1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies. Weitere Informationen
Rhapsody

Cíola

dt. Reitpony -- im Besitz seit 01/2015 -- von Libertés Cresant Moon -- aa EE nSpl

Cíola
Rhapsody, 30 Okt. 2016
Snoopy, Occulta und Veija gefällt das.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Honey, I'm Home!
      | 23. Januar 2016
      Gut, es war vielleicht ein wenig fies, niemanden Bescheid zu sagen, dass ich wieder kommen würde. Aber Zoe, Adèle und Declan waren auf dem neusten Stand der neuen Stände, sie hätten also damit rechnen müssen.
      Womit sie nicht rechnen würden, war mein Begleiter.
      Die letzten Monate waren vielleicht nicht so super gewesen, aber ich hatte in Deutschland schnell wieder Freunde gefunden – unter anderem eben Lesja, der sich schon schnell zu einem meiner engsten Vertrauten gemausert hatte und sogar mit nach Kanada gekommen war. Er hatte zwar schon zuvor vorgehabt, ein paar Wochen (jetzt wohl Monate) mit Rucksack durch die kanadische Walachei zu ziehen – jetzt durfte er Mistgabel schwingen und beim Trainieren der Pferde helfen (dank einer kleinen, hartnäckigen Schwester war er wohl ein ganz guter Reiter gewesen).
      Eines führte zum anderen und er hatte sich bereit erklärt, als Aushilfe mit nach Kanada zu kommen. Zwar hatten wir ein bisschen abgespeckt was die Pferdeanzahl anging – alles natürlich unter meiner Supervision, wenn auch aus Deutschland – aber das bedeutete nicht, dass es deswegen weniger Arbeit gab.
      Womit ich natürlich nicht rechnete, war, dass mehr Boxen belegt waren als ich angenommen hatte. Mit Lesja war ich durch den Stall gegangen, um ihm in Ruhe alle Ponys vorzustellen, ehe Zoe, Adèle und Declan uns wieder voll beanspruchten. Wir hatten gerade mit dem Stutenstall begonnen, ich hatte gerade angefangen, Sikari, Cíola, Medeia, Parvati und Tautou vorzustellen, als sich ein sehr dunkelbrauner, zarter Kopf über die Boxentür neben Fleas Box schob.
      „Und sie?“ fragte Lesja sofort und hielt dem Pony, welches ich nur zu gut kannte, die Hand zum beschnuppern hin.
      „Das ist Long Island Icetea und eigentlich gehört sie in den Stall gegenüber,“ antwortete ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sowohl meine Crew als auch Elisa würden so schnell wie möglich meine Meinung davon erfahren.
      Lesja sah mich nur fragend an. Und da er ungefähr genauso stur war wie ich, kam ich wohl nicht aus der Sache raus. „Eigentlich gehört sie Elisa, die, die direkt gegenüber wohnt. Eigentlich. Aber anscheinend vorerst nicht mehr.“ Daraufhin zogen sich Lesjas dunkle Augenbrauen noch mehr zusammen aber damit musste er jetzt leben – mehr wusste ich auch nicht.
      „Hey, du hast Chepa noch gar nicht kennengelernt! Und Bucky!“ meinte ich daraufhin und versuchte mich an einem nahtlosen Übergang, der jedoch nicht unentdeckt blieb. Lesja rollte die Augen, doch drehte sich dann trotzdem zu der Lewitzerstute um, die ihm gerade den Jackenzipfel zerkaute.
      ***
      Nachdem wir auch Painted Blur, Quixoticelixer, Vaffanculo, Capulet (den Lesja sofort ins Herz schloss, das sah man ihm einfach an), Muraco und Paramour kennengelernt hatten und ich ihm versprach, morgen mit ihm Pacco zu besuchen, lief Lesja entschlossenen Schrittes in Richtung Wohnhaus.
      „Sicher, dass du bereit bist?“ fragte ich ihn zweifelnd. Es würde wohl kaum zu vermeiden sein, dass Zoe und Adèle ein bisschen die Fassung verlieren würden. Doch mit gewohnter Lässigkeit zuckte Lesja mit den Schultern und drückte schließlich auf die Klingel. Sofort fingen Ella und Khaleesi im Haus an zu bellen.
      Dann öffnete sich die Tür.
      ***
      Manchmal fällt einem erst auf, wie sehr man jemanden vermisst, wenn man diese Person wieder trifft. Aber gut, dass wir jetzt wieder im Land waren – auch, wenn es kalt war und der kanadische Winter eine absolute Sau war. Lesja hatte sogar geschafft, sich selbst vorzustellen und wurde natürlich von Zoe ausgequetscht. Declan saß daneben, hielt die Klappe aber hörte aufmerksam zu, während Adèle unsere Wiederkehr mit Kochen feierte. Meine Mutter hatte zwar sichergestellt, dass ich ja nicht verhungerte und deswegen hätte ich wohl auf die Pasta verzichten sollen, die gerade auf dem Herd köchelte.
      Aber ich war schon immer schlecht gewesen im Nein sagen.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Anstrengendes Training
      | 20. Februar 2016
      Lesja hatte seine ersten Reitversuche auf Chepas Rücken hinter sich, als ich beschloss, dass wir nun ruhig einen Spaziergang/Ausritt machen konnten. Doch es dauerte eine Weile, bis ich den Plan auch umsetzen konnte; fast täglich hatten wir Ausmistdienst und danach war der gute Herr natürlich viel zu fertig, um noch zu reiten (und natürlich jammerte er auch täglich, welchen Muskelkater er hatte und dass er jetzt wohl O-Beine kriegen würde und somit seine Modelkarriere beenden musste. Von mir bekam er meistens nur ein Kissen ins Gesicht geschmissen).

      Doch heute mussten wir nur dafür sorgen, dass die Ponys abends ihr Futter bekamen, der Rest des Tages war zur freien Gestaltung freigegeben. Kurz nach dem Mittagsessen schob ich ihn also in Richtung Stutenkoppel und drückte ihm schließlich Fleas Strick in die Hand.

      „Aber – ,“ und kannte ich dieses Argument nicht zu gut. Ich kenn sie doch gar nicht, du kannst mich nicht einfach auf ein fremdes Pferd setzen.

      „Flea ist wohl das liebste Pferd, dass ich je gesehen hab,“ unterbrach ich ihn und fummelte schließlich nach einem weiteren Führstrick. Cíola würde es nicht schaden, wenn wir unser Stehen-bleiben-wenn-ich-will-bitte-Training auch mal im Gelände übten.

      Also machten wir beide Stuten schön fertig und während Lesja nachgurtete und sich in Fleas Sattel kämpfte, legte ich Cíola eine Trense an. Jetzt, da sie dreijährig war, wollten wir sie schonend an alles gewöhnen und dazu gehörte auch das Gebiss. Sie kannte das zweifach gebrochene Olivenkopfgebiss schon länger und es schien fast, als wäre sie stolz, es im Maul zu haben.

      Obwohl ich mir das bestimmt nur einbildete und dem Pferd menschliche Attribute zusprach.

      ***

      Die ersten Minuten verliefen dann doch noch etwas krampfhaft. Während Flea gemütlich vor sich hinlief und wohl kaum schneller lief als sonst, war Lesja kalkbleich und er umklammerte die Zügel so fest, dass seine Finger ebenso kahl waren. Auch Cíola zeigte sich von ihrer schlechtesten Seite; ständiges Getänzele, sobald Flea es wagte, einen Schritt vor uns zu laufen. Zum Glück war ein Teil von Lesjas reiterlichen Ausbildung das Anhalten-lernen, was wir auch mehr als öfters machten.

      Auf Kommandos hören war definitiv nicht Cíolas Stärke, doch als wir unsere Hofrunde dann fast beendet hatten, war sie deutlich aufmerksamer. Auch das Rückwärtsrichten klappte ohne großes Rumgemecker. Doch der ultimative Test sollte der werden, bei dem Flea ein ganzes Stück vor uns trabte. Lesja hatte wohl Blut geleckt nachdem er gemerkt hatte, dass die Fuchsstute wirklich brav wie ein Lamm war.

      Ruhig und gelassen trabte Flea schließlich an und Cíola, die mit mir auf dem Feldweg stehen bleiben musste, spitzte die Ohren und erstarrte. Ein tiefes Brummeln, doch das war alles. Sogar als Lesja und die Lewitzerstute hinter einer Biegung kurz verschwunden, blieb sie neben mir stehen. Entspannt war zwar etwas anderes, aber das war ein guter Anfang.

      Letztendlich kamen Flea und ihr Reiter wieder zurück und wir konnten den Rest des Weges (unter Lesjas Jammern à la „Meine Beine fallen ab, mein Rücken tut weh, das Pferd hasst mich“) antreten.

      ***

      Am Hof beaufsichtigte ich dann Lesjas Nachpflege; pflichtbewusst räumte er das Sattelzeug erst weg, als die Ponys schon auf ihren Möhren und Äpfeln kauten und die Hufe ausgekratzt waren. Erst, als beide Stuten dann wieder auf der Weide mit den anderen standen, fing er dann wieder mit dem Jammern an.
      „Du kannst froh sein, dass ich kein Kissen hier hab,“ warnte ich ihn nur. „Und bevor du nur daran denkst, dich aufs Sofa zu legen und zu schlafen, wir haben hier noch Arbeit. Du bist nicht Elena.“

      Die Eimer für das pferdige Abendessen waren relativ schnell gefüllt – langsam entwickelte sich auch eine Routine in Lesjas Bewegungen. Die Fragen ließen nach, ebenso wie das fragende Gesicht. Keine abgehackten Bewegungen mehr, weil er nicht mehr wusste, wo er etwas fand.
      Und weil ich eine schlechte, schlechte Chefin war, musste er dann auch noch den Futterwagen schieben und kurzfristig auch noch Pferde reinholen, ohne sich zu Beschweren. Fast wollte ich ihn nerven und fragen, ob seine Beine immer noch abfallen würden, aber den Kommentar schluckte ich einfach hinunter und schüttete die nächste Kräutermüsli-Gerste-Mischung in den Trog vor mir.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Frühlingsgefühle
      | 29. März 2016
      „Lesja, wir brauchen keinen dritten Hund.“

      „Aber guck, der hat so einen süßen Punkt auf der Nase!“

      „Ein Windhund auf einem Gestüt ist doch ziemlich fehl am Platz, meinst du nicht auch?“

      „Wir müssen einfach nur das Grundstück einzäunen und … ihm beibringen die Pferde nicht anzugehen?“

      „Nein.“

      „Aber jetzt guck doch mal –“ sprachs und schob mir das Tablet über die Frühstückstheke. Auf dem Bildschirm tollte eine Horde vor allem weißer Welpen (die trotzdem wohl fast eineinhalb mal so groß waren wie Ella oder Khaleesi) mit komischen Schnauzen über ein Areal, dass wohl so groß war wie eine unserer Stutenweiden. Selbst für tapsige Welpen sahen die Tiere doch schon mehr als anmutig aus, wenn auch etwas seltsam und … pferdeähnlich.

      „Die wurden gezüchtet für den russischen Hochadel,“ begann Lesja wieder und ich wusste, dass es in einem halbstündigen Wikipedia-Seiten-Vortrag enden würde, deswegen schloss ich das Video mit einem Seufzen und sperrte das Tablet. „Wir sind weder in Russland noch sind wir Hochadel.“

      „Aber wir würden so aussehen.“

      „Sag mal, hast du eigentlich nichts anderes zu tun?“ fragte ich. Abrupte Themenwechsel waren meine Spezialität. Und ich konnte Lesja damit immer ein schlechtes Gewissen einreden; zum einen, weil er mich von der Arbeit abhielt und zum anderen, weil er selbst nichts machte außer Hundevideos anzuschauen.
      Grummelnd rutschte er vom Barhocker und machte sich, Khaleesi an seinen Füßen hängend, auf den Weg nach draußen.

      ***

      Mittlerweile war Lesja nämlich soweit, dass ich ihn guten Gewissens auf Painted Blur ließ. Es hätte eigentlich von Anfang an sein sollen, aber Blurry war mein Baby und Bucky war absolut ungeeignet für einen Anfänger. Nach langem Überlegen arbeiteten jetzt sowohl Lesja als auch Declan mit dem Hengst, damit ersterer sicher wurde und letzterer Turniere mit ihm starten konnte. Durch die Doppelbelastung war auch der Winterspeck schneller geschmolzen und das Winterfell war schneller verschwunden.

      Apropos Winterfell – ich würde gerne sagen, dass der Frühling langsam einkehrte, aber im Vergleich zu anderen, etwas südlicher gelegeneren Ländern, war es doch noch ziemlich frisch mit knapp 7°C. Das einzige, woran man erkannte, dass es (Zitat Mama) „nauswärts“ ging, war das Verhalten der Pferde. Erst gestern waren Chepa und Parvati wie zwei Osterhasen über die Koppel gehüpft, und Tautou war davon fast kirre geworden. Das Ergebnis waren zwei Osterhasen und ein aufgebrachtes Pony, das mit aufgestelltem Schweif und langen Schritten am Zaun auf und ab trabte. Die restliche Herde ließ sich davon nicht beirren, aber ich hatte eigentlich darauf gewartet, dass Tatze ein Loch im Zaun suchen würde und wir dann auf Pferdesuche in der Dämmerung gehen hätten müssen. Stattdessen war das Spektakel nach etwa einer halben Stunde vorbei – zum Glück.

      Zoe, die mit Tautou in letzter Zeit vermehrt auf Turnieren gestartet war, hatte das Verhalten auch im Training gemerkt. Mittlerweile war jeden Tag der Longierzirkel vor, weil jemand sein Pferd vor dem Reiten lieber ein paar Runden rennen ließ, ehe man sich darauf wagte. Selbst Medeia, deren Sturkopf in den letzten Monaten gar nicht so durchgekommen war, war wieder ihr altes Selbst, weswegen Zoe vor wenigen Tagen einen ungraziösen Abgang vor einem Naturhindernis auf der Geländestrecke gemacht hatte. Glücklicherweise war nichts passiert bis auf ein paar Schürfwunden und hartnäckigen Matschflecken, und auch Medi war seelenruhig stehen geblieben und hatte nach Gras gesucht – aber es war doch ein bisschen unerwartet gekommen.

      Bei den Hengsten war es schwer zu sagen, ob sich das Wetter auf ihre Gemütslage auswirkte. Paramour und Quixoticelixer waren die gewohnten Ruhepole, vielleicht bei der Arbeit einen Ticken unkonzentrierter aber längst nicht so auffällig wie Vaffanculo, Muraco und Capulet. Vor allem bei Cap hatten wir gehofft, dass er vielleicht ein bisschen ruhiger werden würde, doch letztes Wochenende hatte er es sogar geschafft, Joline mehrmals während einer Trainingseinheit in den Sand zu setzen. Nach dem dritten Mal verließ diese dann die Lust und stattdessen ließ sie ihn noch ein wenig beim Freilaufen ausspinnen. Mit Val hatte ich mehr als alle Hände voll zu tun; trotz dass er zusammen mit Quixo auf der Koppel stand kam er mir als besonders unausgelastet vor. Also musste ich zusammen mit Zoe und Declan einen Trainingsplan erstellen, bei dem der Dunkelfuchs keine Chance hatte, sich zu langweilen. Täglich ging es jetzt entweder ins Gelände – meist mit Lesja oder Adèle – oder in die Halle, selten auch auf den Platz. Dressur, Springen, Bodenarbeit, Zirkustricks, alles Mögliche wurde mit ihm unternommen.

      Zu den hormongebeutelten „großen“ Pferden kamen dann noch die Youngsters dazu, wobei ich das Gefühl hatte, dass die gar nicht so schrecklich waren. Von Gwen kam noch keine Beschwerde über Paccos Verhalten in meiner Abwesenheit, und auch Cíola und Long Island Icetea hatten sich noch keine Macken von den Lewitzern in der Herde abgeguckt. Eistee befand sich im Aufbautraining mit Declan. Zwar sollte sie später auch gut und gern Turniere gehen, aber die Grundausbildung war in erster Linie wichtiger. Eine gute Dehnungshaltung, keine Flausen im Kopf – sie war durchaus vielversprechend. Auch mit Cíola ging es langsam los. Einfache Kommandos hatten wir ihr schon beigebracht, jetzt ging es darum, die Kommandos auch umzusetzen. Mit Adèle zusammen hatte die junge Stute schon die ein oder andere Longiereinheit hinter sich und zeigte, dass sie ein schneller Lerner war.

      Und dann wäre da noch Bucky. Von ihr hatte ich eigentlich erwartet, dass sie noch viel mehr … mehr sein würde. Schon vor dem Frühling war öfters mal der ein oder andere Buckler dabei, der manchmal aber auch auf meine Kappe ging. Trotzdem hatte ich gedacht, dass der Frühling sie noch bockiger machen würde, doch irgendwie schien das genaue Gegenteil eingetreten zu sein. Die Ohren waren die meiste Zeit nach wie vor nach hinten gestellt, aber anstatt gleich dicht zu machen, als ich ihr die Beine bandagierte und in die Halle führte – man könnte ja von ihr erwarten, dass man ein bisschen Dressur macht! – kaute sie gleich von Anfang an schön ab und streckte sich nach vorne unten. Declan, der Parvati gerade auf dem dritten Hufschlag abritt, pfiff anerkennend durch die Zähne.

      „Wenn ich sie nicht kennen würde...“ scherzte er.

      „Als ob,“ murmelte ich und verdrehte die Augen. Kurz darauf verließ Declan aber die Halle und ich konnte das Training ungestört fortsetzen. So war mir das eh lieber.

      ***

      Die Abendfütterung fiel auf Adèle und Declan, also saßen wir zu dritt an der Frühstückstheke. Lesja, der anscheinend kein anderes Thema mehr hatte außer Hund und Hochadel (Zaren, Jojo. Nicht nur Hochadel, sondern Zaren!), war drauf und dran, auch Zoe für ein pferdeähnliches Hundegetier zu begeistern. Während ich trotzig in meinen Rigatoni stocherte, sahen die anderen beiden sich Videos über Videos an. Auf mein „Eure Nudeln werden kalt, die muss ich leider essen,“ reagierten sie gar nicht, also schob ich meinen leeren Teller von mir und nahm mir Zoes vor. Solang die beiden auch noch in den Tiefen Youtubes verschwunden waren, nutzte ich die Zeit und das heiße Wasser, ehe ich in aller Ruhe meinen Schrank neu sortierte.

      Laut, vor allem durch Ellas Bellen und Winseln, kamen dann auch Adèle und Declan zum Abendessen. Ich hatte gerade mit den Oberteilen angefangen (und davor hatte ich meinen Schrank angestarrt), aber das konnte ja bis morgen warten.

      Doch als ich in die Küche kam, schien es, als würde Lesja seine Mission weiterführen. Zoe stand am Kühlschrank mit einem breiten Grinsen und verschränkten Armen und sowohl Adèle als auch Declan waren mit staunenden Gesichtern über den Bildschirm gebeugt. Sogar Declan sah begeistert aus.

      „Leute,“ jammerte ich, „wir können uns doch keinen Windhund holen.“

      Als Antwort bekam ich ein lautes „PSCH!“ im Chor und Lesja, der mich triumphierend angrinste.

      Wenigstens ließ sich nicht leugnen, dass wir ein gutes Gemeinschaftsgefühl entwickelt hatten.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Slice of Life
      | 23. April
      Wackeln. Erst gleißendes Licht; eine weiße Fläche wird schließlich zu einer Herdplatte, daneben liegengebliebenes Geschirr, eine Pfanne, Besteck. Geklappere im Hintergrund.

      Die Kamera schwenkt, zeigt plötzlich drei Figuren an einer Frühstückstheke, zwei junge Frauen, ein junger Mann. Der Mann sieht in die Kamera mit zusammengezogenen Augenbrauen, schließlich visiert er einen Punkt hinter dem Objektiv an.

      „Zoe, was soll das werden?“ fragt er schließlich.

      Die Kamera wackelt leicht, dann eine weibliche Stimme aus dem Off: „Ein Video für unseren Channel!“

      Die Blondie sieht nun ebenfalls in die Richtung, in die der Mann eben geguckt hat. „Welcher Channel?“ kommt von ihr, doch ihr Gesichtsausdruck bleibt freundlich, fast schon neutral. Die Brünette, die ein Telefon an ihr Ohr hält, schickt nur einen genervten Blick in Richtung Kamera, dann steht sie auf und läuft aus der offenen Küche in ein kleines Zimmer und knallt die Tür zu.

      Sowohl der Mann als auch die Blondine sehen ihr nach, dann wenden sie sich wieder der Kamera zu. Die Stimme aus dem Off seufzt, ignoriert die vorher gestellte Frage aber komplett. „Ihr seid langweilig. Das soll Entertainment sein! Ein slice of life!“

      Der Mann zieht eine Augenbraue hoch. „Ein Leben auf einem Gestüt ist vielleicht einfach nicht spannend?“ sagt er trocken, worauf die Blondine etwas lächelt. „Vor allem nicht um halb acht morgens,“ fügt sie hinzu.

      Noch ein Seufzer aus dem Off, diesmal ein wenig wehleidiger. „Dann such ich lieber die Hunde. Die sehen vor der Kamera wenigstens gut aus.“

      Schnitt.

      xxx

      Strahlend blauer Himmel, mit ein paar Schäfchenwolken, ist zu sehen. Langsam schwenkt die Kamera nach unten, zeigt Gebäude mit Paddocks, weiße Zäune. Man hört ein Schnuffeln, ein kleines Wuff, dann kommen zwei Hunde in Sicht; ein weißgrauer, etwas zotteliger, und schließlich eine kleine, gefleckte Bulldogge.

      Der Zottel steht einige Meter entfernt auf Pflaster, wackelt mit dem Schwanz. Im Maul trägt er einen gelben Tennisball, und sobald jemand hinter der Kamera mit der Zunge schnalzt, kommt er angerannt und lässt den Tennisball fallen. Die Bulldogge hingegen liegt quer über ein Paar Beine in dunklen Jeans, lässt sich den Bauch kraulen und grunzt dabei.
      Nach ein paar Mal Hin- und Her rennen lässt sich auch der Zottel neben den Beinen nieder und hechelt.

      Schließlich hört man ein Knirschgeräusch, wie Schuhe auf Kies. Eine tiefe Stimme räuspert sich. „Sag mal, hast du nichts zu tun?“

      Blende.

      xxx

      Das Bild ist stabil, an beiden Seiten sieht man einen Zaun, der ein Grasstück umgibt. Im Vordergrund grasen zwei gescheckte Ponys, im Hintergrund sieht man einen Mist Boy.
      Von links kommt ein rundliches Gesicht ins Bild, den Blick schräg über die Kamera gerichtet. Rote Locken stehen in alle Richtungen ab, die Wangen sind gerötet. Schließlich sieht die Frau in die Kamera, winkt kurz. „So,“ sagt sie schließlich, etwas leise, und räuspert sich. „Hier sind wir auf der Koppel von Paramour,“ sie dreht sich kurz um, zeigt auf den Braunschecken, der in ihre Richtung sieht, „uund Muraco.“ Das andere Pony, der Rappschecke, lässt sich nicht vom Grasen abbringen, nicht einmal, wenn die Frau auf ihn einredet. Nur kurz hebt er den Kopf, zeigt ein stahlblaues Auge und angelegte Ohren.

      „Zoe, pack die Kamera weg und mach deine Arbeit!“ kommt die tiefe Stimme aus der letzten Szene, diesmal weiter weg. Die Frau lässt schließlich von dem weniger interessierten Pony ab und stiefelt zurück zur Kamera, immer näher kommend. Die Kamera wackelt kurz, dann wird das Bild schwarz.

      Schnitt.

      xxx

      Man sieht eine Stallgasse, hell, mit Boxen auf beiden Seiten und einer rostroten Schubkarre vor einer offenen Box geparkt. Im Hintergrund läuft leise Musik.
      Die Kamera bewegt sich auf die Schubkarre zu, jemand summt das Lied mit. Die Schritte hallen laut und es ist erst ruhig, als die Kamera plötzlich stehen bleibt und das Innenleben einer Box zeigt. Der Mann von der Frühstückstheke stößt die Mistgabel in das alte Stroh und bemerkt die Kamera erst, als er aufsieht.
      „Lesja, sag hallo!“ hört man schließlich die Kamerafrau sagen.

      Der Mann guckt erschrocken auf, dann verdreht er seine eben noch weit aufgerissenen Augen. „Langsam denke ich, du bist als Paparazzi in L.A. besser aufgehoben als hier,“ murmelt er schließlich, aber er grinst ein wenig und marschiert unbeirrt auf die Schubkarre zu. Dabei kommt er nahe an die Kamera, für wenige Momente sieht man nur ein Close Up seines Gesichtes, ehe er wieder in die Box geht.

      „Komm schon, sag hallo,“ quengelt die Stimme im Off.

      Mit einem gespielt genervten Gesichtsausdruck sieht der Mann wieder von seiner Arbeit auf, setzt ein gefaktes Lächeln auf und visiert einen Punkt direkt über der Kamera an. Dabei hebt er die Hand und kurz darauf ist seine Hand nur noch verpixelt.

      „Ach komm schon, jetzt muss ich das zensieren,“ jammert es hinter der Kamera.

      Der Mann sticht wieder ins Stroh, transportiert es zur Schubkarre und geht zurück. Noch während sein Rücken der Kamera zugewandt ist, fragt er: „Hast du eigentlich so viel Freizeit, dass du uns alle stalken kannst?“

      „Oh gott,“ kommt es schließlich wieder von hinter der Kamera. „Sag es nicht Declan, okay?“
      Der Mann dreht sich wieder um, mimt einen Reißverschluss vor seinen Lippen und wendet sich seiner Arbeit wieder zu.

      Schnitt.

      xxx

      Das Bild wackelt, man sieht je eine Stiefelspitze auf Sand, während der Kameramann läuft. Von etwas weiter weg hört man Zungenschnalzen, laut, mehrfach hintereinander. Die Kamera wackelt noch mehr, schließlich sieht man die Frau mit den roten Haaren, hinter ihr ein weißer Zaun mit Buchstaben auf Schildern und eine Hecke.

      „So –“ beginnt sie, wird daraufhin aber sofort wieder von der anderen Stimme unterbrochen.
      „Komm! Auf, los –“ Daraufhin wieder Zungenschnalzen. Die Frau mit den roten Haaren beobachtet etwas, was sich hinter der Kamera abspielt, dann grinst sie. Man hört das dumpfe Geräusch von Huf auf Körper.

      „Das hast du jetzt nicht gefilmt oder was?“ fragt die Stimme, etwas genervt. „Das glaubt uns doch keiner!“

      Die Frau seufzt daraufhin, sieht aber wieder direkt in die Kamera. „Wir lassen gerade Capulet und Quixoticelixer ein bisschen laufen und –“

      „Kriegst du Geld dafür wenn du jedes Pferd mit seinem Zuchtnamen anredest? Zahlt Youtube da extra?!“

      Kurz sieht die Frau etwas verwirrt, dann fährt sie fort. „Cap und Q dann eben, Jeez – wir lassen sie ein bisschen Stress abbauen und –“ Das Bild wackelt, schließlich sieht man zwei Ponys im Trab über einen Platz flitzen. Das helle Pony hängt dem Fuchs dicht an den Fersen, wagt es, ab und an in die Flanken zu beißen und kassiert davor angedeutetes Ausschlagen und auch mal den ein oder anderen Tritt. Ab und zu sieht man die Brünette vom Frühstücken ins Bild rennen, wie sie den beiden Ponys hinterher rennt und dabei in die Hände klatscht. Nach ein paar Galoppphasen fallen beide Pferde in den Schritt und laufen nebeneinander her, als wäre nichts gewesen.

      „So hab ich Cap schon lange nicht mehr gesehen,“ sagt die Brünette, die Hände in die Hüften gestemmt.

      „Und ich hab dich schon lang nicht mehr so außer Atem gesehen,“ kommentiert die Stimme hinter der Kamera. „Ich glaub, dir tut ein bisschen Fitness etwas gut.“ Währenddessen kam das Bild der Brünetten immer näher, bis sie mit einer einfachen Handbewegung das Objektiv abdeckt. Die Kamera wackelt kurz.

      Schnitt.

      xxx

      Ein schwarzweißes Pferd trabt locker flockig in einem Kreis. Am Kopf trägt es einen Kappzaum, daran ist eine Longe eingehängt. In der Mitte des Zirkels steht die Blondine und läuft ihren eigenen kleinen Zirkel. Dann ändert sie ihre Körperstellung, stellt sich fast quer zum Pferd, woraufhin dieses in den Schritt fällt.

      Der Blick der Blondine fällt schließlich kurz in Richtung der Kamera, dann konzentriert sie sich wieder auf ihren Schützling. „Das musst du rausschneiden,“ scherzt sie, „wir können nicht einfach unsere Geheimwaffe im Internet zeigen.“

      Die Kamera zoomt auf den Kopf des Scheckens, der ruhig blinzelt und schließlich stehen bleibt. „Adèle, du musst den Namen sagen. Sonst weiß niemand, wie unsere Geheimwaffe heißt!“
      „Sag’s doch selber,“ kommt darauf und das Pony tritt wieder an. Daraufhin wackelt das Bild, man sieht die Frau mit den roten Haaren. Sie guckt ein wenig irritiert, dann grinst sie. „Das war Cíola und wenn wir ihr noch ein paar Jahre geben, dann wird sie jedes Warmblut aus dem Rennen schicken.“ Die Kamera schwenkt wieder auf das Pony, das sich jetzt im Schritt nach unten streckt.

      Vom Inneren des Zirkels hört man: „Aus dem Rennen schicken? Wirklich?“

      Schnitt.

      xxx

      Die Kamera befindet sich auf einer Tribüne einer Reithalle. In der Bahn sieht man ein dunkles Pferd mit federnden Schritten unter seinem blonden Reiter. Man erkennt nicht viel, die Kamera schwenkt auf den Mensch hinter ihr um.

      Die Frau mit den roten Haaren sitzt allein auf der Tribüne mit vollgestopften Backen. Eine Weile kaut sie, sieht dabei neben der Kamera vorbei, ehe sie zum sprechen kommt.
      „Während andere Menschen Mittag machen,“ meint sie und schluckt dann hinunter, „machen Declan und Vaffanculo Dressur.“ In einem Fakeflüstern schließlich: „Bunch’a workaholics, wenn ihr mich fragt.“

      Es ertönt ein dünnes, kaum hörbares „Das hab ich gehört!“, dann grinst die Frau und das Bild wird schwarz.

      Schnitt.


      Das Bild ist durch und durch grün; dann stellt sich der Fokus ein und man erkennt einzelne Grashalme. Während die Kamera richtig positioniert wird, sieht man wieder einen weißen Zaun, der sich diesmal bis außerhalb des Bildausschnittes erstreckt. Auf die Kamera zu kommen zwei Ponys, einmal weiß, einmal weiß-braun gescheckt.

      „Hier haben wir Chepa und Medeia, oder, wie ich sie nenne, die Bosses,“ sagt die Stimme im Off, fast ein wenig stolz. Die beiden Ponys bleiben in sicherer Entfernung stehen und erinnern doch ein wenig an Kühe, die neugierige Zuschauer am Zaun aus sicherer Distanz beobachten.

      Das Bild wird dunkler.

      Blende.

      xxx

      Die Sonne ist längst nicht mehr ganz so gleißend, doch das Bild muss sich erst einmal abdunkeln, während man die Landschaft erahnen kann.
      Man sieht in der Ferne ein Reiter-Pferd-Gespann über ein Naturhindernis springen, ehe sie näher kommen. Das Pferd ist dunkelbraun und, als es mit einer kleinen Reiterin mit rötlichen Locken vorbeirauscht, extrem fokussiert, ehe es ohne zu Zögern über einen kleinen Bach springt.

      Das Bild wackelt. „Äh – meine Güte, wie macht Zoe das – also das war auf jeden Fall Tautou,“, sagt eine andere Stimme, dann schwenkt die Kamera nach unten und zeigt ein hellbraun-weißes Pferd, das entspannt mit den Ohren spielt, obwohl gerade ein Artgenosse in einem Affenzahn an ihm vorbeigerauscht war. „Und das hier ist Parvati, die nicht so gern über Hindernisse geht aber –“ Räuspern. „Einer muss ja am Rand stehen und filmen, nicht wahr?“ Eine Hand mit schwarzen Handschuhen tätschelt den gescheckten Hals, das Pony schnaubt gelassen.
      Schnitt.

      xxx

      Die Reithalle, diesmal auf gleicher Ebene wie die Bahn. In der Mitte steht ein Mann mit blonden Haaren, während der Mann vom Frühstück auf einem großen Rappen sitzt und ein wenig verloren aussieht. Von dem Blonden kommen Anweisungen, die jedoch nicht auszumachen sind.
      Außer eine. „Zoe, weg mit der Kamera.“

      Daraufhin, unter gegrummelten Protest, wird die Kamera gesenkt und man sieht nun zwei Stiefelspitzen. „Lesja kriegt Reitstunden auf Painted Blur,“ flüstert die Stimme aus dem Off. „Aber das darf man nicht filmen weil Declan mir sonst die Kamera mit seiner bloßen Hand zerquetschen könnte.“

      Die Kamera dreht sich, man hört und sieht Schritte. „Gucken wir mal lieber, was Adèle macht.“

      Schnitt.

      xxx

      „Das ist mein absoluter Lieblingspart,“ sagt die Frau mit den roten Haaren, während sie auf etwas kaut. Sie guckt ernst in die Kamera, dann schließlich darüber hinweg. Hinter ihr sieht man die Szene der Küche des Morgens. „Adèle kocht und da keiner da ist, bin ich die einzige, die probieren darf,“ vollendet sie schließlich den Satz, dann schwenkt die Kamera und man sieht die Blondine von hinten beim Salat putzen.

      „Sag mal,“ kommt die Stimme hinter der Kamera, „was hast du eigentlich gemacht?“

      „Mich von dir versteckt,“ antwortet die Blondine und zerrupft einzelne Blätter. Eine Pause, dann seufzt sie und dreht sich schließlich zur Kamera um, sieht darüber hinweg. „Cìola hast du ja mitgekriegt, danach war ich mit Icetea –“

      „Voller Name, bitte.“

      Die Blondie ignoriert das. „Danach war ich mit Icetea eine Runde um die Höfe und jetzt werde ich von dir belagert.“

      Man hört ein Geräusch hinter der Kamera, ein Mix aus Seufzen und Quengeln. „Komm schon, wir müssen doch wissen, von wem du redest!“

      „Wenn’s dir so wichtig ist, sag’s doch selber.“ Die Blondine dreht sich wieder um und widmet sich dem Salat.

      „Aber wie blöd kommt das denn, wenn ich aus dem Nichts jetzt Long Island Icetea sage,“ murmelt die Kamerafrau.

      „Du hast es gerade getan,“ ist die monotone Antwort, dann sieht die Blondine über ihre Schulter. „Komm schon, du kannst mir wenigstens helfen.“


      Geringelte Socken, dann ein gedeckter Tisch mit Schalen in sämtlichen Größen. Aus manchen steigt Dampf auf. Als die Kamera ein wenig hinauszoomt, sieht man schließlich Menschen um den Tisch sitzen, die sich angeregt miteinander unterhalten und lachen. Keinen interessiert die Kamera.

      Schwarz. Schnitt.


      Man hört Hufgeklapper und knirschende Schritte bevor man etwas sieht. Das Licht ist dämmrig und man erkennt erst wirklich etwas, als die Kamera im Stall angelangt ist. Vor der Kamera läuft ein großes, braunes Pferd, davor die Brünette.

      „Juli, du musst Bucky noch vorstellen,“ hört man aus dem Off.

      „Das sollte mittlerweile dein Spezialgebiet sein,“ kommt es daraufhin trocken von der Brünetten. Seufzen hinter der Kamera; der Braune wird in seine Box geführt und stürzt sich daraufhin auf das Futter im Trog. Die Brünette hängt das Halfter an die Boxentür.

      „Juli –“ quengelt es hinter der Kamera. Die Brünette streckt als Antwort nur ihre linke Hand nach oben, und kurz darauf ist sie verpixelt.
      „Hör auf dich mit Lesja abzusprechen, das ist uncool. Ihr macht mir unnötige Arbeit!“

      Die Brünette senkt die Hand wieder, rollt mit den Augen. „Das war Bucky und das war es jetzt mit diesem Video. Okay?“

      „Aber –“

      Schwarz. Schnitt.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Hängertraining
      | 11. Juni 2016
      Wochenlang war ich daran erinnert worden – nicht nur in meinem Handy war eine Veranstaltung namens Hängertraining immer wieder nach hinten geschoben wurden, auch den Klebezettel am Laptop positionierte ich immer so, dass er mich nicht nerven würde, wenn ich arbeitete – aber als Meisterin der Prokrastination … stand das Hängertraining immer noch in den Sternen.

      Aber hey, ich hatte viel zu tun! Und es war auch nicht so, als würde es drängen – Ironic sollte sich erst einmal einleben, bevor ich von ihm irgendetwas verlangen wollte, Pacco war eh nicht da (und für einen Tag aus der Herde rausreißen, jetzt, wo er sich so gut mit Andvari und den anderen Junghengsten verstand!) und außer Cíola war wohl jedes andere Jungpferd schon wenigstens einmal mit dem Hänger gefahren. Man sieht – ich hatte keinerlei Eile.

      Doch ich hasste es trotzdem, wenn sich etwas anstaute. Ich nahm mir also fest vor, das Training zu starten, sobald ich die Aufträge hinter mir hatte. Und sobald ein Tag nicht mit Turniertraining vorgesehen war. Und sobald ich einen Nachmittag nicht mit Vorbereitungen fürs nächste Jolympia beschäftigt war. Und, und, und.

      Es dauerte ganz schon, bis ich von der Idee zur Ausführung kam. Und eigentlich fand das Training dann auch nur statt, weil Lesja mich zwang. Und weil Elena mich zwang. Und weil ich einen Motivationsspurt hatte.

      Man sieht, es muss ziemlich viel zusammen kommen, um mich mal an meine Wünsche und Träume zu erinnern.

      ***

      Achtung, Ironie.

      An einem wunderwunderwunderwunderschönen Junitag, der mit bedecktem Himmel begann und ab dem Vormittag wieder und wieder wundervolle Schauer brachte, schob mich Lesja unter Protest vor die Stutenweide. Weit und breit war keine Stute zu sehen; so, wie ich meine Ladys kannte, huddelten die sich alle (ALLE!) unter den Unterstand am anderen Ende der Koppel. Das endete dann wahrscheinlich wieder mit Bissen und Tritten.

      Danke, Wetter.

      Die Kapuze meiner Regenjacke war ein wenig zu kurz – nie wieder Secondhand! – und so regnete es beständig in mein Gesicht und auf die Hälfte meiner Haare. Am Rande meines Sehbereiches erkannte ich schon, wie sich die ersten Strähnen kräuselten.

      Doppeltes Danke, Wetter!

      Wenigstens war ich so schlau gewesen und hatte meine Gummistiefel angezogen, denn kaum machte ich, mit Long Island Iceteas Halfter bewaffnet, den ersten Schritt auf die Koppel, versank ich. Das bestätigte dann wohl meinen Verdacht, dass es nachts auch schon geregnet hatte (genauso wie das nasse Gras, der nasse Hof und die nassen Pferde. Mal ehrlich, es wies eigentlich alles daraufhin, dass es nachts geregnet hatte, ich log nur gerne und hasste es, den Tatsachen ins Auge zu sehen) und die Koppel sich in eine große Matschpfütze verwandeln würde.

      Und ich verfluchte die Anzahl von Schecken, die mir gehörten. Und, dass ich Medeia gekauft hatte. Nie nie nie nie nie wieder Schimmel.

      Es war ein Kampf, aber nach einer gefühlten Stunde erreichte ich den Unterstand, und wirklich: die Stuten standen dicht aneinander gedrängt unter dem kleinen Dach, damit sie ja nicht nass wurden. Ich hingegen war völlig durchnässt (bis auf ab dem Knie abwärts – wenigstens dafür waren die Gummistiefel gut), freute mich aber trotzdem, dass die weißen Parts der meisten Stuten bis jetzt nur nass waren.

      Bis auf Queen Cíola. Sie war die einzige, die sich nicht untergestellt hatte und auch wohl die einzige, die die Schlammpfütze direkt daneben ausgenutzt hatte. Beidseitig schlammverschmiert, die sonst weißen Beine nur ein dreckiges Matschbraun und sogar mehr braun als weiß am Kopf – zum Glück hatte ich mir Icetea schon zugesichert und Lesja musste Cíola übernehmen.

      Schachmatt. Es kann eben nicht nur regnen (Lesja dachte gerade wohl an when it rains it pours, aber Schadenfreude war eine meiner Lieblingsemotionen).

      ***

      Icetea war, bis auf ein paar Schlammbeinchen, relativ sauber. Es war zwar ein Kraftakt, die Mähne zu kämmen – Wasser vertrug sich nicht nur mit Menschenhaar schlecht. Letztendlich hatte ich aber doch noch so viel Zeit (oder Lesja lag so weit zurück), dass ich Icetea in Ruhe komplett fertig machen konnte. Neben einer Regendecke flocht ich ihr die Mähne noch etwas ein und bandagierte ihr die Beine dick. Als Lesja und Cíola dann startklar waren, sah Icetea aus, als würde sie gleich auf ein Turnier fahren – einen Kommentar bekam ich von Lesja jedoch nicht, nur ein kurzes Augenrollen, ehe er mit der Splashstute im Schlepptau den Stall verließ.

      Gut, so musste ich wenigstens nicht den Anfang machen. Und vom Stalltor konnte man das Geschehen gut beobachten.

      Die sonst so toughe Cìola ging nur zögerlich auf den geöffneten Transporter zu, verkürzte die Schritte, bis sie schließlich stehen blieb. Ihr Gesicht konnte ich nicht sehen, aber ihre Körpersprache verriet, dass sie wohl so schnell keinen Schritt auf die Rampe zumachen würde. Doch hier überraschte mich Lesja; mit ein paar Streicheleinheiten brachte er Cíola wieder ins das Hier und Jetzt und erarbeite (mit Leckerlis natürlich) jeden einzelnen Schritt auf den Transporter zu. Das ging dann relativ gut, bis Cíola den ersten Schritt auf die Rampe machen sollte und sich von dem Geräusch so erschrak, dass sie drei Schritte zurück rannte. Ich sah sie schon sich auf den Hintern setzen – mit der Grazie einer unausgewachsenen Vierjährigen natürlich. Sie fing sich jedoch noch im letzten Moment und stand dann wie angewurzelt da.

      „Ich werd‘ dann mal einen Tee aufsetzen,“ rief ich Lesja zu.

      ***

      Mit Minischritten bekamen wir Cíola dann doch noch in den Transporter – mehrere Minuten Pausen zwischen jedem Schritt zogen das ganze so sehr in die Länge, dass ich wirklich problemlos Tee trinken konnte und auch schon das Kraftfutter für die Stuten zusammenstellte, dass sie erst in ein paar Stunden bekommen würden.

      Triumphierend kam Lesja wieder zurück in den Stall. Ich war ungern der Spaßverderber, aber ich musste ihn trotzdem warnen. „Du weißt, dass wir das jetzt den ganzen Sommer üben werden? Und auch Probefahrten machen werden?“

      Sein Gesicht fiel. „Den ganzen Sommer über?“

      Cíola bekam eine kurze Graspause, in der ich Icetea abband und mit ruhigen und gelassenen Schritten auf den Hänger zu ging. Die Stute neben mir machte keinerlei Anstalten, auf dem Weg zur Rampe stehen zu bleiben, erschrak sich nicht, als sie ihre Hufe auf der Rampe hörte, und blieb auch souverän und wie eine Eins im Hänger stehen, ehe sie gelassen wie eh und je die Rampe wieder rückwärts (und vor allem gerade!) hinunterstieg. Aus dem Stall tönte nur ein „Streber!“, aber mit dem Erfolg kamen die Neider wie von allein.

      Auch Iceteas Mühen wurden natürlich belohnt; das war für sie und ihr Selbstvertrauen vital. Und von einem Leckerli zu viel würde sie auch nicht gleich platzen, oder?

      Während ich Icetea die Bandagen wieder abnahm und das Langhaar wieder in seinen natürlichen Aggregatszustand brachte, versuchte Lesja sein Glück noch einmal mit Cíola – ohne viel Erfolg. Ein klein wenig schneller kletterte sie zwar in den Hänger, aber nicht so, dass ich sie für verladefromm abstempeln würde. Nach dem Versuch war sie unter der leichten Regendecke dann auch verschwitzt, weswegen wir sie erst einmal mit ein bisschen Stroh abrieben und warteten, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte, ehe die beiden Stuten zurück auf die Regenmatschkoppel durften.

      ***

      Und eigentlich … war es das auch schon. Von den Youngsters hatten wir nur noch Ironic übrig – Pacco war auf einer Koppel mit Gleichaltrigen und Gambit in England. Ansonsten hatten wir wohl chronischen Babymangel.

      Während Lesja also mit größter Hingabe jeden einzelnen Regentropfen aus Ironics Fell bürstete und mit großer Sorgfalt überprüfte, ob die Regendecke auch wirklich richtig saß, machte ich mich an das Futter für die Hengste – man hat ja sonst nichts zu tun, nicht wahr?

      Als ich aber dann zurück zum Stutenstall lief, vor dem der Transporter geparkt war – easy access und so – sah ich schon meine zwei Lieblingsblondinen (mal abgesehen von dem Fakt, dass Gwen dunkle Haare hatte). Und einen Braunen und zwei Schimmel.

      Gwen entdeckte mich zuerst und winkte mir fröhlich zu. Die braune Stute – Fagy? Meine Güte, Elena und ihre ungarischen Namen, unmöglich – riss sofort den Kopf aus dem Gras. Ob sie jetzt Gwens Winken oder mein Auftreten aus ihrer Fressreverie gerissen hatte war uns beiden unbekannt; Gwen sah erst die Stute, dann mich fragend an.

      „Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, dass hier ein Hängertraining veranstaltet wird,“ schaltete sich daraufhin Elena ein. Sowohl Weltwunder als auch Dajeen hatten die Stricke locker über den Rücken gelegt und machten keine Anstalten sich vom Gras wegzubewegen. Während ich das Futter vorbereitet hatte, hatte der Regen etwas aufgehört, aber auch das leichte Nieseln – der Großteil meiner Stuten wäre ausgerastet und abgehauen – machte den beiden Jungstuten scheinbar wenig aus (Neid).

      Es dauerte ein paar Momente, bis Elenas Stimme von meinen Ohren registriert wurde. „Vögelchen?!“ hakte ich nach. „Wer zur Hölle ist hier ein Maulwurf?“

      ***

      Sie wollten mir nicht sagen, wer es ihnen erzählt hatte, aber jetzt waren die beiden da – da konnte ich sie ja nicht wieder heimschicken. Im Regen! Wer war ich denn? (Außerdem waren beide besser ausgerüstet als ich es je sein könnte; Transportdecken und Stallgamaschen unter den Armen, einen ausgefeilten Plan im Hinterkopf – was konnte ich mir anderes wünschen?)

      Bevor aber die beiden zeigen mussten, was ihre Babys draufhatten, war Lesja dran. Auch, wenn er felsenfest behauptete, Ironic wäre noch nicht einmal annähernd sauber (Elena nannte ihn eine Memme und band den Hengst kurzerhand selbst ab – selbst ist die Frau) – er wurde ins kalte Wasser geschmissen. Vor allem, weil er seinen Hengst erst mal überreden musste, die Stuten nicht zu beachten.

      Relativ schnell konzentrierte sich Ironic dann aber auch auf die Aufgabe, und machte Lesja stolz wie Oskar, als er mit großen Schritten in die Rampe hinaufging. Genauso profimäßig ging es dann auch wieder runter und, als Gwen nach einer Zugabe rief, wurde das Ganze noch einmal wiederholt. Als dann auch noch Elena forderte, dass er das noch mal zeigte („Ich hab geblinzelt!“), wurde Ironic wortlos wieder weggeführt. Mit großen Augen schauten mich Gwen und Elena an, aber ich zuckte nur mit den Schultern. „Dann zeigt mal, was ihr könnt!“

      Gwen machte den Anfang (weil Elena ihre Nägel inspizieren musste) und lief mit entschlossenen Schritten auf den geöffneten Transporter zu. Fagy folgte ihr nur zögerlich; dabei war die Stute schon auf mehreren Turnieren erfolgreich vorgestellt worden, dementsprechend sollte sie das eigentlich gewöhnt seien. Trotzdem blieb sie erst einmal mit geblähten Nüstern vor der Rampe stehen und, als sie dann den ersten Schritt darauf machte, rannte förmlich in den Hänger hinein. Gwen musste wohl damit gerechnet haben – geschmeidig wie eh und je sprang sie zur Seite, sodass sie weder von der Furioso-Stute umgerannt, noch eingeklemmt wurde. Von Elena gab es dafür Applaus.

      Kaum waren Fagy und Gwen dann wieder auf festem Boden, drückte Elena mir Dajeens Strick in die Hand und machte sich selbst auf den Weg. Weltwunder war wohl noch kaum mit einem Hänger in Berührung gekommen, aber ganz abgeneigt schien sie auch nicht; während Elena seelenruhig auf der Rampe stand, beschnupperte die Schimmelstute die Rampe, die Seitenwände und das Gras nebendran, ehe sie zögerliche erste Schritte machte. Fast wie ein Schaukelpferd stand sie dann gestreckt da: die Hinterhufe noch fest auf dem Boden, die Vorderhufe schon am anderen Ende der Rampe. Elena hingegen war fast im Inneren des Transporters verschwunden.

      Dann plötzlich schien es, als würde Weltwunder all ihren Mut zusammennehmen und sprang fast ins Innere. Ein paar Momente sahen wir nur das Hinterteil der Jungstute, ehe sie mich großen, staksigen Schritten wieder rückwärts die Rampe hinunter kam. Elena stellte sich schließlich vor uns hin und verbeugte sich. Wortlos hielt ich ihr Dajeens Strick entgegen.

      „Dajeen kann das. Dajeen war auf Fohlenschauen.“

      „Weltwunder hat doch sogar schon eine gewonnen …?“ hakte Gwen nach, aber Eli war nicht von ihrer Meinung abzubringen. Aber das waren wir ja mittlerweile gewohnt.

      ***

      Als sich beide wieder auf den Weg zu ihren eigenen Höfen machten, machte ich mich wieder an die normale Arbeit. Der Transporter musste zurück an seinen Platz, dann wollten die Ponys – trotz Regen – noch ein bisschen bewegt werden.

      Und dank des Wolkenbruches wusste ich auch schon, was in den nächsten Wochen unbedingt auf das Gestüt einziehen musste (kein Hund. Egal wie sehr Lesja bettelte, kein Hund.): Regenponchos, anständige Regenjacken und hautenge Gummistiefel, in die es nicht rein regnen konnte.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Tausend Neuigkeiten - © Elii
      | 14. August 2016
      In aller Ruhe hatte ich Flavio geputzt und gesattelt, heute ausnahmsweise mit dem Springsattel. Doch selbst damit sah er umwerfend aus, war ja schließlich mein Pferd.

      Heute durfte der Hengst gemütlich durchs Gelände schlappen und wenn ich schon mal dabei war, wollte ich gleich die anderen einsammeln.

      Elisa hatte schon am Telefon abgesagt, anscheinend hatte sie ein wichtiges Poke-Date mit Matthew. Bei Jojo ritt ich lieber gleich vorbei, sonst würde die sich auch noch eine Ausrede suchen und das konnte ich nicht durchgehen lassen. An ihrem Hof angekommen traf ich aber nur einen Kerl an, DEN SIE MIR NOCH NICHT VORGESTELLT HATTE. Das würde Ärger für sie bedeuten, schließlich waren das wichtige Informationen.

      Es ging also weiter zu Gwen und endlich war da jemand. Dass dort ein schwarzes Pferd auf dem Platz longiert wurde, verwunderte ich mich dann doch. Dass Gwen, die es allen Anschein nach sein musste, plötzlich die Longe fallen ließ und quer über den Platz rannte, verwunderte mich nur noch mehr. Als ich näher kam, sah ich den Grund dafür auch schon in ihren Armen. Eine kleine graue Samtpfote, die einen Verband um eine ihre sonst weißen Pfoten trug, weckte sofort Muttergefühle in mir und ich sprang mit Schwung aus dem Sattel meines Hengstes. „SO SÜSS!“, quietschte ich ganz leise, wollte ich dem Kätzchen doch keine Angst machen. Vorsichtig hielt ich ihm meine Hand zum schnuppern hin und streichelte dann vorsichtig mit zwei Fingern über den kleinen Kopf.

      Flavio hatte inzwischen die Chance genutzt, und sich zum Grünstreifen begeben, um sich dort den Bauch vollzuschlagen. Und das schwarze Pferd, was zweifellos Cíola sein musste, stand dösend in der Mitte des Platzes.

      Wie aus dem nichts kam eine dunkle Aura auf uns zu, die Gwen erst zusammen zucken ließ und sie dann dazu verleitete mir das kleine graue Bündel Fell in die Hände zu drücken. Wie von der Tarantel gestochen hetzte sie zur Longe der jungen Stute und tat sichtlich beschäftigt. Auch wenn Jojo ihr Spiel durchschaute.

      „Du kannst sie doch nicht einfach mit der Longe allein lassen!“, schrie die erschütterte Über-Mutter „Was da alles hätte passieren können!“ Doch auch das ließ die Katzenretterin nicht von der Arbeit abbringen, schließlich ist etwas gar nicht da, wenn man es nicht beachtet. Während sie sich also das Gezeter von Jojo anhören musste, setzte ich das Kätzchen in seine Kranken-Kiste und kuschelte dort munter weiter. Flavio hatte ich inzwischen am Zügel neben mir, da er doch etwas zu sehr zu Ceredwen, Gwens neuer Stute, zog.

      „Elena, die stammt von Cadoc ab!“, erzählte mir Jojo begeistert, war sie doch selbst im Besitz eines Nachkommens dieses Hengstes. „Und halt dich fest, Gwen hatte keinen Plan wer das ist. Dafür muss man doch hinter dem Mond wohnen.“

      Mit gleichermaßen entsetztem Blick sahen wir Gwen an, die inzwischen genug von der Arbeit mit Cíola hatte und die Longe zusammen packte. Sie verdrehte die Augen und forderte mich dann zum weiter reiten auf, da mein Hengst wohl etwas Unruhe bei den nebenan stehenden Stuten stand.

      Eigentlich wollte ich ja mit den beiden ausreiten, aber das hatte sich wohl erledigt. Die sind doof. Wenigstens konnte ich ein Katzenbaby sehen.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      The times they are a'changin'
      | 18. September 2016
      Der Sommer hatte sich wohl oder übel endlich verabschiedet. Mit Höchsttemperaturen von 20°C konnte man auch wieder ordentlich mit den Pferden arbeiten. Wenn man keinen Gips am linken Handgelenk trug natürlich. Und man, konnte das langweilig werden. Natürlich half ich draußen so viel mit wie ging, gab Lesja Tipps bei der Arbeit mit Ironic, die dem Hengst ungeheuer Spaß machte. Alle paar Tage schneite Gwen dann vorbei und löste mich ab, gab Lesja ordentlich Hausaufgaben und fragte das dann bei ihrem nächsten Besuch ab. So war Ironic wirklich auf dem besten Weg – was natürlich auch an seinem immensem Arbeitswillen lag. Wer weiß, vielleicht könnten wir uns ja langsam nach ordentlichem Zubehör für ihn umschauen. Und wer weiß, vielleicht klappte es doch noch dieses Jahr mit dem Einreiten. (Gwen sah mich zwar immer böse an, wenn ich davon anfing, aber hey, Träume werden ja wohl noch erlaubt sein.) Wenn ich nicht gerade am Longierzirkel stand und den beiden Boys zusah oder Lesja eine impromptu Reitstunde auf Painted Blur gab, suchte ich permanent nach einem Opfer, das mich zu Gambit fahren würde. Bis auf Lesja hatte ich aber ein ziemlich nervenstarkes Team, das meinen Kulleraugen aus irgendwelchen Gründen widerstehen zu wusste – also musste er auch hier hinhalten.

      Im Gegensatz zu Paccos Wiese war die Fahrt zum kleinen Vollbluthengst recht kurz. Das war natürlich ein Vorteil, sollte bei Gamble Away irgendwann mal etwas passieren – glücklicherweise waren Pax, Andvari und Pinero von Unglücken verschont geblieben, aber das bedeutete ja nicht, dass es bei Gambit genauso laufen musste – wir konnten uns sofort ins Auto setzen und waren am Ort des Geschehen. An der Wiese angekommen musste ich mir die kleine Herde erst noch einmal anschauen. Vorwiegend langbeinige Jährlinge standen in der Sonne und tankten Energie auf. Ein paar hatten sich hingelegt, ein paar rupften Grashalme. Von den zwei Menschen am Zaun ließ sich kein einziger beirren. Auf mein kurzes Pfeifen sahen zwar alle Jungspunde kurz auf, machten dann aber weiter als wäre nichts gewesen. „Kennt er seinen Namen nicht?“ fragte Lesja ein wenig verdutzt. Ich verdrehte die Augen und machte mich auf in Richtung Sattelkammer. Wirklich viel stand darin nicht; ein paar Ersatzstricke, ein paar Ersatzhalfter und die Putzkästen der Fohlen. Wirklich viel hatten Gambit und ich noch nicht gemacht. Mit regelmäßigem Putzen lernten wir uns ein bisschen kennen und ich konnte ihn schon mal an ein paar Kommandos gewöhnen. Viel mehr stand auch noch nicht auf dem Programm; wenn die Herde in einen großen, befestigten Auslauf kommen würde und sich dort größtenteils eingelebt hatte, dann würden wir zwei die ersten „längeren“ Spaziergänge unternehmen. Jetzt beschränkte sich das Führen auf von-der-Koppel und auf-die-Koppel-zurück. Mit nur einer funktionstüchtigen Hand war das zwar nicht ganz so einfach, aber Gambit hatte schnell gelernt, dass er zurück zur Herde kam und mir deswegen ohne großes Murren brav folgen konnte.

      Beim Putzen war er dann doch noch ein wenig sensibel. Zwar war ich stets darauf bedacht, ihn nicht zu grob anzupacken, aber trotzdem durfte ich nur seinen Torso bis jetzt anfassen. Beine, Gesicht, Ohren waren tabu – vorerst noch. Heute durfte ich ihm sogar die Beine entlang streichen und einen Huf kurz aufheben, den er mir sogar nicht sofort wegzog. Das nannte ich mal Fortschritt! Für seine Mühen bekam der „Kleine“, der jetzt schon Pax‘ Größe in dem Alter weit überschritt, dann eine Karotte und durfte schließlich auch wieder zu seinen Kumpels. Lesja wurde zum Kehren verdonnert, während ich Gamble Aways Zeug aufräumte, und dann ging es auch wieder heim.

      ***

      Ein kleiner Spaziergang mit Cíola und Pacco später, bei denen ich vor allem Pax‘ Gehorsam ein wenig abfragte, war dann auch schon meine täglich-verrichtbare Arbeit getan. Dafür versuchte ich mich dann am Kochen – mit nur einer funktionierenden Hand war das zwar auch nicht leicht, aber wenn ich eins liebte, dann waren es Herausforderungen (und das war gelogen). Während die anderen dann noch produktiv waren, platzierte ich mich in meinem Zimmer mit meinem Laptop, Netflix und Chips. In den letzten Wochen hatte ich aus Langeweile eine kleine Sucht entwickelt; Jane the Virgin war (soweit) durchgeguckt, New Girl und Stranger Things liefen jetzt im Wechsel. Lange konnte ich die Ruhe aber nicht genießen; fünf Minuten nach Beginn der Folge klingelte mein Handy.

      „Tante Molly, ist das ein Kontrollanruf?“

      Vom anderen Ende der Leitung kam ein lautes „Pff.“

      Nach ein paar Minuten stellte sich heraus, dass es ein längeres Gespräch werden würde, also pausierte ich die Folge. Und nach etwa zehn Minuten stellte sich heraus, dass es nicht nur ein Gespräch übers Leben und Pferde und alles andere war, sondern dass meine Tante irgendein Ziel verfolgte. Das fiel mir natürlich während ihres Monologs über ein kleines dickes Exmoorpony, das sie sich letzte Woche angesehen hatte, und weil ich ich war, musste ich sie natürlich unterbrechen.

      „Ist das der Grund wieso du angerufen hast?“

      Vom anderen Ende der Leitung folgte erst Stille, dann Rumgedruckse. „Nicht hundertprozentig,“ gab meine Tante dann doch zu, ließ es sich aber dann doch noch aus der Nase ziehen. Dann erzählte sie mir von Maggie Flanagan.

      Maggie war die Nichte von Tante Molly, wie ich, nur von der anderen Seite. Dementsprechend waren wir also über ein paar Ecken verwandt (oder so? Galt das noch als verwandt?) und auf irgendwelchen Familienfeiern, die wir (selten) zusammen besuchen mussten, waren wir die einzigen Kinder. Für ein paar Stunden funktionierten wir dann als beste Freunde, danach war Funkstille bis zur nächsten Feier. Irgendwann wurden diese Familienfeiern uncool, man sah sich immer seltener und, wie es kommen musste, hatte ich Maggie Flanagan irgendwann ganz vergessen.

      „Maggie darfst du sie gar nicht mehr nennen,“ schalt mich meine Tante mit einem abschätzigen Zungenschnalzen.

      „Margaret?“

      Tante Molly seufzte. „Nein, der Name ist ihr immer noch suspekt. Die meisten nennen sie mittlerweile Peggy.“

      „Äh – “ Mir lag schon eine nicht-ganz-so-nette Bemerkung auf der Zunge, aber glücklicherweise wurde dieses Mal ich unterbrochen.

      „Auf jeden Fall studiert M-Peggy in Brandon Tiermedizin und wohnt jetzt in einer WG.“

      Jetzt wurde ich ein bisschen misstrauisch. Brandon war zwar kein Katzensprung von hier, aber für kanadische Verhältnisse fast nebenan. „…und?“ Stille am anderen Ende. „Tante Molly?“

      „Naja,“ fing die schließlich wieder an. „Es… gefällt ihr nicht so. Die WG. Und dann hab ich geguckt und Brandon ist gar nicht so weit weg von dir und –“

      Mir ging ein Licht auf. „Du hast zu ihr gesagt sie kann hier wohnen.“ Mein Handgelenk fing an zu pochen; ich musste mich zwingen, die Faust wieder zu entspannen. „Ich hab sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Was ist, wenn wir –“

      „Ach. Ihr seid aus dem selben Holz geschnitzt, das wird schon schief gehen.“ Das war typisch Tante Molly: anstatt zurück zu rudern, um ihren Plan zu erklären und das ganze so diplomatisch wie möglich zu lösen, stellte sie dich am liebsten vor vollendete Tatsachen und versuchte dann halbherzig, dich davon zu überzeugen, dass es ja gar nicht so schlimm werden könnte.

      „Tante M—“

      „Ich geb ihr deine Telefonnummer und sag ihr, sie soll sich so bald wie möglich bei dir melden. Danke, wünsch dir noch einen schönen Tag – Abend? Nacht?“ Und dann klickte es und das Gespräch war anscheinend beendet. Ein klein wenig frustriert pfefferte ich mein Handy hinter den Laptop und klaubte es dann vom Boden auf, weil ich die Springkraft meiner Matratze mal wieder unterschätzt hatte.

      ***

      Maggie – Peggy – meldete sich am nächsten Morgen, kurz nachdem ich das Team eingeweiht hatte. Da war ich aber die einzige, die nicht hellauf begeistert war, wurde also wieder total hintergangen. Das Gespräch mit Peggy verlief ein wenig gestellt, aber wenigstens erzählte sie mir, dass sie Tiermedizin studierte, seit diesem Semester in Brandon aber in ihrer WG mit zwei Sportstudenten absolut nicht klar kam. Sie würde aber gern in Kanada bleiben und yadda yadda, jetzt hoffte sie eben, dass ich ihr da helfen konnte. Ein Unmensch war ich aber auch nicht, versicherte ihr also, dass das schon irgendwie klappen würde.

      Nach etwa einer Stunde konnte ich endlich das Handy weglegen und meine eigentliche Arbeit machen. Nämlich Lesja bei der Arbeit mit Ironic „unterstützen“ und ihm dabei mein Leid klagen – er war nämlich einfach der beste Zuhörer, der mir momentan zur Verfügung stand. Ironic hatte heute eine Longierpause, weswegen es nur ein bisschen Führtraining gab. Perfekt zum Quatschen also.

      „Was ist jetzt genau dein Problem?“ hakte er nach, während er Runde um Runde um mich herum ging und dabei darauf achtete, dass Ironic ihm nie vor die Füße latschte.

      „Ich kenn sie nicht mehr und jetzt soll ich sie einfach aufnehmen als wären wir beste Freunde,“ murmelte ich und malte mit einem Stock kryptische Zeichen in den Reitplatzboden. „Das ist komisch, okay?“

      Mit einem kurzen „Stopp“ hielt er vor mir an und lobte Ironic, bevor er mich ansah, als wüsste er etwas und ich nicht. „Du hattest doch noch nie ein Problem damit, auf fremde Leute zuzugehen.“

      „Hab ich auch jetzt nicht. Das ist was anderes.“

      Geduldig sah Lesja mich an. „Und inwiefern ist das anders?“

      Ich hielt inne, starrte ein paar Augenblicke auf den Boden. „Ich hasse es, wenn du so klar denken kannst.“
      Mittlerweile hatte Lesja sich wieder zu dem Hannoveraner gedreht. Er tippte ihm auf die Brust und schickte ihm mit einem „back“ zwei Schritte rückwärts. Lob. Dann stapften sie weiter. Ich hatte schon fast keine Antwort mehr erwartet und wollte mich wieder zurückziehen, da rief der Dunkelhaarige mir hinterher: „Ich find ja, wir ergänzen uns ganz gut.“

      Sofort fielen mir so einige Situationen ein, in denen wir uns nicht ergänzten, sondern uns eher gegenseitig angestachelt hatten. Wir waren mehr partners in crime als good cop, bad cop. Aber gut, wenn er das so sah zerstörte ich ungern seinen Traum. Am Gatter angekommen drehte ich mich noch mal um und grinste ihn an. „Wenn du sentimental wirst, muss ich dich leider rausschmeißen.“

      Er rollte mit den Augen und scheuchte mich schließlich selbst vom Reitplatz.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Halloween
      | 30. Oktober 2016
      Declan machte mir mittlerweile ziemliche Konkurrenz im Augenbrauen hochziehen. Der Rest seines (eindeutig fiesem) Grinsens versteckte er hinter seiner Tasse. Um ein Haar hätte ich ihm etwas an den Kopf geworfen, dann erinnerte ich mich aber an meine guten Manieren und streckte ihm nur die Zunge heraus. „Halloween ist ein sehr wichtiger Feiertag,“ deklarierte ich stattdessen. „Und einen wichtigen Feiertag muss man feiern.“

      „Darf ich dich daran erinnern, wie das das letzte Mal ausgegangen ist?“ Jetzt machte Declan nicht mal Anstalten, sein fieses Grinsen zu verstecken. Meine Finger zuckten. Aber er hatte ein bisschen recht; nach dem feuchtfröhlichen Abend bei Zai hatte ich den nächsten Tag ganz verpennt und auch zwei Tage später noch über einen Kater geklagt – aber mein Kopf war kurz vorm Platzen gestanden, okay?
      Trotzdem hatte ich in den letzten Wochen fein säuberlich mein Kostüm vorbereitet, um heute waschecht mit den anderen Trick-or-Treating zu gehen. Und, wenn alles nach Plan laufen würde, würden Declan, Zoe und Lesja für die nötigen Süßigkeiten sorgen. Aber wieso sollten Sachen auch planmäßig laufen?
      „Ich bin raus,“ murmelte Lesja in seinen Toast. Wir sollten definitiv anfangen, unsere Tagesmeetings entweder vor oder nach dem Frühstück abzuhalten, nicht währenddessen. Allen anwesenden zuliebe.
      Warte mal. „Was?“

      „Wa– Hey!“ Okay, so viel zum Thema Manieren. Aber wer mir blöd kommen wollte (und in Reichweite war), bekam eben eine meiner spitzen Fersen in den Fuß gebohrt. Mit dem Risiko musste man leben. Außerdem gab es ihm wieder mal eine Entschuldigung, uns alle anzuschmollen und sich den Fuß zu reiben. Mir lag schon eine bissige Bemerkung auf der Zunge, aber zum Glück entschärfte Zoe die ganze Situation. „Du gehst auf eine Party ohne uns?“ fragte sie, gespielt schockiert, und setzte ihre Tasse etwas unsanft auf den Tisch.
      Das Gefühl, von drei Augenpaaren mehr oder minder vorwurfsvoll angeguckt zu werden, kannte ich nur allzu gut. Trotzdem war es schön, jetzt mal nicht der Angeschaute zu sein, sondern jemand anderen sich unwohl fühlen lassen. Es war bloß blöd, wenn es diesen Jemand nicht interessierte, er sich nur betont cool an seinen Stuhl anlehnte und einen blöd angrinste (und wieso grinsten eigentlich alle schon beim Frühstück? Hatte jemand Molly in den Kaffee getan, von dem ich eh die Finger ließ?).

      „Also eigentlich,“ und jetzt lehnte er sich vor, als würde er uns allen ein Geheimnis erzählen, das sonst kein Mensch erfahren durfte. „Eigentlich hab‘ ich heute Abend ein Date.“

      Ein paar Sekunden war Stille – jeder versuchte, seinen Kommentar dazu zurückzuhalten – dann fiel mir etwas ein. „Ich wusste doch, dass du dir Tinder geholt hast.“ Das selbstgefällige Grinsen auf Lesjas Gesicht fiel wie auf Fingerschnipp weg, von Declan hörte man nur ein unterdrücktes Prusten. Auch Zoe musste die Lippen arg aufeinanderpressen, um ihre Contenance zu bewahren. Und jetzt war ich an der Reihe mit fies grinsen.
      Was für ein fröhlicher Morgen.

      ***

      Die fiesen Kommentare waren dann doch noch gekommen, aber die hatte Lesja einfach über sich ergehen lassen, ohne das Gesicht zu verziehen. Danach war erst mal Pferdezeit.
      Trotz meines Prämierungsausflugs war ich immer noch ein bisschen vorsichtig, was das Reiten anging. Die Übungen machte ich natürlich brav mit und ging auch regelmäßig zur Physiotherapie, aber wirklich geheuer war mir das dann auch nicht. Deswegen mistete ich lieber die Boxen, mischte das Futter und putzte die Pferde, als mich in den Sattel zu setzen. Es war also eine ganz kluge Entscheidung gewesen, heute Cíola und Pacco zu betüddeln. Beide Jungspunde waren noch sehr weit davon weg, unter den Sattel zu kommen – Cíola lief mittlerweile im Schritt wie eine Eins an der Longe, hatte im Trab aber doch noch so einige Probleme, und Pax hatte die Longe und den Kappzaum noch gar nicht kennengelernt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

      Beide Ponys folgten mir widerwillig von den Koppeln – Cíola schien sich so einiges von Medeia abgeguckt zu haben, denn auch sie stemmte die Beine fest in den matschigen Grund der Weide und wollte plötzlich keinen Schritt mehr tun, und Pacco versuchte sich dagegen im Rückwärtsgehen – blieben dann aber ruhig und geordnet nebeneinander stehen. Gleichzeitig putzen ging schwer mit nur einer Hand, deswegen widmete ich mich erst dem Junghengst.

      Mit beiden wollte ich heute erst einmal nochmal die Grundgehorsamkeit auffrischen. Für Cíola ein alter Hut, immerhin verwendeten wir die meisten Dinge in der täglichen Arbeit, aber auch sie musste man erst ein bisschen überzeugen, bis sie dann doch drei Schritte rückwärts ging. Pax kannte das Weichen auf Druck zwar, die Kommandos saßen aber auch nicht ganz so sicher, wie sie sollten. Deswegen tippte ich ihm immer wieder auf die Brust, bis er am Ende der Trainingseinheit sogar auf ein kurzes „Back“ den Rückwärtsgang einlegte. Das Schenkelweichen war für ihn noch komplettes Neuland, deswegen durfte er in der Zwischenzeit auch schon wieder zurück auf die Koppel. Cíola hingegen machte die Sache gut – holprig, aber gut. Fast fließend wechselte ich zwischen Vor- und Hinterhandwendung, gab ihr dazwischen aber immer wieder Zeit, einmal durchzuschnaufen und sich dann wieder auf die Hilfen zu konzentrieren. Fließend war das seitwärts auch noch nicht, doch dafür kreuzte sie hinten und vorne langsam immer sicherer. Zum Abschluss gab es für sie auch noch ein paar Karottenstückchen, dann durfte sie sich weiter auf der Matschweide einsauen.
      Nach dem dürftigen Mittagssandwich – der Trip nach Deutschland hatte mich mal wieder gänzlich verwöhnt, und da gab es mittags eben immer warm und vor allem viel – nahm ich mir erst mal eine kleine Pause, um alles für heute Abend herzurichten. Nach dem Trick-or-Treating sollte nämlich die Aftershowparty bei mir stattfinden. Ich stellte also sicher, dass die Filme so platziert waren, dass Elena sie als erstes gleich finden würde und legte mir anschließend noch das Kostüm zurecht. Wirklich einfallsreich war es nicht geworden; ein weißes Babydoll-Kleid, in dem ich mir heute Abend bestimmt den Allerwertesten abfrieren würde, eine schwarze Strumpfhose, in die noch ein paar Löcher mussten, und, weil ich mich nicht mit High Heels aufs Pferd setzen würde, ein Paar schwarze Stiefel. Für eine blonde Perücke war ich dann doch zu geizig gewesen und versuchte mich dann lieber an einem eigenen Messy-Look später. Und, was als berühmt berüchtigte Courtney Love natürlich auch nicht fehlen durfte: dunkelroter Lippenstift. Auf den freute ich mich eigentlich noch mehr als auf das Süßigkeiten sammeln.

      Aber bevor das losging, musste ich mich erst noch ein bisschen Painted Blur bespaßen. Der hatte heute seinen freien Tag und tobte sich dafür in der Halle aus. Um ihn nicht nur sinnlos rumrennen zu lassen, hatte ich ein paar Trabstangen und Cavalettis in die Bahn gelegt – sie schienen Blurry nur nicht großartig zu interessieren. Wenn möglich ging er einen großen Bogen um das Cavalleti, wenn ich ihm aber den Weg abschnitt, blieb er davor stehen und stieg dann mit einem großen Schritt darüber, ehe es wieder im Galopp weiter ging. Auch blieb er immer wieder am Gatter stehen, sah mit geblähten Nüstern kurz nach draußen und trabte dann wieder an. Auf meinen Pfiff kam er dann mit gespitzten Ohren in die Bahnmitte und genoss noch ein paar Kuscheleinheiten und Karotten, ehe ich ihm das Halfter wieder aufzog.
      ***
      Gegen fünf mischte ich dann das Futter für die Pferde zusammen und schüttete es schon einmal in die Tröge. Ein Pferd nach dem anderen wurde dann von Zoe und Declan in die Box gebracht, sodass wir alle bis halb sieben mit den Aufgaben fertig waren. Mittlerweile war auch Peggy wieder zurück und wurde von uns in den Ablauf des Abends eingewiesen. Sie sah ein bisschen überrumpelt aus, aber das würde sich schon legen.
      Nach dem Duschen werkelte ich dann noch die letzten Details meines Kostüms aus, schminkte mich, nur um das ganze Meisterwerk wieder zu verwischen. Das Ziel war gewesen, so auszugucken, als hätte ich in dem Makeup geschlafen – und auch, wenn ich so nicht unbedingt einkaufen gehen würde, das Ziel hatte ich wenigstens erreicht. Es hatte außerdem eine kleine Rangelei im Bad gegeben, als Lesja Stress machte und mir an den Ellenbogen stieß, als ich gerade den Lippenstift auftragen wollte. Das Resultat war, dass mein Kinn jetzt aussah, als hätte ich es mir mit Lippenstift angemalt und hektisch versucht, es abzubekommen, und Lesja hatte dafür einen knallroten Fleck unter seinen Rippen bekommen, wo ich ihn gezwickt hatte. Dafür bekam ich bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich das Haus Richtung Stall verließ, konstant böse Blicke zugeworfen. Aber natürlich waren Frauen diejenigen, die länger und öfter schmollten, natürlich.
      Ein bisschen später als gedacht kam ich dann endlich auf Buckys Rücken in Richtung Nahanni Rivers Ranch weg. Da es nur in dem Kleid dann doch ein bisschen kalt geworden wäre, hatte ich mir noch aus Declans Schrank eines seiner karierten Holzfällerhemden „geborgt“, das zwar auch nicht wirklich warm hielt aber wenigstens besser zum Kostüm passte, als eine warme Daunenjacke. Bei Gwen angekommen versuchte ich, so graziös wie möglich aus dem Sattel zu steigen. Das Zähneklappern unterdrückend klingelte ich schließlich bei Gwen und hüpfte ein paar Mal auf der Stelle auf und ab. Deswegen fiel ich dann auch fast um, als meine Freundin endlich die Tür öffnete. Mit einem bunt bemalten Gesicht. Lila, pinke und rote Streifen in einem Kreis ums Gesicht, und doch recht realistisch aussehende Raubtierzähne über den Lippen.
      „Das ist kein Wettbewerb,“ murrte ich und stapfte ihr in ihrem pink-lila gestreiften Onesie in den Stall. „Und wenn, hast du geschummelt.“

      Mit weit aufgerissenen Augen drehte sich Gwen zu mir um – was zur Hölle, sie trug sogar Katzenkontaktlinsen? „Ich würde niemals schummeln!“ Als wir dann wenig später auf den Ameya und Bucky saßen und Richtung Sanssouci ritten, gab sie es doch zu. Ciaran hatte ihr bei ihrem Grinsekatzekostüm mehr als geholfen – das gesamte Makeup hatte er übernommen, nachdem Gwen nach zehn Minuten heulend aufgegeben hatte (ob sie wirklich geheult hatte, verriet sie nicht. Das verleiht der Erzählung aber einen Hauch von Dramatik!). Dazu, dass sie sich beim Kostüm Hilfe von außen geholt hatte und deswegen gegen eine unausgesprochene und nicht festgehaltene Regel verstieß, kam sie auch nicht auf mein Kostüm. Nicht einmal, als ich das Drama um Kurt und Courtney erzählte. („Kurt und Kurtney. Das musste ja schiefgehen.“ – „Oh Gott, es ist Court—nein, darauf gehe ich jetzt nicht ein!“)

      Gwen erlebte ihre größte Enttäuschung dann, als wir auf Eli trafen. Die saß nämlich schon fertig mit Kostüm auf Tavasz und wartete auf uns. Wir sahen sie nur nicht so genau, weil er stockduster war und unsere Lieblingsblondine sich ja ein tiefschwarzes Kostüm ausgesucht hatte. Erst, als der Bewegungsmelder ein bisschen Licht in die Sache brachte, konnte ich ihren Batmananzug sehen – komplett mit Fake-Waschbrettbauch und Maske, die die Augen bedeckte. Gwen neben mir ließ einen spitzen Schrei los.
      „Wieso bist du nicht mein Hutmacher?“ rief sie Eli entgegen. Tavasz bequemte sich schlussendlich, auf die Artgenossen zuzugehen, und so konnten wir Elena auch besser verstehen. Mit einer Stimme, von der ich nicht ganz sicher war, ob sie nicht aus einem Stimmverzerrer kam, erklärte sie uns nur „Ich bin Batman“ und das wars. Kein Hallo, kein Wie geht’s, kein Upsi Gwen hab ich wohl vergessen. Natürlich nahm mal wieder jeder sein Kostüm ernster als ich. Auf den Weg zu Zai wurde mir dann detailgenau erzählt, dass Gwen und Eli eigentlich ein Paarkostüm ausgesucht hatten, Elena aber anscheinend im letzten Moment abgesprungen war. Jetzt war Gwen eine einsame Grinsekatze, auf der Suche nach ihrem wahren Hutmacher. Für meinen „Paarkostüme sind lahm“-Kommentar bekam ich eine rechtmäßige Schelle von Gwen und ein „Ich bin Batman“ von Elena.

      Wenn Eli Gwens größte Enttäuschung war, dann war Zai meine. Als wir nämlich klingelten, um um unsere ersten Süßigkeiten zu betteln, öffnete unsere liebe Freundin die Tür in einem schwarzen Kleid, einer schwarzen Perücke und schwarzem Lippenstift. Erst wollte ich mich freuen, dass sie wohl als Morticia Addams ging, aber, nachdem wir dann die ersten Süßigkeiten (eine Packung Celebrations, aufgeteilt auf drei Jutesäcke. Liebevoll, Lena. Liebevoll.), schloss sie die Haustür und hatte plötzlich einen Besen in der Hand. Als sie dann auch noch eröffnete, dass sie dieses Jahr die einzige Hexe unter allen Harley Quinns sein würde – auch, wenn keiner von uns übrigen Dreien ein Harley Quinn Kostüm trug – vergrub ich kurzerhand mein Gesicht in Buckys Mähne. „Ihr macht mich fertig,“ murmelte ich und spuckte die Haarsträhnen wieder aus. Von Elena gab es ein paar freundschaftliche Klopfer auf den Rücken, ehe Zai zu Pferd in unsere Richtung kam. Auf Talitha, damit wir wenigstens eine reine Mädelsgruppe hatten. Bevor es aber wieder zurück zu Eli kam, um Nate und Collin zu nerven und/oder das Haus von außen ein bisschen zu verunstalten (natürlich unter Batmans wachendem Auge), kramte ich in meinem Jutebeutel. Zu meinem Entsetzen hatte ich nämlich bis jetzt in keinem Store Berentzen gefunden, vor allem nicht die kleinen Wannabe-Klopfer. Deswegen waren ein paar bei meinem Heimaturlaub mitgekommen, und die reichten locker für ein paar Aufwärmschnäpse. Zai verzog das Gesicht ein bisschen – sie war die einzige der Runde, die Rhabarber-Erdbeer erwischt hatte – aber nachdem die kleinen Fläschchen geleert waren, ging Halloween erst richtig los.
      Viel Ausbeute gab es überraschender Weise nicht, aber wenigstens fror spätestens nach Gwens Ranch (und dem dritten übersüßen Shot) keiner mehr. Angeheitert aber noch halbwegs nüchtern brachten wir zurück auf meinem Hof die Stuten in den Stall, wo sie die Nacht verbringen würden. Im Haus gab es dann statt Süßigkeiten Begrüßungsschnaps (ich schwöre, ich hatte einmal einen guten Grund dafür gehabt. Der war mir aber spontan entflogen.) in Form von Tequila. Gwen machte ein jämmerliches Gesicht und beschwerte sich, dass sie ihr Makeup ruinieren würde, biss dann aber doch mit Eifer in die Zitrone. Und in die nächste. Und die nächste.

      Fast ein wenig überraschend startete nach der dritten Tequila-Runde dann auch schon das erste Jenga-Spiel. Zu Beginn war es noch ganz lustig, dann stieß Zai Elena aus Versehen, während diese versuchte, den Turm auf einem Außenstein zu balancieren. Unter Elenas verzweifeltem Schrei brach der Turm zusammen, verteilte sich auf der gesamten Tischfläche. Zai, mit rosigen Backen und weit aufgerissenen Augen, sah in die Runde. „…Upsi?“ Danach war das Spiel für Elena endgültig gestorben – „Sabotage, alles Sabotage“ hörte man sie vom Sofa murren – und Zoe, Gwen, Zai und ich ließen es nach einer weiteren Runde (inklusive Tequila) sein. Die Konzentration ließ nicht, die Hände und Füße kribbelten und wurden gleichzeitig schwer. Da traf es sich also gut, dass Elena wohl die Nightmare before Christmas DVD gefunden hatte und nun versuchte, meinen DVD-Player zum Laufen zu bringen. Nach einigen Hilfsversuchen von mir, die von der Lieblingsblondine mit einem „LASS ICH KANN DAS!“ abgeschmettert wurden, bekam der Fernseher dann doch Signal und es konnte losgehen.

      Zum Glück hatte ich den Film schon gesehen, denn gleich nach dem This is Halloween Introsong fielen mir die Augen zu und ich musste erst einmal ein kleines Nickerchen machen. Aber Gwens Oberschenkel machten einfach ein zu gutes Kissen. Ich wachte erst wieder auf, als die anderen schon den zweiten Film begonnen hatten – und, wenn ich mir das kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren ein bisschen näher ansah, hatten die anderen doch ganz guten Geschmack. Trotzdem schaltete Zai mitten im Film einfach ab. Der von ihr angegebene Grund: „Ich bin mir selbst zu nüchtern, wir müssen jetzt ein Trinkspiel spielen.“
      Eine passende Anleitung war auch schnell gefunden, und man entschied sich für Scream. Ich protestierte mehr oder weniger laut und wollte gerade anfangen, mich aktiv für Freddie vs. Jason einzusetzen, da rief Elena schon zum ersten Mal „Trinkt!“ und dann war es schon zu spät. Wenigstens waren wir von Tequila auf Vodka abgestiegen – vielleicht würden wir so keine Alkoholvergiftung kriegen. Nach dem ersten Shot brannte kurz Empörung auf – wie könnte ich es wagen, Gorbatschow in eine andere, leere Vodkaflasche abzufüllen und den meinen Freundinnen mit den feinsten Geschmacksnerven Kanadas anzubieten? – aber nach etwa der Hälfte des Filmes war das dann auch komplett egal.

      Als der kleine Zeiger der Uhr sich dann langsam auf die fünf bewegte und Gwen aussah, als würde sie jeden Moment einschlafen, versuchte mein Gastgeber-Ich gegen mein Betrunken-Ich anzukämpfen. Ich stellte mich also in die Mitte des Wohnzimmers und zeigte meine beste Fluglotseninterpretation, um die Leute geordnet in die Betten zu kriegen. Das … klappte nicht so gut. Komplett mit Kostüm quetschten sich Elena, Zai und Gwen in mein Bett, in dem ich eigentlich schlafen wollte. Die Luftmatratze, die ich extra noch aufgeblasen hatte, ignorierte sie einfach gekonnt. Und während meine Girls schon schnarchten (im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht hätten wir Eli die Batmanmaske abnehmen sollen?) kontemplierte ich meine Möglichkeiten. Mein übermüdetes Hirn gab mir dann einen kleinen Tipp – Lesjas Bett müsste theoretisch leer sein! Zu schnell für meinen Körper drehte ich mich dann um, stolperte über meine Füße und konnte mich gerade noch am Türgriff abfangen. Dabei hatte ich einen kleinen Oh-Gott-ich-falle-und-brech-mir-mein-wunderschönes-Gesicht-Schrei losgelassen, aber keins der Dornröschen machte auch nur einen Muckser. Ich hätte wahrscheinlich von einem Killer Clown getötet werden können und sie würden einfach weiterschlafen.
      Vor mich hinschimpfend öffnete ich dann schwungvoll Lesjas Zimmertür. Die Klinke knallte gegen eine Kommode und bevor mein Gehirn realisierte, dass das Bett doch nicht so leer war wie gedacht, hatte ich auch schon das Licht angemacht. Mit einem Quieken, das mich ungemein an ein verletztes Tier erinnerte, saß Lesja plötzlich kerzengerade in seinem Bett und blinzelte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Was –“
      „Wann bist du denn bitte heimgekommen?“ fragte ich vergaß dabei völlig, dass man um halb fünf morgens vielleicht nicht unbedingt lauter als Zimmerlautstärke reden sollte. Was solls.
      „Keine Ahnung,“ murmelte er und schielte mit halbgeöffneten Augen auf seinen Wetter. „Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Was willst du überhaupt?“
      „Schlafen,“ antwortete ich simpel. „Und mein Bett ist mehr als voll.“
      Wäre Lesja einen Ticken wacher gewesen, hätte ich bestimmt mehr Konter gekriegt. So rollte er nur mit den Augen und rutschte weiter an die Wand. Ich grinste ihn breit an und machte mich dann daran, irgendwie aus meinen Schuhen rauszukommen.

      ***

      Früher als gedacht (und mit einem dickeren Schädel als gestern Abend noch gedacht) ging der Morgen dann für mich los. In der Küche wartete Kaffee und eine Notiz, dass solche kleinen Eskapaden keine Entschuldigung war, die Pferde warten zu lassen, also füllte ich den Kaffee in eine Travel Mug und steckte mir eine Packung Aspirin in die Jackentasche. Noch immer mit dem Makeup von gestern im Gesicht fütterte ich die Pferde und begrüßte mein ausgeschlafenes und nicht verkatertes Team mit einem Brummen. Wörter hatte man Gehirn leider noch nicht heruntergeladen. Erst beim Mittagessen, das mich irgendwie nicht so ganz überzeugte, fand ich die Sprache wieder und musste Lesja natürlich sofort ausquetschen.

      Wen wundert’s noch, dass ich dafür einen bösen Blick bekam? Aber er presste weiter die Lippen fest aufeinander, bis dann Zoe und auch Declan miteinstimmten und er mit der Sprache rausrücken musste. Das bedeutete für ihn, dass er das Gesicht zu einer nicht sehr positiven Grimasse verzog und noch einmal in sein Sandwich biss. Ich rollte mit den Augen. „Setz mal deine Standards nicht so hoch, vielleicht klappts dann.“
      Kurz darauf stieg mir jemand mit voller Wucht auf den Fuß, sodass ich fast an meinem Sandwich erstickte.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Hufschmiede Pine Grove Stud
      | 14. Dezember 2016
      Missmutig starrte ich aus meinem Schlafzimmerfenster. Seit ein paar Tagen schneite es jetzt, fast schon ununterbrochen, und fast mit einem Schlag war es auch kalt geworden. Kanada-kalt, nicht Deutschland-kalt. Fast-25-Grad-Minus-kalt.

      Man kann sich meine Begeisterung, aufzustehen und draußen zu arbeiten, dementsprechend vorstellen. Trotzdem war es allerhöchste Zeit; mit Füttern und Misten waren heute Lesja und Declan schon beschäftigt gewesen, dafür übernahmen Zoe und ich das Sammelschneegripevent. Nach der ersten schneereichen Nacht hatten wir schon einmal die Pferde, die täglich gearbeitet wurden, neu beschlagen und mit Schneegrip ausgestattet; jetzt waren die anderen dran. Und wenn ich mir die so durch den Kopf gehen ließ, dann waren das ganz schön viele. Es nützte also nichts, noch weiter im Bett zu gammeln. Mit saurem Gesichtsausdruck schlug ich die Decke zurück und tapste von meinem Zimmer erst einmal in Richtung Bad.

      Zoe Frühaufsteher Wilson wartete dann schon geduldig auf mich im Stall. Sie war wohl ebenso angetan von Schnee, Eis und Kälte wie ich. Deswegen stand sie auch mit dicker Winterjacke, Schal, Mütze und Handschuhen vor dem bereits aufgeheizten Ofen und sah mich unbeeindruckt an. Ich selbst fühlte mich wie ein Pinguin in Schneejacke, Stiefeln und einer alten Skijacke, die es nur dank Zufall mit nach Kanada gemacht hatte. Jedes bisschen Haut, das der Luft aufgesetzt war, war auf dem kurzen Weg von Haustür zum Stutenstall komplett gefühlslos geworden. Das konnte ja ein heiterer Winter werden.
      Bis auf ein kurzes Grummeln blieben Zoe und ich erst einmal still und bereiteten alles vor. Für den Vormittag waren erst einmal Bucky, Tautou, Parvati und Cìola vorgemerkt, nach dem kleinen Lunch machten wir dann erst bei den Hengsten weiter. Tief in meinen Schal gekuschelt holte ich dann die Holsteinerstute als erstes aus der Box und befreite sie noch von der leichten Decke, ehe ich mir die Zange griff. Zu allererstes ging es den alten Eisen an den Kragen, dann ein kleines bisschen kürzen und dann wurde es tricky.

      Naja, nicht wirklich tricky. Ganz normal wurden die neuen Eisen erhitzt, auf die Form zugehämmert. Bevor es dann aber an den Huf durfte, kam der Schneegrips zum Einsatz. Ebenfalls an die Hufform angepasst wurstelte ich es dazwischen, holte kurzentschlossen Zoe dazu (vier Hände sind besser als zwei) – erst dann war es an der Zeit, die Nägel ins Horn zu schlagen und anschließend zu vernieten. Mit den Handschuhen war das Ganze vielleicht nicht ganz so leicht, aber immerhin konnte ich Bucky so mit gutem Gewissen zurück in ihre Paddockbox bringen. Jetzt im Winter fiel der Weidegang bei uns weg, dafür teilten sich die Stuten jeweils zu zweit einen Paddock – zum Rumtoben und Rennen zwar zu klein, aber im Frühjahr war schon die erste Umbaumaßnahme geplant. So lange musste das gezwungenermaßen reichen.

      Während ich Bucky weggebracht hatte, hatte Zoe mit Tautous Hufen angefangen. In den letzten Wochen der Turniersaison hatte sie eine kleine Pause genossen – genauso wie Parvati – und war deshalb barhuf. Bis jetzt hatten wir auch noch kein Problem mit Aufstollen bei beiden gehabt; vor Ausritten kam ein bisschen Fett auf die Sohle, und damit fuhren wir ganz gut. Dementsprechend waren beide Lewitzerstuten schnell fertig: etwas kürzen und schon standen beide auch schon auf dem Paddock.

      Die Uhr kroch nun immer weiter in Richtung Mittag, aber glücklicherweise stand nur noch Cìola und Long Island Icetea auf unserem Morgenplan. Da gab es aber erst einmal eine kleine Diskussion: ich war dafür, beide noch eisenlos zu lassen – Icetea startete 2017 zwar voll ins Turniergeschehen ein, das erste Turnier war aber erst in ein paar Monaten. Noch genug Zeit, um ihr bei Bedarf Eisen aufzunageln, genauso wie bei Cìola. Zoe schlug das kalte Wetter aber wohl ordentlich aufs Gemüt; ihre Stille verriet mir, dass sie mir zustimmte aber nicht zustimmen wollte. Im Endeffekt blieben beide barhuf und so waren wir pünktlich zum Mittagessen fertig.
    • Rhapsody
      [​IMG]
      Welpentreff
      | 31. März 2017
      „Fünf Minuten. Ich möchte, dass du, wenn du das Gatter geschlossen hast, deinen Timer auf fünf Minuten stellst und wenn diese fünf Minuten vorbei sind kommen die Pferde wieder auf ihre Paddocks.“
      Für fünfzehn Sekunden hörte Lesja auf, sein Müsli zu kauen, und sah mich nur an. „Und das muss so akribisch eingehalten werden?“
      Memo an mich selbst: Lesja niemals konfrontieren oder auch nur irgendwie mit ihm kommunizieren, wenn er beim Essen war. Wirklich, das sollte ich mir merken. Bäh. Als er sich den nächsten Löffel in den Mund geschoben hatte, war die Gefahr vorüber und ich konnte endlich wieder antworten. „Muss ich dir jetzt nochmal einen Vortrag über die Gefahr von zu eiweißreicher Fütterung halten? Nach fast eineinhalb Jahren? Wirklich Lesja?“
      Er senkte seinen Löffel und wollte gerade mit dem Reden ansetzen, also machte ich lieber auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Küche. „Ach, ich leih mir später Mishka aus, solltest du ihn suchen!“ Seine Antwort bekam ich leider Gottes nicht mehr mit, da fiel die Tür einfach zu laut ins Schloss und Butters und Mishka wedelten so laut mit den Schwänzen, dass ich die Proteste gar nicht hören konnte. So was aber auch.
      Weil uns aufgefallen war, dass wir mittlerweile wirklich alle mindestens einen Hund im Haushalt hatten (oder zwei oder auch drei), hatten Zai, Elena, Gwen und ich uns heute für eine Hundespielstunde entschieden. Nach dem Zwischenfall mit Butters hatte ich mich dagegen entschieden, den Corgi mitzunehmen, und ob Khaleesi wirklich mitwollte, würde sich erst zwei Minuten vor Aufbruch entscheiden. Aber Mishka, der sich als verspielt und als kleiner Trottel herausgestellt hatte, freute sich bestimmt mal, unter Gleichaltrigen zu sein. Naja, zumindest halbwegs gleichaltrig.
      Mit dem Barsoi an der Schleppleine und Butters ein paar Meter vor oder hinter uns, je nachdem, was er gerade schnuppern musste, ging es in Richtung Paddock. Seit ein paar Wochen hatten nun sowohl Bucky und Medeia ihre Fohlen gekriegt – am helllichten Tag, nur, um mir, die wochenlang nachts kaum geschlafen hatte weil sie den Stalllivestream schauen musste, den hocherhobenen Mittelfinger zu zeigen. Medeia hatte ein rotes, jedoch ziemlich großes Fohlen am Rockzipfel hängen. Damit hatten wir schon gerechnet und mit Tierarzt und Tierarzt-in-Spe – ja, auch Peggy hatte mal mitarbeiten müssen, sowas aber auch – war dann Mànas doch recht schnell auf die Welt gekommen. Nicht viele Tage später war dann auch Painted Basquiat, Buckys Fohlen, einfach irgendwann im Stroh gelegen. Lackschwarz und extrem schüchtern hatte sie wohl mehr von ihrem Vater, Painted Blur, geerbt. Aber da Basquiat für die ganzen Amis und Aussies angeblich unaussprechlich war, hatte die kleine Stute schon schnell einen Spitznamen bekommen – Bowie. Ausgestattet mit frischem Wasser und genug Heu behausten die vier jetzt den bislang eh nicht genutzten Reitplatz, damit wir vor allem auch die Mütter schonend anweiden konnten. Früher oder später würden dann auch alle zusammen auf der Stutenweide stehen; bis dahin durften sich die zwei Fohlen erst einmal in der Welt zurechtfinden. Normalerweise wurde mit allen vieren spazieren gegangen, man übte das Aufhaltern mit ihnen, sie kamen täglich irgendwie in Berührung mit Menschen. Heute war das aber auf ein paar Streicheleinheiten beschränkt.
      Bevor ich mich mit den anderen treffen wollte, musste nämlich noch ein bisschen was getan werden. Während ich Boxen ausmistete, Quixoticelixer, Vaffanculo, Paramour, Tautou und Parvati ein bisschen die Mist- und Sandflecken aus dem Fell bürstete, verdrückte sich Butters unter meinem wachsamen Auge ins Haus und Mishka in das Stroh der nächsten Box – ich war also alleine. Bis auf das regelmäßige Schnauben der Pferde was es mucksmäuschenstill; Zoe und Declan gönnten den „Großen“ eine kleine Auszeit und nahmen sich dabei den Kleinen an. Auf dem Weg zum Hengststall sah ich Zoe eine Weile dabei zu, wie sie Cìola longierte. Es sah noch nicht ganz perfekt aus, aber die junge Reitponystute hatte noch genug Zeit, um das richtig zu lernen. Als ich dann Waffel, Q und Paramour einigermaßen sauber hatte – für seine Winterdecken war es mittlerweile einfach zu warm, deswegen war Q putzen eine Challenge, die ich tagtäglich verlor – und zu den Stuten zurück schlenderte, war der Rotschopf verschwunden und stattdessen wurde Ironic longiert. Eigentlich teilte Lesja solche Aufgaben überhaupt nicht gern, blöderweise steckte er sich aber vor vier Tagen mit der Rotzhuststerbseuche an und bekam von mir (und bestimmt auch von den anderen, die aber leider den Mund nicht aufmachen konnten) Arbeitsverbot. Schlimm genug, dass wir alle der Bazillenschleuder ausgeliefert waren, da musste er die Pferde nicht auch noch nerven. Deswegen hatten wir Ironic für die Woche unter uns dreien aufgeteilt. Unterm Sattel war er jetzt zumindest im Schritt und Trab relativ sicher; um das Training aber auch abwechselnd zu gestalten, wurde er heute ein bisschen locker trainiert. Vielleicht würde er dieses Jahr schon seine ersten Turniere gehen – zum Ende der Saison zwar, aber so abwegig war das gar nicht.
      Nachdem dann auch der Stutenstall schön sauber war, Mishkas Fell zu 93% aus Stroh bestand und ich weißes Winterfell in den Augen stecken hatte, gönnte ich mir eine kurze Auszeit. In etwa einer halben Stunde machte ich mich auf gen … Süden. Keine Ahnung, ob Elenas, Zais und Gwens Höfe überhaupt südlich von meinem lagen, aber es ging zumindest runter. Glaubte ich. Um dem guten Herrn ein paar Manieren beizubringen, holte ich PFS‘ Gamble Away von seinem Paddock und befreite ihn schnell von Sand und dem bisschen Winterfell, welches das Vollblut überhaupt besaß. Ob es eine gute Idee war, mit Rennpferd und Rennhund spazieren zu gehen? Bestimmt nicht. Aber irgendwie würde ich das schon gebacken kriegen. Mit Kappzaum, Longe und Schleppleine lief ich dann kurz darauf los.
      Fast schon wie ein Taxi kam ich mir vor, wie ich alle nacheinander abholte. Zuerst Gwen mit ihrer mittlerweile groß gewordenen Nuriya. Eigentlich wollten wir ja vorwiegend unsere Welpen aneinander gewöhnen und vorzeigen, aber weil wir Gwen ja nicht ausschließen wollten, hatten wir – also der Große Rat bestehend aus Zai, Elena und mir – netterweise zugestimmt, dass sie Shiva mitnehmen durfte. Auch, wenn es eigentlich gar nicht ihr Hund war, aber darüber wollte ich jetzt nicht diskutieren. Außerdem war ich auch damit beschäftigt, Mishka davon abzuhalten, sich ganz und gar in seiner Leine zu verheddern. Wie ein … naja, Welpe eben warf er sich an die Füße der schwarzen Hündin, rollte sich auf den Boden, sprang kurz darauf wieder auf und sprang sowohl um Shiva als auch um Gwen selbst, als gäbe es kein Morgen. Erst nach einem scharfen Pfiff beruhigte er sich langsam, und zu sechst machten wir uns auf den Weg zu Elena. Die hatte sich aus heiterem Himmel zwei Shiba Inus geholt – das hatte mich ein wenig verwundert, da Eli zu 110% Katzenmensch war und Hunden eher reserviert – und ehrlich gesagt sahen sie aus, als würden sie gerade aus einem alten Nintendogs-Speicherstand gekrabbelt sein. Neben den beiden Wollknäueln, die sie Yuki und Ayumi nannte (aber nicht erklären wollte oder konnte, was das bedeutete – so ein Amateur) führte sie auch noch Baila Conmigo.
      „Colour GH’s Baila Conmigo,“ verbesserte sie mich stolz. „Je mehr davor steht, desto edler das Pferd.“
      „Aha,“ machte ich und zuppelte am Führstrick meines Vollbluthengstes, der Elis Ponystute schon jetzt um ein paar Zentimeter überragte. „Das spricht aber nicht für deine Zucht.“
      Weil Eli so ein toller Mensch war fing sie keinen Streit auf einem fremden Hof an, sondern hob nur drohend den Zeigefinger und begrüßte dann Zai mit SST’s Lakim. Somit war ich mit meinem Junghengst deutlich in der Minderheit. Gott sei Dank führte der sich heute einigermaßen ruhig auf, schnorchelte nur ab und an einen der Hunde an. Mishka fand die Neuankömmlinge äußert interessant, aber er hatte doch ein paar Manieren und setzte sich lieber vor den braunen Dalmatinerwelpen, als ihn einfach umzurennen. Langsam aber sicher wurde das was mit dem braven Hund.
      In unserer kleinen Truppe ging es dann auf eine Wiese hinter Elis Gestüt, auf der die anderen ihre Hunde freilassen konnten und ich zumindest die Schleppleine ein bisschen länger lassen. Eigentlich rannte nur wirklich Friedrich, Zais-eigentlich-nicht-Zais Dalmatiner, umher; Shiva war damit beschäftigt, Friedrich zu beschäftigen (oder wohl eher, Friedrich um sich herum hüpfen zu lassen bis seine Energie ausgeschöpft war), Friedrich belästigte Shiva, Yuki und Ayumi kauten sich gegenseitig an – und ehrlich, das konnten nur Elenas Hunde sein – und Mishka versuchte, Friedrich von der großen Labradorhündin wegzulocken und stattdessen mit ihm zu spielen. Die Pferde machten sich stattdessen mit dem Gras bekannt.
      Als Friedrich sich geschlagen gebte, beide Shiba Inus schliefen (sowas von Elenas Hunde) und Mishka schon mehr als zehn Minuten neben mir saß und mich dabei beobachtete, wie ich den anderen zuhörte – eine einzige Starrerei, wirklich – beschlossen wir alle, uns langsam auf den Heimweg zu machen. Immerhin hatten wir alle einen Hof mit anderen Pferden als die vier, die wir dabei hatten, und ordentlich Arbeit vor uns. Deswegen war ich auch keine zehn Minuten nach meiner Ankunft auf Ares‘ Rücken. Wirklich einfach gestaltete sich das tägliche Training nicht mit ihm; hatte er einen guten Tag, war alles super, aber wehe wenn nicht. Ehrlich gesagt war ich ein bisschen überrascht, wie wir überhaupt die letzten paar Turniere überlebt hatten. Außerdem arbeiteten wir hart daran, dass er auch auf Dressurturnieren absahnen konnte; zwar war er gemacht für die Vielseitigkeit und hatte wohl auch eine solide Dressurausbildung, andererseits war es auch eine Gratwanderung, irgendwelche Lektionen von ihm abzuverlangen. Das Training verlief mittelmäßig; ein paar Male lief er wirklich schön an der Hand und drehte nicht zu sehr auf. Nach einer dreiviertel Stunde war er klitschnass, mein Kopf war rot wie eine Tomate, also war es Zeit, aufzuhören.
      Bevor auch ich dann zum Abendessen durfte, war erst noch Fütterungszeit. Pacco und Rising of Storm randalierten in ihren Boxen, während ich das Futter in der Futterkammer zusammen mischte, und stürzten sich sofort hungrig auf die Tröge, als hätten sie den ganzen Tag nichts zu futtern bekommen. Männer. Die Stuten dagegen waren pflegeleicht – Cìola sah mir vom Paddock aus zu, wie ich ihr Futter auffüllte, und erst, als ich Buckys und Medeias Portion fertig hatte und den Stutenstall verlassen wollte, stand sie an ihrem Trog und mampfte in sich hinein.
    Keine Kommentare zum Anzeigen.
  • Album:
    2 | Tullamore Creek
    Hochgeladen von:
    Rhapsody
    Datum:
    30 Okt. 2016
    Klicks:
    2.217
    Kommentare:
    34

    EXIF Data

    File Size:
    322,2 KB
    Mime Type:
    image/jpeg
    Width:
    960px
    Height:
    640px
     

    Note: EXIF data is stored on valid file types when a photo is uploaded. The photo may have been manipulated since upload (rotated, flipped, cropped etc).

  • [​IMG]

    Name: Cíola
    Zuchtname: -
    Rufname: -


    PEDIGREE
    __________________________________

    von: Liberté's Cresant Moon

    von: Capriciasso
    von: Dancer in the Moonlight
    aus der: Donella

    aus der: Hot n Cold
    von: Flame Up Hot
    aus der: Coldest Ice



    aus der: Star

    von: unbk.
    von: unbk.
    aus der: unbk.

    aus der: unbk.
    von: unbk.
    aus der: unbk.


    EXTERIEUR & INTERIEUR
    __________________________________

    Geschlecht: Stute
    Rasse: Dt. Reitpony
    Geburtsdatum | Alter: 08. Mai | 6 Jahre
    Stockmaß: 145 cm
    Farbe: Rappschecke
    Abzeichen: Laterne | scheckungsbedingte Abzeichen


    Charakter:

    Aufgeweckt, frech und intelligent – so kann man die junge Stute wohl am besten beschreiben. Mit ihrer ausgefallenen Fellfarbe zieht sie alle Blicke auf sich und nutzt diese Aufmerksamkeit schamlos aus. Bis jetzt wurde erst wenig mit ihr gearbeitet, doch sie kennt das Fohlen ABC und ist sowohl halfterführig als auch verladefromm. In diesem noch so kurzen Training bewies sie, dass sie ihre Intelligenz nicht nur für das Knacken von Boxentüren nutzen kann. Cíola – keltisch für anmutig – ist schon teilweise sehr reif im Kopf, trotzdem sollte man der Stute mindestens noch ein Jahr Fohlensein lassen, bevor man sie an den Reiter gewöhnt. Trotzdem sollte sie jederzeit gefordert werden, denn ein gelangweiltes Pferd kann schnell zu kleinen Unfällen führen.


    STALLINTERN
    __________________________________

    Untergebracht in: Außenboxen
    Weidepartner: Bucky, Medeia, Dark Innuendo, PFS' Scion d'Or
    Fütterungsplan: Heu



    Besitzer: Rhapsody
    Reiter: Evelyn Reid
    Ersteller/VKR: Elii


    QUALIFIKATIONEN & ERFOLGE
    __________________________________

    Eignung: -
    Einsatz als: Privatpferd


    Ausbildung
    Fohlen ABC | Eingeritten
    Englisch geritten


    Dressur E A L M* M** S* S** S***

    Springen E A L M* M** S* S** S** S***

    Military E A L M* M** S* S** S***


    Erfolge

    Springen: 2x A-Platziert, Dressur: 2x A-platziert, Military: 1x E-platziert

    Offizielle Turniere

    [​IMG][​IMG][​IMG]
    228. Synchronspringen - 472. Springturnier - 480. Springturnier

    [​IMG][​IMG][​IMG]
    471. Dressurturnier - 472. Dressurturnier - 474. Dressurturnier

    [​IMG]
    353. Militaryturnier

    Andere

    -

    ZUCHTINFORMATIONEN
    __________________________________



    Leihmutterschaft: -
    Genotyp: aa EE nSpl
    Aus der Zucht: Gestüt Sanssouci, Manitoba, CA
    Eingetragene Zucht: Sandringham Manor, Norfolk, UK
    Nachkommen:


    -

    GESUNDHEITSZUSTAND
    __________________________________

    Chipnummer: 124 4 12 784541968
    Chronische Krankheiten: -
    Letzter Tierarztbesuch: -

    von: -

    Fehlstellungen: -
    Beschlagen: -
    Letzter Hufschmiedbesuch: 14. Dezember 2016

    von: Hufschmiede Pine Grove Stud
    __________________________________

    Spind | Offizieller Hintergrund