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Veija

GW - Miss Independent

* in meinem Besitz seit 25.02.2020; GW

GW - Miss Independent
Veija, 28 Apr. 2020
Cooper, Donoma und Cascar gefällt das.
    • Veija
      Ihr Leben bei fire and ice
      fire_and_ice, 03 October 2010
      Da ich nicht viel Zeit hatte, um mich um Miss zu kümmern, führte ich sie einfach schnell von der Weide runter und band sie am Zaun an. Dort putzte ich sie flüchtig. Sie sah aufgeregt aus, wahrscheinlich weil sie sich über meine Hektik wunderte. Ich trenste sie und ging mit ihr auf den Sandplatz. Dort longierte ich die Dtute eine halbe Stunde lang und führte sie dann ein paar Minuten Schritt um den Hof.
      Zum Schluss kratzte ich ihr die Hufe aus, fettete sie ein und fütterte meine Pferde. Zum Abschied bekam Miss noch einen Apfel.

      fire_and_ice, 05 April 2010
      Ich begrüßte Miss am frühen Morgen mit vielen Streicheleinheiten. Sie schien mir müde zu sein und trottete nur langsam hinter mir her. Ich putzte sie draußen auf dem Hof, während sie ein wenig Heu fraß. Danach machten wir einen kurzen Spaziergang, bei dem sie die Gegend gar nicht interessierte. Ich fing an mir Sorgen zu machen. Normalerweise war sie fit wie ein Turnschuh und schaute neugierig in alle Richtungen. Ich beschloss umzudrehen und sie auf die Koppel zu lassen. Wenn es nicht besser werden würde, müsste ich einen Tierartzt rufen. Ich kontrollierte das Wasser und das Heu, es schien alles in Ordnung... Auch auf der Weide waren keine giftigen Pflanzen zu finden. Ich beobachtete Miss noch eine Weile und fuhr dann nach Hause. Später rief ich den Tierarzt an.

      fire_and_ice, 11 October 2009
      Es regnete wie verrückt. Zum reiten hatte ich nun absolut keine Lust, doch ich konnte Miss nicht einfach stehen lassen... Ich schwang mich aufs Fahrrad und fuhr durch den Regen zum Reiterhof. Miss begrüßte mich mit einem lauten Wiehern, als sie mich an ihrer Weide vorbei fahren sah. Ich nahm ein Strick und ging auf sie zu. Zur Begrüßung bekam sie von mir ein kleines Stück Brot. Dann trabten wir schnell durch den Regen zum Stall. Dort putzte ich sie gründlich, allerdings war sie klitschnass... Also beschloss ich etwas Bodenarbeit zu machen. Ich ließ sie in der Halle über eine blaue Plane gehen, zeigte ihr einen gelben Schaumstoffball, spannte einen Regenschirm auf, ließ sie rückwärts, seitwärts und vorwärts gehen und übte mit ihr das Kompliment. Nach einer Stunde hatten wir beide die Schnauze voll. Ich war vollkommen zufrieden mit ihr, also brachte ich sie zurück auf die Koppel. Inzwischen regnete es schon weniger, es dämmerte und ich beschloss ihr shcnell noch Heu auf die Weide zu schmeißen. Dann verabschiedete ich mich mit einem dicken Apfel von ihr.

      fire_and_ice, 27 May 2009
      'Hey Miss Independent, naaaa süße, wie gez dir?' sagte ich und ging auf die hübsche zu. Ich holte sie von der weide und band sie auf dem hof an. Dort kratzte ich ihr die hufe aus, kämmte die mähne, verlas den schweif und putzte sie gründlich. Als ich fertig war bandagierte ich ihre beine, machte sprungglocken um die hufe, sattelte und trenste sie. Dann gingen wir in die hale wo ich sie eine halbe stunde lang longierte und mich anschließend noch 10 minuten drauf setzte. Sie arbeitete gut mit, also beschloss ich für heute schluss zu machen und sie wieder auf die weide zu bringen. Ich schaute ihr noch ein weile zu wie sie fraß, sich wälzte und die anderen pferde über dne zaun hinweg beschnupperte. Dann verabschiedete ich mich mit einem apfel von ihr. 'Bis morgen süße' rief ich im weggehen und sie nickte mir zu.

      fire_and_ice, 08 March 2009
      Heute nahm ich mir viel Zeit für mein bestes Pferd im Stall. Ich holte sie von ihrer Weide, nachdem sie ihr Heu vertilgt hatte und putzte sie ausgiebig auf dem Hof. Die Sonne schien, es war warm und ihr Fell schimmerte in dem Licht Gold-braun. Miss genoss die Wärme und schnaubte desöfteren. Ich sprach viel mit ihr und als sie fertig war holte ich den Rennsattel aus der Sattelkammer. Als sie mich mit diesem Sattel kommen sah riss sie erfreut den Kopf hoch und wieherte einmal aus, denn sie wusste genau, dass dieser Sattel 'Rennen' für sie bedeutete. Als ich sie gesattelt und getrenst hatte legte ich ihr schnell noch Gamaschen an. Dann setzte ich meinen Reithelm auf den Kopf, saß auf und ritt ins Gelände mit Miss. Sie war ganz erstaunt, dass ich nicht zur Rennbahn ritt, doch ich wollte sie heute eine lange Strecke nur geradeaus reiten. Die Stute sah schon die lange gerade Strecke aus vielen Feldwegen und wollte loslegen, ich ritt sie erst einmal warm, dann schnallte ich meine Bügel kürzer. Ich trabte an, gab die Hilfe zum Galopp und trieb sie dann schneller. Miss flitzte den Feldweg runter als würde sie um ihr Leben laufen, mir liefen die Tränen über die Wange, da der Wind so kalt war. Miss atmete stark, zeigte jedoch nicht, dass sie nicht laufen wollte, im Gegenteil, mir fiel es schwer sie zurück zu nehmen und durch zu parieren in den Trab. Ich lobte sie ausgiebig. Dann sollte sie ein paar Minuten verschnaufen, bevor ich die ganze Strecke wieder zurück galoppierte. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, doch ich hätte schwören können, dass sie auf dem Rückweg noch mehr Gas gab. Die Krähen flogen in die Höhe, als wir uns ihnen näherten und die Rehe auf dem Feld schauten verängstigt, weil sie die Situation nicht kannten. Ich nahm Miss bei den letzten beiden Feldwegen zurück und parierte wieder durch. Dann ließ ich sie wieder verschnaufen und schnallte mir die Bügel wieder länger.
      Als wir am Reiterhof ankamen, war sie noch immer klitschnass. Ich ritt weiter schritt und warf ihr eine Abschitzdecke über den Rücken. Dann stieg ich ab, brachte Sattel und Trense weg und stellte Miss Independent ins Solarium. Dort kratzte ich ihr die Hufe aus. Anschließend spritzte ich ihre Beine in der Schmiede mit kaltem Wasser ab.
      Ich brachte die Stute zurück auf ihre Weide, dort bekam sie noch ein wenig Silo, Äpfel, Möhren und ein wenig hartes Brot. Ich klopfte sie am Hals und verabschiedete mich von ihr.

      fire_and_ice, 28 January 2009
      'Hey Miss!' rief ich lauthals über die Weiden. Sofort sah ich wie meine Stute den Kopf hochriss und hörte daraufhin ein lautes Wirren. Sie schaute sich schnell um und kam dann an den Zaun getrabt. Ich strich ihr über die Stirn und gab ihr einen Apfel, dann holte ich sie von der Weide und band sie auf dem Hof an.
      Als nächstes holte ich das Putzzeug und fing an sie zu putzen... Der Schweif war schon wieder sehr lang, also beschloss ich ihn kürzer zu schneiden. Langsam fing es an zu regnen also holte ich Sattel und Trense um ein wenig Dressur in der Halle zu reiten.
      Nach einer Stunde trottete Miss erschöpft hinter mir, aus der Halle, her. Ich lobte sie mit Worten und klopfte sie am Hals. Dann sattelte und trenste ich sie ab, legte ihr eine Abschwitzdecke über den Rücken und krazte noch schnell die Hufe aus. Ich stellte sie wieder auf die Weide, wo sie noch etwas Futter bekam und ein paar Leckereien. Dann verabschiedete ich mich von ihr. 'Bis morgen!', rief ich und fuhr nach Hause.

      fire_and_ice, 09 October 2008
      'Hallo meine Hübsche' begrüßte ich Miss. Mit großen Augen sah sie mich mal wieder an und wühlte in meiner jackentasche nach Leckerlies. 'Später, erst wird was getan', lachte ich sie an. Ich halfterte sie auf und führte sie auf den Hof. Dort band ich sie an und putzte sie gründlich. Ich flocht ihr die Mähne in einem Bauernzopf zusammen. Als ich damit fertig war, holte ich Gamaschen und Sprungglocken. Aus der sattelkammer kam ich mit dem Springsattel und der Trense wieder. Ich sattelte und trenste meine Stute, danach saß ich auf. Nach 10 Minuten Schritt reiten fing ich an sie zu lösen.
      Endlich kam mein Reitlehrer und baute ein paar kleine Sprünge auf. Wir trabten ein paar mal über Stangen und nahmen dann ein kleines grün-gelbes Kreuz. Dies wiederholten wir 3 mal. Danach kam ein kleiner Steilsprung mit einer Planke hinzu. Miss schaute zuerst erschrocken, nahm den Sprung jedoch ohne Probleme.
      Nachdem wir uns gründlich aufgewärmt hatten, ritten wir einen ganzen Pacours mit 7 Sprüngen. Meine Stute hatte es heute sehr eilig. Trotzdem lobte ich sie ausgiebig. Bis die Sprünge höher gebaut waren ließ ich sie noch ein wenig verpusten. Dann ritt ich eine große Runde. Als Miss Independent auch diese Problemlos nahm, trabte ich sie am langen Zügel leicht und klopfte sie am Hals.
      Nach dem trockenreiten schmiss ich eine Abschwitzdecke auf ihren Rücken. Ich kratzte auf dem Hof die Hufe aus, sattelte sie ab und belohnte sie mit 3 dicken Möhren. 'Lass es dir schmecken Dicke', sagte ich zufrieden und strich ihr über den Hals.
      Ich brachte sie zurück zur Koppel, wo ich sie noch fütterte und mich dann von ihr veranschiedete.

      Ihr Leben bei Abajo 2011

      Januar 2011, by Abajo
      Ich konnte es nicht glauben. Vor wenigen Minuten hatte ich eine Stute Namens Miss Independent geschenkt bekommen. Da war mir noch nicht klar, wie erfolgreich dieses Pferd eigentlich ist! Ich wartete ungeduldig darauf, dass der Hänger kommen würde, doch er kam nicht. Ungeduldig lief ich auf und ab, bis ich ihn schließlich den Weg heraufrollen sah. Ich bedankte mich bei dem Fahrer und übernahm die Papiere von der Stute. "Na dann will ich mir die Hübsche mal anschauen." Vorsichtig öffnete ich die Hängertür und holte das Pferd am Strick heraus. Die STute benahm sich vorbildlich, sie war den Hänger auf Grund ihrer Turniere ja gewohnt. Ich hatte mich gleich in ihre Farbe verliebt, das helle Braun im Fell und das Schwarz im Langhaar. Ich war begeistert! Zur Eingewöhnung brachte ich die Hübsche erst mal in eine Box, wo ich ihr Heu gab. Miss wieherte, wobei sich ihre Nüstern aufgeregt weiteten. "Na, gefällt es dir hier?" Ich lief schnell nochmal zum Hänger, um ihr Zubehör zu holen. Darunter Sattel, Zaumzeug und eine Kiste. Ich trug alles in die Sattelkammer und öffnete dann die Kiste. Kurz darauf war ein "Woah.. das sind ja viele SChleifen" zu hören. Ich nahm die Kiste mit zu Misses Box und heftete jede Schleife an das SChild der Boxentür. Miss beobachtete mich interessiert und vergrub nach einigen Minuten die Nase im Heu, es schien ihr zu schmecken und sie wirkte gar nicht nervös. Ich beobachtete sie noch eine Weile, verließ dann aber den STall, damit die Stute etwas Ruhe hatte.

      Pflege für Pn's Firefly, Miss Independent und Calinka:
      Februar 2011, by Nigolasy
      Als ich heute zu Abajos/meinen Pferden kam ging ich als erstes zu Pns Firefly. Sie stand auf der Weide und tollte rum. Firefly!, rief ich und sie kam sofort angetrottet. Na? Wie geht es dir kleine Maus?, fragte ich sie worauf sie mit einem freudigem wiehern antwortete. Ich musste lachen. Ich zog ihr das Halfter an und führte sie auf den Putzplatz. Ich fing an sie zu putzen. Nach dem sie fertig war lies ich sie kurz stehen und holte Miss Independent und Putze auch sie. Als sie sauber war Sattelte ich sie und nahm sie und Pns Firefly und ging vom Putzplatz. Auf dem Hof stieg ich auf und Ritt los mit Fire als Handpferd. Ich ritt Richtung Wald da es heute ziemlich warm war. Fire trottete neben mir her. Nach gut 20 Minuten trabte ich an und trabte langsam den weg entlang. Fire Galoppierte neben uns her und lies ein Freudiges Wiehern erklingen als sie ein Eichhörnchen sah. Ich ging wieder Schritt und wurde ganzlangsam damit Fire auch mal Schritt laufen konnte. Nach gut 20 Minuten kam ich wieder auf dem Hof an. Ich sattelte ab und mischte noch Mash für beide zusammen. Als sie es auf gefressen hatten brachte ich beide wieder auf die Weiden und holte gleich Calinka runter und nahm sie mit auf den Putzplatz. Ich putzte sie gründlich und sattelte sie. Dann ging ich mit ihr auf die Gelände strecke. Ich stieg auf und ritt sie warm. Nach 10 Minuten gang Wechsel nahm ich das erste Hindernis. Ein Heckensprung, sie sprang elegant drüber und landete weich. Ich sprang noch über ein Wassergraben, ein Brettersprung und ein weiter Brettersprung die sie sehr gut meisterte. Ich stieg ab und ging zurück zum Putzplatz wo ich absattelte und auch ihr Mash gab. Nach dem sie auf gegessen hatte brachte ich sie zurück auf die Weide füllte dort noch Wasser auf und ging dann nach Hause.

      Februar 2011, by Abajo
      Heut hatte ich es endlich geschafft, früher aus der Arbeit zu kommen. Gleich stürmte ich in den Stall um die Pferde zu versorgen. Während ich zur Weide ging, überlegte ich, was ich mit wem machen sollte. Ich beschloss einfach spontan zu handeln.

      Zuerst schnappte ich mir Dream, sie war immer noch nicht ganz auf den einen, weshalb ich vor hatte, sie nur ein bisschen zu longieren. Zu aller erst musste sie allerdings von ihrem Schmutz befreit werden. Typisch Schimmel, da fällt so etwas immer sofort auf. Ich band die Hübsche am Putzplatz an und striegelte mich durch ihr Fell. Nachdem ich die Hufe ausgekratzt und das Langhaar verlesen hatte, legte ich ihr den Longiergurt und das Kappzaum um. Aufgeregt tänzelte sie herum, ihr war bewusst, dass sie sich nun endlich ein bisschen mehr bewegen durfte. Ich trainierte ganz gezielt an ihrem Muskelaufbau und ließ sie zum Schluss entspannend galoppieren. Als ich ihr die Ausrüstung abgenommen und ihr etwas Kraftfutter gegeben hatte, wirkte sie sehr erfrischt.

      Nachdem ich Dream zurück auf die Weide gebracht hatte, holte ich mir Misses Foxi und Miss Independent, meine 2 Prinzessinnen. Die beiden hatten sich gleich von Anfang an ins Herz geschlossen. Zuerst putzte ich beide ausgiebig, was sie ohne Eifersucht oder Zickereien genossen. Ich dachte es wäre am besten, mit den beiden einfach einen gedehnten Spaziergang zu unternehmen. Gesagt getan, ein paar Minuten später liefen wir gemütlich auf einem Feldweg entlang. Ich ließ sie immer wieder an den Grashalmen knabbern und ab und zu legten wir eine kleine Trabstrecke ein. Miss Independent war die bravere von beiden, doch mit ihr an meiner Seite verhielt sich auch Misses Foxi vorbildlich. Nach einer halben Stunde kehrten wir zum Stall zurück und ich gab beiden noch eine kleine Portion Futter.

      Calinca wieherte mir schon freudig entgegen, als ich sie von der Weide holte. Die kleine sah schon viel besser aus. Am Putzplatz angekommen striegelte ich ihr Fell, ich kratzte ihre Hufe aus und verleste das Langhaar. Beim Putzen merkte ich, dass sie am Rücken etwas verspannt war, weshalb ich eine Massage startete. Zuerst am Widerrist, dann die Wirbelsäule entlang bis zum Schweifansatz. Calinca ließ sich verwöhnen und schloss zufrieden die Augen. Nach einigen Minuten war ich fertig und gab ihr einen Apfel zu fressen. Typisch Calinca verschlang sie ihn sofort und blickte mich dann wie ein Dackel an. Ich hatte allerdings schon früh gelernt, mich auf solche Spiele nicht einzulassen und brachte sie nur lächelnd zurück auf die Weide. Empörend prustend galoppierte sie dann auch schon wieder davon.

      Das war es für heute, morgen würde ich mich dann um meine 4 Hengste kümmern.

      April 2011, by Abajo
      "Puuuh", gab ich genervt von mir, als ich an der Weide angekommen war und Miss Independent erblickte. Sie hatte sich schon wieder genüßlich im Dreck gewälzt und blickte mir unschuldig entgegen. "Jajaa... tu doch nicht so, ich weiß genau, dass du das mit Absicht machst!" Miss merkte sofort, dass sie mit mir nicht spaßen sollte heute und kam brav zu mir, um sich das Halfter anlegen zu lassen. Nachdem ich mit ihr zum Putzplatz gegangen war und sie angebunden hatte, machte ich mich an die Arbeit. Zuerst entfernte ich den eingetrockneten Schlamm aus den Fell und bürstete dann mit einer feineren Bürse nach. Mit der selben Bürste bearbeitete ich den Kopf und die Beine. Das Langhaar bedarf schon etwas mehr Aufwand, da dieses total verkrustet war. Heut war recht warmes, schönes Wetter, weshalb ich beschloss, Miss ein bisschen zu waschen. Ich holte Shampoo und nahm dann gleich den Wasserschlauch mit. Die Stute beobachtete mich etwas misstrauisch, sie schien zu merken, was ich vor hatte. Aber der Blick und selbst ein entrüstetes Schnauben, als das Wasser ihr Bein berührte, half nichts. Nach einigen Minuten hatte sie sich beruhigt und ich konnte entspannt ihre Beine waschen und dann ihr Langhaar einshamponieren. Mittlerweile hatte Miss die Augen aus Langeweile geschlossen und ich war pitschnass, da sie ihren Schweif gerne zur Verteidigung einsetzte. Zuletzt wusch ich das Shampoo heraus und säuberte die Hufe. Damit sie sich nicht gleich wieder auf der Weide wälzen konnte, beschloss ich mich zu einem Spaziergang mit ihr, um sie (und auch mich) trocknen zu lassen. Bei der Hitze dauerte es nicht lange, nach 15 Minuten hatten wir den Hof gemütlich umrundet und Miss Independent hatte sich den Bauch mit frischem Gras vollgeschlagen. Vollkommen zufrieden ließ ich sie schließlich wieder auf die WEide zu den anderen Stuten.

      Mai 2011, by Abajo
      "Hey Hübsche", begrüßte ich Miss leise, als ich zu ihr auf die Weide kam. "Heut hab ich leider nicht allzu viel Zeit" Ich legte der Stute das Halfter um und ging dann mit ihr spazieren. Auf den Feldwegen ließ ich sie grasen und wie legten ab und zu einen kleinen Trabweg ein. Miss benahm sich vorbildlich und zog nicht, sie verhielt sich eher wie ein gut ausgebildeter Hund. Weil sie so brav war, bekam sie auch etwas mehr Gras als sonst und dann gingen wir auch schon wieder zurück.

      Mai 2011, by Abajo
      "Miss, wo bist du denn?" Verzweifelt suchte ich den kompletten Hof ab, Misses Foxi blieb verschwunden. "Das gibts doch nicht... sie stand doch gestern noch in ihrer Box." Heute war leider auch keiner meiner Pfleger da, somit musst ich also alleine suchen. Nach einer Stunde panischem Suchen fand ich sie schließlich bei Miss Independent auf der Weide. "Nanu? Wie kommst du denn hier her?" Bis jetzt hatten sich die beiden Stuten nie sonderlich vertragen, aber heute standen sie beide nebeneinander auf der Weide und ließen sich die Sonne auf dem Rücken scheinen. "Ihr seid ja echt wahnsinnig." Kopfschüttelnd beobachtete ich die beiden und nahm sie mit zum Putzplatz. Plötzlich waren sie unzertrennlich und ich fragte mich, wie es wohl dazu gekommen war. Misses Foxi könnte unmöglich über den Zaun gesprungen sein. Einer meiner Pfleger wird wohl was verwechselt haben.
      Ich putzte beide ausgiebig und sattelte danach Miss Independent. "Heut gehen wir mal zu 3. ausreiten, na wie findet ihr das?" Ich zäumte beide auf, wobei sie sich vorbildlich benahmen und stieg dann auf Miss Independent. "Jetzt kann ich euch beide ja gar nicht mehr mit Miss abkürzen, sonst wisst ihr ja gar nicht mit wem ich rede", lachte ich leise vor mich hin. Misses Foxis Strick schlang ich um das Horn des Westernsattels und eine halbe Stunde später waren wir schon mitten im Wald. "Heut ist es wirklich sehr schön, na was sagt ihr?" Wie erwartet bekam ich keine Antwort, aber das war ich ja schon gewohnt. Nach weiteren 40 Minuten kamen wir wieder zurück zum Hof, wir waren zwar nur Schritt gegangen, aber die Sonne hatte uns alle zum Schwitzen gebracht.
      Nachdem ich beide Pferde versorgt und ihnen etwas Kraftfutter gegeben hatte, beschloss ich, die beiden ab heute gemeinsam auf die Koppel zu stellen. Die beiden dankten es mir, indem sie sich im Galopp ein Wettrennen lieferten. Wer von beiden gewinnen würde, stand allerdings noch in den Sternen, da ich schon auf dem Weg zum nächsten Pferd war.

      Tierarztbericht für Miss Independent
      Mai 2011, by NorwegeerStar
      Mein erster Auftrag in der neuen Tierklinik und schon am Tag der Eröffnung einen Auftrag - wenn das mal kein guter Anfang war!
      Nun stieg ich aus dem Auto, war grade eben bei Abajo untergekommen, die mich ihrer Stute wegen angerufen hatte. Nachdem sie mir kurz erklärte, was gemacht werden sollte, schnappte ich mir meine Tasche und ließ mir Miss Independent zeigen. Die Stute machte schon auf den ersten Blick einen munteren Eindruck und auch nachdem Abajo sie aus der Box geholt hatte, stellte ich fest, dass mein erster Eindruck richtig gewesen war. Zuerst hörte ich sie ob, ob Herz- und Lungenfunktion normal waren, sowie die Darmtätigkeit in Ordnung war - so weit, so gut. Anschließend tastete ich die Beine ab, sah der Stute in die Augen, Ohren und ins Maul. Auch hier war nichts auffälliges. "Kannst du sie mir einmal vorführen?" bat ich, um Miss Independent im Schritt und Trab laufen sehen zu können. Auch hier war alles okay.
      Als ich nun die Spritze aufzog, und die Stute gegen Herpes, Influenza, Tollwut, Tetanus, Pilz, Streptokokken und Fohlenlähme impfe, blieb sie ruhig stehen und lie sich auch anschließend die Wurmkur verpassen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. So eine angenehme Patientin! Nun verabschiedete ich mich von Abajo und Miss Independent, mit der Empfehlung die Wurmkur als auch die Impfungen regelmäßig zu wiederholen und in geraumer Zeit die Zähne abschleifen zu lassen.

      Hufschmiedbericht
      Mai 2011, by Hosie
      Meine nächste Station war Abajos Hof.Dort sollte mich eine 8 jährige Quarterstute erwarten.
      Guter Dinge führ ich durch die Stadt, um in einem Nachtbarort Abajos Stall aufzusuchen.
      Zehn Minuten früher als vereinbart errichte ich dann den idyllischen Hof und sah mich zuerst nach einem geeigneten Platz um. Auf einem großem Putzplatz hielt ich meinen Wagen an und wartete auf Miss Independent.
      Ein Stallhelfer brachte sie zu mir und betonte, dass Miss sehr gutes Hufhorn hat und daher keinen Beschlag benötigt.
      Ich begrüßte also die hübsche Stute und tätschelte ihr den Hals. Dann band ich mir meinen Beinschutz um und schnappte mir mein Hufmesser. Zuerst bearbeitete ich die Innenseite ihrer Hufe, anschließend nahm ich eine Zange und knipste die Überstehenden Seitenränder des Hufen ab.
      Miss Independents Hufe waren nun im Grobaufbau fertig. Für die Feinarbeit nahm ich mir meine Raspel und feilte die Hufen von außen glatt. Erst mit der Groben, dann mit der feinen Seite des Geräts. Der Stute gefiel es offensichtlich nicht so gut, mit einem Huf auf den Block gestützt stehen zu müssen und sie wackelte ein bisschen rum. Zum Glück hatte ich schon einiges an Erfahrung, so dass ich kaum mehr bemerke wenn ein Pferd nicht ganz stillhält.
      Nachdem ich die letzten Unebenheiten beglichen hatte bat ich den Stallhelfer von vorhin Miss Independent Vortraben zu lassen. Sie ging taktrein und fußte korrekt auf, was für mich hieß das ich mich nach dem einölen der Hufe mit einem Leckerli bei der Braunen Stute verabschieden konnte.

      SK Teilnahme
      Juni 2011, by Abajo
      Endlich hatten wir es geschafft! Miss Independent war nun zur Zucht zulgelassen. Sie selbst schien wenig von ihrem Glück zu merken, mich freute es dafür umso mehr.


      Meine Teilnahme mit Miss Independent

      Miss Independent scharrte aufgeregt, als wir schon einige Minuten auf unseren Aufruf warteten. Dann aber ertönte die Lautsprecherstimme: Jetzt kommt Abajo mit ihrer Stute Miss Independent!.
      Beim Eingang brachte ich Miss durch die richtigen Hilfen in einen flotten Trab und ritt mit ihr die Mittellinie entlang bis zu X. Dort angekommen ließ ich die Stute aus dem Trab heraus anhalten, worauf diese empört schnaubte, aber brav gehorchte und sogar geschlossen stand. Ich grüßte die Richter mit der linken Hand und einem Kopfnicken und als die Glocke ertönte, trabte ich Miss wieder an.
      Im starken, ausdrucksvollen Trab meiner Stute flogen wir den Hufschlag entlang durch die Halle. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich und Miss benahm sich fast schon wie ein Gewinner, denn die trug den Schweif imponierend hoch. Nach einer Runde wechselten wir diagonal durch die ganze Bahn, wobei Miss Independent automatisch ihre Schritte etwas verlängerte. In der darauf folgenden Ecke nahm ich sie etwas zurück, damit wir ohne Probleme durch die Schlangenlinie kamen. Die Stute ließ sich entspannt biegen und ich achtete darauf, die Linien sauber zu reiten.
      Bei A ritten wir auf den Zirkel und Miss Independent spitzte aufmerksam die Ohren, weil an so einer Stelle oft Galopp gefragt war. Da hatte sie diesmal sogar recht. Bei A legte ich den äußeren Schenkel verwahrend etwas zurück, um ihr mit dem Inneren Galopp zu signalisieren. Übermütig wie sie Heute war, waren die ersten 2 Schritte mehr Buckel als Galoppsprünge und der weiße Schaum aus ihrem Maul landete auf meiner Hose. Toll, dachte ich grinsend, schon wieder waschen, als Miss nun schön ruhig im Mittelgalopp lief.
      Nach einer ganzen Runde durch die Halle parierte ich sie bei A wieder zum Trab durch. Im normalen, gemütlichen Trabtempo meiner Stute meisterten wir schließlich noch die 3 Schlangenlinien. Bei C verlagerte ich mein Gewicht etwas nach hinten und parierte sie so zum Schritt durch. Bei der nächsten Gelegenheit wechselten wir durch die ganze Bahn um bei A wieder auf die Mittellinie zu gehen. Ich ließ Miss jetzt schon die Zügel etwas lockerer damit sie sich entspannen konnte.
      Bei X angekommen ließ ich die Stute wieder anhalten. In dem Moment, als ich gerade grüßen wollte, schüttelte Miss Independent ihren Kopf, bis hin zum Hals und dann den Körper entlang bis zu ihrem Schweif. Sie wirkte dabei wie ein nasser Hund, der versuchte trocken zu werden. Die Richter lächelten leicht, als sie meinen missglückten Abschiedsgruß bemerkten, denn ich musste mich mit der Hand in der Mähne festhalten. Auf der Tribüne lachten einige. Über die Situation grinsend und vollkommen zufrieden trabte ich mit Miss Independent schließlich aus der Halle.
      Sie verstand gar nicht, wieso sie heute alle auslachten und nicht wie üblich, applaudierten. So verdutzt wie sie war, machte ich draußen gleich noch ein Foto von ihr, um dieses super süßen verwirrten Gesichtsausdruck festzuhalten. Ein Leckerli durfte natürlich auch nicht fehlen.

      September 2011, by Raven
      Mein Besuch bei Miss Independent:

      Nervös fuhr ich meinen Wagen auf den unbekannten Hof. Als ich endlich einen Parkplatz fand, stellte ich das Auto ab und bahnte mir dann den Weg zu den Ställen. Der Hof war gepflegt und gefiel mir. Nichts desto trotz war ich eigentlich nicht hier um den Anblick zu genießen, sondern viel mehr um mich um Miss Independent zu kümmern. Allein bei dem Namen schlug mein Herz schneller. Für mich war die Stute eine Legende. Unzählige Tuniersiege hatte sie aufzuweisen. Und sie war natürlich die Mutter meiner geliebten Jade. Das machte auch nochmal was aus.
      Auf dem Weg zu Indi kam ich an all den Schleifen vorbei, die sie gewonnen hatte und musste mich ersthaft zusammenreißen, um nicht zu hyperventilieren. Dann stand ich plötzlich vor ihr. Das goldschimmernde Fell, die sanften dunkel Augen... Ich fuhr, als eine Hand vor meiner Nase schnipste. Eine Frau grinste mich an. Ich war wohl in eine Art Trance gefallen, denn ich hatte sie garnicht kommen hören. Sie stellte sich als eines der Stallmädchen vor und machte sich bald darauf wieder an ihre Arbeit. Nun war ich alleine mit Indi. Die Stute musterte mich neugierig. Mit gewinnendem Grinsen bot ich ihr eine halbe Möhre auf der flachen Hand dar und sie nahm sie. Möglicherweise steigerte ich mich da in was rein aber waren ihre Lippen nicht noch etwas zarter, als die der anderen Pferde? Als wir und einigermaßen vertraut gemacht hatten, führte ich Miss Independent aus ihrer Box zum Putzplatz. Dort striegelte ich die Stute ausführlich. Ich entfernte die alten Haare und groben Dreck, anschließend glättete ich das Fell mit der weicheren Bürste. Beim Hufeauskratzen war die Stute lieb und sogar das Gesicht lies sie sich waschen. Ich mistete auch den Stall der Stute gründlich aus, brachte Heu. Ans Reiten oder Füttern traute ich mich nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis der Besitzerin.
      Nachdem ich die Stute wieder sauber und zufrieden in ihre Box gebrachte hatte, verweilte ich noch eine Zeit lang dort, dann verabschiedete ich mich wehmütig von ihr. Ich gab ihr noch die andere Hälfte der Karotte, dann verlies ich den Stall zum Parkplatz hin.

      Oktober 2011, by Abajo
      Heute würde wohl ein langer Tag werden, da ich vor hatte, mich mit allen meiner Pferde zu beschäftigen. Dadurch, dass ich in letzter Zeit einige verkauft hatte, würde mein Vorhaben wohl einfacher werden als in der Vergangenheit.
      "Guten Morgen meine Hübschen.", säuselte ich den beiden Stuten zu, die gemeinsam auf der Koppel standen. Sahara ließ sich in der Sonne wärmen und schien mich gar nicht wirklich zu beachten. Miss Independent allerdings wieherte freudig und trabte zum Tor, da sie sich auf ein bisschen Beschäftigung freute. "Na dann wollen wir mal anfangen."
      Nachdem ich den beiden ein Halfter umgelegt hatte, führte ich sie zum Putzplatz und band sie dort an. Immer abwechselnd putzte ich die beiden und nachdem ich ihnen die Hufe ausgekratzt hatte, sattelte ich Miss Independent. "Heut machen wir einen kleinen Ausritt", erklärte ich den beiden und kurzerhand schwang ich mich auf Miss' Rücken. Mit den Zügeln in der linken und dem Strick von Sahara in der rechten Hand ritt ich vom Hof. Nach einer Stunde gemütlichem Schrittausritt kam ich wieder zurück und stellte die beiden auf ihre Koppel, um mich um die Hengste zu kümmern.
      "Ariabolo, Albus, Aquito und Abajo..." erstaunt stellte ich fest, dass alle 4 Hengste mit einem A anfingen und lächelte vor mich hin. Bis jetzt war mir das noch nie aufgefallen. Nach einigen Minuten überlegen, wie ich die 4 jetzt am besten beschäftigen könnte, entschied ich mich für einen Spaziergang mit Abajo und Ariabolo. Die beiden hatten sich immer gut verstanden und man konnte sie problemlos nebenbeinander führen. Also holte ich die beiden, putzte sie dürftig und machte einen ausgiebigen Spaziergang mit ihnen. Ab und zu legte ich ein paar Trabstrecken ein und nach einer halben Stunde kamen wir wieder zurück an den Hof.
      Bei Aquito und Albus würde das wohl schwieriger werden. Also entschloss ich mich dazu, die beiden einzeln zu bewegen.
      Es dauerte nicht lange da hatte ich Albus geputzt und gesattelt. Ein paar Minuten später waren wir schon auf dem Weg in den Wald und genossen da einige schöne Momente. Albus war anfangs zwar noch faul, als wir dann aber in den See schwimmen gingen, blühte er richtig auf und er war kaum noch zu halten. Deshalb ließ ich ihn noch ausgaloppieren und lief dann den langen Weg im Schritt nach Hause.
      Nachdem ich ihn zurück auf die Koppel gebracht hatte, holte ich Aquito und putzte ihn auch. Ich war erleichtert, endlich beim letzten meiner Pferde angekommen zu sein und kraulte ihn dann noch ein bisschen am Kopf. "Na kleiner Schmuser?.. Lust auf Springen?" Er drehte zwar sein Ohr zu mir, doch verstanden hatte er mich wohl nicht. Kurz darauf befanden wir uns auf dem Springplatz, ich wärmte ihn auf und ließ ihn einige HIndernisse springen. Zum ausgehen machten wir eine kleine Schrittrunde um den Hof.
    • Veija
      Ihr Leben bei Abajo 2012 - 2013
      Juli 2012, by Abajo
      Es dauerte nicht lange, da war ich im Stall angekommen und suchte meinen Weg zu Miss Independent. Nachdem ich die süße geputzt und gesattelt hatte, schwang ich mich sanft in den Sattel und ritt mit ihr eine große Runde durch den Wald. Danach spritzte ich ihr die Beine ab und gab ihr ein paar Leckerlies. "Braves Mädchen!"
      Zuletzt ging ich mit ihr zurück auf die Weide und sah ihr einige MInuten beim Grasen zu

      Oktober 2012, by Abajo
      „Hey meine Süße!!“, rief ich Miss Independent zu, als sie mich von der Weide aus entdecke und Ihren Kopf aufmerksam zu mir drehte. „Jaja, du denkst dir bestimmt, was die Alte schon wieder will…“ Munter begann ich drauf loszuplaudern und ihr ein Ohr abzuquatschen, während ich ihr das Halfter anlegte und zum Putzplatz führte. „Und dann hat der mir doch glatt gesagt, dass ich die Kutsche für die Hochzeit nicht bekomm… Kannst du dir das vorstellen?“ Obwohl ich einige Sekunden lang beim Putzen innehielt und auf eine Antwort wartete, blieb die Stute still und blickte nur verwirrt, weil ich das Putzen unterbrochen hatte. „Hachja… wenn Pferde nur reden könnten.“ Schon war ich wieder dabei, Miss sauber zu machen, was sich bei dem Wetter zur Zeit als nicht einfach herausstellte. „Wollen wir Albus dazuholen? Der Dicke steht ja voll auf dich…“
      Gesagt, getan. Den großen Grauen holte ich auch von der Weide und stellte ihn neben Miss Independent auf den Putzplatz. Während Albus versuchte Miss anzuknabbern, putzte ich auch ihn ausgiebig und sattelte dann Miss Independent. Wenige Minuten später saß ich auf Miss‘ Sattel, ihre Zügel in der linken und Albus‘ Führstrick in der rechten Hand. So trotteten wir langsam in den Wald und obwohl es an einigen Stellen recht matschig und rutschig war, kamen wir nach einer Stunde wieder heil am Stall an. Als Belohnung gab ich jedem noch einen Apfel und stellte sie zurück auf die Weide, wo sie sich bestimmt bald wieder dreckig wälzen würden. „Bis dann meine Hübschen!“

      März 2013, by Loulou
      Pflegebericht für Miss Independent
      Ich hatte Abajo zugesagt, dass ich mich um ihre Pferde kümmern würde und so befand ich mich jetzt auf dem Weg zu ihrem Stall. Es war das erste Mal, dass mein Weg mich dorthin führte, jedoch freute ich mich, die junge Stute Miss Independent kennen lernen zu dürfen. Schon bald kam ich auf ihrem Hof an. Während wir über das vom Regen nasse Pflaster gingen, erzählte sie mir bereits ein wenig über die Stute, sodass ich mich auf sie einstellen konnte. Und sie hatte nicht zu viel versprochen. Die schicke Quarterstute sah mit aufmerksam gespitzten Ohren über die Boxentür und reckte neugierig den Hals. Sie war wahrlich eine prächtige Falbstute und allein ihre vielen Turniererfolge und ihr vielversprechender Charakter ließen die Vorfreude darauf steigen, dass ich sie gleich in der Halle bewegen durfte. Nachdem Abajo mich mit ihr alleine gelassen hatte, holte ich ihren Putzkasten. So würden wir uns gleich ein wenig kennen lernen und ich war ihr nicht mehr ganz fremd, wenn ich sie reiten würde. Neugierig, aber keines Falles ängstlich verfolgte sie jede meiner Bewegungen und ließ sich willig aufhalftern. In der Stallgasse angebunden putzte ich Miss Independent und holte schließlich Sattel und Trense. Auch das ließ sie willig über sich ergehen und ich führte sie durch die nasskalte Luft vom Stall bis hin zur Reithalle. Dort klopfte ich ihr kurz den Hals, ehe ich aufsaß und die Zügel aufnahm. Nachdem ich sie kurz warm geritten hatte, ließ ich sie antraben und ritt mit ihr einige Bahnfiguren in allen drei Grundgangarten. Sie zeigte ihre raumgreifenden Gänge und die Übergänge waren flüssig. Es war angenehm ein Pferd zu reiten, welches weich im Maul war und Spaß an der Arbeit hatte. Nach einer guten Stunde ritt ich die nun nassgeschwitzte Stute wieder ab und brachte sie zurück in ihre Box. Dort sattelte ich sie ab und deckte sie ein. Noch einmal klopfte ich ihr den Hals und sie schnaubte wohlig, ehe ich mich daran machte, aufzuräumen. Auch dies war flott erledigt und so verabschiedete ich mich von Abajo und trat den Heimweg an.

      Hufschmiedbericht für Miss Independent
      Juni 2013, by Helly25
      Heute waren Miss Independent's Hufe an der Reihe, überprüft zu werden. Ich kam ein bisschen zu spät, denn mein Auto hatte den Geist aufgegeben. Miss Independent stand schon fertig angebunden da. Ich streichelte sie kurz, dann holte ich meine Werkzeuge. Sie beäugte mich neugierig, während ich an ihren Hufen arbeitete. Zuerst kratzte ich ihr gründlich die Hufe aus, dann überprüfte ich eben jene nach Beschädigungen, Entzündungen oder Ähnlichem. Danach machte ich einen Probeschnitt, bei dem ich feststellte, dass nur sehr wenig ausgeschnitten werden musste. Dann entfernte ich das lose Sohlenhorn bei allen Hufen, was sich Miss Independent ebenfalls brav gefallen ließ. Danach raspelte ich noch ein wenig an den Hufen herum, und schon waren wir auch damit fertig. Ich ließ sie probeweise ein wenig traben und galoppieren. Die Hufe waren gut, so wie sie jetzt waren. Anschließend gab ich ihr noch ein Leckerli. Kurz darauf verabschiedete ich mich von Miss Independent.

      Juni 2013, by Mondrian
      Ich fuhr aufgeregt in Richtung Stall. Dort würde mich meine RB Miss Independet erwarten. Als ich auf den Hof fuhr erblickte ich ein großes, ordentliches Stallgebäude. Es machte gleich einen guten Eindruck auf mich. Ich trat hinein und hielt Ausschau nach Missi´s Box. Ich entdeckte sie bald. Sie war so wie alle anderen Boxen sehr groß und mit einem Außenfenster ausgestattet. Ich rief leise ihren Namen und sie schaute mich sofort mit ihren großen, dunklen und sanften Augen an. Ich öffnete die Boxentüre und begrüßte sie mit einem Himbeerleckerli. Ich halfterte sie mit einem schönen Halfter auf und führte sie hinaus auf den Hof. Dann putzte ich sie mit sehr gepflegten Putzsachen und Missi genoß es sehr. Ich war sehr glücklich, dass ich eine so hübsche RB gefunden hatte. Ich sattelte sie auf und führte sie auf den Reitplatz. Ich führte sie erst einmal eine Runde im Schritt über den Platz, damit sie mich noch ein bisschen kennenlernen konnte. Dann stieg ich auf und ritt im Schritt los. Ich spürte gleich, dass Missi sehr gut eingeritten war. Sie gab sofort willig im Hals und im Rücken nach und man konnte toll mit ihr sogar schon im Schritt arbeiten. Obwohl sie mich erst kurz kannte, zeigte sie sich nicht unwillig, was ich sehr gut fand. Als ich antrabte hatte ich das Gefühl auf Wolken zu schweben. Ich ritt ein paar Tempounterschiede und Handwechsel und fing dann an zu galoppieren. Auch hier konnte man sehr gut sitzen. Als ich das Gefühl hatte sie war gut gelöst. Fing ich an Seitwärtsgänge zu üben. Als ich dann bei Traversalen im Trab war, war ich der Meinung, dass jetzt genug für heute war. Ich lobte sie kurz. Jetzt ritt sie noch ein paar Runden im Schritt trocken, obwohl sie fast nicht geschwitzt hatte. Dann stieg ich ab und führte sie in den Hof, um sie dort abzusatteln. Danach rieb ich sie noch trocken und gab ihr eine Karrotte. Als sie fertig gekaut hatte, führte ich sie in die Box und verabschiedete mich von ihr. Es war ein schöner Ritt gewesen und ich freute mich auf den nächsten.

      August 2013, by Abajo
      Heute war es etwas kühler als die Tage davor, weshalb ich die Pferde endlich wieder fordern konnte, ohne dass sie sich gleich zu Tode schwitzen. Es war nicht das Einfachste, 6 Pferde an einem Tag zu bewegen, deshalb entschloss ich mich dazu, beim Reiten etwas zu tricksen, indem ich mir das eine oder andere Handpferd mitnahm.
      Ariabolo und Albus
      Zuerst ging ich auf die Weide, beobachtete die Pferde eine Weile und nahm mir dann zwei Halfter und Stricke, um mir die ersten beiden zu schnappen, die mir entgegenkamen. Im heutigen Fall waren das Albus, der mir freudig entgegentrabte und Ariabolo, der wie immer nur kam, weil er auf ein Leckerli hoffte. Verfressenes Biest. Nachdem ich den beiden zwei Halfter umgelegt hatte, nahm ich sie mit zum Stall, wo ich die beiden Stricke schließlich in zwei Ringen an der Wand befestigte. „Ich wünschte, es würde bald wieder regnen. Auch wenn ihr dann wieder matschig seid. So aber staubt ihr mir entgegen und ich hab Angst, dass ihr euch wirklich noch in Staub und Dreck auflöst.“ Auf dem Weg zurück in den Stall steckte ich mir 2 Leckerlis in die Hose und holte die Putzkoffer, um die beiden Hengste zu pflegen. Albus bekam leicht Probleme mit dem Hufen unter seinem langen Behang, doch da es in letzter Zeit immerzu trocken war, schien er keine Probleme zu haben. Während ich ihm die Hufe auskratzte, schüttelte er heftig mit dem Kopf, um eine Bremse zu verscheuchen. „Ich hab gelesen, dass Zebrastreifen gegen Bremsen helfen. Vielleicht sollte ich das auch mal probieren…“, überlegte ich und setzte den letzten Fuß wieder auf den Boden. Nachdem ich auch Ariabolo, der ruhig vor sich hindöste ebenfalls die Hufe gesäubert hatte, nahm ich den Striegel und fing an, den Staub aus dem Fell zu lösen. Das war vielleicht eine staubige Angelegenheit. Mehr als einmal hustete ich und meine Augen tränten, als ich die beiden schließlich fertig geputzt betrachtete. Da Albus das letzte Mal als Handpferd unterwegs war, bekam er heute den Sattel auf den Rücken und Ariabolo würde ich am Strick mitführen. Eventuell, wenn den beiden bis dahin nicht zu heiß wurde, könnten wir ja zum Teich reiten um sie dort abzukühlen. Gedacht, getan. Nachdem ich mich auf Albus‘ Rücken geschwungen, ritt ich im Schritt los. In der linken Hand die Zügel von Albus und in der rechten den Strick von Ariabolo. Nach einer guten Stunde, einigen Trabeinlagen und einigen Minuten kühlem Wasser vom Teich, kamen wir auch schon wieder zu Hause an. Da die Sonne noch prall hinunterstrahlte, dauerte es nicht lange, da waren die Pferde auch schon einige Minuten nach dem Baden wieder trocken gewesen. Nach dem Absteigen gab ich jedem sein verdientes Leckerli, kontrollierte noch die Hufe und stellte die beiden zurück auf die Weide, wo Ariabolo sich gleich im Staub wälzte. Albus hingegen suchte sich einen schattigen Baum, unter dem er dösen konnte.
      King of Darkness und Aquito
      Nachdem ich die anderen Pferde in die “Freiheit” entlassen hatte, lief ich erst an das eine Ende der Weide um King zu holen und dann an das andere, um Aquito das Halfter ebenfalls anzulegen. „Na, habt ihr auch Lust auf Baden?“, fragte ich die beiden flötend und führte sie zurück zum Stall. Dort angekommen räumte ich die Putzkoffer von Ariabolo und Albus weg und holte dafür die Putzkoffer für King und Aquito. Da beide Rappen sind, dachte ich, würde das mit den Zebrastreifen wohl ganz gut funktionieren. Erst putzte ich die beiden gründlich, entwirrte eine Klette aus Aquitos Mähne und dann verschwand ich für einige Minuten in der Stallgasse, um etwas von dem Mehl-Wasser Gemisch zu mixen. Das war vielleicht eine Pamperei, doch meine Hoffnung an das „Wundermittel“ war groß. Mit einem Kübel lief ich zurück zu den beiden, stellte ihn zwischen sie und tunkte meine Fingerspitzen darin ein. „Na immerhin ist es einigermaßen kühl“, kicherte ich vor mich und verpasste beiden simultan Streifen auf ihrem Fell. King schien das alles wenig zu stören, im Gegenteil, er schien die kurzzeitige Kühlung auch toll zu finden. Aquito hingegen beäugte die Substanz misstrauisch, drehte den Kopf nach hinten und stupste seine Nase in seinen neuen Streifen. Als er kurz darauf den Kopf schüttelte, flogen die Mehltropfen auf King und nun hatte ich weniger ein Zebra sondern mehr einen Dalmatiner. Ich seufzte frustriert und beseitigte das Mehl von Aquito’s Schnauze mit einem Tuch. „Du machst ja Sachen…“ Als ich schließlich die beiden mit Streifen eingedeckt hatte, nickte ich zufrieden und machte ihre Stricke los. Da ich vorher schon geritten war und danach mit Miss Independent unbedingt noch springen wollte, hatte ich keine Lust, schon wieder in den Sattel zu steigen. Also gingen wir einfach spazieren, im Schneckentempo, weil King ständig fressen wollte, aber es war recht angenehm im Schatten des Waldes. Zurück im Stall grübelte ich, ob weniger Bremsen auf den Pferden waren als sonst. Aber so richtig beurteilen konnte ich es nicht. Ich denke schon... doch ich könnte mir das auch einbilden. Ich stellte sie so wie sie waren, mit ihren Zebrastreifen auf die Weide und gab ihnen abschließend noch ein Leckerli.
      Abajo
      Da ich mit Miss noch springen wollte, musste ich Abajo alleine von der Weide holen. Er war der einzige Hengst in der Runde, der noch nicht bewegt wurde. Nachdem ich ihm das Halfter umgelegt hatte, merkte ich schon, dass er etwas anders war als sonst. Normalerweise lief er im richtigen Tempo neben mir her, doch heute musste ich am Halfter ziehen und mit der Zunge schnalzen, um ihn zum Bewegen zu bringen. Im Stall angekommen band ich ihn an einen der Ringe an den Wänden und holte den Putzkoffer. Natürlich brachte ich die Koffer von Aquito und King wieder zurück an ihren Platz, den Ordnung stand bei mir an erster Stelle. Beim Putzen versuchte ich Abajo zu beobachten, ich versuchte herauszufinden, ob er sich anders verhielt als sonst. Doch feststellen konnte ich nichts, abgesehen davon, dass er etwas müder war als sonst. Vielleicht musste man ihn einfach etwas aufwecken. Als ich gerade sein linkes Vorderbein heben wollte, um den Huf auszukratzen, stellte ich fest, dass sein Fesselgelenk sehr heiß und etwas geschwollen war. Das erklärte zumindest, warum er so seltsam drauf war. Ich kratzte seine Hufe fertig aus und führte ihn dann ein Stück vom Stall weg, ließ ihn traben, wenden und dann wieder zurücktraben. Er weigerte sich anfangs, dann aber setzte er sich in Bewegung, weniger, weil er es von sich aus wollte sondern mehr, um mir einen Gefallen zu tun. Da er allerdings lahmte, band ich ihn wieder in der Stallgasse an und rief den Tierarzt. Ich erklärte ihm die Situation, dass Abajo’s Fesselgelenk geschwollen war und er lahmte. Der Tierarzt versprach mir, noch heute vorbeizukommen. Ich brachte Abajo erst mal nicht zurück auf der Weide, damit ich ihn später nicht nochmal holen müsste sondern stellte ihn in die Box, bis der Tierarzt kommen würde.
      Miss Independent
      Nachdem ich mit Abajo nun doch nicht arbeiten konnte, hatte ich etwas mehr Zeit für Miss Independent. Der Tierarzt würde nicht so schnell da sein, also konnte ich noch in Ruhe einen Parcours auf dem Springplatz aufbauen. Natürlich durften 3 kleine Hindernisse zum Aufbauen nicht fehlen. Ein Pfiff am Eingang der Weide reichte und Miss Independent kam, wenn auch im langsamsten Schritt, brav zu mir. Ich legte ihr das Halfter um und schon waren wir auf dem Weg zum Stall. Erst jetzt kam ich auf die Idee, dass es klüger wäre, erst die Putzboxen wegzuräumen und dann erst das Pferd zu holen. Ich nahm mir vor, das in Zukunft so zu machen, doch heute würde Miss die eine Minute wohl warten müssen. „Na Hübsche, Zeit für’s Training?“, fragte ich sie, während ihr sie putzte. Auf wundersame Weise war sie nicht mal halb so dreckig wie die Hengste, also hatte ich weniger zum putzten. Ich legte ihr dann den Springsattel auf den Rücken, verschloss den Sattelgurt und zäumte sie. „Bereit?“ Springen war, trotz Verlasspferd, eine riskante Sache, also verzichtete ich nicht auf meinen Reithelm und platzierte diesen auf meinem Kopf. Auf dem Springplatz stieg ich auf ihren Rücken und sofort begann Miss Independent unter mir zu tänzeln. Sie hatte die Hindernisse natürlich schon bemerkt und konnte es kaum erwarten. Bevor wir uns aber ans Springen machten, wärmte ich sie im Schritt auf, machte dann noch einige Trabübungen und dann ließ ich sie auf eines der kleineren Hindernisse zugaloppieren. Natürlich meisterte sie das Hindernis ohne Probleme, sie machte allerdings danach einen kleinen Sprung in die Luft, wie um mir zu sagen, dass sie es beleidigend fand, sie über solch kleine Stangen springen zu lassen. Dennoch ließ ich sie noch die zwei kleinen anderen Hindernisse springen, ehe ich sie auf den Parcours zusteuerte. Mit jedem Sprung schien sie kräftiger zu werden, höher zu springen und feuriger zu schauen. Obwohl Miss Independent noch genug Energie hatte den Parcours noch ein zweites Mal zu springen, beließ ich es bei der fehlerfreien Runde. Es war zu heiß und so hatte sie einen perfekten Erfolg und würde mit einem guten Gefühl auf der Weide stehen. Nachdem ich sie versorgt hatte, bekam sie noch einen Apfel und ich stellte sie zurück auf die Weide.

      September 2013, by Abajo
      Miss Independent's Teilnahme an der SdMW
      Anmut, Eleganz, Schönheit
      Abajo auf Miss Independent
      Ich rutschte meinen Hintern auf dem Westernsattel zurecht, öffnete und schloss meine Hände zur Lockerung und dann schnalzte ich mit der Zunge. Miss Independent, die sofort gehorchte kurz schnaubte, trabte entspannt an. So betraten wir die Halle, um uns den ‚bösen‘ Richtern zu stellen.
      Bei X angekommen hielt ich die Stute an und grüßte die Richter mit einem Kopfnicken und einem Tippen an meinen Westernhut. Dann trieb ich sie in den Schritt. Mit jedem Huf, der den Boden berührte, spürte ich die kritischen Blicke auf uns ruhen. Nachdem ich eine Runde geritten war, ließ ich mein Mädchen abermals antraben und sie hob ihre Beine die ersten Tritte recht hoch, um sich zu präsentieren. Danach galoppierte ich die Stute an und ließ sie eine Volte laufen. Den Kreis schafften wir fast perfekt, aber wer würde schon mit einem Zirkel nachmessen? Aus der Volte heraus wechselten wir die Hand wobei Miss Independent brav umsprang. Auf dieser Seite parierte ich nach einer Runde wieder zum Trab durch, zeigte auch hier ihren schwungvollen Gang und dann liefen wir die letzten Meter im Schritt. Bei X blieben wir wieder stehen, worauf die Richter uns neugieriger beobachteten. Sie erwarteten schon, dass jetzt etwas anderes kommen würde.
      Miss Independent’s Hufe wirbelten nach meiner gegebener Hilfe im Kreis herum, wobei immer mehr von dem Sand in alle Richtungen flog. Eine Runde. Zwei Runden. Drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, nein, zehn. Das war’s, wir hatten die magische Zehn erreicht und so gab ich meiner Stute das Signal, wieder stehen zu bleiben. Als sie ihre Beine wieder ruhig hatte, schnaubte sie und schüttelte den Kopf. Ein breites Grinsen zauberte sich auf mein Gesicht und ich trieb das Mädchen wieder in einen gemütlichen Galopp. Zum Glück hatte die Pause genügt, unser Gleichgewicht zurückzuerlangen. So galoppierte ich gemütlich eine Volte, dann zurück bis an die Bande und dann trieb ich sie zur Höchstleistung an. Rasend schnell flog das Publikum an mir vorbei und kurz vor den Richtern stemmten sich meine Füße in die Steigbügel, mein Gewicht verlagerte sich nach hinten und fast im selben Sekundenbruchteil presste die hübsche Quarter Horse Stute ebenfalls ihre Beine fest in den Sand, worauf der Sand abermals das Weite suchte und wir einen grandiosen Sliding Stop hinlegten.
      Während ich mich wieder aufrecht in den Sattel setzte und die Zügel auf dem Hals ablegte, um zu demonstrieren, dass Miss auch alleine stehen konnte, legte die Stute den Kopf schräg und flehmte in die Luft. Natürlich konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Miss Independent überzeugt in erster Linie durch ihr Talent, denn knapp fünfzig Schleifen zieren ihr Boxenschild. Natürlich vererbt sie diese Begabung durchgehend, auch ihr exzellentes Exterieur findet man in jedem ihrer Fohlen wieder.“ Nach meiner kurz gehaltenen Beschreibung verabschiedete ich mich, nahm die Zügel wieder auf und wendete meine Stute an der Stelle um 180 Grad, um dann die Halle mit einem glücklichen Lächeln zu verlassen.

      Hufschmiede 'Ferro Di Cavallo'
      November 2013, by Zaii
      Die Blätter raschelten unter meinen Füßen, als ich aus dem Kofferraum des Autos mein Werkzeug herausholte. Ich stellte meinen Koffer und den Hufbock ab, die Schürze legte ich oben drauf und machte mich dann erst einmal auf den Weg, um Abajo zu suchen. Abajo hatte mir den Auftrag gegeben, bei dreien ihrer Pferde nach den Hufen zu schauen. Lange musste ich nicht suchen, denn Abajo trat mir bereits aus dem Stall entgegen, als ich um das Auto herum lief. Wir begrüßten uns und sie bot sich an, mir beim Tragen des Werkzeugs zu helfen. Gesagt, getan. Abajo mit dem Hufbock in der Hand, ich mit Werkzeugkoffer und Schürze beladen machten wir uns auf den Weg zum Stall. Dort blickten uns bereits 7 hübsche Pferdeköpfe aus ihren Boxen entgegen, drei davon trugen ein Halfter. Während ich mich vor dem Stall herrichtete und die Schürze umband, brachte mir Abajo meine erste Kundin für den heutigen Tag. Miss Independent, wie die hübsche Stute mir vorgestellt wurde, war ein Traum von Pferd! Ich kannte die Falbfarbene, wer denn nicht? Sie hatte in ihrem jungen Leben bereits unzählige Turniere gewonnen, war zur Zucht zugelassen und hatte zudem bereits einige erfolgreiche Nachkommen geboren. Beinahe ehrfürchtig hielt ich der Stute meine Hand hin, in welche sie mir freundlich mit ihren weichen Nüstern prustete. Ich ließ mir von Abajo die Gänge der Stute vorführen, sie waren – was sollte man auch anderes erwarten? – klar und schwungvoll und so rechnete ich nicht mit größeren Komplikationen. Nachdem die Stute von ihrer Besitzerin angebunden worden war und ich ihr noch ein Leckerli zugesteckt hatte begann ich mit der Hufkontrolle. Ich säuberte die Hufe zunächst, dann kürzte ich die Hufwand etwas, dafür trieb ich die Klinge mit Hilfe eines Schlageisens durch. Miss Independent stand zufrieden da und ließ sich von Abajo den Mähnenkamm kraulen, während ich als nächstes das Zerfallshorn aus der Sohle schnitt und abschließend den Huf platt raspelte und kleine entstandene Ecken ausbesserte. Ich nahm den ersten Huf vom Hufbock, klopfte der Stute kurz den Hals und machte mich dann gleich an den zweiten Huf. Die Falbfarbene hatte feste Hufe, das Horn war hart und gesund. Weder bei einem der vorderen Hufe, noch bei den Hinterhufen, welche ich anschließend kontrollierte, machte Miss Independent Probleme. Beinahe gelangweilt stand die junge Stute da, drehte nur ab und zu den Kopf und führte zum Schluss auch ihre Gänge nochmal brav vor. Ich war zufrieden, zwar lief Miss Independent nicht ganz so fließend, wie vor der Behandlung, doch das war der Normalfall und würde sich nach ein bis zwei Tagen legen. Ich verabschiedete mich von dem Quarter Horse und wartete vor dem Stall bis Abajo wiederkam, diesmal mit einem stattlichen Hengst neben sich. Auch ihn begrüßte ich, wobei mich das Shire Horse um beinahe 20 cm überragte. Albus, wie der Grullo hieß, trat brav neben Abajo her, als diese mir seine Gänge zeigte. Ich war zufrieden, Schritt und Trab waren klar abgegrenzt und so konnte ich mit der Kontrolle beginnen. Abajo band den Riesen an und ich setzte den ersten Huf auf den Hufbock. Ich, die selbst nur wesentlich kleinere und leichtere Pferde besaß, war sehr froh an dem Hufbock, den der Huf hatte einiges an Gewicht. Abajo, an das Gewicht mehr gewöhnt als ich, musste sichtlich schmunzeln, doch auch ich musste lachen, wie ich mich da mit dem großen Huf abmühte. Albus ließ unsere Scherzereien geduldig über sich ergehen und stand brav, während ich auch bei ihm die Hufwand kürzte und das Zerfallshorn aus der Sohle schnitt. Auch das abschließende Hufwand begradigen verlief problemlos und Abajo lobte den jungen Hengst, während ich mit dem rechten Vorderhuf weitermachte. Auch hier zeigte sich Albus von seiner besten Seite und nachdem ich fertig war meinte Abajo, dass er wohl einen seiner guten Tage hatte. Anderenfalls wisse er sehr wohl um seine Kraft. Albus schien von seiner Besitzerin genau eingeschätzt werden zu können, doch kein Wunder, wie mir Abajo verriet, besaß sie den Hengst beinahe seit dem Jährlingsalter. So folgte auch sogleich ein energisches „Nein!“, als Albus beim letzten Huf, links hinten, begann, die Ohren anzulegen und den Huf unter den Bauch zu ziehen. Ich ließ ab und wir warteten, bis der Hengst den Huf wieder normal belastete. Dann versuchten wir das ganze erneut. Wir brauchten noch einen Versuch, dann ordnete sich Albus seiner Besitzerin unter und beließ es dabei, seinen Unwillen durch gelegentliches Schweifschlagen kund zu tun. Ich beendete meine Arbeit an dem fast tellergroßen Huf und lobte den Hengst. Er sollte den Hufschmied schließlich trotz der Auseinandersetzung in guter Erinnerung behalten. Das Leckerli, das ich dem Hengst nach dem Vorführen der Gänge darbot, bevor er zurück in seine Box gebracht wurde, nahm er bereits wieder mit gespitzten Ohren entgegen – etwas Bestechung hatte noch nie geschadet. Als letztes stellte mir Abajo Abbey Dawn vor, ein Red Roan dem die Gutmütigkeit ins Gesicht geschrieben stand. Die volle, zu einem Zopf geflochtene Mähne wippte im Takt, als ich auch ihre Gänge begutachtete. Obwohl sie der gleichen Rasse angehörte, wie mein vorheriger Kunde war sie doch um mehr als 15cm kleiner als Albus. Ich begrüßte die trotzdem noch große Stute mit einem Leckerli und während Abajo dem Roan die Stirn kraulte machte ich mich an die Arbeit. Vollkommen entspannt stand Abbey Dawn da und ließ sich nach und nach von mir jeden Huf ausschneiden, kürzen und wieder zu Recht feilen. Als ich den letzten Huf abgesetzt hatte gab die Vierjährige ein zufriedenes Brummeln von sich und nahm das Leckerli, das ich ihr anbot vorsichtig auf. Abajo machte die Stute mit der schicken Fellfarbe los und zeigte mir abschließend nochmal ihren Schritt und den Trab, wobei nichts Ungewöhnliches festzustellen war. Ich verabschiedete die Stute und begann bereits damit, mein Werkzeug zu verstauen, während Abajo Abbey Dawn zurück in ihre Box brachte und ihr dort das Halfter abnahm. Kaum aus dem Stall half mir meine Kundin sogleich wieder, meine Hilfsmittel zurück zum Auto zu bringen. Dort angekommen verstauten wir alles und nachdem Abajo und ich uns verabschiedet hatten, stieg ich ins Auto und rollte langsam vom Hof, während Abajo sich daran machte, das entfernte Horn vom Putzplatz zu fegen.

      Tierarztbericht
      November 2013, by Ravenna
      Also – nachdem ich ebenfalls eine Weile mit Amy gequatscht hatte – erhielt ich eine Nachricht von Abajo, setzte mich ins Auto und fuhr auf direktem Wege über die Landstraße zu meinem alten Heim. Ihre Stute Miss Independent war mir bereits durch einen Ausritt bekannt, doch den Rest ihrer Bande hatte ich noch nicht kennengelernt. Bei einem kurzen Gespräch erfuhr ich, das die Pferde sowohl die Impfung als auch eine Wurmkur gebrauchen könnten. „Okey, dann machen wir uns heute mal an den Impfmarathon – die Wurmkur lass ich dir einfach mal hier. Die kannst du in etwa einer Woche selber verabreichen.“ Mit Abajo in der Führung ging es ab in den Stall..wir teilten einander die Aufgaben, während ich dabei war die Pferde rein äußerlich zu untersuchen und schließlich zu impfen sollte sie die neuen Spritzten bereits aufziehen und das nächste Pferd vor der Box anbinden. Wir begannen mit der mir bereits bekannten Miss schien mir etwas gelangweilt entgegen zu blicken, als ich jedoch begann sie an einigen Körperstellen zu berühren begann blickte sie neugierig nach all meinen Bewegungen – im Grunde ließ sie sich alles Kommentarlos gefallen. Die Spritze stellte keine Probleme dar und ich konnte den nächsten Patienten abtasten. Ariabolo war ein außergewöhnlich brauner Lusitanohengst, ließ sich zunächst etwas bitten, denn die anwesende Stute ließ ihn ein wenig Nervös werden..Im Grund fuhr er einfach auf sie ab – wie Abajo mir versicherte. Ich lächelte etwas in mich hinein, verabreichte auch dem Hengst seine Dosis Impfstoff – stellte ihn wieder in die Box um zum nächsten lief. Aquito schien ein sehr gechillter Hengst zu sein, der mit einer Art Engelsgeduld alles nötige über sich ergehen ließ – ganz anders als sein Vorgänger Ariabolo der von einer Seite zur nächsten gelaufen war und mir die Arbeit erschwert hatte. Im nächsten Schritt war ein wahrer Riese an der Reihe und ein Blick in die Box daneben – oder eher das Pferd das Abajo gerade heraus führte war ebenso riesig. Unverkennbar beides Shire Horses – auf dem Halfter des jungen Hengstes stand „Albus“ – zumindest die Farbe seines Bartes, die Länge seiner Haare und sein Name passten zum alten Zauberer aus Harry Potter, doch das Alter stimmte nicht ganz. Einer der Pfleger hielt den Hengst am Halfter, denn manchmal schien er nicht der brave Riese zu sein den ich jetzt vermutet hätte. Aber Albus machte dem alten Zauberer reine Ehre, verhielt sich sehr ruhig und gelassen. Bei der Spritzte brabbelte er etwas unwillig vor sich her, stampfte mit dem Fuß ließ es danach jedoch bleiben. Seine riesenhafte Kumpanin Abbey ließ ebenso wie Aquito alles gelassen über sich ergehen – die Red Roan Stute wurde von mir noch etwas beknuddeln, denn irgendwie hatte ihre Farbe, ihre Art und natürlich der Gesamteindruck gefielen mir wirklich. Nun folgte ein weiterer Lusitanohengst - der zwar als er aus der Box geführt wurde stolz den Hals aufwölbte, leicht vor sich her brummelte, aber im Umgang mehr als grottenbrav blieb. Das Hufe heben um die Gelenke an den Beinen zu kontrollieren, der kurze Blick zwischen die Nüstern und die Augen stellten keinerlei Probleme dar. Die Spritzte wurde ohne weitere Reaktionen angenommen, sodass ich die nächste an die Reihe nehmen konnte. Die nächste Stute ließ ihrem Namen keine Zweifel offen – den ebenso wie ein Hermelin im Winter war auch Jaela Blüten weiß. Beinahe fasziniert strich ich über ihr weißes Fell – damit absolvierte ich ebenfalls gleich die Kontrolle ihrer äußeren Erscheinung. Auch Jaela war die Ruhe weg, ließ mich hantieren wie ich wollte und erleichterte mir die Arbeit dadurch. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das es nun etwa 11 Uhr war – „Hey, wenn du magst können wir noch einen kleinen Kaffee trinken?“ fragte Abajo in diesem Moment. Ich sagte zu, machte jedoch gleich klar, dass ich nicht unbedingt allzu viel Zeit hatte.

      Künstliche Besamung von Miss Independence
      Dezember 2013, by Eowin
      „Neeeein!“, schrie ich meinen Computer an. Verdammte Technik! Jedes Mal, wenn man sich unerbittlich darauf verließ, stürzte dieses dumme Ding ab – und alles war weg. Dieses Mal mein Terminkalender der Tierarztpraxis.
      Ich seufzte tief und kramte meinen traditionellen Terminkalender wieder hervor, bevor ich anfing, wütend und wie irre darin herumzublättern. Vielleicht hatte ich ja Glück, vielleicht war der Termin ja noch eingetragen…
      Ich hatte Glück. Und der Termin war heute, genauer gesagt: JETZT.
      Rasch packte ich meinen Krempel zusammen und machte mich auf den Weg zu Abajo. Ihre Stute Miss Independent sollte erneut Mutter werden – da der Hengst jedoch in Australien stand, war eine künstliche Besamung unumgänglich. Und da kam ich ins Spiel.
      Ich freute mich sehr auf diesen Auftrag, zumal ich die Stute von vielen Turnieren schon kannte und sie wie eine kleine Berühmtheit war. Darüber hinaus war es genau diese Art Auftrag, wegen der ich mich für diesen Beruf entschieden hatte. Leben schenken war doch das schönste, was man im Beruf überhaupt erreichen konnte.
      Nach kurzer und halsbrecherischer Fahrt, weil ich sonst zu spät gekommen wäre, kam ich dennoch heile bei Abajo an. Und ich hatte festgestellt, dass das schwere Gepäck im Kofferraum des Combis seine Leistung nicht schmälerte – Mercedes hielt nun einmal, was die Marke versprach.
      Abajo kam mir bereits auf dem Hof entgegen. „Hallo Maren, schön, dass du da bist!“
      Ich begrüßte sie herzlich, dann ließ ich mich von ihr in den Stall führen. Die Falbstute stand bereits da und wartete auf mich. „Hallo Hübsche“, begrüßte ich sie und strich ihr begrüßend über den Hals. Sofort spitzte sie die Ohren und begann, an meinem Arm zu riechen. Ja, ich roch nach vielen, interessanten, fremden Pferden.
      „Zeigt sie eine offensichtliche Rosse?“, fragte ich, um direkt auf den Punkt zu kommen.
      „Ja, schon, aber nicht so, wie ich es von ihr kenne.“
      „Das kann auch was mit der Jahreszeit zu tun haben. Können wir sie mal abprobieren?“
      Abajo führte mich zu einem Junghengst und wir ließen ihn und Miss Independent aneinander schnuppern. Die Stute quietschte aufgeregt und schlug mit dem linken Vorderhuf nach dem Hengst, die Boxenwand treffend, stellte dann die Hinterbeine auseinander, zeigte aber weiter keine Anzeichen.
      „Also sie steht auf jeden Fall noch nicht, hab ich aber zu dieser Zeit auch schon schlimmer erlebt. Ich denke, ich packe einfach mal drauf“, schlug ich vor und holte sogleich das Ultraschallgerät, Gleitmittel und meine Handschuhe.
      Während ich letzteren über meinen Arm streifte, bat ich Abajo das teure Gerät zu halten. Dann gab ich etwas Gleitmittel auf die Sonde des Ultraschallgerätes und ließ Abajo den Schweif der Stute zur Seite halten.
      „Schlägt die?“, fragte ich vorsichtshalber.
      „Normalerweise nicht.“
      Normalerweise, nun gut, ich war ja schon so einiges gewohnt.
      Zunächst entfernte ich den Kot aus dem Enddarm, um das Ultraschallgerät einführen zu können. Dann bewegte ich die Sonde so, dass ich klaren Blick auf das innere der Gebärmutter hatte. Abajo schaute mir interessiert zu.
      „Habt ihr die eigentlich schon getupfert?“, fragte ich, während ich die Gebärmutter genau betrachtete.
      „Nein“, antwortete Abajo mir ehrlich.
      „Gut, dann mach ich das gleich vorsichtshalber mit. Aber ich denke, dass wir ruhig besamen können. Sieht sehr gut alles hier aus, keine Zysten oder Veränderungen.“
      Nun maß ich die Eiblase aus. Ich erkannte schon auf den ersten Blick, dass sie noch nicht so fürchterlich groß war.
      „Naja, die Eiblase ist vier Zentimeter groß. Zum Besamen reicht das, wenn du genug Samen da hast, sollten wir das aber teilen und morgen nochmal besamen.“
      Vorsichtig zog ich die Sonde wieder heraus und wischte sie mit einem Tuch ab, bevor ich das Ultraschallgerät wieder in meinem Auto verstaute.
      Dann holte ich alles nötige zum Besamen, während Abajo die Samen aus dem Kühlschrank holte. Eine kleine Probe nahm ich ab und legte sie unter das Mikroskop, für das ich mir kurzerhand Platz auf einem kleinen Tisch gemacht hatte. Das war nicht unbedingt üblich, dass ich die Qualität vorher beurteilte, aber nach einem so langen Weg durchaus sinnvoll.
      „Jo, das können wir in aller Ruhe teilen. Hier hat jemand saubere Arbeit geleistet und das Sperma gut verdünnt. Alles wunderbar beweglich und in 1A Zustand."
      Zuerst nahm ich den Tupfer, indem ich mit dem extra dafür vorgesehenen überdimensionalen Wattestäbchen – so sah es zumindest aus – durch den Muttermund von der Gebärmutter einen Abstrich nahm. Rasch verpackte ich den Abstrich luftundurchlässig in einem Röhrchen, damit die Probe nicht verfälscht wurde, und drückte sie Abajo mit der Bitte, sie festzuhalten, in die Hand.
      Dann nahm ich das „Rohr“, durch welches der Samen gespritzt wurde und den unpassenden Namen „Pipette“ trug, in die Hand und trat an die Stute heran. Wieder musste Abajo den Schweif festhalten, damit ich sah, was ich da tat. Vorsichtig schob ich das dünne Rohr voran – Miss Independent fand es offensichtlich alles andere als witzig, trat mit der Hinterhand unter und wölbte den Rücken unnatürlich auf. Leise redete ich auf sie ein, ich wusste, dass das nicht angenehm war. Zum Glück blieb sie artig stehen und ließ es, stöhnend, aber ruhig über sich ergehen.
      Vorsichtig, um der Stute nicht weh zu tun, schob ich das Plastik-Ding durch die Öffnung des Muttermundes. Sie war nicht in Hochrosse, sodass ich etwas pulen musste, was sie ebenfalls als nicht sonderlich nett empfand, es ging jedoch.
      Nun konnte ich die Spritze mit dem Sperma auf das Ende des Röhrchens setzen und spritzte so die halbe Menge direkt in die Gebärmutter. In dem durchsichtigen Rohr sah man, wie die trübe Flüssigkeit sich langsam seinen Weg bahnte. Noch einmal zuckte die Kleine aufgrund der plötzlichen Kälte merklich zusammen, Abajo klopfte ihr beruhigend die Kruppe.
      Dann war es fast geschafft. Sorgsam zog ich die Spritze ab, verschloss sie wieder und pustete vorsichtig in das Rohr, damit alles in die Stute hinein gelangte.
      Nun nur noch das Rohr heraus ziehen, dann hatte sie es für heute geschafft.
      Am nächsten Tag kam ich noch einmal zu Abajo und besamte Miss Independent vorsichtshalber noch einmal.
      Die Ultraschallkontrolle verriet mir, dass die Eiblase heute bereits auf 5cm gewachsen war, was ein idealer Wert war.
      Auch, wenngleich man merkte, dass die Falbdame mich langsam mit unangenehmen Gefühlen zu verbinden schien, war sie mir gegenüber sehr freundlich und ließ abermals das Besamen tretfrei über sich ergehen.
      Als es geschafft war, verabschiedete ich mich von Abajo und sagte zu ihr, dass die Trächtigkeit nach 17 Tagen per Ultraschall festzustellen sei. Wenn die nächste Rosse ausbliebe, war wahrscheinlich, dass eine Trächtigkeit vorlag; ich legte ihr jedoch ans Herz, dies nochmal per Ultraschall feststellen zu lassen, zum einen weil viele Stuten im Winter mit der Rosse aussetzten und zum anderen um eine Zwillingsträchtigkeit auszuschließen.
      Dann verabschiedete ich mich.
      Nach wenigen Tagen rief ich Abajo nochmals an, um ihr mitzuteilen, dass die Tupferprobe gut ausgefallen war und wir somit alles richtig gemacht hatten. Den Ausführlichen Befund würde ich ihr per Post zuschicken.
      Anschließend wünschte ich ihr viel Glück, dass die Stute aufgenommen hatte und bat sie, auf jeden Fall Fotos vom Fohlen in die Praxis zu senden.

      Dezember 2013, by Abajo
      Die künstliche Besamung war ein voller Erfolg! Nachdem man schon Wochen danach ein kleines Lebewesen auf dem Ultraschall erkennen konnte, sah man bald darauf auch schon den vermehrten Umfang von Miss Independent's Bauch. "Wenn wir Glück haben, wird es eine Stute. Aber auch ein kleines Hengstchen wäre in Ordnung. Egal, was es wird. Dieses Mal darf es hier bleiben. Wir haben genug Platz und ich freue mich sehr darauf, dein kleines Baby aufzuziehen. Gemeinsam mit dir natürlich.", erklärte ich Miss und strich ihr über die Stirn. Gemeinsam standen wir in der Box von Miss Independent, denn ab nun würde es langsam kritisch werden und da sie immer öfters die anderen Stuten anzickte, wollte ich sie lieber in der Box behalten, wo sie tagsüber ihre Ruhe hatte. In einigen Tagen würde sie dann in den kleineren Stall wechseln, wo ich ihr eine große Box zum abfohlen bereithielt. "Möglicherweise wird es ein Silvesterfohlen. Oder ein Neujahrsfohlen." Da wir sehr ländlich wohnen, war die Gefahr von lauten Silvesterknallern nicht besonders groß. Trotzdem wollte ich lieber dafür sorgen, um Mitternacht bei ihr zu sein. Nicht, dass sie sich sehr stresst und noch ein Unglück passiert. Miss Independent schnaubte leise, worauf ich sie zufrieden anlächelte. "Es wird ein wunderbares Fohlen, darauf würde ich den ganzen Hof verwetten! Und einen passenden Namen finden wir sicherlich auch. Einen, der viel Bedeutung hat und vor Stolz nur so protzt." Dann gab ich Miss Independent einen großen Apfel zwischen die Zähne und wartete mit dem Zurückziehen meiner Hand, bis sie diesen komplett aufgegessen hatte.
      Drei Tage später war es auch schon so weit und ich brachte meine Stute in die große Box im kleinen Extrastall. Anfangs schien ihr das alles hier nicht besonders zu gefallen. Fremde Gerüche, die anderen Pferde waren nicht hier und es war recht stillt. Doch als es zwei Wochen später anfing, war sie sehr froh, dass sie hier ihre Ruhe hatte und keines der anderen Pferde dabei war um sie zu beobachten.
      Zwei Wochen, nachdem ich sie in den anderen Stall und die viel größere Box gebracht hatte, sah ich Abends nochmal nach der Stute. Der heutige Tag, der 31.12., auch Silvester genannt, schien einiges für mich bereit zu halten. Ich hatte mich zwar extra noch erkundigt, ob Feuerwerke geplant waren, doch ein paar Jugendliche Nachmittags mit ihren Knallfröschen machten mir die Pferde scheu, weshalb ich sie lieber in den Stall brachte. Abgesehen von den paar Knallfröschen verlief der Abend ruhig und auch Feuerwerke würde es in der näheren Umgebung nicht geben. Als ich den kleinen Stall betrat sah ich gleich, dass Miss Independent nicht mehr stand. Sie lag auf dem Boden, doch sie blickte mich nur ruhig an, als ich über die Boxentür spähte. "Alles okay meine Süße?", fragte ich sie und sie wieherte kaum hörbar, als ob sie antworten würde. Ich blieb noch eine Weile und irgendwann stand Miss Independent auch auf, um sich von mir Kraulen zu lassen. Kein Anzeichen von Wehen. Es kam auch noch keine Milch aus ihren Zitzen und die Scheide sah aus wie immer. Also würde es wohl noch dauern. Nachdem ich ihren Zustand kontrolliert und ihr noch gute Nacht gewünscht hatte, verließ ich den Stall, um zu Hause noch einiges zu erledigen. Da wusste ich ja auch noch nicht, was mich Morgens erwarten würde.

      Ihr Leben bei Abajo 2014 - 2015
      Januar 2014, by Abajo
      Als ich am nächsten Morgen recht spät erwachte, dutschte ich noch gemütlich und zog mich dann warm an, um die Pferde im Stall zu füttern. Die Nacht über war alles ruhig gewesen, keine Böller und Raketen waren zu hören und so musste auch keines meiner Lieblinge eine schlaflose, unruhige Nacht verbringen. Bevor ich allerdings zum Hauptstall gehen würde, wollte ich noch Miss Independent besuchen, um zu schauen, ob es ihr gut geht in der großen, geräumigen Box. Im Stall angekommen hörte ich ein Geräusch, als würde etwas Hartes gegen Holz schaben. Sofort beschleunigte ich meine Schritte und blickte über die Boxentür. Miss Independent lag am Boden, schweiß gebadet und schabte mit ihrem linken Vorderbein gegen die Holzwand. Sie sah gar nicht gut aus. Die Fruchtblase war anscheinend schon geplatzt, denn der Muttermund war schon geöffnet und ich konnte das nasse Stroh unter ihr erkennen. "Alles okay Hübsche?", fragte ich unnötigerweise zu ihr hinein und sie hob den Kopf schwach in meine Richtung, um mich aus schmerzerfüllten Augen anzuschauen. Der Anblick brach mir das Herz. So hatte ich sie noch nie erlebt. Da sie bis jetzt schon mehrere Fohlen auf die Welt gebracht hatte, wusste ich, wie sie sich in einer normalen Geburt verhielt. Sofort lief ich zurück in das Haupthaus um einen Anruf zu tätigen.
      "Hallo?", fragte ich hektisch ins Telefon, als die Tierärztin am anderen Ende abhob. Dann erklärte ich schnell die Situation "Meine Stute bekommt ihr Fohlen und ich glaube, dass etwas nicht stimmt. Nein, es ist nicht ihr erstes Fohlen, es ist ihr Viertes. Sie benimmt sich anders als sonst und scheint sehr erschöpft zu sein. Ich weiß nicht, wie lange das schon geht, aber die Fruchtblase dürfte schon länger geplatzt sein, denn das Stroh ist schon wieder fast ganz trocken. Bitte kommen sie schnell!"
      Nach dem Anruf lief ich sofort zurück in den Stall, um Miss Independent gut zuzureden. "Alles wird gut Süße, alles wird gut.."

      Tierarztbesuch - Geburtshilfe
      Januar 2014, by Eddi
      Eigentlich war ich gerade auf den Weg zu Samartis Gestüt, als mein Handy klingelte. Flott lenkte ich das Auto an den Straßenrand und hielt an. „Hier ist Clinic Caen, was kann ich für Sie tun?“ meldete ich mich direkt und vernahm kurz darauf die aufgebrachte Stimme Abajos. „.."..., aber die Fruchtblase dürfte schon länger geplatzt sein, denn das Stroh ist schon wieder fast ganz trocken. Bitte kommen sie schnell!" erklärte sie gequält. Ich versuchte sie zu beruhigen und machte mich direkt auf den Weg, mein Navi half mir dabei, denn sich jetzt zu verfahren könnte das Todesurteil für das Fohlen sein. Zu meinem Glück hatte ich alle wichtigen Medikamente und Werkzeuge stets im Auto, so dass mich jetzt nichts aufhielt. Nach einer halben Ewigkeit erschien ich endlich auf dem kleinen Hof Ravenfeather. Abajo kam aus dem Stall gestürzt, um mich zu holen. Die Begrüßungsfloskeln übergangen wir, stattdessen schnappte ich mir meinen Koffer und lief ihr hinterher. Relativ am Ende der Stallgasse lag die Box der besagten Stute. Sofort erkannte ich Miss Independent, welche mit gequälten Gesichtsausdruck stöhnend im Stroh lag. „Was ist denn los, meine Süße?“ fragte ich beruhigend und strich ihr über den Hals, den Bauch und die Kruppe. Kurz analysierte ich die Lage, während ich zwanghaft überlegte, was denn nicht stimmen konnte. Die Kontraktionen des Bauches liefen natürlich ab, dort konnte das Problem nicht liegen. Ich zog meinen Handschuh an, schmierte ihn leicht mit Gleitgel ein und machte mich daran, die Lage des Fohlens zu kontrollieren. Abajo saß derweil vor ihrer Stute und hatte deren Kopf auf dem Schoß. Mit einem Kopfnicken dankte ich ihr, für die Unterstützung. „Okay, Kleines, wo bist du?“ murmelte ich und tastete mich vorsichtig zum Fohlen. Schon nach einer Sekunde erahnte ich das böse Schicksal des Fohlens. Das erste was ich nämlich erfühlte, waren nicht die Vorderhüfchen, denn das Fohlen lag quer. „Jetzt müssen wir schnell handeln.“ sagte ich nur zu Abajo und zog mich vorsichtig zurück. Während die Besitzerin bei der Stute blieb, bereitete ich die Allgemeinanästhesie vor. Den Gesundheitszustand der Stute hatte ich schon zuvor gecheckt und obwohl ein gewisses Risiko bestand, mussten wir dieses nun eingehen. Drei Spritzen würde Miss Independent über sich ergehen lassen müssen, die erste war nun schon gesetzt. Die zweite folgte mit kurzem zeitlichen Abstand, sowie die dritte. Als die Stute kaum noch etwas mitbekam, bereitete ich bereits den Dauertropf vor, welcher die Stute mit wichtigen Nährstoffen versorgen sollte. Nachdem alles gelegt war, mussten wir uns nun wirklich ranhalten. Wir mussten an die Gebärmutter gelangen und dies funktionierte nur über eine Laparotomie. Vorsichtig eröffnete ich die Bauchhöhle der Stute in der Mittellinie. Alles lief problemlos ab und so hatte ich schnell einen uneingeschränkten Blick auf das Fohlen. Da mir kein anderer Helfer zur Seite stand, holte ich Abajo mit ins Boot, denn alleine konnte man das Fohlen nicht holen. Mit viel Gefühl ahmten wir die Geburt nach und holten das Fohlen ans Licht der Welt. Das Fohlen übergab ich Abajo und bat sie, es mit den Handtüchern abzureiben. Denn bei dem Kleinen schien erst einmal alles in Ordnung, nur der Schnitt der Stute musste noch gründlich genäht werden. Mit möglichst ruhiger Hand machte ich mich an die Arbeit und kurze Zeit später hatte es Miss Independent geschafft. Doch fertig waren wir noch lange nicht. Der Nabelstumpf des Fohlens blutete noch leicht nach, so dass ich ihn mit einem Bindfaden abband, ehe ich ihn mit Jodtinktur verarztete. Der Schnitt der Stute bekam auch noch eine festigende Paste, damit wir sicher sein konnte, dass ihr nichts geschah. Als beide Tiere verarztet waren, baute ich den Tropf der Stute ab und machte mich direkt daran, den nächsten für das Fohlen aufzubauen. Denn dank des Kaiserschnitts war das Kleine verdammt schwach. Zu unserem Glück war die Box riesig, so dass Abajo sich mit dem Fohlen in die hintere Ecke zurückziehen sollte, als die Stute allmählich aus der Narkose erwachte. Vorsichtig hob ich ihren Kopf und half ihr bei der Orientierung, aber schneller als gedacht schien Miss Independent wieder bei uns zu sein. Zu unserem Glück kam sie auch ohne Probleme auf die Beine und die Naht blieb unangetastet. Auch das Fohlen hatte seine Infusion weg und versuchte mühsam aufzustehen. Ich beschloss, dass Abajo und ich uns lieber ein wenig zurückzogen und das Ganze von draußen beobachteten. Miss Independent kümmerte sich liebevoll um ihr Fohlen und schneller als gedacht kam dieses auch auf seine staksigen Beinchen. Als es dann auch begann zu trinken, atmete ich erleichtert aus. „Wir haben es geschafft!“ lächelte Abajo glücklich und ein Stein schien ihr vom Herzen zu fallen. Ich blieb noch etwa eine halbe Stunde mit im Stall, um auch wirklich sicher zu gehen, dass es Stute und Fohlen gut ging. Bevor ich mich verabschiedete, versorgte ich Abajo mit einigen Medikamenten für die beiden, welche vor allem lebenswichtige Nährstoffe und Mineralien beinhalteten. „Sollte irgendetwas sein, ruf bitte direkt an.“ lächelte ich und verabschiedete mich, um mich nun auf den Weg zu Samarti zu machen.

      Januar 2014, by Abajo
      Nach den letzten anstrengenden Tagen und viel Sorge und Aufmerksamkeit für Miss Independent's Fohlen, konnte ich endlich ein wenig entspannen. Ich brachte die Mutter und das kleine Stutfohlen das erste mal auf die Weide. Der Weg dorthin erwies sich als einfacher, als gedacht. Zwar war Miss Independent sehr vorsichtig und achtete viel auf ihr Fohlen, doch genau so sehr achtete sie auch auf mich und gab ein super Vorbild für das Stutfohlen ab. Es lief direkt neben der Mama her, drängte sich fast schon ängstlich an sie und wich ihr nicht von der Seite. Vor der kleinen Extraweide nahm ich Miss Independent schließlich das Halfter ab und kramte meine Kamera aus der Tasche. "Jetzt gaaanz ruhig bleiben!", sagte ich zu den beiden und schon war das erste richtige Foto von dem Stutfohlen geschossen. Dann öffnete ich das Weidentor und Miss Independent lief hinein, mit dem Fohlen dicht auf den Fersen.
      "Wie nennen wir dich denn?", grübelte ich auf dem gesamten Weg zurück zum Haus nach.

      Januar 2014, by Abajo
      "Hallo meine Lieben.", begrüßte ich Miss Independent und ihr süßes Stutfohlen. "Wir haben endlich einen Namen. Picture of a Ghost. Aber keine Sorge, mein Kleines. Wir werden noch einen passenden Spitznamen finden." Dann betrat ich die Box von den beiden und legte Miss Independent das Halfter an um sie aus der Box zu bringen. Auf der Stallgasse machte ich den Strick an einem Ring fest und begann, Miss Independent's Fell mit dem Striegel zu bearbeiten. "Kannst dir ja schon mal abschauen, wie das alles funktioniert.", erklärte ich dem kleinen Stutfohlen, weil diese ganz neugierig zu uns hochblickte. Nach einigen Minuten schien ihr das ganze allerdings zu langweilig zu werden und sie lief einige Schritte von uns weg, kam dann zurück und dann scharrte sie am Boden. Geduld war wohl nicht ihre Stärke. Als sie ihre Schnauze in den Putzkasten steckte, machte ich mit meinem Mund ein zischendes Geräusch und sie riss den Kopf wieder hoch, um mich anzustarren. "Ja genau du bist gemeint. Benimm dich." Miss Independent schien derweil ihre Putzeinheit zu genießen und ließ ihre Unterlippe hängen. Trotz dösendem Blick schien eines ihrer Ohren immer auf Picture gerichtet zu sein. Als das Stutfohlen näher an mich rankam um mich zu beschnuppern, versuchte ich mich möglichst ruhig zu verhalten. Langsam hielt ich den Striegel in ihre Richtung, um sie das 'seltsame' Ding betrachten zu lassen. Als sie ihren Hals lang machte um den Striegel anzuknabbern, zog ich ihn wieder weg und legte ihn in die Putzbox. Dann kratzte ich noch die Hufe von Miss Independent aus und räumte die Putzbox zurück an ihren Platz. Mit Mutter und Fohlen lief ich dann nach draußen Richtung Weide. "Wir könnten dich sicherlich Pixel rufen. Das ist ein schöner passender und auch kurzer Name. Vor der Stutenweide angekommen blieb ich stehen und wartete erst mal ab. Heute würde ich die beiden das erste Mal zu Abbey lassen und da wollte ich nichts überstürzen. Abbey wieherte freudig, als sie uns von weitem erblickte und trabte zu uns hinüber. Erst auf wenigen Metern Entfernung schien sie schließlich das Fohlen zu bemerken und stoppte abrupt ab. Ihr Kopf senkte sich und mit lang gezogenem Hals ging sie nun langsam auf uns zu, um das Fohlen zu betrachten. Miss Independent legte die Ohren an, um ihr zu zeigen, dass sie sich besser fern halten sollte und das Fohlen selbst schien die andere Stute gar nicht zu betrachten. Sie war mit ihrem Blick beim Stall. Erst dann drehte sie sich zu Abbey und drängte sich näher an ihre Mutter. Abbey war ja nun wirklich groß genug um sie zu zertrampeln. Die Shire Horse Stute verstand die Drohung von Miss Independent und näherte sich nicht weiter. Statt dessen wartete sie einfach ab. Viel zu lange hatte sie ihre Freundin Miss nicht mehr auf ihrer Weide gehabt. Und nun schien ihr alles klar zu werden. Ich öffnete die Weidentür und nahm Miss Independent das Halfter ab. Diese ging langsam hinein und dann direkt an Abbey vorbei, ohne sie auch nur zu begrüßen oder zu beachten. "Arme Abbey.", sagte ich zu ihr und streichelte ihren kräftigen Hals. "Du wirst das irgendwann verstehen... deine Zeit wird auch noch kommen." Wir standen beide auf der Weide und beobachteten das Fohlen, das erst dicht gedrängt mit seiner Mutter mitgegangen und dann sich etwas weiter entfernte um die Kraft seiner Beine zu testen. Pixel würde sich wunderbar machen in ihrem Leben, das wusste ich.

      April 2014, by Abajo
      Heute strahlte die Sonne vom Himmel und die 20 Grad Marke wurde erreicht. Herrlicher Sonnenschein und noch dazu warm, aber nicht zu heiß. So wünscht man sich einen Tag im Stall. Langsam wurde es ernst, in ein paar Wochen würden wir nach Japan umziehen und ich wäre meinem Traum einen großen Schritt näher.
      An der Weide angekommen, sah ich Picture und Fate herumalbern. Fast wären sie gegen Miss Independent gekracht, worauf diese ein empörtes Schnauben abließ. Ich nahm mir ein Halfter und betrat die Weide, um Miss und die Fohlen zu einem Spaziergang abzuholen. Als ich der Stute das Halfter umgelegt hatte, wurden die Fohlen aufmerksam und kamen angetrabt. „Na ihr Hübschen?“, fragte ich in die Runde und kraulte jedem der Fohlen die Stirn. Dann ging ich mit Miss Independent Richtung Tor, worauf die beiden Fohlen brav folgten. Zusammen unternahmen wir schließlich einen Spaziergang, der etwa 30 Minuten dauerte und zum naheliegenden See führte. Fate, der ältere der beiden, trabte immer ein Stück voraus und kam dann aber wieder artig zurück. Picture hingegen war eher schüchtern und klebte an ihrer Mama. Zurück im Stall brachte ich die 3 in den Round Pen und ließ Miss Independent ein wenig Traben. Die Fohlen galoppierten erst mit, stellten dann aber fest, dass ihnen das ganze zu langweilig ist und fingen statt dessen an zu spielen. Nach 20 Minuten Arbeit brachte ich die 3 zurück auf die Weide, wo das altbekannte Spiel der beiden Fohlen gleich weiterging. Unermüdlich diese Fohlen. Echt unglaublich.
      Als nächstes kümmerte ich mich um Aquito. Ich putzte und sattelte ihn und dann ging ich mit ihm ins Viereck, um Dressur zu üben. Aquito machte alles brav mit und zeigte sich recht gehorsam, auch wenn er einmal im Trab bockte, weil ich den Schenkel zu weit nach hinten wandern ließ. Aber da weiß man zumindest sofort, wenn der Sitzt nicht passt. Nach 30 Minuten intensivem Training ritt ich ihn noch eine Runde um den Hof und brachte ihn dann zurück auf die Weide, wo er sich erst mal genüsslich wälzte.
      Mit Ariabolo wollte ich heute ein wenig springen. Erst wärmte ich ihn im Viereck mit etwas Dressur auf und dann stellte ich 2 kleine Kreuze auf, über die ich ihn 4 mal galoppieren lies. Ariabolo arbeitete brav mit, obwohl Springen nicht ganz seine Stärke ist. Nachdem das gut funktionierte, stelle ich normale Hindernisse auf, über die er springen sollte. Natürlich nicht zu hoch, einfach nur, um das Training etwas aufzulockern. Ohne Probleme sprang er auch über diese und lebte dabei etwas auf. Das reichte aber für heute. Ich ritt ihn trocken, lobte ihn und brachte ihn dann zurück auf die Weide.
      Dann kam ich zu den Großen auf dem Hof. Albus und Abbey Dawn. Ich holte beide Riesen von der Weide, putzte sie gründlich und legte ihnen dann das Fahrgeschirr um. Wir waren schon länger nicht mehr mit der Kutsche unterwegs gewesen, aber heute war das perfekte Wetter dafür. Kurz darauf waren sie auch schon vor die Kutsche gespannt und ich schnalzte mit der Zunge, um sie vorwärts zu treiben. Ich führte sie erst im Schritt einige Zeit vom Hof weg, dann ließ ich sie gemütlich einen Feldweg entlangtraben. Die beiden machten ihre Sache sehr gut. Nach einiger Zeit kam ich an einem Feld an, das frisch gemäht war und sich für meine Fahrübungen gut eignete. Wir übten Wendungen, Slalom und galoppierten auch ein kurzes Stück. Danach führte ich sie gemütlich wieder nach Hause, um sie zu versorgen, zu loben und sie zurück auf die Weide zu bringen.
      Als letztes holte ich dann Lana und Morning Sun von der Weide. Die beiden hatten sich mittlerweile sehr gut eingelebt und Lana schnaubte beim Putzen sogar zufrieden. Ich überlegte eine Weile, wen von beiden ich Reiten und wen ich als Handpferd mitführen sollte. Ich entschied mich für beide! Ich sattelte beide Stuten und nahm dann noch einen Strick mit. Erst ritt ich Lana und führte Morning Sun am Strick mit. Ich ritt mit ihnen die große Ausreitrunde und bei der Hälfte wechselte ich die Pferde, sodass ich auf Morning ritt. Beide waren sehr umgänglich und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Da haben sich die vielen Schreck-Trainings im Viereck echt bezahlt gemacht. Die beiden würden super als Ausreitpferde werden! Zu Hause lobte ich die beiden und brachte sie schließlich zurück auf die Weide.
      Nach einem langen, anstrengenden Tag war ich rundum zufrieden mit meinen Pferden. Nie würde ich bessere als diese finden.

      Oktober 2014, by Abajo
      „Hoppla!“, keuchte ich auf, als Miss Independent zu früh zum Sprung ansetzte und sie so eine der oberen Stangen mitnahm. Aufgebracht schnaubte sie nach dem Sprung und ich zügelte sie, um eine Volte zu reiten. Heute schien die Stute übermotiviert zu sein und so achtete sie weniger auf mich sondern mehr auf ihren Spaß. Nach 2 Volten parierte ich sie zum Trab durch und führte sie durch die Hindernisse quer über den Platz. „Wenn du so weitermachst, landen wir noch mitten im Sprung.“, murmelte ich und setzte mich tief in den Sattel, um die Stute zum Stehen zu bringen. Statt brav und geduldig stehen zu bleiben, tänzelte Miss Independent mit erhobenem Kopf am Stand und ich hatte Mühe, sie wieder zur Ruhe zu bringen. „Ist doch gut Süße, ist guuut.“, säuselte ich leise und kurz darauf stand Miss Independent still und wartete auf weitere Anweisungen. „Warum bist du Heute so aufgebracht?“, fragte ich sie und fasste schließlich einen Entschluss. Wenn sie so viel Energie hatte, dann war Training sinnlos und so führte ich sie im Schritt vom Platz, Richtung Wald. Nach einigen Minuten schien die Stute entspannt und ich trabte sie wieder an. Gemütlich legten wir so einige hunderte Meter zurück, bis wir auf ein Feld kamen, das ich gerne für solche ‚Aktionen‘ missbrauchte. Eben, lang und frei. Erst parierte ich die Stute am Waldrand zum Halten durch, dann ließ ich die Zügel locker, lehnte mich vor und schnalzte mit der Zunge. „Los geht’s!“, ermutigte ich Miss Independent und als sie auch noch meinen Schenkeldruck bemerkte, preschte sie los. Erst einige unkontrollierte Galoppsprünge, dann aber wurde die Stute immer flacher und schneller, bis wir nur so über das Feld flogen. Ich lachte glücklich, obwohl ich mir heute eigentlich was anderes vorgenommen hatte, aber so war es doch auch ganz gut. Nach einigen Minuten wurde Miss Independent langsamer, bis sie schließlich wieder trabte und dann ganz stehen blieb. Sie drehte ihren Kopf zu mir und blickte mich zufrieden und erwartungsvoll an. „Jaja, jetzt geht’s dir wieder besser?“, grinste ich und führte Miss Independent im Schritt zurück zum Stall. Dort absolvierten wir den Parcours nochmals, diesmal fehlerfrei und hochkonzentriert. Nach dem anstrengenden Ritt gönnte ich der Stute noch einen Kübel Kraftfutter und während sie diesen verdrückte, kontrollierte ich ihre Hufe. „Heute warst du echt anstrengend… aber dafür liebe ich dich ja so sehr.“, erzählte ich ihr und bürstete mit einem Striegel durch ihr Fell. Nachdem die Stute satt und sauber war, brachte ich sie zurück auf die Weide, wo auch die anderen Stuten standen.

      Januar 2015, by Nox
      Seit wenigen Tagen war ich zurück aus Dublin und vermisste Irland jetzt schon wieder. So, wie es jetzt aussah würde ich wohl in Zukunft ein Pendler sein. Das gefiel mir sehr.
      Heute hatte ich mir die wundervolle Miss auf den Plan gestellt. Zu lange hatte ich sie nur mal im Vorbeifahren gesehen, aber jetzt gehörte sie auch in mein BTT. (BeTüddelTeam)
      Für mich gab es bislang einfach keinen schöneren Job, als die Pflege dieser faszinierenden Tiere.
      Und Miss Independent genau solch eine Vertreterin. Eine besondere QuarterStute mit ganz hervorragenden Talenten. Ich freute mich sehr auf das Wiedersehen.
      Aus dem Kofferraum scharrte ich meine Stallschuhe hervor und machte mich dann frohen Mutes auf den Weg in die Stallungen. Natürlich wollte ich erst mal alle begrüßen und mich dann in aller Ruhe um die Maus kümmern.
      Immer schon war ich ein Vertreter derer, die ihren Putzkram und alles nötige bereits zum Putzplatz beförderten, bevor das jeweilige Pferd hinzu kam. Ich hatte meine Schützlinge immer lieber im Auge. So machte ich das auch dieses Mal und marschierte dann fröhlich zur Missis Box, um ihr das Halfter an zu legen.
      "Na Mausi?! Lange nicht gesehen. Aber gut schaust du aus. Lust auf n bissl Wellness?", murmelte ich ihr zu und führte sie lächelnd heraus.
      Genauso träge, wie ich mich heute fühlte, schlappte sie neben mir her. Fröhlich wippend, aber irgendwie müde. Das passte wie die Faust auf`s Auge.
      "Wir machen heute schön Piano, oder?", ich streichelte sachte ihr linkes Ohr und band sie dann an. In dem Moment schaute sie mich treudoof an und ich zog eine Grimasse.
      "Hör mal, auch wenn ich schon oft gehört habe, dass man dich nicht anbinden muss..Ich bin immer noch ein Fremder. Du kannst mir auch später noch imponieren, ja? Erst mal Kennen lernen, Fräulein.", schmunzelte ich die schlaue Stute an.
      Nachdem ich ihre lange, zarte Mähne gebürstet hatte begann ich mit dem Striegeln. Sie hatte ganz feines Fell, im Vergleich zu einem Tinker. Natürlich ein Stück weit puscheliger, als wahrscheinlich im Sommer, aber immer noch sehr damenhaft. Ein Mädchen eben.
      Miss stand derart ruhig, dass ich in aller Ruhe ihr Fell zeitgleich mit der einen Hand striegeln und gleich mit der anderen Hand ausbürsten konnte. Kein Gezeter, kein Gehampel.
      Das verkürzte die Dauer des Putzens natürlich enorm und bald war ich auch fertig mit dem Verlesen des langen Schweifes.
      Die Stute war wirklich bezaubernd und alles geschah wie durch Gedankenübertragung. Ganz für uns und in einer herrlich ruhigen Atmosphäre. Mit einer weichen Bürste strich ich sachte über ihre Stirn und siehe da, es schneite.
      "Hossa! Unterschätzt. Warte, das haben wir gleich.", zwinkerte ich Miss an und tauschte meine Bürste gegen den weichen Mini-Gummistriegel.
      "Schriischraaaschrubbel, hier sind gar keine Hubbel. Und das bisschen Dreck, das schrubbeln wir jetzt weg!", summte ich so vor mich her, während ich ihre Stirn von Haaren und Schmutz befreite.
      Danach durfte dann auch die Schmusebürste wieder her. Wie immer, der schönste Moment des Putzens.
      "Heeeeyey. Nicht einschlafen. Wir wollten doch noch spazieren gehen und ich kenn` mich hier nicht aus, CoPilot.", flüsterte ich ihr zu, während ich ihr Kinn kraulte und insgeheim ihre Zufriedenheit genoss.

      April 2015, by Eddi
      Auch diesen Urlaub sollte ich mal wieder so gut wie fast mit allen Vierbeinern von Abajo zu tun haben. Im Gegensatz zu meinem Stall war ihre Anzahl aber recht übersichtlich. Die letzten paar Tage war ich wieder fleißig auf Sightseeingtour gewesen und ich konnte mich an dem Land einfach nicht satt sehen. Abajo grinste immer über das ganze Gesicht, wenn ich abends beim gemeinsamen Essen nur so schwärmte. Ich fand es bewundernswert, dass sie so mutig gewesen war, hierher zu ziehen. Ich musste aber ehrlich sagen, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mich hier auch so wohl gefühlt hätte, wenn ich hier 365 Tage im Jahr verbringen würde. So reichte mir mein jährlicher Urlaub auf der Ranch vollkommen. "Oh, ich muss dir unbedingt mal noch Picture of a Ghost vorstellen", erklärte Abajo und führte mich in den Stall. Dort durfte ich die kleine Rappscheckin kennenlernen. Sie war zuckersüß und bisher wirklich noch super lieb. Wir entschieden uns spontan für einen kleinen Spaziergang. Dabei durfte ich Pixel, wie der Jährling liebevoll gerufen wurde, putzen und führen, während Abajo sich ihre geliebte Miss Independent fertig machte. "Sie ist übrigens die Mama", meinte Abajo grinsend und mit einem leichten Hauch von Stolz in der Stimme und der war nur zurecht, denn beide Pferde waren wunderschön. Als wir wieder zurückkehrten, stand ich noch ein Weilchen vor Miss' Schleifenwand und staunte still vor mich hin. Diese Stute hatte so viele Schleifen gesammelt, es war einfach unglaublich und dabei war sie auch noch so vielseitig! Inzwischen war Miss neun Jahre, doch für ein so trainiertes Pferd war das kein Alter und sie würde Abajo noch lange erhalten bleiben.

      September 2015, by Abajo
      In letzter Zeit hatte ich meine Pferde etwas vernachlässigt, doch heute konnte ich meine Kleinen bei seiner Oma lassen und mich mal wieder voll um meine Vierbeiner kümmern. „Guten Morgen!“, rief ich fröhlich über den Hof und lief gleich zur Stutenweide. Miss Independent wieherte freudig und trabte gleich zu mir, auch Abbey hob den Kopf und blickte neugierig. Hinter Miss Independent trottete Picture of a Ghost hinterher, liebevoll „Pic“ genannt. „Na ihr 2? Lust auf einen Spaziergang?“ Ich legte Miss ein Halfter um und ging mit ihr von der Weide. Pic folgte ihr bereitwillig, auch wenn sie schon ein Jährling und etwas selbstständiger war. Sie hängte trotzdem noch an ihrer Mama. Gemeinsam gingen wir zum See hinunter und ich ließ die beiden ausgiebig im Wasser toben. Nach einer halben Stunde führte ich sie wieder zurück auf die Weide und holte River flows in you. Die Rappstute wurde in letzter Zeit von meiner Schwester bewegt, weshalb sie sich erst wieder an mich im Sattel gewöhnen musste. Ich ritt mit ihr im Viereck ein paar Übungen, erfreute mich an ihren starken Gängen und ließ sie auch noch über 2 Hindernisse springen. Für heute war das genug und ich lobte sie. Nachdem ich sie wieder abgesattelt und die Hufe ausgekratzt hatte, brachte ich sie zurück auf die Weide. Als nächstes wollte ich eine Ausfahrt mit der Kutsche machen. Ich holte meine beiden Riesen Albus und Abbey Dawn, putzte sie und spannte sie vor die Kutsche. „So ihr zwei, es ist etwas länger her, dass wir mit der Kutsche unterwegs waren. Ab heute wird aber wieder gearbeitet!“, bemerkte ich und trieb die beiden dann in einem gemütlichen Schritt vom Hof. Die beiden benahmen sich, als wären sie erst Gestern unterwegs gewesen und ich ließ sie auch im Trab vorwärtslaufen. Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir zurück auf den Hof und ich versorgte die beiden Shire Horses, um mich dem nächsten Pferd zuwenden zu können. Aquito war leider ein Pferd, das sich ungern von Fremden reiten ließ, weshalb er in letzter Zeit nur longiert geworden war. Um ihn wieder etwas an mich zu gewöhnen, hielt ich an seinem Longier Trainingsplan fest und würde erst nächste Woche wieder in seinen Sattel steigen. Ich ließ ihn etliche Runden im Round Pen laufen, baute Richtungswechsel und Tempowechsel ein und nach einigen Minuten schien er sich wieder an mich gewöhnt zu haben. „Guter Junge!“ lobte ich ihn nach der letzten Runde Galopp und kraulte ihn hinter den Ohren. Nach einem Apfel als Nachspeise brachte ich ihn zurück auf die Koppel. Als letztes waren Elodin und Lana dran. Ich putzte die beiden, sattelte Elodin auf und nahm Lana als Handpferd mit auf einen Ausritt. In gemütlichem Tempo waren wir 50 Minuten unterwegs, ritten durch den Wald, am See vorbei und schließlich wieder zurück. Den beiden gab ich jeweils eine Apfelhälfte als Belohnung und nach dem Hufe Auskratzen brachte ich sie zu ihren Freunden auf die Weide. Nach diesem langen anstrengenden Tag tat mir der Hintern schon weh und ich war froh, als ich in Ruhe meinen Tee trinken konnte.
    • Veija
      Ihr Leben bei Abajo 2016 - 2020
      Januar 2016, by Canyon
      Was für ein Zufall es doch gewesen, war, dass ich zufällig in der Nähe unterwegs war, als Abajos Hilferuf zu mir durchdrang. Abajo brauchte mal wieder dringend Hilfe auf ihrem Gestüt, weil wegen der winterlichen Kälte ihr halbes Personal krank im Bett lag. Durch pures Glück war ich nur wenige Kilometer entfernt gewesen, um mir ein neues Pferd anzuschauen und hatte deswegen sofort zugesagt etwas zu helfen. Neue Höfe hatten mich schon immer interessiert, vorallem, weil ich immer etwas mitnahm, was ich bei meinem noch verbessern konnte. So wie ich das mitbekommen hatte, hatte Abajo sieben Pferde, welche ich heute mit versorgen sollte. Es gab also für uns beide reichlich zu tun. Ich hatte mir ein Taxi gerufen, welches mich zu der Adresse fuhr, die Abajo mir genannt hatte. Ich war gespannt, was mich erwarten würde und war positiv überrascht, als ich das Gestüt zum ersten Mal sah. Abajo erwartete mich bereits und half mir aus dem kleinen Wagen heraus. Bis jetzt kannten wir uns noch nicht, also nahmen wir uns kurz Zeit und stellten uns gegenseitig vor.
      »Hey, ich bin Mio!« begrüßte ich sie. »Ich hoffe, ich kann dir hier etwas helfen.«
      »Ich glaub schon. Jedes bisschen Hilfe kann ich heute brauchen.« antwortete sie mir und führte mich dann in Richtung Stall.
      Es war noch früh am Morgen, die Pferde standen also noch alle in ihren großzügigen Boxen und kauten zufrieden auf ihrem Heu. Zu erst zeigte sie mir ihre drei Hengste, bei welchen einer schöner war als der andere. Danach waren die vier Stuten dran, bei welchen mir vorallem eine Jungstute namens Picture of a Ghost gefiel.
      »Gefüttert sind sie schon. Sie müssen jetzt also nur raus auf die Koppeln und dann bräuchte ich etwas Hilfe beim Stall ausmisten.« erklärte mir Abajo. Ich nickte freudig und sogleich fingen wir an. Ich war ganz überrascht, als ich von Abajo den Shire Hengst Albus in die Hände gedrückt bekam, denn mit einer Größe von mehr als zwei Metern, war er eines der größten Pferde, die ich je gesehen hatte. Ich legte dem Riesen sein Halfter um, was mir viel Mühe abverlangte, und führte ihn dann aus seiner Box vor das Stallgebäude, wo mich bereits Abajo mit den anderen beiden erwartete. Das erste Pferd war eine mir noch unbekannte Rasse, ein Menorquiner, ein für mich Friesenähnliches Pferd, welches genau so rabenschwarz war. Abajo stellte ihn mir als Aquito vor und das Pferd zu ihrer Linken als Elodin. Auch Elodin gefiel mir auf Anhieb. Vorallem seine Mähne fiel mir gleich ins Auge, welche ein hübsches Zickzackmuster aufwies. Mit den drei Hengsten begaben wir uns zu einer nahe gelegenen Koppel, auf der wir die drei in die Freiheit entließen. Glücklich, endlich draußen zu sein, genossen sie die weitläufige und vom Regen nasse Koppel.
      Zurück im Stall stellte mir Abajo noch die vier Stuten vor. Eine davon schien sie besonders ins Herz geschlossen zu haben: Die braune Quarterstute Miss Independent. Stolz präsentierte sie mir auch ihr Fohlen, die Jungstute, welche mir vorhin schon so gefallen hatte. Natürlich lernte ich auch noch River Flows In You kennen, eine genauso schwarze Stute wie Aquito, denn sie gehörte der selben Rasse an wie er. Die letzte Stute hieß Abbey Down und war genauso wie Albus ein Shire Horse. Abbey war jedoch etwas kleiner, „nur“ 1,85 m groß und selbst das war für mich schon riesig! Auch diesmal nahm ich wieder den Shire und dazu noch River, welche zwar etwas kleiner war, aber trotzdem noch eine stattliche Größe hatte.
      Wir brachten die vier Stuten auf eine andere Weide, wo wir sie in die Freiheit entließen. Einen Augenblick schauten wir ihnen noch hinterher und genossen den Anblick von glücklichen Pferden, bevor wir uns dazu zwangen, zurück in den Stall zu gehen und mit der Stallarbeit anzufangen.
      Da wir zu zweit waren, ging das auch mehr als flott von dannen und innerhalb einer kurzen Zeit waren alle sieben Boxen mehr als sauber.
      Bevor ich mir ein Taxi rief, welches mich zum nächsten Flugplatz bringen würde, lud mich Abajo noch zu einem warmen Tee ein, welchen ich genüsslich im warmen schlürfen durfte. Aber auch ich musste meinen Flug zurück nach Hause schaffen und so rief ich mir, sobald die Zeit gekommen war, ein Taxi. Abajo verabschiedete sich bei mir und bedankte sich ausführlich für meine spontane Hilfe. Auch ich bedankte mich für den tollen Tag bei ihr und stieg dann in das müffelnde Taxi, welches mich in Richtung Flughafen bringen würde.


      Juli 2016, by Abajo
      Diesen Sommer erwartete mich wieder die entspannte Reise auf die Okinawa Sunshine Ranch. Es war immer wieder schön, meiner guten Freundin Abajo einen Besuch abzustatten. Bei ihr hatte sich derweil viel verändert, denn die Familie war größer geworden und so blieb doch immer etwas weniger Zeit für die Pferde. Aus diesem Grunde würde ich meinen Urlaub direkt in Form von Arbeit im Stall begleichen und das war mir eigentlich auch mehr als recht. Doch nun hieß es erst einmal ankommen und die neusten Neuigkeiten bequatschen. Für diesen Abend hatte Abajo ihren kleinen Zwerg dann auch in die Obhut ihres Mannes gegeben und lud mich zu einem gemeinsamen Ausritt ein. Dafür nahmen wir uns die beiden größten im Stall: Abbey Dawn und Albus. Es war immer wieder so schön entspannt mit den Shire Horses, welche einen seelenruhig durch die wunderschöne Landschaft trugen. Als wir wieder da war, entließ ich Abajo recht schnell zu ihrer Familie und versprach ihr, mich um die Abendfütterung zu kümmern. Dabei lernte ich auch Miss Independents Fohlen Picture of a Ghost kennen. Ein wirklich süßes und hübsches Stutfohlen, welches mich neugierig abschnupperte und sich ein paar Streicheleinheiten abholte. Dann war auch für mich der Tag schon zu Ende und der nächste stand bereits in den Startlöchern. Da ging es auch früh für mich los, denn ich kümmerte mich um Stall und Pferde. Ich durfte Abajos neusten Vierbeiner kennenlernen: Elodin. Ein wirklich schöner Hengst, der auch wirklich brav war. Das Longieren machte er auf jeden Fall mehr als gut und ich lobte ihn nach der Arbeit ausgiebig. Danach stand etwas Dressurarbeit mit River Flows in you an. Einem Menorquiner lief man nicht täglich über den Weg und jedes Mal aufs Neue bestaunte ich die Rasse bei Abajo. Nach der Stunde Reiten erwartete mich erst einmal ein liebevoll von Abajo hergerichtetes Mittagessen, während welchem ich auch vom Morgen berichtete. Ich kannte Abajos Pferde bereits sehr gut, weshalb ich sie auch alle gut alleine arbeiten konnte. Am Nachmittag stand noch eine Stunde Bodenarbeit mit Aquito an. Der Hengst war sehr begabt was hohe Lektionen an der Hand betraf und ihn packte auch gern der Ehrgeiz. Beenden tat ich den Tag dann mit einem entspannten Spaziergang mit Miss Independent, ehe für mich auch schon das Touristenprogramm anstand, was Abajo extra für mich ausgearbeitet hatte.


      Dezember 2016, by Abajo
      Voller Stolz und Zufriedenheit stand ich auf meinem Hof und überblickte diesen und den fleißigen Betrieb darauf. Einsteller eilten mit ihren Pferden herum, Reitschüler putzten die Pferde und die Stallarbeiter fuhren mit Schubkarren herum. Nun wollte ich aber endlich an die Arbeit gehen. Die Pferde waren schon geputzt - Reitschüler sind echt etwas wunderbares, vor allem wenn sie gerne extra Arbeit erledigen! - und gefüttert, weshalb ich sie nur noch bewegen musste. Einer fortgeschrittenen Reitschülerin erlaubte ich, mit Elodin auf einen Ausritt zu gehen und eine zweite und dritte Schülerin unterrichtete ich auf Miss Independent und Aquito, da sie demnächst auf ihnen eine Prüfung ablegen wollten. Da Elodin, Aquito und Miss somit schon bewegt wurden, musste ich mich nur noch um 5 andere Pferde kümmern. Mit Picture of a Ghost arbeitete ich vom Boden aus mit dem Führstrick und der Longe, um eine gewisse Vertrauensbasis zu schaffen. Die beiden großen Shire Horses Albus und Abbey Dawn spannte ich vor eine Kutsche, um einigen Touristen die schöne Gegend zu zeigen und als letzten Tagespunkt sattelte sie River flows in you, um mit ihr einige Dressurübungen am Platz zu machen. Nachdem alle meine Pferde versorgt waren, ging ich wieder in das Hauptgebäude, immerhin hatte ich noch viel Papierkram zu erledigen.


      Juni 2017, by Muemmi
      Zu Besuch bei Abajo - Luisa Goeke vom SPZ Naundorf
      Neben dem ganzen Chaos, das also die letzten Wochen auf meinem Hof herrschte, war ich froh, als mich ein Anruf einer alten Freundin erreichte. Abajo bat mich, sich um ihre Pferde zu kümmern. Sie selbst schaffte den Beritt nicht mehr, da sie mit ihrer Familie sehr eingespannt war und hatte ein schlechtes Gewissen, das sie ihren Lieblingen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit schenken konnte, wie noch zu damaligen Turnierzeiten. Wir waren früher sehr oft gemeinsam auf Turnieren und Veranstaltungen und ich sagte ihr sofort zu. Als wir wieder vollständig waren auf dem Hof, übergab ich Tom die Leitung und reiste für vier Tage ab auf den Hof von Abajo. Ich freute mich wahnsinnig, als ich sie nach ewig langer Zeit mal wieder in die Arme schließen konnte und war ganz verzückt von ihrem kleinen Kilian, der uns beide in den Stall begleitete und mit kleinen Fingerchen auf die Pferde zeigte. Ihr Hof war so ganz anders als meiner, viel kleiner, ruhiger und gemütlicher. Ich vermisste die Zeit, als ich nur Aquentino hatte, um wieder in den reinen Turniersport einzusteigen. Mittlerweile hatte sich das mit dem Sportpferdezentrum etwas arg gewandelt. Die beiden zeigten mir, wo alles zu finden war. Ich war glücklich, dass ich ganze vier Tage hatte, um alle Pferde ordentlich fördern zu können und nahm mir für den ersten Tag vor, alle ein wenig kennen zu lernen und mich um sie zu kümmern. „Ich habe dir das Gästezimmer hergerichtet. Komm, wir zeigen es dir.“ Kilian lachte und rannte vor uns her, während wir hinterhergingen und uns gegenseitig erzählten, was die letzten Jahre alles bei uns passiert war.
      Nachdem ich mich im Gästezimmer eingerichtet und mir meine Reitsachen angezogen hatte, tranken wir zusammen noch eine Tasse Tee und aßen ein paar Kekse. „So, dann mach ich mich mal an die Arbeit, was?“ Ich grinste und zwinkerte Kilian zu, der sich schüchtern hinter seiner Mama versteckte und dann doch lächelte. „Der ist so niedlich!“ meinte ich, winkte ihnen und ging hinüber zum Stall.
      In dem kleinen Trakt standen insgesamt sieben Pferde, sechs Ausgewachsene und eine Zweijährige. Ganz begeistert war ich von den beiden Menorquinern River Flows In You und Aquito, da ich die Rasse das erste Mal live zu sehen bekam. Ihr dunkles Fell schimmerte schön, aber ihre Mähnen waren etwas verwirrt. Ich machte mich also an meinen Plan und machte mich mit den Pferden vertraut. Ich holte erst River aus der Box und bestach die sieben Jahre alte Stute mit Leckerchen und Streicheleinheiten. Langsam bürstete ich ihr Fell, kämmte ihre Mähne und kratzte ihr die Hufe aus. Sie war geduldig und döste sogar etwas vor sich hin, als ich mich auf dem Putzplatz im Schatten vor dem Stall um sie kümmerte. Sie machte einen guten Eindruck und war sehr aufmerksam. Brav gab sie die Hufe und ließ sich diese auch etwas ausschneiden. Da es sehr heiß war heute, stellte ich sie zurück in ihre Box und würde sie, wie die anderen Pferde, erst Abends auf die Weide lassen. Als nächstes nahm ich mir Aquito vor. Obwohl hier ein imposanter Hengst vor mir stand, war er wirklich ausgesprochen lieb. Ich hielt dann aber kurz die Luft an, als ich sah, aus welcher Linie der hübsche Hengst stammte. Tatsächlich war der Vollbruder von Primus Odin. Für seine 13 Jahre sah er aus wie ein sechsjähriger, der gerade ausgewachsen war. Besonders faszinierten mich die blauen Augen, die er schloss, als ich ihm vorsichtig über die Stirn streichelte und ihn kraulte. Er ließ sich noch leichter putzen und umsorgen, als River und weckte jetzt schon meine Neugierde, wie er sich unter dem Sattel machen würde. Neben den zwei schwarzen Menorquins stand auch noch ein Shire Horse Pärchen im Stall. Ihre großen Köpfe ragten über die Box, als ich Aquito zurück in seine führte. Ihre Naben waren Abbey Dawn und Albus. Abbey kannte ich noch als Fohlen, da ihre Mama meine Tigra war, die auf meiner großen Gnadenweide ihren Lebensabend verbringen durfte. Mittlerweile war Abbey auch schon acht Jahre alt und zu einer hübschen Red Roan herangewachsen. Ihr mächtiges Langhaar rief auch nach etwas Aufmerksamkeit, weswegen ich sie ebenfalls hinausführte und auf den Abspritzplatz stellte. Sie schwitzte etwas unter dem Fell, weswegen ich sie vorsichtig kühl abspritzte und Schweif, sowie Mähne mit einem milden Shampoo wusch. Mit einem Schweißmesser zog ich das grobe Wasser aus und kämmte vorsichtig Mähne und Schweif mit einem grobzinkigen Kamm. Dann stellte ich sie auf den kleinen Paddock, der nur mit Gummimatten ausgelegt war und gab ihr etwas Heu zu fressen. So konnte ihr Fell trocknen, während ich Albus holte und das selbe mit ihm machte. Er war auch ein sehr lieber Riese, merkte aber, dass ich nicht seine Besitzerin war. Doch mit meinen kleinen Tricks und einem strengen Auftreten merkte er gleich, dass er das testen sein lassen kann und widmete sich lieber den Leckerchen, die er für artiges Verhalten abstaubte. Auch ihn stellte ich danach auf den Paddock und ließ ihn trocknen. Während das Shire Paar also draußen die Sonne und den leichten Wind genoss, holte ich Elodin. Der Norweger hatte ein hübsches Muster in die Mähne rasiert und erinnerte mich an die Kurzhaarfrisur, die Aquentino hatte, als ich ihn damals gekauft hatte. Ich merkte sofort, dass ihm wahnsinnig langweilig war in der Box und hatte so meine Schwierigkeiten mit ihm. Er tänzelte hin und her und warf mit dem Kopf. „Du bist also der Rabauke hier… Also schön, dann spinn dich erstmal aus.“ meinte ich, brach ab und ließ ihn auf dem Reitplatz laufen. Buckelnd machte er sich Luft und wieherte den beiden Großen zu, die ihre Köpfe hoben und sich dann wieder ihrem Heu widmeten. „Also schön, dann eben erst Independent“ dachte ich mir, grinste aber und halfterte die hübsche Quarterhorse Stute auf. Sie folgte mir anfangs eher zögerlich, ließ sich dann aber auch wie Aquito und River von mir putzen, streicheln und lieb umsorgen. Mit ihr war ich schnell fertig, brachte auch sie danach zurück in die Box neben der zweijährigen Stute Picture of a Ghost, die schon sehr glücklich darüber zu sein schien. „Bist du niedlich!“ Ich streichelte ihr ein paar Minuten den Kopf, dann ging ich wieder hinaus und sah nach dem kleinen Spinner. Er hatte sich immer noch nicht ganz beruhigt, brauchte wohl noch. Also lief ich hinüber zu Abbey, deren Fell und Mähne fast, aber noch nicht ganz trocken war. „Dann kümmer ich mich erst noch um das Fohli, bevor ich mich nochmal an Elodin wage, dann seid ihr wieder dran, ihr zwei Hübschen.“ Und so machte ich es auch. Als ich fast fertig war mit der kleinen Scheckenstute kam Abajo herum und sah nach dem rechten. „Klappt alles?“ fragte sie und sah kurz zu Elodin hinüber. Der hatte sich langsam ausgesponnen und graste unter dem Zaun hindurch die letzten Halme ab. „Äh ja, alles wirklich superliebe Tierchen. Auch den krieg ich noch in Griff.“ lachte ich und Abajo grinste mich an. Sie gab zu, dass er gern mal auch nen Reiter absetzt. „Na das soll er mal versuchen!“ „Achja, weil Ghost hier grade steht…“ Sie bat mich ohne große Umschweife darum, die Stute bei mir aufzunehmen, da sie sie ungern so ungefördert und sie um meine Chancen auf dem Hof wisse. Ich war etwas baff, war aber von der Kleinen ganz verzaubert. Ich nahm Abajo also genauso fix das Versprechen ab, mich um sie zu kümmern und sie zu fördern. Zusammen führten wir sie in die Box, ich holte Elodin und konnte ihn jetzt auch endlich in Ruhe putzen und die Mähne bürsten. Als er in der Box war, fing Abajo an, die Pferde zu füttern, bevor wir sie später auf die Weide bringen sollten und ich machte mich daran, bei Abbey und Albus die Mähnen noch in einen Bauernzopf einzuflechten, damit sie unter diesen nicht mehr so stark schwitzen konnten. Dann durften auch diese ihre Abendmahlzeit verputzen, bevor wir sie gemeinsam auf die Weide brachten. „Ich mach dann mal Abendessen, du kommst einfach rum, wenn du fertig bist. Ich muss nur zurück zu Kilian!“ „Ok, machen wir so, bis später!“ Ich lief zurück in den nun leeren Stall, mistete aus, putze die Tränken und füllte die Heuraufen für den nächsten Morgen. Dann kehrte ich noch die Stallgasse und lief gegen frühen Abend hinüber. Nach einer kurzen Dusche setzte ich mich zu Abajo, Kilian schlief schon, aß und sprach mit ihr durch, was sie sich für die nächsten Tage für ihre Pferde wünschte. Hauptsächlich sollte ich Dressur reiten und die Pferde auch mal wieder im Gelände bewegen. Nur Elodin ließ ich auch ein wenig im Military springen, der Hengst war über die Aufgabe sehr glücklich und war nach nur zwei Tagen deutlich gelassener und ausgeglichener. Ghost fing ich an zu longieren und sie weiter auszubilden, die beiden Shires nahm ich als Paar mit ins Gelände und ritt eine größere Distanz. Mit Miss Independent hatte ich neben Aquito aber den meisten Spaß. Ich war länger nicht mehr Western geritten, lernte also sowohl von als auch mit ihr. Sie war eine top ausgebildete Stute und zeigte sich auch in der Dressur als auch im Military wirklich wunderbar. Als ich sie am letzten Tag vom Platz ritt, sie absattelte und abspritzte, stand Abajo daneben und unterhielt sich noch mit mir über Ghosts Abstammung, da Independet ihre Mutter war. Tom sollte mich am späten Nachmittag mit dem Hänger abholen, wir würden Ghost gleich mitnehmen. Am Abend vorher hatten wir auch schriftlich alles klargemacht und ihre Sachen hergerichtet. Kilian stand jetzt neben uns und ließ sich von seiner Mama hochheben, damit er Miss Hals streichelt konnte.
      Nachdem Tom angekommen war und wir noch kurz bei Kaffee und Kuchen zusammensaßen, verlud ich erst meine eigenen Habseligkeiten im Jeep und dann die von Ghost. Die Stute ließ sich ungewöhnlich leicht auf den Hänger führen, wieherte dann aber doch herzzerreißend, als sie merkte, dass ihre Mama ihr nicht folgen würde. „Sowas find ich bei uns auch immer ganz schlimm, wenn ein Fohlen geht, das auf dem SPZ aufgewachsen ist.“ erwiderte ich gedrückt und umarmte Abajo zum Abschied. „Bei dir hat sie es bestimmt gut und wenn sie erstmal in der Fohlenherde ist, wird sie die Langeweile hier ganz sicher nicht vermissen“ Tom und ich winkten Abajo und Kilian, bis nicht mehr in Sichtweite waren und traten zum Beginn der neuen Woche unsere Heimreise an.


      Februar 2018, by Zaii
      "Hallo ihr Hübschen", begrüßte ich die Pferdeköpfe, die sich mir neugierig entgegenstreckten. Der schwarz-weiße Kopf eines Jungpferdes schob sich zwischen den anderen durch und schnupperte sanft mit der Lippe über meine dargebotene Hand. Schnell schlüpfte ich zwischen dem Zaun hindurch und war direkt von der kleinen Herde umringt. Ich kramte in meiner Jackentaschen nach den kleinen Stücken Möhre, die ich eingeschoben hatte und verteilte diese. "Nein, du hattest schon", ermahnte ich Picture of a Ghost. Die kleine Stute ließ sich von den älteren Herdenmitgliedern nicht beeindrucken, sondern beharrte auf ihren Platz direkt vor meinem Gesicht. Ihre Mutter, Miss Independent, hielt sich im Vergleich dazu mehr im Hintergrund und wartete geduldig, bis ich ihr ein Stück darbot. Voller Vorsicht nahm sie es dann auf und konnte es gerade noch so vor Abbey Dawn in Sicherheit bringen. Die große Stute überragte die anderen Damen deutlich, strahlte aber einfach nur unendliche Sanftheit aus und schien kaum aus der Ruhe zu bekommen zu sein. Auch ihr Warten belohnte ich mit einem Stück Möhre, genau so wie das von River Flows In You. Abajos Stuten schienen alle eine Engelsgeduld zu besitzen und dem war sich offensichtlich auch die Jüngste bewusst, denn diese schien sich noch immer im Fohlenschutz zu befinden und es machte den Eindruck, als könnte sie sich viel erlauben, bevor es den älteren zu viel wurde.
      Lachend schüttelte ich den Kopf, als Pixel ihre Lippen an meiner Seite entlang wandern ließ und schließlich bei meiner Tasche stoppte. "Ja, da ist noch mehr drin und nein, das ist nicht für dich", erklärte ich, ehe ich mich wieder durch den Zaun hindurch drückte, um einige Meter weiter zu gehen. Während mir Pixel und River noch folgten, schaute Miss mir nur hinterher und Abby hatte sich schon wieder dem dürren winterlichen Gras zugewandt.

      Auf der angrenzenden Weide wurde ich direkt mit einem leichten Schnauben von Aquito, einem schönen Rappen begrüßt. Während er mich genau beobachtete, kletterte ich auch hier zwischen dem Zaun hindurch, was auch Elodin auf uns aufmerksam machte. Beide Hengste nahmen meine dargebotenen Möhrenstücke sofort an, Aquito bekam daran anschließend direkt die angelegte Ohren des Fjords zu Gesicht, als er ihm zu nah kam. Während die beiden Hengste sich ein Duell zu liefern schienen, wer die Ohren weiter in der Mähne verstecken konnte und ich sicherheitshalber einige Meter Abstand nahm, näherte sich mir Albus. Ich musste den Kopf deutlich in den Nacken legen, den Alb war bestimmt das größte Pferd, das ich jemals gesehen hatte. Als er jedoch seinen Kopf senkte und sein Maul sanft in meiner Hand ablegte, erkannte man in ihm einen sanften Riesen, wie es auch schon bei Abby der Fall gewesen war. Schnell steckte ich ihm einige Stücke Möhre zu, ehe sich auch die anderen beiden Hengste wieder näherten. Ich verteilte in Windeseile meine restlichen Leckereien, dann brachte ich den Zaun wieder zwischen die Hengste und mich, denn offensichtlich hatte Alb entschieden, beim Duell der angelegten Ohren teilzunehmen. Dabei beließen die Hengste es aber auch und jeder verzog sich in eine andere Ecke, sodass ich guten Gewissens, an der Weide der Stuten vorbei, zurück zu meinem Auto gehen konnte.

      Juli 2018, by Veija
      Ich hatte es mir gar nicht zu träumen gewagt, dieses Pferd einmal in Natura zu sehen. Miss Independent. Diese Stute war die Mutter, Oma oder Urgroßmutter so vieler Westernpferde die ich gesehen und geritten hatte, dass ich eigentlich schon geglaubt hatte, dass sie uralt sei. Doch sie erfreute sich noch bester Gesundheit und schien wirklich so lieb und ruhig zu sein, wie ich gehört hatte.

      Bei ihr im Stall angekommen strich ich ihr kurz über die Nase, halfterte sie auf und brachte sie auf die Koppel, denn ich musste mich zu erst um ihre Box kümmern. Wieder drinnen angekommen suchte ich mir eine Schubkarre, eine Beulengabel und eine Schaufel, denn die Box war doch ziemlich verdreckt und ich hatte meine liebe Mühe, alles aus der Box raus zu bekommen. Irgendwann hatte ich es doch endlich geschafft und konnte neu einstreuen. Dann gab ich Miss noch Wasser und neues Heu sowie ihre Ration Kraftfutter. Fertig war ich hier allerdings noch nicht, denn ich holte sie mir wieder von der Koppel und putzte sie gründlich, ehe ich sie sattelte und eine gemütliche Runde ins Gelände ging. Wir ritten dort sehr viel Schritt und Trab, wagten uns auch an einen kurzen Galopp. Als wir wieder am Hof ankamen war es doch schon später, als ich erwartet hatte. Deshalb sattelte ich die Stute ab und legte ihr eine Abschwitzdecke auf, damit sie nicht krank wurde. Damit stellte ich sie zurück in ihre Box und sie stürzte sich sofort auf ihr Kraftfutter, welches sie sich sichtlich verdient hatte.


      Dezember 2018, by Abajo
      Erst kümmerte ich mich um Elodin. Er wurde geputzt und gesattelt und anschließend unternahm ich einen langen Ausritt mit ihm. Danach fütterte ich ihn und zuletzt gab es noch ein paar Streicheleinheiten.
      Danach ging es zu River, die ich heute nur verwöhnte. Sie wurde geputzt, bekam Leckerlies und dann brachte ich sie auf die Weide. Ich beobachtete sie noch eine Weile und ging dann zum nächsten Pferd.
      Abbey Dawn und Albus holte ich gleichzeitig von der Weide, da die beiden ein eingespieltes Team waren. Ich putzte sie nacheinander und dann sattelte ich Albus und stieg auf. Abbey Dawn nahm ich als Handpferd mit auf den Ausritt. Danach durften sie wieder auf die Weide.
      Auch um Auqito kümmerte ich mich und putzte ihn, um ihn anschließend zu satteln. Mit ihm ging ich auf den Springplatz. Erst wärmte ich ihn auf und dann übten wir uns im Springen. Danach versorgte ich ihn und brachte ihn auf die Weide.
      Zuletzt ging ich zu Miss Independent und kümmerte mich um eine Verletzung, die sie sich vor einiger Zeit zugezogen hatte. Ich nahm ihr den Verband vom Bein, schmierte es neu ein und bandagierte es wieder. Danach brachte ich sie zurück auf die Weide, nachdem sie einen Apfel bekommen hatte.


      Juni 2019, by Veija
      Erneut stattete ich Miss Independent einen Besuch ab. Die Stute schien sich wirklich zu freuen mich zu sehen. Ich kraulte ihren Hals. Dann nahm ich sie von der Koppel mit in den Stall, wo ich sie putzte. Nach dem Putzen sattelte ich sie und ritt mit ihr ein kleines Stück ins Gelände. Als wir wieder zurück kamen, sattelte ich sie ab. Dann putzte ich nochmals kurz über, ehe ich sie wieder auf die Koppel brachte. Dann fuhr ich wieder nach Hause.


      Schicksal
      Nachtrag für August 2019, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die letzten Tage waren vergangen wie in einem unheimlichen Traum. Wir hatten versucht von Kanada aus die Klärung des Visums in Gang zu bringen. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt. Mit meiner Beschäftigung auf der Ranch genügte es nicht um das Visum zu verlängern. Auch die nötigen Untersuchungen nach meiner OP waren nicht ausschlaggebend gewesen.
      Ich hatte bereits alles nötige mit meinen Eltern geklärt. Vorerst würde ich bei ihnen unterkommen bis ich wieder nach Kanada reisen durfte. Wie oft ich des Nachts wachgelegen hatte konnte ich gar nicht mehr zählen. Unzählige Tränen waren geflossen. Zu groß die Angst in meinem Inneren das ich vielleicht gar keine dauerhafte Genehmigung bekommen würde. Caleb hatte sich als stark an meiner Seite versucht...seine wirklichen Gedanken jedoch blieb mir momentan verborgen. Seine Arme um meine Hüfte des Nachts gaben mir jedoch den nötigen halt. Noch zwei Wochen reichte meine Genehmigung...dann musste ich Kanada auf ungewisse Zeit verlassen. Das machte mich völlig fertig.
      Einem Geist gleich lief ich seit Tagen über die Ranch. Ravn hatte mich vorgestern aus dem Sattel befördert - ich war nicht bei ihm gewesen. Dafür hatte ich mit einem blauen Fleck am Bauch den Preis gezahlt. Deutlich war der Abdruck des Horns zu erkennen. Deshalb waren Westernsättel eigentlich mal nicht meine Lieblinge gewesen.
      Was würde geschehen, wenn ich tatsächlich keine Genehmigung bekam? Nicht nur würde das meine...ja Beziehung zu Caleb auf eine harte Probe stellen oder das Ende bedeuten. Was würde aus den Pferden? Mittlerweile hatte ich 5 von ihnen. Inyan wäre versorgt...ich wusste das sowohl Tschetan als auch Louis den Wallach bewegen würden. Ich hatte doch erst vor einiger Zeit begonnen mit Gealach zu arbeiten. Lady Gweny...Ravn und Fylgia. Letztere würde ich natürlich nachholen. Doch sie erneut über Kontinente mit dem Flugzeug zu transportieren. Das würde ich ihnen ungern antun wollen. Das beste wäre sie auf der Ranch zu belassen. Es gab Leute die sich ihrer annehmen würden. Aber ich? Ohne Pferd? Schwer vorstellbar. Ich wollte nicht weg….hier war meine Heimat!
      Ich schluchzte erneut schwer auf. Spürte die sanften Nüstern eines Pferdes in meinem Gesicht. Inyans Punkte fielen mir sofort auf als ich die Augen wieder öffnete. Ich stand hier inmitten meiner Herde, gelehnt an den kräftigen Hals meines Valravn und weinte mir- mal wieder - die Augen aus dem Kopf. Verzweiflung war wohl das richtige Wort für meinen derzeitigen Zustand. Schritte in meinem Rücken. Kleine Füße, zögerliche die folgten. Meine Augen hielt ich geschlossen. Versuchte das laute schluchzen zu unterdrücken schaffte es ja doch nicht. Ich spürte eine raue Hand auf meiner Schulter. Eine ungleich zartere Bewegung an meiner Hüfte. Ich wusste das Kaya sich an mich lehnte. Ihre zarten Arme lagen um meine Hüfte. Ob das Mädchen verstand welch Kummer mich plagte oder ob sie einfach meine Tränen trocknen wollte wusste ich nicht. Es gab keine Worte. Nur ihre Umarmung. Die Hand auf meiner Schulter die sanften Druck ausübte. Ich holte keuchend Luft, die ich offenbar angehalten hatte. Blinzelte durch den Schleier der Tränen, drehte den Kopf und sah Louis. Wie kam es nur das ausgerechnet immer er da war? Sollte nicht Caleb an seiner Stelle sein? Zu meiner allgemeinen Verzweiflung hatte sich innerhalb der letzten Woche auch noch vollkommene Verwirrung gesellt. Letzteren sah ich nur nachts, wenn ich vor lauter Tränen erschöpft im Bett einschlief, nicht mehr in der Lage die Augen offen zu halten. Ich spürte förmlich wie sich Caleb mir entzog. Hatte was wir teilten noch eine Chance? Oder stand der Kuss mit Louis unausgesprochen zwischen uns?
      Wir standen alle stillschweigend im Unterstand zwischen den Pferden die sich hierher zurückzogen, wenn die Sonne zu sehr vom Himmel brannte. Nicht wie in Mexico...aber warm genug. Mir gelang es zwar immerhin meine Atmung und die Tränen in den griff zu bekommen, während wie so da standen. Meine Gedanken glichen aber eher einen Sturm. Ich entzog mich schließlich der Hand auf meiner Schulter, duckte mich um Kaya in den Arm zu schließen und hauchte ein “Danke” in ihr Ohr. Das Mädchen löste sich von mir, lächelte und huschte dann aus dem Gebäude. “Ich vermute mal du hattest keinen Erfolg mit dem neuen Antrag?” seufzte Louis. Ich schüttelte hoffnungslos den Kopf. “Ich habe am Morgen mit meiner Familie telefoniert damit ich vorerst bei ihnen unter komme. Bisher habe ich noch keinen Flug buchen können. Ich will nicht fort.”
      Im Reflex fand sich meine Hand in der von Louis wieder, ich starrte darauf, flackerte zu ihm hoch und er nahm seine Hand fort als habe er sich verbrannt. Wir hatten den Kuss nie wieder erwähnt. Aber er stand bei jeder Berührung der letzten Tage noch immer zwischen uns wie ein Damoklesschwert. “Sag wenn ich irgendetwas tun kann, ja?” ich hatte keine Kraft für eine Antwort nickte nur...und wand mich dann zwischen den Ponys davon aus dem Unterstand.



      Caleb
      >>Meine Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen..ich muss Kanada verlassen bis die Visumsfrage geklärt ist.<<, immer wieder hallten diese Wort in meinem Kopf nach. Für uns alle war das ein Schock gewesen, insbesondere Ylvi und mich. Sie konnte die Ranch nicht einfach verlassen. Was würde aus den Pferden werden… was würde aus uns werden? Innerlich fluchte ich. Immer… und immer wieder. Hätte ich mich damals nicht auf sie eingelassen, würde mir ihr Abschied auch nicht so schwer fallen… Hätte ich mich nicht auf sie einlassen sollen? Doch. Natürlich. Unsere gemeinsame Zeit war zwar von Höhen und Tiefen geprägt gewesen… und was irgendwie als “Zeitvertreib” angefangen hatte, war ernster geworden. Eine Möglichkeit, wie sie auf jeden Fall hierbleiben konnte, konnte ich ihr bieten. Mit einem Ring. Aber wollte ich das? Caleb O’Dell verheiratet? Mit einer Deutschen? Nicht mit jemandem vom Rodeo, was sich wohl alle Welt denken würde. Ich verwarf den Gedanken wieder. Dazu war ich nicht bereit… aber wenn sie so bleiben durfte?
      Ich atmete einmal schwer durch und konzentrierte mich wieder auf meine Reitschüler. Ab und zu, wenn gerade wieder ein bisschen Luft auf der Ranch war, hatte ich angefangen, ein wenig Reitunterricht zu geben. Gerade waren Gipsy und Shorty auf dem Platz. Cayce hatte mir seinen Wallach für George geliehen. Der junge Mann hatte wirklich Talent! Auf Gipsy saß ein junges Mädchen, etwa so alt wie George. Lizzy. “Beine ran Liz.”, rief ich ihr rüber und schaute dann wieder zu George, der Shorty auf dem Zirkel galoppierte. Lizzy trabte den hellen Wallach gerade ganze Bahnen. “Das sieht schon gut aus!”, rief ich beiden rüber und winkte sie dann zu mir. “Wir gehen heute noch ein bisschen an die Manöver. Lizzy du wartest hier bei mir, Gipsy und George sind zuerst.”, erklärte ich und sie positionierte ihr Pferd an der Bande. “Du startest bei X, galoppierst zwei langsame und dann einen schnellen Zirkel. An X stellst du ihn gerade und lässt ihn wechseln. Dann einen schnellen und zwei langsame Zirkel. An X Stoppen. Dann geb ich weitere Anweisungen.”, sagte ich und schickte ihn los. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich Betsy, Tschetan und Kaya hinter mich an den Zaun geschlichen hatten, und zusahen, bis Betsy mir auf die Schulter tippte. “Hey Cowboy.”, sagte sie lachend und ich knuffte sie in die Seite. Die beiden anderen Kinder sahen mich argwöhnig an. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihnen, es war aber vermutlich auch noch zu früh, zu urteilen. “Kannst du mir gleich auch noch Unterricht auf Blue geben?”, fragte mich die kleine und ich nickte. “Wenn du ihn dir jetzt fertig machen gehst und sofort her kommst, ja. Ich muss gleich zu den Rindern hoch. Könnt ihr mir Devil auch fertig machen?”, fragte ich die Kinder. Mir war aufgefallen, dass alle drei nach einer Aufgabe auf der Ranch suchten. Ja, sie waren Kinder. Ja, sie spielten viel… aber bevor sie anfingen allen möglichen Unsinn zu machen, gab ich ihnen lieber Aufgaben. “Tschetan und Kaya wenn ihr mitkommen wollt könnt ihr Sue und Face Down satteln.” Wider Erwarten nickten beide und verschwanden dann mit Betsy. Sollte ich Louis noch fragen, ob ich die beiden mitholen durfte? Ich schrieb ihm eine kurze WhatsApp und bekam nur ein OK zur Antwort. Ich glaube er war froh, wenn die beiden Beschäftigung bekamen. “Jetzt nochmal zu euch.”, sagte ich zu den beiden Reitern auf dem Platz. “George nochmal.” Ich schaute ihm zu und nickte. “Abreiten und wegbringen.”, erklärte ich ihm. “Lizzy willst du auch mal versuchen? Lass Shorty ruhig von sich aus umspringen, der ist in der Ausbildung schon weiter als du. Er macht vieles alleine. Lass die Zügel locker, leg dein äußeres Bein ran und er macht das.”, erklärte ich ihr und sah ihr bei ihren Zirkeln zu. “Prima. Reicht.”, sagte ich und schaute ihnen beim Abreiten zu. Nun kamen die Kinder mit den vier Pferden zurück. Blue brummelte die Stuten an und machte seinen Hals ganz schön rund. “Betsy ruck mal kräftig am Zügel, der hat sich zu benehmen, hier wird jetzt nicht gedeckt!”, rief ich ihr zu und sie machte, was ich von ihr verlangt hatte. Sofort hörte Blue auf und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. Ich nahm Devil entgegen und nach dem nachgurten schwangen wir vier uns in den Sattel. Der Ritt zu den Rindern war sehr schweigsam. Ab und zu erzählte Betsy etwas, ansonsten konzentrierten wir uns auf den Weg. Neben viel Schritt trabten wir auch eine kurze Strecke und galoppierten auch ein Stück. “Bei den Rindern bleibt ihr auf alle Fälle im Schritt.”, erklärte ich den Kindern. Ich ritt zwar das einzige Pferd mit Cow Sense, man konnte aber nie wissen. “Ich möchte auch nur kontrollieren, ob alles ok ist, mehr nicht.”, erklärte ich ihnen und öffnete den Zaun, damit sie alle durchreiten konnten. Nachdem ich selbst durchgeritten war, schloss ich ihn wieder und trabte auf sie zu. Die Rinder waren auch schon zu sehen. Gemütlich kamen wir immer näher. “Bleibt hier stehen.”, sagte ich und ritt alleine zwischen den Rindern durch. Ein Kalb machte mir ein bisschen Sorgen, so dass ich mir mein Lasso nahm und es einfing. “Whoaaa…”, sagte ich zu Devil, sprang ab legte das Kalb auf die Seite. Er hatte sich in ein wenig Stacheldraht verfangen. “Mist..”, fluchte ich. Das hieß eigentlich, dass der Zaun irgendwo defekt war. Ich entfernte den Stacheldraht und nahm aus der Satteltasche ein wenig Blauspray, was ich dem Kalb auf die Wunde sprühte. Dann ließ ich es wieder laufen, rollte mein Lasso auf und ritt zu den Kindern zurück. Ich zückte mein Handy und rief Cayce an. “Ja, Caleb hier. Komm mal mit dem Truck zu den Rindern, hier hatte sich ein Kalb im Zaun verfangen, ich bin mit den Kindern hier, wir reiten einmal rundherum und schauen ob etwas kaputt ist.” “Cayce kommt mit dem Truck her, wir teilen uns auf. Betsy kommst du mit mir links rum? Tschetan und Kaya könnt ihr rechts rum am Zaun vorbei reiten?”, fragte ich sie und sie nickten. “Betsy hast du die Walkie Talkies dabei?” Sie nickte und gab Tschetan ohne zu zögern eins davon. ”Wir treffen uns auf der anderen Seite. Wenn was ist…”, erklärte ich und zeigte auf das Walkie Talkie in Betsys Hand. Sie nickten und ritten zurück zum Zaun. Wir folgten ihnen und unsere Wege trennten sich.
      Tatsächlich fanden Betsy und ich nahe der Hütten ein Stück Zaun, der kaputt war. “Sagst du den beiden Bescheid? Sie sollen trotzdem weiter reiten und nachschauen.”, sagte ich zu Betsy und sie nickte. Auch Cayce sagte ich Bescheid, dass er schon mal hier hoch kam und den Zaun reparierte.
      Tschetan und Kaya fanden unten am Wald noch eine Stelle, die Betsy und ich uns anschauten. Auf dem Weg dorthin war uns Cayce mit dem Truck begegnet, so dass ich mir von ihm ein wenig Werkzeug mitgenommen hatte und den Zaun reparieren konnte. “Danke für eure Hilfe.”, sagte ich zu den dreien und steuerte Devil in Richtung Heimweg. Ich öffnete den Kids wieder den Zaun, schloss ihn und wir ritten zurück zur Ranch. Dort stand schon die Heulieferung auf dem Hof, die ich ganz vergessen hatte. Bellamy kam schon ziemlich genervt auf mich zugelaufen. “Wo sind denn die Papiere schon wieder?!”, fragte er und hielt Devil an. “Ich mach die fertig, kümmer du dich ums Heu.”
      Ich stieg ab, grüßte den Lieferanten kurz und lief dann ins Haus. Nach einer Weile hatte ich die verflixten Zettel und die Rechnung gefunden. Ich drückte ihm alles in die Hand und lief einmal quer über den Hof zum Traktor, um die Heuballen abladen zu können.
      Als ich eine Stunde später damit fertig war, aß ich in der gemeinsamen Küche schnell etwas und fiel ins Bett. Ylvi schlief bereits im Bett. Am nächsten Morgen war ich auch schon vor ihr wach und in der Stadt. Es gab dort noch einiges, was ich wegen der Umbauten regeln musste.

      Ylvi
      Calebs Seite des Bettes war kalt, leer. Wie so oft in letzter Zeit. Hatte ich anfangs noch einen Knoten im Hals verspürt, war es nun nur einem Seufzen gewichen. In den vergangenen Tagen, den Wochen seit den Brief hatte ich zu oft gemixte Signale von ihm erhalten. Oder hatte es bereits zuvor begonnen?
      Ein halbes Jahr war vergangen seitdem wir Weihnachten gemeinsam gefeiert hatten. 6 Monate in denen so viel passiert war.
      Ich warf die Decke von mir fort. Vor dem Haus fehlte der rote PickUp..er schien also auch gar nicht auf der Ranch zu sein. Ich zuckte die Schultern, zog mich fix an. Anschließend genehmigte ich mir ein fixes Frühstück in der Küche. Laurence kam herein, sah mich und lächelte. “Caleb schon wieder auf Wanderschaft?” “Aye” antwortete ich dem alten Mann knapp. Ich wollte jetzt eigentlich keine Konversation führen. “Habt ihr bereits miteinander geredet?” bohrte dieser allerdings weiter nach. Meine Hand die eine Tasse Kaffee Richtung Lippen bewegt hatte hielt inne. Verwirrt sah ich Laurence an. “Er könnte dich mit Leichtigkeit hier halten. Ich hab dem Trottel schon zweimal gesagt er soll dir einen Ring an den Finger stecken.” grummelte Laurence in seinen stoppeligen Bart. Ich schluckte. Das war nie zum Thema gekommen. Ich hatte sogar keinen Gedanken daran verschwendet. Niemals hatte ich mich verheiratet gesehen. Nichtmal mit Caleb hatte ich diese Gedanken gehabt. Natürlich...wir hatten einander viel gelehrt. Von emotional unbrauchbar hatten wir uns zumindest zu etwas wie einer Beziehung hinreißen lassen. Wie viel Bestand diese hatte zeigte sich nun sehr gut - keine. Waren wir am Ende einander nur Lehrmeister gewesen?
      Aber natürlich...mit einer Heirat würde ich bleiben können...ohne Probleme sogar. Ich würde nie wieder ein Visum beantragen müssen. “Pack ihn bei den Eiern und sprich es an. Du würdest fehlen hier auf der Ranch.” damit verließ Laurence die Küche. Aber ich wusste...ich würde Caleb darum niemals bitten. Ein Gefühl welches ich nicht zu beschreiben vermochte machte mir bewusst - eine Heirat mit Caleb würde niemals funktionieren.
      Ich verzog mich in den Offenstall meiner Pferde. In der morgendlichen Sonne machte ich deren Paddock sauber, schob die schwere Schubkarre vor mir her zum Misthaufen quer über den Hof der Ranch. Dort angekommen, keuchte ich bereits wie ein Maikäfer. Noch war ich nicht gänzlich an diese Arbeit gewohnt. Cayce begegnete mir mit einigen der Rinder. Mir fiel auch kurz der wieder aufgetauchte rote PickUp auf. Um Caleb möglichst nicht zu begegnen setzte ich mich ab. Ich schnappte mir eine der Trensen, war unschlüssig welches der Pferde ich nehmen wollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf Valravn. Nur am Rande nahm ich wahr das Inyan nicht da war. Mit wenigen Handgriffen legte ich ihm die Trense an, schwang mich auf den Rücken und verschwand in Richtung der Hütte in den Hügeln. Dort oben gab es um die Koppeln der Jungpferde einige schöne Pfade. Wir tauchten gerade ein in das Dickicht des Waldes als ich Hufgetrappel hinter mir vernahm. Neugierig drehte ich mich um. Dort näherte sich Inyan. Auf seinem Rücken saß Louis. Sie waren noch weit entfernt. Konnte ich so tun als habe ich sie nicht gesehen? Ich hieß Ravn angaloppieren. Allerdings versagte mir der Hengst den Dienst. Zu hart waren meine Beine in seinen Bauch gepresst. Stattdessen bäumte er sich vorn auf. Darauf nicht vorbereitet rutschte ich mit meinen Shorts hilflos einfach seinen Rücken hinab. Sicher landete ich auf meinen Beinen. Dieser Fail entlockte mir ein leichtes Lächeln. “Hast du andere Pläne,ja?” flüsterte ich meinem Wallach zu. “Ich habe dein Pferd verzaubert.” kam es stattdessen von Louis der meine Worte gehört haben musste. “Ist das so?” wandte ich mich an ihn, zog die Augenbrauen hoch.Ich sah wie sich Louis gleichfalls von seinem Pony schwang, neben mir stehen blieb und grinsend lächelte. “Möchtest du lieber spazieren?” ich zuckte die Schultern. Louis klopfte meine Schulter, schob die Unterlippe vor und ging voran. Offenbar nahm er mir jetzt die Entscheidung ab.
      Wir liefen lange den Weg hinauf. Schweigend. Kaum Worte zwischen uns. “Caleb ist ein Narr….ich würde nicht zögern.” sprach Louis dann endlich die Worte mit denen er all die Schritte bis hier her gehadert hatte. Ich musste nicht fragen. Ich ahnte, nein wusste sogar, das er die kurze Konversation mit Laurence gehört haben musste. Da waren andere Schritte im Flur gewesen als Laurence aus dem Haus gegangen war. Ich hatte mich also nicht verhört. Louis war stehen geblieben, ich spürte plötzlich seine Hand an meinem Handgelenk. Nicht fest, beinahe bittend. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich sah auf seine Hand...dann huschte mein Blick zu ihm auf...ich spürte wie er die Hand von meinem Handgelenk nehmen wollte. “Wenn die Dinge anders wären.” hörte ich Worte...verstand dann das sie aus meinem Mund kamen, das mein Verstand sie produziert hatten. Ich wusste das es keine Lüge war. Schon eine ganze Weile waren da Gefühle für Louis gewesen...entfacht nicht erst durch seinen Kuss. Dieser Idiot hatte mir beinahe ebenso schnell mein Herz gestohlen wie Caleb. Das sich letzterer nun von mir entfernte...glich beinahe der Verdammnis. “Ich muss schon die ganze Zeit über diesen Impuls unterdrücken.” kam es gedrungen von Louis. Wieder mein Blick in seine Augen. Ich sah das funkeln in ihnen….wieder bedurfte es keiner Worte. Trotzdem glich Louis einem wartenden Schakal. “Dann tu es nicht.” Verräter! schrie es kurz in mir. Dann verlor ich mich in dem Kuss mit Louis. Weniger zaghaft als jener erste vor ein paar Wochen. Zudem mit dem Unterschied das ich mich von ihm einnehmen ließ. Kein Abstand mehr zwischen uns, seine Hand auf meiner Hüfte, in meinem Haar. Meine eigenen Hände um ihn geschlungen. Ich spürte mich wanken, von ihm gehalten stand ich jedoch sicher. Louis brach den Kuss, ich erschrak drehte mich plötzlich fort...die Hände gekrallt in Ravns Mähne. Was war das nur mit ihm? Ich musste schwer einatmen..mein Bauch spielte genauso verrückt wie meine Gedanken. Louis kam zu mir, sein Kopf legte sich auf meine Schulter. “Du kannst mich nicht belügen...auch ich bin in deinem Herzen...das weiß ich nun.” flüsterte er in einer tiefen Stimme. Dann war er fort. Ich nahm seine Schritte wahr. Dann die von Inyan. Als ich mich zu ihm drehte saß er bereits wieder auf dem Wallach. Sein Gesicht hatte beinahe etwas triumphierendes..”Du weißt wo du mich für deine Entscheidung findest.” er trieb dem Wallach die Füße in den Bauch, dieser preschte aus dem Stand im Galopp den Waldweg wieder hinab. Ravn wollte hinterher, kurz hatte ich zu tun, den manchmal widerspenstigen Wallach zu zähmen. Ich sah in die Richtung von Louis und Inyan die immer kleiner wurden. Oh ja...ich wusste wo ich ihn fand...und auch wenn er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich kannte sie...wusste welches Angebot er mir soeben unterbreitet hatte.

      Caleb
      Ich saß hinterm Steuer meines Pick Ups und starrte ins Leere. Es regte mich auf, dass ich nichts tun konnte, nein es kotzte mich wirklich an, nichts tun zu können… oder tun zu wollen. Jeden Tag ging ich spät ins Bett, jeden Tag stand ich früh auf und es war wirklich so, dass ich Ylvi aus dem Weg zu gehen versuchte. Ich hatte heute morgen ein Treffen in Calgary vorgeschoben, um nicht mit ihr aufwachen zu müssen. Ich hatte ein Treffen gehabt, so war es nicht… nur war dieses schon seit ein paar Stunden vorbei. Als sich mein Blick wieder gefangen hatte und ich seufzend meine Augen schloss, klopfte es an der Scheibe. “Sir, sie stehen schon eine ganze Weile im Parkverbot, bitte fahren sie den Wagen weg.”, sagte mir einer der Polizisten, die neben meinem Auto standen. Der andere im Polizeiwagen schaute düster zu mir herüber. Ich nickte nur stumm, startete den Motor und fuhr zum Geschäft, um noch ein paar Leckerlis für die Pferde und ein wenig neues Putzzeug zu kaufen. “Hey Caleb.”, begrüßte mich die junge Frau an der Kasse. “Wie läuft es so auf der Ranch?”, fragte sie mich nett. “Viel Arbeit. Ist immer viel Arbeit.”, erklärte ich ihr und bezahlte meine Einkäufe, ehe ich alles auf die Ladefläche des Pick Ups warf und wieder zur Ranch fuhr. Als ich ausladen wollte, gesellte sich Laurence zu mir. Ich schaute zu ihm rüber und er hatte wieder dieses: ich erzähle dir jetzt eine Lebensweisheit und du kannst nichts dagegen tun, nur zuhören. "We accept the love we think we deserve: from Stephen Chbosky.”, sagte er ohne mich auch nur im Ansatz auf so ein Zitat vorzubereiten. “Und du mein Freund, bist gerade auf einem ganz falschen Weg. Warum behälst du sie nicht hier? Du weißt, dass du es kannst und du weißt auch, dass du jemanden wie sie verdient hast. Lass die Liebe zu und frag sie endlich, ob sie dich heiraten will!”, fügte er an und packte mich an der Schulter. Laurence packte für sein Alter wirklich, wirklich feste zu. “Nimm sie nachher mit auf einen Ausritt. Du brauchst keinen Ring, frag sie einfach. Frag sie bevor es zu spät ist.” “Bevor sie weg ist…”, korrigierte ich ihn doch er schüttelte nur den Kopf. “Bevor es zu spät ist, Caleb. Du warst in letzter Zeit nicht viel hier. Es gibt.. sie hat.. sie bekommt hier andere Chancen.”, stammelte er und schaute in mein fragendes Gesicht. Selbst nachdem er meine Schulter losgelassen hatte und gegangen war, stand ich noch immer stocksteif neben meinem Truck und dachte über seine Worte nach. Es gibt für sie hier andere Möglichkeiten, zu bleiben? Was meinte er damit? “Hey Caleb!”, rief mir Octavia zu, die gerade mit Raspberry an mir vorbei ritt. Da kam mir eine Idee. “Hey O warte, ich hol mir ein Pferd und komm mit dir mit!”, rief ich ihr zu und hatte im Handumdrehen Vulture gesattelt und zu ihr aufgeschlossen. “Dass du Zeit hast, mit mir auszureiten.”, lachte O und strich ihrer Stute kurz über den Hals. “Das hast du wohl Laurence zu verdanken.”, murmelte ich. “Wieso das?” “Er hat mir eben wieder eine seiner Weisheiten unter die Nase gebunden und gesagt, wenn ich will, dass Ylvi bleiben kann, soll ich um ihre Hand anhalten, bevor es dafür zu spät ist und sie eine andere Chance bekommt, hier zu bleiben. Weißt du, was er damit meinte?”, fragte ich sie ganz offen und ehrlich und hielt Vulture an, um ihre folgenden Worte besser verstehen zu könne. “Weißt du… Ylvi und Louis… sie sind sich glaube ich näher gekommen.”, erklärte sie mir. Ich schloss für eine Sekunde seufzend meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und meinen Hengst wieder antrieb. “Was weißt du darüber?”, fragte ich sie schließlich. “N..nichts weiter. Wirklich nicht.”, antwortete sie mir und lenkte ihre Stute auf den linken Pfad rüber. Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, ehe ich sie fragte: “Sollte ich denn? Soll ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte?” O lachte kurz auf. “Caleb das kann ich dir doch nicht beantworten.“


      Ylvi
      Wir sahen uns an. Was tat ich eigentlich hier? Wie auf Drogen hatte mich der Weg am Abend nicht zum Haupthaus gebracht. Stattdessen stand ich auf der Türschwelle von Louis. Meine Hände im Rücken verschränkt. Ich zog mir die Haut neben meinen Nägeln ab. Der leichten Feuchtigkeit zu urteilen die ich spürte musste ich bereits Bluten. Der Schmerz drang jedoch nicht zu mir durch. “Willst du rein kommen?” Nein “Ja” hauchte ich.

      Mir war als würde ich mein Herz in der Brust nicht länger schlagen hören. Mit betreten seines Flures fiel plötzlich all die Anspannung ab. In meinen Gedanken war kein Caleb mehr. Nur der Wille an diesem Ort zu bleiben blieb zurück. Louis fasste meine Schultern schob mich vom Flur leise in Richtung seines Schlafzimmers. “Die Kinder sind schon im Bett.” flüsterte er mir zu. Da das Gästehaus nicht über ein Wohnzimmer verfügte und die Küche in Richtung Haupthaus ging, schien das Schlafzimmer die beste Wahl um ungestört zu sprechen. Mir wurde bei dem Gedanken allerdings flau in der Magengegend. Dann schloss sich die Tür hinter uns. Zum ersten Mal seit der Türschwelle sah ich Louis wieder direkt in die Augen. Die Haltung seines Körpers, seine Augen..sie sprachen von gespielter Gefasstheit. Diese Beherrschung die ich auch bei Lilly gesehen hatte. Die typisch war für einige Natives. Trotzdem sah ich den lauernden Schakal in seinen Augen wieder. Louis stellte keine Frage. Wir sahen einander nur an. Er wartete geduldig bis ich endlich den Mut fand die Worte über meine Lippen zu bringen. Sekunden wurden zu Minuten. Dann begann er plötzlich zu Lachen, einfach so. Ich legte den Kopf schief. Die Anspannung löste sich und plötzlich lachte auch ich scheu. Louis überbrückte die Distanz zwischen uns...zog mich an seine Brust und wir lachten weiter. “Wann müssen wir uns um einen Termin in Calgary kümmern?” flüsterte er schließlich als ich noch scheu hüsteln musste. Hatte ich gedacht Caleb und ich agierten gut miteinander...so bedurfte es mit Louis keiner Worte. Er würde mich zur Frau nehmen. Ich hatte diese Entscheidung bereits getroffen und er wusste es auch ohne das ich es ausgesprochen hatte. Das ganze wirkte beinahe surreal. Wir würden das liebende Ehepaar spielen müssen, wenn die Auslandsbehörde die Ehe prüfte. Doch würde ich die liebende Ehefrau spielen müssen? Das ganze könnte viel zu einfach werden. Die Art mit der er mich ansah, berührte und beschütze machten es mir so unfassbar einfach. “So früh wie möglich.” hauchte ich - schließlich müsste ich in weniger als einer Woche verschwinden. Louis schob mich ein wenig fort von sich, hoch mein Kinn. “Das ist das verrückteste was ich jemals getan habe.” sprach er, wieder halb lachend. Ich konnte nicht umhin das Lachen zu erwidern. “Gewöhn dich schonmal dran. Das Leben mit mir kann aufregend werden.” “Aber nicht das du mir aus den Latschen kippst wie das letzte Mal.” “Dafür hab ich ja jetzt einen neuen Schrittmacher und regelmäßige Kontrollen.” ich dachte an jenen Tag auf dem Berg. Ich wäre dort oben gestorben. Louis hatte mich am Leben gehalten. Hatte mein Leben gerettet. Vielleicht hatte das Universum damals bereits einen Wink gegeben wem ich mit meinem Leben trauen konnte. Erinnerte mich auch an seine seltsamen Worte. “Was ist mit der Symbiose?” Louis schaute leicht verwirrt. “Damals..auf dem Berg. Bevor ich ausgenockt bin. Du meintest das Caleb ein Wolf sei, während du in mir einen Raben siehst. Du sprachst davon, dass diese beiden Geschöpfe in einer Symbiose lebten. Ist das jetzt hinfällig?” “Ah..jetzt erinnere ich mich. Dabei darfst du aber nicht vergessen. Raben binden sich fürs Leben. Es kommt der Tag an dem eine Symbiose nicht länger ausreicht.” Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. “Du wolltest es schon damals,oder? Du...dich beschützt auch ein Rabe als Totem. Nicht wahr?” Wir standen noch immer in dieser Umarmung beieinander, er zog mich wieder an seine Brust. “Thečhíȟila.” Louis hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Hände krallten sich in meinen Rücken, die Hüfte. Ich hörte das leichte Knurren von seinen Lippen. Kein ton der mich überraschte. Mochte ein Rabe ihn schützen, so blieb er für mich selbst doch der Schakal. Ich fand mich selbst dabei wie ich die Geste wiederholte, meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, die Schulterblätter. Spürte seine Zähne an meinem Hals. Caleb so ähnlich und doch so anders. Ich bot ihm den Hals dar, legte das Gewicht auf meinen Hacken, gehalten von seinen Armen. Mein Körper war ein elender Verräter. Er war es schon bei Caleb gewesen. Bei Louis tat er keine Ausnahme. Nur mit dem Unterschied das sich hier auch mein Verstand nicht dagegen zu wehren versuchte. Ich biss die Zähne fest aufeinander als Louis Hand seinen Weg unter mein Shirt fand. Die letzten Wochen der Ungewissheit, des Alleinseins. Endlich nicht mehr allein sein. Er spielte und neckte mich. So leicht fand ich mich ein in dieses Spiel. Sanft wurde ich auf einer Decke aus Fell gebettet. Als er zu mir kam fand er mich offen vor sich. Ein Kuss auf meine Lippen, dann spürte ich ihn in mir. Diese Vertrautheit war überwältigend. Wir agierten wie Zahnräder die nahtlos ineinander griffen.
      Louis hielt mich danach im Arm, während sich unser Atem nur langsam beruhigte. Ich spürte sein Gewicht auf mir, meine Hand kratzte über seinen Rücken. Fühlten die Muskeln, die Wirbelsäule und den kleinen Film aus Schweiß über unseren Körpern. Worte lagen mir auf den Lippen die sie dennoch nicht verließen. Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Im Halbschlaf merkte ich noch wie Louis die Felldecke über uns breitete. Das erste Mal in Monaten schlief ich völlig unbehelligt.

      Caleb
      Seit Wochen war ich immer dem selben Muster gefolgt. Spät ins Bett, früh wieder raus. Ich hatte das Gespräch mit Ylvi vermeiden wollen, denn sie hatte bis jetzt immer tief und fest geschlafen. Heute war dem nicht so, denn sie war nicht da, und ich konnte mir denken, wo sie sich aufhielt. Es war die unruhigste Nacht seit Langem und als am Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich wie vom Zug überrollt.
      Das Frühstück mit den Arbeitern verlief größtenteils schweigend. Octavia warf mir ein paar mitfühlende Blicke zu, doch sagen tat niemand etwas zu mir. Meinen Kaffee füllte ich in einen Thermobecher, ehe ich meinen Hut von der Ablage auf meinen Kopf setzte und das Haus verließ. Noch immer waren weder Louis, noch Ylvi oder die Kinder zu sehen. Ich hatte einen anderen Weg einschlagen wollen, doch meine Füße führten mich zielsicher zum Offenstall von Ylvis Pferden. Als ich sie auch hier nicht sah, atmete ich hörbar erleichtert auf. War es wirklich Erleichterung, die sich von meinem Herz löste? Oder Gewissheit? Wo sollte sie sonst sein? Ich beschloss meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen und mich auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren. Auf einer Ranch war schließlich immer etwas zu tun und sei es nur das Herumfahren mit dem Truck, um den Anderen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Ich war zurück ins Haus gegangen, um meine Schlüssel zu holen. Als ich wieder rauskam und zu meinem Auto gehen wollte, sah ich Louis und Ylvi auf dem Hof, die in Richtung des Haupthauses gingen. Ylvis Blick fiel von Louis auf meinen roten Pick Up, zurück zu Louis und schließlich zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, blieb ich stocksteif stehen und… Ruckartig war Louis Hand von Ylvis Hüfte verschwunden. Besänftigend hob er seinen Arm und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er erneut stehen blieb und auf meine geballten Fäuste starrte. Meinen Schlüssel hatte ich schon lange auf den Boden fallen lassen. “Es ist nicht das… wonach es aussieht.”, meinte er in einem ruhigen Ton. “Das ist es nie.”

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      Allein durch diesen Satz kochte die ganze angestaute Wut in dem blonden Mann hoch, die sich die letzten Wochen, ja sogar die letzten Monate angesammelt hatte. Caleb machte noch zwei, drei Schritte auf die Beiden zu, ehe er erneut stehen blieb und abwechselnd zwischen ihnen hin und her schaute. “Caleb… ich… wir…”, fing Ylvi an und machte einen kleinen Schritt auf Caleb zu. Louis, der die Augen nicht mehr von den Fäusten seines Gegenübers lassen konnte, stellte sich schützend vor sie. “Hast du Angst dass ich eine Frau schlage? Hältst du mich für so jemanden? Louis komm schon!”, schnaubte Caleb. Die Gedanken des Mannes bewegten sich in einer Abfolge von Bildern, Sätzen und Taten die ihm fast den Verstand zu nehmen drohten. Zwischen seiner unbezwingbaren Wut schwankte er in den Gefühlen für die Frau die dort neben seinem langjährigen Freund stand. Seine zur Faust geballten Finger, gruben sich in die Haut seiner Handfläche. Eine Art der Erinnerung wo er sich befand. Ylvi biss sich auf ihre Lippen, ihr Blick glich dem eines geschreckten Rehs. Der Indianer streckte die Schultern, sein Gesicht gab keine Regung seiner inneren Gefühle Preis. Caleb kannte ihn, kannte diese Regungslosigkeit. Louis beobachtete ihn ganz genau, würde blitzschnell reagieren können. Caleb war sich bewusst. Schlug er zu. Dann würde Louis nicht unbeteiligt bleiben. “Ich sah dich nie eine Frau schlagen. Dafür hast du zu viel Respekt.” Louis gab ein Seufzen von sich. “Ich frage mich nur wie viel Respekt in dir für mich noch übrig geblieben ist. Ich sprach falsch. Es ist genau wonach es aussah. Caleb...ich habe ihr gegeben, was du nicht gewillt warst zu tun. Wochenlang hattest du eine Wahl. Verurteilst du mich dafür ihr die Chance zu geben zu bleiben wohin es ihr Herz zieht? Und damit meine ich nicht mich Kola….sondern vielmehr diesen Ort.”

      Caleb lauschte den Worten seines Gegenübers, horchte in sich hinein und versuchte mit allen Mitteln seinen Körper und die Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ruhig zu bleiben, zuerst nachzudenken, bevor er handelte. Diese Beherrschung zu erlangen hatte ihn Jahre gekostet und er war sich in diesem Moment ganz und gar nicht sicher, ob nicht doch alles umsonst gewesen war. Nicht nur die Arbeit, seine unbändige, plötzlich ausbrechende Wut in den Griff zu bekommen, sondern auch sein Zulassen der Gefühle. Sich jemandem öffnen, ihn Platz in seinem Leben finden zu lassen nach dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte. Von emotional unbrauchbar bis hin zu jemanden, der wieder lieben konnte, ja Liebe zuließ. Doch nun stand er hier. Wurde von eben dieser Person betrogen...mit seinem besten Freund. Der Mensch, der ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte und ihn schon lange begleitete. Genau dieser Mensch hatte die Nacht mit seiner Freundin verbracht. “Damit meinst du nicht dich,mein Freund?”, keifte der Cowboy den Indianer an. “Statt vorher mit mir zu reden hüpfst du einfach mit ihr ins Bett?”, setzte Caleb nach und machte noch einen Schritt auf Louis zu. Ylvi verschwand für kurze Zeit aus seinen Gedanken, mit ihr würde er später reden. “Caleb komm runter… wir können darüber reden.”, versuchte Louis die Situation zu retten, doch der Mann ging darauf nicht ein. Er war jetzt nah genug an ihm dran, um auszuholen und zuzuschlagen. Seine Hand zuckte, seine Faust wurde geballter, er atmete schwer… doch schlug noch nicht zu. “Ich warte.”, knurrte er. Louis sah dem alten Freund in die Augen, sah die Wut darin. Er wusste egal für welche Worte er sich entscheiden würde. Es wäre nicht genug. “Es tut mir Leid.” sprach er aus tiefster Seele.

      Der Indianer bemerkte die schnelle Bewegung, seine Ohren hörten den entsetzten Aufschrei von Ylvi. Im selben Augenblick reagierte jede Zelle seines Körpers mit Schmerz. Ein kräftiger Kinnhaken hatte ihn getroffen. Caleb hielt sich die Knöchel der rechten Hand, doch seine Augen funkelten zwischen den anderen beiden hin und her. Ein kalter Blick streifte sie beide. “Mir auch.”

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      Ein Mädchen für alles - Ausschnitt aus dem HMJ Finale
      Februar 2020, by Veija
      Caleb
      "Caleb", "Mr. O'Dell", "O'Connell? Oder so?", "Cowboy", "Der Blonde mit dem Cowboyhut da hinten", "Na.. der da, der so grimmig drein schaut", "Caaaaaaleeeeeb", "Ey!", "Sir?" und vieles mehr. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich meinen Namen in den letzten Tagen, ja sogar Wochen gehört hatte. Ich hatte mich freiwillig gemeldet. Ich hatte gesagt, ich würde bei dem Horse Makeover helfen, ein Pferd aufnehmen, trainieren und sogar meine Ranch für das Event zur Verfügung stellen. Dass Menschen so anstrengend sein konnten, wurde mir erst mittendrin klar.
      "Alle wissen was sie zu tun haben? Heute sollen, wenn alles gut geht, alle Eventpferde mit ihren Besitzern und ihren engsten Vertrauten zurückkommen. Jedes Pferd bezieht eine der Paddockboxen am Reitplatz, wahlweise auch im Stall, falls es einigen draußen zu kalt sein sollte, man weiß ja nie, Kanada hat ein anderes Klima.", erklärte ich meinen Mitarbeitern und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Seid bitte alle hilfsbereit, bietet eure Hilfe auf jeden Fall dann an, wenn ihr seht, dass jemand sie nötig hat. Seid freundlich, sprecht mit den Teilnehmern. Aber vergesst bitte um Himmels Willen nicht eure Aufgaben hier auf dem Hof. Es ist alles eng getaktet, wenn morgens schon etwas schief läuft, wirkt sich das auf den ganzen restlichen Tag aus. Ein frohes Arbeiten!"
      Und dann ging es los... nach und nach reisten alle an, bezogen ihre Boxen und wuselten auf meiner Ranch herum. Immer wieder zwischendurch hörte ich meinen Namen, oder Anreden, um meine Aufmerksamkeit auf die Fragenden zu ziehen. "Natürlich haben wir koffeeinfreien Kaffe.", sagte ich zu einer jungen Frau und begleitete sie in die Küche des Haupthauses. "Sie können die Packung gerne mit in ihre derzeitige Wohnung holen, dann müssen sie nicht immer hier herüber kommen, und ihn sich hier machen.", erklärte ich ihr freundlich, schob sie aber mehr oder weniger bittend aus meinem Haus heraus. Dass ich ein sturköpfiger Eigenbrödler war, war nichts neues. Dementsprechend hatte ich es wohl am schwersten, mich an den ganzen Trubel hier zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz wollte ich mit dem Training meiner Pferde auch ein bisschen weiter kommen, so dass ich mich gegen Nachmittag auf dem kleineren Reitplatz befand und meinen Hengst Vulture warm ritt. Ich konzentrierte mich auf den Hengst und nahm das leise Räuspern am Zaun zu erst nicht wahr. Erst als es lauter wurde und eine junge Frau meinen Namen sagte, hellten sich meine Züge ein wenig auf. "Johanna!", sagte ich mit aufhellenden Zügen und trabte Vulture auf sie zu. "Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du angekommen bist. Hast du Conti schon untergebracht? Wie macht sie sich?", fragte ich sie und klopfte Vulture gegens Vorderbein, damit er aufhörte, im Sand zu scharren. "Gut, gut. Sie hat sich sofort auf ihr Heu gestürzt. Aber wo hast du denn deine Witch? Ich hab sie noch gar nicht gesehen hier.", fragte sie mich, was mich kurz zum Auflachen brachte. "Witch steht hinten im letzten Stall in ihrer gewohnten Box. Hab sie schon eine Weile vom Trubel weggestellt, damit nicht alle auf die Idee kommen, sie sich sofort angucken zu gehen. Ich hab in den Ställen nichts zu verstecken, viele Pferde sind eh nicht im Stall. Aber ich mag es nicht so, wenn überall fremde Leute herumlaufen. Deshalb dachte ich, bis zum letzten Stall würden sich die wenigsten vorkämpfen. Dann hab ich auch später meine Ruhe, sie fertig zu machen.", erwiderte ich schulterzuckend. "Macht Sinn.", meinte Johanna und fragte, ob sie mir noch kurz zuschauen dürfte. Ich nickte und trabte meinen Hengst wieder an, ehe ich ihn auf dem Zirkel angaloppierte. Johanna blieb ein paar Runden, ging dann jedoch wieder ihrer Wege.
      Kurze Zeit später stand Cooper am Zaun und wollte einen Schwamm, ein Tuch und einen Eimer haben. Im Stall hätte sie keinen gefunden. "Ich komm mit und zeig es dir.", erklärte ich und ritt zusammen mit ihr zum Stall. "Kannst du ihn kurz halten?", fragte ich sie und ließ sie mit meinem Hengst draußen stehen. Den Stall hätte ich nie betreten sollen, denn sofort kam mir Octavia wild gestikulierend entgegen. Energisch zog sie mich am Arm hinter sich her auf die Toilette. "Bist du bescheuert? Sattelkammer vielleicht? Aber Toilette?!", fragte ich sie, nun auch mit den Armen fuchtelnd. "Die sind überall, nirgends ist man vor ihnen sicher!" "Wie war das mit dem freundlich sein?", fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue und klopfte ihr sachte auf die Schulter. "Du kannst jetzt das Mädchen für alles sein, ich verzieh mich!", quietschte sie, öffnete die Tür der Toilette und ließ mich mit einem verwirrten Blick zurück.
      Als ich aus der Toilette heraustrat, wusste ich genau, was sie gemeint hatte. Vor mir hatte sich ein kleiner Ball aus Menschen gebildet, alle sagten meinen Namen oder sprachen mich mit einer anderen Anrede an. "Einer... nach dem Anderen.", sagte ich, zog einmal scharf die Luft ein und setzte ein kleines, gequältes Lächeln auf. Ich hatte es so gewollt und ich hatte es gerne so gewollt.
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      Februar 2020, by Abajo
      Heute ist es soweit. Es heißt Abschied nehmen vom Rest, der noch übrig ist. Zuerst gehe ich zu Elodin und unternehme einen letzten, langen Ausritt mit ihm. Danach kümmere ich mich um River, indem ich sie sorgfältig putze, bis sie blitzblank ist. Auch Aquito bekommt eine lange Putzeinheit und zusätzlich einen Apfel, die er so sehr liebt. Danach hole ich Miss Independent von der Weide und gehe mit ihr spazieren, um ganz viel mit ihr zu reden. Zuletzt gehe ich zu meinen beiden Dicken Albus und Abbey. Den beiden wünsche ich sehr, dass sie zusammenbleiben können und longiere sie gemeinsam im Roundpen, um ihre Stärke nochmal sehen zu können. Für jeden von ihnen werde ich einen guten neuen Besitzer finden. So lange sind sie schon hier bei mir und nun muss ich sie ziehen lassen, damit sie nochmal gefördert werden.
      Jedem gebe ich noch einen letzten Kuss auf die Nüstern.

      Einzug neuer Pferde & Mitarbeiter

      März 2020, by Veija
      Caleb
      So langsam kehrte wieder Ruhe auf der Bow River Ranch ein. Fast alle Verkaufspferde waren abgeholt worden, ein paar wenige standen noch eine Zeit lang auf der Koppel bei uns und genossen die Sonne, die nun auch wieder den Weg zu uns nach Kanada gefunden hatte. Nichtsdestotrotz hatten einige neue Pferde ihren Weg zu uns gefunden, und auch würde bald ein neuer Mitarbeiter bei uns einziehen. Mr. Arizona hieß der Mann, genauer gesagt Brian Arizona. Er brachte zudem seine 18 - jährige Tochter mit, Aimee. Aimee ritt schon seit sie klein war, ebenso ihr Vater. Auch wenn beide in komplett anderen Reitstilen unterwegs waren, verbanden sie dennoch stets die Pferde.
      Eben weil neue Pferde einzogen und wir noch Hilfe beim Training brauchen konnten, hatte ich mich auf die Suche nach neuen Mitarbeitern gegeben und Brian hatte mich sofort überzeugt, so dass ich gar nicht weiter gesucht hatte. Dass er seine Tochter Aimee mitbrachte, die mit Sicherheit eine riesen Hilfe für Octavia sein könnte, hatte ich natürlich auch berücksichtigt.
      Heute Morgen würden allerdings zunächst einmal die neuen Pferde ankommen. Octavia hatte Flashlight vor einiger Zeit in eine renommierte Zucht verkauft, die leider aus diversen Gründen wieder Pferde reduzieren musste, darunter auch ihre ehemalige Stute. Natürlich hatte O sich sofort gemeldet und das Pferd zurückgeholt. Wen wir auch gleich am Flughafen abholen würden waren Miss Independent, Lovin’ Out Loud, Till Death und I’m a Playboy. Playboy war ein Arztecahengst, den ich von Zion als Partner für Striga gekauft hatte. Vielleicht würden das irgendwann ein paar schöne Fohlen werden! Um Miss Independent hatten wir uns schon eine Weile nebenbei gekümmert, nun durfte sie offiziell zu uns. Der Hof wurde verkauft und die Pferde mussten alle ausziehen.
      Till und Lol waren schwierige Fälle. An Lol war sogar schon Verena dran gewesen, die Stute endlich übernehmen zu dürfen- damals noch erfolglos. Jetzt, ein paar Jahre später, war es mir endlich gelungen, die Pferde überschrieben zu bekommen. Die Beiden waren in keinem wirklich schlechten Zustand, sie waren lediglich kaum noch trainiert.
      Sobald sie angekommen wären, würden wir sie wieder antrainieren und in Form bringen. tc Mister’s Silvermoon Cody war leider auch ein Tierschutzfall, der vor ein paar Jahren schon einmal dort gelandet war, von seinem Vorbesitzer jedoch wieder aufgekauft worden war, nur um wieder dort zu landen.
      Nun hatte der Hengst ein Zuhause für immer gefunden, dem konnte er sich sicher sein.
      Völlig unerwartete hatte ich noch ein weiteres Pferd gekauft, einen schicken Rapphengst namens Chic N’ Shine. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen und so hatte ich ihn gekauft, auch wenn wir nicht wirklich neue Pferde brauchten. Es war sowieso im Plan, noch ein paar Westernpferde, die wir nicht unbedingt für die Ranch brauchten, zu verkaufen. Darunter auch einige der Zuchtstuten, die bald ihre Fohlen bekommen würden.
      Fohlenzeit. Darauf freute ich mich besonders. Auch Betsy fragte mich jeden Morgen als allererstes, ob schon eins da wäre. Bis jetzt musste ich immer verneinen, aber es konnte nicht mehr lange dauern.
      Ich schaute auf die Uhr und sah dann nach draußen, als ein schwarzer Pick Up auf dem Hof hielt. Ich lächelte, stand auf und ging nach draußen, um Brian und Aimee zu begrüßen. Ich zeigte ihnen den Hof und ihren Bungalow und gab ihnen den heutigen Tag, um anzukommen und sich ein bisschen einzuleben. Morgen würden wir das Geschäftliche besprechen.
      [/SPOILER]
    • Veija
      Fohlenzeit & die vergessene Einladung
      April 2020, by Veija
      Caleb
      “Post für dich”, sagte Bellamy und legte mir die neuen Briefe auf den Schreibtisch. Er zog sich einen Stuhl zu mir herüber und setzte sich mir gegenüber.
      Ich verbrachte in letzter Zeit Minuten, wenn nicht Stunden an diesem Tisch. Anfangs hatte ich gedacht, wenn ich jeden Tag ein paar Minuten hier verbringen würde, wäre das vollkommen ausreichend und ich bekäme alles erledigt. Dem war leider nicht so, so dass ich mir zwischen der ganzen Arbeit regelrechte Bürotage einschieben musste. Tage, an denen ich nicht reiten konnte. Zum Glück hatte ich ein tolles Team, welches meine Trainingspferde auffing. Zusätzlich waren ja nun Brian und Aimee eingezogen. Brian würde mich ebenfalls bei den Westernpferden unterstützen, Aimee würde Octavia ein wenig unter die Arme greifen, sobald sie sich näher kennen gelernt hatten. Ich war mir sogar sicher, dass die Beiden heute Mittag zusammen ausreiten gehen wollten. “Bellamy kann ich was für dich tun?”, fragte ich den jungen Mann irgendwann und schaute von meiner Post hoch.
      “Nein. Nein eigentlich nicht. Ich wollte nur eine kurze Pause machen und dachte mir, ich setzte mich zu dir”, meinte er schulterzuckend. “Und treibe dich ein bisschen in den Wahnsinn.”
      Ich lachte. “In den Wahnsinn treiben? Womit denn?”
      “Indem ich dir bei deiner wirklich aufregenden Arbeit zuschaue, die ich zum Glück nicht mehr machen muss.”
      Kurz schloss ich die Augen und schüttelte lachend den Kopf. “Sei froh”, murmelte ich und sah ihn wieder an. “Eigentlich… wenn du schon hier bist und nichts zu tun hast, kannst du dich auch nützlich machen. Ich hab hier eine Liste für den Store in Calgary und hab eigentlich keine Zeit, selbst einkaufen zu fahren. Würdest du das erledigen?”, fragte ich ihn und Bellamy nickte. Ich gab ihm die Liste und das Geld, ehe er auch schon aufstand und mein Büro verließ. Draußen sah ich ihn in meinen Pick Up einsteigen und den Hof verlassen. Dann widmete ich mich wieder meinem Papierstapel. Es dauerte eine Weile, bis ich die ganzen neuen Kaufverträge und Pässe einsortiert hatte, aber damit war meine Arbeit für heute erledigt und ich konnte raus zu den Pferden gehen.
      Ich wollte heute mal wieder ein wenig mit Smart Lil Vulture auf dem Platz trainieren. Er war mittlerweile so gut wie eingeritten. Ein paar Feinheiten fehlten noch, aber im Großen und Ganzen machte er seine Sache wirklich gut. Vulture konnte ziemlich oft ein riesen Dickschädel sein, was das Training manchmal mehr als schwierig gestaltete.
      Auf dem Weg zum Stall begegnete mir Betsy mit Black Sue Dun It, die sie gerade auf die Koppel brachte. “Caleb wann ist es denn endlich soweit und das Fohlen kommt?”, fragte sie mich aufgeregt.
      “Es kann nicht mehr lange dauern”, meinte ich zu ihr und streichelte der schwarzen Stute kurz über die Nase. Sue war von unserem Hengst Alan’s Psychedelic Breakfast tragend. Ich rechnete sehr stark mit einem Rappfohlen, aber für eine Überraschung war ich immer offen. Farbe würde es dieses Jahr auf jeden Fall genug geben.
      Schade war nur, dass Raspberry nicht aufgnommen hatte. Octavia hatte sich dieses Jahr so sehr auch ein Fohlen gewünscht, neben den ganzen Westernpferdfohlen. Ihr Culain war auch nicht mehr klein, sollte dieses Jahr angeritten werden. Auch Leuchtfeuer di Royal Peerage war schon ein Jährling und hatte eine stolze Größe erreicht.
      Unser Nachwuchshengst Dual Shaded Ace war schon fast zweijährig, Blue Fire Cat dagegen eine stolze Jährlingsstute. Im selben Alter war die vor kurzem Angekaufte Stute A Walking Dignity. Sie war aus der selben Zucht wie A Walking Honor und versprach ein guter Allrounder zu werden.
      Betsy und Sue waren mittlerweile auf der Koppel angekommen, auf der die anderen tragenden Stuten auch schon standen. Sie kamen morgens raus und abends wieder rein, damit jede Stute nachts ihre Ruhe hatte. Ich ging auch stark davon aus, dass die Fohlen vor allem nachts kommen würden. Unter der ganzen Herde fehlte mir aber eins. Face Down. “Betsy wo ist Face Down?”, fragte ich das Mädchen und schaute nochmal über die Koppel. Sie setzte gerade zu einer Antwort an, da hörte ich Laurence’ Stimme hinter mir.
      “Caleb komm schnell in den Stall!”, war die kurze und knappe Aussage des Mannes.
      Ich nahm wortwörtlich meine Beine in die Hand und rannte in den Stall, wo schon unser Tierarzt in Face Downs Box stand und ihr eine Infusion setzte.
      “Wieso hast du mich nicht gerufen?”, knurrte ich fast und ging neben der Stute in die Knie. Betsy stand an der Boxentür und wollte auch zu der Stute kommen, ließ sich aber unwirsch von mir abwinken und blieb stehen.
      Laurence hielt den Beutel mit der Infusion nach oben und schaute zu mir rüber. “Ich hatte gerade die andere Stuten raus gebracht und fing an die Boxen zu misten. Face Down hat sich so seltsam verhalten, weshalb ich sie in der Box beobachten wollte. Vor etwa 10 Minuten ist sie einfach zusammen geklappt, ich hab sofort den Tierarzt gerufen und versucht sie zu beruhigen, da blieb im Moment keine Zeit, auch noch nach dir zu rufen”, entschuldigte er sich kleinlaut.
      Ich nickte, sah zum Tierarzt und beobachtete ihn dabei, wie er die Stute abhörte und dann ein mobiles Ultraschallgerät zu sich rüber zog. Dann herrschte totenstille. Niemand wagte es, auch nur zu atmen. “Wir müssen das Fohlen holen”, sagte der Tierarzt knapp. “Es bleibt keine Zeit mehr in die Klinik zu fahren, wir müssen hier einen Notkaiserschnitt machen”, sagte er, stand auf und lief zu seinem Auto.
      In meinem Kopf rauschte es. Hier einen Kaiserschnitt zu machen war alles andere als üblich und die Chance, dass die Mutterstute das überlebte, war sehr gering. Da brauchte ich den Tierarzt auch nicht nach zu fragen, das wusste ich. Als er wieder in den Stall kam sah er mich an. Ich schluckte einmal, schloss kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete fragte ich ihn: “Was soll ich tun?”
      Dann ging alles ganz schnell. Ich schickte Betsy aus dem Stall, sie solle auf die anderen Stuten aufpassen und mir sagen kommen, wenn etwas ungewöhnlich wäre, ehe Face Down sediert und schließlich narkotisiert wurde. Die ganze Zeit während der OP hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Schließlich sahen wir das ganze Ausmaß der inneren Verletzungen der Stute. Eine Arterie war gerissen und die Stute blutete innerlich. Auch das Fohlen schwebte in Lebensgefahr, denn es wurde nicht mehr richtig versorgt.
      Wir schafften es das kleine Fuchsfohlen auf die Welt zu bringen, Laurence hatte die Infusion an der Box aufgehangen und kümmerte sich um das Tier, während der Tierarzt und ich versuchten, die Stute zu retten. Leider ohne Erfolg. Sie verblutete uns vor unseren Augen und wir konnten nichts mehr dagegen tun.
      Ich atmete schwer, verkniff mir meine Tränen. So etwas gehörte leider auch dazu. Es war traurig und tragisch, gerade bei der ersten Stute der kommenden Fohlensaison, aber es passierte.
      Wir drehten uns um und kümmerten uns um das Fohlen, welches Laurence bereits mit Stroh abgerubbelt hatte. Das kleine Tier atmete schwer, die Strapazen der letzten Minuten steckten ihm oder besser gesagt ihr, tief in den Knochen. Das kleine Stutfohlen war eine Kämpferin. Mit Hilfe des Tierarztes wurde ihre Atmung von Atemzug zu Atemzug immer besser, sie richtete sich jetzt sogar ein wenig auf. “Was machen wir denn nun mit dir, kleines Pferd?”, fragte ich etwas überfordert in die Runde und sah vom Tierarzt zu Laurence und dann in… Cayces Gesicht.
      “Caleb.. du.. wir haben noch ein Fohlen. Von Heretic Anthem. Ging grade ganz schnell, ein schönes Buckskinhengstfohlen. Gesund und munter”, verkündete er die gute Nachricht.
      Ich überlegte. Dann schaute ich zum Fohlen, und wieder zu Cayce. “Wir könnten versuchen, ob Aunti das Fohlen hier mit annimmt, sie ist die, die mir am ehesten jetzt einfallen würde, die ein weiteres Fohlen akzeptieren könnte.”
      Cayce nickte. Auch unser Tierarzt schien damit einverstanden zu sein. Wir mussten nur warten, bis die Fohlen standen. Dann brachten wir Aunti mit ihrem Hengstfohlen in ihre Box, ehe wir ihr die kleine Fuchsstute vorstellten. Zum Glück war Aunti eben so wie sie war, denn sie schien die Stute zu akzeptieren und ließ sie sogar nach ein paar vergeblichen Versuchen an ihrem Euter trinken.
      Erleichtert atmete ich einmal auf. Das Hollywoods Silver Dream und das General’s Coming Home Fohlen waren beide wohlauf und es sah so aus, als dass Aunti sich wirklich um beide Fohlen kümmern würde.
      Mit der Mutterstute des Stutfohlens ging alles ganz schnell. Der Tierarzt machte sie provisorisch zu und wir entschieden uns, die Stute auf der Ranch zu begraben.
      Nachdem sich alle mehr oder weniger von ihr verabschiedet hatten, begruben Cayce, Laurence und ich das Pferd auf einer der hintersten Weiden, unter einem Baum. Betsy hatte in aller Eile ein kleines Kreuz gebastelt, welches ich natürlich mitgenommen hatte und nun auf ihrem Grab aufstellte.
      Niedergeschlagen kamen wir wieder beim Stall an. Betsy hatte an der Box Wache gehalten. “Wie schlagen sich die beiden Neuen?”, fragte ich sie.
      “Gut. Wirklich gut. Sie trinken abwechselnd und Aunti scheint sie Beide zu mögen.”
      “Das ist gut. Aber aus dem Schneide sind wir noch lange nicht. Was ist denn mit der Kamera, funktioniert die mittlerweile?”, fragte ich in die Runde und blieb mit meinem Blick an Cayce hängen.
      Dieser kratzte sich verlegen am Kopf und sah aus wie jemand, den man auf frischer Tat ertappt hatte. “Ja die.. gehen. Sind mehrere”, sagte er und zeigte einmal zur Decke, auf die vier Kameras, die jede Box im Blick hatten. “Ich muss sie nur noch auf deinem PC aktivieren.”
      “Und einstellen, dass wir auf jedem Handy Zugriff auf die Übertragungen haben”, merkte ich an und er nickte.
      “Erledige ich sofort.”
      Etwa eine Stunde später war ich endlich mit Vulture auf dem Platz. Ich hatte nicht wirklich die Nerven, viel mit ihm zu machen, weshalb ich nur ein wenig an unserer Kommunikation in den Gangarten feilte. Vulture war zwar ein Sturkopf durch und durch, aber wenn man ihm eine Aufgabe gab, konzentrierte er sich und arbeitete wirklich gut mit.
      Meine vorletzte Aufgabe vor dem Feierabend bestand darin, Bellamy auf den neuesten Stand zu setzen und ihm zu helfen, die Futtersäcke von meinem Pick Up in die Futterkammer zu tragen. Der Einkauf war bitter nötig gewesen, denn als ich das Kaftfutter für die tragenden Stuten portionierte, brach ich den letzten Sack der alten Ladung an. “Warte noch mit dem Reinbringen, bis ich das Futter verteilt habe, das gibt sonst zu viel Stress im Stall, grade mit den beiden neuen Fohlen”, erklärte ich Bellamy. Der junge Mann nickte, schnappte sich Eimer und half mir.
      Nun brachten wir nach und nach die Pferde rein, angefangen bei Tainted Whiz Gun. Die Stute war von einem Fremdhengst tragend, genauer gesagt von Dissident Aggressor von Eddi. Von diesem Hengst hatte ich schon ein paar Nachkomme hier herumlaufen, die sich alle prächtig entwickelten. Dissident war jedoch nicht das einzige Fremdpferd, wir hatten die Leihstute Aerith von Tassila, von unserem Hollywoods Silver Dream decken lassen und erwarteten ein Grullofohlen. Wenn es eine Stute werden würde, hätten wir vermutlich schon eine tolle Kombination mit dem Junghengst Ace.
      Als nächstes folgten GRH’s A Gun Colored Lena und Wimpys Little Devil. Beide waren von dem vielversprechenden, erst vor kurzem gekörten Hengst Gunners Styled Gangster tragend. Bei dieser Anpaarung erwarteten wir viel Farbe, und Potenzial!
      Gun and Slide wurde auch gleich zweimal Vater. Ihn hatten wir mit Colonels Smokin Gun als auch Raised from Hell angepaart. Wir hofften, dass er bei beiden Stuten seinen unglaublich lieben Charakter weitergeben würde. Alan wurde gleich dreifach Vater. Einmal zusammen mit Sue, worauf Betsy so sehnsüchtig wartete, eimmal mit DunIts Smart Investment und noch mit Bella Cielo. Auf die Bella und Candyfohlen war ich ja ziemlich gespannt, so war Candy ja eine Tochter von Bella. Würde das Candyfohlen nach der Mama schlagen? Oder sogar nach der Oma? Und würde das Bellafohlen Ähnlichkeiten mit Candy haben?
      Nun fehlten noch Baby Doll Melody und Magnificient Crow, dann waren alle Stuten sicher in ihrer Box angekommen. Crow bekam ein Fohlen von General’s Coming Home, eine Halbschwester zu der kleinen Fuchsstute, die heute Mittag zur Welt gekommen war.
      Melody erwartete ein Fohlen von Hollywoods Silver Dream, ein Halbgeschwisterchen zu Auntis Buckskinfohlen.
      Zwei Fohlen waren schon von Anfang an verkauft, und zwar die Fohlen aus der Kombination Ginny my Love und GRH’s Bellas Dun Gotta Gun und Kristy Killings mit Chapter 24. Diese Fohlen würden, wenn alles gut ging, nach dem Absetzen zu Tiara Everdeen aufs Everdeen Acres umziehen.
      Einen Interessenten gab es auch für das Crow und General Fohlen, und zwar von einer Bekannten aus Österreich. Sie wollte jedoch die Geburt abwarten und sich dann nochmal melden. Ganz zum Schluss meiner Runde schaute ich noch bei Heretic Anthem und ihren zwei kleinen Draufgängern vorbei. Ich hatte mir im Vorfeld schon Namen überlegt und im Laufe des Tages mich auf zwei festgelegt. Face Down’s Fohlen, würde den Namen BR Homecoming Queen tragen. Ich hoffte inständig, dass sie es schaffen würde, auch wenn ihre Mutter nicht mehr für sie da war. Aunti und Hollywoods Hengstfohlen bekam den Namen BR Hollywoods Dream Anthem.
      Das war auch meine letzte Aufgabe für heute, die Namen zu beantragen.
      Um diesen stressigen Tag nun endlich ausklingen zu lassen, schnappte ich mir Blue und ging eine Runde mit ihm ins Gelände. Mit Blue an meiner Seite konnte ich endlich die Seele baumeln lassen und meine Gedanken konnten schweifen. Zumindest so lange, bis ich ein Pferd hinter mir wahrnahm. Bellamy war mit Dakota unterwegs. Ich lächelte und verlangsamte Blue ein wenig, so dass die Beiden zu mir aufschließen konnten. “Hast du dir wieder ein Herz für dein Mädchen gefasst?”, fragte ich ihn und er lächelte leicht.
      “Klar, jetzt hab ich ja wieder Zeit für sie. Sie hat lange genug gestanden, wird Zeit, dass sie mal wieder etwas tut”, erwiderte er und strich der Braunen einmal kurz durch die Mähne.
      “Passt der Sattel eigentlich noch, den du damals von Auguri bekommen hast?”, fragte ich ihn und sah zu seinem Pad, das definitiv ein anderes war, nicht das Geschenk von damals.
      “Klar, der passt noch. Hab das Pad aber mal in die Wäsche gepackt, deshalb das andere.”
      Den Rest des Ausrittes verbrachten wir schweigend, ehe wir auf dem Hof wieder getrennte Wege gingen.
      Im Haupthaus angekommen führte mich mein Weg sofort zum Kühlschrank, aus dem ich eine Flasche Bier nahm und mich im Wohnzimmer auf die Couch setzte. Noch vor einem halben Jahr hatte ich hier zusammen mit Ylvi gesessen, gelacht und Bier getrunken. Nun tat sie das zusammen mit ihrem Mann. Mit Louis. Auch wenn ich noch immer sehr wütend war, es half nichts nachtragend zu seiner und einer Zeit hinterher zu trauern, die nie wieder kommen würde.
      Am nächsten Tage würde ich mich einzeln mit ihnen zusammensetzen und über ihre Zukunft hier sprechen.
      Mit diesem Gedanken ging ich ins Bett und wurde vier Stunden später von Cayce geweckt, der diese Nacht ein Auge auf die Stuten haben sollte. “Ich glaube bei Bella geht es los.”
      Verschlafen rieb ich mir meine Augen und sah auf Cayces Handy, auf dem gerade die Liveübertragung lief. “Ist gut, du kannst ins Bett gehen, ich geh in den Stall”, sagte ich zu ihm, zog mich an und ging leise in den Stall. Einige der Stuten waren wach und fraßen genüsslich ihr Heu, Heretic und die beiden Fohlen schliefen. Dann ging ich zu Bella, die ruhig in der Box lag und bei der es nicht den Anschein machte, als gäbe es Komplikationen. Eine halbe Stunde später war das kleine Fohlen auf der Welt. Eine schöne Dunolinostute mit einer Blesse und zwei weißen Beinen hinten. Es dauerte ein wenig, bis das Fohlen aufstand und zum Euter ging. Bella blieb, wie zu erwarten, brav stehen und ließ ihre Tochter trinken.
      Ich ging wieder in Richtung Bett und hatte schon den nächsten Namen im Kopf: BR Sheza Topnotch Babe.
      Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich jedoch, nicht mehr schlafen zu gehen, sondern dem Vollblütertraining von Octavia beizuwohnen. Wie jeden Morgen kam ein befreundeter Jockey vorbei und trainierte ihre Pferde.
      “Oh Caleb, cool dass du mir helfen willst. Du kannst dir sofort Tasmania satteln und als Track Pony fungieren!”, erklärte sie mir und ich nickte. Wenigstens durfte ich das halbe Westernpferd reiten, und wurde nicht wie letztes Mal auf eines der reinen Vollblüter gepackt. Tasmania war eine Seele von Pferd. Ruhig, hörte einem zu und wurde nur in den seltensten Fällen hitzig und übermütig. Tigres Eye, die Rappstute, sollte zusammen mit der Fuchsstute Drama Baby laufen. Der Jockey ritt Drama und Octavia setzte sich auf Tigres Eye, die ich auch zur Bahn begleitete. Kaum ließ ich den Zügel los, preschte die Stute nach vorne. Tasmania hatte auch das Bedürfnis mitzulaufen, doch ich musste sie sofort runterriegeln, denn wenn sie sich das einmal angewöhnte, dass sie selbst rennen durfte, bekamen wir das nicht mehr raus. Von weitem sah ich wirklich gut, dass die beiden Pferde auf dem selben Niveau waren. Sie liefen Kopf an Kopf und preschten auch gemeinsam durchs Ziel.
      Die nächsten Pferde waren Peacful Redemption, Candlejack und Wildfire xx, die Os Jockey allerdings nacheinander einzeln ritt. Auch blieb ich mit Tasmania eher im Hintergrund, um die Hengste nicht abzulenken. Die letzte Stute für das morgendliche Training war Priamos Ruffia Kincsem. Sie lief mittlerweile auf S* und war damit das am Meisten trainierte Pferd der Ranch. Sie würde vermutlich noch eine Saison laufen, dann würde Octavia sie in die Reitpferdkarriere schicken. Nach drei wirklich guten Nachkommen, wovon eines noch in Octavias Besitz war, war es Zeit für etwas neues.
      Prias Colourful Soul, die älteste Tochter von Pria, befand sich zur Zeit in der Ausbildung. Sie war von Friese eingeritten worden und erhielt wirklich hochklassiges Training von Rhapsody.
      An das Training von ihr war Octavia nicht einfach so gekommen, sie hatte ihr ihren Seattle Slew verkauf und im Gegenzug zwei Trainingseinheiten bekommen.
      Wer auch wieder da war, war Flashlight. Sie hatte eigentlich einen tollen Platz gefunden gehabt, aber manchmal kam es eben leider anders, als man es gerne hätte. Deshalb war sie wieder da und wurde nochmal antrainiert, da sie die letzte Zeit ziemlich gestanden hatte.
      Auch bei Pocahontas wurde das Training langsam aufgenommen. Die Stute war noch immer sehr unsicher und unglaublich fein an den Hilfen, so dass sich O hierzu Hilfe vom DVTS geholt hatte, wodurch sie nochmal eine Reitstunde bekommen sollte.
      Cleavant ‘May Eyes’ stand die meiste Zeit auf der Koppel. So richtig wussten wir nichts mit ihm anzufangen. Aufgrund seiner Stauballergie war es schwierig, ihn in der Halle zu reiten. Octavia hatte vor längerer Zeit eine Anfrage von Luchy Montrose erhalten, dass sie den Wallach gerne erwerben würde. Bis jetzt hatte sie nicht zugesagt, da sie ihn eigentlich behalten wollte. Jetzt stand der Verkauf allerdings wieder zur Diskussion. Neben Dakota, die Bellamy gehörte, hatte Octavia sich auch eines der Polopferde behalten. Absolute Bullet Proof. Sie hatte den seidig schimmernden Hengst ins Herz geschlossen und ihn wieder von der Verkaufsliste gestrichen. Auch Magic Lanijos und Ceara Isleen waren noch immer in ihrem Besitz. Beide würden in nächster Zeit Besuch von auswärtigen Trainern bekommen, die sie ein wenig unter die Lupe nehmen würden.
      Nach dem Vollblütertraining ging es für mich auf die Jungpferdekoppel, dort würde ich zunächst bei den jungen Stuten vorbei schauen. Sie liefen alle zusammen auf der Koppel und standen nur ab und zu im Stall, wenn ich sie zum Training eingetragen hatte. Ein Pferd, welches sich besonders gut entwickelt hatte, war Jacks Inside Gunner, aka Katie. Als Jährling hatte sie einen wirklich grausigen Körperbau gehabt. Jetzt als zweijährige war das wieder etwas mehr verwachsen und sie sah nach einem richtigen Pferd aus. Wer in der Truppe wirklich immer als Ruhepol zu den nervösen Stuten galt war die neue, Sweet like Chocolate. So eine Seele von Pferd war mir selten unter die Nase gekommen. California Rose machte ihr da starke Konkurrenz, aber gegen Layla kam sie einfach nicht an.
      Welche zwei ‘Biester’ sich auf jeden Fall gefunden hatten, waren BR Dress to Impress und Special Luna Zip. Ich war mir nicht so sicher, wie lange ich die beiden noch zusammen laufen lassen konnte, denn ihre Kämpfe ähnelten immer mehr Leithengsten, die um Reviere kämpften.
      Wir waren jedoch mit den neuen Koppeln bald soweit, so dass wir die Pferde nochmal neu mischen konnten. Vermutlich würde sich das Theater damit dann geben.
      Als ich auf die Koppel ging, kamen mir sofort Ginger Rose und Colonels Blue Splash entgegen und wollten ihre Streicheleinheiten abholen. In einiger Entfernung machte ich auch die rote Stute, Captains Blue Crystal aus.
      Izzie und Luna bequemten sich irgendwann dann auch, zu mir zu kommen und zu schauen, was ich denn da machte. Als Gun Sophie schließlich auch zu mir kam, musste Izzie sie natürlich sofort wieder verjagen. “Du bist ein dämliches Biest”, fluchte ich und klatschte einmal laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Stute auf mich zu lenken. Ich ging einmal um den kleinen Pulk herum, um mir auch Sophie anzuschauen. Sie hatte von gerade eben eine kleine Macke an der Kruppe, wo Izzie sie mit den Zähnen erwischt hatte. Ich hatte dummerweise gerade kein Blauspray dabei, segnete den Biss und das bisschen Blut aber nicht als wirklich schlimm ab.
      Um zu den Junghengsten zu kommen, musste ich einmal quer über die Ranch zu den Paddocks und Boxen. Fast alle Hengste standen im Training, weshalb ich sie nah an der Halle wissen wollte, damit ich mir sie nicht über die ganze Ranch immer zusammensuchen musste. Vulture hatte ich allerdings auf die Koppel entlassen, denn er hatte die letzten Tage jeden Tag seine Einheit bekommen und hatte sich ein wenig Pause verdient.
      tc Mister’s Silvermoon Cody stand auch auf einer der Koppeln, eben so wie Chic’ N Shine, denn die Pferde sollten erstmal ankommen und sich einleben, bevor das Training losgehen sollte. A Shining Chrome wurde auf die Körung vorbereitet und befand sich im Hengststall, was ich vergessen hatte. Deshalb konnte ich ihn hier gerade auch nicht ausfindig machen. Der erste Paddock, zu dem ich kam war von Chocolate Shades. Der Champagnefarbene Hengst hatte noch keine wirkliche Aufgabe hier auf dem Hof gefunden. Bei ihm stand es auch zur Diskussion, ob wir ihn nicht besser verkaufen würden. Er hatte zwar eine gute Abstammung und eine tolle Farbe, aber wir wollten von Champagnefarbenen Pferden Abstand nehmen, denn das war nicht die Farbe, auf die wir in der Zucht unser Augenmerk legen wollten. Es ging weiter mit GRH’s Funky’s Wild Berry, PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Colonels Golden Gun und BR Colonels Lil Joker. Es war fast eine Schande, dass ich die Hengste nicht mehr zusammen laufen lassen konnte, da sie von klein auf immer zusammen gewesen waren. Aber irgendwann fing der Ernst des Lebens an und es war vorbei mit dem gemeinsamen Spielen auf der Koppel.
      Ich rationierte für jedes Pferd das Kraftfutter, ehe ich die Eimer in die Paddocks stellte und auch selbst ins Haupthaus ging, um etwas zu frühstücken. Wie jeden Morgen waren alle Mitarbeiter am Tisch und frühstückten gemeinsam. Zum ersten Mal seit dem Drama um Ylvi, Louis und mich saßen die Beiden mit Tschetan und Kaya ebenfalls am Tisch. Ich wünschte allen einen guten Morgen, ließ meinen Blick etwas länger als gewollt auf Louis und Ylvi hängen, ehe ich mir eine Tasse Kaffee holte und mich ebenfalls auf einen der Stühle setzte.
      “Ich habe eben nochmal mit Luchy Montrose telefoniert, Mad Eyes ist jetzt doch verkauft. Sie kommt ihn die Tage abholen.”, eröffnete Octavia das morgendliche Gespräch, was am heutigen Tag alles anstand.
      “Wieso verkaufst du ihn jetzt doch?”
      “Er steht hier nur auf der Koppel, richtig was anfangen kann ich leider nicht mit ihm. Luchy meinte beim Kauf von Aelfric schon, dass die Beiden bei ihr drüben ein tolles Team sein könnten”, erklärte Octavia und blickte in zustimmende Gesichter.
      Die nächsten Minuten verliefen weitgehend schweigend, Betsy und Tschetan unterhielten sich ein wenig, Kaya schwieg wie immer. Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Kaffee, ehe ich mich an Ylvi wandte. “Ich würde nach dem Essen gerne noch mit dir sprechen und danach mit Louis.”
      Die Beiden nickten, sahen sich kurz an und widmeten sich dann wieder ihrem Essen. “Cayce schaffst du es heute ein paar mehr Pferde zu reiten? Ich weiß nicht wann ich im Büro fertig sein werde”, fragte ich ihn.
      “Klar, um wen gehts denn? Ich habe bereits… Frosty Lagoon, Lady Blue Skip, Lovin’ Out Loud und Miss Independent. Mit den beiden letzten werde ich nicht lange brauchen, die trainieren wir ja grade erst wieder an. Und Whitetails Shortcut natürlich.”
      Ich überlegte kurz. “Mir wäre es ganz lieb, wenn du GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic und GRH’s Unbroken Soul of a Devil noch unterbekämst.”
      “Klar, kein Problem. Nur bewegen oder richtiges Training?”
      “Du kannst ruhig die Manöver alle mal kurz abfragen, aber ansonsten einfaches Training, nichts kompliziertes.”
      “Alles klar Chef”, antwortete er und stand vom Tisch auf, räumte sein Brettchen und seine Tasse in die Spülmaschine und nickte unserer Haushaltshilfe nett zu. Wir waren wirklich froh, dass wir nun eine hier hatten, die sich um das Essen und den Haushalt kümmerte. “Laurence wen hast du heute auf dem Plan?”, fragte ich meinen ältesten Mitarbeiter, der wesentlich länger überlegen musste.
      “Striga hast du mir eingeteilt, Easy Going, Abadon all Hope, Citizen Fang und Picture of a Ghost.”
      “Könntest du Chou und Jade noch dazu holen? Die könnten ein bisschen Bewegung vertragen. Besonders Chou, weil die bald auf die Krönung soll.”
      “Oh Chou ist auch schon soweit?”, mischte sich nun Betsy ein.
      Ich nickte. “Chou, Aquila, Shanee, Whinney und Chrome. Das sind die nächsten, die wir vorstellen werden”, erklärte ich dem Mädchen und sah ihre Augen aufblitzen. “Ooooh darf ich dann mitfahren?”, fragte sie strahlend und ich nickte. “Klar.”
      “Bellamy wen hast du?”, wandte ich mich nun an den schwarzhaarigen.
      “Rausbringen soll ich Kholáya, Bittersweet Temptation, Snapper Little Lena, ähm.. Zues ist ja schon draußen..Cruel Twist of Fate reiten, Kisshimbye reiten, Tortured Witch HMJ 6693 rausbringen, Cielos rausbringen..Silent Bay kommt auch raus und ähm.. glaube das wars.”, antwortete Bellamy.
      Nun musste ich wirklich überlegen, wer noch übrig war. “Brian könntest du Only Known in Texas, Stormborn, My sweet little Secret und auch I’m a Playboy bewegen?”, fragte ich meinen neusten Mitarbeiter.
      “Ja, wird erledigt.”
      “Bellamy dann brauchst du keinen mehr zu machen.”, meinte ich an den schwarzhaarigen gewandt und drehte mich dann zu Murphy um. “Kannst du Till Death, Chapter 24, Chocolate Dream, Nachtschwärmer und Verdine raus bringen?”
      “Ay.”
      “Gut, dann sind alle Pferde aufgeteilt.”, verkündete ich und stand nun selbst auf, was zur Folge hatte, dass sich der gesamte Tisch in Bewegung setzte.
      Mein Weg führte mich ins Büro. Hinter mir her trottete Ylvi, die sich wohl nicht ganz sicher war, was ich von ihr wollte. Mit einer Handbewegung deutete ich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, auf den sich Ylvi auch sogleich setzte. “Caleb.. bevor du etwas sagst.. ich..”, setzte Ylvi an doch ich hob sofort die Hand. Ich versuchte professionell zu bleiben, auch wenn alles in mir schmerzte. Ylvi hatte mich verraten. Nein, eigentlich hatte mich Louis verraten. Mein Freund, meine Familie... Ob ich ihn jemals wieder als meinen Kola bezeichnen konnte?
      “Ylvi ich hab dich zu mir gerufen, damit wir das Geschäftliche klären. Alles Andere hat jetzt hier in diesem Moment keine Relevanz”, sprach ich und sah, wie Ylvi ein kleines Stück in sich zusammensackte. Die Kälte ihr gegenüber in meiner Stimme war sie nicht gewohnt. Ich auch nicht, denn ich hatte mich eben selbst kurz darüber erschrocken.
      “Was sind eure Pläne? Bleibt ihr hier auf der Ranch oder verlasst ihr uns? Ich bin ganz ehrlich. Ich hätte gerne, dass ihr bleibt. Betsy hat sich so mit Kaya angefreundet und auch Tscheta liebt es hier, so wie ich das mitbekommen habe- und ihr leistet hier gute Arbeit.”
      “Wir haben da.. schon des Öfteren drüber gesprochen, Louis und ich. Wir würden gerne hierbleiben. Ich könnte mich wieder vermehrt um die Bilder der Pferde kümmern, um die Website und die Werbeaktionen für die Ranch. Außerdem könnte ich dir im Büro ein wenig unter die Arme greifen… und… ich würde gerne vermehrt als Trainer einsteigen”, antwortete Ylvi und ich nickte.
      “Okay. Die Arbeit im Büro müssen wir sehen, im Moment hält es sich in Grenzen. Wie Website kannst du ja vom Laptop aus machen, dazu brauchst du das Büro auch nicht”, grübelte ich. Ylvi schien wohl zu verstehen, dass ich sie hier im Büro einfach nicht haben wollte- nett ausgedrückt.
      “Mit dem Trainer find ich allerdings eine gute Idee. Vielleicht kannst du Octavia ja ein bisschen zur Hand gehen? Sie fühlt sich im Moment ein bisschen verloren, du hast da ja auch noch einiges an Erfahrung, was du mitbringst”, meinte ich des Weiteren.
      Ylvi schien zu verstehen, denn ihre Miene hellte sich auf. “Ja klar, gerne mach ich das.”
      “Mit deinem Gehalt müssen wir dann nochmal schauen. Mit deinem Trainerjob… bei den anderen Mitarbeitern von mir ist es so, dass 25% der Ranch zu Gute kommen und die restlichen 75% dem Trainer zustehen. Wäre das für dich ein Problem?”
      Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete, denn sie schien nachzurechnen. “Nein. Nein das ist kein Problem. Der Bungalow ist aber doch weiterhin dann kostenlos?”, fragte sie mich und ich nickte. “Das wärs auch für erste”, meinte ich und schaute kurz zur Tür. Ylvi stand auf, erst zögerlich, dann entschlossen. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich dann jedoch, mein Büro zu verlassen. “Schickst du mir Louis?”, fragte ich sie, als sie gerade bei der Tür angekommen war. “Ja”, war ihre knappe Antwort, ehe sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
      Wenig später tauchte Louis auf und setzte sich nach einer Handbewegung meinerseits auf den freien Stuhl vor meinem Bürotisch. Er schwieg, ich schwieg- und so saßen wir eine Weile da. Dann setzte er, genau wie Ylvi zuvor an: “Caleb ich... “ Doch ich hob erneut die Hand. “Ich hab dich zu mir gerufen, um über deine Arbeit hier auf der Ranch zu sprechen. Von Ylvi habe ich erfahren, dass ihr hier bleiben wollt.” Louis nickte. “Ich möchte gerne nochmal als Rancharbeiter mehr tätig werden und auch hier mehr unterstützend zur Hand gehen. Außerdem wollte ich mich anbieten, auch beim Training der Pferde ein ein wenig zu helfen. Zwar nur für die zur Ranch gehörenden Pferde, aber ich denke, dass ich da dennoch ein wenig helfen kann und Arbeit abnehmen kann.. außerdem…”, fügte Louis noch an. “Hätte ich noch jemanden… der hier gerne arbeiten würde. Vor allem mit den Whiteface Rindern hast du ja viel zu tun und da könnte er.. also Logan dich unterstützen.” Logan… bei diesem Namen klingelte etwas in meinem Hinterkopf. “Sunka- Logan?”
      “Genau.. Logan Otaktay. An ihn habe ich Sunka verkauft. Er könnte hier ein weiterer Rancharbeiter sein. Er braucht einen Job.. und die eigentlich noch Mitarbeiter, Caleb.”
      “Okay”, antwortete ich ihm. “Sag ihm er soll in nächster Zeit mal zu mir kommen, ich würde mich gerne mit ihm unterhalten.”
      “Er ist im Moment noch unterwegs, in ein paar Wochen ist er wieder hier, dann kann er mit dir sprechen”, erwiderte Louis. Er setzte erneut an und ich wusste genau, was nun folgen würde. “Caleb es tut mir Leid. Für das, was Ylvi und ich dir angetan haben…”
      “Louis ich kann nicht”, antwortete ich kalt und stand auf. Mein Blick ging aus dem Fenster. Ich schaute auf den Hof, auf dem reges Treiben war. Ein Pferd hier, ein Mitarbeiter da, eine Heuballe hier…”Ich kann einfach noch nicht. Ich kann dir nicht verzeihen, und ich kann es nicht versuchen. Ich möchte euch hier behalten, euch zu verlieren kann ich nicht ertragen. Aber... ich kann euch nicht verzeihen.” Damit wollte ich das Gespräch beenden, doch Louis schien einfach nicht gehen zu wollen. Stattdessen machte er einen Schritt auf mich zu und griff nach meinem Arm. “Kola…” Ich riss mich von ihm los, machte einen Ausfallschritt nach hinten und funkelte ihn an. “Raus.”
      Louis seufzte tief. Ihm war bewusst, dass er ihn verletzt hatte. Ihm war nur nicht bewusst, wie tief die Verletzung ging. Nicht sicher, ob er noch etwas sagen sollte oder nicht, drehte er sich langsam um und ging auf die Tür zu. “Wenn.. wenn du deinen Schmerz überwunden hast, sprich bitte mit mir. Ich möchte es dir erklären.” Mit diesen Worten verließ der Lakota mein Büro und ließ mich hier alleine zurück.
      Es vergingen ein paar Wochen. Ich dachte viel nach, kam jedoch zu keinem Entschluss, wie ich die Situation in Zukunft handhaben würde.. naja.. ich kam schon zu einem Ergebnis. Ich wollte Ylvi nicht aufgeben. Das war noch nicht das Ende unserer Geschichte, so viel war sicher.
      Der Fohlenboom auf der Ranch ließ mich gar nicht aufatmen. Das Fohlen von Aerith und Hollywood, eine kleine Grullostute mit dem Namen BR Atlantis Dream erblickte als nächstes das Licht der Welt. Sie würde noch ein paar Monate bei Tassila stehen, ehe sie den Weg zu uns antreten würde. Auf die Idee mit der Leihstute war Laurence gekommen. Er wollte unbedingt ein Grullofohlen. Dass auch das Fohlen von Tainted Whiz und Dissident Aggressor, BR Dissident Whiz, ein Grullo sein würde, damit hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet, sondern eher mit einem Braunfalben. Der kleine Hengst war wohlauf und wir freuten uns, dass die anderen Stuten bis jetzt ohne Komplikationen gefohlt hatten.
      Die Gangsterfohlen schienen sich abgesprochen zu haben. Denn obwohl die beiden Stuten nicht alle gedeckt worden waren, erblickten BR Colored in Style und BR Wimpys Bright Gangster fast gleichzeitig das Licht der Welt. Ein Fohlen mehr Splash als das andere, worüber wir uns natürlich sehr freuten! Auch BR General Pleasure, ein schönes Rappfohlen mit einem halb blauen, halb braunen Auge übertraf unsere Erwartungen und voller Freude riefen wir Elsaria an, um ihr von dem tollen Fohlen zu erzählen, welches sie reserviert hatte.
      Unser einziges Appaloosafohlen enttäuschte uns auch keineswegs. Ein schöner Dunskinhengst mit einer weißen Kruppe und ein paar Pünktchen fiel aus Baby Doll und Hollywood.
      Für ebenfalls viel Farbe sorgte einerseits BR Raised to Slide, die bunte Stute von Hell und Blue. Ich war wirklich gespannt, ob sie charakterlich eher nach ihrem ruhigen Papa, oder der aufgekratzten Mutter schlagen würde und BR Double Gunslide, eine Hengst aus Gunner und ebenfalls Blue.
      Das Fohlen von Candy und Alan wiederum überraschte uns auch. Denn BR Alan’s Smart Dream, der wegen seiner Haarpracht sofort den Namen Elvis verpasst bekam, gab keinerlei Abzeichen preis. Der Hengst war einfach nur ein Braunfalbe. Ohne die schönen hochweißen Beine oder die große Blesse des Vaters.
      Bei der kleinen Rappstute BR Black Pamina aus Sue und Alan war das Drama groß, als ich Betsy erklärte, dass die Stute einen Abnehmer gefunden hatte. “Sie wird es gut haben bei Zion. Robin ist zum Beispiel ein ganz Lieber, Octavia hat ein Auge auf ihn geworfen… und ich war doch letztens erst dort auf dem Hof für ein Training mit Shanee. Pamina wird doch nicht einfach weg sein, wir können sie besuchen fahren…”, hatte ich versucht Betsy die Situation zu erklären, doch so ganz schien sie nicht davon begeistert zu sein.
      BR Twenty 4 Killings, das Fohlen von Chapter 24, würde in einem halben Jahr nach Evergreen Acres umziehen. Der Papa CHapter würde die Reise schon in ein paar Wochen antreten.
      Und auch das letzte Fohlen BR Lovely Gun würde zusammen mit Twenty 4 weggehen. Ich freute mich riesig, einem befreundeten Hof solch gute Nachzuchten verkauft zu haben.
      Es konnte jedoch auch gut sein, dass wir bald neuen Zuwachs bekommen würden. Ich hatte großes Interesse an dem Schimmelscheckhengst Heza Bat Man gezeigt. Bei ihm wartete ich nur noch auf das Ergebnis der AKU.
      Ein weiterer Neuzugang war allerdings schon sicher. Small Town Dude hieß der Rappe mit der auffälligen Splashed White Scheckung, der jeden Moment ankommen dürfte. Der Hengst war ein wahrer Glücksgriff gewesen. Die meisten Splash Pferde die wir hatten, zeichneten sich durch ihren enormen Dickschädel aus. Nicht so Dude. Beim Besuchen als auch beim Probereiten hatte er sich als wirklich genügsam herausgestellt. Er zeigte ein ähnliches Wesen wie unser Blue, weshalb wir sofort mit einem unschlagbaren Preis zugeschlagen hätten.
      Bei diesem Sprichwort rollte auch schon der Transporter auf den Hof. Cayce und Bellamy hatten sich bereit erklärt gehabt, den Hengst vom Flughafen abzuholen. “Und, alles gut?”, fragte ich die Beiden, als der Wagen angehalten hatte und sie zu mir nach hinten an den Hänger kamen. “Ja, hat alles wunderbar geklappt, kam ganz locker aus dem Flugzeug und ist hier super easy rauf, ein tolles Pferd”, antwortete Bellamy und half mir, die Verriegelungen zu öffnen. Dude wieherte schon aufgeregt und schaute uns neugierig an, als wir die Rampe endlich auf dem Boden hatten. “Willkommen auf der Bow River Ranch”, sagte ich freudig, band ihn los und ging mit ihm aus dem Hänger raus. Sofort hob er den Kopf und ließ nochmal alle wissen, dass er jetzt da war. Ich lächelte. Das waren die schönen Seiten am Pferdeleben.
      Am Abend scrollte ich am Pc durch ein paar Suchanzeigen und traf auf die einer Bekannten. Ethel Evergreen von Evergreen Acres. Sie suchte einen Trainer, der ihre Tochter Tiara ein bisschen unterstützen würde und ihr in einer Woche ein wenig Unterricht geben konnte.
      Da ich sowieso das Gefühl hatte, dringend hier raus zu müssen, rief ich sie an und verabredete mich schon für den nächsten Tag.
      Kurz nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte erneut mein Handy. Ich wunderte mich zwar über den Anruf zu später Stunde und über die fremde Nummer, ging jedoch trotzdem dran. “O’Dell, Bow River Ranch”, meldete ich mich am Telefon und wartete darauf, dass mein Gegenüber Informationen von sich preis gab.
      “Guten Abend Mister O’Dell. Hier spricht der Veranstalter der Juturity. Haben Sie unseren Brief vor drei Wochen nicht erhalten?” Stille. Ich überlegte fieberhaft, welchen Brief er meinen könnte und wovon der Mann am Telefon redete. “Ich äh.. ähm.. ich…”
      “Ich gehe mal nicht davon aus, ich lasse Ihnen auf schnellstem Weg einen neuen zukommen. Mr. O’Dell warum ich mich melde… Sie sind einer der glückliche Teilnehmer der großen Jututity im Dezember.” Mir stockte der Atem. Natürlich! Von diesem Event hatte ich schon gehört. Welcher Reiter und vor allem Reiner freute sich nicht, an solch einem mit so hohem Preisgeld dotierten Event starten zu dürfen! “Ich??”, fragte ich ungläubig ins Handy und kam mir, sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, äußerst dumm vor.
      “Ja Sie, Mr. O’Dell. Im Brief, der sich gleich noch auf den Weg zu Ihnen macht, steht alles weitere drin. Sobald Sie ihn gelesen haben, rufen Sie bitte die dort angegebene Nummer an und geben die Pferde durch, mit denen Sie sich qualifizieren möchten. Wir hören voneinander.” Klack. Völlig verdutzt saß ich hier auf dem Stuhl mit dem Handy in der Hand. Ich hatte mich nicht verhört, das war eben wirklich die offizielle Einladung zur Juturity gewesen. Wahnsinn! Wie lange träumte ich schon davon, einmal dort teilnehmen zu dürfen- und nun war es endlich soweit!
      Ich beschloss allerdings noch niemandem etwas davon zu verraten, zumindest noch niemand hier vom Hof. So lange, bis der Brief da sein würde. Juturity… ein wahrgewordener Traum.
    • Veija
      Richtige und falsche Entscheidungen
      August 2020, by Veija
      Caleb
      Ich stand am Zaun des ehemaligen Paddocktrails von Ylvi. HMJ Saintly, Valravn, Sunka und Inyan tummelten sich dort. Ylvis Stuten Lady Gweny und Fylgia hatten einen neuen Platz gefunden, denn sie konnten schlecht mit den Hengsten zusammen stehen bleiben.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Betsy, die sich an den Hals ihrer Stute Sue (Black Sue Dun It) lehnte und vermutlich wieder weinte. Meine Hand wanderte zu meiner Brust, in der ich, wie die ganzen letzten Tage auch schon, einen schmerzhaften Stich verspürte. Wieso konnte das Leben nicht fair sein?
      Aber lasst mich von Anfang an erzählen.

      Ende April
      “Gleich haben wir es geschafft, Tschetan”, munterte ich den Jungen neben mir im Flugzeug auf, der irgendwie ganz grün um die Ohren aussah. Er war wirklich nicht zum Fliegen gedacht. Ich war mir nicht sicher, ob ihm schlecht war oder ob sonst etwas nicht stimmte, denn er brachte nur ein zusammengepresstes: “Gut”, raus.
      Die Maschine landete, wir durften uns los schnallen und nach wenigen Minuten wurden die Türen geöffnet. Tschetan sprang auf, machte einen Satz über mich drüber und rannte quasi aus dem Flieger raus. Einige der Passagiere beschwerten sich lautstark, Andere sahen mit einem fragenden Blick zu mir. “Dem hat das Fliegen nicht bekommen.” Zack. Das reichte ihnen wohl als Aussage, denn sie sollten mich nicht nerven. Auch ich hatte die Schnauze voll vom Fliegen und freute mich, endlich wieder kanadischen Boden unter den Füßen zu spüren.
      Vom Fach über unseren Sitzen zog ich das Handgepäck zu mir runter, ging zum Ausstieg und übersprang tatsächlich die letzte Stufe der Treppe, um mit einem lauten ‘wumms’ auf dem Boden zu landen. Ich streckte mich, zog einmal tief die Luft ein und hielt dann Ausschau nach Tschetan.
      “Könnten Sie.. ich würde auch gerne aussteigen”, meldete sich eine Stimme hinter mir zu Wort. Ich lachte in mich hinein, ging wortlos ein paar Schritte zur Seite und sah den Jungen in diesem Moment zur Laderampe verschwinden. Von Cayce oder Bellamy oder irgendeinem Mitarbeiter der Ranch, die mit dem Hänger eigentlich schon hier sein sollten, fehlte jede Spur.

      Bellamy
      Ich hatte Caleb zugesagt, dass ich ihn und Tschetan vom Flughafen abholen wollte. Ich war dabei den Pferdehänger an den roten Pick Up Truck von Caleb anzuhängen, als es krachte und ein Reifen des Anhängers in sich zusammen sank. “Mist verfluchter!”
      Keimend richtete ich mich auf, ließ meinen Blick über den Hof schweifen und rief ein paar Mal laut nach Dell. Der Vater von Betsy war ein Ass im Reparieren von allen möglichen Maschinen. Ich hatte ihn schon oft dabei beobachtet, wie er immer wieder Verbesserungen vornahm und Werkzeug, welches vor allem durch Caleb einer riesigen Unordnung unterlag, von ihm neu sortiert wurde. Er wollte seine Arbeitsutensilien alle am richtigen Platz wissen.
      “Deeeeelll!”, rief ich noch einmal laut und schnappte mir mein Handy, um ihn anzurufen. Der Hof war so riesig, dass wenn er bei den Koppeln war, er mich natürlich nicht hören konnte.
      Zum Glück hob er ab. “Dell du musst zum Haupthaus kommen, wollte gerade den Pferdehänger anhängen, da hat sich ein Reifen verabschiedet. Kannst du den tauschen?... Gut… gut ich hol dich ab, ich komm sofort.”
      Wenig später stand Dell zusammen mit mir am Hänger. Er beäugte den Reifen kritisch. “Das dauert eine Weile. Pünktlich kommst du nicht mehr zum Flughafen, selbst wenn ich mich beeile. Du kannst versuchen den Hänger abzuhängen und den kleinen anhängen, aber wollte Caleb nicht explizit den Großen mit viel Platz?”, fragte mich der junge Mann und ich nickte.
      “Ich telefonier mal rum, ob ich was passendes finde.”

      Ylvi
      Mit einem der Trainingspferde von Octavia am Strick hängend bewegte ich mich über den Haupthof der Ranch. Dell, halb unter dem Hänger liegend, der Truck stand herum. Bellamy mit einem genervten Ausdruck im Gesicht, das Telefon an das Ohr gepresst. Lief er wie ein Uhrmännchen hin und her. “Scheiße!” ertönte als er aufgelegt hatte, bei dem Ausruf fuhr ich etwas zusammen. “Was ist denn hier los?”
      “Wir wollten längst los, der Reifen vom Trailer hat sich verabschiedet.”
      “Keinen Ersatz gefunden?”
      “Keiner mit einem ähnlich großen Trailer. Was machst du?”
      Ich hob mein Handy. “Einen Moment.”

      Ich legte auf grinste breit. “Gut dann wollen wir mal los. Ich hab uns einen Trailer besorgt.” Bellamy sah ein wenig ungläubig drein. “Woher?”
      “Du glaubst gar nicht was man für Themen bei öden Elternversammlungen haben kann. Eine Freundin von Betsy und Kaya wohnt ganz in der Nähe...die haben auch einen kleinen Betrieb. Und einen Trailer den sie uns leihen! Los!”
      Eine gute Viertelstunde später befanden wir uns auf der Straße Richtung Flughafen. Ich tippte eine Nachricht für Caleb ins Handy, dass das Unheil abgewendet worden war und wir uns auf dem Weg befanden. Ich wusste nicht ob er die Nachricht lesen würde, aber bisher waren wir nur knapp eine halbe Stunde zu spät. Wenn der Hengst noch immer sediert sein würde, dann gäbe es wohl keine Probleme ihn auf den Hänger zu befördern. Wobei Tschetan am Telefon berichtet hatte das er eigentlich Recht zugänglich wäre. Mich persönlich freute es dass Caleb sich begann mit dem Jungen so gut zu verstehen.


      Caleb
      Auch ich ging zur Laderampe des Flugzeuges und betrat diese wortlos. Tschetan stand neben dem Hengst und streichelte langsam seinen Hals. „Alles gut, Großer. Du hast es fast geschafft und bist dann für immer zuhause.“
      Während die Beiden dort so vertraut miteinander die kurze Stille genossen, suchte ich mir einen der Flughafenmitarbeiter und schilderte ihnen, dass unser Trailer leider Verspätung hatte und es noch etwas dauerte, bis wir abgeholt werden würden. „Kein Problem Mr. O‘Dell“, antwortete mir der junge Mann. „Dieser Flieger muss erst morgen wieder los, Sie haben also alle Zeit der Welt.. naja zumindest bis ich später Feierabend mache.“
      Ich lachte und bedankte mich bei ihm. Mittlerweile, oder besser gesagt wieder, war ich hier bekannt wie ein bunter Hund. Von Calgary aus flog die Ranch alle Pferde ein und aus. Auch die Trainingspferde landeten hier und kamen von hier mit zur Ranch.
      Mein Handy klingelte. Zum Glück hatte ich es vor unserem Flug aufgeladen und währenddessen ausgemacht, so dass ich noch ein wenig Akku besaß. „Hey Tschetan, Ylvi und Bellamy sind auf dem Weg. Es gab ein Problem mit dem Anhänger, aber Dell ist schon dabei ihn zu reparieren.“
      “Okay ist gut”, antwortete mir der Junge.
      Eine gute halbe Stunde später waren die Beiden am Flughafen. Tschetan fiel Ylvi in die Arme und Bellamy klopfte mir kurz brüderlich auf den Rücken. “Gut, dass du wieder da bist.”
      In aller Windeseile, aber dennoch mit der nötigen Ruhe luden wir HMJ Saintly auf den Anhänger und machten uns auf den Heimweg.
      Während der Fahrt erzählten der Junge und ich viel von Schweden. „Nichts für mich. Absolut nichts für mich“, beendete ich die Erzählung und erhaschte einen fragenden Blick von Ylvi, auf den ich jedoch nicht mehr einging, denn wir waren gerade auf dem großen Hof angekommen.
      „Wir stellen ihn auf einen der kleinen Paddocks, evtl kann ihn jemand später in de Stall stellen aber lassen wir ihn zunächst mal draußen“, gab ich die Anweisung und stieg aus dem Wagen aus. Wir luden Saintly aus, stellten ihn auf den Paddock. Die Sedierung wirkte noch immer ein wenig, denn er hob nur leicht den Kopf, sah sich um und ließ ihn dann wieder sinken. “Ihr könnte ihn euch ja noch anschauen, ich muss ins Bett.”

      Ylvi
      Schweden war nicht seine Welt gewesen, oder der Stall dort? Die Frage brannte mir unter den Nägeln. Allerdings wollte ich ihn auch nicht um seinen wohlverdienten Schlaf bringen. Also ließ ich die Frage vergehen, hob die Hand zum Gruß und wünschte ihm eine gute Nacht.
      Er hatte mir gedankt, das ich den Trailer der Rollinsons besorgt hatte. Sonst hatten wir noch nicht viele Worte gewechselt. Es war noch immer ein wenig seltsam. Tschetan neben mir riss weit den Mund auf. “Ich fürchte ich muss auch ins Bett. Der Flug war grässlich. Ich kann mir nicht vorstellen wie einige Menschen gern in diese Blechdosen steigen.” Ich musste schmunzeln. Blechdosen war ein ganz passender Ausdruck.
      “Hoch über den Wolken zu sein hat dir also nicht gefallen?” Tschetan zuckte die Schultern “Vielleicht sollten wir das Fliegen doch eher den Geschöpfen der Luft überlassen. Ich freu mich sobald meine Schenkel wieder den Körper eines Pferdes unter sich spüren. Ich denke morgen nehme ich mir Valravn für einen schönen Ritt in die Berge!” verkündete der Junge und gähnte noch einmal herzhaft.
      Leise schlich er sich in das Zimmer in dem seine Schwester bereits schlief. Demnächst würde es womöglich Zeit das wir aus dieser Schuhschachtel auszogen. Ein Jugendlicher im Zimmer mit seiner jüngeren Schwester wäre wohl auf Dauer ein wenig seltsam.
      Louis saß noch auf der Couch ein Buch in der Hand. Ich ließ mich neben ihn plumpsen, legte meinen Kopf an seine Schulter und überflog die Zeilen die er las, ohne deren Inhalt wirklich in mir aufzunehmen. “Hab Dell vorhin geholfen den Trailer zu reparieren. Anschließend waren wir draußen mit den Mädels. Dell ist Inyan geritten, ich selbst Gweny und die Kids hatten Fylgia und Sue. Hoffe das war in Ordnung?” Ich lächelte “Die Pferde gehören zur Familie, natürlich darfst du auch entscheiden wer wen reitet, du Trottel.”
      “Wen nennst du einen Trottel?”
      “Na dich!”
      Das Buch landete mit einem klatschen auf dem Boden,als er mir seine Hände um die Schultern legte und begann mir seine Hände sanft an den Hals zu legen. Dann spürte ich Küsse auf meiner Nase. “Dein Trottel.” Ich streckte die Zunge heraus.“Dieser Trottel allerdings. Muss nochmal rüber ins Haupthaus. Mein Laptop ist noch da..und einige der neuen Fohlen müssen noch auf die Website. Dazu bin ich vorhin nicht gekommen. Hab im Flur allerdings den Schlüssel nicht gefunden.” Louis legte den Kopf kurz schief.
      “In der Küche auf der Anrichte liegt er rum.”
      “Wenn ich dich nicht hätte.”
      “Dann wärst du Tod. Dein Kopf ist wahrlich nicht der Beste.” ich grinste ihn doof an, streckte die Zunge heraus. Dabei spielte er auf die Aktion auf dem Berg an, der Tag an dem mein Herzschrittmacher versagt hatte.
      Ich schnappte mir den Schlüssel, lief hinüber zum Haupthaus und in das kleine Büro in dem Caleb seine Arbeit verrichtete und in dem seit neustem auch ein Schreibtisch für mich stand. Ich schrak ein wenig zusammen als ich mich umdrehte und plötzlich Caleb im Türrahmen stand.

      Caleb
      Mit meinem Koffer bepackt startete ich meinen Weg in Richtung Haupthaus. Ich öffnete die Tür, trat ein, schloss sie wieder hinter mir und legte meinen Hut auf die Kommode, die rechts neben der Tür stand. Dies war eine so routinierte Bewegung, dass ich zunächst nicht realisierte, dass der Hut von der Kommode auf den Boden purzelte und vor meinen Füßen zu liegen kam. “Was zur…”, fing ich an und wandte meinen Blick nach rechts. Was sich in mein Blickfeld schob, gefiel mir absolut nicht, Hüte. Übereinander und nebeneinander gestapelt. Die Meinen dazwischen. Das gäbe morgen früh am Frühstückstisch eine Standpauke.
      Nichtsdestotrotz fand mein Reisehut dennoch irgendwie einen Platz, so dass ich meinen Weg in mein Schlafzimmer ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen konnte.
      Dort angekommen stellte ich den Koffer in die Ecke, stellte mich an mein großes Panoramafenster und zog einmal tief die Luft ein. Zuhause - und ja, es fühlte sich wie Zuhause an, mit allen Fasern meines Körpers. Endlich. Nach all der Zeit, allen Höhen und Tiefen hatte ich für mich etwas gefunden, das ich so nennen konnte- Zuhause. Etwas unwirklich war es ja schon, dass all das, was ich von hier sehen konnte… und noch so viel mehr, mir gehörte. Die Ställe, die Paddocks, die Weiden… die Pferde, ja sogar die Kühe gehörten mir.
      Eine Sache oder besser gesagt eine Person hatte sich allerdings von mir abgewandt. Ylvi. Ihren Blick im Auto schien ich wohl richtig gedeutet zu haben, denn noch im Ansetzen eines Satzes, hatte sie den Mund wieder geschlossen und kein Wort verließ ihre Lippen. Mist… schon wieder waren meine Gedanken dahin gewandert, wo ich sie nicht haben wollte und von wo ich sie auch nicht so einfach wegbekommen würde.
      Ich seufzte, schlafen konnte ich wohl erstmal vergessen. Also führte mein Weg mich in mein Büro, in dem ich den Rücken einer Frauengestalt wahrnahm. Mein Blick fiel allerdings zunächst auf den zweiten Schreibtisch. Ein… zweiter Schreibtisch?
      Die Frau drehte sich um und ich erkannte Ylvi darin. “Was macht der Schreibtisch in meinem Büro?”, fragte ich sie harsch, ohne auf ihren kurzen Schockzustand einzugehen. Ich war müde, genervt und hungrig- außerdem waren meine Gedanken nicht da, wo ich sie gerne hätte.
      “Na irgendwo musste ich doch arbeiten.”
      “Ist gut, passt schon”, murrte ich, schob mich an ihr vorbei und setzte mich auf meinen Stuhl. Hier fiel mir das Chaos, welches mir schon im Flur begegnet war, wortwörtlich wieder in den Schoß. Beim schwungvollen Hinsetzen knallte ich mit der Lehne an den Tisch, so dass einer der Papierstapel von Bellamy umkippte und sich über mir und dem Boden verteilte. “Verdammter Mist…”, fluchte ich und bückte mich, um die Papierseiten aufzuheben.


      Ylvi
      Wieder diese mürrische Ausdruck um seine Mundwinkel, in seiner Stimme. Offenbar hatte ich den Schreibtisch nicht ihm, sondern vermutlich Bellamy zu verdanken. Ich sah wie er sich setzte, ich sah wie ihm die Papiere zu Boden glitten. Und dann zuckte ich zusammen. Denn es war ein lautes Pochen zu hören, ein Laut des Schmerzes von Caleb und seine Hand die sich an die Stirn packte. Beim Abtauchen nach den Papieren hatte er mit der Stirn die Tischkante erfasst. Einige weitere leise gemurmelte Flüche ertönten als ich mich erhob um ihn zu unterstützen. “Soll ich dir ein Kühlakku holen?” murmelte ich, nur knapp mein Lachen unterdrückend. Sein Blick hob sich, funkelte mich an. Und, ich wusste nicht was es war. Aber plötzlich schmolzen seine Gesichtszüge zusammen und er grinste, seine Schultern zuckten und er lachte. Da ich nicht sicher war wie er es auffassen würde, wenn ich einstimmte lächelte ich nur unsicher. Es dauerte nur einen Moment, dann sammelten wir gemeinsam die Zettel zusammen. “Das erinnert mich an die Zeit, als wir uns gemeinsam durch die Unterlagen gequält haben. Kurz nachdem Bellamy mir die Ranch überschrieben hat. Man war das eine Arbeit.”
      “Wir haben 3 Tage gebraucht.” erinnerte ich mich.
      “Wobei wir natürlich deutlich schneller gewesen wären, so...ohne Unterbrechungen.” Ich spürte wie mir die Ohren heiß wurden, war jetzt froh darum das meine schwarzen Haare diese gut überdeckten. Ja, wir hatten uns damals Zeit gelassen, nicht nur für die Unterlagen, sondern auch füreinander. Da ich daran nicht weiter denken wollte, griff ich wieder nach einem der Blätter zu meiner rechten, legte sie auf den Stapel den Caleb bereits angelegt hatte. “Ich wollte gerade noch die neuen Fohlen auf die Website packen. Und ein paar der angenommenen Anfragen an dich weiterleiten.” wechselte ich flux das Thema. Ich wollte Caleb nicht mit Gedanken an die Vergangenheit beschäftigen. Dabei schwirrten mir diese gerade selbst im Sekundentakt durch den Kopf. Seine Anwesenheit machte diese Tatsache nicht unbedingt einfacher. Vielleicht sollte ich doch woanders mein Büro einrichten.

      Caleb
      Ich seufzte kurz auf, nickte dann allerdings. “Dann kannst du dich dazu ja an deinen neuen Schreibtisch setzen.”
      “Eigentlich wollte ich nur meinen Laptop holen und… ach was, ich setz mich noch ein bisschen hierher.” Ich sah sie kurz an, doch sie wich meinem Blick aus. Was wollte sie eben sagen? Den Laptop schnappen und zurück zu Louis gehen?
      Mit den Zähnen knirschend widmete ich mich wieder den Unterlagen auf dem Tisch. Dabei fielen mir die Vordrucke zur Registrierung der Fohlen in die Hände. “Sag mal Ylvi ist da eigentlich schon irgendwas beantragt?” flatternd hielt ich der jungen Frau eines der Blätter hin.
      “Caleb wenn du so zappelst seh ich gar nix”, schlussfolgerte sie mürrisch, weshalb ich sofort mit dem Gezappel aufhörte und das Stück Papier mit beiden Händen möglichst zitterfrei festhielt.
      “Die Fohlen. Wurde da schon eins eingetragen?”
      “Nicht, dass ich wüsste. Ich schau mal in den E-Mails.”
      “In den E-Mails siehst du das nicht.. warte ich geh mal auf die Homepage”, antwortete ich und tippte in die Tasten, nachdem ich meinen PC hochgefahren hatte. Es dauerte ein paar Minuten, bis alle geladen hatte und ich… nichts vorfand. “Nope.. gar nix. Keine Beantragung, also auch keine Bearbeitung.” Ich seufzte. “Hast du schon passende Bilder für die Papiere gemacht? Vorne, hinten, etwaige Kopfabzeichen und beide Seiten der Fohlen?”
      “Nein.. nur ein paar einfache Bilder für die Website, die meisten sind in Bewegung.”
      “Dann hast du morgen eine Aufgabe…. musst schauen ob dir jemand helfen kann, ich hab zu tun.” Da war er wieder. Der patzige, abweisende Caleb, der noch immer nicht genau wusste, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Einerseits wollte er ihr einfach nur die Kleider vom Leib reißen… andererseits sträubte sich jede Zelle seines Körpers dagegen, sie je wieder anzufassen- und wie immer, wenn er nicht weiter wusste, stieß er die Menschen auf unliebsame Weise von sich weg.
      “Von welchen Anfragen hast du eben gesprochen?”

      Ylvi
      Ich nahm seine Art hin, irgendwie hatte ich sie ja verdient. Aber falls er vor hatte mich damit von sich fortzutreiben so funktionierte das nicht. Dazu hatte ich ihn in den Jahren in denen ich nun schon auf der Ranch lebte zu sehr kennengelernt. Stattdessen fachte es etwas in mir an. Diese unbekannte Seite in mir die nur Caleb zum klingen brachte. “Für die Fotos werd ich mir wahrscheinlich Dell schnappen, falls du ihn morgen nicht anderweitig eingeplant hast? Er hat die Stuten samt Fohlen am besten im Kopf und bei den Geburten geholfen, denke da kommen am besten Fotos zustande.”
      “Warte, die Anfragen krieg ich nicht mehr zusammen.”
      Ich angelte um den Tisch herum nach meinem Mac, klappte ihn auf und ging mit diesem wieder hinüber zu Calebs Schreibtisch. “Das ich eine Instagram-Seite für die Ranch angelegt habe, mit täglichen Postings und ab und an Storys hatte ich dir ja bereits erzählt. Dort ist eine Anfrage eingegangen von einer jungen Chinesin, die gern als Working Student zu uns auf die Ranch kommen würde. Warte, ich kopier den Text schnell in eine Email, dann kannst du dir selbst ein Bild machen von ihr.” Ich tat wie geheißen, hängte an die Weiterleitung auch gleich die andere Mail ran. Dabei handelte es sich um eine Anfrage von zwei Reportern bezüglich den Makeovers. Caleb war mittlerweile ein International bekannter Trainer, die angelegte Instagram-Seite hatte da sicherlich auch seine Hände mit im Spiel. Einerseits brachte das der Ranch mehr Kunden ein, allerdings bekam ich über den Account auch Anfragen anderer Art, die Caleb nie zu lesen bekam. Die mir jedoch durchaus manchmal einen Stich versetzen.

      Caleb
      Ich überlegte. “Keine Ahnung ob Dell was zu tun hat, ich blick hier in Bellamys Plänen mal wieder nicht durch”, murmelte ich und kramte in meinem Blätterhaufen hin und her. “Versuchs mal im Computer…”, kam es leise von Ylvi. Ich starrte sie kurz an, wandte dann jedoch meinen Blick wieder auf den Bildschirm. Nach ein paar kurzen Klicks hatte ich die Arbeitspläne auf dem Schirm. “Kannst Dell mitnehmen.” Ylvi nickte zufrieden.
      Mit dem Mac kam sie rüber an meinen Tisch und zeigte mir die Instagramseite, deren Existenz ich verdrängt hatte.
      Ich starrte auf den Bildschirm und sah ein paar Posts, über Training und den ganz normalen Alltag, der hier tagtäglich ablief. Von ihrem Bildschirm sah ich wieder rüber zu meinem, auf dem nun die E-Mail aufploppte. Die Anfrage der Working Studentin und die Anfragen der Reporter. “Wie alt ist die Chinesin denn?”, fragte ich Ylvi, die kurz zu überlegen schien.
      “Ich glaube in einer kurzen Anfrage vorher hat 18 gestanden.”
      “Okay, was minderjähriges will ich hier nicht haben.”
      “Warum das nicht?”
      “Bürokram. Das macht alles komplizierter.” Mit dieser Antwort schien Ylvi sich zufrieden zu geben. “Kannst du ihr schreiben, dass wir sie gerne einmal per Skype kennen lernen würden? Sie soll sich bitte bis… nächste Woche um diese Zeit hier per E-Mail melden. Dann sehen wir weiter.”
      “Ist notiert. Was machen wir mit den Reportern?”
      “Gute Frage… spricht eigentlich nichts dagegen. Fragst du an, wann sie kommen sollen?”, fragte ich sie nun etwas freundlicher. “Und jetzt erzähl mir mal etwas über diese Instagramseite. Haben wir schon viele Follower? Kommen deshalb mehr Aufträge zum Training rein?”

      Ylvi
      Ich klickte auf unser Profilbild, womit sich quasi die Startseite unserer Ranch öffnete. Dann deutete ich auf eine Zahl. “Siehst du das?”
      Caleb kam beugte sich weiter vor, sah auf die Zahl knapp über meinem Zeigefinger. “30,5k” meinte er etwas fragend. “Wofür steht das K?”
      “Tausend.”
      Kurz kam keine Antwort, nur ein Seitenblick.
      “Meinst du etwa...knapp 30.000 Leute interessiert was wir hier treiben?!” fragte der Cowboy überrascht. Ich musste schmunzeln. Diese Welt des Internets war ihm nicht so vertraut. “Tatsächlich ja. Als ich die Seite angelegt habe, wollte ich sie einfach als Projekt nebenher führen. Aber mittlerweile kommen viele der Trainingsanfragen die ich dir weiterleite, über Instagram rein. Oft werden auch Fragen gestellt.” Ich biss mir auf der Lippe herum. “Tatsächlich habe ich schon darüber nachgedacht, den weiteren Trainingsverlauf von Saintly zu dokumentieren. Vielleicht von Zeit zu Zeit Videos zu machen. Wahlweise könnte man Online-Kurse und Fragerunden anbieten. So haben Leute die Chance Dinge zu lernen ohne die lange Reise zu uns auf sich zu nehmen. Die Preise könnten geringer gehalten werden, damit das Wissen zu gutem Pferdetraining auch den weniger gut betuchten zugänglich sind. Das ist alles nur fixe Ideen in meinem Kopf, man muss sehen wie das umsetzbar ist.” meinte ich zum Ende um meine Ideen ein wenig herunterzureden. Caleb stattdessen sah mich von der Seite an. War das Bewunderung in seinem Blick?
      “Ich glaube..Bellamy dieser Idiot hat damals als er dich eingestellt hat keinen schlechten Fang gemacht.”
      “Du hast nicht den Fehler gemacht mich fortzuschicken.”
      “Glaub mir...das wollte ich, wirklich.”
      “Ich weiß...und ich bin jeden Tag dankbar das ich an diesem Ort bleiben durfte.”
      “Ohne euch würde etwas fehlen...die Kinder, du...ja sogar Louis. Tschetan macht einen guten Job. Ich glaube...wenn er fleißig in der Schule lernt, sich weiterhin an der Arbeit mit den Pferden beteiligt. Dann reitet er uns allen in 10 Jahren etwas vor.”
      War das fast so etwas wie väterlicher Stolz der da in seiner Stimme mitschwang? Es war zumindest Zuneigung. Die Reise und die Arbeit mit Saintly hatte den Jungen und den Cowboy aneinander geschweißt. Plötzlich kam mir dabei ein Gedanke. “Caleb, wo du gerade Tschetan erwähnst. Der Bungalow war von Anfang an etwas eng. Hättest du vielleicht ein Zimmer im Haupthaus für Tschetan? Langsam kommt er in ein Alter in dem wir nicht mehr von ihm verlangen können sich das Zimmer mit seiner jüngeren Schwester zu teilen. Es liegt ihm fern sich darüber zu beschweren, aber ich denke sein eigenes Reich, macht es ihm auch leichter die Aufgaben für die Schule zu erledigen.”

      Caleb
      Ich konnte nichts anderes sagen, ich war begeistert von der Instagramseite. Auf Nachfrage, ob die Ranch auch Facebook oder sonst etwas im Internet besaß, verneinte Ylvi. Lediglich die Homepage besaßen wir noch. Gespannt schaute ich ihr dabei zu, wie sie auf der Seite hoch und runter scrollte, und mir die bisherigen Posts zeigte. Auf die Frage, wer denn alles Zugang zur App hatte, deutete Ylvi auf sich. Nur sie, bisher. Mir war das auch ganz lieb, wenn das vorerst so blieb. Für so etwas war sie ja eingestellt worden und es kam nicht so gut, wenn die halbe Ranch durcheinander immer wieder Bilder und Geschichten postete. Auf ihre Aussage zu Saintly nickte ich. Solange sie sich um die Bilder und die Posts kümmerte.
      Kurzerhand wechselte sie das Thema, kam auf Tschetan und die momentane Situation im Bungalow zu sprechen. “Natürlich ist das machbar”, antwortete ich ihr. “Ein bisschen mehr Bewegung im Haus wird mir wohl auch gut tun, sonst vereinsame ich noch.” Ich lachte gekünstelt. Meine Aussage entsprach der Wahrheit. Das Haus war so still, seit ich alleine hier lebte. Octavia und Bellamy teilten sich einen Bungalow und auch die anderen waren nur für kurze Zeit hier im Haus gewesen, dabei gab es genug Zimmer. “Ich habe aber auch schon überlegt, kleinere Häuser auf das Gelände zu bauen.” Ylvi horchte auf, klappte den Laptop zu und setzte sich auf den freien Stuhl vor meinem Schreibtisch.
      “Wie kommst du darauf?”
      “Es ist wie du sagst. Der Bungalow ist für euch alle zum Beispiel zu klein. Für O und Bellamy reicht er dagegen vollkommen aus. Hier im Haupthaus wäre für euch alle zwar Platz aber ich…” Ich sprach nicht weiter. Ylvi konnte sich bestimmt denken, was ich hatte sagen wollen. “Deshalb die Idee mit den kleinen Häusern. Wir müssten nur einen geeigneten Platz finden. Ich wollte noch ein wenig Wald roden und Paddocks bauen. Generell muss hier auf dem Gelände noch einiges passieren.”
      “Was schwebt dir denn sonst noch so vor?”, fragte Ylvi mich und nahm ein leeres Blatt von meinem Tisch. Ebenfalls einen Stift. Sie fing sofort an, Dinge untereinander zu notieren. Ich fragte schon gar nicht mehr, was sie da immer tat oder warum sie das machte.
      “Ich würde die Ferienranch gerne ans Laufen bringen. Dazu müsste drüben aber mal gründlich aufgeräumt werden. Die umgefallenen Bäume rundherum weg, Rasen mähen, die Häuser innen und außen auf Vordermann bringen, das Außengelände gestalten und natürlich eine andere Inneneinrichtung… und was dort gebaut werden muss, ist ein kleiner Offenstall mit einem Stück Weide für die Pferde der Ferienranch. Ich hab da schon ein paar unserer Pferde hier im Blick.”
      “Ach ja? Welche denn?”, fragte Ylvi neugierig.
      “Warte ich hatte doch.. die Liste.. irgendwo.. ah hier! Ah ja, Sue. Die stand mal drauf, hab sie aber durchgestrichen. Es würde Betsy das Herz brechen, wenn sie die Stute nicht immer um sich herum haben könnte.. dann es sind eigentlich viel zu viele.. ich hatte an 5 Pferde gedacht- erstmal. Ich mein wenn keine Gäste da sind müssen wir ja auch jeden Tag rüber, um nach ihnen zu sehen und sie zu bewegen…”, ich machte eine Pause und holte Luft, um nochmal anzusetzen, “Wenn sie nicht verkauft werden finde ich BR Homecoming Queen und BR Hollywoods Dream Anthem geeignet. Falls sie sich unter dem Sattel auch so zeigen, wie sie zur Zeit sind. Von Octavia ist es Flashlight. Sie benötigt die Stute nicht zur Zucht. Also hat sie gesagt ich soll sie Western umschulen- auch eine gute Story für Instagram- und dann für die Ferienranch ausbilden. Des Weiteren, falls nicht gebucht oder schon tragend: Kristy Killings, Jade, Chou, Miss Independent… von den Trainingspferden Honey’s Aleshanee, A Walking Honor, Lady Blue Skip, Ginger Rose und Colonels Blue Splash… und von den Jungpferden noch BR Dissident Whiz, aber nur evlt. das wäre glaub ich der einzige Wallach dann drüben, und A Walking Dignity.” Ich sah zu Ylvi auf. “Wie gesagt, das sind alles nur Vorschläge und es ist auch noch nichts fest.”

      Ylvi
      Ich zog eine Augenbraue nach oben, sah auf meine Mitschriften in Steno und sah Caleb wieder an. “Na aber für Vorschläge, sind deine Überlegungen schon ziemlich ausgereift.” sprach ich halb belustigt.
      “Aber die Überlegungen finde ich prima. Das sind alles gute Ideen. Glaub mir an Besuchern wird es uns wohl auch nicht fehlen. Die Seite bei Instagram existiert erst seitdem du uns verkündet hast das wir bleiben können. Das ist quasi fast wie ein Selbstläufer. Wir haben viele spannende Geschichten die wir wiedergeben können.” Ohne genauer darüber nachzudenken ließ ich mich auf die Stuhllehne nieder, verstaute meine Notizen in der Tasche meines Macs.
      “Pack sie nicht zu weit weg. Wir könnten sie gebrauchen.”
      “Natürlich nicht, ich werd eine digitale Liste erstellen daraus. Bellamy in allen Ehren, aber diese Zettelwirtschaft die er veranstaltet ist ja nicht zum Aushalten.” damit deutete ich unwirsch über die vielen einzelnen Papiere auf dem Tisch. Caleb lachte. “Aber ich hab auch viel lieber mal einen Zettel in der Hand.”
      “Das kann ich voll verstehen, Caleb. Aber es gibt nunmal einige Arbeitsschritte die man optimieren kann. Ist das der Fall bin ich gern bereit dies einzuführen. Erinner dich nur mal an die Zeit als die Weidezaungeräte noch alle per Hand angeschlossen werden mussten.”
      “Touché die Idee mit den WLAN Steckdosen war tatsächlich eine deutliche Verbesserung. Und...auch die Instagram-Seite war eine gute Idee. Dafür muss ich dir danken.” Ich drehte mich halb zu ihm um, wurde mir nun bewusst wie Nahe ich bei ihm saß. Ich sprang auf in der Hoffnung es würde nicht zu hastig aussehen, griff nach dem Mac, schloss den Bildschirm und presste ihn an meine Brust. Schließlich sah ich Caleb wieder an. “Das ist doch quasi mein Job. Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.” Es folgte keine direkte Antwort darauf, ich nahm aber wahr wie sich der mürrische Ausdruck um seine Züge gelegt hatte. Er sah plötzlich entspannter aus.
      Die nächste Stunde sagte keiner ein Wort während jeder seiner Arbeit nachging. Caleb sortierte die Papiere und Zettel die er zu Boden geworfen hatte. Beständig lag das Geräusch eines Lochers in der Luft, das klicken der großen Heftordner, wenn er sie wieder schloss. Begleitet wurden diese Geräusche von meinen Fingern die flux und routiniert über die Tastatur flogen um einen neuen Text, kleinen Text zu den Fohlen zu schreiben, die Bilder korrekt anzuordnen. Trotzdem spürte ich seine Blicke auf mir von Zeit zu Zeit. Als alles erledigt war, ich den Bildschirm runter klappte, huschte mein Blick zur Uhr. Es war gerade 21 Uhr. “So, die Website ist wieder auf dem aktuellsten momentanen Stand. Die Bilder von morgen, werd ich dann anschließend noch ergänzen.”

      Caleb
      Bei den ganzen Papierstapeln auf meinem Schreibtisch musste ich den Boden für die offenen Ordner nutzen. Blätter sortieren, lochen, den richtigen Ordner auf dem Boden suchen und einheften. Natürlich vorher kontrollieren, ob etwaige Rechnungen schon bezahlt, angezahlt oder vergessen waren. Dazu räumte ich fast bei jedem dritten Blatt die Tastatur wieder frei und rief die E-Mails auf. “Warum muss Bellamy immer so ein Chaos veranstalten…”, murmelte ich und war mir sicher, dass ich das Organisatorische viel besser im Griff hatte, als er.
      Ylvi sagte etwas, dass mich den Kopf heben ließ. “Okay, alles klar. Ich hoffe du und Dell habt morgen Erfolg. Passt aber auf mit Candy (DunIts Smart Investment), die ist ein Biest im Moment. Nehmt sonst ein paar Halfter für die Stuten mit und auch O. Die kommt mit Candy am Besten klar. Von Devils (Wimpys Little Devil) Fohlen macht ihr besser auch Fotos aus einiger Entfernung. Ich trau ihr kein bisschen, wenn sie ein Fohlen bei Fuß hat.”
      “Oh.. das wusste ich noch gar nicht”, sagte sie überrascht.
      “Ja… Candy ist da wirklich eigen und hat einen großen Beschützerinstinkt. Devil hält sich eh fast immer abseits auf, kann aber aggressiv werden, wenn ihr jemand zu nahe kommt.”
      “Gut, dass du mir das nochmal gesagt hast”, meinte Ylvi, ehe sie anfügte: “Gute Nacht, Caleb.”
      “Gute Nacht, Ylvi.” Somit verließ sie den Raum und ließ mich alleine zurück. Ein komisches Gefühl, nicht mehr gemeinsam ins Bett zu gehen. Wobei ich mich mittlerweile ja schon daran gewöhnt hatte. Ich blieb noch etwa eine halbe Stunde, dann fielen auch mir die Augenlider immer wieder zu. Ich vertagte das weitere Chaos auf den nächsten Tage, oder den darauffolgenden, und ging hoch in mein Zimmer. Wenige Augenblicke später lag ich im Bett und schlief ein.

      Ylvi
      Louis hatte sich mit seinem Buch ins Schlafzimmer zurückgezogen. Das Kissen lag ihm im Rücken, sein Kopf auf die Brust gesunken und das Taschenbuch zusammengeklappt. Als ich jedoch das Zimmer betrat schnellte sein Kopf erschrocken hoch. “Eingedöst?” sagte ich belustigt, während ich mir meine Klamotten vom Körper entfernte. Louis legte das Buch beiseite, nickte und kuschelte sich in sein Kissen. Als ich mich dazu gesellte legte sich sein Arm um meine Hüfte, zog mich eng an sich. Ich beschloss also ihm die Neuigkeiten von Tschetans Zimmer drüben im Haupthaus eher beim Frühstück anzuvertrauen. Jetzt schien er dazu nicht mehr Aufnahmefähig.

      “So...wir haben Halfter, ich hab meine Kamera, genügend Akkus. Eine Liste der Fohlen. “ ging ich die Liste noch einmal durch. Die Tür des Pick-Ups stand dabei offen. Dell stand auf der anderen Seite und hörte zu. In seinem Rücken konnten wir Betsy und Kaya auf den beiden Pferden Fylgia und Valravn sehen. Tschetan hatte nicht mitkommen wollen. Caleb und er hatten einiges in den anderen Ställen und mit Saintly zu tun, der tägliche Pflege benötigte. Die beiden Mädels würden durch den Wald zu den Wiesen der Stuten und Fohlen geritten kommen, um uns später beim Fotografieren zu helfen und zu beobachten. Wobei mir, nach Calebs Beschreibungen einiger Stuten es lieber wäre, wenn die beiden die Wiese nicht betraten. Allerdings hatte Dell seiner Tochter den Wunsch nicht ausgeschlagen, also hatte ich Kaya auch nicht verweigert ihre Freundin zu begleiten.

      Dell
      Bereits am Abend hatte mich eine Nachricht von Caleb und kurz darauf von Ylvi erreicht, dass ich der Frau am nächsten Morgen bei den Bildern für die Fohlen helfen sollte.
      Ich freute mich riesig über diese Abwechslung, denn neben Stallarbeit, Reparaturen und dem Kümmern um meine Tochter hatte ich hier auf der Ranch bisher keine weiteren Aufgaben.

      Am nächsten Morgen waren wir bereit zur Abfahrt, nachdem Ylvi zum dritten Mal die Liste des Equipments gecheckt hatte. Allerdings vergaß sie jedes Mal etwas. „Ylvi du hast noch immer was vergessen“, meinte ich beiläufig, als ich sie durch die geöffneten Türen des Wagens anschaute.
      Sie blickte mich wie ein aufgescheuchtes Reh an, in ihrem Kopf schien es zu rattern. Eine Antwort fand sie jedoch nicht. Grinsend sah ich zu ihr rüber und hob die kleine Tüte, die ich auf den Fahrersitz gelegt hatte, hin und her schwenkend nach oben. „Leckerlis?“
      Ylvis Gesichtszüge entglitten ein wenig, sie schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
      „Wie konnte ich das vergessen. Ooooh man!“
      Nun konnte es jedoch losgehen. Wir setzten uns in den Wagen, ich startete den Motor und wir fuhren zur Weide der Stuten und Fohlen. „Caleb sagte, dass Devil mit ihrem Fohlen vermutlich etwas abseits steht. Einige sind auf dieser Seite, ein paar aber auch durch den Wald und den kleinen Fluss auf der anderen Seite, aber das werden wir ja gleich sehen.“
      „Findest du es denn eine gute Idee, dass die Mädchen mit auf die Koppel kommen? Candy kann ja schon… gefährlich werden..“, meinte Ylvi und sah mich besorgt an.
      „Ich denke Betsy wollte vor allem wegen Sue mitkommen, sie ist ja immer noch sehr traurig, dass das Fohlen verkauft ist… von den anderen Pferde können wir Kaya und Betsy ja ein wenig weg halten.“ Damit schien die junge Frau zufrieden.

      Ylvi
      Wir waren bereits gut vorangekommen. Ich trug meine große Kamera an einem Band um meine Schulter, Dell hatte es sich nicht nehmen lassen mir die Tasche aus der Hand zu nehmen. Zusätzlich zu Leckerlis und den Halftern. Ich musste immer wieder schmunzeln. “Ich kann es mir nicht nehmen lassen, aber du siehst aus wie ein Packesel.”
      “Wer weiß, vielleicht hab ich vor das im nächsten Leben zu werden?”
      “Dazu hast du ja noch massig Zeit, aber an deiner Stelle würd ich noch ein wenig an meinem Karma arbeiten.” ich kannte mich nicht wirklich mit den Lehren Buddas aus, nur rudimentär das man dort aufstieg sobald man gute Taten vollbrachte. “Das habe ich vor. Jetzt helfe ich dir mit den Fotos. Und im Laufe der Tage widme ich mich dem alten Truck.”
      “Sag bloß der ist schon wieder im Eimer?”
      “Nicht im Eimer, aber irgendwas tropft.”
      Ich schüttelte den Kopf. Caleb hing wirklich an diesem blöden Truck. Wir hatten ihn schon öfter von einem anderen überzeugen wollen. Allerdings war man dabei eher auf taube Ohren gestoßen. “Dann wünsch ich dir mal viel Erfolg dabei. Ich kann mich noch an das letzte Mal erinnern. Deine Flüche sind über den ganzen Hof gefegt. Betsy hat an dem Tag beschlossen lieber bei uns das Abendessen zu verbringen.”
      “Schauspiel, alles Schauspiel.” erwiderte Dell. Ich hielt mir die Kamera vor die Nase, sah ihn drüber hinweg an. Und sah sein breites Grinsen.
      Ich schüttelte den Kopf, schaltete die Kamera wieder an, sah durch den Sucher um endlich die Fotos von Sues schwarzem Fohlen, BR Black Pamina, zu beenden. Von 15 Fohlen hatten wir bereits 5 geschafft. Die Mädels waren noch nicht hier, sie hatten sicherlich einen Umweg durch den Wald genommen. Allerdings gestaltete sich das gar nicht so einfach, die kleine Stute war ziemlich verschmust und suchte immer wieder meine Nähe. Ich hatte schon auf ein kleineres Objektiv getauscht um sie besser zu erwischen.

      Dell
      Während Ylvi sich Sues (Black Sue Dun It) Fohlen Nima (BR Black Pamina) vergnügte und so langsam sichtlich genervt von der eigentlich niedlichen Aufmerksamkeit war, schaute ich auf unsere Liste und harkte die Namen, der fünf schon fotografierten Fohlen ab. Da waren Auntis (Heretic Anthem) Ziehfohlen Queen (BR Homecoming Queen) und ihr eigenes, McDremy (BR Hollywoods Dream Anthem), die uns beide wirklich in die Karten gespielt hatten. Queen, als auch McDreamy blieben stets in der Nähe der Stute, sprangen aber auch ab und zu ein wenig zur Seite. Genau diese Momente passte Ylvi ab, um ein paar Bewegungsfotos zu schießen. Für die Fotos, die Ylvi für die Papiere machen musste, nahm ich die Fohlen immer kurz ans Halfter. Den meisten passte dies nicht so sonderlich, so zum Beispiel BR Sheza Topnotch Babe. Die kleine Stute von Bella Cielo stellte sich wirklich an wie der Teufel. Normal war sie sehr ruhig und verschmust, gar auch anhänglich. Heute war sie allerdings mit dem falschen Huf aufgestanden, denn sie stieg mir ständig an der Hand.
      “So hat das glaub ich keinen Sinn”, hatte Ylvi gesagt und mir empfohlen, das Halfter doch nochmal auszuziehen. Ich hatte getan wie mir geheißen, das Halfter abgemacht und siehe da, die Stute stand wie eine eins. Ylvi beeilte sich mit den Bildern und nickte mir zu. Als ich gerade die Hand ausstreckte, um die Stute zu streicheln, sprang sie von jetzt auf gleich 180 Grad um die eigene Achse und galoppierte davon. “Toll”, murmelte ich und kratzte mich verlegen am Kopf. “So viel dazu.”
      Die Fotos von BR General Pleasure, der ein Sohn von Magnificient Crow war und in ein paar Monaten nach Österreich ziehen würde, waren innerhalb weniger Minuten im Kasten.
      Auch Daisy (BR Lovely Gun) und Shark (BR Twenty 4 Killings), die nach Evergrenn Acres umsiedeln würde, zeigten sich kooperativ.
      Die Jungpferde, von denen wir keine Fotos brauchten, drängten sich allerdings ständig dazwischen. So waren es Leuchtfeuer di Royal Peerage, die Jungstute von Octavia sowie Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace und A Walking Dignity, die ihren größten Spaß mit den mitgebrachten Utensilien hatten. “Yes, alles im Kasten!”, jubelte Ylvi auf einmal, als ich mich gerade nach den restlichen Halftern bückte. Die Jungstute Leuchtfeuer erschrak, machte einen Satz und knallte gegen mich. Natürlich verlor ich sofort das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten plumps auf den Boden, was die anderen Pferde, die ihre Rüssel auch alle im Zubehör stecken hatten, natürlich auseinanderstoben ließ- und mit ihnen die ganze aufgescheuchte Herde.
      Ich setzte gerade meinen Cowboyhut wieder auf den Kopf und wollte mich aufrichten, da erschien eine Hand in meinem Blickfeld. “Sorry Dell”, sagte Ylvi schüchtern lächelnd und half mir wieder auf die Beine.
      “Dass die schon so viel Kraft haben”, kommentierte ich meinen kleinen Unfall und klopfte mir den Dreck von der Hose. “Ich glaube wir müssen jetzt ein wenig warten, bis die sich alle wieder beruhigt haben- es sind ja jetzt wirklich alle Pferde davongerannt.” Ich zog ein beleidigtes Gesicht, raffte alle Materialien auf dem Boden zusammen und schmiss sie auf die Ladefläche des Trucks. Gleich darauf landete mein Hintern auf der Klappe, ehe ich auf den Platz neben mich klopfte. Ylvi schien zunächst ein wenig unsicher, schwang sich dann jedoch neben mich. “Ich vermute, die sind alle im Wald oder sogar rüber auf die andere Seite”, schlussfolgerte ich, als ich mit bloßem Auge kein Pferd mehr entdecken konnte. “Wer noch hier sein könnte, wären Devil (Wimpys Little Devil) und Bailey (BR Wimpys Bright Gangster), die ist ja meistens alleine irgendwo hier vorne am Waldrand”, erklärte ich Ylvi und schaute nach links, von wo aus ich die beiden Mädchen kommen sah. “Schau mal”, dabei streckte ich meinen Arm in die Richtung, in der man die Köpfe von Kaya und Betsy sah, “dann können wir auch noch grade warten, bis sie hier sind.”

      Ylvi
      Die beiden Kids brauchten bis sie ihre Pferde an die Pfähle gebunden hatten und zu uns hinüber gelaufen kamen. Ich schmunzelte dabei. Wer hätte gedacht das mein bockender Valravn eines Tages von einem schmalen Mädchen geritten wird? Selten stieg oder bockte er noch. In Fact...unter mir schon, aber die anderen schienen wunderbar mit ihm klar zu kommen. Während wir warteten kontrollierte ich nochmal den Akku, den Stand der Speicherkarte. Und pustete ein wenig des Staubes vom Objektiv. Da stupste Dell mich an. Am Waldrand erschien ein Pferd auf das er deutete “ Schau, dort kommt Candy (DunIts Smart Investment).” ich hob die Augenbrauen, sah zwischen den beiden Kindern und der Stute einher, doch ihre Aufmerksamkeit galt dem kleinen Wesen das hinter ihr auf der Anhöhe nun zu sehen war. Ihr Fohlen, der Hengst Elvis (BR Alans Smart Dream) lief gemächlich auf sie zu. Nur um dann nach der Milchquelle zu suchen. Mit schnellen Handgriffen wechselte ich das Objektiv, sah durch den Sucher. Und hatte ein idyllisches Bild wie der Hengst bei Candy trank. “Die Pferde sind ja alle weg!” sprach Betsy aufgeregt. “Nur hinter den Hügel gelaufen und im Wald verstreut.” Betsy zog einen Flunsch “Hätten wir dann direkt auf den Ponys bleiben können?”
      “Fylgia vielleicht. Aber als Wallach Ravn in der Herde zu haben, besser nicht.” antwortete ihr Vater. Kaya schmunzelte nur über die wenige Begeisterung von Betsy.
      “Dann machen wir uns mal auf den Weg den Hügel hinauf.” sagte ich fröhlich, nahm Kaya bei der Hand und stiefelte gezielt los. “Habt ihr beiden den Weg gut gefunden?”
      “Klar, Caleb ist den Weg zu den Koppeln letzte Woche schon mal mit uns geritten. Ich bin so oft es geht hier um am Zaun nach Sue zu schauen. Caleb hat mir untersagt die Weide ohne Aufsicht zu betreten.”
      “Und dein Vater untersagt dir das auch!” sprach Dell mit Nachdruck “Candy ist nicht gerade nett zu Leuten die ihr und dem Fohlen zu nah kommen. Ich halte das zwar für keine guten Eigenschaften um damit zu züchten...aber die Entscheidungen liegen ja nicht bei mir.”

      Dell
      Während Ylvi Kaya an die Hand nahm, stellte sich meine Tochter Betsy sogleich neben mich und stieß mich mit ihrem Arm an, bis ich ihre Hand in meine schloss. Sie lächelte zu mir hoch, ich sah sie ebenso freundlich an. Sie hatte sich wirklich gemacht und den Tod ihrer Mutter mittlerweile gut weggesteckt- es war auch schon lange her. Ob sie sich überhaupt noch daran erinnerte?
      “Aber Izzie mangelt es ja auch an nichts”, riss mich Ylvi wieder aus den Gedanken.
      “Hm?”
      “Na BR Dress to Impress, Candys erstes Fohlen. Damit ist Caleb ja wirklich begeistert. Papa war ja aber auch Blue (Gun and Slide), dieses Mal ist es Alan (Alan’s Psychedelic Breakfast), auch ein eher ruhiger Kandidat.”
      “Da hast du schon Recht”, antwortete ich ihr und nahm Kaya zu mir an die Hand. Ylvi brauchte nun wieder beide Arme für die Kamera. Elvis präsentierte sich wirklich gut vor der Kamera. Candy legte nur zusehends die Ohren immer flacher an den Kopf. “Kaya und Betsy ihr geht ein paar Meter hinter mich, das gefällt mir gar nicht, was Candy da macht… Ylvi pass du auch auf!”
      Aber da war es schon zu spät. Kaya und Betsy waren quietschend einen Satz nach hinten gesprungen, ich machte einen großen nach vorne und schmiss Candy eines der Halfter entgegen, welche ich um die Schulter gehängt hatte. “Lass das du Zicke!”, fuhr ich sie an und baute mich so gut ich konnte vor ihr auf. Ylvi war vor Schreck wie versteinert und hatte sich keinen Zentimeter bewegt, krampfhaft umklammerte sie ihre Kamera und starrte die Stute an.
      “Hau ab!”, wiederholte ich und machte, wild wedelnd mit dem zweiten Halfter von meiner Schulter, der Stute zu verstehen, dass sie Land gewinnen sollte. Schließlich drehte sie sich um, umsprang ihr Fohlen ein paar Runden und galoppierte dann wieder in Richtung des Waldes.
      “Alles ok bei euch?”, fragte ich an die Mädchen gewandt, die sich in den Armen lagen. Da hatten sich zwei aber wirklich ziemlich erschrocken.
      “Ja, jetzt ist alles ok, Dad”, antwortete mir meine Tochter und ließ langsam von ihrer Freundin ab. Kaya nickte mir schüchtern zu. Erst dann drehte ich mich wieder zu Ylvi um. “Bei dir auch alles gut?”
      “Damit hätte ich nicht gerechnet”, sagte sie außer Atem und ließ die Kamera sinken. “Vermutlich hab ich das sogar noch mit aufgenommen.” Sie schaute auf den Bildschirm der Kamera und klickte eine Weile auf den Tasten hin und her. “Ja, das ist mit drauf. Das zeig ich Caleb später!”
      “Genau das ist der Grund, weshalb Caleb, und auch ich, euch verboten haben, alleine hierher zu kommen. Es ist ja nicht nur Candy, vor Devil müsst ihr euch auch in Acht nehmen.”
      “Aber was ist denn mit Sue? Wenn Candy so gemein zu uns ist, dann ist sie bestimmt auch gemein zu meiner Sue.” Betsy ließ den Kopf hängen, schien traurig zu sein.
      “Nein, Sue ist schlau, sie geht Candy einfach aus dem Weg- und wenn das nichts hilft dann kann sie sich wehren.” Ich ging zu Betsy und hob ihr Kinn mit meinem Zeigefinger nach oben. “Sie tut Sue nichts, keine Sorge.” Sie lächelte wieder, legte mir die Arme um die Hüfte und umarmte mich. “Danke, dass du uns beschützt hast, Dad.”

      Candy war schon einige Minuten weg, da kamen Soul (BR Heart N’ Soul), das einzige Appaloosafohlen diesen Jahres, Seth (BR Double Gunslide) und Atlantis (BR Atlantis Dream) auf uns zu. “Die drei sind in Ordnung”, sagte ich zu den Mädels und ließ sie langsam auf die Fohlen zugehen. Seth hielt zunächst ein wenig Abstand, so dass Ylvi den Hengst in aller Ruhe fotografieren konnte. Schließlich kam er auch auf die Mädchen zu. Soul schien allerdings keine große Lust zu haben, die Mädchen teilen zu müssen, weshalb er ein paar Schritte wegtrabte. “Ylvi deine Chance!” Ich lachte und wuschelte auch einmal der kleinen dunklen Stute Atlantis durch den Schopf.
      “Jetzt fehlen noch drei Fohlen, Ylvi”, sagte ich zu ihr, als sie die letzten Fotos der drei vorwitzigen Fohlen geschossen hatte. “Ich vermute, die sind auf der anderen Seite, oder irgendwo da beim Bach.” Um dorthin zu gelangen, mussten wir durch den Wald gehen. Da wollte ich die Kinder allerdings nicht mitnehmen, denn Candy würde auch dort sein.
      “Betsy und Kaya geht bitte zurück zum Truck, wir fotografieren nur noch die drei letzten Fohlen und dann kommen wir auch.”
      “Ist okay, Dad. Ich glaube wir reiten auch zurück. Oder noch eine kleine Runde, und dann zurück. Oder Kaya?” Diese nickte.
      “Reitet aber nicht zu weit weg!”, fügte Ylvi noch an, ehe wir uns umdrehten und in Richtung Wald gingen. Immer wieder warfen Ylvi und ich einen Blick über die Schulter, ob die Mädchen auch wirklich den Weg zurück zu den Pferden einschlugen.
      Die restlichen Fotos bekamen wir nicht ganz ohne Zwischenfall in den Kasten. Nachdem Dissident Whiz’, das Fohlen von Tainted Whiz Gun, abgelichtet war, wollte Ylvi die Stute verscheuchen, um besser an Raised und Rosy (BR Raised to Slide) dran zu kommen. Raised from Hell, die neben Ylvi stand, schreckte hoch und rannte sie einfach über den Haufen. Fluchend war ich zu ihr gerannt und hatte ihr wieder auf die Beine geholfen. “Was ein Chaos hier.”
      Schließlich war es uns doch gelungen. Auch die Bilder von BR Colored in Style, die Tochter von Smartie (GRH’s A Gun Colored Lena) waren dann noch schnell geschafft. Fix und fertig gingen wir zurück zum Truck, mit dem wir dann wieder zur Ranch zurückfuhren.
      “Das war mal eine willkommene Abwechslung”, sagte ich zu Ylvi, als ich ausstieg und die Halfter vom Rücksitz in die Hand nahm.
      “Aber anstrengend”, kommentierte Ylvi lachen, wandte sich kurz um und schien sichtlich beruhigt, als sie Kaya, Betsy und nun auch Tschetan aus dem Stall kommen sah.
      “Ich mach mich dann auch mal wieder an meine normale Arbeit, bis dann Ylvi.”

      Caleb
      Ylvi und Dell waren schon eine ganze Weile vom Hof verschwunden. Mittlerweile war es kurz nach Mittag. Die Pferde auf meine Liste waren versorgt. Die Hengste alle auf den Paddocks, die Boxen gemistet und ich hatte auch schon Kraftfutter für den Abend in die Tröge verteilt.
      Zwar hatte ich noch einiges an Papierkram vor mir, das konnte ich jedoch getrost auf heute Abend verschieben, so dass ich nun noch Zeit für mein HMJ Pferd HMJ Saintly hatte.
      Ich ging auf den Paddock des Hengstes, halfterte ihn auf und ging zum Putzplatz des Stalls, in dem er stand. Dort putzte ich einmal schnell über, ehe ich mich dazu entschied, ein wenig mit ihm spazieren zu gehen. So konnte er den Hof besser kennen lernen und ich hatte genügend Zeit, ein Auge auf alles zu werfen. Unterwegs traf ich Cayce, Laurence und Brian, die auf dem großen Reitplatz waren und Shorty (Whitetails Shortcut), Playboy (I’m a Playboy) und Silent Bay trainierten. Natürlich hielt ich dort an und musste meinen Senf zum Training dazu geben.
      Schließlich kam Cayce zum Zaun und schaute mich ernst an. “Hast du nichts besseres zu tun?”
      “Nein, grade eigentlich nicht”, grinste ich, während er kopfschüttelnd seinen Shorty abwandte und sich wieder seiner Aufgabe widmete. Cayce und Shorty waren ein tolles Team. Es wurde wirklich Zeit, dass ich meinen Vulture (Smart Lil Vulture) weiter trainierte, so dass wir nochmal gemeinsam ropen konnten. Bei meinem Glück und Vultures weniger Erfahrung würde ich nicht nur einmal im Sand landen, während Cayce mich schallend auslachen würde.
      Saintly und ich gingen weiter, kamen am kleinen Reitplatz vorbei, auf dem Octavia mit Soul (Prias Colourful Soul) ihre Runden drehte. Aimee stand am Zaun und beobachtete sie. Ich hielt mich nicht lange auf, denn mit Aimee hatte ich nicht wirklich etwas zu sprechen- Octavia war ja beschäftigt. Seit die junge Frau mit ihrem Vater auf die Ranch gekommen war, hatte ich noch nicht oft das Vergnügen eines Gespräches gehabt. Generell war sie eher wie ein Geist. Sie war mal hier, mal da- aber fiel nicht wirklich auf.
      An den Jungferdekoppeln stoppte ich und beobachtete zunächst die Hengste. Vulture spielte mit Cody (tc Mister’s Silvermoon Cody). Der Hengst hatte es bis jetzt in seinem Leben nicht wirklich einfach gehabt. Er stand noch nicht im Training, genoss seine Jugend in vollen Zügen. Auch Joker (BR Colonels Lil Joker) und Goldy (BR Colonels Golden Gun) waren nicht weit weg und zankten wieder miteinander herum. Sky (PFS’ Unclouded Summer Skies), Berry (GRH’s Funky’s Wild Berry) und Chico (Chic N’ Shine) standen gemeinsam am Heu und schienen die Ruhe zu genießen, dass sie endlich mal Platz am Ballen hatten.
      Mit Saintly am Strick, der sich sehr für die anderen Pferde zu interessieren schien, ging ich weiter zur Stutenkoppel. Luna (Special Luna Zip), Katie (Jacks Inside Gunner), Gun Sophie, Gin (Ginger Rose), Connie (Colonels Blue Splash), Crissy (Captains Blue Crystal) und Izzie (BR Dress to Impress) galoppierten auf uns zu, als sie mich mit dem fremden Hengst auf sie zukommen sahen. Auch HMJ Saintly, der bisher sehr ruhig an der Hand war, hob den Kopf und wieherte ihnen zu. Mittlerweile klang sein Wiehern auch wieder wie das eines Hengstes, nicht so kläglich und jämmerlich. Er tänzelte ein wenig an der Hand und wollte den Stuten unbedingt imponieren. “Na sowas aber auch”, kommentierte ich sein Verhalten und zuppelte ein paar Mal am Strick. Mein Blick schweifte einmal durch die Herde, morgen würde es ihnen auch wieder an den Kragen gehen, für dann war das Training fest eingeplant.
      Als Saintly begann an der Hand unerträglich zu werden, spazierte ich zurück zum Paddock, in den ich ihn wieder stellte und den Riegel des Tors mit dem Schloss versah: sicher war sicher. Dann ging ich wieder zurück ins Büro und widmete mich dem Schreibkram, den ich heute morgen liegen gelassen hatte.

      Ylvi
      Ich ließ meine Kamera auf den Tisch fallen, der erstaunlicherweise noch immer im Büro stand, und ließ mich selbst auf den Stuhl sinken. “Puhh.” stieß ich dabei hervor. Caleb sah von seinem Schreiben auf, zu mir herüber. “Ihr habt reichlich lang gebraucht.”
      “Sind ja auch nicht grad kleine Wiesen.” meinte ich energisch. “Außerdem hat mich Hell (Raised from Hell) umgerannt, als sie dabei war Tainy (Tainted Whiz Gun) zu verscheuchen. Als wär der Angriff von Candy nicht genug gewesen.” sprach ich läppisch daher. “Angriff?” fuhr Caleb besorgt fort. Mit einer Geste meiner Hand winkte ich ab. “Dell hatte alles im Griff. Ich war allerdings so erschrocken, dass ich erstarrt bin. War haarscharf. Hell hat anschließend den Rest erledigt. Immerhin ist der Ausrüstung nichts passiert.” Ich sah zum ersten Mal seitdem wir die Ranch am Vormittag verlassen hatten auf die Uhr. Das Zifferblatt zeigte 15 Uhr - wir hatten tatsächlich lang gebraucht.
      Mir schmerzte der Rücken, außerdem die Füße vom vielen Laufen. Aber immerhin hatten wir die letzten Bilder von Rosy (BR Raised to Slide) geschafft. BR Dissident Whiz hatte uns ebenfalls besonders schöne Vorlagen für Fotos gegeben als er mit BR Colored in Style gespielt hatte. An dem Glas Wasser nippend, öffnete ich den PC.
      “Die Bilder laufen nicht weg, wenn du willst kannst du dich auch anderen Aufgaben widmen.”
      “Stör ich dich?”
      “Nicht direkt, aber wenn ein Pferd dich umgerannt hat. Dann möchtest du vielleicht lieber ein heißes Bad nehmen, statt am PC zu arbeiten.”
      “Da magst du vielleicht Recht haben.”
      “Das...klingt nach einem Aber?”
      “Der Bungalow verfügt leider nur über eine Dusche.”
      “Ich denke du kennst dich noch aus?”
      Ich zog eine Augenbraue nach oben. Bot er mir etwa an hier im Haupthaus das Bad zu benutzen? Ich zögerte nicht lang. Nicht das er es sich anders überlegen würde.
      “Weißt du noch wo die Gäste Handtücher sind?”
      “Wenn du nicht umsortiert hast, klar.”
      Und damit verschwand ich die Treppe hinauf. Aus dem Schrank im Flur fischte ich mir eines der Handtücher, nahm ein zweites, kleineres für die Haare. Huschte dann ins Bad. Stand einen Moment an der Tür, die Hand halb ergriffen nach dem Schlüssel. Erinnerte mich an ein anderes Mal, eine andere Zeit in der ich die Tür nicht abgeschlossen hatte. Ich wusste nicht was mich dazu bewog, doch ich ließ die Tür geöffnet. Sah zu wie sich die Wanne langsam begann zu füllen, streifte die Kleidung vom Körper und glitt in das wohlig warme Wasser hinein. “Caleb, das war eine hervorragende Idee.” murmelte ich und schloss entspannt die Augen.

      Caleb
      Ich sah Ylvi hinterher, als sie das Büro verließ. Wenige Sekunden später sank mein Blick wieder auf den Papierstapel, durch den ich mich noch immer kämpfte. Verfluchter Bellamy. Eigentlich hätte ich ihn von Anfang an dazu rufen sollen, denn er hatte schließlich dieses Chaos verbreitet. Vielleicht war es aber auch gut, dass ich hier alleine saß, denn so konnte ich mich wieder ausbreiten- nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern auch auf dem Boden.
      Dabei fiel mir der Arbeitsvertrag von Louis Bekanntem, Logan Otaktay ins Auge. Wirklich Zeit hatte ich noch immer nicht gefunden, das Gespräch mit ihm zu suchen und ihm Aufgaben zu verteilen. Apropos Aufgaben… irgendwo mussten sich die Trainings- und Stallpläne befinden… wenn ich doch nur… “Mist.” Da waren sie gewesen und flatterten nun durcheinander zu Boden. “Aaaaaah Bellamy!”
      “Hm?” Da stand der junge Mann in der Tür. “Ich war grade in der Küche und hab mir was zu trinken genommen… was hab ich jetzt wieder angestellt?”
      “Du hast hier pures Chaos verbreitet! Ich bin schon nicht der beste Freund des PC’s, aber meine Zettelwirtschaft hat wenigstens Ordnung! Ich weiß nicht, was du hier wieder fabriziert hast, dabei war ich doch nur zwei Wochen weg!”
      Bellamy schien zu überlegen, knibbelte am Etikett der Plastikflasche herum. “Ich äh.. habe versucht... “
      “Chaos zu veranstalten.”
      “Nein. Also ich blicke da durch. Wenn du willst, kann ich dir helfen.”
      “Nein, danke. Ich hab eh schon alles umsortiert… aber geh mal in die Ställe und bring mir die dort hängenden Pläne, ich vergleich sie mal hier mit und änder sie gegebenenfalls nochmal um, dass alles aktuell ist.”
      “Okay, wird gemacht, Chef.” Damit verschwand der dunkelhaarige Mann.
      Es dauerte nicht lange, da knarzte meine Tür. Ich streckte den Arm aus und wollte die Blätter in Empfang nehmen. Die Hand, die sich mir entgegen streckte war braungebrannter, als ich gedacht hatte, weshalb ich aufsah. “Oh, hallo Tschetan. Hat Bellamy dich damit geschickt?” Der Junge nickte. “Bellamy sagte Ylvi müsste hier irgendwo sein, ich wollte sie etwas fragen.”
      “Ja, sie ist im Bad. Ich geh sie holen, warte hier.” Damit stand ich auf und ging, nicht über die jetzige Situation nachdenkend, zum Bad, in dem sich Ylvi seit geraumer Zeit befand. Kurz vor der Tür, mit der Hand an der Klinke, bremste ich meinen Schritt, schloss kurz die Augen und seufzte leise. Statt einfach hineinzugehen, so wie ich es früher getan hatte, klopfte ich zögerlich an der Tür. “Ylvi ich… Tschetan ist hier, er sucht nach dir.” Auf der anderen Seite der Tür hörte ich, wie das Wasser in Bewegung geriet. Eine Antwort ihrerseits wartete ich gar nicht erst ab, denn ich drehte mich augenblicklich auf dem Absatz herum und ging zurück ins Büro. “Sie kommt wohl gleich.”

      Ylvi
      Das Klopfen drang durch das Wasser nur dumpf an meine Ohren, ich musste genau hinhören um Calebs Worte zu verstehen. Mittlerweile war das Wasser eher kalt, als warm. Meine Haut war geschrumpelt und einige Teile davon überzogen von einer leichten Gänsehaut. Ich zog mich also aus dem Wasser - so schnell es eben ging. Eine Stelle an meiner Hüfte hatte mittlerweile eine unangenehme Lila Färbung eingenommen. Und meinen Rücken konnte ich nicht ganz drehen.
      Daher dauerte es länger als sonst bis ich meine Gliedmaßen in die Kleidung gezwängt hatte, ein Handtuch um meine schwarzen Locken geschlungen und die Treppe hinunter gefunden hatte. Ich steckte den Kopf durch die Tür, Tschetan hockte auf meinem Schreibtisch, Caleb halb verzweifelt über den Papierbergen. Vielleicht sollte ich mich von ihm einweisen lassen. Meine Sortierung wäre sicherlich zuverlässiger als die von Bellamy. Schoß es mir durch den Kopf. “Kaya und Louis haben das Abendessen vorbereitet, ich soll dich rüber holen.” grinste Tschetan breit.
      “Louis hat gekocht?” fragte Caleb belustigt.
      “Zumindest haben wir jetzt einige Gerichte die er zuverlässig zubereiten kann , OHNE uns alle zu vergiften.” feixte Tschetan.
      “Wie er sagt..und zumindest ist Kaya dabei.”
      “Ist das nicht noch mehr Chaospotential?”
      “Das werden wir sehen, fürchte ich.”
      Ich griff nach meiner Kameratasche, die mir der Junge aus der Hand nahm. Die Drehung war nur halb so elegant wie ich sie gern gehabt hätte. “Du humpelst?” fragte Tschetan überrascht. Ich nickte nur. “Ist ein bisschen blau.” murmelte ich. Ich ging einfach mal davon aus, dass Caleb ihm berichtet hatte was passiert war. Skeptisch sah er mich an, dann öffnete er mir die Tür um mich hindurch zu lassen. Als sich meine Hüfte wieder an Bewegung gewöhnt hatte, machte sie keine weiteren Anstalten.

      Trotzdem entging dem findigen Auge meines Mannes nicht das ich nicht flüssig lief. Das musste eindeutig am Beruf liegen! “Frag nicht…”
      “Was ist passiert?”
      Ich seufzte “Dumme Sache, hab mich von nem Pferd umrennen lassen.”
      “Candy?”
      “Nein, Raised from Hell. Aber alles gut.”
      Louis kam um den Tisch herum, zog sich die Handschuhe von den Händen, die eben noch die Lasagne-Form auf den Tisch gestellt hatten. “Du läufst aber nicht als sei alles gut.” Zielsicher und besorgt schaffte er es nach mir zu greifen, bevor ich mich ihm entziehen konnte. Er schob das Shirt an genau der richtigen Stelle nach oben. “Kühlsalbe, am besten noch vor dem Essen.” orderte er an. Kaya hopste von ihrem Stuhl, signalisierte mir mich zu setzen. Kurze Zeit später gab Kaya mir die Salbe in die Hand, die sie mir Gewissenhaft auf die Stelle schmierte. “Mensch, die Lasagne ist ja gar nicht angekohlt!”
      “Kaya hat vor dem Ofen gesessen um zu schauen, wann sie gold-gelb ist.”
      “Du hättest auch einfach die Zeit im Auge behalten können.”
      “Gehört nicht zu meinen Stärken.”
      “Timing? Andere Zungen würden etwas anderes Behaupten.”
      Louis kam näher, beugte sich vor. Und küsste mir auf die Stirn. “Würden sie?”

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      Mitte Mai
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      Caleb
      Seit dem Vorfall mit den Mutterstuten waren ein paar Wochen vergangen. In der Zwischenzeit war allerdings auch etwas passiert, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Kaya hatte gesprochen. Nicht zu mir, nicht zu Louis oder sonst einem Erwachsenen, nein. Sie hatte bei HMJ Saintly gestanden und mit ihm gesprochen.
      Ylvi und ich waren dabei gewesen sie und den Hengst zu beobachten. Heimlich und ganz leise, so dass sie uns nicht bemerke. und dann sprach sie mit ihm. Sagte, dass dieser Ort sie geheilt hatte und dass auch Saintly geheilt werden würde.
      Wie durch ein Wunder war dem wirklich so. Saintly machte sich immer besser, baute auf, wurde aufgeweckter und vor allem pfiffiger. Es war gar nicht so leicht, ihn in der Stallgasse angebunden zu behalten, weil er ständig an den Seilen herum spielte. Das ging mittlerweile so weit, dass ich ihn mit Ketten am Halfter sicherte, falls er die Knoten an den Führstricken aufbekam. Das Lösen der Ketten war für ihn unmöglich.
      Auch seine Boxentür war doppelt gesichert. Am Tor des Paddocks befand sich ja schon lange ein Schloss.
      Auf dem Hof begegnete mir Cayce, welcher Easy Going im Schlepptau hatte. “Ich geh ne Runde mit ihr auf den großen Platz, dann noch ein wenig raus. Kommst du mit?”, fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf.
      “Ich nehm mir Vulture, hab mit ihm noch was vor.”
      Cayce nickte, setzte dann seinen Weg fort.
      Der Meine führte mich zum Paddock des Braunen. Er kam sofort an den Zaun und holte sich eine Streicheleinheit ab, ehe ich ihn aufhalfterte und in den Stall ging. Dort putzte ich ihn kurz über, sattelte ihn, hängte das Rope ans Horn und ging zum kleinen Platz. Ich wollte vermeiden, dass Cayce mich sah. Die Frage nach dem gemeinsamen Ropen sollte eine Überraschung werden, weshalb es mir ziemlich gut passte, dass er gleich den Hof verließ.
      Auf dem Platz angekommen gurtete ich nach und schwang mich in den Sattel. Nach einer Aufwärmphase, die länger als gedacht dauerte, stieg ich wieder ab, löste das Lasso vom Sattel und fing an, es neben dem Hengst zu schwingen. Ein wenig kannte er das Prozedere ja schon, so dass er nur mit den Ohren spielte.
      Jetzt kam es drauf an. Ich setzte mich wieder in den Sattel, nahm die Zügel in die Hand, in der ich auch die loops hatte und fing an, das Lasso neben und über dem Hengst hin und her zu bewegen. Nachdem ich dies ein paar Mal gemacht hatte, nahm ich es über den Kopf und fing an, es zu schwingen. So weit, so gut. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, ließ ich es am Kopf des Hengstes vorbei nach vorne auf den Boden sausen, als hätte ich nach etwas gezielt, was ich hätte fangen wollen.
      Vulture machte einen erschrockenen Satz zur Seite und preschte nach vorne. Meine Bewegungen waren so routiniert gewesen, so oft schon hatte ich Lassos vom Pferd aus geschwungen, dass ich total vergessen hatte, dass ich dies bei Vulture noch nie gemacht hatte. Dementsprechend rechnete ich natürlich nicht mit der Reaktion des Pferdes und flog, ohne lange darüber nachdenken zu können, vom Pferd in den Sand. Vulture hüpfte noch zwei, drei Schritte nach vorne, eher er verdutzt stehen blieb, sich umdrehte und mich schief ansah. Ganz nach dem Motto: du warst doch gerade noch nicht da unten?!
      Beim Aufstehen klopfte ich mir die Hose vom Staub ab, ehe ich das schallende Lachen in meinem Rücken hörte. “Ich fass es nicht, den Supercowboy schlechthin hat es vom Pferd gehauen!” Da stand Octavia am Zaun, zusammen mit Betsy und Dell. Während sie mich auslachte, blickte Dell zerknirscht drein. Betsy war schon auf halbem Weg zu mir und machte wenige Meter vor mir langsam, denn sie wusste, dass sie mit dem Laufen Vulture erschrecken würde.
      “Ist dir was passiert, Caleb?”, fragte sie besorgt und blieb kurz vor mir stehen.
      “Nein, alles gut. Sowas kann auch den Besten passieren.”
      “Das hab ich gehört! Den Besten, haha!”, rief Octavia vom Zaun aus, was mich dazu brachte, ihr die Zunge raus zu strecken.
      Betsy kicherte. “Hihi, Cowboy, das macht man aber nicht!”


      Ylvi
      “Na Cowboy, wie ist es auf dem Boden der Tatsachen gewesen?” fragte ich feixend als Caleb das Büro betrat. Der blieb ein wenig verwirrt im Rahmen stehen “Boden der…” dann rollte er die Augen, stöhnte “Betsy!” entfuhr es ihm.
      “Keine Sorge, sie hat es mir nicht erzählt. Naja, nicht direkt zumindest. Vorhin im Auto, auf dem Weg zum Tanzkurs.” Die Schule hatte diesen Kurs empfohlen, um Kaya auch mit anderen Kindern außerhalb der Schule in Kontakt zu bringen. Seit ein paar Wochen besuchte sie diesen alle zwei Wochen nun mit Betsy gemeinsam. Ich hatte beide Kids dorthin gebracht. Nebenbei hatte ich Betsy beiseite genommen, sie schwören lassen Kaya nicht zu drängen und ihr anschließend erzählt das ich sie hatte sprechen hören. Das junge Mädchen war ganz aufgeregt gewesen bei der Vorstellung ihre Freundin auch eines Tages sprechen zu hören. Aber sie hatte mir Versprochen Kaya davon noch nichts zu erzählen. Sie sollte selbst entscheiden können wie und wann sie mit einem Menschen sprechen wollte. “Bist du noch immer bei den Bildern?” fragte mich Caleb. Ich nickte, drehte ihm den Bildschirm zu und zeigte ihm ein Bild von A Shining Chrome. Wir hatten uns in den letzten beiden Tagen vorgenommen, die Verkaufspferde noch einmal zu sortieren und zu fotografieren. “Immerhin sind die Seiten der Zuchtpferde nun vollständig. Jeweils mit Bild, Gencode und einer kurzen Beschreibung des Charakters. So können sich Fremde eine gute Übersicht der Pferde geben. Die Fohlen sind nun ebenfalls ergänzt. In dem Zuge habe ich die ganzen Papiere fertig gemacht. Die hab ich die nach Alphabet sortiert auf den Tisch gelegt. Schau nochmal drüber. Ist alles in Ordnung, dann werd ich die morgen mit in die Stadt nehmen. Louis, Dell und ich haben einen Termin in der Schule.”
      “Schule? Sag bloß die Prügelei zieht noch Kreise?” fragte Caleb erstaunt, richtete sich aus der gebückten Haltung auf und schritt hinüber zu seinem Platz. Daher sah er meine abwertende Geste nicht. “Nein, das ist vom Tisch. Wir haben eine Besprechung mit der Schulleitung. Ob vielleicht Home Schooling eine Option wäre. Dann könnte man sich die Fahrt nach Calgary sparen. Die Kids würden einen Lehrer hier zur Ranch bekommen. Kinder von außerhalb könnten ebenfalls hierher kommen. Otis McCann von der Nachbarranch und seine ältere Schwester zum Beispiel. Deren Eltern haben nicht immer Zeit sie zur Schule zu bringen. Sie fehlen oft. Der Weg hierher wäre nicht so weit.”
      “Das ist schon ein Punkt. Aber meinst du Kaya damit einen Gefallen zu tun?” Ich lehnte mich im Stuhl weiter zurück, kaute auf meiner Unterlippe herum. “Das waren tatsächlich ebenfalls meine Überlegungen. Das bringt mich auf die Idee vielleicht eher dafür zu Sorgen das ein Schulbus eingerichtet wird! Gerade Tschetan möchte ich ungern von Gleichaltrigen trennen. Sie sollten auch etwas anderes zu sehen bekommen als die Ranch.”

      Caleb
      Ich blieb vor meinem Schreibtisch stehen, warf einen Blick auf die Papiere der Pferde, ehe ich einen Bogen machte und auf dem Stuhl Platz nahm. Ganz oben auf dem Stapel lag das Papier von Daisy. Ein tolles Pferd, schon lange versprochen für Ethel Evergreen, Tiaras Mutter. Auf jeden Fall eines, was ich behalten würde, wenn sie doch noch abspringen würden.
      Erst dann sah ich wieder auf, mein Blick traf den von Ylvi: “Ich hab mich in Schweden glaub ich ein bisschen bei Tschetan verplappert gehabt… erwähnt, was ihr vorhabt mit dem Homeschooling. Er war alles andere als begeistert. Deshalb glaube ich, dass ein Bus wohl die bessere Alternative ist.”
      “Du hast schon mit Tschetan gesprochen?”, kam es vom Nachbartisch.
      “Versehentlich. Es ist mir rausgerutscht… sprecht deshalb vorher nochmal mit ihm, bevor ihr morgen zur Schule fahrt.” Ylvi nickte, senkte den Kopf und kümmerte sich um ihre Bilder.
      Ich ging derweil die Papiere durch. Die Fotos waren wirklich gut geworden. Fotografieren konnte Ylvi, das musste ich ihr lassen.
      Eine gute halbe Stunde später hatte ich alle Papiere auf ihre Richtigkeit überprüft. “Passt alles.” Den korrigierten Stapel nahm ich in die Hand und brachte ihn zu Ylvis Schreibtisch rüber, um ihn da auf einen freien Platz zu legen. Gedankenverloren strich ich mir einmal durch die Haare, ehe ich auf die Uhr sah. “Mist.”
      “Hm?”
      “Ich hab Murphy schon wieder vergessen.”
      “Hab gehört der nimmt jetzt Reitstunden bei dir, wie schlägt er sich denn?”
      “Immer besser, hätte ich nicht gedacht.” Damit verschwand ich aus dem Büro und joggte- ja joggte, hinüber zum Stall. Dort stand Murphy schon mit einem fertig gesattelten Blue.
      “Wird ja auch Zeit”, warf er mir zerknirscht an den Kopf, löste den Führstrick aus der Trense und ging mir hinterher zum kleinen Reitplatz. “Aufsteigen und warmreiten”, wies ich ihn an und schaute Cayce dabei zu, wie er I’m a Playboy um sein inneres Bein traben ließ. “Wie macht der sich eigentlich?”, fragte ich ihn. Den Mixhengst, naja eigentlich war er kein Mix sondern eine anerkannte Rasse, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, geschweige denn schon einmal drauf gesessen.
      “Wird immer besser. Das Losrennen beim Aufsteigen hab ich so weit im Griff, dass er das zumindest bei mir nicht mehr macht. Ansonsten wird er immer lockerer. Der hört gut zu, strengt sich toll an.”
      “Das ist gut.” Playboy hatte ich aus Mitleid aufgenommen. Es gab einen großen Verkauf einer Bekannten, die auch den “Quartermix” zum Verkauf inseriert hatte. So richtig Interesse zeigte jedoch niemand an dem schicken Tier, weshalb ich ihn schließlich aufgenommen hatte. Was machte ein weiteres Pferd schon? Vielleicht würden er und die “Quartermix”stute Striga einmal tolle Fohlen produzieren. Apropos Striga… “Wann hat eigentlich einer zuletzt auf Striga gesessen?”, fragte ich Cayce, als er wieder an mir vorbei kam.
      “Weiß nicht, glaub vor einer Woche.”
      “Vor einer Woche?!” Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Wenn die Reitstunde mit Murphy erledigt war, konnte ich nicht mehr aus dem Büro rauskommen, bis die neuen Trainingspläne geschrieben waren.

      Ylvi
      Es klopfte leise an der Bürotür, Louis schmaler Kopf schob sich durch die Tür. “Genug für heute, komm. Die Pferde sind gesattelt, lass uns einen Ausritt machen!” Die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen. Ich klappte den Bildschirm zu und ließ mich von Louis an der Hand zur Haustür bringen. Draußen standen Kaya und Tschetan mit jeweils zwei Pferden am Strick. Fylgia trug einen Westernsattel, Valravn nur eine einfache Decke. Auch Sunka trug einen Westernsattel und für mich hatten sie Inyan fertig gemacht. “Nicht Gweny?” fragte ich verwirrt in Louis Richtung. “Es tut so gut Sunka wieder in der Nähe zu haben. Ich fühle mich auf ihm ebenso wohl wie Inyan.” Das konnte ich verstehen. Ich fühlte mich auf meiner Fylgia auch am wohlsten, diese schien ich jetzt allerdings so gut wie an Kaya “verloren” zu haben.
      Im Quartett verließen wir also den Hof. Im Wald mussten wir zunächst im Trott hintereinander her reiten. Erst als sich der Weg verbreiterte ließ ich Inyan neben Ravn laufen. “Caleb hat sich also verquatscht?” meinte ich neutral zu Tschetan. Dieser gab keine Regung, ließ mich einfach weiter erzählen. “Das mit dem Home Schooling, das wäre also nicht dein Fall?” Tschetan knirschte etwas mit den Zähnen. “Ich weiß es ist umständlich für euch uns zur Schule zu bringen. Die Idee ist ja wirklich cool. Aber ich würde meine Freunde aus der Schule wirklich vermissen. “
      “Wir hatten die Idee uns vielleicht eher darum zu bemühen eine Buslinie für die Kinder von Außerhalb zu organisieren. Was hälst du davon?” Er antwortete nicht in Worten, aber nickte und strahlte mir eifrig zu. Dann deutete er mit den Lippen auf seine Schwester “Ich weiß zu schätzen das du sie beschützen willst. Aber du behebst das Problem nicht indem du sie vor der Welt in Schutz nimmst.”beendete er den Satz leise. Als er das sagte klang er älter, sehr viel älter als seine 13 Sommer. Ich sah ihn an, nickte bedächtig. Er hatte Recht. Das hatte auch Louis schon einmal gesagt. Es waren indirekt auch Calebs Worte gewesen. Dell hatte sich diesbezüglich nicht geäußert, aber wenn ich ehrlich war, Dell sprach so etwas selten an. Dazu war er einfach zu charmant. Ich hoffte für ihn wirklich das er eines Tages vielleicht eine neue Liebe entdecken würde. Er hatte so viel zu geben...und manchmal erdrückte er seine Tochter damit. Manchmal konnte ich aber auch seine Blicke voller Schmerz sehen. Ich hatte nur ein Foto gesehen, doch hatte es genügt um zu erkennen wie ähnlich Betsy ihrer Mutter sah. Das Haar, ihre Gesichtszüge. Mit jedem Jahr würde diese Ähnlichkeit mehr werden, da war ich mir fast sicher. “Wo hängst du eigentlich wieder mit deinen Gedanken?”
      “Mhm?”
      “Ja ganz genau.” feixte Louis.
      “In den Wolken, das solltest du doch wissen.” lächelte ich ungeniert. Er zwinkerte mir zu, trieb Sunka dicht an Inyan heran, sodass sich unsere Knie berührten. Ließ mich dabei nicht aus den Augen. “Ich hab gefragt ob wir einen kleinen Galopp vagen sollen.” Ich gab keine Antwort stattdessen machte ich Gebrauch von Inyans hervorragender Ausbildung. Ich ließ den Wallach aus dem Schritt gelassen angaloppieren. Ein kleiner Seiten und Rückblick zeigte mir das auch bereits beide Kids im Galopp waren, Louis bildete mit Sunka das Schlusslicht. Um das Ex-Rennpferd nicht auf der Stelle rennen zu lassen, beschleunigte ich Inyan, Fylgia reihte sich neben uns ein. Ich sah das Strahlen auf Kayas Gesicht. Locker hielt sie die Zügel des Knotenhalfters in einer Hand, die andere lag auf ihrem Schenkel. Festbetoniert. Genauso saß sie im Sattel. Genau wie ihr Bruder. Ich hingegen hatte noch einiges zu tun. Am frühen Abend hatte ich, zum ersten Mal seit langem, eine Reitstunde bei Caleb. Ich konnte nur hoffen er würde mir keines der schweren Pferde unter den Hintern setzen. Eigentlich hatte ich mit einem meiner Pferde teilnehmen. Caleb hatte mir da allerdings den Wind aus den Segeln genommen. Auf den Wallach Cielos konnte ich wohl nicht hoffen.

      Caleb
      Schon seit einer Stunde saß ich wieder am Schreibtisch. Die Reitstunde mit Murhpy war wirklich gut gewesen, er wurde immer besser, strengte sich richtig an. Galoppiert war er heute allerdings noch nicht, auch wenn ich ihm das versprochen hatte. Morgen Nachmittag allerdings würde es dann soweit sein, sollte nicht schon wieder etwas dazwischen kommen.
      Mit den Paddockplänen war ich jetzt fertig, so dass nun eigentlich noch die Trainings- und Boxenpläne an der Reihe waren, aber dazu hatte ich absolut keine Lust, denn dass es mich heute morgen bei dieser einfachen Übung aus dem Sattel gehauen hatte und so viele das gesehen hatten, nagte an meinem Ego.
      Entschlossen klatschte ich mir auf die Oberschenkel, stand auf, nahm meinen Hut von der Fensterbank und ging nach draußen. Im Rausgehen schnappte ich mir meine Jacke vom Kleiderhaken hinter der Tür und marschierte in den Stall. In der Bewegung blieb ich plötzlich stehen. Cielos stand ja gar nicht hier im Stall, der war ja am Reitplatz. Wer hatte eben nochmal die Pläne überarbeitet? Ich mit Sicherheit nicht.
      Aus dem Stand machte ich also kehrt, stiefelte zum Reitplatz und fand den Wallach auf Anhieb im zweiten Paddock. Ich halfterte ihn auf, ging zum Stall, putzte und sattelte ihn, hängte ein Lasso an den Sattel und ging auf den Platz. Dort gurtete ich nach, ehe ich mich in den Sattel setzte.
      Nach ausgiebigem Aufwärmen testete ich ein paar Reiningmanöver an, wir waren ja nicht nur zum Spaß hier auf dem Platz. Nachdem er sich dort allerdings auch sehr gut anstellte, hielt ich ihn an und fing an, das Lasso vom Horn los zu machen und neben ihm zu schwingen. Gipsy blieb ruhig stehen, er kannte das ja schon. Eine Weile schwang ich das Lasso rechts und links neben ihm, ehe ich es über seinen Kopf hinweg nach vorne warf. Er spielte mit den Ohren, blieb allerdings ruhig stehen. Dann fing ich an, aus der Bewegung heraus zu werfen. Erst im Schritt, dann im Trab und schließlich auch im Galopp. Wir hatten gerade die Tonne aus dem Galopp gefangen und einen Sliding Stop hingelegt, da bemerkte ich Ylvi am Zaun. Wie lange sie wohl schon da stand?
      “Hast du meine Reitstunde vergessen?”, fragte sie mich sofort und ich schüttelte den Kopf, klopfte Gipsys Hals und löste das Lasso von der Tonne. “Ich darf Gipsy reiten?”, fragte mich Ylvi ungläubig.
      “Ich äh.. nein.. Geh dir Gangster (Gunners Styled Gangster) holen, ist hinten auf dem zweiten Paddock, neben HMJ Saintly.” Wieder sah sie mich ungläubig an.
      “Gangster? Bist du dir sicher?”
      “Wird Zeit, dass du mal was anspruchsvolles unter den Hintern bekommst”, antwortete ich ihr knapp und wickelte das Rope auf. “Wenn du fertig geputzt und gesattelt hast komm hier auf den Platz. Wenn du beim Satteln, besonders bei den Boots Probleme haben solltest, Laurence ist drüben im Stall beim Putzplatz.” Damit galoppierte ich wieder an und suchte mir eine andere Tonne auf dem Platz aus.

      Ylvi
      "Gangster, komm schon, das is doch jetzt nicht dein Ernst?" ich klopfte dem Pferd mittlerweile zum dritten Mal am Hinterbein herum. Keine Reaktion. Außer das er sich mit seinem vollen Gewicht auf dieses stellte. So ein Sturkopf! Also griff ich beherzt zwischen seine Sehnen, erschrocken schnellte das Bein mit einem Mal doch nach oben. So konnte ich den letzten Hinterhuf des Hengstes doch noch auskratzen.
      Schon das aus dem Paddock führen hatte sich als Abenteuerlich herausgestellt. Das machte mir wenig Hoffnung auf den Ausgang der Stunde. Etwas anspruchsvolles hatte Caeb gesagt. Hatte er damit aber STUR gemeint?
      Zumindest verlief das Satteln ohne weitere Probleme, nichtmal die Boots bereiteten mir Schwierigkeiten. Allerdings würden die Bügel wohl welche machen. Ich bekam sie nicht auf meine Länge. Ich begann also mit viel Gefummel die Fender abzufriemeln. "Ich glaube nicht, dass Caleb glücklich sein wird, wenn du ihm Equipment klaust." kommentierte Dells Stimme plötzlich hinter mir. Ich drehte mich um, zog einen Schmollmund. "Ich soll den doch Reiten. Aber ich krieg die Bügel nicht auf meine Länge! Wenn du mir kürzere besorgen würdest? Die von Inyans Sattel am besten."
      Dell ließ sich zum Glück nicht zweimal bitten, half mir das ganze Konstrukt wieder zusammen zu bauen. Schließlich war ich auf und davon.

      Ich hatte regelrechte schwitzige Hände, was nicht am Wetter direkt liegen konnte da ein stetiger Wind durch die Bäume säuselte. Es war der erste Unterricht seit Monaten. Natürlich hatte ich von Louis Lektionen auf Inyan und auch Ravn absolviert. Caleb hingegen war noch eine ganz andere Hausnummer. Als ich den Platz betrat, schien er das Training mit Gipsy beendet zu haben. Denn er saß nicht länger auf dem Wallach, sondern dieser war am Rande des Platzes angebunden. "Du bist reichlich spät."
      "Ich war Gezwungen die Fender zu Tauschen."
      "Ah ja, ich vergaß Stummelbeine."
      "Danke mach dich noch drüber lustig."
      "Na los, rauf mit dir."
      Ich stellte den Hengst neben mir auf. Warf die Zügel geordnet über das Horn, stellte den linken Fuß in meinen kurzen Bügel und schob mich in den Sattel. Gangster blieb seiner Ausbildung entsprechend völlig entspannt dabei stehen. "Good boy." lobte ich ihn mit meiner Stimme. Caleb begutachtete mich einen Moment skeptisch. Trat dann heran und klopfte auf mein Knie. "Raus aus den Bügeln." Ich legte den Fuß also ein ganzes Stück nach vorn, während Caleb geschäftig den Fender um zwei Löcher länger machte. Ich sah sein Gesicht nicht während er sprach, aber ich konnte das Lächeln hören. "Wir machen aus dir irgendwann auch noch ein Country Girl, Englisch Lady." Er ergriff meinen Fuß an der Wade, schob ihn in den Bügel zurück und half mir auch mit der anderen Seite. Ich fühlte mich gleich näher am Pferd, meine Füße waren lockerer. Ironischerweise, hätt ich wohl bei dieser Länge die anderen Fender behalten können.

      Caleb
      “Beim Westernreiten sind die Bügel immer viel länger, dachte das wüsstest du mittlerweile”, kommentierte ich das, was ich gerade tat und konnte Ylvi dabei beobachten, wie sie ihre Lippe vorschob. Das tat sie öfter, wenn ihr etwas nicht passte, sie aber dazu nichts weiter sagen wollte.
      Während ich Gangster (Gunners Styled Gangster) und Ylvi auf die ganze Bahn wegschickte, kam Dell an den Zaun und fragte mich ein paar Dinge wegen der Boxen. “Ist okay, die können heute Nacht draußen bleiben. Misten kannst du die Boxen also auch morgen noch.”
      “Oh das ist gut. Dann mach ich mich jetzt nämlich fertig. Ich hab Betsy versprochen mit ihr ins Kino zu fahren.”
      “Und jetzt wolltest du mich als buh- Mann hinstellen, wenn du noch hättest misten müssen? Ha, ich kann doch auch nichts dafür, dass du damit so langsam bist!” Ich sah ihn grinsend an, doch Dell schob die Lippe vor. Hatte er sich das etwa von Ylvi abgeschaut?
      “Nein, Caleb, ich äh…”
      “Ist schon gut. Habt einen schönen Abend ihr zwei.” Damit wandte ich mich wieder Ylvi zu, die irgendwie ihre Schwierigkeiten mit Gangster zu haben schien. “Ylvi was machst du da?”, fragte ich sie gerade heraus und sah ihre Versuche, ihn zum losgehen zu animieren.
      “Zuerst machst du die Beine dran. Feste. Nicht hochziehen, streck die Beine und mach die dran. Hand hoch, nicht annehmen, nur wenn er vorwärts geht. Dann nimmst du an und geh rückwärts, so weit wie er vor gegangen ist. Wenn der den Rücken nicht anspannt und den Kopf runter nimmt hau mal zu. Ylvi zuhauen!” Ich knirschte mit den Zähnen, ging auf die Beiden zu und nahm ohne Vorwarnung Ylvis Bein und haute es einmal mit Kraft gegen Gangsters Bauch. Dieser legte kurz die Ohren an, senkte aber nach einem abermaligen sehr festen Klopfen von Ylvi den Kopf. “Lockerlassen und losgehen. Wenn die Rübe hoch kommt, Beine ran und dann annehmen. Erst locker lassen wenn er nachgibt, kommt da nix, haust du zu… geh mal einfach ein paar Runden im Schritt und Reite ein paar Bahnfiguren, Trab kommt später.” Gangster war ein schlaues Kerlchen, er merkte sofort dass nicht ich es war, der da auf seinem Rücken saß und dass sein heutiger Reiter keine Sporen anhatte- Ylvi war heute zum ersten Mal auf dem Hengst und schien ein wenig unsicher. Zudem konnte der Schecke unglaublich stur sein. Mit dem Annehmen und Nachgeben hatte Ylvi für die nächsten Minuten genug zu tun.


      Ylvi
      Vorwärts, rückwärts. Ich war völlig verwirrt was Caleb jetzt eigentlich von mir wollte. Als er dann etwas energischer mit mir und dem Hengst sprach zuckte ich zusammen. Huh war ihm am Morgen eine Laus über die Leber gelaufen?
      Unsicher ließ ich den Hengst wieder antreten. Nutze die Pylonen um kleinere Volten zu reiten. Mit jedem Schritt machte ich mich vertrauter. Der Hengst schritt deutlich anders vorwärts. Er reagierte auf feinste Bewegungen meines Beckens. Jedes Mal wenn ich meine Oberschenkel anspannte, drehte Gangster mir ein Ohr zu. Deutlich auf Anweisungen wartend. Also probierte ich mich aus. Ließ ihn anhalten, ein zwei Schritte rückwärts und anschließend wieder vorwärts. Neben den Bahnfiguren fragte ich Gangster nach leichten lateralen Bewegungen um ihn über die Seitengänge zu gymnastizieren.

      Caleb
      Ich ließ Ylvi weitestgehend in Ruhe, solange sie keine Fehler machte. Sie war in ihrem Element, eins mit dem Pferd und schien die Außenwelt auszublenden. Gangster war ein anderes Kaliber. Nicht unbedingt feiner, aber sensibler und reagierte manchmal übertrieben auf die kleinsten Hilfen.
      Die Stunde verlief allerdings gut. Am Ende waren jedoch Ylvi als auch der Hengst klatschnass geschwitzt und schienen ziemlich fertig zu sein. Gipsy, den ich am Zaun angebunden hatte, freute sich darüber, dass ich mich wieder ihm zuwendete und ihn wieder mit zum Stall nahm. Dort sattelten wir beide Pferde ab, Gangster bekam eine Dusche und konnte noch ein wenig in der Sonne trocknen.
      “Ich glaube, den Muskelkater spür ich morgen noch”, sagte Ylvi scherzhaft. Ich nickte kurz, erwiderte ihr Lächeln, kümmerte mich dann jedoch um das Verstauen der Futtersäcke, die jemand hier in den Füßen hatte liegen lassen. War das nicht auch Dells Aufgabe gewesen? Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Er hatte sich einen schönen Abend mit seiner Tochter verdient. Betsy kam oft zu kurz, bei dem was hier immer alles los war. Da wollte ich ihm deshalb am nächsten Tag keinen Rüffel versetzen.
      “Wenn Gangster trocken ist bring ihn auf seinen Paddock zurück”, wies ich Ylvi als nächstes an und verschwand mit Gipsy um die Ecke, um auch ihn zurück auf die Koppel zu bringen.
      In meinem Kopf ging ich die Liste durch, die ich heute noch zu erledigen hatte. Es war gar nicht mehr so schrecklich viel. Heu zu den Rindern fahren und auf der Ferienranch vorbeischauen. Vielleicht konnte ich mir da Bellamy oder sogar Octavia mitnehmen, letztere war begeistert von der kleinen Ranch, auch wenn sie bisher noch nicht oft da gewesen war.

      Am nächsten Tag wollte ich mich nochmal um die Verkaufspferde kümmern und diese noch einmal durchreiten. Nur weil sie zum Verkauf standen hieß das nicht, dass sie sich einfach nur die Bäuche vollschlagen sollten. Anfangen tat ich mit Chapter 24, General’s Coming Home und Chocolate Shades. Geplant war für den Vormittag kein weiteres Pferd, aber das Training dauerte nicht lange, so dass ich noch zwei weitere Pferde, Citizen Fang und Whinney unterbekam.
      Ich aß in aller Ruhe Mittag und war unglaublich froh, dass wir nun eine Haushaltshilfe besaßen, die sich darum kümmerte, so dass ich nach einer kurzen Mittagsruhe nicht erst noch aufräumen und spülen musste, sondern mich gleich wieder aufs Pferd setzen konnte. Neben Picture of a Ghost und Verdine brachte ich Kisshimbye und Sweet like Chocolate in die Führanlage, ehe ich mir Cruel Twist of Fate schnappte und den jungen Wallach noch reiten konnte.
      Gegen Nachmittag war noch Abadon all Hope an der Reihe. Die anderen Verkaufspferde hatte ich mir in den letzten Tagen schon vorgeknüpft.

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      (leider ein doofer Storycut aus… Gründen, man oh man, dann gehts halt anders weiter :3)

      Mitte August

      An einem späteren, extrem heißen Sommerabend, gegen 20 Uhr saß ich im Büro und starrte auf eine Verkaufsseite. Neben Heza Bat Man, auf den ich schon lange ein Auge geworfen hatte, standen nun auf einmal auch alle Pferde von Johanna Röder zum Verkauf. HMJ8345’s Continental, How ‘Bout Moonies, Blanton’s Gentleman, Four Bar Chocolate Becks und auch Chapman, aber sobald ich auf die Anzeige klickte, wurde er mir schon als verkauft angezeigt. Ich seufzte, griff sofort zum Hörer und telefonierte gut zwei Stunden mit Johanna.
      Nach unserem Telefonat stand alles fest: Conti blieb schon einmal direkt bei uns und in den nächsten Tagen würden die drei Hengste hier eintrudeln… außerdem, so informierte mich gerade meine neue E-Mail vom Pferdehandel van Heeringen, hatte ich auch den Zuschlag für das schicke Paint Horse, Heza Bat Man bekommen.
      Auf meinem Stuhl hüpfte ich einmal kurz auf und ab. Yes! Damit konnte ich meine Startpferde für die Juturity um ein wirklich gutes, neue Pferd erweitern. Wie er sich wohl im Training machen würde?

      Schon früh am nächsten Morgen war ich dabei, auf dem Hengstpaddock ein wenig für Ordnung zu sorgen. GRH’s Unbroken Soul of a Devil sowie Small Town Dude erfreuten sich des doch noch kühlen Wetters und ließen ein paar Luftsprünge ab, als ich sie mit der Schubkarre aus dem Weg schubste. Auch Zues stand in der Sonne und rupfte ein paar schmale Grashalme aus dem Boden. Als er mich sah hob er den Kopf und stoppte kurz in der Kaubewegung
      Bei den Stuten sah es da schon anders aus. Cup Cake stand zusammen mit California Rose und Frosty Lagoon im Unterstand, während GRH’s Unbroken Magic sich ausgiebig wälzte. “Du bist ein Schwein. Gar keine feine Dame wie zum Beispiel Stormborn”, schmollte ich und knipste schnell ein Foto des Oreopferdes, ehe mein Blick zu Kholáya, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Snapper Little Lena und Tortured Witch HMJ 6693 glitt. Witch würde ich eventuell mit Conti zusammenstellen, so müssten sich die beiden Stuten vielleicht sogar noch kennen.

      Wenig später schaute ich bei Ginny my Love, GRH’s Aquila T Mistery und Lovin’ Out Loud vorbei. Ginny hatte ich samt Fohlen in der vergangenen Nacht reingeholt, da die Stute nicht so fit schien. Da sie heute Morgen allerdings wieder super aussah, verlud ich sie kurzerhand zusammen mit Aquila und Lol in den Hänger, um sie wieder zurück zur Stutenkoppel zu bringen. Ab Morgen würden wir damit beginnen, die Fohlen abzusetzen. Dazu würde ich alle Pferde wieder an den Hof holen und sie auf die Paddocks verteilen. Da sie so viel Gesellschaft hatten und sich auf der Koppel auch schon ziemlich weit von den Müttern entfernten, rechnete ich nicht mit einem großen Drama.
      Wieder am Hof angekommen sah ich Cayce mit Till Death auf dem Platz. Laurence saß auf Chocolate Dream und Bellamy stand am Rand, hielt GRH’s Bellas Dun Gotta Gun in der einen, Hollywoods Silver Dream in der anderen Hand fest. “Reitet einer von euch heute noch Nachtschwärmer mit?”, fragte ich in die Runde und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller auf dem Platz auf mich gezogen. Cayce nickte.
      “Klar, kann ich machen. Sonst noch wen außer der Reihe?”
      “Nein, nur ihn. Ich helf Octavia gleich noch ein bisschen bei ihren Pferden. Die anderen sind für heute versorgt oder haben frei. Außerdem sollen gegen Abend die neuen Pferde kommen.”
      Cayce nickte und trieb Till wieder an. Der Hengst machte sich gut, geritten wurde er von jedem gerne und ich war wirklich froh, dass ich doch endlich die Chance bekommen hatte, ihn zu mir zu nehmen.
      Im Stalltrakt von Octavia angekommen staunte ich nicht schlecht, als dort eine kleine schwarz gescheckte Stute stand.
      “Das ist Breia LDS, kurz Nini. Ein Stutfohlen von Skrudur und Bree. Ist vor ein paar Tagen angekommen. Ich wollte dich fragen, ob ich sie zu den anderen Fohlen stellen kann, wenn du die morgen hier rüber zur Ranch holst.”
      Ich musste ja schon sagen… eigentlich bekam ich alles mit, was hier auf meinem Hof passierte. Wieso hatte ich das nicht mitbekommen?
      “Caleb du musst schon was sagen, schau mich nicht so geschockt an!”, meinte Octavia und sah nun etwas verunsichert zu mir herüber.
      “Ja.. ja klar. Ich hab nur gar nicht mitbekommen, dass du ein Pferd gekauft hast. Vor allem nicht so einen.. Mix.”
      “So ein Mix ist sie gar nicht. Der ist anerkannt als Zelter. Google das mal.”
      Ich schmunzelte. “Ja mach ich die Tage.. wobei brauchst du Hilfe?”
      Octavia drehte sich auf der Stelle herum und marschierte zum Ausgang des Stalles, kreuzte den Hof und ging auf ihre Paddocks zu. “Ich hätte gerne die Rennpferde wieder an der Rennbahn. Ich habe einen Jockey gefunden und bräuchte deine Hilfe beim Verladen.”
      Im Kopf ging ich die Pferde einmal durch, ehe ich nickte. “Wer so0ll denn alles mit?”
      “Drama Baby, Tigres Eye, Peacful Redemption und Wildfire xx. Culain kommt auch mit rüber, der wird jetzt angeritten und Tasmania hätte ich gerne als Track Pony dabei.”
      “Und was ist mit Pria?”
      “Priamos Ruffia Kincsem soll keine Rennen mehr laufen. Ich würde aus ihr eventuell nächstes Jahr noch ein Fohlen ziehen und ansonsten darf sie ihren Vorruhestand genießen, indem sie ein Geländepferdchen für mich wird. Mal schauen, was man aus ihr noch so rausholen kann.”
      Ich nickte, konnte sie bei ihrer Entscheidung voll verstehen. “Was hast du denn mit den anderen Pferden so vor?”, fragte ich dann und blickte zu ihr rüber, während wir schon die ersten Pferde mit zum Stall holten und zum Transport fertig machten.
      “Mit Magic Lanijos bin ich mir noch immer nicht so ganz sicher, auch nicht mit Ceara Isleen… Dakota ist ja Bellamy, der sollte sie nur mal öfter reiten. Mit Pocahontas habe ich ja erst kürzlich einen Springkurs gemacht. Die entwickelt sich super, braucht aber genügend Zeit zum Verarbeiten. Raspberry… klar. Dazu brauch ich nichts weiter zu sagen- und Absolute Bullet Proof muss ich auch mal wieder weiter trainieren… wo bleibt nur immer die verdammte Zeit?”
      Ich lachte, Octavia stimmte mit ein. Tja, wo blieb nur immer die verdammte Zeit?

      Wieder im Büro angekommen zückte ich mein Handy und wollte mir die neusten Pferdeanzeigen anschauen, rief dabei sogar eine Person für genauere Infos an.
      Lange konnte ich mich allerdings nicht am Telefon aufhalten, denn die Pferde von Johanna kamen gerade an.
      Ich seufzte, legte in aller Eile auf und sprang auf die Beine, um nach draußen zu gehen und die drei Pferde in Empfang zu nehmen; Conti war durch ihr Training ja sowieso schon bei uns. Ich freute mich, dass sie bleiben durfte und für ihr Leben nun ein Zuhause gefunden hatte, welches für immer das Ihre sein würde.
      Während Nic (How ‘Bout Moonies) irgendwie etwas zerpflückt aussah, stellten sich Four Bar Chocolate Becks und Blanton’s Gentleman, der schnell den Spitznamen Plankton bekam, als wirklich super gut gepflegte Pferde heraus. Was mit Nic passiert war würde ich in nächster Zeit noch in Erfahrung bringen.

      Am nächsten Morgen war es dann so weit. Die Fohlen würden abgesetzt werden. Dazu war ich mit fast allen meinen Mitarbeitern und den Trailern zur Weide gefahren, hatte alle Tiere aufgeladen und nun waren wir an der Ranch angekommen, ließen die Pferde aus den Trucks auf den Reitplatz, um sie dort zu sortieren. Die drei Jungpferde Dignity, Ace und Kat hatten wir ebenfalls mitgebracht, denn sie würden mit dazu kommen.
      Nachdem sich die Pferde nun etwas beruhigt hatten trennten wir die Stuten von den Fohlen und brachten die erwachsenen Tiere auf eine der hinteren Paddocks, die Fohlen und Jungpferde schließlich auf einen großen Paddock nahe des Hauses.
      Die erste Nacht war für alle ein wenig unruhig. Die Fohlen waren nicht gerade begeistert, dass sie nicht mehr so viel Platz und vor allem ihre Mamas nicht mehr um sich hatten, doch sie würden es schon überleben.
      Ein paar Tage später sah die Sache schon wieder anders aus. Die Fohlen hatten sich eingelebt und lernten alle nach und nach das Fohlen ABC. Erst wenn sie dieses wirklich aus dem FF beherrschten, würden sie wieder auf eine der großen Koppeln kommen, bis zum nächsten Jahr, wenn sie wieder genau hier mit den den Fohlen des nächsten Jahres landen würden.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Laurence und Birk zusammen auf dem Platz. Er nahm seine Aufgabe wirklich genau und es freute ich, dass die beiden immer mehr zusammenwuchsen. Auch, wenn er nichts davon wusste, dass der Hengst bei uns bleiben würde.

      Etwa drei Wochen später war es so weit und einige Fohlen sollten den Weg in ein neues Zuhause finden. Dies war leichter gesagt als getan, denn es taten sich Probleme auf. Pamina, die eigentlich an Zion gehen sollte, konnte aufgrund der Reitsportaufgabe nicht mehr umziehen. Und auch General Pleasure hatte kein Glück, denn neben ihm, der jetzt bleiben musste, war ich auch gezwungen Bittersweet Temptation erneut aufzunehmen. Der mittlerweile Wallach sah fast aus wie unser neue Hengst Small Town Dude, was ihn jedoch nicht davor bewahrte, wieder zu uns zurückkommen zu müssen.
      Wer allerdings ein tolles neue Zuhause bekommen würde, zum Glück eine Person, die zu ihrem Wort stehen konnte und die keine plötzlichen Schicksalsschläge hatte erleiden müssen, war Tiara Evergreen. Zu ihr würden nicht nur Shark und Daisy umziehen, sondern auch Chapter, Picture of a Ghost und Kisshimbye. Letztere war schon einmal im Besitz ihrer Mutter gewesen, die keine schlechte Arbeit mit ihr geleistet hatte.
      Ob alle Entscheidungen, die ich in den letzten Tagen getroffen hatte die richtigen waren? Das würde sich zeigen.
    • Veija
      Tiaras Besuch auf Bow River
      November 2020, by Sosox3 & Veija
      Tiara | Der Flug war holprig gewesen und Caleb hatte mir heute Nacht um 4 noch mein Zimmer gezeigt, wo ich die nächste Zeit schlafen würde. Verschlafen rieb ich mir die Augen und stand so langsam auf. Zuhause wäre ich schon längst bei den Pferden gewesen und hätte mit den ersten schon in die Halle gemusst. Ich sah auf meine Uhr und richtete mich dann auf. Es blieb mir nicht aus mich zu strecken und steckte mir die Haare zu einem Dutt hoch. Ein Seufzen verließ meine Lippen und ich schritt aus der Tür raus. Der Weg zum Frühstücksraum gestaltete sich als ziemlich einfach und ich fand den Raum ziemlich schnell. Als ich jedoch die ganzen Jungs darin sah, stockte mir kurz der Atem. “Guten Morgen, Jungs”, versuchte ich mich locker zu machen und sah suchend nach Caleb.

      Cayce | Am frühen Morgen nach dem Aufstehen hatte ich bereits ein paar Pferden das Kraftfutter gegeben, sie auf die Koppeln und Paddocks gebracht und die Boxen gemistet. Ich wollte Caleb ein wenig Arbeit ersparen, da er heute Nacht erst um vier Uhr zurückgekommen war. So konnte er ruhigen Gewissens ausschlafen, was er jedoch vermutlich ohnehin getan hätte.
      Nach der Arbeit ging ich ins Haupthaus, in dem es schon wunderbar nach Waffeln roch. Die Haushaltshilfe machte eigentlich nie Waffeln, es sei denn wir hatten Besuch. Hatte ich etwas verpasst? Als ich ins Esszimmer ging, saßen dort die üblichen verdächtigen und stopften sich schon die Bäuche voll. Caleb fehlte natürlich. Auch der vermeintliche Gast, der jedoch wenig später den Raum betrat und uns grüßte. Mit gefüllten Backen sah ich auf und erwiderte ihren Gruß. Auch die anderen Jungs murmelten etwas, ehe wir uns alle kurz ansahen. Bevor die peinliche Stille jedoch unerträglich wurde, stand Octavia mit Bellamy in der Tür. “Tiara!”, sagten Beide fast gleichzeitig und umarmten sie kurz. “Schön, dass du es nochmal zu uns geschafft hast. Komm, setz dich… Travis mach Platz”, sagte Octavia und schlug Travis gegen den Arm, der murrend seinen Teller schnappte und Platz machte.

      Tiara | “Hey”, sagte ich zu O und Bellamy und wandte mich direkt zu den beiden. Ich schlängelte mich an den Jungs vorbei und nahm Octavia erst einmal in den Arm. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen und sah dann zu dem blonden jungen Mann, der mir soeben Platz gemacht hatte. “Dankeschön, Trav….or?”, sagte ich vorsichtig. Ich hatte vorhin nicht richtig zugehört und mich nur auf den Ruf meines Namens konzentriert. “Erzähl mal, wie läuft’s mit den Mustangs? Quisqui sieht man ja ab und an auf einem Turnier. Wie macht sich Tweekay?”, O sprudelte nur so und ich konnte nachvollziehen, warum das der Fall war. Tweekay war mal in dem Besitz der beiden gewesen und ich hatte schon ein paar Fortschritte mit ihm gemacht, aber ans reiten war nicht zu denken. “Es läuft eher schleppend… Meine Eltern sind nicht mehr so begeistert und wollen mich nicht mehr so gerne auf dem Hof haben, aber Tweekay geht’s gut. Ihn kann man jetzt mittlerweile führen, ohne, dass er versucht einen dabei umzubringen.” Harte Arbeit und langer Weg aber meine Geduld hatte sich ausgezahlt.

      Cayce | Tiara also… von ihr hatte ich doch schon einmal gehört. “Travis”, korrigierte Trav Tiara, die ihn so eben noch Trevor genannt hatte- eigentlich auch ein ganz cooler Name. Während sie so mit Octavia redete aß ich weiter meine Waffeln und bedankte mich, als ich Nachschub bekam. Auch Tiara wurde ein Teller gereicht, so dass nun nur noch Caleb, Brian, Aimee, Dell und Betsy fehlten. Aber die würden vermutlich alle später frühstückten.
      Beim Mustangthema horchte ich auf, hörte aufmerksam zu. Kurz überlegte ich, ob ich Tweekay kannte, war mir da aber nicht so sicher.
      “Wieso wollen deine Eltern dich nicht mehr auf dem Hof haben?”, fragte O unseren Gast und alle Anwesenden am Tisch warteten gespannt auf ihre Antwort.

      Tiara | “Ist eine gar nicht so spektakuläre Geschichte. Wir haben ja einen Praktikanten da, ganz netter Junge, sehr bemüht und 3 Jahre älter als ich. Anfangs konnte ich ihn nicht gebrauchen, jetzt jedoch kümmert er sich gerade um meine Pferde. Ich hab mich in der letzten Zeit mehr auf mein Training und das Training meiner Pferde konzentriert und meine Eltern finden es nicht so gut, dass ich kein Geld ins Haus bringe und wollen jetzt entweder, dass ich mehr Aufträge annehme oder aber Boxenmiete für meine Pferde zahlen soll. Ich schau mich also jetzt nach was eigenem um. Und hole Alex dann als Unterstützung mit”, erklärte ich meine Situation. Ein wenig kindisch war das ganze schon … wie fast jede unserer Familiendiskussionen. Die Waffeln schmeckten echt lecker und ich hatte ziemlich schnell den Teller leer. Ich sah noch einmal zu meiner rechten und sah einen ziemlich genervten Travis neben mir, der nur noch die Augen rollte. “Das hab ich gesehen”, sagte ich zu ihm und sah ihn gespielt sauer an. O hatte ich ziemlich lieb gewonnen und wusste, dass sie Whiskey vor noch gar nicht allzulanger Zeit zu Brooke gegeben hatte. “Achja O, Whiskey ist jetzt gekört macht sich Prima, der kleine Psycho.”

      Cayce | Ich überlegte. War nicht vor kurzem eine Ranch hier in der Nähe zu verkaufen gewesen? “Hier in der Nähe ist eine kleine Ranch zu verkaufen.. ich weiß ja nicht, welche Ansprüche du hast, aber Caleb oder ich könnten mit dir bestimmt einmal rüberfahren und sie anschauen… falls Kanada für dich in Frage käme”, meinte ich schulterzuckend und stopfte mir den Rest meiner Waffel in den Mund. Nun war mein Teller auch leer. Tiara nickte, ehe sie sich an Travis wandte. Was sie mit ihm hatte, da wurde ich nicht schlau draus.
      “Oh Whiskey?! Das ist toll, das freut mich! Du musst dir unbedingt später meine Pferde anschauen… ich hab sogar einen Zeltermix, den hab ich mir irgendwie andrehen lassen. Was ich mit Nini soll, bin ich mir noch nicht sicher.. aber hübsch ist sie- und eine Tochter von Bree und Skrudur!” Tiara grinste, schien die beiden Eltern wohl zu kennen.
      Ich stand derweil auf, brachte meinen Teller in die Spülmaschine und nahm meinen Hut von der Anrichte. “Lass es mich wissen, wenn du dir die Ranch anschauen möchtest”, sagte ich zu, nickte ihr einmal zu und verließ dann den Raum.

      Tiara | Ich sah neugierig auf, als Cayce von der Ranch sprach. "Das… Das wäre super!" Vor meinem Inneren Auge hatte ich mir schon alles ausgemalt und ich grinste nun vor mich her. "Was ist denn ein Zelter?", fragte ich Octavia und sah sie fragend an. Ich kannte Traber und Isländer, aber ich wusste nicht, was ein Zelter ist. Ich verfolgte noch kurz unser Gespräch ehe ich mich zur Spülmaschine aufmachte und meinen Teller samt Besteck rein räumte. Das Anwesen war riesig und ich würde später nochmal die Zeit haben mir alles gut anzuschauen. Ich stolperte fast über meine eigenen Füße und das wäre jetzt echt das letzte was ich gebrauchen konnte. Wo steckte Caleb eigentlich, er könnte mir ruhig mal alles zeigen, wenn er mich schon mit zu sich auf den Hof nahm. Ich hoffte, mich hatte keiner gesehen, wie ich fast den Boden küsste und rappelte mich wieder auf.

      Caleb | “Ein Zelter…”, mischte ich mich ins Gespräch ein, welches ich eine Weile vom Flur aus belauscht hatte. “... ist ein Mix aus zwei Gangpferderassen. Den Sinn versteh ich zwar nicht, aber für manche macht das wohl Sinn.” Dabei streckte ich Octavia die Zunge heraus und bekam nicht mit, weshalb Os Blick an mir vorbeiflog, sie zunächst panisch schaute, dann aber in schallendes Gelächter ausbrach. Tiara warf ihr einen gemeinen Blick zu, ehe sich beide wieder normale ansahen. Weiber… “Willst du zu erst mit O ihre Pferde anschauen oder soll ich dir erst den Rest der Ranch, bis auf Os Pferde, zeigen?”

      Tiara | "Aaachso", sagte ich verwirrt zu Caleb. "Aber heey, da bist du ja! Zeig mir ruhig erst die Ranch und dann zeigt O mir ihre Pferde und dann sagst du mir wo ich mit anpacken kann", grinste ich ihn an. Warum waren Männer eigentlich immer so ernst? Fing ja heute schon gut an. Erst Travis und jetzt Caleb. Die scheinen alle keinen Spaß am Morgen zu haben. Ich philosophierte noch ein wenig ehe ich mich verabschiedete und mich hastig zu meinem Zimmer begab. Ich zog mich um, das was ich auch immer bei uns am Stall anhatte. Das konnte auch dreckig werden, obwohl es gut kombiniert war.

      Caleb | “Okay dann machen wir das so”, antwortete ich auf ihre Aussage und nahm mir aus dem Schrank einen extra großen Thermobecher, in den ich mir Kaffee füllte. Tiara verschwand, würde sich wohl umziehen gehen.
      Ich derweil setzte mich noch kurz an den Tisch, besprach mit Cayce und Laurence ein paar Dinge des heutigen Tages, stopfte mir eine Waffel in den Mund und sah Tiara mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ihre Outfits waren immer… top kombiniert. Sollte ich sie damit Ställe ausmisten lassen, damit die anderen was zu lachen hatten? Vielleicht in den nächsten Tagen.. heute wollte ich noch nett sein.
      Wir gingen also auf den Hof und steuerten sofort meinen roten Pick Up an. “Ich dachte, du wolltest mir den Hof zeigen?”, fragte mich Tiara unsicher, öffnete jedoch die Beifahrertür und setzte sich in den Truck.
      “Exakt, aber meinst du ich lauf alles ab?” Dann fuhr ich los. Zeigte ihr die beiden Reitplätze, die beiden Round Pens, die Halle, die Ställe, die Paddocks. Alles, was sie eh schon gesehen hatte, als sie mit Valhalla auf dem Reiningkurs gewesen war. Neu war allerdings, dass die Fohlen nun abgesetzt und in einer großen Gruppe hier am Hof standen. Dorthin fuhr ich als letztes- die Rinder und großen Weiden würde ich ihr ein andermal zeigen.
      “Hier stehen auch deine beiden Fohlen… oder waren die für deine Mutter?”

      Tiara | "Du hast so ein großes Anwesen… Ich bin neidisch!", sagte ich mit großen Augen und sah ihn an, als er mit mir die Ställe abfuhr. Er sah nur kurz rüber und konzentrierte sich dann weiter auf die Rundfahrt. Ich hatte das vorletzte Treffen nicht vergessen und war von seinem Können noch immer begeistert." Die Fohlen sind meiner Mutter… wobei ich mir es gerade anders überlege und ihr nur eins mitbringe." "Wie? Nur eins mitbringen?" Ich sah seinen Blick aus dem Augenwinkel und grinste nur. "Wir hatten einen Deal!" "Ich hab nie gesagt, dass ich das andere nicht nehme. Nur, dass ich es nicht ihr bringen werde."

      Caleb | “Und wen willst du für dich behalten? Stute oder Hengst, Daisy oder Shark?”, fragte ich sie doch bekam nicht sofort eine Antwort. Viel mehr war sie gerade damit beschäftigt, zu erst Daisy über die Nase zu streichen, dann Shark. Ich weiß gar nicht mehr wie die Rufnamen entstanden sind. Irgendwie war das bei Daisy einfach so passiert. BR Lovely Gun… Daisy… das passte einfach.
      Und Shark? Tja, Shark hatte in seiner Scheckung eine Flosse, die der eines Haies unglaublich ähnlich sah. Charakterlich strahlte er durch seinen Kampfgeist. Daisy glänzte durch ihren will to please und dem Menschen alles Recht zu machen. Wer war da wohl eher geeignet für Tiara?

      Tiara | "Shark. Er hat den Kampfgeist. Ich will meiner Mutter nicht so einen Brocken geben, wenn er mal groß ist. Der hat eine gute Zukunft vor sich." Caleb nickte. "Gute Entscheidung." "Und was steht jetzt an?" Ich war etwas Ungeduldig. Lag vielleicht auch daran, dass ich auf jemanden ein Auge geworfen hatte. Warum hatte ich auch so einen Faible für Typen die einen auf Hard to Get taten. Ich sah Shark noch einen Moment an und kraulte ihm dann den Rücken. Der kleine war schon gut gewachsen und ging mir nun bis über die Hüfte mit seinem Stockmaß. "Was macht Travis eigentlich hier bei dir auf dem Hof?"

      Caleb | “Ich würde Daisy sofort behalten. Aber verkauft ist verkauft”, sagte ich verlegen und fuhr mir einmal mit der linken Hand an den Hut.
      “Travis?”, fragte ich sie etwas ungläubig. “Der ist immer da, wo Octavia ist. Ich weiß nicht ob er ein Auge auf sie geworfen hat.. Murphy ist da ja auch noch im Rennen.” Ich lachte, sah wie sich ihre Miene kurz verzog. “Wir gehen gleich zu O und Trav, aber hast du die anderen Fohlen gesehen? Mir sind leider Käufer abgesprungen, ich hab noch einiges zum Verkauf… da hinten der Dunskin Appaloosa, BR Heart N’ Soul, von Hollywoods Silver Dream aus der Baby Doll Melody, tolles Kerlchen… oder Nima, die kleine Rappstute. Von Alan aus der Sue. Sollte eigentlich zu Juna oder Luna nach Österreich, daraus wurde dann aber nichts mehr… und General Pleasure, von General’s Coming Home aus der Crow sollte zu Zion, sie hat den Verkauf aber auch annuliert...und die blonde, die Bella so ähnlich sieht ist tatsächlich ihre Tochter. Papa ist Alan. Der helle mit den dunklen Beinen ist McDreamy, von Hollywoods Silver Dream und Heretic Anthem… vielleicht behalt ich den auch, wird mal ein guter Reiner durch den Papa… und Queen. Ziehfohlen von Heretic Anthem nachdem Face Down ja gestorben war… na, Interesse an einem für deine neue Ranch? Ich hab auch noch einige Pferde ab 3 Jahren aufwärts, die im Training sind.” Wieder lachte ich. Verkaufen? Das konnte ich… dabei fiel mir ein, dass die beiden Fohlen und auch die anderen Pferde für Tiaras Mutter noch gar nicht bezahlt waren.

      Tiara | "Ich hab leider mehr Interesse an den Mustangs, aber ich schau mal, was ich tun kann.”, murmelte ich. Ich sah über die Weide der Absetzer und schaute mir jedes vorgestellte Fohlen an. Sie waren alle toll, aus guten Linien, aber ich hatte momentan schon genug um die Ohren. “Caleb… ich habe gehört, dass hier in der Nähe eine Ranch verkauft wird. Weißt du ob da was dran ist?” Die Neugier hatte mich gepackt und ich sah den großen Blonden gespannt an. Es war schon wieder ziemlich frisch in dieser Septemberwoche und ich hätte mich deutlich wärmer anziehen sollen, jetzt fröstelte es mich und ich hatte die meiste Zeit Gänsehaut an den Oberarmen und zitterte ab und zu hörbar. Morgen wäre ich höchstwahrscheinlich krank und liege im Bett.

      Caleb | “Ja genau, hab das ganz kurz am Rande vor ein paar Tagen mitbekommen. Lass uns kurz zu O und Trav gehen, du ziehst dir was wärmeres an und dann fahren wir rüber. Der Besitzer, ein älterer Mann, ist eigentlich immer da. Er verkauft das Anwesen weil seine Kinder in die Stadt gezogen sind und seine Frau schon vor einer ganzen Weile gestorben ist. Da sieht es zwar aus wie Kraut und Rüben, weil da schon seit Jahren kein Vieh mehr gehalten wird, aber wenn du dir die Arbeit antun willst und dort aufräumst und alles auf Vordermann bringst, hast du eine tolle, kleine Ranch.”
      Ich wartete ihre Antwort kurz ab, ehe wir uns auf den Weg zum Stalltrakt machten, in dem die Pferde von Octavia standen. Travis, Murphy und auch O waren fleißig dabei, die Boxen zu misten. Die Pferde befanden sich schon fast alle draußen. “Caleb du kommst mir gerade Recht, können du und Tiara die restlichen Pferde rausbringen? Wildfire xx, Peacful Redemption, Tigres Eye und Birk?”
      Ich nickte. “Klar.”

      Tiara | “Viel Arbeit bedeutet niedrigerer Preis”, grinste ich. Mir war bewusst, wie viel Arbeit das werden konnte. So war es bei unserem jetzigen Stall ja auch gewesen. Dad hatte so viel Arbeit reingesteckt und Mom machte gerade alles kaputt. Brav wie ein Hund folgte ich Caleb in den Stalltrakt und sah mir im Vorbeigehen die Pferde an, die noch in den Boxen standen, bis wir bei den dreien angekommen waren. Ich sah zu Caleb, der sich die Halfter schnappte und mir gleich zwei davon entgegen streckte. “Und welche nehm ich jetzt?”, fragte ich ihn verwirrt. Das größere Halfter konnte nur dem Kaltblut gehören, aber das andere konnte ich nicht zuordnen. “Das ist von Peacful Redemption.” Ich versuchte die Stimme zu zuordnen und sah dem Blonden gleich ins Gesicht. “Danke.” Mein Gemurmel konnte man kaum verstehen und ich nahm mir erst Birk und dann Clyde.

      Caleb | Tiara konnte Clyde und Birk zusammen nach draußen führen, während ich mir als erstes Wildfire schnappte. Zusammen brachten wir die drei Hengste nach draußen, ehe wir nochmals in den Stall gingen und ich mir die schöne Rappstute Tigres Eye ans Halfter nahm. Sie kam raus zu den Stuten. Wieder im Stall angekommen unterhielten wir uns noch kurz mit O und Trav, ehe wir noch zu meinem kleinen Sorgenkind gingen. “Vom HMJ hast du was mitbekommen, oder?” Tiara nickte. “Das hier ist einer, HMJ Saintly. Hat sich schon gut gemacht- und dass das HMJ verlängert wurde kommt mir ungemein zu Gute. So habe ich noch mehr Zeit ihn auszubilden.”
      “Ein tolles Pferd, passt farblich zu deinen anderen.” Ich nickte. Farblich passte er wie die Faust aufs Auge.
      “Magst du dir noch was wärmeres anziehen, ehe wir rüber zur Ranch
      fahren?”

      Tiara | “Ja, bitte. Ist doch kühler hier, als ich dachte.” Caleb blieb heute ziemlich wortkarg. Ich bekam nur ein kurzes Nicken und schon stiegen wir ins Auto um rüber zum Haus zu fahren, wo ich mir schnell einen weißen, flauschigen Pullover schnappte, der mich dann garantiert warm halten sollte. Ich beeilte mich die Treppe runter, stolperte wieder fast und sah beim Aufrappeln in Cayce Augen. “So im Stress?” Sein Grinsen wurde breiter und ich richtete mich auf. “Ich will Caleb nicht warten lassen.” Mehr als ein Lachen vernahm ich nicht und ging zurück zum Auto. “Bist du soweit?” Ich nickte Hastig und schnallte mich an. Ein Ding, das ich aus Deutschland im Kopf hatte und immer wieder das Problem in anderen Ländern belächelt zu werden.

      Caleb | Ich startete den Truck und wie verließen über die lange Einfahrt meine Ranch. So ganz nebenan war das zum Verkauf stehende Anwesen nicht. Nach einer guten halben Stunde kamen wir dort an, fuhren durch das Eingangstor und auf den Hof vor dem Haupthaus. Schon von hier sahen wir, dass die Zäune repariert werden müssten, bevor jemals nochmal ein Pferd drauf dürfte. Das Gras stand hoch, die Bäume und Hecken wucherten ziemlich alles zu. Tiaras Blick wirkte zerknirscht, doch ich beschwichtigte sie sofort. “Wenn die Stallungen und das Haus intakt sind, ist das hier doch kein Problem. Ein paar Tage Arbeit und.. die Hecken sind weg, das Gras gemäht. Zäune kann man aufbauen.”
      Wirklich zufrieden schien sie damit nicht. Ich schätzte sie auch so ein, dass sie alles perfekt haben wollte. Das ging allerdings nicht, ohne Arbeit reinzustecken. Dafür war die Ranch günstig.
      Ich stieg aus und ging zur Haustür. Tiara folgte mir und lief fast in mich hinein, da ich wieder einen Schritt nach hinten gemacht hatte, um nicht mit der Nase an der Tür zu kleben. Sie allerdings hatte den Blick nach hinten gerichtet und dies gar nicht bemerkt. Ich räusperte mich kurz, sah dann aber jedoch zur geöffneten Haustür hoch, an der nun der alte, er war wirklich alt, Besitzer der Ranch stand. “Hallo ich bin Caleb, wir haben telefoniert. Das hier ist Tiara, sie interessiert sich für die Ranch.”
      “Caleb, schön sie kennen zu lernen- und sie natürlich auch, Tiara. Es freut mich, dass die Ranch eventuell in den Besitz eines bereits ansässigen geht.”
      Ich lächelte kurz. “Tiara kommt zwar nicht von hier, aber wie du bereits weißt, wohne ich drüben auf Bow River. Tiara hat mich schon ein paar Mal besucht und sich in unser schönes Land verliebt- deshalb will sie jetzt hier bleiben.”
      “Das ist schön. Ich hole mir noch gerade eine Jacke, dann können wir den Rundgang starten.”

      Tiara | Es schien wirklich viel Arbeit zu sein, die auf mich wartete. Noch war ich alleine, wenn ich die Ranch übernehmen sollte. Mit Alex hatte ich noch nicht gesprochen, ich wusste also auch noch nicht ob er mitkommen würde. Arbeiter hatte ich auch noch keine und auch sonst würde ich erstmal vor dem nichts stehen. Aber hey. Ich hätte dann nette Nachbarn. Als der ältere Herr sich seine Jacke übergezogen hatte, führte er uns ziemlich langsam, so wie es seine alten Knochen es noch schafften, zu den ersten Stallungen.
      Die Boxen waren in einem guten Zustand, das Holz war gepflegt, nicht marode. Die Wände müssten gestrichen werden, die Sattelkammer war in einem einwandfreien Zustand nur das Dach machte mir etwas sorgen. “Caleb, können wir gleich kurz reden?”, fragte ich ihn mit einem besorgten Blick. Caleb nickte, doch wir sahen uns noch die anderen Gebäude an, die in einer noch weniger Guten Verfassung waren. Die Aufteilung an sich gefiel mir jedoch ganz gut.
      “Ich weiß ja, dass hier viel arbeit reingesteckt werden muss, aber ich hab gehört, Dächer sind teuer. Also sie zu erneuern oder zu reparieren… In die Reithalle muss neuer Boden und der ganze Kleinkram hier muss auch noch gemacht werden”, ich hatte meine Bedenken geäußert und wartete nun auf seine Antwort. Wir standen ein wenig abseits und ich war froh, dass er mit dabei war, denn ich konnte zu schlecht so große Entscheidungen alleine treffen.

      Caleb | Während des Rundgangs erzählte der Mann immer wieder von der Zeit, als seine Frau noch lebte und die Ranch voller Pferde gewesen war. Allein durch seine Erzählungen entstand ein Bild vor meinem inneren Auge, wie schön es einmal hier gewesen sein muss.
      Nach der Führung nahm mich Tiara beiseite, erklärte mir ihre Bedenken. Ich überlegte kurz. “Ich kann von Bow River vielleicht etwas Geld übrig machen, zumindest um das Dach schon einmal zu reparieren und den Sand in der Hall auszutauschen… dann könntest du Kundenpferde trainieren, das bringt Geld ein- und dann Stück für Stück umbauen und ausbauen und wenn alles läuft, kannst du mir das Geld zurückzahlen- oder hilfst eben bei mir mit, wenn ich Hilfe brauche… es ist viel Arbeit, ja. Es ist viel Geld, ja. Wenn du das hier willst helfe ich dir gerne, aber sei dir von vornherein sicher, dass du dann auch hier bleibst und nicht im Endeffekt alles umsonst war.”

      Tiara | Ich sah ihn mit großen Augen an. Das war ein großes Entgegenkommen seinerseits. “Caleb… das ist verdammt viel Geld...Ich muss eine Nacht drüber schlafen und mit Alex reden, ob er mitkommen würde. Ansonsten muss ich gucken wo ich Arbeiter her bekomme, aber auch die muss ich dann bezahlen. Ich denk drüber nach, denn der Hof ist schön und hat alles was ich brauche…” Ich wollte einerseits nichts überstürzen, aber auch nicht direkt dicht machen. Ich musste dem ganzen hier eine Chance geben. Mit meiner Mutter wurde ich wohl nicht mehr warm und zu Dad hatte ich gerade gar keinen Kontakt mehr, weil meine Mutter es nicht wollte. Zwei Sturköpfe, die nicht einsahen, dass beide was falsch gemacht hatten.
      Wir gingen wieder zu den alten Mann und ich sagte ihm, dass ich mich morgen früh gleich melden würde. Er nickte, wir verabschiedeten uns und wir setzten uns wieder in den Truck. “Caleb? Darf ich dich was fragen?” “Ja? Was denn?” “Warum bist du so großzügig zu mir? Die zwei Wochen ‘Praktikum’, das Vorzeigen der Ranch….”

      Caleb | Ich nickte, als sie ihre weiteren Bedenken äußerte. Wenig später saßen wir wieder im Truck, ich startete den Motor und wir verließen die Ranch. Erst dann antwortete ich auf ihre Frage: “Na ich will Valhalla in der Nähe haben. Was ein tolles, aber schwieriges Pferd.”
      “Haha, witzig.” Wir lachten beide kurz.
      “Aber warum nicht? Das Geld ist ja auch nicht geschenkt, das bezahlst du mir schön zurück… aber ich habe so eine große, gut laufende Ranch. Warum dann nicht kleinere Höfe unterstützen?”
      “Ja okay du hast Recht.” Damit verlief die Rückfahrt zur Bow River weitesgehend schweigend. Wieder dort angekommen kam mir schon Cayce entgegen und ich ahnte nichts Gutes. “HMJ Saintly ist schon wieder auf der anderen Koppel. Er hat das Zwischenpanel aufgemacht, wollte ihn gerade wieder einfangen gehen.”
      “Lass nur ist gut, mach ich selbst”, antwortete ich ihm, streckte die Hand aus und er gab mir Halfter und Strick. “Der gute Saintly, immer für eine Überraschung gut.”
      Mit Tiara im Schlepptau gingen wir zur Koppel, betraten das Stück, auf dem der Hengst zusammen mit Alan und Blue stand. Auf der Seite, auf die er eigentlich gehörte standen Shorty und Gipsy, die brav grasten und dem offenen Tor keine Beachtung schenkten.
      Der braune Scheckhengst ließ sich anstandslos einfangen. Tiara beschäftigte Blue und Alan während ich ihn zurückbrachte und das Tor wieder schloss. Cayce war schon mit einer Kette herbeigeeilt, wie wir einmal um Tor und Pfosten befestigten. “Jetzt kommt er nicht mehr hier raus.”
      “Aber wie ruhige die anderen zwei Hengste geblieben sind”, sagte Tiara erstaunt, die nun auch wieder zu uns aufgeschlossen hatte und nun Shortys Hals streichelte.
      “Wären es Gangster oder Hollywood gewesen, zu denen er ausgebrochen wäre, hätten wir jetzt alle Pferde in die Klinik fahren können. Nicht alle Hengste sind so umgänglich wie diese beiden.”

      Tiara | “Ich kenn das, Tweekay kann ich auch nicht mit dem Tigerschecken auf die Weide lassen. Die bringen sich um, auch wenn Quisquilloso normalerweise sehr ruhig und kommt mit anderen Hengsten klar, nur nicht mit Tweety. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Was ist wenn Saintly mit Alan und Blue besser klar kommt als mit Shorty und Gipsy. Also vielleicht ist es nur Augenscheinlich so, dass Shorty, Gipsy und er besser passen als er mit Alan und Blue. Immerhin standen die beiden immer noch grasend auf der anderen Weide und haben sich nicht mal darum geschert, dass ein Herdenmitglied weg ist”, wandt ich ein und sah die beiden Jungs an. Ich hörte ein Seufzen von Caleb und Cayce hatte nur aufmerksam zugehört. Ich spürte eine Vibration in meiner rechten Jackentasche und sah auf mein Handy. Alex rief an. Er wollte jetzt sicher nicht wissen wie es mir geht. “Ich muss kurz rangehen”, sagte ich und ging ein paar Schritte zur Seite. “Hey Alex, was gibts?” - “Wir haben den Tierarzt hier, Chaa ist beim Toben auf der Weide gestürzt und hat nun einen Ast im Brustkorb, er muss geröngt und in die Klinik gebracht werden. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich um ihn kümmern werde, wenn das okey ist?” Seine Stimme brach am Ende a. Er war aufgeregt, genauso aufgeregt wie ich eigentlich auch sein sollte. Schließlich war er mein Nachwuchspferd und ich hatte ihn ziemlich lieb gewonnen. “Bring ihn in die Klinik und mach alles, was sie verlangen. Ich lass dir Geld zu kommen und halte mich auf dem Laufenden…. Alex, danke, dass du da bist.” Dann legte ich auf und ging ziemlich ruhig wieder zu den beiden hin und konnte einfach nichts sagen. Der Schock war noch zu frisch, zu tief.

      Caleb | “Da magst du Recht haben. Ich habe Saintly bisher einfach zu Shorty und Gipsy gestellt, weil es gepasst hat. Es findet eh bald nochmal eine Umstellung der Pferde statt, also nach dem Winter wird neu aufgeteilt.”
      Während Tiara telefonieren ging unterhielt ich mich mit Cayce über das abendliche Training, dem ich auch noch beiwohnen müsste. Drei Pferde standen heute noch auf meinem Trainingsplan. Wir verließen die Koppel und warteten auf Tiara, die ziemlich… verändert wirkte. “Tiara alles ok?”, fragte Cayce sie, doch sie reagierte nicht. Worum ging es wohl bei dem Telefonat?
      “Tiara?”, fragte ich sie nun und langsam schien sie wieder zurück in die Gegenwart zu finden.
      “Chaa, mein Nachwuchspferd muss in die Klinik, sieht übel aus.”
      Cayce als auch ich zogen scharf die Luft ein. “Ich kann dir einen Flug nach Hause buchen”, meinte ich zu ihr und legte ihr meine Hand auf die Schulter.

      Tiara | “Nein.. Alex kümmert sich drum, er fährt ihn in die Klinik und die sollen ihn flicken. Das haben sie damals bei meinem ersten Pferd auch geschafft. Und der hatte einen deutlich schwereren Unfall gehabt. Alex schafft das.” Ich merkte wie ich hektisch wurde und wie ein Wasserfall die Worte aus meinem Mund fielen. Ich sah kurz auf Calebs Hand, die er mir auf die Schulter gelegt hatte und spürte wie in meinen Augen sich die Tränen sammelten. Ich wollte jetzt nicht heulen. “Was steht heute noch an?”, versuchte ich verschluchzt das Thema zu wechseln.

      Caleb | “Okay dann wir das Pferd in guten Händen sein, mach dir nicht zu viele Sorgen”, versuchte ich sie zu beruhigen. Ich konnte mir vorstellen, wie schlimm das sein musste, so weit weg von seinen Pferden zu sein und dann solch eine Nachricht zu bekommen. Tatenlos in einem anderen Land zu sein, ohne etwas ausrichten zu können.
      Ich räusperte mich, nahm meine Hand wieder von ihrer Schulter und sah zu Cayce. Dieser schüttelte kurz den Kopf. Auf ein Pferd lassen würde ich sie heute bestimmt nicht mehr. “Cayce fährt gleich zu den Rindern raus und verteilt ein wenig Kraftfutter an die Mutterkühe, da kannst du gerne mit… ich trainiere noch drei Pferde aber… sei mir nicht böse, aber reiten lassen will ich dich jetzt eher nicht.”

      Tiara | “Ne, das ist auch besser…”, stimmte ich ihm zu und sah ihn an. Er hatte Recht. So würde ich auch niemanden aufs Pferd lassen. Ich hängte mich an Cayce an und schwieg die meiste Zeit im Auto während ich aus dem Fenster in die Landschaft schaute. “Cayce? Wofür habt ihr die vielen Rinder? Ich mein, ihr seid doch eher in der Reining unterwegs oder nicht?”, sammelte ich mich und sah wieder nach vorne auf die Straße. Andererseits konnte ich mir die Gründe auch zusammendenken. Irgendwie musste ich mich ja auf andere Gedanken bringen.

      Cayce | Ich fing schallend an zu lachen. “Warum wir die ganzen Rinder haben? Caleb wollte die haben- der Verkauf und die Schlachtung bringt Geld. Mehr ist es nicht… außer, dass die eine Unmenge an zusätzlicher Arbeit verlangen.”
      Auf der Weide waren wir schnell fertig. Alle Tiere sahen gut aus, jedes Tier kam nach vorne zum Fressen. Tiara streichelte sogar einer der Mutterkühe über den weichen Kopf. Die Tiere schoben immer mehr Winterfell und waren nun mehr als flauschig. “Warte noch einen Monat dann ist das Fell doppelt so lang.”
      “Doppelt so lang?” Tiara schien geschockt.
      “Klar, hier wirds im Winter kalt. Die müssen ordentlich Fell schieben, werden ja nicht eingedeckt wie die Pferde.”
      Wir standen noch eine Weile am Zaun und beobachteten die Kühe, ehe wir die leeren Eimer wieder auf die Ladefläche des Trucks legten, einstiegen und den Rückweg antraten.
      “Das Essen müsste gleich auch fertig sein, bin gespannt was die Liebe Dolly uns wieder gekocht hat.”

      Tiara | Rinder waren schon süß. Essen, das war es, dass meine Laune jetzt anheben konnte. “Sind dann auch wieder alle von heute morgen dabei?”, fragte ich mit großer Neugierde. Vielleicht auch mit einer kleinen Hoffnung auf den Hübschen, mürrischen Blonden wiederzusehen. “Ich geh doch stark davon aus.” Cayce lächelte und ich grinste nur. “Dolly macht aber echt gute Waffeln”, sagte ich ehe wir auch schon am Haus ankamen, das Auto abstellten und uns auf dem Weg rein noch unterhielten.
      In dem Raum von heute morgen angekommen, waren schon fast alle da, zumindest so wie ich es in Erinnerung hatte. Nur einer fehlte mal wieder, wie am Morgen auch schon. “Cayce, hältst du uns noch einen Platz frei, ich geh mal den Chef rufen”, noch ehe er was sagen konnte, hatte ich auf dem Absatz kehrt gemacht und war auf dem Weg in die Reithalle. Zu Fuß war vielleicht eine Blöde Idee aber ich kam gut voran.
      In der Reithalle angekommen erblickte ich Caleb beim Abreiten von Cody und ich sah ihm kurze Zeit gebannt zu. “CALEB!”, rief ich durch die Halle, denn er hatte mich noch nicht sehen können. “ESSEN IST FERTIG! DIE WARTEN SCHON!” Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich versucht, ihn nicht zu erschrecken.

      Caleb | Neben Izzie und Vulture, die beide ihren Job wirklich gut gemacht hatten, war ich schon seit einer halben Stunde mit Cody auf dem Platz. Ich war wirklich froh, dass der junge Hengst endlich seinen Weg in meine Zucht gefunden hatte. Ihm standen einige Türen offen und nach dem Winter wollte ich ihn und auch ein paar der anderen Jungpferde auf kleineren Turnieren starten.
      Ich war gerade dabei, den Hengst abzureiten, als mich eine Stimme unsanft zusammenschrecken ließ. Cody, der noch lange keine Nerven aus Stahl hatte, hüpfte durch mein Zusammenzucken mit einem Satz nach vorne. “Whoaaaa”, bremste ich ihn ab, nahm ihn rechts extrem auf und rollte ihn ein, damit er keine Chance mehr hatte, nach vorne weiter davon zu laufen. “Bist du des Wahnsinns, ihr kennt alle die Jungpferde und wisst dass ihr da nicht so rumbrüllen….”, fing ich an zu fluchen, ehe ich Tiara am Zaun stehen sah. Zerknirscht ritt ich auf sie zu. Sah, dass ihr meine Predigt ein wenig dick getan hatte. “Sorry, hab dich nicht direkt an der Stimme erkannt… sei froh dass du nicht hier arbeitest, denn dann hättest du die Standpauke- und glaub mir, da wär noch was danach gekommen, wirklich verdient.”

      Tiara | “Die hätte ich wohl auch verdient, hehe”, sagte ich kleinlaut und widerholte nochmal mein Anliegen. “Das Essen ist fertig…” “Ja, ich bring den gleich weg”, murrte er wieder. Okey… blond und mürrisch waren wohl mein Typ…. wenn ich mir das recht überlegte, stimmte das sogar. Alle meine Exfreunde waren blond und doch ziemlich abweisend gewesen, zum Anfang immerhin. “Okey, ich nerv dich dann noch weiter”, flüsterte ich beinahe und schaute ihm noch ein bisschen zu.
      Der Roan war ein verdammt hübsches Pferd und hatte eine tolle Abstammung. “Wo hast du Cody eigentlich her?”, fragte ich ihn neugierig. Caleb hatte immer ein gutes Händchen für gute Pferde, er müsste mal mit mir auf eine der Auktionen gehen. Vielleicht hatte ich da mal Glück.

      Caleb | Ich ritt den Hengst noch ein paar Runden im Schritt trocken, ehe ich gemeinsam mit Tiara zum Stall ging. Dort beantwortete ich auch ihre Frage. “Leider Gottes aus einer Tierschutzaktion. Der Hengst ist nicht zum ersten Mal beschlagnahmt worden- nur dieses Mal hab ich ihn da raus bekommen. Hatte ihn vorher schon ein paar Mal kaufen wollen, auch für viel Geld, meine Angebote wurden aber immer ausgeschlagen. Auch als er zum ersten Mal beim Tierschutz stand, hab ich ihn nicht rausbekommen… beim zweiten Mal wurde ich sofort angerufen und hab ihn- für mehr Geld als nötig, dort herausgekauft. Im wahrsten Sinne des Wortes war der Hengst schweineteuer. Aber seine Mutter ist ein unglaublich gutes Pferd, hab davon glaube ich noch zwei Enkel und ein oder zwei Urenkel hier im Stall stehen… von den guten Linien kann man nie genug haben.”
      “Da hast du Recht”, lachte Tiara. “Meinst du, du könntest mal mit auf eine Auktion kommen? Vielleicht sogar von den BLM Mustangs? Da geht es aber weniger um Abstammung sondern mehr um das Exterieur. Du scheinst aber auch dafür ein gutes Händchen zu haben.”
      “Klar, kann ich machen. Auch wenn ich mich mit Mustangs nicht so gut auskenne, aber äußerlich sind sie den meisten Quarter recht ähnlich.”
      Mit diesen Worten packte er Cody in eine der Abschwitzdecken mit seinem drauf gestickten Namen, stellte ihn in eine der Boxen und gab ihm seine Portion Kraftfutter. Die anderen Boxen waren bereits mit Pferden gefüllt, die alle zufrieden ihr Heu mümmelten.
      Gemeinsam gingen die Beiden nach drinnen, setzten sich auf die freien Plätze und langten beim Essen kräftig zu. Dolly hatte Burger gemacht. Zwar nur aus der Pfanne und nicht vom Grill, aber lecker waren sie allemal.
      Auch Travis langte kräftig zu, warf Tiara aber immer wieder einen Seitenblick zu.

      Tiara | Es hatte mich fröhlich gestimmt, dass er mich einmal begleiten würde auf eine der Auktionen. Immerhin hielt ich viel von seiner Meinung, schließlich war er auch mein Trainer. Nachdem er den Junghengst weggepackt hatte, setzten wir uns an den Tisch und als ich in diesen selbstgemachten, frischen Burger biss, war es ein Orchester der Geschmacksnerven, das mich packte. “Der Burger schmeckt so gut”, ich konnte es mir nicht verkneifen mit vollem Mund meine Begeisterung kund zu tun. Caleb hielt sich nur die Hand vor das Gesicht und O fing an zu lachen. “Dafür, dass du so aussiehst wie du aussiehst, bist du trotzdem ein Bauer!”, schmunzelte Caleb und ich boxte ihm gespielt auf den Oberarm. “Du Arsch.” Nun musste ich auch kurz lachen und ich schmierte mir mit der Serviette gespielt vornehm das Fett, dass mir am Mundwinkel runter lief ab. Hin und wieder vernahm ich den Blick von Travis, so sehr ich auch wollte, konnte ich ihm gerade keine Aufmerksamkeit schenken. Das würde sowieso nach hinten losgehen. Wenigstens war ich gerade glücklich und lachte trotz der schlechten Nachricht. “My Lord, man reiche mir eine Serviette”, befahl ich Cayce spielerisch und mit einem Lachen gleich im Anschluss.

      Caleb | Cayce stand auf, nahm eine der Servietten, ging um den Tisch herum und kniete vor Tiara nieder. “Habt ihr heute alle Lack gesoffen?”, fragte ich kopfschüttelnd in die Runde, beteiligte mich aber am großen Gelächter und war froh, dass Tiara für eine Sekunde nicht an ihr krankes Pferd denken musste. Sie würde Alex bestimmt später noch einmal anrufen und ich drückte alle Daumen, dass es dem Pferd gut ging.
      Nach dem deftigen Burger verwöhnte uns Dolly noch mit einem selbstgemachten Eis. “Glaub mir, das gibts wirklich nur zu besonderen Anlässen oder bei gern gesehenen Gästen”, lachte ich und gab Tiara noch eine Kugel Eis. Sie war meines Erachtens eh zu dünn… und der Genuss von Eis stimmte grundsätzlich glücklich- aaalssooo.
      “Ich mach gleich noch die Abendrunde, Travis ist heute mit dran. Willst du uns begleiten oder hier drinnen vorm warmen Kamin bleiben?”

      Tiara | Das Eis schmeckte vorzüglich und ich gönnte mir noch einen Nachschlag. “Eigentlich wäre es mir zu kalt und ich würde liebend gerne am Kamin sitzen, aber ich denke ich komm mit. Ich bin ja zum arbeiten hier”, grinste ich und sah zu Travis.
      Ich hoffte, dass es für ihn okey war, das war auch der Grund, weshalb ich ihn ansah. Der Blonde zuckte nur mit den Schultern. “Alles klar, dann kommst du mit”, beschloss Caleb dann und ich brachte mein Geschirr zu Dolly. “Danke, es hat echt gut geschmeckt”, bedankte ich mich herzlich und gab Caleb kurz zu verstehen, dass ich mir schnell eine Jacke holen würde, ich würde dann an den Truck kommen.

      Caleb | Travis und ich gingen bereits zum Truck und unterhielten uns darüber, was die nächsten Tage anstand. O würde morgen mit ihm in aller herrgottsfrühe zur Rennbahn fahren, um ihre Pferde laufen zu sehen. Sie setzte sich schon eine ganze Weile nicht mehr selbst drauf, dafür hatte sie drüben Angestellte. Die jungen, unerfahrenen Jockey und Jockettes kosteten kaum etwas, konnten die Pferde aber locker trainieren. Bald würden sie sowieso in die Winterpause gehen.
      Tiara kam in dicker Jacke zu uns. “Trav geht zu den Fohlen und Jungpferden auf die Paddocks, ich geh einmal durch die Ställe, wo willst du mit?”
      Ob sie sich am Anfang bewusst gewesen war, dass sie nur mit einem mitgehen konnte?

      Tiara | Da ich bei den Fohlen auch mein eigenes hatte, wollte ich natürlich zu Sharky. “Ich denke, ich geh mit Trav, dann seh ich Shark wieder”, grinste ich und hielt mich an Travis. “Okey, dann mal los.” “Wie kamst du eigentlich zu dem Praktikum?” Ich hätte nie gedacht, dass er so das schweigen brechen würde, aber gut. Die Sache zwischen Caleb und mir, die verschwieg ich. Das war unser Deal, das durfte keiner wissen. “Er war bei uns zum Training mit Valhalla und da sie so ein typisches Weibsbild ist und sie es liebt mir das Leben schwer zu machen, sollte ich hier noch ein bisschen mehr Erfahrung sammeln.” Ich machte eine kurze Pause. “Und bald bin ich wohl öfter hier in der Nähe, wenn alles klappt.” “Wegen der Ranch?” Ich stockte kurz. “Woher weißt du das?” War er in der Nähe gewesen als wir darüber geredet hatten?

      Travis | “Ach stimmt, von Valhalla hab ich ihn… fluchen gehört. Aber die scheint sich ja dann gut gemacht zu haben wenn du jetzt hier zum Training bist und nicht mehr zum Korrekturreiten oder sowas.”
      Wir gingen beide weiter, ehe ich kurz auflachen musste. “Na von Caleb, von wem denn sonst?” Tiara fühlte sich ertappt. Natürlich von Caleb. “Und was hälst du davon?”, fragte sie mich geradeheraus doch bekam nur ein Schulterzucken. “Ein bisschen weibliche Gesellschaft tut Caleb gut- und auch Octavia, ihr scheint euch ja zu verstehen. Hier gibt es nicht so viele Frauen, O muss sich ständig gegen uns Kerle behaupten.”
      Tiara lachte. Sie waren nun an den Paddocks angekommen und betraten das große Offenstallzelt, in dem einige der Fohlen schon schliefen. “Eins… zwei… [...] sieben, acht [...] alle da.”
      Dasselbe machten wir auch noch beim anderen Paddock, ehe wir zu Caleb aufschlossen, der gerade den Zuchtstall fertig kontrolliert hatte. “Ab auf die Couch und den Abends ausklingen lassen!”

      Tiara | Ich musterte ihn. Ein bisschen weibliche Gesellschaft tut Caleb gut … Es hallte weiter in meinem Kopf. Was meinte Travis damit? “Ist Ylvi nicht mehr da?”, fragte ich ihn verwirrt durch seine Aussage. “Doch doch.” Ich summte nur ein hmm und sah dann in die Dämmerung und entdeckte Shark auf Anhieb. “Also ich könnte noch was starten”, lächelte ich die beiden an.
      Ich war noch nicht müde, ich hatte heute nicht viel gemacht umso mehr wollte ich jetzt noch unternehmen. “Sicher Tiara? Du wolltest doch noch Alex anrufen”, wandt Caleb ein. “Stimmt… “, sagte ich und sah auf mein Handy. In Deutschland wären es jetzt 4:13. “Ja, ne ich glaub, das muss ich morgen früh machen. Alex hört sein Handy eh nicht, wenn er schläft.” “Ja gut, ist ein bisschen früh, dann mach das morgen früh”, sagte Caleb dann. “Ist auch besser, wobei er mir schreibt, wenn Chaa es überstanden hat, aber bisher kam nichts”, ich zuckte mit den Schultern.

      Travis | Ich überlegte kurz. “Zwischen aufs Sofa werfen und fern schauen und noch was starten ist aber ein riesengroßer Unterschied.”
      “Ja ich mein halt noch was machen, wie sich nur ins Bett zu legen und zu schlafen.”
      “Okay okay, Caleb alle bei dir?”
      “Jo, alle bei mir.”
      Damit gingen wir in Richtung des Haupthauses. “Ich zieh mich noch grad um dann komm ich rüber zu euch”, sagte ich zu den beiden und verschwand zu meinem Bungalow, in dem ich mich schnell umzog und dann im Wohnzimmer wieder zu den beiden aufschloss.
      Caleb hatte sich auch ein anderes Hemd angezogen, Tiara sah ebenfalls anders aus, aufreizender, was ich nach einem Seitenblick in ihre Richtung mitbekam. Bevor sie meinen Blick bemerkte, schaute ich zur Seite und warf mich auf die Couch, auf die sich dann auch Tiara setzte. Caleb saß zu unserer Rechten auf dem Sessel und nippte an seinem Bier.

      Tiara | Ich hatte mir obenrum nur ein kurzes schwarzes Top und die passende beige Sweatjacke angezogen, dazu trug ich noch eine beige Jogginghose, die etwas weiter ausfiel, da ich sie in der Herrenabteilung gefunden hatte. ‘Angel’ stand auf dem kleinen Aufnäher, wo ursprünglich mal das Nike-Zeichen beheimatet war. Ich musste schmunzeln, wenn man mich fragen würde ob ich wirklich so ein Engel sei. Caleb wusste bereits, dass ich auch anders sein konnte und nachdem ich seit kurzen auch gepierct war, war es immer mal wieder ein kleines Rätsel, welche Unterwäsche ich am besten trug, um sie in meiner Situation als Trainer in den kleineren Klassen nicht durch mein Hemd durchscheinen zu lassen.
      “Danke Caleb, dass du auch mir ein Bier angeboten hast”, sagte ich gespielt enttäuscht und rieb mir eine imaginäre Träne vom Auge. “Ich dachte eher du willst irgendein Tussigetränk”, grinste er mich verschmitzt an und gab mir eine Flasche rüber. “Dass ich nicht ganz so sehr Tussi bin, das solltest DU ja wohl wissen”, sagte ich und zog eine Augenbraue hoch ehe ich meine Flasche öffnete und auch einen Schluck nahm. “Was ist mir dir Travis? Trinkst du nichts?”

      Travis | “Was soll das denn heißen? Dass gerade Caleb weiß, dass du nicht so eine Tussi bist?”, lachte ich, stand auf und ging einmal um den Tisch herum, um mir auch ein Bier zu schnappen. Caleb hatte sie ans andere Ende, also vor seine eigene Nase gestellt. Gut für ihn, aber alle anderen mussten aufstehen, um eins zu bekommen. Tiara hatte er zwar eins rüber gereicht, mir aber nicht.
      Auf meine Frage bekam ich weder von Tiara, noch von Caleb eine Antwort, weshalb ich mich mit dem Schweigen zufrieden gab und mich stattdessen mit einer anderen Frage an unseren Gast richtete: “Wie lange willst du eigentlich bleiben? Und hast du die Ranch drüben gekauft?”

      Tiara | Das war knapp gewesen. “Eigentlich zwei Wochen, aber ich denke ich nehm die Ranch, auch wenn es viel Arbeit ist.” “Das ist viel Arbeit, das kann ich dir sagen.” “Ach Caleb, ich schaff das schon, wenn Alex da ist, kann er mir erstmal helfen die Paddocks frei zu schneiden. Dann können wir die Pferde schon mal rüber holen und uns um die Boxen kümmern. Das Haus kann ich ja als letztes machen.”
      “Aber erstmal muss ich den Vertrag unterschreiben. Bin also noch was hier”, erzählte ich Travis und machte es mir dann bequemer in dem ich mich an die Rückenlehne der Couch anlehnte. Das Bier kam zwar nicht an das deutsche ran, aber immerhin konnte man es trinken.

      Travis | “Was soll das denn heißen? Willst du dich etwa hier einnisten, bis die Ranch drüben fertig ist?”, lachte ich und nahm einen Schluck Bier aus der Flasche, ehe ich sie wieder auf den Tisch abstellte und meinen linken Arm auf die Rückenlehne der Couch legte. Mein Arm berührte ganz leicht die Haare von Tiara.
      “Ich mein… den Platz habt ihr hier ja auf jeden Fall.. und Caleb hat gesagt ich kann hier helfen. Außerdem steht Shark ja noch hier. Bis der abgesetzt ist, kann ich noch bisschen mit ihm trainieren.”
      “Apropos…”, fing Caleb an. “Wenn du die nächsten Tage oder je nachdem Wochen Langeweile hast, darfst du dir gerne die Fohlen schnappen und das Fohlen ABC mit denen üben.”

      Tiara | “Hmm, bring mich doch dazu”, grinste ich ihn an und fuhr dann fort. “Aber ja, das kann ich gerne machen, das macht mir teilweise mehr Spaß als das Bereiten von Pferden.” “Umso besser, Dual Shaded Ace ist zwar schon was älter, aber der kann auch noch nichts.” “Wiee der kann noch nichts , Caleb, das ist enttäuschend. Du hast wertvolle Zeit verstreichen lassen”, stöhnte ich und hielt mir schauspielernd die Hand vors Gesicht. “Ich muss mich halt auch um die Großen kümmern, ich hab hier genug zu tun. Mach dich nützlich.” “Du wirst sehen, die Fohlen werden mich lieben”, zog ich die Augenbraue hoch und nahm noch ein Schluck von meinem Flaschenbier. “Reitest du eigentlich auch, Trav?”, fragte ich vorsichtig. Bisher hatte ich ihn noch nicht auf dem Pferd gesehen.

      Travis | Ich lauschte dem Gespräch zwischen Tiara und Caleb interessiert, trank zwischendurch immer mal wieder genüsslich einen kleinen Schluck aus meiner Flasche.
      Verlegen zuckte ich mit den Schultern, als Tiara mich fragte, ob ich reiten könne. “Deine Frage muss ich leider klar verneinen. Ich hab zwar schon mal draufgesessen aber reiten kann man das beim besten Willen nicht nennen.. ich kann Pferde führen und putzen, füttern und Boxen misten und das wars dann auch schon. Aber… Murhpy hat angefangen zu reiten, bekommt ab und an Unterricht von Caleb. Vielleicht sollte ich das auch mal in Angriff nehmen?”
      “Ich hab schon für Murphy kaum Zeit.. aber vielleicht schnappen du und Tiara euch morgen einfach eins der ruhigen Pferde und sie zeigt dir ein bisschen was?”

      Tiara | Du kannst mehr im Umgang als so mancher Reitschüler im Stall meiner Freundin”, grinste ich und nickte dann eifrig, als Caleb mich fragte. “Klar gerne! Das kriegen wir hin. Du musst mir nur sagen, welche die ruhigen Pferde sind”, sagte ich und stellte die Leere Flasche weg um mich dann etwas schwungvoller wieder auf meinen Platz fallen zu lassen. Mir war Travis Arm gar nicht aufgefallen, bis ich ihn grade etwas unsanft an meinem Kopf spürte. “Sorry Trav”, mit großen Augen sah ich ihn an. Mir tat es echt leid, manchmal war ich zu tollpatschig. “Soll ich den weg holen?”, fragte er etwas verunsichert, als ich mir den Kopf rieb. “Nein, ist schon okey.”

      Travis | “Der liebste von allen ist unser Hengst Blue. Der arme Kerl wird immer als Schulpferd missbraucht. Betsy lernt auch auf ihm, ebenso wie Murphy. Ansonst nehm Alan oder A Walking Honor”, antwortete Caleb und Tiara nickte. Der blonde Cowboy stand schließlich auf, streckte sich einmal und verabschiedete sich dann ins Bett.
      Nun saßen Tiara und ich alleine im Wohnzimmer. Toll, danke Caleb. “Und was machen wir zwei Hübschen jetzt noch?”

      Tiara | “Erzähl mal was über dich. Du weißt mehr über mich als ich über dich. Ich mein, du weißt, dass ich aus Deutschland komme und die Nachbarranch kaufen will.”
      “Hält dich denn nichts mehr in Deutschland? So gar nichts? Freunde oder Familie?” “Klar werde ich meine Freunde vermissen, aber ich bin sowieso die meiste Zeit bei den Pferden und hier hab ich meinen Trainer in direkter Nähe. Mit meinen Eltern hab ichs mir verkracht und der einzige der noch zu mir steht ist Alex.”
      “Und Alex ist wer? Du redest so viel von ihm?”, er war neugierig, nur völlig auf dem falschen Pfad, was Alex betraf. “Alex ist nur unser Praktikant, der ist auch bald zuende mit dem Praktikum, aber er ist gut. Er macht gute Fotos und kann inzwischen die Pferde versorgen, ohne dass ich Angst haben muss, dass sie zu wenig oder zu viel bekommen. Und jetzt erzähl mal was von dir.” Ich drehte mich mit angewinkelten Beinen zu ihm und hörte aufmerksam zu.

      Travis | Ich hörte ihr zu, stellte ein paar Fragen. Als sie fertig mit erzählen war, sollte ich ihr etwas über mich erzählen, was die Stimmung schlagartig kippen ließ. “Hmm”, murmelte ich und schwieg dann wieder, ehe ich ein paar Mal ansetzte, dann jedoch wieder verstummte. “Ich arbeite schon eine ganze Weile hier auf der Ranch. Familie hab ich nicht mehr, meine Freunde haben sich damals abgewandt, als ich einen anderen Weg eingeschlagen habe… was soll dir ein einfacher Stallbursche schon groß von seinem Leben erzählen?”, ich kratzte mich am Kopf und zuckte dann lächelnd die Schultern. “Ich mach hier meinen Job, verdiene Geld und bin unter netten Leuten.”
      Tiara nickte, schien sich aber noch nicht mit dieser Antwort zufrieden zu geben. “Wieso haben sich deine Freunde von dir abgewandt?”
      Mein Blick änderte sich, ich schaute sie nicht mehr ganz so freundlich an. “Das ist eine Sache, die ich nicht einfach ausplaudere.” Damit war das Thema für mich gegessen, mehr Antwort würde sie nicht bekommen. Ich nahm meinen Arm derweil von der Rückenlehne, stand auf und sammelte die leeren Flaschen ein, ehe ich sie in die leere Kiste brachte. “Ich glaub ich hau mich aufs Ohr, muss ja rüber zu meinem Bungalow laufen… gute Nacht.” Damit verabschiedete ich mich und ließ eine wohl leicht verdutzte Tiara zurück.

      Tiara | Okey… das nenn ich mal Abgang. “Gute Nacht”, flüsterte ich kaum hörbar und sah ihm verwundert nach. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, er hätte zumindest mal warten können, so musste ich nun alleine im Schein des Mondes durch die Dunkelheit zu meinem Zimmer laufen. Ich legte mich auch ziemlich schnell aufs Ohr und versuchte nicht so viel über die vorige Situation nach zu denken.
      Am Morgen wurde ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen und sah auf die Uhr. 5:24 Uhr. Ich konnte Alex anrufen. Beep...Beep… “Alex?” “Hey Titi, Chaa geht es den Umständen entsprechend gut. Es wurde nichts wichtiges getroffen, ganz so, als sei der Holzblock an den Organen vorbei geschlängelt."" Alex, danke… Danke für alles. Du bist einfach der Beste. " dann hieß es für mich auch schon ab zum Frühstück.

      Caleb | “Oh guten Morgen Tiara!”, sagte ich freundlich und zeigte auf einen der leeren Stühle. Bisher waren wir alleine am Frühstückstisch. “Hast du gut geschlafen?”
      “Geschlafen ja, allerdings nicht viel.. ich musste auch erstmal mein Zimmer wiederfinden.” Ich horchte auf, sah sie fragend an. “Hm?”
      “Na Travis hat mich einfach sitzen lassen.”
      “Wieso das denn?”
      “Hab ihn einfach nur gefragt, ob er mir was über sich erzählt, er weiß durch dich so viel von mir. Dann ist er komisch geworden und gegangen.”
      “Hmmm”, es stand mir nicht zu, ihr etwas über Travs Vergangenheit zu erzählen. “Gestern war für ihn ein langer Tag, nimm es ihm nicht übel. Wenn er dir etwas erzählen will, warte bis er von sich aus anfängt, dräng ihn nicht.”
      “Caleb was soll das denn nun schon wieder heißen?”
      Ich seufzte. “Du weißt dass Bellamy und Octavia aus dem Gefängnis kommen, oder? Sie sind nicht die Einzigen von dort. Mehr steht mir nicht zu, dir zu erzählen.” Jetzt hatte ich Tiara wohl vollends verwirrt.

      Tiara | Gefängnis…? Was? "Öhm, ne das wusste ich jetzt nicht", sagte ich verwirrt und sah mit großen Augen auf den Tisch. Das würde aber erklären, wieso er so komisch wurde bei dem gestrigen Gespräch. "Aber Caleb, das ist jetzt an sich doch nichts schlimmes. Ich mein, ich hab ihn jetzt kennen gelernt und nicht vorher. Er scheint mir jetzt ein Vernünftiger Mann zu sein?"
      "Das ist er auch, Tiara. Wir reden wann anders darüber", schnitt er das Gespräch ab und deutete auf die Tür, wo gerade O und Travis reinkamen. Ich sah kurz zu Travis, nickte ihm freundlich grüßend zu und sah dann wieder zu Caleb.

      Travis | Auch ich nickte Tiara zu, grüßte Caleb und setzte mich an den Tisch. Das Frühstück verlief wie immer. Wir sprachen viel über die Arbeit, ehe Caleb mich daran erinnerte, dass ich an meine Reitstunde gleich mit Tiara denken solle. “Ich vergess das schon nicht, Boss”, murmelte ich und schaute dann zu Tiara. “Wenn du fertig bist können wir von mir aus los. Blue steht im Hengststall in seiner Box.”

      Tiara | Stumm nickte ich ihm zu und aß die letzten Bissen meines Frühstücks. “Wir können”, gab ich Travis bescheid und stand auf um mein Geschirr weg zu bringen. Travis folgte mir um dann an mir vorbei zwischen den Trucks zu verschwinden. Als ich ihn ein paar Meter fand, konnte ich die Anspannung von seiner Seite aus spüren. “Hey, es tut mir leid. Mir tut es leid, dass ich gestern nach deiner Vergangenheit gefragt hab. Ich hätte nicht nachhaken dürfen und es tut mir leid. Können wir jetzt ganz normal weiter machen? Es liegt mir nämlich sonst im Magen...”

      Travis | Ich schwieg sie eine Weile an, ehe ich antworte: “Ach was alles gut, es war für mich ein langer Tag und ja..” Damit war das Thema für mich gegessen.
      Im Stall angekommen putzten und sattelten wir Blue weitgehend schweigend, ehe wir gemeinsam in die Halle gingen. Ich gurtete nach, stellte die Steigbügel auf meine Länge ein und sah dann zu Tiara. “Also satteln kannst du ja, das muss ich dir schon mal lassen.”
      “Klar, das mach ich ja auch oft. Aber reiten kann ich nicht… geh ich zu erst drauf oder du?”
      “Ich würde den ein paar Runden reiten, dann tauschen wir”, antwortete sie mir, machte die Bügel ein paar Löcher kürzer und stieg auf. Blue, artig wie er es gelernt hatte, wartete so lange auf der Stelle, bis sie die Zügel aufgenommen und das Kommando zum Losgehen gab.

      Tiara | Blue war nicht nur ein ‘ruhiges’ Pferd,nein, er war ein Lehrmeister. Ein richtig guter dabei. Ich nahm die Zügel einen Hauch auf und gab ihm eine Hilfe zum losgehen. Ich legte viel Wert auf ordentliches Warm reiten und deshalb ritt ich mit ihm einige Bahnfiguren im Schritt, ehe ich ihn auf dem Zirkel vermehrt traben ließ. Danach ritt ich noch eine ganze Bahn im Galopp ehe ich zu Travis ritt und einen Meter weiter Abstieg. Blue kaute derweil auf dem Gebiss rum und wartete geduldig darauf, dass Travis aufstieg. “So ich hab ihn jetzt ein bisschen warm gemacht, was kannst du denn schon? Oder fangen wir am besten im Schritt an?” Fragte ich ihn nochmal, nachdem er aufgestiegen war.

      Travis | Die Reitstunde war ein voller Erfolg gewesen. Tiara war eine gute Lehrerin. Die Stunde hatte wirklich Spaß gemacht und ich war mich sicher, dass ich einiges daraus mitnehmen würde.
      Am Abend saßen wir gemeinsam am Esstisch und unterhielten uns über belanglose Dinge, ehe Caleb Tiara nun die Fragen aller Fragen stellte. “Kaufst du die Ranch nebenan nun?”
      Tiara schien eine kurze Zeit zu überlegen, dann legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. “Und wie ich die kaufe. Aber ich brauch da wirklich eure Hilfe…”
      “Kein Problem, die bekommst du!” Auf dieses freudige Ereignis stießen wir erst einmal gemeinsam an- und auch darauf, dass es ihrem Pferd Chaa wieder besser zu gehen schien.
      Fohlenweide: BR Dissident Whiz, BR Colored in Style, BR Alans Smart Dream, BR Raised to Slide, A Walking Dignity, BR Wimpys Bright Gangster, BR Atlantis Dream, BR Double Gunslide, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace
      Jungpferde: tc Mister’s Silvermoon Cody, Smart Lil Vulture, PFS‘ Unclouded Summer Skies, GRH’s Funky’s Wild Berry, Chic‘ N Shine, BR Colonels Lil Joker, BR Colonels Golden Gun, Special Luna Zip, Jacks Inside Gunner, Gun Sophie, Ginger Rose, Colonels Blue Splash, Captains Blue Crystal, BR Dress to Impress
      Trainingsstall: Abandon all Hope, Bittersweet Temptation, Cielos, Whitetails Shortcut, Zues, A Walking Honor, California Rose, Cupcake Cult, Easy Going, Frosty Lagoon, GRH’s Unbroken Magic, HMJ8345’s Continental, Honey’s Aleshanee, Kholáya, Lady Blue Skip, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Snapper Little Lena, Stormborn, Striga, Tortured Witch HMJ 6693, Blanton’s Gentleman, Four Bar Chocolate Becks, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Heza Bat Man, How ‚Bout Moonies, I’m a Playboy, Silent Bay, Small Town Dude
      Zuchthengste: Alan’s Psychedelic Breakfast, Chocolate Dream, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Till Death
      Zuchtstuten: Bella Cielo, Black Sue Dun It, Chou, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, GRH’s Aquila T Mistery, Jade, Kristy Killings, Lovin‘ Out Loud, Magnificient Crow, Miss Independent, Tainted Whiz Gun, Wimpys Little Devil
      Sommerweide: Breia LDS, Ceara Isleen, Dakota, Drama Baby, Flashlight, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Pocahontas, Priamos Ruffia Kincsem, Prias Colourful Soul, Raspberry, Tasmania, Tigres Eye, Absolute Bullet Proof, Birk, Culain, Peacful Redemption, Wildfire xx
      Verkaufspferde: Magic Lanijos, Chapter 24, Heretci Anthem, General’s Coming Home, Chocolate Shades, Raised from Hell, Citizen Fang, A Shining Chrome, Picture of a Ghost, Verdine, Whinney, Cruel Twist of Fate, Kisshimbye, Sweet like Chocolate, BR Homecoming Queen, BR Hollywoods Dream Anthem, BR Sheza Topnotch Babe, BR General Pleasure, BR Black Pamina, BR Heart N‘ Soul, BR Lovely Gun, BR Twenty 4 Killings
    • Veija
      Being mortal - wir sind sterblich.
      Februar 2021, by Ravenna & Veija
      Caleb
      Während ich in das Wartezimmers des Krankenhauses stolperte und so beinahe alle Aufmerksamkeit auch mich lenkte, scannte mein Blick den Raum nach dem Antlitz eines einzigen Menschen. Eines kleinen Menschens; Betsy.
      Das Mädchen stand am Fenster, wandte mir den Rücken zu. Eine Hand auf dem Fensterbrett, die Andere in der von Ylvi, die sich direkt neben ihr befand. Auch sie schaute zum Fenster hinaus, wirkte in sich zusammengesunken.
      Neben mir eine Regung, dann eine Hand auf meiner Schulter. „Fangen Sie wieder an zu atmen, nicht dass Sie uns hier noch zusammenklappen“, war die einfache Aussage einer älteren Dame, derer ich nun meinen Blick zuwandte und reflexartig einmal tief Luft holte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie angehalten hatte, spürte jetzt allerdings ein leichtes Brennen meiner Lunge. Meine rechte Hand zur Brust hebend ging ich einen Schritt auf die beiden Frauen zu. Auf halber Strecke wandte Ylvi mir den Kopf zu. Mit ihren blau unterlaufenen, tränenverquollenden Augen schüttelte sie kaum sichtbar den Kopf.
      Ich seufzte tief, schloss einmal kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete, starrte ich direkt in Betsys kleines, ebenso tränenüberströmtes Gesicht. Sie sagte kein Wort aber ich spürte all den Schmerz, die Trauer und auch die unbändige Wut in ihrem Blick. Ich wollte etwas sagen doch mein Mund wollte einfach keine Worte formen. Stattdessen ging ich in die Hocke, breitete die Arme aus und hoffte, dass das Mädchen der stillen Aufforderung nachkommen würde. Augenblicklich löste Betsy sich von Ylvi, begab sich in meine geöffneten Arme und schmiegte sich schluchzend so fest an mich, dass mir der Cowboyhut vom Kopf fiel. In jeder anderen Situation hätte ich ihn sofort vom Boden aufgehoben, doch in diesem Moment war der Hut auf dem Boden das kleinste meiner Probleme, denn während mein Hemd langsam Betsys Tränen durchsickern ließ, rollten zunächst vereinzelt auch Tränen bei mir, ehe ich mich der eigenen Trauer hingab und ebenso bitterlich anfing zu weinen.

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      Eine Woche zuvor
      Caleb
      Wenn ich sagen würde, ich wäre schon eine ganze Weile auf den Beinen, wäre das mit Sicherheit gelogen; aber ich war… schon eine ganze Weile auf den Beinen.
      Ich stand am Fenster meines Schlafzimmers und ließ den Blick über den Hof schweifen. Schon einige Zeit dachte ich über eine kleine Feier im Haupthaus nach. Keine Feier im eigentlichen Sinne, einfach einen Abend, an dem wir gemütlich zusammensitzen und das bisherige Leben Revue passieren ließen; natürlich bei gutem Essen und für die Erwachsenen mit Alkohol.
      Klar, wir saßen zum gemeinsamen Frühstück auch das ein oder andere Mal zusammen, aber dort besprachen wir immer nur den Tagesablauf und fokussierten uns aufs Geschäft, auch wenn nicht immer alle Mitarbeiter am Frühstück teilnahmen. In letzter Zeit hatten sich Dell und Betsy immer öfter ausgeklinkt, was aber daran lag, dass Dell weniger Arbeit auf dem Hof und somit mehr Zeit am Morgen für seine Tochter hatte.
      Da so gut wie kein Pferd momentan in der Box stand fiel das Misten am Morgen fast gänzlich weg- dies würde sich zum Winter hin leider jedoch wieder ändern.
      Mein morgendlicher Gang führte mich nach der Dusche nur kurz in die Küche. Dort schnappte ich mir meinen Thermobecher Kaffee, dieser war größer als jede Tasse, die im Schrank stand, und ging ins Büro. Es wartete heute wieder einiges an Papierkram auf mich und wenn ich den morgigen Tag freimachen wollte, musste ich das heute erledigen.

      Ylvi
      Ich genoss die sanfte kühle die von meiner Hand in meine Stirn überging. Während gleichzeitig mir heiß und kalt wurde. Ganz zu schweigen von dem fiesen Ziehen im unteren Rücken.
      Daher zuckte ich völlig zusammen als sich die Tür zum Büro schwungvoll öffnete. Orientierungslos sah ich Caleb den Raum betreten, seinen großen Becher Kaffee in der Hand. “Oooh Kaffee!” seufzte ich hoffnungsvoll. Denn die Motivation aufzustehen. Die war ziemlich gering. “Es steht noch welcher in der Kaffeemaschine, sogar warm!” berichtet er mir. Während mein Hirn Sauer auf seine offensichtliche gute Laune war. Ich hingegen schwankte irgendwo zwischen Heulen und Aggression. Was der Knoten in meiner Gebärmutter, aber nur zum Anlass nahm um sich ein kleines Stück mehr zusammenzuziehen. Nur knapp unterdrückte ich mein Stöhnen. Ich brauchte dringend eine Schmerztablette um diesen Tag zu überleben. Nicht das ich meine Periode ohnehin schon verfluchte. Manchmal extrem Schmerzhaft, manchmal kam sie ewig nicht. Man mochte vielleicht den Unfall als Kind und die damit einhergehende Verletzung meines Unterleibes dafür verantwortlich machen. Aber auch andere Frauen litten unter Mens-Schmerzen.
      “Puh, ich würd so gern zuschlagen. Aber den Schluck gönn ich wem anders. Schmerztabletten und Kaffee sollen sich nicht so gut machen.”

      Caleb
      Schmerztablette? Ich horchte auf. “Schmerztablette?”, fragte ich sie dann. “Was hast du?” Am heutigen Morgen war ich wohl ausnahmsweise wirklich in Plauderlaune, weshalb ich sie auch einfach gerade heraus gefragt hatte.
      “Frauenprobleme”, bekam ich als knappe Antwort. Dann würde ich sie wohl lieber mal nicht zu viel nerven, dachte ich und stand auf, um den Raum kurz und schweigsam zu verlassen. Als ich wiederkam, hatte ich eine Flasche Wasser in der Hand und reichte sie Ylvi. “Wäre zwar nicht nötig gewesen, aber danke.” Beim Zurückgehen zum Schreibtisch sah ich ihre Flaschensammlung neben dem Schreibtisch. Sie hatte sich dort einen kleinen Vorrat hingestellt, um nicht immer zum anderen Haus laufen zu müssen. Idiot- dachte ich und setzte mich wieder schweigend auf meinen Platz.
      “Was macht… die Instagram-Seite? Haben wir mehr Follower bekommen, seit du auch das Training mit HMJ Saintly postest?”

      Ylvi
      Ich gab es natürlich nicht direkt zu, aber mir den Weg hinüber ins Haus sparen zu können war goldwert. Ich steckte mir die Pille zwischen die Lippen, nippte und schluckte. Und trank noch zwei weitere Schlucke um sie nicht in der Speiseröhre zu spüren. Dann erst konnte ich mich der Frage von Caleb widmen. Ich winkte ab. “Ach frag bloß nicht. Die Follower kommen, es gehen nur wenige. Schaut man sich die Statistiken an sind es viele weibliche Follower, dabei ich das Alter von 16-45 wirklich alles vertreten. Allerdings kommen so viele Anfragen an Nachrichten. Ich könnt quasi hier übernachten und nur diese beantworten. Ich musste auch die Mail von unserer Website nehmen. Wir wurden mit Spam und sinnfreien E-Mails BOMBARDIERT. Aktuell versuch ich der Lage da ein wenig Herr zu werden.” antwortete ich wahrheitsgemäß. Es machte mir Spaß. Wir hatten einige tolle Beiträge über die letzten Wochen schreiben können. Diese Fragenflut war dann aber doch ein wenig anstrengend. “Außerdem wird immer wieder gefragt ob wir nicht mal einen Live-Stream veranstalten könnten.” Das hatte Caleb bisher abgelehnt. Ich selbst hatte einige bereits gemacht, die Leute so virtuell über die Ranch geführt. Aber Caleb hatte sich bisher noch ein wenig gesträubt sich vor die das Smartphone zu hocken. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Es war schon seltsam nicht in real mit anderen Menschen zu sprechen.

      Caleb
      Ich musste kurz lachen. “Viele weibliche Follower? Vor allem… was wollen die sechzehnjährigen? Ich hoffe du postet keine Bilder wo ich und die anderen Jungs oberkörperfrei herumlaufen.” Ylvi stimmte kurz in mein Lachen ein, gab mir aber keine Antwort, die das Gegenteil bezeugte, pah!
      “Was meinst du mit Spam und sinnfreien Anfragen?”, ich überlegte… mir fiel aber tatsächlich nicht wirklich etwas ein, was Fremde uns an sinnlosen Anfragen schicken sollten. Ylvi würde da jedoch gleich Licht ins Dunkle bringen.
      “Vielleicht kann ich mich ja doch irgendwann mit dem Gedanken anfreunden, mal so einen Livestream zu machen. Ich meine wenn das von so vielen gewünscht wird?” An meinem Bildschirm öffnete ich still und heimlich Instagram, wollte mir mal anschauen, was Ylvi dort so postete. Doch ohne Benutzerkonto kam ich nicht rein. Ich schmollte kurz, überlegte und fragte sie dann doch, ob sie mir nicht an ihrem Handy die letzten Beiträge zeigen könnte.

      Ylvi
      Mit seinem Bürostuhl rückte er ein wenig zur Seite als ich mich erhob um ihm alles zu zeigen. Ich scrollte mit ihm einige Zeit durch den Feed. Zeigte ihm die Vorstellung einiger Mitarbeiter mit einem kleinen Bild in den Highlights. Neugieriger als ich es für möglich hielt wollte er sogar ein paar der Nachrichten lesen. “Meinetwegen kannst du auch ein paar Beantworten.” sagte ich leise lachend.
      Ich überließ ihm also mein Handy, denn die halb hockende, halb stehende Position neben dem Tisch war irgendwie ziemlich unbequem. Also kehrte ich zurück an den Schreibtisch. Langsam spürte ich auch wie die Tablette wirkte, das Zittern in meinem Körper fand endlich ein Ende. Meine Konzentration konnte so wieder auf die Probleme vor mir gerichtet werden. Ich hatte schließlich noch andere Arbeit vor mir!
      Tschetan und Kaya würden demnächst aus der Schule kommen. Wir hatten im Gespräch mit der Schule und den Kids direkt das Home Schooling schließlich aufgegeben. Stattdessen hatten wir uns eingesetzt das ein Schulbus die Kids abholte und auch wieder zurück brachte. Caleb hatte uns zur Förderung sogar Geld der Ranch zur Verfügung gestellt. Das hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Aber er hatte nur abfällig lächelnd gesagt er könne schließlich nicht verantworten das seine besten Mitarbeiter ständig im Auto hockten um die Kinder wegzubringen. Damit hatte er mich völlig übergangen und Louis und Dell zugezwinkert. Manchmal war er eben ein rechter Schelm. Ich lugte über den Bildschirmrand zu Caleb. Ausnahmsweise sah man sein Gesicht, da er drinnen keinen Hut trug.
      Sein Gesicht war aschfahl, die Augen auf mein Handy gerichtet. Seine Ohren schienen zu leuchten. “Na? Da wird sogar ein Cowboy rot bei solchen Sachen.” scherzte ich.
      Caleb
      So viele, unfassbar tolle Kommentare unter den Fotos! Ich war begeistert, scrollte mich von oben bis unten durch und beantwortete einige der Fragen. Auf die Frage, wann es denn endlich mal einen Livestream mit dem Kopf der Ranch geben würde, antwortete ich ein paar Mal: Bald. Liebe Grüße, Caleb
      Noch während ich mich weiter durch laß, ploppten unten immer mehr Herzen auf. Ich klickte also darauf und wurde immer wieder zu meinem Kommentar zum Livestream zurückgeleitet. “Ylvi ich komm hier immer wieder zurück…”, sagte ich ein wenig verzweifelt zu ihr, stand auf und ging zu ihr rüber. Sie zeigte mir kurz, was das Problem war. Also setzte ich mich wieder auf meinen Stuhl und beantwortete munter Fragen. Das könnte ich den ganzen Tag lang machen!
      Bald fiel mir oben rechts ein Pfeil auf, auf dem eine rote Zahl stand- und keine Kleine. Ich drückte drauf und kam wohl zu den Privaten Nachrichten. “Darf ich die durchlesen?”
      “Klar”, kam es vom anderen Schreibtisch.
      Also las ich ein paar der Nachrichten, antwortete kurz- natürlich gab ich mich immer als… ich zu erkennen, denn bisher hatten die Personen ja immer nur mit Ylvi geschrieben. Ich dachte schon das wären viele, aber als ich auf ‘Nachrichtenanfragen’ klickte, wurde ich quasi von Texten erschlagen. Ich klickte ein paar an, verzog ein paar Mal schüttelnd den Kopf- bis ich zu einer Nachricht einer offensichtlich minderjährigen, jungen Dame kam, die uns ein paar… Nacktfotos geschickt hatte. ‘Sweet Dreams’ stand mit einem Kusssmiley darunter.
      Ich starrte den kleinen Bildschirm an, sagte nichts. Blickte dann zu Ylvi hoch, drehte den Bildschirm, damit sie wusste, was ich meinte. “Bekommen wir viele solcher Nachrichten?!”
      “Ja. Was meinst du denn, was ich mit sinnlosen Nachrichten gemeint habe…”
      “Ich mein.. wie alt ist sie? 14? Oh mein Gott…” Ich stand auf und drückte Ylvi ihr Handy wieder in die Hand.
      “Sind es nur Bilder von Mädchen oder auch von Jungs?”

      Ylvi
      Die Zeiten in denen ich rot geworden wäre waren längst vorbei. Ich zuckte also mit den Schultern. “Natürlich auch Jungs...Männer. Einige sind an mich gerichtet andere auch durchaus an die Männer der Ranch. Ich blockiere die Profile meistens, reagiere nicht auf die Nachrichten. Hätte niemals gedacht ,dass ein Profil das über das Leben hier auf der Ranch aus ist - solcherlei Nachrichten erhält”
      “Sollten wir in dem Stream erwähnen ...naja dass solche Sachen nicht gewünscht sind?” ich winkte ab. “Das wird die ganze Sache womöglich nur anstacheln. Aber ich habe da die Idee vielleicht einfach nochmal Aufmerksam darauf zu machen - was wir im Internet veröffentlichen verbleibt dort oft für Jahre. Das viel schlechtes mit Bildern im allgemeinen angestellt werden kann. Aber die passenden Worte dazu sind mir noch nicht gekommen.”
      “Die Idee ist gut….mit dem Schreiben kann ich dir allerdings wenig helfen fürchte ich. Nicht mein Fachgebiet.” damit deutete er auf den Bildschirm seines PC’s an dem er sicherlich einige E-Mails zu verfassen hatte. Zumindest hatten wir in den vergangenen Wochen die Zettelwirtschaft von Bellamy beseitigen können. Ordnung in einige der Prozesse gebracht und endlich einen ausgereiften Businessplan.
      Caleb hatte sich sogar damit anfreunden können, einige der Arbeitspläne und Aufgaben auf meinem alten Tablet zu organisieren. Ein geteilter Kalender. Eine Art Planner-App in der Aufgaben zugewiesen werden konnten. Bestanden zu einzelnen Prozessen Fragen konnte noch immer zum Telefon gegriffen werden. Caleb gab es nicht zu. Aber ich spürte zusehends wie ihm meine Hilfe mit der Digitalisierung gefiel. Vor allem hatten wir unseren einstigen Flow wieder gefunden. Als würde der Funke der Freundschaft wieder beginnen zu erstarken. Diese Entwicklung machte mich zusehends glücklicher. Die Liebe die ich in meinem Herzen noch immer für ihn empfand machte mir ein zusammensein mit ihm aber auch schwer. Wie konnte es sein? Das mein Herz sich gleichermaßen an zwei unterschiedliche und doch so gleiche Männer gehangen hatte. "Was meinst du? Heute Abend nach dem Essen drüben im Kaminzimmer der LiveStream?"

      Caleb
      Ich war ein wenig überfahren von Ylvis Aussage. Stimmte dem aber sofort zu, dass wir darauf aufmerksam machen mussten, dass Fotos und auch Beiträge über Jahre hinweg im Internet verweilten.
      “Heute Abend schon der Stream?”, ich zuckte die Schultern. “Warum nicht, dann hab ich's hinter mir.”
      “Caleb so schlimm wird es schon nicht sein. Zieh dir was nettes an und sei einfach du selbst, dann klappt das.”
      “Also soll ich, wie immer, mürrisch und schlecht gelaunt sein.”
      Ylvi klatschte sich mit der Hand an die Stirn. Sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Doch als ich grinste, stieg sie in mein Grinsen ein und wandte sich wieder ihren Aufgaben zu. Das Handy gab ich ihr zurück, ehe auch ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm lenkte. Bis zum Stream hatte ich noch ein paar Stunden Zeit, so dass ich noch eine halbe Stunde hier im Büro verbringen, dann aber nach draußen zu den Pferden gehen wollte.
      Die halbe Stunde neigte sich gerade dem Ende zu, da betrat Dell das Büro, nickte Ylvi kurz zu und setzte sich auf den Stuhl, der mir gegenüber. Auffordernd sah ich ihn an, doch er sagte zunächst kein Wort. Ich wusste schon, was er wollte. Zumindest konnte ich es ahnen- Zeit mit seiner Tochter.
      “Ich äh.. wollte fragen, ob du mir heute Abend frei geben kannst?”, rückte er dann doch mit der Sprache heraus.
      Wirkte ich wirklich so angsteinflößend auf meine Mitmenschen?
      “Ich würde gerne mit ihr zusammen in die Stadt gehen, Betsy will unbedingt einmal in dieses All you can eat Sushi Restaurant und danach würden wir noch ins Kino gehen.. ich brauch nur jemanden, der meine Fütterung und die Boxen übernimmt.”
      “Wie viele Boxen hast du?”
      “20 sind es im Moment misten und füttern. Es sind aber nicht alle Pferde im Stall, ein paar bleiben draußen.”
      Ich überlegte kurz. “Ylvi was meinst du wie lange brauchen wir, bis wir den Stream am Laufen haben?”
      Ylvi runzelte schon wieder die Stirn. Scheinbar hatte ich ihr wieder eine meiner technisch dämlichen Fragen gestellt.
      “Wir gehen da hin wo wir gutes Internet haben und ich drücke auf diesen Knopf, das wars.”
      “Können wir dann nicht im Stall anfangen? Dann kann ich neben dem Misten was sinnvolles tun und wenn ich keine Antwort parat hab, schwenkst du einfach auf dich um. Dann sehen die Menschen auch sofort was von der Ranch und der Arbeit.”

      Ylvi
      In Anbetracht vom kommenden Herbst. Der nasskälte die draußen auf mich wartete. War ich nicht ganz überzeugt. Sinn machte die ganze Sache aber schon. "Klar, ich denke das macht einen guten Eindruck. Außerdem sehen die Leute dann auch das du nicht einen auf Boss und Rich Kid machst, sondern auch in die tägliche Arbeit involviert bist."
      "Der Arbeitsbulle quasi" dabei warf er sich in die Brust. Dell sah ein wenig wirr von mir zu Caleb und wieder zurück. Der wusste natürlich nicht ganz worum es ging. "Hab ich jetzt also frei?" fragte er daher fast ein wenig unterwürfig. "Na klar." nahm ich Caleb die Antwort vorweg, streckte ihm seitlich die Zunge heraus als er seine Position veränderte. Theatralisch warf er die Hände in die Luft. "Gut, da man mich nicht zu brauchen scheint. Caleb verlässt das Büro!" damit erhob er sich tatsächlich. Dell hingegen blieb noch sitzen. "Betsy hat außerdem gefragt ob nicht Kaya auch dabei sein dürfte. Ich denke Louis wird später noch bei dir vorbeischauen um das ganze abzusprechen. Nur das du schon Bescheid weißt." "Danke , Dell."
      Damit verließ auch er das Büro.
      Da ich mich nicht wirklich auf meine Arbeit konzentrieren konnte, schaltete ich das MacBook aus. Schloss die Tür hinter mir. Nur um mich draußen auf die Suche nach meinem Mann zu begeben. Was auf einer Ranch der Größenordnung gar keine leichte Aufgabe war. Mir begegnete tatsächlich eher zweimal Murphy. O' war es schließlich die meinte ihn das letzte Mal in Richtung des Reining Platzes laufen gesehen zu haben. Dort begegnete er mir dann tatsächlich. Er arbeitete gerade mit einem jungen Rappquarter, den Nachbarn hier zum Training abgeliefert hatten. Da er noch in seine Arbeit vertieft schien. Wartete ich. Aber wie immer, bewies er seinen sechsten Sinn für Dinge, nur kurze Zeit später wandte sich sein lächelndes Gesicht auf mich. Mit dem Pferd am Strick kam er zu mir herüber, strich mir über den Scheitel. "Du siehst müde aus." ich winkte ab, er wusste welche Zeit des Monats war. Und auch wenn nicht mehr so streng, wie seine Vorfahren. So hielt er sich von mir als menstruierende Frau fern. Es war noch immer seltsam würde es wohl auf ewig bleiben. Zum Anfang hatte ich dieses Verhalten nicht verstanden. Er schlief dann auf der Couch. Ich hatte erst Lilly danach Fragen müssen. Das war - wie so vieles eines der Dinge die ihn so traditionell machten. "Caleb hat mir vorhin schon eine Schmerztablette besorgt" eine seiner Augenbrauen hob sich leicht. "Hat er das?" "Eifersüchtig?" sprach ich halb im Scherz. Den undurchdringlichen Blick vermochte ich nicht zu durchschauen. "Dell hat die Kids und mich eingeladen zum Sushi essen...und ins Kino. Ich habe dran gedacht ihn zu begleiten." Natürlich hatte er daran gedacht. Ich lächelte milde "Das wird bestimmt klasse. Auch wenn ich neidisch auf das Sushi werden könnte." "Sollen wir was mitbringen?"
      "Gute Idee."
      "Ich weiß." Über den Zaun hinweg, gab er mir einen leichten Kuss auf die Stirn, ehe seine Arbeit ihn wieder einspannte.

      Caleb
      Mein Weg führte mich sofort in den Stall, in dem ich mich umsah und mich mal wieder in einem riesigen Chaos befand. Wie lange hatte ich diesen Stall hier nicht mehr betreten? Drei Tage? Vier Tage?
      Es sah aus wie Kraut und Rüben… also fing ich zunächst einmal an, alle Utensilien wie Mistgabeln, Beulengabeln und Besen wieder an ihren Platz zu hängen. Ich leerte die Schubkarre auf dem Misthaufen und stellte sie schon einmal in die erste von zwanzig Boxen. Bevor ich jedoch mit dem Misten anfangen wollte, portionierte ich das Kraftfutter in die dafür vorgesehenen, mit Namen beschrifteten Eimer. Die Internetmenschen mussten nicht sehen, was die Pferde zu fressen bekamen.
      Dann fing ich mit dem Misten an, bis mir auffiel, dass ich vorher vielleicht noch etwas essen gehen könnte- wer wusste schon, wie lange der Stream dauern würde? Nach einem Blick auf die Uhr war ich mir auch sicher, dass das Essen bereits auf dem Tisch stand.
      In der Küche traf ich auf Bellamy und O die sich angeregt über das nächste Galopprennen unterhielten. “Willst du Pria nicht aus dem Sport holen?”, fragte ich O während ich mich setzte.
      “Doch. Aber ich hab ja noch andere Pferde. Clyde und Wildfire könnten mehr laufen, ebenso Tigres und Drama… aber nicht mehr dieses Jahr. Ich trainier die auf für eine letzte Saison und dann nehm ich sie alle aus dem Galopprennsport raus.”
      “Ach was?”
      “Ja, ich will mit denen allen in Richtung Vielseitigkeit, das macht mir mehr Spaß. Außerdem.. außer Pria ist keines der Pferde wirklich gut darin. Warum also nicht etwas anderes probieren?”
      Ich zuckte mit den Schultern, setzte mich auf meinen Platz am Kopf des Tisches und schaufelte mir etwas vom Eintopf auf den Teller. Dazu gab es Brötchen, die ich kleinriss und ebenfalls auf den Teller legte. Mit dem Löffel tunkte ich sie in den Eintopf, so dass sie sich richtig schön vollsaugten.
      Das Essen verlief ruhig, es gesellten sich noch ein paar Mitarbeiter dazu. Ich war mir nicht sicher, ob Ylvi auch dazustoßen würde. Normalerweise aß sie mit Louis und den Kindern zusammen drüben. Aber da die drei gleich wegfahren würden, würde sie uns vielleicht noch Gesellschaft leisten.

      Ylvi
      Ich sprang vor der Terrasse auf und ab um den Matsch ein wenig von den Füßen zu bekommen. Auf den Abend hatte leichter Nieselregen eingesetzt. Ich entledigte mich im Flur schließlich meiner feuchten Jacke. Sowie dem Filzhut der mir meine Frisur platt gedrückt hatte. Bevor ich an einen LiveStream denken konnte, verlangte mein Magen nun vehemmend nach Essen. Gerade da die Düfte aus der Küche ein erneutes Knurren auslösten. Mein Frühstück war nicht sonderlich üppig ausgefallen.
      Mit dem Betreten der Küche hoben sich vereinzelte Blicke, die sich anschließend dem Eintopf widmeten. Zielstrebig ging ich auf meinen Platz direkt neben Caleb zu. Seltsam war es schon. Ich wohnte bereits fast ein Jahr gemeinsam mit Louis. Essen taten wir meistens mit den Kindern. Aber der Platz blieb dennoch oft frei. War es aus reiner Gewohnheit. Oder teilten mir die Mitarbeiter unbewusst mit an wessen Seite ich hätte besser bleiben sollen? Natürlich waren diese Gedanken idiotisch. Das ganze konnte ich einfach der Gefühlsduselei meiner Periode zu schreiben. Was in meinem Kopf nur wieder los war. Dankend nahm ich von Bellamy einen Teller Eintopf entgegen. Begierig nahm ich mir auch eines der Brötchen. Die Haushälterin war Dolores, kurz von allen Dolly genannt, einzustellen war auch eine der Neuerungen gewesen. Sie kümmerte sich liebevoll um die Ordnung in den Häusern der Mitarbeiter, der Ferienhäuser und dem Haupthaus. Versorgte alle mit genug Essen. Machte Erledigungen in der Stadt. Sie hatte über den Sommer sogar begonnen einen kleinen Gemüsegarten neben dem Haus anzulegen. Die 53 jährige wohnte ebenfalls in einem der kleinen Bungalows. Sie konnte vor allem hervorragend Kochen. Was die Anzahl der Mitarbeiter die nicht mehr nur allein für sich kochten doch deutlich erhöht hatte. Noch fanden alle knapp in der Küche Platz. Genüsslich nahm ich zwei Bissen vom Eintopf. Anschließend sah ich zu Caleb. “Bereit für den Stream?” sprach ich mit gedämpfter Stimme. Murphy und O’ unterhielten sich zwei Plätze weiter. Angeregtes Stimmengewirr erfüllte die Küche.

      Caleb & Ylvi
      Caleb stopfte sich gerade das letzte Stückchen des Brötchens in den Mund, trank den letzten Schluck aus seinem Glas und sah dann zu Ylvi auf. “So langsam werde ich irgendwie doch nervös”, gestand er ihr wahrheitsgetreu und kratzte sich kurz am Kopf. “Kannst du den Stream gleich anfangen und irgendwann erst auf mich umschwenken?”
      Zunächst antwortete die junge Frau nichts, stand lediglich auf und ging in den Flur, in den ihr Caleb folgte. Sie zogen sich an, Caleb setzte seinen Hut auf den Kopf und gemeinsam gingen sie in Richtung des Stalles, in dem Caleb bisher noch nicht wirklich viel erledigt hatte.
      “Ich kann von mir aus anfangen”, antwortete Ylvi ihm dann, während sie ihr Handy zückte und Caleb sich daran gab, die Box auszumisten. Um die Hände frei zu haben friemelte die junge Frau aus ihrer Jackentasche ein kleines Stativ. Welches ihr ermöglichte ihr Handy anzubringen an die Stäbe der Box. Anschließend öffnete sie Instagram, wechselte vom privaten Account auf den der Ranch. Der Stream musste sich ein wenig herumgesprochen haben. Am Nachmittag hatte sie in der Story eine kleine Ankündigung gemacht. Es dauerte nur wenige Sekunden da kamen bereits die ersten Besucher. Es flogen die Herzchen und von überall aus der Welt kamen Grüße. “Willkommen zum ersten Livestream der Bow River Ranch mit dem Boss des ganzen Ladens. Hier im Hintergrund: Caleb O’Dell! Sag hallo Caleb!” Ylvi trat ein wenig zur Seite. Gab jetzt dem Auditorium freie Sicht auf Caleb, der in seiner üblichen Manier, eine Hand zum Gruß an den Cowboyhut nahm. Klischee dachte Ylvi sich bei seinem Move. Sie schüttelte nur den Kopf. “Da wir den Stream ziemlich spontan gemacht haben - dachte ich mir gestalten wir das ganze als FAQ. Daher stellt ruhig die Fragen die euch auf der Seele liegen.”
      Tatsächlich kamen viele Fragen wie es ihnen ging, die sowohl Caleb als auch Ylvi wahrheitsgemäß beantworteten. Einige der Fachfragen stellte Ylvi laut. Während Caleb zur Kamera sprach, nahm sie ihm die Forke aus der Hand und hievte Stroh in die Schubkarre. Zweimal während der Beantwortung von Fragen wechselten die beiden jeweils die Box. Während sie gerade dabei waren in die Dritte zu wechseln. Stolperte Ylvi über einen der Eimer auf dem Boden. Noch während ihr ein Aufruf der Überraschung über die Lippen kam, schaffte Caleb es gerade so nach ihr zu greifen. Mit einer Hand an ihrer Hüfte. “Hu, das war knapp.” suchte auf dem Betonboden nach dem Handy mit den Augen. Und hörte während des Bückens die Frage von Caleb “Alles klar?” “Nur der Schreck.” Ylvi hob das Handy auf. Dank Hülle war nichts passiert. “Und das meine Lieben, sollte Grund sein kein Zeug unnötig in der Gegend rumstehen zu lassen.” Ylvi wechselte die Kamera, deutete auf den Übeltäter.” Ihnen hatten nun knapp 200 Leute zugeschaut. Und plötzlich schienen die Herzen sich zu überschlagen. Caleb sah gar nicht auf das Handy, er arbeitete weiter. Da er merkte das keine weiteren Fragen kamen und Ylvi ihn nur bei der Arbeit filmte. Hielt er inne, sah Ylvi an. “Keine Fragen mehr?” Ylvi räusperte sich. Verzog etwas das Gesicht, dann schien sie zu entscheiden es sei ohnehin egal. “Seid ihr ein Paar?” Stille. Caleb räusperte sich auch. “Gute Freunde. Ylvi ist mit meinem Freund Louis Killsbears verheiratet.” Das war der Moment in dem der Livestream ablief. Die Zeit war auf 90 Minuten begrenzt. Caleb fuhr fort. Die Antwort von ihm hatten ihre Zuschauer nicht mehr mitbekommen. “Die Antwort ging nicht mehr durch. Vielleicht sollte ich die Info...naja ergänzen zur Mitarbeitervorstellung.”
      “Das wäre wohl… sinnvoll”, antwortete Caleb und machte sich wieder an die Arbeit. Er war mittlerweile an der letzten Box angekommen, streute sie mit Stroh und fuhr die volle Schubkarre auf den Misthaufen. Zähneknirschend betrat er erneut den Stall, warf Ylvi einen Blick zu, die wild auf ihrem Handy herumtippte. “Änderst du das jetzt gleich schon?”
      “Nein, aber da der Livestream zu Ende war beantworte ich die letzte Frage einmal in der Story.” Von den ganzen ‘#calvi’ Kommentaren, die eindeutig Ylvi und Caleb als Paar galten, erzählte sie dem Blonden nichts.
      “Verteilst du noch das Kraftfutter hier in den Boxen? Die Eimer sind alle fertig und beschriftet sind sie ja auch. Dann fang ich schon einmal an, die Pferde rein zu holen.”
      Ylvi nickte, machte sich sofort an die Arbeit und schnappte sich einen Eimer nach dem Anderen, die sie in die Futtertröge schüttete. Nach und nach brachte Caleb die Pferde in den Stall, die sich sichtlich über eine frisch gemachte Box freuten. Der leichte Nieselregen war einem stärkeren Regen gewichen und nach einem Wink von Caleb fing Ylvi an, die Decken derer Pferde zu tauschen, die mittlerweile triefend nass geworden waren. Zum Glück konnten die Decken in einer extra Kammer mit Waschmaschine auch zum Trocknen aufgehängt werden. Die meisten Decken waren mit Namen bestickt, so dass es ihr leicht fiel, schnell voran zu kommen.
      “Nächste Woche soll es wieder um die 20 Grad werden, nachts aber nur drei. Dann haben wir wieder einiges zu tun… abends eindecken, morgens ausdecken.” Caleb seufzte. Ylvi war drauf und dran ihn zu fragen, was er hatte, da der Seufzer offensichtlich nicht den Decken gegolten hatte, was sie an seinem Seitenblick zu ihr vermutete. Typisches Calebverhalten, unschöne Situationen einfach todschweigen.
      “Ich danke dir für die Hilfe, den Rest bekomme ich alleine hin”, winkte er ab und verließ den Stall. So schnell ließ sich Ylvi allerdings nicht abschütteln, denn das Haus war ohne Louis und die Kinder ziemlich leer. Selbst ein ruhiges Bad konnte sie nicht nehmen, denn dort war keine Badewanne vorhanden. Dafür hätte sie Caleb wieder fragen müssen, um das Bad im Haupthaus nutzen zu können.
      “Was musst du denn noch machen?”, fragte sie ihn stattdessen und blieb eine ganze Weile auf seiner Höhe, bis sie sich ein bisschen zurückfallen ließ.
      Erst dann drehte Caleb sich um, sah sie aus zusammengepressten Augen an. Der Wind peitschte ununterbrochen von unten und jagte ihm die Regentropfen in die Augen. “Ich will noch rüber zu HMJ Saintly, werde ihn auch reinholen. Er muss nicht bei dem Wetter draußen stehen, der ist eh noch angeschlagen… und dann wollte ich noch bei den Stut- und Hengstfohlen vorbeischauen.”
      “Gut, dann komm ich mit. Vielleicht bin ich dir dennoch eine Hilfe.” Hatte er sie abwimmeln wollen so sagte er nichts. Es gab auch kein Nicken. Draußen schlugen sie ihre Kragen an der Jacke höher, die Hüte tiefer in das Gesicht gezogen. Zwei dunkle Gestalten in der beginnenden Dämmerung, ein jeder mit den eigenen Gedanken beschäftigt.

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      Louis, Kaya, Tschetan, Dell & Betsy
      Dell hatte das Büro von Caleb und das Haus zügig verlassen, um auf die Suche nach Betsy und Louis zu gehen. Den Lakota fand er schließlich am Reiningplatz mit einer schwarzen Stute. “Caleb hat das ok gegeben, wir können fahren. Ylvi weiß auch schon Bescheid.”
      “Okay dann treffen wir uns in… einer dreiviertelstunde in meinem Bungalow?”, fragte ihn Louis. Dell nickte und verschwand, immer noch auf der Suche nach Betsy.
      Er fand sie schließlich auf der Koppel. Nicht bei Sue, dafür bei Sues Fohlen Pamina. Kaya und Tschetan standen ebenfalls dort und streichelten die Stutfohlen. Es war toll, dass die Pferde von Anfang an Kinder gewohnt waren. “Hört mal Betsy und ich wollten in die Stadt fahren, Sushi essen gehen und dann ins Kino. Ich hab schon mit Louis gesprochen, wenn ihr auch Lust habt würden wir alle zusammen fahren”- wildes Nicken von allen drei Kindern. Kaya und Betsy klatschten sich einmal kurz ab. “Ihr müsstet euch alle nur… nochmal umziehen und vermutlich auch noch schnell duschen.” Wieder nickten sie alle. “Wir treffen uns gleich bei euch im Haus, Tschetan und Kaya.”
      “Bis gleich”, trällerte Betsy, gab Pamina einen Kuss auf die Nase und verließ langsam die Koppel. Sie wusste genau, dass sie bei den Pferden nicht laufen durfte und dachte fast immer daran. Im Haus steckte Dell zuerst Betsy unter die Dusche, eher er selbst schnell drunter sprang. In Windeseile waren sie beide angezogen.
      Im Bungalow der Killsbears, erwartete Vater und Tochter ein eigensinniges Bild. Hintereinander standen Kaya, Tschetan und Louis da. Eingehend damit beschäftigt sich die Haare zu kämmen. Wie selbstverständlich sah er wie sich seine Tochter Betsy einen der Stühle schnappte, ihn hinter Louis stellte und gleichermaßen begann die Reihe fortzusetzen. Dell sah auf seine Hände hinab und ließ sich seufzend auf einen der Küchenstühle nieder. "Ich fühl mich wie ein schlechter Vater. Das einzige das meine Hände zustande kriegen ist ein fusseliger Pferdeschwanz." Damit deutete er auf das Gebilde an Betsys Hinterkopf. Die 11 jährige kicherte. "Dafür können deine Hände andere geschickte Sachen!" ein kurzes zustimmendes Brummen kam Dell über die Lippen. Louis nahm die Worte auf. "Wir haben eben alle unsere Talente. Schau ich in das Innere eines Wagens kann ich höchstens sagen, wenn der Motor fehlt."
      "Vielleicht hast du deine Kindheit ein wenig zu lang damit verbracht dir die Haare zu flechten." Louis ließ keine Regung im Gesicht erkennen, aber Dell kannte den Lakota gut genug um seine zuckenden Mundwinkel zu sehen. Als alle bis auf Betsy fertig gekämmt und geflochten waren. Begann Louis damit Betsy die Haare aus dem Pferdeschwanz zu ziehen, kämmte sie vorsichtig durch, nur um sie dann mit drei Strängen zu verflechten. “Noch ein Sommer nur draußen, die Haare kohlschwarz. Und sie geht als eine von Deinen durch. “schmunzelte Dell. Sah auf seine Tochter und spürte ein Gefühl in sich aufsteigen. Mit jedem Sommer konnte er mehr von ihrer Mutter in seiner Tochter erkennen.
      Louis Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. Tschetan und Betsy fingen an zu lachen. “Betsy Killsbears, das wärs noch”, meinte der Junge und verschwand in eines der Zimmer, um sich umzuziehen.
      Kaya schaute Louis zu, stand dann aber schließlich auf und kam wenig später mit einer Jacke zurück.
      “Sind alle fertig?” - zustimmendes Nicken, Tschetan war mittlerweile auch wieder aufgetaucht. “Ich hab gedacht wir nehmen mein Auto. Es ist zwar nicht so komfortabel wie das von Caleb zum Beispiel aber man kommt von A nach B und die Kinder passen alle auf die Rückbank.
      Während die Kinder schon zum Auto vor liefen, schlenderten Louis und Dell gemütlich hinter ihnen her. “Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, in ihr Gesicht zu schauen”, gestand Dell ihm. “Sie sieht ihrer Mutter immer ähnlicher, es ist so unglaublich schwer… ich werde jeden Tag mehr mit ihr und dem Tod konfrontiert.”
      Louis senkte kurz den Kopf, ließ sich weiter zurückfallen, was Dell ihm gleich tat. “Der Tod gehört im Leben dazu, Dell. Genauso wie das Leben. Deine Frau hat dir deine wunderbare Tochter geschenkt, die euch Beide auf ewig vereinen wird. Sieh die Gedanken als Geschenk an, nicht als Last. Auch wenn es schwer fällt.”
      Am Auto angekommen hatten sich die Kinder bereits hineingesetzt. Dell griff zum Türgriff, hielt dann allerdings inne. “Danke”, hauchte er fast tonlos in die Dunkelheit. Dennoch vernahm er ein kurzes Nicken von Louis.
      Die Fahrt nach Calgary verlief ruhig. Eine angenehme Spannung lag in der Luft. Noch fühlte sich das Mädchen nicht wohl genug. Kaya hatte begonnen zumindest mit den Pferden zu flüstern. Tschetan und auch Ylvi hatten es bereits gehört. Betsy war vor 3 Wochen zu ihm gekommen. Ihre Augen voller Tränen, aber ihr Mund hatte gelächelt. Kaya hatte ihren Namen gesagt. Ylvi und der Lakota hatten am Abend darüber gesprochen. Fast ein wenig...enttäuscht das Kaya beschlossen hatte ihre ersten Worte an Betsy zu richten. Wie Louis es allerdings sah? Betsy gehörte mit in den Kreis der Familie. Kaya und sie verbrachten jede Minute beieinander, sie waren sich so Nahe das sie Schwestern sein könnten. Selbst er, der nicht ihr Blut teilte fühlte Stolz in sich, wenn sie gemeinsam mit Kaya auf einem Ausritt waren. Ob es wohl daran lag ,dass er in einer großen Familie aufgewachsen war? "Welchen Film habt ihr euch eigentlich ausgesucht?" fragte der Lakota schließlich in die Runde.
      “Was eine Frage, den Pferdefilm über das kleine Indianermädchen und ihr Pferd!”, rief Betsy aufgeregt von der Rückbank. Kaya nickte zustimmend, Tschetan schlug sich mit der Hand an den Kopf. Der Junge wurde langsam zu alt für die beiden Mädchen, interessierte sich zusehends für andere Dinge. Er half mehr auf der Ranch mit, packte an wo er nur konnte und schien enttäuscht, wenn seine Hilfe abgewimmelt wurde. Octavia, die mit den beiden Mädchen so froh war, konnte kaum etwas mit dem Jungen anfangen. Mittlerweile fragte er sie schon gar nicht mehr, ob sie Hilfe bräuchte.
      Bellamy war da ganz anders. Er freute sich stets über eine helfende Hand und mutete dem Jungen manchmal sogar fast zu viel zu. Es fehlte wirklich ein weiterer Junge in Tschetans Alter auf dem Hof.
      Mittlerweile waren die fünf in der Stadt angekommen. Dell parkte das Auto und gemeinsam gingen sie zum Restaurant, in dem sie an ihren reservierten Tisch gebracht wurden. Zu ihrer rechten befand sich eine Art Laufband, auf dem Teller im Schneckentempo an ihnen vorüberzogen. “Und davon kann man sich jetzt einfach nehmen, was man möchte?”, fragte Betsy neugierig. Dell und Louis nickten synchron.
      “Zeigt einfach auf was ihr wollt oder sagt uns Bescheid und wir geben es zu euch rüber”, antwortete Louis, der mit gegenüber von Dell, ebenfalls am Laufband saß. Neben ihm saß Tschetan. Neben Dell saß Betsy und am Kopfende Kaya- so saß sie zwischen ihrem Bruder und ihrer Freundin.
      Das gemeinsame Essen war im Nu vorbei und sie befanden sich wieder alle im Auto, um zum Kino zu fahren. Tschetan beteiligte sich während des Essens kaum an den Gesprächen. Louis sah ein wenig besorgt zu dem jungen Lakota hinüber. Ob er es bereute für den Abend zugestimmt zu haben? Erst später, als der Film bereits lief fiel es ihm auf. Der Todestag seiner Mutter nährte sich zum zweiten Mal. Kaya war vielleicht zu jung um sich daran zu erinnern. Der Ältere Tschetan jedoch schon. Louis nahm sich vor mit dem Jungen in der nächsten Zeit einen Ausflug allein zu unternehmen. Er mochte es vielleicht noch nicht gern sehen, aber langsam verließ Tschetan das Kindesalter.

      Caleb&Ylvi
      "Wie bitte?"
      "Ob du noch rüberkommst, ein Bier trinken? Oder...in anbetracht deiner klappernden Zähne. Wohl eher...Kamin und einen Tee?" die junge Frau sah Caleb an. Da hatte er die vergangenen 2 Stunden geschwiegen. Jetzt da er es brach. Konnte sie kaum glauben, was sie da hörte. Allerdings wollte sie ungern das Angebot ausschlagen. "Wenn du so fragst, gern. Das Haus drüben würde ohnehin so leer sein." Caleb führte den Weg, während Ylvi ihm die Treppe hinauf ins Haupthaus folgte. Auf der kleinen hölzernen Terasse, entledigten sich beide von ihren Regenmänteln. Die junge Frau schlotterte, die plötzliche Kälte setzte ihr zu. Daher frohlockte sie bei den Gedanken gleich vor dem warmen Kamin zu sitzen. Bereits vor 2 Tagen hatte sie das getan, gemeinsam mit O' in Gespräche vertieft. Zum heizen der unteren Etage hatte Dolly den Kamin daher bisher jeden Abend entzündet.
      Calebs Abende sahen immer gleich aus. Er am ins leere Haus, ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier, mit dem er sich auf die Couch, die Terrasse oder oben vor sein großes Fenster setzte. So stand er nun routinemäßig vor dem Kühlschrank. Öffnete ihn, hielt dann jedoch inne. Er wollte gar kein Bier, sondern Wasser aufsetzen für den Tee.
      Ylvi war derweil im Wohnzimmer verschwunden. Der lange Regenmantel und die dicken Stiefel hatten sie davor bewahrt, klatsch nass zu sein. Der Mantel war durch nass, aber ihre Kleidung darunter war trocken. Dennoch stellte sie sich eine Weile vor den Kamin, ehe sie sich mit einer Decke auf dem Sofa einrollte.
      Wenige Sekunden später stieß Caleb wieder zu ihr, stellte ihren Tee vor sie auf den Tisch, setzte sich aufs Sofa und setzte seine Tasse vor ihn ab.
      Eine ganze Weile schlürften beide schweigend ihren Tee, ehe Caleb das Wort ergriff. “Ylvi, wie geht es dir?”
      Eine Frage und deren Antwort, die ihn lange Zeit nicht interessiert hatte. Doch die Trennung war nun schon eine ganze Weile her, es war einige Zeit verstrichen und er war… über sie hinweg. Nicht ganz, das würde er nie sein. Aber soweit, dass er sie mit vollem Ernst fragen konnte, wie es ihr ging.
      Er merkte, dass er sie mit dieser Frage überrumpelt hatte, so ganz aus dem Nichts, dennoch wartete er geduldig auf eine Antwort. Verdutzt starrte die junge Frau ihn an. Nicht sicher welche Antwort ihn wirklich interessierte. Wie weit sollte sie zurück greifen in der Beantwortung seiner Frage? Schlussendlich blieb sie ihm diese Antwort schuldig.
      O' und Bellamy betraten schnatternd den Raum. In den Händen hatten sie zwei Flaschen, deren Inhalt eigentlich nur der selbstgebrannte von Lawrence sein konnte. Die Etiketten die Flaschen waren nur halbherzig abgerissen worden. Bellamy hatte vier Gläser in der Hand. "Da du mal wieder Kinder-frei hast. Zeit für ein bisschen Spaß!" sprach O' a Ylvi gerichtet aus. Während sich O' ungeniert mit auf die kleine Couch fallen ließ, sodass Caleb und Ylvi ein wenig enger rücken mußten damit genug Platz war. "Spaß?" fragte Caleb in die Runde. Vielsagend auf die Flaschen und Gläser schauend. Der Cowboy ahnte worauf das ganze hinaus gehen konnte.
      Bellamy griff in die Tasche seines Sweaters und warf ein Kartenspiel auf den Tisch. "Eine Runde Romé hatten wir lang nicht mehr." Ylvi plusterte ihre Wangen auf. "Die Regeln müsstet ihr mir aber nochmal auffrischen. Alles krieg ich nicht zusammen."
      Mit jeder neuen Runde leerte sich auch eine der Flaschen. Die Runde wurde lockerer. Bis Bellamy der zum vierten Mal in Folge verloren hatte, Romé für beendet erklärte. Seine Motivation war im Keller angekommen. "Womit heitern wir dich wieder auf?" fragte Ylvi belustigt, die eben die letzten drei Runden für sich entschieden hatte. "Wir müssen auf jedenfall die Flaschen leer kriegen." betonte O'. Was widerum ein fragendes Gesicht von Caleb hervorrief. Bellamy sprang ein "Die sind wohl schon älter, die müssen weg. Meinte Lawrence." "Ah prima und da dachtet ihr das wär ne prima Idee die uns anzudrehen?" O' zuckte lächelnd mit den Schultern. "Never have I ever!" "Bitte?" kam es wie aus einem Munde von Caleb und Ylvi. O' klärte sie schließlich auf "Das tun wir um die Flasche leer zu kriegen. Die Regeln vom Spiel sind allen bekannt?"
      “Ich hab noch nie… nicht im Gefängnis gesessen”, fing O an und verwirrte die gesamte Mannschaft.
      “Hä? Muss ich jetzt trinken, wenn ich schon mal im Gefängnis gesessen hab, oder wenn ich noch nicht im Gefängnis gesessen habe?”
      “Letzteres.”
      Ylvi war die Einzige, die einen Schluck aus ihrem Becher trank. "Okay, das ist eine Geschichte die mich brennend interessiert." diesen Teil aus dem Leben der beiden jüngeren war Ylvi bisher unbekannt. "Und wer stellt jetzt die nächste Frage? Uhrzeigersinn, oder diejenigen die getrunken haben?"
      "Da du die einzige warst. Bist du dran."
      "Ich hab noch nie ...eine Bank ausgeraubt." um der Frage die dieser vorausging vielleicht auff den Zahn zu fühlen.
      Niemand trank.
      “Wer ist denn dran wenn niemand was getrunken hat?”, fragte Ylvi erneut. Bell und O sahen sich an, entschieden sich dann einfach dazu, dass die Person links von der, die zuvor die Frage gestellt hatte, dran war- also Caleb.
      “Ich hab noch nie… etwas gestohlen.”
      Bellamy und Octavia hoben schweigend ihre Becher zum Mund und tranken beide einen grooooßen Schluck. Caleb grinste kurz und sah die beiden amüsiert an. Natürlich wusste er über sie Bescheid. Nun galt sein Blick Ylvi. Musste sie trinken oder nicht? Ylvi hob den Becher, sah über ihn hinweg in die Runde. "Das ist wahrscheinlich Auslegungssache."
      "Ah ja?"
      "Naja, etwas materielles habe ich noch nicht gestohlen. Aber einigen das Herz."
      O' sah in die Runde. "Na dann, schluck,schluck würd ich meinen." Dabei sah niemand wie Caleb die Augen nieder schlug.
      "Ich hab noch nie...einen prekären Text an die falsche Person geschickt." kam es von Bellamy.
      “Was heißt denn bitte prekär?”, fragte O und fuhr sich einmal durch die langen Haare.
      "Naja, du weißt schon. Schmutzig Textchen...ein paar Bildchen?"
      "Wow, das ist die wievielte Frage? Und dann schon so ein Niveaulimbo?" spach Caleb, prostete allerdings in die Runde und trank- ebenso wie alle anderen.
      “Was passiert denn nun, wenn alle trinken müssen? Und vor allem.. Bellamy du Doofkopf, es geht darum dass die anderen trinken und nicht du selbst!”, protestierte O und schlug ihrem Bruder gegen den Arm.
      “Na wenn alle trinken müssen- macht eure Becher leer. Es gibt Nachschub für alle”, formte Bell kurzerhand die Regeln neu und forderte alle in der Runde auf, ihre Reste auszutrinken und sich etwas neues von ihm schütten zu lassen.
      Nun war Octavia wieder an der Reihe mit der fünften Frage… “Ich hab noch nie… mit mehr als 10 Leuten in meinem Leben geschlafen.”
      “Was ein Nivau…”, deutete ihr Bruder an, zuckte dann jedoch die Schultern. “Na dann lasst es uns spannend machen..”
      Caleb trank. Sonst niemand.
      "Mhm...um das ganze wieder auf Kurs zu bringen. Ich hab noch nie..ein Tattoo gestochen bekommen." setzte Ylvi fort, musste allerdings nun doch selbst einen Schluck nehmen. Von Caleb wusste sie schließlich bereits das er keines besaß. War allerdings überrascht die Geschwister trinken zu sehen. "Na? Überbleibsel aus Knacki-Zeiten?" fragte sie belustigt."
      “Woher du das nur erraten konntest…”, Bellamy lachte, stand auf und zog… blank. Also naja, er zog sein Shirt hoch und zeigte am unteren Rippenbogen ein Messer. Ylvi sah Octavia auffordern an, die ebenfalls aufstand und ihr Shirt nach oben zog. Calebs Blick senkte sich fast beschämend zu Boden, als sie ihren Sport-BH ein Stück nach oben schob. Unter ihrer rechten Brust hatte sie ebenfalls ein Messer.
      “Na auf die Geschichte bin ich aber echt gespannt… auf die und auf die andere, von dem Klauen”, meinte Ylvi schulterzuckend.
      “Nun bist du dran”, forderte O sie jetzt auf, ihr Tattoo zu zeigen, weshalb sie hatte trinken müssen. Fast unauffällig, aber nicht für alle Personen im Raum unsichtbar drehte Caleb seinen Kopf noch weiter weg, während Bellamy es sich nicht entgehen ließ, Ylvis Tattoo zwischen ihren Brüsten zu begutachten, auf der es nicht nur das Tattoo sondern auch einige Narben zu sehen gab. “Starr nicht so.” Dabei hielt O ihrem Bruder die Hände vor die Augen, bis Ylvi wieder komplett angezogen war. Auch Calebs Blick hob sich wieder. “Es wundert mich ja, dass du keins hast. Hast du wirklich nicht besoffen irgendwo in einer ramschigen Ecke eins von einem Bucklebunny verpasst bekommen?”
      “O werd nicht frech”, zischte der Blonde nur und überspielte Os Frage mit einer neuen, für das Spiel angemessenen: “Ich hab noch nie… Strippoker gespielt.”
      "O!" kam es überraschend von Bellamy, der zusehen musste wie seine Schwester kleinlaut, aber frech blinzelnd einen Schluck trank. "Da tun sich ganz andere abgründe auf." murmelte Caleb, leise zu Ylvi. Als wolle Bellamy genau an diesen Anknüpfen "Ich hab noch nie...beim Sex an eine andere Person gedacht." Bell und O' setzen dieses Mal aus. Dafür waren es Caleb und Ylvi die gemeinsam einen Schluck tranken. Nicht ohne sich dabei zu Fragen, wem diese Gedanken wohl galten. Caleb konnte, dem mittlerweile erreichten Pegel zu Schulden, nicht an sich halten. Lehnte sich leicht zu Seite und flüsterte "Musstest du an mich denken während dieser Typ aus Deutschland bei dir war?" Doch er erhielt keine Antwort. Und er vermochte nicht zu sagen. Ob die Röte in ihrem Gesicht vom Kamin, dem Alkohol oder der Scham kam. Bell und O' merkten von diesem Moment der beiden nichts, denn sie hatten eifrig die Becher aller Spieler wieder gefüllt. "Dann bin wohl ich dran!" zwitscherte O' zufrieden. “Ich hab noch nie...eine Schlägerei gehabt.”
      Die beiden Jungs setzten sofort zum Trinken an und nahmen einen größeren Schluck, als sie eigentlich hätten nehmen müssen. O beugte sich über den Tisch und zog die Becher runter. “Hey, hey ihr beiden. Ihr müsst doch nicht einen Schluck pro Schlägerei trinken”, lachte sie. Auch Ylvi stimmte in ihr Lachen ein.
      “Dann würden die Becher nicht reichen”, murmelte Caleb, langte zur Flasche und schüttete sich nach. Auch den Becher von Bellamy füllte er wieder auf. Würden sie weiterhin so große Schlücke trinken, dann wäre die Flasche nach einer weiteren Runde leer. "Ich habs geahnt, ich bin wieder dran." seufzte Ylvi
      "Ich hab noch nie... vor der Polizei fliehen müssen."
      "Du lässt nicht locker,oder?"
      Ylvi schüttelte daraufhin den Kopf, deutete in Bellamys Richtung an wie sie ihren Becher hob. Blieb in der Runde allerdings die einzige, die nicht trinken musste. "Das sind sie...die braven, prüden Deutschen." zog Bell sie auf. "Wir brauchen nur andere Fragen um sie zum Trinken zu kriegen." kam es von Caleb, der triumphierend lächelte. "Ich hab noch nie ….jemanden nackt gesehen obwohl ich es nicht sollte." damit spielte er auf seinen Aufmarsch in die Küche an, als sie damals mit Max gerade gefrühstückt hatte.
      “Für deine Gemeinheit von Frage müsstest du eigentlich deinen ganzen Becher leer trinken”, brachte Ylvi zwischen zusammengepressten Zähnen heraus, ehe sie einen Schluck trank. Doch auch Octavia nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Kurz darauf sahen Caleb und Ylvi sie auffordernd an, während sich Bellamy verlegen am Kopf kratzte. Octavia warf ihm einen Seitenblick zu: “Einen Anblick, den ich leider nie in meinem Leben vergessen werde.” Caleb prustete los, steckte die Anderen mit seinem Lachen an und kam- des Alkohols geschuldet, nicht mehr dahinter. “Caleb trink noch einen Schluck, dann gehts dir gleich besser”, schmunzelte O und sah zu Bell, der wieder mit einer Frage an der Reihe war. Vielleicht hatte der Blonde sich bis dahin wieder eingekriegt.
      “Ich hab noch nie... Eifersucht verspürt, als mein Ex-Partner eine Neue oder einen Neuen hatte.”
      “Wow…” Mit einem Mal verstummte Caleb und trank einen Schluck aus seinem Becher, während die anderen nur mit den Schultern zuckten.
      Nun war Octavia wieder an der Reihe. “So Leute… Butter bei die Fische. Ich hab noch nie...darüber nachgedacht, was einen nach dem Tod erwartet… auch wenn ich jetzt selbst trinken muss.” Sie zuckte kurz mit den Schultern und trank einen Schluck. "Wenn man dabei ist zu sterben...dann denkt man nicht daran. Eigentlich." Ylvi sah nach unten auf ihren Becher im Schoß "denkt man gar nicht." O' schlug sich mit der Hand vor den Mund. Sie hatte vergessen was im vorletzten Jahr passiert war. Sie schüttelte den Kopf und trank schließlich. "Aber überlebt man es, dann dreht sich dein ganzes Sein beinahe um diese Frage." seufzte sie. So hieß es in dieser Runde trinken für alle. Was aber auch bedeutete - die Becher wurden erneut gefüllt, die zweite Flasche angebrochen. Die Stimmung wurde lockerer, gelassener. Ylvi fand sich näher an Caleb sitzend wieder, Schulter an Schulter. Während sein Arm locker hinter ihr und O' auf der Rückenlehne lag. Es brauchte ein wenig Koordination um zu ermittelt,wer denn nun eigentlich als nächstes dran sei. Es war Ylvi. "Da wir offenbar die Anstandsfragen ja sowieso hinter uns gelassen haben. Ich hab noch nie...eine Einladung für einen Dreier bekommen."
      “Wieso bin ich schon wieder der Einzige, der trinken muss”, grummelte Caleb vor sich hin, nahm die Hand hinter Ylvi nach vorne und trank einen Schluck, ehe er den Becher wieder abstellte und seine Hand wieder zurück an den Platz auf der Rückenlehne der Couch legte.
      “Bist du nicht…”, murmelte Octavia, trank einen Schluck und grinste Bellamy frech ins Gesicht.
      “Ooooh O, das hättest du besser nicht gemacht”, mischte sich Caleb ein. “Ich hab noch nie… einen Dreier gehabt”, lautete die nächste Frage und brachte niemand anderes zum Trinken, als Octavia.
      “Lalalala”, trällerte Bellamy, schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu. Die anderen drei brachen in heiteres Gelächter aus.
      “Iiiiich hab noch nie… jemanden gedatet, der eigenartig war.” So lautete Octavias Frage, die sie zweimal wiederholen musste, da Bellamy noch immer so tat, als würde er weder sehen noch hören können; niemand trank. “Okay dann will ich nochmal.”
      “Du darfst aber nur einmal”, meldete sich ihr Bruder zu Wort.
      “Ich will aber nochmal.”
      “Dann lass sie doch, Bell”, sprach Caleb und wartete gespannt auf die nächste Frage. Sie nahm ihren Becher an die Lippen, tippte den Rand im Takt ihrer Gedanken daran. "Ich hab noch nie….Sex in einem Auto, Zug oder Bus gehabt."
      Bellamy sah seine Schwester an. "Himmel, wer würde denn…" verstummte aber als Ylvi hastig einen Schluck trank, um sich dann zu erklären "Um alle zu beruhigen...es war KEIN öffentliches Verkehrsmittel. Aber meine Jungfräulichkeit, die hab ich in einem Bulli verloren." Woraufhin Ylvi den anderen ersteinmal erklären musste was, denn genau ein Bulli wäre. Denn mit Van konnten die anderen drei deutlich mehr anfangen. "Wo wir dann dabei wären…..ich hab noch nie mit mit einem Arbeitskollegen geschlafen." feuerte Bellamy die nächste Frage in den Raum. Die war fies, denn alle wussten schließlich das Caleb und Ylvi eine gemeinsame Vergangenheit teilten. Allerdings flog ihm die Kinnlade hinunter als auch Octavia an ihrem Becher nippte. Bellamy grummelte "Hoffentlich hat das nichts mit der Dreierfrage zu tun gehabt. Den bring ich um." O' sah ihn keck an. "Wieso...den?"
      “Also ich wars nicht! Himmel, O ist wie eine kleine Schwester für mich!”, haute Caleb raus und bekam einen Schlag gegen den Hinterkopf. Er war sich nicht sicher, ob er von rechts, also von Ylvi, oder von links von Octavia gekommen war.
      “Das will eine Frau hören. ‘Du bist wie eine kleine Schwester für mich’, pah!” - der Schlag war eindeutig von links gekommen.
      “Aber um nochmal auf die wichtigere Frage zurück zu kommen.. warum eigentlich Bell?”
      “Weil ich mir nicht vorstellen will wie du einen Dreier mit… keine Ahnung, Caleb und Cayce hast.”
      “Whoaaa, whoaa, halt mich da bitte raus Bell!”
      “Und wenn es keiner von der Ranch hier war sondern… im Gefängnis? Oder sogar mit Frauen?”
      “Heilige.. O da warst du minderjährig und hör auf mir so ein Kopfkino zu bereiten!”
      “Bell beruhig dich. Der Dreier und das mit den Arbeitskollegen sind unterschiedliche Dinge, die ich hier nicht weiter erläutern werde.” O zuckte mit den Schultern. “Außerdem müsste es in Calebs Fall heißen: Ich hab noch nie mit meinem Chef geschlafen.” Das machte die ganze Sache nicht besser. Ylvi, die mit den Gedanken gerade nicht so richtig bei der Sache gewesen war, hob den Becher zum Mund und trank, was eine wahre Welle des Gelächters auslöste. In diesem Moment zeigte Bellamy ein Flusspferd Gähnen. "Puh, ich denke ich hab für heute genug Sache über meine kleine Schwester erfahren. Ich werd mich mal aufs Ohr hauen. Morgen heißt es wieder arbeiten." O' sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk "Streng genommen..ist seit einer Minute morgen. Aber ich geh mit dir Konform. Ich werd mitkommen." "Du kannst schön in dein eigenes Bett. Nachher stellt man uns noch als Inzest-Ranch dar." O' schlug sich die Hand an die Stirn.
      "Du hattest eindeutig zu viel."
      "Natürlich!"
      Ylvi deutete in Richtung der Becher. "Lass das Stehen, ich räum das später weg." Das Geschwisterpaar verabschiedete sich, verließ noch immer schwatzend den Raum. Ylvi ließ sich nach hinten sinken, seufzte. "Ich merke erst jetzt das ich solche Abende vermisst habe." sie schaute zum Tisch, zog eine Schippe mit den Lippen. "Nur doof das der Tee, den du mir gemacht hast, jetzt kalt ist."
      "Ich könnte versuchen dir einen neuen zu machen."
      "Lass das lieber. Mir ist ohnehin nicht mehr Kalt."
      Sie sah ihn dabei von der Seite an, spürte nun in ihrem Hinterkopf seinen Arm auf der Lehne. Sich plötzlich mehr bewusst seiner Nähe. "Es ist schwierig." murmelte sie. "Ich...ich führe ein Leben das ich mir so nicht hätte vorstellen können. Tschetan und Kaya sind mir ans Herz gewachsen. Ich liebe meinen Mann, aber…" dabei senkte sie den Kopf. "aber...ich kann nicht leugnen was meine Träume mir zeigen."
      "Ich bereue es. Jeden verdammten Tag. Ich hätte kämpfen sollen. Damals." Caleb suchte ihren Blick. "Ich denke….wir haben beide unsere Fehler gehabt. ...Ich hab noch nie...das Gefühl gehabt egoistisch gehandelt zu haben." flüsterte sie, um aus dem Becher aus ihrem Schoß zu trinken.
      “Ich hab noch nie… eine Entscheidung so lange hinausgezögert, bis mir sie jemand anderes abgenommen hat.” Damit musste Caleb nun selbst trinken. Der Abend nahm Züge an, die er in nüchternem Kopf und mit klaren Gedanken niemals angenommen hätte. Aus dem Bauch heraus (oder folgte er da doch seinem Herzen?) stellte er Ylvi folgende Frage: “Was zeigen dir deine Träume?” Er schien nicht vergessen zu haben das man sich auf ihre Träume verlassen konnte. "Manchmal tief in der Nacht, wenn Louis schläft. Dann wünsche ich mich an deine Seite zurück." antwortete sie wahrheitsgemäß "Ich kann nicht leugnen was mein Herz mir mitteilt. Ich verstehe es selbst noch so wenig." Ylvi balancierte den Becher zwischen ihren Oberschenkeln, während sie sich die Hände vor die Augen hielt. Caleb nahm der jungen Frau den Becher ab, stellte ihn gemeinsam mit dem seinen auf den Tisch. Nur um ihr die Hände vom Gesicht fortzuziehen. "Ich hab es ja verstanden. Es hat eine Weile gedauert...aber ich hab es verstanden. Louis...er war deine Chance zu bleiben. Ihr hattet eine gemeinsame Geschichte. Vielleicht war es deine Art dich bei ihm zu bedanken...er hat dir dein Leben gerettet." Caleb wischte die Tränen fort die ihr über die Wange zu laufen drohten. "Wir haben damals beide seltsam gehandelt. Aber…" Ylvi schüttelte den Kopf. "Nicht zwing mich nicht….zwing mich nicht dazu mich zu entscheiden." flüsterte sie ihm zu. Kaum hörbar. "Wer spricht von entscheiden?" Und dann...waren da plötzlich seine Lippen auf den ihren. Ein Gefühl von Heimat. Ein aufeinandertreffen von bekannten Seelen. Ihre Körper zogen sich zueinander hin, Calebs Hand suchte sich einen Weg unter ihr Shirt. Dann unterbrach sie den Kuss, ihre Hand umklammerte sein Handgelenk. Stirn an Stirn saßen sie da. Plötzlich lachte Caleb. "Verdammt. Ich kann Louis nicht mal mehr böse sein, das er dich geküsst hat. Ich muss mich ja selbst zusammenreißen dich nicht die Treppe hinauf in mein Bett zu tragen." ...keine Veränderung ihrer Position. Erst langsam befreite Caleb seinen Arm. Umarmte Ylvi, ließ sich nach hinten auf die Couch sinken. Ihr Kopf auf seiner Brust, ihr Oberkörper umschlungen von seinen Armen. "Verdammt." murmelte er nochmal.

      Louis, Kaya, Tschetan, Dell & Betsy
      “Woooooow”, schwärmte Betsy noch immer von dem Pferdefilm, den sie alle zusammen soeben gesehen hatten. Dell war noch zur Toilette, weshalb sie drinnen im warmen Kino auf ihn warteten. Tschetan grummelte ein paar mehr oder minder zustimmende Worte, ihm war der Film zu kitschig und zu mädchenhaft gewesen. Kaya allerdings teilte Betsys Meinung, weil sie bei jeder ihrer Aussagen kräftig nickte. Louis kratzte sich am Kopf, ließ den Mädchen jedoch ihre Freude, auch wenn der Film voller Fehler gewesen war.
      “Morgen früh mal ich Sue so an, wie das Mädchen ihren Akecheta (bedeutet wohl Krieger :D) angemalt hat. Mit den roten Ringen ums Auge und die Streifen am Bein.”
      “Du weißt schon…”, begann Tschetan doch Louis legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter, schüttelte den Kopf und gab ihm so zu verstehen, dass er Betsy nur machen lassen sollte.
      “Ich erklär es ihr morgen früh”, sagte er leise, nur für Tschetans Ohren bestimmt.
      Dell schloss wieder zur Truppe auf. Sie gingen alle gemeinsam zum Auto, stiegen ein und er startete den Motor, um die Heimfahrt anzutreten. “Das sollten wir öfter machen.” Dell brach die Stille. Allerdings antworteten ihm nur Louis und Tschetan, Kaya und Betsy waren beinahe sofort eingeschlafen, sobald er losgefahren war.
      “Da haben wohl zwei etwas nachzuholen.” Vergangene Nacht hatte Besy bei Kaya übernachtet. Gott allein weiß, wann die beiden endlich die Augen zugemacht und geschlafen hatten.
      Auf der Ranch angekommen schaltete Dell den Motor aus und drehte sich zeitgleich mit Louis nach hinten. Die Mädels schliefen noch immer. “Tragt ihr sie jetzt etwa ins Bett oder kann ich sie wecken?”, fragte Tschetan und machte schon Anstalten, an seiner Schwester zu schütteln.
      Dell und Louis schauten sich an, hatten denselben Gedanken im Kopf und sagten zeitgleich: “Wir tragen.”
      Leise wurde also ausgestiegen, die Mädchen aus den Gurten befreit und sich bis zum Morgigen Tag verabschiedet. Dell mit seiner Tochter Betsy auf dem Arm gingen in ihren Bungalow, Tschetan und Louis, der Kaya auf dem Arm hatte, gingen in den Ihren.
      Lautlos öffnete Dell die Haustür, schloss sie hinter sich wieder und steuerte auf Betsys Zimmer zu, wo er mit der freien Hand die Bettdecke zurückschlug und das Mädchen in ihr Bett legte. Er öffnete gerade den Reißverschluss ihrer Schuhe, da hob sie den Arm und rieb sich einmal durch die Augen. “Hmm?”, fragte sie verschlafen und richtete sich halb auf. “Sind wir schon wieder zuhause?”
      “Ja, meine Kleine, seit ein paar Minuten.”
      “Dad kann ich bei dir übernachten heute, bitte?” Diese Frage hatte sie ihm schon lange nicht mehr gestellt. Einerseits war er froh, dass sie es endlich schaffte, alleine in ihrem Bett zu bleiben und dass die Albträume aufgehört hatten. Andererseits kam ihm selbst sein Bett in letzter Zeit viel zu kalt und leer vor.
      “Natürlich. Ziehst du dich um und kommst dann rüber?” Betsy nickte zustimmend.
      Dell verließ das Zimmer seiner Tochter, machte einen Abstecher im Bad und zog sich dann ebenfalls in seinem Zimmer um. Er schlug gerade seine Bettdecke rüber, da stand seine Tochter mit ihrem Kuscheltierpferd, natürlich war es schwarz, so wie ihre Stute Sue, in der Tür. “Komm, kuschel dich schon mal ein, ich mach das Licht aus.”
      Kurze Zeit später fand sich Dell ebenfalls im Bett wieder. Seine Tochter in den Armen, an seinem Bauch das Kuscheltierpferd.
      “Weißt du… du bist der beste Dad auf der ganzen Welt. Ich hab dich unglaublich lieb.” Mit diesen Worten kuschelte sich das Mädchen noch enger an ihren Vater heran.
      “Womit hab ich das denn verdient?”, flüsterte er ihr ins Ohr und wartete geduldig auf ihre Antwort, doch Betsys Atemzüge wurden länger, gleichmäßiger und sie blieb ihm die Antwort schuldig.

      Ylvi & Caleb
      Stille lag über dem Raum. Nur das einsame Licht des Feuers, sowie eine kleine Lampe in der Nähe der Tür erleuchteten den Raum. Das Knacken aus dem Kamin blieb das einzige Geräusch. Caleb strich versonnen über die Finger die Ylvi auf seiner Brust liegen hatte. Tiefe, gleichmäßige Atemzüge zeigten dem Cowboy das sie bereits schlief. Waren ihre Träume auch in diesem Moment gefüllt von ihm? In seinen umnachteten Gedanken tauchte die Frage aus dem Spiel auf. Sah wie Ylvi trank. Ich hab noch nie...beim Sex an eine andere Person gedacht. flackerte Bells Frage durch seinen Verstand. Er schaute hinab auf Ylvis Gesichtszüge. Als er sich einer Bewegung im Türrahmen gewahr wurde. Louis trat gerade in das Licht der kleinen Lampe. Die beiden geflochtenen Zöpfe lagen unter seinen verschränkten Armen. Wie so oft gab es keine Regung auf dem Gesicht des Lakota. Beide Männer starrten sich ob der Dunkelheit gegenseitig ins Gesicht. Caleb nahm fast mechanisch seine Hand von Ylvi, wollte hinter sich greifen um aufzustehen. Da machte Louis eine Geste. Sie bedeutete Ende. Dann drehte sich der Lakota um. Hatte Caleb da ein Lächeln auf seinem Gesicht gesehen?

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      Louis
      Das ich darauf gewartet hatte wäre übertrieben gewesen. Viel mehr überraschte mich meine Reaktion. Im Schatten des Flures hatte ich sie beobachtet. Zwei Körper eng verschlungen. Hatte gesehen wie Caleb sie ansah.
      Wieso war da keine Eifersucht in mir? Fühlte ich mich zu sicher? Wegen eines blattes Papier? Meines Namens den Ylvi trug? Ich wusste nur zu gut wie sehr sie sich ihren Gefühlen hingab. Selbst am Tag der Hochzeit hatte ich gewusst, das in ihrem Herzen immer die Liebe für Caleb bleiben würde. Meine Schritte gingen hinaus in die Dunkelheit des Hauses. Caleb war wie ein Bruder für mich. Wir hatten einander in den letzten Jahren mehrere Male unser Leben bewahrt. Mein Herz war bei dem Anblick der mir wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht zerbrochen. Hatte ich stattdessen...Stolz verspürt?
      Ich hatte Caleb zu verstehen gegeben zu bleiben wo er war. War gegangen...noch jetzt zuckten meine Mundwinkel mit einem Lächeln. Liebte ich Ylvi weniger? Ich blieb stehen, schaute hinauf in den bewölkten Himmel. Horchte tief in mich hinein. Bis mein Bauchgefühl mir eine Antwort zu geben vermochte. Mir fehlte in diesem Bezug einfach jegliches Gefühl von Eifersucht. Eher ein bestimmendes Gefühl völliger Verwirrung. Mit diesem im Kopf kehrte ich zurück in das Bett.

      Caleb
      ‘Fuck, fuck, fuck, fuck’, dachte ich unentwegt, warf meinen Kopf zurück gegen die Rückenlehne des Sofas und seufzte tief. Wie lange hatte Louis schon da gestanden? Was hatte er gesehen- und vor allem: warum war er einfach gegangen, nicht jedoch ohne mir vorher ein Zeichen zu geben, ich solle liegen bleiben? Und lag wirklich ein Lächeln auf seinem Gesicht, als er sich umdrehte?
      Der Lakota würde mir keine reinhauen, so wie ich es bei ihm getan hatte. Er würde auch nur im äußersten Fall zurückschlagen, sollte es erneut zu einem Kampf kommen.
      Alles nur wegen dieser einen Frau, bei der ich zu Beginn des Abends gedacht hatte, ich wäre über sie hinweg. War ich nicht. Augenscheinlich- und dann war ich auch noch so dumm gewesen sie einfach zu küssen! Setzte ihr Flausen in den Kopf, sie müsse sich nicht zwischen mir und Louis entscheiden. Verdammt sie hatte sich entschieden. Vor einem Jahr schon. Seit einem Jahr war sie die Frau an der Seite von Louis. Wie lange hatten wir uns gegenseitig gebraucht und aufgebaut? Auch ein Jahr? Weniger? Länger? Ich wusste es schon gar nicht mehr.
      Was würde mein dummes, egoistisches Verhalten für die Zukunft bedeuten? Hatte ich mein Recht verspielt, egoistisch zu handeln?
      Sollte ich Ylvi sagen, dass Louis uns gesehen hatte? Wobei… sie lagen nur zusammen auf der Couch- angezogen. Keine Spur von Romantik oder einem Kuss… Würde Ylvi ihm erzählen, was vorgefallen war? Würde sie ihm erzählen, was ich ihr vorgeschlagen hatte? Dass sie sich nicht entscheiden müsse? Ich wusste, dass Lakota ihre Frauen mit ihrem Kola, ihrem Freund, teilten. Wollte ich das? Stand das im Raum? Was würde das für die Ranch heißen? Dass wir hier lebten, wie die Wilden?
      Ylvi fing an sich zu bewegen, löste sich aus meinem Griff. Sie richtete sich auf und sah zu mir hoch, rieb sich einmal mit der Hand durch die Augen. “Caleb was ist los? Warum spannst du dich so an?”
      Meine Gedanken rasten. Noch immer unsicher, was ich ihr erzählen sollte, oder ob ich ihr überhaupt etwas erzählen sollte. Hatte ich dieses Mal die Eier in der Hose, ihr die Wahrheit zu sagen? Oder trug sich der Kampf wieder einmal nur in meinem Kopf zu? Der Caleb aus dem letzten Jahr hätte ihr vermutlich nichts gesagt, geschwiegen und das Gespräch zunächst mit Louis gesucht- oder eben auch nichts gesagt. Der heutige Caleb war erwachsener, reifer geworden und wollte vor seinen Problemen nicht mehr davonlaufen. Ich wollte sie anpacken, mich ihnen stellen. Ganz so wie meinen Dämonen, die mich nachts so häufig um den Schlaf brachten. Um diesen entgegen zu wirken schien dies ein guter, erster Schritt zu sein.
      Doch war es erwachsen und vernünftig, zu erst mit ihr und nicht mit Louis zu reden? Fiel ich ihm mit meinem Verhalten nicht in den Rücken?
      Ich entschied mich dazu, Ylvi die halbe Wahrheit zu erzählen- ‘verdammter Idiot’, hallte es in meinem Kopf wider.
      “Louis stand eben im Türrahmen, hat uns gesehen. Als ich aufstehen wollte, hat er mir das Signal zum sitzenbleiben gegeben und ist... gegangen.”

      Ylvi
      Ich schnappte plötzlich nach Luft, mir bis dahin nicht bewusst das ich die Luft angehalten hatte. Ich fühlte mich schlagartig weder neblig vom Schlaf, noch vom Alkohol.
      Wie sollte ich Caleb erklären das Louis und ich in dieser Sache keine Geheimnisse voreinander hatten? Mir war jedoch nicht gänzlich klar wieso Louis die Situation nicht aufgelöst hatte. Natürlich….er war nicht Caleb. Seine Gedanken setzte mein Mann nicht direkt in Aktionen um. “Caleb...Louis und ich. Wir sprechen darüber. Das war ein Versprechen nach unserer Hochzeit. Wir würden uns alles erzählen.” ich sah auf die Hände in meinem Schoß nicht ganz sicher was ich sagen wollte. Ich wollte ehrlich mit Caleb sein, aber die Worte auszusprechen war so schwer. Ich setzte an. Verstummte. Setzte wieder an. “Dass ich Gefühle für dich habe. Ich kann nicht ahnen bis wohin sein Verständnis geht. Aber...ich weiß nicht. Dass er ging.” ich sah und deutete zum Türrahmen, sah dann wieder direkt in Calebs Augen. “Ich weiß nicht ob das Louis Art war…”ich lachte kurz auf “uns eine Erlaubnis zu geben...für was auch immer.” und dann spürte ich das Kribbeln in meiner Nase und schluckte um nicht weinen zu müssen..”Oder seine Art mir Bewusst zu machen das ich mich entscheiden sollte. Wir uns entscheiden sollten.”

      Caleb
      Ich wusste ehrlich nicht was ich ihr antworten sollte, saß stattdessen einfach nur stumm da. Die Zahnrädchen in meinem Kopf rasten unaufhörlich, formten Worte und ließen sie wieder verschwinden.
      “Es kann auf jeden Fall nicht auf ewig so weitergehen. Ich habe wirklich gedacht ich sei über dich hinweg, bin es aber augenscheinlich nicht. Dich beziehungsweise euch vom Hof zu schmeißen ist allerdings auch das allerletzte, was ich möchte. Außerdem würde ich Betsy damit das Herz brechen, das könnte ich nie im Leben wieder gut machen”, ich seufzte tief, vergrub meinen Kopf in meinem Händen, schloss die Augen und verharrte einen Moment so.
      “Ylvi was machen wir hier eigentlich überhaupt? Was soll der Mist?” Langsam fing ich an mich wieder in Rage zu reden, sprach zuerst Dinge aus, bevor ich darüber nachdachte. “Wie soll das hier weitergehen? Dass wir uns alle paar Wochen betrinken, uns küssen oder andere Dinge machen und du dann zurück zu Louis gehst und neben ihm im Bett einschläfst?” Ich stand auf, fing an um den Wohnzimmertisch und die Couch herum zu tigern. “Ich kann mich nicht konzentrieren, bin ständig abgelenkt. Abgelenkt davon, nicht über uns nachzudenken. Dich nicht zu packen und zu küssen, dich nicht mit in mein Bett zu nehmen. Ich denk sogar darüber nach dich einfach zu umarmen, wenn du neben mir stehst, meinen Kopf an den Deinen zu legen und einfach deine Nähe zu spüren, dich bei mir zu haben. Wie soll ich das aus mir rausbekommen? Was soll ich machen? Wenn du eine Lösung weißt, sag es mir. Ich kann das auf jeden Fall nicht mehr, es macht mich wahnsinnig.” Beim letzten Wort blieb ich stehen. Zwischen Couch und Tisch war ich wieder genau vor Ylvi angekommen, schaute sie von oben herab an und atmete einmal schwer.

      Ylvi
      Ich konnte nicht anders als das Tränen meine Wangen hinab liefen. “Ich...Ich wünschte bloß ich könnte zwei Personen sein. Eine...die liebende Frau, eine gute Mutter für Kaya und Tschetan. Zufrieden, mit dem was ich habe, wie ich es bin. Die zweite? ...jemand anderes, jemand neues. Vielleicht nur für einen Tag..damit ich an deiner Seite sein kann, dich küssen, dein Bett teilen....ohne mich illoyal gegenüber Louis zu fühlen.”
      “Und du glaubst….du wärst damit zufrieden? Oder...ich?” Caleb nahm eine Strähne meines Haares und steckte es mir hinter die Ohren. “Ich habe es erst nicht begriffen. Bis heute nicht. Aber ich sehe eure Blicke, denselben mit dem du mich anschaust.” “Caleb..” seufzte ich “Hab Geduld mit mir. Wie ich Geduld mit dir hatte...bis ich, wir, eine Lösung haben..” ich wische fahrig meine Tränen fort. “Danke...für den Abend. Aber...ich, ich sollte gehen.”
      Ich verzichtete auf den nassen Regenmantel, sogar meinen Hut. Ich zog nur die Stiefel an und joggte hinüber zum Bungalow.Ich schloss leise die Tür. Fand meinen Weg auf Socken hinein in das Schlafzimmer das ich mit Louis teilte. Gedämpftes Licht kam von einer Lampe, über der ein gelbes Tuch hing. Daneben rauchte ein Bündel Salbei in einer Schale. Ich wusste um die Bedeutung. Louis schrak auf als ich den Raum betrat. Wir sahen einander nicht an. In Klamotten legte ich mich neben ihm ins Bett. “Darf ich fragen?” setzte er an. “Nein Louis.” ich seufzte und schniefte gleichzeitig. “Frag mich nichts” Stattdessen rückte er ein Stück näher, nahm mich in den Arm. Mein Kopf nun auf seiner Brust, während ich einfach nur weinte. Ich hatte nicht die Kraft jetzt darüber nachzudenken was für eine Entscheidung ich treffen wollte...treffen sollte. Mein Herz liebte zwei Männer...und es zerriss mir selbiges. Es spürte Liebe und Mitleid für beide Männer die ich auf die eine oder andere Weise betrogen hatte.

      Caleb
      ‘Ich wünschte bloß ich könnte zwei Personen sein’, dieser Satz hallte Minuten, nachdem Ylvi den Raum und sogar das Haus verlassen hatte, noch immer in meinem Kopf nach. ‘Hab Geduld mit mir. Wie ich Geduld mit dir hatte, bis ich, wir eine Lösung haben.’ Eine Lösung haben? Ich hatte alles ruiniert. Hätte ich sie bloß nicht geküsst, ihr nicht nahegelegt, was in mir vorgeht. Hätte ich Schweigen sollen? Nein, mit Sicherheit nicht. Ich hatte etwas sagen müssen, meinen Gedanken freien Lauf gewähren müssen… und von jetzt an: musste ich mit den Konsequenzen leben. Der Jetzige Zustand hätte mich auf Dauer von innen heraus zerfressen. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich fühlte mich einsam wie schon lange nicht mehr. Auf dem Hof war vom Frühstück morgens bis zum Abendessen abends immer etwas los. Ich hatte Menschen um mich herum, manchmal mehr als mir lieb war. Von jungs bis alt, mit allen kam ich aus und war froh um jeden Einzelnen, den ich hier hatte. Aber spät abends, wenn ich alleine auf der Couch saß und die Mitarbeiter ihre Wege in die Bungalows angetreten hatten, dann fühlte ich mich einsam. Ging ich abends alleine in ein leeres Bett, fühlte ich mich einsam. Stand ich morgens alleine auf, fühlte ich mich einsam. Ging ich morgens runter zum Frühstück an den gedeckten Tisch, der voll mit meinen Mitarbeitern saß, war das Gefühl der Einsamkeit verflogen.
      Saß ich mit Ylvi zusammen im Büro, verspürte ich eine große innere Anspannung, bei der ich ständig versuchte, sie nicht nach außen hin durchkommen zu lassen.
      Bisher hatte es funktioniert, bis zum heutigen Abend. Ob es dem Alkohol oder Louis Reaktion geschuldet war, wusste ich nicht. Tatsache war, dass ich meine Gedanken ausgesprochen hatte und ich sie nicht wieder zurücknehmen konnte.
      Ylvi hatte mich vor ihrem Verlassen eben darum gebeten, ihr Zeit zu geben. Zeit, eine Lösung zu finden- und genau das würde ich jetzt tun. Es gab diese Momente im Leben, da musste man sich zusammenreißen, nun war einer dieser Momente gekommen.
    • Veija
      Being mortal - wir sind sterblich.
      Februar 2021, by Ravenna & Veija
      Caleb
      Am nächsten Morgen tauchte ich erst spät beim Frühstück auf, lediglich Dell und Betsy saßen noch am Tisch, alle anderen waren schon auf der Ranch unterwegs und fingen mit ihren Arbeiten an.
      “Wars gestern schön im Kino gewesen?”, fragte ich an Betsy gewandt und trank einen langen Zug aus meiner Kaffeetasse.
      “Oh ja und wie! Darf ich mir Sue nehmen und sie wie ein Indianerpferd anmalen? Das hat das Mädchen im Film auch gemacht mit ihrem Pferd, bitte, bitte, bitte!”
      Ich grinste kurz, sah zu Dell der nur mit den Schultern zuckte. “Ja darfst du. Nimm sie aber mit auf einen der kleinen Paddocks, dann kann sie ein bisschen fressen, sieht die anderen Pferde und wenn sie keine Lust mehr hat kann sie weggehen, aber nicht weglaufen. Pass nur auf, dass du sie auf einen der Stutenpaddocks stellst, nicht auf die andere Seite zu den Hengsten… sind Tschetan und Kaya auch dabei?”
      “Kaya ist immer dabei, Tschetan weiß ich nicht.. aber ich glaube, Louis wollte mir da noch was erklären.”
      ‘Zusammenreißen...zusammen… reißen…’ “Wenn Louis dabei ist, umso besser. Geh gleich mal rüber und frag ihn ob er Sue sogar mit dir von der großen Koppel holen kann.” Ich hoffte, dass er Betsys Einladung folgen würde. So wusste ich wenigstens, welchen Bereich der Ranch ich heute meiden würde. Das Büro und die Stutenpaddocks.
      “Dell kannst du gleich nach dem Pferdehänger schauen? Seit Cayce und Bell mich und Tschetan mit Saintly vom Flughafen abholen sollten, steht der hier herum und ist kaputt. Ich kann auch deinen Stalldienst übernehmen, gar kein Problem.”
      “Also wenn das so ist… natürlich.”
      Betsy stopfte sich das letzte Stück ihres Brotes in den Mund, stand auf, umarmte ihren Vater mit den Worten “Hab dich lieb” und ging dann nach draußen. “Hab dich auch lieb…”, murmelte er, aber seine Tochter war schon lange verschwunden.
      “Ich hab mir beim besten Willen niemals vorstellen können, einmal so viele Kinder um mich herum zu haben. Ich bin von einer festen Beziehung und Vater sein meilenweit entfernt, ich mein… bei mir hier im Haus kommen und gehen sie, ich hab die Kids nie 24 Stunden am Tag um mich herum… aber, wie ist das Leben eigentlich überhaupt, wenn das Kind… von einem selbst ist? Man Vater ist?
      “Wie es ist Vater zu sein?”, wiederholte er meine Frage in einfachen Worten. Ich nickte, dann antwortete er: “Es ist anstrengend… es bereitet dir unendlichen Kummer. Wenn Betsy krank ist oder es ihr nicht gut geht, leide ich mit ihr, manchmal sogar mehr als sie. Ich weiß nicht wie es wäre, wenn ihre Mutter noch da wäre… aber Caleb, es ist das Schönste im Leben.”
      Ich nickte wieder, lächelte ihn an. Dann stand ich auf, füllte Kaffee in meine Thermoskanne, bedankte mich bei Dolly für das Frühstück und begab mich dick eingepackt nach draußen. Dort steuerte ich sofort auf den Trainingsstall zu, fernab von den Stutenkoppeln oder dem Bungalow von Ylvi und Louis.

      Louis fand die beiden Mädchen auf einem der Paddocks. Sue fraß genüsslich an der Schubkarre voll Heu. Kaya und Betsy waren in Gummistiefeln begeistert dabei Farbe, nicht nur auf Sue, sondern auch sich zu streichen. Wehmütig lehnte er sich an den Zaun, seufzte leise. Wann nochmal hatte er sich ausgesucht ein Vater zu sein? Das war einer der Momente in denen er es nicht mochte.
      "Louis! Schaut Sue nicht toll aus! Wie gestern in dem Film." seufzte Bety verträumt. Louis sah zu Kaya, aus ihren Zöpfen hatten sich die Strähnen gelöst, flatterten wild im Wind. Und er versuchte sich daran zu erinnern, als ihre Mutter noch gelebt hatte. Kaya war damals noch in Windeln umher gelaufen, in einer für sie angefertigten Regalia hatte sie an der Seite ihrer Mutter begonnen zu tanzen. Viel zu lange hatte Louis seine eigene Regalia nicht getragen. "Kommt mal hier rüber Mädels." winkte er die beiden Mädchen heran, setzte sich auf den Rand der Badewanne, die hier als Tränke diente. Auch die Kids setzten sich neben ihn. Dann deutete er auf Sue, die weiter ungeniert ihr Heu fraß. "Könnt ihr euch daran erinnern? An die Geschichte von Wakan Tanka? Was habe ich dabei zu seinem Namen erzählt?" Betsy und Kaya sahen ihn an, Kaya machte ein Zeichen. Und wie es für die beiden mittlerweile üblich war sprach Betsy die Worte für sie. "Du hast gesagt Wakan..das heiße Heilig. Sein Name bedeutet Großer Geist. Hat das etwas damit zu tun was du mir gestern erzählen wolltest?" fragte Betsy neugierig. Louis lächelte ihr zu antwortete jedoch nicht. "Als die ersten Siedler mit ihren Pferden dieses Land betraten wussten die Leute unseres Volkes nicht was sie da vor sich sahen. Es transportierte große Lasten, konnte weite Strecke laufen ohne zu ermüden. Sie dachten sie hätten es mit etwas heiligem zu tun. Man kannte kein Wort für diese Geschöpfe also nannte man sie Sunka Wakan. Sie nannten also das was sie vor sich sahen heiliger Hund." beide Kinder folgten dem Blick des Mannes der mit den Lippen eine kurze Geste in Richtung der Stute machte. Er ließ Betsy eine ganze Weile Zeit. Dies war nicht die erste Lehrstunde über das Leben der Lakota oder viel mehr. Nicht die erste über alle Indigenen Völker. "Heißt das...ich darf Sue nicht mehr anmalen? Es sieht doch so schön aus!" seufzte Betsy
      Louis sah das blonde Mädchen von der Seite an, bevor er ihr zu lächelte. Er schüttelte beruhigend den Kopf. "Du bist ein Kind. Aber du bist dabei erwachsen zu werden. Und wie bisher. Möchte ich das du verstehst. Für Tschetan, Kaya, mich und viele andere Indigene ist es da draußen gar nicht so einfach. Nicht wie hier auf der Ranch. Am Ende des Tages, wenn das Wasser dir die Farbe von der Haut gewaschen hat. Dann bist du wieder einfach nur Betsy." Betsy sah zu Boden, fast ein wenig enttäuscht. "Eure Kultur ist keine Verkleidung ich weiß. Bist du mir böse?" damit sah Betsy ihn wieder an. "Ich wäre dir nur böse, wenn du nicht lernen würdest. Komm ich erkläre euch ein paar der Zeichen, die man mir beibrachte. Die WarPaint eines jeden Kriegers war unterschiedlich und auch nicht jedes Pferd wurde mit den gleichen Zeichen bemalt. Das kam ganz darauf an ob das Pony ein Büffelläufer oder ein Kriegspony war."
      Für die nächsten zwei Stunden lernten beide Kinder durch die kleinen Geschichten die Louis ihnen erzählte. In der Kultur seines Volkes wurden die Kinder nicht bestraft. Es gab unzählige Lehrreiche Geschichten die dazu dienen sollten die Kinder zu erziehen. Louis selbst war nicht auf die selbe Weise erzogen worden. Doch mit den Geschichten der Ältesten kannte er sich aus.

      Ylvi
      Ich war müde und verheult aufgewacht. Schlaf hing in den Augenwinkeln, meine Klamotten die ich gestern nicht mehr ausgezogen hatten hingen an mir. Fast ein wenig feucht. Ich konnte mich nur vage an meine Träume erinnern, aber ich musste geschwitzt haben. Ich schlich mich leise aus dem Zimmer unter die Dusche. Draußen war es noch dunkel. Die Anzeige der Uhr in der Küche zeigte mir das es kurz vor 6 war.
      Wie ein Geist stand ich in der dunklen Küche. Mein Bademantel hielt mich nur vage Warm..noch rann mir ein Tropfen Wasser über das Knie. Auf leisen Füßen schlich ich mich in unser Schlafzimmer zurück, fand im Zwielicht den Schrank und zog einige neue Sachen für mich hervor. In der Dunkelheit konnte ich Louis nicht sehen. Aber die Scham drückte mich nieder, also verließ ich den Bungalow. Noch würde niemand auf sein, aber es sprach nichts dagegen bereits die Decken der Pferde abzunehmen, die Boxen zu misten. Ich brauchte jetzt Beschäftigung!
      Vielleicht würde ich mir zum Mittag eines meiner Trainingspferde entführen um einen Ausritt zu machen.

      Caleb
      Eine ganze Weile schon war ich dabei, Dells Boxen zu misten, die Pferde umzudecken, nach draußen zu bringen und schon das Futter für den Abend vorzubereiten. Bei den Pferden, die nur Mineralfutter und Kraftfutter bekamen, wartete ihr Futter am Abend bereits im Trog. Das waren auch die Pferde, die momentan nicht wirklich im Training standen.
      Alle anderen, besonders die, die ich so gut wie jeden Tag ritt, weichte ich Rübenschnitzel auf. Die konnte ich erst beim reinholen der Tiere in den Trog schütten, da sie sonst das restliche Kraftfutter zu einem labbrigen Brei aufweichen würden.
      Die Stutenkoppeln umgehend schaute ich noch bei HMJ Saintly vorbei, der momentan ein Luxusleben führte. Herumstehen und Fressen, was könnte es besseres geben.
      Da ich doch nicht drum herum kam, einige E-Mails zu beantworten, schlich ich mich ins Büro, welches zum Glück leer war, schnappte mir das Tablet und ging damit hoch in mein Schlafzimmer, wo ich mich vors Fenster setzte und mit dem Blick auf den Hof E-Mails beantwortete. Ich konnte Bellamy mit einigen der Pferde bei der Führanlage sehen, Louis und Betsy bei Sue sowie Dell beim Pferdeanhänger. Ich hoffte, dass er ihn wieder zum Laufen bringen würde.
      Doch kaum hatte ich ein, zwei Mails beantwortet, musste ich mich doch runter ins Büro setzen, da das Akku den Geist aufgegeben hatte.

      Dell
      Nach dem Frühstück war ich zunächst wieder in den Bungalow gegangen, um mir andere Kleidung anzuziehen. Die Jeans, mit der ich die Ställe mistete, war zum Reparieren des Anhängers nicht wirklich geeignet, denn sie hatte zu wenige Taschen.
      Ich schlüpfte in meine Arbeitshose- die mit den extra vielen Taschen, und machte mich zum Anhänger auf den Weg. Da wo er jetzt stand kam ich nicht gut dran, weshalb ich Calebs Truck dranhängte, um ihn mir auf den Hof zu ziehen. Caleb hatte was erwähnt, dass er sein Auto später brauchen würde, weshalb ich es wieder abhing und ein paar Meter nach vorne fuhr.
      Nachdem ich nun auch meine Arbeitsutensilien alle beisammen hatte, schaute ich mir einmal an, wo denn das Problem war. Schon beim Fahren war mir aufgefallen, dass der Hänger ziemlich schief war. Zunächst schaute ich mir also den Reifen an. Doch wenn dieser platt gewesen wäre, wären Bellamy und Cayce schon auf die Idee gekommen, ihn zu ersetzen. Also musste ich weiter drunter gehen und fand eine Stelle an der Achse, die sich verzogen hatte. Genaueres sah ich nicht, dafür musste ich mir den Hänger wohl aufbocken, um weiter drunter zu kommen- eine Aufgabe, die ich schon hundert mal erledigt hatte.
      Ich war mir sicher, ich könne den Schaden ohne großen Aufwand beheben, weshalb ich auch den Reifen drauf ließ. Ohne noch lange weiter darüber nachzudenken, bockte ich mir den Hänger auf, legte mich auf den Rücken und robbte mich zu der Stelle vor, die ich genauer unter die Lupe nehmen wollte.

      Bellamy
      Heute war einer dieser Tage, an denen ich mit dem falschen Bein aufgestanden war und mich das Gefühl nicht losließ, dass der Tag schrecklich werden würde. Dabei hatte ich heute gar nicht viele Aufgaben zu erledigen oder irgendwelche Sachen zu machen, auf die ich keine Lust hatte. Mir lag einfach ein Gefühl im Magen, dass heute kein guter Tag war.
      Ein Scheppern riss mich aus meinen Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. Die Führanlage hatte den Geist aufgegeben. “Toll. Wirklich toll. Dann kann es heute ja nur noch besser werden…”, murmelte ich, ehe ich die beiden Führstricke von Magic und Tex schnappte, die Anlage mit der Hand weiterdrehte, um die beiden Pferde ans Halfter zu bekommen und mich auf den Weg zum Stall machte.
      Wieder hörte ich ein Krachen, dieses Mal jedoch etwas weiter weg. “Was hat denn nun schon wieder den Geist aufge… Oh mein Gott!” Die Stricke der Pferde glitten mir beim Anblick dessen, was ich vor mir sah, einfach aus der Hand. Ich rannte los, ganz gleich was die Tiere machen würden, die könnten wir später wieder einfangen.
      “Scheiße… hörst du mich? Oh Gott… HILFE!”, in einem wahrlichen Schockzustand brüllte ich so laut ich konnte, doch auf der weitläufigen Ranch würde mich vermutlich niemand so einfach hören können.
      Ich schien jedoch Glück zu haben, Ylvi lief auf mich zu. “Ylvi ruf einen Krankenwagen! Schnell!” Sie stoppte in der Bewegung, kramte ihr Handy aus der Tasche und lief wieder auf mich zu. Neben mir ließ sie sich auf die Knie fallen. “Was ist passiert? Hörst du mich… Dell?!”
      Keine Reaktion. Die Wagenheber, mit der Dell den Hänger aufgebockt hatte, war gebrochen. So war der Hänger mit voller Wucht nach unten gekracht und hatte Dell unter sich begraben. Dieser reagierte nicht mehr, ich wusste nicht einmal ob er atmete!
      “Bellamy atmet er? Die vom Rettungsdienst sind unterwegs…”
      “Ich weiß es nicht, wie soll ich denn dran kommen? Sollen wir den Hänger hochheben??”
      “Nein, bloß nicht. Wir müssen warten, die Feuerwehr kommt auch hierher, wenn wir den Hänger heben und er bekommt nicht sofort Hilfe… stirbt er.” Ylvi versuchte die Tränen zurückzuhalten und dem Mann am anderen Ende des Hörers Antworten zu geben.
      “Bellamy versuch herauszufinden, ob er atmet…”, gab sie mir die nächste Anweisung.
      Ich schluckte, kroch vorsichtig ein wenig unter den Hänger und blickte direkt in eine große Blutlache, die sich von Dells Kopf auf den Boden ergoss.
      Regungslos, wie erstarrt blieb ich liegen und starrte seinen Kopf an. Überall… war Blut… er hatte die Augen geschlossen… wirkte tot… “BELLAMY!”, schrie Ylvi mich nun an. “ATMET ER NOCH?”
      Zaghaft befreite ich mich aus meiner Erstarrung, hob eine Hand nach vorne und hielt sie unter seine Nase. Ich spürte einen ganz schwachen Luftstoß, legte zwei Finger an seinen Hals und kontrollierte seinen Puls, welcher ebenfalls schwach, aber noch da war.
      “Ganz schwach, Atmung und Herzschlag”, gab ich Ylvi Bericht und krabbelte wieder unter dem Anhänger heraus. “Ylvi er hat eine große Wunde am Kopf, liegt in einer ziemlichen Blutlache.” Ich versuchte mich zu besinnen. Wie oft schon hatten damalige “Bekannte” mir von Situationen erzählt, in denen sie beim Raub handgreiflich geworden waren oder sogar absichtlich Menschen verletzt hatten, um sie zu beklauen. O und mir war das nie passiert, noch nie hatten wir einen Mensch absichtlich oder unabsichtlich verletzt. Einmal war ich dabei gewesen, als mein Partner auf einen Menschen geschossen hatte. Mir sollte der Anblick von Blut nichts ausmachen, aber es war etwas ganz anderes auf einen fremden zu schießen oder seinen Freund hier, in seinem eigenen Blut liegend, vorzufinden.

      Ylvi
      Man konnte die Anspannung im Saal förmlich in Stücke schneiden. Auch ich konnte auf meinem Stuhl nicht vernünftig sitzen, mit tat der Hintern weh. Außerdem hatte ich taube Knie. Allerdings wollte ich mich auch nicht bewegen. Louis war vor 3 Stunden mit Betsy ins Krankenhaus gefahren. Bellamy war inzwischen wieder gefahren. Calebs Truck hatte wieder gesponnen, daher musste er warten bis Bell zurück war um selbst ins Krankenhaus zu kommen.
      Wir warteten bereits 5 Stunden im Wartezimmer des Krankenhauses. Ich hatte jetzt erst eine klare Vorstellung davon wie es Louis und Caleb ergangen sein musste, als ich die Patientin gewesen war. Louis hatte eine Hand um die meine geschlungen. Ich hatte Betsys Kopf auf meinem Oberschenkel. Das Kind hatte geweint. Selbst jetzt in ihrem unruhigen Schlummer der Erschöpfung zuckten ihre Schultern. Mechanisch strich ich ihr über die Stirn, durch das blonde Haar. Plötzlich wurden unsere Namen aufgerufen. Da ich mich nicht rühren wollte, erhob sich Louis an meiner statt. Eine der Ärztinnen erklärte ihm genau was nun mit Dell passierte. Ich brannte darauf auch zu hören was los war. Doch ich wollte die gerade schlafende Betsy nicht wecken. Keine Regung sah ich im Gesicht meines Mannes. Erst als die Frau sich herum drehte und ging strich sich Louis Seufzend die losen Haare aus dem Gesicht. Seine Backen plusterten sich auf,die Luft entwich seinen Lippen auf dem Weg zurück zu mir. Ich hielt Betsys Ohr zu, während mir Louis leise in mein Ohr flüsterte. "Sie haben ihn wieder zusammen geflickt. Aber seine Reaktionen auf sämtliche Tests, sieht nicht gut aus. Noch ist es zu früh um zu sagen er sei Hirntod, die Prognose allerdings ist schlecht." Ich starrte hinunter auf den Kind. Alsbald würde sie womöglich mehr mit ihrer Freundin teilen als sie ahnte. Wie nur sollte ich ihr erklären, dass nach ihrer Mutter nun auch der Vater ihre Welt verlassen würde? Ich schluchzte auf, das war einfach zu viel. Da erscholl eine zarte Stimme von meinen Knien her. "Er wird nicht wieder gesund,oder?" Betsy richtete sich auf. Sah uns beide an. Plötzlich wirkte sie viel älter als sie es in Wahrheit war. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Ich zog Betsy an meine Brust. Mir fehlten ohnehin die Worte, welche Bedeutung hätten sie jetzt auch noch?

      Caleb
      Wenige Minuten später, nachdem ich mich ins Büro gesetzt hatte klingelte mein Telefon. Die Rinder waren unten am Fluss durch den Zaun gegangen und unterwegs in Richtung der Hauptstraße. Ich seufzte, manchmal, wenn man am wenigsten Zeit hatte, kam einem sowas noch dazwischen.
      Ich legte das Handy auf den Schreibtisch, zog mir die Stiefel, die ich der Bequemlichkeit halber eben ausgezogen hatte, wieder an und ging dick eingepackt und Schal und Jacke nach draußen. Sogar unter dem Hut hatte ich eine Mütze auf dem Kopf. Es war kalt geworden, hier in Kanada.
      Im Stall traf ich den Mann, den ich gesucht hatte: Cayce. “Hey Cayce schnapp dir Shorty und triff mich am hinteren Ausgang der Ranch, Richtung Fluss. Wir müssen die Rinder nochmal einfangen die sind da durch den Zaun, Mr. Lance hat mich gerade angerufen.”
      “Okay ich beeil mich.”
      Während Cayce zu den Nordkoppeln lief steuerte ich die Südkoppeln an, denn dort stand Gipsy, der zwar schon eine Weile nicht mehr an den Rindern gearbeitet hatte aber zur Zeit besser im Training stand als Gangster oder Devil.
      Fünfzehn Minuten später traf ich auf Cayce und Shorty, die ebenfalls Packtaschen mit Werkzeug und Zaunstücken zum Reparieren besorgt hatten.
      Wir brauchten etwa eine dreiviertel Stunde bis zu den Rindern, trieben sie über eine halbe Stunde zusammen, reparierten den Zaun und ritten wieder eine dreiviertel Stunde zur Ranch zurück, wo mich der Schlag traf: auf dem Hof standen Feuerwehrleute und die Cops, die sich den Hänger anschauten, an dem Dell heute morgen gearbeitet hatte. Ich trieb Gipsy im flotten Galopp auf die Männer zu, hielt ihn an und sprang von seinem Rücken. “Was ist hier passiert?”

      “Caleb beruhig dich, wenn du aufs Lenkrad einschlägst, startet der Motor immer noch nicht”, versuchte Cayce mich zu besänftigen. Der verdammte, alte Truck sprang mal wieder nicht an, weshalb ich keine Möglichkeit hatte, jetzt nach Calgary ins Krankenhaus zu kommen.
      Dell hatte einen schlimmen Unfall gehabt. Der Hänger war auf ihn draufgefallen, schon vor Stunden. Weder Cayce noch ich hatten unsere Handys auf der Einfangaktion dabei gehabt, weshalb uns niemand hatte erreichen können. Mittlerweile wusste ich, dass Ylvi, Louis und Betsy im Krankenhaus waren und warteten. Bellamy befand sich gerade auf dem Rückweg zur Ranch, damit ich mit dem anderen Truck nach Calgary fahren konnte.
      Arme Betsy.. ich konnte mir gar nicht ausmalen, wie es ihr gerade erging.
      Als ich Bellamy die Einfahrt hochfahren sah lief ich ihm schon entgegen. “Ich halte hier die Stellung!”, rief Cayce mir nach, ich winkte ihm kurz und riss dann die Beifahrertür des Trucks auf.
      “Ich… hatte sowieso vor wieder zurück zu fahren…”, murmelte Bellamy, wandte und fuhr wieder zurück dorthin, von wo er gerade gekommen war- nämlich zum Krankenhaus, in das Dell eingeliefert worden war.

      Während ich in das Wartezimmers des Krankenhauses stolperte und so beinahe alle Aufmerksamkeit auch mich lenkte, scannte mein Blick den Raum nach dem Antlitz eines einzigen Menschen. Eines kleinen Menschens; Betsy.
      Das Mädchen stand am Fenster, wandte mir den Rücken zu. Eine Hand auf dem Fensterbrett, die Andere in der von Ylvi, die sich direkt neben ihr befand. Auch sie schaute zum Fenster hinaus, wirkte in sich zusammengesunken.
      Neben mir eine Regung, dann eine Hand auf meiner Schulter. „Fangen Sie wieder an zu atmen, nicht dass Sie uns hier noch zusammenklappen“, war die einfache Aussage einer älteren Dame, derer ich nun meinen Blick zuwandte und reflexartig einmal tief Luft holte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich sie angehalten hatte, spürte jetzt allerdings ein leichtes Brennen meiner Lunge. Meine rechte Hand zur Brust hebend ging ich einen Schritt auf die beiden Frauen zu. Auf halber Strecke wandte Ylvi mir den Kopf zu. Mit ihren blau unterlaufenen, tränenverquollenden Augen schüttelte sie kaum sichtbar den Kopf.
      Ich seufzte tief, schloss einmal kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete, starrte ich direkt in Betsys kleines, ebenso tränenüberströmtes Gesicht. Sie sagte kein Wort aber ich spürte all den Schmerz, die Trauer und auch die unbändige Wut in ihrem Blick. Ich wollte etwas sagen doch mein Mund wollte einfach keine Worte formen. Stattdessen ging ich in die Hocke, breitete die Arme aus und hoffte, dass das Mädchen der stillen Aufforderung nachkommen würde. Augenblicklich löste Betsy sich von Ylvi, begab sich in meine geöffneten Arme und schmiegte sich schluchzend so fest an mich, dass mir der Cowboyhut vom Kopf fiel. In jeder anderen Situation hätte ich ihn sofort vom Boden aufgehoben, doch in diesem Moment war der Hut auf dem Boden das kleinste meiner Probleme, denn während mein Hemd langsam Betsys Tränen durchsickern ließ, rollten zunächst vereinzelt auch Tränen bei mir, ehe ich mich der eigenen Trauer hingab und ebenso bitterlich anfing zu weinen.

      “Caleb?”, riss mich Louis Stimme aus den Gedanken. “Die Ärzte wollen mit dir reden… mit dir und Ylvi.”
      Ich sah auf, stand vom Boden auf und reichte Betsy die Hand, um auch ihr vom Boden auf zu helfen. “Mit mir und Ylvi?”
      “Ja, ihr seid als Notfallkontakte angegeben worden und… mehr weiß ich nicht, Ylvi wartet bereits vor der Tür.”
      Ich nickte, drückte noch einmal feste Betsys Hand, ehe Louis das Mädchen in den Arm nahm. Wieso hatte Dell Ylvi und mich gemeinsam als Notfallkontakte angegeben?
      Draußen angekommen folgte ich dem Arzt sowie Ylvi in einen separaten Raum, dessen Tür geschlossen wurde, ehe der Mann im weißen Kittel ein Klemmbrett herausnahm und sich vor uns stellte.
      “Ich möchte sie nicht anlügen, es sieht wirklich schlecht aus. Wir haben alle getan was wir konnten, aber die Verletzungen waren zu schwerwiegend. Um ihn für Hirntod zu erklären, ist es offiziell noch zu früh. Wir würden gerne 48 Stunden abwarten und in gewissen Abständen unsere Test wiederholen. Wenn wir bis dahin noch immer keine Reaktion erkennen können, müssen wir über weitere Schritte wie das Abschalten der Maschinen sprechen… Dell hat sie beide gemeinsam als seine Notfallkontakte angegeben. Was seine Tochter”, er suchte auf seinem Zettel nach dem Namen des Kindes, “Betsy angeht.. Wir können eine liebevolle Sozialhilfe anrufen, die sie in Obhut nimmt, bis der Papierkram geklärt ist und…”
      “Kommt gar nicht in Frage”, antwortete ich und schüttelte den Kopf. “Betsy bleibt in unserer Obhut und kommt zur Ranch mit zurück. Sie kennt uns, sie kennt die Ranch. Das ist ihr Zuhause. Da wird es doch eine Möglichkeit geben?” Wie schaffte ich es, in dieser Situation so ruhig zu bleiben? Ich war selbst von mir überrascht. Im Kopf ging ich bereits durch, was ich Betsy erzählen müsste, was mich unglaublich traurig stimmte. Die nächsten Tage, Wochen und Monate würden die Hölle für sie werden. Nicht, dass es schon schlimm genug war, seine Mutter in so jungen Jahren zu verlieren. Nein. Nun verlor sie auch noch ihren Vater. Offiziell konnten sie ihn noch nicht für tot erklären, aber er war kurz davor. Aufwachen würde er nicht mehr, es gab nur noch einen Weg für ihn.
      “Ich… ich bin mir sicher, dass dies in Ordnung geht. Ich spreche noch einmal mit unserer Sozialabteilung und gebe Ihnen in kürze Bescheid. Wenn sie möchten, können sie zu Herrn William Dell ins Zimmer. Überlegen Sie jedoch gut, ob Sie das Mädchen mitnehmen möchten oder ob der derzeitige Anblick ihres Vaters nicht zu viel für sie ist… Intensivstation Zimmer 23.”
      Damit verabschiedete sich der Arzt und ließ eine völlig baffe Ylvi und mich zurück. Eine ganze Weile sagte niemand von uns etwas, dann entschieden wir uns, zunächst alleine zum Zimmer zu gehen, um zu schauen, ob wir Betsy den Anblick ihres Vaters zumuten konnten.
      Bei Dell angekommen schlug Ylvi sofort die Hand vor den Mund. In seinem Hals steckte ein Beatmungsschlauch, um seinen Kopf hatte er einen großen Verband. Sein Gesicht hatte weniger abbekommen als erwartet, weshalb wir uns entschieden, Betsy zu ihm ins Zimmer zu holen, da er noch immer wie ihr Vater aussah und nicht wie ich zunächst vermutet hatte, völlig entstellt war.
      Betsy betrat wenige Minuten später zusammen mit Louis das Zimmer. Sie schluchzte, auch wenn so langsam keine Tränen mehr aus ihren Augen hinauskommen wollten.
      “Kann ich… mich zu ihm legen?”, fragte sie Ylvi leise, welche nickte und ihr aufs Bett half. Keiner von uns vermochte ein Wort zu sagen. Was auch? Betsy wusste vermutlich genau, was hier los war und dass wir ihren Vater nicht mehr mit nach Hause nehmen würden.
      Das Mädchen war durch die vielen Stunden total ausgelaugt, weshalb sie sich kurze Zeit später, im Krankenhausbett ihres Vaters, in den Schlaf geweint hatte. Mit einem kurzen Nicken befahl ich Ylvi und Louis in den Flur.
      “Was machen wir jetzt?”, fragte ich in die Runde und knetete nervös meine Hände. Mit aller Kraft hielt ich die Tränen zurück, dafür war nun nicht der richtige Zeitpunkt.
      “Wir warten noch eine Weile hier und fahren dann zurück zur Ranch? Wir dürfen bestimmt nicht die ganze Nacht hier bleiben”, meinte Louis.
      “Könnt ihr Betsy mit zu euch beziehungsweise Kaya nehmen? Wie erklärt ihr den beiden, was passiert ist?”
      “Ich weiß es noch nicht”, gestand Louis mir wahrheitsgetreu. “Aber wir nehmen sie heute Nacht mit zu uns. Morgen sehen wir weiter.”
      Ich nickte zur Antwort ehe wir wieder ins Krankenzimmer gingen und darauf warteten, dass die Besuchszeit vorbei war und wir nach Hause gehen mussten.

      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

      22:00 Uhr - Stunde 2 von 48
      "Ich hab Betsy zu Kaya ins Bett gelegt, sie ist völlig fertig. Beide schlafen jetzt." antwortete Ylvi flüsternd auf die beiden fragenden Blicke der Männer am Küchentisch des Bungalows. Calebs Hut lag auf dem Tisch, er strich sich gerade mit beiden Händen von seinen Augen durch seine Haare. "Ich wünschte ich könnte auch so schlafen. Mir brennen die Augen, aber ich glaube kaum das ich in den nächsten Stunden schlaf bekomme." Die junge Frau ließ sich ebenso erschöpft auf den Stuhl nieder, nur um dann wieder aufzustehen in Richtung Schrank. "Es ist so schrecklich nichts tun zu können."
      Klirrend stellte sie eine Flasche Whisky sowie drei Gläser auf den Tisch. "Ich denke der kann uns allen nicht schaden." damit goß sie jedem etwas ein. Das würden die längsten 48h ihres Lebens werden.

      6:00 Uhr - Stunde 8
      Louis hatte sich mittlerweile auch ins Bett verzogen. Caleb und Ylvi saßen an dem kleinen Tisch. Die Zeit zog sich in dürren Fäden. Schweigen zwischen ihnen. Ylvis Hand fuhr nervös immer wieder den Rand des leeren Glases entlang. Die Flasche stand fast unberührt in der Mitte des Tisches. Jeder hing seinen Gedanken nach. "Wieso er wohl uns beide eingetragen hat?"
      "Mhm?" Ylvi hob den Kopf und verzog die Augenbrauen, die junge Frau hatte die Frage nicht verstanden. "Dell, uns beide hat er als Kontakte eingetragen. Wieso?"
      "Findest du nicht das ist offensichtlich?" Caleb zuckte mit den Schultern. "Er hat keine andere Familie, falls ja so hat sie nicht viel Interesse an Betsy oder Dell gezeigt. Du bist das näheste was einer Bezugsperson für Betsy gleicht. Und ich...ich denke die Eintragung stammt noch aus der Zeit, als wir ein Paar waren. Drinnen gelassen hat er es sicherlich auch...um zu gewährleisten, daß Betsy einen Ansprechpartner hat. Darum hat er mich mal gebeten." Nun sah Caleb die junge Frau etwas verwirrt an. "Im Sommer….da hat er mich gebeten mich um Betsy zu kümmern..bei Fragen um Frauensachen. Die Pubertät steht in den Startlöchern..und dann nur mit einem *verschrobenen Vater* aufzuwachsen sei ungünstig." Als sie Dells Worte wiedergegeben hatte, nutze sie seinen texanischen Akzent um klar zu machen das es sich um seine Worte handelte. Caleb erwiderte darauf nur ein bedächtiges Kopfnicken, dann riss er den Mund weit auf. Sein Gähnen steckte auch Ylvi an. "Ich denke wir sollten auch schlafen gehen." kommentierte Caleb mit einem Japsen. "Wach vor den Handys zu sitzen bringt die Zeit auch nicht schneller dazu zu vergehen."
      "Willst du auf der Couch schlafen?" fragte Ylvi und deutete auf das kleine Wohnzimmer .
      "Ich wäre gern in der Nähe von Betsy, ja." So leise wie möglich bereiteten sie also für Caleb die Couch zum Schlafen vor. Gerade als sich Ylvi verabschieden wollte, kam eine verschlafene Betsy aus dem Zimmer von Kaya und Tschetan getappert. Mit einem müden Blick sah sie in Richtung Caleb auf der Couch. "Darf ich bei dir schlafen?" kam es ihr über die Lippen. Der Blonde lächelte, tappte neben sich. "Komm her." Betsy sprang beinahe zu ihm unter die Decke, kuschelte sich an ihn. Ylvi beugte sich über das Mädchen strich eine Strähne aus ihrem Haar, küsste sie auf die Stirn. "Gute Nacht." flüsterte Ylvi. "Ich mach das Licht aus." sagte sie dann in gedämpfter Stimme. "Ylvi? Bleibst du auch?" halb aufgerichtet, fragend sah Betsy Ylvi an. Der Blick der Frau ging von dem Mädchen zu dem Mann hinter ihr. Er sah sich um, als wolle er schauen ob genug Platz da war. Gerade als Ylvi ansetzen wollte das die Couch zu klein war. Rückte Caleb ein wenig weg. "Wir rücken einfach alle zusammen."
      Also fand sich die junge Frau wenige Augenblicke später auf der Couch wieder. In ihren Arm gekuschelt, schlief das Mädchen beinahe schon wieder. Ihr kleines Gesicht war in Richtung Caleb gedreht. Sein Arm lag über dem Kind und ruhte auf Ylvis Hüfte. Die ganze Situation war völlig absurd. Ylvi wusste sie würde keinen Moment schlafen können. Doch noch während sie diesen Gedanken fasste, entführten sie die regelmäßigen Atemzüge ihrer Bettgenossen in einen traumlosen Schlaf.

      10:00 Uhr - Stunde 12
      Gefühlt war der Blonde mit Betsy und Ylvi im Arm eingeschlafen, da riss ihn die ihm ins Gesicht scheinende Sonne schon wieder aus dem Schlaf. Nach einem Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk wusste er, dass es höchste Zeit war einen kurzen Abstecher im Stall zu machen. Aber konnte er gehen? Betsy hatte sich zu ihm und Ylvi gekuschelt. Was würde sie denken, wenn sie aufwachte und er wäre weg? Wobei Betsy den Tagesablauf auf der Ranch ganz genau kannte… außerdem wäre Ylvi ja noch da.
      Also setzte er sich langsam und zögerlich auf, langte nach dem Tisch und kletterte vorsichtig über die beiden schlafenden Frauen hinüber. Als er sich gerade über Ylvi befand, öffnete diese die Augen und ihre Blicke trafen sich. Mit der einen freien Hand legte Caleb seine Finger über die Lippen, zum Zeichen, dass Ylvi nichts sagen solle. Er machte eine Essensgeste, zeigte dann nach draußen und sah Ylvi nicken- sie schien verstanden zu haben.
      Im Stall traf er auf einige der Mitarbeiter, denen er stets nur mit Kopfschütteln berichten konnte, dass es keine Neuigkeiten bezüglich Dells gab. Schneller als sonst deckten sie die noch im Stall verbliebenen Pferde um, brachten sie nach draußen und Caleb delegierte das Boxenmisten an seine Mitarbeiter ab, damit er wieder zurück zu Betsy gehen konnte.
      Mittlerweile war es schon 12:00 Uhr mittags, Ylvi und die drei Kinder saßen am Esstisch. Louis stand in der Küche und schien eine Kleinigkeit zu kochen. Das flaue Gefühl im Magen, sich jetzt dazu zu setzen schob Caleb ganz schnell beiseite. Er würde auch in zwei Tagen noch genug Möglichkeit haben, sich in der Gegenwart von Louis und Ylvi unwohl zu fühlen.

      12:00 Uhr - Stunde 14
      “Louis kannst du mir einen Kaffee mitmachen?”, fragte er den Lakota, welcher kurz nickte und sich der Kaffeemaschine widmete. Wenig später stand eine wohl duftende Tasse auf dem Tisch, in die Caleb ein wenig Milch kippte und langsam daran nippte. Niemand sagte etwas, alle saßen schweigend am Tisch. Betsy starrte ins Leere, Kaya drehte die Gabel in ihrer Hand hin und her. Selbst Tschetan, der immer am quasseln war, schien im Moment keine Worte zu finden.
      “Fahren wir später nochmal zu Dad?”, durchsprach Betsy die unangenehme Stille und schaute zunächst zu Caleb, dann zu Ylvi, welche letztendlich das Wort ergriff: “Ja, natürlich. Gleich nach dem Essen.”
      “Ich hab keinen Hunger…”, erwiderte das Mädchen und richtete den Blick gen Boden.
      Caleb seufzte kurz, rückte auf der Bank ein wenig näher an das Mädchen heran und nahm sie in den Arm. Sie lehnte sich sofort gegen ihn, schlang ihre kleinen Arme um seinen Körper und fing wieder an zu weinen. “Ich kann mir vorstellen, dass du keinen Hunger hast, Betsy. Mir geht es genauso. Aber wir müssen alle etwas essen, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Du möchtest doch nicht umkippen.”
      “Aber damit ist meinem Dad auch nicht geholfen, wir können nichts machen, damit es ihm besser geht”, schluchzte das Mädchen. “Der große Geist wacht über ihn.” flüsterte Tschetan zu ihr, während er einen Arm um sie legte.
      Louis hielt mit seiner Hand inne, die gerade zum Mund fuhr um sich den Kaffee einzuverleiben. Er hielt sie in der Luft. "Vielleicht könnten wir eine kleine Healing Ceremony machen. Tschetan erinnerst du dich? Wie damals für deinen Onkel."
      "Ich könnte die Trommel für dich schlagen, während du singst." sprach der Junge andächtig.

      14:00 Uhr - Stunde 16
      Die Fahrt zum Krankenhaus war für alle erdrückend gewesen. Die Hälfte der Leute musste im Warteraum sitzen bleiben. Tschetan hatte versprochen ein paar der Heilpflanzen im Wald zu suchen. Sowie eine gute, ruhige Stelle für die Zeremonie und ein Feuer zu suchen. Louis und Kaya durften die Intensivabteilung nicht betreten. Caleb und Ylvi saßen, Hand in Hand, auf den Stühlen im Zimmer. Dell angeschlossen an viele piepsende Geräte, das Pumpen und Zischen der Beatmungsmaschine. Und dazwischen auf der Bettkante das Mädchen. Ylvi spürte wie es ihr kalt den Rücken herunter lief. Der Ausdruck ihrer Augen. Nicht leer. Nicht länger verweint. Sondern geklärt. In diesem Moment schienen die Augen einer Erwachsenen aus dem Gesicht eines Kindes auf die Situation zu schauen. Und was sie sahen war der Tod. Die Ärzte hatten bereits davon berichtet, das sein Nieren kurz davor waren seinem Körper den Dienst zu versagen. Die Hoffnung des Erwachens das wir noch vor einigen Stunden gehabt hatten schwand immer wieder.

      22:00 Uhr - Stunde 24
      Am späten Nachmittag, gegen 17 Uhr waren sie alle wieder zurück zur Ranch gefahren. Dies war Betsys Idee gewesen. Sie hatte gesagt, dass dort genug Arbeit auf alle von ihnen warten würde, als dass sie es sich erlauben könnten, den ganzen Tag im Krankenhaus zu sitzen. Betsy, Kaya und Tschetan hatten den Rest des Tages im Bungalow von Louis und Ylvi verbracht. Letztere leistete den Kindern Gesellschaft. Louis als auch Caleb kamen den Arbeiten auf dem Hof nach.
      Gegen 20 Uhr klingelte das Telefon. Das Krankenhaus. Sie sollten, wenn sie Dell noch lebend sehen wollten, sofort kommen.
      Gegen halb 10 waren sie alle in Calgary angekommen. Louis, Ylvi, Betsy und Caleb. Cayce und Bellamy passten auf Kaya und Tschetan auf.
      Hier saßen sie nun, Louis auf einem Stuhl in der Ecke des Intensivzimmers, Ylvi und Caleb auf je einer Seite des Bettes. Betsy im Arm ihres Vaters. Sie hatte sich an ihn gekuschelt, weinte bitterlich, auch wenn die Tränen erneut versiegt waren.

      Gegen 22 Uhr verstarb Dell im Beisein derer, die für ihn in den letzten Jahren zur Familie geworden waren.

      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

      3 Uhr - Stunde 5
      Als das Licht angeschaltet wurde, gab der Blonde ein brummendes Grunzen von sich. Im Reflex zog er sich die Decke vor seine Augen. Sein Schlaf, oder eher das Ruhen im Bett wurde je unterbrochen. Im Schlafanzug, mit großen Augenringen stand Ylvi vor seinem Bett. Allerdings vermochte er dies nicht zu sehen - wir erinnern uns?
      Stattdessen gab ihr hastiges Gequatsche ihre Identität preis. Er spürte wie etwas auf seine Decke geworfen wurde. Anschließend bewegte sich die Matratze. "Caleb? Hast du gehört?!" Sie zog ihm die Decke weg, sein genuscheltes Nein, entfuhr ihr ein Seufzen. Dann wedelte sie mit einem Haufen Papier vor ihrer Nase. "Caleb, hör zu. Du musst dich entscheiden. Entweder du übernimmst Verantwortung, oder die Behörden könnten entscheiden, dass sie woanders besser aufgehoben wäre."
      Caleb griff nach dem Haufen Blätter, blinzelte die Müdigkeit fort.
      'Adoptionsantrag' -waren was die Druckbuchstaben auf dem ersten Zettel verkündeten.
      Fohlenweide: Like a Prayer, BR Dissident Whiz, BR Colored in Style, BR Alans Smart Dream, BR Raised to Slide, A Walking Dignity, BR Wimpys Bright Gangster, BR Atlantis Dream, BR Double Gunslide, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace

      Jungpferde: tc Mister’s Silvermoon Cody, Smart Lil Vulture, PFS‘ Unclouded Summer Skies, GRH’s Funky’s Wild Berry, Four Bar Chocolate Becks, Chic‘ N Shine, Chapman, BR Colonels Lil Joker, BR Colonels Golden Gun, Jacks Inside Gunner, Gun Sophie, Ginger Rose, Colonels Blue Splash, Captains Blue Crystal, BR Dress to Impress

      Trainingsstall: Bittersweet Temptation, Cielos, Whitetails Shortcut, Zues, Abandon all Hope, California Rose, Cupcake Cult, Easy Going, Frosty Lagoon, HMJ8345’s Continental, Honey’s Aleshanee, Kholáya, Lady Blue Skip, My sweet little Secret, Snapper Little Lena, Stormborn, Special Luna Zip, Stormborn, Striga, Tortured Witch HMJ 6693, Blanton’s Gentleman, Heza Bat Man, HGT’s Unitato, How ‘Bout Moonies, I’m a Playboy, Silent Bay, Small Town Dude

      Zuchthengste: Alan’s Psychedelic Breakfast, Chocolate Dream, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Till Death, GRH’s Unbroken Soul of a Devil

      Zuchtstuten: A Walking Honor, Bella Cielo, Black Sue Dun It, Chou, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Jade, Kristy Killings, Lovin‘ Out Loud, Magnificient Crow, Miss Independent, Only Known in Texas, Tainted Whiz Gun, Wimpys Little Devil

      Sommerweide: Aufgepasst, hier kommt Arcada!, Breia LDS, Ceara Isleen, Dakota, Drama Baby, Flashlight, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Pocahontas, Priamos Ruffia Kincsem, Prias Colourful Soul, Raspberry, Tasmania, Tigres Eye, Absolute Bullet Proof, Birk, Culain, Myrkvidr, Peacful Redemption, Wildfire xx

      Verkaufspferde: Magic Lanijos, Chapter 24, General’s Coming Home, A Shining Chrome, Picture of a Ghost, Verdine, Whinney, Cruel Twist of Fate, Kisshimbye, Sweet like Chocolate, BR Homecoming Queen, BR Hollywoods Dream Anthem, BR Sheza Topnotch Babe, BR General Pleasure, BR Black Pamina, BR Heart N‘ Soul, BR Lovely Gun, BR Twenty 4 Killings
    • Veija
      Juturity, Matjurity, Djerby Teil I
      August 2021, by Veija
      Caleb
      “Sir, ich weiß um die Umstände, in denen Sie und die Ranch sich gerade befinden, deshalb ist es mir fast ein wenig peinlich zu fragen… aber…”
      Ich lauschte dem Klang der Stimme eines jungen Mannes am anderen Ende des Telefons mehr oder weniger aufmerksam. Auf meinem Drehstuhl im Büro sitzend und die Füße auf dem Tisch liegend ließ ich den kleinen Gewehranhänger, den mir Ylvi vor einigen Jahren für Vulture geschenkt hatte, durch die Finger gleiten. Er hing schon eine ganze Weile nicht mehr am Halfter, genau genommen seit dem der Hengst den Verschluss kaputt gemacht hatte. Nur durch Zufall war mir das silberne Stück Metall auf der Koppel aufgefallen. Da ich es bisher nicht repariert hatte, lag es auf meinem Schreibtisch und war gerade das gefundene Fressen, meinem Gesprächspartner nur mehr oder minder zuhören zu müssen.
      “... deshalb würde ich Sie gerne erneut für die Juturity, die Matjurity oder sogar noch das Djerby im Dezember dieses Jahres nominieren. Leider konnten Sie, wie Sie ja selbst am Besten wissen, im vergangenen Jahr nicht teilnehmen- Sie hatten sich für das HMJ und den Hengst HMJ Saintly entschieden, wenn ich mich recht erinnere… in diesem Jahr findet ja kein HMJ statt, deshalb dachte ich nur…”
      “Moment”, unterbrach ich den jungen Mann, nahm die Füße vom Tisch, legte den Anhänger auf eben diesen und richtete mich in meinem Stuhl auf. “Sie möchten mich für alle drei nominieren?!” Ungläubig starrte ich auf den Computer, auf dessen Bildschirm gerade eine neue E-Mail aufploppte. Mit einem Klick öffnete ich diese und fand eine ganze Reihe an Teilnahmebedingungen vor.
      “Anhand ihres Schweigens vermute ich, dass Sie die E-Mail gerade bekommen und geöffnet haben. Ich weiß, es gibt einige Zulassungsvoraussetzungen und es kommt ein Haufen Arbeit auf Sie zu, Sir, aber ich bin mir sicher, Sie wären eine sehr große Bereicherung für die Turniere. Schließlich sprechen wir, auch wenn es noch niemand von uns laut ausgesprochen hat, über eine Qualifikation zu den Joelleweltreiterspielen, bei denen Sie für das Team Reining starten könnten.”
      Noch immer schwieg ich. Es dauerte eine kurze Zeit, bis ich wirklich realisierte, was er da gerade gesagt hatte. “Ich.. ich.. ja! Ja, auf jeden Fall nehme ich dieses Jahr daran teil!”
      Damit war die Katze aus dem Sack. Übers Telefon klärten wir noch einige Formalitäten, ehe ich völlig geflasht auflegte. Wow, damit war die Sache also beschlossen. Nun musste ich nur eine pferdige Vorauswahl treffen und die Tiere trainieren. Je drei Pferde durfte ich pro Turnier mit an den Start nehmen. Für die Juturity würde mir die Auswahl viel schwerer fallen, denn ich hatte momentan so viele gute Jungpferde hier auf der Ranch! Angefangen bei den dreijährigen wie Katie, Izzie, Sophie oder Champ, Goldy, Joker… über die vier- und fünfjährigen Pferde wie Stormborn, Cody, Vulture & Gangster bis zu den sechsjährigen wie Smartie oder Dude- und das war nur eine grobe Auswahl der Tiere.
      Für die Matjurity würde es mir leichter fallen. Honor, Rose, Ginny, Barbie, Batman und Plankton. Diese sechs kamen mir als erstes in den Sinn.
      Und fürs Djerby? Tja, da fielen mir sofort 6 Pferde ein. Devil, Jade, Shorty (falls er mithalten können würde, da er ja eher ein Ranchpferd war als ein Turniercrack), Unitato, Blue und Hollywood.
      Cayce, Laurence, Bellamy und Brian würde ich vorerst einweihen, denn diese Masse an Pferden konnte ich unmöglich alleine stemmen. So waren wir schon einmal zu fünft. Naja, viereinhalb.. vier. Laurence konnte ich nur zum Abreiten draufsetzen und Bellamy konnte die Manöver nicht reiten. Aber aufwärmen und abreiten war für ihn kein Problem.
      Wenig später fand ich mich in der Halle wieder. Meine Wenigkeit saß auf Devil, Bellamy auf Jade, Brian auf Silver, Laurence auf Blue, Cayce auf Shorty und Octavia auf Unitato. Noch wusste niemand worum es ging oder warum ich sogar Octavia auf eines der Pferde gesetzt hatte. Meine Ausrede war gewesen, die Pferde einfach ein wenig für die kommende Turniersaison vergleichen zu können.
      Während die anderen aufwärmten startete ich die Manöver schon mit Devil. Die Stute leistete gute Dienste als Ranchpferd, machte sich aber im Training, trotz der Fohlenpause, noch immer gut. Zur Zeit trug keines der Pferde Slidingeisen, weshalb ich auf das Testen der Stops verzichten musste. Spins, Speed Control, Roll Backs, Back Up oder Flying Lead Changes stand jedoch nichts im Weg.
      Mein Blick glitt immer wiede rüber zu Blue und Silver, aber auch Unitato lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Der schöne Graue, den ich erst vor kurzem dazugekauft hatte, war bisher nie dazu gekommen, im Rampenlicht zu stehen- heute war sein Moment zu glänzen- und vielleicht, ganz vielleicht, würde er im Kampf ums Djerby eine Runde weiterkommen.
      Ein weiteres großes Problem würden die unterschiedlichen Leistungsklassen sein, in denen sich die Pferde befanden. Unitato, Shorty und Silver befanden sich ganz am Anfang, nämlich in der LK 5. Jade in der LK 4, Blue und Wimpy bereits seit langer Zeit in der LK 1. Bis zum Dezember war es zwar noch eine gewisse Zeit, aber ich musste mich schon vorher auf Turnieren beweisen und die Pferde qualifizieren. Ziel war es, die Tiere möglichst schnell auf die LK 1 zu bekommen, ohne sie im Training zu überfordern. Dazu war es aber unbedingt notwendig, dass sie in nächster Zeit einen Hufschmied sehen würden, damit sie alle mit Slidingeisen beschlagen werden konnten. Aber genug der abschweifenden Worte, weiter im Text. Devil machte sich wie immer gut. Sie schien zwar ein bisschen steif und eingerostet, das war aber kein Problem.
      Jade sah unter Bellamy nicht so gut aus. “Lass die mehr unter dir laufen… Beine ran, nimm sie vorne auf und treib sie rein… guuuut”, korrigierte ich den jungen Mann, der in den nächsten Tagen wieder dringend eine Reitstunde bei mir brauchen würde- ich hatte ihn viel zu viel vernachlässigt, hielt ihn für einen Selbstläufer. Dem war aber nicht so. Unterricht hatte er bitternötig. Nun lief Jade versammelter. “Halt sie mal an, wir tauschen”, meinte ich fix, stellte Devil neben der anderen Stute ab und schwang mich auf deren Rücken. Ich testete ein wenig herum, stellte sie mal innen, mal außen, machte sie weich in meiner Hand. Potenzial war auf jeden Fall da, dem war ich mir sicher.
      Ich stieg ab und drückte Bellamy auch diese Stute in die Hand und schickte ihn zum Absatteln und eindecken. Blue brauchte ich nicht zu vergleichen. Ich wusste was er konnte und war dankbar für diesen ausgeglichenen Hengst. Laurence konnte ich ebenfalls guten gewissens entlassen. Ich selbst stieg nun auf Unitato auf. Noch mit mir hier unten waren Cayce auf Shorty und Brian auf Silver. Silvers bestes Manöver war das Zirkeln. Er sprang wahnsinnig sauber um und die schnellen Galoppzirkel waren wirklich, wirklich schnell. Dafür die langsamen aber umso holpriger, weil er nicht langsamer werden wollte. Einst sagte mal ein weiser Horseman zu mir: Die langsamen Pferde schnell zu bekommen ist keine Kunst. Die schnellen langsam zu bekommen dagegen schon.
      Unitato war ein kleiner Streber. Er schien schnell zu lernen, war wissbegierig aber auch sensibel. Man durfte ihn nicht zu hart anpacken, da wurde er sofort unsicher und nervös- dann funktionierte gar nichts mehr.
      Shorty war… Shorty eben. Ein genügsamer Kerl der oft nach dem Motto: Kommst du heut nicht, kommst du morgen- lebte. Durch seine vorherige Arbeit am Rind und seine Ropingerfahrung war er wendig und wirklich flink. Ob er das Zeug zum Reiningcrack haben würde, das stand noch in den Sternen.
      Grundsätzlich war ich zufrieden mit einem ersten Vergleich der Pferde fürs Djerby. Die einen hatten wahre Stärken, die ich weiter ausbauen und so die Schwächen überdecken konnte, die anderen brauchten gar nicht mehr viel Training; zumindest für die ersten Qualifikationsturniere.
      Nachdem alle Pferde abgeritten, abgesattelt und eingedeckt in die Boxen gestellt wurden, waren nun die Pferde für die Matjurity an der Reihe. Drei Stuten und drei Hengste. Honor, Rose, Ginny, Barbie, Batman, Plankton.
      Laurence setze ich auf Honor, Bellamy auf Ginny, Octavia auf Rose. Cayce auf Barbie, Brian auf Plankton und ich selbst machte mir Batman zurecht. Drei Pferde liefen in der LK 5, eins in der LK 4 und zwei in der LK 3. Arbeit würden wir hier auch reichlich haben.
      Auf den heutigen Test mit Batman freute ich mich am meisten, denn ich hatte noch keine fünf Mal auf dem schicken Hengst gesessen- dabei stand er jetzt schon über ein halbes Jahr hier am Hof und war auch schon bereit für seine Krönung! Zusammen mit Cayce hatte er bei einigen Turnieren ein paar Platzierungen erhalten. Er hatte also die Möglichkeit gehabt, bereits Turnierluft zu schnuppern, was mir für die nächste Zeit auf jeden Fall von Vorteil sein würde.
      [folgt…]
      Zuchthengste: Alan’s Psychedelic Breakfast, Chocolate Dream, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Till Death, GRH’s Unbroken Soul of a Devil
      Zuchtstuten: Black Sue Dun It, DunIts Smart Investment, California Rose, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, GRH’s Aquila T Mistery, Easy Going, GRH’s Unbroken Magic, Magnificient Crow, Only Known in Texas, Tainted Whiz Gun, Wimpys Little Devil
      Sommerweide: Breia LDS, Ceara Isleen, Dakota, Drama Baby, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Pocahontas, Prias Colourful Soul, Raspberry, Tigres Eye, Absolute Bullet Proof, Birk, Culain, Myrkvidr, Peacful Redemption, WHC‘ Happy Sunshine, Wildfire xx
      Ferienranch: A Walking Honor, Chou, Jade, Krosty Killings, Honey’s Aleshanee, Colonels Blue Splash
      Verkaufspferde: Cielos, Bella Cielo, Chapter 24, Zues, General’s Coming Home, Cup Cake, A Walking Dignity, A Shining Chrome, Priamos Ruffia Kincsem, Picture of a Ghost, Verdine, Lovin‘ Out Loud, Kholáya, Whinney, Tasmania, Cruel Twist of Fate, Lady Blue Skip, Miss Independent, Kisshimbye, My sweet little Secret, Sweet like Chocolate, Snapper Little Lena, Special Luna Zip, BR Lovely Gun, I’m a Playboy, Silent Bay
    • Veija
      The Last Ride
      November 2021, by Ravenna & Veija
      Zeitliche Einordnung: März 2021

      Caleb
      Die letzten Tage, ja sogar die letzte Nacht, kamen mir vor wie im Traum. Ich wachte am frühen Morgen mit einem Stapel Blätter auf meiner Bettdecke auf. Ein Teil des Papiers breitete sich auf dem Boden aus. Auf der obersten Seite stand in Großbuchstaben: ‘Adoptionsantrag’. Ich hatte mich also doch nicht getäuscht. Ein Traum, in dem Ylvi vorgekommen wäre, hätte mit Sicherheit nicht eine solche Richtung eingeschlagen.
      Müde rieb ich mir einmal durch die Augen, ehe ich alle Blätter aufsammelte und auf meinen Nachttisch neben dem Bett legte. Ich würde mir den Antrag am Nachmittag anschauen, jetzt musste ich erst einmal in den Stall und… es war, als träfe mich der Schlag. Mit einem Mal kochten alle Emotionen hoch, die ich am gestrigen Tag, für Betsy, so gut zu verdrängen versucht hatte. Ich ließ mich wieder aufs Bett sinken, legte meinen Kopf in meine Hände- und fing an zu weinen. Auch Dells Tod am gestrigen Abend war kein Traum gewesen, nein. Es war die bittere, grausame Realität. Er war fort, einfach so. Plötzlich. Einfach aus dem Leben gerissen.
      Eine ganze Weile saß ich auf meinem Bett und gab mich meinen Gefühlen hin. Sobald ich aufstand, würde ich stark sein müssen. Stark für meine Mitarbeiter und stark für Betsy. Das allerletzte was sie gerade brauchte, waren weinende Erwachsene um sie herum. Es war so schon schwer genug für sie.
      Am vorigen Abend war sie mit Kaya und Tschetan ins Bett gegangen. Louis, Ylvi und ich hatten es für das Beste gehalten, die Kinder nicht zu trennen. Ylvi war mit zu ihnen in den Bungalow gegangen, während Louis und ich dem Rest der Ranch den Tod Dells mitgeteilt hatten. Octavia traf es besonders hart. Sie hatte sich in Bellamys Arme geworfen und bitterlich geweint. Laucene, der jegliches Schluchzen unterdrückte, schien ebenso mitgenommen.
      Nun war es an der Zeit aufzustehen, ich konnte nicht mehr länger hier sitzen bleiben… Also zog ich mich an und ging die Treppe nach unten. Im Haus war niemand, selbst Laurence, der immer als erstes am Tisch saß und seinen Kaffee trank, fehlte. Das Einzige was auf einen frühen Vogel hindeutete, war der warme Kaffee in der Kaffeekanne. Aus dem Schrank nahm ich mir einen der Thermobecher, ehe ich mir den letzten Rest des braunen Getränks hinein schüttete und vorsichtig daran nippte. Kurz verzog ich das Gesicht. Laurence’ Gebräu. Um es auch nur annähernd genießen zu können, kippte ich mir eine Menge Milch hinein. Schließlich ging ich in den Stall. Auch dort traf ich niemanden an. Die Boxen waren nicht gemacht und gefüttert hatte auch noch niemand. Dennoch fiel mir auf, dass einige Pferde fehlten. In der Halle stieß ich dann auf Bellamy, Cayce und Laurence.
      Ich setzte mich auf die Tribüne, legte meine Füße auf den Vordersitz und schaute den drei Reitern einfach eine Weile zu. Es dauerte allerdings nicht lange, da wurde ich bemerkt und das Training stoppte kurz.
      “Wir… ähm…”, fing Cayce an, stockte dann jedoch.
      “Wir konnten irgendwie alle nicht schlafen… zu erst war nur ich hier, dann kamen die anderen dazu”, beendete Laurence den angefangenen Satz von Cayce.
      Ich lehnte mich auf dem Sitz etwas vor, um nicht so laut reden zu müssen. “Ist schon in Ordnung.” Damit stand ich auf und verließ die Halle wieder. Ich wollte ungern in ein Gespräch verwickelt werden, weshalb mich meine Schritte wie von selbst in den Trainingsstall führten, in dem ich schon einmal die morgendliche Fütterung übernahm und die Pferde danach nach draußen brachte.

      Ylvi
      Lange hatte ich wach gelegen neben Louis. War immer wieder aufgestanden um mich zu vergewissern ob die beiden Kinder schliefen. Tschetan hatte sein Bett für Betsy zwar geräumt. Schlussendlich fand jedoch Betsy ihren Weg in das Bett von Kaya. Beide Mädchen hielten sich im Arm. Ihren Schmerz konnte ich nicht verstehen. Aber Kaya war Betsy womöglich in dieser Zeit die beste Stütze. Da der Schlaf nicht einsetzte war ich drauf und dran Tschetan von der Couch zu jagen.
      Als ich nach ihm sah, merkte ich das die kleine Lampe noch brannte. Als er meine Fußtritte vernahm, ging hastig das Licht aus. "Ich hab das Licht noch bemerkt." flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. Hörte das leise Rascheln und schließlich das klick des Schalters. "Schlafen sie?" fragte Tschetan, deutete dabei vage mit den Lippen in Richtung des Zimmers der Mädchen. Ich lächelte, nickte ihm zu. "Was hält dich wach?" fragte ich den Jungen. "Die Couch, die ist einfach unbequem…" dann sah er hinab auf seinen Schoß. "Naja...und eigentlich." er machte eine unbedeutende Handbewegung in den Raum. "Bevor das ganze Chaos der letzten Tage passiert ist….also ein Mädchen aus der Schule, die wollte in Calgary mit mir in die Mall. Jetzt weiß ich nicht ob das angebracht ist." Ich schmunzelte ein wenig in mich hinein. Ein Mädchen interessierte sich für Tschetan? Nicht, dass mich das ganze überraschte. Natürlich waren mir die Blicke der Mädchen, sogar junger Frauen schon aufgefallen. Tschetan wurde bald 15 Jahre alt. Er sah seinem Cousin Louis bereits jetzt sehr ähnlich. Seine Gesichtszüge wirkten nicht länger wie die eines Kindes. Sein Gang hatte die Schlaksigkeit verloren. Er sah älter aus als er war. Natürlich hatten die Mädchen seines Alters Interesse an ihm. Und obwohl der Schmerz von Dells Tod allgegenwärtig war. So machte mir dieser Moment bewusst wie andere Bereiche des Lebens einfach weiter gingen. Das Rad des Lebens würde sich weiter drehen. "Ich denke ein Treffen in der Mall ist genau das Richtige, um ein wenig Zerstreuung zu finden. Aber lass mich mit Louis darüber sprechen, wann wir das einplanen können,ja?" Tschetan nickte besonnen. "Schlaf jetzt...morgen wird genug zu tun sein."

      Caleb
      Nachdem alle Pferde auf der Weide oder den Paddocks waren, hatte ich angefangen die Boxen zu misten. Ich wusste gar nicht mehr, wie lange ich bereits im Stall gestanden und geschaufelt hatte.
      “Caleb, kommst du auch was essen? Es ist schon Mittag.”, fragte mich irgendwann eine Stimme hinter mir. Ich wandte mich dieser zu und rieb mir einmal die Augen.
      “Ich äh.. ja, Ylvi”, murmelte ich in mich hinein, stellte die Bollengabel gegen die Schubkarre und folgte der Frau schweigend nach drinnen. Erst dann schaute ich auf die Uhr und erschrak kurz. Das Mittagessen war schon eine Weile vorbei, die Zeit war mir einfach davongelaufen.
      Klar, dass schon alle fertig mit essen waren, so spät wie es war. Nur wo waren sie alle abgeblieben?
      Ylvi setzte sich ebenfalls an den Tisch, lud sich eine kleine Portion des Auflaufs auf den Teller und aß schweigend. Nachdem ich mir ein Glas Wasser befüllt und auf meinen Platz gestellt hatte, nahm auch ich mir etwas zu essen. Das Schweigen dauerte nicht lange.
      “Caleb… wir müssen das mit der Adoption regeln- und wir müssen uns Gedanken zu… seiner Beerdigung machen.”
      Zunächst sah ich nicht von meinem Teller hoch. Als ich es dann doch tat, drohten sich meine Augen erneut mit Tränen zu füllen, die ich mit aller Mühe hinunterschluckte. “Ich bin mir sicher, dass er ein Plätzchen nahe der Ferienranch ausgesucht hätte, wenn er dazu selbst die Chance gehabt hätte. Oben an einer Stelle, wo man in der Ferne die Ranch sehen kann. Wir lassen.. wir lassen ihn einäschern, reiten alle zusammen zur Ferienranch, er in der Tragtasche eines der Pferde.. als seinen letzten Ritt.”
      Ylvi hörte mir gebannt zu, schien mich zu verstehen. Schließlich nickte sie traurig: “Das hört sich wunderschön an.” Wir schwiegen einen Moment. “Aber Caleb, was ist mit den Adoptionspapieren?”
      “Hat das nicht noch ein wenig Zeit?”
      Ylvi verneinte. “Wir müssen uns schnell darum kümmern, bevor uns diese Entscheidung abgenommen wird.”
      Ich seufzte, legte das Besteck auf meinen Teller ab und leerte mein Glas Wasser in einem Zug. “Ich geh die Papiere holen.”

      Ylvi
      “Vielleicht sollte ich besser meine Seele verkaufen!” damit flog der Stift beinahe quer über den Tisch. Caleb lehnte sich nach hinten, verschränkte die Arme vor der Brust. Seine gesamte Stirn lag in Falten. Wir waren bereits eine gute Stunde damit zugange die Papiere der Adoption gemeinsam auszufüllen.
      Es war Chaos. Nicht nur weil Caleb in den letzten Jahren seine Unterlagen nicht vernünftig geführt hatte...nein Dell hatte das quasi auch nie getan. Ich stupste ihn mit der Schulter an. “Ich weiß...mir geht es doch ähnlich. Wir müssen ganz schön blank ziehen vor den Behörden. Aber ist das ganze erstmal durch. Sind wir einen Schritt weiter. Für Betsy ist das die beste Entscheidung. Und zumindest stehen wir bereits in der Verfügung von Dell. So können nicht irgendwelche weiten Verwandten plötzlich einfach Anspruch auf Betsy erheben.”
      “Du hast ja nicht Unrecht….Aber es hat eben schon seine Gründe wieso du mittlerweile für den blöden Papierkram der Ranch verantwortlich bist. Ich versteh die Hälfte von den Sätzen und Vorschriften gar nicht. Das könnte doch immerhin in einer leicht verständlichen Sprache verfasst sein.”
      “Das wäre zu einfach”
      “Na klasse, stattdessen muss ich mich hier herum plagen.”
      “Bier?” kam plötzlich eine fremde Stimme von der Seite. Tschetan stand im Türrahmen, zwei Biere in der Hand. Sein Haar trug er offen. Es schien gerade frisch gewaschen. “Tschetan, du bist mein Retter.” verkündete Caleb schelmisch. Ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen. Es tat gut das zu sehen. Auch wenn es nur wenige Lidschläge anhielt. Ich angelte über den Tisch nach dem weg geworfenen Stift. “Komm schon. Die Konzentration wieder hier rauf. Es sind nicht mehr viele Seiten.”
      “Das sagst du so einfach.” gerade wollte er die Flasche von Tschetan an die Lippen setzen. Da griff ich danach. Verdutzt sah er mich an. Bestimmt tippte ich auf die Papiere und schob sie ihm zu. “Sieh das Bier als Belohnung.”
      “Hmpf”

      Caleb
      Wir waren bei der letzten Seite des Adoptionsantrages angekommen. Etwas verwundert war ich schon, dass folgende Frage so weit am Schluss, kurz vor den Unterschriften der möglichen Adoptanten seinen Platz fand: Familienstand: [ ] ledig, [ ] verlobt, [ ] verheiratet.
      „Ähm Ylvi..“, murmelte ich und kratzte mir mit den Stift, den ich mittlerweile wieder in der Hand hielt, am Kopf. „Kreuzen wir jetzt ledig und verheiratet an? Oder nur verheiratet? Oder nur ledig?“
      Sie stutzte. „Ich glaube, dass wir sowohl ledig, als auch verheiratet ankreuzen sollten. Das entspricht ja der Wahrheit.“
      Ich setzte also einen Haken bei ledig, als auch bei verheiratet. „Dann sollten wir aber wohl eine kurze Erklärung daneben schreiben, oder? Den Fragen, die dazu auftauchen werden, zuvorkommen?“ Ylvi nickte, ich reichte ihr den Stift und sie schrieb unsere Situation auf. Dass wir zum Zeitpunkt, an dem Dell uns als potenzielle Adoptiveltern auserkoren hatte, ein Paar gewesen sind, dass wir nun getrennt wären, Ylvi verheiratet sei aber dennoch hier auf der Ranch leben würde und sie wie auch ihr Mann meine Angestellten wären. Kompliziert konnten wir.
      Nun fehlten nur noch die Unterschriften. Ylvi sah mich an, ich sah sie an. Tschetan schaute abwechselnd zwischen uns beiden hin und her. Außer unseren Herzschlägen und unserem Atem herrschte völlige Stille. Ylvi setzte den Stift an und unterschrieb zuerst, dann folgte meine Unterschrift. Nun gab es kein Zurück mehr, der erste Schritt zur Adoption Betsys war getan.
      „Ich werde gleich nach Calgary fahren, mich um einige Dinge für die Beerdigung kümmern. Wenn ich es noch früh genug schaffe, kann ich die Unterlagen direkt auf dem Amt abgeben. Fährst du mit?“, fragte ich Ylvi und streckte meinen Arm aus, um an das Bier zu kommen, welches sie mir vorenthalten hatte.

      Ylvi
      Skeptisch hob ich die Augenbraue. “Also entweder, wartest du bis wir wieder zurück sind mit dem hier.” damit tippte ich mit dem Fingernagel gegen das Glas.” oder du lässt besser mich fahren.”
      Caleb zuckte nur mit den Schultern. “Soll mir Recht sein. Fahr du nur.” Damit erhaschte er das Bier aus meiner Hand. Ich schüttelte seufzend den Kopf. Brachte etwas Ordnung hinein in die Unterlagen. Steckte sie zurück in den Hefter. Das schließen des Druckknopfes schien beinahe etwas endgültiges zu haben. “Großer Schritt. Nicht wahr?” kam es im ernstem Ton von Caleb. “Ich….ich weiß wirklich nicht ob ich das kann.”
      “Vater sein?”
      “Ich möchte Dell gar nicht ersetzen.”
      “Caleb, das kann niemand. Aber du kannst für sie da sein. Ihre Vertrauensperson. Ihr Fels in der Brandung. Du bist mit der Entscheidung nicht allein...wir alle werden helfen. Gemeinsam packen wir das.” ich legte meine Hand an seine, strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. Spürte wie seine Hand erst zuckte, als wolle er sie weg ziehen. Dann trafen sich unsere Blicke. Und ich war mir nicht ganz im klaren darüber was ich in seinen Augen sah. Es war so vieles unausgesprochenes zwischen uns. Dann nahm er seine andere Hand, fort vom Bier, legte sie auf meine Hand. “Gemeinsam.” ….dann lächelte er “das haben wir eine verdammt lange Zeit nicht gesagt.” Ich spürte wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Begann dieser griesgrämige Cowboy mir etwa tatsächlich zu verzeihen? “Dann lass uns mal losfahren. Ehe es zu spät wird.”

      Caleb
      In Calgary angekommen stolperten wir kurz vor knapp beim zuständigen Amt für Adoptionsverfahren hinein. An der Rezeption wurden wir darauf hingewiesen, dass wir zwar ganz schön spät dran seien, die zuständige Sachbearbeiterin allerdings gleich von einem Besuch im Außendienst zurückkommen würde und sie uns noch kurz reinschieben könnte.
      So setzen wir uns ins Wartezimmer und vertrieben uns die Zeit damit, uns über die Plakate zu Adoptions- und Pflegefamilien zu unterhalten. Schließlich wurden wir aufgerufen und betraten das freundlich eingerichtete Zimmer der uns zugeteilten Sachbearbeiterin, welche nach uns das Zimmer betrat, uns die Hände schüttelte und sich dann hinter ihren Schreibtisch setzte. Sie wirkte auf mich ziemlich jung, ungefähr unser Alter, eventuell ein paar Jahre jünger, hatte rötliche Haare und helle Augen. Ich war mir nicht sicher ob grün, blau oder sogar eine Mischung aus beidem. „Ich bin Hailey Miller und ihre Sachbearbeiterin im Falle der eventuellen Adoption von Betsy Dell. Die Unterlagen haben Sie ausgefüllt dabei, nehme ich an?“ Ylvi nickte hastig und legte sie ihr auf den Tisch. Die Frau uns gegenüber überflog die Papiere grob, nickte schließlich und klappte die Mappe. „Unterschriften sind drauf, die werden gerne vergessen. Auf den ersten schnellen Blick haben Sie alles ausgefüllt. Ich werde Ihre Angelegenheit bei Zeiten prüfen und mich dann bei Ihnen melden. Sie hören also von mir.“ Damit stand die Frau auf, reichte zuerst Ylvi, dann mir die Hand und scheuchte uns mehr oder weniger aus ihrem Büro hinaus.
      Draußen sah Ylvi mich verdutzt an. „Dass das heute so schnell geht, damit hätte ich nicht gerechnet.“
      „Sie hat auch keine Frage zum Familienstand gestellt, was mich wirklich gewundert hat“, antwortete ich, warf Ylvi wieder die Schlüssel des Trucks zu und setzte mich auf den Beifahrersitz. „Jetzt zu den unangenehmen Angelegenheiten“, seufzte ich und beschrieb Ylvi den kürzesten Weg zum Bestatter.
      Die Wahl der richtigen Blumen, der Urne und allem was dazu gehörte war quälend und der Papierkram dazu wollte kein Ende nehmen. Schlussendlich war alles geregelt. In drei Tagen würden wir die Urne abholen dürfen, ebenso wie die Blumen, mit denen wir die Pferde als auch die Stelle, an der wir Dell beerdigen würden, schmücken wollten. Ylvi und die anderen wussten noch nichts davon, aber ein wenig Asche wollte ich oben auf dem Berg verstreuen, ein Teil von Dell verdiente es, frei wie der Wind zu sein.
      Als wir wieder beim Auto ankamen, ließen wir beide uns vollkommen fertig auf die Sitze fallen. Ylvi kämpfte wieder mit den Tränen, verstaute die Unterlagen auf der Rückbank und kreuze meinen Blick für einen Moment. „Ich weiß…“, flüsterte ich und nahm ihre Hand, drückte sie leicht und schwieg. Eine ganze Weile saßen wir so da, ehe sie die Hand wegzog, den Motor startete und wir uns auf die eineinhalbstündige Heimfahrt zur Ranch machten.

      Ylvi
      Die Fahrt...zog sich dahin. Endlos leierten die Lieder hintereinander weg. Keiner von uns fand die richtigen Worte. Keiner füllte die Stille. Stattdessen hingen wir nur den Gedanken hinterher. Es begann bereits zu dämmern als mein Truck die Auffahrt zur Ranch hinauf fuhr. “Der erste Schritt ist tatsächlich getan.” murmelte Caleb als ich den Motor ausgeschaltet hatte. “Pack ich das?”
      Meine Gedanken schweiften zurück. Zu dem Moment da Caleb mit einer angelegten Waffe vor mir stand. Über die Prügeleien die er geführt hatte. All die Momente in den letzten 3...fast 4 Jahren die ich mit ihm erlebt hatte. An all die Geschichten die ich gehört hatte von seiner Zeit auf der Gips Reminder Ranch und davor. “Caleb...ich glaube. Von dem unbeherrschten jungen Cowboy ist nicht mehr viel übrig. Seitdem ich dich kenne hast du uns hier ein neues zu Hause gegeben. Bist Betsys guter Freund geworden. Und für Tschetan sogar ein richtiges Vorbild. Du packst das.”
      “Ohne dich hätte ich den Schritt nicht gewagt.” Ich lächelte ihn schwach von der Seite an. Ich wusste, dass es die Wahrheit war. Ohne mich hätte er vielleicht so einiges nicht gewagt. “Lass uns vorerst...nur an die Beerdigung von Dell denken. Einen Schritt nach dem anderen. Danach kommt alles weitere.”
      “Kommst du noch mit? Schauen ob die Pferde genug Wasser haben.”
      Mein Blick huschte hinüber zum kleinen Bungalow. Dort brannten die Lichter, an der Stelle wo sich unsere Küche befand. Louis bereite sicherlich gerade das Essen vor. Caleb hatte es bemerkt. Er seufzte und wollte beginnen aus dem Wagen zu steigen. “Was?” fragte ich in seine Richtung. “Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen….du als Mutter.” ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. “Das sagt der richtige...schließlich dürfen wir dich demnächst Papa Caleb nennen.”

      Caleb
      Unsere Wege trennten sich und ich verbrachte den restlichen Tag bei und mit den Pferden. Die tägliche Arbeit machte auch heute keinen Halt vor mir, so dass ich erst wieder daran denken konnte, ins Haus zu gehen, als es bereits dunkel war. Von meinem Arbeitszimmer aus konnte ich die Bungalows sehen. Mit zusammengekniffenen Augen trat ich näher ans Fenster heran. In Dells… Betsys Hütte brannte Licht.
      Schnellen Schrittes ging ich wieder nach unten, schnappte mir an der Tür Jacke und Stiefel und ging nach draußen. Wenig später kam ich am Bungalow an, klopfte an der Tür. Sie war offen, so dass ich hineinging. “Hallo, ist hier jemand?”, fragte ich in die Stille hinein. Nichts war zu hören. Das komplette Haus schien beleuchtet, denn als ich ins Wohnzimmer ging und von dort aus die anderen Zimmer durchkämmte, kam mir jedes Mal ein Lichtschwall entgegen. Im großen Schlafzimmer schließlich fand ich die Person, die dafür verantwortlich war. Vorsichtig schob ich die Tür auf und blickte in Betsys tränenüberströmtes Gesicht. Sie hielt einen von Dells Pullis im Arm und hatte sich damit auf seinem Bett zusammengekauert. Ich senkte kurz den Blick. “Darf ich.. reinkommen?”, fragte ich das Mädchen, welche zaghaft nickte und auf dem Bett ein wenig zur Seite rutschte, so dass ich mich neben sie setzen konnte.
      Ich horchte in mich hinein, wollte nichts falsches sagen. Gab es hier in dieser Situation überhaupt ‘das Richtige’?
      “Möchtest du heute Nacht hier schlafen?”, fragte ich sie dann leise und streckte meine Hand aus, um sie auf ihren Rücken zu legen und sie sanft zu drücken. Betsy nickte, entzog sich aber meinem Versuch ihr irgendwie Trost zu spenden, indem sie den Rücken wegdrückte. “Möchtest du, dass ich hierbleibe?” Keine Reaktion. Dann jedoch nickte sie zaghaft. Ich zog meine Jacke und die Stiefel aus, schlug die Decke zur Seite und legte mich neben sie ins Bett. Nichts war zu hören, außer meinem gleichmäßigen Atem und Betsys leisem Schluchzen. Das Einzige, was ich in diesem Moment für sie tun konnte, war für sie da zu sein, zu versuchen, ihr Halt zu geben; wenn auch nur, dass ich hier im Bett neben ihr lag, damit sie nicht alleine war.
      Das Schluchzen endet. Betsy zog den Pulli enger an sich heran, ehe sie zaghaft etwas näher an mich herangerückt kam. Dann noch ein Stück… und noch ein Stück, bis ich sie schließlich in die Arme schließen konnte. Es dauerte keine fünf Minuten, da erkannte ich an ihrem regelmäßigen Atem, dass sie eingeschlafen war.
      Ich schrieb Ylvi schnell eine Nachricht, dass ich hier mit Betsy im Bungalow sei. Die Lichter ließ ich brennen, denn ich wollte nicht mehr aufstehen und riskieren, dass ich sie weckte- sie hatte den Schlaf so dringend nötig. Und ich ebenso, denn auch mich riss die Erschöpfung wenig später ins Land der Träume.

      Ylvi
      Es vergingen 3 Tage, in denen die ganze Ranch versuchte wieder einen normalen Ablauf des Tages hinzubekommen. Ich befand mich gerade auf dem Heimweg. Die Kids hatten alle einvernehmlich beschlossen wieder zur Schule zu gehen. Sie wollten nicht zu viel vom Stoff verpassen. Außerdem vermittelte ihnen die Schule ein gewisses Maß an Normalität.
      Tatsächlich...war es fast leicht in der Weite der Ranch zu vergessen. Schob man den Gedanken an Tod aus dem Gedächtnis. So konnte man einfach denken, Dell sei irgendwo beschäftigt.
      Nur am Abend, wenn sich alle im Haupthaus versammelten. Ein Platz in der Mitte des Tisches frei blieb. Erst dann kam der Gedanke daran zurück. Wie ein blöder Moment eine Person aus ihrer Mitte gerissen hatte. Aus Gewohnheit, wurde der Platz von jedem der Küchendienst hatte mit gedeckt. Als würde Dell einfach nur zu spät kommen.
      Ich blieb noch einen Moment im Truck sitzen. Auch ich hatte beschlossen heute meine Arbeit im Büro wieder aufzunehmen. Schließlich galt es Rechnungen zu erstellen. Arbeitspläne zu erstellen. In den letzten Tagen hatte ich eher die körperliche Arbeit bevorzugt, aber der Alltag musste nunmal auch weitergehen. Seufzend öffnete ich meine Tür, zog den Kragen meines Pullis höher gegen den kühlen Wind der heute über das Land fegte.
      Im Büro startete ich den Rechner gerade, als das Telefon auf Calebs Arbeitsplatz klingelte. Ich schlängelte mich vorbei am Tisch und dem Beistelltisch, um ranzugehen, bevor die Rufumleitung aktiv wurde.
      “Ja?” - blöde Angewohnheit
      “Mister o’Dell?”
      “Nein, Ylvi ...Ylvi KillsBears”
      “Gut, sie stehen als Kontakt auch in meinen Notizen. Hier ist Miranda McNamara. Ich rufe vom Krematorium aus Calgary an. Die Überreste von Mister Dell können abgeholt werden. Ich würde gern einen Termin zur Übergabe mit ihnen ausmachen”
      Ich musste schlucken. Das war unerwartet schnell gegangen. “Mhm”, ich räusperte mich.
      “Ich könnte die Überreste sogar noch heute abholen. Ich werde am Nachmittag meine Kinder aus Calgary holen.”
      “Wir haben bis 18 Uhr geöffnet. Schaffen Sie das?”
      “Selbstverständlich. Dann würde ich etwa zu 17.30 bei Ihnen vor Ort sein?”
      “Wunderbar. Bis später Miss KillsBears”
      Das Geräusch als ich den Hörer beiseite legte hörte ich kaum, durch das Piepen in meinem Ohr. Der letzte Ritt hinauf zur Ranch stand damit kurz bevor. Wie in Trance schrieb ich Caleb eine Nachricht.
      Das Krematorium rief an. Heute 17.30 Abholung der Urne. Willst du mit?

      Caleb
      Gemeinsam mit Bellamy hatte ich den Tag im Sattel verbracht. Der Alltag pendelte sich schnell wieder ein, zu schnell, wenn man mich fragte. “Wir müssen uns vor dem nächsten Frühjahr und vor den neuen Fohlen Gedanken machen, welche Pferde wir verkaufen sollen”, meinte ich irgendwann und sah zu Bellamy rüber, der seine Stute Dakota ritt. Sie war definitiv nicht meine erste Wahl gewesen, um bei den Rindern vorbei zu schauen, doch er hatte darauf bestanden. Die Stute kam viel zu kurz im Moment und hatte sich einen schönen Ausritt redlich verdient. Ich selbst saß auf Devil, wie konnte es auch anders sein. Die anfangs unberechenbare Stute war zu meinem besten Ranchpferd geworden. Im nächsten Jahr sollte sie ihr vermutlich letztes Fohlen bekommen, erneut von Blue. Somit hatte sie ein Fohlen von Gangster, eins von Unbroken Soul of a Devil, und zwei von Blue. In Bailey, das Stutfohlen von Gangster, steckte ich große Hoffnungen, ein ebenso tolles Ranch- und Cuttingpferd zu werden, wie Vater und vor allem Mutter.
      Wir hatten zur Zeit sowieso einige Verkaufspferde, aber noch fast keines wirklich im Netz angepriesen. Das kam auch Bellamy wieder in den Sinn.
      “Vielleicht sollten wir mal neue Verkaufsfotos schießen? Die Verkaufspferde nochmal kurz ins Training nehmen und ordentliche Fotos machen- dann lassen sie sich gleich leichter verkaufen”, meinte er schulterzuckend. “Ylvi kann dir ja die Fotos machen, das ist kein Problem. Trainingstechnisch haben wir alle im Moment Kapazitäten frei, also sollten wir das auch auf die Reihe bekommen.”
      Ich nickte. Recht hatte er.
      Als wir uns gerade auf dem Rückweg zur Ranch befanden und ich wieder Netz hatte, piepste mein Telefon. Eine Nachricht von Ylvi. Mist, wir waren noch ganz schön weit weg von zuhause. Dennoch antwortete ich ihr ein knappes ‘ja’ und sah dann zu Bellamy. “Lust auf ein kleines Wettrennen nach Hause?” Bellamy nickte. Wir gaben den Pferden Küsschen und galoppierten aus dem Schritt an. Devil ließ sich das nicht zweimal sagen und hängte Bellamy schon nach den ersten Metern ab. Dakota schien das aber vollkommen egal zu sein, denn sie galoppierte einfach in ihrem Tempo hinter uns her. Bellamy lachte nur und ließ sie laufen, ohne sie wirklich anzutreiben. Nach einem weiteren kurzen Blick nach hinten, ob alles in Ordnung sei, schaute ich wieder nach vorne und trieb Devil an. Wie hatte ich das vermisst. Im gestreckten Galopp, ein klares Ziel vor Augen, die Sorgen und Ängste für einen Moment vergessen.
      Dieses Gefühl war jedoch viel zu schnell vorbei, denn als ich nicht mehr weit von der Ranch entfernt war, nahm ich meine Stute zurück und forderte von ihr einen schönen, gesetzten Galopp. Das Leben war eben nicht nur Spaß und Freude.
      Am Hof angekommen wusste ich nicht, wer gerade stärker pumpte. Devil, oder ich. Das fiel auch Cayce sofort auf, der kopfschüttelnd auf mich zukam. “Da haste es aber wieder gut gemeint, nicht wahr?”, tadelte er mich, nahm mir die Stute aber direkt ab, als ich mich aus dem Sattel auf den Boden schwang. “Kannst du die waschen und ins Solarium stellen? Ich muss mit Ylvi nach Calgary… die ähm.. die Urne abholen.” Da war er wieder, der Kloß in meinem Hals. Auch Cayces Miene trübte sich. Er nickte nur, klopfte der Stute den Hals und verschwand in Richtung des Stalles.
      Ylvi fand ich vor dem Haupthaus vor. “Beeil dich”, rief sie mir zu und tippte auf ihren Arm, an dem sich die Uhr befand. “Von wo kommst du überhaupt?”
      “Rinder…”, antwortete ich knapp und schnappte mir ihren Arm, um auf die Uhr zu schauen. Ein paar Minuten hatten wir noch, bevor wir losfahren mussten. “Ich muss schnell noch duschen”, murmelte ich. Das gekeifte ‘Wir müssen los!’ nahm ich gar nicht mehr wirklich wahr. 10 Minuten später saßen wir im Truck und ich erzählte Ylvi von der Idee mit den Verkaufsfotos.

      Ylvi
      Da war er wieder, der feste Klumpen der sich irgendwo in meinem Bauch gebildet hatte. Nicht nur das ich genervt davon war,dass wir viel zu spät los kamen. Es ging wieder normal weiter…..und der Klumpen in meinem Magen. Dieser zog sich munter enger zusammen. Verkaufsfotos machen...war fast genauso schlimm wie heute morgen das Büro zu betreten. “Dann gehen wir das denke ich nach der Beerdigung an”, murmelte ich leise. “Hat heute morgen allen geklappt bei den Rindern?” “Aye” ...Caleb schwieg, schien aber noch etwas anfügen zu wollen. “Leider ist deutlich zu merken...naja uns fehlt halt ein Arbeiter. “ da seufzte er “Ich fürchte neben den Verkaufsfotos muss ich dich wohl auch bitten eine Stellenanzeige zu schreiben. Die Stelle ist schließlich frei.”
      “So früh?” wieso zitterte meine Stimme dabei so?
      Dann spürte ich eine Hand auf meinem Oberschenkel, Calebs Hand. Ich konnte nicht anders, griff danach und suchte den Halt. Eine Träne verirrte sich nun doch aus meinem Augenwinkel. Das war einfach nicht fair. Nicht für Betsy, nicht für uns, nicht für die Ranch. Ich war wütend. Auf das ganze Universum. Vielleicht sogar auf Dell der ohne richtige Vorrichtung diesen doofen Trailer hatte reparieren wollen.
      Erst als ich den Motor abstellte an der Schule um die Kinder abzuholen. Verschwand Calebs Hand von meinem Oberschenkel. Die Stelle blieb einen Moment warm, dann schien sie kälter als zuvor. Als würde sie vermisst werden. Mit den Händen wischte ich etwas grimmig die Tränen weg. In Gedanken beugte ich mich hinüber zu dem Platz der nun von Caleb besetzt wurde. War es auf die Macht der Gewohnheit. Möglicherweise auch die allgemeine Verwirrung und Trauer die aktuell herrschte. Ich küsste raue Lippen. Was flüchtig hatte werden sollen. Was...aus reiner Gewohnheit geschehen war. Eine übliche Verabschiedung von Louis. Wurde plötzlich erwidert. War das ein Seufzen der Verwirrung oder der Erleichterung die ich von Caleb wahrnahm? Ich spürte seine Hand in meinem Nacken. Wieso geriet ich immer wieder in diese Situationen? Ich konnte nicht aufhören. Gewohnheit, mein Körper der sich erinnerte...und der simple Fakt das mein Verstand diesen blöden Cowboy noch immer liebte. Ähnlich wie Caleb lehnte ich mich ihm entgegen. Hing am Kragen seiner Weste, bis mir die Luft ausging.
      Flüchtig, gemurmelt mit einem “Bis gleich.” stieg ich aus dem Auto. Bis mein Verstand realisiert hatte was ich soeben getan hatte. Ich drehte mich nochmal um. Mechanisch, das Gesicht verzogen in Verwirrung, der Mund geöffnet. Dann beschloss ich nichts zu sagen. Verschloss die Tür und stiefelte vom Auto fort. Wie konnte ich jetzt nur wieder einsteigen?
      Noch viel schlimmer, wie sollte ich das aufklären. Mit verkniffenen Augen schüttelte ich den Kopf, rieb mir über die Stirn. Als ich frontal mit jemandem zusammenstieß. Mein Hirn schien noch immer umnachtet. Louis? War mein erster, erschrockener Gedanke. Bis ich...schlaksige Arme wahrnahm, geflochtene Zöpfe. “Tschetan!” entfuhr es mir ..ertappt? erschrocken? Wie viel mochte er gesehen haben? Er war alt genug um zu verstehen...und mitzubekommen was gewesen war. “Alles in Ordnung?” hörte ich da eine gewisse Skepsis in der Stimme des jungen Mannes? Raste mein Herz da etwa? “mhm, alles super.” log ich. Mit dem herben Geschmack von Caleb auf den Lippen.

      Caleb
      Verdattert blieb ich im Auto sitzen, meine Gedanken kreisten. Aus Reflex hatte ich den Kuss erwidert, ohne darüber nachzudenken, was es bedeutete. Nun hatte ich Zeit zum Denken. Seufzend klatschte ich mir die Hand vor den Kopf. ‘Du Vollidiot.’ Diese Worten hallten immer wieder in meinem Kopf nach. Doch Ylvi hatte den Kuss ebenfalls erwidert! Sie hätte ihn abbrechen können, was sie aber nicht getan hat. Und ich? Wieso hätte ich mich zurückziehen sollen, wo sie doch damit angefangen hatte! Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht. Ylvi kam mit den Kindern zurück.
      Die Schultaschen wurden verstaut und die drei Kinder setzten sich auf die Rückbank. Tschetan erzählte munter von der Schule, Kaya und Betsy hörten ihm neugierig zu, Ylvi und ich schwiegen. Am Laden der Bestatterin hielt Ylvi an, wartete im Wagen mit den Kindern. Ich ging nach drinnen, klopfte meine Stiefel kurz auf der Fußmatte ab und sah zu Ms. McNamara, die für unseren Fall zuständig war. “Hallo, Caleb O’Dell”, stellte ich mich erneut vor und reichte ihr kurz die Hand. “Ich wollte die Blumen und die… Urne von William Dell abholen.”
      Ms. McNamara nickte, kramte in ihren Unterlagen und führte mich zu ein paar Kisten. Weiße Blumen hatten wir bestellt, viele verschiedene, aber alles in weiß. Das würde morgen wunderschön aussehen, wenn wir die Pferde damit schmückten und zur Dude Ranch reiten würden.
      Als mein Blick jedoch auf die Urne fiel, hielt ich einmal kurz inne, stockte in der Bewegung. Einen Moment später sah ich zu McNamara. “Sie ist wirklich.. schön geworden.”
      “Wir haben sie extra nach ihren Wünschen gestaltet, die Gravuren waren nicht einfach, aber ich denke, wir haben es doch sehr gut hinbekommen.”
      Die Kisten mit den Blumen waren schnell eingeladen, auch die Urne und den kleinen Grabstein wurde in einer Kiste verstaut, ehe diese ebenfalls eingeladen wurde. Ich bezahlte die junge Frau und verabschiedete mich. “Falls doch etwas fehlen sollte oder sie morgen spontan den Wunsch nach etwas anderem haben, lassen Sie es mich wissen.” Damit verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Rückweg zur Ranch.
      “Die Blumen sind wunderschön”, flüsterte ich zu Ylvi rüber. Betsy war eingeschlafen, wer konnte es ihr verübeln. Nachts schlief sie kaum durch, schreckte immer wieder hoch. Die einzige Nacht, in der sie bisher durchgeschlafen hatte, war die gewesen, in der sie und ich in Dells Bett geschlafen hatten. “Die Gravuren auch… in der Urne.” Ylvi blickte zu mir hoch. “Jaja ich weiß, davon wusste niemand etwas. Ihr werdet es morgen sehen.” - als sei es eine Überraschung, auf die sich jeder freuen könnte, Vollidiot, tadelte ich mich innerlich selbst und schaute wieder geradeaus auf die Straße. Niemand sagte auch nur einen Satz zum vorherigen Kuss, nichts.
      Auf der Ranch angekommen räumte ich die Blumen und die Kiste mit Urne und Grabstein in die Garage, wo sie bis morgen stehen bleiben würden. Die Blumen standen alle im Wasser, so dass ihnen dort nichts passieren und sie nicht verwelken würden. Dann ging ich nach drinnen und setzte mich an den Tisch, um mit den anderen gemeinsam Abend zu essen. Neben Kaya und Tschetan saß Betsy, die viel zu müde war um viel zu essen. Schließlich stand Ylvi auf und erklärte sich bereit, das Mädchen ins Bett zu bringen. Momentan schlief sie zusammen mit Kaya drüben im Bungalow von Ylvi und Louis.
      Es hatten fast alle den Tisch verlassen. Lediglich Cayce und Bellamy saßen noch dort. Für meinen Plan kam mir das gerade gelegen. “Was habt ihr zwei heute Abend noch vor?”, fragte ich in die Runde und schaute abwechselnd zwischen den beiden hin und her.
      “Äh.. nichts mehr”, antwortete mir Cayce und schaute neugierig zu mir rüber. Auch Bellamy war noch nicht verplant.
      “Ich brauch eure Hilfe, drüben im Schuppen beim Holz. Also deine erstmal, Cayce. Bellamy du kannst dir meinen Truck schnappen, wir brauchen Schaufeln, Beton, Schrauben, Nägel und sowas.. wir fahren gleich noch rüber zur Ferienranch. Sie bekommt heute Abend endlich einen Namen.”

      Ylvi
      Das Abendessen war ruhig verlaufen. Louis hatte es benommen Betsy und Kaya in ihr Bett zu verfrachten. Mit Tschetan hatten wir noch begonnen einen Film zu schauen. Allerdings reichte meine Konzentration kaum um dem Film zu folgen. Louis hatte seine Hand über die Lehne der Couch um mich gelegt. Seine Finger streichelten mir unablässig über die Schulter. Sie schienen bleischwer. Mich beschäftigte der Kuss. Ich wollte ihn nicht ungeschehen machen. Noch viel schlimmer der Kuss hatte mich an andere Zeiten erinnert.
      Ich konnte das alles gar nicht fassen. Eigentlich sollten meine Gedanken bei Dell sein. Schließlich hatten wir vorhin seine Asche aus dem Krematorium geholt. Hier saß ich allerdings. Konnte nicht fassen was geschehen war. Und war trotzdem drauf und dran hinüber ins Haupthaus zu gehen. War ich eigentlich jetzt vollkommen bescheuert geworden? Ich regte mich in meiner Position, die innere Unruhe ließ mich schwer still sitzen. "Ich muss mal auf Toilette", murmelte ich einem verwirrt zu mir schauenden Louis zu. Gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und erhob mich. Im Bad warf ich mir ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht. Betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Hatte ich da etwa Augenringe? Ich seufzte schwer, sah hinaus aus dem Fenster. Von hier aus konnte ich einen Teil der Ranch sehen. Verwundert ging mein Blick zur kleinen Lichtquelle an der Seite des Berges. Jetzt war es natürlich duster, aber ich wusste natürlich, dass dort der Berg war. Licht? Oben an der Ferienranch. Verwunderlich. Was tat Caleb um diese Zeit dort oben noch? Vielleicht hatte er noch vor dort oben einiges zu schmücken. Da er mich nicht eingeweiht hatte, beschloss ich sollte es mir egal sein und verließ das Bad wieder. Nur um in ein dunkles Wohnzimmer zurückzukehren. "Tschetan ist ins Bett verschwunden." flüsterte es aus der Dunkelheit. Die Augen stellten sich noch auf sie ein, also nahm ich nur einen kleinen Umriss wahr der auf der Couch saß. "Wer kann es verübeln. Morgen wird…" ich seufzte und spürte schon wieder die Tränen in mir aufsteigen. Louis rückte näher zu mir auf der Couch heran, seine langen Arme schlossen mich in eine warme Umarmung. Seine Finger Strichen mir über den Rücken. Ich wollte jetzt nicht denken. Louis Lippen spürte ich auf meinem Hals, wanderten mein Kinn hinauf. Sein Atem spürte ich in meinen Ohren. Die Gänsehaut lief mir über den Körper. Schließlich fanden sich unsere Lippen. Wie nur konnte sich auch dieser Kuss so natürlich anfühlen? Dies war mein Mann...und dieser Kuss, die Art wie er meinen Körper zu berühren kann. Ich liebte es. Ich liebte ihn. Und trotzdem wusste mein Körper um einen anderen Mann, der eine andere Art des Feuers in mir entfachen könnte. Louis nahm mich auf den Arm, ohne dabei den Kuss zu unterbrechen. Trug mich durch die Dunkelheit zu unserem Schlafzimmer. Schloss fast ein wenig unsanft die Tür. In dieser Nacht spendeten wir uns einander Trost.

      Caleb
      Am nächsten Morgen war ich früh auf den Beinen; also wirklich früh. Ich quälte mich in die Küche und ging schnurstracks zur Kaffeemaschine, von der mir ein wohliger Geruch in die Nase stieg. Ich blickte zuerst auf die Uhr: wir hatten gerade einmal halb 5. Um halb 1 war ich endlich im Bett gewesen, die Arbeiten für die Ferienranch hatten länger gedauert, als ich gedacht hatte.
      Ich schaute mich in der Küche um. Laurence saß in der Ecke auf seinem Platz und grummelte mir ein “Morgen” entgegen. Laurence, Laurence. Immer der erste, der auf den Beinen war, egal wie früh am Morgen man die Küche betrat. Ehe ich mich auf meinen Platz setzte, schenkte ich mir eine Tasse des wohlig duftenden, aber viel zu starken Gebräus ein. Knapp die Hälfte Milch ruinierte die schöne, dunkle Farbe. “Seit wann sitzt du schon hier?”, fragte ich den älteren Mann neben mir, nachdem ich einmal an der Tasse genippt hatte.
      “Etwa eine Stunde. Ich konnte mal wieder nicht schlafen. Außerdem habt ihr gestern Abend ganz schön Krach auf der Ranch gemacht”, tadelte er mich.
      Ich seufzte, legte meinen Hut neben mich auf die Bank und starrte auf meine Finger. “Das war es wert.”
      Zwei Stunden später hatte ich mit Laurence und auch Cayces Hilfe alle Pferde versorgt. Bellamy und Octavia waren auch dazu gestoßen und hatten sich um die Verkaufspferde und die des Nebenstalls gekümmert, so dass wir schon anfangen konnten, die Pferde zu satteln und für den letzten Ritt (The Last Ride) Dells zu schmücken.
      Als alle Pferde hergerichtet waren, zog ich mir den schwarzen Anzug, den ebenfalls schwarzen Hut und die weiße Krawatte an.
      Nach und nach trudelten die Mitarbeiter der Ranch ein. Ich teilte ihnen die Pferde zu und sie setzten sich in den Sattel. Lediglich Betsy und ich standen noch am Boden. Das Mädchen drehte sich zu mir um und sah mich aus geröteten Augen an: “Ich möchte, dass er von Sue getragen wird… von meiner Sue. Ich möchte Blue reiten.”
      Ich nickte, verstaute die Urne in der Satteltasche von Sue und ging Blue holen, den ich für Betsy sattelte und schmückte. Dann saßen wir alle im Sattel. In der linken Hand hielt ich die Zügel von Devil, auf deren Rücken ich saß, in der rechten den Strick des Halfters von Sue, die ich als Handpferd mitnahm.
      Gemeinsam ritten wir vom Hof und machten uns auf den Weg von ungefähr zwei Stunden (da wir viel Schritt gehen würden) zur Ferienranch.
      Betsy auf Blue, Laurence auf Honor, Cayce auf seinem Shorty, Bellamy auf Dakota, Octavia auf Raspberry, Louis auf Whinney, Ylvi auf Kristy, Tschetan auf Alan, Kaya auf Hope, ich auf Devil und… Dell mit Sue.

      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

      Nach dem Verlassen des Hofes hielten sie sich eine ganze Weile auf dem Feldweg in Richtung Berge auf. Niemand sprach ein Wort, alle schienen in ihren eigenen Gedanken versunken. Plötzlich hielt Octavia, die an der Spitze ritt, an. “Oh, schaut mal!”, sagte sie leise, drehte sich dabei zum Rest der Truppe um und zeigte nach rechts vorne. Dort stand eine Herde Bisons die friedlich graste.
      “Ich habe hier soweit südlich bei uns noch nie Bisons gesehen”, murmelte Caleb. “Lasst sie uns bitte großzügig umreiten, aufschrecken und in Panik versetzen möchte ich sie wirklich nicht.”
      Also verließen sie den Feldweg und wandten nach links auf die großen Wiesen ab. Hier war kaum noch etwas eingezäunt, der Blick reichte soweit das Auge schauen konnte. Um etwas Abstand zwischen die Bisonherde und die Pferde zu bekommen, legten sie eine kurze Trabphase ein. Als die fremden Tiere nur noch kleine Punkte am Horizont waren, wurde wieder zum Schritt durchpariert.
      Nun waren sie am Fluss angekommen, der durchquert werden musste. “Caleb, hey Caleb, schau mal!”, sprach Betsy aufgeregt und zeigte zu den wenigen intakten Bäumen, die es an dieser schmalen Flussstelle noch gab. An den Stämmen machten sich einige Biber zu schaffen. Caleb lächelte. Auch diese Tiere hatte er hier bisher kaum zu Gesicht bekommen. Stetigen Schrittes wateten die Pferde durch die schmale Stelle des Flusses. Die Biber hielten inne in ihrem Tun, beobachteten die seltsamen Tiere, die ihre Ruhe störten, aus ihren schwarzen Knopfaugen. Hinter der Biegung des Flusses die alle durchquert hatten, öffnete sich eine weite Wiese mit vereinzelt stehenden Bäumen, die ihre Schatten warfen. Deutlich waren die tiefen Spuren der Bisons zu sehen. Louis deutete auf sie um Kaya auf sie aufmerksam zu machen. Caleb wendete sein Pferd nicht auf die weite Ebene des Tales, sondern zur Baumgrenze die hinauf in die Berge führte. Ab hier begann die anspruchsvollste Strecke für die Pferde, die sonst eher die flache Ebene gewohnt waren. Auf manchen der Pfade mussten alle hintereinander reiten. “Caleb? Wo führst du uns lang? Das ist nicht der übliche Weg zur Ranch hoch!” rief Ylvi von ihrer Position zwischen Betsy und Kaya. Caleb drehte sich halb im Sattel, lugte unter seinem Hut hervor. “Wir reiten von hinten heran. Da wir keine Rookies sind, sollten wir den Weg packen.” Ylvi schien sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben und rückte ihr Kleid am Knie ein wenig zurecht. Im Sattel in einem Kleid war wirklich keine gute Idee gewesen. Als sie nach 2 Umwegen, da der Weg vor ihnen durch einen umgestürzten Baum versperrt gewesen war, schließlich die Gebäude der Ferienranch erreichten, da herrschte leichte Verwirrung was nun eigentlich zu tun war. Jeder stieg aus dem Sattel. Hielten ihre Pferde an den Zügeln. Spiegelten im Grunde Calebs Verhalten wider. Dieser sammelte sich. Sortierte die Zügel seinen Reittieres und die Leine an dessen Ende Sue hing. Drehte sich in Richtung eines kleinen Zaunes. Dort öffnete sich nicht nur der dichte Wald um sie herum. Ein Felsvorsprung ragte einer Nase gleich aus dem Berg. Stand man an seinem Ende, so blickte man in das Tal des Bow River. Von hier aus konnten sie alle die Ranch durch die Bäume sehen. Die Wiesen auf den gegenüberliegenden Weiden erahnen. Ein Schluchzen unterbrach die Stille. Dabei stammte es nicht nur von einer Person. Doch Ylvi fand die Worte die allen auf der Zunge lagen.”Von hier aus wird er über das Tal wachen...und alle beobachten können. Das ist ein perfekter Ort.” Sie griff nach Calebs Hand, entwand ihnen die Zügel von Devil. Um ihm den möglichen Freiraum zu geben mit Blue näher an den Zaun zu gehen. Dort war bereits eine kleine Mulde ausgehoben worden. Tannenzweige lagen darum. Ein kleiner Haufen,in ihm eine Schaufel um die Erde später wieder zu verschließen. Alle wandten plötzlich ihre Blicke in Richtung des Himmels, als das Rufen von Gänsen über ihnen zu vernehmen war. Noch kündigte die Temperatur nicht davon, doch der Sommer schien früh in diesem Jahr zu kommen, wenn sich die Gänse auf den Weg in den Norden machten. Ob sie wohl Dells Seele mit auf Reisen nahmen?
      Zusammen mit Sue trat Caleb an das Grab heran. Den Zaun am Abgrund hatte er am vergangenen Abend noch mit Cayce und Bellamy gebaut, er würde ihn gleich noch brauchen. Der Cowboy öffnete die Packtasche des Sattel, entnahm die Urne und stellte sie neben das Grab auf den Boden, dann führte er Sue zurück zu Ylvi, die die Stute festhielt.
      Schließlich ergriff er das Wort: “Knapp dreieinhalb Jahre war Dell bei uns gewesen. Hatte nach dem Tod seiner geliebten Frau und Mutter seiner Tochter bei uns ein neues Zuhause gefunden. Vom Fremden zum Stallburschen, zur Hand für alles und schließlich zum Freund. Sogar zum guten Freund, einer meiner Besten. Er stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite, half mir auf die Beine, wenn es mir mal nicht so gut ging oder ich wieder… zu aufbrausend wurde, so dass ich jemanden hätte in der Luft zerreißen können. Er hat mir gezeigt, was es überhaupt bedeutet, ein Vater zu sein. Ich kann mich noch genau an unser Gespräch am Frühstückstisch erinnern vor ein paar Tagen.. da habe ich ihn gefragt, wie es ist, Vater zu sein. Wisst ihr was seine Kernaussage war? ‘...aber Caleb, es ist das Schönste im Leben…’”, Caleb seufzte. “Aber auch ich habe ihm geholfen. Wenn er mal nicht weiter wusste, mit der Welt überfordert war, da war ich für ihn da gewesen- wie Freunde das so machen. Ich habe gestern mit Betsy gesprochen. Sie hat mir gesagt, ich darf einen Teil seiner Asche über das Tal verstreuen. Dell verdient es, über die Ferienranch zu wachen, er verdient es, weiterhin in unserer Mitte zu sein, er verdient es, immer einen Blick auf Bow River zu haben ; aber er verdient es auch, frei zu sein. Frei wie der Wind.” Mit diesen letzten Worten ging Caleb auf die Urne zu, stellte sich zum Zaun und… zückte sein Handy, klickte etwas darauf herum und startete das Lied, welches er extra für diesen Moment ausgesucht hatte. Aus den Boxen hinter ihnen lauschten alle den leisen Klängen der Musik, ehe eine Frau zu singen anfing.

      “Pack my bags cause I'm headed farther south
      Turn around, see the chaos of this house
      The road ahead is dark and lonely
      It's so cold and it's so stormy
      And it looks like I'm the only one around
      I'm going where the world ends and the sky begins
      Leaning over the edge but pushed back by the wind
      Reaching out for heaven but I pull my arm back in
      I'm standing where the world ends and goodbye begins
      I think I'm lost but I have no place to go
      Should I start walking back, try to find someone I know
      But the road behind is dark and lonely
      It's so cold and it's so stormy
      And it looks like I'm all on my own
      I'm standing where the world ends and the sky begins
      Leaning over the edge but pushed back by the wind
      Reaching out for heaven but I pull my arm back in
      I'm standing where the world ends and goodbye begins
      I'm going where the world ends and the sky begins
      Leaning over the edge but pushed back by the wind
      Reaching out for heaven but I pull my arm back in
      I'm standing where the world ends and new life begins” - ‘Where the World Ends von Layne Elizabeth’

      Während des Liedes öffnete Caleb die Urne, nahm Betsy kurz in den Arm, die sich zu ihm gesellt hatte und stellte sich auf die unterste Latte des Zaunes. Betsy tat es ihm gleich, sie hatten das so abgemacht und er hatte es ihr versprochen. Als das Lied verstummt war, herrschte für einen kurzen Moment Ruhe. Schließlich ergriff Caleb erneut das Wort und sprach: “I'm standing where the world ends and goodbye begins.” Er streckte seinen Arm über den Abgrund, neigte die Urne gen Boden und schüttelte sie leicht auf und ab, so dass die Asche nach unten rutschte. Die ausgeschüttete Asche wurde von einer Windböe erwischt und schien im Wind zu tanzen. Zunächst stieg sie etwas nach oben, ehe sie sich schnurstracks auf den Weg zum Boden machte. Kurz bevor sie aus unserem Sichtfeld verschwunden war, wurde sie von einem Adler durchstoben, der sich seinen Weg nach oben suchte, kurz vor uns abwendete und in die Weite des Tales hinaus flog. Nun war es auch um Caleb geschehen, der, um Betsy ein Fels in der Brandung sein zu wollen, versucht hatte, nicht zu weinen. Eine Träne nach der anderen kullerte seine Wange hinunter, als er vom Zaun stieg, Betsy hinab half und die Urne ins Grab legte. Ein Mitarbeiter nach dem Anderen warf eine weiße Blume ins Grab. Zum Schluss auch Betsy und Caleb, ehe der Mann sich die Schaufel nahm und das Loch zu schaufelte. Betsy drückte sich an ihn. Caleb nahm sie fest in den Arm.
      So standen sie eine ganze Weile einfach nur da, starrten die aufgetürmte Erde an und weinten. Nicht nur Betsy und Caleb. Alle Mitarbeiter, nein Freunde Dells, weinten um ihn, zückten Taschentücher und fielen einander in die Arme.
      Caleb sah auf. Es war eine Mädchenstimme zu hören, leise und unbekannt. Zunächst sah der Mann runter zu Betsy, die vor sich hin schluchzte… Als er den Blick schweifen ließ blieb er an Kaya hängen. Sie sprach! Die stumme Kaya! Caleb traute seinen Ohren kaum.
      Auch die anderen schauten sie an, hörten ihr zu. Die schmale Gestalt hatte sich halb umgedreht. Als würde sie nicht zu den anderen sondern ihrem Pferd sprechen. Die Hände um die Zügel waren fest um sie geschlungen, weiß traten ihre Knöchel hervor. Die Worte die sie sprach verstand niemand. Nicht, weil Kaya zu leise sprach. Nein..es waren Worte gesprochen in Lakota. Viele der Gäste drehten sich daher zu Louis und Tschetan um, doch diese waren zu baff um den anderen eine Übersetzung zu geben. Zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Mutter sprach das Mädchen. Ylvi und Louis stürzten vor. Tschetan hatte seine kleine Schwester bereits in die Arme genommen. Wirbelte sie herum und flüsterte. “Es ist gut deine Stimme zu hören, kleine Schwester!”
      Die anderen Verteilten sich. Begannen die Pferde zusammen zu treiben. Oder irgendwo sicher anzubinden. Jeder einzelne konnte an das kleine Grab heran gehen. Seine ganz persönlichen Worte an Dell richten. Betsy lief, mit Calebs Hand in der einen auf die kleine Familie zu die Kaya umarmten. Kayas Augen strahlten. Und obwohl der Schatten von Dells Tod über ihnen allen hing. So sah man das Lächeln in den Gesichtern der kleinen Gruppe. Auch Betsy schenkte ihrer Freundin ein Lächeln. Kaya zog sie in eine Umarmung, wieder ihre zarte, raue Stimme die Betsy ins Ohr flüsterte “Ich bin jetzt für dich da, čhuwé(große Schwester).” Betsy hatte Kaya den Schmerz erleichtert als sie ihre Mutter so plötzlich verloren hatte. Die stetige Stille zwischen ihnen hatte Betsy nie für einen Grund genommen Kaya nicht zu akzeptieren. Und hier, auf dem Plateau der Ferienranch, am Grab des Vaters ihrer Freundin gab sie das Versprechen wie eine Schwester für Betsy zu sein. Und plötzlich fand sich die ganze Familie in einer Umarmung wieder. Ylvi schlang die Arme um das Mädchenpaar, Betsy die noch immer Calebs Hand hielt, zog diesen näher zu sich. Und auch Louis und Tschetan gaben sich einen Ruck um diesen Moment zu genießen. Als würden sie Kayas Versprechen damit besiegeln wollen. Von der kleinen Versammlung unbeobachtet sah man den alten Mann die Gruppe fixieren. Laurence's sowieso faltiges Gesicht, zeigte ein schmales Lächeln.
      Sie verbrachten beinahe den ganzen Tag auf der Ferienranch. Als die Sonne sich ganz langsam gen Erde neigte und so den Sonnenuntergang ankündigte, machten sie sich wieder auf den Weg zurück zur Ranch. Weit kamen sie allerdings nicht, denn Caleb wählte dieses Mal den Haupteingang zur Ferienranch, ritt durch ein Schild, hielt davor an und ließ die ganze Gruppe umdrehen. “Die Ranch hat einen Namen!”, quietschte Octavia und stellte sich in die Bügel ihres Pferdes, um den Namen besser lesen zu können. “Dells Rookie Ranch.”
      “Das ist es also, was ihr gestern Abend so spät noch hier gemacht habt”, schlussfolgerte Ylvi und sah mit einem Lächeln zu Caleb.
      Betsy kamen erneut die Tränen. Sie saß nun auf Sue, Blue hielt Caleb in der rechten Hand und nahm ihn als Handpferd mit nach Hause. “Ich danke dir, Caleb”, waren Betsys Worte an ihn. “So bleibt er unvergessen.”
      Caleb seufzte. Dieses Mädchen hat in ihrem Leben schon so viel mitmachen müssen, so viel Leid und Tod erfahren, dass es gut und gerne für zwei Leben reichen würde.
      “Ich dachte… weil er die Ferienranch so geliebt hat und viel hier gearbeitet hat.. und… und nun hier begraben ist… ein besseres Andenken hätten wir ihm nicht machen können.”
      Alle stimmten ihm nickend zu. Auch Louis lächelte, ihm schien der Name ebenfalls zu gefallen.
      Etwa zwei Stunden später, so langsam wurde es wirklich dunkel, erreichte die Mannschaft die Ranch. Die Pferde wurden versorgt, die Abendrunde abgeschlossen und die Menschen verteilten sich auf der Ranch. Louis nahm die Kinder mit in den Bungalow, es war höchste Zeit, dass sie ins Bett gingen.
      Ylvi machte noch einen kurzen Zwischenstopp im Büro, überflog die heute liegengebliebenen E-Mails und entschloss, sie am nächsten Tag zu beantworten, denn es war nichts wichtiges dabei. Sie machte gerade den Computer aus und wollte den Raum verlassen, als Caleb ins Zimmer gestürmt kam. Er hielt einen aufgerissenen Brief in der Hand.
      “Verdammt Ylvi, wir haben ein Problem”, knurrte er und drückte ihr den Brief in die Hand. Ylvi las die fett geschrieben Wörter laut vor: "Vorladung zum Adoptionsantrag Betsy Dell”

      Fohlenweide: Chocolate Dazzle, BR Devils Angel Eyes, Like a Prayer, BR Dissident Whiz, BR Colored in Style, BR Alans Smart Dream, BR Raised to Slide, BR Heart N‘ Soul, BR Wimpys Bright Gangster, BR Atlantis Dream, BR Double Gunslide, BR Sheza Topnotch Babe, BR Hollywoods Dream Anthem
      Jungpferde: tc Mister’s Silvermoon Cody, Smart Lil Vulture, PFS‘ Unclouded Summer Skies, GRH’s Funky’s Wild Berry, Four Bar Chocolate Becks, Dual Shaded Ace, Chic‘ N Shine, Chapman, BR Colonels Lil Joker, BR Colonels Golden Gun, Jacks Inside Gunner, Gun Sophie, Ginger Rose, Captains Blue Crystal, BR Dress to Impress, Blue Fire Cat
      Trainingsstall: Up Town Girl, Small Town Dude, Bittersweet Temptation, Whitetails Shortcut, Zues, Abandon all Hope, HMJ Courtesy, HMJ8345’s Continental, Striga, Tortured Witch HMJ6693, Blanton’s Gentleman, HGT’s Unitato, HMJ Saintly, How ‘Bout Moonies
      Zuchthengste: Chocolate Dream, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Heza Bat Man, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Till Death, Whinney
      Zuchtstuten: Black Sue Dun It, California Rose, DunIts Smart Investment, Easy Going, Frosty Lagoon, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Magnificient Crow, Only Known in Texas, Stormborn, Tainted Whiz Gun
      Sommerweide: Wunderkerze LDS, Breia LDS, Ceara Isleen, Dakota, Drama Baby, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Pocahontas, Prias Colourful Soul, Raspberry, Tigres Eye, Absolute Bullet Proof, Birk, Culain, Myrkvidr, Peacful Redemption, WHC‘ Happy Sunshine, Wildfire xx
      Ferienranch: A Walking Honor, Chou, Jade, Krosty Killings, Honey’s Aleshanee, Colonels Blue Splash
      Ferienranch: A Walking Honor, Chou, Jade, Kristy Killings, Honey's Aleshanee, Colonels Blue Splash
      Verkaufspferde: Alan's Psychedelic Breakfeast, General’s Coming Home, Cup Cake, A Walking Dignity, BR Black Pamina, A Shining Chrome, Priamos Ruffia Kincsem, BR General Pleasure, Picture of a Ghost, Wimpys Little Devil, Lovin‘ Out Loud, Kholáya, Tasmania, Cruel Twist of Fate, Lady Blue Skip, Miss Independent, Kisshimbye, My sweet little Secret, Sweet like Chocolate, Snapper Little Lena, Special Luna Zip, I’m a Playboy
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  • Album:
    BRR Übergangsweide
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    Veija
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    28 Apr. 2020
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  • Exterieur
    Name: Miss Independent
    Rufname: Miss
    Alter: 10.06.2004, 18 Jahre
    Geschlecht: Stute
    Größe: 1,65m
    Rasse: American Quarter Horse
    Fellfarbe: Braunfalbe


    Stammbaum
    von: Eye of the Storm
    von: Eye of Douglas
    aus der: Lesly OX
    aus der: Rose Colored Gun
    von: Gunpower
    aus der: Alicia Rose

    Charakter & Beschreibung:
    Miss Independent ist eine geduldige aber auch neugierige Stute, die gerne mal ihre Reiter austestet. Miss Independent ist eine sehr begabte Stute. Ihre wundervolle Art, das Reiten ebenso zu genießen wie ihre Reiter, erlaubt es nach einer gewissen Vertrauensbasis, auf höchstem Niveau zu trainieren. Sie ist immer voll bei der Sache, sollte sie aber doch mal unvorsichtig sein oder halbherzig mitmachen, weiß man sofort, dass etwas nicht stimmt. Auf Turnieren zeigt sie immer ihre eleganteste Seite, als ob sie den Zuschauern klar machen möchte, dass sie die Beste sein.

    Zuchtinfos
    Gekört/Gekrönt: ja
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    [BSK 355]
    Nachkommen: Jade, Chou, Bleaze, Amarula van Helsing, Picture of a Ghost, Spooky Gun For Mister Einstein
    Besitzer: Veija (Caleb O'Dell)
    Vorbesitzer: Abajo
    Gezüchtet bei/Zucht:

    VKR: Headless

    Kaufpreis: Geschenk ♥
    Zu Verkaufen: nein


    Qualifikationen:

    eingeritten
    eingefahren

    Dressur E
    Springen E
    Military E
    Distanz E
    Galopprennen E

    Western


    Erfolge:
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    1. Platz 54. Dressurturnier, 1. Platz 76. Dressurturnier, 1. Platz 237. Dressurturnier

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    2. Platz 131. Dressurturnier, 2. Platz 230. Dressurturnier

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    3. Platz 30. Dressurturnier, 3. Platz 38. Dressurturnier, 3. Platz 45. Dressurturnier, 3. Platz 56. Derssurturnier

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    1. Platz 46. Springturnier, 1. Platz 52. Springturnier

    [​IMG]
    2. Platz 62. Springturnier

    [​IMG]
    3. Platz 114. Springturnier, 3. Platz 225. Springturnier

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    1. Platz 67. Westernturnier, 1. Platz 116. Westernturnier

    [​IMG]
    2. Platz 35. Westernturnier, 2. Platz 63. Westernturnier, 2. Platz 102. Westernturnier


    [​IMG]
    3. Platz 71. Westernturnier

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    1. Platz 12. Distanzturnier, 1. Platz 22. Distanzturnier, 1. Platz 29. Distanzturnier, 1. Platz 35. Distanzturnier, 1. Platz 43. Distanzturnier, 1. Platz 46. Distanzturnier

    [​IMG]
    1. Platz 139. Galopprennen, 1. Platz 140. Galopprennen

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    2. Platz 41. Galopprennen, 2. Platz 78. Galopprennen, 2. Platz 136. Galopprennen, 2. Platz 137. Galopprennen, 2. Platz 144. Galopprennen

    [​IMG]
    1. Platz 37. Militaryturnier, 1. Platz 44. Militaryturnier

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    2. Platz 32. Militaryturnier, 2. Platz 38. Militaryturnier, 2. Platz 51. Militaryturnier

    [​IMG]
    1. Platz 34. Fahrturnier, 1. Platz 36. Fahrturnier, 1. Platz 40. Fahrturnier

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    2. Platz 182. Fahrturnier

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    Gewinner 50. Stute des Monats Wahl, Gewinner 53. Stute des Monats Wahl


    1. Platz Fahren Carente Silvesterturnier
    3. Platz Galopprennen Carente Silvesterturnier EHP Vielseitigkeits Derby
    3. Springderby von Heartland


    Gesundheit:
    Gesundheitszustand:
    Letzter Besuch:

    Hufschmied:
    Hufzustand: gut
    Letzter Besuch:
    Beschlag: