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Veija

Kristy Killings

Kristy Killings
Veija, 28 Apr. 2020
Bracelet gefällt das.
    • Veija
      Zuchtumstellung?
      März 2013, by Citara
      'Hmm. Hmmmm.', machte ich und nahm einen Schluck Tee. Coletto und Krümel stapelten sich auf meinem Schoß, wie sie es gerne taten, und ich kraulte beide nacheinander hinter den Ohren. Währenddessen telefonierte ich mit Delilah, denn wir hatten festgestellt, dass unsere züchterischen Interessen mittlerweile doch ein wenig auseinander gingen. 'Und wenn du River Dales behälst, ich wieder Secret Creek aufmache und wir Partnerzuchten werden, uns also die Zuchtpferde teilen, von den Rassen die wir beide weiterhin haben, also hauptsächlich Shettys?', schlug sie vor. Nach kurzem Überlegen stimmte ich zu, das war wohl das beste. Wir verabschiedeten uns und legten auf.
      River Dales gehörte nun also nurnoch mir. Ich dachte über das Zuchtkonzept nach. Jetzt, da ich privat hauptsächlich Western ritt, waren Welsh Cobs, Tinker und Shettys irgendwie nicht mehr das richtige. Klar, man kann mit ihnen klasse Fahren, mit allen dreien, und besonders mit den Shettys hatte ich viel Spaß an der Bodenarbeit. Tinker machen sich auch unter dem Westernsattel gut. Aber Welsh Cobs mit der riesigen Knieaktion wohl eher weniger... Allerdings liebte ich sie genau deswegen, und sie sind einfach wunderhübsche Tiere. Aber viel mehr konnte ich darüber nicht nachdenken, denn mein Handy klingelte schon wieder. Diesmal war es Thomas, mein Reitlehrer. 'Hey Larissa, wie sieht's aus, heute Zeit für ne Reitstunde?' - 'Klar', lächelte ich, war in Gedanken aber noch bei der Zucht. 'Worüber grübelst du?', hakte Thomas nach. Ich erklärte ihm die Situation. Ich sah förmlich vor meinem inneren Auge, wie er verständnisvoll nickte. 'Und wenn du noch eine Rasse dazu nimmst, die fürs Westernreiten einfach super sind, Quarters zum Beispiel?' Ich überlegte. 'Eigentlich mag ich Quarters ja gar nicht so, ich steh so auf bunte Pfe....hey, vielleicht währen Paints ja was, da hätte ich ja schon einen kleinen Vererber im Stall...' - 'Eigentlich wollte ich dich eh fragen, ob wir die Reitstunde heute nicht sausen lassen wollen und zur Paintzucht, die nur ein paar Kilometer von unserem Reitstall entfernt ist, fahren wollen. Die sind pleite gegangen, haben wohl auch n bisschen Dreck am Stecken, und müssen jetzt alle Pferde abgeben...In dem Sinne gibt's da heute eine kleine Auktion, auch mit Pferden von anderen Höfen. Und ich seh dir an, dass du gerne ein gut ausgebildetes Westernpferd hättest, und solche gibt es da. Du hättest auf jeden Fall genug Talent dazu und es würd sich mit Sicherheit lohnen... Außerdem weiß ich doch mittlerweile, dass du total auf Roans stehst, und da gäb es eine Stute, die Kristy...Paint Horse, Bay Roan Tobiano, wunderhübsch und mit Potenzial, nur etwas schwierig, müsstest du dir angucken. Könnte vielleicht auch ein kleiner Startschuss für die Zucht sein, wir können uns danach ja auch mal vor den Computer hängen und gucken, ob wir noch mehr Paints finden, die dir gefallen könnten, was meinst du? Dein zweiter Offenstall ist doch mittlerweile fertig renoviert und Reithalle sowie Reitplatz doch auch fast und....' - 'MOMENT. Meinst du, ich kann Geld scheißen?' - 'Ich glaube an dein züchterisches und reiterliches Können und würde Anfangs vielleicht mit einsteigen, wenn du magst. Einzige Bedingung wäre, dass ich meinen Flash bei dir unterstellen dürfte, wenn er sich mit deinen Hengsten soweit versteht, und ich eventuell bei dir als Reitlehrer auch für andere Schüler arbeiten könnte... Mit der Paintzucht geht nämlich nicht nur die Zucht an sich pleite, sondern auch der Reitstall, und das ist dieser hier...ich muss hier raus.' Er seufzte tief und ich überlegte. 'Gut, ich komm dann rüber zu euch und wir fahren zu der Auktion. Wenn mir Kristy zusagt, werde ich sie kaufen, und wenn es noch weitere Paints gibt, die mir da gefallen, ließe sich darüber reden, eine Zucht aufzubauen und dich als Reitlehrer einzustellen. Abgemacht? Wann soll ich rüberkommen? Sind Hunde erlaubt?' - 'Meinetwegen kannst du dich auf den Weg machen und ja, du kannst Coletto mitnehmen.' - 'Gut, ich kümmer mich eben noch auf die Arbeitsverteilung auf River Dales und lad dann Coletto ins Auto. Hänger häng ich mal vorsichtshalber an... Ich guck auf dem Weg noch eben auf meiner Weide vorbei und dann komm ich rüber. Bis später!' - 'Bis später!'
      Ich tippte die Nummer von Daniel ins Display. 'Hey Monsta!', begrüßste er mich. 'Hey Daniel. Machen wir's kurz, haste Bock zu Fahren? Dann würd ich vorschlagen du arbeitest Legacy und Morning im Gespann, Marcel kann Knives und Siana zusammen anspannen. Dann könnt ihr euch aufteilen, Dots möchte gerne ein bisschen vom Boden aus gefördert werden und Sorrows soll n bisschen Dressur gearbeitet werden.' - 'Wird gemacht, Chefin.', lachte er ins Telefon, verabschiedete sich und legte auf.

      Ich holte die Leine von Coletto und hakte sie ins Halsband. Mein Blick fiel auf den Hut, den mir Seth geschenkt hatte...kurz betrachtete ich ihn, mit einem schlechten Gewissen, noch nimmals abends eine SMS geschrieben zu haben. Ich redete mir ein, dass ich jetzt eh keine Zeit hätte (was ja auch irgendwo die Wahrheit war) und ging zum Auto, den Hut in der Hand, sozusagen als Glücksbringer. Dort legte ich Coletto sein Geschirr um, schnallte ihn an und hängte den Hänger an. So fuhr ich erst zu meiner Weide, wo alles in bester Ordnung war und alle Pferde friedlich grasten, und danach zum Reitstall, um dort Thomas zu begrüßen. Der sprang auch sofort ins Auto und so fuhren wir zu der Paint Horse-Zucht.
      Da die Auktion erst in einigen Stunden anfing, blieb noch genug Zeit, die Pferde anzusehen. Dank Thomas und seiner Kontakte zu diesem Hof, konnte ich glücklicher Weise darauf vertrauen, dass alle Pferde gesund waren. Er konnte mir zu jedem Pferd einen kleinen Roman erzählen. Als er mir von jedem Pferd erzählt hatte, gingen durch den Stall.

      Mir fiel sofort eine Rappscheck-Stute ins Auge. Ich ließ sie an meiner Hand schnüffeln. Sie war etwas zurückhaltend, aber ganz sanft. 'Ob ich die mal probereiten darf?', hauchte ich, fasziniert von den blauen Augen der Stute. 'Ja klar', meinte eine Männerstimme und drückte mir eine Trense in die Hand. 'Geputzt ist sie ja für die Auktion, der Sattel ist unten rechts in der Sattelkammer.' Während Thomas den Sattel holte, schlüpfte ich in die Box und legte der Stute - die übrigens Mausi gerufen wird, aber eigentlich The Morticians Daughter hieß - die Trense an. Mir gefiel sie voll und ganz, selbst der Name war total nach meinem Geschmack.
      Als Thomas und ich sie aufgesattelt hatten, ließ sie sich ohne Probleme aus der Box auf den Reitplatz führen. Dieser war rappelvoll. In einer Ecke sah ich eine Roanscheckstute, die ihren Reiter nicht aufsteigen ließ, und schmunzelte. Bei Mausi hatte ich mit dem Aufsteigen keine Probleme und bereits nach ein paar Runden war ich regelrecht verliebt. Thomas nahm mir die rosarote Brille ab. 'Wolltest du nicht entweder was ganz gut ausgebildetes oder ein ganz junges mit viel Potenzial? Mausi ist jetzt sieben, also weder super ausgebildet noch ganz jung...' Ich überlegte. Aber ich war doch so verliebt... 'Gucken wir, was der Preis so sagt', meinte ich und sprang ab. Nun konnte ich mir das Schlamassel mit der Roanscheckstute in der Ecke nicht mehr ansehen. Der Reiter hatte es noch immer nicht geschafft, aufzusteigen. Mausi drückte ich Thomas in die Hand und ging zu den beiden. Auf meine Frage, ob er Hilfe bräuchte, erntete ich nur ein zickiges 'machen Sie es doch besser!'. Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich nahm die Stute aus seiner Hand und führte sie ein paar Runden. Soweit das ging, immer wieder versuchte sie, die Führung zu übernehmen, sei es durch Zwicken oder einfach überholen. Damit hatte ich allerdings gerechnet.
      Nach ein paar Runden stoppte ich sie und stieg geschickt schnell auf, ohne dass die Stute Zeit zum Nachdenken hatte. Ich lächelte süffisant und klopfte sie. Sanft gab ich ihr Schenkeldruck und sie gehorchte aufs Wort und setzte sich in Bewegung. Sie schnaubte zwar missmutig, aber sie tat, was ich von ihr wollte.
      Währenddessen kam Thomas zurück und lachte. 'Du hast Kristy entdeckt. Ich wusste dass du mit ihr klarkommst! Wie gesagt, sie ist nicht unbedingt einfach, hat aber unheimlich Potenzial. Sie bräuchte einfach den richtigen Reiter...und sie würde in dein Beuteschema passen, mit 5 Jahren ist sie noch relativ jung.' Ich nickte überlegend und brachte die Stute zum Traben.
      Nach ein paar Wendungen und Gangwechseln stellte auch ich fest, dass die Stute unheimliches Potenzial hatte und unterm Sattel nicht halb so biestig war, wie im Umgang. Langsam ritt ich zu Thomas, um seinen Rat zu hören. 'Was meinst du?' - 'Ich würde mich freuen, wenn du sie nimmst. Ich habe Angst, dass sie sonst durch zig Hände geht, weil sie eben nicht einfach ist, auch wenn sie unheimliches Potenzial hat... Und du kommst super mit ihr klar, das könnte was werden.' Ich nickte und überlegte mir, wie hoch ich höchstens für sie gehen würde, während ich sie zurück in die Box brachte.
      Ich wollte mich schon so langsam auf die Plätze bei der Auktion begeben, als Thomas mich zurückrief. 'Hey, wenn du eine Zucht aufbauen möchtest...suchst du nicht noch einen Stammhalter, so lange Outlaw noch zu jung ist? Ich hab hier ein ganz besonderes Exemplar von Paint Horse gefunden...'
      In der hintersten Box stand ein schwarzbrauner Hengst. Ich schmunzelte. 'Paint Horse? Ich hätte schon gern nen bunten als Stammhalter...' Thomas grinste. 'Er ist bunt.' Ungläubig beäugte ich Thomas. 'Wo?' - 'Hol ihn mal raus und reit ihn mal Probe, ich glaub er ist klasse, zumindest was Abstammung und so angeht.' Ich tat wie Thomas sagte und legte ihm die Trense an. Als wir die Box verließen, kamen ein vollkommen weißer Hintern und zwei vollkommen weiße Hinterbeine zum Vorschein. Ich grinste. 'Als wäre er in einen Topf Farbe gefallen - genial!' Nun freute ich mich ein wenig mehr aufs Probereiten und auch unter dem Sattel machte er sich 1A. Er war zwar noch nicht perfekt ausgebildet, wie ich es eigentlich wollte, aber dieses Potenzial...unglaublich! Auch für ihn dachte ich mir schon innerlich ein Höchstgebot aus, als wir ihn zurück brachten. Ich MUSSTE diesen Hengst haben!

      Die Auktion begann gleich mit Mausi. Sie hatte einige Interessenten und ich fürchtete schon, keinen Zuschlag zu bekommen. Doch ich irrte mich, ich war tatsächlich Höchstbietende! Mausi gehörte MIR!
      Ich war immernoch voller Endorphine, als Kristys Auktion begann. Thomas stupste mich an, damit ich endlich aufmerksam wurde. '1.000 Joellen? Höre ich 1.000 Joellen?' Stille. Niemand bot. 'Niemand? Wirklich niemand für diese wunderschöne Stute?' Promt biestete Kristy ihre Führperson an. 'Irgendwo kann ichs verstehen...ich muss verrückt sein', flüsterte ich zu Thomas und hob endlich meine Hand. '1.000 Joellen von der Dame dort hinten! 1.500? Höre ich 1.500?' Der Auktionator versuchte alles erdenkliche, um mehr herauszuschlagen, doch letztenendes war das Startgebot auch das Höchstgebot und Kristy war meine.
      Immernoch glücklich sah ich, wie der Hengst in die Halle geführt wurde. Die Gebote schallten nur so durch den Raum und es wurde immer mehr. Ich sah ihn innerlich schon in einem anderen Stall, denn mir ging das Geld aus. Doch Thomas schaltete sich ein. 'Was du nicht hast, lege ich drauf', meinte er und hob seine Hand.
      Schließlich wurde 'Unbroken Soul Of A Rebel' das teuerste Pferd des Abends. Trotzdem ging auch er an uns!

      Überglücklich gingen wir zum Auto und öffneten den Hänger. Zum Glück hatte ich gleich das Modell für 3 Pferde mitgenommen. Jetzt mussten sich die drei nurnoch verstehen.
      Wider Erwarten war das jedoch kein Problem und schon kurze Zeit später standen die drei Pferde friedlich nebeneinander. Kristy hatte regelrecht einen Narren an Mausi gefressen...
      Auch auf der Weide zu Hause hatten wir keine Probleme. Ich schnappte mir gleich Bonsaj und Lady, um einen kleinen Spaziergang zu wagen und ein wenig nachzudenken.
      Thomas kam mir auf Flash entgegen und riss mich aus meinen Gedanken (die sich übrigens fast ausschließlich um Seth drehten, obwohl ich mir wohl mehr Gedanken um die Zucht machen sollte). 'Wie sieht's jetzt eigentlich aus mit der Zucht?', lachte er. Ich grinste. 'Mit drei Pferden im Gepäch, die sich alle für die Zucht eignen würden, würde ich wohl sagen....beschlossene Sache. Du kannst hier bald als Reitlehrer anfangen.' Er lächelte, sprang von Flash ab und nahm mich in den Arm. 'Danke', hauchte er mir ins Ohr. 'Ich hab zu danken', lächelte ich und erinnerte ihn an Unbroken, der ohne Thomas jetzt nicht auf meiner Weide stehen würde. 'Ich setz mich heute Abend noch vor's Internet und suche geeignete Stuten und Wallache, für Zucht, aber vor Allem für Reitschule und nicht zuletzt für den Sport. Schließlich wollte ich doch eigentlich ein perfekt ausgebildetes Paint für den Sport, naja', grinste ich. Er lächelte immernoch, musste dann aber weiter und auch ich brachte die beiden Ponys wieder auf die Weide.
      Dort sah ich, wie sich Unbroken und Delite ausgiebig beknabberten und Mausi mit Kristy über die Weide fetzte. Ich lächelte über das Glück, das ich mit den Pferden hatte. Bis jetzt hatte sich jeder mit jedem Vertragen.

      Coletto und ich fuhren im Auto zurück nach Hause. Dort öffnete ich erst einmal eine Flasche Sekt und fütterte Hund und Katze. Danach schaltete ich den PC ein. Während dieser hochfuhr, nahm ich einen Schluck, drehte die Musik aus und spielte mit dem Hut in meiner Hand. Würde bestimmt klasse aussehen, wenn ich dazu einfach eine schicke Röhre tragen würde, Westernboots, einen schicken Pyramidennietengürtel, Lederjacke,... Am besten mit einem schwarzen Sattel mit Trense ebenfalls mit Pyramidennieten.... Mit diesen Gedanken im Kopf schnappte ich mir erstmal Bleistift und Papier und entwarf einen Sattel. Irgendwann würde ich einen solchen für eins meiner Pferde bauen!
      Ich hörte Krallen auf dem Laminat schlürfen und schon bald saß Coletto neben mir. Neugierig betrachtete er den Hut, kam näher, beschnüffelte ihn und stupste auf die Stelle mit Namen und Handynummer von Seth. Schon hatte ich wieder ein schlechtes Gewissen... Tröstend legte Coletto seinen Kopf auf mein Bein und sah mich mit einem Dackelblick an. Sanft kraulte ich ihm die Ohren und überlegte... Rufe ich ihn an? Jetzt noch? Schreib ich ihm ne SMS?
      Ich zog das Handy aus meiner Hosentasche. Speicherte die Nummer ins Adressbuch. Öffnete das Adressbuch. Starrte auf die Nummer. Schloss das Adressbuch. Öffnete es wieder. Starrte wieder auf die Nummer. Schloss es wieder...
      Wenn ich anrufen würde, was würde ich überhaupt zu ihm sagen? Hallo, hier ist son Fan, dem du deinen Hut geschenkt hast, wollen wir uns mal treffen? Sicher nicht. Coletto winselte und auch Krümel gesellte sich zu uns. Als ich das Handy weglegen wollte, biss er mir in den Finger. 'Krümel!', rief ich erschrocken, behielt das Handy aber in der Hand. Endlich drückte ich auf die Nummer. Es tutete. Allerdings nicht lange. 'Hello?' Mein Herz schlug bis zum Hals 'Hallo Seth...', krächzte ich. Sehr sexy. 'Monsterflosse?' ER KANNTE MICH NOCH! Ich nickte, stellte dann aber fest, dass er das nicht hören könnte, und brachte ein schüchternes 'ja...' hervor. 'Ich dachte schon du meldest dich nicht mehr, ich freu mich so! Sag mal hast du irgendwann mal Zeit oder so?' Seine Stimme überschlug sich beinahe, was mich dann doch ein wenig grinsen lies. Also nahm ich allen Mut zusammen und sagte 'ich hab gerade eine Flasche Sekt geköpft und wollte mich vor dem Computer nach Verkaufspferden umschauen, hat sich n bisschen getan was meine Pferdepläne angeht....Interessiert dich wahrscheinlich weniger, aber vielleicht hast du Lust, mir beim Vernichten der Flasche Sekt zu helfen?' Ich hörte förmlich, wie er breit lächelte, und meine Anspannung wich. Ein bisschen zumindest. 'Natürlich, wo wohnst du denn?', fragte er und ich verriet ihm, wo ich wohnte.
      Er machte sich also auf den Weg und ich zog mir noch schnell was feineres an. Dann schloss ich mein Handy an die Anlage an, ein bisschen Musik konnte ja nie schaden.

      Schon bevor es klingelte, rannte Coletto wie von einem Schwarm Bienen verfolgt zur Tür. Etwas perplex stand ich dann schon an der Tür, bevor Seth die Chance hatte, überhaupt zu klingeln.
      Dieser wurde auch sofort von Coletto angewuselt. Lachend griff ich in sein Halsband und zog ihn ein wenig zurück, worauf hin mich Seth lächelnd mit einer Umarmung begrüßte.
      Wir gingen sofort ins Wohnzimmer und ich verteilte ein wenig Sekt. Kaum saßen wir, kam auch schon Krümel und schlich um unsere Beine. 'Ich hoffe du hast nichts gegen Katzen, Krümel ist ein wenig...anhänglich.', lächelte ich schüchtern. Seth lächelte zurück. 'Kein Problem. Was hast du denn jetzt geplant, was die Zucht angeht?' Ich erklärte ihm den kompletten Plan und er hörte gespannt zu. 'Also suchst du noch Shetlandponys und Paints, wenn ich das richtig verstanden habe?', hakte er am Schluss ab. 'Genau.' - 'Ja dann mal los!'
      So öffneten wir das Internet und begaben uns auf die Suche. Das erste Pferd, was uns ins Auge stieß, war eine prämierte Cremelloscheckstute und sofort griff ich nach dem Telefon, um den Besitzer zu kontaktieren. Dieser schien nett und erzählte mir von der angeblich besonders freundlichen, ruhigen Stute. Wir machten ein Termin für den nächsten Tag aus, damit ich mir die Stute ansehen konnte. Während wir telefonierten, hielt Seth Ausschau nach weiteren Pferden. Gerade als ich auflegte, hatte Seth eine weitere Stute gefunden. 'Die sieht besonders aus wie die talentiertesten Paints bei uns in Amerika!', berichtete er begeistert. Und auch ich war sehr angetan. Eine wunderschöne, knallig rotbraun-gescheckte, sehr bemuskelte, gut ausgeblidete Stute. Genau das was ich gesucht hatte! Wir scrollten etwas herunter, um die Beschreibung zu lesen. 'Sie heißt Splattersplatterbloodsplatter', schmunzelte Seth. 'Snow White's Poison Bite, wuhu!', lachte ich. 'Du kennst die?' - 'Klar, ich mag die total.' Seth lächelte 'Ich auch' Und so riefen wir auch ihren Besitzer an, um einen Termin zu vereinbaren.
      'Ich gucke mal kurz meine Mails nach, mittlerweile hat sich meine Suche ja ein wenig herumgesprochen, vielleicht meldet sich ja noch jemand mit Pferden für mich.' Und so war es tatsächlich. So wurde mir ein Graufalb-Shetlandfohlen angeboten, Winnie wollte ihre Jungstute Caramel Sensation abgeben - aber ausdrücklich nur in gute Hände, weswegen sie sich an mich wandte, und RoniChoni hatte einige Shettyzuchtpferde abzugeben. Alle boten mir an, einfach irgendwann vorbei zu kommen. Vielleicht ließe sich das ja morgen noch einrichten, nach den beiden Paintstuten, überlegte ich.
      'Lass uns mal ein bisschen weitergucken, du wirst ja sicher nicht alle angeguckten nehmen', schlug Seth vor. Also surften wir noch ein wenig herum.
      'Woa.', entfuhr es uns beiden, als wir, ziemlich am Ende der Kleinanzeigen angekommen, auf einen Hengst stoßen. Ein Silver Bay Sabino, Stichelhaare, Dapples, weiße Ohrspitzen. Ein wahrer Hingucker. 'Eigentlich hab ich genug Hengste...', überlegte ich, aber Seth klickte schon auf den Verkäufer, um sich den näher anzugucken. 'Vielleicht hat der Verkäufer ja noch ein paar ebenso nette Stuten, und das mit dem Hengst kannst du dir dann überlegen, wenn du ihn dir einfach mal anguckst.' Ich nickte und wir sahen durch die anderen Verkäufe durch. Dort befanden sich zwei als Quarter Pony eingetragene Mischlings-Ponystuten und tatsächlich eine schöne, Roanfarbene Paintstute, die wir uns näher ansahen und entschieden, auch bei diesem Verkäufer anzurufen und einen Termin zu machen.
      Damit wanden wir uns aber entgültig der noch relativ vollen Flasche Sekt zu und fuhren den PC runter. 'Mit wem willst du dir die Pferde eigentlich angucken?', fragte Seth. Ich brauchte da nicht lang überlegen. 'Ich denke mal mit Thomas, ich ruf ihn morgen früh dann gleich an, ob er Zeit hat... Der hat mehr Ahnung als ich, vor Allem was Paints angeht' Seth nickte. 'Kann ich vielleicht mitkommen?', fragte er etwas schüchtern. Ich lächelte. 'Klar, wenn du willst.' Er freute sich, ich mich auch, und wir beide nahmen einen Schluck Sekt.
      Und dann redeten wir. Redeten und redeten, über Tiere, Musik, Motorräder, Haare, einfach über alles. Stunden lang. So lang, dass er plötzlich auf die Uhr sah und feststellte, dass es schon Mitternacht war. Und so lang, dass wir gar nicht bemerkten, wie schnell alles draußen von einer dichten, weißen Schicht überdeckt wurde. So schlichen wir zum Fenster und sahen, mit dem letzten Glas Sekt in der Hand, in eine weite, weiße Landschaft, die von vielen weißen Flocken immer mehr bedeckt wurde. Es war eine wunder, wunderschöne Aussicht.
      Diese trübte sich jedoch bald, als wir auf den Parkplatz sahen, und feststellten, dass das Räumfahrzeug schon da war. Und alle Autos zugeschippt hatte. 'Den krieg ich ja nie da weg...', seufzte Seth. Tatsächlich traf es sein Auto am Schlimmsten. Während hinter meinem nur ein kleiner Berg war, versank das Heck seines Autos regelrecht in einem Schneeberg. Demotiviert ging er zum Stuhl und ließ sich auf diesen fallen. Offensichtlich machte er sich Gedanken, wie er denn bitteschön wieder zum Hotel kam. Ich atmete tief durch. 'Und was wenn du einfach hier bleibst? Ich find schon nen Platz und Decke und Kissen sollten sich auch auftreiben lassen...' Er sah mir in die Augen. 'Ehrlich? Hast du da kein Problem mit? Immerhin bin ich fast n Fremder...' Ich schüttelte mit dem Kopf. 'Passt schon. Du müsstest nur damit klar kommen, nicht allzu viel Schlaf zu bekommen, ich muss nämlich früh raus zu meinen Pferden.' Er lächelte. 'Kein Problem' Ich lächelte ihn ebenfalls kurz an und machte mich daran, Decken und Kissen zu suchen. 'Jetzt müsste man nurnoch ein Gästezimmer oder ein etwas breiteres Sofa haben', seufzte ich und starrte auf mein schmales Sofa, auf dem man unmöglich schlafen konnte. 'Geht schon', meinte er, und ich schüttelte nur mit dem Kopf. 'Ich kann dich da unmöglich schlafen lassen, da bekommt man Rückenschmerzen von, alles schon ausprobiert.' Er stand auf und kam einen Schritt näher. Nachdenklich starrte ich in Richtung meines Schlafzimmers, in dem ein großes Doppelbett stand. 'Und wenn...?', fragte er vorsichtig und folgte meinem Blick. 'Na gut', meinte ich und schleppte Kissen und Decken in mein Schlafzimmer. Er folgte mir.
      Schnell schnappte ich mir meinen Schlafanzug und ging ins Bad, um mich bettfertig zu machen. Wieder angekommen, stand er immernoch dort wie zuvor. 'Ich habe keinen Schlafanzug dabei...', murmelte er fast unverständlich. Ich grinste. 'Meinst du echt ich hätte ein Problem damit, wenn du nur in Unterwäsche schläfst?' Nun grinsten wir uns an. Kurz darauf machte ich es mir schon auf meiner Seite im Bett bequem, er entledigte sich unnötiger Kleidung und legte sich schnell auf die andere, konnte so jedoch nicht ganz meinen bewundernden Blicken entgehen. 'Was sagst du zu Tieren im Bett?', fragte ich vorsichtig. Er lächelte. 'Kein Problem, so lange mich keines rausschmeißt.' Als hätten sie das gehört, kamen Krümel und Coletto angetapst und sprangen mehr oder weniger elegant aufs Bett. Krümel auf die äußere Seite meines Kopfkissens und Coletto machte es sich zwischen Seth und mir bequem. 'Er scheint dich zu mögen', lächelte ich Seth an, und er streichelte dem Hund zärtlich über den Kopf. Dieser grunzte glücklich. Nachdem er seine abendlichen Streicheleinheiten abgeholt hatte, tapste er ans untere Bettende und kuschelte sich ein wenig unter meine Bettdecke. 'Sehr praktisch, wenn man kalte Füße hat', stellte Seth fest. 'Jep, deswegen hab ich ihm auch erlaubt im Bett zu schlafen', lachte ich. 'Gute Nacht' - 'Gute Nacht' So schaltete ich das Licht aus und kuschelte mich gemütlich in meine Decke. Seths und Colettos leisen Atemzügen lauschend schlief ich auch bald zufrieden ein.

      'Piep - Piep - Piep!'
      Das immer lauter werdende gepiepse meines Weckers weckte mich. Und das bleib nicht lange unbemerkt - Coletto kroch sofort hoch zu mir, natürlich unter der Decke, es könnte ja kalt werden. Mit einem Blick auf den noch schlafenden Seth schaltete ich den Wecker aus und begrüßte Coletto, indem ich ihn ausgiebig kraulte. Danach schlich ich mich aus dem Bett, ab in die Küche, das Futter für die Tiere vorbereiten. Ausnahmsweise folgten mir die beiden nicht - Krümel war noch am Schlafen und Coletto schien noch ein wenig bleiben zu wollen. Also stellte ich die vollen Näpfe einfach auf den Boden, zog mir Stallkleidung an und bereitete mit den wenigen Zutaten, die ich im Haus hatte, ein kleines Frühstück vor.
      Danach entschied ich, dass Seth so langsam auch aufstehen musste, und schlich wieder ins Schlafzimmer. 'Guten Morgen', flötete ich. Ein bereits hellwaches 'Guten Morgen' kam zurück und ich sah, wie sich Coletto auf Seths Bauch gemütlich gemacht hatte und gekrault wurde. Ich grinste. 'Frühstück wäre fertig, wenn du Hunger hast.' Seth lächelte. 'Danke, gern, ich zieh mir nur eben was an und komm dann rüber'
      Daraufhin ging ich zurück in die Küche und schnitt ein paar Scheiben Brot ab. Seth gesellte sich schon bald dazu und auch Coletto und Krümel machten sich nun eifrig über ihr Futter her. 'Kann ich dir vielleicht gleich helfen, mit deinen Pferden? Ich kann zwar nicht so gut mit Pferden umgehen aber du hast noch so viel vor heute da kannst du vielleicht ein bisschen Hilfe gebrauchen...' Ich lächelte. 'Klar, gerne'
      Und so setzten wir uns ins Auto und fuhren zusammen mit Coletto zu den Pferden. Der Schnee war mittlerweile wieder weggetaut, es herrschten 8°C und es schien herrlich die Sonne. Verrücktes Wetter.
      Am Zaun wurden wir auch gleich von Unbroken begrüßt. Kurz darauf folgten Mausi, Delite, Dakini, Outlaw, Whiskey und Bonsaj. Nur Kristy galoppierte unbeirrt über die Weide und buckelte ausgelassen. 'Selbst Schuld', murmelte ich und steckte allen Pferden eine Möhre zu. 'Okay, was kann ich tun?', fragte Seth. 'Du könntest schnell das Wasser hier vorne auffüllen, der Hahn ist am Offenstall. Ich hole währenddessen das Heu und...hm so viel war gar nicht zu tun, Arbeiten tu ich die Pferde heute Abend. Bonsaj und Lady haben eh eine Reitbeteiligung, die fünf neuen brauchen Ruhe und Delite schadet ein freier Tag auch nicht, nur die Fohlen brauchen ein bisschen Beschäftigung. Ich rufe mal eben Thomas an, ob er auch mitkommen kann' Seth nickte und ich wählte Thomas' Nummer, der auch ziemlich schnell am Apparat war. 'Hallo?', tönte es durch den Lautsprecher. 'Hi Thomas! Du ich hab mich mal ans Internet gesetzt und ein bisschen nach Pferden geguckt, kurz um, ich habe jetzt Termine bei sechs Leuten, um mir die Pferde anzuschauen. Du hast nicht zufällig Zeit und magst mir ein wenig helfen?' Er lachte. 'Das wird stressig, aber okay. Ich verbring gern Zeit mit dir.' - 'Seth kommt übrigens auch noch mit...' Thomas schien nicht sonderlich begeistert. 'Der Bandtyp da, der Gitarrist? Na wenns sein muss... Treffen wir uns an deiner Weide?' Ich stimmte zu und wir legten auf.
      Bald kam Thomas an - mit seinem großen Trailer - und wir fuhren los.

      Kurze Zeit später kamen wir bei Stute Nummer 1 an. Freundlich kam sie schon am Zaun auf uns zu und wir alle waren schon vom ersten Augenblick von der weißen Stute namens Goodbye Graceful begeistert, sodass nach dem Probereiten schon bald fest stand, dass wir sie mitnehmen würden. Wir wollten sie dann gleich abholen, wenn wir bei den anderen Pferden waren.
      Die zweite Stute, die gut ausgebildete Scheckstute, verschlug uns einfach nur die Sprache. Unheimlich bemuskelt, blutrot, schön und dieses Talent! Damit hatten wir heute schon die zweite Stute gekauft.
      Danach fuhren wir zu mKay, die uns auch sofort freundschaftlich begrüßte und uns die Shetlandponys zeigte, die sie abgeben wollte. Besonders Window, Nabila und Werina hatten es mir angetan und damit waren es heute schon fünf Pferde, die wir kauften. Zum Glück hatte ich viel gespart, um die Zucht aufbauen zu können.
      Das nächsten Pferde, die wir uns ansahen, waren wieder Shettys. Dieses Mal hatte es mir aber nur ein Fohlen namens 'Sweet Present' angetan. Auch für sie unterschrieben wir den Kaufvertrag.
      Bei Caramel Sensation war es keine Frage, ich kannte die Stute ja schon länger bei Winnie und fand sie einfach von Anfang an klasse. Auch sie hatte unheimliches Talent und war einfach wunderschön!
      Unsere letzte Anlaufstelle war der Besitzer des Silver Dapple-Hengstes und der Roanstute. Wir erfuhren, dass auch er seine vier Pferde privat hielt, jedoch in der Landwirtschaft auf Bio Umstieg und für diesen Umstieg viel Geld benötigte und sich die vier somit nicht mehr leisten konnte. Trauig streichelte er die schokobraune Ponystute, die an den Zaun gekommen war. 'Wow, wie ein Miniatur-Quarter', entfuhr es dem sichtlich beeindruckten Thomas. 'Ist ja auch ein Quarter Pony', lächelte der Besitzer traurig. Auch Seth und ich waren schon bald begeistert von der kleinen, wunderschönen Stute. Thomas nahm mich beiseite. 'Wie wäre es, wenn wir noch Quarter Ponys züchten?' - 'Hatte ich auch schon drüber nachgedacht...lass uns mal gucken was er für sie will und so und dann gucken wir weiter' Thomas nickte und wir gingen zurück zu Seth und dem Besitzer. Mittlerweile waren auch noch die drei anderen Pferde am Zaun. Ich ritt alle vier Probe und alle vier begeisterten mich. Noch dazu stellte sich herraus, dass Gisela die Tochter von der heute gekauften Goodbye Graceful ist und so entschied sich schon bald, dass wir alle As War Fades, Nevaeh, Gisela und Abigail übernehmen wollten.

      Nachdem wir alle Pferde abgeholt und mit den anderen bekannt gemacht hatten, setzten wir uns alle auf den Zaun und genossen den Anblick tobender Pferde vor einem wunderschönen Sonnenuntergang. Zum Glück hatten sich wieder alle vertragen. 'So, ich muss mich jetzt noch um den Verkauf meiner Welshis kümmern, auch wenns mir schwer fällt, und dann kann's so langsam los gehen mit River Dales', seufzte ich. 'Ich freu mich schon drauf, vor allem auf unsere Zusammenarbeit, auch wenn das mit dem Geld wohl ein wenig knapp wird, aber irgendwie schaffen wir das schon.' Auch ich freute mich bereits. 'Joa, die anderen Weiden und die Abfohlbox und ein Hauptgebäude müssen wohl erst einmal warten, wenn überhaupt', gab ich von mir. Da schaltete Seth sich ein. 'Vielleicht kann ich euch ein wenig behilflich sein? Wenn ich dafür Reitunterricht bekomme und n bisschen Einfluss habe. Meine Eltern haben mal erfolgreich Border Collies gezüchtet, da hab ich auch ein wenig Erfahrung, auch wenns was anderes ist als so ein Pferd, aber im Grunde...'
      Das würde Thomas und mir natürlich sehr helfen, und ich fand die Idee grunsätzlich gut, nur machte ich mir Sorgen um Thomas' Meinung. Doch nachdem ich ihn ansah, schien ihm die Idee doch zu gefallen, und so konnte ich beruhgt sagen: 'Meinetwegen gern!' Seth grinste breit. 'Dann seh ich auch meinen kleinen Outlaw öfter mal' Ich nickte.
      Thomas züchte eine Sektflasche und drei Plastikgläser. 'Darauf müssen wir anstoßen!'

      So ließen wir den Abend ausklingen und fuhren dann alle Richtung zu Hause. Bei mir angekommen schaute Seth ein wenig bedröppelt. 'Ich denke ich muss mich mal wieder bei meiner Band blicken lassen. Wir sehen uns ja hoffentlich...morgen oder so?' Traurig nickte ich. 'Bis morgen', verabschiedete ich mich. Seth sah mir einen Moment in die Augen und drückte mich dann zärtlich. 'Bis morgen', flüsterte er mir ins Ohr und ging.

      Es geht voran
      August 2013, by Citara
      'Uaaaaa!', gähnte ich. Der Wecker hatte gerade geklingelt und wollte mich auffordern, aufzustehen. Was er aber nie schaffte. Also schlug ich einmal fest auf seine Oberseite und er gab sich geschlagen. Die Ruhe hielt jedoch nicht lang, denn schon hörte ich Hundekrallen auf Laminat klackern. Coletto drückte sich einmal kräftig ab und landete direkt auf mir. Lachend kraulte ich ihm die Ohren und empfang auch gleich Krümel. Nach ein paar Schmuseminuten bequemte ich mich dann doch mal aus dem Bett, richtete das Essen für Hund und Katze an, duschte, zog meine Pferdeklamotten an und schlang mein Frühstück in mich hinein. Heute würde ein einigermaßen entspannter Tag werden - keine großen Ausflüge, nur Pferdepflege und ein wenig Reiten. Und natürlich den neuen Reitplatz einweihen. Dachte ich zumindest.
      Gemütlich schlug ich die Anzeigenseite der Zeitung auf und entdeckte drei Anzeigen von Freundinnen. Sweetvelvetrose wollte ihren Bestand ein wenig verkleinern, Sammy gab einen Quarter Pony Hengst ab und mKay verkaufte einen Shettyhengst und ein Reitpony. Das Reitpony lag nicht in meinem Interessenbereich, aber da ich mit einem Shettyhengst in der Zucht nicht weit kommen würde und Sweetvelvetrose einige Paint Horses besaß, beschloss ich, den beiden einen kleinen Besuch abzustatten.
      Noch dazu fielen mir Anzeigen über zwei Paint-Hengste und ein Quarter Pony auf. Ich beschloss, mir auch die beiden mal anzusehen. Vielleicht würde der Tag doch nicht so ruhig werden.

      Doch erstmal packte ich Coletto ins Auto und war schon bald bei den Pferden.
      Dort ließ ich ihn von der Leine, er blieb eh immer in meiner Nähe, und versorgte die Pferde mit frischem Trinkwasser und Heu. Schon bald kam Thomas um die Ecke und wir machten uns daran, die Pferde zu trainieren. Das Fohlen-ABC saß bei Dakini, Outlaw, Whiskey und Present schon, Bonsaj, Lady Äppel, Sorrows und Morning hatten Reitbeteiligungen und Delite, Grace, Sensation und Nevaeh hatten Ruhetag, also entschieden wir uns, mit Mausi und Kristy zu beginnen. Da Thomas mit Kristy seine lieben Probleme hatte, schnappte er sich Mausi.
      Es dauerte ein wenig bis ich Kristy eingefangen hatte und Thomas war schon längst mit Mausi fertig, deshalb kam ich ein wenig nach ihm auf den Reitplatz. Als ich mich aufs Pferd schwang, ritt Thomas direkt neben mich und wir wärmten die beiden Stuten auf. 'Ach Monster?' - 'Hm?' - 'Ich habe für heute ein paar kleine Westernreiter eingeladen....ich hoffe das war okay? Ich dachte, ich könnte vielleicht schonmal die Shettys leihen...' Ich lächelte. 'Klar darfst du das, so hatten wir das vereinbart. Für größere Westernreiter dürftest du dir auch gerne mal die Grace, Mausi, Nevaeh, Abigail und Gisela leihen, und bei besonders talentierten gerne auch die anderen' Er lächelte. 'Danke, ich schnapp mir dann die Gisela, wenn wir ausreiten wollen - dann bin ich nicht so ganz viel über den Kleinen' Er lachte herzlich.
      Wir trabten noch ein bisschen und begannen mit einfacheren Figuren. Beide Pferde waren noch relativ untrainiert für ihr Potenzial und so begannen wir, den beiden Rückwärtsrichten und Schenkelweichen beizubringen und korrigierten uns gegenseitig.
      Nach ein paar geglückten Versuchen beschlossen wir, dass das genug für heute war, brachten die beiden zum Putzplatz, entfernten Zaumzeug, putzten sie und entließen sie in die Freiheit.
      Dann schnappte ich mir Bloody und Thomas sich Rebel. Die beiden waren schon weiter, also war unser Training mit den beiden insgesamt rasanter, aber auch anstrengender.
      Nachdem wir die beiden trainiert hatten, schnappte ich mir As War Fades und Thomas widmete sich der Horde Kinder, die gerade auf den Hof spaziert kamen. Er zeigte ihnen kurz alles und ging dann zur Weide - mittlerweile hatte ich Ass schon wieder auf die Weide gebracht, begrüßte die Kinder ebenfalls und half, die Halfter auszuteilen. Beim Putzen und Satteln half ich noch dabei, die Kinder einzuweisen und zu beaufsichtigen. Es war wirklich schön zu sehen, wie liebevoll die Kinder mit den Ponys umgingen, und wie brav die Ponys waren.
      Den Reitunterricht musste Thomas dann aber alleine schmeißen. Wir waren noch kurz auf dem Platz, ich mit Abigail, aber dann musste ich gehen, um mir einige Verkaufspferde anzugucken und Thomas hatte sich bereits Gisela geschnappt, um mit den Kindern einen kleinen Ausritt zu wagen.

      Da es doch einige Pferde zum Anschauen waren, machte ich mich gleich mit dem großen Trailer auf den Weg. Ich plante schnell, in welcher Reihenfolge ich fahre, und fuhr dann los - natürlich auch mit Coletto auf dem Beifahrersitz.
      Mein erster Weg führte mich zu sweet. Da sie nicht zu sehen war, ging ich gleich zur Weide mit den Verkaufspferden. Mein Blick fiel auf einer Braunscheckstute mit langem Langhaar - Ice Coffee hieß sie, ich kannte die Stute bereits. Sweet kam um die Ecke und begrüßte mich. 'Du möchtest Ice Coffee verkaufen?', fragte ich und sie nickte. Kurz danach wusste ich so ziemlich alles, was es über Ice zu Wissen gab, und wir vereinbarten einen kurzen Proberitt mit Ausritt. Da Ice Coffee anscheinend nichts gegen Hunde hatte, ließ ich Coletto gleich nebenher laufen. Die Stute gefiel mir, auch wenn sie ab und zu scheute. Aber Colettos und meine selbstsichere Ausstrahlung beruhigte sie schnell wieder - was für mich hieß, dass sich daran arbeiten ließe. Auch war sie noch unbeholfen und nicht ganz ausbalanciert, allerdings kann mal von einer dreijährigen Stute auch keine Wunder erwarten. Da wir gut miteinander klar kamen, unterschrieb ich auch sofort den Kaufvertrag, als wir wieder zurück auf dem Hof waren. 'Ich wollte mir noch ein paar andere Pferde angucken - ich komme zurück, um sie abzuholen, okay?' - 'Klar', lächelte Sweet und ich sprang mit Coletto ins Auto und wir machten uns auf dem Weg zu der Quarter Pony-Stute.
      Auch diese ritt ich Probe und entschied, sie zu kaufen. Written In The Stars würde einge gute Ergänzung für Zucht und Reitschule sein.
      Danach ging es zu einem der Painthengste, Als ich auf den Hof fuhr, wurde gerade ein Graufalbscheck-Wallach über den Hof vorbei an einer offensichtlich rossigen Stute geführt, der mir auch sehr gefiel - jedoch hatte ich keinen Platz für einen Wallach, für den Reitunterricht hatte ich bereits genug Stuten und der restliche Platz war für weitere Zuchtpferde reserviert, also schlug ich ihn mir bereits aus dem Kopf. Als ich ausstieg - Coletto blieb dieses Mal im Auto, weil ich den Hof nicht kannte - wurde ich auch bereits von dem Mann mit dem Wallach am Halfter begrüßt. 'Hallo', lächelte er freundlich, 'ich bin Matthew Moore, Chef und Besitzer hier. Kann ich ihnen helfen?' Ich war froh, gleich den zu treffen, den ich suchte. 'Hallo, ich bin Monsterflosse. Ja, ich habe ihre Anzeige gesehen und wollte mir ihren Hengst angucken, 'Dissident Aggressor' heißt er glaube ich' Herr Moore lächelte breiter. 'Der steht direkt neben mir.' Mir fiel die Kinnlade runter. Hengst? So ruhig? Neben rossiger Stute? Nun lachte er. 'Ja, das denken viele, Hengstmanieren hat er wirklich nicht. Wenn sie wollen, können sie ihn gerne mal nehmen und zum Putzplatz bringen, der ist gleich dort drüben. Dann können Sie ihn mal putzen, satteln und Probereiten, meinetwegen können Sie auch ins Gelände mit ihm.' Dankbar erwiderte ich sein Lächeln und übernahm den prächtigen Hengst. Beim Putzen blieb er vollkommen ruhig und genoss, und auch beim Satteln stand er wie eine 1. Ich freute mich schon aufs Probereiten - und das überzeugte mich entgültig. Dieser Hengst was so ruhig und hatte so ein Potenzial - er war perfekt für die Zucht und als Sportpferd für mich! Ich erkundigte mich nach dem Kaufpreis, handelte ein wenig und unterschrieb letzten Endes den Kaufvertrag. 'Kümmern Sie sich bitte gut um ihn, er ist meine eigene Aufzucht', seufzte Herr Moore. 'Ich werde mein bestes geben und Sie werden mit Sicherheit von uns hören', beruhigte ich ihn und sprang ins Auto, um zu Sammy zu fahren.
      Dort lief es dann auch ähnlich. Auch Absolute Zero, so hieß der Quarter Pony-Hengst, hatte unheimliches Potenzial und ich unterschrieb den Kaufvertrag. So fuhr ich auch weiter zu mKay, um mir ihren Shettyhengst anzusehen - Down Under hieß er, war ein Braunschecke und würde sich damit farblich super zu den Paints und Quarter Ponys gesellen. Auch bei ihm unterschrieb ich schnell den Kaufvertrag und lud den kleinen Hengst auch sofort ein, schließlich war er das letzte Pferd, was ich mir angucken wollte.
      Ich fuhr die Route zurück und lud bei Sammy auch Zero ein. Bei Herrn Moore wollte ich Aggressor abholen. Doch als ich ankam, sah Herr Moore ziemlich fertig aus. 'Was ist passiert? Ist was mit Aggressor?' Er schüttelte den Kopf. 'Nein, nicht mit Aggressor...ich hatte nur einen kleinen Streit mit meiner Frau... Ich frage nur ungern, aber hätten sie nicht zufällig Interesse an einem zweiten Hengst? Peckinpah heißt er...ich möchte ihn eigentlich nicht behalten, aber wir können ihn uns nicht leisten...da er aus unserer Zucht stammt und zu nah mit den meisten Stuten verwandt ist, können wir ihn nicht zur Zucht nutzen und so zum Spaß...ich wünschte es ginge, ich hänge so sehr an ihm, aber es geht einfach nicht mehr..und bei ihnen hätte er es sicher gut..' Er sah zu Boden und ich überlegte. 'Eigentlich habe ich schon mehr als genug Zuchthengste...aber vielleicht zeigen sie ihn mir einfach mal, dann überleg ich es mir vielleicht noch anders.' Er lächtelte leicht und ging Richtung Stall - ich folgte ihm. Er holte schnell ein Halfter aus der Sattelkammer und ging dann zu einer Box, in der ein Cremello stand. Moment mal...er war gar kein Cremello! Ganz leicht sah man eine hübsche Overoscheckung, die auch seinen Kopf wie in Farbe getaucht aussehen ließ, in seinem sonst hell fliegenschimmelfarbenen Fell. Er erinnerte mich ein wenig an Vanillecreme mit Sahne.
      Als Herr Moore ihn raussah, durfte ich einen doch relativ schlank gebauten, aber dennoch gut bemuskelten, schönen Paint Horse-Hengst begutachten. 'Er hat einen hohen Vollblutanteil, deswegen ist er relativ leicht gebaut. Sieht man auch gut an seinem feinen Kopf', mit den Worten strich er dem Hengst traurig über die Nüstern. Kurz darauf übergab er mir den Strick.
      Beim Putzen blieb Peckinpah ruhig, er genoss es, besonders, als ich seine wunderschöne, reinweiße Mähne enthedderte. Der Sattel passte ihm nicht richtig, dennoch ließ er ihn sich ohne Widerstand auflegen.
      Auch unter dem Sattel war er sehr begabt und ruhig. Selbst als Coletto aus dem Trailer ausbrach, quer über den Reitplatz stürmte und vor mir aufs Pferd sprang (anscheinend hatte er Sehnsucht), zeigte er keine Anzeichen von Angst, was mich sehr beeindruckte. Für den Geländeritt war leider keine Zeit mehr, da ich ja bereits andere Pferde im Trailer hatte, aber meine Entscheidung war bereits gefällt - ich würde ihn kaufen. So unterschrieb ich auch schnell den Kaufvertrag und lud ihn ein. Danach ging es noch schnell bei Sweet vorbei, um Ice einzuladen.

      Zu Hause ließ ich alle Pferde aus und brachte sie auf die Weide - glücklicher Weise vertrugen auch sie sich auf Anhieb mit meiner mittlerweile verdammt großen Herde. Thomas kam gerade um die Ecke, um meinen Fang zu bewundern, als mein Telefon klingelte. Meine ehemalige Zuchtpartnerin, als Green Hills noch stand, Flair, war dran. Sie klang aufgeregt. 'Monster...züchtest du noch Vollblüter?' Ich blieb ruhig, um sie zu beruhigen. 'Was ist los?' - 'Es gab einen Brand bei mir und ich muss alle Pferde irgendwo unterbringen...ich möchte sie auch nicht mehr, so leid es mir tut, ich kann es nicht...' 'Oh Gott', hauchte ich. 'Kannst du sie vielleicht nehmen?' Ich überlegte kurz und sah mich um. Ich hatte noch eine freie Weide mit Offenstall, beides sollte eigentlich genug Platz für alle Pferde bieten - zumindest vorrübergehend. 'Thomas, hast du deinen Pferdeauflieger noch?' Er nickte. 'Wieso?' - 'In meinen Trailer passen nur 5 Pferde, das reicht nicht.' Er machte große Augen. 'Ich erklärs dir später. Flair? Ich bereite alles vor und komme dann gleich vorbei.' - 'Okay', meinte sie etwas ruhiger und verabschiedete sich. 'Thomas, Flair hatte einen Brand. Sie kann und möchte ihre Pferde nicht mehr halten und hat mich gebeten, sie zu mir zu nehmen. Lass uns eben auf der Weide neben dem See den Stall einstreuen und den Zaun kontrollieren und dann...könntest du mir mit deinem Auflieger helfen, alle rüber zu bringen?' Er nickte leicht schockiert und machte sich sofort auf den Weg zur Weide. Ich schnappte mir noch schnell so viele Ballen Stroh wie ich tragen könnte und folgte ihm.
      Wir streuten eilig den Stall ein, füllten Wasser in die Tröge und gingen den Zaun ab. Zum Glück war er unbeschädigt. 'Fahr schonmal vor, ich hole meinen Trailer und komme dann nach', schlug Thomas vor. Sofort ging ich zu meinem Trailer.
      Schon bald kam ich bei Flair an, die mich aufgebracht erwartete. Nach und nach luden wir die ersten fünf Pferde - die Stuten Ace Of Spades, Black Pearl, Pirate Island, Blue Rag und Pia Facette - in meinen Trailer. Kurz darauf kam Thomas mit seinem Auflieger, in den wir die Hegste luden - El Davino, Warrior, Tschiwabschischi, El Racino, Baceno, Bloody Autumn, Magic Attack, Lord Of The Rings, Riverside, Desperados und Shyguy waren nun sicher verstaut. Auch die Sättel, Trensen, Bandagen, Gamaschen, Halfter und Decken verteilten wir auf Trailer, Auflieger und Fahrerhaus, was ein wenig Packtalent erforderte, das weder Flair noch ich hatten, doch zum Glück hatten wir Thomas.
      Bevor wir losfuhren, ging ich noch einmal durch Trailer und Auflieger und kontrollierte die Pferde. Einige kannte ich noch aus der Zeit, in der Flair und ich zusammen züchteten, El Racino war sogar eins unserer gezüchteten Pferde. Ich wurde ein wenig wehmutig, hatte jedoch nicht großartig Zeit zur Wehmut, denn wir mussten dringend los - wir wollten nicht unbedingt bis spät in die Nacht Pferde ausladen.
      Als wir wieder bei mir ankamen, parkten wir mitten auf dem Weg und fingen an, die gestressten Pferde auszuladen. Wir hatten bei manchen Pferden unsere liebe Mühe und wurden neugierig von meiner bestehenden Herde beäugt, letztenendes standen aber alle Vollblüter und Holsteiner auf der Weide. Thomas und ich lehnten uns an den Zaun und beobachteten, wie die Pferde die neue Weide erkundeten. Sie war ein wenig zu klein für alle. 'Und was hast du jetzt mit denen vor?', fragte Thomas. Ich seufzte. 'Ein paar werde ich vielleicht behalten...aber alle kann ich nicht behalten. Ich denke mal, ich rufe morgen mal Edfriend an, ob sie nicht eventuell Interesse an ein paar Pferden hätte. Sammy vielleicht auch noch. Und dann...mal sehen.' El Davino kam vorsichtig angetapst. Ich strich ihm über seine hübsche Blesse. 'Ich glaube, dich werde ich behalten. Ein wenig hast du mir ja gefehlt, seitdem Green Hills nicht mehr existiert, Süßer. Aber ich weiß noch nicht, was ich mit deinen Freunden mache.' Er schnaubte.
      Thomas ging und ich blieb noch ein wenig, beobachtete die Pferde im Sonnenuntergang und machte mich schließlich zusammen mit Coletto auf den Weg nach Hause.
      Dort kritzelte und codete ich noch einige Ideen für die Website für die neue Zucht und fiel dann erschöpft ins Bett.

      Am nächsten Tag machte ich mich bereits früh auf den Weg zu den Pferden, selbst Coletto war noch nicht ganz wach. Thomas brauchte heute so ziemlich alle Pferde für seinen Reitunterricht, dieses Mal waren unter seinen Schülern auch ältere, fortgeschrittene Reiter, und auch um den Rest meiner Pferde würde er sich kümmern, sodass ich mich voll und ganz um den Verbleib der Vollblüter kümmern konnte.
      Über Nacht hatte ich bereits beschlossen, dass ich noch einen zweiten Hengst behalten konnte, mehr aber nicht.
      Als ich am Gatter stand, hatten sich die Voll- und Warmblüter schon deutlich beruhigt. Flair hatte mir per Mail ein paar Informationen über die Vollblüter geschickt und in Frage kamen Ghostbuster und Bloody Autumn. Vielleicht war dies nicht der richtige Zeitpunkt für einen Proberitt, aber etwas anderes blieb mir nicht übrig, also schnappte ich mir ein Halfter und holte zuerst den Schimmelhengst von der Weide, putzte und sattelte ihn.
      Auf dem Platz war ich als einziger Englischreiter unter vielen Westernreitern heute der Außenseiter. Ich war froh, dass ich die englische Reitweise nicht verlernt hatte. Ghostbuster war mit Sicherheit ein sehr lieber, talentierter Hengst, aber ich wollte auch Autumn noch ausprobieren. Also brachte ich Ghost zurück auf die Weide und brachte seinen Sattel zurück. In der provisorischen Sattelkammer betrachtete ich Autumns Sattel eine Weile. Ein sehr hochwertiger, schöner Dressursattel, besonders weiches Leder, atemberaubende Qualität. Ich griff jedoch zuerst zum Halfter neben ihm, um mir dieses mal den gestiefelten Dunkelfuchs zu holen.
      Bereits am Putzplatz erwies er sich als nervös und temperamentvoll, und das war er auch unterm Sattel. Aber ich fühlte mich sofort wohl. Seine Gänge waren atemberaubend, ich hatte Mühe, auszusitzen, ich spürte sein ganzes Temperament und seine ganze Stärke unter mir. Selbst die anwesenden Westernreiter, die gerade Unterricht nahmen, schenkten uns beeindruckte Blicke. Meine Entscheidung war gefallen.
      Ich putzte den Hengst noch schnell und brachte ihn zurück auf die Weide, wo er freudig von Davino begrüßt wurde, um schnell zwei Anrufe zu tätigen. 'Hallo?', schallte es durch den Hörer. 'Eddi? Ich bins, Monster...' Ich schilderte ihr mein Problem genauestens. 'Ich suche noch ein oder zwei Vollblüter für meine Herde...kann ich nachher mal vorbei kommen?' - 'Klar', willigte ich ein und verabschiedete mich.
      Nun rief ich bei Sammy an. Auch ihr schilderte ich mein Problem, woraufhin sie vorbeikommen wollte.
      Eddi und Sammy kamen ungefähr zur gleichen Zeit vorbei und sahen sich die Pferde an. Kurz besprachen wir, wer Interesse an wem hatte, und die beiden verschwanden auf den Platz, zum Probereiten. Am Schluss stand fest: Eddi würde Ace Of Spades und Lord Of The Rings nehmen und Sammy würde mir mit Pirate Island, Black Pearl, Warrior, El Racino, Ghostbuster und Tschiwabschischi ebenfalls einige abnehmen. Wir einigten uns darauf, dass die beiden die Pferde die nächsten Tage direkt abholten, damit sie nicht noch mehr Stress wegen des geringen Platzes und mangelnder Auslastung aufgrund meines Zeitmangels hatten.
      Auch an diesem Tag fiel ich erschöpft ins Bett und schlief sofort ein, sodass ich gar nicht merkte, dass ich schon bald einen Hund und eine Katze im Bett hatte...

      Western Pleasure LK 5 - LK 4
      Januar 2014, by Sammy
      Schlotternd rannte ich den kurzen Weg von meinem Auto zu Monsterflosse’s Stall. Ich wollte ihr zu Weihnachten ein Training für ihre Stute Kristy Killings schenken und genau deshalb war ich heute hier. Es war allerdings eiskalt geworden und auch wenn ich meine dicksten Reitsachen trug, fror ich schrecklich. Erleichtert schloss ich die Stalltür hinter mir und ging aufatmend zur Box von Kristy Killings. Die hübsche Paint Horse Stute war mir bereits bei meinem Training mit Monster’s Hengst As War Fades aufgefallen und ich freute mich schon darauf, mit ihr zu arbeiten. Laut Monster war sie am Boden ziemlich dominant, unterm Sattel aber brav wie ein Lämmchen. Da ich für die Klasse A aber hauptsächlich vom Boden aus mit ihr arbeiten würde, stand mir wohl einiges bevor. Immerhin war die hübsche Bay Roan – Scheckin heute in ihrer Box, somit kam ich zum Glück nicht in den ‚Genuss‘ sie erst auf der Weide einfangen zu müssen. Denn auch das war, wie Monster mir mit einem Lächeln erzählt hatte, eine Sache die mit Kristy Killings nicht wirklich einfach war.
      Ich sah die schöne Stute kurz an und holte dann zuerst einmal ihre Ausrüstung aus der Sattelkammer. Dann nahm ich ihren Führstrick vom Haken und öffnete die Boxentür. Sofort flog der feine Kopf der Stute herum und sie fixierte mich aufmerksam.
      Lächelnd hielt ich ihr ein Leckerchen hin – den Strick hatte ich hinter meinem Rücken versteckt. Neugierig machte Kristy Killings den Hals lang, kam dann einen Schritt auf mich zu und nahm mir das Leckerli von der Hand. Blitzschnell fasste ich ihr Halfter, hakte den Strick ein und klopfte der Paint-Stute den Hals. Diese schien erst ein wenig verwundert, fasste sich aber schnell wieder. Als ich Kristy dann aus ihrer Box führen wollte, drängelte sie von hinten und rannte mich beinahe über den Haufen. Ich drehte mich um und wollte die aufdringliche Stute zurückschicken, doch erst als ich auf und ab sprang und wie blöd mit den Armen fuchtelte, wich sie zurück. „Na ich sehe schon, das Rückwärtsrichten wird heute die meiste Zeit in Anspruch nehmen!“, sagte ich nachdenklich zu Kristy.
      Anschließend versuchte ich nochmals, sie aus der Box zu führen und sie wollte sich wiederum an mir vorbeidrängen. Also wiederholte ich das Spielchen von vorhin und zwar solange, bis Kristy mir einigermaßen anständig aus der Box folgte.
      Ein gewisses Selbstvertrauen hatte ich bei Pferden durchaus gerne, doch solch eine Dominanz wie Kristy Killings an den Tag legte, konnte auch schnell gefährlich werden. Nachdem ich die Stute in der Mitte der Stallgasse angebunden hatte, begann ich sie zu putzen. Kristy versuchte andauernd auszuweichen und war die ganze Zeit am rumhampeln, doch ich beachtete ihr Getue einfach nicht und machte weiter, bis ihr geschecktes Fell glänzte, ihre Hufe ausgekratzt und Mähne und Schweif gekämmt waren. Anschließend legte ich ihr Gamaschen an und sattelte sie auf. Als ich den Sattel auf ihren Rücken legte, legte die Stute die Ohren an und versuchte mir ihre Hinterhand zuzudrehen. Ich sagte scharf: „Nein!“ und schob sie zurück. Dann zog ich vorsichtig den Gurt zu. Als nächstes trenste ich Kristy Killings auf und zog dann ein Knotenhalfter über das Kopfstück. Die Zügel knotete ich um das Horn des Westernsattels, dann löste ich die Anbindestricke und führte Kristy Killings aus dem Stall. Dabei hielt ich eine Gerte quer vor ihre Brust, um sie am überholen zu hindern. Versuchte die Stute hinter mich zu gehen, um mich von der anderen Seite zu überholen, drehte ich mich kurzerhand genau in die entgegengesetzte Richtung. So gelangte ich nach ca. 10 Minuten in Monster’s große Reithalle, schloss die Bandentür und begann mit meiner Arbeit. Zunächst übte ich weiterhin das führen. Bevor Kristy Killings mich nicht als ranghöher betrachtete, hatte es überhaupt keinen Zweck mit dem Training der Stimmenkommandos zu beginnen. Ich merkte sofort, dass Kristy sehr intelligent war, denn sie testete immer weiter neue Möglichkeiten aus, um sich an mir vorbeizudrängen, verwarf ihre Versuche jedoch auch gleich wieder, wenn sie begriff, dass sie nichts nützten. Als die dominante Stute sich schließlich fügte und auch ohne die Begrenzung durch die Gerte brav ihren Abstand zu mir einhielt, lobte ich sie und probierte das Ganze dann auch im Trab. Hier versuchte Kristy nur ein oder zweimal meine Führung zu übergehen, sodass ich die Übung bald beenden konnte. Nun schickte ich Kristy Killings im Kreis um mich herum. Auch hier brauchte ich wieder viel Überzeugungskraft, damit die Stute tat was ich wollte. Ich ließ sie traben und auch galoppieren und versuchte nach und nach meine Hilfen zu verfeinern. Nachdem Kristy in allen drei Grundgangarten brav um mich herum lief holte ich sie wieder zu mir. Nun würden wir das Rückwärtsrichten üben. Führte Kristy die Übung auf ein leichtes Signal meinerseits hin zuverlässig aus, konnte ich davon ausgehen, dass sie mich quasi als Leitstute akzeptiert hatte. Danach würde ich an den Stimmkommandos arbeiten und schließlich aufsitzen, um sie auch unter dem Sattel zu trainieren.
      Ich stellte mich also vor der Stute auf, hob den Strick ein wenig an und wackelte leicht an dessen Ende. Nach und nach verstärkte ich die Bewegung des Stricks immer mehr, bis Kristy ihr Gewicht nach hinten verlagerte. Sofort stellte ich die Zappelei ein und lobte das Stütchen. Anschließend wiederholte ich die Lektion. Diesmal dauerte es schon nicht ganz solange, bis Kristy ihr Gewicht verlagerte. Allerdings bewegte ich den Strick solange weiter, bis sie auch einen Schritt nach hinten machte. Dann wurde Kristy wieder gelobt. Diese Prozedur machten wir solange, bis Kristy schließlich bereits zurückwich, wenn ich mit dem Finger auf sie zeigte und „Back“ sagte. Das Stimmkommando hatte ich ganz zum Schluss noch mit eingeführt. Es würde das Rückwärtsrichten unter dem Reiter später vereinfachen, weil Kristy dann schon in etwa eine Ahnung davon hatte, was von ihr verlangt wurde. Nun führte ich die Stute nochmals auf beiden Händen durch die Halle. Sie bewegte sich anstandslos hinter mir. Scheinbar hatte sie mich endlich akzeptiert. Ich klopfte ihr den schlanken Hals und löste dann den Strick von ihrem Halfter. Dies würde nun eine Art Feuerprobe werden. Kristy hob den Kopf und sah mich an. Sie schien sich noch nicht sicher zu sein, was sie nun tun sollte. Bevor sie sich zu etwas entschließen konnte, schickte ich sie ein paar Schritte zurück und ließ sie dann im Trab antreten. Anschließend beschäftigte ich die Stute so, dass sie nicht auf dumme Gedanken kommen konnte und führte nach und nach meine Stimmkommandos ein. Kristy lernte unglaublich schnell, wenn sie ihre dominante Art erst einmal ein wenig zur Seite geschoben hatte und so kamen wir nun sehr gut voran. Bereits kurze Zeit später reagierte Kristy auf all meine Kommandos und kam au f mein Signal hin auch brav zu mir. Ich wuschelte ihr durch die Mähne, gurtete nach und wollte aufsteigen. Kristy giftete beim Nachgurten kurz, doch das kümmerte mich nicht weiter. Als ich jedoch den Fuß in den Steigbügel stellte, wich sie zur Seite aus. Ich seufzte. „Hey, hatten wir nicht beschlossen, dass du dich ab jetzt benimmst?“, fragte ich sie. Dann stellte ich Kristy wieder auf der Mittellinie auf und versuchte es erneut. Dieses Spielchen trieb sie etwa eine Viertelstunde lang, dann wurde es ihr zu dumm und sie blieb endlich stehen. Ich schwang mich in den Sattel und lobte die Stute erneut.
      „Jetzt hast du es auch fast geschafft mein Mädchen!“, sagte ich fröhlich zu ihr. Ich wollte nun einfach nur sehen, wie gut sie unter dem Sattel reagierte und sie außerdem auf die kleinste Gewichtsverlagerung meinerseits sensibilisieren. Das würde sich natürlich durch ihre gesamte Ausbildung ziehen, doch der Grundstein dafür, musste bereits jetzt gelegt werden. Ich ließ Kristy im Schritt, Trab und Galopp auf beiden Händen gehen und nahm zuerst meine Zügelhilfen immer weiter zurück. Monsterflosse hatte recht gehabt – Kristy war unter dem Sattel unglaublich brav und schien beinahe meine Gedanken lesen zu können. Ich ritt sie ein paar Runden ausschließlich mit meinen eingeführten Stimmkommandos, dann arbeiteten wir daran, nur auf eine Gewichtsverlagerung hin, die Gangart und auch die Richtung zu ändern. Als ich schließlich zufrieden war, stieg ich ab, lobte Kristy ausgiebig und führte sie zurück zum Stall. Dort versorgte ich sie ordentlich, brachte sie in ihre Box und schrieb einen Zettel für Monster:
      „Liebe Monsterflosse,
      herzlichen Glückwunsch deine Kristy Killings hat nun im Westernreiten die Klasse A erreicht! Du solltest unbedingt weiter mit ihr an ihren Dominanzproblemen arbeiten, unter dem Sattel hingegen hat sie eigentlich keinerlei Schwierigkeiten. Mit etwas Arbeit kann sie es sicherlich noch weit bringen.
      Liebe Grüße,
      Sammy“

      Pflegebericht
      Februar 2014, by Citara
      Seufzend saß ich im Auto. Mir wurde alles zu viel, so schön diese Landschaft auch war, ich konnte sie einfach nicht mehr sehen. Es war ewig her, dass ich verreist war.
      An der Weide erwartete mich bereits Thomas, er hatte bereits einen Ausritt mit den seinen kleinsten Reitschülern auf Nevaeh, Gisela, Taciturn, Lady Gina, Rebellious Dots, Sternenblick und Avero gewagt und brachte gerade Goodbye Graceful auf die Weide. 'So spät heute?', neckte er mich. Ich nickte nur und wandte mich einer meiner Neuankömmlinge Ensnare The Sun zu. 'Wollen wir mal prüfem. pn Sunny und Lovely Summertime das Gelände hier gefällt? Wir könnten Outlaw Torn, Scream Aim Fire und Dakan El Assuad mitnehmen, dann lernen die drei auch gleich was kennen.' Mir gefiel sein Vorschlag und so schnappte ich mir Sunnys Halfter, putzte und sattelte sie, während Thomas das gleiche bei Summer tat, Danach legten wir Outlaw, Fire und Dakan die Halfter an, jedoch ohne Führstrick, sie würden wohl von sich aus folgen.
      Als wir uns in den Sattel schwangen, waren Sunny und Summer angesichts der neuen Umgebung noch etwas nervös, beruhigten sich aber schnell. Die beiden Stuten schienen sich prächtig zu verstehen und die Fohlen liefen uns brav hinterher, als wir unsere Runde durch den Wald und um den See drehten. Als wir wieder an der Weide ankamen, entließen wir die fünf wieder in die Freiheit. Ich schaute Thomas an. 'Plan für heute?', fragte ich. Er überlegte kurz. 'Ich habe bereits mit As War Fades und Aggressor gearbeitet, Samarti hat sich heute um Bloody Autumn gekümmert, er ist also auch schon gelaufen. Riverside und El Davino könnten einen Ruhetag gebrauchen, ebenso wie Peckinpah, er hat gestern gut mitgearbeitet. Blue Rag kränkelt ein wenig und Abigail hat einen schlechten Tag, sodass sie heute vielleicht auch besser auf der Weide bleibt. Bleiben also noch Kristy Killings, The Morticians Daughter und Ghost Of The Midwinter Fires. Du siehst heute nicht wirklich fit aus, also - ich kümmere mich um Mausi und Kristy und du arbeitest mit Ghosti und gönnst dir dann ein wenig Ruhe?' Sah man mir das so an? Ich willigte ein und schnappte mir das größte Halfter im Stall, um ein wenig mit Ghosti zu arbeiten. Der junge Hengt war noch komplett roh, er kannte zwar das Fohlen-ABC und folgte auch willig, die Arbeit auf dem Platz war ihm jedoch noch gänzlich fremd.
      Freundlich begrüßte mich der Hengst auf der Weide und ich legte ihm sein Halfter an, um ihn auf den Platz zu bringen. Dort hakte ich erst einmal den Führstrick aus und ließ ihn laufen, während ich eine Art Round Pen improvisierte. Ghosti schnupperte neugierig an der Longe, die ich mittlerweile als Untenrstützung zu uns geholt hatte. Ich hakte sie jedoch nicht in sein Halfter, sondern nutzte sie als Unterstützung, um ihn zum Laufen zu bewegen. Schnell hatte er verstanden was ich von ihm wollte, und lief unbeeindruckt im Schritt um mich herum. Ich baute ein wenig mehr Druck auf und rief 'Teeerab!' Ghosti war erst irritiert, fing dann aber an zu traben und senkte bald entspannd den Kopf. 'Braaav', lobte ich. Selbst den Richtungswechsel verstand er schnell - das sollte genug für heute sein. Ich hakte den Führstrick wieder in Ghostis Halfter und brachte ihn zurück auf die Weide.
      Dort begegnete ich Thomas mit Kristy. 'Sag mal Larissa, hast du schonmal an Urlaub gedacht? Irgendwo in ein anderes Land? Spanien vielleicht? Oder sogar Amerika, da kannst du gleich was über Paints erfahren?' Erstaunt sah ich ihn an. 'Sehe ich so fertig aus?' Er lachte ohne meine Frage zu beantworten. 'Geh nach Hause, gönn dir Zeit mit Coletto und Krümmel und informier dich mal ein bisschen, ich glaube, eine Reise täte dir mal gut, mal ein anderes Umfeld, weg von hier. Ich schmeiß das schon. Und wenn du wegfährst, kümmere ich mich schon um den Hof, die Pferde und gerne auch um Krümmel und Coletto. Ich hab ja jetzut notfalls auch Reitschüler, die ich versklaven kann.' Das brachte tatsächlich auch mich zum lachen. Ich verabschiedete mich und fuhr nach Hause.
      Nach einem ausgiebigen Waldspaziergang mit Coletto setzte ich mich vor meinen Computer. Coletto machte es sich neben mir, Krümel auf mir gemütlich. Ich startete meine Suche nach geeigneten Reisezielen, fand jedoch nur wenig Begeisterung für Spanien, Italien & Co. Amerika würde mich schon irgendwo interessieren - aber so ganz das Wahre war das auch nicht. Da kamen mir diese wunderschönen, goldglänzenden Pferde in den Kopf, die Achal Tekkiner, wie Edfriend einige besaß. Ihr Alazar war einfach wundervoll! Ich googlete ein wenig und fand einige Gestüte in Russland, Afghanistan und der Mongolei, bei denen mich ein Besuch reizen würde. Entscheiden wollte ich mich jedoch noch nicht. Da es mittlerweile spät geworden war, schaltete ich meinen Computer aus und legte mich ins Bett.

      Besuch bei Citara
      Juli 2014, by Sammy
      Leise vor mich hinsummend, fuhr ich auf Monsterflosse's Hof und stellte mein Auto ab. Ich hatte meiner Freundin versprochen, mich heute um ihre Pferde zu kümmern. Es war erst kurz nach sieben Uhr morgens. Da ich sehr viel vor mir hatte, hatte ich es für klüger gehalten, gleich morgens mit der Arbeit zu beginnen. Durch meine vielen Trainingseinheiten mit As War Fades kannte ich mich bereits gut auf dem Hof aus und steuerte zielstrebig auf den Hengststall zu. Dort wurde ich bereits mit ungeduldigem Scharren und hungrigem Wiehern begrüßt.
      "Ja, ja ist schon gut, bin ja schon dabei ihr Hübschen!", rief ich fröhlich und ging in die Futterkammer, wo ich anhand des Futterplans jedem Hengst sein Frühstück zusammen stellte.
      Dann stellte ich die Eimer übereinander in eine Schubkarre und lief die Stallgasse hinunter. Ich beschloss bei Monsters Neuzugang, dem Tinkerhengst Ghost of the Midwinter Fires anzufangen. Der wunderhübsche Schecke starrte mich auffordernd an und machte dann brav Platz, während ich sein Futter in die Krippe kippte. Während Ghost gierig zu fressen begann, wurden die anderen Hengste wieder unruhig. Ich blieb vor As War Fades' Box stehen und sah den Paint Horse Hengst tadelnd an. "Na na, was ist denn das für ein Benehmen, hm? Wenn die Jungspunde nicht warten können okay, aber du?"
      Dann lächelte ich, gab dem schönen Hengst sein Futter und strich ihm sanft den blonden Schopf aus der Stirn. Weiter ging es mit den beiden Shetland Ponies Avero und Sternenblick. Die Zwerge fielen regelrecht über ihr Futter her und beachteten mich nicht weiter. Auch Monster's Vollblut Hengste Bloody Autumn, Riverside und El Davino waren schnell versorgt. Letzterer war der Vater meines Rapphengstes El Racino und ich konnte es kaum glauben, wie ähnlich sich die beiden charakterlich waren.
      Zuletzt blieben nur noch Pekinpah, Dissident Aggressor und Unbroken Soul of A Rebel. Ich begann mit dem braun weiß gescheckten Paint Hengst Rebel und streichelte ihm sanft über die strahlend weiße Blesse. Der Grullo Tobiano Dissident Aggressor schmuste sogar ein wenig mit mir, bevor er sich würdevoll seinem Futter zuwandte und Pekinpah hatte es mir sowieso angetan. Der Porzellanschecke gehörte zu meinen Lieblingen unter Monster's Pferden und ich hoffte sehr, ihn eines Tages trainieren zu dürfen.
      Nachdem ich die Schubkarre wieder weggebracht hatte, ging ich hinüber in den Stutenstall, um auch den Damen des Hofes ihr Frühstück zuzubereiten.

      Hier bekamen als erstes die Shetlandpony Damen ihr Kraftfutter. Das waren die süße Rebellious Dots, Taciturn und Lady Gina. Die drei Zwerge machten sich genau wie ihre männlichen Freunde gierig über das Futter her, während die anderen Stuten lauthals protestierten. Als nächstes kümmerte ich mich um Monster's Quarter Ponies, Gisela, Nevaeh und Scream Aim Fire. Alle drei warteten brav ab, bis das Futter in ihren Krippen war und begannen erst zu fressen, als ich ihre Boxen wieder verlassen hatte. Danach war Kristy Killings an der Reihe. Die hübsche Stute hatte ich bereits im Western trainiert und sollte sie demnächst auch noch höher ausbilden. Nachdem nun auch die Fohlen Dakan El Assuad - ein Halbbruder meiner Ravenback - und der kleine Paint Hengst Outlaw Torn versorgt waren, kümmerte ich mich um die Englische Vollblut Stute Blue Rag und anschließend um ihre Boxennachbarin Lovely Summertime. Dann waren Ensnare the Sun und Abigail an der Reihe, bevor es zuletzt zu Goodbye Graceful und The Morticians Daughter ging. Nachdem ich auch hier Schubkarre und Eimer ausgewaschen hatte, war eine angenehme Ruhe eingekehrt, in der nur das beruhigende Kauen der Pferde zu hören war. Ich schnappte mir einen Besen und begann draußen den Hof zu fegen. Anschließend äppelte ich die weitläufigen Weiden ab.

      Nachdem auch das geschafft war, ging ich zurück in den Hengststall und stellte zufrieden fest, dass die schönen Tiere mittlerweile aufgegessen hatten. Also holte ich einen nach dem anderen aus seiner Box und stellte sie auf die Paddocks. Da ich nicht wusste, welche Hengste sich gut verstanden, ging ich lieber kein Risiko ein. Anschließend durften auch die Stuten nach draußen. Hier wählte ich eine der größten Koppeln und führte die Stuten immer zu zweit hinaus. Nachdem ich mich eine Weile lang vergewissert hatten, dass sie keinen Blödsinn anstellten, kehrte ich in den Stall zurück und machte mich daran, alle Boxen auszumisten.
      Zwischendurch gönnte ich mir immer wieder kleinere Pausen und als ich schließlich die letzte volle Schubkarre auf dem Misthaufen ausleerte, atmete ich erleichtert auf. Das war ganz schön anstrengend gewesen. Nun war es auch höchste Zeit, den Stall fertig zu richten, da ich die Pferde ja auch wieder hinein holen musste. Also schmiss ich in jede Box einen großen Haufen Heu, kontrollierte die Tränken und fegte anschließend die Stallgassen. Dann bewaffnete ich mich mit Putzzeug und begann die Stuten herein zu holen. Als ich alle bis auf Kristy Killings und Ensnare the Sun im Stall hatte, begann es bereits langsam zu dämmern. Ich gähnte, holte die beiden Stuten von der Koppel, putzte sie flott über und brachte sie dann in den Stall. Fehlten nur noch die zehn Hengste. Auch sie führte ich wieder einzeln zum Putzplatz, säuberte Hufe und Fell, verlas die Schweife und kämmte die Mähnen. Dann durften die Guten zu ihrem Abendessen in den erleuchteten Stall.

      Zum Abschluss kontrollierte ich noch einmal ob alle Boxen richtig verschlossen waren, löschte das Licht in den Ställen und machte mich auf den Heimweg. Demnächst würde ich wiederkommen, um das eine oder andere der Pferde ein wenig zu bewegen...

      Weidegang
      September 2015, by Friese & Sevannie
      Prolog
      Mittlerweile waren wir schon bald einen Monat auf dem neuen Hof. Ich zusammen mit meinen Zuchtpartnerinnen Elena Delgardo und Rachel Wincox, sowie ihren Stallhelfern, Bereitern und anderen Angestellten oder Freunden. Obwohl wir vorher in die Türkei wollten waren wir heute dann doch in den USA. Die Briar Cliff Stables waren somit voll im Gange aufzublühen. Der Brand von unserem Hof in der Türkei war das schlimmste gewesen. Ich war damals noch nicht dazu gezogen aber ich wollte vielleicht eine Woche später auch dort hin. Der Hof war aber bis dahin schon längst abgebrannt und einige Pferde verloren ebenfalls ihr Leben. Somit schöpften wir neue Hoffnung auf dem neuen Hof, im neuem Umfeld! In den Staaten würde das alles ja hoffentlich nicht so werden, sondern erfolgreich! Bis jetzt waren schon einige Pferde auf bestem Wege gekrönt oder gekört zu werden. Die Pferde hatten sich auch schon gut eingelebt und wir Menschen in diesem großem Haupthaus hier auch. Hier fand jeder Platz und wir hatten sogar noch einige Zimmer frei, vielleicht für Gäste? Oder für neue Mitarbeiter? Naja für mich waren Elena und Rachel gar keine Kollegen sondern Freundinnen und wir erfüllten uns hier alle zusammen den Traum! Den Traum der eigenen Zucht und der Selbstständigkeit. Den Traum für und vorallem mit Pferden zu Leben.

      Zwei Tage voller Stress..
      Früh morgens wachte ich auf, gähnte lauthals wie ich es immer tat, ehe ich in das Badezimmer schlürfte. Rachel und Elena schliefen generell länger wie ich nur Tyler nicht. Mein Stallbursche aus Deutschland gleich mit importiert. Dieser war es von früher noch gewohnt früh aufzustehen. Aber wir hatten keine Probleme uns das Bad zu teilen. Heute war ein großer Tag, meine liebste Alice Cullen wollte ich an einer Stutenkrönung teilnehmen lassen, in der Hoffnung das sie dort auch einen Gewinn erzielte, dann könnte sie auch bald in der Zucht starten. Wir wollten erst einmal genug Zuchtpferde beisammen bekommen bevor die Zucht auch wirklich 'eröffnet' und wir Zuchtfohlen verkauften. Dabei hatten wir ja schon einige Zuchtpferde zustande bekommen. Während ich eher die Kaltblüter, Hannoveraner und einige kleinere Nebenrasse vertrat.. Vertrat Rachel vor allem die Albaner, Elena wollte die Quarter und Paint Horse etwas ankurbeln. Somit hatten wir unsere drei Hauptrassen der Briar Cliff Stables. Nachdem ich im Bad fertig war lief ich hinunter in die Küche, dort deckte ich den Tisch für alle und machte mir dann mein Toast. Ich wusste ja nicht wann die anderen zum Fühstücken kamen. Wir hatten jeder seine Zeiten und ich hatte kein Problem zusammen mit Tyler morgens zu füttern – er auch nicht. Also konnten die anderen ruhig länger schlafen. Dank unserem Futterwagen dauerte das Füttern ja auch nicht so arg lange. Ich bestrich mir mein Toast mir Marmelade als gerade Tyler hereingeschneit kam. ,,Du schon wieder.''',murmelte er in einem verachtendem Ton und grinste danach. ,,Dich zu sehen.. immer wieder eine Qual.'',murmelte ich zurück und biss in mein Toast. Tyler setzte sich lächelnd zu mir und frühstückte mit. Die Unterhaltung fiel noch relativ gering aus, da wir meist erst bei der Futterpause miteinander ins Gespräch kamen. Sicherlich weil jeder von uns schon zwei Kaffees intus hatte. Nachdem ich dann auch fertig gegessen hatte murmelte ich ein leises ,Bis gleich' – ehe ich dann meine Schuhe anzog und mich aus dem Haupthaus machte. Ich lief zum großen Stalltrakt und öffnete die ebenso großen Türen. Ich ließ sie weit offen denn bis jetzt waren zwar nur graue Wolken am Himmel aber dennoch regnete es nicht. Da konnte mal etwas Durchzug im Stall nicht schaden. Immerhin waren unsere Pferde aj robust und waren nicht aus Zucker! Schmunzelnd lief ich durch den Stall bis zum Ende hin, schaltete im Vorbeigehen das Radio an und lief zum Futterwagen. Mit dem Eimer füllte ich das Müsli, Hafer und Pellets auf, ehe ich dann die große Apfeltüte darauf legte und zwei Schaufeln nahm. Tyler kam gerade hereinspaziert und schaltete die Kaffeemaschine im Stall an, ehe wir dann durch die Gänge liefen und die Futtertröge auffüllten. Rachel's Mustangs standen auf der Sommerweide derzeit, diese brauchten also kein Zusatzfutter. Die Pferde begannen zu fressen und ich setzte mich in unser kleines 'Reiterstübchen' im Stall. Tyler gesellte sich zu mir und wir tranken erneut einen Kaffee.
      Als ich nach einiger Zeit ein Bellen vernahm stutzte ich. ,,Huch?'' - ,,Das ist bestimmt Aika.'',murmelte er und stand auf. Er lief aus dem Stall und aus reiner Neugierde folgte ich ihm. Tatsächlich, es war Aika. ,,Aika!'',rief ich laut und pfiff kurz, ehe die Jackrusseldame an gesprintet kam. Jung und dynamisch, für jeden Ausritt zu haben. ,,So ich mach schon mal Alice fertig, zu den Hänger?'',fragte ich nach und er nickte. Schmunzelnd knuffte ich ihn kurz, ehe ich mich in den Stall machte. Ich bog ab zu Sattelkammer und holte aus Alice' Schrank ihre Putzkiste. Immerhin sollte sie ja schick aussehen für die Körung. Da wir noch genug Zeit hatten konnte ich alles in Ruhe machen und Alice konnte dabei fressen. Stören tat ich sie ja eh nicht. Also halfterte ich die Stute auf, zog den Strick vom Halfter ab und zog die Bogentüre zu. Ich begann damit sie zu putzen, erst schaute sie verdutzt drein, ehe sie dann brummelte und weiter fraß. Sanft lobte ich sie kurz und putze ihr schwarzbraunes Fell bis es wieder seinen Glanz zurück erlangte. Nachdem das Fell wieder glänzte begann ich die Mähne einzuflechten, was aber nicht allzulange dauerte. Der Schweif wurde noch mal auf Vordermann gebracht und auch die Hufe ausgekratzt und etwas abgebürstet. Nachdem Alice wieder richtig hübsch war, denn hübsch war sie ja sowieso immer, und sie fertig gefressen hatte, brachte ich sie hinaus auf den Putzplatz wo ich sie anband. Tyler kam gerade mit dem Volkswagen Tiguan vorgefahren und dem Hänger hinten dran. ,,So wir können.'',lächelte er und da sah ich gerade Rachel und Elena aus dem Haupthaus stampfen. Ich schmunzelte, ehe ich Alice dann auch die Transportgamaschen anlegte und sie auf den Hänger führte. Brav wie sie war machte sie keine Murren. Ich bereitete drinnen alles vor und Tyler machte die Klappe hinter Alice dann zu. Sanft lobte ich sie und blickte auf das Heunetz das drinnen hing an, ehe ich mich aus dem Hänger machte. ,,So wir brechen dann auch gleich auf.'',meinte ich zu meinen Freundinnen, welche nun bei uns angekommen waren. ,,Hast du auch alles? Sattel,Trense, Bandagen, Satteldecke, Fliegenohren..'' - Elena hörte ja gar nicht mehr auf. ,,Ja Maus, ich hab alles.'',versicherte ich ihr schmunzelnd und drückte beide kurz, ehe ich mit Tyler in den Wagen einstieg und wir vom Hof fuhren. Die Beiden stellten nun die Pferde raus und dann würden sie sicherlich auch schon anfangen die ersten zu Bewegen. Heute Mittag wenn wir drei zurück kehrten würde es für mich und Tyler nicht anders aussehen, immerhin hatten wir ja einige Pferde auf dem Hof die versorgt werden mussten.
      Nach einiger Fahrzeit kamen wir endlich auf dem Hof an, wo die Krönung stattfand. Es waren bereits einige am Reiten und ich hing immer noch hinter her. Oh weh. So sprang ich schnell aus dem Auto und holte meine Stute aus dem Hänger. Kurz putzte ich noch einmal über sie drüber, ehe ich sie dann sattelte, während Tyler die Bandagen um ihre Beine wickelte. Natürlich war sie heute ganz in weiß bekleidet und bekam auch noch Fliegenohren auf. Als sie dann auch getrenst war und ich meinen Helm, sowie die Handschuhe anhatte begab ich mich in den Sattel und ritt sie auf dem Platz warm.

      Die Kür:
      Heute war es endlich soweit, ich war auf einer Krönung zusammen mit Alice. Meine schwarzbraune Stute lief ruhig auf dem Abreiteplatz wo ich sie gerade noch warm ritt. Sie lief im Schritt umher, während ich im Kopf unsere Kür Revue passieren ließ. ,,Nun Joyce McConnor mit Alice Cullen bitte!'' - Ja ihr Name war etwas.. komisch, dennoch war dieses Pferd wundervoll. Daher nannte man sie eigentlich auch nur Alice aber der volle Name musste ja angegeben werden bei solchen Sachen. Wir ritten zum Halleneingang und als die vorherigen Teilnehmer draußen waren, ritten wir im schwungvollem Trab in die Halle hinein. Schmunzelnd wendete ich die Stute zu dem Punkt X, wo ich sie aus dem Trab anhielt und die Richter grüßte. Sie nickten mir ebenfalls zu, was das Zeichen dafür war das ich loslegen konnte. Ich trieb Alice leicht an und sie fiel wieder in ihren Schritt. Wir ritten auf die Bande zu und steuerten dann rechts ab, ehe wir auf den Zirkel ritten. Sie zeigte ihren starken Schritt, was sie heute wieder fein machte, dafür das es sonst ihre Schwäche war. Sanft lobte ich sie, wendete dann aus dem Zirkel und wechselte somit auf den anderen. Hier liefen wir ebenfalls eine Schrittrunde, bevor ich die Zügel einen Ticken mehr aufnahm und sie in ihren starken Trab trieb. Dieser war ihre größte Stärke, somit musste diese auch gezeigt werden. Alice war eine Stute dessen Dressurniveau auf S lag. Das durfte man ja in solchen Momenten sicherlich auskosten. Ich ritt mit ihr die ganze Bahn entlang und an der kurzen Seite fing ich sie mir zum versammelten Trab. Wir ritten wieder die Mitte der Bahn entlang, wo ich mit ihr eine Passage absolvierte. Ja ein kleiner Fehler war drin, aber welches Pferd ist schon perfekt? Sanft lobte ich sie und ritt mit ihr auf den mittleren Zirkel. Dort galoppierte ich sie an und ritt mit ihr zwei Runden, ehe ich sie die ganze Bahn entlang gleiten ließ. Ende der kurzen Seite steuerte ich sie durch die ganze Bahn und absolvierte mit ihr einen Galoppwechsel, bevor es wieder auf den mittleren Zirkel ging und sie auch hier ihren Galopp präsentieren durfte. Sanft lobte ich sie wieder und parierte sie zu Trab. Wir trabten die Bahn entlang und wendete zu guter letzt zum Punkt X ab. Bei X parierte ich sie durch zum Stand und verabschiedete mich von den Richtern. Lächelnd und lobend verließ ich im Schritt und am langen Zügel die Halle mit meiner Hannoveranerstute Alice Cullen!
      Die Kür war geschafft und so hieß es auf das Ergebnis warten. Dies würde aber in einigen Tagen erst kommen, somit konnten wir auch wieder Heimfahren als Alice wieder für den Transport bereit war. Also ging es auf die Heimreise und den gleichen Weg wieder zurück. Wie es jedem bekannt war, dauerte die Rückreise nicht mal annähernd so lange wie die Hinreise, zumindest gefühlt. Als wir auf dem Heimathof wieder ankamen brachten wir Alice zu den anderen Stute auf die Weide, als Transportgamaschen ab waren. Tyler und ich halfen den anderen beiden Mädels noch schnell die letzten Boxen auszumisten, wobei die anderen beiden mich auch ausfragten wie es gewesen sei. ,,Ich bin überzeugt davon das wir gewinnen!'',lächelte ich und blickte zu ihnen, ehe wir die Boxen fertig einstreuten. ,,So ich mach mich an mal an Geoffrey's Training. Heute geht’s etwas in die Dressur!'',schmunzelte ich und stiefelte dann zur Kaltblüterweide los. Ja auch wenn alle Pferde in einem Stall standen, Besitzer-getrennte Weiden hatten sie trotzdem immer noch. Kein Pferd von Elena stand bei mir ebenso standen von unseren Pferden keine bei Rachel. An der Weide angekommen holte ich meinen Apfelschimmelkaltlbüter von dieser uns brachte ihn auf den Putzplatz. ,,So wir tüdeln heute nicht durch's Gelände, weil es erstens ekliges Wetter ist und zweitens wir auch mal was anders machen müssen als nur Faulenzen.'',erklärte ich dem Tinker und schmunzelte als er die Ohren kurz anlegte, also würde er mich verstehen. Mein knuddeliger Freund versuchte mich immer wieder umzustimmen beim Putzen indem er mich immer wieder anstupste. ,,Nein Geoffrey!'',murmelte ich nun etwas bestimmter und begann dann ihn zu satteln. Ich machte ihn für's Training fertig, ehe ich aufstieg und mit ihm zur Halle ritt, in dieser befand sich Tyler welcher gerade auf Admiral Wings seine Runden drehte. Er machte gerade eine Schrittpause, also gesellte ich mich einfach dazu und wir ritten nebeneinander her und plauderten etwas. Nach gut fünf Minuten fing er wieder an zu traben und ich begann mit leichten Übungen wie dem Biegen. Als Geoffrey dann warm war, begann ich ebenfalls zu traben, doch der Tinker bekam seinen faulen Po nicht in Bewegung. ,,Ich will mir keine Gerte holen müssen, Geoffrey!'',warnte ich etwas sauer und schon ging das ganze besser – war eben genauso wie im Gelände nur dort konnte ich im Notfall keine Gerte herbei zaubern. Rachel kam vorbei und auf meine Bitte hin legte sie einige Trabstangen zurecht, ehe sie verschwand und wenig später mit einem ihrer Pferde zum Longieren wieder kam. Ich ritt mehreremale über die Trabstangen und nach und nach wurde Geoffrey lockerer. Auch Tyler nutzte die Stangen und nach einer guten Dreiviertelstunde schien der soll für Geoffrey erfüllt und auch Tyler war am Abreiten. ,,Zwei Pferde weniger für heute.'',murmelte ich geschafft vom Tag. Naja gut es war mittlerweile auch schon recht spät also wollte ich nur noch alle Pferde reinholen und dann füttern und ins Bett. Naja duschen war auch noch drin. Zusammen mit Tyler und den Pferden verließen wir die Halle und im Stall sattelten wir dann ab, immerhin war es mittlerweile schon recht spät und auch dunkel. Als Geoffrey und Admiral fertig waren, verfrachteten wir sie in ihre Boxen und holten zusammen die anderen Pferde von den Weiden. Als alle drin waren, fütterten Rachel, Elena und ich noch. Tyler machte sich schon rein in das Haupthaus und duschte. ,,So das wäre es.'',murmelte ich und schloss die Türen des Stalles, ehe wir drei zusammen in das Haupthaus gingen. Morgen ein neuer Tag wo wir sicherlich mehr schaffen würden, immerhin hatte die Krönung auch einiges an Zeit gefressen gehabt. Nachdem ich geduscht war machte ich mich auch in mein schönes, gemütliches Bett.

      Friese
      Ich führte The Circle of Unbroken neben Hall of Fame über die Stallgasse. Ich hatte die Lichter schon sehr früh heute angemacht und war nun schon mit meiner Arbeit in vollem Gange. Verschlafen schlürfte Rachel neben der fitten Joyce zu mir in den Stall. Beide sahen mich sahen mich total geschockt an. „Guten Morgen“ meinte ich dann fröhlich zu den zweien. „ Du meintest ja gestern du willst die Pferde umstellen, aber wir haben jetzt acht. Warum bist DU da schon wach?“ fragte mich Joyce lachend. Die zwei sahen sich um und staunten dann noch mehr. Ich hatte alle Boxenschilder bereits an die neue Box gehängt und den Großteil von unseren Pferden auf die Weide gebracht. Sie sahen sich weiter um. „ Wo sind denn die anderen Pferde?“ Ich ging an ihnen vorbei und meinte dann „ Draußen auf den Koppeln. Simon hat mir geholfen“ Dieser war mittlerweile jedoch duschen, weil er zu seiner Freundin fahren wollte. Meine zwei Freundinnen folgten mir nach draußen. Gemeinsam standen wir an der Weide der Hengste und sprachen weiter drüber ab, welches Pferd wo stehen würde. „ Wir sollten uns auch nochmal über die nächsten Turniere und die weitere Planung der Zucht unterhalten“ sagte ich mit ein bisschen Nachdruck in der Stimme. Wir kamen mit allem sehr gut voran seitdem wir auf dem neuen Hof waren. In kurzer Zeit hatten wir viele Zuchtpferde begrüßen dürfen und auch selbst ein paar gekört bekommen. „ Was muss heute noch alles gemacht werden?“ fragte Joyce und riss mich mal wieder aus meinen Gedanken. Rachel erklärte, dass sie mit ein paar ihrer Pferde für das nächste Turnier trainieren wollte. Ich stimmte ihr zu und gemeinsam gingen wir wieder in den Stall. Das Ausmisten war schnell erledigt, da wir drei gut zusammen halfen und schon ein eingespieltes Team waren was die Aufgaben anging. Joyce mistete, ich fuhr den Mist weg und brachte dann neues Heu und Rachel verteilte es in den Boxen. So waren bei uns immer mindestens zwei Schubkarren in Gebrauch und man hörte zwischen durch ein Knallen oder Knarren. „ Wir sollten die letzten schönen Tage eigentlich noch nutzen bevor es dann Winter wird. Das Sattelzeug einiger Pferde müsste nämlich auch mal gefettet werden“ meinte sie dann und ich nickte kurz. Ich stand auf dem Gang und bohrte die letzten Namensschilder an die Boxen während die anderen das Futter richteten. „Mal schauen wie die Hengste ihre neue Boxenordnung so finden. Auf den Koppeln stelle ich sie auch gleich noch in andere Gruppen. Ich wollte nur, dass sie erstmal noch ein bisschen entspannen können.“ Mit diesen Worten ging ich aus dem Stall und zu meinen Hengsten. Ich hatte bereits eine der leeren großen Koppel in kleinere unterteilt, da die Gruppen nun überschaubarer werden sollten und nicht mehr alle 18 Hengste zusammen stehen sollten. Als erstes holte ich Circle und Hall von der großen Weide und ging mit ihnen zu den vier abgegrenzten Stücken. Gemeinsam stellte ich sie auf die erste, welche auf der linken Seite lag. Zwischen den vier Stücken hatte ich ein Stück frei gelassen, damit ich sie zwischen durch führen konnte. Ich lobte die zwei und ging dann wieder zur Weide. Von dieser holte ich San Diago und Coming Home. Sie stellte ich zu den anderen zweien. Ich musste nicht damit rechnen, dass es zu arge Kämpfe gab, da sie ihre Rangfolge untereinander schon ausgemacht hatten. Der ein oder andere würde die Rangfolge durch die neuen Gruppen vielleicht in Frage stellen, aber auch dies würde sich bald geregelt haben. Im Gedanken holte ich Hrafn von der großen Weide. Ihn brachte ich auf die kleinste der vier Weiden. Fahd und Mökkur folgten Hengst und irgendwie tat der Araber mir schon leid, dass er mit zwei Fohlen auf einer Weide stand. Ich hatte es mir auch lange überlegt, dennoch war ich zum Entschluss gekommen, dass es für ihn so am besten war. Er hatte sich in der Gruppe zwischen den anderen Hengsten nicht sonderlich wohl gefühlt, da er doch wahnsinnig sensibel war. Ich war der Meinung, dass deswegen der schüchterne Mökkur zu ihm passte. Als nächstes holte ich meinen schwarzen Berber. Ich brachte ihn auf seine neue Weide, welche neben der meiner anderen vier Hengste lag. „ Brav Ameer“ meinte ich zu ihm und ging dann wieder auf die große Weide zurück. Riverside und Rosenprinz holte ich zu ihm auf die Weide und ging ein weiteres Mal zurück. Müde streckte ich mich. Auf der Weide angekommen, klinkte ich den Strick in das Halfter meines Hengstes. Ich führte Lambardo zu den dreien auf die Weide. Bis jetzt waren alle noch ruhig und ich musste mir noch keine Sorgen machen, dass etwas passiert. Die letzte Weide war am schwierigsten. Sie war auch die größte mit 5 Pferden. Ich holt Flopp oder Hopp wieder von der Weide und stellte ihn dann auf die große abgetrennte Weide. Nun waren es nicht mehr viele Pferde, welche auf die Weide mussten. Während ich wieder an der alten Weide ankam, hörte ich schon ein paar laute Wieherer. Mit Dashing Blade an der Hand ging ich wieder zu den neuen abgetrennten Stücken. Dort sah ich wie sich Circle und Sanny stritten. Die beiden machten anscheinend gerade ihre neue Rangfolge aus. Ich war mir ganz sicher, dass Circle sich nicht einfach so von ihm unterdrücken lassen würde. Ich brachte Dashing auf die Weide zu Flopp oder Hopp. Dann sah ich kurz nach den zwei Streithähnen und den anderen Koppeln. Ich ließ die zwei einfach ihren Kampf selbst austragen und ging dann wieder zu der großen Weide. Von dort holte ich Magic Attack und Ice Black. Auch sie kamen auf die größte der vier Weiden. Bei ihnen blieb ich kurz stehen. Ice Black legte seine Ohren tief in den Nacken und ging so auf die anderen zu. Er wollte anscheinend seine Position in der Herde klar stellen und nicht wieder im Mittelfeld der Herde sein. Bis jetzt war aber der eigentliche Chef der Herde auf der Weide. Ich holte Brookton von der Koppel. Er war der vorletzte der Gruppe und bei ihm hatte ich mir eigentlich keine Sorgen. Zwei Hengste fehlten insgesamt noch. Diese holte ich auch zusammen. Walking the Damon stellte ich zu der einen Gruppe und Galawayn zu der ersten Gruppe. Zwischen Circle und Sanny wurde es nun auch schon ruhiger und ich machte mir keine Sorgen, dass es zwischen den beiden nicht klappte. Als ich mich umdrehte sah ich wie Damon auf Ice Black zuging. Er schnappte nach ihm und beide galoppierten über die Weide. Immer wieder buckelte Ice Black nach ihm. Ich seufzte kurz und ging dann in das Haupthaus. Die anderen zweien saßen dort bereits auch schon. „ Ich war gerade mit Café Latte beim trainieren. Er hat so toll mitgemacht“ erzählte uns Joyce und Rachel fügte hinzu, dass sie es gesehen hatte, als sie mit Zot auf dem Platz war. Die zwei hatten anscheinend schon mehr erledigt wie heute. „ Ich muss morgen die Hengst dann genauer anschauen und die Wunden versorgen. Soll ich mich um eines eurer Pferde dann auch noch kümmern und untersuchen?“ sagte ich zu den zweien. Rachel antwortete mir, dass sie ihre selbst erst ein bisschen angeschaut hatte und keiner was hatte. Joyce fügte hinzu, dass sie morgen mithelfen würde und ihre Pferde auch gleich anschauen würde. Ich lächelte und nickte dann. „Ich schau mal schnell nach den Stuten und hol sie dann auch schon rein“ meinte ich und stand dann auf.

      Sevannie
      Als Elena wieder weg war verabschiedete ich mich auch für's erste von Rachel. ,,Ich muss noch einige Pferde machen. Mit CaféLatte war ich auf dem Platz geritten und hatte auch wie mit Geoffrey gestern etwas Stangenarbeit gemacht. Er hatte gut mitgemacht, also durfte er den restlichen Tag ruhen. Nun wollte ich mir Millenium's Pride schnappen und mit ihr in das RoundPen gehen. So holte ich mir die junge Stute von der Koppel. Die schüchterne Stute hatte sich mittlerweile recht gut eingelebt und so wollte ich sie etwas an das Longieren bzw. an die RoundPen-Arbeit gewöhnen. Ich war ja ein großer Fan von RoundPen's jedoch hatte ich früher keines gehabt, umso mehr nutzte ich seit neustem dieses auf dem Hof. Ich schmunzelte und putzte die Rappstute, bevor ich den Strick abmachte und sie mit zum RoundPen führte. Dieses öffnete ich und schloss hinter uns das Gatter. Ich machte den Strick vom Halfter ab und sie blickte verwirrt drein. ,,Na auf schau dich um.'' - aber so wie die schüchterne Stute war, wurde dies auch nichts. Sie blieb auf der Stelle stehen und wollte sie am liebsten hinter mir verkrümeln, also ging ich vor und sie mir nach. Nach und nach lief sie dann frei herum und fand auch etwas gefallen an dem ganzen. Als sie dann am Rande stand und ich in der Mitte begann ich zu schnalzen, was sie richtig auffasste und sie vorwärts ging. ,,So ist's brav.'',lobte ich sanft, doch sie legte die Ohren an. Sicherlich vermisste sie die Longe. Nach einigen Runden fiel sie wieder in den Schritt. Naja auch gut. Allzu viel wollte ich eh nicht machen, da sie sich recht langsam an neues gewöhnte. Ich ließ sie noch einmal auf der anderen Seite entlang traben, was wieder ein wenig ungewohnt war, ehe ich den Strick einhakte und sie wieder auf die Weide brachte. ,,Fein hast du das gemacht, meine kleine Prinzessin.'',lobte ich sie und entließ sie wieder auf die Weide. Gerade kam Tyler mit Gino und Scottland Yard wieder. Er hatte mich gefragt ob er die beiden für einen kleinen Ausritt sich ausleihen dürfen. Ich wusste zwar nicht wie man bei diesem trüben Wetter ausreiten konnte, doch natürlich hatte ich zugewilligt. Er hatte Gino als Handpferd mitgenommen und so wie Tyler strahlte hatte er seine Sache gut gemacht. Er berichtete mir das es gut geklappt hatte und er es auch öfters probieren würde, damit Gino sich daran gewöhnte, doch das nächste Mal wollte er lieber einen Tinker nehmen, da Gino so gemütlich drauf war und man Scotti doch anmerkte das er ein Hannoveraner war. Sie waren eine kleine Weile getrabt, aber nicht galoppiert. Ich meinte zu ihm das dies nicht schlimm sei, denn immerhin waren sie etwas bewegt und hatten auch sichtlich Spaß gehabt – so voller Matsch wie sie waren. Also spritzten wir die beiden Buben nochmal ab und ließen sie gleich in den Boxen drin. ,,Tyler nimmst du dir nochmal ShinySunlight mit und ich schnappe mir Gameover.'',erklärte ich kurz und lächelte. Rachel hatte vorhin mit erzählt sie wollte etwas Freispringen machen, also dachte ich mir ich könnte die Sprünge doch noch nutzen die noch darum standen. Tyler holte Shiny aus ihrer Box und ich mir meine zickige Gameover, wobei sie sich auch schon sehr gebessert hatte. Gameover blieb eben MEIN Pferd, denn sie ließ nicht wirklich wen anders heran. Ich war froh das es sich bei mir gebessert hat, den Dark sweet Temptation hatte sich damals als junges Fohlen abgekupftert wenn sie mich gebissen hat oder es versucht hat. Das sollte bei den zukünftigen Fohlen ja nicht passieren, aber auch Dark hat das ja nun wieder raus bekommen. Mittlerweile sind beide, zumindest bei mir, totenbrav. So hatte ich auch keine Probleme damit Gameover zu putzen. Shiny war ebenfalls brav bei Tyler und so liefen wir zusammen mit den Stuten in die Halle. Dort waren die Freisprünge noch aufgebaut, also ließen wir Gameover und Shiny von den Stricken und sie trabten fröhlich umher. Mit Peitschen dirigierten wir sie sorgsam in die Richtung der Sprünge nachdem sie dann warm waren. Gameover sprang zuerst und nahm keine Stange mit, bei Shiny sah es etwas anders aus. Gut sie wurde bis dato eher in Distanz gebildet als im Springen, aber das würde auch noch kommen. So trabten die Stuten umher und sprangen ab und an mal über die Hindernisse. Als die Hallentür aufging hatten wir die Stuten dann auch schon wieder an den Stricken, denn es war schon mehr als eine halbe Stunde vergangen. Elena und Rachel brachten und noch netterweiße The Invincible und Belstaff vorbei. Ich sagte zu Rachel das sie doch bitte hier bleiben möge, da Gameover eben so ein Fall für sich war. Also brachten Elena und ich die beiden Pferde weg in ihre Boxen und Tyler sowie Rachel machten Invi und Staff etwas fertig. Als wir wiederkamen sprangen die beiden Hengste nach einander brav geordnet über die Sprünge und machten das auch richtig gut. ,,Ihr habt das im Griff?'',fragte ich und beide nickten, also lief ich wieder in den Stall zu Irritable und Elena machte ihre Weiden fertig. Irritable und ich vollzogen noch etwas RoundPen-Arbeit, sowie Bodenarbeit. Sie drehte einige Runden um warm zu werden, dann gab es einige Gymnastizierungen und dann durfte sie weiter traben und galoppieren. Danach kamen ein paar Zirzensikaufgaben, ehe wir es für heute sein ließen. Somit war mein soll an Pferden erfüllt und als Irri und ich den Stall betraten, stellten Rachel und Tyler die anderen beiden gerade in die Boxen. ,,Danke.'',lächelte ich ihnen zu und auch Irritable kam in ihre Box. Tyler und ich brachten noch die anderen Pferde rein...

      Friese
      Bei den Stuten war alles in Ordnung. Mein erster Weg wieder in den Stall war mit Face Down und Gabi, welche nebeneinander in den ersten zwei Boxen standen. Ich ging wieder raus und holte Cup Cake und Easy Going. Ich ging mit ihnen rein und stellte sie gegenüber den anderen zwei Westernpferden. Ihnen folgten Spotted Face, Luna, Hollywood Undead und Kristy Killings. Ich ging ein weiteres Mal auf die Weide und holte meine Englische Vollblutdame Coulee. Die Stute folgte mir lieb und schnaubte auch lieb ab. Die nächsten waren Shay Petit und Lysanne. Sie folgten auch lieb und ich brachte sie in ihre neuen Boxen. Ich empfand die neue Stallordnung und Boxenordnung als viel besser. Die letzten zwei die noch in ihre Boxen mussten waren Prides Heart and Perfektion und Northern Dancer. Sie kamen in die letzten zwei Boxen auf der rechten Seite. Bis die zwei dann verstaut waren hatte der Großteil meiner Stuten schon gefressen. Ruhig kehrte ich den Gang draußen. Nun waren die Hengste an der Reihe. Bei ihnen war es die ganze Zeit ruhig gewesen während ich die Stuten in den Stall gebracht hatte. Als erstes brachte ich Mökkur und Hrafn in ihre Boxen. Ihnen folgte in die dritte Box des Hengstkomplexes mein Araber Fahd. Somit war die erste Koppel schon leer. Die zweite Koppel war auch mit zwei Gängen leer, da ich beim ersten Mal Riverside und Rosenprinz in ihre Boxen führen konnte und dann Lambardo und Ameer. Sie standen den anderen drei Hengsten gegenüber. Die nächste Weide war nun die schwierigste. Ich holte als erstes die zwei Kämpfer rein. Walking the Damon und Ice Black hatten beide ihre Ohren tief in den Nacken gelegt und ich führte den einen auf die rechte Seite und schließlich den anderen auf die linke. Schnell ging ich wieder nach draußen, da es langsam dunkel wurde. Ich holte Dashing Blade und Magic Attack rein und stellte sie beide auf die linke Seite. Brookton und Flopp oder Hopp nahmen den Platz ihnen gegenüber an. Müde gähnte ich und war froh, dass es jetzt nur noch 5 Hengste waren. Als erstes holte ich Galawayn und San Diago herein. Der eine kam auf die rechte Seite und der andere auf die linke. Die zwei fraßen wie die anderen und ich holte meine letzten drei Hengste rein. Diese drei nahm ich auf einmal mit rein. Circle und Coming Home kamen auf die linke Seite. Der letzte war dann Hall of Fame, welcher auf die rechte Seite kam. Auch die Hengste hatten schon gefressen und so fegte ich nur noch schnell. Dann ging ich ins Haus und duschte.
    • Veija
      Entspannter Ausritt
      Dezember 2015, by Friese
      Heute machte ich mich auf den Weg zu Kristy Killings. Ich wollte ein bisschen mit ihr ausreiten und sie dadruch mal wieder ein bisschen bewegen. Die Stute stand nun schon seit ein paar Monaten bei uns und war noch nicht einmal in unserem Gelände gewesen. Das Training von ihr und den anderen hatte es irgendwie nicht so zugelassen, wie geplant. Ich holte sie aus ihrer Box und lobte sie dann erstmal ausgiebig. Ich brachte sie auf die Weide und ging dann wieder in den Stall. Im Stall mistete ich die Box aus und streute sie dann neu. Ich richtete das Futter noch her und holte dann die Stute wieder ein. Ich putzte sie und klopfte dann nochmal ihren Hals. Ich holte den Sattel der Scheckenstute und platzierte ihn dann auf ihrem Rücken. Danach holte ich noch ihre Trense und verschnallte sie auf ihrem Kopf. Nachdem ich damit fertig war, stieg ich auf ihren Rücken und ritt dann nach draußen. Ich lobte die Stute nochmal und ging dann mit ihr auf den Weg entlang der Weiden. Ich lobte sie ein weites Mal und trabte sie irgendwann an, natürlich erst nachdem sie warm war. Sie schnaubte nochmal ab und ich trieb sie weiter nach vorne. Sie ging brav nach vorne und streckte sich dann ausgiebig. Ich klopfte nochmal seinen Hals und galoppierte sie dann an. Die Stute nahm die Paraden an und galoppierte dann ruhig los. Ein weiteres Mal schnaubte sie ruhig ab und ich konnte sie ohne weitere Probleme loben. Genauso wie sie sich dann ganz in Ruhe wieder durchparrieren ließ. Ich trabte sie weiter voran und die Stute schien den Ausritt sehr zu genießen. Ich klopfte nochmal ihren Hals und parierte sie dann schließlich nochmal durch. Die Stute schnaubte tief ab und ich ging mit ihr eine große Runde noch Schritt. Am Stall angekommen stieg ich ab und gab ihr dann ihr Futter. Sie fraß dies gierig und ich fegte nochmal die Stallgasse. Dann ging ich nach draußen und räumte den Hof noch ein bisschen auf.

      Stangenarbeit
      Februar 2016, by Friese
      Heute machte ich mich auf den Weg in meinen eigenen Stall. Ich wollte mich wieder um meine Pferde kümmern. Dieses Mal wollte ich mich jedoch nur um meine Stutenanwärter kümmern. Sie hatten heute auch mal ein bisschen Training zu bekommen und auch einiges an Zuneigung. Ich ging also raus auf den Hof und streckte mich dann müde. Auf der Wiese lag noch ein leichter Nebel und es war ganz schön frisch draußen. Ich zog meine Jacke weiter zu und schob dann das Tor vor mir auf. Dort sah man schon den rauchenden Atem der Pferde und hier und da einen Kopf. Ich ging auf die erste Box zu. In dieser stand Bellami und in der Box direkt neben ihr Kahlua. Ich holte die zwei Stuten aus ihren Boxen und lief dann mit ihnen nach draußen. Ich ließ sie auf der Weide laufen und holte dann Face Down und Spotted Face aus dem Boxen. Ich klopfte die Hälse der beiden Stuten und brachte sie dann zu den anderen beiden. Ich ließ sie dort laufen und sie begann auch zu fressen. Als nächstes holte ich Kristy Killings und Cup Cake. Ich klopfte auch ihnen ihre Hälse und ging dann mit ihnen zur zweiten Weide. Zu ihnen brachte ich dann auch noch Easy Going und Gabriella. Ich ließ die beiden laufen und ging wieder in den Stall. Ich miste die Boxen aus und streute sie erneut ein. Danach brachte ich den Mist nach draußen auf den Haufen und richtete das Futter her. Dieses verteilte ich dann auf den jeweiligen Trog und legte das Heu bereit. Ich prüfte alle Wassertränken und ging auf die Wiese. Dort holte ich Bellami und Kahlua rein. Joyce und ich wollten mit ihnen ein bisschen ins Gelände gehen. Die beiden waren schließlich meine Buschpferde und sollten hier auch weiter gefördert werden. Dafür sollte Verena sie auch bald trainieren. Ich putzte die beiden und machte sie dann soweit fertig. Nun hieß es auf Joyce warten. Diese war 10 Minuten zu spät und so hatte ich mich entschieden die Pferde auf dem Platz schon warmzuführen. Ich sah meine Freundin auf den Platz zu hetzten und drückte ihr dann Kahlua in die Hand. Sie nahm die Zügel auf und stieg auf den Rücken der Grauschimmelstute. Ich tat es ihr gleich und wir konnten losreiten. Am langen Zügel ritten wir auf den Weg zu unserer Geländestrecke. Dort nahmen wir die Zügel auf und ich trabte Bellami voran. Joyce trabte hinter mir Kahlua an. Der erste Weg war ein Berg mit leichter Steigung und hinter ihm direkt ein Hindernis, weshalb wir in der Hälfte des Berges angaloppieren mussten. Die beiden Stuten sprangen sofort an und ich sprang mit Bellami über die Hecke, welche unser erstes Hindernis darstellte. Joyce und Kahlua folgten uns gekonnt und es konnte weiter gehen. Das nächste Hindernis war ein umgefallener Baum, welcher den Weg kreuzte. Wir sprangen hintereinander drüber und gingen dann den Rest unseres Parkours. Den letzten Weg zum Hof ritten wir wieder ab und ich ließ meiner Stute die Zügel lang. Auch Joyce klopfte den Hals ihrer Stute und ließ dann die Zügel hängen. Ich stieg am Hof abgekommen von der Stute und führte sie in den Stall. Joyce stellte sich neben mich und band Kahlua an. Gemeinsam brachten wir das Sattelzeug in die Sattelkammer und gingen wieder zu den Pferden. Wir putzten beide noch und brachten sie schon mal in die Boxen. Beide fraßen gierig und ich bedankte mich bei Joyce. Ich holte mir Cup Cake von der Weide und putzte sie. Meine Stute war seit geraumer Zeit bei uns und wir waren mittlerweile ein gutes Team geworden. Ich klopfte ihren Hals und begann dann ihre Hufen auszukratzen. Die Stute ließ dies brav zu und ich war schnell fertig. Ich band sie ab und ging dann los. Wir gingen eine große Runde um den Hof und die Stute schnaubte immer wieder brav ab. Dann streckte sie sich und nachdem wir gut eine halbe Stunde unterwegs waren gingen wir wieder zurück. Ich ließ sie auf dem Platz noch ein bisschen laufen, wo sie vor Freude ein paar Luftsprünge machte. Ich musste dabei mehr wie nur ein bisschen lächeln. Nachdem sie ein bisschen buckeln und steigen durfte, holte ich sie wieder zu mir. Mit ihr war das Training heute wirklich kurz gewesen und auch kein wirkliches Training gewesen. Dies würde sich jedoch auch ändern sobald die Stute eingeritten war. Ich brachte sie zu meinen anderen beiden Stuten in den Stall und holte dann Face Down. Ich putzte die Schimmelstute und holte dann ihren schweren Sattel. Sie hatte sich in den letzten Monaten auch sehr gut gemacht und ich freute mich schon drauf, wenn sie bald in der Zucht gehen konnte. Ich holte schließlich noch ihre Trense und ging dann mit ihr auf den Platz. Dort stieg ich auf ihren Rücken und zog dann den Gurt nach. Sanft klopfte ich den Hals der Stute. Ich trabte die Stute an, nachdem ich sie warmgeritten hatte. Ich ließ den Zügel wie beim Western lang und ging mit ihr dann ein paar Bahnfiguren. Immer wieder spielten wir die Übungen für das nächste Turnier durch und die Stutenkrönung die uns in ferner Zukunft bevorstand. Ich war während des Trainings genauso konzentriert wie meine Stute und so konnten wir einige Fortschritte verbuchen. Bald hätte sie aber wieder ein Training bei einem professionellen Trainer verdient so wie die anderen Pferde auch. Ich ritt die Stute noch trocken und klopfte dann nochmal ihren Hals. Ich ließ die Zügel lang und stieg nach guten zehn bis 15 Minuten von dem Rücken der weißen Stute. Ich brachte sie in ihre Box und holte Spotted Face von der Weide. Ich begann im Stall damit ihr Fell zu putzen. Gerade an den weißen Stellen sah man jeden Dreck und so dauerte es bei ihr fast genauso lange wie bei ihrer weißen Vorgängerin. Nachdem sie endlich halbwegs sauber war, holte ich ihren Longiergurt und ging dann wieder in die Sattelkammer. Dort holte ich dann den Kappzaun und band die Stute schließlich ab. Wir gingen gemeinsam zum Platz und ich legte ein paar Trabstangen und eine Galoppstange bereit. Ich lobte die Stute, da sie brav mit mir mitgegangen war, und lief dann eine viertel Stunde mit ihr auf dem Platz auf und ab. Schließlich war sie war und ich begann damit sie ein paar Runden im Trab laufen zu lassen. Nachdem sie sich dabei gelockert hatte, ließ ich sie über die Stangen traben. Sie schnaubte und senkte ihren Kopf dabei schön in die Anlehnung. Immer wieder schnaubte sie ab und so konnte ich sie locker laufen lassen. Ich wechselte die Hand und klopfte dabei ihren Hals. Nachdem wir eine Runde ohne Stangen getrabt hatten, ließ ich sie wieder drüber gehen. Wie auch auf der anderen Hand tat sie dies brav und ich ging dann mit ihr zu der Galoppstange. Auch über diese ließ ich die Stute galoppieren und sie schnaubte immer wieder ab. Da sie gut mitgearbeitet hatte, lief ich ein paar Runden noch im Schritt mit ihr. Wir gingen wieder in den Stall und ich räumte ihre Longiersachen auf. Ich brachte die Stute in ihre Box und ließ sie auch fressen. Ich holte Kristy Killings und band auch sie im Stall an. Dann begann ich damit sie zu putzten. Die Stute schien es sichtbar zu genießen und verlagerte ihr Gewicht auf den rechten Fuß. Dann stellte sie den linken Huf auf die Spitze und begann zu dösen. Ich lobte sie nachdem ich mit dem Putzen fertig war und ging dann in die Sattelkammer. Aus dieser holte ich ihren Sattel und die Trense. Ich platzierte beides auf der gescheckten Stute und lobte sie dann nochmal. Ich führte sie dann in die Halle und legte auch dort Schritt- und Trabstangen. Ich stieg auf den Rücken meiner Stute und ritt sie dann warm. Am Ende des Warmreitens ging ich mit ihr zum ersten Mal über die Schrittstangen. Dies machte die Stute sehr gut und schnaubte danach sogar entspannt ab. Ich klopfte nochmal ihren Hals und trabte sie dann entspannt an. Ein paar Runden später ging ich das erste Mal über die Stange. Auch dies machte sie brav und schnaubte dann wieder ab. Ich trieb sie weiter vorwärts und wechselte dann die Hand. Nachdem ich dies gemacht hatte, ritt ich nochmal über die Stangen und lobte sie dann. Bei X galoppierte ich die Stute an und ließ ihr dann die Zügel wieder ein bisschen länger. Nachdem wir mit der Arbeit fertig waren, ließ ich ihr die Zügel komplett lang und lobte sie nochmal. Die Stute schnaubte tief ab und ich war bis jetzt sehr stolz auf meine Stutengruppe. Als nächstes standen nur noch Gabriella und Easy Going an. Ich brachte Kristy Killings wieder in ihre Box und ließ sie dort in Ruhe fressen. Dann holte ich die beiden letzten Pferde wieder rein und putzte Easy Going und Gabriella. Ich ging mit den beiden auf den Platz und ließ sie dort ein bisschen laufen. Die beiden buckelten und sprangen immer wieder auf und ab. Beide schnaubten danach kräftig ab und ich holte die beiden wieder rein. Ich ließ auch die beiden fressen und kontrollierte dann nochmal alle Wassertranken. Alle meine Pferde hatten in Ruhe fressen können und so räumte ich alles Weitere auf. Ich kehrte noch die Stallgasse und ging dann wieder nach drinnen.

      Auslauf
      Mai 2016, by Friese
      Es war noch dunkel als ich die große Stalltüre aufschob und den Geruch der Pferde tief in meine Nase zog. Doch das war auch nötig. Es standen immerhin 34 Pferde auf meiner Liste, diese waren allesamt nur Stuten. Anfangen wollte ich damit erst mal meine Stuten auf die Weide zu bringen. Ich fing mit Northern Dancer und Hollywood Undead II an. Nachdem die beiden auf der Koppel waren, holte ich Kristy Killings und Elanor. Ich lobte die beiden und ließ sie dann auch laufen. Sie freuten sich natürlich alle über den Auslauf. Ich ging den Weg wieder zum Stall zurück und holte dann Kahlua und Bellami. Die beiden waren erst vor ein paar Tagen aus Kanada wieder gekommen. Ich war sehr froh, dass sie wieder einmal dort ins Training gehen konnten. Ich lobte die beiden als wir an der Weide ankamen und ließ sie dann laufen. Nun fehlten nur noch drei meiner eigenen Pferde. Ich holte Cup Cake und Face Down. Ich ließ die beiden auch laufen und holte zu letzt Spotted Face. Danach ging ich wieder nach drinnen. Nun waren Joyce Stuten an der Reihe. Als erstes holte ich Walking tot he Moonlight und Calacirya. Ich brachte die beiden auf die Koppel und ging dann wieder nach drinnen. Bei ihren Stuten musste ich mich ein bisschen mehr beeilen, da es um einige mehr waren. Roxy und Grey Love durften als nächstes auf die Weide. Besonders mit Roxy musste ich gerade noch kurz kuscheln. Ich ging wieder nach drinnen und holte Hermelin Jaela und Winter Cloud aus der Weide. Ich brachte die beiden nach draußen und ließ auch sie dann in Ruhe mit den anderen laufen und fressen. Es standen immer noch 19 Pferde auf meiner Liste und ich hatte das Gefühl ich war schon ewig beschäftigt. Das konnte aber auch daran liegen, dass die Sonne mittlerweile schon fast ganz aufgegangen war. Ich holte Augenblick und Golden Gate nach draußen. Die Aussicht die Boxen zu misten war auch nicht gerade aufbauend. Ich ging dennoch schnell wieder nach drinnen und holte Ch’s De la Lune und Wolkentraum. Somit waren meine Pferde und ihre Kaltblüter auf der Weide. Ich zog meine Weste aus und legte sie im Stall über einen der Sattelhalter. Durch das viele laufen war mir mittlerweile doch warm geworden. Ich ging zu den nächsten beiden Boxen und holte Alice Cullen und Lotte Buff aus ihren Boxen. Gemeinsam ging ich mit den beiden wieder zur Koppel und lobte sie dann. Ich ließ sie vom Strick und ging wieder nach drinnen. Ich holte Epona und Golden Wonder nach drinnen. Ich klopfte den beiden ihre Hälse und streckte mich danach einmal kurz. 34 Pferde hatten es schon gehörig in sich. Ich ging wieder nach drinnen und holte Millenium GC und Royal Rubina nach draußen. Wieder lobte ich sie und überlegte dann kurz. Nun waren es nur noch neun Pferde. Es ging halbwegs voran. Ich holte Gameover und Shiny Sunlight aus den Boxen und lief dann mit ihnen zur Weide. Als nächstes folgten Muemmi und Irritable. Ich brachte die beiden auf die Weide und ging dann schnell wieder in den Stall. Dort ging es auch sofort weiter mit Pferde holen. Nun waren es nur noch 4. Soweit ich das noch richtig im Kopf hatte. Ich führte Linara und Veronica auf die Weide und schaute dann kurz nach allen. Danach holte die nächten zwei Stuten. Diese waren eine Hannoveranerdame und das weiße EVB. Ich ließ Wild Reflex und Mistery auf der Weide laufen. Mir viel ein, dass ein Pferd noch fehlte. Naja eher gesagt Pony. Aus genau diesem Grund ging ich Klein aber Oho holen. Ich stellte sie auf die Weide und klopfte dann kurz ihren Hals. Danach ging ich wieder in den Stall und machte alle Boxen sauer. Dies dauerte natürlich sehr lange und ich war danach auch echt müde. Ich ging wieder nach draußen und schaute nach den Pferden. Ich ging wieder nach drinnen und streute die Boxen ein. Ich hatte eigentlich schon gar keine Lust, aber wenigstens meine Stuten mussten noch ein bisschen arbeiten. Vor allem Bellami und Kahlua. Ich streckte mich nach dem Misten und Einstreuen. Ich ging in die Sattelkammer und holte dort Bellamis Sattel und ihre Trense. Diese platzierte ich vor ihrer Box. Dann fegte ich die Stallgasse. Ich holte ihren Putzkoffer noch und stellte ihn dann vor die Box. Müde ging ich wieder zur Weide und holte dann meine Stute. Ich band sie vor der Box an und putzte sie dann ausgiebig. Danach platzierte ich das Sattelzeug auf ihr und ging mit ihr nach draußen. Ich stieg auf ihren Rücken und ritt dann los. Nachdem ich sie warmgeritten hatte, ging es auf die Geländestrecke. Dort übten wir die Sprünge für das nächste Turnier mal wieder genauer. Die Stute machte wirklich gut mit. Bald würde sie auch wieder häufiger ins Training gehen dürfen, da ich ja jetzt selber Trainer war. Nach dem Training ritten wir zurück zum Hof und ich sattelte und trenste sie ab. Dann putzte ich sie nochmal und brachte sie wieder auf die Weide. Solange ich noch mit Kahlua trainieren würde dürfte sie noch ein bisschen in Ruhe grasen. In diesem Zuge nahm ich Kahlua gleich mit und klopfte sanft ihren Hals. Ich gähnte einmal müde und putzte dann meine Stute. Danach holte ich ihren Sattel und die Trense. Ich platzierte beides auf ihr und stieg draußen auf seinen Rücken. Ich trieb sie an und klopfte nochmal sanft ihren Hals. Meine Stute trottete brav nach vorne und langsam kamen wir auf unseren Trainingsweg. Die Stute war mittlerweile warm geworden und so trabte und galoppierte ich sie noch ein bisschen. Dann ritt ich auf den Geländeweg und sprang die Sprünge mit ihr. Brav nahm sie jeden Sprung und schnaubte dann danach ab. Ich klopfte ihren Hals und ritt sie auf dem Weg zurück ausgiebig trocken. Im Stall angekommen brachte ich sie in die Box und füllte dann das Heu und Kraftfutter für alle Pferde auf. Nun kam der anstrengende Part. Ich musste alle Pferde wieder reinholen. Nachdem dies endlich erledigt war, kehrte ich nochmal die Stallgasse und kontrollierte dann alles.

      Aushilfe
      September 2016, by BellaS
      „Verena, du hast schlicht und einfach zu viele Pferde.“, beendete ich das Telefonat. Den nächsten Tag würde ich wohl oder übel auf der Gips Reminder Ranch in Kanada verbringen, um Verena O‘Connor ein wenig unter die Arme zu greifen.
      Am nächsten Morgen bekam ich von einer abgehetzten Verena mit entschuldigendem Blick eine Liste in die Hand gedrückt. „Du weißt ja wo alles ist.“, meinte sie etwas zerknirscht und hastete direkt davon. Na das fing ja gut an. Ganze fünfzehn Pferde hatte sie mir zugeteilt. Was früher der Trau eins jeden kleinen Reitermädchens gewesen war, war nun purer Stress.
      Ich begann im Stall der Vollblüter. Teasie, My lovely horror Kid, Arsil und Bahar waren allesamt Araber, die nicht unbedingt groß bewegt werden mussten. Ich suchte mir freie Paddocks und lud die vier dort ab. Für ihre Bewegung würden sie heute selbst sorgen müssen und ich hatte schon 4 von 15 Tieren versorgt. Als ich das letzte Pferd auf der Liste sah, Kristy Killings, eine Stute aus dem Zuchtstall, holte ich sie kurzerhand aus ihrer Box und stellte sie zu Teasie. Die beiden würden sich hoffentlich vertragen. Nun widmete ich mich den Pferden aus dem Trainingsstall. Dun Its Smart Investment, genannt Candy, wollte ich meine fehlenden Kenntnisse im Westernsattel nicht antun, daher musste sie an der Longe laufen. Das stellte sich auch schnell als gute Idee heraus, denn sie war eine pure Zicke, mit der ich im unbekannten Sattel wohl nur schwer fertig geworden wäre. Auch der Hengst Hollywood King Gun, genannt Husky, kam an die Longe, da er mir mit seinen drei Jahren noch viel zu jung zum reiten vorkam. Dass Westernpferde in diesem Alter schon längst eingeritten waren und bereits erfolgreich Turniere gingen, erfuhr ich erst am Abend von Verena, als ich ihr von meinem Tag berichtete. Als nächstes kam eine Stute, neben die Verena eine Notiz geschrieben hatte. Sie wurde nämlich unsicher, sobald der Reiter sie nicht führte, ansonsten war die lammfromm. Sweet little Secret war ihr Name. Da ich aber endlich reiten wollte, verzichtete ich einfach auf den Sattel und ging ohne auf den Platz. So war ich wieder vollkommen sicher und konnte die Stute führen, die sich wirklich vorbildlich benahm.
      Zwischendurch machte ich eine kurze Pause um mir etwas zu Essen zu holen und tobte dann mit den vier Fohlen von meiner Liste, Dun Gotta Gun, Bellamy, Wild Berry und Blossom Magic etwas im Roundpen. Anschließend durften auch die Kleinen auf den Paddock, denn ihrem Bewegungsdrang war noch nicht genüge getan. Nun blieben noch drei Pferde. Zwei Stuten und ein Hengst, der aus übler Haltung kam und sich schwer händeln ließ. Zues hieß er. Da ich hier nun wirklich nicht riskieren wollte in den Sattel zu steigen, machten wir ein bisschen Schrecktraining am Boden. Obwohl ich heute eigentlich nichts schaffen musste, erzielten wir ein paar Erfolge und ich war recht zufrieden. Auch wenn ich momentan nicht offiziell trainierte, war doch noch viel vom Trainer in mir übrig. Die zwei Stuten, VK Aquila T Mistery und Snapper Little Lena durften nals letzte sogar einen kleinen Spaziergang genießen. Obwohl beide Stuten es durchaus in sich hatten, konnte ich den kleinen Eindruck Kanadas genießen. Am Abend berichtete ich dann noch Verena. Ich musste eindeutig mal Unterricht im Westernsattel nehmen. Obwohl ich schon hin und wieder auf einem westerngerittenem Pferd gesessen hatte, war ich noch nicht mal ansatzweise sicher und das sagte ich Verena auch. Schließlich war es doch Zeit für die lange Heimreise und erst auf dem Fahrersitz des Leihwagens merkte ich, wie müde ich war.

      Auftakt in ein neues Leben
      Oktober 2016, by Veija
      In den letzten Wochen war viel auf der Ranch passiert. Ein ganzer Haufen Pferde hatte uns verlassen, ein paar waren dazu gekommen. Einige Mitarbeiter und ich hatten an einem Dressurturnier teilgenommen, an dem Aaron und Augen auf! Ich komme, sogar den ersten Platz gemacht hatten!
      Worauf wir besonders stolz waren war, dass Bellamy und Zuckerschock es geschafft hatten, den 3. Platz zu ergattern! Sehr zum Leidwesen von Octavia, die Bellamy regelrecht angeschrien hatte, weil sie eine Platzierung ergattern wollte. Nun waren wieder alle Zuhause und es hätte ja Ruhe einkehren können, wenn da nicht noch immer die Idee wäre, um zu ziehen. Svejn und ich wollten uns heute einen potenziellen Hof anschauen, denn die Ambitionen der Gips Reminder Ranch hatten sich ein wenig geändert, und auch dieser Hof gab nicht mehr das her, was er einmal versprochen hatte.
      "Svejn jetzt komm schon!", sagte ich etwas genervt und drehte den Autoschlüssel in meiner Hand hin und her. "Ich komm ja schon...", sagte er genervt und humpelt voran. Er durfte mittlerweile wieder laufen und auch reiten, aber das Laufen schien ihm noch ziemliche Probleme zu machen, weshalb er seinen Alltag lieber reitend verbrachte- zum Leidwesen seines Physiotherapeuten, denn dieser hatte ihm verboten, zu viel zu reiten. Aber er kannte Svejn mittlerweile ja sehr gut, er konnte nicht ohne reiten.
      Endlich waren wir im Auto und ich konnte los fahren. Die Fahrt verlief eigentlich relativ stillschweigend, denn Svejn musste sich auf sein Handy konzentrieren, um mir den Weg zu sagen- ich musste mich auf die Straße konzentrieren, denn diese Ranch lag wirklich weit ab vom Schuss, aber dennoch in der Nähe der Ferienranch und unserer alten Ranch.
      Dort angekommen schauten wir uns schon skeptisch um, denn die gesamte Ranch wirkte verlassen, überall waren die Zäune kaputt, Hecken und hohes Gras wucherten überall. "Hm, nicht das, was ich mir erhofft hatte.", sagte ich niedergeschlagen zu Svejn, der wohl meine Meinung teilte. "Komm, wir gehen erst mal zum Haus und lassen uns alles zeigen.", meinte er schulterzuckend und zusammen gingen wir zum Haupthaus, wo auch schon auf uns gewartet wurde. "Guten Morgen Mr. & Miss O'Connor.", sagte die junge Dame, die weder Svejn noch ich korrigierten. Svejns Name war einfach zu kompliziert. "Vorweg muss ich ihnen leider sagen, dass die Ranch in keinem guten Zustand ist, denn mein Vater ist vor etwa einem Jahr von uns gegangen und seit dem steht die Ranch leer.", erklärte sie und und fing an, uns eine kurze Runde durch das Haus zu führen. "Warum hatte ihr Vater eigentlich ein so großes Haus?", fragte ich die Dame dann bei der Tatsache, dass hier mein Team dreimal reinpassen würde. "Sie werden gleich bei der Führung sehen, dass sie hier eine riesige Ranch betreten haben. Deshalb ist auch das Haus sehr groß.", sagte sie und führte uns aus dem Haus heraus in die obere Ecke der Ranch. Dort waren zwei Offenställe mit 3 großen Koppeln. "Hier könntest du deine Pferde hin stellen.", sagte ich freudig mit einem Blick auf den Offenstall, bei dem eine große Koppel war. "Und hier könnten die Jungpferde stehen.", schwärmte ich, ehe wir weiter gingen. Es gab ein kleines Gemüsefeld, einen See und nun kamen wir an der Rennbahn an. "Wow.", sagte ich begeistert. Es war um mich geschehen, diese Ranch würde unser neues Zuhause werden. Svejn hatte meinen Blick gesehen und zwanghaft gelächelt, wir würden so viel Arbeit in die Ranch stecken müssen, bevor wir hier einziehen konnten, doch er wusste, dass wir das schaffen konnten.
      Die junge Frau zeigte uns noch den Rest der Ranch, zum Beispiel die drei großen Ställe mit Paddocks und Koppeln, die Offenställe, die Reithalle aber auch die beiden Reitplätze. Neben der Ranch gab es noch einiges an Weideland und einen großen Wald, den wir mit kaufen konnten. "Wir werden uns morgen melden.", verabschiedeten wir uns dann, ehe wir uns auf den Weg nach Hause machten. Diese Fahrt verlief wesentlich lauter. Ich quatschte Svejn die Ohren voll mit der Ranch und dass ich sie unbedingt haben wollte, auch wenn sie einfach viel zu groß für uns war. "Aber wir könnten Einsteller nehmen.", meinte ich dann und er nickte.
      Am Abend erzählte ich meinen Mitarbeitern von der Ranch und schon am nächsten Morgen befand ich mich wieder dort- diesmal in Begleitung von Caleb, damit er sich ein Bild vom Hof machen konnte. Ich legte noch immer viel Wert auf seine Meinung, weshalb ich sein OK haben wollte, bevor ich den Kaufvertrag unterschreiben wollte. Er segnete die Ranch ab und ich unterschrieb den Kaufvertrag, nachdem ich den Preis noch ein wenig gedrückt hatte. Nun kamen die verkauften Pferde der Ranch zugute, denn ohne diesen Verkauf hätten wir die neue Ranch nicht kaufen können und solange wir noch hier lebten, konnten wir die alte Ranch nicht verkaufen.
      So kam es, dass wir eine ganze Weile erst die Pferde auf der alten Ranch versorgten und dann auf die neue Ranch fuhren, um die Zäune zu reparieren, die Stallungen neu zu verputzen, und und und.

      Nun war der Tag des Umzugs endlich gekommen, auf den ich schon so lange gewartet hatte. Leider würde es nur ewig dauern, alle Pferde rüber zu bekommen, denn wir hatten noch immer 63 Pferde. Vermutlich würden bald noch ein paar Pferde den Besitzer wechseln, aber diese 63 Tiere würden allesamt mit auf die neue Ranch kommen. Ein grober Plan, wo welche Pferde hinkamen, war schon gemacht- und da man hier in Kanada oder generell in Amerika nicht so zimperlich war, was Pferde verladen anging, hatten wir uns ein paar einfache Trailer geliehen, in die die Pferde einfach hinein sprangen. Um jedoch trotzdem Verletzungen zu vermeiden, würden alle Pferde Transportgamaschen tragen, denn ganz leichtsinnig musste man ja nicht sein.
      Anfangen wollten wir mit den Jungpferden, da diese am längsten brauchen würden, bis wir sie im Hänger hatten. VK A Gun Colored Lena, Like Twist and Gun, VK Drag's Solo Queen, PFS' Blossom Magic sowie Wimpys Little Devil und ihr Fohlen GRH's Unbroken Soul of a Devil waren die ersten Pferde, die wir verluden und zur neuen Gips Reminder Ranch fuhren. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir die Tiere im Trailer hatten, doch sobald alle drin waren, waren wir ruck zuck auf der neuen Ranch und konnten die Tiere auf die Koppel entlassen. Wimpys Little Devil war wirklich ein Ruhepol, was ich nicht gedacht hatte. Ich ließ sie mit ihrem Fohlen noch ein paar Tage bei den Stutfohlen laufen, ehe Devil abgesetzt wurde und die Stute ihre Box im Trainingsstall bezog, denn wir wollten sie wieder aufbauen und im Sport laufen lassen.
      Die nächsten Pferde waren die Hengstfohlen VK Bellas Dun Gotta Gun, Bellamy' O, VK Funky's Wild Berry und PFS' VK' Snap in Style. Zusätzlich fuhren noch Cielos Double Dun It und Chocolate Dream mit. Choco und Gipsy fanden ihren Platz in ihren Stallungen, die anderen Pferde kamen auf die Koppel.
      Nun schauten wir erneut ein wenig nach den Plätzen, wo die Pferde hinkommen sollten, so dass wir in windesweile Arsil, Bahar, Daryl gone Mad, Golden Ebano, Sacramento XX, Scoubidou, Silberstern, Seattle Slew, Turf Runnder, Wildfire, Firewalker, Stiffler, Drag me to Hell, Drama Baby, My lovely Horror Kid, Nyanda, Priamos Ruffia Kincem, Shiryō, Supernova, Teasie, Wolfs Bane, Zuckerschock, Abraham van Helsing, Alan's Psychedelic Breakfast , Cauldron of Renascence , Eldrian Antrax, Funky Powerbabe, Gun and Slide, Hollywood King Gun, Hollywood's Silver Dream, Spooks Gotta Gun, Stormbringer, Amarula van Helsing, Augen auf! Ich komme, Bella Dun Del Cielo, Kristy Killings , Marly's Pluie , Snuff, Blazing Flame, Comeback of a fallen Goddess, Dakota, DunIts Smart Investment, My sweet little Secret, Ocarina of Time, Raspberry, Scarlet Sun, Snapper Little Lena, Striga, VK Aquila T Mistery, Samug, Thjalve van de Jötunheimr und Moon's Pumpkin auf der neuen Ranch hatten. Lediglich bei Zues und Raised from Hell hatten wir unsere Probleme, so dass wir sie beide sedieren mussten, um sie verladen zu können. Sie fanden auch beide einen Platz auf den Koppeln, wo sie 24/7 stehen würden, bis wir mit ihrem Training weiter gekommen waren, dass wir sie anfassen konnten. Zues würde auch bald kastriert werden. Zwar war das schade um seine Abstammung, aber wir konnten das Risiko nicht mehr eingehen und hofften, dass er es als Wallach zumindest ein wenig einfacher haben würde als jetzt als Hengst.
      Erschöpft fiel ich am Abend auf die Couch. "Ich glaube morgen gibts nen freien Tag.", lachte ich und schaute in die Runde, denn noch waren alle Mitarbeiter in der Stube bei mir. "Also.. Pferde misten, füttern und auf die Koppel bringen morgens. Es wir keins trainiert, geritten oder sonst was. Macht, was ihr wollt.", lachte ich und schaute in eine Runde zufrieden nickender Gesichter.

      Eine Stallhilfe
      Februar 2017, by Ionia
      Tag 3. Ich hatte unglaublich schlecht geschlafen, somit war auch meine Arbeitseifer und Laune ziemlich im Keller. Jackie bot mir an heute eine Pauuse zu machen und einfach einen Tag länger zu bleiben, doch das konnte ich mir wirklich ncht leisten. Ann hatte zwar alles im Griff, jedoch wollte ich auch schnell zu meinen eigenen Lieblingen wieder zurück. Ich stapfte also schlecht gelaunt aus dem Haus, der Himmel war bevölkt und ließ kaum Sonne durch. Ich schnappte mir als erstes Hollywoods Silver Dream, der etwas scheue Hengst war ziemlich ruhig, auch wenn er mir nicht ganz traute. Als nächstes kamen Kristy Killings, Changa und Black Sue Dun It. Ich war wirklich froh, dass heute nicht mehr dran waren, obwohl bis jetzt alle wirklich gut mit machten. Tainted Whiz Gun war extrem nerös, weshalb sie andauernd wegtippelte und mich probierte zu beobachten. Sheza Bat Cat, Annie get your Gun und What Lies Ahaed waren wiederum ruhiger und so ging es mir auch besser. Langsam wollte icih aber fertig werden und holte HGT´s Enjoy Nature, Cherokee Rose und Abigail und putzte ihr Fell wein sauber, kämmte die Mähne und krazte die Hufe aus. Danach kamen Possibility, My Blue Gun und As War Fades, wobei ich mich ein bisschen in Possibility verliebte und alle drei sauber machte. Ich achtete darauf, dass ich My Blue Gun und as War Fades etwas entfernt von Possibility anband, damit sie sich nicht streiten. Nun holte ich I See You und Wikotikabesa, da sie die letzten Pferde waren und sich auch wirklich gut benahmen. Zu letzt war nun HGT´s Dead Snow und das kleine Fhlen war wirklich süß und war sehr lieb. Als ich ihn wegbrachte tippelte er herum und sprang hin und wieder. Ich war so fertig, dass ich einfach ins Bett ging und schlief.

      Pflegebericht
      April 2017, by Wolfszeit
      Heute ging es zu Jackies Westernpferden. Ich sollte die Pferd füttern, etwas bewegen und auf die Koppel stellen. Um den Rest würde sich jemand anderes kümmern. Zuerst ging ich in den Stall und machte das Futter für alle Pferde fertig um es dann zu füttern. Als alle Pferd glücklich Mampfen sorgte ich für dafür da allen Boxen genug Heu war und begann damit Hollywoods Silver Dream, Kristy Killings, Changa und Black Sue Done it nacheinander in die Führanlage zu bringen. Als alle Pferde darin waren schaltet ich die Anlage an. Während die vier Pferde liefen longierte ich Tainted Whiz Gun. Als ich sie fertig longiert hatte tauschte ich die vier in der Führanlage gegen Sheza Bat Cat, Annie Get Your Gun, What Lies Ahead und Enjoy Nature aus. Währenddessen ließ ich Cherokee Rose im Round Pen laufen um danach erneut die Pferd in der Führanlage gegen Abigail, Possibility, My blue Gun und As War Fades auszutauschen. Anschließen lief ich erst I see you und anschließend Wikotikabesa im Round Pen laufen Dead Snow ließ ich etwas in der Halle spielen und rennen bevor ich alle Pferde nacheinander auf die Koppel brachte. Als alle Pferde zufrieden grasten machte ich mich auf den nach Hause Weg.

      Pflegebericht für alle Pferde von Jackie
      September 2017, by Muemmi
      Haflinger
      Abajo, Sternsinger, L´ombre de la Figaro, Golden Samurai, Mirabella, Nimué, Money in a Bank, Nordstern, Meike, Mrs. Pretty, Little Baby, Burberry, Suburb Lights, Jargo, Golden Diamond, Sunshine Shadow, Amsterdam Girl, Bonito, Askan, Calla, Nachtigall, Small Joker, Samie, Wendy, Picola, HL´ Figaros Schattenfalter, Franzl von Falkenstein, Lana, L´ombre da la Luna, Lady Äppel, Windsor

      Turner Valley Ranch
      Lütt Lorbas, Pünktchen, Jim Beam Bastian, Wookie (Highlandrind), Celsius, Skywalker, Panino, Cabbalero, Par Dieux, Mon Chérie, Puppy Findus II, Cindarella, Prince of the half Moon, Puppy

      Verkaufspferde
      Bjatur, Double Diamonds, Rékja, Herbert, Lakritz, The Death Angel, The Black Death

      Vollblüter
      Burnin ´ Castiel, Valentines Cilion, Laheeb al Amara ox, ZM´s Sweety Candypie, PFS ´ Bring me to Life, Silberstern, Everyday As It Comes, Faster, Pearl, Golden Girl, First von Rothen

      Westernpferde
      Tainted Love Toffifee, Hollywoods Silver Dream, Kristy Killings, Changa, Black Sue Dun It, Tainted Whiz Gun, Sheza Bat Cat, Annie get your Gun, What Lies Ahead, HGT´s Enjoy Nature, Cherokee Rose, Abigail, Possibility, My Blue Gun, As War Fades, HGT´s Dead Snow, I See You, Wikotikabesa

      Die Steine knirschten unter den Reifen meines Geländewagens, als ich über dem Weg zu Jackies Hof fuhr. Ich hielt den Xtrail auf dem Parkplatz, stieg aus und hievte meine Tasche vom Rücksitz. Ich war schon früher auf Jackies Hof gewesen und kannte mich aus. Ich schlenderte durch die Stallungen, als ich meine Tasche im Haupthaus gebunkert hatte und sah mich nach den Pferden um. Jackie hatte mich vor einigen Wochen beauftragt, mich um ihre Pferde zu kümmern und sie gegebenenfalls Korrektur zu reiten. Da es sich mittlerweile um einige Pferde handelte, würden mich im Laufe des Tages Leo, Tom und Mia unterstützen, sobald sie auf unserem Hof mit den täglichen Aufgaben fertig wären. Ich fing an zu misten, füttern und die Haflinger auf die Weiden zu führen. Ich mochte die kleinen Lichtfüchse wie Abajo, Meike, Nordstern Sternsinger und Figaro. Mirabella kannte ich noch als Fohlen, Golden Samurai, Nimué, Money, Little Baby, Burberry, Suburb, Jargo, Diamond, Shadow, Amsterdam, Bonito, Askan, Calla, Nachtigall, Joker, Samie, Wendy, Picola, Schattenfalter, Falkenstein, Lana, Luna, Lady Äppel und Windsor folgten. Ich brauchte fast eine halbe Stunde, um nur die Haflinger auf ihre Weide zu bringen. Da hörte ich auf dem Hof ein weiteres Auto ankommen. Ich winkte von weitem den Dreien und ging auf sie zu. Mia würde sich den Westernpferden annehmen und sich um die Hübschen kümmern. Sie war bezaubert von Tainted Whiz Gun, einer Tochter von Toffifee, der mittlerweile auch Jackie gehörte. Sie führte Silver Dream, Kristy, Changa und Black Sue hinaus auf die Weide, während Leo zu den Verkaufspferden ging. Bjatur, Diamond, Rékja, Herbert, Lakritz, Angel und Black Death waren schnell versorgt und ihre Boxen gemacht. Da ging Leo Mia zur Hand und mistete die Boxen der Westernpferde, während sie Bat Cat, Annie, Lies Ahead, Enjoy Nature, Rose, Abigail, Possibility, Blue Gun, War Fades, Dead Snow, I See You und Wikotikabesa ebenfalls hinaus auf die Weiden brachte und mit Leo zusammen die Boxen fertig mistete. Währenddessen machte sich Tom bei den Pferden der Turner Valley Ranch zu schaffen und kümmerte sich um die Lieblinge Lorbas, Pünktchen, Jim Beam, Celsius, Skywalker, Panino, Cabbalero, Par Dieux, Mon Chérie, Puppy Findus, Cindarella, Prince of the half Moon und Puppy. Wir brauchten den ganzen Tag, um die Stallungen zu misten, die Gassen zu kehren, die Pferde zu putzen, striegeln und versorgen. Als ich bei den Haflingern fertig war, ging ich hinüber den zu Vollblütern, da mein Gebiet ja immer noch bei den schwierigen, übermütigen und jungen Pferden lag. Castiel, Cilion, Amara, Candypie, Bring me to Life, Silberstern, Everyday, Faster, Perl, Golden Girl und First von Rothen waren aber ganz zauberhafte Pferde und genossen die Aufmerksamkeit. Auch ihre Boxen mistete ich, kratze ihre Hufe aus, fütterte sie und brachte sie dann auf die Weide. „Und jetzt reiten wir noch eine Runde aus.“ beschloss Tom am Ende. Wir vier sahen uns grinsend an und jeder suchte sich aus den Schönheiten Jackies ein passendes Pferd aus zum Abschluss dieses arbeitsreichen Tages.

      Fast wieder Zuhause
      März 2018, by Veija
      Wir hatten nicht damit gerechnet, Kristy Killings so schnell wieder zu sehen. Etwas traurig waren wir schon darüber, sie in so einem miserablen Zustand sehen zu müssen, doch wir waren auch ein wenig froh, denn nun kam sie wieder zu uns und würde auch für den Rest ihres Lebens bei uns bleiben. Zur Zeit durften wir sie jedoch wegen diverser Bestimmungen noch nicht zu uns nehmen, doch in einem Monat war es dann so weit und sie konnte wieder zurück zu un kommen. Dann war die Ranch um eine Paint Horsestute reicher. Und auch Kristy Killings konnte positiv in die Zukunft schauen.

      Anweiden
      April 2018, by sweetvelvetrose
      Endlich war es so weit der Frühling war da in Voller Pracht die wiesen waren grün und mittlerweile auch so hoch das die Pferde auf die Weide könnten, wenn da nicht das an weiden wäre – also war es heute und die nächsten Tage soweit das alle Pferde nach einander bzw. in kleinen Gruppen auf die Nahegelege Winterweide kommen .

      Zuerst würden die Hengste rauskommen
      Duke of Darkenss Shinig Sommer Dream und Tainy Afternoon machten die erste Runde alleo Bockten erst mal Herzhaft rum bis sie sich dem Saftigen Grün mit Goldenen Tupfern Löwenzahn hermachten.
      Danach folgten die 3 Hengst Fohlen Arias, Mytos, und der kleinen Mustag Kukuniwi sie intressierten sich noch nicht so stanrk für das Saftige Grün es wurde mehr rumgetobt als gefressen aber das war auch gut.
      Jetzt folgten Ginnies Casanova Apanco Jargo und Shaddow so wie Tiramisu der sich direkt auf das Grün stürzte und die anderen Bockenednen Ponys Ignorierte. Es dauerte etwas länger als ei den anderen mit dem einfachen vor allem Casanova war der Meinung das es viel zu gut schmeckt und das olle Heu im mal egal sein kann, aber auch ihn erwischten wir und er kam wieder zu den Fohlen auf den Paddock.

      Jetzt folgten die Stuten hier entschied ich mich alle zusammen rauszustellen
      Die Ganze Araber Schar Rubina Zanyah Shady, Cardiac – Gh´s Schenk mir dein Herz , Baraija Badryiah machten den Anfang und Bockten wild rum dann folgten Krity Killings La Petite und etwas gemütlicher da hoch tragend Meike. Valhalla folgte Cassidy etwas zögerlich aber sie ging mit was schon viel wert war.
      Baltic Wave führte die jungestuten Jora Jejota und zw´s Moschi an die Kaltblut stute stach deutlich aus der Masse raus und wurde langsnam aber sicher zu einen imposanten Stute may war so stolz auf sie.
      Meine Entscheidung kostet mich stunden zum Einfangen aber es war ein schöner Tag und wir hatten keine all so große eile weil auch hier mehr gespielt wurde als gefressen. Nach dem Ruhe eingekehrt war es auch schon für das Abend Müsli Zeit und alle standen schmatzend und zu Frieden in den Boxen – das war jetzt die Aufgabe für die nächsten Tage und immer etwas länger bis sie ab Juni auf die Sommer weiden könnten.
      In der Nächsten Woche sollten auch die ersten Feriengäste kommen somit war das super das wir jetzt schon an weiden konnten.

      Alle Wege führen bekanntlicherweise nach Rom - oder eben nach Hause
      April 2018, by Veija
      Caleb
      Ich hatte gerade fertig geraucht und drückte meine Zigarette auf dem Teerweg aus, als ich Bellamy fluchend um die Ecke schneiden sah. "Darf doch nicht wahr sein... hier geht kein Pferd mehr weg... immer dieser Müll...", hörte ich ihn fluchen, ehe ich ganz schnell die Reste der Zigarette beseitigte, bevor ich seine Wut deswegen abbekam. "Hey Bellamy.", rief ich und er blieb stehen, die Hände zu Fäusten geballt. "Was ist dir denn passiert?", fragte ich ihn und er schaute mich wirklich tierisch wütend an. "Eben kam ein Anruf aus einem Schlachthof. Black Sue Dun It, Kristy Killings und Hollywoods Silver Dream stehen da, die haben uns als ehemalige Besitzer ausgemacht. Die anderen sind alle schon tot!", fluchte er weiter. "Welche anderen?", fragte ich ihn und war darauf gefasst ein paar Namen zu hören, die ich nicht hören wollte. "Changa, die zu erst bei uns und dann auf der alten Ferienranch gestanden hatte, Sheza bat Cat, Annie get your Gun die wir von klein auf hatten, die beiden Missouri Foxtrotter What Lies Ahead und Cherokee Rose, Enjoy Nature, Possibility und My Blue Gun.", erklärte er mir und zählte sie an seinen Fingern ab. "Und noch ein paar, waren aber vorher nicht unsere gewesen." Nun musste auch ich schlucken. Es waren einige dabei, die ich aufgezogen und angeritten hatte. "Alle tot?", fragte ich Bellamy noch mal. "Jap, alle tot. Wie gesagt, die 3 eben genannten konnten noch früh genug gerettet werden, sind aber in einem erbärmlichen Zustand. Wir fahren sie gleich holen- beziehungsweise du und ich fahren sie holen. Häng den Truck bitte an.", befahl er mir und stampfte davon. Oh oh... dachte ich mir und ging zum Auto, hängte den Hänger an und fuhr vor die Tür. Dort wartete ich bis Bellamy eingestiegen war und wir fuhren zum Flughafen, wo wir die Pferde aufsammeln würden, denn sie kamen aus unserer alten Heimat: Kanada. Am Flughafen angekommen warteten die Leute, die die Pferde begleitet hatten, schon auf uns. Kristy Killings sah besser aus als die Anderen, sie hatte nicht so lange beim Schlachter gestanden als Sue und Dreamy. Wir nahmen die Pferde in Empfang, luden sie ein und schauten, das wir weg kamen, ohne jemanden umzubringen- dabei konnten sie doch alle nichts für diesen Zustand.
      Auf dem Blakes Crow Meadow angekommen hatten sich natürlich alle versammelt, um die Neuankömmlinge zu begutachten. Ich lud als erstes Dreamy aus, der wirklich abgemagert und schlacksig war. Seine Hufe waren auch nicht die besten. Ich streichelte ihm kurz über den Kopf, ehe ich ihn auf eine kleine Koppel brachte, wo er sich sofort hinlegte. Die Reise hatte ihn wirklich geschafft. Sue sah nicht viel besser aus. Sie kam zusammen mit Kristy Killings auch eine kleine Koppel, wo sie sich auch sofort hinlegte und ihre gescheckte Freundin die Umgebung im Blick hielt. "Ich ruf gleich mal den Tierarzt und den Hufschmied an. Je schneller die ordentlich untersucht werden, desto schneller sind sie wieder fit und sehen nicht so schlimm aus.", sagte ich Bellamy und er nickte. "Halt mich auf dem Laufenden.", sagte er und verschwand dann im Haus.
      Ich fuhr das Auto und den Hänger weg, ehe ich mich an den Zaun von Sue und Kristy stellte und Betsy sich zu mir gesellte. "Wieso sehen die Pferde so dünn aus?", fragte sie mich und ich überlegte, was ich ihr sagen sollte. "Wir hatten sie verkauft und sie hatten ein wirklich gutes Zuhause. Irgendwas ist da leider mehr als schief gelaufen, so dass sie beim Schlachte gelandet sind. Zum Glück hat man uns ausfindig gemacht und sie konnten noch gerettet werden. Viele unserer alten Pferde sind leider tot.", erklärte ich ihr und legte ihr meine Hand auf die Schulter. "Das ist sehr traurig, aber diese drei haben es wieder zu uns geschafft und bleiben hier, bis sie irgendwann einmal sterben.", sagte ich weiter und Betsy nickte. "Kommst du mit zu den Fohlen?", fragte sie mich dann. "Die sind alle soooo süß.", schwärmte sie und ich nickte. "Ausnahmsweise."

      Pferdepraxis Sapala
      Mai 2018, by Eddi
      Für mich ging es heute nach New Mexico auf die Blakes Crow Meadow Ranch in Albuquerque. Caleb O'Dell hatte vor ein paar Tagen in der Praxis angerufen, denn die Ranch hatte kürzlich drei neue Pferde bekommen, die allesamt in einem mehr als schlechten Zustand waren. So war es meine Aufgabe, die drei heute zu untersuchen und zu schauen, was ihnen fehlte. Es waren eigentlich keine unbekannten Pferde, aber da das Schicksal manchmal unfair war, hatten die drei einen mehr als unschönen Weg hinter sich. Caleb hatte sie vor dem Schlachter gerettet und wollte sie nun wieder aufpäppeln.
      Als ich auf die Ranch fuhr, wartete er auch schon vor dem Stall auf mich und nahm mich herzlich im Empfang. Wir gingen direkt in den Stall und dort stand am Putzplatz auch schon das erste Pferd. Es handelte sich um die Paint Stute Kristy Killings. Die eigentlich hübsche Scheckstute sah aktuell mager und zerzaust aus und hatte auch nicht besonders viel Interesse an uns. Ich bat Caleb, sie mir einmal im Schritt und Trab vorzuführen.
      Die Gänge waren taktklar und sie lief auch locker und verhältnismäßig motiviert, so dass man davon ausgehen konnte, dass der Bewegungsapparat in Ordnung war. Also banden wir sie wieder am Putzplatz an und ich schaute in Ohren, Augen und Maul. An den Zähnen mussten wir definitiv was machen, denn da waren einige Haken zu sehen. Aber erst einmal hörte ich noch Herz und Lunge ab und tastete Kristy Killings ab. Aufgrund des stumpfen Fells riet ich Caleb dazu, jetzt in der Anfangszeit auch ein besonderes hochwertiges Mineralfutter mitzufüttern, in dem von allem ein bisschen mehr enthalten war, als es normal nötig war.
      Ansonsten würde der Zustand der Stute einfach nur Zeit brauchen, denn sie sah so im Großen und Ganzen recht fit aus. Stattdessen bekam sie aber direkt eine Wurmkur gespritzt und danach kümmerten wir uns noch um die Zähne. Kristy Killings stand ohne Betäubung ruhig mit der Maulsperre da, so dass ich ohne Probleme die Zähne raspeln und korrigieren konnte. Danach war die Stute auch schon fertig. Impfungen waren bei ihr auch überfällig, doch das würden wir auf einen späteren Termin legen müssen.
      Als nächstes war der Hengst Hollywoods Silver Dream an der Reihe. Auch er sah nicht besonders fit aus und bei ihm war die Wahrscheinlichkeit auch sehr hoch, dass er definitiv unter Würmern litt. Caleb bestätigte mir die Vermutung auch. Dementsprechend bekam er eine wesentlich stärkere Dosis und ich ließ Caleb eine zweite Spritze da, die er direkt am Folgetag geben sollte.
      Bei so akuten Wurmbefall musste man schnell handeln. Immerhin waren die Zähne in Ordnung, die Schleimhäute sahen gut aus und auch sonst schien er ganz fit zu sein für seine Verhältnisse. Der Hengst hatte hier und da Schmarren, ich vermutete mal, man war mit ihm nicht besonders zögerlich umhergesprungen, wahrscheinlich allein schon aus der Tatsache, dass er ein Hengst war. Caleb hatte aber bereits alles mit Wundspray versorgt und es sah auch keine Wunde so grenzwertig aus, als hätte ich eingreifen müssen.
      So war auch Pferd Nummer zwei erst einmal fertig. Auch für seine Impfungen würde im Verlauf des Monats ein Tierarzt nochmal kommen müssen. Nun aber zur letzten Stute: Black Sue Dun It. Caleb bezeichnete sie als Sorgenkind und ich sah auch schnell, warum. Die Rappstute hatte kahle Stellen an den Hinterbeinen und ich musste Calebs Vermutung bestätigen, dass die Stute Milben mitgebracht hatte.
      Dementsprechend war auch ihr Gesamtzustand, denn die Schädlinge zogen ziemlich an ihrer Gesundheit. Zusätzlich mussten auch bei ihr die Zähne gemacht werden, so dass ich heute nur die Zähne machte und sie dann gegen die Milben spritzte. Die Wirkung der Spritzen war enorm, machte das Pferd aber auch ganz schön fertig. Ich warnte Caleb also vor, dass die Stute die nächsten zwei Tage noch schlechter aussehen und mehr Fell verlieren würde. Das war aber der normale Prozess, denn der Körper würde sich nun von den Milben verabschieden, danach würde es dann schnell bergauf gehen.
      Zusätzlich ließ ich ihm eine Wurmkur da, die er dann in drei Tagen geben sollte. Den Impftermin sollte er gemeinsam mit den anderen beiden Pferden machen und generell sollte vor allem Black Sue Dun It vorerst noch mindestens zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Abschließend gab ich ihm für die Beine noch ein spezielles Waschmittel mit, um die Milben auch von außen zu bekämpfen und die Beine zu reinigen. "Wenn du die nächsten zwei Tage einmal täglich wäschst, reicht das. Die Spritze macht den Rest", erklärte ich und dann durfte auch die Stute entschwinden. Ich drückte Caleb für seine drei Schützlinge die Daumen und machte mich dann auf den Heimweg.

      Sorgenkinder
      Mai 2018, by Veija
      Caleb
      Kaum hatten wir den Schock verdaut gehabt, dass Chocolate Dream, GRH's Aquila T Mistery, Cielos, Bella Cielo und Wimpys Little Devil fast das Ende ihrer Zeit vor Augen gehabt hatten, da folgte auch schon der nächste Schock. Kristy Killings, Hollywoods Silver Dream und Black Sue Dun It sollten das gleiche Schicksal erfahren, wie die anderen Westernpferde, die wir verkauft hatten.
      Zum Glück hatten wir diese drei noch retten können, wenn auch in einem miserablen Zustand. Mein Weg führte mich zu erst zu dem kleinen Paddock, auf dem Sue und Kristy standen. Kristy bekam seit sie hier war ein hochwertiges Mineralfutter, so dass sie mittlerweile schon wieder viel besser aus sah und auch ihr Winterfell alle losgeworden war. Eddi, unser Tierarzt, hatte mir noch die Impfungen für sie dagelassen, so dass ich mir die Stute aufhalfterte und mit zum Putzplatz holte. Dort band ich sie an und setzte ihr die Spritzen. Sie zuckte nervös mit den Ohren und sah mich böse an, doch das verkraftete ich schon. Heute wollte ich mich auch um ihre Hufe kümmern, denn diese waren auch mittlerweile viel zu lang. Ich holte mir also mein Equipment und fing beim ersten Huf an. Wenn man auf einer Ranch arbeitete, lernte man solche Dinge zwangsläufig, so dass ich nach etwa einer Stunde alle vier Hufe fertig geschnitten und geraspelt hatte. Es war wirklich nötig gewesen und mir war bewusst, dass Kristy sich erst einmal wieder an die kurzen Hufe gewöhnen musste, doch das würde sie schon schaffen. Ich putzte einmal kurz über und schnitt ihr dann auch die Mähne. Diese war nämlich leider so verfilzt, dass sie nicht mehr zu retten war. Ein Paint Horse mit Stehmähne sah doch auch ganz gut aus, oder nicht? Auch der Schweif musste ein Stück dran glauben, so dass sie nun erschreckender weise wie ein ganz anderes Pferd aussah. "Huch, wer ist das denn?", fragte Betsy, die um die Ecke kam und sich normalerweise jedes Pferd der Ranch mit Name und Stammbaum merken konnte. "Jetzt überleg aber mal. Steht mit Sue auf dem Paddock.", gab ich ihr eine Hilfe und sah dann, wie ihr kleines Gehirn anfing zu denken. "Kristy Killings, na klar!", rief sie begeistert und streichelte kurz den Hals der Stute. "Wieso hast du denn die Mähne und den Schweif so kurz gemacht?", fragte sie mich dann und ich lachte kurz. Kinder hatten immer so viele Fragen. "Die Mähne war ganz verfilzt und ich hätte sie nie aufgekämmt bekommen, deshalb hab ich sie abgeschnitten. Und den Schweif auch. Das mach ich bei Sue und Hollywood gleich auch. Willst du mir helfen?", fragte ich sie dann und sie nickte begeistert. Vielleicht mochte ich die Kleine ja doch. Zumindest ein bisschen, schmunzelte ich, löste Kristys Strick und brachte sie zurück auf den Paddock. Sue kam sofort zu uns und lies sich super einfangen, so dass ich Betsy den Strick in die Hand gab. "Sei aber konsequent. Sie hat auf dich zu achten und dich weder zu überholen, noch in deinen Bereich einzudringen.", sagte ich ihr. "Das ist wichtig.", erklärte ich ihr dann weiter und wir gingen ohne Probleme zum Putzplatz. "Halt sie kurz fest, ich hole einen Besen und kehr hier grade ein wenig sauber.", sagte ich und ließ sie stehen. Ich kannte Sue. Sie würde keiner Fliege was zu leide tun und ich kannte Betsy. Sie konnte sich mittlerweile mit den Pferden ganz gut selbst helfen, denn als ich wieder kam kraulte sie Sue zwischen den Ohren und fühlte sich ganz ertappt, als ich sie grinsend ansah. Ich kehrte kurz Hufreste und Fell beiseite, ehe ich Betsy zeigte, wo sie Sue anbinden sollte. Den Anbindeknoten hatte sie mittlerweile drauf, auch wenn ich ihr sagte, sie solle sie kürzer anbinden, da sich der Abstand sowieso immer vergrößerte, wenn die Pferde daran zogen.
      Auch Sue schien es besser zu gehen. Ich hatte sie die letzten zwei Wochen auf einen Einzelpaddock gestellt, erst seit gestern war sie wieder mit Kristy zusammen, denn Eddi hatte mir gesagt ich solle sie auf jeden Fall noch in Quarantäne halten. Sie war die ersten Tage nach dem Tierarztbesuch wirklich nicht sonderlich fit gewesen, hatte kaum gefressen und sah sehr träge aus. Das lag jedoch an den ganzen Krankheiten, die an ihr zehrten. Zwei Tage lang hatte ich sie mit dem Milbenwaschmittel gewaschen und gehofft, dass es ihr bald besser gehen würde. Und nach ein paar Tagen war es dann auch so gewesen. Sie hatte wieder gefressen und sah allgemein fitter aus. Auch sie hatte hochwertiges Mineralfutter bekommen, damit sie wieder ein paar Kilo mehr auf die Rippen bekam. Heute waren also die Hufe dran, die Mähne und der Schweif mussten ab und ich musste sie noch impfen. "Betsy stell dich mal auf die andere Seite und kraul ihren Hals. Ich impfe sie dann schnell.", sagte ich und zog die Spritzen auf. Sue benahm sich wirklich vorbildlich und zuckte nicht mal mit der Wimper. "Wenn du willst, kannst du sie putzen, während ich die Hufe mache.", sagte ich und sah nun in strahlende Kinderaugen. "Oh ja, gerne!", sagte sie nur und verschwand im Stall, um das Putzzeug zu holen. Dann kam sie wieder und fing an. Ich bearbeitete derweil Sues Hufe, die ein wenig besser als die von Kristy waren, so dass ich hier schneller fertig war. Ich rasierte ihr noch die Mähne ab und kürzte den Schweif. Dann war sie auch schon fertig. "Schnapp dir mal drei Möhren. Eine für Sue, eine für Kristy und eine für Hollywood. Denk aber dran, auch wenn du die Möhren in der Hand hast ist es wichtig, dass Sue deinen Bereich akzeptiert und dich nicht anrempelt oder rüberschubst.", erklärte ich und sie nickte. Schneller als ich schauen konnte war sie im Stall verschwunden und kam mit drei Möhren zurück. Eine gab sie Sue jetzt, die sich wirklich darüber freute. Dann band sie sie los und wir gingen zum Paddock zurück, wo wir die Stute wieder rein stellten. Nun war Hollywood an der Reihe. Ich wartete noch bis Betsy die Möhre an Kristy gegeben hatte und ging dann zu Hollywood. "Gib ihm mal die Möhre. Dann nehm ich ihn raus.", sagte ich und sie hielt ihm die Möhre hin. Er fraß sie genüsslich und brummelte Betsy leise an. "Darf ich ihn auch nehmen?", fragte sie und ich schüttelte den Kopf, ehe ich Hollywood das Halfter und die Führkette anlegte. "Nein, der ist seit er weg war unberechenbar geworden, ich nehm ihn lieber selbst. Halt auch ein bisschen Abstand zu uns und geh vor mir her.", befahl ich ihr und sie nickte. Betsy war wirklich die einzige Person hier, die mein Autorität nie in Frage stellte und einfach das tat, was ich ihr sagte. So trottete sie vor mir her und der Hengst und ich folgten ihr. Als wir an Sue und Kristy vorbei kamen fing er an zu tänzeln, zu brummeln und wollte in ihre Richtung. Ein paar mal ruckte ich an der Kette und ermahnte ihn, das sein zu lassen. Er gab sich seinem Schicksal hin und hörte auch auf, trabte aber regelrecht neben mir her. Wie ich diese Power in den Hengsten vermisst hatte, als ich nicht hier gearbeitet hatte. Ich seufzte kurz. "Betsy kehrst du einmal kurz?", fragte ich sie und sie nickte. Dann konnte ich den Hengst anbinden und verpasste ihm sofort die Impfung. Auch er bekam hochwertiges Mineralfutter, was wir allerdings absetzten würden, denn er hatte wieder genug Power und sah körperlich auch wieder ordentlich aus- und einen Hengst, der nichts tat außer auf der Koppel zu stehen und zu fressen, mit Mineralfutter vollzustopfen, kam einem Selbstmord gleich. "Bleib von ihm ein bisschen weg.", ermahnte ich Betsy, die auf Hollywood zukam und ihn streicheln wollte. "Es sind nicht alles so liebe Kinderpferde wie Sue, das muss dir klar sein.", sagte ich und fing an, die Hufe des silbernen Hengstes zu machen. Schnell war ich fertig und untersuchte seinen Körper nochmal auf die Wunden, die er gehabt hatte, als er hier ankam. Sie waren jedoch alle verheilt, so dass ich ihm auch die Mähne abrasierte und den Schweif kürzte, ehe ich ihn wieder zurück auf den Paddock brachte. "Was machst du jeeetzt?", fragte Betsy mich und ich lachte kurz in mich hinein. Meine Arbeit schien also doch so spannend zu sein, dass ich heute Babysitter spielen musste. "Nach den anderen fünf Pferden sehen, die wir in einem ebenfalls erbärmlichen Zustand bekommen haben. Wenn du willst, kannst du mitkommen.", sagte ich und sie nickte erfreut.
      Zu erst war Choco an der Reihe, der in der Nähe von Hollywood auf einem Paddock stand. Ich hatte in letzter Zeit viel mit ihm gearbeitet und er hatte das Vertrauen in Männer wiedererlangt. Bald würden wir dann mit dem Reining Training weitermachen, um zu schauen, was er noch drauf hatte. "Betsy willst du vielleicht noch in den Stall laufen und Lekerlis für die fünf Pferde holen, die wir jetzt noch anschauen?", fragte ich sie, ehe sie nickte und im Eiltempo verschwand. Ich ging derweil zu Choco und kraulte ihm den Hals. Er war wirklich besser drauf und auch wieder anhänglicher, so, wie ich ihn von Verena gekannt hatte. Betsy kam jetzt auch schon zurück und hatte einen ganz roten Kopf vom Rennen. Ich lachte kurz und rief sie zu mir rein. "Choco sei lieb.", sagte ich mahnend und ließ Betsy ihm dann ein Lekerli geben. Dann gingen wir weiter zu Gipsy, Wimpy, Aquila und Bella. Auch sie bekamen alle ihre Lekerli- Ration und hatten sich seit der Zeit, die sie hier waren, wirklich gemacht. Auch bei ihnen würde das Training bald wieder los gehen. "Komm, lass uns jetzt reingehen.", sagte ich zu Betsy. "Es ist Zeit fürs Mittagessen und es ist sowieso schon zu warm, um mit den Pferden jetzt etwas zu machen.", erklärte ich und zusammen gingen wir zum Haus, wo Betsy sofort in die Arme ihres Vaters lief und ihm von ihrem aufregenden Tag mit mir erzählte.

      Neue Stallungen und Ausbau des Geländes
      Juni 2018, by Veija
      Bellamy
      Immer wieder war uns aufgefallen, dass es nicht die beste Idee war, die Stuten, Wallache und Hengste dieser Ranch so nah beieinander zu halten. Wir hatten einige Hengste, die waren bisher nur Turniere gelaufen und wussten gar nicht, was es heißt, eine Stute zu decken, doch ein paar hatten dies schon gemacht und stellten sich natürlich besonders an, wenn die rossigen Stuten in der Nähe waren. So hatten sich alle Mitarbeiter der Ranch zusammen gesetzt und überlegt, wie wir das ändern konnten. Hier auf dem Gelände standen noch viele Gebäude leer. So entschieden wir uns dafür, einen Stalltrakt umzubauen, um die Hengste auch räumlich weiter von den Stuten zu trennen.

      Zwei Monate später
      Zwei Monate hatte der ganze Umbau gedauert, doch endlich waren wir damit fertig und unsere Hengste konnten umziehen. Angefangen bei Smart Lil Vulture, der seit kurzem Caleb gehörte und sein ganzer Stolz hier auf der Ranch war. Er schien regelrecht verrückt nach diesem Pferd zu sein und wir waren uns alle sicher, dass sie es noch weit bringen würden- obwohl beide hitzige Sturköpfe waren. Aber vielleicht auch gerade deshalb. Das nächste Pferd war unser geliebter Zues, der jedoch keine Box, sondern ein Paddockabteil bekam, denn in der Box war er noch immer ungenießbar. Das nächste Pferd, welches in eine Box kam war Alan's Psychedelic Breakfast. Auch eines unserer liebsten Pferde. Als nächstes folgten Genuine Lil Cut und Gun and Slide. Schon beim Führen merkte man, dass man zwei absolut verschiedene Pferde an der Hand hatte. Denn Gen plusterte sich auf und brummelte alles und jeden an, während Blue ruhig neben seinem Führer her ging. Als diese beiden ihre neue Box bezogen hatten, gingen wir zurück und holten Hollywoods Silver Dream, Chapter 24 und Chocolate Shades. Auch diese fanden schnell ihren Platz in der Box. Wir wollten sie heute in der Box lassen, damit sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnten, ehe sie am nächsten Tag wieder auf die Koppeln und die Paddocks kamen. Nun war Citizen Fang an der Reihe. Der Hengst würde zwar bald kastriert werden, aber noch war er ja Hengst und konnte nicht im alten Stall stehen bleiben. Zusammen mit ihm holten wir General's Coming Home und GRH's Bella's Dun Gotta Gun. Auch diese Pferde fanden schnell ihren Platz, wobei wir vielleicht das ein oder andere Pferd später nochmal tauschen würden, denn sie kamen nicht alle miteinander zurecht. Bei Menschen war dies ja auch oft so, dass manche sich einfach nicht riechen konnten.
      Zurück im alten Stall schnappten wir uns nun GRH's Funky's Wild Berry, GRH's Unbroken Soul of a Devil und Gunners Styled Gangster, der auch noch nicht allzu lange bei uns war. Das letzte Pferd war unser Appaloosahengst Whinney. Damit waren alle 15 Hengste in ihren neuen Stall umgezogen und wir beobachteten sie eine Weile, ehe wir mit gutem Gewissen in den alten Stall zurück gingen, und anfingen, die Stuten auf ihre Koppel zu bringen. Wir hatten uns dazu entschieden, sie ab sofort als ganze Gruppe zusammen zu lassen. So schnappten wir uns zu erst Chou, Colonels Smokin Gun und Heretic Anthem. Nachdem diese drei auf der Koppel waren entschieden wir uns dazu, immer je zwei Pferde auf einmal zu holen, denn sonst wären wir morgen noch dran. So waren die nächsten Pferde Baby Doll Melody, Bella Cielo, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, Jade und Kristy Killings. Alle sechs freuten sich sichtlich, nun endlich und eigentlich viel zu spät über die Weide rennen zu dürfen. Als nächstes folgten dann Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, unser Wallach Cielos und Easy Going. Auch sie waren im Nu auf der Koppel und galoppierten ihrer Herde hinterher. Es folgten Face Down, GRH's A Gun Colored Lena, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Magic, Honey's Alehshanee und Magnificient Crow. Wir waren immer wieder erstaunt, wie viele farblich unterschiedliche Pferde wir doch hatten. Einfach ein bunter Haufen an Westernpferden mit den unterschiedlichsten Begabungen und Stärken. Es folgten nun My sweet little Secret, Snapper Little Lena, Stormborn und unser Mischlingspferd Striga. Dann waren alle Stuten auf der Koppel. "Hat denn niemand eine Kamera dabei?", fragte ich lachend und sah mich um. "Niemand? Wirklich? Hm.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Die Stuten und unser Wallach standen alle an dem kleinen See, der sich mitten auf der Wiese befand und tranken. Das wäre der perfekte Schnappschuss für unsere Homepage gewesen, weshalb wir auch Ylvie angestellt hatten. Aber wenn niemand etwas dabei hatte, dann konnte ich es nicht ändern. "So, nicht rumstehen, die Boxen wollen gemistet werden.", sagte ich lachend und scheuchte alle an die Arbeit, während ich noch eine Weile hier stand und meinen Pferden zusah. Verena und auch die anderen der Gips Reminder Ranch hatten ein riesiges Erbe hinterlassen, welches gepflegt und ausgebaut werden wollte. Wer weiß, vielleicht würden wir ab dem nächsten Jahr Zuchtfohlen verkaufen. Bislang hatten wir die Fohlen eher für uns behalten aber wer konnte schon in die Zukunft sehen.

      Kontrollritt
      November 2018, by Veija
      Caleb
      Ich hatte mir meinen Hengst Smart Lil Vulture gesattelt und wollte mit ihm die Hengstkoppeln und Paddocks abreiten, um sicher zu stellen, dass die Zäune noch in Ordnung waren und keiner repariert werden müsste. Als erstes wollte ich bei Zues anfangen vorbei. Er hatte ein wunderschönes Stück Koppel ganz für sich alleine. Von dort aus konnte er über einen Pfad und einen Paddock in den Stall und in eine Box gehen. So haben wir ihn im Blick und er muss in den Stall gehen, um seine kleine Portion Kraftfutter zu bekommen. GRH's Funky's Wild Berry und GRH's Unbroken Soul of a Devil stehen zusammen auf der nächsten Koppel. Die zwei scheinen wirklich unzertrennlich, obwohl sie Hengste sind. Vielleicht haben sie das mit ihren jungen Jahren ja noch nicht mitbekommen. Das nächste Koppelstück ist leer, dann folgen die von Hollywoods Silver Dream, Gunners Styled Gangster, Genuine Lil Cut und Chapter 24. Es folgt wieder eine freie Koppel, ehe der Teil kommt, in dem Chocolate Shades, General's Coming Home und GRH's Bella's Dun Gotta Gun stehen. Lachend, aber auch Kopfschüttelnd stellte ich fest, dass alle Pferde noch da waren. Die jetzt fehlenden standen direkt am oder im Stall, da sie zur Zeit im Training standen. Ich ritt noch ein wenig weiter und schaute mir auch die hinteren Zäune an. Zurück ritt ich nicht mehr hinten sondern vorne vorbei und warf auch da einen Blick um mich herum. Es war jedoch alles soweit in Ordnung, weshalb ich meinen Job guten Gewissens beendete und mich in Richtung der Stutenkoppeln machte, denn auch da sollte ich nach dem Rechten sehen. Vulture tauschte ich jedoch gegen Cielos, da dieser nicht hengstig reagieren würde.
      Neu in der Stutentruppe waren Lady Blue Skip und California Rose, die doch noch etwas abseits standen, aber zusammen. Die anderen Pferde standen mehr oder weniger als Gruppe zusammen. Bella Cielo konnte ich sehen, Colonels Smokin Gun, die Chefin DunIts Smart Investment und Ginny my Love. GRH's A Gun Colored Lena stand auch etwas abseits. Sie hatte sich nach ihrer bestanden Krönung eine kleine Koppelpause verdient. Bald würde jedoch auch bei ihr das Training wieder losgehen. Jade stand wie immer in der Nähe von Chou. Kristy Killings stand im Schatten eines Baumes, bei dem auch Raised from Hell und Wimpys Little Devil standen. Ein Wunder, normalerweise nahmen die beiden Stuten reißaus voneinander. Auch A Walking Honor und Black Sue Dun It grasten zusammen. Da hatten sich auch zwei gefunden. Easy Going konnte ich zu erst nicht von Ginger Rose unterscheiden, doch als ich näher heran ritt, sah ich den Unterschied. Auf jeden Fall waren sie beide da! Auch Face Down war nicht weit. Sie war auch ein Herz und eine Seele mit ihrer Freundin Easy Going. GRH's Aquila T Mistery sah immer besser aus und GRH's Unbroken Magic tat es ihr gleich. Die Roanscheckstute legte immer mehr an Muskeln zu, so dass Training bald richtig anfangen konnte. Die Grundlagen des Reitens kannte sie ja schon, bald würde es dann ernst werden. Honey's Aleshanee graste auch freidlich zwischen Magnificient Crow und My sweet little Secret. Nur Only Known in Texas musste die Herde wieder aufmischen. Verrücktes Pferd.
      Picture of a Ghost, unsere neue Rappstute, hatte sich auch gut eingelebt bei uns. Sie sah Snapper Little Lena's alter Freundin sehr ähnlich, und obwohl Lena blind war, hielt sie sich jetzt sehr an diese Stute. Zu guter letzte fehlten noch zwei Pferde auf meiner Liste, die ich nach für nach abgehakt hatte. Striga und Stormborn. Nach einem kurzen Ritt über die weitläufige Koppel fand ich sie auch an der Wasserstelle. Alle Pferde waren da und jedem ging es gut. Kein Grund zur Sorge. Als letztes ritt ich einmal am Zaun vorbei und musste einige Stellen auch ausbessern, aber im Großen und Ganzen war der Zaun in Ordnung.
    • Veija
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil I
      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Caleb
      Seit dem Unfall von Ylvi war einige Zeit vergangen. Genauer gesagt drei Wochen. Am letzten Wochenende war Betsys Turnier mit Black Sue Dun It gewesen und… sie hatte das Ding gerockt. Die anderen Mädchen hatten mit heruntergefallenen Kinnladen am Zaun gestanden, während ich das Mädchen überschwänglich aus dem Sattel gehoben, uns einmal um die eigene Achse gedreht und dann wieder aufs Pferd gesetzt hatte. Beim Pole Bending hatte sie den ersten Platz mit Sue gemacht und die anderen wirklich hinter sich zurückgelassen. “Damit hab ich nicht gerechnet.”, hatte sie gelacht und fast angefangen zu weinen. Ich hatte sie gedrückt und ihr versichert, dass sie den ersten Platz verdient hatte und die anderen sich bestimmt nicht mehr über sie lustig machen würden. Dem war jedoch nicht so, leider. Am Mittwoch war die Kleine todtraurig aus der Schule gekommen. Sie wurde geärgert, weil es nicht ihr eigenes Pferd gewesen war. Pferde leihen konnte schließlich jeder. Meine Überlegung war es nun, ihr Sue zu schenken. Naja, zumindest zur Hälfte. Aber das musste ja niemand wissen- niemand außer Bellamy, denn dem gehörte das Pferd ja- und genau in dessen Büro saß ich gerade. Bellamy war mal wieder hinter einem Stapel Papier verschwunden und konnte mich eigentlich gar nicht wirklich sehen. “Du… solltest jemanden einstellen, um den Papierkram zu machen. Unser Heu wird auch knapp, von der Einstreu brauch ich gar nicht erst anzufangen…”, sagte ich und erkannte dann ein paar schwarze Locken, die hinter dem Papierberg herausschauen. “Wenn ich hier mal Ordnung reinbekommen würde, dann wüsste ich das. Und dann wüsste ich auch, wie viel Geld wir diesen Monat noch übrig haben, um solche Dinge zu kaufen.”, murrte er und ich verschränkte meine Hände hinter meinem Nacken. “Naja, dann such dir einfach mal Hilfe. Hier auf der Ranch rennen genug Menschen rum- und ansonsten frag doch einfach O. Sie bekommt das drüben ganz alleine mit Travis auf die Reihe.”, lachte ich und verstummte sofort wieder, als mein Gegenüber mir einen Blick zuwarf, der keine Fragen offen ließ. “Apsopos O… sie möchte wieder zu uns kommen. Sie verkauft zur Zeit einige Pferde und auch die Ranch.” “Aber was ist denn aus ihren Rennpferden geworden?” “Hat sie noch, zumindest eine Handvoll davon. Die würden mit ihr zurückkommen.” “Und die Sportpferde?” “Na, von irgendwas muss sie sich doch trennen, wenn sie verkleinern will.”, lachte Bellamy nur. “Ja dann kann sie ja den Papierkram erledigen.”, scherzte ich und Bellamy nickte. “Aber nicht für allzu lange.”, sagte er und ich schaute ihn fragend an. “Nicht?” “Nein.” Damit war das Thema beendet.
      “Bell… was ich eigentlich wollte.. Betsy war so gut am Wochenende auf Sue, da wollte ich dich einfach fragen, ob wir sie ihr nicht schenken können. Nicht ganz, nur 50%. Aber dann kann sie diesen dämlichen Gören sagen, dass das Pferd ihr gehört.”, schlug ich ihm vor und er nickte. “Wenn du das für richtig hälst, ist es okay. Kannst sie ihr ja zu Weihnachten schenken, ist ja bald. Aber ich wette, sie hätte lieber Blue genommen.” “Oh nein, den geb ich nicht her. Und ja, zu Weihnachten ist eine gute Idee!”, sagte ich lachend und stand auf. “Ach, ehe du gehst.. schau nochmal nach Ylvi, sie hat nach dir gefragt.” Ich nickte, drehte mich um und verschwand aus dem Zimmer. Ylvi… Sie lebte jetzt hier im Haupthaus, nicht mehr drüben bei mir. Irgendwie hatte das unsere… Beziehung auf Eis gelegt. Ich besuchte sie nicht oft, blieb selten länger als eine halbe Stunde und redete nicht viel. Ich erzählte ihr, wie mein Tag gewesen war, was ich gearbeitet hatte und was ich am nächsten Tag arbeiten würde. Mein Weg führte mich auch direkt nach draußen auf den Hof, wo ich mich auf Smart Lil Vulture setzte, den ich vor der Tür angebunden hatte, und in Richtung der hinteren Koppeln ritt. Ich blickte noch einmal zum Haus zurück und wurde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet hatte.

      Ylvi
      Wie ein Idiot stand ich am Fenster, spähte durch die Gardinen und sah Caleb auf Vulture verschwinden. Der Hengst hatte sich wirklich gemacht. Wie oft hatte ich Caleb bei der Arbeit mit dem Hengst beobachtet in diesem Sommer. Es ging auf den Winter zu, wenn auch hier noch immer fast angenehme 11 Grad herrschten.
      Nach der OP waren meine Eltern in den nächsten Flieger gestiegen um mich hier zu besuchen. Mein Vater hatte belustigt festgestellt das meine Schwäche für Rappschecken kaum zu übersehen war. Meine Mutter hatte das ganze weit weniger gut aufgenommen. Nach einer Woche waren sie verschwunden, ich wurde allein gelassen. Mal abgesehen davon, dass Bellamy neben der Büroarbeit wirklich oft herein kam um unter Kontrolle zu haben das ich mich nicht weit aus dem Bett oder dem Zimmer bewegte. Zweimal am Tag hieß es den Verband zu wechseln, bei der Aufgabe unterstützte mich eine mobile Krankenpflege. In den ersten zwei Wochen hatte ich auch nicht viel getan als geschlafen oder gegessen.
      Abwechslung boten die Besuche von Louis. Neben der Tätigkeit in seiner eigenen Bar, kam er oft vorbei um mir Gesellschaft zu leisten. Manchmal begleitete ihn auch seine Schwester Lilly, die mir mit ihrem losen Mundwerk dazu verhalf meine dunklen Gedanken für einige Stunden zu verbannen. Sie kutschierte mich auch gern in einem Rollstuhl über die Ranch, denn noch war ich selbst zu schwach auf den Beinen. Außerdem bewegten sie meine Pferde, dafür war ich ihnen am meisten Dankbar. Mit Inyan hatte Louis natürlich keine Probleme, mit Ravn verhielt es sich da etwas anders. Am dritten Tag nachdem Caleb mich zur Ranch zurück genommen hatte, war er nach einer missglückten Trainingseinheit von dem Wallach zu mir hinauf gekommen. In der Zeit bewegte Lilly gerade Lady Gweny im Gelände. Ich musste lächeln als er mir berichtete das der Wallach sich bei ihm keinen Zentimeter vom Aufstiegsblock fort bewegt hatte. Daher hatte er beschlossen den eigenwilligen Valravn nicht zu bewegen. Mit Fylgia hatte er sich ein wenig vor der Kutsche vergnügt, da er selbst zu groß war um die zierliche Stute zu reiten. Auf einem dieser Ausflüge hatte er mich gestern mitgenommen, in eine dicke Decke gehüllt hatte er mich aus dem Haus getragen und hatte beschlossen wir machen eine kurze Tour um die Koppeln der Ranch. Als wir im gemächlichen Schritt wieder die Ranch betraten kam uns ein reitender Caleb entgegen. Die Worte die er an Louis richtete verstand ich nicht - es war Lakota - aber den Unterton von unmut vernahm ich deutlicher darin. Mir war ein bisschen unbequem zumute auf meinem Sitz...noch hatte ich keine sonderliche Erlaubnis für große Ausflüge draußen. Obwohl Caleb nicht oft zu mir kam - dieser Teil schien ihm nicht entgangen. Dann gab er dem Pferd unter sich einen Wink los zu laufen, als er auf meiner Höhe war, zog er sich leicht am Hut, nickte und ein feines Lächeln zuckte über seine Züge. Dieser Tage wurde ich nicht schlau aus ihm, aber war ich das je?
      Noch verblüffter war ich als ich sah welches Pferd er da ritt. Es war Ravn! “Hast du ihn darum gebeten?” flüsterte ich zu Louis, der nur den Kopf schüttelte. Ich lächelte in mich hinein...also war Caleb womöglich von allein auf die Idee gekommen. Zwischen all seinen Aufgaben nahm er sich tatsächlich die Zeit meinen Wallach zu reiten.
      Langsam kehrte ich aus meinen Gedanken ins hier zurück, löste mich vom Fenster, griff nach meinen Sachen um hinunter in das Bad zu gehen. Nach dem Wechsel des Verbandes wollte ich eine schnelle Dusche nehmen. Danach lief es wohl darauf hinaus das ich versuchte gemeinsam mit Bellamy Herr seines Chaos zu werden. Kleine Aufgaben konnte ich zumindest wieder erledigen.

      Caleb
      Mein Tag war mal wieder so voll gepackt mit Aufgaben gewesen, dass ich es erneut nicht geschafft hatte, bei Ylvi vorbei zu schauen. Nun war es schon fast neun Uhr und das Feierabendbier rief nach mir.
      Nach meinem seltsamen Gespräch mit Bellamy heute Mittag war ich mit Vulture zu den Koppeln geritten, wo ich einen neuen Zaun ziehen sollte. Das Equipment hatte ich mir am Morgen mit dem Traktor schon her gefahren, angefangen zu arbeiten hatte ich allerdings noch nicht. Ich band den Hengst an einem Zaunpfahl an und ließ ihn grasen, während ich anfing, den Zaun zu ziehen. Zwischendurch machte ich immer mal wieder eine kurze Pause, um etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken. Gegen vier Uhr musste ich dann zurück zur Ranch- Reitstunde mit Betsy und Sue. Sie hatte zwar Blue reiten wollen, aber Gun and Slide war kein Pole Bending Pferd und sie wollte ja in dieser Disziplin besser werden.
      So hatte ich ihr beim Satteln geholfen und die Stute abgeritten. Sue war im Moment so voller Energie, dass ich sie lieber selbst abritt, bevor ich Betsy auf ihren Rücken ließ. Warum Sue im Moment so ein Energiebündel war, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall meinte sie heute buckeln zu müssen, was ihr allerdings nichts als Ärger mit mir einbrachte. Betsy hatte sich zerknirscht an den Zaun gestellt, weil ich die Stute heute anders anpacken musste als sonst und keinen Ton zu mir gesagt, als sie an der Reihe war. Sue hatte stark schnaufend und verschwitzt da gestanden, doch das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ein Glück für sie, dass ich sie nicht turniermäßig vorstellte, denn sonst wäre das richtige Training ähnlich verlaufen.
      Bei Betsy konnte sie jetzt jedoch wirklich entspannen. Schritt und viel Trab, dann erst Galopp. So übten die Beiden ganz in Ruhe und ich musste ihnen nicht viele Verbesserungen oder Kommandos entgegen rufen. Kurz vor fünf war die Sonne schon untergegangen, jetzt hatten wir halb sechs. Zum Glück besaßen wir große Strahler, die den ganzen Platz erleuchteten. Es war jedoch kälter als die letzten Tage, zumindest der Wind fühlte sich kälter an. “Wir lassen Sue heute im Stall, leg ihr auch eine Abschwitzdecke drauf, nicht dass sie krank wird.”, hatte ich zu Betsy gesagt und hatte mich dann an meine eigentliche Arbeit begeben. Boxen misten. Natürlich hatte niemand es für nötig gehalten meinen Part zu übernehmen, während ich auf der Koppel Zaunpfähle eingeschlagen hatte. Von halb sechs bis halb neun hatte ich also im Stall gestanden und Mist geschaufelt. Dann war ich nach drinnen gegangen, unter die Dusche gesprungen und auf die Couch gefallen.
      Kurz seufzte ich. Ein wenig vermisste ich Ylvi hier schon. Ob ich sie doch besuchen gehen sollte? Ich kramte mein Handy raus und schrieb ihr eine kurze Nachricht, ob sie noch wach sei und ob ich noch kurz rüberkommen konnte. Insgeheim hoffte ich fast auf ein nein, aber irgendetwas zog mich doch zu ihr. Wie konnte das, was wir hatten, durch ihren Umzug ins Haupthaus so… kaputt gegangen sein? Ich schüttelte den Kopf und wollte so die Gedanken vertreiben. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter mir und ich hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Jetzt zählte die Ruhe und das Bier und…. mein vibrierendes Handy.

      Ylvi
      Nachdem ich Bellamy geholfen hatte ein wenig seines Chaos zu beheben - er hatte tatsächlich beinahe vergessen den Mitarbeitern ihren Lohn zu zahlen, hatte ich mich in das untere Zimmer zurück gezogen. Dort stapelten sich Bücher an der Wand, genau mein Gebiet. Nun saß ich bereits eine gute Stunde auf der kleinen Couch las, als ich bemerkte wie mein Handy blinkte. Ich entsperrte den Bildschirm, Calebs Name leuchtete bei WhatsApp in der Beschreibung. Ich sah nur die Hälfte der Nachricht. Mein Herz wummerte...ich legte es beiseite, versuchte zu ignorieren das er mir geschrieben hatte. Las ein, zwei Sätze nahm gar nichts auf von dem was die Worte mir erzählten.
      Dann ergriff ich doch hektisch mein Telefon, öffnete den Chat und las seine Frage. “When your not sleeping, shall I come?” stand dort. Mein Daumen rief die Tastatur zum Vorschein. Ich tippte ein einfaches “Sure” ...löschte dann den text, schloss das Handy wieder. Ich starrte an die Wand, während ich spürte wie mir heiß und kalt zugleich wurde. Es war fast zwei Wochen her seitdem ich ihn in Natura und vor allem allein gesehen hatte. Ich sah hinab auf mein Handy im Schoß, welches mir nun den Blick auf die Seiten des Buches versperrte. Erneut öffnete ich den Chat. Sah auf die Buchstaben der Tastatur die wieder aufgeploppt war. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, dann tippte ich den kleinen Text und verschickte ihn mit klopfendem Herzen. Dann ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden, nicht ohne die Vibration wieder einzustellen. Mit dem Buch in der Hand verschwand ich schließlich in das Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Von hier hatte ich einen guten Blick auf das Gästehaus. Ich schaltete das Licht nicht ein, entzündete nur die vier großen Kerzen und meine kleine Nachttischlampe. Mehr Licht benötigte ich jetzt nicht. Auf das Buch würde ich mich ohnehin nicht konzentrieren können. Aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten konnte ich gar nicht richtig still halten.

      Caleb
      Ich hatte ein paar Schluck aus der Bierflasche getrunken und mein Handy auf die Couch gelegt. Eine ganze Zeit lang passierte nichts. Als es dann vibrierte und die Antwort von Ylvi erschien musste ich herzlich lachen. “Don’t forget the beer.”, stand dort geschrieben. Vergiss das Bier nicht.. typisch Ylvi. Ich stand auf, schnappte mir meine Flasche und stellte unwillkürlich fest, dass ich dort noch eine stehen hatte. Wir hatten oft hier zusammen gesessen und ein Feierabendbier getrunken, dass ich es mir wohl angeeignet hatte, immer zwei mit ins Wohnzimmer zu bringen. Da Ylvi schon eine ganze Weile weg war, war dies mir schon lange nicht mehr passiert. Heute schien ich jedoch mit den Gedanken eh nicht bei der Sache zu sein. Wann hatte ich Ylvi das letzte Mal alleine getroffen? Vor einer Woche? Vor zwei Wochen? Ich wusste es nicht mehr.
      Kurz föhnte ich mir durch meine blonden Locken, ließ den Hut bewusst auf der Kommode liegen, zog nur meine Stiefel und meine Jacke an und ging langsam rüber zum Haupthaus. Es war mittlerweile halb zehn, ein paar der Arbeiter waren schon in den Betten und auch der Großteil des Haupthauses war dunkel. In Ylvis Zimmer brannten ein paar Kerzen, kein Licht. Fragend schaute ich zu ihrem Fenster rüber, grinste dann jedoch nur kopfschüttelnd und setzte meinen Weg fort.
      Im Haus angekommen zog ich die Stiefel aus, hängte meine Jacke auf und ging mit den zwei Bierflaschen in der Hand zu ihrem Zimmer. Ich klopfte und ging dann rein. “Hey.”, sagte ich leise und schloss die Tür hinter mir. Ylvi stand von ihrem Bett auf, kam auf mich zu, erwiderte meinen Gruß und streckte sofort die Hand nach dem Bier aus. “Jaja. Darfst du sowas überhaupt schon wieder trinken?”, fragte ich sie und reichte ihr die noch geschlossene Flasche, ehe ich an meiner Offenen nippte.

      Ylvi
      Wie alt war ich? 23! Und wieso hatte ich verdammt nochmal schwitzige Hände? Ich fühlte mich etwa um 10 Jahre jünger. Zum Kotzen. Ich hätte gern Caleb auf dem Absatz umgedreht aus der Tür hinaus befördert und versucht nie wieder an ihn zu denken. Stattdessen ging ich auf ihn zu, griff nach dem Bier das er mir entgegen reichte. Auf seine Frage zuckte ich mit den Schultern “Zumindest nehm ich keine Medikamente mehr die sich damit nicht vertragen.” ich hatte auch kein offizielles Verbot nach Alkohol bekommen. Zumindest nicht das ich wüsste. Da es in diesem Zimmer keine Couch gab die ich zum sitzen hätte anbieten können nahmen wir auf dem Bett nebeneinander Platz. Caleb sah fertig aus, hob jedoch sein Bier und leise klirrten unsere Flaschen gegeneinander. “Ich hatte bisher gar keine Gelegenheit dir zu danken das du Ravn bewegst. Ich hab dich schon zweimal dabei gesehen. Das du zwischen deinen ganzen anderen Aufgaben noch dazu kommst ist wirklich nett. Wird Zeit das Bellamy endlich ein paar andere Helfer einstellt. Waren die Bewerbungsgespräche dahingehend eigentlich erfolgreich? Das hab ich gar nicht so mitbekommen in der letzten Zeit.”
      Ich war mir der Nähe zwischen uns bewusst, jedoch berührten meine Füße kaum den Boden, die Haltung nach vorn gebeugt war nicht ganz gut. Also musste ich von ihm abrücken, mir eines der Kissen in den Rücken legen und mich anschließend dagegen lehnen. Vielleicht hatte ich es mit meiner Aktivität heute ein wenig übertrieben.

      Caleb
      Auf ihre Aussage mit den Medikamenten zuckte ich nur die Schultern. “Okay, nicht dass ich dich hier noch vergifte.”, lachte ich und wir tranken eine Weile schweigend unser Bier. Wir setzten uns auf ihr Bett. Unser Wohnzimmer mit der Couch drüben im Gästehaus vermisste ich jetzt schon. “Oh ja, Ravn.”, sagte ich als hätte sie mich von irgendwo zurück ins hier und jetzt geholt. “Ja, Arbeit hab ich genug, du willst gar nicht wissen was ich heute alles gemacht habe.”, grummelte ich und antwortete ihr zunächst auf ihre Frage. “Ja, einen hab ich eingestellt. Naja, Bellamy. Aber ich wollte ihn. Cayce, hat auch ein Pferd dabei. Whitetails Shortcut. Shorty. Tolles Pferd, bin den mal auf einem Rodeo geritten, aber das ist eine lange Geschichte.”, sagte ich nur und nippte wieder an der Flasche. Ylvi setzte sich um und auch ich stand vom Bett auf, ehe ich mich auf den Stuhl daneben setzte. “Das Bett ist echt wahnsinnig unbequem.”, sagte ich zu ihr und erhaschte noch einen kurzen Moment ihres verwirrten Gesichtsausdruckes, ehe sie mich wieder normal ansah. “Und ja… Cayce greift mir hier jetzt schon wahnsinnig unter die Arme. Er ist auch Trainer, hilft mir bei den Reiningpferden. Ich würde die gerne nächstes Jahr aktiver vorstellen. Wir haben so gute Nachzuchten und auch ältere Hasen hier, die gehören in die Arena, nicht auf die Koppel.”, erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll. “Aber heute war nicht mein Tag.”, seufzte ich schließlich und fuhr mir einmal durch die Locken. Sie waren lang geworden, fielen nicht mehr sonderlich hübsch nach unten. Ylvi sah mich auffordernd an, weshalb ich zu erzählen anfing. “Angefangen hat der Tag damit, dass ich mir Zaun und Draht zu einer der Koppeln gefahren habe, um dort zu arbeiten. Ich hatte was vergessen, kam zurück und bin dann zu Bellamy gegangen, weil er kurz Zeit hatte. Hab ihn gefragt ob wir nicht Betsy die Stute Sue schenken können zu Weihnachten. Naja, zumindest 50%. Weil sie immer so von den anderen geärgert wird und dann kann sie sagen, das Pferd gehört ihr. Vielleicht lassen die anderen sie ja dann in Ruhe?” Ylvi nickte. “Dann hab ich mir Vulture geschnappt, bin zur Koppel zurück und.. achja, O kommt zurück hier her. Aber vielleicht hat Bellamy dir schon davon erzählt? Auf jeden Fall… zur Koppel zurück und hab da gearbeitet. Ganz fertig bin ich nicht, muss da morgen nochmal hin. Hatte dann Reitstunde mit Betsy und Sue und bei Gott… dieses Pferd. Keine Ahnung was sie hatte, aber ich musste sie heute so hart anpacken, das kenn ich gar nicht von ihr. Betsy stand dann auch in der Ecke und hat kein Wort mehr zu mir gesagt. Glaube das gibt Probleme, wenn die Stute ihr.. halb ihr.. gehört. Aber naja.. dann habe ich Boxen gemistet. Hat ja keiner für nötig gehalten das zu tun, während ich Zaun machen war. Dann war ich duschen, saß auf der Couch und bin nun hier- morgen wird vermutlich nicht besser, denke das Heu kommt dann und wer lädt es ab? Ich…”, grummelte ich und nahm noch einen Schluck Bier. So viel hatte ich in den letzten Wochen nicht mit Ylvi geredet, weshalb sie jetzt leicht erschlagen in ihrem Bett saß. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass es so war.

      Ylvi
      Ich schwieg einen Moment, ordnete die Fülle an Informationen, überlegte auf was ich darauf als erstes Antworten sollte. Ich hatte dabei einen dümmlichen Gesichtsausdruck, ganz sicher. Caleb grinste erst, lachte dann ein wenig. Ich erwiderte. “Wo ist nur der verschwiegene Cowboy hin?”, legte dann die Hand auf den Mund. Wie im Chat die Affen Smileys. “Daran bist du Schuld.” das klang beinahe verwegen wie Caleb es sagte. “Ich freue mich aber das du zumindest etwas Unterstützung durch Cayce hast. Die Idee für Betsy ist großartig! Kinder können so abartig zueinander sein, vor allem Mädchen in dem Alter. Dabei hat sie die Pubertät noch vor sich. Ich denke ein Pferd kann ihr dabei helfen sich zu entwickeln. Außerdem bist du als Trainer dann ja nicht aus der Welt...oder eben Cayce. Ich hab dich heute morgen bei Bellamy gesehen. Ist doch sicherlich ätzend ständig ihn fragen zu müssen? Bei all den guten Ideen und Plänen die dir so vorschweben.” Caleb war Vorarbeiter der Ranch, hatte viele der wichtigen Aufgaben der Ranch übernommen. Machte die Dienstpläne, das Futtermanagement. Im Grunde fehlte nicht viel zu dem Punkt das er alles auf der Ranch bestimmte. Trotzdem war der Name der Ranch Blakes Crow Meadow und die finale Entscheidung wurde stets von Bellamy getroffen. Dieser hatte mir jedoch, nicht gerade durch die Blume, zu verstehen gegeben das ihm die Aufgabe über den Kopf wuchs. Auch die Rückkehr von O würde nicht viel ändern, denn sie hatte nicht vor in die Ranch ihres Bruders einzusteigen. Ganz freiwillig kam sie wohl auch nicht zurück, wenn ich es nicht falsch verstanden hatte. Bellamy wusste das er sich etwas überlegen musste, wenn die Ranch in geordneten Bahnen weiter laufen sollte. Ich hatte die Rechnungen gesehen, das Chaos...und fragte mich in welchen Zügen Caleb über das Problem überhaupt Bescheid wusste.

      Caleb
      Meine Bierflasche neigte sich dem Ende zu und auch die Uhr schritt Stück für Stück voran. Lange würde ich wohl nicht mehr hier bleiben, genoss die Gesellschaft von Ylvi nun doch in vollen Zügen. Sie hatte mir gefehlt. Und sie fehlte mir verdammt nochmal drüben im Haus auch. Aber ihr das zu sagen? Das war nicht ich. “Oh ja und frag mich erst mal. Cayce ist ein wahnsinnig guter Reiter. Vielleicht können wir zusammen nochmal anfangen zu Ropen!”, erklärte ich ihr stolz und sah auch bei ihr ein Lächeln aufflackern. Sie wusste, wie sehr ich das Lassoschwingen liebte, hatte es aber eine ganze Weile nicht mehr tun können. Nur vom Bullenreiten hielt ich mich fern. Auf einen Bronc würde ich bei Gelegenheit bestimmt nochmal steigen. “Und mit Betsy glaube ich auch.”, sagte ich ihr dann. “Und eigentlich kann ihr hier jeder auf der Ranch helfen. Hier rennen genug Trainer und Leute mit Ahnung rum.”, lachte ich. Dann seufzte ich abfällig. “Es ist ätzend. Einerseits bin ich die Nummer eins auf dem Hof, was die Arbeit angeht, andererseits muss ich für jede Erlaubnis zu Bellamy rennen und ihn anflehen, etwas neues kaufen zu dürfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist.”, erklärte ich ihr und drehte die Bierflasche in meiner Hand hin und her, ehe ich den letzten Schluck daraus trank. “Ich bin froh, dass er es geschafft hat, das Heu zu bestellen. Kommt ja nun zum Glück morgen, viel ist nicht mehr da. Viele Pferde fressen eben viel.”, sagte ich und stand auf, streckte mich kurz. “Ich würde gleich auch wieder gehen. Es war ein langer Tag.”, meinte ich beiläufig, setzte mich jedoch wieder hin und stellte die Flasche auf den Boden. So ganz war ich noch nicht vom Gehen überzeugt.

      Ylvi
      Ich verschwieg ihm besser das ich das Heu bestellt hatte...nach der enormen Hitze des Sommers war es gar nicht einfach gewesen einen guten Händler aufzutreiben. In einer besseren Gegend hätte man das Heu selbst machen können. Dazu gab es in New Mexico allerdings keinerlei Chance. “Ich bin Bellamy die letzte Zeit ein wenig zur Hand gegangen, dem wird langsam klar das er sich mit der Ranch vielleicht übernommen hat. Ich denke er ist heilfroh, dass du ihm den Arsch rettest, wirklich. Das würde er so vielleicht nicht sagen...aber als Außenstehende kann ich das denke ich ganz gut beurteilen.” ich lächelte ihn an...das war ein insgeheimes Lob an ihn. Bekam er nicht oft. Das Konzept der Ranch war gut...nur Lage, Planung und Ausführung haperten. Ich hatte nicht viel Ahnung von Marketing, aber so steuerte Blakes Crow Meadow deutlich in die Pleite. Bellamy hatte angedeutet einige Pferde verkaufen zu müssen. Ein Blick auf den Bildschirm des Handys zeigte, das Mitternacht unaufhörlich näher rückte. Ich hatte nicht einmal die Hälfte meines Bieres getrunken, durch das Halten in meiner Hand war es nun auch schon warm. Das zur Seite beugen um es auf dem Schrank neben dem Bett abzustellen gestaltete sich als schwieriger. Bei der zu schnellen Drehung des Oberkörpers zuckte ich zusammen, konnte den Handgriff zur Narbe nicht vermeiden und atmete zischend ein. “Manchmal vergess ich das.” Caleb hatte reagiert, war aufgesprungen, nahm das Bier aus der Hand und stellte es zur leeren Flasche auf den Boden. Er sagte nichts, sein Blick hatte jedoch etwas tadelndes...es war der verkniffene. Genau der selbe den ich so oft bekommen hatte, wenn im Unterricht nicht alles lief wie es sollte. Er saß nicht wieder auf dem Stuhl sondern hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Ich wollte nicht das er ging...das Wort “Bleib” blieb mir jedoch in der Kehle hängen, es kam mir einfach nicht über die Lippen. Ich wollte ihm nicht zeigen wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dabei war es nur ein verdammtes Wort! Er schien meinen Konflikt zu spüren, anders konnte ich es mir nicht erklären. Sein Blick hatte meinen fixiert. “Ja bitte?” Ich spürte das Herz schneller schlagen in meiner Brust. Wie sollte ich sagen was ich wollte. Ich hatte die letzten Wochen beschissen geschlafen...die andere Seite meines Bettes schien so verdammt leer. Ich konnte selbst nicht fassen in welch kurzer Zeit ich mich daran gewöhnt hatte jemanden neben mir zu haben. Bei Max hatte ich es gehasst...nicht schlafen können eben, weil er neben mir lag. Jetzt allerdings, konnte ich teilweise nicht schlafen eben, weil niemand...jemand nicht neben mir lag. Und ich hasste diese Abhängigkeit. Wann zum Teufel war das passiert? Das war nicht in meinem Plan gewesen. “Was ist?” drängte Caleb nach, jetzt leichte Sorge in der Stimme. Hatte er Angst die unbedachte Bewegung schmerzte noch immer? Ich schüttelte den Kopf, lächelte...dann kam es mir über die Lippen. “Bleib.” nur gehaucht, scheu wie bei einem Reh. Das klang nichtmal nach mir. Wo war die Selbstbewusste Ylvi hin verschwunden?

      Caleb
      Ein Wort. So leise gehaucht, dass ich es fast nicht verstanden hatte. ‘Bleib’. Ich lächelte. “Geht das wirklich? Mit deiner Op und so…”, murmelte ich und Ylvi nickte, sie schien nun wieder etwas mehr Mut gefasst zu haben. Wieder zerriss es mich innerlich, dass unsere… Beziehung in den letzten Wochen so kaputt gegangen war. Ich hatte einfach Angst Ylvi zu verletzen. Sie war nicht mehr so zerbrechlich wie vor ein paar Wochen. Aber ihre OP hatte mir mal wieder vor Augen geführt, weshalb ich nicht der Beziehungstyp war. Ich hatte keine Lust mir ständig Sorgen um jemand anderen zu machen, auf jemand anderen aufzupassen, für jemanden da zu sein… aber Ylvi… sie brachte mich zu all dem… machte mich zu so jemandem, ohne dass ich mich verändern musste. Bis jetzt hatte sie mir noch keinen Vorwurf gemacht, dass ich die letzten Wochen so selten hier war. Vermutlich konnte sie sich denken warum. Arbeit über Arbeit- und dann meine inneren Konflikte. “Caleb?” Ylvi sah mich an. “Ja.. ja. Dann bleib ich hier.” erwiderte ich. “Lass mich nur eben meine Stiefel von vorne holen. Und bitte sag mir, dass Bellamy hier nicht in aller Herrgottsfrühe mit Frühstück hineingeplatzt kommt.”, murmelte ich und wir lachten beide. “Die Zeit wo ich Frühstück am Bett bekommen habe ist vorbei. Normalerweise helfe ich ihm und den anderen in der Küche damit.”, sagte sie noch.
      Ich stand auf, holte leise meine Stiefel ins Zimmer und versuchte Amba dabei nicht zu wecken. Den Hund hatte Bellamy vor langer Zeit mal hier angeschleppt, aber wirklich etwas arbeiten tat er nicht mit ihr. Traurig musste ich an Surtout denken… und als ich wieder im Zimmer war, sah ich zu Ylvi. “Hab ich dir mal von Surtout erzählt?” Sie schüttelte den Kopf. “Eben, als ich Amba im Flur gesehen habe, ist mir der Hund wieder eingefallen. Verena hatte mal einen Rottweilerrüden, Surtout. Sie ist mit ihm und Gipsy mal einen Horse & Dog Trail gegangen. Seltsamer Hund, hat sie aus Frankreich gehabt und war nach einem Werwolf aus einem Buch benannt.” Ylvi lachte. “Ich hoffe er hat euch nicht gefressen?” “Nein, nein… war ein lieber Kerl, eigentlich. Aber total fixiert auf sie. Ist eigentlich ganz gut, dass er mit ihr gestorben ist. Der würde ohne sie eingehen.”, erklärte ich ihr und fing an, mich auszuziehen. Meine Boxershorts hielt ich an, schlüpfte dann unter die Decke. Allein das reichte, um die alte Vertrautheit zwischen uns wieder herzustellen. Ich legte meinen Arm unter ihren Kopf und sie kuschelte sich an mich an. Wir schwiegen, genossen den Moment und waren im Nu eingeschlafen.
      Plötzlich schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Jemand hatte die Tür aufgerissen, war ins Zimmer gekommen und an der Stimme der Person erkannte ich, wer es war. Betsy. “Ylvi du wolltest uns doch beim Früh….oh.. Caleb!”, sagte sie erschrocken und ich zog mir die Decke über den Kopf. Vielleicht funktionierte bei ihr ja noch das Schema, wenn ich sie nicht sah, sah sie mich auch nicht… Funktionierte leider nicht. “Ich.. äh… ich... “, stammelte sie und verließ prompt das Zimmer. Erst dann kam ich wieder unter der Decke raus und sah zu Ylvi, die auch am Lachen war. “Das biegst du wieder gerade!”

      Ylvi
      “Das wird sie so schnell nicht vergessen.” stellte ich nüchtern fest. Konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen. “Gut das sie uns nicht dabei gesehen hat.” Caleb beugte sich vor, stahl sich einen Kuss von meinen Lippen. Löste sich dann kurz,sah mich an und setzte einen weiteren Kuss auf meine Stirn. Ohne viele weitere Worte zog er sich an. “Ob das jetzt alle Wissen, oder ob ich unbeobachtet aus dem Haus komme?” fragte er verschmitzt. Ich zuckte mit den Schultern. “Ich glaube nicht das Betsy es jedem erzählt. Sie ist ein Kind...wie viel versteht sie schon von dem was sie gesehen hat.” Ich zog mir mein Shirt über den Kopf, vorsichtig, wegen des Verbandes. “Ooh ich denke sie versteht schon eine ganze Menge, glaub mir.” Ich streckte ihm die Zunge raus. “Na los, verschwinde, da draußen wartet eine Ranch auf deine Anwesenheit. Glaub mir...ich kann es fast gar nicht erwarten euch wieder zu unterstützen, langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.” ich schaute auf den Flur hinaus, sah niemanden und winkte Caleb zu “freie Luft.” er huschte halb aus der Tür, blieb dann stehen, zwinkerte mir zu und verschwand dann erst. Es war gewesen als sei nicht zwei Wochen Funkstille gewesen. Wir hatten dort angeknüpft wo wir begonnen hatten...ein seltsames Gefühl, aber irgendwie auch beruhigend.
      Ich konnte mir den ganzen Morgen das blöde Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Als ich in die Küche kam fand ich Betsy darin nicht vor. Also bereitete ich allein das Frühstück vor...langsam kam ich mir vor wie die Hausangestellte hier. Wann hatte ich das angefangen? Ich wollte wieder raus auf die Ranch. Sinnvolleres tun als eine Belegschaft von knapp 20 Mann mit Essen zu versorgen. “Du siehst beschissen aus.” kommentierte ich Bellamy der mit Augenringen bis nach Bagdad in die Küche gestiefelt kam. Davon war er nicht ganz begeistert, warf mir eine unflätige Geste zu und goss sich den Kaffee in eine Tasse und schaufelte Zucker hinein. Nach dem dritten Löffel sprach ich ihn an. “Du bist wieder nicht ganz bei der Sache.” Bellamy seufzte. “Ich hab gestern einfach mal drei der gekörten Hengste zum Verkauf gestellt...es haben sich tatsächlich 4 Interessenten gemeldet. Ich tu es nicht gern, aber ...du weißt das Geld hätten wir nötig.” in dem Moment knallte die Tür zur Küche. “Das hast du nicht getan!” ein brodelnder Caleb stand dort in der Tür. Er hatte zur Abwechslung zum Frühstück mit den anderen erscheinen wollen. Ich hörte Bellamy neben mir die Luft einziehen. Wo war das Loch im Boden? Ich konnte es gerade ziemlich gut gebrauchen.

      Caleb
      Ich hatte es geschafft mich unbemerkt aus dem Haupthaus in den Stall zu verkrümeln. Frühstücken wollte ich heute ausnahmsweise mit den anderen zusammen, alleine wurde das auf Dauer doch ziemlich einsam, vor allem da der Rest gemeinsam im Haupthaus frühstückte.
      Bis es allerdings so weit war, hatte ich noch ein bisschen Arbeit vor mir. Vulture brachte ich aus der Box auf seinen Paddock in die Nähe von einem der Trainingshengste. Dort bekam er auch sein Kraftfutter. Ich mistete schnell seine Box und vier Weitere von den anderen Hengsten, damit ich dies heute Abend nicht mehr machen musste. Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bis es Essen gab. Ich rationierte also auch das Kraftfutter für die anderen Pferde und musste ganz schön aufpassen, das Futter nicht zu vermischen, bei so vielen Eimern. Auf jedem der Eimer stand jedoch der Name des Pferdes drauf, weshalb ich sie nach Paddock und Koppelteil sortiert auf die Laderampe meines Pick Up stellte, und dabei Cayce über die Füße lief. „Morgen.“, sagten wir beide und er blickte mich unter seinem schwarzen Cowboyhut skeptisch an. „Hast was liegen gelassen, Cowboy.“, lachte er und warf mir meinen Hut entgegen. Reflexartig riss ich die Hände in die Luft und schaffte es sogar, den Hut zu fangen, ohne ihn dabei mit meinen Fingern zu zerquetschen. „Mach doch sowas nicht, hast du mal auf die Uhr geschaut?“, fragte ich ihn lachend und setzte mir meinen Hut auf den Kopf. „Und, was gibts zu tun?“, fragte mich der junge Mann und ich überlegte. „Grade nichts mehr. Kraftfutter hab ich fertig. Würde sagen Frühstück ist angesagt.“, sagte ich zu ihm und er nickte. „Ich muss noch was im Haus holen, ich komme gleich.“, antwortete er und verschwand.
      Ich ging also zum Haupthaus, zog meine Stiefel, den Hut und die Jacke am Eingang aus und hörte Stimmen aus der Küche. Was ich dort hörte, wollte ich zunächst gar nicht glauben. Mit einem Satz stand ich bei Bellamy, hatte die Tür zugeknallt. „Bist du des Wahnsinns? Welche Hengste?!“, fuhr ich ihn an und sah, wie alle Anwesenden einen Kopf kleiner wurden oder langsam den Raum verließen. “Alan’s Psychedelic Breakfast, Gun and Slide und Genuine Lil Cut.” Ich sah ihn an. “Oh glaub mir wenn du Blue verkaufst bist du ein toter Mann!”, knurrte ich und sah wie Ylvi ihren Kopf noch weiter einzog. “Wir… wir haben Geldprobleme Caleb… ich muss ein paar Pferde verkaufen…” “Und dann verkaufst du die besten Hengste die wir haben? Bist du bescheuert?”, warf ich ihm entgegen und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich war Bellamy körperlich noch immer ein wenig überlegen gewesen, doch wie ich ihn kannte, baute er sich gerade auch vor mir, sackte dann jedoch augenblicklich in sich zusammen. “Ich kann das nicht mehr, mir wächst das alles über den Kopf.. die Pferde, die Arbeiter… die Ranch…”, murmelte er kleinlaut und setzte sich an den Frühstückstisch. “Das Heu war wahnsinnig teuer, ich weiß nicht, wie ich das bezahlen soll…”, keuchte er und ließ sein Gesicht in seine Hände sinken. “Mir gehen die Ideen aus…”
      Ich atmete tief durch, öffnete meine Fäuste. Schlagen hatte ich ihn nicht wollen, aber aus Reflex war dies passiert. Dieser dämliche Idiot! “Also…”, murmelte ich nun mit sanfterer Stimme. “Du stehst jetzt auf, nimmst die Pferde aus dem Netz, wir frühstücken… und dann überlegen wir uns, wie wir die Ranch retten können.”

      Ylvi
      Das Frühstück über schien Bellamy verschwiegener. Caleb und Cayce unterhielten sich gut. Caleb nutzte die Runde auch gleich als eine Art Teambesprechung. Ich merkte wie er wichtige Aufgaben an Cayce gab, Murphy sollte seine Boxen übernehmen. Einen der anderen Ex-Häftlinge teilte er zum Zaunbau ein, dort wo er gestern begonnen hatte. Ich merkte dabei schnell wie er sich den Vormittag frei schaufelte um mit Bellamy zu sprechen.
      Als ich ihn gesehen hatte, da war mir kurz eiskalt geworden. Ich hatte schon gesehen zwischen ihn zu springen, wenn er Bellamy anging. Wobei ich herzlich wenig hätte ausrichten können. Seine geballten Fäuste waren mir nicht entgangen, auch nicht die Wut die in seinen ersten Worten geflackert hatte. Ich hätte nur darauf hoffen können das er mich nicht verletzten würde, falls ich dazwischen ging.
      Dass sie jedoch - endlich - gemeinsam eine Lösung suchen wollten gefiel mir. Das hätte Bellamy schon viel eher tun sollen. Aber wer konnte es ihm verübeln...ich erinnerte mich an seine Worte vom Vortag. “Ganz ehrlich...ich hab nichtmal die High School beendet, war im Jugendknast und anschließend bin ich auf der Gips Reminder Ranch gelandet. Ich hab in meinem Leben noch nie etwas richtig auf die Reihe bekommen und dann komm ich auf die bekloppte Idee eine ganze fucking Ranch zu leiten. Als O noch hier war ging das ja noch, aber dann? Ganz ehrlich...wär Caleb nicht gekommen, dann wäre das ganze schon viel eher vor die Hunde gegangen.” Ich hatte ihm gesagt er sollte Caleb einweihen. Die Angst dieser würde ihn auseinander nehmen hatte dann wohl die Oberhand behalten. Das war Stolz an falscher Stelle, das hatte ich ihm allerdings nicht gesagt...das war ihm hoffentlich bewusst. Ich wusste Caleb würde alles für die Pferde tun, einige abzugeben wäre sicherlich nicht die schlechteste Idee...aber dabei sollte sorgsam ausgewählt werden welche. Unnötige Esser zum Beispiel...und das waren die Hengste die er eingestellt hatte nicht.
      Nach dem Frühstück verschwanden alle um den ihnen zugewiesenen Aufgaben zu widmen. Ich war im Begriff die Küche zu verlassen hinter Caleb und Bellamy, drehte nach links ab um Richtung meines Zimmers zu gehen. Da erklang Calebs Stimme “Ylvi, ich denke bei der Ranch Rettungsaktion kannst du uns behilflich sein.”

      Caleb
      Bellamy war vor dem Frühstück verschwunden und hatte hoffentlich die Hengste aus dem Netz genommen. Ich war noch immer verdammt wütend auf ihn, weshalb ich mich beim Essen auch nur mit Cayce unterhalten hatte. Die Einen standen früher, die Anderen standen später auf. Auch Betsy hatte kaum ein Wort gesagt, fast die ganze Zeit betrübt auf den Boden geschaut. Etwas Leid tat die mir ja schon. Zu erst hatte sie mich und Ylvi im Bett gesehen, jetzt einen heftigen Streit zwischen Bellamy und mir. Ich müsste heute auf jeden Fall noch mit ihr sprechen und ihr einige Dinge erklären. Sie war schließlich noch ein Kind. Sie verstand nicht alles, was hier vor sich ging.
      In Bellamys Büro marschierten jetzt Ylvi, er und ich. Dort sah ich den mittlerweile kleineren Papierberg, zu dem Ylvi wohl einiges beigetragen hatte. Ich zog Ylvi einen Stuhl zum Schreibtisch dazu und setzte mich neben sie, auf der anderen Seite Bellamy. Ich seufzte kurz. “Wie schlimm ist es denn nun, Bellamy?” Ich sah die Anspannung aus seinem Körper weichen. Er schien froh zu sein, endlich mit der Sprache rausrücken zu können. “Es ist noch nicht das Ende der Ranch. Aber es ist kurz vor Ende.”, fing er an. “Und das heißt?” “Um die Ranch vor dem Bankrott zu retten müssen wir Pferde verkaufen. Einige Pferde. Oder die ganze Ranch.”, ich schluckte. Naja, eigentlich sah man es in meinem Kopf rattern. “Hmm ein Umzug wäre nicht das Schlechteste.”, sagte ich und Bellamys als auch Ylvis Kopf flogen in meine Richtung. “Verkaufen?”, fragte Bellamy ungläubig und ich nickte. “New Mexico ist schön und gut, aber was hat man von einer Ranch wenn man hier nicht einmal Rinder halten oder Heu selbst machen kann? Futter kostet Geld. In Alberta kamen wir immer mit unserem eigenen Futter rund… und.. ich habe mich selbst schon ein wenig umgesehen gehabt… ich bin so weit, dass ich etwas eigenes aufbauen möchte.” Damit schien Bellamy erstmal baff.

      Ylvi
      Das mit der eigenen Ranch...tja...wir hatten es einige Male als Thema gehabt. Aus Spaß, vielleicht. Doch ich hatte darin das glitzern in den Augen von Caleb gesehen. Der Wunsch existierte eine ganze Weile, Jahre vielleicht. Im Grunde jedoch hatte ich geahnt - diese Ranch...die Pferde hier, würde er nicht zurück lassen. Wieso war er sonst nach dem Unfall zurück gekehrt...wohl eher weniger aus Nächstenliebe zu Bellamy oder den Ex-Häftlingen. Es waren die Pferde, jedes einzelne lag ihm am Herzen.
      Ich setzte mich weiter nach vorn, Bellamy sagte keinen Ton. “Bellamy, ganz ehrlich...das halte ich für keine schlechte Idee. Caleb übernimmt ohnehin als Vorarbeiter alle relevanten Aufgaben. Überschreib ihm auf dem Papier die Ranch. Du bist aus der Sache raus...kannst dich anderen Sachen auf der Ranch selbst widmen. Dingen von denen du tatsächlich eine Ahnung hast. Marketing technisch...Logistisch gesehen, ist auch ein Umzug sinnvoll. Das Land hier ist karg, sowieso schon warm. Und Klimaerwärmung wird ein Thema sein in den kommenden Jahren. Man kann hier bleiben, versuchen mit teurem Heu über die Runden zu kommen. Oder man beschließt in eine andere Region sich zu orientieren. Wir haben die Gerätschaften, die Mitarbeiter um das alles zu bewerkstelligen.” Caleb nickte während ich mit meinen Händen gestikulierte. Die Vorstellung mit der ganzen Ranch umzuziehen legte sich zwar wie ein schwarzes Tuch auf meinen Magen, aber im Grunde war es eine wichtige Entscheidung. Es gäbe einige Sachen die man außerdem planen könnte für eine Ranch an einem anderen Ort. Die Aufnahme weiterer Häftlinge, denn die Gelder die wir vom Staat davon bekamen waren wirklich nicht unerheblich, außerdem hatten wir so eine gute Handvoll an Arbeitern. Die Aufsicht wäre schwierig, aber Lösungen ließen sich sicherlich finden. “Ich bleibe außerdem...selbst wenn ihr mir erstmal kein Gehalt auszahlt. Ich kam hier auf die Ranch um ein bisschen Abenteuer in mein Leben zu kriegen. Wie könnte ich euch jetzt einfach mit Problemen allein lassen?” das hatte noch andere Gründe. Wie könnte ich Caleb zurück lassen? Betsy allein mochte Wissen das wir etwas miteinander teilten...Aber insgeheim schlug mein Herz auch für diese Ranch.

      Bellamy
      Ich schwieg. Caleb schwieg. Ylvi schwieg. Unsere Köpfe ratterten, unsere Gedanken drehten sich. Also meine zumindest. Ich ließ meinen Kopf in die Hände sinken. “So hatte ich mir das nicht vorgestellt, glaubt mir… ich dachte ich müsste weiterführen, was Verena angefangen hatte. Alle Pferde verkaufen? Das hätte ich nicht übers Herz gebracht…”, erklärte ich und sah zum ersten Mal Mitgefühl in Calebs Blick. “Ylvi hat… nicht ganz unrecht.”, setzte er an und ich hob meinen Kopf wieder. “Wenn du mir die Ranch überschreibst, wir umziehen… ich hab noch eine Menge Geld, von der Abfindung damals.. hab alles gespart für etwas Eigenes.. dann kann ich das alles hier wieder hochziehen.”, erklärte er mir und ich nickte, schwieg wieder und dachte nach. “Und.. Ylvi scheint uns auch erhalten zu bleiben. Sie könnte eine Website oder sonst irgendwas für uns gestalten, ihr fällt da schon was ein.”, sagte er weiter und stieß die junge Frau einmal sanft mit dem Arm an. Ylvi nickte. “Wir müssen nur… also einige Pferde werde ich auf jeden Fall verkaufen.”, meinte Caleb dann. “Aber nicht die Besten.”, fügte ich an und er nickte. “Das wäre dumm.”, antwortete er mir gefasst, gar nicht mehr wütend oder beleidigend.
      “Ich glaube ich muss eine Weile darüber nachdenken…”, sagte ich dann und stand auf, sah zum Fenster raus und schaute den Mitarbeitern zu, wie sie die Pferde auf die Koppeln brachten. Als ich mich umdrehte, stand Caleb hinter mir. “Nein. Musst du nicht. Du hättest schon viel früher nachdenken sollen.”, meinte er, noch immer gefasst. “Es scheint, als hätte ich keine andere Möglichkeit mehr?”, fragte ich in die Runde und Caleb als auch Ylvi schüttelten den Kopf. “Du wirst ja nicht rausgeworfen.”, lachte Caleb und klopfte mir auf die Schulter. “Du bekommst nur… weniger Aufgaben.”, meinte er und ich nickte. “Also gut…. Caleb O’Dell. Die gehört ab sofort die Blakes Crow Meadow Ranch. Sieh es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.”, sagte ich und schüttelte seine Hand. “Ein Weihnachtsgeschenk mit vielen Schulden.”, sagte er, fing dann aber auch an zu lachen und schaute zu Ylvi rüber, die auch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht hatte. “Meine erste Amtshandlung wird sein, dass wir drei uns zum Abendessen in der Bar von Louis in Albuquerque treffen, sieben Uhr, und dort über das weitere Schicksal gemeinsam entscheiden.”, sprach Caleb und ging zur Tür. “Und jetzt… an die Arbeit. Die macht sich nicht von alleine.”, meinte er und verschwand aus der Tür.
      “Puuuh…”, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl hinter dem Papierberg fallen. “War das das richtige?”, fragte ich Ylvi und senkte meinen Kopf wieder auf meine Hände.

      Ylvi
      Ich zuckte mit den Schultern. “Das ganze hätte schlimmer laufen können.” dann klopfte ich auf den Tisch, sah wie Bellamy den Kopf hob. “Außerdem..um deine Worte zu zitieren. Vielleicht ist es das was Caleb gesucht hat? Du hast es ihm gewünscht. Erinnerst du dich?” Bellamy , immernoch besorgt drein blickend, lächelte allerdings. Die Narbe in seinem Gesicht verzog sich deutlich dabei. “Touché” Ich zuckte die Schultern dazu, lächelte. Ja vielleicht war das ein Weg um Caleb von der inneren Unruhe abzulenken die ihn von Zeit zu Zeit befiel.
      “Gut..ich würde sagen...du machst schonmal eine kleine Liste fertig für Pferde die zum Verkauf stehen. Ich werde derweil mein Zimmer im Gästehaus wieder beziehen. Ich brauche keine ganztags Betreuung mehr, ich vermisse mein eigenes Bett. Anschließend komme ich wieder rüber um dir beim abheften der Dokumente zur Hand zu gehen. Dann können wir Caleb heute Abend eine Übersicht der Finanzen geben...sowie der Sachen die noch fehlen. Deal?” Bellamy sah sich auf seinem Schreibtisch um, der sich schon deutlich geleert hatte. “Vielleicht sollte Caleb sich überlegen dich als Chef mit ins Boot zu holen, du scheinst zum Sklaventreiber geboren.” Es war ein Witz, das merkte ich sofort, ich streckte die Zunge heraus. Anschließend machte ich mich auf den Weg meine wenigen Habseligkeiten im Gästeraum zusammen zu packen. Ich ließ das Haupthaus gern zurück. Ich hatte die Ruhe des Gästehauses vermisst, meine kleine Oase der Ruhe. Ich gabelte Laurence im Flur auf. “Laurence? Kannst du mir eben bei der Tasche helfen? Für mich geht es vorerst wieder zurück ins Gästehaus.” “Klar, gib her.” “Sag mal, ich hab ein wenig heute morgen mitbekommen...wie schlimm ist es?” wir gingen langsam hinüber zum Gästehaus. “Es wird ein paar Veränderungen geben...das bleibt nicht aus. Aber mach dir vorerst keine Sorgen. Bellamy und Caleb schaukeln sich schon zusammen.” Laurence zog die buschigen Brauen zusammen. “Das wird ja auch mal Zeit!” brummte er schließlich. Ich lächelte in mich hinein...wahr wohl nicht schlecht. Laurence trug mir die Tasche bis hinauf in mein Zimmer, stellte sie vor dem Bett ab. ich bedankte mich bei ihm. Bevor Laurence das Zimmer verließ verweilte er kurz im Türrahmen. “Junge Dame...ich würde fast behaupten es war Gottes Segen das er sie zu uns geschickt hat. Wer weiß, vielleicht hat Verena das aus dem Himmel für uns eingefädelt. Jemand wie du hat uns auf der Ranch gefehlt...die gute Seele.” damit verschwand er aus der Tür. Ich blieb ein wenig erstaunt zurück. Laurence war ein guter Kerl, ich wusste das er schon auf der Gips Reminder Ranch gearbeitet hatte. Seine Bezeichnung der guten Seele schien mir allerdings etwas bizarr. Ich half nur Freunden aus...viel mehr noch...alle Chaoten waren im Laufe der letzten Monate einfach zum Teil meiner Familie geworden. Unfassbar das ich noch nichtmal ein Jahr hier war!

      Caleb
      Draußen atmete ich einmal tief durch. Hui, die Ranch gehörte nun mir. Noch nicht offiziell, aber bald würde sie komplett mir gehören, mit allen Pferden, allen Mitarbeitern und allem drum und dran. Ich wünschte mir schon seit Jahren eine eigene Ranch, aber jetzt so plötzlich eine zu besitzen? Unbeschreiblich. Ich atmete noch einmal tief durch und ging in den Stall, um Murphy beim Boxen misten zu helfen. Er schwieg, gut für ihn. Ein paar fragende Blicke flogen zwar zu mir rüber, aber er fragte mich nichts. Als ich damit fertig war, sattelte ich mit Vulture und ritt zu Connor, der den Zaun reparierte. Ich ging ihm kurz zur Hand, so dass wir schnell zurück zur Ranch reiten konnten. “An das Kraftfutter habt ihr ja heute Morgen auch gedacht, oder?”, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. “Frag Cayce, keine Ahnung.”, ich rollte mit den Augen. Also ritt ich quer über die Ranch, um Cayce zu suchen, den ich schließlich auf dem großen Reitplatz fand. “Hey Cayce, das Kraftfutter habt ihr heute Morgen ja verteilt, oder?”, fragte ich ihn und er nickte. “Klar, ist erledigt. Habs auch schon für heute Abend gemischt.” “Gut, ich bin heute Abend mit Bellamy und Ylvi weg, einige Dinge regeln.”, sagte ich und er nickte.
      Jetzt musste ich nur noch Laurence finden. Ihm wollte ich die Ranch heute Abend überlassen, wenn ich nicht da war. Vulture sattelte ich ab und brachte auf einen der Paddocks. Dort machte er sich sofort wieder über das Heu… Mist, das Heu! Ich fluchte, lief zum Haus und stürmte in Bellamys Büro, wo auch Ylvi saß und ihm zu helfen schien. “Das Heu? Kam es? Wo ist es? Ich hab keinen Anhänger gesehen.” Nervös schaute ich auf meine Uhr. “Alles erledigt Caleb. Cayce und die anderen haben es schon abgeladen.”, erklärte er mir und ich nickte. “Okay… dann ist es ja gut. Ich bin dann mal Füttern, und dann können wir auch schon fast wieder los.”, erklärte ich und verschwand wieder. Im Stall fing ich an, das Heu in die Boxen zu verteilen. Als ich damit fertig war, lief mir auch Laurence vor die Füße. “Hey, du müsstest heute Abend auf die Ranch aufpassen. Bellamy, Ylvi und ich sind in Albuquerque und müssen einige Dinge regeln.”, erklärte ich ihm und er nickte, stellte aber keine weiteren Fragen. “Ich hoffe ihr bekommt das hin.”, meinte er und verschwand dann wieder. Im Stall war ich nun fertig, weshalb ich schnell duschen ging, mich fertig machte, meinen Notizblock schnappte und zum Auto ging, wo ich auf Bellamy und Ylvi wartete. Bellamy ließ nicht lange auf sich warten und auch Ylvi erschien nach einer Weile.

      Ylvi
      Ich hatte mein Tablet mit in die Tasche gestopft...einige Notizen würden sicherlich nicht schaden. Ich freute mich auf die Bar, ich war lang nicht mehr drin gewesen. Andererseits würden wir dort auch eine ruhige Ecke vorfinden, sicherlich gab uns Louis eines der kleineren Hinterzimmer. Diese nutzte er oft für geschlossene Veranstaltungen.
      Caleb stand an seinem Pick-Up. Vorn hatten tatsächlich drei Leute Platz, also warf ich die Tasche auf den Rücksitz, rutsche bis an den Fahrersitz und Bellamy setzte sich direkt daneben.
      Im Sandwich eingeklemmt zwischen Caleb und Bellamy fuhren wir also nun knapp eine Stunde in Richtung Albuquerque. Louis Bar befand sich im Speckgürtel der Stadt, eigentlich hatte ich bisher angenommen dieser Teil war nicht einmal Part von Albuquerque. Wobei das jetzt wahrscheinlich auch keine Rolle spielte. Calebs Blick ging nach vorn auf die Straße. Die Situation war irgendwie seltsam. Das Radio war kaputt. Also begann ich einfach zu erzählen womit Bellamy und ich uns heute beschäftigt hatten. Kontoauszüge sortiert, alle nötigen Zahlungen getätigt. “Ich hab die Daten alle mal digitalisiert auf meinem Tablet. Dann haben wir nebenbei eine gute Basis mit der du arbeiten kannst.” klar Daten konnten verloren gehen. Ich wusste auch das Caleb nicht unbedingt Technik Affinitäten teilte...aber ein Haufen Blätter zu sortieren, im schlimmsten Falle zu verlieren. Sonderlich nützlich erschien mir das ganze nicht. “Wir haben außerdem einen Anwalt ausfindig gemacht, der zwischen Weihnachten und Neujahr zur Ranch kommt um die Papiere offiziell zu übertragen.”

      Caleb
      Die Fahrt über war ich relativ still, hörte Ylvi zu und nickte hin und wieder. „Ich habe mir auch schon Gedanken dazu gemacht, welche Pferde wir verkaufen sollten. Ylvi du hast doch die Liste aller Pferde auf deinem Tablet? Auch die von O?“, sie nickte. „Gut.“, erwiderte ich und parkte mein Auto vor der Bar. Wir gingen hinein, wurden von einem freundlichen Louis begrüßt und sofort in eines der hinteren Zimmer geführt. Wir redeten eine Weile, besprachen sinnloses, waren vertieft in belangloses, als die Tür aufflog und niemand anderes den Raum betrat, als Octavia. “Da bist du ja endlich.”, grummelte ich, stand auf, und umarmte sie kurz. Auch Ylvi und Bellamy taten es mir gleich. Bellamy schien verwundert. “Ich wusste nicht, dass du auch kommst.”, sagte er zu ihr und zog ihr einen Stuhl vom Tisch, damit sie sich setzen konnte. “War auch eher eine spontane Idee von mir. Wenn sie jetzt zu uns zurückkommt, sollte sie sich auch einbringen. Schließlich will O ja auch Pferde verkaufen.”, erklärte ich und Octavia nickte. “Genau, aber lasst uns erst was essen.”, trällerte sie und ich lachte kurz. Irgendwie hatte ich diesen gut gelaunten Vogel vermisst.
      Wir bestellten Essen, was uns Louis auch schnell brachte. Erneut drehte sich das Gespräch um belanglose Dinge, ehe ich das Wort erhob. “Ich habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht, was ich mit einer eigenen Ranch machen würde.. wo sie sein sollte, was sie verfolgen sollte, womit ich mein Geld verdienen würde…”, alle starrten mich an. “Dass Pferde weg müssen ist mir ganz klar, wir haben eh zu viele, die nur fressen und sonst nichts tun… in meinen Augen muss sich eine Ranch durch die Pferde quasi von selbst tragen.”, erklärte ich ihnen und hatte nun wirklich die gesamte Aufmerksamkeit von allen in diesem Raum erlangt. “Ich dachte daran, wieder zurück nach Kanada zu gehen. Ich habe mir im Internet schon Gelände angeschaut, zwei stehen zur Auswahl. Beide wieder in der Nähe von Calgary und Okotoks.” Ich sah ein wenig Panik in Bellamys Gesicht. “Zurück nach Kanada?”, fragte er unsicher und ich nickte. “Ich kenne keinen besseren Fleck auf diesem Planeten, um Pferde und Rinder zu züchten. Ja, Rinder gehören auch zu dem neuen Plan.” Bellamy nickte. “Es ist.. deine Ranch.”, murmelte er kleinlaut doch ich schüttelte den Kopf. “Ich sage nur, wie ich es mir vorstelle… außerdem… wir haben viele gute Westernpferde, die nicht mehr, oder noch nicht im Sport laufen. Touristen sind immer eine gute Geldquelle. Sie könnten die Landschaft erkunden, natürlich mit einem von uns dabei, könnten bei der Rinderarbeit und bei den Pferden helfen. Die Menschen geben eine Menge Geld für sowas aus.” Einstimmiges Nicken. “Deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, alle Quarter-, Paint- und Appaloosahorses zu behalten.” “Klingt… vernünftig.”, sagte Ylvi und schaute auf ihr Tablet. “Ich habe hier eine Liste mit den Pferden, ich lese sie euch einfach mal vor. Gekörte Hengste wären demnach Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide und Hollywoods Silver Dream.” Caleb nickte. “Ungekörte Hengste wären A Shining Chrome, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Smart Lil Vulture, Whinney und Zues.” Wieder ein Nicken von Caleb. “Außerdem Nachtschwärmer und Chocolate Dream.”, fügte er an. “Ich nehme an die Fohlen bleiben auch alle?”, fragte Ylvi mich und tippte etwas in ihr Tablet ein. Ich nickte, und sie las die Namen vor: “PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash und BR Colonels Golden Gun.” “Genau. Jetzt noch die Stuten und Cielos.”, meinte Caleb und Ylvi nickte. “Cielos bleibt, dann die gekrönten Stuten Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell und Wimpys Little Devil. Nicht gekrönte Stuten sind A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und die Mixstute Striga.” Ylvi tippte fleißig Häkchen hinter die Namen der Pferde. “Dazu kommen noch Whitetails Shortcut, der Wallach von Cayce und Bittersweet Temptation, ein schwarze-weißer Paint Horse Hengst, den ich dazu gekauft habe.”, erklärte ich allen und sie nickten fleißig. “Væna fra glæsileika eyjarinar würde ich auch gerne behalten. Sie, Choco, Nachtschwärmer und Striga sind die einzigen Außenseiter, würde ich sagen, die ich fest behalten will.”, erklärte ich und sah dann zu Octavia rüber. “Genau, Ylvi tipp mal mit.”, sagte sie und nahm eine Liste aus ihrer Tasche. “Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, wen ich behalten möchte und wen ich verkaufen würde… bleiben sollen Tigres Eye, Priamos Ruffie Kincsem, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I’ve got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Culain, Empire of Grace, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS’ Snap in Style und Wildfire xx. Bei einem guten Platz wären Empire of Grace noch zu verkaufen.”, erklärte Octavia und Ylvi tippte sich die Finger wund. Ein bisschen Leid tat sie mir ja schon, aber sie war es durch ihren Job ja gewöhnt, viel an solchen Geräten zu hängen. “Jetzt kommen wir dann wohl zu den potenziellen Verkaufspferden.”, sagte Ylvi und ich nickte. “Lies einfach einen Namen vor und wir sagen pro Argumente, warum das Pferd bleiben soll, oder Kontra Argumente, warum wir es verkaufen sollen.”, erklärte ich und sah zu Ylvi. “Meine Pferde zählen wohl auch dazu, wir gehören ja auch zur Ranch und ziehen mit um. Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn bleiben auch.”, sagte sie. Wir nickten einstimmig. Wir konnten ja schlecht verlangen, dass sie ihre Pferde verkaufte. Sie hatte doch nur vier davon und alle bedeuteten ihr eine Menge. Dann gingen wir die Liste Pferd für Pferd durch.

      Behalten:
      Seattle Slew -> wird als Touristenpferd behalten, wird kastriert
      Sir Golden Mile -> Octavia möchte ihn als Rennpferd übernehmen
      Stiffler -> soll noch gekört werden und ein paar Fohlen bekommen, dann wird er kastriert werden und als Wallach für die Touristen bleiben
      Moon’s Gealach -> wird von Ylvi gekauft
      Cleavant ‘Mad Eyes’ -> bleibt als Tourisrenpferd
      Abe’s Aelfric -> wird kasteriert und bleibt dann als Touristenpferd
      Ceara Isleen -> Umschulung zum Ranchpferd, später dann als Touristenpferd gedacht
      Blazing Flame -> Octavia möchte die Stute haben
      Skrúður -> Umschulung zum Ranchpferd, evtl. ein paar Fohlen ziehen und dann kastrieren, später evtl. als Touristenpferd

      Verkaufen:
      BR Princess Peppy Gaia
      GRH’s Princess Peppy Ann
      Pocahontas
      Náttdís van Ghosts
      Thjalfe van de Jötunheimr
      Fenicio
      Lajos
      Myrkvidr
      Atlanta
      Ghost’s Phenomena
      Magic Lanijos
      Zoltaire
      Zuckerschock
      LMR Fashion Girl
      Samarra
      It’s me, Amira!
      Vin
      PFS’ Blossom Magic
      Bree
      Crimetime
      Wolfs Bane
      Natu’s Little Harley
      CHH’ Mr. Buckminster
      Ocarina of Time
      Empire of Grace
      Free Willy
      Firewalker
      Mystical Champion
      Whiskey
      Sweet Revenge

      “Das war nun doch schwerer, als ich dachte.”, sagte ich und schaute mir die Liste auf dem Tablet nochmal an. “Doch.. doch. So bin ich zufrieden.”, meinte ich und sah in die Runde. Zustimmendes Nicken. “Ich würde gerne Morgen schon nach Kanada fliegen und mir die beiden Grundstücke anschauen. Möchte jemand mit?”, fragte ich Bellamy, Octavia und Ylvi und wartete.


      Ylvi
      In meinen Gedanken hüpfe ich gerade wie Hermine auf meinem Stuhl auf und ab, Arm gereckt, Finger schnippend um zu signalisieren, das ich mit von der Partie war. Tatsächlich speicherte ich meine Datei ab, ließ das Tablet wieder in der Tasche verschwinden und sah erst dann in die Runde. Weder O. noch Bellamy schienen sich wirklich dafür zu interessieren. Ich musste nicht erst zu Caleb schauen um zu Wissen das sein Blick auf mir lag. Als ich auf sah, hatte er mich fixiert. Sein Kopf legte sich nur leicht schief, sein Gesicht mit einem Mal ein fragendes Buch. Meine Augenlider schlossen und öffneten sich bewusst, ein Lächeln um meine Lippen. Unsere stumme Kommunikation machte ihm bewusst das ich mit dabei war. “Dann würde ich sagen, nehmt ihr meinen Pick-Up zurück zur Ranch.” sprach Caleb zu den anderen beiden. Ich fischte mein Tablet wieder heraus. “Ich such dann mal nach einem Flug für dich.” ich wusste nicht wieso ich nicht uns sagte...Ich wollte nicht Preis geben das ich mit Caleb flog. Ich war nicht bereit dafür den anderen zu stecken das vielleicht mehr als das Geschäft mich mit zog. “Ylvi kommst du dann bei mir mit?” fragte Bellamy. Ich winkte ab. “Mhm..nein, also. Ich werd wohl die Nacht noch hier bei Caleb und Louis verbringen. Denke ich werd dann meinen Verbandswechsel direkt morgen im Krankenhaus machen.” “Ja gut. Dann nehm ich Bellamy in meinem Auto mit, dann lassen wir den Pick-Up hier, dann hast du einen fahrbaren Untersatz, wenn du wieder zurück willst.” bot sich O an. “Guter Vorschlag, machen wir das so.”
      Wir verabschiedeten uns von O und Bellamy, blieben allerdings vor der Bar stehen bis die Lichter verschwunden waren. “Ich werd dann mal Lilly eine SOS Nachricht schicken.” Caleb sah mich etwas verwirrt an. “Naja ich hab keine Wechselkleidung, schon gar nichts was Kanada tauglich wäre. Außerdem, den Verband muss ich tatsächlich wechseln.” “Stimmt, daran hab ich jetzt gar nicht gedacht. Gut das Louis fast meinen Kleidungsstil hat. Noch ein Bier?” “Hell yes.” damit drehten wir uns um, betraten wieder die Bar. Caleb half mir auf einen der Barhocker hinter denen Louis stand und uns beide gesichtslos ansah. Ob sich Caleb sein - keine Miene verziehen - irgendwie von ihm abgeschaut hatte? “Ihr habt fast vier Stunden meine Hinterzimmer blockiert. Das klang ja nach einer richtigen Krisensitzung.” typisch native redete er um den heißen Brei, zeigte neugierde...fragte aber nicht bohrend nach. Obwohl ich mir sicher war das es ihm auf der Zunge brannte. “Das muss dir Caleb erzählen.” ich musste derweil ein Gähnen hinter meiner Hand verstecken...und widmete mich der Suche nach einem Flug für den nächsten Tag.

      Caleb
      Das war… anstrengend gewesen. Ich nahm das Bier von Louis entgegen und legte meinen Kopf einmal in meine Hände. Auch an mir nagte mittlerweile eine ziemliche Müdigkeit. Als ich den Kopf wieder hob, sah mich Louis noch immer fragend an. “Oh Louis, wo soll ich anfangen... “, murmelte ich und sah seine nach oben gezogenen Augenbrauen. “Also gut…”, setzte ich an und erzählte ihm alles, was seit heute Morgen passiert war.
      Als ich zu Ende erzählt hatte, war meine Bierflasche auch am Ende angekommen und Louis hatte mir lautlos eine Neue hingestellt. “Das klingt…”, fing er an, bediente einen Kunden, davon gab es schließlich genug hier, und setzte dann wieder an: “Das klingt.. nach viel Arbeit und vielen Veränderungen.” “Ja.. so ist es.”, sagte ich und schaute zu Ylvi, die noch immer nach Hotels und Flügen schaute. Ob sie wohl schon etwas gebucht hatte? “Nach Calgary, am Besten. Die beiden Höfe sind einmal circa 30 Minuten und einmal 45 Minuten von da weg.”, erklärte ich und sie nickte. “Und dann zieht ihr alle von hier weg?”, fragte Louis nach einer Pause. “Ich… denke ja, dass sie alle mitkommen… es wird mir so fehlen, dich nicht mehr so nahe bei mir zu haben.”, sagte ich zu ihm und wurde doch etwas sentimental. “Hey, noch bist du nicht weg, Junge.”, sagte er und haute mir über die Theke einmal gegen die Schulter. “Noch bist du hier und trinkst mein Bier… was du übrigens mal bezahlen könntest…”, merkte er an und ich lachte. “Ich will gar nicht wissen, wie viel Geld ich schon hier gelassen habe.” Auch Ylvi lachte nun. Wir schauten uns an und schienen das Gleiche zu denken. “Oder wie viel Geld wir schon für Bier ausgegeben haben, was wir dann im Gästehaus auf der Ranch getrunken haben.”, sagte sie und Louis und ich stimmten in ihr Lachen ein. “Ach bevor ich es vergesse, kannst du mir ein paar Hemden und Hosen leihen?”, fragte ich Louis und er schüttelte nur grinsend den Kopf. “Klar, ihr schlaft dann bestimmt hier?”, fragte er und wir nickten. “Waschté, ich bring dir morgen früh etwas vorbei. Aber bezahl wenigstens das Zimmer…”, brummelte er und ich rollte mit den Augen, nahm meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und bezahlte es im jetzt sofort. Ylvi machte Gestiken auch etwas davon zu bezahlen, doch ich winkte ab. “Das in Calgary wird teurer, ich denke wir schaffen nur eine der beiden Ranches am Tag. Es gibt viel zu sehen und anzuschauen. Da kannst du dich finanziell beteiligen.” “Okay.”, meinte sie und steckte ihren Kopf wieder über den Bildschirm.

      Ylvi
      Etwa nach 20 Minuten hatte ich alles unter Dach und Fach. Louis war gerade verschwunden um die Vordertür abzuriegeln. Die Bar hatte jetzt offiziell geschlossen. “Ich hab uns in Calgary ein Hostel gebucht, einfach...aber auch preiswert. Da wir eh den ganzen Tag unterwegs sind, wird das seinen Zweck erfüllen. Morgen früh gegen 8 kommt Lilly mit ein paar Sachen für mich vorbei. Um 12 geht der Flug...am besten geht es schon etwa 10 Uhr zum Flughafen. Dann haben wir genug Zeit um das Gepäck abzugeben. Ich hab uns bereits online eingechekt, dann sparen wir uns das vor Ort. “ dann nahm ich zwei große Schluck meines Bieres und hielt Caleb den Rest hin. Ich trank auch immer wieder mit, aber sonderlich viel dann auch wieder nicht. Irgendwie hatte es sich da eingeschlichen das Caleb den Rest davon trank.
      Louis brachte uns in das schlichte Zimmer im Dachgeschoss. “Ich würd fix noch die Couch fer…” Caleb fiel ihm ins Wort. “Lass mal...geht schon so.” Louis gab keinen Kommentar, doch ein breites Lachen auf seinen Lippen schien sich der Lakota nicht verkneifen zu können. Dann verschwand er aus der Tür...ich ließ mich auf das Bett sinken, direkt auf den Rücken. “Was für ein Tag.”

      Caleb
      Louis verschwand und Ylvi legte sich auf das Bett. Ich wollte es ihr gleichtun, blieb jedoch stehen und zog meine Sachen aus. Erst dann legte ich mich auf das Bett und unter die Decke. “Ja, der Tag hat mich auch ziemlich fertig gemacht.”, sagte ich zu Ylvi, die aufstand und sich ebenfalls auszog, um dann zu mir unter die Decke zu kommen. Es dauerte wirklich nicht lange, da waren wir eingeschlafen.
      Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Ylvi einen Wecker gestellt hatte. Ich brummte, drehte mich um und legte mir das Kissen über den Kopf. So fertig war ich schon lange nicht mehr gewesen. Auch Ylvi schien nicht wirklich begeistert davon, aufzustehen. Nachts war ich immer wieder aufgewacht und hatte eine Weile nicht mehr einschlafen können, so viele Gedanken waren in meinem Kopf hin und her gekreist. Langsam richtete ich mich jedoch auf, zog zumindest meine Hose an und öffnete die Tür, denn ich dachte, ich hätte etwas gehört gehabt. “Oh schau mal, unsere Sachen.”, sagte ich zu Ylvi und hob die beiden Reisetaschen auf. Diese schmiss ich aufs Bett, öffnete sie und schob dann die Tasche mit der Frauenkleidung zu Ylvi rüber, die sich mittlerweile auch aufgerichtet hatte. Aus meiner Tasche nahm ich ein Hemd, zog es an und stopfte mein altes Hemd vom Boden in eine Ecke der Tasche. “Louis scheint das hier abgegeben zu haben. Lilly wollte mir ja noch helfen.”, schlussfolgerte Ylvi und ich nickte. Dann klopfte es wirklich an der Tür. Ich öffnete, bat Lilly herein und verschwand für die Zeit nach unten, während die Beiden den Verband wechselten. Eine ganze Weile unterhielt ich mich mit Louis, ehe Ylvi und die Kleine mit den Taschen die Treppe herunter kamen. “Hab alles eingepackt.”, sagte Ylvi zu mir und ich nickte. Wir verabschiedeten uns von Louis und Lilly, packten alles in den Pick - Up und fuhren zum Flughafen- relativ schweigend. Auch das Warten verlief ohne große Worte, ich nickte auch einmal ein und wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Müde schaute ich in Ylvis Gesicht. “Komm, lass uns ins Flugzeug.” Wir stiegen ein, bezogen unsere Plätze und… schliefen für die nächsten sieben einhalb Stunden ein. Leider hatten wir die schöne Aussicht auf Colorado, Wyoming und Montana verpasst. Aber vielleicht würden wir es ja auf dem Rückflug schaffen, wach zu bleiben und uns die Landschaft anzuschauen.
    • Veija
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil II
      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die unsanfte Landung ließ mich hoch schrecken, ich brauchte auch einen kurzen Moment ehe ich mich orientiert hatte. Ich drückte in der enge des Flugzeuges meinen Rücken durch, dehnte meinen Nacken. Die Position halb schief auf Calebs Schulter schlafend hatte dem nicht ganz wohl getan. Die Flugbegleiter baten uns noch einige Minuten zu warten, wir hatten den Flug knapp 20 Minuten zu früh erreicht. Das Bodenpersonal schien sich aber bereits zu sammeln.
      Caleb schien auch wach geworden zu sein, ähnlich wie ich rieb und dehnte er sich den Nacken. Da wir nur Handgepäck hatten konnten wir nach verlassen des Gates direkt in Richtung Ausgang verschwinden. Dort suchten wir uns ein Taxi. Durch die Zeit hier mit der Gips Reminder Ranch, hatte Caleb eine alte Bekanntschaft ausfindig gemacht. Sie würde uns für die nächsten drei Tage die wir hier blieben ihren Wagen leihen.
      Die Frau die uns entgegen kam, trug Stiefel...aber nicht nur Stiefel. Sie gingen ihr bis über das Knie. Es verlängerte ihre Gestalt, sie hatten auch einen knapp 10 cm hohen Absatz. Ein kurzer, also wirklich kurzer Rock. Die Jacke mit weitem Plüsch besetzt...Ich zuckte zusammen als ich ihr Gesicht sah. Hui..mit Schminke hatte sie nicht gespart. Caleb hüstelte, als sie mit einem “Juuuhu Caleb.” auf uns zu gestöckelt kam. Ich war mir ziemlich sicher...die sah nicht nur aus wie ein Rodeohäschen, sie war sicherlich eine. Sie zog Caleb zu ihrer Brust, küsste ihn auf die Wange, auf denen der Abdruck ihres Lippenstiftes zurück blieb. “Ylvi..das ist Monique.” Ich hatte fast erwartet, sie würde mich mit einem Bitch-please Blick mustern. Stattdessen kam sie vor mich, überragte mich dabei locker um beinahe zwei Köpfe. Mich zog sie allerdings auch in eine Umarmung, küsste mich auch auf die Wange. Schien also nicht ihre spezielle Caleb Begrüßung zu sein. Oder sie wollte nicht das ich mich schlecht fühlte.
      Sie gab Caleb einen Schlüssel in die Hand, ein rosa Einhorn hing daran. Anschließend führte sie uns zu ihrem Wagen. Es handelte sich um eine schwarze Dodge. Ich blieb kurz einen Moment verdutzt stehen. Den Wagen hatte ich der drallen Monique nicht zugestanden. Das bewies allerdings wieder - Urteile nicht vorschnell. Vielleicht kleidete sie sich auch einfach nur gern..wie sie eben gekleidet war? Caleb und sie unterhielten sich noch ein wenig, er gab mir schonmal den Schlüssel. Mit den Taschen stiefelte ich also in Richtung der Kofferklappe, öffnete und erstarrte. Ich spürte förmlich wie sich meine Netzhaut weg ätzte als ich das Innenleben erblickte. Rosa..pink...und zwar alles vor mir. Das bisschen das ich vom Armaturenbrett sah, die Ledersitze...der ganze verdammte Kofferraum. Ich warf das Zeug rein. Monique wünschte Caleb alles gute. “Dann bis in drei Tagen.” erwiderte er. Ich gab ihm die Schlüssel wartete bis sie fort war. “Monique also, ja?” meinte ich spöttisch, sah ihr hinterher. “Ich hab nie behauptet das ich Geschmack hatte als ich jünger war.” ich lachte ein wenig. “Warte bis du die Inneneinrichtung zu Gesicht bekommst.” klopfte auf seine Schulter, lachte und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Als ich sie öffnete stand da ein vom Donner gerührter Caleb, ungläubig auf das Innere blickend. Von hier aus hatte ich mehr Blick auf die Einrichtung...der Schalthebel...sogar die verdammten Pedale...rosa oder Pink. “Na? Doch lieber einen Wagen mieten?” Caleb schüttelte langsam den Kopf, schluckte. “Na immerhin ist er von außen schwarz.” scherzte er, nicht ganz ernst.
      Damit stiegen wir also in den Wagen, mein Tablet in der Hand, half ich ihm dabei aus der Stadt heraus zu finden. “Gut das du den Kasten bei hast, die genaue Richtung krieg ich sicherlich nicht mehr zusammen.” dann schwiegen wir wieder eine Weile. Ich konnte nicht umhin, mein Handy zu zücken und ein Foto von Caleb hinter dem rosa Lenkrad zu machen. “Wehe das landet im Chat für die Ranch.” ich grinste ihn an…”Huups.”

      Caleb
      Ich starrte wütend zu Ylvi rüber. Bing...bing...bing… Machte es bei unseren beiden Handys. Ylvi starrte auf Ihres und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich kramte meins aus der Tasche und schaute auf das Display. ‘Hübsch Caleb, steht dir.’, stand da von Bellamy. ‘Oh Caleb, ich wusste ja dass du strange bist.. aber das hätte ich nicht erwartet.’, stand da von Octavia. ‘Caleb was geht denn bei dir?!’, hatte Cayce geschrieben. ‘OMG CALEB!’, schrieb Betsy. Wir hatten auf dem Hof zwei WhatsApp Gruppen, einmal mit, und einmal ohne Betsy. In der ohne das Mädchen wurden manchmal ganz andere Dinge geschrieben. “Na danke dafür.”, sagte ich zu Ylvi, starrte sie noch einmal wütend an und startete dann den Motor. “Ich dachte wirklich Monique wäre über diese Phase hinweg…”, grummelte ich in mich hinein und fuhr auf den Highway.
      Morgen würden wir uns die Ranch anschauen, heute würde es zeitlich zu knapp werden. Eine Ranch kaufte man nicht in einer Stunde. “Hast du Lust noch was essen zu gehen?”, fragte ich Ylvi, als ich in die Straße des Hotels einbog. Sie nickte. “Vorher noch etwas frisch machen?”, sie nickte wieder. “Na gut.”, murmelte ich. Meine Wut war verflogen, etwas witzig war das Auto ja schon- und das Bild würde uns immer an diesen Trip hier erinnern.
      Ich parkte das Auto im Parkhaus und wir stiegen aus, gingen zur Rezeption, checkten ein und gingen auf unser Zimmer. “Mach du dich zu erst fertig.”, sagte ich zu ihr und Ylvi verschwand im Bad. Wir hatten beide keine sonderlich schicke Kleidung dabei, weshalb wir uns auch nicht großartig umzogen. Als Ylvi fertig war ging auch ich ins Bad und machte mich ein wenig frisch. “Na dann lass uns essen gehen, sagte ich zu ihr und ließ tatsächlich meinen Cowboyhut auf dem Bett liegen. “Nimmst du den nicht mit?”, fragte Ylvi mich und ich schüttelte den Kopf. “Ich muss ja nicht schon wieder direkt auffallen.”, sagte ich zu ihr. Bei dieser Aussage dachte ich an mein Auftreten im Krankenhaus und die klirrenden Sporen. Mit der verwaschenen blauen Jeans und den Westernstiefeln würde ich hier bei genauerer Betrachtung zwar auch auffallen, aber nicht so sehr wie noch mit dem Hut. Wir stiegen ins Auto, fuhren zu einem Restaurant ganz in der Nähe, ein bisschen kannte ich mich ja hier noch aus, und parkte dort auf dem Parkplatz. Wir gingen rein und bekamen tatsächlich noch einen Platz. Dort bot ich Ylvi einen Stuhl an und setzte mich ebenfalls an den Tisch.

      Ylvi
      Ich rieb meine Hände aneinander, setzte mich schließlich auf sie - es waren -6 Grad...und mein Körper hatte sich noch nicht an die Kälte gewöhnt. Das war tatsächlich eine Tatsache die mir Caleb wirklich mal erklären musste. Wieso zum Teufel Kanada? Das einzige was ich von diesem Staat wusste waren: ne Menge Schnee, irgendwas mit Ahorn und natürlich eine unfassbare Artenvielfalt an Tieren. Darunter Wölfe, Elche, Rentiere und natürlich auch Bären. Ich konnte Schnee nicht ausstehen. Klar so Winterritte hatten schon was...aber Schneechaos, Schnee schippen. Ich hatte mich zwischendurch schonmal gefragt was mich da geritten hatte. War ich nicht zur Blakes Crow Meadow gekommen, eben weil sie in New Mexico war? Tja, da hatte sich innerhalb weniger Stunden mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Und mein blöder Witz war es auch noch gewesen, der Bellamy auf die fixe Idee gebracht hatte Caleb die Ranch zu überschreiben. Ich hatte sogar gemeint ein Umzug sei sicherlich nicht schlecht. Und jetzt waren wir hier...in Calgary. Die nächsten Tage schauten wir uns zwei der potentiellen Ranches an. Wahnsinn.
      “Jetzt wo wir unsere Ruhe haben. Erzähl mir doch mal wieso es eigentlich nach Kanada geht. Soweit ich weiß bist du nicht hier geboren? Was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”

      Caleb
      Wir saßen beide am Tisch, hatten uns ein wenig umgesehen und auch schon Essen bestellt. Die Kellner hier waren wirklich fix und hatten uns schnell bedient, so dass wir nicht lange hatten warten müssen. Als Ylvi mir eine Frage stellte seufzte ich kurz und ließ meine Gabel sinken. Ja, warum eigentlich? Dass ich mich einfach nicht von diesem Land und von der Erinnerung an Verena trennen konnte würde ich ihr wohl kaum verraten.
      “Nein, geboren bin ich hier nicht aber ich bin durch das Rodeo viel gereist, habe viel gesehen und war auch sehr oft in Kanada, mal auf kleinen, mal auf großen Rodeos… dann habe ich Verena kennen gelernt… und habe mich noch mehr in dieses Land verliebt.”, gestand ich ihr und aß weiter, ich ließ mir Zeit mit dem Antworten, wollte meine Aussagen mit Bedacht auswählen. “In der Zeit auf der Gips Reminder Ranch habe ich viel erlebt, bin viele Pferde geritten und viele Turniere gegangen, hier und auch in ein paar Staaten in den USA. Montana und Wyoming zum Beispiel habe ich oft mit Pferden besucht, aber die Landschaft hier in Alberta? Die grünen, weitläufigen Wiesen, kaum Zäune und wenn, dann kilometerweit entfernt…”, ich sah Ylvis Blick und wusste genau, was sie dachte. Genau das gab es auch in Staaten der USA. Weitläufige, grüne Wiesen und auch alles Andere… “Ich weiß nicht.. kennst du das nicht, dass man sich in etwas verliebt und gerne dort hin zurückkehren möchte? Natürlich nicht genau zurück.. aber in das Land schon?”, fragte ich sie und sie nickte. “Und was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”, fragte sie mich dann und wieder musste ich überlegen. “Sie soll weitläufige Koppeln haben, wir brauchen aber auch für jedes Pferd eine Box. Es müssen nicht immer alle Pferde im Stall stehen, aber hier kann der Winter teilweise ziemlich hart werden und dann bräuchten wir für jedes einen warmen Platz. Außerdem möchte ich gerne Rinder halten.. Whiteface.. wer hätte es gedacht.”, erklärte ich und sie lachte. “Ja, wer hätte gedacht, dass du dir Kühe mit einem weißen Kopf kaufst.”, zog sie mich auf. “Außerdem brauchen wir große, gute Reitplätze und am besten eine oder zwei Hallen, um die Pferde ordentlich trainieren zu können… und Bungalows… oder kleine Mitarbeiterhäuser… aber das kann man ja alles noch bauen.”, erklärte ich ihr und sah sie an. “Also so richtig… weiß ich noch nicht was ich möchte. Also ich weiß es schon, aber ich kann mich nicht entscheiden, was ich wichtiger finde.”

      Ylvi
      Caleb wählte seine Worte mit Bedacht. Es schien als kaue er auf ihnen herum, ehe sie seine Lippen verließen. Nicht als fiele es ihm schwer sie auszusprechen. Vielmehr beschlich mich das Gefühl als wolle er mich schonen. War es das? Ich legte leicht den Kopf schief, beobachtete seine Haltung die offen war. Doch seine Hand spielte mit dem Ende der Gabel. Wunderlich was mir nach all der Zeit mit ihm auffiel. Es gab keine Illusionen.. natürlich, die Antwort die er mir gab war richtig, aber da war noch etwas anderes. Um mich abzulenken konzentrierte ich seiner zweiten Antwort zu lauschen, nahm die Worte wahr... allerdings entschlüpften sie mir durch das andere Ohr nach draußen. Ich hörte nur Koppeln, Boxen...Halle... Training.
      In Gedanken jedoch war ich noch bei der ersten Frage. Wieder war ihr Name gefallen, Verena. Natürlich war er das..hier hatte alles begonnen für ihn. Wie Louis es mir damals auf dem Berg gesagt hatte..Verena hatte alles für ihn geändert. Damit hing sein Herz, ein Teil seines Bewusstseins nicht nur an ihr,sondern auch an dem Land das für ihn einiges verändert hatte. Es fiel mir schwer mein wehmütiges Seufzen zu unterdrücken. Ich würde vielleicht ewig in ihrem Schatten stehen. Dann erinnerte ich mich an Laurence Worte..die gute Seele der Ranch. Vielleicht hat Verena dich für uns hierher geführt.
      Ob er wohl Recht hatte? Mir gefiel der Gedanke das sie aus der Anderswelt in diese blickte und den Nornen vielleicht etwas Zugeflüstern hatte. Laurence hatte von Gott gesprochen, für mich spielte er weniger eine Rolle als die Götter des Nordens..aber vielleicht war er einfach nur eine andere Bezeichnung für meinen Allvater? In Bellamzs Büro hatten Bilder von ihr gehangen. Für mich würde Verena auf ewig ein Geist bleiben von dem wenige sprachen. Ich beugte mich ein wenig vor, sah Caleb an, fasste nach seiner Hand. “Tut mir Leid..deine zweite Antwort wirst du mir nochmal geben müssen. Kannst du mir von ihr erzählen? Jeder erwähnt sie, für mich ist sie nur ein Geist. Ich könnte Bellamz oder O. fragen...aber,ich weiß nicht. Ich würde es gern von dir wissen. Ich hätte gern ein Bild von ihr, mehr als nur Bruchstücke.” das konnte nach hinten los gehen, furchtbar schief gehen. Aber ich wollte offene Karten zwischen uns... er verhielt sich stets Loyal,das war einer seiner besten Eigenschaften. Daher fügte ich noch hinzu “Ich hoffe du weißt, dass du offen mit mir sprechen kannst. Du musst mich nicht schonen.” Ich lächelte aufrichtig in seine Richtung. Wir waren kein Paar, er hätte das Recht sich der Antwort zu entziehen. Ich wollte nicht zu forsch sein, es war kein Befehl...eine offene Bitte vielmehr.

      Caleb
      So langsam waren wir fertig mit Essen, als mir Ylvi eine Frage stellte, die ich nicht so ohne weiteres beantworten konnte. “Lass uns nicht hier über sie sprechen.”, erklärte ich ihr und schien sie für den Moment befriedigt zu haben, denn sie hakte nicht weiter nach. Wir sprachen über dieses und jenes, blieben jedoch bei Gesprächen über Pferde und Ranches. Wir teilten uns noch die Eiskugeln zum Nachtisch, denn eine ganze Portion hätten wir beide nicht mehr geschafft, bezahlte jeder von uns die Hälfte der Rechnung und wir gingen zurück zum Auto, womit wir wieder ins Hotel fuhren und auf unser Zimmer gingen. Man sah uns beiden an, dass wir wirklich geschafft vom Flug waren. “Und du willst ihre Geschichte wirklich jetzt noch hören?”, fragte ich Ylvi und sie nickte überschwänglich. “Ja.”, war ihre Antwort und ich nickte, schwieg jedoch eine ganze Weile, während sie mich gebannt ansah und darauf wartete, dass ich etwas sagte.
      “Verena war… eine Visionärin.”, fing ich an und überlegte dann weiter. “Ich glaube sie hatte ihr Leben schon bis zum Tod durchgeplant und den Pferden gewidmet. Sie hat stets in allem das Gute gesehen und nicht nur zweite, sondern auch dritte und vierte und fünfte Chancen gegeben, auch was mich angeht. Nicht umsonst hat sie mir eine Ohrfeige verpasst, mich gefeuert und vom Hof geschmissen, als ich ihr sagte, Zues wäre unbrauchbar und ich hätte ihr doch gesagt, dass sie es bei ihm zu nichts bringen würde…Sie hat mir mehr als einmal einen Fehltritt verziehen und mir wieder ihr Herz geöffnet.”, erklärte ich ihr weiter und sah in ihren Augen etwas aufblitzen. “Hasst du Zues deshalb?”, fragte sie mich doch ich schüttelte den Kopf. “Ich hasse ihn nicht.. ich gebe ihm nur irgendwie die Schuld an allem, auch wenn er absolut nichts dafür kann.” Ylvi nickte. “Die vielen Chancen hat sie also den Pferden und den Menschen gegeben. Zues, Raised from Hell, Wimpys Little Devil… alles so hoffnungslose Fälle. Aber schau dir Hell und Devil heute mal an… was sie bei ihnen erreicht hat… nur zu Zues konnte sie nie durchdringen.. und jetzt kann sie es nicht mehr. Aber abbringen ließ sie sich von nichts, dieser Sturkopf der immer seinen Willen durchsetzen musste. Nichts und niemand in der Welt hätte sie dazu gebracht, eines der Pferde aufzugeben. Sie hatte eine gute Seele und liebte die Pferde über alles.”, wieder nickte Ylvi. Was sollte sie auch groß dazu sagen? “Mir gegenüber war sie immer ein wenig… impulsiv. Irgendwie wie ich…Ich brachte sie auch oft genug auf die Palme, mit meinen Andeutungen…. Achso, apropos Chancen.. schau dir Bellamy und Murphy und Octavia an. Alles ihr Werk. Hätte sie ihnen keine zweite Chance gegeben, was wäre wohl aus ihnen geworden? Ich möchte das auf jeden Fall auch weiterführen. Solchen Menschen eine zweite Chance geben, ihnen etwas bieten und zu etwas verhelfen.”, sagte ich und schwieg dann wieder eine ganze Weile. “Mit ihr konnte man nicht gut streiten. Sie war schnell den Tränen nahe und Enttäuschungen sah man ihr sofort im Gesicht an. Sie war jemand, der von den anderen gemocht und gut behandelt werden wollte… vermutlich konnte ich aus diesem Grund ihr Herz nie erreichen und hatte sie an Svejn verloren. Svejn ist eine andere lange Geschichte…”, seufzte ich. “Sie legte jedoch viel Wert auf meine Meinung und wurde sehr schnell unsicher, wenn ich ihr vor den Kopf stieß und ihr erklärte, wie dämlich und dumm ihre Idee war…”, wieder schwieg ich. “Sie verlangte den Pferden aber auch Leistung ab. Schau dir Bella oder Gipsy an, oder auch Choco. Oh Gott Choco!”, ich lachte. “Durch ihre Affinität zu diesem Pferd ist mir der Haflinger erst auf den Hof gekommen! Sie glaubte zwar nie daran, dass andere Rassen gut in dieser Sportart sein würden, aber irgendwie hatte sie einen Narren an diesem Hengst gefressen… und Choco ist gar nicht so schlecht im Westernsport.”, sagte ich und Ylvi lachte auch kurz auf. “Ansonsten.. ich zeige dir mal ein paar Fotos, wenn wir wieder in New Mexico sind. Dann kannst du dir sie besser vorstellen.”, sagte ich noch und überlegte. “Ich glaube, mehr fällt mir gerade nicht ein.”, meinte ich und drehte mich zu Ylvi um. Ich hatte in dem Stuhl im Zimmer Platz genommen, während sie sich auf dem Bett ausgebreitet hatte. “Hast du noch Fragen?”

      Ylvi
      Ich hatte mich auf das Bett fallen lassen, aufmerksam seinen Worten gelauscht. Der Geist füllte sich mit einer Art von Person. Mit jedem Satz den er mir gab,konnte ich mir ein besseres Bild von ihr machen.
      Er endete, schwieg kurz. In diesem kurzen Moment richtete ich mich auf. Ob ich noch Fragen hatte? Viele...aber diese musste ich nicht jetzt beantwortet bekommen. Also schüttelte ich den Kopf. “Danke.” flüsterte ich, für ihn gerade so hörbar. Ich hätte noch anfügen können, das ich wusste das es ihm schwer gefallen war. Das ich ahnte, dass ihn meine Frage erstaunt hätte. Aber in mir kam das Gefühl auch, dass dies zu viel wäre. Es bedurfte keiner Erklärungen. Über den Raum hinweg sahen wir uns einfach an, ohne zu blinzeln, dann huschte nur ein Zucken über seine Lippen, er blinzelte. Ich hatte ohne Worte verstanden, Caleb wie es schien auch. Als er sich erhob um in das Bad zu gehen, ließ ich mich wieder zurück sinken. Mir steckte der Flug in den Knochen, ein wenig tat mir doch irgendwie meine heilende Wunde weh - es begann langsam die Zeit in der sie zu jucken anfing.
      Ich unternahm wirklich den Versuch wach zu bleiben, aber meine Lider waren einfach zu schwer. Also glitt ich in das Land meiner Träume. Sie waren wirr...vollkommen wirr. Aber eine Art von Lichtgestalt die der Verena auf den Fotos wirklich unglaublich ähnlich sah, führte mich zu einem Pferd. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich auf dieses zu, schwang mich auf seinen Rücken und ritt über eine Landschaft die mir gänzlich unbekannt war. Erst zurück auf der Ranch sollte mir klar werden, das ich in meinen Träumen auf Zues geritten war. Sie würden mich nicht in Frieden lassen. An diesem Tag, in diesem Traum, entstand eine erste Idee in meinem Kopf.

      Caleb
      Als ich aus dem Bad zurückkam war Ylvi schon eingeschlafen. Ich seufzte kurz, deckte sie zu und legte mich dann ebenfalls unter die Decke. Wieder hier zu sein, in Calgary, nahe dem Ort an dem alles angefangen hatte und an dem alles hätte enden können… Meine Gedanken hielten mich fast die ganze Nacht wach. Ylvi wachte einmal nachts auf, zog sich flink um und schlief dann sofort wieder ein.
      Ich musste doch die Augen eine Weile zu gemacht haben, denn als ich von Ylvi geweckt wurde, fühlte ich mich wie vom Truck überrollt. Ich hab einen gequälten Laut von mir, richtete mich auf, stellte meine Füße auf den Boden und ließ meinen Kopf auf meine Hände sinken, die ich auf meine Beine gestützt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Ylvi mich vorsichtig. „Ja.“, meinte ich leise und fuhr mir einmal durch die Haare. „Mach du dich im Bad fertig, ich muss noch ein paar Telefonate führen.“, erklärte ich ihr und sah sie ins Bad huschen. Tatsächlich rief ich die beiden Ranchbesitzer an und klärte, welche wir heute und welche wir morgen besuchen gehen würden. Meinen Favoriten würden wir uns morgen anschauen gehen, die andere Ranch heute. Ylvi besuchte nicht sonderlich lange im Bad, so dass ich auch noch duschen gehen und mich umziehen konnte. „Frühstück?“, fragte ich sie als ich wieder herauskam. Sie nickte. „Frühstück und Kaffee…“, erwiderte ich ihr und gähnte lange.
      Als wir in Richtung Essraum gingen erzählte ich ihr, welche Ranch wir heute besuchen gehen würde und welche morgen. Dass bei der morgigen Ranch noch 30 Whiteface Kälber, Rinder und Kühe inbegriffen waren, verschwieg ich ihr mal lieber.

      Ylvi
      Da Caleb ein wenig fertig aussah, orderte ich ihn auf den Beifahrersitz und klemmte mich selbst hinter den Sitz des Fahrzeuges. Ich hatte Glück, der Sitz ließ sich nicht nur nach vorn sondern auch nach oben verstellen. Ich konnte kaum über das Lenkrad hinaus blicken. “Schaffst du das?” dabei klopfte er sich seine Hand auf die linke Brust. Ich nickte, startete den Motor.
      Starr nach Navigationsgerät fuhr ich aus Calgary heraus, nach Westen. Es waren knapp 43 Kilometer, eine Fahrt von einer guten halben Stunde. Irgendwo hinter einer Art Feriensiedlung mit dem Namen Redwood Meadows Bogen wir auf eine kleiner Straße, die es eigentlich nicht verdiente diesen Namen zu tragen. Tannen rechts, Tannen links. Plötzlich fuhren wir unter einem Eingangsschild hindurch. Vor uns befand sich tatsächlich Wald und eine Ranch.
      Begrüßt wurden wir von einen Herren der etwa in seinen 50ern sein musste. Als ich ihn auf uns zukommen sah, musste ich innerlich Lächeln. Er sah Louis ziemlich ähnlich. Er hatte schwarz, silberne Haare in zwei langen Zöpfen geflochten, trug eine große Brille. Unmissverständlich ein Native. “Mr. O’Dell?” Caleb nickte, lächelte. “Sie haben mit meinem Sohn telefoniert. Mein Name ist Jonathan Clearwater.” Wir reichten uns jeweils die Hände. Dann begann er zu erzählen, erst ein wenig über das Tal hier. “In den 40ern gab es einen großen Waldbrand, die freien Flächen die zurück blieben hat mein Stamm für sich genutzt. Sie müssen auf dem Weg hierher an dem Golfplatz vorbei gekommen sein?” “Ah, dann war es gar keine Stadt.” “Doch, schon..nur noch wenige wohnen hier. Meine Familie hat jahrelang hier auf der Farm gelebt.” Trotz des Feuers blieb ziemlich viel an Nadelwald übrig. Das Haupthaus war praktisch vor lauter Bäumen gar nicht auffindbar. Insgesamt schien es nur 3 andere Häuser zu geben, die eher Bungalows glichen. Viel Platz für Mitarbeiter...oder Gäste blieb da nicht. Das Stallgebäude hatte genau 10 Boxen, daran angeschlossen gab es zwar eine riesige Lagerhalle, die zu zwei Hallen abgetrennt werden konnten. Einen Platz jedoch suchten wir ein wenig vergeblich. Und zwischen den Wegen, immer wieder kleine lichte Orte um die man eine Wiese gezogen hatte. Hübsch war es ja...für eine Zucht und Ranchbetrieb war das ganze allerdings etwas zu waldig. Das sah man auch Caleb an. Mr. Clearwater ließ uns nach seiner Rundtour auch alles in Ruhe allein anschauen. “Stallgebäude müssten wir erneuern...irgendwo außerhalb Wiesen anpachten. Wald roden um einen Platz zu bauen, überhaupt auch einen Round Pen. Für Rinder wäre das hier auch nicht so geeignet.” zählte Caleb auf. Ich drehte mich im Kreis. “Für die Pläne die im Raum stehen ist der Ort hier nicht sonderlich geeignet.” pflichtete ich ihm bei. Nachdem wir den halben Tag hier verbracht hatten, hieß es schließlich sich von Mr. Clearwater zu verabschieden. In unserem Rosa-Traum von einem Auto gab ich nun also die andere Adresse ein. “Ich muss ganz ehrlich sein. Angenommen ich hätte tatsächlich eine eigene Ranch aufgebaut, dann wäre der Ort hier klasse. Die Landschaft, der Platz. Ich mag das Haupthaus sehr gern - ist immerhin möbliert. Ich hätte für den Anfang ohnehin wenig Pferde. In Anbetracht der Tatsache allerdings das es eben die Blakes Crow Meadow Ranch ist - wird es das hier nicht sein.” sprach Caleb währenddessen. “Gut, aber die Einrichtung war nun wirklich ziemlich old school. Ich hab ja nichts gegen alte Einrichtung, aber vieles davon hätte man wohl nicht mehr nutzen können.” “Da magst du Recht haben.”

      Caleb
      Anstatt zur anderen Adresse zu fahren fuhren wir wieder ins Hotel. Wir waren beide immer noch ziemlich geschafft, oder zumindest ich war ziemlich geschafft, so dass wir uns im Hotel etwas zu essen aufs Zimmer brachten, dort gemeinsam aßen und uns dann ins Bett legten. Wir schauten noch eine Weile eine Sendung über irgendwas mit Indianern, ehe wir den Fernseher aus machten und uns schlafen legten.
      Am nächsten Morgen waren wir beide fitter und dementsprechend auch motivierter. Wir ließen es uns gut gehen bei dem ausgiebigen Frühstück, welches uns geboten wurde, ehe ich mir hinters pinke Steuer setzte. “Es ist und bleibt stockhässlich.”, sagte ich zu Ylvi, warf ihr einen Blick zu und stieg in ihr Lachen ein. Die zweite Ranch lag etwa eine halbe Stunde südöstlich von Calgary, an einer wunderschönen Flussgabelung. Auch sah man von hier ein paar kleinere Berge und auch die großen Rocky Mountains. “Der Ausblick gefällt mir.”, sagte ich zu Ylvi und sie schien meine Meinung zu teilen.
      Wir fuhren an einem Ranchschild mit der Aufschrift “Bow River Ranch” vorbei. Dann folgte ein langer Weg, der rechts und links aus großen Koppeln bestand. “Schau mal, wie schön.”, sagte Ylvi und auch ich war begeistert von den weitläufigen Wiesen und den angrenzenden Waldstücken. Wie weit das wohl zur Ranch gehörte?
      Auf dem Gelände hielten wir vor dem Hauptgebäude. Es war in einem älteren Stil erbaut, aber keinesfalls hässlich oder urig, sondern einladend und freundlich. Es öffnete sich die Haustür und der Besitzer der Anlage kam heraus. “Hallo, ich bin Jackson Duncan.”, stellte er sich vor und schüttelte zuerst Ylvis, dann meine Hand. “Ich führe sie ein bisschen herum.”
      Schon als ich meinen Fuß in den ersten Stalltrakt setzte, war es um mich geschehen. Ich sah Ylvi an und auch sie schien die Ranch zu mögen. Verschiedene Stalltrakte, Offenställe, zwei Reitplätze, eine wirklich sehr große Halle, viel Platz, um selbst noch etwas zu bauen und zwei Round Pens. Einen etwas kleineren und einen Größeren. Ansonsten bot die Ranch viel, viel Platz. Viel Platz zum Bauen, viel Platz zum Umstrukturieren, weitläufige Wiesen und den Fluss, der teilweise überquert werden musste, um auf die anderen Wiesen zu kommen, die dazu gehörten.
      "Das beste sehen Sie gleich, doch dazu müssen wir eine Weile reiten.", sagte er und führte uns zurück zu den Autos, wo jetzt jemand mit drei Pferden stand.

      Ylvi
      Noch bevor ich hätte nach den Zügeln greifen können, nahm sie Caleb entgegen. “Mr. Duncan, auf dem Ritt werden wir leider nur zu zweit sein.” dieser ließ das unkommentiert. Ließ den Mitarbeiter aber den Braunen fort nehmen. Wehmütig sah ich zu wie sich Caleb in den Sattel schwang, seinen Rappen neben mir zum stehen brachte und mir vollkommen unnütz durch die Haare strubbelte. “Bald darfst du auch wieder.” neckte er mich. Ließ den Rappen antraben und folgte einen Pfad hinauf Mr. Duncan. Ich verschränkte die Hände vor meiner Brust. Unfair.
      Ich hatte nichtmal eine Vorstellung wie lange sie weg sein würden! Ich vertrieb mir erst die Zeit damit im Auto zu sitzen. Anschließend streunerte ich noch einmal allein über den Hof. Viele Leute gab es hier nicht, auch der Stalltrakt war bis auf drei vier Boxen nicht mehr belegt. Bow River Ranch. Ich ließ mir den Namen über die Lippen rollen. Erinnerte mich das wir vorhin an einem Fluss vorbei gekommen waren. Auf einer der Koppeln war sogar ein Bach. Ich nahm an daher rührte der Name. Nach gut einer Dreiviertelstunde klingelte mein Handy. Caleb war gerade dabei mir diverse Fotos zu schicken. Darauf sah ich Blockhütten, drei an der Zahl...Weiden..und auch dort der Bach - dieses Mal sehr viel breiter, als er hier im Tal war. Das ganze lag in einem Talkessel, auf dem Bild hätte ich nicht sagen können wie breit es war. Doch auf den Bildern konnte ich die Berghänge sehen, sie waren schroff und mit Schnee bedeckt.
      Etwa eine Stunde später kamen Caleb und der Typ der uns die Ranch gezeigt hatte wieder zurück. Ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Die Verabschiedung lief eigentlich ziemlich schnell. Ich fuhr zurück nach Calgary. Caleb packte oben im Zimmer unsere ganzen Sachen zusammen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um den Check-out vom Hotel. Zusätzlich hatte er mir sein Handy in die Hand gedrückt. Ich suchte also in seinen Kontakten nach Moniques Nummer, rief sie an. Es dauerte auch nicht lang, dann ging sie auch schon an das Telefon. “Caleb, ihr seid also zurück?” “Nein,nein. Ylvi hier. Also ja wir sind zurück. Wir würden in etwa 10 Minuten bei dir sein und dir deinen Wagen wieder bringen.” “Ylvi, also. Gut dann halte ich mich bereit.”
      Dieses Mal fuhr .Ccaleb, auf meinem Schoß und zwischen den Beinen befand sich unser Gepäck. Unterwegs sprachen wir zunächst nicht, jeder hing den Gedanken an die Ranch nach. Caleb und Monique tauschten die Position hinter dem Steuer, er verzog sich auf die Rückbank. “Wie hat euch mein Baby gefallen?” Keine Antwort..nur ein Hüsteln von mir, da ich mir ein Lachen verkniff. Dann ein sehr sarkastisches “Ganz hervorragend!” von Caleb. “Nicht wahr?” Monique schien den Sarkasmus nicht verstanden zu haben. Daher setzte Caleb noch nach “Ich hätte gedacht die Phase sei endlich mal an dir vorüber gegangen.” keine Antwort, aber ich sah wie sich Monique auf die Lippen bis. Ihr Gesicht sah aus als sei sie gerade auf dem Klo beschäftigt. Ich sah lächelnd aus dem Fenster.
      Der Check-In am Flughafen dauerte ewig, wir kamen gerade Rechtzeitig an das Gate als auch schon unser Flug aufgerufen wurde. “7 Stunden Flug zurück..ich hab absolut keine Lust.” grummelte Caleb. Wir hatten in der vergangenen Nacht auch einiges an Schlaf nachgeholt, daher vergnügten wir uns mit zwei Filmen auf meinem Tablet. Darunter “the Rider” der uns beide nun nicht wirklich überzeugen konnte - er war einfach unfassbar langatmig. “Man merkt richtig das es Laiendarsteller sind.” flüsterte ich. um den Gast neben mir am Fenster nicht zu stören. Anschließend philosophierten wir über die Möglichkeiten mit der Ranch. Kein Zweifel...noch einmal Immobilien anschauen würden wir wohl nicht müssen.
      Lilly war diejenige die uns vom Flughafen zur Bar mitnahm. Hier war früher morgen, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Mal ganz davon abgesehen das es unfassbar warm war im Gegensatz zu Kanada. Caleb und Louis unterhielten sich über die Ranch. Lilly und ich packten schon mal das Gepäck wieder in den Pick-Up von Caleb. “So, zurück zum Rest?” fragte mich Caleb, ich zuckte bisschen zusammen - hatte nicht erwartet das er plötzlich neben mir auftaucht. “Ja...genug auf Reisen gewesen.”

      Caleb
      Von der Bar zur Ranch zurück unterhielten wir uns wieder über die Möglichkeiten, die diese Anlage bot und noch im Auto rief ich Mr. Duncan an, und sagte ihm zu. Umzugsmonat wäre der Januar. Mitte Januar vermutlich, mal sehen, wann wir hier in New Mexico alles gepackt bekommen würden.
      “Ylvi ich hab dir noch gar nicht gesagt, was noch zur Ranch gehört.”, sagte ich, als wir wieder auf dem Blakes Crow Meadow angekommen waren und unsere Sachen von der Ladefläche des Pick Ups nahmen. “Eine Herde von Whitefacerindern. 30 Stück.” Doch anstatt mich geschockt oder fragend anzusehen, fing sie lauthals an zu lachen. “Was, echt? Oh Caleb.”, sagte sie und schlug mir auf den Arm, ehe sie kopfschüttelnd wegging. “Hey was denn?”, rief ich ihr nach doch sie antwortete mir nicht mehr.
      Am Abend erzählten Bellamy und ich der gesamten Ranch, was Sache war und stellten ihnen frei, mit umzuziehen oder zum Frühjahr zu kündigen. Erstaunlicherweise war jeder bereit, das neue Kapitel aufzuschlagen und die Reise mit uns anzutreten.
      “Es gibt noch etwas, dass ich euch sagen möchte. Eine Ranch finanziert sich eben nicht von alleine…”, fing ich an und schaute in gespannte Gesichter. “Ylvi hab ich es schon gesagt, aber zu der Ranch gehört eine Herde von 30 Whitefacerindern, die ich mitgekauft habe. Sieht wohl so aus, als seien wir jetzt bald wirklich im Viehgeschäft.”, alle nickten, keiner widersprach mir. “Außerdem gehört zu dem Gelände etwa eine halbe Stunde Ritt eine alte Ferienranch. Undenkbar wäre es nicht, unser Konto durch Touristen ein wenig aufzustocken.. achja, hier für jeden eine Kopie der Verkaufspferde. So können wir uns jetzt schon nach geeigneten Käufern umhören.”, erklärte ich und gab jedem einen Zettel. Schweigen. Jeder war in seinen Gedanken versunken, auch Betsy sagte kein Wort. Vereinzeltes Nicken, aber auch zerknirschte Blicke bei der Liste der Pferde. “Es steht einem jeden von euch frei, eines der Pferde zu erwerben. Doch unter meinen Namen bleiben sie nicht.”, sagte ich und kam vielleicht ein wenig harscher rüber, als ich es beabsichtigt hatte. “Also Sue und Blue behältst du, oder?”, fragte mich Betsy dann vorsichtig und ich nickte. “Sue und Blue bleiben. Nur die Pferde, die da auf der Liste stehen, werden verkauft.”, sagte ich zu ihr und sie nickte. Damit löste ich unsere kleine Versammlung auf und ging rüber in den Stall, wo ich nach Vulture schaute. In ein paar Tagen war Weihnachten. Vorher musste ich noch einige Geschenke kaufen und noch einiges erledigen.


      Wenige Tage später war Heiligabend. Weihnachten wurde von den Blakes Geschwistern und auch von Caleb noch immer ein wenig nach deutscher Tradition gefeiert, etwas, dass Verena damals nach Amerika und auf ihre Ranch mitgebracht hatte. Am 23. hatten alle Mitarbeiter zusammen einen Weihnachtsbaum ausgesucht und gemeinsam geschmückt. Betsy hatte es nicht lassen können, kleine Pferde an den Baum zu hängen, gefolgt von kleinen Cowboyhüten. “Die sind extra für dich.”, hatte sie zu Caleb gesagt, welcher sie nur lachend in den Arm genommen hatte. Betsy tat allen auf der Ranch gut.
      An Heiligabend selbst feierte die ganze Ranch zusammen. Sie waren mittlerweile wirklich wie eine Familie füreinander. Selbst Cayce gehörte schon dazu, obwohl er noch gar nicht so lange dort war. Es wurde gemeinsam gekocht, gegessen und sich dann gemütlich ins Wohnzimmer zum Weihnachtsbaum gesetzt, unter dem eine ganze Menge Geschenke lagen. “Großartige Geschenke gibt es dieses Jahr nicht.”, sagte Bellamy, als er sich mit einem Glas Sekt vor den Baum gestellt hatte. “Anfangen möchte ich jedoch mit Caleb, der das ein Geschenk von uns allen bekommt, welches größer nicht sein könnte. Wir alle zusammen schenken dir die Pferde und das Equipment dieser Ranch.”, verkündete dieser und hob sein Glas. Caleb starrte ihn derweil nur mit offenem Mund an. “Ihr schenkt mir das alles?”, fragte er ungläubig und Bellamy sowie die anderen nickten. “Fast alles. Das Gelände nicht, das werden O und ich verkaufen. Aber alles andere. Und nun Prost. Auf Caleb, unseren neuen Chef!”, sagte er, stieß mit seinem Glas an und alle Mitarbeiter tranken darauf. “Die anderen sollen natürlich nicht leer ausgehen. Hier auf dem Boden stehen kleine Geschenke mit euren Namen drauf.”, sagte er und hob ein Geschenk auf, welches er Betsy gab. Diese machte als erste auf und hielt ein Schokopferd in der Hand. “Wie süß!”, kommentierte sie ihr Geschenk und umarmte Bellamy kurz. Auch alle anderen, ausgeschlossen Caleb, hatten ein Schokopferd geschenkt bekommen. Bei allen außer Betsy war noch ein Umschlag mit Geld in der Box gewesen.
      “Dell noch eine Kleinigkeit für dich.”, sagte Bellamy dann und übergab dem Vater von Betsy ein kleines Geschenk. Er machte es auf und hielt ein Foto seiner Tochter in der Hand. Sie saß auf Sue, gehalten von Caleb, und hielt ihren Pokal stolz in die Höhe. “Habe ich gemacht, toll geworden, oder?”, sagte Ylvi und er nickte. Man sah ihm an, dass er stolz auf seine Tochter war. Dann stand Caleb auf und schnappte sich eines der letzten Geschenke unterm Baum. “Bellamy das hier ist von uns allen für dich. Damit du dein wirres Köpfchen mal sortieren kannst.”, lachte er und gab ihm das Päckchen. Dieser machte es auf und hielt einen Notizblock mit einem Taschenrechner in der Hand. “Ja, das habe ich wohl dringend gebraucht.”, lachte er. “Danke euch allen.”, sprach er in die Runde und traf auf lächelnde Gesichter und vereinzeltes Nicken. “Jetzt zu dir Betsy.”, sagte Caleb und holt das kleinste der Geschenke unter dem Baum hervor. “Wir alle haben lange überlegt, was du dir wohl zu Weihnachten wünschen könntest.”, sprach er und überreichte ihr das kleine Geschenk. Betsy traute sich zunächst gar nicht, es wirklich auf zu machen. Doch dann riss sie die Verpackung in tausend Teile und öffnete die kleine Kiste. Darin lag ein Zettel, nichts weiter. Sie nahm ihn aus der Box, faltete ihn auf und las das Geschrieben laut vor. ‘Hiermit erhältst du 50 Prozent.’ “Ich erhalte 50 Prozent von was?”, fragte sie verwirrt und schaute uns nacheinander an. “Komm.”, sagte Caleb, stand auf und ging zur Haustür. Langsam öffnete er sie und als Betsy sah, wer dort draußen auf sie wartete, sprang sie freudestrahlend aus der Haustür nach draußen. Dort stand nämlich unsere geliebte Black Sue Dun It mit einer roten Schleife um den Hals, gehalten von Betsys Vater Dell. Diesem fiel sie zuerst um den Hals, dann der Stute. “Ihr schenkt mir die Stute? Wahnsinn!”, rief sie und war den Tränen nahe. “Danke, danke, danke!”, jubelte sie und umarmte uns alle der Reihe nach.

      Caleb
      Den Abend ließen wir gemeinsam gemütlich ausklingen, es gab noch einige Geschenke die verteilt und ausgepackt wurden. Cayce hatte tatsächlich ein Foto von mir und seinem Pferd, als ich für ihn angetreten war, gemacht und schenkte es mir. Auch für Ylvi hatte ich mir etwas überlegt, was ich ihr jedoch erst im Bett überreichte. “Ich dachte schon ich bekomme gar nichts von dir.”, scherzte sie und ich lachte. “Naja, warte mal ab, mach es zuerst auf.” Ylvi riss das Papier herunter und hielt… einen Kalender in der Hand. “Damit du deine Arzttermine alle zusammen an einer Stelle hast und sie so hoffentlich nicht mehr vergisst.”, erklärte ich ihr und wurde sofort geschlagen. “Doofkopf… aber danke.”, sagte sie und gab mir einen Kuss. “Hier, das ist von mir, für dich. Wollte es dir nicht vor allen geben.”, erklärte sie und überreichte auch mir ein Geschenk. „Vorsichtig, scharfe Munition.“, lachte sie und ich hörte augenblicklich auf, die kleine Kiste zu schütteln. Vorsichtig öffnete ich das Geschenk und… hielt eine kleines Gewehr in den Händen. „Ein Schlüsselanhänger?“, ich lachte. „Ein kleines Gewehr. Das häng ich Vulture ans Halfter!“, scherzte ich und drehte es in meinen Fingern hin und her.
    • Veija
      Umzug auf die Bow River Ranch - Canadian Flair
      Mai 2019, by Ravenna & Veija
      Mitte Feb. 2019
      Ylvi
      “Nehmen Sie bitte den Arm einmal nach oben.” der Weisung des Arztes folgend hob ich meinen linken Arm. Dabei tastete er an der Narbe herum die zurückgeblieben war von der zweiten OP für den herzschrittmacher. Die OP Wunde war gut verheilt. Was mich in den letzten Jahren gestört hatte war mittlerweile nur ein Schatten. Diese und die anderen Narben gehörten eben zu mir.
      “Kann ich denn jetzt wieder in den Sattel steigen, richtig anpacken?” fragte ich sehnsüchtig. Die Ranch steckte mitten im Umzug. O und ihre Pferde waren bereits drüben. Bellamy und Caleb organisierten die nächsten Flüge für die nächsten 20 Pferde die Cayce und Murphy zur neuen Ranch bringen würden. Unbeobachtet hatte ich bereits schwerere Arbeiten verrichten wollen, aber Bellamy und Caleb hatten Adleraugen auf mir. Der Arzt bedeutete mir mich wieder richtig anzukleiden. “Generell steht dem nichts im Wege. Denken sie aber bitte an ihren nächsten Kontrolltermin im Mai in Calgary. Nur zur Sicherheit damit meine Kollegin dort ihren Fall kennt.” ich nickte Pflicht gerecht. “Passen Sie trotzdem auf ihre Frau auf.” wandte sich der Arzt mit den Worten an Caleb. Seit meinem letzten Besuch hier hatte mich Caleb höchstpersönlich zu den Terminen gebracht. War besorgt gewesen als sich die Wunde ein wenig entzündet hatte, nachdem ich die Pflege hatte schleifen lassen zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir hatten Mitte Februar, alles war vorbei. Ich hatte die ätzende Physiotherapie hinter mich gebracht. Man konnte dann auch mal aufhören mich zu bemuttern. Caleb lächelte, tippte sich an den Rand seines Hutes und murmelte ein “Aye”. Ein Wort das er von Svejn hatte. Er hatte mir die alten Bilder gezeigt...Verena,Svejn...ja ich habe sogar die Geschichten von Sarah und Cayden zu hören bekommen. Menschen die ich nicht gekannt hatte, die aber auf den Bildern aufgetaucht waren. So hatte ich auch Bilder von Moon zu Gesicht bekommen, dem Hengst der Gealachs Großvater war. Neben den Organisationen hatten wir Stunden damit verbracht durch diese Erinnerungen zu gehen. Ich hatte es genossen, gern jedem seiner Worte gelauscht. Mir ein Bild aufbauen können von der Person die er einst gewesen war. Oft hatten uns auch Bellamy und Octavia dabei zugehört. Auch Laurence hatte einen um den nächsten Abend Geschichten erzählt. Oft hatte ich einfach nur inmitten all dieser Menschen gesessen, ihnen stumm gelauscht. Ich hatte zuvor nicht gewusst wieviel Spaß das machte. Ich hatte sie alle noch ein Stück weiter kennenlernen dürfen.
      Caleb begleitete mich aus dem Krankenhaus heraus. Mein Gang war schwungvoll. Ich durfte wieder auf den Rücken eines Pferdes. Ich hatte vor zwei Wochen schon probiert mich auf Fylgia davon zu machen. Allerdings hatte Caleb wohl auch Betsy für sich gewonnen. Mit Caleb hinter sich her ziehend war sie nämlich in der Stallgasse aufgetaucht. Relativ wortlos hatte er mir die Stute aus der Hand genommen, Betsy auf ihren Rücken verfrachtet und beschlossen der kleinen eine Reitstunde auf ihr zu geben. Er hatte sich bedankt, dass ich sie vorbereitet hatte. Natürlich hatte ich das nicht dafür getan. Ich war sauer gewesen….Sauer auf ein 9 jähriges Kind! Ich hatte also am Rand gesessen, während Betsy einen kleinen Parcours mit Fylgia absolviert hatte. Jetzt allerdings, durfte ich wirklich wieder in den Sattel steigen.
      Die Fahrt über gingen wir eine Liste der Pferde durch die als nächstes Richtung Kanada ziehen würden. In zwei Wochen würde ein Umzugsunternehmen kommen. Wir hatten es in Auftrag gegeben. Alle Habseligkeiten aus den verschiedenen Häusern würden dann zum neuen Heim gebracht werden. Eine Woche später war der Flug von mir und Caleb geplant, im Gepäck unsere letzten Habseligkeiten und alle restlichen Pferde. “Sag mal. Was hälst du von der Idee das Louis mitkommt? Er hat sogar einen Käufer für seine Bar.”
      Das war eine überraschende Nachricht gewesen, Ende Januar hatte Louis sich entschlossen mit nach Calgary zu kommen. Er wollte wieder auf einer Ranch arbeiten, dabei kam ihm die neue Stellenausschreibung von Caleb gelegen. Seine jüngere Schwester Lilly würde ihn begleiten. Außerdem hatte er die Pflege für Kaya und Tschetan übernommen, Cousin und Cousine, deren Eltern nicht mehr lebten. Tschetan hatten wir bereits auf dem Indian Relay kennengelernt. Ein Junge von 12 Jahren, etwas ungestüm, ein guter Reiter. Seine jüngere Schwester Kaya kannte ich nur aus den Geschichten von Lilly.

      Caleb
      Ich war wirklich überrascht, als Ylvi mir davon erzählte, dass Louis mit nach Kanada kommen wollte. “Und das will er wirklich?”, fragte ich sie nochmals und sie nickte. “Er will wieder auf einer Ranch arbeiten. Und du brauchst noch neue Leute. Lilly kommt ja auch mit. Und Kaya und Tschetan. Dann hat Betsy auch Gesellschaft.”, schwärmte sie weiter und ich nickte. “Ich mein… wenn er mitkommen will, kann ich ihn nicht daran hindern. Tut gut noch jemanden dabei zu haben, der genau weiß, wie der Hase läuft.” “Caleb der Hase läuft gar nicht. Der hoppelt.” “Haha, ja sehr witzig.”, antwortete ich ihr und knuffte sie leicht in die Seite, musste dann aber auch lachen.
      “Heute sollen nochmal Pferde rüber fliegen. Zusammen mit Cayce und Murphy. Dann sind es ab heute Abend nur noch Bellamy, du und ich die hier sind.”, erklärte ich ihr. Irgendwie war alles schrecklich schnell gegangen. Direkt nach Weihnachten wurden die Pferde umgemeldet, ich als neuer Besitzer eingetragen, der Kaufvertrag für die neue Ranch in Kanada ausgefüllt und Stellen ausgeschrieben, obwohl noch niemand dort war. Es hatten sich einige gemeldet, aber ich hatte das in dem ganzen Trubel, der dann folgte, aus den Augen verloren. Ich war wieder für zwei Tage rübergeflogen, hatte mich dort mit einer Baufirma getroffen und erste Pläne ausgearbeitet, wie ich die Ranch ausbauen wollte. Vor dem Herbst würden die Stallungen nicht fertig sein, so wie ich sie haben wollte. Also hatte ich mich kurzerhand umentschieden und wollte zusätzlich zu den Offenställen auf den Koppeln, rund um den großen Reitplatz überdachte Penalboxen mit kleinen Paddocks. Für unsere Pferde, aber auch für Gastpferde. Das allerdings war sehr schnell realisierbar und würde auch fertig sein, sobald wir mit den ersten Pferden rüberkommen würden. 30 Boxen waren geplant, 15 an jeder langen Seite des Platzes. Das würde schon einmal viel weiterhelfen. Den Umbau der Stallungen wollte ich trotzdem noch. Nur würde dies eben bis zum Herbst dauern. Wirklich brauchen würden wir die Stallungen erst im nächsten Winter.
      Auch mussten Gästehäuser bzw. Wohnmöglichkeiten für die Ranchmitglieder gebaut werden. Ich würde mit Ylvi zusammen im Haupthaus wohnen. Im oberen Stockwerk war eine wirklich schöne Wohnung eingerichtet worden. Im unteren Teil des Hauses gab es eine Küche mit einem großen Essbereich, ein Badezimmer, einen großen Wohnbereich und ein paar kleine Schlafzimmer. Also eher etwas für Gäste, als für Mitarbeiter. Zusammen mit der Baufirma hatten wir uns die geeigneten Stellen zum Bau von kleinen Häusern, ähnlich wie WG’s, angeschaut. Jedes dieser Häuser sollte zwei Etagen haben und Platz für bis zu 5 Menschen bieten. Zwei dieser Häuser waren geplant, außerdem drei kleine Bungalows mit Platz für je 3 Menschen.
      Soweit so gut. Nachdem dies alles feststand, konnte ich wieder nach New Mexico fliegen und allen erklären, was soweit geplant war. Und dann… dann fing es auf einmal an, wirklich stressig zu werden. Octavia und Travis waren die ersten, die mit O’s Pferden zusammen nach Kanada fliegen würden. Wir hatten uns von einem Transportunternehmen große Trailer geliehen, damit wir mit unseren kleineren Anhängern, in den je drei Pferde passen, nicht tausend mal fahren mussten. Das Ein- und Ausladen der Pferde auf dem Hof und auf dem Flughafen war nicht das Problem. Das Einladen in die Boxen zum Fliegen schon eher. Nachdem einer der Menschen dort mich so aufgeregt hatten durch den Umgang mit den Pferden, hatte ich ihm die Liste aus der Hand genommen und dirigierte meine Tiere und Mitarbeiter nun selbst. “Tigres Eye… Priamos Ruffia Kincsem… BR Prias Raveday… Drama Baby… Raspberry… I’ve got a blue soul… Prias Colourful Soul… Tasmania… Candlejack… Culain… Daryl Gone Mad… Peacful Redemption… PFS’ Snap in Style… Wildfire xx....” Das war die erste Gruppe gewesen. Per Videochat hatte ich das Ausladen in Calgary beobachtet, was wesentlich besser geklappt hatte, als das Theater hier.
      Kaum eine Woche später organisierten Bellamy und ich den nächsten Flug für 20 Pferde, bei dem eigentlich Cayce und Murphy dabei sein sollten, jedoch plante ich kurzfristig um und schickte statt Murphy zwei Stallburschen mit, Jesse und Connor. Die würden sie drüben dringender brauchen, als wir hier. Zum zweite Trupp Pferde, deren Einladen am Flughafen schon viel besser klappte, gehörten: PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, Moon’s Gealach, Cleavant ‘Mad Eyes’, Ceara Isleen, Væna fra glæsileika eyjarinar, Skrúður, Blazing Flame, Chocolate Dream, Abe’s Aeflric, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Cielos, Baby Doll Melody und Bella Cielo.
      “Caleb? Hey Caleb? Ich hab Bell am Telefon, der Transporter ist da, um weitere Pferde mit zu holen.”, sagte Ylvi und riss mich so aus meinen Gedanken. “Okay, okay. Sag ihm wir sind gleich da.”, erklärte ich ihr und fuhr ein wenig schneller zur Ranch zurück. Zwischen dem ganzen Umzug war ich auf einen Absetzer in Alberta aufmerksam geworden, Dual Shaded Ace. Der Hengst hatte anfangs gar nicht zum Verkauf gestanden, doch nach langem hin und her hatte der Besitzer sich erbarmt. Vorausgesetzt, er würde ein paar Decksprünge von ihm bekommen, wenn er gekört wäre. Dem hatte ich so natürlich sofort zugestimmt und ihn dann… eigentlich für viel zu viel Geld gekauft. Er hatte es gut gehabt und nur zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen müssen, um zur Bow River Ranch zu gelangen.
      Endlich waren wir auf dem Blakes Crow Meadow angekommen. Ich parkte den Wagen, stieg aus und ging sofort auf den Fahrer zu. Kurz schüttelte ich ihm die Hand, ehe Bellamy mir die Liste der Pferde in die Hand drückte, die wir jetzt einladen mussten. Gruppe eins, welche jetzt sofort eingeladen werden würden, waren: Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going. Die zweite Gruppe, die später folgen würde, bestand aus: Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und Striga.
      Als dritte und vorerst letzte Gruppe würden am späten Abend die Hengste folgen: Bittersweet Temptation, Whitetails Shortcut, Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, A Shining Chrome, Hollywoods Silver Dream, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bella’s Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Whinney und Zues. Mit diesen ganzen Pferden würden Laurence, Murhpy, Dell und natürlich Betsy auf die Reise gehen. Dell und Betsy mit dem ersten Flug, Murphy mit dem zweiten und Laurence mit den Hengsten. Betsy war gar nicht auszuhalten gewesen, so sehr war sie allen um die Beine herum gesprungen und hatte jedem erzählt, dass sie sich auf die Reise freute und hoffte, dass alle gut gehen würde.
      Am Abend kehrte jedoch endlich Ruhe ein. Bellamy versorgte die ganzen Verkaufspferde, während ich mich um meine beiden verbleibenden Pferde Nachtschwärmer und Smart Lil Vulture gekümmert hatte. Ylvi hatte nun endlich das ok ihres Arztes, wieder mit anpacken zu dürfen, weshalb ich sie alleine zu ihren Pferden Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn gehen ließ. Bellamy hatte sich wider erwarten bereit erklärt, noch eine Weile hier zu bleiben und die Pferde zu verkaufen. Im Mai wollte er dann nachkommen, spätestens. Dann sollte auch die Ranch in neuen Händen sein. Interessenten gab es viele, doch sie alle wollten den Preis drücken. Und das nicht gerade wenig. Ich gab Bellamy zwar in der Angelegenheit wirklich viel Freiheit, aber verschenken sollte er das Anwesen nicht. Das Geld kam schließlich nicht nur mir, sondern auch ihm zugute. Apropos Geld… nicht alle waren so erfreut über die Rinderherde gewesen, wie ich es war. Schon am ersten Tag hatte Cayce die halbe Herde einfangen müssen- da zu diesem Zeitpunkt noch keines der Ranchpferde drüben war, hatte er sich kurzerhand bei jemandem Pferde und Cowboys leihen müssen. “So knüpft man neue Freundschaften!”, hatte ich am Telefon gesagt und nur ein spöttisches Schnauben zur Antwort bekommen. “Ich hoffe du schaffst bald deinen Arsch hier rüber. Die Vollblüter machen mich wahnsinnig. Ich will die Ranchpferde hier haben!” “Ja, Cayce. So schnell geht das alles leider nicht.”, war meine niederschmetternde Antwort gewesen. Jetzt mittlerweile hatte er jedoch sein Pferd drüben und auch fast alle anderen Pferde, mit denen es einfacher war, die Kühe einzufangen.
      Ich hatte mich gerade mit Bellamy zusammen vor den Fernseher gesetzt, als auch Ylvi dazustieß. “Na, Arbeit erledigt?”, fragte Bellamy sie und sie nickte. “Es tut so gut, endlich wieder selbst arbeiten zu dürfen.” “Das klingt ganz nach dir.”, murmelte ich und wurde dafür in den Arm geboxt. “Hör mal Bellamy und ich sprachen gerade über Louis, Lilly und die beiden Kinder. Es wäre vielleicht sinnvoll, mal rüber zu fahren und mit ihm zu reden. Er hat ja schließlich auch noch Pferde. Kommen die mit, bleiben die hier, wo will er wohnen und und und… das sollten wir alles klären, bevor wir mit dem Rest nach drüben fliegen und vor unvollendeten Tatsachen stehen.” Ylvi nickte. “Klar, aber heute nicht mehr. Für heute haben wir alle genug getan.”, sagte sie und setzte sich zu mir auf die Couch. “Haben sich die anderen schon gemeldet?”, fragte sie mich und ich nickte. “Laurence und sein Flug fehlen noch, der Rest ist gut angekommen und alle Pferde haben den Flug gut überlebt.” “Das ist gut.”, erwiderte Ylvi und schaute zum Fernseher. Zu dritt ließen wir den Abend ausklingen. Lange hielten wir es nicht vor dem Fernseher aus, da wir alle todmüde und kaputt waren. Bellamy verabschiedete sich irgendwann und verschwand ins Haupthaus, Ylvi und ich machten uns auch auf den Weg ins Bett, wo wir auch ziemlich schnell einschliefen. Sobald am nächsten Morgen die Pferde versorgt waren, würden wir mit Louis reden. Darüber, wie er sich seine Zukunft vorstellte.

      Ylvi
      Mein Kopf lag auf Calebs Arm, mein Nacken war vollkommen verspannt bei der Position. Ich wollte mich allerdings auch nicht übermäßig bewegen um ihn nicht zu wecken. Seine andere Hand ruhte auf meiner Hüfte. Seltsam wie selbstverständlich wir mittlerweile jeden Abend in dasselbe Bett stiegen.
      Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Schulter, ruhig und gleichmäßig. Sein Atmen das mich am Anfang so sehr gestört hatte, weil er oft mit geöffnetem Mund schlief, war mir nun so vertraut. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten um meinen Kopf von seinem Arm zu nehmen, da schlang sich sein Arm um meine Hüfte fester um mich. “Morgen.” murmelte er in meine Haare. Ich hatte mir angewöhnt sie zu einem Zopf zu flechten, ich spürte den Druck in meinem Nacken. “Caleb, meine Haare” flüsterte ich lachend..”Und morgen.” Caleb befreite meinen Zopf von seinem Körpergewicht, zog mich herum , sodass ich ihn ansehen konnte. “Unser vorletzter Tag hier.” “Irgendwie seltsam...vor einem Jahr war ich zum ersten Mal hier. Jetzt geht es mit einer ganzen Ranch in ein komplett anderes Land. Uns erwarten ganz schöne Abenteuer.” mutmaßte ich. Außerdem hatte ich ein paar mehr an Pferden dazu gewonnen. “Wie könnte ich das vergessen? Ich hab dich für einen Dieb gehalten.” ich lachte, nickte. Ja, wie könnte ich je die auf mich gerichtete Waffe vergessen?
      Caleb zog mich enger an sich, seine Hände schoben sich unter mein Shirt, seine Zähne spürte ich an meinem Hals. Augenblicklich spürte ich die Antennen in meinem Körper erwachen...es war einfach viel zu lang her. Ein zischendes Ausatmen kam von mir. “Alles in Ordnung?” Ich gab keine Antwort, sondern küsste ihn einfach...er sollte bloß nicht aufhören.
      Vier Stunden später sattelte ich gerade Valravn. Direkt daneben machte Louis Inyan fertig. Caleb stand an der anderen Seite des Anbindeplatzes mit Vulture. Der Vorschlag alles weitere doch bei einem Ausritt zu besprechen war von mir gekommen. Louis war auf den Anruf von Caleb zur Ranch gekommen um zu besprechen wie und wann er umziehen würde, auch wegen seiner beiden Pferde. Aber wirklich Lust das im Büro zu machen hatte ich nicht verspürt. Daher mein Vorschlag mit dem Ausritt. Damit waren beide einverstanden gewesen. Außerdem hatten wir so noch einmal die letzte Chance uns von dieser Landschaft zu verabschieden.
      “Alle Bereit?” fragte Caleb, schwang sich behende in den Sattel. Neben mir sprang auch Louis auf den blanken Rücken von Inyan. Auch bei Ravn hatte ich mich für ein Reitpad mit Lammfell entschieden, musste mir dafür allerdings eine kleine Erhöhung suchen um in den Sattel zu kommen. Wir ritten im Schritt in Richtung der alten Stutenkoppeln. Vulture vorne weg. Die Ranch so verlassen zu sehen war gruselig. “Dann verrat mir doch mal welcher Hund dich gebissen hat für die Idee mitzukommen?”

      Louis
      Die wärme die von Inyan zu mir aufstieg fühlte sich wunderbar an. Auch wenn meine Muskulatur jetzt schon rebellierte. Seit dem Herbst hatte ich mich auf kein Pferd mehr setzen können. Zu viel war in der Bar zu tun gewesen. Zu oft war ich in die alte Heimat gefahren um dort Dinge zu erledigen, vor allem zu Regeln. Es war sonst nicht Calebs Art Fragen so unverblümt zu stellen, aber er wollte natürlich wissen was ihm bevorstand. In den letzten Monaten hatte sich einiges in seinem Leben geändert. Die Übernahme der Ranch war für ihn schon immer ein kleiner Traum gewesen. Wie oft hatten wir zu Rodeo-Zeiten davon geträumt? Dann hatte er wegen des Unfalls aufhören müssen. Und ich selbst? Tja..ich hatte für meine Familie aufgehört. Meinen Vater hatten die Rodeos am Leben erhalten, bis er bei einem Unfall ähnlich wie dem von Caleb querschnittsgelähmt war. Meine Mutter war bereits früh gestorben. Kaum noch erinnerte ich mich an ihr Gesicht. Für die Familie hatte ich selbst die Rodeos aufgegeben. Mit wenig Aussichten in Pine Ridge jemals eine vernünftige Arbeit zu finden war ich nach New Mexico gekommen. Die Bar hatte Lilly, mich und meinen Vater gut versorgt, aber es kostete Zeit. Die Pflege unseres Vaters hatte Lilly bis zu seinem Tod übernommen. Sie hatte selbst viel aufgeben müssen dafür, hatte mir auch oft in der Bar geholfen. Nun hatte sich die Schwester meines Vaters mit ihren Drogen das Leben genommen. Unschi, Großmutter hatte ihre beiden Kinder zu sich genommen. Ich war hin gefahren in den vergangenen Monaten um zu versuchen sie zu unterstützen. Schließlich war die Entscheidung gefallen beide zu mir zu nehmen. Die Wohnung über der Bar war zu klein für uns gewesen. Ich wusste um die Wünsche von Lilly. Familie wurde für unser Volk groß geschrieben...und ich wollte nicht das Lilly noch mehr verzichten musste.
      Erst nach all diesen Überlegungen brach ich mein Schweigen. “Ylvi hat dir sicherlich erzählt, das ich vor zwei Wochen meine Cousinen zu mir genommen habe. Kaya und Tschetan brauchen meine Zeit...ein geregeltes Leben. Das kann ich nicht bieten, wenn ich eine Bar leite. Das könnte ich aber wenn ich bei euch auf der Ranch arbeite. Außerdem genug Leute die die Kinder mit im Blick haben können. In Calgary haben sie die Chance eine gute Schule zu besuchen..” Caleb hatte mir gelauscht, die Zügel locker in der Hand auf den Knauf seines Sattels, die andere ruhte auf seinem Oberschenkel. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, denn es lag im Schatten seines Hutes. Jeder schwieg auf seine Weise, für Ylvi war das genannte ja nicht gänzlich neu. Caleb musste jedoch verstehen...er kannte die Umstände in Pine Ridge...die Drogen, der Alkohol, die Armut und die umgehende Verzweiflung. “Ich heiße dich gern im Team Willkommen, wenigstens noch jemand der Ahnung von der ganzen Arbeit hat. Cayce und du werden mir mit den Rindern sehr gut helfen können. Vor Ort könnten wir dich wahrscheinlich gut in ein Haus mit Betsys Vater stecken. Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du deine Pferde rüber schaffst?” kam es von Caleb. Schwer unterdrückte ich ein Seufzen. “Darum muss ich mich nicht mehr kümmern. Sunka und Zinkala-win habe ich verkauft.” Calebs Kopf zuckte in meine Richtung. Von Ylvi kam ein vollkommen erschrockenes “WAS?!” und auch Caleb schien diese Frage ins Gesicht geschrieben. “Ich hab genug Pferde um mich die ich dann betreue. Außerdem...außerdem ermöglicht mir das Geld aus dem Verkauf der beiden Lilly auf das College in Calgary zu schicken. Sie ist ein heller Kopf, wenn ich das schon nicht auf die Kette bekommen habe zu studieren. So soll sie ihre Möglichkeiten doch wenigstens nutzen. Pferderennen sind auch gefährlich...ich muss auch an Kaya und Tschetan denken. Sie hatten es in ihrem jungen Leben wohl schwer genug.” ich schwieg kurz, musste dann doch Lachen. “Wir werden wirklich alt, Kola.” “Vielleicht solltest du dir endlich Mal eine Frau zulegen,mein Freund” murmelte Caleb, zwinkerte mir zu. “Mein Herz hab ich leider bereits hoffnungslos verloren. Das braucht bis es vergisst.” Ylvi sah mich an, senkte dann den Blick auf den Hals ihres Wallachs, sprach nicht. Caleb konnte die kurze Konversation nicht bemerkt haben. Dafür schien ich Talent zu haben. Schon einmal hatte ich die Frau eines anderen begehrt.

      Caleb
      So ganz wusste ich nicht, was ich ihm antworten sollte. So schwieg ich einfach und ließ die Umgebung auf mich wirken. Schon übermorgen würde ich Albuquerque verlassen. Es war ein gutes Zuhause für mich gewesen, in das ich zurückgekehrt war. Ein Zuhause und doch so viel mehr. Ich hatte mir eigene, neue Pferde zugelegt, hatte alte zurückbekommen und auch mit den bereits Vorhandenen hatte ich viel arbeiten können. Ich war wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen und einige Pferde trainiert. Dann war Ylvi aufgetaucht und hatte mein ganzes Leben auf den Kopf geschmissen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte sie es besser gemacht. Und auch Louis, der in meiner Nähe gewohnt hatte, hatte mir viel geholfen. Alte Zeiten aufleben lassen war etwas schönes, wenn man es mit einer anderen Person teilen konnte.
      Und jetzt waren wir an einem Wendepunkt angekommen. Louis hatte Kinder, Gott, Louis hatte Kinder. Er war jetzt sozusagen ein Vater. Louis… war Vater. Lilly war zwar auch bei ihm, aber das hier war etwas vollkommen anderes… Vulture schnaubte und fiel in einen lockeren Galopp. Er zuckte nervös mit den Ohren, als ich ihn durchparierte. Vermutlich konnte er fühlen, dass ich in Gedanken mal wieder nicht hier war und noch immer keine wirkliche Antwort wusste. Ich schaute kurz nach hinten und blickte in die fragenden Gesichter von Louis und Ylvi. Leise seufzend schaute ich wieder nach vorne. “Caleb?”, fragte Ylvi mich irgendwann und ließ ihr Pferde das von Louis überholen, um zu mir aufzuschließen. “Stimmt etwas nicht?”, fragte sie mich doch ich nickte. “Doch, doch. Alles okay. Ich habe nur an etwas gedacht…” Ylvi sagte nichts mehr, ließ ihr Pferd langsamer werden und ritt wieder hinter mir her.

      Ylvi
      Die ganze Geschichte hinter Louis Beweggründen dann nochmal direkt von ihm zu hören war eigentlich ganz gut. Lilly hatte wirklich großes Glück ihn als Bruder zu haben. Wobei er in seinem Leben viel geopfert hatte um sie aufzuziehen. In Anbetracht seiner Familienverhältnisse keine leichte Entscheidung. Schon allein die Tatsache das er Kaya und Tschetan bei sich aufnahm sprachen für seinen Familiensinn. Ich fragte mich wirklich wieso es keine Frau an seiner Seite gab. Caleb schien denselben Gedanken zu haben. Denn er sprach es an. Als Louis davon sprach sein Herz hoffnungslos verloren zu haben ruhte sein Blick auf mir. Ich hatte den Blick mit ihm unterbrochen und auf Ravns Hals geschaut. Ich hatte sowas in den letzten Monaten schon beinahe vermutet. Nie jedoch eine wirkliche Bestätigung bekommen. Um ehrlich zu sein hatte ich sie auch nicht haben wollen. Mit Caleb war das ganze schon verworren genug. Wir hingen in der Schwebe...weder zusammen noch wirklich getrennt. Das Wissen das da nun Louis war...das verwirrte mich nur noch mehr, denn auch er war mir so wichtig geworden. Ohne ihn wäre ich dort auf dem Berg gestorben. Niemand sprach. Auch Caleb hatte keine wirkliche Antwort auf diese Worte zu haben. Ahnte er etwas? Vulture war nervös, galoppierte ohne sichtbare Hilfe an und wurde von Caleb direkt wieder durchpariert. Louis und ich sahen zu ihm. Ravn drängte nach vorn...aber eine wirklich klare Antwort hatte ich nicht von Caleb. So hieß ich Ravn wieder langsamer.
      An anderer Stelle öffnete sich die Wiese vor uns. Ravn war deutlich angespannt, seine gesamte Muskulatur war zum reißen gespannt, nur meine Hand am Zügel verhinderte das er lief. So ein Galopp eignete sich jedoch auch wunderbar um die Gedanken klar zu kriegen, die Kälte würde ihr übriges tun. Also gab ich die Hand vor. Aus dem Schritt preschte Ravn vor, meine freie Hand krallte ich in seine wenige Mähne. Hinter mir hörte ich den mir mittlerweile vertrauten Lakota Schrei “Hoka Hey! Hoka Hey!” aus dem Augenwinkel sah ich Inyan heran preschen. Direkt neben mir Ritt bereits Caleb auf Vulture, der Hengst legte sich flach in den Galopp. Auf kurzen Rennen waren diese Pferde einst gezüchtet worden. Ravn war kein schnelles Pferd. Vulture und Inyan hatten keinerlei Mühe meinem Wallach zu folgen. Der Wind pfiff mir in den Ohren, die Kälte schlug mir unbarmherzig ins Gesicht. Mein Lachen wurde mit dem Wind von meinen Lippen genommen. Caleb lachte zumindest auch, gab seine Zügel weiter vor, hielt den Hut auf seinem Kopf. Auch Inyan nahm an Tempo zu. Ravn unternahm nicht einmal den Versuch mit den anderen beiden Pferden Schritt halten zu wollen. Stattdessen parierte ich ihn zu einem leichten Trab. So fit war ich noch nicht wieder. Auch das Rennen der beiden ging nur noch etwa 100 Meter, dann schienen sie genug zu haben, parierten und warteten bis Ravn und ich im Schritt aufgeholt hatten. “Bis ich wieder so einfach mehrere Meter galoppiere muss ich wohl noch etwas warten.” meinte ich belustigt. Inyan stand still. Der jüngere Vulture tänzelte, Caleb hatte seine Müh den Hengst ruhig zu halten. Das Rennen schien ein wenig die Stimmung gelockert zu haben. Allerdings blieb es trotzdem ruhig um Caleb, mit den Gedanken war er weit fort. Ich wusste das man ihn in solchen Momenten besser nicht störte. Die Pferde suchten sich im leichten Schnee selbst ihren Weg nach Hause.
      Meine Füße waren Eisklumpen, ich saß noch immer auf dem Pferd. Die Aussicht mit den kalten Füßen auf dem harten Boden zu knallen war nicht sonderlich erbauend. Caleb hatte sich von uns getrennt, da Vulture für die Nacht in einer der Boxen unterkommen würde. Seufzend ließ ich mich vom Pony rutschen, ging leicht in die Knie als mir der Schmerz von den Knöcheln aufstieg. Außerdem spürte ich jeden verdammten Muskel in meinen Beinen. Ich hielt mich daher an Ravn fest, der geduldig stand während ich mich wieder fing. Über seinen Mähnenkamm hinweg sah ich Louis. Er schien nicht zu bemerken das meine Aufmerksamkeit auf ihm lag. Seine Stirn hatte er auf die von Inyan gelegt, seine Hand strich immer wieder den Hals des Wallachs entlang. Ich konnte die Bewegung seiner Lippen sehen, aber kein Wort verstehen. Mein Starren schien nicht unbemerkt zu bleiben. Louis öffnete seine Augen wieder, sie huschten zu mir. Ich räusperte mich. “Louis...du weißt..du könntest ihn wieder haben, oder? Ich ..” seine erhobene Hand unterbrach meinen Redeschwall, er schüttelte den Kopf. “Dann wäre es mir zumindest eine Ehre, wenn du ihn reitest wann immer du willst, ja?” Es kehrte wieder sein Schalk zurück, ich bekam seine weißen Zähne zu gesicht. “Waschté” mehr kam nicht von ihm. Er zog Inyan die Trense vom Kopf nur um ihn in den Offenstall zu entlassen. Hastig beeilte ich mich auch Ravn vom Pad zu befreien, zog auch ihm die Trense vom Kopf und lockte ihn in Richtung des Tores, welches mir von Louis noch offen gehalten wurde. Ich stiefelte vor Ravn in den Paddock, neugierig trat auch Inyan jetzt an mich heran. Seine Nüstern pusteten mir seinen Atem auf die kalten Wangen, während Ravn an meiner Tasche zu zuppeln begann. Lady Gweny hielt sich ein wenig im Hintergrund. Fylgia kam mit angelegten Ohren angelaufen, schnappte Inyan in den Hintern der daraufhin aus dem Weg ging. Nur Ravn ließ sich von ihr nicht beirren. Ich streichelte natürlich auch Fylgia, die so nach meiner Aufmerksamkeit fragte. Damit keiner zu kurz kam stiefelte ich auch noch zu Gweny, prustete ihr in die Nüstern, kraulte ihre Lieblingsstelle an der Brust und den Ohren. Louis stand noch immer am Tor, sein Blick ruhte die ganze Zeit auf mir. “Sie mögen dich wirklich alle.” ich sah mich um...inmitten all meiner Rappschecken, zuckte lächelnd die Schultern. “Scheint so. Aber jetzt lass uns reingehen und was warmes zu trinken besorgen. Ich spür meine Zehen nicht!”
      Im Haupthaus hatte sich irgendwer des Kamins angenommen, Louis war in die Stallungen gegangen um Caleb Bescheid zu geben. In der Küche bereitete ich Kaffee vor, füllte sie in die Thermoskanne. Führte Reste der Brownies zutage und brachte alles auf einem Tablet in das Wohnzimmer. Louis kam als erstes zur Tür hinein. “Caleb ist gleich da.” Ich saß auf dem Teppich vor dem Kamin, rieb meine Hände und Füße. Meine Gedanken hingen nun bei Caleb, während ich in die Flammen starrte. Irgendwie war er heute wieder einmal besonders ruhig gewesen. Das hatte sicherlich mit den Ereignissen die noch vor uns stünden zu tun, auch ich war deshalb aufgeregt. Manchmal konnte ich verdrängen verstehen zu wollen was in Caleb vorging. Jetzt gelang mir das nicht..auch weil ich mannhaft damit beschäftigt war die Worte von Louis von mir zu drängen. Natürlich hatte ich es bemerkt...ich hätte blind sein müssen nicht zu spüren wie es um ihn stand. Und ich machte mir Vorwürfe….vielleicht, wenn Dinge anders wären. Dann hätte ich mir sogar vorstellen können Louis eine Chance zu geben. Im Grunde würde das meinem Herzen wohl weniger schaden als das was Caleb und ich irgendwie teilten. Hände an meinen Füßen...ich zuckte zusammen, mein Kopf ruckte herum. Louis hatte sich zur mir auf den Teppich gesellt, seine Hände hatten nach meinen Füßen gegriffen, massierten sie. “Da du so in Gedanken warst, dachte ich mach ich weiter womit du aufgehört hast?” Irritiert sah ich ihn an, entspannte dann allerdings meine Muskulatur. Massagen konnte ich ja wohl nicht von der Hand weisen. Die Vernunft in meinem Hirn schrie allerdings etwas anderes. Ich war unfair. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen, schloss die Augen. Genoss die Zuwendung und die Wärme des Kamins. Vergessen die Brownies und der Kaffee.
      Das ins Schloss fallen der Haustür, die Schritte den Flur hinauf. Sie ließen mich erneut zusammen zucken, ich richtete mich abrupt auf, entzog Louis meine Füße. “Kaffee?” kieckste ich, sprang auf und hielt Louis die Kanne entgegen. Ernten tat ich seinen schelmischen Blick, ein wissendes, beinahe arrogantes Lächeln. Er gab seine Antwort indem er nickte. Gerade als die ersten Tropfen in die Kanne fielen betrat auch Caleb den Raum. “Ohh davon nehm ich bitte auch eine Tasse.” Also bekam auch Caleb seine Tasse Kaffee, er ließ sich auf dem Teppich neben Louis nieder. “Ich hab sogar ein paar Brownies aufgetrieben.” damit schob ich den Teller an den Rand des Tisches. Dann reichte ich Caleb seine Tasse, gab in meine einen Schuss Milch und hockte mich dann auch auf den Teppich. Für unsere Abreise ist schon alles vorbereitet. In 5 Stunden kommt der Trailer um uns samt Pferden einzusammeln. Anschließend geht es zum Flughafen.” “Dem Abenteuer entgegen” murmelte ich. Keine Erwiderung. Stille, dann sprach Louis. “Ich werde wohl erst in einem Monat nachkommen. Hab hier noch ein paar Behördengänge zu erledigen.” “Meld dich einfach, wenn es los geht.”
      Eine Viertelstunde später verabschiedete sich Louis von uns. Caleb und ich ließen uns anschließend wieder vor dem Kamin nieder. Mein Kopf lag an seinem Rücken, nebenher dudelte der TV aber so richtig schien keiner dem Programm zu folgen. Ins Bett zu gehen lohnte sich nicht für die wenigen Stunden.

      Caleb
      Ich war an diesem Abend mit den Gedanken noch immer nicht wirklich hier. Wo ich war? Keinen blassen Schimmer. Warum ich weg war? Nicht die geringste Ahnung. So vieles würde sich wieder ändern, von jetzt auf gleich. Hatte ich nun endlich das, was mich im Leben glücklich machte? Oder würden wir in einer Weile wieder umziehen? Was war es, dass das Leben ausmachte? Die Freunde? Die Familie? Geld? Ruhm?
      Diese Frage konnte wohl jeder nur für sich selbst beantworten. Meine Antwort stand in den Sternen. Weit weg, und doch ganz nah. Oder doch so fern?
      Ich beugte mich zu Ylvi rüber und gab ihr einen Kuss auf den Hals. „Ylvi wir könnten… uns die Zeit ein wenig vertreiben…“, flüsterte ich, drehte ihren Kopf zu mir und küsste sie auf die Lippen. „Jetzt da du… sogar eine kurze Strecke galoppieren konntest…“,murmelte ich weiter und küsste sie erneut. Ylvi lächelte kurz, rutschte dann zu mir herüber und setzte sich auf meinen Schoß. „Könnten wir…“, flüsterte sie und legte ihre Hand in meinen Nacken. „Jetzt, da du wieder redest und deine Gedanken sortiert hast..“, sagte sie frech und nahm meine Unterlippe zwischen ihre Zähne, zog leicht daran und ließ sie wieder los, ehe sie mir in die Augen sah und mich dann wieder küsste. „Ich hatte bloß so vieles im Kopf.. aber lass uns da im Flieger drüber reden...oder in Kanada...“, schlug ich ihr vor und sie nickte. Viele Möbel waren nicht mehr hier, die Couch allerdings stand noch in unserem Wohnzimmer. Ich stand auf, hielt Ylvi an mir fest und legte sie auf die Couch. Vorsichtig stützte ich mich rechts und links von ihr auf dem Sofakissen ab und beugte mich zu ihr runter, um sie erneut auf den Hals zu küssen. Wir wechselten eine Weile Küsse, ehe ich langsam Ylvis Oberteil über ihren Kopf zog. Auch ihre Hose und Unterwäsche war schnell verschwunden. Meine Sachen streifte ich mir über Kopf und Beine und schmiss sie ebenfalls neben das Sofa…
      Nach einem Blick auf die Uhr sprang ich hastig auf. “Ylvi komm.”, sagte ich und zog sie mit mir auf die Beine. Wir hatten viel zu lange auf dem Sofa verbracht und so langsam würde es eng werden, was Pferde verladen und den Flug anging. “Die drüben köpfen uns, wenn wir den Flieger nicht kriegen.”, lachte ich und sammelte meine Kleidung auf dem Boden ein, zog sie an und stand dann Bellamy gegenüber, der sich in der Küche einen Kaffee gemacht hatte. “Wie lange stehst du denn schon hier?”, fragte ich ihn und richtete mein Hemd. “Glaub mir, lange genug.”, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen, schlug ihn gegen die Schulter und setzte dann meinen Hut auf den Kopf, den ich hier in der Küche hatte liegen lassen. Ylvi kam nun auch zu uns und wir beide tranken schnell eine Tasse Kaffee, stopften noch einen der Brownies in den Mund, die Ylvi vom Wohnzimmertisch mitgebracht hatte, ehe ich in den Stall zu meinen beiden Hengsten hastete. Bellamy trug ich auf, Ylvi zu helfen, denn sie hatte mehr Pferde fertig zu machen.
      Vulture als auch Nachtschwärmer waren nicht sehr begeistert, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Nachtschwärmer ließ sich jedoch leichter aus der Box führen und für den Transport fertig machen, als Vulture. “Du bist eine Zicke.”, knurrte ich ihn an und ruckte einmal am Führstrick, als ich die Nase voll hatte. “Hör auf jetzt und benehm dich einmal deinem Alter entsprechend.”, sagte ich und legte die letzte Transportgamasche an. Der Trailer, der die Pferde mitnehmen sollte, war schon da, weshalb ich meine beiden Pferde schon auf die Rampe führte und im Inneren anband. Ylvi und Bellamy kamen nun auch und brachten die Pferde rein. “Bellamy lädst du das Zubehör mit den Kisten auf meinen Pick Up, Ylvi und ich holen schnell unsere Taschen.”, sagte ich zu ihm und er nickte, ehe er im Stall verschwand. “Jetzt aber schnell.”, lachte ich, nahm Ylvis Hand und lief zurück zum Haus. “Und du meinst der hat uns wirklich gesehen oder gehört?”, fragte mich eine unsichere Ylvi, als wir im Haus angekommen waren. “Ich glaube er blufft.” Ich lachte, warf mir meine Tasche über den Rücken und nahm die Größere von Ylvi auch in die Hand, so dass sie nur ihr Handgepäck tragen musste. Draußen auf dem Hof angekommen hielt ich abrupt an und drehte mich nochmal zur Haustür um. Ich schaute mir das Haus an, drehte mich einmal im Kreis und ließ meinen Blick über das gesamte Gelände schweifen. “Kaum zu glauben, dass wir diesen wunderbaren Ort verlassen.” “Oh Caleb jetzt werd nicht sentimental.”, sagte Ylvi und knuffte mich in die Seite. “Komm… bereit?” “Bereit.”

      Ylvi
      Ich spürte eine wärme in mir...fast als würde ich schwitzen...und dann musste ich doch wieder breit Lächeln. Bluffte Bellamy tatsächlich nur? Falls ja...so gab ihm Caleb definitiv genug zum Grübeln als er mit mir Hand in Hand ins Haus lief. Auch als wir am Trailer standen, den Blick auf die Ranch gerichtet, hielt er meine Hand fest umschlossen. Uns gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Bellamy stand auf der Treppe des Haupthauses. Er würde noch eine ganze Weile hier bleiben, die Pferde versorgen, Verkäufe organisieren. Vor allem aber die neuen Besitzer einweisen.
      Es ging auf zu neuen Ufern.
      Es war angenehm die Fahrt über noch einmal dösen zu können. Der Fahrer saß vor uns, während Caleb sich zu mir auf die Rückbank gesellt hatte. Über einen Bildschirm konnten wir gut alle 6 Pferde beobachten. Sie standen in dem Trailer her zur Fahrtrichtung. Gweny schien etwas nervös, ich konnte ihr Ohrenspiel sehen. Die Nähe von Inyan und Fylgia schien ihr allerdings gut zu tun. Ich hatte erst etwas bedenken gehabt die beiden Stuten mit den Hengsten zu transportieren. Aber wir hatten diese zuerst eingeladen...anschließend waren meine Wallache gefolgt als Puffer. Anschließend hatten wir Gweny eingeladen, als letztes hatten wir Fylgia auf den Trailer gepackt. Ich war aufgeregt. Seit dem ersten Besuch im Dezember war ich nicht mehr hier gewesen. Caleb hatte sich “geweigert” mich mitzunehmen. Klar er hatte viel zu tun. Aber ich war einfach gespannt was in der Zwischenzeit alles passiert war. Ich tappte vor Aufregung mit meinem Bein, plötzlich krallten sich Calebs Finger in meinen Oberschenkel, drückten ihn hinunter. Ich sah zu ihm Lächelte verzeihend. “Du machst mich vollkommen wirr, Weib.” knurrte er mir ins Ohr. Ich ließ mich also weiter zurück in die Autositze sinken. Sah wieder auf den Bildschirm.
      Am Flughafen ging alles glatt, die Pferde wurden vor Ort gecheckt, die Pässe kontrolliert. Dann führten wir sie jeder einzeln in die für sie vorgefertigten Boxen. Fylgia war wie nicht anders zu erwarten, vollkommen ruhig. Daher drückte ich sie dem Fahrer in die Hand, der ja auch seine Erfahrung mit Pferden hatte. Ich selbst führte Gweny aus dem Hänger. Dann jedoch gab es ein schrilles Kreischen, das natürlich von Ravn kam. Der Wallach riss sich los von dem Flughafen mitarbeiter, trabte aufgeregt an Gweny und mir vorbei und hielt erst an als er neben Fylgia zum stehen kam. Ich rollte mit den Augen. Dabei hatte ich gehofft sein Kletten-Verhalten hätten wir langsam im Griff. Allerdings war das hier auch eine außergewöhnliche Situation. Das weitere Verladen verließ dann doch etwas geordneter.
      “Uff...und wieder 7 Stunden den Arsch platt sitzen.” murmelte ich eher zu mir selbst. Caleb verstaute eben mein Handgepäck, da ich selbst zu klein war um dort ran zu kommen. Der Frau neben mir am Fenster entlockte es allerdings ein Lächeln. Ich erhob mich um ohn durch zu lassen. Ich saß sehr viel lieber im Gang auf längeren Flügen. Caleb nahm seinen Hut ab, setzte sich neben mich hin und legte den Hut auf seinen Schoß. “Zumindest haben wir so nochmal ein bisschen Ruhe.” “Ruhe?...denkst du das wirklich?” Caleb zog eine Augenbraue hoch, sah mich an. Ich hob meine Hände “Ich hab schwitzehände, muss die ganze Zeit an die Pferde da unten denken. Ruhe würd ich das nicht bezeichnen.” meine Stimme klang dabei schaal und heiser. Mir war sogar ein bisschen schlecht bei dem Gedanken an die Pferde. Caleb zog mir an einem meiner flechtzöpfe die über meine Schultern fielen. Dafür erntete er einen verwirrten Blick. Was war das denn jetzt? “Na sieht...bei dem Gesicht sind deine Gedanken jetzt wohl nicht bei den Pferden.” kommentierte er lachend. Dafür bekam er einen Faustschlag gegen die Brust. “Och duu!”

      Caleb
      Ich stieg in ihr Lachen ein. Die Frau neben uns kam mir irgendwie bekannt vor, auch wie sie uns zuhörte und grinste, wenn wir etwas witziges sagten. Irgendwann wandte ich mich ihr zu. “Entschuldigen Sie, kennen wir uns?”, fragte ich die Frau und sie nickte. “Wenn sie Caleb O’Dell sind, dann ja.” In meinem Kopf kramte ich nach Namen oder Orten, doch so richtig wollte mir keiner einfallen. “Ist schon eine lange Zeit her.. damals in Las Vegas auf einem großen Turnier. Ich habe dich beim Team Roping total abgezogen.”, lachte sie. “Nein, Kit? Wow, dass ich dich nochmal wieder treffe!”, ich beugte mich zur ihr rüber, gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie kurz. “Kit und ich waren früher wirklich.. Erzfeinde, wie man so schön sagt. Das eine Mal gewann sie, das andere Mal gewann ich. Wie lange ist das her… etliche Jahre!”, ich lachte. Dann schaute ich von Ylvi zurück zu Kit. “Das ist Ylvi. Eine… sehr gute Freundin von mir.”, ich legte ihr kurz meine Hand aufs Bein. Für Kit reichte diese Geste wohl. “Soso…”, schmunzelte sie und sah uns beide abwechselnd verschmitzt an. “Ich hab dich aber wirklich nicht erkannt, du hast dich total verändert!”, wandte ich mich wieder an meine alte Bekanntschaft. “Was ist aus deinem braunen Lockenkopf geworden? Und deine Stute… Halley.. hast du die noch?” “Meine braunen Locken sind blonden Haaren gewichen. Irgendwann hab ich sie mir dann abrasiert und jetzt wachsen sie nach. Sind aber noch nicht sonderlich lang, wie du sehen kannst.”, erklärte sie mir. Wie hätte ich sie auch erkennen können? “Halley habe ich schon lange nicht mehr, sie ist bei ihrem ersten und einzigen Fohlen gestorben. Der kleine Hengst hat es auch nicht geschafft. Das war vor.. drei Jahren. Seit dem saß ich nicht mehr auf dem Pferd.” “Das tut mir Leid.”, kam es von Ylvi, die sich hinter meinem Rücken bestimmt etwas ausgeschlossen fühlte, bei unserem Gespräch. Generell schaute sie nicht wirklich glücklich drein. Ob ich sie eben verletzt hatte? Aber was waren wir denn? Freunde? Freunde mit gewissen Vorzügen? Verliebt? Auch eines der Dinge, was mir ständig im Kopf herum schwirrte. Louis spielte da auch eine große Rolle. Er meinte zwar ich würde nichts merken, aber ich kannte ihn. Ich merkte, wenn er etwas im Schilde führte. Auch Ylvi hatte gestern Abend sichtlich seltsam gewirkt, als sie den Kaffee mit einer Quietschstimme verteilt hatte.
      “Und was arbeitest du im Moment?”, fragte ich sie. “Nichts, bin auf der Durchreise. Mal hier, mal da etwas.” “Wenn du noch Arbeit suchst, wir sind gerade auf dem Weg zu meiner neuen Ranch.” “Was? Du? Eine Ranch? Wow Caleb das freut mich für dich!”, sagte sie lachend und gab mir einen Klaps aufs Bein. “Endlich, Cowboy. Ich dachte schon du wirst nie sesshaft.” “Also eigentlich… war ich schon lange Zeit sesshaft.”, korrigierte ich sie. “Ich komme euch auf jeden Fall mal besuchen!”, sagte sie. “Klar, wieso auch nicht. Schließlich fliegen wir in die gleiche Richtung.” Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ylvi döste in der Zwischenzeit immer wieder weg. Auch ich war nicht den ganzen Flug wach. Kurz vor der Landung wachte ich jedoch wieder auf und hatte Ylvis Kopf auf meiner Schulter liegen. Eine sehr gute Freundin… Dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf und ließ mir keine Ruhe. Auch Kit sah mich grinsend an, als ich meinen Kopf sachte auf den von Ylvi sinken ließ. “Ach komm Caleb. Das da ist mehr als.. ich zitiere: sehr gute Freunde.”, sagte sie zu mir und schien nun wirklich eine Antwort haben zu wollen. “Es ist kompliziert. Reicht dir das als Antwort?”, ich sah sie an. “Nein… ich muss wohl doch zu dir auf die Ranch kommen, wenn ich mehr wissen will.”, sagte sie lachend und ich stimmte in ihr Lachen mit ein. Auch Ylvi regte sich wieder, nahm ihren Kopf von meiner Schulter und sah raus. “Landeanflug. Hab auch nichts mehr von den Pferden gehört, denen scheint es gut zu gehen.”, erklärte ich ihr und sie nickte beruhigt. Dann ging es runter.

      Ylvi

      Traf mich ein Tritt in die Magengegend? Nein...wir hatten nie darüber gesprochen was wir eigentlich waren. Kit zu erklären wie und was es war hätte zu lang gedauert. Natürlich...ein zugeständnis von Caleb hätte mir besser gefallen, mein Herz schien sich ein wenig zu verknoten. Als jedoch seine Hand auf meinem Bein lag, seine Finger kurz zudrückten. Da durchlief mich mit einem mal eine unfassbare Wärme, der Knoten in meinem Herzen schien sich zu lösen. Zitterte ich? Oder war das flaue Gefühl im Magen eher auf den beginnenden Start zu schieben?
      Ehrlich gesagt bekam ich weiter gar nicht wirklich mit was die beiden zu besprechen hatten. Zu sehr kreisten meine Gedanken um Calebs Worte. Ich ertappte mich dabei wahllos ins leere zu Starren. Ich hasste in diesem Moment was es in mir tat. Es wühlte mich auf. Machte mich Glücklich und Ängstlich. Machte mich aber auch so unfassbar wütend. Wieso passierte das ausgerechnet mir? Mir die ich jahrelang versucht hatte so etwas von mir weg zu stoßen. Fühlte sich so jeder der sein Herz an jemanden verloren hatte?
      Irgendwo in meiner ewigen Starrerei, dem lauschen von Calebs gleichmäßigem Barriton war ich eingeschlafen. Die Momente in denen ich wach war, nicht weiter relevant..ich wechselte höchstens meine Position im Sitz. Zwischendrin hatte ich bemerkt, dass sich die beiden nicht mehr unterhielten. Da wurde mir bewusst wie oft Caleb früher unterwegs gewesen sein musste...er schien ja wirklich den halben Kontinent zu kennen. Mit einem Lächeln schlummerte ich ein letztes Mal davon. Erst das Lachen von Caleb ließ mich wieder wach werden. Ich rieb mir die Augen, unterdrückte ein Gähnen. Draußen war es hell. Schnee lag überall herum.
      Wir trennten uns von Kit, der wir eine gute Reise wünschten. Sichtlich erschöpfte Pferde (was sicherlich auch an der Sedierung lag) , brachten wir auf den Trailer des Fuhrunternehmens. Einen Vorteil jedoch hatte die klirrende Kälte dann doch - sie machte mich wacher. Nachdem wir fertig mit dem Aufladen waren, fühlte ich mich längst nicht mehr so gerädert. Die Straßen waren frei, in nur 20 Minuten würden wir fast da sein. “Es hat schon Vorteile das wir nicht mehr fast 2 Stunden in die nächste größere Stadt fahren müssen.” dabei sah ich aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft. Beim letzten Mal hatte noch keiner gelegen.

      Caleb
      Die Verabschiedung von Kit fiel mir doch schwerer, als ich gedacht hatte. Es war immer wieder schön alte Bekannte zu treffen und die alten Zeiten aufleben zu lassen. Eine Person würde ich jedoch nie wieder sehen, diese Zeit würde ich für mich alleine, immer in meinem Herzen tragen. Das konnte mir keiner nehmen, solange ich lebte.
      Die Pferde einzuladen ging sehr schnell, Vulture benahm sich sogar seines Alters entsprechend und machte mir das Leben nicht schon wieder schwer. Ylvi und ich waren todmüde, wobei sie ziemlich wach blieb und nur ich es war, der ständig einnickte und durch eine Kurve oder einen Hubbel in der Straße den Kopf hoch riss.
      Endlich waren wir am Tor zur Ranch angekommen. Bow River Ranch. Es war mit Abstand das schönste Schild, welches ich seit langem gesehen hatte- und dabei gehörte auch das mir. “Oh schau Mal Ylvi, wie schön!”, sagte ich auf einmal hellauf begeistert und klebte mein Gesicht förmlich an die Scheibe, denn links stand meine Rinderherde auf der Weide, während rechts einige Pferde grasten. “Genau so habe ich mir das vorgestellt. Wie toll das aussieht!” Ylvi lachte. “Du kommst ja aus dem Staunen nicht mehr raus.”, murmelte sie und sah zu mir rüber. Ich nickte, noch immer sichtlich begeistert, und schaute dann nach vorne, wo die halbe Ranch schon mitbekommen hatte, dass wir endlich ankamen. Allen voran standen Cayce und Octavia. Letztere mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Das Fahrzeug hielt an und Ylvi und ich stiegen aus. Sofort wurden wir von O umarmt und ich bekam auch einen Kuss auf die Wange. Cayce jedoch kam mit verschränkten Armen auf uns zu. “Tauchst du auch endlich mal auf, du alter Hund.”, sagte er, fing dann an zu lachen und umarmte zu erst mich, dann Ylvi. Auch Dell, Betsy und Murphy umarmten uns kurz, ehe sie das Equipment der Pferde ausluden. Die anderen waren auf der Ranch verteilt und arbeiteten. “Dann komm Ylvi, lass uns unsere Pferde ausladen.”, sagte ich zu ihr, nachdem ich unsere Taschen auf der Treppe zum Haupthaus abgestellt hatte. Die würden wir später wegräumen, die Pferde hatten schon viel zu lange im Trailer gestanden. Nachtschwärmer drückte ich Cayce in die Hand, Vulture lud ich selbst aus, tauschte seinen Transportschutz gegen koppeltaugliches Equipment und brachte ihn dann auf eine der kleinen Koppelstücke, wo die Hengste untergebracht wurden. Auch Nachtschwärmer wurde auf eines der Stücke gestellt. Die Pferde von Ylvi kamen alle zusammen auf die noch freie Weide mit dem Offenstall. “Caleb es gibt noch einiges, dass geklärt werden müsste.”, sagte Cayce zu mir, als wir wieder zurück zum Haupthaus gingen. “Ich weiß. Aber zu erst muss ich ins Bett, das ist der schlimmste Jetlag den ich je hatte.”, sagte ich zu ihm, hob meine sowie die große Tasche von Ylvi auf und ging ins Haus. “Hier hat sich auch einiges getan, aber das zeig ich dir morgen.”, erklärte ich Ylvi. “Lass uns hoch gehen und uns aufs Ohr hauen.” Ylvi folgte mir zielstrebig, wurde dann jedoch langsamer, als ich ihr die Tür zu einem Schlafzimmer aufhielt. “Na komm, stimmt schon alles so.”, sagte ich zu ihr, trat hinter ihr ein und schloss die Tür.

      Ylvi
      Ich war etwas verwirrt..”Ich würd nur schnell mein Zeug in mein Zimmer bringen, dann komm ich wieder her?” ich war halb in den großen Raum hinein gegangen. Hielt dann jedoch Inne...er hatte in einer Art Panoramafenster Ausblick hinaus auf die Weiden der Farm. Es gab bisher noch leere Bücherregale an der einen Wand. Daneben befand sich ein kleiner Ofen. Gegenüber ein Bett das den Ausdruck riesig definitiv verdient hatte. Außerdem gab es auch einen großen Schrank.
      Mir blieb bei dem Anblick schon die Atmung weg...die ganze Einrichtung entstammte dem Landhausstil..war allerdings auch wieder schlicht gehalten. Es stand kein unnützes Dekor umher. Mein Blick wurde wieder gefangen genommen von der Aussicht aus dem Fenster. Dann spürte ich von hinten einen Körper der sich an den meinen schob..Calebs Hände griffen von hinten sanft um meine Hüfte. In dieser Bewegung drehte er uns..er schien sich auf das Fensterbrett gesetzt zu haben. “Du hast mir überhaupt nicht zugehört,oder?” “Mhm?” fragte ich halb da halb im Staunen. Das Lachen aus Calebs Kehle verschaffte mir eine Gänsehaut, wie es sein Atem in meinem Nacken immer tat. Mein Körper dieser ewige Verräter. Dann spürte ich ihn jedoch Seufzen. “Es gäbe schon einen Raum in dem….also.” wieder kurze Stille er druckste, ich wartete wollte ihn nicht stören. Vielleicht ahnte ich auch bereits was er sagen wollte, doch ich wollte es von seinen Lippen hören. Ich wusste wieso ich an ihm lehnte...es würde ihm schwerer Fallen, wenn ich ihm in die Augen sah. “Ich dachte, da wir ja ohnehin schon so oft beim jeweils anderen im Bett schlafen...Ich dachte das hier könnte unser Zimmer sein?” “Ist das etwa eine Frage Mr. O’Dell?”” flüsterte ich heiser. “Befehlen könnte ich dir ohnehin nichts...und ich bin kein Typ der Bettelt...ich denke das weißt du.” Ich schubste meinen Ellenbogen nach hinten. “Och duu!” schimpfte ich wieder. Drehte mich dann um und sah ihn an. “Damit gehen die Gefühlskrüppel wohl ein neues Kapitel an, hm?” Caleb nahm den Kopf schief, zog die Schultern hoch. “Sieht ganz so aus.” Erst wollte ich ansetzen, das ich mir das vor einem Jahr nicht hätte denken können...Wir hatten es nicht angesprochen...aber im Grunde machten wir damit vor der ganzen Ranch Publik das wir ein Paar waren...bzw. Caleb tat dies. Schließlich hatte er das ganze hier eingefädelt. Ich lächelte, umarmte ihn einfach nur und platzierte meinen Kopf an seiner Brust. Allerdings nicht lang bis mich ein Gähnen unterbrach. “Ab ins Bett!” damit packte mich Caleb plötzlich, schwang mich wie einen nassen Sack über seine Schulter und ließ sich dann gemeinsam mit mir auf das Bett fallen. Ich streifte Hose, Socken ab. Befreite mich von meinem BH und zog mir mein Shirt wieder an. Caleb tat es mir gleich, nur blieb er nur in Shorts. Auf einen Knopfdruck fuhr die Jalousie herunter, schlagartig war es dunkel im Raum. Ich fand wie von selbst in seinen Arm, hörte sein gleichmäßiges Atmen. Die Bow River Ranch würde für alle ein neuer Anfang sein. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.


      Anfang März

      Caleb
      So langsam kehrte etwas Ruhe ein- wirklich nur sehr langsam. Cayce hatte nach meiner Ankunft sehr viel zu besprechen gehabt. Und wie ich schnell feststellen musste, war noch wahnsinnig viel zu tun, bis wir die Ranch halbwegs fertig nennen konnten. Gerade war es neun Uhr morgens, wir saßen alle in der großen Küche des Haupthauses zusammen und frühstückten. Es hatten sich wirklich alle gut eingewöhnt. Sowohl die Zwei- als auch die Vierbeiner. Dass Ylvi und ich zusammen in diesem Haus und im selben Zimmer wohnten schien niemanden überrascht zu haben. Unser Outing hatte ich mir viel spannender vorgestellt gehabt, als es letzten Endes gewesen war. Betsy hatte heute frei, weshalb ich sie mit Sue zu den Rindern mitnehmen wollte. So zumindest der Plan. “Betsy hast du heute schon was vor?”, fragte ich, zuerst in Richtung Betsy, dann in Richtung ihres Vaters. “Ähm nein, wollte mit Sue ausreiten, sonst noch nichts.”, erwiderte sie. “Das passt doch, magst du mit mir zu den Rindern mitkommen? Sie stehen in Richtung Ferienranch, ist ein Stückchen bis dahin.”, erklärte ich und sah zu Dell, der nickte. Erst dann schaute ich wieder zu Betsy und lächelte sie freundlich an. “Nur wenn Ylvi auch mitkommt.”, sagte sie und schaute mich grinsend an. “Soso.. Ylvi?”, fragte ich in Richtung der jungen Frau gewandt. “Klar, warum nicht.”
      Gesagt, getan. In Windeseile waren Sue, Devil und Inyan geputzt und gesattelt. In den Satteltaschen, die wir allen drei Pferden übergeworfen hatten, war ein wenig Werkzeug für eventuell kaputte Zäune und Thermoskannen mit warmem Kaffee und Kakao für Betsy. “Dann kanns ja losgehen.”, sagte ich und trieb Wimpy an. Mit ihr ritt ich vor, in der Mitte folgte Betsy und das Schlusslicht bildete Ylvi mit Inyan. Im gemütlichen Schritt wateten die Pferde durch den Schnee. Nach einer Weile sah ich die Bäume am Fluss und auch vereinzelte Rinder, die im Schnee nach etwas zu fressen suchten. “Ich muss wohl nachher nochmal neues Heu her fahren.”, sagte ich zu mir selbst und schrieb es auf meine To-Do Liste. Ich musste wirklich so langsam mal anfangen, die Dinge aufzuschreiben. So viel konnte sich ja kein Mensch merken!
      “Und, sind sie nicht hübsch?”, fragte ich Betsy, die mittlerweile neben mir ritt. Auch Ylvi hatte zu uns aufgeschlossen, als ich die Zügel annahm und wir drei stehen blieben. “Die haben ja auch alle weiße Gesichter!”, sagte sie aufgeregt und schaute zu Devil, die ebenfalls ein weißes Gesicht und blaue Augen hatte. “Haben die auch blaue Augen? Oh sag… die müssen blaue Augen haben!”, quasselte sie vor sich hin doch ich schüttelte den Kopf. “Nein, keine blauen Augen.” “Oooooh…”, kam es enttäuschend von ihr, ehe sie den Blick abwandte und ihn über die Herde gleiten ließ. “Kommt, wir reiten zum Zaun und schauen, ob alles in Ordnung ist.”, sagte ich und die beiden nickten, ehe wir uns wieder in Bewegung setzten. Den ganzen Vormittag verbrachten wir hier draußen. Als wir wieder auf der Ranch ankamen, waren wir wahrhafte Eiszapfen. Jesse, Connor und Murphy wurden von mir dazu verdonnert, sich um die Pferde zu kümmern, damit wir reingehen und uns aufwärmen konnten. Wir saßen eine Weile gemütlich vor dem Kamin und schlürften warmen Kakao. Plötzlich sprang ich auf, hastete zum Küchentisch, nahm mir einen Block und einen Stift und fing an zu kritzeln. “Was schreibst du da?”, fragte mich Betsy doch statt einer Antwort bekam sie nur “Schhh.. schh..” zu hören. Auch Ylvi hatte sich zu mir rüber gebeugt und schaute auf den Block. Oben drauf stand in großen Buchstaben: To Do, gefolgt von Spiegelstrichen mit Dingen, die ich erledigen musste. Als erstes stand dort: Rinder Heu. Fett unterstrichen.

      Ylvi
      Ich las die Punkte der Liste durch. “Wie wärs, du die Rinder...und ich kümmer mich um Punkt vier?” Die Stuten umweiden?” Ich hing halb über seiner Schulter, sah wie er die Hand hob und unleserlich daneben krackelte: Ylvi.
      Gut damit schien die Aufgabe wohl verteilt zu sein. “Oooh darf ich helfen?!” sah mich Betsy bittend an. Ich plusterte die Backen auf. Klar, Hilfe wäre nicht schlecht. Allerdings hatte ich dabei eher an jemanden wie O gedacht...oder Cayce. “Meinetwegen kannst du mit kommen.” sagte ich schließlich mit den Achseln zuckend. Wieder angepellt vor der Tür liefen wir jedoch Louis in die Arme. “Louis!” rief ich aufgeregt, lief dem Indianer entgegen und umarmte ihn stürmisch. Erst dann nahm ich Lilly wahr. Neben ihr stand ein wütend drein blickendes Kind, das mir allerdings schon fast bis unters Kinn ging. Seine Haare waren anders als die von Louis kurz, standen in alle möglichen Richtungen ab. Unverkennbar schien das Tschetan zu sein. Ich winkte ihm zu, erhielt jedoch keine Antwort. Halb hinter Lilly stand ein Mädchen, ihre Haare befanden sich in zwei geflochtenen Zöpfen. Mit einer Hand klammerte sie sich einen Stoffhasen vor die Brust die andere hielt sich an Lillys Hand fest. Scheu sah sie hinter dem Rücken der jungen Frau hervor. Ich umarmte also Lilly weitaus weniger stürmisch. Sah dann zu dem Mädchen. “Hey..ich bin Ylvi. Louis hat dir vielleicht schon von mir erzählt?” Schweigen. Ich deutete auf Betsy neben mir. “Schau...das ist Betsy. Sie müsste in deinem Alter sein.” wieder keine Antwort, nur diese unglaublich traurigen Augen die mich anstarrten...dann hinüber zu Betsy. “Sie spricht nicht”, seufzte Lilly leise. “Wieso spricht sie nicht?” plapperte Betsy. Rein aus Reflex schubste ich ihr an die Schulter. “Aber sie hat Ohren die hören. Sprich nicht als wär sie nicht da!” tadelte ich das Mädchen. Gosh, ich war nicht ihre Mutter! Augenblicklich tat mir mein Verhalten leid. Betsy sah auf den Boden. Ich drehte mich halb zu Louis. “Caleb ist drinnen. Er wollte zwar noch Heu fahren, aber ich denke ihr habt noch viel zu besprechen. Lilly , wenn du möchtest kannst du die Kinder rein bringen?” “Ach...die beiden wissen sich meistens ganz gut zu beschäftigen. Kann ich dir helfen?” Das Angebot kam mir fast wie gelegen. “Das kannst du tatsächlich!Betsy und ich wollten gerade die Pferde holen um die Stuten umzuweiden. Wir könnten dich auf Ravn packen. Eine Hand mehr ist sicher nicht schlecht.”
      Tschetan schien an sich zwar ein wenig seltsam wütend auf alle, doch er nahm seine kleine Schwester pflichtbewusst unter seine Hand. Ich bot ihm an auch ins Haus hinein zu gehen falls ihnen Kalt wurde.
      Im Stall kam mir Cayce entgegen. “ Cayce! Warte mal eben. Die neue Verstärkung ist da, Louis ist gerade bei Caleb. Was hattest du gerade vor?” “Futter ist fertig...ich wollte Heu zur neuen Stutenweide bringen.” “Prima, wenn du eh im Traktor hockst, bringst du auch was bei den Rindern vorbei? Hatte Caleb vor, aber ich weiß nicht wie lange er dafür braucht.” Cayce fasste sich an den Hut, nickte “Aye Chefin.” drehte bei und ging. Dabei hatte er nicht spöttisch geklungen. Chefin? Perplex sah ich ihm nach. Schüttelte dann den Kopf. Lilly und ich halfen Betsy beim Sattel von Sue, denn so ganz allein hievte sie den Sattel noch nicht auf den Rücken der Stute. Für alles andere behalf sie sich mit einer kleinen Trittleiter.

      Caleb
      Ich hatte Ylvi und Betsy leise bis zur Tür gehen hören, dann jedoch mischten sich vertraute Stimmen unter die Ihren. Louis war wohl da. Auf die beiden Kinder war ich ja wirklich sehr gespannt. So würde etwas mehr Leben auf den Hof kommen- und mehr Arbeit natürlich, bei drei Kindern- und Lilly.
      Das seltsame Gespann bestehend aus Louis, Tschetan und Kaya kam zu mir ins Wohnzimmer. Ich stand auf und fiel zuerst meinem alten Freund in die Arme. “Hallo Louis.”, sagte ich und klopfte ihm auf den Rücken. “Hallo ihr zwei, ich bin Caleb.”, stellte ich mich vor und blickte freundlich zu ihnen runter. “Ihr könnte gerne raus gehen und euch ein wenig umsehen. Kommt nur wieder rein, wenn es zu kalt wird.”, sagte Louis zu den Beiden, welche nickten und dann aus dem Raum verschwanden. Louis derweil setzte sich aufs Sofa, nahm sich ebenfalls eine Tasse Kakao. “Habt ihr den Flug gut überstanden?”, fragte ich ihn, und er nickte. “Die Kinder haben zum Glück fast die ganze Zeit geschlafen, Kaya ist noch ängstlicher, als sie es ohnehin schon ist.”, antwortete er und ich nickte. “Ist auch für sie eine große Umgewöhnung.”, meinte ich und legte meinen Notizblock zur Seite. “Eigentlich solltet ihr ja auf die kleine, alte Ferienranch ziehen. Zusammen mit Dell und Betsy. Nun ist es aber so, dass die Häuser noch nicht ganz fertig sind. Einer der Bungalows ist fertig, da sind zwar nur drei Schlafzimmer, aber eines mit Doppelbett. Da könntet ihr übergangsweise wohnen. Tschetan und Kaya zusammen? Dann müsste es passen.” “Klar, das ist kein Problem. Wo wohnen denn die anderen?” “Verteilt auf der Ranch. Octavia wohnt im Moment mit Travis hier, die anderen in den restlichen, halbfertigen Häusern. Hat alles doch ein bisschen länger gedauert.”, erklärte ich. “Wenigstens machen sie im Stall große Fortschritte, die 30 Außenboxen sind schon so gut wie fertig, sie mussten jetzt aufhören zu bauen wegen dem plötzlichen Schnee. Aber noch ein paar Dachplatten dann können wir Pferde dort hinein stellen.”, sagte ich zu ihm und er nickte.
      Gerade, als ich zu einem neuen Satz ansetzen wollte, kam Cayce ins Wohnzimmer. “Du könntest echt mal auf dein Handy schauen. Du musst jetzt die Arbeiten offiziell verteilen, nicht nur unter der Hand.”, grummelte er und umarmte Louis kurz. “Was ist denn?”, fragte ich ihn. “Ich habe dir geschrieben, dass Ylvi mich abgefangen hat und gefragt hat, ob ich auch Heu zu den Rindern bringen soll. Wollte ich jetzt machen, aber von dir wollte ich wissen ob ich ihnen auch Stroh mitnehmen soll, da wir dringend neues Heu bestellen müssen und die Kühe das Stroh besser vertragen als die Pferde.”, quatschte er drauf los. “Ja, ist gut. Ich schreibs mir auf mit dem Heu.”, antwortete ich ihm, bevor er wieder nach draußen ging. “Chef zu sein ist schon etwas anderes, als Chef zu spielen.”, lachte Louis, während ich auf meinem Block herum kritzelte. “Oh ja, wem sagst du das.”
      Wir redeten noch eine Weile über die Arbeit auf der Ranch, und dass er sich einfach zunächst einmal einbringen solle, wo immer er Arbeit sehen würde. Die persönlichen Aufgaben würden nach und nach dazu kommen. Da ich Wert darauf legte, jeden Morgen zusammen hier zu frühstücken, hatte ich die jeweiligen Listen mit den täglichen Aufgaben in den Flur gehangen. So sah sie morgens jeder und konnte seinen Namen hinter eine Aufgabe schreiben. “Ich werde dann mal sehen, wo die zwei Kinder abgeblieben sind.”, sagte Louis. “Wenn du sie hast komm nochmal her, ich zeige euch den Bungalow.”, bot ich ihm an doch er winkte ab. “Wir finden den schon.”, meinte er und verschwand dann auf dem Hof.
      Wieder zurück im Wohnzimmer schnappte ich mir den Hörer und rief bei einem Heulieferanten an, bei dem Verena auch immer Futter besorgt hatte. Wir hatten Glück und er konnte sogar heute noch liefern. Den Rest des Tages verbrachte ich zusammen mit Murphy und Travis damit, die kleinen, eckigen Heuballen vom Laster in die Scheune zu werfen und zu stapeln. Die großen Rundballen luden wir mit dem Traktor ab und stapelten sie in der Halle nebenan. Gegen Abend löste sich der Trubel auf dem Hof auf. Ich stand vor dem großen Fenster im Schlafzimmer und sah über den Hof. Hier war es wirklich wunderschön. Ich war gespannt, wie es hier aussehen würde, wenn alles zu blühen anfängt.

      Ylvi
      Nachdem wir uns damit vergnügt hatten die Stuten auf die andere Weide zu bringen, war es etwas schwierig gewesen Betsy los zu werden. Nicht, dass mir das Kind auf die Nerven ging...sie erledigte ihre Aufgabe zusammen mit Sue ja wirklich gut. Allerdings schien Lilly irgendwas auf der Seele zu brennen. In Gegenwart des Kindes schien sie keine Worte an mich richten zu wollen. So war die Arbeit schweigend verlaufen, abgesehen von den Berichten Betsys über den Umzug, die ersten Wochen und natürlich ihre neue Schule. Als wir Kaya allein über den Hof hatten schlendern sehen hatten Betsy die Gelegenheit genutzt um vielleicht Freundschaft zu schließen. Lilly hatte ihr erklärt das Kaya ein bisschen anders war, nicht sprach. Betsy hatte die Nachricht nickend aufgenommen und war anschließend davon gelaufen.
      “Louis wird es nicht einfach haben.” seufzte Lilly als sie Betsy hinterher sah. “Ich hab mich ja bisher nicht getraut zu fragen…” erwähnte ich ohne eine direkte Frage zu stellen. “Kaya war dabei als ihre Mutter sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Tschetan hat sie gefunden. Kaya hat seitdem kein Wort gesprochen. Die Ärzte sprechen von Mutismus. Irgendwann wird sie schon wieder anfangen...aber so ängstlich wie sie auch ist. Vielleicht tut es ihr ganz gut zusammen mit Betsy zur Schule zu gehen, oder die Ranch an sich. Aber ich mach mir schon Sorgen um Louis. Er hat so viel getan für mich...jetzt schickt er mich zur Uni und soll mit den Kindern allein bleiben?” “Calgary ist nicht weit fern...ruf mich an und ich hol dich ab. Außerdem geb ich dir das versprechen öfter mal nach ihm zu schauen,ja?” Ich hatte sie in den Arm genommen. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung. Wie brachte man ein Kind dazu zu sprechen nach so einem Erlebnis? Vor allem aber auch in Anbetracht der Dinge die das Kind ja auch vorher bereits erlebt haben musste. Betsy schien Kaya die Ranch zu zeigen. Mehrere Male kamen sie an uns vorbei. “Betsy? Komm mal rüber.” rief ich, winkte sie heran. “Fylgia ist heute noch nicht bewegt worden. Wenn ihr wollt könnt ihr mit ihr eine kleine Runde um die Koppeln machen. Ich denke auch Kaya wird ihre Freude haben.” Damit hatte ich dann auch meine Ponystute an Bewegung für diesen Tag abgespeist. “Oh können wir mit Halsring raus?” Ich schüttelte den Kopf. “Auf dem Platz irgendwann anders...aber noch kennt sie ja nicht viel von der Umgebung. Nimm bitte das Sidepull.” Damit verschwanden beide Kinder, Betsy nahm Kaya vertrauensvoll an der Hand. Als sie uns später begegneten, sahen wir eine lächelnde Kaya auf dem Rücken meiner Ponystute, Betsy führte sie am Zügel. Kaya drückte noch immer mit einer Hand den Stoffhasen an ihre Brust. Lilly schluckte schwer, lächelte dann aber seelig. “Andere Kinder werden ihr gut tun. So quirlig wie Betsy ist.” “Vor allem haben sie auch eines gemeinsam. Auch Betsy hat vor einiger Zeit ihre Mutter verloren...sie kennt den Schmerz der damit einher geht.” sprach ich traurig. Lilly antwortete nichts darauf. Wir halfen noch dabei die Rundballen zu verstauen. Anschließend verzog ich mich für einige Stunden in mein Büro im Haupthaus. Caleb hatte es mir einrichten lassen...es war klein, aber die Aussicht in Richtung der Berge war toll. Die neue Website für die Bow River Ranch war an der Reihe. Ich hätte natürlich die alte einfach wiederverwenden können. Aber mir war nach etwas neuem gewesen.
      Es war bereits 21 Uhr als ich mich von der Arbeit lösen konnte, draußen strahlte mir der abnehmende Mond entgegen. Wie üblich wenn Schnee lag erschien der Nachthimmel in einem dunklen Rot. Ich schaltete den PC aus, schnappte mir mein Handy und schlenderte durch den Flur die Treppe hinauf in das Zimmer das ich mir mit Caleb teilte. Es fühlte sich mittlerweile ganz normal an. Für Aufregung hatte das Outing nicht wirklich gesorgt….ganz so als wäre es den anderen bereits klar gewesen. Ich blieb im Flur noch einmal stehen...schaute aus dem Fenster auf den Hof. Von hier aus konnte ich Licht im Bungalow sehen in dem Dell, Betsy und nun auch Louis und seine Familie untergebracht waren. Bisher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet...aber mein Versprechen auf Louis acht zu geben...auf die beiden Kinder. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich konnte es nicht zuordnen, wandte meinen Blick ab und ging hinauf. Als ich die Tür hinter mir schloss sah ich Caleb am Fenster stehen, das Feuer loderte im Kamin. Kurz war ich versucht “Ich bin zu Hause Liebling” spöttisch zu sagen, dann lächelte ich ihm einfach nur zu. Caleb löste sich vom Fensterbrett, zog mich an der Hüfte zu sich und küsste mich. “mhm..das wollt ich den ganzen Nachmittag tun.” murmelte er. Welch seltsame Worte von ihm...und da war er wieder, der Schauer an meinem Rücken.
    • Veija
      Schicksal
      Nachtrag für August 2019, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die letzten Tage waren vergangen wie in einem unheimlichen Traum. Wir hatten versucht von Kanada aus die Klärung des Visums in Gang zu bringen. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt. Mit meiner Beschäftigung auf der Ranch genügte es nicht um das Visum zu verlängern. Auch die nötigen Untersuchungen nach meiner OP waren nicht ausschlaggebend gewesen.
      Ich hatte bereits alles nötige mit meinen Eltern geklärt. Vorerst würde ich bei ihnen unterkommen bis ich wieder nach Kanada reisen durfte. Wie oft ich des Nachts wachgelegen hatte konnte ich gar nicht mehr zählen. Unzählige Tränen waren geflossen. Zu groß die Angst in meinem Inneren das ich vielleicht gar keine dauerhafte Genehmigung bekommen würde. Caleb hatte sich als stark an meiner Seite versucht...seine wirklichen Gedanken jedoch blieb mir momentan verborgen. Seine Arme um meine Hüfte des Nachts gaben mir jedoch den nötigen halt. Noch zwei Wochen reichte meine Genehmigung...dann musste ich Kanada auf ungewisse Zeit verlassen. Das machte mich völlig fertig.
      Einem Geist gleich lief ich seit Tagen über die Ranch. Ravn hatte mich vorgestern aus dem Sattel befördert - ich war nicht bei ihm gewesen. Dafür hatte ich mit einem blauen Fleck am Bauch den Preis gezahlt. Deutlich war der Abdruck des Horns zu erkennen. Deshalb waren Westernsättel eigentlich mal nicht meine Lieblinge gewesen.
      Was würde geschehen, wenn ich tatsächlich keine Genehmigung bekam? Nicht nur würde das meine...ja Beziehung zu Caleb auf eine harte Probe stellen oder das Ende bedeuten. Was würde aus den Pferden? Mittlerweile hatte ich 5 von ihnen. Inyan wäre versorgt...ich wusste das sowohl Tschetan als auch Louis den Wallach bewegen würden. Ich hatte doch erst vor einiger Zeit begonnen mit Gealach zu arbeiten. Lady Gweny...Ravn und Fylgia. Letztere würde ich natürlich nachholen. Doch sie erneut über Kontinente mit dem Flugzeug zu transportieren. Das würde ich ihnen ungern antun wollen. Das beste wäre sie auf der Ranch zu belassen. Es gab Leute die sich ihrer annehmen würden. Aber ich? Ohne Pferd? Schwer vorstellbar. Ich wollte nicht weg….hier war meine Heimat!

      Ich schluchzte erneut schwer auf. Spürte die sanften Nüstern eines Pferdes in meinem Gesicht. Inyans Punkte fielen mir sofort auf als ich die Augen wieder öffnete. Ich stand hier inmitten meiner Herde, gelehnt an den kräftigen Hals meines Valravn und weinte mir- mal wieder - die Augen aus dem Kopf. Verzweiflung war wohl das richtige Wort für meinen derzeitigen Zustand. Schritte in meinem Rücken. Kleine Füße, zögerliche die folgten. Meine Augen hielt ich geschlossen. Versuchte das laute schluchzen zu unterdrücken schaffte es ja doch nicht. Ich spürte eine raue Hand auf meiner Schulter. Eine ungleich zartere Bewegung an meiner Hüfte. Ich wusste das Kaya sich an mich lehnte. Ihre zarten Arme lagen um meine Hüfte. Ob das Mädchen verstand welch Kummer mich plagte oder ob sie einfach meine Tränen trocknen wollte wusste ich nicht. Es gab keine Worte. Nur ihre Umarmung. Die Hand auf meiner Schulter die sanften Druck ausübte. Ich holte keuchend Luft, die ich offenbar angehalten hatte. Blinzelte durch den Schleier der Tränen, drehte den Kopf und sah Louis. Wie kam es nur das ausgerechnet immer er da war? Sollte nicht Caleb an seiner Stelle sein? Zu meiner allgemeinen Verzweiflung hatte sich innerhalb der letzten Woche auch noch vollkommene Verwirrung gesellt. Letzteren sah ich nur nachts, wenn ich vor lauter Tränen erschöpft im Bett einschlief, nicht mehr in der Lage die Augen offen zu halten. Ich spürte förmlich wie sich Caleb mir entzog. Hatte was wir teilten noch eine Chance? Oder stand der Kuss mit Louis unausgesprochen zwischen uns?
      Wir standen alle stillschweigend im Unterstand zwischen den Pferden die sich hierher zurückzogen, wenn die Sonne zu sehr vom Himmel brannte. Nicht wie in Mexico...aber warm genug. Mir gelang es zwar immerhin meine Atmung und die Tränen in den griff zu bekommen, während wie so da standen. Meine Gedanken glichen aber eher einen Sturm. Ich entzog mich schließlich der Hand auf meiner Schulter, duckte mich um Kaya in den Arm zu schließen und hauchte ein “Danke” in ihr Ohr. Das Mädchen löste sich von mir, lächelte und huschte dann aus dem Gebäude. “Ich vermute mal du hattest keinen Erfolg mit dem neuen Antrag?” seufzte Louis. Ich schüttelte hoffnungslos den Kopf. “Ich habe am Morgen mit meiner Familie telefoniert damit ich vorerst bei ihnen unter komme. Bisher habe ich noch keinen Flug buchen können. Ich will nicht fort.”
      Im Reflex fand sich meine Hand in der von Louis wieder, ich starrte darauf, flackerte zu ihm hoch und er nahm seine Hand fort als habe er sich verbrannt. Wir hatten den Kuss nie wieder erwähnt. Aber er stand bei jeder Berührung der letzten Tage noch immer zwischen uns wie ein Damoklesschwert. “Sag wenn ich irgendetwas tun kann, ja?” ich hatte keine Kraft für eine Antwort nickte nur...und wand mich dann zwischen den Ponys davon aus dem Unterstand.

      Caleb
      >>Meine Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen..ich muss Kanada verlassen bis die Visumsfrage geklärt ist.<<, immer wieder hallten diese Wort in meinem Kopf nach. Für uns alle war das ein Schock gewesen, insbesondere Ylvi und mich. Sie konnte die Ranch nicht einfach verlassen. Was würde aus den Pferden werden… was würde aus uns werden? Innerlich fluchte ich. Immer… und immer wieder. Hätte ich mich damals nicht auf sie eingelassen, würde mir ihr Abschied auch nicht so schwer fallen… Hätte ich mich nicht auf sie einlassen sollen? Doch. Natürlich. Unsere gemeinsame Zeit war zwar von Höhen und Tiefen geprägt gewesen… und was irgendwie als “Zeitvertreib” angefangen hatte, war ernster geworden. Eine Möglichkeit, wie sie auf jeden Fall hierbleiben konnte, konnte ich ihr bieten. Mit einem Ring. Aber wollte ich das? Caleb O’Dell verheiratet? Mit einer Deutschen? Nicht mit jemandem vom Rodeo, was sich wohl alle Welt denken würde. Ich verwarf den Gedanken wieder. Dazu war ich nicht bereit… aber wenn sie so bleiben durfte?
      Ich atmete einmal schwer durch und konzentrierte mich wieder auf meine Reitschüler. Ab und zu, wenn gerade wieder ein bisschen Luft auf der Ranch war, hatte ich angefangen, ein wenig Reitunterricht zu geben. Gerade waren Gipsy und Shorty auf dem Platz. Cayce hatte mir seinen Wallach für George geliehen. Der junge Mann hatte wirklich Talent! Auf Gipsy saß ein junges Mädchen, etwa so alt wie George. Lizzy. “Beine ran Liz.”, rief ich ihr rüber und schaute dann wieder zu George, der Shorty auf dem Zirkel galoppierte. Lizzy trabte den hellen Wallach gerade ganze Bahnen. “Das sieht schon gut aus!”, rief ich beiden rüber und winkte sie dann zu mir. “Wir gehen heute noch ein bisschen an die Manöver. Lizzy du wartest hier bei mir, Gipsy und George sind zuerst.”, erklärte ich und sie positionierte ihr Pferd an der Bande. “Du startest bei X, galoppierst zwei langsame und dann einen schnellen Zirkel. An X stellst du ihn gerade und lässt ihn wechseln. Dann einen schnellen und zwei langsame Zirkel. An X Stoppen. Dann geb ich weitere Anweisungen.”, sagte ich und schickte ihn los. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich Betsy, Tschetan und Kaya hinter mich an den Zaun geschlichen hatten, und zusahen, bis Betsy mir auf die Schulter tippte. “Hey Cowboy.”, sagte sie lachend und ich knuffte sie in die Seite. Die beiden anderen Kinder sahen mich argwöhnig an. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihnen, es war aber vermutlich auch noch zu früh, zu urteilen. “Kannst du mir gleich auch noch Unterricht auf Blue geben?”, fragte mich die kleine und ich nickte. “Wenn du ihn dir jetzt fertig machen gehst und sofort her kommst, ja. Ich muss gleich zu den Rindern hoch. Könnt ihr mir Devil auch fertig machen?”, fragte ich die Kinder. Mir war aufgefallen, dass alle drei nach einer Aufgabe auf der Ranch suchten. Ja, sie waren Kinder. Ja, sie spielten viel… aber bevor sie anfingen allen möglichen Unsinn zu machen, gab ich ihnen lieber Aufgaben. “Tschetan und Kaya wenn ihr mitkommen wollt könnt ihr Sue und Face Down satteln.” Wider Erwarten nickten beide und verschwanden dann mit Betsy. Sollte ich Louis noch fragen, ob ich die beiden mitholen durfte? Ich schrieb ihm eine kurze WhatsApp und bekam nur ein OK zur Antwort. Ich glaube er war froh, wenn die beiden Beschäftigung bekamen. “Jetzt nochmal zu euch.”, sagte ich zu den beiden Reitern auf dem Platz. “George nochmal.” Ich schaute ihm zu und nickte. “Abreiten und wegbringen.”, erklärte ich ihm. “Lizzy willst du auch mal versuchen? Lass Shorty ruhig von sich aus umspringen, der ist in der Ausbildung schon weiter als du. Er macht vieles alleine. Lass die Zügel locker, leg dein äußeres Bein ran und er macht das.”, erklärte ich ihr und sah ihr bei ihren Zirkeln zu. “Prima. Reicht.”, sagte ich und schaute ihnen beim Abreiten zu. Nun kamen die Kinder mit den vier Pferden zurück. Blue brummelte die Stuten an und machte seinen Hals ganz schön rund. “Betsy ruck mal kräftig am Zügel, der hat sich zu benehmen, hier wird jetzt nicht gedeckt!”, rief ich ihr zu und sie machte, was ich von ihr verlangt hatte. Sofort hörte Blue auf und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. Ich nahm Devil entgegen und nach dem nachgurten schwangen wir vier uns in den Sattel. Der Ritt zu den Rindern war sehr schweigsam. Ab und zu erzählte Betsy etwas, ansonsten konzentrierten wir uns auf den Weg. Neben viel Schritt trabten wir auch eine kurze Strecke und galoppierten auch ein Stück. “Bei den Rindern bleibt ihr auf alle Fälle im Schritt.”, erklärte ich den Kindern. Ich ritt zwar das einzige Pferd mit Cow Sense, man konnte aber nie wissen. “Ich möchte auch nur kontrollieren, ob alles ok ist, mehr nicht.”, erklärte ich ihnen und öffnete den Zaun, damit sie alle durchreiten konnten. Nachdem ich selbst durchgeritten war, schloss ich ihn wieder und trabte auf sie zu. Die Rinder waren auch schon zu sehen. Gemütlich kamen wir immer näher. “Bleibt hier stehen.”, sagte ich und ritt alleine zwischen den Rindern durch. Ein Kalb machte mir ein bisschen Sorgen, so dass ich mir mein Lasso nahm und es einfing. “Whoaaa…”, sagte ich zu Devil, sprang ab legte das Kalb auf die Seite. Er hatte sich in ein wenig Stacheldraht verfangen. “Mist..”, fluchte ich. Das hieß eigentlich, dass der Zaun irgendwo defekt war. Ich entfernte den Stacheldraht und nahm aus der Satteltasche ein wenig Blauspray, was ich dem Kalb auf die Wunde sprühte. Dann ließ ich es wieder laufen, rollte mein Lasso auf und ritt zu den Kindern zurück. Ich zückte mein Handy und rief Cayce an. “Ja, Caleb hier. Komm mal mit dem Truck zu den Rindern, hier hatte sich ein Kalb im Zaun verfangen, ich bin mit den Kindern hier, wir reiten einmal rundherum und schauen ob etwas kaputt ist.” “Cayce kommt mit dem Truck her, wir teilen uns auf. Betsy kommst du mit mir links rum? Tschetan und Kaya könnt ihr rechts rum am Zaun vorbei reiten?”, fragte ich sie und sie nickten. “Betsy hast du die Walkie Talkies dabei?” Sie nickte und gab Tschetan ohne zu zögern eins davon. ”Wir treffen uns auf der anderen Seite. Wenn was ist…”, erklärte ich und zeigte auf das Walkie Talkie in Betsys Hand. Sie nickten und ritten zurück zum Zaun. Wir folgten ihnen und unsere Wege trennten sich.
      Tatsächlich fanden Betsy und ich nahe der Hütten ein Stück Zaun, der kaputt war. “Sagst du den beiden Bescheid? Sie sollen trotzdem weiter reiten und nachschauen.”, sagte ich zu Betsy und sie nickte. Auch Cayce sagte ich Bescheid, dass er schon mal hier hoch kam und den Zaun reparierte.
      Tschetan und Kaya fanden unten am Wald noch eine Stelle, die Betsy und ich uns anschauten. Auf dem Weg dorthin war uns Cayce mit dem Truck begegnet, so dass ich mir von ihm ein wenig Werkzeug mitgenommen hatte und den Zaun reparieren konnte. “Danke für eure Hilfe.”, sagte ich zu den dreien und steuerte Devil in Richtung Heimweg. Ich öffnete den Kids wieder den Zaun, schloss ihn und wir ritten zurück zur Ranch. Dort stand schon die Heulieferung auf dem Hof, die ich ganz vergessen hatte. Bellamy kam schon ziemlich genervt auf mich zugelaufen. “Wo sind denn die Papiere schon wieder?!”, fragte er und hielt Devil an. “Ich mach die fertig, kümmer du dich ums Heu.”
      Ich stieg ab, grüßte den Lieferanten kurz und lief dann ins Haus. Nach einer Weile hatte ich die verflixten Zettel und die Rechnung gefunden. Ich drückte ihm alles in die Hand und lief einmal quer über den Hof zum Traktor, um die Heuballen abladen zu können.
      Als ich eine Stunde später damit fertig war, aß ich in der gemeinsamen Küche schnell etwas und fiel ins Bett. Ylvi schlief bereits im Bett. Am nächsten Morgen war ich auch schon vor ihr wach und in der Stadt. Es gab dort noch einiges, was ich wegen der Umbauten regeln musste.

      Ylvi
      Calebs Seite des Bettes war kalt, leer. Wie so oft in letzter Zeit. Hatte ich anfangs noch einen Knoten im Hals verspürt, war es nun nur einem Seufzen gewichen. In den vergangenen Tagen, den Wochen seit den Brief hatte ich zu oft gemixte Signale von ihm erhalten. Oder hatte es bereits zuvor begonnen?
      Ein halbes Jahr war vergangen seitdem wir Weihnachten gemeinsam gefeiert hatten. 6 Monate in denen so viel passiert war.
      Ich warf die Decke von mir fort. Vor dem Haus fehlte der rote PickUp..er schien also auch gar nicht auf der Ranch zu sein. Ich zuckte die Schultern, zog mich fix an. Anschließend genehmigte ich mir ein fixes Frühstück in der Küche. Laurence kam herein, sah mich und lächelte. “Caleb schon wieder auf Wanderschaft?” “Aye” antwortete ich dem alten Mann knapp. Ich wollte jetzt eigentlich keine Konversation führen. “Habt ihr bereits miteinander geredet?” bohrte dieser allerdings weiter nach. Meine Hand die eine Tasse Kaffee Richtung Lippen bewegt hatte hielt inne. Verwirrt sah ich Laurence an. “Er könnte dich mit Leichtigkeit hier halten. Ich hab dem Trottel schon zweimal gesagt er soll dir einen Ring an den Finger stecken.” grummelte Laurence in seinen stoppeligen Bart. Ich schluckte. Das war nie zum Thema gekommen. Ich hatte sogar keinen Gedanken daran verschwendet. Niemals hatte ich mich verheiratet gesehen. Nichtmal mit Caleb hatte ich diese Gedanken gehabt. Natürlich...wir hatten einander viel gelehrt. Von emotional unbrauchbar hatten wir uns zumindest zu etwas wie einer Beziehung hinreißen lassen. Wie viel Bestand diese hatte zeigte sich nun sehr gut - keine. Waren wir am Ende einander nur Lehrmeister gewesen?
      Aber natürlich...mit einer Heirat würde ich bleiben können...ohne Probleme sogar. Ich würde nie wieder ein Visum beantragen müssen. “Pack ihn bei den Eiern und sprich es an. Du würdest fehlen hier auf der Ranch.” damit verließ Laurence die Küche. Aber ich wusste...ich würde Caleb darum niemals bitten. Ein Gefühl welches ich nicht zu beschreiben vermochte machte mir bewusst - eine Heirat mit Caleb würde niemals funktionieren.
      Ich verzog mich in den Offenstall meiner Pferde. In der morgendlichen Sonne machte ich deren Paddock sauber, schob die schwere Schubkarre vor mir her zum Misthaufen quer über den Hof der Ranch. Dort angekommen, keuchte ich bereits wie ein Maikäfer. Noch war ich nicht gänzlich an diese Arbeit gewohnt. Cayce begegnete mir mit einigen der Rinder. Mir fiel auch kurz der wieder aufgetauchte rote PickUp auf. Um Caleb möglichst nicht zu begegnen setzte ich mich ab. Ich schnappte mir eine der Trensen, war unschlüssig welches der Pferde ich nehmen wollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf Valravn. Nur am Rande nahm ich wahr das Inyan nicht da war. Mit wenigen Handgriffen legte ich ihm die Trense an, schwang mich auf den Rücken und verschwand in Richtung der Hütte in den Hügeln. Dort oben gab es um die Koppeln der Jungpferde einige schöne Pfade. Wir tauchten gerade ein in das Dickicht des Waldes als ich Hufgetrappel hinter mir vernahm. Neugierig drehte ich mich um. Dort näherte sich Inyan. Auf seinem Rücken saß Louis. Sie waren noch weit entfernt. Konnte ich so tun als habe ich sie nicht gesehen? Ich hieß Ravn angaloppieren. Allerdings versagte mir der Hengst den Dienst. Zu hart waren meine Beine in seinen Bauch gepresst. Stattdessen bäumte er sich vorn auf. Darauf nicht vorbereitet rutschte ich mit meinen Shorts hilflos einfach seinen Rücken hinab. Sicher landete ich auf meinen Beinen. Dieser Fail entlockte mir ein leichtes Lächeln. “Hast du andere Pläne,ja?” flüsterte ich meinem Wallach zu. “Ich habe dein Pferd verzaubert.” kam es stattdessen von Louis der meine Worte gehört haben musste. “Ist das so?” wandte ich mich an ihn, zog die Augenbrauen hoch.Ich sah wie sich Louis gleichfalls von seinem Pony schwang, neben mir stehen blieb und grinsend lächelte. “Möchtest du lieber spazieren?” ich zuckte die Schultern. Louis klopfte meine Schulter, schob die Unterlippe vor und ging voran. Offenbar nahm er mir jetzt die Entscheidung ab.
      Wir liefen lange den Weg hinauf. Schweigend. Kaum Worte zwischen uns. “Caleb ist ein Narr….ich würde nicht zögern.” sprach Louis dann endlich die Worte mit denen er all die Schritte bis hier her gehadert hatte. Ich musste nicht fragen. Ich ahnte, nein wusste sogar, das er die kurze Konversation mit Laurence gehört haben musste. Da waren andere Schritte im Flur gewesen als Laurence aus dem Haus gegangen war. Ich hatte mich also nicht verhört. Louis war stehen geblieben, ich spürte plötzlich seine Hand an meinem Handgelenk. Nicht fest, beinahe bittend. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich sah auf seine Hand...dann huschte mein Blick zu ihm auf...ich spürte wie er die Hand von meinem Handgelenk nehmen wollte. “Wenn die Dinge anders wären.” hörte ich Worte...verstand dann das sie aus meinem Mund kamen, das mein Verstand sie produziert hatten. Ich wusste das es keine Lüge war. Schon eine ganze Weile waren da Gefühle für Louis gewesen...entfacht nicht erst durch seinen Kuss. Dieser Idiot hatte mir beinahe ebenso schnell mein Herz gestohlen wie Caleb. Das sich letzterer nun von mir entfernte...glich beinahe der Verdammnis. “Ich muss schon die ganze Zeit über diesen Impuls unterdrücken.” kam es gedrungen von Louis. Wieder mein Blick in seine Augen. Ich sah das funkeln in ihnen….wieder bedurfte es keiner Worte. Trotzdem glich Louis einem wartenden Schakal. “Dann tu es nicht.” Verräter! schrie es kurz in mir. Dann verlor ich mich in dem Kuss mit Louis. Weniger zaghaft als jener erste vor ein paar Wochen. Zudem mit dem Unterschied das ich mich von ihm einnehmen ließ. Kein Abstand mehr zwischen uns, seine Hand auf meiner Hüfte, in meinem Haar. Meine eigenen Hände um ihn geschlungen. Ich spürte mich wanken, von ihm gehalten stand ich jedoch sicher. Louis brach den Kuss, ich erschrak drehte mich plötzlich fort...die Hände gekrallt in Ravns Mähne. Was war das nur mit ihm? Ich musste schwer einatmen..mein Bauch spielte genauso verrückt wie meine Gedanken. Louis kam zu mir, sein Kopf legte sich auf meine Schulter. “Du kannst mich nicht belügen...auch ich bin in deinem Herzen...das weiß ich nun.” flüsterte er in einer tiefen Stimme. Dann war er fort. Ich nahm seine Schritte wahr. Dann die von Inyan. Als ich mich zu ihm drehte saß er bereits wieder auf dem Wallach. Sein Gesicht hatte beinahe etwas triumphierendes..”Du weißt wo du mich für deine Entscheidung findest.” er trieb dem Wallach die Füße in den Bauch, dieser preschte aus dem Stand im Galopp den Waldweg wieder hinab. Ravn wollte hinterher, kurz hatte ich zu tun, den manchmal widerspenstigen Wallach zu zähmen. Ich sah in die Richtung von Louis und Inyan die immer kleiner wurden. Oh ja...ich wusste wo ich ihn fand...und auch wenn er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich kannte sie...wusste welches Angebot er mir soeben unterbreitet hatte.

      Caleb
      Ich saß hinterm Steuer meines Pick Ups und starrte ins Leere. Es regte mich auf, dass ich nichts tun konnte, nein es kotzte mich wirklich an, nichts tun zu können… oder tun zu wollen. Jeden Tag ging ich spät ins Bett, jeden Tag stand ich früh auf und es war wirklich so, dass ich Ylvi aus dem Weg zu gehen versuchte. Ich hatte heute morgen ein Treffen in Calgary vorgeschoben, um nicht mit ihr aufwachen zu müssen. Ich hatte ein Treffen gehabt, so war es nicht… nur war dieses schon seit ein paar Stunden vorbei. Als sich mein Blick wieder gefangen hatte und ich seufzend meine Augen schloss, klopfte es an der Scheibe. “Sir, sie stehen schon eine ganze Weile im Parkverbot, bitte fahren sie den Wagen weg.”, sagte mir einer der Polizisten, die neben meinem Auto standen. Der andere im Polizeiwagen schaute düster zu mir herüber. Ich nickte nur stumm, startete den Motor und fuhr zum Geschäft, um noch ein paar Leckerlis für die Pferde und ein wenig neues Putzzeug zu kaufen. “Hey Caleb.”, begrüßte mich die junge Frau an der Kasse. “Wie läuft es so auf der Ranch?”, fragte sie mich nett. “Viel Arbeit. Ist immer viel Arbeit.”, erklärte ich ihr und bezahlte meine Einkäufe, ehe ich alles auf die Ladefläche des Pick Ups warf und wieder zur Ranch fuhr. Als ich ausladen wollte, gesellte sich Laurence zu mir. Ich schaute zu ihm rüber und er hatte wieder dieses: ich erzähle dir jetzt eine Lebensweisheit und du kannst nichts dagegen tun, nur zuhören. "We accept the love we think we deserve: from Stephen Chbosky.”, sagte er ohne mich auch nur im Ansatz auf so ein Zitat vorzubereiten. “Und du mein Freund, bist gerade auf einem ganz falschen Weg. Warum behälst du sie nicht hier? Du weißt, dass du es kannst und du weißt auch, dass du jemanden wie sie verdient hast. Lass die Liebe zu und frag sie endlich, ob sie dich heiraten will!”, fügte er an und packte mich an der Schulter. Laurence packte für sein Alter wirklich, wirklich feste zu. “Nimm sie nachher mit auf einen Ausritt. Du brauchst keinen Ring, frag sie einfach. Frag sie bevor es zu spät ist.” “Bevor sie weg ist…”, korrigierte ich ihn doch er schüttelte nur den Kopf. “Bevor es zu spät ist, Caleb. Du warst in letzter Zeit nicht viel hier. Es gibt.. sie hat.. sie bekommt hier andere Chancen.”, stammelte er und schaute in mein fragendes Gesicht. Selbst nachdem er meine Schulter losgelassen hatte und gegangen war, stand ich noch immer stocksteif neben meinem Truck und dachte über seine Worte nach. Es gibt für sie hier andere Möglichkeiten, zu bleiben? Was meinte er damit? “Hey Caleb!”, rief mir Octavia zu, die gerade mit Raspberry an mir vorbei ritt. Da kam mir eine Idee. “Hey O warte, ich hol mir ein Pferd und komm mit dir mit!”, rief ich ihr zu und hatte im Handumdrehen Vulture gesattelt und zu ihr aufgeschlossen. “Dass du Zeit hast, mit mir auszureiten.”, lachte O und strich ihrer Stute kurz über den Hals. “Das hast du wohl Laurence zu verdanken.”, murmelte ich. “Wieso das?” “Er hat mir eben wieder eine seiner Weisheiten unter die Nase gebunden und gesagt, wenn ich will, dass Ylvi bleiben kann, soll ich um ihre Hand anhalten, bevor es dafür zu spät ist und sie eine andere Chance bekommt, hier zu bleiben. Weißt du, was er damit meinte?”, fragte ich sie ganz offen und ehrlich und hielt Vulture an, um ihre folgenden Worte besser verstehen zu könne. “Weißt du… Ylvi und Louis… sie sind sich glaube ich näher gekommen.”, erklärte sie mir. Ich schloss für eine Sekunde seufzend meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und meinen Hengst wieder antrieb. “Was weißt du darüber?”, fragte ich sie schließlich. “N..nichts weiter. Wirklich nicht.”, antwortete sie mir und lenkte ihre Stute auf den linken Pfad rüber. Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, ehe ich sie fragte: “Sollte ich denn? Soll ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte?” O lachte kurz auf. “Caleb das kann ich dir doch nicht beantworten.“

      Ylvi
      Wir sahen uns an. Was tat ich eigentlich hier? Wie auf Drogen hatte mich der Weg am Abend nicht zum Haupthaus gebracht. Stattdessen stand ich auf der Türschwelle von Louis. Meine Hände im Rücken verschränkt. Ich zog mir die Haut neben meinen Nägeln ab. Der leichten Feuchtigkeit zu urteilen die ich spürte musste ich bereits Bluten. Der Schmerz drang jedoch nicht zu mir durch. “Willst du rein kommen?” Nein “Ja” hauchte ich.
      Mir war als würde ich mein Herz in der Brust nicht länger schlagen hören. Mit betreten seines Flures fiel plötzlich all die Anspannung ab. In meinen Gedanken war kein Caleb mehr. Nur der Wille an diesem Ort zu bleiben blieb zurück. Louis fasste meine Schultern schob mich vom Flur leise in Richtung seines Schlafzimmers. “Die Kinder sind schon im Bett.” flüsterte er mir zu. Da das Gästehaus nicht über ein Wohnzimmer verfügte und die Küche in Richtung Haupthaus ging, schien das Schlafzimmer die beste Wahl um ungestört zu sprechen. Mir wurde bei dem Gedanken allerdings flau in der Magengegend. Dann schloss sich die Tür hinter uns. Zum ersten Mal seit der Türschwelle sah ich Louis wieder direkt in die Augen. Die Haltung seines Körpers, seine Augen..sie sprachen von gespielter Gefasstheit. Diese Beherrschung die ich auch bei Lilly gesehen hatte. Die typisch war für einige Natives. Trotzdem sah ich den lauernden Schakal in seinen Augen wieder. Louis stellte keine Frage. Wir sahen einander nur an. Er wartete geduldig bis ich endlich den Mut fand die Worte über meine Lippen zu bringen. Sekunden wurden zu Minuten. Dann begann er plötzlich zu Lachen, einfach so. Ich legte den Kopf schief. Die Anspannung löste sich und plötzlich lachte auch ich scheu. Louis überbrückte die Distanz zwischen uns...zog mich an seine Brust und wir lachten weiter. “Wann müssen wir uns um einen Termin in Calgary kümmern?” flüsterte er schließlich als ich noch scheu hüsteln musste. Hatte ich gedacht Caleb und ich agierten gut miteinander...so bedurfte es mit Louis keiner Worte. Er würde mich zur Frau nehmen. Ich hatte diese Entscheidung bereits getroffen und er wusste es auch ohne das ich es ausgesprochen hatte. Das ganze wirkte beinahe surreal. Wir würden das liebende Ehepaar spielen müssen, wenn die Auslandsbehörde die Ehe prüfte. Doch würde ich die liebende Ehefrau spielen müssen? Das ganze könnte viel zu einfach werden. Die Art mit der er mich ansah, berührte und beschütze machten es mir so unfassbar einfach. “So früh wie möglich.” hauchte ich - schließlich müsste ich in weniger als einer Woche verschwinden. Louis schob mich ein wenig fort von sich, hoch mein Kinn. “Das ist das verrückteste was ich jemals getan habe.” sprach er, wieder halb lachend. Ich konnte nicht umhin das Lachen zu erwidern. “Gewöhn dich schonmal dran. Das Leben mit mir kann aufregend werden.” “Aber nicht das du mir aus den Latschen kippst wie das letzte Mal.” “Dafür hab ich ja jetzt einen neuen Schrittmacher und regelmäßige Kontrollen.” ich dachte an jenen Tag auf dem Berg. Ich wäre dort oben gestorben. Louis hatte mich am Leben gehalten. Hatte mein Leben gerettet. Vielleicht hatte das Universum damals bereits einen Wink gegeben wem ich mit meinem Leben trauen konnte. Erinnerte mich auch an seine seltsamen Worte. “Was ist mit der Symbiose?” Louis schaute leicht verwirrt. “Damals..auf dem Berg. Bevor ich ausgenockt bin. Du meintest das Caleb ein Wolf sei, während du in mir einen Raben siehst. Du sprachst davon, dass diese beiden Geschöpfe in einer Symbiose lebten. Ist das jetzt hinfällig?” “Ah..jetzt erinnere ich mich. Dabei darfst du aber nicht vergessen. Raben binden sich fürs Leben. Es kommt der Tag an dem eine Symbiose nicht länger ausreicht.” Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. “Du wolltest es schon damals,oder? Du...dich beschützt auch ein Rabe als Totem. Nicht wahr?” Wir standen noch immer in dieser Umarmung beieinander, er zog mich wieder an seine Brust. “Thečhíȟila.” Louis hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Hände krallten sich in meinen Rücken, die Hüfte. Ich hörte das leichte Knurren von seinen Lippen. Kein ton der mich überraschte. Mochte ein Rabe ihn schützen, so blieb er für mich selbst doch der Schakal. Ich fand mich selbst dabei wie ich die Geste wiederholte, meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, die Schulterblätter. Spürte seine Zähne an meinem Hals. Caleb so ähnlich und doch so anders. Ich bot ihm den Hals dar, legte das Gewicht auf meinen Hacken, gehalten von seinen Armen. Mein Körper war ein elender Verräter. Er war es schon bei Caleb gewesen. Bei Louis tat er keine Ausnahme. Nur mit dem Unterschied das sich hier auch mein Verstand nicht dagegen zu wehren versuchte. Ich biss die Zähne fest aufeinander als Louis Hand seinen Weg unter mein Shirt fand. Die letzten Wochen der Ungewissheit, des Alleinseins. Endlich nicht mehr allein sein. Er spielte und neckte mich. So leicht fand ich mich ein in dieses Spiel. Sanft wurde ich auf einer Decke aus Fell gebettet. Als er zu mir kam fand er mich offen vor sich. Ein Kuss auf meine Lippen, dann spürte ich ihn in mir. Diese Vertrautheit war überwältigend. Wir agierten wie Zahnräder die nahtlos ineinander griffen.
      Louis hielt mich danach im Arm, während sich unser Atem nur langsam beruhigte. Ich spürte sein Gewicht auf mir, meine Hand kratzte über seinen Rücken. Fühlten die Muskeln, die Wirbelsäule und den kleinen Film aus Schweiß über unseren Körpern. Worte lagen mir auf den Lippen die sie dennoch nicht verließen. Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Im Halbschlaf merkte ich noch wie Louis die Felldecke über uns breitete. Das erste Mal in Monaten schlief ich völlig unbehelligt.

      Caleb
      Seit Wochen war ich immer dem selben Muster gefolgt. Spät ins Bett, früh wieder raus. Ich hatte das Gespräch mit Ylvi vermeiden wollen, denn sie hatte bis jetzt immer tief und fest geschlafen. Heute war dem nicht so, denn sie war nicht da, und ich konnte mir denken, wo sie sich aufhielt. Es war die unruhigste Nacht seit Langem und als am Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich wie vom Zug überrollt.
      Das Frühstück mit den Arbeitern verlief größtenteils schweigend. Octavia warf mir ein paar mitfühlende Blicke zu, doch sagen tat niemand etwas zu mir. Meinen Kaffee füllte ich in einen Thermobecher, ehe ich meinen Hut von der Ablage auf meinen Kopf setzte und das Haus verließ. Noch immer waren weder Louis, noch Ylvi oder die Kinder zu sehen. Ich hatte einen anderen Weg einschlagen wollen, doch meine Füße führten mich zielsicher zum Offenstall von Ylvis Pferden. Als ich sie auch hier nicht sah, atmete ich hörbar erleichtert auf. War es wirklich Erleichterung, die sich von meinem Herz löste? Oder Gewissheit? Wo sollte sie sonst sein? Ich beschloss meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen und mich auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren. Auf einer Ranch war schließlich immer etwas zu tun und sei es nur das Herumfahren mit dem Truck, um den Anderen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Ich war zurück ins Haus gegangen, um meine Schlüssel zu holen. Als ich wieder rauskam und zu meinem Auto gehen wollte, sah ich Louis und Ylvi auf dem Hof, die in Richtung des Haupthauses gingen. Ylvis Blick fiel von Louis auf meinen roten Pick Up, zurück zu Louis und schließlich zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, blieb ich stocksteif stehen und… Ruckartig war Louis Hand von Ylvis Hüfte verschwunden. Besänftigend hob er seinen Arm und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er erneut stehen blieb und auf meine geballten Fäuste starrte. Meinen Schlüssel hatte ich schon lange auf den Boden fallen lassen. “Es ist nicht das… wonach es aussieht.”, meinte er in einem ruhigen Ton. “Das ist es nie.”

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      Allein durch diesen Satz kochte die ganze angestaute Wut in dem blonden Mann hoch, die sich die letzten Wochen, ja sogar die letzten Monate angesammelt hatte. Caleb machte noch zwei, drei Schritte auf die Beiden zu, ehe er erneut stehen blieb und abwechselnd zwischen ihnen hin und her schaute. “Caleb… ich… wir…”, fing Ylvi an und machte einen kleinen Schritt auf Caleb zu. Louis, der die Augen nicht mehr von den Fäusten seines Gegenübers lassen konnte, stellte sich schützend vor sie. “Hast du Angst dass ich eine Frau schlage? Hältst du mich für so jemanden? Louis komm schon!”, schnaubte Caleb. Die Gedanken des Mannes bewegten sich in einer Abfolge von Bildern, Sätzen und Taten die ihm fast den Verstand zu nehmen drohten. Zwischen seiner unbezwingbaren Wut schwankte er in den Gefühlen für die Frau die dort neben seinem langjährigen Freund stand. Seine zur Faust geballten Finger, gruben sich in die Haut seiner Handfläche. Eine Art der Erinnerung wo er sich befand. Ylvi biss sich auf ihre Lippen, ihr Blick glich dem eines geschreckten Rehs. Der Indianer streckte die Schultern, sein Gesicht gab keine Regung seiner inneren Gefühle Preis. Caleb kannte ihn, kannte diese Regungslosigkeit. Louis beobachtete ihn ganz genau, würde blitzschnell reagieren können. Caleb war sich bewusst. Schlug er zu. Dann würde Louis nicht unbeteiligt bleiben. “Ich sah dich nie eine Frau schlagen. Dafür hast du zu viel Respekt.” Louis gab ein Seufzen von sich. “Ich frage mich nur wie viel Respekt in dir für mich noch übrig geblieben ist. Ich sprach falsch. Es ist genau wonach es aussah. Caleb...ich habe ihr gegeben, was du nicht gewillt warst zu tun. Wochenlang hattest du eine Wahl. Verurteilst du mich dafür ihr die Chance zu geben zu bleiben wohin es ihr Herz zieht? Und damit meine ich nicht mich Kola….sondern vielmehr diesen Ort.”
      Caleb lauschte den Worten seines Gegenübers, horchte in sich hinein und versuchte mit allen Mitteln seinen Körper und die Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ruhig zu bleiben, zuerst nachzudenken, bevor er handelte. Diese Beherrschung zu erlangen hatte ihn Jahre gekostet und er war sich in diesem Moment ganz und gar nicht sicher, ob nicht doch alles umsonst gewesen war. Nicht nur die Arbeit, seine unbändige, plötzlich ausbrechende Wut in den Griff zu bekommen, sondern auch sein Zulassen der Gefühle. Sich jemandem öffnen, ihn Platz in seinem Leben finden zu lassen nach dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte. Von emotional unbrauchbar bis hin zu jemanden, der wieder lieben konnte, ja Liebe zuließ. Doch nun stand er hier. Wurde von eben dieser Person betrogen...mit seinem besten Freund. Der Mensch, der ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte und ihn schon lange begleitete. Genau dieser Mensch hatte die Nacht mit seiner Freundin verbracht. “Damit meinst du nicht dich,mein Freund?”, keifte der Cowboy den Indianer an. “Statt vorher mit mir zu reden hüpfst du einfach mit ihr ins Bett?”, setzte Caleb nach und machte noch einen Schritt auf Louis zu. Ylvi verschwand für kurze Zeit aus seinen Gedanken, mit ihr würde er später reden. “Caleb komm runter… wir können darüber reden.”, versuchte Louis die Situation zu retten, doch der Mann ging darauf nicht ein. Er war jetzt nah genug an ihm dran, um auszuholen und zuzuschlagen. Seine Hand zuckte, seine Faust wurde geballter, er atmete schwer… doch schlug noch nicht zu. “Ich warte.”, knurrte er. Louis sah dem alten Freund in die Augen, sah die Wut darin. Er wusste egal für welche Worte er sich entscheiden würde. Es wäre nicht genug. “Es tut mir Leid.” sprach er aus tiefster Seele.

      Der Indianer bemerkte die schnelle Bewegung, seine Ohren hörten den entsetzten Aufschrei von Ylvi. Im selben Augenblick reagierte jede Zelle seines Körpers mit Schmerz. Ein kräftiger Kinnhaken hatte ihn getroffen. Caleb hielt sich die Knöchel der rechten Hand, doch seine Augen funkelten zwischen den anderen beiden hin und her. Ein kalter Blick streifte sie beide. “Mir auch.”
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    • Veija
      Ein Mädchen für alles - Ausschnitt aus dem HMJ Finale
      Februar 2020, by Veija
      Caleb
      "Caleb", "Mr. O'Dell", "O'Connell? Oder so?", "Cowboy", "Der Blonde mit dem Cowboyhut da hinten", "Na.. der da, der so grimmig drein schaut", "Caaaaaaleeeeeb", "Ey!", "Sir?" und vieles mehr. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich meinen Namen in den letzten Tagen, ja sogar Wochen gehört hatte. Ich hatte mich freiwillig gemeldet. Ich hatte gesagt, ich würde bei dem Horse Makeover helfen, ein Pferd aufnehmen, trainieren und sogar meine Ranch für das Event zur Verfügung stellen. Dass Menschen so anstrengend sein konnten, wurde mir erst mittendrin klar.

      "Alle wissen was sie zu tun haben? Heute sollen, wenn alles gut geht, alle Eventpferde mit ihren Besitzern und ihren engsten Vertrauten zurückkommen. Jedes Pferd bezieht eine der Paddockboxen am Reitplatz, wahlweise auch im Stall, falls es einigen draußen zu kalt sein sollte, man weiß ja nie, Kanada hat ein anderes Klima.", erklärte ich meinen Mitarbeitern und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Seid bitte alle hilfsbereit, bietet eure Hilfe auf jeden Fall dann an, wenn ihr seht, dass jemand sie nötig hat. Seid freundlich, sprecht mit den Teilnehmern. Aber vergesst bitte um Himmels Willen nicht eure Aufgaben hier auf dem Hof. Es ist alles eng getaktet, wenn morgens schon etwas schief läuft, wirkt sich das auf den ganzen restlichen Tag aus. Ein frohes Arbeiten!"
      Und dann ging es los... nach und nach reisten alle an, bezogen ihre Boxen und wuselten auf meiner Ranch herum. Immer wieder zwischendurch hörte ich meinen Namen, oder Anreden, um meine Aufmerksamkeit auf die Fragenden zu ziehen. "Natürlich haben wir koffeeinfreien Kaffe.", sagte ich zu einer jungen Frau und begleitete sie in die Küche des Haupthauses. "Sie können die Packung gerne mit in ihre derzeitige Wohnung holen, dann müssen sie nicht immer hier herüber kommen, und ihn sich hier machen.", erklärte ich ihr freundlich, schob sie aber mehr oder weniger bittend aus meinem Haus heraus. Dass ich ein sturköpfiger Eigenbrödler war, war nichts neues. Dementsprechend hatte ich es wohl am schwersten, mich an den ganzen Trubel hier zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz wollte ich mit dem Training meiner Pferde auch ein bisschen weiter kommen, so dass ich mich gegen Nachmittag auf dem kleineren Reitplatz befand und meinen Hengst Vulture warm ritt. Ich konzentrierte mich auf den Hengst und nahm das leise Räuspern am Zaun zu erst nicht wahr. Erst als es lauter wurde und eine junge Frau meinen Namen sagte, hellten sich meine Züge ein wenig auf. "Johanna!", sagte ich mit aufhellenden Zügen und trabte Vulture auf sie zu. "Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du angekommen bist. Hast du Conti schon untergebracht? Wie macht sie sich?", fragte ich sie und klopfte Vulture gegens Vorderbein, damit er aufhörte, im Sand zu scharren. "Gut, gut. Sie hat sich sofort auf ihr Heu gestürzt. Aber wo hast du denn deine Witch? Ich hab sie noch gar nicht gesehen hier.", fragte sie mich, was mich kurz zum Auflachen brachte. "Witch steht hinten im letzten Stall in ihrer gewohnten Box. Hab sie schon eine Weile vom Trubel weggestellt, damit nicht alle auf die Idee kommen, sie sich sofort angucken zu gehen. Ich hab in den Ställen nichts zu verstecken, viele Pferde sind eh nicht im Stall. Aber ich mag es nicht so, wenn überall fremde Leute herumlaufen. Deshalb dachte ich, bis zum letzten Stall würden sich die wenigsten vorkämpfen. Dann hab ich auch später meine Ruhe, sie fertig zu machen.", erwiderte ich schulterzuckend. "Macht Sinn.", meinte Johanna und fragte, ob sie mir noch kurz zuschauen dürfte. Ich nickte und trabte meinen Hengst wieder an, ehe ich ihn auf dem Zirkel angaloppierte. Johanna blieb ein paar Runden, ging dann jedoch wieder ihrer Wege.
      Kurze Zeit später stand Cooper am Zaun und wollte einen Schwamm, ein Tuch und einen Eimer haben. Im Stall hätte sie keinen gefunden. "Ich komm mit und zeig es dir.", erklärte ich und ritt zusammen mit ihr zum Stall. "Kannst du ihn kurz halten?", fragte ich sie und ließ sie mit meinem Hengst draußen stehen. Den Stall hätte ich nie betreten sollen, denn sofort kam mir Octavia wild gestikulierend entgegen. Energisch zog sie mich am Arm hinter sich her auf die Toilette. "Bist du bescheuert? Sattelkammer vielleicht? Aber Toilette?!", fragte ich sie, nun auch mit den Armen fuchtelnd. "Die sind überall, nirgends ist man vor ihnen sicher!" "Wie war das mit dem freundlich sein?", fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue und klopfte ihr sachte auf die Schulter. "Du kannst jetzt das Mädchen für alles sein, ich verzieh mich!", quietschte sie, öffnete die Tür der Toilette und ließ mich mit einem verwirrten Blick zurück.
      Als ich aus der Toilette heraustrat, wusste ich genau, was sie gemeint hatte. Vor mir hatte sich ein kleiner Ball aus Menschen gebildet, alle sagten meinen Namen oder sprachen mich mit einer anderen Anrede an. "Einer... nach dem Anderen.", sagte ich, zog einmal scharf die Luft ein und setzte ein kleines, gequältes Lächeln auf. Ich hatte es so gewollt und ich hatte es gerne so gewollt.
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      Little moments
      Februar 2020, by Veija & Ravenna
      Caleb
      Ich saß zusammen mit meinen Mitarbeitern am Frühstückstisch und genoss meinen Kaffee und die Ruhe. Alle Arbeiten für den heutigen Tag waren eingeteilt und so konnte jeder nun stillschweigend sein Essen genießen. Zumindest so lange, bis Betsy die Treppe hinab gestürmt kam und mit ihrer kindlichen Quietschestimme rief: “Schnee! Leute es schneit! Ooooh… es ist ja alles weiß!” “Hat ja auch die ganze Nacht geschneit.”, murrte ich und sah sie über meine Kaffeetasse hinüber an. “Ich schnapp mir sofort Sue und geh mit ihr ausreiten!”, trällerte sie, ehe sie den Raum und schließlich das Haus verließ, was ich am Zuknallen der Haustür bemerkte. “Hat jemand Zeit mit ihr ausreiten zu gehen?”, fragte ich in die Runde. Octavia nickte und stand sofort auf. “Raspberry würde ein Ausritt mal wieder gut tun.”
      Octavia verschwand ebenfalls aus dem Haus. Seit Sue gekrönt war, war ihr Wert um einiges gestiegen. Sie gehörte zwar noch immer Betsy, aber sie durfte nicht mehr alles alleine mit der Stute machen. Leider war Sue nicht tragend, dafür aber einige andere Stuten. 2020 würde das erste Jahr werden, in dem Zuchtfohlen verkauft werden würden. Es stand noch nicht fest, welche Fohlen weggehen würden. Welche allerdings behalten wurden, das stand schon lange fest. Ein Fohlen aus Lena und Gangster würde bleiben, Devils Fohlen würde bleiben und das Fohlen aus der Leihstute Aerith und Hollywood. Ebenso das Fohlen von Tainted Whiz und dem Fremdhengst Dissident Aggressor.. Das Fohlen von Ginny und Barbie war sogar schon reserviert worden von einer alten Bekannten. Zur Zeit war ich sogar ein wenig auf der Suche nach einem Zuchtpartner. Was sich da ergeben würde, das stand noch in den Sternen. Was jedoch sicher war, dass wir diesen Winter über die neuen Jungpferde anreiten würden. Octavia hatte einiges wobei sie meine Hilfe brauchte und auch bei den Westernpferden der Ranch war einiges vom Jungpferdestall in den Hauptstall umgezogen. Auch das Training der anderen Pferde würde im Winter nochmal aufgenommen werden, so dass wir nächstes Jahr mit einer guten Stückzahl in die Turniersaison starten konnten. Die Zuchthengste, die personalbedingt dieses Jahr leider viel zu viel gestanden hatten, würden auch wieder an den Start gehen und die Ranch präsentieren.
      Ich überlegte auch, im März oder April ein Westernturnier hier auf der Ranch zu organisieren, nachdem der ganze Trubel um das Joelle Horse Makeover vorbei war.
      Ich trank meinen letzten Schluck Kaffee und sah nochmals in die Runde. Heute war der 31.12., das Jahr war vorbei. Viel hatte sich seit dem letzten Jahr hier nicht getan.
      Dass sich im nächsten Jahr allerdings einiges ändern würde, das stand schon lange fest. Ich hatte mich endlich entschieden, was ich mit meiner eigenen Ranch anfangen wollte. Westernpferde. Turnier, Zucht, Freizeit.
      Dafür mussten uns natürlich einige Tiere verlassen. Mit Octavia hatte ich ewig lange hin und her überlegt und diskutiert, welcher ihrer Tiere weggehen würden, und… ob überhaupt Pferde von ihr uns verlassen würden. O war dem Ganzen jedoch absolut nicht abgeneigt. Silent Bay, dessen Besitzer bislang immer noch Bellamy gewesen war, wurde auf meinen Namen überschrieben und wechselte recht schnell in den Hauptstall.
      So hatte Octavia nun noch 10 Pferde, die auch fast ihre gesamte Zeit in Anspruch nehmen würden. Neben Pria blieb auch ihre älteste Tochter Colourful Soul, die Halbblutstute von Colour Paint. Ihr letzter Neuzugang, Leuchtfeuer di Royal Peerage blieb auch und zauberte uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, weil wir den deutschen Namen allesamt nicht richtig aussprechen konnten. Raspberry, wer hätte es anders gedacht, blieb auch. Dakota allerdings würde uns verlassen. Sowie eine ganze Menge Englischer Vollblüter. Auch wenn viele den Besitzer wechseln würden, für einige hatten wir auch schon Interessenten, würde Octavia sieben Stück behalten. Pria, wie schon genannt, Tigres Eye, Drama Baby, Candlejack, Culain, Peacful Redemption und Wildfire. Cleavant ‘Mad Eyes’ und Ceara Isleen blieben nach viel Diskussion ebenfalls. Also besaß Octavia weiterhin 12 Pferde, nicht nur 10.
      “Laurence und Cayce bewegt ihr die Stuten heute ein bisschen? Ich kümmere mich mit Bellamy um die Hengste. Murphy du kannst dir Connor schnappen und schaust mal bei den Fohlen vorbei. Fohlen ABC müsste bei allen sitzen, schau mal was sie noch wissen. Joker, Katie und Goldy könnt ihr beide mit in den Hauptstall bringen, für die fängt jetzt der Ernst des Lebens an. O macht ihre Pferde heute ja alleine.”, sagte ich in die Runde und schaute in nickende Gesichter, gefolgt von zustimmendem Gemurmel. “Na dann ab an die Arbeit- und heute Abend feiern wir Silvester!”
      Quietschende Stühle, sich stapelnde Teller und klirrende Tassen. Ruck zuck war der Tisch abgeräumt, alles an seinem Platz verstaut und jeder auf dem Weg nach draußen.

      Ylvi
      Ich trampelte von einem Fuß zum nächsten. Um mich herum hundert andere Menschen, schreie gingen durch die Luft. Sie kamen von den Menschen die auf ihren Pferden die vereiste Straße herunter ritten, aber auch von denen die sie willkommen hießen In der Reitermenge suchte ich nach den Kindern und Louis. Am Strick führte ich einen aufgeregten Ravn, eine entspannte Fylgia. Valravn ließ sich von der Stimmung um ihn herum ziemlich beeindrucken. Ich selbst verspürte einfach nur Ehrfurcht. Der Schauer der sich über meinen Rücken zog konnte aber durchaus auch von der Kälte stammen. Die Gruppe von Reitern wurde begleitet von großen Autos. Louis hatte den Ritt mitreiten wollen. Auch Tschetan war seit beginn an dabei. Kaya hatte den Ritt auf Fylgia begonnen. War jedoch bald zurückgefallen und sichtlich erschöpft gewesen. So hatte sie zwei Tage ausgesetzt. Doch für den letzten Tag hatte sie Tschetan auf Inyan mitgenommen. Jetzt sah ich die drei in den Massen der Reiter. Andere bunt geschmückte Reiter kamen an mir vorbei. Der Chief Bigfoot Memorial Ride fand hier am Wounded Knee sein Ende, an dem am 29.12.1890 das Massaker stattgefunden hatte. Mit Absicht hatte ich mich aus dem Ritt herausgehalten. Soviel Empathie ich auch aufbrachte für Louis, für all die Generationen an Lakota vor ihnen, ich gehörte nicht zu diesem Volk. Anders als Louis und seine Cousins. Trotzdem erfasste mich das Gefühl der Gemeinschaft, kleine Tränen rannen mir über die Wangen. Ich sah verfrorene Kinder in schlechter Kleidung, auf abgefressenen Ponys. Unter ihnen fielen meine 4 Exemplare natürlich auf. Louis ritt Gwenny auf blankem Rücken. Was wohl ihre Vorbesitzer sagen würden, wenn sie das gekörte Vollblut ihr zwischen den “Indianerpferden” umher rennen sahen? Ich verschob den Gedanken nach hinten. Es ginge sie ohnehin nichts an. Ein schreiender, aber grinsender Tschetan ritt an mir vorbei, Kaya winkte begeistert von ihrem Platz vor ihrem Bruder. Ich winkte zurück. Louis ritt vorn. Er war einer der Standartenträger. Sein Gesicht war bemalt. Völlig schwarz mit weißen Punkten. Zu alten Zeiten hätte er mit diesem Gesicht schrecken bei weißen Siedlern erzeugt. Mich hatte es zunächst auch erschrocken. Dann hatte er mir von seiner Vision erzählt. Das seine Bemalung eine starke Medizin besaß. Im Galopp ritten sie auf das verschneite Feld. Die Träger der Standarten in der Mitte, während der Rest der Reiter um sie herum ritt. Trommelschläge erschollen und die ganze Situation war völlig losgelöst.
      Die anschließende Ansprache, das Gebet ...das ging wie im Traum an mir vorbei, nicht allein da sie in Lakota gesprochen wurde. Wie viel verstanden wohl die beiden Kinder? War ich nicht in der Nähe dann sprach Louis oft mit Tschetan in ihrer Sprache. Da Kaya nach wie vor nicht sprach. Konnte ich nicht viel zu ihren Sprachkenntnissen wissen. Schließlich hoben alle die rechte Faust. Die letzten Worte kamen auch an meine Ohren. “May the 7th generation rise!”

      3 Stunden später saßen alle im Auto. Auf dem Hänger standen wieder 4 Pferde, mit denen wir von der Pine Ridge Reservation aufbrachen. Gwenny und Inyan waren sicherlich froh über diese Ruhe. In den vergangenen zwei Wochen waren sie täglich mehrere Meilen gelaufen. Auch meine Fylgia hatte diverse Kilometer bestritten. Valravn war jediglich von mir bewegt worden, musste aber mit da wir ihn nicht allein zurücklassen wollten. Vor uns lag nun eine 1500 Kilometer lange Reise um noch vor dem Jahreswechsel zurück auf der Bow River Ranch zu sein. Während wir zunächst beim Horse Makeover geholfen hatten, waren wir Mitte November aufgebrochen um Verwandtschaft der Kinder in Pine Ridge zu besuchen. So war dann auch Louis eingeladen worden den 200 Meilen Ritt mitzumachen. Beide Kinder hingen in ihren Sitzen und schliefen. Ich fuhr, während ein sehr müder Louis auf dem Beifahrer hockte. “Herrlich, wenn die Füße zum ersten Mal wieder richtig auftauen.” ich sah ihn skeptisch von der Seite her an. “Herrlich? Ich hab das als äußerst schmerzhaft in Erinnerung.” Louis zuckte die Schultern, streckte die Zunge raus. “Schlaf ruhig ein wenig. Dann wechseln wir wenn du wach bist.”
      Mittlerweile hatten alle 4 Ponys eine unfassbare Routine mit langem stehen auf dem Hänger, ich selbst mit dem Fahren. Dem Ziel sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich freute mich wahnsinnig darauf alle wieder zu sehen. Die Arbeit auf der Ranch fing an mir zu fehlen. O hatte uns zurückgebeten. Sie wollte die Familie beisammen Wissen wenn der Jahreswechsel von statten ging. Wir hatten zunächst gezögert. Uns aber schlussendlich dafür entschieden. Früher oder später mussten wir Caleb wieder unter die Augen treten um eine Einigung zu finden. Durften wir mit unseren Pferden auf der Ranch bleiben? Würde unser Leben dort fortgesetzt oder mussten wir uns insgesamt ein neues Heim suchen? Besonders der Kinder wegen würde uns eine solche Entscheidung Calebs sehr treffen. Ich hoffte nur O hatte unsere Anwesenheit zur Silvesterfeier nicht verheimlicht.

      Caleb
      ‘Hier stand ich nun. Alleine. Gefangen in meinen Gedanken. Unfähig, etwas zu fühlen oder richtig darüber nachzudenken, was passiert war. Ich hatte alles, alles was ich mir im Leben erträumt hatte. Zwar hatte ich Träume anpassen müssen, um jetzt hier zu sein und meinen Weg nicht nur einmal geändert, aber ich war dort angekommen, wo ich sein wollte. Dennoch hatte es nicht gereicht. Es hatte ihr nicht gereicht. Ich hatte ihr meine Welt zu Füßen gelegt, ja sogar meine Welt für sie umgekrempelt, mich für sie verändert, war ein besserer Mensch und sogar Liebhaber geworden. Romantik? War für mich lange Zeit undenkbar gewesen. Liebe? Wir hatten uns beide kennen gelernt, als wir als “emotional unbrauchbar” abgestempelt worden waren. Ich hatte mich ihr zu schnell geöffnet, war mit Anlauf ins kalte Wasser gesprungen und hatte ihr Platz in meinem Herzen geschaffen. Ich war aufs Ganze gegangen, weil ich gedacht hatte, mit ihr wäre es anders. Mit ihr könnte ich es schaffen. Wir könnten es schaffen.
      Schneller als es mir bewusst gewesen war, wurde ich eines besseren belehrt. Nun war es vorbei. Sie hatte sich für jemand anderen entschieden. Jemanden, der ihr das geben konnte, was sie wohl brauchte und in mir nicht gefunden hatte. Wir waren so gleich und doch so verschieden gewesen. Waren wir einfach nur zwei einsame Seelen gewesen, die sich eine Zeit lang gebraucht hatten? Die sich gefunden hatten, füreinander da gewesen waren, sich aufgebaut hatten und dann wieder alleine fliegen mussten?’
      “Hey Caleb, ist da jemand anwesend?”, riss mich Bellamy aus meinen tiefsinnigen Gedanken. “Ja.. mist…”, murmelte ich und griff schnell nach vorne, damit mit die Mistgabel nicht ganz aus den Händen glitt. In letzter Zeit dachte ich immer weniger an Ylvi… und Louis. Aber jedes mal wenn ich daran dachte, hatte ich die gleichen Gedanken. Ich sah den Schlag, den ich Louis verpasst hatte vor mir, sah sie Beide die Ranch verlassen und eine kleine Stimme in mir hatte sich gewünscht, dass sie nie wieder kommen würden.
      Aber ich hatte überreagiert. Jetzt, fast 3 Monate später, war ich mir wirklich sicher, dass ich überreagiert hatte. Aber so war ich leider. Auch nach 26 Jahren, die ich nun auf der Welt war, war ich noch immer genau so, wie ich als Kind gewesen war. Aufbrausend, schnell wütend, nachtragend, impulsiv, emotional. Ich schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete dann langsam meine Lider. Bellamy war eine Box weiter gegangen. Er wusste mittlerweile, dass er mich manchmal besser mit meinen Gedanken in Ruhe ließ. “Heute kommen Louis und Ylvi wieder, oder?”, fragte ich ihn plötzlich und sah, wie er kurz zusammenzuckte. “Ja. Heute Abend. Um zusammen ins neue Jahr zu feiern. “Na hoffentlich küssen sie sich um Mitternacht nicht. Sonst muss ich Louis wieder eine reinhauen.”, sagte ich und grinste Bellamy an. Dieser wusste zu erst nicht, ob er lachen sollte, oder nicht. Entschied sich dann jedoch zu einem Lächeln. “Naja, ich hoffe natürlich nicht. Einmal reicht.”, meinte er schulterzuckend und drehte sich dann um, um die Box weiter zu misten.
      Nach etwa einer Stunde waren wir mit dem Hengststall fertig. Meine Gedanken hatte ich wieder beisammen und war sogar ein bisschen besser gelaunt. Zumindest solange, bis ich vor dem Haus den Truck von Louis sah. Ich blieb stehen, schluckte einmal- setzte dann jedoch meinen Weg fort. Ich konnte nicht ewig vor ihnen davonlaufen.

      Ylvi
      Ich war gespannt auf die Feier am Abend. Ich hatte Caleb gesehen. Wie er stehen geblieben war, den Blick gerichtet auf den Wagen, dann in Richtung Wohnhaus. Er hatte mich hinter den Gardinen nicht sehen können. Nur kurz, dann war er weiter in Richtung Haupthaus gegangen. Das wir dort oben eingezogen waren schien mir beinahe wie in einem Traum fort zu sein. Mit Louis war es anders. Schon allein wegen der Kinder. Tschetan und Kaya waren unsere Aufgabe. Gerade Kaya kostete Kraft. Langsam führte ihre Stummheit in der Schule zu Problemen. Wir mussten sehen, das sie nicht unterging. Die Lehrer schickten uns zu Psychologen. Gleichzeitig hatte ich beschlossen mehr auf der Ranch zu tun. Als Trainer einzusteigen, hatte bereits in unserer Auszeit einige Aufträge erledigt. Ich hatte Blut geleckt. Das neue Jahr stand also bereits mit vielen Neuerungen vor der Tür. 2019 war geradezu an mir vorbei gerauscht so viel war geschehen.

      Für: Abadon All Hope, Cruel Twist of Fate, Kholáya, Frosty Lagoon, Bittersweet Temptation, Lady Blue Skip, Only Known in Texas, Honey's Aleshanee, Striga, GRH's Unbroken Magic, A Walking Honor, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Snapper Little Lena, Stormborn, Zues, Jacks Inside Gunner, BR Colonels Golden Gun, BR Colonels Lil Joker, Sweet like Chocolate, Colonels Blue Splash, BR Dress to Impress, Special Luna Zip, Captains Blue Crystal, Gun Sophie, PFS' Unclouded Summer Skies, California Rose, A Shining Chrome, Ginger Rose, Smart Lil Vulture, Chocolate Shades, GRH's Funky's Wild Berry, Chou, Kisshimbye, Tortured Witch HMJ 6693, Easy Going, My sweet little Secret, Whitetails Shortcut, Whinney, Citizen Fang, Cielos, Silent Bay, Alan's Psychedelic Breakfast, Chapter 24, Chocolate Dream, General's Coming Home, GRH's Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Dakota, Prias Colourful Soul, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Cleavant 'Mad Eyes', Absolute Bullet Proof, Magic Lanijos, Ceara Isleen, Tigres Eye, Pocahontas, Priamos Ruffia Kincsem, Drama Baby, Raspberry, Tasmania, Candlejack, Culain, Peacful Redemption, Wildfire xx,Bella Cielo, Black Sue Dun It, DunIts Smart Investment, Face Down, Ginny my Love, GRH's A Gun Colored Lena, Heretic Anthem, Jade, Kristy Killings, Magnificient Crow, Raised from Hell, Tainted Whiz Gun, Verdine, Wimpys Little Devil, Picture of a Ghost, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace

      Fohlenzeit & die vergessene Einladung
      April 2020, by Veija
      Caleb
      “Post für dich”, sagte Bellamy und legte mir die neuen Briefe auf den Schreibtisch. Er zog sich einen Stuhl zu mir herüber und setzte sich mir gegenüber.
      Ich verbrachte in letzter Zeit Minuten, wenn nicht Stunden an diesem Tisch. Anfangs hatte ich gedacht, wenn ich jeden Tag ein paar Minuten hier verbringen würde, wäre das vollkommen ausreichend und ich bekäme alles erledigt. Dem war leider nicht so, so dass ich mir zwischen der ganzen Arbeit regelrechte Bürotage einschieben musste. Tage, an denen ich nicht reiten konnte. Zum Glück hatte ich ein tolles Team, welches meine Trainingspferde auffing. Zusätzlich waren ja nun Brian und Aimee eingezogen. Brian würde mich ebenfalls bei den Westernpferden unterstützen, Aimee würde Octavia ein wenig unter die Arme greifen, sobald sie sich näher kennen gelernt hatten. Ich war mir sogar sicher, dass die Beiden heute Mittag zusammen ausreiten gehen wollten. “Bellamy kann ich was für dich tun?”, fragte ich den jungen Mann irgendwann und schaute von meiner Post hoch.
      “Nein. Nein eigentlich nicht. Ich wollte nur eine kurze Pause machen und dachte mir, ich setzte mich zu dir”, meinte er schulterzuckend. “Und treibe dich ein bisschen in den Wahnsinn.”
      Ich lachte. “In den Wahnsinn treiben? Womit denn?”
      “Indem ich dir bei deiner wirklich aufregenden Arbeit zuschaue, die ich zum Glück nicht mehr machen muss.”
      Kurz schloss ich die Augen und schüttelte lachend den Kopf. “Sei froh”, murmelte ich und sah ihn wieder an. “Eigentlich… wenn du schon hier bist und nichts zu tun hast, kannst du dich auch nützlich machen. Ich hab hier eine Liste für den Store in Calgary und hab eigentlich keine Zeit, selbst einkaufen zu fahren. Würdest du das erledigen?”, fragte ich ihn und Bellamy nickte. Ich gab ihm die Liste und das Geld, ehe er auch schon aufstand und mein Büro verließ. Draußen sah ich ihn in meinen Pick Up einsteigen und den Hof verlassen. Dann widmete ich mich wieder meinem Papierstapel. Es dauerte eine Weile, bis ich die ganzen neuen Kaufverträge und Pässe einsortiert hatte, aber damit war meine Arbeit für heute erledigt und ich konnte raus zu den Pferden gehen.
      Ich wollte heute mal wieder ein wenig mit Smart Lil Vulture auf dem Platz trainieren. Er war mittlerweile so gut wie eingeritten. Ein paar Feinheiten fehlten noch, aber im Großen und Ganzen machte er seine Sache wirklich gut. Vulture konnte ziemlich oft ein riesen Dickschädel sein, was das Training manchmal mehr als schwierig gestaltete.
      Auf dem Weg zum Stall begegnete mir Betsy mit Black Sue Dun It, die sie gerade auf die Koppel brachte. “Caleb wann ist es denn endlich soweit und das Fohlen kommt?”, fragte sie mich aufgeregt.
      “Es kann nicht mehr lange dauern”, meinte ich zu ihr und streichelte der schwarzen Stute kurz über die Nase. Sue war von unserem Hengst Alan’s Psychedelic Breakfast tragend. Ich rechnete sehr stark mit einem Rappfohlen, aber für eine Überraschung war ich immer offen. Farbe würde es dieses Jahr auf jeden Fall genug geben.
      Schade war nur, dass Raspberry nicht aufgnommen hatte. Octavia hatte sich dieses Jahr so sehr auch ein Fohlen gewünscht, neben den ganzen Westernpferdfohlen. Ihr Culain war auch nicht mehr klein, sollte dieses Jahr angeritten werden. Auch Leuchtfeuer di Royal Peerage war schon ein Jährling und hatte eine stolze Größe erreicht.
      Unser Nachwuchshengst Dual Shaded Ace war schon fast zweijährig, Blue Fire Cat dagegen eine stolze Jährlingsstute. Im selben Alter war die vor kurzem Angekaufte Stute A Walking Dignity. Sie war aus der selben Zucht wie A Walking Honor und versprach ein guter Allrounder zu werden.
      Betsy und Sue waren mittlerweile auf der Koppel angekommen, auf der die anderen tragenden Stuten auch schon standen. Sie kamen morgens raus und abends wieder rein, damit jede Stute nachts ihre Ruhe hatte. Ich ging auch stark davon aus, dass die Fohlen vor allem nachts kommen würden. Unter der ganzen Herde fehlte mir aber eins. Face Down. “Betsy wo ist Face Down?”, fragte ich das Mädchen und schaute nochmal über die Koppel. Sie setzte gerade zu einer Antwort an, da hörte ich Laurence’ Stimme hinter mir.
      “Caleb komm schnell in den Stall!”, war die kurze und knappe Aussage des Mannes.
      Ich nahm wortwörtlich meine Beine in die Hand und rannte in den Stall, wo schon unser Tierarzt in Face Downs Box stand und ihr eine Infusion setzte.
      “Wieso hast du mich nicht gerufen?”, knurrte ich fast und ging neben der Stute in die Knie. Betsy stand an der Boxentür und wollte auch zu der Stute kommen, ließ sich aber unwirsch von mir abwinken und blieb stehen.
      Laurence hielt den Beutel mit der Infusion nach oben und schaute zu mir rüber. “Ich hatte gerade die andere Stuten raus gebracht und fing an die Boxen zu misten. Face Down hat sich so seltsam verhalten, weshalb ich sie in der Box beobachten wollte. Vor etwa 10 Minuten ist sie einfach zusammen geklappt, ich hab sofort den Tierarzt gerufen und versucht sie zu beruhigen, da blieb im Moment keine Zeit, auch noch nach dir zu rufen”, entschuldigte er sich kleinlaut.
      Ich nickte, sah zum Tierarzt und beobachtete ihn dabei, wie er die Stute abhörte und dann ein mobiles Ultraschallgerät zu sich rüber zog. Dann herrschte totenstille. Niemand wagte es, auch nur zu atmen. “Wir müssen das Fohlen holen”, sagte der Tierarzt knapp. “Es bleibt keine Zeit mehr in die Klinik zu fahren, wir müssen hier einen Notkaiserschnitt machen”, sagte er, stand auf und lief zu seinem Auto.
      In meinem Kopf rauschte es. Hier einen Kaiserschnitt zu machen war alles andere als üblich und die Chance, dass die Mutterstute das überlebte, war sehr gering. Da brauchte ich den Tierarzt auch nicht nach zu fragen, das wusste ich. Als er wieder in den Stall kam sah er mich an. Ich schluckte einmal, schloss kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete fragte ich ihn: “Was soll ich tun?”
      Dann ging alles ganz schnell. Ich schickte Betsy aus dem Stall, sie solle auf die anderen Stuten aufpassen und mir sagen kommen, wenn etwas ungewöhnlich wäre, ehe Face Down sediert und schließlich narkotisiert wurde. Die ganze Zeit während der OP hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Schließlich sahen wir das ganze Ausmaß der inneren Verletzungen der Stute. Eine Arterie war gerissen und die Stute blutete innerlich. Auch das Fohlen schwebte in Lebensgefahr, denn es wurde nicht mehr richtig versorgt.
      Wir schafften es das kleine Fuchsfohlen auf die Welt zu bringen, Laurence hatte die Infusion an der Box aufgehangen und kümmerte sich um das Tier, während der Tierarzt und ich versuchten, die Stute zu retten. Leider ohne Erfolg. Sie verblutete uns vor unseren Augen und wir konnten nichts mehr dagegen tun.
      Ich atmete schwer, verkniff mir meine Tränen. So etwas gehörte leider auch dazu. Es war traurig und tragisch, gerade bei der ersten Stute der kommenden Fohlensaison, aber es passierte.
      Wir drehten uns um und kümmerten uns um das Fohlen, welches Laurence bereits mit Stroh abgerubbelt hatte. Das kleine Tier atmete schwer, die Strapazen der letzten Minuten steckten ihm oder besser gesagt ihr, tief in den Knochen. Das kleine Stutfohlen war eine Kämpferin. Mit Hilfe des Tierarztes wurde ihre Atmung von Atemzug zu Atemzug immer besser, sie richtete sich jetzt sogar ein wenig auf. “Was machen wir denn nun mit dir, kleines Pferd?”, fragte ich etwas überfordert in die Runde und sah vom Tierarzt zu Laurence und dann in… Cayces Gesicht.
      “Caleb.. du.. wir haben noch ein Fohlen. Von Heretic Anthem. Ging grade ganz schnell, ein schönes Buckskinhengstfohlen. Gesund und munter”, verkündete er die gute Nachricht.
      Ich überlegte. Dann schaute ich zum Fohlen, und wieder zu Cayce. “Wir könnten versuchen, ob Aunti das Fohlen hier mit annimmt, sie ist die, die mir am ehesten jetzt einfallen würde, die ein weiteres Fohlen akzeptieren könnte.”
      Cayce nickte. Auch unser Tierarzt schien damit einverstanden zu sein. Wir mussten nur warten, bis die Fohlen standen. Dann brachten wir Aunti mit ihrem Hengstfohlen in ihre Box, ehe wir ihr die kleine Fuchsstute vorstellten. Zum Glück war Aunti eben so wie sie war, denn sie schien die Stute zu akzeptieren und ließ sie sogar nach ein paar vergeblichen Versuchen an ihrem Euter trinken.
      Erleichtert atmete ich einmal auf. Das Hollywoods Silver Dream und das General’s Coming Home Fohlen waren beide wohlauf und es sah so aus, als dass Aunti sich wirklich um beide Fohlen kümmern würde.
      Mit der Mutterstute des Stutfohlens ging alles ganz schnell. Der Tierarzt machte sie provisorisch zu und wir entschieden uns, die Stute auf der Ranch zu begraben.
      Nachdem sich alle mehr oder weniger von ihr verabschiedet hatten, begruben Cayce, Laurence und ich das Pferd auf einer der hintersten Weiden, unter einem Baum. Betsy hatte in aller Eile ein kleines Kreuz gebastelt, welches ich natürlich mitgenommen hatte und nun auf ihrem Grab aufstellte.
      Niedergeschlagen kamen wir wieder beim Stall an. Betsy hatte an der Box Wache gehalten. “Wie schlagen sich die beiden Neuen?”, fragte ich sie.
      “Gut. Wirklich gut. Sie trinken abwechselnd und Aunti scheint sie Beide zu mögen.”
      “Das ist gut. Aber aus dem Schneide sind wir noch lange nicht. Was ist denn mit der Kamera, funktioniert die mittlerweile?”, fragte ich in die Runde und blieb mit meinem Blick an Cayce hängen.
      Dieser kratzte sich verlegen am Kopf und sah aus wie jemand, den man auf frischer Tat ertappt hatte. “Ja die.. gehen. Sind mehrere”, sagte er und zeigte einmal zur Decke, auf die vier Kameras, die jede Box im Blick hatten. “Ich muss sie nur noch auf deinem PC aktivieren.”
      “Und einstellen, dass wir auf jedem Handy Zugriff auf die Übertragungen haben”, merkte ich an und er nickte.
      “Erledige ich sofort.”
      Etwa eine Stunde später war ich endlich mit Vulture auf dem Platz. Ich hatte nicht wirklich die Nerven, viel mit ihm zu machen, weshalb ich nur ein wenig an unserer Kommunikation in den Gangarten feilte. Vulture war zwar ein Sturkopf durch und durch, aber wenn man ihm eine Aufgabe gab, konzentrierte er sich und arbeitete wirklich gut mit.
      Meine vorletzte Aufgabe vor dem Feierabend bestand darin, Bellamy auf den neuesten Stand zu setzen und ihm zu helfen, die Futtersäcke von meinem Pick Up in die Futterkammer zu tragen. Der Einkauf war bitter nötig gewesen, denn als ich das Kaftfutter für die tragenden Stuten portionierte, brach ich den letzten Sack der alten Ladung an. “Warte noch mit dem Reinbringen, bis ich das Futter verteilt habe, das gibt sonst zu viel Stress im Stall, grade mit den beiden neuen Fohlen”, erklärte ich Bellamy. Der junge Mann nickte, schnappte sich Eimer und half mir.
      Nun brachten wir nach und nach die Pferde rein, angefangen bei Tainted Whiz Gun. Die Stute war von einem Fremdhengst tragend, genauer gesagt von Dissident Aggressor von Eddi. Von diesem Hengst hatte ich schon ein paar Nachkomme hier herumlaufen, die sich alle prächtig entwickelten. Dissident war jedoch nicht das einzige Fremdpferd, wir hatten die Leihstute Aerith von Tassila, von unserem Hollywoods Silver Dream decken lassen und erwarteten ein Grullofohlen. Wenn es eine Stute werden würde, hätten wir vermutlich schon eine tolle Kombination mit dem Junghengst Ace.
      Als nächstes folgten GRH’s A Gun Colored Lena und Wimpys Little Devil. Beide waren von dem vielversprechenden, erst vor kurzem gekörten Hengst Gunners Styled Gangster tragend. Bei dieser Anpaarung erwarteten wir viel Farbe, und Potenzial!
      Gun and Slide wurde auch gleich zweimal Vater. Ihn hatten wir mit Colonels Smokin Gun als auch Raised from Hell angepaart. Wir hofften, dass er bei beiden Stuten seinen unglaublich lieben Charakter weitergeben würde. Alan wurde gleich dreifach Vater. Einmal zusammen mit Sue, worauf Betsy so sehnsüchtig wartete, eimmal mit DunIts Smart Investment und noch mit Bella Cielo. Auf die Bella und Candyfohlen war ich ja ziemlich gespannt, so war Candy ja eine Tochter von Bella. Würde das Candyfohlen nach der Mama schlagen? Oder sogar nach der Oma? Und würde das Bellafohlen Ähnlichkeiten mit Candy haben?
      Nun fehlten noch Baby Doll Melody und Magnificient Crow, dann waren alle Stuten sicher in ihrer Box angekommen. Crow bekam ein Fohlen von General’s Coming Home, eine Halbschwester zu der kleinen Fuchsstute, die heute Mittag zur Welt gekommen war.
      Melody erwartete ein Fohlen von Hollywoods Silver Dream, ein Halbgeschwisterchen zu Auntis Buckskinfohlen.
      Zwei Fohlen waren schon von Anfang an verkauft, und zwar die Fohlen aus der Kombination Ginny my Love und GRH’s Bellas Dun Gotta Gun und Kristy Killings mit Chapter 24. Diese Fohlen würden, wenn alles gut ging, nach dem Absetzen zu Tiara Everdeen aufs Everdeen Acres umziehen.
      Einen Interessenten gab es auch für das Crow und General Fohlen, und zwar von einer Bekannten aus Österreich. Sie wollte jedoch die Geburt abwarten und sich dann nochmal melden. Ganz zum Schluss meiner Runde schaute ich noch bei Heretic Anthem und ihren zwei kleinen Draufgängern vorbei. Ich hatte mir im Vorfeld schon Namen überlegt und im Laufe des Tages mich auf zwei festgelegt. Face Down’s Fohlen, würde den Namen BR Homecoming Queen tragen. Ich hoffte inständig, dass sie es schaffen würde, auch wenn ihre Mutter nicht mehr für sie da war. Aunti und Hollywoods Hengstfohlen bekam den Namen BR Hollywoods Dream Anthem.
      Das war auch meine letzte Aufgabe für heute, die Namen zu beantragen.
      Um diesen stressigen Tag nun endlich ausklingen zu lassen, schnappte ich mir Blue und ging eine Runde mit ihm ins Gelände. Mit Blue an meiner Seite konnte ich endlich die Seele baumeln lassen und meine Gedanken konnten schweifen. Zumindest so lange, bis ich ein Pferd hinter mir wahrnahm. Bellamy war mit Dakota unterwegs. Ich lächelte und verlangsamte Blue ein wenig, so dass die Beiden zu mir aufschließen konnten. “Hast du dir wieder ein Herz für dein Mädchen gefasst?”, fragte ich ihn und er lächelte leicht.
      “Klar, jetzt hab ich ja wieder Zeit für sie. Sie hat lange genug gestanden, wird Zeit, dass sie mal wieder etwas tut”, erwiderte er und strich der Braunen einmal kurz durch die Mähne.
      “Passt der Sattel eigentlich noch, den du damals von Auguri bekommen hast?”, fragte ich ihn und sah zu seinem Pad, das definitiv ein anderes war, nicht das Geschenk von damals.
      “Klar, der passt noch. Hab das Pad aber mal in die Wäsche gepackt, deshalb das andere.”
      Den Rest des Ausrittes verbrachten wir schweigend, ehe wir auf dem Hof wieder getrennte Wege gingen.
      Im Haupthaus angekommen führte mich mein Weg sofort zum Kühlschrank, aus dem ich eine Flasche Bier nahm und mich im Wohnzimmer auf die Couch setzte. Noch vor einem halben Jahr hatte ich hier zusammen mit Ylvi gesessen, gelacht und Bier getrunken. Nun tat sie das zusammen mit ihrem Mann. Mit Louis. Auch wenn ich noch immer sehr wütend war, es half nichts nachtragend zu seiner und einer Zeit hinterher zu trauern, die nie wieder kommen würde.
      Am nächsten Tage würde ich mich einzeln mit ihnen zusammensetzen und über ihre Zukunft hier sprechen.
      Mit diesem Gedanken ging ich ins Bett und wurde vier Stunden später von Cayce geweckt, der diese Nacht ein Auge auf die Stuten haben sollte. “Ich glaube bei Bella geht es los.”
      Verschlafen rieb ich mir meine Augen und sah auf Cayces Handy, auf dem gerade die Liveübertragung lief. “Ist gut, du kannst ins Bett gehen, ich geh in den Stall”, sagte ich zu ihm, zog mich an und ging leise in den Stall. Einige der Stuten waren wach und fraßen genüsslich ihr Heu, Heretic und die beiden Fohlen schliefen. Dann ging ich zu Bella, die ruhig in der Box lag und bei der es nicht den Anschein machte, als gäbe es Komplikationen. Eine halbe Stunde später war das kleine Fohlen auf der Welt. Eine schöne Dunolinostute mit einer Blesse und zwei weißen Beinen hinten. Es dauerte ein wenig, bis das Fohlen aufstand und zum Euter ging. Bella blieb, wie zu erwarten, brav stehen und ließ ihre Tochter trinken.
      Ich ging wieder in Richtung Bett und hatte schon den nächsten Namen im Kopf: BR Sheza Topnotch Babe.
      Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich jedoch, nicht mehr schlafen zu gehen, sondern dem Vollblütertraining von Octavia beizuwohnen. Wie jeden Morgen kam ein befreundeter Jockey vorbei und trainierte ihre Pferde.
      “Oh Caleb, cool dass du mir helfen willst. Du kannst dir sofort Tasmania satteln und als Track Pony fungieren!”, erklärte sie mir und ich nickte. Wenigstens durfte ich das halbe Westernpferd reiten, und wurde nicht wie letztes Mal auf eines der reinen Vollblüter gepackt. Tasmania war eine Seele von Pferd. Ruhig, hörte einem zu und wurde nur in den seltensten Fällen hitzig und übermütig. Tigres Eye, die Rappstute, sollte zusammen mit der Fuchsstute Drama Baby laufen. Der Jockey ritt Drama und Octavia setzte sich auf Tigres Eye, die ich auch zur Bahn begleitete. Kaum ließ ich den Zügel los, preschte die Stute nach vorne. Tasmania hatte auch das Bedürfnis mitzulaufen, doch ich musste sie sofort runterriegeln, denn wenn sie sich das einmal angewöhnte, dass sie selbst rennen durfte, bekamen wir das nicht mehr raus. Von weitem sah ich wirklich gut, dass die beiden Pferde auf dem selben Niveau waren. Sie liefen Kopf an Kopf und preschten auch gemeinsam durchs Ziel.
      Die nächsten Pferde waren Peacful Redemption, Candlejack und Wildfire xx, die Os Jockey allerdings nacheinander einzeln ritt. Auch blieb ich mit Tasmania eher im Hintergrund, um die Hengste nicht abzulenken. Die letzte Stute für das morgendliche Training war Priamos Ruffia Kincsem. Sie lief mittlerweile auf S* und war damit das am Meisten trainierte Pferd der Ranch. Sie würde vermutlich noch eine Saison laufen, dann würde Octavia sie in die Reitpferdkarriere schicken. Nach drei wirklich guten Nachkommen, wovon eines noch in Octavias Besitz war, war es Zeit für etwas neues.
      Prias Colourful Soul, die älteste Tochter von Pria, befand sich zur Zeit in der Ausbildung. Sie war von Friese eingeritten worden und erhielt wirklich hochklassiges Training von Rhapsody.
      An das Training von ihr war Octavia nicht einfach so gekommen, sie hatte ihr ihren Seattle Slew verkauf und im Gegenzug zwei Trainingseinheiten bekommen.
      Wer auch wieder da war, war Flashlight. Sie hatte eigentlich einen tollen Platz gefunden gehabt, aber manchmal kam es eben leider anders, als man es gerne hätte. Deshalb war sie wieder da und wurde nochmal antrainiert, da sie die letzte Zeit ziemlich gestanden hatte.
      Auch bei Pocahontas wurde das Training langsam aufgenommen. Die Stute war noch immer sehr unsicher und unglaublich fein an den Hilfen, so dass sich O hierzu Hilfe vom DVTS geholt hatte, wodurch sie nochmal eine Reitstunde bekommen sollte.
      Cleavant ‘May Eyes’ stand die meiste Zeit auf der Koppel. So richtig wussten wir nichts mit ihm anzufangen. Aufgrund seiner Stauballergie war es schwierig, ihn in der Halle zu reiten. Octavia hatte vor längerer Zeit eine Anfrage von Luchy Montrose erhalten, dass sie den Wallach gerne erwerben würde. Bis jetzt hatte sie nicht zugesagt, da sie ihn eigentlich behalten wollte. Jetzt stand der Verkauf allerdings wieder zur Diskussion. Neben Dakota, die Bellamy gehörte, hatte Octavia sich auch eines der Polopferde behalten. Absolute Bullet Proof. Sie hatte den seidig schimmernden Hengst ins Herz geschlossen und ihn wieder von der Verkaufsliste gestrichen. Auch Magic Lanijos und Ceara Isleen waren noch immer in ihrem Besitz. Beide würden in nächster Zeit Besuch von auswärtigen Trainern bekommen, die sie ein wenig unter die Lupe nehmen würden.
      Nach dem Vollblütertraining ging es für mich auf die Jungpferdekoppel, dort würde ich zunächst bei den jungen Stuten vorbei schauen. Sie liefen alle zusammen auf der Koppel und standen nur ab und zu im Stall, wenn ich sie zum Training eingetragen hatte. Ein Pferd, welches sich besonders gut entwickelt hatte, war Jacks Inside Gunner, aka Katie. Als Jährling hatte sie einen wirklich grausigen Körperbau gehabt. Jetzt als zweijährige war das wieder etwas mehr verwachsen und sie sah nach einem richtigen Pferd aus. Wer in der Truppe wirklich immer als Ruhepol zu den nervösen Stuten galt war die neue, Sweet like Chocolate. So eine Seele von Pferd war mir selten unter die Nase gekommen. California Rose machte ihr da starke Konkurrenz, aber gegen Layla kam sie einfach nicht an.
      Welche zwei ‘Biester’ sich auf jeden Fall gefunden hatten, waren BR Dress to Impress und Special Luna Zip. Ich war mir nicht so sicher, wie lange ich die beiden noch zusammen laufen lassen konnte, denn ihre Kämpfe ähnelten immer mehr Leithengsten, die um Reviere kämpften.
      Wir waren jedoch mit den neuen Koppeln bald soweit, so dass wir die Pferde nochmal neu mischen konnten. Vermutlich würde sich das Theater damit dann geben.
      Als ich auf die Koppel ging, kamen mir sofort Ginger Rose und Colonels Blue Splash entgegen und wollten ihre Streicheleinheiten abholen. In einiger Entfernung machte ich auch die rote Stute, Captains Blue Crystal aus.
      Izzie und Luna bequemten sich irgendwann dann auch, zu mir zu kommen und zu schauen, was ich denn da machte. Als Gun Sophie schließlich auch zu mir kam, musste Izzie sie natürlich sofort wieder verjagen. “Du bist ein dämliches Biest”, fluchte ich und klatschte einmal laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Stute auf mich zu lenken. Ich ging einmal um den kleinen Pulk herum, um mir auch Sophie anzuschauen. Sie hatte von gerade eben eine kleine Macke an der Kruppe, wo Izzie sie mit den Zähnen erwischt hatte. Ich hatte dummerweise gerade kein Blauspray dabei, segnete den Biss und das bisschen Blut aber nicht als wirklich schlimm ab.
      Um zu den Junghengsten zu kommen, musste ich einmal quer über die Ranch zu den Paddocks und Boxen. Fast alle Hengste standen im Training, weshalb ich sie nah an der Halle wissen wollte, damit ich mir sie nicht über die ganze Ranch immer zusammensuchen musste. Vulture hatte ich allerdings auf die Koppel entlassen, denn er hatte die letzten Tage jeden Tag seine Einheit bekommen und hatte sich ein wenig Pause verdient.
      tc Mister’s Silvermoon Cody stand auch auf einer der Koppeln, eben so wie Chic’ N Shine, denn die Pferde sollten erstmal ankommen und sich einleben, bevor das Training losgehen sollte. A Shining Chrome wurde auf die Körung vorbereitet und befand sich im Hengststall, was ich vergessen hatte. Deshalb konnte ich ihn hier gerade auch nicht ausfindig machen. Der erste Paddock, zu dem ich kam war von Chocolate Shades. Der Champagnefarbene Hengst hatte noch keine wirkliche Aufgabe hier auf dem Hof gefunden. Bei ihm stand es auch zur Diskussion, ob wir ihn nicht besser verkaufen würden. Er hatte zwar eine gute Abstammung und eine tolle Farbe, aber wir wollten von Champagnefarbenen Pferden Abstand nehmen, denn das war nicht die Farbe, auf die wir in der Zucht unser Augenmerk legen wollten. Es ging weiter mit GRH’s Funky’s Wild Berry, PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Colonels Golden Gun und BR Colonels Lil Joker. Es war fast eine Schande, dass ich die Hengste nicht mehr zusammen laufen lassen konnte, da sie von klein auf immer zusammen gewesen waren. Aber irgendwann fing der Ernst des Lebens an und es war vorbei mit dem gemeinsamen Spielen auf der Koppel.
      Ich rationierte für jedes Pferd das Kraftfutter, ehe ich die Eimer in die Paddocks stellte und auch selbst ins Haupthaus ging, um etwas zu frühstücken. Wie jeden Morgen waren alle Mitarbeiter am Tisch und frühstückten gemeinsam. Zum ersten Mal seit dem Drama um Ylvi, Louis und mich saßen die Beiden mit Tschetan und Kaya ebenfalls am Tisch. Ich wünschte allen einen guten Morgen, ließ meinen Blick etwas länger als gewollt auf Louis und Ylvi hängen, ehe ich mir eine Tasse Kaffee holte und mich ebenfalls auf einen der Stühle setzte.
      “Ich habe eben nochmal mit Luchy Montrose telefoniert, Mad Eyes ist jetzt doch verkauft. Sie kommt ihn die Tage abholen.”, eröffnete Octavia das morgendliche Gespräch, was am heutigen Tag alles anstand.
      “Wieso verkaufst du ihn jetzt doch?”
      “Er steht hier nur auf der Koppel, richtig was anfangen kann ich leider nicht mit ihm. Luchy meinte beim Kauf von Aelfric schon, dass die Beiden bei ihr drüben ein tolles Team sein könnten”, erklärte Octavia und blickte in zustimmende Gesichter.
      Die nächsten Minuten verliefen weitgehend schweigend, Betsy und Tschetan unterhielten sich ein wenig, Kaya schwieg wie immer. Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Kaffee, ehe ich mich an Ylvi wandte. “Ich würde nach dem Essen gerne noch mit dir sprechen und danach mit Louis.”
      Die Beiden nickten, sahen sich kurz an und widmeten sich dann wieder ihrem Essen. “Cayce schaffst du es heute ein paar mehr Pferde zu reiten? Ich weiß nicht wann ich im Büro fertig sein werde”, fragte ich ihn.
      “Klar, um wen gehts denn? Ich habe bereits… Frosty Lagoon, Lady Blue Skip, Lovin’ Out Loud und Miss Independent. Mit den beiden letzten werde ich nicht lange brauchen, die trainieren wir ja grade erst wieder an. Und Whitetails Shortcut natürlich.”
      Ich überlegte kurz. “Mir wäre es ganz lieb, wenn du GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic und GRH’s Unbroken Soul of a Devil noch unterbekämst.”
      “Klar, kein Problem. Nur bewegen oder richtiges Training?”
      “Du kannst ruhig die Manöver alle mal kurz abfragen, aber ansonsten einfaches Training, nichts kompliziertes.”
      “Alles klar Chef”, antwortete er und stand vom Tisch auf, räumte sein Brettchen und seine Tasse in die Spülmaschine und nickte unserer Haushaltshilfe nett zu. Wir waren wirklich froh, dass wir nun eine hier hatten, die sich um das Essen und den Haushalt kümmerte. “Laurence wen hast du heute auf dem Plan?”, fragte ich meinen ältesten Mitarbeiter, der wesentlich länger überlegen musste.
      “Striga hast du mir eingeteilt, Easy Going, Abadon all Hope, Citizen Fang und Picture of a Ghost.”
      “Könntest du Chou und Jade noch dazu holen? Die könnten ein bisschen Bewegung vertragen. Besonders Chou, weil die bald auf die Krönung soll.”
      “Oh Chou ist auch schon soweit?”, mischte sich nun Betsy ein.
      Ich nickte. “Chou, Aquila, Shanee, Whinney und Chrome. Das sind die nächsten, die wir vorstellen werden”, erklärte ich dem Mädchen und sah ihre Augen aufblitzen. “Ooooh darf ich dann mitfahren?”, fragte sie strahlend und ich nickte. “Klar.”
      “Bellamy wen hast du?”, wandte ich mich nun an den schwarzhaarigen.
      “Rausbringen soll ich Kholáya, Bittersweet Temptation, Snapper Little Lena, ähm.. Zues ist ja schon draußen..Cruel Twist of Fate reiten, Kisshimbye reiten, Tortured Witch HMJ 6693 rausbringen, Cielos rausbringen..Silent Bay kommt auch raus und ähm.. glaube das wars.”, antwortete Bellamy.
      Nun musste ich wirklich überlegen, wer noch übrig war. “Brian könntest du Only Known in Texas, Stormborn, My sweet little Secret und auch I’m a Playboy bewegen?”, fragte ich meinen neusten Mitarbeiter.
      “Ja, wird erledigt.”
      “Bellamy dann brauchst du keinen mehr zu machen.”, meinte ich an den schwarzhaarigen gewandt und drehte mich dann zu Murphy um. “Kannst du Till Death, Chapter 24, Chocolate Dream, Nachtschwärmer und Verdine raus bringen?”
      “Ay.”
      “Gut, dann sind alle Pferde aufgeteilt.”, verkündete ich und stand nun selbst auf, was zur Folge hatte, dass sich der gesamte Tisch in Bewegung setzte.
      Mein Weg führte mich ins Büro. Hinter mir her trottete Ylvi, die sich wohl nicht ganz sicher war, was ich von ihr wollte. Mit einer Handbewegung deutete ich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, auf den sich Ylvi auch sogleich setzte. “Caleb.. bevor du etwas sagst.. ich..”, setzte Ylvi an doch ich hob sofort die Hand. Ich versuchte professionell zu bleiben, auch wenn alles in mir schmerzte. Ylvi hatte mich verraten. Nein, eigentlich hatte mich Louis verraten. Mein Freund, meine Familie... Ob ich ihn jemals wieder als meinen Kola bezeichnen konnte?
      “Ylvi ich hab dich zu mir gerufen, damit wir das Geschäftliche klären. Alles Andere hat jetzt hier in diesem Moment keine Relevanz”, sprach ich und sah, wie Ylvi ein kleines Stück in sich zusammensackte. Die Kälte ihr gegenüber in meiner Stimme war sie nicht gewohnt. Ich auch nicht, denn ich hatte mich eben selbst kurz darüber erschrocken.
      “Was sind eure Pläne? Bleibt ihr hier auf der Ranch oder verlasst ihr uns? Ich bin ganz ehrlich. Ich hätte gerne, dass ihr bleibt. Betsy hat sich so mit Kaya angefreundet und auch Tscheta liebt es hier, so wie ich das mitbekommen habe- und ihr leistet hier gute Arbeit.”
      “Wir haben da.. schon des Öfteren drüber gesprochen, Louis und ich. Wir würden gerne hierbleiben. Ich könnte mich wieder vermehrt um die Bilder der Pferde kümmern, um die Website und die Werbeaktionen für die Ranch. Außerdem könnte ich dir im Büro ein wenig unter die Arme greifen… und… ich würde gerne vermehrt als Trainer einsteigen”, antwortete Ylvi und ich nickte.
      “Okay. Die Arbeit im Büro müssen wir sehen, im Moment hält es sich in Grenzen. Wie Website kannst du ja vom Laptop aus machen, dazu brauchst du das Büro auch nicht”, grübelte ich. Ylvi schien wohl zu verstehen, dass ich sie hier im Büro einfach nicht haben wollte- nett ausgedrückt.
      “Mit dem Trainer find ich allerdings eine gute Idee. Vielleicht kannst du Octavia ja ein bisschen zur Hand gehen? Sie fühlt sich im Moment ein bisschen verloren, du hast da ja auch noch einiges an Erfahrung, was du mitbringst”, meinte ich des Weiteren.
      Ylvi schien zu verstehen, denn ihre Miene hellte sich auf. “Ja klar, gerne mach ich das.”
      “Mit deinem Gehalt müssen wir dann nochmal schauen. Mit deinem Trainerjob… bei den anderen Mitarbeitern von mir ist es so, dass 25% der Ranch zu Gute kommen und die restlichen 75% dem Trainer zustehen. Wäre das für dich ein Problem?”
      Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete, denn sie schien nachzurechnen. “Nein. Nein das ist kein Problem. Der Bungalow ist aber doch weiterhin dann kostenlos?”, fragte sie mich und ich nickte. “Das wärs auch für erste”, meinte ich und schaute kurz zur Tür. Ylvi stand auf, erst zögerlich, dann entschlossen. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich dann jedoch, mein Büro zu verlassen. “Schickst du mir Louis?”, fragte ich sie, als sie gerade bei der Tür angekommen war. “Ja”, war ihre knappe Antwort, ehe sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
      Wenig später tauchte Louis auf und setzte sich nach einer Handbewegung meinerseits auf den freien Stuhl vor meinem Bürotisch. Er schwieg, ich schwieg- und so saßen wir eine Weile da. Dann setzte er, genau wie Ylvi zuvor an: “Caleb ich... “ Doch ich hob erneut die Hand. “Ich hab dich zu mir gerufen, um über deine Arbeit hier auf der Ranch zu sprechen. Von Ylvi habe ich erfahren, dass ihr hier bleiben wollt.” Louis nickte. “Ich möchte gerne nochmal als Rancharbeiter mehr tätig werden und auch hier mehr unterstützend zur Hand gehen. Außerdem wollte ich mich anbieten, auch beim Training der Pferde ein ein wenig zu helfen. Zwar nur für die zur Ranch gehörenden Pferde, aber ich denke, dass ich da dennoch ein wenig helfen kann und Arbeit abnehmen kann.. außerdem…”, fügte Louis noch an. “Hätte ich noch jemanden… der hier gerne arbeiten würde. Vor allem mit den Whiteface Rindern hast du ja viel zu tun und da könnte er.. also Logan dich unterstützen.” Logan… bei diesem Namen klingelte etwas in meinem Hinterkopf. “Sunka- Logan?”
      “Genau.. Logan Otaktay. An ihn habe ich Sunka verkauft. Er könnte hier ein weiterer Rancharbeiter sein. Er braucht einen Job.. und die eigentlich noch Mitarbeiter, Caleb.”
      “Okay”, antwortete ich ihm. “Sag ihm er soll in nächster Zeit mal zu mir kommen, ich würde mich gerne mit ihm unterhalten.”
      “Er ist im Moment noch unterwegs, in ein paar Wochen ist er wieder hier, dann kann er mit dir sprechen”, erwiderte Louis. Er setzte erneut an und ich wusste genau, was nun folgen würde. “Caleb es tut mir Leid. Für das, was Ylvi und ich dir angetan haben…”
      “Louis ich kann nicht”, antwortete ich kalt und stand auf. Mein Blick ging aus dem Fenster. Ich schaute auf den Hof, auf dem reges Treiben war. Ein Pferd hier, ein Mitarbeiter da, eine Heuballe hier…”Ich kann einfach noch nicht. Ich kann dir nicht verzeihen, und ich kann es nicht versuchen. Ich möchte euch hier behalten, euch zu verlieren kann ich nicht ertragen. Aber... ich kann euch nicht verzeihen.” Damit wollte ich das Gespräch beenden, doch Louis schien einfach nicht gehen zu wollen. Stattdessen machte er einen Schritt auf mich zu und griff nach meinem Arm. “Kola…” Ich riss mich von ihm los, machte einen Ausfallschritt nach hinten und funkelte ihn an. “Raus.”
      Louis seufzte tief. Ihm war bewusst, dass er ihn verletzt hatte. Ihm war nur nicht bewusst, wie tief die Verletzung ging. Nicht sicher, ob er noch etwas sagen sollte oder nicht, drehte er sich langsam um und ging auf die Tür zu. “Wenn.. wenn du deinen Schmerz überwunden hast, sprich bitte mit mir. Ich möchte es dir erklären.” Mit diesen Worten verließ der Lakota mein Büro und ließ mich hier alleine zurück.
      Es vergingen ein paar Wochen. Ich dachte viel nach, kam jedoch zu keinem Entschluss, wie ich die Situation in Zukunft handhaben würde.. naja.. ich kam schon zu einem Ergebnis. Ich wollte Ylvi nicht aufgeben. Das war noch nicht das Ende unserer Geschichte, so viel war sicher.
      Der Fohlenboom auf der Ranch ließ mich gar nicht aufatmen. Das Fohlen von Aerith und Hollywood, eine kleine Grullostute mit dem Namen BR Atlantis Dream erblickte als nächstes das Licht der Welt. Sie würde noch ein paar Monate bei Tassila stehen, ehe sie den Weg zu uns antreten würde. Auf die Idee mit der Leihstute war Laurence gekommen. Er wollte unbedingt ein Grullofohlen. Dass auch das Fohlen von Tainted Whiz und Dissident Aggressor, BR Dissident Whiz, ein Grullo sein würde, damit hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet, sondern eher mit einem Braunfalben. Der kleine Hengst war wohlauf und wir freuten uns, dass die anderen Stuten bis jetzt ohne Komplikationen gefohlt hatten.
      Die Gangsterfohlen schienen sich abgesprochen zu haben. Denn obwohl die beiden Stuten nicht alle gedeckt worden waren, erblickten BR Colored in Style und BR Wimpys Bright Gangster fast gleichzeitig das Licht der Welt. Ein Fohlen mehr Splash als das andere, worüber wir uns natürlich sehr freuten! Auch BR General Pleasure, ein schönes Rappfohlen mit einem halb blauen, halb braunen Auge übertraf unsere Erwartungen und voller Freude riefen wir Elsaria an, um ihr von dem tollen Fohlen zu erzählen, welches sie reserviert hatte.
      Unser einziges Appaloosafohlen enttäuschte uns auch keineswegs. Ein schöner Dunskinhengst mit einer weißen Kruppe und ein paar Pünktchen fiel aus Baby Doll und Hollywood.
      Für ebenfalls viel Farbe sorgte einerseits BR Raised to Slide, die bunte Stute von Hell und Blue. Ich war wirklich gespannt, ob sie charakterlich eher nach ihrem ruhigen Papa, oder der aufgekratzten Mutter schlagen würde und BR Double Gunslide, eine Hengst aus Gunner und ebenfalls Blue.
      Das Fohlen von Candy und Alan wiederum überraschte uns auch. Denn BR Alan’s Smart Dream, der wegen seiner Haarpracht sofort den Namen Elvis verpasst bekam, gab keinerlei Abzeichen preis. Der Hengst war einfach nur ein Braunfalbe. Ohne die schönen hochweißen Beine oder die große Blesse des Vaters.
      Bei der kleinen Rappstute BR Black Pamina aus Sue und Alan war das Drama groß, als ich Betsy erklärte, dass die Stute einen Abnehmer gefunden hatte. “Sie wird es gut haben bei Zion. Robin ist zum Beispiel ein ganz Lieber, Octavia hat ein Auge auf ihn geworfen… und ich war doch letztens erst dort auf dem Hof für ein Training mit Shanee. Pamina wird doch nicht einfach weg sein, wir können sie besuchen fahren…”, hatte ich versucht Betsy die Situation zu erklären, doch so ganz schien sie nicht davon begeistert zu sein.
      BR Twenty 4 Killings, das Fohlen von Chapter 24, würde in einem halben Jahr nach Evergreen Acres umziehen. Der Papa CHapter würde die Reise schon in ein paar Wochen antreten.
      Und auch das letzte Fohlen BR Lovely Gun würde zusammen mit Twenty 4 weggehen. Ich freute mich riesig, einem befreundeten Hof solch gute Nachzuchten verkauft zu haben.
      Es konnte jedoch auch gut sein, dass wir bald neuen Zuwachs bekommen würden. Ich hatte großes Interesse an dem Schimmelscheckhengst Heza Bat Man gezeigt. Bei ihm wartete ich nur noch auf das Ergebnis der AKU.
      Ein weiterer Neuzugang war allerdings schon sicher. Small Town Dude hieß der Rappe mit der auffälligen Splashed White Scheckung, der jeden Moment ankommen dürfte. Der Hengst war ein wahrer Glücksgriff gewesen. Die meisten Splash Pferde die wir hatten, zeichneten sich durch ihren enormen Dickschädel aus. Nicht so Dude. Beim Besuchen als auch beim Probereiten hatte er sich als wirklich genügsam herausgestellt. Er zeigte ein ähnliches Wesen wie unser Blue, weshalb wir sofort mit einem unschlagbaren Preis zugeschlagen hätten.
      Bei diesem Sprichwort rollte auch schon der Transporter auf den Hof. Cayce und Bellamy hatten sich bereit erklärt gehabt, den Hengst vom Flughafen abzuholen. “Und, alles gut?”, fragte ich die Beiden, als der Wagen angehalten hatte und sie zu mir nach hinten an den Hänger kamen. “Ja, hat alles wunderbar geklappt, kam ganz locker aus dem Flugzeug und ist hier super easy rauf, ein tolles Pferd”, antwortete Bellamy und half mir, die Verriegelungen zu öffnen. Dude wieherte schon aufgeregt und schaute uns neugierig an, als wir die Rampe endlich auf dem Boden hatten. “Willkommen auf der Bow River Ranch”, sagte ich freudig, band ihn los und ging mit ihm aus dem Hänger raus. Sofort hob er den Kopf und ließ nochmal alle wissen, dass er jetzt da war. Ich lächelte. Das waren die schönen Seiten am Pferdeleben.
      Am Abend scrollte ich am Pc durch ein paar Suchanzeigen und traf auf die einer Bekannten. Ethel Evergreen von Evergreen Acres. Sie suchte einen Trainer, der ihre Tochter Tiara ein bisschen unterstützen würde und ihr in einer Woche ein wenig Unterricht geben konnte.
      Da ich sowieso das Gefühl hatte, dringend hier raus zu müssen, rief ich sie an und verabredete mich schon für den nächsten Tag.
      Kurz nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte erneut mein Handy. Ich wunderte mich zwar über den Anruf zu später Stunde und über die fremde Nummer, ging jedoch trotzdem dran. “O’Dell, Bow River Ranch”, meldete ich mich am Telefon und wartete darauf, dass mein Gegenüber Informationen von sich preis gab.
      “Guten Abend Mister O’Dell. Hier spricht der Veranstalter der Juturity. Haben Sie unseren Brief vor drei Wochen nicht erhalten?” Stille. Ich überlegte fieberhaft, welchen Brief er meinen könnte und wovon der Mann am Telefon redete. “Ich äh.. ähm.. ich…”
      “Ich gehe mal nicht davon aus, ich lasse Ihnen auf schnellstem Weg einen neuen zukommen. Mr. O’Dell warum ich mich melde… Sie sind einer der glückliche Teilnehmer der großen Jututity im Dezember.” Mir stockte der Atem. Natürlich! Von diesem Event hatte ich schon gehört. Welcher Reiter und vor allem Reiner freute sich nicht, an solch einem mit so hohem Preisgeld dotierten Event starten zu dürfen! “Ich??”, fragte ich ungläubig ins Handy und kam mir, sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, äußerst dumm vor.
      “Ja Sie, Mr. O’Dell. Im Brief, der sich gleich noch auf den Weg zu Ihnen macht, steht alles weitere drin. Sobald Sie ihn gelesen haben, rufen Sie bitte die dort angegebene Nummer an und geben die Pferde durch, mit denen Sie sich qualifizieren möchten. Wir hören voneinander.” Klack. Völlig verdutzt saß ich hier auf dem Stuhl mit dem Handy in der Hand. Ich hatte mich nicht verhört, das war eben wirklich die offizielle Einladung zur Juturity gewesen. Wahnsinn! Wie lange träumte ich schon davon, einmal dort teilnehmen zu dürfen- und nun war es endlich soweit!
      Ich beschloss allerdings noch niemandem etwas davon zu verraten, zumindest noch niemand hier vom Hof. So lange, bis der Brief da sein würde. Juturity… ein wahrgewordener Traum.

      Home sweet home
      April 2020, by Veija
      Caleb
      Am vergangenen Abend hatte ich mich sofort an mein Handy gesetzt und nach Direktflügen von Schweden nach Calgary gesucht. Tatsächlich war ein einziger am Abend noch frei, bei dem wir sogar HMJ Saintly mitnehmen durften. Sofort buchte ich zwei Sitzplätze und einen Platz für den Hengst, ehe ich mich zu Tschetan ins Wohnzimmer gesetzt hatte und ihm davon berichtete. Der Junge schien begeistert, freute sich regelrecht auf Zuhause.
      Am Morgen bekam Saintly seine Medikamente und ausreichend Zeit, sein gewässertes Heu in aller Ruhe zu genießen.
      Währenddessen verabschiedeten Tschetan und ich uns bei den Mitarbeitern des Lindö Dalen Stuteri und auch den anderen Teilnehmern, welche noch ein paar Tage oder Wochen hier auf dem Gestüt bleiben würden. Als wir gerade zurück zu unserem Hengst gehen wollten, kam Collin uns hinterher. “Caleb wolltest du nicht die Pferde noch sehen?”
      Ich blieb stehen, drehte mich um und dachte nach. Das hatte ich total vergessen. “Oh danke für die Erinnerung, ich hab das einfach vergessen irgendwie…”
      “Kein Problem, die Pferde sind alle im Stall. Kommt einfach mit.”
      Sogleich fing die kleine Stalltour an. Wir starteten bei Bree, die Traberstute, die ich vor einiger Zeit nach Schweden verkauft hatte. Sie war mittlerweile gekrönt und ich hatte ein wunderschönes Fohlen, welches Octavia sich gekauft hatte. Vermutlich würde sie die Stute Western ausbilden und als potenzielles Pferd für die Ferienranch sehen. Das stand allerdings noch in den Sternen. Weiter ging es mit Skrudur, der sein Leben hier sichtlich genoss. Bei den Fohlen und Jungpferden liefen ein paar interessante Farben herum. Besonders Wynja hatte es mir angetan. So ein hübsches Pferd!
      Kleine Pferde und auch Traber gab es hier zur Genüge. Was mich noch interessierte, waren die Barockpferde des Gestütes. Wen ich auch unbedingt sehen wollte, war das HMJ Pferd des letzten Jahres, Morian. Neben ein paar wunderschönen Friesen fiel das Kürbispferd natürlich sofort mit seinem roten Fell auf.
      Gerade als wir fertig mit der Tour waren, kam ein kleiner Hund auf uns zugerannt. “Prada, der macht nichts”, sagte Collin schulterzuckend und nahm den kleinen Kläffer auf den Arm, als er nah genug an uns dran war.
      “Danke für die tolle Tour, wir essen noch etwas und dann fangen wir an zu packen”, bedankte ich mich bei ihm. “Wir sehen uns ja in ein paar Monaten wieder hier.”
      “Genau. Ich freu mich schon sehr auf das Finale. Bin gespannt, wie die Pferde dann aussehen und wie weit ein jeder von euch gekommen ist.”
      Ich nickte, wollte gerade zur einer Antwort ansetzen, als Tschetan etwas sagte: “Darf meine Schwester Kaya und meine Freundin Betsy beim nächsten Mal auch mitkommen? Ich würde ihnen so gerne alles zeigen.”
      Collin sah kurz zu mir. Ich zuckte mit den Schultern, lächelte kurz und gab ihm so zu verstehen, dass dies für mich kein Problem darstelle.
      “Von mir aus gerne, so lange eure Eltern das erlauben?”, sagte er freundlich.
      Meine Lächeln verschwand, ich schluckte kurz und sah zu Tschetan. Er hatte keine Eltern mehr. Ylvi und Louis… waren zwar wie Eltern, aber nicht seine Richtigen. Tschetan schien die Situation jedoch gekonnt zu überspielen: “Ich denke, dass sie nichts dagegen haben werden.”
      “Dann freue ich mich darauf, euch alle in drei Monaten wieder zu sehen!”
      Mit diesem Schlusssatz von Collin machten Tschetan und ich uns auf zu unserer Ferienwohnung, in die wir uns etwas zu essen bestellten, damit wir nicht mehr großartig aufräumen mussten nach dem Essen. Wenig später packten wir unsere Taschen und luden sie schon auf das Auto, mit dem wir später zum Flughafen gefahren würden. Zum Glück war auch genau der Hänger angehängt, mit dem wir gestern das Verladetraining absolviert hatten.
      Normalerweise würde ich Pferde vor Flügen einpacken, mit Transportgamaschen und Decken. Da ich allerdings nicht wusste, wie viel Saintly dies schon kannte, ließ ich ihn einfach so und stellte ihn in den Hänger. Das Aufladen ging heute ebenfalls wie von selbst, so dass wir uns auf den Weg zum Flughafen machen konnten. Dort angekommen ging ich zum Check In, gab meinen, Tschetans und auch den Namen des Pferdes bekannt und wurde aufgefordert, mit dem Hänger in Richtung der Maschinen zu fahren.
      Collin fuhr das Auto samt Hänger, Pferd, Tschetan und mir zu den Flugzeugen. Im Moment war alles still, so dass sich Saintly nur ein kleines bisschen aufregte und nervös wurde. Er hatte es irgendwie geschafft, sich im Hänger los zu machen, so dass ich vorne rein ging und ihn zunächst wieder fest machte, ehe der Tierarzt mit der Sedierung in den Hänger stieg.
      Es dauerte ein paar Minuten, bis sie wirkte. Dann ging alles ganz schnell. Mit vereinten Kräften luden wir den Hengst in die Flugbox um, die ins Flugzeug gefahren wurde. Der Hengst bekam Heu, leider kein nasses, das hatte ich nicht angemeldet gehabt.
      Tschetan und ich nahmen unsere Koffer, verabschiedeten uns von Collin und stiegen nun selbst ein. Wir hatten Plätze ziemlich weit hinten, so dass wir während des Fluges immer mal wieder unauffällig aufstehen und nach dem Pferd schauen konnten. Dies wurde ausdrücklich gewünscht, um den Hengst etwas zu beruhigen.
      Mit dem Tierarzt hatte ich abgesprochen, dass der Hengst nochmals während des Fluges nachsediert werden sollte, weshalb ich mir keine großen Sorgen um das Pferd machte.
      14 Stunden würden wir unterwegs sein, weshalb ich Tschetan dringend ans Herz legte, etwas zu schlafen. Auch mir fielen nach ein paar Minuten die Augen zu.
      Im Gegensatz zu dem Jungen wachte ich immer mal wieder auf. Ich schaute jedes Mal auf die Uhr und ging, wenn ich länger als eine Stunde geschlafen hatte, nach dem Hengst schauen. HMJ Saintly stand ruhig in seiner Box und nagte spärlich am Heu herum. “Na, alles gut, Großer?”, fragte ich den Braunen und streichelte über seine weiße Laterne. Ich liebte sein Kopfabzeichen und seine blauen Augen. Witzig war es schon, dass sie genau ein Pferd meines Farbschemas beschlagnahmt hatten…
      Langsam, und ohne das Pferd zu erschrecken, ging ich wieder zurück auf meinen Platz. Schlief ich länger als eine Stunde, ging ich wieder nach dem Hengst gucken… so ging es, bis wir in Calgary landeten.
      Wir mussten eine Weile auf unser Gepäck warten und leider war Bellamy nicht pünktlich da, so dass sich das Ausladen des Hengstes alles ein wenig verzögerte.
      Nach einer weiteren Stunde waren wir endlich auf meiner Bow River Ranch angekommen. Wir luden den Hengst aus und brachten ihn auf einen der Paddocks, ehe wir die Koffer und das Equipment verstauten und ein kurzes Gespräch mit den Mitarbeitern der Ranch führten. Doch Tschetan als auch ich hatten den Jetlag des Todes, so dass wir einfach nur ins Bett gehen und erst am nächsten Tag aufstehen wollten.

      Am nächsten Morgen war ich früh wach. Kein Wunder, wenn man schon um 17 Uhr ins Bett ging und sofort erschöpft einschlief.
      HMJ Saintly hatte die Nacht in der Box verbracht. Cayce hatte ihn gestern von sich aus noch reingestellt- es wurde für so ein Pferd, welches das Klima hier noch nicht gewöhnt war. Er hatte jetzt allerdings lange genug Zeit, sich bis zum nächsten Winter daran zu gewöhnen.
      Friedlich stand er im Stall und mümmelte sein Heu. Es war auch von jemandem nass gemacht worden. Sein Husten war zwar schon fast weg, aber man musste ja nichts provozieren. Er stand auch auf einer Gummimatte, um Staub durch Stroh oder Spähne zu vermeiden. “Guten Morgen mein Hübscher”, sagte ich zu dem Hengst, der neugierig seinen Kopf hob und zu mir herüber schaute. An Medikamenten bekam er jetzt noch lediglich das Ventipulmin für seinen Husten und Tabletten für Leber und Niere. Letztere würde ich ihm gleich unter sein Kraftfutter mischen, das Venti bekam er, wenn er später auf den Paddock kam.
      Mein Weg führte mich zu meinem Hengst Vulture, der in einer der Nachbarboxen stand und döste. Ich wusste eigentlich nicht, warum er im Stall war, bis mein Blick auf die große Kreidetafel fiel. >>Vulture beim Toben auf der Koppel vorne recht reingetreten<< - hmm, das musste ich mir auf jeden Fall ansehen. Vorher wusch ich mir allerdings gründlich die Hände. Das war wichtig, denn ich war mir nicht sicher, ob die Pilzinfektion von Saintly hundertprozentig abgeheilt war.
      Schließlich ging ich zu Smart Lil Vultures Box, öffnete diese und begrüßte den Hengst kurz. “Dann lass mal sehen, was du wieder angestellt hast…”, murmelte ich und ging auf sein rechtes Vorderbein zu. Jemand hatte Silberspray auf die kleine Wunde gesprüht, so dass ich nicht viel erkennen konnte. Sie sah allerdings nicht wirklich tief oder schlimm aus und schien schon zu verheilen.
      Ich freute mich darauf, wenn die restlichen großen Paddocks fertig waren und wir mit der Gruppenhaltung der Hengste anfangen konnten. Die Stuten waren meist in großen Gruppen zusammen auf den hinteren Weiden, die Hengste zur Zeit alle alleine. Bisher gab der Platz es einfach nicht her, gruppenweise die Pferde unterzubringen. Einige Hengste würden wir auch partout nicht zusammen halten können, aber vor allem bei den Junghengsten machte ich mir da große Hoffnungen.
      Wo ich gerade an die Stuten dachte… ich konnte es mir nicht nehmen lassen, einmal nach den Fohlen zu schauen. Während meiner Abwesenheit war ein Tierarzt bei BR Homecoming Queen, BR Hollywoods Dream Anthem und deren (Leih-)Mutter Heretic Anthem gewesen. Die drei standen auf einem der Paddocks nahe des Stalls, so dass ich zunächst nach ihnen schauen ging. Aunti kam sofort an den Zaun und wieherte mir zu, als sie mich sah. “Hast du mich auch vermisst?”, lachte ich und kletterte über das Tor, um zu den Pferden zu gelangen. Queen hob den Kopf und schaute zu mir herüber. McDreamy, wie Octavia den kleinen Buckskinhengst nannte, hob ebenfalls den Kopf und galoppierte auf mich zu. Kurz vor seiner Mutter versuchte er zu stoppen, purzelte aber leider gegen sie. “Das musst du aber, wenn du groß bist, draufhaben. Du sollst doch ein Reiningpferd werden.” Ich lachte und hielt dem kleinen Hengst die Hand hin, der kauend seinen Hals nach vorne streckte und sich an der Nüster streicheln lie.
      Dann wollte ich mir noch die anderen Pferde angehen sehen, die allerdings ein bisschen weiter weg standen. Da noch viel Zeit bis zum Frühstück war, ging ich die Strecke zu Fuß. Ein guter Spaziergang am frühen Morgen hatte noch niemandem geschadet.
      An der Koppel angekommen sah ich zunächst kein Pferd. Wo sie wohl sein würden?
      Ich rief ein paar Namen und pfiff ein paar Mal, ehe ich auf die Koppel und in Richtung des Waldes ging, der auch Teil der Weide war.
      Erst als ich ziemlich nah am Wald war, sah ich die ersten Stuten, die friedlich im Gras lagen und dösten. Zu BR Sheza Topnotch Babe mit Mama Bella Cielo kam ich als erstes. Ich setzte mich langsam zu der Stute ins Gras, ehe ich vorsichtig ihren Hals streichelte. Neben ihr war Magnificient Crow mit ihrem Fohlen BR General Pleasure, welches bald zu Juna und Luna und ihrer Courtesy gehen würde. Auch BR Black Pamina mit Mama Black Sue DunIt war nicht weit entfernt. BR Heart N’ Soul tollte ohne Mama auf der Koppel herum, ich sah sie auch gerade nicht. Das hieß aber nichts, denn der kleine Hengst war des Öfteren ohne die Stute unterwegs. Was mich besonders freute war, dass BR Lovely Gun und BR Twenty 4 Killings beieinander standen. Sie würden auch zusammen ausziehen und ihre Mamas Kristy Killings und Ginny my Love gemeinsam verlassen.
      BR Wimpys Bright Gangster stand mit ihrer Mama Wimpys Little Devil abseits der anderen Pferde. Devil war immer noch ziemlich eigen und hatte ein Problem damit, wenn andere Menschen und auch Pferde in die Nähe ihres Fohlens kamen. Gute Mutterqualitäten sahen leider anders aus. Ihrem letzten Fohlen hatte das Verhalten aber nicht geschadet, denn Unbroken Soul of a Devil war nicht aggressiv oder Sonstiges gegenüber Menschen.
      BR Atlantis Dream war schon abgesetzt und tollte viel mit A Walking Dignity herum, die ja auch ohne Mama bei den Stuten und Fohlen mitlief. So wurde sie zumindest mit ordentlich erzogen.
      Auch BR Double Gunslide stand bei Dignity und Atlantis und graste ein wenig. Ich war so geschockt, wie sehr die Fohlen doch alle gewachsen waren!
      Um Tainted Whiz Gun mit BR Dissident Whiz, GRH’s A Gun Colored Lena mit Fohlen BR Colored in Style, DunIts Smart Investment mit Fohlen BR Alans Smart Dream sowie Raised from Hell mit Fohlen BR Raised to Slide zu entdecken, musste ich durch das kurze Waldstück, ober den kleinen Bachlauf auf die andere Seite der Weide. Es war schon witzig, dass sich ein Teil der Stuten auf der einen, die Anderen auf der anderen Seite aufhielten.
      Als ich aber vor dem Fluss stand, entdeckte ich alle Pferde, entweder grasend oder dösend, und konnte guten Gewissens wieder zurück zum Hof gehen.
      Dort war es Zeit für die Medikamente von HMJ Saintly. Dazu mischte ich heute ein paar von Louis appetitanregenden Kräutern unter, was sich sofort bemerkbar machte. Saintly roch zunächst am Kraftfutter, fing dann aber an zu fressen und hörte erst auf, als der Eimer leer war. “Na siehst du, geht doch.” Den leeren Eimer nahm ich aus der Box, schaute kurz auf den Plan und mischte auch das Futter für meinen Hengst Vulture an. Auch er fraß genüsslich, ehe ich ihn mit auf den kleinen Paddock nahm. Hier verletzte er sich hoffentlich nicht schon wieder.
      Als ich zum Frühstückstisch kam, der dank unsere Haushaltshilfe schon reichlich gedeckt war, merkte ich schmerzlich, dass ich nicht einfach die Pläne durcheinander werfen konnte. “Caleb wo ist Vulture?”, begrüßte mich Cayce harsch, als ich gerade das Esszimmer betrat. Wir frühstückten nicht mehr in der Küche. Diese war für so viele Mitarbeiter einfach zu klein geworden, weshalb wir umgezogen waren in den größeren Raum.
      “Auf dem Paddock. Hab ihm auch schon sein Kraftfutter gegeben”
      “Das war aber nicht deine Aufgabe, Caleb. Du kannst nicht weg sein für Wochen und dann in unsere Arbeit reingrätschen. Bellamy hat für alles Pläne gemacht und wenn du dich da nicht dran hälst, entsteht hier Chaos.”
      “Ich.. äh... “, so richtig wollte mir keine Antwort einfallen. “Ich schau mir die Pläne von Bellamy an.”
      “Es ist so, dass wir deine Aufgaben aufgeteilt haben, ist ja logisch, wenn du nicht da bist. Die Pläne müssen einfach umgeschrieben werden, damit alles wieder passt. Dann ist ja alles wieder in Ordnung.”
      “Ich kümmere mich gleich als erstes nach dem Frühstücken darum”, antwortete ich ihm und nahm mir eine Tasse Kaffee, auch wenn ich diese nach meinem Spaziergang eigentlich gar nicht mehr so wirklich brauchte. “Aber jetzt erzählt doch mal, was gabs denn hier während meiner Abwesenheit so an Neuigkeiten?” - und dann erzählten sie, und erzählten.
      Nach dem Frühstück ging ich wieder zu HMJ Saintly, der ja auf keinem von Bellamys Plänen auftauchte, so dass ich ihn ohne schlechtes gewissen auf den Paddock nahe meines Hengstes Vulture stellen konnte.
      Saintly fing sofort an, ihn anzubrummeln, bekam jedoch keine Antwort. “Das ist ein Hengst Saintly, der will nichts von dir. Nicht so wie Holy und Courtesy”, lachte ich und ging in den Stall, um seine und die Box von Vulture zu misten. Wenn schon, denn schon. Da ich ja eh bereits gegen die heilige Liste verstoßen hatte, konnte ich Cayce noch etwas Arbeit abnehmen.
    • Veija
      Richtige und falsche Entscheidungen
      August 2020, by Veija
      Caleb
      Ich stand am Zaun des ehemaligen Paddocktrails von Ylvi. HMJ Saintly, Valravn, Sunka und Inyan tummelten sich dort. Ylvis Stuten Lady Gweny und Fylgia hatten einen neuen Platz gefunden, denn sie konnten schlecht mit den Hengsten zusammen stehen bleiben.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Betsy, die sich an den Hals ihrer Stute Sue (Black Sue Dun It) lehnte und vermutlich wieder weinte. Meine Hand wanderte zu meiner Brust, in der ich, wie die ganzen letzten Tage auch schon, einen schmerzhaften Stich verspürte. Wieso konnte das Leben nicht fair sein?
      Aber lasst mich von Anfang an erzählen.

      Ende April
      “Gleich haben wir es geschafft, Tschetan”, munterte ich den Jungen neben mir im Flugzeug auf, der irgendwie ganz grün um die Ohren aussah. Er war wirklich nicht zum Fliegen gedacht. Ich war mir nicht sicher, ob ihm schlecht war oder ob sonst etwas nicht stimmte, denn er brachte nur ein zusammengepresstes: “Gut”, raus.
      Die Maschine landete, wir durften uns los schnallen und nach wenigen Minuten wurden die Türen geöffnet. Tschetan sprang auf, machte einen Satz über mich drüber und rannte quasi aus dem Flieger raus. Einige der Passagiere beschwerten sich lautstark, Andere sahen mit einem fragenden Blick zu mir. “Dem hat das Fliegen nicht bekommen.” Zack. Das reichte ihnen wohl als Aussage, denn sie sollten mich nicht nerven. Auch ich hatte die Schnauze voll vom Fliegen und freute mich, endlich wieder kanadischen Boden unter den Füßen zu spüren.
      Vom Fach über unseren Sitzen zog ich das Handgepäck zu mir runter, ging zum Ausstieg und übersprang tatsächlich die letzte Stufe der Treppe, um mit einem lauten ‘wumms’ auf dem Boden zu landen. Ich streckte mich, zog einmal tief die Luft ein und hielt dann Ausschau nach Tschetan.
      “Könnten Sie.. ich würde auch gerne aussteigen”, meldete sich eine Stimme hinter mir zu Wort. Ich lachte in mich hinein, ging wortlos ein paar Schritte zur Seite und sah den Jungen in diesem Moment zur Laderampe verschwinden. Von Cayce oder Bellamy oder irgendeinem Mitarbeiter der Ranch, die mit dem Hänger eigentlich schon hier sein sollten, fehlte jede Spur.

      Bellamy
      Ich hatte Caleb zugesagt, dass ich ihn und Tschetan vom Flughafen abholen wollte. Ich war dabei den Pferdehänger an den roten Pick Up Truck von Caleb anzuhängen, als es krachte und ein Reifen des Anhängers in sich zusammen sank. “Mist verfluchter!”
      Keimend richtete ich mich auf, ließ meinen Blick über den Hof schweifen und rief ein paar Mal laut nach Dell. Der Vater von Betsy war ein Ass im Reparieren von allen möglichen Maschinen. Ich hatte ihn schon oft dabei beobachtet, wie er immer wieder Verbesserungen vornahm und Werkzeug, welches vor allem durch Caleb einer riesigen Unordnung unterlag, von ihm neu sortiert wurde. Er wollte seine Arbeitsutensilien alle am richtigen Platz wissen.
      “Deeeeelll!”, rief ich noch einmal laut und schnappte mir mein Handy, um ihn anzurufen. Der Hof war so riesig, dass wenn er bei den Koppeln war, er mich natürlich nicht hören konnte.
      Zum Glück hob er ab. “Dell du musst zum Haupthaus kommen, wollte gerade den Pferdehänger anhängen, da hat sich ein Reifen verabschiedet. Kannst du den tauschen?... Gut… gut ich hol dich ab, ich komm sofort.”
      Wenig später stand Dell zusammen mit mir am Hänger. Er beäugte den Reifen kritisch. “Das dauert eine Weile. Pünktlich kommst du nicht mehr zum Flughafen, selbst wenn ich mich beeile. Du kannst versuchen den Hänger abzuhängen und den kleinen anhängen, aber wollte Caleb nicht explizit den Großen mit viel Platz?”, fragte mich der junge Mann und ich nickte.
      “Ich telefonier mal rum, ob ich was passendes finde.”

      Ylvi
      Mit einem der Trainingspferde von Octavia am Strick hängend bewegte ich mich über den Haupthof der Ranch. Dell, halb unter dem Hänger liegend, der Truck stand herum. Bellamy mit einem genervten Ausdruck im Gesicht, das Telefon an das Ohr gepresst. Lief er wie ein Uhrmännchen hin und her. “Scheiße!” ertönte als er aufgelegt hatte, bei dem Ausruf fuhr ich etwas zusammen. “Was ist denn hier los?”
      “Wir wollten längst los, der Reifen vom Trailer hat sich verabschiedet.”
      “Keinen Ersatz gefunden?”
      “Keiner mit einem ähnlich großen Trailer. Was machst du?”
      Ich hob mein Handy. “Einen Moment.”

      Ich legte auf grinste breit. “Gut dann wollen wir mal los. Ich hab uns einen Trailer besorgt.” Bellamy sah ein wenig ungläubig drein. “Woher?”
      “Du glaubst gar nicht was man für Themen bei öden Elternversammlungen haben kann. Eine Freundin von Betsy und Kaya wohnt ganz in der Nähe...die haben auch einen kleinen Betrieb. Und einen Trailer den sie uns leihen! Los!”
      Eine gute Viertelstunde später befanden wir uns auf der Straße Richtung Flughafen. Ich tippte eine Nachricht für Caleb ins Handy, dass das Unheil abgewendet worden war und wir uns auf dem Weg befanden. Ich wusste nicht ob er die Nachricht lesen würde, aber bisher waren wir nur knapp eine halbe Stunde zu spät. Wenn der Hengst noch immer sediert sein würde, dann gäbe es wohl keine Probleme ihn auf den Hänger zu befördern. Wobei Tschetan am Telefon berichtet hatte das er eigentlich Recht zugänglich wäre. Mich persönlich freute es dass Caleb sich begann mit dem Jungen so gut zu verstehen.


      Caleb
      Auch ich ging zur Laderampe des Flugzeuges und betrat diese wortlos. Tschetan stand neben dem Hengst und streichelte langsam seinen Hals. „Alles gut, Großer. Du hast es fast geschafft und bist dann für immer zuhause.“
      Während die Beiden dort so vertraut miteinander die kurze Stille genossen, suchte ich mir einen der Flughafenmitarbeiter und schilderte ihnen, dass unser Trailer leider Verspätung hatte und es noch etwas dauerte, bis wir abgeholt werden würden. „Kein Problem Mr. O‘Dell“, antwortete mir der junge Mann. „Dieser Flieger muss erst morgen wieder los, Sie haben also alle Zeit der Welt.. naja zumindest bis ich später Feierabend mache.“
      Ich lachte und bedankte mich bei ihm. Mittlerweile, oder besser gesagt wieder, war ich hier bekannt wie ein bunter Hund. Von Calgary aus flog die Ranch alle Pferde ein und aus. Auch die Trainingspferde landeten hier und kamen von hier mit zur Ranch.
      Mein Handy klingelte. Zum Glück hatte ich es vor unserem Flug aufgeladen und währenddessen ausgemacht, so dass ich noch ein wenig Akku besaß. „Hey Tschetan, Ylvi und Bellamy sind auf dem Weg. Es gab ein Problem mit dem Anhänger, aber Dell ist schon dabei ihn zu reparieren.“
      “Okay ist gut”, antwortete mir der Junge.
      Eine gute halbe Stunde später waren die Beiden am Flughafen. Tschetan fiel Ylvi in die Arme und Bellamy klopfte mir kurz brüderlich auf den Rücken. “Gut, dass du wieder da bist.”
      In aller Windeseile, aber dennoch mit der nötigen Ruhe luden wir HMJ Saintly auf den Anhänger und machten uns auf den Heimweg.
      Während der Fahrt erzählten der Junge und ich viel von Schweden. „Nichts für mich. Absolut nichts für mich“, beendete ich die Erzählung und erhaschte einen fragenden Blick von Ylvi, auf den ich jedoch nicht mehr einging, denn wir waren gerade auf dem großen Hof angekommen.
      „Wir stellen ihn auf einen der kleinen Paddocks, evtl kann ihn jemand später in de Stall stellen aber lassen wir ihn zunächst mal draußen“, gab ich die Anweisung und stieg aus dem Wagen aus. Wir luden Saintly aus, stellten ihn auf den Paddock. Die Sedierung wirkte noch immer ein wenig, denn er hob nur leicht den Kopf, sah sich um und ließ ihn dann wieder sinken. “Ihr könnte ihn euch ja noch anschauen, ich muss ins Bett.”

      Ylvi
      Schweden war nicht seine Welt gewesen, oder der Stall dort? Die Frage brannte mir unter den Nägeln. Allerdings wollte ich ihn auch nicht um seinen wohlverdienten Schlaf bringen. Also ließ ich die Frage vergehen, hob die Hand zum Gruß und wünschte ihm eine gute Nacht.
      Er hatte mir gedankt, das ich den Trailer der Rollinsons besorgt hatte. Sonst hatten wir noch nicht viele Worte gewechselt. Es war noch immer ein wenig seltsam. Tschetan neben mir riss weit den Mund auf. “Ich fürchte ich muss auch ins Bett. Der Flug war grässlich. Ich kann mir nicht vorstellen wie einige Menschen gern in diese Blechdosen steigen.” Ich musste schmunzeln. Blechdosen war ein ganz passender Ausdruck.
      “Hoch über den Wolken zu sein hat dir also nicht gefallen?” Tschetan zuckte die Schultern “Vielleicht sollten wir das Fliegen doch eher den Geschöpfen der Luft überlassen. Ich freu mich sobald meine Schenkel wieder den Körper eines Pferdes unter sich spüren. Ich denke morgen nehme ich mir Valravn für einen schönen Ritt in die Berge!” verkündete der Junge und gähnte noch einmal herzhaft.
      Leise schlich er sich in das Zimmer in dem seine Schwester bereits schlief. Demnächst würde es womöglich Zeit das wir aus dieser Schuhschachtel auszogen. Ein Jugendlicher im Zimmer mit seiner jüngeren Schwester wäre wohl auf Dauer ein wenig seltsam.
      Louis saß noch auf der Couch ein Buch in der Hand. Ich ließ mich neben ihn plumpsen, legte meinen Kopf an seine Schulter und überflog die Zeilen die er las, ohne deren Inhalt wirklich in mir aufzunehmen. “Hab Dell vorhin geholfen den Trailer zu reparieren. Anschließend waren wir draußen mit den Mädels. Dell ist Inyan geritten, ich selbst Gweny und die Kids hatten Fylgia und Sue. Hoffe das war in Ordnung?” Ich lächelte “Die Pferde gehören zur Familie, natürlich darfst du auch entscheiden wer wen reitet, du Trottel.”
      “Wen nennst du einen Trottel?”
      “Na dich!”
      Das Buch landete mit einem klatschen auf dem Boden,als er mir seine Hände um die Schultern legte und begann mir seine Hände sanft an den Hals zu legen. Dann spürte ich Küsse auf meiner Nase. “Dein Trottel.” Ich streckte die Zunge heraus.“Dieser Trottel allerdings. Muss nochmal rüber ins Haupthaus. Mein Laptop ist noch da..und einige der neuen Fohlen müssen noch auf die Website. Dazu bin ich vorhin nicht gekommen. Hab im Flur allerdings den Schlüssel nicht gefunden.” Louis legte den Kopf kurz schief.
      “In der Küche auf der Anrichte liegt er rum.”
      “Wenn ich dich nicht hätte.”
      “Dann wärst du Tod. Dein Kopf ist wahrlich nicht der Beste.” ich grinste ihn doof an, streckte die Zunge heraus. Dabei spielte er auf die Aktion auf dem Berg an, der Tag an dem mein Herzschrittmacher versagt hatte.
      Ich schnappte mir den Schlüssel, lief hinüber zum Haupthaus und in das kleine Büro in dem Caleb seine Arbeit verrichtete und in dem seit neustem auch ein Schreibtisch für mich stand. Ich schrak ein wenig zusammen als ich mich umdrehte und plötzlich Caleb im Türrahmen stand.

      Caleb
      Mit meinem Koffer bepackt startete ich meinen Weg in Richtung Haupthaus. Ich öffnete die Tür, trat ein, schloss sie wieder hinter mir und legte meinen Hut auf die Kommode, die rechts neben der Tür stand. Dies war eine so routinierte Bewegung, dass ich zunächst nicht realisierte, dass der Hut von der Kommode auf den Boden purzelte und vor meinen Füßen zu liegen kam. “Was zur…”, fing ich an und wandte meinen Blick nach rechts. Was sich in mein Blickfeld schob, gefiel mir absolut nicht, Hüte. Übereinander und nebeneinander gestapelt. Die Meinen dazwischen. Das gäbe morgen früh am Frühstückstisch eine Standpauke.
      Nichtsdestotrotz fand mein Reisehut dennoch irgendwie einen Platz, so dass ich meinen Weg in mein Schlafzimmer ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen konnte.
      Dort angekommen stellte ich den Koffer in die Ecke, stellte mich an mein großes Panoramafenster und zog einmal tief die Luft ein. Zuhause - und ja, es fühlte sich wie Zuhause an, mit allen Fasern meines Körpers. Endlich. Nach all der Zeit, allen Höhen und Tiefen hatte ich für mich etwas gefunden, das ich so nennen konnte- Zuhause. Etwas unwirklich war es ja schon, dass all das, was ich von hier sehen konnte… und noch so viel mehr, mir gehörte. Die Ställe, die Paddocks, die Weiden… die Pferde, ja sogar die Kühe gehörten mir.
      Eine Sache oder besser gesagt eine Person hatte sich allerdings von mir abgewandt. Ylvi. Ihren Blick im Auto schien ich wohl richtig gedeutet zu haben, denn noch im Ansetzen eines Satzes, hatte sie den Mund wieder geschlossen und kein Wort verließ ihre Lippen. Mist… schon wieder waren meine Gedanken dahin gewandert, wo ich sie nicht haben wollte und von wo ich sie auch nicht so einfach wegbekommen würde.
      Ich seufzte, schlafen konnte ich wohl erstmal vergessen. Also führte mein Weg mich in mein Büro, in dem ich den Rücken einer Frauengestalt wahrnahm. Mein Blick fiel allerdings zunächst auf den zweiten Schreibtisch. Ein… zweiter Schreibtisch?
      Die Frau drehte sich um und ich erkannte Ylvi darin. “Was macht der Schreibtisch in meinem Büro?”, fragte ich sie harsch, ohne auf ihren kurzen Schockzustand einzugehen. Ich war müde, genervt und hungrig- außerdem waren meine Gedanken nicht da, wo ich sie gerne hätte.
      “Na irgendwo musste ich doch arbeiten.”
      “Ist gut, passt schon”, murrte ich, schob mich an ihr vorbei und setzte mich auf meinen Stuhl. Hier fiel mir das Chaos, welches mir schon im Flur begegnet war, wortwörtlich wieder in den Schoß. Beim schwungvollen Hinsetzen knallte ich mit der Lehne an den Tisch, so dass einer der Papierstapel von Bellamy umkippte und sich über mir und dem Boden verteilte. “Verdammter Mist…”, fluchte ich und bückte mich, um die Papierseiten aufzuheben.


      Ylvi
      Wieder diese mürrische Ausdruck um seine Mundwinkel, in seiner Stimme. Offenbar hatte ich den Schreibtisch nicht ihm, sondern vermutlich Bellamy zu verdanken. Ich sah wie er sich setzte, ich sah wie ihm die Papiere zu Boden glitten. Und dann zuckte ich zusammen. Denn es war ein lautes Pochen zu hören, ein Laut des Schmerzes von Caleb und seine Hand die sich an die Stirn packte. Beim Abtauchen nach den Papieren hatte er mit der Stirn die Tischkante erfasst. Einige weitere leise gemurmelte Flüche ertönten als ich mich erhob um ihn zu unterstützen. “Soll ich dir ein Kühlakku holen?” murmelte ich, nur knapp mein Lachen unterdrückend. Sein Blick hob sich, funkelte mich an. Und, ich wusste nicht was es war. Aber plötzlich schmolzen seine Gesichtszüge zusammen und er grinste, seine Schultern zuckten und er lachte. Da ich nicht sicher war wie er es auffassen würde, wenn ich einstimmte lächelte ich nur unsicher. Es dauerte nur einen Moment, dann sammelten wir gemeinsam die Zettel zusammen. “Das erinnert mich an die Zeit, als wir uns gemeinsam durch die Unterlagen gequält haben. Kurz nachdem Bellamy mir die Ranch überschrieben hat. Man war das eine Arbeit.”
      “Wir haben 3 Tage gebraucht.” erinnerte ich mich.
      “Wobei wir natürlich deutlich schneller gewesen wären, so...ohne Unterbrechungen.” Ich spürte wie mir die Ohren heiß wurden, war jetzt froh darum das meine schwarzen Haare diese gut überdeckten. Ja, wir hatten uns damals Zeit gelassen, nicht nur für die Unterlagen, sondern auch füreinander. Da ich daran nicht weiter denken wollte, griff ich wieder nach einem der Blätter zu meiner rechten, legte sie auf den Stapel den Caleb bereits angelegt hatte. “Ich wollte gerade noch die neuen Fohlen auf die Website packen. Und ein paar der angenommenen Anfragen an dich weiterleiten.” wechselte ich flux das Thema. Ich wollte Caleb nicht mit Gedanken an die Vergangenheit beschäftigen. Dabei schwirrten mir diese gerade selbst im Sekundentakt durch den Kopf. Seine Anwesenheit machte diese Tatsache nicht unbedingt einfacher. Vielleicht sollte ich doch woanders mein Büro einrichten.

      Caleb
      Ich seufzte kurz auf, nickte dann allerdings. “Dann kannst du dich dazu ja an deinen neuen Schreibtisch setzen.”
      “Eigentlich wollte ich nur meinen Laptop holen und… ach was, ich setz mich noch ein bisschen hierher.” Ich sah sie kurz an, doch sie wich meinem Blick aus. Was wollte sie eben sagen? Den Laptop schnappen und zurück zu Louis gehen?
      Mit den Zähnen knirschend widmete ich mich wieder den Unterlagen auf dem Tisch. Dabei fielen mir die Vordrucke zur Registrierung der Fohlen in die Hände. “Sag mal Ylvi ist da eigentlich schon irgendwas beantragt?” flatternd hielt ich der jungen Frau eines der Blätter hin.
      “Caleb wenn du so zappelst seh ich gar nix”, schlussfolgerte sie mürrisch, weshalb ich sofort mit dem Gezappel aufhörte und das Stück Papier mit beiden Händen möglichst zitterfrei festhielt.
      “Die Fohlen. Wurde da schon eins eingetragen?”
      “Nicht, dass ich wüsste. Ich schau mal in den E-Mails.”
      “In den E-Mails siehst du das nicht.. warte ich geh mal auf die Homepage”, antwortete ich und tippte in die Tasten, nachdem ich meinen PC hochgefahren hatte. Es dauerte ein paar Minuten, bis alle geladen hatte und ich… nichts vorfand. “Nope.. gar nix. Keine Beantragung, also auch keine Bearbeitung.” Ich seufzte. “Hast du schon passende Bilder für die Papiere gemacht? Vorne, hinten, etwaige Kopfabzeichen und beide Seiten der Fohlen?”
      “Nein.. nur ein paar einfache Bilder für die Website, die meisten sind in Bewegung.”
      “Dann hast du morgen eine Aufgabe…. musst schauen ob dir jemand helfen kann, ich hab zu tun.” Da war er wieder. Der patzige, abweisende Caleb, der noch immer nicht genau wusste, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Einerseits wollte er ihr einfach nur die Kleider vom Leib reißen… andererseits sträubte sich jede Zelle seines Körpers dagegen, sie je wieder anzufassen- und wie immer, wenn er nicht weiter wusste, stieß er die Menschen auf unliebsame Weise von sich weg.
      “Von welchen Anfragen hast du eben gesprochen?”

      Ylvi
      Ich nahm seine Art hin, irgendwie hatte ich sie ja verdient. Aber falls er vor hatte mich damit von sich fortzutreiben so funktionierte das nicht. Dazu hatte ich ihn in den Jahren in denen ich nun schon auf der Ranch lebte zu sehr kennengelernt. Stattdessen fachte es etwas in mir an. Diese unbekannte Seite in mir die nur Caleb zum klingen brachte. “Für die Fotos werd ich mir wahrscheinlich Dell schnappen, falls du ihn morgen nicht anderweitig eingeplant hast? Er hat die Stuten samt Fohlen am besten im Kopf und bei den Geburten geholfen, denke da kommen am besten Fotos zustande.”
      “Warte, die Anfragen krieg ich nicht mehr zusammen.”
      Ich angelte um den Tisch herum nach meinem Mac, klappte ihn auf und ging mit diesem wieder hinüber zu Calebs Schreibtisch. “Das ich eine Instagram-Seite für die Ranch angelegt habe, mit täglichen Postings und ab und an Storys hatte ich dir ja bereits erzählt. Dort ist eine Anfrage eingegangen von einer jungen Chinesin, die gern als Working Student zu uns auf die Ranch kommen würde. Warte, ich kopier den Text schnell in eine Email, dann kannst du dir selbst ein Bild machen von ihr.” Ich tat wie geheißen, hängte an die Weiterleitung auch gleich die andere Mail ran. Dabei handelte es sich um eine Anfrage von zwei Reportern bezüglich den Makeovers. Caleb war mittlerweile ein International bekannter Trainer, die angelegte Instagram-Seite hatte da sicherlich auch seine Hände mit im Spiel. Einerseits brachte das der Ranch mehr Kunden ein, allerdings bekam ich über den Account auch Anfragen anderer Art, die Caleb nie zu lesen bekam. Die mir jedoch durchaus manchmal einen Stich versetzen.

      Caleb
      Ich überlegte. “Keine Ahnung ob Dell was zu tun hat, ich blick hier in Bellamys Plänen mal wieder nicht durch”, murmelte ich und kramte in meinem Blätterhaufen hin und her. “Versuchs mal im Computer…”, kam es leise von Ylvi. Ich starrte sie kurz an, wandte dann jedoch meinen Blick wieder auf den Bildschirm. Nach ein paar kurzen Klicks hatte ich die Arbeitspläne auf dem Schirm. “Kannst Dell mitnehmen.” Ylvi nickte zufrieden.
      Mit dem Mac kam sie rüber an meinen Tisch und zeigte mir die Instagramseite, deren Existenz ich verdrängt hatte.
      Ich starrte auf den Bildschirm und sah ein paar Posts, über Training und den ganz normalen Alltag, der hier tagtäglich ablief. Von ihrem Bildschirm sah ich wieder rüber zu meinem, auf dem nun die E-Mail aufploppte. Die Anfrage der Working Studentin und die Anfragen der Reporter. “Wie alt ist die Chinesin denn?”, fragte ich Ylvi, die kurz zu überlegen schien.
      “Ich glaube in einer kurzen Anfrage vorher hat 18 gestanden.”
      “Okay, was minderjähriges will ich hier nicht haben.”
      “Warum das nicht?”
      “Bürokram. Das macht alles komplizierter.” Mit dieser Antwort schien Ylvi sich zufrieden zu geben. “Kannst du ihr schreiben, dass wir sie gerne einmal per Skype kennen lernen würden? Sie soll sich bitte bis… nächste Woche um diese Zeit hier per E-Mail melden. Dann sehen wir weiter.”
      “Ist notiert. Was machen wir mit den Reportern?”
      “Gute Frage… spricht eigentlich nichts dagegen. Fragst du an, wann sie kommen sollen?”, fragte ich sie nun etwas freundlicher. “Und jetzt erzähl mir mal etwas über diese Instagramseite. Haben wir schon viele Follower? Kommen deshalb mehr Aufträge zum Training rein?”

      Ylvi
      Ich klickte auf unser Profilbild, womit sich quasi die Startseite unserer Ranch öffnete. Dann deutete ich auf eine Zahl. “Siehst du das?”
      Caleb kam beugte sich weiter vor, sah auf die Zahl knapp über meinem Zeigefinger. “30,5k” meinte er etwas fragend. “Wofür steht das K?”
      “Tausend.”
      Kurz kam keine Antwort, nur ein Seitenblick.
      “Meinst du etwa...knapp 30.000 Leute interessiert was wir hier treiben?!” fragte der Cowboy überrascht. Ich musste schmunzeln. Diese Welt des Internets war ihm nicht so vertraut. “Tatsächlich ja. Als ich die Seite angelegt habe, wollte ich sie einfach als Projekt nebenher führen. Aber mittlerweile kommen viele der Trainingsanfragen die ich dir weiterleite, über Instagram rein. Oft werden auch Fragen gestellt.” Ich biss mir auf der Lippe herum. “Tatsächlich habe ich schon darüber nachgedacht, den weiteren Trainingsverlauf von Saintly zu dokumentieren. Vielleicht von Zeit zu Zeit Videos zu machen. Wahlweise könnte man Online-Kurse und Fragerunden anbieten. So haben Leute die Chance Dinge zu lernen ohne die lange Reise zu uns auf sich zu nehmen. Die Preise könnten geringer gehalten werden, damit das Wissen zu gutem Pferdetraining auch den weniger gut betuchten zugänglich sind. Das ist alles nur fixe Ideen in meinem Kopf, man muss sehen wie das umsetzbar ist.” meinte ich zum Ende um meine Ideen ein wenig herunterzureden. Caleb stattdessen sah mich von der Seite an. War das Bewunderung in seinem Blick?
      “Ich glaube..Bellamy dieser Idiot hat damals als er dich eingestellt hat keinen schlechten Fang gemacht.”
      “Du hast nicht den Fehler gemacht mich fortzuschicken.”
      “Glaub mir...das wollte ich, wirklich.”
      “Ich weiß...und ich bin jeden Tag dankbar das ich an diesem Ort bleiben durfte.”
      “Ohne euch würde etwas fehlen...die Kinder, du...ja sogar Louis. Tschetan macht einen guten Job. Ich glaube...wenn er fleißig in der Schule lernt, sich weiterhin an der Arbeit mit den Pferden beteiligt. Dann reitet er uns allen in 10 Jahren etwas vor.”
      War das fast so etwas wie väterlicher Stolz der da in seiner Stimme mitschwang? Es war zumindest Zuneigung. Die Reise und die Arbeit mit Saintly hatte den Jungen und den Cowboy aneinander geschweißt. Plötzlich kam mir dabei ein Gedanke. “Caleb, wo du gerade Tschetan erwähnst. Der Bungalow war von Anfang an etwas eng. Hättest du vielleicht ein Zimmer im Haupthaus für Tschetan? Langsam kommt er in ein Alter in dem wir nicht mehr von ihm verlangen können sich das Zimmer mit seiner jüngeren Schwester zu teilen. Es liegt ihm fern sich darüber zu beschweren, aber ich denke sein eigenes Reich, macht es ihm auch leichter die Aufgaben für die Schule zu erledigen.”

      Caleb
      Ich konnte nichts anderes sagen, ich war begeistert von der Instagramseite. Auf Nachfrage, ob die Ranch auch Facebook oder sonst etwas im Internet besaß, verneinte Ylvi. Lediglich die Homepage besaßen wir noch. Gespannt schaute ich ihr dabei zu, wie sie auf der Seite hoch und runter scrollte, und mir die bisherigen Posts zeigte. Auf die Frage, wer denn alles Zugang zur App hatte, deutete Ylvi auf sich. Nur sie, bisher. Mir war das auch ganz lieb, wenn das vorerst so blieb. Für so etwas war sie ja eingestellt worden und es kam nicht so gut, wenn die halbe Ranch durcheinander immer wieder Bilder und Geschichten postete. Auf ihre Aussage zu Saintly nickte ich. Solange sie sich um die Bilder und die Posts kümmerte.
      Kurzerhand wechselte sie das Thema, kam auf Tschetan und die momentane Situation im Bungalow zu sprechen. “Natürlich ist das machbar”, antwortete ich ihr. “Ein bisschen mehr Bewegung im Haus wird mir wohl auch gut tun, sonst vereinsame ich noch.” Ich lachte gekünstelt. Meine Aussage entsprach der Wahrheit. Das Haus war so still, seit ich alleine hier lebte. Octavia und Bellamy teilten sich einen Bungalow und auch die anderen waren nur für kurze Zeit hier im Haus gewesen, dabei gab es genug Zimmer. “Ich habe aber auch schon überlegt, kleinere Häuser auf das Gelände zu bauen.” Ylvi horchte auf, klappte den Laptop zu und setzte sich auf den freien Stuhl vor meinem Schreibtisch.
      “Wie kommst du darauf?”
      “Es ist wie du sagst. Der Bungalow ist für euch alle zum Beispiel zu klein. Für O und Bellamy reicht er dagegen vollkommen aus. Hier im Haupthaus wäre für euch alle zwar Platz aber ich…” Ich sprach nicht weiter. Ylvi konnte sich bestimmt denken, was ich hatte sagen wollen. “Deshalb die Idee mit den kleinen Häusern. Wir müssten nur einen geeigneten Platz finden. Ich wollte noch ein wenig Wald roden und Paddocks bauen. Generell muss hier auf dem Gelände noch einiges passieren.”
      “Was schwebt dir denn sonst noch so vor?”, fragte Ylvi mich und nahm ein leeres Blatt von meinem Tisch. Ebenfalls einen Stift. Sie fing sofort an, Dinge untereinander zu notieren. Ich fragte schon gar nicht mehr, was sie da immer tat oder warum sie das machte.
      “Ich würde die Ferienranch gerne ans Laufen bringen. Dazu müsste drüben aber mal gründlich aufgeräumt werden. Die umgefallenen Bäume rundherum weg, Rasen mähen, die Häuser innen und außen auf Vordermann bringen, das Außengelände gestalten und natürlich eine andere Inneneinrichtung… und was dort gebaut werden muss, ist ein kleiner Offenstall mit einem Stück Weide für die Pferde der Ferienranch. Ich hab da schon ein paar unserer Pferde hier im Blick.”
      “Ach ja? Welche denn?”, fragte Ylvi neugierig.
      “Warte ich hatte doch.. die Liste.. irgendwo.. ah hier! Ah ja, Sue. Die stand mal drauf, hab sie aber durchgestrichen. Es würde Betsy das Herz brechen, wenn sie die Stute nicht immer um sich herum haben könnte.. dann es sind eigentlich viel zu viele.. ich hatte an 5 Pferde gedacht- erstmal. Ich mein wenn keine Gäste da sind müssen wir ja auch jeden Tag rüber, um nach ihnen zu sehen und sie zu bewegen…”, ich machte eine Pause und holte Luft, um nochmal anzusetzen, “Wenn sie nicht verkauft werden finde ich BR Homecoming Queen und BR Hollywoods Dream Anthem geeignet. Falls sie sich unter dem Sattel auch so zeigen, wie sie zur Zeit sind. Von Octavia ist es Flashlight. Sie benötigt die Stute nicht zur Zucht. Also hat sie gesagt ich soll sie Western umschulen- auch eine gute Story für Instagram- und dann für die Ferienranch ausbilden. Des Weiteren, falls nicht gebucht oder schon tragend: Kristy Killings, Jade, Chou, Miss Independent… von den Trainingspferden Honey’s Aleshanee, A Walking Honor, Lady Blue Skip, Ginger Rose und Colonels Blue Splash… und von den Jungpferden noch BR Dissident Whiz, aber nur evlt. das wäre glaub ich der einzige Wallach dann drüben, und A Walking Dignity.” Ich sah zu Ylvi auf. “Wie gesagt, das sind alles nur Vorschläge und es ist auch noch nichts fest.”

      Ylvi
      Ich zog eine Augenbraue nach oben, sah auf meine Mitschriften in Steno und sah Caleb wieder an. “Na aber für Vorschläge, sind deine Überlegungen schon ziemlich ausgereift.” sprach ich halb belustigt.
      “Aber die Überlegungen finde ich prima. Das sind alles gute Ideen. Glaub mir an Besuchern wird es uns wohl auch nicht fehlen. Die Seite bei Instagram existiert erst seitdem du uns verkündet hast das wir bleiben können. Das ist quasi fast wie ein Selbstläufer. Wir haben viele spannende Geschichten die wir wiedergeben können.” Ohne genauer darüber nachzudenken ließ ich mich auf die Stuhllehne nieder, verstaute meine Notizen in der Tasche meines Macs.
      “Pack sie nicht zu weit weg. Wir könnten sie gebrauchen.”
      “Natürlich nicht, ich werd eine digitale Liste erstellen daraus. Bellamy in allen Ehren, aber diese Zettelwirtschaft die er veranstaltet ist ja nicht zum Aushalten.” damit deutete ich unwirsch über die vielen einzelnen Papiere auf dem Tisch. Caleb lachte. “Aber ich hab auch viel lieber mal einen Zettel in der Hand.”
      “Das kann ich voll verstehen, Caleb. Aber es gibt nunmal einige Arbeitsschritte die man optimieren kann. Ist das der Fall bin ich gern bereit dies einzuführen. Erinner dich nur mal an die Zeit als die Weidezaungeräte noch alle per Hand angeschlossen werden mussten.”
      “Touché die Idee mit den WLAN Steckdosen war tatsächlich eine deutliche Verbesserung. Und...auch die Instagram-Seite war eine gute Idee. Dafür muss ich dir danken.” Ich drehte mich halb zu ihm um, wurde mir nun bewusst wie Nahe ich bei ihm saß. Ich sprang auf in der Hoffnung es würde nicht zu hastig aussehen, griff nach dem Mac, schloss den Bildschirm und presste ihn an meine Brust. Schließlich sah ich Caleb wieder an. “Das ist doch quasi mein Job. Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.” Es folgte keine direkte Antwort darauf, ich nahm aber wahr wie sich der mürrische Ausdruck um seine Züge gelegt hatte. Er sah plötzlich entspannter aus.
      Die nächste Stunde sagte keiner ein Wort während jeder seiner Arbeit nachging. Caleb sortierte die Papiere und Zettel die er zu Boden geworfen hatte. Beständig lag das Geräusch eines Lochers in der Luft, das klicken der großen Heftordner, wenn er sie wieder schloss. Begleitet wurden diese Geräusche von meinen Fingern die flux und routiniert über die Tastatur flogen um einen neuen Text, kleinen Text zu den Fohlen zu schreiben, die Bilder korrekt anzuordnen. Trotzdem spürte ich seine Blicke auf mir von Zeit zu Zeit. Als alles erledigt war, ich den Bildschirm runter klappte, huschte mein Blick zur Uhr. Es war gerade 21 Uhr. “So, die Website ist wieder auf dem aktuellsten momentanen Stand. Die Bilder von morgen, werd ich dann anschließend noch ergänzen.”

      Caleb
      Bei den ganzen Papierstapeln auf meinem Schreibtisch musste ich den Boden für die offenen Ordner nutzen. Blätter sortieren, lochen, den richtigen Ordner auf dem Boden suchen und einheften. Natürlich vorher kontrollieren, ob etwaige Rechnungen schon bezahlt, angezahlt oder vergessen waren. Dazu räumte ich fast bei jedem dritten Blatt die Tastatur wieder frei und rief die E-Mails auf. “Warum muss Bellamy immer so ein Chaos veranstalten…”, murmelte ich und war mir sicher, dass ich das Organisatorische viel besser im Griff hatte, als er.
      Ylvi sagte etwas, dass mich den Kopf heben ließ. “Okay, alles klar. Ich hoffe du und Dell habt morgen Erfolg. Passt aber auf mit Candy (DunIts Smart Investment), die ist ein Biest im Moment. Nehmt sonst ein paar Halfter für die Stuten mit und auch O. Die kommt mit Candy am Besten klar. Von Devils (Wimpys Little Devil) Fohlen macht ihr besser auch Fotos aus einiger Entfernung. Ich trau ihr kein bisschen, wenn sie ein Fohlen bei Fuß hat.”
      “Oh.. das wusste ich noch gar nicht”, sagte sie überrascht.
      “Ja… Candy ist da wirklich eigen und hat einen großen Beschützerinstinkt. Devil hält sich eh fast immer abseits auf, kann aber aggressiv werden, wenn ihr jemand zu nahe kommt.”
      “Gut, dass du mir das nochmal gesagt hast”, meinte Ylvi, ehe sie anfügte: “Gute Nacht, Caleb.”
      “Gute Nacht, Ylvi.” Somit verließ sie den Raum und ließ mich alleine zurück. Ein komisches Gefühl, nicht mehr gemeinsam ins Bett zu gehen. Wobei ich mich mittlerweile ja schon daran gewöhnt hatte. Ich blieb noch etwa eine halbe Stunde, dann fielen auch mir die Augenlider immer wieder zu. Ich vertagte das weitere Chaos auf den nächsten Tage, oder den darauffolgenden, und ging hoch in mein Zimmer. Wenige Augenblicke später lag ich im Bett und schlief ein.

      Ylvi
      Louis hatte sich mit seinem Buch ins Schlafzimmer zurückgezogen. Das Kissen lag ihm im Rücken, sein Kopf auf die Brust gesunken und das Taschenbuch zusammengeklappt. Als ich jedoch das Zimmer betrat schnellte sein Kopf erschrocken hoch. “Eingedöst?” sagte ich belustigt, während ich mir meine Klamotten vom Körper entfernte. Louis legte das Buch beiseite, nickte und kuschelte sich in sein Kissen. Als ich mich dazu gesellte legte sich sein Arm um meine Hüfte, zog mich eng an sich. Ich beschloss also ihm die Neuigkeiten von Tschetans Zimmer drüben im Haupthaus eher beim Frühstück anzuvertrauen. Jetzt schien er dazu nicht mehr Aufnahmefähig.

      “So...wir haben Halfter, ich hab meine Kamera, genügend Akkus. Eine Liste der Fohlen. “ ging ich die Liste noch einmal durch. Die Tür des Pick-Ups stand dabei offen. Dell stand auf der anderen Seite und hörte zu. In seinem Rücken konnten wir Betsy und Kaya auf den beiden Pferden Fylgia und Valravn sehen. Tschetan hatte nicht mitkommen wollen. Caleb und er hatten einiges in den anderen Ställen und mit Saintly zu tun, der tägliche Pflege benötigte. Die beiden Mädels würden durch den Wald zu den Wiesen der Stuten und Fohlen geritten kommen, um uns später beim Fotografieren zu helfen und zu beobachten. Wobei mir, nach Calebs Beschreibungen einiger Stuten es lieber wäre, wenn die beiden die Wiese nicht betraten. Allerdings hatte Dell seiner Tochter den Wunsch nicht ausgeschlagen, also hatte ich Kaya auch nicht verweigert ihre Freundin zu begleiten.

      Dell
      Bereits am Abend hatte mich eine Nachricht von Caleb und kurz darauf von Ylvi erreicht, dass ich der Frau am nächsten Morgen bei den Bildern für die Fohlen helfen sollte.
      Ich freute mich riesig über diese Abwechslung, denn neben Stallarbeit, Reparaturen und dem Kümmern um meine Tochter hatte ich hier auf der Ranch bisher keine weiteren Aufgaben.

      Am nächsten Morgen waren wir bereit zur Abfahrt, nachdem Ylvi zum dritten Mal die Liste des Equipments gecheckt hatte. Allerdings vergaß sie jedes Mal etwas. „Ylvi du hast noch immer was vergessen“, meinte ich beiläufig, als ich sie durch die geöffneten Türen des Wagens anschaute.
      Sie blickte mich wie ein aufgescheuchtes Reh an, in ihrem Kopf schien es zu rattern. Eine Antwort fand sie jedoch nicht. Grinsend sah ich zu ihr rüber und hob die kleine Tüte, die ich auf den Fahrersitz gelegt hatte, hin und her schwenkend nach oben. „Leckerlis?“
      Ylvis Gesichtszüge entglitten ein wenig, sie schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
      „Wie konnte ich das vergessen. Ooooh man!“
      Nun konnte es jedoch losgehen. Wir setzten uns in den Wagen, ich startete den Motor und wir fuhren zur Weide der Stuten und Fohlen. „Caleb sagte, dass Devil mit ihrem Fohlen vermutlich etwas abseits steht. Einige sind auf dieser Seite, ein paar aber auch durch den Wald und den kleinen Fluss auf der anderen Seite, aber das werden wir ja gleich sehen.“
      „Findest du es denn eine gute Idee, dass die Mädchen mit auf die Koppel kommen? Candy kann ja schon… gefährlich werden..“, meinte Ylvi und sah mich besorgt an.
      „Ich denke Betsy wollte vor allem wegen Sue mitkommen, sie ist ja immer noch sehr traurig, dass das Fohlen verkauft ist… von den anderen Pferde können wir Kaya und Betsy ja ein wenig weg halten.“ Damit schien die junge Frau zufrieden.

      Ylvi
      Wir waren bereits gut vorangekommen. Ich trug meine große Kamera an einem Band um meine Schulter, Dell hatte es sich nicht nehmen lassen mir die Tasche aus der Hand zu nehmen. Zusätzlich zu Leckerlis und den Halftern. Ich musste immer wieder schmunzeln. “Ich kann es mir nicht nehmen lassen, aber du siehst aus wie ein Packesel.”
      “Wer weiß, vielleicht hab ich vor das im nächsten Leben zu werden?”
      “Dazu hast du ja noch massig Zeit, aber an deiner Stelle würd ich noch ein wenig an meinem Karma arbeiten.” ich kannte mich nicht wirklich mit den Lehren Buddas aus, nur rudimentär das man dort aufstieg sobald man gute Taten vollbrachte. “Das habe ich vor. Jetzt helfe ich dir mit den Fotos. Und im Laufe der Tage widme ich mich dem alten Truck.”
      “Sag bloß der ist schon wieder im Eimer?”
      “Nicht im Eimer, aber irgendwas tropft.”
      Ich schüttelte den Kopf. Caleb hing wirklich an diesem blöden Truck. Wir hatten ihn schon öfter von einem anderen überzeugen wollen. Allerdings war man dabei eher auf taube Ohren gestoßen. “Dann wünsch ich dir mal viel Erfolg dabei. Ich kann mich noch an das letzte Mal erinnern. Deine Flüche sind über den ganzen Hof gefegt. Betsy hat an dem Tag beschlossen lieber bei uns das Abendessen zu verbringen.”
      “Schauspiel, alles Schauspiel.” erwiderte Dell. Ich hielt mir die Kamera vor die Nase, sah ihn drüber hinweg an. Und sah sein breites Grinsen.
      Ich schüttelte den Kopf, schaltete die Kamera wieder an, sah durch den Sucher um endlich die Fotos von Sues schwarzem Fohlen, BR Black Pamina, zu beenden. Von 15 Fohlen hatten wir bereits 5 geschafft. Die Mädels waren noch nicht hier, sie hatten sicherlich einen Umweg durch den Wald genommen. Allerdings gestaltete sich das gar nicht so einfach, die kleine Stute war ziemlich verschmust und suchte immer wieder meine Nähe. Ich hatte schon auf ein kleineres Objektiv getauscht um sie besser zu erwischen.

      Dell
      Während Ylvi sich Sues (Black Sue Dun It) Fohlen Nima (BR Black Pamina) vergnügte und so langsam sichtlich genervt von der eigentlich niedlichen Aufmerksamkeit war, schaute ich auf unsere Liste und harkte die Namen, der fünf schon fotografierten Fohlen ab. Da waren Auntis (Heretic Anthem) Ziehfohlen Queen (BR Homecoming Queen) und ihr eigenes, McDremy (BR Hollywoods Dream Anthem), die uns beide wirklich in die Karten gespielt hatten. Queen, als auch McDreamy blieben stets in der Nähe der Stute, sprangen aber auch ab und zu ein wenig zur Seite. Genau diese Momente passte Ylvi ab, um ein paar Bewegungsfotos zu schießen. Für die Fotos, die Ylvi für die Papiere machen musste, nahm ich die Fohlen immer kurz ans Halfter. Den meisten passte dies nicht so sonderlich, so zum Beispiel BR Sheza Topnotch Babe. Die kleine Stute von Bella Cielo stellte sich wirklich an wie der Teufel. Normal war sie sehr ruhig und verschmust, gar auch anhänglich. Heute war sie allerdings mit dem falschen Huf aufgestanden, denn sie stieg mir ständig an der Hand.
      “So hat das glaub ich keinen Sinn”, hatte Ylvi gesagt und mir empfohlen, das Halfter doch nochmal auszuziehen. Ich hatte getan wie mir geheißen, das Halfter abgemacht und siehe da, die Stute stand wie eine eins. Ylvi beeilte sich mit den Bildern und nickte mir zu. Als ich gerade die Hand ausstreckte, um die Stute zu streicheln, sprang sie von jetzt auf gleich 180 Grad um die eigene Achse und galoppierte davon. “Toll”, murmelte ich und kratzte mich verlegen am Kopf. “So viel dazu.”
      Die Fotos von BR General Pleasure, der ein Sohn von Magnificient Crow war und in ein paar Monaten nach Österreich ziehen würde, waren innerhalb weniger Minuten im Kasten.
      Auch Daisy (BR Lovely Gun) und Shark (BR Twenty 4 Killings), die nach Evergrenn Acres umsiedeln würde, zeigten sich kooperativ.
      Die Jungpferde, von denen wir keine Fotos brauchten, drängten sich allerdings ständig dazwischen. So waren es Leuchtfeuer di Royal Peerage, die Jungstute von Octavia sowie Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace und A Walking Dignity, die ihren größten Spaß mit den mitgebrachten Utensilien hatten. “Yes, alles im Kasten!”, jubelte Ylvi auf einmal, als ich mich gerade nach den restlichen Halftern bückte. Die Jungstute Leuchtfeuer erschrak, machte einen Satz und knallte gegen mich. Natürlich verlor ich sofort das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten plumps auf den Boden, was die anderen Pferde, die ihre Rüssel auch alle im Zubehör stecken hatten, natürlich auseinanderstoben ließ- und mit ihnen die ganze aufgescheuchte Herde.
      Ich setzte gerade meinen Cowboyhut wieder auf den Kopf und wollte mich aufrichten, da erschien eine Hand in meinem Blickfeld. “Sorry Dell”, sagte Ylvi schüchtern lächelnd und half mir wieder auf die Beine.
      “Dass die schon so viel Kraft haben”, kommentierte ich meinen kleinen Unfall und klopfte mir den Dreck von der Hose. “Ich glaube wir müssen jetzt ein wenig warten, bis die sich alle wieder beruhigt haben- es sind ja jetzt wirklich alle Pferde davongerannt.” Ich zog ein beleidigtes Gesicht, raffte alle Materialien auf dem Boden zusammen und schmiss sie auf die Ladefläche des Trucks. Gleich darauf landete mein Hintern auf der Klappe, ehe ich auf den Platz neben mich klopfte. Ylvi schien zunächst ein wenig unsicher, schwang sich dann jedoch neben mich. “Ich vermute, die sind alle im Wald oder sogar rüber auf die andere Seite”, schlussfolgerte ich, als ich mit bloßem Auge kein Pferd mehr entdecken konnte. “Wer noch hier sein könnte, wären Devil (Wimpys Little Devil) und Bailey (BR Wimpys Bright Gangster), die ist ja meistens alleine irgendwo hier vorne am Waldrand”, erklärte ich Ylvi und schaute nach links, von wo aus ich die beiden Mädchen kommen sah. “Schau mal”, dabei streckte ich meinen Arm in die Richtung, in der man die Köpfe von Kaya und Betsy sah, “dann können wir auch noch grade warten, bis sie hier sind.”

      Ylvi
      Die beiden Kids brauchten bis sie ihre Pferde an die Pfähle gebunden hatten und zu uns hinüber gelaufen kamen. Ich schmunzelte dabei. Wer hätte gedacht das mein bockender Valravn eines Tages von einem schmalen Mädchen geritten wird? Selten stieg oder bockte er noch. In Fact...unter mir schon, aber die anderen schienen wunderbar mit ihm klar zu kommen. Während wir warteten kontrollierte ich nochmal den Akku, den Stand der Speicherkarte. Und pustete ein wenig des Staubes vom Objektiv. Da stupste Dell mich an. Am Waldrand erschien ein Pferd auf das er deutete “ Schau, dort kommt Candy (DunIts Smart Investment).” ich hob die Augenbrauen, sah zwischen den beiden Kindern und der Stute einher, doch ihre Aufmerksamkeit galt dem kleinen Wesen das hinter ihr auf der Anhöhe nun zu sehen war. Ihr Fohlen, der Hengst Elvis (BR Alans Smart Dream) lief gemächlich auf sie zu. Nur um dann nach der Milchquelle zu suchen. Mit schnellen Handgriffen wechselte ich das Objektiv, sah durch den Sucher. Und hatte ein idyllisches Bild wie der Hengst bei Candy trank. “Die Pferde sind ja alle weg!” sprach Betsy aufgeregt. “Nur hinter den Hügel gelaufen und im Wald verstreut.” Betsy zog einen Flunsch “Hätten wir dann direkt auf den Ponys bleiben können?”
      “Fylgia vielleicht. Aber als Wallach Ravn in der Herde zu haben, besser nicht.” antwortete ihr Vater. Kaya schmunzelte nur über die wenige Begeisterung von Betsy.
      “Dann machen wir uns mal auf den Weg den Hügel hinauf.” sagte ich fröhlich, nahm Kaya bei der Hand und stiefelte gezielt los. “Habt ihr beiden den Weg gut gefunden?”
      “Klar, Caleb ist den Weg zu den Koppeln letzte Woche schon mal mit uns geritten. Ich bin so oft es geht hier um am Zaun nach Sue zu schauen. Caleb hat mir untersagt die Weide ohne Aufsicht zu betreten.”
      “Und dein Vater untersagt dir das auch!” sprach Dell mit Nachdruck “Candy ist nicht gerade nett zu Leuten die ihr und dem Fohlen zu nah kommen. Ich halte das zwar für keine guten Eigenschaften um damit zu züchten...aber die Entscheidungen liegen ja nicht bei mir.”

      Dell
      Während Ylvi Kaya an die Hand nahm, stellte sich meine Tochter Betsy sogleich neben mich und stieß mich mit ihrem Arm an, bis ich ihre Hand in meine schloss. Sie lächelte zu mir hoch, ich sah sie ebenso freundlich an. Sie hatte sich wirklich gemacht und den Tod ihrer Mutter mittlerweile gut weggesteckt- es war auch schon lange her. Ob sie sich überhaupt noch daran erinnerte?
      “Aber Izzie mangelt es ja auch an nichts”, riss mich Ylvi wieder aus den Gedanken.
      “Hm?”
      “Na BR Dress to Impress, Candys erstes Fohlen. Damit ist Caleb ja wirklich begeistert. Papa war ja aber auch Blue (Gun and Slide), dieses Mal ist es Alan (Alan’s Psychedelic Breakfast), auch ein eher ruhiger Kandidat.”
      “Da hast du schon Recht”, antwortete ich ihr und nahm Kaya zu mir an die Hand. Ylvi brauchte nun wieder beide Arme für die Kamera. Elvis präsentierte sich wirklich gut vor der Kamera. Candy legte nur zusehends die Ohren immer flacher an den Kopf. “Kaya und Betsy ihr geht ein paar Meter hinter mich, das gefällt mir gar nicht, was Candy da macht… Ylvi pass du auch auf!”
      Aber da war es schon zu spät. Kaya und Betsy waren quietschend einen Satz nach hinten gesprungen, ich machte einen großen nach vorne und schmiss Candy eines der Halfter entgegen, welche ich um die Schulter gehängt hatte. “Lass das du Zicke!”, fuhr ich sie an und baute mich so gut ich konnte vor ihr auf. Ylvi war vor Schreck wie versteinert und hatte sich keinen Zentimeter bewegt, krampfhaft umklammerte sie ihre Kamera und starrte die Stute an.
      “Hau ab!”, wiederholte ich und machte, wild wedelnd mit dem zweiten Halfter von meiner Schulter, der Stute zu verstehen, dass sie Land gewinnen sollte. Schließlich drehte sie sich um, umsprang ihr Fohlen ein paar Runden und galoppierte dann wieder in Richtung des Waldes.
      “Alles ok bei euch?”, fragte ich an die Mädchen gewandt, die sich in den Armen lagen. Da hatten sich zwei aber wirklich ziemlich erschrocken.
      “Ja, jetzt ist alles ok, Dad”, antwortete mir meine Tochter und ließ langsam von ihrer Freundin ab. Kaya nickte mir schüchtern zu. Erst dann drehte ich mich wieder zu Ylvi um. “Bei dir auch alles gut?”
      “Damit hätte ich nicht gerechnet”, sagte sie außer Atem und ließ die Kamera sinken. “Vermutlich hab ich das sogar noch mit aufgenommen.” Sie schaute auf den Bildschirm der Kamera und klickte eine Weile auf den Tasten hin und her. “Ja, das ist mit drauf. Das zeig ich Caleb später!”
      “Genau das ist der Grund, weshalb Caleb, und auch ich, euch verboten haben, alleine hierher zu kommen. Es ist ja nicht nur Candy, vor Devil müsst ihr euch auch in Acht nehmen.”
      “Aber was ist denn mit Sue? Wenn Candy so gemein zu uns ist, dann ist sie bestimmt auch gemein zu meiner Sue.” Betsy ließ den Kopf hängen, schien traurig zu sein.
      “Nein, Sue ist schlau, sie geht Candy einfach aus dem Weg- und wenn das nichts hilft dann kann sie sich wehren.” Ich ging zu Betsy und hob ihr Kinn mit meinem Zeigefinger nach oben. “Sie tut Sue nichts, keine Sorge.” Sie lächelte wieder, legte mir die Arme um die Hüfte und umarmte mich. “Danke, dass du uns beschützt hast, Dad.”

      Candy war schon einige Minuten weg, da kamen Soul (BR Heart N’ Soul), das einzige Appaloosafohlen diesen Jahres, Seth (BR Double Gunslide) und Atlantis (BR Atlantis Dream) auf uns zu. “Die drei sind in Ordnung”, sagte ich zu den Mädels und ließ sie langsam auf die Fohlen zugehen. Seth hielt zunächst ein wenig Abstand, so dass Ylvi den Hengst in aller Ruhe fotografieren konnte. Schließlich kam er auch auf die Mädchen zu. Soul schien allerdings keine große Lust zu haben, die Mädchen teilen zu müssen, weshalb er ein paar Schritte wegtrabte. “Ylvi deine Chance!” Ich lachte und wuschelte auch einmal der kleinen dunklen Stute Atlantis durch den Schopf.
      “Jetzt fehlen noch drei Fohlen, Ylvi”, sagte ich zu ihr, als sie die letzten Fotos der drei vorwitzigen Fohlen geschossen hatte. “Ich vermute, die sind auf der anderen Seite, oder irgendwo da beim Bach.” Um dorthin zu gelangen, mussten wir durch den Wald gehen. Da wollte ich die Kinder allerdings nicht mitnehmen, denn Candy würde auch dort sein.
      “Betsy und Kaya geht bitte zurück zum Truck, wir fotografieren nur noch die drei letzten Fohlen und dann kommen wir auch.”
      “Ist okay, Dad. Ich glaube wir reiten auch zurück. Oder noch eine kleine Runde, und dann zurück. Oder Kaya?” Diese nickte.
      “Reitet aber nicht zu weit weg!”, fügte Ylvi noch an, ehe wir uns umdrehten und in Richtung Wald gingen. Immer wieder warfen Ylvi und ich einen Blick über die Schulter, ob die Mädchen auch wirklich den Weg zurück zu den Pferden einschlugen.
      Die restlichen Fotos bekamen wir nicht ganz ohne Zwischenfall in den Kasten. Nachdem Dissident Whiz’, das Fohlen von Tainted Whiz Gun, abgelichtet war, wollte Ylvi die Stute verscheuchen, um besser an Raised und Rosy (BR Raised to Slide) dran zu kommen. Raised from Hell, die neben Ylvi stand, schreckte hoch und rannte sie einfach über den Haufen. Fluchend war ich zu ihr gerannt und hatte ihr wieder auf die Beine geholfen. “Was ein Chaos hier.”
      Schließlich war es uns doch gelungen. Auch die Bilder von BR Colored in Style, die Tochter von Smartie (GRH’s A Gun Colored Lena) waren dann noch schnell geschafft. Fix und fertig gingen wir zurück zum Truck, mit dem wir dann wieder zur Ranch zurückfuhren.
      “Das war mal eine willkommene Abwechslung”, sagte ich zu Ylvi, als ich ausstieg und die Halfter vom Rücksitz in die Hand nahm.
      “Aber anstrengend”, kommentierte Ylvi lachen, wandte sich kurz um und schien sichtlich beruhigt, als sie Kaya, Betsy und nun auch Tschetan aus dem Stall kommen sah.
      “Ich mach mich dann auch mal wieder an meine normale Arbeit, bis dann Ylvi.”

      Caleb
      Ylvi und Dell waren schon eine ganze Weile vom Hof verschwunden. Mittlerweile war es kurz nach Mittag. Die Pferde auf meine Liste waren versorgt. Die Hengste alle auf den Paddocks, die Boxen gemistet und ich hatte auch schon Kraftfutter für den Abend in die Tröge verteilt.
      Zwar hatte ich noch einiges an Papierkram vor mir, das konnte ich jedoch getrost auf heute Abend verschieben, so dass ich nun noch Zeit für mein HMJ Pferd HMJ Saintly hatte.
      Ich ging auf den Paddock des Hengstes, halfterte ihn auf und ging zum Putzplatz des Stalls, in dem er stand. Dort putzte ich einmal schnell über, ehe ich mich dazu entschied, ein wenig mit ihm spazieren zu gehen. So konnte er den Hof besser kennen lernen und ich hatte genügend Zeit, ein Auge auf alles zu werfen. Unterwegs traf ich Cayce, Laurence und Brian, die auf dem großen Reitplatz waren und Shorty (Whitetails Shortcut), Playboy (I’m a Playboy) und Silent Bay trainierten. Natürlich hielt ich dort an und musste meinen Senf zum Training dazu geben.
      Schließlich kam Cayce zum Zaun und schaute mich ernst an. “Hast du nichts besseres zu tun?”
      “Nein, grade eigentlich nicht”, grinste ich, während er kopfschüttelnd seinen Shorty abwandte und sich wieder seiner Aufgabe widmete. Cayce und Shorty waren ein tolles Team. Es wurde wirklich Zeit, dass ich meinen Vulture (Smart Lil Vulture) weiter trainierte, so dass wir nochmal gemeinsam ropen konnten. Bei meinem Glück und Vultures weniger Erfahrung würde ich nicht nur einmal im Sand landen, während Cayce mich schallend auslachen würde.
      Saintly und ich gingen weiter, kamen am kleinen Reitplatz vorbei, auf dem Octavia mit Soul (Prias Colourful Soul) ihre Runden drehte. Aimee stand am Zaun und beobachtete sie. Ich hielt mich nicht lange auf, denn mit Aimee hatte ich nicht wirklich etwas zu sprechen- Octavia war ja beschäftigt. Seit die junge Frau mit ihrem Vater auf die Ranch gekommen war, hatte ich noch nicht oft das Vergnügen eines Gespräches gehabt. Generell war sie eher wie ein Geist. Sie war mal hier, mal da- aber fiel nicht wirklich auf.
      An den Jungferdekoppeln stoppte ich und beobachtete zunächst die Hengste. Vulture spielte mit Cody (tc Mister’s Silvermoon Cody). Der Hengst hatte es bis jetzt in seinem Leben nicht wirklich einfach gehabt. Er stand noch nicht im Training, genoss seine Jugend in vollen Zügen. Auch Joker (BR Colonels Lil Joker) und Goldy (BR Colonels Golden Gun) waren nicht weit weg und zankten wieder miteinander herum. Sky (PFS’ Unclouded Summer Skies), Berry (GRH’s Funky’s Wild Berry) und Chico (Chic N’ Shine) standen gemeinsam am Heu und schienen die Ruhe zu genießen, dass sie endlich mal Platz am Ballen hatten.
      Mit Saintly am Strick, der sich sehr für die anderen Pferde zu interessieren schien, ging ich weiter zur Stutenkoppel. Luna (Special Luna Zip), Katie (Jacks Inside Gunner), Gun Sophie, Gin (Ginger Rose), Connie (Colonels Blue Splash), Crissy (Captains Blue Crystal) und Izzie (BR Dress to Impress) galoppierten auf uns zu, als sie mich mit dem fremden Hengst auf sie zukommen sahen. Auch HMJ Saintly, der bisher sehr ruhig an der Hand war, hob den Kopf und wieherte ihnen zu. Mittlerweile klang sein Wiehern auch wieder wie das eines Hengstes, nicht so kläglich und jämmerlich. Er tänzelte ein wenig an der Hand und wollte den Stuten unbedingt imponieren. “Na sowas aber auch”, kommentierte ich sein Verhalten und zuppelte ein paar Mal am Strick. Mein Blick schweifte einmal durch die Herde, morgen würde es ihnen auch wieder an den Kragen gehen, für dann war das Training fest eingeplant.
      Als Saintly begann an der Hand unerträglich zu werden, spazierte ich zurück zum Paddock, in den ich ihn wieder stellte und den Riegel des Tors mit dem Schloss versah: sicher war sicher. Dann ging ich wieder zurück ins Büro und widmete mich dem Schreibkram, den ich heute morgen liegen gelassen hatte.

      Ylvi
      Ich ließ meine Kamera auf den Tisch fallen, der erstaunlicherweise noch immer im Büro stand, und ließ mich selbst auf den Stuhl sinken. “Puhh.” stieß ich dabei hervor. Caleb sah von seinem Schreiben auf, zu mir herüber. “Ihr habt reichlich lang gebraucht.”
      “Sind ja auch nicht grad kleine Wiesen.” meinte ich energisch. “Außerdem hat mich Hell (Raised from Hell) umgerannt, als sie dabei war Tainy (Tainted Whiz Gun) zu verscheuchen. Als wär der Angriff von Candy nicht genug gewesen.” sprach ich läppisch daher. “Angriff?” fuhr Caleb besorgt fort. Mit einer Geste meiner Hand winkte ich ab. “Dell hatte alles im Griff. Ich war allerdings so erschrocken, dass ich erstarrt bin. War haarscharf. Hell hat anschließend den Rest erledigt. Immerhin ist der Ausrüstung nichts passiert.” Ich sah zum ersten Mal seitdem wir die Ranch am Vormittag verlassen hatten auf die Uhr. Das Zifferblatt zeigte 15 Uhr - wir hatten tatsächlich lang gebraucht.
      Mir schmerzte der Rücken, außerdem die Füße vom vielen Laufen. Aber immerhin hatten wir die letzten Bilder von Rosy (BR Raised to Slide) geschafft. BR Dissident Whiz hatte uns ebenfalls besonders schöne Vorlagen für Fotos gegeben als er mit BR Colored in Style gespielt hatte. An dem Glas Wasser nippend, öffnete ich den PC.
      “Die Bilder laufen nicht weg, wenn du willst kannst du dich auch anderen Aufgaben widmen.”
      “Stör ich dich?”
      “Nicht direkt, aber wenn ein Pferd dich umgerannt hat. Dann möchtest du vielleicht lieber ein heißes Bad nehmen, statt am PC zu arbeiten.”
      “Da magst du vielleicht Recht haben.”
      “Das...klingt nach einem Aber?”
      “Der Bungalow verfügt leider nur über eine Dusche.”
      “Ich denke du kennst dich noch aus?”
      Ich zog eine Augenbraue nach oben. Bot er mir etwa an hier im Haupthaus das Bad zu benutzen? Ich zögerte nicht lang. Nicht das er es sich anders überlegen würde.
      “Weißt du noch wo die Gäste Handtücher sind?”
      “Wenn du nicht umsortiert hast, klar.”
      Und damit verschwand ich die Treppe hinauf. Aus dem Schrank im Flur fischte ich mir eines der Handtücher, nahm ein zweites, kleineres für die Haare. Huschte dann ins Bad. Stand einen Moment an der Tür, die Hand halb ergriffen nach dem Schlüssel. Erinnerte mich an ein anderes Mal, eine andere Zeit in der ich die Tür nicht abgeschlossen hatte. Ich wusste nicht was mich dazu bewog, doch ich ließ die Tür geöffnet. Sah zu wie sich die Wanne langsam begann zu füllen, streifte die Kleidung vom Körper und glitt in das wohlig warme Wasser hinein. “Caleb, das war eine hervorragende Idee.” murmelte ich und schloss entspannt die Augen.

      Caleb
      Ich sah Ylvi hinterher, als sie das Büro verließ. Wenige Sekunden später sank mein Blick wieder auf den Papierstapel, durch den ich mich noch immer kämpfte. Verfluchter Bellamy. Eigentlich hätte ich ihn von Anfang an dazu rufen sollen, denn er hatte schließlich dieses Chaos verbreitet. Vielleicht war es aber auch gut, dass ich hier alleine saß, denn so konnte ich mich wieder ausbreiten- nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern auch auf dem Boden.
      Dabei fiel mir der Arbeitsvertrag von Louis Bekanntem, Logan Otaktay ins Auge. Wirklich Zeit hatte ich noch immer nicht gefunden, das Gespräch mit ihm zu suchen und ihm Aufgaben zu verteilen. Apropos Aufgaben… irgendwo mussten sich die Trainings- und Stallpläne befinden… wenn ich doch nur… “Mist.” Da waren sie gewesen und flatterten nun durcheinander zu Boden. “Aaaaaah Bellamy!”
      “Hm?” Da stand der junge Mann in der Tür. “Ich war grade in der Küche und hab mir was zu trinken genommen… was hab ich jetzt wieder angestellt?”
      “Du hast hier pures Chaos verbreitet! Ich bin schon nicht der beste Freund des PC’s, aber meine Zettelwirtschaft hat wenigstens Ordnung! Ich weiß nicht, was du hier wieder fabriziert hast, dabei war ich doch nur zwei Wochen weg!”
      Bellamy schien zu überlegen, knibbelte am Etikett der Plastikflasche herum. “Ich äh.. habe versucht... “
      “Chaos zu veranstalten.”
      “Nein. Also ich blicke da durch. Wenn du willst, kann ich dir helfen.”
      “Nein, danke. Ich hab eh schon alles umsortiert… aber geh mal in die Ställe und bring mir die dort hängenden Pläne, ich vergleich sie mal hier mit und änder sie gegebenenfalls nochmal um, dass alles aktuell ist.”
      “Okay, wird gemacht, Chef.” Damit verschwand der dunkelhaarige Mann.
      Es dauerte nicht lange, da knarzte meine Tür. Ich streckte den Arm aus und wollte die Blätter in Empfang nehmen. Die Hand, die sich mir entgegen streckte war braungebrannter, als ich gedacht hatte, weshalb ich aufsah. “Oh, hallo Tschetan. Hat Bellamy dich damit geschickt?” Der Junge nickte. “Bellamy sagte Ylvi müsste hier irgendwo sein, ich wollte sie etwas fragen.”
      “Ja, sie ist im Bad. Ich geh sie holen, warte hier.” Damit stand ich auf und ging, nicht über die jetzige Situation nachdenkend, zum Bad, in dem sich Ylvi seit geraumer Zeit befand. Kurz vor der Tür, mit der Hand an der Klinke, bremste ich meinen Schritt, schloss kurz die Augen und seufzte leise. Statt einfach hineinzugehen, so wie ich es früher getan hatte, klopfte ich zögerlich an der Tür. “Ylvi ich… Tschetan ist hier, er sucht nach dir.” Auf der anderen Seite der Tür hörte ich, wie das Wasser in Bewegung geriet. Eine Antwort ihrerseits wartete ich gar nicht erst ab, denn ich drehte mich augenblicklich auf dem Absatz herum und ging zurück ins Büro. “Sie kommt wohl gleich.”

      Ylvi
      Das Klopfen drang durch das Wasser nur dumpf an meine Ohren, ich musste genau hinhören um Calebs Worte zu verstehen. Mittlerweile war das Wasser eher kalt, als warm. Meine Haut war geschrumpelt und einige Teile davon überzogen von einer leichten Gänsehaut. Ich zog mich also aus dem Wasser - so schnell es eben ging. Eine Stelle an meiner Hüfte hatte mittlerweile eine unangenehme Lila Färbung eingenommen. Und meinen Rücken konnte ich nicht ganz drehen.
      Daher dauerte es länger als sonst bis ich meine Gliedmaßen in die Kleidung gezwängt hatte, ein Handtuch um meine schwarzen Locken geschlungen und die Treppe hinunter gefunden hatte. Ich steckte den Kopf durch die Tür, Tschetan hockte auf meinem Schreibtisch, Caleb halb verzweifelt über den Papierbergen. Vielleicht sollte ich mich von ihm einweisen lassen. Meine Sortierung wäre sicherlich zuverlässiger als die von Bellamy. Schoß es mir durch den Kopf. “Kaya und Louis haben das Abendessen vorbereitet, ich soll dich rüber holen.” grinste Tschetan breit.
      “Louis hat gekocht?” fragte Caleb belustigt.
      “Zumindest haben wir jetzt einige Gerichte die er zuverlässig zubereiten kann , OHNE uns alle zu vergiften.” feixte Tschetan.
      “Wie er sagt..und zumindest ist Kaya dabei.”
      “Ist das nicht noch mehr Chaospotential?”
      “Das werden wir sehen, fürchte ich.”
      Ich griff nach meiner Kameratasche, die mir der Junge aus der Hand nahm. Die Drehung war nur halb so elegant wie ich sie gern gehabt hätte. “Du humpelst?” fragte Tschetan überrascht. Ich nickte nur. “Ist ein bisschen blau.” murmelte ich. Ich ging einfach mal davon aus, dass Caleb ihm berichtet hatte was passiert war. Skeptisch sah er mich an, dann öffnete er mir die Tür um mich hindurch zu lassen. Als sich meine Hüfte wieder an Bewegung gewöhnt hatte, machte sie keine weiteren Anstalten.

      Trotzdem entging dem findigen Auge meines Mannes nicht das ich nicht flüssig lief. Das musste eindeutig am Beruf liegen! “Frag nicht…”
      “Was ist passiert?”
      Ich seufzte “Dumme Sache, hab mich von nem Pferd umrennen lassen.”
      “Candy?”
      “Nein, Raised from Hell. Aber alles gut.”
      Louis kam um den Tisch herum, zog sich die Handschuhe von den Händen, die eben noch die Lasagne-Form auf den Tisch gestellt hatten. “Du läufst aber nicht als sei alles gut.” Zielsicher und besorgt schaffte er es nach mir zu greifen, bevor ich mich ihm entziehen konnte. Er schob das Shirt an genau der richtigen Stelle nach oben. “Kühlsalbe, am besten noch vor dem Essen.” orderte er an. Kaya hopste von ihrem Stuhl, signalisierte mir mich zu setzen. Kurze Zeit später gab Kaya mir die Salbe in die Hand, die sie mir Gewissenhaft auf die Stelle schmierte. “Mensch, die Lasagne ist ja gar nicht angekohlt!”
      “Kaya hat vor dem Ofen gesessen um zu schauen, wann sie gold-gelb ist.”
      “Du hättest auch einfach die Zeit im Auge behalten können.”
      “Gehört nicht zu meinen Stärken.”
      “Timing? Andere Zungen würden etwas anderes Behaupten.”
      Louis kam näher, beugte sich vor. Und küsste mir auf die Stirn. “Würden sie?”

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      Mitte Mai
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      Caleb
      Seit dem Vorfall mit den Mutterstuten waren ein paar Wochen vergangen. In der Zwischenzeit war allerdings auch etwas passiert, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Kaya hatte gesprochen. Nicht zu mir, nicht zu Louis oder sonst einem Erwachsenen, nein. Sie hatte bei HMJ Saintly gestanden und mit ihm gesprochen.
      Ylvi und ich waren dabei gewesen sie und den Hengst zu beobachten. Heimlich und ganz leise, so dass sie uns nicht bemerke. und dann sprach sie mit ihm. Sagte, dass dieser Ort sie geheilt hatte und dass auch Saintly geheilt werden würde.
      Wie durch ein Wunder war dem wirklich so. Saintly machte sich immer besser, baute auf, wurde aufgeweckter und vor allem pfiffiger. Es war gar nicht so leicht, ihn in der Stallgasse angebunden zu behalten, weil er ständig an den Seilen herum spielte. Das ging mittlerweile so weit, dass ich ihn mit Ketten am Halfter sicherte, falls er die Knoten an den Führstricken aufbekam. Das Lösen der Ketten war für ihn unmöglich.
      Auch seine Boxentür war doppelt gesichert. Am Tor des Paddocks befand sich ja schon lange ein Schloss.
      Auf dem Hof begegnete mir Cayce, welcher Easy Going im Schlepptau hatte. “Ich geh ne Runde mit ihr auf den großen Platz, dann noch ein wenig raus. Kommst du mit?”, fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf.
      “Ich nehm mir Vulture, hab mit ihm noch was vor.”
      Cayce nickte, setzte dann seinen Weg fort.
      Der Meine führte mich zum Paddock des Braunen. Er kam sofort an den Zaun und holte sich eine Streicheleinheit ab, ehe ich ihn aufhalfterte und in den Stall ging. Dort putzte ich ihn kurz über, sattelte ihn, hängte das Rope ans Horn und ging zum kleinen Platz. Ich wollte vermeiden, dass Cayce mich sah. Die Frage nach dem gemeinsamen Ropen sollte eine Überraschung werden, weshalb es mir ziemlich gut passte, dass er gleich den Hof verließ.
      Auf dem Platz angekommen gurtete ich nach und schwang mich in den Sattel. Nach einer Aufwärmphase, die länger als gedacht dauerte, stieg ich wieder ab, löste das Lasso vom Sattel und fing an, es neben dem Hengst zu schwingen. Ein wenig kannte er das Prozedere ja schon, so dass er nur mit den Ohren spielte.
      Jetzt kam es drauf an. Ich setzte mich wieder in den Sattel, nahm die Zügel in die Hand, in der ich auch die loops hatte und fing an, das Lasso neben und über dem Hengst hin und her zu bewegen. Nachdem ich dies ein paar Mal gemacht hatte, nahm ich es über den Kopf und fing an, es zu schwingen. So weit, so gut. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, ließ ich es am Kopf des Hengstes vorbei nach vorne auf den Boden sausen, als hätte ich nach etwas gezielt, was ich hätte fangen wollen.
      Vulture machte einen erschrockenen Satz zur Seite und preschte nach vorne. Meine Bewegungen waren so routiniert gewesen, so oft schon hatte ich Lassos vom Pferd aus geschwungen, dass ich total vergessen hatte, dass ich dies bei Vulture noch nie gemacht hatte. Dementsprechend rechnete ich natürlich nicht mit der Reaktion des Pferdes und flog, ohne lange darüber nachdenken zu können, vom Pferd in den Sand. Vulture hüpfte noch zwei, drei Schritte nach vorne, eher er verdutzt stehen blieb, sich umdrehte und mich schief ansah. Ganz nach dem Motto: du warst doch gerade noch nicht da unten?!
      Beim Aufstehen klopfte ich mir die Hose vom Staub ab, ehe ich das schallende Lachen in meinem Rücken hörte. “Ich fass es nicht, den Supercowboy schlechthin hat es vom Pferd gehauen!” Da stand Octavia am Zaun, zusammen mit Betsy und Dell. Während sie mich auslachte, blickte Dell zerknirscht drein. Betsy war schon auf halbem Weg zu mir und machte wenige Meter vor mir langsam, denn sie wusste, dass sie mit dem Laufen Vulture erschrecken würde.
      “Ist dir was passiert, Caleb?”, fragte sie besorgt und blieb kurz vor mir stehen.
      “Nein, alles gut. Sowas kann auch den Besten passieren.”
      “Das hab ich gehört! Den Besten, haha!”, rief Octavia vom Zaun aus, was mich dazu brachte, ihr die Zunge raus zu strecken.
      Betsy kicherte. “Hihi, Cowboy, das macht man aber nicht!”


      Ylvi
      “Na Cowboy, wie ist es auf dem Boden der Tatsachen gewesen?” fragte ich feixend als Caleb das Büro betrat. Der blieb ein wenig verwirrt im Rahmen stehen “Boden der…” dann rollte er die Augen, stöhnte “Betsy!” entfuhr es ihm.
      “Keine Sorge, sie hat es mir nicht erzählt. Naja, nicht direkt zumindest. Vorhin im Auto, auf dem Weg zum Tanzkurs.” Die Schule hatte diesen Kurs empfohlen, um Kaya auch mit anderen Kindern außerhalb der Schule in Kontakt zu bringen. Seit ein paar Wochen besuchte sie diesen alle zwei Wochen nun mit Betsy gemeinsam. Ich hatte beide Kids dorthin gebracht. Nebenbei hatte ich Betsy beiseite genommen, sie schwören lassen Kaya nicht zu drängen und ihr anschließend erzählt das ich sie hatte sprechen hören. Das junge Mädchen war ganz aufgeregt gewesen bei der Vorstellung ihre Freundin auch eines Tages sprechen zu hören. Aber sie hatte mir Versprochen Kaya davon noch nichts zu erzählen. Sie sollte selbst entscheiden können wie und wann sie mit einem Menschen sprechen wollte. “Bist du noch immer bei den Bildern?” fragte mich Caleb. Ich nickte, drehte ihm den Bildschirm zu und zeigte ihm ein Bild von A Shining Chrome. Wir hatten uns in den letzten beiden Tagen vorgenommen, die Verkaufspferde noch einmal zu sortieren und zu fotografieren. “Immerhin sind die Seiten der Zuchtpferde nun vollständig. Jeweils mit Bild, Gencode und einer kurzen Beschreibung des Charakters. So können sich Fremde eine gute Übersicht der Pferde geben. Die Fohlen sind nun ebenfalls ergänzt. In dem Zuge habe ich die ganzen Papiere fertig gemacht. Die hab ich die nach Alphabet sortiert auf den Tisch gelegt. Schau nochmal drüber. Ist alles in Ordnung, dann werd ich die morgen mit in die Stadt nehmen. Louis, Dell und ich haben einen Termin in der Schule.”
      “Schule? Sag bloß die Prügelei zieht noch Kreise?” fragte Caleb erstaunt, richtete sich aus der gebückten Haltung auf und schritt hinüber zu seinem Platz. Daher sah er meine abwertende Geste nicht. “Nein, das ist vom Tisch. Wir haben eine Besprechung mit der Schulleitung. Ob vielleicht Home Schooling eine Option wäre. Dann könnte man sich die Fahrt nach Calgary sparen. Die Kids würden einen Lehrer hier zur Ranch bekommen. Kinder von außerhalb könnten ebenfalls hierher kommen. Otis McCann von der Nachbarranch und seine ältere Schwester zum Beispiel. Deren Eltern haben nicht immer Zeit sie zur Schule zu bringen. Sie fehlen oft. Der Weg hierher wäre nicht so weit.”
      “Das ist schon ein Punkt. Aber meinst du Kaya damit einen Gefallen zu tun?” Ich lehnte mich im Stuhl weiter zurück, kaute auf meiner Unterlippe herum. “Das waren tatsächlich ebenfalls meine Überlegungen. Das bringt mich auf die Idee vielleicht eher dafür zu Sorgen das ein Schulbus eingerichtet wird! Gerade Tschetan möchte ich ungern von Gleichaltrigen trennen. Sie sollten auch etwas anderes zu sehen bekommen als die Ranch.”

      Caleb
      Ich blieb vor meinem Schreibtisch stehen, warf einen Blick auf die Papiere der Pferde, ehe ich einen Bogen machte und auf dem Stuhl Platz nahm. Ganz oben auf dem Stapel lag das Papier von Daisy. Ein tolles Pferd, schon lange versprochen für Ethel Evergreen, Tiaras Mutter. Auf jeden Fall eines, was ich behalten würde, wenn sie doch noch abspringen würden.
      Erst dann sah ich wieder auf, mein Blick traf den von Ylvi: “Ich hab mich in Schweden glaub ich ein bisschen bei Tschetan verplappert gehabt… erwähnt, was ihr vorhabt mit dem Homeschooling. Er war alles andere als begeistert. Deshalb glaube ich, dass ein Bus wohl die bessere Alternative ist.”
      “Du hast schon mit Tschetan gesprochen?”, kam es vom Nachbartisch.
      “Versehentlich. Es ist mir rausgerutscht… sprecht deshalb vorher nochmal mit ihm, bevor ihr morgen zur Schule fahrt.” Ylvi nickte, senkte den Kopf und kümmerte sich um ihre Bilder.
      Ich ging derweil die Papiere durch. Die Fotos waren wirklich gut geworden. Fotografieren konnte Ylvi, das musste ich ihr lassen.
      Eine gute halbe Stunde später hatte ich alle Papiere auf ihre Richtigkeit überprüft. “Passt alles.” Den korrigierten Stapel nahm ich in die Hand und brachte ihn zu Ylvis Schreibtisch rüber, um ihn da auf einen freien Platz zu legen. Gedankenverloren strich ich mir einmal durch die Haare, ehe ich auf die Uhr sah. “Mist.”
      “Hm?”
      “Ich hab Murphy schon wieder vergessen.”
      “Hab gehört der nimmt jetzt Reitstunden bei dir, wie schlägt er sich denn?”
      “Immer besser, hätte ich nicht gedacht.” Damit verschwand ich aus dem Büro und joggte- ja joggte, hinüber zum Stall. Dort stand Murphy schon mit einem fertig gesattelten Blue.
      “Wird ja auch Zeit”, warf er mir zerknirscht an den Kopf, löste den Führstrick aus der Trense und ging mir hinterher zum kleinen Reitplatz. “Aufsteigen und warmreiten”, wies ich ihn an und schaute Cayce dabei zu, wie er I’m a Playboy um sein inneres Bein traben ließ. “Wie macht der sich eigentlich?”, fragte ich ihn. Den Mixhengst, naja eigentlich war er kein Mix sondern eine anerkannte Rasse, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, geschweige denn schon einmal drauf gesessen.
      “Wird immer besser. Das Losrennen beim Aufsteigen hab ich so weit im Griff, dass er das zumindest bei mir nicht mehr macht. Ansonsten wird er immer lockerer. Der hört gut zu, strengt sich toll an.”
      “Das ist gut.” Playboy hatte ich aus Mitleid aufgenommen. Es gab einen großen Verkauf einer Bekannten, die auch den “Quartermix” zum Verkauf inseriert hatte. So richtig Interesse zeigte jedoch niemand an dem schicken Tier, weshalb ich ihn schließlich aufgenommen hatte. Was machte ein weiteres Pferd schon? Vielleicht würden er und die “Quartermix”stute Striga einmal tolle Fohlen produzieren. Apropos Striga… “Wann hat eigentlich einer zuletzt auf Striga gesessen?”, fragte ich Cayce, als er wieder an mir vorbei kam.
      “Weiß nicht, glaub vor einer Woche.”
      “Vor einer Woche?!” Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Wenn die Reitstunde mit Murphy erledigt war, konnte ich nicht mehr aus dem Büro rauskommen, bis die neuen Trainingspläne geschrieben waren.

      Ylvi
      Es klopfte leise an der Bürotür, Louis schmaler Kopf schob sich durch die Tür. “Genug für heute, komm. Die Pferde sind gesattelt, lass uns einen Ausritt machen!” Die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen. Ich klappte den Bildschirm zu und ließ mich von Louis an der Hand zur Haustür bringen. Draußen standen Kaya und Tschetan mit jeweils zwei Pferden am Strick. Fylgia trug einen Westernsattel, Valravn nur eine einfache Decke. Auch Sunka trug einen Westernsattel und für mich hatten sie Inyan fertig gemacht. “Nicht Gweny?” fragte ich verwirrt in Louis Richtung. “Es tut so gut Sunka wieder in der Nähe zu haben. Ich fühle mich auf ihm ebenso wohl wie Inyan.” Das konnte ich verstehen. Ich fühlte mich auf meiner Fylgia auch am wohlsten, diese schien ich jetzt allerdings so gut wie an Kaya “verloren” zu haben.
      Im Quartett verließen wir also den Hof. Im Wald mussten wir zunächst im Trott hintereinander her reiten. Erst als sich der Weg verbreiterte ließ ich Inyan neben Ravn laufen. “Caleb hat sich also verquatscht?” meinte ich neutral zu Tschetan. Dieser gab keine Regung, ließ mich einfach weiter erzählen. “Das mit dem Home Schooling, das wäre also nicht dein Fall?” Tschetan knirschte etwas mit den Zähnen. “Ich weiß es ist umständlich für euch uns zur Schule zu bringen. Die Idee ist ja wirklich cool. Aber ich würde meine Freunde aus der Schule wirklich vermissen. “
      “Wir hatten die Idee uns vielleicht eher darum zu bemühen eine Buslinie für die Kinder von Außerhalb zu organisieren. Was hälst du davon?” Er antwortete nicht in Worten, aber nickte und strahlte mir eifrig zu. Dann deutete er mit den Lippen auf seine Schwester “Ich weiß zu schätzen das du sie beschützen willst. Aber du behebst das Problem nicht indem du sie vor der Welt in Schutz nimmst.”beendete er den Satz leise. Als er das sagte klang er älter, sehr viel älter als seine 13 Sommer. Ich sah ihn an, nickte bedächtig. Er hatte Recht. Das hatte auch Louis schon einmal gesagt. Es waren indirekt auch Calebs Worte gewesen. Dell hatte sich diesbezüglich nicht geäußert, aber wenn ich ehrlich war, Dell sprach so etwas selten an. Dazu war er einfach zu charmant. Ich hoffte für ihn wirklich das er eines Tages vielleicht eine neue Liebe entdecken würde. Er hatte so viel zu geben...und manchmal erdrückte er seine Tochter damit. Manchmal konnte ich aber auch seine Blicke voller Schmerz sehen. Ich hatte nur ein Foto gesehen, doch hatte es genügt um zu erkennen wie ähnlich Betsy ihrer Mutter sah. Das Haar, ihre Gesichtszüge. Mit jedem Jahr würde diese Ähnlichkeit mehr werden, da war ich mir fast sicher. “Wo hängst du eigentlich wieder mit deinen Gedanken?”
      “Mhm?”
      “Ja ganz genau.” feixte Louis.
      “In den Wolken, das solltest du doch wissen.” lächelte ich ungeniert. Er zwinkerte mir zu, trieb Sunka dicht an Inyan heran, sodass sich unsere Knie berührten. Ließ mich dabei nicht aus den Augen. “Ich hab gefragt ob wir einen kleinen Galopp vagen sollen.” Ich gab keine Antwort stattdessen machte ich Gebrauch von Inyans hervorragender Ausbildung. Ich ließ den Wallach aus dem Schritt gelassen angaloppieren. Ein kleiner Seiten und Rückblick zeigte mir das auch bereits beide Kids im Galopp waren, Louis bildete mit Sunka das Schlusslicht. Um das Ex-Rennpferd nicht auf der Stelle rennen zu lassen, beschleunigte ich Inyan, Fylgia reihte sich neben uns ein. Ich sah das Strahlen auf Kayas Gesicht. Locker hielt sie die Zügel des Knotenhalfters in einer Hand, die andere lag auf ihrem Schenkel. Festbetoniert. Genauso saß sie im Sattel. Genau wie ihr Bruder. Ich hingegen hatte noch einiges zu tun. Am frühen Abend hatte ich, zum ersten Mal seit langem, eine Reitstunde bei Caleb. Ich konnte nur hoffen er würde mir keines der schweren Pferde unter den Hintern setzen. Eigentlich hatte ich mit einem meiner Pferde teilnehmen. Caleb hatte mir da allerdings den Wind aus den Segeln genommen. Auf den Wallach Cielos konnte ich wohl nicht hoffen.

      Caleb
      Schon seit einer Stunde saß ich wieder am Schreibtisch. Die Reitstunde mit Murhpy war wirklich gut gewesen, er wurde immer besser, strengte sich richtig an. Galoppiert war er heute allerdings noch nicht, auch wenn ich ihm das versprochen hatte. Morgen Nachmittag allerdings würde es dann soweit sein, sollte nicht schon wieder etwas dazwischen kommen.
      Mit den Paddockplänen war ich jetzt fertig, so dass nun eigentlich noch die Trainings- und Boxenpläne an der Reihe waren, aber dazu hatte ich absolut keine Lust, denn dass es mich heute morgen bei dieser einfachen Übung aus dem Sattel gehauen hatte und so viele das gesehen hatten, nagte an meinem Ego.
      Entschlossen klatschte ich mir auf die Oberschenkel, stand auf, nahm meinen Hut von der Fensterbank und ging nach draußen. Im Rausgehen schnappte ich mir meine Jacke vom Kleiderhaken hinter der Tür und marschierte in den Stall. In der Bewegung blieb ich plötzlich stehen. Cielos stand ja gar nicht hier im Stall, der war ja am Reitplatz. Wer hatte eben nochmal die Pläne überarbeitet? Ich mit Sicherheit nicht.
      Aus dem Stand machte ich also kehrt, stiefelte zum Reitplatz und fand den Wallach auf Anhieb im zweiten Paddock. Ich halfterte ihn auf, ging zum Stall, putzte und sattelte ihn, hängte ein Lasso an den Sattel und ging auf den Platz. Dort gurtete ich nach, ehe ich mich in den Sattel setzte.
      Nach ausgiebigem Aufwärmen testete ich ein paar Reiningmanöver an, wir waren ja nicht nur zum Spaß hier auf dem Platz. Nachdem er sich dort allerdings auch sehr gut anstellte, hielt ich ihn an und fing an, das Lasso vom Horn los zu machen und neben ihm zu schwingen. Gipsy blieb ruhig stehen, er kannte das ja schon. Eine Weile schwang ich das Lasso rechts und links neben ihm, ehe ich es über seinen Kopf hinweg nach vorne warf. Er spielte mit den Ohren, blieb allerdings ruhig stehen. Dann fing ich an, aus der Bewegung heraus zu werfen. Erst im Schritt, dann im Trab und schließlich auch im Galopp. Wir hatten gerade die Tonne aus dem Galopp gefangen und einen Sliding Stop hingelegt, da bemerkte ich Ylvi am Zaun. Wie lange sie wohl schon da stand?
      “Hast du meine Reitstunde vergessen?”, fragte sie mich sofort und ich schüttelte den Kopf, klopfte Gipsys Hals und löste das Lasso von der Tonne. “Ich darf Gipsy reiten?”, fragte mich Ylvi ungläubig.
      “Ich äh.. nein.. Geh dir Gangster (Gunners Styled Gangster) holen, ist hinten auf dem zweiten Paddock, neben HMJ Saintly.” Wieder sah sie mich ungläubig an.
      “Gangster? Bist du dir sicher?”
      “Wird Zeit, dass du mal was anspruchsvolles unter den Hintern bekommst”, antwortete ich ihr knapp und wickelte das Rope auf. “Wenn du fertig geputzt und gesattelt hast komm hier auf den Platz. Wenn du beim Satteln, besonders bei den Boots Probleme haben solltest, Laurence ist drüben im Stall beim Putzplatz.” Damit galoppierte ich wieder an und suchte mir eine andere Tonne auf dem Platz aus.

      Ylvi
      "Gangster, komm schon, das is doch jetzt nicht dein Ernst?" ich klopfte dem Pferd mittlerweile zum dritten Mal am Hinterbein herum. Keine Reaktion. Außer das er sich mit seinem vollen Gewicht auf dieses stellte. So ein Sturkopf! Also griff ich beherzt zwischen seine Sehnen, erschrocken schnellte das Bein mit einem Mal doch nach oben. So konnte ich den letzten Hinterhuf des Hengstes doch noch auskratzen.
      Schon das aus dem Paddock führen hatte sich als Abenteuerlich herausgestellt. Das machte mir wenig Hoffnung auf den Ausgang der Stunde. Etwas anspruchsvolles hatte Caeb gesagt. Hatte er damit aber STUR gemeint?
      Zumindest verlief das Satteln ohne weitere Probleme, nichtmal die Boots bereiteten mir Schwierigkeiten. Allerdings würden die Bügel wohl welche machen. Ich bekam sie nicht auf meine Länge. Ich begann also mit viel Gefummel die Fender abzufriemeln. "Ich glaube nicht, dass Caleb glücklich sein wird, wenn du ihm Equipment klaust." kommentierte Dells Stimme plötzlich hinter mir. Ich drehte mich um, zog einen Schmollmund. "Ich soll den doch Reiten. Aber ich krieg die Bügel nicht auf meine Länge! Wenn du mir kürzere besorgen würdest? Die von Inyans Sattel am besten."
      Dell ließ sich zum Glück nicht zweimal bitten, half mir das ganze Konstrukt wieder zusammen zu bauen. Schließlich war ich auf und davon.

      Ich hatte regelrechte schwitzige Hände, was nicht am Wetter direkt liegen konnte da ein stetiger Wind durch die Bäume säuselte. Es war der erste Unterricht seit Monaten. Natürlich hatte ich von Louis Lektionen auf Inyan und auch Ravn absolviert. Caleb hingegen war noch eine ganz andere Hausnummer. Als ich den Platz betrat, schien er das Training mit Gipsy beendet zu haben. Denn er saß nicht länger auf dem Wallach, sondern dieser war am Rande des Platzes angebunden. "Du bist reichlich spät."
      "Ich war Gezwungen die Fender zu Tauschen."
      "Ah ja, ich vergaß Stummelbeine."
      "Danke mach dich noch drüber lustig."
      "Na los, rauf mit dir."
      Ich stellte den Hengst neben mir auf. Warf die Zügel geordnet über das Horn, stellte den linken Fuß in meinen kurzen Bügel und schob mich in den Sattel. Gangster blieb seiner Ausbildung entsprechend völlig entspannt dabei stehen. "Good boy." lobte ich ihn mit meiner Stimme. Caleb begutachtete mich einen Moment skeptisch. Trat dann heran und klopfte auf mein Knie. "Raus aus den Bügeln." Ich legte den Fuß also ein ganzes Stück nach vorn, während Caleb geschäftig den Fender um zwei Löcher länger machte. Ich sah sein Gesicht nicht während er sprach, aber ich konnte das Lächeln hören. "Wir machen aus dir irgendwann auch noch ein Country Girl, Englisch Lady." Er ergriff meinen Fuß an der Wade, schob ihn in den Bügel zurück und half mir auch mit der anderen Seite. Ich fühlte mich gleich näher am Pferd, meine Füße waren lockerer. Ironischerweise, hätt ich wohl bei dieser Länge die anderen Fender behalten können.

      Caleb
      “Beim Westernreiten sind die Bügel immer viel länger, dachte das wüsstest du mittlerweile”, kommentierte ich das, was ich gerade tat und konnte Ylvi dabei beobachten, wie sie ihre Lippe vorschob. Das tat sie öfter, wenn ihr etwas nicht passte, sie aber dazu nichts weiter sagen wollte.
      Während ich Gangster (Gunners Styled Gangster) und Ylvi auf die ganze Bahn wegschickte, kam Dell an den Zaun und fragte mich ein paar Dinge wegen der Boxen. “Ist okay, die können heute Nacht draußen bleiben. Misten kannst du die Boxen also auch morgen noch.”
      “Oh das ist gut. Dann mach ich mich jetzt nämlich fertig. Ich hab Betsy versprochen mit ihr ins Kino zu fahren.”
      “Und jetzt wolltest du mich als buh- Mann hinstellen, wenn du noch hättest misten müssen? Ha, ich kann doch auch nichts dafür, dass du damit so langsam bist!” Ich sah ihn grinsend an, doch Dell schob die Lippe vor. Hatte er sich das etwa von Ylvi abgeschaut?
      “Nein, Caleb, ich äh…”
      “Ist schon gut. Habt einen schönen Abend ihr zwei.” Damit wandte ich mich wieder Ylvi zu, die irgendwie ihre Schwierigkeiten mit Gangster zu haben schien. “Ylvi was machst du da?”, fragte ich sie gerade heraus und sah ihre Versuche, ihn zum losgehen zu animieren.
      “Zuerst machst du die Beine dran. Feste. Nicht hochziehen, streck die Beine und mach die dran. Hand hoch, nicht annehmen, nur wenn er vorwärts geht. Dann nimmst du an und geh rückwärts, so weit wie er vor gegangen ist. Wenn der den Rücken nicht anspannt und den Kopf runter nimmt hau mal zu. Ylvi zuhauen!” Ich knirschte mit den Zähnen, ging auf die Beiden zu und nahm ohne Vorwarnung Ylvis Bein und haute es einmal mit Kraft gegen Gangsters Bauch. Dieser legte kurz die Ohren an, senkte aber nach einem abermaligen sehr festen Klopfen von Ylvi den Kopf. “Lockerlassen und losgehen. Wenn die Rübe hoch kommt, Beine ran und dann annehmen. Erst locker lassen wenn er nachgibt, kommt da nix, haust du zu… geh mal einfach ein paar Runden im Schritt und Reite ein paar Bahnfiguren, Trab kommt später.” Gangster war ein schlaues Kerlchen, er merkte sofort dass nicht ich es war, der da auf seinem Rücken saß und dass sein heutiger Reiter keine Sporen anhatte- Ylvi war heute zum ersten Mal auf dem Hengst und schien ein wenig unsicher. Zudem konnte der Schecke unglaublich stur sein. Mit dem Annehmen und Nachgeben hatte Ylvi für die nächsten Minuten genug zu tun.


      Ylvi
      Vorwärts, rückwärts. Ich war völlig verwirrt was Caleb jetzt eigentlich von mir wollte. Als er dann etwas energischer mit mir und dem Hengst sprach zuckte ich zusammen. Huh war ihm am Morgen eine Laus über die Leber gelaufen?
      Unsicher ließ ich den Hengst wieder antreten. Nutze die Pylonen um kleinere Volten zu reiten. Mit jedem Schritt machte ich mich vertrauter. Der Hengst schritt deutlich anders vorwärts. Er reagierte auf feinste Bewegungen meines Beckens. Jedes Mal wenn ich meine Oberschenkel anspannte, drehte Gangster mir ein Ohr zu. Deutlich auf Anweisungen wartend. Also probierte ich mich aus. Ließ ihn anhalten, ein zwei Schritte rückwärts und anschließend wieder vorwärts. Neben den Bahnfiguren fragte ich Gangster nach leichten lateralen Bewegungen um ihn über die Seitengänge zu gymnastizieren.

      Caleb
      Ich ließ Ylvi weitestgehend in Ruhe, solange sie keine Fehler machte. Sie war in ihrem Element, eins mit dem Pferd und schien die Außenwelt auszublenden. Gangster war ein anderes Kaliber. Nicht unbedingt feiner, aber sensibler und reagierte manchmal übertrieben auf die kleinsten Hilfen.
      Die Stunde verlief allerdings gut. Am Ende waren jedoch Ylvi als auch der Hengst klatschnass geschwitzt und schienen ziemlich fertig zu sein. Gipsy, den ich am Zaun angebunden hatte, freute sich darüber, dass ich mich wieder ihm zuwendete und ihn wieder mit zum Stall nahm. Dort sattelten wir beide Pferde ab, Gangster bekam eine Dusche und konnte noch ein wenig in der Sonne trocknen.
      “Ich glaube, den Muskelkater spür ich morgen noch”, sagte Ylvi scherzhaft. Ich nickte kurz, erwiderte ihr Lächeln, kümmerte mich dann jedoch um das Verstauen der Futtersäcke, die jemand hier in den Füßen hatte liegen lassen. War das nicht auch Dells Aufgabe gewesen? Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Er hatte sich einen schönen Abend mit seiner Tochter verdient. Betsy kam oft zu kurz, bei dem was hier immer alles los war. Da wollte ich ihm deshalb am nächsten Tag keinen Rüffel versetzen.
      “Wenn Gangster trocken ist bring ihn auf seinen Paddock zurück”, wies ich Ylvi als nächstes an und verschwand mit Gipsy um die Ecke, um auch ihn zurück auf die Koppel zu bringen.
      In meinem Kopf ging ich die Liste durch, die ich heute noch zu erledigen hatte. Es war gar nicht mehr so schrecklich viel. Heu zu den Rindern fahren und auf der Ferienranch vorbeischauen. Vielleicht konnte ich mir da Bellamy oder sogar Octavia mitnehmen, letztere war begeistert von der kleinen Ranch, auch wenn sie bisher noch nicht oft da gewesen war.

      Am nächsten Tag wollte ich mich nochmal um die Verkaufspferde kümmern und diese noch einmal durchreiten. Nur weil sie zum Verkauf standen hieß das nicht, dass sie sich einfach nur die Bäuche vollschlagen sollten. Anfangen tat ich mit Chapter 24, General’s Coming Home und Chocolate Shades. Geplant war für den Vormittag kein weiteres Pferd, aber das Training dauerte nicht lange, so dass ich noch zwei weitere Pferde, Citizen Fang und Whinney unterbekam.
      Ich aß in aller Ruhe Mittag und war unglaublich froh, dass wir nun eine Haushaltshilfe besaßen, die sich darum kümmerte, so dass ich nach einer kurzen Mittagsruhe nicht erst noch aufräumen und spülen musste, sondern mich gleich wieder aufs Pferd setzen konnte. Neben Picture of a Ghost und Verdine brachte ich Kisshimbye und Sweet like Chocolate in die Führanlage, ehe ich mir Cruel Twist of Fate schnappte und den jungen Wallach noch reiten konnte.
      Gegen Nachmittag war noch Abadon all Hope an der Reihe. Die anderen Verkaufspferde hatte ich mir in den letzten Tagen schon vorgeknüpft.

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      (leider ein doofer Storycut aus… Gründen, man oh man, dann gehts halt anders weiter :3)

      Mitte August

      An einem späteren, extrem heißen Sommerabend, gegen 20 Uhr saß ich im Büro und starrte auf eine Verkaufsseite. Neben Heza Bat Man, auf den ich schon lange ein Auge geworfen hatte, standen nun auf einmal auch alle Pferde von Johanna Röder zum Verkauf. HMJ8345’s Continental, How ‘Bout Moonies, Blanton’s Gentleman, Four Bar Chocolate Becks und auch Chapman, aber sobald ich auf die Anzeige klickte, wurde er mir schon als verkauft angezeigt. Ich seufzte, griff sofort zum Hörer und telefonierte gut zwei Stunden mit Johanna.
      Nach unserem Telefonat stand alles fest: Conti blieb schon einmal direkt bei uns und in den nächsten Tagen würden die drei Hengste hier eintrudeln… außerdem, so informierte mich gerade meine neue E-Mail vom Pferdehandel van Heeringen, hatte ich auch den Zuschlag für das schicke Paint Horse, Heza Bat Man bekommen.
      Auf meinem Stuhl hüpfte ich einmal kurz auf und ab. Yes! Damit konnte ich meine Startpferde für die Juturity um ein wirklich gutes, neue Pferd erweitern. Wie er sich wohl im Training machen würde?

      Schon früh am nächsten Morgen war ich dabei, auf dem Hengstpaddock ein wenig für Ordnung zu sorgen. GRH’s Unbroken Soul of a Devil sowie Small Town Dude erfreuten sich des doch noch kühlen Wetters und ließen ein paar Luftsprünge ab, als ich sie mit der Schubkarre aus dem Weg schubste. Auch Zues stand in der Sonne und rupfte ein paar schmale Grashalme aus dem Boden. Als er mich sah hob er den Kopf und stoppte kurz in der Kaubewegung
      Bei den Stuten sah es da schon anders aus. Cup Cake stand zusammen mit California Rose und Frosty Lagoon im Unterstand, während GRH’s Unbroken Magic sich ausgiebig wälzte. “Du bist ein Schwein. Gar keine feine Dame wie zum Beispiel Stormborn”, schmollte ich und knipste schnell ein Foto des Oreopferdes, ehe mein Blick zu Kholáya, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Snapper Little Lena und Tortured Witch HMJ 6693 glitt. Witch würde ich eventuell mit Conti zusammenstellen, so müssten sich die beiden Stuten vielleicht sogar noch kennen.

      Wenig später schaute ich bei Ginny my Love, GRH’s Aquila T Mistery und Lovin’ Out Loud vorbei. Ginny hatte ich samt Fohlen in der vergangenen Nacht reingeholt, da die Stute nicht so fit schien. Da sie heute Morgen allerdings wieder super aussah, verlud ich sie kurzerhand zusammen mit Aquila und Lol in den Hänger, um sie wieder zurück zur Stutenkoppel zu bringen. Ab Morgen würden wir damit beginnen, die Fohlen abzusetzen. Dazu würde ich alle Pferde wieder an den Hof holen und sie auf die Paddocks verteilen. Da sie so viel Gesellschaft hatten und sich auf der Koppel auch schon ziemlich weit von den Müttern entfernten, rechnete ich nicht mit einem großen Drama.
      Wieder am Hof angekommen sah ich Cayce mit Till Death auf dem Platz. Laurence saß auf Chocolate Dream und Bellamy stand am Rand, hielt GRH’s Bellas Dun Gotta Gun in der einen, Hollywoods Silver Dream in der anderen Hand fest. “Reitet einer von euch heute noch Nachtschwärmer mit?”, fragte ich in die Runde und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller auf dem Platz auf mich gezogen. Cayce nickte.
      “Klar, kann ich machen. Sonst noch wen außer der Reihe?”
      “Nein, nur ihn. Ich helf Octavia gleich noch ein bisschen bei ihren Pferden. Die anderen sind für heute versorgt oder haben frei. Außerdem sollen gegen Abend die neuen Pferde kommen.”
      Cayce nickte und trieb Till wieder an. Der Hengst machte sich gut, geritten wurde er von jedem gerne und ich war wirklich froh, dass ich doch endlich die Chance bekommen hatte, ihn zu mir zu nehmen.
      Im Stalltrakt von Octavia angekommen staunte ich nicht schlecht, als dort eine kleine schwarz gescheckte Stute stand.
      “Das ist Breia LDS, kurz Nini. Ein Stutfohlen von Skrudur und Bree. Ist vor ein paar Tagen angekommen. Ich wollte dich fragen, ob ich sie zu den anderen Fohlen stellen kann, wenn du die morgen hier rüber zur Ranch holst.”
      Ich musste ja schon sagen… eigentlich bekam ich alles mit, was hier auf meinem Hof passierte. Wieso hatte ich das nicht mitbekommen?
      “Caleb du musst schon was sagen, schau mich nicht so geschockt an!”, meinte Octavia und sah nun etwas verunsichert zu mir herüber.
      “Ja.. ja klar. Ich hab nur gar nicht mitbekommen, dass du ein Pferd gekauft hast. Vor allem nicht so einen.. Mix.”
      “So ein Mix ist sie gar nicht. Der ist anerkannt als Zelter. Google das mal.”
      Ich schmunzelte. “Ja mach ich die Tage.. wobei brauchst du Hilfe?”
      Octavia drehte sich auf der Stelle herum und marschierte zum Ausgang des Stalles, kreuzte den Hof und ging auf ihre Paddocks zu. “Ich hätte gerne die Rennpferde wieder an der Rennbahn. Ich habe einen Jockey gefunden und bräuchte deine Hilfe beim Verladen.”
      Im Kopf ging ich die Pferde einmal durch, ehe ich nickte. “Wer so0ll denn alles mit?”
      “Drama Baby, Tigres Eye, Peacful Redemption und Wildfire xx. Culain kommt auch mit rüber, der wird jetzt angeritten und Tasmania hätte ich gerne als Track Pony dabei.”
      “Und was ist mit Pria?”
      “Priamos Ruffia Kincsem soll keine Rennen mehr laufen. Ich würde aus ihr eventuell nächstes Jahr noch ein Fohlen ziehen und ansonsten darf sie ihren Vorruhestand genießen, indem sie ein Geländepferdchen für mich wird. Mal schauen, was man aus ihr noch so rausholen kann.”
      Ich nickte, konnte sie bei ihrer Entscheidung voll verstehen. “Was hast du denn mit den anderen Pferden so vor?”, fragte ich dann und blickte zu ihr rüber, während wir schon die ersten Pferde mit zum Stall holten und zum Transport fertig machten.
      “Mit Magic Lanijos bin ich mir noch immer nicht so ganz sicher, auch nicht mit Ceara Isleen… Dakota ist ja Bellamy, der sollte sie nur mal öfter reiten. Mit Pocahontas habe ich ja erst kürzlich einen Springkurs gemacht. Die entwickelt sich super, braucht aber genügend Zeit zum Verarbeiten. Raspberry… klar. Dazu brauch ich nichts weiter zu sagen- und Absolute Bullet Proof muss ich auch mal wieder weiter trainieren… wo bleibt nur immer die verdammte Zeit?”
      Ich lachte, Octavia stimmte mit ein. Tja, wo blieb nur immer die verdammte Zeit?

      Wieder im Büro angekommen zückte ich mein Handy und wollte mir die neusten Pferdeanzeigen anschauen, rief dabei sogar eine Person für genauere Infos an.
      Lange konnte ich mich allerdings nicht am Telefon aufhalten, denn die Pferde von Johanna kamen gerade an.
      Ich seufzte, legte in aller Eile auf und sprang auf die Beine, um nach draußen zu gehen und die drei Pferde in Empfang zu nehmen; Conti war durch ihr Training ja sowieso schon bei uns. Ich freute mich, dass sie bleiben durfte und für ihr Leben nun ein Zuhause gefunden hatte, welches für immer das Ihre sein würde.
      Während Nic (How ‘Bout Moonies) irgendwie etwas zerpflückt aussah, stellten sich Four Bar Chocolate Becks und Blanton’s Gentleman, der schnell den Spitznamen Plankton bekam, als wirklich super gut gepflegte Pferde heraus. Was mit Nic passiert war würde ich in nächster Zeit noch in Erfahrung bringen.

      Am nächsten Morgen war es dann so weit. Die Fohlen würden abgesetzt werden. Dazu war ich mit fast allen meinen Mitarbeitern und den Trailern zur Weide gefahren, hatte alle Tiere aufgeladen und nun waren wir an der Ranch angekommen, ließen die Pferde aus den Trucks auf den Reitplatz, um sie dort zu sortieren. Die drei Jungpferde Dignity, Ace und Kat hatten wir ebenfalls mitgebracht, denn sie würden mit dazu kommen.
      Nachdem sich die Pferde nun etwas beruhigt hatten trennten wir die Stuten von den Fohlen und brachten die erwachsenen Tiere auf eine der hinteren Paddocks, die Fohlen und Jungpferde schließlich auf einen großen Paddock nahe des Hauses.
      Die erste Nacht war für alle ein wenig unruhig. Die Fohlen waren nicht gerade begeistert, dass sie nicht mehr so viel Platz und vor allem ihre Mamas nicht mehr um sich hatten, doch sie würden es schon überleben.
      Ein paar Tage später sah die Sache schon wieder anders aus. Die Fohlen hatten sich eingelebt und lernten alle nach und nach das Fohlen ABC. Erst wenn sie dieses wirklich aus dem FF beherrschten, würden sie wieder auf eine der großen Koppeln kommen, bis zum nächsten Jahr, wenn sie wieder genau hier mit den den Fohlen des nächsten Jahres landen würden.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Laurence und Birk zusammen auf dem Platz. Er nahm seine Aufgabe wirklich genau und es freute ich, dass die beiden immer mehr zusammenwuchsen. Auch, wenn er nichts davon wusste, dass der Hengst bei uns bleiben würde.

      Etwa drei Wochen später war es so weit und einige Fohlen sollten den Weg in ein neues Zuhause finden. Dies war leichter gesagt als getan, denn es taten sich Probleme auf. Pamina, die eigentlich an Zion gehen sollte, konnte aufgrund der Reitsportaufgabe nicht mehr umziehen. Und auch General Pleasure hatte kein Glück, denn neben ihm, der jetzt bleiben musste, war ich auch gezwungen Bittersweet Temptation erneut aufzunehmen. Der mittlerweile Wallach sah fast aus wie unser neue Hengst Small Town Dude, was ihn jedoch nicht davor bewahrte, wieder zu uns zurückkommen zu müssen.
      Wer allerdings ein tolles neue Zuhause bekommen würde, zum Glück eine Person, die zu ihrem Wort stehen konnte und die keine plötzlichen Schicksalsschläge hatte erleiden müssen, war Tiara Evergreen. Zu ihr würden nicht nur Shark und Daisy umziehen, sondern auch Chapter, Picture of a Ghost und Kisshimbye. Letztere war schon einmal im Besitz ihrer Mutter gewesen, die keine schlechte Arbeit mit ihr geleistet hatte.
      Ob alle Entscheidungen, die ich in den letzten Tagen getroffen hatte die richtigen waren? Das würde sich zeigen.
    • Veija
      Tiaras Besuch auf Bow River
      November 2020, by Sosox3 & Veija
      Tiara | Der Flug war holprig gewesen und Caleb hatte mir heute Nacht um 4 noch mein Zimmer gezeigt, wo ich die nächste Zeit schlafen würde. Verschlafen rieb ich mir die Augen und stand so langsam auf. Zuhause wäre ich schon längst bei den Pferden gewesen und hätte mit den ersten schon in die Halle gemusst. Ich sah auf meine Uhr und richtete mich dann auf. Es blieb mir nicht aus mich zu strecken und steckte mir die Haare zu einem Dutt hoch. Ein Seufzen verließ meine Lippen und ich schritt aus der Tür raus. Der Weg zum Frühstücksraum gestaltete sich als ziemlich einfach und ich fand den Raum ziemlich schnell. Als ich jedoch die ganzen Jungs darin sah, stockte mir kurz der Atem. “Guten Morgen, Jungs”, versuchte ich mich locker zu machen und sah suchend nach Caleb.

      Cayce | Am frühen Morgen nach dem Aufstehen hatte ich bereits ein paar Pferden das Kraftfutter gegeben, sie auf die Koppeln und Paddocks gebracht und die Boxen gemistet. Ich wollte Caleb ein wenig Arbeit ersparen, da er heute Nacht erst um vier Uhr zurückgekommen war. So konnte er ruhigen Gewissens ausschlafen, was er jedoch vermutlich ohnehin getan hätte.
      Nach der Arbeit ging ich ins Haupthaus, in dem es schon wunderbar nach Waffeln roch. Die Haushaltshilfe machte eigentlich nie Waffeln, es sei denn wir hatten Besuch. Hatte ich etwas verpasst? Als ich ins Esszimmer ging, saßen dort die üblichen verdächtigen und stopften sich schon die Bäuche voll. Caleb fehlte natürlich. Auch der vermeintliche Gast, der jedoch wenig später den Raum betrat und uns grüßte. Mit gefüllten Backen sah ich auf und erwiderte ihren Gruß. Auch die anderen Jungs murmelten etwas, ehe wir uns alle kurz ansahen. Bevor die peinliche Stille jedoch unerträglich wurde, stand Octavia mit Bellamy in der Tür. “Tiara!”, sagten Beide fast gleichzeitig und umarmten sie kurz. “Schön, dass du es nochmal zu uns geschafft hast. Komm, setz dich… Travis mach Platz”, sagte Octavia und schlug Travis gegen den Arm, der murrend seinen Teller schnappte und Platz machte.

      Tiara | “Hey”, sagte ich zu O und Bellamy und wandte mich direkt zu den beiden. Ich schlängelte mich an den Jungs vorbei und nahm Octavia erst einmal in den Arm. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen und sah dann zu dem blonden jungen Mann, der mir soeben Platz gemacht hatte. “Dankeschön, Trav….or?”, sagte ich vorsichtig. Ich hatte vorhin nicht richtig zugehört und mich nur auf den Ruf meines Namens konzentriert. “Erzähl mal, wie läuft’s mit den Mustangs? Quisqui sieht man ja ab und an auf einem Turnier. Wie macht sich Tweekay?”, O sprudelte nur so und ich konnte nachvollziehen, warum das der Fall war. Tweekay war mal in dem Besitz der beiden gewesen und ich hatte schon ein paar Fortschritte mit ihm gemacht, aber ans reiten war nicht zu denken. “Es läuft eher schleppend… Meine Eltern sind nicht mehr so begeistert und wollen mich nicht mehr so gerne auf dem Hof haben, aber Tweekay geht’s gut. Ihn kann man jetzt mittlerweile führen, ohne, dass er versucht einen dabei umzubringen.” Harte Arbeit und langer Weg aber meine Geduld hatte sich ausgezahlt.

      Cayce | Tiara also… von ihr hatte ich doch schon einmal gehört. “Travis”, korrigierte Trav Tiara, die ihn so eben noch Trevor genannt hatte- eigentlich auch ein ganz cooler Name. Während sie so mit Octavia redete aß ich weiter meine Waffeln und bedankte mich, als ich Nachschub bekam. Auch Tiara wurde ein Teller gereicht, so dass nun nur noch Caleb, Brian, Aimee, Dell und Betsy fehlten. Aber die würden vermutlich alle später frühstückten.
      Beim Mustangthema horchte ich auf, hörte aufmerksam zu. Kurz überlegte ich, ob ich Tweekay kannte, war mir da aber nicht so sicher.
      “Wieso wollen deine Eltern dich nicht mehr auf dem Hof haben?”, fragte O unseren Gast und alle Anwesenden am Tisch warteten gespannt auf ihre Antwort.

      Tiara | “Ist eine gar nicht so spektakuläre Geschichte. Wir haben ja einen Praktikanten da, ganz netter Junge, sehr bemüht und 3 Jahre älter als ich. Anfangs konnte ich ihn nicht gebrauchen, jetzt jedoch kümmert er sich gerade um meine Pferde. Ich hab mich in der letzten Zeit mehr auf mein Training und das Training meiner Pferde konzentriert und meine Eltern finden es nicht so gut, dass ich kein Geld ins Haus bringe und wollen jetzt entweder, dass ich mehr Aufträge annehme oder aber Boxenmiete für meine Pferde zahlen soll. Ich schau mich also jetzt nach was eigenem um. Und hole Alex dann als Unterstützung mit”, erklärte ich meine Situation. Ein wenig kindisch war das ganze schon … wie fast jede unserer Familiendiskussionen. Die Waffeln schmeckten echt lecker und ich hatte ziemlich schnell den Teller leer. Ich sah noch einmal zu meiner rechten und sah einen ziemlich genervten Travis neben mir, der nur noch die Augen rollte. “Das hab ich gesehen”, sagte ich zu ihm und sah ihn gespielt sauer an. O hatte ich ziemlich lieb gewonnen und wusste, dass sie Whiskey vor noch gar nicht allzulanger Zeit zu Brooke gegeben hatte. “Achja O, Whiskey ist jetzt gekört macht sich Prima, der kleine Psycho.”

      Cayce | Ich überlegte. War nicht vor kurzem eine Ranch hier in der Nähe zu verkaufen gewesen? “Hier in der Nähe ist eine kleine Ranch zu verkaufen.. ich weiß ja nicht, welche Ansprüche du hast, aber Caleb oder ich könnten mit dir bestimmt einmal rüberfahren und sie anschauen… falls Kanada für dich in Frage käme”, meinte ich schulterzuckend und stopfte mir den Rest meiner Waffel in den Mund. Nun war mein Teller auch leer. Tiara nickte, ehe sie sich an Travis wandte. Was sie mit ihm hatte, da wurde ich nicht schlau draus.
      “Oh Whiskey?! Das ist toll, das freut mich! Du musst dir unbedingt später meine Pferde anschauen… ich hab sogar einen Zeltermix, den hab ich mir irgendwie andrehen lassen. Was ich mit Nini soll, bin ich mir noch nicht sicher.. aber hübsch ist sie- und eine Tochter von Bree und Skrudur!” Tiara grinste, schien die beiden Eltern wohl zu kennen.
      Ich stand derweil auf, brachte meinen Teller in die Spülmaschine und nahm meinen Hut von der Anrichte. “Lass es mich wissen, wenn du dir die Ranch anschauen möchtest”, sagte ich zu, nickte ihr einmal zu und verließ dann den Raum.

      Tiara | Ich sah neugierig auf, als Cayce von der Ranch sprach. "Das… Das wäre super!" Vor meinem Inneren Auge hatte ich mir schon alles ausgemalt und ich grinste nun vor mich her. "Was ist denn ein Zelter?", fragte ich Octavia und sah sie fragend an. Ich kannte Traber und Isländer, aber ich wusste nicht, was ein Zelter ist. Ich verfolgte noch kurz unser Gespräch ehe ich mich zur Spülmaschine aufmachte und meinen Teller samt Besteck rein räumte. Das Anwesen war riesig und ich würde später nochmal die Zeit haben mir alles gut anzuschauen. Ich stolperte fast über meine eigenen Füße und das wäre jetzt echt das letzte was ich gebrauchen konnte. Wo steckte Caleb eigentlich, er könnte mir ruhig mal alles zeigen, wenn er mich schon mit zu sich auf den Hof nahm. Ich hoffte, mich hatte keiner gesehen, wie ich fast den Boden küsste und rappelte mich wieder auf.

      Caleb | “Ein Zelter…”, mischte ich mich ins Gespräch ein, welches ich eine Weile vom Flur aus belauscht hatte. “... ist ein Mix aus zwei Gangpferderassen. Den Sinn versteh ich zwar nicht, aber für manche macht das wohl Sinn.” Dabei streckte ich Octavia die Zunge heraus und bekam nicht mit, weshalb Os Blick an mir vorbeiflog, sie zunächst panisch schaute, dann aber in schallendes Gelächter ausbrach. Tiara warf ihr einen gemeinen Blick zu, ehe sich beide wieder normale ansahen. Weiber… “Willst du zu erst mit O ihre Pferde anschauen oder soll ich dir erst den Rest der Ranch, bis auf Os Pferde, zeigen?”

      Tiara | "Aaachso", sagte ich verwirrt zu Caleb. "Aber heey, da bist du ja! Zeig mir ruhig erst die Ranch und dann zeigt O mir ihre Pferde und dann sagst du mir wo ich mit anpacken kann", grinste ich ihn an. Warum waren Männer eigentlich immer so ernst? Fing ja heute schon gut an. Erst Travis und jetzt Caleb. Die scheinen alle keinen Spaß am Morgen zu haben. Ich philosophierte noch ein wenig ehe ich mich verabschiedete und mich hastig zu meinem Zimmer begab. Ich zog mich um, das was ich auch immer bei uns am Stall anhatte. Das konnte auch dreckig werden, obwohl es gut kombiniert war.

      Caleb | “Okay dann machen wir das so”, antwortete ich auf ihre Aussage und nahm mir aus dem Schrank einen extra großen Thermobecher, in den ich mir Kaffee füllte. Tiara verschwand, würde sich wohl umziehen gehen.
      Ich derweil setzte mich noch kurz an den Tisch, besprach mit Cayce und Laurence ein paar Dinge des heutigen Tages, stopfte mir eine Waffel in den Mund und sah Tiara mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ihre Outfits waren immer… top kombiniert. Sollte ich sie damit Ställe ausmisten lassen, damit die anderen was zu lachen hatten? Vielleicht in den nächsten Tagen.. heute wollte ich noch nett sein.
      Wir gingen also auf den Hof und steuerten sofort meinen roten Pick Up an. “Ich dachte, du wolltest mir den Hof zeigen?”, fragte mich Tiara unsicher, öffnete jedoch die Beifahrertür und setzte sich in den Truck.
      “Exakt, aber meinst du ich lauf alles ab?” Dann fuhr ich los. Zeigte ihr die beiden Reitplätze, die beiden Round Pens, die Halle, die Ställe, die Paddocks. Alles, was sie eh schon gesehen hatte, als sie mit Valhalla auf dem Reiningkurs gewesen war. Neu war allerdings, dass die Fohlen nun abgesetzt und in einer großen Gruppe hier am Hof standen. Dorthin fuhr ich als letztes- die Rinder und großen Weiden würde ich ihr ein andermal zeigen.
      “Hier stehen auch deine beiden Fohlen… oder waren die für deine Mutter?”

      Tiara | "Du hast so ein großes Anwesen… Ich bin neidisch!", sagte ich mit großen Augen und sah ihn an, als er mit mir die Ställe abfuhr. Er sah nur kurz rüber und konzentrierte sich dann weiter auf die Rundfahrt. Ich hatte das vorletzte Treffen nicht vergessen und war von seinem Können noch immer begeistert." Die Fohlen sind meiner Mutter… wobei ich mir es gerade anders überlege und ihr nur eins mitbringe." "Wie? Nur eins mitbringen?" Ich sah seinen Blick aus dem Augenwinkel und grinste nur. "Wir hatten einen Deal!" "Ich hab nie gesagt, dass ich das andere nicht nehme. Nur, dass ich es nicht ihr bringen werde."

      Caleb | “Und wen willst du für dich behalten? Stute oder Hengst, Daisy oder Shark?”, fragte ich sie doch bekam nicht sofort eine Antwort. Viel mehr war sie gerade damit beschäftigt, zu erst Daisy über die Nase zu streichen, dann Shark. Ich weiß gar nicht mehr wie die Rufnamen entstanden sind. Irgendwie war das bei Daisy einfach so passiert. BR Lovely Gun… Daisy… das passte einfach.
      Und Shark? Tja, Shark hatte in seiner Scheckung eine Flosse, die der eines Haies unglaublich ähnlich sah. Charakterlich strahlte er durch seinen Kampfgeist. Daisy glänzte durch ihren will to please und dem Menschen alles Recht zu machen. Wer war da wohl eher geeignet für Tiara?

      Tiara | "Shark. Er hat den Kampfgeist. Ich will meiner Mutter nicht so einen Brocken geben, wenn er mal groß ist. Der hat eine gute Zukunft vor sich." Caleb nickte. "Gute Entscheidung." "Und was steht jetzt an?" Ich war etwas Ungeduldig. Lag vielleicht auch daran, dass ich auf jemanden ein Auge geworfen hatte. Warum hatte ich auch so einen Faible für Typen die einen auf Hard to Get taten. Ich sah Shark noch einen Moment an und kraulte ihm dann den Rücken. Der kleine war schon gut gewachsen und ging mir nun bis über die Hüfte mit seinem Stockmaß. "Was macht Travis eigentlich hier bei dir auf dem Hof?"

      Caleb | “Ich würde Daisy sofort behalten. Aber verkauft ist verkauft”, sagte ich verlegen und fuhr mir einmal mit der linken Hand an den Hut.
      “Travis?”, fragte ich sie etwas ungläubig. “Der ist immer da, wo Octavia ist. Ich weiß nicht ob er ein Auge auf sie geworfen hat.. Murphy ist da ja auch noch im Rennen.” Ich lachte, sah wie sich ihre Miene kurz verzog. “Wir gehen gleich zu O und Trav, aber hast du die anderen Fohlen gesehen? Mir sind leider Käufer abgesprungen, ich hab noch einiges zum Verkauf… da hinten der Dunskin Appaloosa, BR Heart N’ Soul, von Hollywoods Silver Dream aus der Baby Doll Melody, tolles Kerlchen… oder Nima, die kleine Rappstute. Von Alan aus der Sue. Sollte eigentlich zu Juna oder Luna nach Österreich, daraus wurde dann aber nichts mehr… und General Pleasure, von General’s Coming Home aus der Crow sollte zu Zion, sie hat den Verkauf aber auch annuliert...und die blonde, die Bella so ähnlich sieht ist tatsächlich ihre Tochter. Papa ist Alan. Der helle mit den dunklen Beinen ist McDreamy, von Hollywoods Silver Dream und Heretic Anthem… vielleicht behalt ich den auch, wird mal ein guter Reiner durch den Papa… und Queen. Ziehfohlen von Heretic Anthem nachdem Face Down ja gestorben war… na, Interesse an einem für deine neue Ranch? Ich hab auch noch einige Pferde ab 3 Jahren aufwärts, die im Training sind.” Wieder lachte ich. Verkaufen? Das konnte ich… dabei fiel mir ein, dass die beiden Fohlen und auch die anderen Pferde für Tiaras Mutter noch gar nicht bezahlt waren.

      Tiara | "Ich hab leider mehr Interesse an den Mustangs, aber ich schau mal, was ich tun kann.”, murmelte ich. Ich sah über die Weide der Absetzer und schaute mir jedes vorgestellte Fohlen an. Sie waren alle toll, aus guten Linien, aber ich hatte momentan schon genug um die Ohren. “Caleb… ich habe gehört, dass hier in der Nähe eine Ranch verkauft wird. Weißt du ob da was dran ist?” Die Neugier hatte mich gepackt und ich sah den großen Blonden gespannt an. Es war schon wieder ziemlich frisch in dieser Septemberwoche und ich hätte mich deutlich wärmer anziehen sollen, jetzt fröstelte es mich und ich hatte die meiste Zeit Gänsehaut an den Oberarmen und zitterte ab und zu hörbar. Morgen wäre ich höchstwahrscheinlich krank und liege im Bett.

      Caleb | “Ja genau, hab das ganz kurz am Rande vor ein paar Tagen mitbekommen. Lass uns kurz zu O und Trav gehen, du ziehst dir was wärmeres an und dann fahren wir rüber. Der Besitzer, ein älterer Mann, ist eigentlich immer da. Er verkauft das Anwesen weil seine Kinder in die Stadt gezogen sind und seine Frau schon vor einer ganzen Weile gestorben ist. Da sieht es zwar aus wie Kraut und Rüben, weil da schon seit Jahren kein Vieh mehr gehalten wird, aber wenn du dir die Arbeit antun willst und dort aufräumst und alles auf Vordermann bringst, hast du eine tolle, kleine Ranch.”
      Ich wartete ihre Antwort kurz ab, ehe wir uns auf den Weg zum Stalltrakt machten, in dem die Pferde von Octavia standen. Travis, Murphy und auch O waren fleißig dabei, die Boxen zu misten. Die Pferde befanden sich schon fast alle draußen. “Caleb du kommst mir gerade Recht, können du und Tiara die restlichen Pferde rausbringen? Wildfire xx, Peacful Redemption, Tigres Eye und Birk?”
      Ich nickte. “Klar.”

      Tiara | “Viel Arbeit bedeutet niedrigerer Preis”, grinste ich. Mir war bewusst, wie viel Arbeit das werden konnte. So war es bei unserem jetzigen Stall ja auch gewesen. Dad hatte so viel Arbeit reingesteckt und Mom machte gerade alles kaputt. Brav wie ein Hund folgte ich Caleb in den Stalltrakt und sah mir im Vorbeigehen die Pferde an, die noch in den Boxen standen, bis wir bei den dreien angekommen waren. Ich sah zu Caleb, der sich die Halfter schnappte und mir gleich zwei davon entgegen streckte. “Und welche nehm ich jetzt?”, fragte ich ihn verwirrt. Das größere Halfter konnte nur dem Kaltblut gehören, aber das andere konnte ich nicht zuordnen. “Das ist von Peacful Redemption.” Ich versuchte die Stimme zu zuordnen und sah dem Blonden gleich ins Gesicht. “Danke.” Mein Gemurmel konnte man kaum verstehen und ich nahm mir erst Birk und dann Clyde.

      Caleb | Tiara konnte Clyde und Birk zusammen nach draußen führen, während ich mir als erstes Wildfire schnappte. Zusammen brachten wir die drei Hengste nach draußen, ehe wir nochmals in den Stall gingen und ich mir die schöne Rappstute Tigres Eye ans Halfter nahm. Sie kam raus zu den Stuten. Wieder im Stall angekommen unterhielten wir uns noch kurz mit O und Trav, ehe wir noch zu meinem kleinen Sorgenkind gingen. “Vom HMJ hast du was mitbekommen, oder?” Tiara nickte. “Das hier ist einer, HMJ Saintly. Hat sich schon gut gemacht- und dass das HMJ verlängert wurde kommt mir ungemein zu Gute. So habe ich noch mehr Zeit ihn auszubilden.”
      “Ein tolles Pferd, passt farblich zu deinen anderen.” Ich nickte. Farblich passte er wie die Faust aufs Auge.
      “Magst du dir noch was wärmeres anziehen, ehe wir rüber zur Ranch
      fahren?”

      Tiara | “Ja, bitte. Ist doch kühler hier, als ich dachte.” Caleb blieb heute ziemlich wortkarg. Ich bekam nur ein kurzes Nicken und schon stiegen wir ins Auto um rüber zum Haus zu fahren, wo ich mir schnell einen weißen, flauschigen Pullover schnappte, der mich dann garantiert warm halten sollte. Ich beeilte mich die Treppe runter, stolperte wieder fast und sah beim Aufrappeln in Cayce Augen. “So im Stress?” Sein Grinsen wurde breiter und ich richtete mich auf. “Ich will Caleb nicht warten lassen.” Mehr als ein Lachen vernahm ich nicht und ging zurück zum Auto. “Bist du soweit?” Ich nickte Hastig und schnallte mich an. Ein Ding, das ich aus Deutschland im Kopf hatte und immer wieder das Problem in anderen Ländern belächelt zu werden.

      Caleb | Ich startete den Truck und wie verließen über die lange Einfahrt meine Ranch. So ganz nebenan war das zum Verkauf stehende Anwesen nicht. Nach einer guten halben Stunde kamen wir dort an, fuhren durch das Eingangstor und auf den Hof vor dem Haupthaus. Schon von hier sahen wir, dass die Zäune repariert werden müssten, bevor jemals nochmal ein Pferd drauf dürfte. Das Gras stand hoch, die Bäume und Hecken wucherten ziemlich alles zu. Tiaras Blick wirkte zerknirscht, doch ich beschwichtigte sie sofort. “Wenn die Stallungen und das Haus intakt sind, ist das hier doch kein Problem. Ein paar Tage Arbeit und.. die Hecken sind weg, das Gras gemäht. Zäune kann man aufbauen.”
      Wirklich zufrieden schien sie damit nicht. Ich schätzte sie auch so ein, dass sie alles perfekt haben wollte. Das ging allerdings nicht, ohne Arbeit reinzustecken. Dafür war die Ranch günstig.
      Ich stieg aus und ging zur Haustür. Tiara folgte mir und lief fast in mich hinein, da ich wieder einen Schritt nach hinten gemacht hatte, um nicht mit der Nase an der Tür zu kleben. Sie allerdings hatte den Blick nach hinten gerichtet und dies gar nicht bemerkt. Ich räusperte mich kurz, sah dann aber jedoch zur geöffneten Haustür hoch, an der nun der alte, er war wirklich alt, Besitzer der Ranch stand. “Hallo ich bin Caleb, wir haben telefoniert. Das hier ist Tiara, sie interessiert sich für die Ranch.”
      “Caleb, schön sie kennen zu lernen- und sie natürlich auch, Tiara. Es freut mich, dass die Ranch eventuell in den Besitz eines bereits ansässigen geht.”
      Ich lächelte kurz. “Tiara kommt zwar nicht von hier, aber wie du bereits weißt, wohne ich drüben auf Bow River. Tiara hat mich schon ein paar Mal besucht und sich in unser schönes Land verliebt- deshalb will sie jetzt hier bleiben.”
      “Das ist schön. Ich hole mir noch gerade eine Jacke, dann können wir den Rundgang starten.”

      Tiara | Es schien wirklich viel Arbeit zu sein, die auf mich wartete. Noch war ich alleine, wenn ich die Ranch übernehmen sollte. Mit Alex hatte ich noch nicht gesprochen, ich wusste also auch noch nicht ob er mitkommen würde. Arbeiter hatte ich auch noch keine und auch sonst würde ich erstmal vor dem nichts stehen. Aber hey. Ich hätte dann nette Nachbarn. Als der ältere Herr sich seine Jacke übergezogen hatte, führte er uns ziemlich langsam, so wie es seine alten Knochen es noch schafften, zu den ersten Stallungen.
      Die Boxen waren in einem guten Zustand, das Holz war gepflegt, nicht marode. Die Wände müssten gestrichen werden, die Sattelkammer war in einem einwandfreien Zustand nur das Dach machte mir etwas sorgen. “Caleb, können wir gleich kurz reden?”, fragte ich ihn mit einem besorgten Blick. Caleb nickte, doch wir sahen uns noch die anderen Gebäude an, die in einer noch weniger Guten Verfassung waren. Die Aufteilung an sich gefiel mir jedoch ganz gut.
      “Ich weiß ja, dass hier viel arbeit reingesteckt werden muss, aber ich hab gehört, Dächer sind teuer. Also sie zu erneuern oder zu reparieren… In die Reithalle muss neuer Boden und der ganze Kleinkram hier muss auch noch gemacht werden”, ich hatte meine Bedenken geäußert und wartete nun auf seine Antwort. Wir standen ein wenig abseits und ich war froh, dass er mit dabei war, denn ich konnte zu schlecht so große Entscheidungen alleine treffen.

      Caleb | Während des Rundgangs erzählte der Mann immer wieder von der Zeit, als seine Frau noch lebte und die Ranch voller Pferde gewesen war. Allein durch seine Erzählungen entstand ein Bild vor meinem inneren Auge, wie schön es einmal hier gewesen sein muss.
      Nach der Führung nahm mich Tiara beiseite, erklärte mir ihre Bedenken. Ich überlegte kurz. “Ich kann von Bow River vielleicht etwas Geld übrig machen, zumindest um das Dach schon einmal zu reparieren und den Sand in der Hall auszutauschen… dann könntest du Kundenpferde trainieren, das bringt Geld ein- und dann Stück für Stück umbauen und ausbauen und wenn alles läuft, kannst du mir das Geld zurückzahlen- oder hilfst eben bei mir mit, wenn ich Hilfe brauche… es ist viel Arbeit, ja. Es ist viel Geld, ja. Wenn du das hier willst helfe ich dir gerne, aber sei dir von vornherein sicher, dass du dann auch hier bleibst und nicht im Endeffekt alles umsonst war.”

      Tiara | Ich sah ihn mit großen Augen an. Das war ein großes Entgegenkommen seinerseits. “Caleb… das ist verdammt viel Geld...Ich muss eine Nacht drüber schlafen und mit Alex reden, ob er mitkommen würde. Ansonsten muss ich gucken wo ich Arbeiter her bekomme, aber auch die muss ich dann bezahlen. Ich denk drüber nach, denn der Hof ist schön und hat alles was ich brauche…” Ich wollte einerseits nichts überstürzen, aber auch nicht direkt dicht machen. Ich musste dem ganzen hier eine Chance geben. Mit meiner Mutter wurde ich wohl nicht mehr warm und zu Dad hatte ich gerade gar keinen Kontakt mehr, weil meine Mutter es nicht wollte. Zwei Sturköpfe, die nicht einsahen, dass beide was falsch gemacht hatten.
      Wir gingen wieder zu den alten Mann und ich sagte ihm, dass ich mich morgen früh gleich melden würde. Er nickte, wir verabschiedeten uns und wir setzten uns wieder in den Truck. “Caleb? Darf ich dich was fragen?” “Ja? Was denn?” “Warum bist du so großzügig zu mir? Die zwei Wochen ‘Praktikum’, das Vorzeigen der Ranch….”

      Caleb | Ich nickte, als sie ihre weiteren Bedenken äußerte. Wenig später saßen wir wieder im Truck, ich startete den Motor und wir verließen die Ranch. Erst dann antwortete ich auf ihre Frage: “Na ich will Valhalla in der Nähe haben. Was ein tolles, aber schwieriges Pferd.”
      “Haha, witzig.” Wir lachten beide kurz.
      “Aber warum nicht? Das Geld ist ja auch nicht geschenkt, das bezahlst du mir schön zurück… aber ich habe so eine große, gut laufende Ranch. Warum dann nicht kleinere Höfe unterstützen?”
      “Ja okay du hast Recht.” Damit verlief die Rückfahrt zur Bow River weitesgehend schweigend. Wieder dort angekommen kam mir schon Cayce entgegen und ich ahnte nichts Gutes. “HMJ Saintly ist schon wieder auf der anderen Koppel. Er hat das Zwischenpanel aufgemacht, wollte ihn gerade wieder einfangen gehen.”
      “Lass nur ist gut, mach ich selbst”, antwortete ich ihm, streckte die Hand aus und er gab mir Halfter und Strick. “Der gute Saintly, immer für eine Überraschung gut.”
      Mit Tiara im Schlepptau gingen wir zur Koppel, betraten das Stück, auf dem der Hengst zusammen mit Alan und Blue stand. Auf der Seite, auf die er eigentlich gehörte standen Shorty und Gipsy, die brav grasten und dem offenen Tor keine Beachtung schenkten.
      Der braune Scheckhengst ließ sich anstandslos einfangen. Tiara beschäftigte Blue und Alan während ich ihn zurückbrachte und das Tor wieder schloss. Cayce war schon mit einer Kette herbeigeeilt, wie wir einmal um Tor und Pfosten befestigten. “Jetzt kommt er nicht mehr hier raus.”
      “Aber wie ruhige die anderen zwei Hengste geblieben sind”, sagte Tiara erstaunt, die nun auch wieder zu uns aufgeschlossen hatte und nun Shortys Hals streichelte.
      “Wären es Gangster oder Hollywood gewesen, zu denen er ausgebrochen wäre, hätten wir jetzt alle Pferde in die Klinik fahren können. Nicht alle Hengste sind so umgänglich wie diese beiden.”

      Tiara | “Ich kenn das, Tweekay kann ich auch nicht mit dem Tigerschecken auf die Weide lassen. Die bringen sich um, auch wenn Quisquilloso normalerweise sehr ruhig und kommt mit anderen Hengsten klar, nur nicht mit Tweety. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Was ist wenn Saintly mit Alan und Blue besser klar kommt als mit Shorty und Gipsy. Also vielleicht ist es nur Augenscheinlich so, dass Shorty, Gipsy und er besser passen als er mit Alan und Blue. Immerhin standen die beiden immer noch grasend auf der anderen Weide und haben sich nicht mal darum geschert, dass ein Herdenmitglied weg ist”, wandt ich ein und sah die beiden Jungs an. Ich hörte ein Seufzen von Caleb und Cayce hatte nur aufmerksam zugehört. Ich spürte eine Vibration in meiner rechten Jackentasche und sah auf mein Handy. Alex rief an. Er wollte jetzt sicher nicht wissen wie es mir geht. “Ich muss kurz rangehen”, sagte ich und ging ein paar Schritte zur Seite. “Hey Alex, was gibts?” - “Wir haben den Tierarzt hier, Chaa ist beim Toben auf der Weide gestürzt und hat nun einen Ast im Brustkorb, er muss geröngt und in die Klinik gebracht werden. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich um ihn kümmern werde, wenn das okey ist?” Seine Stimme brach am Ende a. Er war aufgeregt, genauso aufgeregt wie ich eigentlich auch sein sollte. Schließlich war er mein Nachwuchspferd und ich hatte ihn ziemlich lieb gewonnen. “Bring ihn in die Klinik und mach alles, was sie verlangen. Ich lass dir Geld zu kommen und halte mich auf dem Laufenden…. Alex, danke, dass du da bist.” Dann legte ich auf und ging ziemlich ruhig wieder zu den beiden hin und konnte einfach nichts sagen. Der Schock war noch zu frisch, zu tief.

      Caleb | “Da magst du Recht haben. Ich habe Saintly bisher einfach zu Shorty und Gipsy gestellt, weil es gepasst hat. Es findet eh bald nochmal eine Umstellung der Pferde statt, also nach dem Winter wird neu aufgeteilt.”
      Während Tiara telefonieren ging unterhielt ich mich mit Cayce über das abendliche Training, dem ich auch noch beiwohnen müsste. Drei Pferde standen heute noch auf meinem Trainingsplan. Wir verließen die Koppel und warteten auf Tiara, die ziemlich… verändert wirkte. “Tiara alles ok?”, fragte Cayce sie, doch sie reagierte nicht. Worum ging es wohl bei dem Telefonat?
      “Tiara?”, fragte ich sie nun und langsam schien sie wieder zurück in die Gegenwart zu finden.
      “Chaa, mein Nachwuchspferd muss in die Klinik, sieht übel aus.”
      Cayce als auch ich zogen scharf die Luft ein. “Ich kann dir einen Flug nach Hause buchen”, meinte ich zu ihr und legte ihr meine Hand auf die Schulter.

      Tiara | “Nein.. Alex kümmert sich drum, er fährt ihn in die Klinik und die sollen ihn flicken. Das haben sie damals bei meinem ersten Pferd auch geschafft. Und der hatte einen deutlich schwereren Unfall gehabt. Alex schafft das.” Ich merkte wie ich hektisch wurde und wie ein Wasserfall die Worte aus meinem Mund fielen. Ich sah kurz auf Calebs Hand, die er mir auf die Schulter gelegt hatte und spürte wie in meinen Augen sich die Tränen sammelten. Ich wollte jetzt nicht heulen. “Was steht heute noch an?”, versuchte ich verschluchzt das Thema zu wechseln.

      Caleb | “Okay dann wir das Pferd in guten Händen sein, mach dir nicht zu viele Sorgen”, versuchte ich sie zu beruhigen. Ich konnte mir vorstellen, wie schlimm das sein musste, so weit weg von seinen Pferden zu sein und dann solch eine Nachricht zu bekommen. Tatenlos in einem anderen Land zu sein, ohne etwas ausrichten zu können.
      Ich räusperte mich, nahm meine Hand wieder von ihrer Schulter und sah zu Cayce. Dieser schüttelte kurz den Kopf. Auf ein Pferd lassen würde ich sie heute bestimmt nicht mehr. “Cayce fährt gleich zu den Rindern raus und verteilt ein wenig Kraftfutter an die Mutterkühe, da kannst du gerne mit… ich trainiere noch drei Pferde aber… sei mir nicht böse, aber reiten lassen will ich dich jetzt eher nicht.”

      Tiara | “Ne, das ist auch besser…”, stimmte ich ihm zu und sah ihn an. Er hatte Recht. So würde ich auch niemanden aufs Pferd lassen. Ich hängte mich an Cayce an und schwieg die meiste Zeit im Auto während ich aus dem Fenster in die Landschaft schaute. “Cayce? Wofür habt ihr die vielen Rinder? Ich mein, ihr seid doch eher in der Reining unterwegs oder nicht?”, sammelte ich mich und sah wieder nach vorne auf die Straße. Andererseits konnte ich mir die Gründe auch zusammendenken. Irgendwie musste ich mich ja auf andere Gedanken bringen.

      Cayce | Ich fing schallend an zu lachen. “Warum wir die ganzen Rinder haben? Caleb wollte die haben- der Verkauf und die Schlachtung bringt Geld. Mehr ist es nicht… außer, dass die eine Unmenge an zusätzlicher Arbeit verlangen.”
      Auf der Weide waren wir schnell fertig. Alle Tiere sahen gut aus, jedes Tier kam nach vorne zum Fressen. Tiara streichelte sogar einer der Mutterkühe über den weichen Kopf. Die Tiere schoben immer mehr Winterfell und waren nun mehr als flauschig. “Warte noch einen Monat dann ist das Fell doppelt so lang.”
      “Doppelt so lang?” Tiara schien geschockt.
      “Klar, hier wirds im Winter kalt. Die müssen ordentlich Fell schieben, werden ja nicht eingedeckt wie die Pferde.”
      Wir standen noch eine Weile am Zaun und beobachteten die Kühe, ehe wir die leeren Eimer wieder auf die Ladefläche des Trucks legten, einstiegen und den Rückweg antraten.
      “Das Essen müsste gleich auch fertig sein, bin gespannt was die Liebe Dolly uns wieder gekocht hat.”

      Tiara | Rinder waren schon süß. Essen, das war es, dass meine Laune jetzt anheben konnte. “Sind dann auch wieder alle von heute morgen dabei?”, fragte ich mit großer Neugierde. Vielleicht auch mit einer kleinen Hoffnung auf den Hübschen, mürrischen Blonden wiederzusehen. “Ich geh doch stark davon aus.” Cayce lächelte und ich grinste nur. “Dolly macht aber echt gute Waffeln”, sagte ich ehe wir auch schon am Haus ankamen, das Auto abstellten und uns auf dem Weg rein noch unterhielten.
      In dem Raum von heute morgen angekommen, waren schon fast alle da, zumindest so wie ich es in Erinnerung hatte. Nur einer fehlte mal wieder, wie am Morgen auch schon. “Cayce, hältst du uns noch einen Platz frei, ich geh mal den Chef rufen”, noch ehe er was sagen konnte, hatte ich auf dem Absatz kehrt gemacht und war auf dem Weg in die Reithalle. Zu Fuß war vielleicht eine Blöde Idee aber ich kam gut voran.
      In der Reithalle angekommen erblickte ich Caleb beim Abreiten von Cody und ich sah ihm kurze Zeit gebannt zu. “CALEB!”, rief ich durch die Halle, denn er hatte mich noch nicht sehen können. “ESSEN IST FERTIG! DIE WARTEN SCHON!” Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich versucht, ihn nicht zu erschrecken.

      Caleb | Neben Izzie und Vulture, die beide ihren Job wirklich gut gemacht hatten, war ich schon seit einer halben Stunde mit Cody auf dem Platz. Ich war wirklich froh, dass der junge Hengst endlich seinen Weg in meine Zucht gefunden hatte. Ihm standen einige Türen offen und nach dem Winter wollte ich ihn und auch ein paar der anderen Jungpferde auf kleineren Turnieren starten.
      Ich war gerade dabei, den Hengst abzureiten, als mich eine Stimme unsanft zusammenschrecken ließ. Cody, der noch lange keine Nerven aus Stahl hatte, hüpfte durch mein Zusammenzucken mit einem Satz nach vorne. “Whoaaaa”, bremste ich ihn ab, nahm ihn rechts extrem auf und rollte ihn ein, damit er keine Chance mehr hatte, nach vorne weiter davon zu laufen. “Bist du des Wahnsinns, ihr kennt alle die Jungpferde und wisst dass ihr da nicht so rumbrüllen….”, fing ich an zu fluchen, ehe ich Tiara am Zaun stehen sah. Zerknirscht ritt ich auf sie zu. Sah, dass ihr meine Predigt ein wenig dick getan hatte. “Sorry, hab dich nicht direkt an der Stimme erkannt… sei froh dass du nicht hier arbeitest, denn dann hättest du die Standpauke- und glaub mir, da wär noch was danach gekommen, wirklich verdient.”

      Tiara | “Die hätte ich wohl auch verdient, hehe”, sagte ich kleinlaut und widerholte nochmal mein Anliegen. “Das Essen ist fertig…” “Ja, ich bring den gleich weg”, murrte er wieder. Okey… blond und mürrisch waren wohl mein Typ…. wenn ich mir das recht überlegte, stimmte das sogar. Alle meine Exfreunde waren blond und doch ziemlich abweisend gewesen, zum Anfang immerhin. “Okey, ich nerv dich dann noch weiter”, flüsterte ich beinahe und schaute ihm noch ein bisschen zu.
      Der Roan war ein verdammt hübsches Pferd und hatte eine tolle Abstammung. “Wo hast du Cody eigentlich her?”, fragte ich ihn neugierig. Caleb hatte immer ein gutes Händchen für gute Pferde, er müsste mal mit mir auf eine der Auktionen gehen. Vielleicht hatte ich da mal Glück.

      Caleb | Ich ritt den Hengst noch ein paar Runden im Schritt trocken, ehe ich gemeinsam mit Tiara zum Stall ging. Dort beantwortete ich auch ihre Frage. “Leider Gottes aus einer Tierschutzaktion. Der Hengst ist nicht zum ersten Mal beschlagnahmt worden- nur dieses Mal hab ich ihn da raus bekommen. Hatte ihn vorher schon ein paar Mal kaufen wollen, auch für viel Geld, meine Angebote wurden aber immer ausgeschlagen. Auch als er zum ersten Mal beim Tierschutz stand, hab ich ihn nicht rausbekommen… beim zweiten Mal wurde ich sofort angerufen und hab ihn- für mehr Geld als nötig, dort herausgekauft. Im wahrsten Sinne des Wortes war der Hengst schweineteuer. Aber seine Mutter ist ein unglaublich gutes Pferd, hab davon glaube ich noch zwei Enkel und ein oder zwei Urenkel hier im Stall stehen… von den guten Linien kann man nie genug haben.”
      “Da hast du Recht”, lachte Tiara. “Meinst du, du könntest mal mit auf eine Auktion kommen? Vielleicht sogar von den BLM Mustangs? Da geht es aber weniger um Abstammung sondern mehr um das Exterieur. Du scheinst aber auch dafür ein gutes Händchen zu haben.”
      “Klar, kann ich machen. Auch wenn ich mich mit Mustangs nicht so gut auskenne, aber äußerlich sind sie den meisten Quarter recht ähnlich.”
      Mit diesen Worten packte er Cody in eine der Abschwitzdecken mit seinem drauf gestickten Namen, stellte ihn in eine der Boxen und gab ihm seine Portion Kraftfutter. Die anderen Boxen waren bereits mit Pferden gefüllt, die alle zufrieden ihr Heu mümmelten.
      Gemeinsam gingen die Beiden nach drinnen, setzten sich auf die freien Plätze und langten beim Essen kräftig zu. Dolly hatte Burger gemacht. Zwar nur aus der Pfanne und nicht vom Grill, aber lecker waren sie allemal.
      Auch Travis langte kräftig zu, warf Tiara aber immer wieder einen Seitenblick zu.

      Tiara | Es hatte mich fröhlich gestimmt, dass er mich einmal begleiten würde auf eine der Auktionen. Immerhin hielt ich viel von seiner Meinung, schließlich war er auch mein Trainer. Nachdem er den Junghengst weggepackt hatte, setzten wir uns an den Tisch und als ich in diesen selbstgemachten, frischen Burger biss, war es ein Orchester der Geschmacksnerven, das mich packte. “Der Burger schmeckt so gut”, ich konnte es mir nicht verkneifen mit vollem Mund meine Begeisterung kund zu tun. Caleb hielt sich nur die Hand vor das Gesicht und O fing an zu lachen. “Dafür, dass du so aussiehst wie du aussiehst, bist du trotzdem ein Bauer!”, schmunzelte Caleb und ich boxte ihm gespielt auf den Oberarm. “Du Arsch.” Nun musste ich auch kurz lachen und ich schmierte mir mit der Serviette gespielt vornehm das Fett, dass mir am Mundwinkel runter lief ab. Hin und wieder vernahm ich den Blick von Travis, so sehr ich auch wollte, konnte ich ihm gerade keine Aufmerksamkeit schenken. Das würde sowieso nach hinten losgehen. Wenigstens war ich gerade glücklich und lachte trotz der schlechten Nachricht. “My Lord, man reiche mir eine Serviette”, befahl ich Cayce spielerisch und mit einem Lachen gleich im Anschluss.

      Caleb | Cayce stand auf, nahm eine der Servietten, ging um den Tisch herum und kniete vor Tiara nieder. “Habt ihr heute alle Lack gesoffen?”, fragte ich kopfschüttelnd in die Runde, beteiligte mich aber am großen Gelächter und war froh, dass Tiara für eine Sekunde nicht an ihr krankes Pferd denken musste. Sie würde Alex bestimmt später noch einmal anrufen und ich drückte alle Daumen, dass es dem Pferd gut ging.
      Nach dem deftigen Burger verwöhnte uns Dolly noch mit einem selbstgemachten Eis. “Glaub mir, das gibts wirklich nur zu besonderen Anlässen oder bei gern gesehenen Gästen”, lachte ich und gab Tiara noch eine Kugel Eis. Sie war meines Erachtens eh zu dünn… und der Genuss von Eis stimmte grundsätzlich glücklich- aaalssooo.
      “Ich mach gleich noch die Abendrunde, Travis ist heute mit dran. Willst du uns begleiten oder hier drinnen vorm warmen Kamin bleiben?”

      Tiara | Das Eis schmeckte vorzüglich und ich gönnte mir noch einen Nachschlag. “Eigentlich wäre es mir zu kalt und ich würde liebend gerne am Kamin sitzen, aber ich denke ich komm mit. Ich bin ja zum arbeiten hier”, grinste ich und sah zu Travis.
      Ich hoffte, dass es für ihn okey war, das war auch der Grund, weshalb ich ihn ansah. Der Blonde zuckte nur mit den Schultern. “Alles klar, dann kommst du mit”, beschloss Caleb dann und ich brachte mein Geschirr zu Dolly. “Danke, es hat echt gut geschmeckt”, bedankte ich mich herzlich und gab Caleb kurz zu verstehen, dass ich mir schnell eine Jacke holen würde, ich würde dann an den Truck kommen.

      Caleb | Travis und ich gingen bereits zum Truck und unterhielten uns darüber, was die nächsten Tage anstand. O würde morgen mit ihm in aller herrgottsfrühe zur Rennbahn fahren, um ihre Pferde laufen zu sehen. Sie setzte sich schon eine ganze Weile nicht mehr selbst drauf, dafür hatte sie drüben Angestellte. Die jungen, unerfahrenen Jockey und Jockettes kosteten kaum etwas, konnten die Pferde aber locker trainieren. Bald würden sie sowieso in die Winterpause gehen.
      Tiara kam in dicker Jacke zu uns. “Trav geht zu den Fohlen und Jungpferden auf die Paddocks, ich geh einmal durch die Ställe, wo willst du mit?”
      Ob sie sich am Anfang bewusst gewesen war, dass sie nur mit einem mitgehen konnte?

      Tiara | Da ich bei den Fohlen auch mein eigenes hatte, wollte ich natürlich zu Sharky. “Ich denke, ich geh mit Trav, dann seh ich Shark wieder”, grinste ich und hielt mich an Travis. “Okey, dann mal los.” “Wie kamst du eigentlich zu dem Praktikum?” Ich hätte nie gedacht, dass er so das schweigen brechen würde, aber gut. Die Sache zwischen Caleb und mir, die verschwieg ich. Das war unser Deal, das durfte keiner wissen. “Er war bei uns zum Training mit Valhalla und da sie so ein typisches Weibsbild ist und sie es liebt mir das Leben schwer zu machen, sollte ich hier noch ein bisschen mehr Erfahrung sammeln.” Ich machte eine kurze Pause. “Und bald bin ich wohl öfter hier in der Nähe, wenn alles klappt.” “Wegen der Ranch?” Ich stockte kurz. “Woher weißt du das?” War er in der Nähe gewesen als wir darüber geredet hatten?

      Travis | “Ach stimmt, von Valhalla hab ich ihn… fluchen gehört. Aber die scheint sich ja dann gut gemacht zu haben wenn du jetzt hier zum Training bist und nicht mehr zum Korrekturreiten oder sowas.”
      Wir gingen beide weiter, ehe ich kurz auflachen musste. “Na von Caleb, von wem denn sonst?” Tiara fühlte sich ertappt. Natürlich von Caleb. “Und was hälst du davon?”, fragte sie mich geradeheraus doch bekam nur ein Schulterzucken. “Ein bisschen weibliche Gesellschaft tut Caleb gut- und auch Octavia, ihr scheint euch ja zu verstehen. Hier gibt es nicht so viele Frauen, O muss sich ständig gegen uns Kerle behaupten.”
      Tiara lachte. Sie waren nun an den Paddocks angekommen und betraten das große Offenstallzelt, in dem einige der Fohlen schon schliefen. “Eins… zwei… [...] sieben, acht [...] alle da.”
      Dasselbe machten wir auch noch beim anderen Paddock, ehe wir zu Caleb aufschlossen, der gerade den Zuchtstall fertig kontrolliert hatte. “Ab auf die Couch und den Abends ausklingen lassen!”

      Tiara | Ich musterte ihn. Ein bisschen weibliche Gesellschaft tut Caleb gut … Es hallte weiter in meinem Kopf. Was meinte Travis damit? “Ist Ylvi nicht mehr da?”, fragte ich ihn verwirrt durch seine Aussage. “Doch doch.” Ich summte nur ein hmm und sah dann in die Dämmerung und entdeckte Shark auf Anhieb. “Also ich könnte noch was starten”, lächelte ich die beiden an.
      Ich war noch nicht müde, ich hatte heute nicht viel gemacht umso mehr wollte ich jetzt noch unternehmen. “Sicher Tiara? Du wolltest doch noch Alex anrufen”, wandt Caleb ein. “Stimmt… “, sagte ich und sah auf mein Handy. In Deutschland wären es jetzt 4:13. “Ja, ne ich glaub, das muss ich morgen früh machen. Alex hört sein Handy eh nicht, wenn er schläft.” “Ja gut, ist ein bisschen früh, dann mach das morgen früh”, sagte Caleb dann. “Ist auch besser, wobei er mir schreibt, wenn Chaa es überstanden hat, aber bisher kam nichts”, ich zuckte mit den Schultern.

      Travis | Ich überlegte kurz. “Zwischen aufs Sofa werfen und fern schauen und noch was starten ist aber ein riesengroßer Unterschied.”
      “Ja ich mein halt noch was machen, wie sich nur ins Bett zu legen und zu schlafen.”
      “Okay okay, Caleb alle bei dir?”
      “Jo, alle bei mir.”
      Damit gingen wir in Richtung des Haupthauses. “Ich zieh mich noch grad um dann komm ich rüber zu euch”, sagte ich zu den beiden und verschwand zu meinem Bungalow, in dem ich mich schnell umzog und dann im Wohnzimmer wieder zu den beiden aufschloss.
      Caleb hatte sich auch ein anderes Hemd angezogen, Tiara sah ebenfalls anders aus, aufreizender, was ich nach einem Seitenblick in ihre Richtung mitbekam. Bevor sie meinen Blick bemerkte, schaute ich zur Seite und warf mich auf die Couch, auf die sich dann auch Tiara setzte. Caleb saß zu unserer Rechten auf dem Sessel und nippte an seinem Bier.

      Tiara | Ich hatte mir obenrum nur ein kurzes schwarzes Top und die passende beige Sweatjacke angezogen, dazu trug ich noch eine beige Jogginghose, die etwas weiter ausfiel, da ich sie in der Herrenabteilung gefunden hatte. ‘Angel’ stand auf dem kleinen Aufnäher, wo ursprünglich mal das Nike-Zeichen beheimatet war. Ich musste schmunzeln, wenn man mich fragen würde ob ich wirklich so ein Engel sei. Caleb wusste bereits, dass ich auch anders sein konnte und nachdem ich seit kurzen auch gepierct war, war es immer mal wieder ein kleines Rätsel, welche Unterwäsche ich am besten trug, um sie in meiner Situation als Trainer in den kleineren Klassen nicht durch mein Hemd durchscheinen zu lassen.
      “Danke Caleb, dass du auch mir ein Bier angeboten hast”, sagte ich gespielt enttäuscht und rieb mir eine imaginäre Träne vom Auge. “Ich dachte eher du willst irgendein Tussigetränk”, grinste er mich verschmitzt an und gab mir eine Flasche rüber. “Dass ich nicht ganz so sehr Tussi bin, das solltest DU ja wohl wissen”, sagte ich und zog eine Augenbraue hoch ehe ich meine Flasche öffnete und auch einen Schluck nahm. “Was ist mir dir Travis? Trinkst du nichts?”

      Travis | “Was soll das denn heißen? Dass gerade Caleb weiß, dass du nicht so eine Tussi bist?”, lachte ich, stand auf und ging einmal um den Tisch herum, um mir auch ein Bier zu schnappen. Caleb hatte sie ans andere Ende, also vor seine eigene Nase gestellt. Gut für ihn, aber alle anderen mussten aufstehen, um eins zu bekommen. Tiara hatte er zwar eins rüber gereicht, mir aber nicht.
      Auf meine Frage bekam ich weder von Tiara, noch von Caleb eine Antwort, weshalb ich mich mit dem Schweigen zufrieden gab und mich stattdessen mit einer anderen Frage an unseren Gast richtete: “Wie lange willst du eigentlich bleiben? Und hast du die Ranch drüben gekauft?”

      Tiara | Das war knapp gewesen. “Eigentlich zwei Wochen, aber ich denke ich nehm die Ranch, auch wenn es viel Arbeit ist.” “Das ist viel Arbeit, das kann ich dir sagen.” “Ach Caleb, ich schaff das schon, wenn Alex da ist, kann er mir erstmal helfen die Paddocks frei zu schneiden. Dann können wir die Pferde schon mal rüber holen und uns um die Boxen kümmern. Das Haus kann ich ja als letztes machen.”
      “Aber erstmal muss ich den Vertrag unterschreiben. Bin also noch was hier”, erzählte ich Travis und machte es mir dann bequemer in dem ich mich an die Rückenlehne der Couch anlehnte. Das Bier kam zwar nicht an das deutsche ran, aber immerhin konnte man es trinken.

      Travis | “Was soll das denn heißen? Willst du dich etwa hier einnisten, bis die Ranch drüben fertig ist?”, lachte ich und nahm einen Schluck Bier aus der Flasche, ehe ich sie wieder auf den Tisch abstellte und meinen linken Arm auf die Rückenlehne der Couch legte. Mein Arm berührte ganz leicht die Haare von Tiara.
      “Ich mein… den Platz habt ihr hier ja auf jeden Fall.. und Caleb hat gesagt ich kann hier helfen. Außerdem steht Shark ja noch hier. Bis der abgesetzt ist, kann ich noch bisschen mit ihm trainieren.”
      “Apropos…”, fing Caleb an. “Wenn du die nächsten Tage oder je nachdem Wochen Langeweile hast, darfst du dir gerne die Fohlen schnappen und das Fohlen ABC mit denen üben.”

      Tiara | “Hmm, bring mich doch dazu”, grinste ich ihn an und fuhr dann fort. “Aber ja, das kann ich gerne machen, das macht mir teilweise mehr Spaß als das Bereiten von Pferden.” “Umso besser, Dual Shaded Ace ist zwar schon was älter, aber der kann auch noch nichts.” “Wiee der kann noch nichts , Caleb, das ist enttäuschend. Du hast wertvolle Zeit verstreichen lassen”, stöhnte ich und hielt mir schauspielernd die Hand vors Gesicht. “Ich muss mich halt auch um die Großen kümmern, ich hab hier genug zu tun. Mach dich nützlich.” “Du wirst sehen, die Fohlen werden mich lieben”, zog ich die Augenbraue hoch und nahm noch ein Schluck von meinem Flaschenbier. “Reitest du eigentlich auch, Trav?”, fragte ich vorsichtig. Bisher hatte ich ihn noch nicht auf dem Pferd gesehen.

      Travis | Ich lauschte dem Gespräch zwischen Tiara und Caleb interessiert, trank zwischendurch immer mal wieder genüsslich einen kleinen Schluck aus meiner Flasche.
      Verlegen zuckte ich mit den Schultern, als Tiara mich fragte, ob ich reiten könne. “Deine Frage muss ich leider klar verneinen. Ich hab zwar schon mal draufgesessen aber reiten kann man das beim besten Willen nicht nennen.. ich kann Pferde führen und putzen, füttern und Boxen misten und das wars dann auch schon. Aber… Murhpy hat angefangen zu reiten, bekommt ab und an Unterricht von Caleb. Vielleicht sollte ich das auch mal in Angriff nehmen?”
      “Ich hab schon für Murphy kaum Zeit.. aber vielleicht schnappen du und Tiara euch morgen einfach eins der ruhigen Pferde und sie zeigt dir ein bisschen was?”

      Tiara | Du kannst mehr im Umgang als so mancher Reitschüler im Stall meiner Freundin”, grinste ich und nickte dann eifrig, als Caleb mich fragte. “Klar gerne! Das kriegen wir hin. Du musst mir nur sagen, welche die ruhigen Pferde sind”, sagte ich und stellte die Leere Flasche weg um mich dann etwas schwungvoller wieder auf meinen Platz fallen zu lassen. Mir war Travis Arm gar nicht aufgefallen, bis ich ihn grade etwas unsanft an meinem Kopf spürte. “Sorry Trav”, mit großen Augen sah ich ihn an. Mir tat es echt leid, manchmal war ich zu tollpatschig. “Soll ich den weg holen?”, fragte er etwas verunsichert, als ich mir den Kopf rieb. “Nein, ist schon okey.”

      Travis | “Der liebste von allen ist unser Hengst Blue. Der arme Kerl wird immer als Schulpferd missbraucht. Betsy lernt auch auf ihm, ebenso wie Murphy. Ansonst nehm Alan oder A Walking Honor”, antwortete Caleb und Tiara nickte. Der blonde Cowboy stand schließlich auf, streckte sich einmal und verabschiedete sich dann ins Bett.
      Nun saßen Tiara und ich alleine im Wohnzimmer. Toll, danke Caleb. “Und was machen wir zwei Hübschen jetzt noch?”

      Tiara | “Erzähl mal was über dich. Du weißt mehr über mich als ich über dich. Ich mein, du weißt, dass ich aus Deutschland komme und die Nachbarranch kaufen will.”
      “Hält dich denn nichts mehr in Deutschland? So gar nichts? Freunde oder Familie?” “Klar werde ich meine Freunde vermissen, aber ich bin sowieso die meiste Zeit bei den Pferden und hier hab ich meinen Trainer in direkter Nähe. Mit meinen Eltern hab ichs mir verkracht und der einzige der noch zu mir steht ist Alex.”
      “Und Alex ist wer? Du redest so viel von ihm?”, er war neugierig, nur völlig auf dem falschen Pfad, was Alex betraf. “Alex ist nur unser Praktikant, der ist auch bald zuende mit dem Praktikum, aber er ist gut. Er macht gute Fotos und kann inzwischen die Pferde versorgen, ohne dass ich Angst haben muss, dass sie zu wenig oder zu viel bekommen. Und jetzt erzähl mal was von dir.” Ich drehte mich mit angewinkelten Beinen zu ihm und hörte aufmerksam zu.

      Travis | Ich hörte ihr zu, stellte ein paar Fragen. Als sie fertig mit erzählen war, sollte ich ihr etwas über mich erzählen, was die Stimmung schlagartig kippen ließ. “Hmm”, murmelte ich und schwieg dann wieder, ehe ich ein paar Mal ansetzte, dann jedoch wieder verstummte. “Ich arbeite schon eine ganze Weile hier auf der Ranch. Familie hab ich nicht mehr, meine Freunde haben sich damals abgewandt, als ich einen anderen Weg eingeschlagen habe… was soll dir ein einfacher Stallbursche schon groß von seinem Leben erzählen?”, ich kratzte mich am Kopf und zuckte dann lächelnd die Schultern. “Ich mach hier meinen Job, verdiene Geld und bin unter netten Leuten.”
      Tiara nickte, schien sich aber noch nicht mit dieser Antwort zufrieden zu geben. “Wieso haben sich deine Freunde von dir abgewandt?”
      Mein Blick änderte sich, ich schaute sie nicht mehr ganz so freundlich an. “Das ist eine Sache, die ich nicht einfach ausplaudere.” Damit war das Thema für mich gegessen, mehr Antwort würde sie nicht bekommen. Ich nahm meinen Arm derweil von der Rückenlehne, stand auf und sammelte die leeren Flaschen ein, ehe ich sie in die leere Kiste brachte. “Ich glaub ich hau mich aufs Ohr, muss ja rüber zu meinem Bungalow laufen… gute Nacht.” Damit verabschiedete ich mich und ließ eine wohl leicht verdutzte Tiara zurück.

      Tiara | Okey… das nenn ich mal Abgang. “Gute Nacht”, flüsterte ich kaum hörbar und sah ihm verwundert nach. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, er hätte zumindest mal warten können, so musste ich nun alleine im Schein des Mondes durch die Dunkelheit zu meinem Zimmer laufen. Ich legte mich auch ziemlich schnell aufs Ohr und versuchte nicht so viel über die vorige Situation nach zu denken.
      Am Morgen wurde ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen und sah auf die Uhr. 5:24 Uhr. Ich konnte Alex anrufen. Beep...Beep… “Alex?” “Hey Titi, Chaa geht es den Umständen entsprechend gut. Es wurde nichts wichtiges getroffen, ganz so, als sei der Holzblock an den Organen vorbei geschlängelt."" Alex, danke… Danke für alles. Du bist einfach der Beste. " dann hieß es für mich auch schon ab zum Frühstück.

      Caleb | “Oh guten Morgen Tiara!”, sagte ich freundlich und zeigte auf einen der leeren Stühle. Bisher waren wir alleine am Frühstückstisch. “Hast du gut geschlafen?”
      “Geschlafen ja, allerdings nicht viel.. ich musste auch erstmal mein Zimmer wiederfinden.” Ich horchte auf, sah sie fragend an. “Hm?”
      “Na Travis hat mich einfach sitzen lassen.”
      “Wieso das denn?”
      “Hab ihn einfach nur gefragt, ob er mir was über sich erzählt, er weiß durch dich so viel von mir. Dann ist er komisch geworden und gegangen.”
      “Hmmm”, es stand mir nicht zu, ihr etwas über Travs Vergangenheit zu erzählen. “Gestern war für ihn ein langer Tag, nimm es ihm nicht übel. Wenn er dir etwas erzählen will, warte bis er von sich aus anfängt, dräng ihn nicht.”
      “Caleb was soll das denn nun schon wieder heißen?”
      Ich seufzte. “Du weißt dass Bellamy und Octavia aus dem Gefängnis kommen, oder? Sie sind nicht die Einzigen von dort. Mehr steht mir nicht zu, dir zu erzählen.” Jetzt hatte ich Tiara wohl vollends verwirrt.

      Tiara | Gefängnis…? Was? "Öhm, ne das wusste ich jetzt nicht", sagte ich verwirrt und sah mit großen Augen auf den Tisch. Das würde aber erklären, wieso er so komisch wurde bei dem gestrigen Gespräch. "Aber Caleb, das ist jetzt an sich doch nichts schlimmes. Ich mein, ich hab ihn jetzt kennen gelernt und nicht vorher. Er scheint mir jetzt ein Vernünftiger Mann zu sein?"
      "Das ist er auch, Tiara. Wir reden wann anders darüber", schnitt er das Gespräch ab und deutete auf die Tür, wo gerade O und Travis reinkamen. Ich sah kurz zu Travis, nickte ihm freundlich grüßend zu und sah dann wieder zu Caleb.

      Travis | Auch ich nickte Tiara zu, grüßte Caleb und setzte mich an den Tisch. Das Frühstück verlief wie immer. Wir sprachen viel über die Arbeit, ehe Caleb mich daran erinnerte, dass ich an meine Reitstunde gleich mit Tiara denken solle. “Ich vergess das schon nicht, Boss”, murmelte ich und schaute dann zu Tiara. “Wenn du fertig bist können wir von mir aus los. Blue steht im Hengststall in seiner Box.”

      Tiara | Stumm nickte ich ihm zu und aß die letzten Bissen meines Frühstücks. “Wir können”, gab ich Travis bescheid und stand auf um mein Geschirr weg zu bringen. Travis folgte mir um dann an mir vorbei zwischen den Trucks zu verschwinden. Als ich ihn ein paar Meter fand, konnte ich die Anspannung von seiner Seite aus spüren. “Hey, es tut mir leid. Mir tut es leid, dass ich gestern nach deiner Vergangenheit gefragt hab. Ich hätte nicht nachhaken dürfen und es tut mir leid. Können wir jetzt ganz normal weiter machen? Es liegt mir nämlich sonst im Magen...”

      Travis | Ich schwieg sie eine Weile an, ehe ich antworte: “Ach was alles gut, es war für mich ein langer Tag und ja..” Damit war das Thema für mich gegessen.
      Im Stall angekommen putzten und sattelten wir Blue weitgehend schweigend, ehe wir gemeinsam in die Halle gingen. Ich gurtete nach, stellte die Steigbügel auf meine Länge ein und sah dann zu Tiara. “Also satteln kannst du ja, das muss ich dir schon mal lassen.”
      “Klar, das mach ich ja auch oft. Aber reiten kann ich nicht… geh ich zu erst drauf oder du?”
      “Ich würde den ein paar Runden reiten, dann tauschen wir”, antwortete sie mir, machte die Bügel ein paar Löcher kürzer und stieg auf. Blue, artig wie er es gelernt hatte, wartete so lange auf der Stelle, bis sie die Zügel aufgenommen und das Kommando zum Losgehen gab.

      Tiara | Blue war nicht nur ein ‘ruhiges’ Pferd,nein, er war ein Lehrmeister. Ein richtig guter dabei. Ich nahm die Zügel einen Hauch auf und gab ihm eine Hilfe zum losgehen. Ich legte viel Wert auf ordentliches Warm reiten und deshalb ritt ich mit ihm einige Bahnfiguren im Schritt, ehe ich ihn auf dem Zirkel vermehrt traben ließ. Danach ritt ich noch eine ganze Bahn im Galopp ehe ich zu Travis ritt und einen Meter weiter Abstieg. Blue kaute derweil auf dem Gebiss rum und wartete geduldig darauf, dass Travis aufstieg. “So ich hab ihn jetzt ein bisschen warm gemacht, was kannst du denn schon? Oder fangen wir am besten im Schritt an?” Fragte ich ihn nochmal, nachdem er aufgestiegen war.

      Travis | Die Reitstunde war ein voller Erfolg gewesen. Tiara war eine gute Lehrerin. Die Stunde hatte wirklich Spaß gemacht und ich war mich sicher, dass ich einiges daraus mitnehmen würde.
      Am Abend saßen wir gemeinsam am Esstisch und unterhielten uns über belanglose Dinge, ehe Caleb Tiara nun die Fragen aller Fragen stellte. “Kaufst du die Ranch nebenan nun?”
      Tiara schien eine kurze Zeit zu überlegen, dann legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. “Und wie ich die kaufe. Aber ich brauch da wirklich eure Hilfe…”
      “Kein Problem, die bekommst du!” Auf dieses freudige Ereignis stießen wir erst einmal gemeinsam an- und auch darauf, dass es ihrem Pferd Chaa wieder besser zu gehen schien.
      Fohlenweide: BR Dissident Whiz, BR Colored in Style, BR Alans Smart Dream, BR Raised to Slide, A Walking Dignity, BR Wimpys Bright Gangster, BR Atlantis Dream, BR Double Gunslide, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace
      Jungpferde: tc Mister’s Silvermoon Cody, Smart Lil Vulture, PFS‘ Unclouded Summer Skies, GRH’s Funky’s Wild Berry, Chic‘ N Shine, BR Colonels Lil Joker, BR Colonels Golden Gun, Special Luna Zip, Jacks Inside Gunner, Gun Sophie, Ginger Rose, Colonels Blue Splash, Captains Blue Crystal, BR Dress to Impress
      Trainingsstall: Abandon all Hope, Bittersweet Temptation, Cielos, Whitetails Shortcut, Zues, A Walking Honor, California Rose, Cupcake Cult, Easy Going, Frosty Lagoon, GRH’s Unbroken Magic, HMJ8345’s Continental, Honey’s Aleshanee, Kholáya, Lady Blue Skip, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Snapper Little Lena, Stormborn, Striga, Tortured Witch HMJ 6693, Blanton’s Gentleman, Four Bar Chocolate Becks, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Heza Bat Man, How ‚Bout Moonies, I’m a Playboy, Silent Bay, Small Town Dude
      Zuchthengste: Alan’s Psychedelic Breakfast, Chocolate Dream, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Till Death
      Zuchtstuten: Bella Cielo, Black Sue Dun It, Chou, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, GRH’s Aquila T Mistery, Jade, Kristy Killings, Lovin‘ Out Loud, Magnificient Crow, Miss Independent, Tainted Whiz Gun, Wimpys Little Devil
      Sommerweide: Breia LDS, Ceara Isleen, Dakota, Drama Baby, Flashlight, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Pocahontas, Priamos Ruffia Kincsem, Prias Colourful Soul, Raspberry, Tasmania, Tigres Eye, Absolute Bullet Proof, Birk, Culain, Peacful Redemption, Wildfire xx
      Verkaufspferde: Magic Lanijos, Chapter 24, Heretci Anthem, General’s Coming Home, Chocolate Shades, Raised from Hell, Citizen Fang, A Shining Chrome, Picture of a Ghost, Verdine, Whinney, Cruel Twist of Fate, Kisshimbye, Sweet like Chocolate, BR Homecoming Queen, BR Hollywoods Dream Anthem, BR Sheza Topnotch Babe, BR General Pleasure, BR Black Pamina, BR Heart N‘ Soul, BR Lovely Gun, BR Twenty 4 Killings
    • Veija
      Being mortal - wir sind sterblich.
      Februar 2021, by Ravenna & Veija
      Caleb
      Während ich in das Wartezimmers des Krankenhauses stolperte und so beinahe alle Aufmerksamkeit auch mich lenkte, scannte mein Blick den Raum nach dem Antlitz eines einzigen Menschen. Eines kleinen Menschens; Betsy.
      Das Mädchen stand am Fenster, wandte mir den Rücken zu. Eine Hand auf dem Fensterbrett, die Andere in der von Ylvi, die sich direkt neben ihr befand. Auch sie schaute zum Fenster hinaus, wirkte in sich zusammengesunken.
      Neben mir eine Regung, dann eine Hand auf meiner Schulter. „Fangen Sie wieder an zu atmen, nicht dass Sie uns hier noch zusammenklappen“, war die einfache Aussage einer älteren Dame, derer ich nun meinen Blick zuwandte und reflexartig einmal tief Luft holte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie angehalten hatte, spürte jetzt allerdings ein leichtes Brennen meiner Lunge. Meine rechte Hand zur Brust hebend ging ich einen Schritt auf die beiden Frauen zu. Auf halber Strecke wandte Ylvi mir den Kopf zu. Mit ihren blau unterlaufenen, tränenverquollenden Augen schüttelte sie kaum sichtbar den Kopf.
      Ich seufzte tief, schloss einmal kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete, starrte ich direkt in Betsys kleines, ebenso tränenüberströmtes Gesicht. Sie sagte kein Wort aber ich spürte all den Schmerz, die Trauer und auch die unbändige Wut in ihrem Blick. Ich wollte etwas sagen doch mein Mund wollte einfach keine Worte formen. Stattdessen ging ich in die Hocke, breitete die Arme aus und hoffte, dass das Mädchen der stillen Aufforderung nachkommen würde. Augenblicklich löste Betsy sich von Ylvi, begab sich in meine geöffneten Arme und schmiegte sich schluchzend so fest an mich, dass mir der Cowboyhut vom Kopf fiel. In jeder anderen Situation hätte ich ihn sofort vom Boden aufgehoben, doch in diesem Moment war der Hut auf dem Boden das kleinste meiner Probleme, denn während mein Hemd langsam Betsys Tränen durchsickern ließ, rollten zunächst vereinzelt auch Tränen bei mir, ehe ich mich der eigenen Trauer hingab und ebenso bitterlich anfing zu weinen.

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      Eine Woche zuvor
      Caleb
      Wenn ich sagen würde, ich wäre schon eine ganze Weile auf den Beinen, wäre das mit Sicherheit gelogen; aber ich war… schon eine ganze Weile auf den Beinen.
      Ich stand am Fenster meines Schlafzimmers und ließ den Blick über den Hof schweifen. Schon einige Zeit dachte ich über eine kleine Feier im Haupthaus nach. Keine Feier im eigentlichen Sinne, einfach einen Abend, an dem wir gemütlich zusammensitzen und das bisherige Leben Revue passieren ließen; natürlich bei gutem Essen und für die Erwachsenen mit Alkohol.
      Klar, wir saßen zum gemeinsamen Frühstück auch das ein oder andere Mal zusammen, aber dort besprachen wir immer nur den Tagesablauf und fokussierten uns aufs Geschäft, auch wenn nicht immer alle Mitarbeiter am Frühstück teilnahmen. In letzter Zeit hatten sich Dell und Betsy immer öfter ausgeklinkt, was aber daran lag, dass Dell weniger Arbeit auf dem Hof und somit mehr Zeit am Morgen für seine Tochter hatte.
      Da so gut wie kein Pferd momentan in der Box stand fiel das Misten am Morgen fast gänzlich weg- dies würde sich zum Winter hin leider jedoch wieder ändern.
      Mein morgendlicher Gang führte mich nach der Dusche nur kurz in die Küche. Dort schnappte ich mir meinen Thermobecher Kaffee, dieser war größer als jede Tasse, die im Schrank stand, und ging ins Büro. Es wartete heute wieder einiges an Papierkram auf mich und wenn ich den morgigen Tag freimachen wollte, musste ich das heute erledigen.

      Ylvi
      Ich genoss die sanfte kühle die von meiner Hand in meine Stirn überging. Während gleichzeitig mir heiß und kalt wurde. Ganz zu schweigen von dem fiesen Ziehen im unteren Rücken.
      Daher zuckte ich völlig zusammen als sich die Tür zum Büro schwungvoll öffnete. Orientierungslos sah ich Caleb den Raum betreten, seinen großen Becher Kaffee in der Hand. “Oooh Kaffee!” seufzte ich hoffnungsvoll. Denn die Motivation aufzustehen. Die war ziemlich gering. “Es steht noch welcher in der Kaffeemaschine, sogar warm!” berichtet er mir. Während mein Hirn Sauer auf seine offensichtliche gute Laune war. Ich hingegen schwankte irgendwo zwischen Heulen und Aggression. Was der Knoten in meiner Gebärmutter, aber nur zum Anlass nahm um sich ein kleines Stück mehr zusammenzuziehen. Nur knapp unterdrückte ich mein Stöhnen. Ich brauchte dringend eine Schmerztablette um diesen Tag zu überleben. Nicht das ich meine Periode ohnehin schon verfluchte. Manchmal extrem Schmerzhaft, manchmal kam sie ewig nicht. Man mochte vielleicht den Unfall als Kind und die damit einhergehende Verletzung meines Unterleibes dafür verantwortlich machen. Aber auch andere Frauen litten unter Mens-Schmerzen.
      “Puh, ich würd so gern zuschlagen. Aber den Schluck gönn ich wem anders. Schmerztabletten und Kaffee sollen sich nicht so gut machen.”

      Caleb
      Schmerztablette? Ich horchte auf. “Schmerztablette?”, fragte ich sie dann. “Was hast du?” Am heutigen Morgen war ich wohl ausnahmsweise wirklich in Plauderlaune, weshalb ich sie auch einfach gerade heraus gefragt hatte.
      “Frauenprobleme”, bekam ich als knappe Antwort. Dann würde ich sie wohl lieber mal nicht zu viel nerven, dachte ich und stand auf, um den Raum kurz und schweigsam zu verlassen. Als ich wiederkam, hatte ich eine Flasche Wasser in der Hand und reichte sie Ylvi. “Wäre zwar nicht nötig gewesen, aber danke.” Beim Zurückgehen zum Schreibtisch sah ich ihre Flaschensammlung neben dem Schreibtisch. Sie hatte sich dort einen kleinen Vorrat hingestellt, um nicht immer zum anderen Haus laufen zu müssen. Idiot- dachte ich und setzte mich wieder schweigend auf meinen Platz.
      “Was macht… die Instagram-Seite? Haben wir mehr Follower bekommen, seit du auch das Training mit HMJ Saintly postest?”

      Ylvi
      Ich gab es natürlich nicht direkt zu, aber mir den Weg hinüber ins Haus sparen zu können war goldwert. Ich steckte mir die Pille zwischen die Lippen, nippte und schluckte. Und trank noch zwei weitere Schlucke um sie nicht in der Speiseröhre zu spüren. Dann erst konnte ich mich der Frage von Caleb widmen. Ich winkte ab. “Ach frag bloß nicht. Die Follower kommen, es gehen nur wenige. Schaut man sich die Statistiken an sind es viele weibliche Follower, dabei ich das Alter von 16-45 wirklich alles vertreten. Allerdings kommen so viele Anfragen an Nachrichten. Ich könnt quasi hier übernachten und nur diese beantworten. Ich musste auch die Mail von unserer Website nehmen. Wir wurden mit Spam und sinnfreien E-Mails BOMBARDIERT. Aktuell versuch ich der Lage da ein wenig Herr zu werden.” antwortete ich wahrheitsgemäß. Es machte mir Spaß. Wir hatten einige tolle Beiträge über die letzten Wochen schreiben können. Diese Fragenflut war dann aber doch ein wenig anstrengend. “Außerdem wird immer wieder gefragt ob wir nicht mal einen Live-Stream veranstalten könnten.” Das hatte Caleb bisher abgelehnt. Ich selbst hatte einige bereits gemacht, die Leute so virtuell über die Ranch geführt. Aber Caleb hatte sich bisher noch ein wenig gesträubt sich vor die das Smartphone zu hocken. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Es war schon seltsam nicht in real mit anderen Menschen zu sprechen.

      Caleb
      Ich musste kurz lachen. “Viele weibliche Follower? Vor allem… was wollen die sechzehnjährigen? Ich hoffe du postet keine Bilder wo ich und die anderen Jungs oberkörperfrei herumlaufen.” Ylvi stimmte kurz in mein Lachen ein, gab mir aber keine Antwort, die das Gegenteil bezeugte, pah!
      “Was meinst du mit Spam und sinnfreien Anfragen?”, ich überlegte… mir fiel aber tatsächlich nicht wirklich etwas ein, was Fremde uns an sinnlosen Anfragen schicken sollten. Ylvi würde da jedoch gleich Licht ins Dunkle bringen.
      “Vielleicht kann ich mich ja doch irgendwann mit dem Gedanken anfreunden, mal so einen Livestream zu machen. Ich meine wenn das von so vielen gewünscht wird?” An meinem Bildschirm öffnete ich still und heimlich Instagram, wollte mir mal anschauen, was Ylvi dort so postete. Doch ohne Benutzerkonto kam ich nicht rein. Ich schmollte kurz, überlegte und fragte sie dann doch, ob sie mir nicht an ihrem Handy die letzten Beiträge zeigen könnte.

      Ylvi
      Mit seinem Bürostuhl rückte er ein wenig zur Seite als ich mich erhob um ihm alles zu zeigen. Ich scrollte mit ihm einige Zeit durch den Feed. Zeigte ihm die Vorstellung einiger Mitarbeiter mit einem kleinen Bild in den Highlights. Neugieriger als ich es für möglich hielt wollte er sogar ein paar der Nachrichten lesen. “Meinetwegen kannst du auch ein paar Beantworten.” sagte ich leise lachend.
      Ich überließ ihm also mein Handy, denn die halb hockende, halb stehende Position neben dem Tisch war irgendwie ziemlich unbequem. Also kehrte ich zurück an den Schreibtisch. Langsam spürte ich auch wie die Tablette wirkte, das Zittern in meinem Körper fand endlich ein Ende. Meine Konzentration konnte so wieder auf die Probleme vor mir gerichtet werden. Ich hatte schließlich noch andere Arbeit vor mir!
      Tschetan und Kaya würden demnächst aus der Schule kommen. Wir hatten im Gespräch mit der Schule und den Kids direkt das Home Schooling schließlich aufgegeben. Stattdessen hatten wir uns eingesetzt das ein Schulbus die Kids abholte und auch wieder zurück brachte. Caleb hatte uns zur Förderung sogar Geld der Ranch zur Verfügung gestellt. Das hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Aber er hatte nur abfällig lächelnd gesagt er könne schließlich nicht verantworten das seine besten Mitarbeiter ständig im Auto hockten um die Kinder wegzubringen. Damit hatte er mich völlig übergangen und Louis und Dell zugezwinkert. Manchmal war er eben ein rechter Schelm. Ich lugte über den Bildschirmrand zu Caleb. Ausnahmsweise sah man sein Gesicht, da er drinnen keinen Hut trug.
      Sein Gesicht war aschfahl, die Augen auf mein Handy gerichtet. Seine Ohren schienen zu leuchten. “Na? Da wird sogar ein Cowboy rot bei solchen Sachen.” scherzte ich.
      Caleb
      So viele, unfassbar tolle Kommentare unter den Fotos! Ich war begeistert, scrollte mich von oben bis unten durch und beantwortete einige der Fragen. Auf die Frage, wann es denn endlich mal einen Livestream mit dem Kopf der Ranch geben würde, antwortete ich ein paar Mal: Bald. Liebe Grüße, Caleb
      Noch während ich mich weiter durch laß, ploppten unten immer mehr Herzen auf. Ich klickte also darauf und wurde immer wieder zu meinem Kommentar zum Livestream zurückgeleitet. “Ylvi ich komm hier immer wieder zurück…”, sagte ich ein wenig verzweifelt zu ihr, stand auf und ging zu ihr rüber. Sie zeigte mir kurz, was das Problem war. Also setzte ich mich wieder auf meinen Stuhl und beantwortete munter Fragen. Das könnte ich den ganzen Tag lang machen!
      Bald fiel mir oben rechts ein Pfeil auf, auf dem eine rote Zahl stand- und keine Kleine. Ich drückte drauf und kam wohl zu den Privaten Nachrichten. “Darf ich die durchlesen?”
      “Klar”, kam es vom anderen Schreibtisch.
      Also las ich ein paar der Nachrichten, antwortete kurz- natürlich gab ich mich immer als… ich zu erkennen, denn bisher hatten die Personen ja immer nur mit Ylvi geschrieben. Ich dachte schon das wären viele, aber als ich auf ‘Nachrichtenanfragen’ klickte, wurde ich quasi von Texten erschlagen. Ich klickte ein paar an, verzog ein paar Mal schüttelnd den Kopf- bis ich zu einer Nachricht einer offensichtlich minderjährigen, jungen Dame kam, die uns ein paar… Nacktfotos geschickt hatte. ‘Sweet Dreams’ stand mit einem Kusssmiley darunter.
      Ich starrte den kleinen Bildschirm an, sagte nichts. Blickte dann zu Ylvi hoch, drehte den Bildschirm, damit sie wusste, was ich meinte. “Bekommen wir viele solcher Nachrichten?!”
      “Ja. Was meinst du denn, was ich mit sinnlosen Nachrichten gemeint habe…”
      “Ich mein.. wie alt ist sie? 14? Oh mein Gott…” Ich stand auf und drückte Ylvi ihr Handy wieder in die Hand.
      “Sind es nur Bilder von Mädchen oder auch von Jungs?”

      Ylvi
      Die Zeiten in denen ich rot geworden wäre waren längst vorbei. Ich zuckte also mit den Schultern. “Natürlich auch Jungs...Männer. Einige sind an mich gerichtet andere auch durchaus an die Männer der Ranch. Ich blockiere die Profile meistens, reagiere nicht auf die Nachrichten. Hätte niemals gedacht ,dass ein Profil das über das Leben hier auf der Ranch aus ist - solcherlei Nachrichten erhält”
      “Sollten wir in dem Stream erwähnen ...naja dass solche Sachen nicht gewünscht sind?” ich winkte ab. “Das wird die ganze Sache womöglich nur anstacheln. Aber ich habe da die Idee vielleicht einfach nochmal Aufmerksam darauf zu machen - was wir im Internet veröffentlichen verbleibt dort oft für Jahre. Das viel schlechtes mit Bildern im allgemeinen angestellt werden kann. Aber die passenden Worte dazu sind mir noch nicht gekommen.”
      “Die Idee ist gut….mit dem Schreiben kann ich dir allerdings wenig helfen fürchte ich. Nicht mein Fachgebiet.” damit deutete er auf den Bildschirm seines PC’s an dem er sicherlich einige E-Mails zu verfassen hatte. Zumindest hatten wir in den vergangenen Wochen die Zettelwirtschaft von Bellamy beseitigen können. Ordnung in einige der Prozesse gebracht und endlich einen ausgereiften Businessplan.
      Caleb hatte sich sogar damit anfreunden können, einige der Arbeitspläne und Aufgaben auf meinem alten Tablet zu organisieren. Ein geteilter Kalender. Eine Art Planner-App in der Aufgaben zugewiesen werden konnten. Bestanden zu einzelnen Prozessen Fragen konnte noch immer zum Telefon gegriffen werden. Caleb gab es nicht zu. Aber ich spürte zusehends wie ihm meine Hilfe mit der Digitalisierung gefiel. Vor allem hatten wir unseren einstigen Flow wieder gefunden. Als würde der Funke der Freundschaft wieder beginnen zu erstarken. Diese Entwicklung machte mich zusehends glücklicher. Die Liebe die ich in meinem Herzen noch immer für ihn empfand machte mir ein zusammensein mit ihm aber auch schwer. Wie konnte es sein? Das mein Herz sich gleichermaßen an zwei unterschiedliche und doch so gleiche Männer gehangen hatte. "Was meinst du? Heute Abend nach dem Essen drüben im Kaminzimmer der LiveStream?"

      Caleb
      Ich war ein wenig überfahren von Ylvis Aussage. Stimmte dem aber sofort zu, dass wir darauf aufmerksam machen mussten, dass Fotos und auch Beiträge über Jahre hinweg im Internet verweilten.
      “Heute Abend schon der Stream?”, ich zuckte die Schultern. “Warum nicht, dann hab ich's hinter mir.”
      “Caleb so schlimm wird es schon nicht sein. Zieh dir was nettes an und sei einfach du selbst, dann klappt das.”
      “Also soll ich, wie immer, mürrisch und schlecht gelaunt sein.”
      Ylvi klatschte sich mit der Hand an die Stirn. Sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Doch als ich grinste, stieg sie in mein Grinsen ein und wandte sich wieder ihren Aufgaben zu. Das Handy gab ich ihr zurück, ehe auch ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm lenkte. Bis zum Stream hatte ich noch ein paar Stunden Zeit, so dass ich noch eine halbe Stunde hier im Büro verbringen, dann aber nach draußen zu den Pferden gehen wollte.
      Die halbe Stunde neigte sich gerade dem Ende zu, da betrat Dell das Büro, nickte Ylvi kurz zu und setzte sich auf den Stuhl, der mir gegenüber. Auffordernd sah ich ihn an, doch er sagte zunächst kein Wort. Ich wusste schon, was er wollte. Zumindest konnte ich es ahnen- Zeit mit seiner Tochter.
      “Ich äh.. wollte fragen, ob du mir heute Abend frei geben kannst?”, rückte er dann doch mit der Sprache heraus.
      Wirkte ich wirklich so angsteinflößend auf meine Mitmenschen?
      “Ich würde gerne mit ihr zusammen in die Stadt gehen, Betsy will unbedingt einmal in dieses All you can eat Sushi Restaurant und danach würden wir noch ins Kino gehen.. ich brauch nur jemanden, der meine Fütterung und die Boxen übernimmt.”
      “Wie viele Boxen hast du?”
      “20 sind es im Moment misten und füttern. Es sind aber nicht alle Pferde im Stall, ein paar bleiben draußen.”
      Ich überlegte kurz. “Ylvi was meinst du wie lange brauchen wir, bis wir den Stream am Laufen haben?”
      Ylvi runzelte schon wieder die Stirn. Scheinbar hatte ich ihr wieder eine meiner technisch dämlichen Fragen gestellt.
      “Wir gehen da hin wo wir gutes Internet haben und ich drücke auf diesen Knopf, das wars.”
      “Können wir dann nicht im Stall anfangen? Dann kann ich neben dem Misten was sinnvolles tun und wenn ich keine Antwort parat hab, schwenkst du einfach auf dich um. Dann sehen die Menschen auch sofort was von der Ranch und der Arbeit.”

      Ylvi
      In Anbetracht vom kommenden Herbst. Der nasskälte die draußen auf mich wartete. War ich nicht ganz überzeugt. Sinn machte die ganze Sache aber schon. "Klar, ich denke das macht einen guten Eindruck. Außerdem sehen die Leute dann auch das du nicht einen auf Boss und Rich Kid machst, sondern auch in die tägliche Arbeit involviert bist."
      "Der Arbeitsbulle quasi" dabei warf er sich in die Brust. Dell sah ein wenig wirr von mir zu Caleb und wieder zurück. Der wusste natürlich nicht ganz worum es ging. "Hab ich jetzt also frei?" fragte er daher fast ein wenig unterwürfig. "Na klar." nahm ich Caleb die Antwort vorweg, streckte ihm seitlich die Zunge heraus als er seine Position veränderte. Theatralisch warf er die Hände in die Luft. "Gut, da man mich nicht zu brauchen scheint. Caleb verlässt das Büro!" damit erhob er sich tatsächlich. Dell hingegen blieb noch sitzen. "Betsy hat außerdem gefragt ob nicht Kaya auch dabei sein dürfte. Ich denke Louis wird später noch bei dir vorbeischauen um das ganze abzusprechen. Nur das du schon Bescheid weißt." "Danke , Dell."
      Damit verließ auch er das Büro.
      Da ich mich nicht wirklich auf meine Arbeit konzentrieren konnte, schaltete ich das MacBook aus. Schloss die Tür hinter mir. Nur um mich draußen auf die Suche nach meinem Mann zu begeben. Was auf einer Ranch der Größenordnung gar keine leichte Aufgabe war. Mir begegnete tatsächlich eher zweimal Murphy. O' war es schließlich die meinte ihn das letzte Mal in Richtung des Reining Platzes laufen gesehen zu haben. Dort begegnete er mir dann tatsächlich. Er arbeitete gerade mit einem jungen Rappquarter, den Nachbarn hier zum Training abgeliefert hatten. Da er noch in seine Arbeit vertieft schien. Wartete ich. Aber wie immer, bewies er seinen sechsten Sinn für Dinge, nur kurze Zeit später wandte sich sein lächelndes Gesicht auf mich. Mit dem Pferd am Strick kam er zu mir herüber, strich mir über den Scheitel. "Du siehst müde aus." ich winkte ab, er wusste welche Zeit des Monats war. Und auch wenn nicht mehr so streng, wie seine Vorfahren. So hielt er sich von mir als menstruierende Frau fern. Es war noch immer seltsam würde es wohl auf ewig bleiben. Zum Anfang hatte ich dieses Verhalten nicht verstanden. Er schlief dann auf der Couch. Ich hatte erst Lilly danach Fragen müssen. Das war - wie so vieles eines der Dinge die ihn so traditionell machten. "Caleb hat mir vorhin schon eine Schmerztablette besorgt" eine seiner Augenbrauen hob sich leicht. "Hat er das?" "Eifersüchtig?" sprach ich halb im Scherz. Den undurchdringlichen Blick vermochte ich nicht zu durchschauen. "Dell hat die Kids und mich eingeladen zum Sushi essen...und ins Kino. Ich habe dran gedacht ihn zu begleiten." Natürlich hatte er daran gedacht. Ich lächelte milde "Das wird bestimmt klasse. Auch wenn ich neidisch auf das Sushi werden könnte." "Sollen wir was mitbringen?"
      "Gute Idee."
      "Ich weiß." Über den Zaun hinweg, gab er mir einen leichten Kuss auf die Stirn, ehe seine Arbeit ihn wieder einspannte.

      Caleb
      Mein Weg führte mich sofort in den Stall, in dem ich mich umsah und mich mal wieder in einem riesigen Chaos befand. Wie lange hatte ich diesen Stall hier nicht mehr betreten? Drei Tage? Vier Tage?
      Es sah aus wie Kraut und Rüben… also fing ich zunächst einmal an, alle Utensilien wie Mistgabeln, Beulengabeln und Besen wieder an ihren Platz zu hängen. Ich leerte die Schubkarre auf dem Misthaufen und stellte sie schon einmal in die erste von zwanzig Boxen. Bevor ich jedoch mit dem Misten anfangen wollte, portionierte ich das Kraftfutter in die dafür vorgesehenen, mit Namen beschrifteten Eimer. Die Internetmenschen mussten nicht sehen, was die Pferde zu fressen bekamen.
      Dann fing ich mit dem Misten an, bis mir auffiel, dass ich vorher vielleicht noch etwas essen gehen könnte- wer wusste schon, wie lange der Stream dauern würde? Nach einem Blick auf die Uhr war ich mir auch sicher, dass das Essen bereits auf dem Tisch stand.
      In der Küche traf ich auf Bellamy und O die sich angeregt über das nächste Galopprennen unterhielten. “Willst du Pria nicht aus dem Sport holen?”, fragte ich O während ich mich setzte.
      “Doch. Aber ich hab ja noch andere Pferde. Clyde und Wildfire könnten mehr laufen, ebenso Tigres und Drama… aber nicht mehr dieses Jahr. Ich trainier die auf für eine letzte Saison und dann nehm ich sie alle aus dem Galopprennsport raus.”
      “Ach was?”
      “Ja, ich will mit denen allen in Richtung Vielseitigkeit, das macht mir mehr Spaß. Außerdem.. außer Pria ist keines der Pferde wirklich gut darin. Warum also nicht etwas anderes probieren?”
      Ich zuckte mit den Schultern, setzte mich auf meinen Platz am Kopf des Tisches und schaufelte mir etwas vom Eintopf auf den Teller. Dazu gab es Brötchen, die ich kleinriss und ebenfalls auf den Teller legte. Mit dem Löffel tunkte ich sie in den Eintopf, so dass sie sich richtig schön vollsaugten.
      Das Essen verlief ruhig, es gesellten sich noch ein paar Mitarbeiter dazu. Ich war mir nicht sicher, ob Ylvi auch dazustoßen würde. Normalerweise aß sie mit Louis und den Kindern zusammen drüben. Aber da die drei gleich wegfahren würden, würde sie uns vielleicht noch Gesellschaft leisten.

      Ylvi
      Ich sprang vor der Terrasse auf und ab um den Matsch ein wenig von den Füßen zu bekommen. Auf den Abend hatte leichter Nieselregen eingesetzt. Ich entledigte mich im Flur schließlich meiner feuchten Jacke. Sowie dem Filzhut der mir meine Frisur platt gedrückt hatte. Bevor ich an einen LiveStream denken konnte, verlangte mein Magen nun vehemmend nach Essen. Gerade da die Düfte aus der Küche ein erneutes Knurren auslösten. Mein Frühstück war nicht sonderlich üppig ausgefallen.
      Mit dem Betreten der Küche hoben sich vereinzelte Blicke, die sich anschließend dem Eintopf widmeten. Zielstrebig ging ich auf meinen Platz direkt neben Caleb zu. Seltsam war es schon. Ich wohnte bereits fast ein Jahr gemeinsam mit Louis. Essen taten wir meistens mit den Kindern. Aber der Platz blieb dennoch oft frei. War es aus reiner Gewohnheit. Oder teilten mir die Mitarbeiter unbewusst mit an wessen Seite ich hätte besser bleiben sollen? Natürlich waren diese Gedanken idiotisch. Das ganze konnte ich einfach der Gefühlsduselei meiner Periode zu schreiben. Was in meinem Kopf nur wieder los war. Dankend nahm ich von Bellamy einen Teller Eintopf entgegen. Begierig nahm ich mir auch eines der Brötchen. Die Haushälterin war Dolores, kurz von allen Dolly genannt, einzustellen war auch eine der Neuerungen gewesen. Sie kümmerte sich liebevoll um die Ordnung in den Häusern der Mitarbeiter, der Ferienhäuser und dem Haupthaus. Versorgte alle mit genug Essen. Machte Erledigungen in der Stadt. Sie hatte über den Sommer sogar begonnen einen kleinen Gemüsegarten neben dem Haus anzulegen. Die 53 jährige wohnte ebenfalls in einem der kleinen Bungalows. Sie konnte vor allem hervorragend Kochen. Was die Anzahl der Mitarbeiter die nicht mehr nur allein für sich kochten doch deutlich erhöht hatte. Noch fanden alle knapp in der Küche Platz. Genüsslich nahm ich zwei Bissen vom Eintopf. Anschließend sah ich zu Caleb. “Bereit für den Stream?” sprach ich mit gedämpfter Stimme. Murphy und O’ unterhielten sich zwei Plätze weiter. Angeregtes Stimmengewirr erfüllte die Küche.

      Caleb & Ylvi
      Caleb stopfte sich gerade das letzte Stückchen des Brötchens in den Mund, trank den letzten Schluck aus seinem Glas und sah dann zu Ylvi auf. “So langsam werde ich irgendwie doch nervös”, gestand er ihr wahrheitsgetreu und kratzte sich kurz am Kopf. “Kannst du den Stream gleich anfangen und irgendwann erst auf mich umschwenken?”
      Zunächst antwortete die junge Frau nichts, stand lediglich auf und ging in den Flur, in den ihr Caleb folgte. Sie zogen sich an, Caleb setzte seinen Hut auf den Kopf und gemeinsam gingen sie in Richtung des Stalles, in dem Caleb bisher noch nicht wirklich viel erledigt hatte.
      “Ich kann von mir aus anfangen”, antwortete Ylvi ihm dann, während sie ihr Handy zückte und Caleb sich daran gab, die Box auszumisten. Um die Hände frei zu haben friemelte die junge Frau aus ihrer Jackentasche ein kleines Stativ. Welches ihr ermöglichte ihr Handy anzubringen an die Stäbe der Box. Anschließend öffnete sie Instagram, wechselte vom privaten Account auf den der Ranch. Der Stream musste sich ein wenig herumgesprochen haben. Am Nachmittag hatte sie in der Story eine kleine Ankündigung gemacht. Es dauerte nur wenige Sekunden da kamen bereits die ersten Besucher. Es flogen die Herzchen und von überall aus der Welt kamen Grüße. “Willkommen zum ersten Livestream der Bow River Ranch mit dem Boss des ganzen Ladens. Hier im Hintergrund: Caleb O’Dell! Sag hallo Caleb!” Ylvi trat ein wenig zur Seite. Gab jetzt dem Auditorium freie Sicht auf Caleb, der in seiner üblichen Manier, eine Hand zum Gruß an den Cowboyhut nahm. Klischee dachte Ylvi sich bei seinem Move. Sie schüttelte nur den Kopf. “Da wir den Stream ziemlich spontan gemacht haben - dachte ich mir gestalten wir das ganze als FAQ. Daher stellt ruhig die Fragen die euch auf der Seele liegen.”
      Tatsächlich kamen viele Fragen wie es ihnen ging, die sowohl Caleb als auch Ylvi wahrheitsgemäß beantworteten. Einige der Fachfragen stellte Ylvi laut. Während Caleb zur Kamera sprach, nahm sie ihm die Forke aus der Hand und hievte Stroh in die Schubkarre. Zweimal während der Beantwortung von Fragen wechselten die beiden jeweils die Box. Während sie gerade dabei waren in die Dritte zu wechseln. Stolperte Ylvi über einen der Eimer auf dem Boden. Noch während ihr ein Aufruf der Überraschung über die Lippen kam, schaffte Caleb es gerade so nach ihr zu greifen. Mit einer Hand an ihrer Hüfte. “Hu, das war knapp.” suchte auf dem Betonboden nach dem Handy mit den Augen. Und hörte während des Bückens die Frage von Caleb “Alles klar?” “Nur der Schreck.” Ylvi hob das Handy auf. Dank Hülle war nichts passiert. “Und das meine Lieben, sollte Grund sein kein Zeug unnötig in der Gegend rumstehen zu lassen.” Ylvi wechselte die Kamera, deutete auf den Übeltäter.” Ihnen hatten nun knapp 200 Leute zugeschaut. Und plötzlich schienen die Herzen sich zu überschlagen. Caleb sah gar nicht auf das Handy, er arbeitete weiter. Da er merkte das keine weiteren Fragen kamen und Ylvi ihn nur bei der Arbeit filmte. Hielt er inne, sah Ylvi an. “Keine Fragen mehr?” Ylvi räusperte sich. Verzog etwas das Gesicht, dann schien sie zu entscheiden es sei ohnehin egal. “Seid ihr ein Paar?” Stille. Caleb räusperte sich auch. “Gute Freunde. Ylvi ist mit meinem Freund Louis Killsbears verheiratet.” Das war der Moment in dem der Livestream ablief. Die Zeit war auf 90 Minuten begrenzt. Caleb fuhr fort. Die Antwort von ihm hatten ihre Zuschauer nicht mehr mitbekommen. “Die Antwort ging nicht mehr durch. Vielleicht sollte ich die Info...naja ergänzen zur Mitarbeitervorstellung.”
      “Das wäre wohl… sinnvoll”, antwortete Caleb und machte sich wieder an die Arbeit. Er war mittlerweile an der letzten Box angekommen, streute sie mit Stroh und fuhr die volle Schubkarre auf den Misthaufen. Zähneknirschend betrat er erneut den Stall, warf Ylvi einen Blick zu, die wild auf ihrem Handy herumtippte. “Änderst du das jetzt gleich schon?”
      “Nein, aber da der Livestream zu Ende war beantworte ich die letzte Frage einmal in der Story.” Von den ganzen ‘#calvi’ Kommentaren, die eindeutig Ylvi und Caleb als Paar galten, erzählte sie dem Blonden nichts.
      “Verteilst du noch das Kraftfutter hier in den Boxen? Die Eimer sind alle fertig und beschriftet sind sie ja auch. Dann fang ich schon einmal an, die Pferde rein zu holen.”
      Ylvi nickte, machte sich sofort an die Arbeit und schnappte sich einen Eimer nach dem Anderen, die sie in die Futtertröge schüttete. Nach und nach brachte Caleb die Pferde in den Stall, die sich sichtlich über eine frisch gemachte Box freuten. Der leichte Nieselregen war einem stärkeren Regen gewichen und nach einem Wink von Caleb fing Ylvi an, die Decken derer Pferde zu tauschen, die mittlerweile triefend nass geworden waren. Zum Glück konnten die Decken in einer extra Kammer mit Waschmaschine auch zum Trocknen aufgehängt werden. Die meisten Decken waren mit Namen bestickt, so dass es ihr leicht fiel, schnell voran zu kommen.
      “Nächste Woche soll es wieder um die 20 Grad werden, nachts aber nur drei. Dann haben wir wieder einiges zu tun… abends eindecken, morgens ausdecken.” Caleb seufzte. Ylvi war drauf und dran ihn zu fragen, was er hatte, da der Seufzer offensichtlich nicht den Decken gegolten hatte, was sie an seinem Seitenblick zu ihr vermutete. Typisches Calebverhalten, unschöne Situationen einfach todschweigen.
      “Ich danke dir für die Hilfe, den Rest bekomme ich alleine hin”, winkte er ab und verließ den Stall. So schnell ließ sich Ylvi allerdings nicht abschütteln, denn das Haus war ohne Louis und die Kinder ziemlich leer. Selbst ein ruhiges Bad konnte sie nicht nehmen, denn dort war keine Badewanne vorhanden. Dafür hätte sie Caleb wieder fragen müssen, um das Bad im Haupthaus nutzen zu können.
      “Was musst du denn noch machen?”, fragte sie ihn stattdessen und blieb eine ganze Weile auf seiner Höhe, bis sie sich ein bisschen zurückfallen ließ.
      Erst dann drehte Caleb sich um, sah sie aus zusammengepressten Augen an. Der Wind peitschte ununterbrochen von unten und jagte ihm die Regentropfen in die Augen. “Ich will noch rüber zu HMJ Saintly, werde ihn auch reinholen. Er muss nicht bei dem Wetter draußen stehen, der ist eh noch angeschlagen… und dann wollte ich noch bei den Stut- und Hengstfohlen vorbeischauen.”
      “Gut, dann komm ich mit. Vielleicht bin ich dir dennoch eine Hilfe.” Hatte er sie abwimmeln wollen so sagte er nichts. Es gab auch kein Nicken. Draußen schlugen sie ihre Kragen an der Jacke höher, die Hüte tiefer in das Gesicht gezogen. Zwei dunkle Gestalten in der beginnenden Dämmerung, ein jeder mit den eigenen Gedanken beschäftigt.

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      Louis, Kaya, Tschetan, Dell & Betsy
      Dell hatte das Büro von Caleb und das Haus zügig verlassen, um auf die Suche nach Betsy und Louis zu gehen. Den Lakota fand er schließlich am Reiningplatz mit einer schwarzen Stute. “Caleb hat das ok gegeben, wir können fahren. Ylvi weiß auch schon Bescheid.”
      “Okay dann treffen wir uns in… einer dreiviertelstunde in meinem Bungalow?”, fragte ihn Louis. Dell nickte und verschwand, immer noch auf der Suche nach Betsy.
      Er fand sie schließlich auf der Koppel. Nicht bei Sue, dafür bei Sues Fohlen Pamina. Kaya und Tschetan standen ebenfalls dort und streichelten die Stutfohlen. Es war toll, dass die Pferde von Anfang an Kinder gewohnt waren. “Hört mal Betsy und ich wollten in die Stadt fahren, Sushi essen gehen und dann ins Kino. Ich hab schon mit Louis gesprochen, wenn ihr auch Lust habt würden wir alle zusammen fahren”- wildes Nicken von allen drei Kindern. Kaya und Betsy klatschten sich einmal kurz ab. “Ihr müsstet euch alle nur… nochmal umziehen und vermutlich auch noch schnell duschen.” Wieder nickten sie alle. “Wir treffen uns gleich bei euch im Haus, Tschetan und Kaya.”
      “Bis gleich”, trällerte Betsy, gab Pamina einen Kuss auf die Nase und verließ langsam die Koppel. Sie wusste genau, dass sie bei den Pferden nicht laufen durfte und dachte fast immer daran. Im Haus steckte Dell zuerst Betsy unter die Dusche, eher er selbst schnell drunter sprang. In Windeseile waren sie beide angezogen.
      Im Bungalow der Killsbears, erwartete Vater und Tochter ein eigensinniges Bild. Hintereinander standen Kaya, Tschetan und Louis da. Eingehend damit beschäftigt sich die Haare zu kämmen. Wie selbstverständlich sah er wie sich seine Tochter Betsy einen der Stühle schnappte, ihn hinter Louis stellte und gleichermaßen begann die Reihe fortzusetzen. Dell sah auf seine Hände hinab und ließ sich seufzend auf einen der Küchenstühle nieder. "Ich fühl mich wie ein schlechter Vater. Das einzige das meine Hände zustande kriegen ist ein fusseliger Pferdeschwanz." Damit deutete er auf das Gebilde an Betsys Hinterkopf. Die 11 jährige kicherte. "Dafür können deine Hände andere geschickte Sachen!" ein kurzes zustimmendes Brummen kam Dell über die Lippen. Louis nahm die Worte auf. "Wir haben eben alle unsere Talente. Schau ich in das Innere eines Wagens kann ich höchstens sagen, wenn der Motor fehlt."
      "Vielleicht hast du deine Kindheit ein wenig zu lang damit verbracht dir die Haare zu flechten." Louis ließ keine Regung im Gesicht erkennen, aber Dell kannte den Lakota gut genug um seine zuckenden Mundwinkel zu sehen. Als alle bis auf Betsy fertig gekämmt und geflochten waren. Begann Louis damit Betsy die Haare aus dem Pferdeschwanz zu ziehen, kämmte sie vorsichtig durch, nur um sie dann mit drei Strängen zu verflechten. “Noch ein Sommer nur draußen, die Haare kohlschwarz. Und sie geht als eine von Deinen durch. “schmunzelte Dell. Sah auf seine Tochter und spürte ein Gefühl in sich aufsteigen. Mit jedem Sommer konnte er mehr von ihrer Mutter in seiner Tochter erkennen.
      Louis Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. Tschetan und Betsy fingen an zu lachen. “Betsy Killsbears, das wärs noch”, meinte der Junge und verschwand in eines der Zimmer, um sich umzuziehen.
      Kaya schaute Louis zu, stand dann aber schließlich auf und kam wenig später mit einer Jacke zurück.
      “Sind alle fertig?” - zustimmendes Nicken, Tschetan war mittlerweile auch wieder aufgetaucht. “Ich hab gedacht wir nehmen mein Auto. Es ist zwar nicht so komfortabel wie das von Caleb zum Beispiel aber man kommt von A nach B und die Kinder passen alle auf die Rückbank.
      Während die Kinder schon zum Auto vor liefen, schlenderten Louis und Dell gemütlich hinter ihnen her. “Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, in ihr Gesicht zu schauen”, gestand Dell ihm. “Sie sieht ihrer Mutter immer ähnlicher, es ist so unglaublich schwer… ich werde jeden Tag mehr mit ihr und dem Tod konfrontiert.”
      Louis senkte kurz den Kopf, ließ sich weiter zurückfallen, was Dell ihm gleich tat. “Der Tod gehört im Leben dazu, Dell. Genauso wie das Leben. Deine Frau hat dir deine wunderbare Tochter geschenkt, die euch Beide auf ewig vereinen wird. Sieh die Gedanken als Geschenk an, nicht als Last. Auch wenn es schwer fällt.”
      Am Auto angekommen hatten sich die Kinder bereits hineingesetzt. Dell griff zum Türgriff, hielt dann allerdings inne. “Danke”, hauchte er fast tonlos in die Dunkelheit. Dennoch vernahm er ein kurzes Nicken von Louis.
      Die Fahrt nach Calgary verlief ruhig. Eine angenehme Spannung lag in der Luft. Noch fühlte sich das Mädchen nicht wohl genug. Kaya hatte begonnen zumindest mit den Pferden zu flüstern. Tschetan und auch Ylvi hatten es bereits gehört. Betsy war vor 3 Wochen zu ihm gekommen. Ihre Augen voller Tränen, aber ihr Mund hatte gelächelt. Kaya hatte ihren Namen gesagt. Ylvi und der Lakota hatten am Abend darüber gesprochen. Fast ein wenig...enttäuscht das Kaya beschlossen hatte ihre ersten Worte an Betsy zu richten. Wie Louis es allerdings sah? Betsy gehörte mit in den Kreis der Familie. Kaya und sie verbrachten jede Minute beieinander, sie waren sich so Nahe das sie Schwestern sein könnten. Selbst er, der nicht ihr Blut teilte fühlte Stolz in sich, wenn sie gemeinsam mit Kaya auf einem Ausritt waren. Ob es wohl daran lag ,dass er in einer großen Familie aufgewachsen war? "Welchen Film habt ihr euch eigentlich ausgesucht?" fragte der Lakota schließlich in die Runde.
      “Was eine Frage, den Pferdefilm über das kleine Indianermädchen und ihr Pferd!”, rief Betsy aufgeregt von der Rückbank. Kaya nickte zustimmend, Tschetan schlug sich mit der Hand an den Kopf. Der Junge wurde langsam zu alt für die beiden Mädchen, interessierte sich zusehends für andere Dinge. Er half mehr auf der Ranch mit, packte an wo er nur konnte und schien enttäuscht, wenn seine Hilfe abgewimmelt wurde. Octavia, die mit den beiden Mädchen so froh war, konnte kaum etwas mit dem Jungen anfangen. Mittlerweile fragte er sie schon gar nicht mehr, ob sie Hilfe bräuchte.
      Bellamy war da ganz anders. Er freute sich stets über eine helfende Hand und mutete dem Jungen manchmal sogar fast zu viel zu. Es fehlte wirklich ein weiterer Junge in Tschetans Alter auf dem Hof.
      Mittlerweile waren die fünf in der Stadt angekommen. Dell parkte das Auto und gemeinsam gingen sie zum Restaurant, in dem sie an ihren reservierten Tisch gebracht wurden. Zu ihrer rechten befand sich eine Art Laufband, auf dem Teller im Schneckentempo an ihnen vorüberzogen. “Und davon kann man sich jetzt einfach nehmen, was man möchte?”, fragte Betsy neugierig. Dell und Louis nickten synchron.
      “Zeigt einfach auf was ihr wollt oder sagt uns Bescheid und wir geben es zu euch rüber”, antwortete Louis, der mit gegenüber von Dell, ebenfalls am Laufband saß. Neben ihm saß Tschetan. Neben Dell saß Betsy und am Kopfende Kaya- so saß sie zwischen ihrem Bruder und ihrer Freundin.
      Das gemeinsame Essen war im Nu vorbei und sie befanden sich wieder alle im Auto, um zum Kino zu fahren. Tschetan beteiligte sich während des Essens kaum an den Gesprächen. Louis sah ein wenig besorgt zu dem jungen Lakota hinüber. Ob er es bereute für den Abend zugestimmt zu haben? Erst später, als der Film bereits lief fiel es ihm auf. Der Todestag seiner Mutter nährte sich zum zweiten Mal. Kaya war vielleicht zu jung um sich daran zu erinnern. Der Ältere Tschetan jedoch schon. Louis nahm sich vor mit dem Jungen in der nächsten Zeit einen Ausflug allein zu unternehmen. Er mochte es vielleicht noch nicht gern sehen, aber langsam verließ Tschetan das Kindesalter.

      Caleb&Ylvi
      "Wie bitte?"
      "Ob du noch rüberkommst, ein Bier trinken? Oder...in anbetracht deiner klappernden Zähne. Wohl eher...Kamin und einen Tee?" die junge Frau sah Caleb an. Da hatte er die vergangenen 2 Stunden geschwiegen. Jetzt da er es brach. Konnte sie kaum glauben, was sie da hörte. Allerdings wollte sie ungern das Angebot ausschlagen. "Wenn du so fragst, gern. Das Haus drüben würde ohnehin so leer sein." Caleb führte den Weg, während Ylvi ihm die Treppe hinauf ins Haupthaus folgte. Auf der kleinen hölzernen Terasse, entledigten sich beide von ihren Regenmänteln. Die junge Frau schlotterte, die plötzliche Kälte setzte ihr zu. Daher frohlockte sie bei den Gedanken gleich vor dem warmen Kamin zu sitzen. Bereits vor 2 Tagen hatte sie das getan, gemeinsam mit O' in Gespräche vertieft. Zum heizen der unteren Etage hatte Dolly den Kamin daher bisher jeden Abend entzündet.
      Calebs Abende sahen immer gleich aus. Er am ins leere Haus, ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier, mit dem er sich auf die Couch, die Terrasse oder oben vor sein großes Fenster setzte. So stand er nun routinemäßig vor dem Kühlschrank. Öffnete ihn, hielt dann jedoch inne. Er wollte gar kein Bier, sondern Wasser aufsetzen für den Tee.
      Ylvi war derweil im Wohnzimmer verschwunden. Der lange Regenmantel und die dicken Stiefel hatten sie davor bewahrt, klatsch nass zu sein. Der Mantel war durch nass, aber ihre Kleidung darunter war trocken. Dennoch stellte sie sich eine Weile vor den Kamin, ehe sie sich mit einer Decke auf dem Sofa einrollte.
      Wenige Sekunden später stieß Caleb wieder zu ihr, stellte ihren Tee vor sie auf den Tisch, setzte sich aufs Sofa und setzte seine Tasse vor ihn ab.
      Eine ganze Weile schlürften beide schweigend ihren Tee, ehe Caleb das Wort ergriff. “Ylvi, wie geht es dir?”
      Eine Frage und deren Antwort, die ihn lange Zeit nicht interessiert hatte. Doch die Trennung war nun schon eine ganze Weile her, es war einige Zeit verstrichen und er war… über sie hinweg. Nicht ganz, das würde er nie sein. Aber soweit, dass er sie mit vollem Ernst fragen konnte, wie es ihr ging.
      Er merkte, dass er sie mit dieser Frage überrumpelt hatte, so ganz aus dem Nichts, dennoch wartete er geduldig auf eine Antwort. Verdutzt starrte die junge Frau ihn an. Nicht sicher welche Antwort ihn wirklich interessierte. Wie weit sollte sie zurück greifen in der Beantwortung seiner Frage? Schlussendlich blieb sie ihm diese Antwort schuldig.
      O' und Bellamy betraten schnatternd den Raum. In den Händen hatten sie zwei Flaschen, deren Inhalt eigentlich nur der selbstgebrannte von Lawrence sein konnte. Die Etiketten die Flaschen waren nur halbherzig abgerissen worden. Bellamy hatte vier Gläser in der Hand. "Da du mal wieder Kinder-frei hast. Zeit für ein bisschen Spaß!" sprach O' a Ylvi gerichtet aus. Während sich O' ungeniert mit auf die kleine Couch fallen ließ, sodass Caleb und Ylvi ein wenig enger rücken mußten damit genug Platz war. "Spaß?" fragte Caleb in die Runde. Vielsagend auf die Flaschen und Gläser schauend. Der Cowboy ahnte worauf das ganze hinaus gehen konnte.
      Bellamy griff in die Tasche seines Sweaters und warf ein Kartenspiel auf den Tisch. "Eine Runde Romé hatten wir lang nicht mehr." Ylvi plusterte ihre Wangen auf. "Die Regeln müsstet ihr mir aber nochmal auffrischen. Alles krieg ich nicht zusammen."
      Mit jeder neuen Runde leerte sich auch eine der Flaschen. Die Runde wurde lockerer. Bis Bellamy der zum vierten Mal in Folge verloren hatte, Romé für beendet erklärte. Seine Motivation war im Keller angekommen. "Womit heitern wir dich wieder auf?" fragte Ylvi belustigt, die eben die letzten drei Runden für sich entschieden hatte. "Wir müssen auf jedenfall die Flaschen leer kriegen." betonte O'. Was widerum ein fragendes Gesicht von Caleb hervorrief. Bellamy sprang ein "Die sind wohl schon älter, die müssen weg. Meinte Lawrence." "Ah prima und da dachtet ihr das wär ne prima Idee die uns anzudrehen?" O' zuckte lächelnd mit den Schultern. "Never have I ever!" "Bitte?" kam es wie aus einem Munde von Caleb und Ylvi. O' klärte sie schließlich auf "Das tun wir um die Flasche leer zu kriegen. Die Regeln vom Spiel sind allen bekannt?"
      “Ich hab noch nie… nicht im Gefängnis gesessen”, fing O an und verwirrte die gesamte Mannschaft.
      “Hä? Muss ich jetzt trinken, wenn ich schon mal im Gefängnis gesessen hab, oder wenn ich noch nicht im Gefängnis gesessen habe?”
      “Letzteres.”
      Ylvi war die Einzige, die einen Schluck aus ihrem Becher trank. "Okay, das ist eine Geschichte die mich brennend interessiert." diesen Teil aus dem Leben der beiden jüngeren war Ylvi bisher unbekannt. "Und wer stellt jetzt die nächste Frage? Uhrzeigersinn, oder diejenigen die getrunken haben?"
      "Da du die einzige warst. Bist du dran."
      "Ich hab noch nie ...eine Bank ausgeraubt." um der Frage die dieser vorausging vielleicht auff den Zahn zu fühlen.
      Niemand trank.
      “Wer ist denn dran wenn niemand was getrunken hat?”, fragte Ylvi erneut. Bell und O sahen sich an, entschieden sich dann einfach dazu, dass die Person links von der, die zuvor die Frage gestellt hatte, dran war- also Caleb.
      “Ich hab noch nie… etwas gestohlen.”
      Bellamy und Octavia hoben schweigend ihre Becher zum Mund und tranken beide einen grooooßen Schluck. Caleb grinste kurz und sah die beiden amüsiert an. Natürlich wusste er über sie Bescheid. Nun galt sein Blick Ylvi. Musste sie trinken oder nicht? Ylvi hob den Becher, sah über ihn hinweg in die Runde. "Das ist wahrscheinlich Auslegungssache."
      "Ah ja?"
      "Naja, etwas materielles habe ich noch nicht gestohlen. Aber einigen das Herz."
      O' sah in die Runde. "Na dann, schluck,schluck würd ich meinen." Dabei sah niemand wie Caleb die Augen nieder schlug.
      "Ich hab noch nie...einen prekären Text an die falsche Person geschickt." kam es von Bellamy.
      “Was heißt denn bitte prekär?”, fragte O und fuhr sich einmal durch die langen Haare.
      "Naja, du weißt schon. Schmutzig Textchen...ein paar Bildchen?"
      "Wow, das ist die wievielte Frage? Und dann schon so ein Niveaulimbo?" spach Caleb, prostete allerdings in die Runde und trank- ebenso wie alle anderen.
      “Was passiert denn nun, wenn alle trinken müssen? Und vor allem.. Bellamy du Doofkopf, es geht darum dass die anderen trinken und nicht du selbst!”, protestierte O und schlug ihrem Bruder gegen den Arm.
      “Na wenn alle trinken müssen- macht eure Becher leer. Es gibt Nachschub für alle”, formte Bell kurzerhand die Regeln neu und forderte alle in der Runde auf, ihre Reste auszutrinken und sich etwas neues von ihm schütten zu lassen.
      Nun war Octavia wieder an der Reihe mit der fünften Frage… “Ich hab noch nie… mit mehr als 10 Leuten in meinem Leben geschlafen.”
      “Was ein Nivau…”, deutete ihr Bruder an, zuckte dann jedoch die Schultern. “Na dann lasst es uns spannend machen..”
      Caleb trank. Sonst niemand.
      "Mhm...um das ganze wieder auf Kurs zu bringen. Ich hab noch nie..ein Tattoo gestochen bekommen." setzte Ylvi fort, musste allerdings nun doch selbst einen Schluck nehmen. Von Caleb wusste sie schließlich bereits das er keines besaß. War allerdings überrascht die Geschwister trinken zu sehen. "Na? Überbleibsel aus Knacki-Zeiten?" fragte sie belustigt."
      “Woher du das nur erraten konntest…”, Bellamy lachte, stand auf und zog… blank. Also naja, er zog sein Shirt hoch und zeigte am unteren Rippenbogen ein Messer. Ylvi sah Octavia auffordern an, die ebenfalls aufstand und ihr Shirt nach oben zog. Calebs Blick senkte sich fast beschämend zu Boden, als sie ihren Sport-BH ein Stück nach oben schob. Unter ihrer rechten Brust hatte sie ebenfalls ein Messer.
      “Na auf die Geschichte bin ich aber echt gespannt… auf die und auf die andere, von dem Klauen”, meinte Ylvi schulterzuckend.
      “Nun bist du dran”, forderte O sie jetzt auf, ihr Tattoo zu zeigen, weshalb sie hatte trinken müssen. Fast unauffällig, aber nicht für alle Personen im Raum unsichtbar drehte Caleb seinen Kopf noch weiter weg, während Bellamy es sich nicht entgehen ließ, Ylvis Tattoo zwischen ihren Brüsten zu begutachten, auf der es nicht nur das Tattoo sondern auch einige Narben zu sehen gab. “Starr nicht so.” Dabei hielt O ihrem Bruder die Hände vor die Augen, bis Ylvi wieder komplett angezogen war. Auch Calebs Blick hob sich wieder. “Es wundert mich ja, dass du keins hast. Hast du wirklich nicht besoffen irgendwo in einer ramschigen Ecke eins von einem Bucklebunny verpasst bekommen?”
      “O werd nicht frech”, zischte der Blonde nur und überspielte Os Frage mit einer neuen, für das Spiel angemessenen: “Ich hab noch nie… Strippoker gespielt.”
      "O!" kam es überraschend von Bellamy, der zusehen musste wie seine Schwester kleinlaut, aber frech blinzelnd einen Schluck trank. "Da tun sich ganz andere abgründe auf." murmelte Caleb, leise zu Ylvi. Als wolle Bellamy genau an diesen Anknüpfen "Ich hab noch nie...beim Sex an eine andere Person gedacht." Bell und O' setzen dieses Mal aus. Dafür waren es Caleb und Ylvi die gemeinsam einen Schluck tranken. Nicht ohne sich dabei zu Fragen, wem diese Gedanken wohl galten. Caleb konnte, dem mittlerweile erreichten Pegel zu Schulden, nicht an sich halten. Lehnte sich leicht zu Seite und flüsterte "Musstest du an mich denken während dieser Typ aus Deutschland bei dir war?" Doch er erhielt keine Antwort. Und er vermochte nicht zu sagen. Ob die Röte in ihrem Gesicht vom Kamin, dem Alkohol oder der Scham kam. Bell und O' merkten von diesem Moment der beiden nichts, denn sie hatten eifrig die Becher aller Spieler wieder gefüllt. "Dann bin wohl ich dran!" zwitscherte O' zufrieden. “Ich hab noch nie...eine Schlägerei gehabt.”
      Die beiden Jungs setzten sofort zum Trinken an und nahmen einen größeren Schluck, als sie eigentlich hätten nehmen müssen. O beugte sich über den Tisch und zog die Becher runter. “Hey, hey ihr beiden. Ihr müsst doch nicht einen Schluck pro Schlägerei trinken”, lachte sie. Auch Ylvi stimmte in ihr Lachen ein.
      “Dann würden die Becher nicht reichen”, murmelte Caleb, langte zur Flasche und schüttete sich nach. Auch den Becher von Bellamy füllte er wieder auf. Würden sie weiterhin so große Schlücke trinken, dann wäre die Flasche nach einer weiteren Runde leer. "Ich habs geahnt, ich bin wieder dran." seufzte Ylvi
      "Ich hab noch nie... vor der Polizei fliehen müssen."
      "Du lässt nicht locker,oder?"
      Ylvi schüttelte daraufhin den Kopf, deutete in Bellamys Richtung an wie sie ihren Becher hob. Blieb in der Runde allerdings die einzige, die nicht trinken musste. "Das sind sie...die braven, prüden Deutschen." zog Bell sie auf. "Wir brauchen nur andere Fragen um sie zum Trinken zu kriegen." kam es von Caleb, der triumphierend lächelte. "Ich hab noch nie ….jemanden nackt gesehen obwohl ich es nicht sollte." damit spielte er auf seinen Aufmarsch in die Küche an, als sie damals mit Max gerade gefrühstückt hatte.
      “Für deine Gemeinheit von Frage müsstest du eigentlich deinen ganzen Becher leer trinken”, brachte Ylvi zwischen zusammengepressten Zähnen heraus, ehe sie einen Schluck trank. Doch auch Octavia nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Kurz darauf sahen Caleb und Ylvi sie auffordernd an, während sich Bellamy verlegen am Kopf kratzte. Octavia warf ihm einen Seitenblick zu: “Einen Anblick, den ich leider nie in meinem Leben vergessen werde.” Caleb prustete los, steckte die Anderen mit seinem Lachen an und kam- des Alkohols geschuldet, nicht mehr dahinter. “Caleb trink noch einen Schluck, dann gehts dir gleich besser”, schmunzelte O und sah zu Bell, der wieder mit einer Frage an der Reihe war. Vielleicht hatte der Blonde sich bis dahin wieder eingekriegt.
      “Ich hab noch nie... Eifersucht verspürt, als mein Ex-Partner eine Neue oder einen Neuen hatte.”
      “Wow…” Mit einem Mal verstummte Caleb und trank einen Schluck aus seinem Becher, während die anderen nur mit den Schultern zuckten.
      Nun war Octavia wieder an der Reihe. “So Leute… Butter bei die Fische. Ich hab noch nie...darüber nachgedacht, was einen nach dem Tod erwartet… auch wenn ich jetzt selbst trinken muss.” Sie zuckte kurz mit den Schultern und trank einen Schluck. "Wenn man dabei ist zu sterben...dann denkt man nicht daran. Eigentlich." Ylvi sah nach unten auf ihren Becher im Schoß "denkt man gar nicht." O' schlug sich mit der Hand vor den Mund. Sie hatte vergessen was im vorletzten Jahr passiert war. Sie schüttelte den Kopf und trank schließlich. "Aber überlebt man es, dann dreht sich dein ganzes Sein beinahe um diese Frage." seufzte sie. So hieß es in dieser Runde trinken für alle. Was aber auch bedeutete - die Becher wurden erneut gefüllt, die zweite Flasche angebrochen. Die Stimmung wurde lockerer, gelassener. Ylvi fand sich näher an Caleb sitzend wieder, Schulter an Schulter. Während sein Arm locker hinter ihr und O' auf der Rückenlehne lag. Es brauchte ein wenig Koordination um zu ermittelt,wer denn nun eigentlich als nächstes dran sei. Es war Ylvi. "Da wir offenbar die Anstandsfragen ja sowieso hinter uns gelassen haben. Ich hab noch nie...eine Einladung für einen Dreier bekommen."
      “Wieso bin ich schon wieder der Einzige, der trinken muss”, grummelte Caleb vor sich hin, nahm die Hand hinter Ylvi nach vorne und trank einen Schluck, ehe er den Becher wieder abstellte und seine Hand wieder zurück an den Platz auf der Rückenlehne der Couch legte.
      “Bist du nicht…”, murmelte Octavia, trank einen Schluck und grinste Bellamy frech ins Gesicht.
      “Ooooh O, das hättest du besser nicht gemacht”, mischte sich Caleb ein. “Ich hab noch nie… einen Dreier gehabt”, lautete die nächste Frage und brachte niemand anderes zum Trinken, als Octavia.
      “Lalalala”, trällerte Bellamy, schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu. Die anderen drei brachen in heiteres Gelächter aus.
      “Iiiiich hab noch nie… jemanden gedatet, der eigenartig war.” So lautete Octavias Frage, die sie zweimal wiederholen musste, da Bellamy noch immer so tat, als würde er weder sehen noch hören können; niemand trank. “Okay dann will ich nochmal.”
      “Du darfst aber nur einmal”, meldete sich ihr Bruder zu Wort.
      “Ich will aber nochmal.”
      “Dann lass sie doch, Bell”, sprach Caleb und wartete gespannt auf die nächste Frage. Sie nahm ihren Becher an die Lippen, tippte den Rand im Takt ihrer Gedanken daran. "Ich hab noch nie….Sex in einem Auto, Zug oder Bus gehabt."
      Bellamy sah seine Schwester an. "Himmel, wer würde denn…" verstummte aber als Ylvi hastig einen Schluck trank, um sich dann zu erklären "Um alle zu beruhigen...es war KEIN öffentliches Verkehrsmittel. Aber meine Jungfräulichkeit, die hab ich in einem Bulli verloren." Woraufhin Ylvi den anderen ersteinmal erklären musste was, denn genau ein Bulli wäre. Denn mit Van konnten die anderen drei deutlich mehr anfangen. "Wo wir dann dabei wären…..ich hab noch nie mit mit einem Arbeitskollegen geschlafen." feuerte Bellamy die nächste Frage in den Raum. Die war fies, denn alle wussten schließlich das Caleb und Ylvi eine gemeinsame Vergangenheit teilten. Allerdings flog ihm die Kinnlade hinunter als auch Octavia an ihrem Becher nippte. Bellamy grummelte "Hoffentlich hat das nichts mit der Dreierfrage zu tun gehabt. Den bring ich um." O' sah ihn keck an. "Wieso...den?"
      “Also ich wars nicht! Himmel, O ist wie eine kleine Schwester für mich!”, haute Caleb raus und bekam einen Schlag gegen den Hinterkopf. Er war sich nicht sicher, ob er von rechts, also von Ylvi, oder von links von Octavia gekommen war.
      “Das will eine Frau hören. ‘Du bist wie eine kleine Schwester für mich’, pah!” - der Schlag war eindeutig von links gekommen.
      “Aber um nochmal auf die wichtigere Frage zurück zu kommen.. warum eigentlich Bell?”
      “Weil ich mir nicht vorstellen will wie du einen Dreier mit… keine Ahnung, Caleb und Cayce hast.”
      “Whoaaa, whoaa, halt mich da bitte raus Bell!”
      “Und wenn es keiner von der Ranch hier war sondern… im Gefängnis? Oder sogar mit Frauen?”
      “Heilige.. O da warst du minderjährig und hör auf mir so ein Kopfkino zu bereiten!”
      “Bell beruhig dich. Der Dreier und das mit den Arbeitskollegen sind unterschiedliche Dinge, die ich hier nicht weiter erläutern werde.” O zuckte mit den Schultern. “Außerdem müsste es in Calebs Fall heißen: Ich hab noch nie mit meinem Chef geschlafen.” Das machte die ganze Sache nicht besser. Ylvi, die mit den Gedanken gerade nicht so richtig bei der Sache gewesen war, hob den Becher zum Mund und trank, was eine wahre Welle des Gelächters auslöste. In diesem Moment zeigte Bellamy ein Flusspferd Gähnen. "Puh, ich denke ich hab für heute genug Sache über meine kleine Schwester erfahren. Ich werd mich mal aufs Ohr hauen. Morgen heißt es wieder arbeiten." O' sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk "Streng genommen..ist seit einer Minute morgen. Aber ich geh mit dir Konform. Ich werd mitkommen." "Du kannst schön in dein eigenes Bett. Nachher stellt man uns noch als Inzest-Ranch dar." O' schlug sich die Hand an die Stirn.
      "Du hattest eindeutig zu viel."
      "Natürlich!"
      Ylvi deutete in Richtung der Becher. "Lass das Stehen, ich räum das später weg." Das Geschwisterpaar verabschiedete sich, verließ noch immer schwatzend den Raum. Ylvi ließ sich nach hinten sinken, seufzte. "Ich merke erst jetzt das ich solche Abende vermisst habe." sie schaute zum Tisch, zog eine Schippe mit den Lippen. "Nur doof das der Tee, den du mir gemacht hast, jetzt kalt ist."
      "Ich könnte versuchen dir einen neuen zu machen."
      "Lass das lieber. Mir ist ohnehin nicht mehr Kalt."
      Sie sah ihn dabei von der Seite an, spürte nun in ihrem Hinterkopf seinen Arm auf der Lehne. Sich plötzlich mehr bewusst seiner Nähe. "Es ist schwierig." murmelte sie. "Ich...ich führe ein Leben das ich mir so nicht hätte vorstellen können. Tschetan und Kaya sind mir ans Herz gewachsen. Ich liebe meinen Mann, aber…" dabei senkte sie den Kopf. "aber...ich kann nicht leugnen was meine Träume mir zeigen."
      "Ich bereue es. Jeden verdammten Tag. Ich hätte kämpfen sollen. Damals." Caleb suchte ihren Blick. "Ich denke….wir haben beide unsere Fehler gehabt. ...Ich hab noch nie...das Gefühl gehabt egoistisch gehandelt zu haben." flüsterte sie, um aus dem Becher aus ihrem Schoß zu trinken.
      “Ich hab noch nie… eine Entscheidung so lange hinausgezögert, bis mir sie jemand anderes abgenommen hat.” Damit musste Caleb nun selbst trinken. Der Abend nahm Züge an, die er in nüchternem Kopf und mit klaren Gedanken niemals angenommen hätte. Aus dem Bauch heraus (oder folgte er da doch seinem Herzen?) stellte er Ylvi folgende Frage: “Was zeigen dir deine Träume?” Er schien nicht vergessen zu haben das man sich auf ihre Träume verlassen konnte. "Manchmal tief in der Nacht, wenn Louis schläft. Dann wünsche ich mich an deine Seite zurück." antwortete sie wahrheitsgemäß "Ich kann nicht leugnen was mein Herz mir mitteilt. Ich verstehe es selbst noch so wenig." Ylvi balancierte den Becher zwischen ihren Oberschenkeln, während sie sich die Hände vor die Augen hielt. Caleb nahm der jungen Frau den Becher ab, stellte ihn gemeinsam mit dem seinen auf den Tisch. Nur um ihr die Hände vom Gesicht fortzuziehen. "Ich hab es ja verstanden. Es hat eine Weile gedauert...aber ich hab es verstanden. Louis...er war deine Chance zu bleiben. Ihr hattet eine gemeinsame Geschichte. Vielleicht war es deine Art dich bei ihm zu bedanken...er hat dir dein Leben gerettet." Caleb wischte die Tränen fort die ihr über die Wange zu laufen drohten. "Wir haben damals beide seltsam gehandelt. Aber…" Ylvi schüttelte den Kopf. "Nicht zwing mich nicht….zwing mich nicht dazu mich zu entscheiden." flüsterte sie ihm zu. Kaum hörbar. "Wer spricht von entscheiden?" Und dann...waren da plötzlich seine Lippen auf den ihren. Ein Gefühl von Heimat. Ein aufeinandertreffen von bekannten Seelen. Ihre Körper zogen sich zueinander hin, Calebs Hand suchte sich einen Weg unter ihr Shirt. Dann unterbrach sie den Kuss, ihre Hand umklammerte sein Handgelenk. Stirn an Stirn saßen sie da. Plötzlich lachte Caleb. "Verdammt. Ich kann Louis nicht mal mehr böse sein, das er dich geküsst hat. Ich muss mich ja selbst zusammenreißen dich nicht die Treppe hinauf in mein Bett zu tragen." ...keine Veränderung ihrer Position. Erst langsam befreite Caleb seinen Arm. Umarmte Ylvi, ließ sich nach hinten auf die Couch sinken. Ihr Kopf auf seiner Brust, ihr Oberkörper umschlungen von seinen Armen. "Verdammt." murmelte er nochmal.

      Louis, Kaya, Tschetan, Dell & Betsy
      “Woooooow”, schwärmte Betsy noch immer von dem Pferdefilm, den sie alle zusammen soeben gesehen hatten. Dell war noch zur Toilette, weshalb sie drinnen im warmen Kino auf ihn warteten. Tschetan grummelte ein paar mehr oder minder zustimmende Worte, ihm war der Film zu kitschig und zu mädchenhaft gewesen. Kaya allerdings teilte Betsys Meinung, weil sie bei jeder ihrer Aussagen kräftig nickte. Louis kratzte sich am Kopf, ließ den Mädchen jedoch ihre Freude, auch wenn der Film voller Fehler gewesen war.
      “Morgen früh mal ich Sue so an, wie das Mädchen ihren Akecheta (bedeutet wohl Krieger :D) angemalt hat. Mit den roten Ringen ums Auge und die Streifen am Bein.”
      “Du weißt schon…”, begann Tschetan doch Louis legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter, schüttelte den Kopf und gab ihm so zu verstehen, dass er Betsy nur machen lassen sollte.
      “Ich erklär es ihr morgen früh”, sagte er leise, nur für Tschetans Ohren bestimmt.
      Dell schloss wieder zur Truppe auf. Sie gingen alle gemeinsam zum Auto, stiegen ein und er startete den Motor, um die Heimfahrt anzutreten. “Das sollten wir öfter machen.” Dell brach die Stille. Allerdings antworteten ihm nur Louis und Tschetan, Kaya und Betsy waren beinahe sofort eingeschlafen, sobald er losgefahren war.
      “Da haben wohl zwei etwas nachzuholen.” Vergangene Nacht hatte Besy bei Kaya übernachtet. Gott allein weiß, wann die beiden endlich die Augen zugemacht und geschlafen hatten.
      Auf der Ranch angekommen schaltete Dell den Motor aus und drehte sich zeitgleich mit Louis nach hinten. Die Mädels schliefen noch immer. “Tragt ihr sie jetzt etwa ins Bett oder kann ich sie wecken?”, fragte Tschetan und machte schon Anstalten, an seiner Schwester zu schütteln.
      Dell und Louis schauten sich an, hatten denselben Gedanken im Kopf und sagten zeitgleich: “Wir tragen.”
      Leise wurde also ausgestiegen, die Mädchen aus den Gurten befreit und sich bis zum Morgigen Tag verabschiedet. Dell mit seiner Tochter Betsy auf dem Arm gingen in ihren Bungalow, Tschetan und Louis, der Kaya auf dem Arm hatte, gingen in den Ihren.
      Lautlos öffnete Dell die Haustür, schloss sie hinter sich wieder und steuerte auf Betsys Zimmer zu, wo er mit der freien Hand die Bettdecke zurückschlug und das Mädchen in ihr Bett legte. Er öffnete gerade den Reißverschluss ihrer Schuhe, da hob sie den Arm und rieb sich einmal durch die Augen. “Hmm?”, fragte sie verschlafen und richtete sich halb auf. “Sind wir schon wieder zuhause?”
      “Ja, meine Kleine, seit ein paar Minuten.”
      “Dad kann ich bei dir übernachten heute, bitte?” Diese Frage hatte sie ihm schon lange nicht mehr gestellt. Einerseits war er froh, dass sie es endlich schaffte, alleine in ihrem Bett zu bleiben und dass die Albträume aufgehört hatten. Andererseits kam ihm selbst sein Bett in letzter Zeit viel zu kalt und leer vor.
      “Natürlich. Ziehst du dich um und kommst dann rüber?” Betsy nickte zustimmend.
      Dell verließ das Zimmer seiner Tochter, machte einen Abstecher im Bad und zog sich dann ebenfalls in seinem Zimmer um. Er schlug gerade seine Bettdecke rüber, da stand seine Tochter mit ihrem Kuscheltierpferd, natürlich war es schwarz, so wie ihre Stute Sue, in der Tür. “Komm, kuschel dich schon mal ein, ich mach das Licht aus.”
      Kurze Zeit später fand sich Dell ebenfalls im Bett wieder. Seine Tochter in den Armen, an seinem Bauch das Kuscheltierpferd.
      “Weißt du… du bist der beste Dad auf der ganzen Welt. Ich hab dich unglaublich lieb.” Mit diesen Worten kuschelte sich das Mädchen noch enger an ihren Vater heran.
      “Womit hab ich das denn verdient?”, flüsterte er ihr ins Ohr und wartete geduldig auf ihre Antwort, doch Betsys Atemzüge wurden länger, gleichmäßiger und sie blieb ihm die Antwort schuldig.

      Ylvi & Caleb
      Stille lag über dem Raum. Nur das einsame Licht des Feuers, sowie eine kleine Lampe in der Nähe der Tür erleuchteten den Raum. Das Knacken aus dem Kamin blieb das einzige Geräusch. Caleb strich versonnen über die Finger die Ylvi auf seiner Brust liegen hatte. Tiefe, gleichmäßige Atemzüge zeigten dem Cowboy das sie bereits schlief. Waren ihre Träume auch in diesem Moment gefüllt von ihm? In seinen umnachteten Gedanken tauchte die Frage aus dem Spiel auf. Sah wie Ylvi trank. Ich hab noch nie...beim Sex an eine andere Person gedacht. flackerte Bells Frage durch seinen Verstand. Er schaute hinab auf Ylvis Gesichtszüge. Als er sich einer Bewegung im Türrahmen gewahr wurde. Louis trat gerade in das Licht der kleinen Lampe. Die beiden geflochtenen Zöpfe lagen unter seinen verschränkten Armen. Wie so oft gab es keine Regung auf dem Gesicht des Lakota. Beide Männer starrten sich ob der Dunkelheit gegenseitig ins Gesicht. Caleb nahm fast mechanisch seine Hand von Ylvi, wollte hinter sich greifen um aufzustehen. Da machte Louis eine Geste. Sie bedeutete Ende. Dann drehte sich der Lakota um. Hatte Caleb da ein Lächeln auf seinem Gesicht gesehen?

      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

      Louis
      Das ich darauf gewartet hatte wäre übertrieben gewesen. Viel mehr überraschte mich meine Reaktion. Im Schatten des Flures hatte ich sie beobachtet. Zwei Körper eng verschlungen. Hatte gesehen wie Caleb sie ansah.
      Wieso war da keine Eifersucht in mir? Fühlte ich mich zu sicher? Wegen eines blattes Papier? Meines Namens den Ylvi trug? Ich wusste nur zu gut wie sehr sie sich ihren Gefühlen hingab. Selbst am Tag der Hochzeit hatte ich gewusst, das in ihrem Herzen immer die Liebe für Caleb bleiben würde. Meine Schritte gingen hinaus in die Dunkelheit des Hauses. Caleb war wie ein Bruder für mich. Wir hatten einander in den letzten Jahren mehrere Male unser Leben bewahrt. Mein Herz war bei dem Anblick der mir wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht zerbrochen. Hatte ich stattdessen...Stolz verspürt?
      Ich hatte Caleb zu verstehen gegeben zu bleiben wo er war. War gegangen...noch jetzt zuckten meine Mundwinkel mit einem Lächeln. Liebte ich Ylvi weniger? Ich blieb stehen, schaute hinauf in den bewölkten Himmel. Horchte tief in mich hinein. Bis mein Bauchgefühl mir eine Antwort zu geben vermochte. Mir fehlte in diesem Bezug einfach jegliches Gefühl von Eifersucht. Eher ein bestimmendes Gefühl völliger Verwirrung. Mit diesem im Kopf kehrte ich zurück in das Bett.

      Caleb
      ‘Fuck, fuck, fuck, fuck’, dachte ich unentwegt, warf meinen Kopf zurück gegen die Rückenlehne des Sofas und seufzte tief. Wie lange hatte Louis schon da gestanden? Was hatte er gesehen- und vor allem: warum war er einfach gegangen, nicht jedoch ohne mir vorher ein Zeichen zu geben, ich solle liegen bleiben? Und lag wirklich ein Lächeln auf seinem Gesicht, als er sich umdrehte?
      Der Lakota würde mir keine reinhauen, so wie ich es bei ihm getan hatte. Er würde auch nur im äußersten Fall zurückschlagen, sollte es erneut zu einem Kampf kommen.
      Alles nur wegen dieser einen Frau, bei der ich zu Beginn des Abends gedacht hatte, ich wäre über sie hinweg. War ich nicht. Augenscheinlich- und dann war ich auch noch so dumm gewesen sie einfach zu küssen! Setzte ihr Flausen in den Kopf, sie müsse sich nicht zwischen mir und Louis entscheiden. Verdammt sie hatte sich entschieden. Vor einem Jahr schon. Seit einem Jahr war sie die Frau an der Seite von Louis. Wie lange hatten wir uns gegenseitig gebraucht und aufgebaut? Auch ein Jahr? Weniger? Länger? Ich wusste es schon gar nicht mehr.
      Was würde mein dummes, egoistisches Verhalten für die Zukunft bedeuten? Hatte ich mein Recht verspielt, egoistisch zu handeln?
      Sollte ich Ylvi sagen, dass Louis uns gesehen hatte? Wobei… sie lagen nur zusammen auf der Couch- angezogen. Keine Spur von Romantik oder einem Kuss… Würde Ylvi ihm erzählen, was vorgefallen war? Würde sie ihm erzählen, was ich ihr vorgeschlagen hatte? Dass sie sich nicht entscheiden müsse? Ich wusste, dass Lakota ihre Frauen mit ihrem Kola, ihrem Freund, teilten. Wollte ich das? Stand das im Raum? Was würde das für die Ranch heißen? Dass wir hier lebten, wie die Wilden?
      Ylvi fing an sich zu bewegen, löste sich aus meinem Griff. Sie richtete sich auf und sah zu mir hoch, rieb sich einmal mit der Hand durch die Augen. “Caleb was ist los? Warum spannst du dich so an?”
      Meine Gedanken rasten. Noch immer unsicher, was ich ihr erzählen sollte, oder ob ich ihr überhaupt etwas erzählen sollte. Hatte ich dieses Mal die Eier in der Hose, ihr die Wahrheit zu sagen? Oder trug sich der Kampf wieder einmal nur in meinem Kopf zu? Der Caleb aus dem letzten Jahr hätte ihr vermutlich nichts gesagt, geschwiegen und das Gespräch zunächst mit Louis gesucht- oder eben auch nichts gesagt. Der heutige Caleb war erwachsener, reifer geworden und wollte vor seinen Problemen nicht mehr davonlaufen. Ich wollte sie anpacken, mich ihnen stellen. Ganz so wie meinen Dämonen, die mich nachts so häufig um den Schlaf brachten. Um diesen entgegen zu wirken schien dies ein guter, erster Schritt zu sein.
      Doch war es erwachsen und vernünftig, zu erst mit ihr und nicht mit Louis zu reden? Fiel ich ihm mit meinem Verhalten nicht in den Rücken?
      Ich entschied mich dazu, Ylvi die halbe Wahrheit zu erzählen- ‘verdammter Idiot’, hallte es in meinem Kopf wider.
      “Louis stand eben im Türrahmen, hat uns gesehen. Als ich aufstehen wollte, hat er mir das Signal zum sitzenbleiben gegeben und ist... gegangen.”

      Ylvi
      Ich schnappte plötzlich nach Luft, mir bis dahin nicht bewusst das ich die Luft angehalten hatte. Ich fühlte mich schlagartig weder neblig vom Schlaf, noch vom Alkohol.
      Wie sollte ich Caleb erklären das Louis und ich in dieser Sache keine Geheimnisse voreinander hatten? Mir war jedoch nicht gänzlich klar wieso Louis die Situation nicht aufgelöst hatte. Natürlich….er war nicht Caleb. Seine Gedanken setzte mein Mann nicht direkt in Aktionen um. “Caleb...Louis und ich. Wir sprechen darüber. Das war ein Versprechen nach unserer Hochzeit. Wir würden uns alles erzählen.” ich sah auf die Hände in meinem Schoß nicht ganz sicher was ich sagen wollte. Ich wollte ehrlich mit Caleb sein, aber die Worte auszusprechen war so schwer. Ich setzte an. Verstummte. Setzte wieder an. “Dass ich Gefühle für dich habe. Ich kann nicht ahnen bis wohin sein Verständnis geht. Aber...ich weiß nicht. Dass er ging.” ich sah und deutete zum Türrahmen, sah dann wieder direkt in Calebs Augen. “Ich weiß nicht ob das Louis Art war…”ich lachte kurz auf “uns eine Erlaubnis zu geben...für was auch immer.” und dann spürte ich das Kribbeln in meiner Nase und schluckte um nicht weinen zu müssen..”Oder seine Art mir Bewusst zu machen das ich mich entscheiden sollte. Wir uns entscheiden sollten.”

      Caleb
      Ich wusste ehrlich nicht was ich ihr antworten sollte, saß stattdessen einfach nur stumm da. Die Zahnrädchen in meinem Kopf rasten unaufhörlich, formten Worte und ließen sie wieder verschwinden.
      “Es kann auf jeden Fall nicht auf ewig so weitergehen. Ich habe wirklich gedacht ich sei über dich hinweg, bin es aber augenscheinlich nicht. Dich beziehungsweise euch vom Hof zu schmeißen ist allerdings auch das allerletzte, was ich möchte. Außerdem würde ich Betsy damit das Herz brechen, das könnte ich nie im Leben wieder gut machen”, ich seufzte tief, vergrub meinen Kopf in meinem Händen, schloss die Augen und verharrte einen Moment so.
      “Ylvi was machen wir hier eigentlich überhaupt? Was soll der Mist?” Langsam fing ich an mich wieder in Rage zu reden, sprach zuerst Dinge aus, bevor ich darüber nachdachte. “Wie soll das hier weitergehen? Dass wir uns alle paar Wochen betrinken, uns küssen oder andere Dinge machen und du dann zurück zu Louis gehst und neben ihm im Bett einschläfst?” Ich stand auf, fing an um den Wohnzimmertisch und die Couch herum zu tigern. “Ich kann mich nicht konzentrieren, bin ständig abgelenkt. Abgelenkt davon, nicht über uns nachzudenken. Dich nicht zu packen und zu küssen, dich nicht mit in mein Bett zu nehmen. Ich denk sogar darüber nach dich einfach zu umarmen, wenn du neben mir stehst, meinen Kopf an den Deinen zu legen und einfach deine Nähe zu spüren, dich bei mir zu haben. Wie soll ich das aus mir rausbekommen? Was soll ich machen? Wenn du eine Lösung weißt, sag es mir. Ich kann das auf jeden Fall nicht mehr, es macht mich wahnsinnig.” Beim letzten Wort blieb ich stehen. Zwischen Couch und Tisch war ich wieder genau vor Ylvi angekommen, schaute sie von oben herab an und atmete einmal schwer.

      Ylvi
      Ich konnte nicht anders als das Tränen meine Wangen hinab liefen. “Ich...Ich wünschte bloß ich könnte zwei Personen sein. Eine...die liebende Frau, eine gute Mutter für Kaya und Tschetan. Zufrieden, mit dem was ich habe, wie ich es bin. Die zweite? ...jemand anderes, jemand neues. Vielleicht nur für einen Tag..damit ich an deiner Seite sein kann, dich küssen, dein Bett teilen....ohne mich illoyal gegenüber Louis zu fühlen.”
      “Und du glaubst….du wärst damit zufrieden? Oder...ich?” Caleb nahm eine Strähne meines Haares und steckte es mir hinter die Ohren. “Ich habe es erst nicht begriffen. Bis heute nicht. Aber ich sehe eure Blicke, denselben mit dem du mich anschaust.” “Caleb..” seufzte ich “Hab Geduld mit mir. Wie ich Geduld mit dir hatte...bis ich, wir, eine Lösung haben..” ich wische fahrig meine Tränen fort. “Danke...für den Abend. Aber...ich, ich sollte gehen.”
      Ich verzichtete auf den nassen Regenmantel, sogar meinen Hut. Ich zog nur die Stiefel an und joggte hinüber zum Bungalow.Ich schloss leise die Tür. Fand meinen Weg auf Socken hinein in das Schlafzimmer das ich mit Louis teilte. Gedämpftes Licht kam von einer Lampe, über der ein gelbes Tuch hing. Daneben rauchte ein Bündel Salbei in einer Schale. Ich wusste um die Bedeutung. Louis schrak auf als ich den Raum betrat. Wir sahen einander nicht an. In Klamotten legte ich mich neben ihm ins Bett. “Darf ich fragen?” setzte er an. “Nein Louis.” ich seufzte und schniefte gleichzeitig. “Frag mich nichts” Stattdessen rückte er ein Stück näher, nahm mich in den Arm. Mein Kopf nun auf seiner Brust, während ich einfach nur weinte. Ich hatte nicht die Kraft jetzt darüber nachzudenken was für eine Entscheidung ich treffen wollte...treffen sollte. Mein Herz liebte zwei Männer...und es zerriss mir selbiges. Es spürte Liebe und Mitleid für beide Männer die ich auf die eine oder andere Weise betrogen hatte.

      Caleb
      ‘Ich wünschte bloß ich könnte zwei Personen sein’, dieser Satz hallte Minuten, nachdem Ylvi den Raum und sogar das Haus verlassen hatte, noch immer in meinem Kopf nach. ‘Hab Geduld mit mir. Wie ich Geduld mit dir hatte, bis ich, wir eine Lösung haben.’ Eine Lösung haben? Ich hatte alles ruiniert. Hätte ich sie bloß nicht geküsst, ihr nicht nahegelegt, was in mir vorgeht. Hätte ich Schweigen sollen? Nein, mit Sicherheit nicht. Ich hatte etwas sagen müssen, meinen Gedanken freien Lauf gewähren müssen… und von jetzt an: musste ich mit den Konsequenzen leben. Der Jetzige Zustand hätte mich auf Dauer von innen heraus zerfressen. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich fühlte mich einsam wie schon lange nicht mehr. Auf dem Hof war vom Frühstück morgens bis zum Abendessen abends immer etwas los. Ich hatte Menschen um mich herum, manchmal mehr als mir lieb war. Von jungs bis alt, mit allen kam ich aus und war froh um jeden Einzelnen, den ich hier hatte. Aber spät abends, wenn ich alleine auf der Couch saß und die Mitarbeiter ihre Wege in die Bungalows angetreten hatten, dann fühlte ich mich einsam. Ging ich abends alleine in ein leeres Bett, fühlte ich mich einsam. Stand ich morgens alleine auf, fühlte ich mich einsam. Ging ich morgens runter zum Frühstück an den gedeckten Tisch, der voll mit meinen Mitarbeitern saß, war das Gefühl der Einsamkeit verflogen.
      Saß ich mit Ylvi zusammen im Büro, verspürte ich eine große innere Anspannung, bei der ich ständig versuchte, sie nicht nach außen hin durchkommen zu lassen.
      Bisher hatte es funktioniert, bis zum heutigen Abend. Ob es dem Alkohol oder Louis Reaktion geschuldet war, wusste ich nicht. Tatsache war, dass ich meine Gedanken ausgesprochen hatte und ich sie nicht wieder zurücknehmen konnte.
      Ylvi hatte mich vor ihrem Verlassen eben darum gebeten, ihr Zeit zu geben. Zeit, eine Lösung zu finden- und genau das würde ich jetzt tun. Es gab diese Momente im Leben, da musste man sich zusammenreißen, nun war einer dieser Momente gekommen.
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  • Album:
    Dells Rookie Ranch
    Hochgeladen von:
    Veija
    Datum:
    28 Apr. 2020
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  • Exterieur
    Name: Kristy Killings
    Rufname: Kristy
    Alter: 28.04.2007, 16 Jahre
    Geschlecht: Stute
    Größe: 1,49m
    Rasse: American Paint Horse
    Fellfarbe: Bay Roan Tobiano (EeAaRnrnToto)


    Stammbaum
    von: unbekannt
    aus der: unbekannt

    Charakter & Beschreibung:
    Kristy Killings ist sehr dominant. Sie versucht sich immer durchzusetzen - zumindest am Halfter oder auf der Weide. Sie einzufangen macht nicht immer Spaß, denn meist muss man sie erst einmal jagen - da ist es gut, auf ihrer Weide ein Pferd stehen zu haben, auf das man sich mal eben ohne Sattel und Trense setzen kann, um sie einzufangen. Zu Fuß wird man sie nur selten bekommen.
    Gerade wegen ihrer Dominanz verwickelt sie sich oft in Keilereien, jedoch hat sie langsam gelernt, dass die meisten älteren Pferde ein wenig stärker sind als sie. Trotzdem probiert sie es ab und zu, ob sie sich nicht doch durchsetzen kann.
    Wenn man Kristy erstmal von der Weide geholt, geputzt und gesattelt hat und aufgestiegen ist (was alles nicht ganz so einfach ist), hat man allerdings ein Traumpferd unter sich. Unterm Sattel ist sie wie ausgewechselt und gehorcht jedem Reiter aufs Wort. Dabei ist sie sehr unerschrocken und geht mit dem Reiter durch dick und dünn.
    Außerdem ist sie sehr talentiert. Sie ist wesentlich wendiger als die meisten Pferde, auch wegen ihrer geringen Größe. Außerdem ist sie sehr, sehr schnell und eignet sich damit perfekt für actiongeladene Shows. Auch besitzt sie einen gewissen Cow Sense, was sie auch für's Cutting sehr interessant macht.
    Auch Bodenarbeit mit ihr macht Spaß - auch ihr. Denn abgesehen davon, dass sie sehr dominant ist und sich nur ungern etwas sagen lässt, ist sie sehr neugierig, lernwillig und intelligent.


    Zuchtinfos

    Gekört/Gekrönt: ja
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    [BSK 412] Dreifarbige Schecken
    [​IMG]
    Wertung: 6,43

    Nachkommen: BR Twenty 4 Killings, von Chapter 24

    Besitzer: Veija
    Vorbesitzer: Jackie
    Gezüchtet bei/Zucht: -

    VKR: sweetvelvetrose

    Kaufpreis: 0 Joellen, Ummalen 500 Joellen
    Zu Verkaufen: nein


    Qualifikationen:

    eingeritten
    nicht eingefahren


    Dressur E
    Springen E
    Military E
    Distanz E
    Galopprennen E

    Western
    Pleasure LK 4

    Erfolge:
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    2. Platz 304. Westernturnier, 2. Platz 305. Westernturnier


    Gesundheit:
    Gesundheitszustand:
    Letzter Besuch: Mai 2018

    Hufschmied:
    Hufzustand: gut
    Letzter Besuch:
    Beschlag: