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Wolfszeit

Cremella [2/20]

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Cremella [2/20]
Wolfszeit, 28 Feb. 2020
Bracelet gefällt das.
    • Wolfszeit
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      16.03.2020|Wolfszeit
      Quinn| Ich stand am Fenster, welches mit wunderschön glitzernden Eiskristallen überzogen war. Es war noch dunkel draußen. Hier oben in den Bergen lag immer noch ein wenig Schnee und über Nacht wurde es frostig kalt. Ich konnte es immernoch nicht glauben, dass ich gestern auf meiner ersten Körung war und dann mein Herkules auch noch Erfolg hatte. Eigentlich wollte ich nicht hinaus in die Kälte, doch die Pferde warteten auf ihr Frühstück. Also packte ich mich warm ein und ging hinaus. An den Fußspuren im Schnee erkannte ich, dass Jesse schon unterwegs war. Ich ging zum Scheune hinüber und holte dort meine Schubkarre und belud sie mit einer Ladung Heu um sie zum Hallenauslauf hinüber zu fahren. Die meisten Pferde schliefen noch gemütlich im Stroh und nur Fraena von Hulshóf und Darragh standen am Tor und klauten sich das erste Heu noch bevor es in der Futterkrippe war. “Ihr zwei seid doch eigentlich schon rund genug”, sagte ich zu den beiden und streichelte dem Mini Muli über den Hals. Fraena steckte ihren Kopf so tief in das Heu das nur noch ihre Ohren herausschauen. Als das Heu in der Krippe war gesellte sich auch die kleine New Forest Stute Minnie Maus dazu und durchsuchte meine Taschen nach einem Leckerlie. “Heute hab ich nichts für dich Mäuschen”, sagte ich schmunzelnd zu der Stute und kraulte sie hinter den Ohren. “So, jetzt muss ich aber weiter die anderen haben auch noch hunger”, sagte ich zu den Ponys und ging zurück zur Scheune um eine neue Ladung Heu zu holen. Diesmal ginge es mit der beladenen Schubkarre zum Unterhausauslauf. Dort standen alle drei Stuten neugierig. Antigone, die noch nicht lange bei und war, stand mittendrin. Die Fellponystute hatte sich scheinbar sehr gut integriert. “Curly, du stehst im Weg”, sagte ich zu der Haflingerstute die gerade einen langen Hals machte um sich Heu aus der Schubkarre zu klauen. Curly Lure machte allerdings keine Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. Erst als ich das Tor öffnete ließ sich die Stute samt Tor zur Seite schieben. Verfolgt von Doo Wop, Curly und Antigone fuhr ich meine Schubkarre zu Futterraufe um mein Heu dort abzuladen. Geduldig warteten die drei Ponydamen bis ich das Heu abgeladen hatte. Während die bunter Criollo Stute und die Palominostute ihr Heu fraßen, folgte mir Curly zurück zum Tor um nachzukontrollieren ob ich nicht vielleicht noch etwas besseres dabei hatte. “Ne Goldi, dein Müsli gibts nach der Arbeit”, sagte ich und strubbelte ihr durch den Schopf bevor ich zurück zu Scheune ging. Dort traf ich auf Matt. “Morgen Matt”, begrüßte ich den großen dunkelhaarigen Mann. “Morgen Quinni. Wollen wir die Offenställe gerade zusammen ausmisten? dann geht es schneller”.”Na klar”, erwiderte ich und sprang mit auf den Weidemann, wo Matt schon den Mistcontainer aufgeladen hatte. So ging die Fahrt als erstes zum Hallenauslauf. Bis auf Ursel - die Bäringöttin und Nurja standen alle schon am Heu. “Schau nur der Heuhaufen hat drei paar Ohren”, sagte Matt schmunzelnd. Hinter dem Heu schauten ein paar graue, ein paar blonde und ein paar rote Ohren hervor. “Scheint als wollten Voilá, Fraena und Cremella verstecken spielen”. Der letzte kleine Kandidat stand zufrieden Zwischen Baroness Of The Guard und Miss Monty und wedelte zufrieden mit seinem Eselschweif.”Warte ich mach das Tor auf”, sagte ich und hüpfte aus dem Traktor. Matt fuhr hinein und ich verschloss das Tor wieder hinter ihm. Am Unterstand angekommen erwartete mich ein sehr niedliches Bild. Nurja lag noch im Stroh und blickte mir entgegen. Ursel - die Bärengöttin stand ein wenig weiter vorne und bewachte sie. “Na Bärin, passt du brav auf?”, sagte ich und streichelte sie am Hals. Mit ihrem großen weichen Nüster beschnupperte sie mein Gesicht. “Ja, eine brave bist du” flüsterte ich und kraulte sie an ihrer Lieblingsstelle. “Du sollst nicht die Pferde kuscheln, du sollst misten”, neckte Matt mich der aufeinmal hinter mir stand. “Aber schau doch wie süß die beiden sind”, erwiderte ich während ich zu Nurja rüberging. “Gut geschlafen meine süße?”, sagte ich und zupfte der Stute einen Strohhalm aus dem Schopf. “Na gut meine hübsche ich fürchte du musst jetzt aufstehen, damit wir hier misten können”. Ich stand auf und scheuchte die Stute hoch. Die beiden braunen Stuten verkrümelten sich zum Heu und so konnten Matt und ich in Ruhe misten. Nachdem der Unterstand und der Paddock gemistet war ging es weiter zu den restlichen Ausläufen. Um halb sieben waren alle Pferde gefüttert und die Ausläufe sauber. Als nächstes galt es nun die Pferde auf die Koppel zu bringen. ich machte mich also auf den weg zum Hallenauslauf. Auf dem Weg kam mir Lina entgegen. “Morgen Lina”, begrüßte ich sie. “Morgen, bringst du gerade die Pferde raus?”. “Ja ich wollte gerade damit anfangen”, erwiderte ich. “Voilá brauchst du nicht rausbringen, die hol ich mir gleich. Ich muss noch noch schnell nach Peppermint schauen. Lancasters Peppermint hatte sein Futter gestern nicht komplett fressen wollen,weshalb Lina zuerst nach ihm sehen wollte. “Na klar ich lass die Maus stehen”, antwortete ich und ging weiter richtung Auslauf. Als erstes waren Ursel und Cremella dran. Die beiden Ponys waren ein Herz und eine Seele. Als die beiden auf der Koppel waren folgten auch die restlichen Ponys, Pferde und Esel aus den Ausläufen und Ställen. Als alle Pferde auf der Weide waren verweilte ich ein wenig am Koppelzaun und beobachte die Fohlen auf der Weide. WHC’ Candela und WHC’ Solist liefen ein wenig um die Wette, wobei man der kleinen Scheckstute ihre Vollblutabstammung anmerkte, da sie gut eine Länge vor dem hellbraunen Hengst lief. Trotz ihrer Geschwindigkeit war auch die Verwandtschaft zu Colour Splash nicht zu leugnen. Die großflächige Scheckung und das Fuchsfarbene Fell waren eindeutig. Bei Solist war das schon nicht mehr ganz so einfach. Er hatte zwar die hellbraune Farbe seiner Mutter Vakany geerbt, doch die Scheckung, war bei ihm nur sehr schwach ausgeprägt. Die langen Beine gaben auch einen Hinweis auf seine Springabstammung. Dennoch hatte er auch definitiv die Raumgreifenden, schwungvollen Gangarten seines Vaters geerbt. Wir alle waren gespannt wie der kleine Hengst sich entwickeln würde, da es ihm doch ein wenig an Geschick fehlt. Das dritte Fohlen im Bund war WHC’ Mitena. Währen ihre Mutte Maskotka mit den anderen beiden Stuten graste, probierte sie eine Portion Gras. Die kleine Stute war auch das älteste der drei Fohlen, sie war nun schon fast ein Jahr 11 Monate alt. Jetzt wo bald die nächsten Fohlen kommen würden wollen wir die drei auch bald Absetzen. Candy und Mitena würde zusammen ein kleine Herde mit Antigone, Doo Wop und Curly Lure bilden. Curly ist trotz ihrer 6 Jahre doch noch recht verspielt, weshalb sie eine gute Partnerin für die beiden Fohlen bietet. Doo Wop ist der Ruhepol der Gruppe, mit ihrer ausgeglichenen ruhigen Art. Antigone hatte ziemlich schnell die führung in der kleinen Gruppe übernommen. Sie ist zwar freundlich, lässt sich allerdings nicht gerne herumschubsen. Alles in allem denken wir das die drei Stuten genau richtig sind um zwei junge Pferde zu erziehen. Bei Solist wird das ganz ein wenig schwerer werden. Da er ein Hengst ist kann er nicht bei den Stuten stehen und leider haben wir keinen Spielkameraden für ihn. Entweder wir geben ihn zur Aufzucht auf einen anderen Hof oder wir bringen ihn zu Alec auf den Hof. Alec hatte einen anderthalbjährigen Tinkerhengst dort stehen. Balisto wäre ein gute Spielgefährte für unseren Solist und bei Alec wüssten wir auch das er gut aufgehoben ist. Ich schaute den Fohlen noch ein paar Minuten zu bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Antigone, die jetzt knapp eine Woche bei uns war, wartete schon auf dem Auflauf auf mich. Ich wollte sie heute das erste mal reiten. Die Palominostute wieherte mir leise entgegen. Ich ging in die Sattekammer um dort ihre Putzbox und ihr neues Halfter. Vor zwei Tagen waren nämlich die neuen Kollektionen in Luchys Shop eingetroffen und da Antigone noch kein Halfter etc. hatte durfte ich etwas für sie aussuchen. Dabei rausgekommen war ein hübsches Set mit Lila-Weiß-Goldenen Marbel Muster. Ich holte das Halfter der Stute und streife es ihr über. “Hübsch siehst du aus” sagte ich zu der Stute und führte sie zum Putzplatz. Nachdem ich die Stute angebunden gatte holte ihre ihre Abschwitzdecke um diese mit der Winterdecke zu tauschen. Bei einem Fellpony würde man zwar Plüschfell erwarten, doch einerseit kam Antigone aus Deutschland, wo der Winter deutlich milder war als bei uns und andererseits hatte der Händler sie geschoren. Da wir immer noch minusgrade hier oben haben muss sie dieses Jahr eine Decke tragen. Eigentlich versuchen wir die Pferde wenn möglich nicht einzudecken um ihre Körpereigene Thermoregulation nicht einzuschränken. Als die Decken getauscht waren putzte ich die Stute gründlich, bevor ich sie Sattelte und wir uns gemeinsam auf den Weg zur Reithalle machten. In der Reithalle war Jace gerade dabei, Sheena eine Reitstunde auf Ursel zu geben. Dafür dass Sheena erst seit 8 Monaten ritt, machte sie das schon super. Normalerweise würde Sheena Walking On Sunshine oder Black Lady reiten. Die beiden Stuten waren allerdings tragen, weshalb die beiden nicht einsatzfähig waren. Elvish Beauty sollte in der Reitstunde laufen, genauso wie El Pancho. Damit Sheena trotzdem ein Pferd zum reiten hatte, hatte Jamie ihr Ursel geliehen. Die Highlandstute war sehr brav nur ein wenig weniger schwungvoll als sonst. Ich begab mich mit Antigone zusammen in die Mitte der Halle, wo ich nachgurte und dann Aufstieg. Nachdem ich 15 min Schritt geritten war gurtete ich erneut nach und legte sie Abschwitzdecke auf die Bande. Jace hatte die Reitstunde inzwischen beendet und Sheena wollte die Bäringöttin drauße noch ein wenig trockenreiten. Bis jetzt war Antigone sehr brav gewesen. Nun wollte ich antraben und musste zugleich festellen, dass die Stute ein wenig treibig war. Schnell musste ich auch feststellen, dass ihr wohl schon länger kein anständiges training mehr zugekommen ist, denn ihre Ausdauer war doch recht kurz. Nach einer viertelstunde mit Trab und einem kurzen Galopp beendete ich das Training. Ich musste leider feststellen da neben ihrer Ausdauer auch ein paar andere Dinge zu wünschen übrig ließen. Auf der linken Hand ließ sie sich nur schwer abwenden und im Rücken war sie recht fest. Ich würde mit Luchy zusammen einen Trainingsplan ausarbeiten. Der schwerpunkt wird jetzt erst einmal auf dem Muskelaufbau liegen. Außerdem sollte sich ein Ostheopart sich einmal den Rückn anschauen um festzusellen ob sie Blockaden hatte. Ich ritt Antigone trocken bevor ich sie noch unters Solarium stellte. Nach dem Wärmebad durfte sie dann auch eingedeckt auf die Koppel.
      Luchy| Ich wollte heute zu erst nach den Tragenden Stuten sehen. Vakany und Minnie Maus ware hochtragen und es würde vermutlich nicht mehr lange dauern bis sie abfohlten. Sunny Empire und Black Lady waren vermutlich mitte des Monats dran. Chessqueen, Baroness Of The Guard, Antigone und Walking On Sunshine ließen sich noch nichts anmerken wann sie soweit waren, aber allzu lang konnte es bei ihnen nicht mehr dauern. Ich ging zu der Koppel wo die Stuten standen ,so wie die Fohlen vom letzten Jahr und Mas’uda. Den Stuten schien es gut zu gehen. Vakany hatte schon ein wenig Milch im Euter, was darauf hindeutet das das Fohlen innerhalb der nächsten zwei Wochen zur Welt kommen würde. Nachdem ich die Stuten und natürlich auch die Fohlen begutachtet, beschmust und mit einem Leckerlie versorgt hatte machte ich mich auf den Weg zu meiner Stute Keks. Keks kam mir schon entgegen galoppiert als sie mich kommen sah. “Na meine hübsche”, begrüßte ich die braune Stute. Sie grummelte mich freundlich an und ich stecke ihr ein Leckerlie zu bevor ich den Strick einklingte. Die braune Stute hatte immer noch ein dickes Fell, der Frühling ließ wohl noch auf sich warten. Nachts gingen die Temperaturen immernoch bis zu -18 Grad runter und auch Tagüber war es nur knapp über Nullgrad. Ich führte die Stute in den Stall, wo sie während ich sie putzte, schonmal unter dem Solarium ein wenig aufwärmen durfte. Sauber und mit Reitpad und Halsring ausgestattet machen wir uns auf den Weg in die Reithalle. Ich ritt sie erst warm und arbeitete sie dann ein wenig in Trab und Galopp bevor ich noch ein bisschen an den Seitengängen arbeitete. Als ich die Halle verließ betrat Jayden mit Crystal Sky die Halle. Auf dem Putzplatz traf ich Samu Promise Of Sundance. Ich brachte Keks zurück zur Koppel. Auf der Koppel nebenan spielten ein paar der Hengste miteinander. Amigo versuchte an PFS’ Caruso Kopf ranzukommen. Der Shetty Hengst hatte allerding recht wenig erfolg. Nabuko, Rumkugel und Abe’s Aelfric rannten ein wenig um die Wette. PFS’ Artic Tiger, der Miniature Horse Hengst grase friedlich unter El Pancho. Der Kleine Hengst hatte sich so einen mobilen Regenschutz gesucht. El Pancho schien das Pony unter seinem Bauch nicht zu stören, denn er döse ein wenig. Nun holte ich mir LMR Royal Champion. Der junge Hengst war nun seit ca. zwei Monaten angeritten und bei jetzt machte er sich super toll. Ich putzte den Schecken gründlich bevor es gesattelt Richtung Platz ging. Ich den jungen Hengst heute das erste mal draußen reiten. Gleich beim Warmreiten fiel mir auf das der junge Hengst sehr unkonzentriert war. Er schaute sich ständig um, blieb stehen und stolperte deshalb ein paar mal über seine Füße. Da ich den Hengst nicht überfordern wollte beließ ich es heute dabei, die Grundgangarten ab zu fragen. Für das erste Mal hatte der junge Hengst das sehr gut gemacht. Als Belohnung und da er momentan ein wenig dünn war gabs ein Portion Mash für Champ. Zufrieden verputzte er es, bevor er wieder auf die Koppel durfte.
      Quinn| Inzwischen war es Nachmittag geworden und somit an der Zeit die Schulpferde reinzuholen und auf die Paddocks zu stellen, damit die Reitschüler es einfacher hatten dies einzufangen. Als ich zu den Koppel kam stand Little Buddy am Tor wie bestellt und nicht Abgeholt. “Willst du schon wieder nach hause?”, sagte ich schmunzelnd zu dem Vollblut Hengst und kraulte ihn kurz, bevor ich weiter ging. Als erstes wollte ich die beiden Stuten Nathalie und Finest Selection holen. An der Koppel rief ich Nathi und die Scheckstute kam brav angetrabt. Die Fuchsstute stand glücklicherweise eh schon am Zaun, da sie genau wusste wann es zu Reitstunde rein ging. Mit beiden Stuten an der Hand ging es zum Stall, wo die beiden Stuten noch ein wenig die Sonne auf dem Paddock genießen durften bevor die Kinder kamen. Als nächstes wollte ich British Gold und Miss Leika holen. Gold spielte ein wenig fangen aber Leika ließ sich gleich brav halftern. Auch Elf Dancer, LMR Fashion Girl, LMR Ice Rain, Legolas und Capatin Morgen kamen nacheinander rein. Matt hatte heut viel zu tun, so dass er mich gebeten hatte ihm PFS’ Arctic Tiger abzunehmen. Ich holte mir den kleinen Hengst und wollte mit ihm auf dem Platz gehen. Auf dem Dressurplatz war allerdings gerade Jamie mit Lady Moon. Da ich Freiarbeit mit dem kleinen Silbernen Hengst machen wollte, musste ich wohl woanders hingehen. In die kleine Halle konnte ich auch nicht weil Colin dort ein Pferdespielplatz für Carry On My Wayward Son, Blue Heart und die Jungpferde aufgebaut hatte. In der kleinen Halle war Jesse mit Miss Griselda Braun. Zum Glück war die Longierhalle frei. Erst ließ ich den Hengst ein wenig laufen, damit er sich auspowern konnte, bevor ich ein paar Lektionen mit ihm übte. So hatten wir immerhin 20 min bis Samu mit Saturn in die Halle wollte. Der Braune Hengst war heute leider ein wenig eingeschränkt durch seine Ataxie, sodass er nicht immer Reitbar war. Da Tiger allerdings sehr brav mitgemacht hatte räumten wir also das Feld. Ich beschloss mit dem kleinen Mann noch eine runde um den Hof zu spazieren. So begegneten wir Jayden und Lina die gerade mit Lady Swan und Acerado von einem Ausritt wiederkamen. Auf der Koppel wurde er schon von seinen Freunden erwartet. Ich hatte ein wenig Zeit bevor ich wieder los musste. So beschloss ich Hazel noch ein wenig zu zu sehen. So langsam hatte sie es raus wie man mit dem kleinen wilden pony umgehen musste. Dennoch ließ es sich Miss Monty nicht nehmen ein zwei bocksprüngen ein zu bauen. Am Abend ging es dann daran alle Pferde wieder reinzuholen. Ich begann bei Jora. Danach folgten All Hope Is Gone, Vikar, Injaki, Look at my hair und Don Carlo. Als aller letztes kam heut What’s Happend In The Dark rein. Der Araberhengst bekam dafür als erstes sein Abendessen. Nachdem schließlich alle Pferde versorgt waren, lümmelte ich mich nach einer warmen Dusche mit einem Buch auf mein Bett.
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    • Wolfszeit
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      09.10.2020|Wolfszeit
      36 Grad und es wird noch heißer
      Maskota, Don Carlo, Legolas, Flanell d’Egalité, Lancasters Peppermint, Cleavant ‘Mad Eyes’, El Pancho, PFS’ Artic Tiger,HMJ Divine, PFS’ Caruso, Vikar, Voilá, Abe’s Aelfric, Farena von Hulshóf, Black Lady, Chessqueen, Finest Selection, Colour Splash, British Gold, Nathalie, Promise Of Sundance, Jora, Keks, Elvish Beauty, Mas’uda, Sunny Empire, LMR Ice Rain, Miss Leika, Walking On Sunshine, Saturn, Lifesaver, Elf Dancer, Herkules, Acerado, Craystal Sky, Miss Griselda Braun, LMR Fashion Girl, Carry On My Wayward Son, Injaki, Look at my hair, All Hope is Gone, Beastly Domina, Briair, Lady Moon, Blue Heart, Lady Swan, Vakany, Little Buddy, What’s Happend In the Dark, LMR Royal Champion, Cremella, Miss Monty, Minnie, Nurja, Ursel, Antigone, Doo Wop, Curly, Baroness, Rum, Amigo, Nabuko, Fiama di Royal Peerage, WHC’ Delicious Donut, WHC’ Secrect Fashion, WHC’ Mimithe, WHC’ Minya, WHC’ Oshawa, WHC’ Venice, WHC’ Candela, WHC’ Mitena

      Lina| Mit einen schrillen klingeln weckte mich mein Handy. Noch ganz verschlafen tastete ich nach dem Gerät um es auszuschalten. Es war 4:30 Uhr. Da es heute extrem heiß werden sollte, wollte ich heute besonders früh anfangen.Gähnend, rollte ich mich aus dem Bett und tapste ins Bad. Ich duschte mich, putzte die Zähne und zog mich an.Nach der Dusche fühlte ich mich auch gleich lebendiger.
      Am Himmel war schon ein heller Streifen zu sehen und die Sonne kletterte langsam über den Bergrücken. Ein kleiner Vogel flog durch die Morgenluft und zwitscherte fröhlich ein Lied. Noch etwas verschlafen machte mich auf den Weg zum Hauptstall, weil ich heute mit Maskotka anfangen wollte. Als ich den Stall betrat,waren die meisten Pferde noch am schlafe und auch die Dunkelfuchsstute lag noch im Stroh. Masko hob verschlafen den Kopf als ich die Boxentür öffnete. “Guten Morgen hübsche”, sagte ich sanft zu der Stute und zupfte ihr einen Strohhalm aus dem Schopf. Ein wenig verwirrt über die frühe Störung blickte mir die Stute aus ihren braunen Augen entgegen. Langsam wanderten die Ohren, die anfangs noch entspannt herab hingen, nach vorne. Ich hielt der Stute eine Möhre vor die Nase, die sie auch sogleich fraß. “Na, komm süße, wollen wir noch etwas schaffen bevor es so richtig warm wird”, sagte ich zu ihr und stand auf. Noch waren angenehme 23 Grad. Masko war inzwischen aufgestanden und schüttelte sich. Ich holte die Fuchsstute aus ihrer Box und band sie am Putzplatz an. Ich begann damit das rötliche Fell der Stute zu striegeln. Ich liebe das neue Putzzeug was ich für sie hatte, denn es sammelte den Staub perfekt aus dem Fell raus. Jedes Pferd glänzt wunderschön wenn ich es mit diesen Bürsten geputzt wird. Nachdem ihr Fell sauber war, begann ich das Stroh aus ihren Langhaar zu sammeln, was bei ihrem voluminösen Schweif ein wenig dauerte. Fertig eingekleidet in dunkelblau ging es dann in die Reithalle. Dort angekommen ging es erst einmal ans aufwärmen, bevor es an die Dressurarbeit ging. Nach 20 Minuten beendete ich die Trainingseinheit und entließ die Stute, nach dem Abreiten zurück in ihre Box. Daniel und Elijah, begannen nun die Pferd zu füttern und wie jeden Morgen machte Don Carlo einen riesen Rabatz und trat gegen seine Boxentür, bis er sein Futter bekam. Der lackschwarze Hengst ein paar Boxen weiter schaute lieber noch gemütlich aus seinem Fenster und beobachtete die Ponys auf dem Unterhausauslauf. Legolas war allgemein ein eher unauffälliger Hengst, dennoch im Umgang ein wahrer Schatz. Masko futterte inzwischen ihr Frühstück. Ich gab ihr noch eine Möhre in den Trog und machte mich dann auf den Weg zu den Außenboxen, wo Lancasters Peppermint schon auf mich wartete. Pepper versuchte seinen Boxennachbarn Flanell d’Egalité zu ärgern, indem er versucht in seine Mähne rein zu beißen. Flanell seinerseits war auch nicht ganz untätig und versuchte ebenfalls in Pepper rein zu beißen. “Na ihr zwei Clowns”, sagte ich zu den beiden Hengsten und brachte sie auseinander. Doch als ich kurz nicht hinsah versuchte Pepper wieder den Hals lang zu machen um Flanell weiter zu ärgern.

      Für Pepper stand heute nur lockere Halfterlonge an, da er gestern ein anstrengendes Training hinter sich hatte. Also ging ich zuerst in die Sattelkammer um eine Möhre und eine Longe zu holen. Ich hielt dem schwarz-weißen Hengst die Möhre entgegen, die er genüsslich kaute, während ich ihm das Halfter anzog. Zusammen mit dem großen Hengst machte ich mich auf den Weg in die Logierhalle. Ich ließ ihn erst einmal im Schritt ein paar Runden laufen, bevor ich ihn in den Trab und anschließend im Galopp einige Runden flitzen ließ. Frisch bewegt durfte Pepper noch einmal in seine Box, da es erst in einer halben Stunde auf die Koppel ging.
      Am Oberhausauslauf angekommen kam mir als erstes Mad Eye und Panchy entgegen. Während Panch mir freundlich entgegen schaute und wartete bis ich ihm ein Leckerlie gab, machte sich Mad Eye lieber selbst auf dIe Suche nach etwas essbaren. “Ey du kleine Frechdachs”, schimpfte ich den Wallach und schubste seine Nase weg. Der Knabstrupperhengst, der brav wartete bekam ein Leckerlie, welches er auch zufrieden verspeiste. Cleavant begann nun mit den Huf zu scharren um so ein Leckerlie zu bekommen. “Maaadi so bekommst du nix”, sagte ich zu dem Schecken und stupste ihn an. Der Hengst schüttelte empört den Kopf, hörte aber tatsächlich auf zu betteln. “So bist du brav”, lobte ich den Hengst und gab ihm sein Leckerlie. Als nächstes sprang mir der kleinste Bewohner des Paddocks in den Weg, sodass ich fast über ihn fiel. Der Silberne Hengst sah mich frech an. “Na Tigerchen. Lach für mich”, raunte ich dem Miniature Horse zu und gab ihm ein Handzeichen. Daraufhin streckte er den Kopf und hob seine Oberlippe. “Braaaav”, lobte ich den kleinen Mann und gab ihm eine Belohnung. Verfolgt von dem kleinen Hengst, kam ich nun endlich zu dem Pferd, weswegen ich eigentlich hier war. Der weiße Hengst stand noch gemütlich mit Caruso im Schatten des Unterstandes. Die beiden Pferd beknabbern sich freundlich und ich sah den beiden eine Weile zu, bevor Caruso mich bemerkte und von Divine abließ. Beide Hengste kamen nun an getrottet. Ich steckte beiden ein Leckerlie zu, bevor ich den weißen Freiberger aufhalftete. Ich ging mit dem Hengst zum Putzplatz. “Morgen Jace”, rief ich dem jungen Mann entgegen der gerade mit Vikar vorbei lief. schaute ihn aber nur kurz an. Unsere Beziehung war immer noch seltsam. “Morgen”, murmelt er und ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei. Nachdem ich Divine ein wenig verwöhnt hatte ging es noch einmal das Aufstellen üben. Durch seine Rücksichtsvolle Art war das führen kein Problem. Bei Aufstellen neigte er dazu geschlossen zu stehen und ein wenig rum zu hampeln. Also ging ich mit ihm auf dem Platz. Zum Glück weht dort ein sanfter Wind, welcher die ansteigenden Temperaturen etwas erträglicher machte. Nach 20 min beendete ich die Übung. “So mein hübscher, jetzt gibt es noch eine Dusche für dich und dann darfst du zu den anderen auf die Koppel”, sagte ich zu meinem Hengst und klopfte ihm den Hals. Ich duschte den Freiberger ab und sprühte ihn dann mit Insektenspray ein. Mit Fliegenmaske ging es dann auf die Koppel. Divine war der erste, weshalb ich beschloss auch noch die anderen Hengste rauszustellen. El Pancho stand nicht im Auslauf, weil er gerade versorgt wurde. So schnappte ich mir als erstes Aelfric, Mad Eye und Tiger. Die drei ließen sich wie immer brav auf die Koppel bringen. Als ich zurück an den Auslauf kam wurde Nabuko gerade von seiner Reitbeteiligung geholt. Das Mädchen hatte aktuell Ferien, weshalb sie immer schon besonders früh auf dem Hof war. So blieben nur noch Amigo, Rumkugel und Caruso übrig, die ich auch auf die Koppel brachte. Meine beiden Shettys Voilá und und Farena hatten heute frei, sodass ich die beiden Stuten nur raustellen musste. Also holte ich die Stuten vom Auslauf und brachte auch sie auf die Koppel. Fehlte heute also nur noch ein Pferd. Meine schwarze Schönheit Black Lady. Ich betrat den Stall und die Stute grummelt mir schon freundlich entgegen. Für die Stute stand heute nur ein kleiner Spaziergang an. “Guten Morgen meine hübsche”, begrüßte ich sie und strich ihr liebevoll über die Strin. Für die Stute gab es dann noch ihr Lieblingsleckerli, eine halbe Banane, bevor ich ihr das Lilaflauschhalfter anzog und den Strick ein hakte. Ihre Boxennachbarin Chess streckte neugierig ihren Kopf aus der Box, als ich Lady hinaus brachte. Vor dem Stall kam mit Jace entgegen, der gerade Sally und Splash auf die Koppel gebracht hatte. British wieherte uns zu, als wir an den Koppel vorbei kamen. Promise, Nathy und Gold folgten und am Zaun entlang, bis die Koppel endete. Nach einer großen Runde um den Hof spritzte ich die Stute ab und brachte ich Lady auf die Koppel. Im Anschluss half ich die Pferde abzuspritzen und auf die Koppel zu bringen, denn die Temperaturen lagen inzwischen bei 38 Grad und sollten noch weiter Steigen. Als alle Pferde versorgt waren packte ich noch die letzten Sachen für den Flug zusammen, denn morgen ging es für Alec und mich mit Divine und Churro nach Italien.

      Zwei Tage später auf dem Sommertunier

      Ein kleines Mädchen| Neugierig blätterte ich im Programmheft.. “PAPA, es gibt weiße Freiberger?”, fragt ich meinen Vater. “Scheinbar schon”, antwortete er und schaute stirnrunzelnd in das Programmheft. “Scheint ne gute Abstammung zu haben”. “Den Hengst will ich unbedingt sehen”, quiekte ich und hüpfte aufgeregt auf und ab.”Der sieht aus wie ein Einhorn… da fehlt nur noch GANZ VIEL Glitzer”. Ein paar Minuten später folgte ich meinem Vater zu der Zuschauertribüne. Ich hibbelte ein wenig herum, bis das weiße Pferd den Platz betrat. Eine recht kleine Frau führte das Pferd bis zu einer Stange die auf dem Boden lag. Dort blieb die Frau stehen. “Der ist in echt noch vieeeel schöner”, sagte ich staunend zu meinem Vater. Nachdem das Pferd ein paar Minuten dort rum gestanden hatte, liefen sie im Schritt ein paar Runden links und dann rechts rum. Danach machten sie dasselbe noch einmal im Trab. Danach verließen sie den Platz leider schon. “Die sind ja gar nicht galoppiert”, sagte ich traurig. Ich sprang auf und lief Richtung Stallungen. Dort fand ich die Frau mit dem weißen Hengst. “Darf ich ihn mal streichen?”, fragte ich neugierig. “Na klar”, sagte die Frau freundlich. Ich hielt dem weißen Pferd meine Hand entgegen. Snaft pustete er die Luft aus seinen großen Nüstern. “Er hat ja ein gaaanz weiches Maul”, sagte ich und strich ihm über den Kopf. “Wie heißt er ?”. “Er heißt Divine”, antwortete die Frau. “Wow, ein voll schöner Name für ein schönes Pferd”.

      Am Nachmittag

      Alec| Ich hatte meinen braunen Hengst bereits aufgewärmt und ritt noch ein paar Runden Schritt um darauf zu warten bis wir aufgerufen wurden. “Nummer 401 bitte an den Start”, das war unser Signal. Ich strich meinem Hengst nochmal über sein Schokobraunes Fell und ritt zum Start. “Nun sehen wir Chocolate Churre vorgestellt von Alexander Lightwood”, ertönte es aus den Lautsprechern. Dort angekommen grüßte ich die Richter und dann ertönte auch schon gleich die Glocke. Ich galoppierte Chocolate Churro aus dem stand an. Ich versammelte meinen Hengst vor der ersten Station um mir den Becher von der Stange zu schnappen. Auf der Strecke zwischen den Stangen ließ ich ihn wieder etwas an Tempo zulegen, bevor ich ihm vor der zweiten Stangen wieder einfing. Ich schaffte es gerade so den Becher auf der Stange zu platzieren ohne die Stange dabei um zu reiten. Das nächste Hinderniss war ein leichtes für meinen Hengst, da wir die Brücke auch gerne in unsere Bodenarbeit einbauten. Brav überwand Churro das Hinderniss. Die nächste Aufgabe würde eine menge Konzentration brauchen, da ich genau wusste ,dass der Hengst sich mit den Galoppwechseln noch ein wenig schwer stand. Schon ein paar Meter vor dem Slalom holte ich den Hengst zu mir. “Jetzt schön aufpassen mein hübscher”, raunte ich ihm zu. Der erste Galoppwechsel war ein wenig holprig, aber der nächste klappte schon besser. Das letzte Fähnchen streiften wir ein wenig, aber dafür, dass Galoppwechsel nicht seine beste Lektion waren machte der Hengst das super. Die letzten beiden Aufgaben meisteren wir schließlich auch noch. Nach beendigung des Parcours Ritt ich den Hengst noch ein wenig im Schritt, damit er sich noch einmal ein wenig entspannen konnte.
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    • Wolfszeit
      Nationalteam VI | 14. März 2021
      Jora // Fraena von Hulshóf// Miss Monty// Nurja//Ursel- die Bäringöttin// Amigo// Cremella // Songbird// Little Buddy//What’s Happend In The Dark
      St.Pauli’s Amnesia // Satz des Pythagoras // Snotra



      Samu
      Mit einem nicken nahm ich den Kommentar meines Mitreiters zur Kenntnis, denn ich musste mit meiner Konzentration dringen bei Jora blieben. Die braune Stute hatte eindeutig nicht das Dressurtalent von ihrer Mutter geerbt, denn sie neigte dazu über ihre eigenen Füße zu fallen, wenn man nicht aufpasste. Nicht nur einmal war ich deswegen mit Pferd im Sand gelandet. Auch wenn sie sich immer Mühe gab, war sie nicht gerade der schnellst Lerner, weshalb sie für ihr alter noch Recht wenig konnte. Dazu kommt auch noch, dass sie wegen einer Weideverletzung erst recht spät angeritten wurde. “So ist gut”, lobte ich die Stute als sie meinen Hilfen zum Anhalten sofort folgte. Auch ich überschlug meine Steigbügel, der Stute würde es nicht schaden, mal ein wenig anders als sonst geritten zu werden. Mit Absicht ließ ich Jora ein wenig länger stehen als, nötig, da ruhiges Stehen auch nicht gerade ihr Paradedisziplin war. Ich musste sie zweimal korrigieren, bevor sie so lange stehen blieb, wie ich es wollte.
      Irgendwie war mein Pferd heute äußerst unkonzentriert, dann kaum war ich wieder losgeritten, stolperte sie fast über ihre eigenen Füße. “Aufpassen süße”, murmelte ich der Stute zu und nahm die Zügel wieder ein wenig kürzer.

      Juha
      “So, ich denke ihr und vor allem eure Pferde habt heute genug geschafft.”, sagte Herr Holm und verließ schneller als man gucken konnte die Halle. Offenbar wollte er eine Pause machen, bevor die letzte Gruppe in die Halle kam. Nach dem Warmreiten stieg ich ab und ging ebenfalls.
      “Du Samu? Hast du vielleicht etwas Hafer für Amy?”, fragte ich den Blonden, als er seine Stute absattelte.
      “Ja, klar. Die Futterkammer ist die vorletzte Tür links vor der Sattelkammer, du kannst dir einfach ein Futterschüssel aus dem Regal nehmen. Den Hafer findest du im Futterwagen”, erklärte er mir.
      “Okay, super danke dir”, bedankte ich mich und ließ Amy bei Niklas stehen.
      “Sehe ich heute aus, als würde ich der Pferde-Halter sein?”, hörte ich ihm aus der Gasse rufen, aber ignorierte es. Mit einem Trog gefüllt mit Hafer stellte ich Amy hin, doch auch Smoothie steckte ihren Kopf mit rein.
      “Sag’ mal, wie siehst du eigentlich aus?”, fragte ich ihn, während unsere Pferde fraßen.
      “Es ist alles weg, meine Reithose lag nicht mehr im Schrank, meine Kontaktlinsen nicht mehr im Bad und von meinem Handy spreche ich gar nicht erst. Als hätten wir irgendwelche Diebe am Hof.”, antwortete Niklas verärgert.
      “Ich denke nicht, dass hier jemand klaut”, merkte ich an.
      “Sicher, dass du deinen Kram nicht einfach verlegt hast? Denn hier vom Hof stiehlt ganz gewiss niemand, dafür würde ich die Hand ins Feuer legen”, mischte sich Samu ein.
      “Mein erster Gedanke war auch keiner vom Hof”, murmelte er, zog seine Stute vom Trog und stampfte aus dem Stall heraus.
      “Ich glaub, ich lass den mal für sich. Der scheint einiges verarbeiten zu müssen”, wendete ich mich zu Samu und zuckte mit den Schultern. Dann guckte ich zu Amy, die wie immer in Slow Motion fraß.

      Samu
      Scheinbar war Niklas heute ein wenig schlecht gelaunt, was ihm allerdings nach dem Vorfall gestern nicht zu verdenken war. Meine Stute begann ungeduldig mit den Hufen über den Boden zu kratzen, weil sie auf ihr Futter wartete. Also holte ich das ganze aus der Futterkammer und stellte es der Stute vor die Nase. “Du scheinst da eine echte Genießerin zu haben”, sagte ich zu Ju, als ich das Tempo sah, indem seine Stute kaute.
      „Eher eine Mäkeltante“, antwortete er belustigt.

      Lina
      Neugierig, wie der kleine Hengst war, war er an den Zaun gekommen. Freundlich steckte er den kleinen Kopf durch den Zaun und begann Vriska auszuschnüffeln.
      „Wir hatten auch mal Minis am Hof, aber unsere Traber fanden die ziemlich uncool. Jedes Mal erschraken sie panisch, deswegen mussten sie leider wieder in ein anderes zu Hause“, erzählte sie, während der kleine Hengst ausgiebig in der Mähne gewuschelt wurde.
      “Unsere großen, kommen zum Glück sehr gut mit den kleinen aus”, sagte ich und deute auf Amigo der fröhlich zwischen den großen an der Heu raufe stand und futterte. “Übrigens ich hätte da noch eine kleine Dame, die noch gerne beschäftigt werden, würden. Hättest du Lust mir dabei zu helfen?”, fragte ich freundlich.
      „Ohja, Ausreiten.“, schrie sie plötzlich wie eine Vierjährige, die das erste Mal auf einem Pferd durfte. “Na dann, werde ich dich mal mit der kleinen bekannt machen”, sagte ich lachend über ihre plötzlich aufflammende Euphorie.
      Mit Vriska im Schlepptau ging ich auf die andere Seite des Hofes, wo die kleinen Stuten wohnten. Auf dem Auslauf war es recht ruhig, denn die beiden Kleinpferde, Ursel und Nurja standen gemütlich am Heu, während die ganze Ponybande gemütlich im warmen Sand lag und ein wenig schlief. “Tja, sieht so aus als wären hier alle schon beim Mittagsschlaf”, scherzte ich.
      Ein kurzer Pfiff meinerseits genügte allerdings, dass eines der Ponys die Augen aufmachte und sich in Brustlage rollte. “Das da”, sagte ich und deutete ich auf die kleine Fuchsstute “Ist die kleine Fraena und sie würde sich bestimmt sehr über einen Ausritt freuen”. Das Shetty war inzwischen aufgestanden und begann sich nun zu strecken, was auch die anderen Ponys dazu brachte langsam die Augen zu öffnen. “Du kannst dich ja schon mal mit ihr anfreunden, während ich die Halfter hole”, fügte ich noch hinzu und ließ Vriska bei den Ponys stehen, um die Halfter von Fraena und Miss Monty zu holen.

      Vriska
      „Du hast aber eine schicke Frisur“, sprach ich mit der Shetlandpony Stute. Interessiert zupfte sie an meinem T-Shirt, denn unter ihm in meiner Hosentasche befanden sich Leckerlis fanden. Lina kam mit den Halftern zurück und drückte mir das von Fraena in die Hand. Aufgeregt tippelte sie mir nach.
      Obwohl es noch mitten im Sommer war, begann die Fuchsstute ihr Fell zu wechseln. An der Brust war noch die letzte Rasur zu erkennen, die scheinbar noch nicht so lange zurückliegt.
      „Hat sie eine Krankheit oder wieso hat sie so viel Fell?“, fragte ich Lina, die gerade Miss Monty putzte.
      “Sie hat Cushing. Doch, außer dass sie super viel Fell schiebt, hat sie keine Probleme damit”, erklärte sie mir.
      „Ah okay“, murmelte ich und putzte die Kleine Stute weiter. Hervorkommend brachte Lina die Trense von Fraena, sodass ich ihr das Halfter abnehmen konnte und auf diese wechsle. Bevor es losging, warf ich noch mal das Halfter über, um meinen Helm zu holen, den ich bei Glymur an der Box angehängt hatte.

      Lina
      Währen Vriska noch ihren Helm holte, machte ich mir die kleine Pintostute fertig. Da sie durch ihren zierlichen Körperbau recht unbequem ist, holte ich mir ein Reitpad aus der Sattelkammer. Gerade als ich die Sattellage putzte, entdeckte ich eine fette Beule in der Sattellage. Scheinbar war die empfindliche Stute, mal wieder den Bremsen zum Opfer gefallen.
      “So kann ich dich nicht mitnehmen, Monty”, sagte ich zu der Stute und beschloss sie wieder wegzubringen. Vorher versorgte ich allerdings noch ihren Stich und zog ich eine Fliegendecke über, um sie vor weiteren Insektenangriffen zu schützen.
      “Na, dann darfst du heut wohl etwas Spaß haben, Melly” meinte ich zu der kleinen Palominostute, die bereit neugierig angetrottet kam. Vriska kam gerade mit ihrem Helm zurück, als ich die Shettystute anband.
      “Kleine Planänderung, Monty hat leider einen fetten Bremsenstich in der Sattellage, deshalb kommt die kleine hier jetzt mit”, erklärte ich ihr während ich begann die kleine Dame zu putzen.
      “Zur Not können wir die restlichen Kleinen in der Halle laufen lassen, wenn die noch Bewegung bräuchten”, schlug sie vor und nahm Fraena das Halfter wieder ab.
      “Ja, das stimmt, aber jetzt sind erst mal die beiden hier dran”. Ich hatte Cremella grob über geputzt und verschwand noch mal kurz, um ihre Trense zu holen.
      “So, fertig wir können los”, sagte ich, während ich noch den letzten Riemen der Trense schloss. Mein Pony schien von dem Plan noch nicht ganz überzeugt, denn sie schüttelt sich erst einmal kräftig.

      Vriska
      Im Schritt machten wir uns auf den Weg zum Wald. Die Sonne brannte meine Hose förmlich in mein Bein. Vom Schmerz erfüllt, zog ich immer wieder meine Oberschenkel nach Oben und rieb mit meiner Hand auf meiner Hose. Die Wahl zur Schwarzen schien heute auf jeden Fall die Falsche zu sein. Jedoch hatte ich keine Andere mitgenommen. Ein Blick in den Horizont verriet mir, dass etwas Großes auf uns zu kommen wird.
      “Lina, ich habe ein ungutes Gefühl”, murmelte ich.
      “Heute ist es viel zu wenig los. Aber nicht im Sinne von - heute ist ein ruhiger Tag, sondern eher die Ruhe vor dem Sturm”, setzte ich fort. Eigentlich irre ich mich nie, wenn ich solch ein Bauchgefühl hatte. Unter mir trappelte die Stute fröhlich vor mir her.
      Auch Lina warf einen Blick in den Himmel. “Ich denke, du hast recht, das Wetter hier kann recht schnell umschlagen. Wir sollten die Runde heute kurzhalten”, antwortete sie mir dann.
      “Dabei meine ich nicht nur das was da kommt, sondern auch die anderen”, murmelte ich.
      “Wie meinst du das? Kannst du etwa in die Zukunft sehen?”, scherzte sie.
      “Mutti dachte das auch immer, aber ich weiß es auch nicht. Ich habe da so ein Bauchgefühl und bisher hatte ich mich noch nie geirrt”, antwortete ich Lina und trabte Fraena an, die höchst motiviert vorwärtsging. Dabei hängten wir Lina und Melly ziemlich ab.
      Etwas später im Wald hörte ich ein Grummeln, was mich Ungutes erahnen ließ.
      “Können wir umdrehen?”, fragte ich Lina, die ziemlich konzentriert mit ihrer Stute voranritt. Fraena schien die ganze Sache auch nicht koscher zu sein und ihr Fluchtinstinkt fragte immer mal wieder nach, ob die andere Richtung nicht die bessere wäre.
      “Wir nehmen eine Abkürzung, dann sind wir am schnellten”, kam es von Lina und sie bog mit ihrem Pony auf einen kleinen Trampelpfad ab.
      Schnell folgte die kleine Fuchsstute, ohne dass ich etwas machen konnte. Im nächsten Moment krachte es Hinter uns. Das Grummeln war nun extrem laut und wie aus Eimern schütte es. Ein Wolkenbruch schien direkt über uns zu sein. Ich guckte an mit herab. Meine Hose sog sich voll mit Wasser und ein Gefühl von Enge kam in mir auf. Es fiel mir immer schwerer, mich auf die kleine Stute zu konzentrieren. Mein Shirt war zum Glück locker, hing jedoch ebenfalls wie ein nasser Sack an mir. Lina schien das alles nicht zu stören und bewegte sich rasch mit der Stute voran. Von weiten konnte man schon den Stall sehen und Fraena entschied kurzerhand in den Galopp umzuschlagen. So schnell sie konnte, rannte sie zurück. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass Lina nur mit Mühe hinterherkam. Im nächsten Moment krachte es schon wieder. Ein Baum fiel auf den Weg. Erschrocken stiegen die Kleine und ich stand hinter ihr.
      “Alles gut bei dir?”, fragte ich Lina, die Melly gerade noch bremsen konnte.
      “Ja, alle gut, ist bei dir auch alles in Ordnung? Ich fürchte nur wir haben jetzt ein Problem”, antwortete sie.
      Unruhe machte sich in mir breit. Wenn ich etwas noch weniger Leiden kann als Regen, dann ist es Gewitter. Früher habe ich mich dann im Keller versteckt, zwischen den Waschmaschinen. Doch mitten im Nirgendwo wird es keinen Schutz geben. Nervös kratze ich an meinem Unterarm.
      “Seh’ ich und jetzt?”, pflaumte ich Lina unsanft an.
      “Irgendwo dahinten, müsste eine alte Scheune sein, doch dafür müssen wir querfeldein durchs Unterholz, ich weiß nicht, wie sicher das ist”, antwortete sie besorgt und deute links von uns in den Wald.

      Juha
      Amy hatte es dann endlich geschafft ihr Futter aufzufressen und stand auf der Weide. Der Himmel war unruhig, weswegen ich mich lieber zum Zimmer bewegte. Frustriert saß Niklas auf seinem Bett und schaute ins nichts.
      “Alles gut bei dir?”, fragte ich besorgt.
      “Nein, eigentlich nicht. Ich werde verrückt. Nichts finde ich mehr, obwohl ich überall gesucht habe. Verstehst du? Das macht alles keinen Sinn”, murmelte er.
      Ich versuchte ihn aufzumuntern und setzte mich dazu. Dann wollte ich das leidige Thema ansprechen, was mir immer ziemlich unangenehm war. “Hast du deine Tabletten genommen?”, fragte ich vorsichtig.
      “Ich weiß es nicht”, schwafelte er vor sich hin. Also stand ich wieder auf und ging zu seiner Kommode auf dem sein Medikamentendosierer lag. Die letzten zwei Tagen waren unberührt. Besorgt wendete ich mich zu ihm und zeigt es ihm. Leer guckte Niklas zu mir. Ich hatte recht gehabt, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt. Umso mehr ließ es mich nicht los, dass das mit Lina gestern eine falsche Entscheidung war. Doch für heute werde ich das Thema ruhen lassen. Er griff nach dem Schieber und der Flasche Wasser, die neben ihm stand. Rasch schluckte er die heutige Dosierung und legt sich hin.
      Als ich den Raum wieder verlassen wollte, um mal wieder mit den anderen zu sprechen, knallte es nicht weit weg vom Hof und der Regen rasselte herunter. Vielleicht sollte ich doch lieber hierbleiben.
      “Wollen wir Karten spielen?”, fragte mich Niklas plötzlich und setzte sich an den Tisch. Das war eine gute Idee und setzte mich dazu.

      Samu
      Nachdem ich mein Pferd auf die Weide gebracht, hatte ich mich daran gemacht mein Sattelzeug zu putzen. Da ich in letzter Zeit nur wenig Zeit dafür gehabt hatte, war es auch dringend nötig. Das laute krachen draußen ließ mich aufschrecken. Ein Gewitter war aufgezogen und so wie es sich anhörte, war es ziemlich nahe. Hoffentlich waren alle schlau genug gewesen um am Hof zubleiben. Vielleicht sollte ich besser nachschauen, wo Lina steckte, ich hatte sie nämlich seit dem Training heute Morgen nicht mehr gesehen. Ich legte mein Putzzeug beiseite und als sich am Fenster vorbeilief, entdeckte ich das zwei Ponys fehlten und ein böser Verdacht beschlich mich. Auf der Koppel konnten sie nicht sein, dass die kleinen Ponys erst späte auf die Koppel, kamen damit sie nicht zu viel Gras fraßen und da Lina die Einzige war, die die Ponys ritt, musste sie mit ihnen Weg sein.
      Insgeheim hoffte ich, dass sie die Ponys in der Longierhalle einfach nur laufen ließ. Also beschloss ich, als Erstes in der Longierhalle nachzusehen, wo sie für gewöhnlich die Ponys liefen. Als ich den Kopf aus der Stalltür musste ich leider feststellen, dass es in Strömen regnete. Egal wohin ich jetzt gehe, ich würde pitschpatschnass werden.
      Einen Moment überlegte ich, was der trockenste Weg war. Leider gab es keinen, also musste ich wohl schnell sein.
      So schnell wie ich konnte, rannte ich zu Halle rüber. “Verdammt hier ist sie nicht”, fluchte ich als ich dort ankam. Da zwei Ponys fehlten, war es eigentlich unmöglich, dass sie mit den Ponys trainierte. Mit dem letzten bisschen Hoffnung, dass sie vielleicht einfach in einem anderen Halle war, kramte ich mein Handy aus der Tasche und versuchte sie anzurufen.
      Hektisch wählte ich ihre Nummer und wartete. Er klingelte lange, bis ihr Anrufbeantworter ran ging. In der großen Halle konnte sie nicht sein, denn dort trainierte noch die letzte Gruppe und in die kleine Halle wurde um diese Uhrzeit in der Regel gefahren.
      Doch wo konnte sie dann noch sein. Hatte ich mich vielleicht einfach die Ponys übersehen und sie war irgendwo anders?
      Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Wenn sie in ihrem Zimmer war, würde sie wohl an ihr Handy gehen, also blieb mir nur ein Schluss, wo sie noch sein könnte. Sofort rannte ich los und stand nur wenig Minuten später vor der Hütte von Niklas und Ju. Es brannte Licht, das war ein gutes Zeichen, das hieß das irgendjemand hier war und hoffentlich auch Lina.
      Nervös klopfte ich an die Tür.
      “Offen” rief Ju. Ich öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Leider fand ich dort nur Ju und Niklas vor, die Karten spielten und mich ein wenig verwundert ansahen, wie ich Tropfnass in ihrer Tür stand. Sofort wurde ich noch nervöser. “Habt ihr zwei Lina, irgendwo gesehen? Zwei von den Ponys fehlen und ich konnte sie nirgendwo finden. Ich hatte gehofft sie sei vielleicht bei euch”, erklärte ich. Hektisch wedelte Ju mit seiner Hand an seinem Hals herum, offenbar schlechtes Thema.
      “Als ich Smoothie auf die Weide brachte, habe ich beiden auf zwei Shettys Richtung Wald reiten sehen”, sagte Niklas und legte eine Karte auf den Tisch. Dabei guckte er nicht mal zu mir.
      “Oh, verdammt”, fluchte ich leise. Auch, wenn mich Niklas Reaktion ein wenig verwundert hatte ich jetzt keine Zeit das groß zu hinterfragen. Lina und Vriska waren tatsächlich ausreiten gegangen, bei dem Wetter. Nervös überlegte ich was ich jetzt machen konnte. Da Gelände um den Hof war riesig und sie konnten ungefähr überall sein und jetzt bei dem Wetter nach ihnen zu suchen war lebensmüde. Allerdings bei dem Wetter im Wald zu sein war genauso lebensmüde, gerade weil durch die lange Trockenheit einige Bäume sehr instabil waren.
      “Ich würde dir gern helfen, aber ich muss bei Niklas bleiben. Der hat gerade erst seine Medikamente genommen.”, merkte Ju an und bekam einen bösen Blick von seinem Kumpel zu geworfen. Offenbar war das ein sensibles Thema.

      Vriska
      Lina schien auch nervös zu sein.
      “Ich habe eine blöde Idee, da hier draußen Schutz zu finden, wird wohl schwierig”, versuchte ich stark zu sein. Nervös guckte sie mich an und sagte nichts.
      “Wir lassen die Ponys drüber springen und reiten dann so schnell es geht”, rief ich ihr zu. Der Regen wurde immer stärker und wir verstanden einander nicht mehr so gut.
      “Ich weiß nicht, ob die beiden das Schaffen so hohe und undurchsichtige Hindernisse kennen sie nicht”, rief sie und griff nervös in die Mähne der Stute.
      “Mehr als es zu versuchen bleibt uns nicht. Du steigst jetzt rüber und ich treibe die beiden”, sagte ich. Lina stieg über den Baum. In der Zeit band ich die Zügel so dicht es ging an den Hals der beiden Stuten. Auch sie waren sichtlich nervös.
      “Ihr schafft das, schneller schaffen wir es sonst nicht zurück”, versuchte ich die Stuten zu motivieren. Ich zeigte ihnen noch, was auf sie zukommen wird und atmete tief durch. In der Lunge spürte ich ein Stechen, dass wohl von der Rippenprellung kommen muss. Immer wieder peitschte mir der Regen unsanft ins Gesicht und langsam wurde es schwieriger etwas zu sehen.
      Fraena nahm allen Mut zusammen und sprang wie ein Kleiner Champion über den ca. 70 cm breiten Baumstamm. Nur Melly war noch immer unsicher. “Vielleicht solltest du dich mit ihr für Kanada bewerben”, scherzte ich und versuchte das Beste aus der Situation zu machen. “Mutig war sie schon immer”, kam es nur angespannt von der anderen Seite des Baumstamms zur Antwort, wo Lina die Fuchsstute abfing.
      Mit Melly hatte ich deutlich mehr Probleme, also blieb nur noch ein Versuch - ich werde mit ihr zusammen springen. Mit etwas Anlauf rannte ich mit Melly los, wozu hatte ich in der Schule Hochsprung, überlegte ich dabei. Wenig später hatten wir es geschafft. Beide Ponys waren auf der anderen Seite des Baumstammes und nichts lag mehr im Weg.

      Lina
      Genau in dem Moment als Vriska mit Melly auf meiner Seite landeten, zuckte ein Blitz über den Himmel dicht gefolgt von einem lauten Donner. Bilder von Funken schlagenden Hufeisen kamen mir in den Kopf und ich fühlte mich in der Zeit zurückgesetzt. Nein, das durfte jetzt nicht passieren, das war ein denkbar schlechter Zeitpunkt.
      Weiter Bilder spielten sich vor meinen Augen ab und ich war wie eingefroren. “Nein, da ist nicht real”, sagte ich laut zu mir selbst und kniff die Augen zusammen, um die Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben. Der Regen prasste weite hin unaufhörlich auf uns nieder und zusammen mit dem Rauschen der Blätter wurde es immer lauter um und herum. Fest klammerte sich meine Finger um die Zügel der Shettystute neben mir, der nervös auf der Stelle tänzelte.
      “Lina, komm. Wir müssen weiter”, lenkte sich mich ab und zog mich am Arm.
      Ich amtete noch einmal tief durch, Vriska hatte recht wir haben jetzt keine Zeit für Nervenzusammenbrüche. “Ok, dann los”, sagte ich und schwang mich auf den Rücken des Ponys. Auch Vriska hatte sich wieder auf ihr Pony begeben. “Bring uns Nachhause”, flüsterte ich der kleinen Stute noch zu, bevor es in vollem Galopp zurück zum Hof ging.

      Samu
      “Dann lass ich euch mal wieder allein”, sagte ich und verschwand eilig aus dem Zimmer. Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, lief ich wie ein Löwe im Käfig nervös die Stallgasse hoch und runter in der Hoffnung, dass den beiden Mädchen nichts passierte. Draußen wütete das Gewitter immer heftiger und der Wind peitsche den Regen gegen die Fenster. Blitze zuckten über den Himmel und erleuchtet immer wieder alles in einem grellen weißen Licht.
      Nach einer gefühlten Ewigkeit glaubte ich Hufgetrappel durch den ganzen Lärm hindurchzuhören und keine Minute später, betraten zwei tropfnasse Mädchen samt Ponys die Stallgasse.
      “Oh, Gott seid ihr eigentlich komplett wahnsinnig bei dem Wetter da draußen herumzulaufen?”, brach es aus mir heraus.

      Vriska
      “Schön, dass ihr lebend wieder da seid, wäre eine deutlich freundlichere Begrüßung gewesen”, raunte ich Samu an, der offensichtlich nicht ganz Herr seiner Sinne war.
      “Sorry”, murmelte er darauf nur “Geht es euch gut?”, fügte er dann ein wenig sanfter hinzu und sah dabei vor allem Lina an.
      “Vielleicht nimmst du Lina mal mit, ich schaff das schon mit den Kleinen”, antwortete ich und verstand wieder im Regen. Auch wenn es für eine sichtliche unangenehme Situation war, sollte ich auch mal zurückstecken. Noch immer peitsche der Regen in mein Gesicht und die Ponys waren ebenfalls wenig begeistert. Doch auf dem Paddock begaben sie sich direkt in den Unterstand und zupften fröhlich am Heu. Natürlich war der Ausritt am Ende ein einziger Horrorfilm, doch ich hatte ihn genossen. An der anderen Ecke entdeckte ich auch Songbird, die Tyrell vor einigen Monaten leihweise auf den Hof befrachtet hatte. Freundlich kam sie auf mich zu.
      “Schön, dass es dir gut geht”, begrüßte ich sie. Im Hintergrund schepperte immer wieder der Regen gegen die Hütte und eine Latte schien nicht mehr ganz fest zu sein. Vielleicht sollte sich das jemand man angucken, doch ich bin sicher nicht die richtige Person. Einige Minuten verbrachte ich noch bei den Ponys, eh ich mich zum Zimmer bewegte, um mich umzuziehen.

      Lina
      Vriska nahm mir die Zügel aus der Hand und verschwand mit den Ponys im Regen. Ich war auf einmal nicht mehr in der Lage mich zu rühren und stand einfach nur da. Auf einen Schlag schien das komplette Adrenalin aus meinem Körper zu weichen und ich begann zu zittern. “Alles ok”, fragte mich mein bester Freund sofort und nahm mich in den Arm. “Ja, ich glaube schon. Ich hatte nur im Wald ein Flashback”, antwortete ehrlich und genoss die Umarmung. Allmählich entspannten sich meinen Muskeln wieder und das Zittern ebbtet ab. Erst jetzt fiel mir auf das Samu patsche nass war. “Und warum bist du eigentlich so nass?”, fragte ich ein wenig verwundert. “Na, weil ich euch gesucht habe und du ja nicht an dein Handy gehst”, sagte Samu ernst. “Ich habe mir Sorgen gemacht!”
      “Oh, ja mein Handy hatte ich gar nicht mit”, sagte ich.
      “Lina, du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du ohne Ausreiten gehst”, scharf sah Samu mich dabei an. “Jaaa, weiß ich”, murmelte ich. Samu machte sich meisten viel zu schnell Sorgen um mich. “Es ist doch nichts passiert”, fügte ich noch leise hinzu. “Aber es hätte was passieren können”, rief er empört. “Genug davon erstmal, ich glaub, ich brauch ne Pause von meinem Leben”, sagte ich erschöpft.
      Samu verstand natürlich, dass damit das Thema erst einmal beendet war. “Ok, dann lass uns mal etwas Trockenes anziehen”, entgegnete er widerwillig und zusammen gingen wir rüber zum Haus, wo ich mich in mein Zimmer verkrümelte.
      Meine nassen Sachen ließ ich im Badezimmer einfach auf den Boden fallen und wickelte mich in ein Handtuch. Ich brauchte erst einmal einen Moment um wieder ich selbst zu werden.

      Vriska
      Als ich mich im Spiegel betrachtete, fiel mir auf, dass ich noch mehr abgenommen hatte. Der Stress tat mir nicht gut, weswegen die Entscheidung den Verein wieder zu verlassen, gar keine schlechte Sache ist. Statt mich wieder unter die Menschen zu mischen, holte ich mein Pad aus der Tasche. Dort öffnete ich die App der Ausbildung, in der unsere Unterlagen zur Verfügung stehen. Bald sind meine Abschlussprüfungen für den Pferdewirt und langsam musste ich anfangen zu lernen. Im Gegensatz zu allen anderen komme ich nicht aus einer Pferdefamilie und saß nicht auf dem Rücken eines Pferdes bevor laufen konnte. Meine Voraussetzungen waren deswegen von Anfang an schlecht. Also nahm ich mir das Thema vor, dass mich an meine Grenzen bringt - Fütterung und Pflanzenkunde.
      “ … wird das Pferd besonderen Belastungen wie starkem Training o.Ä. ausgesetzt, müssen entsprechende Kraftfuttermengen zugefüttert werden.”, murmelte ich, während ich die Dokumente las.
      “Nach der Fütterung braucht ein Pferd zwei bis drei Stunden Ruhe bekommen zum Verdauen”, kam es von Niklas plötzlich, der nass an meiner Tür stand.
      Verwirrt guckte ich zum ihm, da ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte.
      “Ju hatte mir gesagt, dass du noch lernen musst aber er selbst nicht so die Leuchte ist, dachte ich, dass ich mal rüberkomme”, sagte er zu mir, schloss die Tür und setzte sich mit seiner nassen Hose auf den Stuhl.
      “In wie viele Portionen sollte die tägliche Ration geteilt werden?”, fragte er mich direkt. Darüber musste ich erst mal nachdenken und wischte verzweifelt auf dem Pad. Er stoppte mich bei der Suche, in dem er meine Hand vom Pad nahm und mir dieses abzog.
      “Sag’ mir jetzt bitte nicht, dass du das nicht weißt”, veralberte er mich. Doch ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, weil wir am Hof feste Zeiten hatten. Also dachte ich darüber nach.
      “Also auf dem Hof gibt es im Sommer morgens und mittags Heu und am Abend geht es auf die Weide. Die Hengste bekommen noch einmal Kraftfutter. Also schätze ich mal 3 bis 4 Rationen.”, antwortete ich unsicher. Begeistert klatscht er.

      Lina
      Ich war gerade dabei durchzugehen, was in den letzten Tagen passiert war, als mich das Klingen meines Handys aus den Gedanken riss. Genervt stand ich vom Boden auf, auf dem ich saß und folgte dem Klingen. Meine Schwester rief an. Normalerweise freute ich mich über ihre Anrufe, doch jetzt war einfach nicht der richtige Moment dafür.
      “Was ist?”, sagte ich mürrisch in mein Telefon. “Alles ok bei dir, Lina?”, kam es aus dem Hörer. “Warum fragt das eigentlich Momentan jeder?”, ranzte ich sie unfreundlich an. Langsam hatte ich echt keine Lust mehr, dass jeder immer wissen wollte wie es mir ging. “Und bevor du weiterfragst, Nein es ist nichts OK”, schimpfte ich weiter und begann im Zimmer herumzulaufen. “Jace verhält sich wie testosterongesteuerter Idiot, ich habe mich einen Mann verliebt, mit dem ich vermutlich niemals eine Zukunft haben werden und ich bin bei einem super Gewitter durch den Wald geritten und hatte nichts Besseres zu tun, als fast einen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Also NEIN es ist alles andere als OK, Juliet”, sprudelte es so aus mir heraus. “Ach und was ich vergessen hab, dieser Mann hat mir dann auch noch ein Pferd für ein halbes Vermögen geschenkt!” Wütend trat ich gegen meine Mülleimer, der laut scheppernd umfiel. Die ganze Szene wurde durch einen Blitz, der draußen über den Himmel zuckte, dramatisch untermalt. “Langsam, langsam so versteht doch keiner, möchtest du mir nicht vielleicht erst einmal erzählen, was los ist?”, hörte ich die Stimme meiner Schwester aus dem Handy sagen. Wie immer, wenn ich extrem wütend war, begannen mir nun Tränen über die Wangen zu rollen und ich ließ mich auf den Boden sinken.
      “Also… wir haben hier aktuell das kanadische und das schwedische Nationalteam auf dem Hof, ... und dann ist da Niklas. Am Anfang dachte ich er sei voll der Arsch, denn er hat immer so dämliche Bemerkungen gemacht und quasi jeden Abend ein andere mit aufs Zimmer genommen”, schniefte ich nun. “ Und dann ist da noch Vriska mit der er nur spielt… und seine Exfreundin, die einfach nur eifersüchtig ist. Jace hat dann am ersten Abend ein abgefüllt und das fand ich scheiße, denn du weißt ja was ich ihm gesagt hatte. Dann war da Niklas, der ihn dazu bracht sich zu entschuldigend. Auf einmal war Niklas total nett und hilfsbereit und dann ist Jace auf einmal getobt und hat Niklas geschlagen” erzählte ich weiter. “Stopp Lina, ich glaube, du vergisst da irgendwas, denn so macht das gerade alles keinen Sinn”, stoppe ich meine Schwester. “Na, doch. Nachdem Jace sich entschuldigt hatte, war da erst einmal alles ok. Niklas war gestern auf einmal so ganz anders als zu Beginn und hat mir zugehört und er ist nicht wie alle anderen weggelaufen, sondern hat mich Verstanden. Es fühlte sich alles so richtig an. Wir waren dann gestern alle zusammen am Fluss und ich habe mit ihm noch mal geredet. Auf einmal ist Jace getobt und hat Niklas die Nase gebrochen. Niklas hat mir dann später noch von sich erzählt und dann hat er mir auf einmal Divine geschenkt”, sagte ich und schwieg einen Moment. “Ja und wo genau ist jetzt das Problem?”, fragte Juliet ein wenig verwirrt. “Na, das Problem ist, das mir jeder verdammte Mensch hier auf dem Hof ständig sagt, dass es falsch ist und keine Zukunft hat, weil er auf kurz oder lang das Herz brechen wird” sagte ich leise. “Das Traurige daran ist, dass sie recht haben. In 7 Tagen ist das Trainigscamp vorbei und er zurück nach Schweden und ich bleibe dann hier allein zurück. Es gibt zwar auch eine andre Möglichkeit, doch das würde bedeuten, dass ich mit ihm nach Schweden gehe”, dass alles musste für sie einfach nur verrückt klingen.

      Vriska
      “Der, der Futterpläne erstellt hat, muss wohl ein Genie sein. Da sie Abendration immer die größte des Tages sein. Weißt du auch warum?”, schwärmte er von Tyrell und baute natürlich die nächste Frage mit ein. Wieder kamen mir Zweifel, warum ich diesen Beruf lerne. Lieber würde ich in einem Büro sitzen und irgendwelche Formeln berechnen und Theorien ausarbeiten, als mir Gedanken über die Fütterung meines Pferdes zu machen. Schließlich steht der fast nur auf der Weide und macht sein eigenes Ding.
      “Frag mich doch bitte was Leichteres … Vielleicht, weil sich abends eh niemand um die Pferde kümmert?”, jammerte ich.
      “Mehr oder weniger, ja. In der Zeit können die Pferde ungestört fressen und haben somit mehr Zeit zu verdauen. Außerdem sollte die erste Mahlzeit des Tages kein Kraftfutter sein, da sonst der Magen aufblähen könnte.”, erklärte Niklas mir und fuhr direkt fort mit der nächsten Frage. “Wenn es dann aber keine Weide mehr gibt, wie viel Grundfutterration insbesondere Heu sollte das Pferd bekommen ungefähr?”
      “Das ist leicht. 5-6 kg also ungefähr 2,5 % des Körpergewichts.”, antwortete ich gekonnt.
      “Wenn du den Prozentsatz schon weißt, dann sollte dir Auffallen, dass 5 bis 6 Kilogramm etwas wenig sind.”, merkte er etwas arrogant an.
      “Nej, du Leuchte. Ich mache den Pferdewirt in speziellen Reitweisen mit Fachgebiet Gangreiten bzw. Isländer. Sprich 5 bis 6 kg sind schon richtig. Wenn du dir das mal auf Pad vorher angeguckt hättest, wüsstest du das.”, duellierte ich. Hochmut kommt vor dem Fall, sagt man so schön. Dazu äußerte er dann nicht mehr und fuhr mit den Giftpflanzen fort. Dabei erklärte er mich auch, welche insbesondere in Schweden auftreten und bei welchen es bei der Prüfung Zusatzpunkte gibt.
      Das Lernen mit Niklas hatte wirklich etwas Gutes. Er kann Dinge erklären, die sogar Dummies verstehen. Kurz dachte ich darüber nach, ob er das wegen seines Bruders konnte oder Ju der Grund dafür war.

      Lina
      Einen kurzen Moment herrscht stille am anderen Ende. “Ach Süße, da hast du ja einiges Erlebt. Aber ich sag dir eins, lass dein Leben nicht von anderem Bestimmen”, sagte sie verständnisvoll. “Hör auf dein Herz und wenn das beinhaltet nach Schweden zu gehen, dann tue es”.
      “Meinst du wirklich?”, schniefte ich ins Telefon. “Aber hier ist doch mein ganzes Leben. Meine Freunde, meine Arbeit, einfach alles, bis auf dich. Das ist alles schön viel immerhin ist es ein andres Land, eine andere Sprache und was ist mit dem finanziellen Aspekt. So ein Flug ist überaus teuer und ich kann doch auch nicht einfach mein Pferd hierlassen. Und dann brauche ich ja auch einen Job...”, gab ich zu bedenken. “Lina, hör mir zu, für alles gibt es eine Lösung! Und ich für meinen Teil werde dich bei deiner Unterscheidung Unterstützen egal wie sie ausfällt”, sagte sie. “Danke, Juli”, sagte ich erleichtert darüber, wenigsten meine Schwester auf meiner Seite zu haben. “Danke für das Gespräch, ich ruf dich noch mal an”, beendete ich das Gespräch und ließ mein Handy zu Boden sinken. Draußen regnete es immer noch in Strömen.

      Vriska
      “Wäre es okay, wenn ich wieder gehe?”, fragte er dann plötzlich.
      “Nichts lieber als das”, antwortete ich stumpf. Entgeistert verzog Niklas sein Gesicht und stürzte sich zurück in den Regen. Erst einige Minuten später, stellte ich fest, dass ich mich nicht mal bedankt habe. Eigentlich würde ich nun gern rüber gehen und dies nachholen, doch der Regen brachte mich wieder dazu, dass es eine schlechte Idee ist. Mein Gepäck war nicht sinnvoll verpackt. Da kam es mir. Geld ausgeben. Jetzt sofort. Ich suchte nach meinem Telefon und schrieb Lina eine Nachricht: “Denkst du wir können in die nächste größere Stadt fahren? Ich habe das dringende Bedürfnis Geld aus dem Fenster zu schmeißen.”
      “Ok. In 10 Minuten vor dem Haus”, bekam ich so gleich als Antwort. Erleichtert rannte ich ins Bad, um mein Make-up aufzufrischen. Durch den Regen war mein Eyeliner vollkommen verwischt. Also musste das alles erst mal wieder runter. Nervös guckte ich auf die Uhr - 15 Minuten später war ich fertig, nahm einen Schirm und stürzte mich in zum Haus, vor dem Lina bereits im Auto wartete.
      “Super, dass das so spontan geklappt hat”, bedankte ich mich bei ihr.
      “Darf man wissen woher, diese Laune auf einmal kommt?”, frage sie.
      “Ach weiß auch nicht, aber hier nur herumzusitzen, ist ja auch doof”, sagte ich und entschied ihr nicht davon zu erzählen, dass ich mit Niklas zusammen gelernt hatte. Schätzungsweise ist das Thema gerade nicht so angebracht, da ihre Augen offensichtlich verweint waren. Immerhin hatte sie keine Panda-Augen wie ich vor 20 Minuten.
      “Da hast du recht, also los”, sagte sie und startete den Motor.
      “Willst du drüber reden?”, fragte ich kurz. Denn die Antwort wird vermutlich nein sein, aber klingt besser als zu hoffen, dass alles gut ist. Den das wird es sicher nicht sein. Seit Tagen haben wir alle am Hof eine Persönlichkeitskrise, als wären wir wieder 16 / 17 Jahre.
      “Ich habe mit meiner Schwester telefoniert, den Grund kannst du dir sicher selber denken”, antwortete sie nur angebunden und konzentrierte sich auf die Straße.
      Kurz musste ich drüber nachdenken, ob es nicht, doch besser wäre ihr zu sagen. Später vielleicht. Stattdessen lenkte ich das Thema in eine andere Richtung.
      “Wann hast du dir zuletzt mal was gegönnt?”, fragte ich dann und hoffte, dass sich nicht wieder an den Kerl denkt.
      “Mmm, das ist schon eine ganze Weile her”, sagte sie, nachdem sie kurz nachgedacht hatte.
      “Na dann ist ja heute der richtige Tag, um dir was Schickes auszusuchen. Ich will nach einer Jacke gucken und neuen Schuhen, vielleicht auch einer Hose.”, antwortete und dachte weiter darüber nach, was ich gerne hätte. Besonders wann ich das alles mal anziehen sollte, denn auf dem Hof sind neue Sachen immer direkt dreckig und bis ans Ende ihres Lebens Hofkleidung.
      “Da hast du aber große Pläne ich denke, ich werde mal sehen, was mit so zuläuft”, sagte Lina und ich konnte ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht entdecken.
      Die nächsten Kilometer dachte jeder für sich über irgendwas nach. Ich gucke interessiert aus dem Fenster und was verwundert darüber, wie Tod die Gegend zu sein scheint. Am Horizont sah man immer mal wieder ein Getreidesilo emporragen oder mal ein Bauernhaus. Doch die klassischen Einfamilienhäuser, die man bei uns findet, wenn man Richtung Stockholm fährt, sucht man hier vergebens. Es machte mich etwas traurig, dass diese Fahrt bisher so verlaufen war. Eigentlich wollten Milena und ich zusammen eine großartige Zeit haben, doch nun hatte sie Anna. Seit dem Ausritt haben wir beide kein einziges Wort miteinander mehr gewechselt, allerdings irgendwo tief in mir, war ich auch froh darüber. Stattdessen musste ich auch wieder an Glymur denken. Was wird Tyrell machen, wenn ich ihm davon erzähle? Werde ich es ihm überhaupt erzählen? Wäre es klüger erst einmal mit Bruce darüber zu sprechen? Schätzungsweise wird das der richtige Weg sein. Er reagierte für gewöhnlich entspannter als sein großer Bruder.

      Lina
      Nach einer dreiviertel Stunde erreichten wird endlich Hinton. Es war eine für die Gegend hier typische Touristenstadt. Vor allem Restaurants und Hotels reichten sich hier aneinander. Auch Souvenirshops fand man hier in großer Zahl. Aber natürlich gab es auch hier eine Mall.
      “Ich hoffe, du erwartest nicht zu viel. Wir sind hier nicht gerade in einer Shoppingmetropole”, warnte ich Vriska, während ich das Auto parkte.
      “Krass, es regnet nicht mehr. Und nein, natürlich erwarte ich das nicht. Trotzdem wird man doch was Schönes finden. Was hältst du davon, wenn wir erst mal was zum Essen suchen?”, schlug sie vor.
      “Das klingt nach einem hervorragenden Plan”, stimmte ich Vriska zu. Der Himmel war deutlich aufgeklart und nur die Pfützen auf dem Asphalt zeugten von dem vorherigen Regen. “Was hältst du von Pizza?” wandte ich mich an sie und deutete auf die Pizzeria auf der anderen Straßenseite.
      “Gute Idee, hoffentlich haben die welche ohne Käse”, antwortete sie und lief in dir Richtung des Restaurants. Provokant nahm Vriska eine Speisekarte und suchte direkt, erst als sie fündig wurde, setzte sie sich hin und ich mich dazu. Auch ich warf einen Blick auf die Speisekarte, schnell wurde ich fündig. Ein wenig Gedankenverloren begann ich auf die Serviette zu kritzeln, während wir auf die Bedingung warteten. Schnell entstand eine kleine Möwe und sie erinnerte mich an Zuhause.
      “Wie lange zeichnest du eigentlich schon?”, fragte Vriska, nach dem meine Kritzelei sah.
      “Ich habe als Kind schon immer gerne gezeichnet, doch so richtig angefangen habe ich dann auf dem Internat. Da ich nicht viele Freunde hatte, müsste ich mich häufig allein beschäftigen und so habe ich angefangen zu Zeichen”, erzählte ich ihr.
      “Klingt traurig, aber förderlich für dich selbst. Wie kommt es eigentlich, dass ihr Pferdemenschen auf dem Internet wart?”, fragte sie dann verwundert.
      “Mmm, was du nicht sagst. Also Samu war dort freiwillig, denn er wollte schon früh unabhängig sein und er hätte irgendwann keine Lust mehr mit drei Geschwistern Zuhause zu wohnen. Meine Schwester und ich wurde von unserm ‘’ Vater’’ dahin abgeschoben, als er sich eine neue Familie gesucht hat.”, antwortete ich Vriska ehrlich.
      “Willst du irgendwann noch mal mit dem sprechen?”, wurde sie nun wieder etwas tiefsinniger.
      “Eigentlich habe ich geschworen, dass ich nie wieder mit ihm sprechen möchte, deshalb bin ich ja hier, aber vielleicht gebe ich ihm irgendwann noch mal eine Chance” antwortete ich nachdenklich.
      “Für deinen inneren Seelenfrieden wäre es sicher besser, wenn du dem mal richtig deine Meinung geigst. Danach kannst du ihn immer noch auf den Mond schießen”, murmelte Vriska und begann an unsere Bestellung aufzugeben.
      “Mmm, das sagt sich immer so leicht”, sagte ich und begann eine weitere Möwe auf die Serviette zu malen.

      Vriska
      Als sich Lina wieder ihrer Serviette zuwendete, guckte ich durch die Gegend. Dann sah ich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Anna und Milena liefen auf der anderen Seite vollbepackt mit Einkaufstüten von ziemlichen teuren Marken. Irgendwie dachte ich mir bereits, dass keiner von den beiden das Geld dafür hatte, also lauschte ich ihnen mit meinen Fledermausohren. Plötzlich wurde mir einiges klar.
      “Lina, ich muss kurz telefonieren. Bin gleich wieder da”, sagte ich hektisch zu ihr und verschwand wohin, wo die Beiden mich nicht hören konnten.
      Zum Glück ging Ju direkt an sein Handy und ich bot ihn, dass Niklas nach seinem Portemonnaie gucken solle. In diesem fehlte, wie gedacht, seine Kreditkarte. Außerdem erfuhr ich, dass er seit gestern sein Handy nicht mehr gefunden hatte und dieses benötigt wird, um Zahlungen zu autorisieren. Hoffentlich kann er nun noch alles sperren.
      “Du wirst es nicht glauben”, kam ich zurück zum Tisch, an dem schon unsere beiden Pizzen standen. Überrascht schaute Lina mich an und sagte: “Was werde ich nicht glauben?"
      “Okay, in ganz kurz. Anna ist richtig am Arsch. Sie hat das Handy und die Kreditkarte von Niklas gestohlen. Damit offenbar ein Haufen Geld verbraten.”, flüsterte ich ihr zu und lehnte mich dafür über den Tisch. Dann zeigte ich auf die andere Straßenseite, wo die Beiden noch saßen mit mehr als 10 großen Einkaufstüten.
      "Wow, also mir ist ja schon aufgefallen, dass sie extrem eifersüchtig ist, aber dass sie so eine hinterhältige B**** ist hätte ich nicht erwartet", antwortete Lina ein wenig fassungslos.
      “Ich finde, dafür dass wir zusammen das Rätsel gelöst haben, genießen wir unsere Pizza und geben dann unser eigenes Geld aus”, sagte ich begeistert und biss von der viel zu heißen Pizza ab.

      Lina
      "Naja, eigentlich hast du das Rätsel ja allein gelöst, aber genießen klingt super", sagte ich und biss triumphieren in meine Pizza in gleich darauf das sie noch viel zu heiß war.
      In Ruhe genossen Vriska und ich unsere Pizzen, bevor wir zahlten und zur Mall rüber schlenderten.
      Auf dem Weg dorthin, kamen wir an einem kleinen Geschäft vorbei, welches allerlei Souvenirs verkaufte. Im Schaufenster waren klassische Touriartikel wie Shirts und Schlüsselanhänger, aber auch die für die Gegend typischen Figuren und den Schmuck aus der hübschen dunkelgrünen Kanada-Jade. "Wusstes du das hier Jade mystische Fähigkeit haben soll?", fragte ich Vriska neugierig und deutete auf das Schaufenster.
      "Jade soll angeblich die Selbstentwicklung fördern. Außerdem soll es ausgleichend und harmonisierend wirken, wie auch die Kreativität fördern", erzählt ich die Mythen, die sich um diesen Stein ranken. "Vielleicht haben wir ja einfach zu wenig Jade auf dem Hof", scherzte ich fröhlich.
      “Oh, dass will ich für Glymur mitnehmen.”, sagte Vriska und stürmte in den Laden herein.
      “Ok” sagte ich belustigt über ihren Überschwung und folgte ihr in den Laden. Drinnen war es recht gemütlich, überall waren Regale und Ständer mit Sachen. An den Wänden hingen verschiedene Bilder und Schilder. Angenehm fiel die Sonne durch das große Schaufenster und erzeugte eine fast magische Stimmung. Schneller als man gucken konnte, durchsuchte Vriska nach dem richtigen etwas. Was wie wirklich suchte, wusste ich nicht.
      “Ich habe das richtige!”, rief sie dann plötzlich, sogar die Verkäuferin erschrak sich.
      “Was genau hast du überhaupt gesucht?”, fragte ich neugierig und versuchte zu sehen, was sie in der Hand hielt.
      “Das hier”, sagte Vriska triumphierend und zeigte einen kleinen Jade-Anhänger in Form eines Pferdekopfes in die Höhe.
      “Ein wirklich schönes Stück”, murmelte ich und betrachtete den Anhänger.

      Währenddessen am Hof …

      Niklas
      Nach dem Ju mir sein Handy gab um meinen Bankmitarbeiter anrufen, den ich wirklich zu jeder Tageszeit telefonisch erreichen kann, schließlich ist es gerade 0 Uhr in Schweden, ließ ich alle Zahlungen meines Kontos einfrieren sowie alle Schecks sperren. Bis auf den für das WHC, bei der ich die Nummer des Scheckes durchgab. Nur wenige Minuten dauerte dieser Vorgang und nun würde ich meinen Vater anrufen. Im strömenden Regen lief ich rüber zum Zimmer, in dem Herr Holm war. Genau genommen Herr Holm und Frau Wallin, denn jeder wusste, dass die Beiden seit Jahren ein Verhältnis miteinander hatten. Doch niemand sprach darüber.
      “Anders, ich brauche dein Handy. Ich muss mit meinem Vater sprechen.”, sagte ich zu ihm, als er oberkörperfrei die Tür öffnete. Auf dem Bett lag Frau Wallin, die sich Kurzerhand die Decke überzog. Da ich normalerweise nie meinen Vater kontaktieren würde, wusste Herr Holm, dass es etwas Ernstes sein würde. Er stellte keine Fragen und gab mir das Telefon. Ich konnte die Nummer nicht auswendig, sonst hätte ich bereits im Zimmer mit Jus Handy ihn kontaktiert. Unsere Eltern, egal im welchen alter wir sind, müssen die Bürgschaft für uns übernehmen, deswegen hatte mein Trainer die Nummer für ihn.
      Ohne tiefsinnige Fragen zu stellen, sprach ich mit meinem Vater über die Situation. Dieser Verstand, dass das nun kein Spaß mehr ist und unverzüglich ein Strafantrag über den Anwalt an Anna gestellt wird. Da ich mich jedoch nicht im Heimatland befand und die Mühlen der Justiz langsam mahlen, muss die Sache über die Botschaft laufen. So versicherte mir mein Vater, dass er unverzüglich jemanden vorbeischicken wird, um Beweise zu sichern. Von meiner gebrochenen Nase und dem damit verbundenen Zwischenfall mit Jace erzählte ich ebenfalls nichts. Dass ich kurzerhand ein Pferd gekauft habe und direkt wieder verschenkt, auch nichts. Zufrieden gab ich meinem Trainer das Handy zurück. Da er das Gespräch belauscht hatte, musste ich zum Glück nichts weiter erklären und lief zurück zur Hütte. Natürlich war ich wieder komplett Nass. Dich fühlte mich gut, wirklich gut. Um das Geld geht es mir auf keinen Fall, da es sich nicht um mehr als 200.000 SEK handeln wird, kann ich das Verkraften, aber mich zu Hintergehen und meine Familie hat Grenzen.
      “Wie war dein Vater drauf?”, fragte mein bester Freund mich, als ich zurück im Zimmer ankam.
      “Er war wirklich müde, aber in einigen Stunden wird einer von der Botschaft kommen.”, sagte ich kurz und nahm mir zur Belohnung ein Bier aus dem Kühlschrank.

      Zurück in der Stadt …

      Vriska
      Auch Lina zeigte mir, was sie sich ausgesucht hatte. Es war auch ein kleiner Grizzly aus Jade. Zusammen scherzten wir und liefen weiter. An der Ecke sah ich einen Schuhladen und hoffte darauf neue zu finden. Interessiert lief ich durch den Laden und entdeckte genau das, wo nachsuchte. Ich zeigte Lina die weißen Sniker mit schwarzer Sohle und Swoosh.
      “Guten Geschmack hast du da”, sagte sie anerkennend.
      Kurz musste ich über den Preis nachdenken, da er deutlich höher war, als ich ausgeben wollen würde. Doch ich musste sie haben, also ging ich zur Kasse, ohne mich weiter umzugucken und zahlte. Lina schaute sich zwar um, schien aber nicht so richtig fündig zu werden.
      “Wollen wir weiter?”, fragte ich dann lieber noch nach.
      “Ja, ich vermute Samu würde nur schimpfen, wenn ich schon wieder mit einem neuen paaren Schuh ankomme. Er ist eh der Meinung zwei paar wären ausreichend”, antwortete sie lachen.
      “Ich denke, dass wir Kerle gerade am Hof haben, die mehr haben als du”, scherzte ich und verließ mit ihr den Laden. Freundlich verabschiedete ich mich noch von den Verkäufern.
      Ohne weitere interessante Läden zu liefen, trödelten wir durch die Stadt. Dann sah ich etwas, wo nach ich nicht suchte - ein Reitfachgeschäft.
      “Lina. Pferdeladen”, sagte ich stumpf und steuerte darauf zu.
      “Definitiv einer meiner Lieblingsform von Laden. Vielleicht finde ich je was Hübsches für Divine”, sagte ich begeistert und folgte Vriska.
      Eigentlich wusste ich nicht genau wonach ich suchte, aber entgehen lassen war ebenfalls nicht möglich. Lina guckte sich noch um.

      Lina
      Neugierig stöberte ich durch den Laden. “Vriska, was hältst du von dieser Schabracke?”, fragte ich und hielt ihr eine bordeauxfarbene Schabracke hin. “Oder von der”, deutet ich begeistert auf eine dunkele Purpurfarbene. In Sachen Pferdeoutfits bin ich leider ein absolutes Shoppingopfer. Meine Pferde laufen meistens modischer rum als ich selbst.
      “Dann eher die Rote”, antwortete sie verwirrt. Da wurde mir bewusst, dass sie auf Glymur nur mit einem Gummipad saß.
      “Ja, ich glaube, du hast recht”, stimmte ich zu ihr und begann weiter durch den Laden zu schlendern. Als ich an dem Regal mit den Fliegenmasken vorbeikam, fiel mir ein, dass Divine seine leider auf der Koppel zerstört hatte. Da er ohne allerdings Sonnenbrand bekommt, muss wohl eine neue mit. Also machte ich mich dran nach einer stabilen Maske mit Nüsternschutz zu suchen, was sich wie immer recht schwierig gestaltete. Ich warf noch einen Blick zu Vriska, die zur anderen Ecke des Ladens lief. Sie schien noch etwas entdeckt zu haben.
      “Nehme ich mit”, sagte sie zu mir überzeugt mit einem komischen Gebiss in der Hand und in der anderen ein Trensenzaum.
      “Was genau ist das?”, fragte ich und deutete auf das Gebiss.
      “Ähm?”, fing sie etwas irritiert an. “Das ist eine isländische Kandare - in Schwarz. Sieht man doch”, feigste Vriska dann. “Interessant ich habe noch nie so ein Teil gesehen”, kommentierte ich. Bevor ich noch mehr unnötiges Zeug entdecken konnte, was ich am Ende großartig finden würde, beschloss ich den Einkauf abzuschließen. “Also ich bin fertig”, sagte ich zu Vriska und machte mich auf den Weg zu Kasse. Als ich zahlte, stellte ich fest, dass ich wieder viel zu viel Geld mal für eine Schabracke ausgegeben hatte. Geduldig wartete ich dann noch bis auch Vriska gezahlt hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir nun schon drei Stunden hier waren. “Ich denke, wir sollten uns langsam mal auf den Rückweg machen”, schlug ich Vriska dann vor und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Auto.

      Vriska
      Wie üblich schlief ich nach einigen Kilometern ein. Erst vor der Hofeinfahrt wachte ich auf. “Habe ich was verpasst?”, murmelte ich frisch aufgewacht und schaute Lina verträumt an.
      “Nein, absolut nichts, außer dass wir jetzt da sind”, antwortete sie mir. Zustimmend murmelte ich und stieg aus dem Wagen. Wann es aufgehört hatte zu regnen, war schwer zu beurteilen. In den Löchern stand das Wasser. Doch am Hof war es ruhig. Es schien auch niemand auf uns gewartet zu haben.
      “Irgendwas stimmt hier nicht”, merkte ich das zweite Mal heute an.
      “Dann sollten wir mal herausfinden, ob du heute diesbezüglich noch ein zweites Mal recht hast”, antwortete Lina, die gerade die Autotür zuschlug.
      “Vermutlich wird es nicht schön”, sagte ich noch und holte aus dem Kofferraum meine beiden Tüten. Dann verließ ich Lina erstmal und brachte meine Sachen ins Zimmer. Dort fiel ich ins Bett und könnte direkte wieder einschlafen. Es kam nicht dazu, weil es an der Tür klopfte. Manchmal fragte ich mich wirklich, wieso jeder so großes Interesse an mithatte. Müde trat ich an die Tür. Ein mir Unbekannter stand davor.
      “Vriska Isaac?”, fragte er dann. Von oben nach unten warf ich ein Blick auf den Herrn, der im Anzug, Lackschuhen und Gel in Haaren vor mir stand. Ein eher ungewöhnliches Bild für jemanden auf einem Pferdehof.
      “Ja und fragt mich das?”, gab ich etwas verwundert von mir.
      “Erik Löfström von der schwedischen Botschaft und ich würde gerne eine Zeugenaussage mit Ihnen aufnehmen.”, stellte er sich dann vor. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass er gerade mal 5 Jahre älter als ich war und gerade neu dort war. Nervös zupfte er an dem Bund seiner Hose. Freundlich bat ich ihn in die Hütte und erzählte ihm, was ich im Gespräch in der Stadt gehört hatte, als ich mit Lina unterwegs war. Im gleichen Zuge erzählte ich auch, dass sie die beiden zwar gesehen hatte aber nichts davon hörte. Zumindest sagte sie nichts. Genauso schien Herr Löfström das auch aufzuschreiben. Er lobte mich ebenfalls dafür, dass ich es direkt meldete und nicht auf Komfortration ging. Dass der Mann mir nichts über die aktuellen Fakten sagen durfte, aufleuchtete mir ebenfalls auf. Doch ganz gegen meine Erwartungen erzählte er, was bisher bekannt ist und auch, dass die Bank bereits bestätigt hatte, dass die Zahlungen getätigt wurden. Ich war mir mittlerweile nicht mehr ganz wohl und ein Gefühl der Verzweiflung machte sich in mir auf. Davon erzählte ich ihm auch, doch Herr Löfström versicherte mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Die Dame wird heute noch vom Hof entfernt und muss in der Botschaft bleiben. Der Rückflug wird darauf hin von denen organisiert. Auf Nachfrage, was mit dem Pferd sei, sagt er, dass sich ihr Trainer darum kümmere. Wenig später war das Gespräch beendet und verabschiedete sich von mir, dabei bedankte er sich noch einmal für die Aussage und verschwand. Schnell zog ich mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Lina: “Hier war eben ein Typ von der schwedischen Botschaft, der übrigens ziemlich heiß ist, der vermutlich noch zu dir kommen wird. Ich habe ihm nur gesagt, dass wir zusammen in der Stadt waren und du sie auch gesehen hast. Wusste aber nicht, was du diesbezüglich weißt. Nur damit du dich nicht wunderst. PS: Er wirkte nicht wirklich was mit Pferden zu tun zu haben :(

      Lina
      Ich hatte mich gerade daran gemacht einen geeigneten Platz für den Grizzly zu suchen, als mein Handy mir den Eingang einer Nachricht mitteilte. Es war eine Nachricht von Vriska. “Ok, danke fürs Mitteilen. PS. Du weißt aber schon der er hier zum Arbeiten ist nicht zum Flirten :D” antworte ich ihr und keine 5 Minuten später klopfte es an der Tür.
      Freundlich öffnete ich die Tür und ein junger Anzugträger stand vor mir. Hätte Vriska nicht mich vorgewarnt, wäre ich vermutlich ziemlich verwundert gewesen. “Lina Valoo?”, fragte er.
      “Ja, genau die steht vor ihnen”, antwortete ich. Kurz darauf stellte er sich und den Grund seines Kommens vor. Auch wenn es mich kaum betraf, war es kein Thema für den Flur, weshalb ich ihn hineinbat. Ich bestätigte ihm das, was Vriska ihm bereits erzählt hatte und so kam es, dass er genauso schnell wieder verschwand, wie er gekommen war.
      “Wer weiß, vielleicht versuchte er nur mehr Infos über mich zu bekommen :D”, hatte Vriska mir geantwortet.
      “Also, darum ging es eben eindeutig nicht, aber wer weiß vielleicht wollte er nur professionell wirken;)”, schrieb ich ihr zurück und es klopfte schon wieder an der Tür. “Offen” rief ich und Samu steckte seinen Kopf durch die Tür. “Wer war denn der Schlipsträger im Flur? Haben wir jetzt schon den Geheimdienst im Haus”, fragte er ein wenig misstrauisch.
      “Das? Ach, der wollte sich nur als Vriskas neuen Freund vorstellen”, scherzte ich und Samus blick wurde noch misstrauischer. “So sah er aber nicht aus”, kommentierte er.
      “Ach Samu, manchmal hast du aber echt eine Lange Leitung. Natürlich ist das noch nicht Vriskas Freund. Herr Löfström ist von der schwedischen Botschaft und war nur wegen einer Zeugensage hier”, erklärte ich, was ihn nicht gerade zu beruhigen schien. “Keine Sorge nichts wildes”, sagte ich und verdrehte die Augen.
      “Wo ist er hin?”, kam Vriska plötzlich angelaufen und störte unser Gespräch. Wenn ich sie so betrachtete, schien sie sich neu geschminkt zu haben. “Ich muss dich enttäuschen, aber dein Traumprinz ist gerade gegangen, auch wenn du dir offensichtlich sehr viel Mühe gegeben hast”, antworte ich Vriska leicht amüsiert.
      “Dann warte ich an seinem Auto. Der BMW steht noch im Matsch.”, sagte sie und verschwand wieder.
      “Wow, sich scheint es ja echt erst zu meinen” kommentierte Samu das ganze amüsiert. “Ja, sag ich doch, dass das Vriskas fast Freund ist”, lachte ich ihn an.

      Vriska
      Was mache ich hier eigentlich, überlegte ich, als ich Knöcheltief im Matsch stand. Mit meinen Reitstiefeletten. Und kurzer Hose. Oversized-Pullover, obwohl es gefühlt wieder 25 Grad Celsius waren. Typisch schwül war es nach diesem heftigen Sommergewitter. An einigen Stellen blinzelte auch die Sonne durch die grauen Wolken.
      “Ach, ist noch was?”, fragte Löfström überrascht.
      “Jein, hast du - äh … Sie noch eine Visitenkarte für mich, falls mir noch was einfällt?”, fragte ich gekonnt und versprach mich natürlich.
      “Klar” antwortete er fröhlich und griff in seine Brusttasche des Mantels. Bisher dachte ich, dass nur amerikanische Filme und Serien sich das als Thing überlegten. Doch nun traf ich den ersten Anzugträger damit. Unglaublich. Einige Minuten blieb ich noch wie angewurzelt stehen und wirkte nicht unbedingt klug dabei.
      “Kann ich dir sonst noch helfen oder hast du einen Schlaganfall?”, lachte er. Einen Moment brauchte ich, bevor eine Antwort aus meinem Mund kam.
      “Hoffentlich hast du keinen”, fügte Löfström nun deutlich ernster hinzu.
      “Oh tut mir leid, ich war gerade irgendwie woanders.”, antwortete ich kurz und drehte mich um, um zu gehen.
      “Du kannst auch so mal anrufen”, rief er mir noch nach und stieg in seine viel zu große schwarze Karre. Die Pfützen spritzten gegen den bis dahin sauberen Lack.
      Was war den hier passiert? Schnell musste ich wieder zu Lina, um ihr das zu erzählen. Noch immer war sie mit Samu in ihrem Zimmer. Als ich reinplatzte, konnte ich nicht verstehen, worum es gerade ging. Unhöflich fiel ich dazwischen: “Ha! Ich habe seine Nummer!”, triumphierte ich und hielt die Visitenkarte in die Hand.
      “Aww super”, quietschte sie aufgeregt. “Und Samu du musst hier jetzt verschwinden wir haben Mädchenkram zu besprechen”, wandte sie sich an den Finnen und schob ihm aus dem Zimmer.
      “So, jetzt sag mal, wie hast du das angestellt”, fragte sie neugierig als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
      “Der hätte auch bleiben können, hätte ihn sicher auch interessiert. Aber gut. Ich habe einfach mein Pulli hochgezogen - fertig.”, scherzte ich. Lina warf mir verwirrte Blicke zu.
      “Spaß, ich habe ihn nach seiner Visitenkarte gefragt, falls ich mir noch was einfällt. Stand dann gedankenverloren einige Minuten an seinem Auto. Da sagte er mir zu mir, dass ich auch so mal anrufen kann”, antwortete ich und ließ mich rückwärts auf ihr Bett fallen.
      “Scheint ja, als wäre das quasi perfekt für dich gelaufen” antwortete sie begeistert und setzte sich neben mich aufs Bett.
      “Ach, als ob ich den anrufe. Ich weiß auch nicht, was das sollte. Vielleicht wollte ich einfach gucken, ob ich es noch kann”, sagte ich zu ihr und starrte an die Decke ihres Zimmers.
      “Also irgendwie kann ich das nicht so ganz glauben, dass du ihn nicht mehr anrufst, so wie du gerade aussiehst”, sagte Lina und ich konnte das Grinsen quasi hören. Ich zog das Pappkärtchen aus meiner Hosentasche und betrachtete es genauer.
      “Guck mal”, kam es nun völlig verwirrt aus mir. Ich deutete darauf, dass es seine private Karte sei und nicht die aus dem Büro. Entweder war er ein ziemlich Creep oder auch in ihm sind die jungen Pferde durch gegangen.
      “Sieht so aus, als wäre er doch zum Flirten hier gewesen”, kam es ein wenig neckisch von ihr.
      “Habe ich doch geschrieben. Ich habe immer recht”, lachte ich und stand auf. Dann zog ich sie an der Hand ebenfalls hoch aus dem Bett.
      “Vielleicht solltest du zu Nik. Der hat sicher einen harten Tag gehabt”, merkte ich an und nahm Lina mit raus.

      Lina
      “Na, da hast du wohl Recht”. So genau hatte ich bisher nicht darüber nachgedacht. Zusammen mit Vriska ging ich also zu den Hütten, in denen die Gäste untergebracht waren. Ich blieb vor Niklas Tür stehen, während Vriska sich zu ihrem eigenen Zimmer begab. “Niklas, bist du da?”, fragte ich und klopfte sacht an die Tür.
      “Nein, ich tarne mich als Bettdecke”, hörte ich es leise aus dem Zimmer.
      “Darf ich reinkommen?”, fragte ich und öffnete vorsichtig die Tür.
      “Du bist doch quasi schon da, jetzt kann ich dich auch nicht mehr wegschicken”, antwortete er und lachte. Also trat ich in den Raum und schloss die Tür hinter mir. “Dieser Tag heute ist ganz schön verrückt”, versuchte ich ein Gespräch zu starten.
      “Wie kommst du darauf? Ist doch ein normaler Dienstag”, scherzte Niklas und schien heute positiv zu sein. “Naja, ich bekomme nicht jeden Tag Besuch von einem Botschafter”, scherzte ich ebenfalls. “Möchtest du vielleicht über den Grund dafür reden?”, fragte ich und ließ mich auf einen Stuhl sinken.
      “Ach, Erik ist doch ein Netter. Ich bin mit dem zur Schule gegangen”, begann er und schien nachzudenken.
      “Ich mach’s kurz. Für Anna habe ich nie wirklich viel Geld ausgegeben, weil ich das als nicht wichtig empfand. Doch irgendwie hat sie mitbekommen, dass ich dir deinen Traum vom Pferd erfüllt habe. Das war wohl ihr Grund, dass alles nachzuholen. Allerdings wird das nun teuer für sie und unangenehm. Herr Holm will nachher beim Essen noch mal drüber reden”, erzählte Niklas dann doch noch.
      “Dieses Mädchen ist doch einfach nur verrückt”, kommentierte ich und schüttelte den Kopf. “Ist das also der Grund warum du so gut gelaunt bis oder gibt es da noch etwas?”, fragte ich und sah ihn an.
      “Du bist da”, antwortete er kurz und guckte mich an.
      Unwillkürlich musste ich lächeln und mir wurde ganz warm ums Herz. “Schön, dass du dich über mich freust,” sage ich und ging zu ihm rüber, “Ich freu mich nämlich auch dich zu sehen, vor allem nach dem Abenteuer heute Morgen”.
      “Abenteuer? Weil ich halb blind mit dir durch Gegend gelaufen bin?”, neckte er mich.
      “Das war zwar sehr lustig, aber nicht das was ich meinte”, sagte ich lachend und erst dann fiel mir ein, dass er vermutlich gar nicht mitbekommen hatte, wo Vriska und ich während des Gewitters gesteckt hatten. “Weißt du ich glaube, ich bin heute ein wenig über mich selbst hinausgewachsen”, begann ich zu erzählen “Obwohl ich mitten in einem Gewitter in einem Wald gestanden hab, hatte ich nur fast einen Nervenzusammenbruch”.
      “Herzlichen Glückwunsch” Aber fast klingt trotzdem nicht so schön”, sprach Niklas berührt und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Schlagartig wurde mir warm und ein angenehmes Ziehen, breitet sich in mir aus. “War es auch nicht, aber wie du siehst habe ich es überlebt”, murmelte ich.
      “Zum Glück”, flüsterte er dann.
      “Ja, zum Glück, sonst hätte ich nie wieder diesen schönen Kerl hier betrachten können”, flüsterte ich lächelnd und legte meine Hand auf seine.
      “Ist hier noch jemand?”, schockiert suchte Niklas nach einem ungebetenen Gast.
      “Oh, du bist doch blöd”, sagte ich und ohne groß weiter darüber nachzudenken, küsste ich ihn.
      “Nicht so stürmisch, junge Dame. Das könnte gefährlich enden.“, antwortete er und hatte offenbar noch viel mir in seinem Kopf herumzuschwirren.
      “Alles ok?”, fragte ich und sah Niklas nachdenklich an.
      “Wollen wir reiten? … Okay, die Frage erscheint falscher, als ich sie meine. Ich meine natürlich auf Pferden.”, kam es verlegen. Was auch immer in seinem hübschen Köpfchen vorging, er schien es nicht mit mir teilen zu wollen.
      “Pferde klingen gut”, antwortete ich ihm ein wenig frech.
      “Na dann los. Ich habe auch meine Hose wieder, dann bin ich nicht wieder so peinlich für dich. Es gibt bestimmt eins, dass mal wieder richtig geritten werden muss”, kam es typisch männlich von ihm. Dann zog er provokant seine Shorts runter und wechselte zur Reithose, die über einem Stuhl lag. “Na, da findet sich sicherlich jemand”. Kurz sah ich an mir runter, um zu überlegen, ob ich mich auch noch umziehend wollte. Nach unserem ziemlich nassen Ausritt hatte ich mir nur schnell Jeans und Shirt übergeworfen. “Doch bevor wir uns ein paar Pferde suchen, sollte ich mich glaub ich noch mal umziehen, denke ich „und sprang vom Bett auf.
      Verfolgt von Niklas lief ich rüber zum Haus. “Warte hier, ich bin gleich zurück”, meldete ich mich ab und ließ ihn vor der Zimmertür stehen. Im Zimmer tausche ich meine Jeans, gegen eine Reithose und angesichts des schwülen Wetters entschied ich mich auch noch dazu ein Top anzuziehen. Schnell schrieb ich Samu noch eine Nachricht, welche Pferde noch bewegt werden müssten und bekam auch sogleich eine Antwort.
      “So, ich bin wieder da”, verkündete ich und trat aus dem Zimmer. “Und ich habe gehört Little Buddy und Darky würden sich noch über ein bisschen Bewegung freuen.”
      “Wenn ich mich umziehe, spannerst du, aber ich darf nicht mal mitkommen?”, sagte Niklas eingeschnappt und begann zu schmollen. “Aber gut, dann ran da”
      “Ich kann mich für dich auch noch mal umziehen”, antwortete ich schnippisch und stolzierte in Richtung Außenboxen, wo die beiden Hengste wohnten. “Darf ich Vorstellen, da sind die beiden”, sagte ich und deutete auf die beiden Pferde. Während der Braunfalbe freundlich aus seiner Box schaute, drehte Darky uns nur den hinter zu.
      “Gut, ich nehme den Hellen”, entschied Niklas fix, nahm ein Halfter und führte den Hengst aus der Box. Auch ich holte Darky heraus. Gemeinsam putzten wir die Pferde. Mittlerweile war er deutlich stiller geworden und mit einigen Sätzen, versuchte ich wieder ein Gespräch in die Bahn zu lenken, was mir nicht gut gelang. Ich hielt kurz inne und beobachte wie Niklas mit kräftigen Strichen, das Fell des Hengstes striegelte. Er sah einfach verdammt heiß aus, egal was er tat, dazu fühlte ich mich in seiner Gegenwart einfach nur super. Jede Sekunde, die ich mit ihm verbrachte, war es Wert und auf einmal musste ich an das Gespräch mit meiner Schwester zurückdenken. ’Hör auf dein Herz’, hatte sie gesagt. Auf mein Herz zu hören würde bedeuten, dass ich am liebsten nie wieder eine Sekunde ohne diesen Mann verbringen. Doch ist das tatsächlich das Richtige? Mein Verstand sagte eindeutig Nein, doch mein Herz…

      Niklas
      Lina dachte über irgendetwas war, aber ich wollte sie danach nicht fragen. Stattdessen wandte ich mich an sie, um das Sattelzeug zu holen. Da der Hengst, den sie sich nahm, nur etwas größer als war, brauchte sie eindeutig keine Hilfe beim Satteln. Wenn auch unvernünftig setzte ich keinen Helm auf. Gemeinsam führten wir die Pferde in die Halle, sollte es wieder anfangen zu regnen, wären wir somit geschützt.
      “Wo sind die denn alle? Hier am Hof ist echt toten Stille”, versuchte ich das Schweigen zu brechen.
      “Mmm, das ist echt eine gute Frage. Vielleicht haben die vergessen aus dem Fenster zu gucken?”, antwortete sie, während des Nachgurtes. Ich nickte nur zustimmend und tat ihr gleich.
      Im Schritt ritt in den Hengst an und begann mich mit ihm anzufreunden. Schon nach einigen Metern merkte ich, dass sich ziemlich viel Pferd unter mir befand. Mit einem Tempo stolzierte er bereits im Schritt voran und nur mit etwas Geschick gelang es mir ihn deutlich langsamer vorwärts zu schicken. Der lange Zügel empfand er, als Aufforderung schneller zu werden, auch der Kontakt zum Bein wirkte eher als Gaspedal, statt ihm eine Hilfe zu sein. So brauchten wir einige Runden und Bahnfiguren, um uns aufeinander einzustimmen. Dabei stellte ich fest, dass Buddy unsicher war und alles so schnell wie möglich hinter sich haben wollte. Durch einen verstärkten Einsatz der Stimme und kurzen, aber klaren Hilfen, begann er mir besser zuzuhören und aktiver in der Hinterhand zu werden. Ein kurzer Blick zu Lina verriet mir, dass sie ihr Pferd deutlich besser unter Kontrolle hatte. Allerdings erschien es mir auch kein Wunder zu sein, warum ich dieses Pferd zugeteilt bekommen habe. Kostenlosen Beritt nimmt jeder dankend an. So setzte ich die Lockerungsphase mit kurzen Trabeinheiten auf dem Zirkel fort, um seine Elastizität im Genick zu fördern. Das Stellen und Biegen fiel im deutlicher leichter im Trab als im Schritt, auch legte er sich nicht mehr auf den Zügel. Nach jeder kurzen Einheit merkte ich eine Veränderung im Rücken des Pferdes und immer häufiger schnaubte er ab. Das war mit ihm der richtige Weg.

      Lina
      Auch wenn ich schon ein paar wenige male auf Darky gesessen hatte, brauchte ich dennoch einen Moment, um mich an den Hengst zu gewöhnen, denn bisher hatte ich ihm nur beim Springen geritten und da war er quasi ein anderes Pferd. Fleißig schritt er vorwärts und achtete gut auf die Hilfen, die ich ihm gab. Dark ist ein äußerst launisches Pferd, doch heute schien er mal ausnahmsweise gut gelaunt zu sein. Als ich antraben wollte, musst ich leider feststelle, dass der Hengst ein wenig zu gut darauf war denn die Hilfe interpretierte lieber, als Zeichen, laut quietschend einen ordentlichen Bocksprung hinzulegen. Unfreiwillig landete ich so vor dem Sattel. “Benimm dich Dark”, schimpfte ich und sortierte mich wieder und traben ihn erneut an. Diesmal war ich allerdings vorbereitet und reagierte schnell als der Schecke, der schon zu einem erneuten Bocksprung angesetzt hatte. Meinetwegen sollte der Hengst sich freuen dürfen, aber bitte, ohne mich dabei zu verlieren. Damit der Hengst erst einmal seine überschüssige Energie loswerden konnte, ließ ich erst einmal in einem recht hohen Tempo durch die Halle traben, bevor ich damit begann ihn im Trab zu lösen. Ein Blick auf Niklas verriet mir, dass er natürlich auch auf diesem Pferd einfach nur unverschämt gut aussah, wie macht er das nur? Den einen Moment, in dem ich nicht aufmerksam war, nutze der Schecke aus um aus einem vollkommen unerklärlichen Grund losschießen wie eine Rakete. Natürlich ließ der Hengst sich nicht wieder durch Parieren, weshalb ich ihn in eine recht große Volte, brachte und begann diese zu verkleinern. Tatsächlich wurde es dem Hengst irgendwann zu eng und er war gezwungen in den Trab zu wechseln.

      Niklas
      „Alles gut bei dir?“, fragte ich nach dem sie wieder den Schecken wieder im Schritt hatte.
      “Ja, alles Gut. Darky schient heute nur nicht so kooperationsbereit zu sein”, antwortete sie mir. Beruhigt setzte ich die Einheit mit dem Falben fort, der schon ruhiger unter mir lief als zu Anfang. Da ich mit ihm kein wirkliches Ziel außer einer erfolgreichen Einheit entschied ich mich dazu, weiter am Tempo zu arbeiten. Schnell sollte kein Problem sein, aber die Versammlung fiel im deutlich schwer. Buddy reagierte zuverlässig auf den Schenkel, auch wenn er diesen immer mit mehr Geschwindigkeit verband. Mit etwas Durchsetzungsvermögen funktionierte es.

      Max
      Bisher hatte nur Blávör etwas getan und Snotra brauchte dringend mehr Bewegung. In den letzten Tagen und vor allem Monaten hatte sie mehr fett angesetzt. Nachdem ich sie im Stall geputzt hatte und auch gesattelt, lief ich zur Halle, in der ich hoffte, allein zu sein. Doch, bevor ich dort ankam, hörte ich stimmen, die mir verrieten, dass ich nicht ohne Beobachtung trainieren konnte. Ich gurtete noch nach und rief Tor frei. Aufmerksam wartete ich auf eine Reaktion, die kam nach dem Niklas am Tor vorbeitrabte mit einem schicken Falben. Um niemanden zu stören, stellte ich mich mit der Stute in den Mittelpunkt des Zirkels bei A. Dort stieg ich auf und ritt im Schritt an. Unentspannt tippelte Snotra vorwärts, warf den Kopf nach oben und unten, legte diesen auf die Zügel. Ich bemerkte, dass Niklas immer wieder kritische Blicke auf uns warf, verkniff sich aber einen Kommentar. Einige Runden später schnaubte sie unter mir ab. Da die anderen Beiden in der Halle wieder im Schritt waren, töltete ich auf dem Zirkel an und aktiv rollte sie vorwärts.

      Lina
      Nach dem Abreiten verließen Niklas und ich die Halle. Darky hatte mich heute echt fertig gemacht, denn er hatte noch ein paar mal zu testen, ob ich denn auch wirklich wach war. Das Fell des Arabers war verschwitzt und auch mir war ordentlich warm geworden. Die Temperaturen trugen auch nicht gerade zu Abkühlung bei. “Der war heute vielleicht anstrengend, ich könnte mich auf der Stelle ausziehen”, sagte ich während ich den Hengst abtrenste. “Warum muss es heute denn auch so ein ekliges Wetter sein?”, jammerte ich ein wenig vor mich hin.
      “Na dann los, aber bedenke, dass dich dann jeder hier sehen wird”, kommentierte er und guckte nervös auf die Uhr.
      “Hast du heute etwa noch was vor?”, fragte ich ein wenig neugierig.
      “Herr Holm wird vor dem Essen noch eine kleine Rede halten, bei der alle vom Verein anwesend sein müssen. Das ist in 20 Minuten”, verriet Niklas.
      “Na dann musst du dich wohl ein bisschen beeilen”, stellte ich fest. “Geht es um die Sache mit Anna?” fügte ich noch neugierig hinzu, während ich den Sattel von Darkys Rücken zog.
      “Denkbar, er hat nichts weiter in der Gruppe geschrieben.”, antwortete und guckte noch mal auf sein Handy, dass Niklas wieder hatte.
      “Soll ich die mitnehmen?”, fragte ich und deutet auf die Trense, die er bereits über den Putzbalken gehängt hatte. Da ich von ihm keine Antwort bekam, schnappte ich mir auch noch seine Trense und trug mein Sattelzeug in die Sattelkammer, wo ich alles wegräumte.
      Niklas
      “Willst du mitkommen?”, fragte ich hektisch, als die Uhr mir verriet, dass noch 5 Minuten verblieben.
      “Gerne” antwortete sie mir, “wir müssen nur die beiden gerade noch schnell auf Paddock stellen. Das liegt aber auf dem Weg”, fügte sie dann noch schnell hinzu.
      Ich rannte mit dem Hengst los, der mir im Trab folgte. Lina öffnete das Tor und wir stellten die Pferde darauf. Gerade noch pünktlich setzten wir uns an einen freien Tisch.
      “Schön, dass nun alle da sind. Wie ihr sicher alle mitbekommen habt, konnte Anna ihre Emotionen nicht im Griff halten. Da wir jegliche Strafarten im Verein nicht dulden, wurde sie ohne Umwege entlassen. Ebenfalls hat sie Hausverbot am Hof bekommen. Ihre Stute wird in der Zeit versorgt, wofür Anna bzw. ihre Familie aufkommen muss. Aufgefallen wird euch sicher auch sein, dass Milena nicht mit im Raum ist. Aktuell wird noch geklärt, welchen Anteil sie dazu beigetragen hat. Bitte grenzt sie nicht aus, sie hat selbst entschieden jetzt nicht hier zu sein. Außerdem wollen wir euch noch berichten, dass Vriska ebenfalls gehen muss, da sie eine der Bestimmungen im Vertrag nicht erfüllt. Sie bekommt aber in 6 Monaten eine weitere Chance wieder zu uns kommen zu dürfen. Wenn ihr noch Fragen habt, stellt sie ruhig. Aber jetzt guten Appetit!”, erzählte unser Trainer. Meine Erwartungen hatte er damit nicht erfühlt. Etwas enttäuscht stand ich auf und bediente mich am Buffet. Normalerweise achte ich darauf, was ich esse, doch heute hatte ich einfach Hunger. Schon als ich auf Buddy saß, schwebten mir alles Fettige durch den Kopf. So griff ich nach den Pommes und türmte sie auf dem Teller. Dazu einige Hackbällchen und eine große Kelle braune Soße. Auch Lina nahm sich etwas auf den Teller und zusammen liefen wir zurück zum Tisch.

      Lina
      “Du scheinst heute ziemlich hungrig zu sein”, sagte ich zu Niklas, als einen Blick auf seinen voll beladenen Teller warf. Ich für meinen Teil hatte nicht allzu viel Hunger, weshalb ich mich nur mit ein paar Pommes begnügte. In der Ansprache der Trainer hatte ich kaum etwas Neues erfahren, denn das meiste wusste ich bereits. Nachdem das schwedische Team bereits anwesend war, trudelten nun auch langsam alle anderen ein, auch Samu.
      “Warum ist hier denn schon so viel los, sonst sind doch nicht alle zu früh da?”, fragte er ein wenig verwundert.
      “Die Schweden hatten noch was zu besprechen” antwortete ich ihm.
      Eine Hand spürte ich an meiner Schulter und schockiert schaute ich hinter mir. Herr Holm stand dort.
      “Niklas, denk dran. Ab Morgen beginnt das Erarbeiten der Kür”, sagte er und ging wieder.
      “Wofür müsst ihr denn eine Kür erarbeiten?”, fragte ich Niklas dann neugierig.
      “Das Training ist natürlich nicht zum Spaß, auch wenn du das sicher anderes siehst. Die Kür wird die erste Note, um zu gucken, auf welchen Leistungsstand wir sind und wie es für die nächste Saison weiter geht. Danach werden wir platziert. Es entscheidet somit darüber, ob wir nächstes auf großen Veranstaltungen mit reiten können oder nicht.”, erklärte Niklas mir.
      “Natürlich denke ich nicht, dass ihr nur zum Spaß um die halbe Welt geflogen seid, schließlich sind wir hier nicht in einem Ferienlager”, sagte ich und verdrehte die Augen.
      “Also haben wir keinen Spaß zusammen? Okay.”, erwiderte Niklas eingeschnappt und war im Begriff aufzustehen.
      “Halt, wir haben nur keinen Spaß, wenn du jetzt verschwindest”, protestierte ich und weil mir nichts Besseres einfiel, um ihn effektiv aufzuhalten, setzte ich mich kurzerhand auf seinen Schoß.
      “Nehmt euch doch bitte ein Zimmer”, merkte Chris an, der uns gegenüber am Tisch saß.
      “Am besten deins?”, fragte Niklas ihn dann und gab mir einen Kuss.
      Im ersten Moment war ich ein wenig überrascht, aber irgendwie gefiel es mir, sollten die anderen doch denken, was sie wollten. Chris murmelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin und widmet sich wieder seinem Essen.
      “Also muss die Kür alles Wichtige zeigen, was ihr könnt?”, kam ich wieder auf das ursprüngliche Thema zu sprechen.
      “Ja genau. In unserem Fall ist es S-Dressur. Nur bin ich lange keine hohen Lektionen mehr mit ihr geritten, da sie seit Wochen eine Verspannung in der Hüfte hat. Das zieht sich bis in das Sprunggelenk. Also müsste ich innerhalb von 6 Tagen mit ihr das Problem lösen eh ich mir überhaupt eine Kür ausdenken kann.”, erklärte Niklas.
      “Unser Osteopath wollte morgen wegen Divine vorbeikommen. Ich könnte fragen, ob er sich Smooth dann auch gleich mal anschaut”, bot ich ihm an.
      “Sie ist aktuell schon in Betreuung, aber ja, wieso nicht. Ansonsten kann ich das ich noch immer abbrechen”, erklärte er und stand auf, um den Teller wegzubringen. Auch meinen nahm er mit.
      “Wer bist du und was hast du mit Lina gemacht”, fragte Samu nun, der die ganze Zeit mit am Tisch gesessen hatte. Als wäre ich etwas Sonderbares stupste er mich an. “Was heißt das denn jetzt’”, fragte ich empört. “Es ist ja jetzt nicht so, als hätte ich noch nie eine Beziehung geführt hätte”.
      “Ja, aber irgendwie bist du heute anders”, sagte er und betrachtete mich nachdenklich. “Bist du dir sicher, dass du nicht vielleicht vom Blitz getroffen wurdest?”, scherze er weiter.
      “Niklas, gehen wir? Dann können wir mal den Abend miteinander verbringen”, brachte sich Ju nun auch noch mit ein und verschwand mit meinem Kerl.
      “Gut gemacht, jetzt hast du ihn vergrault, du Nervensäge. Und nein, ich wurde nicht vom Blitz getroffen”, sagte ich ein wenig pikiert. Neugierig wurde ich nun von einigen der anderen beobachtet, was mir auf einmal echt unangenehm wurde. “Und jetzt genug davon, vielleicht sollte ich mir lieber einen neuen besten Freund suchen”, gespielt beleidigt antwortete ich und verließ den Raum.

      Niklas
      Zusammen mit Ju machte ich es mir am Tisch im Zimmer bequem. Bevor wir uns eine Kür beginnen würden zu überlegen unterhielten wir uns über den heutigen Tag. Mit den Gedanken war ich nicht beim Thema, sondern musste schon jetzt an den Rückflug denken und wie viel in den wenigen Tagen passierte. Auffällig dabei war meine Beteiligung an so viele Aktionen oder auch eine Mitschuld trug. Aus den Gedanken riss mich mein Handy, dass in der Hosentasche vibrierte. Diesmal war es die Chatgruppe meiner Arbeit. Gespannt öffnete ich die Nachrichten und lass etwas, was mich wirklich verärgerte. Morgen werden die Dienstpläne fertig gemacht und wir sollen unsere Wunschschichten angeben. Außerdem waren bereits einige Demonstrationen angesagt, an denen ich auf jeden Fall mit reiten soll.
      “Wir müssen reden, oder schreiben. Wie du willst, ist wichtig”, schrieb ich Lina eine Nachricht.
      “Ok, soll ich rüberkommen?”, bekam ich auch sogleich eine Antwort.
      “Ju ist aber hier, der sicher nicht gehen wird. Also sag du …”
      “Möchtest du dann vielleicht zu mir rüberkommen? Wenn es wichtig ist, würde ich lieber persönlich mit dir sprechen”
      “Okay, ich bin gleich da”, antwortete ich Lina kurz.
      “Ju, ich muss kurz was mit Lina besprechen. Ich bin gleich wieder da”, sagte ich zu ihm und verließ den Raum, eh er was dazu sagen konnte.
      Ohne weiter nachzudenken, klopfte ich an der Tür und ging rein.
      “Worum geht es? Klingt echt wichtig”, fragte sie und blickte von ihrem Handy auf.
      Eh ich was antwortete, gab ich ihr mein Handy mit der Nachricht im Chat. “Hej kollegor, tills i morgon bitti har du fortfarande tid i några dagar att ange önskat skift. Om du behöver en viss servicedag, vänligen ange.”, war zu lesen.
      “Ähh Niklas, du weißt aber schon, dass ich kein Schwedisch kann? Das, was ich nämlich verstehe, macht nicht gerade viel Sinn”, sagte sie ein wenig verwirrt, nachdem sie auf den Bildschirm geschaut hatte.
      “Oh, Sorry. Habe ich im Eifer des Gefechts nicht dran gedacht. Wir sollen bis morgen früh unsere freien Tage und Dienstwünsche abgeben. Morgen früh ist in 20 Minuten. Ich will dich ungern zu irgendeiner Entscheidung zwingen, aber ich muss wissen, ob du mitkommst oder nicht. Weil 50h Flug will ich dir nicht allein zumuten.”, erklärte ich kurz und ließ mich auf ihr Bett fallen. In meinem Magen krampfte es und ich hatte wirklich Angst, was sie nun antworten würde.
      “Ich habe heute Morgen lange darüber nachgedacht”, begann sie zu Sprechen, “Und auf die Gefahr hin das mich alle für vollkommen Bescheuert halten, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mitkommen werde. Es wird Zeit ein neues Kapitel in meinem Leben aufzuschlagen.”, beendete sie ihre Antwort.
      “Das freut mich”, sagte ich etwas trocken und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann stand ich auf, ohne was zu sagen und ging zurück ins Zimmer.

      Lina
      Ein wenig perplex beobachtete ich wie er das Zimmer verließ. Ein wenig mehr Begeisterung hatte ich schon erwartet.
      “Habe ich das gerade wirklich getan”, fragte ich mich dann einen Moment später und musste mich kneifen. Ja, das hier war die Wirklichkeit und kein Traum, eindeutig.
      Einerseits freute ich mich, dass es kein Traum war, andererseits hieß das, dass ich jetzt ein paar unangenehme Gespräche führen musste. Das Erste würde mit Samu sein. Ich hatte ihm nämlich bisher nicht erzählt, dass ich nur daran dachte mit Niklas nach Schweden zu gehen. Vermutlich hätte er mir das ausgeredet, aber bevor ich zu Samu ging musste ich dringend mit meiner Schwerster reden, zum Glück müsste sie schon wach sein.
      Schnell wählte ich ihre Nummer und wartete ungeduldig, bis sie endlich ran ging. “Womit habe ich die Ehre schon so früh mit dir zu sprechen, müsste es bei dir nicht mitten in der Nacht sein?”, kam es aus dem Hörer.
      “Juliet, ich habe es getan!”, sagte ich kurz angebunden. “Lina kleines, was genau hast du getan?”, scheinbar war Juliet nicht ganz bei der Sache, denn sie peilte mal wieder nichts.
      “Juli, ich habe getan, was du gesagt hast. Ich habe auf mein Herz gehört, ich werde nach Schweden gehen!”, verkündete ich aufgeregt.
      “Wow, das ging schnell”, nuschelte meine Schwester am anderen Ende. “Lina, ich weiß ich habe gesagt, du sollt auf dein Herz hören und ich unterstütze dich bei jeder Entscheidung, aber hast du dir das wirklich gut überlegt? Ich meine, unser letztes Gespräch ist gerade mal einen halben Tag her?”.
      “Natürlich habe ich mir das gut überlegt und jetzt sein nicht so ein Moralapostel und freu dich lieber, dass ich dich dann öfter besuchen kann”, antwortete ich genervt. Das war typisch Juli, immer war sie die vernünftige von uns beiden, das hat sie definitiv mit Samu gemeinsam. In der Hinsicht würden die beiden ein wunderbares Pärchen abgeben.
      “Ok, ok ich freu mich ja Schon. Aber eine Frage hätte ich noch, wann soll das ganze dann passieren?”, gab sie klein bei und brachte mich zugleich zu etwas, worauf ich die Antwort nicht kannte, zumindest noch nicht. “Ähh ... Vermutlich ziemlich bald schließlich muss Niklas arbeiten und er will mich nicht allein Fliegen lassen”, antwortete ich.
      “Klingt ganz so als hättest du mal wieder nicht bis zum Ende gedacht”, antwortete meine Schwester ein wenig abschätzig.
      “Entschuldige, dass wir mitten in der Nacht besseres zu tun haben. Aber genug fürs Erste ich muss jetzt erst mal Samu, beichten, was ich vorab. Ich teile dir dann mit, ob ich noch lebe”, scherzte ich, denn ich konnte absolut nicht einschätzen wie Samu reagieren würde, nur begeistert würde er definitiv nicht sein.
      “Ok Lina, wir reden dann noch mal drüber, wenn du einen genaueren Plan hast”, sagte sie noch bevor ich mich von ihr verabschiedete. Das war das einfache Gespräch gewesen, auch wenn meine Schwester immer alles ein wenig pessimistisch sah, wusste ich, dass sie mich immer unterstützen würde. Außerdem war sie diejenige die mich überhaupt erst auf die Idee gebracht hatte, dass es gar nicht so unmöglich war, wie es schien.
      Ein leicht mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus, wenn ich daran, dachte zu Samu rüberzugehen. Früher oder später muss ich dieses Gespräch allerdings ohnehin führen, denn eine Abreise würde wohl kaum unauffällig sein. Dann lieber früher als später.
      Ich atmete noch einmal tief durch und trat in den Flur. Unter seiner Tür war noch ein schwacher Lichtschein zu sehen, dass musste heißen, dass er noch wach sei. Leise klopfte ich an.
      “Komm rein”, kam es als Antwort und ich trat in das Zimmer. Samu saß mit einem Buch auf dem Bett und sah mich darüber hinweg an. Er schien sich keineswegs darüber zu wundern, was genau ich so spät noch von ihm wollte.
      “Du Samu… ich muss dir was sagen”, druckste ich ein wenig herum und starrte auf meine Füße. “Ich werde mit Niklas nach Schweden gehen”, flüsterte ich schon fast. Einen Augenblick lang sagte er nicht.
      “Lina, das ist ein Scherz, oder?”, fragte er ernst.
      “Nein, ist es nicht”, sagte ich ein wenig kleinlaut. “Und bevor du etwas sagst, ja ich habe mir das gut überlegt”.
      “Und wie genau stellst du dir das ganze vor? Du kannst nicht einfach da rüber fliegen und erwarten, dass das Leben alles Regelt”. Er war deutlich ruhiger als ich erwartet hatte, ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist.
      “Naja, ... Niklas meinte, ich könnte vermutlich auf dem LDS wohnen und arbeiten. Das Ganze ist zwar noch nicht geklärt, aber…”.
      “Und du meinst, das klappt einfach so?”. Samu sah mich streng an.
      “ääää… wir können Vriska fragen, immerhin arbeitet sie dort?”, sagte ich und warf ihm einen schrägen Blick zu.
      “Na, dann Los“. Samu sprang bereits auf und wollte zur Tür gehen.
      “Warte, ich weiß nicht ob sie noch wach ist”, stoppe ich ihn und schrieb eilig eine Nachricht an Vriska, ”Bist du noch wach?”.
      “Japp. Ich erwarte dich.”, ploppte es einige Sekunden später auf.
      “Ok, wir können rüber, aber ich gehe vor”, sagte ich zu meinem besten Freund und quetschte mich an ihm vorbei.
      Leise schlichen wir die Treppe hinunter und gingen über den Hof, der nur noch vom Mond beleuchtet wurde.
      “Vriska, ich bin es”, sagte ich und öffnete ihre Tür.
      Ein ungewöhnliches Bild erblickte ich. Mit offenen Haaren, die sie sonst immer im Zopf trug, saß sie am Tisch. Rechts lagen ihr Handy und links die Visitenkarte. Sie guckte nicht einmal, als wir hineingingen.
      “Ähh, Samu hat da eine ganz wichtige Farge die er unbedingt jetzt beantwortet haben möchte”, sagte ich ein wenig genervt. “Und was genau, machst du da?”, fügte ich ein wenig verwirrt hinzu.
      “Das ist die Frage, die ihn so quält?”, antwortete sie verwundert und guckte zu uns.
      “Naja, ich habe gerade beschlossen mit euch nach Schweden zu kommen. Samu möchte nun wissen, ob das möglich wäre, dass ich bei euch auf dem Hof arbeite. Ich habe zwar versucht zu erklären, dass jetzt nicht die richtige Uhrzeit dafür ist, aber er hört sonst nicht auf zu nerven”. Beim letzten Teil sah ich Samu absichtlich ein wenig böse an.
      “I don’t get it. Du fragst gerade für Samu, ob DU etwas tun kannst, was davon abhängig ist, was ich sage? Warum fragst du mich nicht direkt?”, stellte sie als Gegenfrage ohne sie zu beantworten.
      “Vielleicht weil ich diesen Entschluss sehr spontan getroffen habe, ohne daran zu denken, zuerst mit dir zu reden?”, versuchte ich mich zu erklären, doch es klang nach einer eher kläglichen Ausrede.

      Vriska
      “Einen Moment, ich rufe kurz den heißesten Chef an auf diesem Planten”, sagte ich kurz zu den Beiden.
      “Godmorgon, geht schnell”, begrüßte ich Tyrell am Telefon.
      “Bevor du weiteres sagst. Warum antwortest du nicht? Was stimmt mit dir nicht?”, regte er sich direkt auf.
      “Du sorry, viel zu tun. Brauchen wir noch eine billige Arbeitskraft, die wir ausbeuten können, für alles was keiner machen will?”
      “Sag’ nicht, dass du wen für den Papierkram gefunden hast”, Hoffnung war in seinem Ton. Ein Blick zu Lina verriet mir, dass das wohl nichts werden würde.
      “Solang es nach Farben sortiert werden müsste, schafft sie das. Alles was Zahlen angeeht, wäre schwiiiierig.”, antwortete ich lachend. Lina wirkte nicht nur verwirrt, sondern vorwiegend verärgert. Wer um die Zeit in mein Zimmer kommt, hatte in meinen Augen aber nichts anderes verdient.
      “Also eher Bad putzen und vor allem putzen?”, stieg er mit auf die Schiene.
      “Genau, damit du nicht immer mit dem Staubwedel durch die Halle rennst.”, wir lachten.
      “Worauf auch immer du hinauswillst, trag sie einfach in der App ein und teile ihr eine Hütte zu, alles andere werden wir dann sehen. Außerdem solltest du schlafen.”, antwortete Tyrell und legte auf. Ich hatte seine Stimme wirklich vermisst, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte wieso. Schließlich war er wie ein Bruder für mich.
      “So Lina, du musst jetzt mit kurzem Rock und Staubwedel die Halle jeden Tag putzen”, sagte ich zu ihr so ernst wie möglich und öffnete die Stall-App, um ihr ein Profil anzulegen.
      “Wow, das ging jetzt aber schnell”, sagte Lina nur staunend.
      “Bei euch rennt jemand mit einem Staubwedel durch die Reithalle?”, fragte Samu dann ein wenig verwirrt.
      “Samu weiß nicht wie unsere Halle aussieht, oder?”, flüsterte ich Lina zu, die vom HMJ bereits das Gelände kannte.
      “Nein ich denke, er geht von einer normalen Halle aus”, erwiderte sie und lachte.
      „Okay Samu, dann setz‘ dich mal lieber“, bat ich ihn zu Tisch und wechselte auf meinem Handy zu Fotos. Vor geraumer Zeit hatten Bruce und ich aus der Laune heraus ein kleinen Imagefilm gemacht. Ich legte ihm das Phone vor die Nase. Gespannt verfolgte er das Bild. Das Video startete mit einem Blick vom Pferd im Dunkeln, in der die große Glasfront und die innere Beleuchtung die Nacht erhellte. Danach eine Blende zu einer B-Roll die in Bewegung von links nach rechts ein laufendes Pferd im Hallensand zeigte. Die nächste Szene war ein Top-Down Aufnahme einer Drohne durch die Halle, auf der Vintage geritten wurde auf dem 80x40m Reitplatz. Zu sehen waren auch die 12 Partnerboxen zur Linken mit Solarium ganz hinten. Am Ende der Drohnenaufnahme kamen die beiden Häuschen in der Halle und der Aquatrainer. Weitere B-Rolls folgten mit Aufnahmen der Innenansicht der Häuser. Dort gab eine große Gemeinschaftsküche mit einigen Tischen und einer Art Balkon-Terrasse, von der aus man das Geschehen auf dem Platz betrachten konnte. In der oberen Etage waren ebenfalls einige Räume für Seminare. Das andere Haus war die Sattelkammer und Futterkammer. Alle Sättel hingen ordentlich an den Wänden wie einem Einbauschrank. Dazu kleine Fächer in die Helme lagen, Schabracken auf Bügel hingen. Ganz oben türmten sich Pokale und Schleifen. Die Trensen hingen an einer anderen Wand und in der Mitte stand ein Sofa. Weitere Aufnahmen gab es vom Rest des Hofes.
      “Wow, das ist unglaublich”, kam es erstaunt von dem Finnen.
      “Lässt sich gut leben, aber die Wege sind immer ziemlich weit. Wir denken aktuell darüber nach Segways anzuschaffen.”, lachte ich und nahm mein Handy zurück.
      “Dann haben wir alles geklärt, oder?”, fügte ich noch hinzu und bereitete gedanklich vor mich endlich schlafen zu legen.
      “Ja, fast”, antwortete Lina. “Aber du Samu kannst schon mal gehen ich finde mein Zimmer auch alleine”, wandte sie sich an Samu und schob ihn einfach aus dem Raum.
      “Ach ich habe nur überlegt Erik eine Nachricht zu schreiben, da es eine Handynummer ist und kein Telefon. Ich habe es bisher aber nicht gemacht. Kurz dachte ich ihm auch freizügige Bilder zu schicken aber den Gedanken hatte ich recht schnell verworfen”, erzählte ich Lina offen.
      “Besser das du letzteres verworfen hast. Aber ich finde, du solltest ihm trotzdem schreiben”, sagte sie grinsend.
      “Mal sehen. Schließlich ist er hier in Kanada und ich will eigentlich nicht hierbleiben”, begann ich zu scherzen.
      “Wenn du meinst, aber er wird bestimmt traurig sein, wenn du ihn nicht ein einziges Mal schreibst”, erwiderte sie lachend.
      “In meiner ersten und einzigen Beziehung wurde ich geschlagen, verprügelt. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin für irgendwas”, wechselte ich plötzlich das Thema. Dann drehte ich mich und schob mein T-Shirt hoch. Auf meinem Rücken waren diverse Narben von Peitschenhieben und Verbrennungen, die lange Vernarbt waren.
      “Tut mir leid, ich wollte keinen wunden Punkt bei dir treffen”, sagte Lina vorsichtig.
      “Ach alles gut, ich wollte nur das gesagt haben. Deswegen bin ich mir unsicher. Deswegen habe ich heute auch so gut wie kein Wort mit Ju gewechselt.”, lachte ich nun.
      “Ob du bereit bist, kannst nur du selbst wissen, aber denk dran dafür musst du dir auch selbst eine Chance geben, das herauszufinden”, antwortete Lina.
      “Du hast recht, ich werden dann auch schlafen gehen”, sagte ich zu ihr bat sie zu gehen. Freundlich verabschiedete ich mich von ihr, ging nochmal kurz Duschen, dass wie vielte mal an diesem Tag auch immer und legte mich ins Bett. Dort musste ich über Linas Worte nachdenken. Natürlich konnte ich nachvollziehen, was sie meinte. Ich musste nur auf den richtigen Moment abwarten, doch ich wusste, dass er kommen wird. Auch wenn es ihr nicht gefallen wird, musste ich es tun. Einmal muss ich etwas wirklich durchziehen. Dann schlief ich ein.


      © Mohikanerin & Wolfszeit | 91.922 Zeichen

    • Wolfszeit
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      13.09.2021|Wolfszeit
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      Aschenflug| Darly Gone Mad| Fanya| Mystic Fantasy Dahlia| Osgiliath| Sasancho| Wo der Wolf Heult| Zephyr| ZM’Zanaro| Fanya| Morian

      Jace| Ich wischte über den beschlagenen Spiegel. Mein eigenes, müdes Gesicht starrte mir entgegen. Dunkle Schatten zeichneten sich unter den Augen ab und mein Hals und meine trug noch Spuren von Sonntagnacht. Die junge Dame hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, dass ich sie nicht ganz so schnell vergaß. Dennoch war es nur eine von vielen und sobald die Spuren auf meinem Körper verblassten würde ich auch sie vergessen haben, ihren Namen wusste ich jetzt schon nicht mehr. An diesem Abend hätte ich viel lieber jemand anderen bei mir gehabt. Jemand, der mir mein Herz gestohlen hatte und sich nun auf dem langen beschwerlichen Weg nach Europa befand. Es tat weh zu sehen, wie sie sich in jemand anderen verliebte und noch mehr schmerzte es, als sie mir den Rücken kehrte.
      Es war endgültig, Lina ging mit diesem dämlichen Typen nach Schweden. So richtig realisierte ich die Situation erst, als gestern eine Benachrichtigung auf meinem Handy aufpoppte: “10:00 Instagram: Linas_horseworld hat vor Kurzem etwas gepostet”. In dem Post zu sehen, war sie wie sie ihren Hengst umarmte, im orangeroten Licht der Abendsonne. Ein harmonisches Bild, auf dem sich die innige Verbindung spüren ließ, die Lina und den weißen Freiberger verband. Darunter nur ein kurzes Zitat: “There are no goodbyes for us. Wherever you are, you will always be in my heart ❤️” Die Worte unter dem Bild prägten sich mir ein, besser hätte ich sie nicht wählen können. Lina wird immer in meinem Herzen blieben und früher oder später wird sie schon noch erkennen, dass sie hierhergehörte. An meine Seite und nicht an die von einem so dahergelaufenen Schönling. Allgemein wunderte es mich, dass Lina offenbar seit neustem so leicht herumzukriegen war. Seit Mai gab ich mein Bestes, um Lina bei ihrer Entscheidung bezüglich ihrer Gefühle mir gegenüber zu unterstützen. Und was bekam ich dafür? Richtig, absolut nichts. Fest umgriffen mein Finger, das Waschbecken, sodass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Nur meine Selbstbeherrschung hielt mich davon ab einfach in den Spiegel zu schlagen. Für diesen dämlichen Niklas stelle Lina auf einmal ihr ganzes Leben auf den Kopf und das, obwohl er sie mit seinen komischen Liebeleien zu Vriska kompromittierte. Für Lina wünschte ich mir, dass dieser Affe seine Triebe in Zukunft besser unter Kontrolle hatte. Wenn es eins gab, was ich weniger leiden konnte als Typen, die mir die Mädchen ausspannten, waren es Typen, die dem Mädchen meiner Träume das Herz brachen. Schon beim bloßen Gedanken daran bekam ich das dringende Bedürfnis ihm gleich noch einmal die Nase zu brechen.
      Heute Morgen hatte sich alles so surreal angefühlt, aufzuwachen und zu wissen, Lina war nicht mehr da, dass sie kein Teil des Teams mehr war. Seitdem sie gestern losgeflogen war, hatte ich nichts mehr von ihr gehört, was vermutlich vor allem der Tatsache geschuldet war, dass sie noch im Flugzeug mitten über dem Atlantik saß. Auch gehörte ich vermutlich nicht zu den Top 10, denen Lina unmittelbar mitteilen würde, dass sie gut gelandet war, dafür hatte ich mit meiner Dummheit selbst gesorgt. Aber ich musste irgendwie weitermachen, hatte keine Zeit zum um zu warten. Am Freitag würde das Vorreiten für den kanadischen Kader sein, also hieß es neben der Arbeit fleißig zu trainieren. Seufzend griff ich nach dem hellblauen Hof Shirt, welches an der Tür hing und warf es mir über, schlüpfte in die schwarze Reithose und die Strümpfe. Im Hinausgehen schnappte ich mir noch einen Apfel, den ich auf dem Weg nach unten verspeiste. In der unteren Etage war es still, denn die waren vermutlich noch auf ihren Zimmern, ich war heute ziemlich früh dran. An der Tür nahm ich mein Sneaker aus dem Regal. Neben den Schuhen von Samu, war nun eine Lücke. Dort hatten immer Lina, niedliche kleine Schühchen, mit dem Sternenhimmel auf dem Swoosh gestanden. Bis heute frage ich mich, warum sie sich sogar für ihre Stallschuhe die Mühe gemacht hatte, diese liebevoll zu bemalen.
      Gedankenverloren lief ich über den Hof. Der Wind musste gedreht haben in trug nun die kühle Bergluft zu uns rüber. So warm wie der Sommer hier auch war, die Jahreszeiten wechseln recht schnell. In den Höhenlagen hier konnte man selbst nach einem so heißen Sommer wie diesem, Mitte September den ersten Schnee erwarten. Noch war der Stall nahezu leer, aber nicht mehr lang und dann würden wir die Pferde von den Sommerkoppeln herunterholen. Dann würden die meisten von ihnen nicht mehr die Nacht auf den Koppeln verbringen, sondern im warmen Stall. Nichtsdestotrotz war es unruhig im Stall. Ungeduldig trat Acerado gegen die Boxenwand. Matt hatte gerade mit dem Füttern begannen und dem braunen passte es nicht so ganz, dass Saturn, Carlo und Lifesaver ihr Futter bereits hatten. Herkules schien das Ganze auch zu langsam zu gehen, denn er reckte den Hals lang in der Hoffnung sich einfach selbst bedienen zu können.
      “Morgen”, grüßte ich meinen Kollegen freundlich, bevor ich den Stall wieder verließ, beim Füttern würde ich nur stören. Somit schlenderte ich zu der Koppel hinüber, um nach Solisten zu sehen. Der Falbe hatte die Nacht zusammen mit den anderen Junghengsten auf der Koppel verbracht. Obwohl er erst seit 4 Tagen in der kleinen Herde stand, schien er sich schon relativ gut integriert zu haben. Hier und da hatte er ein wenig einstecken müssen, besonders von Camp, der seinen Chefstatus verteidigte, doch der junge Hengst war klug genug, sich bei den Älteren unterzuordnen.
      “Solo, komm”, rief ich über die Koppel. Flanell der verschmustes aus der Truppe kam sofort an getrottet. Buddy und Champ zuckten nicht einmal mit den Ohren, sondern grasten friedlich weiter. Solist mit Peppermint im Schlepptau folgten dem graunen Hengst mit etwas Abstand. Spielerisch schnappte mein Babypferd nach dem älteren Tigerschecken, was dieser allerdings mit einem Warnenden quietschen quittierte. Sofort begann der Falbe ihn zu beschwichtigen in dem, er unterwürfig kaute. Flany ließ derweil ein wenig verwöhnen und streckte genüsslich den Kopf in die Höhe.

      Samu| “När kommer du äntligen hit till mig? Sängen är alldeles för stor för mig ensam”, klagte Enya und machte einen leidenden Gesichtsausdruck. Wie aufs Stichwort kam Findus an getapst. Freundlich reib die Tigerkatze ihr Köpfchen an ihrem Arm, bevor sie sie sich schnurrend neben ihr bequem machte und mit ihren Pfoten die Decke unter ihr knetete.
      “Är Pettson och Findus inget bra sällskap?”, schmunzelte ich. Natürlich fehlte sie mir auch. Wir telefonierten zwar jeden Tag, aber es war doch etwas ganz anderes sie bei mir zu haben. “Jag kommer att vara med dig nästa torsdag, men för nu bara i två veckor. Jag har några saker att klargöra innan jag kan få visumet”, fügte ich sanft hinzu.
      “Åhh, vad skönt, då kan vi fira din födelsedag här”, strahlte meine Freundin.
      “Ja, det är min gåva till mig själv, så att säga, att ha dig med mig”, lächelte ich liebevoll.
      “Och du är säker på att det inte är en gåva för mig?”, fragte meine Freundin reizvoll und begann gedankenverloren an einer Haarsträhne zu drehen.
      “En present till oss båda. En gästpresent till dig och en födelsedagspresent till mig”, erwiderte ich sanft. Ich wurde ganz wuschig dabei, wenn ich ihre Finger sah, die immer noch die Strähne zwirbelten. Mein Handy erinnerte mich daran, dass es nun Zeit war, das Gespräch zu beenden, denn die Arbeit wartete.
      “Jag måste bryta upp, Makea. Hästarna väntar”, lenkte ich das Telefonat auf das Ende zu.
      “Det var för kort igen. Jag saknar dig redan, Samu”, seufzte die blonde Schönheit.
      “Ja, det var det, men du borde fortsätta studera nu”, stimmte ich ihr zu. Die Zeit verfolgt immer so wahnsinnig schnell.
      “Du har rätt. Vi ses imorgon jag älskar dig”, verabschiedete sie sich und warf mir einen Luftkuss zu.
      “Jag älskar dig också. Vi ses imorgon”, beendete ich das Gespräch nun endgültig.

      Nach einer wohltuenden Dusche schlenderte ich energiegeladen zur Hauskoppel hinüber. Als allererstes wollte ich bei Sunny Empire und Mas’uda vorbeisehen. Auch wenn die blinde Stute gut mit ihrer Situation zurechtkam, überzeugte ich mich lieber morgens als Erstes von ihrer Gesundheit.
      Ein leichter Nebel waberte über dem kleinen Bachlauf, der am Rande der Koppel entlangführte und ließ einzelne Sonnenstrahlen sichtbar werden. Die beiden Stuten grasten friedlich nebeneinander in der morgendlichen Sonne. Sunny stellte neugierig ihre Ohren auf, als ich mich näherte und wieherte mich freundlich an. Immer wieder faszinierend, wie sie die Menschen sogar an den Schritten auseinanderhalten konnte.
      “Guten Morgen, Empire”, begrüßte ich die Stute und strich ihr sanft über das helle Fell. Die kleine Araberstute neben ihr hatte nur kurz den Kopf gehoben. Masu war ein wenig zurückhalten und gab sich lieber mit ihresgleichen ab, als mit dem Menschen. Einen Moment genoss ich die Stille auf dem Hof, denn so wirklich still war es hier die letzten zwei Wochen nicht gewesen. Die beiden Nationalteams hatten das Leben hier ganz schön aufgemischt. Ich hatte erwartet, dass es gut für Lina sein, würde mal wieder unter Leute zu kommen, denn für gewöhnlich musste man schon kreativ werden, sie irgendwo hinzubekommen. Dass meine beste Freundin allerdings nun mit ihrem FREUND auf dem Weg nach Schweden war, kam aber sogar für mich überraschend. Zugegeben, nach Europa zog es sie bereits wieder, nachdem sie Divine in Schweden abgeholt hatte. Wochenlang kam sie aus dem schwärmen nicht heraus und sie hatte ohnehin schon große Sehnsucht nach unserer Heimat gehabt.
      Aber dass Lina jetzt nach knappen zwei Wochen einen festen Freund hatte, so richtig offiziell war schon verrückt. 3 Jahre war die Trennung von Flinn nun her. Seitdem hatte sie so wenig romantische Interessen gezeigt, dass ich schon daran zu zweifeln begann, ob die den Schritt jemals gehen, wird wieder eine Beziehung einzugehen. Umso mehr freute ich mich für sie, dass sie den Schritt doch gewagt hatte.
      “Na Empire, dann hoffen wir mal, dass Lina so glücklich mit Niklas bleibt”, sagte ich zu der jungen Stute und tätschelte ihren Hals. Was ich definitiv jetzt schon sagen konnte, war das Linas neuer Freund etwas ganz Besonderes an sich haben musste. So schnell hatte sie sich bisher niemandem geöffnet, na ja außer ihrem Pferd.
      “Guten Morgen Samu”, grüßte mich Jamie, der Highlandponystute Ursel am Zaun entlanglief. Ich grüßte freundlich zurück, bevor ich auf die Uhr blickte. So langsam sollte ich wirklich mal mit dem Training meiner Pferde beginnen.
      Im Stall herrschte eine entspannte Atmosphäre. Die meisten Pferde hatten ihr Kraftfutter bereits aufgefressen, mümmelten an ihrem Heu oder sahen aus ihren Fenstern.
      Auf dem Putzplatz stand bereits Miss Leika. Ein großer brauner Mistfleck zierte ihre Flanke, den Jayden auch schon intensiv bearbeitet. Jora, die sie Nebenbox von der Stute wohnte, zu der ich jetzt wollte, streckte freundlich ihren Kopf aus der Box. Kurz streichelte ich sie über, bevor ich Elvishs Box betrat. Die Schimmelstute mümmelte an ihrem Heu, wobei die lange Mähne ihr immer wieder in die Augen rutsche. Genervt schüttelte Elvish ihren Kopf. So langsam war echt an der Zeit, die Mähen abzuschneiden. Die Stute störte sich daran und bei ihrem schmächtigen Hals, sah es außerdem auch nicht sonderlich gut aus. Vor der Box griff ich nach dem beerenfarben Halfter der Stute, eine Sache die ich Luchys Tochter zu verdanken hatte, und holte sie aus ihrer Box. Als ich die Schimmelstute an Ice Rain vorbeiführte, schnappte die Scheckstute nach ihr. Konsequent wies ich sie zurecht. Beauty blieb davon recht unbeeindruckt, sondern trotte nur brav neben mir bis zum Putzplatz.
      Noch bevor ich begann die Stute zu putzen, holte ich die Schere aus der Sattelkammer.
      “Ahh, kommt die Mähnen nun endlich ab?”, frage Jayden, der immer noch das Fell der Cremellostute reinigte, die mittlerweile vor sich hindöste.
      “Jap, wird ja auch mal Zeit, ich glaube das arme Pferd ist auch schon ganz genervt davon”, erklärte ich. Als wenn Beauty zustimmen wollte, nickte sie mit ihrem Kopf.
      “Lina würde dir jetzt sicher einen Vortrag halten, warum du das nicht tun solltest. Aber ich stimme dir zu, besonders hübsch sieht das nicht an ihr aus”, grinste mein Kollege.
      “Richtig, aber Lina ist nicht hier, also kommt die Mähne ab”, lachte ich und wand mich der Mähne der Stute zu. Strähne für Strähne fiel die Mähne zu Boden, bis nur noch knapp eine Handbreit an dem Pferd verblieb.

      Jace| Buckelt und quietschend schoss der Tinker Hengst los als ich ihn antraben wollte. Na gut, wenn er laufen wollte, dann sollte er. Energisch trieb ich den Hengst an, sodass er in einen flotten Galopp fiel. Der Rappe versucht noch ein paar weitere Male zu buckeln, was immer dazu führte, dass ich ihn an Tempo zulegen ließ. Vikar hatte sich vorhin deutlich netter benommen. Im Galopp ritt ich einige Handwechsel, verkleinerte und vergrößerte den Zirkel, ließ sich den Hengst richtig auspowern.
      Verschwitzt und müde trotte der Hope am Ende des Trainings unter mir her. Nachdem er seine Energie herausgelassen hatte, konnte ich tatsächlich noch vernünftig mit ihm arbeiten. Mit Looki an der Longe, betrat Quinn den Reitplatz, als mein Handy klingelte.
      “Hallo Alec, hast du schon wieder Sehnsucht nach mir”, begrüßte ich meinen Kumpel.
      “Noch nicht, ich glaube, ich war in den letzten zwei Wochen oft genug bei euch drüben”, lachte Alec am anderen Ende. “Der Grund warum ich eigentlich anrufe, ist dein Vorreiten am Freitag. Ich dachte, wenn du morgen oder vielleicht auch noch heute Zeit hast könntest du rumkommen und ich gebe dir noch ein paar Tipps und vielleicht lasse ich dich ja auch Mo reiten. Auf den bist du schon lange scharf”, bot Alec an.
      “Das klingt hervorragend, danke. Ich denke, ich würde dann gleich morgen früh vorbeikommen”, antworte ich. Nochmal ein paar Tipps von Alec zu bekommen war sicher hilfreich, auf dem Gebiet der Dressur war ein wenig bewanderte als ich.
      “Perfekt, aber eine Frage habe ich noch: Hast du dich eigentlich schon entschieden mit welchem Pferd du reitest?”, fragte mein Kumpel.
      “Nein, noch nicht endgültig. Eigentlich würde ich gerne mit Sunny reiten, aber die ist ja gedeckt, also könnte ich, falls sie mich nehmen, eh nicht mit im Team reiten. Also wird es vermutlich Herkules, auch wenn er schlechter ausgebildet ist”, äußerte ich meine Bedenken.
      “Was ist mit Promise die ist doch gut Ausgebildet?”, schlug mein Kumpel vor.
      “Die ist seit ihrem Fohlen in Rente, sie ist ja bereits 18 Jahre alt”, erklärte ich.
      “Na dann, ist die Entscheidung wohl offensichtlich”, erwiderte Alec im Hintergrund war, ein Wiehern zu vernehmen.
      “Ist zwar nett mit dir zu quatschen, aber ich muss jetzt Schluss machen, ich habe die Ehre Quinn und Hazel gleich beim Kindergeburtstag zu unterstützen und vorher muss ich noch den dicken Tinker aufräumen”, verabschiedete ich mich.
      “Phyri wird auch langsam ungeduldig. Also dann bis morgen”, beendete Alec das Gespräch und legte auf. Hope war mittlerweile halbwegs trocken, für den Rest würde ich ihn gleich noch einmal unters Solarium stellen. Also ritt ich ihm zum Stall und sattelte ihn dort ab.
      Kaum hatte ich den Tinker zurück auf die Koppel gebracht, drückte Hazel mir auch schon Amigos Halfter in die Hand: “Hier, die Kinder kommen in 10 Minuten. Wir putzen zwar gleich mit den Kindern, aber besten putzt du schon mal vor.” Sie selbst verschwand zu den Stuten, um die anderen Ponys zu holen. Der kleine gepunktete Shettywallach, stand mit Rici, Caruso und Tiger am Heu und mampfte gelassen.
      “Na komm kleiner, lass uns ein paar Kinder bespaßen”, sagte ich ironisch zu dem Shetty und wuschelte ihm durch die Mähne. Eigentlich hätte Lina den Geburtstag machen sollen, immerhin hatte sie das ganze Konzept mit der Shettyschule auch ins Leben gerufen, aber sie verbrachte ihre Zeit ja lieber mit Niklas am anderen Ende der Welt anstatt hier.
      Amigo versenkte seinen Kopf noch tiefer im Heu und ließ sich nur wieder willig davon überzeugen mit mir mitzukommen. Vor dem Stall standen bereits Fraena, Cremella und Songbird angebunden. Die beiden Mädels waren bereits dabei die Ponys zu putzen.
      “Ist die überhaupt geritten?”, fragte ich Hazel stirnrunzelnd und betrachtete die kleine Scheckstute. Sie war noch nicht wirklich lange bei uns und obwohl sie bereits 7 Jahre alt war noch nahezu Roh, meines Wissensstandes nach.
      “Geht so, aber für heute reicht es. Aber du solltest dich mal beeilen, in 5 Minuten sind die Kinderchen da”, antwortete sie und kratzte dem Pony den Vorderhuf aus. Kaum hatte sie zu ende gesprochen kam auch schon ein Vater angelaufen und fragte, wo er parken konnte. Freundlich erklärte Quinn dem Mann den Weg zum Besucherparkplatz. Ein paar Minuten später wurde ich von 7 paar Kinderaugen angestarrt, die in einem Halbkreis vor uns standen.
      “Herzlich willkommen hier auf dem Whitehorse Creek. Ich bin Hazel und die beiden neben mir sind Quinn und Jace. Wir werden die nächsten Stunden mit euch verbringen. Wer von euch ist denn das Geburtstagskind?”, begrüßte Hazel die Kinder. Ein kleines blondes Mädchen, mit blau pinker Reithose und pinkem Reithelm meldete sich. Sie hieß Lilly und es war heute ihr 5ter Geburstag.
      “Also bevor wir anfangen können stell ich euch mal die Ponys vor. Die kleine helle da ist Cremella, der kleine Plüschball daneben ist Fraena, die Schecke ist Songbird und der kleine Kerl mit den Punkten dort ist Amigo. Bevor wir jetzt gleich reiten, werden wir die Ponys erst einmal hübsch machen”, setzte Hazel fort und begann den Kindern zu erklären, wie die Ponys geputzt werden. Anschließend durfte sich das Geburtstagskind ein Pony aussuchen. Die kleine wählte Cremella, weil sie ihrer Aussage nach aussah wie das Pony einer Prinzessin.

      Samu| Große Kinderaugen starrten mich an, als ich mit Vakany aus dem Stall ritt, wo sich ein lustiges Bild bot. Jace, der so etwas wie Kriegsbemalung im Gesicht hatte, schmierte mit zwei kleinen Jungs Fingerfarben auf Amgio. Ein blauer Kreis mit gelben Punkten umrahmte das Auge des Shettys, auf seinem Hintern war ein Handabdruck und eines der Kinder verzierte sein Vorderbein gerade mit grünen Streifen. Die anderen Ponys sahen ähnlich aus.
      “Du hast voll das schöne Pferd! Wie heißt es?”, fragte mich ein kleines Mädchen, das vor meinem Pferd stand und fasziniert den glitzernden Stirnriemen anstarrte. Freundlich lächelnd antwortete ich ihr: “Das ist Vakany. Wenn du möchtest, darfst du sie streicheln” Die bunte Stute hatte den Kopf zu dem Kind heruntergesenkt und beschnupperte es neugierig. Vorsichtig streckte das Mädchen seine kleine Hand nach ihr aus und strich ihr über die rosa Schnauze. Ganz still stand die Scheckstute da und ließ das über sich ergehen.
      “Was machst du jetzt mit ihr? Bist du ein Prinz? Reitest du jetzt zu deiner Prinzessin?”, fragte das Mädchen weiter. Ich musste schmunzeln, wie niedlich Kinder doch sein konnten.
      “Nein, wir gehen auf den Reitplatz, springen”, erklärte ich dem Mädchen.
      “Aber du hast doch sicher eine Prinzessin, oder? Jeder Prinz hat eine! Und wenn du ein Pferd hast, musst du ein Prinz sein!”, beharrt die Kleine weiterhin auf ihrer Meinung.
      “Ja, ich habe eine Prinzessin, allerdings in einem weit entfernten Königreich”, lächelte ich freundlich. Quinn kam hinzu um das Mädchen wieder zurück zu den anderen zu holen: “Na komm Lilly, wir lassen Prinz Samu und Vakany mal springen, gehen und du möchtest doch jetzt sicher auch reiten.” Begeistert ließ sich die Kleine von Quinn zurück zu Melly bringen. Froh gesinnt ritt ich mit der Trakehnerstute in Richtung Koppeln. Ich hatte spontan überlegt, dass ich zum aufzuwärmen eine kleine Schrittrunde im Gelände machen wollte. Als ich an den Fohlenkoppeln entlangritt, wurden wir von Nessy verfolgt, die am Zaun neben uns her trabte. Ihr kleines braunes Fohlen ganz dicht an ihrer Seite.
      Bis auf Jayden der mit Elf im Dressurviereck herum zirkelte, war der Platz leer. Auf dem Springplatz hatte ich vorhin bereits eine kleine Gymnastikreihe aufgebaut, bestehend aus Cavaletti und Steilsprüngen. Nach den zwei Wochen Bootcamap hatte Kany sich heute mal ein lockeres Training verdient. Entspannt ritt ich die Stute erst im Trab und Galopp, bevor ich zum Ende noch ein paar Mal die In-Out Reihe ritt. Wie immer war die Stute konzentriert dabei und alle Stangen blieben liegen. Nach dem Trainer kam Luchy auf mich zu.
      ”Samu, ich hatte gedacht, du könntest das Training von Legolas übernehmen, zumindest so lange du noch hier bist. Er ist nämlich der einzige, den ich noch nicht verteilt habe”, erklärte sie ihr Anliegen. Vakany steckte sie ein Leckerli zu, welches sie genüsslich sabbern fraß.
      “Klar, das mach ich doch gerne. Wie ist das jetzt eigentlich mit Nurja und Fanya sollen die immer noch von Divine gedeckt werden?”, diese Frage geisterte mir durch den Kopf, seitdem ich mit Ivy vorhin ein wenig Bodenarbeit gemacht hatte. Eigentlich hatte ich den Hengst reiten wollen, doch dabei wirkte er so irritiert davon, dass ich nicht Lina war und sie, dass ich es lieber ließ. Nach ein paar Tagen Bodenarbeit würde er sich vielleicht an mich gewöhnt haben.
      “Das ist eine Frage, die ich dir noch nicht beantworten kann. Ich werde demnächst mal mit Lina sprechen, sicher wird das trotzdem irgendwie machbar sein. Hast du eigentlich schon was von ihr gehört?”, frage meine Chefin beiläufig nach. Ich verneinte, die letzte Nachricht von ihr kam als sie ins Flugzeug steig und mir unbedingt mitteilen wollte, wie cool die Businessclass war. Spätestens heute Abend würde sie schon noch ein Lebenszeichen von sich geben. Luchy brachte mich noch auf den aktuellen Stand, wie es mit den Verkaufsfohlen aussah, tatsächlich hatten alle mittlerweile einen Käufer gefunden.
      Vakany war das letzte Pferd für heute gewesen, weshalb ich auf dem Rückweg von den Koppeln noch einmal bei Divine anhielt. Menschenbezogen wie der Hengst war, kam er direkt an getrottet und durchsuchte mich sofort nach Leckerlis.
      “Na großer, ich bin wohl immer noch nicht der auf den du wartest, aber auf Lina wirst du heute vergeblich warten”, sprach ich zu ihm und gab ihm die halbe Möhre, die ich noch dabeihatte. Zufrieden nahm der Hengst das Gemüse entgegen und verlangte danach gestreichelt zu werden. Der Freiberger war etwas ganz Besonderes, das merkte man auch ohne eine solch innige Beziehung zu dem Pferd zu haben wie Lina. Obwohl es gerade einmal halb fünf war, stand die Sonne schon recht tief am Himmel. Hier in den Bergen merkte man recht schnell, wen der Sommer vorbeiging. Mit dem kürzer Werden der Tage, sinken auch die Temperaturen über Nacht rapide, ein Grund warum die Pferde schon ziemlich schnell das erste Winterfell haben werden.
      “Genieße die letzten Sommertage hier, Hübscher. Schweden wartet auf uns”, flüsterte ich dem Hengst zu. Gedankenverloren kraulte ich den Hengst weiter. Dort, wo er und auch ich in Zukunft hinziehen würden, waren die Sommertage lang, dafür war der Winter umso dunkler.

      Am nächsten Morgen war Jace etwas verspätet mit Herkules im Hänger auf dem zu Alec. Beim Einladen hatte der Hengst ein wenig herumgezickt, es schien heute nicht so ganz sein Tag zu sein. Hoffentlich würde das sich nicht negativ auf das Training auswirken.

      Alec| “Prima, Darly”, lobte ich das Pferd. Der misstrauische Vollblüter begann mir allmählich zu vertrauen und mauserte sich zu einem hervorragenden Pferd. Gerade als ich mit dem dunklen Vollbluthengst den Reitplatz verließ, rollte Jace auf den Hof. Aus dem Hänger wieherte es laut und aus dem Stall kam direkt eine Antwort.
      “Perfektes Timing, Jace”, begrüßte ich den blonden Mann, der gerade aus dem Rage Rover stieg. Gut gelaunt kam er auf mein Pferd und mich zu.
      “Ich habe immer ein perfektes Timing”, antworte er ein wenig überheblich. Mein Kumpel wollte dem Pferd über den schlanken Hals streichen, doch Darly legte die Ohren eng an und versuchte nach ihm zu schnappen.
      “Nimms nicht persönlich, er hat ein grundsätzliches Problem mit Menschen”, erklärte ich und ließ mich aus dem Sattel gleiten. Ich wollte gerade fragen, ob es schon was von Lina gehört hatten, als mir gerade noch einfiel, dass es kein gutes Thema war. “Lade du schonmal dein Pferd aus, ich bringe den hier noch zurück auf die Koppel”, fügte ich noch hinzu und führte das Vollblut in den Stall. Anu stand mit Wolf mitten auf der Stallgasse und unterhielt sich mit Silvia die offenbar gerade Zany in seine Box gebracht hatte.
      “Mädels ihr muss mal Platz machen, und am besten geht ihr ganz aus dem Weg, Jace kommt auch gleich noch” Kaum hatte ich Jace, gesagt war Anu auch schon mit dem Schimmel verschwunden. Natürlich war sie das, schließlich konnte sie sich ihrer Meinung nach nicht so vor ihrem Angebeteten blicken lassen.
      “Ist Jace irgendwie ein Zauberwort?”, scherzte Silvia und blickte Anu amüsiert hinterher.
      “Ja, sowas in der Art. Aber jetzt mach mal weiter, Sasancho wartet auch noch auf dich und denke dran um zwei möchte ich dich mit Fanya auf dem Platz sehen, dann gehen wir noch einmal die Aufgabe für die Körung durch”, sagte ich noch zu ihr, bevor ich Darly auf dem Putzplatz führte, um ihn abzusatteln.
      Während Jace seinen Buckskin Hengst putzte, brachte ich den dunklen Vollblüter zurück auf die Koppel. Osgiliath, der auf der Nachbarkoppel stand, versuchte über den Zaun hinweg nach Darly zu beißen. Dieser schlug einmal ärgerlich aus und trabte dann zu Aschenflug, der am anderen Ende der Koppel stand und graste.

      “Anu, willst du jetzt auf den Platz kommen oder nur da herumstehen?”, rief ich der Blonden zu, die seit 2 Minuten wie festgewachsen mit ihrer Schimmelstute am Platz Eingang stand. Sofort trat eine Röte auf ihre Wagen, sie murmelte etwas und führte ihre Stute dann in die Mitte des hinteren Zirkels.
      “Okay, Jace dann noch einmal angaloppieren und die Wechsel. Konzentriere dich und achte darauf, dass er auch wirklich sauber durchspringt”, wies ich Jace an. Daraufhin galoppierte er seinen Hengst an. Die Anwesenheit der Stute schien dem Hengst gutzutun, denn sogleich
      Präsentierte er sich schöner und auch Jace schien von den Zuschauern angespornt. Diesmal sprang der Hannoveraner den Wechsel auch sauber und galoppierte anschließen fleißig weiter.
      “Hervorragend, noch einmal genauso schön und dann kannst du arbeiten”, lobte ich meinen Kumpel. Auch der darauffolgende Wechsel gelang Jace und seinem Pferd fehlerlos, würden sie auch Freitag so reiten, stand dem Vorreiten nichts mehr im Wege.




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      zeitliche Einordnung Ende August 2020
    • Wolfszeit
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      Feel it still| 12. Februar 2022
      Fiama di Royal Peragee | WHC’ Venice | Vakany| Mijou | Briair | WHC’ Delicious Donut | Minnie Maus | WHC’ Minya | WHC’ Mimithe | WHC’ Candela | WHC’ Mitena | Nurja | Lady Moon | HMJ Divine | Ready for Life | Vikar | WHC’ Poseidon | Herkules | Colour Spalsh | WHC’ Oceandis | Curly Lure | Songbird | LMR Fashin Girl | Black Lady | WHC’ Unsung Hero | Walking on Sunshine | WHC’ Shakoy | Miss Griselda Braun | British Gold | WHC’ Quatchi | Miss Leika| All Hope Is Gone| Flanell d’Egalité| Chessqueen| Sunny Empire| Baroness of the Gurad | LMR Ice Rain | Elvish Beauty | Saturn | Ursel - die Bärengöttin | Cremella | Amigo | PFS’ Artic Tiger | Acerado | Lifesaver | Elf Dancer | Little Buddy
      Wohlig wurde Jace von der Wärme des Hauses empfangen, als er eintrat. Eilig streifte er die nassen Schuhe von den Füßen und die Jacke warf er achtlos über einen Kleiderhaken. Er hatte etwas Herzerfrischendes auf der Fohlenkoppel entdeckt, was er Lina nun zeigen wollte. Wobei, wenn man ehrlich war, nur ein vorgeschobener Grund, denn es zog Jace ohnehin immer wieder zu der jungen Frau. Diese lag bisher noch dick eingekuschelt zwischen Kissen und Plüschtieren, noch tief im Reich der Träume. Ein gelöster Ausdruck zeichnete ihr zartes Gesicht. Wovon sie wohl träumen mochte? Dies hier könnte ein Märchen sein, wäre ihr schlaf doch tiefer. Statt von einem leidenschaftlichen Kuss wurde Lina durch ein sachtes Klopfen an ihrer Türe erweckt. Müde blinzelte die Brünette in das dämmrige Licht, welches durch die kleinen Schlitze zwischen den Lamellen der Rollläden hindurch fiel.
      “Geh weg! Du störst beim Schlafen”, rief Lina dem Störenfried entgegen und kuschelte sich tiefer in ihre Kissen. Sie versuchte nach den verblassenden Schlieren des Traumes zu greifen, doch es war, als würde eine immer dichter werdende Nebelwand das Unterbewusste verdrängen.
      Gut, dann ist sie immerhin wach, dachte sich Jace auf der anderen Seite der Tür und verschwendet nicht einen Gedanken daran Lina weiterschlafen zu lassen.
      “Nein, ich gehe nicht weg. Ich muss dir nämlich etwas zeigen”, verkündete er energetisch.
      Langsam bewegte sich die Klinke unter seinen kräftigen Fingern. Die Schneeflocken auf seinem Haar, die in der Wärme des Hauses langsam schmolzen und die leichte Röte auf Wangen und Nase, zeugten davon, dass er bereits draußen gewesen war.
      “Was genau kann denn so wichtig sein, dass du es mir sofort zeigen musst?”, murrte die junge Frau und zog sich die Decke über den Kopf. Sie sollte dringend anfangen, die Tür nachts abzuschließen, war es nicht das erste Mal, dass irgendwer ungebeten hereinkam. Tief sog sie die Luft in die Lungen. Es war ihr egal, was Jace wollte, denn sie wollte nur die Wärme ihres Bettes genießen und einen Moment länger an den Erinnerungen diesen zwei Wochen festhalten, die der Traum erneut weckte. Vor diesem Sommer hätte sie niemals geglaubt, dass sie jemandem wie ihm überhaupt auffiel. War er doch etwas wie der Traumprinz der Moderne. Wohlhabend, gut aussehend, beliebt. Und was war sie? Ein Niemand, das unscheinbare Mädchen vom Lande.
      Ihr ganzes Leben lang war sie von solchen Leuten ausgeschlossen, wie ein Objekt behandelt worden. Dem Verhalten nach, was Niklas zu Beginn an den Tag legte, war sie sich sicher gewesen, dass sie ihn niemals ausstehen können wird, doch noch bevor sie es begriff, war es bereits um ihr Herz geschehen. Bereits bevor es richtig begann, schien es aussichtslos, dennoch ließ sie es geschehen. Somit verschwand, mit dem Ende des Sommers, auch er, und mit ihm, ein Teil ihres Herzens. Sie blieb hier allein zurück, mit nicht viel mehr als verblassenden Erinnerungen und einem Pferd. Ein Pferd, welches jeden Morgen treuherzig auf das Mädchen warte. Divine, der Hengst, den sie mehr liebte als sich selbst, der sie jedoch jeden Tag an den Abschied erinnerte. Während die zierliche Gestalt noch mit ihren Gedanken kämpfte, trat der blonde Mann ein, sah nicht, was sie zu verbergen suchte. Viel mehr durchfloss ihn prickelnde Wärme, die sich in seinem Herzen zu einer sprudelnden Quelle konzentrierte.
      “Ich muss dir etwas Niedliches zeigen”, antwortete der blonde Mann und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. Den Teil, dass es fast so niedlich war wie Lina, sprach er nicht aus, aber ein versonnenes Lächeln lag auf seinen Lippen. Sanft zogen die kräftigen Hände die Decke vom Kopf des Mädchens, worauf hin ein widerwilliges Brummen ertönte.
      “Jace, es ist noch viel zu früh, lass mich schlafen!”, murmelte sie und boxte ihn halbherzig. Der junge Mann musste sich zusammenreißen, nicht loszulachen. Hielt er sie doch für überaus putzig, so ganz verschlafen. Das übergroße Shirt fiel locker um ihren zarten, kleinen Körper und einige der dunklen Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Dutt gelöst und fielen ihr in die Stirn.
      “Linchen, es ist schon halb zehn, da kann man auch mal aufstehen”, konterte Jace und hielt ihr sein Handy als Beweis vor die Nase. Jace kassierte sogleich einen Tritt, von seinem zeternden Gegenüber: „Du weißt, ich hasse das, wenn du mich so nennst und außerdem habe ich heute frei.” Die junge Frau wollte sich das Kissen über den Kopf ziehen, doch Jace schnappte es sich und warf es außerhalb ihrer Reichweite, auf die andere Betthälfte.
      “Langweilerin, wenn du immer so lange schläfst verpasst du alles.” Unbeirrt der geringen Begeisterung, die ihm entgegengebracht wurde, plapperte Jace weiter: “Ich habe Fia heute zum erst mal bei der Fellpflege gesehen. Ist das nicht toll?” Der Blonde zeigte ihr ein Video, wie die kleine Lustitanostute freundlich von Vakany’s Fohlen beknabbern wurde. Fiama, hatte als einziges Fohlen, welches bereits ohne Mutter in der Herde lief, einige Anschlussprobleme gehabt. Doch seit die Fohlen nach und nach entwöhnt wurden, fand auch die kleine Fuchsstute endlich den Anschluss.
      “Okay, das ist wirklich süß, aber wenn du mich nächste Mal für so eine Kleinigkeit weckst, an einem freien Tag, bring wenigstens Frühstück mit”, gähnte Lina und begann sich zu strecken. Jace würde wohl nicht aufgeben, bis sie endlich aufstand. Als sie ihre Arme und Schultern zu strecken begann, verrutschte ihr Shirt ein Stück und gab den Blick auf ihr Schlüsselbein frei, auf dem sich eine verblasste Narbe abzeichnete. Nur schwer konnte Jace seinen Blick von ihr lösen. Er verstand nicht, warum sie so einen geringen Selbstwert an den Tag legte, waren es doch gerade diese kleinen Makel, die sie in seinen Augen noch schöner wirken ließ.
      “So, und wo du jetzt wach bist”, sprach er schließlich und ging zurück zur Tür, ließ sich aber nicht nehmen, ihr die Decke im Gehen vollständig von den Knien zu ziehen, “möchtest du bestimmt mit mir die Fohlen umweiden. In 10 Minuten unten.” Lina protestierte lautstark gegen den Diebstahl ihres Federbettes und damit auch der letzten Wärme, doch ihr Kollege war bereits aus dem Raum verschwunden.
      Schicksalsergeben rollte sie sich aus dem Bett. Eigentlich war ihr bei den Temperaturen draußen, ihre kuschelige Decke lieber, aber es schien nicht so als hätten sie eine Wahl. Spätestens in zehn Minuten würde Jace den nächsten Angriff starten und sie glaubte nicht, dass es dann bei einer geklauten Decke bleiben würde. Zudem hatte Jace die Tür offen gelassen, wodurch ein kühler Luftzug in das Zimmer drang und sie zum Frösteln brachte.
      Zwölf Minuten später stand die junge Frau dick eingepackt in eine Daunenjacke und mit einem halben Müsliriegel in der Hand auf der Terrasse. Da weit und breit kein Jace zu sehen war, rief sie nach ihm: “Wo bist du denn, Jace?” Genervt verdreht sie die Augen, erst weckte er sie und dann ließ er sie ohne nennenswertes Frühstück in der Kälte warten.
      “Ich bin doch schon da”, drang eine Männerstimme hinter ihr aus dem Flur. Der Gesuchte stand in der Terrassentür und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. Kurz darauf kam er aus dem Haus und schnappte sich den Rest des Müsliriegels aus Linas Hand.
      „Das war mein Frühstück”, empörte sich die Kleine, doch es war schon zu spät, von dem Riegel war bereits nicht mehr übrig als das Papier.
      „Wir tauschen lieber”, antwortete Jace kauend und stülpe ihr fürsorglich seine Handschuhe über die Finger. “Sonst frieren dein hübschen Fingerchen noch ab”, ergänzter er erklärend. Obwohl es erst Oktober war, war es schon klirrend kalt, -10 Grad um genau zu sein.
      „Das ist kein guter Tausch, ein Frühstück wär mir lieber“, beschwerte sich Lina erneut.
      „Ich verspreche dir, Frühstück bekommst du, wenn wir fertig sind. Ich werde es dir höchstpersönlich zubereiten“, beschwichtigte der große Blonde seiner Begleitung.
      Lustig tanzten die Schneeflocken durch die Luft und unter den Sohlen der Stiefel, knirschten die Eiskristalle als die beiden in Richtung Stall liefen.
      “Am besten nehmen wir erst die Zwillinge, Mijou plus Fohlen und Brair mit. Möchtest du lieber die beiden wilden oder die anderen drei?”, fragte er. Statt eine Antwort abzuwarten, drückte er Lina bereits die Halfter von Mina und Bri in die Hand. Irritiert blickte sie ihn an und frage: “Warum fragst du mich eigentlich, wenn du es dann doch selbst entscheidest?”
      „Na ja,” Jace blickte kritisch an ihr herunter und antwortete etwas spöttisch, “weil du aussiehst als würdest du gleich ein hübscher kleiner Eisklotz werden und du weißt, ja, gerade für Mimi benötigt man schon ein wenig Flexibilität.“ Ganz Unrecht hatte er nicht. Trotz der gefütterten Jacke, die sie trug, fror sie ein wenig und zog sich den voluminösen Schal ein etwasmehr ins Gesicht.
      „Du bist doch bescheuert”, zeterte die kleine Frau und stieß ihm gezielt zwischen die Rippen. Jace murmelte unverständlich, von wegen er würde noch wie verprügelt aussehen, wenn sie so weitermache, aber macht keinerlei Anstalten sich gegen ihre Attacken zu wehren.
      Hinter einem Busch zischte plötzlich ein Schneeball hervor, verfehlte nur knapp das Gesicht der kleinen Brünette und zerschellte an einem Baumstamm hinter ihr.
      “Ohh da bekommst du zurück, Jayden”, rief Jace, der den Ursprung des eisigen Geschosses bereits ausgemacht hatte und zielte auf seinen Kollegen, der hinter der Hausecke hervorlugte. Trotz der Kälte waren alle fröhlich und ausgelassen, doch als Lina sich beschwerte, dass sie den Schnee sogar schon unter dem Shirt hatte, fand der Spaß ein Ende. Sie war nun auch noch nass, nicht nur wie das Weiß um sie herum.. Aufopferungsvoll zog Jace seine Jacke aus und legte ihr diese mit den Worten: „Hier, kleine Eisprinzessin“, um die Schultern. Dankbar schlüpfte sie in die riesige Jacke, ignorierte seinen Kommentar allerdings vollkommen. Das, was für Jace eine normale Jacke war, wirkte an Lina wie ein seltsam geschnittener Mantel.
      Bereits von Weitem war zusehen wie Mimi und Donut sich gegenseitig um Mijou herum scheuchten. Dabei blieb die braune Stute ziemlich gelassen und suchte ein paar Grashalme unter dem Schnee. Es war erstaunlich, wie ruhig die traumatisierte Stute geworden war, seit sie das Fohlen hatte. Bevor der kleine Donut auf der Welt war, hatte Mina kaum ein anderes Pferd in die Nähe gelassen, geschweige denn, dass jemand oder etwa unter ihr durchlaufen durfte, wie Mimi es gerade tat. Auch der kleine Hengst, dem man die Verwandtschaft zu Flanell eindeutig nicht abschlagen konnte, versucht unter seiner Mama durchzulaufen, aber da er inzwischen gute fünfzehn Zentimeter größer war, als das Ponyfohlen, passte es nicht.
      “Schau nur, ich glaube, Candy versucht einen Schnee-Engel zu machen”, lenkte Lina amüsiert die Aufmerksamkeit auf die Scheckstute, die sich prustend im Schnee wälzte. Mitena, die nun angetrottet kam, hatte weiße Flocken in ihrem dunklen Fell kleben, der vermutlich von einer ähnlichen Aktion stammen musste.
      “Das kann ich auch“, schwang Jace große Worte und warf sich in den Schnee. Er begann Arme und Beine auf und ab zu bewegen, sodass unter ihm ein Schnee-Engel entstand. Lachend schüttelte Lina den Kopf über ihren Kollegen. Manchmal war sie sich nicht sicher, ob er älter als zwölf war, so wie er sich aufführte.
      “Na, hör schon auf mit dem Quatsch, so kommen die Pferde niemals auf eine neue Koppel.“ Lächelnd reichte die braunhaarige ihm eine Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen. Doch statt aufzustehen, nutze er die Gelegenheit und zog sie zu sich runter. Lina landete geradewegs aus seinem muskulösen Oberkörper.
      Für Augenblick hielten beide inne. Jace sah unmittelbar ihre hübschen blauen Augen, umrahmt von lagen dunkeln Wimpern. Darin hatte sich eine Schneeflocke verfangen und funkelte mit ihren Augen um die Wette. Immer mehr von der prickelnden Wärme, pulsierte durch seine Adern, sodass er trotz fehlender Jacke nicht fror. Kurzzeitig erwiderte das Mädchen seinen Blick, bevor sie sich verlegen abwendete. Ganz tief in ihrem Inneren geriet etwas in Bewegung, doch es war noch zu früh, ihr Herz hing stattdessen an Niklas. Ein trübseliger Ausdruck trat in ihre Augen und sie rappelte sich wortlos auf. Jace schien das unausgesprochen zu erahnen, denn er schwieg ebenso. Die einzigen Geräusche um sie herum waren das Heulen des Windes und der knirschende Schnee. Lina gab sich alle Mühe, die Gedanken an Niklas beiseitezuschieben und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
      “Hei, Mina”, sprach sie zu der braunen Stute, als ich sie diese erreicht hatte, “Bereit für einen Umzug?” Natürlich antwortete die Stute nicht, sondern sah sie freundlich aus ihren braunen Augen an. Die Finnin hielt ihr das grüne Halfter hin. Misstrauisch schnupperte die daran, bevor sie wohlerzogen den Kopf senkte, damit die kleine Dame sie halftern konnte. Dies stellte sich, mit Jace viel zu großem Handschuhen an ihren Fingern, allerdings als ziemlich schwierig heraus. Unglaublich, wie umgänglich die Stute mittlerweile war.
      „Hier, die musst du auch mitnehmen.” Jace drückte seine Kollegin den Strick der Schimmelstute in die Hand. Auch die beiden Fohlen hatte der große Blonde bereits eingefangen, obwohl das bei dem kleinen Wirbelwind Mimithe gar nicht so einfach gewesen war. Die kleine Stute fand es nämlich viel lustiger vor ihm davonzulaufen.
      Lina ging mit den beiden Stuten voraus, immer mit dem kleinen Donut an Mijous Seite. Auf der neue Koppel angekommen machten sich alle fünf Pferde erst einmal daran, jeden Zentimeter zu erkunden. Während die Vierbeiner ihre neue Umgebung inspizierten, holten Jace und Lina auch noch die anderen Pferde.
      Nurja und Lady Moon, die zu Gesellschaft bei den Fohlen standen sowie die beiden Jungstuten, waren die letzten Pferde, die umzogen. Wie ein Schneepflug stiefelte Moony über die Koppel und rollte sogar einen kleinen Schneeball.
      “Ich glaube Jamie hat ein künstlerisch begabtes Pferd”, meinte Lina lachend zu Jace und zückte ihr Handy um ein Video zu machen.
      “Ja, schon …”

      Jace | Ein lautes Scheppern, welches den Tod der Tasse verkündete, riss mich aus meinem Dämmerzustand. Fluchend sprang ich auf und sammelte die Scherben von dem dunklen Parkett. Scheiße, das war meine Lieblingstasse gewesen. Nicht, dass die Tasse besonders hübsch gewesen wäre, nein eher das Gegenteil, sie war potthässlich, aber es passte viel hinein. Genau das, was ich benötigte, um morgens wach zu werden.
      Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und glomm nur noch schwach. Müde ließ ich mich zurück auf das Sofa sinken, starrte durch das Glas des Wintergartens auf die Terrasse. In letzter Zeit schlief ich des Öfteren auf dem Sofa ein, wenn ich mich in meinen Gedanken verlor, aus denen sich unruhige Träume formten.
      Vor ein paar Stunden hatte ein leichter Schneefall eingesetzt, der zunehmend stärker wurde. Kräftiger Wind verwirbelte die dicken Schneeflocken und für einen kurzen Augenblick, glaubte ich die unverwechselbare Silhouette eines Pferdes darin zu erkennen. Das Tier, welches im Stall stand und jeden Tag sehnsüchtig auf Lina warten, doch lange würde er nicht mehr warten müssen. Denn der Tag seiner Abreise war bereits in zwei. Als Samu mitteilte, wann er und damit auch der Freiberger, den Hof verlassen würde, erlosch auch der letzte Funke Hoffnung, dass Lina zurückkehren würde. Auch, wenn ich ihr nur das Beste wünschte, hatte ich damit gerechnet oder viel mehr darauf gehofft, dass sie früher oder später doch noch herausfand, dass Niklas nur ein guter Schauspieler war. Doch alles, was ich von ihr nur, dass sie glücklich sei.. Es war nicht einfach sie loszulassen, aber allmählich merkte ich, wie es zu einer ernsthaften mentalen Belastung wurde, die immer schwerer zu bewältigen war. Nicht mal nachts schaffte ich es, abzuschalten, mein Hirn erschuf allerlei Szenarien, wie es nach dem Tag der Abreise dem schwedischen Team hätte verlaufen können, wenn sie hier geblieben wäre. Aber alle endeten damit, dass irgendwann der Punkt kam, an dem sie dem Mann nachtrauerte, der ihr mit Divine einen Kindheitstraum erfüllte und dass Lina unglücklich sei und sich quälte, war das Letzte, was ich wollte. Die Zeit war wohl gekommen, die Ereignisse anzunehmen, zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, die man zwar im Herzen tragen konnte, die aber nicht in meinem Leben sein konnten.
      Unerwartet leuchtet der Bildschirm meines Handys auf dem kleinen Couchtisch auf, tauchte seine Umgebung in einen schwachen, weißlichen Schein. Ich griff nach dem Gerät und erblickte eine Benachrichtigung von Instagram. Ich staunte ein wenig, als ich sah, dass Lina etwas gepostet hatte, denn seit ihrem Umzug war es auf ihrem oder eher Ivys Account relativ still geworden. Es gab nur noch gelegentlich sporadische Updates über den weißen Hengst, logisch, wenn sie sich tausende Kilometer weit von ihm entfernt befand.
      Neugierig, was Lina wohl gepostet haben mochte, öffnete ich die App. Eine Story öffnete sich, darin zu sehen ein Rappe mit einer schmalen Blesse, der erst an einem Heuhaufen knabberte und schließlich neugierig mit der Nase immer näher an die Kamera kam, bis nur noch Nüster zu sehen waren. „Willkommen Zuhause, Ready for Life", stand in der Ecke geschrieben. Es folgte noch eine Boomerang in der die Stute, offenbar auf Kommando flehmte. Was mochte es wohl mit der Stute auf sich haben? Gehörte sie zu Lina? War es ein weiteres Geschenk ihres Freundes? Immerhin hatte sie die Pferde aus Schweden bisher nur sporadisch in Storys gezeigt, wenn sie ausreiten war oder ähnlich, aber nie eines explizit erwähnt. Ich sollte morgen bei Samu nachfragen, ob er mehr wusste über dieses Pferd. Da war sie wieder, die mich ständig beschäftigende Frage, was Lina machte dort drüben auf dem anderen Kontinent. Ich benötigte dringend eine Ablenkung.
      Aus einer Intuition hinaus fischte ich den Zettel aus meiner Handyhülle, der mir vor ein paar Wochen auf der Zuchtschau, wo ich den gescheckt Tinkerhengst Vikar, vorstelle zugesteckt wurde. In einer ordentlichen Handschrift war eine Zahlenfolge und ein Name darauf notiert worden. Die Art des Interesses des Urhebers wurde durch ein schwungvolles Herz neben dem Namen unterstrichen. Bisher hatte es mir widerstrebt, die Nummer zu verwenden. Es war nur ein schöner Abend gewesen, bedeutungslos, einzig dem Zwecke dienend, mich abzulenken. Jetzt wieder in näheren Kontakt mit den Mädchen zu treten, widersprächen den unausgesprochen Gesetzen eines One-Night-Stands, der Flüchtigkeit des Momentes. Doch, was war schon dabei, diese Regel zu missachten?
      Entschlossen tippte ich die Nummer in mein Handy, speichert diese ab und sofort erschien die Verknüpfung zu dem bekannten Messengerdienst mit dem grünen Symbol. Ein paar Sekunden zögerte ich noch, bevor ich darauf tippte und begann eine Nachricht zu tippen:
      “Hey, ich bin es Jace.” Ich kam mir ein wenig blöd vor nicht mehr zu schreiben, doch schon bei unserer ersten Begegnung hatte ich das Gefühl, dass sie genaustens wusste, wer ich bin, was auch wenig erstaunte. Die Turnierszene in der Region war klein, man kannte die aufstrebenden Sterne. Kaum war die Nachricht gesendet, erschienen die beiden Haken und wurden nach knapp 30 Sekunden bereits blau. Unerwartet. Ich rechnete nicht wirklich damit, dass sie so spät in der Nacht noch wach sei, aber was wusste ich schon. Immerhin ging mein Wissen über sie nicht weit über ihren Vornamen hinaus.
      „Hey“, ploppte die Nachricht auf, „schön von dir zu hören. Warum bist du so spät noch wach?“ Die Frage kam mir ein wenig Paradox vor, schließlich war sie selbst noch wach, aber dies war nicht relevant.
      „Nein, man könnte eher sagen schon wieder", tippe ich in das Nachrichtenfeld und sendete es ab. Kurz darauf fragte Aria nach dem Grund.
      „Es ist kompliziert", antwortete ich ihr, noch darüber nachdenkend, wie klug es sei, mich Aria anzuvertrauen. Immerhin war sie eine Fremde, zugegeben eine, die mir auf körperlicher Ebene bereist ziemlich nah gekommen war.
      „Geht es etwa um ein Mädchen?", unterbrach eine Nachricht von ihr meine Gedankengänge. War es so offensichtlich oder konnte sie etwa Gedanken lesen? Ich beantworte ihre Frage mit einer Bestätigung, bevor ich mich schließlich aufraffte, um mich doch mal in mein Bett zu begeben. Schlaf fand ich dort dennoch lange nicht, sondern schrieb noch einer ganze Weile mit Aria.

      Am nächsten Morgen erwachte ich, weil vermutlich Hazel lautstark durchs Haus trampelte. Unglaublich, wie ein so kleiner Mensch so viel Lärm verursachen konnte. Ächzend rollte ich zur Seite und fischte mein Smartphone vom Nachttisch. Acht Uhr zwanzig leuchte auf dem Sperrbildschirm auf. Fuck, in zehn Minuten war Teambesprechung. In aller Eile sprang ich aus dem Bett, griff wahllos nach einer Hose und einem Shirt und warf noch schnell die Kaffeemaschine an.
      Wenig später polterte ich mit dem Kaffeebecher in der Hand die Treppe hinunter und spurtet mich in den großen Seminarraum zu kommen. Wie nicht anders zu erwarten, waren alle anderen bereits da. Hazel grinste nur fröhlich, während Quinn sich nur schwer von ihrem Handy lösen konnte. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge, schreib sie mit Raphael, einem meiner Teamkollegen, den sie neulich auf einem Turnier traf und der seitdem öfter hier auftauchte. Man musste ihm schon lassen, dass sein Hengst und er ziemlich gut waren, erst letzten Monat hatte er den Sieg bei der ersten Qualifikation für den Jumping Word Cup zu holen. Allerdings war es beinahe vorprogrammiert, mit Poseidon erfolgreich zu sein, schließlich hatte ich den Vater des Rappen selbst unter dem Sattel und wusste um sein Vermögen, mit Hindernissen umzugehen. In Kombination mit Colour Splash, die ebenso geschickt mit den Stangen war, konnte nur ein wahres Känguru dabei herauskommen. Poseidon zeigte schließlich bereits als Junghengst so viel Potenzial, dass Luchy diese Anpaarung wiederholte. Die kleine Oceandis, die dabei herauskam, war nach Schweden gezogen und konnte dort bereits ihre ersten kleinen Erfolge vorweisen.
      “Sehr gut, dann sind wir ja jetzt vollzählig”, begann meine Chefin die Besprechung einzuleiten, nachdem ich mich auf den freien Platz niedergelassen hatte. Sie eröffnete mit dem wöchentlichen Bericht der Reitschule. Hazel hatte die anfänglichen Schwierigkeiten in Linas System hereinzukommen mittlerweile überwunden. So weit lief alles gut, nur die kleine Haflingerstute Curly Lure hatte sich eine Unart angeeignet, weshalb Silvia sie die nächsten Wochen ein wenig in Beritt nehmen sollte. Auch die Shettyschule lief mittlerweile besser als jemals zuvor und mit der zunehmenden Routine war auch Songbird mittlerweile ein fester Teil der Ponytruppe.
      “Als Nächste wollen wir zu den Zuchtstuten kommen. Fashion Girl ist inklusive des kommenden Fohlens verkauft, die beiden werden mit Ladys Fohlen nach Deutschland gehen. Lady soll nach dem Absetzen antrainiert, schließlich antrainiert werden und dann in der Reitschule laufen.” Luchy erläuterte noch die weitere Zuchtplanung und welche Tiere deshalb, an- und abtrainiert werden mussten, darunter auch Chessqueen, Nessi und Empire. Sowie welche weiterhin die Freiheit auf den weitläufigen Weiden genießen durften und welche Jungpferde zu Training weggehen würden, wie Shakoy, der zum Beritt nach Deutschland gehen würde, auf den Hof, wo auch Fashion und die beiden Fohlen hinziehen würde.
      “Als Nächstes kommen wir zu dir Jace”, wand sie sich schließlich an mich, nachdem sie bereits den anderen einen Ausblick auf die kommende Saison gab, “Ich freue mich sehr, dass du mittlerweile erfolgreich unser Land vertrittst, gerade mit Herkules erzielst du gute Ergebnisse. Nun ist es so, dass eines der Jungpferde, Unsung Hero, um genau zu sein, demnächst aus dem Beritt aus Amerika wiederkommen wird. Eigentlich sollte er verkauft werden, hatte aufgrund seines Potenzials auch bereits Interessenten, allerdings würde ich ihn, Anbetracht deiner Ergebnisse gerne dir anvertrauen. Hero zeigt schon jetzt viel Potenzial, welches das von Sunny vermutlich noch übersteigen wird.” Einen Moment dachte ich darüber nach, welches der Jungpferde sie meinte, bis es mir einfiel. Hero, war ein Enkel der Stute, die ich aktuell im Team ritt. Als Fohlen allerdings, schien er weniger vielversprechend, denn er war tollpatschig und wusste seinen langen Beinen nicht so recht zu sortieren. Weil er deshalb öfter mal hinfiel oder auch im Zaun landete, handelte er sich den Spitznamen Unusing Hero ein.
      “Also stellst du mir Hero anstelle von Sunny zur Verfügung?”, versicherte mich, dass ich Luchys Angebot richtig verstanden hatte. Meine Chefin nickte bestätigend.
      “Okay, und wer übernimmt dann Sunny? Ich kann schließlich nicht alle Pferde trainieren”, brachte ich das einzig für mich sichtbare Problem hervor.
      “Sie ist ja nicht mehr sie aller jüngste, deshalb wird sie in Zukunft nicht mehr im großen Sport laufen, sondern als Lehrmeister in der Reitschule dienen”, führte meine Chefin ihre Pläne für die Stute aus.
      “Okay”, lächelte ich, “da bin ich gespannt, wie sich der kleine Tollpatsch im Beritt gemacht hat.” Von den Berittpferden, die außerhalb des Hofes untergebracht waren, bekamen wir immer nur wenig mit, sodass es wahrlich eine Überraschung sein würde, ob der kleine Tollpatsch sich tatsächlich so Positiv entwickelt hatte.
      “Du wirst erstaunst sein”, erwiderte Luchy, “Er kommt Ende November an.” Ich nickte und sie fuhr fort mit der Besprechung.
      Am Ende des Meetings zerstreuten sich alle und gingen wieder an ihre Arbeit. Ich für meinen Teil holte mir noch einen Kaffee, bevor ich in den Stall ging, um das erste Pferd zum Training fertig zu machen. Zahlreiche Fußstapfen führten von der Haustür zu den Ställen und Ausläufen, nur abseits der Wege war die weiße Decke noch unberührt. Ich folgte den Spuren zum Hauptstall, auf dessen gläsernen Dachfirst sich die Sonne spiegelte. Bereits vor dem Betreten der Stallgasse hörte ich Grisi, die mit den Hufen gegen ihre Boxenwand trat. Die freiheitsliebende Stute mochte es nicht sonderlich in der Box zustehen, doch aufgrund einer Verletzung durfte sie nicht auf die gefrorenen Weiden und Paddocks, weshalb sie sich aktuell mit der Box und tagsüber der Longierhalle abgeben musste. Ice Rain reckte ihren Kopf hinüber zu ihrer Boxennachbarin, um sie zu ärgern, worauf hin sie von der Schimmelstute an gequiescht wurde. Bei der Box von British angelangt streckte sich mir sogleich eine helle Nase entgegen, die interessiert an meinem Kaffeebecher herumnabbelte. In mich hinein grinsend schob ich ihren Kopf beiseite, denn die aufgeweckte Stute benötige im Gegensatz zu mir definitiv nicht noch einen Energiebooster. Ich nahm noch einen großen Schluck aus dem Becher, bevor ich ihn abstellte und nach dem petrolfarben Halfter griff.
      Brav folgte mir die Hannoveranerstute zum Putzplatz, auf dem Jayden gerade Miss Leika sattelte. Freundlich beschnupperte die Pearlstute ihre Artgenossin, bevor sie gehorsam einparkte. Unter der Decke kam ein annähernd sauberes Pferd zum Vorschein. Passend zum fertig gesattelten Pferd war dann auch mein Kaffee leer.
      “Na komm Gold, dann wollen wir mal ein wenig Dressurarbeit machen”, sprach ich zu der Stute und zupfte am Zügel, damit sie anlief. Leise knirschte der Schnee unter unseren Füßen. Vereinzelte Flocken tanzten vom Himmel, um sich lautlos auf der Mähne der Stute abzusetzen. In einiger Entfernung tollte der Dalmatiner durch den hohen Schnee und hätte er keine dunklen Flecken im Fell, wäre er vermutlich mit der Umgebung verschmolzen und nur noch als Schneewirbel auszumachen gewesen. Knarzend glitt das große Hallentor zu Seite und ließ uns in das verhältnismäßig warme innere des Gebäudes eintreten. Der helle, lockere Sand lag noch unberührt vor mir, als ich die helle Scheckstute darauf führte. Gerade als ich aufgessen war, vibrierte es in meiner Hosentasche. Während die Stute loslief, sah ich nach, wer etwas von mir forderte. Es war Aria, die mir einen freundlichen guten Morgen wünschte. Ich wünschte ihr ebenfalls einen und fragte sie schließlich, ob es einen Grund für ihr schreiben gäbe.
      “Ja und nein”, kam eine geheimnisvolle Antwort zurück. Einen Augenblick wartete ich, ob sie die Antwort noch erweiterte, bevor ich nachfragte. Das Pferd unter meinem Sattel lief genügsam seine Runden durch den Sand, schien sich nur wenig daran zu stören, dass ich abgelenkt war.
      “Erst wollte ich dir nur einen guten Morgen wünschen”, ploppte eine Nachricht aus, doch noch zeigte das Gerät an, dass sie tippte, “und dann dachte ich mir, ob du nicht Lust hättest etwas mit mir zu unternehmen, aber dann fiel mir ein, dass Papa gleich kommt. Irgendwas wegen eines Polo-Spiels im Club, glaub ich.” Polo, das passte in das Bild, welches ich von Aria hatte. Schon bei erstem Anblick war nicht zu übersehen, dass es ihr oder vermutlich eher ihren Eltern nicht an Geld mangelte.
      “Heute hätte ich ohnehin nicht gekonnt, aber wir können uns vielleicht am Wochenende treffen. Lass uns später noch mal schreiben. Ich muss jetzt erst einmal Gold bewegen”, antworte ich ihr, bevor ich das Gerät in den lautlosen Modus schaltete und es zurück in die Hosentasche verfrachtete. Sobald ich den Zügel sanft aufnahm, lief die Stute sogleich fleißiger und trat aktiv an die Hand heran. Dass sie mittlerweile nahezu mühelos in die korrekte Haltung zu bringen war, war das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Als British hier ankam, war sie kaum zu halten und rannte wie eine Giraffe mit weggedrückten Rücken durch die Gegend und kannte nichts außer dem Springparcours. Natürlich war sie auch noch immer kein Lampenaustreter, dafür fehlte ihr das Potenzial, aber für gesund erhaltende Gymnastizierung war es ausreichend. Mittlerweile war die Hannoveranerstute ausreichend aufgewärmt, sodass ich die nächsthöhere Gangart wählte. Angenehm federten die Schritte der Stute und mit jeder Runde wurde sie gelöster. Aus die Stute fokussiert bemerkte ich Quinn erst, als sie mit dem Fuchs bereit eingetreten war. Leichtfüßig setzte die junge Stute ihre Füße in den Sand und drehte aufmerksam die Ohren. Von dem schlaksigen Jungpferd, welches sie einmal gewesen war, war nicht mehr viel zu sehen, stattdessen kam die Hannovernerabstammung nun deutlich durch.

      Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und brachte die Eiskristalle zum glitzern, als ich mit dem Hengst ins Freie trat. Dampfwolken stiegen von seinem dunklen Fell in den klaren Himmel empor, an den Stellen, wo es nicht mit einer Decke bedeckt war. Hope hatte mal wieder sein Bestes gegeben, den Hengst raushängen zu lassen, weil Jamie mit Ursel ebenfalls in der Halle gewesen war. Als dann auch noch Matt mit Saturn hereinkamen, drehten dem Kaltblut vollends die Sicherungen durch. Schon aus der Ferne sah ich, dass Hazel gerade mit der Ponytruppe auf einen Ausritt aufbrach, also hielt ich den Hengst aus sicherer Entfernung an und ließ sie mit Cremella, Amigo und den anderen Ponys passieren. Den kleinen Tiger hatte sie als Handpferd dabei und dem kleinen silbernen Hengst ging der Schnee, beinahe bis zu den Knien, weshalb er wie ein Storch hindurch starkste.
      Im Stall angekommen, sattelte ich meinen Tinkerhengst ab und ließ ihm unter dem roten Schein des Solarium trocknen. Währenddessen blickte ich auf mein Handy. Zwischen den Einheiten mit den Pferden hatte ich das Gespräch mit Aria fortgesetzt und hatten uns auf Samstag festgelegt, nur über den Ort mussten wir uns noch einigen.
      “Wie wäre es damit, wenn wir uns 87te Ecke 109te in dem kleinen Café treffen?”, schlug sie vor. Ich bestätigte ihr, dass es nach einer guten Idee klang. Hufgegeklapper erfüllte die Stallgasse und Jayden tauchte mit Acerado im Schlepptau auf.
      “Lohnt es sich Ace noch in die FüMa zu stellen oder bist du gleich fertig?”, fragte mein Kollege und deute mit einem Kopfnicken auf den Tinker der sich sogleich wieder aufbaute, in der Hoffnung den braunen Hannoveraner damit zu beeindrucken, besagtes Warmblut störte sich allerdings nur wenig an dem Rappen.
      “Ne, ein paar Minuten und dann ist Hope trocken”, entgegnet ich, “Wie läuft es mit Lifesaver, ist er immer noch so rebellisch?”
      “Rebellisch klingt noch viel zu niedlich”, lachte mein Kollege, “Ich glaub ehe der Kleine möchte sich fürs Rode bewerben. Ich habe selten ein Pferd so viel bocken sehen wie Life.” Acerado schubberte genüsslich den Kopf an dem metallenen Pfosten, nachdem Jayden ihn von der Trense entledigt hatte.
      “So gut wie du dich hältst, kannst du ja dann wie Hazel unter die Cowboys gehen”, feixte ich.
      “Danke, aber ich bleibe bei den Buschreitern”, sagte er noch, bevor er mit dem Sattelzeug in der Kammer verschwand. Just in dem Moment, als er zurückkehrte, erloschen die Glühbirnen der künstlichen Sonne. Kontrollierend fuhr ich mit den Fingern durch das dichte Fell und konnte so wie es zu erwarten war keine Feuchtigkeit mehr auf der Haut feststellen.
      “Du kannst dann Ace jetzt trocken”, wand ich mich an mein Gegenüber und hängte den Tinker ab. Noch während ich die Stallgasse verließ, vernahm ich das Surren der Anlage, das durch das Hochfahren entstand. Kaum hatte ich Hope auf die Koppel entlassen, warf er sich in den Schnee, um sich zu wälzen. Von der Nachbarkoppel hörte man schrillen Quietschen. Die Quelle des Lärms waren Dance und Buddy, die ausgelassen miteinander spielten. Während die Hengste ihre Pause nutzen, um sich auszutoben, warte auf mich nun ein warmes Mittagessen und einen Moment in der Wärme, um wieder aufzutauen.


      © Wolfszeit | Jace Sherwood | 33134 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Anfang Oktober 2020}
    • Wolfszeit
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      Farewelll | 15. August 2022

      Saturn | Lifesaver | Elf Dancer | Little Buddy | Vakany | Elvish Beauty | Miss Leika | Lady Moony | British Gold | Miss Griselda Braun | LMR Ice Rain | Vikar | All Hope Is Gone | Mijou | Briair | Flanell d’Egalité | WHC’ Delicious Donut | WHC’ Mimithe | WHC’ Minya | WHC’ Venice | Amigo | PFS’ Artic Tiger | Songbird | Cremella | Minnie Maus | Curly Lure | Sunny Empire | Baroness Of the Guard | WHC’ Shakoy | WHC’ Solist

      “Morgen geht es in dein neues Zuhause”, flüsterte ich der Stute zu und strich über den immer dünner werden Pelz an ihrem Hals. Minnie würde als Kinderpony zu einer bekannten unserer Chefin ziehen. Die kleine Tochter, dieser schwärmte bereits seit Ewigkeiten von der Ponystute. Jetzt zu ihrem 10ten Geburtstag gaben ihre Eltern nach und wollte ihr den Wunsch erfüllen. In der Ferne tauchen die Jungpferdeweiden auf. Derzeit bestand die Herde aus vielen verschiedenfarbigen Tieren, nur die einjährige Lusitanostute stach mit ihrer feuerroten Farbe heraus. Die Koppel war heute allerdings nicht das Ziel. So bog ich an der nächsten Wegbiegung ab und folgte dem Weg auf die Hochebene. Zwischen dem kurzen Gras sprossen die ersten Blumen hervor und die Frühlingsbrise trug diverse Gerüche zu uns hinauf. Fleißig stapfte das Pony voran, bis wir nach einer ausgedehnten Runde durch die Einsamkeit, wieder an den Koppel angelangten. Erst bei Näherkommen, erblickte ich, weswegen die Junghengste sich am Zaun sammelten.
      “Na über was debattiert ihr hier?”, fragte ich die Gruppe bestehend aus Jace, Raphael und natürlich auch Quinn, die ihre Augen kaum von dem attraktiven Springreiter lassen konnte.
      “Über Jace auch so tolles Pferd. Aktuell sieht er, nicht ganz so nach Spitzenpferd aus”, lacht sie. Unrecht hatte sie damit nicht. Der Falbhengst schien gerade mitten in einem Wachstumsschub zu sein, wodurch seine Hinterhand einige Zentimeter höher stand.
      “Nur weil er gerade ein wenig überbaut ist, heißt das nicht, dass das nichts wird”, protestierte der Blonde pikiert, “Schau dir doch mal die schönen langen Beine an.”
      “Was sagte du nochmal, ist in seiner Abstammung, Cor de la Bryére?”, mischte sich nun auch der andere Mann ein. Jace nickte bestätigend.
      “In der Springszene sind die sehr verbreitet, aber für ein Dressurpferd, ich weiß ja nicht”, fachsimpelte er. Die Namen, mit denen die drei in ihrem Diskurs um sich warfen, sagten mir kaum etwas. Ich hatte schon länger das Interesse an englischen Reitsport und mit ebenso an den klassischen Rassen in diesem Bereich verloren. Für den Westernsport waren die meisten nämlich zu schwungvoll und mir ihren langen Rücken und Hälsen nicht wendig genug.
      “Na gut, dann lass ich euch mal weiterdiskutieren”, verabschiedete ich mich von der Truppe und kehrte mit Minnie zurück zu ihrem Auslauf, wo ich sie absattelte. Ein leztes mal mapfte die Stute ihr Müsli aus einer der bunten Schüsseln, die einst liebevoll verziert worden waren.
      “Auf Wiedersehen, Süße Maus”, verabschiedete ich mich von der Rappstute, bevor sie hinüber zu ihrem Heu trottete und sich zwischen Cremella und Curly zwängte. Songbird kam neugierig angetrottet und staubte noch ein Leckerli ab. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich ein wenig beeilen musste, wenn ich mich noch frisch machen wollte, bevor Lewis kam. Er hatte nicht verraten wollen, wohin es ging, umso gespannter war ich darauf, was sich mir eröffnen würde.
      © Wolfszeit | Hazel O'Connor | 2939 Zeichen
      zeitliche Einordnung {Februar 20201}
    • Wolfszeit
      Arbeitsbereitschaft / Dressur E zu A | 30. Oktober 2022

      WHC' Förster / Seiltänzer TE / Héliosa / Daryl Gone Mad / Amigo / Cremella / Doo Wop / Baronne / L‘Épirigenys LDS / Shakesbeer LDS

      Die Sonne brach sich in goldenen Strahlen über den Dressurplatz, als ich meine Arbeit als Trainer begann. Mein Fokus lag auf einer vielfältigen Gruppe von Pferden, die alle den Weg von der E-Niveau-Dressur zur A-Niveau-Leistung gehen sollten. Es war ein abwechslungsreiches Team, von jungen Pferden bis hin zu erfahrenen, die bereits einige Dressurlektionen kannten.
      Einige dieser Pferde arbeiteten ausschließlich an der Doppellonge. Diese Arbeit ist eine ausgezeichnete Methode, um die Rittigkeit und die Losgelassenheit zu fördern, bevor sie jemals einen Reiter auf dem Rücken hatten. Einer meiner Schützlinge, eine junge Stute namens Piri, zeigte vielversprechendes Potenzial, aber sie hatte noch nie einen Sattel gespürt. Die Doppellongenarbeit war der perfekte erste Schritt für sie. Es war faszinierend zu sehen, wie sie die neuen Hilfen lernte und sich allmählich an das Gefühl der Lederzügel gewöhnte. Unsere täglichen Trainingseinheiten konzentrierten sich auf das Erlernen von Balance und Rhythmus, während Pirilernte, sich selbst zu tragen und seine Muskeln zu entwickeln.
      Währenddessen arbeiteten einige der anderen Pferde sowohl an der Doppellonge als auch unter dem Sattel. Baronne, eine elegante Stute mit guter Abstammung, hatte bereits einige Grundlagen der Dressur. Doch um das A-Niveau zu erreichen, mussten wir ihre Rittigkeit und Losgelassenheit weiter entwickeln. Ich konzentrierte mich darauf, ihre Anlehnung zu verbessern und sie zu ermutigen, ihre Gangarten in einer kontrollierten und entspannten Weise auszuführen.
      Ein weiteres vielversprechendes Pferd in unserer Gruppe war Förster, ein junger Hengst mit herausragenden Bewegungen. Sein Potential war offensichtlich, aber er benötigte noch ein umfassendes Training, um sein Temperament zu beherrschen und seine Talente voll auszuschöpfen. Unser Schwerpunkt lag auf dem Erreichen einer tiefen Losgelassenheit, damit er seine natürliche Eleganz und sein Potenzial in der Dressur zeigen konnte.
      Der Weg von der E-Niveau-Dressur zur A-Niveau-Leistung war herausfordernd, aber die Fortschritte waren spürbar. Die Pferde lernten nicht nur die Lektionen der Dressur, sondern auch, wie sie in sich selbst hineinhorchen und auf subtile Hilfen reagieren konnten. Es war eine Reise der Geduld und des Verständnisses, bei der die Rittigkeit und Losgelassenheit im Mittelpunkt standen.
      Jeden Tag, wenn ich auf dem Dressurplatz stand und die Pferde beobachtete, konnte ich den Fortschritt sehen. Die Doppellongenarbeit hatte ihre Muskulatur gestärkt und ihnen Selbstvertrauen gegeben, während die Arbeit unter dem Sattel ihre Fähigkeit zur Versammlung und zum Loslassen verbesserte. Es war ein Privileg, Teil dieser Entwicklung zu sein und zu sehen, wie diese Pferde zu geschmeidigen und reaktionsfreudigen Athleten heranwuchsen.
      Am Ende der Saison, als die ersten Turniere des A-Niveaus bevorstanden, konnte ich mit Stolz auf die Reise zurückblicken, die diese Pferde und ich gemeinsam unternommen hatten. Sie waren bereit, ihr Können und ihre Ausbildung auf die nächste Stufe zu heben, und ich fühlte mich geehrt, ein Teil ihrer Entwicklung gewesen zu sein. Die Rittigkeit und Losgelassenheit, die sie erreicht hatten, würden ihnen in ihrer weiteren Dressurkarriere von großem Nutzen sein.

      © Mohikanerin // 3255 Zeichen
    • Wolfszeit
      Training im Schnee / Fahren A zu L | 28. Januar 2023

      Helix/ Cremella/ Voilá


      An diesem kalten Wintertag in Schweden begaben wir uns mit großer Vorfreude auf das Training im Fahrsport. Das Ziel war es, unsere Pferde auf die bevorstehenden Wettkämpfe in der Klasse L vorzubereiten. Helix, ein imposanter Freibergergengst, würde einspännig gefahren werden, während die beiden Ponys Voilá und Cremella als Zweispänner agieren würden.
      Der Winter hatte das Land mit einer dicken Schneedecke bedeckt, und die idyllische Landschaft bot die perfekte Kulisse für unser Training. Die Kälte erforderte jedoch besondere Vorsichtsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass unsere Pferde warm und geschützt blieben. Wir sorgten dafür, dass sie ausreichend eingedeckt waren und ihre Hufe vor dem Training von Schnee befreit wurden.
      Nachdem wir die Pferde vorbereitet hatten, begaben wir uns auf den Trainingsplatz, der mit Schnee bedeckt war. Die Kutsche wurde sorgfältig an Helix angebracht, während Voilá und Cremella aufgeregt darauf warteten, als Zweispänner eingespannt zu werden. Die Kälte in der Luft biss auf unsere Wangen, doch die Vorfreude auf das Training wärmte unsere Herzen.
      Wir begannen mit einer gründlichen Aufwärmphase, um die Muskeln unserer Pferde zu lockern und sie auf die bevorstehende Arbeit vorzubereiten. Langsam fuhren wir im Schritt durch den Schnee, wobei wir darauf achteten, dass unsere Pferde sich richtig aufwärmten und sich an die winterlichen Bedingungen gewöhnten.
      Mit jeder Runde auf dem Trainingsplatz steigerten wir das Tempo, während Helix souverän und kontrolliert voranmarschierte. Seine kräftigen Bewegungen und sein gehorsames Wesen machten ihn zu einem ausgezeichneten Kandidaten für das einspännige Fahren. Unter der Führung des Fahrers zeigte er seine Fähigkeiten im Ziehen der Kutsche mit Stolz.
      Währenddessen arbeiteten Voilá und Cremella als eingespieltes Zweispänner-Team zusammen. Sie waren harmonisch aufeinander abgestimmt und zogen die Kutsche mit Kraft und Eleganz durch den Schnee. Die enge Kommunikation zwischen dem Fahrer und den Ponys war von großer Bedeutung, um präzise Lenkmanöver und Richtungsänderungen durchzuführen.
      Das Training konzentrierte sich darauf, das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Pferden zu perfektionieren. Wir übten Wendungen, Temposteigerungen und das passgenaue Einhalten von Linien. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die feine Kommunikation zwischen Fahrer und Pferden gelegt, um die Hilfen präzise und effektiv einzusetzen.
      Die winterlichen Bedingungen brachten ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Der Schnee erschwerte die Bodenverhältnisse, und die Kälte beeinflusste die Geschmeidigkeit der Bewegungen. Doch wir nahmen diese Herausforderungen an.

      © Mohikanerin // 2645 Zeichen
    • Wolfszeit
      Ein Tanz der Vielfalt / Dressur A zu L | 26. Februar 2023

      WHC’ Poseidon / Vyctor / WHC’ Pumpkin G / WHC’ Humanoid Crashtest / PFS’ Caruso / Fraena von Hulshóf / Seiltänzer TE / Jora / Camille / Fanya / Cremella / WHC’ Colourful Lifestyle / Northhumbria

      Der Monat Februar brachte eine bunte Mischung an Pferdepersönlichkeiten und Herausforderungen auf das Lindö Dalen Stuteri. Als Dressurreiterin freute ich mich auf die abwechslungsreiche Trainingssession, die vor uns lag. Jedes Pferd hatte seinen eigenen Charakter und seine individuellen Bedürfnisse, und ich war gespannt darauf, mit ihnen als Team zu wachsen und zu lernen.
      Camille, die aufmerksame Freibergerstute, beeindruckte mich mit ihrer Ausstrahlung und ihrem feinen Gespür für meine Hilfen. Wir arbeiteten daran, ihre Natürlichkeit und Leichtigkeit zu bewahren und gleichzeitig ihre Bewegungen präzise zu kontrollieren. Die Harmonie, die wir entwickelten, war beeindruckend, und ich fühlte, wie sie jeden Schritt mit Freude und Eifer machte.
      Teddy, das temperamentvolle Barock-Reitpferd, war eine Herausforderung, die ich mit Begeisterung annahm. Seine Energie und Konzentration forderten mich dazu auf, klare und präzise Signale zu geben, und wir arbeiteten hart daran, eine starke Verbindung aufzubauen. Mit Geduld und Feingefühl entwickelte sich Teddy zu einem zuverlässigen Partner, der sich bemühte, jede Aufgabe mit Bravour zu meistern.
      Fanya, die misstrauische und zurückgezogene Freibergerstute, war eine echte Überraschung. Wir nahmen uns Zeit, um ihr Vertrauen zu gewinnen und sie aus ihrer Schale zu locken. Ihre verfressene Natur half uns dabei, eine positive Verbindung aufzubauen, und wir arbeiteten behutsam daran, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Jeder Fortschritt wurde von uns beiden mit Freude gefeiert, und ich spürte, wie Fanya mehr und mehr aus sich herauskam.
      Gji, der ruhige und liebenswerte Barock-Reitpferde-Hengst, war ein wahrer Genuss zu reiten. Seine Gelassenheit und Ausgeglichenheit machten jeden Ritt zu einem entspannten Erlebnis. Wir verfeinerten seine Bewegungen und arbeiteten an seiner Balance, um seine natürlichen Talente voll auszuschöpfen. Gji war ein wahrer Gentleman, der mit seiner sanften Art mein Herz eroberte.
      Poseidon, das mutige und freundliche Canadian Sport Horse mit den leuchtenden blauen Augen, war ein echter Star. Seine Verspieltheit und sein Selbstbewusstsein beeindruckten mich, und wir hatten viel Spaß beim Training.
      Vyctor, der flinke und arbeitswillige schwedische Warmbluthengst mit der auffälligen Fuchsschecken-Farbe und den blauen Augen, forderte mich immer wieder aufs Neue heraus. Seine Schnelligkeit erforderte von mir ein gutes Timing und eine klare Kommunikation. Wir entwickelten uns stetig weiter und ich spürte, wie sich unsere Bindung vertiefte.
      Crash, das anhängliche und neugierige Barock-Reitpferd, war ein wahrer Charakter. Ihre Vorliebe, Kleidungsteile zu entfernen, brachte uns oft zum Lachen, und ich konnte nicht anders, als ihr liebenswürdiges Wesen zu schätzen. Wir arbeiteten behutsam daran, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihre aufgeweckte Art in positive Bahnen zu lenken.
      Caruso, der liebenswerte und energiegeladene New Forest Pony-Hengst, war ein echter Wirbelwind. Sein Temperament forderte mich dazu auf, gelassen und ruhig zu bleiben, und wir hatten viel Spaß dabei, neue Übungen auszuprobieren. Seine Treue und Unerschrockenheit waren bewundernswert, und ich fühlte mich geehrt, ihn als Partner zu haben.
      Fraena, das aufgeweckte und gelassene Shetland Pony, zeigte eine beeindruckende Ruhe und Freundlichkeit. Obwohl sie nicht geritten wurde, genossen wir gemeinsame Spaziergänge und beschäftigten uns mit Bodenarbeit.
      Cremella, die dominante und lebensfrohe Shetland Pony-Stute mit der auffälligen Silver Bay Dun-Farben, war eine wahre Persönlichkeit. Ihre Frechheit und Dominanz forderten mich dazu auf, klare Grenzen zu setzen, und wir fanden einen Weg, miteinander zu kommunizieren und einander zu respektieren.
      Styler, der energiegeladene und dominante Canadian Sport Horse-Hengst mit dem Silver Bay Dun-Farben, brachte uns oft zum Staunen. Seine Ausdrucksstärke und sein Mut machten jede Trainingseinheit zu einem aufregenden Erlebnis. Wir arbeiteten daran, seine Energie in positive Bahnen zu lenken und seine Dominanz in eine starke Partnerschaft umzuwandeln.
      Humbria, die ungeduldige und sensible Traberstute, war eine Herausforderung, die ich mit Einfühlungsvermögen annahm. Ihre Sensibilität erforderte von mir ein sanftes Vorgehen, und wir arbeiteten behutsam daran, ihr Vertrauen zu gewinnen. Mit Geduld und Belohnung fanden wir eine gemeinsame Sprache, und Humbria zeigte sich von ihrer besten Seite.
      Der Monat Februar im Dressurreiten auf Stufe L war geprägt von Vielfalt, Herausforderungen und Lernerfolgen. Jedes Pferd brachte seine eigenen Talente und Persönlichkeiten mit sich, und ich fühlte mich geehrt, Teil dieses facettenreichen Teams zu sein. Als Reiterin wuchs ich mit jeder Trainingseinheit und entdeckte die Freude an der Vielfalt des Dressurreitens. Unsere gemeinsame Reise hatte gerade erst begonnen, und ich war voller Vorfreude auf alles, was noch vor uns lag. Gemeinsam würden wir weiter tanzen und uns in der wunderbaren Welt des Dressurreitens weiterentwickeln.
      © Mohikanerin // 5022 Zeichen
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  • Album:
    Paddock Trails Stuten
    Hochgeladen von:
    Wolfszeit
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    28 Feb. 2020
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    EXIF Data

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  • Cremella

    Rufname: Melli
    geboren 16. Oktober 2012

    Aktueller Standort: Whitehorse Creek Stud, Cadomin [CAN]
    Unterbringung: Offenstall [9h], Weide [15h]


    __________ p e d i g r e e

    Aus: Unbekannt [Shetlandpony]
    MMM: Unbekannt _____ MM: Unbekannt _____ MMV: Unbekannt
    MVM: Unbekannt _____ MV: Unbekannt _____ MVV: Unbekannt


    Von: Unbekannt [Shetlandpony]
    VMM: Unbekannt _____ VM: Unbekannt _____ VMV: Unbekannt
    VVM: Unbekannt _____ VV: Unbekannt _____ VVV: Unbekannt


    __________ i n f o r m a t i o n

    Rasse: Shetlandpony [SH]
    SH [100%]

    Geschlecht: Stute
    Stockmaß: 90 cm
    Farbe: Silver Bay Dun
    [Ee A+a nD nZ]

    Charakter
    Lieb, ruhig, kinderlieb, frech, lebensfroh, dominant, stur, liebt Hunde

    Cremella ist eine liebe und ruhige Stute, da sie Kinder liebt, ist sie quasi das perfekte „Kinderpony“, aber nur bei Kindern, die respektvoll mit ihr umgehen, sonst kann sie auch mal biestig werden. Die freche Stute zeigt viel Lebensfreude und ist recht dominant. Sie setzt sich gegen jeden durch, der nicht ungefähr so stur ist wie sie. Außerdem liebt die kleine Stute Hunde, sie spielt mit den meistens, als wären diese auch ein Pony.

    *Melli wurde ausgesezt


    __________ p e r f o r m a n c e

    [​IMG]

    Dressur E [A] – Springen E [E] – Fahren E [L]

    Niveau: International

    Monat 2024
    x. Platz, Veranstaltung


    __________ b r e e d i n g

    [​IMG]
    Stand: 01.01.2023


    xXx wurde im Monat 20xx durch HK XXX zur Zucht zugelassen.

    Zugelassen für: SH, a. A.
    Bedingungen: Keine Inzucht
    Decktaxe: x Joellen, [Verleih auf Anfrage]

    Exterieurnote: -
    Gesamtnote: -

    __________ o f f s p r i n g

    Cremella hat 0 Nachkommen.

    NAME a.d. STUTE [HANN] *20xx


    __________ h e a l t h

    Gesamteindruck: Gesund; gut in Training
    Krankheiten: -
    Beschlag: Barhuf


    __________ a d d i t i o n a l

    Pfleger: Hazel
    Reiter: -
    Eigentümer: Whitehorse Creek Stud [100%]
    Züchter: k.A.
    Ersteller, VKR: Occulta [Verfallen]

    Cremella steht aktuell nicht zu Verkauf.
    Wert: 447 Joellen

    Punkte: 1

    Abstammung [0] – Trainingsberichte [1] – Schleifen [0] – RS-Schleifen [0] – TA [0] – HS [0] – Zubehör [0]
    _____

    Spind – Exterieur – PNG
    In meinem Besitz seit dem 15. Februar 2016