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Wolfszeit

Ermgravin *

a.d. Petit Jayaprada v. Boulevard Showcaster_GBS registriert_ZW 86

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Ermgravin *
Wolfszeit, 29 Jan. 2020
Cooper, Rhapsody, Zion und 3 anderen gefällt das.
    • Wolfszeit
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      29.03.2020|Wolfszeit
      Vorbereitung HMJ 2020- Ein neuer Freiberger auf dem WHC?
      Alec| Ich war gerade mit Magnus ausreiten, als sich mein Handy mit einem Pling meldete. Magnus hielt den großen braunen Berberhengst an und Wamzi lief fast in ihn rein. Die gepunktete Stute blieb einfach ein kleiner Tollpatsch. Ich hielt Ases Maskwamozi neben Aldaire an und kramte mein Handy aus der Tasche. Es war ein SMS von Luchy. “Kommt heute Abend vorbei es gibt Neuigkeiten!”, las ich vor. “Na dann steht wohl fest was wir heute Abend machen”, sagte Magnuns. Wir ritten weiter und kurz vor dem Hof begegnete uns Anu die gerade mit Mystic Fantasy Dahila unterwegs war. Ich unterhielt mich kurz mit ihr und informierte sie über die Pläne für den Abend. Am Stall angekommen sattelte ich Wamzi ab und gemeinsam brachten Magnus und ich die beiden Pferde auf die Koppel. Ich wollte als nächstes nach dem neuen Pferd schauen. So ging es zu Löwenherz. Der Tinker war ein wenig schüchtern. Er kommt ursprünglich aus dem Tierschutz und hatte somit wohl keine einfache Vergangenheit. Der Wallach wohnte bei Fanya und Lilli in der Hoffnung dass Lilli ihn beruhigte und ihn ein wenig Sicherheit gab. Immerhin hatte das bei Fanya HMJ 7469 auch funktioniert. Als die Pferde mich sahen kamen Lilli und Fany auch direkt an den Zaun getrottet um sich ein Leckerlie ab zu holen. “Na ihr zwei süßen”, ich kraulte Fanya freundschaftlich an ihrer Lieblingsstelle und sie begann mich zu beknabbern. Löwe beobachtete das Spektakel lieber aus der ferne. Er stand mit gespitzten Ohren und Aufmerksamen Blick, etwa drei Meter entfernt. Auch Lilli vom Hirschberg bekam eine Streicheleinheit. “Na komm Löwe”, lockte ich den Wallach. Er schaute weiterhin neugierig, traute sich aber nicht nach vorne zu kommen. Ich holte ein Leckerlie aus meiner Tasche, der Wallach kam zwar ein Stück näher, hielt aber trotzdem noch Abstand. Ich warf ihm das Leckerlie hin. Der Wallach fraß es zwar, machte aber keine Anstalten näher zu kommen. Ich beschloss den Tinker erst einmal allein zu lassen. Außerdem sollte heute noch eine neue Stute kommen, für die ich noch die Box vorbereiten musste. Ich ging in den Stall und bereitete die Box neben Dahlia vor. Nachdem ich die Box fertig hatte, stellte ich fest das ich noch Zeit hatte um mich Chocolate Churro zu kümmern. Ich holte ihn von der Koppel und auf dem Weg begegnete ich Allister, der gerade dabei war, Torashko anzuspannen. Ich nahm Churro mit auf den Platz wo ich ihn laufen ließ. Nachdem der Hengst sich ausgepowert und gewälzt hatte ließ ich ihn zurück auf die Koppel. Der kleine Balisto, warte am Zaun und hoffe eine Streicheleinheit zu erhalten. Der kleine Tinker war inzwischen ganz schön groß geworden. Vor allem die Haarpracht hatte er von seiner Mutter geerbt. Schon jetzt hatte der zwei jährige Tinker, mehr Langhaar als so manch ausgewachsenes Pferd. Ich kam gerade von der Koppel zurück als der Sammeltransport vor fuhr, der Ermgravin bringen sollte. Ich begrüßte den Transporteur. “So…”sagte er und schaute auf seine Liste. “Sie bekommen die KWPN Stute, richtig?”.”Ja, genau Ermgravin”. Er ging zu Klappe und öffnete diese.” Ein echt schönes Tier bekommen sie da”. In dem LKW Standen ca. 5 Pferde. Ganz vorne stand meine braune Stute. Der Spediteur, Halfter die Stute, öffnete die Trennwand vollständig und lud die Stute aus. Ich übernahm die braune und brachte sie aufs Paddock. Danach unterschrieb ich die Papiere und bekam noch den Pass, der Stute. Anschließend machte der Spediteur sich auf den Weg, Ich ging zu meiner neuen Stute und beobachtete, wie sie das Paddock erforschte. Gräfin war sichtlich erfreut darüber endlich Platz zu haben. Sie wälzte sich erst einmal im Sand bevor sie bocken über den Paddock rannte. Bis zum Abend kümmerte ich mich noch um die restlichen Angelegenheiten auf dem Hof. Bevor wir zu Luchy führen holten wir alle Pferde von der Koppel.

      [Luchy| Mein Team samt Jamie, Sheena und Magnus hatte sich im Esszimmer der alten Scheune versammelt. “So, ich möchte euch heute eine Überraschung zeigen. Und zwar geht es um das HMJ 2020, nachdem Alec letztes Jahr, ja schon rechte erfolgreich war, möchte ich, dass wir auch dieses Jahr wieder teilnehmen. Dieses Jahr ist es allerding ein wenig anders. Im vorhinein wurden schon 15 Pferde ausgewählt, die sich allesamt im Tierschutz befinden. Gestern wurden diese bekannt gegeben. Ich habe mich für eines dieser Pferde beworben.Allerdings werde nicht ich das training übernehmen, sondern einer von euch soll das machen.

      Beworben habe ich mich auf dieses Pferd, sagte ich und drehte den Laptop um auf dem das Bild war. HMJ Divine ist ein weißer Freiberger. Er ist fünf Jahre alt und ich mach es einfach, ich lese euch mal seine Charakterbeschreibung vor. Divine hat wahrhaftig etwas göttliches an sich. Obwohl er viel gelitten hat, strahlt er noch immer eine gewisse Zuversicht aus. Er hat jahrelang vergeblich den Kontakt zu Menschen gesucht und ist nun etwas unsensibel, wenn es darum geht, mit Menschen zu kommunizieren. Er würde gerne fürsorglich sein, ist jedoch eher tollpatschig und etwas zu herb und ungestüm. Unter dem Sattel ist er allerdings extrem trittfest und hat ein gutes Gespür für Entfernung und Trittfestigkeit des Bodens. Etwas Schnelligkeit und Motivation könnte ihm nicht schaden.
      ]Divine stammt aus einer Freibergerzucht, die vor allem auf die dominant weißen Pferde ein Augenmerk gelegt und versucht hat, mit diesen besonderen Exemplaren viel Geld zu verdienen. Bei einer Kontrolle wurden allerdings zu viele Pferde auf zu wenig Raum festgestellt, sodass einige der Pferde abgegeben werden mussten.

      Warum habe ich ihn Ausgewählt? Das ist ganz einfach mit seiner freundlichen Art würde er gut auf unseren Hof passen. Außerdem ist er mit seinem weißen Fell ist der Freibergerhengst ein echte Hingucker. Ich möchte ,dass wir ihm die Chance geben sich dem Menschen anzuschließen. Außerdem soll er die Liebe und Pflege bekommen, die er verdient. Seine Trittsicherheit macht ihm zu einem ausgezeichneten Wanderreitpferd und mit seinem exzellenten Charaktereigenschaften hat er auch ein gutes Zuchtpotenzial. Mit seiner Fürsorglichkeit kann ich mir uns auch vorstellen, dass er mal ein super Lehrpferd werden wird.

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      Außerdem war ich sehr beeindruckt von dem Hengst als ich dieses Bild von ihm bei seinem Züchter im Internet fand. Die positive Ausstrahlung, die er trotz der schlechten Lage hat ,hat mich überzeugt, dass er das passende Pferd für das WHC ist.
      Jetzt heißt es abwarten, ob wir den Hengst aufnehmen dürfen.” endete ich meinen Vortrag.
      Mein Team brach in freudiges getuschelt aus. Bis die Pferdezuteilung erfolgt ist möchte ich wissen er die Verantwortung für Divine oder ein anderes Pferd übernehmen soll.
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    • Wolfszeit
      Die Dressur - Reitstunde
      Ermgravin E-A
      Garance E-A
      Colour Paint A-L
      Blue Spirit E-A
      Priamos Ruffia Kinscem L-M
      Patagonia A-L


      Collin
      Der Kurs lief bisher fantastisch, vielleicht mag das etwas sehr euphorisch klingen, aber die Teilnehmer haben bereits tolle Fortschritte gemacht und sind wie ich das wahrnehmen konnte auch sehr zufrieden. Da alle Teilnehmer im Online-Formular eine Reitstunde ausgewählt hatten, haben Robin und ich beschlossen diese eher an das Ende des Kurses zu legen, damit die erarbeiteten Fortschritte vom Boden auch auf dem Pferd umgesetzt werden können. Allerdings hatten wir nach wie vor das Problem, dass Cloud in der Nähe von Stuten buckelte und bei einer Reihe von 5 Stuten war uns das einfach zu heikel, weshalb wir ihn und Occu erneut separierten und lediglich mit Pria und Patagonia in eine Gruppe steckten, da alle vom Niveau her etwas weiter waren.

      Es war wieder ein recht kühler Morgen, an dem wir mit dem Training anfingen, doch laut Wetterbericht erwarteten wir heute einen milden sonnigen Tag, weshalb wir mit beiden Gruppen raus auf den Platz gingen. Momentan versammelten sich alle im Speiseraum zu Frühstück und während leichtes Gemurmel den Raum ausfüllte, bat ich die Gruppe kurz um ihre Aufmerksamkeit. “Guten Morgen! Für heute haben wir die Reitstunde geplant und der Rest des Tages steht euch dann zur freien Verfügung. Diesmal haben wir euch zweigeteilt, da der Ausbildungsstand der Pferde doch variiert. So sind Cloud, Pria und Pata bei mir und Blue, Gräfin und Garance bei Robin. Achja! Wir werden nicht stupide irgendwelche Lektionen bis zum Abwinken üben, sondern passen alles an euch an und orientieren uns nur grob an den Original-Vorlagen, damit ihr euer Training zu Hause fürs Turnier weiterführen könnt. Dann wünsche ich euch noch einen guten Appetit und wir sehen uns dann in einer Stunde beim Putzplatz.”, beendete ich meine kurze Rede. Während ich zum Buffet ging und mir reichlich Rührei auf meinen Teller schaufelte, trat Robin neben mich und fragte “Wie baust du denn den Unterricht auf, also soll ich irgendwas bestimmtes machen?” “Ne ne mach du es für richtig hälst und guck dir einfach wie es läuft und deine Gruppe strebt auch nur ein A-Niveau an, weshalb du in den Aufgaben sehr frei bist.”, entgegnete ich ihm und er ging nickend weg.

      Robin
      Nachdem das Frühstück beendet war, liefen alle gemütlich nach draußen um ihre Pferde zu holen und diese fertig zu machen. Da Collin und ich vom Boden ohne eigenes Pferd unterrichteten, stellten wir uns zur Seite und beobachteten die anderen. Es war schön zu sehen, als sie das Gelernte aus den bisherigen Tagen im Alltag mit ihrem Pferd anwendeten - Leticia zum Beispiel trat viel selbstbewusster auf und kam mittlerweile deutlich besser mit Garance’ Dominanz klar und auch ihre Stute schien mit der Veränderung zufrieden zu sein. Ebenfalls hatten Alec und Gräfin ihr Problem mit der Gerte zumindest etwas behoben, da sie im Verlauf des Kurses die Gerte zum Abstreichen benutzt haben und er ihr so gezeigt hat, dass die Gerte nichts Böses impliziert. “Ja wie ich sehe seid ihr soweit. Wir bleiben bei dem schönen Wetter draußen auf den Plätzen und meine Gruppe geht auf den Großen und Collin geht mit euch auf den kleineren Platz”, informierte ich unsere Teilnehmer. Wie in einer Polonaise begaben wir uns zu den Plätzen und alle stiegen nacheinander mit der Aufstiegshilfe auf. “So ich mache das Tor gleich zu und ihr reitet erstmal wie ihr wollt eure Pferde warm.”, erklärte ich meiner kleinen Gruppe. Collins Gruppe lief derweil etwas weiter zum anderen Platz und stieg dort auf. Aus Sicherheitsgründen hatten wir alle gebeten, auch wenn sie es zu Hause nicht machen würden, einen Helm aufzusetzen.

      Collin
      “Na dann wollen wir mal! Reitet eure Pferde erstmal im Schritt warm und ich gucke mir das dann auch gleich mal an, da ich ein großer Fan von Schrittübungen bin. Für Pata und Cloud bringt die L-Dressur einen größeren Schritt mit sich, der auf den versammelten Gangarten beruht und da für mich aus der klassischen Richtung Versammlung das A und O ist, werden wir das heute speziell in Angriff nehmen. Die Kandare könnt ihr gern in eurem eigenen Training dann einbauen, doch wir werden die Grundsteine erstmal mit der Trense legen. Octavia, da Versammlung und Verstärkung in der M-Dressur ebenfalls eine enorme Rolle spielen, ist das für dich und Pria ja die beste Voraussetzung. Den fliegenden Wechsel und die Schrittpirouette können wir gern auch probieren. Fast vergessen, Seitengänge! Da die sowohl für das Pferd zur Lockerung sehr gut sind und sie fast in allen Klassen gefragt werden, beschäftigen wir uns auch damit.”, begann ich die Einheit. Die drei verteilten sich auf dem ganzen Platz und begannen ihre Pferde im Schritt aufzuwärmen. Mich machte es besonders Stolz, dass alle bereits mit Tempiwechseln und kleineren Aufgaben anfingen und nicht nur am langen Zügel das Pferd voran stolpern ließen.

      Robin
      Mittlerweile waren gut 15 Minuten vergangen und alle waren auf ihr Pferd konzentriert. “Wir werden uns speziell mit den Tempiwechseln und Bahnfiguren beschäftigen. Alicia du hattes ja erzählt, dass Blue Spirit noch nicht so viel Erfahrung hat, deshalb würde ich bei euch in den Bahnfiguren besonders auf die Hilfengebung achten, ich möchte, dass Blue ohne große Mühe das ausführt, was du ihr vermittelst, du hast ja ein paar Methoden vom Boden kennengelernt. Leticia du meintest, dass Garance schon Turniere gelaufen ist und somit die Lektionen schon etwas besser kennengelernt hat, wenn ihr wollt könnt ihr am Viereck verkleinern und vergrößern also im Prinzip Schenkelweichen, sowie an einem einfachen Galoppwechsel arbeiten. Und Alec ihr habt ja mit der Gerte bereits große Erfolge erzielt, dennoch braucht ihr sie heute nicht, da Frau Graf sehr fein an den Hilfen steht und ich lasse es dir frei was du machen möchtest.”, erklärte ich der Gruppe und sie machten sich gleich daran alles auszuprobieren. Bisher sah es auch vielversprechend aus und alle waren bemüht es richtig auszuführen. “Gönnt euren Pferde ruhig eine Pause. Sieht gut aus! Alicia Blue läuft etwas hinter der Senkrechten, dann gehe lieber nochmal ein paar Schritte zurück und versuche die Zügel nur so leicht anzunehmen, dass du einen leichten Kontakt zum Maul spürst und fokussiere dich mehr auf die Hinterhand und aktiviere sie. Leticia: bitte verfall nicht wieder in die Spaghetti, du hast gelernt ein freundlicher Fels zu sein und auch nachzulassen, doch dir fehlt gerade etwas Körperspannung, weshalb Garance ausbricht und statt dem Schenkel zu weichen ihm eher folgt, da deine Hilfengebung im Gesamtkonstrukt nicht zusammenpasst. Mein Lieblingssatz ist nach wie vor ‘Reite logisch und fair, sodass es für dich und dein Pferd ständig nachvollziehbar ist.’ Aber wir fangen ja erst an, also lasst euch bitte von meinen Korrekturen nicht unterkriegen. Bei Alec ist es genau andersherum, Gräfin überinterpretiert die Aufgaben und wirkt leicht überfordert und drückt teilweise den Rücken weg, nimm einfach etwas Druck heraus und bau mehrere Pause ein.”, korrigierte ich die Reiter.

      Tatsächlich war die Einheit schon vorbei, weshalb ich mich bei meinem drei Teilnehmern für ihre Aufmerksamkeit und den Fleiß bedanke und ihnen das Tor öffnete, damit sie zum Cool Down auf dem Gelände rumreiten konnten.

      Collin
      Die Zeit verging wie im Flug, sodass wir schon 20 Minuten im Schritt an der Versammlung und an den Tempiwechseln gearbeitet hatten. Zu meinem Erstaunen liefen die Pferde alle in einer korrekten Anlehnung mit aktiver Hinterhand und ganz selten hinter der Senkrechten. “Ich möchte nochmal kurz was zur Versammlung sagen, um es euch zu visualisieren: Ein versammeltes Pferd beugt seine Hanken und tritt so mit der Hinterhand vermehrt unter seinen Schwerpunkt. In Folge dessen wölbt es den Rücken auf und hebt den Widerrist an. Dadurch richtet sich auch der Hals etwas weiter auf, das Genick wölbt sich und der Kopf kommt näher an die Senkrechte. Allerdings ist die Versammlung für das Pferd sehr anstrengend, aber essentiell um unser Pferd gesunderhaltend zu reiten und deshalb werden wir zwischendurch kleinere Pausen machen, in denen euer Pferd sich einfach ausschütteln darf. Beginnen wir mit meinen Lieblingsaufgaben: den Seitengängen. Fangt wie ihr wollt mit Kruppe- oder Schulterherein an. O für dich haben ich Hütchen aufgestellt, um die fliegenden Galoppwechsel zu üben - keine Sorge ich erwarte keine 1ner-Wechsel.”, erklärte ich den Dreien. Mir gefiel der Ehrgeiz, den alle drei Frauen an den Tag legten und ich muss sagen, allesamt setzten meine Anmerkungen in die Tat um und waren stets bemüht mit ihrem Pferd die Übungen gemeinsam zu meistern. Octavia machte sich nun an die Hütchen, die in einer Reihe standen, um den Wechselpunkt zu visualisieren. “So O hier ist Timing das Wichtigste, denn du kannst nicht erwarten, dass Pria die Übung korrekt ausführt, wenn du ihr einfach nur den Schenkel in die Seite haust. Also bereite sie rechtzeitig mit Zügelhilfen und Gewichtsverlagerung darauf vor, sodass du beim Hütchen letztlich den Schenkel randrückst und sie vom Rechtsgalopp in den Linksgalopp und andersherum springt. Glaub mir es fühlt sich toll an, wenn dein Pferd so fast mühelos auf deine Hilfen reagiert und den Galopp wechselt.”, weiste ich sie ein. “So Occu und Brooke mit euch möchte ich nun die Verstärkung im Trab angehen, diese ist ohne gute Basis nicht möglich, aber eure Pferde stehen gut im Training und haben einen dafür entsprechenden Ausbildungsstand. Leider wird auf den Turnieren die Verstärkung hoch und runter geritten, obwohl sie meistens nur mittelklassig und nicht korrekt vorgestellt wird. Wir im französisch-iberischen Bereich sehen die Trabverstärkung auf Basis einer gute Gymnastizierung, Geraderichtung und Versammlung bei guter Maultätigkeit als eine weitaus komplizierte Lektion an, weshalb wir sie meistens erst nach dem Erlernen von Piaffe und Passage einführen. Deshalb gehe ich hier mit gemischten Gefühlen heran, aber ihr sollt ja zumindest eine gute Grundlage mitbekommen. So ist es wichtig, dass euer Pferd Last aufnehmen kann und nach und nach eine größere Schwebephase aufbaut. Eure Aufgabe wird es sein Tempounterschiede im Leichttraben nur über die Sitzhilfen zu reiten, indem ihr zum Verlangsamen das Aufstehen verzögert.”, informierte ich die beiden Frauen. Bei Brooke und Patagonia sah es bereits sehr gut aus, da die Stute schwierigere Aufgaben seltsamer Weise sehr schnell meisterte und ich muss sagen, dass Brooke auch ihr Auftreten durch die Bodenarbeit so verändert hat, dass Pata sie nur noch selten testet. Wenig Unterschiede waren bei Occu und Cloud zu erkennen, da der hübsche Fuchshengst bereits fein in der Dressur ausgebildet worden war, doch sein enormer Schwung im Trab machte Occu, als eher kleinere zierliche Frau etwas zu schaffen, sodass sie etwas Mühe hatte sich und das Pferde zusammenzuhalten. “Hachja die Großen mit viel Schwung machen Spaß, aber es sieht schon gut aus und er präsentiert sich sehr schön und stolz”, schmunzelte ich und auch Occu musste lächeln.

      Auch unsere Einheit verging in windeseile, weshalb ich bald das Ende einleitete und ihnen den Weg über den Hof freigab, indem ich das Tor des Platzes öffnete und sie zum Cool Down über das Gelände freiließ. “Mir hat es richtig Spaß gemacht euch auch mal auf dem Pferd zu unterrichten. Wir sehen uns dann nachher beim Abendbrot und morgen zur letzten Bodeneinheit.”, bedankte und verabschiedete ich mich.
      Zion gefällt das.
    • Wolfszeit

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      23.06.2020|Wolfszeit
      Wilkommen kleines Baby
      “Alec,Alec,Alec”, rief Eva und riss die Tür auf und machte das Licht an. “Was ist denn los?”, grummelte Magnus neben mir.”Weißt du eigentlich wie spät es ist Eva?”, mein Blick auf die Uhr bestätigte die Vorahnung, dass es noch sehr früh war. 4:30 leuchtete mit entgegen. “Das Fohlen kommt”, quietsche die blonde junge Frau. “Geh schon ich komme gleich nach”, schickte ich die Weg. “Magst du mitkommen und sehen wie ein Fohlen geboren wird?”, fragte ich Magnus grinsend. Ich hatte nun schon einige Fohlen auf die Welt kommen sehen, doch für Magnus würde es das erste sein. “Na klar”. Wir beide zoge ums Jeans und Shirt über. “Heute sogar mal ohne styling”, stichelte ich . Er grummelte nur etwas unverständliches.

      Jetzt wo es nun auch Nachts wärmer war, verbrachten auch unsere Boxenpferde, die Nacht auf der Koppel. Die Stutentengruppe bestehend aus Liliada, Avicii und Mystic Fantasy Dahlia, stand in der Nähe des Bachlaufs und sah aufmerksam Richtung Wald. Ein paar Meter von ihnen Entfernt lag Ases Maskwamozi im Gras. Die Appaloosastute wurde letztes Jahr von dem Isländerhengst Glymur besamt worden und nun war es soweit, nach 338 Tagen. Die Beine des Fohlen waren schon zu sehen. Magnus, Eva und ich beobachten die Geburt aus etwas Entfernung. Nach ca.10 min lag ein wunderschönes Fohlen im Gras. Die nasse braune Mähne klebte noch verstrubbelt am Hals des Fohlens. Das Gesicht das Fohlen ist geziert von ein hübschen Kopfabzeichen, was sich über ihr hübsches blaues Auge zog. Das Fell des Fohlens war hellbraun. Die weißen Ohren des Fohlens lagen noch ein wenig verwirrt am Kopf des Fohlens. Ases hatte sich inzwischen Aufgerappelt und legte das gepunktete Hinterteil des Fohlen trocken. Nach ca.einer halben Stunde begann das Fohlen seine Beine zu sortieren und versuchte das erste mal auf zu stehen. “Owwww ist das niedlich”,quitsche Eva entzückt. “Süß, das kleine”, sagte Magnus. Seine Augen leuchteten wie bei einem kleinen Kind an seinem Geburtstag. Das Fohlen stnd inzwische auf seinen langen Stelzen und starkste zu Wamzi. Die braun gepunktete unterstützte ihr kleines Fohlen bei der Suche nach dem Euter. “Wie soll sie eigentlich heißen?”, fragte Eva. “Ahvani”, murmelte Magnus. “Oh, ja das klingt gut”, stimmte ich zu. WHC’ Avhani hatte das Euter inzwischen gefunden und begann zu trinken. Wir saßen noch eine Weile auf der Koppel und beobachten das Neugebore.

      Als wir zurück zum Haus gingen sah ich auf die Uhr. Es war schon halb sechs. In Bett gehen lohnte nun nicht mehr. Wie jeden morgen hieß es nun Also die Pferde rausstellen. Wir begannen damit die Hengste rauszustellen. Osgiliath, ZM’S Zanaro, Aschenflug, Wo der Wolf Heult, Darly Gone Mad, Sasancho, Aldaire und Chocolate Churro stürzten sich uach gleich auf das frische Gras. Danach kamen noch Löwenherz, Torasho und die beiden Jungpferde WHC’ Solist und Balisto auf die Koppel. Ermgravin, Lilli, Fanya, BS’ Little Snowwhite und Ardehel genossen die Sonne. PFS’ Caillean und Delyx waren die letzten die rauskamen.
    • Wolfszeit
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      09.10.2020|Wolfszeit
      Pflegekinder
      Avicii, Liliada, Mystic Fantasy Dahlia, Ases Maskwamozi, WHC' Avahni, Valquira, Fortun, Morian, ZM's Zanaro, Aldaire, Torashko, Chocolate Churro, Löwenherz, Osgiliath, Fanya HMJ 7469, Zephyr, Sasancho, WHC' Solist, Balisto, Ardehel, BS' Sowwhite, Darly Gone Mad, Lilli vom Hirschberg, Ermgravin, Aschenflug, Wo der Wolf Heult, PFS' Caillean, Delyx

      Magnus| Ich wachte auf, weil die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster fielen. Ich schlug die Augen auf und blicke in das friedlich schlafende Gesicht, von Alec. Seine Haut leuchtete hell im Sonnenlicht. Das Licht machte die braunen Strähnen in seinen Haaren sichtbar und betonte seine wunderschönen Wimpern. Ich lächelte und schmiegte mich wieder an ihn. Ich lauschte seinen ruhigen gleichmäßigen Atemzügen und schlief wieder ein.

      Als ich erneut aufwachte hörte ich das Alec schon unter der Dusche war. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir auch sogleich, dass es schon 9 Uhr war. Ich stand auf und sah aus dem Fenster. In den Schatten glitzerte schon der Raureif auf dem Gras, denn hier oben in den Bergen, dauerte es nicht lange bis der Herbst so einzog. Dennoch zwitschern auch hier schon die ersten Vögel. Alec kam nur mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche und umarmte mich von hinten. “Morgen Babe”, raunte er mir ins Ohr. Seine Haut war wunderbar warm, sodass sich die Härchen auf meiner Haut aufgestellt. “Du bist so schön warm, willst du nicht noch ein wenig hier bleiben”, sagte ich genüsslich. Darauf hin murmelte er nur etwas unverständliches, bevor er sich von mir löste um sich anzuziehen. Auch ich verschwand unter der Dusche und genoss das warme Wasser auf meinem Körper. Nach dem Duschen, zog ich mich an und stylte mich, wie immer vermutlich ein wenig zu extra für den Stall.
      Im Wintergarten, war das Frühstück bereits angerichtet. Alec und Anu saßen schon bei Tisch. Ich gesellte mich zu den beiden und genoss den Ausblick auf die Hauskoppel wo die Stuten in der Morgensonne grasten. Avicii und Liliada grasten Seite an Seite in der Morgensonne. Vicii und Lila waren seit ich sie kannte unzertrennlich und bewegten sich selten unabhängig voneinander fort. Luchy hatte mal erzählt, dass die Stuten schon immer sehr oft zusammen waren. Lila wurde dann verkauft, was die Hellbraune Stute wohl recht gut verkraftete. Liliada hingegen, hatte es wohl nicht allzu gut verkraftet. Sie hörte auf zu fressen und magerte ab. Das schien ihre neue Besitzerin auch nicht groß zu stören. Statt sich um die Schwarzbraune Stute zu kümmern, kaufte sie sich ein anderes Pferd und ließ Lila allein auf einer Koppel stehen. Sie wäre vermutlich verhungert, wenn niemand sie entdeckt hätte. Eine Bekannte von Luchy erkannte die Stute und Benachrichtige Luchy. Diese hatte dann beschlossen Lila zurück zu holen. ch hatte Fotos gesehen, die hübsche Stute war wirklich nur noch der Schatten ihrer selbst gewesen. Als Lila und Avicii wieder vereint waren, wich Lila der hübschen braunen Stute nicht mehr von der Seite und wurde zu ihrem Schatten. Auch wenn Lila sich gerne mal Aufgespielt ist Avicii, das einzige Pferd was immer alles darf bei Lila. Avicii ist eine wundervolle Stute und zwar nicht nur wegen ihrer Außergewöhnlichen Färbung. Vicii ist für ein Vollblut sehr ruhig und leicht zu Händeln, sogar ein Kind könnte man ihr anvertrauen ohne das etwas passieren würde. Außerdem ist die die Stute sehr verschmust. Niemand kommt an der Stutenkoppel vorbei ohne die erdfarbene Stute zu streicheln.
      Gedankenverloren rührte ich in meinem Kaffe und beobachtete wie Vicii und Lila anfingen sich zu putzen. Anus Stute Mystic Fantasy Dahlia, war damit beschäftigt wie man das Tor öffnen könnte. Zum Glück kannten wir die schlaue Stute und hatten das Tor extra Dahlia sicher gemacht. Denn Die Stute neigt leider dazu, dass ihr schnell langweilig wird, weshalb sie auch immer Spielzeug hat. Allerdings schien der Torverschluss spannender zu sein, als ihr Joy Ball. Dieser lag nämlich unbeachtet unter dem Baum. Die letzte Stute auf der Koppel war Ases Maskwamozi mit ihrem Fohlen Ahvani. Die Appaloosastute stand bei Lila und Vicii und döste.ein wenig, Während ihr Fohlen einen Schmetterling jagte. Das kleine Stutfohlen war jetzt schon fast 4 Monate alt und brachte einiges an Leben in die kleine Herde. Der Vater des Fohlens ist nicht wie man erwarten würde ein Appaloosa oder ein Vollblut, sondern ein Isländer. Glymur ist ein hübscher Smokey Black Schecke und damit genauso ein Hingucke wie unsere Wamzi. Das Ziel der Anpaarung war ein Gangpferd zu erhalten, welches Größer als ein Isländer ist. Das hatte auch tatsächlich gut funktioniert, denn die kleine Vahni zeigt viel natürlichen Tölt.
      Nachdem ich mein Frühstück mit frischen Crossaints beendete hatte, machte ich mich zusammen mit Alec auf den Weg zu den Koppeln. Es galt nämlich nach den drei Neuankömmlingen zu schauen. Die drei Pferde kamen aus Schweden. Ihr Besitzer hat aktuell zu wenig Zeit um sich selbst um seine Pferde zu kümmern und es wird vermutlich länger so bleiben. Also hatte er Luchy um Hilfe gebeten. Da auf dem WHC nicht der Platz für drei weitere Pferde, vorhanden ist, kamen sie zu uns. Die beiden Stuten Valquiria und Fortun standen noch separiert von der Herde, damit sie sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen können. Gestern hatten die Stuten neugierig ihr neues Zuhause erkundet. Nach dem langen Flug hatten wir sie über nacht gleich auf die Koppel gelassen. Wenn man die Stuten so an sah hatten sie auch ganz gemütlich geschlafen. Denn das helle Fell der beiden hatte nun hübsche braune Matschflecken. "Die beiden sehen aus als könnten sie einen Spaziergang gebrauchen", sagte Alec und Strich der neugierigen Schimmelstute durch die Mähne. "und ein paar schicke Halfter", fügte ich hinzu. Alec verdrehte nur die Augen. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht allen Pferden ein hübsches Outfit zu zuteilen. Jedes Pferd hat dadurch seine Farbe im der es perfekt zu Geltung kommt. "Was hältst du von Oliv für Vali oder doch eher Bordeaux…", überlegte ich laut. "Mach doch mal langsam, lass die beiden Schönheiten doch erstmal ankommen", sagte Alec lachenden und befestigte den Strick an Fortuns Halfter. "lass uns den Schönheiten doch erstmal den Hof zeigen". "Na gut, aber wir fahren noch die Woche bei Luchy vorbei", erwiderte ich und hakte den Strick in das Halfter des Schimmel. Vali war eine echt brave Stute.
      Wir gingen den Weg runter zum Hof. Hier und da blieb eins der Pferde stehen um sich umzusehen. Auf dem Hof war so früh noch wenig los. Anu frühstückte noch und Eva war vermutlich noch nicht einmal Aufgestanden. Nur Basti war schon unterwegs frisches Heu und Wasser auf die Koppeln bringen. Es würde nicht mehr allzulange dauern, bis die meisten Pferde die Nacht im Stall verbringen. Denn hier in Kanada wurde es richtig kalt. Nicht wie in New York wo es selten unter die Null Grad fällt. Hier sind auch Tagsüber teilweise Temperaturen unter - 20 Grad zu erwarten. Und es wird nicht mehr lange dauern bis die Temperaturen hier nachts unter 0 Grad fallen.
      Wir waren inzwischen einmal um den Hof spazieren und wieder an den Stallungen angekommen. Vali hatte sich vorbildlich benommen. Fortun hatte sich zweimal Grundlos erschrocken, hat sich aber gut Händen lassen. "Lass und die beiden noch ein wenig putzen, bevor sie wieder auf die Koppel kommen", sagte ich zu Alec. Da die beiden noch kein eigenes Putzzeug hatten holte ich das von Churro und Aldaire. "Die zwei haben noch ganz schön wenig Winterfell. Ich fürchte wir müssen die bald eindecken, das Klima hier ist nicht ganz so mild wie in Schweden", stellte Alex fest. Ich hatte derweil einige Mühe den Matsch aus dem grauen Fell der Stute zu bürsten.
      Sauber und entspannt ging es für die beiden zurück auf die Weide.
      Alec wolle als nächstes zu unserem Frisch gekört en Hengst ZM' Zanaro. Ich hingegen wollte zu Aldaire. Der Berberhengst hatte, laut Alec zu viel Weidebauch und ich hatte ein Abspeckprogramm bekommen.
      Heute stand ein längerer Ausritt an. Ich ging an die Koppel und als ich das Tor öffnete kam Daire auch schon an getrottet. Ich hängte den Strick in seinem Halfter ein und ging mit dem Hengst zum Putzplatz, wo er wie immer erstmal einen halben Apfel bekam,bevor ich begann sein von der Sonne erwärmtes Fell zu bürsten. Der Hengst verlor ganz schön viele Haare, das war der Nachteil am Fellwechsel. Allerdings hatte der Hengst schon ganz schön viel Plüsch bekommen. Nachdem der Hengst Staub und Haarfrei war holte ich den Fellsattel und Blosal und legte es dem Hengst an. Danach begab ich mich von der Aufsteighilfe aus auf seinen Rücken. Heute war ein schöner Sonniger Spätsommertag. Aldaire schlug von allein den Weg zum Fluss ein und ich ließ den Hengst laufen. Im gemütlich Trab lief der Braune den Waldweg entlang. Das Hufgeklapper wurde begleiten von ein paar Vögel die ihre Lieder sangen.
      Am Fluss wurde der Berber langsamer und fiel in den Schritt um vorsichtig die Böschung hinunter zu klettern. Laut prustend stieg der Hengst ins Knietiefe Wasser und eine Ente flog empört schnattert hinfort. Fröhlich planschte Aldaire im Wasser. "Genieß es nochmal, bevor es richtig klat wird mein Dicker", sagte ich zu dem Hengst und tätschelte seinen Hals. Nachdem ich und der Hengst nass genug waren trieb ich ihn an und brav kletterte er die Böschung wieder hoch. Ich lenkte den Weg den Waldweg entlang Richtung Galoppwiese.
      Auf dem Weg dorthin kamen mir Eva und Fanya HMJ 7499 engegegen. Beide waren von oben bis unten gesprenkelt. “In welches Matschloch seit ihr denn gefallen?”, fragte ich Eva. “Wir sind die Geländestrecke geritten und oben im Wald ist es so nass, dass es da extrem Matschig ist”. Ich unterhielt mich noch kurz mit Eve bevor ein Specht der sich lautstark beschwerte unser Gespräch beendete. Als der Berber die Wiese erblickte stellte er die Ohren auf und wartete auf das Signal zum los laufen. Im Schritt betrat ich die Wiese. "Na los großer hab deinen Spaß", das ließ sich der Hengst nicht zweimal sagen und starte direkt in den Galopp. Der Wind strich mir kalt durchs Gesicht und riss schon die ersten Blätter von den Bäumen. Am Waldrand parierte ich Aldaire durch und schlug den Weg zurück zum Hof ein. Nach Insgesamt 2 Stunden war ich mit Aldaire wieder am Hof angekommen.
      Alec war scheinbar inzwischen mit Zany fertig, denn Chocolate Churro stand auf dem Putzplatz und döste. Allister hatte gerade Torashko angespannt um mit ihm das Futter abzuholen. Es war zwar nicht nötig, dass mit der Kutsche zu machen, doch Allister, bestand meistens darauf, seinen Tory anzuspannen und es selbst zu holen. Der alte Mann genoss die Zeit mit seinem Pferd und auch Torashko war nach solch einem Tripp noch gelassener als Sonst. Ich ritt zum Putzplatz, wo nun auch Anu mit Löwenherz stand. Sie wollte den Tinker heute zum ersten mal selbst reiten. Bisher hatte sie entweder vom Boden gearbeitet oder die Nichte von Allister ritt ihn. Der kleine Tinker hat leider große Probleme Vertrauen zu Erwachsen aufzubauen, doch ist ein Kind in seiner Nähe ist er wie ausgewechselt.
      Ich sattelten Aldaire ab und brachte ihn zurück zur Koppel. Osgiliath warte schon in etwas Entfernung und beobachtet misstrauisch das Geschehen. Ich kraulte meinen Berberhengst noch ein wenig, bevor er beschloss das es genug war. Auf dem Rückweg blieb ich an der Koppel mit den anderen Neuankömmlingen stehen. Der eine war Zephyr. Der Gidranhengst war jetzt seit knapp 3 Wochen bei uns. Der Fuchs ist wendig und schnell, aber weil er sehr sensibel ist haben wir ihn noch nicht mit in die große Hengstherde integriert. Er hat nur Sasancho als Gesellschaft bekommen. Der große Holsteiner ist neben Tory der entspannteste Hengst auf dem Hof.
      Obwohl noch keiner Zephyr geritten war, war schon zu erahnen woher er seinen Namen hatte. Der Dunkelfuchs ist unglaublich schnell und wendig. Der zweite Neuankömmling ist Morian. Der Hengst der von seinem Besitzer liebevoll Kürbis genannt wird ist kein ganz unbekannter. Er ist nämlich eines der Pferde aus dem HMJ vom letzten Jahr. Doch nun war der Hengst kaum wieder zu erkennen. Er war kräftig und gut im Futter. Sein rotes Fell ist nicht mehr so matt, sonder es ist seidig und glatt. Dazu glänzt es mit einem leichten goldenen Unterton in der Sonne. Ich beobachte wie der Friedrichsborger neugierig seine Nase über den Zaun strecke. Auf der andern Seite des Zaunes standen die Jährlinge Solist und Balisto und beäugten den Fuchs neugierig. Solist trat einen Schritt vor und beschnupperte den großen Hengst. Solist spielt sich ein wenig auf und quietscht auf. Zephyr nahm das zum Anlass durch zu starten. Sancho schloss sich an und als die beiden an Morian vorbeiflitzen war auch diese nicht mehr zu halten. Freudensprünge machen galoppierte er den anderen beiden hinterher. Während er mit dem Holsteiner noch ganz gut mithalten konnte hatte er gegen Phyri keine Chance.
      Die beiden Jährlinge hatten nun begonnen zu spielen, wobei Solist im Vorteil war weil man Balisto super an seiner langen Mähne ziehen konnte.
      Ich hatte den Hengsten lang genug zugeschaut und machte mich auf den Weg zu den Minis. Ich wollte heute Ardehel und Little Snowwhite anspannen. Auch wenn die Stuten charakterlich sehr unterschiedlich waren, gaben sie ein gutes Gespann ab. Snowy wiehert mir schon zu als sie mich entdeckte. "Na süße hast du Lust ein bisschen was zu arbeiten?", begrüßte ich die Stute und strich ihr über die weichen Nüstern, bevor ich die Halfter der Stuten holte. Ich Band beide am Putzplatz an und begann sie zu putzen. Zum Glück waren die beiden Stuten recht sauber, sodass ich nur den Staub aus dem Fell bürsten musste. Dann schirrte ich die Ponys an und ging mit ihnen auf den großen Platz. Dort machte ich nach dem warmlaufen ein paar Dressurlektionen, bevor ich zum Abschluss noch eine kurze Runde ins Gelände ging.

      Ich hatte die Ponys Fertig versorgt und stand nun neugierig am Zaun des Reitplatzes, denn Alec wollte nun Zephyr reiten. Anu drehte schon mit Redneck ihre Runden. Wobei der zweite Name des Hengstes deutlich besser passte, Daryl Gone Mad. Luchy hatte mir erzählt, dass sie den Hengst vom Tierschutz übernahm. Er ließ sich nicht anfassen und trat um sich sobald man ihm zu nahe kam. Ursprünglich war der Vollbluthengst ein Rennpferd gewesen. Wegen einer eher enttäuschend Gewinnquote wurde er offiziell aus dem Sport genommen. Was danach mit ihm geschah ist ungewiss. Daryl landete dann als Tierschutzfall bei Luchy und ging danach an eine erfahrene Trainerin. Dort wurde der Hengst wieder liebevoll zu einem Reitpferd umgeschult. Er lebte dann noch einige Zeit auf der Gips Reminder Ranch, bevor er zu uns kam. Da der Hengst durch seine Vergangenheit nur schwer Vertauen fasst, lag das bisherige Ziel bei uns sein Vertrauen zu gewinnen und ihn aufzutrainieren. Vor kurzem hatte Anu sein Talent zum Springen entdeckt und beginnt ihn nun schritt für schritt daran heranzuführen. Auch wenn Daryl kein reines Nervenbündel mehr ist, ist er dennoch mit vorsicht zu genießen, weil unsicherheit sich häufig in aggression bei ihm äußert.
      Alec hatte nun mit Zephyr den Platz betreten. Der Dunkelfuch drehte seine Ohren in alle Richtungen und schaute mit großen Augen und aufgepusteten Nüstern in die Gegend. “Magnus kannst du ihn mal kurz festhalten?”, rief er mir zu. Ich ging zu ihm auf den Platz und hielt Phyri, während Alec nachgurtet. Nachdem ich ihm gegengehalten hatte ging ich zurück und setzte mich auf den Zaun. Der Dunkelfuchs war zwar noch etwas guckig, aber das legte sich nach einigen Runden. Mit jeder Runde wurde der Fuchs lockerer und begann ab zu schnauben. Als Alec antrabte begann der Hengst sich rauszuheben. Der Hengst wirkte unausbalanciert, was sich auch im Galopp zeigte. Während Alec noch ein wenig ritt ging ich zu den Koppeln und wollte die Pferde ablichten.
      Mit Kamera im Gepäck ging ich zuerst zu den Stuten. Auf der ersten Koppel standen Fortun und Vali. Die Schimmelstute kam neugierig auf mich zu , was sich wunderbar als Fotomotiv machte. Fortun war ein wenig zurückhaltender und beobachtete mich lieber auf etwas Abstand. Ich saß noch eine ganze Weile auf der Koppel und es entstanden einige hübsche Fotos von den Stuten. Auf der nächsten Koppel wollte ich vor allem Ahvani fotografieren. Das kleine Fohlen hatte sich bisher wunderbar entwickelt und war genauso wie ihre Eltern wunderschön. Es war erstaunlich wie groß sie inzwischen geworden war.
      Auf der letzte Stutenkoppel standen Lilli und Fanya grasend zusammen. Lilli ist inzwischen wunderbar bemuskelt und kaum noch vergleichbar mit dem Pferd was Alec anfangs vorgefunden hatte. Ihre lange Mähne ist inzwischen gepflegt und auch nicht mehr so dünn und zerrupft wie damals. Doch auch Gräfin hat sich gemacht. Sie hat an Masse zugelegt Un ihr Fell glänzte Seidig. Gräfin begann freudig über die Wiese zu rennen und stecke die anderen beiden an. Ich genoss den Anblick von Fanya vor einem Jahr war kuam denkbar gewesen, dass sie mal so viel Lebensfreude ausstrahlen wird.
      Die letzten Models für heute, waren dann noch Wolf, Aschenflug, Delyx und Caillean. Die Hengste boten sich heute leider nicht so schön an, weshalb ich relativ schnell aufgab.
      Die Bilder von Morigan, Fortun und Vali würde ich ihrem Besitzer schicken. Sicher freut er sich wenn er sieht, dass es seinen Pferden gut geht. Ich bin schon sher neugierig auf den Vergleich in ein paar Monaten. Aufgrund des Zeitmangels waren die drei Pferde wohl etwas aus dem Training, was man ihnen auch ansah. Aber mit ein wenig Training werden auch diese drei wieder gut bemuskelt sein.
    • Wolfszeit

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      25.12.2020|Wolfszeit
      Wintertime
      Lilli vom Hirschberg, Balisto, BS’Little Snowwhite, PFS’ Caillean, Ardehel, Delyx, Torashko, Löwenherz, Fortun, Valquira, Morian HMJ 6345, Liliada, Avicii, Ases Maskwamozi, WHC’Avahni, Chocolate Churro, Aldaire, Fanya HMJ 7469

      Als ich heute aufwachte, konnte ich ein paar Schneeflocken am Fenster vorbeischweben sehen. Hier in den Bergen lag schon lange dick Schnee und die Pferde waren alle zu flauschigen Teddybären geworden, wobei Lilli und ihr Sohn Balisto mit Abstand am meisten Fell hatten. Hier lag sogar so viel Schnee, dass die Minnis schon bis zu Brust darin versanken. Gerade Snowwhite, die die kleinste von den Vieren ist, ähnelt häufig einem Schneepflug. Heute sah der Schnee besonders schön aus, den alle Spuren waren zugeschneit. Auch der große Tannenbaum auf dem Hof sah wunderschön aus mit seinen bunten Lichtern. Weil es so schön aussah, zog ich mich an und beschloss noch vor dem Frühstück einen Spaziergang über den Hof zu machen. Ich ging zuerst zum Stall, denn die meisten Voll- und Warmblüter, wie auch die Minis verbrachten die kalten Nächte im warmen Stall, da die meisten von ihren entweder wenig Winterfell bekamen oder geschoren waren. Dennoch hatten sie alle einen Paddock, weshalb sie auch alle mindestens eine Regendecke trugen. Von weitem konnte ich schon sehen, dass die einzigen beiden die auf ihrem Paddock waren, die beiden Kaltblutwallache waren. Tory, der große, schwarze Tinkermix döste ein wenig und der Schnee blieb überall auf ihm liegen. Gerade seine verschneite Mähne sah sehr hübsch aus. Löwenherz hingegen stand an seinem Heunetzt und fütterte gemütlich. “Na ihr zwei. Euch kann das Wetter wohl nichts”, begrüßte ich die beiden. Als ich anfing nach ein Leckerli zu suchen, kam auch Balisto mit gespitzten Ohren aus seiner Box getrottet. Der kleine Hengst war inzwischen ganz schön groß geworden. “Na komm her kleiner”, Balisto kam an den Zaun und nahm mir sanft das Leckerli mit seinen haarigen Lippen ab. Die Tinker hatte jetzt im Winter alle einen niedlichen Schubart bekommen. Ich betrat den Stall und wurde gleich mit einem freundlichen Grummeln von Fortun und Valquira begrüßt. Die beiden Stuten waren zurzeit als Gastpferde auf dem Hof, da ihr Besitzer aktuell nicht so viel Zeit für sie hatte. In den Zwei Monaten, in denen die drei Pferde inzwischen, da waren, hatten sie schon wieder ordentlich an Muskeln aufgebaut und machten ihrer Rasse inzwischen wieder alle Ehre. Da ich wusste, dass einige von unseren Pferden Schnee über alles liebten, beschloss ich sogleich die Pferde auf die Koppel zu bringen. Somit nahm ich zuerst Liliada und Avicii. Kaum auf der Koppel angekommen, begann Lila nervös zu werden und wollte um bedingt los. Also machte ich sie los und ließ auch Avicii gleich hinterher. Lila liebte Schnee über alles. Augenblicklich begann sie durch die Gegend zu bocken. Avicii hingegen wollte sich lieber wälze und stapfte Nase voran durch den kniehohen Schnee, auf der Suche nach einer passenden Stelle. Während die beiden Vollblüter schon mal ihren Spaß hatten, holte ich Wamzi und ihr Fohlen. Die inzwischen gar nicht mehr so kleine Avahni hüpfte fröhlich hinter ihrer Mama her und versucht die Schneeflocken zu fressen. Ases hingegen blieb entspannt und machte sich auf der Koppel lieber auf die Suche nach etwas zu fressen. Avicii hatte sich inzwischen gründlich gewälzt und bockte nun gemeinsam mit Lila durch die Gegend. Nach und nach brachte ich auch noch die anderen Boxenpferde auf die Koppel. Danach ging ich noch zu den Ausläufen um auch Churro, Aldaire, Lilli, Fanya und Gräfin die Koppel zu öffnen. Gräfin war ähnlich, wie Lila ein Pferd was total vernarrt in Schnee war. Lilli hingegen begann lieber den Schnee vom Geländer zu fressen.
    • Wolfszeit
      Nationalteam XIII | 1. Juni 2021
      Northumbria // Satz des Pythagoras // Glymur // St.Pauli‘s Amnesia
      El Pancho // WHC’ Solist // Don Carlo // Briair // Legolas// Ases Maswamozi// WHC’ Ahvani// Lilli vom Hirschberg// Ermgravin// Liliada// Avicii// Balisto// Ardehel// BS’Little Snowwhite// Torashko// Chocolate Churro// Aldaire// Löwenherz // Finest Selection // Nathalie//HMJ Divine


      Niklas
      “Wie oft willst du uns heute noch stören?”, stöhnte Ju und stütze sich aus dem Bett nach oben. Linh lag unter ihm, bekleidet.
      “Macht doch was ihr wollt, ich wechsle nur meine Schuhe, denn Frühstück wartet.” Ohne einen weiteren Blick auf sie zu werfen, griff ich nach meinen dreckigen Turnschuhen und stellte die Reitstiefel beiseite.
      “Ist es schon so spät?”, fragte er dann in den Raum. Ich nickte und ging aus dem Zimmer. Eine erneute Auseinandersetzung wie am früheren Morgen wollte ich verhindern. Viele Gedanken und Eindrücke rauschten durch meinen Kopf, verwirrten mich. Auf halbem Weg drehte ich eruptiv um und rannte beinah hektisch zurück. Wieder hingen sie übereinander aber schenkten mir keine Aufmerksamkeit. Im Badezimmer stand meine kleine Dose und ich griff nach hier. Direkt sammelte sich Speichel in meinem Mund, den ich nutzte, um die zwei kleinen Pillen zu schlucken. Die Wirkung würde erst in einer halben Stunde einsetzen, doch die reine Tatsache beruhigten meinen Geist. Dass Smoothie unter keinen Umständen abgegeben werden wird, stand fest, bloß bei Humbria war ich mir unsicher. In der kurzen Zeit baute ich eine Bindung zu ihr auf. Sie ließ nur wenige an sich heran und gab mir die Möglichkeit neue Dinge zu versuchen, zu entdecken. Es half mir zur Ruhe zu kommen. Am Geld scheiterte es nicht, doch meine Zeit war begrenzt. Insbesondere, wenn ich nun häufiger bei Einsätzen in Stockholm eingesetzt werden sollte. Dann fehlte sogar die Zeit, um Smoothie zu besuchen.
      Die Tische zum Frühstücken waren voll besetzt. Lina saß lachend bei ihrer Truppe, Chris hatte Vriska noch im Schlepptau. Einige Reihen weiter war mein Bruder mit seinen Chaoten und noch weiter der Rest des Vereines. Es fühlte sich plötzlich so an, als wäre ich das lästige Beiwerk des Vereins.
      „Är det ingen som vill ha dig med dig längre? “, lachte Ju mit Linh im Arm, die es nicht so lustig fand. Schmerzerfüllt zuckte er zusammen, denn ihre Faust berührte alles andere als sanft seinen Oberarm. Unverständlich zischte er ihr etwas zu und setzten sich mit an den Tisch, an dem bereits Milena und Max saßen. Bevor ich entschied, mich doch zu Chris zugesellen, atmete ich tief durch und lief los. Als ich mich setzte, rutschte meine Brille von der Schiene. Sie blickten zu mir, jedoch sagte keiner etwas. Ich schob sie wieder hoch und suchte nach Herrn Holm, der uns alle um 10 Uhr geordert hatte.
      “Und? Was ist mit der Stute?”, erkundigte sich nun auch Chris.
      “Sie kommt mit nach Schweden, aber im Team werde ich nicht mit ihr reiten”, antwortete ich nach einer Bedenkzeit.
      “Also verlässt du uns?” In seiner Stimme schwangen Enttäuschung und eine Traurigkeit mit, die ich nicht richtig deuten konnte. Ich lachte.
      “Nein natürlich nicht, sonst würdet ihr nur noch National reiten können. Das will doch keiner”, scherzte ich.
      “Na dein Glück. Aber mit welchem Pferd? Du kennst die Regeln”, erinnerte mich Chris.
      “Mal sehen, was ich Zuhause dann finde. Irgendein Pferd wird mir schon zu laufen. Ansonsten kenne ich genug Leute, die mir für das gewisse Kleingeld eins finden.” Vriska meldete sich dann zu Wort, doch ich benötigte einen Moment, bevor ich mich auf ihre Worte einlassen konnte. In mir kochte wieder die Wut hoch, aber ich riss mich zusammen.
      “Wir haben eine Stute in der Ausbildung, Form. Sehr geschickt und talentiert unter dem Sattel. Wenig Tölt, kein Pass aber viel Galopp. Sie wird derzeit vom Chef geritten, der genauso wenig Interesse an mehr als drei Gängen hat”, erklärte sie und nahm ihr Handy zur Hand.
      “Und was soll an der besser sein als Humbi?”, fragte ich abfällig und stütze meinen Kopf auf meinen Arm ab.
      “Mir ist es egal. Ich versuche dir nur bei der Pferdesuche zu helfen”, antwortete sie und schob das Handy zu mir. Vor mir erstrahlte eine pechschwarze Stute mit einem kleinen Stern auf der Stirn und einer rosafarbenen Unterlippe. Ihre blauen Augen schauten direkt in meine Seele, doch vom äußeren ließ ich mich bereits bei Humbi blenden. Das durfte kein zweites Mal passieren. Ich scrollte weiter und lass den Trainingsplan der Stute. Der Chef arbeitete beinah täglich mit ihr, neben entspannten Ausritten in allen Gangarten stand sie öfter im Aquatrainer und lief schon L-Lektionen auf dem Platz. Ihre Trackingwerte vermittelter ebenfalls einen guten Ausbildungsstatus. Die Mutter hatte sich einen Namen im Rennsport gemacht und auch ihr Vater schien erfolgreich zu laufen. Sogar in der Dressur hatte er sich lokal einen Namen gemacht. Erstaunt schaute ich mir die Noten an und auch, die aus dem Westernsport. Vintage war ein ziemlicher Alleskönner, was für Form follows Function nur Gutes vermelden ließ.
      „Na gut, sie scheint wirklich gar nicht so schlecht zu sein. Ich werde dann einen Termin mit deinem Chef ausmachen“, sagte ich schließlich zu ihr und gab das Handy zurück.
      „Schon in Ordnung, ich kläre das mit ihm“, bot Vriska an. Zustimmend nickte ich. Auch Chris wollte die Rappstute nun genauer betrachten und klickte interessiert auf dem Bildschirm herum, bis es vibrierte. Schnell griff sie wieder nach ihrem Handy und das gleiche Lächeln wie im Stall breitete sich in ihrem Gesicht aus. Genervt verdrehte ich die Augen und schweifte meinen Blick zu Lina, die amüsiert mit Jace sprach. Einige Wortfetzen griff ich auf, natürlich war das Hauptthema Pferde. Anfangs sprachen sie über Divine, was mich neugierig machte. Doch schnell sprangen sie um zu einem anderen Pferd, was offenbar ein Nachwuchshengst von Jace war.
      „Und Vriska, weißt du schon, wie es weitergeht? So ganz ohne uns?“, fragte Chris und lenkte wieder die Aufmerksamkeit auf ein unnötiges Gespräch.
      „Vor euch hatte ich schon ein Leben, ein sogar wunderbares. Den ganzen Tag auf dem Pferdehof arbeiten und früh schlafen. Was man nun mal, so macht“, scherzte sie und sah immer wieder zu mir. Wieder biss sie auf ihrem Lippenpiercing herum, was ein unangenehmes Geräusch mit sich brachte.
      „Ach, wenn das so ist. Ich freue mich auf monatliche Einladungen zum BBQ“, strahlte er.
      „Ich weiß gar nicht, ob ich euch so oft ertragen kann“, lachte sie.
      „Und ich schätze das da ohnehin keiner kommen würde“, mischte ich mich beim Gespräch ein.
      „Sei doch nicht immer so ein Spaßverderber“, echauffierte sich Chris. Unrecht hatte er nicht, aber einen Kommentar dazu ersparte ich mir. Endlich sah ich Herrn Holm kommen. Die Nacht ging wohl bei ihm noch länger. Unter seinen Augen zeichneten sich große Augenringe ab und sein Gang war geknickt.
      „Guten Morgen alle miteinander. Ich entschuldige meine Verspätung und deswegen ist der Plan für heute ein anderer. Wer bedarf für ein Training hat, kann ab 11 Uhr mit uns am Platz und der großen Halle rechnen. Ansonsten übt so viel wie ihr könnt. Am Abend soll jeder seine Dressurkür einmal Ablaufen auf dem Platz und wer möchte, kann noch an einem Geländespringtraining teilnehmen, das wir ab 20 Uhr machen wollen. Stärkt euch, ihr habt noch viel zu tun!“, sprach Herr Holm und setzt sich zu der Chefin und ihrem Mann an den Tisch zum Essen. Schon nach einigen Minuten amüsierten sie sich prächtig und ich war immer noch wütend auf Vriska. In ihrem Gesicht zuckte nicht einmal, wenn ich zu ihr schaute. Sie schien mich Größenteils zu ignorieren, als hätte sich das mit uns in Luft aufgelöst.

      Lina
      “Was tust du da?”, fragte ich neugierig und schielte auf Jace Handy, auf dem er gerade herumtippte. Ich konnte lediglich sehen, dass er mit Alec schrieb.
      “Euch beweisen, dass ich mein Pferd nicht vor euch verstecke”, antwortete er und tippte weiter.
      “Welches Pferd versteckst du vor uns?”, fragte nun Jayden der offensichtlich nur ein Teil des Gespräches mitbekommen hatte.
      “Gar keins. Ich werde Solist nämlich gleich herholen!”, antworte Jace überschwänglich.
      “Das glaube ich erst, wenn ich es sehe”, betonte ich noch einmal, es war typisch für Jace eine große Klappe zu haben. Doch, ob er das auch durchziehen würde, war meistens recht ungewiss.
      “Na, dann wirst du heute noch ins Staunen kommen, ich muss nämlich jetzt los, mein Pferd wartet”, erwiderte er und stand auf, um sein Geschirr wegzubringen.
      “Macht er nicht wirklich?”, murmelte Jayden staunend.
      “Natürlich macht er das. Du kennst doch Jace, bietet sich eine Möglichkeit, dass er sich beweisen kann, macht er das auch”, sagte Samu lachend zu ihm, der das Gespräch bisher stumm verfolgt hatte, um sich sein Frühstück hineinzuschaufeln. Wie recht Samu da nur hat, selbst wo es nichts zu beweisen gibt, versucht Jace etwas zu beweisen … genug davon, kein Jace heute!
      “Jayden, du möchtest sicherlich Masko mit zum Freispringen nehmen?”
      “Ich vermute mal, Nein ist keine Möglichkeit?”, schlussfolgerte Jayden auch so gleich.
      “Richtig, gut erkannt!”
      “Ok, dann nehme ich das Monster wohl mit”, antworte er und mampfte weiter.
      “Sie ist kein Monster, zumindest nicht, wenn sie ausreichend beschäftigt wird”, stellte ich die Faktenlage richtig. Samu grinste nur vor sich hin. Er selbst hatte die Stute ein halbes Jahr lang trainiert und kannte somit ihre Eigenarten. Die roten Streifen, die Masko vor zwei Tagen mit der Longe verursacht hatte, zeichneten sich immer noch auf meinen Handflächen ab. Allerdings war die Stute daran nicht wirklich schuld. Die Fuchsstute nicht ausreichend auszulasten ist einfach doof und ohne Handschuhe longieren, noch viel doofer, gerade bei einem Pferd wie Masko.
      “Dann nehme ich eben das nicht Monsterpferd mit, auch gut”, antwortete Jayden und leerte seine Tasse. „Na dann gehe ich wohl mal an die Arbeit“, fügte er an und verschwand in dieselbe Richtung, in die Jace vorhin verschwunden war.
      “Was wird das denn? Hast du heute noch irgendetwas vor?”, fragte Samu zwischen zwei bissen.
      “Ja, nämlich die letzten Tage hier genießen oder es zumindest versuche ich es. Und das geht deutlich besser, wenn man keine 5 Pferde am Tag bespaßen muss”, erklärte ich munter. “Und wo wir schon bei Bespaßen sind, hast du eine Idee was ich heute mit Pancho machen kann?”
      “Was hast du denn die letzten Tage so mit ihm gemacht?”, fragte er und steckte sich das letzte Stück Brötchen in den Mund. Ich musste einen Moment nachdenken. Innerhalb der letzten zwei Wochen war so viel passiert, dass ich mir nicht wirklich sicher, ob ich Pancho überhaupt nennenswert trainiert hatte.
      “Jaaa … ich glaube, er ist ziemlich kurz gekommen in den letzten Tagen”, räumte ich ein.
      “Was heißt denn hier, ich glaube? Normalerweise kannst du doch jedes Detail deines Trainings aufzählen?”, stellte er fest.
      “Hänellä on sinut ilmeisesti pää kierretty sinulle”, fügte der Finne amüsiert hinzu. Damit hatte Samu nicht ganz unrecht. Normalerweise notierte ich mir nach jedem Training alle wichtigen Dinge. Was ich gemacht hatte, was gut gelaufen war, was nicht so gut funktioniert hatte. Doch bei dem, was hier alles los gewesen war, hatte ich nicht nur Divine vergessen, sonders offensichtlich auch noch andere Dinge.
      “Ach, auf einmal findest du das also lustig? Missä on herra. Tiedän paremmin, mikä on sinulle hyväksi?”, fragte ich ihn. Entweder war mein bester Freund kaputt oder er hatte endlich begriffen, dass ich selbst auf mich aufpassen konnte.
      “Hän on tyytyväinen, Että olet onnellinen”, antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen. Er schien einen Moment lang, nach den richtigen Worten zu suchen, bevor er weitersprach: “Jos Ruotsi sinulle onnellisuus tarkoitta Aion et sinä edelleen olla tiellä.” Trotzdem widerstreben in seiner Stimme, spürte ich, dass er es so meinte.
      “Kiitos, se merkitsee minulle paljon”, antwortete ich ihm und lächelte. Für ein paar Minuten aß jeder von uns stumm sein Frühstück.
      “Du wirst dir jemand Neues suchen müssen, der dich daran erinnert, dass du noch keine 80 bist, wenn ich nicht mehr da bin. Sonst wirst du noch zum Opa”, scherzte ich, um die Stille zu unterbrechen.
      “Jetzt werde mal nicht frech junges Fräulein. Ich weiß immerhin, wie man einen Koffer packt im Gegensatz zu dir!”, zog er mich auf und lachte.
      “Dank dir habe ich diese Weisheit nun auch erlangt. Aber zurück zur eigentlichen Frage: Was mache ich mit dem dicken Knabstrupper?”, versuchte ich auf mein eigentliches Anliegen zurückzukommen.
      “Weiß ich doch nicht, er ist dein Schützling nicht meiner. Vielleicht machst du das mit Pancho, was du nicht mit den anderen Pferden machst. Ich muss dann auch mal los. Im Gegensatz zu dir habe ich ein paar Pferde mehr zu versorgen als du”, beantwortete Samu die Frage wenig hilfreich und trank seinen Kaffee aus.
      “Vielen Dank für deinen Rat”, sagte ich sarkastisch und verdrehte die Augen.
      “Für dich doch immer gerne.” Grinsend stand er auf und sammelte sein Geschirr ein. “Viel Spaß beim Nachdenken, irgendwas wird dir sicher einfallen. Du bist doch sonst so kreativ”, sagte mein bester Freund und wand sich ab, um wie auch schon Jace und Jayden zuvor im Stall zu verschwinden. Nicht mal in Ruhe Frühstücken konnten die Jungs, als gäbe es einen Wettbewerb wer am schnellsten Arbeitet. Ein Blick auf meine Schüssel verriet mir, dass ich noch ca. eine halbe Müslischüssel lang Zeit haben würde, darüber nachzudenken wie ich den grauen Hengst heute bespaßen wollte. Während ich so darüber nachdachte, ließ ich meinen Blick über die anderen Tische schweifen, bis mein Blick an Niklas hängen blieb. Obwohl er bei Chris und Vriska saß, schien er an der Konversation nicht wirklich Teil zuhaben. Stattdessen ging sein Blick vielmehr in meine Richtung. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Ich sollte ihm Gesellschaft leisten gehen und vielleicht hat er auch eine Idee, was ich mit Pancho machen kann. Also schnappte ich mir den Rest meines Frühstücks und begab mich zu dem anderen Tisch rüber.
      “Hey, ist hier noch ein Platz frei?”, fragte ich Niklas und deutete neben ihn auf die Bank.
      “Sieht so aus”, murmelte er leise und rückte ein beiseite, um mir Platz zu machen.
      “Alles ok so weit?”, fragte ich, während ich mich neben ihn setzte. Mir war nicht entgangen, das Vriska ihn gewissermaßen nicht beachtete.
      “Offenbar bin ich für alle nur noch Luft, außer dir”, stammelte Niklas.
      “Was redest du denn für einen Quatsch?”, protestierte Chris und richtete sich zu uns auf.
      “Also wenn ich das Richtig sehe, bist du maximal Luft für Vriska … und die ist, glaub ich gerade in einer anderen Welt”, merkte ich an, denn sie tippte schon wieder auf ihrem Handy herum.
      “Was ist mit mir?”, erhob sie ihren Kopf und schien wieder anwesend zu sein.
      “Nik ist der Meinung, dass er für uns nicht mehr existent ist”, wiederholte Chris.
      “Aha. Und wie kommst du bitte darauf?”, legte Vriska ihr Handy zur Seite.
      “Können wir bitte das Thema lassen, es nervt”, stand Niklas aus und blickte erwartungsvoll zu mir.
      “Ich habe ein viel besseres Thema, und zwar könnte ich mal ein wenig Inspiration gebrauchen in Bezug auf El Panchos Bespaßungsprogramm für heute. Du hast doch sicher eine großartige Idee”, wand ich mich Nik zu.
      “Da Smoothie ewig warm geritten werden muss, wollen wir Ausreiten? Dann kann ich danach mit ihr noch die Kür üben”, schlug er vor.
      “Ja, das klingt nach einer perfekten Idee. Dass ich da nicht von selbst drauf gekommen bin …”, stimmte ich zu. “Dann lass uns doch gleich die beiden holen.” Er nickte und lief voraus. Ich stellte noch schnell mein Geschirr weg und machte mich dann auf den weg zur Koppel. Natürlich standen die Hengste heute auf der hintersten Koppel, damit der Weg auch möglichst lang war. Die meisten Hengste standen am Waldrand und grasten dort im Schatten. Nur drei von ihnen waren nicht allzu weit vom Tor weggekommen. Divine und El Pancho grasten gerade einmal 3 Meter vom Tor entfernt. Tiger, der auf seinen Schatten beim Grasen nicht verzichten wollte, stand bequem unter Divine. Immerhin muss ich so nicht auch noch über die ganze Koppel rennen.
      “Na ihr drei”, sprach ich die drei an, während ich das Tor öffnete. Natürlich haben Ivy und Panchy den Kopf und kamen freundlich auf mich zu getrottet. Freundlich streichelte ich den beiden über die Stirn, bevor ich den Strick in das Halfter des Knabstruppers einhakte. Divine trottete hinter uns her, als ich Pancho aus dem Tor führte. “Du bist erst später dran”, sprach ich zu dem Hengst und schloss das Tor vor ihm. Mit dem grauen Hengst am Strick machte ich mich auf den Weg zurück zu Stall, doch offenbar wollte El Pancho seinem Namen mal wieder alle Ehre machen und lief unglaublich langsam hinter mir her. Kurzentschlossen baute ich den Strick als Zügel an sein Halfter.
      “Wir machen das jetzt anders, sonst sind wir morgen nicht am Stall”, sagte ich zu dem Hengst und zog mich auf seinen Rücken, was auch nur ging, weil er nicht allzu riesig war. Geduldig warte Pancho, bis ich oben war. In einem fleißigen Schritt ritt ich das graue Pferd zum Stall.

      Niklas
      Lina verschwand mit der nötigen Ausrüstung, um das besagte Pferd zu holen. Ich vergaß bereits nach einigen Minuten, welches es sein sollte und lief, in das Stallgebäude. Smoothie stand ruhig in ihrer Box und steckte aufmerksam den Kopf nach draußen. Leise brummelte sie. „Jag går inte tillbaka. Kommer också att gå med skorna “, informierte ich meine Stute und legte ihr das Halfter um. Gemütlich folgte sie. Prüfend warf ich mein Blick nach hinten. Ihr rechtes Hinterbein hakte und die Kurve aus der Box heraus, nahm ich zu eng. Unsanft knallte sie mit ihrem Huf gegen die Tür. „Jag är ledsen“, entschuldigte ich mich. Vor dem Gebäude wäre mehr Platz, um sie zu putzen. So band ich sie an der Stange an und holte von drinnen ihre Putzbox. Einige Strohhalme dekorierten ihren Schweif, die ich als Erstes entfernte und zu Boden warf. Ihr Fell war mäßig dreckig, Grasflecken trug sie keine. Das erleichterte mir das heutige Putzen und ich war fertig, als Lina auf dem Rücken von dem grauen Hengst ankam.
      „Ach und ich dachte, dass ich vor dir fertig sei“, scherzte ich kniend an dem verletzten Bein meiner Stute. Ich massierte ihr Gelenk und legte die wärmend um es.
      “Ja sorry, der gnädige Herr möchte heute seinem Namen alle Ehre machen”, antwortete Lina und rutschte vom Rücken des Pferdes.
      „Wieso denn das?“ Verwundert folgte mein Blick ihrer Bewegung. Als sie am Boden aufkam, schreckte Smoothie mit dem Kopf nach oben und brummelte den Hengst an, der neugierig sich zu ihr streckte.
      “El Pancho heißt der Gelassene. Manchmal praktisch, aber meistens würde ihm ein wenig mehr Geschwindigkeit nicht schaden”, schilderte Lina und band den Hengst an.
      “Dann wird er heute einiges zu tun haben”, merkte ich an und wickelte die erste Bandage um ihr Schienbein. Die Unterlage ließ ich aufgrund der hohen Temperaturen im Putzkasten.
      “Gut so, der hatte die letzten Tage genug frei.” Lina machte ebenfalls den Hengst fertig und sprintete förmlich. Nur Vriska machte schneller ihr Pony fertig. In der Sattelkammer betrachtete ich mein Equipment und entschied doch die Kandare zu nehmen. Für das Training im Anschluss würde ich sie benötigen. Ein Spiegel hing an der Wand, erinnerte mich daran, dass ein Helm heute nicht funktionierte. Es gab nichts Schlimmeres als die Kombination aus Helm und Brille außerdem saßen meine Haare ungewöhnlich gut. Vorbereitung war alles, doch ich war es nicht. Die Kontaktlinsen hatten mir am morgen Schmerzen zugefügt, meine Schuhe wechselte ich bereits mehrfach und unentschlossen saß ich am Morgen beim Essen. Dafür vergaß ich die Medikamente nicht, immerhin. Smoothie spitzte die Ohren, als ich mit dem Zaum herauskam und nahm die Gebisse an. Die Zügel legte ich über ihren Hals und zog noch mal den Gurt nach. Auch Lina war beinah fertig mit ihrem Hengst.
      “Können wir dann?”, fragte ich und lief zur Aufstiegshilfe, die einige Meter neben dem Anbinder stand. Smoothie folgte mir und ich schickte sie näher heran, in dem ich mit meiner Hand zu mir deutete. Einige Schritte setzte sie vor, ehe ihre Hinterhand sich näher zu mir drehte. Nun konnte ich aufsteigen, ohne mich anstrengen zu müssen. Ich drehte im Stall zu Lina, die ihrem Hengst gerade die Trense über die Ohren zog.
      “Bin gleich so weit”, antworte sie und verschloss die Trense.
      „Ihr benötigt aber auch immer lange“, scherzte ich. Meine Stute trieb in die Richtung der beiden, die sich so gleich wieder anbrummten. Eigentlich sollte ihre Rosse vorüber sein, doch bei einigen Hengste konnte Smooth nicht wieder widerstehen, es zu versuchen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Offenbar waren wir uns beide noch ähnlicher, als ich es bisher für möglich kannte. Obwohl ich die Stute, solange mein Eigen nennen konnte, lernte ich sie täglich mehr kennen. Im selben Gedanken kamen mir wieder die Zweifel. Zweifel, ob ich wirklich bereit für ein weiteres Pferd sein könnte. Ob ich mich von ihr trennen könnte und wie es mit ihr weitergehen würde. Mir würde die Zeit fehlen ein Pferd für die Turniere vorzubereiten, zu arbeiten und dann noch weiterhin ihr gerecht zu werden.
      “Bist du da festgewachsen? Ich dachte, wir wollten los”, unterbrach Lina meine Gedanken, die inzwischen auf ihrem Pferd saß.
      “Im Kopf vielleicht, aber bewegen geht”, antwortete ich kurz und trieb Smoothie voran. Den Kandarenzügel legte ich auf den Sattel vor mir und die anderen hatte ich nur locker in einer Hand. Pancho hatte Mühe uns zu folgen, so bremste ich die Stute über meinen Sitz. Sie holten uns auf. Schweigend ritten wir nebeneinanderher. Lina hatte ein wenig Mühe den grauen Hengst in einem vernünftigen Tempo zu halten, denn das Gras schien deutlich interessanter zu sein als alles andere. Immer wieder versucht Pancho stehenzubleiben, um sich einen Snack zu schnappen. Es war ziemlich lustig mit anzusehen, denn Smoothie lief treu gerade auf, warf nicht einmal einen Blick zum Gras. Ich spürte, währenddessen das noch immer ihr rechtes Bein Taktfehler verursacht, wodurch sie das Tempo immer mal wieder erhöhte, was ich mit einer Erhöhung der Körperspannung herunterregulierte. Die Stute reagierte punktgenau.
      „Bist du immer so still beim Ausreiten? Sonst hast du doch immer was zu sagen“, unterbrach ich die Stille.
      “Ja und Nein. Hier draußen verliere ich mich gerne mal in meinen Gedanken”, antwortete Lina und blickte mich entschuldigend an.
      “Und worüber denkst du nach? Willst du doch lieber hierbleiben?” Smoothie wehrte mit ihrem Schweif die Fliegen ab und stolperte dabei mehrfach über die Wurzeln, die vom feinen Sand bedeckt waren. Unkonzentriert kippte ich nach Vorn, was Smoothie dazu bewegte eruptiv stehenzubleiben und mich nach hinten kippen ließ. Elegant sah anders aus. Auch Pancho bremste.
      “Nein, das ist es nicht. Ich freu mich auf Schweden, wirklich. Es ist nur … ich habe ein wenig Angst davor, die die für mich zu einer Familie geworden sind, zu verlieren … wahrscheinlich mach ich mir einfach wieder zu viele Gedanken.” Während sie sprach, zupfte sie an Panchos Mähne herum.
      “Ich weiß, wie es ist seine Familie zu verlieren, nicht schön. Aber ich denke, dass sie dich nicht direkt vergessen werden, und sie können dich doch besuchen kommen. Du ziehst nur nach Europa und nicht auf den Mars”, versuchte ich sie aufzumuntern.
      “Du hast einfach irgendwie recht”, murmelte sie, doch Panchos Mähne hatte noch keine Ruhe vor ihren Fingern.
      “Wenn du so weiter machst, dann hat das arme Pony gleich gar keine Mähne mehr”, versuchte ich den Hengst aus ihren Fängen zu befreien.
      “Oh, ja”, murmelte sie und strich die Stelle glatt, an der sie herumgezupft hatte. “Sorry Panchy, wenn du jetzt meinetwegen eine blöde Frisur hast, tut es mir leid”, sprach sie zu dem Hengst. Schon fast erleichtert darüber, dass das Gezuppel endlich ein Ende hatte, schüttelte sich El Pancho.
      Mittlerweile hatten wir uns wieder in Bewegung gesetzt und auch das Sprunggelenk meiner Stute bewegte sich flüssiger. So entschieden wir endlich zu traben. Ich nahm den rechten Kandarenzügel zwischen Zeige- und Mittelfinger, darunter den linken und den Trensenzügel hielt ich normal. Die Kandare nahm ich sehr locker und ließ die Zügel ohne Spannung hängen. In der rechten Hand hatte ich nur den rechten Trensenzügel. Smoothie trabte im mittleren Tempo vorwärts und schnaubte mehrfach ab. Lina mit Panchy hatte deutlich mehr Arbeit, um ihn überhaupt in den Trab versetzen zu können.
      “Kommt ihr klar?”, fragte ich und blickte nach hinten.
      “Ja, alles klar bei uns”, meldete sie zurück. Mit gespitzten Ohren trabte ihr Hengst hinterher und Smoothie verlangsamte ich über meinen Sitz etwas ab. Im Gegensatz zu meinen Kameraden lehrte mich mein Opa Teile der Reitkunst. So trieb ich sie nur, wenn eine Hilfe notwendig war. Ansonsten lagen meine Beine locker und ruhig im Sattel und parallel zum Bauch. Meine Stute konzentrierte sich darauf, auf Impulse meinerseits zu achten. Im Westernreiten verbreitete sich ebenfalls diese Art des Reitens. Während sie locker im Genick blieb und es der höchste Punkt in ihrer Oberlinie war, streckte sich der Kopf von Pancho nach oben. Bequem sah es nicht aus. Lina kämpfte damit den Hengst vorwärts zubekommen. Doch er ignorierte die treibende Hilfe und lief in seinem Tempo weiter. Wir bauten immer Abstand zu den beiden auf. Ich parierte meine Stute in den Schritt durch, legte die Kandarenzügel wieder ab und die der Unterlegtrense hingen locker durch. Mit gerötetem Kopf und vollkommen außer Atmen holte Lina auf. Panchy bremste abrupt ab. Seinen Kopf legte er in die Zügel und schüttelte diesen mehrmals von oben nach unten. Es brannte in mir ihr zu helfen und vor allem dem Pferd mehr Freiraum zu geben. Doch ich sagte nichts, denn erst zu kritisieren, dass sich bei Humbi einmischte am Vortag und dann einen Vortrag zu halten, wäre unklug. Deswegen richtete ich mich wieder auf Smoothie ein, die tiefenentspannt vorwärtsschritt. Freundlich strich ich über ihren Hals. Die Rappstute kam vor meinem inneren Auge wieder auf und es war naheliegend auf dem Lindö Dalen Stuteri.
      Sie gehörten zu den Einzigen im Småland und Östergötland, die Standardbreds als Reitpferd züchteten. Zudem stand Nobel ebenfalls bei ihnen, den Opa vor seinem Tod an sie abgab. Es wäre schön zu sehen, was aus ihm geworden ist. Von meiner nächtlichen Schlaflosigkeit wusste ich, dass er regelmäßig auf Passrennen Siege nach Hause brachte. Je später die Nacht, umso mehr Pferde recherchierte ich aus unserer Zucht. Es lag mir am Herzen, wo die Pferde nun waren. Nicht jedes konnte ich bisher finden, doch einige wie Nobel standen noch in der Region.
      “Sag mal, was machst du eigentlich so, wenn du nicht gerade auf einem Pferd sitzt, hast du noch irgendwelche anderen Hobbys?”, fragte Lina interessiert.
      „Wenn ich nicht arbeite oder koche, dann bin ich wohl im Urlaub. Oder eben im Club mit meinen Leuten“, dachte ich laut. Lina wählte eine ziemlich schwierige Frage, um die Stille zu unterbrechen.
      “Reisen, ein schönes Hobby. Ich würde so gerne mehr von der Welt entdecken. Früher war mein größter Traum immer ein Känguru in freier Wildbahn zu sehen”, erzählte sie versonnen.
      “Hast du sie denn mittlerweile schon mal gesehen?”, fragte ich neugierig.
      “Nein, leider nicht. Australien ist leider nicht gerade um die Ecke”, antwortete sie.
      „Na dann sollten wir, dass nächstes Jahr ändern. Bisher war ich nur in Sydney. Mehr kenne ich von Australien nicht.“ Als würde meine Stute dem Gespräch folge, hob sie den Kopf und schnaubte bestätigt ab. Freundlich lachte ich und strich über ihre kurze Mähne.
      “Wow, das wäre toll.” Ein begeistertes Leuchten trat in ihre Augen.
      “Dann haben wir einen Plan. Aber jetzt sag mir mal, was mit deiner Schwester ist. Wir reden nur über Pferde, Schmerz und die Zukunft. Was ist denn mit dem hier und jetzt?” Es bedrückte mich, sie einfach von hier mitzunehmen, denn sie war vermutlich nicht besser auf Vriska zu sprechen als ich. Dann würde Lina in wenigen Tagen gemeinsam mit ihr sein Tag und Nacht den Hof bewirtschaften. Unaussprechliches würde in ihrem Kopf los sein, soviel dachte ich mir.
      “Juliet ist fast der einzige Mensch, den ich mitten in der Nacht anrufen kann und der dann auch noch zuhört. Mir verdankt sie sicherlich bald eine Schlafstörung”, scherzte sie. “Aber ganz ehrlich, ich glaube ohne sie wäre ich schon lange durchgedreht. Egal wie bescheuert meine Ideen auch sein mögen, sie steht immer hinter mir. Sogar als ich damals, ich müsste so ungefähr 8 gewesen sein, mitten in der Nacht im Wald Einhörner suchen wollte, ist sie mitgekommen, anstatt mir zu erklären, dass es Einhörner gar nicht gibt. Ach, Juli ist einfach die beste große Schwester, die man sich wünschen kann und genau deshalb freue ich mich umso mehr, sie bald wieder zusehen, also so in echt, nicht nur auf dem Bildschirm”, erzählte Lina unbeschwert.
      “Jetzt hast du doch sogar ein Einhorn, also erkläre mir nicht, dass es die nicht gibt. Das Horn ist vermutlich durch die Evolution verschwunden, aber es gibt sie noch”, sagte ich Ernst zu ihr und war froh darüber, dass ihre Stimmung direkt besser wurde.
      “Ich könnte mir auch kein besseres Einhorn wünschen, auch wenn er kein Horn hat”, stimmte sie mir zu.
      “Das lässt sich sicher ändern. Also, das fehlende Horn mein ich”, scherzte ich weiter.
      “Möchtest du ihm etwa eins ankleben? Ich weiß einfach nicht, ob das eine vielversprechende Idee wäre, so tollpatschig wie Ivy ist … nicht, dass er noch irgendwen aufspießt”, gab sie zu bedenken, lächelte aber weiterhin.
      “Man kann doch einen rosa Plüschball auf die Spitze machen, oder so was. Lass uns aber erst mal den heutigen Tag überstehen. Das wird sicher noch stressig”, legte ich nach und am Wegesrand tauchten die ersten Zaunpfähle des Hofes auf.
      “Was du nicht sagst, aber irgendwie wird das schon werden”, sagte Lina optimistisch. Sie hatte recht, doch nach dem, was heute schon alles geschah, würde es nur schlimmer oder viel besser werden. Wir trabten die Pferde erneut an, aber die Kandare hing weiterhin locker herum. Panchy kam diesmal auch besser hinterher. Während Lina am Stall abstieg, ritt ich weiter zum Platz, auf dem Herr Holm noch Unterricht machte mit Ju und Amy.

      Lina
      Am Stall sattelte ich El Pancho ab. Als ich gerade wieder aus der Sattelkammer kam, ritt Samu mit seiner Schimmelstute in die Stallgasse.
      “Ah, wie ich sehe, hast du wohl eine Beschäftigung für Pancho gefunden”, sagte der Finne und ließ sich aus dem Sattel gleiten.
      “Ja, ich war mit Niklas ausreiten, hat sich so ergeben”, erläuterte ich. Briair streckte die Nase aus, um an Pancho zu schnuppern, doch der döste bereits.
      “Und war euer Ausritt schön?”, erkundigte Samu sich, während er die Trense seiner Stute öffnet.
      “Ja, schon. Wir haben eine nette Unterhaltung geführt”, antwortete ich und warf einen Blick auf mein Pferd, dessen Kopf mit jeder Minute tiefer sank.
      “Ich glaube ich bring den mal lieber zurück auf die Koppel, bevor er hier noch umfällt”, scherzte ich und sprach mein Pferd an, um es zu wecken. Langsam gingen Pancho Augen auf und seine Ohren nach vorn.
      “Na komm, du kannst auf der Koppel weiterschlafen”, sagte ich zu dem Hengst und zog sanft am Strick. Pancho bewegte sich kein Stück weit.
      “Sieht nicht so aus, als wäre Pancho überzeugt davon mitzukommen”, machte sich Samu über mich lustig.
      “Warte nur ab, den Überzeuge ich schon”, antworte ich und gab dem grauen Pferd einen Klaps mit dem Strick. Langsam verlagerte er sein Gewicht auf alle 4 Beine und machte tatsächlich einen Schritt. “Siehst du, sage ich doch.” Triumphierend verließ ich mit El Pancho den Stall und brachte ihn auf die Koppel. Nachdem ich den Knabstrupper auf die Wiese entlassen hatte, ging ich direkt weiter zu der Koppel, auf der Legolas stand. Diese Koppel war deutlich bewaldeter. Von den Pferden war von Weitem nicht zu sehen. Sicherlich würden sie irgendwo zwischen den Bäumen stehen oder sie standen hinter dem kleinen Dickicht am Bach, wo es etwas kühler war als auf der Freien Fläche.
      Schon als ich am Rand des Dickichts angekommen war, konnte ich das helle Fell von Don Carlo durch die Blätter schimmern sehen. Ein Zeichen, das vermutlich auch die anderen Hengste, nicht allzu weit sein konnten. Und tatsächlich auf der anderen Seite des Dickichts stand die kleine Herde. Einige der Pferde hoben den Kopf, als ich von Blättergeraschel begleitet zwischen den Bäumen heraustrat.
      Zwischen den ganzen hellen Pferden fiel der Rappe regelrecht auf. Mit gespitzten Ohren blickte mir Lego entgegen. Ich kraulte den Hengst kurz an seiner Lieblingsstelle, bevor ich ihm sein Halfter überstreife. Brav folgte mir der Rappe von der Koppel.
      Der Stall war bereits wieder leer, als ich ihn mit Legolas erreichte. Um dem Hengst zu ersparen, schon vor dem Training zu schwitzen, beschloss ich ihn drinnen zu putzen. Das Fell des Hengstes war nicht sonderlich dreckig, dafür hatte er Menge Kletten in Schweif und Mähne hängen.
      “Du möchtest heute wohl besonders viel Aufmerksamkeit, großer”, sagte ich zu dem Hengst und ging in die Sattelkammer, um Mähnenspray und Putzkasten zu holen.
      Während das Mähnenspray trocknete, putzte ich schon einmal das restliche Pferd. Anschließend machte ich mich an die Entfernung der Kletten. Nach fast einer halben Stunde war Legolas schließlich wieder Kletten frei. Schnell war der Rappe gesattelt. Bevor ich die Trense holte, räumte ich noch den Putzplatz wieder auf, denn gefühlt 100 Klettern auf dem Boden sahen nicht gerade aus. Da ich beim Putzen eine kleine Verletzung im Maulwinkels des Pferdes entdeckt hatte, hatte ich Divine Glücksradzaum aus dem Spind gekramt. Was auf den Dickschädel des Freibergers passte, sollte auch einem Pferd wie Legolas passen. Meine Vermutung bestätigte sich, leidlich den Backenreimen musste ich ein wenig länger schnallen. “Perfekt”, zufrieden strich ich Legolas über die breite Blesse. Die Glitzersteine auf dem Stirnriemen begannen im Licht zu funkeln, als Legolas seinen Kopf runternahm, um das Leckerli entgegenzunehmen, welches ich ihm hinhielt. Vorsichtig nahm er es von meiner Hand und begann darauf rumzukauen. “So, jetzt müssen wir aber wirklich anfangen zu arbeiten Großer”, sagte ich zu dem Hengst und führte ihn zur Aufstiegshilfe vor dem Stall.

      Während auf dem WHC alle mit ihren Pferden beschäftigt sind, ist Jace fast auf dem SMA angekommen.

      Jace
      Von Weitem konnte ich schon das Efeu bewachsene Stallgebäude sehen. Zuletzt war ich hier Ende Juni gewesen, als das kleine Fohlen von wie hieß die Stute noch mal...Wamzi. Eigentlich trug sie einen anderen Namen, doch der war so unaussprechlich, dass ich ihn mir nicht merken konnte. Wo ich so gerade an das Fohlen dachte, fiel mir wieder ein, dass ich Alec dringen Fragen musste, ob es wirklich auch diesen Tölt hatte. Irgendwie konnte ich mir das nur schwer vorstellen.
      Der Kies knirschte unter den Reifen als ich den Parkplatz erreichte. Schon von hier aus konnte ich sehen, dass sich auf dem Hof doch wieder einiges verändert, hatte in den letzten zwei Monaten. Die Türen und Fenster des Stalles hatten einen neuen Anstrich bekommen und die fehlenden Steine im Pflaster waren ersetzte worden. Die Paddocks, die zu den Boxen gehörten, waren nun nicht mehr gepflastert, sondern mit Sand eingestreut.
      Auch im Stall sah es nun um einiges neuer aus, stelle ich fest als ich eintrat. Jetzt machte der alte Hof echt etwas her. Auf dem Putztplatz entdeckte ich Anu, die gerade die Tinkerstute sattelte.
      “Hey, Jace. Was machst du denn hier? Ich dachte, ihr hab Gäste drüben?”, begrüßte sie mich und umarmte mich freudig. Die Stute sorgte dafür, dass die Umarmung nur kurz war, denn sie schob ihren Kopf zwischen uns. Schon fast so als sei sie ein wenig Eifersüchtig.
      “Ja, da denkst du richtig, aber ich wollte mal nach meinem kleinen schauen kommen. Außerdem sind die vielen Menschen ganz schön anstrengend…”
      “Seit wann findest du Menschen denn anstrengend? Du kannst doch sonst nicht genug Aufmerksamkeit bekommen.” Anu lachte und begann dem Tinker die lange, dicke Mähne einzuflechten.
      “Mm, die meisten von denen gehen mir auch nicht auf die Nerven, nur dieser eine Typ..”, erklärte ich Anu. “... weiß gar nicht, was Lina so großartig an ihm findet”, fügte ich murmelt hinzu.
      “Macht dir etwas jemand Konkurrenz um die weibliche Aufmerksamkeit? Vielleicht sollte ich dann auch mal vorbeikommen”, scherzte Anu. “Aber sag mal wie kommt es dann dazu, dass du ihn so wenig leiden kannst? Ich meine, er macht dir deine Aufmerksamkeit streitig, aber das tut Jayden auch und über den redest du nicht so”, fragte sie neugierig.
      “Das ist eine lange Geschichte. Weißt du wo Alec ist?”, versuchte ich ihre Frage unbeantwortet zu lassen.
      “Der müsste mit Gräfin auf dem Platz sein”, antworte sie.
      “Ok, danke. Dann sehen wir uns später vielleicht noch mal”, verabschiedete ich mich und verließ die Stallgasse, bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte.
      Tatsächlich fand ich Alec auf dem Platz, wo er gerade mit einer braunen Stute an einfachen Galoppwechseln arbeitete. Etwas weiter hinten auf dem Reitplatz ritt Eva gerade Liliada warm. Mit ihren langen Beinen hatte die Vollblutstute ein ordentliches Tempo darauf uns schritt elegant durch die Gegend. Um Alec nicht in seiner Konzentration zu stören, stelle ich mich leise an den Zaun und beobachtete ihn dabei, wie er mit der Stute arbeitete. Nach gut 10 Minuten hatte er das Training offenbar beendet, denn er trabe die Stute nun in einem folgten Trab am langen Zügel. Als Zeichen, dass er mich bemerkt hatte, nickte er mir zu und trabte weiter. Während ich darauf wartete, dass Alec endlich fertig war, scrollte ich eher desinteressiert durch meinen Instafeed, bis ich über einen Beitrag von Lina stolperte. Sie musste ihn offenbar gestern irgendwann gepostet haben. Das Bild zeigte Divine und El Pancho die im Sonnenuntergang grasen. Neugierig las ich die Bildunterschrift: “ For the world has changed, and we must change with it.
      Wie ihr sicher alle gemerkt habt, ist es hier ein wenig still gewesen die letzten drei Tage. Es gibt ein paar Ereignisse, die hier einiges Verändern werden.
      Wie die meisten von euch bereits mitbekommen haben sollten, hat das HMJ leider ein Ende gefunden. Auch wenn Divine so die Möglichkeit verwehrt, bleibt sich im Finale zu präsentieren, freu ich mich dennoch, sein Können zukünftig auf zahlreichen Turnieren zu präsentieren. Bisher stand noch nicht fest, was Mit Divine, nach ende des HMJs geschehen wird doch in diesem Zuge habe ich eine gute Nachricht für euch. Divine wird bei mir blieben. An dieser Stelle wünsche ich auch noch allen andren HMJ Teilnehmer weiterhin viel Glück mit ihren Schützlingen und dass die Pferde, die nicht bei ihren Trainern bleiben, ein schönes neues Zuhause finden.
      Ich auch noch etwas Weiteres anzukündigen. In meinem Leben wird es bald eine große Veränderung geben. Bei dieser Veränderung werde ich Divine erst einmal nicht mitnehmen können, weshalb es hier auch vorübergehen ein wenig stiller bleiben wird. Aber macht euch keine Sorgen, Divine wird von Samu gut versorgt und ihr werdet trotzdem noch das ein oder andere Update bekommen <3. Leider werdet ihr dann nicht mehr viel von Lego und den anderen Pferden hören, denn die werde ich leider auch nicht mitnehmen.
      Jetzt noch etwas zur aktuellen Lage. Wenn es eins gibt, was ich diese Woche gelernt habe ist es: longiere niemals ohne Handschuhe! Vor allem, wenn es ein Pferd mit zu viel Energie ist. Masko ohne Handschuhe zu longieren war definitiv die dümmste Idee diese Woche. Ansonsten stand für Nathalie diese Woche recht viel Gelände- und Springtraining an. Legolas wird langsam zum Dressurcrack und Pancho hatte eine ziemlich entspannte Woche. Mit Divine freue ich mich endlich über Fortschritte in der Dressur, langsam macht der süße das richtig gut. Klar von einer S Dressur sind wir noch weit entfernt, aber die Grundlagen werden immer sicherer.

      Ich hoffe, ihr hattet auch ohne meine Updates, eine schöne Woche.”
      “Was liest du da?”, riss mich Alec stimme auf einmal aus meinen Gedanken. Er hatte mit seiner Stute neben mir angehalten
      “Nur Linas letzten Post”, antwortete ich ihm und hielt ihm mein Handy hin. Er ließ die Zügel seiner Stute auf ihren Hals sinken und nahm das Gerät entgegen.
      “Was für Veränderungen meint sie denn? Und wie kommt es eigentlich dazu, dass Divine jetzt ihr gehört?”, fragte er als er mir das Handy wieder gab.
      “Ach, stimmt, das weißt du ja alles noch nicht.” Ich hatte ganz vergessen, dass Alec zwar da gewesen war, aber er war nur da gewesen, weil ich irgendetwas dämliches gemacht hatte. “Okay, du bekommst jetzt erst mal die Kurzfassung. Die genauen Details kenne ich nämlich auch nicht zu 100 %. Na ja, dass da irgendetwas zwischen Niklas und Lina läuft, hast du ja mitbekommen. Frag mich nicht was sie an dem Typen so großartig findet …”, fing ich an zu erzählen.
      “Ach, ist doch ein hübscher. Ich verstehe schon was sie an ihm findet”, was Alec ein.
      “Äh, ja … wärst du dabei gewesen bin ich mir sicher, du würdest anders denken. Aber egal, darum geht es jetzt nicht. Dass ich dann ein wenig Eifersüchtig geworden bin und ein wenig die Kontrolle verloren habe, weißt du auch. Na ja, auf jeden Fall am Abend, nachdem das alles passiert ist, gehörte ihr auf einmal Divine. Ich weiß auch nicht genau, wie es dazu kam, aber ich würde mal sagen Niklas ist bei der Sache nicht ganz unbeteiligt. Niklas hat sie auf jeden Fall erfolgreich zwei Tage lang vom Arbeiten abgehalten … was meinerseits zu einer weiteren Dummheit führte, aber das weißt du auch schon. Was dann zwischen den beiden passiert, ist weiß ich nicht so genau. Was ich weiß ist, dass Niklas gestern auf einmal was mit Vriska am Laufen hat oder hatte? Keine Ahnung. Und warum Lina heute Morgen trotzdem so gute Laune hat, ist mir ein Rätsel …” Ich ließ absichtlich aus, was gestern zwischen ihr und mir auf dem Reitplatz geschehen war. Bestimmt musste ich mir ansonsten wieder einen Vortrag anhören oder irgendeine Lebensweisheit über das Schicksal anhören.
      “Also der letzte Teil ergibt irgendwie nicht so viel Sinn”, sagte Alec und trieb seine Stute in den Schritt.
      “Aber es ist so passiert, ich bin mir sicher! Wobei ihre gute Laune könnte auch mit Divines Zuchtpapieren zusammenhängen …”, überlegte ich laut, während ich neben seiner Stute herlief.
      “Was haben denn jetzt die Zuchtpapiere damit zu tun?”, frage Alec verwirrt.
      “Na, die sind heute angekommen, also kann Lina ihn jetzt zur Körung anmelden. Auf jeden Fall hat sie sich sehr über die Papiere gefreut”, erklärte ich.
      “Aber hat sie in ihrem Post nicht irgendwas von Veränderung geschrieben, wo sie Divine nicht mitnehmen kann?” Mittlerweile waren wir am Stall angekommen und Alec hielt die Stute an.
      “Ach ja, habe ich dir gar nicht gesagt … Sie geht mit Niklas nach Schweden, zumindest ist das ihr Plan”, murmelte ich. Der Gedanke gefiel mir nicht sonderlich gut vor allem nicht, wenn ich daran dachte, dass sie dort mit Niklas und Vriska hinging. In meinem Kopf konnte dabei einfach nichts Gute bei rauskommen.
      “Ah, ja jetzt ergibt das schon mehr Sinn, auch wenn ich das Gefühl habe, dass da noch ein paar Infos fehlen.” Alec war abgestiegen und begann nun die braune abzusatteln.
      “Kannst du mir gerade mal Gräfins Halfter holen, hängt vor ihrer Box”, fügte er noch hinzu.
      “Ja, ich weiß, so ganz zusammen Reimen kann ich mir das ganze auch noch nicht”, räumte ich ein und ging in die Stallgasse, um besagtes Halfter zu holen. Ich lief zweimal die Stallgasse auf und ab, denn auf keinem der Schilder konnte ich den Namen Gräfin entdecken. Avicii, Ases Maswamozi … Ermgravin … gravin. Vielleicht meinte Alec diese Box. Ich nahm das rote Halfter, welche vor der Box hing und ging damit zurück zu Alec: “Ich hoffe, das ist richtig.”
      “Ja, danke. So, jetzt haben wir schon eine Menge geredet, aber das war doch nicht der eigentliche Grund warum du gekommen bist, oder?”, fragte Alec nun nach. Ich war ganz froh darüber, dass er das Thema wechselte.
      “Ja, genau. Eigentlich möchte ich Solist mitnehmen. Meinst du denn, das geht?”
      “Ich kann dir ja schlecht verbieten dein eigenes Pferd mitzunehmen, oder?”, lachte Alec. “Aber, ja das ist kein Problem. Balisto ist so ruhig, dass es ihm meisten reicht mit den älteren zu spielen. Ich bringe sie jetzt auf die Koppel, dann können wir deinen Rabauken gleich holen”, schlug er vor.
      “Perfekt, so machen wir das. Aber ich hätte da noch ein Anliegen”
      “Das wäre?”, fragte Alec, während er die Stute losband und loslief.
      “Ich muss noch eine Dressurkür ausarbeiten und habe einfach keinen Plan, wo ich angefangen soll”, erläuterte ich mein Anliegen.
      „Wofür benötigst du denn eine Dressurkür? Und bis wann benötigst du die?“, fragt Alec verwundert.

      Währenddessen sind Vriska und Chris auf dem Whitehorse Creek mit ihrer Kür beschäftigt.

      Vriska
      “Ich kann das nicht”, beschwerte ich mich lautstark, als ich Glymur zurück in den Schritt holte. Der Hengst lief großartig, doch meine Schulter schmerzte heute wieder besonders stark. Chris kam mit seinem Wallach zu uns.
      “Ach, jetzt stell dich doch nicht so an. Ihr macht das großartig”, lobte er uns.
      “Schon, aber ich kann mir das nicht merken und es bringt mir auch nichts.” Enttäuscht trabte ich Glymur wieder an und ritt auf dem Zirkel bei A. Er schüttelte mit dem Kopf und ich lockerte wieder meine Hände, denn er trug die neue Kandare, die ich mit Lina zusammen in der Stadt kaufte. Ehrlich gesagt ritt ich zuvor nur ein einziges Mal mit einer isländischen Kandare und da war Bruce dabei, der mich immer wieder korrigierte. Die Kinnkette hing durch, da ich nicht wusste, wie fest diese sein sollte.
      “Dann steig ab und lass es. Verkriech dich im Zimmer, versinke im Selbstmitleid oder was auch immer du dann machst”, zickte mich Chris an und lenkte seinen Wallach zurück auf die Mittellinie.
      “Warte!”, rief ich ihm nach und trieb Glymur in seine Richtung.
      “Jetzt hörst du mir doch zu?”, fragte er überrascht und hielt wieder an.
      “Ist das der Eindruck, den du von mir hast?”, hinterfragte ich seine Aussage. Es machte mir zu denken, wenn Leute diese Meinung von mir hatten.
      “Schon, du unterhältst dich mit kaum jemanden, willst, dass alle auf dich zu kommen und hast dich direkt an den nächsten ran gemacht, der eigentlich jemanden hatte. Und das hast du dann wiederholt und jetzt erwartest du, dass alle dich mögen. Wirklich sozial ist das nicht. Dazu kommt dann noch, dass unwillkürlich bei jedem Drama du mit drinhängst, also würde ich mir an deiner Stelle mal Gedanken machen”, gab er offen zu. Verblüfft bremste ich Glymur in den Halt. Wie er es aussprach, wurde mir klar, wovon er sprach. Eine Bindung hatte ich zu niemanden und durch den Ausschluss für eine bestimmte Zeit, machte ich mir nichts mehr daraus was die Leute von mir dachten.
      “Danke”, murmelte ich und eine Träne lief die Wange herunter.
      “Klar, müssen wir uns nicht alle lieben, auch wenn Niklas das anderes sieht. Aber es wäre trotzdem nicht schlecht, wenn man sich unterhalten könnte. Zudem hast du auch die Möglichkeit wieder zu kommen, auch wenn das nun schwieriger wird”, sprach Chris weiter und umkreiste uns im Trab. Glymur schlug mit seinem Schweif und jedes Mal, wenn Hammy uns vorbeitrabte, legte er die Ohren an.
      “Denkst du wirklich, dass ich wieder komme?”, fragte ich verunsichert.
      “Von dem was ich bisher sah, dein Umgang mit den Pferden, deine reiterlichen Leistungen, würde ich ja sagen, aber das drumherum ist auch wichtig. Wenn es dir wirklich wichtig ist, dann solltest du etwas ändern”, erklärte Chris und lenkte Hammy weg von uns. Aus seiner Hosentasche holte er wieder seine Kür und verabschiedete sich. Ich verließ den Reitplatz, damit er ungestört üben konnte und trabte sinnlos, um die aufgebauten Sprünge herum. Die Sonne brannte auf meiner Haut. Langsam, aber sicher breitete sich die Mittagshitze aus.
      „Eigentlich gehört sich das nicht, aber ich habe euer Gespräch belauscht“, sagte Herr Holm und trat an uns heran.
      „Okay“, antworte ich kurz und blickte ihn an.
      „Die Neuen haben es in der Gruppe nie leicht, aber es wäre schön, wenn du wiederkommst“, erklärte er sanft und legte seine Hand an mein Bein. Innerlich breitete sich ein ungutes Gefühl aus. Ich wusste nicht richtig zu deuten, was er mir damit sagen wollte. Auch, weil ich Ähnliches schon bei den anderen beobachtete.
      „Aber dazu gehört auch, dass du an deinem Sitz arbeitest“, lachte er und schob mein Bein in eine andere Position. Meine Wade berührte mehr den Bauch des Hengstes und ich setzte mich um. Zustimmend nickte er und ich ritt wieder an. Zum Glück ging es um meinen Sitz. Er gab mir noch einige Tipps, ehe er sich wieder zu Chris richtete. Im Schritt ritt ich Glymur ab.
      Am Stall duschte ich meinen Hengst ab und legte wieder die Decke um. Aus dem Putzkasten holte ich das Kadaveröl, um die Mistviecher loszuwerden.
      “Alles gut, du hast gleich wieder deine Ruhe”, beruhigte ich Glymur beim Einsprühen. Unruhig schlug er mit seinem Schweif. Wenig später liefen wir zur Weide und Glymur schmiss sich mit der Decke direkt in den Dreck. Wozu machte ich das Ding eigentlich sauber? Chris' Worte schwebten immer wieder durch meinen Kopf. Was ich bisher tat, war wirklich nicht das klügste, umso überraschter schaute ich, als Linh zu mir kam.
      “Gut, dass ich dich gefunden habe”, sagte sie und gab mir ein Zeichen, ihr zu folgen.
      “Ach ja? Was ist denn los?”, fragte ich überrascht und lief ihr nach. Es konnte nicht um ihre Stute gehen, denn sie trug keine Reitsachen und steuerte die Zimmer an.
      „Ich ertrage den Typ nicht mehr, bring den zur Vernunft“, erklärte sie und öffnete die Tür. Wie ein eingeschnapptes Kind saß Ju auf dem Sofa und sah in die Leere. Überfordert schaute ich zu Linh, die Tür wieder schloss. Auf dem Gang hörte ich ihre Schritte.
      “Kannst du mir erklären, warum ich hier bin?”, fragte ich daraufhin Ju, der mir keines Blickes huldigte.
      “Weil ich ihr das gesagt habe”, antwortete er trocken.
      “Aha. So, jetzt bin ich da. Und was soll ich machen? Putzfrau?” Der Gedanke kam nicht von irgendwo. Obwohl Niklas nicht da war, herrschte hier wieder ein heilloses Chaos, dass dringend beseitigt werden sollte. Auf der Arbeitsfläche der kleinen Küche türmte dreckiges Geschirr in Kombination mit benutzten Töpfen und Werkzeugen. Auch auf dem Tisch sah es nicht besser aus. Neben Häufchen aus Papier und Besteck lagerte sich getragene Kleidung.
      “Wenn du schon so fragst … aber nein. Ich will wissen, wie es passieren konnte, dass es plötzlich so unangenehm zwischen uns wurde. Am Anfang hatte ich das Gefühl, endlich jemanden gefunden zu haben, der mich versteht und die gleichen Ziele verfolgt wie ich. Doch dann verschwand die Person auf einmal und trieb einen Keil zwischen alle”, begann er zu erzählen. Es brauchte in meinem Kopf etwas, bis ich verstand, worauf das gerade hinauslief. Tausend Dinge schwirrten durch meine Gedanken und nach dem, was Chris beim Reiten zu mir sagte, machte es das nicht einfacher. Viel tiefer war meine Begeisterung verankert, dass Erik heute kommen wollte, aber sich seitdem auch nicht mehr meldete. Stattdessen fing ich wirklich an, etwas Ordnung zu machen, wogegen Ju nichts einzuwenden hatte.
      “Wenn du so anfängst, stelle mir bitte präzisere Fragen. Ich möchte nicht beim Urschleim anfangen”, murmelte ich beim Abwaschen.
      “Wieso habt ihr miteinander geschlafen, da gehören immer zwei dazu? Und sag’ jetzt nicht wieder, dass du es nicht weißt”, holte er den Hasen aus dem Sack. Wieso? Das war eine gute Frage. Die Töpfe hatte ich sauber, bevor ich antwortete. Es schien, als hätte Ju alle Zeit der Welt, um auf meine Antwort zu warten. Nicht mal sein nerviges Nachfragen und Druck ausüben, kam nicht.
      “Es war für den Moment einfach so ein Gefühl”, hielt ich mich kurz. Doch die Antwort reichte ihm nicht und er fragte erneut: “Was für ein Gefühl? Werde genauer.“ Ich fühlte mich wie bei einem sehr unangenehmen Vorstellungsgespräch oder als würde hier gleich die Verstecke Kamera zur Tür hereinkommen.
      „Wieso ist das denn so wichtig? Es gehört jetzt der Vergangenheit an“, murmelte ich.
      „Wer hätte es gedacht! Da redest du dich direkt wieder heraus. Ich möchte nur verstehen, wieso er nicht mit mir darüber gesprochen hat, sondern so ein Geheimnis darum macht”, gab er zu.
      “Verstehe ich, aber wieso sprichst du dann nicht mit ihm, sondern mit mir?”, fragte ich.
      “Es nervt mich einfach und aus seiner Sicht wird es deutlich unpersönlicher sein. Ich möchte nur mit ihm wieder eine normale Freundschaft führen können.” Jus Worte klangen wirklich besorgniserregend. Hatte ich mich dazwischen gedrängt?
      “Ich wollte einfach dazu gehören und nicht als die Süchtige weiter dastehen. Das ist nur nach hinten losgegangen und dann auf einmal heute früh, wurde er extrem Ernst und hat mehr hineininterpretiert als ich wollte. Deswegen habe ich mich heute entschieden, dass mehr oder weniger zu beenden und habe dann endlich einen Schritt gewagt, den ich nach dem ersten Mal schon hätte tun sollen”, erklärte ich beim Abtrocknen der Teller, die ich nacheinander in den Schrank stellte. Langsam konnte man wieder die Oberfläche der Arbeitsplatte sehen.
      “Wie, es wurde dir zu Ernst?”, wollte er genauer wissen.
      “Es wurde ihm plötzlich wichtig, was ich fühle und wie es mir geht. Aber das wollte ich nicht. Ich empfand ihn als attraktiver, als es ihm egal war und er nur seinen Willen wollte.” Ich schämte mich dafür, dass zu sagen, aber ihm eine Lüge aufzutischen, hätte es nicht angenehmer gemacht.
      “Tiefgründiges ist wohl nicht deins”, sagte Ju trocken und stand nun auf, um mir beim Sauber zu machen zu helfen.
      “Meine erste und einzige Beziehung endete in einem großen Drama und seitdem nehme ich Abstand von Menschen, die der Meinung sind, mir bei meiner emotionalen Lage helfen zu wollen. Deswegen wollte ich auch nicht, dass das mit uns in eine Richtung gelenkt wird. Reicht das jetzt?”, fragte ich eindringlich und blickte zur Tür.
      “Du wolltest einfach nur mit ihm schlafen?”, wollte er erneut wissen. Langsam nervte mich dieses Gespräch.
      “Ja, wie oft den noch. Mehr nicht. Und du hättest das nicht mit gemacht”, sagte ich warf ihm das Geschirrtuch entgegen.
      “Du hättest einfach fragen können, aber als ich bei dir war, wolltest du so viel Abstand wie möglich”, rief Ju mir nach, als ich zur Tür lief.
      “Ich rede darüber nicht und jetzt vertrag dich bitte wieder mit Niklas, das ist mir wichtiger als alles andere”, sprach ich aus. Er nickte und ich konnte endlich gehen. Die Küche hatte ich in der Zeit geschafft und ich musste auch bei mir endlich etwas Ordnung hineinbringen. Deswegen lief ich zur mir und begann saubere und dreckige Wäsche auf jeweils einen Haufen zu werfen. Dabei stelle ich fest, dass so gut wie alles in die Maschine musste. Ich wechselte meine Reithose und zog meine geliebten grauen Jogger an, die mich förmlich anlachte. An meinen Beinen zeichnete sich die Naht der Leggings ab. In einem Korb brachte ich alles zum Waschraum und stellte die Maschine ein auf 30 °C.

      Zurück bei Alec und Jace auf dem SMA.

      Jace
      “Ich habe dir sicherlich erzählt, dass ich super gerne auf internationalem Niveau reiten würde, oder?”, begann ich zu erklären.
      “Ja, das hast du schon des Öfteren erwähnt, aber was hat das mit einer Dressurkür zu tun?”, hakte Alec nach.
      “Ja, dazu komme ich ja jetzt. Unsere Gäste haben Sonntag eine Prüfung und mir wurde vorgetragen, dass auch ein Vorstandsmitglied des kanadischen Teams sitzt, anwesend sein wird. Wenn ich mich anstrenge, könnte, dass meine Chance sein.”
      “Ich verstehe, wobei ich dir nicht ganz abnehme, dass das deine einzige Motivation ist. Wen willst du beeindrucken?”, antworte Alec breit grinsend. Er kannte mich wohl einfach zu gut.
      “Niemanden, außer dem Vorstandsmitglied versteht sich”, beteuerte ich.
      “Ist klar”, feixte Alec. Mittlerweile waren wir an den Koppeln angekommen und Gräfin beobachtete mit gespitzten Ohren die anderen Pferde auf der Koppel. Ich öffnete für Alec das Koppeltor, sodass er die Stute hineinführen konnte.
      “Achtung Jace, die Minis”, versuchte Alec mich noch zu warnen, doch da waren die Ponys schon durch das Tor geschlüpft.
      “Machen die das immer?”, fragte ich ein wenig erstaunt und sah den beiden Miniponys hinterher. Alec blieb dabei ganz entspannt und stellte derweil die Warmblutstute auf die Wiese.
      “Ja, kommt schon mal vor. Die beiden haben einfach nur Unsinn im Kopf”, antwortete Alec nur schulterzuckend und schloss das Koppeltor. “Na, dann suchen wir mal die beiden, die sind bestimmt wieder in der Futterkammer.” Ich folgte meinen Kumpel zurück in den Stall, wo die beiden Ponys gerade die Stallgasse herunter trabten.
      “Wofür habt ihr die beiden eigentlich?”, fragte ich, während wir den Ponys folgten. Die beiden erreichen nun langsam das Ende der Stallgasse und wurden langsamer.
      “Na kommt her ihr zwei”, lockte Alec die Stuten. Daraufhin drehten sie sich tatsächlich um und kamen näher.
      “Wir haben sie einfach so. Gerade Magnus hat einen Narren an den beiden gefressen. Er nimmt sie gerne mit zum Ausreiten mit oder so”, erzählte Alec und griff nach dem Halfter der kleinen Fuchsscheckstute, die nun vor ihm stand. Ich griff nach dem Halfter der anderen Stute, die auch so gleich zu schmusen versuchte.
      “Habt ihr schon mal überlegt die beiden zu fahren, dann haben sie vielleicht weniger Unsinn im Kopf”, schlug ich vor und griff nach einem Strick, der vor einer der Boxen hing.
      “Nein, daran habe ich bisher nicht gedachte, aber das wäre sicherlich mal einen Versuch wert. Da wäre nur das Problem, dass sich außer Allister niemand damit auskennt und der ist schon beschäftigt genug mit seinem Tory.”
      “Weißt du was, ich komm nächste Woche mal vorbei und schau mir die beiden mal an, vielleicht kann man mit den beiden ja was anfangen. Aber ich komme nur, wenn du mir dafür bei meiner Kür hilfst.” Auch Alec hatte mittlerweile einen Strick in das Halfter der Ministute eingehängt und so konnten wir zurück zu Koppel gehen.
      “Na gut. Ich helfe dir, aber du wirst allein damit anfangen müssen oder noch ein wenig hierbleiben. Ich habe hier nämlich noch zu tun und du hast doch sicher auch noch ein paar Pferde zu bewegen. Ich kann kaum glauben, dass du schon fertig bist mit der Arbeit”, antwortete Alec mit einem Blick auf die Uhr.
      “Ja, da hast du recht. Ich bin zwar schnell, aber so schnell auch wieder nicht. Also kommst du dann heute Abend vorbei?”, fragte ich und wir stellten die beiden Miniponys wieder auf die Koppel, wo sie direkt davon flitzten.
      “Ja, denke schon, aber ich werde noch mal anrufen und dir Bescheid sagen, wann ich komme. Aber jetzt lass uns doch mal dein kleiner Solist holen”, erinnerte mich Alec wieder an den Grund für mein Kommen. Ich hatte schon ganz vergessen wie entspannt ich in der Gegenwart meines Kumpels war. Manchmal vermisste ich die Zeit in New York, wie wir gemeinsam um die Häuser zogen. Kaum zu glauben, wie man von New York mitten in der Einöde landete.
      “Alec wir sollten uns öfter sehen”, verkündete ich.
      “Wie kommst du denn jetzt da drauf?”, fragte Alec amüsiert.
      “Ich dachte gerade an New York. An die Zeit als wir noch jung waren, also so richtig jung meine ich”, teilte ich meine Gedanken mit ihm.
      “Ja, New York, das waren Zeiten. Aber Jace, du weißt schon, dass du einen Club hier vergeblich suchen wirst, oder?”, scherzte er.
      “Ja, aber ich rede auch nicht vom Feier gehen an sich, mir geht es viel eher um unsere Freundschaft, wir sehen uns viel zu selten.” Mittlerweile waren wir an den Hengstkoppeln angekommen. In etwas Entfernung konnte ich die Pferde grasen sehen. Ich konnte Alec Hengst Chocolate Churro entdecken und gleich daneben graste das Pferd von Magnus. Zwischen Churro und einem kompakten Fuchsschecken stand ein heller, schlaksiger Junghengst. Sein helles Fell glänzte in der Sonne und die zweifarbige Mähne fiel ihm in leichten Wellen über den Hals.
      “Wow, er ist echt groß geworden”, sagte ich staunend zu Alec.
      “Ja, er ist schon fast so groß wie Churro. Und ein unglaublich kluger kleiner Kerl hast du da”, stimmte Alec mir zu.
      “Ich hoffe vor allem, dass er genauso talentiert ist, wie hübsch. Auf ihn wartet eine große Karriere, wenn er mal so weit ist”, sagte ich mir ein wenig Stolz in meiner Stimme zu ihm.
      “Selbst, wenn er nur halb so begabt ist, wie seine Mama hast du ein spitzes Pferd und jetzt hole ihn endlich. So wie ich dich kenne, ist dir nicht einfach so eingefallen ihn jetzt abzuholen, da steckt doch sicher wieder irgendeine von deinen Wetten hinter.” Ein Grinsen trat auf in seinem Gesicht.
      “Sag mal, warst du heute Morgen dabei?”, scherzte ich. “Du hast nämlich recht. Jayden, Lina und Samu sind mir nämlich so sehr damit auf die Nerven gegangen, ich würde Solo verstecken, da habe ich beschlossen ich hole ihn jetzt.”
      “Ahh, ganz der Jace den ich kenne, muss sich ständig beweisen.” Alec lachte herzhaft. “Und jetzt los, hol dein Pferd”, fügte er hinzu und drückte mir ein Halfter in die Hand.
      “Klingt fast so als wolltest du mich loswerden”, erweiterte ich empört ging aber trotzdem mit dem Halfter auf die Pferde zu.
      “Na, Kleiner kennst du mich noch?”, freundlich hielt ich dem Falben die Hand hin. Neugierig schnupperte der Hengst an mir. Nach einer ausgiebigen Inspizierung durch Solist streife ich ihm das Halfter über den Kopf.
      “Mein Gott hast du viel Mähne bekommen”, staunte ich nicht schlecht als Schopf und Mähen auseinander sortierte. Mit dem Junghengst am Strick kehrte ich zu Alec zurück, der bereits am Tor wartete.
      “Mein Gott warum hat er denn auch so viel Mähne, ich glaube die muss ab”, beschwerte ich mich bei ihm.
      “Oh mach das bitte nicht. Die letzte Mähne, die du geschnitten hast, sah einfach nur schlimm aus. Außerdem was machst du denn schon mit ihm, er wird doch sicher wieder auf die Koppel kommen, da kann er seine Mähne doch wohl behalten”, brachte Alec als Einwand.
      “Na gut, da hast du recht, vielleicht sollte ich das lieber lassen”, gab ich zu. Alec hatte irgendwo recht, die letzte Mähne sie ich geschnitten hatte, war nicht allzu ansehnlich gewesen. Auf dem Weg zu Hänger fiel mir wieder die Frage ein, die ich Alec noch stellen wollte: “Sag mal Alec, was ist eigentlich mit Ahvani, macht die auch diesen komischen Tölt wie ihr Vater?”
      “Ja, Ahvani töltet ganz ausgiebig, das macht sie meisten sogar lieber als Trab, aber daran ist doch nichts komisch”, sagte Alec amüsiert.
      “Na, ich weiß nicht. Ich finde diese Gangart äußerst suspekt.” Inzwischen waren wir am Hänger angekommen und Alec war so freundlich die Klappe zu öffnen.
      “Meinst du er wird darauf gehen?”, fragte ich meinen Kumpel als mir einfiel, dass vermutlich niemand das mit ihm geübt hatte.
      “Wirst du doch gleichsehen”, antwortete er nur geheimnisvoll. Langsam führte ich den Falbhengst an die Rampe heran. Brav folgte er mir auch als ich weiterging. Wow, so problemlos hatte ich wohl noch kein einziges Jungpferd verladen.
      “Warum kann er das so gut?”, rief ich Alec aus dem inneren des Hänger entgegen.
      “Na, weil ich das mit ihm geübt habe, du Dummkopf. Mir war schon klar, dass du ihn irgendwann wieder mitnehmen wirst”, antwortete er und verschloss die Stange hinter Solist.
      “Oh cool, kann er denn noch irgendwas?”, fragte ich nach und kletterte wieder aus dem Hänger.
      “Er kann alles, was ein Pferd in seinem Alter können muss und ich muss schon sagen, er ist echt ein kleiner Streber, ganz im Gegensatz zu seinem Besitzer”, triezt er mich.
      “Ey, so schlecht war ich jetzt auch nicht in der Schule”, protestierte ich.
      “Ja, in ausgewählten Fächer warst du gut, stimmt.” ich schloss die Hängerklappe und sah dann noch einmal nach Solist. Er stand ruhig im Hänger und knabberte an seinem Heunetz.
      “Na, wenn du so charmant heute bist, freue ich mich ja so richtig dich heute Abend noch einmal zu sehen”, erweiterte ich seine Sticheleien. “Also dann mach ich mich mal auf den Weg”, verabschiedete ich mich und umarmte meinen Kumpel freundschaftlich. “Wir sehen uns dann heute Abend”, verabschiedete auch Alec sich. Ich stieg in mein Auto und mit Solist im Hänger machte ich mich auf den Rückweg.
      Nach 1 ½ Stunden fahrt, auf denen sich Solist ausgezeichnet benommen hat, ist Jace auch wieder auf dem WHC angekommen.

      Lina
      Ich hatte gerade Divine nach dem Training wieder auf die Koppel gebracht und entdeckte Samu im Innenhof, der sich dort wohl gerade für eine Pause niedergelassen hatte.
      “Ist das etwas eine kalte Wasserflasche, die du dahast?”, fragte ich und setzte mich dazu.
      “Ja ist es und mich beschleicht das Gefühl, das du die gerne haben möchtest. Ich habe das Gefühl heute hast du es eindeutig auf meine Getränke abgesehen”, scherzte er und reichte mir die Flasche. Gierig nahm ich einen großen Schluck. Bei den Temperaturen, die heute schon wieder herrschen, war ein kaltes Getränk Gold Wert.
      “Eigentlich ist mir das egal wem das Getränk gehört, Hauptsache es ist kalt”, antwortete ich ihm, als mein erster Durst gestillt war. Ein Motorengeräusch ließ mich aufhorchen.
      “Ach, schau mal wer auch wieder auftaucht. Was glaubst du, hat er sein Pferd auch wirklich dabei?”, scherzte Samu sogleich. Seine Frage beantworte sich praktisch von selbst, denn aus dem Anhänger kam ein aufgeregtes Wiehern, welches auch gleich für irgendwo beantwortet wurde.
      “Ich glaube, das heißt ja”, antwortete ich lachend. Es dauerte noch einen kurzen Moment bis der Motor ausging und sich die Tür des Autos öffnete.
      “Es ist immer noch so warm hier draußen”, beschwerte sich Jace, während er ausstieg.
      “Na, das ist mal wieder typisch. Kaum angekommen schon gibt es Beschwerden”, kommentierte ich.
      “Ah, was ein großartiges Empfangskomitee, das geht aber netter. Was macht ihr zwei eigentlich da, müsst ihr nicht Arbeiten oder so?”, fragte Jace.
      “Im Gegensatz zu dir haben wir schon gearbeitet, du hast immerhin ziemlich lange gebraucht”, beantworte Samu seine Frage.
      “Ja, ich musste noch bestaunen, was Alec aus dem Hof gemacht hat. Das sieht doch immerhin aus wie einen komplett neuen Hof”, berichtete Jace von seinem Ausflug.
      “Aber jetzt zeig uns doch mal endlich dein Pferd, oder hast du das doch dagelassen”, forderte ich ihn neugierig auf.
      “Nein, natürlich habe ich ihn nicht dagelassen. Schaut!”, antworte Jace und öffnete die kleine Tür am Hänger. Neugierig schaute dort ein heller Kopf mit einer hübschen Blesse heraus.
      “Ihr kennt ihn ja bereits, auch wenn er noch deutlich kleiner war als er das letzte Mal hier war. Aber einer von euch beiden könnte sich dann jetzt mal nützlich machen und mir beim Ausladen helfen”, rief er uns zu.
      “Ah, bei einem so hübschen Kerlchen helfe ich doch gerne”, rief ich begeistert und stand auf.
      “Dann klettre mal rein”, forderte Jace mich auf und reicht mir seine Hand, damit ich leichter hineinsteigen konnte.
      “Danke”, sagte ich und ließ mir von ihm in den Hänger helfen. Im Hänger kam mir auch gleich eine neugierige Schnauze entgegen. Natürlich fand diese Schnauze auch direkt die Hosentasche mit den Leckerlis. “Tervetuloa takaisin Solist”, sprach ich zu dem Falbhengst und steckte ihm ein Leckerbissen in die Schnauze. Zwischenzeitlich hatte Jace nun auch die Hängerklappe geöffnet.
      “Lina, wenn du so weit bist, könnt ihr zwei aussteigen”, reif Jace mir von draußen zu. Mit einem sanften Zug löste ich den Strick, mit dem der Hengst angebunden war.
      “Na, dann wollen wir mal aussteigen, hübscher.” Langsam ließ ich den Hengst ein paar Schritte rückwärts treten und schlüpfte unter der vorderen Stange hindurch. Brav ging das junge Pferd Schritt für Schritt die Rampe hinunter, bis er schließlich auf dem Hof stand. “Braaav”, lobte ich den Falben und klopfte ihm den Hals.
      “Der kleine ist definitiv echt hübsch geworden”, sagte Samu anerkennend, der inzwischen auch neben dem Hänger stand. Ich betrachtete den Hengst, der neben mir stand und neugierig die Umgebung beobachtete. Obwohl er jetzt erst ungefähr 1 ½ Jahre alt sein müsste, war er schon recht groß. Sein helles Fell glänzte in der Sonne und die Mähne lag im lang auf dem Hals.
      “Also bei der Mama ist das auch kein Wunder, der, na ja nun mehr nicht mehr so, kleine war schon immer hübsch”, fügte ich zu Samu Kommentar hinzu.
      “Danke für deine Hilfe”, bedanke sich Jace und nahm mir den Führstrick aus der Hand. “Meint ihr, der Platz ist frei? Dann kann der Kleine sich erst einmal ein wenig austoben”, fragte Jace und strich Solist über die Mähne.
      “Keine Ahnung. Da wirst du nachsehen müssen”, antworte Samu schulterzuckend. Schritte kamen näher zu uns und drehte mich um. Niklas stand da mit einer Kochschürze und im ersten Moment sah es aus, als trüge er nichts darunter. Jedoch unpassender Weise Reitstiefel dazu.
      “Hej ihr drei, Hunger?”, fragte er freundlich.
      “Wo du es so erwähnst, ja! Was gibt es denn?”, antworte Samu. An seinem lächeln konnte ich erkennen, dass er Niklas Outfit offenbar ziemlich lustig fand.
      “Einen kalten Kartoffelsalat mit warmem Reh dazu. Es genug für euch alle da”, lud er uns ein. Wie Niklas so beschrieb, was er gekocht hatte, begann sich mein Bauch zu melden. “Oh, das klingt unheimlich lecker. Da bekomme ich gleich richtig Hunger”, sagte ich begeistert.
      “Wir haben alles aufgebaut und warten auf euch. Normalerweise hätte ich es mit Elch oder Rentier gemacht und noch Camembert hinzugefügt, also experimentell heute”, erzählte Niklas offen weiter und schien wie ausgewechselt. Ohne auf eine Antwort zu warten, lief er zurück. Bis auf eine Unterhose trug er wirklich nichts unter der Schürze. Während Niklas davon schlenderte, faselte er weiter, schien nicht zu erwarten, dass jemand zuhörte.
      “Was ist denn bitte mit dem los? Hat der irgendwie zu viel Sonne abgekriegt?”, murmelte Jace verständnislos vor sich und sah Niklas mit einem irritierten Blick hinterher.
      “Keine Ahnung, ich weiß nur, dass du dein Pferd da jetzt bald bewegen solltest, weil ich jetzt sonst gleich verhungere”, antwortete ich Jace.
      “So hungrig kannst du ja noch nicht sein, wenn du noch so wissbegierig auf das Pferd sein kannst”, stichelte Samu. Allerdings wusste ich, dass er mindestens genauso neugierig war wie ich. Jace hatte sich tatsächlich schon in Bewegung gesetzt. Auch wenn Solist noch ein wenig schlaksig war, ließ sich bereits eine gewisse Anmut in seinem Gang erkennen. Der Reitplatz war tatsächlich leer, was sicherlich auch der Mittagshitze zu verdanken war. Kaum hatte Jace den Hengst freigelassen, trabte er auch schon los. Solist trabe erst eine Runde in einem eindrucksvollen Trab am Zaun entlang, selten hatte ich ein Pferd seine Füße so hochheben sehen.
      “Die Füße bekommt er schon mal hoch, wobei das ziemlich lustig aussieht”, merkte Samu an. Kurz blieb Solist vor dem kleinen Zäunchen, welches das Dressurviereck abgrenzte, stehen, um kurz darauf einen riesigen Satz darüberzumachen.
      “Was geht denn hier ab? Und warum wurde ich nicht eingeladen?”, kam Milena an und wackelte aktiv zu uns. Sie führte sich, als gehöre sie zu uns.
      “Die zwei da bewundern meinen kleinen Solist”, brüste Jace sich sogleich, wobei er das meinen besonders betonte.
      “Na da macht er sich seinen Namen zumindest allen Ehren und passt auch ziemlich gut zu dir”, antwortete sie und stellte sich zu uns.
      “Danke dir, er war auch schon als Fohlen immer so, dass er alle Aufmerksamkeit auf sich zog, deshalb habe ich ihn ausgewählt”, erklärte er Milena stolz. Jace genoss die Aufmerksamkeit, die ihm und seinem Pferd zuteilwurde, sichtlich. Solist galoppierte ein paar Meter, bevor er wieder langsamer wurde. Mit der Nase auf dem Boden lief er im Schritt über den Sand und schien eine geeignete Stelle zu suchen, um sich zu wälzen. Scheinbar wurde er nicht fündig, denn statt sich auf den Boden zu werfen, kam er zu uns an den Zaun.
      “Na dann beeilt euch mal mit dem Hübschen, Niklas wartet sicher nicht ewig auf uns”, verabschiedete sie sich und verschwand ebenfalls.
      “Ich für meinen Teil habe genug gesehen, ich habe jetzt Hunger”, verkündete ich und wandte mich auch zum Gehen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Samu mir folgte.
      “Dann geht ihr zwei schon mal vor. Ich bringe ihn hier noch weg und komme dann auch”, rief uns Jace noch hinterher.

      Niklas
      “Und wie genau kamst du an diese Zutaten? Im Kühlschrank hatten wir nichts mehr oder überhaupt irgendjemand”, erkundigte sich Ju, der sich dazu entschloss wieder netter zu sein. Eine Entschuldigung verließ seinen Mund bisher nicht, was man ihm schwerlich verdenken konnte. In all den Jahren gab es mehrere Streite, die ich an der Hand abzählen könnte, doch dass er nicht einmal seinen Standpunkt darlegte, war neu für mich. Umso mehr freute ich mich, dass Ju wieder gut auf mich zu sprechen war.
      “Lätt. Jag red med Smoothie till affären och köpte allt som behövdes”, erklärte ich ihm und briet die klein geschnittenen Rehschenkelstücken in der Pfanne an. Zustimmend nickte Ju. Einige Minuten später brachte er alles Wichtige zur befestigten Feuerstelle, an der wir sonst auch immer saßen.
      ”Har du inte övat dressyr?”, fragte Ju, als er wieder hineintrat.
      ”Självklart”, antworte ich konzentriert. Die letzte Portion brutzelte noch. Es benötigte ein gewisses Gefühl, damit es von allen Seiten gleichmäßig gebraten war, ohne zäh zu werden oder verkohlt zu sein. Normalerweise gab es zu Hause Wild nur, wenn ich mit Vater jagen war. In Kanada wäre es mir zu kompliziert die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um ein Reh zu schießen. Im Laden fand ich in der Fleischtheke etwas und nun können Teil daran haben.
      Ju holte den mittlerweile kalten Salat aus dem Kühlschrank und ich zog mir ein anderes Outfit an. Während ich meine Sachen durch sah, entschied ich noch unter die Dusche zu hüpfen. Obwohl es seit Tagen ziemlich warm war, erschien es heute besonders unerträglich zu sein, weswegen ich das Wasser aus dem Duschkopf genoss. Schritte näherten sich, als ich mir ein Shirt überwarf.
      “Kom nu”, scheuchte mich Chris auf. Ich nickte und folgte ihm. Am Tisch hatten sich wirklich viele Leute versammelt.
      “Jag går till Lina”, flüsterte ich ihm zu. Sein allseits bekanntes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und er ging zu Ju, der mit Linh und Milena an einem Tisch saß. Mein Herz pochte, als ich zu Lina schaute. Samu saß bei ihr und Jace hatten sie offenbar auf der kurzen Strecke verloren, mein Glück. Obwohl ich mir alle Mühe gab, ihm das Leben nicht noch schwerer zu machen, doch ich spürte die negative Energie, die er ausstrahlte, wenn ich dazu kam. Beiden sahen so aus, als könnten sie ein Kaffee gebrauchen.
      “Ska jag göra en espresso?”, fragte ich freundlich und stellte mich zu ihnen.
      “Ja da ich für ein Nickerchen wohl nicht die Zeit habe, wäre so ein wenig Koffein sicher ganz gut”, antworte Lina auf meine Frage.
      “Das du noch mal zu Kaffeetrinker wirst, hätte ich nicht gedacht”, scherzte Samu. “Ich würde auch einen nehmen”, schloss er sich dann Linas Antwort an.
      “So viel noch zu tun heute? Ich könnte da helfen. Aber dann gehe ich mal für jeden eine Tasse holen”, sagte ich und verschwand. Eine Antwort bekam ich ist erst einige Minuten später, als ich die kleinen Heißgetränke brachte. Dann setzte ich mich dazu. Das große Fressen eröffnete ich kurz und bündig.
      “Naja an der Menge bin ich zu einem gewissen Teil selbst schuld, eigentlich ist Ivy schon bewegt, aber ich wollte mit ihm noch mal zu Fluss runter, weil er so gerne badet und dann muss ich noch Nathy bewegen und die Koppeln muss ich auch noch abäppeln. Wenn du helfen willst, gerne, aber musst du nicht, es gibt sicherlich spannenderes als das”, erklärte Lina.
      “Ach, nicht alles muss spannend sein, aber du reichst mir vollkommen”, schmunzelte ich und schob mir eine Gabel voll mit Salat in den Mund. Dann fragte ich: “Macht ihr nachher mit beim Springen auf dem Geländeplatz?”
      Da Lina gerade noch kaute, antwortete Samu zuerst: “Ja, man hat schließlich nicht alle Tage so geniale Trainer wie eure zu Gast.”
      “Zum Glück muss das Pferd springen und nicht ich, das sollte ich gerade noch so schaffen, denke ich. Das ist übrigens echt lecker, könnte ich mich dran gewöhnen”, antwortete dann auch Lina und steckte sich gleich eine weitere Gabel Salat in den Mund.
      “Freut euch nicht zu früh, heute werde ich auch mit als Trainer zur Verfügung. Und gewöhne dich lieber nicht dran. Du könntest natürlich auch mit bei uns wohnen, aber ich glaube nicht, dass Vater darüber so erfreut wäre und entspannt, wäre es sicher auch nicht”, sagte ich zu ihr freute mich über das Kompliment.
      “Wer weiß, vielleicht lernt es sich von dir noch viel besser”, sagte sie lächelnd. “Ich vermute mal, die wenigsten Väter wäre da so begeistert. Vielleicht auch besser, wenn ich mich nicht an so leckeres Zeug gewöhne, sonst kann ich mich nicht mehr allein ernähren”, schob sie noch ein.
      “Ach doch, Chris oder Ju sein Vater würden sich freuen, wenn plötzlich eine nette und hübsche junge Dame einzieht. Aber solang man Vater keine ordentlichen Abstammungspapiere nachweisen kann, wird es ohnehin schwierig”, lachte ich und freute mich über die Anspielung.
      “Na, wenn das so ist, solltest du wohl eher mein Pferd mitnehmen”, scherzte sie munter.
      “Lieber nicht, der hat zu viel gekostet, um auf dem Teller zu landen. Aber jetzt Spaß beiseite, wir müssen heute Abend noch etwas besprechen”, erklärte ich Lina zunehmend ernster.
      “Okay”, antwortete sie irritiert. “Sollte ich mir deshalb Sorgen machen?”
      “Ich denke über ein Kind nach und brauche deine Hilfe nachher”, brachte ich beide zur Kenntnis, denn alles wollte ich nicht direkt verraten.
      Samu blickte ein wenig verwirrt zwischen uns beiden her und man konnte förmlich die Fragezeichen über seinem Kopf schweben sehen.
      “Sanoiko hän lapsi?”, fragte er Lina und der Ausdruck in seinem Gesicht wechselte von verwirrt zu besorgt und wieder zu verwirrt.
      “Kyllä, ja ennen kuin kysyt, en tiedä, myös mistä hän puhuu, Mutta saan pian tietää”, antworte Lina ihm. Ihre Antwort schien ihn nicht wirklich zu beruhigen, denn statt verwirrt sah er nun ein wenig misstrauisch aus.
      “Mein Pferd soll Mutter werden, nicht Lina”, klärte ich ihn auf. Was dachte er nur von mir? Wenn es anderes wäre, würde ich das vor allem nicht vor ihm mit ihr besprechen wollen.
      “Dann ist doch gut”, entgegnete er, aber das Misstrauen war offensichtlich noch nicht ganz verschwunden denn er aß nur zögerlich seinen Salat weiter.
      Lina hingegen schien viel mehr begeistert: “Für Pferdekinder bin ich immer zu haben, vor allem wenn sie dann auch noch so eine hübsche Mama haben sollen.”
      “Dazu aber erst später mehr, Ju will sicher nicht allein sauber machen”, erklärte ich ihr und nahm ihre Teller mit.

      Bis auf Vriska, erfreuten sich alle am Essen und eine Siesta abhielten. Sie saß allein im Zimmer, dachte über Zukunft nach und verfiel erneut in einen Teufelskreis des Selbstmitleids. Auch die Gefühlsachterbahn mit Niklas machte ihr deutlich mehr zu schaffen, als sie sich erhoffte. Er verschwendete bei der Arbeit mit Lina keinen Gedanken an Vriska, denn ganz das Gegenteil. Durch die große innerliche Wunde, die sie wieder aufriss, verlor er den Glauben an sie und widmete sich einer weniger toxischen Person. Der frühe Abend setzte ein, die Temperaturen wurden niedriger und die meisten bereiteten sich auf das Springen auf dem Geländeplatz vor. Niklas wurde als zusätzlicher Trainer herangezogen, da er kein Pferd zur Verfügung hatte. Feste Gruppen wurden nicht eingeteilt, stattdessen konnte jeder kommen und gehen, wie er wollte. Lina, Samu und Jayden ritten ihre Pferde bereits warm. Die wenigen vom Team machten ihre Pferde noch fertig.

      Vriska
      “Ich bin wirklich erstaunt, dass du bei dem Training mit machst”, lobte mich Chris, der seinen Wallach bereits fertig hatte. Ich für meinen Teil kämpfte noch immer mit den Gamaschen, die eigentlich sehr simpel zu befestigen waren. Ungeduldig riss der große Typ sie aus meiner Hand und machte die Gamaschen an den Beinen meines Hengstes fest.
      „So gute Gamaschen und du schaffst es nicht, sie an deinem Pferd zu befestigen.“ Chris klang genervt, drückte mir meinen Helm in die Hand und verließ den Stall.
      “Danke?” Vermutlich wäre das die einzig angebrachte Antwort und wir liefen zum Platz. Glymur trottete müde neben mir her, denn das Training in der Dressur hatte uns beiden ziemlich viel Kraft gekostet. Die Entscheidung heute noch zu springen, traf ich vermutlich unterbewusst, denn als ich Lina mit Niklas so beschäftigt betrachtete, wurde es mir wacklig um die Beine.
      “Benötigst du Hilfe, oder schaffst du es allein?”, bot Chris mir an, als ich den Sattel festzog. Ich verneinte und stieg selbstständig auf mein Pferd auf. Jenni hätte ich dich heute anrufen sollen, dachte ich im Stillen, während Glymur im Schritt entspannt seinen Kopf senkte und schnaubte. Vielleicht war ich wieder mal sehr voreilig in meinen Entscheidungen, genau wie mein Umzug vor einigen Jahren zu Eva, meiner Tante. Tief in mir sehnte ich mich nach der alten Zeit in Deutschland und der Freiheit, die ich damals genoss. Der Tag lief geregelter ab und die Vorfreude am Nachmittag mit dem Fahrrad zu fahren, fühlte sich besser an, als am Morgen früh aufzustehen und an nichts anderes zu denken als ‚Wann beginnt das Frühstück und wann kann ich endlich mal sitzen‘. Es fehlte mir, dass meine Familie wollte, dass etwas aus mir wird und ich mir Gedanken darüber machen sollte, was ich studieren will oder doch lieber eine Ausbildung. Schlussendlich endete es mit einem abgesprochenen Physikstudium und einer miserablen Ausbildung zum Pferdewirt ohne wahrhaftigen Perspektiven.
      “Vriska, hörst du mir überhaupt zu?”, ermahnte mich Frau Wallin. An ihrem Ton entnahm ich, dass schon mehrfach versuchte mit mir zu kommunizieren.
      “Jetzt, ja”, antwortete ich verwirrt und prüfte meinen Sitz, mit dem gleichsam alles stimmte.
      “Du sollst dich mehr auf dein Pferd konzentrieren und nicht in den Gedanken verlieren”, erinnert sie mich. Glymur stolperte derweil fröhlich vor sich hin. Sein Kopf streckte er zum Boden wurde immer schneller, bis ich ihn langsam zurückholte und mit einigen Übungen mehr auf die Hinterhand brachte. Ich schaffte es jedoch nicht einen klaren Gedanken zu fassen und klammerte mich an alten Zeiten fest, die lange zurücklagen und keinen großen Einfluss mehr haben können auf die Zukunft.
      Mein Pony hatte ich genügend aufgewärmt, um den ersten Sprung in Angriff zu nehmen. Die Steigbügel kürzte ich mithilfe meiner Trainerin und galoppierte Glymur auf der rechten Hand auf dem Zirkel an. Vor uns lag ein Baumstamm, den ich auf der Geraden ansteuerte und sprang. Ich merkte, dass sich mein Körper zu früh aus dem Sattel erhob, doch mein Hengst entschied selbstständig später abzuspringen und bei der Landung plumpste ich unsanft in den Sattel.
      „Wenn du so weiter machst, hat dein Pferd bald keinen Rücken mehr“, ermahnte mich Niklas direkt, der mehrere Meter entfernt stand. Genervt schnaufte, ich trabte mit Glymur weiter. Auf einem Zirkel galoppierte ich erneut an und wiederholte den Sprung. Diesmal konzentrierte ich mich besser, sowohl Absprung als auch die Landung waren leichter und koordiniert. Wen wollte ich etwas beweisen? Mir oder Niklas? Egal, zufrieden galoppierte weiter und wechselte mit einem einfachen Galoppwechsel die Hand. Ich blickte fokussiert zum Trapez, das sicher einen Meter hoch war. Glymur wurde schneller und kurz vor dem Hindernis regulierte ich sein Tempo, um ihn besser zu kontrollieren. Gezielt sprang er hab und ich schloss meine Augen, denn sollte ich wieder einmal fallen, würde ich es nicht mitbekommen. So mein Gedanke, doch wir landeten grazil am Boden und galoppierten weiter. Erfreut klopfte ich seinen Hals und parierte einige Meter weiter in den Schritt durch.
      “Offenbar verstehst du nur, wenn man dich beleidigt”, grinste Niklas schelmisch. Ich freute mich, dass er wieder mit mir sprach, doch Lina schien es nicht zu gefallen. Stechende Blicke warf sie mir zu, als sie mit Nathy über den Zaun mit Busch sprang. Die Tage hinwegwuchsen sie extrem gut zusammen und von Stunde zu Stunde verbesserte Lina sich im Sattel. Was anfangs beim Springen noch sehr gezwungen wirkte, machte sie nun wie aus dem Handgelenk. Statt ihm eine Antwort zu geben, schaute ich immer wieder zur Einfahrt, die man vom Platz aus gut im Blick hatte.
      „Da gibt es doch nichts Spannendes zu sehen“, kam Ju angeritten.
      „Doch, einen Weg“, sagte ich knapp und richtete meinen Kopf wieder auf den Platz. Es ich Niklas Stimme wieder vernahm, rollte ich mit den Augen, auch wenn es nicht an mich gerichtet war.
      „Du tust gerade zu, als wäre es der schlechteste Mensch auf der Welt“, kommentierte es Ju und ritt weiter im Schritt neben mir.
      „Und du tust so, als wäre plötzlich alles in Ordnung“, rollte ich wieder mit den Augen und trabte mit Glymur davon. Es fehlte mir gerade noch, dass er mit der Moralkeule um sich schwang, nur weil wir vorhin uns aussprachen.
      „Was denn mit ihr los?“, hörte ich Chris fragen.
      „Die bekommt bestimmt ihre Tage“, stempelte Ju mich ab und trabte Amy an. Für mich waren damit die Typen das letzte, was ich sehen und hören wollte. Im Galopp entfernte ich mich deutlich von der Gruppe, denn der Geländeplatz war weitläufig und brachte mir den nötigen Abstand. Abstand, den ich gerade gut gebrauchen konnte, um den Kopf freizubekommen. Im gestreckten Galopp trieb ich meinen Hengst voran, der auch gefallen daran fand, die letzte vorhandene Kraft herauszulassen. Ich fühlte mich frei und nichts vernebelte mir mehr den Kopf. Der warme Wind umschloss uns und ließen alles hinter uns. Nach einer Weile erreichten wir das Ende des Platzes, was durch einen sehr großen Zaun deutlich wurde. Es befand sich eine Art Tor in ihm, das mit Litze geschlossen war. Dort entlang mussten sich noch weitere Sprünge befinden, die ich jedoch nicht entdecken wollte. Ohne Aufsicht der Trainer wollte ich mich nicht auf die Reise machen, noch nach dem Unfall.
      „Hier sind wir ungestört“, sagte ich zu meinem Hengst, der schnell atmete und gierig am Gras zupfte.
      „Einerseits hoffe ich, dass er es heute nicht mehr schafft“, begann ich meine Gedanken laut auszusprechen.
      „Andererseits bleibt nicht mehr viel Zeit in Kanada und wer weiß, vielleicht ist er genau das, was ich benötige, um Abstand von dem ganzen zu bekommen“, erzählte ich meinem Pferd, dass noch immer seinen Kopf im Gras hatte.

      Samu
      Sally sprang heute konzentriert und war mal wieder mit viel Freude dabei. Jace, der mit Alec und ein paar anderen Menschen am Zaun stand, sah mäßig begeistert aus. Offenbar fand er die Tatsache, dass Niklas heute den Trainer machte, nicht wirklich gut, vor allem Linas Anwesenheit auf dem Platz spielt dabei sicher eine Rolle. Da Alec da war, muss man sich immerhin keine Sorgen darüber machen, dass Jace irgendwelche Dummheiten anstellen würde. Ich für meinen Teil bin mir noch nicht so ganz sicher was ich von Niklas halten soll. Lina hatte heute Nachmittag ziemlich glücklich ausgesehen, obwohl sie bei sengender Hitze die Koppel abäppelten. Das freut mich auch für sie, aber Niklas Stimmungen schienen gefühlt jeden Tag zu ändern und ich bin mir nicht sicher, wohin das noch führen wird.
      Doch statt weiter darüber nachzudenken, konzentrierte ich mich lieber wieder auf meine Stute. Mit recht hohem Tempo überwand ich die Distanz zu dem Sprung, bevor ich die Fuchsstute zurücknahm. Vor uns lagen mehrere Stufen, die es hinaufzuspringen galt. Aufmerksam sah die Stute in die Richtung des Hindernisses, bevor sie absprang. Der erste Sprung war ein wenig zu weit, weshalb wir bei der zweiten Stufe ein wenig knapp waren, doch Sally schaffte dies auszugleichen. In einem leichten Galopp ritt auf Wall bis zum Ende, bevor ich hinunter trabte. Im Vorbereiten bekam ich ein paar Gesprächsfetzen, des Gespräches zwischen Ju und Vriska mit und es schien kein sonderlich harmonisches Gespräch zu sein. Diese Vermutung bestätigte sich, als Vriska zum anderen Ende des Platzes galoppierte. Ich beschloss ich unauffällig zu folgen, denn irgendwie hatte ich im Gefühl, dass sie jemanden zu reden gebrauchen könnte. Sprung für Sprung näherte ich mich dem anderen Platzende. Sobald ich Vriska und ihrem Pferd näherkam, ließ ich Selection langsamer werden.
      “Hey, was machst du denn ganz allein hier hinten. Alles Okay?”, fragte ich und ließ meine Stute neben dem Isländer stehen bleiben.
      “Eigentlich die Ruhe genießen, aber es ist okay, wenn du hier sein möchtest”, antwortete sie abwesend und strich ihrem Pferd weiter über die Mähne. Einen Moment lang beobachtete ich sie dabei, bevor ich weitersprach: “Ruhe vor denen da vorne? Die scheinen dir das Leben ja nicht gerade einfach machen zu wollen.”
      “Ich werde dazu einen großen Teil mit beitragen, aber ich weiß auch nicht so genau, was mit mir nicht stimmt. Das verwirrt mich alles und dann noch so viele Gefühle auf einmal. Ich trage das nicht”, murmelte sie.
      “Was verwirrt dich, möchtest du darüber reden?”, fragte ich freundlich. Sally schnaubte und begann Gras zu zupfen. Vriska dachte mehrere Minuten nach, bevor sie antwortete.
      “Ich dachte, dass ich ein anderer Mensch werde, wenn ich mit jemandem Schlafe und mich dann irgendwie besser fühle. Vermutlich war die Wahl, die erste Möglichkeit zu nutzen, aber auch nicht beste. Doch jetzt ist alles so kompliziert, ich musste mich so vielen schon erklären und eigentlich will ich nur nicht mehr einsam sein. Und dann ist da noch der Typ, mit dem es irgendwie so unverhofft gut anfängt, dass irgendwas nicht stimmen kann”, erklärte sie schließlich und eine Träne lief die Wange herunter. Ich verspürte sofort das Bedürfnis von meinem Pferd zu steigen und sie in den Arm zu nehmen, so traurig und verloren, wie sie gerade aussah. Ich versuchte meine Worte mit bedacht zu wählen, denn nur ungern wollte ich sie noch trauriger machen, als sie ohnehin schon war. “Weißt du ein anderer Mensch wird man nicht einfach so über Nacht, das ist ein Prozess, eine Entwicklung. Dein erster Schritt mag vielleicht nicht der Beste gewesen sein, aber du hast es jetzt in der Hand was du daraus machst. Und auf dem Gebiet Typen bin ich zwar kein Experte, aber ich finde, du solltest mit ihm reden, sieh, wohin es dich führt.”
      Vriska zögerte und betrachtete das Geschehen am Horizont. Die Leere in Augen füllte sich langsam wieder mit Leben. Lächelnd wischte sie die Tränen aus dem Gesicht und begann zu lachen, vollkommen grundlos, zumindest sah ich keinen.
      “Du hast recht, ich hoffe, er schafft es heute Abend. Hier mitten im Nirgendwo ist man schließlich so was wie gefangen”, sie schmunzelte noch immer und gab mir ein Handzeichen im Schritt wieder loszureiten. Ich musste Sally ein wenig zurückhalten, doch nach ein paar Metern passte sie sich dem Tempo des Isländers an.
      “Ja, da hast du recht. Aber manchmal hat das Nirgendwo auch seine Vorteile, hier gibt es wenigstens sehr viel Ruhe”, antwortete ich. ”Ich bin mir sicher, dein Typ wird es schaffen”, fügte ich zuversichtlich hinzu.
      “Danke für deine Zuversicht. Ich mache mir vermutlich wieder viel zu viele Gedanken, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das was werden könnte. So vom ersten Moment an fühlte ich was, weißt du was ich meine?”, schwärmte sie.
      “Ja, ich verstehe, was du meinst”, antworte ich und strich meiner Stute über den Hals.
      “Wer zuerst wieder bei den Anderen ist?”, fragte Vriska herausfordernd und galoppierte den Kleinen an.
      “Na, dann zeig mal was dein Kleiner darauf hat”, reif ich ihr zu. Ich brauchte Sally nur den Zügel vorgeben und schon sprang die Fuchsstute an. Mit wenigen großen Galoppsprüngen war sie auf einer Höhe mit dem Isländer. Für ein Pferd mit so kurzen Beinen war er ziemlich schnell und er schien sogar noch einmal ein wenig an Geschwindigkeit zuzulegen, dennoch reichte es nicht ganz aus, um mit der Hannoveranerstute mitzuhalten, denn sie kam knapp eine halbe Pferdelänge nach mir bei den anderen an.
      “Respekt, dein Pferdchen hat ganz schön viel Power dafür, dass es so klein ist”, sagte ich anerkennend zu ihr, als sie Glymur neben mir durch parierte.
      “Er ist schon müde und wird sicher gern in sein Bettchen sein”, lachte Vriska außer Atmen und ließ die Zügel locker. Auch der Hengst schnaubte ab und biss mehrfach nach einem Grashalm am Boden.
      “Dann lass uns die beiden wegbringen, die Maus hier hat für heute auch genug getan”, schlug ich vor. Selection schnaubte, wie als wolle sie meine Aussage unterstützen. Vriska nickte nur und begann ihren Hengst abzureiten. Obwohl es inzwischen kühler geworden war, zeichnete sich dennoch ein dunkler Rand unter der Schabracke ab. Ich trieb Sally an und ließ sie am langen Zügeln noch ein wenig um den Platz laufen. Lina war immer noch am Trainieren und so langsam ließ Nathalies Ausdauer sichtbar nach.
      “Lina …”, rief ihr zu, was tatsächlich bewirke, dass sie ihr Pferd durch parierte. Ich ließ Sally bis zu ihr traben und ließ sie neben der Scheckstute wieder in den Schritt fallen.
      “Ist was Samu?”, fragte sie.
      “Du denkst schon daran, dass dein Pferd nicht unendlich viel Energie hat, oder?” wies ich sie indirekt darauf hin, dass sie so langsam zum Ende kommen sollte.
      “Ja, daran denke ich. Ich wollte nur noch den Sprung da ein letztes Mal wiederholen und dann bin ich auch fertig”, erklärte sie mir.
      “Nein Lina. Samu hat recht. Das reicht für heute. Du musst mich nicht weiter beeindrucken, ich sehe schon, dass ihr beide es darauf habt”, mischte sich nun auch Niklas ein.
      “Okay, okay. Hast du gehört Nathy, der Chef hat gesagt wir sind fertig. Hast du gut gemacht, Süße”, sagte sie zu ihrer Stute, ließ die Zügel länger und klopfte der Stute den Hals. Sofort schüttelte Nathalie den Kopf und schnaubte.
      “Ziemlich motiviert heute. Ist heute irgendwie gute Laune Tag?”, fragte ich schmunzelnd.
      “Möglich, vielleicht habe ich auch einfach gelernt, wie man Fotosynthese betreibt, so wie du”, antwortete sie verschmitzt.
      „So jetzt verratet mir aber mal bitte, was ihr da hinten getrieben habt“, kam Chris mit seinem Wallach neugierig an. Vriska ritt uns noch immer stillschweigend nach.
      “Genau das, was wir hier auch gerade tun. Wir haben eine Unterhaltung geführt”, beantwortete ich die Frage.
      “Na dann wird dich sicher nicht interessieren, dass gerade jemand für dich gekommen ist Vriska”, wand er lächelnd ein und zeigte nach drüben zum Zaun. Verwirrt schaute sie sich um, aber blieb mit ihrem Pferd bei uns. Auch mein Blick ging, in die Richtung in die Chris deutete. Tatsächlich stand dort ein junger Mann, den ich hier schon einmal gesehen hatte. Es war der Botschafter, der vor fast einer Woche hier gewesen war. Offensichtlich war das also der Besuch den Vriska noch erwartete.
      “Möchtest du deinen Besuch nicht begrüßen?”, fragte ich Vriska freundlich.
      “Ich weiß nicht, was ich sagen soll, also versuche ich es zufällig wirken zu lassen”, sagte sie unsicher.
      “Du solltest nicht so viel darüber nachdenken, dir wird schon das richtige einfallen”, versuchte ich ihr Zuspruch zu geben.
      “Letztes Mal wurde es schon komisch, deswegen verstecke ich mich noch zwischen euch”, duckte Vriska und drängte sich mit ihrem Pferd zwischen Lina und mich.
      “Du kannst dich gerne noch länger verstecken, aber ich glaube Erik ist klug genug, um zu wissen, dass Pferde keine 8 Beine haben, also wird dein Plan vermutlich nicht funktionieren. Aber wenn es dich beruhigt, wenn es wieder komisch werden sollte, schicke ich dir Samu als Rettung vorbei”, trug nun Lina zu dem Gespräch bei.
      “Nett, dass ich auch gefragt werde, aber wenn ich damit helfen kann, mach ich das gerne. Aber ich glaube, dass du das gar nicht nötig haben wirst, gerettet zu werden”, sagte ich zu ihr.
      “Aber ich sehe schrecklich aus und nach Pferd rieche ich auch, so geht das nicht”, antwortete Vriska noch nervöser und biss auf ihrer Unterlippe herum. Glymur schlug ebenfalls mit seinem Kopf.
      “Dieser Zustand lässt sich ändern. Das Problem liegt nur darin, dass du dann trotzdem vom Reitplatz runtermusst”, meldete sich Lina wieder zu Wort.

      Vriska
      Wieso war er schon hier und warum waren Lina und Samu so nett zu mir, obwohl ich mir nicht mal Mühe gab mein Verhalten zu bessern? Den beiden müsste ich dringend eins unserer Pferde überreichen – Friedensnobelpreis. Aber das ging gerade nicht. Meine Gedanken waren so wirr wie mein Verhalten, aber Chris holte mich zurück.
      „Wollen wir dann zu Stall?“, sagte er und stieg ab von Hammy. Ich nickte und stieg ebenfalls vom Pferd. Lina und Samu taten uns gleich. Im Gespann machten wir uns auf zum Tor und spürte wie meine Knie weicher wurden.
      „Wie lange wolltest du dich noch verstecken?“/, scherzte Erik und schmunzelte. Natürlich hatte er gemerkt, dass ich ihn sah. Doch, bevor ich etwas antworten konnte, half mir Chris und begrüßte ihn.
      „Lange nicht mehr gesehen, du hättest den Tag auch mal länger bleiben können“, sagte er zu ihm.
      „Jetzt bin doch da, außerdem musste ich noch woanders hin“, erklärte Erik und schaute immer wieder zu mir, als wir zum Stall liefen.
      „Dann können wir doch froh sein, dass ihr beiden einen Draht zueinander gefunden habt“, brachte Chris ein und unterhielt sich weiter mit ihm. Ich konnte in der Zeit tief durchatmen, aber schämte mich ein wenig dafür, noch kein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Schließlich war er extra meinetwegen hergekommen. Lina, Samu und Chris liefen in den Stall und ich blieb bei Erik stehen, der abrupt vor dem Gebäude verharrte. Erwartungsvoll schaute er zu mir und mir steckte irgendwas im Halse fest. Kein Wort brachte ich heraus, stattdessen sah ich ihn nur an.
      “Und jetzt schweigen wir uns den ganzen Abend lang an, oder wie stellst du dir das vor?”, fragte Erik.
      “Gute Frage, aber ich freue mich das du da bist”, sagte ich schlussendlich und umarmte ihn fest. Ganz offensichtlich hatte er keinen Pferdeduft an sich, was ich änderte. Freundlich stupste mich Glymur am Rücken an, als ich Erik wieder loslassen wollte.
      “Ich schätze dein Pferd, weiß mehr als ich”, lachte er und trat einige Schritte zurück. Als hätte Glymur uns verstanden, wippte er mit seinem Kopf auf und ab.
      “Kommst du, oder willst du da ewig herumstehen?”, unterbrach und Chris. Er hatte recht und ich ließ Glymur einfach draußen stehen, um von der Box sein Halfter zu holen. Da draußen ebenfalls eine Anbindestange war, band ich ihn dort an. Im Stall war es mir persönlich sowieso zu voll. Erik blieb auf Abstand zu den Pferden und erzählte mir von seinem Arbeitstag. Interessiert, wenn auch unwissend, hörte ich ihm zu, während ich alles von Glymur nahm. In der Box füllte ich das Futter auf, als Chris mich von der Seite ansprach: “Und, wann heiratet ihr?” Perplex blickte ich ihn an und benötigte einen Augenblick, bis ich seine Worte verstand.
      “Wieso sollten wir das tun und vor allem was ginge es dich an?”, fragte ich ihn.
      “Ist doch klar, warum er das wissen möchte, er will zu Hochzeit eingeladen werden”, warf Lina ein, die mit den Gamaschen ihrer Stute in Richtung Sattelkammer unterwegs war.
      “Ich glaube eher, dass er der Trauzeuge sein möchte”, mischte sich nun auch Erik ein, der am Eingang des Stalles stand und lachte.
      “Awkward”, murmelte ich und sonst stillschweigend an allen vorbei, um Glymur ebenfalls die Gamaschen abzunehmen.
      “Das muss dir doch nicht peinlich sein”, versuchte er mich nun wieder zum Lachen zu bringen, doch ich schaute nicht mal zu ihm, sondern versuchte nur so schnell wie möglich mit meinem Pferd fertig zu werden.
      “Es muss dir wirklich nicht peinlich sein, ihr seht gut zusammen aus”, unterstützte Lina seine Aussage und lief mit einer Futterschüssel zurück zu ihrer Stute.
      “Na dann werden wenigstens die Bilder schön, reden muss man schließlich nicht miteinander”, rollte ich mit den Augen und stellte Glymur in die Box. Direkt scheuerte er sich und holte die Salbe, um ihn einzuschmieren.
      “Zumindest über Kinder müsst ihr euch keine Gedanken machen”, sagte Chris und ich schaute verwirrt zu Erik.
      “Chris, du musst immer Spoilern”, beschwerte er sich bei seinem Kumpel.


      © Mohikanerin, Wolfszeit | 98.887 Zeichen

    • Wolfszeit
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      08.12.2021|Wolfszeit
      Ases Maskwamozi| WHC’ Ahvani| Löwenherz| Aldaire| Chocolate Churro| Ermgravin| Lilli vom Hirschberg| Ardehel| BS’ Little Snowwhite

      Anu| Wohlig umfing mich die warme Luft im Stall und ein angenehmer Duft nach Pferd und Stroh lag in der Luft. Gleich aus der ersten Box sah mir der Kopf unseres jüngsten Hofbewohners entgegen. Mittlerweile war das Fohlen ziemlich groß geworden und es fehlten gerade einmal knapp zwei Handbreit, bis sie die Größe ihrer Mama erreichte. Freundlich strich ich Ahvani über die helle Stirn. Ases, die Mutter der Kleinen, interessierte sich recht wenig für mich, mümmelte lieber weiter an ihrem Heu. Zielstrebig lief ich in die Futterkammer, um den Wagen mit dem Frühstück der Tiere zu holen. Wie immer konnte Aldaire es nicht erwarten und trat bereits ungeduldig gegen die Boxenwand. Diesem Pferd sollte man wirklich mal ein paar Manieren beibringen. Churro hingegen wartete brav, bis das Futter im Trog lag. Auch die beiden Tinker waren genügsam und geduldig. Die beiden kleinsten Hofbewohner, Ardehel und Snowwhite drehten aufgeregte Kreise in der für ihre Verhältnisse gigantischen Box. Das niedliche kleine wiehern von Snow hallte von den Wänden wieder als ich die Box mit der Futterschüssel betrat.
      Schnell legte sich die Unruhe im Stall wieder, als alle Pferd zufrieden mit ihren Schnauzen in den Trögen hingen und ihr Frühstück genossen. Dies stand nun auch für mich an, weshalb ich mich wieder ins Haus begab.
    • Wolfszeit
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      04.01.2022|Wolfszeit
      Majestätische Begegnung

      Fanya| Emgravin| Ardehel| BS’ Little Snowwhite| Liliada| Avicii| Lilli vom Hirschberg| Morian| Aldaire| Chocolate Churro| Ases Maskwamozi| WHC’ Avahni

      Leise knirschte der Schnee unter Pferdehufen, ansonsten war alles still. Es schien beinahe so, als schlucke der Schnee, der sich wie eine weißen, glitzernde Decke auf die Landschaft gelegt hatte, jegliche Geräusche schluckte. Tapfer pflügte die fuchsfarbene Freibergerstute durch den brusthohen Schnee. Über Nacht hatte es einiges an Neuschnee gegeben, sodass auf den Flächen die nicht geräumt waren ungefähr einen Meter dreißig Schnee lag, so auch auf den Paddocks, den Ofenställen. Fanya hatte sich mittlerweile bis an den Zaun vorgekämpft und stecke mir, auf der Suche nach einem Leckerbissen ihre Schnauze in meine Richtung. An den Barthaaren hatte sich durch die Atemluft, Eiskristalle gebildet und auch in der kurzen Mähne glitzerte das Eis. Aus meiner Manteltasche holte ich ein Leckerli, welches die erst misstrauisch inspizierte, bevor es schließlich zwischen ihren Lippen verschwand. Durch die Schneise, die die Freibergerdame hinterließ, kämpfte sich nun auch Gräfin hindurch. Eingehüllt in eine warme Decke, war der Schnee auch für das niederländische Warmblut erträglich. Die beiden Minipferde, die normalerweise auch im Offenstall wohnten, mussten schon in den Stall ziehen. Sie hatten kaum eine Chance, sich durch den meterhohen Schnee zu kämpfen, zudem drohte bei der geringen Körpermasse der Tiere die Gefahr, dass sie auch mit Decke schnell auskühlten und das galt zu vermeiden. Auf den kleinen Paddocks, die zu jeder, der geräumigen Box gehörten, hatten die Tiere noch ausreichend Raum trotzdem das kalte Weiß zu genießen. Die Vollblüter zogen allerdings vor sich nicht aus ihre waren Boxen zu bewegen, einzig Avicii und Liliada freuten sich über die weißen Winterlandschaften und fetzten wie Jungpferde über die verschneiten Wiesen. Fanya legte kurz die Ohren an, als Gräfin sich neben sie an den Zaun gesellte. Die Fuchsfarbende Stute war nicht nur extrem eifersüchtig, sondern auch Futterneidisch. Das einzige Pferd, was sie in der näher ihres Heus duldete, war Lilli. Die Tinkerstute ließ sich einfach nicht abschrecken, auch wenn Fanya schon mehrfach in sie reingebissen hatte. Das Knirschen von Schnee, der unter dem Gewicht eines Menschen zusammengedrückt wurde, durchbrach die Ruhe.
      „Hier steckst du also“, ertönte eine vertraute Stimme, bevor sich mir ein Arm um die Taille legte. Ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich in seine warmen Brauen Augen blickte.
      „Guten Morgen, Schatz“, raunte ich ihm zu, bevor sich meine Lippen auf seine senkten. „Warm und weich waren sie und schmeckten noch nach einem Hauch von Kaffee.
      „Du bist schon wach?“, fragte ich, als er sich von mir löste. Ich hatte ihn mit meinen Armen eng umschlugen und sog den warmen Duft auf, der von ihm ausging. Ein Hauch von Röstaromen frischen Kaffees stieg mir in die Nase, durchmischt mit dem herben, würzigen Duft seines Parfüms.
      „Ja, die Katze hat genervt und wollte Futter haben“, antwortete er, „Danach hat sich weiterschlafen auch nicht mehr gelohnt.“ Die kleine graue Katze hatte, Jace vor ein paar Wochen angeschleppt, Lina hatte sie wohl im Sommer begonnen anzufüttern. Seitdem sie nun mit ihrem äußerst attraktiven Freund nach Schweden verschwunden war, hatte der kleine graue Tiger sich einen neuen Futtergeber gesucht. Immer häufiger legte sie sich mit Bubbels an und sorgt für Unfrieden auf dem Hof, weshalb Jace sie hier herbrachte.
      „Was hast du heute vor?“, fragte ich den hübschen Mann in meinen Armen, während meine Hand seinen Hals hinunterglitt und sich in seinem Nacken vergrub. Die Wärme, die von ihm ausging, durchströmte mich.
      „Nicht viel, nur ein Online-Meeting mit dem Kunden heute Nachmittag“, antwortete er lächelnd und strich zärtlich über meinen Handrücken.
      „Wie wär’s mit einem kleinen Schneeausritt?“, schlug ich vor. Nach der intensiven Trainingswoche würde Mo ein Ausritt mal ganz guttun.
      „Das wäre schön“, stimmte er zu „und danach aufwärmen am Kamin?“ Seine Augen funkelten verschmitzt bei den letzten Worten und er zupfte neckisch an dem Reißverschluss meiner Jacke. Als Antwort drücke ich ihm nur einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Magnus presste seinen Körper an mich und schob mir die kalten Finger unter den Pullover. Reflexartig spannten sich die Bauchmuskeln unter dem dünnen Shirt an, was ihn nur dazu verführte weiter darüberzufahren.
      „Das heben wir uns für später auf“, flüsterte ich mit meinen Lippen ganz nah an seinem Ohr und ließ sie sanft über die dünne Haut streichen, bevor ich ihn sanft von mir weg schob.
      „Wie du meinst“, erwiderte Magnus leise und ließ sein Finger langsam unter meiner Jacke hervor gleiten.
      „Komm, lass uns die Pferde holen“, lächelte ich versonnen, verwob seine Finger mit meinen und zog ihn mit mir. Die Hengste standen dicht zusammengedrängt um die Futterraufe und zupften am Heu. Churro hob aufmerksam den Kopf und der Feuerrote Hengst neben ihm setzte sich gemächlich in Bewegung.
      „Aire, komm her“, rief Magnus seinen Hengst zu sich. Langsam erhob der Berber seinen Kopf und trotte Morian mit gespitzten Ohren hinterher. Freundlich brummelnd versenkte der Fuchs seine Schnauze in meiner Manteltasche. Ich nahm das Halfter vom Haken und streifte es dem genüsslich kauenden Hengst über. Auf der Stallgasse beiden wir die beiden an und putzen sie recht schnell, da durch die Decken kaum Dreck im Fell hing. Fertig gesattelt ging es hinaus in die friedliche Winterlandschaft.
      Die Hufe klapperten leise auf dem gepflasterten Hof und aus ihren Nüstern stiegen im Takt ihrer Schritte Atemwölkchen in die kalte Luft auf. Auf den Feldwegen lag der Schnee ein wenig höher als auf dem Vorplatz des Hofes, sodass die Pferde die Beine ordentlich heben mussten, um voranzukommen.
      Vor uns ragte das Wäldchen auf, welches die weitläufigen Flächen des Hofes begrenzte. Steil neigten sich die Äste der Tannen und Fichten unter der Last des Schnees hinab. Der Weg führte zwischen den Bäumen hindurch, wo er sich bis zum Flussarm des McLeod Rivers schlängelt. Sanft drückte ich meine Beine in die Flanke des Hengstes, um ihn zwischen die Bäume zu treiben. Hoch baute sich sein Hals vor mir auf, als der Hengst mit gespitzten Ohren stehen blieb. Auch Aldaire blieb stehen und starrtet mit weit geöffneten Augen in den Wald hinein.
      „Was ist los?“, fragte Magnus leise. Ich zuckte mit den Schultern, versuchte den Grund auszumachen, aber bis auf sie Schneeflocken, die auf den Ästen hingen und wie Diamanten in der Morgensonne glitzerten, war nicht zu sehen. Erneut versuchte ich den Hengst mit sanftem Druck vorwärtszugehen zu bewegen, doch er blieb standhaft. Erst als es im Gebüsch raschelte, verstand ich den Grund für den Stillstand. Ein mächtiger Wapiti Bulle trat aus dem Unterholz heraus und blieb mitten auf dem Weg stehen. Das dicke Fell des Tieres war von einer Schneeschicht überzogen, als hätte es sie Nacht auf freier Fläche verbracht. Langsam wand das Tier seinen Kopf und blickte uns mit großen dunklen Augen an. Ohren und die Mähne, die leicht im Wind wehten, standen die Pferde vollkommen still. Noch immer raschelte es im Gebüsch. Hinter dem Geweihträger traten weitere Tiere hervor, einige ebenfalls mit Stangen auf dem Kopf, allerdings waren diese deutlich kleiner und wirkten fast mickerig gegen die Pracht, die der Hirsch auf dem Kopf trug. Die Wapiti verschwanden auf der anderen Wegseite im Unterholz und nur der große Bulle blieb zurück, starrte uns noch immer an. Erst als Aldaire leise schnaubte, setzte er sich in Bewegung und schritt davon.
      „Wow, so einen prächtigen Hirsch habe ich noch nie gesehen“, sprach ich noch immer fasziniert von der Begegnung mit dem Tier. Normalerweise waren diese Tiere scheu und man bekam sie nur selten zu Gesicht. Ein solch altes Tier wie der Hirsch war noch viel seltene, da ihre Köpfe begehrte Trophäen unter den Jägern waren.
      „Ich habe einen solchen auch noch nie gesehen, antwortete Magnus, “aber er ist der König des Waldes.”
      „Wie kommst du darauf, dass er ein König ist? , fragte ich nachdenklich.
      „Ich habe noch nie einen Hirsch gesehen, der so majestätisch aussieht.“ Ehrfurcht lag in den Worten und auch Magnus war sichtlich beeindruckt von dem Tier. Nachdem das Geraschel nun verstummt war, ließ sich der Hengst auch wieder vorantreiben. An der Stelle an der, der Hirsch gestanden hatte, senke Mo den Kopf und schnupperte neugierig am zertrampelten Schnee, bevor er Weiterschritt. Wie geplant führte uns der Weg im Slalom durch die Bäume, bevor er einem murmelten, Bach folgte, der schließlich in den großen Fluss mündete, an dessen Ufer entlang wir den Heimweg antraten.
      Zurück am Stall, stellte ich Mo sein dampfendes Mash hin, welches einen sanften Duft nach Zimt und Anis verströmte. Eva hatte extra für die Weihnachtszeit eine entsprechende Mashmischung angeschafft, die allerdings nicht von allen Pferden so begeistert aufgenommen wurde, wie von Morian. Wamzi wusste das Zeug Beispielweise ziemlich wenig zu schätzen und auch ihr Fohlen schien nur wenig überzeugt davon.
      „Ich feuer den Kamin schon mal an“, raunte Magnus mir in den Nacken, bevor er Aldaire losband und mit einem koketten Grinsen zurück in den Auslauf brachte. Der barocke Fuchs war noch damit beschäftigt, die orangene Futterschüssel auszuschlecken. So elegant wie der Hengst sein konnte, beim Fressen sah er eher aus wie ein trotteliger Labrador. Nachdem die Schüssel bis auf den letzten Krümmel gesäubert war, brachte ich auch den Kürbis zurück auf seinen Auslauf und lief ins Haus, wo mich bereits ein prasselndes Kaminfeuer empfing.

      Alec Lightwood| 9440 Zeichen
      zeitliche Einordnung Dezember 2020
    • Mohikanerin
      Dressur A zu L | 07. März 2022

      Sakura Blomst // Erlkönig // Ermgravin // WHC' Afterglow

      Es ist keine große Sache, redete ich mir ein, immer und immer wieder sprach ich die Worte wie ein Gebet. Auch Erlkönig schnaubte als seelische Unterstützung ab und stupste mich damit an der Seite ab. Sosehr ich es versuchte, mein Blick blieb bei Travaris hängen, doch er stand nicht allein am Zaun. Neben ihm lachte Narcis über einen blöden Witz, den mein Freund erzählte. Für meinen Geschmack lagen ihre Hände zu dicht aneinander, allerdings wollte ich keinen Streit beginnen. Wir stritten zu viel in letzter Zeit.
      “Gut, dass ich dich gefunden habe”, stöhnte Maria erschöpft. Kleine Schweißperlen wanderten ihre Stirn entlang, als hätte sie einen Marathon hinter sich. Bei den Temperaturen war jeder unnötiger Meter eine Herausforderung.
      “Trink erst einmal ein Schluck”, reichte ihr meine Wasserflasche, die sie großzügig entgegennahm und halb leerte. Nach einem kräftigen Atemzug rappelte sich Travs Schwester auf und steckte meinem Pferd ein Leckerli zu. Erlkönig verschlug es in einen Bissen.
      “Danke, du bist ein Schatz”, grinste sie, bevor auch in ihre Augen das Duo erschien, “was soll denn das? Der kann sich was anhören.” Sofort wollte sie losziehen, wie ein Kämpfer in die Arena, aber ich stoppte sie.
      “Ist doch alles gut, sie reden nur”, versuchte ich Maria, oder deutlich mehr mich, zu beruhigen. Misstrauisch runzelte sie die Stirn: „Du denkst das nicht wirklich? Der flirtet mit ihm und das geht nicht, schließlich seid ihr das Traumpaar des Jahrzehnts.“ Mit einem leisen Lachen ließ ich von Marias Arm ab, um endlich den Schutz im Schatten des Stalles zu suchen. Sie folgte mir.
      „Wenn du mich gesucht hast, was wolltest du?“, fragte ich nach, als wir zusammen meinen Hengst absattelten. Er hatte großartige Leistungen gezeigt. Anfangs diskutierte er noch, aber lief im Laufe der Dressurarbeit immer besser an den Zügel heran, bis wir sogar eine Lektionen-Abfolge von Traversale und Versammlung abrufen konnten. Erlkönig kam endlich zur Reihe, nach mehr als einem Jahr. Ich war stolz auf mein Pferd.
      „Hast du Lust, mit der Gräfin zu arbeiten?“, bot sie mir ihre niederländische Stute an. Eigentlich durfte niemand an ihr Pferd ran, nicht einmal um es auf die Weide zu bringen. Zu wichtig war es Maria, dass sie die Gräfin selbst betreute. Kein Wunder, schließlich verschlang das Tier schon Unsummen beim Kauf.
      “Sehr gern, holst du sie?”, versuchte ich mein Vorfreude zu verstecken, aber hüpfte beinah so sehr durch die Gegend wie sie. Von einem der Halterungen an der Wand griff sie ein Halfter und lief hinüber in den Stalltrakt, in dem die Stuten ihr Zuhause hatten. Zur selben Zeit löste ich den seitlichen Strick vom Halfter und zog ihn zur Dusche. Von den Hinterbeinen über die Kruppe kühlte ich den Fuchs ab, der das Wasser auf dem Fell genoss. Seine Augen schlossen sich langsam, je weiter ich zu seinem Hals kam. Dann überlegte er sich anders. Hektisch biss er in den Schlauch, der von der Decke herunter hin und riss mir das Ende aus der Hand. Wie ein kleines Kind wippte er mit dem Kopf und spritzte nicht nur den halben Stall voll. Vollkommen durchnässt stand ich vor Erlkönig, der mich auslachte, zumindest erweckte das Pferd den Anschein. Mit dem Schweißmesser entfernte ich das überschüssige Wasser und brachte ihn letztlich zurück in die Box.
      “Ich habe Gräfin auch – ”, Maria stoppte, als ich mich von Kopf bis Fuß durchnässt sah und begann schlagartig zu lachen, “vielleicht willst du dich erst einmal umziehen?”
      “Nein, alles gut”, sagte ich und entschied einfach mein Shirt in die Sonne zu legen. Die nasse Reithose würde mir eine nötige Erfrischung geben. Zusammen überquerten wir den Hof. Noch immer stand Travaris mit Narcis am Zaun, beobachteten aktuell Glowy, eine der barocke Stute, die zum Beritt bei uns stand. Ihre Versammlungen waren ein Highlight, jedes Mal, wenn ich das Pferd durch den Sand laufen sah, schwärmte ich von ihr. Mein Freund hielt mich allerdings fern von der Stute, nichts, was ich näher hinterfragte, schließlich durfte ich in wenigen Minuten auf der Gräfin sitzen.
      In der Reithalle tummelte sich eine Gruppe von jungen Mädchens, genauer gesagt “Marias Truppe”. Sie strotzten nur von unkontrollierten Hormonen und steckten mit beiden Beinen in der Pubertät fest. Ein unverständliches Flüstern ging durch die Halle, bevor sie wie wild klatschten und sich über die Bande lehnten.
      “Warum hast du nichts gesagt, dass ich Zuschauer habe?”, raunte ich Maria zu, sie legte ein Grinsen auf und zuckte mit den Schultern. Alles klar, also war es geplant. Ich schüttelte mir leicht den Kopf, bevor ich mir die Steigbügel einstellte und in den Sattel schwang.
      „Und zeig meinem Bruder, dass du besser bist als die Bohnenstange“, fügte Maria noch hinzu.
      Ich begann im Schritt auf der Stute in immer enger werdenden Biegungen auf der ganzen Bahn und dem Zirkel. Gräfin reagierte anstandslos auf meinen Schenkel, eine wirkliche Erleichterung gegenüber der anderen Pferde hier am Hof. So konnte ich mich mehr darauf konzentrieren, korrekt die Lektionen abzufragen und meinen Sitz zu verbessern. Ihr Trab war federleicht, als würde man auf Wolken schweben. In meinen Ohren hing dennoch das Geflüster der jungen Damen.
      “Und du denkst wirklich, dass das mit deinem Bruder so ernst ist?”, sagte eine zu Maria.
      “Das steht nicht in meinem Wirkungskreis”, zuckte sie mit den Schultern.
      “Also denkst du, könnte ich Chancen haben?”, sprach ihre Freundin außergewöhnlich überzeugt, aber tauchte in einen intensiven Rotton, als ich Ermgravin vor ihr anhielt. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und wollte vermutlich im Boden versinken. Die Mädchen um sie herum begann zu lachen und eine zückte sogar ihr Handy, um die Szene aufzunehmen.
      “Kleine, es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber du wirst auch aus einem anderen Grund keine Chance haben – du bist neun Jahre jünger”, versuchte ich sie aus der Traumwelt herauszuholen. Dass sie sich noch für längere Zeit Hoffnungen machen würde, könnte schmerzhafter sein, als es direkt von mir zu hören. Deswegen nahm ich es als Kompliment, schließlich wusste sie es nicht besser. Noch immer versteckte sie ihr Gesicht in den Händen und erst als ich diese berührte, kam der hochrote Kopf zum Vorschein.
      “Aber in drei Jahren bin ich volljährig, bist du dir sicher?”, schluchzte sie. Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte ich, wodurch das Schniefen noch lauter wurde. Nach einer weiteren Runde im Schritt hielt ich erneut bei ihr an, hoffte sie, auf welche Art auch immer, aufmuntern zu können. Ihre Augen waren noch immer gefüllt mit Tränen.
      “Wie kann ich dir helfen?”, versuchte ich wirklich eine Lösung zu finden und all meine Möglichkeiten zu bieten, ohne dabei einen Schritt in die verkehrte Richtung zu setzen. Schließlich war ich kein Monster.
      “Ich”, schluchzte das Mädchen und sah endlich zur mir, “ist blöd zu sagen, dass ich einen Kuss mir auf die Wange wünsche?” In den feuchten Augen begann es zu funkeln, als ich kurz nachdachte und mich schließlich kurz zu ihr hinüberbeugte, um ihr diese Kleinigkeit zu erfüllen. Sie lachte und legte eng ihre Arme um mich.
      “Danke”, sprach sie für die anderen nicht hörbar in mein Ohr. Damit hörte das schluchzend auf und ich konnte entspannt auf der Gräfin weiterarbeiten. Jeden Tag eine gute Tat, oder so ähnlich.
      Nachdem Ermgravin zuverlässig die Aufgaben einer leichten Dressur gezeigt hatte, ritt sie ab. Die Mädchengruppe wurde immer weniger, bis nur noch drei von ihnen am Rand saßen und die letzten Runden beobachten. Schließlich stieg ich ab. Lobend klopfte ich den Hals der Stute und führte sie aus der kühlen Halle heraus. Davor traf uns eine Hitzewelle, die mir sofort Schweißperlen auf die Stirn zauberte und auch einen Schauer über den Rücken jagte. Mit meinem Arm versuchte ich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht zu wischen, wodurch es nur noch mehr wurden. Kurz vor den Stallungen nahm mir Maria die Stute ab, verschwand mit den Mädels darin. Ich blieb für einen Moment wie bestellt und nicht abgeholt stehen. Aber meine Abholung nahte bereits.
      “Du weißt, wie sehr ich diesen Anblick schätze, aber nicht in der Öffentlichkeit”, murmelte Travaris, der gerade mit der verschwitzten Sakura wieder kam. Offenbar ritt er mit ihr auf dem Platz, denn das Fell war überseht mit dem hellen Staub. Die Arbeit mit Sakura zahlte sich aus. Woche für Woche machte das Pferde fortschritte und zeigte sich als ein freundliches Kinderpony, dass sogar die bunten Schleifen an der Trense akzeptierte. Seinem Gesichtsausdruck zu folge, hatte sich die Arbeit gelohnt in der Dressur.
      “Ich könnte mir ein Shirt anziehen”, trat ich näher an meinen Freund heran und legte meine Hände an den Bund seiner Hose.
      “Oder?”, schmunzelte er und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
      “Ich bleibe, wie ich bin, helfe dir Sakura zu duschen und dann machen wir eine Pause”, rutschte ich höher, mit meinen Fingern und zog dabei das Shirt heraus. Trav schluckte. Sanft legte ich die Lippen an seinen Hals und wusste genau, dass ihm nun die Argumente ausbleiben würden.

      © Mohikanerin // Eskil // 9005 Zeichen
      zeitliche Einordnung {September 2019}
      Wolfszeit gefällt das.
    • Wolfszeit
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      Das WHC expandiert | 12. Juli 2022

      Ardehel | Ases Maskwamozi | Avicii | BS’ Little Snowwhite | Chocolate Churro | Ermgravin | Fanya | Lilliada | WHC’ Ahvani | Little Prince | WHC’ Afterglow | El Pancho | Emperia di Royal Peerage | Fiama di Royal Peerage | WHC’ Zugzwang | Morian | Aschenflug | Mystic Fantasy Dahlia | Small Lady | Daryl gone Mad

      Aufdringlich leuchtete die zweistellige Zahl in meinem E-Mail-Postfach, und es wollten einfach nicht weniger werden. Raphaels Einzug auf dem Whitehorse Creek schlug unheimliche Wellen und dass nun auch Jace zunehmende Bekanntheit erlangte, trug zusätzlich dazu bei, dass die Flut an Anfragen niemals endete. Anfragen für alles Mögliche: Einstellplätze, Verkaufspferde, ja sogar für Fohlen, die noch nicht einmal auf der Welt waren. So spielte Luchy bereits länger mit dem Gedanken nach Europa zu expandieren, dorthin, wo die bekanntesten Sportpferde herstammten. Hierbei kam das Angebot aus Schweden nahezu gelegen. Tyrell Earle, der Eigentümer des Lindö Dalen Stuteri, wollte ein gigantisches Projekt ins Leben rufen. Das Konzept war großartig durchdacht und der entstehende ‘Pferdedorf’ würde alles beinhalten, was das Reiterherz nur begehrte. So schnell wie es mich ergriff, begeisterte es auch meine Chefin.
      Als Erstes stellte sich selbstverständlich die Frage, mit welchem Schwerpunkt der neue Hof geführt werden sollte. Die Hannoveraner mit herüberzunehmen, bot sich zwar an, aber diese Rasse bildete eine wichtige Basis für kanadischen Sportpferde. So schlug ich stattdessen vor, die Barock-Reitpferde mit hinüberzunehmen. Auf dem LDS wurden sie ebenfalls gezüchtet und die Tiere vor Ort zu haben, würde die Zusammenarbeit erleichtern. Meiner Chefin gefiel die Idee und fragte sie im gleichen Zug, ob ich die Leitung des entstehenden Gestütes übernehmen wolle. Lange überlegen brauchte ich nicht. Vor wenigen Wochen erst trennte ich mich von meinem Freund. Die Gefühle verschwanden, die Zeit miteinander wurde immer weniger und die Diskussion, weswegen wir mitten im Nirgendwo wohnten, wurde im häufiger. Diese und auch jegliche andere Auseinandersetzung waren Nerven aufreiben und anstrengend. So kam das Ende wenig überraschend und nach Monaten, in denen sich der Stress immer mehr anstaute, war ich fast schon froh, dass es ein Ende fand.
      Mit dem Ende meiner Beziehung gab es allerdings nicht mehr viel, was mich hier hielt. Natürlich, ich hatte Freunde hier, aber im digitalen Zeitalter war es ein Leichtes diese Beziehungen selbst über weite Distanzen aufrechtzuerhalten. Hier draußen war es einsam. Natürlich, es gab den Hof und auch der nächste Ort lag nur knapp vierzig Minuten entfernt, doch wirklich viel Leben gab es nicht in dem Städtchen. Schweden lockte dem entgegen mit neuen Abenteuern, interessanten Persönlichkeit, wie auch einer völlig anderen Kultur. In den Erzählungen von Samu und Lina, über ihre Heimat, klang alles sehr fremd, was nicht nur für die Sprachen galt, die die beiden mitbrachten. Auch ihre Tradition, ja sogar ihren Verhaltensweisen, waren stets ein wenig anders gewesen, wozu Lina speziell auch noch mit einem anderen Blick auf die Dinge auffiel. In allen sah die kleine Brünette etwas Besonderes und fand selbst für scheinbar Nutzlosem eine Verwendung.
      “Du bist ja immer noch hier”, erklang ein helles Stimmchen und brachte mich aus meiner Nostalgie zurück in das Hier und Jetzt.
      “Wo sollte ich denn sonst sein?”, entgegnete ich verwundert, verstand nicht so recht, was die junge Frau erwartet hatte.
      “Na, du bist seit …vier Stunden hier drin und hast dir nicht mal einen frischen Kaffee geholt”, lachte Anu und deutete auf die Tasse, an deren Boden nur noch eine vertrocknete Pfütze abzeichnete. “Das ist ungewöhnlich. Du verbringst sonst so wenig Zeit wie möglich hier drin.”
      Von dem hellen Porzellan mit der Pferdezeichnung, die gewisse Ähnlichkeiten mit meinem Morian aufwies, wanderte mein Blick zur Uhr. Sie hatte recht, es war bereits zwölf Uhr.
      “Was machst du denn so Spannendes?”, fragte sie interessiert und trat um den mächtigen Schreibtisch herum, einen Blick auf die zahlreichen Zettel und den Bildschirm werfend.
      “Sondieren, welche der Pferde mit nach Schweden kommen und welche hier bleiben”, seufzte ich. Zwar würde es noch eine ganze Weile dauern, bis der Umzug anstand, aber bei einer solchen Menge an Pferde, sollte das besser frühzeitig geplant werden, denn zwanzig Pferde, passten nicht mal eben so in ein Flugzeug.
      Selbstverständlich mitkamen meine eigenen Pferde, Fanya und Morian. Ebenso fest standen die barocken Pferde, die da wären Afterglow, El Pancho, Little Prince wie auch die drei Jungstuten.
      “Bin ich froh, dass ich nicht in deiner Haut stecke, ich würde vermutlich alle mitnehmen wollen”, lachte sie und studierte die Liste. Mit Aschenflug, Lila und Dahlia, standen dort auch Tiere, an denen sie ein großes Interesse hegte.
      “Was ist eigentlich mit dir, hast du mittlerweile eine Entscheidung gefällt?”, wechselte ich just das Thema und klappte den Laptop zusammen. Für heute hatte ich ausreichend Pferde hin- und hergeschoben. Es wurde endlich Zeit, physisch aktiv zu werden.
      “Irgendwie … ich weiß nicht. Was bringt es mir denn?”, sprach sie zögerlich. Ich war mir beinahe sicher, dass Anushas Unentschlossenheit nicht von dem ihr genannten Grund herrührte. Viel mehr war der wahre Grund groß, blond und nun ein aufsteigendes Sternchen am Himmel der Reiterei. Für mich war schon lange kein Geheimnis mehr, dass die Blondine auf ihn stand, nur leider war dies ein ziemlich hoffnungsloser Fall. Lange hatte Jace nur Augen für Lina gehabt, obwohl sie wirklich viel Zeit benötigte, um überhaupt ein Interesse an ihm zu zeigen. Als sie schließlich so weit war, vermasste mein Freund dies natürlich. Allerdings, wenn ich die Instagram Post betrachte, bei denen die Kleine sich überglücklich an der Seite von Niklas zeigte, war dies auch besser so. Nicht, falsch verstehen, Jace ist ein netter Kerl, aber bedauerlicherweise ein emotionales Trampeltier. In den vielen Jahren, die ich ihn bereits kante, schaffte der Blonde es gerade eine einzige verbindlichere Beziehung einzugehen, die nach zwei kurzen Monaten, aufgrund eines Fehltrittes seinerseits, ein Ende fand. Ein Sensibelchen wie Lina es war, wäre mit ihm glücklich geworden. Jace interessierte sich einfach zu wenig für seine Mitmenschen. Das wirkt nach außen hin nicht nur arrogant, sondern ist ein riesiges Hindernis, wenn der Partner so zurückgezogen und nach innen gewandt lebt, wie sie.
      “Darf ich dir einen Rat geben?”, fragte ich Anu, die leicht irritiert nickte, “Quäle dich nicht weiter mit Jace, er wird nicht wahrnehmen. Steck deine Energie lieber in jemanden, der zu schätzen weiß, was für ein nettes Mädchen du bist.” Anders als bei Lina, lag bei ihr das Problem nicht an mangelnder Kompatibilität, sondern daran, dass er sie als Kind betrachtet.
      “Ach, Alec, du sagst das so leicht”, seufzte sie und ließ sich auf den Stuhl in der Ecke plumpsen, “dich nimmt bestimmt jeder Kerl mir Kusshand.”
      “Na, die Kerle muss man erst einmal finden. Das gestaltet sich gerade in dieser Einsamkeit hier nicht so einfach”, lachte ich. Die Möglichkeiten Gleichgesinnte zutreffen waren so weit weg von den größeren Städten recht rar gesät. Einzig, das Internet bot Kontakte in die Community.
      Urplötzlich verschwand die gedrückte Stimmung und eine ganz andere Energie floss durch ihren Körper, brachte ihre Augen zum Funkeln: “Nimmt du deswegen etwa unbegründete Trainingsstunden mit deinem Wunderfuchs?”
      “Das ist nicht unbegründet. Eskil hilft mir, die Lektionen mit Mo zu perfektionieren”, rechtfertigte ich mich, dabei hatte sie eigentlich recht. Meine Zeit gab es nicht her Turnierambitionen zu pflegen und für ein sogenanntes Freizeitpferd beherrschte Morian die Lektionen der schweren Klasse ziemlich perfekt. Dennoch, die Arbeit mit dem Hengst bereitete mir Spaß und stellte einen willkommenen Ausgleich zu der ganzen Verwaltungsarbeit.
      “Und weshalb suchst du einen Trainer am anderen Ende der Welt, anstatt einen aus der Umgebung zu wählen? So ein Trainer vor Ort hat doch sicher einen ganz anderen Blick”, hakte sie weiter nach, als wolle sie nicht daran glauben, dass es mir tatsächlich nur um das Training ging.
      “Du glaubst doch nicht wirklich, dass irgendein Trainer stundenlang ins Nirgendwo fährt, um dort einen einzigen Kunden zu unterrichten”, lachte ich, “Und wenn ich dann ohnehin auf Onlinestunden zurückgreifen muss, warum dann nicht den Vorteil des weltweiten Angebots nutzen und den Trainer auswählen. Eskil war mir halt sympathisch.” Ein bereits Grinsen trat auf ihre Lippen: “Oh, das verstehe ich. So ein hübscher junger Mann wäre mir auch sympathisch, besonders, wenn er auch noch vom selben Ufer kommt.”
      “Da weißt du mehr als ich”, entgegnet ich überrascht. Obwohl der Kontakt mittlerweile über den üblichen Rahmen mit seinem Trainer hinausging, wusste ich kaum etwas über sein Leben außerhalb des Stalls, aber ich machte mir auch nur wenig Gedanken darüber. Es ging mich nichts an, zudem belästigte ich ihn ohnehin bereits öfter als ich sollte.
      “Mensch Alec, informierst du dich”, grinste die Blondine und zog augenblicklich ihr Handy hervor. Wenig später erleuchte ein Screenshot von einem Artikel den kleinen Kasten. Eigentlich ging er um ein Turnier, doch die Gesinnung der Schweden schwang deutlich zwischen den Zeilen mit. Natürlich war dort auch ein Bild beigefügt, welches den hübschen Mann auf seinem eleganten Fuchs zeigte. Der Zügel locker auf dem Hals des Tieres hängend, schritt der Hengst anmutig, ja beinahe königlich, durch den Sand. Abgerundet wurde die Atmosphäre auf dem Bild, von dem Reiter selbst, der voller Stolz im Sattel thronte. Eskil hatte definitiv etwas Besonderes an sich. Mein Gesichtsausdruck, schien ihr Reaktion genug, denn ihr schmunzeln wurde immer breiter: “Er gefällt dir stimmt’s.“
      „Wenn es so wäre?“, hinterfragt ich näher, denn mir schien, dass Anus Neugier weit über diese Frage hinaus ging.
      „Wenn es so wäre …“, leitet sie ein und machte eine bedeutungsvolle Pause, in der sie katzenhaft um den Schreibtisch herum schlich, „Hoffe ich, du hast nicht vor den Lina-Move zu machen und wandert nur wegen des hübschen Mannes aus.“
      „Dein Ernst?“, lachte ich herzlichen. Anu sollte mich mittlerweile gut genug kennen, um zu wissen, dass ich solch weitreichende Entscheidungen niemals aus dem Affekt heraus traf. Was Lina wegen oder besser für Niklas tat, war ein wenig wahnsinnig, auch wenn ihr für den Mut eine Menge Respekt zustand. Immerhin kannte sie ihn zu dem Zeitpunkt nicht einmal volle zwei Wochen und das einzige, was er wirklich für sie getan hatte, war ihr ein Pferd zu kaufen, denn die wechselhaften Liebschaften, waren wohl eher ein Minuspunkt. Rein objektiv betrachtet, war somit die Kontraliste deutlich länger. Neben genannten Dingen, konnte man dort ebenso hinzufügen, dass das Land mindestens so unbekannt war, wie der junge Mann. Doch einen Vorteil hatte das kleine Sprachwunder immerhin: Sie beherrschte die Landessprache.
      „Ja … dafür, dass er ‚nur‘ dein Trainer ist, nimmt er viel deiner Zeit in Anspruch“, erklärte sie mit voller Überzeugung.
      “Ach was, wir reden doch nur ab und zu ein wenig”, sprach ich zu ihr. Ihr grinsen wurde noch verruchter, als es ohnehin schon war.
      „Und … Worüber redet ihr so? Sprechen Männer auch über so Zeug”, hakte sie neugierig nach.
      “Würdest du Zeug konkretisieren?«, bat ich sie und erhob mich von dem knarzenden Stuhl. Wenn ich jetzt nicht einfach ging, würde ich wohl niemals in den Stall kommen. Sie verdrehte genervt die Augen, als sei es nicht offensichtlich, was sie meinte: „Mit meinen Mädels rede ich halt manchmal über so Frauenzeug. Du weißt schon, Zyklus, Büste, welcher Typ besonders niedlich ist, Sex …“
      „Also unseren Zyklus haben wir noch nicht verglichen, sind auch leider nicht synchron“, lachte ich, was ein erneutes Augenrollen bei Anu auslöste.
      „Alec, jetzt stell dich nicht so doof”, beschwerte sie sich und tippelte vor mich, wie ein hungriger Labrador und blockierte den Weg.
      „Na gut, aber wenn du die Antwort hören willst, musst du wohl mitkommen”, entgegnete ich und schob die zierliche Dame einfach beiseite, „Fanny langweilt sich sicher bereits.” Eifrig nickte sie und folgte mir wie ein Schatten.
      „Im Großen und Ganze geht es in der Regel um die Pferde und die Arbeit. Also nichts Interessantes für neugierige Mädchen wie dich“, beantworte ich ihr Begehren.
      “Was ist denn mit euch falsch? Es gibt doch spannenderes als Arbeit”, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Kaum setzten wir einen Fuß auf die Stallgasse, erklang ein Brummen und zwei kleine Köpfe kamen über die Boxentür, die wir speziell für die beiden Mini-Ponys umgerüstet hatten. Freundlich strich ich im Vorbeigehen der kleinen Fuchsscheckstute über den zarten Kopf.
      “Dennoch habe ich etwas, was deine Neugierde befriedigen könnte”, sprach ich und Anus helle Augen begannen zu leuchten. Ein Schwall eisiger Luft schlug mir entgegen, sobald ich die Stalltür aufstemmte und der Wind wehte einige Schneeflocken auf das Pflaster der Gasse. Der Weg zu den Paddocks, den ich heute Morgen erst frei geschippt hatte, war von einer dünnen Schneedecke überzogen.
      “Eskli, hat für uns eine neue Zuchtstute organisiert und ich denke, sie könnte dir gefallen”, erzählte ich von der jungen Stuten, die seit einigen Tagen bei dem Schweden in Beritt stand. Dort würde sie auch bleiben, bis die Stallungen auf dem LDS einzugsbereit sein würden.
      “Erzähl mir mehr. Rasse, Alter, was kann sie, wann kommt sie?”, sprudelte eine große Anzahl an Fragen aus Anusha heraus. Dachte ich mir doch, dass dies ihr Interesse weckte.
      “Langsam, langsam”, bremste ich die meine junge Kollegin lächelnd, “Die Stute heißt Small Lady, eine Spanierin. Lady ist noch ziemlich jung, aber Eskil hat mir versicher, dass sie bereits jetzt viel Potenzial zeigt und sie wird in Schweden bleiben.”
      “Aha, also ist Eskil von Trainer, jetzt schon zum Vermittler und Tierpfleger aufgestiegen”, schmunzelte sie.
      Mittlerweile erreichten wir den Offenstall. Gräfin und die schlanke Appaloosa Stute drängten sich an der Heuraufe im Unterstand, während die Fuchsstute in aller Seelenruhe Löcher in den hohen Schnee buddelte. Was sie wohl damit erreichen wollte? Noch bevor dieser Frage nachgegangen werden konnte, hob die Stute den Kopf und kam mit angelegten Ohren näher heran. Selbst nach den zwei Jahren, die sie sich mittlerweile in meiner Obhut befand, war sie nicht sonderlich vertraulich geworden. Es wirkte immer so als würde sie jeder Sekunde erwarten, dass man sich gegen sie wendete und doch etwas Böses von ihr wollte.
      „Also bist du auch nur ein Tierpfleger?“, scherzte ich in Anbetracht ihrer Aussage. Eskil war definitiv mehr als ein Pfleger. Sein Pfeedeverstand schien reichhaltig und auch das Gespür für die Tiere wirkte weitaus besser als bei so manch einem, der sich als Spezialist anpries.
      „Ich komme mir schon manchmal so vor, wenn ich den ganzen Tag Schnee schippe und Boxen miste“, antworte sie geradeheraus. Vorsichtig schnupperte Fanya an meinen Fingerspitzen und sammelte zaghaft das Leckerli herunter.
      “Du Schneeschippen? Soweit ich mich erinnere, räume ich jeden Morgen die Wege frei, ohne dass ihr zwei Grazien auch nur daran denkt zu helfen”, zog ich sie ein wenig auf.
      “Man, Alec du bist doch doof”, rollte sie mit den Augen, “außerdem habe ich gestern den Minis den Paddock freigeräumt.”
      “Gut gemacht”, feixte ich und griff nach dem plüschigen Halfter der Stute, “Wenn du schon so fleißig bist, kannst du mir aber sicher sagen, wie das Training mit Daryl und Churro läuft.” Auf dem Weg in den Stall erzählte die Blondine von dem Training mit den beiden Hengsten. Der Schwarzbraune wurde allmählich ruhiger und war nahezu bereit für die Körung. Ebenso gut ging es mit dem kanadischen Sportpferd voran. Der junge Hengst wuchs allmählich in seine Aufgabe als Reitpferd hinein, auch wenn er wohl noch einige Flausen im Kopf hatte. In der Stallgasse angekommen, begann ich meine Stute zu putzen, während Anu zu den Vollblütern verschwand.
      © Wolfszeit | Alec Lightwood | 15.608 Zeichen
      zeitliche Einordnung {November 2020}
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  • Album:
    LDS - Schweden
    Hochgeladen von:
    Wolfszeit
    Datum:
    29 Jan. 2020
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  • Ermgravin
    Gräfin

    Rufname: Gräfin
    geboren 10. Juli 2009

    Aktueller Standort: Kalmar [SWE]
    Unterbringung: Box


    __________ s t a m t a v l a

    Aus: Petit Jayaprada [Trakehner]
    MMM: It's Showtime Baby _____ MM: It's the C.SI. Girl _____ MMV: C.S.I.
    MVM: Unbekannt _____ MV: Jacko _____ MVV: Unbekannt


    Von: Boulevard Showcaster [Trakehner]
    VMM: Hilary's Daughter _____ VM: Bolonya Joleen _____ VMV: Imotep
    VVM: Seeconda _____ VV: Schwarzgold _____ VVV: Imperio


    __________ h ä s t u p p g i f t e r

    Rasse: Trakenhner [TRAk]
    TRAK [100%]

    Geschlecht: Stute
    Stockmaß: 159 cm
    Farbe: Bay
    [Ee Aa]

    Charakter
    Freundlich, rücksichtsvoll, verschmust

    Gräfin ist eine höfliche Stute. Ihre gute Erziehung zeigt sich in jeder Situation. Sie ist freundlich und verschmust. Das einzige, was sie nicht leiden kann, sind Gerten. Entweder beißt sie rein oder beginnt zu buckeln. Allerdings ist eine Gerte bei ihr auch gar nicht nötig, da sie sehr fein an den Hilfen steht. Frau Graf liebt Leckerlis und würde alles für sie tun. Auch wenn Gräfin durch und durch brav ist, wird sie in neuen Situationen schnell nervös, wenn man ihr nicht die Sicherheit gibt.


    __________ t ä v l i n g s r e s u l t a t

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    Dressur L [L] – Springen M [M] – Military L [L] – Fahren E [L]

    Niveau: International

    Mai 2020
    Training, Dressur E zu A

    März 2022
    Training, Dressur A zu L

    September 2022
    Training, Military E zu A

    Oktober 2022
    Training, Springen E zu A

    Februar 2023
    Training, Military A zu L

    März 2023
    2. Platz, 557. Militaryturnier

    April 2023
    2. Platz, 559. Militaryturnier

    Mai 2023
    Training, Springen L zu M
    3. Platz, 715. Springturnier
    1. Platz, 716. Springturnier


    Juni 2023
    3. Platz, 718. Springturnier
    2. Platz, 719. Springturnier


    Juli 2023
    2. Platz, 720. Springturnier, 1. Auslosung
    2. Platz, 720. Springturnier, 2. Auslosung

    Januar 2024
    1. Platz, 570. Militaryturnier

    __________ a v e l


    [​IMG]
    Stand: 01.02.2023


    Ermgravin wurde im durch SK 486 zur Zucht zugelassen.

    Zugelassen für: TRAK, a.A.
    Bedingungen: Keine Inzucht
    Decktaxe: x Joellen, [Kein Verleih]


    Materialprüfung:- [1.ZR M3]

    Exterieurnote: -
    Gesamtnote: -

    __________ a v k o m m e r


    Gräfin hat 0 Nachkommen.

    NAME a.d. STUTE *20xx


    __________ h ä l s a


    Gesamteindruck: Gesund; gut in Training [30.06.23]
    Krankheiten: -
    Beschlag: Barhuf


    __________ ö v r i g


    Pfleger: -
    Reiter: Eskil
    Eigentümer: Ensam Varg Stuteri [100%]
    Züchter: Niederlande
    Ersteller, VKR: Canyon

    Gräfin steht aktuell nicht zu Verkauf.

    Punkte: 21

    Abstammung [6] – Trainingsberichte [5] – Schleifen [8] – RS-Schleifen [0] – TA [2] – HS [0] – Zubehör [0]

    _____

    Spind – Exterieur – PNG

    Gräfin existiert seit dem 28. Januar 2020