte ich die Stirn und sah zu ihm.
      “Es ist jetzt nicht dein Ernst? Ich erzähle dir von meinen Gefühlen und du wirfst sie in den Dreck. Nichts ist in Ordnung, deswegen will ich jetzt zurück. Ich hole mir ein Taxi”, antwortete ich empört und möchte aussteigen. Doch Erik griff nach meinem Arm und hielt mich damit im Fahrzeug.
      „Wenn du mir jetzt einmal klar und deutlich sagst, dass du zurückmöchtest, fahre ich dich. Aber dann war es das“, schlug er vor. Ich musste darüber wirklich nachdenken. Es verletzte mich, was er sagte und sein Vorschlag war nicht viel besser. Ich wollte unter allen Umständen so schnell wie möglich zurück zu meinem Pferd, doch es zur Folge hatte, ihn nie wieder bei mir zu haben, schwieg ich und schloss die Beifahrertür wieder.
      Im nächsten Augenblick wachte ich auf. Wir waren in einer Stadt angekommen und die Straßenbeleuchtung strahlte in mein Gesicht. Die Schaufenster waren hell erleuchtet und voll mit irgendwelcher Kleidung, die ich nie im Leben tragen würde.
      „So, wir sind da. Meinetwegen können wir auch bei mir schlafen“, schlug er vor. Kurz dachte ich darüber nach, doch fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken. Morgen würde es früh losgehen und fand in seiner Gegenwart sowieso nur wenig Schlaf.
      „Mir ist das jetzt ziemlich unangenehm, aber hatten wir vorhin ein fragwürdiges Gespräch?“, fragte ich.
      „Ja und dann bist du eingeschlafen“, antwortete Erik trocken.
      „Ich hoffte, dass es nur ein Alptraum war“, murmelte ich und folgte ihm. Es war still in der Stadt, nur einige verstrahlte taumelten durch die Straße. Erik hielt sein Handy gegen die Tür, die sich sogleich öffnete. Ein Ungeheuer von Hund stürmte aus der Wohnung mit tiefen Geräuschen und ich trat einige Schritte zurück. Der Riese stützte sich direkt mit seinen Vorderbeinen an den Anzug seines Herrchens. Er jaulte aus der Seele heraus und wedelte mit dem Schwanz.
      “Trymr, det är Vriska”, stellte Erik mich dem Hund vor, der sich höflich vor mich setzte. Sein langer wuscheliger Schwanz wischte über den Boden und streckte ihm die Hand entgegen. Freundlich roch er an ihr und strich ihm über den Kopf. Sein Fell war weich, doch hatte auch etwas von einem Rauhaardackel.
      „Ich hätte an einen kleineren Hund gedacht“, sagte ich überrascht zu Erik, der nur lachte und seine Wohnung betrat. Sie war riesig und extrem aufgeräumt. Überall standen Designer Möbel und ich verharrte überrascht neben der Haustür. Ich hatte Angst etwas anzufassen. Währenddessen drückte sich sein Hund an meine Beine und ich streichelte ihm durchs Fell. Trymr hechelte.
      “Ich möchte aber dann wieder los, weil morgen früh muss ich um 8 Uhr bei meinem Pferd sein”, kam ziemlich spät meine Antwort auf seine Frage im Auto. Er nickte und sammelte einige Dinge zusammen.
      An den Wänden hingen keine Bilder und alles wirkte sehr unpersönlich. Nur ein Foto seiner Ex-Freundin und der gemeinsamen Tochter stand auf der Anrichte. Es war eine bildschöne blonde Dame. Vermutlich hatte sie sogar Modelmaße und dann blickte ich an mir herunter. Ich trug eine zu große graue Jogginghose, die schlabbernd an mir hing und alles andere als schön war. Am Oberkörper hatte ich meinen geliebten schwarzen Kapuzenpullover, der mein Untergewicht kaschierte. Ich war das genaue Gegenteil der jungen Dame auf dem Bild.
      „Bist du dir wirklich sicher, dass du das mit uns versuchen möchtest“, stammelte ich verschlossen. Wie ein aufgescheuchtes Huhn lief Erik von links nach rechts durch die Wohnung und sammelte dabei immer mehr Sachen ein, die er mitnehmen wollte. Bis Erik vor mir stehen blieb und verliebt in die Augen sah.
      „Wieso nicht? Wie kommst du darauf?“, fragte er besorgt und legte seine Hände an meinem Kopf. Für einen Augenblick schloss ich meine Augen, um festzustellen, ob ich noch schlief. Es war kein Traum.
      „Deine Ex ist so perfekt und ihr seht so glücklich aus”, murmelte ich traurig. Irgendwo tief in mir tat es wirklich leid, dass sie nicht mehr zusammen waren.
      “Vriska, bitte. Sage so etwas nicht, wenn du keine Ahnung hast”, brummte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Bevor er die Hände von mir losließ und noch hinzufügte: “Sei nicht so kritisch mit dir selbst, schließlich bist du die Erste in meiner Wohnung.”
      Das sagte er so leicht. Schließlich musste ich über den Tag hinweg, ihn mehrfach davon überzeugen, dass es nichts Schlechtes an seinem Körper gab. Aus dem Bad kam er endlich mit einer kleinen Reisetasche, in denen Erik die Sachen verstaute. Darunter einige Kleidungsstücke und Hundefutter in einer Plastikdose. Es war gefrorenes Fleisch und nicht wenig, natürlich. Der Hund kam direkt aus der Hölle und fraß dementsprechend viel.
      Beim Verlassen der Wohnung griff Erik noch nach der Hundeleine und Trymr lief voraus. Aufregt stand der Hund vor dem Auto und wartete darauf, endlich einzusteigen.
      „Wie soll der da reinpassen?“, fragte ich überrascht. Erik lachte nur und holte aus dem Kofferraum eine Decke, die er über die Rückbank legte. Zusätzlich legte er ihm ein Geschirr um. Dann sprang der Hund hinein und Erik befestigte ihn am Anschnalle. Trymr legt sich direkt über die ganze Rückbank und der Platz war vollständig genutzt. Seine Sachen legte er hinten rein und ich stieg auf der Beifahrerseite ein. Der Motor startet und ich schlief wieder ein.
      „Vriska“, wurde ich mit einer sanften Stimme geweckt. Verschlafen richtete ich mich auf dem Sitz auf und Erik stand in der Beifahrertür. Auch Trymr schaute freundlich hinein.
      „Wie spät ist es“, murmelte ich noch im Halbschlaf. Erik sah auf seine Uhr.
      „Es ist 10 nach halb 2. Ich musste noch kurz Tanken und neue Zigaretten kaufen“, sagte er und machte Platz, damit ich aufstehen konnte.
      „Also bist du fast vierundzwanzig Stunden wach? Du bist doch irre“, raunte ich und stieg aus.
      “Nein, ich habe mich zwischendurch zurückgelehnt und dann”, lachte er.
      “Soweit ich weiß, kann das Ding nicht autonom fahren”, flüsterte ich. Dann schlürfte ich Richtung Zimmer und fiel direkt ins Bett. Erik folgte mir und sein Hund legte sich davor ab.

      © Mohikanerin, Wolfszeit // 89.209 Zeichen
      zeitliche Einordnung {August 2020, Tag 12}
    • Wolfszeit
      Nationalteam XVI | 13. September 2021

      Satz des Pythagoras // Glymur
      Up Town Girl // Small Town Dude
      Walking In Sunshine // Lady Moon // HMJ Divine


      Lina
      Ich wachte auf, weil die ersten Sonnenstrahlen durch das Rollo fielen und das Zimmer mit kleinen goldenen Lichtflecken sprenkelte. Für einen Moment blickte ich an die Decke, ließ mir die Ereignisse von gestern durch den Kopf gehen. War das gestern tatsächlich passiert? Hatte Nik vor allen diese Frage gestellt? Ja... Ja, hatte er! Ich rollte mich vorsichtig zur Seite und erblickte ihn, wie er noch friedlich schlief. Es fühlte sich surreal an, den Mann neben mir als meinen Freund bezeichnen zu dürfen, meinen festen Freund! Ein wohliges Gefühl durchfloss mich, als ich ihn so betrachtete, denn ich war sicher, dass das hier kein Traum war. Dafür war es viel zu detailliert, so viele Details könnte sich nicht mal mein Gehirn ausdenken. Jedes einzelne dieser Details, nahm ich genau wahr, seine hübschen Wimpern, die sanfte Schatten auf sein Gesicht warfen, den Schwung seiner Lippen, der markante Kiefer. Ein schwacher Duft nach Pferd und Duschgel ging von ihm aus. Niklas bewegte sich im Schlaf und zog mich ein Stück näher an sich heran. Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf seiner Brust ab, die sich sanft hob und senkte. Seine Haut fühlte sich warm an und ich verspürte das Bedürfnis mit meinem Finger die Linien seiner Muskeln entlangzufahren, doch da ich ihn nicht wecken wollte, behielt ich meine Finger bei mir, oder versuchte es zumindest diese bei mir zu halten. Ich schloss die Augen wieder und lauschte auf seinen ruhigen Atem und das gleichmäßige Schlagen seines Herzens.
      Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn das nächste Mal wurde ich nicht von Licht geweckt, sondern unsanft von dem nervigen Wecker von Niklas Handy. Müde griff er ins Leere, um das Ding auszuschalten. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der durchdringende Radarton endlich zu Ende war. Müde drückte Niklas sein Gesicht ins Kissen und setzte sich dann hin.
      “Guten Morgen, Engel”, begrüßte er mich liebevoll und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
      “Guten Morgen”, murmelte ich noch ein wenig verschlafen, während ich mich aufrappelte und erst einmal herzhaft gähnte. “Ich hoffe, du hast gut geschlafen”, fügte ich schon etwas wacher hinzu.
      “Mit dir an meiner Seite natürlich, aber ich muss jetzt duschen. Schließlich beginnt um 7 Uhr die Vorbereitung und eigentlich muss ich noch was mit Vriska besprechen”, murmelte er nachdenklich. Bei seinem letzten Satz wurde ich neugierig: “Etwas mit Vriska besprechen, so früh schon?”
      “Ja, leider. Frau Wallin erzählte mir gestern, dass sie wohl doch im Verein bleiben könne und ich sollte ihr das mitteilen. Eigentlich dachte ich darüber nach, es nicht zu sagen, damit sie doch gehen muss und ich meine Ruhe habe. Doch nach reichlicher Überlegung wäre es nicht so klug. Schließlich geht es um den Verein und das Land und nicht um mich oder irgendwelche Machtspielchen”, erklärte er mir ruhig und ärgerte sich dabei selbst über seine Dummheit.
      “Das ist eine vernünftige Entscheidung”, sagte ich bevor ich noch etwas hinzufügte: “Und über diese Nachricht wird sich Vriska sicher freuen.”
      “Ich habe aber ehrlich gesagt keine Lust mehr auf die. Sie macht das nur kaputt mit uns”, murmelte er weiter und strich mir mit seiner warmen Hand über die Wange. Einen Moment lang dachte ich über seine Worte nach, ob er vielleicht recht haben könnte. Ich dachte an das Gespräch am Wasser gestern, aus dem ich nicht wirklich schlau geworden war. Gleichzeitig dachte ich aber auch an sie und Erik, wie gut die beiden sich direkt verstanden. Nach reichlicher Überlegung antworte ich erwägend: “Also ich glaube, momentan ist sie mit anderen Dingen beschäftigt, als anderen ihre Beziehung zu zerstören.”
      “Hoffentlich behältst du damit recht, obwohl. So ein Zwergenkampf hätte sicher etwas Unterhaltsames”, lachte Niklas und stand auf.
      “Klar, dass du das wieder lustig findest. An deiner Stelle würde ich lieber aufpassen. Zwerge können ganz schön garstig werden, wenn man sie zu sehr verärgert”, antwortete ich schnippisch.
      „Wer hochfliegt, fällt tief. Denk dran“, zog er sich wieder seine Kleidung an.
      “Ich werde es mir merken”, sagte ich. Mit einem leisen summen kündigte mein Handy den Eingang einer Nachricht an. Komisch, wer würde denn so früh schon etwas von mir wollen? Ich bewegte mich bis zur Bettkante, um das Gerät vom Nachtisch zu fischen. Auf dem Sperrbildschirm wurde mir sogleich eine Nachricht angezeigt: “Kaunis hyvä aamu.” Ungewöhnlich für Samu, normalerweise kam er entweder rüber, wenn er so früh schon etwas wollte oder aber er wartete bis zum Frühstück.
      “Hyvää huomenta sinullekin. Miksi kirjoitat minulle ennen aamiaista?”, tippte ich in das Handy und kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, kam auch schon die Antwort: “Nukuitko hyvin?”
      “Kyllä, kiitos kysymästä”, antworte ich, wunderte mich allerdings warum er mir deswegen extra schrieb. Spätesten beim Frühstück hätte er sicherlich gemerkt, ob ich gut geschlafen hatte. Scheinbar schien die Frage nach meinem Schlaf nicht seine einzige Motivation, denn er tippte schon eine Antwort.
      “Ja?”
      “Ja mitä?”, hakte ich nach, weil ich nicht verstand, worauf er hinauswollte.
      “Ja oliko teillä vielä hauskaa eilen?”, bekam ich als Antwort zusammen mit einer selbstgefällig grinsenden Emoji, der keinen Zweifel ließ, worauf mein bester Freund eigentlich hinauswollte. Ich war ein wenig aus dem Konzept gebracht, denn so eine Frage hätte ich von Jace oder von Alec erwartet, aber nicht von ihm.
      “SAAAMUU! Miksi kysyt jotain tuollaista!?”, tippte ich empört als Antwort. Bevor ich es absendete, fügte ich noch etwas hinzu: “Mutta ei.” Auf eine weitere Antwort von ihm warte ich gar nicht erst, sondern ließ das Handy aufs Bett fallen.
      “Muss ich mir Sorgen machen? Du wirkst so genervt”, sprach mich Niklas dann wieder voll bekleidet an.
      “Nein, alles gut. Samu stellt nur komische Fragen”, beantwortete ich seine Frage.
      “Okay, damit müssen wir wohl heute noch leben. Aber ich muss mich dann umziehen gehen, so kann ich mich nicht auf Smoothie setzt”, verabschiedete er sich und gab mir noch einen innigen Kuss, bevor er die Tür hinter sich zu fallen ließ. Meinetwegen könnte so jeder Morgen beginnen. Na gut fast so, die komischen Fragen dürfen sämtliche Personen gerne für sich behalten.

      Vriska
      Kurz bevor der Wecker klingelte, wachte ich auf. Gerade als ich mich zum Nachttisch drehte, fiel mir auf, dass der Höllenhund am Bettende lag und somit auch teilweise auf meinen Beinen. Schockiert schrie ich auf, womit ich Erik weckte.
      „Was ist los?“, murmelte er verschlafen und ich deutete auf Trymr.
      „Jetzt stell dich doch bitte nicht so an, das ist doch nur ein Hund“, sagte er darauf hin und drehte sich weg von mir. Schwanzwedelnd sprang das Ungetüm vom Bett und stellte sich sehr nah an meinem Kopf. Er roch nicht nach Hund, sondern entgegen meiner Erwartung nach Kiwi. Freundlich strich ich ihm über den Kopf.
      „An dich muss ich mich wohl noch gewöhnen“, flüsterte ich ihm zu, worauf er noch stärker mit seinem Schwanz wedelte und ein Trommeln erzeugte. Erik drehte sich wieder zu mir und blickte mich an.
      „Wie kommst du denn darauf, dass du ihn noch öfter sehen wirst?“, raunte er und schmunzelte dabei überrascht. Wie er so dalag, kam das Verlangen in mir wieder hoch, einfach über ihn herzufallen und bestenfalls die Kür noch einmal zu üben.
      „Ich schätze, dass du nicht nur aus Höflichkeit noch immer Zeit mit mir verbringst“, antwortete ich und gab ihm einen schnellen Kuss auf den Mund. Dabei bekam ich das Gefühl wieder dreizehn Jahre jung zu sein, frei von allen Erlebnissen und den typischen ersten Kuss zu haben.
      „Da hast du vollkommen recht“, sagte Erik und griff entschlossen um mich herum. Dabei zog er mich fest an sich heran.
      „Ich muss dir was sagen“, zögerte ich. Als wüsste er, was ich sagen wollte, drehte er. So, dass ich nur auf ihm saß. Erik legte seine Hände ab meine Hüfte und ich sah zu ihm runter.
      „Lass mich raten. Du willst gerade nichts lieber, als mir die Kleidung vom Leibe zu reißen und ungestümen Spaß zu haben“, lachte er. Langsam fuhr er mit seinen Händen herunter, strickte mir sanft über meine Oberschenkel, die noch immer die Spuren von vor einigen Tagen aufwiesen. Es entging ihm nicht, doch sagte er auch nichts dazu.
      „Da hast du vollkommen recht“, antworte ich sanft und nahm meine Hände von seiner Brust, legte sie an seinem Kopf und drückte meine Lippen auf seine. Instinktiv bewegte sich meine Hüfte leicht und der Kuss wurde impulsiver. Auch er fand Gefallen daran und drehte mich mit seinem Mal auf den Rücken. Erst dann ließ er von mir los.
      „Meine Meinung hat sich von gestern zu heute nicht geändert, aber wenn du es so nötig hast“, schmeichelte Erik mir. Nicht nur seine Hand rutschte langsam nach unten, sondern auch sein ganzer Körper.
      So etwas spürte ich bisher noch nie. Ein Feuerwerk breitete sich in mir aus und nur mich der Wecker schaffte es mich wieder zurück in die Realität zurückzuholen. Erik lag mittlerweile wieder neben mir. Meinen Kopf legte ich auf seiner Brust ab. Es interessierte mich brennend, was mich erwarten könnte und ich legte meine Hand auf seiner Hose ab, die er sogleich mit seinem Umschluss.
      „Ich habe es nicht so nötig“, schmunzelte Erik und holte meine Hand nach oben auf seinen bedeckten Bauch.
      „Nicht mal anfassen?“, fragte ich bedrückt.
      „Na gut“, gab er endlich nach. Jetzt wurde es mir doch etwas unangenehm, ich zögerte. Ihn schien es nicht zu stören, bis ich Schlussendlich doch zupackte.
      „Du … ihr liegt noch immer Bett? Hop, Hop Vriska“, störte Chris unseren Moment, in dem er ohne zu klopfen in das Zimmer hereinplatzte.
      „Schon gut, ich stehe auf“, murmelte ich genervt. Trymr freute sich mehr über den unangekündigten Besuch und holte sich eine Streicheleinheit ab, als Chris sich provokant an den Tisch setzte. Unter der Decke griff ich nach meiner Unterwäsche und streifte sie mir über.
      „Kannst du dich wenigstens kurz umdrehen, wenn du schon hierbleiben musst?“, forderte ich ihn auf und er kam dieser direkt nach. Erik grinste nur.
      „Wenigstens bin ich jetzt nicht der Spaßverderber“, flüsterte er in mein Ohr und gab mir einen Kuss.
      „Ich habe dich auch lieb“, erwiderte ich übertrieben theatralisch und sammelte meine Kleidung auf. Aus dem Schrank nahm ich die Turnierkleidung, die in einer separaten Tasche verpackt war. Mit allem bewaffnet verschwand ich im Bad, um mich fertig zu machen. Meine Haare flocht ich, so gut ich konnte, ein und nach dem Zähneputzen und schminken verließ ich wie neu das Badezimmer.
      „So ich bin dann so weit“, sagte ich und präsentierte mein Outfit.
      „Wenn du dich so an den Tisch setzt, bist du bis zur Prüfung vollkommen dreckig“, lachte Chris und gab mir einige Ratschläge, wie ich bis dahin sauber blieb. Den Tipp mit der Jogginghose setzt ich sogleich um und spürte, dass ich wohl noch am Heldentod elendig eingehen werde.
      „Nimmst du deinen neuen besten Freund bitte mit“, bat mich Erik, bevor ich begriff, dass er damit Trymr meinte, stand auch schon Niklas an der Tür. Wie auch Chris trug keiner der beiden Turnierkleidung und er hatte sogar nur Latschen an. Langsam wirkte es immer mehr wie ein schlechter Amateurfilm mit den drei hübschen Kerlen und mir. Dabei musste ich lachen, was ihn sichtlich verwirrte.
      „Halten wir es kurz. Du bleibst im Team, alles Weitere, musst du Kristine fragen“, sagte er ohne mich zu begrüßen und verschwand so schnell, wie er kam.
      „Wusstest du das?“, erkundigte ich mich bei Chris empört, der aber auch wie ein Auto schaute. Er schüttelte den Kopf.
      „Kannst du mich einen Moment allein lassen? Ich bin gleich da“, bat ich ihn dann noch, worauf er aus dem Zimmer lief und die Tür hinter sich schloss. Erik wusste schon, dass ich noch einige Worte mit ihm wechseln wollte.
      „Herzlichen Glückwunsch“, gratulierte er mir, noch bevor ich irgendein Wort zu ihm sagen konnte. Dann umarmte er mich innig.
      „Danke“, stotterte ich überfordert. In dem Augenblick wusste ich gar nicht, ob die Tatsache im Team zu bleiben, überhaupt das war, was ich wollte. Ich hatte mich damit abgefunden, nicht zu ihnen zu gehören und mich mehr oder weniger so benommen.
      „Erik?“, tastete ich mich vorsichtig an das, was ich sagen wollte.
      „Ja?“, schmunzelte er direkt.
      „Ich mag dich wirklich, bitte denk daran. Auch falls ich nach her zur größten Zicke werde, die man weit und breit finden kann. Okay?“, bat ich ihn.
      „Natürlich, du musst mir das nicht jedes Mal aufs Neue sagen. Mit dem wie du dich mir gegenüber benimmst, beweist du es jede Sekunde.“ Gerührt von seinen Worten rutschte mir eine Träne über die Wange, die er sogleich wegwischte. Meine Hoffnung lag nun darin, dass die Schminke nicht vollkommen für die Tonne war.
      „Und geh, schreib mir dann direkt, wenn du weißt, wann du dran bist. Oder egal was ist. Trymr ist bei dir“, fügte er noch hinzu. Vom Kleiderhaken nahm ich die Leine und legte sie an das Halsband des Ungeheuers, das mir treu aus der Tür folgte. Chris beschwerte sich so gleich, dass ich ewig gebraucht hätte.
      Als ich am Tisch gerade den Mund öffnete, um Chris und Ju erzählen zu wollen, wie glücklich ich genau in dem Augenblick sei, stoppte mich der PoC.
      „Wenn du jetzt nicht davon schwärmen möchtest, dass du bei uns bleiben wirst, wollen wir gar nicht deine Bettgeschichten hören“, lachte er und ich verstummte. Meine positive Stimmung hatte allerdings nicht viel damit zu tun und streichelte dem Hund über den Kopf.
      „Ach Chris, wenn unser Erik sie wirklich flachgelegt hat, müssen wir uns Sorgen machen“, lachte Ju. Mein Blick blieb versteinert, woraufhin er seine Miene verzog.
      „Keine Sorge, ich habe ihn nur ein wenig verdorben“, klärte ich auf, sodann wirkten beide sichtlich erleichtert. Diese seltsame Reaktion hatte ich bereits mehrfach erfahren müssen. Dem musste ich wohl noch auf die Spur kommen, denn langsam kam es mir seltsam vor. Grundsätzlich verstand ich es, wie er es mir sagte, doch das sein Umfeld so über ihn sprach, machte mich skeptisch.
      “Ich freue mich, dass ihr endlich alle da seid. Einige von euch werden es vermutlich mitbekommen haben, dass Anders mit dem Transporter unterwegs war. Wir haben vom Vorstand eine Mittelung bekommen, dass zwei neue Mitglieder heute dazu stoßen werden. In der kommenden Saison sind wir auch im Westernsport vertreten, also willkommen …“, sprach Frau Wallin an und kam ins Stottern. Hektisch faste sie in den Taschen herum und suchte irgendwas. Dann traten zwei junge Leute von der Seite hervor und wir alle schenkten ihnen die maximale Aufmerksamkeit.
      “Vermutlich können sie euch mehr sagen als ich, weil wie man die sattelt, weiß nicht mal ich”, lachte sie noch und setzte sich zu Herrn Holm, der müde an seinem Kaffee nippte. Irritiert sah ich mich um.
      “Ich war ein Abend nicht da und auf einmal ändert sich alles?”, flüsterte ich Chris zu. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
      “Oh, dann weiß sie das andere auch noch nicht”, triumphierte Ju leise. Noch mehr verwirrt blickte ich immer wieder von einem zu dem anderen.
      “Wovon zur Hölle sprecht ihr?”, versuchte ich endlich in Erfahrung zu bringen, was Ju mir mitteilen wollte. Die Jungs murmelten etwas unverständlich und drucksten herum, bis Chris endlich das Wort ergriff.
      “Niklas hat gestern vor dem ganzen Team Lina gefragt, ob sie zusammen sein wollen und das auf seiner typischen romantischen Art”, zum Ende des Satzes wurden seine Stimme noch leiser. Obwohl ich erleichtert sein sollte, fühlte ich mich elendig. Eine kleine Welt stürzte in mir zusammen und entriss mir die letzte Hoffnung. Aber die Hoffnung wovon? Es fiel mir wirklich schwer eine endgültige Entscheidung zu treffen, was ich wollte. Erik war toll, nein, er war sogar perfekt. Doch Niklas hatte irgendwas in mir ausgelöst.
      “Denk nicht so viel darüber nach, du hast das selbst so entschieden”, holte mich Chris zurück in die Realität. Ich nickte und Trymr steckte seinen Kopf von hinten durch meinen Arm. Aufmunternd drückte er sich an mich. Wie konnte so ein riesiger Hund mit nur einer Bewegung, so viel Liebe ausstrahlen?

      Annalotta
      Etwas verschlafen rieb ich mir die Augen und starrte in die ganzen fremden Gesichter, die meinem Bruder und mir gegenüberstanden. Joseph war da einfach. Er kam sofort ins Gespräch, stellte sich als “Joseph Magnus Augustsson” und mich als seine kleine Schwester Annalotta Leigh Augustsson vor – dass “kleine” betrug nur eine Minute, denn wir waren Zwillinge und er hatte es vor mir geschafft, auf die Welt zu kommen. Doch wann immer er die Chance dazu bekam, war ich stets die kleine Schwester.
      Es dauerte gar nicht lange, da war er mit ein paar der Jungs zum Buffet verschwunden und hatte mich einfach stehen lassen. Toll, dachte ich mir und schaute mich Hilfe suchend um.
      Die Mädels schienen nach der Vorstellungsrunde ebenfalls ziemlich schnell das Interesse verloren zu haben, sodass ich einfach kehrt machte und zurück zum Transporter ging, aus dem Herr Holm gerade unsere beiden Pferde auslud. “Lassen Sie, ich nehm’ Dude selbst”, verkündete ich und schnappte mir den Führstrick des Scheckens. Small Town Dude plusterte sich, ganz untypisch für ihn, enorm auf und wieherte einmal laut. Up Town Girl antwortete ihm sofort. So eine lange Reise hatten sie gar nicht hinter sich gehabt, von der Bow River Ranch zum Whitehorse Creek Stud.
      Auf dem Hof gab es für jedes Pferd eine Paddockbox. In eine dieser Boxen brachte ich Dude, löste den Strick vom Halfter, sah ihm zu, wie er sofort nach draußen trabte und sich neugierig umsah. Die Boxen waren alle leer und ich fragte mich wirklich, wo die anderen Pferde abgeblieben waren.
      Als ich mich umdrehte, kam auch schon Herr Holm mit Girl und stellte sie auf die gegenüberliegende Seite. “Herr Holm wo sind denn die ganzen anderen Pferde?”
      “Verteilt auf den Koppeln”, antwortete er mir knapp drückte mir den Strick von Girl ebenfalls in die Hand und wandte sich zum Gehen. “Nimm dir auch was zu essen vorne vom Buffet. Es wird ein langer Tag.”
      Nach einem kurzen Blick auf mein Handy hellte sich meine Miene sofort auf. Caleb hatte mir geschrieben, dass er es vermutlich für unseren Ritt schaffen würde, hierherzukommen.
      Die letzten Wochen, als wir bei und mit ihm trainiert hatten, hatte ich mich mit ihm angefreundet. Wenn man ihn erst besser kannte, war er einer der besten Freunde, die man haben konnte - auch wenn sein Unterricht knallhart war und er keine Fehler duldete.
      Ich atmete einmal tief durch und machte mich nun auch auf zum Frühstück, bei dem ich mich kurzerhand neben meinen Bruder setzte. Zum Glück war dort noch ein Platz frei gewesen, sodass ich mir die Blamage ersparen konnte, wie ein scheues Reh hin und herzulaufen, um mir einen Platz zu suchen.
      Seph sah kurz zu mir rüber, schaute mich fragend an und wartete auf ein kleines Nicken meinerseits. Erst dann wandte er sich wieder dem Gespräch der Jungs zu, an dem er weiterhin rege teilnahm.

      Lina
      Wie jeden Morgen saß ich mit Samu und meinen anderen Kollegen ein wenig abseits des Teams und natürlich hatte sich Niklas auch dazugesellt. Während die andern sich nicht wirklich für die beiden Neuankömmlinge zu interessieren schienen, entging mir nicht, dass die junge Dame ein wenig verloren aussah zwischen den ganzen Jungs. Somit beschloss ich sie aus ihrer Lage zu befreien und sie zu uns an den Tisch einzuladen.
      “Wo willst du hin?”, fragte Samu interessiert, als ich gerade aufstehen wollte.
      “Na unsere Gastfreundschaft unter Beweis stellen”, antwortete ich und lief rüber zum Tisch, wo die beiden Neuen mit den Jungs saßen.
      “Hallo und Herzlich willkommen hier bei uns auf dem Hof. Ich bin Lina”, stellte ich mich vor allem dem rothaarigen Mädchen vor, denn ihre Begleitung war in die Gespräche mit den Jungs vertieft.

      Annalotta
      Gott sei Dank, dachte ich mir und schaute zu der jungen Frau herüber, die sich gerade als Lina vorgestellt hatte. “Ich bin Annalotta Leigh, aber nenn mich bitte Anna, das andere auszusprechen dauert immer ewig”, sagte ich verlegen und rutschte ein Stück in Richtung meines Bruders, der murrend ebenfalls Platz machte. Lina setzte sich und deutete auf Seph. “Das ist Joseph Magnus – den kannst du aber ruhig Seph nennen.”
      “Auch ein Name, für den man ewig braucht, um ihn auszusprechen”, lachte Lina und ich stimmte in ihr Lachen ein.
      “Herr Holm hat etwas erzählt, dass gleich eine Kür stattfinden soll?”, versuchte ich das Gespräch in Gang zu halten.
      Lina nickte. “Genau, eine Dressurkür. Wer die nicht packt, muss heute Mittag einen Springparcours absolvieren.”
      Ich horchte auf. “Und das müssen alle machen? Ich dachte, ihr habt auch Gangreiter oder eben welche, die nicht Dressur reiten?”
      “Richtig, das müssen alle machen.”
      Etwas Panik stieg in mir hoch. Würde mir das auch bevorstehen? Eine Dressurkür oder einen Springparcours mit Dude zu absolvieren? Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich eine gute Reiterin war. Aber wie man so schön sagte: ‘Schuster bleib bei deinen Leisten. ’
      Lina schien meinen leichten Anflug von Panik zu erkennen und lachte kurz.
      “Ich weiß nicht genau, was für euch vorgesehen ist, aber ich denke nicht, dass ihr mitreiten sollt. Wir können nach dem Frühstück mal einen der Trainer danach fragen” erklärte sie dann freundlich. “Ihr kommt aus dem Westernsport, oder? Hab ihr hier in der Nähe trainiert oder wie kommt es dazu, dass ihr heute erst dazustoßt?”, erkundigte sie sich dann freundlich.
      Lina schien eine Nette zu sein. Zumindest nach dem ersten Eindruck. “Genau, wir waren jetzt einige Wochen hier in der Nähe auf der Bow River Ranch und haben da trainiert. Von dort haben wir auch meinen Hengst Small Town Dude, der zufälligerweise denselben Vater wie die Stute meines Bruder Up Town Girl hat.”
      “Small Town Dude und Up Town Girl”, wiederholte Lina die Namen der beiden Pferde. “War der Zufall?”
      Ich zuckte mit den Schultern. “Der Vater ist Town Traveller, keine Ahnung was sich der Züchter dabei gedacht hat- und dass sie jetzt beide uns gehören, das hat sich dann eben so ergeben.”
      “Ach ich finde die Kombination gut. Auf der Bow River Ranch also? Wir haben aktuell eine Stute dort, damit Caleb sie ausbildet. Blue Heart, eine Blue Roan Stute. Vielleicht habt ihr sie ja gesehen”, erzählte Lina freundlich und fügte dann noch hinzu: “Wenn du möchtest, stell ich dir mal die anderen dahinten vor.” Mit einem Kopfnicken deutete sie auf einen Tisch ein Stück entfernt. Ich folgte ihr zu dem Tisch, wo sie sich gleich neben einen großen, muskulösen Mann setzte.
      “Setzt dich ruhig dazu, hier frisst dich keiner”, forderte sie mich auf und ich setzte mich neben einen großen blonden Mann, dem mir auch sogleich vorgestellt wurde: “Also der nette Kerl neben dir ist Samu, bester Freund und Lebensretter in alle Lagen. Wir arbeiten zusammen hier, oder besser gesagt, arbeiteten zusammen hier.” Freundlich lächelte mir der junge Mann zu.
      “Und der hübsche Kerl hier neben mir ist Niklas, mein Freund. Er vertritt das schwedische Team im Eventing”, stellte sie mir dann auch noch ihren Sitznachbarn vor und war ihm dabei einen ziemlich verliebten Blick zu.
      “Hi, ich bin Annalotta Leigh, aber nennt mich ruhig Anna”, stellte auch ich mich vor. “Ihr seid hier ja wirklich ganz schön viele”, stellte ich fest, als ich mich noch ein wenig umsah. “Dressur, Gang, Springen und Eventing. Und vielleicht bald noch Reining als Westerndisziplin.”
      “Wann geht’s denn hier los mit den ersten Prüfungen?”, fragte ich in die Runde und vor allem an Lina gewandt.

      “Wir haben den Plan noch nicht bekommen, aber er sollte demnächst endlich mal aushängen”, antwortete der Mann neben Lina, der mir als Niklas vorgestellt wurde.
      “Okay”, meinte ich schulterzuckend und schaute mich um. “Dann geh ich wohl mal fertig frühstücken, nicht dass ich mit halb leerem Magen hier herumlaufe … aber freut mich euch kennengelernt zu haben.” Somit stand ich auf und ging zurück zu meinem Bruder. Dort setzte ich mich wieder auf die Bank und aß mein Brötchen, welches ich mir eben am Buffet zusammengestellt hatte, zu Ende.

      Vriska
      “Wir haben die Starterliste aufgehängt. Linh, du kannst schon mal Móra fertig machen. Danach kommt dann Ambrose”, sagte Herr Holm und hing einen Zettel an das Mauerwerk neben dem Buffet auf. Natürlich stürmte der Großteil der Truppe dorthin, während ich mit Trymr am Tisch sitzen blieb. Immer wieder warf ich einen prüfenden Blick zu den beiden Neuankömmlingen, die auch schon ohne Pferde einen guten Eindruck machten.
      “Du bist um 10:45 Uhr mit Glymur dran, also vor der Pause”, sagte Chris mir bei seiner Rückkehr Bescheid und ich nickte zustimmend. Ich schreib Erik, damit er pünktlich da sein konnte. Das Gewusel auf dem Hof wurde immer größer. Im minütlich Abstand fuhren Autos die Auffahrt entlang und parkten. Offensichtlich kamen mehr Gäste als ich dachte und dass, obwohl wir ein komisches Team aus Europa waren. Acht Uhr dreißig war es bereits, als ich immer wieder auf die Uhr sah und irgendwie versuchte zu evaluieren, wie lange ich benötigte, um Glymur fertig zu machen. Seine Mähne müsste ich wohl noch einmal waschen und sein Fell sieht durch die Decke vermutlich auch nicht besonders gut aus. Spätestens dreißig Minuten vor der Prüfung sollte ich auf meinem Pferd sitzen. Also um neun Uhr das Pferd holen? Nein, das wäre zu früh. Vielleicht zehn Minuten später, dann könne ich mir Zeit lassen. Das sollte so passen.
      “Wann bist du an der Reihe?”, erkundigte ich mich bei Chris, der mit freundlicherweise noch einmal den Kaffee nachschenkte.
      “Er ist in der zweiten Hälfte. Also habe ich alle Zeit der Welt”, scherzte er. Nervös biss ich wieder auf meinem Lippenpiercing herum. Dabei noch einmal einen kräftigen Schluck aus der Tasse zu nehmen, würde mir später noch zum Verhängnis werden.
      “Und im Gegensatz zu dir, wir sind sozial und werden nun mal zu den Neuen gehen”, scherzte Chris und lief zu dem anderen Tisch. Somit blieben nur noch der ponygroße Hund und ich, der mich erwartungsvoll ansah. Hunde machten mir Angst und seine riesigen strahlenden Augen, halfen mir nicht dabei, die Situation in den Griff zu bekommen. Doch Trymr hatte auch seine Bedürfnisse, die ich mit einer kleinen Runde zum Waldrand stillte.
      Obwohl ich bei Eriks Ordnungszwang der festen Überzeugung war, dass der Hund problemlos abrufbar sein sollte, traute ich mir nicht zu, die Leine vom Halsband zu entfernen. Wieso musste ich das hier überhaupt gerade machen, ärgerte ich mich und lief durch den tiefen Sand. Mit zwei Hosen und der Wärme der Sonne war es alles andere als angenehm. Von hinten hörte ich Milena und Linh über irgendwas lästern. Zumindest lachten sie immer und ich würde schwören, dass ich “Niklas” vernahm. Vielleicht irrte ich mich auch. Im Kopf schwirrte noch immer zu viel von ihm.
      Trymr beendete seine Geschäfte und wir drehten um. Von der kleinen Erhöhung, auf der wir standen, konnte man den ganzen Hof erblicken. Der Springplatz war dekoriert mit bunten Girlanden und ein Getränkewagen stand bereit. Langsam aber sicher machte sich das Lampenfieber in mir breit, besonders in Aussicht darauf, dass ich wieder dazugehörte. Vielleicht sollte ich doch nicht umdrehen, sondern immer tiefer in den Wald, bis mich keiner mehr finden konnte.
      Neun Uhr. Eigentlich wollte ich langsam Glymur holen, doch meine Beine bewegten sich nicht von der Stelle. Die Musik lief bereits und Linh töltete auf dem eingezäunten Dressurplatz ein. Ihre braune Stute ging genügsam vorwärts und ließ sich weder von den bunten Bändern ablenken, noch der Ansammlung von Menschen. In einer Ecke sah ich einen Fotografen stehen, na toll. Mein Versagen würde später sogar noch mit Bildmaterial unterstützt werden.
      “Wo warst du?”, kam auf einmal Erik auf mich zu, als ich zum Zimmer lief.
      “Mit deinem Ungeheuer im Wald”, sagte ich kurz und drückte ihm die Leine in die Hand. Von irgendwoher kam auf einmal schwanzwedelnd der weiß gepunktete Hund angelaufen, den ich bereits ein paar Mal über den Hof laufen sah. Interessiert blieb der helle Hund vor Trymr stehen. Obwohl das Punktetier nicht gerade winzig war, neben dem Ungetüm sah er trotzdem klein aus.
      “Oh, schau mal. Trymr findet schon Freunde”, schwärmte der Typ im Anzug direkt wie ein kleines Kind.
      “Du bist seltsam”, murmelte ich und trat einige Schritte beiseite, als die beiden Tiere zu spielen begannen.
      “Ich werde dann mal meine bessere Hälfte holen”, fügte ich noch hinzu und lief zum Stall. An der Box hing noch der Strick, den ich sogleich ergriff und noch meine Handschuhe aus dem Putzkasten nahm. Ich sollte den mal sauber machen, überlegte ich beim Vorbeigehen. Nicht jetzt, sonst verlor ich noch mehr Zeit.
      “Du kannst mich doch nicht einfach so stehen lassen”, lachte Erik. Die beiden Hunde folgten uns und rannten erfreut miteinander herum. Er hatte bereits die Leine vom Halsband entfernt und sich um den Hals gehangen.
      Von Weitem erblickte ich das Horrorszenario des Tages. Die hellgraue Decke Glymurs hing vollkommen zerfetzt an ihm herum und er wirkte sehr unbeholfen. Nicht einmal zum Tor kam er gelaufen, offenbar hatte sich der ehemalige Rückenteil um seine Hinterbeine gewickelt. Genervt befreite ich Glymur aus seinem selbst verstrickten Schicksal und legte die Reste der Ekzemerdecke auf ihn. Das einzige noch vollständige war das Halsteil, das wenigstens die Doppelmähne schützte.
      “Was machst du nur immer”, fluchte ich beim Verlassen der Weide.
      “Da wollte wohl jemand dein Superheld werden und statt Ganzkörperanzug ein Cape haben”, munterte Erik mich auf. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso es für mich ein kleiner Weltuntergang war. Vermutlich könnte das niemand. Immer wieder zog ich hektisch an dem Strick herum, wenn Glymur langsamer wurde und zu den wenigen Grashalmen am Wegesrand anschielte. Nervös schlug er mit seinem Kopf.
      “Deinen Frust musst du nicht an ihm auslassen” stoppte mich Erik plötzlich.
      “Geh aus dem Weg, ich habe keine Zeit”, fauchte ich, was ihn jedoch nicht beeindruckte. Stattdessen rannten die Hunde um unsere Beine und Glymur betrachtete sie interessiert. Ich atmete tief ein und aus mit geschlossenen Augen. Die Angst zu versagen war präsenter denn je.
      “Besser?”, erkundigte er sich im nächsten Augenblick. Ich nickte und wir liefen weiter. Dabei begegnete uns Linh, die am langen Zügel im Schritt noch einen kleinen Ausritt machen wollte. Sie erzählte mir davon wie gut Móra sich heute präsentierte. Ich beglückwünschte ihr zu der Leistung, obwohl es mich mehr ärgerte als zufriedenstellte. Ihre Aufstellung für die nächste Saison hatte sie so oder so in der Tasche, nur ich musste noch bangen. Dabei richtete sich wieder der Blick zu Glymur, der die Decke wirklich bis ins Detail auseinandernahm. Retten konnte ich nichts mehr. In Schweden sollte noch eine Neue im Spind liegen.
      Leise summte ich Zombie mit. Das Lied ertönte aus den Boxen am Platz zu dem Milena gerade Kempa präsentierte. Die Zeit verging wie im Fluge und immer mehr Zuschauer kamen dazu.

      Jace
      “Und du glaubst wirklich, dass ich ausreichend vorbereitet bin?”, fragte ich Alec, der mir gegen hielt. Jetzt, wo die kurz bevor stand war ich doch nicht mehr so ganz davon überzeugt, dass es eine gute Idee war. Immerhin hatte ich gerade einmal zwei Tage gehabt um mir die Kür zu überlegen und zu üben. An den Fähigkeiten meiner Stute zweifle ich weniger, meine größere Sorge bestand darin, dass ich vergaß was als Nächstes kam.
      “Ach was Jace. Denk nicht so viel, eine M-Kür schaffst du locker und dein Pony da ist in Bestform”, versuchte er mich zu beruhigen.
      “Schön, dass wenigstens du dir da so sicher bist”, murmelte ich und trieb die Palominostute in den Schritt. Die Ereignisse gestern hatte mich ziemlich aufgeregt, dann damit war wohl die Chance Lina für mich zu gewinnen endgültig gestorben. Doch für Gefühlsduselei blieb jetzt keine Zeit. Wenn ich jemals zu einem internationalen Team gehören wollte, musste ich in der Lage sein, meine Gefühle auszublenden, zumindest für die paar Minuten im Viereck. Sunny schlug mit dem Kopf und verlangte nach mehr Zügel, den ich ihr auch sofort gab.
      “Jace entspann dich, ihr schafft das”, rief Alec mir noch einmal zu. Ich amtete noch einmal tief durch und begann meine Stute konzentriert abzureiten. Anfangs war die Stute noch ein wenig unflexibel, doch nach einigen gebogenen Linien und Handwechseln wurde sie lockerer.
      Eine halbe Stunde später stand ich mit Sunny am Eingang des Reitplatzes und ließ nervös einen Blick über die Zuschauer schweifen. Zwischen meinen Kollegen entdeckte ich auch Lina und natürlich war sie nicht allein, was mir einen leichten Stich versetzte. Ich konnte immer noch nicht nachvollziehen, warum sie sich für ihn entschieden hatte. Alec der Sunny gerade noch die Gamaschen von den Beinen nahm, schien meinen Blick bemerkt zu haben, denn er sagte: “Egal woran du jetzt gerade denkst, vergiss es sofort und habe dein Ziel im Auge. Dein Ziel ist eine grandiose Kür abzulegen und deiner reiterlichen Karriere damit hoffentlich einen Aufschwung zu geben. Vergiss das nicht.”
      Die Reiterin vor mir hatte gerade ihre Kür beendet und verließ unter Applaus den Platz. Ich atmete noch einmal tief durch, schob alle störenden Gedanken in den Hintergrund. Für die folgenden 5 Minuten würde es nur noch mein Pferd und mich geben.
      “Hals- und Beinbruch”, wünschte mir Alec, nachdem mich der Moderator angekündigt hatte. Ein letztes Mal strich ich meiner Stute über ihr goldglänzendes Fell, bevor ich im Trab einritt. Punktgenau auf X hielt ich die Stute an und grüßte die Richter. Die Musik setzte ein und ich trabte Walking In Sunshine direkt aus dem Stand an. Zu meinem Glück war das Pferd heute besonders aufmerksam und setzte meine Hilfen auch direkt um. Von X ging es direkt zu der Ecke nach M, um bei C schon wieder auf die Mittellinie abzuwenden. Auf der Mittellinie ritt ich ein Travers bis X. Dort stellte ich Sunny direkt in eine linke Volte, um aus der dieser heraus direkt in eine rechte Volte zu wechseln. Brav und punktgenau ließ die Palominostute sich umstellen. Es folgte ein Handwechsel von K zu M. Auf der diagonalen ließ ich die Stute die Tritte verlängern und obwohl die Trabverstärkung nicht zu ihrem Spezialgebiet gehörte, bekam sie das richtige Maß an Schub, nur leider fing ich sie eine Sekunde zu spät wieder ein, sodass sie die Ecke ein wenig abkürzen musste. Bei S leitete ich eine Traversale ein, die ich zu X wieder auflöste. Beim erneuten Wechsel von F zu H zeigte ich noch einmal die Trabverstärkung, bevor ich Sunny bei C zum Schritt durch parierte. Aus der Ecke heraus ritt ich eine Kehrtvolte. Locker und in einem fleißigen Tempo schritt die Stute dahin und ließ sich bei S gut abwenden. Ich ritt einen Handwechsel durch die halbe Bahn und galoppiert bei F aus dem Schritt heraus an, bog auf die Mittellinie ab und leitete direkt eine Traversale ein. Am Hufschlag angekommen, ritt ich selbiges noch einmal in die andere Richtung, bevor ich wieder auf den Hufschlag ritt. An der langen Seite zeigte ich auch die Verstärkung im Galopp, woraufhin ich einen Handwechsel ritt und die Verstärkung auch noch einmal auf der anderen Hand zeigte. Bei F wechselte ich wieder in den Trab, ritt zu X wo ich die Stute anhielt und die Richter grüßte. Ich lobte die Stute ausgiebig, denn sie hatte eindeutig ihr bestes heute gegeben und verließ am langen Zügel die Bahn.
      “Wusste ich doch, dass du es kannst. Ihr zwei saht super aus”, empfing mich Alec am Ausgang und steckte meiner Stute ein Leckerli zu.
      “Alec doch nicht, wenn sie die Kandare trägt”, beschwerte ich mich sogleich.
      “Ach was, dein Pferd wird es noch grade so schaffen ein Leckerli zu fressen”, lachte Alec und strich der Stute über den Hals. Na, soll er mal machen, ich hatte jetzt keine Lust mit ihm zu diskutieren.
      “Und du glaubst, dass es gut genug war?”, fragte ich ihn nun. Immerhin ging es mir hier um mehr als um einen Sieg auf einem Turnier.
      “Aber sicher doch”, versuchte Alec mich zu überzeugen.
      “Ich weiß nicht, wofür gut genug, aber da muss ich ihm recht geben. Das sah wirklich gut aus und ihr führt auch aktuell mit 73 %”, kam plötzlich auch Niklas freudestrahlend dazu.
      “Äh, danke”, erwiderte ich, ein wenig irritiert darüber das Niklas so freundlich war. Irgendwie entsprach das nicht so ganz meine Erwartungen. Ich weiß zwar nicht, was ich erwartet hatte wie er sich verhielt, aber das auf jeden Fall nicht.
      “Na siehst du Jace mit 73% kann man nicht behaupten, dass es schlecht war”, lachte Alec.
      „Besonders der Richter in der Mitte war sehr überzeugt. Im Vergleich zu den anderen gab er immer die höchste Wertung. Also was auch immer das werden sollte, Glanzleistung“, betonte Niklas noch einmal, bevor mit erhobenem Haupt wieder verschwand zu Lina und Samu. Offenbar war sein Lob wirklich ernst gemeint. Vielleicht musste ich meine Meinung zu Niklas noch einmal überdenken, doch jetzt sollte ich erst einmal meine Stute versorgen.
      “OHHH MEEEEIN GOOTT. Das war eine erstklassige Leistung”, kam Milena wild gestikulierend angerannt. Noch bevor ich mich mit Alec auf den Rückweg machen konnte, hielt sie uns auf.
      “Ich habe doch von Anfang an gesagt, dass du das rocken wirst. Mit der Wertung liegt ihr mehr als 13 % vor den Anderen”, schwärmte sie förmlich. Am Rande des Zaunes wurde ein Fernseher aufgestellt, auf dem die heutige Rangliste zu sehen war. Sie hatte mit ihrer Stute gerade mal 46 % erreicht und bisher führte Linh mit 59,8 %. Damit eine Rangliste so hoch anzuführen, hatte ich mich selbst übertroffen, doch noch war offen, ob das auch so bleiben würde, schließlich gab es noch einige Starter. Doch das Ergebnis, zusammen mit dem was Niklas über den Richter gesagt hatte, gab mir das Gefühl, das ich meinem Traum gerade ein kleines Stück nähergekommen war.
      “Danke, außerdem hat die Hauptarbeit, ja diese Schönheit hier gemacht. Aber deine Leistung kann sich auch sehen lassen, dafür dass ihr eigentlich in einer anderen Welt zu Hause seid mit euren Ponys”, antwortete ich und strich Sunny über das Fell.
      “Ihr solltet euch alle mal ein wenig mehr informieren. Wir tölten nicht nur im Kreis. Aber darüber können wir später diskutieren”, antwortet sie noch schnippisch und ließ uns endlich wieder in Ruhe. Ihre vollkommen übertriebene quietschende Stimme konnte einem, Kopfschmerzen bereiten.
      “Kommst du mit? Ich glaube Sunny hat sich ihr Futter heute wirklich verdient”, wand ich mich an Alec. Er nickte und zusammen ging es in Richtung Stall.

      Vriska
      Mein Magen grummelte unzufrieden und auch Glymur brummte bei jedem Schritt. Finley schien erst bei der Hälfte seiner Kür zu sein. Ungeduldig sah ich alle zwei Sekunden auf die Uhr, nur um zu sehen, dass die Zeit so nicht schneller verging.
      “Jetzt warte doch mal”, sagte Erik plötzlich am Zaun. Ich bremste Glymur in den Stand und blickte über die gepflegte Doppelmähne. Er drückte mir ein silbernes Fläschchen in die Hand, dass er aus seiner Innentasche holte. Noch bevor er sagen konnte, dass ich nur einen Schluck nehmen sollte, war das Ding bereits leer. Tatsächlich fühlte ich mich direkt besser. Das Brennen in meiner Magengegend breitete sich aus. Zum Glück ritt ich nur eine gute Kür, die auf der klassischen Skala einer L-Dressur entsprechen sollte. Oder zumindest irgendetwas dazwischen.
      “Du schaffst das”, munterte Erik mich noch einmal auf und stellte sich zu Chris. Sie bildeten damit meinen kleinen Fanclub und ich freute mich darüber. Die größten Erfolge erzielte ich bisher mit dem Zuchthengst, Litfari, von Bruce. Finley verließ den Platz mit einer Wertung von 55 % und belegte damit den vorletzten Platz. Vielleicht sollte ich mir, als Ziel setzen Erster von hinten zu werden, denn damit würde ich meine Erwartungen nur übertreffen können. Es gab nun keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, was ich schaffe und was nicht. Stattdessen ertönte Beacon of Light aus den Lautsprechern. Das Zeichen starten zu müssen. Im Mittelschritt ritt auf den Platz ein und konzentrierte mich nur auf die Musik. Gut, Atmung war ebenfalls wichtig. Die sanften Töne des Synthis versetzten mich in einen Trancezustand; ich ritt auf die Mittellinie. Wie auch Linh wählte ich den Tölt bei Erreichen des Hufschlages und wendete punktgenau ab. Glymur konnte ich blind vertrauen, denn meine Hilfen für den einfachen Galoppwechsel sollte ich noch einmal üben, doch er verstand, was ich wollte. Auf dem Zirkel galoppierte ich noch eineinhalb Runden. Als Nächstes folgte noch eine doppelte Schlangenlinie im Arbeitstölt.
      Nach dem Gruß ließ ich mir die Zügel aus der Hand kauen und ritt im Schritt vom Platz. Der Schweiß floss wirklich überall und auch an Glymurs Hals zeichneten sich die Zügel ab.
      “War doch super”, freute sich Erik und wurde sogleich von Glymur begrüßt. Er schnupperte seinen Kopf an seiner Schulter. Chris zog ihm das Pony weg und öffnete die Kinnkette der Kandare. Das Ding von meinem letzten Geld in der Stadt gekauft zu haben, war vermutlich die beste Entscheidung. Obwohl, dass ich Erik schrieb, zählte auch dazu. Ich drehte mich im Sattel, um die Liste zu sein, weil die Ansage des Lautsprechers hatte ich vollkommen überhört oder ignoriert. Sicher war ich mir nicht. Dritter, nach gut. Vielleicht konnte ich eine Aufstellung doch erwarten.
      Mit festem Boden unter den Füßen umarmte mich Chris plötzlich und versteinerte. Doch klopfte ich ihm dann auch am Rücken. Erik war noch immer damit beschäftigt die Spucke des Pferdes von seinem Anzug zu entfernen.
      “Wir haben dir alle gesagt, dass es nicht sinnvoll ist, den zu tragen”, lachte ich und führte Glymur über den Weg. Es war nun Pause, doch Niklas ritt Smoothie bereits warm.
      “Du hast auch ein Jackett an”, fluchte Erik scherzhaft und ich zuckte mit den Schultern.
      “Und sogar eine weiße Hose”, lachte ich. Als hätte Trymr verstanden, was das bedeutete, sprang er an mir hoch und ich wippte nach hinten. Das Ungeheuer wog nur etwas weniger als ich, doch an Glymur konnte ich mich noch festhalten, bevor ich den Boden berührte.
      “Die jetzt offensichtlich dreckig ist”, belustigte sich Erik über sein wild gewordenes Tier. Ich rollte mit den Augen und setzt das Pony wieder in Bewegung, als sich nun Frau Wallin in unseren Weg stellte.
      „Vriska, keiner hatte erwartet, dass ich noch so ein so eine gute Wertung erzielen würdet“, lobte sie Glymur. Was sollte das denn heißen? So schlecht empfand ich den Anfang gar nicht. Pony lief einen gleichmäßigen Viertakt und ich hatte die meiste Zeit keinen Zug auf der Kandare.
      „Gut, dass dein Vater noch die Unterlagen deiner letzten Untersuchung schickte, sonst wären wir alle ziemlich traurig darüber, wenn du gehst“, sprach sie weiter. Bitte, was? Habe ich mich gerade verhört? Mein Erzeuger hatte ihr meine ärztliche Untersuchung geschickt? Tausend Fragen eröffneten sich in meinem Kopf. An meiner Hand spürte ich plötzlich etwas und ich sah rüber. Erik nahm sie und lächelte freundlich. Hatte er ihm davon erzählt und wenn ja, aus welchem Grund. Wenn er das war, dann bringe ich ihn um. Wirklich.
      „Hast du ihm das gesagt?“, fauchte ich aggressiv und die anderen beiden sahen mich schockiert an. Auch andere Blicke der Zuschauer erntete ich. Offenbar hatte ich mich mehr im Ton vergriffen, als ich wollte.
      “Was wäre, wenn es so wäre?”, fragte er vorsichtig und ich zog meine Hand aus seinen Fängen.
      “Du weißt selbst, wo dein Auto steht”, schnaubte ich und setzte mein Pony in Bewegung. Irgendwas hörte ich noch hinter mir, doch so in Rage lief ich in den Stall. Glymur war somit doch der einzige Typ in meinem Leben, der keine blöden Ideen hatte.
      Als Erstes zog ich den Zaum von seinem Kopf und im selben Zuge entfernte ich den Sattel. Ich brachte alles in die Sattelkammer und warf es einfach nur in die Ecke, bevor meine Knie zusammensackten. Ich lehnte weinend an der Wand.
      “Schätzungsweise war das Ding teuer”, stand auf einmal Erik in der Tür.
      “Försvinn!”, brüllte ich ihm entgegen, was ihn gar nicht auf die Idee brachte, sich umzudrehen und zu gehen. Stattdessen ging er vor mir in die Knie. Auch Trymr folgt ihm und steckte seinen Kopf durch meine Beine, um den Blickkontakt zu suchen. Ich musste lachen, wie konnte dieser Hund nur so besessen davon sein, sich bei mir einschleimen zu müssen.
      “Ich war das”, sagte auf einmal Max, der mein Pony in der Hand hatte.
      “Bitte, was?”, fragte ich empört und wurde rot. Es war nicht fair von mir, dass ich direkt Erik beschuldigte. Doch er schien mir nicht einmal böse zu sein, sondern setzte sich mit in den Dreck. Trymr steckte währenddessen weiterhin seinen Kopf durch meine Beine.
      “Ich werde gehen und weil ich wusste, was die einzige Lösung für unseren Hof war, habe ich ihn angerufen”, erklärte Max weiter. Das waren jetzt zu viele Informationen für mich. Warum geht er und noch viel mehr, warum ruft er meinen Vater an? Allerdings ergab es Sinn, denn Max war der Einzige, der den Kerl kannte.
      “Was?”, fragte ich erneut schockiert und wischte meine Tränen beiseite. Erneut erklärte er mir alles und dass seine Mutter krank wurde vor einigen Tagen. Er deswegen zurück nach Deutschland gehen würde. Im selben Zuge fragte er noch nach, ob ich mich in der Zeit, um die Stuten kümmern würde. Ich nickte und er ging wieder. Mein Pony nahm ich entgegen und war vollkommen überfordert. Einerseits wollte ich gerade alles dafür tun, Erik nicht so angefahren zu haben, andererseits war er selbst schuld, wenn er so eine blöde Antwort gab.
      “Warum sagst du so was?”, fragte ich schließlich, als ich Glymur mit dem Schlauch abkühlte und meine Hose mittlerweile ein wunderschönes Muster aus Dreck annahm.
      “Mir war nicht klar, dass das so ein sensibles Thema ist. Es tut mir leid”, sagte Erik. Gerade als er auf mich zu lief, hielt ich einfach den Schlauch auf ihn. Das hatte er verdient! Trymr sprang erst zur Seite, als einige Tropfen sein Fell berührten, doch biss dann in den Strahl. Der Boden des Waschplatzes wandelte sich in ein Planschbecken. Bei jedem Sprung des Ungeheuers spritzte der Matsch an meine weiße Hose und auch Erik blieb nicht verschont davon. Glymur hingegen nutzte den leichtesten Ausweg und lief zum nächstmöglichen Grashalm.
      “Den wollte ich morgen noch mal anziehen, aber gut. Glymur war bereits einer anderen Meinung”, drückte sich Erik vollkommen nass an mich heran.
      “Zum Glück nicht”, lachte ich und gab ihn einen kurzen Kuss. Dann löste ich mich wieder, um mein Pony einzufangen, dass sich immer weiter entfernte.

      Annalotta
      Ich war wirklich froh, dass nun eine Pause gemacht wurde. Statt mir den ganzen Tag den Hintern platt zu sitzen, würde ich viel lieber auch eine der Starterinnen sein. Ich stand auf und streckte mich einmal. “Seph kommst du mit zu den Pferden?”, fragte ich meinen “großen” Bruder, der nickte und mir dann folgte.
      Auf dem Hof blieb ich stehen. “Welcher von den Ställen war es denn nochmal gewesen …”, murmelte ich, als ich Lina um die Ecke kommen sah – ein vertrautes Gesicht. “Hey Lina, kannst du mir gerade mal helfen? In welchem Stall stehen unsere Pferde nochmal?”
      Lina lachte, winkte uns rüber und gemeinsam gingen wir zum Stall, in dem jetzt schon ein wenig mehr los war. “Das sind aber wirklich zwei hübsche … und die Farben!”, schwärmte sie und zeigte auf Girl. “Die gehört bestimmt dir, Anna, oder?”
      “Da muss ich die leider enttäuschen, das ist meine”, sagte Joseph, öffnete die Boxentür der Stute und ging hinein. Er strich ihr den gelockten Schopf aus dem Gesicht und klopfte ihren Hals.
      “Dann ist das deiner”, schlussfolgerte Lina und schaute zu Dude.
      Auch ich öffnete die Boxentür, ging gefolgt von Lina hinein und strich seine Zöpfe zur Seite. “Genau, Girl von Seph und Dude von mir.”
      “Ich finde die Namen noch immer super witzig.” Lina streckte ihre Hand in Dudes Richtung und wurde sofort von ihm beschnuppert.
      “Es sind beides wirklich Goldschätze, die Stute wie der Hengst.”
      “Das ist viel wert, vor allem bei einem Hengst”, meinte sie und schaute auf die Uhr. “Ich verlass euch mal wieder.”
      “Okay, man sieht sich nachher bestimmt nochmal”, murmelte Seph aus der Nachbarbox und ging wieder in die Stallgasse. “Die, die ich bisher kennengelernt habe, waren alle ziemlich nett. Wie sieht es bei dir aus?”
      “Lina ist sehr nett, ja. Sie hat mich, glaube ich, auch einem Niklas vorgestellt. Die anderen Namen habe ich wieder vergessen”, antwortete ich ihm schulterzuckend und schloss auch die Box von Dude. “Ich hoffe, wenn wir wirklich mit ihnen mitreisen, dass sie uns genauso behandeln wie alle anderen. Wir beide sind ja dann mit der Reining als Disziplin in der Minderheit … wobei so viele Gangreiter gibt es auch nicht.”
      Seph zuckte mit den Schultern. “Das bleibt abzuwarten … komm, lass uns etwas zu essen holen und dann wieder zur Tribüne gehen, es müsste gleich weitergehen.”
      Gesagt, getan. Wir gingen zum Mittagessen, schnappten uns etwas und setzten uns wieder auf die Tribüne. Dort saßen ein paar der Jungs und Mädels, deren Namen mir leider nicht einfielen. Wir setzten uns neben sie und aßen, während der nächste Reiter in der Bahn war.
      Lange zuschauen konnten wir allerdings nicht, denn wenige Minuten später kam Frau Wallin zu uns und versperrte Seph und mir die Sicht. “Hallo ihr beiden, habt ihr euch schon ein wenig mit den Anderen angefreundet?”, fragte sie uns. Wir nickten beide synchron. “Super … hört mal. Wenn ihr möchtet, dürftet ihr vor der Siegerehrung mit euren Pferden ein wenig zeigen, woran ihr die letzten Monate gearbeitet habt?”
      Seph murmelte sofort ein zustimmendes ‘Gerne’, doch in mir stieg ein wenig die Panik auf. “Ich äh … ja, das müsste gehen”, antwortete ich trotz meines mulmigen Gefühls. Wovor hatte ich eigentlich Angst? Mich zu blamieren? Wenn ich eine so schlechte Reiterin wäre, hätte ich es nicht bis hierhergeschafft. Das sagte ich mir immer und immer wieder.
      “Der letzte Ritt ist um 13:45 Uhr, gegen 14 Uhr könntet ihr beide dann loslegen. Es muss kein ganzes Pattern sein, zeigt einfach ein wenig was, dass eure Pferde gut können.” Somit verabschiedete sich Frau Wallin wieder und wir konnten weiterhin den Ritt von Niklas, so hieß er glaube ich, und seinem Pferd beobachten. “Eigentlich könnten wir uns ein Pattern aufteilen”, meinte Seph nun an mich gewandt. “Ich könnte ein paar Spins und Zirkel mit dazugehöriger Speed Control zeigen und du stoppst Dude, zeigst die Roll Backs und das Rückwärtsrichten?”
      “Eigentlich keine schlechte Idee”, meinte ich schulterzuckend und sah dann wieder zum Platz. 14:00 Uhr … dann mussten die Pferde um eine Uhr gesattelt sein, damit wir sie in Ruhe aufwärmen konnten. Ein Blick auf mein Handy bestätigte mir, dass wir noch ein wenig Zeit hatten.

      Lina
      “Hier, die Salbe”, drückte ich Niklas das grüne Glimmerzeug in die Hand, dass er Smoothie auf ihr Sprunggelenk schmierte. Dann führte er die Stute zum Platz. In wenigen Minuten begann seine Vorstellung.
      “Ihr zwei werdet gleich sicher alles Verzaubern”, sagte ich mit einem Lächeln und strich der Schimmelstute über das glänzende Fell. Ich war ziemlich gespannt, wie er und Smooth wohl auf einem Turnier sein würden, immerhin zogen sie schon beim normalen Training alle Blicke auf sich.
      “Ich hoffe es, schließlich soll es ein gelungener Abschluss für sie werden”, antwortete Niklas sanft und sah prüfend auf die Uhr. Die Prüfung hätte bereits starten sollen, doch die Richter saßen noch nicht auf ihren Plätzen.
      “Das wird es, da bin ich mir sicher. Sieht so aus als wollen sie heute alle ein wenig auf die Folter spannen”, antworte ich. Obwohl das Gewusel auf dem Hof noch ziemlich groß war, schienen die meisten Zuschauer sich bereits wieder am Zaun eingefunden zu haben. Dann kamen sie endlich und Niklas stieg in den Sattel. Noch einmal wischte er sich den Sand von den braunen Stiefeln und ging es endlich los. Auch er wirkte erleichtert und grinste mich vor dem Angaloppieren an. Mit etwas Vorlauf ritt er in der Versammlung auf den Platz, bis auf der Musik herrschte eine Stille, keine unangenehme. Es wirkte sehr mystisch und die Spannung flatterte durch die Luft wie ein Schmetterling. Obwohl ich Lieder schnell erkannte, überlegte ich nach jeder Note, was es sein könnte. Die ersten Elemente erinnerten mich an den Anfang von A Million Drops, gefolgt von etwas aus In The End und dazwischen könnte es schwedische Volksmusik gewesen sein. Was da genau aus dem Boxen ertönte, war mir ein Rätsel. Im Mittelpunkt hielten die beiden sanft aber genau an, bevor sie im versammelten Trab wieder über den Sand abhoben. Die Schritte der Stute waren federnd und elastisch, ohne zu sehr mit der Fessel abzuknicken.
      Im Vergleich zu den anderen Reitern hielt Niklas sein Pferd locker am Zügel, ohne das er durchhing. Dabei immer bedacht, dass sie nicht den Kopf anzog und das Genick der höchste Punkt war. Nach dem Abwenden auf die rechte Hand bei den Richtern gab es die erste Note. Nicht anders als zu erwarten gab es die Maximalnote und sie tanzten weiter auf dem Platz, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Abgelenkt von einem Tippen auf meiner Schulter, drehte ich mich panisch um. Ein nicht großer bauchiger Mann mit schütterem Haar stand neben mir und fragte: “Ist das Ihr Pferd?”
      “Ähm … Nein, der Besitzer reitet gerade”, antwortete ich schockiert. Wie kam der Mann nur auf diese Idee, sah ich etwa aus als könne ich mit so ein Top-Pferd leisten, geschweige denn dass es auch noch von einem Top-Reiter geritten wurde? Irgendwie belustigte mich dieser Gedanke ein wenig. Aber viel wichtiger war jetzt die Frage, warum wollte dieser Mann das wissen?
      “Dürfte ich fragen, warum Sie das interessiert?”, fragte ich den Herrn höflich.
      “Ich würde die Stute gerne als Zuchtpferd kaufen, denn viel mehr wird sie wohl in dem Alter nicht mehr leisten können“, antwortete er monoton und sah zum Dressurviereck auf die beiden gerade den Serienwechsel ritten zu empirischen Klängen aus den Boxen. Was ich als perfekt empfand, sahen die Richter offensichtlich nicht so, denn es gab gerade mal 9,1 für diesen Abschnitt. Doch Niklas hatte immer noch ein breites Lächeln auf den Lippen und als er im versammelten Galopp an uns vorbeikam, murmelte er unverständlich etwas zu seinem Pferd.
      “Soweit ich weiß, steht die Stute, derzeit nicht zum Verkauf”, erwiderte ich. Auch wenn Niklas tatsächlich darüber nachgedacht hatte, glaubte ich nicht, dass er Smooth verkaufen wollte und schon gar nicht so schnell.
      “Ach, wenn Sie wüssten, wie viele Pferde ich zu Hause habe, die nie verkauft werden sollte. Mit dem richtigen Kleingeld ist das kein Problem, denn um die 2 Millionen würde ich schon bieten für sie”, antwortete er und fummelte provokant auf seinem Handy herum. 2 Millionen, eine ganz schön hohe Summe für ein Pferd, sogar für ein gutes Sportpferd. Aber eins hatte ich definitiv schon gelernt. Geld war nicht die Sache, für die sich Niklas sonderlich interessierte.
      “Glauben Sie mir, Geld ist nicht das, was die Entscheidung verändern wird”, murmelte ich mehr als das ich es wirklich aussprach und richtet meinen Blick wieder auf den Reitplatz. Dieser Typ war wirklich hartnäckig. Unwillkürlich kam in mir die Frage auf, ob Niklas sein Pferd auf jedem Turnier für Millionenbeträge hätte verkaufen können.
      “Das werden wir sehen, danke für Ihre Auskunft”, verabschiedete sich der kleine Mann freundlich und lief zurück zu einer blonden Dame, die schmachtend meinen Freund und sein Pferd beobachtet. Viel älter als ich sah sie nicht aus, aber durch ihr langes Haar war das schwer zu identifizieren. Auch ich drehte meinen Blick wieder zu Niklas, der zu den Klängen eines Klaviers in der Passage im Schein der Sonne glänzte. In der Bahnmitte folgte die Piaffe mit sanften Tritten am Boden und einer aktiven Hinterhand, ohne zu sehr im Rahmen verengt zu sein. Das Publikum bebte und Niklas sah zu mir. Sein Grinsen war noch immer breit auf seinen Lippen. Ich freute mich. Die federleichte letzte Passage beendete er mit dem Halt in der Mitte und dem Gruß der Richter. Es wurde laut um uns herum und die Stute kaute ihm im Schritt die Zügel aus den Händen. Unruhig spielte sie mit den Ohren. Mit einigen Paraden holte er die Konzentration des Pferdes zurück zu sich, als auch Herr Holm dazu kam. Er nahm Niklas sogleich das Pferd ab und reichte ihm eine Flasche mit Wasser, die er dankend ablegte und auch seine Stute zurücknahm.
      “Danke, passt schon”, murmelte er nun sichtlich unzufrieden und lief wortlos an mir vorbei. Auf dem Monitor blendete sich der Total Score von 87,3 % ein. Das Publikum klatsche noch immer begeistert und pfiff laut herum. Einige junge Damen stürmten auf ihn zu, die er weiterhin ignorierte. Neben seinem Trainer, der wirklich schockiert neben mir stand, und mir ritt als nächster Björn mit seiner Stute ein. Doch das Geschehen auf dem Reitplatz interessierte mich gerade reichlich wenig, viel eher wollte ich wissen, warum mein Freund nach einem Ritt mit absoluten Bestnoten so unzufrieden war. Ich versuchte Niklas zu folgen, was sich allerdings als gar nicht so einfach herausstellte. Inzwischen wuselten einige Leute um ihn herum, überwiegend Mädchen mit Herzchen in den Augen.

      Vriska
      Obwohl die Erfrischung mit dem Schlauch guttat, hatte ich meine Turnierhose damit vollkommen versaut. Auch Erik sah traurig an seinem Anzug herunter. Er lief bereits zum Zimmer, um sich umzukleiden und ich brachte meinen Hengst zurück auf die Weide. Zumindest das Halsteil, das noch mehr oder weniger intakt war, trug Glymur, damit die mickrige Mähne nicht vollständig verschwand.
      „Möchtest du dir nicht Niklas Ritt ansehen?“, fragte mich eine weibliche Stimme, die ich nur einer Person zuordnen – Milena. Ich zucke mit den Schultern.
      „Vielleicht hast du es noch nicht bekommen, aber er ist mir egal“, fauchte ich. Sie begann zu lachen.
      „So schlecht war er doch aber nicht im Bett“, lachte sie und lief neben mir her. Ich hätte es kommen sehen müssen, dass sie so ein Gespräch irgendwann noch mit mir führen wollte. Tatsächlich freute ich mich mehr als mir lieb war, dass sie offenbar mehr wissen wollte. Doch sie verhielt sich noch immer wie sie war, neugierig und hinterlistig. Ihre Aussage zielte vermutlich darauf hinaus, es allen im Verein zu erzählen oder sogar noch schlimmer, niemand weiß, was mit empfindlichen Informationen anfing.
      „Was soll das hier werden, wenn es fertig ist?“, fragte ich geradeheraus und rechnete mit allem, nur nicht das, was ihren Mund verließ: „Ich vermisse einfach meine beste Freundin und will nicht akzeptieren, dass so ein Kerl uns trennt.“ Mit offenem Mund musste ich erst einmal stehen bleiben und mir eine schlagfertige Antwort überlegen, denn auch ich vermisste es mit jemanden zu sprechen. Obwohl ich mich gut mit Chris verstand, hatte ich mit dem Rest des Teams keinen guten Kontakt gepflegt. Schließlich war ich bis vor einer Stunde auch noch der Meinung, die Förderung verloren zu haben.
      „Ich vermisse dich auch“, murmelte ich weniger schlagfertig als es mein Wunsch war. Sogleich schmiss sie sich um meinen Hals und ich entgegnete die Umarmung. Lange standen wir fest umschlungen da und genossen die Nähe.
      „Dann will ich jetzt wissen, warum du Niklas einen Korb gegeben hast, obwohl er die letzten Tage nicht mehr die Finger von dir lassen konnte?“, fragte Milena dann, als wir uns wieder in Bewegung setzten. Von Weiten konnte ich schon die jubelnde Menge hören, die offenbar sehr begeistert von seinem Ritt waren. Wehmütig dachte ich daran, wie er wohl mit Smoothie über den Platz tänzelte und jedes Herz im Publikum zerschlagen ließ. Ich dachte daran, wie bequem die Stute war und alles dafür tat im Mittelpunkt zu stehen. Sie waren perfekt füreinander, der Traum von Worldchampion war nur noch einen Handschlag entfernt.
      Milena drückte penetrant ihren Finger in meinen Oberarm.
      „Erde an Vriska, willst du nicht drüber sprechen?“, erkundigte sie sich erneut, da ich noch immer nicht antwortete.
      „Aus dem beherrschenden Großmaul wurde plötzlich ein mitfühlender Gentleman und …“ Milena unterbrach mich, um den Satz zu beenden: „das war nicht, was du willst. Außerdem ist die emotionale Nähe zu viel.“ zustimmend nickte ich. Passender hätte es keiner auf den Punkt bringen können.
      Wir waren inzwischen auf dem Hof angekommen, wo sich eine Traube um Niklas und seiner Stute bildete. Viele wollten Bilder machen mit ihnen, als gäbe es sonst niemanden. Unterstützt mit einem Augenrollen quetschten wir uns hin durch und blieben vor der Tribüne stehen.
      „Kommst du mit?“, fragte sie interessiert, was ich direkt verneinte.
      „Ah der Typ, der meine Freundin verschleppt hat, wartet also auf dich? Was willst du mit dem Schlipsträger?“ In ihrer Stimme schwang etwas Arrogantes mit oder auch Neid, ich war mir nicht ganz sicher.
      „Ich steh auf den Schlipsträger“, erklärte ich kurz und machte in der Luft Anführungsstriche, während ich das letzte Wort aussprach. Schockiert blickte sie mich an.
      „Okay, okay, okay. Darüber reden wir ein anderes Mal“, hörte Milena endlich auf zu fragen und verabschiedete sich. Linh winkte ihr zu.
      Mist, dachte ich, als ich den Strick in meiner Hand betrachtete, den ich vergaß zurück in den Stall zu bringen. Mit Erik wollte ich ohnehin noch Jus und Chris Ritt sehen, also mussten wir gleich wieder zurück. Als ich die Tür öffnete, blickte ich in ein schockiertes Gesicht.

      Niklas
      Überwältigt von den ganzen Menschen und Kameras lief ich mit Smoothie zum Stall, doch wurde von einem lokalen Fernsehsender aufgehalten. Wieso wurde aus der kleinen Veranstaltung so eine Furore gemacht? Seltsame Fragen stellte mir die Dame in dem Interview und wollte mehr über meine Familiengeschichte erfahren, wie mein Vater dazu stehe und warum er nicht da sei. Ich konzentrierte mich darauf, was zu Hause immer besprochen wurde. Sollt Es jemals so eine Situation geben, gab es wenige private Details und vor allem: Freundlich bleiben. Nichts durfte passieren, dass international das Ansehen der Familie schädigen könnte.
      “Mein Vater leitet die Geschäfte in Schweden und kann leider nicht bei jeder Veranstaltung dabei sein. Außerdem befinden wir uns auf einer Trainingsfahrt, die nichts mit unseren regulären Turnieren zu tun hat”, antwortete ich gelassen und strich meiner Stute über die Nase. Ein kleiner Junge mit dunklem lockigem Haar trat an mich heran und fragte, ob er sich mal auf Smoothie setzen konnte. Vor laufender Kamera setzte ich ihn auf meine Stute. Die Menge machte Platz, sodass ich ihn mehrfach auf und ab führen konnte. Dann bedankte sich seine Mutter mit einem Handschlag und holte den Sohn vom Rücken des Pferdes herunter. Man ließ mir keinen Moment zum Durchatmen stattdessen kommen immer mehr und mehr Leute dazu, was langsam Unwohlsein auslöste. Zum Glück kam Herr Holm mit Frau Wallin dazu, die es schafften die Menge zu beruhigen und mich und mein Pferd zum Stall zu bringen. Dort schlüpfte noch Lina durch die Tür, bevor ich sie schließen konnte. Entsetzt standen wir voreinander und war nichts mehr als erleichtert wieder Raum, um mich zu haben. Musternd blickte ich Lina von oben bis unten an. Einige Strähnen hatten sich aus dem sonst perfekten Zopf entfernt und ihr helles T-Shirt wies eindeutige Sabberflecken der Pferde auf. Ich wusste nicht in dem Moment, wer mir wichtiger war – Lina oder meine Stute.
      „Keiner da draußen könnte je ersetzen, was du für mich bist“, sagte ich liebevoll zu ihr und hielt mit meinen Händen ihren Kopf. Ohne auf eine Antwort zu warten, drückte ich ungestüm meine Lippen auf ihre.
      “Mit jeder Sekunde, die ich mit dir verbringen darfst, machst du mich zu glücklichsten Menschen dieser Welt”, hauchte sie zart, als wir uns wieder voneinander lösten. Ihre Worte schallten noch mehrere Sekunden durch meinen Kopf und ein undefiniertes Gefühl umhüllte mich. Drückende Stille breitete sich im Stall aus und nur das leise Atmen meiner Stute erhörte ich neben mir. Noch immer sah ich in Linas wunderschönen Augen, die jeden auf dem Hof den Kopf verdrehen sollten. Was taten wir hier eigentlich? Konnte ich ihr das bieten, was sie braucht? War ich nicht einfach das verwöhnte Kind eines großkotzigen Vaters, der nichts anderes im Kopf hat, als den Gewinn jedes Jahr zu verdoppeln? In meiner Brust schlug immer stärker das Herz und meine Hände zitterten. Kalter Schweiß lief mir den Rücken herunter und die Härchen an meinem ganzen Körper stellten sich auf. Nach einem kurzen Moment der Atemlosigkeit, fasste ich wieder einen klaren Gedanken.
      “Vielleicht sollten wir nicht nach Schweden”, platzte es im nächsten Moment heraus. Meine Familie machte mich krank. So krank, dass ich sogar überlegte, sie nie wieder sehen zu wollen. Nichts hielt mich in Schweden, außer meinem Auto vielleicht. Der Traum eines Pferdes und auch Mädchens stand auf demselben kalten Steinboden wie ich und ich habe alles Geld der Welt, um ihnen ein Leben zu schenken, das sie verdienten. Lina, die eben noch von Glück erfüllt strahlte, stand nun verwirrt vor mir.
      “Was? Wieso? Du meintest doch, du kannst nicht aus Schweden weg”, stammelte sie entgeistert.
      “Ja, weil ich Mama nicht mit den Tyrannen eines Vaters allein lassen kann und mein Bruder nur ein Nichtsnutz ist, der allen Ärger aus dem Weg geht”, murmelte ich besorgt. Blitzideen schossen mir oft durch die Bahnen des Hirns, doch mir fehlte am Ende der Mut. Das konnte man kaum glauben, aber auch ich hatte wie viele Menschen bedenken. Suchend tastete ich nach dem Lichtschalter, um meinem erschöpften Pferd endlich das Zubehör zu entfernen. Smoothie stand noch immer ruhig an der Stelle, wo ich sie abstellte. Sie hatte alle Geduld der Welt, was ich nur meinem Opa verdankte. Mit einem Flimmern erhellte sich der Stall. Lina drückte geblendet die Augen zu.
      “Ich verstehe vollkommen, wenn du für deine Familie da sein möchtest, aber woher kommt dann dein plötzlicher Sinneswandel?”, fragte sie nicht minder verwirrt.
      “Ich bin es leid, das alles auf mich nehmen zu müssen. Immer so zu tun, als wären wir die perfekte Familie. Du sollst das nicht erleben. Ich möchte dir das bieten, was du verdienst.” Mein Blick wandte sich ab von ihr und ich entfernte dabei den Sattel von Smoothies Rücken, die sich am Heuballen bediente.
      “Das bedaure ich aufrichtig, dass es dir dein Vater so schwer macht. Aber Niklas, du bietest mir schon jetzt mehr, als mir jemals geboten wurde, mehr als ich mir jemals hätte träumen lassen”, sprach sie sanft. Linas Ansprüche waren vom ersten Tag klein gehalten. Wie konnte sie sich so wenig zumuten? Ihr sollte die Welt zu Füßen liegen und nicht umgekehrt. Im Stall wurde es wieder ruhiger, nach dem mir keine Antwort einfiel. Stattdessen konnte meine Stute zurück in die Box, denn auf der Weide stand sie lang genug. Betrübt zerrte ich Smoothie vom Ballen. In Zeitlupe folgte sie mir und nur durch Linas drücken an ihrem Po, setzte sich der Koloss in Bewegung. Danke, flüsterte ich liebevoll und stellte das Pferd weg.
      In der Sattelkammer wechselte ich zurück in die dreckigen Turnschuhe und betrachtete die dunklen Flecken, die meine Stiefel auf der weißen Hose hinterlassen haben. Egal, in Schweden kann ich eine andere kaufen. Vor dem Verlassen des Stalles schaltete Lina wieder das Licht aus. In dem Moment kamen wieder Leute auf mich zu, darunter eine junge Brünette, die mir eindeutig bekannt vorkam. Sogleich fiel sie mir um den Hals, vor Linas Augen. Hilfesuchend sah ich ihr, doch kein Wort verließ ihren Mund. Stattdessen sagte Merle: „Ich bin extra für dich hergeflogen.“ Die hatte mir gerade noch gefehlt. Seit den mehrmaligen Ausrutschern mit ihr, verfolgte sie mich förmlich auf jedes Turnier und gab sich nicht mal Mühe dabei, es zu verheimlichen. Neben den seltsamen Bildern, die sie von mir postete, gab es auch die eine oder andere Nachricht, die ich bereits in Kanada von ihr empfing, aber bisher gekonnt ignorierte. Merles seltsamen Freundinnen standen tuschelnd daneben und lachten herzlich. Vielleicht hätte ich ihr doch antworten sollen, anstatt sie zu ignorieren. Dann wäre mir dieser Auftritt erspart geblieben. Als ich mich endlich wieder aus ihren Fängen befreien konnte, stellte ich sie einander vor.
      “Lina, das ist Merle. Eine alte Bekannte. Und Merle: Das ist Lina, meine Freundin”, versuchte ich die Situation zu entschärfen. Obwohl Merle kleine Blitze an Lina sendete mit ihren Augen, gab sie ihr überfreundlich die Hand und begann tausend Fragen zu stellen. Darunter auch: “Wie kann er sich denn mit einer wie dir abgeben?” Lina tat dies nur mit einem höflichen Lächeln ab, wobei nur ein kurzes Flackern ihrer Lider verriet, dass ihr das näher ging als sie zeigte.

      Vriska
      Erik saß mit hängenden Schultern auf dem Holzstuhl am Tisch. In seiner Hand hielt er mein Handy. Ich ahnte Böses. Hatte er nachgeschaut, was ich die letzten Tage so trieb, oder was Niklas mir schrieb? Oder vielleicht sogar noch schlimmer. Las er mein Tagebuch?
      „Was ist los?“, fragte ich nach, um den quälenden Gedanken ein Ende zu setzen. Trymr kam freudestrahlend zu mir gerade, als ich die Tür hinter mir schloss und mich auf den Stuhl neben ihm fallen ließ.
      „Ich bin ein Idiot“, murmelte er und verdeckte sein wunderschönes Gesicht vor mir. Vorsichtig nahm ich seine Hände weg und suchte den Blickkontakt. Doch er wich mir aus und senkte den Kopf. Ich hob ihn am Kinn wieder nach oben und durfte endlich in seine hellen blauen Augen blicken. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und überzeugt antwortete ich: „Nein, du bist mein Idiot.“ Als ich ihm noch einen Kuss geben wollte, nahm er seinen Kopf zur Seite.
      „Du verstehst das nicht“, begann er zu erzählen.
      „Jenni hat angerufen und ich bin aus Versehen an dein Handy gegangen, weil ich dachte, dass es meins sei.” Das konnte nichts Gutes bedeuten. Wenn meine britische Freundin eins konnte, dann Geheimnisse weitererzählen und Typen, die ich kennenlernte, ausquetschen, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholte.
      “Es tut mir leid, wenn sie dir etwas erzählt hat, dass du nicht hören wolltest”, murmelte ich nachdenklich und blickte zur Tür. Davor lag Trymr und sah mit glasigen Augen nach oben zu mir. Sein Schwanz begann langsam zu wedeln.
      “Darum geht es nicht, sondern viel mehr, dass ich dir hätte aufmerksamer zuhören, sollen”, stammelte Erik und griff nach meiner Hand.
      “Und wobei genau?”, fragte ich überrascht, weil ich bisher nie das Gefühl hatte, dass er es nicht tat.
      “Ich dachte, dass es morgen Nachmittag wieder vorbei sei und wir nur einige schöne Tage hatten … doch jetzt wünsche ich mir, dass wir uns in Schweden wieder sehen.” Erst rutschte mir mein Herz in die Hose und dann machte es Luftsprünge. Noch bevor er weitersprechen konnte, warf ich mich um seinen Hals und drückte fest zu. Vertraut schloss Erik die Augen.
      „Aber jetzt sage mir, wieso du deshalb ein Idiot bist?“, hackte ich glücklich nach. Chris war in wenigen Minuten an der Reihe, deswegen ich ihn wieder losließ und im Schlafzimmer verschwand. Dort zog mir eine kurze Hose an. Das Shirt vom Team behielt ich an, dann stellte sich Erik in den Türrahmen.
      „Weil ich sonst nur an meine Arbeit dachte, auch die ganze Zeit über. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass es dir Ernst sei mit uns“, sagte er.
      „Lass uns darüber nicht mehr sprechen, sondern einfach sehen, in welche Richtung es sich entwickelt, Okay? Chris erwartet uns“, schlug ich gerade vor und knöpfte die Hose an der Taille zu. Erik nickte und machte sein Hund an die Leine, der freudestrahlend noch immer an der Tür stand. Zusammen liefen wir zum Reitplatz, auf dem Chris mit Hammy bereits in den Startlöchern stand und wartete. Bevor Erik Veto einlegen konnte, zog ich ihn am Arm mit auf den Platz. Zur Feier des Tages trug ich die neuen Schuhe, die ich zusammen mit Lina gekauft hatte.
      „Du schaffst das“, sagte ich glücklich zu ihm.
      „Ach, darüber mache ich mir gar keine Gedanken, ich möchte viel lieber wissen, was mit euch nun ist“, begann er direkt zu fragen. Doch keiner von uns beiden fand eine passende Antwort und in dem Augenblick wurde er schon auf den Platz gebeten. Meine gedrückten Daumen hob ich in die Luft und er nickte zustimmend mit seinem Kopf. Aus den Lautsprechern erklang ein Lied von ABBA und Chris galoppierte ein.
      Fasziniert beobachtete ich, wie Chris mit seinem Wallach durch den Sand tanzte und kam dabei langsam auf den Geschmack, mich mehr mit ihren Disziplinen zu befassen. Seitdem ich in der Pferdewelt endlich einen Platz zum Leben fand, entfernte ich mich nie weiter als nötig von den Isländern und liebte es in der freien Natur meinen Frieden zu finden. Doch durch die Ausbildung kam ich immer mehr in den Kontakt mit den Turnieren, auch Bruce’ Pferde waren dabei ein Sprungbrett für mich. Gerade als der Gedanke sich vor meinem Auge verbildlichte, wie ich bei einem pinken Himmel auf unserem Dressurplatz mit Glymur tänzelte, lenkte mich Erik ab. Schützend legte er seine Arme von hinten um meinen Körper und stützte seinen Kopf auf meinem ab.
      „Was wird das, wenn es fertig ist?“, fragte ich neugierig und versuchte nach oben zu sehen.
      „Ich genieße die Zeit mit dir“, antwortete er verträumt und drückte sich näher an mich heran.
      „Fliegst du mit mir nach Island?“, überkam es mich schlagartig. In der Hektik drehte ich mich und legte meine Hände an seine Hüfte.
      „Ja … ja klar, wieso nicht“, stammelte Erik erst überrascht, dann freudestrahlend und drückte seine Lippen auf meine. Er machte jede Zelle in meinem Körper verdammt glücklich. Dass er dem wirklich zustimmte, eröffnete in meinem so viele neue Möglichkeiten, dass mir tausend Ideen durch den Kopf schossen. Ideen, was ich mit ihm erleben möchte und tatsächlich auch der Gedanke mit ihm eine Familie zu gründen, in der Fredna immer die kleine Prinzessin bleiben würde.
      „Du bist verrückt, junge Dame, hat dir das schon mal jemand gesagt?“, freute er sich noch immer. Ich hatte meinen Blick wieder zu Chris gerichtet, denn deswegen waren wir schließlich hier.
      „Ich würde behaupten, dass ich es täglich gesagt bekommen, aber es ist okay. Besser als mit einem Anzug über einen Pferdehof zu rennen“, neckte ich, was mit einem Kitzeln unter den Arm direkt bestraft wurde. Endlich hatte er sich wieder beruhigt und griff nach meiner Hand, sodass ich den letzten Teil von Chris noch genießen konnte. Sein Wallach hatte es zwar ziemlich eilig, doch die Versammlungen zeigten sich damit noch besser. Zum Schluss galoppierten sie auf die Mittellinie und er verabschiedete sich. Aufgeregt klatschte ich mit dem Publikum, das auch so begeistert waren von dem Ritt wie ich.
      “Nimm es mir nicht übel, aber das sah besser aus als bei euch”, mischte sich Erik dann ein.
      “Ja, ja. Klar. Die machen das auch viel länger”, antwortete ich nur kurz und warte auf den Kandidaten, der sich auf der Liste kurz hinter Jace einreihte. Schade, aber ich gönnte es dem kleinen Hofjungen, dass er mal etwas Erfolg hatte. Denn mit Lina schien es nicht mehr so gut zu laufen.
      “Und, bist du jetzt auch mein Fan Girl?”, scherzte Chris außer Atmen und ich hielt Hammy fest, als er sich aus dem Sattel schwang.
      “Schon immer”, lachte ich. Erik machte einige Schritte zur Seite, als wir gemeinsam zur Kontrolle liefen.
      “Dann kann ich dich also von einem kleinen Ausflug in meinem Zimmer begeistern?”, hackte Chris amüsiert nach.
      “Ey”, legte der Schlipsträger direkt Veto ein.
      “Heute leider nicht, vielleicht ein anderes Mal”, sprach ich heiter weiter. Bei der Kontrolle hatte der Tierarzt nichts auszusetzen an dem Gesundheitsstatus des Pferdes und Chris brachte ihn langsam zurück zum Stall. Nun war ich wieder allein mit Erik und seinem Höllenhund, der eng neben mir lief.
      “Und jetzt?”, erkundigte ich mich ihm.
      “Ich hätte Hunger”, schlug er vor und wir machten uns auf die Suche nach etwas zum Essen, dass nicht schwer zu finden sein sollte, zumindest für ihn. Mehrere Stände breiteten sich auf dem Hof aus.

      Lina
      Merles Fragen lösten in mir das dringende Bedürfnis aus, zu verschwinden und mich irgendwo zu verkriechen. Schon in Schulzeiten hatte ich stets versucht solche Leute zu meiden. Leute die sich selbst für etwas Besseres hielten und deshalb alle die nicht auf ihrem Niveau fertig zu machen. Ich spürte wie es in meiner Brust eng wurde und wie sich die negativen Gedanken einen Weg in mein Bewusstsein suchten. Gedanken die beinhalteten, dass sich nicht mal meine Eltern mit mir hatten abgeben wollen. Nein, diese Gedanken durften jetzt nicht die Kontrolle übernehmen, nicht hier. Ohne nach außen hinzuzeigen, was in meinem Kopf vorging, versuchte ich diese Gedanken wegzuschieben, was mir nicht leichtfiel, denn ich war mir ziemlich sicher über was Merles komische Freundinnen im Hintergrund tuschelten.
      “Komm Engelchen, wir suchen uns was zum Essen”, holte Niklas mich vollständig aus den Gedanken. Liebevoll griff er nach meiner Hand und die befremdliche Situation endete, endlich. Als wir uns weit genug von Merle und ihrem Gefolge entfernt hatten, legten sich meine Gedanken allmählich wieder, hinterließ aber ein schwaches Gefühl von Scham in mir.
      “Hasst sie nur mich oder einfach alle Menschen?”, murmelte ich bedrückt. Auf eine weitere Begegnung dieser Art konnte ich gerne verzichten. Ich wusste schon, warum ich mich lieber mit Pferden umgab als mit Menschen. Die Tiere hassten eine nicht einfach, nur weil man nicht in ihr Konzept passte.
      “Das kann ich dir leider so auch nicht beantworten. Sie nervt mich schon seit Ewigkeiten und ist dabei nicht unbedingt nett zu meinem Umfeld. Also nimm es nicht persönlich, ich schätze sie möchte jeden in meiner Nähe loswerden”, erklärte Niklas verständnisvoll.
      “Mmm, das sagt sich so einfach”, antwortete ich seufzend, nahm mir aber vor seinen Rat zu beherzigen so gut ich konnte.
      “Wenn du in meiner Welt bestehen möchtest, brauchst du ein dickes Fell, sonst wirst du rücksichtslos verschlungen”, fügte er hinzu. Seinen Blick richtete er nach vorn und schien nicht einmal zu prüfen, wie es mir damit ging. Das Niklas damit recht hatte wusste ich, denn das hatte ich bereits oft genug zu spüren bekommen. Ich antworte nicht, sondern lief nur stumm neben ihm her.

      Annalotta
      Wie geplant saßen Seph und ich um 13:00 Uhr auf unseren Pferden und ritten sie auf dem Abreiteplatz warm. Girl schien etwas weniger nervös als Dude, auch wenn er sich etwas häufiger als sonst umschaute. Frau Wallin und Herr Holm standen am Zaun und sahen uns kurz beim Aufwärmen zu. Ob sie sich bereits einen ersten Eindruck unserer reiterlichen Fähigkeiten machen wollten? Ich wusste es nicht. Es war mir aber auch egal, denn ich muss sie, ebenso wie alle anderen Menschen an der Bande ausblenden und mich ganz auf mein Pferd konzentrieren. Dass ich mich ständig von äußeren Reizen ablenken ließ, musste ich endlich mal in den Griff bekommen.
      Seph hatte damit keine Probleme. Sobald er sich auf sein Pferd setzte, schirmte er sich von der Außenwelt ab. Nur durch seine gelegentlichen Blicke zu mir herüber konnte ich mir sicher sein, dass auch ich mich in seiner Blase befand.
      Das Aufwärmtraining unserer Reiner folgte stets demselben Muster. Wir starteten auf geraden Linien, ehe wir in die Biegung übergingen und anfingen, die Pferde von vorne bis hinten ordentlich durchzukneten. Das war überaus wichtig, denn um Roll Backs oder Sliding Stopps zu reiten, mussten die Pferde enorm gut aufgewärmt sein.
      Seph galoppierte Girl gerade auf einem großen Zirkel, setzte sich an X tiefer in den Sattel, summte ein “Mmm” und lenkte die Stute auf den kleinen, langsamen Zirkel ab.
      Ich feilte derweil ein wenig an einfachen Stopps aus dem Schritt und anschließendem Back Up. Dude hatte dabei leider oft die Neigung, voll gegen das Gebiss zu gehen und den Kopf hoch zu reißen. Vor Prüfungen musste ich das immer wieder üben, damit er es dann, wenn es darum ging, nicht machte.
      Als ich dem Hengst eine kurze Schrittpause gönnte und meinen Blick durch die wenigen Personen am Zaun streifen ließ, blieb ich an einem blonden Mann mit Cowboyhut hängen. Caleb.
      Meine Gesichtszüge erhellten sich, ich winkte ihm zu und trabte Dude zu der Stelle, an der er stand. “Du hast es geschafft!”, sagte ich freudig und lehnte mich zu ihm runter, um ihn kurz zu umarmen.
      “Gerade noch rechtzeitig um euch noch mal daran zu erinnern, wie man richtig reitet.” Er lachte, schaute jedoch kritisch zu meinem Bruder Seph rüber, der gerade ein paar Probleme mit seinen Spins hatte. Caleb kletterte durch den Zaun und ging auf ihn zu. Ich verstand von meiner Position aus nicht ganz, was er zu ihm sagte. Seph stieg allerdings ab und Caleb setzte sich auf sein Pferd. Herr Holm und Frau Wallin beobachteten das Szenario skeptisch.
      Caleb trabte Sephs Stute an. Stellte sie nach außen und ritt immer kleiner werdende Kreise, bis die Stute anfing, sich auf dem inneren Hinterbein zu drehen. Erst dann ließ er die Zügel lockerer, schnalzte mit der Zunge und tippte die Stute mit dem äußeren Bein rhythmisch an. Dies machte er ein paar Runden, ehe er stoppte und wieder abstieg. “Genauso machst du das beim Aufwärmen. Du musst sie richtig reindrehen, nicht das, was auch immer du da gerade fabriziert hast.” Seph knirschte sichtlich mit den Zähnen. Ich wusste, dass er sich darüber ärgerte, immer wieder von dem erfahrenen Reiter korrigiert zu werden.
      Schließlich kam er wieder zu mir. “Zeig mal die Roll Backs, geht er gut am Bein?”, fragte er mich dann und ich nickte, galoppierte den Hengst an, stoppte und sprang einen semi-guten Rollback nach außen weg. “Äußeres Bein weiter hinten. Setz dich mehr in die Bewegung rein – und um Gottes willen schau früher, wo du hinwillst!”
      Ich nickte, machte das Ganze noch einmal und es klappte schon besser. Nach einem Blick auf die Uhr hatten wir auch keine Zeit mehr, das Ganze noch einmal zu üben. Caleb rief Seph und mich noch einmal zu sich rüber, wünschte uns viel Erfolg und ermahnte uns, es nicht zu versauen.
      “Nun sehen wir einen Beitrag von Annalotta Leigh Augustsson mit ihrem Pferd Small Town Dude und Joseph Magnus Augustsson mit seinem Pferd Up Town Girl”, wurden wir angekündigt. Ich wartete am Eingang des Platzes, da Seph mit dem Pattern anfangen würde.
      Er lenkte Girl auf X und verharrte dort kurz. Dann gab er die Hilfen zum Spin nach links. Die Stute drehte gut an und stoppte schön nach vier Umdrehungen. Dann gab mein Bruder die Hilfen für die Spins nach rechts. Girl drehte weder schön an, noch hielt sie ein Tempo bei. Neben mir ertönte lautes Schnalzen, was von Caleb kam. Seph hörte es und kickte mit seinem äußeren Bein mehr im Rhythmus. Sofort fing sich die Stute und drehte zumindest die letzte Runde einigermaßen okay.
      Nun folgten die Zirkel. Seph stellte sie, um auf der linken und besseren Hand anzugaloppieren. Girl sprang sofort gut an und hielt den großen Zirkel als auch das schnelle Tempo gut selbst. Als die beiden zum zweiten Mal an X ankamen, summte Seph wieder ein “Mmm”, setzte sich tiefer in den Sattel und Girl reagierte richtig gut, wurde langsamer und galoppierte den kleinen Zirkel auch toll. In der Mitte gab Seph die Hilfen zum Galoppwechsel. Girl sprang toll um und zeigte auf der rechten Hand ebenfalls ein paar passable Zirkel. Um noch einen schnellen Galoppwechsel zu zeigen, lenkte er Girl wieder auf den großen Zirkel und ließ sie an X in einem wahnsinnigen Tempo umspringen.
      “Angeber”, murmelte Caleb und legte Dude die Hand auf die Kruppe. “Na dann mal los.”
      Ich schluckte. Jetzt war ich an der Reihe. Seph trabte mit Girl zur Seite, sodass die Run Linie frei für mich war. Ich gab Dude ein Küsschen und galoppierte ihn an. Bis hinter X steigerte ich mein Tempo, blieb aber stets moderat, da der Boden nicht wirklich zum Stoppen geeignet war, und stoppte Dude eindrucksvoll – dafür reichte es allemal. Nach ein paar Metern rückwärts ließ ich ihn schnaufend stehen, verharrte kurz. Dann galoppierte ich ihn wieder auf dem Zirkel an, ritt ihn geradlinig raus und stoppte wieder. Dieses Mal ohne Rückwärtsrichten, sondern wir sprangen mit einem Roll Back nach außen weg. Ich stoppte den Hengst ein letztes Mal, dieses Mal aus jedoch nur aus einem sehr langsamen Galopp und richtete ihn erneut ein paar Schritte rückwärts. Schließlich lobte ich ihn ausgiebig und verließ den Platz, wo Caleb und Seph mit seinem Girl auf mich warteten.
      “Holprig war der Roll Back schon, der muss mehr von deinem Bein weggehen … aber fürs Erste was okay.” Das fasste ich als Lob auf, ritt mein Pferd noch auf dem Abreiteplatz trocken und war sehr gespannt auf die Siegerehrung.

      Niklas
      Interessiert beobachtete ich das Gesehen auf dem Reitplatz, während ich auf dem Rücken meiner Stute verweilte für die Siegerehrung. Eigentlich sollte jeder sein Pferd unter sich haben, doch einige von uns entschieden sich dagegen. Die Platzierungen standen so weit schon fest, weshalb ich nicht einmal aufgeregt war, ob es nun eine Schleife geben würde oder nicht. Dösend stand Smoothie und wartete wie ich auf meinen Einsatz. Dann ging es los, begrüßend durch ein lautes Knarren aus den Boxen. Jemand zog den Stecker irgendwo heraus und irritiert zappelte Smoothie herum.
      “Wir sind endlich durch und haben uns an einigen Stellen noch einmal die Ritte angeschaut, um die Platzierungen endgültig festlegen zu können. Deswegen begrüßen wir nun auf dem fünften Platz – Björn mit einem Score von 63 % …“, begann Herr Holm durch das Mikrofon zu sprechen. Nacheinander ritten sie hinein. Mein Bruder bemühte sich mit seinem Hengst, erreichte jedoch nur den Vierten, gefolgt von Chris. Die beiden lagen schon auf den vergangenen Turnieren immer knapp nacheinander, die Reihenfolge änderte sich bisher immer im Wechsel. Erst dann sah ich Jace an mir auf den Platz reiten. Seine Augen funkelten böse, doch ich hörte dann:“ … die Überraschung des Tages. Jace mit Sunny auf dem zweiten Platz mit ganzen 73 %.” Zweiter Platz, Glück gehabt. Für einen Moment stockte mein Atem, doch dann wurde ich aufgerufen und im Schritt trieb ich Smoothie vorwärts. Zur Feier des Tages lief meine Kürmusik aus den Boxen, die ich mir extra für die letzte Präsentation mit meinem Pferd komponieren lassen habe.
      “Herzlichen Glückwunsch”, reichte mir unsere Trainer die Hand und ein Kind steckte meiner Stute die Schleife an die Trense. Ich bekam eine Scherbe, die wie alle anderen in der Ecke landen würde. Irgendwann hörte ich auf einen Platz dafür zu finden und kaufte eine Kiste, in der sie sich stapelten. Für uns alle ging es dann in eine Ehrenrunde, bevor wir den Platz verließen. Einer der Richter machte sie direkt auf den Weg zu Jace. Im Augenblick fühlte ich nichts außer den Schmerz mich von meinem Sportpartner verabschieden zu müssen.

      Vriska
      Dass der Herr auf seinen Schimmel den ersten Platz belegen würde, stand vermutlich schon bei unserer Ankunft vor Ort fest. War ich neidisch? Vielleicht. Störte es mich, dass er plötzlich mit Lina zusammen war? Treffer. Hand in Hand stand ich mit Erik am Zaun und wusste nicht so richtig wohin mit all den Gefühlen. Immer wieder blickte ich in seine blauen Augen und versuchte Niklas zu vergessen, was einerseits sehr früh war und andererseits nicht funktionierte, wenn er sich in meiner Nähe befand. Dann kam mir wieder in den Sinn, dass Erik der Reise nach Island wirklich zustimmte und somit ein kleiner Traum in Erfüllung ging.
      „Hast du das gehört? Hopchen!“, sagte Erik völlig überraschend. Wovon sprach er? Als ich dann das hektische Winken von Linh auf dem Platz sah, wusste ich es. Über die kleine Brüstung vom Dressurplatz rannte ich dazu. Ich stellte mich zu ihr und richtete den Oberkörper auf.
      “Da nun auch unsere Zweitplatzierte endlich angekommen ist, können wir nun die Schleifen verteilen. Wir freuen uns, dass ihr doch so eine starke Konkurrenz mit euren Isländern zu den geübten Dressurreitern darstellen konntet. Trotzdem wollten wir eure Platzierungen separat verteilen, deswegen von uns allen – Herzlichen Glückwunsch!”, erklärte Frau Wallin und steckte mir eine silberfarbene Schleife an den Kragen des Poloshirts. Fasziniert sah ich mir die Auszeichnung an und eilte zurück, als wir fertig waren. Das Training hatte sich mit Glymur wirklich gelohnt und auch ich hatte vieles verbessert, doch trotzdem hatte ich das Gefühl, diese Auszeichnung überhaupt nicht verdient zu haben. Schließlich gab ich mir weder Mühe, noch hatte ich die Motivation so viele Veranstaltungen zu bestreiten wie die anderen. Sie setzten sich irgendwann in ihrem Leben das Ziel mal bei Olympia oder wo auch immer. Ich wollte aber nichts anderes als reiten und Spaß haben.
      “Und jetzt?”, fragte mich Erik. Schulterzuckend stand ich vor ihm und wusste gar nicht, wohin mit der restlichen Zeit. Vor allem wollte ich die lästigen Gedanken loswerden. In etwas weniger als einem Tag ging es los zum Flughafen, Glymur bekam bereits seine Abflugkontrolle und durfte sich nun entspannen. Ich verspürte das Gegenteil. Die Zeit hastete und gab mir überhaupt keine Möglichkeit sinnvolle Entscheidungen zu treffen. So hatte ich viel mehr verloren als gewonnen und kämpfte damit, überhaupt etwas in der Zukunft als fassbar zu bezeichnen. Währenddessen hoffte ich einfach nur, dass alles schnell wie möglich beenden zu wollen.

      Alec
      Mit einem breiten Grinsen beobachte ich wie der Richter mit Jace sprach, denn bei seinem Gesichtsausdruck war mir ungefähr klar, worüber sie sprachen. Mit jeder Sekunde schien Jace immer mehr von sich überzeugt zu sein. Etwas stolz war ich schon auf ihn, auch wenn mir klar wurde, dass er mir den restlichen Tag mit seinem Geprahle auf die Nerven gehen wird.
      Während ich darauf warte, dass er endlich kam, prüfte ich mein Handy, auf dem augenblicklich etliche Nachrichten von Anu auftauchten. Offenbar hatten sie zu wenig Arbeit, wenn sie noch so viele Nachrichten tippen konnte. Was ich aus der Flut an Nachrichten herausfilterte, war einerseits, dass sie sich darüber beschwerte, dass ich wieder nicht da sei und sie somit ein paar mehr Pferde auf die Koppel bringen musste. Andererseits interessiere es sie sehr, wie Jace sich geschlagen hatte. Ich antworte ihr schmunzelnd mit seinen Ergebnissen und sendete ihr dann das Video von seinem Ritt.
      Mir war nicht entgangen, dass meine junge Kollegin wohl ein Auge auf Jace geworfen hatte. Immer wenn ich hier gewesen war, musste ich ihr 1000 Fragen beantworten und die meisten davon hatten Jace oder seine Pferde als Hintergrund. Auch wenn Jace bei uns auf dem Hof war, verhielt sie sich ganz seltsam und tauchte immer vollkommen zufällig in seiner Nähe auf. Das Ganze anzusehen, hatte was von einem Trauerspiel, denn ich war mir ziemlich sicher das auch meinem Kumpel ihr seltsames Verhalten nicht entging, doch es interessierte ihn nicht im Geringsten. Jace war schon immer so. Er fühlte sich immer zu dem unerreichbaren hingezogen und war darauf fokussiert, diese doch zu erreichen. An sich ist eine gesunde Portion Ehrgeiz auch nicht so schlecht, jedoch bei Jace führte es dazu, dass er etwas Dummes anstellte.
      Ich wusste, wovon ich sprach, denn oft genug hatte ich versucht, ein wenig gesunden menschlichen Verstand in sein Erbsenhirn hineinzubekommen. Leider waren diese Versuche stets kläglich gescheitert. In dieser Hinsicht hatte die ganze Sache mit Lina eventuell eine gute Seite. Vielleicht verstand Jace jetzt mal endlich das Prahlerei und Machismo nur selten zu einer ernsthaften Beziehung führten.
      Seufzend blickte ich auf. Jace hatte mittlerweile sein Gespräch mit dem Richter beendet und kam mit stolzgeschwellter Brust und seiner Stute im Schlepptau auf mich zu.
      “Na, schon in die Hall Of Fame aufgenommen?”, scherzte ich, als er neben mir stehen blieb. Die Palominostute neben ihm schien gelangweilt und scharrte ungeduldig mit den Hufen auf dem Pflaster. Jace gab ihr einen Klaps vor die Brust, woraufhin die Stute zumindest für den Moment aufhörte.
      “Noch nicht ganz, aber ganz nah dran”, bekam ich eine prahlerische Antwort von Jace. “Wie du sicherlich gerade gemerkt hast, hatte ich nämlich ein schönes Gespräch mit dem einen Richter oder besser gesagt einem Vorstandsmitglied. Ich wurde zu einem Vorreiten eingeladen! Für das kanadische Nationalteam.” Jace stand ziemlich heroische vor mir, als würde er für ein Porträt posieren.
      “Herzlichen Glückwunsch. Ich wusste doch, du schaffst das”, beglückwünschte ich ihn und umarme ihn freundschaftlich.
      Auf dem Weg zum Stall konnte Jace es sich nicht nehmen lassen ein wenig herumzuprahlen und ein paar Mädchen schöne Augen zu machen. Das bereite mir allerdings ein wenig Sorgen. Auch wenn es wohl nach außen hin so wirken musste, dass er bereits über Lina hinweg war, konnte ich mir sicher sein, dass er es nicht war. Flirten tat Jace, nämlich in jedem Zustand und aus Erfahrung wusste ich, dass er es besonders intensiv betrieb, wenn er verletzt wurde. Bis zu einem gewissen Grad versuchte er Misserfolge auf diese Weise zu kompensieren, als würde sich das etwas ändern, wenn man nur genug angehimmelt wurde. Dieses Verhalten hatte in New York leider öfter dazu geführt, dass ich ihn aus irgendwelchen Schlägereien retten musste, weil er aus Versehen die Freundin von irgendwem angeflirtet hatte. Aber auch nicht selten hinterließ Jace dabei gebrochene Herzen. Gott sei Dank würden die ganzen Damen hier auf dem Hof heute Abend verschwunden sein, denn Jace und sein geflirtet gingen mir jetzt schon auf die Nerven.
      “Jace, dein Pferd möchte endlich auf die Koppel”, unterbrach ich ihn cholerisch, als Sunny wieder begann mit den Hufen zu scharren. Mein Kumpel dachte nicht mal daran sein Gespräch zu beenden.
      “Wer ist denn dein hübscher Freund da?”, säuselte die aufgetakelte Brünette und ließ ihre Augen frivol über meinen Körper wandern.
      “Hi, Alec und bald nicht mehr der Freund von dem da”, stellte ich mich genervt vor, nahm Jace die Zügel seines Pferdes aus der Hand und entfernte mich mit der Stute von der Truppe. Sunny entspannte sich sichtlich, als ich sie auf dem Putzplatz parkte und begann sie abzusatteln.
      “Dir sollte er mal danken, nicht wahr hübsche?”, sagte ich zu der Stute und strich ihr über das glänzende Fell. Sie schnaubte zustimmend und suchte in meine Taschen etwas zu naschen. Allerdings hatte ich heute keinerlei Leckerlis dabei. Das Sattelzeug der Stute ließ ich am Putzplatz hängen. Das konnte der gnädige Herr gefälligst selbst weghängen. Dieser tauchte auch gerade auf, als ich den Strick der Stute löste, um sie auf die Koppel zu bringen.
      “Gewöhne dich bloß nicht an den Service. Glaub nicht, dass ich dir immer den Turniertrottel gebe”, rügte ich Jace und drückte ihm den Strick seines Pferdes in die Hand.
      “Ich bin dir zu tiefsten Dank verpflichtet, Alec”, kommentierte Jace, bewegte sich immerhin dabei in Richtung Stalltür.
      “Meinst du wir schaffen den Weg zur Koppel ohne weiter Stopps?”, fragte ich ihn kritisch, denn ansonsten überlegte ich mir vielleicht lieber, ohne Jace loszugehen.
      “Jaaa, schaffen wir”, versicherte Jace und schlug, Gott sei Dank, den direkten Weg zur Koppel ein. Jamies Stute, Lady Moon, kam freundlich angetrottet als sie uns kommen sah und holte sich eine Streicheleinheit bei mir ab. Sunny beachte die braune Stute kaum, sondern trabe direkt zu Keks und Splash, die etwas weiter hinten grasten. Für einen Moment standen Jace und ich einfach nur da und beobachtete die Pferde, bis Jace das Wort ergriff: “Alec, … was denkst du eigentlich über Lina und Niklas?” Ich wunderte mich wenig über diese Frage, denn mir war bereits klar gewesen, dass ihn das eine Weile beschäftigen wird, an Lina lag ihm viel, auch wenn er vielleicht nicht immer in der Lage war das zu zeigen.
      “Lina sieht happy aus und das ist doch das Wichtigste”, antworte ich wahrheitsgemäß.
      “Aber meinst du denn, nicht dass sie das Ganze ein wenig überstürzt? Die beiden kennen sich doch gerade erst einmal zwei Wochen”, fragte Jace weiter und beobachte wie nun auch Moony langsam zur Herde trottete. Jace war echte Besorgnis in Gesicht geschrieben.
      “Ich glaube nicht, dass du oder ich in der Position sind das zu bewerten. Wir sehen nicht, was sie sieht und wenn sie denkt. Jace, du musst ihre Entscheidung nicht nachvollziehen können, aber akzeptiere sie, lass Lina ihr Glück finden”, erklärte ich meinen Standpunkt.
      “Mmm”, war Jace einziger Kommentar und er starrte weiter mit leerem Blick auf die Koppel. Währenddessen blickte ich am Horizont entlang und entdeckte tatsächlich, wonach ich suchte. Ivy stand ziemlich nah am Zaun der Hengste und graste friedlicher mit seiner alienähnlichen Kappe, als Schutz vor der Sonne. Lina leistete hervorragende Arbeit mit ihm.

      © Mohikanerin, Wolfszeit, Veija // 95.653 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Ende August 2020, Tag 13}
    • Wolfszeit
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      25.09.2021|Sosox3
      Dressur A-L
      Lady Moon mit Jamie Fraser
      Nathalie mit Quinn Drake

      Nate | Wir hatten wieder Besuch aus Canada. Jamie Fraser und Quinn Drake waren angereist um mit Lady Moon und Nathalie ein paar Übungen für sich mitzunehmen. Die beiden Stuten gingen gutes A-Niveau und sollten für die L-Dressur trainiert werden. Nathalie tat sich manchmal wohl noch ein bisschen schwer bei Schenkelweichen und Lady Moon bei der Versammlung. Sie verstand wohl manchmal nicht was man von ihr wollte. Jamie ritt Lady Moon gerade warm als Quinn mit Nathalie die Halle betrat. Jamie stellte und bog sie bereits beim Aufwärmen, was ich sehr begrüßte. Nachdem auch Quinn ihre Stute aufgewärmt hatte, begannen wir auch gleich mit den Übungen. Wir begannen auch mit Nathalie und dem Problem bei den Schenkelweichen und was mir direkt auffiel, war dass der Schenkel bei der Hilfengebung zu weit hinten lag und sie versuchte die Stute zu viel zu stellen. “Quinn, manchmal ist weniger mehr. Stell sie nicht schon zu stark und das Bein mehr am Gurt… Noch ein bisschen näher am Gurt. Jaa, so ists richtig. Siehst du, sie weicht gleich mehr.” Sie nickte und merkte gleich, wie Nathalie mehr wich. “Siehst du mal wie einfach das geht. Das Pferd nimmt die Hilfe viel entspannter auch und weicht dem Druck des Schenkels. Genauso wenn du sie weichen lässt und dann den Kopf wie bei einer Wendung stellst und den Kopf im Prinzip zur Seite ziehst, dann nimmt sie die halbe Parade nicht mehr an, weil sie es dann nicht mehr kann.“ Sie verstand was ich ihr zu erklären versuchte und merkte schnell, dass weniger ab und zu mehr war. Während ich mich nun Jamie mit Lady Moon widmete, übte Quinn weiter an den Schenkelweichen und ging weiteren Lektionen nach. Jamie befand sich in der Lösungsphase mit Moon, was sehr wichtig war, denn wenn man so ein kraftvolles Pferd hatte musste man es vorher lösen, sonst hätte man überhaupt keine Chance. “Reite sie nochmal im Trab auf dem Zirkel. Wichtig hierbei ist die korrekte Ausführung der Zirkellinie. Dabei treibst du das Pferd an den Äußeren Zügel und biegst es auf der Zirkellinie, okey!” Er nickte. Nach zwei Runden auf dem Zirkel sah man, wie Lady Moon sich dehnte und alles sofort richtig machte. Dann wollte ich, dass er Schlangenlinien ritt, jedoch S-förmig. Das förderte die Biegung und Stellung auf beiden Händen. “Links ist sie steifer. Jetzt reite mal bitte eine Volte und reite das Tempo einen Tacken ruhiger. Soo, jetzt musst ganz in Ruhe einwirken und den inneren Schenkel durchbringen. Jaa, genau so und loben! Jetzt gehst du nochmal auf den Zirkel. Ende der Lösungsphase heißt, ich muss in der Lage sein, das das Pferd den Zügel aus der Hand kaut.” Lady dehnte sich bis zum Zügelende und Jamie ließ sie dann ganz weich in den Schritt fallen. “Soo und genau jetzt ist sie gelöst für die Arbeitsphase. Jetzt reitest du sie im Arbeitsgalopp noch mal auf dem Zirkel. Du reitest jetzt Schritt/Galopp-Übergänge auf einem 15m Zirkel.” Was mir beim ersten Übergang vom Galopp in den Schritt auffiel, sie ging mit dem Hinterbein nach innen und ging mit der äußeren Schulter nach außen. “Reite sie im Schritt mit der Tendenz Renvers. Schulterherein hatten wir schon besprochen. Das Gegenstück wäre Renvers; heißt: Ich stelle das Pferd nach links, Vorhand rein und den Kopf nach links in diesem Fall. So kannst du die Schulter begrenzen.” Jamie ritt die Übung noch ein paar Mal und dann ließ ich die beiden ihre Pferde abreiten. Ich hoffte, dass sie die Übungen in ihrem Training einbauen würden, dann würde ihnen die L-Dressur auf jeden Fall leichter fallen.
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    • Wolfszeit
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      Feel it still| 12. Februar 2022
      Fiama di Royal Peragee | WHC’ Venice | Vakany| Mijou | Briair | WHC’ Delicious Donut | Minnie Maus | WHC’ Minya | WHC’ Mimithe | WHC’ Candela | WHC’ Mitena | Nurja | Lady Moon | HMJ Divine | Ready for Life | Vikar | WHC’ Poseidon | Herkules | Colour Spalsh | WHC’ Oceandis | Curly Lure | Songbird | LMR Fashin Girl | Black Lady | WHC’ Unsung Hero | Walking on Sunshine | WHC’ Shakoy | Miss Griselda Braun | British Gold | WHC’ Quatchi | Miss Leika| All Hope Is Gone| Flanell d’Egalité| Chessqueen| Sunny Empire| Baroness of the Gurad | LMR Ice Rain | Elvish Beauty | Saturn | Ursel - die Bärengöttin | Cremella | Amigo | PFS’ Artic Tiger | Acerado | Lifesaver | Elf Dancer | Little Buddy
      Wohlig wurde Jace von der Wärme des Hauses empfangen, als er eintrat. Eilig streifte er die nassen Schuhe von den Füßen und die Jacke warf er achtlos über einen Kleiderhaken. Er hatte etwas Herzerfrischendes auf der Fohlenkoppel entdeckt, was er Lina nun zeigen wollte. Wobei, wenn man ehrlich war, nur ein vorgeschobener Grund, denn es zog Jace ohnehin immer wieder zu der jungen Frau. Diese lag bisher noch dick eingekuschelt zwischen Kissen und Plüschtieren, noch tief im Reich der Träume. Ein gelöster Ausdruck zeichnete ihr zartes Gesicht. Wovon sie wohl träumen mochte? Dies hier könnte ein Märchen sein, wäre ihr schlaf doch tiefer. Statt von einem leidenschaftlichen Kuss wurde Lina durch ein sachtes Klopfen an ihrer Türe erweckt. Müde blinzelte die Brünette in das dämmrige Licht, welches durch die kleinen Schlitze zwischen den Lamellen der Rollläden hindurch fiel.
      “Geh weg! Du störst beim Schlafen”, rief Lina dem Störenfried entgegen und kuschelte sich tiefer in ihre Kissen. Sie versuchte nach den verblassenden Schlieren des Traumes zu greifen, doch es war, als würde eine immer dichter werdende Nebelwand das Unterbewusste verdrängen.
      Gut, dann ist sie immerhin wach, dachte sich Jace auf der anderen Seite der Tür und verschwendet nicht einen Gedanken daran Lina weiterschlafen zu lassen.
      “Nein, ich gehe nicht weg. Ich muss dir nämlich etwas zeigen”, verkündete er energetisch.
      Langsam bewegte sich die Klinke unter seinen kräftigen Fingern. Die Schneeflocken auf seinem Haar, die in der Wärme des Hauses langsam schmolzen und die leichte Röte auf Wangen und Nase, zeugten davon, dass er bereits draußen gewesen war.
      “Was genau kann denn so wichtig sein, dass du es mir sofort zeigen musst?”, murrte die junge Frau und zog sich die Decke über den Kopf. Sie sollte dringend anfangen, die Tür nachts abzuschließen, war es nicht das erste Mal, dass irgendwer ungebeten hereinkam. Tief sog sie die Luft in die Lungen. Es war ihr egal, was Jace wollte, denn sie wollte nur die Wärme ihres Bettes genießen und einen Moment länger an den Erinnerungen diesen zwei Wochen festhalten, die der Traum erneut weckte. Vor diesem Sommer hätte sie niemals geglaubt, dass sie jemandem wie ihm überhaupt auffiel. War er doch etwas wie der Traumprinz der Moderne. Wohlhabend, gut aussehend, beliebt. Und was war sie? Ein Niemand, das unscheinbare Mädchen vom Lande.
      Ihr ganzes Leben lang war sie von solchen Leuten ausgeschlossen, wie ein Objekt behandelt worden. Dem Verhalten nach, was Niklas zu Beginn an den Tag legte, war sie sich sicher gewesen, dass sie ihn niemals ausstehen können wird, doch noch bevor sie es begriff, war es bereits um ihr Herz geschehen. Bereits bevor es richtig begann, schien es aussichtslos, dennoch ließ sie es geschehen. Somit verschwand, mit dem Ende des Sommers, auch er, und mit ihm, ein Teil ihres Herzens. Sie blieb hier allein zurück, mit nicht viel mehr als verblassenden Erinnerungen und einem Pferd. Ein Pferd, welches jeden Morgen treuherzig auf das Mädchen warte. Divine, der Hengst, den sie mehr liebte als sich selbst, der sie jedoch jeden Tag an den Abschied erinnerte. Während die zierliche Gestalt noch mit ihren Gedanken kämpfte, trat der blonde Mann ein, sah nicht, was sie zu verbergen suchte. Viel mehr durchfloss ihn prickelnde Wärme, die sich in seinem Herzen zu einer sprudelnden Quelle konzentrierte.
      “Ich muss dir etwas Niedliches zeigen”, antwortete der blonde Mann und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. Den Teil, dass es fast so niedlich war wie Lina, sprach er nicht aus, aber ein versonnenes Lächeln lag auf seinen Lippen. Sanft zogen die kräftigen Hände die Decke vom Kopf des Mädchens, worauf hin ein widerwilliges Brummen ertönte.
      “Jace, es ist noch viel zu früh, lass mich schlafen!”, murmelte sie und boxte ihn halbherzig. Der junge Mann musste sich zusammenreißen, nicht loszulachen. Hielt er sie doch für überaus putzig, so ganz verschlafen. Das übergroße Shirt fiel locker um ihren zarten, kleinen Körper und einige der dunklen Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Dutt gelöst und fielen ihr in die Stirn.
      “Linchen, es ist schon halb zehn, da kann man auch mal aufstehen”, konterte Jace und hielt ihr sein Handy als Beweis vor die Nase. Jace kassierte sogleich einen Tritt, von seinem zeternden Gegenüber: „Du weißt, ich hasse das, wenn du mich so nennst und außerdem habe ich heute frei.” Die junge Frau wollte sich das Kissen über den Kopf ziehen, doch Jace schnappte es sich und warf es außerhalb ihrer Reichweite, auf die andere Betthälfte.
      “Langweilerin, wenn du immer so lange schläfst verpasst du alles.” Unbeirrt der geringen Begeisterung, die ihm entgegengebracht wurde, plapperte Jace weiter: “Ich habe Fia heute zum erst mal bei der Fellpflege gesehen. Ist das nicht toll?” Der Blonde zeigte ihr ein Video, wie die kleine Lustitanostute freundlich von Vakany’s Fohlen beknabbern wurde. Fiama, hatte als einziges Fohlen, welches bereits ohne Mutter in der Herde lief, einige Anschlussprobleme gehabt. Doch seit die Fohlen nach und nach entwöhnt wurden, fand auch die kleine Fuchsstute endlich den Anschluss.
      “Okay, das ist wirklich süß, aber wenn du mich nächste Mal für so eine Kleinigkeit weckst, an einem freien Tag, bring wenigstens Frühstück mit”, gähnte Lina und begann sich zu strecken. Jace würde wohl nicht aufgeben, bis sie endlich aufstand. Als sie ihre Arme und Schultern zu strecken begann, verrutschte ihr Shirt ein Stück und gab den Blick auf ihr Schlüsselbein frei, auf dem sich eine verblasste Narbe abzeichnete. Nur schwer konnte Jace seinen Blick von ihr lösen. Er verstand nicht, warum sie so einen geringen Selbstwert an den Tag legte, waren es doch gerade diese kleinen Makel, die sie in seinen Augen noch schöner wirken ließ.
      “So, und wo du jetzt wach bist”, sprach er schließlich und ging zurück zur Tür, ließ sich aber nicht nehmen, ihr die Decke im Gehen vollständig von den Knien zu ziehen, “möchtest du bestimmt mit mir die Fohlen umweiden. In 10 Minuten unten.” Lina protestierte lautstark gegen den Diebstahl ihres Federbettes und damit auch der letzten Wärme, doch ihr Kollege war bereits aus dem Raum verschwunden.
      Schicksalsergeben rollte sie sich aus dem Bett. Eigentlich war ihr bei den Temperaturen draußen, ihre kuschelige Decke lieber, aber es schien nicht so als hätten sie eine Wahl. Spätestens in zehn Minuten würde Jace den nächsten Angriff starten und sie glaubte nicht, dass es dann bei einer geklauten Decke bleiben würde. Zudem hatte Jace die Tür offen gelassen, wodurch ein kühler Luftzug in das Zimmer drang und sie zum Frösteln brachte.
      Zwölf Minuten später stand die junge Frau dick eingepackt in eine Daunenjacke und mit einem halben Müsliriegel in der Hand auf der Terrasse. Da weit und breit kein Jace zu sehen war, rief sie nach ihm: “Wo bist du denn, Jace?” Genervt verdreht sie die Augen, erst weckte er sie und dann ließ er sie ohne nennenswertes Frühstück in der Kälte warten.
      “Ich bin doch schon da”, drang eine Männerstimme hinter ihr aus dem Flur. Der Gesuchte stand in der Terrassentür und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. Kurz darauf kam er aus dem Haus und schnappte sich den Rest des Müsliriegels aus Linas Hand.
      „Das war mein Frühstück”, empörte sich die Kleine, doch es war schon zu spät, von dem Riegel war bereits nicht mehr übrig als das Papier.
      „Wir tauschen lieber”, antwortete Jace kauend und stülpe ihr fürsorglich seine Handschuhe über die Finger. “Sonst frieren dein hübschen Fingerchen noch ab”, ergänzter er erklärend. Obwohl es erst Oktober war, war es schon klirrend kalt, -10 Grad um genau zu sein.
      „Das ist kein guter Tausch, ein Frühstück wär mir lieber“, beschwerte sich Lina erneut.
      „Ich verspreche dir, Frühstück bekommst du, wenn wir fertig sind. Ich werde es dir höchstpersönlich zubereiten“, beschwichtigte der große Blonde seiner Begleitung.
      Lustig tanzten die Schneeflocken durch die Luft und unter den Sohlen der Stiefel, knirschten die Eiskristalle als die beiden in Richtung Stall liefen.
      “Am besten nehmen wir erst die Zwillinge, Mijou plus Fohlen und Brair mit. Möchtest du lieber die beiden wilden oder die anderen drei?”, fragte er. Statt eine Antwort abzuwarten, drückte er Lina bereits die Halfter von Mina und Bri in die Hand. Irritiert blickte sie ihn an und frage: “Warum fragst du mich eigentlich, wenn du es dann doch selbst entscheidest?”
      „Na ja,” Jace blickte kritisch an ihr herunter und antwortete etwas spöttisch, “weil du aussiehst als würdest du gleich ein hübscher kleiner Eisklotz werden und du weißt, ja, gerade für Mimi benötigt man schon ein wenig Flexibilität.“ Ganz Unrecht hatte er nicht. Trotz der gefütterten Jacke, die sie trug, fror sie ein wenig und zog sich den voluminösen Schal ein etwasmehr ins Gesicht.
      „Du bist doch bescheuert”, zeterte die kleine Frau und stieß ihm gezielt zwischen die Rippen. Jace murmelte unverständlich, von wegen er würde noch wie verprügelt aussehen, wenn sie so weitermache, aber macht keinerlei Anstalten sich gegen ihre Attacken zu wehren.
      Hinter einem Busch zischte plötzlich ein Schneeball hervor, verfehlte nur knapp das Gesicht der kleinen Brünette und zerschellte an einem Baumstamm hinter ihr.
      “Ohh da bekommst du zurück, Jayden”, rief Jace, der den Ursprung des eisigen Geschosses bereits ausgemacht hatte und zielte auf seinen Kollegen, der hinter der Hausecke hervorlugte. Trotz der Kälte waren alle fröhlich und ausgelassen, doch als Lina sich beschwerte, dass sie den Schnee sogar schon unter dem Shirt hatte, fand der Spaß ein Ende. Sie war nun auch noch nass, nicht nur wie das Weiß um sie herum.. Aufopferungsvoll zog Jace seine Jacke aus und legte ihr diese mit den Worten: „Hier, kleine Eisprinzessin“, um die Schultern. Dankbar schlüpfte sie in die riesige Jacke, ignorierte seinen Kommentar allerdings vollkommen. Das, was für Jace eine normale Jacke war, wirkte an Lina wie ein seltsam geschnittener Mantel.
      Bereits von Weitem war zusehen wie Mimi und Donut sich gegenseitig um Mijou herum scheuchten. Dabei blieb die braune Stute ziemlich gelassen und suchte ein paar Grashalme unter dem Schnee. Es war erstaunlich, wie ruhig die traumatisierte Stute geworden war, seit sie das Fohlen hatte. Bevor der kleine Donut auf der Welt war, hatte Mina kaum ein anderes Pferd in die Nähe gelassen, geschweige denn, dass jemand oder etwa unter ihr durchlaufen durfte, wie Mimi es gerade tat. Auch der kleine Hengst, dem man die Verwandtschaft zu Flanell eindeutig nicht abschlagen konnte, versucht unter seiner Mama durchzulaufen, aber da er inzwischen gute fünfzehn Zentimeter größer war, als das Ponyfohlen, passte es nicht.
      “Schau nur, ich glaube, Candy versucht einen Schnee-Engel zu machen”, lenkte Lina amüsiert die Aufmerksamkeit auf die Scheckstute, die sich prustend im Schnee wälzte. Mitena, die nun angetrottet kam, hatte weiße Flocken in ihrem dunklen Fell kleben, der vermutlich von einer ähnlichen Aktion stammen musste.
      “Das kann ich auch“, schwang Jace große Worte und warf sich in den Schnee. Er begann Arme und Beine auf und ab zu bewegen, sodass unter ihm ein Schnee-Engel entstand. Lachend schüttelte Lina den Kopf über ihren Kollegen. Manchmal war sie sich nicht sicher, ob er älter als zwölf war, so wie er sich aufführte.
      “Na, hör schon auf mit dem Quatsch, so kommen die Pferde niemals auf eine neue Koppel.“ Lächelnd reichte die braunhaarige ihm eine Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen. Doch statt aufzustehen, nutze er die Gelegenheit und zog sie zu sich runter. Lina landete geradewegs aus seinem muskulösen Oberkörper.
      Für Augenblick hielten beide inne. Jace sah unmittelbar ihre hübschen blauen Augen, umrahmt von lagen dunkeln Wimpern. Darin hatte sich eine Schneeflocke verfangen und funkelte mit ihren Augen um die Wette. Immer mehr von der prickelnden Wärme, pulsierte durch seine Adern, sodass er trotz fehlender Jacke nicht fror. Kurzzeitig erwiderte das Mädchen seinen Blick, bevor sie sich verlegen abwendete. Ganz tief in ihrem Inneren geriet etwas in Bewegung, doch es war noch zu früh, ihr Herz hing stattdessen an Niklas. Ein trübseliger Ausdruck trat in ihre Augen und sie rappelte sich wortlos auf. Jace schien das unausgesprochen zu erahnen, denn er schwieg ebenso. Die einzigen Geräusche um sie herum waren das Heulen des Windes und der knirschende Schnee. Lina gab sich alle Mühe, die Gedanken an Niklas beiseitezuschieben und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
      “Hei, Mina”, sprach sie zu der braunen Stute, als ich sie diese erreicht hatte, “Bereit für einen Umzug?” Natürlich antwortete die Stute nicht, sondern sah sie freundlich aus ihren braunen Augen an. Die Finnin hielt ihr das grüne Halfter hin. Misstrauisch schnupperte die daran, bevor sie wohlerzogen den Kopf senkte, damit die kleine Dame sie halftern konnte. Dies stellte sich, mit Jace viel zu großem Handschuhen an ihren Fingern, allerdings als ziemlich schwierig heraus. Unglaublich, wie umgänglich die Stute mittlerweile war.
      „Hier, die musst du auch mitnehmen.” Jace drückte seine Kollegin den Strick der Schimmelstute in die Hand. Auch die beiden Fohlen hatte der große Blonde bereits eingefangen, obwohl das bei dem kleinen Wirbelwind Mimithe gar nicht so einfach gewesen war. Die kleine Stute fand es nämlich viel lustiger vor ihm davonzulaufen.
      Lina ging mit den beiden Stuten voraus, immer mit dem kleinen Donut an Mijous Seite. Auf der neue Koppel angekommen machten sich alle fünf Pferde erst einmal daran, jeden Zentimeter zu erkunden. Während die Vierbeiner ihre neue Umgebung inspizierten, holten Jace und Lina auch noch die anderen Pferde.
      Nurja und Lady Moon, die zu Gesellschaft bei den Fohlen standen sowie die beiden Jungstuten, waren die letzten Pferde, die umzogen. Wie ein Schneepflug stiefelte Moony über die Koppel und rollte sogar einen kleinen Schneeball.
      “Ich glaube Jamie hat ein künstlerisch begabtes Pferd”, meinte Lina lachend zu Jace und zückte ihr Handy um ein Video zu machen.
      “Ja, schon …”

      Jace | Ein lautes Scheppern, welches den Tod der Tasse verkündete, riss mich aus meinem Dämmerzustand. Fluchend sprang ich auf und sammelte die Scherben von dem dunklen Parkett. Scheiße, das war meine Lieblingstasse gewesen. Nicht, dass die Tasse besonders hübsch gewesen wäre, nein eher das Gegenteil, sie war potthässlich, aber es passte viel hinein. Genau das, was ich benötigte, um morgens wach zu werden.
      Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und glomm nur noch schwach. Müde ließ ich mich zurück auf das Sofa sinken, starrte durch das Glas des Wintergartens auf die Terrasse. In letzter Zeit schlief ich des Öfteren auf dem Sofa ein, wenn ich mich in meinen Gedanken verlor, aus denen sich unruhige Träume formten.
      Vor ein paar Stunden hatte ein leichter Schneefall eingesetzt, der zunehmend stärker wurde. Kräftiger Wind verwirbelte die dicken Schneeflocken und für einen kurzen Augenblick, glaubte ich die unverwechselbare Silhouette eines Pferdes darin zu erkennen. Das Tier, welches im Stall stand und jeden Tag sehnsüchtig auf Lina warten, doch lange würde er nicht mehr warten müssen. Denn der Tag seiner Abreise war bereits in zwei. Als Samu mitteilte, wann er und damit auch der Freiberger, den Hof verlassen würde, erlosch auch der letzte Funke Hoffnung, dass Lina zurückkehren würde. Auch, wenn ich ihr nur das Beste wünschte, hatte ich damit gerechnet oder viel mehr darauf gehofft, dass sie früher oder später doch noch herausfand, dass Niklas nur ein guter Schauspieler war. Doch alles, was ich von ihr nur, dass sie glücklich sei.. Es war nicht einfach sie loszulassen, aber allmählich merkte ich, wie es zu einer ernsthaften mentalen Belastung wurde, die immer schwerer zu bewältigen war. Nicht mal nachts schaffte ich es, abzuschalten, mein Hirn erschuf allerlei Szenarien, wie es nach dem Tag der Abreise dem schwedischen Team hätte verlaufen können, wenn sie hier geblieben wäre. Aber alle endeten damit, dass irgendwann der Punkt kam, an dem sie dem Mann nachtrauerte, der ihr mit Divine einen Kindheitstraum erfüllte und dass Lina unglücklich sei und sich quälte, war das Letzte, was ich wollte. Die Zeit war wohl gekommen, die Ereignisse anzunehmen, zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, die man zwar im Herzen tragen konnte, die aber nicht in meinem Leben sein konnten.
      Unerwartet leuchtet der Bildschirm meines Handys auf dem kleinen Couchtisch auf, tauchte seine Umgebung in einen schwachen, weißlichen Schein. Ich griff nach dem Gerät und erblickte eine Benachrichtigung von Instagram. Ich staunte ein wenig, als ich sah, dass Lina etwas gepostet hatte, denn seit ihrem Umzug war es auf ihrem oder eher Ivys Account relativ still geworden. Es gab nur noch gelegentlich sporadische Updates über den weißen Hengst, logisch, wenn sie sich tausende Kilometer weit von ihm entfernt befand.
      Neugierig, was Lina wohl gepostet haben mochte, öffnete ich die App. Eine Story öffnete sich, darin zu sehen ein Rappe mit einer schmalen Blesse, der erst an einem Heuhaufen knabberte und schließlich neugierig mit der Nase immer näher an die Kamera kam, bis nur noch Nüster zu sehen waren. „Willkommen Zuhause, Ready for Life", stand in der Ecke geschrieben. Es folgte noch eine Boomerang in der die Stute, offenbar auf Kommando flehmte. Was mochte es wohl mit der Stute auf sich haben? Gehörte sie zu Lina? War es ein weiteres Geschenk ihres Freundes? Immerhin hatte sie die Pferde aus Schweden bisher nur sporadisch in Storys gezeigt, wenn sie ausreiten war oder ähnlich, aber nie eines explizit erwähnt. Ich sollte morgen bei Samu nachfragen, ob er mehr wusste über dieses Pferd. Da war sie wieder, die mich ständig beschäftigende Frage, was Lina machte dort drüben auf dem anderen Kontinent. Ich benötigte dringend eine Ablenkung.
      Aus einer Intuition hinaus fischte ich den Zettel aus meiner Handyhülle, der mir vor ein paar Wochen auf der Zuchtschau, wo ich den gescheckt Tinkerhengst Vikar, vorstelle zugesteckt wurde. In einer ordentlichen Handschrift war eine Zahlenfolge und ein Name darauf notiert worden. Die Art des Interesses des Urhebers wurde durch ein schwungvolles Herz neben dem Namen unterstrichen. Bisher hatte es mir widerstrebt, die Nummer zu verwenden. Es war nur ein schöner Abend gewesen, bedeutungslos, einzig dem Zwecke dienend, mich abzulenken. Jetzt wieder in näheren Kontakt mit den Mädchen zu treten, widersprächen den unausgesprochen Gesetzen eines One-Night-Stands, der Flüchtigkeit des Momentes. Doch, was war schon dabei, diese Regel zu missachten?
      Entschlossen tippte ich die Nummer in mein Handy, speichert diese ab und sofort erschien die Verknüpfung zu dem bekannten Messengerdienst mit dem grünen Symbol. Ein paar Sekunden zögerte ich noch, bevor ich darauf tippte und begann eine Nachricht zu tippen:
      “Hey, ich bin es Jace.” Ich kam mir ein wenig blöd vor nicht mehr zu schreiben, doch schon bei unserer ersten Begegnung hatte ich das Gefühl, dass sie genaustens wusste, wer ich bin, was auch wenig erstaunte. Die Turnierszene in der Region war klein, man kannte die aufstrebenden Sterne. Kaum war die Nachricht gesendet, erschienen die beiden Haken und wurden nach knapp 30 Sekunden bereits blau. Unerwartet. Ich rechnete nicht wirklich damit, dass sie so spät in der Nacht noch wach sei, aber was wusste ich schon. Immerhin ging mein Wissen über sie nicht weit über ihren Vornamen hinaus.
      „Hey“, ploppte die Nachricht auf, „schön von dir zu hören. Warum bist du so spät noch wach?“ Die Frage kam mir ein wenig Paradox vor, schließlich war sie selbst noch wach, aber dies war nicht relevant.
      „Nein, man könnte eher sagen schon wieder", tippe ich in das Nachrichtenfeld und sendete es ab. Kurz darauf fragte Aria nach dem Grund.
      „Es ist kompliziert", antwortete ich ihr, noch darüber nachdenkend, wie klug es sei, mich Aria anzuvertrauen. Immerhin war sie eine Fremde, zugegeben eine, die mir auf körperlicher Ebene bereist ziemlich nah gekommen war.
      „Geht es etwa um ein Mädchen?", unterbrach eine Nachricht von ihr meine Gedankengänge. War es so offensichtlich oder konnte sie etwa Gedanken lesen? Ich beantworte ihre Frage mit einer Bestätigung, bevor ich mich schließlich aufraffte, um mich doch mal in mein Bett zu begeben. Schlaf fand ich dort dennoch lange nicht, sondern schrieb noch einer ganze Weile mit Aria.

      Am nächsten Morgen erwachte ich, weil vermutlich Hazel lautstark durchs Haus trampelte. Unglaublich, wie ein so kleiner Mensch so viel Lärm verursachen konnte. Ächzend rollte ich zur Seite und fischte mein Smartphone vom Nachttisch. Acht Uhr zwanzig leuchte auf dem Sperrbildschirm auf. Fuck, in zehn Minuten war Teambesprechung. In aller Eile sprang ich aus dem Bett, griff wahllos nach einer Hose und einem Shirt und warf noch schnell die Kaffeemaschine an.
      Wenig später polterte ich mit dem Kaffeebecher in der Hand die Treppe hinunter und spurtet mich in den großen Seminarraum zu kommen. Wie nicht anders zu erwarten, waren alle anderen bereits da. Hazel grinste nur fröhlich, während Quinn sich nur schwer von ihrem Handy lösen konnte. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge, schreib sie mit Raphael, einem meiner Teamkollegen, den sie neulich auf einem Turnier traf und der seitdem öfter hier auftauchte. Man musste ihm schon lassen, dass sein Hengst und er ziemlich gut waren, erst letzten Monat hatte er den Sieg bei der ersten Qualifikation für den Jumping Word Cup zu holen. Allerdings war es beinahe vorprogrammiert, mit Poseidon erfolgreich zu sein, schließlich hatte ich den Vater des Rappen selbst unter dem Sattel und wusste um sein Vermögen, mit Hindernissen umzugehen. In Kombination mit Colour Splash, die ebenso geschickt mit den Stangen war, konnte nur ein wahres Känguru dabei herauskommen. Poseidon zeigte schließlich bereits als Junghengst so viel Potenzial, dass Luchy diese Anpaarung wiederholte. Die kleine Oceandis, die dabei herauskam, war nach Schweden gezogen und konnte dort bereits ihre ersten kleinen Erfolge vorweisen.
      “Sehr gut, dann sind wir ja jetzt vollzählig”, begann meine Chefin die Besprechung einzuleiten, nachdem ich mich auf den freien Platz niedergelassen hatte. Sie eröffnete mit dem wöchentlichen Bericht der Reitschule. Hazel hatte die anfänglichen Schwierigkeiten in Linas System hereinzukommen mittlerweile überwunden. So weit lief alles gut, nur die kleine Haflingerstute Curly Lure hatte sich eine Unart angeeignet, weshalb Silvia sie die nächsten Wochen ein wenig in Beritt nehmen sollte. Auch die Shettyschule lief mittlerweile besser als jemals zuvor und mit der zunehmenden Routine war auch Songbird mittlerweile ein fester Teil der Ponytruppe.
      “Als Nächste wollen wir zu den Zuchtstuten kommen. Fashion Girl ist inklusive des kommenden Fohlens verkauft, die beiden werden mit Ladys Fohlen nach Deutschland gehen. Lady soll nach dem Absetzen antrainiert, schließlich antrainiert werden und dann in der Reitschule laufen.” Luchy erläuterte noch die weitere Zuchtplanung und welche Tiere deshalb, an- und abtrainiert werden mussten, darunter auch Chessqueen, Nessi und Empire. Sowie welche weiterhin die Freiheit auf den weitläufigen Weiden genießen durften und welche Jungpferde zu Training weggehen würden, wie Shakoy, der zum Beritt nach Deutschland gehen würde, auf den Hof, wo auch Fashion und die beiden Fohlen hinziehen würde.
      “Als Nächstes kommen wir zu dir Jace”, wand sie sich schließlich an mich, nachdem sie bereits den anderen einen Ausblick auf die kommende Saison gab, “Ich freue mich sehr, dass du mittlerweile erfolgreich unser Land vertrittst, gerade mit Herkules erzielst du gute Ergebnisse. Nun ist es so, dass eines der Jungpferde, Unsung Hero, um genau zu sein, demnächst aus dem Beritt aus Amerika wiederkommen wird. Eigentlich sollte er verkauft werden, hatte aufgrund seines Potenzials auch bereits Interessenten, allerdings würde ich ihn, Anbetracht deiner Ergebnisse gerne dir anvertrauen. Hero zeigt schon jetzt viel Potenzial, welches das von Sunny vermutlich noch übersteigen wird.” Einen Moment dachte ich darüber nach, welches der Jungpferde sie meinte, bis es mir einfiel. Hero, war ein Enkel der Stute, die ich aktuell im Team ritt. Als Fohlen allerdings, schien er weniger vielversprechend, denn er war tollpatschig und wusste seinen langen Beinen nicht so recht zu sortieren. Weil er deshalb öfter mal hinfiel oder auch im Zaun landete, handelte er sich den Spitznamen Unusing Hero ein.
      “Also stellst du mir Hero anstelle von Sunny zur Verfügung?”, versicherte mich, dass ich Luchys Angebot richtig verstanden hatte. Meine Chefin nickte bestätigend.
      “Okay, und wer übernimmt dann Sunny? Ich kann schließlich nicht alle Pferde trainieren”, brachte ich das einzig für mich sichtbare Problem hervor.
      “Sie ist ja nicht mehr sie aller jüngste, deshalb wird sie in Zukunft nicht mehr im großen Sport laufen, sondern als Lehrmeister in der Reitschule dienen”, führte meine Chefin ihre Pläne für die Stute aus.
      “Okay”, lächelte ich, “da bin ich gespannt, wie sich der kleine Tollpatsch im Beritt gemacht hat.” Von den Berittpferden, die außerhalb des Hofes untergebracht waren, bekamen wir immer nur wenig mit, sodass es wahrlich eine Überraschung sein würde, ob der kleine Tollpatsch sich tatsächlich so Positiv entwickelt hatte.
      “Du wirst erstaunst sein”, erwiderte Luchy, “Er kommt Ende November an.” Ich nickte und sie fuhr fort mit der Besprechung.
      Am Ende des Meetings zerstreuten sich alle und gingen wieder an ihre Arbeit. Ich für meinen Teil holte mir noch einen Kaffee, bevor ich in den Stall ging, um das erste Pferd zum Training fertig zu machen. Zahlreiche Fußstapfen führten von der Haustür zu den Ställen und Ausläufen, nur abseits der Wege war die weiße Decke noch unberührt. Ich folgte den Spuren zum Hauptstall, auf dessen gläsernen Dachfirst sich die Sonne spiegelte. Bereits vor dem Betreten der Stallgasse hörte ich Grisi, die mit den Hufen gegen ihre Boxenwand trat. Die freiheitsliebende Stute mochte es nicht sonderlich in der Box zustehen, doch aufgrund einer Verletzung durfte sie nicht auf die gefrorenen Weiden und Paddocks, weshalb sie sich aktuell mit der Box und tagsüber der Longierhalle abgeben musste. Ice Rain reckte ihren Kopf hinüber zu ihrer Boxennachbarin, um sie zu ärgern, worauf hin sie von der Schimmelstute an gequiescht wurde. Bei der Box von British angelangt streckte sich mir sogleich eine helle Nase entgegen, die interessiert an meinem Kaffeebecher herumnabbelte. In mich hinein grinsend schob ich ihren Kopf beiseite, denn die aufgeweckte Stute benötige im Gegensatz zu mir definitiv nicht noch einen Energiebooster. Ich nahm noch einen großen Schluck aus dem Becher, bevor ich ihn abstellte und nach dem petrolfarben Halfter griff.
      Brav folgte mir die Hannoveranerstute zum Putzplatz, auf dem Jayden gerade Miss Leika sattelte. Freundlich beschnupperte die Pearlstute ihre Artgenossin, bevor sie gehorsam einparkte. Unter der Decke kam ein annähernd sauberes Pferd zum Vorschein. Passend zum fertig gesattelten Pferd war dann auch mein Kaffee leer.
      “Na komm Gold, dann wollen wir mal ein wenig Dressurarbeit machen”, sprach ich zu der Stute und zupfte am Zügel, damit sie anlief. Leise knirschte der Schnee unter unseren Füßen. Vereinzelte Flocken tanzten vom Himmel, um sich lautlos auf der Mähne der Stute abzusetzen. In einiger Entfernung tollte der Dalmatiner durch den hohen Schnee und hätte er keine dunklen Flecken im Fell, wäre er vermutlich mit der Umgebung verschmolzen und nur noch als Schneewirbel auszumachen gewesen. Knarzend glitt das große Hallentor zu Seite und ließ uns in das verhältnismäßig warme innere des Gebäudes eintreten. Der helle, lockere Sand lag noch unberührt vor mir, als ich die helle Scheckstute darauf führte. Gerade als ich aufgessen war, vibrierte es in meiner Hosentasche. Während die Stute loslief, sah ich nach, wer etwas von mir forderte. Es war Aria, die mir einen freundlichen guten Morgen wünschte. Ich wünschte ihr ebenfalls einen und fragte sie schließlich, ob es einen Grund für ihr schreiben gäbe.
      “Ja und nein”, kam eine geheimnisvolle Antwort zurück. Einen Augenblick wartete ich, ob sie die Antwort noch erweiterte, bevor ich nachfragte. Das Pferd unter meinem Sattel lief genügsam seine Runden durch den Sand, schien sich nur wenig daran zu stören, dass ich abgelenkt war.
      “Erst wollte ich dir nur einen guten Morgen wünschen”, ploppte eine Nachricht aus, doch noch zeigte das Gerät an, dass sie tippte, “und dann dachte ich mir, ob du nicht Lust hättest etwas mit mir zu unternehmen, aber dann fiel mir ein, dass Papa gleich kommt. Irgendwas wegen eines Polo-Spiels im Club, glaub ich.” Polo, das passte in das Bild, welches ich von Aria hatte. Schon bei erstem Anblick war nicht zu übersehen, dass es ihr oder vermutlich eher ihren Eltern nicht an Geld mangelte.
      “Heute hätte ich ohnehin nicht gekonnt, aber wir können uns vielleicht am Wochenende treffen. Lass uns später noch mal schreiben. Ich muss jetzt erst einmal Gold bewegen”, antworte ich ihr, bevor ich das Gerät in den lautlosen Modus schaltete und es zurück in die Hosentasche verfrachtete. Sobald ich den Zügel sanft aufnahm, lief die Stute sogleich fleißiger und trat aktiv an die Hand heran. Dass sie mittlerweile nahezu mühelos in die korrekte Haltung zu bringen war, war das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Als British hier ankam, war sie kaum zu halten und rannte wie eine Giraffe mit weggedrückten Rücken durch die Gegend und kannte nichts außer dem Springparcours. Natürlich war sie auch noch immer kein Lampenaustreter, dafür fehlte ihr das Potenzial, aber für gesund erhaltende Gymnastizierung war es ausreichend. Mittlerweile war die Hannoveranerstute ausreichend aufgewärmt, sodass ich die nächsthöhere Gangart wählte. Angenehm federten die Schritte der Stute und mit jeder Runde wurde sie gelöster. Aus die Stute fokussiert bemerkte ich Quinn erst, als sie mit dem Fuchs bereit eingetreten war. Leichtfüßig setzte die junge Stute ihre Füße in den Sand und drehte aufmerksam die Ohren. Von dem schlaksigen Jungpferd, welches sie einmal gewesen war, war nicht mehr viel zu sehen, stattdessen kam die Hannovernerabstammung nun deutlich durch.

      Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und brachte die Eiskristalle zum glitzern, als ich mit dem Hengst ins Freie trat. Dampfwolken stiegen von seinem dunklen Fell in den klaren Himmel empor, an den Stellen, wo es nicht mit einer Decke bedeckt war. Hope hatte mal wieder sein Bestes gegeben, den Hengst raushängen zu lassen, weil Jamie mit Ursel ebenfalls in der Halle gewesen war. Als dann auch noch Matt mit Saturn hereinkamen, drehten dem Kaltblut vollends die Sicherungen durch. Schon aus der Ferne sah ich, dass Hazel gerade mit der Ponytruppe auf einen Ausritt aufbrach, also hielt ich den Hengst aus sicherer Entfernung an und ließ sie mit Cremella, Amigo und den anderen Ponys passieren. Den kleinen Tiger hatte sie als Handpferd dabei und dem kleinen silbernen Hengst ging der Schnee, beinahe bis zu den Knien, weshalb er wie ein Storch hindurch starkste.
      Im Stall angekommen, sattelte ich meinen Tinkerhengst ab und ließ ihm unter dem roten Schein des Solarium trocknen. Währenddessen blickte ich auf mein Handy. Zwischen den Einheiten mit den Pferden hatte ich das Gespräch mit Aria fortgesetzt und hatten uns auf Samstag festgelegt, nur über den Ort mussten wir uns noch einigen.
      “Wie wäre es damit, wenn wir uns 87te Ecke 109te in dem kleinen Café treffen?”, schlug sie vor. Ich bestätigte ihr, dass es nach einer guten Idee klang. Hufgegeklapper erfüllte die Stallgasse und Jayden tauchte mit Acerado im Schlepptau auf.
      “Lohnt es sich Ace noch in die FüMa zu stellen oder bist du gleich fertig?”, fragte mein Kollege und deute mit einem Kopfnicken auf den Tinker der sich sogleich wieder aufbaute, in der Hoffnung den braunen Hannoveraner damit zu beeindrucken, besagtes Warmblut störte sich allerdings nur wenig an dem Rappen.
      “Ne, ein paar Minuten und dann ist Hope trocken”, entgegnet ich, “Wie läuft es mit Lifesaver, ist er immer noch so rebellisch?”
      “Rebellisch klingt noch viel zu niedlich”, lachte mein Kollege, “Ich glaub ehe der Kleine möchte sich fürs Rode bewerben. Ich habe selten ein Pferd so viel bocken sehen wie Life.” Acerado schubberte genüsslich den Kopf an dem metallenen Pfosten, nachdem Jayden ihn von der Trense entledigt hatte.
      “So gut wie du dich hältst, kannst du ja dann wie Hazel unter die Cowboys gehen”, feixte ich.
      “Danke, aber ich bleibe bei den Buschreitern”, sagte er noch, bevor er mit dem Sattelzeug in der Kammer verschwand. Just in dem Moment, als er zurückkehrte, erloschen die Glühbirnen der künstlichen Sonne. Kontrollierend fuhr ich mit den Fingern durch das dichte Fell und konnte so wie es zu erwarten war keine Feuchtigkeit mehr auf der Haut feststellen.
      “Du kannst dann Ace jetzt trocken”, wand ich mich an mein Gegenüber und hängte den Tinker ab. Noch während ich die Stallgasse verließ, vernahm ich das Surren der Anlage, das durch das Hochfahren entstand. Kaum hatte ich Hope auf die Koppel entlassen, warf er sich in den Schnee, um sich zu wälzen. Von der Nachbarkoppel hörte man schrillen Quietschen. Die Quelle des Lärms waren Dance und Buddy, die ausgelassen miteinander spielten. Während die Hengste ihre Pause nutzen, um sich auszutoben, warte auf mich nun ein warmes Mittagessen und einen Moment in der Wärme, um wieder aufzutauen.


      © Wolfszeit | Jace Sherwood | 33134 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Anfang Oktober 2020}
    • Mohikanerin
      Dressur L zu M | 30. März 2022


      “Hier, ich habe dir was mitgebracht”, lachte Hazel und drückte mit den Strick der braunen Holsteiner Stute in die Hand, die sie freundlicherweise mit von der Weide gebracht hatte.
      “Danke dir”, grinste ich ihr zu.
      Lady Moon döste entspannt in der Stallgasse, als ich sie ausführlic putzte und schließlich sattelte. In der kleinen Reithalle war ich allein. Auf der Mittellinie gurtete ich nach und stieg auf. Jamie, der sonst die Stute betreute, hatte Urlaub und mir aufgetragen, an den Seitengängen zu pfeilen. Die Stute dachte zu viel voraus, wodurch sie sehr eilig wurde und die Schritte schwammig. Über halbe Paraden fragte ich immer wieder nach ihrer Aufmerksamkeit, bis sie deutlich voran trat und zuhörte. Anfangs legte ich die Seitengänge locker im Schritt ein, um genauer auf sie einzuwirken. Im Trab wurde sie dann genauer und ich lobte sie. Im Galopp übte ich nur die Wechsel, die sie tadellos beherschte, für mich gab es in dem Fall noch Verbesserungsbedarf, aber da schien Moon eine gute Lehrerin. Sie wollte die Hilfen genau, wodurch ich mein Bein konzentrierter einsetzte. Zum Schluss ritt ich noch einige Bahnfiguren der mittleren Dressur, bis ich sie schließlich am langen Zügel abritt.

      © Mohikanerin // Felix Lundqvist // 1202 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Oktober 2020}
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    • Wolfszeit
      [​IMG]
      Farewelll | 15. August 2022

      Saturn | Lifesaver | Elf Dancer | Little Buddy | Vakany | Elvish Beauty | Miss Leika | Lady Moony | British Gold | Miss Griselda Braun | LMR Ice Rain | Vikar | All Hope Is Gone | Mijou | Briair | Flanell d’Egalité | WHC’ Delicious Donut | WHC’ Mimithe | WHC’ Minya | WHC’ Venice | Amigo | PFS’ Artic Tiger | Songbird | Cremella | Minnie Maus | Curly Lure | Sunny Empire | Baroness Of the Guard | WHC’ Shakoy | WHC’ Solist

      “Morgen geht es in dein neues Zuhause”, flüsterte ich der Stute zu und strich über den immer dünner werden Pelz an ihrem Hals. Minnie würde als Kinderpony zu einer bekannten unserer Chefin ziehen. Die kleine Tochter, dieser schwärmte bereits seit Ewigkeiten von der Ponystute. Jetzt zu ihrem 10ten Geburtstag gaben ihre Eltern nach und wollte ihr den Wunsch erfüllen. In der Ferne tauchen die Jungpferdeweiden auf. Derzeit bestand die Herde aus vielen verschiedenfarbigen Tieren, nur die einjährige Lusitanostute stach mit ihrer feuerroten Farbe heraus. Die Koppel war heute allerdings nicht das Ziel. So bog ich an der nächsten Wegbiegung ab und folgte dem Weg auf die Hochebene. Zwischen dem kurzen Gras sprossen die ersten Blumen hervor und die Frühlingsbrise trug diverse Gerüche zu uns hinauf. Fleißig stapfte das Pony voran, bis wir nach einer ausgedehnten Runde durch die Einsamkeit, wieder an den Koppel angelangten. Erst bei Näherkommen, erblickte ich, weswegen die Junghengste sich am Zaun sammelten.
      “Na über was debattiert ihr hier?”, fragte ich die Gruppe bestehend aus Jace, Raphael und natürlich auch Quinn, die ihre Augen kaum von dem attraktiven Springreiter lassen konnte.
      “Über Jace auch so tolles Pferd. Aktuell sieht er, nicht ganz so nach Spitzenpferd aus”, lacht sie. Unrecht hatte sie damit nicht. Der Falbhengst schien gerade mitten in einem Wachstumsschub zu sein, wodurch seine Hinterhand einige Zentimeter höher stand.
      “Nur weil er gerade ein wenig überbaut ist, heißt das nicht, dass das nichts wird”, protestierte der Blonde pikiert, “Schau dir doch mal die schönen langen Beine an.”
      “Was sagte du nochmal, ist in seiner Abstammung, Cor de la Bryére?”, mischte sich nun auch der andere Mann ein. Jace nickte bestätigend.
      “In der Springszene sind die sehr verbreitet, aber für ein Dressurpferd, ich weiß ja nicht”, fachsimpelte er. Die Namen, mit denen die drei in ihrem Diskurs um sich warfen, sagten mir kaum etwas. Ich hatte schon länger das Interesse an englischen Reitsport und mit ebenso an den klassischen Rassen in diesem Bereich verloren. Für den Westernsport waren die meisten nämlich zu schwungvoll und mir ihren langen Rücken und Hälsen nicht wendig genug.
      “Na gut, dann lass ich euch mal weiterdiskutieren”, verabschiedete ich mich von der Truppe und kehrte mit Minnie zurück zu ihrem Auslauf, wo ich sie absattelte. Ein leztes mal mapfte die Stute ihr Müsli aus einer der bunten Schüsseln, die einst liebevoll verziert worden waren.
      “Auf Wiedersehen, Süße Maus”, verabschiedete ich mich von der Rappstute, bevor sie hinüber zu ihrem Heu trottete und sich zwischen Cremella und Curly zwängte. Songbird kam neugierig angetrottet und staubte noch ein Leckerli ab. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich ein wenig beeilen musste, wenn ich mich noch frisch machen wollte, bevor Lewis kam. Er hatte nicht verraten wollen, wohin es ging, umso gespannter war ich darauf, was sich mir eröffnen würde.
      © Wolfszeit | Hazel O'Connor | 2939 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Februar 20201}
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  • Album:
    Torstall
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    Wolfszeit
    Datum:
    28 Feb. 2022
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  • Lady Moon

    Rufname: Moon
    geboren 19. März 2012

    Aktueller Standort: Whitehorse Creek Stud, Cadomin [CAN]
    Unterbringung: Hauptstall; Paddockbox [8h], Weide [16h]


    __________ p e d i g r e e

    Aus: Hollyday II [Holsteiner]
    MMM: Oldie _____ MM: Ungarin II _____ MMV: Fernando I
    MVM: Perra _____ MV: Lord Calando _____ MVV: Lord


    Von: Cöster [Holsteiner]
    VMM: Farina XI _____ VM: Charlottenhof's Carthagena _____ VMV: Carthago
    VVM: Baronesse _____ VV: Calido I _____ VVV: Cantus


    __________ i n f o r m a t i o n

    Rasse: Holsteiner [HOL]
    HOL[100%]


    Geschlecht: Stute
    Stockmaß: 172 cm
    Farbe: Bay
    [Ee Aa]

    Charakter
    gehorsam, lernwillig, dominant, gutmütig, nervenstark

    Lady Moon besitzt eine stattliche Größe für eine Stute und dazu mit ihrem geraden Profil, ausdrucksstarken großen Augen und Ohren und einem sportlichen, kräftigen Körperbau ein gutes Exterieur. Beim Reiten kommt ihr Wille zu lernen und mitzuarbeiten durch. Insgesamt ist sie eine sehr charakterstarke Stute und verhält sich dadurch öfter dominant. In der Herde verteidigt sie ihre Stellung und fordert auch einen hohen Rang ein. Doch von Grund auf ist sie eine freundliche und gutmütige Stute. Unter dem Sattel meist gehorsam und nervenstark, durch kaum etwas zu erschrecken. Dazu besitzt sie einen taktsicheren, klaren Schritt, einen federnden Trab und einen raumgreifenden Galopp, bringt daher gute Voraussetzungen für die Dressur mit. Auch im Springen zeigt sie sich vermögend.


    __________ p e r f o r m a n c e

    [​IMG]

    Dressur S [M] – Springen A [L] – Military L [M] – Fahren [A]

    Disziplin: Dressur
    Wettbewerbsniveau: International
    Platzierungen: 3 | 5 | 3

    April 2015, Springen E zu A
    August 2016, Dressur E zu A
    Februar 2017, Vielseitigkeit A zu L
    September 2021, Dressur A zu L
    März 2022, Dressur L zu M
    September 2022, Dressur M zu S
    Oktober 2022, Military L zu M
    November 2022, Springen A zu L
    Februar 2022, Springen L zu M
    Februar 2024, Fahren E zu A


    Oktober 2016
    2. Platz, 268. Militaryturnier

    Mai 2023
    3. Platz, 560. Militaryturnier
    3. Platz, 561. Militaryturnier

    Juni 2023
    3. Platz, 563. Militaryturnier

    August 2023
    2. Platz, 567. Militaryturnier
    2. Platz, 724. Springen

    Oktober 2023
    2. Platz, 727. Springturnier
    1. Platz, 728. Springturnier
    2. Platz, 432. Synchronspringen

    November 2023
    1. Platz, 568. Militaryturnier

    __________ b r e e d i n g

    [​IMG]
    Stand: 01.01.2023


    xXx wurde durch SK XXX zur Zucht zugelassen.

    Zugelassen für: HANN, CSH, BRP, OLD, a. A.
    Leihgbühr: x Joellen
    Bedingungen: *steht nur für WHC Fohlen zur Verfügung

    Materialprüfung: 7,34 1.ZR.M3

    Körung
    Exterieur: -
    Gesamt: -

    __________ o f f s p r i n g


    Lady Moon hat 0 Nachkommen.

    NAME a.d. STUTE [HANN] *20xx


    __________ h e a l t h


    Gesamteindruck: Gesund; gut im Training
    Krankheiten: -
    Beschlag: Barhuf


    __________ a d d i t i o n a l


    Pfleger: -
    Reiter: -
    Trainer:-
    Eigentümer: James Fraser [100%]
    Züchter: k. A.
    Ersteller, VKR: Kira [Verfallen]


    Punkte: 26

    Abstammung [0] – Trainingsberichte [10] – Schleifen [10] – RS-Schleifen [0] – TA [2] – HS [2] – Zubehör [2]

    _____


    Spind – Exterieur – PNGHintergrund

    In meinem Besitz seit dem 13. Februar 2020