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Cielos
Veija, 23 Aug. 2020
Nymeria und Wolfszeit gefällt das.
    • Veija
      Ankunft von Gipsy
      Dezember 2013, by Veija
      Schon vor ein paar Tagen hatte ich die Anzeige des kleinen Quarterhengstes gesehen und natürlich sofort angerufen. Heute war es also endlich soweit. Heute konnte der Kleine auf Tikkas und meinem Hof einziehen.
      Voller Vorfreude sprang ich ins Auto, und fuhr zu seiner derzeitigen Besitzerin, Occulta. Diese hatte ihn seit einiger Zeit in ihrem Besitz. Eigentlich stammte der Kleine aus Amerika, da wo auch das Hauptzuchtgebiet der American Quarter Horses liegt.
      Zusammen mit Occu, betrat ich die Koppel, auf der er mit ein paar anderen Pferden stand. Das gesundheitliche hatten wir schon bei meinem ersten Besuch erledigt, weshalb ich Gipsy heute nur aufladen und heimfahren musste.
      Während die anderen Pferde einfach weiter grasten, beobachtete der kleine Hengst uns misstrauisch aus dem Augenwinkel und trabte einige Schritte von uns weg. Er schien wohl zu merken, dass es um ihn ging. Occulta verabschiedete sich mit einem dringenden Anliegen, und würde später wiederkommen. Ich derweil blieb einfach stehen und schaute dem Pferd in seinen Bewegungen zu. Schließlich ging ich Schritt für Schritt auf ihn zu- er Schritt für Schritt von mir weg. Erst als ich es schaffte, ihn in eine Ecke zu locken, blieb er stehen und streckte mir seinen Hals entgegen. Ich hielt ihm langsam meine Hand entgegen und lächelte, als er leicht daran knabberte und einen Schritt auf mich zukam. "Braver Junge", sagte ich leise und mit beruhigender Stimme. Langsam stellte ich mich neben ihn, und zog ihm das Halfter an. Sofort flogen seine Ohren nach hinten und er machte einen Satz zur Seite. Nervös trat er von einem Bein auf das Andere. Als ich das Halfter schließlich zu hatte, schnaubte er nervös und seine Ohren zuckten schnell hin udn her. Ich schnalzte einmal und anstatt brav neben mir her zu gehen, machte er einen Satz nach vorne und riss mir den Stick aus den Händen. Doch anstatt eine schnelle Bewegung auf ihn zuzumachen, ließ ich ihn seine zwei oder drei Galoppsprünge machen. Hätte ich jetzt hektisch reagiert, hätte ich ihn nicht mehr bekommen und das Ganze war umsonst gewesen. Langsam näherte ich mich dem Tier wieder und bekam den Führstrick zu fassen. "Mach das nicht nochmal", sagte ich jedoch scharf und schaute auf ihn. Er hatte seine Ohren zu mir aufgestellt und schien mir förmlich zuzuhören.
      Etwas ruhiger als vorhin ging ich also wieder an und verließ mit ihm die Koppel. Decke und Gamaschen lagen am Hänger. Nun war Occulta auch wieder da, die ihn mir festhielt, als ich ihm das Zubehör anlegte. So langsam schien der Kleine immer nervöser zu werden. Anstatt nur von einem Bein auf das andere zu treten, fing er an um Occu herumzugehen. Erst im Schritt, und schließlich trabte er an. Zeit, dass wir wegkamen. Ich übernahm den Kleinen wieder und wir waren auf halbem Weg auf der Laderampe, als etwas hinter Gipsy klapperte und er sich wahnsinnig erschreckte. Mit einem Satz stand er zitternd im Hänger. Schnell schloss ich die Stange hinter ihm. Da mussten wir, wenn wir zu Hause waren und er sich eingelebt hatte, noch dran arbeiten, denn ich glaubte, freiweillig würde er in nächster Zeit nicht mehr in den Hänger gehen. Mist, dachte ich mir und band ihn vorne an. Beruhigend streichelte ich seinen Hals. "Nicht lange, dann sind wir zu Hause", flüsterte ich ihm zu, ging aus dem Hänger und schloss die Laderampe. Ich verabschiedete mich noch von Occulta, ehe ich in den Wagen stieg und nach Hause fuhr. Wir waren einige Zeit unterwegs, doch irgendwie doch recht schnell wieder am Hof.
      Dort angekommen, lud ich den Hengst aus. Das geschah wie das einladen. Sofort als ich die Stange hinter ihm entfernte, sprang er trotz aller meiner Bemühungen panisch aus dem Hänger. "Whooooa", versuchte ich ihn zu beruhigen, was nicht ganz so klappte. Nur mit Mühe und Hilfe von Tikka konnte ich seine Gamaschen entfernen und ihm die Bandagen anziehen. Auch die Decke tauschte ich. Da ich nicht wollte, dass er sich in der Box verletzte, brachte ich den kleinen Wildfang auf die Koppel. Sofort als ich den Führstrick von seinem Halfter löste, preschte er in einer großen Schneewolke davon..

      Nach ein paar Stunden wollte ich ihn dann doch in den Stall bringen, da es allmählich dunkel wurde und ich die Pferde vor der Dunkelheit im Stall haben wollte. Einfangen ließ er sich diesmal problemlos. Ich schien ihm wohl keine Gefahr mehr zu sein. Ruhig führte ich den Kleinen in den Stall, entfernet alles Zubehör und gab ihm eine kleine Ration Kraftfutter in seinen Trog. Schon morgen würde ich mit dem Training beginnen. Beziehungsweise der Trainer des Kleinen, da das Einreiten bei mir selbst noch nicht so klappte, wie ich es gerne hätte.

      Kastration
      Januar 2014, by Eddi
      Es war schon etwas später, als ich noch einen Anruf bezüglich der Pferdeklinik erhielt. Veija rief an und fragte, ob ich noch Zeit für eine Kastration hätte. Da heute nichts mehr anstand, sagte ich ihr zu und machte mich dann direkt daran, die zugehörigen Sachen für die bevorstehende Operation vorzubereiten. Eine Kastration war kein großartiger Eingriff, sollte dennoch gut vorbereitet sein. Nachdem alle wichtigen Dinge im Auto verstaut waren, machte ich mich auf den Weg zu dem Hengst, welcher heute seine Männlichkeit verlieren würde. Auf Musta Kyynelet angekommen, wurde ich von Veija empfangen und begrüßt. Ich schnappte mir meine Sachen und folgte ihr in den Stall, wo mein Patient schon warten würde. Es handelte sich um einen richtig schickes Quarter Horse namens Cieolos Double Dun It. Zu allererst sollte Veija ihren Hengst am Putzplatz anbinden, damit ich ihn untersuchen konnte. Bevor wir zur Kastration übergingen wollte ich wirklich sicher sein, dass er kerngesund war. Also überprüfte ich erst Augen, Nüstern und Ohren, ehe ich ihn noch einmal am ganzen Körper abtastete. Er schien aber rundum in Ordnung zu sein und auch das Thermometer zeigte 37,5° an, was vollkommen im üblichen Bereich lag. Nachdem ich mir sicher sein konnte, dass der Hengst körperlich fit war, fragte ich noch Veija einige Dinge. „Wann war seine letzte Tetanusimpfung und Entwurmung?“ fragte ich die Besitzerin des Hengstes. Sie meinte, dass er erst vor dem Kauf beim Tierarzt gewesen sei und so konnte ich auch Risiken auf dieser Ebene ausschließen. „Na dann wollen wir mal.“ meinte ich und bat Veija, den Hengst in die Box zu führen. Dort verabreichte ich ihm die Narkose und bereitete bereits die Infusion vor, während der Hengst allmählich schläfrig wurde. Gemeinsam mit Veija bugsierten wir ihn vorsichtig zu Boden und legten ihn auf die Seite. Als er korrekt lag, verabreichte ich dem Hengst seinen Tropf, ich wollte wirklich sicher gehen, dass es ihm an nichts fehlte. Nachdem das geschafft war, schnappte ich mir eines der sterilen Kliniktücher und legte eines davon unter die Hüfte des Hengstes, ehe ich mich daran machte, den Bereich rund um seine Hoden zu säubern und zu desinfizieren. Nun richtete ich mir noch meinen kleinen Tisch mit allen wichtigen Bestecken ein, damit ich im Notfall alles sofort in Reichweite hatte. „Ich werde eine unbedeckte Kastration durchführen. Das heißt, ich werde den Scheidenhautfortsatz öffnen und dann Hoden und Nebenhoden entfernen.“ erklärte ich Veija und sie nickte nur. Ich machte mich an die Arbeit und begann vorsichtig, die Haut des Hengstes in einer geraden Linie zu öffnen. Dabei achtete ich darauf, möglichst sacht zu schneiden, um nicht zu tief zu gelangen. Nachdem das geschafft war, lagen die Hoden frei vor mir. Ich desinfizierte die betroffene Stelle und befreite dann den Hengst von seiner Männlichkeit. Nachdem Hoden und Nebenhoden entfernt waren, band ich noch den Samenstrangstumpf ab und kontrollierte stets, dass die Wunde wirklich sauber war. Nachdem ich mir deren sicher sein konnte, schloss ich den Scheidenhautfortsatz und nähte ihn geschickt wieder zu. Um die frische Wunde besser zu schützen, schnappte ich mir das Silberspray und sorgte dafür, dass die gesamte Naht ordentlich eingesprüht war. Dann bat ich Veija, den Tisch mit den Bestecken auf die Stallgasse zu bringen und ich kümmerte mich um die Überreste des Wallaches, welche ich auch aus der Box brachte. Dann befreite ich das Kerlchen von dem Tropf, welchen ich auch auf die Stallgasse schob und überprüfte den Gesundheitszustand des Wallaches. „Er sollte bald wieder wach werden.“ meinte ich lächelnd zu Veija, welche besorgt in der Boxentür stand. Ich entsorgte die Überreste und gebrauchten Tücher, ehe ich mich gründlich wusch und dann meine Sachen zusammenpackte. Gerade als ich damit fertig war, stöhnte Wallach und erhob sich allmählich aus dem Stroh. Veija und ich halfen ihn, damit er sich besser orientieren konnte und nicht direkt wieder umkippte. Ich hatte schon die Spritze mit dem Schmerzmittel und die mit dem Antibiotikum vorbereitet und während Veija den Wallach festhielt, verabreichte ich ihm noch die beiden Spritzen und dann hatte er es endgültig geschafft. „So, mein Guter.“ murmelte ich und tätschelte im sanft den Hals. „Sollte es noch irgendwelche Problemchen geben, melde dich einfach sofort.“ sagte ich lächelnd zu Veija und klärte sie noch auf, dass sie aufpassen sollte, dass die Wunde wirklich sauber blieb und den Hengst zwar schonen sollte, aber nicht vollständig auf Bewegung verzichten sollte. „Dann auf Wiedersehen!“ verabschiedete ich mich von den beiden und fuhr nach Hause.

      Einreiten von Gipsy
      Januar 2014, by Samarti
      Perplex starrte ich mein Handy auf dem Tisch an. Gerade eben hatte Veija angerufen, ich solle doch bitte vorbeikommen und ihren jungen Wallach einreiten, da sie durch einen Unfall derzeit ausfiel und so das Pferd nicht selbst einreiten könne. Anlongiert wäre er schon, aber sonst noch komplett roh. Einreiten war zwar nicht so meine Schwäche, doch das schwierige kam ja erst: Cielos alias Gipsy ist ein Quarter Horse, was ich Western ausbilden sollte. 'Wird schon klappen', dachte ich mir und packte mein Handy in die Tasche, ehe ich mich ins Auto setzte und zu Veija fuhr.
      Auf dem Hof hielt ich an und stieg aus. Sogleich kam mir Veija mit einem eingegipsten Arm entgegen. Tatsächlich - so konnte sie mit keinem Pferd arbeiten. „Hallo!“, grüßte ich sie freundlich und auch von ihr bekam ich eine nette Begrüßung zurück, gefolgt von: „Gipsy ist schon im Round Pen. Wenn was ist, frag mich einfach. Ich bleib eh bei dir sitzen, kann ja nichts machen“, murmelte Veija dann und hob ihren gegipsten Arm hoch. „Bist du sicher, dass du den so viel bewegen darfst?“, fragte ich sie dann, doch sie schüttelte nur grinsend den Kopf.
      Kurz schaute ich mich auf dem Hof um, ehe ich den Weg zum Round Pen einschlug. Dort stand Veija auch schon und streichelte den Wallach durch die Penals durch. Ich musste wirklich lachen, als Veija fragte, ob ich schon einmal ein Pferd Western ausgebildet hätte. „Nein, leider nicht“, sagte ich und blickte sie schulterzuckend an. „Ich helfe dir, keine Sorge“, meinte sie dann nur lächelnd und setzte sich auf die Bank, die neben dem Round Pen stand. „Longier ihn am besten einfach gleich ab. Dann kannst du ja mal den Sattel rauf schmeißen und mal schauen was er macht“, gab Veija mir Tipps, die ich sofort umsetzen würde. Ich begrüßte den Wallach und lies ihn ein wenig an mir schnuppern, bevor ich die Longe in sein Halfter einhakte und ihn von mir wegschickte. „Schritt ist Schnalzen, Trab ist Schnalzen und Galoppieren ist Küsschen geben“, sagte Veija vom Rand aus und ich nickte. „Langsamer werden ist easy, aber sag das sehr langgezogen und ruhig. Stehenbleiben ist Whoa. Das sagst du aber wirklich nur, wenn er stehenbleiben soll!“, gab sie mir dann Anweisungen und ich ließ Gipsy erst einmal im Schritt gehen. „Wieso darf man Whoa nur sagen, wenn die Pferde wirklich stehenbleiben sollen und nicht zum langsamer werden?“, fragte ich Veija und die lächelte nur knapp. „Mach mal einen Handwechsel, dann sag ich dir das.“ Gesagt, getan. Ich hielt Gipsy an, ging auf ihn zu und schickte ihn in die andere Richtung wieder weg. Dann fing Veija an, mir zu erklären warum Whoa nur zum Stehenbleiben benutzt wird.
      „Meine Pferde sind alle so trainiert worden und werden auch weiterhin so trainiert, wie ich dir eben erklärt hab. Das mit dem Whoa kommt daher, dass alle Pferde von mir in der Reining laufen und du kennst bestimmt Sliding Stops, oder? Wenn ich also ein Pferd trainiere und Schritt gehe, soll es auf Kommando stehen. Wenn ich mit ihm trabe und Kommando gebe, soll es stehen und nicht in den Schritt fallen. Ebenso wenn ich mit einem galoppiere. Wenn ich Kommando gebe, soll es stehen. Deshalb gibt es dafür einen eigenen Begriff“, erklärte Veija mir, doch ich hörte nur mit einem Ohr zu, da ich den Wallach angetrabt hatte, und er meine volle Aufmerksamkeit beanspruchte. „So bringt man Pferden auch das Stoppen bei“, sagte Veija dann und ich nickte. Das musste ich mir merken.
      Nachdem ich den Wallach nun auf beiden Händen in allen Gangarten longiert hatte, ersetzte ich die Longe durch Gipsys Führstrick und band ihn an den Penals an. Dann nahm ich sein Pad und legte es auf seinen Rücken, so wie Veija es mir schon kurz am Telefon erklärt hatte. Es folgte der Sattel, der schwerer war als gedacht. Der Wallach spielte mit den Ohren, machte sonst jedoch keine Anzeichen etwas zu tun. Ich zog also den Gurt des Sattels fest, tauschte den Führstrick wieder mit der Longe und schickte ihn im Schritt von mir weg. „Du hast aber vorher schon mit ihm gearbeitet, oder?“, fragte ich Veija, denn der Wallach kam mir ein wenig zu ruhig vor. „Ja, ich hatte ihn seit unserem letzten Telefonat einige Male mit Sattel trainiert gehabt. Nur Gewicht war noch keines auf seinem Rücken - und bis jetzt hatte er keine richtige Trense, sondern immer nur ein Bosal angehabt“, erklärte Veija mir. Das erklärte, warum er nur mit den Ohren spielte und nicht weg gesprungen war oder ähnliches. „Aber reite ihn heute nur mit Bosal, die restliche Arbeit mach ich, wenn ich meinen Arm wieder voll belasten kann“, erklärte Veija mir nun weiter. Ich war voll konzentriert in meine Arbeit, als ich den Wallach auf Kommando angaloppierte und er schwungvoll, wenn auch etwas panisch, ansprang. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, meine Veija, dass wir nun besser auf den Reitplatz gehen würden. Gesagt, getan. Ich parierte den Wallach durch und ging dann mit ihm und Veija zum Reitplatz. „Lass ihn nochmal ein wenig auf beiden Seiten laufen“, sagte Veija dann zu mir und mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zu Gipsy, der sichtlich erschöpft schien. Deshalb longierte ich nur ein wenig im Schritt und Trab. Veija Anweisungen vom Rand befolgte ich anständig und tausche nun mit Veijas Hilfe gegen ein Bosal. Ich zog den Sattelgurt nach, zog meinen Helm und meine Schutzweste an und stellte mich in einen der Bügel. Gipsy legte die Ohren an und sprang mit einem Satz weg. Weglaufen konnte er ja nicht, da der Reitplatz eingezäunt war. Also ging ich wieder langsam auf ihn zu und stellte mich wieder in den Steigbügel. Erneut sprang er weg. „Du musst den linken Zügel eng zu dir ziehen, nimm deinen Kopf rum, so dass sein Maul neben deinem Bein ist, wenn du aufsteigst. So kann er nicht zur Seite wegspringen. Versuchs mal“, gab mir Veija erneut Tipps von der Seite und diese befolgte ich dann auch. Erneut stellte ich mich in den Bügel, hielt aber den linken Zügel eng. Diesmal ertrug der Wallach das Gewicht und sprang nicht weg.
      Ein paar Mal federte ich mich vom Boden ab, ehe ich mich in den Sattel schwang. „Nimm mit einer Hand die Zügel lockerer und halt dich mit der anderen am Horn fest!“, sprach Veija, die mittlerweile auf dem Reitplatz stand. Sie war wohl sichtlich nervös. Ich tat also was sie sagte, nahm die Zügel in eine Hand und hielt mich mit der anderen am Sattelhorn fest. Gut, dass ich den Tipp bekommen hatte. Denn gerade als ich Gipsy ein wenig antrieb, sprang er einmal mit dem Hintern in die Luft, preschte aber nicht nach vorne. „Einfach weitertreiben“, sagte Veija, was ich dann auch tat. Der Wallach gab sich seinem Schicksal hin und ging vorwärts. Zwar lagen seine Ohren flach am Kopf ... aber er ging. Nach einigen Runden im Schritt, sagte Veija, ich solle nun mit beiden Händen die Zügel holen und weiter Schritt reiten. Ich nickte und freute mich, dass der Wallach so gut ging. Auf Schenkeldruck reagierte er wahnsinnig fein und sensibel, weshalb er sofort rüber sprang, als ich ihn nur ein wenig berührte. Westernpferde waren wohl doch etwas anderes als die anderen Warmblüter. „Trab ihn noch ein wenig und wenn er gut läuft, galoppier ihn noch“, sprach Veija erneut vom Rand aus. Ich schnalzte ein paar Mal, wie ich es eben schon im Round Pen getan hatte und widerwillig trabte der Wallach an. Nach ein paar Runden und Handwechseln im Trab, gab ich Küsschen und Gipsy sprang mit einem gewaltigen Satz nach vorne. Ein paar mal spürte ich, wie er seine Hinterhand in die Luft hob, jedoch keine weiteren Anstalten machte.
      Als ich ihn dann wieder im Schritt und schließlich im Stand hatte, sah ich mit hochgezogener Augenbraue zu Veija. „Gut“, lobte sie uns beide, kam auf uns zu und klopfte dem Wallach den Hals. „Danke dir dafür“, sagte sie zu mir und brachte Gipsy wieder in den Stall. Ich half ihr aus Höflichkeit beim Absatteln, da sie ja verletzt war und warf dem Falben seine Decke über, ehe ich ihn in die Box stellte.
      „Ich denke, den Rest schaffe ich dann wenn ich meinen Arm wieder bewegen kann“, sprach sie lächelnd und umarmte mich kurz. Dann räumte ich mein Zeug zusammen, verabschiedete mich und fuhr nach Hause.

      Kurzer Pflegebericht für alle Pferde

      März 2014, by Veija
      In der letzen Zeit hatte ich immer weniger Zeit für meine Pferde, was mir wirklich sehr leid tat. Heute kam ich endlich dazu, mich wieder ein wenig um alle zu kümmern. Doch für viel reichte es leider nicht.
      Vor Kurzem war eine neue Englische Vollblutstute auf Tikkas und meinen Hof gezogen. Faster hieß die Große und sie entwickelte sich prächtig. Sie verstand sich wunderbar mit den anderen Englischen Vollblütern und besonders gut mit Jagger, was mich sehr freute. Ich begab mich also in den Stall und brachte zu erst die Englischen Vollblüter auf die Koppel. Zu erst Faster und Jagger, dann Nova und Hell. Alle vier stellte ich auf die Selbe, da ich besonderen Wert darauf legte, dass die Tiere ein wenig rassespezifisch standen und sie sich so optimal austoben konnten. Nachdem diese vier draußen standen, brachte ich Bella, Vice und Princess nacheinander auf eine andere Koppel. Lil und Holly folgten und kamen ebenfalls zu den anderen drei Pferden.
      Endlich waren die Hengste an der Reihe, die schon unruhig umher tänzelten, weil sie endlich raus wollten. Im Moment hatte ich ein paar Probleme mit einigen von den männlichen Pferden. Genuine und Spooky gingen in letzer Zeit immer öfter aufeinander los, weshalb ich sie leider trennen musste. Da Gipsy sowie Choco die beiden ruhigsten männlichen Pferde waren, stellte ich Genuine mit Gipsy zusammen und Spooky mit Choco. So hatte jeder einen Partner und benahm sich wenigstens. Da ich die Hengstfohlen jedoch nicht allein auf eine Koppel stellen wollte, war Funky der Babysitter der Kleinen und so kam er zusammen mit Ready for Action, End, King Bee und Enjoy zusammen.
      Nachdem alle Pferde auf der Koppel waren fing ich an mit Ausmisten, was ewig dauerte.. Als ich dann jedoch endlich fertig war, fütterte ich alle Pferde und holte sie nacheinander wieder in den Stall. Dies tat ich jedoch erst am Abend. Bei jedem Tier putzte ich noch einmal kurz über und kontrollierte die Hufen auf Steinchen, ehe jedes Tier wieder in seiner Box Platz nahm und ich mich auf den Weg ins Bett machte.
      Die nächsten Tage würde ich mich besonders um jedes Tier kümmern.

      Longiertraining
      Juli 2014, by Veija
      Heute hatte ich mal wieder ein wenig mehr Zeit für meine Pferde, weshalb ich mich sofort an die Arbeit machte um mein Lieblingspferd ein wenig zu bewegen.
      Leider hatte ich schon Monate nicht mehr auf ihm gesessen, weshalb mir Reiten zu riskant vorkam. Ich holte Gipsy also nachdem ich ihn ausgiebig gelobt hatte von der Koppel in den Stall und band ihn dort an. Sogleich nahm ich seine leichte Fliegendecke ab und fing an ihn zu putzen. Er war nicht sonderlich dreckig, weshalb ich schnell fertig war mit putzen. Ich holte aus der Sattelkammer Peitsche und Longe und hackte die Longe in sein Halfter ein. Jedoch nicht unten an den Ring, sondern an die Seite.
      Zusammen mit ihm ging ich dann in den Round Pen und schloss das Tor hinter uns. Nachdem ich die Longe sortiert hatte schickte ich ihn von mir weg und im Schritt um mich herum. Er gehorschte aufs Wort und so ging er einige Runden auf beiden Seiten im Schritt, ehe ich ihn antraben lies und er auch das fleißig in Angriff nahm. Er trabte ein wenig auf beiden Seiten und dann machte ich Schluss. Galopp war seine Schwäche und ich wollte ihn nicht überfordern. Von nun an würde er wieder regelmäßig trainiert werden.
      Ich nahm ihn also wieder mit in die Stallgasse, kontrollierte seine Hufe, gab ihm ein Lekerli und schon durfte er wieder auf der Weide toben.

      Extreme Trail
      August 2014, by Gwen
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      Der letzte Gast fuhr gerade, als Elisa mich auch schon zurück ins Haus rief. Heute herrschte ein reger Wechsel, denn Menschen gingen und kamen.
      Gestern hatte ich die erste Gruppe des Extreme Trails gehabt, heute würde die zweite kommen. Es hatten sich schlichtweg so viele angemeldet, dass ich zu erfreut gewesen war, als dass ich jemanden hätte absagen können.
      Für Elisa und mich hieß das nun Stress, denn die Gästezimmer mussten wieder frisch hergerichtet werden.
      Während wir Mädels uns darum kümmerten, durften die Jungs sich um die Unterkünfte der Pferde kümmern. „Was brauchen wir denn alles?“ rief Matthew fragend die Treppe hinauf und ich starrte stirnrunzelnd auf meine Liste.
      „Eine Weide, eine Box mit Paddock und zwei Offenstallplätze!“ rief ich zurück und fing dann das Kissen auf, was Elisa direkt in meine Richtung warf, um es frisch zu beziehen.
      Leider musste ich Elisa für die letzten zwei Zimmer alleine lassen, denn die Zeitpläne mussten noch dringend ausgedruckt werden und ich brauchte auch meine Aufzeichnungen, wenn alles geregelt ablaufen sollte.
      Punkt neun Uhr fuhr dann jedoch schon der erste Wagen auf den Hof.

      Matthew diente uns als Parkplatzwärter und so kamen alle unsere Gäste sicher an. Ganz pünktlich war Rachel, aus deren Hänger ein hohes Wiehern drang. „Acacia hat die letzten Wochen eher weniger Bewegung gehabt, dementsprechend ist sie auch drauf.“ erklärte Rachel scherzhaft.
      Zwei Minuten später bewies uns die Stute aber, wie satt sie die Hängerfahrt hatte, als sie rückwärts hinaussprang und sich beinahe losriss.
      Zum Glück war Matthew gerade in der Nähe und sprang ein, um sich den Strick zu schnappen. Die Stute zog unweigerlich daran und war ziemlich fest der Meinung, Rabats machen zu müssen. „Ich bringe sie erst einmal zum Austoben auf eine Weide und danach in ihren Offenstall.“
      Ich nickte Matthew zu und bat Rachel stattdessen mir ins Gästehaus zu folgen, damit ich ihr ihr Zimmer für die kommende Nacht zeigen konnte. „Um zwölf gibt es dann Mittagessen und dort besprechen wir noch einmal alles.“ meinte ich lächelnd und verließ sie auch schon wieder.
      Denn die nächsten Gäste kamen bereits. Nun benötigte ich allerdings auch Elisas Hilfe.
      Jessica und Verena fuhren hintereinander auf den Parkplatz und so teilten wir uns auf. Während ich Jessica und ihre Stute Hrydja begrüßte, kümmerte sich Elisa um Verena und den jungen Wallach Cielos Double Dun It.
      Hrydja war zwar eine kleine Zicke, aber sonst benahm sie sich brav und schien ihre eigene Weide sofort toll zu finden. Jessica zeigte ich ihr Zimmer und machte sie direkt mit ihrer Zimmergenossin Rachel bekannt.
      Nun fehlte nur noch eine Teilnehmerin und kurz darauf kam auch Jojo angefahren. Bisher kannten wir uns nur vom Sehen und Hören und ich freute mich riesig, eine neue Kundin zu haben. „Herzlich Willkommen auf Crown Hill!“ begrüßte ich sie und half ihr beim Ausladen ihrer Stute Baby Doll Melody.
      Nachdem die hübsche Stute zufrieden in ihrem Offenstall stand und Jojo ihr Zimmer gezeigt bekommen hatte, trafen wir uns kurz vor zwölf zum Mittagessen.
      „Bevor ihr euch jetzt erst einmal die Bäuche vollschlagt, noch ein kurzer Überblick.“ rief ich die vier Teilnehmer zusammen und teilte die Zeitpläne aus. „14 Uhr beginnt die erste Einheit. Wir treffen uns vor dem Stall und zwar mit der Ausrüstung für Bodenarbeit. Denn die erste Einheit wird vom Boden sein, erst bei der zweiten werdet ihr im Sattel sitzen.“ erklärte ich lächelnd, erzählte noch kurz etwas und beantwortete alle Fragen, ehe es an das Essen ging.

      Alle waren überpünktlich am Stall und wir konnten gemeinsam hinauf zum Extreme Trail marschieren.
      „Für den Extreme Trail haben wir einen Teil der Geländestrecke geopfert und umgebaut. Die eigentliche Idee stammt aus den USA und dient dort als wichtige Trainingsmethode für Geländepferde. Aber auch von Reitern jeglicher Weise wird dieser Trail gerne genutzt, denn er bereitet Pferd und Reiter auf gewisse Hindernisse vor, die doch einmal unerwartet im Gelände auftreten könnten.“
      Lächelnd zeigte ich ihnen das doch recht große Areal. „Hier habt ihr einen Plan, worauf alle Hindernisse verzeichnet sind.“ meinte ich und gab die Zettel aus.
      Neugierige Blicke sowohl von Mensch als auch von Pferd entstanden und ich entschied, den Parcours erst einmal gemeinsam abzugehen. „Wir schauen uns jedes Hindernis erst einmal in Ruhe an.“ beruhigte ich die Reiter.
      Während des Durchgangs erklärte ich die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie man den Trail betreten konnte und erzählte auch zu jedem Hindernis einige Kniffe und Tricks. „Entscheidend ist immer das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd. Aber nicht nur das Pferd muss euch vertrauen, sondern auch ihr dem Pferd.“ meinte ich augenzwinkernd.
      Oftmals gingen viele Reiter zwar souverän an die Sache, trauten aber ihrem Pferd dennoch nicht alles zu und so kam es oft dazu, dass die Pferde doch nicht so wollten wie der Reiter.
      „Das sind die Hängebrücke und der Balancierbalken. Mehr oder weniger die anspruchsvollsten Übungen, dafür aber auch die effektivsten.“ erklärte ich und musste lachen, als ich den ein oder anderen geschockten Blick sah.
      Danach zeigte ich ihnen noch den Teich und am Ende des Rundgangs standen wir alle oben auf dem höchsten Hügel und blickten über die wunderschönen Weiten des Nationalparks.
      „Podeste fördern auch das Selbstvertrauen des Pferdes selbst und sind klasse Übungen für introvertierte Pferde.“ erklärte ich noch.
      Dann ließ ich die Teilnehmer erst einmal in Ruhe. Sie sollten sich selbst Ziele setzen und selber ausprobieren, eine Beziehung zu ihrem Pferd schaffen und den Mut haben, Neues auszuprobieren. Ich war dabei heimlicher Beobachter und gab da und dort Tipps.
      Mein erster Weg führte mich zu Verena und ihrem jungen Wallach Gipsy. Hier trafen Erfahrenheit und Unerfahrenheit aufeinander. Für Verena als geübte Westernreiterin gab es hier nicht wirklich ein Hindernis, doch für Gipsy war alles neu.
      „Verena? Fang mit den einfachen Dingen an. Gehe zum Beispiel erst einmal nur die Steintreppe hinauf und wieder hinunter und zeige Gipsy so, dass du weißt, wo er langgehen muss, damit alles klappt. Dann steigere die Übungen, stärke das Vertrauen durch den Teich oder das Wurzelfeld und achte nicht nur auf seine Unkonzentriertheit.“ erklärte ich ihr und beobachtete die beiden ein Weilchen.
      „Du verlangst von deinem Pferd vollkommene Konzentration, aber diese musst du auch ihm zurückgeben. Konzentriere dich auf Gipsy, fühle in ihn und versuche ihn zu verstehen. Für ihn sind das nicht nur Wurzeln, sondern anfänglich unüberwindbare Hindernisse, zeig ihm, dass das nicht stimmt.“
      Und irgendwann machte es Klick und die beiden arbeiteten toll zusammen. Zufrieden wandte ich mich ab und beobachtete stattdessen Jojo und ihre Stute.
      Sie ging ganz behutsam an die Sache und wollte es nicht direkt übertreiben, doch ich sah sofort, dass die beiden mehr konnten. „Testet euch ruhig mal aus! Geht durch den Teich, übt im Baumstamm-Mikado und erklimmt gemeinsam den hohen Hügel.“ ermutigte ich die beiden.
      Anfangs zweifelten sie noch gegenseitig an sich, doch dann merkten sie, dass man dem anderen sehr wohl vertrauen konnte, denn beide waren darauf bedacht, immer heile aus den Hindernissen herauszukommen und dabei konnten sie sich gemeinsam helfen.
      Sie machten Fortschritte, langsam aber sicher. Rachel musste ich stattdessen ein wenig zurückpfeifen.
      Ihre Stute war sehr unruhig und kaum bei der Sache. Doch während Rachel sich darüber Gedanken machte, wurde Acacia noch abwesender. „Konzentriere dich auf deine Stute! Denke wie sie, fühle wie sie. Nicht über das Was und Wie Gedanken machen, sondern einfach machen!“ rief ich ihnen zu.
      Sobald Rachel sich auf ihre Stute konzentrierte, änderte sich schlagartig das Verhältnis der beiden und sie wurden beide ruhiger und konzentrierter. Auch wenn diese Verbindung noch nicht durchgängig war, es war zumindest ein sehr guter Anfang.
      Stirnrunzelnd blickte ich mich um, denn ich konnte Jessica und ihre Isländerstute nicht entdecken. Ein paar Minuten später konnte ich mich aber wieder entspannen, denn die beiden tauchten aus dem Graben auf.
      Hrydja war nicht unbedingt begeistert von Jessicas Ansporn und schnell zogen sie sich gegenseitig herunter, denn die Stute war gewiss kein einfaches Pferd.
      Sie weigerte sich durch den Zick-Zack-Weg zu gehen und auch in das Wasser wollte sie nicht. Irgendwo fehlte auch hier die gegenseitige Konzentration. Jessica musste sich auf ihre Stute einlassen und statt ein Gegeneinander musste ein Miteinander entstehen.
      „Jessica, denk dran! Es gibt kein du und Hrydja, sondern nur ein wir!“ meinte ich und lächelte glücklich. Die Idee von dem Extreme Trail war klasse gewesen, denn er förderte die Beziehungen zwischen den Paaren ungemein.
      Wir verbrachten fast zwei Stunden auf dem Platz, ehe ich die Gruppe zusammen rief und Pause ankündigte. „17 Uhr geht es dann gesattelt weiter.“ meinte ich lächelnd und entließ die Zwei- und Vierbeiner in ihre Pause.

      Auch diesmal waren alle wieder pünktlich und saßen diesmal auf ihren Pferden. Die Paare machten alle einen ausgeruhten Ausdruck, so dass ich sie guten Gewissens wieder in den Trail schicken konnte.
      „Ab sofort müsst ihr euren Pferden vollkommen vertrauen, ansonsten klappen die Übungen nicht.“ rief ich ihnen noch hinterher und setzte mich dann auf meinen Beobachterposten.
      Die erste Zeit sollten sie wieder selbst testen und ausprobieren. Schauen, was zu ihnen und ihren Pferden passte.
      Die Anspannung der letzten Stunden war vollkommen einer gut gelaunten Gruppe gewichen. So kam ich kaum noch zum Einsatz, denn sobald jemand Probleme hatte, wurde schon von selbst geholfen und Tipps gegeben.
      Manchmal half es auch einfach, wenn ein anderes Pferd noch mit dabei war und eine bessere Vertrauensbasis schaffte.
      Verenas Gipsy liebte zum Beispiel das Wasser, er hätte den ganzen Tag im Teich stehen und plantschen können. Hrydja hingegen ging am liebsten in die Luft, sobald Jessica nur in die Nähe des Wassers ritt.
      Doch als die Isländerstute den Wallach plantschen sah, wollte auch sie das kühle Nass einmal austesten und wurde zunehmend mutiger.
      Acacia und Rachel waren inzwischen auch entspannter unterwegs und es gab keine Reibereien mehr zwischen den beiden. Sie hatten Spaß an dem Trail gefunden und testeten gerade die Hängebrücke aus.
      Zu Rachels Freude schritt Acacia auch todesmutig über die Brücke und als sie es geschafft hatten, waren beide stolz.
      Jojo und ihre Stute fanden schneller zusammen als gedacht und freudig erzählte sie mir, dass sie nun nicht mehr an der kurzen Zeit des Zusammenseins zweifelte, denn die Zeit war vollkommen egal, Hauptsache man vertraute einander.
      Diese Aussage konnte ich so unterschreiben und aus diesem Grund rief ich die Gruppe mal wieder zusammen. „Nun mal etwas Abwechslung für euch: Wir wechseln die Pferde!“ grinste ich frech.
      „Rachel nimmt Gipsy und Verena dafür Acacia. Jessica schnappt sich Melody und Jojo schwing sich in Hrydjas Sattelt.“ erklärte ich.
      Diese Übung würde sowohl die Reiter als auch die Pferde schulen und ich war sehr gespannt wie sich die acht machen würden.
      Anfangs herrschte ein reges Chaos, denn der plötzliche Wechsel sorgte doch erst einmal für Verunsicherung. Doch nachdem diese erst einmal entwichen war, legten sich alle ins Zeug.
      Jeder ging anders an die Hindernisse heran und das tat auch den Pferden gut, so lernte jeder einen neuen Weg und beharrte nicht nur auf dem bereits getesteten.
      Auf einem fremden Pferd saß man ohne Vorurteile und man hatte gar keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Ein gutes Pferd vertraute sich stets auch einem fremden Reiter an und dieses Phänomen durfte ich auch heute sehen.
      Die letzte Einheit war ein voller Erfolg und alle waren sichtlich erfreut über ihre Fortschritte. Es dämmerte bereits, während wir noch im Gras saßen, uns unterhielten und die Pferde grasen ließen.
      Dann machten wir uns auf den Heimweg und während die Pferde versorgt wurden, gesellte ich mich zu Elisa und Matthew.
      Denn die beiden bereiteten gerade unseren Lagerfeuer- und Grillabend vor. Natürlich wollten wir noch einige Kontakte knüpfen und als die Teilnehmer vom Stall kamen, freuten sich alle riesig über dieses besondere Abendessen.
      Wir saßen noch lange redend am Lagerfeuer und kämpften mit Marshmellows und Knüppelbrot.

      Der nächste Morgen begann deswegen leider trotzdem nicht später. Stattdessen waren um sieben schon alle Pferde versorgt und der Frühstückstisch gedeckt.
      Jojo und Verena mussten nämlich auch früh wieder los und so sollte alles schon um diese Uhrzeit bereit sein.
      Dennoch frühstückten wir noch gemeinsam und halfen auch beim Verladen von den Pferden. Als die ersten beiden weg waren, wurde es auch allmählich für Rachel Zeit, welche sich noch herzlich von uns verabschiedete.
      Als letzte verließ Jessica das Gestüt und dann kehrte plötzlich Ruhe ein. Eine enorme Last fiel von mir ab und auch wenn nun noch alles wieder frisch hergerichtet werden musste, konnte ich nun sagen, dass die kommende Woche stressfrei sein würde.
      „Ich werde sie vermissen.“ grinste Elisa mich an und ich knuffte sie nur in die Seite.

      Pflegebericht für alle meine Pferde
      August 2014, by Veija
      Gähnend erhob ich mich aus meinem Bett. Heute würde ich mich um alle meine Pferde kümmern. Das hieß, ich hatte einen sehr langen Tag vor mir. Langsam torkelte ich ins Badezimmer und stieg in die Dusche. Gestern Abend hatte ich mich einfach nur müde ins Bett geschmissen, da der ständige Regen einen einfach nur müde machte. Als ich fertig mit duschen war, zog ich mir eine Jeans an, meine Reitstiefel, eine langärmige Bluse und einen weißen Westernhut. Den, den ich so gut wie immer trug wenn ich auf dem Hof rumlief. Nun doch endlich wach sprang ich die Treppe runter, schnappte mir einen Apfel und ging über den Hof in den Stall. Zu erst wollte ich nach meinen vier Schätzen sehen. Mit Schätzen meinte ich meine Englischen Vollblüter. Zur Zeit hatte ich 4 Stuten, doch bald kam noch ein Hengst dazu, der meine Mädels bestimmt aufmischen würde..
      Generell waren in letzter Zeit sehr viele neue Pferde hinzugekommen, doch ich würde mich ja wie gesagt heute gut um alle Tiere kümmern.
      Das erste Pferd war Hell, die heute sehr unruhig wirkte. "Na mein Mädchen", flüsterte ich ihr zu und seufzte leise. Ich musste mich wirklich mehr mit meinen Tieren beschäftigen. Die Stute legte die Ohren an und blickte mich skeptisch durch die Gitter an. "Ist ja gut...", flüsterte ich und holte mir ihr Halfter. Die vier kamen heute in die Führanlage, damit sie langsam wieder Muskeln aufbauten. Schließlich hatten sie lange gestanden. Das lange Stehen war auch ein Grund, weshalb ich mir bald Hilfe auf den Hof holen wollte. Jemanden, der die Tiere morgens auf die Koppel brachte und Abends wieder reinholte. Nicht mehr und nicht weniger. Und das auch nur, wenn ich wegen dem Ausbildungsbetrieb nicht hier war. Oder er würde sich auch in meinem Betrieb einfinden, damit wir schneller arbeiten konnten, denn es standen noch immer Aufträge an.
      Als ich Hell dann nach einigem Probieren aufgehalftert hatte, kratzte ich ihr schnell die Hufen aus und brachte sie in die Führanlage. Es folgten mit weniger Schwierigkeiten Supernova, ihre beste Freundin, Faster und Jagger. Ich stellte die Anlage so ein, dass sie im langsamen Schritt vor sich hin trotten konnten, und nicht sofort weitergeschoben wurden, wenn sie einmal kurz stehen blieben. Ich hatte schon zu viele schlechte Erfahrungen mit diesen Anlagen gemacht, als dass ich sie schneller einstellte. Zurück im Stall fing ich an die Boxen der vier zu misten. Ich war damit nun doch recht schnell fertig. Die Tränken der EV's waren kontrolliert und sie hatten genügend Heu. Nun jedoch kam die Schwierigere Aufgabe. Das Mischen des Zusatzfutters. Ich konnte das überhaupt nicht leiden und vermischte mich ständig, weshalb ich lieber zu wenig als zu viel gab. Zu erst schnappte ich mir Hells Eimer. Da die Stute zur Zeit weder im Sport noch in Umständen war, bekam sie von allem ein wenig. Vom Hafer, der Luzerne, der Kleie, den Gerstenflocken und den Maisflocken bekam sie je eine halbe Schaufel. Von den Rübenschnitzeln gab es eine Ganze.
      Nova und Faster bekamen das Selbe, Jagger bekam nur eine halbe Schaufel Rübenschnitzel.
      Als ich damit fertig war, ging ich zur Führanlage und stellte sie ein wenig schneller, so dass die Pferde traben mussten. Da ich ja dabeistand, konnte ich mir genau die Bewegungsabläufe der einzelnen Tiere anschauen. Da ich keine Auffälligkeiten feststellen konnte, stellte ich die Anlage aus und nahm Hell und Nova zusammen an die Hand. Die anderen Beiden konnten noch kurz warten. Nachdem ich nochmal die Hufen kontrolliert hatte, kamen die zwei in die Box und stürzten sich sofort auf ihr Kraftfutter. Ab sofort würden sie das jeden Tag bekommen. Jedoch anders rationiert, wenn sie wieder im Training standen. Ich ging zurück und holte Faster und Jagger. Die beiden älteren Stuten trotteten gemütlich neben mir her und warteten geduldig, bis ich nach dem Hufekratzen ihre Halfter abgenommen hatte und sie sich auf ihr Futter stürzen konnten. Nun waren schon einmal ein paar Pferde geschafft, doch es standen noch viele weitere vor mir und der Tag war noch lang. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass wir gerade erst 8 Uhr hatten. Das hatte wirklich sehr fix gegangen.
      Nun waren meine Hengste an der Reihe. Ich ging die Stallgasse entlang und an jeder Box wurden mir Nasen entgegen gestreckt. Kurz überlegte ich, ehe ich die Halfter von Ready for Action, End of Day, King Bee und Enjoy Nature holte. Enjoy Nature und End of Day nahm ich in die Linke, Action und King Bee in die rechte Hand. Mit den vier Fohlen ging ich auf die Koppel und lies sie toben. Am Ende des Abends würde ich sie wieder reinholen, denn immer eingesperrt in der Box war für die Kleinen alles andere als gut. Als ich das gemacht hatte, mistete ich ihre Boxen aus und kontrollierte ihre Tränken. Dann gab ich jedem Fohlen ausreichend Heu und betrachtete mit das Kraftfutter. Jedes Fohlen bekam eine Schaufel Hafer und eine halbe Schaufel Rübenschnitzel. Vom Rest jeweils nur eine Hand voll. Ich wollte die Mägen der Kleinen nicht zu sehr belasten. Trotzdem sollten die Tiere groß und stark werden. Als ich damit fertig war, überlegte ich was ich mit den anderen Hengsten anstellen konnte. Blue, Winny, Dead, Funky und Gen wollte ich auf die Koppel bringen. Nur Spooky wollte ich ein wenig reiten. Schließlich neigte sich der Tag doch schneller dem Ende als gedacht. Natürlich konnte ich sie nicht zusammen an die Hand nehmen, weshalb ich jeden Hengst einzeln auf die Koppel brachte. Sie hatten alle einen kleinen abgetrennten Teil für sich, weit weg von den Stuten, da ich ja wusste wie meine Hengste reagieren konnten. Als die 5 nun auf der Koppel waren, ging ich zu Spooky und begrüßte ihn kurz. Da ich mich nun doch etwas beeilen musste, putzte ich ihn schnell und schwang mich nach dem satteln in den Sattel. Der Hengst kannte mich ja schon und wusste auch was ich von ihm verlangte, weshalb er brav unter mir her ging. Eigentlich hatte ich heute nicht so recht Lust den Hengst ordentlich zu reiten, weshalb es bei ein paar Runden Schritt, Trab und Galopp blieb. Im Stall sattelte ich ihn wieder ab und kontrollierte die Hufe. Jedoch war er nicht fertig mit Arbeiten, denn der Kleine war ziemlich dick geworden. Ich führte ihn in die Führanlage und stellte sie ein. Dort musste er noch ein wenig abspecken.
      Dann fing ich an die Boxen auszumisten. Die der Hengstfohlen waren schon fertig, weshalb ich nur noch die der sechs großen Hengste machen musste. Alles in allem waren die Tiere sehr pflegeleicht, weshalb ich dort recht schnell fertig war. Ich kontrollierte die Tränken und gab allen Heu, ehe ich das Kraftfutter rationierte. Genuine bekam eine halbe Schaufel Hafer, Luzerne, Kleie, Gesternflocken, Maisflocken und Rübenschnitzel. Das Selbe bekamen auch Dead, Blue und Winny. Funky bekam eine ganze Schaufel Rübenschnitzel und für Spooky musste ich wieder anders rationieren. Der Hengst bekam eine ganze Schaufel Hafer und eine Ganze Rübenschnitzel, Luzerne, Kleie, Gerstenflocken und Maisflocken gab es jeweils eine Halbe. Nach einem Blick auf die Uhr ging ich zu Spooky, und befreite ihn aus der Führanlage, ehe ich ihn in die Box brachte und er sich schnaubend auf sein Futter stürzte. Auch die anderen Hengste kamen nach und nach wieder in ihre Boxen, ehe ich mir die Hengstfohlen schnappte und auch sie wieder in den Stall brachte. Es war mir dabei doch zu gefährlich, die Stuten neben die Hengste auf die Koppel zu stellen. Seien die Hengste noch so klein. Als ich damit fertig war, ging ich zu meinen Stuten. Ohne groß zu fackeln kamen Bella, Lena, Holly, Princess, Vice, Devil, Rosy und Amarula auf die Koppel. Amarula, Devil und Rosy bekamen jedoch jede einen seperaten Teil auf der Koppel, da sie noch relativ neu in der Gruppe waren. Ich flitzte in den Stall und mistete alle Boxen aus, ehe ich die Tränken kontrollierte und den Pferden ihr Heu gab. Das Kraftfutter rationieren klappte dieses Mal sehr einfach, da alle erwachsenen Pferde von Allem eine halbe Schaufel bekamen. Die beiden Fohlen Snapper Little Lena und Miss Holly Golightly bekamen jede eine halbe Schaufel Hafer, eine halbe Schaufel Rübenschnitzel und vom Rest jeweils nur 1-2 Hände, wie die Hengstfohlen.
      Als ich damit fertig war, ging ich die Tiere wieder einsammeln. Zwar hatten sie nur gute 1 1/2 Stunden auf der Koppel gestanden, aber besser als nichts.
      Ich schnappte mir zu erst Holly und Lena. Bei Lena musste ich verdammt vorsichtig sein mit dem was ich tat, da die kleine blind war. Um so wichtiger war es, dass ich sie immer mit Holly zusammen hatte, da die kleine Rappstute der Blinden zeigte wo sie langgehen konnte und sie auch warnte, vor allem was ihr gefährlich werden konnte. "Hallo Lena", sagte ich zu der Kleinen und streichelte ihren Kopf. Natürlich lagen ihre Ohren flach am Kopf, doch wer konnte es ihr verübeln? Ich fragte mich nur stark, wie ich sie longieren konnte, oder ob das komplett flach fiel.. Ich würde schon sehen. Ruck zuck standen die Beiden in ihren Boxen und vorsichtig tastete sich Lena mit ihrem Kopf vor, bis sie im Kraftfuttereimer versank und wie Holly genüsslich kaute. Als nächstes holte ich Bella, Princess und Vice rein. Devil, Rose und Amarula brachte ich alle einzeln rein, was natürlich wieder etwas dauerte. Als sie jedoch alle drinnen waren, konnte ich mich der letzten Gruppe Pferde widmen, die ich in meinem Stall fand. Meine kleine aber feine Turniertruppe, die keine war. Da ich mich ein wenig beeilen musste, brachte ich Chocolate zusammen mit Gipsy auf die Koppel, Striga zusammen mit Gulrót, Palimé mit Vin, und Skrúður zusammen mit Hængur und Maxi. Schnell mistete ich die Ställe aus, kontrollierte die Tränken und gab den Tieren Heu.
      Gipsy und Choco bekamen vom Kraftfutter von allem eine halbe Schaufel und von den Rübenschnitzeln eine ganze, die erwachsenen Isis bekamen von allem eine halbe Schaufel. Striga und Gulrót bekamen von den Schnitzeln eine halbe Schaufel und vom Hafer eine Halbe, vom Rest jeweils nur 2 Hände voll.
      Als nun alle ihr Futter hatten, ging ich auf die Koppel und holte zu erst Striga und Gulrót rein. Dann Gipsy und Chocolate. Dann Palimé und Vin und zum Schluss die 3 Isländerhengste. Als alle zufrieden kauend in ihrer Box standen, wischte ich mir einmal über die Stirn. Nicht viel gearbeitet mit den Pferden heute und trotzdem total k.o. Leicht unzufrieden ging ich ins Haus und schnappte mir etwas zu essen, ehe ich entschied mir doch etwas Richtiges zu machen. Die nächsten Tage würde ich die Pferde der Reihe nach durchtrainieren, und mir endlich einen Stallburschen einstellen, denn so konnte es definitiv nicht weitergehen.

      Hufschmiede Royal Peerage
      August 2014, by Maleen
      Mein Zweiter Auftrag am heutigen Tag führte mich auf den Hof von Veija. Kaum war ich aus dem Auto gestiegen wurde ich schon freundlich begrüßt, ich unterhielt mich kurz mit Veija und bat sie dann das Pferd, das ich behandeln sollte nach draußen zu holen. Während sie im Stall verschwand öffnete ich die Tür meines kleinen Transporters und bereitete alles vor und machte den Gasofen für den späteren Beschlag schon einmal an damit er sich aufheizen konnte. Und dann stand der junge Wallach auch schon auf dem Hof und wartete brav neben seiner Besitzerin, da sie mir erzählt hatte das Cielos Double Dun It, oder kurz Gipsy, sehr scheu und misstrauisch war, nahm ich ein paar Leckerlies aus der Tüte die vorn im Auto lag und ging dann zu dem Falben herüber. Ich ließ ihn an meinen Händen und den Werkzeugen aus meiner Gürteltasche schnuppern, dann trat ich neben ihn und strich mit der Hand vorsichtig an seinem Vorderbein hinunter bis ich an seiner Fessel angekommen war. Ich klopfte leicht mit der offenen Hand dagegen und sagte ruhig aber bestimmt „Huf“, der Wallach überließ mir seinen Huf zwar nur zögerlich, aber immerhin gab er ihn mir freiwillig. Ich machte den Huf zunächst mit einem Hufkratzer sauber und schaute mit dann den Huf genau an. Er war recht lang und dadurch an der außen Seite ein bisschen abgesplittert, aber ansonsten sah er ganz gut aus. Ich nahm das Hufmesser aus meiner Tasche und begann das überschüssige Hufhorn auszuschneiden, er hatte wie für Quarter Horses üblich harte Hufe und ich musste ordentlich Kraft aufbringen, aber das brachte meine Arbeit nunmal mit sich. Nachdem der Huf wieder eine normale Länge hatte nahm ich meinen Hufbock der noch einige Meter von uns entfernt stand und stellte ihn neben Gipsy, dieser fand das komische Ding nicht ganz so toll und machte erst einmal einen kleinen Satz zur Seite. Ich ließ mich davon aber nicht beirren und nahm den Bock ganz ruhig wieder hoch und stellte ihn ein weiteres Mal neben den Falben, diesmal war er ein wenig mutiger und schnupperte an dem schwarzen Ding. Ich klopfte seinen Hals und schob in eins der Leckerlies ins Maul, dann nahm ich wieder den Vorderhuf und stellte ihn auf den Hufbock um ihn dann in Form zu raspeln. Die drei anderen Hufe sahen ähnlich aus, ein ganzen Stück zu lang, aber ansonsten vollkommen in Ordnung. Auch das Ausschneiden und Raspeln verlief reibungslos und der Hufbock war nun auch nicht mehr ganz so gruselig wie zuvor. Dann war es an der Zeit das erste Slidingeisen in den Ofen zu legen, da mein guter alter Ofen aber zum Glück seine Arbeit sehr gut erledigte dauerte es nicht lang bis das Eisen glühte. Ich schlug ein paar mal mit dem Hammer auf das Eisen um es ein wenig schmaler zu machen und legte es dann zum ersten Mal an den Huf. Es qualmte ganz schon, aber Gipsy nahm das zu meinen Erstaunen ganz gelassen hin. Da das Eisen gut passte tauchte ich es kurz in den Eimer Wasser der neben mit stand und nagelte es dann fest. Auch bei dem andern Vorderhuf musste das Eisen nicht großartig angepasst werden und saß im Handumdrehen fest am Huf. Bei den Hinterhufen war das ganze dann schon eine Kunst für sich, sie waren ein bisschen anders geformt und ich musste ein paar Mal die Eisen neu erhitzen und mit dem Hammer zurecht schlagen. Aber letztendlich war auch diese Arbeit geschafft und alle vier Hufe hatten ihre Eisen, ich stellte den Ofen aus und schnappte mir die kleine Dose mit dem Huföl. Das bräunliche Öl machte aus den grauen Hufen, vier wunderschön schwarz glänzende Hufe und auch Gipsy schien ganz zufrieden mit seinen neuen Schuhen. Zum Abschluss bat ich Veija, den Wallach im Trab auf und ab zu führen, damit ich sehen konnte ob er klar lief. Und das tat er, zwar zog er die Hinterbeine recht hoch, weil er die Eisen nicht gewohnt war, aber das würde sich wieder legen. Ich verstaute meine ganzen Werkzeuge wieder hinten im Auto, verabschiedete mich von Veija und trat dann meinen langen Heimweg an.

      Spendenturnier auf Mohikanerins Hof, Gipsy in der Reining
      September 2014, by Veija
      Ich hatte kaum Zeit zum Verschnaufen, denn ich musste sofort als ich mit Choco fertig war die selbe Pattern mit Gipsy laufen. Ich drückte Alexis, meiner Auszubildenden den Tekken in die Hand und nahm ihr meinen Lieblingswallach ab, auf dessen Rücken ich mich sofort schwang. Wieder ritt ich in die Mitte, mit Blick zu den Richtern, und nahm den Hut vom Kopf. Da Gipsy noch so jung war ritt ich ihn mit einer einfachern Wassertrense, das andere war mir zu gefährlich. Ich gab dem Kleinen die passenden Hilfen zum Spin nach rechts. Zu erst wollte er angaloppieren doch nach einem leisen und nur für seine Ohren bestimmten: Whoa, wusste er was er machen sollte und fing an die Beine zu kreuzen. Eins, zwei, drei... vier. Er drehte sich etwas zu weit und ich musste ihn eine viertel Runde korrigieren. Doch ich konnte es ihm nicht verübeln, er war ein junges Pferd und die durften Fehler machen. Schließlich war dieses Turnier hier nur just for fun und für einen guten Zweck. Sofort nachdem ich korrigiert hatte, gab ich Hilfen zum Spin nach links. Dieses Mal waren es genau vier Runden die er sich drehte, ehe ich ihn anhielt und wir kurz verharrten. Ich nahm die Zügel an, so dass er den Kopf runter nahm und klopfte mit den Fersen an seinen Bauch. Er nahm den Kopf nach links und als ich wusste, dass er richtig anspringen würde, gab ich Küsschen und lies die Zügel locker. Der Wallach galoppierte an und wir ritten zwei große, schnelle Zirkel, ehe wir einen kleinen langsamen Ritten. In der Mitte war ein Galoppwechsel gefragt, den ich mit einem so jungen Pferd noch umgehen durfte. Kurz bevor er wechseln musste, nahm ich ihn in den Trab zurück, wir änderten die Hand und ich galoppierte ihn wieder an. Er sprang auch richtig an und so wiederholten wir die Zirkel auf der Rechten Hand. Nun war wieder ein Galoppwechsel gefragt, den ich wieder mit einer kurzen Trabphase umging. Ich gab Küsschen, damit er angaloppierte und schnalzte, damit er schneller wurde. Ein halber großer Zirkel, ehe wir paralell mit der Bande nach unten Galoppierten, stoppten und einen Rollback nach rechts machten. Das Ganze machten wir auch auf der anderen Seite, nur im Rechtsgalopp und mit einem Rollback nach links. Wir kamen nun zu der letzten Übung, einem richtigen Sliding Stop. Ich hatte Glück, denn der Wallach war vor ein paar Tagen neu beschlagen worden und hatte nagelneue Slidingeisen, die mal getestet werden mussten. Ich lenkte ihn im Linksgalopp einen großen schnellen Zirkel, ehe wir wieder paralell zur Bande galoppierten und einen langen Sliding Stop hinlegten.Die letzte Übung war ein Back Up, den der Wallach auch schön gerade machte, ehe ich das Zeichen gab, dass wir fertig waren. Die Richter nickten und erneut kam die Frau auf mich zu, dass ich ihr die Zäumung zeigte. Ich stieg ab und fand es unnötig, dass ich Gipsy eine einfache Wassertrense abnehmen musste, tat aber was ich tun sollte. Die Frau nickte, ich zog sie wieder an und wir verliesen die Halle. Der Wallach hatte seine Arbeit wirklich gut gemacht.

      Aaron, der Neuzugang
      Oktober 2014, by Veija
      Aus Verenas Sicht:
      Hektisch hüpfte ich aus dem Bett und mein Blick flog zur Uhr. Verdammt, dachte ich mir. Mein neuer Trainer und Stallbursche würde bald ankommen. Ich musste die Dusche heute bleiben lassen und lief einfach in Alexis' Zimme rein. "Aufstehn, Aaron ist fast da!", sagte ich und drehte mich um. Ich sah gerade noch, wie sie erschrocken aus dem Bett fiel und dumpf auf dem Boden aufkam. "Sorry!", sagte ich gerade noch so, da hüpfte ich schon die Treppe runter, während ich mir meine Stiefel anzog. Ich öffnete die Haustür und da stand er schon. "Ich..äh.. wollte gerade klopfen", sagte er und grinste verlegen. Da stand er nun, unser neuer Trainer und Stallbursche. Ich konnte wirklich Hilfe gebrauchen. Besonders wenn ich mal ein paar Wochen weg war um Pferde zu trainieren, beruhigte es mich ungemein, wenn ich neben meiner Cousine und Auszubildenden noch jemanden am Stall hatte, der Ahnung von Pferden hatte. Sein fragender Blick riss mich aus den Gedanken. "Äh, ja klar! Willkommen auf der Gips Reminder Ranch. Ich bin Verena, die Leiterin des Hofes. Und da ist Alexis, meine Cousine und Auszubildende", gerade hatte ich den Satz beendet, lief Alexis schon die Treppe runter und fiel beinahe noch hin, hätte ich sie nicht so halb aufgefangen. "Pass auf", zischte ich leise, während sie Aaron überschwänglich die Hand schüttelte.
      "Na dann wollen wir mal..", sagte ich nun wieder lächelnd zu dem Neuen und zeigte ihm zunächst sein Zimmer. Es lag zwischen meinem und dem von Alexis. Der Arme tat mir jetzt schon leid.
      "Alexis?", fragte ich und drehte mich um. Natürlich stand sie genau hinter mir. "Würdest du Frühstück machen, ich zeig Aaron den Hof." Missmutig willigte sie ein und Aaron und ich verliesen die obere Etage, um nach draußen zu gehen. "Wir sind gerade erst aufgestanden, deshalb stehen noch alle Pferde im Stall", sagte ich zu ihm und führte ihn ein wenig auf der Anlage herum, ehe wir in den Stall gingen. Er war begeisterter Springreiter und natürlich gefiel ihm unser Springplatz besonders gut. Nur fehlte uns leider noch ein Pferd für ihn. Doch das würde sich bald schon noch finden.
      Im Stall angekommen, gingen wir zu erst die Stuten der Westernstallung durch. Bella, Lena, Holly, Princess, Vice, Devil, Cherokee, Amarula, Dancing, Summer und Hope. Besonders gefielen ihm Cherokee und Wimpy, da die beiden ein wenig eigen waren, was ihren Charakter anging. Danach gingen wir zu den Hengsten der Westernstallung und ich zeigte ihm Gen, Spooky, Ready for Action, Pow, Dayli, King, Enjoy, Ali, Winny und Blue. Spooky fand er aufgrund seiner Farbe sehr interessant und auch Blue entlockte ihm ein Lächeln. Er war kein so großer Westernfan, doch er sagte, er würde die ganze Materie gerne erlernen.
      Die Englischen Volllbüter interessierten ihn auch sehr, und er konnte gar nicht sagen ob er Hell, Nova, Jagger, Faster oder Walker am tollsten fand.
      "Nun kommen wir zum letzen Teil, meinen Sportpferden", sagte ich und zeigte ihm die restlichen Pferde: Choco, Gipsy, Striga, Skrúður, Vin, Hængur, Maxi, Palimé, Gulrót, mein neues Fohlen Peppy und meine beiden DRP's Cuba und Spirit.
      "Der Tekke und die Reitponys machen etwas her", sagte er. "Springen die auch?", fragte er mich dann, was ich mit einem Nicken beantwortete. "Generell kannst du mit allen meinen Pferden springen, doch wir werden die noch ein richtiges Springpferd hier auf den Hof holen, versprochen", sagte ich lächelnd und konnte das Strahlen in seinen Augen erkennen.
      Nachdem wir mit der Inspektion fertig waren, gingen wir ins Haus, wo Alexis uns das Frühstück gemacht hatte. Während des Frühstücks erzählte Aaron uns einiges aus seinem Leben, und dass seine Familie früher einmal Pferde gehabt hatte, doch er war zu groß für sie geworden und ein richtiges Springpferd konnten sie sich nicht leisten. Nachdem dannd er Hog, wo er Springstunden nahm, bankrott gegangen ist, hatte er den Traum vom Springen aufgegeben. Meine Anzeige hatte ihm neuen Mut gemacht, weshalb er nun hier war, um wieder mit Pferden zu arbeiten. "Das höre ich gerne!", sagte ich. "Wie wärs denn mit einem kleinen Ausritt? Alexis?", fragte ich in die Runde und sah in das vor Glück grinsende Gesicht meiner Cousine, was wohl ein eindeutiges 'Ja' war. "Aaron?", fragte ich nun an ihn gewandt und er antwortete: "Na klar, warum nicht", antwortete er lächelnd und ich biss ein letzes Mal in mein Brötchen. "Alex, räumst du ab? Ich mach dein Pferd dann soweit fertig, bis du zu uns kommst", sagte ich und blickte nun in ein sehr, sehr verärgertes Gesicht. Doch ich hatte noch ein Attentat auf sie vor, dass sie nicht ausschlagen würde. Zusammen mir Aaron ging ich dann wieder die Pferde durch, bis er sich für eines entschieden hatte. Er wollte Choco näher kennenlernen und holte ihn schonmal aus der Box, band ihn an dieser an und fing an zu putzen. Ich war mir nicht ganz sicher, welches Pferd ich holen sollte und suchte deshalb zu erst das Pferd für Alexis aus. Sie hätte mich sicher umgebacht, hätte ich ihr einen der Isländer geholt, weshalb ich sie auf meinen gelehrigen, aber stütmischen Pow setzte.
      Ich war in der Versuchung, Devil zu reiten, doch damit hätte ich die beiden Hengste verrückt gemacht, weshalb ich mich für meinen Wallach Gipsy entschied. Ein wenig Abwechslung tat ihm sicherlich gut.
      Nachdem ich Gipsy und Pow geputzte hatte, kam Alexis in den Stall und steuerte sofort den Hengst an. Sie wusste genau, dass ich niemanden außer mir Gipsy reiten lies, da er mein ein und alles war.
      Aaron sah etwas unbeholfen mit dem Westernsattel aus, weshalb ich Alexis anwies ihm zu helfen. Etwas anderes erregte meine Neugierde. Peppy brummelte ein wenig unbeholfen und tapste um ihre Mutter herum. Ihre Vorderbeine standen ein wenig komisch, weshalb ich sofort meinen Tierarzt des Vertrauens anrief. "Hallo Dr. Canary, hier ist Verena. Wäre es möglich, dass Sie in den nächsten Tagen einmal vorbeikämen? Mein vor kurzem geborenes Stutfohlen läuft nicht klar und scheint Probleme mit den Vorderbeinen zu haben....Ja, ja ok. Gut. Es wird jemand hier sein", antwortete ich ihr und legte auf. "Was ist los?", Alexis hatte sich hinter mich gestellt und schaute Peppy zu, wie sie langsam in der Box umherging. Auch Aaron hatte sich zu uns gesellt. "Ich habe gerade den Tierarzt angerufen, Dr. Canary soll sich die Stute in den nächsten Tagen einmal ansehen." Damit war das Gespräch beendet und ich machte mich daran, Gipsy zu satteln. Alle drei Pferde hatten einfache Wassertrensen im Maul und ihre älteren Sättel. Auch die Pads waren ein wenig älter. Die neuen Sachen, die ich vor kurzem gekauft hatte, wurden nur für die Shows benutzt. Ich zog allen drei noch Bandagen an, ehe ich den Sattelgurt bei Gipsy nochmals nachzog und als erste auf den Hof ging. Dort schwang ich mich hoch und ging vor. Hinter mir Aaron, als Schlusslicht Alexis. Ich zeigte den Beiden, doch vor allem Aaron die Gegend. Wir ritten an einem Fluss vorbei, der in einen See mündete. "Hier kann man im Sommer sehr gut mit den Pferden schwimmen. Ist auch hier in der Gegend der einzige See, in den man mit Pferden rein darf", erklärte ich den beiden, ehe wir umdrehten und ein Stück galoppierten. Ich hatte mich neben Aaron gesellt, weil ich sehen wollte, ob er sich auf dem Tekken halten konnte- aber auch, weil Choco manchmal ganz schön abgehen konnte, wenn er wollte. Nach dem kurzen Galopp ging ich wieder nach vorne und dann waren wir auch schon wieder am Hof, sattelten die drei Pferde ab und brachten sie auf die Koppel. Nun waren die anderen Pferde dran und ich beauftragte Aaron, sich um die Englischen Vollblüter zu kümmern, während ich mich um die Hengste und Stuten der Westernstallung kümmerte und Alexis sich um die Turnierpferde.

      Aus Aarons Sicht:
      Ich hatte von meiner Chefin den Auftrag bekommen, mich um die Englischen Volllbüter zu kümmern. Auf Hell sollte ich besonders aufpassen, da sie wohl eine kleine Zicke war. Etwas unsicher betrachtete ich mir die Palominostute, aber ebenso die Braune in der Nachbarbox, die ständig ihren Kopf zu Hell neigte und sie anbrummelte. Die Beiden schienen sich wohl zu verstehen, weshalb ich sie ans Halfter nahm und sie zusammen nach draußen auf die Koppel brachte. Nova, wie an dem Schild der Braunen stand, war das Gegenteil der hellen Stute. Sie war ruhig und gelassen, aber auch etwas trotzig, wenn ich nicht den Weg ging, den sie gehen wollte. An der Koppel angekommen, zog ich zu erst ihr Halfter aus, was sich als großer Fehler bewies, denn als sie davon galoppierte, setzte Hell einfach nach, riss den Kopf hoch und galoppierte ebenfalls über die Koppel. "Mist..", fluchte ich und ging ihr nach. Etwas widerwillig kam sie dann doch auf mich zu und lies sich das Halfter ausziehen. Meine Chefin hatte zum Glück nichts davon mitbekommen, weshalb ich nun die anderen Pferde rausholte. Jagger und Faster brachte ich auch zusammen raus. Als letztes war dann der braune Hengst dran, der mich wohl besonders ins Herz zu schließen schien. "Mal ein Kerl unter den ganzen Weibern, nicht war mein Junge?", fragte ich den Hengst und streichelte seinen Kopf, den er mir sanft in die Hand schmiegte. Er musste leider alleine stehen, da er nicht mit den Stuten zusammendurfte. Doch er konnte über den Zaun hinweg mit ihnen schmusen- es sei denn, eine von ihnen kam zum schmusen zu ihm rüber. "Armer Junge..", flüsterte ich, ehe ich die Halfter an die Zaunpfähle hing, in den Stall ging und mit dem Ausmisten anfing. Meine Chefin hatte Recht gehabt: heute morgen war noch niemand im Stall gewesen, weshalb ich einiges zu tun hatte mit ausmisten, Wasser geben und füttern. Das Füttern war so eine Sache für sich, da jedes Pferd unterschiedliche Kraftfutteranteile bekam. Bis ich da drin war, würde es wohl eine ganze Weile dauern...

      Aus Alexis' Sicht:
      Murrend stiefelte ich zu den Turnierpferden rüber. Alexis mach dies, Alexis mach das, Alexis mach mach mach.. summte ich vor mich hin, ehe ich an den Boxen ankam. Choco und Gipsy waren schon draußen. Die nächsten die ich also rausbringen konnte waren Palimé und ihr Fohlen Peppy. Zu ihnen auf die Koppel stellte ich noch Gulrót und Striga, damit die Fohlen und Jungpferde ein wenig zusammen waren. Dann brachte ich Skrúdur, Maxi und Haengur auf die selbe Koppel. Ich überlegte kurz ob ich Spirit dazu stellen konnte. Aber sie hatten genug Platz um sich aus dem Weg zu gehen, weshalb ich ihn also zu den beiden Hengsten stellte. Dann waren nur noch Vin und Cuba da, die ich doch zu den Fohlen und Palimé stellte. Dann war meine Palominostute nicht ganz so überfordert mit den Kleinen. Kaum waren alle draußen, fing ich auch schon an die Boxen zu misten und ihnen Wasser und Futter zu geben...

      Aus Verenas Sicht:
      Ich musste mich um die meisten Pferde kümmern, doch das war kein Problem, denn mir gehörten sie ja auch alle. Ich hatte mich mit dem Handy schon auf die Suche nach einem Springpferd für Aaron gemacht, und mir waren auch schon ein paar ins Auge gesprungen, doch ich war mir noch nicht so sicher, ob ich sie holen würde, denn Aaron war erst einen Tag hier. Die Verkäuferin war mir jedoch sehr vertraut, und falls sie nichts für Aaron waren, würde sie die Pferde auch zurücknehmen.
      Am Westernstall brachte ich zu erst die Fohlen zusammen auf eine Koppel. Lena, Holly, Hope, Ready for Action, King, Enjoy und End waren glücklich nochmal miteinander draußen sein zu dürfen. Bald konnte ich sie nicht mehr zusammen auf die Koppel bringen, da einige eingeritten würden und ins Training kamen. Doch solange sie klein waren, konnten sie ihr Leben noch genießen. Gen und Spooky brachte ich zu Pow auf die Koppel, der bis dato alleine gestanden hatte. Ali, Blue und Winny kamen auch zusammen. Dann waren die Hengste auch schon alle draußen. Bei den Stuten brachte ich Devil und Amarula zu Palimé, Vin und Cuba. Da Palimé die Chefin dieser Herde war, würden Devil und Amarula sich unterordnen müssen.
      Bella brachte ich mit Vice und Cherokee auf die Koppel, ehe als letztes meine beiden neueren Pferde rausstellte: Summer und Moon, wie ich sie gerne nannte. Als alle draußen waren, mistete ich die Boxen und stattete sie alle mit Heu aus, ehe ich jedem der Pferde Kraftfutter rationierte, bevor ich Alexis und Aaron ins Haus schickte etwas zu kochen, denn es war schon Abend geworden in der wunderschönen Türkei und es war schon am Dämmern. Nun mussten alle Pferde wieder rein, was ich auch in einer dreiviertel Stunde geschafft hatte.
      Ich ging ins Haus, wo die beiden auf mich warteten und wir gemeinsam etwas aßen. "Und wie gefällt es dir bis jetzt hier, Aaron?", fragte ich ihn. "Ganz gut, wirklich!", antwortete er mir und grinste bis über beide Ohren. Ich lies es damit gut sein und lächelte kurz. "Morgen ist wieder viel zu tun, geht euch ausruhen, ich räum das hier auf", sagte ich und fing an die Spülmaschine einzuräumen. Die beiden gingen nach oben, während ich die Küche in Ordnung brachte und die Person anrief, von der ich die Springpferde kaufen wollte. Ich durfte mir die Tiere mal anschauen kommen.
      Voller Vorfreude ging ich noch einmal kurz durch den Stall, um zu schauen, ob auch wirklich alles in Ordnung war. Dann ging ich ins Bett. Morgen würde ich die Tiere gucken fahren.

      Just a little bit more, more, more...
      Dezember 2014, by Veija
      Seufzend schüttete ich den letzten Rest Kaffee runter, ehe ich mir meine Jacke anzog und in den Stall ging. Caleb grüßte mich wie jeden Morgen mit einem gut gelaunten: "Beautiful morning Verena!" und machte sich dann wieder an die Arbeit. "Morning Caleb..", säuselte ich ihm wie jeden Morgen entgegen, doch er hörte es, wie jeden Morgen nicht, da er wieder am Arbeiten war.
      "Hey Gipsy", sagte ich, als endlich bei dem jungen Wallach angekommen war. Der Kleine brummelte mir entgegen und reckte mir seine Nase entgegen. "Jaa, ich hab dich auch lieb", sagte ich lächelnd und halfterte ihn auf, ehe ich ihn an seiner Box anband und ihm die Decke abnahm. Das Putzen ging recht schnell, weshalb ich ihn sattelte und dann in die Halle ging. Ich hatte ihm vor Kurzem eine neue Ein-Ohr Trense mit einem Curb Bit gekauft, die ich heute ausprobieren wollte.
    • Veija
      Reining LK 5 auf LK 4
      Dezember 2014, by Veija
      [...]Caleb hatte sich zu mir gesellt. "And your work?", fragte ich ihn, doch er zuckte nur mit den Schultern. "Wanna see what your horse is going to do", hatte er schlicht und ergreifend geantwortet. "Ohh, Caleb..", gab ich Antwort und schwang mich dann in den Sattel. Gipsy trabte sofort los, weshalb ich mich direkt nach hinten lehnte und die Zügel annahm. Aufgrund des ungewohnten Drucks auf seinem Oberkiefer, ging er vorne in die Luft und sprang dann hastig zurück. "It's okay Gipsy....", versuchte ich ihn zu beruhigen. Entgegen meiner Erwartungen blieb Caleb, der noch mehr AHnung vom Westernreiten hatte als ich, ruhig.
      Also alles von Anfang: ich stieg ab, nahm die Zügel auf und stieg wieder auf. Diesmal blieb er stehen, weshalb ich ihn erstmal ausgiebig lobte. "Good Boy", sagte ich schlicht und ergreifend und ritt dann los. Ich versuchte so gut es ging mit Stimme zu arbeiten, da ich kein Freund von Bits bei jungen Pferden war, und da der Wallach so gut auf Stimme reagierte und ich kaum am Maul ziehen, sondern nur mit lockeren Zügeln arbeiten konnte, war das absolut kein Problem. Ich ritt viele Bahnfiguren und Biegungen, damit er lockerer wurde. Dann erst trabte ich an und wiederholte alles im Trab, ehe ich ihn angaloppierte und sofort von Caleb angefahren. "Yeah ok!", brüllte ich zurück. Ich hatte dem Wallach die falschen Hilfen gegeben, weshalb er im Kreuzgalopp angesprungen war. Sofort parierte ich durch und gab nochmal Küsschen mit den richtigen Hilfen. Mein Blick flog kurz zu Caleb, der kurz nickte. Gut, also alles richtig gemacht.
      Nach ein paar Zirkeln im Galopp stoppte ich ihn, gab Hilfen zum Rollback und galoppierte in die andere Richtung, ehe ich ihn wieder stoppte und einen Rollback in die andere Richtung machte, ihn jedoch nach 3 Galoppsprüngen wieder stoppte und Hilfen zum Spin nach links machte. 4 Runden, Stop, Hilfen zum Spin nach rechts, Stop. Dann lobte ich ihn ausgiebig und stieg ab. Das reichte fürs erste, denn mit diesem Können durfte er in der LK4 starten. "Good?", fragte ichh Caleb, als ich an ihm vorbei ging. "Call it 'okaaaay'", sagte er und knuffte mich in die Seite. Als Strafe dafür, drückte ich ihm den Wallach in die Hand. "You have to w.o.r.k.", sagte ich mit Nachdruck, konnte mir jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. Kurz klopfte ich meinem geliebten Wallach noch auf die Kruppe, ehe ich die Halle hinter den beiden zu machte und ins Haus ging.

      Reining LK 4 auf LK 3
      Januar 2015, by Veija
      Heute war wieder einer der Tage, an denen ich gar nicht aus dem Bett aufstehen wollte. Ich hatte mir so viel vorgenommen, was ich am Ende des Tages erledigt haben wollte, dass ich es jetzt schon für einen Fehler hielt und am morgigen Tag vor Muskelkater sterben würde.
      Seufzend erhob ich mich aus dem Bett und ging duschen, ehe ich mir meine Thermoreithose und einen warmen Pulli anzog. Dazu meine gefütterten Stiefel. Mit einer dicken Jacke bewaffnet ging ich nach unten, um etwas zu essen. Caleb und die anderen waren schon im Stall und machten ihre Pferde fertig. Natürlich war ich wieder die Letzte. Doch da ich die Chefin war, war das egal.
      Ich zog also meine dicke Jacke an und ging in den Stutentrakt, wo ich zunächst Bella auf die Koppel brachte. Sie brauchte heute nicht trainiert zu werden, weshalb sie ihr Leben heute im Schnee genießen durfte. Zwar stand sie alleine draußen, doch es kamen später noch andere Pferde dazu.
      Caleb hatte sich Lil Princess Gun geschnappt, Aaron machte Vice fertig, ich holte Devil aus der Box und Alexis sattelte gerade Cherokee Rose. Princess sollte in Western von der LK 5 auf die LK 4 in der Reining gebracht werden, Vice ebenfalls, Devil von der LK 4 auf die LK 3 und Rosy ebenfalls auf die Lk 4. Doch das war noch nicht alles. Ich wollte heute alle meine Pferde mit Hilfe meiner Angestellten weiterbilden. Also ans Werk:
      Devil zickte mal wieder rum wie sie es so oft tat, doch nach einer Weile war sie genau wie die anderen Pferde gesattelt und wir gingen in die Halle. Nach dem Nachgurten schwangen wir uns alle in die Sättel und ritten die Pferde warm. Während Caleb Alexis und Aaron erklärte, wie sie die Pferde zu trainieren hatten und anfingen erste Spins zu drehen, übte ich mit Devil das angaloppieren auf der richtigen Hand, das Stoppen und die Roll Backs. Immer wieder schaute ich zu meinen Angestellten rüber, wie sie die Pferde ritten. Doch mit Calebs Hilfe hatten sie die Tiere bald so weit, dass sie ordentliche Spins konnten, Back Ups kein Problem mehr waren, sie einfache Galoppwechsel ritten konnten und die Tiere langsame Roll Backs konnten. Zufrieden lächelte ich und klopfte Devil den Hals, ehe ich eine leichte Pattern durchritt und sie definitiv in der LK 3 starten konnte. Ich schwang mich vom Pferd, schnappte mir Vice und schwang mich auf ihren Rücken, während Aaron Devil wegbrachte. Auch mit Vice ritt ich eine einfache Pattern um zu schauen, ob sie in der LK 4 starten konnte. Ja, sie konnte. Ich stieg ab, übergab sie Alexis und setzte mich auf Cherokee, die natürlich total rumzickte und es nicht einsah, mit Sporen geritten zu werden. Doch sie fügte sich ihrem Schicksal und ritt Caleb und Princess genau hinterher, da wir die selbe Pattern ritten. Es war zwar etwas umständlich, doch es klappte. Sehr zufrieden lobten wir die Pferde und brachten sie wieder in den Stall, wo Aaron und Alexis schon Summer und Honey sattelten. Ich machte mein Pferd fertig und brachte sie mit Decke auf die Koppel zu den Anderen. Auch Princess kam auf die Koppel, ehe Caleb und ich uns Amarula und Moon fertig machten. Moon wurde mit Bosal geritten, weshalb ich sie lieber selber übernahm, als sie dem radikalen Caleb zu überlassen. Auch wenn es mir nicht gefiel, dass er meine Zicke Amarula ritt. Nach und nach waren wir fertig mit satteln und gingen in die Halle, wo wir uns nach dem Nachgurten in die Sättel schwangen. Da wir alle Pferde von der LK 5 in die LK 4 bringen mussten, war das Training klar: Caleb und ich machten vor, Aaron und Alexis machten nach. So dauerte es nicht lange, bis die Pferde langsame Spins beherrschten, Back Ups kein Problem mehr waren und die Roll Backs einigermaßen klappten. Alles musste heute etwas schneller gehen, weshalb wir die Pferde schon in den Stall brachten, sie absattelten, ihnen die Decken auflegten und sie auf die Koppel brachten.
      Die nächsten Pferde waren die neueren Pferde, mit denen wir etwas langsamer machen mussten. So waren wir sehr schnell mit Angelic Desolation, Born to Die, Goddess und Croatoan in der Halle und brachten ihnen die Grundlagen der Westernkunst bei. Jedoch dauerte es bei ihnen doch etwas länger, so dass wir Goddess, also das Pferd, das schneller lernte, gegen Sheza tauschten. Sheza war durch ihre Platzierungen sehr talentier, weshalb wir sie auch sehr schnell fertig hatten und alle Pferde absatteln und auf die Koppel bringen konnten. Nun folgten die Hengste.
      Genuine Lil Cut, Funky Powerbabe, Dead or Alive und What Lies Ahead waren die nächsten Kandidaten. Auch diese mussten in der Westernklasse von der LK 5 auf die LK 4 gebracht werden.
      Nach dem putzen und satteln waren wir erneut schnell in der Halle und ritten die Pferde warm, ehe die Übungen an der Reihe waren. Die 4 lernten schnell, weshalb wir nach knapp einer halben Stunde richtigem Training fertig waren und wir sie wieder in den Stall bringen konnten. Wir sattelten ab, legten die Decken auf und brachten sie auf die Koppel. Mittlerweile schneite es einzelne Flöckchen, weshalb die nächsten Pferde leider nicht mehr auf die Koppel kommen würden.
      Es folgten die letzten vier Pferde. Zues konnte man ja sowieso nicht anpacken- noch. So machten wir Gun and Slide, Flintstone, Sympathy for the Devil und Siku fertig. Auch sie waren alle relativ neue Pferde und brauchten lange zum warm werden mit uns. Doch es dauerte nicht lange, da liefen sie einzelne Figuren der Westernreitere beinahe perfekt, weshalb wir hier auch nach knapp einer Stunde fertig waren. Wir brachten sie zurück in den Stall und stellten sie dann doch auf die Koppel. Hengste waren nicht so empfindlich wie die Stuten oder unsere Fohlen.
      Draußen war es jetzt schon dunkel, doch die restlichen Pferde wollten auch noch trainiert werden. Doch nun wurde es kompliziert: Ich sollte Gipsy reiten und von der LK 4 in die LK 3 bringen, Aaron würde Emilio im Springen von E nach A bringen, Alexis würde Black Ops von E nach A im Springen bringen und Caleb würde Snuff in der Dressur weiterbringen. Das sah nach einem riesen Durcheinander in der Halle aus, als Caleb Trabstangen aufbaute, Alexis und Aaron die Hindernisse richteten und ich mittendrin mit Gipsy lief. Wir entschieden uns dann um, so dass Alexis und Aaron die Hälfte der Halle nutzen konnten, sowie Caleb und ich die Andere, da wir weniger Utensilien brauchten. Gipsy war wie immer leicht zu reiten und war sehr schnell in allen Lektionen sicher, weshalb ich ihn rasch gegen Steel Heart tauschte, die ich vor kurzem erst eingeritten hatte. Aber auch sie machte gut mit und wir hielten und sehr an Snuff und Caleb, da sie ja die selben Übungen machten wie wir. Aaron und Alexis waren schon vor uns aus der Halle verschwunden, da sie ja auch früher angefangen hatten. Auch Caleb ging irgendwann, so dass ich alleine mit Snuff in der Halle war. Lächelnd lobte ich die Stute, als sie sich schön bog, um die Kehrtvolte zu reiten. Sie war wirklich talentiert, weshalb ich es auch für heute gut sein lies.
      Als ich mit ihr in den Stall ging um sie abzusatteln, waren schon alle Boxen gemistet und alle Pferde wieder in ihren Boxen. Zufrieden sattelte ich die Stute ab und stellte sie weg, nachdem ich sie gelobt hatte. Nächsten Monat hatte ich mehr Zeit für die Pferde und würde sie alle ordentlich trainieren.

      Tierarztbericht für alle Pferde
      Februar 2015, by Loulou
      Heute hatte ich wieder einen Großauftrag vor mir. Ich sollte alle Pferde von Verena behandeln. Von meiner Wohnung bis zu ihr war es nicht sehr weit, weshalb ich sehr schnell bei ihr war. Außerdem freute ich mich, da ich meine Beiden Pferde Snuff und Steel Heart besuchen konnte. Leider mussten mich meine Pferde verlassen, da ich beruflich bedingt umziehen musste und die Pferde nicht mitkommen konnten.
      Bei Verena angekommen verwickelte mich Caleb zunächst in ein Gespräch und wollte mich gar nicht mehr gehen lassen. Als ich mich dann endlich von ihm lösen konnte, kam mir Verena auch schon entgegen und umarmte mich lächelnd. Wir redeten eine Weile, bevor wir uns zu dem ersten Pferd begaben. Die erste war Drag me to Hell, die ihre alte Besitzerin sofort erkannte. Sie wiehrte mir freudig entgegen und streckte ihren Kopf aus der Box heraus, um gestreichelt zu werden. "Na mein Mädchen?", sagte ich und nahm sie raus. Es folgte eine allgemeine Untersuchung aller Vitalwerte, doch die waren top in Ordnung. Ich schaute mir ihren Pass an, ehe ich die nötigen Impfungen auffrischte und ihr die Wurmkur verpasste. Zum Schluss wurde sie gechippt, was ihr nicht so wirklich gefiel, aber das musste sein.
      Schon waren wir mit ihr fertig, ehe Verena schon das zweite Pferd holte. Es war Supernova, die mich auch noch erkannte. Lächelnd streichelte ich ihren Kopf und überprüfte ebenfalls ihre Vitalzeichen, frischte die Impfungen auf, gab ihr eine Wurmkur und chippte sie. Fertig war auch Nova.
      Nun kam Verena mit einer wunderschönen Red Roan Sabino Stute. Ich überprüfte wie bei den anderen zuvor ihre Vitalzeichen, frischte die Impfungen auf, gab ihr eine Wurmkur und chippte sie.
      Als nächstes war Faster an der Reihe. Ich überprüfte wie bei den anderen zuvor ihre Vitalzeichen, frischte die Impfungen auf, gab ihr eine Wurmkur und chippte sie.
      Nun war ein Hengst an der Reihe. Firewalker hies der Gute. Auch seine Vitalzeichen wurden überprüft, seine Imfpungen aufgefirscht, die Wurmkur verpasst und der Chip unter die Haut gesetzt. Das Selbe geschah auch mit dem kleinen Hengst Filly. Augen auf betrachtete ich nur durch die Box hindurch, ihr fehlte nichts, da der Tierarzt erst vor Kurzem nach ihr geschaut hatte.
      Wir waren fertig mit den Englischen Vollblütern und gingen zu den 3 Pferden der Angestellten. Der alte Wallach Emilio war der erste, um den ich mich kümmerte. Ich checkte seine Vitalzeichen, frischte Impfungen auf, gab ihm die Wurmkur und setzte den Chip unter seine Haut. Alles lies er brav über sich ergehen, ehe ich ihm ein Lekerli hinstreckte, welches er genüsslich fraß.
      Das nächste Pferd war Black Ops. Sie kannte ich auch noch, auch wenn sie sich nicht mehr an mich erinnern konnte. Ich überprüfte wie bei den anderen zuvor ihre Vitalzeichen, frischte die Impfungen auf, gab ihr eine Wurmkur und chippte sie.
      Das letzte Pferd der drei war ein Isländer Mix, mit einer sehr schönen Farbe. Die Kleine war zunächst etwas zickig, doch auch hier klappte alles. Ich überprüfte wie bei den anderen zuvor ihre Vitalzeichen, frischte die Impfungen auf, gab ihr eine Wurmkur und chippte sie.
      Der erste im Sportstall war Gipsy. Ihn kannte ich auch noch. Er war neben Bella Verenas Lieblingspferd. Ich konnte mir nicht vorstellen, was wohl geschehen würde, wenn einem der Beiden etwas zustoßen würde. Ich überprüfte wie bei den anderen zuvor seine Vitalzeichen, frischte die Impfungen auf, gab ihm eine Wurmkur und chippte ihn. Schon war der Wallach fertig.
      Die nächste war eine sehr ungewöhnliche Stute. Eine Kreuzung aus Quarter Horse und Andalusier. Doch auch ihre außergewöhnliche Rasse konnte sie nicht vor dem Tierarzt schützen. Ich überprüfte wie bei den anderen zuvor ihre Vitalzeichen, frischte die Impfungen auf, gab ihr eine Wurmkur und chippte sie.
      Es folgten Skrúður, Vin, Hængur, Gulrót, Harley, Náttdís und Eldrian Antrax, deren Vitalzeichen alle in Ordnung waren, weshalb ich sie impfen konnte bzw die Impfungen auffrischen konnte. Allen verpasste ich eine Wurmkur und chippte die Pferde, die noch nicht gechippt waren.
      Bei Snuff und Steel Heart ging ich besonders gründlich vor, da die Beiden erst vor ein paar Tagen in Verenas Stall gewechselt hatten. Die beiden hatten etwas erhöhte Temperatur, doch das kam durch den Stress und die ganzen neuen Pferde. Dennoch konnte ich impfen, Wurmkur verpassen und chippen. Schon waren wir mit den Sportpferden fertig, weshalb Verena und ich zu den Westernpferden gingen. Zu erst waren die Hengste dran.
      Die ersten waren Genuine und Spooky. Es folgten Ready for Action und Stütchen. Mit Stütchen war natürlich Funky Powerbabe gemeint, doch für mich und Verena war er mehr weiblich, als männlich. Genau so stellte er sich auf an, als wir chippen wollten. Doch es sei ihm verziehen. Die nächsten waren King Bee, Enjoy und Ali. Gefolgt von What Lies Ahead, Gun and Slide und Charly. Bei ihnen klappte auch alles super, weshalb ich schnell bei Flintstone, Sympath und Siku war.
      Nun kam der schwierigste Kandidat: Zues. Impfen mussten wir mit dem Blasrohr, die Wurmkur mischten wir ihm in sein Futter. An chippen war nicht zu denken.
      Schon waren wir fertig mit den Hengsten, weshalb es zu den Stuten ging. Die erste war Bella, die mich neugierig beäugte. Sie kannte mich ja auch schon lange. Lächelnd klopfte ich ihren Hals, ehe ich ihre Vitalzeichen untersuchte, sie impfte, ihr die Wurmkur gab und schließlich chippte.
      Bei Snapper Little Lena war das Ganze etwas schwieriger. Die Stute war nämlich blind und reagierte auf alles ganz anders, als die anderen Pferde. Wir holten ihr Holly Golightly zur Hilfe, damit sie sich an ihr orientieren konnte. Ständig hatte sie ihre Nase an Hollys Fell, um sich zu vergewissern, dass sie noch da ist. Die Untersuchung verlief noch sehr gut. Das impfen und die Wurmkur ging auch noch, nur das chippen machte ihr und Holly ein wenig Probleme. Doch alles verlief gut, weshalb wir uns den restlichen Pferden widmen konnten.
      Princess Gun, Vice, Devil, Cherokee Rose, Amarula, Moonrise, Summertime, Dawn of Hope, Honey, Angelic Desolation, Born to Die, Comeback of a fallen Goddess, Croatoan, Raised from Hell, Sheza, Secret, Wusel und Crow. Mal verlief die Untersuchung sehr gut, mal hatten wir ein paar Probleme. Doch nun waren wir fertig und Verena zeigte mir noch voller Stolz ihr erstes Paint Horse Fohlen. Aquila. "Wirklich eine Schönheit", sagte ich und wir gingen noch ein wenig ins Haus, um zu reden. Schließlich verabschiedete ich mich von ihr und ihren Mitarbeitern, ehe ich nach Hause fuhr.

      Distanz E - A
      Februar 2015, by Veija
      Im Moment war mal wieder gar keine Zeit für die Pferde. Ein Wunder, dass ich mit dem Trainieren nachkam. Doch heute würden wir uns um alle Tiere kümmern, schließlich sollten sie bald Kör- und Krönbereit sein!
      Ich schmiss Bellas Vielseitigkeitssattel auf ihren Rücken, Aliena kümmerte sich um Princess, Alexis kümmerte sich um Wimpy, Caleb um Amarula und Aaron um Shadow, die mit Abstand die bravste von allen war.
      Die Strecke war schnell ausgesucht: die selbe wie für alle anderen Pferde, die wir auf A bringen wollten. Also ging es nach dem satteln schon los. Zunächst über den Hof, auf den Feldweg. Dann eine lange Schrittstrecke, einen Berg hoch im Galopp, ein wenig Trab, eine lange Schritstrecke, eine Galoppstrecke und eine lange Trabstrecke. Dann waren wir auch schon wieder daheim und konnten sagen, dass die Pferde mit ein wenig mehr Training fertig für die Klasse A waren. Fertig für ihre Box stellten wir die 5 Pferde weg, ehe 5 andere an der Reihe waren.
      Nun ging es um Summer, Honey, Ally, Bailey und Goddess. Wir entschieden uns spontan, wer wen reiten sollte, wobei ich mich für Goddess entschied. Schließlich konnte ich nicht immer die selben Pferde reiten- aber es gab welche, auf die ich niemand sonst lies; normalerweiße. Zu diesen Pferden gehörten Gipsy und Bella.
      Also ging es ans satteln. Wir brauchten ein wenig länger, als vorher, weil die 5 auf der Koppel gestanden hatten und dementsprechend aussahen. Doch endlich ging es los!
      Wir ritten die selbe Strecke wie eben: zunächst über den Hof, auf den Feldweg. Dann eine lange Schrittstrecke, einen Berg hoch im Galopp, ein wenig Trab, eine lange Schritstrecke, eine Galoppstrecke und eine lange Trabstrecke. Dann waren wir auch schon wieder daheim. Leider dämmerte es nun, weshalb diese fünf die Letzten für heute waren. Nach dem absatteln kamen sie in die Box, wo sie reichlich Heu und Kraftfutter bekamen, damit das Training in den nächsten Tagen besser weitergehen konnte. Nun gingen alle ins Bett und freuten sich auf morgen- oder auch nicht. Denn es stand noch mehr Arbeit an.
      Schon am frühen Morgen waren wir alle auf den Beinen und machten Toy, Sheza, Grace, Gen und Spooky fertig.
      Nun standen wir vor der Frage, wer die Hengste reiten sollte. Zum Schluss entschieden wir uns dafür, dass ich meinen geliebten Spooky ritt und Caleb sich Gen schnappte. Aliena ritt Toy, Alexis Sheza und Aaron Grace. Nach dem satteln also ritten wir auf den Hof, wo wir uns nach dem nachgurten auf die Pferde setzten. Wir ritten die selbe Strecke wie am Tag zuvor und konnten am Ende des Trainings 5 erfolgreich in der Klasse A laufenden Pferde vorstellen. Etwas schneller als gestern machten wir die Tiere für die Koppel fertig, ehe neue fünf folgten. Funky, Ali, Winny, Blue und Flint. Auch mit ihnen waren wir ruck zuck auf der Strecke und wieder zurück. Für zehn Pferde hatten wir heute noch Zeit. Doch wir alle wollten Feierabend machen, weshalb wir uns doch sehr beeilten. Die nächsten waren: Dash, Suke, Sol, Gipsy und Emil.
      Hier waren die Reiter sofort klar- naja, zwei davon. Gipsy würde ich reiten und Emilio würde von keinem Anderen außer außer Aaron geritten werden. Nach dem satteln ging es auf die Pferde und auf die Strecke. Weil wir ein wenig auf den alten Wallach achten mussten, blieben Aaron und ich ein wenig zurück, während die anderen drei ihre Pferde ganz normal trainierten. In dieser Zeit verquatschten Aaron und ich uns, so dass wir viel zu spät am Hof ankamen, und es schon dunkel wurde. Da wir nichts riskieren wollten, beließen wir es für heute dabei und brachten alle Pferde weg.
      Am morgigen Tag waren alle ziemlich schlecht gelaunt. Sie hatten alle Muskelkater- verständlicherweise. Doch die Arbeit musste getan werden und wir waren fast fertig!
      Es fehlten nur noch: Skrudi, Vin, Hartmut, Letty, Ops, Snuff, Heart und Maracuja, die bald wieder zurück an Ofagwa gehen würde. Nichts desto trotz, trainierte ich sie mit.
      Wir mussten die Pferde zwar aufteilen, und mit Snuff, Heart und Cuja zu dritt gehen, doch es lohnte sich allemal.
      Am Ende des Tages waren alle Pferde in Distanz auf der Klasse A angelangt! Wir hatten zwar über einen Monat mit dem ganzen Training gebraucht, doch hauptsache wir konnten sie jetzt weiter fördern.

      Festspielkurs
      Februar 2016, by Gwen
      Gähnend trank ich meinen Milchkaffee aus und scheuchte dann auch Elisa vom Frühstückstisch hoch. „Los! An die Arbeit“, murmelte ich noch halb verschlafen und gemeinsam wanderten wir Richtung Haustür. Es war erst kurz nach sechs Uhr morgens, aber heute wollten die Teilnehmer des Festspielkurs‘ kommen und vorher war noch eine Menge zu erledigen. Zu aller Erst mussten wir die vier Boxen herrichten, das bedeutete auskehren, einstreuen, Lecksteine und Heunetze aufhängen. Als wir damit fertig waren, kümmerte sich Elisa darum, die vier eventuellen Gästezimmer herzurichten, während ich gemeinsam mit Joline in die Halle verschwand und dort die Grundlagen für die erste Einheit aufbauen wollte. Nachdem die Stangen und Hütchen an ihrem Platz waren, verließ ich zufrieden die Halle und gönnte mir noch eine kleine Pause, welche aber nicht sehr lange währte, denn bereits fuhr der erste Wagen samt Anhänger auf das Gestüt.
      Es handelte sich um Fynja. Ich nahm sie herzlich in Empfang und half ihr direkt beim Ausladen ihres Pferdes. Auf dem kurzen Weg zum Stall stellte sie mir begeistert ihre Paint Horse Stute Ensnare the Sun vor. Nachdem die Stute zufrieden in der großen Box stand, leitete ich Fynja weiter an Elisa, welche ihr das Gästezimmer zeigen würde, denn der nächste Gast war bereits auf dem Weg zum Parkplatz. Auch Alicia Grey begrüßte ich herzlich auf unserem Gestüt und es war schön, bekannte Gesichter wiederzusehen. Aus ihrem Anhänger dröhnte ein lautes Wiehern und jemand stapfte wütend auf. „Das ist typisch Rusdmo Remi“, erklärte Alicia seufzend und wir hatten zu tun, den übermütigen Fjordhengst heile aus dem Hänger zu bringen. Sowohl Alicia als auch ich waren froh, als er endlich sicher und wohlbehalten in seiner Box stand und ich Alicia ihr Zimmer zeigen konnte.
      Die anderen beiden Teilnehmerinnen ließen auf sich warten, aber Alessia hatte bereits geschrieben, dass sie im Stau stand und ich vermutete stark, dass es Verena nicht anders ging. Und ich sollte Recht behalten: Kurz vor 10 Uhr kamen die beiden fast zeitnah an, so dass ich Matthew aus dem Stall scheuchte, damit er Verena und ihren Wallach Gipsy übernahm, während ich Alessia begrüßte. Alessia hatte eine kleine, todschicke Shetlandponystute namens Nymeria mitgebracht und ich war schon sehr gespannt, mit ihr zu arbeiten.
      Als nun endlich alle Teilnehmer anwesend waren, verkündete ich, dass wir uns in einer halben Stunde unten im großen Saal treffen würden. Vorbildlich wie immer waren alle pünktlich und saßen bereits am Tisch, als ich eintrat. Ich begrüßte sie herzlich und sprach die üblichen einleitenden Worte, ehe ich nach Fragen fragte und direkt mit allerhand beworfen wurde. „Warum haben wir eigentlich ein eigenes Zimmer? Ich dachte der Kurs geht nur einen Tag?“ – „Wie sind die Einheiten aufgebaut und wie lange gehen sie in etwa?“ – „Haben wir die Möglichkeit, unsere Pferde vorher noch einmal auszulasten?“ – und und und …
      „Pause!“, rief ich grinsend und atmete kurz durch. „Also: Ihr habt ein Zimmer, weil ihr den ganzen Tag hier verbringen werdet und vielleicht auch eine Pausen machen möchtet oder eure Privatsphäre nutzen wollt. Um eure Pferde braucht ihr euch keine Gedanken zu machen. Alle Boxen haben einen großen Paddock, so dass die Vierbeiner genügend Bewegung bekommen und zum Ablaufplan kommen wir jetzt“, endete ich und drückte jedem Teilnehmer ein A4-Blatt in die Hand.
      So besprachen wir die kommende halbe Stunde den Ablauf des Tages und ich beantwortete noch zig Fragen. Für nur vier Teilnehmer waren sie wirklich gesprächig, aber das lag auch daran, dass alle vier nicht das erste Mal hier waren, sondern bereits schon öfter an WHT-Veranstaltungen von mir oder Elisa teilgenommen hatten. So wussten sie, dass sie guten Gewissens fragen konnte, ohne Angst vor einer doofen Antworte zu haben. „Gut! Um 12 treffen wir uns alle in der Halle, also macht‘ bitte eure Pferde vorher fertig. Wir werden erst einmal vom Boden aus arbeiten, also reicht eine Zäumung. Ich bevorzuge ja das Knotenhalfter, wem es aber mit Trense oder normalen Halfter lieber ist, kann auch das nutzen“, damit verabschiedete ich mich von den Teilnehmern fürs erste und huschte ins Büro, um alles für die erste Einheit vorzubereiten.

      Pünktlich um zwölf tummelten sich die vier Paare in der Halle. Sie waren alle etwas eher gekommen und auch ich war schon etwa dreiviertel da gewesen und hatte noch hier und da etwas aufgebaut. Das hatte jedoch lediglich dem Vorwand gedient, dass ich die Reiter und ihre Pferde beobachten wollte. Ich hatte in diesem Kurs ein sehr gemischtes Repertoire an Pferden, wobei schnell eines feststand: alle waren ängstlich und hegten gegenüber neuen Dingen kein sonderlich großes Vertrauen in ihre Besitzer, außer das Quarter von Verena.
      „Super Voraussetzungen“, murmelte ich leise und warf in Gedanken schon einmal einen Großteil meines Planes um, denn der hatte Pferden gegolten, die bereits weiter waren als die vier, die man hier nun sah. Mir blieb jedoch nichts anderes übrig, als auf meine Kunden einzugehen. Nun nützte es aber nichts und innerhalb von Sekunden baute sich vor meinem inneren Auge bereits der Grundriss eines neuen Plans auf.
      „So meine Lieben! Unsere erste Stunde soll eindeutig unter dem Motto der der L’s stehen: Love, Language und Leadership. Das sind drei Worte, bei welchem wir immer der Meinung sind, wir wüssten ihre Bedeutung und würde diese zu unserer Genugtuung auch erfüllen, aber wenn man sein Handeln wirklich einmal kritisch betrachtet, ist dem wirklich so?“, leitete ich meine Kunden in unser heutiges Thema ein und erklärte ihnen in etwa einer Viertelstunde die grundlegenden Regeln, nach welchen wir heute arbeiten würden.
      „Respektiert euer Pferd und es wird auch euch respektieren. Überfordert es nicht, sondern konzentriert euch wirklich darauf, aktiv Pausen einzusetzen. Mit Zwang erreicht man recht wenig, gebt eurem Pferd immer die Möglichkeit einer Wahl.“
      Da ich der Meinung war, bei Verena und Gipsy würde ich am ehesten etwas in der Form, wie ich es sehen wollte, zeigen können, begann ich mit ihnen. Die beiden besaßen ein inniges Verhältnis zueinander und man sah direkt, dass Gipsy seinem Menschen vertraute. Schon während des Beginns war er der einzige gewesen, der ruhig, mit einem angewinkelten Hinterbein, neben seiner Besitzerin gestanden hatte.
      Verena wusste, dass er nur mitarbeiten würde, wenn sie gemeinsam zusammen arbeiteten. Das hieß also auch, dass sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit widmete und ihn für voll nahm. Ich ließ die beiden einige Grundlagen der Bodenarbeit durchgehen: das einfache Führen, das Anhalten mit durchhängenden Seil, das Rückwärtsrichten, das Weichen. All das funktionierte bei beiden gut. Nur beim Rückwärtsrichten war Verena immer noch dazu verleitet, leicht am Seil zu zupfen.
      „Lass das Seil mal wirklich komplett locker durchhängen und konzentriere dich lediglich auf deine Körpersprache und ganz wichtig: keine Seitenblicke zu Gipsy“, meinte ich grinsend und ließ die beiden die Übungen noch einmal durchgehen und schon lief Gipsy viel eher und mit mehr Elan rückwärts. „Gut! Und diese Übungen möchte ich nun auch von euch anderen sehen und zwar mit möglichst wenig Ausübung von Druck“, das war leichter gesagt als getan und ich hatte schon jetzt alle Hände voll zu tun.
      Alessia und Nymeria hatten nicht viele Probleme, doch da lag es vor allem daran, dass Nymeria schlichtweg klein war. „Lass deiner Stute Raum für eigene Ideen! Nur weil sie klein ist, heißt das nicht, dass sie keine hat“, erklärte ich lächelnd, denn Nymeria war es anscheinend gewohnt, dass man sie sowieso hätte leicht zur Seite drücken können und reagierte dadurch natürlich sofort und zwanghaft. „Außerdem soll sie mit der Konzentration vollkommen bei dir sein und nicht irgendwo anders, aber das geht nur, wenn auch du ihr die volle Aufmerksamkeit schenkst“, erklärte ich. Das war auch der Grund, warum jetzt schon so vieles in der Halle stand. Ohne die ganze Ablenkung hätte es sicherlich besser geklappt, aber dann hätten die Pferde auch keine andere Wahl gehabt, als sich auf den Menschen zu konzentrieren – es gab ja nichts anderes.
      Mein größtes Sorgenkind heute war Remi. Zu Beginn hatte er permanent Kreise um Alicia gezogen und an Stillstehen war gar nicht zu denken und so sahen natürlich auch die Übungen aus. „Alicia! Bleib einfach fest auf deinem Punkt stehen, entspann dich, atmete tief ein und aus. Du musst der Ruhepol für Remi sein. Seine Schutzzone, in der er sich sicher fühlen kann. Das geht aber nur, wenn du dich selber wohl fühlst“, erklärte ich ihr ruhig und gemeinsam arbeiteten wir erst einmal an ihr. Diese Ruhe übertrug sich dann auch allmählich auf den aufgebrachten Remi, der anfangs noch fleißig seine Runden um Alicia drehte, dann aber langsam und sicher ruhiger wurde, als er merkte, dass sie nicht mehr die ganze Zeit versuchte ihn zu halten und mit Worten zu beruhigen. Es dauerte wirklich lange, aber dann kam endlich Ruhe und Entspannung in das Paar.
      In der Zwischenzeit war ich bei Fynja und Sun gewesen. Die Stute hatte eigentlich kein großes Problem, denn sie war nur ängstlich. Das große Problem lag darin, dass sie diese Angst in Aggressionen zeigte. Natürlich war Sun dieses ganze Tamtam in der Halle direkt zu viel und ich hatte sie bereits mehrmals steigen und bocken sehen. Auch bei Fynja bat ich darum, dass sie selber aufhörte, das Pferd so massiv mit ihren Gesten und Worten unter Druck zu setzen und stattdessen einfach selber zu entspannen und Sun dazu einzuladen. Bei den beiden dauerte es gar nicht so lange und Sun akzeptierte die neue Schutzzone und war sichtlich froh darüber, so dass auch sie die Übung bald ganz gut bewerkstelligen konnten.
      Mein Zeitplan war trotzdem über den Haufen geworfen, denn wir hatten eigentlich nur noch zehn Minuten, aber das ließ ich mir nicht anmerken. „Gut. Nachdem die Grundlagen klappen und die Pferde sehen, dass sie bei euch sicher sind, wollen wir einfach mal eine Runde durch die Halle drehen und ihnen die neuen Dinge zeigen“, erklärte ich und setzte mich in Bewegung, mein Kurs folgte mir im Entenmarsch. Wir liefen erst eine große Runde rundrum und gingen dann die einzelnen Hindernisse ab. Gipsy ließ ich ganz vorne laufen, da er doch recht entspannt war und Verena sofort folgte. Danach kam Nymeria, die anfangs zögerte, aber sobald sie sah, dass Gipsy keine Angst hatte, ihm brav hinterher lief. Das hatte zur Folge, dass auch Remi und Sun sich nach einiger Zeit trauten und die Hindernisse ohne schreckhaftes Zurückspringen oder ähnliches zu betrachten.
      Wir hatten ein wenig überzogen und dafür entschuldigte ich mich vielmals, aber die meisten schienen es nicht sonderlich schlimm zu finden. „Gut, ihr könnt eure Pferde jetzt erst einmal zurück in den Stall bringen. Dort steht euch auch Matthew mit Rat und Tat beiseite! Dann erst einmal eine kleine Pause. Danach geht es mit den Einzelstunden los: jeder eine halbe Stunde. Wir beginnen 14 Uhr mit Verena und Gipsy“, sprach ich die Abschlussworte, beantworte noch die ein oder andere Frage, ehe die Halle verlassen war, so dass ich mir auch erst mal einen Kaffee gönnen konnte.

      Verena hatte Gipsy bereits vorbildlich aufgewärmt mit leichten und lockeren Übungen und einigen Dehnungen. Die beiden waren auf jeden Fall keine Frischlinge mehr auf dem Gebiet und es freute mich, zumindest mit einem Paar wirklich an den Festspielen arbeiten zu können. Dementsprechend widmeten wir uns in der Einzelstunde nur kurz den aufgebauten Dingen, ehe wir uns daranmachten, die für Festspiele grundlegenden Dinge einzustudieren: Wichtig dafür waren zum einen, dass Verena auf dem Pferd „alles“ machen konnte, ohne das Gipsy auch nur Notiz davon nahm. Sie setzte sich verkehrtherum drauf, streckte sich, duckte sich, trug eine Fahne mit sich und und und. Dann ließ ich mir meinen Braunen Altair holen und wir übten das gemeinsame Nebeneinander- und Hintereinanderreiten. Gipsy durfte nie drängeln und sollte immer im Gleichschritt mit Altair bleiben. Das gelang uns beiden tatsächlich richtig gut und man spürte förmlich das Vetrauen, was auch Verena ihrem Wallach entgegen brachte und was diesen erst selbstbewusst machte. Leider war die halbe Stunde schneller rum als gewollt und schon stand Fynja mit Ensnare vor der Tür.
      Die Scheckstute war sichtlich aufgeregt, als sie dann alleine in der großen Halle mit all diesen gruseligen Dingen stand. Ich bat Fynja deswegen, Ensnare erst einmal frei laufen zu lassen. Sie sollte sich ruhig alles in Ruhe anschauen. Derweil erklärte ich Fynja erst einmal, was wir heute alles gemeinsam machen würden. Sie war sofort dabei und dann ging es daran, weiter das Vertrauen zu Ensnare aufzubauen. Erst führte Fynja sie und zeigte ihr erneut all die Dinge: Sie umrundeten Hütchen, gingen durch Tore und Flatterbänder. Dann stieg Fynja auf und ich führte die beiden erst einmal, ehe ich sie noch einmal alleine reiten ließ. Ensnare zuckte zwar immer noch häufig zusammen, aber wir wiederholten die Übungen so lange, bis Ensnare meistens entspannt wurde, weil sie die Prozedere bereits kannte. Auch mit den beiden hätte ich gerne noch länger gearbeitet, doch es wurde langsam Zeit für den nächsten Kandidaten. Ich ließ die beiden noch einmal in allen Gangarten einmal um die Halle reiten, damit Ensnare die Gegenstände in guter Erinnerung behielt und dann verließen sie mich auch schon und vor der Tür stand Alicia mit ihrem Remi.
      Mit den beiden hatte ich wesentlich mehr zu tun als mit den vorherigen. Remi war wirklich noch sehr scheu und auch nicht sonderlich begeistert von meiner Nähe oder meinen Berührungen, so dass ich den beiden oft nur von der Entfernung Tipps geben konnte. Erst einmal sollte Remi mehr Vertrauen in Alicia fassen und so arbeiteten wir die erste Viertelstunde vor allem daran, ehe es erst überhaupt in Richtung Festspiele gehen konnte. Als das Vertrauen allmählich da war, verlor Remi auch langsam seine Angst vor den gefährlichen Dingen die in der Halle standen und er wurde zunehmend mutiger. Auch mich akzeptierte er von Minute zu Minute immer mehr und ich war langsam gewollt. So konnte ich mitwirken und die beiden, als Alicia auf ihm saß, sogar ohne Probleme durch die Halle führen. Wir machten in der halben Stunde unglaubliche Fortschritte!
      Das letzte Paar war Alessia mit Nymeria. Auch bei den beiden festigte ich noch einmal die Vertrauensbasis durch einige Übungen aus der Bodenarbeit, damit Nymeria sah, dass sie Alessia in jeder Situation ihre Sicherheit anvertrauen konnte. Danach konnten wir loslegen, dass Nymeria alle besonderen Dinge in der Halle kennen und lieben lernte. Anfangs waren wir damit nicht sonderlich erfolgreich und hatten alle Hände voll zu tun, doch nach und nach wurde es immer besser und ich sah Alessia an, wie sehr sie sich selbst über die Fortschritte von Nymeria freute! So konnte ich auch die letzte Einzelstunde mit einem guten Gefühl beenden und traf die vier Paare noch einmal im Stall für ein gemeinsames Gespräch für das weitere Vorgehen. „18 Uhr treffen wir uns alle hier im Stall!“, mit den Worten gönnte ich allen eine einstündige Pause.
      Wieder frisch und hochmotiviert traf ich meine Kursleute dann im Kurs an und wartete dort schon mit Federn, bunten Schleifen und Handmalfarben auf sie. Der Großteil starrte mich entgeistert an, doch ich grinste nur. „Das hier ist ein Festspielkurs, also wollen wir jetzt zum Abschluss ein kleines Festspiel machen!“, meinte ich lachend und verteilte Kostüme für Pferd und Reiter. Die Reiter sollten sich als erstes Umziehen, damit die Pferde sie dann schon in ihrer neuen Kleidung während des Putzens kennenlernen konnten. Dann wurden die Pferde schick gemacht und herausgeputzt. Da die heutigen Kursteilnehmer nicht ganz meinem Ideal entsprachen, hatte ich unsere Parade zwar etwas abgewandelt, aber sie würde dennoch ihre Wirkung entfalten.
      In der Halle trafen wir uns. Dort hatte ich aus den gruseligen Dingen einen ordentlichen Parcours gestaltet, durch welchen wir jetzt marschieren würden. Ravi und ich waren als Indianer und sein Pferd verkleidet und würden die Gruppe anführen, danach sollte Verena kommen, dann Alicia, dann Alessia und zum Schluss Fynja. Ich gab ein Zeichen und meine kleine Schwester schaltete die Musik ein. Sie war nicht sonderlich laut, sondern gab einen entspannten Hintergrund her. Und so liefen wir mindestens zweimal durch die gesamte Halle. Am Anfang hatten sowohl Reiter als auch Pferde allerhand Bedenken, beim zweiten Mal sah das Ganze dann aber schon viel entspannter aus! Zufrieden lobte ich nach dem dritten und gerittenen Durchgang meinen Kurs und kündigte offiziell das Ende dieses Tages an. Alle würden noch ihre Pferde versorgen und dann zum Abendessen eilen, denn ich war bestimmt nicht die einzige mit einem Bärenhunger. Morgen in aller Frühe würden sich alle samt ihrer Pferde wieder auf den Heimweg machen. Der Kurs war also erfolgreich geschafft!

      Eine neue Auszubildende
      März 2015, by Veija
      Wiedermal durchstöberte ich das Internet nach Neuigkeiten, schließlich gab es jeden Tag Neues. Die Website meines Hofes war noch in Bearbeitung, aber meine E-Mail stand schon drin. Als ich Besagte nämlich checkte, war eine Anfrage für ein Praktikum und eine eventuelle Ausbildung als Pferdewirtin in Klassen Spezialreitweisen Western. Zunächst schmunzelte ich, ehe ich der jungen Frau zurückschrieb, dass sie gerne einmal vorbeikommen könnte, um sich unseren Hof anzuschauen. Sie solle mir nur schreiben, wann sie Zeit hätte. Ich schickte die Mail ab und ging in den Stall, um die ersten Boxen zu misten und die Pferde auf die Koppel zu bringen.
      Für das Mittagessen ging ich wieder ins Haus und checkte die Mails. Tatsächlich war eine Antwort von der jungen Frau Namens Aliena da. Sie hatte heute Zeit und wollte kommen, falls es passen würde. Ich schreib ihr zurück, dass sie kommen könnte, sobald es ging.
      Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Ich schickte Caleb vor, der mit einer jungen Frau mit roten, gelockten Haaren in die Küche kam, die sich als Aliena- was man übrigens Ali-ena ausprach, vorstellte. Wir quatschten eine Weile, ehe wir in den Stall gingen. Sie hatte mir erzählt, dass sie einige Jahre geritten wäre, aber leider durch viele Umzüge seit 2 Jahren nicht mehr auf dem Pferd gesessen hätte. Nun ist sie in die Nähe unserer Ranch gezogen, weshalb sie einfach ihr Glück versuchen wollte- und da wir keine Reitstunden anbieten würden, wollte sie es über ein Praktikum versuchen. Lächelnd ging ich auf Gipsys Box zu, der uns neugierig seine Nase entgegenstreckte und leise brummelte. "Good boy", sagte ich lächelnd und gab ihm ein Stück Möhre. "Das ist Gipsy, mein liebstes Pferd neben Bella. Ihn darf eigentlich keiner reiten, aber mit ihm kann ich sofort testen, was du kannst. Halfter ihn auf, bind ihn hier vorne an und putz ihn, dann kannst du Caleb bescheid sagen, er mistet hier die Boxen", erklärte ich Aliena lächelnd und verschwand dann in die Sattelkammer, um ihr das Putzzeug für den Wallach zu holen. Als ich zurückkam war Caleb sie am Ärgern und versuchte, sie nervös zu machen. "Caleb..", sagte ich mit Nachdruck und schüttelte den Kopf. Dann ging ich zu Steel Heart und Snuff, um sie beide auf die Koppel zu bringen. Als ich zurückkam, wollte Caleb mich gerade holen kommen. "Okay, warte kurz", sagte ich zu Aliena und ging eine Longe und eine Peitsche holen. Die Longe klickte ich ins Halfter und nahm Gipsy und Aliena mit in die Halle. Zu erst ging ich mit Gipsy alleine in die Mitte, da er doch sehr nervös war. Er konnte fremde Menschen nicht so gut ab, wie vielleicht andere Pferde von mir. Lächelnd schickte ich ihn von mir weg und erklärte der Frau, wie sie mit den Stimmkommandos umgehen sollte. Sie bejahte alles und übernahm Gipsy schließlich. Schon beim Wegschicken merkte ich, dass Aliena wusste was sie tat, Gipsy sie aber gleich von vorne bis hinten verarschen würde, weil sie nicht konsequent genug war. So kam es dann auch, wie ich befürchtet hatte. Beim angaloppieren schmiss der Wallach den Kopf in die Luft und stoppte, ehe er sich nach innen drehte und Aliena bedeppert ansah. Diese wusste jedoch sofort was sie tun musste, machte dem Wallach Druck und gab energisch Küsschen. Gipsy nahm nun den Kopf runter, buckelte einmal und hoppelte etwas unbeholfen im Galopp im Kreis, ehe er wieder normal galoppierte. "Gut gemacht!", lobte ich Aliena und lies sie die Seite wechseln. Erneut verarschte der junge Wallach sie nach Strich und Faden, doch die Frau wusste immer, was sie tun musste. Ich lächelte aussagekräftig und begrüßte sie schonmal halb im Team. Wenn sie nun genauso gut reiten konnte, dann würde ich ihr eine Ausbildungsstelle anbieten. "Okay, gut, halt ihn an und lob ihn, gehen wir ihn satteln", sagte ich dann und blickte in ein ungläubiges Gesicht. "Ich.. darf dein Pferd reiten?", fragte sie mich sichtlich verwirrt und klopfte dem Wallach zögernd den Hals. "Ja, einmal", sagte ich knapp mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Mit Gipsy bewafften gingen wir in den Stall, wo ich ihr satteln half, da Gipsy seit kurzem auch Vorderzeug und einen zweiten Sattelgurt hatte, weil ich ihn bald als Track-Pony für meine Vollblüter holen wollte. Damit er sich schonmal an den Ausrüstungszusatz gewöhnte, hatte ich ihn die letzten Tage auch damit geritten.
      Fertig gesattelt gingen wir wieder in die Halle, wo sie sich sofort raufsetzte. Gott sei Dank hatte ich das normale Bit drin und nicht die Kandarre, weil Aliena schrecklich an den Zügeln zerrte und meinen Kleinen ziemlich verwirrte. "Gipsy, whoa", sagte ich und Aliena gewandt: "Stillsitzen, Zügel durchhängen lassen." Sofort stand Gipsy still und zückte nervös mit den Ohren. Immer wieder schaute er, was ich da gerade in der Halle trieb. Was ich trieb? Ich baute einen kleinen Parcours aus Trab- und Galoppstangen auf, einen kleinen Slalom und ein Tor. "Das hier wird sozusagen deine Prüfung", pflichtete ich Aliena bei und klopfte Gipsys Kruppe, als ich wieder bei den Beiden war. "Aber reit ihn erstmal ein paar Runden im Schritt und Trab, dann sehen wir weiter", erklärte ich ihr nun lächelnd. "Du darfst gerne alle Bahnfiguren reiten, die dir einfallen, damit ihm nicht langweilig wird, aber galoppier noch nicht.", befahl ich ihr dann und schwang mich auf die Bande, wo ich mich schlussendlich drausetzte, um den Beiden zuzuschauen. Aliena machte ihren Job ganz gut, sodass ich sie über die Trabstangen schickte. Gipsy zögerte zwar kurz, lief dann aber zielsicher über die Stangen, so dass sie auch die Galoppstangen probierten. Hier brauchten sie wesentlich mehr Versuche, bis Gipsy sicher über die Stangen lief, doch auch das meisterten die zwei. Das Tor schafften sie auch in Windeseile.. Beim Slalom hatten sie ein paar Probleme, doch mit genügend Ruhe und Zeit schafften sie ihn im langsamen Galopp. Lächelnd stellte ich Aliena nun vor ihre letzte Aufgabe. Sie sollte mir Spins links und rechtsrum zeigen, ebenso einen Stop mit anschließendem Back Up. Erschöpft schaute sie mich an, und auch Gipsy schien ein wenig erschöpft. "Na gut, einen Spin, such dir die Seite aus", erklärte ich dann lächelnd und sah zu, wie sie die Hilfen zum Spin gab. Gipsy schien wegen des Vorderzeugs sichtlich verwirrt, weshalb ich ein wenig nachhalf und leise schnalzte. Kurz zuckte der Wallach mit den Ohren und schaute zu mir rüber, ehe er etwas sicherer lief. Natürlich, wie sollte es anders sein, kam Caleb genau in diesem Moment in die Halle und gesellte sich zu mir auf die Bande. "Looks.. great. MayB.", sagte er und sah mich schmunzelnd an. Ich wusste nicht was mit Caleb war, dass er alle so nervös machte. Aber kaum war er da, klappte gar nichts mehr. "Ist gut Aliena, reit ihn trocken und bring ihn in den Stall. Sattel ihn ab, schau nach den Hufen, leg ihm seine Decke auf die an der Box hängt und stell ihn in die Box. Wenn du fertig bist, kommst du in die Küche im Haus, ja?", fragte ich sie lächelnd und zupfte dann an Calebs Pulli, damit er mit in die Küche kam.
      "Also... ", sagte ich als wir in die Küche kamen und hatte sofort die Aufmerksamkeit von Aaron und Alexis. "Ihr habt Aliena zwar nicht reiten sehen, aber ich schon. Caleb auch ein wenig, nur hat er sie mehr durcheinander gebracht als geholfen", erklärte ich grinsend und knuffte ihn in die Seite. "Should she get the chance to learn here?", fragte ich Caleb und er nickte nur. "Was meint ihr zwei?", fragte ich Aaron und Alexis, nachdem ich Calebs nicken zur Kenntnis genommen hatte. "Ich hab nichts dagegen..", sagte Aaron und wir schauten alle zu Alexis: "Hey Leute, ich hab hier eh nicht viel zu sagen, aber eine zweite Person, die mit mir in die Berufschule muss, ist doch was Gutes!" Gerade als sie zu Ende gesprochen hatte, kam Aliena in die Küche. "Alles erledigt", sagte sie sichtlich nervös. "Um dir mal dein neues Team vorzustellen...", sagte ich lächelnd, doch weiter kam ich gar nicht. Sichtlich erfreut fiel die junge Aliena mir um den Hals. "Danke..", flüsterte sie und schüttelte den anderen die Hand. Seufzend sah ich zu Caleb. "Also das ist Caleb O'Dell. Er ist Stallbursche und Trainer im Westernreiten.", ich wandte mich an Aaron: "Das ist Aaron Felhorn. Er trainiert fleißig, um mal Trainer zu werden. Zudem ist er auch Stallbursche.", nun war die letzte Aleixs: "Das ist Alexis O'Connor, meine Cousine. Sie ist Auszubildende als Pferdewirtin für Haltung und Zucht. Da wir zur Zeit einige neue Fohlen haben passt das ganz gut.", sagte ich. "Und wie du bestimmt schon weißt, gehört mir die Ranch. Verena O'Connor, freut mich", sprach ich und schüttelte ihre Hand. "Aliena O'Dell.", sagte sie leise und schaute kurz zu Caleb, der nun hellhörig geworden schien. "Ich regle noch den Papierkram und melde mich bei dir.", erklärte ich ihr noch kurz."Danke, hat mich gefreut", sagte die Kleine. "Auf Wiedersehen.", war ihr letztes Wort, ehe sie sich mit einem Grinsen im Gesicht umdrehte und zu ihrem Auto ging. "Good choice.", flüsterte Caleb. "Really." Seufzend schaute er mich an, doch ich konnte nicht mehr fragen, was er damit gemeint hatte. Es klang nämlich sehr nach Ironie. Waren die zwei verwandt? Kopfschüttelnd wandte ich mich an Alexis und Aaron. "Habt ihr nichts zu tun?", waren meine letzten Worte, ehe ich in den Stall zu Gipsy ging, mich in seine Box setzte und ihm beim Fressen zusah.

      Reining LK 3 auf LK 2
      März 2015, by Veija
      "Na mein Großer?", begrüßte ich meinen wunderschönen Wallach, so wie ich ihn jeden Morgen begrüßte- und wie jeden Morgen streckte er seinen Kopf aus der Box und brummelte mich leise an. "Ja doch, du kommst gleich raus", sagte ich zu ihm und holte ihn aus der Box. Dort band ich ihn an, nahm ihm die Decke ab und putzte ihn gründlich, ehe ich ihn sattelte und wir in die Halle gingen, wo ich mich nach dem nachgurten in den Sattel setzte.
      Ich wärmte ihn gründlich auf beiden Händen in allen Gangarten auf, ehe es ans richtige Training ging: zu erst waren die Spins dran, die es zu verfeinern galt. Dann der Sliding Stop, Back Up und Roll Backs. Bei allem schickte sich Gipsy sehr gut, ehe es an die Galoppzirkel ging. Ständig sprang der Wallach falsch an und ich hatte alle Mühe, ihn umspringen zu lassen, ohne vom Kurs abzukommen. Doch nach etwa zwei Stunden waren wir beide fix und fertig, weshalb ich es für heute gut sein lies.
      In den nächsten Tagen trainierten wir noch ein paar Stunden, ehe ich mit gutem Gewissen sagen konnte, dass der Wallach nun in der LK 2 laufen konnte.

      Darling
      April 2015, by Veija
      Schon früh am Morgen waren meine Mitarbeiter und ich auf den Beinen. Schließlich stand heute eine Art "Frühlingsputz" an, in dem wir alle Pferde bewegen wollten und ihnen ein wenig Aufmerksamkeit zukommen lassen.
      Wir begannen im Stutentrakt, wo Caleb, Aaron, Alexis, Aliena und ich nacheinander Bella, Princess, Devil Rosy, Amarula, Shadow, Summer und Like Honey and Milk in die Führanlage brachten, ehe wir uns um die Boxen kümmerten. Nach einer halben Stunde waren diese wieder sauber, so dass wir in jede Box einen Sack "Streupellets" schütteten, ehe wir die Heunetze auffüllten, das Wasser kontrollierten und jedem Pferd seine Ration Kraftfutter dosierten. Dann kamen die 8 Pferde wieder rein. An eine Pause war jedoch nicht zu denken, da wir nun Angelic Desolation, Bailey, Goddess, Croatoan, Sheza, Crow, Grace & Pluie in die Führanlage brachten, ehe wir auch deren Boxen ausmisteten. Raised from Hell und Annie blieben im Stall. Annie sollte sich noch ein wenig einleben, bevor es an die Arbeit ging. Raised from Hell bekamen wir nur mit Mühe ausgemistet, da sie noch nicht wirklich händelbar war. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Sie war wohl ein Pferd, dass man brechen musste, um mit ihr arbeiten zu können. Caleb und ich würden uns in der nächsten Zeit wohl mit ihr beschäftigen müssen... Nun kamen die 8 wieder rein und stürzten sich auf ihr Kraftfutter.
      Weiter ging es zu den Hengsten. Gen, Spooky, Funky, Ali, Winny, Blue, Flint und Pathy kamen ebenfalls in die Führanlage. Siku stellten wir in den Round Pen, Sol kam kurz auf die Koppel. Zues stand noch immer in Penals eingezwängt auf einem Stück der Koppel, weshalb wir ihn nicht ausmisten mussten. Erneut waren wir nach einer guten halben Stunde fertig, so dass alle Pferde wieder in ihre Boxen zurück konnten- ganz zum Leidwesen von Sol, dem das bisschen Gras, was zur Zeit auf der Wiese war, sichtlich schmeckte.
      Weiter ging es zu den Vollblütern, wo wir in den letzten Tagen zwei Neuzugänge bekommen hatten.
      Erneut brachten wir die Pferde in die Führanlage. So waren Hell, Nova, Jagger, Faster, Abby, Zucker, Manni und April innerhalb 5 Minuten in Bewegung. Faster stellten wir in den Round Pen, da wir ihn nicht gerne mit den Stuten zusammenliesen. Nach etwa einer halben Stunde waren wir soweit fertig, dass die Pferde wieder reinkonnten.
      Es war fast geschafft, denn es fehlten nur noch 2 Stallteile. Nun waren wir also bei den Sportpferden angelangt: Gipsy kam auf die Koppel, Skrudi, Vin, Haengur und Glaeta kamen zusammen mit Ops, Oca, Snuff und Heart in die Führanlage. Emilio, Antrax, Maracuja, Callus und Kunis stellte ich auf verschiedene Koppeln. Für die Pferde viel zu schnell waren wir fertig mit der Arbeit, denn sie wollten liebend gerne noch weiter grasen. Doch alles fanden wieder ihren Platz in ihren Boxen.
      Nun gingen wir zu den Jungpferden in den großen Offenstall. Lächelnd begrüßten wir Lil, Holly, Action, King, Enjoy, Striga, Gulrót, Peppy, Dawn, Wildfire, Harley, Charly, Secret, Wusel, Náttdís, Aquila, Nucu und Nani. Wir verbannten alle Fohlen aus dem überdachten Bereich des Stalls, so dass wir in Ruhe ausmisten konnten. Aliena und Alexis gingen zudem noch über die Koppel und äfpelten diese ab. Als wie fertig waren, konnten die Fohlen und Jungpferde wieder unter den überdachten Teil. Es fing nun ziemlich stark an zu regnen, weshalb alle unter Dach wollten. Natürlich spielte Wildfire wieder mit dem Stroh und schmiss alles durch den Stall. Lachend schauten wir den Tieren zu, ehe wir überlegten, ihnen beim nächsten Misten auch Pellets zu geben. Doch uns war es lieber, die Fohlen schliefen im warmen Stroh.
      Wieder im Hauptstall angekommen, zog mich Caleb zur Seite. "So... something changed", sagte er unerwartet zu mir und ich merkte, wie mein Herz in meiner Brust hämmerte. "Something changed?", fragte ich ihn. "Yes, darling", sagte er in seinem charmanten Ton. In letzter Zeit hatte er mich immer öfter darling genannt, ohne dass er mir wirklich aufgefallen war- naja, jetzt viel es mir auf. "I'm sorry..", sagte er noch leise, ehe er seine Lippen auf die Meinen presste. Völlig verwirrt reagierte ich einfach gar nicht und stand stocksteif vor ihm, ehe ich den Kuss leicht erwiderte. Viel zu plötzlich löste er sich von mir und verschwand einfach in der regnerischen Nacht. "Wow..", sagte ich leise und strich mir über die Lippen, bevor ich ein unterdrücktes Lachen hörte. Aaron hatte uns gesehen. "Na was der Kerl vorhat...", sagte er unschuldig und zuckte mit den Schultern. Natürlich wusste er über Calebs Vorhaben bescheid, doch er wollte mir nichts verraten. Verwirrt ging dann also zurück ins Haus, wo ich mich nach dem Duschen sofort ins Bett legte.

      Thunderstorm? Are you kidding?!
      Juni 2015, by Veija
      Benommen schaute ich auf die Uhr. Schon 12? Draußen krachte es einmal laut, was mich zusammenfahren lies. Der Wetterbericht hatte doch Recht behalten. Es schüttete wie aus Eimern und immer wieder zuckten Blitze vom Himmel, gefolgt von einem höllischen Lärm. Ich stand auf und blickte nach draußen. Ich konnte meinen Augen kaum trauen! Da standen meine Pferde, im Gewitter!
      Sofort war ich hellwach und zog mich mehr schlecht als Recht an, ehe ich nach unten stürmte und meine Mitarbeiter zusammenrief: "WER von euch hat die Pferde raus gestellt?!", fragte ich die vier doch keiner wollte mir antworten. "Leute, Regenjacken an und ab! Guckt dass die alle zurück in den Stall kommen!", fauchte ich sie an und zog mir ebenfalls meine Regenjacke an, ehe ich zu den Zuchtstallungen stürmte. Bella, Amarula, Grace und Nova bekam ich alle zusammen in den Stall, ehe mir Brother, Spooky und Funky schnappte und sie in den Stall brachte. Eigentlich musste ich die Pferde nur von ihren Paddocks in den Stall scheuchen, doch das war leichter gesagt, als getan. Schließlich sahen alle Boxen aus wie Sau, weil sich noch niemand erbarmt hatte, diese zu misten. Kurz seufzte ich. Also musste ich nachher ran.
      Nun ging es weiter zu den Vollblütern. Hell, Jagger, Faster, Augen auf, Zucker und Wild Reflex waren von der Koppel schon wieder in ihrem Stall. Lamperd, Nyanda, Sacramento, Scoubidou, Seattle Slew, Pria und Horror brachten Caleb und ich noch zusammen in ihre Stallungen. Auch die beiden Stalltrakte der Vollblüter waren noch nicht gemacht. Seufzend verdrehte ich die Augen und machte mich nun mit Caleb und Aaron im Schlepptau auf zum Trainingsstall. Zum Glück hatten Aliena und Alexis schon fast die Hälfte der Pferde im Stall! So befanden sich Genuine, Gipsy, Lil Princess, Skrudi, Wimpy, Cherokee, What Lies Ahead, Gun and Slide, Moon, Summertime, Dawn of Hope, Emilio. Like Honey and Milk, Flintstone, Sympathy for the Devil, Goddess, Sheza, Sweety und Siku schon im Stall. So holten wir zu fünft noch Náttdís, Eldrian, Solitary, Pluie, Cauldron, Annie, Silver, Blue Gun, Possible Pasts, Smoking Chex, King Gun, Sue und Ravi in den Stall. Auch ihre Boxen mussten alle noch gemacht werden, doch zunächst gingen wir zu den Jungpferden am Offenstall.
      Crescent Wolf, Crow, Holly, Harley, Ocarina, Raised from Hell, Lena, Striga, Aquila und Peppy Ann kamen in den Offenstall für die Stuten, dessen Stalltür ich schließen konnte, damit die Pferde für den Tag drin blieben. Zues musste leider in seinem provisorischen Paddock bleiben, so Leid es mir tat. Wildfire, Omira, Kunis und Gunna Whiz kamen in ihren Offenstall, wo ich ebenfalls die Tür schloss. Seufzend trug ich nun jedem auf, welche Pferde er zu misten und zu füttern hatte.
      Also ging ich in den Zuchtstall und kümmerte mich um die dortigen Pferde. Im Moment erwartete keines der Tiere Nachwuchs, was auch nicht so schlecht war, denn ich war ja gerade erst dabei, eine Zucht aufzubauen. Da konnten die Tiere ruhig noch ihr Leben genießen, fernab vom täglichen Training. Eigentlich hatten es die Zuchtpferde und die Jungpferde bei mir am Besten. Sie konnten den ganzen Tag fressen und ihr Leben genießen.
      Kurz lachte ich, ehe ich kopfschüttelnd den Stall verlies. Ich war schon fertig und bereitete nun das Mittagessen vor, was wir um geschlagene 17 Uhr essen würden. Tja, die Pferde gingen eben vor.

      Destiny
      Juli 2015, by Veija
      Langsam reckte ich mich in meinem Bett, ehe ich mich dann doch begannte und aufstand. Nach einer kurzen Dusche, die mal wieder sinnlos war, da ich in einer Stunde wieder nach Pferd riechen würde, zog ich mir eine Jeans und ein kurzes, kariertes Hemd an. Natürlich durfte mein Hut nicht fehlen, wobei ich heute einen schwarzen anzog. Meine Haare band ich davor noch zu einem tiefen Zopf, ehe ich in meine Boots schlüpfte und nach unten an den Frühstückstisch ging, den Aaron freundlicherweise schon gedeckt hatte. "Danke", sagte ich zu ihm, ehe ich mich an den ansonsten leeren Tisch setzte. "Wo ist der Rest?", fragte ich ihn dann, worauf er nur mit einem schulterzucken antwortete. Auch gut, dachte ich mir und schmierte mir mein Brot, ehe ich die neuste Post checkte, die seit neustens Nachts mit der Zeitung kam. Es war mir ganz recht, da ich Post sowie Zeitung dann schon am Frühstückstisch lesen konnte, allerdings tat mir der Postbote leid, da es nachts doch ein wenig ungemütlich hier draußen wurde- besonders im Winter.
      In letzter Zeit bekam ich vermehrt Bewerbungen zu Praktikas oder Ausbildungen, ja auch Jobanfragen! "Eigentlich könnten wir hier noch Unterstützung gebrauchen, oder Aaron? Besonders wenn wir bald auf das neue Gestüt ziehen.", sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm, ehe ich ein Räuspern in der Tür vernahm. Da stand ein fremder junger Mann in Jeans und Karohemd, der bestohlen zu Boden sah. "Ja, bitte?", fragte ich ihn, ehe ich einen Blick hinter ihn warf. Dort stand Caleb und schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Mein Auto ist hier in der Nähe liegen geblieben, ich habe eine kleinen Isländerhengst dabei und wir wussten nicht wohin, leider habe ich hier mit meinem Handy keinen Empfang", erklärte er mir kleinlaut, ehe ich einen Blick mit Caleb tauschte und ihm zunickte. Das hieß, dass der Fremde wohl keine bösen Absichten vorhatte und ich mit Aaron zusammen wohl mit ihm klarkommen würde. "Wo ist dein Pferd denn?", fragte ich ihn dann, ehe ich ein fremdes Wiehren hörte und nach draußen sah, wo ich einen kleinen Red Dun farbenen Isländerhengst sah, der wie verrückt um Alexis herumtänzelte.
      "Gut, lass uns mal nach deinem Pferd schauen", sagte ich und stand auf. Er wollte zwar protestieren, ich stahl mich jedoch einfach an ihm vorbei und ging zu dem Hengst der sich panisch umsah. "Whoaaaa", sagte ich leise und beruhigend zu dem Tier und nahm ihn Alexis aus der Hand, ehe wir auf den Stall zugingen. "Ich stelle ihn gerade in eine Box, abseits meiner Pferde, dann kann er sich ein wenig beruhigen, ehe wir den Wagen holen und zu deinem Auto fahren, okay?", fragte ich ihn und wartete die Antwort nicht ab, vernahm jedoch aus dem Augenwinkel ein kurzes Nicken.
      "Wie heißt er denn?", fragte ich ihn beiläufig und nickte dann. "Dynur, ein schöner Name", erwiderte ich dann, ehe Caleb schon mit dem Pick Up auf dem Hof stand, in den der Fremde und ich einstiegen. "Wie heißt du eigentlich?", kam es mir dann in den Sinn, ehe ich einen Blick über die Schulter zu dem Mann warf, der auf der Rückbank des Pick Ups Platz genommen hatte. "Riley", sagte der junge Mann leise. "Riley Fortin." "Ein schöner Name.."murmelte ich noch, ehe auch ich mich vorstellte. "Ich bin Verena O'Connor und der Herr hier neben mit ist Caleb O'Dell."
      Nun waren wir auch an seinem Auto angekommen, welches sich Caleb sofort anschaute. In dieser Zeit unterhielt ich mich weiterhin mit Riley, da Caleb ihm unmissverständlich erklärt hatte, dass er niemanden brauchte, der ihm über die Schulter schaute. "Nimm's ihm nicht krumm, er ist eben so", erklärte ich ihm schulterzuckend, worauf hin er mich nur fragend ansah. "Wo wolltest du eigentlich hin?", fragte ich ihn dann. "Ach.. ich fahre ein wenig durch die Gegend, immer auf der Suche nach einem Job", antwortete er mir und Caleb blickte kurz mit einer hochgezogenern Augenbraue zu mir, ehe er sich die Hände an seiner Hose abklopfte und zu uns kam."Der hier fährt nirgendwo mehr hin, der Motor ist hin", erklärte er Riley, der die Hände über dem Kopf zusammenschlug. "Und jetzt?", murmelte er eher zu sich selbst als zu uns, dennoch beantwortete ich seine Frage für ihn: "Da du ja ein Pferd hast, wirst du ja wohl reiten können. Wie wärs wenn du ein paar Tage bei uns bleibst und im Stall bei den Pferden hilfst, dafür brauchst du nichts zu bezahlen?", fragte ich ihn und er nickte dankend. "Gut, lass uns zurückfahren, wir rufen einen Abschleppdienst."
      Eine gute Stunde später waren wir samt seinem Auto und Hänger auf der Ranch. Riley ging natürlich sofort zu seinem Hensgt, der sich grummelnd an ihn schmiegte.
      Ich räusperte mich kurz. "Nichts da, an die Arbeit junger Mann!", sagte ich lachend und ging mit ihm zum Offenstall, wo die Jungpferde standen. Wir hatten vorher noch Kraftfutter gemischt, welches wir in die Futterraufen im Stall schütteten. Außerdem standen verteilt auf den Koppeln Eimer, damit auch die rangniedrigeren Pferde Energie bekamen. Viele verteufelten ja das Kraftfutter bei Jungpferden, da es nur in den Kopf gehen solle, doch ich war ein totaler Befürworter. Man sah es den Tieren an, dass sie allmählich immer kräftiger wurden.
      Zunächst ließ sich kein Pferd blicken, ehe ich laut nach ihnen rief.Zu erst kamen Crescent Wolf, Magnificient Crow und Natsu's Little Harley. DIcht dahinter Miss Holly Golightly und Snapper Little Lena, wobei diese nie bei der Gruppe waren sondern immer den Eimer nahmen, der am weitesten vom Stall weg war.
      Ocarina of Time kam auch noch zum Stall, während Raised from Hell nie zum Fressen kam. Das würde noch lustig werden mit der Stute, dachte ich mir seufzend und betrachtete Striga und Princess Peppy Ann, die sich immer mehr angefreundet hatten in letzter Zeit. Auch Aquila T Mistery und Bella'S Dun Gotta Gun standen immer zusammen und hielten sich auch ein wenig vom Stall weg, da sie zusammen mit Gunna Whiz die jüngsten Vertreter waren.
      Bei den Stuten fertig ging es zu den Hengsten. Wildfire kam sofort auf uns zugerannt und wollte seine Streicheleinheiten abholen, die Riley ihm auch gab. Kunis kam auch sofort zu uns, während Lil Nucu Omira sich ein wenig Zeit ließ, dann aber auch zu uns kam. Zues bekam kein Kraftfutter, der hatte genug Energie und zeigte sie uns jedes Mal aufs Neue, wenn wir zu ihm gingen. "Was ist denn mit dem passiert?", wollte Riley wissen. "Ich habe ihn vom Schlachter aus schlechter Haltung geholt, wurde leider viel zu früh von der Mutter getrennt und war immer Rangniedrigster. Aufgrund seiner Farbe, da ich ja auch auf Farbe züchte, konnte ich den Hengst nicht stehen lassen. Mal schauen, was aus ihm wird", erklärte ich ihm, ehe wir zu den Vollblütern gingen.
      Die Pferde waren auch aufgeteilt nach Stuten und Hengsten und standen bei dem schönen Wetter alle auf der Koppel. Die übliche Bande, also Drag me to Hell, I've got the moves like Jagger, Faster, Augen auf ich komme, Zuckerschock und Wild Reflex, kamen sofort angelaufen, als sie uns mit den Eimern sahen. Rasch waren sie im Stall am Trog, um die ersten zu sein, die etwas zu fressen bekommen. Nyanda, Praimos Ruffia Kincsem, My lovely Horror Kid und Deadly Ambition ließen sich deutlich mehr Zeit, ehe sie doch langsam in den Stall kamen. Gott sei Dank vertrugen sie sich alle super gut, weshalb es be ihnen nie Kämpfe oder ähnliches gab.
      Bei den Hengsten waren Firewalker und Lamperd recht schnell bei uns, ehe nach und nach Sacramento, Scoubidou und Seattle Slew kamen, die sich wohl nich nicht so wohl bei mir fühlten- leider. Nun schauten wir in der Zuchtstallung vorbei, wo alle Pferde auf ihren Paddocks standen. Lächelnd bekamen Bella Dun Del Cielo. Spooks Gotta Gun, Supernova, Funky Powerbabe, Amarula van Helsing, Goodbye Graceful, Hollywood's Silver Dream, Soul Sisters Brother of Time und Stormbringer, meiner neusten Ergänzung der bunten Truppe, ihr Futter. Im Trainingsstall trafen wir kein Pferd an, da diese alle auf der Koppel standen und sich den Bauch vollschlugen.
      Je nach Training bekamen dann Genuine Lil Cut, Cielos Double Dun It, Lil Princess Gun, Skrúður
      Wimpys Little Devil, Cherokee Rose, What Lies Ahead, Gun and Slide, Dancing Moonrise Shadow, Lovely Summertime, Crusing's Dawn of Hope, Emilio, Like Honey and Milk, Flintstone, Sympathy for the Devil, Comeback of a fallen Goddess, Sheza bat Cat, My sweet little Secret, Siku, Náttdís, Eldiran Antrax, Solitary, Marly's Pluie, Cauldron of Renascence, Annie get your Gun, My Blue Gun, Your possible Pasts, Hot Smoking Chex, Hollywood's King Gun, Black Sue Dun It, Ravi, Blazing Flame, Snuff, HGT's Enjoy Nature, Ahyoka und schließlich die zwei neusten Woodstock Lady und Call of Pripyat ihr Futter. "Fertig", sagte ich und sah auf die Uhr. Ich war um 6 aufgestanden, um 18 Uhr waren wir jetzt fertig mit den Pferden. "Ach Dynur fehlt noch, oder?", fragte ich ihn und ging wieder in die Futterkammer, wo wir das Futter für den jungen Hengst vorbereiteten, dem Riley es dann auch gleich brachte.
      Nun gingen wir rein und setzten uns an den Küchentisch, wo meine anderen Mitarbeiter schon etwas gekocht hatten. Zusammen aßen wir zu Abend, ehe wir ins Büro gingen und ein wenig Papierkram regelten. "Ab sofort bist du auf Zeit hier eingestellt, Riley. So wie du heute mit den Pferden umgegangen bist, kannst du auch gerne länger bleiben, da wir hier dringend neue Unterstützung gebrauchen könnten!", erklärte ich ihm doch er nickte dankend ab. "Ich bleibe erstmal diesen Monat, dann können wir ja weiter sehen", erklärte er lächelnd, drückte mir die Hand und verließ mein Büro.
      Nach einem Blick auf den Kalender stockte mir fast der Atem. Morgen würden Catalina und Clarence kommen!
      Schnell schlich ich mich also ins Bett, um morgen ausgeruht früh aufzustehen.
    • Veija
      Galopprennen E auf A
      Juli 2015, by Veija
      Nachdem sich Massacre Boy ein wenig bei uns eingelegt hatte, war es auch an der Zeit, dass er mit ins Training kam. Lächelnd sattelte ich den jungen Hengst und ritt ihn ein wenig auf dem Platz warm, ehe es zur Rennbahn ging. Ich hatte mir Aaron geschnappt, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Er half mir auch Boy in die Startbox zu bekommen, was länger dauerte als gedacht. Er schien wohl panische Angst davor zu haben, weshalb Aaron sich Gipsy holen ging- er war mit der Einzige, der den Wallach reiten durfte, und ihn neben Massacre in die Box stellte. Dieser schien sich sofort mit dem Wallach anzufreunden und ging nun etwas zögernd in die Startbox. Ich lobte ihn für sein Verhalten und als die Türen sich öffneten, sah ich Gipsy auch nach vorne preschen. Aaron, der nicht damit gerechnet hatte, hielt sich krampfhaft am Sattelhorn fest, damit er nicht im hohen Bogen vom Pferd fiel. Lachend schüttelte ich den Kopf. Gipsy hatte schon so oft Trackpony bei den Rennen gespielt, da wollte er wohl auch einmal eines mitlaufen. Leider konnte er natürlich nicht gegen das Englische Vollblut mithalten, so dass wir bestimmt 20 Pferdelängen vor ihm und Aaron ins Ziel preschten. "Er ist einfach losgerannt!", sagte Aaron atemlos, als er neben mich geritten kam. "Kein Problem Aaron, wenigstens bist du nicht runtergeflogen!", sagte ich scherzend und stieg dann ab. Aaron tata es mir gleich und so brachten wir die Pferde wieder in den Stall.

      Hallo Finnland!
      Oktober 2015, by Veija
      "Hey Backfisch", trällerte ich ins Telefon und ruckte einmal am Führstrick von Gipsy, dem die ganze Flughafenatmosphäre nicht so geläufig war wie mir. "Backfisch? Was geht denn mit dir ab?", bekam ich zurück und schüttelte den Kopf. "Egal, erzähl ich dir wenn ich da bin..", sagte ich und lachte dann kurz. "Achso, bin mit Gipsy am Flughafen, wir kommen dich besucheeeen!" "Oh man, Venchen hier sieht es aus! Ich hab noch nichtmals eine Box fertig und muss gleich schon wieder weg", sagte sie mir doch ich schüttelte erneut lachend den Kopf. "Ich mach mir die selbst fertig, kein Problem." "Hm.. na gut, dann bis gleich. Wehe du erzählst mir dann nicht, warum du mich Backfisch genannt hast!" Erneut lachte ich und legte dann auf. Nun führte ich Gipsy auf den Flieger zu, wurde dabei aber von einem Mitarbeiter wütend angesehen, der auf mich zukam und mir den Strick aus der Hand reißen wollte. Gipsy, der ein wenig Angst vor Männern hatte, legte die Ohren an, machte einen Satz zurück und kam sogleich wieder drohend nach vorne geschossen. "Was meinen Sie, warum ich ihn selbst führe?!", fragte ich den Herrn recht wütend und blickte zu meinem "Stammverlader". Es war nicht grade selten, dass ich auf dem Flughafen mit Pferden herumlief. "Gehen sie zurück zum Gepäck Sir, ich helfe der Dame", erklärte er dem Mann und gab ihm einen Schubs, damit er endlich von hier verschwand. "Hallo Gipsy", sagte Frank zu meinem Wallach, welcher ihm die Nase entgegenstreckte. Die zwei kannten sich schon eine Weile, so dass Gipsy hier bei ihm absolut keine Angst zeigte. "Wo gehts denn heute hin?", fragte er mich und ich erzählte ihm knapp, dass ich für ein paar Tage nach Finnland fliegen würde, um einer Freundin von mir unter die Arme zu greifen. Er nickte daraufhin freundlich, ehe er Gipsy ein Leckerchen gab, die er wohl immer mit sich herumtrug. Kein Wunder, wenn man fast täglich mit Pferden zu tun hatte. "Du kannst ihn mir geben, ich gehe noch mit ihm zum TA und lass ihn sedieren, du kannst dich schon in den Flieger setzen", erklärte er mir und ich nickte freundlich, ehe ich Gipsy noch einen Kuss auf die Nase drückte und mich dann in den Flieger begab. Da ich doch recht müde war, schlief ich sofort ein und wachte erst wieder auf, als mich der unfreundliche Mann, der mir Gipsy aus den Händen reißen wollte, unsanft gegen die Schulter haute. Grummelnd schaute ich ihn an und stand dann auf, um den Flieger zu verlassen und Gipsy in Empfang zu nehmen. Da ich Daavid schon in mein Vorhaben eingespannt hatte, holte er den Wallach und mich ab und so kam es, dass wir recht schnell bei Lou ankamen und siehe da, Daavid hatte es doch noch geschafft, eine Box herzurichten. Freudig sah ich, dass auch Minaki in Lous Abwesenheit ihren Weg zu ihrem Hof gefunden hatte. "Da wird sie sich freuen", sagte er junge Mann lachend und ließ mich dann alleine auspacken, da er noch die Pferde zu füttern hatte. Also lud ich Gipsy aus und stellte ihn in eine Box, neben die kleine Norwegerstute Minaki. Man sah die Kleine von der Stallgasse aus nicht, weshalb sich Lou bestimmt fragen würde, warum ich Gipsy nicht direkt neben Bree stellte. Bald kam Lou auch zurück und stolperte in den Stall. Kurz lachte ich. "Leg dich nicht noch auf die Fresse, Lou. Ich fahr dich nicht ins Krankenhaus!", sagte ich scherzhaft und umarmte sie einmal. "Lange nicht gesehen, was?", fragte ich dann und sah, wie Lou zu Gipsy rüber schaute. "Ach bevor ich es vergesse, alles gute zum Geburtstag!!", sagte ich und umarmte sie nochmal, dabei etwas fester. "Dankeschön", sagte ich lächelnd. "Ich hab ein Geschenk für dich", sagte ich dann knapp und bekam einen Schlag gegen die Schulter. "Du sollst mir doch nichts schenken, Venchen!", sagte sie dann vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf. "Sag mal, warum steht Gipsy so weit da hinten?", fragte sie mich dann. "Geh doch gucken..", sagte ich und grinste von einem auf das andere Ohr. Auch Daavid musste grinsen, was Lou mit einem fiesen Blick quittierte, woraufhin der Junge das Grinsen sein ließ. Jaja, er hatte es nicht immer einfach.
      Schließlich ging Lou jetzt zu Gipsy rüber und blieb vor der Box von Minaki stehen, die ihr freundlich entgegenwiehrte. Gott sei Dank hatte sie bis jetzt den Mund gehalten, weshalb Daavid und ich synchron in Lachen ausbrachen. "Spinnst du Venchen?!", sagte sie geschockt und sah zu erst mich, dann Daavid an, der, so wie ich, noch immer am lachen war. "Wusstest du davon?!", fragte sie ihn überrascht. "Klar, ich war sie doch holen!", sagte er und schaute zu mir rüber, so in der Art, ich solle schnell etwas sagen, damit er keinen Ärger bekam. "Es war aber alles meine Idee!", versuchte ich den jungen Mann aus der Situation zu retten, was auch sehr gut klappte, denn Lou richtete ihre ganze Aufmerksamkeit zu erst auf mich, dann auf die kleine Stute. "Sie ist übrigens Morkes erste Tochter", sagte ich lächelnd und sah nun endlich die Freudenstrahlen auf Lous Gesicht. Sie öffnete die Boxentür und umarmte die Stute, ehe sie mich und auch Daavid umarmte. "Aber jetzt gibts endlich was zu essen, ich sterbe vor Hunger!", sagte ich lachend und schob Lou aus dem Stall raus, die die Augen gar nicht von dem kleinen Weißfalben lassen konnte.
      Der Abend klang super locker aus, denn wie man sah, konnte man auch ohne Alkohol Spaß haben. Wir erzählten uns alte Geschichten, und ich erklärte Lou auch, warum ich sie Backfisch genannt hatte. Das hatte nämlich... ach, sie weiß es ja selbst ( :p).
      Der nächste Morgen kam rascher als gedacht und so kam es, dass ich erst um 10 Uhr auf den Beinen war. Lou ging es da nicht anders, lediglich Daavid hatte sich schon um die Pferde gekümmert und auch Gipsy auf die Koppel getan. In Finnland war es doch ein wenig kälter als in Kanda, weshalb Daavid Gipsy eine Decke von Morke angezogen hatte, die glücklicherweise passte. Da er aber schon seit 6 Uhr auf der Koppel stand, holte ich ihn und Morke nun in den Stall, um sie für einen Ausritt fertig zu machen. Es war schon eine Weile her, seit ich aus Finnland weggezogen war, so dass ich die Gegend hier kaum noch kannte. Endlich kam Lou und gesellte sich zu mir, um ihren Morke zu putzen und zu satteln. "Schön, dass Gipsy und Morke sich so gut verstehen", sagte Daavid dann und schien doch ziemlich traurig zu sein, nicht mit ausreiten zu dürfen. "Ich bin ja noch ein paar Tage hier, Daavid, Kopf hoch", sagte ich lächelnd und zurrte den Sattelgurt fest, ehe ich meine Sporen anzog und mich dann auf dem Hof in Gipsys Sattel schwang. "Warum reitest du ihn mit Sporen?", wollte Lou wissen und schaute mich ungläubig an. "Sind ja einfache Kugelsporen, Gipsy ist ziemlich fett geworden, komm so besser an seinen Bauch dran", sagte ich lachend und legte meine Hände auf den Sattelknauf. "So, Lou, zeig mir mal wo es lang geht", sagte ich lachend und setzte mich in Bewegung, als sie sich auch in Bewegung setzte. Zunächst ritten wir einen schmalen Weg entlang, ehe es auf eine grade Wiese ging, wo wir die beiden Dickerchen mal ordentlich laufen lassen konnten. Morke hatte ganz schön zu kämpfen, um mit meinem wendigen Reiningpferdchen Schritt zu halten, vor allem, da er durch sein Training sehr schnell vom Schritt angaloppieren konnte. Viel zu schnell waren wir jedoch am Ende der Wiese angekommen und mussten durchparieren. Schnaufend strich ich mir meine Haare aus dem Gesicht, ehe ich zu Lou rüber sah, die das Selbe machen musste. "Nächstes Mal machen wir nen Zopf", sagte ich lachend und klatschte einmal mit Lou ein, ehe wir uns auf den Heimweg machten, da es anfing zu regnen. Halb durchnässt kamen wir wieder am Hof an und drückten Daavid die beiden Pferde in die Hand, da wir uns umziehen gingen, ehe Lou sich Bree schnappte und eine Runde auf den Platz ging. Da ich Trainer war, konnte ich ihr noch ein paar hilfreiche Tipps geben. Nervös zappelte die wunderschöne Stute hin und her. "Keine Ahnung, was sie heute hat", sagte Lou mir verständnislos. "Versuch sie mal mit der Stimme zu beruhigen. Achte aber drauf, dass sie dir auch zuhört. Wenn nicht, ruck einmal an der Longe. Nicht zu hart, aber auch nicht zu leicht. Sie soll merken, dass sie dir zuhören soll", erklärte ich und schaute zum Himmel, der gerade mal dicht hielt. Doch nach wenigen Minuten fing es wieder an zu regnen. Genau dann, als Bree locker im Trab vor sich hin lief und nicht wie von einer Biene gestochen den Arsch in die Luft warf. "Mist..", murmelte ich und so gingen Lou, Bree und ich in den Stall. "Du brauchst hier unbedingt ne Halle, Lou. Oder wenigstens ein Dach über dem Reitplatz", tadelte ich sie und streichelte Bree kurz über die Nase. "Morgen ist ja auch noch ein Tag, dann probieren wir was mit Bree aus", sagte ich Lou und half ihr alles wegzuräumen, ehe wir ins Haus gingen und uns was zu essen machten. Der Tag neigte sich schnell dem Ende zu, und schon war der dritte und vorletzte Tag angebrochen, den ich in Finnland verbringen würde. "Ich muss wirklich öfter mal zu dir kommen", sagte ich traurig und streichelte Bree, mit der wir heute anfangen würden. "Longier sie nochmal ganz locker auf dem Platz, dann bring ich ne Decke und den Longiergurt mit", erklärte ich ihr und sah schon leichte Panik in ihren Augen. Ich kannte Bree ja schon vom Hören Sagen, doch sie konnte ja auch nicht ewig unreitbar bleiben. Kurz seufzte Lou und ging mit der Stute auf den Platz. Heute hatten wir Glück, denn die Sonne schien.
      Nach einer guten halben Stunde, bei der ich Lou immer wieder Tipps zu der Stute gegeben hatte, war ich nun an der Reihe. Als Verstärkung hatte ich mir Daavid geholt, da er doch etwas mehr Kraft hatte als Lou. "Du hälst die Longe am Ende fest. Sollte sie wegspringen, lass die Leine durch deine Finger rutschen, aber lass das Ende um Himmels willen nicht los!", erklärte ich ihm mit Nachdruck und sah ein Nicken. "Gut", erwiderte ich trocken und ließ Bree zunächst einmal an der Satteldecke schnuppern, ehe ich sie ein wenig damit berührte. Ich strich über Hals, Brust, Beine, Bauch, Rücken und Kruppe. Sie legte zwar die Ohren an, sah aber kein Problem darin. Nun tat ich immer wieder so, als würde ich die Satteldecke auf ihren Rücken nehmen. Legte sie aber immer nur kurz darauf, ehe ich sie sofort wieder runternahm. Zu erst wollte die Stute zur Seite springen, blieb dann aber nervös stehen und schaute mir beängstigt zu. Ich hatte eine ganz alte Satteldecke geholt, bei der es nicht schlimm war, wenn sie im Matsch landete. So kam es dann auch. Nachdem sich Bree ein wenig entspannt hatte, weil ich die Decke immer wieder runter nahm, machte seinen umso größeren Satz zur Seite, als die Decke plötzlich auf ihrem Rücken lag. "Halt fest", fauchte ich Daavid an und sah, wie er sich abmühte, die Stute festzuhalten. "Und jetzt lass sie um die herum in kleinen Kreisen laufen, sie soll nachdenken. Hopp, hopp!" sagte ich und scheuchte Bree vorwärts. Nach ein paar Runden schnaubte sie ab und ließ das hektische Gehopse sein, ehe sie wieder locker trabte. "Braaaav", lobte ich sie und wies Daavid an, sie wieder zum Stand durch zu parieren, um dann erneut mit der Decke anzufangen. Promt, lag sie auf dem Boden. Doch das war nicht schlimm, wir hatten Zeit. Bree musste noch einen ganzen haufen Runden um Daavid laufen, ehe die Decke auf ihrem Rücken liegen blieb."Braaav", lobte ich sie wieder und machte dann für heute Schluss. "Das ist schon ein guter Anfang!", sagte ich stolz und ging dann zu Gipsy, um ihn noch ein wenig zu reiten. Eigentlich wollte ich auf den Platz, doch Lou überredete mich und Daavid zu einem Ausritt. Da Daavid Cinna jedoch nicht reiten konnte, da er von der Ausbildung her noch nicht so weit war, bot ich ihm Gipsy an. "Wehe du reißt ihm am Zügel", warnte ich den jungen Mann und machte mir Cinna fertig, der so stürmisch war, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis wir loskamen. Ich hatte ihn nämlich noch ablongier, da ich keine Lust hatte mit meinem Hintern im Matsch zu landen.
      Leider sah es die ersten Meter jedoch genau danach aus, denn nur mit Mühe konnte ich mich im Sattel halten, als der Friesenmix loslegte. "Man, man, Lou. Wann wurde der denn das letzte Mal geritten?!", fragte ich sie vorwurfsvoll und sah, dass sie beschämt mit den Schultern zuckte. "Das musst du echt aufarbeiten", sagte ich lachend und klopfte Cinnas Hals. Viel zu früh für meinen Geschmack waren wir wieder zurück, versorgten die Pferde und stellten sie in die Boxen.
      Am Abend redeten wir nochmal sehr lange miteinander, ehe wir am nächsten Morgen ganz früh mit Bree weitermachten, da mein Flieger um 11 Uhr ging. Dementsprechend waren es gerade 8 Uhr morgens. Die Decke konnten wir nach einer guten halbe Stunde wieder rauflegen. Zwar passte Bree das gar nicht, sie blieb aber stehen. Dann kam der Longiergurt, der mindestens dreimal samt Decke im Sand landete. Doch genau wie gestern war ich die Ruhe selbst und versuchte es immer und immer wieder, bis ich ihn zumachen konnte. Dann war es mir auch herzlich egal, als Bree mit einem riesen Satz von uns wegsprang und buckelte. Da sie jedoch merkte, dass das Ding auf ihrem Rücken nicht wegging und wir mittlerweile angefangen hatten, sie voran zu treiben, musste sich sich wohl oder übel langsam damit abfinden. "Gib mir die Longe mal", sagte ich zu Daavid und holte Bree nun immer näher an mich heran, so dass sie keine Chance mehr zum galoppieren hatte, sondern im Trab und schließlich im Schritt gehen musste. Sie beruhigte sich auch ganz langsam wieder, ehe ich den Erfolg der Einheit deutlich sah und sie wieder von ihrer Last befreite. "Und genau so macht ihr weiter. Ist klar, dass sie wegspringt.. aber mit Küsschen hier, Schmuseeinheit da kommt man bei ihr nicht mehr weiter, da ist schon was vorgefallen, was zu tief drin steckt.. das muss man dann schon aggresiv angehen, damit sie wieder aus ihrem Loch rauskommt.", erklärte ich ihr und verabschiedete mich dann von Bree, Morke, Classic Cinnamon und Minaki, ehe ich mir Gipsy schnappte und ihn einlud, alles in das Auto quetschte und wir auf den Flughafen fuhren. Die Verabschiedung ging leider ziemlich schnell, da das Flugzeug früher starten musste, aus Gründen, die mir nicht bekannt waren. Im Flieger schlief ich wieder ziemlich schnell ein und wachte erst auf, als Frank mich unsanft aufweckte. "Aufstehen, Madame. Gipsy wartet."

      the prisoners
      Oktober 2015, by Veija
      Es war Anfang Oktober, 5 Uhr morgens. Das Wetter war bescheiden- eher schlecht als recht, denn es regnete. Ab und zu donnerte es auch, aber es war ja auch Gewitter gemeldet- schon wieder. Heute würden wir die Sonne wohl nicht zu Gesicht bekommen, doch das brauchten wir auch nicht, denn wir würden heute mit der gesamten Mannschaft ins Gefängnis fahren. Warum? Tja, das wussten die anderen auch noch nicht. Zu erst mussten wir jedoch die Pferde füttern, weshalb wir alle ja auch schon um 5 Uhr aufstehen mussten. Alexis übernahm den Verkaufsstall, Caleb kümmerte sich um die Zuchtstallung, Aliena übernahm die Vollblüter und Aaron später die Jungpferde. Zu guter Letzt übernahm ich die Trainingspferde.
      Als wir damit fertig waren, sprangen wir alle schnell unter dich Dusche, packten etwas zu essen ein und machten uns mit dem 7-Sitzer und dem Pick Up auf den Weg zum Gefängnis, wo wir eine Aktion unterstützen wollten, die jugendlichen Kriminellen half, wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Es dauerte gute 2 Stunden, ehe wir am Gefängnis ankamen, die Autos am Parkplatz parkten und erstmal alle Sachen im Auto ließen, die wir wahrscheinlich nicht durch die Sicherheitskontrolle bekommen hätten. So blieben alle Handys im Auto und auch Caleb ließ, wenn auch wiederwillig, sein Messer im Wagen. So gingen wir also "unbewaffnet" zum Eingang und wurden sofort in eine große Mensa geführt, wo die Gefangenen schon auf uns und andere Rancharbeiter warteten. Ich hatte eine Präsentation vorbereitet, so wie die anderen auch, die wir den Gefangenen zeigen würden, damit sie eine Ahnung davon hatten, was sie auf den Höfen erwartete. Beim Rundumblick fielen mir sofort 4 Personen ins Auge, drei Jungs und ein Mädchen, die zusammen an einem Tisch saßen, wovon zwei Jungs den dritten argwöhnisch ansahen. Dieser grinste sie jedoch nur süffisant an und das Mädchen legte ihm eine Hand auf den Arm, sagte ihm etwas und schon wandte er den Blick wieder nach vorne, während die anderen beiden Jungs ihn noch seltsam anschauten. "Schaut euch die vier da hinten mal an", sagte ich zu meinen Mitarbeitern und sie nickten. Caleb setzte ebenfalls sein süffisantes Grinsen auf und schaute damit das Mädchen der vier an. Von dem Jungen rechts von ihr, der ihr sehr ähnlich sah, bekam er einen ziemlich eindeutigen Blick ab, so dass Caleb den Blick abwendete. Nun erhob der Chef des Gefängnisses das Wort.
      "Da nun alle eingeladenen Personen angekommen sind, herzlich willkommen Ihnen allen. Sie wissen hoffentlich alle warum Sie hier sind", begann er seine Rede und uns wurde etwas zu trinken gebracht. "Von einem Gefängnis in Colorado wissen wir, dass die Arbeit mit Pferden Jugendliche stark verändern kann. Sie alle", sagte er und zeigte zu erst auf die Gefangenen, dann auf uns: "haben ein besseres Leben bei diesen Leuten verdient. Sie werden die Chance haben, auf einer Ranch zu leben und zu arbeiten, wieder zur Schule zu gehen und sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Die Arbeit auf der Ranch wird so lange dauern, wie sie Ihre Gefängnisstrafe hier eigentlich absitzen müssten. Wenn sie dann Fuß gefasst haben, können sie selbst entscheiden, ob sie weiterhin auf der Ranch bleiben wollen, oder ob Sie einen anderen Weg einschlagen möchten. Ich wiederhole es nur gerne noch einmal, es ist eine riesen Chance für Sie, etwas aus ihrem Leben zu machen. Ruinieren Sie sich das nicht. Over and out.", sagte der stämmige Mann zum Schluss noch und gab das Wort an die erste Ranch. Insgesammt standen 7 Ranches zur Auswahl, wovon wir die letzte waren, die sich vorstellte. Ich schmiss meinen Stick in den Laptop, startete die Präsentation und wandte mich den Jugendlichen zu.
      "Hallo und herzlich willkommen auch noch einmal von mir und meinen Mitarbeitern. Ich bin Verena O'Connor, das ist meine Cousine Alexis O'Connor, das Aaron Felhorn, Caleb O'Dell, Aliena O'Dell und unser neusterZugang Riley Fortin. Wir kommen von der Gips Reminder Ranch in Kanada und möchten Sie heute aufmerksam auf unseren Hof machen.", sagte ich und atmete einmal tief durch. Es waren doch viele Augen die mich anstarrten und wissbegierig zwischen der Leinwand und meinen Mitarbeitern hin und her sahen. Nun ergriff Caleb das Wort, der nicht so nervös war und mir einfach nur unter die Arme greifen wollte, obwohl er keine Ahnung von der Präsentation hatte. "An erster Stelle steht das Wohl der Pferde auf unserer Ranch. Ich sag es Ihnen sofort klipp und klar wie es ist. Sehen wir einen von euch, der die Pferde misshandelt, seinen es unverdiente Schläge, Tritte oder Sonstiges, sei es mutwillig falsch gemischtes Futter...", sagte er und merkte, wie das Mädchen, welches sich als Octavia herausstellte große Augen machte. "Ja Octavia, man kann ein Pferd umbringen, wenn man sein Futter falsch mischt. Das ist so. Also wo war ich.. ach ja.. wenn ihr den Pferden Leid antut, geht es für euch zurück ins Gefängnis. Es kommt jedoch auf die Schwere des Vergehens an, wir werden da jedoch nicht zimperlich sein. Wenn ihr jedoch meint, euch gegenseitig an die Gurgel zu gehen, dann schön. Wir schicken euch nicht zurück, aber ihr müsst mir Konsequenzen rechnen..", erklärte er und ich räusperte mich, damit ich wieder die schönen Seiten des Ranchlebens erläutern konnte. "Zur Zeit besitzen wir um die 60-70 Pferde. Es kommen und gehen immer andere Pferde, so dass ihr nie mit den Selben arbeiten werdet. Wenn ihr also mit uns auf den Hof kommt, sollte euch bewusst sein, dass wir euch zunächst einen Monat beobachten, wie ihr füttert, mistet, Pferde auf die Koppel bringt, im Haushalt helft und und und.. Bemerken wir besonderes Interesse an den Pferden, bringen wir euch das Reiten bei und ihr dürft uns auf Turniere und Ausritte begleiten.", erklärte ich und setzte dann zu meiner ersten Frage an. "Wer von euch ist denn schon einmal geritten?", fragte ich die jungen Menschen und sah zu meiner Erleichterung, dass Octavia aufzeigte. Ich schenkte ihr ein kurzer Lächeln und sah dann in die Runde. Es sah relativ karg aus. "Wer von euch möchte denn reiten lernen?", zaghafte Hände hier und da, Octavias Hand ganz weit nach oben gestreckt. Die anderen 3 an ihrem Tisch hoben ebenfalls kurz die Hände. "Gut", sagte ich. "Sehr gut. Wisst ihr warum ihr auf der Gips Reminder Ranch besonders gut aufgehoben seit? Wir haben viele Pferde der Westernsparte, Quarter und Paint Horses. Wir haben jedoch auch zwei Missouri Foxtrotter, die es nicht so oft gibts. Zudem haben wir eine ganze handvoll Englische Vollblüter, wir haben Dressur, Spring, Distanz und Military Pferde. Eininge sind auch im Fahrsport tätig. Isländer und Ponies gibt es auch!", erklärte ich ihnen freundlich und sah, wie Octavia sich zu dem Mann an ihrer rechten wandte und ihm freudenstrahlend etwas erzählte. Er strich ihr sanft über den Arm und bewegte sie dazu, wieder nach vorne zu schauen. "Ihr werdet also eine riesige Auswahl an Pferden haben, mit denen ihr täglich arbeiten könnt. An Wochenenden gilt es auch früh aufstehen, auch wenn ihr abends mal raus feiern wart.. ja, das dürft ihr bei uns auch. Jedoch kommt immer einer oder ein paar von uns mit. Wir sind schließlich auch noch jung und möchten das Leben genießen.", sagte ich und lachte kurz, als Caleb mir einen vorwurfsvollen Seitenblick zuwarf. "Ich denke das war alles, wenn ihr noch fragen habt kommt gerne hier zu uns rüber. Danke für eure Aufmerksamkeit!", beendete ich meine Rede und setzte mich unter Applaus wieder an unseren Tisch. Wir redeten eine ganze Weile mit den jungen Leuten, erklärten ihnen noch mehr über den Hof und verließen dann mit den anderen Arbeitern den Raum. Wir bekamen Mappen vorgelegt und sollten uns die Jugendlichen näher anschauen. Es dauerte eine ganze Weile, ehe wir alle Mappen durch hatten und uns wirklich für die 4 entschieden, die ich mir am Anfang schon ausgesucht hatte. Zu meiner Freude hatte jeder der 35 Jugendlichen einen Platz auf einer Ranch gefunden... Voraussetzung war, dass sie dort hin wollten. Auf einer Liste die uns vorgelegt wurde, standen die Namen derer drauf, die auf unsere Ranch wollten. Es waren 7 Leute, von denen wir vier sicher mitnehmen würden, die anderen 3 waren unsicher, weshalb wir zunächst die sicheren Kandidaten verkündeten. "Bellamy Blake, Octavia Blake, Finn Collins und Jonathan Murphy, wenn ihr möchtet, könnt ihr mit zu uns", sagte ich ihnen und die vier nickten. Sie durften aufstehen und ihre Sachen zusammenpacken. Nun standen noch 3 Leute auf unserer Liste.
      Emily, Grace und Ethan. Ich schaute meine Mitarbeiter kurz an. Wir hatten im Auto keine Plätze mehr frei, da im Pick Up nur 3 Sitze waren. Sie schüttelten bedrückt den Kopf. "Leider können wir im Moment nur 4 neue Arbeiter aufnehmen, doch ich weiß welche Ranches euch gerne hätten, da werdet ihr es auch sehr gut haben!", erklärte ich Emily, Grace und Ethan. Ich schüttelte ihnen die Hand und wir 6 machten uns dann zu unseren vier auf. Sie stellten sich uns nochmal einzeln vor und Jonathan wollte einfach nur John oder Murphy genannt werden.
      "Finn und Murphy zu mir, Bellamy und Octavia zu Caleb", sagte ich freundlich und hielt Finn und Murphy die Tür auf, so dass sie in den 7-Sitzer steigen konnten. Bellamy und Octavia gingen zusammen mit Caleb in den Pick Up. Die restlichen Mitarbeiter kamen mit zu mir, so dass es auch gleich losgehen konnte. Die Fahrt dauerte nicht allzulange, so dass wir recht schnell am Hof ankamen und Octavia ohne zu warten aus dem Auto raussprang, um sich umzusehen. Ich wollte ihr noch nachrufen, da nickte mir ihr Bruder, wie ich erfahren hatte, zu und sprang ihr hinterher, um sie am Arm fest zu halten. "O, warte doch", sagte er leise und schaute etwas eingeschüchtert zu mir rüber. Finn und Murphy waren auch schon ausgestiegen und schauten sich mit großen Augen um. "Willkommen in eurem neuen Zuhause!", sagte ich freundlich und blickte in 4 endlos zufriedene Gesichter. "Ich habe euch 2 Zimmer fertig gemacht, eins mit 3 Betten, eins mit 2. Wenn es für dich, Octavia jedoch oke ist, können du und dein Bruder zusammen in einem Zimmer schlafen, anstatt du alleine und die drei Jungs zusammen?", fragte ich sie und sah, wie sie fragend zu ihrem Bruder sah. "Okay, dann das Einzelzimmer. Die Zimmer liegen ja nebeneinander", sagte ich und zeigte auf ihr Gepäck. "Holt euer Zeug, ich zeig euch die Zimmer. Und ihr anderen, ab an die Arbeit!", frügte ich mit Nachdruck an, weil ich sah, wie Caleb mich wieder angaffte. "Caleb, now", sagte ich lachend und gab ihm einen Klaps gegen den Arm. Entschied mich dann jedoch, Caleb mitzunehmen. Ich traute John und Bellamy noch nicht so wirklich über den Weg, vor allem da sie sich die ganze Zeit herablassend anschauten. "Das klappt ja mit euch 3 auf einem Zimmer, oder?", fragte ich skeptisch und schaute zwsichen den 3 Jungs hin und her. "Ja..", sagte Bellamy dann und setzte ein Lächeln auf, ehe er seiner Schwester einen Arm um die Schultern legte und sie zu sich heran zog. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, ehe sie zu strahlen anfing und sich umschaute. "Ich glaube, ich habe genau das richtige Pferd für dich, Octavia", sagte ich und zauberte ihr ein noch größeres Lächeln ins Gesicht. Unterwegs kam uns Amy Lee entgegen, die auch erst seit kurzem hier war. "Amy hat zur Zeit ein Einzelzimmer, aber falls du dich mit ihr verstehst, Ocativa, könnte ihr gerne zusammen in eins", erklärte ich lächelnd, nachdem ich Amy vorgestellt hatte. Dann waren wir an den Zimmern angekommen und ich ließ die 4 in Ruhe auspacken. In der Zwischenzeit ging ich runter in die Küche und bereitete einen kleinen Snack vor, da die vier bestimmt Hunger hatten. Zwischendruch kam Amy in die Küche, um zu fragen, was sie arbeiten solle. In der letzten Zeit ging leider alles etwas drunter und drüber, weshalb die Arbeitspläne natürlich auch hinterher hingen. "Geh die anderen fragen welche Pferde noch übrig sind, die kannst du dann arbeiten", sagte ich lachend. "Spätestens in zwei Tagen sind die neuen Pläne fertig, dann hast du fest zugeteilte Pferde", erklärte ich ihr und fing Octavia ab, die schon fertig mit auspacken war. Sie setzte sich an den Tisch und aß meine Snacks mit Freude, während sie etwas über ihr bisheriges Leben erzählte. Auch Bellamy, Finn und Murphy kamen nach einer Weile in die Küche, um sich zu uns zu gesellen.
      Dann gingen wir zum Offenstall, wo die Jungpferde der Gips Reminder Ranch standen. Nach und nach stellte ich ihnen die Pferde vor. Snapper Little Lena, Miss Holly Golightly, Striga, Natu's Little Harley, Raised from Hell, Ocarina of Time, VK Aquila T Mistery, Magnificient Crow, Crescent Wolf, Blossom Magic, Invest in Enterprise, VK Funky's Wild Berry, Day Gone By, das namenlose Fohlen, welches wir Bellamy 'O tauften, Dynur fra Frelsi, Call of Pripyat, VK Bella's Dun Gotta Gun, Kunis, VK Gunna Whiz, Lil Nucu Omira, Wildfire xx und Zues. Octavia war sofort von den Fohlen begeistert, während Murphy sich besonders für Zues interessierte. Na das konnte ja was werden, dachte ich mir lachend und ging dann mit den vier in den Stall. Zu erst waren die Zuchpferde dran: Amarula van Helsing, Bella Dun Del Cielo, Cherokee Rose, Funky Powerbabe, Goodbye Graceful, Hollywood's Silver Dream, Souls Sisters Brother of Time, Sacramento xx, Spooks Gotta Gun, Stormbringer, Supernova, Wimpys Little Devil und Yoomee. Anscheinend war kein Pferd dabei, was den vier gefiel. Aber das lag wahrscheinlich auch daran, dass sie sowieso nicht mit ihnen arbeiten durften. Dann ging es weiter zu den Vollblütern: Drag me to Hell, I've got the moves like Jagger, Faster, Augen auf! Ich komme, Zuckerschock, Wild Reflex, Nyanda, Scoubidou, Seattle Slew, Priamos Ruffia Kincsem, My lovely Horror Kid, Deadly Ambition, HGT's Massacre Boy, Chocolate Dream und Versatilely Gold. Hier war Octavia nun Feuer und Flamme. Sie wusste gar nicht, welches Pferd sie als nächstes Steicheln sollte. Kurz lachte ich. "Leider dauert es noch eine ganze Weile, bis du eines von diesen reiten darfst, Octavia.", entmutigte ich sie und sah ihr an, wie enttäuscht sie war. "Naja, vllt darfst du dich bald mal auf Chocolate Dream setzen", sagte ich lächelnd und zeigte ihr den Hengst, der ihr brummelnd die Nase entgegenstreckte. "Der ist wunderschön", sagte sie leise und streichelte über seine Nase. "Ja, das ist er."
      Flink klapperten wir nun die Pferde im Trainingsstall ab: Siku, Firewalker, Solitary, Skrúður, Eldrian Antrax, Cauldron of Renascence, Ravi, Blazing Flame, Snuff, Ahyoka, Horror Halloween, Nojrsodsch, Maracuja Limes, Bijou, Náttdís van Ghosts, Genuine Lil Cut, What Lies Ahead, Gun and Slide, Lovely Summertime, Sympathy for the Devil, Comeback of a fallen Goddess, My sweet little Secret, Marly's Pluie, Crusing's Dawn of Hope, Annie get your gun, My Blue Gun, Your possible Pasts, Hot Smoking Chex, Sheza bat cat, HGT's Enjoy Nature, Woodstock Lady, Ciel.os Double Dun It und Lucy never say goodbye.
      Spätestens jetzt war mindestens ein Pferd dabei, wofür sich die vier begeistern konnten. Außer natürlich Octavia, denn sie war für jedes Pferd zu begeistern. "Ich hoffe, euch hat der kleine Rundgang gefallen und ihr habt ein Pferd gefunden, das ihr später mal arbeiten möchtet.", erklärte ich ihnen fröhlich. "Doch bis da hin, ab an die Arbeit", fügte ich nun lachend bei und drückte jedem eine Mistgabel in die Hand, mit denen ich sie in die Boxen schickte, wo die Pferde schon auf der Koppel standen.

      Tierarztbericht
      Besuch in Kanada
      Oktober 2015, by Loulou
      Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen machte ich mich auf den Weg zu meinem ersten Kunden, seit die Praxis wieder eröffnet hatte. Ich freute mich besonders, nicht nur, weil ich endlich wieder meinem Beruf nachgehen konnte, sondern weil es ein besonderer erster Kunde war. "Venchen!" Grinsend fiel ich der jungen Frau um den Hals und umarmte sie zur Begrüßung. "Wie geht es Minaki?", fragte sie mich lächelnd und ich erzählte von dem kleinen Fohlen, mit dem sie mich ziemlich überrascht hatte. "Wir sind übrigens umgezogen.", beendete ich meine Ausführung. Verena starrte mich ungläubig an. "Nun guck nicht so.", grinste ich. "Wir haben uns ziemlich vergrößert, zumindest, was die Fläche angeht.", erklärte ich. "Und wo findet man euch jetzt? Stell dir mal vor, ich hätte in Finnland vor verschlossenen Türen gestanden!", fuhr sie mich an, lächelte jedoch interessiert. Ich erzählte ihr von dem Gestüt in Italien, an den Hängen des Latemars. Gerne hätte ich viel mehr Zeit mit ihr und Plaudern verbracht, denn auch sie hatte einiges zu berichten. Neuerdings lebten einige jugendliche Straftäter auf ihrer Ranch und halfen aus. Mir gefiel das Projekt und ich schüttelte einer jungen Frau freundlich die Hand, welche Verena mir als Octavia vorstellte. Sie schien sichtlich interessiert und ich fragte sie, ob sie nicht mit in den Stall kommen möchte. Begeistert fand mein Vorschlag Zustimmung. Daavid hatte zu Hause in Italien bleiben müssen und kümmerte sich um die Angelegenheiten auf dem Hof, denn hier konnte ich mir einer helfenden Hand sicher sein. "Heute geht es zu Gips, richtig?", fragte ich Verena und sie nickte. Scheinbar ging es dem Wallach momentan nicht so gut. Sie hatte am Telefon von Lustlosigkeit und einigen Launen berichtet, die er sonst nicht hatte. Hilfsbereit öffnete Octavia die Boxentür, denn sie war schon vorgeeilt und hatte das hübsche Tier bereits aufgehalftert. Dankbar lächelte ich ihr zu und bat Verena dann ihn festzuhalten, damit ich ihn untersuchen konnte. Kurz strich ich ihm zur Begrüßung über den Kopf, hielt jedoch in der Bewegung inne. "Schau mal, Venchen.", sagte ich und strich Gipsys Schopf bei Seite, ehe ich auf den schmierigen Ausfluss an seinen Augen zeigte. "Den hatte er gestern beim Füttern noch nicht.", versicherte Verena mir und ich nickte leicht. Octavia reckte sich hinter mir, um mir über die Schulter blicken zu können und ich machte einen Schritt bei Seite. Vorsichtig umfasste ich seinen Kopf und zog sein Augenlid herab. Das Tier rollte mit den Augen und nun war sein Problem unverkennbar. Die Bindehaut war blutrot und Gips schreckte entsetzt zurück, doch Verena reagierte schnell und ermahnte ihn kurz. "Da hat er es mir aber leicht gemacht mit meiner Diagnose.", stellte ich fest, während ich nach meinem Stethoskop griff. Hoffentlich machte er mir dafür die Behandlung nicht schwer. "Hustet er?", fragte ich Verena, doch diese schüttelte den Kopf. Rasch hörte ich die Atmung des Pferdes ab, doch es waren keinerlei Lungengeräusche zu hören. "Octavia hast du schon mal Fieber gemessen?", fragte ich und blickte sie an. Sie schüttelte den Kopf und kam begeistert zu mir herüber, als ich sie zur mir winkte. Ich wies sie an, was sie zu tun hatte, nachdem sie sich auch ein Paar Gummihandschuhe geschnappt hatte und bald schon konnte ich auch eine normale Temperatur bei Gipsy feststellen. "Sehr gut.", lobte ich quasi beide und schmunzelte leicht. "Also eine Lungenentzündung oder andere schwerer wiegende Krankheiten, welche die Bindehautentzündung ausgelöst haben könnten, können wir erst einmal ausschließen.", erklärte ich und tätschelte dem Pferd den Hals. "Ich vermute mal, er wird irgendeinen Fremdkörper im Auge haben und das wird ihm natürlich auf sein Gemüt schlagen.", fuhr ich fort und begab mich wieder zu seinem Kopf. Langsam schien der Wallach genervt von der vielen Aufmerksamkeit, die ihm gerade unfreiwillig zu Teil wurde. "Da musst du jetzt durch.", murmelte ich und griff in meine Arzttasche, wo ich ein kleines Stück Papier heraus zog. Ich packte es aus seiner Folie und gab Verena zu verstehen, noch einmal auf ihn Acht zu geben. Erneuert zog ich sein Augenlid herunter und legte das Papier auf die nun frei gewordene Fläche. Schnell verfärbte es sich und eine Erkrankung, die mit der Produktion seiner Tränenflüssigkeit zusammen hing, war ebenfalls auszuschließen. "Dann wollen wir mal suchen.", sagte ich und nahm ein Gestell für den Kopf, welches ich aufsetzte um dann sie Lupe vor mein Gesicht zu klappen. Besonders chic war es wohl kaum, aber zweckmäßig. So begann ich mit der Reinigung seiner Augen. Nachdem diese von sämtlichen Schleim und auch Staub, sowie Kleinteilen befreit sein mussten, griff ich nach einer kleinen Flasche, in der sich Augentropfen befanden und beförderte sie in Gips Augen, mit dem Vena sichtlich zu kämpfen hatte. "Schon geschafft, Dicker.", beendete ich meine Arbeit und lobte ihn. Naja zumindest fast hatte er es geschafft. "Ich lass dir das Fläschchen hier, das sind Augentropfen mit Antibiotika. Die gibst du ihm morgens und abends. Octavia hilft dir sicher." Kurz lächelte ich dem Mädchen zu, welches eifrig nickte. "Jetzt gebe ich ihm noch eine Spritze mit dem selben Wirkstoff und etwas gegen die Schmerzen, seine Wurmkur kann er auch noch bekommen.", fuhr ich fort. "Mit dem Impfen warten wir aber lieber, bis sein Immunsystem wieder entlastet ist." Mit diesen Worten zog ich eine Spritze auf und schneller, als der Wallach sich überhaupt bewusst wurde, was ich vor hatte, hatte er den Stoff in seinem Körper. Erneuert klopfte ich ihm den Hals und nahm dann die Apfel-Zimt-Paste aus einem Döschen. Manche Pferde fanden tatsächlich Gefallen an dem künstlichen Geschmack, doch wie den meisten musste man auch Gipsy das Zeug aufzwängen. Angewidert schmatzte er die Paste herunter und ich grinste leicht. "Immer das selbe.", kommentierte ich und verließ die Box, um meine Sachen zusammen zu packen. "Lass ihm ein paar Tage Zeit, dann sollte es ihm wieder besser gehen. Ansonsten rufst du wieder an!", wies ich Verena an und umarmte sie zum Abschied. "Und wenn ich dich besuchen komme, bringe ich mehr Zeit mit!", versicherte ich ihr und machte mich wieder auf den Heimweg. Wie gerne ich doch länger geblieben wäre.

      Tierarztbericht
      Nachbehandlung und ein neuer Patient
      Oktober 2015, by Loulou
      Wieder einmal befand ich mich im Flugzeug, neben mir Alexander. Ich hatte schon ganz vergessen, welchen Stress der Job als Tierarzt mit sich bringen konnte. Es ging heute erneuert zu Verna, um nach drein ihrer Pferde zu sehen. Sie hatte groß umschrieben, was auf dem Plan stand und so hatte ich beschlossen, mir dieses Mal Alex als Hilfe zu schnappen, damit er auch diesen Teil seines Jobs kennen lernte. Seine Begeisterung hielt sich eher in grenzen, doch schien das Angebot verlockender, als seine erste Reitstunde, die heute fällig gewesen wäre. Bei dem Gedanken an Alex auf einem Pferd, konnte ich mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Was?", kam von der Seite. Ich zuckte nur die Schultern. "Nichts."
      Es dauerte nicht mehr lange, bis der Flieger landete und wir uns mit Gepäck und dem gemieteten Wagen auf zur Gips Reminder Ranch machen konnten. "Hallo Venchen!", begrüßte ich sie freudig, als Alexander den Wagen geparkt hatte und wir ausstiegen. "Wie geht es dir?", fragte ich mit einem Lächeln und umarmte sie. Als auch Alex sie knapp begrüßt hatte, holte ich meine Tasche von der Rückbank und wir gingen in die Stallungen der großen Ranch. "Das ist Winny.", stellte Verena uns einen schicken Hengst in ihrem Trainingsstall vor. Ich betrachtete den Missouri Foxtrotter mit der interessanten Fellfarbe, ein Silver Buckskin Tobiano, wie sie uns erklärte. "Gut, er soll nur geimpft und entwurmt werden, richtig?", überzeugte ich mich noch einmal und begann dann mit meiner Arbeit, als Vena bestätigend genickt hatte. "Alex hältst du ihn bitte?", wies ich den jungen Mann an und sogleich übernahm er den Strick des Hengstes. "Na du.", begrüßte ich ihn leise und er reckte mir den Hals entgegen, um sich seine Streicheleinheit abzuholen. Verena hatte ihn als unglaublich verschmust beschrieben, was ich auch schnell bemerkte. Die ganze Zeit über, während ich seine Lunge und sein herz abhörte, untersuchte er mit einem weichen Maul vorsichtig meine Weste nach etwas Essbarem. "Lass das Kleiner.", schmunzelte ich und schob den feinen Kopf von mir weg. Ich konnte nicht ungewöhnliches bei der Untersuchung feststellen, Lunge, Herz und Temperatur waren in Ordnung. Also griff ich nach dem Impfstoff und einer Einwegspritze. Rasch zog ich die klare Flüssigkeit auf und strich sanft über den Hals des Tieres, ehe ich ihm die Impfung injizierte. "So, seine Impfungen sind nun aufgefrischt, jetzt entwurmen wir noch und dann können wir weiter.", lächelte ich und klopfte Winny den Hals. "Du hattest recht, er ist wirklich ein feines Tier.", lächelte ich und schnappte mir dann die Apfel Zimt Paste. "Zumindest bis jetzt:", fügte ich grinsend hinzu und schnappte mir seinen Kopf um ihm die Wurmkur auf die Zunge zu streichen. Freude sah anders aus und er legte kurz die Ohren an, schluckte jedoch alles brav runter. "Siehst du, bisher hat das noch jedes Pferd überlebt.", sagte ich und beendete meine Arbeit hier.
      Als nächstes ging ich zu Gipsy, um mir noch einmal seine Augen anzusehen. "Hast du ihm immer die Tropfen gegeben?", fragte ich Verena auf dem Weg zu ihrem geliebten Wallach und sie nickte. "Sehr gut.", sagte ich und begann seine Augen zu untersuchen, als Alex sich wieder an den Kopf gestellt hatte, um ihn festzuhalten. Mit wenig Begeisterung ließ er das über sich ergehen, doch so konnte ich feststellen, dass er wieder wohl auf war. Um sicher zu gehen, hörte ich trotzdem noch einmal seine Lunge und das Herz ab, ehe ich Fieber maß. "Ihm geht's wieder gut.", bestätigte ich dann und klopfte ihm den Hals. Also konnte er bei diesem Besuch endlich geimpft werden. Rasch griff ich wieder in meine Arzttasche und nahm alles nötige heraus. "Wo ist eigentlich Octavia? Wollte sie nicht zusehen?", fragte ich Vena nach der jungen Frau. In diesem Moment hörte ich Schritte auf der Stallgasse und eine bekannte Stimme begrüßte mich. "Hallo. Wir haben gerade über dich gesprochen.", sagte ich freundlich, während ich Gips den Impfstoff injizierte und kurz den Hals klopfte. Sie erkundigte sich nach ihm und auch ihr konnte ich noch einmal sagen, dass Gips wieder ganz gesund war.
      Somit ging es zum letzten Patienten für heute in Verenas Stall. "Vierte seid ihr zwei also geworden?", fragte ich neugierig. "Ja, in der Dressur und im Springen.", bestätigte Verena und ich lächelte. "Und das mit gerade mal drei Jahren. Ihr kommt sicher noch weit. Lass das Westernreiten am besten einfach hinter dir.", neckte ich sie, als wir zu den Stuten gingen. "Na du.", begrüßte ich sie und wies Alex an, sie aufzuhalftern und einmal die Stallgasse auf und ab zu führen. Schnell sah ich, dass sie auf einem der Hinterläufe lahmte und nickte leicht. "Bring sie wieder her.", sagte ich und begann mit der allgemeinen Untersuchung. "Ihre Vitalfunktionen sind in Ordnung, ebenso ihre Temperatur. Impfen und Entwurmen sollte also kein Problem sein.", sagte ich. "Nur das hintere Sprunggelenk müssen wir uns mal genauer ansehen.", sagte ich und strich der Stute über den Hals, welche mich misstrauisch beäugte. Sie war von dem ganzen Trubel nicht begeistert, doch musste sie dies jetzt einmal über sich ergehen lassen. Ich begann mit der Impfung, welche sie mürrisch über sich ergehen ließ und auch die Wurmkur brauchte viel Überzeugungskraft, um in ihrem Maul zu verschwinden. Doch mit Alex' Hilfe, welcher den Kopf festhielt, sodass ich das Maul öffnen konnte, war alles schnell erledigt. Nun trat ich neben sie, um ihre Gelenke zu überprüfen. Ohne Probleme ließen sich die ersten drei Beine anwinkeln und bewegen, wie es vorgesehen war, auch mit begrenzter Begeisterung auf Seiten der Stute. Doch das vierte Bein riss sie mir aus der hand und legte schnaubend die Ohren an, als ich das untere gelenk versuchte zu biegen. Kurz tastete ich ihr Bein ab und richtete mich dann wieder auf. "Sie scheint die Sehnen entzündet zu haben, das gelenk ist ein wenig geschwollen und warm. Ihre Reaktion hast du ja auch gesehen. Ich vermute erst einmal, dass es nicht allzu dramatisch ist. Am besten kühlst du es mehrmals am Tag, bandagierst sie und vor allem: ruhig halten. Erst einmal sollte sie in der Box bleiben. Wenn du eine Besserung merkst, kannst du sie ein wenig im Schritt führen, damit sie dir hier nicht am Rad dreht. Bei einer Verschlechterung rufst du sofort an!", erklärte ich und lobte die Stute dann. "Ich lass die ein Gel hier, was auch ein wenig kühlt.", sagte ich, ehe ich die Tube aus meiner Tasche kramte und dann mit Octavias Hilfe das Bein bandagierte. Begeistert schaute sie mir zu und wickelte den Rest der Bandage dann selbst das Bein hinauf. Damit war meine Arbeit bei Verena getan.
      "Also dann.", ich umarmte sie und lächelte. "Bei unserem nächsten Besuch kommt mein Dickerchen wieder mit und ich bleibe ein paar Tage!", versprach ich, in Gedanken an ihre Einladung über Halloween. "Macht's gut."

      Kühe!
      November 2015, by Veija
      "Weißt du was ich mich frage?" "Was denn?" "Willst du dich nichtmal für ein bestimmtes Gebiet entscheiden? Also bei den Pferden.. du hast so viele.." "Ja.. Octavia. Du hast Recht. Aber ich kann mich kaum von welchen trennen. Es hängen so viele Erinnerungen an den Pferden, da könnte ich es nicht ertragen, wenn sie einfach weg wären..", erklärte ich ihr und sah ihr dabei zu, wie sie Marly's Pluie putzte. Ihr neues Lieblingspferd. "Aber du hast schon so viele Mitarbeiter und Pferde hier, vielleicht kommt bald noch ein neues Criollofohlen. Es werden immer mehr..", warf sie ein, doch ich zuckte mit den Schultern. "So lange wir das alles zeitlich und auch finanziell hinbekommen, denke ich, ist das noch alles im Rahmen...", erklärte ich ihr dann und grinste. "Hopp, hopp. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, lass uns mit der Reitstunde anfangen."
      In der Zwischenzeit sah ich Caleb, Alexis und Aaron, die mit Miss Holly Golightly, Snapper Little Lena und Only Known in Texas in Richtung Koppel gingen. "Klappt das mit den 3?", fragte ich nach doch auf Calebs Nicken hin war ich beruhigt. Wenn einer noch mehr Ahnung von Pferden hatte, dann war es Caleb. Guter Dinge ging ich also zum Reitplatz. Noch waren es 10° plus, so dass wir die letzten Sonnenstrahlen für dieses Jahr ausnutzen mussten. Naja, nicht die letzten Sonnenstrahlen, aber die letzten Tage ohne Schnee, denn für nächste Woche war Schnee gemeldet. Auch gingen die Temperaturen rapide runter, so dass wir nun fast alle Pferde eingedeckt hatten. Zumindest die, die aktiv im Training standen. Die Jungpferde konnten alle ihr Winterfell bilden, beziehungsweise hatten es schon gebildet, da war mir das egal.
      Nun endlich kam auch Octavia, die am Schnellsten von meinen 'prisoners' lernte. Murphy hielt sich sehr zurück, Finn und Bellamy blieben auch lieber mit den Füßen am Boden.. aber Octavia, sie hatte richtig gefallen am Reiten gefunden. So ritt sie mittlerweile nicht nur Ahyoka sondern auch Eldrian Antrax, Marly's Pluie und auch Ravi. "Nachgurten, aufsitzen", gab ich harsch Anweisungen und schickte die zwei auf den Platz. "Geh mal ein paar Runden im Schritt auf jeder Hand, damit sie ordentlich aufgewärmt ist", sagte ich dann, ehe ich ihr dabei zuschaute, wie sie versuchte, gerade Linien zu reiten. "Wenn sie dir zu weit nach innen oder außen geht, heb die Hand hoch und leg das Bein an, an der Seite, wo sie dir weggeht", erklärte ich. Ich wusste ganz genau, wie schwer es als Anfänger war, die Pferde gerade zu bekommen. "Guuut", lobte ich sie beide, als sie in einer geraden Linie auf mich zuritten. "Wenn du sie jetzt antrabst, leg kurz deine Beine an, nimm ihren Kopf runter und dann schnalzt du. Das Selbe wenn sie dir zu schnell wird. Beine ran, kopf runter. Läuft sie dann aber wieder langsam, gibst du Zügel nach. Achte aber darauf, dass die Zügel nicht durchhängen, dass kommt bei den englischen Klassen nicht gut", erklärte ich ihr und sah, wie sie die selben Fehler machte, die auch ich gemacht hatte. "Beine ran und annehmen!", rief ich ihr zu. Da sie die Beine zu spät angelegt hatte, fiel die Stute in Schritt. "Treiben!", rief ich also und sofort trabte die Stute wieder an, riss den Kopf aber hoch, weil Octavia vergessen hatte, die Zügel anzunehmen. "Versuch einfach weiter, das ist reine Übungssache", sagte ich aufmunternd und sah ihr weiter zu, wie sie sich bemühte. "Hier tauschen wir dann", sagte ich lachend und hielt Pluie fest, als Octavia abstieg. "Du machst das echt gut, bald machen wir auch mit dem Galoppieren weiter", erklärte ich, stellte die Steigbügel ein und trabte Pluie sofort an. Direkt merkte sie, wer jetzt auf ihr saß. Als ich wieder an Octavia vorbeikam, trug ich ihr auf, sich Ahyoka, Ravi oder Eldrian zu schnappen, zu putzen und zu satteln. Die übrigen zwei solle sie auf die Koppel bringen. "Ich nehm mir Ahyoka", sagte sie mir und verschwand. Wenig später sah ich, wie sie Ravi und auch Eldrian auf die Koppel brachte. Während Ravi gemütlich zu den anderen trottete, sprang Eldrian mit ein paar Bucklern von ihr weg. Vielleicht wurde den Pferden doch nicht genug Zuneigung geschenkt? Schnell verwarf ich diesen Gedanken jedoch wieder, als ich merkte, wir Pluie sich unter mit verspannte. "Schhhh", sagte ich leise, ehe sie mit einem Satz nach rechts sprang. "Halloo, was ist denn jetzt los?!", fragte ich wütend und sah dann, warum sie mir weggesprungen war. Es stand eine Herde Rinder auf unserem Hof! Nervös fing Pluie an, auf der Stelle zu trippeln und wollte zu den Rindern, ehe mir Goddess auch noch durch den Zaun ging! Goddess war die Cuttingstute auf unserem Hof, die sich an den Rindern zu schaffen machte. "Goddess!", fluchte ich wütend und galoppierte Pluie zum Ausgang des Platzes, ehe ich sie auf die Rinder zutrieb. Hoffentlich klappte das, dachte ich mir, da Pluie nicht so das mutige Pferd war.. aber sie machte ihren Job gut. Gekonnt trieb ich Goddess von den Rindern weg, ehe Caleb sie einfing und schnell in den Stall brachte. "Schnapp dir Gipsy!", schrie ich ihm nach und hielt die Rinder im Zaum, während er in Windeseile den Wallach sattelte. Ich hatte einen Springsattel auf Pluie, was wohl nicht gerade die optimalste Variante war. Da Caleb meinen Blick sah, tauschten wir schnell die Pferde und ich fühlte mich wieder wie zu Hause. "Alexis hat den Besitzer schon angerufen, er kommt mit 2 weiteren Leuten mit Pferden hier her, wir sollen sie nur hier behalten." erklärte er. Nach einer Weile kam dann der Besitzer der Rinder mit zwei seiner Rancharbeiter. Caleb blickte gar nicht freundlich drein und zog sich ziemlich zurück. Da würde er mir aber nachher Rede und Antwort stehen müssen.. Doch erst mussten die Rinder vom Hof. Einige der Pferde sprangen nämlich schon unruhig am Zaun hin und her. "Sie reiten mit mir vorne", erklärte er mir und ich nickte. Caleb bildete das Schlusslicht und die beiden Rancharbeiter des Mannes ritten links und rechts. "Es ist nicht weit, bis zu einer anderen Wiese", sagte der Mann zu mir und los ging es. Gipsy machten die Rinder gar nichts, nur Pluie hatte so ihre Probleme, doch Caleb hatte das im Griff. Schnell waren wir an der Wiese angekommen. Gott sei Dank ohne große Komplikationen. Mit einem lauten Trampeln stürmte die Herde auf ihre Wiese und der Mann, dem die Tiere gehörten, stellte sich als Dweyn Harrison vor. Die Namen seiner beiden Mitarbeiter verschwieg er jedoch. "Gut, wenn nochmal etwas sein sollte, rufe ich sie an... Aber...", wollte ich noch beifügen, ehe ich das schrille wiehren eines Pferdes vernahm und gerade noch sah, wie Caleb von dem größeren der beiden Männer von Dweyn von Pluie gerissen wurde. Ich knurrte und galoppierte Gipsy auf die zwei zu, ehe ich Pluie am Zügel packte. Das mit den Jungs erledigten die beiden anderen Männer. "Was geht denn jetzt ab?!", fragte ich genervt und sah zwischen Caleb und dem schwarzhaarigen Mann hin und her. Keiner sagte ein Wort. Kurz grummelte ich. "Caleb, ab aufs Pferd und dann gehts nach Hause", befahl ich ihm und sah, wie er sich noch einmal die Hose abklopfte, ehe er wieder aufstieg. Den schwarzhaarigen Mann ließ er jedoch nicht aus den Augen. "Danke nochmal", sagte Dweyn kleinlaut, ehe er etwas zu dem Schwarzhaarigen sagte, der nur kurz nickte und wieder auf sein Pferd stieg.Auf dem Rückweg fragte ich noch einmal bei Caleb nach, was das gewesen sei, doch er antwortete nicht.
      Wieder auf dem Hof angekommen erklärte mir Octavia stolz, dass sie sowohl Ahyoka, als auch Ravi und Eldrian Antrax geritten hatte. Zwar nur im Schritt und Trab und unter der Aufsicht von Alexis, aber wenigstens etwas. "Geht es Goddess gut?", fragte ich Alexis dann, die nur kurz nickte und mir Gipsy und Pluie abnahm. "Aber schau dir Lena mal an...", sagte sie kleinlaut. "Was ist mit ihr?", fragte ich mit Nachdruck. "Sie hinkt etwas.. ist eben total durchgedreht, als Holly am Zaun entlang gesprungen ist. Scheint sich aber nur vertreten zu haben..", erklärte sie. Sofort war ich also auf dem Weg zu Snapper Little Lena, Miss Holly Golightly und Only Known in Texas. Lena humpelte wirklich. Dazu trabte sie aufgeregt am Zaun entlang. Selbst das freundliche Brummeln von Holly konnte sie nicht beruhigen. "Leeeena, whooooaaa", sagte ich ein paar Mal, ehe ich langsam auf sie zu ging. "Alles gut, Maus", beruhigte ich die Stute, ehe ich ihr das Halfter überzog und auch Aaron zu mir winkte, der sich Holly schnappte. Auch Texas wurde mit in den Stall geholt, da die drei gerade zusammen standen und ich ungern ein Pferd alleine auf der Koppel ließ. Im Stall schaute ich mir Lenas Bein mal an. "Hm.. da werde ich wohl mal einen Tierarzt hinzu ziehen.. dann kann der sich das Bein mal anschauen und sie auch gleich durchchecken, ebenso wie Holly", erklärte ich Alexis und ging sogleich zum Telefon, mit dem ich Eddi, die mir vom Kauf von Like Honey and Milk noch etwas schuldete, anrief.

      Geburtstagsüberraschung!!
      November 2015, by Loulou
      "Ich kenn sie doch kaum!", stöhnte Alex und ich musste mich beherrschen, nicht die Geduld zu verlieren. "Du blöder Sturkopf. Verena würde sich aber freuen, wenn du mitkommst. Aus mir unerklärlichen Gründen mag sie dich nämlich. Und da ich mir vorstellen kann, dass diese Art von Leuten eher rar ist, solltest du das nutzen.", entgegnete ich und stopfte meine Reitstiefel in eine Tüte, dann in die Reisetasche. "Aber sie redet so unglaublich viel und.." - "Alex!", fauchte ich und blickte auf, um ihn anzusehen, ehe ich seufzte. "Gut, mach was du willst. Dann ruf wenigstens bei Lynn an und sag ihr Bescheid, dass sie sich nicht um die Pferde zu kümmern braucht." Während unserer Abwesenheit quartierte sich eine gute Freundin von mir gern hier ein und versorgte die Pferde und kümmerte sich nach der Arbeit noch um die wichtigsten Dinge, die im Stall zu erledigen waren. Ohne ein weiteres Wort verschwand er und ich zog ruckartig den Reißverschluss der Reisetasche zu, ehe ich meine Sachen schnappte und herab ging. Fröstelnd durchquerte ich den Schnee auf dem Hof und platzierte alles im Kofferraum, ehe ich den Anhänger ankoppelte und meinen geliebten Norweger verlud. Mürrisch blickte er drein, als ich ihm zuvor eine Decke übergelegt und die Reisegamaschen angelegt hatte, denn er hasste die langen Flüge. Trotzdem ließ er alles über sich ergehen. "Wenigstens auf dich ist verlass.", murmelte ich und rieb dem Pony über die Stirn. versöhnlich schloss er die Augen und lehnte sich mit dem schweren Kopf gegen mich. "Na komm.", sagte ich schließlich und er folgte mir die Rampe herauf. Reisetasche, Ausrüstung, Geschenke, Pferd. Noch einmal ging ich alles im Kopf durch, ehe ich mich auf den Fahrersitz in den vorgeheizten Wagen schwang. Mit einem leisen Seufzen löste ich die Handbremse, als die Beifahrertür aufgerissen wurde, eine Tasche an mir vorüber flog und Alex sich auf den Sitz fallen ließ. Entgeistert starrte ich ihn an. "Na willst du nun fahren oder nicht?", murrte er und ich verdrehte die Augen, konnte mir ein Grinsen jedoch kaum verkneifen. "Du bist unmöglich.", seufzte ich und wir fuhren vom Hof, zum Flughafen.
      Ich kann mir nicht erklären, wie ich es einen weiteren Flug neben Alex nach Amerika ausgehalten habe, ohne jede Fluchtmöglichkeit. Vermutlich nur, weil er genau das selbe über mich dachte und wir uns so irgendwie arrangierten. "Woher kommst du eigentlich? Ich meine ursprünglich.", durchbrach ich schließlich die Stille. "Aus Albuquerque.", kam eine knappe Antwort. "Dein Ernst?", fragte ich begeistert und musterte ihn neugierig. "Und seit wann lebst du in Europa? Wie hast du da gelebt? Und was hast du vorher gemacht?", begann ich ihn zu löchern. "Übertreib nicht gleich, Lilith.", zischte er und ich seufzte auf, alle Begeisterung verschwunden. "Du kannst mich nicht ausstehen, oder?", fragte ich schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wer kann hier wen nicht ausstehen?!", kam gereizt zurück und ich erstarrte. Meine Wut verflog genauso schnell, wie sie gekommen war, denn ich erkannte sehr wohl die Wahrheit in seinen Worten. "Lass uns später weiter reden.", murmelte ich leise und verbrachte den Rest des Fluges mit Schweigen und Schlafen. Auch im Auto auf dem Weg zu Verena unterbrach erst der Norweger die Stille, als er schrill wieherte und genervt mit den Hufen versuchte, die Wände des Hängers zu zerlegen. "Da scheint jemand keinen Bock mehr zu haben.", kommentierte Alex und ich lachte leise. "Ich bin aber auch froh, wenn wir endlich da sind!", sagte ich, als die Gips Reminder Ranch endlich in Sicht kam. Es war gerade einmal 9 Uhr morgens in Kanada, oder eher schon. Zu Hause wäre ich nun bereits einige Stunden auf den Beinen, doch jetzt überkam mich die Müdigkeit und Schlaf war vorerst nicht in Sicht. "Hey Caleb!" Erfreut begrüßte ich den jungen Mann, welcher auf uns zu kam, als wir gehalten hatten. Rasch umarmte ich ihn, ehe er Alex kurz zu nickte. Ich mochte den Mitarbeiter von Venchen unheimlich gern, doch zwischen ihm und Alex herrschte von Anfang an eine beinahe spürbare Eiseskälte. "Verena ist mit einigen Sätteln beim Sattler, um sie nähren zu lassen. Und glaub mir, sie wird da länger beschäftigt sein, als ihr lieb ist.", erklärte der junge Mann mit einem Grinsen auf den Lippen. "Hervorragend.", schmunzelte ich, während Alex sich bereits daran gemacht hatte, Mørke auszuladen. "Randaliert er immer so im Hänger?", fragte Caleb belustigt. "Nein, aber nach so vielen Stunden hat selbst er mal die Schnauze voll.", grinste ich und wir halfen Alex. Rasch war er in einer für ihn hergerichteten Box untergebracht und seine Ausrüstung in der Sattelkammer verstaut. "Hallo Octavia!", begrüßte ich das Mädchen erfreut, als ich sah, dass sie inzwischen zu uns gestoßen war. "Hallo Lilith.", sagte sie mit einem Lächeln und musterte kritisch meine Begleitung. "Dann fangen wir mal an.", seufzte ich und sah zwischen den dreien hin und her. "Ich gehe in die Küche und vergnüge mich mit dem Essen, ihr könnt mit dem Rest anfangen.", legte ich fest und verschwand auch sogleich aus dem Stall. Ich hoffte nur, Caleb hätte es tatsächlich geschafft, sie uns bis Abends aus dem Haus zu halten.
      Den ganzen Tag über waren wir damit beschäftigt das Wohnzimmer umzuräumen, zu dekorieren und zu kochen. Wobei letzteres den geringsten Aufwand darstellte, denn es gab lediglich Pizza, ein paar Snacks und eine große Menge von Getränken, die Alex in der Stadt besorgte. Gegen fünf betrachteten wir zufrieden unser Werk, als das Telefon klingelte. Caleb stellte sein Handy auf laut und die unverkennbar genervte Verena begann auch sogleich sich aufzuregen. "Caleb ich könnte ihn umbringen !", zischte sie aufgebracht. "Erst ist unglaublich viel los, dann hat er nicht das passende da, aber nein, es 'dauert nur ein paar Minuten'. Und ich warte hier die ganze Zeit. Dann ist noch ewiger Stau auf dem Highway und jetzt hat das Auto den Geist aufgegeben. Der Abschleppdienst hat es natürlich auch nicht nötig, seinen.." - "Beruhig dich!" leise lachte der junge Mann. "Ich hol dich ab." Mit diesen Worten legte er auf und zwinkerte mir kurz zu, ehe er verschwand. "Also los.", grinste ich und blickte zur Tür, als diese Aufging und Alex mit Mørke am Strick vor uns stand. "Das ist die schlechteste Idee überhaupt.", protestierte ich und blickte zu Caleb. "Du wirst ihr erklären, warum sie gleich seinen Mist mit der Schubkarre aus ihrem Wohnzimmer karren kann!"
      Eine gefühlte Ewigkeit, nachdem Caleb uns verlassen hatte, flog die Tür auf und eine nörgelnde Verena trat herein. Doch als sie das Licht einschaltete, erstarben die Worte auf ihrer Zunge und sie blickte verdutzt in den Raum. Alle, die auf dem Hof arbeiteten und lebten standen neben mir und Alex, hinter uns ein langer Tisch mit den Getränken und den Snacks. Doch in der Mitte von allen stand Mørke, welcher etwas überrascht über das plötzliche Licht und die Geräusche den Kopf zur Tür reckte und die Ohren anlegte. Alex, dessen Idee das war, ruckte leicht am Strick und der Hengst quittierte das nur mit einem genervten Schnauben. Doch Verena konnte sich kaum retten vor Umarmungen und Glückwünschen. "Du hast sie doch nicht mehr alle!", zischte sie mir ins Ohr, als ich sie fest in die Arme schloss und sie leicht zwickte. "Alles gute, Venchen.", grinste ich. "Was macht das verdammte Pferd hier?", rief sie und ging lachend auf Mørke zu, um ihm liebevoll die Stirn zu reiben, welcher in dem ganzen Tumult nun wieder seelenruhig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. "Er wollte einfach nicht im Stall auf dich warten.", meinte Alex trocken und zuckte die Schultern, ehe er der jungen Frau gratulierte und sie kurz umarmte. Die Überraschung war eindeutig gelungen, denn die Freude stand Verena unverkennbar ins Gesicht geschrieben. "Und jetzt mach endlich die Geschenke auf, ich hab Hunger!", befahl Caleb. Man hätte Venchen wohl kaum lange bitten müssen, denn ihr Seitenblick auf die ganzen Schachteln war mir kaum entgangen. "Na los.", grinste ich und Sie begann auszupacken.
      Der Abend war lang und voller Freude, ich konnte mir kaum erklären, wie ich es nach der langen Reise durchhielt, beinahe bis drei Uhr morgens zu feiern. Mørke war schon längst wieder im Stall, als wir alle schließlich ins bett fielen. Der nächste Morgen kam nach meinem Geschmack viel zu rasch und ich blickte in einige müde Gesichter, als wir gemeinsam in der Küche frühstückten. "Das schlimmste ist das Aufräumen!", seufzte Caleb und Verena grinste. "Damit hast du dich soeben qualifiziert, Lou und ich gehen ausreiten." Gerade wollte der junge Mann protestieren, ich schnitt ihm jedoch das Wort ab. "Und Alex hilft dir liebend gern.", kommentierte ich und stellte fest, wie das schadenfrohe Grinsen sogleich verblasste. Grinsend verdrückten Verena und ich mich in den Stall, wo ich mir meinen Mørke sattelte und sie sich Gips fertig machte. Wir ritten lange aus und tauschten uns über alles mögliche aus, was in den letzten Wochen geschehen war. Der Umzug, Daavids Verschwinden, Alex und auch Venchen konnte mir einiges berichten. Wie ich diese langen Ausritte liebte. "Wir haben uns in letzter Zeit viel zu selten gesehen!", sagte ich und blickte zu ihr herüber. Sie nickte. "Aber ich kann mich für einige tage loseisen, wenn du nichts dagegen hast, haben wir noch ein wenig Zeit!"
      Wieder am Stall musterte ich sie neugierig. "Und, wie sitzt es sich im neuen Sattel?" - "Wie auf Wolken!", gab sie grinsend zurück und ich betrachtete Gips, welcher wirklich hervorragend aussah. "Dann konnte ich dir ja wenigstens eine Freude machen.", lächelte ich. "Jetzt muss er dir nur noch optisch gefallen."
      Und obwohl wir anderthalb Wochen blieben, so rückte der Tag der Abreise immer näher. Seufzend mussten wir uns schließlich wieder verabschieden, doch waren lauter schöne Momente geblieben. "Das nächste mal kommst du gefälligst nach Italien!", grinste ich und umarmte Verena zum Abschied.

      Aushilfe im Trainingsstall
      März 2016, by Canyon
      Nachdem ich zusammen mit Octavia bereits die Jungpferde versorgt und betüddelt hatte, ging es für uns beide weiter zu den großen Pferden, bei welchen wir auch Verena und ein paar andere Mitarbeiter trafen. So schnell wie sie konnte, hatte mich Octavia abgeladen und war dann an die andere Seite des Stalls verschwunden, wo ich John erkennen konnte.
      Zum Glück hatte Verena jetzt die Verantwortung übernommen und sagte mir was zu tun war.
      Sie begleitete mich zu den Hengsten, denn auch diese wollten so langsam auf die Weiden gebracht werden, um das angenehme Wetter etwas genießen zu können. Es waren nicht viele, sodass ich nur einmal würde laufen müssen. HGT's Enjoy Nature kannte ich bereits von einem Distanztraining, weswegen mir Verena auch gleich sein Halfter in die Hand drückte. Dazu bekam ich noch Gun an Slide, ein ebenfalls sehr ausgeglichener und ruhiger Hengst. Da Verena ihre Pferde etwas besser kannte, nahm sie sich den etwas schwierigeren Possibility und den nervösen, aber trotzdem überaus hübschen Hollywood King Gun. Ein Mitarbeiter, ich glaube er hieß Arthur oder Aaron oder so was, nahm gleich noch die beiden verbleibenden Pferde, also den Wallach Cielos Double Dun It und Sympathy for the Devil. Zu dritt brachten wir die drei Pferde auf ihre Weiden, bevor wir uns wieder zurück in den Stall begaben und dort uns noch um die Stuten kümmerten.
      Die Stuten waren hier definitiv in der Überzahl, sodass sich zu uns dreien nun auch wieder Octavia und John dazu gesellten, damit wir zu dritt nicht allzu oft zu den Koppeln laufen mussten.
      »Only Known in Texas und Annie get your Gun kommen in die Führanlage, sobald alle Pferde auf den Weiden sind. Alle anderen kommen raus.« gab Verena an alle die Anweisungen, bevor sie die Pferde auf die Mitarbeiter aufteilte. Je mehr jetzt mit Hand anpackten, desto schneller ging alles.
      »Aaron«, so hieß er also, »Du nimmst Miss Holly Golightly und Snapper Little Lena, Octavia am besten Marly's Pluie und Sheza bat cat. John – Du kannst Comeback of a fallen Goddess, sowie Your possible Pasts auf die Koppel führen. Ich würde dann DunIts Smart Investment und My sweet little Secret. Mio, für dich bleiben dann noch Magnificent Crow und Striga. Ich hoffe mal, dass alle mir jetzt ordentlich zugehört haben, damit nichts schief geht!«
      Striga kannte ich schon, da war sie noch ein Fohlen, weswegen ich mich freute zu hören, dass ich sie mal wieder sehen konnte. Natürlich war aus dem hübschen Fohlen eine noch viel hübschere Jungstute geworden, welche genauso artig wie früher war. Crow kannte ich zwar noch nicht und war mit ihr im Umgang etwas vorsichtiger, doch auch sie war recht geduldig und trotzdem etwas nervös. Ich halfterte beide Stuten auf und führte sie dann aus ihren Boxen und hinaus aus dem Stall, wo bereits Verena mit Candy und Sweety auf mich wartete, da ich ja den Weg zu den Weiden noch nicht wirklich kannte.
      Als alle Pferde auf ihren Weiden waren, ging ich zurück in den Stall und führte mit Verena noch die beiden anderen Stuten in die Führanlage. Ich bekam die hübsche Texas und Verena nahm sich Annie, welche sich beide auf etwas Laufen zu freuen schienen.
      Da nun auch hier alle Pferde versorgt waren, ging ich mit Verena zu den nächsten Pferden, welche auch noch etwas Pflege brauchten.

      Hufschmiedbesuch
      März 2016, by Vhioti
      Alexis blinzelte einmal, als sie sah wie Possibility und die Tunte vor dem u-förmigen Stall angebunden waren und Verena nun mit dem einzigen Wallach für heute ankam. “Magst du Candy holen? Und hör auf zu starren, vielen Dank!”, bemerkte ich kokett, und Alexis lief an Verena vorbei, und flüsterte ihrer Cousine auf dem Weg zur Koppel etwas ins Ohr. Verena kicherte und scheuchte sie dann weg. “Was habe ich jetzt falsch gemacht?” Verena lachte erneut und stützte sich an der Tunte ab. “Lass sie.”, sie winkte ab, und dann begann ich mit der Arbeit. Für heute durfte ich auf der großflächigen Ranch von Verena bleiben; nach ihrem Auftrag kam noch ein kleiner Eilauftrag von Svejn, den ich ja auch schon einmal getroffen hatte.
      “Na, wollen wir mit dir anfangen, Possibility?”, der Braunschimmel guckte mich mit einer endlosen Traurigkeit an, und am liebsten hätte ich nur mit ihm gekuschelt, aber alleine das Hufheben war schon ein Vertrauensakt für ihn. Es dauerte recht lange, bis ich das überschüssige Horn entfernen konnte. Seine Hufe waren aber in einem allgemeinhin exzellenten Zustand, nur das Außenhorn war etwas spröde, deshalb pinselte ich sie zusätzlich mit Huffett ein. Die Hufeisen wollte ich später anbringen, man wollte es sich ja nicht verscherzen. Dann ging ich zur Tunte. Der stürmische Hengst stubste mich ständig an. “Ich hab nichts zum Futtern, siehst du?”, ich streckte beide Hände aus, in denen erst einmal nur der Hufkratzer drin war, und schaute mir die Hufe genau an. “Du hättest keinen Tag später anrufen sollen, Verena. Die sind schon sehr lang.”, merkte ich an und entfernte erst die alten Hufeisen. “Willst du die behalten?”, fragte ich nach, während mein Kopf etwa auf Hufhöhe war. Ich verstand die Antwort nicht, arbeitete mich aber vor und raspelte vor allem das Außenhorn ab, und streckte anschließend meinen Rücken durch. Gipsy, der Wallach, erhielt genau die gleiche Prozedur, musste aber etwas mehr Geduld aufbringen als Funky. Die Strahlfurche wirkte verwachsen. “Kannst du mir bitte das kleinere Hufmesser geben?”, mir wurde das Werkzeug gereicht, und ich konnte die Arbeit fortsetzen. Nur Candy war mit mir nicht einverstanden. Verena schaute sie bitterböse an, als die berühmte Tochter von mehrfach prämierten und sehr erfolgreichen Westernpferden mir erst sämtliche Hufe wegzog und anschließend fast das Knie traf. Das war aber auch mir zu verschulden, denn ich wusste ja von vornherein dass sie kein einfaches Pferd war. Die Schönheit besaß recht kurze Hornwände, sodass ich ein wenig daran herumfeilte und es dann dabei beließ.
      In der Pause, die ich den Pferden könnte, heißte ich den mobilen Gasofen an, und bereitete die Sliding- und Stahlhufeisen vor. Funky Powerbabe hatte ja schon vorher die gleiche Kombination getragen, und nach einem kleinen Schreckmoment, als das heiße Eisen an seinen Huf angepasst und befestigt wurde, konnte er direkt schon mit zwei Äpfelchen wieder auf den Paddock gehen. Auch der Wallach fand sich damit ab, dass es Zeit wurde für neue Eisen, und Gipsy wurde noch ausreichend gelobt. Alexis führte ihn weg. “So, wen als nächstes? Candy oder Possy?”, fragend sah ich Verena an. Die grübelte eine Weile, kraulte die Ohren des Schimmels und sah dann an mir vorbei auf Svejn, der sich an uns herangeschlichen hatte. “Ich würde sagen, Candy.”, schlug die Reiterin vor. Ich nickte nur, und griff dann zu den Eisen, verglich die Größe und nahm anschließend zwei andere, die mir doch passender wirkten. Alleine das leise Zischeln des Ofens versetzte Candys Ohren in Bewegung. Sie stierte zu mir hin, dann warf sie den Kopf zur anderen Seite, an der nun Svejn stand. Somit war sie ein wenig abgelenkt, während ich die erst die Stahleisen anbrachte und dann einen Moment verstreichen ließ. Sie als Barhufer musste sich erst daran gewöhnen, schnappte dann einmal nach mir, als ich sie streicheln wollte, weshalb sie kurz darauf eine mentale Watsche von Verena erhielt. Jetzt blieb sie ruhig, aber hatte den Gemütszustand eines beleidigten Teenagers, während ich nun emsig die Hufeisen anklöppelte und mir dann den Schweiß von der Stirn wischte. Meine Möhre bekam sie trotzdem.
      “Ei ei ei. Eine so schöne Stute mit der besten Abstammung, die man sich wünschen kann, und schon so zickig.”, murmelte ich und trank einen Schluck Wasser. Alexis führte DunIts Smart Investment, wie sie ja eigentlich hieß, auch weg, über den Platz zu den Paddocks. “Nicht unbedingt zickig. Verwöhnt durch ihren hohen Status.”, brummte Svejn. Verena schnaufte nur. Weiter ging es mit Possibility. Das Quarter Horse ahnte nichts von alledem, was jetzt passierte. Dafür aber stand Verena an seinem Kopf und kraulte ihm hinter den Ohren, bis alles vorbei war. Der Hengst war immer noch leicht aufgeregt, schon als ich alles weggepackt hatte und ihm eine Belohnung gab. Auch das letzte Pferd wurde nun weggebracht, und ich sah, wie Possibility zögerlich Huf um Huf setzte. Daran musste er sich jetzt gewöhnen. Svejn räusperte sich anschließend. Oh ja, stimmt.

      Augen auf! Ich komme Military A-L, Verkauf der Stute + gemütlicher Ausritt mit Abby und Cielos
      März 2016, by Veija
      "Du willst was machen?!", donnerte mir Aaron an den Kopf. "Ich fasse es nicht, wie kannst du nur", brüllte er mich an und knallte mir die Tür vor der Nase zu. "Was ist denn hier los?", fragte Alexis und kam mir im Schlafanzug entgegen. Wir hatten ja auch gerade erst halb sieben in der Früh. "Ich verkaufe Abby...", gestand ich ihr dann auch und sah, wie sie mich mit hassverzerrtem Gesicht anstarrte. "Du machst was?", stellte sie mir genau die selbe Frage wie Aaron eben. "Warum?" "Weil wir hier der Arbeit vorne und hinten nicht nach kommen! Wieso muss ich mich eigentlich vor allen rechtfertigen?", knurrte ich. "Dann reite ich sie halt ohne eure Hilfe den Interessenten vor!", waren meine letzten Worte und ich schubste einfach Svejn aus dem Weg, der nun auch zu uns gestoßen war. Verwirrt schaute er mir nach, als ich einen Blick zurück warf und ging dann einfach wieder in sein Zimmer. Es war Sonntag, die Mitarbeiter durften heute bis acht Uhr schlafen. Um sieben Uhr wollte allerdings der erste Interessent kommen, weshalb ich schon so früh wach war- und vermutlich hatte ich das ganze Haus mitgeweckt. Wer konnte denn ahnen, dass Aaron so einen Zirkus wegen dem Pferd machte? Ja, es war eigentlich sein Pferd. Aber auf der Besitzerurkunde stand mein Name, weshalb ich die Stute auch verkaufen konnte, wenn es mir lieb war.
      Schnell hatte ich sie geputzt und gesattelt und ritt sie gerade warm, als schon die ersten beiden Interessenten auf dem Hof eintrafen. Bellamy, der Aarons Wutausbruch überhaupt nicht verstehen konnte, denn es war ja 'nur ein Pferd' empfing die Leute freundlich und brachte sie zum Platz. Die beiden Männer stellten sich kurz vor und betrachteten die Stute, wie ich sie ihnen in allen Gangarten vorritt. Typisch Abby schmiss sie beim Angaloppieren den Hintern in die Luft, blieb jedoch kontrollierbar und ließ sich wieder durchparieren. Ich ritt an den Zaun. "Haben Sie jetzt schon Fragen?" "Ich würde die Stute gerne auf der Rennbahn sehen", meinte der eine doch ich nickte entschuldigend. "Das wird leider nicht passieren, die Stute läuft keine Rennen. Ihre Begabungen liegen im Dressur-, Spring- & Militarysport.", erklärte ich dem Mann. "Dann ist sie nichts für mich.", meinte er nur, gab mir die Hand und verschwand wieder. Nun war noch ein Mann da. "Möchten sie Probereiten?", fragte ich ihn doch er verneinte. "Er hätte sich eigentlich auch einen wahren Galopper gewünscht.." "Okay", meinte ich nur und gab auch ihm die Hand, ehe er wieder fuhr. "Das ist wohl nicht so gut gelaufen", warf Bellamy ein und klopfte Abbys Hals. Die Stute zuckte kurz zusammen als mein Handy klingelte. "O'Connor?", meldete ich mich. "Occu! Hi, na wie gehts?", fragte ich in den Hörer und unterhielt mich eine Weile mit ihr. Sie tadelte mich, ihr nicht sofort von dem Verkauf Abbys Bescheid gesagt hatte. "Ach du willst sie sofort? Ich soll alles andere abweisen?", ich lachte. "Okay, sie ist reserviert bis du hier warst. Ich gehe jetzt eine Runde ins Gelände, eine Aufstufung ist fällig", murmelte ich. "Ist gut, bis dann."
      "Sieht so aus als wäre Abby verkauft", sagte ich zu Bellamy. Ein wenig traurig war ich ja schon über den Verkauf, aber bei Occulta würde sie es wirklich gut haben. "Kommst du mit ins Gelände?", fragte ich den jungen Mann, der noch nie auf einem Pferd gesessen hatte. "Was ich? Auf ein Pferd?", er schaute mich ungläubig an. "Ich.. kann nicht reiten..", murmelte er dann kleinlaut. "Ist egal, wir haben auch brave Pferde", lachte ich und stieg von Abby ab, ehe ich Bellamy auf die Schulter klopfte. "Wir können auch Svejn fragen, ob er uns Alfi leiht?", schlug ich dann vor. "Was? Da komm ich doch noch nicht einmal hoch!", erklärte mir der junge Mann schon fast verzweifelt. "Okay, okay.. dann nimmst du Gipsy. Bis der dich absetzt muss schon einiges passieren", lachte ich und drückte ihm Abby in die Hand. "Nur... festhalten.", erklärte ich ihm mit Nachdruck und machte Cielos Double Dun It flink für ihn fertig. Nach einer Weile ging ich wieder zu Bellamy und Abby, wir tauschten die Pferde und ich reichte ihm noch einen Helm. Ich selbst trug auch einen, da ich gleich noch etwas auf der Geländestrecke springen würde. Ich half meinem Mitarbeiter aufs Pferd und erklärte ihm, wie er die Zügel zu halten hatte, ehe wir im gemütlichen Schritt losgingen. "Lass die Zügel locker hängen, halt dich zur Not am Sattelhorn fest. Wenn du 'whoa' energisch genug sagst, bleibt er stehen, egal was sonst um ihn herum ist.", erklärte ich ihm. "Also ist das sozusagen eine Handbremse?", fragte er mich und ich lachte. "Ja, das Wort ist die Handbremse." "Okay, verstanden.", sagte er und ich merkte, wie ihm sofort ein Stein vom Herzen fiel. Auf unserer kleinen Trabstrecke angekommen, zog ich ihn noch ein wenig auf: "Sollen wir ein Stück traben?" "Willst du mich wirklich umbringen?", zischte er und klammerte sich am Horn fest, wobei er gleichzeitig mit den Beinen drückte und Gipsy etwas schneller ging. "Beine weg", sagte ich ganz locker und sofort, als Bellamy den Druck wegnahm, ging Gipsy wieder brav neben mir her. "Siehst du, ist doch alles gar nicht so schwer, oder?", fragte ich ihn und er nickte lächelnd. "Prahl aber bloß nicht zu Hause damit, dass du Gipsy reiten durftest. Aliena dreht dir den Hals um", lachte ich. "Wie? Warum das?", fragte er mich verständnislos. "Gipsy ist einer meiner Lieblinge, den reitet normalerweise keiner außer ich. Aber er ist ein guter Lehrer, mittlerweile.", erklärte ich ihm und hielt Abby dann an, weil wir an der Geländestrecke angekommen waren. "Schaffst du es, ihn hier stehen zu lassen, ohne dass er grast?", fragte ich Bellamy dann und schaute ihn an. "Steig am besten einfach ab und halt ihn fest. Ich weiß nicht wann dir das letzte Mal einer so viel Vertrauen geschenkt hat, aber du hast ein fast 30.000 Dollar Pferd in der Hand, lass es nicht fressen und nicht weglaufen", erklärte ich ihm und sah, wie er merklich kleiner wurde. "So viel kostet das Pferd hier?", fragte er mich mit großen Augen. "Ja, so viel kostet das Pferd. Wenn es was frisst, was es nicht soll und daran stirbt, schuldest du mir nicht nur ein tolles Pferd, sondern auch einen Haufen Geld.", sagte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Okay, ich passe auf", sagte er und stieg ab, ehe er sich kurz krümmte. "Aua!", sagte ich und rieb sich die Beine. "Muskelkater", meinte ich nur trocken, gab Gipsy kurz einen Kuss und lenkte Abby dann auf die Militarystrecke. Zu erst galoppierte ich Abby an ein paar Hindernissen vorbei, um sie noch aufzuwärmen, ehe ich wieder zum Start ritt, einen kurzen Blick auf Bellamy warf und dann mit dem ersten Hindernis anfing. Es war ein einfacher Baumstamm, den Abby ohne Probleme schaffte. Im Springen war sie schon weiter ausgebildet, nämlich auf Klasse M, weshalb die meisten Sprünge hier für sie- zumindest von Höhe und Weite, kein Problem darstellten. Da, wo fast alle Pferde so ihre Probleme hatten, hatte Abby anscheinend keine mehr. Beim Tiefsprung in den Wassergraben stoppte sie zwar kurz, beäugte das kühle Nass sorgfältig und sprang dann nach unten. "Brav!", lobte ich die Stute, ehe wir noch durch ein paar kleinere Büsche sprangen und zu unserem letzten Hindernis kamen: dem Wall. Ich galoppierte die Stute nach oben, ließ sie lange gucken und trieb sie dann immer ein kleines Stück nach vorne. Abby ging vorne buchstäblich in die Knie, um sie langsam vorzutasten, ehe sie ab der Hälfte des Berges einen Satz machte. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, wehshalb ich ihr doch ein wenig in den Rücken fiel und mich echt festhalten musste, um nicht runterzufallen, da Abby gerade jetzt wieder die Laune nach Freudenbucklern war. "Abby...", zischte ich und pariere sie so langsam wieder durch, ehe ich zurück zu Bellamy ritt, der, oh Wunder, noch da war. "Alles gut gelaufen?", fragte er mich und ich nickte. "Ja.. alles soweit gut, sie kann jetzt in der Klasse L laufen. Lass uns nach Hause reiten", erklärte ich. Bellamy stieg auf und wir machten uns auf den Heimweg. "Halt dich mit einer Hand mal am Horn fest, lehn dich ein bisschen nach hinten und fall nicht runter", meinte ich lächelnd, ehe ich Abby antrabte. Auch Gipsy kam uns hinterher und ignorierte Bellamys recht großes Gezappel im Sattel. "Verena!", sagte er irgendwann hilflos, ehe ich einen Blick zu ihm warf und Abby wieder in den Schritt durchparierte. Bellamy hatte es doch geschafft zur Seite zu rutschen. "Na siehst du, klappt doch." "Klappt gar nicht", murmelte er und setzte sich wieder richtig in den Sattel. "Mach das nicht noch einmal", knurrte er. Ich schüttelte nur lachend den Kopf und sah nun doch besser gelaunt zu Svejn, der uns entgegenkam. So langsam wurden seine Haare immer länger und der Flaum verdeckte seine Tatoos am Kopf. "Steig ab", meinte ich knapp zu Bellamy, ehe ich ihn verdutzt stehen ließ und zu Svejn trabte. "Du müsstest dich auch mal wieder rasieren, die Tattoos sieht man ja gar nicht mehr", lachte ich und wuschelte ihm durch die Minihaare, die Jene verdeckten. "Ey", protestierte er und griff, ohne dass ich es bemerkte, in Abbys Zügel damit sie nicht abhaute, ehe er mich mit Schwung aus dem Sattel beförderte. "Und was ist mit dir?", sagte er und zerwuschelte auch meine Haare. "Du wolltest die regenbogenfarben machen, was ist passiert? Nichts", lachte er und schaffte es wirklich, dass meine Haare mir kreuz und quer vom Kopf abstanden.
      Bellamy räusperte sich. Geschockt zuckten wir beide zusammen. Keiner der Rancharbeiter wusste etwas davon, dass wir zusammen waren. Naja, fast zusammen. So ganz irgendwie doch nicht. "Ist gut, ich komme", sagte ich und warf Svejn einen peinlich berührten Blick zu, ehe ich mir Abby schnappte, die mich aus panischen Augen anstarrte, und in den Stall ging. "Und was war... was?", fragte mich Bellamy belustigt. "Nichts.", sagte ich nur knapp und sattelte Abby und Gipsy ab, ehe beide mit einer Abschwitzdecke in die Box kamen. Occu würde erst in ein paar Stunden hier eintreffen. In dieser Zeit mistete ich Boxen, quatschte mit meinen Leuten und aß etwas. Währenddessen klingelte es an der Tür. "Hi Occu", begrüßte ich sie und umarmte sie kurz. "Wie gehts dir so?", fragte ich sie. "Viel zu tun, meine Stuten fohlen jetzt alle nach und nach ab", sie lächelte. "Zeigst du mir Augen auf?" "Klar, komm mit", lachte ich und winkte Bellamy zu mir, den ich als Einzigen mit in den Stall nehmen würde. Dort angekommen holte ich die Stute aus der Box und zeigte sie Occu. "Kannst du sie mal vortraben?", fragte sie mich und ich nickte. Gemeinsam gingen wir raus und ich trabte die Stute vor. Natürlich hinkte sie jetzt auf einem Bein. Ich blieb stehen und tastete es kurz ab. "Sie wird sich eben im Gelände versprungen haben, ich rufe den Tierarzt die nächsten Tage wenn es nicht besser wird.", sagte ich zu ihr. "Gut, ich nehme sie auf jeden Fall, möchte aber den Tierarztbefund abwarten. Ich nickte und brachte die Stute wieder in den Stall. "Bis die Ergebnisse da sind, kann es noch eine Weile dauern. Ich trainiere sie dann solange weiter." "Alles klar", meinte Occu lächelnd, schüttelte Bellamy und mir die Hand und fuhr dann wieder. "Das ist ja doof, dass sie ausgerechnet jetzt humpelt.", meinte Bellamy nachdenklich und strich der Stute über die Nase. "Sie war im Training ein wenig zu übermütig, als wir den Wall hinunter gesprungen sind. Aber das wird schon wieder", sagte ich lächelnd.

      Trail LK 5 - LK 4
      März 2016, by Veija
      Die nächsten Wochen hatte ich mir vorgenommen, Gipsy, Nature und Possy in Trail auf die LK 4 zu bringen. Zur Hilfe hatte ich Aliena und Octavia, wobei O die Pferde immer warm- und abritt. Mehr konnte sie leider noch nicht, aber wir waren dran, ihr Reitunterricht zu geben, so dass sie diese Stufe bald auch selbstsändig reiten konnte.
      Zur Hilfe dieses Trainings drückte ich jedem die Pattern in die Hand, welche ihnen schon länger bekannt war.

      Mit Gipsy ritt ich sie also einmal vor, damit Aliena sie nachreiten konnte. Mit Octavia hatte ich dann doch Nachsicht, so dass sie die Pattern mit Possy einmal durchreiten konnte.
      Der talentierte Gipsy hatte keine Probleme, die Pattern mit mir zu durchreiten. Auch Enjoy Nature und Aliena hatten kaum Probleme, lediglich Octavia und Possy schafften es nicht immer, ordentlich und sauber zu reiten. "Das macht nichts, O. Einfach weiter!", munterte ich sie auf und schaute ihr zu, wie sie versuchte, im Trab halbwegs ordentlich sitzen zu bleiben.
      Im Laufe der Woche verbesserte sie sich jedoch um einiges und konnte Possy ohne Probleme durch den Parcours reiten.
      Am letzten Tag ritt ich alle Pferde nochmal selbst durch, damit sie sich auch LK 4 fertig nenne konnten.
    • Veija
      Teilnahme an den 57. Reiterspielen "Freiheitsdressur"
      Juli 2016, by Veija
      Freudig kraulte ich Gipsys Hals. Wir hatten uns für eine Freiheitsdressur angemeldet, ohne vorher genau zu wissen, auf was wir uns da eingelassen hatten. Es gab auch noch andere Reiterspiele, die den einfachen Namen "Reiterspiele" trugen, wo ich jedoch mit Bella teilnehmen wollte. Warum ich dort mit Bella startete und nicht mit Gipsy? Tja, die kleine Stute würde bei der Reise nach Jerusalem jeden schlagen. Sie war wahnsinnig wendig und konnte von der einen auf die andere Sekunde in die andere Richtung galoppieren. Roll Back nannte man das, was ich heute auch so ähnlich mit Gipsy machen wollte. Bei der Freiheitsdressur durfte man führen oder reiten. Erlaubt waren Halsring und Gerte, wobei ich nur Halsring benutzen wollte, Gerte kannte mein Wallach gar nicht so richtig. Warum auch, ich benutzte beim reiten nie eine, da sie schier überflüssig war. Meine Pferde, dabei meinte ich so gut wie Alle, aber vorwiegend auf die Westernpferde bezogen, konnte man so feinfühlig reiten, dass ich eigentlich auch keinen Halsring brauchte. Dennoch hatte ich mich dafür entschieden- man musste ja kein Risiko eingehen.
      Hier hin mitgebracht hatte ich niemanden. Svejn lag noch immer im Krankenhaus, die anderen hatten genug auf der Ranch zu tun. Octavia hatte ich verärgert, da sie unbedingt mitkommen wollte, aber ich würde das auch alleine schaffen. Da wir schon gestern angereist waren, hatte Gipsy eine Box mit anschließendem Paddock bekommen, weshalb ich ihn auch jetzt alleine lassen konnte, um meine Startnummer und die Aufgaben abholen zu gehen. "Hallo, Verena O'Connor mit Cielos Double Dun It.", erklärte ich und die Frau am Schalter nickte. Sie hatte mir die Unterlagen gestern nicht rausgeben wollen, damit es fair gegenüber den anderen Teilnehmern blieb, die heute erst anreisten. "Startnummer 3.", erklärte sie mir und reichte mir die Nummer. Bevor sie mir die Aufgaben rausgeben wollte, versuchte sie noch, mir allerhand Kram anzubieten. Schlüsselanhänger, T-Shirts, Jacken, Mützen und und und. "Nein danke, nur die Aufgaben bitte.", meinte ich mit Nachdruck und nahm dann lächelnd den Zettel entgegen. Bevor ich zurück zu meinem Pferd ging, schaute ich mir den Platz einmal an. Eine Plane lag noch zusammengefaltet auf dem Boden und eine Brücke wurde gerade aufgebaut. Punkt für uns, in beiden Sachen. Ich wandte meinen Blick dann dem Zettel in meiner Hand zu. 'Alle drei Gangarten reiten, Halten und Rückwärtsrichten, Voder- oder Hinterhandwendung, ein Kunststück unserer Wahl, über die Plane und die Brücke', waren die Aufgaben. Die geforderten Aufgaben waren wirklich alle keine Problem, nur das Kunststück bereitete mir Sorgen. Eine Idee hatte ich zwar schon, aber ob das als Kunststück zählte?Während ich zurück zu Gipsy ging, zerbrach ich mir den Kopf darüber. Kunststück.... Kunststück.. was sollte ich da bloß machen? Im täglichen Training mit den Pferden war für solche Albereien einfach kein Platz. Octavia hatte zwar angefangen, mit einigen der eher Englisch gerittenen Pferde den Spanischen Schritt zu üben, doch bei Gipsy hatte sie sich
      nicht getraut, weil er so schnell nervös wurde und auf Durchzug stellte, wenn er etwas nicht verstand. Da kam mir eine Idee! Ich könnte einen Sliding Stop, mit dem Halten und Rückwärtsrichten verbinden, in dem ich nur minimale Stimmkommandos setzte. Dann konnte ich aus dem Rückwärtsrichten kurz halten und sofort angaloppieren. Es sah bestimmt wie ein Kunststsück aus, wenn mein Pferd in vollem Tempo die Hinterbeine in den Boden rammte. Vor allem für die, die keine Ahnung vom Westernreiten hatten, war es bestimmt schön anzusehen. Ob das jedoch später als erfüllte Aufgabe angenommen werden würde, stand auf einem anderen Blatt geschrieben.
      "Dann wollen wir mal ein bisschen üben.", sagte ich und holte mir mein Pferd aus der provisorisch aus Penals gebauten Box, ehe ich ihn daran anband und kurz putzte. Viel dreckig war er nicht, besonderes Augenmerk legte ich nur auf die Hufe. Ich hatte später noch Zeit, ihn ordentlich sauber zu machen. Das Turnier startete erst gegen 13:00 Uhr, wir hatten gerade erst 9:00 Uhr. Vorher konnte man hier allen möglichen Kram kaufen, von Sätteln über Fliegenspray bis zu Haushaltsmitteln, um Pferdemist aus den Klamotten zu bekommen. Fertig mit putzen legte ich ihm den Halsring um den Hals und ging zum Abreiteplatz. Die Aufgaben hatte ich zerknickt in meine Hosentasche gestopft. Auf dem Platz schwang ich mich mit Hilfe des Zauns auf Gipsys Rücken, ehe ich ihn im gemütlichen Schritt zu erst einige Runden über den Platz ritt, bevor ich antrabte und schließlich ein wenig galoppierte. Später musste ich noch unbedingt regeln, dass ich Bandagen und Skid Boots benutzen dürfte, denn sonst konnte ich Gipsy nicht so gut und schnell stoppen lassen. Also ich konnte das schon, aber für seine Gelenke war das definitiv überhaupt nicht gut. Übergänge musste ich keine üben, dass konnte er so. Das Einzige, was ich jetzt also üben musste, war unser Kunststück. Dafür galoppierte ich ihn auf der geraden an, jedoch nicht schnell, da er keine Beinschoner drauf hatte, ehe ich ihn mit einem leisen 'Whoa' stoppte. Ich verlagerte mein Gewicht ganz leicht nach hinten, ehe ich mehrmals schnalzte. Gipsy verlagerte sein Gewicht auf seine Hinterhand und ging rückwärts. Ich hörte kurz auf zu schnalzen, setzte mich wieder richtig hin und gab ihm Küsschen, ehe er angaloppierte. Reichte das als kleines Kunststück? Bestimmt. Bei unserem Ritt würde ich das Ganze viel schneller machen.
      Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich länger auf dem Platz verbracht hatte, als ich eigentlich wollte. Wirklich geritten war ich nicht, die meiste Zeit hatte ich am Handy gehangen und mit Svejn geschrieben, während Gipsy rumgestanden oder einzelne Grashalme vom Rand des Platzes gepflückt hatte. Ich stieg ab und brachte meinen talentierten Wallach wieder zurück in seine Box, wo ich ihn jedoch einmal komplett mit Wasser abspritzte, um den Mistfleck an seinem Bauch weg zu bekommen. Als ich ihn wieder komplett sauber und trocken hatte, zog ich ihm einen Sleezy über den Kopf und eine Decke um den Körper, bevor ich ihn wieder in seine Box stellte.
      Bevor ich zum Platz ging, machte ich einen Abstecher an der Anmeldung und erkundigte mich, wie es mit Beinschonern aussah. Natürlich musste ich erklären, warum ich diese brauchte, doch nach ein wenig Diskussion bekam ich die Erlaubnis. Dann ging ich zum Platz, um mir den ersten Starter anzuschauen, welcher Occulta Smith mit Lady Diva from the Sky war. Ein hübsches kleines Ponytier, welches sich zu erst für das Publikum, statt für ihre Besitzerin interessierte. Während ich so durch die Reihen sah, erkannte ich Ally und winkte ihr freudig zu. Zu erst erkannte sie mich mit den orange gefärbten Haaren nicht, doch dann hob sie ebenfalls den Arm und winkte mir zurück. Um meinen Start ja nicht zu verpassen, ging es nach Occus Vorstellung sofort zurück zu meinem Pferd- doch nicht ohne Ally vorher viel Glück zu wünschen. "Ebenso.", meinte sie und betrat mit ihrer Stute Sika den Platz. Occu war mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben, Ally blieb mit beiden Beinen auf dem Bode. Ich wäre dann der erste Teilnehmer, der reitet, aber das war ja ganz egal.
      Bei Gipsy angekommen entfernte ich Decke und Sleezy, kämmte einmal durch die Mähne, entknotete seinen Schweif und zog ihm den Halsring an. Ebenso legte ich ihm nun Gamaschen an die Vorderbeine und Skid Boots an die Hinterbeine an, damit er später besser stoppen konnte. Ich schwang mich mit Hilfe seiner Box auf seinen Rücken, ehe wir in Richtung Platz ritten. Da dies hier eigentlich nur ein Spaßwettbewerb war, durfte ich in Pullover und Jeans reiten. Lediglich meine Sporen hatte ich von meinen Schuhen abmachen müssen, da diese bei meinem Ritt verboten waren. Um dem ganzen noch die fehlende Note zu verpassen, hatte ich mir meinen weißen Westernhut aufgezogen- damit auch ja jeder wusste, welche Rasse von Pferd ich hier unter meinem Hintern hatte. Ich ritt in die Mitte, hielt auf ein leises 'Whoa' an und hob den Hut vom Kopf, damit ich alle grüßen konnten. Dann setzte ich meinen Hut wieder auf den Kopf und schaute mich in aller Ruhe auf dem Platz um. Als ich mich so umschaute, fing ein Teil der Besucher an zu lachen. Ich drehte meinen Kopf nach rechts, Gipsy drehte seinen Kopf nach rechts. Ich schaute nach links, Gipsy schaute nach links. Ich drehte meinen Oberkörper, um nach hinten zu schauen, Gipsy drehte seinen Hals und schaute nach hinten. Nun musste ich auch lachen. Ich glaube, das konnte man als Kunststück gelten lassen. Dann schnalzte ich einmal, so dass Gipsy im Schritt los ging. Auch im Schritt schauten wir uns alles, was hier so herumstand, genauer an. Dann schnalzte ich erneut und der Wallach trabte an. Wir ritten im Kreis um die Brücke herum, ehe ich ihn wieder zum Schritt durchparierte, indem ich leise 'easy' sagte, um dann gemütlich über die Brücke zu gehen. Beim hohlen Klang des Holzes spitzte der Wallach die Ohren, er war eben ein echtes Ranch Pferd geworden, auf das man sich in der freien Wildbahn verlassen konnte. Brücken, Baumstämme, Wasser- alles kein Problem. Das zeigte er mir auch bei der Plane. Zunächst trat er vorsichtig mit einem Bein darauf, ging jedoch ohne weiteres Zögern hinüber. Jetzt fehlte noch das Halten, das Rückwärtsrichten und die Vorder- oder Hinterhandwendung. Es war klar, was ich mit dem Wallach machen würde. Ach, und der Galopp fehlte noch. Hinter der Plane ritt ich im Schritt wieder in Richtung Tor, ehe ich Gipsy anhielt und ihm Hilfen zum Spin gab- zu einem langsamen Spin, denn sonst wäre es ja ein Spin und keine Hinterhandwendung. Ich hatte mir jedoch überlegt, das Ganze ein wenig mehr auszubauen. Das hieß, ich gab ihm jetzt erst Hilfen zu einem ganz langsamen Spin, verstärkte mein Schnalzen dann und ritt die anderen drei Umdrehungen dann einen richtigen, schnellen Spin. So machte ich es dann auch und stoppte ihn wieder, ließ ihn kurz durchatmen und galoppierte ihn dann auf der rechten Hand an. Zu erst galoppierten wir zwei Zirkel, ehe ich eine geeignete Stelle fand, um ihn gerade zu richten und aufs andere Ende des Platzes zu zu galoppieren. So tat ich es dann auch. Ich richtete ihn grade, baute Tempo auf und blieb in einer Wolke aus Sand stehen. "Whoa.", sagte ich dann, ehe ich ein paar Mal schnalzte und lehnte mich, wie ich es beim Üben getan hatte, leicht nach hinten. Nach einem erneuten 'Whoa' stand Gipsy still, bevor ich Küsschen gab und wir aus dem Stand heraus angaloppierten. Wir ließen die riesige Sandwolke, in der wir uns gerade die ganze Zeit befunden hatten, hinter uns und ritten auf das Tor zu. Vorher stellte ich Gipsy jedoch nochmal in die Mitte des Platzes, wo wir uns von allen verabschiedeten und unter lautem Applaus den Platz verließen. "Not... Nicht so schlecht, wie ich dachte.", quatschte mich jemand von der Seite an und streichelte den Hals meines Pferdes. "Lass das bitte....", sagte ich, ehe ich den Mann unter dem Hut erkannte. "Caleb.", lachte ich und ging mit ihm zurück zur Box.

      Lost my way
      August 2016, by Veija
      Unruhig hatte ich mich die ganze Nacht in meinem Bett hin und her gedreht, war nicht zum Schlafen gekommen. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr fiel ich wieder seufzend zurück in mein Kissen. Wir hatten erst halb vier Uhr morgens, ich konnte also noch knapp zwei Stunden schlafen, ehe wir mit den Vollblütern auf die Rennbahn gehen würden. Da ich jedoch keine Ruhe mehr fand, stand ich jetzt schon auf und stieg unter die Dusche, während ich eines meiner Lieblingslieder mitsummte, während die Musik leise durch mein Badezimmer schallte. 'Time don't stop fading... Living for the weekend... Haven't been practicing, just preaching...Forgot what I believed in...
      I lost my way...', summte ich leise mit, ehe ich eine Weile aussetzte und dann wieder einstieg: 'Woke up, new hometown...Same as the last one was...Hope that I'll be home soon...Can't forget where I came from...'
      Beim letzten Satz, welchen ich mitsang, musste ich dann doch schmunzeln. Das ganze Lied beschrieb meine momentane Situation recht gut: Ich sah in diesem Hof kein Zuhause, keine Zukunft mehr. Es hatte lange gedauert, mir das einzugestehen, aber es war so. Ich würde nicht mehr lange auf dieser Ranch hier bleiben.
      Beim Anziehen und Haare föhnen sang ich weiter mit. Für andere Leute unverständlich, hörte ich ein Lied, was ich gerade gerne mochte, in Dauerschleife. 'I put the wrong things first, fuck it...At my worst, they're in my ways...But they're my mistakes...I was my only weakness...So medicate the treatment...I put the wrong things first, fuck it...At my worst, they're in my ways...But they're my mistakes...I was my only weakness...', kaum war ich fertig mit anziehen und Haare föhnen, stoppte ich die Musik und band mir noch schnell einen tiefen Zopf, damit der Helm nachher passte, bevor ich leise durchs Haus und die Treppe herunterging, um in der Küche etwas zu essen. Ich schaute auf die Uhr, halb Fünf. Ich schnappte mir einen Apfel und ging dann in den Stall, wo ich auf die Trainingsliste schaute. Abby, Drag me to Hell, Golden Ebano, Sacramento und Supernova standen momentan nicht im Training, weshalb ich mich jetzt nicht mit den fünf aufhalten musste. Wer allerdings sehr wohl trainiert werden musste war: Zuckerschock, Priamos Ruffia Kincsem, Stiffler, Firewalker und Shiryō. Ich machte ein Kreuz hinter Prias Namen und ging zu ihrer Box. Dort musste ich sie wecken, was sie wohl nicht so sonderlich begeisterte. Doch so langsam ging die Sonne auf und man stolperte nicht mehr halb blind durch die Gegend. Nachdem ich die Stute von ihrer Decke befreit und geputzt hatte, legte ich eine Decke und einen Rennsattel auf ihren Rücken, ehe ich ihr noch an die vorderen Beine Bandagen legte, bevor ich das Halfter gegen eine Trense tauschte. Schnell schnappte ich mir meinen Helm, ehe wir die Halle verließen. Fast alle Pferde schliefen noch, sie waren es gewohnt, dass wir zu allen möglichen Uhrzeiten, Pferde aus dem Stall holten. Sie kamen eigentlich immer wieder zurück, weshalb sich die restlichen Tiere nicht mehr großartig daran störten.
      Zusammen mit Pria ging ich dann zur Rennbahn, gurtete nochmal nach und stieg dann mithilfe des Zauns der Rennbahn auf. Pria war noch immer etwas müde, was ich gut daran merkte, dass sie nicht total aufdrehte und nur noch ans Rennen dachte. Ich konnte sie sogar dazu bringen, eine Runde im Schritt zu gehen, ehe ich sie langsam angaloppierte und sie zunächst stark zurück hielt, ehe ich zur Startbox ritt und mich daneben stellte. Den Schatten, der sich heimlich anschlich, bemerkte ich vorerst nicht, denn meine Konzentration galt alleine meiner Stute Pria. "Gleich, gleich kannst du rennen, Mäuschen", sagte ich und versuchte sie dazu zu bringen, kurz stehen zu bleiben. Sofort als sie stand gab ich Küsschen und wir preschten im Galopp nach vorne. Die erste Kurve war geschafft und jetzt kam die lange Gerade, bei der Pria schon ein wenig müde wurde. Sie stand einfach im Moment nicht voll im Training und schnaufte stark. Ich würde sie deshalb noch bis zur nächsten Kurve voll antreiben, bevor ich sie zurücknehmen und ausgaloppieren lassen würde, mehr Strecke schaffte die Stute heute nicht. Ich zog also vor der Kurve nochmal an, ehe ich sie langsam zurücknahm und sie ruhig ausgaloppierte, ehe sie unvermittelt stoppte und vorne nervös in die Luft ging. Geschockt krallte ich mich in der Mähne fest. "Pria, runter!", fluchte ich, ehe ich eine ruhige Männerstimme vernahm. "Pria, heeeey, alles gut, ich bins, Bellamy!", sagte Bellamy, dessen Schatten ich schemenhaft erkannte und der langsam auf uns zukam. "Bellamy! Gott, einen Schritt schneller, damit sie dich sieht!", fluchte ich schon fast und drehte Pria in kleinen Kreisen um sich selbst, damit sie mir nicht wieder stieg. "Was machst du hier?", fragte ich dann etwas freundlicher, nachdem er bei uns angekommen war und Pria sich beruhigt hatte. "Die gleiche Frage könnte ich dir auch stellen, meinst du nicht?", sagte er und ich schmunzelte, ehe ich abstieg. "Komm, wir gehen ein Stück, sie darf jetzt auf keinen Fall stehen, sonst erkältet sie sich.", sagte ich und nahm Prias Zügel, bevor wir Runde um Runde auf der Rennbahn drehten, damit Prias Fell trocknen konnte. "Ich konnte nicht schlafen... hab es nicht länger mit Murphy auf einem Zimmer aufgehalten.", erklärte er mir dann. "Warum bist du schon wach?", fragte er mich dann und lächelte mich kurz mitfühlend an. "Ich überlege, die Ranch zu verkaufen.", kam es dann aus meinem Mund, bevor ich zu ihm rüber schaute und in sein geschocktes Gesicht sah. "Und.. was passiert dann mit uns? Müssen wir zurück ins Gefängnis?", fragte er mich traurig und seufzte. "Nein, nein auf keinen Fall, Bellamy. Mach dir darüber bitte keine Sorgen.", erklärte ich ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter, ehe ich anhielt und ihm in die Augen sah. "Egal was passiert, ihr vier bleibt bei mir auf der Ranch, versprochen.", erklärte ich ihm und er nickte, auch wenn er ziemlich geknickt wirkte. "Und.. wenn ich fragen darf, warum willst du die Ranch verkaufen? Was passiert mit den Pferden? Und den anderen Mitarbeitern?", quetschte er mich dann neugierig aus. "Die Mitarbeiter, sofern sie bleiben wollen, werden alle mit auf eine neue Ranch wechseln. Die Pferde kommen vermutlich alle mit, einzelne werden vorher noch verkauft denke ich. Das wird echt wahnsinnig viel Arbeit, alle Pferde in Hänger zu verladen.", sagte ich dann und blieb bei meinem letzten Satz geschockt stehen. "Gott, weißt du wie viele Pferde wir haben?! Die alle zu verladen.. Himmel...", fluchte ich und schlug mir mit der Hand an den Kopf. Bellamy lachte nur. "Tja, das wird viel Arbeit.", meinte er schulterzuckend. "Und warum genau willst du die Ranch verkaufen?", fragte er mich nochmal. "Ich fühle mich einfach nicht mehr zuhause hier, verstehst du? Ich habe mir hier alles aufgebaut, was ich je haben wollte, aber das reicht mir nicht. Vielleicht ist es ein riesen Fehler, das alles hier zu verkaufen, aber ich kann die Ranch nicht mehr sehen, ich hab sie satt.", sagte ich und schüttete ihm wahrhaftig mein Herz aus. Ob er verstehen würde, wie es mir ging, war eine andere Sache. "Warum fühlst du so?", fragte er mich dann ruhig. Diese Seite kannte ich gar nicht von Bellamy, er konnte besser zuhören als manch andere 'Freunde' von mir. "Ich denke, ich habe mich einfach satt gesehen an der Ranch, sie bietet mir hier nichts mehr.. und ich vermisse meine Heimat. Hier auf der Ranch hab ich gar nichts, was mich an Zuhause erinnert.", erklärte ich ihm. "Das wäre?", fragte er und ich blieb wieder stehen. "Ich... ich weiß es nicht...", stotterte ich und überlegte. "Ich weiß es... echt nicht.", seufzte ich und schaute kurz zum Himmel, an dem die letzten Sterne verschwanden. "Vielleicht ist es dann doch besser, nicht wegzugehen und hier zu bleiben?", fragte er dann lächelnd doch ich schüttelte den Kopf. "Nein, das hier ist nicht mehr das, was ich immer wollte. Ich fühle mich hier nicht mehr wohl. Besser ich verkaufe jetzt alles, als mich ewig schlecht zu fühlen.", erklärte ich und ging mit ihm langsam wieder auf den Stall zu. "Aber sag keinem was, ich möchte darüber in Ruhe nachdenken.", sagte ich noch und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. "Kein Thema.", sagte er lächelnd und drückte mich kurz, ehe er seiner Arbeit nachging, denn es mussten noch vier Vollblüter trainiert werden. Ich blockte alle Versuche der anderen ab, mit mir zu reden, und machte Pria in aller Ruhe für die Box fertig, ehe ich aus dem Stall heraus und ins Haus hinein ging, wo ich mich jedoch nicht lange aufhielt. Schnell fand ich mich wieder im Stall ein. Wo auch sonst, außer vor Gipsys Box. Alexis lief mir gerade über den Weg, als ich ihn aus der Box holte. "Ey Alexis, ich esse nachher nicht mit. Ich reite aus." "So früh?" "Ja.", sagte ich kurz angebunden und machte mir meinen Wallach fertig, ehe ich mit ihm vom Hof ritt. Auch Svejn ließ ich links liegen, was mir im Nachhinein leid tat, aber ich musste einfach runter von der Ranch und den Kopf frei kriegen, was mir jedoch nicht wirklich gelang. Gipsy hatte schon so viele Umzüge mitgemacht, er war mit Lou und mir in Finnland gewesen, er war mit mir in der Türkei gewesen, in Irland und jetzt schließlich hier in Kanada. Hatte ich eigentlich ein richtiges Zuhause? In Deutschland war ich schon ewig nicht mehr gewesen, die komplette Kultur war mir fremd geworden, schreckte mich regelrecht ab. Konnte ich mein Zuhause nicht in den Pferden finden? Konnten sie mir keine Sicherheit geben, ein Gefühl des Vertrauens, der Heimat, des Wohlfühlens? Waren die Pferde überhaupt noch das, was ich in meinem Leben machen wollte?
      So viele Fragen... Keine davon konnte mir mein Wallach beantworten, keine Frage würde das Tier verstehen. Aufmerksam zuckten seine kleinen Ohren hin und her, verfolgten jedes Geräusch, blieben dennoch immer auf mich gerichtet. Ich hatte schon so viel mit diesem Pferd erreicht, wenn man bedachte, wie er war, als ich ihn bekommen hatte. Vielleicht fand ich ja einfach in diesem Pferd mein Zuhause. Hieß das, dass ich alle anderen Pferde verkaufen sollte? Nein, ganz bestimmt nicht. Die Pferde waren das, was ich in meinem Leben machen wollte, lediglich der Ort passte nicht mehr.
      Es stand also fest: die Gips Reminder Ranch würde umziehen.
      Nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte, ritt ich zurück zur Ranch und machte Gipsy fertig für die Koppel. Gerade als ich ihn dort hin gestellt hatte, fing es an zu regnen. Es hörte so plötzlich wieder auf, wie es angefangen hatte, ich hatte es gerade noch in den Stall geschafft, um das Halfter weg zu hängen, da schien die Sonne schon wieder und ein Regenbogen erstreckte sich über die Ranch. Ich biss mir leicht auf die Lippe, stellte mich in die Sonne, streckte die Arme aus und drehte mich einfach lachend im Kreis. Vielleicht musste ich einfach wieder lernen, die kleinen Dinge im Leben lieben zu lernen?

      Horse & Dog Trail
      August 2016, by Veija
      Teilnehmer:
      1. Fiona O'Brien mit Pallaton & Willow
      2. Jani mit Baraija & Tala
      3. Linn Petri mit Vidja & Flóki
      4. Alicia Grey mit Fina & Püppi
      5. Nicolaus du Martin mit Marid & Asuka

      Anfang August
      Leise trommelte ich auf dem großen Tisch in der Küche herum. Wir waren mittlerweile 13 Personen hier auf der Ranch und noch immer hatte jeder von uns eigentlich viel zu viel zu tun, weshalb ich mir nicht so ganz sicher war, wie meine neue Idee ankommen würde. Von der Ferienranch ganz zu schweigen, von der eigentlich nur Svejn etwas wusste. So langsam trudelten meine Mitarbeiter dann ein. Murphy, Finn, Bellamy und Octavia waren die ersten, denn die vier hingen immer gemeinsam auf dem Hof rum. Naja, so ganz stimmte das nicht, Finn und Murphy standen oft zusammen und Bellamy und O. Die ersten beiden beziehungsweise der erste, also Finn, würde uns bald verlassen. Murphy würde noch eine Weile bleiben.
      Nun kam Svejn angerollt und lächelte mir gequält zu. Seit seinem Reitunfall war er an den Rollstuhl gefesselt. Naja, nicht für immer, aber eine Weile. Aliena, Alexis und Aaron tauchten auf, Caleb und Amy Lee sowie Riley. Unser Neuzugang Nick ließ auf sich warten, aber er war auch eigentlich, so gemein es klang, nicht wirklich wichtig für mein Vorhaben. Wichtig waren lediglich Aliena und Caleb, wobei ich den Rest gerne dabei hatte, um ihnen zu erzählen, warum bald fremde Pferde, fremde Hunde und vor allem eine Hand voll fremder Leute auf der Ranch herumlief.
      "Da ihr nun alle da seit...", fing ich an und sah von Gesicht zu Gesicht. "Möchte ich sagen, dass hier bald ein Horse & Dog Trail stattfindet und sich sogar schon fünf Personen mitsamt ihren Pferden und Hunden angemeldet haben. Octavia war sofort Feuer und Flamme- leider war sie da die Einzige. "Boah das ist ja cool! Und die kommen dann alle mit ihren Hunden ? Ich liebe Hunde, das wird total toll! Darf ich helfen? Oh bitte lass mich dabei helfen!", quasselte sie doch Caleb unterbrach sie. "We... have a lot of work to manage.." "We have a lot of people who can manage..", sagte ich und lächelte ihn an. "Man Caleb, jetzt sei kein Spaßverderber!", sagte Octavia und schlug ihn gegen den Arm. Caleb konnte das ja mal gar nicht leiden und setzte an, sie zurück zu hauen- das war so seine Art. Doch nach einem kurzen Blick zu Bellamy, der Caleb ziemlich vielsagend anstarrte, ließ er den Quatsch bleiben. "Wir haben eine ganze Menge an Pferden, die für diese eine Woche aus dem Training genommen werden können und einfach ihr Leben als Pferd auf der Koppel genießen können. Mit dem Training hängen wir eh nach, diese Turniersaison können wir bis auf ein paar Pferde vergessen, also was solls?", meinte ich dann schulterzuckend. "Bin dabei.", sagten einige und nickten mir zu, ehe sie wieder ihrer Arbeit nachgingen. Nur Caleb blieb sitzen und starrte mich an. "You don't agree with anything I plan or do. Neighter with the prisoners or with this project." "I need to admit that this might be a good project. If you need help, I'll help you.", sagte er und verschwand dann auch- nur Svejn war noch da. Das sah ich allerdings erst, als ich mich geknickten Hauptes umdrehte, und den Raum verlassen wollte. "Eine schöne Idee ist es ja.", sagte er lächelnd und nahm meine Hand in die Seine. "Ich würde dir ja helfen.. aber..", sagte er und drehte sich mit dem Rollstuhl einmal im Kreis, nachdem er meine Hand losgelassen hatte. "Vielleicht kannst du mir doch helfen.", meinte ich lachend und küsste ihn kurz. "Wie?", wollte er neugierig wissen, doch ich zuckte nur die Schultern. Nächste Woche würden die Teilnehmer kommen, es war noch viel zu tun!

      Mitte August
      Eine Woche war jetzt vergangen und wir hatten es geschafft, alles rechtzeitig her zu richten. Die fünf Boxen waren mit frischem Stroh ausgestreut, die Gästezimmer waren sauber gemacht und ein wenig verziert worden und auch eine kleine Überraschung hatte ich mir ausgedacht, welche zudem ein wenig Werbung für die Gips Reminder Ranch sein würde. Ein richtiges Programm hatte ich nicht auf die Beine gestellt, denn es war mein erster Kurs und irgendwie hatte ich nicht so wirklich daran gedacht. Tja, würde schon schief gehen, denn ich hatte nun keine Zeit mehr und die ersten Gäste kamen schon!!
      Die erste Besucherin war Fiona O'Brien mit Paint Horse Pallaton und Australien Shephard Willow. Ich begrüßte sie ganz herzlich, ehe wir ihr Pferd ausluden und den schicken Wallach in seine Box brachten. Willow verstand sich sofort mit meinem Rottweilerrüden, so dass ich Fiona in aller Ruhe ihr Zimmer zeigen konnte. Sie war schon einige Male auf der Ranch zu Besuch gewesen, weshalb sie sich auf eigene Faust umsah. Um 13 Uhr solle sie mich bei der Halle treffen, dann würde es eine Überraschung geben.
      Unser nächster Gast war Jani mit ihrer Paint-Araberstute Baraija. Mit 92% Araberanteil war nicht mehr viel von dem Paint übrig geblieben, aber ich hoffte, dass diese 8% im Training doch durchschlagen würden, da Araber nicht gerade meine Lieblingspferde waren, weil sie mir einfach zu nervös waren. Vielleicht war das auch einfach nur ein Vorurteil gegenüber dieser Rasse und Jani und Baraija würden mir das Gegenteil beweisen. Ebenfalls dabei hatte Jani ihre Mini Australien Shephard Hündin Tala. Auch dieses Trio wurde von mir allerherzlichst empfangen. Zu erst luden wir die Araberstute aus, ehe wir sie in den Stall in ihre Box brachten. Dann folgte Jani's Zimmer. Ausnahmsweise durften die Hunde mit ins Haus, da ich keine ganze Meute von Hunden auf dem Hof herumlaufen haben wollte, da ja auch fremde Pferde hier waren. Nach dem Auspacken leitete ich Jani an Octavia weiter, die auch Fiona eingesammelt hatte, um den beiden dann nochmal eine Führung über den Hof zu geben.
      Ich wollte gerade nach Svejn sehen, als gleich zwei Trailer auf den Hof rollten. Seufzend lief ich die Treppe also wieder runter und auf den Hof, wo ich sofort ein Lächeln aufsetzte. Als erstes war Linn Petri auf den Hof gefahren. Mit an Bord war ihre Isländerstute Vidja und ihr Isländischer Schäferhund, der nur knappe 50cm und mich zunächst staunen ließ. "Der sieht aber lustig aus, für ein Schäferhund.", sagte ich und tätschelte seinen flauschigen Kopf. "Es ist ja auch ein Isländischer Schäferhund, die sehen ganz anders aus." "Ja, das seh ich.", sagte ich lachend und zeigte ihr dann, wo sie ihre Stute hinstellen konnte, ehe ich Bellamy dazu rief, der ihr dann gleich ihr Zimmer zeigte.
      Nun ging ich zu Alicia Grey, die auch schon ein paar Mal hier auf der Ranch gewesen war und Pferde trainiert hatte, deshalb hatte ich sie ihre Norwegerstute Fina alleine ausladen lassen. Dabei hatte sie ihren Hund Püppi, eine Mini Bullterrierhündin. Jani und Alicia waren die einzigen beiden, die neben dem Gruppentraining auch Einzeltraining bekommen würden, da ich ihre beiden Pferde in Trail aufstufen sollte.
      Kaum hatte ich auch Alicia ihr Zimmer gezeigt, so kam der letzte Teilnehmer auf den Hof gefahren. Der einzige Mann in unserer Runde, Nicolaus du Martin mit seinem Shagya Araberhengst Marid, der wohl alles andere als einfach war. Auch mit von der Partie war der Whippetrüde Asuka, welcher sich als wirklich gutherzig herausstellte. Nachdem also auch das letzte Pferd in der Box verstaut, alle Autos aus dem Weg gefahren und alle Zimmer bezogen waren, durften sich alle auf dem Hof umsehen oder etwas essen, was Alexis in der Küche gezaubert hatte. Auch die anderen Mitarbeiter fanden sich nach und nach in der Küche ein, wo wir über ein paar Themen plauderten, was jedoch dauernd von winselnden Hunden unterbrochen wurde. Mit 18 Leuten und 6 Hunden war das Haus wohl doch irgendwie zu klein, weshalb sich Caleb und Aliena sputen mussten, damit wir drei zusammen schon mal in den Stall vorgehen konnten. Doch davor machte ich noch eine kleine Ansage: "Hört mal kurz alle zu.", sagte ich laut und schaute zu, wie alle die Köpfe hoben, Gäste sowie Mitarbeiter. "Aliena, Caleb und ich gehen schon einmal vor in den Stall, um eine kleine Überraschung vorzubereiten. Ich treffe euch alle nicht wie vereinbart um 13 Uhr am Stall, sondern um 14 Uhr in der Halle. Die Hunde sind bitte an der Leine zu führen und werden euch später von meinen Mitarbeitern abgenommen, denn ihr werdet anders beschäftigt sein. Eure Pferde brauchen wir erst einmal nicht..", erklärte ich und wollte mich gerade umdrehen, um zu gehen, ehe mir noch etwas einfiel: "Achso, bitte bringt eure Reithelme mit in die Halle.", sagte ich und schaute mir ihre verdutzten Gesichter an. Ich konnte mir genau vorstellen, was sie dachten: Reithelme, ohne Pferde?
      Insgeheim lachte ich mir ja ins Fäustchen, ehe ich mit Aliena und Caleb in den Stall ging. "Also, was hast du vor?", fragte mich Aliena. "Damit sie ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, einen Trailparcours auf einem ausgebildeten Pferd zu reiten, werden wir jetzt 6 Pferde fertig machen, die wir gleich unter den Teilnehmern aufteilen.", erklärte ich und sah in das verdatterte Gesicht von Caleb. "6 Pferde?" "Eins für mich, einer muss ihnen ja zeigen, was sie machen sollen.", sagte ich lachend und betrachtete meine Pferde. Gar nicht so einfach, sechs davon aus zu wählen, doch meine Wahl fiel schließlich auf folgende 6 Pferde: Sympathy for the Devil, Annie get your Gun, Bella Dun Del Cielo, Cielos Double Dun It, Gun and Slide und Sheza bat Cat.
      Annie war im Trail auf LK 1, Pathy und Bella auf LK 3, Gipsy, Gun and Slide und Sheza auf LK 4. Ganz zufrieden war ich mit meiner Auswahl nicht, aber ich wollte nicht nur Pferde auf LK 4 anbieten, sondern auch bessere. Bella und Gipsy hatte ich gar nicht mit rein nehmen wollen, aber da so viele Pferde im Moment nicht im Training standen, mussten wir die Pferde holen, die gerade da waren. Wir machten die sechs Pferde fertig und brachten sie gesattelt nach und nach in die Halle, wo wir sie an der Bande anbanden. Wir bauten ein paar kleinere Hindernisse auf, 5 um genau zu sein, die meine Kursteilnehmer durchreiten konnten. Ich hatte bewusst Hindernisse aus einer Walk and Trot Beginner Klasse geholt, da die Aufgaben nachher mit den Hunden auch nur Leichte sein würden. Die erste Aufgabe bestand aus 6 Stangen, wenn man die Stangen anritt, trabte man zu erst über zwei Stangen, wendete nach rechts ab, trabte wieder über zwei Stangen, wendete erneut ab und übertrabte die letzten zwei Stangen. So lagen also zwei Stangen auf 3 Uhr, zwei auf 6 und zwei auf neun. Sie konnten zu erst im Schritt überritten werden und später im Trab. Das zweite Hindernis war einfach ein kleines Quadrat aus vier Stangen, in das man hineingehen und sich einmal um 360° drehen würde. Dann ritt man heraus, über drei Schrittstangen, bog links ab und trabte über drei Stangen, fertig war diese Station. Die nächste Station hatte, oh wunder, wieder etwas mit Stangen zu tun. Jetzt konnten meine Teilnehmer diese Übung im Schritt üben, in der Prüfung wurde sie jedoch im Trab geritten. Dabei lag eine Stange auf 2 Uhr, eine auf 9 und eine auf 4 Uhr, das war also ein wenig schwieriger, die Abstände genau einzuschätzen, als bei der anderen Stangenübung mit 6 statt 3 Stangen. Die nächste Übung war wahnsinnig einfach, zumindest für mich- für die Teilnehmer vermutlich nicht. Zwei Stangen lagen parallel nebeneinander, welche zu erst im Schritt durchritten werden mussten, bis man komplett durch die Stangen durch war, dann wurde rückwärts gerichtet. Das letzte Hindernis war ein einfaches Tor, welches jedoch kein Tor sondern ein Seil war, was man öffnen und schließen musste.
      Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit, weshalb ich mir zusammen mit Aliena und Caleb jeweils ein Pferd schnappte und die Übungen schon einmal durchging. Nachdem wir alle fünf Übungen gemacht hatten, nahm sich jeder ein anderes Pferd und machte das nochmal. Wir banden die Pferde wieder fest und gingen nach draußen, um die Kursteilnehmer abzuholen. Octavia, Finn, Murphy und Bellamy übernahmen die Hunde und gingen schon mal vor in die Halle. "Da ihr nun alle da seit, möchte ich euch die Überraschung zeigen, kommt mit.", sagte ich lächelnd und zusammen gingen wir in die Reithalle, wo die sechs Pferde standen und uns neugierig ansahen. Doch nicht nur die Pferde schauten verdattert, als auf einmal so viele Leute in der Halle waren, auch meine Kursteilnehmer schauten verwundert, als sie meine Pferde da stehen sahen. "Damit ihr zu erst einmal ein Gefühl für die Aufgaben bekommt, reitet ihr heute nur meine Pferde. Zu erst ohne Hunde, dann später mit.", erklärte ich und sah in aufgeregte Gesichter. "Das sind ja Bella und Gipsy.", sagte Fiona begeistert und ging zu Gipsy rüber. "Ist eigentlich eine Premiere, dass jemand fremdes Bella oder Gipsy reiten darf.", lachte ich. "Also Annie get your Gun ist die braune Frame Overostute hier. Nicolas ich möchte, dass du sie reitest. Sie ist im Trail auf LK 1, testet ihre Reiter aber auch gerne aus, weshalb sie deinem Shagya Araberhengst sehr nahe kommt.", erklärte ich und sah zu, wie Nicolas seinen Helm anzog und der Stute über die Nase streichelte, ehe er aufstieg. "Reite sie ganz gemütlich im Schritt warm, lass sie nicht über die Hindernisse gehen, das kommt gleich.", erklärte ich und sah dann zu den anderen Teilnehmern.
      "Der Rosenschimmelhengst hier ist Sympathy for the Devil, Pathy genannt. Jani ich möchte, dass du ihn reitest, da er genau so eine treue Seele ist wie deine Baraija. Er ist im Trail auf LK 3. Reite ihn auch warm und bleib bitte noch von den Hindernissen weg. Bisschen aufpassen mit den Stuten, aber Pathy ist da ein ganz cooler, der macht nichts viel, sollte also kein Problem sein.", erklärte ich ihr und wandte mich dann an Fiona. "Ich möchte, dass du Gipsy reitest. Du müsstest ihn ja schon kennen, viel muss ich nicht erklären. Sei bei ihm aber vorsichtig im Maul.", erklärte ich ihr und sie stieg, über beide Ohren grinsend, auf. Ich selbst würde Bella reiten, weshalb noch Sheza und Gun and Slide übrig blieben. "Linn dir übergebe ich Sheza und Alicia du bekommst Gun and Slide. bei dem du ein bisschen mit den Stuten aufpassen musst. Ran an die Stangen.", sagte ich und nachdem alle aufgesessen und warm geritten hatten, fing ich an die Übungen zu erklären. "Hier vor mir liegen 6 Stangen, zwei auf 3 Uhr, zwei auf 6 Uhr und zwei auf 9 Uhr. Ich reite an und verlangsame mein Pferd vorher, damit sie sich die Stangen anschauen kann. Die guten Trail Pferde nehmen dann die Nase runter und schauen sich die Sache kurz an, ehe sie drüber gehen. Ihr dürft so langsam reiten wie ihr wollt, aber ihr dürft nicht stehen bleiben. Wenn das im Schritt geübt wurde, kann das im Trab geritten werden, so wie es bei der Prüfung auch gemacht werden muss.", erklärte ich meinen Teilnehmern, ehe es zum nächsten Hindernis ging. "Das hier ist ein Quadrat, in das ihr hineinreitet und euch einmal um 360° dreht, dann hinausreitet und über diese drei Stangen hier im Schritt geht. Ihr biegt nach links ab und trabt dann über die nächsten drei Stangen.", erklärte ich Hindernis Nummer 2. "Es wird sich die ganze Woche um diese fünf Hindernisse drehen, ärgert euch also nicht, wenn es heute noch nicht klappen will.", fügte ich aufmunternd bei und ritt zu Hindernis Nummer 3. "Hier liegt eine Stange auf 2 Uhr, eine auf 4 Uhr und eine auf 9 Uhr. Das Ganze wird im Trab geritten, ihr könnt beziehungsweise müsst es jedoch im Schritt üben, sonst kann das nicht klappen.", sagte ich und ritt auch dieses Hindernis einmal vor, ehe ich zu Nummer 4 überging. "Das hier ist einfach.", lachte ich und ging mit Bella einmal durch die parallel liegenden Stangen hindurch, stoppte und ritt rückwärts wieder raus. "Viel erklären muss ich hierzu nicht. Zum nächsten auch nicht.", sagte ich dann und führte ihnen das Tor vor. Ich lobte Bella für ihren fehlerfreien Ritt und gab sie Octavia, damit sie sie wegbringen konnte. "Jetzt seit ihr an der Reihe. Fiona und Gipsy Station 1, Jani und Pathy Station 2, Linn und Sheza Station 3, Alicia und Gun and Slide Station 4 und Nicolas und Anni Station 5."
      Es war ein wunderschöner Nachmittag, bei dem niemand zu kurz und alle auf ihre Kosten kamen. Nachdem alle ihre Station geübt hatten und es auch einigermaßen geklappt hatte, hatten wir die Hunde dazugenommen, jedoch immer nur einzeln, damit die Hunde auch wirklich bei ihren Besitzern blieben und es kein heilloses Durcheinander von Pfeifen und Stimmen gab. Alle hatten sich gut geschlagen, so dass wir die Pferde zusammen fertig für die Boxen gemacht hatten, ehe jeder sich um sein Pferd gekümmert hatte und wir nun gemütlich zu Abend aßen. "Morgen machen wir das Ganze mit euren Pferden.", prophezeite ich schon einmal. "Jedoch morgen komplett ohne Hunde. Heute habt ihr ja jeder nur eine Station geübt, morgen werden wir jeder jede Station reiten.", erklärte ich, ehe wir den Abend gemütlich ausklingen ließen.
      Am nächsten Morgen waren alle Kursteilnehmer um 10 Uhr mit ihren Pferden in der Halle. Man sah müde Gesichter, aufgeregte Gesichter und dann war da Nicolas, der dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber trat. "Was ist los, Nicolas?", fragte ich ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. "Marid ist kein Boxenpferd, er ist ziemlich blöd eben beim Satteln gewesen, weiß nicht ob er mich hier nicht gleich abbuckelt.", erklärte er mir und ich seufzte. "Sag sowas doch früher, er kann auf eine kleine Koppel. Octavia zeigt dir nachher den Weg.", sagte ich. "Möchtest du trotzdem diese Einheit mitreiten oder willst du lieber aussetzen?", fragte ich ihn. "Ich gehe lieber eine Runde ins Gelände mit ihm, heute Mittag bin ich wieder dabei." "Alles klar, reitet nicht zu weit weg, es gibt schon bald Mittagessen.", sagte ich freundlich und öffnete den beiden die Tür, damit sie nach draußen reiten konnten. Wieder bei den anderen angekommen schaute ich in die Runde. "Wer möchte anfangen?", fragte ich und Fiona schien darauf zu brennen, mit ihrem Paint Horse Wallach das Versuchskaninchen zu sein. "Station 1 hast du ja gestern schon mit Gipsy geübt, Pallaton scheint mir ein kluges Kerlchen zu sein, das sollte also kein Problem sein.", erklärte ich und sah ihr dabei zu, wie sie den Wallach langsam an die Stangen heran führte und sogar ohne eine der Stangen zu berühren hinüberritt. "Gut, versuch es mal im Trab.", erklärte ich und sah ihr zu. "Guuut! Der hat Talent, dein Kerlchen!", sagte ich und rief dann Jani und Baraija auf, die entgegen meiner Erwartungen wirklich eine ruhige Stute war, ganz anders, als die Araber, die ich sonst so kannte. "Reite langsam heran und lass sie dann gucken, bleib aber nicht stehen.", erklärte ich und sah den beiden zu, wie sie ihren ersten Versuch wagten. Die letzte Stange touchierte Baraija, aber das war nicht schlimm. "Nicht schlimm, dreh sie sofort herum und geh das Ganze von der anderen Seite.", erklärte ich ihr und sie nickte, wendete ihre Stute und überschritt die Stangen erneut. "Genau, super.", sagte ich und schaute dann zu Linn und Vidja, die als nächstes dran waren. Ich wusste, dass Isländer nicht sprangen, deshalb war ich mehr als gespannt, wie Vidja sich schlagen würde, doch die Stute machte einen guten Job und ließ sich von den bunten Stangen auf dem Boden nicht unterkriegen. "Super macht ihr das!", lobte ich die beiden. Heute gingen alle die Hindernisse nur im Schritt, damit die Pferde die Sachen kennenlernten. Heute Mittag würden einige schon traben. Alicia und Fina schlugen sich auch wirklich super, so dass die beiden auch die ersten waren, die das Quadrat ausprobieren durften. "Hierbei müsst ihr wirklich darauf achten, dass ihr die Pferde langsam dreht.", erklärte ich und sah Fina zu, wie sie sich abmühte, rum zu kommen. "Fina ist eben kein richtiges Westernpferd, die das kennen, sich so eng zu drehen. Aber keine Sorge Alicia, das kann sie lernen! Das ist wirklich kein Problem!", versicherte ich ihr, nachdem ihre Stute zum gefühlten hundertsten Mal aus dem Quadrat herausgestolpert war. "Das üben wir heute Abend nochmal." "Linn und Vidja sind die nächsten.", sagte ich und schaute den beiden zu. Vidja hatte es viel einfacher, da sie kleiner war und einen kürzeren Rücken als Fina hatte, so kam sie besser rum. "Gut, reicht schon.", sagte ich, nachdem sie auch über die Schrittstangen gegangen war. Jani und Baraija hatten keine Probleme, ebenso wenig wie Fiona und ihr Paint Wallach. Wir übten die anderen drei Stationen auch noch eine Weile, ehe die erste Einheit beendet war. Dann wurden die Pferde weggebracht und es ging zum Essen, wo auch Nicolas wieder zu uns stieß.
      Am Nachmittag waren dann alle fünf Teilnehmer wieder dabei. Die vier Teilnehmer, die heute morgen schon dabei gewesen waren, zeigte Nicolas und Marid, was sie gelernt hatten, so dass ich den Teilnehmern gespannt von der Bande aus zusehen konnte. Ab und an ging ich zu ihnen und half ihnen ein wenig. Bevor es wieder Abendessen gab, hatten alle Teilnehmer jede Station nochmal ausprobiert und wenigstens einen fehlerfreien Durchlauf gehabt. Ich hatte in dieser Einheit auch erfahren, dass Nicolas gar nicht Nicolas sondern Nicolaus hieß, peinlich, aber wenigstens zog sich das nicht durch die ganze Woche.
      Nach dem Abendessen fanden sich Alicia und Fina sowie Jani und Baraija wieder in der Halle ein. "Ihr vier habt euch wirklich schon super geschlagen, ich würde die beiden Pferde jetzt nur kurz selbst über die Hindernisse reiten und gegebenenfalls Korrektur reiten. Dann können sie auch schon in der LK 4, also in Klasse A starten.", erklärte ich und die beiden nickten. Ich schnappte mir zu erst Fina. Auf Alicias Hof hatte ich ihren Norweger Remi schon ein paar Mal geritten. Seit dem waren mir die Norweger ans Herz gewachsen, weshalb ich nicht aufgeben wollte, Fina im Quadrat drehen zu lassen. Ich stieg also nicht auf, sondern ging neben ihr her ins Viereck und lenkte sie dann im Kreis. Sie war auf der Hinterhand ziemlich flink, aber auf der Vorhand sehr schwerfällig, weshalb ich sie mit dem Fingernagel in die Schulter zwickte, damit sie aufpasste, was sie da vorne machte. Auf der einen Hand klappte das Ganze dann auch wirklich gut, auf der anderen nicht so gut. "Aber hast du gesehen Alicia, wie sie auf einmal die Vorhand einsetzen konnte, nachdem ich sie immer und immer wieder gezwickt habe, damit sie aufpasst?", sagte ich und sie nickte. Weh tat das der Stute natürlich nicht, es diente lediglich dazu, dass sie darauf achtete, wo sie ihre Beine hinsetzte. Ich probierte das drehen nun aus dem Sattel heraus und es sah schon viel besser aus, als heute morgen. Ich durchritt die anderen Hindernisse auch, bei denen es keine Probleme gab, ehe ich Alicia ihr Pferd in die Hand drückte. "Bitte das Quadrat probieren.", sagte ich und schnappte mir Baraija, stellte die Bügel ein und stieg dann auf. Der Stute merkte man ihren Paintanteil doch noch an, auch wenn es nur noch 8% waren. Leichtfüßig überschritt sie die Stangen. Lediglich am Tor hatte sie Probleme, einfach mal ihren Hintern still zu halten. Das konnte ich ihr aber auch nicht ausreden, weshalb ich einfach mein äußeres Bein die ganze Zeit an ihren Bauch hielt, damit sie am Tor stehen blieb. "Das wars eigentlich schon.", erklärte ich, nachdem ich auch die anderen Übungen mit der Stute geritten hatte. "Du noch einmal und dann ist Feierabend.", erklärte ich und schickte die beiden nachher zufrieden in den Stall, ehe Nicolaus mit dem gesattelten Marid in die Halle kam. "Darf ich vielleicht ein bisschen für mich üben? Das fuchst mich, dass ich heute morgen nicht mitmachen konnte...", gestand er mir kleinlaut. "Ich kann gerne hierbleiben und dir Tipps geben, wenn du möchtest. Ich kann aber auch gehen.", sagte ich nett und er schüttelte den Kopf. Er schien wohl in seinem Stolz geknickt. "Ich würde gerne alleine versuchen." "Gut, sag mir morgen früh vor dem Training wie es war und ob etwas nicht geklappt hat.", erklärte ich und ließ ihn dann alleine, ehe ich ins Haus und todmüde ins Bett fiel.
      Tag 3 und 4 waren weniger spektakulär, morgens waren jeweils Gruppenstunden, nachmittags Einzelstunden mit den Hunden, wobei diese eigentlich noch Nebensache waren. Spannend wurde es wieder am fünften und sechsten Tag, da wir nun die Hunde richtig mit einbanden. Bei der Station 1 musste der Hund auf der linken Seite neben dem Pferd herlaufen, aber ebenfalls über die Stangen gehen, weshalb wir am Morgen die ganzen Hindernisse mit den Hunden zu fuß durchschritten hatten, damit die Tiere langsam lernten, wo sie laufen mussten. Bei Station 2 war es egal, auf welcher Seite der Hund lief. Bei Station 3 sollte er rechts laufen. Bei Station 4 sollte er außerhalb der beiden Stangen beim Durchreiten mitlaufen. Dann sollte er sich ablegen und liegen bleiben, bis das Pferd wieder rückwärts aus den Stangen raus war. Bei dem Tor lag ein kleines Quadrat aus Stangen, wo der Hund abgelegt wurde, ehe das Tor durchritten und der Hund hinterher gerufen wurde. Besonders amüsant war der Ritt von Jani, Baraija und Tala, da die junge Hündin schier zu übereifrig war und Baraija dauernd vor die Hufe lief, was die Stute gar nicht so lustig fand. Mit viel Ruhe bekam das Trio jedoch den Parcours auf die Reihe. Asuka fand die kleine Pfütze- wie auch immer das Wasser in die Halle gekommen war, viel interessanter als das Training und wälzte sich zur Freude aller im Wasser, ehe ein völlig nasser und von oben bis unten sandfarbener Hund zu seinem Herrchen Nicolaus lief und sich neben ihm schüttelte. Marid erschreckte sich und machte einen Satz zur Seite, jedoch blieben alle unverletzt. Linn, Alicia und Fiona hatten keine Probleme mit ihren Hunden, auch wenn Fionas Pferd Pallaton so langsam schlapp machte. "Der hat Muskelkater, glaubst du mir das?", hatte ich dazu nur gesagt und lachend den Kopf geschüttelt.
      Der letzte Abend war doch recht amüsant und ging noch bis in die halbe Nacht, ehe am nächsten Morgen alle abreisten.
      Zu erst machte sich Jani mit ihrem Pferd Baraija und ihrem Hund Tala auf den Weg. Das Verladen verlief problemlos und ich wünschte den dreien eine gute Heimreise. Auch Linn und Alicia verschwanden relativ schnell und problemlos. Ihre Pferde ließen sich gut verladen und so winkte ich den Trailern noch hinterher, ehe ich zu Nicolaus, den ich noch immer die ganze Zeit versehentlich Nicolas nannte, ging. "Weißt du warum ich dich die ganze Zeit so nenne? Ich habe einen neuen Mitarbeiter der Nicholas.", sagte ich lachend und schaute ihm beim Verladen von Marid zu. Asuka half dabei kräftig, naja eher weniger, denn er bellte die ganze Zeit. Nach einer Weile und viel Geduld von Nicolas... Nicolaus' Seite, war das Pferd verladen und sie verließen den Hof.
      Fiona hatte mich gefragt, ob sie noch einen Tag bleiben und Gipsy nochmal reiten durfte. Widerwillig hatte ich zugestimmt und sie noch einen weiteren Tag hier behalten, bei dem sie Gipsy auf einem kleinen Ausritt reiten durfte, während ich mit Bella neben ihr her ritt. Als dann auch Fiona die Ranch verlassen hatte, viel ich erschöpft auf die Couch, von der mich Caleb unsanft runterschubste. "Was machst du da? Glaubst du die Boxen misten sich alleine?" Der Alltag konnte wieder beginnen.
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      "Wyrd bið ful aræd!" - Das Schicksal ist unausweichlich!
      August 2016, by Ravenna, Zion und Veija
      Svejn
      Zum Anfang hatte ich das Gefährt das mir Rena angeschleppt hatte etwas nüchtern betrachtet, innerhalb der ersten Tage aber feststellen müssen das es mir in meinem derzeitigen Zustand mehr Mobilität ermöglichte. Die Rippen konnten nicht heilen, wenn ich ständig damit beschäftigt war die Arme zu bewegen um mich selbst im Rollstuhl vorwärts zu rollern.Jetzt ging das ganze wesentlich schneller, sodass auch meine Eltern bald wieder abgereist waren, der Unfall hatte sich vor nun knapp einem Monat zugetragen.

      Allerdings stellte ich an diesem Nachmittag gleich zwei Dinge ernüchternd fest...meinen siebartigen Verstand und das mein “Senioren-Roller” natürlich mit Strom betrieben war. Während Thjalfe also hängenden Kopfes gemütlich neben dem Gefährt einher ging, blieb ich plötzlich stehen. Ich schaute auf die Lichter: Aus. “Shit.” murmelte ich. Sah einmal hinter mich und konnte im Dunst über der Wiese grade noch die Ranch erkennen. Humpeln hätte keinen Zweck und mein Handy lag natürlich in der Putzbox. Also besah ich mir meinen großen Burschen eingehend. “Wagen wir es einfach.” Erst ließ ich Thjalfe etwas zurück gehen, dann gab ich ihm das Kommando sich hin zu legen. Der Kopf neigte sich zum Boden, scharrte mit einem der Hufe und plötzlich sank das ganze Pferd vorn in die Knie. Dafür bekam er ein Leckerli, den Trick beherschten wir noch nicht allzu lang. Auf einem Bein springend bewegte ich mich zu ihm, legte mich auf ihn und fand meine Position auf seinem Rücken. “Auf gehts mein Junge, hoch mit dir.” dabei klopfte ich ihm kräftig auf die Schulter um ihn zu ermutigen. Erst ging es äußerst langsam in die Höhe, dann ging ein ruck durch das Pferd und ich hielt mich an den Resten der Mähne fest um nicht herunter zu rutschen. Auf seinem breiten Rücken zerrten sich die Muskeln in den Bein fast ein wenig schmerzhaft auseinander, wochenlang nur liegen und sitzen zollten ihren Tribut, die Muskeln waren nicht mehr gewöhnt auf einem Pferd zu sitzen.
      Langsam trat Thjalfe den Weg in Richtung der Ranch an, auf meinen gelassenen Hengst konnte ich mich verlassen, noch mehr sogar nachdem er mich auch in dem Sturm nicht allein gelassen hatte. Verena hatte mir davon erzählt, wie er sie zu mir geführt hatte. Tränen des Stolzes waren in meinen Augen gewesen, obwohl ich mir sicher war das diese Treue Teil seines Charakters war. Thjalfe würde sie jedem zeigen der ihn gut behandelte. Manchmal musste ich daran denken ob er zu alten Zeiten wohl ein gutes Schlachtross gewesen wäre? Ich schloss einfach die Augen, ließ mich treiben in seinem Schritt und genoss es wieder auf dem Pferd zu sitzen. Es würde nicht mehr lange dauern bis mir die Ärzte erlaubten die Schiene um das Bein nicht mehr zu tragen. Die Verletzung war längst geheilt, trotzdem hatten sie es vorgezogen aufgrund der alten Brüche es länger Ruhen zu lassen. Der Physiotherapeut, der alle drei Tage auf die Ranch kam sorgte trotzdem dafür das es bewegt wurde. Das Reiten würde Tarek sicher nicht gut heißen, aber heute würde er ja nicht kommen. Allerdings kannte ich einige andere die mich sicherlich strafen würden - allen voran Bellamy, zu meiner Verwunderung auch Caleb. Manchmal fragte ich mich ob der Kerl in seiner Vergangenheit mit jemandem im Rollstuhl zu tun gehabt hatte. So sicher wie er immer dabei war den Stuhl auseinander und wieder zusammen zu bauen, auch wenn ich kurze Strecken mittlerweile mit Krücken hinter mich brachte - die stammten natürlich auch von Caleb. Er gab mir Rätsel auf, aber ich spürte mein Misstrauen, die anfängliche Missgunst aus meinen Gedanken weichen. Unter anderen Umständen kennengelernt, hätte Caleb mir vielleicht sogar ein Freund sein können.
      Vor dem Eingangstor hielt ich den Hengst an, sah hinauf zu dem großen Schild das dort angebracht war “Gips Reminder Ranch” sah über die Wiesen, hinauf zu den Bergen. Ironischerweise kreiste dort oben wieder der Adler, zog einsam seine Kreise überblickte das Land von einem Berghang zum nächsten. In den letzten Wochen hatte ich das Tal kaum zu Gesicht bekommen, der Sommer aber hatte es verändert - die Wiesen wirkten grau, nicht mehr so satt grün. Bald würde es nicht mehr zu unserem zu Hause zählen, Rena hatte vor die Ranch hier zu verlassen. Ganz konnte ich es noch nicht glauben, noch mehr hatte es mich aber getroffen das sie mit Bellamy als erstes darüber gesprochen hatte. Es war eine knappe Woche her, da hatte ich beide im Stall angetroffen als sie mich sahen hörte ihr Gespräch auf, ihre Blicke beinahe gehetzt auf mir. Weiter gedacht hatte ich mir nichts dabei.
      Vor einigen Tagen hatten wir eine unserer neuerlichen Abende im Hotel in Calgary verbracht, das Zimmer war für jeden dritten Samstag im Monat von uns reserviert worden. Den Tag verbrachten wir in der Stadt, zu Anfang noch verbunden mit Untersuchungen im Krankenhaus. Die entscheidende Frage hatte einer Guillotine gleich zwischen uns gestanden, bei der Erwähnung das sie Pläne schmiedete die Ranch zu verlassen hatte das Blatt herunter fallen lassen. Seitdem nagten Bisse an meinem inneren. Ich hatte mich erschrocken, bis dahin hatte ich jedoch nicht gewusst das Bellamy ihr erster Vertrauter war. Der Abend war trotzdem gut verlaufen, trotz allem war ich geschockt gewesen, stiller und in mich gekehrt. Ich kannte die von ihr beschriebene innere Unruhe, sie ließ einen zwar glücklich sein aber hing einem Hammer gleich über einem. Langsam trampelte Thjalfe auf der Stelle, also ließ ich ihn das Tor passieren, wie ich wieder runter käme stand noch aus - hinlegen mit mir wäre nicht grade eine Glanzleistung.
      Weiter in Gedanken ritt ich den Weg hinab in Richtung des Stalles, mir würde schon wer über den Weg laufen. Gestern Abend hatte mich Bellamy in der Küche vorgefunden, grübelnd über den Papieren der Connemarafohlen. Vor dem möglichen Umzug sollten die drei auf jedenfall in ein passendes zu Hause umziehen, auch Kürbisvieh würde ich generell eventuell abgeben wollen. “Du grübelst zu viel, die Falten bleiben noch.”kommentierte sein Mitbewohner als er ein trat, verwundert aber lächelnd hob ich meinen Kopf. “Ich werde alt, da muss ich eh mit Falten rechnen.” Bellamy nickte, zog die Kühlschranktür auf holte ein Bier heraus und fragte mit der erhobenen Flasche ob ich auch wolle. Ich nickte, nur um es einem Moment später vor mir stehen zu sehen. “Was machst du?” “Schauen wem ich die Fohlen anvertraue, sie sind langsam alt genug verkauft zu werden. Jetzt wo so etwas großes ansteht.” damit hatte ich indirekt den nicht abwendbaren Umzug gemeint, zu meiner Verwunderung schien Bellamy diese Aussage nicht fragwürdig zu stimmen. “Hat sie dir also endlich erzählt das sie vor hat die Ranch hinter sich zu lassen und neu anzufangen?” fragte Bellamy stattdessen. Nach einem Schluck Bier schaute ich den Jungen genauer an. In diesem Sommer waren die Züge um seine Augen weicher geworden, aber sein Gesicht markanter, er war braun von der Sonne. Zum ersten Mal sah ich ihn nicht mehr als Jungen, seine Schultern waren breit geworden. “Dann hat sie mit jedem darüber gesprochen?” Bellamy schüttelte den schwarzen Haarschopf. “Sie hat sich mir als erstes anvertraut...Wieso weiß ich nicht aber es ist so.” Das hatte mich schwer schlucken lassen, Bellamy als vertrauter? Alexis hätte ich verstanden, ja vielleicht sogar Caleb….aber Bellamy? Warum hatte sie nicht mit mir gesprochen? Eine fiese Stimme in mir erklang, noch war sie schwach doch sie konnte eine unheimliche Macht entfachen. Du bedeutest ihr nicht genug. Weniger entschlossen drängelte ich sie nieder, aber der Gedanke hatte sich fest gesetzt und nagte an meinen Gedanken wie ein Parasit.

      Verena
      Ich war gerade mit Only Known in Texas im Round Pen und schnalzte immer wieder, damit sie nicht stehen blieb, als mir ein großer Schatten auf dem Hof auffiel. Ich dachte mir weiter nichts dabei und konzentrierte mich weiter auf Texas, aber der Schatten entpuppte sich langsam als Alif, auf dessen Rücken jemand saß- nicht nur jemand, sondern Svejn! “Whoa.”, sagte ich ein paar Mal, bis die Stute stand. Weil ich sie nicht mitnehmen wollte, verließ ich den Round Pen ohne sie und stiefelte zu Svejn. “Bist du bescheuert?!”, fuhr ich ihn an und hielt Alfi fest. “Wo ist dein Rollstuhl? Du darfst noch nicht reiten!”, keifte ich ihn an, ehe ich sein vor Schmerz verzerrtes Gesicht sah. “Komm, wir holen dich da erstmal runter.”, sagte ich und brüllte die Namen von Bellamy und Caleb in den Stall, die mir halfen, Svejn vom Pferd zu holen und ihn auf eine Bank zu setzen. Bellamy kümmerte sich um Alfi, Caleb verschwand auf eine knappe Handbewegung meinerseits wieder. “Wieso reitest du?”, fragte ich ihn dann und verschränkte meine Arme vor der Brust, ehe Octavia zu uns kam und nach Texas fragte. “Hol sie wieder mit auf die Koppel.”, sagte ich lächelnd aber bestimmt und wandte meinen Blick dann wieder Svejn zu.

      Svejn
      Ich hatte schon Atem genommen als Octavia noch einmal dazwischen kam, in dieser Zeit hatte ich Gelegenheit den Zorn über die Schmerzen hinunter zu schlucken - Verena hatte ja nicht Unrecht mit ihrer Wut. Die alte Frustration sammelte sich wieder in mir, nicht so stark wie bei meinem Aufenthalt im Krankenhaus, aber mir fehlte das Reiten. Durch die Verletztung fühlte ich mich nicht ganz als Teil der Ranch, Bellamys Erwähnung am vorigen Abend hatte dazu beigetragen. Als ich Verena dann ansah, schluckte ich noch einmal, meine Gedanken waren nicht frei von Zorn, Anklagung und der dringenden Frage warum. Trotz der eines kleinen Kindes gleich sammelte sich in mir. Wer ist sie das sie so mit mir redet! flüsterte die Stimme in meinem Verstand, die nur schwer der Vernunft wich Sie sorgt sich um dich!
      Nur langsam sammelte sich milde in mir, erst jetzt sprach ich aus was ich zu sagen hatte. “Der Rolator hatte keinen Akku mehr, das Handy hatte ich im Stall vergessen...Hätte ich gewartet bis ihr euch Sorgen macht...ich..” ich sah zu ihr auf, griff nach der verkrampften Hand. Sie hatte die Arme verschränkt, krallte sich in den Oberarm, von mir nicht unbeobachtet. Ich löste ihre Umklammerung auf, strich sanft über den Handrücken, spürte die Anspannung weichen. “Ich wollte nicht das ihr euch Sorgen macht.” du hast zu viel was dir bereits Sorgen bereitet. Meine Lippen zierte ein scheues, entschuldigendes Lächeln. “Kommt nicht wieder vor, versprochen! Ich weiß das ich meine Gesundheit nicht einfach auf´s Spiel setzten sollte, ab jetzt hab ich immer die Krücken dabei auf denen ich dann zurück komme. Wäre es nicht Thjalfe gewesen wäre ich nicht auf´s Pferd gestiegen.”
      Gern hätte ich sie zu mir gezogen, ihre Lippen geküsst nur um mir ihrer Gefühle wahr zu werden, ich wollte ihr nicht Misstrauen, aber der Verrat meiner Exfreundin saß noch tief. Nicht das ich daran dachte sie würde mich betrügen, aber nicht ins Vertrauen gezogen zu werden, kratzte an mir.
      Verena warnte mich noch einmal zu früh damit zu beginnen sei nicht die beste meiner Taten, ich versicherte ihr das alles in Ordnung sei. “Morgen hab ich den Termin, da wird schließlich entschieden was genau jetzt ist.” “Aber du solltest trotzdem besser auf dich aufpassen. Es war Thjalfe, aber auch der Hengst ist nicht unfehlbar.” Langsam beruhigten sich meine Sinne, zusammen mit Rena kehrte ich zum Haupthaus zurück, ließ den Blick über den Hof gleiten - bald würde ein anderer Anblick sich vor mir auftun.

      ~ some weeks later ~

      Mit etwas Mühe humpelte ich die Treppe wieder nach unten, “Alles klar Joe, dann kommst du in einer Woche wieder?” fragte ich ohne zurück zu blicken meinen Therapeuten. Die Muskeln in meinem Bein schmerzten, da sie in der letzten Stunde stark beansprucht worden waren. Seit knapp vier Wochen war ich die lästige Schiene um mein Bein los, seitdem durfte ich auch ohne mein elektrisches Gefährt durch die Gegend wandeln. Auf längeren Strecken kam ich jedoch gern darauf zurück. “Ja genau. Denk dran langsam!” damit meinte Joe das reiten….ich hatte nach unendlichen Stunden des Nervens endlich seine Erlaubnis erhalten. Wie ein Schuljunge grinsend brachte ich ihn zum Tor und humpelte am Stock dann in Richtung Stall. “Rena?!” rief ich einmal laut, quer durch den Stall. Wie aus der Pistole geschossen kam besagte Frau aus einer der Boxen, den Blick verwirrt besorgt, schien sich aber beruhigt zu haben. “Brüll doch nicht so! Ich dachte dir sei was passiert” Mit dem feuchten Schwamm in der Hand kam sie näher heran, einen Moment später klatschte mir der Schwamm an die Schläfe. “Idiot” murmelte sie, umarmte mich dann aber. “Tut gut dir endlich wieder auf Augenhöhe zu begegnen.” murmelte ich in ihre Haare. In den letzten Wochen waren wir enger zusammen gewachsen, nachdem wir einen kleinen Streit ausgefochten hatten. Nach einem Abend an dem Caleb sie mal wieder zur Weißglut gebracht hatte, ich mal wieder schlechte Laune wegen meiner Verfassung gehabt hatte, war irgendwie alles auf einmal gekommen.
      Es hatte an mir genagt das sie Bellamy ins Vertrauen gezogen hatte, was ich ihr auch so direkt an den Kopf geworfen hatte. Dann hatte sie plötzlich begonnen zu weinen, was mich hatte weicher werden lassen. Rena fühlte sich zerrissen, das schon seit einer ganzen Weile. “Mit dir wurde es besser, aber seit deinem Unfall….du hast genug mit dir selbst zu tun!” “Der Unfall hat nie etwas daran geändert wie ich für dich empfinde, das darfst du nicht denken. Die Zerrissenheit verstehe ich doch, sie nagte jahrelang an mir selbst, tut es noch. Aber ich würde mit dir auch nach Timbuktu ziehen, wenn das dein Wunsch wäre. Du musst mit mir reden, wir müssen beide offener werden. Versprich mir das.”
      Dort war mir aufgefallen wie viele Jahre der Erfahrung zwischen uns lagen, trotzdem störte es mich nicht weiter, solange es Rena nicht beeinträchtigte. “Was hat er gesagt?” “Die Muskeln heilen, tun wieder ihre Arbeit, ich darf ganz langsam anfangen wieder zu reiten. Den Rolator soll ich nur noch nehmen um weitere Strecken zu überbrücken. Solange soll ich den Stock hier nehmen.” damit wedelte ich mit dem Stock vor uns beiden her. Geschickt griff Verena danach, befreite sich aus der Umarmung und schaute ihn sich an, ehe sie ihn mir gab und mich musterte. Andere Frisur, grauere Haare und du könntest als House durchgehen.”
      “House?”
      “Sag jetzt nicht du kennst Dr.House nicht?”
      “....eh”
      “Der Doktor der immer doofe Witze über seine Patienten macht, das Genie. Okay ist nur gestellt die Serie aber ich fand die damals super.” Ich zuckte mit der Schulter, der Trend musste irgendwie an mir vorüber gegangen sein. “Ich geh dann mal das Bett für Fiona herrichten, die müsste hier bald auftauchen.” Damit hob ich Verena den Schwamm wieder auf, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand im Haupthaus. Mittlerweile machten wir kein wirkliches Geheimnis mehr aus der Beziehung die wir führten, spätestens durch meinen Unfall war es auch dem letzten aufgefallen, es schienen alle soweit zu akzeptieren, zumindest sprach sich niemand dagegen aus.

      Besuch auf der GRR
      "Fiona was machst du?", für diesen schönen deutschen Satz könnte ich meine Tante umarmen, da sie in der Zeit in der ich wieder in Idaho lebte anfing deutsch zu lernen. "Ich packe meine Tasche und werde wie Petyr wieder als Trainer tätig!", verkündigte ich freudestrahlend. Luce grinste und nahm mich in den Arm, es war schon eine halbe Ewigkeit vergangen seit dem meine Eltern gestorben und ich vom Pferd gestürzt war. Mein lieber Cousin Petyr hatte sich vor einiger Zeit mit seinem besten Freund Malte in Norwegen selbstständig als Trainer gemacht und mich motiviert wieder mit dem Pferdetraining anzufangen. Meine Tasche war gepackt und ich verabschiedete mich von Pallton, den anderen Pferden, Finley (mein kleiner Aussie Welpe) und von Willow (dem Aussie meiner Tante, der sich aber mittlerweile Meiner angenommen hatte) und stieg zu Scott ins Auto. Scott startete den Land Rover und wir tuckerten zum Flughafen, an dem er mich absetzte. Der Flug bis nach Kanada dauerte knappe zwei Stunden, ehe Rena mich vom Flughafen abholte und zur Ranch fuhr. Sie hatte mich wie schon beim Horse & Dog Trail Kurs herzlich begrüßt und ich freute mich ebenfalls wieder hier zu sein. Auch wenn es nur Besuch wie jeder andere hier auf der GRR war, freute ich mich wie ein Kleinkind Gipsy wieder zu sehen, allerdings sollte ich nicht ihn trainieren, sondern Thjalfe den Hunter Hengst im Springen etwas weiter bringen. Der braune Ekzemer - Hengst gehörte Svejn, dem Freund von Rena und der auf der Ranch wohnte. Im Moment war er verhindert selber zu reiten, da er seit einem Unfall in einem 'elektrischen Rollator' saß und auf der Ranch rumkurvte. Doch als wir auf der Ranch ankamen, war vieles verändert seit dem ich hier mit Pallaton war. Überall standen wunderschöne Vollblüter, aber es waren nur noch wenig Westernpferde hier, was mich ziemlich stutzig machte. "Rena was ist denn hier passiert?", fragte ich sie verwundert. Nach einem tiefen Seufzer begann sie zu erzählen, dass sie ihr Trainingskonzept geändert hatte und sie nur noch ein paar Westernpferde behalten würde. Auch würde es bald nicht mehr Gips Reminder Ranch, sondern O'Connor Racing Stable heißen. Verdattert schaute ich sie mit weit geöffneten Augen an und musste erst einmal schlucken. Ich brachte nur ein gehauchtes 'okay' hervor. Mit einem Handzeichen bedeutete Rena mir ihr zu folgen. Langsam setzte ich mich in Bewegung und folgte ihr. Ein Mann im Rollator in schwarzer Kleidung tauchte vor mir auf und gab mir unbegeistert die Hand. "Hey ich bin Svejn." Das war auch schon alles was er sagte. Zu dritt liefen (fuhren) wir zum Stall und er zeigte mir den braunen Hengst, mit dem ich arbeiten würde. Vorsichtig tätschelte ich ihm die Nüstern und strich ihm über die Stirn. "Wir sehen uns dann nachher!", erzählte ich Thjalfe und verschwand zusammen mit Svejn und Rena im Wohnhaus. Aliena hatte wie schon beim Kurs hier auf der GRR wieder gekocht und gab mir freundlich einen Teller mit Spaghetti Bolognese. Auch Octavia war da (logischer Weise, denn sie wohnte und arbeitete hier). Caleb und alle anderen versammelten sich am Tisch. "Du bist also Fiona, die letztens extra noch einen Tag länger hier geblieben war um Gipsy noch einmal zu sehen?", feixte Caleb. In diesem Moment warf Rena ihm einen bösen Blick zu und die kurzzeitige Anspannung zwischen den Beiden war deutlich zu spüren. Nach dem Essen kam Caleb kurz zu mir und entschuldigte sich kleinlaut. "Schon okay.", erwiderte ich und ging zusammen mit Verena in den Stall, da wir wieder einen kleinen Ausritt geplant hatten. Gewohnt machte Rena Bella fertig und ich kümmerte mich um Gipsy. Irgendwie hatte ich mich ja ein bisschen in den Kleinen verschossen, was Rena aber lustig fand. Es war mir eine Ehre einen ihrer Lieblinge zu reiten. Also fertig für den Ausritt führte wir die Pferde nach draußen und stiegen auf. Mittlerweile hatte ich mich auch daran gewöhnt bei Gipsy vorsichtig im Maul zu sein. Die Sonne schien und die Temperatur war angenehm, was für ein schöner Tag! Während wir durch die Wälder strichen, erzählte mir Rena auch von den Pferden die sie verkaufte und fragte mich ob ich eventuell Interesse an einem hätte. Nach einer kurzen Grübelpause, beschloss ich mir zusammen mit Verena die Pferde anzuschauen. "Naa Lust auf ein Mini-Rennen bis zu dem großen Baum dahinten? Jetzt wo du dich sowieso auf Rennpferde spezialisierst, können doch auch deine Quarter-Mile-Pferde zeigen was sie können.", sagte ich ich zu Rena lachend, als sie sich augenblicklich an einem Baum platzierte. Grinsend reihte ich mich neben ihr mir Gipsy ein und zählte laut "Eins...Zwei...Drei...LOS!" Gemeinsam schossen wir los und trieben die Pferde zu Höchstgeschwindigkeit an. Im leichten Sitz und lockeren Zügeln galoppierten Gipsy und ich geradewegs an Bella und Rena vorbei. Voller Vorfreude auf den Sieg hatte ich gar nicht mitbekommen, dass Rena sich mit Absicht zurückfallen lassen hatte, weshalb sie jetzt im gestreckten Galopp an uns vorbeizischte. Am Ziel angekommen lachte sie mich aus und freute sich über meinen verwirrten Gesichtsausdruck. Gemütlich im Schritt ritten wir zurück auf die Ranch und brachten die Pferde nach dem kontrollieren der Hufe auf die Weide und schauten uns nun im Verkaufsstall um. So viele tolle Pferde wie sollte man sich da denn für eines entscheiden? "Also ich denke mal, dass dir Chapter 24 gefallen könnte.", erwiderte sie auf meinen ratlosen Ausdruck. Ich nickte und folgte ihr zu einer Box aus der mich ein hübscher Rappschecke anschaute. Begeistert klopfte ich ihm den Hals und ging in die Box. Ich konnte Rena ansehen, dass sie sich freute mir das anscheinend richtige Pferd gezeigt zu haben. Zu einem Probereiten sagte ich nicht nein und begann mich mit dem schönen Hengst vertraut zu machen. "Ich hab noch zu tun Fiona, du kommst hier doch alleine klar oder? Wenn nicht wende dich an einen hier du kennst ja eigentlich alle. Ich hab noch zu tun bis später ich komm dann mal gucken.", erklärte Rena und ging aus dem Stall. Freudestrahlend machte ich Chapter fertig und führte ihn gesattelt auf den Platz und schwang mich auf seinen Rücken. "So Junge was machen wir beide denn jetzt?", fragte ich den schönen Hengst der nur die Ohren in meine Richtung gedreht hatte. Ratlos trieb ich Chapter in Richtung Hufschlag und überlegte was ich mit ihm tun könnte. Um sich erstmal an einander zu gewöhnen ritten wir in allen Gangarten auf dem Platz und auch die Hilfengebung funktionierte einwandfrei. Während wir uns an die Seitwärtsgänge trauten lehnte Rena sich an den Zaun und schaute uns zu. "Hey guckt mal da liegen ein paar Stangen, reitet doch mal darüber, du kennst es ja vom Kurs letzte Woche.", schlug Sie vor. Begeistert ritten wir zu den sechs Stangen die kreisförmig angeordnet waren. Zu erst im Walk und dann im Trott ritten wir hinüber und ich hatte mich mittlerweile schon in den Schecken verliebt und die Entscheidung stand fest, Chapter würde mit nach Idaho kommen. Nach dem gelungenen Proberitt putzte ich Chapter erneut und brachte ihn wieder in seine Box ehe ich Rena aufsuchte. "Ach da bist du ja. Und wie wars, gefällt er dir?", fragte sie mit einem übertrieben freundlichen Lächeln, welches mich zum Lachen brachte. "Es war toll, er ist echt ein super Kerl und würde super zu Pallaton passen! Allerdings wäre es mir lieb wenn er gelegt werden dürfte. Und wie viel soll er denn kosten?", erwiderte ich . Sie stimmte zu, dass Chapter wie Gipsy ein Wallach werden dürfte und sagte mir freundlich "Du kannst ihn für eine kleine Schutzgebühr und einen Gefallen haben." Verblüfft nahm ich sie in den Arm und fragte sie nach dem 'Gefallen', der sich als Training für Gipsy und Candy herausstellte, was mir natürlich zu sagte und ich gleich den nächsten Besuch hier auf der Ranch buchte. Am Nachmittag suchte ich Svejn auf und stellte ihm ein paar Fragen zu seinem Thjalfe. Der ruhige, aber dennoch lauffreudige Hunter würde sicherlich Spaß am Springen haben. "Ich würde mich dann heute noch mit ihm vertraut machen und morgen mit dem Training anfangen wenn es für dich in Ordnung geht." Der schwarzhaarige Mann stimmte zu und erzählte mir noch ein bisschen was von seinem Hengst. Gesagt getan begab ich mich wieder in den Stall und begann Thjalfe vorsichtig zu putzen, um seine Ekzemerhaut nicht unnötig zu strapazieren. Da ich ihn nur etwas laufen lassen wollte liefen wir mit Knotenhalfter und Seil zum Roundpen, in den ich mehrere Stangen platzierte. Ich hakte den Karabiner aus und schickte Thjalfe von mir weg. Gemütlich trottete er über die Stangen. Nach ein paar Übungen um Vertrauen aufzubauen, trieb ich ihn an und er trabte lauffreudig und ruhig schnaubend über die am Boden liegenden Stangen. Als er auf Kommando zum stehen kam lobte ich ihn ausgiebig und ließ ihn die Richtung wechseln und galoppierte ihn an. Das Kerlchen hatte Talent, denn er sprang wie eine Gazelle über die die Stangen und das ganz ohne Mühe. "Prima!", wisperte ich freudig. Das sollte es dann für heute auch gewesen sein, die halbe Stunde Bewegung. Also brachte ich ihn wieder in die Box half mit die restlichen Pferde zu besorgen und verkroch mich anschließend in mein Gästezimmer. "Guten Morgen!", verkündigte ich und setzte mich an den Frühstückstisch, ehe ich mich zu Thjalfe begab. Auf dem Platz hatten wir bevor ich mit dem Training anfing ein paar Sprünge mit einem Meter Höhe und neunzig cm Weite aufgebaut. Insgesamt waren es sechs Hindernisse die für die A Klasse gefordert wurden, im Gelände allerdings sieben Hindernisse. Da Svejn nichts zu tun hatte er beschlossen das Training zu begleiten. Rasch war auch der braune Hunter Hengst gesattelt und getrenst. In einer Hand befanden sich die Zügel, in der anderen meine Chaps und die Reithandschuhe. Auf dem Platz zog ich den Reißverschluss meiner Chaps zu, zog die Handschuhe an, gurtete nach und stellte die Steigbügel ein. "So Junge, lets begin!" Ich tätschelte seinen Hals und schwang mich auf seinen Rücken. Zum aufwärmen garten wir ebenfalls Cavalettis aufgestellt über die wir erst im Schritt und anschließend im Trab überritten. Thjalfe versuchte erst gar nicht irgendwelche Anstalten zu machen. Zum Schluss des Aufwärmens ritten wir enge Kurven und wechselten oft die Richtung. Bevor es nun richtig los ging streichelte ich seinen Hals und trieb den Hengst im Galopp zum ersten Hindernis. Ohne Probleme sprang Thjalfe über die Stangen, so dass man denken würde, er wäre ein professionelles Springpferd, trotz der geringen Höhe. "Prima!", lobte ich ihn und lenkte ihn gleich zum nächsten Hindernis. Es war auch kein Problem für die anderen Hindernisse zu überspringen, ich hatte sogar das Gefühl, dass es ihm Spaß machte. Nach einer guten Stunde hatten wir die sechs Hindernisse mehrmals überquert und nur eine einzige Stangen gerissen. Als ich Thjalfe im Schritt zur Ruhe kommen ließ, sprach ich mit Svejn. "Dein Kerlchen ist echt ein tolles Pferd und hat echt Talent!", verkündigte ich begeistert. "Freut mich, dass du mit ihm klar kommst ich hoffe bald selber mit ihm springen zu können.", erwiderte Svejn. Gemeinsam brachten wir Thjalfe zum Waschplatz und ich sprühte ihn ab. Es war ausreichend warm und der verschwitze Hengst hatte es sich wirklich verdient. Vorsichtig begann ich ihn an das kältere Wasser zu gewöhnen und ihn dann komplett zu duschen. Thjalfe genoss die kurze Dusche und schüttelte sich anschließend. Ich musste lachen, da er mich komplett nass gemacht hatte, was mich nicht weiter störte, also griff ich zum Schweißmesser und Handtuch und rieb den braunen ab, bis er nur noch feucht war. Wenn er trocken war dürfte er wieder auf die Weide doch zuvor stellte ich ihn in die Box, damit er trocknen konnte. Nach dem leckeren Mittag erklärte ich Svejn, der heute nach dem Training mit Rena zum Arzt gefahren war, dass er jetzt selber mit Thjalfe arbeiten könne, da der Hunter sehr viel Talent hat und nur noch den Feinschliff brauchte und Svejn das alleine konnte. Ich hätte nie gedacht das der braune Hunter so gut sein würde, also würde es leider nur ein kurzer Besuch hier auf der GRR. Da Svejn auch wieder anfing mit dem Laufen, brauchten beide nicht lange warten, bis das weitere Training beginnen konnte. Da ich hier nichts mehr zu tun hatte, entschied ich schon heute abzureisen samt Chapter. Die Koffer waren gepackt und auch Chapters Sachen wären im Anhänger, denn mein neuer Hengst wurde zum Flughafen gefahren und flog dann zusammen mit mir nach Idaho. Etwas geknickt verabschiedete ich mich von Gipsy, Svejn und den anderen ehe Rena uns zum Flughafen fuhr. Als sie uns absetzte verabschiedete sie mich mit einer Umarmung und half noch Chapter auszuladen. "Guten Flug!" war der letzte Satz bevor sie ins Auto sprang und zurück fuhr. Nach einem angenehmen Flug, holten Luce und Scott mich mit Anhänger und Land Rover vom Flughafen ab und fuhren mich und den neuen Hengst auf die Ranch. Es war mal wieder eine schöne Reise gewesen, auf der ich auch neue Erfahrungen gesammelt hatte.

      Svejn
      Halb neidisch hatte ich Fiona dabei beobachtet wie sie mit Thjalfe durch den Pacours sprang, bald war ich wieder zu alter Kondition bereit, dann würde ich das auch tun können! Zumindest leichte Dressurübungen machten wir zu Zeit schon. Gestern hatte mich Joe noch einmal besucht um zu sehen was ich mit dem Pferd machte, mich gelobt da ich es tatsächlich nicht übertrieb und gemeint das wäre gut zur Unterstützung der Muskeln. Das ich am Wochenende an einer Kür teilnehmen würde verschwieg ich vorerst.

      „This is ridiculous! You just can walk for about a week!“ lag mir nun wieder Caleb in den Ohren. War der Herr in den letzten Monaten meine Glucke geworden? Ja vielleicht konnte ich mich erst wieder seit einer knappen Woche gänzlich ohne Krücken durch die Gegend bewegen.Die Anmeldung hatte ich keck raus geschickt, nur manchmal musste ich für längere Strecken noch den Rolator nehmen, aber ich würde niemanden anders Thjalfe auf einer Körung reiten lassen! „Shut up, do your work and help me, please.“ war die Erwähnung die Verena ihm gab und ich rollte die Augen, die beiden waren ein Chaosteam. Thjalfe wurde noch von Caleb gesattelt, während ich mein ehemals verletztes Bein in den Stiefel zwängte. „Du weißt aber schon das ich das nicht für eine deiner besten Ideen halte?“ murmelte Verena und half mir den Verschluß des Schuhs zu schließen. Ich nickte, „Sag ihm das bloß nicht!“ meinte ich verschmitzt lächelnd und ließ mir auf den Hengst helfen. Langsam hatte ich mich daran gewöhnt, Hilfe anderer nicht grundlegend abzuwehren.
      Mein Bein schmerzte ein wenig als wir im Trab die Halle betraten, doch mein Gesicht blieb unverzogen, ich würde das durchziehen! Die Grundlagen der Dressur saßen bei der Thjalfe, doch seine Lieblingsdisziplin war es nicht unbedingt. Nachdem ich und Thjalfe die Richter gegrüßt hatten und die Mittellinie verließen folgte ich zunächst der ganzen Bahn. Im Verlauf der langen Bahn nahm ich schließlich die Zügel auf,sodass Thjalfe in einer leichten Anlehnung lief, manchmal mogelte er sich hindurch. Schon bald darauf fanden wir uns auf dem Zirkel wieder nur um später aus dem Zirkel wieder zu wechseln. Wieder auf dem Hufschlag parierte ich durch zum Schritt. Steif atmete ich aus, ja das war wirklich keine gute Idee gewesen. Bisher gab sich Thjalfe wirklich gut, hatte sich noch nicht aus der Anlehnung gemogelt. Sein schwungvoller Trab war jedoch von mir überschätzt worden, noch hatte sich mein Körper nicht wieder an die Bewegung gewöhnt. Ich ritt schließlich wieder im Trab an, vollführte eine halbe Volte rechts, ging einige Schritte vorwärts um dann eine halbe Volte links. In der darauf folgenden Ecke, gab ich dem Hengst eine Galopphilfe und schwungvoll sprang der Hengst an.
      Schließlich fanden sich der große Hengst und ich wieder auf der Mittellinie ein, dieses Mal im Schritt, nur mit dem zurücklegen des Gewichtes hielt mein Teddy an, grüßte die Richter. Auf dem Weg nach draußen machte ich mir ein wenig Sorgen wie ich jetzt wieder von seinem Rücken kommen würde. „Hurt yourself?“ fragte mich Caleb, ohne Frage hämisch, meine Zähne knirschten, aber ich nickte, trotzdem half mir Caleb zurück in mein Rentnergefährt.

      Auftakt in ein neues Leben
      Oktober 2016, by Veija
      In den letzten Wochen war viel auf der Ranch passiert. Ein ganzer Haufen Pferde hatte uns verlassen, ein paar waren dazu gekommen. Einige Mitarbeiter und ich hatten an einem Dressurturnier teilgenommen, an dem Aaron und Augen auf! Ich komme, sogar den ersten Platz gemacht hatten!
      Worauf wir besonders stolz waren war, dass Bellamy und Zuckerschock es geschafft hatten, den 3. Platz zu ergattern! Sehr zum Leidwesen von Octavia, die Bellamy regelrecht angeschrien hatte, weil sie eine Platzierung ergattern wollte. Nun waren wieder alle Zuhause und es hätte ja Ruhe einkehren können, wenn da nicht noch immer die Idee wäre, um zu ziehen. Svejn und ich wollten uns heute einen potenziellen Hof anschauen, denn die Ambitionen der Gips Reminder Ranch hatten sich ein wenig geändert, und auch dieser Hof gab nicht mehr das her, was er einmal versprochen hatte.
      "Svejn jetzt komm schon!", sagte ich etwas genervt und drehte den Autoschlüssel in meiner Hand hin und her. "Ich komm ja schon...", sagte er genervt und humpelt voran. Er durfte mittlerweile wieder laufen und auch reiten, aber das Laufen schien ihm noch ziemliche Probleme zu machen, weshalb er seinen Alltag lieber reitend verbrachte- zum Leidwesen seines Physiotherapeuten, denn dieser hatte ihm verboten, zu viel zu reiten. Aber er kannte Svejn mittlerweile ja sehr gut, er konnte nicht ohne reiten.
      Endlich waren wir im Auto und ich konnte los fahren. Die Fahrt verlief eigentlich relativ stillschweigend, denn Svejn musste sich auf sein Handy konzentrieren, um mir den Weg zu sagen- ich musste mich auf die Straße konzentrieren, denn diese Ranch lag wirklich weit ab vom Schuss, aber dennoch in der Nähe der Ferienranch und unserer alten Ranch.
      Dort angekommen schauten wir uns schon skeptisch um, denn die gesamte Ranch wirkte verlassen, überall waren die Zäune kaputt, Hecken und hohes Gras wucherten überall. "Hm, nicht das, was ich mir erhofft hatte.", sagte ich niedergeschlagen zu Svejn, der wohl meine Meinung teilte. "Komm, wir gehen erst mal zum Haus und lassen uns alles zeigen.", meinte er schulterzuckend und zusammen gingen wir zum Haupthaus, wo auch schon auf uns gewartet wurde. "Guten Morgen Mr. & Miss O'Connor.", sagte die junge Dame, die weder Svejn noch ich korrigierten. Svejns Name war einfach zu kompliziert. "Vorweg muss ich ihnen leider sagen, dass die Ranch in keinem guten Zustand ist, denn mein Vater ist vor etwa einem Jahr von uns gegangen und seit dem steht die Ranch leer.", erklärte sie und und fing an, uns eine kurze Runde durch das Haus zu führen. "Warum hatte ihr Vater eigentlich ein so großes Haus?", fragte ich die Dame dann bei der Tatsache, dass hier mein Team dreimal reinpassen würde. "Sie werden gleich bei der Führung sehen, dass sie hier eine riesige Ranch betreten haben. Deshalb ist auch das Haus sehr groß.", sagte sie und führte uns aus dem Haus heraus in die obere Ecke der Ranch. Dort waren zwei Offenställe mit 3 großen Koppeln. "Hier könntest du deine Pferde hin stellen.", sagte ich freudig mit einem Blick auf den Offenstall, bei dem eine große Koppel war. "Und hier könnten die Jungpferde stehen.", schwärmte ich, ehe wir weiter gingen. Es gab ein kleines Gemüsefeld, einen See und nun kamen wir an der Rennbahn an. "Wow.", sagte ich begeistert. Es war um mich geschehen, diese Ranch würde unser neues Zuhause werden. Svejn hatte meinen Blick gesehen und zwanghaft gelächelt, wir würden so viel Arbeit in die Ranch stecken müssen, bevor wir hier einziehen konnten, doch er wusste, dass wir das schaffen konnten.
      Die junge Frau zeigte uns noch den Rest der Ranch, zum Beispiel die drei großen Ställe mit Paddocks und Koppeln, die Offenställe, die Reithalle aber auch die beiden Reitplätze. Neben der Ranch gab es noch einiges an Weideland und einen großen Wald, den wir mit kaufen konnten. "Wir werden uns morgen melden.", verabschiedeten wir uns dann, ehe wir uns auf den Weg nach Hause machten. Diese Fahrt verlief wesentlich lauter. Ich quatschte Svejn die Ohren voll mit der Ranch und dass ich sie unbedingt haben wollte, auch wenn sie einfach viel zu groß für uns war. "Aber wir könnten Einsteller nehmen.", meinte ich dann und er nickte.
      Am Abend erzählte ich meinen Mitarbeitern von der Ranch und schon am nächsten Morgen befand ich mich wieder dort- diesmal in Begleitung von Caleb, damit er sich ein Bild vom Hof machen konnte. Ich legte noch immer viel Wert auf seine Meinung, weshalb ich sein OK haben wollte, bevor ich den Kaufvertrag unterschreiben wollte. Er segnete die Ranch ab und ich unterschrieb den Kaufvertrag, nachdem ich den Preis noch ein wenig gedrückt hatte. Nun kamen die verkauften Pferde der Ranch zugute, denn ohne diesen Verkauf hätten wir die neue Ranch nicht kaufen können und solange wir noch hier lebten, konnten wir die alte Ranch nicht verkaufen.
      So kam es, dass wir eine ganze Weile erst die Pferde auf der alten Ranch versorgten und dann auf die neue Ranch fuhren, um die Zäune zu reparieren, die Stallungen neu zu verputzen, und und und.

      Nun war der Tag des Umzugs endlich gekommen, auf den ich schon so lange gewartet hatte. Leider würde es nur ewig dauern, alle Pferde rüber zu bekommen, denn wir hatten noch immer 63 Pferde. Vermutlich würden bald noch ein paar Pferde den Besitzer wechseln, aber diese 63 Tiere würden allesamt mit auf die neue Ranch kommen. Ein grober Plan, wo welche Pferde hinkamen, war schon gemacht- und da man hier in Kanada oder generell in Amerika nicht so zimperlich war, was Pferde verladen anging, hatten wir uns ein paar einfache Trailer geliehen, in die die Pferde einfach hinein sprangen. Um jedoch trotzdem Verletzungen zu vermeiden, würden alle Pferde Transportgamaschen tragen, denn ganz leichtsinnig musste man ja nicht sein.
      Anfangen wollten wir mit den Jungpferden, da diese am längsten brauchen würden, bis wir sie im Hänger hatten. VK A Gun Colored Lena, Like Twist and Gun, VK Drag's Solo Queen, PFS' Blossom Magic sowie Wimpys Little Devil und ihr Fohlen GRH's Unbroken Soul of a Devil waren die ersten Pferde, die wir verluden und zur neuen Gips Reminder Ranch fuhren. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir die Tiere im Trailer hatten, doch sobald alle drin waren, waren wir ruck zuck auf der neuen Ranch und konnten die Tiere auf die Koppel entlassen. Wimpys Little Devil war wirklich ein Ruhepol, was ich nicht gedacht hatte. Ich ließ sie mit ihrem Fohlen noch ein paar Tage bei den Stutfohlen laufen, ehe Devil abgesetzt wurde und die Stute ihre Box im Trainingsstall bezog, denn wir wollten sie wieder aufbauen und im Sport laufen lassen.
      Die nächsten Pferde waren die Hengstfohlen VK Bellas Dun Gotta Gun, Bellamy' O, VK Funky's Wild Berry und PFS' VK' Snap in Style. Zusätzlich fuhren noch Cielos Double Dun It und Chocolate Dream mit. Choco und Gipsy fanden ihren Platz in ihren Stallungen, die anderen Pferde kamen auf die Koppel.
      Nun schauten wir erneut ein wenig nach den Plätzen, wo die Pferde hinkommen sollten, so dass wir in windesweile Arsil, Bahar, Daryl gone Mad, Golden Ebano, Sacramento XX, Scoubidou, Silberstern, Seattle Slew, Turf Runnder, Wildfire, Firewalker, Stiffler, Drag me to Hell, Drama Baby, My lovely Horror Kid, Nyanda, Priamos Ruffia Kincem, Shiryō, Supernova, Teasie, Wolfs Bane, Zuckerschock, Abraham van Helsing, Alan's Psychedelic Breakfast , Cauldron of Renascence , Eldrian Antrax, Funky Powerbabe, Gun and Slide, Hollywood King Gun, Hollywood's Silver Dream, Spooks Gotta Gun, Stormbringer, Amarula van Helsing, Augen auf! Ich komme, Bella Dun Del Cielo, Kristy Killings , Marly's Pluie , Snuff, Blazing Flame, Comeback of a fallen Goddess, Dakota, DunIts Smart Investment, My sweet little Secret, Ocarina of Time, Raspberry, Scarlet Sun, Snapper Little Lena, Striga, VK Aquila T Mistery, Samug, Thjalve van de Jötunheimr und Moon's Pumpkin auf der neuen Ranch hatten. Lediglich bei Zues und Raised from Hell hatten wir unsere Probleme, so dass wir sie beide sedieren mussten, um sie verladen zu können. Sie fanden auch beide einen Platz auf den Koppeln, wo sie 24/7 stehen würden, bis wir mit ihrem Training weiter gekommen waren, dass wir sie anfassen konnten. Zues würde auch bald kastriert werden. Zwar war das schade um seine Abstammung, aber wir konnten das Risiko nicht mehr eingehen und hofften, dass er es als Wallach zumindest ein wenig einfacher haben würde als jetzt als Hengst.
      Erschöpft fiel ich am Abend auf die Couch. "Ich glaube morgen gibts nen freien Tag.", lachte ich und schaute in die Runde, denn noch waren alle Mitarbeiter in der Stube bei mir. "Also.. Pferde misten, füttern und auf die Koppel bringen morgens. Es wir keins trainiert, geritten oder sonst was. Macht, was ihr wollt.", lachte ich und schaute in eine Runde zufrieden nickender Gesichter.
    • Veija
      Teilnahme an der 50. Wallachschau, Gipsy der Trailcrack
      Oktober 2016, by Veija
      Schon viel zu lange hatte ich meinen geliebten Gipsy nirgendwo mehr vorgestellt. Was mich nun geritten hatte, ihn wieder bei einer Wallachschau laufen zu lassen, wusste ich auch nicht so recht, aber hier waren wir nun. Gipsy war schon fertig geputzt und mit seiner Westernausrüstung ausgestattet, so dass wir nur noch warten mussten, bis unser Vorreiter fertig war. Immer wieder schaute ich zu Samson und Hunter, auf dass er mich bloß nicht erkennen sollte, den Caleb hatte einen Auftrag bei ihm ziemlich verbockt und ich hatte das Gefühl, dass er ziemlich sauer auf meinen Mitarbeiter war. Bis jetzt schaffte ich es, nicht von ihm gesehen zu werden, doch wie lange das so blieb, wusste ich nicht.
      Endlich war er fertig und wir wurden aufgerufen. "Verena O'Connor mit Cielos Double Dun It in die Halle bitte.", schallte es durch die Lautsprecher und ich seufzte kurz, ehe ich Gipsy antraben ließ, um schneller zu Halle zu kommen. Dort musste ich noch ein wenig warten, denn die Helfer bauten einen kleinen Trailparcours auf, den ich zeigen würde, denn natürlich wollte ich auch auf einer Wallachshow meine Westernranch präsentieren. So wartete ich also noch eine Weile, bevor ich dann im Schritt in die Halle reiten konnte und an X stehen blieb, was zufäligerweise genau in der Mitte eines Stangenquadrates war. Ich grüßte die Richter und gab Gipsy minimale Hilfen, so dass er sich langsam in dem Viereck drehte, aber keinen Spin machte. Er machte seine Sache gut, so dass wir im Schritt aus dem Viereck heraus gehen konnten und fast bis zum Ende der Halle ritten, ehe ich ihn zum angaloppieren auf der rechten Hand stellte, und dann rechts abbog. Gipsy schnaubte und sprang schön an, fokussierte auch schon die Galoppstangeg, über die wir drüber galoppierten, ehe ich ihn vorm erneuten nach rechts abwenden in den Trab zurücknahm und abwendete. Dann folgten vier auf dem Boden liegende Trabstangen, über die er auch locker drüber trabte, bevor ich ihn aus der Decke heraus wieder in unser Viereck lenkte. Im Viereck stoppte ich ihn und ließ ihn sich links herum drehen. Eine ganze Runde und eine Viertel, so dass wir im links aus unserem Kasten herausreiten und an der Bande nach links abbiegen konnten. Bis kurz vor die Ecke blieben wir im Schritt, ehe ich ihn abwendete und wieder antrabte, so dass wir erneut im Trab über die Stangen gehen konnten, bevor ich ihn angaloppierte und wir die Galoppstangen auch auf der anderen Hand nahmen. Ich wendete ihn wieder nach links ab, parierte zum Schritt durch und wir schritten wieder in unser Viereck, drehten uns eine halbe Runde und schauten die Richter an. Ich grüßte, ehe wir einen halben Spin machen und die Halle im Trab verließen. Draußen trafen wir dann doch auf Hunter. "Guter Ritt.", meinte er beiläufig. "Danke, deiner auch.", meinte ich freundlich und schaute, dass ich mich wo anders hinstellen konnte. Dort sattelte ich Gipsy dann ab und wir warteten gespannt auf die Ergebnisse. Schön war der Wallach alle mal gelaufen.

      Das Ende der Gips Reminder Ranch
      Oktober 2016, by Veija
      Bellamy
      "O, lass gut sein.", sagte ich und zog meine Schwester an ihrem Jackenärmel nach oben. "Es bringt nichts, sie sind tot.", murmelte ich leise und schluckte. Ich musste meine Fassung behalten, wenigstens für sie. Kurz schaute ich mich auf dem Friedhof um, auf dem die halbe Ranch beerdigt war. Nicht nur die Mitarbeiter der ehemaligen Gips Reminder Ranch lagen hier, auch ein paar der Pferde. Wer auch immer sich einen gemeinsamen Friedhof ausgedacht hatte, wusste, was er tat.
      Einige Pferde, die auf den Koppeln gestanden hatten, hatten noch gerettet werden können. Viele andere waren ihren Verletzungen erlegen oder bei der Explosion sofort gestorben. Octavia und ich waren gerade unterwegs gewesen, als wir die riesige Qualmwolke am Himmel gesehen hatten. Sofort lief es im Radio auf allen Kanälen: eine Explosion auf der Gips Reminder Ranch.
      Ich hatte das Auto gewendet und bin sofort zurück gefahren, doch wir kamen schon zu spät. Die Ranch war tot.
      "Bell, kommst du?", riss mich meine Schwester aus den Gedanken und ich nickte, zog meinen Kragen höher und folgte ihr zum Truck. "Was machen wir denn jetzt mit den restlichen Pferden? Ich habe keine Ahnung, wie man eine Ranch führt.", sagte O ein wenig verzweifelt und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Ich habe auch keine Ahnung, aber wir werden Verenas Erbe fortführen. Wir können sie nicht hängen lassen.", erklärte ich ihr und setzte mich in den Wagen, noch immer rang ich mit mir selbst, wollte vor ihr nicht die Fassung verlieren, auch wenn ich kurz davor stand. "Bell, alles in Ordnung?", fragte sie mich und stieß mir sachte gegen den Arm. "Ja, O. Alles okay. Lass uns zur Polizei fahren. Sie wollten noch mit uns darüber reden, was mit den Pferden passieren soll. Außerdem muss der Schaden abgewägt werden.", erklärte ich ihr und startete den Motor. Das wars dann wohl mit der Gips Reminder Ranch.

      Ein erschreckender Anruf (Wunschzettel an den Weihnachtsmann)
      Januar 2018, by Veija
      Octavia
      Noch immer fassungslos hielt ich den Hörer in meinen Händen, unfähig mich zu bewegen oder gar zu atmen. Fünf Pferde hatten die Explosion vor über einem Jahr auf der alten Gips Reminder Ranch überlebt. Fünf Pferde, die über ein Jahr verschollen waren und von denen jeder gedacht hatte, sie seien tot. Warum kam der Anruf erst jetzt? Warum hatte sich niemand vorher darum gekümmert? Fragen über Fragen und auf keine Einzige wusste ich eine Antwort. Tränen stiegen in meinen Augen auf und ich fing an zu weinen. Es war schon ein Wunder gewesen, dass Caleb den Unfall überlebt und uns hier wiedergefunden hatte. Nun sollten auch noch Pferde leben?
      "O? Hallo? O? O! O!", wurde ich unsanft aus meiner Trance gerissen, während Bellamy meine Schultern schüttelte. "Octavia um Himmels Willen muss ich einen Krankenwagen rufen? Hast du etwas? Was ist los?!", hörte ich die vor Angst bebende Stimme meines Bruders. "Ich... wir... es...", stotterte ich und ich fand keine Wort. Keine Worte für das, was geschehen war. "Der Unfall... die Ranch... Pferde... fünf.. überlebt...", stotterte ich und kam langsam wieder zu mir. "Bellamy ich habe eben einen Anruf bekommen, fünf Pferde der Gips Reminder Ranch sind am Leben und auf einem Auffanghof! Jemand hat die Tiere eingefangen und versucht, den Besitzer ausfindig zu machen. Weil Verena und die Ranch tot ist, haben sie uns so lange nicht gefunden. Bellamy es sind Bella Cielo, Cielos, Chocolate Dream, GRH's Aquila T Mistery und Wimpys Little Devil!" "Oh mein Gott.", brachte mein Bruder nur heraus und starrte mich an. "Ich kann es nicht fassen. Wie geht es den Pferden? Sind sie wohlauf? Sind sie verletzt?", fragte er mich aus und ich zuckte, noch immer Tränen vergießend, die Schultern. "Ich.. ich weiß es nicht. Aber sie sind in Kanada, wir können sie besuchen und abholen fahren.", sagte ich dann und Bellamy nickte. "Wir holen sie zurück. Ganz egal, in welcher Verfassung sie sind.", sagte er entschlossen und wir fingen an, unsere Koffer zu packen, denn wir würden einige Zeit nach Kanada fliegen um uns unsere Pferde zurück zu holen. Am Abendtisch verteilten wir die Aufgaben für die nächsten Tage neu. Caleb würde uns begleiten. Als wir ihm davon erzählten, war er beinahe vor Schreck vom Stuhl gefallen und hatte uns angefleht, mitkommen zu können. Laurence war auch sichtlich geschickt, schließlich kannte er Verena schon sehr lange und auch die besagten Pferde waren ihm ein Begriff. Leider konnte er nicht auch noch mitkommen, denn er würde die nächsten Tage die Stellung halten und war zuständig, dass alles weiterlief wie bisher. Schließlich fehlten der Ranch drei Trainer. Aber sie würden das schon hinbekommen, sie waren ja mannstark.
      So kam es, dass wir noch am Abend in der Maschine nach Calgary saßen und uns immer nervöser umsahen. Wie sahen die Pferde aus? Waren sie traumatisiert? Hatten sie Verletzungen? Waren sie noch reitbar? Konnte man sie anfassen? Vor allem Caleb gingen diese Fragen im Kopf herum, denn er kannte die Pferde alle länger als wir. Deshalb hatten wir ihn auch mitgeholt, da die Tiere ihn vermutlich eher erkannten als uns. Trotz aller Nervosität schlief ich irgendwann im Flieger ein.

      Caleb
      "O, komm steh auf, wir müssen raus.", weckte ich Octavia und zerrte kurz an Bellamys Arm. "Kommt, die warten schon.", murrte ich und verließ die Maschine, auf der Suche nach den Koffern. Da wir mit die letzten waren, die dort ankamen, fanden wir die drei sehr schnell und holten uns dann ein Taxi. Mittlerweile waren es schon ein Uhr nachts und der Mann der Octavia angerufen hatte würde sich bestimmt gleich bedanken, wenn wir ihn aus dem Bett klingeln würden.
      Er war jedoch alles andere als verärgert, als wir ankamen. Er war sogar sehr freundlich und bot uns sofort Zimmer auf seinem Hof an, doch wir wollten zunächst die Pferde sehen. "Sie sehen nicht so gut aus.", sagte der Mann zu uns und wir nickten. Wir rechneten mit allem.
      Im Stall angekommen schaltete er das Licht ein, was dazu führte, dass die Pferde in ihren Boxen aufstanden und in die Stallgasse lugten. "Hier ist die Dunalinostute.", sagte er Mann und ich erkannte sofort Verenas geliebte Bella. "Hallo Baby.", sagte ich und schaute kurz in ihre Box. Sie war abgemagert und dreckig, sah aber ansonsten nicht sehr schlimm aus. Ich seufzte kurz und ging dann weiter. "Hier ist der Wallach unter den fünf. Der Braunfalbe." Braunfalbe... dachte ich. Natürlich, Gipsy! Auch er war abgemagert und sah wesentlich schlechter aus als Bella, ihm schien aber nicht allzu viel zu fehlen. Das nächste Pferd war Choco. Auch eines von Verenas Lieblingspferden. Er sah wesentlich schlechter aus als Bella und Gipsy. "Was mit ihm passiert ist wissen wir nicht. Wir vermuten, dass er sich irgendwo in einem Stacheldrahtzaun verfangen hat und sich die Beine aufgerissen hat. Der Tierarzt hat das seither im Griff, die Narben an den Beinen werden jedoch auf ewig bleiben.", murmelte der Mann und ich hatte nun Angst zu sehen, wie die letzten beiden Pferde aussehen würden. "Die letzten beiden sind eine Palominoscheckstute und eine Isabellfalbscheckstute... ich weiß leider auch nicht was denen passiert ist. Aber besonders die Palominoscheckstute ist... der Horror.", erklärte der Mann und ich lachte auf. "Devil ist eben Devil.", sagte ich nur schulterzuckend und schaute sie mir kurz an. Bis auf ihren natürlichen Hass auf allen und jeden schien es ihr gut zu gehen. Auch Aquila schien soweit in Ordnung, auch wenn sie mich aus absolut verängstigten Augen ansah. "Es hätte viel schlimmer kommen können.", sagte ich dem Mann und bedankte mich bei ihm, die Tiere aufgenommen zu haben. "Ich würde sagen wir gehen jetzt alle ins Bett und schauen uns die Pferde morgen nochmal im Licht an.", erklärte er und wir nickten. Bellamy und Octavia hatten im Stall kein Wort rausbekommen, so tief saß der Schock. Deshalb hatte auch ich das Reden übernommen...

      Tag 1- Bella
      Caleb
      Heute hatten Bellamy und Octavia mir erneut das Ruder übergeben. Also war ich am frühen Morgen schon unterwegs zu Bella, um ein wenig mit ihr zu arbeiten, sollte dies überhaupt möglich sein. Wie ich später herausfinden sollte, hatte ich mich bei ihr in allem getäuscht.
      "Hallo Bellchen.", begrüßte ich sie von der Stallgasse aus und sah zu ihr herüber. Bella hob sofort den Kopf und wiehrte mir zu, wie sie es immer bei Verena getan hatte. Ich holte das Halfter, welches am Haken hing und öffnete die Boxentür. Sofort kam die kleine Stute auf mich zu, schubberte ihren Kopf an mir und ließ sich in den Arm nehmen. "Sie scheint dich ja noch zu kennen Caleb.", sagte Bellamy irgendwann zu mir doch ich hörte gar nicht richtig zu. Stattdessen zog ich Bella das Halfter über den Kopf und führte sie aus der Box. Von der stattlichen kleinen Reiningstute war nichts mehr zu sehen. Die Muskeln waren komplett verschwunden und selbst Fett hatte sie kaum noch an ihrem Körper. "Ich bringe sie erst mal in den Round Pen.", sagte ich mehr zu mir als zu den Geschwistern und ging los. Ohne zu zögern folgte Bella mir und ich löste den Strick aus ihrem Halfter, als die Tür geschlossen war. Kurz seufzte ich und setzte mich einfach in die Mitte in den Sand. Ich wollte Bella beobachten, denn alleine daraus würde ich vieles erkennen können.
      Das kleine Mädchen schnupperte am Boden, ließ sich irgendwann dann sinken und wälzte sich. Es sah schon witzig aus, wie sie sich da im Sand herumwälzte wie ein kleines Fohlen. Irgendwann nahm sie mich dann wieder wahr und kam zu mir, streckte mir ihren Kopf entgegen und wollte gestreichelt werden. Das war der Moment, in dem ich aufstand, ihr kurz über den Kopf strich und sie dann von mir wegschickte. Ich wollte nur kurz sehen, was noch hängen geblieben war. Ich schnalzte und Bella trabte ihm Kreis um mich herum. "Eeeeaaasssyyy.", sagte ich irgendwann und sie fiel langsam aber sicher in den Schritt, bis ich 'Whoa' sagte und sie stehenblieb."Da scheint noch einiges da zu sein.", sagte ich den Blakes Geschwistern und klickte den Führstrick wieder ein, um noch ein wenig mit ihr spazieren zu gehen. Momentan lag hier kein Schnee und es war nicht allzu kalt, weshalb wir dieses Unterfangen angehen konnten.
      Am Abendtisch redete ich mit Octavia und Bellamy über die Stute. Es würde viel Arbeit werden, sie wieder körperlich auf den alten Zustand zu bekommen, aber seelisch fehlte der Stute nicht viel. "Sie scheint kein gebrochenes Herz zu haben.", sagte ich irgendwann und erntete einen verwirrten Blick von den Geschwistern. "Na Verena, ihre langjährige Besitzerin wird sie nie wieder in den Arm nehmen. Ich vermute, dass eines der Pferde ein gebrochenes Herz hat, wenn er uns, aber nicht sie sieht.", sagte ich abschließend und zuckte mit den Schultern.

      Tag 2- Gipsy
      Caleb
      Nun brach Tag zwei an. Heute würde ich Gipsy genauer unter die Lupe nehmen. Schon in der Stallgasse merkte ich, dass mit dem Wallach etwas nicht stimmte. Er wirkte abwesend, interessierte sich für nichts und reagierte nicht auf mich. "Das meinte ich gestern.", sagte ich zu Bellamy. Octavia wollte sich heute um die Stute von gestern kümmern. Sie ordentlich putzen und mit ihr einen ausgiebigen Spaziergang machen.
      "So sieht ein gebrochenes Herz aus?", fragte mich Bellamy irgendwann. "Ich weiß es nicht, aber es könnte.", antwortete ich ihm, nahm das Halfter vom Haken und öffnete die Boxentür. "Gipsy. Hey...", sagte ich vorsichtig und halfterte ihn auf. Er ignorierte mich total, wollte gar nicht so recht mit mir aus der Box kommen. Nach mehreren Anläufen folgte er mir dann doch widerwillig. Auch mit ihm ging ich in den Round Pen und klickte den Strick aus, stellte mich jedoch zu Bellamy an den Rand. "Ihm ist alles egal. So kenne ich ihn nicht."
      "Caleb siehst du die Narbe an der Brust? Die hatte er nicht immer.", sagte Bellamy irgendwann und ich nickte. "Geh mal den Mann holen, er soll mal zu mir kommen.", schickte ich ihn los und beobachtete Gipsy, wie er mit hängendem Kopf einfach nur dastand und nichts machte.
      "Sie wollten mich sprechen?", hörte ich irgendwann eine Stimme hinter mir. "Ja genau.. die Narbe an der Brust, wissen Sie was da passiert ist?", fragte ich den Mann und er nickte. "Eigentlich nichts sonderlich schlimmes. Ihm scheint da irgendwas gegen geflogen zu sein, war nur die Haut etwas ab, keine tiefe Fleischwunde." "Okay, danke." "Und sonst, wie geht es ihm?", fragte er mich dann und ich zuckte mit den Schultern. "Nicht gut, wie sie sehen.", antwortete ich. "Mir ist aufgefallen, wenn ich Ihnen das so sagen darf, der Wallach ist in Gegenwart der Dunalinostute, mit der sie gestern gearbeitet haben, ganz anders. Aufgeweckter, lebensfroher.", sagte er und verabschiedete sich dann.
      "Hm.", sagte ich zu mir selbst und schaute mich um. Octavia kam da gerade zurück und ich schickte Bellamy los, um sie zu uns zu bringen. Gleich als der Wallach seine alte Freundin sah, hob er den Kopf, spitzte die Ohren und trabte brummelnd zum Zaun. "Wie eh und je gehören sie zusammen.", sagte ich, klickte den Strick wieder in Gipsys Halfter und führte ihn aus dem Round Pen.
      Nach Absprache mit dem derzeitigen Besitzer der Pferde durften wir die beiden zusammen auf ein kleines Stück Koppel bringen. Wir zogen ihnen die Halfter aus und ließen sie laufen. Octavia fing schon wieder an zu weinen, als wir sahen, dass die beiden Pferde sich kurz beschnupperten und dann quietschend auseinander sprangen und über die Koppel trabten.
      Am Abendtisch besprach ich mit Bellamy und Octavia wieder ein paar Dinge über das Pferd, mit welchem ich heute gearbeitet hatte. "Körperlich sieht er genauso schlimm aus wie Bella gestern. An der Brust hat er eine Narbe, ist aber nichts schlimmes. Seelisch scheint es ihm um einiges schlechter zu gehen als Bella. Aber das bekommen wir hin.", sagte ich abschließend und wir ließen den Abend ausklingen. Morgen war ein neues Pferd dran.


      Tag 3- Choco
      Caleb
      Chocolate Dream war nie mein Pferd gwesene. Verena hatte immer den großen Traum gehabt, einen im Westernsport erfolgreichen Achal Tekkiner zu haben, den sie sich nach viel Arbeit auch erfüllt hatte. Ihre Faszination diesem Pferd gegenüber konnte ich nicht verstehen. Auch jetzt nicht, als ich den dunklen, fast schwarzen Fuchs aus der Box holte und mit in den Round Pen holte. Der Hengst schien misstrauisch, er kannte mich ja nicht. Körperlich sah er leider noch abgemagerter aus als die Pferde am Vortag. Seine Beine waren alle vier weiß vernarbt, doch ansonsten schien ihm nichts zu fehlen. Choco eben.
      "Und das war eines von Verenas Lieblingspferden?", fragte Octavia mich irgendwann. "Ja. Sie war total vernarrt in dieses Pferd.", erklärte ich ihr. "Er ist auch früher erfolgreich Reining Turniere gelaufen. Ein Sinnbild dafür, dass nicht nur Quarter, Appaloosa und Paint Horses erfolgreich in dieser Szene sein können. Auch wenn Verena immer dagegen war, andere Rassen in diesen Sport zu bringen. Weiß der Geier, was sie sich bei diesem Hengst gedacht hat.", lachte ich und ging auf Choco zu, um ihn zu streicheln. Sichtlich genervt von mir legte er die Ohren an und riss den Kopf hoch. "O, komm du mal her und versuch es.", sagte ich zu Octavia und ging ein paar Schritte zurück. Sofort, als Choco Octavia sah, brummelte er vor sich hin und kam mit aufgerichteten Ohren auf sie zu. "Soll sich das mal einer erklären...", murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und ging wieder auf die beiden zu. Nun war Choco etwas besser gelaunt, ließ mich ihn auch streicheln. "Ich glaube den kannst du erstmal in nächster Zeit trainieren, bei mir wird das nichts.", erklärte ich ihr und sie nickte. "Schau mal was er noch kann.", sagte ich zu ihr und setzte mich auf den Zaun des Round Pens. O schickte ihn weg und schnalzte, damit er im Schritt um sie herum ging. Nach ein paar Runden schnalzte sie erneut ein paar Mal und er trabte an. "Lass ihn gleich mal Schritt gehen, halt ihn an, wechsel die Seite und dann nochmal Schritt und Trab.", stellte ich ihr die Aufgabe und sah ihr dabei zu. Auf Kommando ging Choco Schritt, blieb stehen, drehte und ging dann wieder im Schritt los, ehe er antrabte. "Guuuut.", lobte ich die Beiden. "Schritt, stehenbleiben, Strick dran. Das reicht.", sagte ich zu Octavia und warf ihr den Strick zu. Sie fing ihn auf, klickte ihn wieder bei Choco ein und brachte ihn zurück in seine Box. Leider hatte der Mann hier keinen Platz, um die Hengste auf Koppeln zu bringen. Umso froher war ich dann auch, wenn er und die anderen hoffentlich bald wieder zu uns kommen konnte und er sich auf der Koppel die Beine vertreten konnte.
      Wie die beiden Abende zuvor saß ich mit den Blakes Geschwistern am Abendtisch und besprach Dinge zu Choco. "Körperlich eine Katastrophe. Die Narben an den Beinen sehen zwar schlimm aus, aber damit kann er leben und hat keine Beeinträchtigung. Gegenüber Männern ist er sehr misstrauisch und skeptisch, bei Octavia hat alles funktioniert. Ich kenne ihn nicht so gut, wir müssen mit ihm aufpassen, wenn er wiederkommt. Und dass kein männlicher Arbeiter in seine Nähe kommt, bis wir wissen, was mit ihm los ist.", erklärte ich und wir unterhielten uns noch bis in die späten Abendstunden, ehe wir ins Bett gingen und der vorletzte Tag eingeläutet wurde.


      Tag 4- Aquila
      Caleb
      Heute würde ich mich mit einer Stute beschäftigen, die ich kaum kannte. Ich wusste, dass sie Verenas erstes Westernpferdzuchtfohlen war, auf das sie sehr stolz gewesen. Aquila, das kleine Fohlen, war zu einer wunderschönen Jungstute herangereift. Sie sah, im Gegensatz zu den anderen Pferden, wirklich gut aus. Sie war nicht zu mager, ihr Fell glänzte noch immer und sie hatte einen wachen, wenn auch verängstigten Blick. Als der Mann, dem der kleine Hof gehörte, mir entgegen kam, fragte ich ihn, was denn mit dieser Stute war, dass sie so aussah, wie sie aussah. "Ich hatte einen Interessenten an ihr dran, hätte sie fast verkauft. Der ist aber im hohen Bogen von ihr herunter geflogen und wollte sie dann nicht mehr.", erklärte er mir und ich fasste mich an den Kopf. "Könnte daran liegen, dass sie nicht eingeritten ist.", knurrte ich und scheuchte den Mann unsanft von hier weg. Idioten... dachte ich mir und halfterte die verängstigte Stute auf. Aufhalftern war schon ein Kampf für sich, weshalb ich schnell mit ihr zum Round Pen ging und den Strick ausklickte. "Was ist nur mit dir passiert, Mädchen...", murmelte ich und beobachtete sie. Sie schien zwanghaft einen Weg zu suchen, vor mir zu flüchten, weshalb ich mich einfach ganz an den Rand stellte und in der Gegend herumschaute. Ich merkte Aquila ganz deutlich an, dass sie noch wusste, wer ich war, aber Angst hatte. Immer wieder kam sie ein paar Schritte auf mich zu, bekam dann Angst und lief wieder weg. Warum hatte sie sich eben denn in der Box einfach einfangen lassen? Irgendwie deutete alles darauf hin, dass sie Schläge abbekommen hatte, auch wenn ich das dem Mann nicht zutraute. Vielleicht der ehemals potenzielle Käufer? Egal wer es gewesen war, sollte ich ihn in die Finger bekommen, sollte er besser einen guten Draht zu Gott haben oder schnell rennen können.
      "Caleb? Caaaaaleb. Caleb.", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Verprügelst du in Gedanken gerade jemand? Du hast Fäuste geballt. Aquila bekommt Angst.", sagte Octvavia und ich merkte nun unsanft, dass ich meine Fingernägel in meine Hände rammte, weil ich Fäuste geballt hatte. "Ja, in Gedanken habe ich das gerade gemacht." "Warum denn?", wollte sie wissen und ich verdrehte innerlich die Augen."Der Mann hier hatte Aquila weiterverkaufen wollen, da er einen Interessenten an ihr dran hatte. Der hat sich ein wenig um sie gekümmert und ist sie dann geritten, im hohen Bogen runtergeflogen und wollte sie dann nicht mehr." "Aber die ist doch gar nicht eingeritten?" "Nein. Eben. In der Box hat sie sich eben verängstigt umgeschaut, sich aber aufhalftern lassen. Hier im Round Pen hat sie panische Angst vor mir. Ich vermute, dass er Mann oder die Frau sie geschlagen hat." "Puuh...", sagte Octavia nur und sah die junge Stute aus traurigen Augen an. "Glaubst du, wir bekommen sie wieder hin?", fragte sie mich dann. "Sicher bekommen wir sie wieder hin. Das dauert nur. Du siehst ja, welche Angst sie hat.", sagte ich und fragte O dann, ob sie ein Leckerli in der Tasche hatte. Sie verneinte, ging mir dann aber eine ganze Packung holen.
      So verbrachte ich den ganzen Tag mit der Stute im Round Pen. O brachte mir zwischendurch ein wenig Heu und Wasser, damit die Stute nicht verhungerte und verdurstete.
      Am Ende des Tages hatte die Stute eine ganze Menge Leckerlis intus, ließ sie aber nun wieder von mir anfassen und auch wieder in ihre Box bringen. Den Mitarbeitern im Stall und auch dem Mann, dem hier alles gehörte, sagte ich ausdrücklich, dass sich niemand mehr der Stute näherte außer ich. Sie hatte zu viel durchgemacht und heute wieder zu viel gelernt, als dass jemand das wieder zunichte machen sollte.
      Am Abend erzählte ich Bellamy von meinen Erkenntnissen der Stute und auch er war der Meinung, dass wir sie dringend wieder mit nach Hause nehmen mussten.


      Tag 5- Devil
      Caleb
      Den heutigen Tag hatte ich immer wieder herausgezögert. Wimpys Little Devil. Ein Teufel ihresgleichen zu finden war wirklich schwer. Sie hatte einen kleinen Paddock bekommen, da sie in der Box durchgedreht war. Devil hasste Boxen und wenn sie einmal darin stehen musste, zertrümmerte sie alles. Typisch sie eben.
      So fand ich die Stute also in ihrem Paddock und halfterte auch sie auf- zumindest versuchte ich es. Sie hatte wohl in der Zeit in der sie weg war all ihre Unarten wieder erlernt und testete mich auf Teufel komm raus- im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwann reichte es mir und ich klatschte ihr den Führstrick an die Brust gefolgt von einem lauten 'Ey!'. Augenblicklich blieb sie stehen, ließ sich aufhalftern und führen. "Mein Gott, du bist noch immer die Ziege, wie ich dich kenne. Nein, eigentlich schlimmer.", murmelte ich und brachte auch sie in den Round Pen. Mit ihr wollte ich heute eigentlich nicht viel machen, denn sie war, genau wie die Anderen, körperlich nicht in Bestform und auch fehlte es ihr gehörig an Respekt. So hatte ich mir einfach genau wie am Vortag ein paar Leckerlis eingesteckt und wollte ihr wieder ein paar Manieren beibringen. Ich streichelte sie also überall, übte das Hufe geben und trainierte mit ihr ein paar Dinge vom Boden aus. Verlernt schien sie nichts zu haben.
      Nun gesellten sich Bellamy und Octavia wieder zu mir. "Und, wie macht sie sich?", fragte Bellamy und setzte sich auf den Zaun. "Sie macht sich ganz gut, ist mehr verzogen als das letzte Mal auf der Gips Reminder Ranch, aber ihr scheint es an nichts zu fehlen. Naja, bis auf die fehlenden Muskeln und das geringe Gewicht, aber das bekommen wir wieder hin.", erklärte ich. "Sie wird sich bestimmt freuen, wenn sie ihren Sohn wiedersieht. Der ist groß geworden... und wird bald eingeritten.", sagte Bellamy und man sah ihm sichtlich die Freude an, die er hatte, als er das sagte. "Ich bring sie mal wieder weg, dann können wir ja noch den Papierkram erledigen. Ich will die Pferde so schnell wie möglich wieder bei uns wissen.", schlug ich vor, schnappte mir Devil und brachte sie wieder auf den Paddock. Dann gingen wir zu dem Mann.


      Caleb
      Fast den ganzen Abend diskutierten wir mit dem Mann, telefonierten herum und regten uns stundenlang auf. Es war gar nicht so einfach zu beweisen, dass wir die rechtmäßigen Besitzer der Pferde waren und dass die Explosion der Ranch ein Unfall gewesen ist. Natürlich brachte das einige Emotionen wieder hoch und wir alle waren nervlich absolut am Ende, als alles geklärt war. Es bedurfte noch einiger formeller Kriterien, doch die Einreise der Pferde war fast sicher. Bald würden sie hoffentlich wieder auf die Ranch kommen.

      Sorgenkinder
      Mai 2015, by Veija
      Caleb
      Kaum hatten wir den Schock verdaut gehabt, dass Chocolate Dream, GRH's Aquila T Mistery, Cielos, Bella Cielo und Wimpys Little Devil fast das Ende ihrer Zeit vor Augen gehabt hatten, da folgte auch schon der nächste Schock. Kristy Killings, Hollywoods Silver Dream und Black Sue Dun It sollten das gleiche Schicksal erfahren, wie die anderen Westernpferde, die wir verkauft hatten.
      Zum Glück hatten wir diese drei noch retten können, wenn auch in einem miserablen Zustand. Mein Weg führte mich zu erst zu dem kleinen Paddock, auf dem Sue und Kristy standen. Kristy bekam seit sie hier war ein hochwertiges Mineralfutter, so dass sie mittlerweile schon wieder viel besser aus sah und auch ihr Winterfell alle losgeworden war. Eddi, unser Tierarzt, hatte mir noch die Impfungen für sie dagelassen, so dass ich mir die Stute aufhalfterte und mit zum Putzplatz holte. Dort band ich sie an und setzte ihr die Spritzen. Sie zuckte nervös mit den Ohren und sah mich böse an, doch das verkraftete ich schon. Heute wollte ich mich auch um ihre Hufe kümmern, denn diese waren auch mittlerweile viel zu lang. Ich holte mir also mein Equipment und fing beim ersten Huf an. Wenn man auf einer Ranch arbeitete, lernte man solche Dinge zwangsläufig, so dass ich nach etwa einer Stunde alle vier Hufe fertig geschnitten und geraspelt hatte. Es war wirklich nötig gewesen und mir war bewusst, dass Kristy sich erst einmal wieder an die kurzen Hufe gewöhnen musste, doch das würde sie schon schaffen. Ich putzte einmal kurz über und schnitt ihr dann auch die Mähne. Diese war nämlich leider so verfilzt, dass sie nicht mehr zu retten war. Ein Paint Horse mit Stehmähne sah doch auch ganz gut aus, oder nicht? Auch der Schweif musste ein Stück dran glauben, so dass sie nun erschreckender weise wie ein ganz anderes Pferd aussah. "Huch, wer ist das denn?", fragte Betsy, die um die Ecke kam und sich normalerweise jedes Pferd der Ranch mit Name und Stammbaum merken konnte. "Jetzt überleg aber mal. Steht mit Sue auf dem Paddock.", gab ich ihr eine Hilfe und sah dann, wie ihr kleines Gehirn anfing zu denken. "Kristy Killings, na klar!", rief sie begeistert und streichelte kurz den Hals der Stute. "Wieso hast du denn die Mähne und den Schweif so kurz gemacht?", fragte sie mich dann und ich lachte kurz. Kinder hatten immer so viele Fragen. "Die Mähne war ganz verfilzt und ich hätte sie nie aufgekämmt bekommen, deshalb hab ich sie abgeschnitten. Und den Schweif auch. Das mach ich bei Sue und Hollywood gleich auch. Willst du mir helfen?", fragte ich sie dann und sie nickte begeistert. Vielleicht mochte ich die Kleine ja doch. Zumindest ein bisschen, schmunzelte ich, löste Kristys Strick und brachte sie zurück auf den Paddock. Sue kam sofort zu uns und lies sich super einfangen, so dass ich Betsy den Strick in die Hand gab. "Sei aber konsequent. Sie hat auf dich zu achten und dich weder zu überholen, noch in deinen Bereich einzudringen.", sagte ich ihr. "Das ist wichtig.", erklärte ich ihr dann weiter und wir gingen ohne Probleme zum Putzplatz. "Halt sie kurz fest, ich hole einen Besen und kehr hier grade ein wenig sauber.", sagte ich und ließ sie stehen. Ich kannte Sue. Sie würde keiner Fliege was zu leide tun und ich kannte Betsy. Sie konnte sich mittlerweile mit den Pferden ganz gut selbst helfen, denn als ich wieder kam kraulte sie Sue zwischen den Ohren und fühlte sich ganz ertappt, als ich sie grinsend ansah. Ich kehrte kurz Hufreste und Fell beiseite, ehe ich Betsy zeigte, wo sie Sue anbinden sollte. Den Anbindeknoten hatte sie mittlerweile drauf, auch wenn ich ihr sagte, sie solle sie kürzer anbinden, da sich der Abstand sowieso immer vergrößerte, wenn die Pferde daran zogen.
      Auch Sue schien es besser zu gehen. Ich hatte sie die letzten zwei Wochen auf einen Einzelpaddock gestellt, erst seit gestern war sie wieder mit Kristy zusammen, denn Eddi hatte mir gesagt ich solle sie auf jeden Fall noch in Quarantäne halten. Sie war die ersten Tage nach dem Tierarztbesuch wirklich nicht sonderlich fit gewesen, hatte kaum gefressen und sah sehr träge aus. Das lag jedoch an den ganzen Krankheiten, die an ihr zehrten. Zwei Tage lang hatte ich sie mit dem Milbenwaschmittel gewaschen und gehofft, dass es ihr bald besser gehen würde. Und nach ein paar Tagen war es dann auch so gewesen. Sie hatte wieder gefressen und sah allgemein fitter aus. Auch sie hatte hochwertiges Mineralfutter bekommen, damit sie wieder ein paar Kilo mehr auf die Rippen bekam. Heute waren also die Hufe dran, die Mähne und der Schweif mussten ab und ich musste sie noch impfen. "Betsy stell dich mal auf die andere Seite und kraul ihren Hals. Ich impfe sie dann schnell.", sagte ich und zog die Spritzen auf. Sue benahm sich wirklich vorbildlich und zuckte nicht mal mit der Wimper. "Wenn du willst, kannst du sie putzen, während ich die Hufe mache.", sagte ich und sah nun in strahlende Kinderaugen. "Oh ja, gerne!", sagte sie nur und verschwand im Stall, um das Putzzeug zu holen. Dann kam sie wieder und fing an. Ich bearbeitete derweil Sues Hufe, die ein wenig besser als die von Kristy waren, so dass ich hier schneller fertig war. Ich rasierte ihr noch die Mähne ab und kürzte den Schweif. Dann war sie auch schon fertig. "Schnapp dir mal drei Möhren. Eine für Sue, eine für Kristy und eine für Hollywood. Denk aber dran, auch wenn du die Möhren in der Hand hast ist es wichtig, dass Sue deinen Bereich akzeptiert und dich nicht anrempelt oder rüberschubst.", erklärte ich und sie nickte. Schneller als ich schauen konnte war sie im Stall verschwunden und kam mit drei Möhren zurück. Eine gab sie Sue jetzt, die sich wirklich darüber freute. Dann band sie sie los und wir gingen zum Paddock zurück, wo wir die Stute wieder rein stellten. Nun war Hollywood an der Reihe. Ich wartete noch bis Betsy die Möhre an Kristy gegeben hatte und ging dann zu Hollywood. "Gib ihm mal die Möhre. Dann nehm ich ihn raus.", sagte ich und sie hielt ihm die Möhre hin. Er fraß sie genüsslich und brummelte Betsy leise an. "Darf ich ihn auch nehmen?", fragte sie und ich schüttelte den Kopf, ehe ich Hollywood das Halfter und die Führkette anlegte. "Nein, der ist seit er weg war unberechenbar geworden, ich nehm ihn lieber selbst. Halt auch ein bisschen Abstand zu uns und geh vor mir her.", befahl ich ihr und sie nickte. Betsy war wirklich die einzige Person hier, die mein Autorität nie in Frage stellte und einfach das tat, was ich ihr sagte. So trottete sie vor mir her und der Hengst und ich folgten ihr. Als wir an Sue und Kristy vorbei kamen fing er an zu tänzeln, zu brummeln und wollte in ihre Richtung. Ein paar mal ruckte ich an der Kette und ermahnte ihn, das sein zu lassen. Er gab sich seinem Schicksal hin und hörte auch auf, trabte aber regelrecht neben mir her. Wie ich diese Power in den Hengsten vermisst hatte, als ich nicht hier gearbeitet hatte. Ich seufzte kurz. "Betsy kehrst du einmal kurz?", fragte ich sie und sie nickte. Dann konnte ich den Hengst anbinden und verpasste ihm sofort die Impfung. Auch er bekam hochwertiges Mineralfutter, was wir allerdings absetzten würden, denn er hatte wieder genug Power und sah körperlich auch wieder ordentlich aus- und einen Hengst, der nichts tat außer auf der Koppel zu stehen und zu fressen, mit Mineralfutter vollzustopfen, kam einem Selbstmord gleich. "Bleib von ihm ein bisschen weg.", ermahnte ich Betsy, die auf Hollywood zukam und ihn streicheln wollte. "Es sind nicht alles so liebe Kinderpferde wie Sue, das muss dir klar sein.", sagte ich und fing an, die Hufe des silbernen Hengstes zu machen. Schnell war ich fertig und untersuchte seinen Körper nochmal auf die Wunden, die er gehabt hatte, als er hier ankam. Sie waren jedoch alle verheilt, so dass ich ihm auch die Mähne abrasierte und den Schweif kürzte, ehe ich ihn wieder zurück auf den Paddock brachte. "Was machst du jeeetzt?", fragte Betsy mich und ich lachte kurz in mich hinein. Meine Arbeit schien also doch so spannend zu sein, dass ich heute Babysitter spielen musste. "Nach den anderen fünf Pferden sehen, die wir in einem ebenfalls erbärmlichen Zustand bekommen haben. Wenn du willst, kannst du mitkommen.", sagte ich und sie nickte erfreut.
      Zu erst war Choco an der Reihe, der in der Nähe von Hollywood auf einem Paddock stand. Ich hatte in letzter Zeit viel mit ihm gearbeitet und er hatte das Vertrauen in Männer wiedererlangt. Bald würden wir dann mit dem Reining Training weitermachen, um zu schauen, was er noch drauf hatte. "Betsy willst du vielleicht noch in den Stall laufen und Lekerlis für die fünf Pferde holen, die wir jetzt noch anschauen?", fragte ich sie, ehe sie nickte und im Eiltempo verschwand. Ich ging derweil zu Choco und kraulte ihm den Hals. Er war wirklich besser drauf und auch wieder anhänglicher, so, wie ich ihn von Verena gekannt hatte. Betsy kam jetzt auch schon zurück und hatte einen ganz roten Kopf vom Rennen. Ich lachte kurz und rief sie zu mir rein. "Choco sei lieb.", sagte ich mahnend und ließ Betsy ihm dann ein Lekerli geben. Dann gingen wir weiter zu Gipsy, Wimpy, Aquila und Bella. Auch sie bekamen alle ihre Lekerli- Ration und hatten sich seit der Zeit, die sie hier waren, wirklich gemacht. Auch bei ihnen würde das Training bald wieder los gehen. "Komm, lass uns jetzt reingehen.", sagte ich zu Betsy. "Es ist Zeit fürs Mittagessen und es ist sowieso schon zu warm, um mit den Pferden jetzt etwas zu machen.", erklärte ich und zusammen gingen wir zum Haus, wo Betsy sofort in die Arme ihres Vaters lief und ihm von ihrem aufregenden Tag mit mir erzählte.

      Neue Stallungen und Ausbau des Geländes
      Juni 2018, by Veija
      Bellamy
      Immer wieder war uns aufgefallen, dass es nicht die beste Idee war, die Stuten, Wallache und Hengste dieser Ranch so nah beieinander zu halten. Wir hatten einige Hengste, die waren bisher nur Turniere gelaufen und wussten gar nicht, was es heißt, eine Stute zu decken, doch ein paar hatten dies schon gemacht und stellten sich natürlich besonders an, wenn die rossigen Stuten in der Nähe waren. So hatten sich alle Mitarbeiter der Ranch zusammen gesetzt und überlegt, wie wir das ändern konnten. Hier auf dem Gelände standen noch viele Gebäude leer. So entschieden wir uns dafür, einen Stalltrakt umzubauen, um die Hengste auch räumlich weiter von den Stuten zu trennen.

      Zwei Monate später
      Zwei Monate hatte der ganze Umbau gedauert, doch endlich waren wir damit fertig und unsere Hengste konnten umziehen. Angefangen bei Smart Lil Vulture, der seit kurzem Caleb gehörte und sein ganzer Stolz hier auf der Ranch war. Er schien regelrecht verrückt nach diesem Pferd zu sein und wir waren uns alle sicher, dass sie es noch weit bringen würden- obwohl beide hitzige Sturköpfe waren. Aber vielleicht auch gerade deshalb. Das nächste Pferd war unser geliebter Zues, der jedoch keine Box, sondern ein Paddockabteil bekam, denn in der Box war er noch immer ungenießbar. Das nächste Pferd, welches in eine Box kam war Alan's Psychedelic Breakfast. Auch eines unserer liebsten Pferde. Als nächstes folgten Genuine Lil Cut und Gun and Slide. Schon beim Führen merkte man, dass man zwei absolut verschiedene Pferde an der Hand hatte. Denn Gen plusterte sich auf und brummelte alles und jeden an, während Blue ruhig neben seinem Führer her ging. Als diese beiden ihre neue Box bezogen hatten, gingen wir zurück und holten Hollywoods Silver Dream, Chapter 24 und Chocolate Shades. Auch diese fanden schnell ihren Platz in der Box. Wir wollten sie heute in der Box lassen, damit sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnten, ehe sie am nächsten Tag wieder auf die Koppeln und die Paddocks kamen. Nun war Citizen Fang an der Reihe. Der Hengst würde zwar bald kastriert werden, aber noch war er ja Hengst und konnte nicht im alten Stall stehen bleiben. Zusammen mit ihm holten wir General's Coming Home und GRH's Bella's Dun Gotta Gun. Auch diese Pferde fanden schnell ihren Platz, wobei wir vielleicht das ein oder andere Pferd später nochmal tauschen würden, denn sie kamen nicht alle miteinander zurecht. Bei Menschen war dies ja auch oft so, dass manche sich einfach nicht riechen konnten.
      Zurück im alten Stall schnappten wir uns nun GRH's Funky's Wild Berry, GRH's Unbroken Soul of a Devil und Gunners Styled Gangster, der auch noch nicht allzu lange bei uns war. Das letzte Pferd war unser Appaloosahengst Whinney. Damit waren alle 15 Hengste in ihren neuen Stall umgezogen und wir beobachteten sie eine Weile, ehe wir mit gutem Gewissen in den alten Stall zurück gingen, und anfingen, die Stuten auf ihre Koppel zu bringen. Wir hatten uns dazu entschieden, sie ab sofort als ganze Gruppe zusammen zu lassen. So schnappten wir uns zu erst Chou, Colonels Smokin Gun und Heretic Anthem. Nachdem diese drei auf der Koppel waren entschieden wir uns dazu, immer je zwei Pferde auf einmal zu holen, denn sonst wären wir morgen noch dran. So waren die nächsten Pferde Baby Doll Melody, Bella Cielo, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, Jade und Kristy Killings. Alle sechs freuten sich sichtlich, nun endlich und eigentlich viel zu spät über die Weide rennen zu dürfen. Als nächstes folgten dann Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, unser Wallach Cielos und Easy Going. Auch sie waren im Nu auf der Koppel und galoppierten ihrer Herde hinterher. Es folgten Face Down, GRH's A Gun Colored Lena, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Magic, Honey's Alehshanee und Magnificient Crow. Wir waren immer wieder erstaunt, wie viele farblich unterschiedliche Pferde wir doch hatten. Einfach ein bunter Haufen an Westernpferden mit den unterschiedlichsten Begabungen und Stärken. Es folgten nun My sweet little Secret, Snapper Little Lena, Stormborn und unser Mischlingspferd Striga. Dann waren alle Stuten auf der Koppel. "Hat denn niemand eine Kamera dabei?", fragte ich lachend und sah mich um. "Niemand? Wirklich? Hm.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Die Stuten und unser Wallach standen alle an dem kleinen See, der sich mitten auf der Wiese befand und tranken. Das wäre der perfekte Schnappschuss für unsere Homepage gewesen, weshalb wir auch Ylvie angestellt hatten. Aber wenn niemand etwas dabei hatte, dann konnte ich es nicht ändern. "So, nicht rumstehen, die Boxen wollen gemistet werden.", sagte ich lachend und scheuchte alle an die Arbeit, während ich noch eine Weile hier stand und meinen Pferden zusah. Verena und auch die anderen der Gips Reminder Ranch hatten ein riesiges Erbe hinterlassen, welches gepflegt und ausgebaut werden wollte. Wer weiß, vielleicht würden wir ab dem nächsten Jahr Zuchtfohlen verkaufen. Bislang hatten wir die Fohlen eher für uns behalten aber wer konnte schon in die Zukunft sehen.
    • Veija
      Ranchpferde
      Juli 2018, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Es brach bereits der Morgen an, der Motor verhallte als ich den Schlüssel im Schloss drehte. Den Wagen hatte ich mir von Bellamy leihen können. In den letzten Wochen hatte ich keinen Wagen benötigt, für einige Erledigungen nun allerdings schon. Außerdem hatte ich mal eine Bar in Albuquerque testen wollen. Eine Freundin habe vor einiger Zeit entschieden gesagt Zitat: “Die Anwesenheit von nur Pferden, tut dir nicht gut. Hast du Max in der Zwischenzeit mal angerufen. Neulich habe ich ihn in der Bar getroffen.” Max...wie lang hatte ich ihn nicht gesehen? Februar war es gewesen. Natürlich hatte ich mich nicht gemeldet, nicht auf seine Nachrichten reagiert. Manchmal, ja manchmal vermisste ich ihn. In den Nächten da die andere Seite des Bettes leer war, wenn ich wieder nicht schlafen konnte, es meinem Kopf nach Abwechslung verlangte und sogar mein Körper die Nähe eines anderen Menschen vermisste. Allerdings könnte dieses Sehnen von jedem anderen halbwegs vernünftigen Menschen getilgt werden.
      Meine Arbeit hier, die Reitstunden die mir Bellamy gab und auch die Hilfe am Hof hatten mich abgelenkt. Doch dann hatte Max mir eine weitere Nachricht gesendet. Ihr Inhalt? Er war unterwegs nach New Mexico, zu mir. Natürlich kam ich nicht umhin zugeben zu müssen das er hartnäckig blieb.
      Jetzt saß ich hier also, schaute nach links und sah ihn dort schlafend. Ich kann mich noch lebhaft an mein Jetlag erinnern. Nach seiner Ankunft hatten wir eine Bar besucht, miteinander gesprochen. Ich hatte Bellamy vorher angerufen, gefragt ob ich Besuch auf die Ranch bringen dürfte. Ich seufzte, lehnte mich im Sitz nach hinten und starrte die Garagenwand an. Das hier war ein Fehler. Mein Hirn wiederholte den Satz bereits seitdem ich mich ins Auto gesetzt hatte um ihn abzuholen. Damit nährte ich Erwartungen, nur um sie zu brechen.
      Er wollte einfach nur zu Besuch kommen, mich nicht aufgeben, irgendwo war die ganze Aktion ja schon...ja süß. Aber ich wusste im inneren, so gut es auch lief. Max würde niemals der Typ werden mit dem ich alt wurde, vielleicht würde es diesen niemals geben. Mein Job und die Pferde würden immer vorher kommen, das konnte ich einfach nicht ändern. Ich rüttelte ihn sanft an der Schulter. “Max, wir sind da, komm.” ich stieg aus knallte die Tür und fischte seinen kleinen Koffer von der Rückbank. Die Seitentür ging auf, Max schiebt sich mühsam aus dem gefährt und steht erst einmal am Dach lehnend, schüttelt den Kopf. “Muss wohl eingenickt sein.” Ich sage nichts, gehe ihm voran unter dem Vordach der Garage hinaus. Und da ist sie wieder eine der anderen Aussagen, die mir immer wieder durch den Kopf hämmerten. Was mach ich hier eigentlich? Etwas dummes, war ein anderer Teil meines Gehirns, der die Antwort gab. Es schien mir als wären da ein paar Menschen in meinem Kopf die mir immer wieder selbst die Fragen beantworteten. Eine der lautesten verkündete jedoch: Lebe im hier.
      Das tat ich nun also. Ich gab Max zu verstehen leise zu sein als wir das Haus betraten, noch immer teilte ich mir das Gästehaus nur mit Caleb, bisher gab es keine neuen Häftlinge aus dem Projekt die uns hier beehrt hätten. Natürlich war ich es der über den ersten Treppenansatz stolperte, kurz mit dem Gleichgewicht rang und dann auch noch den Koffer los ließ. “Alles in Ordnung?” flüsterte Max, während in meinem Kopf ein Bild von Caleb vorbei huschte. Aus dem Schlaf aufwachend nach der Waffe greifend. Ich hob den Daumen, scheuchte Max weiter. Als sich die Tür zu meinem Zimmer hinter mir schloss, schnappte ich hörbar nach Luft. Offensichtlich hatte ich diese angehalten.
      Ich ließ den Henkel des Koffers los, meine Hand schwitzte ein wenig...ich war nervös, wie bereits die ganze Zeit. Ich hatte ihm klar gesagt das ich nicht vorhatte zurück zu kommen. Den Wind aus den Segeln habe ich ihm auch genommen als er meinte er könne ja schließlich auch hier bleiben. Ohne Umschweife stand er nun vor mir, sah mir in die Augen, lächelte. Sein Versuch eines Kusses misslang, ich tauchte weg hinüber zum Schrank. “Ich mach dir dein Bett.” Ich spürte ihn plötzlich hinter mir, seine Hand vorn um meinen Bauch geschlungen, die andere schob mir das Haar aus dem Nacken. Ich verharrte, mein Körper erstarrte während mein Herz zu rasen begann. Meine Hände blieben an den Griffen, schlossen sich fest darum. Sollte ich leugnen das ich nicht wollte was er im Sinn hatte? Mein Kopf fiel in den Nacken, ungehindert entkam mir ein halbes Lachen. “Du bist fies.” murmelte ich. Seine Hand drehte mich um, drückte mich gegen den Schrank und ich wehrte mich nicht gegen seinen Kuss. Das hier ist ein Fehler flüsterte das Stimmchen...Lebe den Moment schrie jedoch ein anderes.


      Erst gegen Mittag erwachte ich wieder, noch immer irgendwie erschöpft und müde, außerdem hatte ich eine trockene Kehle. Die Flasche neben meinem Bett war leer. Max Atem strich meinen Nacken entlang, meine Haare dort stellten sich auf. Ich schälte mich aus seiner Umarmung, schlang mir eine der Decken um den Körper und schlich mich aus dem Zimmer. Selbst hier drinnen war die Hitze zu spüren, meine Füße genossen daher die Kühle der Fliesen in der Küche. Mit flinken Fingern holte ich mir ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Wasser aus der Leitung. In Gedanken versunken lehnte ich mit dem Rücken gegen die Spüle, trank einen Schluck, hielt mir das Glas gegen die Wange und schloss die Augen. “Had a long night?” ich brauchte lange bis ich die Stimme wahrnahm, dann das es Englisch war und ich zuckte zusammen, riss die Augen auf. “Caleb.” meine Stimme klang seltsam, hohl und hoch, na geil. Hier stand ich...gehüllt in eine Decke, die mir kaum bis unter den Po reichte. Peinlich? Kann ich! Aber auch Max bewies echtes Timing, denn der kam gerade in die Küche. Genau wie ihn die Natur auf diese Welt gebracht hatte. Von dem Mitbewohner hatte ich nichts berichtet. Caleb sah auf ihn, zog die Braue nach oben, fasste sich an den Hut, nickte - wie ich gelernt hatte ein üblicher Gruß hier auf der Ranch.”I’d tell you a penis jocke, but I don’t want to come off as cocky.” Dann drehte er sich wieder um, einen undefinierten Ausdruck in den Augen, den Max nicht sehen konnte da Caleb sich in meine Richtung drehte. Ich schluckte hart an dem Lachen, tarnte es als Lachen “Caleb...mein Mitbewohner hier.” stellte ich ihn vor, die Tür war gerade zugefallen. Max blinzelte “Nett…” war erstmal alles was Max von sich gab. Offensichtlich war er bei dem Treffen nicht weggekommen wie er es erwartet hätte. “Frühstück?” Max nickte “Ich geh mich mal anziehen.” damit verschwand er aus der Küche, auf meinen Lippen breitete sich jetzt das Lachen aus. Bei dem ganzen setzte ich auf Calebs Verhalten - er gehörte nicht zu den gesprächigsten Typen, so würde die Geschichte hoffentlich nicht auf dem halben Hof bekannt werden. Ich holte zunächst Speck aus dem Kühlschrank, schnitt einige Zwiebeln und Tomaten. Gerade als ich die Eier in die Pfanne warf, kam Max wieder die Treppe hinunter in die Küche. “Caleb ist manchmal etwas seltsam...in meiner ersten Nacht hier hat er sein Gewehr auf mich gerichtet. Ich war um 3 Uhr nachts draußen, da hat er mich für einen Einbrecher gehalten.” “Charmant.” Ich zuckte mit den Schultern “Das ist eben irgendwie Caleb, man gewöhnt sich dran.”
      Das Essen verlief ruhig, ich spürte das Max geknickt war. Das war eben Max, er fühlte sich schnell angegriffen. Eine der Eigenschaften die mich durchaus in den Wahnsinn treiben konnten. “Ich werd nachher zu den Ponys gehen. Ich hab heute Unterricht bei Bellamy mit Ravn. Willst du mitkommen?” Max nickte, lächelte. “Ich bin gespann dich beim reiten zu sehen.” dabei zwinkerte er verschmitzt, offensichtlich hatte das Essen seine Stimmung gehoben.

      Bevor es jedoch zur Reistunde ging, hieß es den kleinen Paddocktrail der drei aufzuräumen. Gemeinsam mit Max kontrollierte ich das Wasser, machte den Trail sauber und hängte neue Weidenzweige in die kleine Hecke. Da Max dabei eher weniger eine Hilfe war, drückte ich ihm das Halfter von Valravn in die Hand. “Führ ihn einfach mal raus, da ist ein Anbindebalken, leg den Strick da einfach drüber.” Max kannte zumindest das halftern, führte den Wallach hinaus und beschäftigte sich mit ihm. In der Zwischenzeit konnte ich meine Arbeit fortführen. Dabei schwirrte mir im Kopf herum wie ich Max am besten los werden konnte, nachhaltig.
      Es kam kein richtiges Gespräch zustande als ich Ravn fertig machte, allerdings legte Max Wert darauf mir wann immer er mochte einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Ich verstand ihn nicht. Glaubte er Gefühle würden einfach so aus dem Boden wachsen? Das er nur genug Lieben musste, dass ich diese erwiderte?
      Eine gute halbe Stunde später fand ich mich auf dem Platz ein, sortierte schonmal meine Bügel, denn beim letzten Mal war Caleb meinen Wallach mit dem Sattel geritten.


      Caleb
      Ich verschwand aus der Küche, schnappte mir meine Stiefel und verließ das Haus. Diese Begegnung musste ich erstmal verdauen. Ylvi konnte zwar tun und lassen was sie wollte und auch schlafen mit wem sie wollte. Aber einerseits waren die zwei mir die halbe Nacht auf den Koffer gegangen, andererseits musste mir Ylvis Freund sein Ding ja nicht gleich ins Gesicht halten. Ich war nämlich weder schwul, noch bi und ganz bestimmt hatte ich keine Lust, mir jeden Morgen so eine Show bieten lassen zu müssen. Witzig wäre es schon gewesen, nur gingen mir mit Sicherheit irgendwann die Sprüche aus und der eine Spruch hatte ihrem Freund ja auch schon gereicht. Ich war anscheinend so unwichtig gewesen, dass sie mich mit keinem Wort erwähnt hatte. Pfff, sie würde noch sehen was sie davon hatte. Bellamy hatte mir nämlich wieder ihre Reitstunde mit Valravn aufs Auge gedrückt, vielleicht würde ihr Typ dann auch dabei zusehen, wie ich sie quälte. Eine herrliche Vorstellung, die mich zum Grinsen brachte und einen fragenden Blick von einem Mitarbeiter zur Folge hatte, der gerade mit einem Pferd an mir vorbei ging. “Hast du einen Clown gefrühstückt?”, fragte dieser und hielt an. Ich schüttelte noch immer grinsend meinen Kopf. “Nein, aber einen gesehen.”, sagte ich und setzte meinen Weg dann fort. Aus alter Gewohnheit fasste ich mir an den Gürtel, an dem sonst meine Pistole in ihrem Holster hing. Wenn ich auf die Wiesen außerhalb der Ranch fuhr hatte ich sie meistens dabei. Das Gewehr trug ich zudem nachts mit mir herum, wenn ich wieder einmal Wache führen musste. So hatten Ylvi und ich uns auch kennen gelernt. Ich wette, dieser Typ hatte sie auf einem total unspektakulären Weg kennen gelernt. “Pass auf wo du hintrampelst!”, fluchte Murphy auf einmal und stieß mir unsanft gegen die Schulter. Zu seiner Rechten führte er mein Pferd… moment.. mein Pferd? “Wo gehst du mit ihm hin?”, fragte ich ihn und griff schon nach dem Strick. “Bellamy sagte er soll morgens mit den anderen raus.”, verteidigte er sich und ich seufzte. “Heute soll er nicht mit raus. Auf dem Plan stehen andere Namen. Smart Lil Vulture ist keiner davon.”, pflichtete ich ihm bei und schnappte mir nun endgültig den Strick meines Pferdes. “Komm Vul, machen wir was sinnvolles.”, sagte ich und schlenderte mit meinem Braunen in Richtung Round Pen. Aus dem Augenwinkel sah ich Ylvi und ihren Stecher wieder, wie sie Ravn fertig machten. Sie waren noch nicht sonderlich weit, weshalb ich meinen Hengst in den Round Pen stellte, das Halfter auszog und dann die Tür schloss. Ich ging in den Stall, ein anderer Teil, so musste ich nicht an Ylvi vorbei, und holte Pad und Sattel aus der Sattelkammer. Zusätzlich holte ich noch eine Gelauflage, da Vulture für diesen Sattel noch zu schmal war. Er würde ihn eh nur zum Anreiten drauf haben, danach käme ein passender Sattel. Aber zum Anreiten holten wir für jedes Pferd diesen Sattel, denn er war sehr kurz geschnitten und vor allem sehr leicht. Mit diesen drei Sachen bepackt ging ich also zurück zum Round Pen und legte alles dort auf den Boden, ehe ich wieder einen Blick zu Ylvi warf, die mittlerweile ihre Steigbügel wieder auf sich eingestellt hatte und aufgestiegen war. Auf dem Weg zu den dreien überlegte ich mir schon, welchen Spruch ich Ylvis Typ reindrücken konnte und fand sogar einen.
      Am Platz angekommen stieg ich über den Zaun und warf einen kurzen Blick zu dem jungen Mann. “Didn’t expect to see you all dressed up, dude.”, sagte ich und setzte mein süffisantes Grinsen auf. Ich sah seinen verwunderten Blick und schaute dann zu Ylvi und Ravn. “Hey meine Süßen.”, sagte ich dann und hielt Ravn kurz meine Hand hin, ehe ich zu Ylvi hochsah und dann wieder ein paar Schritte von ihr weg ging. “Na, wie wärs mit aufwärmen? So können wir nicht arbeiten.”, gab ich ihr einen Rüffel und verschränkte die Arme vor der Brust.


      Ylvi
      Ich biss mir von innen auf die Oberlippe, wieder ein versuch nicht lächeln zu müssen, aber Caleb schien es gesehen zu haben. Hatte er mir gerade zugezwinkert? In dem kurzen Moment bevor er mir eine Rüge wegen des Aufwärmens gab?
      Ich gab Ravn also mehr Zügel, lehnte mich leicht nach vorn und mein Wallach setzte sich in Bewegung. In den letzten Monaten hatte ich durch das Training mit ihm viel erreicht. Er war definitiv rittiger geworden, zeigte sichtlich Spaß an der Arbeit. Bellamy hatte mich auf dem Wallach auch schon zweimal mit zum Treiben der Rinder genommen. Irgendwo in ihm steckte eben doch ein Pferd mit dem Gespür für Rinder. Sein Vater war ein Paint gewesen. Bisher hatte ich ihn nur selten im Western gefordert da mir einfach selbst das nötige know how fehlte. Gab ich es jedoch zu war es auch der Verdienst von Caleb, gerade seit dem Beginn des Frühjahrs war zunehmend er es gewesen der meinen Unterricht übernommen hatte. Im Schritt begann ich bereits Stops und Volten einzubauen um die Muskulatur von Valravn zu schulen. Caleb stand derweil an die Bande gelehnt, seine Arme vor der Brust verschränkt, der Ausdruck auf seinem Gesicht unergründlich wie immer. Manchmal hätte ich gern mein letztes Hemd gegeben um zu wissen was hinter seinen Augen vor sich ging.

      Nachdem Ravn auch im Trab schön locker lief, stoppte ich neben Caleb. Er gab mir einige Anweisungen zu den Übungen die er heute mit mir probieren würde. Doch bevor er mich los reiten ließ landete seine Hand an meinem Fuß. “Die hab ich dir nicht umsonst beim letzten Mal länger gelassen. Du bist hier nicht auf Fylgia in einem Springsattel unterwegs.” er schlug mir auf den Oberschenkel. Das Zeichen für mich den Fuß nach vorn zu nehmen, derweil stellte er die Bügel ein. Ich sah hinüber zu Max, der am Eingang stand, fast ein wenig gelangweilt. “Hätte nicht gedacht das er dein Typ ist.” Caleb war meinem Blick gefolgt. Ich zuckte mit den Schultern, Caleb nahm meinen Fuß und steckte ihn wieder in den Bügel ehe er die Seite wechselte. “Er hat mir die Nächte in Deutschland ein wenig versüßt. Jetzt werd ich ihn irgendwie nicht wieder los.” “Ach und wo er schonmal da ist, nutzt du ihn weiter für deine Zwecke?” Caleb klang nicht verwundert, nicht anklagend. War das Amüsement in seiner Stimme? Aber im Grunde hatte er Recht. “Ich bin halt nicht für eine Beziehung geeignet, das versteht er nicht.” Als Caleb soweit war meine Bügel einzustellen, klapste er Ravn auf die Hinterhand und murmelte etwas, das klang wie “da sind wir ja schon zwei”, doch den genauen Wortlaut hatte ich nicht verstanden. Wir würden uns heute der Verfeinerung der Galoppwechsel widmen. Dazu hatte er also die Stange auf den Boden gelegt. Clever. Er hatte sich meine allerliebste Übung herausgesucht, nicht.


      Caleb
      “Sieht schon viel besser aus so.”, sagte ich und schaute den beiden dabei zu, wie sie ihre Runden im Trab drehten. “Fühlt sich auch besser an.”, rief Ylvi vom anderen Ende des Platzes zu mir rüber und ich nickte. “Hättest auch was anderes sagen sollen.”, erwiderte ich ihr und taxierte Ylvis Freund- nicht Freund immer mal wieder aus dem Augenwinkel. Wir wurden ihn aber auch nicht los, denn er schien einfach nicht weggehen zu wollen. “Angaloppieren auf einem großen Zirkel, lass ihn locker laufen, ich will sehen wie er sich heute macht.”, gab ich die nächste Anweisung und stellte mich zwischen die Stangen. Eine ganze Weile schwieg ich und ließ die beiden ihre Runden galoppieren. “Lass die Zügel mal locker!”, fing ich dann an zu fluchen. “Der kann im Kreis galoppieren und weiß wie man die Spur hält, du hast hier ein eigenständig denkendes Westernpferd, was genau weiß, wie es seinen Job zu erledigen hat während du dem dauernd ins Handwerk pfuschst!”, brüllte ich nun zu ihr herüber und vernahm dann eine Männerstimme hinter mir. “Muss man sie denn wirklich gleich so anbrüllen?” “Wenn sie ihren Job nicht macht, ja. Und ich wüsste übrigens nicht, was dich das angeht.”, quittierte ich sein Einmischen in meinen Job und funkelte ihn wütend an. Wenn ich eins noch mehr hasste als unfähige Reiter, dann waren es unfähige Zuschauer die meinten, dass sie mehr Ahnung von meiner Arbeit hatten als ich. “Als Zuschauer ist man leise.”, setzte ich nach und sah wieder zu Ylvi, die mittlerweile ganz schön ins Schwitzen gekommen war. “An X traben und dann auf der anderen Hand angaloppieren, versau es nicht.”, gab ich meine nächste Anweisung und schaute ihr zu. Ravn parierte schon fast von selbst in den Trab durch, was Ylvi zu früh schien und sie ihn schneller weitertrieb. So sprang er falsch an. “Trab!”, rief ich und sah zu, wie Ylvi sich sichtlich nervös oder konzentriert, ich wusste es nicht, auf die Lippe biss. “Den Zirkel hier im Trab, Hand wechseln und angaloppieren. Selbe Übung. An X zum Trab dann auf der anderen Hand angaloppieren.”, schimpfte ich und steckte mir nun die Hände in die Hosentaschen. Ich hatte zwar vorgehabt Ylvi heute zu quälen, aber der Grund der Qual hatte sich in Luft aufgelöst, da sie den jungen Mann anscheinend loswerden wollte. Dass sie hier nun solchen Mist baute, daran war sie selbst schuld und musste damit leben, angeschrien zu werden. Wenigstens der nervige Zuschauer schien seinen Mund zu halten, vorerst.
      Ich schaute Ravn zu wie er wieder angaloppierte und kurz vor X in den Trab fiel. Ylvi zuckte nun nicht einmal mit der Wimper, war aber total angespannt und das merkte ihr Wallach auch. Doch sie schaffte die Übung und galoppierte richtig an. “Gut!”, lobte ich die Beiden und ließ sie auch auf dieser Hand ein paar Runden galoppieren. “Selbe Übung.”, rief ich ihr dann irgendwann zu und sie schaffte es diesmal sogar besser. “Mach das jetzt noch ein paar Mal, lass ihn aber zwischendurch Schritt gehen, damit er wieder ein wenig zu Atem kommt.”, sagte ich und ging an den Zaun, um mich an diesen zu lehnen. “Und du heißt?”, fragte ich den jungen Mann, der mich mittlerweile sichtlich verärgert ansah.

      Ylvi
      Mich auf die Übungen zu konzentrieren war gar nicht so leicht, denn Caleb befand sich nun in der Nähe von Max. Ich wusste nicht wie gut das ganze war. Aber ein Bauchgefühl nagte in mir und sagte das es vielleicht nicht allzu gut war.Oder?
      Ich war nervös, angespannt. Ich hatte Caleb vielleicht ein wenig zu viel verraten was Max anging. Ich bereute es, vielleicht. Zumindest reichte es aus um auch Ravn vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Der Wallach spiegelte mich einfach zu sehr wieder. Außerdem hatte Caleb nicht ganz unrecht, ich pfuschte dem Wallach in seine Aufgabe. Sein Schweifschlagen gab mir das Indiz dafür. Wir befanden uns gerade auf der rechten Hand. Ich war drei Runden im Schritt gelaufen, dann spannte ich mich wieder an verlangte einen Trab und galoppierte in der Ecke. Ravn nahm wieder, kurz vor X die Sache selbst in die Hand, fiel von sich aus in den Trab. Es brachte mich aus dem Gleichgewicht, mehr als gewollt presste ich die Knie aneinander - das war zuviel. Ich spürte wie das Pony unter mir hielt, den Arsch einzog und im nächsten Moment bäumte sich Valravn auf. Mitten am höchsten Punkt schien er zu verharren, bis er schließlich in einer Drehung wieder zu Boden ging. Eine seiner Spezialitäten. Damit quittierte mir der Wallach den Dienst, der Versuch ihn nun sanft nach vorn zu schicken, brachte mir nur neuerliches Schweif schlagen. Ich ließ mich nach vorn sinken, spürte das Sattelhorn in meinem Bauch. “Tut mir Leid, Ravn.” Ich setzte mich tief in den Sattel, atmete zweimal ein und aus, verschloss meinen Geist. Ich wusste wieso von Caleb nichts kam...er hatte mir diese Atemübung gezeigt. Ich sollte lernen mehr auf Ravn zu vertrauen….Kontrolle auch abgeben zu können. Als ich meine Gedanken sortiert hatte, formulierte ich den festen Wunsch der Bewegung, hatte die Übung fester im Kopf. Und ließ Ravn noch einmal los zu laufen. Schritt, antraben….Galopp in der Ecke, ganze Bahn, zirkel, Trab bei X, sitzen, links herum angaloppiert. Wie aus der Trance erwachte ich wieder, lächelte und stoppte neben Caleb. “Besser.”
      Ja..das war eben Caleb, hier durfte man keine Lobreden erwarten. Ich fragte mich allerdings wieso Max aussah als habe er in eine saure Zitrone gebissen.

      Caleb
      “Max.”, sagte der junge Mann zwischen zusammengebissenen Zähnen. “Ich dachte ich soll ruhig sein?”, fügte er dann an und schien nicht begeistert, sich jetzt hier mit mir unterhalten zu müssen, nachdem ich ihm solche Sprüche reingedrückt hatte und ihn so angefahren hatte. Naja, angefahren hatte ich ihn nicht wirklich, eher darauf hingewiesen, dass ich seine Kommentare hier nicht brauchte und das hier ganz klar mein Revier war. “Ich kann es nicht leiden wenn Leute mir in meine Arbeit pfuschen. Ich weiß, was ich tue.”, erwiderte ich auf seine Frage hin und schaute nochmal zu Ylvi, die ertappt wieder wegschaute und Ravn zum Steigen brachte. Ich seufzte kurz, ließ sie aber in Ruhe, denn sie sollte selbst auf die richtige Lösung kommen. “Ich bin Caleb.”, sagte ich dann zu Max und er nickte. “Ich weiß.”, murmelte dieser und schien wirklich nicht darauf aus, mit mir zu sprechen. Trotzdem sprach ich weiter. Noch war meine Fragerunde nicht zu Ende. “Und die gute Ylvi hat mich mit keinem Wort erwähnt? Das wundert mich aber, so nah wie wir uns gekommen sind.”, streute ich weiter Salz in die Wunde. “Was… heißt nahe gekommen?”, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähne und funkelte mich wütend an. Ich widerum lachte nur kurz auf: “Ha, das kann sie dir schon selbst sagen!”, sagte ich ihm amüsiert und stieß mich vom Zaun ab, um wieder in die Mitte zu gehen. Beim Vorbeigehen an Ylvi sagte ich einmal kurz “besser” und ließ die Beiden kurz alleine. Ich ging natürlich nur so weit weg, dass ich noch hören konnte, was sie nun sagen würden.

      Ylvi
      ”Hast du eine Fliege geschluckt?” fragte ich in Richtung Max, spielte dabei mit dem Muster am Sattel von Valravn herum. Max schüttelte nur den Kopf “Wir können später sprechen, nicht bei ihm.” damit deutete er vage in Calebs Richtung. Ich verstand nicht, zog die Augenbrauen kraus, wendete meinen Wallach.
      “Ich vermute Mal die Laus die ihm über die Leber gelaufen ist trägt deinen Namen?” fragte ich leise flüsternd als ich mich zu Caleb gesellte. Hatte Caleb vielleicht beschlossen mir zu helfen Max endgültig davon zu überzeugen, dass ich nicht die Frau seines Lebens war? Das könnte wirklich interessant werden. Mit Muskelkater ließ ich mich aus dem Sattel gleiten, löste ein wenig den Sattelgurt von Ravn, sah zu Caleb. Dieser hatte gerade die letzte Stange wieder an den Rand des Platzes gelegt. Häufig bekam ich noch letzte Instruktionen und Dinge die ich Üben sollte. Jetzt jedoch brannte ich auf die Beantwortung meiner gestellten Frage.

      Caleb
      Ich seufzte kurz und scharrte einmal mit meinem Fuß im Sand. Sie wollten wohl jetzt nicht jeden. Vermutlich, weil ich so nah bei ihnen stand und somit alles hören würde. Ylvi war somit schnell fertig mit ihrem Max, sodass sie sich schnell wieder bei mir wiederfand. Sie stellte mir die Frage, ob ich etwas mit seinem Verhalten zu tun hätte, woraufhin ich nur grinste und nichts weiter sagte. Sie lockere dann den Gurt von Ravns Sattel und ich räumte die Stangen an die Seite, die wir heute dann doch nicht gebraucht hatten, ehe ich kurz meinen Arm über ihre Schultern legte und sie drückte. „War eine gute Stunde. Morgen hab ich neue Übungen für dich die auf jeden Fall schwieriger sind.“, erklärte ich ihr und ließ sie dann los. Als wir in Richtung Ausgang gingen sah Max noch immer genervt aus. „Ich arbeite gleich mein Pferd und halte noch Unterricht für Betsy mit Gun and Slide. Also wenn du was lernen willst, kannst du oder ihr gerne zuschauen kommen.“, sagte ich und wartete kurz auf eine Antwort, ehe ich meiner Wege zum Round Pen und zu meinem Pferd ging. Vulture wiehrte mir schon aufgeregt zu, als hätte er auf mich gewartet. Heute standen einige neue Dinge auf dem Plan, denn ich hatte schon viel mit ihm geübt und wollte mich heute zum ersten Mal richtig drauf setzen. Ich freute mich schon riesig darauf, denn dieses Pferd konnte ich ganz nach meinen Vorstellungen ausbilden und niemand würde mir da reinquatschen. Ich war froh, dass Bellamy mir die Erlaubnis gegeben hatte, mir eins zu kaufen und hier auf die Ranch zu stellen.
      Ich ging also in den Round Pen und zog meinem Jungen sein Halfter wieder an. Als er dies wieder an hatte kraulte ich seinen Hals und wartete, bis Ylvi und Max auftauchten.

      Ylvi
      Half mir Caleb tatsächlich? Denn anders konnte ich mir seine halbe Umarmung nicht wirklich erklären. Mit dem verschwitzten Ravn am Zügel verließen wir den Platz. Max hatte seinem Ausdruck nach nicht das Bedürfnis dem Training beizuwohnen. Allerdings sprach er zunächst auch gar nicht mehr. Vor der Sattelkammer sattelte ich ihn ab, entledigte ihn von der Trense. “Ich hab ja nicht viel mitbekommen, aber welche Laus ist dir über die Leber gelaufen.” Max zuckte nur mit den Schultern.
      Ich parkte Ravn in der Dusche, orderte Max den Hahn aufzudrehen um Ravn die Füße zu kühlen. Allerdings hatte der Wallach eher im Sinn sich auch die Nase zu kühlen, er war wirklich ein kleines Wasserschwein und daher wurde ich gleich mit nass. Max stand gegen die Wand gelehnt, den Blick auf mir. Ich konnte nicht widerstehen, ein Strahl Wasser traf ihn direkt auf die Brust. “Kühlt das dein Gemüt?” “Ich wüsste etwas anderes das mein Gemüt kühlt.” Mit einem Sprung war er bei mir, Ravn erschreckte sich leicht bei der schnellen Bewegung, dann fand ich Max Lippen auf den meinen. Er war forsch, ungewohnt forsch. Irgendwie hatte ich eine vage Ahnung was Caleb vielleicht gesagt haben könnte. “Warte, wir müssen Ravn weg bringen.” außerdem wollte ich nicht von jemandem hier entdeckt werden. Max löste sich von mir, ein schmales Lächeln auf den Lippen.
      Eine gute halbe Stunde später hatten wir meinen Wallach versorgt, ich hatte sein Zeug ordentlich verstaut und den Putzplatz gereinigt. Das ganze hätte ohne die Unterbrechungen von Max vielleicht weniger lang gedauert. Ich stand am Kühlschrank nahm gerade einen tiefen Zug aus der Wasserflasche. “Hast du vor bei dem Unterricht nachher zuzusehen?” “Natürlich, dabei kann ich lernen.” “Ich kann dich davon nicht abbringen?” seine Stimme wurde dabei fast heiser, sein Gesicht in meinem Nacken, seine Hände an meinem Körper.

      Ich war ein schwaches Wesen, zumindest in diesen Dingen. Irgendwann waren wir aus der Küche in mein Zimmer gewechselt. Max schlief. Ich schlich mich also heraus, sammelte meinen BH vom Küchenboden. Nicht auszumalen wenn Caleb herein gekommen wäre. Dabei lief mir ein Schauer über den Rücken. Max wäre explodiert.
      Draußen schlug mir wieder die Hitze des Tages entgegen. Mein Weg führte mich Richtung des Round Pens, dort befand sich noch immer Caleb. Strich seinem Pferd Vulture gerade über die Stirn. Ich kletterte auf die erste Strebe um hinüber zu gucken, hing nun also dort. “Also...was hast du ihm erzählt.” fragte ich... belustigt?

      Caleb
      Die lassen sich ganz schön Zeit… dachte ich und hatte schon mal angefangen, Vulture mit dem Pad abzuklopfen. Desensibilisieren nannte man das, das machte ich mit allen Pferden, auch den Jährlingen. Schaden konnte es nicht. Hier war es meistens so warm, dass die Pferde keine Decke brauchten, weshalb kaum eines der Pferde diese Übung kannte, die ich mir hätte zu Nutzen machen können. Vulture stand relativ entspannt neben mir, taxierte mich jedoch aus dem Augenwinkel und schien darauf zu warten, dass ich fertig war. Ich hatte meine Übung allerdings bisher nur von der linken Seite gemacht, die rechte Seite war auch noch dran.. Da ging ich dann auch hin und wollte ihn auch hier sofort abklopfen, ehe er einen riesen Satz zur Seite machte. Tja, was auf der einen Seite klappte, musste auf der anderen nicht zwangsläufig auch funktionieren. Ich ging also in aller Ruhe nochmal auf ihn zu, packte ihn am Halfter und nahm ihn dann wieder mit in die Mitte zu mir. Ich ließ ihn am Pad schnuppern und bewegte es dieses mal langsamer und sanfter. “Na also… good boy…”, murmelte ich und konnte ihn nun hier auch komplett abklopfen. Als ich damit fertig war, ging ich mit ihm zum Rand des Round Pens, wo ich den Sattel hingelegt hatte. Ich legte ihm das Pad auf den Rücken und zeigte ihm kurz den Sattel, an dem er schnuppern konnte. Dann warf ich ihn sanft auf seinen Rücken und zurrte den Sattelgurt fest. Soweit so gut, bis hierher kannte er die Übungen auch alle. Ich stellte mich neben seinen Kopf und kraulte ihn ein wenig, ehe ich an Vultures Ohrenzucken bemerkte, dass etwas hinter mir war- und tatsächlich. Kaum hatte ich dem Weg den Rücken zugedreht, war Ylvi an den Round Pen gekommen- alleine. “Ich ihm erzählt?”, stellte ich Ylvi eine Gegenfrage und schmunzelte. “Ich habe nur die Wahrheit ein bisschen verschönert.”, fügte ich an und sah in ihr fragendes Gesicht. “Na ich hab ihm gesagt, dass ich mich gewundert habe, dass du mich mit keinem Wort erwähnt hast, so Nahe wie wir uns schon gekommen sind.”, sagte ich und fing nun an zu lachen. Auch Ylvi lachte kurz auf, sah dann aber verlegen zu meinem Braunen.

      Ylvi
      “Nahe gekommen?” fragte ich leise, lachte.. “Du Fuchs. Hilfst du mir etwa ihn los zu werden?” Ich schaute nach rechts und links, prüfte wie Stabil das Holz war. Dann kletterte ich die drei Streben nach oben, setzte mich oben drauf. Beobachtete das tun von Caleb. Unter mir ließ er den Braunen laufen, der Hengst war Calebs Vulture, das hatte ich direkt erkannt. Er brachte jetzt schon eine ganze Weile neben den üblichen Pflichten auf der Ranch Zeit auf um den Hengst zu trainieren. Ich wusste wie hart das manchmal sein konnte. Aber er bewies vollkommene Ruhe bei der ganzen Prozedur. Im Schritt und Trab ließ er den Hengst laufen, erst dann erhielt ich eine Antwort von Caleb. “Wo hast du so lang gesteckt, du hast das halbe Training verpasst.” Mit einem einzigen Fingerzeig galoppierte der Hengst an, ich musste also meine Stimme erheben bei meiner Antwort. “Tja, nach deinen Worten war Max sehr darauf bedacht mir zu zeigen...was für Qualitäten er hat.” “Hatten wir uns nicht darauf geeignet, dass ich sowas nicht wissen will?” “Na hör mal du hast ja schließlich gefragt!” gab ich belustigt wieder. Tatsächlich zeigte er mir aus dem Schatten seines Hutes heraus ein zähneblitzendes Lachen, welch seltener Anblick.
      Schließlich holte Caleb Vulture herein in die Mitte des Pens. Da ich dachte er sei fertig, drehte ich mich um kletterte in der Innenseite nach unten. Mich juckte es in den Fingern den Hengst zu streicheln. In der Zwischenzeit hatte Caleb die Führstricke um seine Brust gelöst, sie an das Halfter des Hengstes gelegt und den Kopf zu sich genommen. Ich war noch leicht verwirrt. Hatte er jetzt vor aufzusteigen? Er begann jedoch den Sattel kräftig zu klopfen, bewegte die Steigbügel, wechselte die Seite und wiederholte die Prozedur. Anschließend nahm er wieder die linke Seite ein. Schneller als erwartet stellte er sich plötzlich in den Sattel. Vulture zuckte nur leicht mit dem Kopf bei dem ungewohnten Gewicht. Wie aus Reflex machte ich einen Satz nach vorn, wollte den Strick fassen, den Hengst halten. Sah jedoch das Caleb alles unter Kontrolle zu haben schien, beruhigte mich dann. Mein geschnappter Atem jedoch war laut vernehmbar. Als er wieder aus dem Bügel auf dem Boden gelandet war, strich er Vulture lobend über den Kopf. “Kontrolle abgeben, damit hast du’s nicht, oder?” Er drehte sich dabei um, lehnte lässig halb an dem Hengst. Strich ihm über den Kopf. Wie aus Reflex trat ich nun näher, gab dem Hengst meine Hand, an der dieser Neugierig schnupperte. “Tja, was soll ich sagen. Nagel auf den Kopf getroffen.” Calebs Blick hob sich, ging jedoch an meinem Gesicht vorbei, irgendetwas hinter mir hatte seine Aufmerksamkeit erhalten. Als ich mich jedoch danach umdrehen wollte, spürte ich seine Hand plötzlich in meinem Nacken. Rauhe Lippen auf meinen. Mein Körper verkrampfte sich im Schock. Ein Kuss? Genauso schnell wie das ganze begonnen hatte, endete es, hinter uns eine Stimme. “Was glaubst du eigentlich was du da tust?!” das war Max, seine Stimme schrill vor Unglauben. Ja...was tat ich eigentlich? Ich drehte mich um, zog die Schultern hoch, den Kopf leicht schräg. “Emotional unbrauchbar? Ich habe dich nie angelogen, Max. Ich will keine Beziehung. Das hast du nie verstanden. Es tut mir Leid für dich, aber vielleicht verstehst du jetzt.” Bei meinen Worten ging ich an den Zaun, lehnte mich dagegen und sah ihn entschuldigend an. Er hob die Hände “Ich denke ich sollte wohl meine Sachen packen.” sein Ton war dumpf. Er ging.


      Caleb
      Ich starrte kurz von Ylvi zu Max, welcher, so schnell wie er gekommen war, auch wieder verschwand. Vulture schien auch die Welt nicht mehr zu verstehen. Eben war er noch Mittelpunkt allen Geschehens gewesen, nun scherte sich niemand mehr um ihn, naja fast. Ich umfasste die Führstricke in meiner rechten Hand fester, schaute wieder zu Ylvi und überlegte kurz, was ich nun sagen wollte. Sie hatte ihn loswerden wollen. Ich hatte ihr geholfen. Warum mich der Kuss nun nicht sofort wieder los ließ, das wusste ich nicht. Meine Hand ballte sich kurz zur Faust. Doch ein leises Brummeln meines Hengstes ließ mich wieder entspannen und lockerer mit dieser Situation umgehen. “Emotional unbrauchbar? Das muss ich mir für später merken.”, sagte ich zu Ylvi, klopfte ihr kurz auf die Schulter und sah in ihr perplexes Gesicht. Mein Lachen erwiderte sie zunächst nicht, schaute mich nur kurz an und dann wieder Max hinterher. Es war eben doch nicht so leicht, Menschen die man vermeintlich nicht brauchte, aus seinem Leben gehen zu sehen. Man vermisste sie immer. Es dauerte immer eine Weile, um über Menschen und Dinge hinweg zu kommen.
      Ylvi schaute nun wieder zu mir, sagte noch immer nichts. Da ich noch immer kein Mensch großer Worte war, sagte ich ganz einfach zu Ylvi: “Und jetzt raus hier, du störst mich beim Arbeiten, Zeit ist Geld.” Da war er wieder, der alte Caleb, der keine Gefühle zulassen konnte und wollte. Ylvi schluckte einmal, ging dann zum Tor und setzte ihren Weg nach draußen fort. “Du kannst Betsy suchen gehen und mit ihr Blue fertig machen.”, sagte ich zu ihr und wartete auf ein Nicken ihrerseits. Auf Gefühlsgequatschte hatte ich nun absolut keine Lust, das konnte sie gerne mit unserer 8- jährigen Betsy besprechen.

      Ylvi
      Die Tür hinter jemandem zu schließen war einfach, danach hört man keinerlei Gespräche mehr. Sie jedoch gänzlich aus dem Gedächtnis zu bannen gelang manchen nicht. Ich hatte nicht das Bedürfnis mit Caleb darüber zu sprechen. Verwirrung war es nicht das mich im Bann hielt. Eher die Tatsache das Caleb mir geholfen hatte, wenn die Methode auch seltsam war - sie war nachhaltig. Ich schloss das Tor, sah durch die Gitter zu Caleb. “Danke.” war das einzige was ich von mir gab. Es war aufrichtig gemeint, es klang herzlich und es entsprach der Wahrheit, ich war nicht wütend, perplex, das traf wahrscheinlich zu. Dann lächelte ich ihm zu, winkte und ging. Was sollte ich auch sonst tun?
      Ich half tatsächlich Betsy dabei Blue fertig zu machen. In den nächsten Stunden wollte ich das Haus meiden, Max genug Zeit geben sich ein Taxi zu holen. Eines jedoch stellte ich fest...dieser Caleb war mir viel ähnlicher als ich es bisher gewusst hatte.

      Erst am Abend führe mich mein Weg wieder in das Haus das ich mir mit Caleb teilte. In der Zwischenzeit hatte ich mit Lady Gweny Bodenarbeit gemacht, Betsy nach ihrer Reitstunde mit Blue erneut geholfen und zusammen mit Murphy Ställe gemistet. Jetzt gerade kehrte ich von einem zweistündigen Ausritt mit Fylgia wieder. War staubig, geschwitzt und freute mich jetzt auf eine kühle Dusche, selbst um 21 Uhr war es noch heiß in diesem Land. Im Flur warf ich die Schuhe in die Ecke, lief Barfuß in die Küche und holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Mit wenig Mühe sprang ich auf die Anrichte, öffnete mein Bier und nahm einen tiefen Zug aus der Flasche. Hielt mir das kühle Glas gegen die Stirn, ich hatte nicht genug getrunken für heute.

      Caleb
      Als Ylvi gegangen war klopfte ich Vultures Hals und setzte meine Übung fort. Wir waren nämlich noch gar nicht fertig für heute, auch wenn ich mit meinen Gedanken nicht mehr so ganz bei der Sache war. Ich zog mir also Vuls Kopf nochmal rüber, stellte mich in den Steigbügel und sprang ein paar Mal hoch, ehe ich mein Bein über seine Kruppe hob und auf der anderen Seite in den Steigbügel setzte. Ich hatte mir vor dem Training meine Arbeitsschuhe angezogen, die ich bis über den Knöchel schnüren konnte. Jetzt, um das erste Mal auf Vulture zu sitzen, hatte ich sie aufgemacht und die Riemen sehr locker gezogen. Die Schnürsenkel hatte ich einfach auf den Seiten in den Schuh gesteckt. Warum? Es kam ziemlich oft vor, dass die Pferde buckelten und bockten und man runterfiel. Das schlimmste dabei war, wenn man im Steigbügel hängen blieb. Mich bekam man als Rodeoreiter zwar nicht so schnell aus dem Sattel, aber man musste ja keinen Unfall provozieren.
      Vulture allerdings war bis jetzt noch sehr ruhig. Er war zwar im Umgang nicht ganz einfach, aber sobald man ihn arbeiten wollte, zeigte er was er konnte und vor allem, dass er wollte. Ich schnalzte so also einfach mal mit durchgehangenen Führstricken und wollte lediglich, dass er vorwärts ging. Was schnalzen bedeutete wusste er und so ging er im Schritt vorwärts, war jedoch noch etwas verwirrt und wusste nicht, wo er hingehen sollte. Das Gute am Round Pen war, dass sie nie weit weglaufen konnten und immer eine feste Begrenzung hatten, an der sie sich orientieren konnten. So ging Vulture einfach außen am Zaun entlang im Schritt seine Runden. Das reichte auch für heute. “Whoa.”, sagte ich und er blieb stehen. Ich klopfte ihm den Hals und stieg dann langsam ab. “Good boy.”, sagte ich ihm und gab ihm ein Leckerli aus meiner Hosentasche. Bevor ich nun weitermachen konnte, schnürte ich meine Stiefel wieder zu und dann gingen wir zum Hengststall, wo ich ihn anband und flink absattelte. Dann kam er endlich auf die Koppel, worauf er schon die ganze Zeit gewartet hatte, denn er galoppierte wiehrend am Zaun entlang und wollte allen anderen Hengsten wohl sagen, dass er wieder da war.
      Gerade als ich mir Betsy und Blue abgeholt und mit ihnen auf den Platz gegangen war, kam Bellamy um die Ecke. “Na Caleb, was sagt der Unterricht mit Ylvi?” Irghs. Da wollte ich eigentlich gar nicht drüber reden. “Gut, sie macht sich gut. Sie muss nur lernen erstens mir, zweitens ihrem Pferd mehr zuzuhören und nicht über alles die Kontrolle haben zu wollen.”, erklärte ich ihm und er nickte, verschwand dann wieder. “Ach ja.”, sagte er und drehte sich nochmal um. “Ylvis Gast ist wieder abgereist, der sah nicht so begeistert aus.”, meinte er noch und ich nickte. “Kann passieren, wenn man kein Pferdefreund ist.”, antwortete ich nur schulterzuckend und lachte. “Wohl war.”
      Ich drehte mich zu Betsy um und half ihr auf Blue, denn sie war dazu doch noch ein wenig zu klein, um selbst auf das Pferd zu kommen. “Und, heute mal was neues?”, fragte ich sie und sie nickte lachend. Sie hatte in der kurzen Zeit wo ich sie unterrichtete so unglaublich schnell gelernt, dass ich ihr heute schon ein paar kleinere Reiningmanöver beibringen wollte. Und wer wäre dazu besser geeignet als unser von allen geliebter und top ausgebildeter Gun and Slide? “Gut reit ihn mal im Schritt und Trab warm, Galopp machen wir später.”, sagte ich zu ihr und schaute ihr von der Mitte des Platzes aus zu. Ich hatte den ganzen Tag noch kaum etwas gegessen und jetzt war es wirklich sehr heiß. Lediglich ein wenig Wind wehte und ein paar Wolken quetschten sich vor die Sonne, was unser Leben hier und heute ein wenig erträglicher machte. Betsy stellte sich gut an, sie hatte alles behalten, was ich ihr beim letzten Mal nahe gelegt hatte und setzte alles um. “Halt ihn noch ein bisschen mehr außen, damit er auf dem ersten Hufschlag läuft und nicht auf dem zweiten, das ist bei Turnieren wichtig.”
      “Guuut macht ihr das.”, lobte ich die Beiden und wies Betsy an, mit Blue zu mir in die Ecke zu kommen. “Wir üben jetzt Spins.”, sagte ich zu ihr und ein Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. “Sowas schweres schon?”, fragte sie mich ganz entgeistert und ich lachte nur. “Schwer ist das nicht, Blue weiß auch, dass du das noch nicht kannst und wird langsam machen.”, erklärte ich ihr und sie nickte. “Setz dich jetzt mal ganz tief in den Sattel. Wir fangen rechts herum an. Dreh deinen Oberkörper dahin, wo du hinwillst. Gut. Dann nimm dein rechtes Bein ganz weit weg von Blues Körper. Nimm die Zügel nach rechts, die linke Hand aber nur bis zum Mähnenkamm, nicht weiter. Die rechte weiter, weiter… gut. Jetzt legst du dein linkes Bein an und schnalzt.”, erklärte ich ihr und ich sah, wie es in ihrem Kopf wirklich zu rauschen anfing. Doch sie machte alles was ich ihr gesagt hatte und Blue fing langsam an sich zu drehen. Da er doch sehr schlampte, was an der fehlenden Stärke von Betsy lag, präzise Hilfen zu geben, stellte ich mich neben seine Schulter und ging im Kreis mit, immer wieder tippte ich ihn vorne an, damit er auch wirklich das tat, was er sollte. “Wie du stehen bleibst, weißt du.”, sagte ich lachend zu Betsy und wartete, bis sie das Kommando zum Stehen gab. “Whoa.”, sagte sie und Blue blieb stehen. “Gut gemacht!”, lobte ich sie wieder und Betsy strahlte nun über beide Ohren. “Mach kurz Pause und dann versuchst du nochmal links herum.”, erklärte ich und ließ beide erstmal etwas verschnaufen. “Bein weg Betsy.”, sagte ich als sie sich links herum drehen wollte. Blue stand einfach nur und schaute zu mir. “Was hast du vergessen?”, fragte ich sie ganz ruhig, nicht tadelnd. Betsy ritt bei mir zum Spaß und das sollte auch noch eine ganze Weile so bleiben. “Weiß nicht?”, fragte sie unsicher. “Dreh dich in die Richtung, in die du willst. Und setz dich tief in den Sattel. Genau so, gut.”, erklärte ich ihr und schon drehte sich Blue in die gewollte Richtung. Ich half an der Schulter nochmal nach, doch es war gleich besser. Dann standen die beiden wieder und verschnauften. “Reit ihn noch ein wenig im Schritt und dann ist gut für heute, Ylvi hilft dir ihn fertig zu machen.”, sagte ich zu ihr und sie nickte. Ich konnte sie guten Gewissens alleine lassen, Betsy und Blue kamen mittlerweile wirklich super zurecht.

      Den ganzen Tag über hatte ich in der knallenden Hitze verbracht, war den ganzen Tag auf den Beinen gewesen und hatte weder Ylvi noch Max nochmal zu Gesicht bekommen. Zwischendurch war mir Bellamy noch auf die Nerven gegangen, ich müsse noch Zäune reparieren, doch darauf hatte ich heute wirklich keine Lust mehr. Mit einem Murren hatte ich abgewunken und ihm versichert, dass ich das am nächste Morgen direkt als erstes machen würde. Jetzt freute ich mich eigentlich nur noch auf ein kühles Bier und etwas zu essen, was ich mir am Morgen in den Kühlschrank gestellt hatte. Murrend stiefelte ich also in das Haus, welches ich auf meinen Wunsch hin bis jetzt nur mit Ylvi teilen musste. Bellamy hatte ein paar der Mitarbeiter hierher verlegen wollen, doch ich hatte ihn fast auf Knien angefleht, dieses Haus doch als Gästehaus zu lassen und nur mich hier wohnen zu lassen. Bellamy, der wirklich schnell weich zu kriegen war, hatte dem schlussendlich zugestimmt und nun bewohnte ich dieses Haus fast die ganze Zeit alleine. Es kamen noch nicht sonderlich viele Gäste. Ylvi war die einzige, die jetzt seit längerer Zeit hier wohnte und scheinbar so schnell auch nicht gehen wollte.
      Ich schloss nun also die Haustür, zog meine Stiefel an der Tür aus und stellte sie an ihren Platz. Ylvis Schuhe waren in die Ecke geworfen worden. Da hatte wohl jemand keine Lust mehr gehabt, sie an ihren Platz zu stellen. Auch mein Hut fand seinen Platz auf der Kommode und ich wuschelte mir einmal durch die blonden Locken, die durch den Hut ein wenig platt gedrückt waren. Mein Weg führte mich sofort ins Badezimmer, welches direkt neben der Haustür lag. Ich drehte den Wasserhahn auf und wusch mir einmal kurz die Hände und schließlich auch mein staubiges Gesicht. So ein Tag in der Sonne und fast überall umgeben von Sand und Staub hinterließ eben ihre Spuren…Dann ging ich in die Küche, hielt jedoch im Türrahmen inne. Da war sie wieder. Ylvi. Sie saß auf der Anrichte und hielt sich ein Bier, vermutlich meins, welches ich am Morgen in den Kühlschrank gestellt hatte, gegen die Stirn. “Das musst du aber mit mir teilen, ist eigentlich meins.”, sagte ich und verschränkte die Arme. Ylvi erschrak und ließ die Flasche beinahe fallen, sie hatte mich anscheinend noch nicht gehört. Fast in Zeitlupe kletterte sie von der Anrichte runter und lehnte sich mit dem Rücken daran. Unsere Blicke trafen sich, unausgesprochene Worte lagen in der Luft, bis ich mich schließlich vom Türrahmen abstieß und die Tür hinter mir zuzog, welche leise ins Schloss fiel.

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      Das Klicken verhallte im Raum, die Küche war groß, doch es gab wenig darin. Mit guten Ohren vernahm man deutlich das schließen der Tür. Es fand eine Taxierung über die Anrichte der Küche hinweg statt. Caleb lehnte sich dagegen. Ylvi, der aufgrund ihrer Größe die kleine Bar nur bis knapp unter das Schlüsselbein ging, musste sich auf die Zehenspitzen stellen um das Bier dort abzustellen. “Ihr habt hier in den Staaten wirklich grauenhaftes Bier, weißt du das?” Caleb griff nicht nach dem Bier, stattdessen lehnte er seine Arme auf die Anrichte. Der junge Mann beobachtete die kleinere Frau vor sich. “Wieso hast du es dir dann genommen?” “Na das wusste ich ja erst nachdem ich mir das Bier genommen hatte. Falls du dich an meinem Speichel also nicht ärgerst, darfst du den Rest sehr gern haben.” Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke, hielten einander fest, beide vermochten nicht weg zu schauen. Da war etwas...sehnendes. Die Kraft, die Caleb in den wenigen Stunden über Ylvi gewonnen zu haben schien, besaß etwas glühendes, sengendes. Ylvi brach den Kontakt, sah auf die Anrichte, wusste sie dürfe nicht fühlen, nicht nachdem Max erst gegangen war. Trotzdem konnte sie das Gefühl von rauen Lippen auf den ihren nicht vergessen.
      Der blonde Mann hatte seinen Blick ebenfalls abgewandt, griff nun doch nach dem Bier. Er hatte lange überlegt, was er ihr antworten sollte. “Die Grenze haben wir eigentlich schon überschritten.”, sagte er grinsend und nahm einen langen Zug aus der Flasche. Ylvi hatte wieder aufgesehen und sah ihn verständnislos an. “Na über das Thema mit dem Speichel.”, sagte Caleb verschmitzt und lachte, ehe er ihr das Bier wieder hinhielt. Schulterzuckend nahm Ylvi die Flasche entgegen, doch sie musste sich dieses Mal etwas mehr strecken, da Caleb die Flasche höher gehalten hatte, damit sie diese nicht sofort erreichen konnte. “Du bist gemein.”, sagte sie zu ihrem Gegenüber, als sie die Flasche nun endlich erreicht hatte. Sie setzte die Öffnung an ihrem Mund an und leerte die restliche Flasche mit einem Zug. Provokant hielt sie sie ihm wieder hin. Caleb griff noch tatsächlich danach, hielt sie dann jedoch ins Licht und schwenkte sie einmal hin und her. “Das wars dann wohl mit dem Bier.”, murmelte der Mann und stellte die Flasche wieder auf der Anrichte ab. “Viel hast du mir ja nicht gegönnt.”, meinte er dann und schaute wieder zu Ylvi rüber, welche ihn nur grinsend ansah. “Es liegt nunmal nicht in meiner Natur zu teilen.” die junge Frau fischte die Flasche von der Anrichte. Hinter Caleb befand sich der Korb, in dem sie die Flaschen zu sammeln pflegten. Ganz bewusst war es Ylvi nicht, doch sie wollte die Anrichte zwischen ihnen los werden, zu sehr erinnerte sie die junge Frau daran wie unterlegen sie in der Größe dem blonden Mann vor sich war. Außerdem brauchte sie etwas zu tun. Die ganze Situation hatte etwas makabres an sich. Das Knistern in der Luft konnte keiner der beiden leugnen. “Trotzdem schulde ich dir wohl etwas. Deine List hat dazu beigetragen Max wohl dieses Mal für immer los zu werden.” Ylvi hatte die Flasche abgestellt. Lehnte sich nun auf Calebs Seite der Anrichte gegen das Holz. “List?” fragte er taxierend. Hatte er sich gerade einen Schritt nach vorn gewagt? Der junge Mann grinste, sah auf die kleinere Frau, wusste um seine Wirkung sah es in ihren Augen. Niemals hätte er es sich eingestanden, doch gerade in den letzten Stunden hatte er bemerkt wie ähnlich sie sich waren. Zumindest was ihre verqueren Ansichten zu anderen Menschen anging. Selten hatte er Frauen gesehen die ähnlich dachten, ähnlich fühlten. “Ich würde sagen ich habe ihm nur klar gemacht wie emotional unbrauchbar du bist.” Er gebrauchte dabei ihre Worte, er sah das Blitzen in ihren Augen vor Belustigung. “Ich sollte wohl unter die Dusche verschwinden.” flüsterte sie nur halb überzeugt, Ylvi zog sich zurück.
      Und zwinkerte?
      Vielleicht war es ihre Bewegung, das Zwinkern ihrer Augen. Im Gefecht der Situation fand sich die junge Frau gegen die Anrichte gepresst wieder, ihre Arme zwischen ihrer Brust und der Wand eingeklemmt. Ihr entwich ein überraschtes ‘Oh’ bei seiner schnellen Reaktion. Sie hatte ihn reizen wollen,ja. Hatte sie damit nicht gerechnet, nein.
      Er presste seinen Körper von hinten an sie, seine Hände besitzergreifend auf ihren Hüften, seine Lippen in ihrem Nacken. In einer anderen Situation hätte sie vielleicht Angst verspürt, jetzt war da nur ihre eigene Überraschung. Er spürte das rasen ihres Herzens anhand ihrer Halsschlagader, hörte ihr scharfes Einatmen als seine Lippen ihren Nacken küssten. Spürte wie sie sich nach hinten lehnte. Er lächelte, spürte wie sie auf ihn reagierte. “Ich wüsste ganz genau wie du mir dafür danken könntest.” Mit mehr Kraft als er der kleinen Person zugetraut hatte drehte sie sich in seinem Griff herum. Ihre Augen wieder funkelnd, vernebelt von Lust. Sie brauchte nicht lang um zu erkennen, das sie vor sich in ihren Spiegel blickte.
      Nun schien es um die beiden geschehen zu sein. Ylvi hatte sich in Calebs Armen umgedreht und schaute belustigt, gar fordernd zu ihm hoch. Caleb, der sich solch eine Aufforderung bestimmt nicht zweimal sagen ließ, fischte mit einer Hand seinen Hut vom Kopf, während die andere noch immer an Ylvis Hüften lag. Dennoch warf Caleb seinen Cowboyhut nicht unachtsam zu Boden. Er legte ihn auf der Anrichte ab und umfasste Ylvis Hüften dann wieder mit beiden Händen. Sie sahen sich kurz an, die Luft schien noch elektrisierender zu sein, als wenige Augenblicke zuvor. Ylvi schaute ihn noch immer an, atmete schwer, blieb aber stumm. Caleb hingegen fasste nun den Entschluss, dass es jetzt eh egal wäre, was gleich folgen würde. Dass sie beide Beziehungsunfähig waren, das war ihnen klar. Aber was sprach gegen ein wenig Spaß?
      Nach einer gefühlten Ewigkeit löste der blonde Mann sich aus seiner Starre, legte der kleineren Frau seine rechte Hand unters Kinn, hob es ein wenig an und drückte endlich seine Lippen auf die Ihren. Eigentlich hätte die Anspannung der Beiden abfallen müssen, doch genau jetzt baute sie sich noch mehr auf, wurde drängender und stärker. “Die Dusche ist groß genug für zwei.”, flüsterte Caleb ihr ins Ohr, ließ seine Hand wieder sinken, verteilte jedoch auf ihrem Hals und ihrem Schlüsselbein weitere Küsse. Hätten seine Hände die junge Frau nicht gehalten, dann wäre sie wohl in sich zusammen gesunken. Die Gefühle die er in ihr regte waren ihr natürlich nicht fremd, aber die Art wie er sie berührte. Er war besitzergreifend, dennoch sanft und zögerte nicht in seinen Taten. Caleb löste sich von Ylvi, nahm sie an der Hand, obwohl sie wollte, dass er nicht aufhörte. Eine Hand war um ihr Handgelenk geschlossen. Hätte man die Situation erst jetzt beobachtet hätte man ihn wohl für Rüde gehalten, in seiner Berührung lag jedoch keine Kraft. Ylvi ließ sich von ihm aus der Küche in den Flur leiten, sie widersetzte sich ihm nicht.
      Erst als sie spürte, dass er die Worte in der Küche ernst gemeint hatte, verlangsamte sie ihre Bewegung. Nicht etwa die Treppe hinauf wollte er, sondern den Flur bis zu seinem Ende, denn dort befand sich das Bad. Ihr Atem beschleunigte sich, ihr Hals wurde ihr plötzlich enger. Was sollte sie tun? Auch Max hatte diese Lektion schnell lernen müssen, Sex mit ihr gab es nur unter einer Bedingung...ihr Oberteil blieb an. Unter der Dusche hätte sie damit keine Chance. Caleb schien ihr zögern zu spüren, musste einfach das Zittern ihrer Hände merken. Fragend sah er sich zu ihr um, ihr Blick huschte in Richtung der Treppe. Sie fühlte sich wie ein zartes Reh in der Falle, wie er da auf sie zu kam und ihr wieder diese Küsse auf die Lippen setzte. Ohne Umschweife hob der Mann sie hoch. Ein Gefühl das irgendwo zwischen Panik und Verlangen lag überkam sie.
      So ganz konnte Caleb das Zögern, sogar das Zittern ihrerseits nicht verstehen. “Nicht unter der Dusche?”, flüsterte der Mann ihr ins Ohr, während er sie erneut gegen die Wand presste und ihren Hals mit Küssen übersäte. Sie schüttelte bestimmend den Kopf und erntete kurz einen fragenden Blick von Caleb, denn eben in der Küche hatte sie nicht den Anschein gemacht, als wöllte sie nicht. “Zimmer?”, flüsterte der blonde Mann dann und Ylvi nickte. Also schien es etwas mit der Dusche zu tun zu haben. Auch gut, dachte er und trug sie die Treppe hoch zu den Zimmern. Durch die ganze Arbeit hier auf der Ranch Tag ein Tag aus war es ihm wirklich ein Leichtes, Ylvi nach oben zu tragen und es strengt ihn auch kaum an. Er war zudem unglaublich froh, dass er zur Zeit noch alleine hier in diesem Haus wohnen konnte und dass nur die Gäste, die auf kurz oder lang auf der Ranch waren, hier untergebracht waren. Denn sonst hätte man sich solche Aktionen mit Sicherheit nicht erlauben können. Das Zimmer des Mannes lag direkt auf der linken Seite, weshalb er mit dem Fuß die fast immer nur angelehnte Tür aufstieß und Ylvi sanft aufs Bett legte. Da er gerade noch stand, zog er sich sein Hemd über den Kopf und stand nun oberkörperfrei vor ihr- und gerade er konnte sich so sehen lassen. Langsam ließ er sich wieder über Ylvi sinken und schob sie ein wenig weiter aufs Bett, damit er sich besser abstützen konnte. Da er sich nun halb ausgezogen hatte, war Ylvi auch dran und er fing an, ihr Shirt nach oben zu schieben. Langsam strich er es über den Bauch nach oben in Richtung Brust, ehe auch schon die Hand der zierlichen Frau auf der von Caleb lag und sie ihn erschrocken anschaute. Caleb wie er war hatte schon einen Spruch auf den Lippen, hielt sich aber zurück und fragte Ylvi stattdessen: “Wie war das mit Kontrolle abgeben?” Doch Ylvi änderte ihren Blick nicht, verstärkte nur den Druck auf der Hand des Mannes. “Egal wofür du dich auch zu schämen scheinst, Ylvi…”, fing er an und machte eine kurze Pause, ehe er sich mit seiner anderen Hand, die gerade nicht auf dem Bauch der Frau lag, an seine rechte Wange fasste: “Schlimmer als das hier kann es wirklich nicht sein.”
      Das schien sie überzeugt zu haben, zumindest ein bisschen, denn sie ließ zu, dass Caleb ihr Shirt noch ein wenig weiter nach oben schieben durfte, zumindest bis unter ihren BH. Dann legte sie erneut ihre Hand auf die Seine. “Narben beweisen doch eigentlich nur, dass man gekämpft und verdammt nochmal gewonnen hat.”, munterte er sie auf und setzte sich kurz auf. “Ich hab ja nicht nur das im Gesicht.”, erklärte er ihr dann. “Das stört mich wirklich. Aber schau mal.”, murmelte er und Ylvi merkte schnell, was er gemeint hatte. Überall auf seinem Oberkörper waren kleinere oder größere Narben, die auch an seiner Hüfte nicht aufhörten und unter dem Gürtel der Hose verschwanden. “So sehen Rodeoreiter eben aus… ehemalige Rodeoreiter.” Sie sog scharf die Luft ein als sie seine Narben sah, schluckte und unwillkürlich griff sie mit der anderen Hand an eine der Narben kurz über der Hose. Sie war lang, rötlich und sah aus als wäre sie mehrmals geöffnet worden. In ihr brach etwas, sie folgte der Narbe nicht länger, sah ihm stattdessen in die Augen. Sie brach den Kontakt nicht als sie seine Hand sanft von sich schob, mit der anderen Hand den Saum ihres Shirts griff und zögerlich nach oben über ihren Kopf schob. Falls er die Narben sah, die ihren linken Brustkorb zierten, so huschte sein Blick nicht dorthin. Er kniete sich vor ihr auf das Bett, langsam kam er auf ihren gestreckten Beinen zum Sitzen, stützte sich jedoch ab. Sein Gewicht lag nicht auf ihr, sein Blick hielt den ihren. Dann legte sie seine Hand unter ihre linke Brust. Ylvie trug keinen BH, keinen mit Bügeln sondern einen einfachen Sport-BH. Sie atmete zitternd ein. Sie hatte nicht gewusst wie empfindlich die Haut dort sein konnte, niemals hatte sie jemand dort berührt. Caleb lehnte sich nach vorn, schien die Narben für die sie sich jahrelang geschämt hatte zu ignorieren und küsste sie nun wieder gierig auf die Lippen. Sie hätte ihm nichts erklären können, selbst wenn sie gewollt hätte. Sein Kuss nahm sie mit, sie lehnte sich ihm entgegen. Zuckte nur kurz zusammen als sich seine rauen Hände ohne Umschweife unter den Stoff des BH’s auf ihre Brüste legten. Williger als für möglich gehalten ließ sie sich den Stoff über den Kopf ziehen. Rein aus Reflex wollte sie ihre Blöße bedecken, doch nun waren da wieder seine Hände. Sie packten ihre Handgelenke,nahmen sie fort über ihren Kopf während sein Oberkörper sie von ganz allein in die Laken des Bettes presste. Erst dann wanderte sein Blick auf ihren Oberkörper.
      Ylvis Narben sahen übel aus, ihre linke Brust war ebenfalls deformiert bzw. sah eben anders aus, als ihre rechte. Doch das waren eben keine Makel, es waren die Überreste gewonnener Kämpfe und dafür musste sich weiß Gott niemand schämen, das wusste er zu gut. “Irgendwann erzähl ich dir mal von meinen.”, sagte der junge Mann unvermittelt und schaute Ylvi wieder in die Augen. “Jede von Ihnen hat ihre eigene Geschichte. Die einen gut, die anderen weniger gut… Aber jetzt genug davon.”, sagte er und machte sich an seiner Hose zu schaffen, die mitsamt Socken sehr schnell ausgezogen hatte. So stützte er sich nun, nur noch in Boxershorts bekleidet, über Ylvi ab und seine Lippen fanden wieder die Ohren, ehe er weiter nach unten über ihren Hals bis zu ihren Brüsten wanderte und mit seinen Händen weiterhin über ihren zarten Körper strich. Irgendwann machte er sich auch an ihrer Hose und Unterwäsche zu schaffen, welche schnell ihren Platz auf dem Boden fand- ebenso seine Boxershort.

      Am nächsten Morgen war Caleb drauf und dran aufzustehen, doch als er sich umdrehte, lag die zierliche Frau noch immer neben ihm. Diese schaute ihn durch ihre Haare unauffällig an. “Bin das gar nicht gewöhnt, dass hier jemand neben mir liegt.”, murmelte er, ehe er sich im Bett aufsetzte und sich einmal durch die blonden Locken fuhr. Seine Boxershort hatte er wieder an, weshalb er sich hinstellte und sich einmal streckte. Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch das Fenster und leuchteten Caleb, das Bett und die darin liegende Ylvi an. Erst nachdem er sich gründlich gestreckt hatte drehte er sich wieder zu der Frau um. “Guten Morgen, ganz vergessen.”, sagte nett und fing dann an, in seinem Schrank neue Kleidung für den heutigen Tag zu suchen. “Ich schätze mal du willst bestimmt heute morgen duschen?”, fragte er sie dann und sie nickte. Mittlerweile hatte auch sie sich im Bett aufgerichtet, aber das Laken um ihren Körper geschlungen. “Dann geh ich unten und du hier oben, wer zu erst fertig ist macht Frühstück.”, sagte Caleb lachend und verschwand dann aus dem Zimmer.

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      Ylvi
      Ich sah ihm nicht lange hinterher, sondern ließ das Laken fallen, sammelte meine Sachen auf die über dem Boden verteilt waren und schlich hinüber in mein Zimmer. Dort griff ich mir lediglich neue Sachen, ein Handtuch und huschte in das Bad. Ich war noch nie jemand gewesen der sich dabei lange aufhielt. Ich entwirrte meine Haare aus dem halben Zopf den ich am Abend nicht entfernt hatte. Nebenbei stellte ich die Dusche an, dann schlüpfte ich darunter. Wie aus Reflex roch ich an meinem Arm, der noch immer leicht fleckig war vom Staub. Neben dem dominaten Geruch von Pferd, nahm ich auch den von Caleb wahr. Während ich meine Haare wusch, tanzten Bilder der letzten Nacht durch meinen Verstand.
      Das mit Caleb war seltsam. Ich hatte ihn niemals in Betracht gezogen. Als er mich hier auf dem Hof so überaus freundlich begrüßt hatte, die Art wie er mir die Stunden mit Valravn manchmal zur Hölle machte. Niemals. Und doch war es passiert. Was mich an dem ganzen jedoch am meisten faszinierte...ich hatte meine Scham über Bord werfen können. Niemals hatte mich ein Mann dazu gebracht, aber dieser raue Typ, mit seinen Narben hatte mir gezeigt das es nichts gab dessen ich mich schämen brauchte. Außenstehende könnten vielleicht vermuten ich ginge leichtfertig mit meinen Sexpartnern um…Doch wusste um seine macht, ich schlief nicht einfach mit irgendjemandem. Vor Max hatte es nur einen gegeben, mit Caleb waren es drei. Sie alle hatten mich Dinge gelehrt. Der Austausch von Energien war etwas heiliges, Energie trug weiter.
      Als ich aus der Dusche kam, schlang ich mir das kleine Handtuch um die Haare, zog den BH an, ein schwarzes Top und schlüpfte in die Reithose. Mit dem austreten aus der Dusche schüttelte ich meine Grübeleien ab. Was brachten sie mir jetzt? Ich zog die Hosenbeine nach oben - denn es war erst 7 Uhr und trotzdem schon unfassbar warm. Dabei fiel mein Blick auf die stoppeligen Beine. Well...das könnte ich auch mal wieder stutzen. Zuckte für den Moment jedoch die Schultern, schlüpfte noch in Socken.
      In der Küche sah ich niemanden, also schien ich die erste zu sein. Entwaffnend betrachtete ich den Kühlschrank...Speck, Eier und eine einzelne verschrumpelte Zwiebel. Wer war eigentlich mit dem Einkauf an der Reihe? Ich zuckte die Schultern, angelte nach einer Pfanne, goß Öl hinein und stellte sie auf den Herd. Nebenbei schnippelte ich den Speck und die Zwiebeln. Mit geübten Fingern landete dieses Gemisch in der Pfanne. Nebenbei öffnete ich die Eiverpackung - 6 ihrer Sorte würden ja wohl für uns reichen? Gerade als ich die Eier am Rand der Pfanne zerschlug betrat Caleb die Küche, Oberkörperfrei. “Der Kühlschrank gab nur Rührei her. Haben wir noch Brot?” überging ich seine Aufmachung. Was sollte ich auch tun? In der vergangenen Nacht hatte ich durchaus mehr gesehen.

      Caleb
      Ich hatte gar nicht vor mich wirklich zu beeilen, denn ich wollte mal sehen, was Ylvi aus dem Wenigen, was hier im Haus zu holen war, machen konnte. So ging ich gemütlich die Treppe hinunter, denn ich hatte ja ihr das obere Bad überlassen, und legte meine Kleidung auf den Boden. Ich stellte das Wasser an, eher kalt als warm, denn es war draußen eh schon warm genug und heute sollte es nochmal wirklich heiß werden, ehe ich mich unter die Dusche stellte. Ich war noch nie jemand gewesen, der über alles und jeden nachdachte. So auch jetzt nicht, denn meine Gedanken lagen schon wieder bei den Aufgaben für den heutigen Tag. Ich sollte den Zaun an der hinteren Stutenkoppel reparieren. Bellamy hatte davor schon ein paar Litzen gezogen, so dass die Pferde gar nicht mehr bis an den Zaun dran kamen. Der Weg dorthin ging am Rand des Flusses vorbei, also konnte ich mit dem Pferd gemütlich durch den Fluss reiten. Das Equipment hatte Bellamy mir gestern auch schon dort hingebracht.
      Was stand heute noch auf dem Plan? Vulture musste ich natürlich nochmal machen und auch Ginger Rose war heute wieder dran, sie hatte gestern Pause gehabt. Kaum hatte ich meine Gedanken zu Ende geführt war ich auch fertig mit Duschen. Ich zog mir die Boxershort an, eine weite Jeans und Socken. Durch meine Haare wuschelte ich einmal durch und beließ es dann dabei, die würden schon schnell genug trocknen. Das Handtuch und die alten Klamotten flogen in den Wäschekorb, ehe ich mir mein Hemd schnappte und in die Küche ging. Anziehen wollte ich es erst, wenn ich nach draußen ging- und stören konnte es Ylvi wohl nach letzter Nacht auch nicht mehr.
      In der Küche angekommen war Ylvi schon fleißig dabei Frühstück zu machen. Ich legte mein Hemd über den Stuhl und drehte mich ihr dann wieder zu, während ich sichtlich über ihre Frage nachdachte. “Ich glaube…”, antwortete ich und suchte die Schränke ab. “Ah, hier!”, rief ich irgendwann triumphierend aus und hielt meinen Fang in die Luft. “Toast.”, sagte Ylvi leicht abfällig und ich zuckte mit den Schultern. “Besser als gar nichts, oder?”, sagte ich und stellte es auf den Tisch. “Wieso hast du hier eigentlich kaum etwas zu essen?”, fragte Ylvi mich dann, während ich zwei Teller, Messer und Gläser auf den Tisch stellte. “Mittags essen wir immer alle zusammen im Haupthaus, deshalb brauch ich dafür hier nichts zu haben, und Frühstücken tu ich selten. Abends ist es eh meistens nur Bier. Das wird hier nie ausgehen- naja… gestern schon. Aber ich hatte auch keine Zeit zum Einkaufen.”, quasselte ich vor mich hin und war selbst erschrocken, wie viel ich in einem Satz gesagt hatte. “Aber jetzt lass uns essen.”, murmelte ich schließlich und Ylvi brachte die Pfanne auf den Tisch.
      Wir aßen in aller Ruhe und quatschten ein wenig über die Ranch und die Pferde, ehe wir schnell zusammen abspülten und ich dann auch mein Hemd anzog. Ich öffnete meinen Gürtel und den Knopf meiner Hose, damit ich das Hemd ordentlich dort hinein gesteckt bekam, ehe ich aus dem Augenwinkel Ylvi beobachtete, wie sie mir dabei zusah. Als ich sie ansah grinste sie nur, sagte jedoch nichts. “Glaub bloß nicht, dass wir letzte Nacht jetzt wiederholen.”, murmelte ich und wandte mich zum Gehen. Was auch immer sie jetzt sagen wollte ignorierte ich gekonnt, schnappte mir meinen Hut von der Anrichte, zog mir im Flur die Stiefel an und ging aus dem Haus, wo ich sofort in Bellamy hinein lief. Anhand der zufallenden Tür und den Schritten hinter mir hörte ich, dass Ylvi nun auch draußen stand. “Caleb da bist du ja. Du reparierst als erstes den Zaun bei den Stutenkoppeln..”, befahl er mir und ich rollte nur mit den Augen. “Yes.”, sagte ich nur und wollte eigentlich gehen, da fing er wieder an zu reden. “Hey, Ylvi. Stopp mal.”, rief er der jungen Frau nach, die auch schon gegangen war. Sie drehte sich auf dem Absatz um und sah wieder zu uns rüber. “Du kannst ihm eigentlich helfen. Dann hat der arme wenigstens Gesellschaft.”, befahl Bellamy, klopfte mir auf die Schulter und ging. Na toll. Ich schaute zu Ylvi und schüttelte augenrollend meinen Kopf. “In einer halben Stunde vorm Stutenstall.”, sagte ich nur und ging meiner Wege.

      Ylvie
      In meiner halben Stunde Zeit versorgte ich meine drei Schätze mit Wasser, füllte ihre Heunetze auf und stellte schonmal die Schubkarre in den Weg. Anschließend pfiff ich mir Ravn heran, mein Zeug befand sich eh in der Sattelkammer - nicht weit weg vom Stall der Stuten. Brav folgte der Scheckwallach mir am Strick, mittlerweile schien sich das Pferd wunderbar an die Hitze hier gewöhnt zu haben. Die Hitze hier war zumindest anders, der Schweiß trocknete beinahe direkt auf der Haut wieder. Mein Problem mit dem Trinken war aber nach wie vor da - ich trank einfach zu wenig. Mittlerweile trug ich immer eine kleine Plastikflasche bei mir am Gürtel, zusätzlich zu meinem Leatherman. Am Stall angekommen erwartete mich bereits Bellamy, zusammen mit zwei Pferden. Die Stute erkannte ich als Wimpys Little Devil, den anderen nur flüchtig vom sehen, allerdings war mir der Name nicht geläufig. Wollte er ein drittes Pferd nehmen um noch ein paar Dinge zu transportieren? “Dann beeilen wir uns am besten mit dem Satteln, nicht das wir in der Mittagshitze noch immer mit dem Zaun beschäftigt sind?” fragte ich ihn geschäftlich.

      Caleb
      Ich hatte mich direkt auf den Weg zum Hengststall gemacht, um nach Vulture zu schauen. Er hatte die Nacht auf seinem kleinen Koppelstückchen verbracht und lag dort noch immer im Gras. “Da hatte jemand aber eine lange Nacht, länger als ich?”, fragte ich den Hengst amüsiert und beim Klang meiner Stimme stand er auf und kam zu mir an den Zaun. Ich hatte mir im Stall eine Möhre geschnappt gehabt und hielt sie ihm hin. Genüsslich fraß er sie. Eine kurze Zeit blieb ich auch stehen, ehe ich in den Stall ging und das Kraftfutter für die 16 Hengste fertig machte. Es war morgens nicht viel, nur eine halbe Schippe Hafer und eine halbe Schippe Müsli, doch es reichte, dass sie sich jeden Morgen darauf freuten. Ich verteilte also das Futter an die Pferde und ging dann zum Stutenstall, um den sich Laurence heute morgen schon gekümmert hatte. Dort traf ich auch schon auf Bellamy mit Devil und Cielos an der Hand. Auch Ylvi war schon da, sie hatte Ravn mitgebracht. “Mit dem kommst du aber nicht mit.”, sagte ich plump zu der jungen Frau. “Wir brauchen da draußen Ranchpferde, nicht sowas wie Ravn. Kannst den wieder wegbringen, du nimmst den Wallach.”, sagte ich zu ihr und übernahm die Pferde von Bellamy mit einem Nicken. “Ich hab das Werkzeug schon zur Koppel gefahren, hab ich ja schon gesagt. Nehmt Satteltaschen mit dann könnt ihr den Rest wieder mitbringen.”, erklärte Bellamy uns und ich nickte. “Dann bring du Ravn weg, ich sattel die zwei hier schon mal.”, sagte ich dann zu Ylvi.

      Ylvi
      Ich öffnete den Mund, wollte protestieren, dann schloss ich ihn wieder. Was sollte ich sagen? Er hatte Recht. Ravn war nicht geeignet für die Rancharbeit...er verzieh Fehler nicht gut, stieg. Das konnten wir nicht gebrauchen. Also nickte ich, drehte mich gerade um. “Was denn keine Widerworte?” kam es von Caleb. Ich lächelte zynisch. “Touché.” zwinkerte.
      Ich brachte Ravn zurück zu seinen Stuten, der das zu genießen schien. “Treulose Nudel.” murmelte ich. Hängte das Halfter an den Haken des Offenstalles.
      Mit schnellem Schritt lief ich in Richtung Stutenstall zurück. Caleb hievte gerade den Sattel auf das mir unbekannte Tier. Ich angelte nach der Trense, hielt sie ihm hin. Streichelte über den Hals des Tieres. “Also...stellst du uns vor?”

      Caleb
      Da es doch ein Stückchen vom Stutenstall zu Ylvis Offenstall war, band ich die beiden Pferde am Balken vor dem Stall fest und putzte einmal schnell über. Sie waren ein wenig staubig aber sonst auch nichts. Beide Schweife flocht ich schnell ein und aus der Mähne machte ich je vier bis 5 einfache Zöpfe, damit der Wind ein wenig besser an den Hals kam und die Pferde dort nicht so schwitzten. Devil hatte ich schon fertig gesattelt und war gerade dabei, den Sattel auf Gipsy zu legen, als Ylvi- ohne Ravn, zurückkam. Dankend nahm ich die Trense entgegen und holte mir den Kopf des Braunfalben zu mir rüber, ehe ich ihm das Kopfstück anlegte. Wir hatten heute einfache Wassertrensen drauf, für unterwegs reichte das und einhändig konnte man die sowieso immer reiten. “Das ist Cielos, also wir nennen ihn alle Gipsy. Mit eines der ersten Pferde, die Verena hatte. Ein wahnsinnig tolles Pferd einer wahnsinnig tollen Frau.”, erklärte ich Ylvi und sah ihren fragenden Blick. “Jaja.. später vielleicht.”, speiste ich sie nur ab und drückte ihr ihr Pferd in die Hand. Ich befestigte noch schnell die Satteltaschen bei Gipsy und Devil und trenste dann auch meine Stute. “Los gehts. Sei lieb zu dem Wallach.”, sagte ich zu Ylvi und funkelte sie kurz an, ehe ich aufstieg und darauf wartete, dass sie es mir gleich tat. “Ganz ungewohnt so viel im Westernsattel zu sitzen, was?”, fragte ich sie lachend und trieb meine Stute vorwärts. Bis zur Stutenkoppel war es ein gutes Stück. Zu erst durch den Wald und dann eine ganze Weile am Fluss entlang, oder eben hindurch, wie wir das wollten.

      Ylvi
      Auf der Ranch gab es wahnsinnig viele Pferde, besonders welche die für die Rancharbeit geeignet waren. Wieso setzte er mir ausgerechnet dieses unter den Arsch? Ich spürte das war ein heikles Thema. Ich strich dem hübschen Wallach über die Nase, sah ihm in die Augen und reflektierte mich selbst. In Gedanken stellte ich mich ihm vor, das mochte albern sein. Ich hielt es jedoch nicht dafür. Dann strich ich über seine Nüstern, die neugierig an meiner Hand rochen. Dann sammelte ich die Zügel, setzte einen Fuß in den Sattel und zog mich hinauf. Dieser hier war für mich fast ein wenig zu groß, allerdings trotzdem überaus bequem. “Ich bin immer gut zu Pferden, Caleb. Ich glaube das solltest sogar du schon gesehen haben. Und...ja es ist ungewohnt, aber nichts woran ich mich nicht gewöhnen kann. Ich bin durchaus flexibel.” Ohne eine wirkliche Erwiderung setzte Caleb seine Stute in Bewegung. “Na komm Gipsy wir packen das schon.” flüsterte ich, folgte im Trab Caleb und parierte den Wallach erst durch als ich auf seiner Höhe war. Die Sonne schien bereits erbarmungslos vom Himmel, dabei war es gerade einmal 8 Uhr. Langsam verstand ich warum Caleb einen Hut trug. Ich fischte aus meiner Hüfttasche meine Sonnenbrille, sonst würde ich heute Abend Muskelkater im Gesicht haben vom ständigen verziehen der Gesichtszüge. Da niemand ein Gespräch begann schwieg auch ich, spielte mit dem geflochtenen Zopf des Wallachs. Seine Farbe gefiel mir, er hatte einen gemütlichen, weit ausschreitenden Schritt. Ich musste nichts tun damit er das Tempo hielt. Verena Schoss es mir durch den Kopf, ich konnte nicht leugnen das ich den Namen nicht kannte. Bevor ich mich auf die Anzeige von Bellamy gemeldet hatte, da hatte ich natürlich meinen zukünftigen Arbeitgeber gegoogelt. Ich hatte vom Unglück der Gips Reminder Ranch gelesen. Und unweigerlich hatte ich damit natürlich auch von Verena O’Connor gelesen. Daher mochten die Narben in seinem Gesicht stammen? Sie sahen aus wie Brandnarben. Aus dem Schleier meiner Haare sah ich ihn von der Seite her an. Was hatte er gesagt? Jeder von uns trug seine Narben? Recht hatte er...auch ich trug nicht alles meiner Gefühlswelt zu den Menschen hinaus. Ich fühlte mich seit diesem Morgen befreit, befreit von einer Angst. Einfach weg gewischt und das hatte dieser verschrobene Cowboy geschafft. Die Nornen trieben wirklich ein seltsames Spiel mit uns. Wieso mich das zum Lachen brachte konnte ich nicht sagen.

      Caleb
      Eine ganze Weile schwiegen wir beide und ließen uns einfach nur von unseren Pferden tragen. Irgendwann fing Ylvi an, in sich hinein zu lachen. “Wieso lachst du?”, brach ich die Stille doch sie winkte lediglich ab. “Nicht so wichtig.”, murmelte sie nur und konzentrierte sich wieder auf den Wallach unter ihr. “Gipsy ist ein tolles Pferd. Devil hier auch. Anfangs war sie nicht auszuhalten. So ein doofes Vieh.”, erklärte ich Ylvi und sie sah mich fragend an. “Auch dieses Pferd wollte Verena unbedingt haben… sie hatte wirklich ein Händchen für schwierige Pferde… Wimpys Little Devil heißt sie eigentlich, und glaub mir die war wirklich ein Teufel, als sie auf der Gips Reminder Ranch ankam. Als Fohlen ging sie auf andere Pferde los und als sie endlich von ihrer Mutter und der Herde getrennt war, ging sie auch auf Menschen los. Dann stand sie nur auf der Koppel rum, bis Verena sie kaufte. Ich kann mich noch an die Diskussionen erinnern… aber die Farbe sei doch so hübsch.. und die würde sich so gut in der Zucht machen… ja… genau das Gleiche hat sie mit Zues gemacht.. die Geschichte muss ich dir mal erzählen, da hat sie mir doch tatsächlich eine Ohrfeige gegeben und mich vom Hof geschmissen.”, ich fing an zu lachen. Die guten alten Zeiten. Wir waren jetzt aus dem Wald heraus und ritten in Richtung des Flusses. “Wir gehen zu erst ein Stück am Fluss vorbei, dann können wir durchreiten.”, erklärte ich Ylvi und schaute zu erst zu ihr, dann wieder geradeaus.


      Ylvi
      “Dafür das du sonst so Wortkarg bist, hast du mir in der letzten Zeit aber eine ganze Menge an Geschichten zu erzählen.” Ich vermisste den Wald fast augenblicklich als wir ihn verlassen hatten. Allerdings sah der Fluss inmitten des roten Sandes auch ziemlich verlockend aus. Ich fummelte in einer der Satteltaschen die Wasserflasche hervor, nahm einen Schluck und folgte dann Caleb am Fluss entlang. Der Pfad ließ ein nebeneinander nicht mehr zu, Gipsy fand seinen Weg sicher. Wobei ich mir sicher war...bis hierher hätte Ravn seine Sache sicher auch gut gemacht. “Wenn diese Pferde hier auch alle Mal nicht zuverlässig waren. Meinst du nicht man könnte aus Ravn auch ein Ranchpferd machen,oder ist da alles hoffnungslos?” Insgeheim hätte ich Verena sehr gern kennengelernt. Wie lange Caleb wohl für sie gearbeitet hatte? Ich hörte aus seinen Worten, das er in seiner Art sein Herz an diese Frau verloren hatte.

      Caleb
      “Ach, ich habe sonst nie jemanden der mir zuhört.”, lachte ich auf ihre Aussage hin, dass ich in letzter Zeit doch sehr gesprächig geworden war. Zu gerne dachte ich an unser Kennenlernen, nachts im Offenstall. Da war ich doch um einiges netter geworden als damals, dachte ich mir auch betrachtete den Fluss, in dem auch nicht mehr wirklich viel Wasser zu finden war. Es sollte also kein Problem darstellen, gleich dort hindurch zu reiten. Der Pfad wurde schmaler und ich ritt vor, da ich das Gelände auch besser kannte als Ylvi. Sie folgte mir schweigend, ehe sie mir eine Frage zu ihrem Ravn stellte. Ich lachte kurz auf und drehte mich zu Ylvi um. Auf mein Lachen hin sah sie mich verärgert an, ihre Frage war durchaus ernst gemeint gewesen. “Bis hierher hätte Ravn die Strecke mit Sicherheit auch geschafft, durch den Fluss wäre er vielleicht auch gegangen. Aber gleich an der Koppel binden wir einfach die Zügel am Sattelhorn fest, stellen die Pferde zum Grasen ab und dann heißt es Whoa. Das ist das Kommando zum Stehenbleiben. Sie halten sich dann auch in unserer Nähe auf. Und wenn sie zu weit weggehen, pfeife ich und sie kommen zurück. Sollte etwas sein, kann ich auf ihren Rücken springen und im Galoppieren die Zügel losknoten, während ich sie nur mit meinen Beinen und meinem Gewicht lenke. Drauf und los sag ich da immer- und es ist egal wer da drauf sitzt. Auch bleiben sie in jeder Situation ruhig. Auch wenn Pferde Fluchttiere sind, diese Pferde sind da ein wenig robuster. Das macht die Ranchpferde aus.”, erklärte ich Ylvi und sah in ein staunendes Gesicht. Gleich nach meiner Beschreibung lenkte ich Wimpy zum Fluss runter und wir gingen mit lautem Plantschen hinein. “Guut machst du das.”, lobte ich sie und wartete auf Ylvi, um zu sehen, ob sie keine Probleme hatte.

      Ylvi
      Nur ich hörte ihm zu? Na da übertrieb er jetzt aber, es gab schließlich genug Leute auf der Ranch. Aber bei genauerer Betrachtung, sah man ihn auch oft allein arbeiten. Allerdings mochte ich seine Art mit den Pferden zu arbeiten. Er hatte oft genug Feingefühl bei Ravn gezeigt, wenn er ihn Korrektur Ritt. Ich hatte ihn mit Vulture arbeiten sehen. Er war eben ein ganzer Horseman, das machte auch seine Ruhe aus. Sie färbte ab. Ich versuchte nicht krampfhaft ein Gespräch zu führen...das Schweigen fühlte sich nicht unangenehm an, sondern ich konnte gut einfach den eigenen Gedanken nachgehen. Ich hörte gespannt wie er von den Fähigkeiten der Ranchpferde berichtete, lächelte. Offensichtlich hatte er nie gesehen wie ich Ravn zu mir rufen konnte und der gescheckte Wallach im Trab auf mich zukam. Das ganze nahm ich ihm nicht übel, natürlich war mein Wallach im Nachteil, Gipsy und Wimpy und alle anderen Quarter waren seit Generationen für diese Art von Arbeit gezüchtet worden.
      Gipsy ging aufmerksam die Uferböschung hinab und suchte sich am langen Zügel einen Weg durch das Flussbett. Ich genoss dabei die Wasserspritzer die an meine Beine gelangten. “Na dann dauert das noch eine Weile mit Ravn” feixte ich als ich neben ihm war. “Mit was genau reparieren wir jetzt eigentlich den Zaun? Draht?” wir mussten nicht mehr lang unterwegs sein.

      Caleb
      “Die Pferde lernen das natürlich auch nicht immer ganz so leicht. Wir haben solche Fußfesseln, die die Pferde an die vorderen Beine gemacht bekommen. Damit können sie sich nicht schnell bewegen und lernen somit, ihren Fluchttrieb zu unterdrücken. Früher, wenn wir mit den Rindern manchmal ein paar Tage unterwegs waren haben wir die benutzt, wenn wir geschlafen haben. Das war auf jeden Fall besser, als die Pferde anzubinden.”, erklärte ich Ylvi. Es gab viele Gegner dieser und anderer Methoden, doch für uns war sie am praktischsten gewesen. Wir ritten etwas weiter den Fluss entlang und auf ihre Aussage zu Ravn nickte ich nur. Auf ihre Frage, mit was wir den Zaun denn reparieren würden, antwortete ich: “Ja, mit Draht aber auch mit Holzbrettern.” Da waren sie wieder, meine kurzen und knappen Antworten. Viel mehr sagte ich auch nicht mehr, bis wir am Zaun ankamen. Bellamy hatte vor dem Zaun großflächig mit weißem Flatterband abgesperrt, damit die Stuten nicht doch noch auf die Idee kamen, auszubüxen.

      Ylvi
      “Die Hobbel kenn ich sogar bereits. Mit Fylgia war ich schon einmal auf einem Wanderritt, da haben wir die Pferde daran gewöhnt und dann über Nacht so stehen gehabt.” In meinem Gedanken tauchte ein Bild von Stacheldraht auf, wie er in Gründerzeiten genutzt wurde um die Herde der Bisons vom Land der Bauern zu halten. Damals als noch Natives ungezwungen durch das Land gezogen waren. So hier auf dem Pfad reitend konnte man sich fast an diese Zeiten zurück erinnern. Als Kind war ich unfassbar fasziniert von Indianern gewesen. Hatte alles an Literatur verschlungen, sogar als Jugendliche versucht Lakota zu lernen, aber nie weiter verfolgt.
      Die Uferböschung war steiler auf dieser Seite, ich beugte mich nach vorn griff mit der freien Hand nach dem Sattelhorn. Als wir oben waren drehte ich mich nach dem Pfad um. Da nachher wieder runter? Hui! Aber nun ließ die Vegetation es wieder zu das beide Pferde nebeneinander her ritten. “Weißt du was...wenn wir schon in der Erzählphase sind. Stell mir auch gern Fragen. Es wäre ungerecht das ich dich Löchere und du keine Geschichten zu hören bekommst. Meinst du nicht? So als Freunde?”

      Caleb
      Der Weg lief in Weide über und Ylvi konnte mit Gipsy wieder neben mich reiten. Devil legte die Ohren an und holte aus, um nach dem Wallach zu schnappen, doch ich korrigierte sie, bevor sie ihre Attacke ausführen konnte. Manchmal war sie eben doch noch ein Biest und die alten Muster kamen wieder raus. “Tzzzzz.”, zischte ich, als sie es erneut versuchte und zog ihren Kopf urplötzlich herum. Ich konnte solch ein Verhalten absolut nicht leiden, und so konnte sie in der Mittagshitze kleine Volten drehen. Ich hielt schickte ihre Hinterhand fleißig nach außen, so dass sie nicht anfangen konnte, Spins zu drehen, denn diese wären ja nicht sonderlich schwer für sie gewesen. Ylvi und auch Gipsy schauten uns nur verdattert an, Ylvi sagte aber nichts dazu. Sie hatte das Schnappen von Devil mitbekommen und wusste auch, dass wenn ich auf eins pochte, dann gut erzogene Pferde- und da ging es eben auch nicht immer ganz so rosig zu. Als ich Devil wieder neben sie lenkte, behielt sie ihre Ohren zwar hinten, setzte aber nicht erneut zum Schnappen an. Erst dann konnte ich auf Ylvis Frage antworten. “Freunde? Ich hab dich fast erschossen und wir hatten Sex, macht uns das zu Freunden?”, fragte ich sie und setzte mein süffisantes Grinsen auf, bis wir beide in Lachen ausbrachen. “Hmm na gut. Wo kommst du eigentlich her und wie lief dein Weg bisher, dass du jetzt hier bist?”, fragte ich sie, stieg dann aber von Devil ab und knotete die Zügel am Sattelhorn zusammen, ehe ich sie grasen ließ. Ylvi tat es mir gleich und ich ging dann auf den kaputten Zaun zu. Zu erst verschaffte ich mir einen Überblick, ehe ich mich jedoch unter den Baum in den Schatten stellte. “Wir müssen ja nicht sofort anfangen.”, meinte ich nur zu Ylvi und sie nickte.

      Ylvi
      Touché, Sex machte uns vielleicht nicht unbedingt zu Freunden..aber er hielt die Fassade nicht lang bis er aufrichtig begann zu Lachen. Das ließ mich mit einstimmen. Ich entnahm den Satteltaschen wieder die Flasche mit Wasser. Der Versuch im Gehen bei steinigem Untergrund zu trinken endete mit einem Haufen Wasser das mir das Kinn hinab in den Ausschnitt lief. Na wunderbar. Ich wischte es hastig fort, dann leistete ich ihm im Schatten des Baumes Gesellschaft, reichte ihm das Wasser. Ich sank einfach auf den Boden, lehnte mich an den Baum. “Ein Autounfall hat mir diese hübsche Narbe verpasst als ich klein war..ich wäre fast gestorben daran. Lange habe ich nicht gewusst was es war, nur das meine Mutter am Steuer gesessen hatte. Unser Verhältnis war irgendwie schon immer gestört, je älter ich wurde desto mehr wurde mir klar das sie an der Flasche hing. Irgendwas aus der Vergangenheit, ich habe nie erfahren was es auslöste. Ich bin mit Beginn meiner Ausbildung ausgezogen, hab das ganze nicht mehr verkraftet. Die Pferde, das Reiten...mein Vater hat mich da unterstützt, das hat mir mein Leben erhalten. Der Auszug half das Verhältnis zu meiner Mutter ein wenig zu bessern. Aber im Grunde. Du kannst nicht heilen an dem Ort der dich krank machte. Also fiel es mir gar nicht schwer meine Sachen zu packen und hierher nach New Mexico zu kommen.” Caleb hatte sich inzwischen neben mich an den Baum gesetzt. Ich sah ihn nicht an, schaute nach vorn in die Landschaft und die beiden Pferde die so wunderbar verstanden im Moment zu Leben. Das hatte ich erst Lernen müssen...und wirklich gut war ich in manchen Sachen immer noch nicht damit. Das mit meiner Mutter ging mir seit je her mehr an die Rippen als es gehen sollte. Manchmal fragte ich mich ob vielleicht ich der Grund war? War ich so verkorkst geraten das meine Mutter damals zur Flasche griff? Natürlich...wenn sie nach einem Streit neben mir saß, kniete und weinte und mich um Entschuldigung bat war ich nur allzu willig ihr diese zu gewähren. Es zerriss mich innerlich. Eine Mischung aus Hass...und der Liebe, der Gedanke das sie doch schließlich meine Mutter war, die mich geboren hatte und mir im Grunde nichts böses wollte. Etwas unaussprechliches ging dann in mir vor...die Bilder gingen mir nicht aus dem Kopf. Damals war ich vor ihnen geflüchtet, bei meinem Auszug, hatte sie einfach ausgesperrt. Ich hatte mir Hilfe holen wollen. Aber wie erklärt man einem Psychologen das Träume einen verfolgen seine eigene Mutter zu verletzten? Also schwieg ich und machte das mit mir selbst aus. Vielleicht war ich auch deswegen hier in New Mexico gelandet. Allerdings konnte ich mir selbst darauf keine Antwort geben. Also konnte ich diesen Teil auch Caleb nicht sagen. Ich war mir sicher...irgendwann konnte ich eine Antwort darauf geben, momentan jedoch fehlte mir diese Erkenntnis.

      Caleb
      Natürlich hatte ich gesehen, wie das Wasser Ylvi in den Ausschnitt gelaufen war, hatte es jedoch nur mit einem Grinsen kommentiert, ehe ich meinen Blick wieder über die Weiten der Landschaft hatte gleiten lassen. Erst als sie mir mit der Wasserflasche vor der Nase herum wedelte, schaute ich wieder zu ihr, nahm die Flasche dankend entgegen und trank gierig einen Schluck. Im Moment war es einfach unsagbar heiß hier in New Mexico. Aber trotzdem liebte ich es hier, eigentlich mehr als in Kanada. Es war zwar heißt, aber man konnte abends noch stundenlang draußen sitzen und die Pferde beim Grasen beobachten, oder sogar die Sterne, wenn man Sternfan war. Und das alles ohne dicke Jacke, einfach nur in T-Shirt und kurzer Hose. Kurz sah ich zu Ylvi runter, denn sie war am Baum einfach auf den Boden gesunken. Auch sie musste sich zu erst an die Hitze hier gewöhnen, das stand außer Frage. Wir standen beziehungsweise saßen einfach kurz da, ehe Ylvi mir auf meine Frage von eben zu antworten. Ich hörte ihr aufmerksam zu und als sie fertig mit erzählen war, schien sie noch immer in Gedanken zu hängen, weshalb ich eine Weile lang schwieg. Erst als ich merkte, dass sie sich wohl wieder im hier und jetzt befand, antwortete ich ihr: “Das hört sich ja alles nicht so rosig an.” Was sollte ich auch mehr sagen? Ich stand auf, gab ihr die Wasserflasche zurück und ging mir den Zaun anschauen. Das Holz war einfach durchgefault und hatte den kleinen Sturm, den es vor einer Weile gegeben hatte, einfach nicht mehr ausgehalten. “Wir sind hier aber relativ schnell fertig, sind ja nur die vier Latten, der Pfahl und der Draht.”, sagte ich zu Ylvi und schaute mir an, was Bellamy uns hingelegt hatte. Genau das, was wir brauchten. Ich entfernte also den einen Pfahl aus dem Boden und rief Ylvi zu mir, damit sie den neuen kurz festhalten konnte, während ich ihn in den Boden schlug. Ich war froh, dass sie eine Frau war, die mit anpacken konnte und sich noch vor Arbeit zierte. Zusammen nagelten wir die vier Holzbretter fest, dann sagte ich Ylvi sie soll ein paar Schritte zurückgehen, denn ich fing an mit dem Draht herum zu experimentieren. Dazu hatte ich mir extra Handschuhe angezogen und eine Zange geschnappt. Doch der Draht war widerspenstiger, als ich gedacht hatte und flog mir sogar einmal aus der Hand. “Gut, dass du da gerade nicht gestanden hast.”, sagte ich und schaute zu Ylvi, die genau dort eben noch gestanden hatte, wo jetzt der Draht hin geschossen war. Doch mit etwas Kraft bekam ich den Draht dann dort hin, wo ich ihn haben wollte und machte ihn fest. “Du kannst den improvisierten Zaun von Bellamy weg machen gehen.”, wies ich sie an und Ylvi ging auf die Koppel, um den Zaun zu entfernen. Mittlerweile hatten unsere Stuten auch mitbekommen, dass hier hinten etwas im Gange war und fingen an, Ylvi zu belästigen. Ich band Gipsy kurzerhand doch am Baum an, schnappte mir Devil, öffnete kurz das Tor der Koppel um hinein zu reiten und fing dann an, die Stuten zu cutten, damit sie von Ylvi wegblieben. “Da bist du wieder in deinem Element, was?”, scherzte Ylvi und ich zuckte nur mit den Schultern.
      Als alle Stuten die junge Frau in Ruhe ließen und sie fertig war, verließen wir die Koppel und ich schaute kurz zum Himmel. Es müsste jetzt Mittagszeit sein. “Hast du Lust mit in die Stadt zu reiten und heute da was zu essen? Ich hab keine Lust auf Bellamy und seine Sippschaft.”, fragte ich Ylvi dann und lehnte mich im Sattel nach vorne, verschränkte die Arme auf dem Sattelhorn und schaute zu ihr runter.

      Ylvi
      Ich war dankbar als er mir die neugierigen Stuten vom Hals hielt - es vereinfachte meine Aufgabe um einiges. Den abgebauten Zaun aus Litzen verstaute ich noch in den Boxen die Bellamy hier her gebracht hatte.
      Als ich mich umdrehte sah ich Caleb auf mich zureiten. Sippschaft. So wie ich ihn ansah wirkte er wie ein Cowboy aus den Western Filmen die ich früher so oft gesehen hatte. Irgendwie bediente er damit ja schon ein Cliché, ich lächelte in mich hinein. Mir juckte die Frage auf den Zähnen, stellte sie jedoch noch nicht. Wieso hatte Caleb eigentlich nicht eine eigene Ranch? Er war sowieso schon der Vorarbeiter der gesamten Ranch, hatte also eine der wichtigsten Aufgaben. Als ich die Fotos für die Website gemacht hatte von den Pferden, war nicht etwa Bellamy derjenige gewesen der mir die Pferde alle beim Namen genannt hatte. Was mich daran erinnerte, das ich wirklich mal wieder an die Website musste. In den letzten Tagen hatte ich mich hauptsächlich für Arbeit auf der Ranch einspannen lassen - den Computer vermisste ich fast gar nicht dabei.
      Ich folgte meinem Instinkt, lehnte mich gegen die Stute, sah ihn einen Moment an. “Klingt nach einem Plan, dann seh ich gleich noch mehr von der Landschaft. Dann lern ich Gipsy gleich viel besser kennen.” Dann drehte ich mich um, band den Wallach los um mich federleicht in den Sattel zu schwingen. Allerdings spürte ich trotzdem Muskelkater, solcherlei Arbeit der letzten Tage war mein Körper nicht gewohnt. Und sagen wir mal so...die Nacht war auch nicht spurlos an mir hängen geblieben...ich war irgendwie müde. “Dann lass uns mal los reiten. Sollten wir Bescheid geben? Nachher vermisst man uns noch.”

      Caleb
      Ich schaute Ylvi dabei zu, wie sich in den Sattel schwang und lachte auf ihre Frage hin. “Nein. Ich bin des Öfteren unterwegs und nicht auffindbar und da du ja bei mir bist, machen sie sich schon keine Sorgen. Hauptsache die Arbeit, die anstand, wurde erledigt.”, sagte ich zu ihr und sie schaute mich an, als hätte ich ihre Frage falsch beantwortet. “Na komm.”, sagte ich zu Devil, schnalzte und drehte sie dann nach rechts. “Zur Stadt ist es eigentlich immer nur am Fluss entlang. Dann ein wenig Straße und dann sind wir da, wo ich hin will. Das Restaurant ist praktisch, da kommen fast alle mit Pferden hin. Man kann sie da anbinden und sie bekommen Heu und Wasser. Ist aber das einzige Restaurant, das so etwas macht. Läuft auch leider nicht so gut. Aber ich sag dem Besitzer schon lange, er soll eine Cowboykneipe draus machen.” “Eine Cowboykneipe?”, fragte Ylvi mich lachend. “Ja genau. Da reitest du mit deinem Pferd hin, betrinkst dich und dein Pferd bringt dich wieder heim.”

      Ylvi
      Amerika Land der unbegrenzten Möglichkeiten - da Ritt man unter Umständen auch ins Restaurant oder die Kneipe. “Das ist natürlich dann auch nur eine Aufgabe für Ranchpferde?” fragte ich, erntete ein Augenzwinkern und warf den Kopf lachend in den Nacken... irgendwie entwickelte sich das zum Running Gag.
      Dort angekommen, lockerten wir die Sättel der Pferde ein wenig, die Trensen machten wir ab und gingen hinein. Die Auswahl auf der Karte hielt sich in Grenzen, doch es gab zwei Gerichte die auch ich aß. Die Entscheidung fiel auf Pulled Pork mit Pommes. Dann sah ich mich in dem Restaurant um, die Inneneinrichtung hatte Flair. Der Typ der uns bediente hatte definitiv Gesichtszüge eines Indianers - das spiegelte sich auch im Restaurant wieder. “Also mehr Besucher hätte der Ort hier definitiv verdient, auch ohne Cowboykneipe.” flüsterte ich Caleb lächelnd zu, dieser zuckte nur mit den Schultern. Das Essen wurde uns gerade gebracht, vielleicht wollte er nicht mit mir in Anwesenheit des Kellners(oder Besitzers) reden.

      Caleb
      Während Ylvi sich für das Pulled Pork mit Pommes entschied, bestellte ich einen saftigen Burger, das hatte ich schon lange nicht mehr gegessen- außerdem ein kühles Bier. Sehr schnell wurde unser Essen an den Tisch gebracht und ich nickte dem Kellner zu, dieser tippte sich kurz an den Kopf. “Ja doch…”, murmelte ich und nahm nun doch meinen Hut vom Kopf, den ich bis jetzt nicht ausgezogen hatte. “Jedes Mal das Selbe.”, lachte ich und der Kellner stimmte in mein Lachen ein. Ylvi schaute nur zwischen uns beiden hin und her und schien zu ahnen, dass wir uns wohl schon länger kannten.
      Wir aßen und tranken relativ schnell zu Ende. Auch wenn Ylvi zunächst darauf bestand ihr eigenes Essen zu bezahlen, gab sie nach einem bösen Blick meinerseits dann doch auf und ließ mich bezahlen. Draußen gurteten wir die Sättel nach, zogen die Trensen wieder an und machten uns auf den Heimweg. Wir kamen wieder an der Stutenkoppel vorbei, von der Bellamy nun schon alles Equipment weggeräumt hatte, so dass wir geradewegs nach Hause reiten konnten. Dort angekommen sattelten wir die beiden Pferde ab, brachten sie auf die Weide und gingen dann unserer Wege. “Bis heute Abend.”, sagte ich zu Ylvi, zwinkerte, drehte mich dann um und ging ohne ein weiteres Wort zum Hengststall.
    • Veija
      Kontrollritt
      November 2018, by Veija
      Caleb
      Ich hatte mir meinen Hengst Smart Lil Vulture gesattelt und wollte mit ihm die Hengstkoppeln und Paddocks abreiten, um sicher zu stellen, dass die Zäune noch in Ordnung waren und keiner repariert werden müsste. Als erstes wollte ich bei Zues anfangen vorbei. Er hatte ein wunderschönes Stück Koppel ganz für sich alleine. Von dort aus konnte er über einen Pfad und einen Paddock in den Stall und in eine Box gehen. So haben wir ihn im Blick und er muss in den Stall gehen, um seine kleine Portion Kraftfutter zu bekommen. GRH's Funky's Wild Berry und GRH's Unbroken Soul of a Devil stehen zusammen auf der nächsten Koppel. Die zwei scheinen wirklich unzertrennlich, obwohl sie Hengste sind. Vielleicht haben sie das mit ihren jungen Jahren ja noch nicht mitbekommen. Das nächste Koppelstück ist leer, dann folgen die von Hollywoods Silver Dream, Gunners Styled Gangster, Genuine Lil Cut und Chapter 24. Es folgt wieder eine freie Koppel, ehe der Teil kommt, in dem Chocolate Shades, General's Coming Home und GRH's Bella's Dun Gotta Gun stehen. Lachend, aber auch Kopfschüttelnd stellte ich fest, dass alle Pferde noch da waren. Die jetzt fehlenden standen direkt am oder im Stall, da sie zur Zeit im Training standen. Ich ritt noch ein wenig weiter und schaute mir auch die hinteren Zäune an. Zurück ritt ich nicht mehr hinten sondern vorne vorbei und warf auch da einen Blick um mich herum. Es war jedoch alles soweit in Ordnung, weshalb ich meinen Job guten Gewissens beendete und mich in Richtung der Stutenkoppeln machte, denn auch da sollte ich nach dem Rechten sehen. Vulture tauschte ich jedoch gegen Cielos, da dieser nicht hengstig reagieren würde.
      Neu in der Stutentruppe waren Lady Blue Skip und California Rose, die doch noch etwas abseits standen, aber zusammen. Die anderen Pferde standen mehr oder weniger als Gruppe zusammen. Bella Cielo konnte ich sehen, Colonels Smokin Gun, die Chefin DunIts Smart Investment und Ginny my Love. GRH's A Gun Colored Lena stand auch etwas abseits. Sie hatte sich nach ihrer bestanden Krönung eine kleine Koppelpause verdient. Bald würde jedoch auch bei ihr das Training wieder losgehen. Jade stand wie immer in der Nähe von Chou. Kristy Killings stand im Schatten eines Baumes, bei dem auch Raised from Hell und Wimpys Little Devil standen. Ein Wunder, normalerweise nahmen die beiden Stuten reißaus voneinander. Auch A Walking Honor und Black Sue Dun It grasten zusammen. Da hatten sich auch zwei gefunden. Easy Going konnte ich zu erst nicht von Ginger Rose unterscheiden, doch als ich näher heran ritt, sah ich den Unterschied. Auf jeden Fall waren sie beide da! Auch Face Down war nicht weit. Sie war auch ein Herz und eine Seele mit ihrer Freundin Easy Going. GRH's Aquila T Mistery sah immer besser aus und GRH's Unbroken Magic tat es ihr gleich. Die Roanscheckstute legte immer mehr an Muskeln zu, so dass Training bald richtig anfangen konnte. Die Grundlagen des Reitens kannte sie ja schon, bald würde es dann ernst werden. Honey's Aleshanee graste auch freidlich zwischen Magnificient Crow und My sweet little Secret. Nur Only Known in Texas musste die Herde wieder aufmischen. Verrücktes Pferd.
      Picture of a Ghost, unsere neue Rappstute, hatte sich auch gut eingelebt bei uns. Sie sah Snapper Little Lena's alter Freundin sehr ähnlich, und obwohl Lena blind war, hielt sie sich jetzt sehr an diese Stute. Zu guter letzte fehlten noch zwei Pferde auf meiner Liste, die ich nach für nach abgehakt hatte. Striga und Stormborn. Nach einem kurzen Ritt über die weitläufige Koppel fand ich sie auch an der Wasserstelle. Alle Pferde waren da und jedem ging es gut. Kein Grund zur Sorge. Als letztes ritt ich einmal am Zaun vorbei und musste einige Stellen auch ausbessern, aber im Großen und Ganzen war der Zaun in Ordnung.

      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil I
      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Caleb
      Seit dem Unfall von Ylvi war einige Zeit vergangen. Genauer gesagt drei Wochen. Am letzten Wochenende war Betsys Turnier mit Black Sue Dun It gewesen und… sie hatte das Ding gerockt. Die anderen Mädchen hatten mit heruntergefallenen Kinnladen am Zaun gestanden, während ich das Mädchen überschwänglich aus dem Sattel gehoben, uns einmal um die eigene Achse gedreht und dann wieder aufs Pferd gesetzt hatte. Beim Pole Bending hatte sie den ersten Platz mit Sue gemacht und die anderen wirklich hinter sich zurückgelassen. “Damit hab ich nicht gerechnet.”, hatte sie gelacht und fast angefangen zu weinen. Ich hatte sie gedrückt und ihr versichert, dass sie den ersten Platz verdient hatte und die anderen sich bestimmt nicht mehr über sie lustig machen würden. Dem war jedoch nicht so, leider. Am Mittwoch war die Kleine todtraurig aus der Schule gekommen. Sie wurde geärgert, weil es nicht ihr eigenes Pferd gewesen war. Pferde leihen konnte schließlich jeder. Meine Überlegung war es nun, ihr Sue zu schenken. Naja, zumindest zur Hälfte. Aber das musste ja niemand wissen- niemand außer Bellamy, denn dem gehörte das Pferd ja- und genau in dessen Büro saß ich gerade. Bellamy war mal wieder hinter einem Stapel Papier verschwunden und konnte mich eigentlich gar nicht wirklich sehen. “Du… solltest jemanden einstellen, um den Papierkram zu machen. Unser Heu wird auch knapp, von der Einstreu brauch ich gar nicht erst anzufangen…”, sagte ich und erkannte dann ein paar schwarze Locken, die hinter dem Papierberg herausschauen. “Wenn ich hier mal Ordnung reinbekommen würde, dann wüsste ich das. Und dann wüsste ich auch, wie viel Geld wir diesen Monat noch übrig haben, um solche Dinge zu kaufen.”, murrte er und ich verschränkte meine Hände hinter meinem Nacken. “Naja, dann such dir einfach mal Hilfe. Hier auf der Ranch rennen genug Menschen rum- und ansonsten frag doch einfach O. Sie bekommt das drüben ganz alleine mit Travis auf die Reihe.”, lachte ich und verstummte sofort wieder, als mein Gegenüber mir einen Blick zuwarf, der keine Fragen offen ließ. “Apsopos O… sie möchte wieder zu uns kommen. Sie verkauft zur Zeit einige Pferde und auch die Ranch.” “Aber was ist denn aus ihren Rennpferden geworden?” “Hat sie noch, zumindest eine Handvoll davon. Die würden mit ihr zurückkommen.” “Und die Sportpferde?” “Na, von irgendwas muss sie sich doch trennen, wenn sie verkleinern will.”, lachte Bellamy nur. “Ja dann kann sie ja den Papierkram erledigen.”, scherzte ich und Bellamy nickte. “Aber nicht für allzu lange.”, sagte er und ich schaute ihn fragend an. “Nicht?” “Nein.” Damit war das Thema beendet.
      “Bell… was ich eigentlich wollte.. Betsy war so gut am Wochenende auf Sue, da wollte ich dich einfach fragen, ob wir sie ihr nicht schenken können. Nicht ganz, nur 50%. Aber dann kann sie diesen dämlichen Gören sagen, dass das Pferd ihr gehört.”, schlug ich ihm vor und er nickte. “Wenn du das für richtig hälst, ist es okay. Kannst sie ihr ja zu Weihnachten schenken, ist ja bald. Aber ich wette, sie hätte lieber Blue genommen.” “Oh nein, den geb ich nicht her. Und ja, zu Weihnachten ist eine gute Idee!”, sagte ich lachend und stand auf. “Ach, ehe du gehst.. schau nochmal nach Ylvi, sie hat nach dir gefragt.” Ich nickte, drehte mich um und verschwand aus dem Zimmer. Ylvi… Sie lebte jetzt hier im Haupthaus, nicht mehr drüben bei mir. Irgendwie hatte das unsere… Beziehung auf Eis gelegt. Ich besuchte sie nicht oft, blieb selten länger als eine halbe Stunde und redete nicht viel. Ich erzählte ihr, wie mein Tag gewesen war, was ich gearbeitet hatte und was ich am nächsten Tag arbeiten würde. Mein Weg führte mich auch direkt nach draußen auf den Hof, wo ich mich auf Smart Lil Vulture setzte, den ich vor der Tür angebunden hatte, und in Richtung der hinteren Koppeln ritt. Ich blickte noch einmal zum Haus zurück und wurde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet hatte.

      Ylvi
      Wie ein Idiot stand ich am Fenster, spähte durch die Gardinen und sah Caleb auf Vulture verschwinden. Der Hengst hatte sich wirklich gemacht. Wie oft hatte ich Caleb bei der Arbeit mit dem Hengst beobachtet in diesem Sommer. Es ging auf den Winter zu, wenn auch hier noch immer fast angenehme 11 Grad herrschten.
      Nach der OP waren meine Eltern in den nächsten Flieger gestiegen um mich hier zu besuchen. Mein Vater hatte belustigt festgestellt das meine Schwäche für Rappschecken kaum zu übersehen war. Meine Mutter hatte das ganze weit weniger gut aufgenommen. Nach einer Woche waren sie verschwunden, ich wurde allein gelassen. Mal abgesehen davon, dass Bellamy neben der Büroarbeit wirklich oft herein kam um unter Kontrolle zu haben das ich mich nicht weit aus dem Bett oder dem Zimmer bewegte. Zweimal am Tag hieß es den Verband zu wechseln, bei der Aufgabe unterstützte mich eine mobile Krankenpflege. In den ersten zwei Wochen hatte ich auch nicht viel getan als geschlafen oder gegessen.
      Abwechslung boten die Besuche von Louis. Neben der Tätigkeit in seiner eigenen Bar, kam er oft vorbei um mir Gesellschaft zu leisten. Manchmal begleitete ihn auch seine Schwester Lilly, die mir mit ihrem losen Mundwerk dazu verhalf meine dunklen Gedanken für einige Stunden zu verbannen. Sie kutschierte mich auch gern in einem Rollstuhl über die Ranch, denn noch war ich selbst zu schwach auf den Beinen. Außerdem bewegten sie meine Pferde, dafür war ich ihnen am meisten Dankbar. Mit Inyan hatte Louis natürlich keine Probleme, mit Ravn verhielt es sich da etwas anders. Am dritten Tag nachdem Caleb mich zur Ranch zurück genommen hatte, war er nach einer missglückten Trainingseinheit von dem Wallach zu mir hinauf gekommen. In der Zeit bewegte Lilly gerade Lady Gweny im Gelände. Ich musste lächeln als er mir berichtete das der Wallach sich bei ihm keinen Zentimeter vom Aufstiegsblock fort bewegt hatte. Daher hatte er beschlossen den eigenwilligen Valravn nicht zu bewegen. Mit Fylgia hatte er sich ein wenig vor der Kutsche vergnügt, da er selbst zu groß war um die zierliche Stute zu reiten. Auf einem dieser Ausflüge hatte er mich gestern mitgenommen, in eine dicke Decke gehüllt hatte er mich aus dem Haus getragen und hatte beschlossen wir machen eine kurze Tour um die Koppeln der Ranch. Als wir im gemächlichen Schritt wieder die Ranch betraten kam uns ein reitender Caleb entgegen. Die Worte die er an Louis richtete verstand ich nicht - es war Lakota - aber den Unterton von unmut vernahm ich deutlicher darin. Mir war ein bisschen unbequem zumute auf meinem Sitz...noch hatte ich keine sonderliche Erlaubnis für große Ausflüge draußen. Obwohl Caleb nicht oft zu mir kam - dieser Teil schien ihm nicht entgangen. Dann gab er dem Pferd unter sich einen Wink los zu laufen, als er auf meiner Höhe war, zog er sich leicht am Hut, nickte und ein feines Lächeln zuckte über seine Züge. Dieser Tage wurde ich nicht schlau aus ihm, aber war ich das je?
      Noch verblüffter war ich als ich sah welches Pferd er da ritt. Es war Ravn! “Hast du ihn darum gebeten?” flüsterte ich zu Louis, der nur den Kopf schüttelte. Ich lächelte in mich hinein...also war Caleb womöglich von allein auf die Idee gekommen. Zwischen all seinen Aufgaben nahm er sich tatsächlich die Zeit meinen Wallach zu reiten.
      Langsam kehrte ich aus meinen Gedanken ins hier zurück, löste mich vom Fenster, griff nach meinen Sachen um hinunter in das Bad zu gehen. Nach dem Wechsel des Verbandes wollte ich eine schnelle Dusche nehmen. Danach lief es wohl darauf hinaus das ich versuchte gemeinsam mit Bellamy Herr seines Chaos zu werden. Kleine Aufgaben konnte ich zumindest wieder erledigen.

      Caleb
      Mein Tag war mal wieder so voll gepackt mit Aufgaben gewesen, dass ich es erneut nicht geschafft hatte, bei Ylvi vorbei zu schauen. Nun war es schon fast neun Uhr und das Feierabendbier rief nach mir.
      Nach meinem seltsamen Gespräch mit Bellamy heute Mittag war ich mit Vulture zu den Koppeln geritten, wo ich einen neuen Zaun ziehen sollte. Das Equipment hatte ich mir am Morgen mit dem Traktor schon her gefahren, angefangen zu arbeiten hatte ich allerdings noch nicht. Ich band den Hengst an einem Zaunpfahl an und ließ ihn grasen, während ich anfing, den Zaun zu ziehen. Zwischendurch machte ich immer mal wieder eine kurze Pause, um etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken. Gegen vier Uhr musste ich dann zurück zur Ranch- Reitstunde mit Betsy und Sue. Sie hatte zwar Blue reiten wollen, aber Gun and Slide war kein Pole Bending Pferd und sie wollte ja in dieser Disziplin besser werden.
      So hatte ich ihr beim Satteln geholfen und die Stute abgeritten. Sue war im Moment so voller Energie, dass ich sie lieber selbst abritt, bevor ich Betsy auf ihren Rücken ließ. Warum Sue im Moment so ein Energiebündel war, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall meinte sie heute buckeln zu müssen, was ihr allerdings nichts als Ärger mit mir einbrachte. Betsy hatte sich zerknirscht an den Zaun gestellt, weil ich die Stute heute anders anpacken musste als sonst und keinen Ton zu mir gesagt, als sie an der Reihe war. Sue hatte stark schnaufend und verschwitzt da gestanden, doch das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ein Glück für sie, dass ich sie nicht turniermäßig vorstellte, denn sonst wäre das richtige Training ähnlich verlaufen.
      Bei Betsy konnte sie jetzt jedoch wirklich entspannen. Schritt und viel Trab, dann erst Galopp. So übten die Beiden ganz in Ruhe und ich musste ihnen nicht viele Verbesserungen oder Kommandos entgegen rufen. Kurz vor fünf war die Sonne schon untergegangen, jetzt hatten wir halb sechs. Zum Glück besaßen wir große Strahler, die den ganzen Platz erleuchteten. Es war jedoch kälter als die letzten Tage, zumindest der Wind fühlte sich kälter an. “Wir lassen Sue heute im Stall, leg ihr auch eine Abschwitzdecke drauf, nicht dass sie krank wird.”, hatte ich zu Betsy gesagt und hatte mich dann an meine eigentliche Arbeit begeben. Boxen misten. Natürlich hatte niemand es für nötig gehalten meinen Part zu übernehmen, während ich auf der Koppel Zaunpfähle eingeschlagen hatte. Von halb sechs bis halb neun hatte ich also im Stall gestanden und Mist geschaufelt. Dann war ich nach drinnen gegangen, unter die Dusche gesprungen und auf die Couch gefallen.
      Kurz seufzte ich. Ein wenig vermisste ich Ylvi hier schon. Ob ich sie doch besuchen gehen sollte? Ich kramte mein Handy raus und schrieb ihr eine kurze Nachricht, ob sie noch wach sei und ob ich noch kurz rüberkommen konnte. Insgeheim hoffte ich fast auf ein nein, aber irgendetwas zog mich doch zu ihr. Wie konnte das, was wir hatten, durch ihren Umzug ins Haupthaus so… kaputt gegangen sein? Ich schüttelte den Kopf und wollte so die Gedanken vertreiben. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter mir und ich hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Jetzt zählte die Ruhe und das Bier und…. mein vibrierendes Handy.

      Ylvi
      Nachdem ich Bellamy geholfen hatte ein wenig seines Chaos zu beheben - er hatte tatsächlich beinahe vergessen den Mitarbeitern ihren Lohn zu zahlen, hatte ich mich in das untere Zimmer zurück gezogen. Dort stapelten sich Bücher an der Wand, genau mein Gebiet. Nun saß ich bereits eine gute Stunde auf der kleinen Couch las, als ich bemerkte wie mein Handy blinkte. Ich entsperrte den Bildschirm, Calebs Name leuchtete bei WhatsApp in der Beschreibung. Ich sah nur die Hälfte der Nachricht. Mein Herz wummerte...ich legte es beiseite, versuchte zu ignorieren das er mir geschrieben hatte. Las ein, zwei Sätze nahm gar nichts auf von dem was die Worte mir erzählten.
      Dann ergriff ich doch hektisch mein Telefon, öffnete den Chat und las seine Frage. “When your not sleeping, shall I come?” stand dort. Mein Daumen rief die Tastatur zum Vorschein. Ich tippte ein einfaches “Sure” ...löschte dann den text, schloss das Handy wieder. Ich starrte an die Wand, während ich spürte wie mir heiß und kalt zugleich wurde. Es war fast zwei Wochen her seitdem ich ihn in Natura und vor allem allein gesehen hatte. Ich sah hinab auf mein Handy im Schoß, welches mir nun den Blick auf die Seiten des Buches versperrte. Erneut öffnete ich den Chat. Sah auf die Buchstaben der Tastatur die wieder aufgeploppt war. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, dann tippte ich den kleinen Text und verschickte ihn mit klopfendem Herzen. Dann ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden, nicht ohne die Vibration wieder einzustellen. Mit dem Buch in der Hand verschwand ich schließlich in das Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Von hier hatte ich einen guten Blick auf das Gästehaus. Ich schaltete das Licht nicht ein, entzündete nur die vier großen Kerzen und meine kleine Nachttischlampe. Mehr Licht benötigte ich jetzt nicht. Auf das Buch würde ich mich ohnehin nicht konzentrieren können. Aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten konnte ich gar nicht richtig still halten.

      Caleb
      Ich hatte ein paar Schluck aus der Bierflasche getrunken und mein Handy auf die Couch gelegt. Eine ganze Zeit lang passierte nichts. Als es dann vibrierte und die Antwort von Ylvi erschien musste ich herzlich lachen. “Don’t forget the beer.”, stand dort geschrieben. Vergiss das Bier nicht.. typisch Ylvi. Ich stand auf, schnappte mir meine Flasche und stellte unwillkürlich fest, dass ich dort noch eine stehen hatte. Wir hatten oft hier zusammen gesessen und ein Feierabendbier getrunken, dass ich es mir wohl angeeignet hatte, immer zwei mit ins Wohnzimmer zu bringen. Da Ylvi schon eine ganze Weile weg war, war dies mir schon lange nicht mehr passiert. Heute schien ich jedoch mit den Gedanken eh nicht bei der Sache zu sein. Wann hatte ich Ylvi das letzte Mal alleine getroffen? Vor einer Woche? Vor zwei Wochen? Ich wusste es nicht mehr.
      Kurz föhnte ich mir durch meine blonden Locken, ließ den Hut bewusst auf der Kommode liegen, zog nur meine Stiefel und meine Jacke an und ging langsam rüber zum Haupthaus. Es war mittlerweile halb zehn, ein paar der Arbeiter waren schon in den Betten und auch der Großteil des Haupthauses war dunkel. In Ylvis Zimmer brannten ein paar Kerzen, kein Licht. Fragend schaute ich zu ihrem Fenster rüber, grinste dann jedoch nur kopfschüttelnd und setzte meinen Weg fort.
      Im Haus angekommen zog ich die Stiefel aus, hängte meine Jacke auf und ging mit den zwei Bierflaschen in der Hand zu ihrem Zimmer. Ich klopfte und ging dann rein. “Hey.”, sagte ich leise und schloss die Tür hinter mir. Ylvi stand von ihrem Bett auf, kam auf mich zu, erwiderte meinen Gruß und streckte sofort die Hand nach dem Bier aus. “Jaja. Darfst du sowas überhaupt schon wieder trinken?”, fragte ich sie und reichte ihr die noch geschlossene Flasche, ehe ich an meiner Offenen nippte.

      Ylvi
      Wie alt war ich? 23! Und wieso hatte ich verdammt nochmal schwitzige Hände? Ich fühlte mich etwa um 10 Jahre jünger. Zum Kotzen. Ich hätte gern Caleb auf dem Absatz umgedreht aus der Tür hinaus befördert und versucht nie wieder an ihn zu denken. Stattdessen ging ich auf ihn zu, griff nach dem Bier das er mir entgegen reichte. Auf seine Frage zuckte ich mit den Schultern “Zumindest nehm ich keine Medikamente mehr die sich damit nicht vertragen.” ich hatte auch kein offizielles Verbot nach Alkohol bekommen. Zumindest nicht das ich wüsste. Da es in diesem Zimmer keine Couch gab die ich zum sitzen hätte anbieten können nahmen wir auf dem Bett nebeneinander Platz. Caleb sah fertig aus, hob jedoch sein Bier und leise klirrten unsere Flaschen gegeneinander. “Ich hatte bisher gar keine Gelegenheit dir zu danken das du Ravn bewegst. Ich hab dich schon zweimal dabei gesehen. Das du zwischen deinen ganzen anderen Aufgaben noch dazu kommst ist wirklich nett. Wird Zeit das Bellamy endlich ein paar andere Helfer einstellt. Waren die Bewerbungsgespräche dahingehend eigentlich erfolgreich? Das hab ich gar nicht so mitbekommen in der letzten Zeit.”
      Ich war mir der Nähe zwischen uns bewusst, jedoch berührten meine Füße kaum den Boden, die Haltung nach vorn gebeugt war nicht ganz gut. Also musste ich von ihm abrücken, mir eines der Kissen in den Rücken legen und mich anschließend dagegen lehnen. Vielleicht hatte ich es mit meiner Aktivität heute ein wenig übertrieben.

      Caleb
      Auf ihre Aussage mit den Medikamenten zuckte ich nur die Schultern. “Okay, nicht dass ich dich hier noch vergifte.”, lachte ich und wir tranken eine Weile schweigend unser Bier. Wir setzten uns auf ihr Bett. Unser Wohnzimmer mit der Couch drüben im Gästehaus vermisste ich jetzt schon. “Oh ja, Ravn.”, sagte ich als hätte sie mich von irgendwo zurück ins hier und jetzt geholt. “Ja, Arbeit hab ich genug, du willst gar nicht wissen was ich heute alles gemacht habe.”, grummelte ich und antwortete ihr zunächst auf ihre Frage. “Ja, einen hab ich eingestellt. Naja, Bellamy. Aber ich wollte ihn. Cayce, hat auch ein Pferd dabei. Whitetails Shortcut. Shorty. Tolles Pferd, bin den mal auf einem Rodeo geritten, aber das ist eine lange Geschichte.”, sagte ich nur und nippte wieder an der Flasche. Ylvi setzte sich um und auch ich stand vom Bett auf, ehe ich mich auf den Stuhl daneben setzte. “Das Bett ist echt wahnsinnig unbequem.”, sagte ich zu ihr und erhaschte noch einen kurzen Moment ihres verwirrten Gesichtsausdruckes, ehe sie mich wieder normal ansah. “Und ja… Cayce greift mir hier jetzt schon wahnsinnig unter die Arme. Er ist auch Trainer, hilft mir bei den Reiningpferden. Ich würde die gerne nächstes Jahr aktiver vorstellen. Wir haben so gute Nachzuchten und auch ältere Hasen hier, die gehören in die Arena, nicht auf die Koppel.”, erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll. “Aber heute war nicht mein Tag.”, seufzte ich schließlich und fuhr mir einmal durch die Locken. Sie waren lang geworden, fielen nicht mehr sonderlich hübsch nach unten. Ylvi sah mich auffordernd an, weshalb ich zu erzählen anfing. “Angefangen hat der Tag damit, dass ich mir Zaun und Draht zu einer der Koppeln gefahren habe, um dort zu arbeiten. Ich hatte was vergessen, kam zurück und bin dann zu Bellamy gegangen, weil er kurz Zeit hatte. Hab ihn gefragt ob wir nicht Betsy die Stute Sue schenken können zu Weihnachten. Naja, zumindest 50%. Weil sie immer so von den anderen geärgert wird und dann kann sie sagen, das Pferd gehört ihr. Vielleicht lassen die anderen sie ja dann in Ruhe?” Ylvi nickte. “Dann hab ich mir Vulture geschnappt, bin zur Koppel zurück und.. achja, O kommt zurück hier her. Aber vielleicht hat Bellamy dir schon davon erzählt? Auf jeden Fall… zur Koppel zurück und hab da gearbeitet. Ganz fertig bin ich nicht, muss da morgen nochmal hin. Hatte dann Reitstunde mit Betsy und Sue und bei Gott… dieses Pferd. Keine Ahnung was sie hatte, aber ich musste sie heute so hart anpacken, das kenn ich gar nicht von ihr. Betsy stand dann auch in der Ecke und hat kein Wort mehr zu mir gesagt. Glaube das gibt Probleme, wenn die Stute ihr.. halb ihr.. gehört. Aber naja.. dann habe ich Boxen gemistet. Hat ja keiner für nötig gehalten das zu tun, während ich Zaun machen war. Dann war ich duschen, saß auf der Couch und bin nun hier- morgen wird vermutlich nicht besser, denke das Heu kommt dann und wer lädt es ab? Ich…”, grummelte ich und nahm noch einen Schluck Bier. So viel hatte ich in den letzten Wochen nicht mit Ylvi geredet, weshalb sie jetzt leicht erschlagen in ihrem Bett saß. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass es so war.

      Ylvi
      Ich schwieg einen Moment, ordnete die Fülle an Informationen, überlegte auf was ich darauf als erstes Antworten sollte. Ich hatte dabei einen dümmlichen Gesichtsausdruck, ganz sicher. Caleb grinste erst, lachte dann ein wenig. Ich erwiderte. “Wo ist nur der verschwiegene Cowboy hin?”, legte dann die Hand auf den Mund. Wie im Chat die Affen Smileys. “Daran bist du Schuld.” das klang beinahe verwegen wie Caleb es sagte. “Ich freue mich aber das du zumindest etwas Unterstützung durch Cayce hast. Die Idee für Betsy ist großartig! Kinder können so abartig zueinander sein, vor allem Mädchen in dem Alter. Dabei hat sie die Pubertät noch vor sich. Ich denke ein Pferd kann ihr dabei helfen sich zu entwickeln. Außerdem bist du als Trainer dann ja nicht aus der Welt...oder eben Cayce. Ich hab dich heute morgen bei Bellamy gesehen. Ist doch sicherlich ätzend ständig ihn fragen zu müssen? Bei all den guten Ideen und Plänen die dir so vorschweben.” Caleb war Vorarbeiter der Ranch, hatte viele der wichtigen Aufgaben der Ranch übernommen. Machte die Dienstpläne, das Futtermanagement. Im Grunde fehlte nicht viel zu dem Punkt das er alles auf der Ranch bestimmte. Trotzdem war der Name der Ranch Blakes Crow Meadow und die finale Entscheidung wurde stets von Bellamy getroffen. Dieser hatte mir jedoch, nicht gerade durch die Blume, zu verstehen gegeben das ihm die Aufgabe über den Kopf wuchs. Auch die Rückkehr von O würde nicht viel ändern, denn sie hatte nicht vor in die Ranch ihres Bruders einzusteigen. Ganz freiwillig kam sie wohl auch nicht zurück, wenn ich es nicht falsch verstanden hatte. Bellamy wusste das er sich etwas überlegen musste, wenn die Ranch in geordneten Bahnen weiter laufen sollte. Ich hatte die Rechnungen gesehen, das Chaos...und fragte mich in welchen Zügen Caleb über das Problem überhaupt Bescheid wusste.

      Caleb
      Meine Bierflasche neigte sich dem Ende zu und auch die Uhr schritt Stück für Stück voran. Lange würde ich wohl nicht mehr hier bleiben, genoss die Gesellschaft von Ylvi nun doch in vollen Zügen. Sie hatte mir gefehlt. Und sie fehlte mir verdammt nochmal drüben im Haus auch. Aber ihr das zu sagen? Das war nicht ich. “Oh ja und frag mich erst mal. Cayce ist ein wahnsinnig guter Reiter. Vielleicht können wir zusammen nochmal anfangen zu Ropen!”, erklärte ich ihr stolz und sah auch bei ihr ein Lächeln aufflackern. Sie wusste, wie sehr ich das Lassoschwingen liebte, hatte es aber eine ganze Weile nicht mehr tun können. Nur vom Bullenreiten hielt ich mich fern. Auf einen Bronc würde ich bei Gelegenheit bestimmt nochmal steigen. “Und mit Betsy glaube ich auch.”, sagte ich ihr dann. “Und eigentlich kann ihr hier jeder auf der Ranch helfen. Hier rennen genug Trainer und Leute mit Ahnung rum.”, lachte ich. Dann seufzte ich abfällig. “Es ist ätzend. Einerseits bin ich die Nummer eins auf dem Hof, was die Arbeit angeht, andererseits muss ich für jede Erlaubnis zu Bellamy rennen und ihn anflehen, etwas neues kaufen zu dürfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist.”, erklärte ich ihr und drehte die Bierflasche in meiner Hand hin und her, ehe ich den letzten Schluck daraus trank. “Ich bin froh, dass er es geschafft hat, das Heu zu bestellen. Kommt ja nun zum Glück morgen, viel ist nicht mehr da. Viele Pferde fressen eben viel.”, sagte ich und stand auf, streckte mich kurz. “Ich würde gleich auch wieder gehen. Es war ein langer Tag.”, meinte ich beiläufig, setzte mich jedoch wieder hin und stellte die Flasche auf den Boden. So ganz war ich noch nicht vom Gehen überzeugt.

      Ylvi
      Ich verschwieg ihm besser das ich das Heu bestellt hatte...nach der enormen Hitze des Sommers war es gar nicht einfach gewesen einen guten Händler aufzutreiben. In einer besseren Gegend hätte man das Heu selbst machen können. Dazu gab es in New Mexico allerdings keinerlei Chance. “Ich bin Bellamy die letzte Zeit ein wenig zur Hand gegangen, dem wird langsam klar das er sich mit der Ranch vielleicht übernommen hat. Ich denke er ist heilfroh, dass du ihm den Arsch rettest, wirklich. Das würde er so vielleicht nicht sagen...aber als Außenstehende kann ich das denke ich ganz gut beurteilen.” ich lächelte ihn an...das war ein insgeheimes Lob an ihn. Bekam er nicht oft. Das Konzept der Ranch war gut...nur Lage, Planung und Ausführung haperten. Ich hatte nicht viel Ahnung von Marketing, aber so steuerte Blakes Crow Meadow deutlich in die Pleite. Bellamy hatte angedeutet einige Pferde verkaufen zu müssen. Ein Blick auf den Bildschirm des Handys zeigte, das Mitternacht unaufhörlich näher rückte. Ich hatte nicht einmal die Hälfte meines Bieres getrunken, durch das Halten in meiner Hand war es nun auch schon warm. Das zur Seite beugen um es auf dem Schrank neben dem Bett abzustellen gestaltete sich als schwieriger. Bei der zu schnellen Drehung des Oberkörpers zuckte ich zusammen, konnte den Handgriff zur Narbe nicht vermeiden und atmete zischend ein. “Manchmal vergess ich das.” Caleb hatte reagiert, war aufgesprungen, nahm das Bier aus der Hand und stellte es zur leeren Flasche auf den Boden. Er sagte nichts, sein Blick hatte jedoch etwas tadelndes...es war der verkniffene. Genau der selbe den ich so oft bekommen hatte, wenn im Unterricht nicht alles lief wie es sollte. Er saß nicht wieder auf dem Stuhl sondern hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Ich wollte nicht das er ging...das Wort “Bleib” blieb mir jedoch in der Kehle hängen, es kam mir einfach nicht über die Lippen. Ich wollte ihm nicht zeigen wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dabei war es nur ein verdammtes Wort! Er schien meinen Konflikt zu spüren, anders konnte ich es mir nicht erklären. Sein Blick hatte meinen fixiert. “Ja bitte?” Ich spürte das Herz schneller schlagen in meiner Brust. Wie sollte ich sagen was ich wollte. Ich hatte die letzten Wochen beschissen geschlafen...die andere Seite meines Bettes schien so verdammt leer. Ich konnte selbst nicht fassen in welch kurzer Zeit ich mich daran gewöhnt hatte jemanden neben mir zu haben. Bei Max hatte ich es gehasst...nicht schlafen können eben, weil er neben mir lag. Jetzt allerdings, konnte ich teilweise nicht schlafen eben, weil niemand...jemand nicht neben mir lag. Und ich hasste diese Abhängigkeit. Wann zum Teufel war das passiert? Das war nicht in meinem Plan gewesen. “Was ist?” drängte Caleb nach, jetzt leichte Sorge in der Stimme. Hatte er Angst die unbedachte Bewegung schmerzte noch immer? Ich schüttelte den Kopf, lächelte...dann kam es mir über die Lippen. “Bleib.” nur gehaucht, scheu wie bei einem Reh. Das klang nichtmal nach mir. Wo war die Selbstbewusste Ylvi hin verschwunden?

      Caleb
      Ein Wort. So leise gehaucht, dass ich es fast nicht verstanden hatte. ‘Bleib’. Ich lächelte. “Geht das wirklich? Mit deiner Op und so…”, murmelte ich und Ylvi nickte, sie schien nun wieder etwas mehr Mut gefasst zu haben. Wieder zerriss es mich innerlich, dass unsere… Beziehung in den letzten Wochen so kaputt gegangen war. Ich hatte einfach Angst Ylvi zu verletzen. Sie war nicht mehr so zerbrechlich wie vor ein paar Wochen. Aber ihre OP hatte mir mal wieder vor Augen geführt, weshalb ich nicht der Beziehungstyp war. Ich hatte keine Lust mir ständig Sorgen um jemand anderen zu machen, auf jemand anderen aufzupassen, für jemanden da zu sein… aber Ylvi… sie brachte mich zu all dem… machte mich zu so jemandem, ohne dass ich mich verändern musste. Bis jetzt hatte sie mir noch keinen Vorwurf gemacht, dass ich die letzten Wochen so selten hier war. Vermutlich konnte sie sich denken warum. Arbeit über Arbeit- und dann meine inneren Konflikte. “Caleb?” Ylvi sah mich an. “Ja.. ja. Dann bleib ich hier.” erwiderte ich. “Lass mich nur eben meine Stiefel von vorne holen. Und bitte sag mir, dass Bellamy hier nicht in aller Herrgottsfrühe mit Frühstück hineingeplatzt kommt.”, murmelte ich und wir lachten beide. “Die Zeit wo ich Frühstück am Bett bekommen habe ist vorbei. Normalerweise helfe ich ihm und den anderen in der Küche damit.”, sagte sie noch.
      Ich stand auf, holte leise meine Stiefel ins Zimmer und versuchte Amba dabei nicht zu wecken. Den Hund hatte Bellamy vor langer Zeit mal hier angeschleppt, aber wirklich etwas arbeiten tat er nicht mit ihr. Traurig musste ich an Surtout denken… und als ich wieder im Zimmer war, sah ich zu Ylvi. “Hab ich dir mal von Surtout erzählt?” Sie schüttelte den Kopf. “Eben, als ich Amba im Flur gesehen habe, ist mir der Hund wieder eingefallen. Verena hatte mal einen Rottweilerrüden, Surtout. Sie ist mit ihm und Gipsy mal einen Horse & Dog Trail gegangen. Seltsamer Hund, hat sie aus Frankreich gehabt und war nach einem Werwolf aus einem Buch benannt.” Ylvi lachte. “Ich hoffe er hat euch nicht gefressen?” “Nein, nein… war ein lieber Kerl, eigentlich. Aber total fixiert auf sie. Ist eigentlich ganz gut, dass er mit ihr gestorben ist. Der würde ohne sie eingehen.”, erklärte ich ihr und fing an, mich auszuziehen. Meine Boxershorts hielt ich an, schlüpfte dann unter die Decke. Allein das reichte, um die alte Vertrautheit zwischen uns wieder herzustellen. Ich legte meinen Arm unter ihren Kopf und sie kuschelte sich an mich an. Wir schwiegen, genossen den Moment und waren im Nu eingeschlafen.
      Plötzlich schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Jemand hatte die Tür aufgerissen, war ins Zimmer gekommen und an der Stimme der Person erkannte ich, wer es war. Betsy. “Ylvi du wolltest uns doch beim Früh….oh.. Caleb!”, sagte sie erschrocken und ich zog mir die Decke über den Kopf. Vielleicht funktionierte bei ihr ja noch das Schema, wenn ich sie nicht sah, sah sie mich auch nicht… Funktionierte leider nicht. “Ich.. äh… ich... “, stammelte sie und verließ prompt das Zimmer. Erst dann kam ich wieder unter der Decke raus und sah zu Ylvi, die auch am Lachen war. “Das biegst du wieder gerade!”

      Ylvi
      “Das wird sie so schnell nicht vergessen.” stellte ich nüchtern fest. Konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen. “Gut das sie uns nicht dabei gesehen hat.” Caleb beugte sich vor, stahl sich einen Kuss von meinen Lippen. Löste sich dann kurz,sah mich an und setzte einen weiteren Kuss auf meine Stirn. Ohne viele weitere Worte zog er sich an. “Ob das jetzt alle Wissen, oder ob ich unbeobachtet aus dem Haus komme?” fragte er verschmitzt. Ich zuckte mit den Schultern. “Ich glaube nicht das Betsy es jedem erzählt. Sie ist ein Kind...wie viel versteht sie schon von dem was sie gesehen hat.” Ich zog mir mein Shirt über den Kopf, vorsichtig, wegen des Verbandes. “Ooh ich denke sie versteht schon eine ganze Menge, glaub mir.” Ich streckte ihm die Zunge raus. “Na los, verschwinde, da draußen wartet eine Ranch auf deine Anwesenheit. Glaub mir...ich kann es fast gar nicht erwarten euch wieder zu unterstützen, langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.” ich schaute auf den Flur hinaus, sah niemanden und winkte Caleb zu “freie Luft.” er huschte halb aus der Tür, blieb dann stehen, zwinkerte mir zu und verschwand dann erst. Es war gewesen als sei nicht zwei Wochen Funkstille gewesen. Wir hatten dort angeknüpft wo wir begonnen hatten...ein seltsames Gefühl, aber irgendwie auch beruhigend.
      Ich konnte mir den ganzen Morgen das blöde Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Als ich in die Küche kam fand ich Betsy darin nicht vor. Also bereitete ich allein das Frühstück vor...langsam kam ich mir vor wie die Hausangestellte hier. Wann hatte ich das angefangen? Ich wollte wieder raus auf die Ranch. Sinnvolleres tun als eine Belegschaft von knapp 20 Mann mit Essen zu versorgen. “Du siehst beschissen aus.” kommentierte ich Bellamy der mit Augenringen bis nach Bagdad in die Küche gestiefelt kam. Davon war er nicht ganz begeistert, warf mir eine unflätige Geste zu und goss sich den Kaffee in eine Tasse und schaufelte Zucker hinein. Nach dem dritten Löffel sprach ich ihn an. “Du bist wieder nicht ganz bei der Sache.” Bellamy seufzte. “Ich hab gestern einfach mal drei der gekörten Hengste zum Verkauf gestellt...es haben sich tatsächlich 4 Interessenten gemeldet. Ich tu es nicht gern, aber ...du weißt das Geld hätten wir nötig.” in dem Moment knallte die Tür zur Küche. “Das hast du nicht getan!” ein brodelnder Caleb stand dort in der Tür. Er hatte zur Abwechslung zum Frühstück mit den anderen erscheinen wollen. Ich hörte Bellamy neben mir die Luft einziehen. Wo war das Loch im Boden? Ich konnte es gerade ziemlich gut gebrauchen.

      Caleb
      Ich hatte es geschafft mich unbemerkt aus dem Haupthaus in den Stall zu verkrümeln. Frühstücken wollte ich heute ausnahmsweise mit den anderen zusammen, alleine wurde das auf Dauer doch ziemlich einsam, vor allem da der Rest gemeinsam im Haupthaus frühstückte.
      Bis es allerdings so weit war, hatte ich noch ein bisschen Arbeit vor mir. Vulture brachte ich aus der Box auf seinen Paddock in die Nähe von einem der Trainingshengste. Dort bekam er auch sein Kraftfutter. Ich mistete schnell seine Box und vier Weitere von den anderen Hengsten, damit ich dies heute Abend nicht mehr machen musste. Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bis es Essen gab. Ich rationierte also auch das Kraftfutter für die anderen Pferde und musste ganz schön aufpassen, das Futter nicht zu vermischen, bei so vielen Eimern. Auf jedem der Eimer stand jedoch der Name des Pferdes drauf, weshalb ich sie nach Paddock und Koppelteil sortiert auf die Laderampe meines Pick Up stellte, und dabei Cayce über die Füße lief. „Morgen.“, sagten wir beide und er blickte mich unter seinem schwarzen Cowboyhut skeptisch an. „Hast was liegen gelassen, Cowboy.“, lachte er und warf mir meinen Hut entgegen. Reflexartig riss ich die Hände in die Luft und schaffte es sogar, den Hut zu fangen, ohne ihn dabei mit meinen Fingern zu zerquetschen. „Mach doch sowas nicht, hast du mal auf die Uhr geschaut?“, fragte ich ihn lachend und setzte mir meinen Hut auf den Kopf. „Und, was gibts zu tun?“, fragte mich der junge Mann und ich überlegte. „Grade nichts mehr. Kraftfutter hab ich fertig. Würde sagen Frühstück ist angesagt.“, sagte ich zu ihm und er nickte. „Ich muss noch was im Haus holen, ich komme gleich.“, antwortete er und verschwand.
      Ich ging also zum Haupthaus, zog meine Stiefel, den Hut und die Jacke am Eingang aus und hörte Stimmen aus der Küche. Was ich dort hörte, wollte ich zunächst gar nicht glauben. Mit einem Satz stand ich bei Bellamy, hatte die Tür zugeknallt. „Bist du des Wahnsinns? Welche Hengste?!“, fuhr ich ihn an und sah, wie alle Anwesenden einen Kopf kleiner wurden oder langsam den Raum verließen. “Alan’s Psychedelic Breakfast, Gun and Slide und Genuine Lil Cut.” Ich sah ihn an. “Oh glaub mir wenn du Blue verkaufst bist du ein toter Mann!”, knurrte ich und sah wie Ylvi ihren Kopf noch weiter einzog. “Wir… wir haben Geldprobleme Caleb… ich muss ein paar Pferde verkaufen…” “Und dann verkaufst du die besten Hengste die wir haben? Bist du bescheuert?”, warf ich ihm entgegen und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich war Bellamy körperlich noch immer ein wenig überlegen gewesen, doch wie ich ihn kannte, baute er sich gerade auch vor mir, sackte dann jedoch augenblicklich in sich zusammen. “Ich kann das nicht mehr, mir wächst das alles über den Kopf.. die Pferde, die Arbeiter… die Ranch…”, murmelte er kleinlaut und setzte sich an den Frühstückstisch. “Das Heu war wahnsinnig teuer, ich weiß nicht, wie ich das bezahlen soll…”, keuchte er und ließ sein Gesicht in seine Hände sinken. “Mir gehen die Ideen aus…”
      Ich atmete tief durch, öffnete meine Fäuste. Schlagen hatte ich ihn nicht wollen, aber aus Reflex war dies passiert. Dieser dämliche Idiot! “Also…”, murmelte ich nun mit sanfterer Stimme. “Du stehst jetzt auf, nimmst die Pferde aus dem Netz, wir frühstücken… und dann überlegen wir uns, wie wir die Ranch retten können.”

      Ylvi
      Das Frühstück über schien Bellamy verschwiegener. Caleb und Cayce unterhielten sich gut. Caleb nutzte die Runde auch gleich als eine Art Teambesprechung. Ich merkte wie er wichtige Aufgaben an Cayce gab, Murphy sollte seine Boxen übernehmen. Einen der anderen Ex-Häftlinge teilte er zum Zaunbau ein, dort wo er gestern begonnen hatte. Ich merkte dabei schnell wie er sich den Vormittag frei schaufelte um mit Bellamy zu sprechen.
      Als ich ihn gesehen hatte, da war mir kurz eiskalt geworden. Ich hatte schon gesehen zwischen ihn zu springen, wenn er Bellamy anging. Wobei ich herzlich wenig hätte ausrichten können. Seine geballten Fäuste waren mir nicht entgangen, auch nicht die Wut die in seinen ersten Worten geflackert hatte. Ich hätte nur darauf hoffen können das er mich nicht verletzten würde, falls ich dazwischen ging.
      Dass sie jedoch - endlich - gemeinsam eine Lösung suchen wollten gefiel mir. Das hätte Bellamy schon viel eher tun sollen. Aber wer konnte es ihm verübeln...ich erinnerte mich an seine Worte vom Vortag. “Ganz ehrlich...ich hab nichtmal die High School beendet, war im Jugendknast und anschließend bin ich auf der Gips Reminder Ranch gelandet. Ich hab in meinem Leben noch nie etwas richtig auf die Reihe bekommen und dann komm ich auf die bekloppte Idee eine ganze fucking Ranch zu leiten. Als O noch hier war ging das ja noch, aber dann? Ganz ehrlich...wär Caleb nicht gekommen, dann wäre das ganze schon viel eher vor die Hunde gegangen.” Ich hatte ihm gesagt er sollte Caleb einweihen. Die Angst dieser würde ihn auseinander nehmen hatte dann wohl die Oberhand behalten. Das war Stolz an falscher Stelle, das hatte ich ihm allerdings nicht gesagt...das war ihm hoffentlich bewusst. Ich wusste Caleb würde alles für die Pferde tun, einige abzugeben wäre sicherlich nicht die schlechteste Idee...aber dabei sollte sorgsam ausgewählt werden welche. Unnötige Esser zum Beispiel...und das waren die Hengste die er eingestellt hatte nicht.
      Nach dem Frühstück verschwanden alle um den ihnen zugewiesenen Aufgaben zu widmen. Ich war im Begriff die Küche zu verlassen hinter Caleb und Bellamy, drehte nach links ab um Richtung meines Zimmers zu gehen. Da erklang Calebs Stimme “Ylvi, ich denke bei der Ranch Rettungsaktion kannst du uns behilflich sein.”

      Caleb
      Bellamy war vor dem Frühstück verschwunden und hatte hoffentlich die Hengste aus dem Netz genommen. Ich war noch immer verdammt wütend auf ihn, weshalb ich mich beim Essen auch nur mit Cayce unterhalten hatte. Die Einen standen früher, die Anderen standen später auf. Auch Betsy hatte kaum ein Wort gesagt, fast die ganze Zeit betrübt auf den Boden geschaut. Etwas Leid tat die mir ja schon. Zu erst hatte sie mich und Ylvi im Bett gesehen, jetzt einen heftigen Streit zwischen Bellamy und mir. Ich müsste heute auf jeden Fall noch mit ihr sprechen und ihr einige Dinge erklären. Sie war schließlich noch ein Kind. Sie verstand nicht alles, was hier vor sich ging.
      In Bellamys Büro marschierten jetzt Ylvi, er und ich. Dort sah ich den mittlerweile kleineren Papierberg, zu dem Ylvi wohl einiges beigetragen hatte. Ich zog Ylvi einen Stuhl zum Schreibtisch dazu und setzte mich neben sie, auf der anderen Seite Bellamy. Ich seufzte kurz. “Wie schlimm ist es denn nun, Bellamy?” Ich sah die Anspannung aus seinem Körper weichen. Er schien froh zu sein, endlich mit der Sprache rausrücken zu können. “Es ist noch nicht das Ende der Ranch. Aber es ist kurz vor Ende.”, fing er an. “Und das heißt?” “Um die Ranch vor dem Bankrott zu retten müssen wir Pferde verkaufen. Einige Pferde. Oder die ganze Ranch.”, ich schluckte. Naja, eigentlich sah man es in meinem Kopf rattern. “Hmm ein Umzug wäre nicht das Schlechteste.”, sagte ich und Bellamys als auch Ylvis Kopf flogen in meine Richtung. “Verkaufen?”, fragte Bellamy ungläubig und ich nickte. “New Mexico ist schön und gut, aber was hat man von einer Ranch wenn man hier nicht einmal Rinder halten oder Heu selbst machen kann? Futter kostet Geld. In Alberta kamen wir immer mit unserem eigenen Futter rund… und.. ich habe mich selbst schon ein wenig umgesehen gehabt… ich bin so weit, dass ich etwas eigenes aufbauen möchte.” Damit schien Bellamy erstmal baff.

      Ylvi
      Das mit der eigenen Ranch...tja...wir hatten es einige Male als Thema gehabt. Aus Spaß, vielleicht. Doch ich hatte darin das glitzern in den Augen von Caleb gesehen. Der Wunsch existierte eine ganze Weile, Jahre vielleicht. Im Grunde jedoch hatte ich geahnt - diese Ranch...die Pferde hier, würde er nicht zurück lassen. Wieso war er sonst nach dem Unfall zurück gekehrt...wohl eher weniger aus Nächstenliebe zu Bellamy oder den Ex-Häftlingen. Es waren die Pferde, jedes einzelne lag ihm am Herzen.
      Ich setzte mich weiter nach vorn, Bellamy sagte keinen Ton. “Bellamy, ganz ehrlich...das halte ich für keine schlechte Idee. Caleb übernimmt ohnehin als Vorarbeiter alle relevanten Aufgaben. Überschreib ihm auf dem Papier die Ranch. Du bist aus der Sache raus...kannst dich anderen Sachen auf der Ranch selbst widmen. Dingen von denen du tatsächlich eine Ahnung hast. Marketing technisch...Logistisch gesehen, ist auch ein Umzug sinnvoll. Das Land hier ist karg, sowieso schon warm. Und Klimaerwärmung wird ein Thema sein in den kommenden Jahren. Man kann hier bleiben, versuchen mit teurem Heu über die Runden zu kommen. Oder man beschließt in eine andere Region sich zu orientieren. Wir haben die Gerätschaften, die Mitarbeiter um das alles zu bewerkstelligen.” Caleb nickte während ich mit meinen Händen gestikulierte. Die Vorstellung mit der ganzen Ranch umzuziehen legte sich zwar wie ein schwarzes Tuch auf meinen Magen, aber im Grunde war es eine wichtige Entscheidung. Es gäbe einige Sachen die man außerdem planen könnte für eine Ranch an einem anderen Ort. Die Aufnahme weiterer Häftlinge, denn die Gelder die wir vom Staat davon bekamen waren wirklich nicht unerheblich, außerdem hatten wir so eine gute Handvoll an Arbeitern. Die Aufsicht wäre schwierig, aber Lösungen ließen sich sicherlich finden. “Ich bleibe außerdem...selbst wenn ihr mir erstmal kein Gehalt auszahlt. Ich kam hier auf die Ranch um ein bisschen Abenteuer in mein Leben zu kriegen. Wie könnte ich euch jetzt einfach mit Problemen allein lassen?” das hatte noch andere Gründe. Wie könnte ich Caleb zurück lassen? Betsy allein mochte Wissen das wir etwas miteinander teilten...Aber insgeheim schlug mein Herz auch für diese Ranch.

      Bellamy
      Ich schwieg. Caleb schwieg. Ylvi schwieg. Unsere Köpfe ratterten, unsere Gedanken drehten sich. Also meine zumindest. Ich ließ meinen Kopf in die Hände sinken. “So hatte ich mir das nicht vorgestellt, glaubt mir… ich dachte ich müsste weiterführen, was Verena angefangen hatte. Alle Pferde verkaufen? Das hätte ich nicht übers Herz gebracht…”, erklärte ich und sah zum ersten Mal Mitgefühl in Calebs Blick. “Ylvi hat… nicht ganz unrecht.”, setzte er an und ich hob meinen Kopf wieder. “Wenn du mir die Ranch überschreibst, wir umziehen… ich hab noch eine Menge Geld, von der Abfindung damals.. hab alles gespart für etwas Eigenes.. dann kann ich das alles hier wieder hochziehen.”, erklärte er mir und ich nickte, schwieg wieder und dachte nach. “Und.. Ylvi scheint uns auch erhalten zu bleiben. Sie könnte eine Website oder sonst irgendwas für uns gestalten, ihr fällt da schon was ein.”, sagte er weiter und stieß die junge Frau einmal sanft mit dem Arm an. Ylvi nickte. “Wir müssen nur… also einige Pferde werde ich auf jeden Fall verkaufen.”, meinte Caleb dann. “Aber nicht die Besten.”, fügte ich an und er nickte. “Das wäre dumm.”, antwortete er mir gefasst, gar nicht mehr wütend oder beleidigend.
      “Ich glaube ich muss eine Weile darüber nachdenken…”, sagte ich dann und stand auf, sah zum Fenster raus und schaute den Mitarbeitern zu, wie sie die Pferde auf die Koppeln brachten. Als ich mich umdrehte, stand Caleb hinter mir. “Nein. Musst du nicht. Du hättest schon viel früher nachdenken sollen.”, meinte er, noch immer gefasst. “Es scheint, als hätte ich keine andere Möglichkeit mehr?”, fragte ich in die Runde und Caleb als auch Ylvi schüttelten den Kopf. “Du wirst ja nicht rausgeworfen.”, lachte Caleb und klopfte mir auf die Schulter. “Du bekommst nur… weniger Aufgaben.”, meinte er und ich nickte. “Also gut…. Caleb O’Dell. Die gehört ab sofort die Blakes Crow Meadow Ranch. Sieh es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.”, sagte ich und schüttelte seine Hand. “Ein Weihnachtsgeschenk mit vielen Schulden.”, sagte er, fing dann aber auch an zu lachen und schaute zu Ylvi rüber, die auch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht hatte. “Meine erste Amtshandlung wird sein, dass wir drei uns zum Abendessen in der Bar von Louis in Albuquerque treffen, sieben Uhr, und dort über das weitere Schicksal gemeinsam entscheiden.”, sprach Caleb und ging zur Tür. “Und jetzt… an die Arbeit. Die macht sich nicht von alleine.”, meinte er und verschwand aus der Tür.
      “Puuuh…”, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl hinter dem Papierberg fallen. “War das das richtige?”, fragte ich Ylvi und senkte meinen Kopf wieder auf meine Hände.

      Ylvi
      Ich zuckte mit den Schultern. “Das ganze hätte schlimmer laufen können.” dann klopfte ich auf den Tisch, sah wie Bellamy den Kopf hob. “Außerdem..um deine Worte zu zitieren. Vielleicht ist es das was Caleb gesucht hat? Du hast es ihm gewünscht. Erinnerst du dich?” Bellamy , immernoch besorgt drein blickend, lächelte allerdings. Die Narbe in seinem Gesicht verzog sich deutlich dabei. “Touché” Ich zuckte die Schultern dazu, lächelte. Ja vielleicht war das ein Weg um Caleb von der inneren Unruhe abzulenken die ihn von Zeit zu Zeit befiel.
      “Gut..ich würde sagen...du machst schonmal eine kleine Liste fertig für Pferde die zum Verkauf stehen. Ich werde derweil mein Zimmer im Gästehaus wieder beziehen. Ich brauche keine ganztags Betreuung mehr, ich vermisse mein eigenes Bett. Anschließend komme ich wieder rüber um dir beim abheften der Dokumente zur Hand zu gehen. Dann können wir Caleb heute Abend eine Übersicht der Finanzen geben...sowie der Sachen die noch fehlen. Deal?” Bellamy sah sich auf seinem Schreibtisch um, der sich schon deutlich geleert hatte. “Vielleicht sollte Caleb sich überlegen dich als Chef mit ins Boot zu holen, du scheinst zum Sklaventreiber geboren.” Es war ein Witz, das merkte ich sofort, ich streckte die Zunge heraus. Anschließend machte ich mich auf den Weg meine wenigen Habseligkeiten im Gästeraum zusammen zu packen. Ich ließ das Haupthaus gern zurück. Ich hatte die Ruhe des Gästehauses vermisst, meine kleine Oase der Ruhe. Ich gabelte Laurence im Flur auf. “Laurence? Kannst du mir eben bei der Tasche helfen? Für mich geht es vorerst wieder zurück ins Gästehaus.” “Klar, gib her.” “Sag mal, ich hab ein wenig heute morgen mitbekommen...wie schlimm ist es?” wir gingen langsam hinüber zum Gästehaus. “Es wird ein paar Veränderungen geben...das bleibt nicht aus. Aber mach dir vorerst keine Sorgen. Bellamy und Caleb schaukeln sich schon zusammen.” Laurence zog die buschigen Brauen zusammen. “Das wird ja auch mal Zeit!” brummte er schließlich. Ich lächelte in mich hinein...wahr wohl nicht schlecht. Laurence trug mir die Tasche bis hinauf in mein Zimmer, stellte sie vor dem Bett ab. ich bedankte mich bei ihm. Bevor Laurence das Zimmer verließ verweilte er kurz im Türrahmen. “Junge Dame...ich würde fast behaupten es war Gottes Segen das er sie zu uns geschickt hat. Wer weiß, vielleicht hat Verena das aus dem Himmel für uns eingefädelt. Jemand wie du hat uns auf der Ranch gefehlt...die gute Seele.” damit verschwand er aus der Tür. Ich blieb ein wenig erstaunt zurück. Laurence war ein guter Kerl, ich wusste das er schon auf der Gips Reminder Ranch gearbeitet hatte. Seine Bezeichnung der guten Seele schien mir allerdings etwas bizarr. Ich half nur Freunden aus...viel mehr noch...alle Chaoten waren im Laufe der letzten Monate einfach zum Teil meiner Familie geworden. Unfassbar das ich noch nichtmal ein Jahr hier war!

      Caleb
      Draußen atmete ich einmal tief durch. Hui, die Ranch gehörte nun mir. Noch nicht offiziell, aber bald würde sie komplett mir gehören, mit allen Pferden, allen Mitarbeitern und allem drum und dran. Ich wünschte mir schon seit Jahren eine eigene Ranch, aber jetzt so plötzlich eine zu besitzen? Unbeschreiblich. Ich atmete noch einmal tief durch und ging in den Stall, um Murphy beim Boxen misten zu helfen. Er schwieg, gut für ihn. Ein paar fragende Blicke flogen zwar zu mir rüber, aber er fragte mich nichts. Als ich damit fertig war, sattelte ich mit Vulture und ritt zu Connor, der den Zaun reparierte. Ich ging ihm kurz zur Hand, so dass wir schnell zurück zur Ranch reiten konnten. “An das Kraftfutter habt ihr ja heute Morgen auch gedacht, oder?”, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. “Frag Cayce, keine Ahnung.”, ich rollte mit den Augen. Also ritt ich quer über die Ranch, um Cayce zu suchen, den ich schließlich auf dem großen Reitplatz fand. “Hey Cayce, das Kraftfutter habt ihr heute Morgen ja verteilt, oder?”, fragte ich ihn und er nickte. “Klar, ist erledigt. Habs auch schon für heute Abend gemischt.” “Gut, ich bin heute Abend mit Bellamy und Ylvi weg, einige Dinge regeln.”, sagte ich und er nickte.
      Jetzt musste ich nur noch Laurence finden. Ihm wollte ich die Ranch heute Abend überlassen, wenn ich nicht da war. Vulture sattelte ich ab und brachte auf einen der Paddocks. Dort machte er sich sofort wieder über das Heu… Mist, das Heu! Ich fluchte, lief zum Haus und stürmte in Bellamys Büro, wo auch Ylvi saß und ihm zu helfen schien. “Das Heu? Kam es? Wo ist es? Ich hab keinen Anhänger gesehen.” Nervös schaute ich auf meine Uhr. “Alles erledigt Caleb. Cayce und die anderen haben es schon abgeladen.”, erklärte er mir und ich nickte. “Okay… dann ist es ja gut. Ich bin dann mal Füttern, und dann können wir auch schon fast wieder los.”, erklärte ich und verschwand wieder. Im Stall fing ich an, das Heu in die Boxen zu verteilen. Als ich damit fertig war, lief mir auch Laurence vor die Füße. “Hey, du müsstest heute Abend auf die Ranch aufpassen. Bellamy, Ylvi und ich sind in Albuquerque und müssen einige Dinge regeln.”, erklärte ich ihm und er nickte, stellte aber keine weiteren Fragen. “Ich hoffe ihr bekommt das hin.”, meinte er und verschwand dann wieder. Im Stall war ich nun fertig, weshalb ich schnell duschen ging, mich fertig machte, meinen Notizblock schnappte und zum Auto ging, wo ich auf Bellamy und Ylvi wartete. Bellamy ließ nicht lange auf sich warten und auch Ylvi erschien nach einer Weile.

      Ylvi
      Ich hatte mein Tablet mit in die Tasche gestopft...einige Notizen würden sicherlich nicht schaden. Ich freute mich auf die Bar, ich war lang nicht mehr drin gewesen. Andererseits würden wir dort auch eine ruhige Ecke vorfinden, sicherlich gab uns Louis eines der kleineren Hinterzimmer. Diese nutzte er oft für geschlossene Veranstaltungen.
      Caleb stand an seinem Pick-Up. Vorn hatten tatsächlich drei Leute Platz, also warf ich die Tasche auf den Rücksitz, rutsche bis an den Fahrersitz und Bellamy setzte sich direkt daneben.
      Im Sandwich eingeklemmt zwischen Caleb und Bellamy fuhren wir also nun knapp eine Stunde in Richtung Albuquerque. Louis Bar befand sich im Speckgürtel der Stadt, eigentlich hatte ich bisher angenommen dieser Teil war nicht einmal Part von Albuquerque. Wobei das jetzt wahrscheinlich auch keine Rolle spielte. Calebs Blick ging nach vorn auf die Straße. Die Situation war irgendwie seltsam. Das Radio war kaputt. Also begann ich einfach zu erzählen womit Bellamy und ich uns heute beschäftigt hatten. Kontoauszüge sortiert, alle nötigen Zahlungen getätigt. “Ich hab die Daten alle mal digitalisiert auf meinem Tablet. Dann haben wir nebenbei eine gute Basis mit der du arbeiten kannst.” klar Daten konnten verloren gehen. Ich wusste auch das Caleb nicht unbedingt Technik Affinitäten teilte...aber ein Haufen Blätter zu sortieren, im schlimmsten Falle zu verlieren. Sonderlich nützlich erschien mir das ganze nicht. “Wir haben außerdem einen Anwalt ausfindig gemacht, der zwischen Weihnachten und Neujahr zur Ranch kommt um die Papiere offiziell zu übertragen.”

      Caleb
      Die Fahrt über war ich relativ still, hörte Ylvi zu und nickte hin und wieder. „Ich habe mir auch schon Gedanken dazu gemacht, welche Pferde wir verkaufen sollten. Ylvi du hast doch die Liste aller Pferde auf deinem Tablet? Auch die von O?“, sie nickte. „Gut.“, erwiderte ich und parkte mein Auto vor der Bar. Wir gingen hinein, wurden von einem freundlichen Louis begrüßt und sofort in eines der hinteren Zimmer geführt. Wir redeten eine Weile, besprachen sinnloses, waren vertieft in belangloses, als die Tür aufflog und niemand anderes den Raum betrat, als Octavia. “Da bist du ja endlich.”, grummelte ich, stand auf, und umarmte sie kurz. Auch Ylvi und Bellamy taten es mir gleich. Bellamy schien verwundert. “Ich wusste nicht, dass du auch kommst.”, sagte er zu ihr und zog ihr einen Stuhl vom Tisch, damit sie sich setzen konnte. “War auch eher eine spontane Idee von mir. Wenn sie jetzt zu uns zurückkommt, sollte sie sich auch einbringen. Schließlich will O ja auch Pferde verkaufen.”, erklärte ich und Octavia nickte. “Genau, aber lasst uns erst was essen.”, trällerte sie und ich lachte kurz. Irgendwie hatte ich diesen gut gelaunten Vogel vermisst.
      Wir bestellten Essen, was uns Louis auch schnell brachte. Erneut drehte sich das Gespräch um belanglose Dinge, ehe ich das Wort erhob. “Ich habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht, was ich mit einer eigenen Ranch machen würde.. wo sie sein sollte, was sie verfolgen sollte, womit ich mein Geld verdienen würde…”, alle starrten mich an. “Dass Pferde weg müssen ist mir ganz klar, wir haben eh zu viele, die nur fressen und sonst nichts tun… in meinen Augen muss sich eine Ranch durch die Pferde quasi von selbst tragen.”, erklärte ich ihnen und hatte nun wirklich die gesamte Aufmerksamkeit von allen in diesem Raum erlangt. “Ich dachte daran, wieder zurück nach Kanada zu gehen. Ich habe mir im Internet schon Gelände angeschaut, zwei stehen zur Auswahl. Beide wieder in der Nähe von Calgary und Okotoks.” Ich sah ein wenig Panik in Bellamys Gesicht. “Zurück nach Kanada?”, fragte er unsicher und ich nickte. “Ich kenne keinen besseren Fleck auf diesem Planeten, um Pferde und Rinder zu züchten. Ja, Rinder gehören auch zu dem neuen Plan.” Bellamy nickte. “Es ist.. deine Ranch.”, murmelte er kleinlaut doch ich schüttelte den Kopf. “Ich sage nur, wie ich es mir vorstelle… außerdem… wir haben viele gute Westernpferde, die nicht mehr, oder noch nicht im Sport laufen. Touristen sind immer eine gute Geldquelle. Sie könnten die Landschaft erkunden, natürlich mit einem von uns dabei, könnten bei der Rinderarbeit und bei den Pferden helfen. Die Menschen geben eine Menge Geld für sowas aus.” Einstimmiges Nicken. “Deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, alle Quarter-, Paint- und Appaloosahorses zu behalten.” “Klingt… vernünftig.”, sagte Ylvi und schaute auf ihr Tablet. “Ich habe hier eine Liste mit den Pferden, ich lese sie euch einfach mal vor. Gekörte Hengste wären demnach Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide und Hollywoods Silver Dream.” Caleb nickte. “Ungekörte Hengste wären A Shining Chrome, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Smart Lil Vulture, Whinney und Zues.” Wieder ein Nicken von Caleb. “Außerdem Nachtschwärmer und Chocolate Dream.”, fügte er an. “Ich nehme an die Fohlen bleiben auch alle?”, fragte Ylvi mich und tippte etwas in ihr Tablet ein. Ich nickte, und sie las die Namen vor: “PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash und BR Colonels Golden Gun.” “Genau. Jetzt noch die Stuten und Cielos.”, meinte Caleb und Ylvi nickte. “Cielos bleibt, dann die gekrönten Stuten Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell und Wimpys Little Devil. Nicht gekrönte Stuten sind A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und die Mixstute Striga.” Ylvi tippte fleißig Häkchen hinter die Namen der Pferde. “Dazu kommen noch Whitetails Shortcut, der Wallach von Cayce und Bittersweet Temptation, ein schwarze-weißer Paint Horse Hengst, den ich dazu gekauft habe.”, erklärte ich allen und sie nickten fleißig. “Væna fra glæsileika eyjarinar würde ich auch gerne behalten. Sie, Choco, Nachtschwärmer und Striga sind die einzigen Außenseiter, würde ich sagen, die ich fest behalten will.”, erklärte ich und sah dann zu Octavia rüber. “Genau, Ylvi tipp mal mit.”, sagte sie und nahm eine Liste aus ihrer Tasche. “Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, wen ich behalten möchte und wen ich verkaufen würde… bleiben sollen Tigres Eye, Priamos Ruffie Kincsem, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I’ve got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Culain, Empire of Grace, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS’ Snap in Style und Wildfire xx. Bei einem guten Platz wären Empire of Grace noch zu verkaufen.”, erklärte Octavia und Ylvi tippte sich die Finger wund. Ein bisschen Leid tat sie mir ja schon, aber sie war es durch ihren Job ja gewöhnt, viel an solchen Geräten zu hängen. “Jetzt kommen wir dann wohl zu den potenziellen Verkaufspferden.”, sagte Ylvi und ich nickte. “Lies einfach einen Namen vor und wir sagen pro Argumente, warum das Pferd bleiben soll, oder Kontra Argumente, warum wir es verkaufen sollen.”, erklärte ich und sah zu Ylvi. “Meine Pferde zählen wohl auch dazu, wir gehören ja auch zur Ranch und ziehen mit um. Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn bleiben auch.”, sagte sie. Wir nickten einstimmig. Wir konnten ja schlecht verlangen, dass sie ihre Pferde verkaufte. Sie hatte doch nur vier davon und alle bedeuteten ihr eine Menge. Dann gingen wir die Liste Pferd für Pferd durch.

      Behalten:
      Seattle Slew -> wird als Touristenpferd behalten, wird kastriert
      Sir Golden Mile -> Octavia möchte ihn als Rennpferd übernehmen
      Stiffler -> soll noch gekört werden und ein paar Fohlen bekommen, dann wird er kastriert werden und als Wallach für die Touristen bleiben
      Moon’s Gealach -> wird von Ylvi gekauft
      Cleavant ‘Mad Eyes’ -> bleibt als Tourisrenpferd
      Abe’s Aelfric -> wird kasteriert und bleibt dann als Touristenpferd
      Ceara Isleen -> Umschulung zum Ranchpferd, später dann als Touristenpferd gedacht
      Blazing Flame -> Octavia möchte die Stute haben
      Skrúður -> Umschulung zum Ranchpferd, evtl. ein paar Fohlen ziehen und dann kastrieren, später evtl. als Touristenpferd

      Verkaufen:
      BR Princess Peppy Gaia
      GRH’s Princess Peppy Ann
      Pocahontas
      Náttdís van Ghosts
      Thjalfe van de Jötunheimr
      Fenicio
      Lajos
      Myrkvidr
      Atlanta
      Ghost’s Phenomena
      Magic Lanijos
      Zoltaire
      Zuckerschock
      LMR Fashion Girl
      Samarra
      It’s me, Amira!
      Vin
      PFS’ Blossom Magic
      Bree
      Crimetime
      Wolfs Bane
      Natu’s Little Harley
      CHH’ Mr. Buckminster
      Ocarina of Time
      Empire of Grace
      Free Willy
      Firewalker
      Mystical Champion
      Whiskey
      Sweet Revenge

      “Das war nun doch schwerer, als ich dachte.”, sagte ich und schaute mir die Liste auf dem Tablet nochmal an. “Doch.. doch. So bin ich zufrieden.”, meinte ich und sah in die Runde. Zustimmendes Nicken. “Ich würde gerne Morgen schon nach Kanada fliegen und mir die beiden Grundstücke anschauen. Möchte jemand mit?”, fragte ich Bellamy, Octavia und Ylvi und wartete.


      Ylvi
      In meinen Gedanken hüpfe ich gerade wie Hermine auf meinem Stuhl auf und ab, Arm gereckt, Finger schnippend um zu signalisieren, das ich mit von der Partie war. Tatsächlich speicherte ich meine Datei ab, ließ das Tablet wieder in der Tasche verschwinden und sah erst dann in die Runde. Weder O. noch Bellamy schienen sich wirklich dafür zu interessieren. Ich musste nicht erst zu Caleb schauen um zu Wissen das sein Blick auf mir lag. Als ich auf sah, hatte er mich fixiert. Sein Kopf legte sich nur leicht schief, sein Gesicht mit einem Mal ein fragendes Buch. Meine Augenlider schlossen und öffneten sich bewusst, ein Lächeln um meine Lippen. Unsere stumme Kommunikation machte ihm bewusst das ich mit dabei war. “Dann würde ich sagen, nehmt ihr meinen Pick-Up zurück zur Ranch.” sprach Caleb zu den anderen beiden. Ich fischte mein Tablet wieder heraus. “Ich such dann mal nach einem Flug für dich.” ich wusste nicht wieso ich nicht uns sagte...Ich wollte nicht Preis geben das ich mit Caleb flog. Ich war nicht bereit dafür den anderen zu stecken das vielleicht mehr als das Geschäft mich mit zog. “Ylvi kommst du dann bei mir mit?” fragte Bellamy. Ich winkte ab. “Mhm..nein, also. Ich werd wohl die Nacht noch hier bei Caleb und Louis verbringen. Denke ich werd dann meinen Verbandswechsel direkt morgen im Krankenhaus machen.” “Ja gut. Dann nehm ich Bellamy in meinem Auto mit, dann lassen wir den Pick-Up hier, dann hast du einen fahrbaren Untersatz, wenn du wieder zurück willst.” bot sich O an. “Guter Vorschlag, machen wir das so.”
      Wir verabschiedeten uns von O und Bellamy, blieben allerdings vor der Bar stehen bis die Lichter verschwunden waren. “Ich werd dann mal Lilly eine SOS Nachricht schicken.” Caleb sah mich etwas verwirrt an. “Naja ich hab keine Wechselkleidung, schon gar nichts was Kanada tauglich wäre. Außerdem, den Verband muss ich tatsächlich wechseln.” “Stimmt, daran hab ich jetzt gar nicht gedacht. Gut das Louis fast meinen Kleidungsstil hat. Noch ein Bier?” “Hell yes.” damit drehten wir uns um, betraten wieder die Bar. Caleb half mir auf einen der Barhocker hinter denen Louis stand und uns beide gesichtslos ansah. Ob sich Caleb sein - keine Miene verziehen - irgendwie von ihm abgeschaut hatte? “Ihr habt fast vier Stunden meine Hinterzimmer blockiert. Das klang ja nach einer richtigen Krisensitzung.” typisch native redete er um den heißen Brei, zeigte neugierde...fragte aber nicht bohrend nach. Obwohl ich mir sicher war das es ihm auf der Zunge brannte. “Das muss dir Caleb erzählen.” ich musste derweil ein Gähnen hinter meiner Hand verstecken...und widmete mich der Suche nach einem Flug für den nächsten Tag.

      Caleb
      Das war… anstrengend gewesen. Ich nahm das Bier von Louis entgegen und legte meinen Kopf einmal in meine Hände. Auch an mir nagte mittlerweile eine ziemliche Müdigkeit. Als ich den Kopf wieder hob, sah mich Louis noch immer fragend an. “Oh Louis, wo soll ich anfangen... “, murmelte ich und sah seine nach oben gezogenen Augenbrauen. “Also gut…”, setzte ich an und erzählte ihm alles, was seit heute Morgen passiert war.
      Als ich zu Ende erzählt hatte, war meine Bierflasche auch am Ende angekommen und Louis hatte mir lautlos eine Neue hingestellt. “Das klingt…”, fing er an, bediente einen Kunden, davon gab es schließlich genug hier, und setzte dann wieder an: “Das klingt.. nach viel Arbeit und vielen Veränderungen.” “Ja.. so ist es.”, sagte ich und schaute zu Ylvi, die noch immer nach Hotels und Flügen schaute. Ob sie wohl schon etwas gebucht hatte? “Nach Calgary, am Besten. Die beiden Höfe sind einmal circa 30 Minuten und einmal 45 Minuten von da weg.”, erklärte ich und sie nickte. “Und dann zieht ihr alle von hier weg?”, fragte Louis nach einer Pause. “Ich… denke ja, dass sie alle mitkommen… es wird mir so fehlen, dich nicht mehr so nahe bei mir zu haben.”, sagte ich zu ihm und wurde doch etwas sentimental. “Hey, noch bist du nicht weg, Junge.”, sagte er und haute mir über die Theke einmal gegen die Schulter. “Noch bist du hier und trinkst mein Bier… was du übrigens mal bezahlen könntest…”, merkte er an und ich lachte. “Ich will gar nicht wissen, wie viel Geld ich schon hier gelassen habe.” Auch Ylvi lachte nun. Wir schauten uns an und schienen das Gleiche zu denken. “Oder wie viel Geld wir schon für Bier ausgegeben haben, was wir dann im Gästehaus auf der Ranch getrunken haben.”, sagte sie und Louis und ich stimmten in ihr Lachen ein. “Ach bevor ich es vergesse, kannst du mir ein paar Hemden und Hosen leihen?”, fragte ich Louis und er schüttelte nur grinsend den Kopf. “Klar, ihr schlaft dann bestimmt hier?”, fragte er und wir nickten. “Waschté, ich bring dir morgen früh etwas vorbei. Aber bezahl wenigstens das Zimmer…”, brummelte er und ich rollte mit den Augen, nahm meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und bezahlte es im jetzt sofort. Ylvi machte Gestiken auch etwas davon zu bezahlen, doch ich winkte ab. “Das in Calgary wird teurer, ich denke wir schaffen nur eine der beiden Ranches am Tag. Es gibt viel zu sehen und anzuschauen. Da kannst du dich finanziell beteiligen.” “Okay.”, meinte sie und steckte ihren Kopf wieder über den Bildschirm.

      Ylvi
      Etwa nach 20 Minuten hatte ich alles unter Dach und Fach. Louis war gerade verschwunden um die Vordertür abzuriegeln. Die Bar hatte jetzt offiziell geschlossen. “Ich hab uns in Calgary ein Hostel gebucht, einfach...aber auch preiswert. Da wir eh den ganzen Tag unterwegs sind, wird das seinen Zweck erfüllen. Morgen früh gegen 8 kommt Lilly mit ein paar Sachen für mich vorbei. Um 12 geht der Flug...am besten geht es schon etwa 10 Uhr zum Flughafen. Dann haben wir genug Zeit um das Gepäck abzugeben. Ich hab uns bereits online eingechekt, dann sparen wir uns das vor Ort. “ dann nahm ich zwei große Schluck meines Bieres und hielt Caleb den Rest hin. Ich trank auch immer wieder mit, aber sonderlich viel dann auch wieder nicht. Irgendwie hatte es sich da eingeschlichen das Caleb den Rest davon trank.
      Louis brachte uns in das schlichte Zimmer im Dachgeschoss. “Ich würd fix noch die Couch fer…” Caleb fiel ihm ins Wort. “Lass mal...geht schon so.” Louis gab keinen Kommentar, doch ein breites Lachen auf seinen Lippen schien sich der Lakota nicht verkneifen zu können. Dann verschwand er aus der Tür...ich ließ mich auf das Bett sinken, direkt auf den Rücken. “Was für ein Tag.”

      Caleb
      Louis verschwand und Ylvi legte sich auf das Bett. Ich wollte es ihr gleichtun, blieb jedoch stehen und zog meine Sachen aus. Erst dann legte ich mich auf das Bett und unter die Decke. “Ja, der Tag hat mich auch ziemlich fertig gemacht.”, sagte ich zu Ylvi, die aufstand und sich ebenfalls auszog, um dann zu mir unter die Decke zu kommen. Es dauerte wirklich nicht lange, da waren wir eingeschlafen.
      Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Ylvi einen Wecker gestellt hatte. Ich brummte, drehte mich um und legte mir das Kissen über den Kopf. So fertig war ich schon lange nicht mehr gewesen. Auch Ylvi schien nicht wirklich begeistert davon, aufzustehen. Nachts war ich immer wieder aufgewacht und hatte eine Weile nicht mehr einschlafen können, so viele Gedanken waren in meinem Kopf hin und her gekreist. Langsam richtete ich mich jedoch auf, zog zumindest meine Hose an und öffnete die Tür, denn ich dachte, ich hätte etwas gehört gehabt. “Oh schau mal, unsere Sachen.”, sagte ich zu Ylvi und hob die beiden Reisetaschen auf. Diese schmiss ich aufs Bett, öffnete sie und schob dann die Tasche mit der Frauenkleidung zu Ylvi rüber, die sich mittlerweile auch aufgerichtet hatte. Aus meiner Tasche nahm ich ein Hemd, zog es an und stopfte mein altes Hemd vom Boden in eine Ecke der Tasche. “Louis scheint das hier abgegeben zu haben. Lilly wollte mir ja noch helfen.”, schlussfolgerte Ylvi und ich nickte. Dann klopfte es wirklich an der Tür. Ich öffnete, bat Lilly herein und verschwand für die Zeit nach unten, während die Beiden den Verband wechselten. Eine ganze Weile unterhielt ich mich mit Louis, ehe Ylvi und die Kleine mit den Taschen die Treppe herunter kamen. “Hab alles eingepackt.”, sagte Ylvi zu mir und ich nickte. Wir verabschiedeten uns von Louis und Lilly, packten alles in den Pick - Up und fuhren zum Flughafen- relativ schweigend. Auch das Warten verlief ohne große Worte, ich nickte auch einmal ein und wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Müde schaute ich in Ylvis Gesicht. “Komm, lass uns ins Flugzeug.” Wir stiegen ein, bezogen unsere Plätze und… schliefen für die nächsten sieben einhalb Stunden ein. Leider hatten wir die schöne Aussicht auf Colorado, Wyoming und Montana verpasst. Aber vielleicht würden wir es ja auf dem Rückflug schaffen, wach zu bleiben und uns die Landschaft anzuschauen.
    • Veija
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil II
      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die unsanfte Landung ließ mich hoch schrecken, ich brauchte auch einen kurzen Moment ehe ich mich orientiert hatte. Ich drückte in der enge des Flugzeuges meinen Rücken durch, dehnte meinen Nacken. Die Position halb schief auf Calebs Schulter schlafend hatte dem nicht ganz wohl getan. Die Flugbegleiter baten uns noch einige Minuten zu warten, wir hatten den Flug knapp 20 Minuten zu früh erreicht. Das Bodenpersonal schien sich aber bereits zu sammeln.
      Caleb schien auch wach geworden zu sein, ähnlich wie ich rieb und dehnte er sich den Nacken. Da wir nur Handgepäck hatten konnten wir nach verlassen des Gates direkt in Richtung Ausgang verschwinden. Dort suchten wir uns ein Taxi. Durch die Zeit hier mit der Gips Reminder Ranch, hatte Caleb eine alte Bekanntschaft ausfindig gemacht. Sie würde uns für die nächsten drei Tage die wir hier blieben ihren Wagen leihen.
      Die Frau die uns entgegen kam, trug Stiefel...aber nicht nur Stiefel. Sie gingen ihr bis über das Knie. Es verlängerte ihre Gestalt, sie hatten auch einen knapp 10 cm hohen Absatz. Ein kurzer, also wirklich kurzer Rock. Die Jacke mit weitem Plüsch besetzt...Ich zuckte zusammen als ich ihr Gesicht sah. Hui..mit Schminke hatte sie nicht gespart. Caleb hüstelte, als sie mit einem “Juuuhu Caleb.” auf uns zu gestöckelt kam. Ich war mir ziemlich sicher...die sah nicht nur aus wie ein Rodeohäschen, sie war sicherlich eine. Sie zog Caleb zu ihrer Brust, küsste ihn auf die Wange, auf denen der Abdruck ihres Lippenstiftes zurück blieb. “Ylvi..das ist Monique.” Ich hatte fast erwartet, sie würde mich mit einem Bitch-please Blick mustern. Stattdessen kam sie vor mich, überragte mich dabei locker um beinahe zwei Köpfe. Mich zog sie allerdings auch in eine Umarmung, küsste mich auch auf die Wange. Schien also nicht ihre spezielle Caleb Begrüßung zu sein. Oder sie wollte nicht das ich mich schlecht fühlte.
      Sie gab Caleb einen Schlüssel in die Hand, ein rosa Einhorn hing daran. Anschließend führte sie uns zu ihrem Wagen. Es handelte sich um eine schwarze Dodge. Ich blieb kurz einen Moment verdutzt stehen. Den Wagen hatte ich der drallen Monique nicht zugestanden. Das bewies allerdings wieder - Urteile nicht vorschnell. Vielleicht kleidete sie sich auch einfach nur gern..wie sie eben gekleidet war? Caleb und sie unterhielten sich noch ein wenig, er gab mir schonmal den Schlüssel. Mit den Taschen stiefelte ich also in Richtung der Kofferklappe, öffnete und erstarrte. Ich spürte förmlich wie sich meine Netzhaut weg ätzte als ich das Innenleben erblickte. Rosa..pink...und zwar alles vor mir. Das bisschen das ich vom Armaturenbrett sah, die Ledersitze...der ganze verdammte Kofferraum. Ich warf das Zeug rein. Monique wünschte Caleb alles gute. “Dann bis in drei Tagen.” erwiderte er. Ich gab ihm die Schlüssel wartete bis sie fort war. “Monique also, ja?” meinte ich spöttisch, sah ihr hinterher. “Ich hab nie behauptet das ich Geschmack hatte als ich jünger war.” ich lachte ein wenig. “Warte bis du die Inneneinrichtung zu Gesicht bekommst.” klopfte auf seine Schulter, lachte und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Als ich sie öffnete stand da ein vom Donner gerührter Caleb, ungläubig auf das Innere blickend. Von hier aus hatte ich mehr Blick auf die Einrichtung...der Schalthebel...sogar die verdammten Pedale...rosa oder Pink. “Na? Doch lieber einen Wagen mieten?” Caleb schüttelte langsam den Kopf, schluckte. “Na immerhin ist er von außen schwarz.” scherzte er, nicht ganz ernst.
      Damit stiegen wir also in den Wagen, mein Tablet in der Hand, half ich ihm dabei aus der Stadt heraus zu finden. “Gut das du den Kasten bei hast, die genaue Richtung krieg ich sicherlich nicht mehr zusammen.” dann schwiegen wir wieder eine Weile. Ich konnte nicht umhin, mein Handy zu zücken und ein Foto von Caleb hinter dem rosa Lenkrad zu machen. “Wehe das landet im Chat für die Ranch.” ich grinste ihn an…”Huups.”

      Caleb
      Ich starrte wütend zu Ylvi rüber. Bing...bing...bing… Machte es bei unseren beiden Handys. Ylvi starrte auf Ihres und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich kramte meins aus der Tasche und schaute auf das Display. ‘Hübsch Caleb, steht dir.’, stand da von Bellamy. ‘Oh Caleb, ich wusste ja dass du strange bist.. aber das hätte ich nicht erwartet.’, stand da von Octavia. ‘Caleb was geht denn bei dir?!’, hatte Cayce geschrieben. ‘OMG CALEB!’, schrieb Betsy. Wir hatten auf dem Hof zwei WhatsApp Gruppen, einmal mit, und einmal ohne Betsy. In der ohne das Mädchen wurden manchmal ganz andere Dinge geschrieben. “Na danke dafür.”, sagte ich zu Ylvi, starrte sie noch einmal wütend an und startete dann den Motor. “Ich dachte wirklich Monique wäre über diese Phase hinweg…”, grummelte ich in mich hinein und fuhr auf den Highway.
      Morgen würden wir uns die Ranch anschauen, heute würde es zeitlich zu knapp werden. Eine Ranch kaufte man nicht in einer Stunde. “Hast du Lust noch was essen zu gehen?”, fragte ich Ylvi, als ich in die Straße des Hotels einbog. Sie nickte. “Vorher noch etwas frisch machen?”, sie nickte wieder. “Na gut.”, murmelte ich. Meine Wut war verflogen, etwas witzig war das Auto ja schon- und das Bild würde uns immer an diesen Trip hier erinnern.
      Ich parkte das Auto im Parkhaus und wir stiegen aus, gingen zur Rezeption, checkten ein und gingen auf unser Zimmer. “Mach du dich zu erst fertig.”, sagte ich zu ihr und Ylvi verschwand im Bad. Wir hatten beide keine sonderlich schicke Kleidung dabei, weshalb wir uns auch nicht großartig umzogen. Als Ylvi fertig war ging auch ich ins Bad und machte mich ein wenig frisch. “Na dann lass uns essen gehen, sagte ich zu ihr und ließ tatsächlich meinen Cowboyhut auf dem Bett liegen. “Nimmst du den nicht mit?”, fragte Ylvi mich und ich schüttelte den Kopf. “Ich muss ja nicht schon wieder direkt auffallen.”, sagte ich zu ihr. Bei dieser Aussage dachte ich an mein Auftreten im Krankenhaus und die klirrenden Sporen. Mit der verwaschenen blauen Jeans und den Westernstiefeln würde ich hier bei genauerer Betrachtung zwar auch auffallen, aber nicht so sehr wie noch mit dem Hut. Wir stiegen ins Auto, fuhren zu einem Restaurant ganz in der Nähe, ein bisschen kannte ich mich ja hier noch aus, und parkte dort auf dem Parkplatz. Wir gingen rein und bekamen tatsächlich noch einen Platz. Dort bot ich Ylvi einen Stuhl an und setzte mich ebenfalls an den Tisch.

      Ylvi
      Ich rieb meine Hände aneinander, setzte mich schließlich auf sie - es waren -6 Grad...und mein Körper hatte sich noch nicht an die Kälte gewöhnt. Das war tatsächlich eine Tatsache die mir Caleb wirklich mal erklären musste. Wieso zum Teufel Kanada? Das einzige was ich von diesem Staat wusste waren: ne Menge Schnee, irgendwas mit Ahorn und natürlich eine unfassbare Artenvielfalt an Tieren. Darunter Wölfe, Elche, Rentiere und natürlich auch Bären. Ich konnte Schnee nicht ausstehen. Klar so Winterritte hatten schon was...aber Schneechaos, Schnee schippen. Ich hatte mich zwischendurch schonmal gefragt was mich da geritten hatte. War ich nicht zur Blakes Crow Meadow gekommen, eben weil sie in New Mexico war? Tja, da hatte sich innerhalb weniger Stunden mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Und mein blöder Witz war es auch noch gewesen, der Bellamy auf die fixe Idee gebracht hatte Caleb die Ranch zu überschreiben. Ich hatte sogar gemeint ein Umzug sei sicherlich nicht schlecht. Und jetzt waren wir hier...in Calgary. Die nächsten Tage schauten wir uns zwei der potentiellen Ranches an. Wahnsinn.
      “Jetzt wo wir unsere Ruhe haben. Erzähl mir doch mal wieso es eigentlich nach Kanada geht. Soweit ich weiß bist du nicht hier geboren? Was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”

      Caleb
      Wir saßen beide am Tisch, hatten uns ein wenig umgesehen und auch schon Essen bestellt. Die Kellner hier waren wirklich fix und hatten uns schnell bedient, so dass wir nicht lange hatten warten müssen. Als Ylvi mir eine Frage stellte seufzte ich kurz und ließ meine Gabel sinken. Ja, warum eigentlich? Dass ich mich einfach nicht von diesem Land und von der Erinnerung an Verena trennen konnte würde ich ihr wohl kaum verraten.
      “Nein, geboren bin ich hier nicht aber ich bin durch das Rodeo viel gereist, habe viel gesehen und war auch sehr oft in Kanada, mal auf kleinen, mal auf großen Rodeos… dann habe ich Verena kennen gelernt… und habe mich noch mehr in dieses Land verliebt.”, gestand ich ihr und aß weiter, ich ließ mir Zeit mit dem Antworten, wollte meine Aussagen mit Bedacht auswählen. “In der Zeit auf der Gips Reminder Ranch habe ich viel erlebt, bin viele Pferde geritten und viele Turniere gegangen, hier und auch in ein paar Staaten in den USA. Montana und Wyoming zum Beispiel habe ich oft mit Pferden besucht, aber die Landschaft hier in Alberta? Die grünen, weitläufigen Wiesen, kaum Zäune und wenn, dann kilometerweit entfernt…”, ich sah Ylvis Blick und wusste genau, was sie dachte. Genau das gab es auch in Staaten der USA. Weitläufige, grüne Wiesen und auch alles Andere… “Ich weiß nicht.. kennst du das nicht, dass man sich in etwas verliebt und gerne dort hin zurückkehren möchte? Natürlich nicht genau zurück.. aber in das Land schon?”, fragte ich sie und sie nickte. “Und was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”, fragte sie mich dann und wieder musste ich überlegen. “Sie soll weitläufige Koppeln haben, wir brauchen aber auch für jedes Pferd eine Box. Es müssen nicht immer alle Pferde im Stall stehen, aber hier kann der Winter teilweise ziemlich hart werden und dann bräuchten wir für jedes einen warmen Platz. Außerdem möchte ich gerne Rinder halten.. Whiteface.. wer hätte es gedacht.”, erklärte ich und sie lachte. “Ja, wer hätte gedacht, dass du dir Kühe mit einem weißen Kopf kaufst.”, zog sie mich auf. “Außerdem brauchen wir große, gute Reitplätze und am besten eine oder zwei Hallen, um die Pferde ordentlich trainieren zu können… und Bungalows… oder kleine Mitarbeiterhäuser… aber das kann man ja alles noch bauen.”, erklärte ich ihr und sah sie an. “Also so richtig… weiß ich noch nicht was ich möchte. Also ich weiß es schon, aber ich kann mich nicht entscheiden, was ich wichtiger finde.”

      Ylvi
      Caleb wählte seine Worte mit Bedacht. Es schien als kaue er auf ihnen herum, ehe sie seine Lippen verließen. Nicht als fiele es ihm schwer sie auszusprechen. Vielmehr beschlich mich das Gefühl als wolle er mich schonen. War es das? Ich legte leicht den Kopf schief, beobachtete seine Haltung die offen war. Doch seine Hand spielte mit dem Ende der Gabel. Wunderlich was mir nach all der Zeit mit ihm auffiel. Es gab keine Illusionen.. natürlich, die Antwort die er mir gab war richtig, aber da war noch etwas anderes. Um mich abzulenken konzentrierte ich seiner zweiten Antwort zu lauschen, nahm die Worte wahr... allerdings entschlüpften sie mir durch das andere Ohr nach draußen. Ich hörte nur Koppeln, Boxen...Halle... Training.
      In Gedanken jedoch war ich noch bei der ersten Frage. Wieder war ihr Name gefallen, Verena. Natürlich war er das..hier hatte alles begonnen für ihn. Wie Louis es mir damals auf dem Berg gesagt hatte..Verena hatte alles für ihn geändert. Damit hing sein Herz, ein Teil seines Bewusstseins nicht nur an ihr,sondern auch an dem Land das für ihn einiges verändert hatte. Es fiel mir schwer mein wehmütiges Seufzen zu unterdrücken. Ich würde vielleicht ewig in ihrem Schatten stehen. Dann erinnerte ich mich an Laurence Worte..die gute Seele der Ranch. Vielleicht hat Verena dich für uns hierher geführt.
      Ob er wohl Recht hatte? Mir gefiel der Gedanke das sie aus der Anderswelt in diese blickte und den Nornen vielleicht etwas Zugeflüstern hatte. Laurence hatte von Gott gesprochen, für mich spielte er weniger eine Rolle als die Götter des Nordens..aber vielleicht war er einfach nur eine andere Bezeichnung für meinen Allvater? In Bellamzs Büro hatten Bilder von ihr gehangen. Für mich würde Verena auf ewig ein Geist bleiben von dem wenige sprachen. Ich beugte mich ein wenig vor, sah Caleb an, fasste nach seiner Hand. “Tut mir Leid..deine zweite Antwort wirst du mir nochmal geben müssen. Kannst du mir von ihr erzählen? Jeder erwähnt sie, für mich ist sie nur ein Geist. Ich könnte Bellamz oder O. fragen...aber,ich weiß nicht. Ich würde es gern von dir wissen. Ich hätte gern ein Bild von ihr, mehr als nur Bruchstücke.” das konnte nach hinten los gehen, furchtbar schief gehen. Aber ich wollte offene Karten zwischen uns... er verhielt sich stets Loyal,das war einer seiner besten Eigenschaften. Daher fügte ich noch hinzu “Ich hoffe du weißt, dass du offen mit mir sprechen kannst. Du musst mich nicht schonen.” Ich lächelte aufrichtig in seine Richtung. Wir waren kein Paar, er hätte das Recht sich der Antwort zu entziehen. Ich wollte nicht zu forsch sein, es war kein Befehl...eine offene Bitte vielmehr.

      Caleb
      So langsam waren wir fertig mit Essen, als mir Ylvi eine Frage stellte, die ich nicht so ohne weiteres beantworten konnte. “Lass uns nicht hier über sie sprechen.”, erklärte ich ihr und schien sie für den Moment befriedigt zu haben, denn sie hakte nicht weiter nach. Wir sprachen über dieses und jenes, blieben jedoch bei Gesprächen über Pferde und Ranches. Wir teilten uns noch die Eiskugeln zum Nachtisch, denn eine ganze Portion hätten wir beide nicht mehr geschafft, bezahlte jeder von uns die Hälfte der Rechnung und wir gingen zurück zum Auto, womit wir wieder ins Hotel fuhren und auf unser Zimmer gingen. Man sah uns beiden an, dass wir wirklich geschafft vom Flug waren. “Und du willst ihre Geschichte wirklich jetzt noch hören?”, fragte ich Ylvi und sie nickte überschwänglich. “Ja.”, war ihre Antwort und ich nickte, schwieg jedoch eine ganze Weile, während sie mich gebannt ansah und darauf wartete, dass ich etwas sagte.
      “Verena war… eine Visionärin.”, fing ich an und überlegte dann weiter. “Ich glaube sie hatte ihr Leben schon bis zum Tod durchgeplant und den Pferden gewidmet. Sie hat stets in allem das Gute gesehen und nicht nur zweite, sondern auch dritte und vierte und fünfte Chancen gegeben, auch was mich angeht. Nicht umsonst hat sie mir eine Ohrfeige verpasst, mich gefeuert und vom Hof geschmissen, als ich ihr sagte, Zues wäre unbrauchbar und ich hätte ihr doch gesagt, dass sie es bei ihm zu nichts bringen würde…Sie hat mir mehr als einmal einen Fehltritt verziehen und mir wieder ihr Herz geöffnet.”, erklärte ich ihr weiter und sah in ihren Augen etwas aufblitzen. “Hasst du Zues deshalb?”, fragte sie mich doch ich schüttelte den Kopf. “Ich hasse ihn nicht.. ich gebe ihm nur irgendwie die Schuld an allem, auch wenn er absolut nichts dafür kann.” Ylvi nickte. “Die vielen Chancen hat sie also den Pferden und den Menschen gegeben. Zues, Raised from Hell, Wimpys Little Devil… alles so hoffnungslose Fälle. Aber schau dir Hell und Devil heute mal an… was sie bei ihnen erreicht hat… nur zu Zues konnte sie nie durchdringen.. und jetzt kann sie es nicht mehr. Aber abbringen ließ sie sich von nichts, dieser Sturkopf der immer seinen Willen durchsetzen musste. Nichts und niemand in der Welt hätte sie dazu gebracht, eines der Pferde aufzugeben. Sie hatte eine gute Seele und liebte die Pferde über alles.”, wieder nickte Ylvi. Was sollte sie auch groß dazu sagen? “Mir gegenüber war sie immer ein wenig… impulsiv. Irgendwie wie ich…Ich brachte sie auch oft genug auf die Palme, mit meinen Andeutungen…. Achso, apropos Chancen.. schau dir Bellamy und Murphy und Octavia an. Alles ihr Werk. Hätte sie ihnen keine zweite Chance gegeben, was wäre wohl aus ihnen geworden? Ich möchte das auf jeden Fall auch weiterführen. Solchen Menschen eine zweite Chance geben, ihnen etwas bieten und zu etwas verhelfen.”, sagte ich und schwieg dann wieder eine ganze Weile. “Mit ihr konnte man nicht gut streiten. Sie war schnell den Tränen nahe und Enttäuschungen sah man ihr sofort im Gesicht an. Sie war jemand, der von den anderen gemocht und gut behandelt werden wollte… vermutlich konnte ich aus diesem Grund ihr Herz nie erreichen und hatte sie an Svejn verloren. Svejn ist eine andere lange Geschichte…”, seufzte ich. “Sie legte jedoch viel Wert auf meine Meinung und wurde sehr schnell unsicher, wenn ich ihr vor den Kopf stieß und ihr erklärte, wie dämlich und dumm ihre Idee war…”, wieder schwieg ich. “Sie verlangte den Pferden aber auch Leistung ab. Schau dir Bella oder Gipsy an, oder auch Choco. Oh Gott Choco!”, ich lachte. “Durch ihre Affinität zu diesem Pferd ist mir der Haflinger erst auf den Hof gekommen! Sie glaubte zwar nie daran, dass andere Rassen gut in dieser Sportart sein würden, aber irgendwie hatte sie einen Narren an diesem Hengst gefressen… und Choco ist gar nicht so schlecht im Westernsport.”, sagte ich und Ylvi lachte auch kurz auf. “Ansonsten.. ich zeige dir mal ein paar Fotos, wenn wir wieder in New Mexico sind. Dann kannst du dir sie besser vorstellen.”, sagte ich noch und überlegte. “Ich glaube, mehr fällt mir gerade nicht ein.”, meinte ich und drehte mich zu Ylvi um. Ich hatte in dem Stuhl im Zimmer Platz genommen, während sie sich auf dem Bett ausgebreitet hatte. “Hast du noch Fragen?”

      Ylvi
      Ich hatte mich auf das Bett fallen lassen, aufmerksam seinen Worten gelauscht. Der Geist füllte sich mit einer Art von Person. Mit jedem Satz den er mir gab,konnte ich mir ein besseres Bild von ihr machen.
      Er endete, schwieg kurz. In diesem kurzen Moment richtete ich mich auf. Ob ich noch Fragen hatte? Viele...aber diese musste ich nicht jetzt beantwortet bekommen. Also schüttelte ich den Kopf. “Danke.” flüsterte ich, für ihn gerade so hörbar. Ich hätte noch anfügen können, das ich wusste das es ihm schwer gefallen war. Das ich ahnte, dass ihn meine Frage erstaunt hätte. Aber in mir kam das Gefühl auch, dass dies zu viel wäre. Es bedurfte keiner Erklärungen. Über den Raum hinweg sahen wir uns einfach an, ohne zu blinzeln, dann huschte nur ein Zucken über seine Lippen, er blinzelte. Ich hatte ohne Worte verstanden, Caleb wie es schien auch. Als er sich erhob um in das Bad zu gehen, ließ ich mich wieder zurück sinken. Mir steckte der Flug in den Knochen, ein wenig tat mir doch irgendwie meine heilende Wunde weh - es begann langsam die Zeit in der sie zu jucken anfing.
      Ich unternahm wirklich den Versuch wach zu bleiben, aber meine Lider waren einfach zu schwer. Also glitt ich in das Land meiner Träume. Sie waren wirr...vollkommen wirr. Aber eine Art von Lichtgestalt die der Verena auf den Fotos wirklich unglaublich ähnlich sah, führte mich zu einem Pferd. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich auf dieses zu, schwang mich auf seinen Rücken und ritt über eine Landschaft die mir gänzlich unbekannt war. Erst zurück auf der Ranch sollte mir klar werden, das ich in meinen Träumen auf Zues geritten war. Sie würden mich nicht in Frieden lassen. An diesem Tag, in diesem Traum, entstand eine erste Idee in meinem Kopf.

      Caleb
      Als ich aus dem Bad zurückkam war Ylvi schon eingeschlafen. Ich seufzte kurz, deckte sie zu und legte mich dann ebenfalls unter die Decke. Wieder hier zu sein, in Calgary, nahe dem Ort an dem alles angefangen hatte und an dem alles hätte enden können… Meine Gedanken hielten mich fast die ganze Nacht wach. Ylvi wachte einmal nachts auf, zog sich flink um und schlief dann sofort wieder ein.
      Ich musste doch die Augen eine Weile zu gemacht haben, denn als ich von Ylvi geweckt wurde, fühlte ich mich wie vom Truck überrollt. Ich hab einen gequälten Laut von mir, richtete mich auf, stellte meine Füße auf den Boden und ließ meinen Kopf auf meine Hände sinken, die ich auf meine Beine gestützt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Ylvi mich vorsichtig. „Ja.“, meinte ich leise und fuhr mir einmal durch die Haare. „Mach du dich im Bad fertig, ich muss noch ein paar Telefonate führen.“, erklärte ich ihr und sah sie ins Bad huschen. Tatsächlich rief ich die beiden Ranchbesitzer an und klärte, welche wir heute und welche wir morgen besuchen gehen würden. Meinen Favoriten würden wir uns morgen anschauen gehen, die andere Ranch heute. Ylvi besuchte nicht sonderlich lange im Bad, so dass ich auch noch duschen gehen und mich umziehen konnte. „Frühstück?“, fragte ich sie als ich wieder herauskam. Sie nickte. „Frühstück und Kaffee…“, erwiderte ich ihr und gähnte lange.
      Als wir in Richtung Essraum gingen erzählte ich ihr, welche Ranch wir heute besuchen gehen würde und welche morgen. Dass bei der morgigen Ranch noch 30 Whiteface Kälber, Rinder und Kühe inbegriffen waren, verschwieg ich ihr mal lieber.

      Ylvi
      Da Caleb ein wenig fertig aussah, orderte ich ihn auf den Beifahrersitz und klemmte mich selbst hinter den Sitz des Fahrzeuges. Ich hatte Glück, der Sitz ließ sich nicht nur nach vorn sondern auch nach oben verstellen. Ich konnte kaum über das Lenkrad hinaus blicken. “Schaffst du das?” dabei klopfte er sich seine Hand auf die linke Brust. Ich nickte, startete den Motor.
      Starr nach Navigationsgerät fuhr ich aus Calgary heraus, nach Westen. Es waren knapp 43 Kilometer, eine Fahrt von einer guten halben Stunde. Irgendwo hinter einer Art Feriensiedlung mit dem Namen Redwood Meadows Bogen wir auf eine kleiner Straße, die es eigentlich nicht verdiente diesen Namen zu tragen. Tannen rechts, Tannen links. Plötzlich fuhren wir unter einem Eingangsschild hindurch. Vor uns befand sich tatsächlich Wald und eine Ranch.
      Begrüßt wurden wir von einen Herren der etwa in seinen 50ern sein musste. Als ich ihn auf uns zukommen sah, musste ich innerlich Lächeln. Er sah Louis ziemlich ähnlich. Er hatte schwarz, silberne Haare in zwei langen Zöpfen geflochten, trug eine große Brille. Unmissverständlich ein Native. “Mr. O’Dell?” Caleb nickte, lächelte. “Sie haben mit meinem Sohn telefoniert. Mein Name ist Jonathan Clearwater.” Wir reichten uns jeweils die Hände. Dann begann er zu erzählen, erst ein wenig über das Tal hier. “In den 40ern gab es einen großen Waldbrand, die freien Flächen die zurück blieben hat mein Stamm für sich genutzt. Sie müssen auf dem Weg hierher an dem Golfplatz vorbei gekommen sein?” “Ah, dann war es gar keine Stadt.” “Doch, schon..nur noch wenige wohnen hier. Meine Familie hat jahrelang hier auf der Farm gelebt.” Trotz des Feuers blieb ziemlich viel an Nadelwald übrig. Das Haupthaus war praktisch vor lauter Bäumen gar nicht auffindbar. Insgesamt schien es nur 3 andere Häuser zu geben, die eher Bungalows glichen. Viel Platz für Mitarbeiter...oder Gäste blieb da nicht. Das Stallgebäude hatte genau 10 Boxen, daran angeschlossen gab es zwar eine riesige Lagerhalle, die zu zwei Hallen abgetrennt werden konnten. Einen Platz jedoch suchten wir ein wenig vergeblich. Und zwischen den Wegen, immer wieder kleine lichte Orte um die man eine Wiese gezogen hatte. Hübsch war es ja...für eine Zucht und Ranchbetrieb war das ganze allerdings etwas zu waldig. Das sah man auch Caleb an. Mr. Clearwater ließ uns nach seiner Rundtour auch alles in Ruhe allein anschauen. “Stallgebäude müssten wir erneuern...irgendwo außerhalb Wiesen anpachten. Wald roden um einen Platz zu bauen, überhaupt auch einen Round Pen. Für Rinder wäre das hier auch nicht so geeignet.” zählte Caleb auf. Ich drehte mich im Kreis. “Für die Pläne die im Raum stehen ist der Ort hier nicht sonderlich geeignet.” pflichtete ich ihm bei. Nachdem wir den halben Tag hier verbracht hatten, hieß es schließlich sich von Mr. Clearwater zu verabschieden. In unserem Rosa-Traum von einem Auto gab ich nun also die andere Adresse ein. “Ich muss ganz ehrlich sein. Angenommen ich hätte tatsächlich eine eigene Ranch aufgebaut, dann wäre der Ort hier klasse. Die Landschaft, der Platz. Ich mag das Haupthaus sehr gern - ist immerhin möbliert. Ich hätte für den Anfang ohnehin wenig Pferde. In Anbetracht der Tatsache allerdings das es eben die Blakes Crow Meadow Ranch ist - wird es das hier nicht sein.” sprach Caleb währenddessen. “Gut, aber die Einrichtung war nun wirklich ziemlich old school. Ich hab ja nichts gegen alte Einrichtung, aber vieles davon hätte man wohl nicht mehr nutzen können.” “Da magst du Recht haben.”

      Caleb
      Anstatt zur anderen Adresse zu fahren fuhren wir wieder ins Hotel. Wir waren beide immer noch ziemlich geschafft, oder zumindest ich war ziemlich geschafft, so dass wir uns im Hotel etwas zu essen aufs Zimmer brachten, dort gemeinsam aßen und uns dann ins Bett legten. Wir schauten noch eine Weile eine Sendung über irgendwas mit Indianern, ehe wir den Fernseher aus machten und uns schlafen legten.
      Am nächsten Morgen waren wir beide fitter und dementsprechend auch motivierter. Wir ließen es uns gut gehen bei dem ausgiebigen Frühstück, welches uns geboten wurde, ehe ich mir hinters pinke Steuer setzte. “Es ist und bleibt stockhässlich.”, sagte ich zu Ylvi, warf ihr einen Blick zu und stieg in ihr Lachen ein. Die zweite Ranch lag etwa eine halbe Stunde südöstlich von Calgary, an einer wunderschönen Flussgabelung. Auch sah man von hier ein paar kleinere Berge und auch die großen Rocky Mountains. “Der Ausblick gefällt mir.”, sagte ich zu Ylvi und sie schien meine Meinung zu teilen.
      Wir fuhren an einem Ranchschild mit der Aufschrift “Bow River Ranch” vorbei. Dann folgte ein langer Weg, der rechts und links aus großen Koppeln bestand. “Schau mal, wie schön.”, sagte Ylvi und auch ich war begeistert von den weitläufigen Wiesen und den angrenzenden Waldstücken. Wie weit das wohl zur Ranch gehörte?
      Auf dem Gelände hielten wir vor dem Hauptgebäude. Es war in einem älteren Stil erbaut, aber keinesfalls hässlich oder urig, sondern einladend und freundlich. Es öffnete sich die Haustür und der Besitzer der Anlage kam heraus. “Hallo, ich bin Jackson Duncan.”, stellte er sich vor und schüttelte zuerst Ylvis, dann meine Hand. “Ich führe sie ein bisschen herum.”
      Schon als ich meinen Fuß in den ersten Stalltrakt setzte, war es um mich geschehen. Ich sah Ylvi an und auch sie schien die Ranch zu mögen. Verschiedene Stalltrakte, Offenställe, zwei Reitplätze, eine wirklich sehr große Halle, viel Platz, um selbst noch etwas zu bauen und zwei Round Pens. Einen etwas kleineren und einen Größeren. Ansonsten bot die Ranch viel, viel Platz. Viel Platz zum Bauen, viel Platz zum Umstrukturieren, weitläufige Wiesen und den Fluss, der teilweise überquert werden musste, um auf die anderen Wiesen zu kommen, die dazu gehörten.
      "Das beste sehen Sie gleich, doch dazu müssen wir eine Weile reiten.", sagte er und führte uns zurück zu den Autos, wo jetzt jemand mit drei Pferden stand.

      Ylvi
      Noch bevor ich hätte nach den Zügeln greifen können, nahm sie Caleb entgegen. “Mr. Duncan, auf dem Ritt werden wir leider nur zu zweit sein.” dieser ließ das unkommentiert. Ließ den Mitarbeiter aber den Braunen fort nehmen. Wehmütig sah ich zu wie sich Caleb in den Sattel schwang, seinen Rappen neben mir zum stehen brachte und mir vollkommen unnütz durch die Haare strubbelte. “Bald darfst du auch wieder.” neckte er mich. Ließ den Rappen antraben und folgte einen Pfad hinauf Mr. Duncan. Ich verschränkte die Hände vor meiner Brust. Unfair.
      Ich hatte nichtmal eine Vorstellung wie lange sie weg sein würden! Ich vertrieb mir erst die Zeit damit im Auto zu sitzen. Anschließend streunerte ich noch einmal allein über den Hof. Viele Leute gab es hier nicht, auch der Stalltrakt war bis auf drei vier Boxen nicht mehr belegt. Bow River Ranch. Ich ließ mir den Namen über die Lippen rollen. Erinnerte mich das wir vorhin an einem Fluss vorbei gekommen waren. Auf einer der Koppeln war sogar ein Bach. Ich nahm an daher rührte der Name. Nach gut einer Dreiviertelstunde klingelte mein Handy. Caleb war gerade dabei mir diverse Fotos zu schicken. Darauf sah ich Blockhütten, drei an der Zahl...Weiden..und auch dort der Bach - dieses Mal sehr viel breiter, als er hier im Tal war. Das ganze lag in einem Talkessel, auf dem Bild hätte ich nicht sagen können wie breit es war. Doch auf den Bildern konnte ich die Berghänge sehen, sie waren schroff und mit Schnee bedeckt.
      Etwa eine Stunde später kamen Caleb und der Typ der uns die Ranch gezeigt hatte wieder zurück. Ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Die Verabschiedung lief eigentlich ziemlich schnell. Ich fuhr zurück nach Calgary. Caleb packte oben im Zimmer unsere ganzen Sachen zusammen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um den Check-out vom Hotel. Zusätzlich hatte er mir sein Handy in die Hand gedrückt. Ich suchte also in seinen Kontakten nach Moniques Nummer, rief sie an. Es dauerte auch nicht lang, dann ging sie auch schon an das Telefon. “Caleb, ihr seid also zurück?” “Nein,nein. Ylvi hier. Also ja wir sind zurück. Wir würden in etwa 10 Minuten bei dir sein und dir deinen Wagen wieder bringen.” “Ylvi, also. Gut dann halte ich mich bereit.”
      Dieses Mal fuhr .Ccaleb, auf meinem Schoß und zwischen den Beinen befand sich unser Gepäck. Unterwegs sprachen wir zunächst nicht, jeder hing den Gedanken an die Ranch nach. Caleb und Monique tauschten die Position hinter dem Steuer, er verzog sich auf die Rückbank. “Wie hat euch mein Baby gefallen?” Keine Antwort..nur ein Hüsteln von mir, da ich mir ein Lachen verkniff. Dann ein sehr sarkastisches “Ganz hervorragend!” von Caleb. “Nicht wahr?” Monique schien den Sarkasmus nicht verstanden zu haben. Daher setzte Caleb noch nach “Ich hätte gedacht die Phase sei endlich mal an dir vorüber gegangen.” keine Antwort, aber ich sah wie sich Monique auf die Lippen bis. Ihr Gesicht sah aus als sei sie gerade auf dem Klo beschäftigt. Ich sah lächelnd aus dem Fenster.
      Der Check-In am Flughafen dauerte ewig, wir kamen gerade Rechtzeitig an das Gate als auch schon unser Flug aufgerufen wurde. “7 Stunden Flug zurück..ich hab absolut keine Lust.” grummelte Caleb. Wir hatten in der vergangenen Nacht auch einiges an Schlaf nachgeholt, daher vergnügten wir uns mit zwei Filmen auf meinem Tablet. Darunter “the Rider” der uns beide nun nicht wirklich überzeugen konnte - er war einfach unfassbar langatmig. “Man merkt richtig das es Laiendarsteller sind.” flüsterte ich. um den Gast neben mir am Fenster nicht zu stören. Anschließend philosophierten wir über die Möglichkeiten mit der Ranch. Kein Zweifel...noch einmal Immobilien anschauen würden wir wohl nicht müssen.
      Lilly war diejenige die uns vom Flughafen zur Bar mitnahm. Hier war früher morgen, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Mal ganz davon abgesehen das es unfassbar warm war im Gegensatz zu Kanada. Caleb und Louis unterhielten sich über die Ranch. Lilly und ich packten schon mal das Gepäck wieder in den Pick-Up von Caleb. “So, zurück zum Rest?” fragte mich Caleb, ich zuckte bisschen zusammen - hatte nicht erwartet das er plötzlich neben mir auftaucht. “Ja...genug auf Reisen gewesen.”

      Caleb
      Von der Bar zur Ranch zurück unterhielten wir uns wieder über die Möglichkeiten, die diese Anlage bot und noch im Auto rief ich Mr. Duncan an, und sagte ihm zu. Umzugsmonat wäre der Januar. Mitte Januar vermutlich, mal sehen, wann wir hier in New Mexico alles gepackt bekommen würden.
      “Ylvi ich hab dir noch gar nicht gesagt, was noch zur Ranch gehört.”, sagte ich, als wir wieder auf dem Blakes Crow Meadow angekommen waren und unsere Sachen von der Ladefläche des Pick Ups nahmen. “Eine Herde von Whitefacerindern. 30 Stück.” Doch anstatt mich geschockt oder fragend anzusehen, fing sie lauthals an zu lachen. “Was, echt? Oh Caleb.”, sagte sie und schlug mir auf den Arm, ehe sie kopfschüttelnd wegging. “Hey was denn?”, rief ich ihr nach doch sie antwortete mir nicht mehr.
      Am Abend erzählten Bellamy und ich der gesamten Ranch, was Sache war und stellten ihnen frei, mit umzuziehen oder zum Frühjahr zu kündigen. Erstaunlicherweise war jeder bereit, das neue Kapitel aufzuschlagen und die Reise mit uns anzutreten.
      “Es gibt noch etwas, dass ich euch sagen möchte. Eine Ranch finanziert sich eben nicht von alleine…”, fing ich an und schaute in gespannte Gesichter. “Ylvi hab ich es schon gesagt, aber zu der Ranch gehört eine Herde von 30 Whitefacerindern, die ich mitgekauft habe. Sieht wohl so aus, als seien wir jetzt bald wirklich im Viehgeschäft.”, alle nickten, keiner widersprach mir. “Außerdem gehört zu dem Gelände etwa eine halbe Stunde Ritt eine alte Ferienranch. Undenkbar wäre es nicht, unser Konto durch Touristen ein wenig aufzustocken.. achja, hier für jeden eine Kopie der Verkaufspferde. So können wir uns jetzt schon nach geeigneten Käufern umhören.”, erklärte ich und gab jedem einen Zettel. Schweigen. Jeder war in seinen Gedanken versunken, auch Betsy sagte kein Wort. Vereinzeltes Nicken, aber auch zerknirschte Blicke bei der Liste der Pferde. “Es steht einem jeden von euch frei, eines der Pferde zu erwerben. Doch unter meinen Namen bleiben sie nicht.”, sagte ich und kam vielleicht ein wenig harscher rüber, als ich es beabsichtigt hatte. “Also Sue und Blue behältst du, oder?”, fragte mich Betsy dann vorsichtig und ich nickte. “Sue und Blue bleiben. Nur die Pferde, die da auf der Liste stehen, werden verkauft.”, sagte ich zu ihr und sie nickte. Damit löste ich unsere kleine Versammlung auf und ging rüber in den Stall, wo ich nach Vulture schaute. In ein paar Tagen war Weihnachten. Vorher musste ich noch einige Geschenke kaufen und noch einiges erledigen.


      Wenige Tage später war Heiligabend. Weihnachten wurde von den Blakes Geschwistern und auch von Caleb noch immer ein wenig nach deutscher Tradition gefeiert, etwas, dass Verena damals nach Amerika und auf ihre Ranch mitgebracht hatte. Am 23. hatten alle Mitarbeiter zusammen einen Weihnachtsbaum ausgesucht und gemeinsam geschmückt. Betsy hatte es nicht lassen können, kleine Pferde an den Baum zu hängen, gefolgt von kleinen Cowboyhüten. “Die sind extra für dich.”, hatte sie zu Caleb gesagt, welcher sie nur lachend in den Arm genommen hatte. Betsy tat allen auf der Ranch gut.
      An Heiligabend selbst feierte die ganze Ranch zusammen. Sie waren mittlerweile wirklich wie eine Familie füreinander. Selbst Cayce gehörte schon dazu, obwohl er noch gar nicht so lange dort war. Es wurde gemeinsam gekocht, gegessen und sich dann gemütlich ins Wohnzimmer zum Weihnachtsbaum gesetzt, unter dem eine ganze Menge Geschenke lagen. “Großartige Geschenke gibt es dieses Jahr nicht.”, sagte Bellamy, als er sich mit einem Glas Sekt vor den Baum gestellt hatte. “Anfangen möchte ich jedoch mit Caleb, der das ein Geschenk von uns allen bekommt, welches größer nicht sein könnte. Wir alle zusammen schenken dir die Pferde und das Equipment dieser Ranch.”, verkündete dieser und hob sein Glas. Caleb starrte ihn derweil nur mit offenem Mund an. “Ihr schenkt mir das alles?”, fragte er ungläubig und Bellamy sowie die anderen nickten. “Fast alles. Das Gelände nicht, das werden O und ich verkaufen. Aber alles andere. Und nun Prost. Auf Caleb, unseren neuen Chef!”, sagte er, stieß mit seinem Glas an und alle Mitarbeiter tranken darauf. “Die anderen sollen natürlich nicht leer ausgehen. Hier auf dem Boden stehen kleine Geschenke mit euren Namen drauf.”, sagte er und hob ein Geschenk auf, welches er Betsy gab. Diese machte als erste auf und hielt ein Schokopferd in der Hand. “Wie süß!”, kommentierte sie ihr Geschenk und umarmte Bellamy kurz. Auch alle anderen, ausgeschlossen Caleb, hatten ein Schokopferd geschenkt bekommen. Bei allen außer Betsy war noch ein Umschlag mit Geld in der Box gewesen.
      “Dell noch eine Kleinigkeit für dich.”, sagte Bellamy dann und übergab dem Vater von Betsy ein kleines Geschenk. Er machte es auf und hielt ein Foto seiner Tochter in der Hand. Sie saß auf Sue, gehalten von Caleb, und hielt ihren Pokal stolz in die Höhe. “Habe ich gemacht, toll geworden, oder?”, sagte Ylvi und er nickte. Man sah ihm an, dass er stolz auf seine Tochter war. Dann stand Caleb auf und schnappte sich eines der letzten Geschenke unterm Baum. “Bellamy das hier ist von uns allen für dich. Damit du dein wirres Köpfchen mal sortieren kannst.”, lachte er und gab ihm das Päckchen. Dieser machte es auf und hielt einen Notizblock mit einem Taschenrechner in der Hand. “Ja, das habe ich wohl dringend gebraucht.”, lachte er. “Danke euch allen.”, sprach er in die Runde und traf auf lächelnde Gesichter und vereinzeltes Nicken. “Jetzt zu dir Betsy.”, sagte Caleb und holt das kleinste der Geschenke unter dem Baum hervor. “Wir alle haben lange überlegt, was du dir wohl zu Weihnachten wünschen könntest.”, sprach er und überreichte ihr das kleine Geschenk. Betsy traute sich zunächst gar nicht, es wirklich auf zu machen. Doch dann riss sie die Verpackung in tausend Teile und öffnete die kleine Kiste. Darin lag ein Zettel, nichts weiter. Sie nahm ihn aus der Box, faltete ihn auf und las das Geschrieben laut vor. ‘Hiermit erhältst du 50 Prozent.’ “Ich erhalte 50 Prozent von was?”, fragte sie verwirrt und schaute uns nacheinander an. “Komm.”, sagte Caleb, stand auf und ging zur Haustür. Langsam öffnete er sie und als Betsy sah, wer dort draußen auf sie wartete, sprang sie freudestrahlend aus der Haustür nach draußen. Dort stand nämlich unsere geliebte Black Sue Dun It mit einer roten Schleife um den Hals, gehalten von Betsys Vater Dell. Diesem fiel sie zuerst um den Hals, dann der Stute. “Ihr schenkt mir die Stute? Wahnsinn!”, rief sie und war den Tränen nahe. “Danke, danke, danke!”, jubelte sie und umarmte uns alle der Reihe nach.

      Caleb
      Den Abend ließen wir gemeinsam gemütlich ausklingen, es gab noch einige Geschenke die verteilt und ausgepackt wurden. Cayce hatte tatsächlich ein Foto von mir und seinem Pferd, als ich für ihn angetreten war, gemacht und schenkte es mir. Auch für Ylvi hatte ich mir etwas überlegt, was ich ihr jedoch erst im Bett überreichte. “Ich dachte schon ich bekomme gar nichts von dir.”, scherzte sie und ich lachte. “Naja, warte mal ab, mach es zuerst auf.” Ylvi riss das Papier herunter und hielt… einen Kalender in der Hand. “Damit du deine Arzttermine alle zusammen an einer Stelle hast und sie so hoffentlich nicht mehr vergisst.”, erklärte ich ihr und wurde sofort geschlagen. “Doofkopf… aber danke.”, sagte sie und gab mir einen Kuss. “Hier, das ist von mir, für dich. Wollte es dir nicht vor allen geben.”, erklärte sie und überreichte auch mir ein Geschenk. „Vorsichtig, scharfe Munition.“, lachte sie und ich hörte augenblicklich auf, die kleine Kiste zu schütteln. Vorsichtig öffnete ich das Geschenk und… hielt eine kleines Gewehr in den Händen. „Ein Schlüsselanhänger?“, ich lachte. „Ein kleines Gewehr. Das häng ich Vulture ans Halfter!“, scherzte ich und drehte es in meinen Fingern hin und her.
    • Veija
      Umzug auf die Bow River Ranch - Canadian Flair
      Mai 2019, by Ravenna & Veija
      Mitte Feb. 2019
      Ylvi
      “Nehmen Sie bitte den Arm einmal nach oben.” der Weisung des Arztes folgend hob ich meinen linken Arm. Dabei tastete er an der Narbe herum die zurückgeblieben war von der zweiten OP für den herzschrittmacher. Die OP Wunde war gut verheilt. Was mich in den letzten Jahren gestört hatte war mittlerweile nur ein Schatten. Diese und die anderen Narben gehörten eben zu mir.
      “Kann ich denn jetzt wieder in den Sattel steigen, richtig anpacken?” fragte ich sehnsüchtig. Die Ranch steckte mitten im Umzug. O und ihre Pferde waren bereits drüben. Bellamy und Caleb organisierten die nächsten Flüge für die nächsten 20 Pferde die Cayce und Murphy zur neuen Ranch bringen würden. Unbeobachtet hatte ich bereits schwerere Arbeiten verrichten wollen, aber Bellamy und Caleb hatten Adleraugen auf mir. Der Arzt bedeutete mir mich wieder richtig anzukleiden. “Generell steht dem nichts im Wege. Denken sie aber bitte an ihren nächsten Kontrolltermin im Mai in Calgary. Nur zur Sicherheit damit meine Kollegin dort ihren Fall kennt.” ich nickte Pflicht gerecht. “Passen Sie trotzdem auf ihre Frau auf.” wandte sich der Arzt mit den Worten an Caleb. Seit meinem letzten Besuch hier hatte mich Caleb höchstpersönlich zu den Terminen gebracht. War besorgt gewesen als sich die Wunde ein wenig entzündet hatte, nachdem ich die Pflege hatte schleifen lassen zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir hatten Mitte Februar, alles war vorbei. Ich hatte die ätzende Physiotherapie hinter mich gebracht. Man konnte dann auch mal aufhören mich zu bemuttern. Caleb lächelte, tippte sich an den Rand seines Hutes und murmelte ein “Aye”. Ein Wort das er von Svejn hatte. Er hatte mir die alten Bilder gezeigt...Verena,Svejn...ja ich habe sogar die Geschichten von Sarah und Cayden zu hören bekommen. Menschen die ich nicht gekannt hatte, die aber auf den Bildern aufgetaucht waren. So hatte ich auch Bilder von Moon zu Gesicht bekommen, dem Hengst der Gealachs Großvater war. Neben den Organisationen hatten wir Stunden damit verbracht durch diese Erinnerungen zu gehen. Ich hatte es genossen, gern jedem seiner Worte gelauscht. Mir ein Bild aufbauen können von der Person die er einst gewesen war. Oft hatten uns auch Bellamy und Octavia dabei zugehört. Auch Laurence hatte einen um den nächsten Abend Geschichten erzählt. Oft hatte ich einfach nur inmitten all dieser Menschen gesessen, ihnen stumm gelauscht. Ich hatte zuvor nicht gewusst wieviel Spaß das machte. Ich hatte sie alle noch ein Stück weiter kennenlernen dürfen.
      Caleb begleitete mich aus dem Krankenhaus heraus. Mein Gang war schwungvoll. Ich durfte wieder auf den Rücken eines Pferdes. Ich hatte vor zwei Wochen schon probiert mich auf Fylgia davon zu machen. Allerdings hatte Caleb wohl auch Betsy für sich gewonnen. Mit Caleb hinter sich her ziehend war sie nämlich in der Stallgasse aufgetaucht. Relativ wortlos hatte er mir die Stute aus der Hand genommen, Betsy auf ihren Rücken verfrachtet und beschlossen der kleinen eine Reitstunde auf ihr zu geben. Er hatte sich bedankt, dass ich sie vorbereitet hatte. Natürlich hatte ich das nicht dafür getan. Ich war sauer gewesen….Sauer auf ein 9 jähriges Kind! Ich hatte also am Rand gesessen, während Betsy einen kleinen Parcours mit Fylgia absolviert hatte. Jetzt allerdings, durfte ich wirklich wieder in den Sattel steigen.
      Die Fahrt über gingen wir eine Liste der Pferde durch die als nächstes Richtung Kanada ziehen würden. In zwei Wochen würde ein Umzugsunternehmen kommen. Wir hatten es in Auftrag gegeben. Alle Habseligkeiten aus den verschiedenen Häusern würden dann zum neuen Heim gebracht werden. Eine Woche später war der Flug von mir und Caleb geplant, im Gepäck unsere letzten Habseligkeiten und alle restlichen Pferde. “Sag mal. Was hälst du von der Idee das Louis mitkommt? Er hat sogar einen Käufer für seine Bar.”
      Das war eine überraschende Nachricht gewesen, Ende Januar hatte Louis sich entschlossen mit nach Calgary zu kommen. Er wollte wieder auf einer Ranch arbeiten, dabei kam ihm die neue Stellenausschreibung von Caleb gelegen. Seine jüngere Schwester Lilly würde ihn begleiten. Außerdem hatte er die Pflege für Kaya und Tschetan übernommen, Cousin und Cousine, deren Eltern nicht mehr lebten. Tschetan hatten wir bereits auf dem Indian Relay kennengelernt. Ein Junge von 12 Jahren, etwas ungestüm, ein guter Reiter. Seine jüngere Schwester Kaya kannte ich nur aus den Geschichten von Lilly.

      Caleb
      Ich war wirklich überrascht, als Ylvi mir davon erzählte, dass Louis mit nach Kanada kommen wollte. “Und das will er wirklich?”, fragte ich sie nochmals und sie nickte. “Er will wieder auf einer Ranch arbeiten. Und du brauchst noch neue Leute. Lilly kommt ja auch mit. Und Kaya und Tschetan. Dann hat Betsy auch Gesellschaft.”, schwärmte sie weiter und ich nickte. “Ich mein… wenn er mitkommen will, kann ich ihn nicht daran hindern. Tut gut noch jemanden dabei zu haben, der genau weiß, wie der Hase läuft.” “Caleb der Hase läuft gar nicht. Der hoppelt.” “Haha, ja sehr witzig.”, antwortete ich ihr und knuffte sie leicht in die Seite, musste dann aber auch lachen.
      “Heute sollen nochmal Pferde rüber fliegen. Zusammen mit Cayce und Murphy. Dann sind es ab heute Abend nur noch Bellamy, du und ich die hier sind.”, erklärte ich ihr. Irgendwie war alles schrecklich schnell gegangen. Direkt nach Weihnachten wurden die Pferde umgemeldet, ich als neuer Besitzer eingetragen, der Kaufvertrag für die neue Ranch in Kanada ausgefüllt und Stellen ausgeschrieben, obwohl noch niemand dort war. Es hatten sich einige gemeldet, aber ich hatte das in dem ganzen Trubel, der dann folgte, aus den Augen verloren. Ich war wieder für zwei Tage rübergeflogen, hatte mich dort mit einer Baufirma getroffen und erste Pläne ausgearbeitet, wie ich die Ranch ausbauen wollte. Vor dem Herbst würden die Stallungen nicht fertig sein, so wie ich sie haben wollte. Also hatte ich mich kurzerhand umentschieden und wollte zusätzlich zu den Offenställen auf den Koppeln, rund um den großen Reitplatz überdachte Penalboxen mit kleinen Paddocks. Für unsere Pferde, aber auch für Gastpferde. Das allerdings war sehr schnell realisierbar und würde auch fertig sein, sobald wir mit den ersten Pferden rüberkommen würden. 30 Boxen waren geplant, 15 an jeder langen Seite des Platzes. Das würde schon einmal viel weiterhelfen. Den Umbau der Stallungen wollte ich trotzdem noch. Nur würde dies eben bis zum Herbst dauern. Wirklich brauchen würden wir die Stallungen erst im nächsten Winter.
      Auch mussten Gästehäuser bzw. Wohnmöglichkeiten für die Ranchmitglieder gebaut werden. Ich würde mit Ylvi zusammen im Haupthaus wohnen. Im oberen Stockwerk war eine wirklich schöne Wohnung eingerichtet worden. Im unteren Teil des Hauses gab es eine Küche mit einem großen Essbereich, ein Badezimmer, einen großen Wohnbereich und ein paar kleine Schlafzimmer. Also eher etwas für Gäste, als für Mitarbeiter. Zusammen mit der Baufirma hatten wir uns die geeigneten Stellen zum Bau von kleinen Häusern, ähnlich wie WG’s, angeschaut. Jedes dieser Häuser sollte zwei Etagen haben und Platz für bis zu 5 Menschen bieten. Zwei dieser Häuser waren geplant, außerdem drei kleine Bungalows mit Platz für je 3 Menschen.
      Soweit so gut. Nachdem dies alles feststand, konnte ich wieder nach New Mexico fliegen und allen erklären, was soweit geplant war. Und dann… dann fing es auf einmal an, wirklich stressig zu werden. Octavia und Travis waren die ersten, die mit O’s Pferden zusammen nach Kanada fliegen würden. Wir hatten uns von einem Transportunternehmen große Trailer geliehen, damit wir mit unseren kleineren Anhängern, in den je drei Pferde passen, nicht tausend mal fahren mussten. Das Ein- und Ausladen der Pferde auf dem Hof und auf dem Flughafen war nicht das Problem. Das Einladen in die Boxen zum Fliegen schon eher. Nachdem einer der Menschen dort mich so aufgeregt hatten durch den Umgang mit den Pferden, hatte ich ihm die Liste aus der Hand genommen und dirigierte meine Tiere und Mitarbeiter nun selbst. “Tigres Eye… Priamos Ruffia Kincsem… BR Prias Raveday… Drama Baby… Raspberry… I’ve got a blue soul… Prias Colourful Soul… Tasmania… Candlejack… Culain… Daryl Gone Mad… Peacful Redemption… PFS’ Snap in Style… Wildfire xx....” Das war die erste Gruppe gewesen. Per Videochat hatte ich das Ausladen in Calgary beobachtet, was wesentlich besser geklappt hatte, als das Theater hier.
      Kaum eine Woche später organisierten Bellamy und ich den nächsten Flug für 20 Pferde, bei dem eigentlich Cayce und Murphy dabei sein sollten, jedoch plante ich kurzfristig um und schickte statt Murphy zwei Stallburschen mit, Jesse und Connor. Die würden sie drüben dringender brauchen, als wir hier. Zum zweite Trupp Pferde, deren Einladen am Flughafen schon viel besser klappte, gehörten: PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, Moon’s Gealach, Cleavant ‘Mad Eyes’, Ceara Isleen, Væna fra glæsileika eyjarinar, Skrúður, Blazing Flame, Chocolate Dream, Abe’s Aeflric, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Cielos, Baby Doll Melody und Bella Cielo.
      “Caleb? Hey Caleb? Ich hab Bell am Telefon, der Transporter ist da, um weitere Pferde mit zu holen.”, sagte Ylvi und riss mich so aus meinen Gedanken. “Okay, okay. Sag ihm wir sind gleich da.”, erklärte ich ihr und fuhr ein wenig schneller zur Ranch zurück. Zwischen dem ganzen Umzug war ich auf einen Absetzer in Alberta aufmerksam geworden, Dual Shaded Ace. Der Hengst hatte anfangs gar nicht zum Verkauf gestanden, doch nach langem hin und her hatte der Besitzer sich erbarmt. Vorausgesetzt, er würde ein paar Decksprünge von ihm bekommen, wenn er gekört wäre. Dem hatte ich so natürlich sofort zugestimmt und ihn dann… eigentlich für viel zu viel Geld gekauft. Er hatte es gut gehabt und nur zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen müssen, um zur Bow River Ranch zu gelangen.
      Endlich waren wir auf dem Blakes Crow Meadow angekommen. Ich parkte den Wagen, stieg aus und ging sofort auf den Fahrer zu. Kurz schüttelte ich ihm die Hand, ehe Bellamy mir die Liste der Pferde in die Hand drückte, die wir jetzt einladen mussten. Gruppe eins, welche jetzt sofort eingeladen werden würden, waren: Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going. Die zweite Gruppe, die später folgen würde, bestand aus: Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und Striga.
      Als dritte und vorerst letzte Gruppe würden am späten Abend die Hengste folgen: Bittersweet Temptation, Whitetails Shortcut, Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, A Shining Chrome, Hollywoods Silver Dream, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bella’s Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Whinney und Zues. Mit diesen ganzen Pferden würden Laurence, Murhpy, Dell und natürlich Betsy auf die Reise gehen. Dell und Betsy mit dem ersten Flug, Murphy mit dem zweiten und Laurence mit den Hengsten. Betsy war gar nicht auszuhalten gewesen, so sehr war sie allen um die Beine herum gesprungen und hatte jedem erzählt, dass sie sich auf die Reise freute und hoffte, dass alle gut gehen würde.
      Am Abend kehrte jedoch endlich Ruhe ein. Bellamy versorgte die ganzen Verkaufspferde, während ich mich um meine beiden verbleibenden Pferde Nachtschwärmer und Smart Lil Vulture gekümmert hatte. Ylvi hatte nun endlich das ok ihres Arztes, wieder mit anpacken zu dürfen, weshalb ich sie alleine zu ihren Pferden Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn gehen ließ. Bellamy hatte sich wider erwarten bereit erklärt, noch eine Weile hier zu bleiben und die Pferde zu verkaufen. Im Mai wollte er dann nachkommen, spätestens. Dann sollte auch die Ranch in neuen Händen sein. Interessenten gab es viele, doch sie alle wollten den Preis drücken. Und das nicht gerade wenig. Ich gab Bellamy zwar in der Angelegenheit wirklich viel Freiheit, aber verschenken sollte er das Anwesen nicht. Das Geld kam schließlich nicht nur mir, sondern auch ihm zugute. Apropos Geld… nicht alle waren so erfreut über die Rinderherde gewesen, wie ich es war. Schon am ersten Tag hatte Cayce die halbe Herde einfangen müssen- da zu diesem Zeitpunkt noch keines der Ranchpferde drüben war, hatte er sich kurzerhand bei jemandem Pferde und Cowboys leihen müssen. “So knüpft man neue Freundschaften!”, hatte ich am Telefon gesagt und nur ein spöttisches Schnauben zur Antwort bekommen. “Ich hoffe du schaffst bald deinen Arsch hier rüber. Die Vollblüter machen mich wahnsinnig. Ich will die Ranchpferde hier haben!” “Ja, Cayce. So schnell geht das alles leider nicht.”, war meine niederschmetternde Antwort gewesen. Jetzt mittlerweile hatte er jedoch sein Pferd drüben und auch fast alle anderen Pferde, mit denen es einfacher war, die Kühe einzufangen.
      Ich hatte mich gerade mit Bellamy zusammen vor den Fernseher gesetzt, als auch Ylvi dazustieß. “Na, Arbeit erledigt?”, fragte Bellamy sie und sie nickte. “Es tut so gut, endlich wieder selbst arbeiten zu dürfen.” “Das klingt ganz nach dir.”, murmelte ich und wurde dafür in den Arm geboxt. “Hör mal Bellamy und ich sprachen gerade über Louis, Lilly und die beiden Kinder. Es wäre vielleicht sinnvoll, mal rüber zu fahren und mit ihm zu reden. Er hat ja schließlich auch noch Pferde. Kommen die mit, bleiben die hier, wo will er wohnen und und und… das sollten wir alles klären, bevor wir mit dem Rest nach drüben fliegen und vor unvollendeten Tatsachen stehen.” Ylvi nickte. “Klar, aber heute nicht mehr. Für heute haben wir alle genug getan.”, sagte sie und setzte sich zu mir auf die Couch. “Haben sich die anderen schon gemeldet?”, fragte sie mich und ich nickte. “Laurence und sein Flug fehlen noch, der Rest ist gut angekommen und alle Pferde haben den Flug gut überlebt.” “Das ist gut.”, erwiderte Ylvi und schaute zum Fernseher. Zu dritt ließen wir den Abend ausklingen. Lange hielten wir es nicht vor dem Fernseher aus, da wir alle todmüde und kaputt waren. Bellamy verabschiedete sich irgendwann und verschwand ins Haupthaus, Ylvi und ich machten uns auch auf den Weg ins Bett, wo wir auch ziemlich schnell einschliefen. Sobald am nächsten Morgen die Pferde versorgt waren, würden wir mit Louis reden. Darüber, wie er sich seine Zukunft vorstellte.

      Ylvi
      Mein Kopf lag auf Calebs Arm, mein Nacken war vollkommen verspannt bei der Position. Ich wollte mich allerdings auch nicht übermäßig bewegen um ihn nicht zu wecken. Seine andere Hand ruhte auf meiner Hüfte. Seltsam wie selbstverständlich wir mittlerweile jeden Abend in dasselbe Bett stiegen.
      Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Schulter, ruhig und gleichmäßig. Sein Atmen das mich am Anfang so sehr gestört hatte, weil er oft mit geöffnetem Mund schlief, war mir nun so vertraut. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten um meinen Kopf von seinem Arm zu nehmen, da schlang sich sein Arm um meine Hüfte fester um mich. “Morgen.” murmelte er in meine Haare. Ich hatte mir angewöhnt sie zu einem Zopf zu flechten, ich spürte den Druck in meinem Nacken. “Caleb, meine Haare” flüsterte ich lachend..”Und morgen.” Caleb befreite meinen Zopf von seinem Körpergewicht, zog mich herum , sodass ich ihn ansehen konnte. “Unser vorletzter Tag hier.” “Irgendwie seltsam...vor einem Jahr war ich zum ersten Mal hier. Jetzt geht es mit einer ganzen Ranch in ein komplett anderes Land. Uns erwarten ganz schöne Abenteuer.” mutmaßte ich. Außerdem hatte ich ein paar mehr an Pferden dazu gewonnen. “Wie könnte ich das vergessen? Ich hab dich für einen Dieb gehalten.” ich lachte, nickte. Ja, wie könnte ich je die auf mich gerichtete Waffe vergessen?
      Caleb zog mich enger an sich, seine Hände schoben sich unter mein Shirt, seine Zähne spürte ich an meinem Hals. Augenblicklich spürte ich die Antennen in meinem Körper erwachen...es war einfach viel zu lang her. Ein zischendes Ausatmen kam von mir. “Alles in Ordnung?” Ich gab keine Antwort, sondern küsste ihn einfach...er sollte bloß nicht aufhören.
      Vier Stunden später sattelte ich gerade Valravn. Direkt daneben machte Louis Inyan fertig. Caleb stand an der anderen Seite des Anbindeplatzes mit Vulture. Der Vorschlag alles weitere doch bei einem Ausritt zu besprechen war von mir gekommen. Louis war auf den Anruf von Caleb zur Ranch gekommen um zu besprechen wie und wann er umziehen würde, auch wegen seiner beiden Pferde. Aber wirklich Lust das im Büro zu machen hatte ich nicht verspürt. Daher mein Vorschlag mit dem Ausritt. Damit waren beide einverstanden gewesen. Außerdem hatten wir so noch einmal die letzte Chance uns von dieser Landschaft zu verabschieden.
      “Alle Bereit?” fragte Caleb, schwang sich behende in den Sattel. Neben mir sprang auch Louis auf den blanken Rücken von Inyan. Auch bei Ravn hatte ich mich für ein Reitpad mit Lammfell entschieden, musste mir dafür allerdings eine kleine Erhöhung suchen um in den Sattel zu kommen. Wir ritten im Schritt in Richtung der alten Stutenkoppeln. Vulture vorne weg. Die Ranch so verlassen zu sehen war gruselig. “Dann verrat mir doch mal welcher Hund dich gebissen hat für die Idee mitzukommen?”

      Louis
      Die wärme die von Inyan zu mir aufstieg fühlte sich wunderbar an. Auch wenn meine Muskulatur jetzt schon rebellierte. Seit dem Herbst hatte ich mich auf kein Pferd mehr setzen können. Zu viel war in der Bar zu tun gewesen. Zu oft war ich in die alte Heimat gefahren um dort Dinge zu erledigen, vor allem zu Regeln. Es war sonst nicht Calebs Art Fragen so unverblümt zu stellen, aber er wollte natürlich wissen was ihm bevorstand. In den letzten Monaten hatte sich einiges in seinem Leben geändert. Die Übernahme der Ranch war für ihn schon immer ein kleiner Traum gewesen. Wie oft hatten wir zu Rodeo-Zeiten davon geträumt? Dann hatte er wegen des Unfalls aufhören müssen. Und ich selbst? Tja..ich hatte für meine Familie aufgehört. Meinen Vater hatten die Rodeos am Leben erhalten, bis er bei einem Unfall ähnlich wie dem von Caleb querschnittsgelähmt war. Meine Mutter war bereits früh gestorben. Kaum noch erinnerte ich mich an ihr Gesicht. Für die Familie hatte ich selbst die Rodeos aufgegeben. Mit wenig Aussichten in Pine Ridge jemals eine vernünftige Arbeit zu finden war ich nach New Mexico gekommen. Die Bar hatte Lilly, mich und meinen Vater gut versorgt, aber es kostete Zeit. Die Pflege unseres Vaters hatte Lilly bis zu seinem Tod übernommen. Sie hatte selbst viel aufgeben müssen dafür, hatte mir auch oft in der Bar geholfen. Nun hatte sich die Schwester meines Vaters mit ihren Drogen das Leben genommen. Unschi, Großmutter hatte ihre beiden Kinder zu sich genommen. Ich war hin gefahren in den vergangenen Monaten um zu versuchen sie zu unterstützen. Schließlich war die Entscheidung gefallen beide zu mir zu nehmen. Die Wohnung über der Bar war zu klein für uns gewesen. Ich wusste um die Wünsche von Lilly. Familie wurde für unser Volk groß geschrieben...und ich wollte nicht das Lilly noch mehr verzichten musste.
      Erst nach all diesen Überlegungen brach ich mein Schweigen. “Ylvi hat dir sicherlich erzählt, das ich vor zwei Wochen meine Cousinen zu mir genommen habe. Kaya und Tschetan brauchen meine Zeit...ein geregeltes Leben. Das kann ich nicht bieten, wenn ich eine Bar leite. Das könnte ich aber wenn ich bei euch auf der Ranch arbeite. Außerdem genug Leute die die Kinder mit im Blick haben können. In Calgary haben sie die Chance eine gute Schule zu besuchen..” Caleb hatte mir gelauscht, die Zügel locker in der Hand auf den Knauf seines Sattels, die andere ruhte auf seinem Oberschenkel. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, denn es lag im Schatten seines Hutes. Jeder schwieg auf seine Weise, für Ylvi war das genannte ja nicht gänzlich neu. Caleb musste jedoch verstehen...er kannte die Umstände in Pine Ridge...die Drogen, der Alkohol, die Armut und die umgehende Verzweiflung. “Ich heiße dich gern im Team Willkommen, wenigstens noch jemand der Ahnung von der ganzen Arbeit hat. Cayce und du werden mir mit den Rindern sehr gut helfen können. Vor Ort könnten wir dich wahrscheinlich gut in ein Haus mit Betsys Vater stecken. Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du deine Pferde rüber schaffst?” kam es von Caleb. Schwer unterdrückte ich ein Seufzen. “Darum muss ich mich nicht mehr kümmern. Sunka und Zinkala-win habe ich verkauft.” Calebs Kopf zuckte in meine Richtung. Von Ylvi kam ein vollkommen erschrockenes “WAS?!” und auch Caleb schien diese Frage ins Gesicht geschrieben. “Ich hab genug Pferde um mich die ich dann betreue. Außerdem...außerdem ermöglicht mir das Geld aus dem Verkauf der beiden Lilly auf das College in Calgary zu schicken. Sie ist ein heller Kopf, wenn ich das schon nicht auf die Kette bekommen habe zu studieren. So soll sie ihre Möglichkeiten doch wenigstens nutzen. Pferderennen sind auch gefährlich...ich muss auch an Kaya und Tschetan denken. Sie hatten es in ihrem jungen Leben wohl schwer genug.” ich schwieg kurz, musste dann doch Lachen. “Wir werden wirklich alt, Kola.” “Vielleicht solltest du dir endlich Mal eine Frau zulegen,mein Freund” murmelte Caleb, zwinkerte mir zu. “Mein Herz hab ich leider bereits hoffnungslos verloren. Das braucht bis es vergisst.” Ylvi sah mich an, senkte dann den Blick auf den Hals ihres Wallachs, sprach nicht. Caleb konnte die kurze Konversation nicht bemerkt haben. Dafür schien ich Talent zu haben. Schon einmal hatte ich die Frau eines anderen begehrt.

      Caleb
      So ganz wusste ich nicht, was ich ihm antworten sollte. So schwieg ich einfach und ließ die Umgebung auf mich wirken. Schon übermorgen würde ich Albuquerque verlassen. Es war ein gutes Zuhause für mich gewesen, in das ich zurückgekehrt war. Ein Zuhause und doch so viel mehr. Ich hatte mir eigene, neue Pferde zugelegt, hatte alte zurückbekommen und auch mit den bereits Vorhandenen hatte ich viel arbeiten können. Ich war wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen und einige Pferde trainiert. Dann war Ylvi aufgetaucht und hatte mein ganzes Leben auf den Kopf geschmissen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte sie es besser gemacht. Und auch Louis, der in meiner Nähe gewohnt hatte, hatte mir viel geholfen. Alte Zeiten aufleben lassen war etwas schönes, wenn man es mit einer anderen Person teilen konnte.
      Und jetzt waren wir an einem Wendepunkt angekommen. Louis hatte Kinder, Gott, Louis hatte Kinder. Er war jetzt sozusagen ein Vater. Louis… war Vater. Lilly war zwar auch bei ihm, aber das hier war etwas vollkommen anderes… Vulture schnaubte und fiel in einen lockeren Galopp. Er zuckte nervös mit den Ohren, als ich ihn durchparierte. Vermutlich konnte er fühlen, dass ich in Gedanken mal wieder nicht hier war und noch immer keine wirkliche Antwort wusste. Ich schaute kurz nach hinten und blickte in die fragenden Gesichter von Louis und Ylvi. Leise seufzend schaute ich wieder nach vorne. “Caleb?”, fragte Ylvi mich irgendwann und ließ ihr Pferde das von Louis überholen, um zu mir aufzuschließen. “Stimmt etwas nicht?”, fragte sie mich doch ich nickte. “Doch, doch. Alles okay. Ich habe nur an etwas gedacht…” Ylvi sagte nichts mehr, ließ ihr Pferd langsamer werden und ritt wieder hinter mir her.

      Ylvi
      Die ganze Geschichte hinter Louis Beweggründen dann nochmal direkt von ihm zu hören war eigentlich ganz gut. Lilly hatte wirklich großes Glück ihn als Bruder zu haben. Wobei er in seinem Leben viel geopfert hatte um sie aufzuziehen. In Anbetracht seiner Familienverhältnisse keine leichte Entscheidung. Schon allein die Tatsache das er Kaya und Tschetan bei sich aufnahm sprachen für seinen Familiensinn. Ich fragte mich wirklich wieso es keine Frau an seiner Seite gab. Caleb schien denselben Gedanken zu haben. Denn er sprach es an. Als Louis davon sprach sein Herz hoffnungslos verloren zu haben ruhte sein Blick auf mir. Ich hatte den Blick mit ihm unterbrochen und auf Ravns Hals geschaut. Ich hatte sowas in den letzten Monaten schon beinahe vermutet. Nie jedoch eine wirkliche Bestätigung bekommen. Um ehrlich zu sein hatte ich sie auch nicht haben wollen. Mit Caleb war das ganze schon verworren genug. Wir hingen in der Schwebe...weder zusammen noch wirklich getrennt. Das Wissen das da nun Louis war...das verwirrte mich nur noch mehr, denn auch er war mir so wichtig geworden. Ohne ihn wäre ich dort auf dem Berg gestorben. Niemand sprach. Auch Caleb hatte keine wirkliche Antwort auf diese Worte zu haben. Ahnte er etwas? Vulture war nervös, galoppierte ohne sichtbare Hilfe an und wurde von Caleb direkt wieder durchpariert. Louis und ich sahen zu ihm. Ravn drängte nach vorn...aber eine wirklich klare Antwort hatte ich nicht von Caleb. So hieß ich Ravn wieder langsamer.
      An anderer Stelle öffnete sich die Wiese vor uns. Ravn war deutlich angespannt, seine gesamte Muskulatur war zum reißen gespannt, nur meine Hand am Zügel verhinderte das er lief. So ein Galopp eignete sich jedoch auch wunderbar um die Gedanken klar zu kriegen, die Kälte würde ihr übriges tun. Also gab ich die Hand vor. Aus dem Schritt preschte Ravn vor, meine freie Hand krallte ich in seine wenige Mähne. Hinter mir hörte ich den mir mittlerweile vertrauten Lakota Schrei “Hoka Hey! Hoka Hey!” aus dem Augenwinkel sah ich Inyan heran preschen. Direkt neben mir Ritt bereits Caleb auf Vulture, der Hengst legte sich flach in den Galopp. Auf kurzen Rennen waren diese Pferde einst gezüchtet worden. Ravn war kein schnelles Pferd. Vulture und Inyan hatten keinerlei Mühe meinem Wallach zu folgen. Der Wind pfiff mir in den Ohren, die Kälte schlug mir unbarmherzig ins Gesicht. Mein Lachen wurde mit dem Wind von meinen Lippen genommen. Caleb lachte zumindest auch, gab seine Zügel weiter vor, hielt den Hut auf seinem Kopf. Auch Inyan nahm an Tempo zu. Ravn unternahm nicht einmal den Versuch mit den anderen beiden Pferden Schritt halten zu wollen. Stattdessen parierte ich ihn zu einem leichten Trab. So fit war ich noch nicht wieder. Auch das Rennen der beiden ging nur noch etwa 100 Meter, dann schienen sie genug zu haben, parierten und warteten bis Ravn und ich im Schritt aufgeholt hatten. “Bis ich wieder so einfach mehrere Meter galoppiere muss ich wohl noch etwas warten.” meinte ich belustigt. Inyan stand still. Der jüngere Vulture tänzelte, Caleb hatte seine Müh den Hengst ruhig zu halten. Das Rennen schien ein wenig die Stimmung gelockert zu haben. Allerdings blieb es trotzdem ruhig um Caleb, mit den Gedanken war er weit fort. Ich wusste das man ihn in solchen Momenten besser nicht störte. Die Pferde suchten sich im leichten Schnee selbst ihren Weg nach Hause.
      Meine Füße waren Eisklumpen, ich saß noch immer auf dem Pferd. Die Aussicht mit den kalten Füßen auf dem harten Boden zu knallen war nicht sonderlich erbauend. Caleb hatte sich von uns getrennt, da Vulture für die Nacht in einer der Boxen unterkommen würde. Seufzend ließ ich mich vom Pony rutschen, ging leicht in die Knie als mir der Schmerz von den Knöcheln aufstieg. Außerdem spürte ich jeden verdammten Muskel in meinen Beinen. Ich hielt mich daher an Ravn fest, der geduldig stand während ich mich wieder fing. Über seinen Mähnenkamm hinweg sah ich Louis. Er schien nicht zu bemerken das meine Aufmerksamkeit auf ihm lag. Seine Stirn hatte er auf die von Inyan gelegt, seine Hand strich immer wieder den Hals des Wallachs entlang. Ich konnte die Bewegung seiner Lippen sehen, aber kein Wort verstehen. Mein Starren schien nicht unbemerkt zu bleiben. Louis öffnete seine Augen wieder, sie huschten zu mir. Ich räusperte mich. “Louis...du weißt..du könntest ihn wieder haben, oder? Ich ..” seine erhobene Hand unterbrach meinen Redeschwall, er schüttelte den Kopf. “Dann wäre es mir zumindest eine Ehre, wenn du ihn reitest wann immer du willst, ja?” Es kehrte wieder sein Schalk zurück, ich bekam seine weißen Zähne zu gesicht. “Waschté” mehr kam nicht von ihm. Er zog Inyan die Trense vom Kopf nur um ihn in den Offenstall zu entlassen. Hastig beeilte ich mich auch Ravn vom Pad zu befreien, zog auch ihm die Trense vom Kopf und lockte ihn in Richtung des Tores, welches mir von Louis noch offen gehalten wurde. Ich stiefelte vor Ravn in den Paddock, neugierig trat auch Inyan jetzt an mich heran. Seine Nüstern pusteten mir seinen Atem auf die kalten Wangen, während Ravn an meiner Tasche zu zuppeln begann. Lady Gweny hielt sich ein wenig im Hintergrund. Fylgia kam mit angelegten Ohren angelaufen, schnappte Inyan in den Hintern der daraufhin aus dem Weg ging. Nur Ravn ließ sich von ihr nicht beirren. Ich streichelte natürlich auch Fylgia, die so nach meiner Aufmerksamkeit fragte. Damit keiner zu kurz kam stiefelte ich auch noch zu Gweny, prustete ihr in die Nüstern, kraulte ihre Lieblingsstelle an der Brust und den Ohren. Louis stand noch immer am Tor, sein Blick ruhte die ganze Zeit auf mir. “Sie mögen dich wirklich alle.” ich sah mich um...inmitten all meiner Rappschecken, zuckte lächelnd die Schultern. “Scheint so. Aber jetzt lass uns reingehen und was warmes zu trinken besorgen. Ich spür meine Zehen nicht!”
      Im Haupthaus hatte sich irgendwer des Kamins angenommen, Louis war in die Stallungen gegangen um Caleb Bescheid zu geben. In der Küche bereitete ich Kaffee vor, füllte sie in die Thermoskanne. Führte Reste der Brownies zutage und brachte alles auf einem Tablet in das Wohnzimmer. Louis kam als erstes zur Tür hinein. “Caleb ist gleich da.” Ich saß auf dem Teppich vor dem Kamin, rieb meine Hände und Füße. Meine Gedanken hingen nun bei Caleb, während ich in die Flammen starrte. Irgendwie war er heute wieder einmal besonders ruhig gewesen. Das hatte sicherlich mit den Ereignissen die noch vor uns stünden zu tun, auch ich war deshalb aufgeregt. Manchmal konnte ich verdrängen verstehen zu wollen was in Caleb vorging. Jetzt gelang mir das nicht..auch weil ich mannhaft damit beschäftigt war die Worte von Louis von mir zu drängen. Natürlich hatte ich es bemerkt...ich hätte blind sein müssen nicht zu spüren wie es um ihn stand. Und ich machte mir Vorwürfe….vielleicht, wenn Dinge anders wären. Dann hätte ich mir sogar vorstellen können Louis eine Chance zu geben. Im Grunde würde das meinem Herzen wohl weniger schaden als das was Caleb und ich irgendwie teilten. Hände an meinen Füßen...ich zuckte zusammen, mein Kopf ruckte herum. Louis hatte sich zur mir auf den Teppich gesellt, seine Hände hatten nach meinen Füßen gegriffen, massierten sie. “Da du so in Gedanken warst, dachte ich mach ich weiter womit du aufgehört hast?” Irritiert sah ich ihn an, entspannte dann allerdings meine Muskulatur. Massagen konnte ich ja wohl nicht von der Hand weisen. Die Vernunft in meinem Hirn schrie allerdings etwas anderes. Ich war unfair. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen, schloss die Augen. Genoss die Zuwendung und die Wärme des Kamins. Vergessen die Brownies und der Kaffee.
      Das ins Schloss fallen der Haustür, die Schritte den Flur hinauf. Sie ließen mich erneut zusammen zucken, ich richtete mich abrupt auf, entzog Louis meine Füße. “Kaffee?” kieckste ich, sprang auf und hielt Louis die Kanne entgegen. Ernten tat ich seinen schelmischen Blick, ein wissendes, beinahe arrogantes Lächeln. Er gab seine Antwort indem er nickte. Gerade als die ersten Tropfen in die Kanne fielen betrat auch Caleb den Raum. “Ohh davon nehm ich bitte auch eine Tasse.” Also bekam auch Caleb seine Tasse Kaffee, er ließ sich auf dem Teppich neben Louis nieder. “Ich hab sogar ein paar Brownies aufgetrieben.” damit schob ich den Teller an den Rand des Tisches. Dann reichte ich Caleb seine Tasse, gab in meine einen Schuss Milch und hockte mich dann auch auf den Teppich. Für unsere Abreise ist schon alles vorbereitet. In 5 Stunden kommt der Trailer um uns samt Pferden einzusammeln. Anschließend geht es zum Flughafen.” “Dem Abenteuer entgegen” murmelte ich. Keine Erwiderung. Stille, dann sprach Louis. “Ich werde wohl erst in einem Monat nachkommen. Hab hier noch ein paar Behördengänge zu erledigen.” “Meld dich einfach, wenn es los geht.”
      Eine Viertelstunde später verabschiedete sich Louis von uns. Caleb und ich ließen uns anschließend wieder vor dem Kamin nieder. Mein Kopf lag an seinem Rücken, nebenher dudelte der TV aber so richtig schien keiner dem Programm zu folgen. Ins Bett zu gehen lohnte sich nicht für die wenigen Stunden.

      Caleb
      Ich war an diesem Abend mit den Gedanken noch immer nicht wirklich hier. Wo ich war? Keinen blassen Schimmer. Warum ich weg war? Nicht die geringste Ahnung. So vieles würde sich wieder ändern, von jetzt auf gleich. Hatte ich nun endlich das, was mich im Leben glücklich machte? Oder würden wir in einer Weile wieder umziehen? Was war es, dass das Leben ausmachte? Die Freunde? Die Familie? Geld? Ruhm?
      Diese Frage konnte wohl jeder nur für sich selbst beantworten. Meine Antwort stand in den Sternen. Weit weg, und doch ganz nah. Oder doch so fern?
      Ich beugte mich zu Ylvi rüber und gab ihr einen Kuss auf den Hals. „Ylvi wir könnten… uns die Zeit ein wenig vertreiben…“, flüsterte ich, drehte ihren Kopf zu mir und küsste sie auf die Lippen. „Jetzt da du… sogar eine kurze Strecke galoppieren konntest…“,murmelte ich weiter und küsste sie erneut. Ylvi lächelte kurz, rutschte dann zu mir herüber und setzte sich auf meinen Schoß. „Könnten wir…“, flüsterte sie und legte ihre Hand in meinen Nacken. „Jetzt, da du wieder redest und deine Gedanken sortiert hast..“, sagte sie frech und nahm meine Unterlippe zwischen ihre Zähne, zog leicht daran und ließ sie wieder los, ehe sie mir in die Augen sah und mich dann wieder küsste. „Ich hatte bloß so vieles im Kopf.. aber lass uns da im Flieger drüber reden...oder in Kanada...“, schlug ich ihr vor und sie nickte. Viele Möbel waren nicht mehr hier, die Couch allerdings stand noch in unserem Wohnzimmer. Ich stand auf, hielt Ylvi an mir fest und legte sie auf die Couch. Vorsichtig stützte ich mich rechts und links von ihr auf dem Sofakissen ab und beugte mich zu ihr runter, um sie erneut auf den Hals zu küssen. Wir wechselten eine Weile Küsse, ehe ich langsam Ylvis Oberteil über ihren Kopf zog. Auch ihre Hose und Unterwäsche war schnell verschwunden. Meine Sachen streifte ich mir über Kopf und Beine und schmiss sie ebenfalls neben das Sofa…
      Nach einem Blick auf die Uhr sprang ich hastig auf. “Ylvi komm.”, sagte ich und zog sie mit mir auf die Beine. Wir hatten viel zu lange auf dem Sofa verbracht und so langsam würde es eng werden, was Pferde verladen und den Flug anging. “Die drüben köpfen uns, wenn wir den Flieger nicht kriegen.”, lachte ich und sammelte meine Kleidung auf dem Boden ein, zog sie an und stand dann Bellamy gegenüber, der sich in der Küche einen Kaffee gemacht hatte. “Wie lange stehst du denn schon hier?”, fragte ich ihn und richtete mein Hemd. “Glaub mir, lange genug.”, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen, schlug ihn gegen die Schulter und setzte dann meinen Hut auf den Kopf, den ich hier in der Küche hatte liegen lassen. Ylvi kam nun auch zu uns und wir beide tranken schnell eine Tasse Kaffee, stopften noch einen der Brownies in den Mund, die Ylvi vom Wohnzimmertisch mitgebracht hatte, ehe ich in den Stall zu meinen beiden Hengsten hastete. Bellamy trug ich auf, Ylvi zu helfen, denn sie hatte mehr Pferde fertig zu machen.
      Vulture als auch Nachtschwärmer waren nicht sehr begeistert, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Nachtschwärmer ließ sich jedoch leichter aus der Box führen und für den Transport fertig machen, als Vulture. “Du bist eine Zicke.”, knurrte ich ihn an und ruckte einmal am Führstrick, als ich die Nase voll hatte. “Hör auf jetzt und benehm dich einmal deinem Alter entsprechend.”, sagte ich und legte die letzte Transportgamasche an. Der Trailer, der die Pferde mitnehmen sollte, war schon da, weshalb ich meine beiden Pferde schon auf die Rampe führte und im Inneren anband. Ylvi und Bellamy kamen nun auch und brachten die Pferde rein. “Bellamy lädst du das Zubehör mit den Kisten auf meinen Pick Up, Ylvi und ich holen schnell unsere Taschen.”, sagte ich zu ihm und er nickte, ehe er im Stall verschwand. “Jetzt aber schnell.”, lachte ich, nahm Ylvis Hand und lief zurück zum Haus. “Und du meinst der hat uns wirklich gesehen oder gehört?”, fragte mich eine unsichere Ylvi, als wir im Haus angekommen waren. “Ich glaube er blufft.” Ich lachte, warf mir meine Tasche über den Rücken und nahm die Größere von Ylvi auch in die Hand, so dass sie nur ihr Handgepäck tragen musste. Draußen auf dem Hof angekommen hielt ich abrupt an und drehte mich nochmal zur Haustür um. Ich schaute mir das Haus an, drehte mich einmal im Kreis und ließ meinen Blick über das gesamte Gelände schweifen. “Kaum zu glauben, dass wir diesen wunderbaren Ort verlassen.” “Oh Caleb jetzt werd nicht sentimental.”, sagte Ylvi und knuffte mich in die Seite. “Komm… bereit?” “Bereit.”

      Ylvi
      Ich spürte eine wärme in mir...fast als würde ich schwitzen...und dann musste ich doch wieder breit Lächeln. Bluffte Bellamy tatsächlich nur? Falls ja...so gab ihm Caleb definitiv genug zum Grübeln als er mit mir Hand in Hand ins Haus lief. Auch als wir am Trailer standen, den Blick auf die Ranch gerichtet, hielt er meine Hand fest umschlossen. Uns gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Bellamy stand auf der Treppe des Haupthauses. Er würde noch eine ganze Weile hier bleiben, die Pferde versorgen, Verkäufe organisieren. Vor allem aber die neuen Besitzer einweisen.
      Es ging auf zu neuen Ufern.
      Es war angenehm die Fahrt über noch einmal dösen zu können. Der Fahrer saß vor uns, während Caleb sich zu mir auf die Rückbank gesellt hatte. Über einen Bildschirm konnten wir gut alle 6 Pferde beobachten. Sie standen in dem Trailer her zur Fahrtrichtung. Gweny schien etwas nervös, ich konnte ihr Ohrenspiel sehen. Die Nähe von Inyan und Fylgia schien ihr allerdings gut zu tun. Ich hatte erst etwas bedenken gehabt die beiden Stuten mit den Hengsten zu transportieren. Aber wir hatten diese zuerst eingeladen...anschließend waren meine Wallache gefolgt als Puffer. Anschließend hatten wir Gweny eingeladen, als letztes hatten wir Fylgia auf den Trailer gepackt. Ich war aufgeregt. Seit dem ersten Besuch im Dezember war ich nicht mehr hier gewesen. Caleb hatte sich “geweigert” mich mitzunehmen. Klar er hatte viel zu tun. Aber ich war einfach gespannt was in der Zwischenzeit alles passiert war. Ich tappte vor Aufregung mit meinem Bein, plötzlich krallten sich Calebs Finger in meinen Oberschenkel, drückten ihn hinunter. Ich sah zu ihm Lächelte verzeihend. “Du machst mich vollkommen wirr, Weib.” knurrte er mir ins Ohr. Ich ließ mich also weiter zurück in die Autositze sinken. Sah wieder auf den Bildschirm.
      Am Flughafen ging alles glatt, die Pferde wurden vor Ort gecheckt, die Pässe kontrolliert. Dann führten wir sie jeder einzeln in die für sie vorgefertigten Boxen. Fylgia war wie nicht anders zu erwarten, vollkommen ruhig. Daher drückte ich sie dem Fahrer in die Hand, der ja auch seine Erfahrung mit Pferden hatte. Ich selbst führte Gweny aus dem Hänger. Dann jedoch gab es ein schrilles Kreischen, das natürlich von Ravn kam. Der Wallach riss sich los von dem Flughafen mitarbeiter, trabte aufgeregt an Gweny und mir vorbei und hielt erst an als er neben Fylgia zum stehen kam. Ich rollte mit den Augen. Dabei hatte ich gehofft sein Kletten-Verhalten hätten wir langsam im Griff. Allerdings war das hier auch eine außergewöhnliche Situation. Das weitere Verladen verließ dann doch etwas geordneter.
      “Uff...und wieder 7 Stunden den Arsch platt sitzen.” murmelte ich eher zu mir selbst. Caleb verstaute eben mein Handgepäck, da ich selbst zu klein war um dort ran zu kommen. Der Frau neben mir am Fenster entlockte es allerdings ein Lächeln. Ich erhob mich um ohn durch zu lassen. Ich saß sehr viel lieber im Gang auf längeren Flügen. Caleb nahm seinen Hut ab, setzte sich neben mich hin und legte den Hut auf seinen Schoß. “Zumindest haben wir so nochmal ein bisschen Ruhe.” “Ruhe?...denkst du das wirklich?” Caleb zog eine Augenbraue hoch, sah mich an. Ich hob meine Hände “Ich hab schwitzehände, muss die ganze Zeit an die Pferde da unten denken. Ruhe würd ich das nicht bezeichnen.” meine Stimme klang dabei schaal und heiser. Mir war sogar ein bisschen schlecht bei dem Gedanken an die Pferde. Caleb zog mir an einem meiner flechtzöpfe die über meine Schultern fielen. Dafür erntete er einen verwirrten Blick. Was war das denn jetzt? “Na sieht...bei dem Gesicht sind deine Gedanken jetzt wohl nicht bei den Pferden.” kommentierte er lachend. Dafür bekam er einen Faustschlag gegen die Brust. “Och duu!”

      Caleb
      Ich stieg in ihr Lachen ein. Die Frau neben uns kam mir irgendwie bekannt vor, auch wie sie uns zuhörte und grinste, wenn wir etwas witziges sagten. Irgendwann wandte ich mich ihr zu. “Entschuldigen Sie, kennen wir uns?”, fragte ich die Frau und sie nickte. “Wenn sie Caleb O’Dell sind, dann ja.” In meinem Kopf kramte ich nach Namen oder Orten, doch so richtig wollte mir keiner einfallen. “Ist schon eine lange Zeit her.. damals in Las Vegas auf einem großen Turnier. Ich habe dich beim Team Roping total abgezogen.”, lachte sie. “Nein, Kit? Wow, dass ich dich nochmal wieder treffe!”, ich beugte mich zur ihr rüber, gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie kurz. “Kit und ich waren früher wirklich.. Erzfeinde, wie man so schön sagt. Das eine Mal gewann sie, das andere Mal gewann ich. Wie lange ist das her… etliche Jahre!”, ich lachte. Dann schaute ich von Ylvi zurück zu Kit. “Das ist Ylvi. Eine… sehr gute Freundin von mir.”, ich legte ihr kurz meine Hand aufs Bein. Für Kit reichte diese Geste wohl. “Soso…”, schmunzelte sie und sah uns beide abwechselnd verschmitzt an. “Ich hab dich aber wirklich nicht erkannt, du hast dich total verändert!”, wandte ich mich wieder an meine alte Bekanntschaft. “Was ist aus deinem braunen Lockenkopf geworden? Und deine Stute… Halley.. hast du die noch?” “Meine braunen Locken sind blonden Haaren gewichen. Irgendwann hab ich sie mir dann abrasiert und jetzt wachsen sie nach. Sind aber noch nicht sonderlich lang, wie du sehen kannst.”, erklärte sie mir. Wie hätte ich sie auch erkennen können? “Halley habe ich schon lange nicht mehr, sie ist bei ihrem ersten und einzigen Fohlen gestorben. Der kleine Hengst hat es auch nicht geschafft. Das war vor.. drei Jahren. Seit dem saß ich nicht mehr auf dem Pferd.” “Das tut mir Leid.”, kam es von Ylvi, die sich hinter meinem Rücken bestimmt etwas ausgeschlossen fühlte, bei unserem Gespräch. Generell schaute sie nicht wirklich glücklich drein. Ob ich sie eben verletzt hatte? Aber was waren wir denn? Freunde? Freunde mit gewissen Vorzügen? Verliebt? Auch eines der Dinge, was mir ständig im Kopf herum schwirrte. Louis spielte da auch eine große Rolle. Er meinte zwar ich würde nichts merken, aber ich kannte ihn. Ich merkte, wenn er etwas im Schilde führte. Auch Ylvi hatte gestern Abend sichtlich seltsam gewirkt, als sie den Kaffee mit einer Quietschstimme verteilt hatte.
      “Und was arbeitest du im Moment?”, fragte ich sie. “Nichts, bin auf der Durchreise. Mal hier, mal da etwas.” “Wenn du noch Arbeit suchst, wir sind gerade auf dem Weg zu meiner neuen Ranch.” “Was? Du? Eine Ranch? Wow Caleb das freut mich für dich!”, sagte sie lachend und gab mir einen Klaps aufs Bein. “Endlich, Cowboy. Ich dachte schon du wirst nie sesshaft.” “Also eigentlich… war ich schon lange Zeit sesshaft.”, korrigierte ich sie. “Ich komme euch auf jeden Fall mal besuchen!”, sagte sie. “Klar, wieso auch nicht. Schließlich fliegen wir in die gleiche Richtung.” Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ylvi döste in der Zwischenzeit immer wieder weg. Auch ich war nicht den ganzen Flug wach. Kurz vor der Landung wachte ich jedoch wieder auf und hatte Ylvis Kopf auf meiner Schulter liegen. Eine sehr gute Freundin… Dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf und ließ mir keine Ruhe. Auch Kit sah mich grinsend an, als ich meinen Kopf sachte auf den von Ylvi sinken ließ. “Ach komm Caleb. Das da ist mehr als.. ich zitiere: sehr gute Freunde.”, sagte sie zu mir und schien nun wirklich eine Antwort haben zu wollen. “Es ist kompliziert. Reicht dir das als Antwort?”, ich sah sie an. “Nein… ich muss wohl doch zu dir auf die Ranch kommen, wenn ich mehr wissen will.”, sagte sie lachend und ich stimmte in ihr Lachen mit ein. Auch Ylvi regte sich wieder, nahm ihren Kopf von meiner Schulter und sah raus. “Landeanflug. Hab auch nichts mehr von den Pferden gehört, denen scheint es gut zu gehen.”, erklärte ich ihr und sie nickte beruhigt. Dann ging es runter.

      Ylvi

      Traf mich ein Tritt in die Magengegend? Nein...wir hatten nie darüber gesprochen was wir eigentlich waren. Kit zu erklären wie und was es war hätte zu lang gedauert. Natürlich...ein zugeständnis von Caleb hätte mir besser gefallen, mein Herz schien sich ein wenig zu verknoten. Als jedoch seine Hand auf meinem Bein lag, seine Finger kurz zudrückten. Da durchlief mich mit einem mal eine unfassbare Wärme, der Knoten in meinem Herzen schien sich zu lösen. Zitterte ich? Oder war das flaue Gefühl im Magen eher auf den beginnenden Start zu schieben?
      Ehrlich gesagt bekam ich weiter gar nicht wirklich mit was die beiden zu besprechen hatten. Zu sehr kreisten meine Gedanken um Calebs Worte. Ich ertappte mich dabei wahllos ins leere zu Starren. Ich hasste in diesem Moment was es in mir tat. Es wühlte mich auf. Machte mich Glücklich und Ängstlich. Machte mich aber auch so unfassbar wütend. Wieso passierte das ausgerechnet mir? Mir die ich jahrelang versucht hatte so etwas von mir weg zu stoßen. Fühlte sich so jeder der sein Herz an jemanden verloren hatte?
      Irgendwo in meiner ewigen Starrerei, dem lauschen von Calebs gleichmäßigem Barriton war ich eingeschlafen. Die Momente in denen ich wach war, nicht weiter relevant..ich wechselte höchstens meine Position im Sitz. Zwischendrin hatte ich bemerkt, dass sich die beiden nicht mehr unterhielten. Da wurde mir bewusst wie oft Caleb früher unterwegs gewesen sein musste...er schien ja wirklich den halben Kontinent zu kennen. Mit einem Lächeln schlummerte ich ein letztes Mal davon. Erst das Lachen von Caleb ließ mich wieder wach werden. Ich rieb mir die Augen, unterdrückte ein Gähnen. Draußen war es hell. Schnee lag überall herum.
      Wir trennten uns von Kit, der wir eine gute Reise wünschten. Sichtlich erschöpfte Pferde (was sicherlich auch an der Sedierung lag) , brachten wir auf den Trailer des Fuhrunternehmens. Einen Vorteil jedoch hatte die klirrende Kälte dann doch - sie machte mich wacher. Nachdem wir fertig mit dem Aufladen waren, fühlte ich mich längst nicht mehr so gerädert. Die Straßen waren frei, in nur 20 Minuten würden wir fast da sein. “Es hat schon Vorteile das wir nicht mehr fast 2 Stunden in die nächste größere Stadt fahren müssen.” dabei sah ich aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft. Beim letzten Mal hatte noch keiner gelegen.

      Caleb
      Die Verabschiedung von Kit fiel mir doch schwerer, als ich gedacht hatte. Es war immer wieder schön alte Bekannte zu treffen und die alten Zeiten aufleben zu lassen. Eine Person würde ich jedoch nie wieder sehen, diese Zeit würde ich für mich alleine, immer in meinem Herzen tragen. Das konnte mir keiner nehmen, solange ich lebte.
      Die Pferde einzuladen ging sehr schnell, Vulture benahm sich sogar seines Alters entsprechend und machte mir das Leben nicht schon wieder schwer. Ylvi und ich waren todmüde, wobei sie ziemlich wach blieb und nur ich es war, der ständig einnickte und durch eine Kurve oder einen Hubbel in der Straße den Kopf hoch riss.
      Endlich waren wir am Tor zur Ranch angekommen. Bow River Ranch. Es war mit Abstand das schönste Schild, welches ich seit langem gesehen hatte- und dabei gehörte auch das mir. “Oh schau Mal Ylvi, wie schön!”, sagte ich auf einmal hellauf begeistert und klebte mein Gesicht förmlich an die Scheibe, denn links stand meine Rinderherde auf der Weide, während rechts einige Pferde grasten. “Genau so habe ich mir das vorgestellt. Wie toll das aussieht!” Ylvi lachte. “Du kommst ja aus dem Staunen nicht mehr raus.”, murmelte sie und sah zu mir rüber. Ich nickte, noch immer sichtlich begeistert, und schaute dann nach vorne, wo die halbe Ranch schon mitbekommen hatte, dass wir endlich ankamen. Allen voran standen Cayce und Octavia. Letztere mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Das Fahrzeug hielt an und Ylvi und ich stiegen aus. Sofort wurden wir von O umarmt und ich bekam auch einen Kuss auf die Wange. Cayce jedoch kam mit verschränkten Armen auf uns zu. “Tauchst du auch endlich mal auf, du alter Hund.”, sagte er, fing dann an zu lachen und umarmte zu erst mich, dann Ylvi. Auch Dell, Betsy und Murphy umarmten uns kurz, ehe sie das Equipment der Pferde ausluden. Die anderen waren auf der Ranch verteilt und arbeiteten. “Dann komm Ylvi, lass uns unsere Pferde ausladen.”, sagte ich zu ihr, nachdem ich unsere Taschen auf der Treppe zum Haupthaus abgestellt hatte. Die würden wir später wegräumen, die Pferde hatten schon viel zu lange im Trailer gestanden. Nachtschwärmer drückte ich Cayce in die Hand, Vulture lud ich selbst aus, tauschte seinen Transportschutz gegen koppeltaugliches Equipment und brachte ihn dann auf eine der kleinen Koppelstücke, wo die Hengste untergebracht wurden. Auch Nachtschwärmer wurde auf eines der Stücke gestellt. Die Pferde von Ylvi kamen alle zusammen auf die noch freie Weide mit dem Offenstall. “Caleb es gibt noch einiges, dass geklärt werden müsste.”, sagte Cayce zu mir, als wir wieder zurück zum Haupthaus gingen. “Ich weiß. Aber zu erst muss ich ins Bett, das ist der schlimmste Jetlag den ich je hatte.”, sagte ich zu ihm, hob meine sowie die große Tasche von Ylvi auf und ging ins Haus. “Hier hat sich auch einiges getan, aber das zeig ich dir morgen.”, erklärte ich Ylvi. “Lass uns hoch gehen und uns aufs Ohr hauen.” Ylvi folgte mir zielstrebig, wurde dann jedoch langsamer, als ich ihr die Tür zu einem Schlafzimmer aufhielt. “Na komm, stimmt schon alles so.”, sagte ich zu ihr, trat hinter ihr ein und schloss die Tür.

      Ylvi
      Ich war etwas verwirrt..”Ich würd nur schnell mein Zeug in mein Zimmer bringen, dann komm ich wieder her?” ich war halb in den großen Raum hinein gegangen. Hielt dann jedoch Inne...er hatte in einer Art Panoramafenster Ausblick hinaus auf die Weiden der Farm. Es gab bisher noch leere Bücherregale an der einen Wand. Daneben befand sich ein kleiner Ofen. Gegenüber ein Bett das den Ausdruck riesig definitiv verdient hatte. Außerdem gab es auch einen großen Schrank.
      Mir blieb bei dem Anblick schon die Atmung weg...die ganze Einrichtung entstammte dem Landhausstil..war allerdings auch wieder schlicht gehalten. Es stand kein unnützes Dekor umher. Mein Blick wurde wieder gefangen genommen von der Aussicht aus dem Fenster. Dann spürte ich von hinten einen Körper der sich an den meinen schob..Calebs Hände griffen von hinten sanft um meine Hüfte. In dieser Bewegung drehte er uns..er schien sich auf das Fensterbrett gesetzt zu haben. “Du hast mir überhaupt nicht zugehört,oder?” “Mhm?” fragte ich halb da halb im Staunen. Das Lachen aus Calebs Kehle verschaffte mir eine Gänsehaut, wie es sein Atem in meinem Nacken immer tat. Mein Körper dieser ewige Verräter. Dann spürte ich ihn jedoch Seufzen. “Es gäbe schon einen Raum in dem….also.” wieder kurze Stille er druckste, ich wartete wollte ihn nicht stören. Vielleicht ahnte ich auch bereits was er sagen wollte, doch ich wollte es von seinen Lippen hören. Ich wusste wieso ich an ihm lehnte...es würde ihm schwerer Fallen, wenn ich ihm in die Augen sah. “Ich dachte, da wir ja ohnehin schon so oft beim jeweils anderen im Bett schlafen...Ich dachte das hier könnte unser Zimmer sein?” “Ist das etwa eine Frage Mr. O’Dell?”” flüsterte ich heiser. “Befehlen könnte ich dir ohnehin nichts...und ich bin kein Typ der Bettelt...ich denke das weißt du.” Ich schubste meinen Ellenbogen nach hinten. “Och duu!” schimpfte ich wieder. Drehte mich dann um und sah ihn an. “Damit gehen die Gefühlskrüppel wohl ein neues Kapitel an, hm?” Caleb nahm den Kopf schief, zog die Schultern hoch. “Sieht ganz so aus.” Erst wollte ich ansetzen, das ich mir das vor einem Jahr nicht hätte denken können...Wir hatten es nicht angesprochen...aber im Grunde machten wir damit vor der ganzen Ranch Publik das wir ein Paar waren...bzw. Caleb tat dies. Schließlich hatte er das ganze hier eingefädelt. Ich lächelte, umarmte ihn einfach nur und platzierte meinen Kopf an seiner Brust. Allerdings nicht lang bis mich ein Gähnen unterbrach. “Ab ins Bett!” damit packte mich Caleb plötzlich, schwang mich wie einen nassen Sack über seine Schulter und ließ sich dann gemeinsam mit mir auf das Bett fallen. Ich streifte Hose, Socken ab. Befreite mich von meinem BH und zog mir mein Shirt wieder an. Caleb tat es mir gleich, nur blieb er nur in Shorts. Auf einen Knopfdruck fuhr die Jalousie herunter, schlagartig war es dunkel im Raum. Ich fand wie von selbst in seinen Arm, hörte sein gleichmäßiges Atmen. Die Bow River Ranch würde für alle ein neuer Anfang sein. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.


      Anfang März

      Caleb
      So langsam kehrte etwas Ruhe ein- wirklich nur sehr langsam. Cayce hatte nach meiner Ankunft sehr viel zu besprechen gehabt. Und wie ich schnell feststellen musste, war noch wahnsinnig viel zu tun, bis wir die Ranch halbwegs fertig nennen konnten. Gerade war es neun Uhr morgens, wir saßen alle in der großen Küche des Haupthauses zusammen und frühstückten. Es hatten sich wirklich alle gut eingewöhnt. Sowohl die Zwei- als auch die Vierbeiner. Dass Ylvi und ich zusammen in diesem Haus und im selben Zimmer wohnten schien niemanden überrascht zu haben. Unser Outing hatte ich mir viel spannender vorgestellt gehabt, als es letzten Endes gewesen war. Betsy hatte heute frei, weshalb ich sie mit Sue zu den Rindern mitnehmen wollte. So zumindest der Plan. “Betsy hast du heute schon was vor?”, fragte ich, zuerst in Richtung Betsy, dann in Richtung ihres Vaters. “Ähm nein, wollte mit Sue ausreiten, sonst noch nichts.”, erwiderte sie. “Das passt doch, magst du mit mir zu den Rindern mitkommen? Sie stehen in Richtung Ferienranch, ist ein Stückchen bis dahin.”, erklärte ich und sah zu Dell, der nickte. Erst dann schaute ich wieder zu Betsy und lächelte sie freundlich an. “Nur wenn Ylvi auch mitkommt.”, sagte sie und schaute mich grinsend an. “Soso.. Ylvi?”, fragte ich in Richtung der jungen Frau gewandt. “Klar, warum nicht.”
      Gesagt, getan. In Windeseile waren Sue, Devil und Inyan geputzt und gesattelt. In den Satteltaschen, die wir allen drei Pferden übergeworfen hatten, war ein wenig Werkzeug für eventuell kaputte Zäune und Thermoskannen mit warmem Kaffee und Kakao für Betsy. “Dann kanns ja losgehen.”, sagte ich und trieb Wimpy an. Mit ihr ritt ich vor, in der Mitte folgte Betsy und das Schlusslicht bildete Ylvi mit Inyan. Im gemütlichen Schritt wateten die Pferde durch den Schnee. Nach einer Weile sah ich die Bäume am Fluss und auch vereinzelte Rinder, die im Schnee nach etwas zu fressen suchten. “Ich muss wohl nachher nochmal neues Heu her fahren.”, sagte ich zu mir selbst und schrieb es auf meine To-Do Liste. Ich musste wirklich so langsam mal anfangen, die Dinge aufzuschreiben. So viel konnte sich ja kein Mensch merken!
      “Und, sind sie nicht hübsch?”, fragte ich Betsy, die mittlerweile neben mir ritt. Auch Ylvi hatte zu uns aufgeschlossen, als ich die Zügel annahm und wir drei stehen blieben. “Die haben ja auch alle weiße Gesichter!”, sagte sie aufgeregt und schaute zu Devil, die ebenfalls ein weißes Gesicht und blaue Augen hatte. “Haben die auch blaue Augen? Oh sag… die müssen blaue Augen haben!”, quasselte sie vor sich hin doch ich schüttelte den Kopf. “Nein, keine blauen Augen.” “Oooooh…”, kam es enttäuschend von ihr, ehe sie den Blick abwandte und ihn über die Herde gleiten ließ. “Kommt, wir reiten zum Zaun und schauen, ob alles in Ordnung ist.”, sagte ich und die beiden nickten, ehe wir uns wieder in Bewegung setzten. Den ganzen Vormittag verbrachten wir hier draußen. Als wir wieder auf der Ranch ankamen, waren wir wahrhafte Eiszapfen. Jesse, Connor und Murphy wurden von mir dazu verdonnert, sich um die Pferde zu kümmern, damit wir reingehen und uns aufwärmen konnten. Wir saßen eine Weile gemütlich vor dem Kamin und schlürften warmen Kakao. Plötzlich sprang ich auf, hastete zum Küchentisch, nahm mir einen Block und einen Stift und fing an zu kritzeln. “Was schreibst du da?”, fragte mich Betsy doch statt einer Antwort bekam sie nur “Schhh.. schh..” zu hören. Auch Ylvi hatte sich zu mir rüber gebeugt und schaute auf den Block. Oben drauf stand in großen Buchstaben: To Do, gefolgt von Spiegelstrichen mit Dingen, die ich erledigen musste. Als erstes stand dort: Rinder Heu. Fett unterstrichen.

      Ylvi
      Ich las die Punkte der Liste durch. “Wie wärs, du die Rinder...und ich kümmer mich um Punkt vier?” Die Stuten umweiden?” Ich hing halb über seiner Schulter, sah wie er die Hand hob und unleserlich daneben krackelte: Ylvi.
      Gut damit schien die Aufgabe wohl verteilt zu sein. “Oooh darf ich helfen?!” sah mich Betsy bittend an. Ich plusterte die Backen auf. Klar, Hilfe wäre nicht schlecht. Allerdings hatte ich dabei eher an jemanden wie O gedacht...oder Cayce. “Meinetwegen kannst du mit kommen.” sagte ich schließlich mit den Achseln zuckend. Wieder angepellt vor der Tür liefen wir jedoch Louis in die Arme. “Louis!” rief ich aufgeregt, lief dem Indianer entgegen und umarmte ihn stürmisch. Erst dann nahm ich Lilly wahr. Neben ihr stand ein wütend drein blickendes Kind, das mir allerdings schon fast bis unters Kinn ging. Seine Haare waren anders als die von Louis kurz, standen in alle möglichen Richtungen ab. Unverkennbar schien das Tschetan zu sein. Ich winkte ihm zu, erhielt jedoch keine Antwort. Halb hinter Lilly stand ein Mädchen, ihre Haare befanden sich in zwei geflochtenen Zöpfen. Mit einer Hand klammerte sie sich einen Stoffhasen vor die Brust die andere hielt sich an Lillys Hand fest. Scheu sah sie hinter dem Rücken der jungen Frau hervor. Ich umarmte also Lilly weitaus weniger stürmisch. Sah dann zu dem Mädchen. “Hey..ich bin Ylvi. Louis hat dir vielleicht schon von mir erzählt?” Schweigen. Ich deutete auf Betsy neben mir. “Schau...das ist Betsy. Sie müsste in deinem Alter sein.” wieder keine Antwort, nur diese unglaublich traurigen Augen die mich anstarrten...dann hinüber zu Betsy. “Sie spricht nicht”, seufzte Lilly leise. “Wieso spricht sie nicht?” plapperte Betsy. Rein aus Reflex schubste ich ihr an die Schulter. “Aber sie hat Ohren die hören. Sprich nicht als wär sie nicht da!” tadelte ich das Mädchen. Gosh, ich war nicht ihre Mutter! Augenblicklich tat mir mein Verhalten leid. Betsy sah auf den Boden. Ich drehte mich halb zu Louis. “Caleb ist drinnen. Er wollte zwar noch Heu fahren, aber ich denke ihr habt noch viel zu besprechen. Lilly , wenn du möchtest kannst du die Kinder rein bringen?” “Ach...die beiden wissen sich meistens ganz gut zu beschäftigen. Kann ich dir helfen?” Das Angebot kam mir fast wie gelegen. “Das kannst du tatsächlich!Betsy und ich wollten gerade die Pferde holen um die Stuten umzuweiden. Wir könnten dich auf Ravn packen. Eine Hand mehr ist sicher nicht schlecht.”
      Tschetan schien an sich zwar ein wenig seltsam wütend auf alle, doch er nahm seine kleine Schwester pflichtbewusst unter seine Hand. Ich bot ihm an auch ins Haus hinein zu gehen falls ihnen Kalt wurde.
      Im Stall kam mir Cayce entgegen. “ Cayce! Warte mal eben. Die neue Verstärkung ist da, Louis ist gerade bei Caleb. Was hattest du gerade vor?” “Futter ist fertig...ich wollte Heu zur neuen Stutenweide bringen.” “Prima, wenn du eh im Traktor hockst, bringst du auch was bei den Rindern vorbei? Hatte Caleb vor, aber ich weiß nicht wie lange er dafür braucht.” Cayce fasste sich an den Hut, nickte “Aye Chefin.” drehte bei und ging. Dabei hatte er nicht spöttisch geklungen. Chefin? Perplex sah ich ihm nach. Schüttelte dann den Kopf. Lilly und ich halfen Betsy beim Sattel von Sue, denn so ganz allein hievte sie den Sattel noch nicht auf den Rücken der Stute. Für alles andere behalf sie sich mit einer kleinen Trittleiter.

      Caleb
      Ich hatte Ylvi und Betsy leise bis zur Tür gehen hören, dann jedoch mischten sich vertraute Stimmen unter die Ihren. Louis war wohl da. Auf die beiden Kinder war ich ja wirklich sehr gespannt. So würde etwas mehr Leben auf den Hof kommen- und mehr Arbeit natürlich, bei drei Kindern- und Lilly.
      Das seltsame Gespann bestehend aus Louis, Tschetan und Kaya kam zu mir ins Wohnzimmer. Ich stand auf und fiel zuerst meinem alten Freund in die Arme. “Hallo Louis.”, sagte ich und klopfte ihm auf den Rücken. “Hallo ihr zwei, ich bin Caleb.”, stellte ich mich vor und blickte freundlich zu ihnen runter. “Ihr könnte gerne raus gehen und euch ein wenig umsehen. Kommt nur wieder rein, wenn es zu kalt wird.”, sagte Louis zu den Beiden, welche nickten und dann aus dem Raum verschwanden. Louis derweil setzte sich aufs Sofa, nahm sich ebenfalls eine Tasse Kakao. “Habt ihr den Flug gut überstanden?”, fragte ich ihn, und er nickte. “Die Kinder haben zum Glück fast die ganze Zeit geschlafen, Kaya ist noch ängstlicher, als sie es ohnehin schon ist.”, antwortete er und ich nickte. “Ist auch für sie eine große Umgewöhnung.”, meinte ich und legte meinen Notizblock zur Seite. “Eigentlich solltet ihr ja auf die kleine, alte Ferienranch ziehen. Zusammen mit Dell und Betsy. Nun ist es aber so, dass die Häuser noch nicht ganz fertig sind. Einer der Bungalows ist fertig, da sind zwar nur drei Schlafzimmer, aber eines mit Doppelbett. Da könntet ihr übergangsweise wohnen. Tschetan und Kaya zusammen? Dann müsste es passen.” “Klar, das ist kein Problem. Wo wohnen denn die anderen?” “Verteilt auf der Ranch. Octavia wohnt im Moment mit Travis hier, die anderen in den restlichen, halbfertigen Häusern. Hat alles doch ein bisschen länger gedauert.”, erklärte ich. “Wenigstens machen sie im Stall große Fortschritte, die 30 Außenboxen sind schon so gut wie fertig, sie mussten jetzt aufhören zu bauen wegen dem plötzlichen Schnee. Aber noch ein paar Dachplatten dann können wir Pferde dort hinein stellen.”, sagte ich zu ihm und er nickte.
      Gerade, als ich zu einem neuen Satz ansetzen wollte, kam Cayce ins Wohnzimmer. “Du könntest echt mal auf dein Handy schauen. Du musst jetzt die Arbeiten offiziell verteilen, nicht nur unter der Hand.”, grummelte er und umarmte Louis kurz. “Was ist denn?”, fragte ich ihn. “Ich habe dir geschrieben, dass Ylvi mich abgefangen hat und gefragt hat, ob ich auch Heu zu den Rindern bringen soll. Wollte ich jetzt machen, aber von dir wollte ich wissen ob ich ihnen auch Stroh mitnehmen soll, da wir dringend neues Heu bestellen müssen und die Kühe das Stroh besser vertragen als die Pferde.”, quatschte er drauf los. “Ja, ist gut. Ich schreibs mir auf mit dem Heu.”, antwortete ich ihm, bevor er wieder nach draußen ging. “Chef zu sein ist schon etwas anderes, als Chef zu spielen.”, lachte Louis, während ich auf meinem Block herum kritzelte. “Oh ja, wem sagst du das.”
      Wir redeten noch eine Weile über die Arbeit auf der Ranch, und dass er sich einfach zunächst einmal einbringen solle, wo immer er Arbeit sehen würde. Die persönlichen Aufgaben würden nach und nach dazu kommen. Da ich Wert darauf legte, jeden Morgen zusammen hier zu frühstücken, hatte ich die jeweiligen Listen mit den täglichen Aufgaben in den Flur gehangen. So sah sie morgens jeder und konnte seinen Namen hinter eine Aufgabe schreiben. “Ich werde dann mal sehen, wo die zwei Kinder abgeblieben sind.”, sagte Louis. “Wenn du sie hast komm nochmal her, ich zeige euch den Bungalow.”, bot ich ihm an doch er winkte ab. “Wir finden den schon.”, meinte er und verschwand dann auf dem Hof.
      Wieder zurück im Wohnzimmer schnappte ich mir den Hörer und rief bei einem Heulieferanten an, bei dem Verena auch immer Futter besorgt hatte. Wir hatten Glück und er konnte sogar heute noch liefern. Den Rest des Tages verbrachte ich zusammen mit Murphy und Travis damit, die kleinen, eckigen Heuballen vom Laster in die Scheune zu werfen und zu stapeln. Die großen Rundballen luden wir mit dem Traktor ab und stapelten sie in der Halle nebenan. Gegen Abend löste sich der Trubel auf dem Hof auf. Ich stand vor dem großen Fenster im Schlafzimmer und sah über den Hof. Hier war es wirklich wunderschön. Ich war gespannt, wie es hier aussehen würde, wenn alles zu blühen anfängt.

      Ylvi
      Nachdem wir uns damit vergnügt hatten die Stuten auf die andere Weide zu bringen, war es etwas schwierig gewesen Betsy los zu werden. Nicht, dass mir das Kind auf die Nerven ging...sie erledigte ihre Aufgabe zusammen mit Sue ja wirklich gut. Allerdings schien Lilly irgendwas auf der Seele zu brennen. In Gegenwart des Kindes schien sie keine Worte an mich richten zu wollen. So war die Arbeit schweigend verlaufen, abgesehen von den Berichten Betsys über den Umzug, die ersten Wochen und natürlich ihre neue Schule. Als wir Kaya allein über den Hof hatten schlendern sehen hatten Betsy die Gelegenheit genutzt um vielleicht Freundschaft zu schließen. Lilly hatte ihr erklärt das Kaya ein bisschen anders war, nicht sprach. Betsy hatte die Nachricht nickend aufgenommen und war anschließend davon gelaufen.
      “Louis wird es nicht einfach haben.” seufzte Lilly als sie Betsy hinterher sah. “Ich hab mich ja bisher nicht getraut zu fragen…” erwähnte ich ohne eine direkte Frage zu stellen. “Kaya war dabei als ihre Mutter sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Tschetan hat sie gefunden. Kaya hat seitdem kein Wort gesprochen. Die Ärzte sprechen von Mutismus. Irgendwann wird sie schon wieder anfangen...aber so ängstlich wie sie auch ist. Vielleicht tut es ihr ganz gut zusammen mit Betsy zur Schule zu gehen, oder die Ranch an sich. Aber ich mach mir schon Sorgen um Louis. Er hat so viel getan für mich...jetzt schickt er mich zur Uni und soll mit den Kindern allein bleiben?” “Calgary ist nicht weit fern...ruf mich an und ich hol dich ab. Außerdem geb ich dir das versprechen öfter mal nach ihm zu schauen,ja?” Ich hatte sie in den Arm genommen. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung. Wie brachte man ein Kind dazu zu sprechen nach so einem Erlebnis? Vor allem aber auch in Anbetracht der Dinge die das Kind ja auch vorher bereits erlebt haben musste. Betsy schien Kaya die Ranch zu zeigen. Mehrere Male kamen sie an uns vorbei. “Betsy? Komm mal rüber.” rief ich, winkte sie heran. “Fylgia ist heute noch nicht bewegt worden. Wenn ihr wollt könnt ihr mit ihr eine kleine Runde um die Koppeln machen. Ich denke auch Kaya wird ihre Freude haben.” Damit hatte ich dann auch meine Ponystute an Bewegung für diesen Tag abgespeist. “Oh können wir mit Halsring raus?” Ich schüttelte den Kopf. “Auf dem Platz irgendwann anders...aber noch kennt sie ja nicht viel von der Umgebung. Nimm bitte das Sidepull.” Damit verschwanden beide Kinder, Betsy nahm Kaya vertrauensvoll an der Hand. Als sie uns später begegneten, sahen wir eine lächelnde Kaya auf dem Rücken meiner Ponystute, Betsy führte sie am Zügel. Kaya drückte noch immer mit einer Hand den Stoffhasen an ihre Brust. Lilly schluckte schwer, lächelte dann aber seelig. “Andere Kinder werden ihr gut tun. So quirlig wie Betsy ist.” “Vor allem haben sie auch eines gemeinsam. Auch Betsy hat vor einiger Zeit ihre Mutter verloren...sie kennt den Schmerz der damit einher geht.” sprach ich traurig. Lilly antwortete nichts darauf. Wir halfen noch dabei die Rundballen zu verstauen. Anschließend verzog ich mich für einige Stunden in mein Büro im Haupthaus. Caleb hatte es mir einrichten lassen...es war klein, aber die Aussicht in Richtung der Berge war toll. Die neue Website für die Bow River Ranch war an der Reihe. Ich hätte natürlich die alte einfach wiederverwenden können. Aber mir war nach etwas neuem gewesen.
      Es war bereits 21 Uhr als ich mich von der Arbeit lösen konnte, draußen strahlte mir der abnehmende Mond entgegen. Wie üblich wenn Schnee lag erschien der Nachthimmel in einem dunklen Rot. Ich schaltete den PC aus, schnappte mir mein Handy und schlenderte durch den Flur die Treppe hinauf in das Zimmer das ich mir mit Caleb teilte. Es fühlte sich mittlerweile ganz normal an. Für Aufregung hatte das Outing nicht wirklich gesorgt….ganz so als wäre es den anderen bereits klar gewesen. Ich blieb im Flur noch einmal stehen...schaute aus dem Fenster auf den Hof. Von hier aus konnte ich Licht im Bungalow sehen in dem Dell, Betsy und nun auch Louis und seine Familie untergebracht waren. Bisher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet...aber mein Versprechen auf Louis acht zu geben...auf die beiden Kinder. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich konnte es nicht zuordnen, wandte meinen Blick ab und ging hinauf. Als ich die Tür hinter mir schloss sah ich Caleb am Fenster stehen, das Feuer loderte im Kamin. Kurz war ich versucht “Ich bin zu Hause Liebling” spöttisch zu sagen, dann lächelte ich ihm einfach nur zu. Caleb löste sich vom Fensterbrett, zog mich an der Hüfte zu sich und küsste mich. “mhm..das wollt ich den ganzen Nachmittag tun.” murmelte er. Welch seltsame Worte von ihm...und da war er wieder, der Schauer an meinem Rücken.
    • Veija
      Schicksal
      Nachtrag für August 2019, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die letzten Tage waren vergangen wie in einem unheimlichen Traum. Wir hatten versucht von Kanada aus die Klärung des Visums in Gang zu bringen. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt. Mit meiner Beschäftigung auf der Ranch genügte es nicht um das Visum zu verlängern. Auch die nötigen Untersuchungen nach meiner OP waren nicht ausschlaggebend gewesen.
      Ich hatte bereits alles nötige mit meinen Eltern geklärt. Vorerst würde ich bei ihnen unterkommen bis ich wieder nach Kanada reisen durfte. Wie oft ich des Nachts wachgelegen hatte konnte ich gar nicht mehr zählen. Unzählige Tränen waren geflossen. Zu groß die Angst in meinem Inneren das ich vielleicht gar keine dauerhafte Genehmigung bekommen würde. Caleb hatte sich als stark an meiner Seite versucht...seine wirklichen Gedanken jedoch blieb mir momentan verborgen. Seine Arme um meine Hüfte des Nachts gaben mir jedoch den nötigen halt. Noch zwei Wochen reichte meine Genehmigung...dann musste ich Kanada auf ungewisse Zeit verlassen. Das machte mich völlig fertig.
      Einem Geist gleich lief ich seit Tagen über die Ranch. Ravn hatte mich vorgestern aus dem Sattel befördert - ich war nicht bei ihm gewesen. Dafür hatte ich mit einem blauen Fleck am Bauch den Preis gezahlt. Deutlich war der Abdruck des Horns zu erkennen. Deshalb waren Westernsättel eigentlich mal nicht meine Lieblinge gewesen.
      Was würde geschehen, wenn ich tatsächlich keine Genehmigung bekam? Nicht nur würde das meine...ja Beziehung zu Caleb auf eine harte Probe stellen oder das Ende bedeuten. Was würde aus den Pferden? Mittlerweile hatte ich 5 von ihnen. Inyan wäre versorgt...ich wusste das sowohl Tschetan als auch Louis den Wallach bewegen würden. Ich hatte doch erst vor einiger Zeit begonnen mit Gealach zu arbeiten. Lady Gweny...Ravn und Fylgia. Letztere würde ich natürlich nachholen. Doch sie erneut über Kontinente mit dem Flugzeug zu transportieren. Das würde ich ihnen ungern antun wollen. Das beste wäre sie auf der Ranch zu belassen. Es gab Leute die sich ihrer annehmen würden. Aber ich? Ohne Pferd? Schwer vorstellbar. Ich wollte nicht weg….hier war meine Heimat!

      Ich schluchzte erneut schwer auf. Spürte die sanften Nüstern eines Pferdes in meinem Gesicht. Inyans Punkte fielen mir sofort auf als ich die Augen wieder öffnete. Ich stand hier inmitten meiner Herde, gelehnt an den kräftigen Hals meines Valravn und weinte mir- mal wieder - die Augen aus dem Kopf. Verzweiflung war wohl das richtige Wort für meinen derzeitigen Zustand. Schritte in meinem Rücken. Kleine Füße, zögerliche die folgten. Meine Augen hielt ich geschlossen. Versuchte das laute schluchzen zu unterdrücken schaffte es ja doch nicht. Ich spürte eine raue Hand auf meiner Schulter. Eine ungleich zartere Bewegung an meiner Hüfte. Ich wusste das Kaya sich an mich lehnte. Ihre zarten Arme lagen um meine Hüfte. Ob das Mädchen verstand welch Kummer mich plagte oder ob sie einfach meine Tränen trocknen wollte wusste ich nicht. Es gab keine Worte. Nur ihre Umarmung. Die Hand auf meiner Schulter die sanften Druck ausübte. Ich holte keuchend Luft, die ich offenbar angehalten hatte. Blinzelte durch den Schleier der Tränen, drehte den Kopf und sah Louis. Wie kam es nur das ausgerechnet immer er da war? Sollte nicht Caleb an seiner Stelle sein? Zu meiner allgemeinen Verzweiflung hatte sich innerhalb der letzten Woche auch noch vollkommene Verwirrung gesellt. Letzteren sah ich nur nachts, wenn ich vor lauter Tränen erschöpft im Bett einschlief, nicht mehr in der Lage die Augen offen zu halten. Ich spürte förmlich wie sich Caleb mir entzog. Hatte was wir teilten noch eine Chance? Oder stand der Kuss mit Louis unausgesprochen zwischen uns?
      Wir standen alle stillschweigend im Unterstand zwischen den Pferden die sich hierher zurückzogen, wenn die Sonne zu sehr vom Himmel brannte. Nicht wie in Mexico...aber warm genug. Mir gelang es zwar immerhin meine Atmung und die Tränen in den griff zu bekommen, während wie so da standen. Meine Gedanken glichen aber eher einen Sturm. Ich entzog mich schließlich der Hand auf meiner Schulter, duckte mich um Kaya in den Arm zu schließen und hauchte ein “Danke” in ihr Ohr. Das Mädchen löste sich von mir, lächelte und huschte dann aus dem Gebäude. “Ich vermute mal du hattest keinen Erfolg mit dem neuen Antrag?” seufzte Louis. Ich schüttelte hoffnungslos den Kopf. “Ich habe am Morgen mit meiner Familie telefoniert damit ich vorerst bei ihnen unter komme. Bisher habe ich noch keinen Flug buchen können. Ich will nicht fort.”
      Im Reflex fand sich meine Hand in der von Louis wieder, ich starrte darauf, flackerte zu ihm hoch und er nahm seine Hand fort als habe er sich verbrannt. Wir hatten den Kuss nie wieder erwähnt. Aber er stand bei jeder Berührung der letzten Tage noch immer zwischen uns wie ein Damoklesschwert. “Sag wenn ich irgendetwas tun kann, ja?” ich hatte keine Kraft für eine Antwort nickte nur...und wand mich dann zwischen den Ponys davon aus dem Unterstand.

      Caleb
      >>Meine Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen..ich muss Kanada verlassen bis die Visumsfrage geklärt ist.<<, immer wieder hallten diese Wort in meinem Kopf nach. Für uns alle war das ein Schock gewesen, insbesondere Ylvi und mich. Sie konnte die Ranch nicht einfach verlassen. Was würde aus den Pferden werden… was würde aus uns werden? Innerlich fluchte ich. Immer… und immer wieder. Hätte ich mich damals nicht auf sie eingelassen, würde mir ihr Abschied auch nicht so schwer fallen… Hätte ich mich nicht auf sie einlassen sollen? Doch. Natürlich. Unsere gemeinsame Zeit war zwar von Höhen und Tiefen geprägt gewesen… und was irgendwie als “Zeitvertreib” angefangen hatte, war ernster geworden. Eine Möglichkeit, wie sie auf jeden Fall hierbleiben konnte, konnte ich ihr bieten. Mit einem Ring. Aber wollte ich das? Caleb O’Dell verheiratet? Mit einer Deutschen? Nicht mit jemandem vom Rodeo, was sich wohl alle Welt denken würde. Ich verwarf den Gedanken wieder. Dazu war ich nicht bereit… aber wenn sie so bleiben durfte?
      Ich atmete einmal schwer durch und konzentrierte mich wieder auf meine Reitschüler. Ab und zu, wenn gerade wieder ein bisschen Luft auf der Ranch war, hatte ich angefangen, ein wenig Reitunterricht zu geben. Gerade waren Gipsy und Shorty auf dem Platz. Cayce hatte mir seinen Wallach für George geliehen. Der junge Mann hatte wirklich Talent! Auf Gipsy saß ein junges Mädchen, etwa so alt wie George. Lizzy. “Beine ran Liz.”, rief ich ihr rüber und schaute dann wieder zu George, der Shorty auf dem Zirkel galoppierte. Lizzy trabte den hellen Wallach gerade ganze Bahnen. “Das sieht schon gut aus!”, rief ich beiden rüber und winkte sie dann zu mir. “Wir gehen heute noch ein bisschen an die Manöver. Lizzy du wartest hier bei mir, Gipsy und George sind zuerst.”, erklärte ich und sie positionierte ihr Pferd an der Bande. “Du startest bei X, galoppierst zwei langsame und dann einen schnellen Zirkel. An X stellst du ihn gerade und lässt ihn wechseln. Dann einen schnellen und zwei langsame Zirkel. An X Stoppen. Dann geb ich weitere Anweisungen.”, sagte ich und schickte ihn los. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich Betsy, Tschetan und Kaya hinter mich an den Zaun geschlichen hatten, und zusahen, bis Betsy mir auf die Schulter tippte. “Hey Cowboy.”, sagte sie lachend und ich knuffte sie in die Seite. Die beiden anderen Kinder sahen mich argwöhnig an. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihnen, es war aber vermutlich auch noch zu früh, zu urteilen. “Kannst du mir gleich auch noch Unterricht auf Blue geben?”, fragte mich die kleine und ich nickte. “Wenn du ihn dir jetzt fertig machen gehst und sofort her kommst, ja. Ich muss gleich zu den Rindern hoch. Könnt ihr mir Devil auch fertig machen?”, fragte ich die Kinder. Mir war aufgefallen, dass alle drei nach einer Aufgabe auf der Ranch suchten. Ja, sie waren Kinder. Ja, sie spielten viel… aber bevor sie anfingen allen möglichen Unsinn zu machen, gab ich ihnen lieber Aufgaben. “Tschetan und Kaya wenn ihr mitkommen wollt könnt ihr Sue und Face Down satteln.” Wider Erwarten nickten beide und verschwanden dann mit Betsy. Sollte ich Louis noch fragen, ob ich die beiden mitholen durfte? Ich schrieb ihm eine kurze WhatsApp und bekam nur ein OK zur Antwort. Ich glaube er war froh, wenn die beiden Beschäftigung bekamen. “Jetzt nochmal zu euch.”, sagte ich zu den beiden Reitern auf dem Platz. “George nochmal.” Ich schaute ihm zu und nickte. “Abreiten und wegbringen.”, erklärte ich ihm. “Lizzy willst du auch mal versuchen? Lass Shorty ruhig von sich aus umspringen, der ist in der Ausbildung schon weiter als du. Er macht vieles alleine. Lass die Zügel locker, leg dein äußeres Bein ran und er macht das.”, erklärte ich ihr und sah ihr bei ihren Zirkeln zu. “Prima. Reicht.”, sagte ich und schaute ihnen beim Abreiten zu. Nun kamen die Kinder mit den vier Pferden zurück. Blue brummelte die Stuten an und machte seinen Hals ganz schön rund. “Betsy ruck mal kräftig am Zügel, der hat sich zu benehmen, hier wird jetzt nicht gedeckt!”, rief ich ihr zu und sie machte, was ich von ihr verlangt hatte. Sofort hörte Blue auf und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. Ich nahm Devil entgegen und nach dem nachgurten schwangen wir vier uns in den Sattel. Der Ritt zu den Rindern war sehr schweigsam. Ab und zu erzählte Betsy etwas, ansonsten konzentrierten wir uns auf den Weg. Neben viel Schritt trabten wir auch eine kurze Strecke und galoppierten auch ein Stück. “Bei den Rindern bleibt ihr auf alle Fälle im Schritt.”, erklärte ich den Kindern. Ich ritt zwar das einzige Pferd mit Cow Sense, man konnte aber nie wissen. “Ich möchte auch nur kontrollieren, ob alles ok ist, mehr nicht.”, erklärte ich ihnen und öffnete den Zaun, damit sie alle durchreiten konnten. Nachdem ich selbst durchgeritten war, schloss ich ihn wieder und trabte auf sie zu. Die Rinder waren auch schon zu sehen. Gemütlich kamen wir immer näher. “Bleibt hier stehen.”, sagte ich und ritt alleine zwischen den Rindern durch. Ein Kalb machte mir ein bisschen Sorgen, so dass ich mir mein Lasso nahm und es einfing. “Whoaaa…”, sagte ich zu Devil, sprang ab legte das Kalb auf die Seite. Er hatte sich in ein wenig Stacheldraht verfangen. “Mist..”, fluchte ich. Das hieß eigentlich, dass der Zaun irgendwo defekt war. Ich entfernte den Stacheldraht und nahm aus der Satteltasche ein wenig Blauspray, was ich dem Kalb auf die Wunde sprühte. Dann ließ ich es wieder laufen, rollte mein Lasso auf und ritt zu den Kindern zurück. Ich zückte mein Handy und rief Cayce an. “Ja, Caleb hier. Komm mal mit dem Truck zu den Rindern, hier hatte sich ein Kalb im Zaun verfangen, ich bin mit den Kindern hier, wir reiten einmal rundherum und schauen ob etwas kaputt ist.” “Cayce kommt mit dem Truck her, wir teilen uns auf. Betsy kommst du mit mir links rum? Tschetan und Kaya könnt ihr rechts rum am Zaun vorbei reiten?”, fragte ich sie und sie nickten. “Betsy hast du die Walkie Talkies dabei?” Sie nickte und gab Tschetan ohne zu zögern eins davon. ”Wir treffen uns auf der anderen Seite. Wenn was ist…”, erklärte ich und zeigte auf das Walkie Talkie in Betsys Hand. Sie nickten und ritten zurück zum Zaun. Wir folgten ihnen und unsere Wege trennten sich.
      Tatsächlich fanden Betsy und ich nahe der Hütten ein Stück Zaun, der kaputt war. “Sagst du den beiden Bescheid? Sie sollen trotzdem weiter reiten und nachschauen.”, sagte ich zu Betsy und sie nickte. Auch Cayce sagte ich Bescheid, dass er schon mal hier hoch kam und den Zaun reparierte.
      Tschetan und Kaya fanden unten am Wald noch eine Stelle, die Betsy und ich uns anschauten. Auf dem Weg dorthin war uns Cayce mit dem Truck begegnet, so dass ich mir von ihm ein wenig Werkzeug mitgenommen hatte und den Zaun reparieren konnte. “Danke für eure Hilfe.”, sagte ich zu den dreien und steuerte Devil in Richtung Heimweg. Ich öffnete den Kids wieder den Zaun, schloss ihn und wir ritten zurück zur Ranch. Dort stand schon die Heulieferung auf dem Hof, die ich ganz vergessen hatte. Bellamy kam schon ziemlich genervt auf mich zugelaufen. “Wo sind denn die Papiere schon wieder?!”, fragte er und hielt Devil an. “Ich mach die fertig, kümmer du dich ums Heu.”
      Ich stieg ab, grüßte den Lieferanten kurz und lief dann ins Haus. Nach einer Weile hatte ich die verflixten Zettel und die Rechnung gefunden. Ich drückte ihm alles in die Hand und lief einmal quer über den Hof zum Traktor, um die Heuballen abladen zu können.
      Als ich eine Stunde später damit fertig war, aß ich in der gemeinsamen Küche schnell etwas und fiel ins Bett. Ylvi schlief bereits im Bett. Am nächsten Morgen war ich auch schon vor ihr wach und in der Stadt. Es gab dort noch einiges, was ich wegen der Umbauten regeln musste.

      Ylvi
      Calebs Seite des Bettes war kalt, leer. Wie so oft in letzter Zeit. Hatte ich anfangs noch einen Knoten im Hals verspürt, war es nun nur einem Seufzen gewichen. In den vergangenen Tagen, den Wochen seit den Brief hatte ich zu oft gemixte Signale von ihm erhalten. Oder hatte es bereits zuvor begonnen?
      Ein halbes Jahr war vergangen seitdem wir Weihnachten gemeinsam gefeiert hatten. 6 Monate in denen so viel passiert war.
      Ich warf die Decke von mir fort. Vor dem Haus fehlte der rote PickUp..er schien also auch gar nicht auf der Ranch zu sein. Ich zuckte die Schultern, zog mich fix an. Anschließend genehmigte ich mir ein fixes Frühstück in der Küche. Laurence kam herein, sah mich und lächelte. “Caleb schon wieder auf Wanderschaft?” “Aye” antwortete ich dem alten Mann knapp. Ich wollte jetzt eigentlich keine Konversation führen. “Habt ihr bereits miteinander geredet?” bohrte dieser allerdings weiter nach. Meine Hand die eine Tasse Kaffee Richtung Lippen bewegt hatte hielt inne. Verwirrt sah ich Laurence an. “Er könnte dich mit Leichtigkeit hier halten. Ich hab dem Trottel schon zweimal gesagt er soll dir einen Ring an den Finger stecken.” grummelte Laurence in seinen stoppeligen Bart. Ich schluckte. Das war nie zum Thema gekommen. Ich hatte sogar keinen Gedanken daran verschwendet. Niemals hatte ich mich verheiratet gesehen. Nichtmal mit Caleb hatte ich diese Gedanken gehabt. Natürlich...wir hatten einander viel gelehrt. Von emotional unbrauchbar hatten wir uns zumindest zu etwas wie einer Beziehung hinreißen lassen. Wie viel Bestand diese hatte zeigte sich nun sehr gut - keine. Waren wir am Ende einander nur Lehrmeister gewesen?
      Aber natürlich...mit einer Heirat würde ich bleiben können...ohne Probleme sogar. Ich würde nie wieder ein Visum beantragen müssen. “Pack ihn bei den Eiern und sprich es an. Du würdest fehlen hier auf der Ranch.” damit verließ Laurence die Küche. Aber ich wusste...ich würde Caleb darum niemals bitten. Ein Gefühl welches ich nicht zu beschreiben vermochte machte mir bewusst - eine Heirat mit Caleb würde niemals funktionieren.
      Ich verzog mich in den Offenstall meiner Pferde. In der morgendlichen Sonne machte ich deren Paddock sauber, schob die schwere Schubkarre vor mir her zum Misthaufen quer über den Hof der Ranch. Dort angekommen, keuchte ich bereits wie ein Maikäfer. Noch war ich nicht gänzlich an diese Arbeit gewohnt. Cayce begegnete mir mit einigen der Rinder. Mir fiel auch kurz der wieder aufgetauchte rote PickUp auf. Um Caleb möglichst nicht zu begegnen setzte ich mich ab. Ich schnappte mir eine der Trensen, war unschlüssig welches der Pferde ich nehmen wollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf Valravn. Nur am Rande nahm ich wahr das Inyan nicht da war. Mit wenigen Handgriffen legte ich ihm die Trense an, schwang mich auf den Rücken und verschwand in Richtung der Hütte in den Hügeln. Dort oben gab es um die Koppeln der Jungpferde einige schöne Pfade. Wir tauchten gerade ein in das Dickicht des Waldes als ich Hufgetrappel hinter mir vernahm. Neugierig drehte ich mich um. Dort näherte sich Inyan. Auf seinem Rücken saß Louis. Sie waren noch weit entfernt. Konnte ich so tun als habe ich sie nicht gesehen? Ich hieß Ravn angaloppieren. Allerdings versagte mir der Hengst den Dienst. Zu hart waren meine Beine in seinen Bauch gepresst. Stattdessen bäumte er sich vorn auf. Darauf nicht vorbereitet rutschte ich mit meinen Shorts hilflos einfach seinen Rücken hinab. Sicher landete ich auf meinen Beinen. Dieser Fail entlockte mir ein leichtes Lächeln. “Hast du andere Pläne,ja?” flüsterte ich meinem Wallach zu. “Ich habe dein Pferd verzaubert.” kam es stattdessen von Louis der meine Worte gehört haben musste. “Ist das so?” wandte ich mich an ihn, zog die Augenbrauen hoch.Ich sah wie sich Louis gleichfalls von seinem Pony schwang, neben mir stehen blieb und grinsend lächelte. “Möchtest du lieber spazieren?” ich zuckte die Schultern. Louis klopfte meine Schulter, schob die Unterlippe vor und ging voran. Offenbar nahm er mir jetzt die Entscheidung ab.
      Wir liefen lange den Weg hinauf. Schweigend. Kaum Worte zwischen uns. “Caleb ist ein Narr….ich würde nicht zögern.” sprach Louis dann endlich die Worte mit denen er all die Schritte bis hier her gehadert hatte. Ich musste nicht fragen. Ich ahnte, nein wusste sogar, das er die kurze Konversation mit Laurence gehört haben musste. Da waren andere Schritte im Flur gewesen als Laurence aus dem Haus gegangen war. Ich hatte mich also nicht verhört. Louis war stehen geblieben, ich spürte plötzlich seine Hand an meinem Handgelenk. Nicht fest, beinahe bittend. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich sah auf seine Hand...dann huschte mein Blick zu ihm auf...ich spürte wie er die Hand von meinem Handgelenk nehmen wollte. “Wenn die Dinge anders wären.” hörte ich Worte...verstand dann das sie aus meinem Mund kamen, das mein Verstand sie produziert hatten. Ich wusste das es keine Lüge war. Schon eine ganze Weile waren da Gefühle für Louis gewesen...entfacht nicht erst durch seinen Kuss. Dieser Idiot hatte mir beinahe ebenso schnell mein Herz gestohlen wie Caleb. Das sich letzterer nun von mir entfernte...glich beinahe der Verdammnis. “Ich muss schon die ganze Zeit über diesen Impuls unterdrücken.” kam es gedrungen von Louis. Wieder mein Blick in seine Augen. Ich sah das funkeln in ihnen….wieder bedurfte es keiner Worte. Trotzdem glich Louis einem wartenden Schakal. “Dann tu es nicht.” Verräter! schrie es kurz in mir. Dann verlor ich mich in dem Kuss mit Louis. Weniger zaghaft als jener erste vor ein paar Wochen. Zudem mit dem Unterschied das ich mich von ihm einnehmen ließ. Kein Abstand mehr zwischen uns, seine Hand auf meiner Hüfte, in meinem Haar. Meine eigenen Hände um ihn geschlungen. Ich spürte mich wanken, von ihm gehalten stand ich jedoch sicher. Louis brach den Kuss, ich erschrak drehte mich plötzlich fort...die Hände gekrallt in Ravns Mähne. Was war das nur mit ihm? Ich musste schwer einatmen..mein Bauch spielte genauso verrückt wie meine Gedanken. Louis kam zu mir, sein Kopf legte sich auf meine Schulter. “Du kannst mich nicht belügen...auch ich bin in deinem Herzen...das weiß ich nun.” flüsterte er in einer tiefen Stimme. Dann war er fort. Ich nahm seine Schritte wahr. Dann die von Inyan. Als ich mich zu ihm drehte saß er bereits wieder auf dem Wallach. Sein Gesicht hatte beinahe etwas triumphierendes..”Du weißt wo du mich für deine Entscheidung findest.” er trieb dem Wallach die Füße in den Bauch, dieser preschte aus dem Stand im Galopp den Waldweg wieder hinab. Ravn wollte hinterher, kurz hatte ich zu tun, den manchmal widerspenstigen Wallach zu zähmen. Ich sah in die Richtung von Louis und Inyan die immer kleiner wurden. Oh ja...ich wusste wo ich ihn fand...und auch wenn er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich kannte sie...wusste welches Angebot er mir soeben unterbreitet hatte.

      Caleb
      Ich saß hinterm Steuer meines Pick Ups und starrte ins Leere. Es regte mich auf, dass ich nichts tun konnte, nein es kotzte mich wirklich an, nichts tun zu können… oder tun zu wollen. Jeden Tag ging ich spät ins Bett, jeden Tag stand ich früh auf und es war wirklich so, dass ich Ylvi aus dem Weg zu gehen versuchte. Ich hatte heute morgen ein Treffen in Calgary vorgeschoben, um nicht mit ihr aufwachen zu müssen. Ich hatte ein Treffen gehabt, so war es nicht… nur war dieses schon seit ein paar Stunden vorbei. Als sich mein Blick wieder gefangen hatte und ich seufzend meine Augen schloss, klopfte es an der Scheibe. “Sir, sie stehen schon eine ganze Weile im Parkverbot, bitte fahren sie den Wagen weg.”, sagte mir einer der Polizisten, die neben meinem Auto standen. Der andere im Polizeiwagen schaute düster zu mir herüber. Ich nickte nur stumm, startete den Motor und fuhr zum Geschäft, um noch ein paar Leckerlis für die Pferde und ein wenig neues Putzzeug zu kaufen. “Hey Caleb.”, begrüßte mich die junge Frau an der Kasse. “Wie läuft es so auf der Ranch?”, fragte sie mich nett. “Viel Arbeit. Ist immer viel Arbeit.”, erklärte ich ihr und bezahlte meine Einkäufe, ehe ich alles auf die Ladefläche des Pick Ups warf und wieder zur Ranch fuhr. Als ich ausladen wollte, gesellte sich Laurence zu mir. Ich schaute zu ihm rüber und er hatte wieder dieses: ich erzähle dir jetzt eine Lebensweisheit und du kannst nichts dagegen tun, nur zuhören. "We accept the love we think we deserve: from Stephen Chbosky.”, sagte er ohne mich auch nur im Ansatz auf so ein Zitat vorzubereiten. “Und du mein Freund, bist gerade auf einem ganz falschen Weg. Warum behälst du sie nicht hier? Du weißt, dass du es kannst und du weißt auch, dass du jemanden wie sie verdient hast. Lass die Liebe zu und frag sie endlich, ob sie dich heiraten will!”, fügte er an und packte mich an der Schulter. Laurence packte für sein Alter wirklich, wirklich feste zu. “Nimm sie nachher mit auf einen Ausritt. Du brauchst keinen Ring, frag sie einfach. Frag sie bevor es zu spät ist.” “Bevor sie weg ist…”, korrigierte ich ihn doch er schüttelte nur den Kopf. “Bevor es zu spät ist, Caleb. Du warst in letzter Zeit nicht viel hier. Es gibt.. sie hat.. sie bekommt hier andere Chancen.”, stammelte er und schaute in mein fragendes Gesicht. Selbst nachdem er meine Schulter losgelassen hatte und gegangen war, stand ich noch immer stocksteif neben meinem Truck und dachte über seine Worte nach. Es gibt für sie hier andere Möglichkeiten, zu bleiben? Was meinte er damit? “Hey Caleb!”, rief mir Octavia zu, die gerade mit Raspberry an mir vorbei ritt. Da kam mir eine Idee. “Hey O warte, ich hol mir ein Pferd und komm mit dir mit!”, rief ich ihr zu und hatte im Handumdrehen Vulture gesattelt und zu ihr aufgeschlossen. “Dass du Zeit hast, mit mir auszureiten.”, lachte O und strich ihrer Stute kurz über den Hals. “Das hast du wohl Laurence zu verdanken.”, murmelte ich. “Wieso das?” “Er hat mir eben wieder eine seiner Weisheiten unter die Nase gebunden und gesagt, wenn ich will, dass Ylvi bleiben kann, soll ich um ihre Hand anhalten, bevor es dafür zu spät ist und sie eine andere Chance bekommt, hier zu bleiben. Weißt du, was er damit meinte?”, fragte ich sie ganz offen und ehrlich und hielt Vulture an, um ihre folgenden Worte besser verstehen zu könne. “Weißt du… Ylvi und Louis… sie sind sich glaube ich näher gekommen.”, erklärte sie mir. Ich schloss für eine Sekunde seufzend meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und meinen Hengst wieder antrieb. “Was weißt du darüber?”, fragte ich sie schließlich. “N..nichts weiter. Wirklich nicht.”, antwortete sie mir und lenkte ihre Stute auf den linken Pfad rüber. Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, ehe ich sie fragte: “Sollte ich denn? Soll ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte?” O lachte kurz auf. “Caleb das kann ich dir doch nicht beantworten.“

      Ylvi
      Wir sahen uns an. Was tat ich eigentlich hier? Wie auf Drogen hatte mich der Weg am Abend nicht zum Haupthaus gebracht. Stattdessen stand ich auf der Türschwelle von Louis. Meine Hände im Rücken verschränkt. Ich zog mir die Haut neben meinen Nägeln ab. Der leichten Feuchtigkeit zu urteilen die ich spürte musste ich bereits Bluten. Der Schmerz drang jedoch nicht zu mir durch. “Willst du rein kommen?” Nein “Ja” hauchte ich.
      Mir war als würde ich mein Herz in der Brust nicht länger schlagen hören. Mit betreten seines Flures fiel plötzlich all die Anspannung ab. In meinen Gedanken war kein Caleb mehr. Nur der Wille an diesem Ort zu bleiben blieb zurück. Louis fasste meine Schultern schob mich vom Flur leise in Richtung seines Schlafzimmers. “Die Kinder sind schon im Bett.” flüsterte er mir zu. Da das Gästehaus nicht über ein Wohnzimmer verfügte und die Küche in Richtung Haupthaus ging, schien das Schlafzimmer die beste Wahl um ungestört zu sprechen. Mir wurde bei dem Gedanken allerdings flau in der Magengegend. Dann schloss sich die Tür hinter uns. Zum ersten Mal seit der Türschwelle sah ich Louis wieder direkt in die Augen. Die Haltung seines Körpers, seine Augen..sie sprachen von gespielter Gefasstheit. Diese Beherrschung die ich auch bei Lilly gesehen hatte. Die typisch war für einige Natives. Trotzdem sah ich den lauernden Schakal in seinen Augen wieder. Louis stellte keine Frage. Wir sahen einander nur an. Er wartete geduldig bis ich endlich den Mut fand die Worte über meine Lippen zu bringen. Sekunden wurden zu Minuten. Dann begann er plötzlich zu Lachen, einfach so. Ich legte den Kopf schief. Die Anspannung löste sich und plötzlich lachte auch ich scheu. Louis überbrückte die Distanz zwischen uns...zog mich an seine Brust und wir lachten weiter. “Wann müssen wir uns um einen Termin in Calgary kümmern?” flüsterte er schließlich als ich noch scheu hüsteln musste. Hatte ich gedacht Caleb und ich agierten gut miteinander...so bedurfte es mit Louis keiner Worte. Er würde mich zur Frau nehmen. Ich hatte diese Entscheidung bereits getroffen und er wusste es auch ohne das ich es ausgesprochen hatte. Das ganze wirkte beinahe surreal. Wir würden das liebende Ehepaar spielen müssen, wenn die Auslandsbehörde die Ehe prüfte. Doch würde ich die liebende Ehefrau spielen müssen? Das ganze könnte viel zu einfach werden. Die Art mit der er mich ansah, berührte und beschütze machten es mir so unfassbar einfach. “So früh wie möglich.” hauchte ich - schließlich müsste ich in weniger als einer Woche verschwinden. Louis schob mich ein wenig fort von sich, hoch mein Kinn. “Das ist das verrückteste was ich jemals getan habe.” sprach er, wieder halb lachend. Ich konnte nicht umhin das Lachen zu erwidern. “Gewöhn dich schonmal dran. Das Leben mit mir kann aufregend werden.” “Aber nicht das du mir aus den Latschen kippst wie das letzte Mal.” “Dafür hab ich ja jetzt einen neuen Schrittmacher und regelmäßige Kontrollen.” ich dachte an jenen Tag auf dem Berg. Ich wäre dort oben gestorben. Louis hatte mich am Leben gehalten. Hatte mein Leben gerettet. Vielleicht hatte das Universum damals bereits einen Wink gegeben wem ich mit meinem Leben trauen konnte. Erinnerte mich auch an seine seltsamen Worte. “Was ist mit der Symbiose?” Louis schaute leicht verwirrt. “Damals..auf dem Berg. Bevor ich ausgenockt bin. Du meintest das Caleb ein Wolf sei, während du in mir einen Raben siehst. Du sprachst davon, dass diese beiden Geschöpfe in einer Symbiose lebten. Ist das jetzt hinfällig?” “Ah..jetzt erinnere ich mich. Dabei darfst du aber nicht vergessen. Raben binden sich fürs Leben. Es kommt der Tag an dem eine Symbiose nicht länger ausreicht.” Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. “Du wolltest es schon damals,oder? Du...dich beschützt auch ein Rabe als Totem. Nicht wahr?” Wir standen noch immer in dieser Umarmung beieinander, er zog mich wieder an seine Brust. “Thečhíȟila.” Louis hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Hände krallten sich in meinen Rücken, die Hüfte. Ich hörte das leichte Knurren von seinen Lippen. Kein ton der mich überraschte. Mochte ein Rabe ihn schützen, so blieb er für mich selbst doch der Schakal. Ich fand mich selbst dabei wie ich die Geste wiederholte, meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, die Schulterblätter. Spürte seine Zähne an meinem Hals. Caleb so ähnlich und doch so anders. Ich bot ihm den Hals dar, legte das Gewicht auf meinen Hacken, gehalten von seinen Armen. Mein Körper war ein elender Verräter. Er war es schon bei Caleb gewesen. Bei Louis tat er keine Ausnahme. Nur mit dem Unterschied das sich hier auch mein Verstand nicht dagegen zu wehren versuchte. Ich biss die Zähne fest aufeinander als Louis Hand seinen Weg unter mein Shirt fand. Die letzten Wochen der Ungewissheit, des Alleinseins. Endlich nicht mehr allein sein. Er spielte und neckte mich. So leicht fand ich mich ein in dieses Spiel. Sanft wurde ich auf einer Decke aus Fell gebettet. Als er zu mir kam fand er mich offen vor sich. Ein Kuss auf meine Lippen, dann spürte ich ihn in mir. Diese Vertrautheit war überwältigend. Wir agierten wie Zahnräder die nahtlos ineinander griffen.
      Louis hielt mich danach im Arm, während sich unser Atem nur langsam beruhigte. Ich spürte sein Gewicht auf mir, meine Hand kratzte über seinen Rücken. Fühlten die Muskeln, die Wirbelsäule und den kleinen Film aus Schweiß über unseren Körpern. Worte lagen mir auf den Lippen die sie dennoch nicht verließen. Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Im Halbschlaf merkte ich noch wie Louis die Felldecke über uns breitete. Das erste Mal in Monaten schlief ich völlig unbehelligt.

      Caleb
      Seit Wochen war ich immer dem selben Muster gefolgt. Spät ins Bett, früh wieder raus. Ich hatte das Gespräch mit Ylvi vermeiden wollen, denn sie hatte bis jetzt immer tief und fest geschlafen. Heute war dem nicht so, denn sie war nicht da, und ich konnte mir denken, wo sie sich aufhielt. Es war die unruhigste Nacht seit Langem und als am Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich wie vom Zug überrollt.
      Das Frühstück mit den Arbeitern verlief größtenteils schweigend. Octavia warf mir ein paar mitfühlende Blicke zu, doch sagen tat niemand etwas zu mir. Meinen Kaffee füllte ich in einen Thermobecher, ehe ich meinen Hut von der Ablage auf meinen Kopf setzte und das Haus verließ. Noch immer waren weder Louis, noch Ylvi oder die Kinder zu sehen. Ich hatte einen anderen Weg einschlagen wollen, doch meine Füße führten mich zielsicher zum Offenstall von Ylvis Pferden. Als ich sie auch hier nicht sah, atmete ich hörbar erleichtert auf. War es wirklich Erleichterung, die sich von meinem Herz löste? Oder Gewissheit? Wo sollte sie sonst sein? Ich beschloss meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen und mich auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren. Auf einer Ranch war schließlich immer etwas zu tun und sei es nur das Herumfahren mit dem Truck, um den Anderen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Ich war zurück ins Haus gegangen, um meine Schlüssel zu holen. Als ich wieder rauskam und zu meinem Auto gehen wollte, sah ich Louis und Ylvi auf dem Hof, die in Richtung des Haupthauses gingen. Ylvis Blick fiel von Louis auf meinen roten Pick Up, zurück zu Louis und schließlich zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, blieb ich stocksteif stehen und… Ruckartig war Louis Hand von Ylvis Hüfte verschwunden. Besänftigend hob er seinen Arm und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er erneut stehen blieb und auf meine geballten Fäuste starrte. Meinen Schlüssel hatte ich schon lange auf den Boden fallen lassen. “Es ist nicht das… wonach es aussieht.”, meinte er in einem ruhigen Ton. “Das ist es nie.”

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      Allein durch diesen Satz kochte die ganze angestaute Wut in dem blonden Mann hoch, die sich die letzten Wochen, ja sogar die letzten Monate angesammelt hatte. Caleb machte noch zwei, drei Schritte auf die Beiden zu, ehe er erneut stehen blieb und abwechselnd zwischen ihnen hin und her schaute. “Caleb… ich… wir…”, fing Ylvi an und machte einen kleinen Schritt auf Caleb zu. Louis, der die Augen nicht mehr von den Fäusten seines Gegenübers lassen konnte, stellte sich schützend vor sie. “Hast du Angst dass ich eine Frau schlage? Hältst du mich für so jemanden? Louis komm schon!”, schnaubte Caleb. Die Gedanken des Mannes bewegten sich in einer Abfolge von Bildern, Sätzen und Taten die ihm fast den Verstand zu nehmen drohten. Zwischen seiner unbezwingbaren Wut schwankte er in den Gefühlen für die Frau die dort neben seinem langjährigen Freund stand. Seine zur Faust geballten Finger, gruben sich in die Haut seiner Handfläche. Eine Art der Erinnerung wo er sich befand. Ylvi biss sich auf ihre Lippen, ihr Blick glich dem eines geschreckten Rehs. Der Indianer streckte die Schultern, sein Gesicht gab keine Regung seiner inneren Gefühle Preis. Caleb kannte ihn, kannte diese Regungslosigkeit. Louis beobachtete ihn ganz genau, würde blitzschnell reagieren können. Caleb war sich bewusst. Schlug er zu. Dann würde Louis nicht unbeteiligt bleiben. “Ich sah dich nie eine Frau schlagen. Dafür hast du zu viel Respekt.” Louis gab ein Seufzen von sich. “Ich frage mich nur wie viel Respekt in dir für mich noch übrig geblieben ist. Ich sprach falsch. Es ist genau wonach es aussah. Caleb...ich habe ihr gegeben, was du nicht gewillt warst zu tun. Wochenlang hattest du eine Wahl. Verurteilst du mich dafür ihr die Chance zu geben zu bleiben wohin es ihr Herz zieht? Und damit meine ich nicht mich Kola….sondern vielmehr diesen Ort.”
      Caleb lauschte den Worten seines Gegenübers, horchte in sich hinein und versuchte mit allen Mitteln seinen Körper und die Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ruhig zu bleiben, zuerst nachzudenken, bevor er handelte. Diese Beherrschung zu erlangen hatte ihn Jahre gekostet und er war sich in diesem Moment ganz und gar nicht sicher, ob nicht doch alles umsonst gewesen war. Nicht nur die Arbeit, seine unbändige, plötzlich ausbrechende Wut in den Griff zu bekommen, sondern auch sein Zulassen der Gefühle. Sich jemandem öffnen, ihn Platz in seinem Leben finden zu lassen nach dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte. Von emotional unbrauchbar bis hin zu jemanden, der wieder lieben konnte, ja Liebe zuließ. Doch nun stand er hier. Wurde von eben dieser Person betrogen...mit seinem besten Freund. Der Mensch, der ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte und ihn schon lange begleitete. Genau dieser Mensch hatte die Nacht mit seiner Freundin verbracht. “Damit meinst du nicht dich,mein Freund?”, keifte der Cowboy den Indianer an. “Statt vorher mit mir zu reden hüpfst du einfach mit ihr ins Bett?”, setzte Caleb nach und machte noch einen Schritt auf Louis zu. Ylvi verschwand für kurze Zeit aus seinen Gedanken, mit ihr würde er später reden. “Caleb komm runter… wir können darüber reden.”, versuchte Louis die Situation zu retten, doch der Mann ging darauf nicht ein. Er war jetzt nah genug an ihm dran, um auszuholen und zuzuschlagen. Seine Hand zuckte, seine Faust wurde geballter, er atmete schwer… doch schlug noch nicht zu. “Ich warte.”, knurrte er. Louis sah dem alten Freund in die Augen, sah die Wut darin. Er wusste egal für welche Worte er sich entscheiden würde. Es wäre nicht genug. “Es tut mir Leid.” sprach er aus tiefster Seele.

      Der Indianer bemerkte die schnelle Bewegung, seine Ohren hörten den entsetzten Aufschrei von Ylvi. Im selben Augenblick reagierte jede Zelle seines Körpers mit Schmerz. Ein kräftiger Kinnhaken hatte ihn getroffen. Caleb hielt sich die Knöchel der rechten Hand, doch seine Augen funkelten zwischen den anderen beiden hin und her. Ein kalter Blick streifte sie beide. “Mir auch.”
      Pflegebericht für: Cielos, Whitetails Shortcut, Alan's Psychedelic Breakfast, Chapter 24, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, A Shining Chrome, Bittersweet Temptation, Chocolate Shades, Citizen Fang, General's Coming Home, GRH's Bella's Dun Gotta Gun, GRH's Funky's Wild Berry, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, PDS' Unclouded Summer Skies, Smart Lil Vulture, Whinney, Zues, Mirabelle, Golden Sugar, Above the Sky, An Affait to Remember, Cleavant 'Mad Eyes', Dakota, Nahimana, Absolute Bullet Proof, Ceara Isleen, Kunis, Silent Bay, Væna fra glæsileika eyjarinar, Tigres Eyes, Sparkled Wings, Tweekay, Skrúður, Chocolate Dream, Bree, Empire of Grace, Priamos Ruffia Kincsem, Blazing Flame, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I've got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Abe's Aelfric, Culain, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS' Snap in Style, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Wildfire xx, Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH's A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Magnificient Crow, Raised from Hell, Verdine, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey's Aleshanee, Lady Blue Skip, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Miss Independent, Snapper Little Lena, Stormborn, Striga, Tainted Whiz Gun, Dual Shaded Ace, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, It's me, Amira!, Zoltaire, Zuckerschock, Thjalfe van de Jötunheimr, Náttdís van Ghosts, Firewalker, Magic Lanijos, Whiskey, Myrkvidr, Free Willy, Wolfs Bane, Pocahontas, Mystical Champion, Vin, Lajos, Ocarina of Time, Crimetime, Fenicio, Ghost's Phenomena, GRH's Princess Peppy Ann & BR Princess Peppy Gaia

      Wandel
      November 2019, by Veija
      Caleb
      HMJ 6693, Tortured Witch machte sich gut. Wirklich. Es ging zwar nur mit kleinen Schritten vorwärts, aber es ging voran. Aus den vier Schritten Abstand waren mittlerweile einer geworden. Oder ein halber. Jedenfalls so, dass ich sie nicht berühren konnte. Also ich könnte schon, wenn ich meinen Arm ausstrecken würde. Aber ich wollte sie nicht überfordern, da sie mir ganz klar zeigte, dass sie mir zwar ein bisschen vertraute, aber eben noch nicht ganz. Heute stand ich wieder auf der Koppel, hatte Möhren mitgebracht und fütterte sie damit. Sie fraß mir heute zum ersten Mal aus der Hand, nicht vom Boden aus. Sollte ich es heute wagen? Ja.
      Dann tat ich es einfach. Ich streckte meinen Arm aus und berührte sie. Zu erst vorsichtig an der Nüster, dann langsam am Kinn und an ihrem Hals. Witch beäugte mich argwöhnig, schien meiner Hand hinterher zu schauen, blieb aber stehen. "Goood giiirl.", sagte ich lobend zu ihr und kraulte ihren Widerrist, was ihr ziemlich zu gefallen schien.
      So machten wir weiter, Tag für Tag. Ich brachte ihr Möhren und durfte sie jedes Mal ein bisschen mehr anfassen und meine Finger durch ihr Fell gleiten lassen. Auch ein Halfter ließ sie sich mittlerweile anziehen. Sie folgte mir auch, zwar nicht sonderlich willig und nur zögerlich, aber sie folgte mir. Ich hatte mich auch schon daran gewagt, sie ein wenig zu putzen, damit sie wieder wie ein Pferd aussah. Die Arbeit mit ihr machte Spaß, sie war kein typisches Jungpferd, sondern ein Pferd, was nichts kannte und schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Deshalb musste ich bei ihr auch anders vorgehen, als bei meinen anderen Pferden.
      Führen konnte ich sie nun nach ein paar Tagen richtig. Sie folgte mir willig und blieb kaum noch stehen. Schreckhaft war sie an der Hand auch nicht mehr wirklich, eher interessiert an allem drum und dran. Bis jetzt hatte ich sie noch nicht von der Koppel herunter geführt, sondern nur dort hoch und runter. Zum Üben hatte ich dort auch Stangen hingelegt und sonstige Gegenstände, die sie frei kennen lernen konnte. Eine Plane, die ich mit Erde im Boden befestigt hatte, lag auch dort. Ich hatte Witch schon des Öfteren dort gesehen, wie sie um sie herum getänzelt war. Doch drauf getraut hatte sie sich noch nicht. Das war aber auch nicht schlimm. Mit Cielos verstand sie sich immer besser. Bald würde ich sie auch zusammen lassen, dann konnte er ihr auch zeigen, was es hieß, ein Pferd zu sein. Vielleicht würde er ihr auch die Plane näher bringen, es war alles möglich.
      "Komm Witch.", sagte ich und führte sie wieder um die Plane herum, ließ sie stehen und kraulte ihren Hals. Hufe geben fand sie noch ziemlich doof, machte aber dennoch willig mit. Hinten schien sie immer noch kein Gleichgewicht finden zu können, weshalb ich bald einen Tierarzt drauf schauen lassen wollte. Vielleicht lag es wirklich an ihrem Rücken. Ich lobte sie dennoch für ihren Versuch und machte ihr das Halfter nun ab. Bald kam eine Maßanfertigung eines Bekannten, der für alle Eventpferde ein eigenes Halfter entwerfen wollte. Darauf freute ich mich schon besonders!
      Ich verließ die Koppel, streichelte Gipsy noch kurz über die Nase und ging dann ins Büro, an meinen Laptop. Ich musste noch ein paar E-Mails zu Pferden beantworten. Dass Witch nicht das einzige neue Pferd bleiben würde, war klar gewesen. Von Chattahoochee Hills war Kholáya zu uns gestoßen. Eine 7- Jährige Paint Horse Stute. Eine wirklich hübsche Rappscheckstute. Frosty Lagoon, eine 4 - Jährige braune Quarter Horse Stute und eine 8 Monate alte Fuchsstute, Blue Fire Cat, hatten wir zusammen von einem Reiningzüchter aus den USA erstanden. Elsa, wie Frosty Lagoon genannt wird, ist schon einige Turniere gelaufen und hat für ihre 4 Jahre einiges auf dem Kasten. Von Cat müssen wir uns, wie bei jedem Fohlen, wohl überraschen lassen. Im Umgang ist sie allerdings jetzt schon ein Schatz.
      Ebenfalls aus den USa, aber von einem Cuttingzüchter, haben wir Captains Blue Crystal erstanden. Eine 3 - Jährige Fuchsstute, die gerade eingeritten worden ist und ihre ersten Schritte unter dem Sattel läuft. Da die Bow River Ranch nun auch einen ganzen Haufen Rinder besitzt, fand ich es für sehr sinnvoll, noch ein weiteres Cuttingpferd, neben Gunners Styled Gangster und Wimpys Little Devil, auf die Ranch zu holen.
      Ein alter Bekannter ist Cruel Twist of Fate. Wir hatten ihn abgegeben, da wir ein paar Hengste verkaufen wollten. Leider war er im Tierschutz gelandet, dann wieder aufh Chattahoochee Hills. Ohne zu zögern hatten wir ihn wieder bei uns aufgenommen. Ein Hengst mehr oder weniger, auf jeden Fall hatte er hier nun ein richtiges Zuhause und würde nicht wieder vom Hof gehen. Ich spielte jedoch mit dem Gedanken, ihn kastrieren zu lassen. Mit seiner Abstammung haben wir schon ein paar Pferde hier auf dem Hof, die Charakterlich und auch Potenzialmäßig vielleicht eher zur Zucht geeignet sind, als er. Doch das stand alles noch nicht fest. Ich würde bald das Training mit ihm aufnehmen. Dann würde sich rausstellen, ob seine Zukunft in Richtung Zucht, oder in Richtung Ranchpferd gehen würde.
      Ebenfalls neu und wirklich ein sehr sehr guter Kauf war die 2 - Jährige Paint Horse Stute Gun Sophie. Sie stammt aus einer Zuchtauflösung und wird mit Gangster irgendwann einmal wunderschöne, hoffentlich genauso talentierte Fohlen bringen.
      So war auf der Bow River Ranch immer etwas los. Mit großen Schritten ging es auch nun auf Weihnachten zu. Dann war der Hof schon ein Jahr in meinem Besitz. Auf das nächste Jahr freute ich mich schon besonders, denn es waren viele der Stuten tragend und erwarteten ein Fohlen.
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  • Album:
    BRR Gnadenweide
    Hochgeladen von:
    Veija
    Datum:
    23 Aug. 2020
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  • Exterieur
    Name: Cielos
    früher: Cielos D.ouble Dun It
    Rufname: Gipsy
    Geburtsdatum/Alter: 15.3.2010, 11 Jahre
    Geschlecht: Wallach
    Größe: 1,51m
    Rasse: American Quarter Horse
    Fellfarbe: Bay Dun (EeAaDd)


    Stammbaum
    von: Notch

    von: Lena Cielo
    aus der: Dun Its Topnotch

    aus der: Shes A German
    von: SR Hollywood Dundee
    aus der: Bafferts B Lynx

    Charakter & Beschreibung:
    Er kommt von einem Farmer aus Amerika, wo er wohl in seiner Fohlenzeit kaum Kontakt zu Menschen gehabt hat. Er wuchs mit seiner Mutter halbwild in einer kleinen Herde auf, die eine riesige Weide zur Verfügung hatte, bis er als 2 Jähriger mit den anderen Junghengsten aussortiert und verladen wurde.
    Mittlerweile ist der damals schöne Hengst ein Wallach geworden. Er ist nun 10 Jahre alt und hat sich von Grund auf geändert. Aus dem einst so scheckhaften Pferd ist ein Verlasspferd geworden, mit dem man durch dick und dünn kann.


    Zuchtinfos
    Besitzer: Caleb O'Dell

    VKR: Occu
    Kaufpreis: 500 Joellen
    Zu Verkaufen: nein


    Qualifikationen:
    eingeritten
    nicht eingefahren


    Eignung:
    Dressur
    Galopprennen A

    Springen
    Military
    Fahren

    Distanz A
    Western

    Reining LK 2
    Trail LK 4
    Pleasure


    Erfolge:
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    259. Westernturnier, 49. Wallachschau (grün), 46. Wallachschau (blau), [ZSW] 408 Sommerferien, 2. Platz Westernturnier auf der Komaham Ranch, 2. Platz des 1. Amateurrennens der Joelle Vereine, Gewinner 50. Wallachschau (rot), Gewinner 58. Wallachschau (rot)


    Gesundheit:
    Gesundheitszustand: geeimpft, gechippt, entwurmt
    Letzter Besuch: Oktober '15


    Hufschmied
    Hufzustand: gut
    Letzter Besuch: 31.03.16

    Beschlag: normale Eisen vorne, Slidingeisen hinten