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Veija

Alan's Psychedelic Breakfast

Alan's Psychedelic Breakfast
Veija, 22 Aug. 2020
    • Veija
      Oster Nachtritt
      April 2013, by Jackie,Morrigan,Sosox3,Rajandra
      Wärend Jackie bereits auf die angekündigten Gäste wartete, bereitet sie wärenddessen alles vor. Sie deckte den Tisch, der in der Stallgasse stand vor und legte das Essen für nach dem Ritt in den Kühlschrank. Dann holte sie noch ihre Taschenlampe aus einer Kommode und ging zurück zu Figaro.
      Morrigan war bereits am vorherigen Tage bei Jackie eingekehrt verteilte zusammen mit Jackie alle Sachen um sich, dann gemeinsam mit ihr in den Stall zu gehen um Moon und Figaro fertig zu machen..."Ich kann es gar nicht erwarten mich auch endlich in den Sattel von Moon´s Söhnen zu schwingen,aber das dauert erstmal noch eine Weile" hörte man Morrigan sagen die gerade dabei war Heureste aus Moons Mähne zu entfernen. Durch die Gitterstäbe hindurch beschüffelten sich moon und Figa die gesamte Zeit manchmal war ein leichtes Schnauben von einem der beiden zu vernehmen..Morrigan rollte darüber belustigt die Augen
      Sosox3 stapfte mit ihrem Hengst Hermann den Weg zum Haflinger Gestüt Osenau entlang und sah das Licht aus dem Stall leuchten."Endlich sind wir da, Dicker", sagte sie und und musste sich einen Freudenschrei verkneifen. Es war ihr erster Nachtritt mit anderen Reitern und sie freute sich so richtig darauf. Warum sie nicht auf dem Pferd ritt welches neben ihr her ging wusste sie scheinbar zu diesem Moment auch nicht.
      Kurze Zeit später traf auch Rajandra mit ihrem Quarterhorse Hengst ein. Der Rappe mit dem Namen Alan's Psychodelic Breakfast benahm sich bis jetzt ganz gut und beobachtete mit aufgestellten Ohren die restlichen Reiter mit ihren Pferde. "Na da bin ich ja mal gespannt," lachte Rajandra, die entspannt auf dem Rappe saß und darauf wartete, dass es losgehen konnte. So ein Nachtausritt hielt so einige lustige, aber auch gruselige Situationen bereit und alle Reiter mit ihren Pferden waren gespannt, wie sich ihre Pferde wohl verhalten würden.
      Jackie zupfte an Morrigans Armzipfel "Komm schon, die anderen sind endlich da". Man merkte ihr an, das sie Aufgeregt war. Kurze Zeit später war Jackie auch schon auf Figaros Rücken. Der brave Haflingerhengst hatte keine Probleme damit, das sie ihn ohne Sattel ritt und gleichzeitig ein 'Leuchtding' in der Hand hielt. Jackie sah zu den anderen "Wir reiten zuerst den kleinen Weg dahinten entlang. Dann in den Wald, am Wasserfall vorbei und schließlich nach 'Hause', wer hunger hat kann sich danach gerne in der Stallgasse bedienen" Jackie lächelte.
      Morrigan folgte Jackie mit Moon auf dem Fuße sprang aus dem Stand auf den Rücken des Hengstes und der Bequemlichkeit halber hatte sieh ihm ein Pad auf den Rücken gelegt. Mit gespitzen Ohren stand er neben seinem Kumpel den er seit jüngster Zeit kannte..die beiden waren wirklich wie eine Art Klettverschluss..ein jeder ergänzte den anderen,doch ähnlich verhielt es sich mit Morrigan und Jackie..Freundlich begrüßte Morrigan die Truppe.."Na ob der Ritt bei so viel Testosteron an einem Fleck noch so entspannt wird..naja müssen wir sehen nicht wahr?" verkündete sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
      Sosox3 nickte lächelnd und winkte den anderen zu. "Na ihr", kam es aus dem Mund. Im Anschluss hörte sie auch sofort Jackie zu. Ihr Kaltblut Hermann,der etwas ungeduldig neben ihr stand, mit dem Huf scharrend sah sich um und gab ein warmes, dunkles Schnauben von sich. Sosox3 tätschelte ihrem Kaltblut den Massiven Hals und flüsterte ihm etwas zu.
      Da wir alle fertig waren ging es nun los. Die Pferde tuckerten entspannt die Straße hinunter in Richtung Wald. Als wir in diesen einritten wurde es ziemlich dunkel. Wir ritten dichter zusammen um uns nicht zu verlieren und die Pferde benahmen sich einwandfrei, bis ein Uhu aus einem Baum aufflog und einen der Hengste erschreckte. Die anderen Drei zogen kurz mit, aber alle beruhigten sich schnell wieder und es ging entspannt den Waldweg entlang, in Richtung Wasserfall, den man von hier auch schon plätschern hörte. Die stille war angenehm und unsere leise Unterhaltungen waren im dichten Wald gut zu hören.
      Jackie hielt an und leuchtete mit der Taschenlampe Richtung Wasserfall. "Dahinter ist eine Höhle... ich habe gehört da soll jemand 1 Jahr lang drinnen gelebt haben. Wahrscheinlich aber auch nur ein Mythos". Jackies Stimme hörte sich dabei verspielt 'unheimlich' an. Figaro tänzelte nervös und stupste seinen Freund Moon an, in der Hoffnung Aufmerksamkeit zu erhalten.
      Sanft stieß Morrigan den Kopf des Haflingers von sich fern muremlte etwas von wegen "Heey..schwuchtel mein Pferd nicht so an das ist ein GANZER Kerl!" Nur um dann festzustellen das Moon selbiges bei Figaro versuchte. Während Morrigan also die Augen verdrehte dabei bei sich dachte es wäre wohl schlau gewesen auch eine Taschenlampe mitzunehmen dachte sie an Jackies Bemerkung..."Das war warscheinlich so ein Buschmensch wie ich..sonald es warm wird penn ich auch lieber unter freiem Himmel als im Haus..dabei die Geräusche der Natur zu hören, den Mond und die Sterne zu sehen und den Göttern zu danken auf ihrer Erde zu wandeln ist das beste das ich mir vorstellen kann,aber für euch hört sich das warscheinlich einfach nur unheimlich bescheuert an,oder?" Dabei drehte sie sich zu den anderen beiden um die wie sie und Jackie nebeneinander her ritten.
      Der einzige Kaltbluthengst unter den Pferden ging beachtlich ruhig und das beunruhigte Sosox3 ein wenig, da er sonst immer Feuer im Hintern hatte bei Ausritte. "Weniger Bescheuert als im Winter bei Schnee auf dem Balkon zu schlafen", grinste Soso freundlich und sah sich in der Dunkelheit um.
      "Hört sich für mich auch nicht blöd an, ich liebe Zelten, oder einfach so am Lagerfeuer zu schlafen. Im Schnee auf den Balkon hab ich allerdings noch nicht geschlafen!", lachte Rajandra und schaute zu Sosox3 und ihrem Kaltbluthengst rüber. Der große Sanfte gab ihren Alan einiges an Sicherheit und die zwei blödelten auch schon ordentlich rum, indem sie gegenseitig versuchten sich in die durchhängenden Zügel zu beißen. "Na da haben sich ja Zwei gefunden!" Am Wasserfall vorbei führte ein breiter erdiger Weg, auf dem man durchaus ein etwas schnelleres Tempo einschlagen konnte. "Traben wir mal ne Runde?", fragte Rajandra leise nach Vorne.
      "Klar, wir müssen uns sowieso etwas beeilen.. der Ausritt sollte nur eine Stunde gehen" sagte Jackie etwas nervös, da sie sich Sorgen machte. Doch Figaro war nicht ganz der Meinung zu traben und preschte stattdessen im Galopp über. Die 4 ritten an einer alten Holzhütte entlang. In 10 Minuten sollten sie zu Hause sein. Doch Jackie war ein wenig aus der Puste und legte sicherhaltshalber eine kleine Galopppause ein.
      Der Galopp hatte alle Gemüter ein wenig erneuert. Moon tänzelte vorwärts..der Galopp hatte ihn heiß auf ein Rennen gemacht und zugern hätte Morrigan ihm diesen Wunsch erfüllt,doch sie wusste nicht in wie weit die anderen ihre Pferde händeln könnten..Von Figaro war sicher nichts schlimmes zu erwarten..schließlich hatet Morrigan selbst ihn zusammen mit jackie ausgebildet und weiter trainiert und auch das manchmal etwas neben sich stehende Kaltblut schien keine weiteren Probleme zu machen..wobei das andere Pferd..deren namen sie einfach nicht bei sich behalten konnte schien nun nach dem Ausritt ein wenig unruhiger und machte ähnliche Vorwärtsbewegungen wie Moon wobei letzterer besser zu händeln war und nur wenige Sekunden und Streicheleinheiten später hatte sich Morrigans Pferd auch beruhigt. Die Lichter der Stallgasse schienen bereits durch den lichter werdenden Wald.
      Soso tätschelte Hermann's mächtigen Hals nach dem Galoppstreckchen und lobte ihn ausgiebig. "Hast du gut gemacht", grinste sie zufrieden und ein warmes Schnauben verließ die Nüstern des Kaltbluthengstes. Ein wenig Froh war Soso schon als der Waldweg allmählich heller wurde, jedoch hätte er laut ihrer Meinung nach der Abend noch ein wenig länger verlaufen können. "Es ist ein Schöner Abend gewesen und ich denke bis er beendet ist wird er es auch sein", sagte sie mit Stolz und ein wenig Übermut.
      "Finde ich auch," sagte Rajandra lächelnd, jedoch tänzelte Alan ganz schön, "...beruhig dich junger Mann!". Die strenge tiefe Stimme schien ihn nicht zu stören also nahm sie die Zügel an und ließ ihn eine Länge rückwärts gehen. Dann folgte er, zwar ein wenig empört ihren Anweisungen und tuckerte hinter den anderen drei Pferden in die Einfahrt des Hofes. Dort sammelten sich alle Reiter auf dem Vorplatz und klopften ihre Pferde zufrieden.
      Zum Abschluss aßen die 4 noch etwas von den Köstlichkeiten die Jackie und Morrigan bereits zubereitet haben. Dieser Nachtritt sollte ihnen nicht so schnell vergehen. Jackie war davon überzeugt solch eine Aktion zu wiederholen. Auch Figaro und Moon hatten eine Menge Spaß gehabt. Gegen halb 1 (Nachts) verabschiedete sich Jackie noch von ihren Gästen und bedankte sich für diesen tollen Tag. Nur Morrigan blieb diesen Abend noch bei Jackie.

      Neuankömmlinge
      Juli 2013, by Rajandra
      Gemütlich saß ich auf dem Innenhof vor dem Wohnhaus und trank meinen Kaffe. Die Sonnenstrahlen fielen durch die Blätter der Buche neben mir und es wehnte ein sanfter Sommerwind. Ich hatte einige neue Pferde von Bekannten gekauft um meine Zucht auszubauen und wartete nun darauf, dass ein guter Freund, den ich für den Transport geauftragt hatte, sie mir brachte. Der erste im Bilde war ein schwarzer Quarterhengst namens Alan's Psychodelic Breakfast, mit außergewöhnlichen Beinabzeichen, den ich von kira gekauft hatte. Dieser war eher der verschmußte und doch unter dem Sattel sehr starke Hengst und hatte bereits sogar einen kleinen Sieg in einem Galopprennen gehabt. Der zweite Hengst war Chapter 24 ein wirklich sehr außergewöhnlicher Rappschecke. Selten hatte ich ein Painthorse mit derart viel Behang gesehen und mich direkt in ihn verliebt. Unter dem Sattel war er ein echtes Kraftpaket und wie unermüdlich. Auch Elasso, der dritte Neuzugang war ein Westernpferd, ein brauner Quarterhorsehengst, der sogar bereits gekört war uns sich deshalb perfekt für die Zucht eignete. Zufrieden dachte ich über die drei Neuzugänge nach und lehnte mich zurück. Nach einiger Zeit hörte ich ein Auto vorfahren, als ich hochschaute bemerkte ich, dass es Jakob mit dem Pferdetransporter war. Da ich die Paddockboxen schon heute morgen vorbereitet hatte brauchte ich mich nun nicht mehr darum zu kümmern. Freudig begrüßte ich meinen Freund und wir luden zusammen die Pferde ab und brachten die Hengste in ihre neuen Boxen. Dort schauten sie sich ersteinmal genau um. Besonders Chapter 24 war aufgeregt und erkundete auch direkt seinen Paddock. Alan und Elasso kauten genüsslich ihr Heu und schauten aufmerksam hin und her. Da sie sich alle ganz gut benahmen beschloss ich, Jakob beim säubern des Transporters zu helfen und später nocheinmal nach den drei Hengsten zu schauen.

      Hufschmiedbericht
      Juli 2013, by NeverTheLess
      Endlich hatte ich meine Schmiede eröffnen und somit auch meinen Traum erfüllen können. Schon immer wollte ich Hufschmiedin werden, wobei meine Eltern und meine Geschwister nicht sonderlich viel davon hielten. Ich hatte mich vorher auch immer gefragt, ob man mit diesem Beruf seinen Lebensunterhalt zahlen könnte, aber als heute der erste Auftrag in meine Schmiede kam, wusste ich, dass es bergauf ging. Ich sollte acht Pferde von Rajandra mit dem Sonderbeschlag Western beschlagen und ihre Hufe korrigieren und ausschneiden. Ich packte alles sorgfältig ein und fuhr dann los. Ihr Hof war nicht allzu weit entfernt, deswegen war ich schon nach fünfundzwanzig Minuten auf dem Parkplatz. Ich sah, wie Rajandra das letzte Pferd noch anband, dann begrüßte sie mich. Ich holte sofort meine Sachen heraus und ging meiner Arbeit nach. Als erstes war Candy and a Current Bun dran. Ich holte den Hufauskratzer und kratzte ihre Hufe so weit aus, bis man keinen Dreck mehr sah. Dann bürstete ich eben noch drüber, bevor ich die Feile holte und das überflüssige Horn entfernte. Dies wiederholte ich bei den restlichen drei Hufen und ich beschloss, erst alle anderen Pferde auszuschneiden und zu korrigieren, bevor ich sie beschlug. Daher machte ich das gleiche mit der Feile und dem Hufauskratzer auch bei Your possible Pasts, On the turning away, Interstellar Overdrive, Wearing the Inside out, Chapter 24, Alans psychodelic Breakfast und Elasso. Als ich fertig war, holte ich die ersten vier Hufeisen für Candy and a current Bun und erhitzte sie, bis ich die Hufeisen an Candy's Hufe anpasste und sie schließlich einbrannte. Mit Nägeln befestigte ich sie dann und schlug die herausstehenden Nägel aus der anderen Seite heraus. Das gleiche wiederholte ich auch mit allen anderen Pferden, nur bei Alan und Interstellar brauchte ich ein wenig Hilfe von Rajandra, da sie ihre Hufe kaum heben wollten, als sie das heiße Eisen sahen. Rajandra ließ noch alle Pferde auf der Weide laufen, damit ich sehen konnte, ob einer der acht Probleme hatte, doch alle konnten gut laufen. Ich verabschiedete mich schließlich von Rajandra und konnte nun meine Sachen einpacken und wieder zurück in die Schmiede fahren.

      Ausritt
      Oktober 2013, by Rajandra
      Nach dem untypischen Training für Chapter 24 war ich nun auf dem Weg zu dem Quarterhorsehengst Alans Psychodelic Breakfast. Er stand in seiner Paddockbox, da es bis eben geregnet hatte. Ich ging zu ihm und begrüßte ihn mit freundlichen Worten und Kraulen. Dann zog ich ihm das Halfter über und band ihn vor der Box an. Dort putzte ich ihn gründlich zuerst mit dem Striegel, dann bürstete ich den Staub mit der Kardätsche aus. Anschließend kämmte ich die kurze, sportliche Turniermähne des Hengstes und verlas den Schweif. Zum Schluss kratzte ich alle vier Hufe sorgfältig aus und brachte dann den Putzkasten weg. Um nicht zwei Mal laufen zu müssen nahm ich auf dem Rückweg aus der Sattelkammer direkt Alan’s schweren Westernsattel, sein Westernpad, seine Trense und ein paar Gamaschen mit. Alles legte ich ihm nach und nach ordentlich an bis alles an ihm befestigt war. Dann führte ich ihn aus dem Stallgebäude heraus und stieg am Putzplatz auf. Im Schritt ritt ich mit ihm los ins Gelände. Mit ihm würde ich heute länger ausreiten gehen um seine Kondition etwas zu verbessern. Nach einer ganzen Weile im Schritt, in der Alan ruhig und entspannt vorwärts schritt, ließ ich ihn bis in den Trab beschleunigen. Entspannt ging er in die Dehnungshaltung und wölbte den Rücken gut auf, während ich kaum etwas anderes als sitzen tun musste. Ich genoss den kühlen Wind auf meinem Gesicht und trabte eine ganze Zeit so, bis der Weg endete. Ich bog auf einen anderen Pfad ab. Da dieser sehr schmal war blieb ich im Schritt, bis wir wieder zu einem breiteren Weg kamen. Dort trabte ich an und ritt auf eine kleine Anhöhe zu. Kurz bevor wir diese erreichten schnalzte ich ein Mal leise und sofort schoss Alan im gestreckten Galopp voran. Es schien, als habe er nur auf diesen Moment gewartet und viel zu schnell waren wir oben auf dem kleinen Berg angekommen, sodass ich noch ein wenig weiter galoppierte. Dann jedoch musste ich wieder durch parieren, da der Weg steinig wurde und ich Schritt ritten wir weiter. Alan war nun hibbelig von dem schnellen Galopp und wartete nur auf die nächste Chance wieder galoppieren zu dürfen. Diese bot sich schon bald und wieder galoppierten wir schnell los. Anschließend parierte ich ihn wieder durch und wir trabten und galoppierten noch einige Male ziemlich flott, bevor ich ihn endgültig in den Schritt durch parierte und zurück zum Hof ritt. Dort wieder angekommen sattelte ich ihn ab und gab ihm sein Kraftfutter. Nachdem er sein Futter komplett verschlungen hatte, holte ich noch eine Abschwitzdecke aus der Sattelkammer, da er ziemlich verschwitzt war. Eingedeckt führte ich ihn in seine Box und gab ihm noch einen Apfel zum Abschied, bevor ich weiter ging.

      Stressige Tage
      Dezember 2013, by Rajandra
      Nachdem die letzte Woche ziemlich stressig gewesen war, und alle Pferde täglich gearbeitet hatten, beschloss ich heute den Tag etwas ruhiger anzugehen und den meisten Pferden heute einen Weidetag zu gönnen. Ich trank noch schnell in ein paar zügigen Schlucken meinen Kaffee aus und zog mir dann meine dicke Winterjacke über bevor ich das Haus verließ. Sofort schlug mir die eisige Kälte ins Gesicht und ich beschloss mich zu beeilen und die Pferde schnell auf die Koppeln zu bringen, um möglichst schnell wieder in den warmen Stall zu kommen. Zuerst schnappte ich mir in der Sattelkammer die Halfter von den beiden Hannoveranerstuten Seference Suprime und Atraxe. Beiden kratzte ich in der Box schnell die Hufe aus, zog ihnen eine warme Thermodecke an und legte ihnen zum Schluss noch ein paar Springglocken an, dann ging ich mit ihnen aus dem Stall hinaus in die Kälte. Den Stuten machte das Wetter nichts aus, sodass sie kurz nachdem ich ihnen auf der Koppel die Halfter ausgezogen hatte, sofort buckelnd losrannten. Leise musste ich Lachen und schaute den beiden noch ein wenig zu, ehe ich wieder in den Stall ging und The Post War Dream, Obscured by Clouds und Late Night Tales holte. Auch ihnen kratzte ich wieder die Hufe aus, legte ihnen die Glocken an und deckte sie warm ein, dann ging es für die drei auf die Koppel. Ungeduldig scharrte Clouds, als ich das Koppeltor öffnete. Kaum hatte ich ihren Strick gelöst rannte sie auch schon im Renntempo davon und genoss ihre Freiheit. Die anderen beiden folgten auf der gegenüberliegenden Hengstwiese, weil Obscured immernoch aufgeregt rumhüpfte waren die zwei Hengste auch ungeduldig. Während ich das Gatter öffnete und sie zu mir umdrehte löste ich die Stricke und sie trabten beide befreit über die Wiese. Die Halfter hängte ich an den Haken ans Tor, so musste ich sie später beim Reinbringen nicht mehr suchen. Die nächsten Pferde waren Na’im, Farasha, Bubi, Rubicon und Pete’s Peppermill. Zuerst kratzte ich einem nach dem anderen die Hufe aus, kramte dann aus der Sattelkammer für jeden seine passende Decke raus und legte sie ihnen an. Dann schnappte ich mir Na’im, Bubi und Pete und führte die drei zuerst auf die Koppel. Anschließend brachte ich Rubicon zu den Hengsten und Farasha zu Obscured auf die Stutenweide. Die Hengste widmeten sich eher dem Gras, anstatt zu spielen, lediglich Na’im versuchte einmal die anderen Pferde zum Spielen zu animieren, hatte jedoch keinen Erfolg. Wieder im Stall machte ich Dante und Rabbani fertig für die Koppel, dann brachte ich auch die beiden hinaus. Aus dem Turnierpferdestall fehlten nun nur noch Svea, Fanja und Ravallo. Ravallo wollte ich jedoch heute noch etwas reiten, da der Hengst schon am vorigen Tag frei gehabt hatte. Ich brachte also noch schnell die beiden Stuten hinaus, nachdem ich ihnen die Hufe ausgekratzt hatte, sie neu eingedeckt hatte und ihnen Glocken angezogen hatte. Anschließend machte ich mich auf den Weg zu Ravallo, der wiehernd in seiner Paddockbox umher lief, da er nun der einzige im ganzen Stall war. Als er meine Stimme hörte beruhigte er sich jedoch schnell wieder und stand brav still während ich ihm seine Decke auszog und anfing ihn gründlich zu säubern. Zuerst entfernte ich den groben Schmutz mit der Wurzelbürste aus seinem Fell, anschließend nahm ich mir eine Kardätsche und bürstete auch den Staub aus. Die Hufe kratzte ich gründlich mit dem Hufkratzer aus, bevor ich als letzten Schritt Mähne und Schweif verlas. Dann lief ich schnell in die Sattelkammer und holte von dort Ravallo’s Trense, seine Gamaschen sowie seinen Sattel. Alles legte ich ihm vorsichtig an und ging dann mit ihm in die nahe gelegene Reithalle. Dort angekommen schloss ich schnell wieder das Tor hinter mir um nicht zu viel kalte Luft hinein zu lassen und stieg dann auf. Der erst frisch angerittene Hengst stand noch immer etwas unruhig beim Aufsteigen, ließ mich jedoch gewähren und beruhigte sich beim Schritt reiten auch langsam wieder. Nach zwei Runden außen herum fing ich an einen Zirkel zu reiten, wobei er erst etwas unsicher seitwärts lief, bevor er nachgab, sich bog und den Zirkel brav lief. Ich lobte ihn sofort und machte weiter mit großen Wendungen. Nachdem dieses wieder gefestigt war fing ich an zu traben. Hierbei ließ ich meine Zügel noch halblang und verlangte nur Zirkel als Hufschlagfiguren von ihm, alles weitere würde ihn zu sehr aus dem Gleichgewicht bringen. Ravallo lief jedoch ganz artig und gab sein Bestes. Zum Abschluss dieser Reiteinheit wollte ich ihn heute zum ersten Mal angaloppieren. Sanft saß ich aus und trieb Ravallo weiter bis er – erst etwas unsicher – in den Galopp fiel. Sofort lobte ich ihn und hörte nach einer halben Runde überglücklich auf. Ich trabte ihn noch zwei Runden am komplett hingegeben Zügel ehe ich ihn zum Schritt durchparierte, abstieg und ihn trocken führte. Anschließend ging ich mit ihm zurück in den Stall, wo ich ihm sein Sattelzeug abnahm, ihm eine Abschwitzdecke überwarf und sein Kraftfutter gab, welches er sich redlich verdient hatte. Dann ging es auch für ihn auf die Koppeln. Ich stellte ihn zu Dante und Rabbani, die sich über den Neuzuwachs freuten und wieder anfingen zu spielen. Nun hatte ich den ersten Stall komplett versorgt und schaute auf die Uhr. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass Stelli in einer halben Stunde schon zum Ausritt kommen würde. Ich schnappte mir schnell Candy and a Current Bun, Your Possible Pasts und Throw a Diva, band die drei nebeneinander an, kratzte ihnen die Hufe aus und zog allen dreien eine warm Decke an. Schnell waren die drei auf der Wiese und versorgt und ich ging weiter zu On the Turning Away und Wearing the Inside Out. Während ich bei Inside gerade die Hufe auskratzte, hörte ich auf einmal Stellis Stimme von hinten, die mich begrüßte. Ich kratzte noch schnell den Huf fertig aus und umarmte sie dann zur Begrüßung. Stelli bot mir ihre Hilfe beim Hinausbringen der Pferde an, was sehr hilfreich war, angesichts der vielen Pferde die noch auf die Koppeln mussten. Wir teilten uns die Arbeit auf, sodass Stelli die beiden eindeckte während ich noch Turning’s Hufe auskratzte, dann brachten wir die beiden hinaus. Anschließend holten Stelli und ich Chapter 24, Alans Psychodelic Breakfast, Elasso, und The Blister Exists. Schnell hatten wir die vier Hengste versorgt und hinausgebracht. Ich bedankte mich bei Stelli und fragte sie, wen sie nun gerne reiten würde. Sie antwortete mir, dass sie gerne mal die noch recht neue Stute Shattered Glass selber reiten würde, da ich in meinen Erzählungen immer von ihr geschwärmt hatte. Lachend gab ich ihr das Halfter und holte mir dann Interstellar Overdrives Halfter. Da beide mit einer leichten Übergangsdecke in der sauberen Paddockbox gestanden hatten, waren wir zügig mit dem Putzen fertig und befanden und schon kurz darauf beim Satteln. Stelli fand schnell Shattered’s Sattel sowie ihre Trense und rüstete die Stute für den Ausritt aus. Auch ich hatte Männi komplett geputzt und legte ihm nun vorsichtig den Sattel auf bevor ich sorgfältig den Sattelgurt zuzog. Anschließend trenste ich schnell und legte ihm ein Paar Gamaschen an. Auch Stelli hatte fertig gesattelt sodass wir uns in den Sattel schwangen und uns auf den Weg in Richtung Wald machten. Die Paint Horses waren beide gut drauf und gingen flott vorwärts, sodass wir sie anfangs ziemlich zügeln mussten, damit sie im Schritt blieben. Bald schon kam jedoch die erste Trabstrecke in Sicht und die Zwei beruhigten sich während dem flotten Trab am hingegebenen Zügel etwas. Nach weiteren Trabeinheiten kamen wir schließlich zu der ersten Galoppstrecke. Als ich Stelli gerade fragte, ob sie fertig zum galoppieren war schoss Männi unter mir auch schon im Renngalopp los und auch Shattered folgte ihm geschwind. Wir lachten beide und genossen den kühlen Wind, der in unser Gesicht peitschte während die Pferde sich ein Kopf an Kopf rennen lieferten. Am Ende gewann Shattered mit einem knappen Vorsprung und ließe sich auch nur wiederwillig bremsen, dennoch strahlte Stelli übers ganze Gesicht ung schwärmte von der Stute. Wir trabten und galoppierten noch einige Male bevor wir im gemütlichen Schritt zurück zum Hof ritten und dort die beiden versorgten und anschließend zusammen auf die Koppeln brachten. Leider musste Stelli dann schon wegen einiger Tierarzttermine schon wieder fahren, sodass wir uns trennen mussten. Ich gönnte mir nun auch eine kleine Pause und trank einen Kaffee im Haus bevor ich wieder hinaus ging und die beiden Hengste Mejorano und Aerion holte. Rano war erst vor Kurzem angekommen, verstand sich aber auf Anhieb gut mit dem Mustanghengst Rio, sodass ich die beiden heute zum ersten Mal zusammen laufen lassen wollte, in der Hoffnung, dass beide etwas miteinander spielen würden. Zuerst jedoch musste ich beide putzen, was jedoch wie zuvor mit Stelli recht schnell ging und die meiste Arbeit eigentlich aus dem Hufe auskratzten und dem Langhaar verlesen bestand. Als ich beide fertig geputzt hatte lief ich in die Sattelkammer wo ich für beide jeweils ein paar Springglocken holte und sie ihnen anlegte, dann ging ich mit ihnen hinüber zu der Halle. Drinnen machte ich sie los und beobachtete erst mal ihre Reaktionen. Beide quietschten sich etwas an, tobten aber kurz später schon ausgelassen zusammen in der Halle herum. Nach einer guten halben Stunde, in der ich das Spiel der beiden Hengste beobachtet hatte, fing ich beide wieder ein und brachte sie zurück in die Boxen, wo ich ihnen ihre Decken wieder anlegte und ihnen etwas Futter brachte. Nun musste ich noch alle Pferde von den Koppeln wieder hinein holen, bevor die kalte Nacht hinein brechen würde. Ich beeilte mich und hatte nach gut einer Stunde endlich alle Pferde zurück in den Stall gebracht und umgedeckt sowie Hufe ausgekratzt. Ermüdet ging ich nun in das Wohnhaus wo ich noch Abendessen kochte und auf Stelli wartete um mit ihr gemeinsam zu essen.

      Tägliche Arbeit
      Mai 2014, by Rajandra
      Jedesmal wenn ich irgendwo eingeladen war nahm ich mir vor, nicht so lang zu bleiben, da ich jedentag um die gleiche Zeit aufstehen musste, egal ob Wochenende, Feiertag, Geburtstag, Schnee und Eis, Sonnenschein - die Pferde warteten. Auch wenn ich es jedesmal bereute, länger geblieben zu sein wurde ich daraus nicht schlauer und auch bei der nächsten Einladung blieb ich lange. Mit leichten Kopfschmerzen war ich aus dem Bett gekrochen und hatte mich fertig gemacht. Meinen ersten Kaffe schlürfte ich recht schnell herunter und schlüpfte in Stallschuhe und Jacke, wickelte mir einen Schal um den Hals und ging raus. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich zog die Jacke zu, denn es war kühl. Ein angenehmes sommerliches Kühl, die frische Luft tat gut und meine Kopfschmerzen waren fast nicht mehr bemerkbar. Als ich in den Stall hinein kam fingen die Pferde an zu grummeln, denn sie wussten, dass es nun Raufutter gab. Ich hatteFeiertagsdienst, das hieß ich war allein und musste die Arbeit somit auch allein erledigen. Zum Misten kamen unsere zwei Stallburschen Lukas und Navid, aber den Rest musste ich selbst machen. Alle meine Pferde bekamen Heu und da wir noch einige Ballen sehr gute Silage hatten und einer offen stand bekamen sie auch zusätzlich jeder eine kleine Menge Silage dazu. Nachdem ich im Zucht und Tunierpferdestall, im Zucht und Westernpferdestall und auch im Fohlen und Jungpferdestall Raufutter gefüttert hatte ging ich ins nochmal ins Wohnhaus um zu Frühstücken. Es war viertel vor acht, ich schmierte mir ein Brot und schenkte noch eine Tasse Kaffee ein. Dann drehte ich das Radio an und hörte mir die Nachrichten an. An Feiertagen konnte ich immer entspannt frühstücken und hatte keinen Zeitdruck. So hatten die Pferde etwas Zeit zwischen Rau und Kraftfutter. Als ich mit Frühstücken fertig war zeigte die Uhr kurz vor halb neun, weshalb ich beschloss zum Kraftfutter füttern über zu gehen. Nachdem ich damit fertig war und die Pferde aufgefressen hatten brachte ich zuerst die Pferde heraus, die heute frei hatten, da sie die letzten Tage gut gearbeitet hatten. Aus dem Zucht und Turnierpferdestall durften Pete's Peppermill, Ravallo, The Post War Dream, Obscured by Clouds, Fanja, Dante, Svea und Aestas Amor direkt auf die Wiesen, der Rest musste heute noch etwas arbeiten und kam erst später raus. Aus dem Zucht und Westernpferdestall durften alle Pferde direkt raus, denn bis ich mit den anderen fertig war konnte es etwas dauern und auch den Jungpferden machte ich das Gatter vom Offenstall zu den Wiesen auf. Nun konnte ich endlich anfangen die Pferde zu arbeiten, da ich einige von ihnen Freispringen lassen wollte baute ich in der Halle zuerst einmal eine Reihe an der langen Seite auf. Erst zwei Kreuze zu einem In-Out, dann ein Galoppsprung zum nächsten Steil, zwei Galoppsprünge folgten bis zum nächsten Steilsprung wohinter zum Abschluss ein Oxer folgte. Schnell stellte ich noch die Fänge an die Seite und ging dann zurück in die Stallgasse. Die erste die dran kam war Seference Suprime. Ich begrüßte meine Falbstute freundlich und kratzte ihr die Hufe aus, dann führte ich sie aus der Box, putze draußen einmal kurz drüber und legte ihr Gamaschen an. Danach gingen wir in die Halle, wo ich sie zunächst einmal einige Runden Schritt führte und sie dann auf beiden Händen in allen drei Gangarten an der Longe etwas aufwärmte bevor es zum Springen ging. Als sie Seference soweit war ließ ich sie von der Longe und lenkte sie in die Freispringgasse. Da die Hindernisse noch sehr klein waren meisterte die Stute dies mit links und ich wiederholte dies einige Male mit ihr bevor ich die Hindernisse erhöhte. Auch dies machte die Falbstute sehr routiniert und ohne Probleme. Als ich ein letztes Mal erhöhte kam Sefi leicht unpassend herein und warf eine Stange ab die ich danach gleich wieder aufbaute und sie dann noch zwei Mal springen ließ. Sie hatte zwar noch viel Luft gehabt nach oben, jedoch ging es mir nur darum die Routine beizubehalten und so war es eine gute Übung gewesen. Seference durfte sich noch wälzen während ich die Hindernisse wieder kleiner machte und als sie damit fertig war führte ich die Stute noch ein wenig trocken bevor ich sie in die Box zurück brachte. Die Gamaschen nahm ich ihr wieder ab und machte dann mit Atraxe und Late Night Tales weiter, mit denen ich genauso vorging wie bei Seference Suprime. Auch diese zwei waren sehr routinierte Pferde, die keine Probleme mit der Reihe hatten und ebenfalls so gut wie keine Abwürfe. Atraxe war dabei noch etwas geschickter als Late Night Tales, da es für den großen Dunkelbraunen etwas enger war als für die zwei Stuten, doch auch er machte es gut. Danach nahm ich mir noch Silberstern und Springbreak vor. Auch diese zwei mussten Freispringen, allerdings erhöhte ich bei ihnen nicht so viel wie bei den anderen, da sie beide noch nicht oft Freigesprungen waren. Trotz des ein oder anderen Abwurfes machten sie es sehr gut. Springbreak neigte dazu in einem übereilten Tempo in die Reihe zu kommen, merkte dann aber von allein, dass sie zurück kommen musste und Silberstern hielt sich anfangs noch etwas im Rücken fest, was er aber von mal zu mal verbesserte und lockerer wurde. Als ich mit diesen fünf fertig war entließ ich sie auch schoneinmal auf die Weide und baute danach ab. Nun wollte ich nämlich die restlichen Pferde reiten. Bubi und Rubicon arbeitete ich beide gut durch, da sie bald wieder die ersten Turnierprüfungen anstehen hatten und so übte ich mit den beiden auch viele einzelne Lektionen und ritt zum Schluss noch die ein oder andere Aufgabe durch, sodass beide auch gut geschwitzt aus der Trainingseinheit gingen. Mit Rabbani hingegen ging ich erst eine kleine Runde zum Aufwärmen durchs Feld und ritt ihn nur locker in allen Gangarten auf dem Platz, da jetzt zur Vormittagszeit langsam die Sonne heraus kam. Er hatte sich in letzter Zeit auf den Turnieren gut gemacht und so wollte ich heute nur ein wenig locker reiten. Nach ihm war Golden Lights an der Reihe, meine neue vierjährige Westfalenstute. Die kleine führte ich zum Aufwärmen noch um den See und auf dem Platz ritt ich sie auch nur schön flüssig in allen drei Gangarten auf beiden Händen. Sie machte sich sehr gut und blieb immer schön bei mir, das gefiel mir an Goldi sehr. Nach einer guten halben Stunde ließ ich die Zügel aus der Hand kauen und ritt noch etwas Schritt am langen Zügel. Dann stieg ich ab und ging mit ihr zurück in die Stallgasse, wo ich die Palominostute vom Zubehör befreite und sie gleich auf die Weide brachte. Auch die anderen achte entließ ich nun auf die Weide und nachdem jetzt alle meine Pferde auf der Weide waren ging ich ins Wohnhaus, denn es war langsam Mittagszeit und ich hatte Hunger bekommen.

      Bodenarbeit
      November 2014, by Rajandra
      Ich freute mich, heute würde ich etwas mit Alans Psychodelic Breakfast ♣ machen. Alan war einfach ein toller Kerl – kraftvoll und verschmust zugleich – die perfekte Mischung! Als ich in die Stallgasse trat, roch ich den Duft von frischem Heu. Alan hatte seine Portion bereits fast aufgefressen und fand es daher nicht schlimm, dass ich ihn jetzt störte. „Na du Spinner“, begrüßte ich den Hengst liebevoll. Alan drückte mir sofort seine Stirn gegen den Bauch – das machte er immer so, wenn er gekrault werden wollte. Also kam ich seinem Wunsch nach und genoss die Kuschelrunde und die ruhige Zweisamkeit. „So, das reicht erst mal. Jetzt müssen wir mal was arbeiten, nachher kraule ich dich noch ein bisschen“, meinte ich zu ihm, während ich ihm das Halfter anzog. Bereitwillig folgte der Hengst mir aus der Box zum Putzplatz. Dort hatte ich bereits alles bereitgestellt, sodass ich sofort mit dem Putzen beginnen konnte. Putzen war für Alan fast genauso entspannend, wie Streicheleinheiten und daher konnte man ihm richtig ansehen, wie er die Bürstenmassage genoss. Mithilfe eines Kamms entwirrte ich Mähne und Schweif, danach kratzte ich die Hufe aus.
      Da Alan in den letzten Tagen nicht viel gearbeitet worden war, entschied ich mich, heute erst einmal vom Boden aus mit ihm zu trainieren. Ich wechselte das Stallhalfter gegen ein Knotenhalfter aus und nahm den langen Bodenarbeitsstrick dazu. Da der Himmel sich langsam zuzog, entschied ich mich für die Reithalle.
      Auf dem Weg zur Halle erwachte Alan und fing an, ein wenig zu tänzeln. In der Halle angekommen löste ich zunächst den Strick vom Halfter und ließ den Hengst erst einmal rennen. Das war auch gut so, denn nun sah man, welche Power sich in den letzten Tagen angestaut hatte. Im Galopp preschte er buckelnd durch die Halle und zeigte wunderbare Roll Backs – nicht umsonst hatte er den Spitznamen Spinner erhalten.
      Nach etwa zehn Minuten wurde der Hengst etwas langsamer. Ich rief ihn und Alan kam sofort zu mir. Dann hakte ich den Strick wieder ein und longierte ihn zunächst ein wenig am Halfter. Um seine volle Aufmerksamkeit zu erhalten, spielte ich nach dem Longieren das Pat Parelli „Stachelschweinspiel“ mit ihm. Alan kannte dies bereits und wusste, dass er auf leichten Druck meiner Finger mit dem entsprechenden Körperteil weichen sollte. Hier war er sehr feinfühlig und ich benötigte nicht viel Druck, um Voder- oder Hinterhand zu bewegen. Das klappte sehr gut und daher übte ich nun das gerade Rückwärtsrichten auf Stimme. Hier wurde er immer wieder etwas schief. Doch mithilfe des langen Seils, konnte ich ihm das bewusst machen und in gerade richten. Danach übte ich auf beiden Händen ein paar Seitengänge. Auch hier machte der Hengst gut mit. Wenn es ums Arbeiten ging, war Alan meist hochkonzentriert bei der Sache.
      Zum Schluss entfernte ich noch einmal den Strick und ließ Alan noch eine Runde laufen. Ich wusste, dass er es liebte, sich im Hallensand zu wälzen. Und auch diesmal dauerte es nicht lange, bis er sich hinlegte und das Sandbad genoss.
      Anschließend brachte ich ihn zurück zum Putzplatz, wechselte das Halfter, bürstete den Sand aus seinem Fell und kratzte noch einmal die Hufe aus. Zur Belohnung erhielt er eine kleine Portion Kraftfutter. Da seine Box gerade gemistet wurde, zog ich ihm die Regendecke über und brachte ihn auf den Paddock. Zum Abschied kraulte ich ihn noch ein paar Minuten, was der Hengst wieder sichtlich genoss.

      Tierarztbesuch - Routineuntersuchung

      Februar 2015, by Eddi
      Nachdem wir unsere kleine Kaffeepause ausgiebig genossen hatten und die ersten Impfpässe nun alle fertig ausgefüllt waren, ging es im nächsten Stall direkt weiter. Diesmal befanden wir uns unter den Westernpferden und ich war mir ziemlich sicher, dass diese wesentlich entspannter sein würden. Doch Candy an a Current Bun bewies uns schon einmal das Gegenteil: Hoch motiviert trat die Stute nach mir aus, als ich die Temperatur kontrollieren wollte und war auch sonst nicht gerade der größte Sonnenschein. "Geht ja gut los!", meinte ich lachend, nachdem die Gute endlich geimpft und entwurmt war. Als nächstes war Your Possible Pasts an der Reihe und diese Stute war mir wesentlich sympatischer. So waren wir auch viel schneller fertig und keiner von uns beiden war genervt oder gestresst. Es ging auch ruhig weiter und so ließ sich On the turning Away ohne Probleme impfen und schluckte auch die Wurmkur ohne mit der Wimper zu zucken. Der Hengst Interstellar Overdrive war zwar nicht sonderlich begeistert von mir und meinem Beruf, hielt aber tapfer still und hatte nach zehn Minuten dann auch die Untersuchung und Impfungen hinter sich. Leider fiel Wearing the Inside out schon wieder aus der Reihe und machte mächtiges Theater, besonders als ich sie impfen wollte, wurde die Stute so unruhig, das selbst Rajandra sie kaum noch bändigen konnte. Chapter 24 und Alans Psychodelic Breakfast ließen uns hingegen wieder in Ruhe unsere Arbeit machen und waren dementsprechend auch schnell fertig. Auch Elasso und The Blister exists machten keine Probleme und so waren wir schon fast am Ende des Westernstalls angelangt. Shattered Glass maulte bei den Spritzen ein wenig herum, aber Rajandra hielt sie vorne fest und ich beeilte mich mit den Impfungen und dann war auch das geschafft. Als das letzte Pferd, Silky Rose Chex, fertig war, setzten wir uns wieder ins Reiterstübchen und machten nacheinander die Impfpässe fertig.

      Arbeitsentlastung
      März 2015, by Stelli
      Um Rajandra nicht noch mehr Sorgen und Kummer zu bereiten, erklärte ich mich bereit, ihre Pferde zu versorgen. Ich ging zuerst in den Turnier und Zuchtpferdestall und fing dort mit meiner Arbeit an. Zuerst stellte ich Stuten und Hengste getrennt nach draußen auf Paddocks oder Koppeln. Seference Surprime und Atraxe kamen zusammen raus, genau wie Petes Peppermill und Bubi. Im Stall zurück nahm ich mir Rubicon und The Post War Dream, stellte die beiden Hengste jedoch einzeln auf je ein Paddock. Obscured by Clouds und Fanja stellte ich mit auf die Stutenkoppel. Der Schimmelhengst Dante kam, genau wie Late Night Tales auf einen Hengstpaddock. Aestas Amor kam mit seinem Kumpel Silberstern auf ein kleines Koppelstück. Anschließend stellte ich Spring break und Golden Lights auf die Stutenkoppel dazu. Danach ging es zu dem Westernpferdestall. Auch dort durften die Pferde auf die Koppel. Wieder im Zweierpack stellte ich Candy and a Currend Bun und On the Turning Away auf die Stutenkoppel westlich des Stalls. Der Hengst Interstellars Overdrive kam einzeln auf ein Hengstpaddock. Wearing the Inside Out, Silky Rose Chex und Shattered Glass dagegen kamen zu den Stuten dazu. Die hengste Chapter 24, Alans Psychodelic Breakfast, Elasso, The Blister Exists verteilte ich wiederrum auf Paddock und Hengstkoppeln. Die Pferde im Fohlen und Jungpferdestall standen entweder im Offenstall oder in Paddockboxen. Trotzdem durften diese heute alle zusammen auf die Weide. Demnach brachte ich Ceredwen, Little Askim, Piccobello, Burnin' Malcolm, Crest und Ilviny nach draußen. Als alle Pferde draußen waren mistete ich die Boxen ab und streite sie frisch über, machte danach Futter und gab den Pferden Heu. Ich hinterließ Rajandra eine kurze Message, dass ihre Pferde versorgt waren.

      Unterstützung
      August 2015, by Eddi
      Ich hatte Rajandra versprochen, ab und an bei ihr vorbeizuschauen und ihr unter die Arme zu greifen. Heute war im Kalender ein dickes rotes "GTH" eingeschrieben und ich erahnte bereits, dass ich spät dran war, weil ich es total vergessen hatte. Eilig frühstückte ich zu Ende und zog mich dann an, um mich dann so schnell wie möglich auf den Weg zu Rajandra zu machen, so wie es aussah, war ich heute auch mit den Pferden alleine dran, aber wenn ich Glück hätte, würde Stelli zumindest auch einmal kurz vorbeischauen und mir helfen. Doch nun hieß es erst einmal füttern und rausbringen. Das war bei den ganzen Pferden gar nicht so leicht und es dauerte ein Weilchen, ehe ich damit durch war und mich den Boxen widmen konnte. Wie erwartet kam Stelli tatsächlich vorbei und zu zweit waren die Boxen wesentlich schneller sauber. Wir wollten ein wenig die Fohlen betüddeln, weshalb wir uns zuerst Ceredwen und Little Askim holten, die beiden putzten und spazieren gingen. Danach waren Piccobello, Burnin' Malcolm und Crest an der Reihe. Ich half putzen, ehe Stelli die drei in der Halle laufen ließ und in der Zwischenzeit putzte ich noch Ilviny und brachte sie dann wieder auf die Weide. Stelli half mir auch noch bei einem Teil der Zucht- und Sportpferde, so dass dann bereits Seference Surprime, Atraxe, Pete's Peppermill, Bubi und Rubicon fertig waren, als Stelli sich wieder verabschiedete. Genug zu tun hatte ich aber trotzdem noch. The Post War Dream und Obscured by Clouds packte ich in die Führanlage und in der Zwischenzeit holte ich Fanja, putzte und longierte sie. Danach waren Dante und Late Night Tales an der Reihe, welche gemeinsam Freispringen durften. Aestas Amor und Silberstern putzte ich nur gründlich und brachte sie dann zurück. Spring Break und Golden Lights wiederum ritt ich heute sogar noch und schon waren die Turnierpferde geschafft. Nun waren die Westernpferde an der Reihe, da ich mich dort aber nicht so gut auskannte, beließ ich es lieber beim Putzen und der Bodenarbeit. Im Schnelldurchlauf kümmerte ich mich dementsprechend um Candy and a Current Bun, On the Turning Away, Interstellar Overdrive, Wearing the Inside Out, Chapter 24, Alans Psychodelic Breakfast, Elasso, The Blister Exists, Shattered Glass und Silky Rose Chex. Der Tag neigte sich dann auch schon dem Ende zu, also machte ich die Abendrationen Heu fertig, holte die Pferde rein und fütterte sie gründlich.

      Trail LK 5 auf LK 4
      Mai 2016, by Veija
      Nun hatten wir gar nicht mehr so viele Pferde zu trainieren. Im nächsten Monat würden wir uns aber auf jeden Fall Hilfe suchen, so dass wir mehr Zeit für unsere Kunden hatten. Unsere Pferde waren dann schließlich in fachmännischen Händen.
      Nun ging es darum, Miss Holly Golightly, Only Known in Texas, Compañero, My sweet Little Secret, Kisshimbye, Alan's Psychedelic Breakfast, Shattered Glass und Chapter 24 in Trail von der LK 5 auf die LK 4 zu bringen und Possibility von der Trail LK 4 auf die LK 3.
      Anfangen würde ich diese Woche mit Possibility, weil das am wenigsten Arbeit war. So putzte und sattelte ich ihn, ehe wir in die Halle gingen und zunächst mit der Stangenarbeit anfingen. Über Stangen drüber in allen Gangarten, 360° Drehungen in einem Stangenviereck, rückwärts durch ein L und alles, was man sonst noch so mit Stangen anstellen konnte. Damit fertig brachte ich ihn wieder weg, ehe ich mir zu erst Miss Holly Golightly schnappte und die Walk- Trot Pattern durchritt, die ich zum Beginn jedes Pferd durchreiten ließ. Mit ihr fertig, machte ich das Ganze auch mit den anderen Pferden, welche ich von der LK 5 auf die LK 4 bringen sollte.
      In den folgenden Tagen schnappte ich mir jedes der Pferde jeden Tag, um immer eine der Übungen zu reiten. So übte ich am ersten Tag mit allen Pferden das Tor, am nächsten Tag die Stangen und und und.
      Im Grunde hatte ich nur vier Wochen für das Training aller Pferde eingeplant. Dass es dann doch länger dauerte, war eigentlich nicht so schlimm, nur ärgerlich, weil es den gesamten Trainingsplan durcheinander brachte.

      Pflege
      September 2016, by Sosox3
      Mein Weg führte heute zu einer Freundin von mir in Canada. Sie war die Woche verhindert und ich sollte mich um ihre Verkaufspferde kümmern. Ich hatte mich in einem Rappen verguckt und musste sagen, ich war froh Alan’s Psychedelic Breaksfast longieren zu dürfen. Der große Rappe zeigte sich von einer tollen Seite und hörte auf die Signale die man ihm gab. Als ich mit dem Longieren fertig war, brachte ich ihn auf eine Weide und machte mich wieder in den Verkaufspferdestall um die Overo-Stute Annie get your Gun. Die Stute schaute mich neugierig an und testete mich zu Beginn auch gleich aus. Ich putzte sie und sattelte sie dann ehe ich mir Blazing Flame schnappte und auch sie putzte. Ich nahm sie als Handpferd mit und machte einen Ausritt auf Annie. Die Stuten vertrugen sich gut und als ich wiederkam, schnappte ich mir die 2 Jährige Stute Colonel’s Charity und machte ein wenig Bodenarbeit mit ihr. Auch sie arbeitete gut mit und als nächste kam Comeback of a fallen Goddess um diese zu longieren. Ebenso tat ich es mit Crescent Wolf und dem Junghengst Dynur. Allesamt longierte ich sie in allen Gangarten und hatte mit letzteren einiges zu kämpfen.
      HGT’s Enjoy Nature war ein schicker Brauner und mit ihm gönnte ich mir eine kleine Pause und zum Abschluss einen Spaziergang.
      Am nächsten Tag stand ich früh auf um die nächsten Pferde zu arbeiten. Die erste war It’s me, Amira! , die ich auf einen morgendlichen Spaziergang begleitete. Kunis war weniger gut drauf heute und so machte ich mit ihm nichts, ich putzte ihn nur und stellte ihn dann auf die Weide. Magnificent Crow arbeitete ich unterm Sattel und machte viel Galopparbeit, welche ihr sichtlich gut tat. Sie schnaubte oft ab und ich lobte sie am Ende. Miss Holly Golightly hatte eine interessante Farbe und auch sie ritt ich heute. Ich putzte und sattelte sie. Ritt ein wenig in der Halle und Aaron kam mit Moon’s Naela in die Halle. „Danke, dass du mir hilfst“, lächelte ich und stieg dann ab. Only known in Texas war so verdammt zickig, dass ich sie nur auf die Weide stellte. Sheza Bat Cat war ein Fohlen von meiner ehemaligen Stute und so war sie genauso ruhig wie sie und so ritt ich mit ihr aus, so wie mit den Freizeitpferden und Western Dancer. Pount’s Püppchen war eine artige Stute. Soviel ich wusste war sie ein Araber-mix, doch war sie nicht zu temperamentvoll wie ich zu Anfang angenommen hatte. Hot Spot war auch eine liebenswerte Stute und ihr Charakter machte sie zum Top-Pferd für die Ferienranch. Black Sue Dun It, ein Engel in schwarzer Jacke und Fell aus Seide. Ihre Gänge waren federnd und gut zu sitzen, sodass sie mir kaum aus dem Kopf ging. Striga war eine interessante Stute mit mir noch unbekannter Rasse. Sie war nämlich ein Azteca. Sie putzte ich gemütlich und longierte sie dann in allen Grundgangarten.

      Auftakt in ein neues Leben
      Oktober 2016, by Veija
      In den letzten Wochen war viel auf der Ranch passiert. Ein ganzer Haufen Pferde hatte uns verlassen, ein paar waren dazu gekommen. Einige Mitarbeiter und ich hatten an einem Dressurturnier teilgenommen, an dem Aaron und Augen auf! Ich komme, sogar den ersten Platz gemacht hatten!
      Worauf wir besonders stolz waren war, dass Bellamy und Zuckerschock es geschafft hatten, den 3. Platz zu ergattern! Sehr zum Leidwesen von Octavia, die Bellamy regelrecht angeschrien hatte, weil sie eine Platzierung ergattern wollte. Nun waren wieder alle Zuhause und es hätte ja Ruhe einkehren können, wenn da nicht noch immer die Idee wäre, um zu ziehen. Svejn und ich wollten uns heute einen potenziellen Hof anschauen, denn die Ambitionen der Gips Reminder Ranch hatten sich ein wenig geändert, und auch dieser Hof gab nicht mehr das her, was er einmal versprochen hatte.
      "Svejn jetzt komm schon!", sagte ich etwas genervt und drehte den Autoschlüssel in meiner Hand hin und her. "Ich komm ja schon...", sagte er genervt und humpelt voran. Er durfte mittlerweile wieder laufen und auch reiten, aber das Laufen schien ihm noch ziemliche Probleme zu machen, weshalb er seinen Alltag lieber reitend verbrachte- zum Leidwesen seines Physiotherapeuten, denn dieser hatte ihm verboten, zu viel zu reiten. Aber er kannte Svejn mittlerweile ja sehr gut, er konnte nicht ohne reiten.
      Endlich waren wir im Auto und ich konnte los fahren. Die Fahrt verlief eigentlich relativ stillschweigend, denn Svejn musste sich auf sein Handy konzentrieren, um mir den Weg zu sagen- ich musste mich auf die Straße konzentrieren, denn diese Ranch lag wirklich weit ab vom Schuss, aber dennoch in der Nähe der Ferienranch und unserer alten Ranch.
      Dort angekommen schauten wir uns schon skeptisch um, denn die gesamte Ranch wirkte verlassen, überall waren die Zäune kaputt, Hecken und hohes Gras wucherten überall. "Hm, nicht das, was ich mir erhofft hatte.", sagte ich niedergeschlagen zu Svejn, der wohl meine Meinung teilte. "Komm, wir gehen erst mal zum Haus und lassen uns alles zeigen.", meinte er schulterzuckend und zusammen gingen wir zum Haupthaus, wo auch schon auf uns gewartet wurde. "Guten Morgen Mr. & Miss O'Connor.", sagte die junge Dame, die weder Svejn noch ich korrigierten. Svejns Name war einfach zu kompliziert. "Vorweg muss ich ihnen leider sagen, dass die Ranch in keinem guten Zustand ist, denn mein Vater ist vor etwa einem Jahr von uns gegangen und seit dem steht die Ranch leer.", erklärte sie und und fing an, uns eine kurze Runde durch das Haus zu führen. "Warum hatte ihr Vater eigentlich ein so großes Haus?", fragte ich die Dame dann bei der Tatsache, dass hier mein Team dreimal reinpassen würde. "Sie werden gleich bei der Führung sehen, dass sie hier eine riesige Ranch betreten haben. Deshalb ist auch das Haus sehr groß.", sagte sie und führte uns aus dem Haus heraus in die obere Ecke der Ranch. Dort waren zwei Offenställe mit 3 großen Koppeln. "Hier könntest du deine Pferde hin stellen.", sagte ich freudig mit einem Blick auf den Offenstall, bei dem eine große Koppel war. "Und hier könnten die Jungpferde stehen.", schwärmte ich, ehe wir weiter gingen. Es gab ein kleines Gemüsefeld, einen See und nun kamen wir an der Rennbahn an. "Wow.", sagte ich begeistert. Es war um mich geschehen, diese Ranch würde unser neues Zuhause werden. Svejn hatte meinen Blick gesehen und zwanghaft gelächelt, wir würden so viel Arbeit in die Ranch stecken müssen, bevor wir hier einziehen konnten, doch er wusste, dass wir das schaffen konnten.
      Die junge Frau zeigte uns noch den Rest der Ranch, zum Beispiel die drei großen Ställe mit Paddocks und Koppeln, die Offenställe, die Reithalle aber auch die beiden Reitplätze. Neben der Ranch gab es noch einiges an Weideland und einen großen Wald, den wir mit kaufen konnten. "Wir werden uns morgen melden.", verabschiedeten wir uns dann, ehe wir uns auf den Weg nach Hause machten. Diese Fahrt verlief wesentlich lauter. Ich quatschte Svejn die Ohren voll mit der Ranch und dass ich sie unbedingt haben wollte, auch wenn sie einfach viel zu groß für uns war. "Aber wir könnten Einsteller nehmen.", meinte ich dann und er nickte.
      Am Abend erzählte ich meinen Mitarbeitern von der Ranch und schon am nächsten Morgen befand ich mich wieder dort- diesmal in Begleitung von Caleb, damit er sich ein Bild vom Hof machen konnte. Ich legte noch immer viel Wert auf seine Meinung, weshalb ich sein OK haben wollte, bevor ich den Kaufvertrag unterschreiben wollte. Er segnete die Ranch ab und ich unterschrieb den Kaufvertrag, nachdem ich den Preis noch ein wenig gedrückt hatte. Nun kamen die verkauften Pferde der Ranch zugute, denn ohne diesen Verkauf hätten wir die neue Ranch nicht kaufen können und solange wir noch hier lebten, konnten wir die alte Ranch nicht verkaufen.
      So kam es, dass wir eine ganze Weile erst die Pferde auf der alten Ranch versorgten und dann auf die neue Ranch fuhren, um die Zäune zu reparieren, die Stallungen neu zu verputzen, und und und.

      Nun war der Tag des Umzugs endlich gekommen, auf den ich schon so lange gewartet hatte. Leider würde es nur ewig dauern, alle Pferde rüber zu bekommen, denn wir hatten noch immer 63 Pferde. Vermutlich würden bald noch ein paar Pferde den Besitzer wechseln, aber diese 63 Tiere würden allesamt mit auf die neue Ranch kommen. Ein grober Plan, wo welche Pferde hinkamen, war schon gemacht- und da man hier in Kanada oder generell in Amerika nicht so zimperlich war, was Pferde verladen anging, hatten wir uns ein paar einfache Trailer geliehen, in die die Pferde einfach hinein sprangen. Um jedoch trotzdem Verletzungen zu vermeiden, würden alle Pferde Transportgamaschen tragen, denn ganz leichtsinnig musste man ja nicht sein.
      Anfangen wollten wir mit den Jungpferden, da diese am längsten brauchen würden, bis wir sie im Hänger hatten. VK A Gun Colored Lena, Like Twist and Gun, VK Drag's Solo Queen, PFS' Blossom Magic sowie Wimpys Little Devil und ihr Fohlen GRH's Unbroken Soul of a Devil waren die ersten Pferde, die wir verluden und zur neuen Gips Reminder Ranch fuhren. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir die Tiere im Trailer hatten, doch sobald alle drin waren, waren wir ruck zuck auf der neuen Ranch und konnten die Tiere auf die Koppel entlassen. Wimpys Little Devil war wirklich ein Ruhepol, was ich nicht gedacht hatte. Ich ließ sie mit ihrem Fohlen noch ein paar Tage bei den Stutfohlen laufen, ehe Devil abgesetzt wurde und die Stute ihre Box im Trainingsstall bezog, denn wir wollten sie wieder aufbauen und im Sport laufen lassen.
      Die nächsten Pferde waren die Hengstfohlen VK Bellas Dun Gotta Gun, Bellamy' O, VK Funky's Wild Berry und PFS' VK' Snap in Style. Zusätzlich fuhren noch Cielos Double Dun It und Chocolate Dream mit. Choco und Gipsy fanden ihren Platz in ihren Stallungen, die anderen Pferde kamen auf die Koppel.
      Nun schauten wir erneut ein wenig nach den Plätzen, wo die Pferde hinkommen sollten, so dass wir in windesweile Arsil, Bahar, Daryl gone Mad, Golden Ebano, Sacramento XX, Scoubidou, Silberstern, Seattle Slew, Turf Runnder, Wildfire, Firewalker, Stiffler, Drag me to Hell, Drama Baby, My lovely Horror Kid, Nyanda, Priamos Ruffia Kincem, Shiryō, Supernova, Teasie, Wolfs Bane, Zuckerschock, Abraham van Helsing, Alan's Psychedelic Breakfast , Cauldron of Renascence , Eldrian Antrax, Funky Powerbabe, Gun and Slide, Hollywood King Gun, Hollywood's Silver Dream, Spooks Gotta Gun, Stormbringer, Amarula van Helsing, Augen auf! Ich komme, Bella Dun Del Cielo, Kristy Killings , Marly's Pluie , Snuff, Blazing Flame, Comeback of a fallen Goddess, Dakota, DunIts Smart Investment, My sweet little Secret, Ocarina of Time, Raspberry, Scarlet Sun, Snapper Little Lena, Striga, VK Aquila T Mistery, Samug, Thjalve van de Jötunheimr und Moon's Pumpkin auf der neuen Ranch hatten. Lediglich bei Zues und Raised from Hell hatten wir unsere Probleme, so dass wir sie beide sedieren mussten, um sie verladen zu können. Sie fanden auch beide einen Platz auf den Koppeln, wo sie 24/7 stehen würden, bis wir mit ihrem Training weiter gekommen waren, dass wir sie anfassen konnten. Zues würde auch bald kastriert werden. Zwar war das schade um seine Abstammung, aber wir konnten das Risiko nicht mehr eingehen und hofften, dass er es als Wallach zumindest ein wenig einfacher haben würde als jetzt als Hengst.
      Erschöpft fiel ich am Abend auf die Couch. "Ich glaube morgen gibts nen freien Tag.", lachte ich und schaute in die Runde, denn noch waren alle Mitarbeiter in der Stube bei mir. "Also.. Pferde misten, füttern und auf die Koppel bringen morgens. Es wir keins trainiert, geritten oder sonst was. Macht, was ihr wollt.", lachte ich und schaute in eine Runde zufrieden nickender Gesichter.

      Distanz E- A

      Oktober 2016, by Veija
      Heute hatte ich mir Aaron geschnappt und ihm aufgetragen, den Ponyhengst Abraham van Helsing zu satteln. Ich selbst wollte mir Alan's Psychedelic Breakfast fertig machen. Was genau ich vor hatte, das wusste mein Mitarbeiter noch nicht, aber er würde es gleich sehen.
      In Windeseile waren die beiden Hengste gesattelt- Abraham im Vielseitigkeitsset und Alan im Westernset, ehe wir nach dem Nachgurten aufsaßen und den Hof verließen. "Und was genau machen wir jetzt?", fragte Aaron mich, während er an seinem Helm herum fummelte. "Ich dachte wir zwei trainieren die beiden Hengste ein wenig in Distanz. Eine Stufe höher kann beiden nicht schaden, schließlich kann ich so auch mal sehen, was Abraham so drauf hat. Alan habe ich nur dabei, weil er momentan total aus dem Training ist und so ordentlich Muskeln aufbauen kann.", erklärte ich ihm und trabte Alan dann an. Der Hengst hatte einen flotten Trab, würde ich ihn weiter im Westernsport fördern, musste ich diesen ein wenig langsamer und gleichmäßiger bekommen, denn er lief sehr hektisch. Abraham dagegen war die Ruhe selbst und schien beim Traben fast ein zu schlafen. "Treib ihn mal ein bisschen mehr, der pennt dir unterm Hintern ein.", lachte ich und schnalzte ein paar Mal, was Alan wohl als Kommando für sich verstand und angaloppierte. Sofort nahm ich ihn zum Trab zurück. "Holla, Schnalzen heißt aber nicht galoppieren, mein Freund.", sagte ich und nahm ihn vorne minimal an, ehe ich erneut schnalzte. Er wollte ein paar Mal angaloppieren, doch ich hielt ihn vorne zurück, bis er verstanden hatte, dass er einfach nur schneller traben musste. Dann gab ich die Zügel frei, gab Küsschen und er durfte ein paar Meter galoppieren. "Gooood boooy.", sagte ich und lobte ihn, ehe Aaron mit Abraham angaloppiert kamen. "Der ist wohl nocht nicht wach.", meinte er lachend und so trabten wir eine Weile nebeneinander her, ehe wir die beiden Pferde wieder angaloppierten. Hier auf dem neuen Hof kannte ich das Gelände noch nicht so gut, weshalb wir nach einer Weile wieder umdrehten und im flotten Trab und Galopp nach Hause ritten.
      In den nächsten Tagen erweiterten wir unsere Strecken immer mehr, so dass wir auch in das Gelände der alten Ranch hinein ritten. Noch war sie nicht verkauft, aber wer wusste, vielleicht würde das ja bald noch kommen. Nach einem Monat Training konnten wir dann sagen, dass beide Pferde in der Klasse A laufen konnten.

      Trautes Heim, Glück allein?

      November 2016, by Veija
      "Hey Bellamy, schau mal. Den kennen wir doch? How I Met Joe und Be my Babe Quarter Horse Rapphengst, 8 Jahre. Ey das ist Alan!" "Wo?!", fragte ich meine Schwester geschockt und drehte den Laptop herum. "Das ist wirklich Alan!", schlussfolgerte ich und fuhr mir kurz durch die Haare. "Was kostet er, scroll mal runter.", meinte ich. "450 Joellen, dafür hat Verena ihn auch verkauft...", murmelte meine Schwester. "Ich ruf an, den holen wir zurück.", meinte ich knapp und schrieb mir die Nummer der Besitzerin auf. Rachel.. der Name kam mir bekannt vor.. Kurze Zeit später rief ich besagte Nummer an:
      "Ja hallo.. hier ist äh.. Bellamy Blake von der ehemaligen Gips Reminder Ranch, ich.."
      "Bellamy? Oh gott, geht es euch gut?", fragte Rachel besorgt.
      "Eigentlich nicht, nein. Uns geht es nicht wirklich gut. Octavia und ich sind noch übrig, die anderen sind.. gestorben. Verena, Svejn.. ein paar der Pferde...", murmelte ich betrübt.
      "Oh nein das ist ja schrecklich!! Kann ich euch irgendwie helfen?"
      "Nicht wirklich, nein. Danke... wobei, naja.. doch. Ist Alan noch zu verkaufen? Wir würden ihn gerne wieder zurückholen.", erklärte ich ihr nun mein Anliegen und wartete gespannt auf eine Antwort.
      "Ja.. ja klar. Er ist noch da, ich reservier ihn euch sofort."
      "Alles klar.. ich fliege die nächsten Tage rüber, AKU brauchen wir keine machen, der Verkauf ist ja noch nicht lange her..."
      "Ja, das stimmt. Ich schick dir meine Adresse. Tut mir Leid, was euch widerfahren ist."
      "Es ist nicht zu ändern- leider."
      "Ich wünsche euch trotzdem ganz viel Kraft."
      "Ich danke dir.. bis bald.", beendete ich unser Telefonat und gesellte mich wieder zu Octavia.
      "Wir können den Hengst haben, ich flieg morgen oder übermorgen rüber." "Alles klar...", sagte Octavia und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Es wird alles gut...", meinte ich führsorglich und nahm sie in den Arm, ehe ich sie kurz drückte.

      Ein paar Tage später war es dann so weit, Alan kam in Schweden an. Ich stellte ihn zusammen mit einigen Pferden von Bracelet auf die Koppel, denn zu Dakota und Raspberry konnten wir ihn nicht stellen.
      Den Beiden schien es in Schweden auch relativ gut zu gefallen, sie blühten richtig auf und liebten die langen Koppelgänge. "Es war doch eine gute Entscheidung, Kanada für eine Weile zu verlassen.", sagte Octavia und stieß mir gegen die Schulter. "Komm, wir haben noch Papierkram zu erledigen, Bellamy."

      Bellamy und seine Reitstunden
      November 2016, by Veija
      "Er ist ein alter Freund von Verena, der kann dir bestimmt helfen...", sagte Octavia zu mir und klopfte mir auf die Schulter. "Ja... ist schon gut, ich geh Alan holen.", murrte ich und verschwand im Stall. Nachdem Svejn und Verena gestorben waren, hatte ich keine Sekunde mehr auf einem Pferd gesessen, was Octavia zutiefst traurig machte und sie dazu brachte, alte Kontakte von Verena aufleben zu lassen, damit jemand mich wieder aufs Pferd brachte.
      Nun würde für ein paar Tage ein alter Bekannter von Verena hier auftauchen, um mir die Westernreitkunst ein wenig näher zu bringen- denn da gehörte ich hinein und ich würde das Erbe der Gips Reminder Ranch unter anderem Namen fortführen. So wurde ich im Westernreiten ausgebildet und Octavia spezialisierte sich eher auf die Englische Reitweise. So würden wir später eine neue, vielseitigere Ranch aufziehen können, als es die Gips Reminder Ranch war. Natürlich wollten wir keine 80 Pferde, maximal 30 oder 40 waren geplant, doch das stand alles noch in den Sternen, denn momentan hatten wir 3 Pferde hier in Schweden bei Bracelet stehen. Das würde auch noch eine Weile so bleiben, denn wir hatten noch nicht das Geld von der Versicherung bekommen und ohne dieses, konnten wir uns keine neue Ranch kaufen.
      Über Wasser hielten wir uns mit ein paar Aushilfsjobs hier in Schweden. Zum Glück verlangte Bracelet keine Stallmiete, wenn wir ihr hier auf dem Hof halfen, was uns sehr gelegen kam, denn die Pferde in Kanada kosteten auch Geld... Eines war jedoch sicher: wir würden wieder zurück nach Kanada ziehen, denn dort gehörten wir einfach hin.
      Nach einer Weile hatte ich mir Alan also fertig gemacht und ging mit ihm auf den Platz, wo der Herr O'Conell und Octavia schon auf mich warteten. Ich stellte mich kurz vor, ritt dann auf den Platz und saß auf, nachdem ich nachgegurtet hatte. Mr. O'Conell ließ mich am Anfang noch ganz in Ruhe und unterhielt sich mit Octavia, ehe er sich auf den Zaun setzte und mir zuschaute. "Das sieht schon sehr gut aus, Bellamy. Super!", lobte er mich. "Trab mal an.", meinte er und ich nickte. Ich nahm die Zügel vorne an und fing an zu schnalzen. Zudem legte ich die Beine an und trieb Alan vorwärts. "Guuuut.", hörte ich von der Seite und lenkte Alan ganze Bahnen. "Handwechsel im Trab", befahl er mir dann und ich tat, was er wollte. Der Handwechsel war etwas holprig und Alan wurde auch um einiges schneller, aber wir fingen uns wieder, so dass wir schön und locker auf der linken Hand trabten. "Schritt", kam es von der Seite und ich verlagerte mein Gewicht ein wenig nach hinten, wollte Alan gerade Stimmhilfen geben, doch er parierte von selbst schon durch.
      Nach ein paar Runden im Schritt sollte ich ihn auf dem Zirkel angaloppieren, was auch eigentlich super klappte. "Ich leg dir mal ein paar Stangen hin, möchte schauen ob ihr das auch schafft.", erklärte der Mann, richtete seinen Cowboyhut und schleppte ein paar Stangen hin und her, über die er mich dann einmal im Schritt gehen ließ. "Jetzt im Galopp.", trug er mir auf und ich schluckte einmal kurz. "Oh.. okay...", murmelte ich und galoppierte Alan an, ehe ich über die Stangen galoppierte, was zu meiner Verwunderung sogar klappte! Stolz hielt ich Alan an und lobte ihn ausgiebig. "Das reicht für heute. Reit den Hengst noch ein wenig im Schritt ab und gut ist... Du schlägst dich super.", erklärte er und ich nickte stolz.

      Ein Weihnachtsbesuch in Schweden
      Dezember 2016, by Auguri
      Mit entsetzten hatte ich von der Zerstörung der Gips Reminder Ranch gehört. Es traf mich doppelt, kannte ich doch Bellamy und die Ranch, da Monster Delusion von ihr stammte.
      Der ganze Vorfall lag bereits einige Monate zurück, ich blieb in der Zeit öfters mit Bell in Kontakt, welcher momentan in Schweden weilte und nun würde ich ihn zum ersten mal in Schweden besuchen.
      Ich verließ den Flughafen, eine eisige Böe empfing mich, es wahr Ende Dezember, kurz nach Weihnachten. Ich holte meinen Mietwagen ab und gab die Adresse ins Navi ein.
      Die Fahrt dauerte einige Stunden, jedoch lenkte mich die wunderschöne Landschaft Schwedens ab. Es wahr atemberaubend!
      Langsam ließ ich das Auto auf den Hof von Bracelet rollen, sie hatte Bellamy und Octavia mit einigen Pferden aufgenommen. Nachdem ich mein Auto parkte kam Bell mir bereits entgegen. Wir begrüßten uns herzlich und er schien sich schon gut in Schweden eingelebt zu haben. Zusammen brachten wir mein Zeug in das Haus und gesellten uns zu den anderen. Der Abend dämmerte bereits, die Nächte in Schweden waren lang, die Tage kurz.
      Über Nacht hatte es erneut geschneit, eine dicke Schneeschicht bedeckte das ganze Land. Der Tagesplan bestand aus einem gemütlichen Frühstück und einen Ausritt durch die hübsche Schneelandschaft vor der Haustür. Nach dem Frühstück verließen Octavia, Bell und ich, dick eingepackt, das Haus und marschierten durch den Schnee in Richtung der Koppeln.
      Bell würde Alan´s Psychedelic Breakfast und Octavia Raspberry reiten. Ich durfte Dakota reiten. Die hübsche braune Stute beschnupperte mich freundlich und ich zog ihr das Halfter an. Alle drei Pferde sahen aus wie dicke Plüschkugeln, ein wenig Frost hatte sich sogar an die Fellspitzen gesetzt, aber es schien sie keines Wegs zu stören. Zusammen mit den Pferden kehrten wir zum Hof zurück und machten sie für den Ausritt fertig. Dabei unterhielten wir uns, sie erzählten mir von ihrem neuen Leben in Schweden und ich berichtete von Monster Delusion, wie er sich eingelebt und entwickelt hatte.
      Wir saßen auf und verließen im gemütlichen Schritt den Hof. Dakota war eine kleine drahtige Stute, nichts was ich mit einem meiner Pferde zu Hause vergleichen könnte und es machte unheimlich Spaß mit ihr durch die Landschaft zu ziehen. Wir schlugen einen Weg in Richtung eines hügeligen, relativ lichten Waldes ein. Plötzlich hörten wir es rechts von uns im Geäst rascheln und knacken und entdeckten einen Elch, der sich seelenruhig einen Weg durch den Wald bahnte, zum Glück nicht in unsere Richtung, aber es war auf jeden Fall eine erstaunliche Begegnung.
      Anschließend ritten wir an einen zugefrorenen See vorbei, folgten einem geschwungenen Pfad durch das Winterwunderland, bis wir in der Ferne den Hof erblicken konnten. Die Sonne begann bereits wieder unter zu gehen und wir wollten nicht in die Dunkelheit geraten. Zudem schien es allmählich, dass uns unsere Zehen und Finger abfrieren würden. Durchgefroren kamen wir am Hof an, sattelten die Pferde schleunigst ab und machten sie fertig um sie wieder auf die Koppel zu entlassen, dann eilten wir zurück ins warme Haus. Bracelet empfing uns bereits mit je einer Tasse Tee, mit welcher wir uns vor den Ofen setzten um uns aufzuwärmen. Alles war noch Weihnachtlich geschmückt, der Weihnachtsbaum stand in der Ecke und eine mollige Wärme erfüllte den Raum. Es folgte ein lustiger und geselliger Abend.
      Am nächsten Tag versorgten wir früh die Pferde und besuchten anschließend das nächstgelegene Städtchen für einen kleinen Bummel und eine Sightseeingtour. Dabei entdeckte ich ein schickes Bosal, welches ich heimlich für Dakota kaufte, als kleines nachträgliches Weihnachtsgeschenk für Bell.
      Am nächsten Tag musste ich die drei schon nach einem eiligen Frühstück verlassen, mein kleiner Besuch endete zu bald.
      Wir verabschiedeten uns herzlich von einander, sie waren alle so lieb zu mir gewesen! Das Geschenk für Bell hatte ich ihm vorher noch heimlich mit einer kleinen Notiz in sein Zimmer auf den Tisch gelegt, ich hoffte sehr es würde ihm gefallen!
      Die Fahrt zum Flughafen wurde von dem typischen Gefühl begleitet, wenn ein wunderschöner Urlaub endet, eine Mischung aus Trauer und Freude. In einigen Stunden würde ich wieder in Deutschland sein, zu Hause bei meinen Lieben, aber meine Gedanken würden sicherlich noch häufig nach Schweden abschweifen, es war eine toller Besuch!

      Weihnachtliche Nachwehen
      Dezember 2016, by Veija
      "Du kannst doch nicht einfach...", fing ich an und starrte meine Schwester fassungslos an. "Du hast die alle zurückgekauft? Wie.. ? Wie hast du die alle wieder bekommen? Und vor allem: wo sollen wir mit denen hin? Wir haben hier keinen Platz O..." "Wir ziehen wieder nach Kanada.", sagte meine Schwester bestimmend und breitete eine Karte vor mir aus. "Schau mal, so könnte unsere neue Ranch aussehen. Aber es gibt tausende Ranchs in Kanada, wir können kaufen, was wir wollen! Wir haben so viel Geld...", schwärmte sie und so langsam gefiel mir die Idee doch ein wenig. Nicht, dass Bracelet keine wunderbare Gastgeberin war- wir wollten bald wieder etwas eigenes haben und wieder alle Pferde um uns herum haben, so wie es sich gehörte. "Wen hast du denn alles wieder gekauft?", fragte ich sie dann, damit ich die ungefähren Kosten im Blick behalten konnte. "Drama Baby, Wildfire, Priamos Ruffia Kincsem, Snap in Style und Blossom Magic.", trällerte sie freudig und ich schlug mir mit der Hand an den Kopf. "Oh mein Gott. Was sollen wir denn mit den ganzen Vollblütern?!" "Trainieren Bell! Trainieren! Wir führen das Erbe der Gips Reminder Ranch fort und bringen die Pferde auf die Rennbahn! Das ist das, was Verena wollte und was sie gerade aufbauen wollte!", tadelte Octavia mich beinahe und ich nickte. "Ja, ja du hast recht."
      "Es waren zwei schöne Tage hier mit Auguri, sie hat Dakota sogar neues Zubehör gekauft... aber lass uns noch vor Silvester zurück nach Kanada fliegen.", bat sie mich und ich schaute mich flehend an. "Vor Silvester wird das glaube ich nichts mehr werden... schließlich müssen wir das zu erst mit Brace besprechen, wir schulden ihr ja auch Geld." "Jetzt sei kein Spielverderber Bell, wir schaffen das.", pflichtete Octavia mir bei. Kurz seufzte ich. "Na gut, ziehen wir zurück nach Kanada!"

      Ein paar Tage später
      "Was haben wir noch vergessen?", fragte ich meine Schwester und schaute die drei dick eingepackten Pferde an. Alan's Psychedelic Breakfast, Dakota und Raspberry hatten alle drei ihre Transportgamaschen und die verschiedenen Decken an, die sie während dem Transport im Flugzeug schützen würden. Bei Bracelet hatten wir uns schon verabschiedet. Traurig war sie schon sehr, dass wir sie so schnell wieder verlassen würden, aber sie konnte uns verstehen und freute sich, dass wir uns eine neue Ranch gekauft hatten und es nun endlich wieder geschafft hatten, unseren Hintern hoch zu bekommen und uns aufzurappeln- schließlich wurden wir ja auch nicht jünger.
      Es dauerte eine ganze Weile, bis die Pferde im Flugzeug waren, schließlich wurden sie alle drei sediert und dann eingeladen. Auch der Flug schien sich schier ewig hinzuziehen, weshalb die Pferde dann umso froher waren, als sie endlich über die Koppeln unserer kanadischen Ranch galoppieren konnten. "Wir holen die anderen aber auch jetzt sofort, was sagst du O?", fragte ich meine Schwester und sie nickte. So dauerte es nicht lange, ehe wir Magic Lanijos, den wir erst vor kurzem gekauft hatten, GRH's Unbroken Magic, Baby Doll Melody, VK Bella's Dun Gotta Gun, It's me, Amira!, Gun and Slide, Vaena, die uns bald verlassen würde, Seattle Slew, Wolfs Bane, GRH's Unbroken Soul of a Devil, VK A Gun Colored Lena, Zues, DunIts Smart Investment, Snapper Little Lena und VK Funky's Wild Berry auf der Ranch hatten. In den nächsten Tagen würden dann noch die fehlenden Pferde folgen, ehe die Ranch wieder komplett war und wir mit dem weiteren Training beginnen konnten. Ich freute mich schon riesig darauf, endlich die anderen Pferde wieder in die Arme zu schließen.

      The Arrival
      März 2017, by DanteAligheri
      Die Reise, die mich hierhin getrieben hat, in das Ferne Land der Elche und des Ahornblattes, ist eine Reise die ich nie wirklich gehen wollte. Ich erinnere mich jede Sekunde die ich gehe, an die finsteren Auren meiner Vergangenheit, die sich wie Fesseln an meine Kniegelenke geschnallt haben und meine Füße immer schwerer haben bewegen lassen. Mein Weg führte mich weiter als ich jemals gedacht habe. Ich habe Menschen gesehen, die mir als Reisender und Flüchtling meiner Taten, dennoch einen Unterschlupf gewährt haben. Alte Menschen, die mich in ihr Haus gelassen haben und übernachtet haben. Die ein oder andere Frau, die sich meinem Charme widersetzen konnte und hier und da, habe ich auch einen kleinen Job angenommen um über die Runden zu kommen. Ich habe die heißen Sanddünen in Peru gesehen. Die Berge die sich wie riesige Pranken Mutter Naturs' aus ihrem Fleisch erhoben haben, als würden sie nach dem Leben der Menschen trachten. Ich habe die eisigen Winde der Spitzen der Berge in Bolivien gespürt und die eiserne Härte der Armut in Mexiko, die sich immer wieder ein Leben in den vereinigten Staaten ersehnt haben. Menschen die mit hoffnungsvollen Blicken auf den Horizont geschaut haben, denn letztlich ist es doch die Hoffnung, die einen weiter gehen lässt. Die mich hat weiter gehen lassen ohne darauf zu achte, wie verwahrlost ich doch aussehen mag. Hoffnung, die meine schweren Glieder gegen den Morast des Schlammes im Kampf um den Einzug über die Grenze nach Amerika nicht hat erschlaffen lassen. Steinige Wege durch Texas, die mich weiter durch Utah, bis hin zu North-Dakota geführt haben. Immer wieder habe ich Menschen gesehen, die ich nicht hätte treffen sollen. Gute Menschen, ehrbare Menschen. Menschen die einen ehrlichen Beruf haben und ein gutes Herz, dass sie mich in meiner Stunde Not der aufgenommen hatten, aber letztlich haben sie mit etwas bezahlt, das unbezahlbar ist. Unausprechliche Dinge wurden getan, wurden prognostiziert. Dämonen und Kabauter, die meine Wege begleitet haben. Schatten die sich über mein ich gelegt haben, als wäre ich nur eine Witzfigur in der kurzen, desaströsen Geschichte der Menschheit. Ein Blick in den Himmel, wenn die Sterne wie lachende Harlequine auf mich hinabgeblickt haben, haben mich in einen scheinbaren Wahnsinn getrieben. Aber auch diese Gefahr konnte ich abwenden. Ich habe diese Gedanken auf den Weg nach Kanada verbannt. Ein Land, in dem Milch und Hing fließen sollte. Aber auch hier, nun wo ich in Kanada gelandet bin, habe ich erkannt, dass das Land wo Milch und Honig fließt, nicht das Land ist was ich immer gesucht hatte. Ich habe nach etwas gesucht, dass mir meine Taten der Vergangenheit vergibt. Ein Sinn? Ein Zweck? Eine Person? Dinge die die Welt bewegen möchte man gemeint haben. Aber letztlich habe ich bemerkt, dass ich nur vor etwas weggelaufen bin, was immer bei mir geblieben ist. Ich selber. Ich hatte mich nicht mehr erkannt, als ich bei meiner Ankunft auf der Ranch -Blakes Crow Meadow, in Alberta nahe des Ghost Lakes in Calgary gelandet bin. Meine Augen brannten, der Wind peitschte durch mein langes und strähniges, dreckiges Haar. Meine eisblauen Augen funkelten als ich den Stall gesehen habe. Ein Stall, der mir ein Obdacht zu geben schien. Der Matsch unter meinen dreckigen Stiefeln ließ mich immer weiter einsinken, ich spürte wie meine Schuhe sich zu verabschieden schienen. Aber dennoch bin ich weiter gegangen, als würde ich wie die drei Weisen dem Stern folgen. Der eisige Wind der Nacht, peitsche immer wilder, als würde er mich nicht hier haben wollen, als würde er die Ranch beschützen. Äste flogen in meine Seite und zerrissen meine alte, dreckige und schon löchrige braun-graue Jack Wolfskin Jacke. Ich öffnete den Stall, der sich als Stall für Pferde herausstellen sollte. Ich schloss die Türe, es knarzte durch den Wind und das wackelnde Holz des peitschendes Windes und dem auf das Holz prasselnde Trommelfeuer des Regens. Ich suchte nach einem Unterschlupf, aber meine Augen weiteten sich, als ich keinen freie Box mehr erblicken konnte. Ich entschied mich, die Pferde zu testen. Die wenigsten sind wach gewesen, aber letztlich hatte ich mich entschieden es zu versuchen. Ich schaute nach oben und las den Namen -Alan's Psychedelic Breakfast-. Was für ein beschissener Name, entglitt es meinen Gedanken. Ich schüttelte den Kopf, warf die Gedanken weg und öffnete das Tor zum Pferd langsam. Sein starrer, aber dennoch gar leidenschaftlicher und freundlicher Blick traf den meinen. Wie als habe es gesehen das ich keinen Ausweg mehr wusste, erbarmte es sich meiner und erwies mir die Gnade mich in der Box nieder zu lassen. Man sagte mir eins, das Pferde sich nur hinlegen, wenn sie sich wohl fühlen und sicher. Es legte sich nicht hin, also vertraute es mir nicht? Ich denke dem ist wohl so gewesen. Ich schloss meine Augen und ich schlief ein. Es ist ein tiefer aber auch unruhiger Schlag gewesen, aus de ich jäh von einer jungen Dame gerissen worden bin. Die Dame hieß Octavia. Ihr langes Haar wehte leicht im Wind, als die Box geöffnet worden ist und ein leichter Schrei ertönt worden ist. Ich erschreckte mich und ich sah nach oben. Meine Augen fixierten ihre und ich bin vor Schreck aufgesprungen, ich stieß fast an das riesige Pferd aber konnte mich noch an der Wand abstemmen und gelangte in die Freiheit des Stalles um das Tor zum Hengst zu schließen.

      „Ich will dir nichts antun. Ich suche nur auf der ewigen Reise nach Ruhe und Rast, einen Platz zum Schlafen. Ich werde weder dir noch den Pferden etwas tun. Nur gib mir die Chance, hier zu schlafen. Ich werde auch arbeiten. Was immer du auch willst“.
      Meine Stimme war tief und fest. Man konnte erkennen das sich hinter den Worten der Polemik die Wahrheit meiner Taten und Vergangenheit zu verstecken schien. Ihr Blick war abschätzend, vielleicht sogar angstvoll? Sie konnte meine Größe von knappen 1,92 nur gerade so schätzen. Ich überragte sie um einiges als ich hinab zu ihr gesehen habe. Meine Jacke verschmutzt und löchrig. Das Hemd darunter nur noch Stofffetzen. Meine Hose, eine alte Arbeitshose von der Firma Stihl, ist das einzige noch verwertbare Kleidungsstück gewesen welches ich mein eigen nennen konnte. Sie warf mich nicht raus, sie bot mir Klamotten an und schickte mich dann nach draußen damit ich mich sauber machen kann. Ins Haus durfte ich noch nicht. Es dauerte einige Zeit, nachdem ich mich gesäubert habe und mit dem Schlauch der sich draußen befand abgespritzt und geduscht hatte. Als ich wieder gekommen bin, konnte Octavia meine Person nun richtig sehen. Langes, leicht gewelltes und bis über die Schulter gehendes Haar. Ein Bart, der gepflegt und etwas länger als ein 3 Wochen-Bart war. Dazu ein Holzfällerhemd mit blau-roten Streifen. Eine Arbeitshose und passende Arbeitsschuhe. Ihr Blick konnte kaum gedeutet werden. Aber sie schien nicht abgeneigt zu sein und mir mehr zu vertrauen. Kleider machen Leute oder nicht?
      „Du kannst dich nützlich machen. Du kannst den Stall säubern, danach wirst du das Heu bei den Pferden auf der Ranch auffüllen, welches du direkt in der Nähe findest. Schubkarre und alles was du brauchst ist im Schuppen. Wenn du damit fertig bist, kannst du etwas zu essen und zu trinken haben. Meld dich dann bei mir, ich bin Octavia“
      Ich lauschte ihren Worten aufmerksam. Ich besah sie und musterte sie. Ich schmunzelte, das hinter so einer kleinen Person, ein doch recht starker Charakter versteckt zu sein schien. Aber ich folgte ihren Anweisungen. Durch die Enges des Hemdes und meiner Größe, saß es vielleicht enger als es gut für mich gewesen ist. Ocvtavia konnte die die Tattoowierungen ansatzweise erkennen. Sie konnte den unteren Teil eines Kreuzes an meinem Rücken, zwischen Hemd und Hose erblicken, aber auch an meiner Hand wie meinem rechten Arm, welches sich von der Schulter bis zur Hand zu erstrecken schien. So habe ich den Stall schnellstmöglich entmistet. Danach mich dem Heu der Pferde gewidmet und habe auch einige andere Dinge getan, die habe tun sollen. Von der Tränke der Pferde bis hin zum pflegen der Pferde. Das Pferd bei dem ich letzte Nacht schlief, habe ich nicht gesehen bis zum Nachmittag. Ich hatte frei als ich es gesehen habe und ich habe mich ihm genähert. Ich habe es angesehen und es mich. Unsere Augen trafen sich und einige sagten immer, das Tiere eine gar magische Wirkung auf einen Menschen hätten und so ist es auch gewesen. Dieser Hengst sollte von nun, eine gewisse Art von Bindung zu mir haben, weswegen ich Octavia gebeten hatte, dass ich mich um diesen Hengst kümmern dürfte. Sie willigte nach einer Diskussion und einer Diskussion mit ihrem Bruder ein. Meine Sachen die ich noch besitze, wie ein Armeemesser der Navy Seals, ein Zippo Feuerzeug, ein Gaskocher und mehrere kleine Utensilien die in meinem alten Rucksack gewesen waren, habe ich in meine Unterbringung gebracht. Denn auch wenn ich es sicherlich verdient hatte, so hatten mich Bellamy und sicherlich vorzugweise Octavia, auf deren Ranch behalten. Auch wenn ich nicht viel machen kann, als Angestellter ohne Anmeldung, so arbeite ich für das was ich bekommen hatte hart. Tag für Tag und es begann alles, mit dem schicksalhaften Ereignis, dass ich in der stürmenden und strömenden Nacht auf dieser Ranch gelandet bin und nicht auf einer anderen, sondern genau diese.

      Hufschmiedbericht
      März 2017, by Sosox3
      “Du bist selbst dran Schuld”, grinste Rachel provokant in mein mürriges Gesicht. “Du hast das so ausgehandelt wegen Kunis.” “Ach was echt?”, entgegnete ich ihr ironisch und schüttelte mit meinem Kopf. Recht hatte sie. Sie musste es mir jetzt gerade nur nicht unter die Nase reiben. “Ich hab 902 Token bei den Geschwistern offen. Das sind ganz schön viele Pferde, die ich da beschlagen muss”, seufzte ich und packte weiter meine Sachen zusammen.
      Der Weg führte mich wieder nach Kanada zu Bellamy und Octavia Blake und ihrer erst neu gegründeten Ranch, der Blakes Crow Meadow, westlich von Calgary und nahe dem Ghost Lake. Ich wurde recht herzlich von Octavia in Empfang genommen, als alter Bekannter von Verena. “Mit wem willst du denn anfangen? Haben alle drei schon saubere Hufe”, informierte sie mich und ich zuckte mit den Schultern. “Sollen wir mit Alan beginnen und dann zu Raspberry übergehen? Die brauchen ja alle drei Hufeisen”, grinste ich und die junge Frau nickte. “Dann gehen wir den mal hierhin holen”, sagte sie und machte sich auch schon gleich auf den Weg zu ihrem Rappen. In der Zeit bereitete ich schon mal meine Sachen vor. Hufzange, Krokodilzange, Hufmesser, Raspel und Feilen und die Nägel für die verschiedenen Hufeisen. Alan bekam vorne zwei normale Eisen und hinten ein Paar Slidingeisen. Er wurde noch immer Western geritten und war sicher für die beiden ein gutes Lehrpferd gewesen. Alan sah mich missmutig an, doch ich ging selbstsicher an die Sache ran. Die Hufe hatte Octavia schon ausgekratzt und so blieb mir nur noch die Kontrolle und das Kürzen der Hufe. Erst schnitt ich diese aus, dann raspelte und zu guter Letzt feilte ich diese auch. Nach etwas Schnauben ging die Arbeit auch leicht von der Hand. Die normalen Eisen für vorne erhitzte ich und passte sie etwas an Alan’s Hufform an. Bei den etwas dünneren Slidingeisen war das Anpassen hinten etwas schwieriger. Aber es war machbar und nach einer dreiviertel Stunde war ich mit Pferd Nr.1 fertig.
      Das Zweite Pferd war Dakota, etwas nervöser als Alan, aber dennoch umgänglich und leicht in der Handhabung. Auch bei ihr waren die Hufe schon ausgekratzt und so konnte ich ihr die Hufe auch in einem angenehmen Tempo kürzen und die Eisen in der Zwischenzeit erhitzen. Dakota bekam normale Stahleisen und wurde hauptsächlich Englisch geritten, war aber als Polo-Pferd vielseitig einsetzbar. Nachdem die Hufeisen erhitzt waren, legte ich diese auf und nagelte sie an den Huf. Die überstehenden Nägel knickte ich mit der Zange um, nachdem ich diese noch etwas kürzte. Zu guter Letzt kam dann die Holsteinerstute Raspberry zu mir und auch sie bekam einfache Hufeisen. Dazu packte ich Octavia eine Tüte mit Stollen zum reindrehen in die Hand und machte mit meiner Arbeit weiter. Sie hatte keine besonders langen Hufe und so ging das Kürzen schnell von Statten. Im gesamten war ich aber binnen 2 einhalb Stunden fertig und machte mich auf die Rückreise, damit ich vor Mittwoch wieder zuhause sein würde.
    • Veija
      Ein kleines großes bisschen Verantwortung
      März 2017, by Veija
      Bellamy
      Kaum hatten wir die Stutkrönung mit DunIts Smart Investment überstanden, merkten wir zum ersten Mal, wie viel Verantwortung so ein Haufen Pferde mit sich brachte. Am Morgen ausschlafen, weil man erst am Abend eingeteilt war, ging nun nicht mehr. Wir mussten morgens um 7 Uhr aufstehen, alle Pferde füttern und auf die Koppeln bringen, was Octavia und ich heute auch schon gemacht hatten. "Wen willst du heute reiten? Oder sollen wir versuchen, mit allen etwas zu machen?", fragte ich sie und sie sah von ihrem Schreibtisch auf. "Wir sollten zunächst einmal klären, wer sich um welches der Pferde kümmert- schließlich müssen sie ja alle versorgt werden.", erwiderte sie nur und schnappte sich zwei Zettel. Einen schob sie, zusammen mit einem Kulli, zu mir herüber. "Schreib mal auf, wen du versorgen willst. Wir haben 27 Pferde.", erklärte sie und ich nickte.
      Eine ganze Weile kritzelten wir auf den Blättern herum, verglichen die Namen und zählten nach. Jetzt endlich hatten wir die beiden finalen Listen in den Händen. "Ich kümmere mich also um A Shining Chrome, Alans Psychedelic Breakfast, Baby Doll Melody, Dakota, DunIts Smart Investment, um die du dich auch ab und an kümmerst beziehungsweise reitest, Unbroken Soul of A Devil, Unbroken Magic, Gun and Slide, Snapper Little Lena, A Gun Colored Lena, Funkys Wild Berry und Zues.", las ich meine Liste vor und sah dann zu meiner Schwester. "Ich versorge dann Drama Baby, It's me, Amira, Lady Gweny, Magic Lanijos, Blossom Magic, Snap in Style, Priamos Ruffia Kincsem, Prias Colourful Soul, Raspberry, Seattle Slew, Bellas Dun Gotta Gun, Wildfire,Wolfs Bane und Zoltaire.", sagte sie und ich nickte. "Super, dann hätten wir das geklärt.", sagte sie knapp. "Hängst du die Zettel im Stall an die Pinnwand? Dann können wir sie uns immer anschauen, bis wir wissen, wer wen versorgt.", lachte sie und ich nickte. "Klar.", meinte ich und schaute auf die Uhr. 10 Uhr. "Kochst du etwas zu essen für um 12? Dafür kümmere ich mich um Barbie und bereite ihn aufs einreiten vor.", versuchte ich zu verhandeln und sie lachte. "Klar. Aber mach es ordentlich.", lachte sie noch und schüttelte grinsend den Kopf, als ich das Zimmer verließ. Ich ging hoch in mein Zimmer, um mich umzuziehen, denn in Jogginghose konnte ich schlecht reiten. In Kanada herrschten so langsam frühlingshafte Temperaturen, doch nachts wurde es noch ziemlich kalt, weshalb wir fast alle Pferde eindecken mussten. Später, wenn die Ranch mal so richtig ins Rollen kam, waren noch Offenställe geplant, doch alles mit der Zeit.
      Wieder unten angekommen zog ich mir die Westernboots an und packte mich in Schal, Mütze und Jacke ein. Dann schnappte ich mir die beiden Zettel und ging aus dem Haus. Flüchtig sah ich zum zugefrorenen See, auf dem Surtout, der alte Rottweilerrüde von Verena, bestimmt seinen Spaß gehabt hätte, doch auch er war bei der Explosion der Ranch gestorben. Kurz seufzte ich und lief beinahe mehr, als dass ich ging, zum Stall und öffnete die schwere Tür. Wohlige Wärme schoss mir entgegen und ich konnte wieder durchatmen. So früh morgens war es doch noch ziemlich kalt. Schnell heftete ich die beiden Zettel an die Pinnwand und ging zu den Boxen der Pferde. Gefüttert hatten wir sie heute am frühen Morgen schon, gemistete oder gar auf die Koppel gebracht war noch keines der Pferde. Ich fing also damit an, die Türen zu den Paddocks eines jeden Pferdes zu öffnen, damit sie wenigstens etwas frische Luft schnappen konnten, während ich hier herum tüftelte.
      Ich blickte mich in der Stallgasse um und würde wirklich heute mit Barbie anfangen, damit Octavia merkte, dass ich meine Versprechen durchaus hielt. "Na mein Hübscher, groß bist du geworden.", begrüßte ich den Hengst und streichelte ihm über die Nase. Egal welches Pferd ich mir anschaute, Traurigkeit hatten sie alle im Blick. Ob sie wussten, was genau passiert war oder warum sie, nach all dem Stress, nun hier in dieser Stallung mit Octavia und mir standen? Doch wer wusste das schon. Ich band Barbie am gegenüberliegenden Putzplatz an und nahm mir eine der Bürsten, ehe ich sanft über sein Fell strich. Er war nicht schmutzig, aber er sollte sich daran gewöhnen, von Menschenhand angefasst und überall berührt zu werden. Das Putzen hatte da einen ganz tollen Nebeneffekt, da es den Hengst massierte. Barbie legte den Kopf schief und machte den Hals lang, was zeigte, dass er die kreisenden Bewegungen wirklich genoss. Als ich den Körper auf beiden Seiten gestriegelt hatte, machte ich mich an die Beine. Auch hier war ich vorsichtig, denn der Hengst war ein Jungpferd und alles kam ihnen zunächst als Bedrohung vor. Doch der Hengst blieb gelassen. Er hatte wohl doch einiges von seiner Oma geerbt. Nachdem ich mich nun auch um seine Hufe und seine Mähne gekümmert hatte, band ich ihn los und stiefelte mit ihm zur Halle. Es war schon mühsam, die schwere Tür auf zu bekommen, doch wir schafften es und gingen ins Warme. Barbie plusterte sich sofort auf und schnaubte einmal laut, ehe er im Kreis um mich herum tänzelte- da kam wohl doch der Hengst raus, denn schließlich roch alles nach anderen Pferden. Ich klickte nur den Führstrick aus dem Halfter und schickte ihn von mir weg, damit er sich die Beine vertreten konnte. Ich verließ die Halle derweil wieder und ging in den Stall, wo ich mir seine Box ansah. Sie musste nicht komplett ausgemistet werden, weshalb ich damit schnell fertig war und in die Box zu Alan ging, mit dem ich auch sehr schnell fertig war. Bei Baby Doll war es ein wenig mehr Arbeit, doch auch sie hatte ich noch relativ schnell fertig. Kurz schaute ich auf die Uhr: Essenszeit. Ich ging also Barbie wieder einfangen und brachte ihn in seine Box, ehe ich ins Haus zu Octavia ging.
      Gegessen hatten wir relativ schnell ohne große Konversation, so dass ich schnell wieder in den Stall gehen konnte und mir meine Liste anschaute. GRH's Unbroken Magic, GRH's Unbroken Soul of a Devil, VK A Gun Colored Lena, VK Funky's Wild Berry, A Shining Chrome, It's me, Amira, PFS' Blossom Magic, PFS' Snap in Style, Prias Colourful Soul, Wolfsbane und Zoltaire brachte ich auf die Koppel, da wir heute mit den Jungpferden nichts machen würden. Auch Snapper Little Lena durfte mit den Kleinen auf die Koppel, ich hatte noch nicht so ganz rausgefunden, wie ich richtig mit der Stute arbeiten sollte, weshalb ich sie lieber noch eine Weile Pferd sein lassen wollte. Auch Zues stand auf der kleinen Koppel neben den Stallungen alleine herum, und fristete sein Leben dort. Auch bei ihm wusste ich noch nicht so wirklich, was ich mit ihm anstellen wollte. Kastrieren stand jedoch bei seiner Abstammung außer Frage. Einschläfern auch, denn Verena lag etwas an diesem verfluchten Pferd, weshalb wir uns mit ein paar Trainern kurzschließen, und nach Lösungen forschen wollten, bevor wir entschieden, was wir mit ihm machen wollten. Laut einem bekannten von Verena konnte Zues bereits longiert werden. Doch seit er wieder hier war, war er unausstehlicher denn je, weshalb ich mich nicht an ihn heran traute.
      Mit wem ich heute auf jeden Fall arbeiten wollte, war Alan's Psychedelic Breakfast. Schnell war der Rappe gesattelt und wir fanden uns in der Halle ein, wo ich ihn zunächst ein wenig warm ritt und dann auf beiden Händen lediglich die Grundgangarten übte, bevor ich noch Schritt-, Trab-, und Galoppstangen auf den Boden legte und ein wenig mit ihm übte. "Braver Bursche.", lobte ich den Hengst und brachte ihn nach dem Abreiten in den Stall, machte ihn fertig und brachte ihn dann auf die Koppel. Baby Doll Melody und Dakota longierte ich lediglich ein wenig, damit sie heute zumindest etwas Bewegung hatten. Was ich mit DunIts Smart Investment anstellen wollte, wusste ich noch nicht so genau, weshalb ich mir zu erst Gun and Slide schnappte, ihn sattelte und die selben Übungen in der Halle mit ihm machte, die ich auch mit Alan gemacht hatte. Zum Einen wurde ich dabei sattelfester, zum Anderen wurde er bewegt.
      Nach dem Training kam auch er auf die Koppel, ehe ich mir nun doch Candy schnappte, sie sattelte und auch mit ihr das gleiche Training absolvierte, wie ich mit Alan und Blue zuvor auch gemacht hatte. Nach getaner Arbeit durfte sie dann auch auf die Koppel und erfreute sich des Lebens. Nun fing ich mit Misten und füttern an.

      Octavia
      Mein Bruder war so nett gewesen, den Großteil der Pferde, um die ich mich kümmern sollte, zu versorgen, damit ich kochen und mich um den Haushalt kümmern konnte. Nun endlich machte ich mich auf den Weg in den Stall und schaute kurz auf meinen Zettel, ehe ich die Boxen abging, um zu schauen, wer noch im Stall stand und mit wem ich noch etwas machen musste. Drama Baby, Lady Gweny, Seattle Slew und Wildfire xx stellte ich in die Führanlage, da sich die Vollblüter gemütlich die Beine vertreten konnten. Priamos Ruffia Kincsem stand noch im Stall, doch da sie mehr oder weniger noch in Babypause war, kam sie auf die Koppel zu ihrer Tochter. Wer mir noch blieb waren Raspberry und Magic Lanijos. Anfangen würde ich mit Raspberry. Ich holte sie aus der Box, putzte und sattelte sie und verließ den Hof zu einem kleinen Ausritt, den die Stute sichtlich genoss, denn sie liebte Ausritte.
      Etwa eine Stunde waren wir unterwegs, ehe wir wieder auf dem Hof ankamen und ich die Stute fertig für die Koppel machte. Auch Drama Baby, Lady Gweny, Seattle Slew und Wildfire befreite ich aus ihrem Elend und brachte sie auf die Koppel. Mit panischem Blick schaute ich Wildfire zu, wie er wie ein Bekloppter über die Koppel fegte- irgendwann würde er sich etwas brechen, da war ich mir ziemlich sicher. Da er jedoch bald auf die Rennbahn sollte, hatte ich darauf recht wenig Lust.
      Als letztes Pferd für heute blieb mir noch Magic Lanijos, mit dem ich allerdings nicht sonderlich viel machen wollte, da ich ihn langsam ans Einreiten gewöhnen wollte. Ich holte ihn mir also aus der Box und fing an, ihn gründlich zu putzen. Das kannte er bereits ein wenig und machte mir dabei auch keine Probleme. Auf dem Hof übte ich dann die Stimmkommandos zum Losgehen und Stehenbleiben. Auch das verstand der kleine Hengst super, so dass auch er auf die Koppel durfte.
      Ich mistete noch die Boxen und gab allen ihr Heu, ehe es Abend wurde und ich zusammen mit Bellamy wieder alle Pferde in den Stall brachte.
      Ganz schön viel Verantwortung, so ein Haufen Pferde.

      Einfahren und Fahren E- A
      April 2017, by FrauHolle
      Schneller als gedacht war ich mich wieder auf dem Weg zu Bellamy und Octavia nach Kanada. Diesmal sollte ich eines ihrer Westernpferde einfahren. Da ich selber noch nie ein Pferd eingefahren hatte, war ich total aufgeregt und gespannt auf das Training. In Kanada angekommen erwartete mich eine herzliche Begrüßung. Bei den beiden Geschwistern fühlte ich mich sofort wie zuhause und ich bekam auch das gleiche Zimmer wie bei meinem letzten Besuch. Gleich nach meiner Ankunft machte ich mich an die Arbeit, denn ich hatte viel vor mit Alan's Psychedelic Breakfast. Ich hatte mir für die nächsten Tage einen genauen Plan überlegt, nach dem ich mich richten wollte. Bevor ich mit meinem Plan starten wollte, musste ich Alan zuallererst kennenlernen. Mit lockeren Übungen vom Boden aus versuchte ich, Alans Charakter herauszufinden. Der Hengst arbeitete sofort gut mit, hörte mir aufmerksam zu und achtete auf meine Körpersprache. Die Kommunikation zwischen uns klappte gut und ich beschloss, mit meinem ersten Programmpunkt zu starten. In Alans Halfter schnallte ich an jede Seite jeweils einen langen Zügel, in meine rechte Hand nahm ich eine Gerte. Bellamy hatte mir zuvor die Sprache der Westenpferde beigebracht. Für mich war diese Sprache völliges Neuland und ich hoffte sehr, dass ich mir die Begriffe merken konnte. Ich stellte mich mit einem kleinen Sicherheitsabstand hinter Alan. Mit einem Schnalzen gab ich ihm das Kommando zum Losgehen und zu meiner Verwunderung gehorchte er mir auf Anhieb. Stolz lief ich hinter dem Hengst her und nachdem wir eine Runde um den Platz gedreht hatten, fing ich an, ihn mit vielen Bahnfiguren geschmeidiger zu machen. Ich selbst musste mich noch etwas mit der Langzügelarbeit vertraut machen, doch ich wurde von Schritt zu Schritt sicherer. Die Kommandos, die Bellamy mir beigebracht hatte, zu benutzen, viel mir noch etwas schwer aber Alan war ein wunderbarer Partner und ich hatte das Gefühl, dass er wusste, dass ich selber noch nicht ganz mit der Sache vertraut war. Am Ende des Trainings hatte ich ein gutes Gefühl und ich war mir sicher, dass uns beiden die Arbeit bald leichter fallen wird.

      Am nächsten Tag machte ich mich gleich nach dem Frühstück wieder an die Arbeit. Am Vormittag festigte ich noch einmal an die Langzügelarbeit, denn die Kommunikation zwischen Alan und mir musste noch besser werden. Wir machten viele Übergänge, ich ließ in rückwärts laufen und wir liefen im Slalom um die Hütchen herum. Für mich war das Training sehr anspruchsvoll, denn ich musste mich nicht nur auf die Lenkung und die Kommandos konzentrieren, sondern auch darauf, dass ich immer in einem guten Abstand und in einem passenden Tempo hinter Alan herlaufen musste. Nach einer guten Stunde waren wir beide total am Ende und ich brachte Alan in seine wohl verdiente Mittagspause.
      Am Nachmittag holte ich Alan wieder von der Weide, denn wir wollten uns an die zweite Runde am heutigen Tag machen. Einerseits hatte ich vor, ihn an das Kutschgeschirr zu gewöhnen, andererseits wollte ich testen, wie Alan sich im Gelände verhält. Schritt für Schritt legte ich Alan am Putzplatz das Kutschgeschirr an und beobachtete seine Reaktion. Völlig gelassen blieb der Hengst stehen und wartete, bis ich alles zugeschnallt hatte. Das unbekannte auf seinem Rücken und um seinen Bauch herum störte ihn eher wenig. Ich führte ihn mit dem Kutschgeschirr eine Runde über den Hof, doch auch das brachte ihn nicht aus der Ruhe. Zufrieden gab ich ihm eine kleine Belohnung, denn mit so einem ruhigen Pferd konnte man wunderbar arbeiten. Nachdem ich das Kutschgeschirr wieder an seinen Platz gebracht hatte, schnappte ich mir ein Knotenhalfter und einen langen Strick und brach mit Alan zu einem kleinen Spaziergang auf. Natürlich war unser großes Ziel, eine Kutschfahrt durchs Gelände zu machen und bevor ich mich das traute, musste ich wissen, dass Alan im Gelände artig ist. Mit hängendem Strick schlenderte Alan völlig gelassen neben mir her, schaute mal hier und mal da und senkte zufrieden seinen Kopf. Selbst sie Straße konnte ich nicht aus der Ruhe bringen und auch wenn er sich einige Male umdrehte, um zu gucken wo seine Freunde geblieben waren, folgte er mir brav. Als plötzlich ein Vogel direkt vor uns aus dem Gebüsch huschte, zuckte Alan kurz zusammen, doch er lief weder weg, noch ließ er sich irgendwie schlecht kontrollieren. Als wir auf den letzten Metern Richtung Hof waren, war ich mir sicher, dass ich ohne Bedenken mit Alan zu einer Kutschfahrt aufbrechen konnte…

      … Doch bis dahin war es noch ein langer Weg, denn an die Kutsche war noch längst nicht zu denken. Mühsam zerrte Bellamy einen alten Treckerreifen aus dem Schuppen. „Hier, ich hoffe der reicht fürs erste“, er brachte mir den Reifen auf den Reitplatz. „Perfekt! Vielen Dank!“, grinste ich ihn an und er machte sich wieder an wichtigere Sachen. Heute wollte ich Alan einen Treckerreifen ziehen lassen und ich war total gespannt, ob wir beiden das hinkriegen werden. Im Kutschgeschirr Anlegen wurde ich immer besser und schon kurze Zeit später standen wir bereits auf dem Reitplatz. Zum Aufwärmen gingen wir einige Runden ohne Reifen und ich machte ihn mit ein paar Wendungen locker. Als ich mich wieder in die Sache reingefunden hatte, parkte ich Alan in der Mitte vom Reitplatz, direkt vor dem Reifen. Neugierig schnupperte er an dem Reifen, doch er erkannte schnell, dass dieser ihm nichts Böses tut. Mit ein paar geschickten Knoten befestigte ich den Reifen am Kutschgeschirr und das Experiment konnte beginnen. Ich stellte mich hinter den Reifen und entknotete meine Zügel. Mit einem kurzen Schnalzen lief Alan los. Als das Seil auf Spannung war, sprang Alan erschrocken zur Seite, denn durch den Reifen wurde er ruckartig gestoppt. Ich beruhigte ihn mit meiner Stimme und ließ ihn erneut losgehen. Etwas holprig setzte der Reifen sich in Bewegung und Alan entspannte sich von Schritt zu Schritt. „Suuuuuper“, sprach ich dem Hengst Mut zu und ich hatte das Gefühl, er würde meine beruhigenden Worte verstehen. Ich baute erste Zirkel und große Volten mit ein. So konzentriert wie ich war, denn ich musste auf Pferd, Reifen und mich gleichzeitig achten, bemerkte ich gar nicht Octavia, die uns gespannt vom Zaun aus zuguckte. „Das macht der doch richtig gut der Kleine“, rief sie zu mir rüber und ich drehte mich verwundert um. Ohne mir Gedanken zu machen, wie lange sie da schon am Zaun rumstand antwortete ich: „Ja das finde ich auch“. Nach einer guten halben Stunde beendete ich die Trainingseinheit, denn Alan musste bis heute Nachmittag neue Energie sammeln.
      Nach einer ausgiebigen Mittagspause starteten wir in die zweite Runde. Dieses Training sah nicht wirklich anders aus als heute Morgen, außer dass wir vermehrt das Anhalten und das Losgehen übten. Alan wurde immer sicherer und auch ich hatte mich langsam an den Reifen vor meiner Nase gewöhnt. Ohne mit der Wimper zu zucken lief Alan aus dem Stand los und zog mit großen Schritten den Reifen hinter sich her. Auch an die Sprache der Westernpferde hatte ich mich inzwischen gewöhnt und es machte richtig Spaß, mit Alan zu trainieren.

      Heute war der große Tag gekommen, denn ich wollte Alan zum ersten Mal an die Kutsche spannen. Octavia stand mir bei diesem aufregenden Moment zur Seite, denn zu zweit war es einfacher. Zusammen hatten wir Alan schnell geputzt und auch das Kutschgeschirr war im Nu ans Pferd gebracht. Ich führte Alan über den Hof bis zum Reitplatz, auf dem wir zuvor die Kutsche geparkt hatten. Ich ließ den Hengst in Ruhe die Kutsche von allen Seiten angucken. Während Octavia sich heute neben Alan stellen wollte, um Notfalls in die Zügel zu greifen, wollte ich mein Glück auf der Kutsche versuchen. Mit ein paar Handgriffen hatten wir Alan mit der Kutsche verbunden und es konnte endlich losgehen. Ich war total aufgeregt, doch die Aufregung durfte ich mir jetzt bloß nicht anmerken lassen. Ich nahm die Zügel etwas auf und schnalzte leicht. Octavia hatte in die Zügel gefasst, denn sie wollte Alan die ersten Schritte führen. Neugierig schaute er sich um, als er bemerkte, was für ein großes Ding er da hinter sich her zog. Octavia und ich atmeten erleichtert durch, als Alan in aller Ruhe seine erste Runde mit Kutsche drehte. Zwar war ihm die Sache noch nicht ganz geheuer, aber er blieb ruhig und lief artig im Schritt weiter. Ich fing an, die Zügel etwas mehr aufzunehmen und ihn von oben zu lenken, während Octavia immer neben uns blieb. Auch wenn wir noch etwas unsicher unterwegs waren, war ich fürs erste Mal mehr als zufrieden.
      Unser Nachmittag lief ziemlich entspannt ab. Diesmal übte ich alleine mit Alan auf dem Platz. Wir trainierten das Losgehen, das Stehenbleiben und das Lenken. Alan wurde immer sicherer und am Ende des Trainings traute ich mich tatsächlich, ihn das erste Mal vor der Kutsche traben zu lassen. Es war zwar nicht lange, aber ich war so stolz auf Alan, dass ich von der Kutsche stieg und ihn grinsend um den Hals fiel.

      Meine Arbeit mit Alan neigte sich dem Ende zu. Heute wollte ich das Training noch perfekt abrunden. Ich war zwar ganz schön aufgeregt, doch ich konnte Alan vertrauen und ich war mir sicher, wir werden das zusammen meistern. Schon früh am Morgen stieg ich auf meine Kutsche, denn ich hatte nachher noch eine lange Heimreise vor mir. Ich hatte beschlossen, die gleiche Runde wie beim Spaziergang zu fahren, damit ich mich nicht verfahre. Alan war tiefenentspannt und ich kam aus dem Strahlen gar nicht mehr raus. Als hätte er noch nie etwas anderes gemacht, lief er sicher voran und ich konnte mich auf meinem Sitz entspannt zurücklehnen.
      Nach einer halben Stunde fuhren wir wieder auf den Hof, auf dem Octavia und Bellamy mich schon erwarteten. „Also, so wie die strahlt, muss es gut gewesen sein“, lachte Bellamy. Ja das stimmt. Es war einfach nur wunderbar, was wir in den letzten Tagen geschafft hatten und ich war überglücklich, dass ich mein erstes Pferd erfolgreich eingefahren hatte.

      Radioactive - the prisoners 2.0
      Mai 2017, by Veija
      "Oh mein Gott, Bellamy.. schau mal!", rief Octavia durchs Haus nach oben und ich hörte, wie sie ungeduldig von einem aufs andere Bein trippelte. "Die haben den jährlichen Tag der offenen Tür- Tag im Gefängnis aus dem wir kommen. Sollen wir nicht auch Jugendlichen eine Chance auf das geben, was Verena uns gegeben hat?", rief sie mir entgegen und ich grummelte etwas in meinen nicht vorhandenen Bart hinein, ehe ich die Treppe herunter lief. "Und wie hast du dir das vorgestellt? Hallo alle zusammen, unsere Anleiter sind frühzeitig gestorben, aber wir haben die letzten drei Wochen unserer Frist auch so geschafft und sind nun hier, um Jugendliche aus dem Knast zu holen... glaube kaum, dass das klappt." "Ach Bell lass es uns doch bitte probieren. Komm schon. Lass uns welchen eine Chance geben!", trällerte sie und ich rollte mit den Augen. "Schön, zeig mal die Anzeige."
      "Was machen Finn und Murphy eigentlich?", fragte ich O nach einer Weile des Schweigens. Betreten zuckte sie die Schultern. "Ich habe nichts mehr von ihnen gehört, seit sie weg gegangen sind. Auch nicht von Emily, Ethan und Grace.", sagte sie schulterzuckend. "Hm, schade...", meinte ich beiläufig und starrte weiter ausdruckslos auf den Computer. "Gut... lass ihnen eine E-Mail schreiben. Mal schauen was sie antworten. Schreibst du ihnen? Dann geh ich schon nach den Pferden schauen. Aber schreib nichts von unserer Frist, dass wir eine Zeit ohne Aufsicht waren. Ich habe keine Lust nachträglich wieder sitzen zu müssen. Oder dass uns unsere Arbeit hier als Trainer aberkannt wird, wegen so etwas dummem...", erklärte ich O und sie nickte. "Fein. Bring du die Pferde raus, ich kümmere mich hierum.", gab sie mir mit zu verstehen und schob mich vom Laptop weg. "Jetzt mach schon, hau ab.", sagte sie augenrollend und öffnete das E-Mail Fenster, was wohl mein Stichwort war, zu gehen.
      Draußen angekommen wollte ich nach den Pferden schauen. Da sie schon alle auf den Koppeln standen, blieb der Gang zum Stall aus. Zu erst steuerte ich die Koppel der Jungstuten an, auf der ich GRH's Unbroken Magic, A Gun Colored Lena, Dante's Wild Lady, It's me, Amira!, PFS' Blossom Magic, Prias Colourful Soul und Wolfs Bane erblickte. Alle schienen munter zu sein und erfreuten sich ihres Lebens, weshalb ich weiter zu den Junghengsten ging. A Shining Chrome, Cruel Twist of Fate, GRH's Unbroken Soul of a Devil, VK Funky's Wild Berry, Magic Lanijos, PFS' Snap in Style und Zoltaire tobten zusammen und rangelten, wie es Junghengste nun mal taten. Eine Weile blieb ich stehen und schaute ihnen dabei zu, bevor ich weiter zur Stutenkoppel ging, auf der mit Abstand die meisten unserer Pferde standen. Schon von weitem sah ich Baby Doll Melody, Dakota und DunIts Smart Investment, die zusammen grasten. Als ich näher heran kam, erkannte ich auch die restlichen Pferde. Magnificiant Crow, Snapper Little Lena, Drama Baby, Flashlight, Lady Gweny, Priamos Ruffia Kincsem, Raspberry und Zuckerschock. Auch diese Pferde beobachtete ich eine Weile, ehe mir die neuste Stute im Bunde auffiel. Minnie Maus. Das neuste Pferd von Octavia. Wir hatten sie von Gwendolyn von der Nahanni River Ranch. Octavia hatte mir schon seit Wochen in den Ohren gelegen, dass sie ein gut ausgebildetes Buschpony haben wollte, damit sie selbst in ihrem Training weiterkommen konnte. Schlussendlich hatte ich nachgegeben und wir hatten das Pony teuer gekauft. Ich hatte Octavia jedoch angedroht, wenn sie mit ihr keine Gewinne erzielen würde, würde ich sie wieder an Gwen zurück geben. Das war natürlich nur ein Scherz gewesen. Die kleine Maus wuchs mir von Tag zu Tag mehr ans Herz- keine Ahnung wie sie das machte. Wenn es doch nur bei den anderen Pferden auch so einfach wäre, deren Herz zu gewinnen... Doch ich war guter Dinge, dass sie das auch bald schaffen würde, denn Raspberry und auch Flashlight zeigten immer mehr Interesse an der kleinen Rappstute, so dass sie wohl bald zur Herde gehören würde.
      Zum Schluss meines Rundgangs fehlten noch die Hengste, die auf mehrere Koppeln, fernab der Stuten aufgeteilt waren, damit sie sich nicht die Köpfe einschlugen. Gott sei Dank waren sie alle recht friedlich- sah man von Zues ab. Wir wussten noch immer nicht, was wir mit ihm machen wollten, weshalb er noch immer auf seinem Koppelstück sein Leben für sich alleine dahin fristete und das tat, was Pferde nun mal taten. Fressen, fressen und nochmal fressen. Ich schüttelte kurz seufzend den Kopf und ging weiter zu den Koppeln, wo ich schließlich alle Hengste fand. Alan's Psychedelic Breakfast hatte in dem Rappen Chapter 24 einen wirklichen Freund gefunden. Die beiden kannten sich schon von früher und hielten wie Pech und Schwefel zusammen. Ganz zum Leidwesen von Gun and Slide, der, bevor Chapter wieder zu uns gekommen war, der beste Kumpel von Alan war. Seitdem hatte er sich etwas abgeschottet und hielt sich vor allem mit Wildfire xx und VK Bella's Dun Gotta Gun, mit denen er jedoch ziemlich ruppig umging, machten sie auch nur einen Schritt in die Richtung der beiden anderen Hengste. Golden Ebano stand noch immer etwas abseits, würde jedoch, soweit ich das sehen konnte, bald der Herde etwas näher kommen.
      Im Großen und Ganzen war ich jedoch mehr als zufrieden mit unseren Pferden, so dass ich wieder zu Octavia nach drinnen ging und mich über ihre Schulter beugte. "Und, was sagen sie?", fragte ich neugierig, ehe mir auffiel, dass O sich umgezogen hatte. "Zieh dich um, wir fahren rüber.", sagte sie und drehte sich freudig herum. "Sie freuen sich riesig uns zu sehen. Ich schieße noch ein paar Bilder der Pferde, dann können wir los.", sagte sie und ich nickte.
      In Windeseile hatte ich mich umgezogen und traf O beim Rover. "Komm schon, ich warte schon ewig hier!", tadelte sie mich doch ich rollte nur mit den Augen. "Ewig.. vielleicht zwei Minuten.", meinte ich genervt und stieg ein. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen startete ich den Motor und wir fuhren in Richtung Gefängnis.
      Es dauerte eine gute Stunde, ehe wir dort angekommen waren und uns einen Parkplatz gesucht hatten. Wir stiegen aus und atmeten einmal schwer durch. "Willst du da wirklich nochmal rein?", fragte ich O, die betreten von einem auf das andere Bein trat, ehe sie zögerlich antwortete: "Ja, helfen wir ein paar Jugendlichen.", sagte sie entschlossen, warf ihre Haare nach hinten und stolzierte vor mir her, ehe wir am Eingang ankamen und einmal durchsucht wurden. Dann gingen wir zur Rezeption, bekamen unserer Besucherausweise und standen dann unserer alten Aufseherin gegenüber. Ich schluckte. "Mr. und Mrs. Blake, Sie wollte ich eigentlich hier nie wieder sehen.", sagte sie streng und schaute abwechselnd zwischen mir und O hin und her. "Wir.. wir sind hier wegen dem Tag der.. der offenen Tür. Wir wollen.. Jugendlichen ermöglichen, wieder auf den rechten Weg zu kommen... mit den Pferden.. auf unserer Ranch, so wie die O'Connors es damals bei uns gemacht.. haben...", stammelte ich und sofort hellte sich die Miene von Mrs. P. auf. "Erzählen sie mir, wie geht es .. wie heißt sie, Verena? Wie geht es ihr und der Ranch?", fragte sie neugierig ehe O und ich einen mitleidigen Blick wechselten. "Sie ist tot. Ebenso wie eine Menge Mitarbeiter der alten Ranch und ein ganzer Haufen Pferde...", sagte ich traurig und konnte Mrs. P. im Gesicht absehen, wie Leid es ihr tat. "Warum das?", fragte sie nach einiger Zeit der Stille. "Eine Explosion.", murmelte O betreten und wir lächelten zaghaft. "Das ist ja schrecklich.. und Sie beiden, was ist nun mit Ihnen?", fragte sie dann, ehe wir ihr unsere Geschichte erzählten. Angefangen bei totaler Verzweiflung, über den Aufenthalt in Schweden und die Hilfsbereitschaft all unserer Freunde. Zum Schluss vom Blakes Crow Meadow, wo wir das Erbe der Gips Reminder Ranch fortführen wollen. Dazu gehörte nun mal auch, dass wir Jugendlichen die selbe Chance bieten wollen, wie Verena uns geboten hatte. "Ich bin begeistert.. was diese junge Frau alles für Sie beide getan hat... unbeschreiblich.", erklärte sie und ich fügte in Gedanken hinzu 'und doch musste sie viel zu früh sterben'.
      "Kommen Sie, ich führe Sie ein wenig herum. In den 1,5 Jahren ihrer Abwesenheit hat sich einiges geändert.", erklärte sie und wir gingen eine Weile im Gefängnis herum, ehe wir bei allen Anderen ankamen. Erstaunte und verwunderte Blicke trafen uns, als sie uns und vor allem die Besucherausweise sahen. Wir setzten uns in eine der hinteren Reihen und hörten dem Gefängnischef dabei zu, als er seine Rede von der Wichtigkeit dieses Projektes hielt und immer wieder verstohlen zu uns schaute, ehe er uns doch tatsächlich auf die Bühne rief. Widerwillig standen O und ich auf, gingen auf die Bühne und erzählten auch den Gefangenen und Besuchern dieses Tag der offenen Tür, warum wir hier waren und vor allem, wie wir es so weit geschafft hatten. Auch erzählten wir wie viel uns an diesem Projekt lag, und dass wir gerne weiteren Jugendlichen die Chance geben wollen, das zu erreichen, was wir erreicht haben.
      Plötzlich stand einer der Gefangenen auf, blickte zu uns hoch und sagte: "Vergebt ihr auch dritte Chancen?"Ich hatte gar nicht so schnell reagiert, wie O von der Bühne sprang und, ein wenig zu schnell für die Aufseher, auf den jungen Mann zurannte. "Murphy!", quietschte sie und fiel ihm um den Hals. Da er Handschellen anhatte und sich nicht wirklich abfangen konnte, fielen er und O beinahe auf den Boden, doch ein beherzter Griff der Polizisten hielt die Beiden auf den Beinen, denn diese waren nun auch dort angekommen. Widerwillig ließ Octavia von Murphy ab und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Was machst du hier, wo ist Finn?", hörte ich sie drauf los quasseln, nachdem auch ich von der Bühne und näher zu den Beiden hingegangen war. "Das können Sie gerne später klären.", meinte Mrs. P. und bedeutete Murphy mit einem strengen Blick, sich wieder hinzusetzen. Kurz schluckte ich, ehe ich wieder meinen Platz in den hinteren Reihen einnahm. Octavia wies ich an, sich neben mich zu setzen. Einen letzten Blick warf ich zu Murphy hinüber, ehe ich leise seufzte und meine Hände zur Faust faltete. Was auch immer er angestellt hatte, ihn würden wir auf jeden Fall mit auf unsere Ranch holen, egal was sein würde.
      Jetzt blieb nur noch die Frage, wen wir noch mitnehmen würden. Platz hatten wir für drei neue Mitarbeiter.
      Neben Murphy waren mir noch zwei weitere Gefangene aufgefallen. Einen jungen Mann, den ich etwas jünger als mich schätzte namens Travis Elmore und einen ebenfalls jungen Mann, der Ähnlichkeiten mit Caleb hatte und sogar den selben Nachnamen trug.
      Eine ganze Weile dauerte es, bis sich alle Ranches vorgestellt hatten und wir gemeinsam im Speisesaal essen wollten. Bewusst setzten wir uns zu unserem alten bekannten Murphy an den Tisch. Vorwurfsvoll schaute ich ihn an. "Was hast du angestellt, dass du wieder hier gelandet bist?", fragte ich ihn und verschränkte meine Arme vor der Brust, ehe ich mich doch dazu entschied, etwas zu essen. Murphy schien nicht wirklich mit der Sprache heraus zu rücken, weshalb wir ihn einfach essen ließen. "Wir können auch darüber sprechen wenn wir auf der Ranch sind...", meinte ich beiläufig und widmete mich wieder meinem Teller, was einen verwunderten Seitenblick von Murphy zur Folge hatte.
      Es dauerte noch eine Weile des Papierkrams, ehe wir Murphy, Travis und Connor mitnehmen konnten. Gemeinsam gingen wir zum Auto und setzten uns rein, bevor wir zur Ranch zurückfuhren.
      Die Fahrt verlief stillschweigend, weites gehend erkannte ich aber ein helles Strahlen in den Augen der drei, die sich sichtlich darüber freuten, endlich aus dem Bunker hinaus auf eine Ranch gehen zu können. "John kennen wir bereits, wir haben lange Zeit zusammen im Gefängnis gelebt.", lockerte ich irgendwann die Stimmung. "Euch beide, Travis und Connor, müssen wir erst einmal kennen lernen. Doch ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß an den Pferden wie wir, denn darum geht es ja. die Arbeit mit den Pferden."
      "Wir werden Sie nicht enttäuschen.", sagte Travis mit einem strahlendem Lächeln im Gesicht. "Bellamy..", antwortete ich Travis und zeigte zu Octavia, die neben mir auf dem Beifahrersitz saß. "Und das ist Octavia, meine Schwester. Also Finger weg von ihr.", scherzte ich und erntete dafür einen harten Schlag von meiner Schwester gegen den Oberarm. "Autschi.", lachte ich und sah im Rückspiegel, wie sich John, Travis und Connor verschmitzt ansahen und herzlich drauf los lachten. Verdammt, Connor hatte das selbe süffisante Grinsen wie Caleb. Ob sie verwandt waren?

      Inventur
      September 2015, by Veija
      "O wir haben 15 Westernsättel und 8 Westernpferde aktiv im Training. 4 sind mehr oder weniger im Training beziehungsweise werden die gerade angeritten, VK A Gun Colored Lena wechselt bald den Stall und kommt zu den Trainingspferden, Zues gibts auch noch, Ceara Isleen, die nun wieder bei uns ist, Dakota nicht zu vergessen und Kunis...", meinte ich und betrachtete die Sattelkammer. "Jap, sind 17 Pferde auf 15 Sättel. Aber die Jungpferde können wir mit Pads ausgleichen.", sagte O schulterzuckend und klopfte mir auf die Schulter. Die Jungpferde werden schon nicht sterben. Außerdem kann man mit Pads sehr viel wett machen- und einige der Pferde, die du aufgezählt hast, reiten wir momentan gar nicht." "Stimmt, da hast du auch wieder recht.", sagte ich und schloss die Tür hinter uns, als wir die Sattelkammer wieder verließen. "Machst du jetzt noch was mit den Pferden?", fragte ich meine Schwester. "Ja, ich wollte mit DunIts Smart Investment ausreiten. Kommst du mit? Baby Doll Melody könnte bestimmt einen Ausritt vertragen.", sagte sie und ich nickte. "Ja, genau. Sind beide im Stall? Hey warte.. eigentlich könnten wir Murphy, Travis und Connor mitnehmen, was sagst du?" "Das wäre voll die gute Idee!", sagte sie freudig. "Travis und Connor könnten sich Gun and Slide und Alan's Psychedelic Breakfast schnappen, Murphy Genuine Lil Cut.", schlug sie vor und ich nickte. "Gehen wir ihnen mal die gute Nachricht verkünden!", sagte ich lachend und klapperte mit O die Ställe nach unseren Mitarbeitern ab. Schließlich fanden wir sie am Zaun, wo sie Magnificient Crow, Snapper Little Lena und Stormborn beobachteten. "Sind die drei Hengste schon wieder drinnen?", fragte ich und sah, wie alle drei zusammen zuckten. O und ich sahen uns kurz an und lachten. "Wir wollten euch nicht erschrecken, eher eine gute Nachricht überbringen.", meinte ich mit hochgezogener Augenbraue. "Oh cool, welche denn?", fragte mich Travis. "Das sag ich euch, wenn ihr mir sagt ob VK Bella's Dun Gotta Gun, Whinney und Chapter 24 wieder im Stall sind.", stellte ich ein Ultimatum. "Jaja, die sind wieder drinnen. Hau raus, Bell.", paffte Murphy und sah mich auffordernd an. "Travis du gehst dir Blue schnappen, Connor du holst dir Alan und Murphy du gehst dir Gen suchen. O schnappt sich Candy und ich hole mir Melody. Wir fünf gehen Ausreiten.", erklärte ich und sah alle auffordernd an. Sofort schwärmten sie, über beide Ohren strahlend, in alle Richtungen aus und machten ihre Pferde fertig.
      Auch ich holte mir Baby Doll von der Koppel und war in Windeseile bereit, aufzubrechen. Connor und Travis brauchten ein wenig Hilfe, doch Murphy zeigte sich freundlich und half den beiden beim Satteln, so dass wir nach einer halben Stunde in etwa losreiten konnten. Da wir zwei Anfänger in der Gruppe hatten, wurde es nur ein lockerer Schrittausritt, der auch nicht lange dauerte.
      Zurück am Hof angekommen brachte jeder sein Pferd in die Box und ich hatte noch Zeit, bei den anderen Pferden vorbei zu schauen. Sie grasten alle friedlich auf der Koppel und hatten bestimmt wenig Lust, gleich wieder in den Stall zu müssen.
      Lange würde dem nicht mehr so sein, denn wir wollten umziehen und hatten uns vorgenommen, auf einen Aktivstall umzustellen und so wenigstens mehr Pferden die Möglichkeit zu geben, mehr auf der Koppel zu stehen, als sie es jetzt taten.

      Von kalt zu warm - Umzug nach New Mexiko
      September 2017, by Veija
      Samstag
      Octavia
      "Bellamy ich hasse die Kälte hier in Kanada.", sagte ich am Frühstückstisch zu meinem Bruder und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller Mitarbeiter. "O, hier sind es 19 Grad, welche Kälte meinst du?", fragte Bellamy mich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich meine die kommende Kälte. Kaum eines der Pferde hat eine Decke, hier fällt so viel Schnee dass man nichteinmal die Haustür aufbekommt, die Pferde schieben so viel Winterfell, was du zum Reiten kaum sauber bekommst und wie willst du hier im Winter ausreiten? Richtig, gar nicht. Du versinkst im Schnee.", erklärte ich und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. "Wenn ich einwerfen darf...", fing Murphy an: "Die Landschaft ist hier das ganze Jahr über wunderschön. Die Seen sind traumhaft und die Berge erst...", sagte er und schaute zwischen Bellamy und mir hin und her. "John hat recht. Ist es das nicht wert?", fragte Bellamy. "Nein Bell. Ich.. ich habe mir schon verschiedene Höfe im Rest von Amerika angesehen, in New Mexiko zum Beispiel wäre es dauerhaft warm.", schwärmte ich und zückte mein Handy, um allen die Ranch zu zeigen. "Die hat echt Potenzial.", meinte Travis. "Jede Koppel scheint dort ein kleines Stück Wald zu haben und es fließt ein Bach durch quasi jede Koppel, in dem sich die Pferde auch abkühlen können.", schlussfolgerte er, ehe er erschrocken die Luft einzog und Murphy und Connor anschaute. "Wir dürfen das Land doch gar nicht verlassen, oder?", fragte er traurig und schaute zu mir auf. "Ich weiß nicht...", musste ich zugeben. "Aber das bringen wir in Erfahrung, sollte es zur Diskussion stehen und..." "Von mir aus.", sagte Bellamy plump. "Was?", fragten die restlichen vier, inklusive meiner Wenigkeit gleichzeitig. "Von mir aus können wir umziehen.", meinte er lächelnd. "Ich rufe da mal an und O du fragst im Gefängnis nach, ob unsere drei Schützlinge uns begleiten dürfen.", sagte er, bevor er anfangen musste zu lachen. "Jetzt schaut doch nicht so verdutzt. Ich besitze von Kanada nur schlechte Erfahrungen und traurige Erinnerungen. Ich bin sofort dabei, sollte es klappen und wir umziehen können.", sagte er und stand auf, um den Tisch abzuräumen. "Okay.", sagte ich noch immer total neben der Spur. "Dann kümmern wir uns mal drum- nachdem die Pferde versorgt sind.", lachte ich und schaute auf meine Liste der Pferde, wer wen machen sollte. "Murphy du gehst mit Bellamy und schaust nach folgenden Pferden: Alan's Psychedelic Breakfast, Baby Doll Melody, Chapter 24, DunIts Smart Investment..." "Gott O, gib mir einfach die Liste.", fluchte Murphy und riss sie mir aus der Hand, ehe er ein Foto davon machte und sie mir danach wiedergab. "Gut, das sind 14 Pferde nach denen Bellamy und ich schauen sollen, wir gehen dann schon mal.", sagte er knapp und er und Bellamy verließen den Raum. "Was ist denn mit dem los?", fragte Travis und ich zuckte mit den Schultern. "Hat bestimmt seine Tage...", murmelte Connor und verkniff sich sein dummes Grinsen, als ich ihn böse ansah. Noch immer hatte ich mich nicht getraut zu fragen, ob er mit Caleb verwandt war oder nicht. Das würde mir mein Leben doch um einiges erleichtern, aber ich trauerte noch zu sehr um ihn und alle anderen, die auf der Ranch verstorben waren, auch wenn es jetzt schon fast ein Jahr her war.
      Ein Jahr.. wie die Zeit verging. Seit einem Jahr mussten Bell und ich uns alleine durchkämpfen. Wir schafften das auch gut, das stand außer Frage. Doch vermisste ich Verena und Caleb und auch all die anderen jeden Tag. Ob das irgendwann aufhörte? Sie zu vermissen und den Schmerz zu spüren? Ein Anfang wäre ein Umzug. Weg aus Kanada, weg von den schrecklichen Erinnerungen, welche immer und immer wieder vor meinem geistigen Auge aufblitzten, wenn ich am Unfallort vorbeifuhr oder ein Brief im Briefkasten war, der mit der Versicherung und dem Vorgang der Explosion zu tun hatte. Noch immer beschäftigte sich die Polizei mit dem Fall und ließ uns einfach nicht in Ruhe. Bellamy nahm mir zwar die meiste Arbeit ab, die mit der alten Ranch zu tun hatte, doch ich bekam natürlich viel mit, da wir meist zusammen zu Terminen mussten. "O?", riss mich irgendwann eine Stimme aus den Gedanken. "Was sollen wir machen? Du siehst nämlich nicht so gut aus...", sagte Travis, der mich aus den Gedanken gerissen hatte. "Oh, nein nein. Mir geht es gut. Ich war nur in Gedanken versunken. Kein Grund zur Sorge.", beruhigte ich ihn. "Wir drei machen die Küche fertig und gehen dann nach den Jungpferden schauen, was sie so anstellen. Vielleicht gehen wir eine Runde mit drei der Pferde spazieren, mal sehen.", sagte ich und stand auf, um den Tisch abzuräumen. Connor und Travis halfen mir ohne murren und motzen...

      Bellamy
      "Was war das denn, Murphy?", fragte ich den jungen Mann neben mir, als wir zusammen zu den Westernpferden gingen. "Bin heute morgen wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden.", antwortete er knapp und ich lachte kurz auf, ehe mich sein fragender Blick traf. "Dann freu dich, wir müssen alle Boxen misten." "Oh man...", kam nur noch zurück, ehe wir den Stall betraten und er sich einmal kurz streckte, bevor wir gemeinsam zum Laufstall der Stuten gingen. Wir halfterten uns Baby Doll Melody, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, die wir seit kurzem unser eigen nennen durften und die sich gut eingelebt hatte, Jade, Magnificient Crow, Snapper Little Lena, Stormborn und VK A Gun Colored Lena nach und nach auf und brachten sie auf die Koppel, ehe wir uns zu den Hengsten begaben. Alan's Psychedelic Breakfast, Chapter 24, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, VK Bellas Dun Gotta Gun und Whinney kamen nach und nach auf ihre verschiedenen Koppeln und erfreuten sich des Lebens, dass sie endlich toben und fressen durften. Blue wälzte sich sofort und war nun nicht mehr braun-weiß sondern Ton in Ton braun. "Murphy fang du bei den Stuten an, ich mach zu erst die Hengste und geb denen dann auch gleich Heu und Kraftfutter.", wies ich meinen Mitarbeiter an und schaute ihm noch nach, wie er aus dem Stall verschwand, um sich eine Schubkarre zu holen. Ich tat es ihm gleich und fing mit Alan's Box an, arbeitete mich nach und nach bis zu Whinneys Box vor. Es dauerte eine Weile, bis alle Boxen gemistet waren und ich anfangen konnte, das Heu und Kraftfutter zu verteilen. Jeder der Hengste bekam nur eine sehr kleine Portion davon, da sie nicht wirklich aktiv im Training waren und sonst nicht wussten, wo sie mit ihrer ganzen Energie hin sollten.
      Als ich damit fertig war ging ich zu Murphy und half ihm, den Laufstall der Stuten zu misten. Ruck zuck waren wir fertig, füllten Heu in die Netze und gingen zum Stallabteil, in dem die Englischen Vollblüter untergebracht waren. Auch hier brachten wir zu erst die Hengste nach draußen. Schnell waren Firewalker, Golden Ebano, Peacful Redemption, Seattle Slew, Stiffler, Wildfire xx und ZM's Zanaro auf ihren Koppelabteilen. Leider stand jeder der Hengste für sich alleine. "Auf der neuen Ranch will ich das ändern.", sagte ich total aus dem Kontext gerissen und sah die Ratlosigkeit in Murphys Gesicht. "Was.. willst du ändern?", fragte er mich. "Dass die Hengste alle alleine stehen. Ich will auf der neuen Ranch Kleingruppen zusammenstellen. So dass sie sozialisiert bleiben und nicht total durchdrehen vor Einsamkeit. Desweiteren überlege ich, ein paar der Hengste kastrieren zu lassen. Wer brauch schon so viele Hengste, wenn er nicht aktiv züchten möchte? Vor allem, da wir uns auf die Paint und Quarter Horses konzentrieren wollen.", erklärte ich ihm und er nickte. "Die Stuten auch alle raus?", fragte er mich, als wir wieder im Stall angekommen waren. Ich nickte. "Die können auch alle zusammen auf das Abteil neben die Westernstuten.", erklärte ich ihm. "Ich fange schon mal an zu misten. Du schaffst das!", pflichtete ich ihm bei und fing mit der Schubkarre in die Box von Firewalker, um mit dem Misten anzufangen. Immer wieder sah ich Murphy mit Pferden an mir vorbei gehen. So waren Drama Baby, Priamos Ruffia Kincsem und Zuckerschock innerhalb ein paar Minuten auf der Koppel. Dann half er mir mit dem misten und füttern sowie dem Verteilen des Kraftfutters, so dass wir es noch vor dem Mittagessen schafften, unseren Teil der Abmachung zu erfüllen- fast. Ein paar Pferde fehlten noch, doch die würden es auch bis nach dem Mittagessen im Stall aushalten können. So gingen Murphy und ich nach drinnen und fingen an, das Mittagessen vorzubereiten, da O mit den anderen beiden Jungs noch unterwegs war.

      Octavia
      Nachdem wir die Küche aufgeräumt hatten, gingen wir zusammen zu meinen englisch gerittenen Pferden in den Stall. "Travis du schnappst dir Hot Spot und Minnie Maus. Connor du nimmst dir Samarra und ich schnappe mir Flashlight und Raspberry. Dann unauffällig folgen.", gab ich die Anweisung und ging vor ihnen weg in Richtung Koppeln. Die Vollblüterstuten standen noch nicht draußen, die Westernpferdstuten jedoch schon, also hatten Bellamy und Murphy sich meine Liste doch zu Herzen genommen und arbeiteten nach meinen Anweisungen, was mich zum Grinsen brachte. Zusammen stellten wir die Stuten auf ihr Koppelabteil und gingen wieder in den Stall. "Um es einfach zu machen mistet jeder das Pferd, welches er eben auf die Koppel gebracht hat. Zusätzlich machst du, Connor, noch Flashlight. Dann kann ich mit dem Heu und Kraftfutter geben schneller anfangen und wir können flotter weiter machen.", sagte ich und fing, als wir wieder im Stall angekommen waren, sofort mit Raspberrys Box an. Die Stute war mir wahnsinnig ans Herz gewachsen und eines meiner Lieblingspferde hier auf der Ranch. Sie mochte ich wirklich nicht missen, dachte ich mir und fuhr mit der Schubkarre auf den Misthaufen, ehe ich neues Stroh holte und die Box neu einstreute. Dann fing ich an, allen ihr Heu in die Netze zu stopfen und ihnen ihre Ration Kraftfutter in die Tröge zu geben. Als wir fertig waren, sah ich auf die Uhr. Wir hatten nicht so lange gebraucht, wie ich gedacht hatte. "Kommt wir gehen noch zu den Offenställen der Jungpferde und schnappen uns drei, mit denen wir eine Runde drehen. Wir haben ja noch genug Zeit.", sagte ich zu Travis und Connor, die beiden nickten und folgten mir dann.
      Zu erst schauten wir nach den Hengsten, welche irgendwie noch alle verträumt im Offenstall lagen. A Shinig Chrome, Abe's Aelfric, Cruel Twist of Fate, Culain, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Magic Lanijos, PFS' Snap in Style, PFS' Unclouded Summer Skies, der seit kurzem auch bei uns war, Sir Golden Mile, VK Funky's Wild Berry und Zoltaire schlummerten friedlich vor sich hin. Lediglich Zues und Sparkled Wings, der Mustang den wir seit kurzem adoptiert hatten, standen zusammen ziemlich weit abseits. "Oh je, da müssen wir nochmal schauen. Zues und der zusammen... die machen sich gegenseitig scheu.", sagte ich kopfschüttelnd. "Misten können wir nicht, wenn die alle noch schlafen.", lachte ich und wir gingen rüber zu den Stuten, die schon alle auf den Beinen waren. Ashinta, Dante's Wild Lady, Dress to Impress, Ginger Rose, GRH's Unbroken Magic, I've got a blue soul, It's me, Amira!, Sweet Revenge, PFS' Blossom Magic, Prias Colourful Soul und Wolfs Bane tobten über die Koppel, fraßen oder standen an der Heuballe. "Gut, die können wir misten.", sagte ich und ging auf die Suche nach Mistgabeln und einer Schubkarre. Beim Hengststall wurde ich fündig und so misteten wir zu dritt in aller Schnelle den Stall aus, streuten neu ein und verteilten eine Menge Streicheleinheiten. Danach gingen wir schnell noch mit Blossom Magic, Prias Soul und Wolfs Bane eine Runde spazieren, ehe wir uns doch noch an den Hengstfohlenstall wagen konnten und schließlich zum Mittagessen ins Haus gehen konnten. "Oh, ihr seid aber schon fleißig.", sagte ich lächelnd und betrat die Küche, in der es unbeschreiblich gut roch. "Was gibts denn?", fragte Connor neugierig. "Oh, Pizza!", stellte er dann fest und setzte sich an den Tisch. "O, hast du schon im Gefängnis angerufen?", fragte mein Bruder mich irgendwann. "Ne, noch nicht. Du in New Mexiko?" "Ne, noch nicht. Mach ich aber heute Mittag.", sagte er und ich nickte. "Gut, dann schnapp ich mir gleich unsere drei Jungs und versorge die restlichen Pferde, ja?", fragte ich ihn. "Gut. Ich erledige dann gleich beides. Ranch und Information. Dann könnt ihr noch was mit den Pferden machen.", sagte er und ich nickte. "Gut. Und jetzt lass uns essen, ich hab so einen Hunger!", lachte ich und setzte mich ebenfalls an den Tisch.
      "Welche Pferde fehlen denn noch?", fragte Bellamy mich, während wir uns alle auf die Pizza stürzten. "Ceara Isleen, A King of Magic, Abraham van Helsing, Dakota, Náttdís van Ghosts, Skrúður, Thjalfe van de Jötunheimr und Væna frá glæsileika eyjarinar. Ach und Kunis, aber der ist ja unser Sorgenkind. Haben wir schon all seine Decken gewaschen?", fragte ich dann in die Runde. "Ja, hab ich gleich nachdem der Tierarzt da war.", meldete sich Travis zu Wort und ich nickte. "Gut. Die Box müssen wir ja komplett misten.", erklärte ich dann.
      Nach etwa einer Stunde waren wir fertig mit Essen und die drei Jungs gingen mit mir zu den restlichen Pferden. "Ceara Isleen muss raus, King of Magic, Abraham, Dakota, Alfi und die drei Isländer.", sagte ich zu meinen Mitarbeitern. "Husch, husch.", lachte ich und kümmerte mich selbst um Kunis, welchen ich aus der Box nahm und am Putzplatz ganz abseits anband. Ich mistete die Box gründlich, streute sie dann neu ein, gab ihm Heu und brachte ihn dann wieder in die Box. Anschließend gingen Murphy, Travis, Connor und ich nach drinnen, um zu schauen, wie weit Bellamy war.

      Bellamy
      Kaum waren die vier verschwunden, hatte ich mir das Telefon geschnappt und ein wenig herum telefoniert. Im Gefängnis ging alles soweit klar, solange wir mit einem in New Mexiko kooperierten und uns von diesen Leuten Besuche gefallen ließen. Auch bei der Ranch schien zunächst alles klar zu sein, so dass wir am nächsten Tag eingeladen waren, die Ranch anschauen zu dürfen.
      Ich war gerade fertig mit telefonieren, als O und die anderen rein kamen. "Und?", fragte O sofort neugierig. "Murphy, Travis und Connor dürfen uns nicht begleiten.", sagte ich niedergeschlagen und sah den Schock, der sich auf ihre Gesichter legte. "Aber...", fing Connor an und stockte, als er mein Grinsen sah. "Nein, ihr dürft mitkommen. Allerdings ändern sich die Auflagen ein wenig und wir müssen mit einem Gefängnis in New Mexiko kooperieren. Dann geht alles klar.", sagte ich und erntete wütende Blicke, doch das war es mir wert gewesen. "Die Ranch können wir im Übrigen morgen besuchen fahren. O und ich werden fliegen, euch gehört also für einen Tag die Ranch.", erklärte ich und schon wischen die wütenden Blicke stolzen Blicken. "Oh, cool.", sagte Connor und strahlte. "Hoffentlich klappt dann alles und wir haben es bald warm.", zitierte er mehr oder weniger O von heute morgen und lachte. "Den Rest des Tages habt ihr frei, O und ich kümmern uns um den Rest. Damit ihr morgen alles alleine schafft.", sagte ich und schickte sie dann aus der Küche, um mit meiner Schwester noch einiges zu bereden.
      Gegen Abend holten wir alle Pferde wieder in den Stall, bevor wir ins Bett gingen.

      Sonntag
      Octavia
      Aufgeregt wie noch nie zuvor saß ich neben meinem schlafenden Bruder im Flugzeug. Heute morgen war alles drunter und drüber gegangen. Ich hatte unsere drei Mitarbeiter nicht gerne alleine gelassen, obwohl sie mir ständig versicherten, keinen Unfug anzustellen. Dann hatte ich noch beinahe meinen Rucksack vergessen, in dem alles wichtige für eine Übernachtung in New Mexiko war und und und. Jetzt endlich saßen wir im Flieger und es dauerte nur noch ein paar Minuten, bis wir landen würden.
      Nach der Landung kümmerte Bellamy sich um ein Taxi, welches uns zum Hof in der Nähe von Albuquerque bringen würde, denn da stand die neue Ranch. Schnell waren wir da und sahen uns schon ein wenig um, bevor der Makler kam. Er stellte sich vor und führte uns nochmal herum. Den alten Besitzern war der Hof zu groß und zu teuer in der Unterhaltung gewesen, weshalb sie sich eine kleinere Anlage gekauft hatten, die jedoch hier ganz in der Nähe war und eine Geländestrecke beinhaltete, die wir sehr gerne auch bei Bedarf mitbenutzen durften. "Oh, das trifft sich ja gut.", sagte ich freudig und wir gingen alle Ställe und Reitplätze durch. Eine Halle gab es hier auch, die jedoch für Dressurreiten gedacht war. Groß genug für eine Westernhalle war sie jedoch, so dass wir nur den Sand austauschen mussten. Im Großen und Ganzen gefiel uns die Ranch bis auf ein paar Kleinigkeiten.
      So einigten wir uns auf einen Preis, unterzeichneten die Verträge und konnten die Anlage unser eigen nennen.
      Am nächsten Tag waren wir wieder auf unserer Ranch in Kanada, erzählten allen die freudige Nachricht und fingen an, unsere Sachen zu packen.

      Ein paar Tage später
      Octavia
      Alle Sachen waren gepackt und die Möbel, die mitkamen, das Pferdezubehör und alles weitere war schon auf dem Weg zum neuen Hof. Den Pferden wollten wir keine 22 Stunden Autofahrt antun, weshalb sie wohl oder übel doch fliegen mussten. 62 Pferde mussten also eingedeckt, verladen und zum Flughafen gebracht werden. Anschließend sediert, verladen und geflogen. Travis und Connor waren zusammen mit unseren Sachen mit den beiden Trucks mitgefahren, um Bellamy, Murphy und meine Wenigkeit später in Empfang zu nehmen. Natürlich mit den 62 Pferden, was auch sonst.
      Es dauerte schier ewig, alle Pferde in den Hänger zu bekommen- und noch länger, alle zu sedieren und in den Flieger zu kriegen. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir dann endlich in der Luft- einer aufgeregter als der Andere.
      Kurz nach dem Landen bekam ich die Nachricht, dass Travis und Connor seit ein paar Stunden an der Ranch angekommen waren und schon fleißig dabei waren, alles einzuräumen und an Ort und Stelle zu tragen. Ich lächelte kurz und gab Bellamy die Nachricht weiter, ehe wir um das Flugzeug herum gingen, und dabei halfen, alle Pferde wieder auszuladen. Natürlich waren wir eine ziemliche Attraktion auf dem Flugplatz. Wann sah man schon so viele Pferde aus einem Flugzeug steigen?
      Nach gut zwei Stunden war alles geklärt und die Pferde in den Hängern, um sie in ihr neues Zuhause zu bringen, welches wir dann auch am Abend erreichten.
      Alle Pferde kamen in die für sie vorgesehenen Boxen und durften sich erst einmal ausruhen. Viele der Tiere legten sich erschöpft hin und schliefen sofort ein.
      Auch wir fünf Zweibeiner fielen quasi sofort ins Bett und schliefen beruhigt ein, dass alles fast genau nach Plan verlaufen war und wir jetzt die nächsten Tage ein wenig verschnaufen konnten.

      Reining LK 5 - LK 4
      November 2017, by Veija
      Bellamy
      Etwas unruhig trat ich von einem auf den anderen Fuß und zog im Sekundentakt die Gardine vom Fenster weg, nur um sie sogleich wieder los zu lassen und so davor zu schieben. Geschlagene 10 Minuten veranstaltete ich diese Show schon, bis ich die Warterei nicht mehr aushielt, mich umdrehte und sogleich in Octavia hineinlief. "Er kommt schon noch, es ist ein weiter Weg von Kanada bis hier her.", sagte sie zu mir und ich nickte geistesabwesend. Heute sollte Herr O'Conell kommen und ein paar Tage bleiben. Er war ein alter Freund von Verena und ein sehr guter Westerntrainer. Er schuldete Verena eine Menge, weshalb er uns hier auf dem Blakes Crow Meadow so viel unter die Arme griff und sogar keine Kosten und Mühen scheute, nach New Mexiko zu fliegen, wenn wir seine Hilfe brauchten.Und so stand ich nun hier im Wohnzimmer und wartete nervös auf sein Eintreffen. Er hatte inzwischen schon eine Viertelstunde Verspätung, doch irgendwie hatte ich mir das gedacht. Solch einflussreiche Menschen kamen des Öfteren zu spät.
      Gerade als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, fuhr ein Jeep auf den Hof. "O, da ist er!", sagte ich freudig und stürmte zur Tür, ehe ich mich fasste und in normalem Tempo hinaus ging. Dass Caleb mir folgte, hatte ich gar nicht mitbekommen. Erst, als er sich mit verschränkten Armen neben mich stellte. "Kennst du ihn?", flüsterte ich Caleb zu und bekam ein Nicken als Antwort. "Hallo Laurence.", sagte Caleb und umarmte ihn kurz. Ich, der ihn nur unter dem Namen Mr. O'Conell kannte, kam mir bei der Begrüßung total blöd vor. "Bellamy du kannst mich aber auch ruhig Laurence nennen, wir kennen uns nun doch schon ein wenig.", sagte der Mann und schaute sich um. "Ein schönes Fleckchen Erde habt ihr hier in New Mexiko gefunden. Und warm ist es hier auch noch.", lachte er und schaute sich ein wenig um. "Lasst uns aber erstmal reingehen. In dieser Mittagshitze kann man kein Pferd trainieren.", sagte er und zusammen holten wir sein Gepäck, ehe wir ins Haus gingen. Octavia hatte im Esszimmer ein paar gekühlte Getränke vorbereitet, sodass Laurence es sich erstmal ein wenig gemütlich machen konnte. Wir setzten uns hin und tauschten Geschichten aus, ehe wir gegen sechs Uhr abends nach draußen gingen und uns die Pferde anschauten, bei denen uns Laurence helfen sollte. Zehn Pferde sollten in der Reining auf LK 4 gebracht werden, drei Pferde eingeritten, ein Pferd umgeschult auf Western, ein Pferd in der Reining auf LK 3, zwei Pferde in Hunter under Saddle und ein Pferd im Cutting. Viel zu tun also.
      "Zeig mir die Pferde mal alle.", befahl Laurence mir dann und wir gingen zu den Koppeln. "Die Grullodame mit der tollen Splashed Scheckung ist VK A Gun Colored Lena. Wahnsinnige Abstammung, tolles Pferd. Aber alles andere als einfach. Die Schimmelstute da hinten ist Stormborn. Noch nicht lange hier. Die helle Grullastute da mit dem Braunstich ist Snapper Little Lena. Leider schon im Fohlenalter erblindet, aber ein tolles Pferd. Die Bay Dun Stute mit dem weißen Gesicht ist Jade. Hat lange gestanden und muss nochmal antrainiert werden. Da hinten das ist Ginny my Love, Jades Tochter. Wurde bis jetzt leider nur englisch geritten, müssen wir also einmal komplett umschulen. Die Appaloosastute ist Baby Doll Melody.", erklärte ich und Laurence nickte. "Die kenn ich, Verena hatte sie damals. Wurde dann verkauft. Was wurde aus ihr?", fragte er mich. "Sie wurde vernachlässigt und wir haben sie von einem Händler zurück gekauft. Ich weiß nicht, was ihr in der Zwischenzeit passiert ist.", erklärte ich und sah dann wieder zu den Pferden. "Die Rappstute ist Magnificient Crow und die Dunolinostute ist DunIts Smart Investment. Wahnsinnig talentiertes Tier.", sagte ich und wir gingen dann weiter zu den Hengsten. "Der bunte Braunfalbe da ist VK Bella's Dun Gotta Gun. Selbst gezogen aus Bella und Spooky. Der Appaloosa ist Whinney. Auch noch recht neu hier. Der Rappschecke ist Chapter 24, den haben wir auch wieder aufgekauft. Alan's Psychedelic Breakfast ist der Rappe mit den hochweißen Beinen. Genuine Lil Cut ist der Splashed White Fuchs da hinten. Hier vorne am Zaun zu guter Letzt ist mein Lieblingspferd, Gun and Slide. Er und Candy haben ein wirklich hübsches Fohlen.", erklärte ich ihm und streichelte Blue über die Nase. "Dann lass uns mit den Pferden anfangen, die ihr einreiten wollt. Hol mir mal den Hengst in den Round Pen und mach die beiden Stuten fertig.", sagte er zu mir und ging schon mal zum Round Pen. Ich schickte Travis und Connor los, um Smartie und Stormborn zu holen, während ich mir Gotta Gun holen ging. Ich halfterte ihn auf und brachte ihn dann zu Laurence. "Ich teste einmal kurz was er schon kann.", sagte er, klickte den Strick aus dem Halfter und schickte ihn von sich weg. Er schnalzte und gab Kommandos und ich schaute ihm neugierig dabei zu. "Der kann schon einiges.", sagte Laurence irgendwann und klopfte dem verschwitzten Pferd den Hals. "Kannst ihn wegbringen, das reicht.", sagte er und klickte den Strick wieder ein. Als nächstes war Stormborn an der Reihe, die noch nicht so viel konnte wie Barbie. Sie zeigte sich oft missmutig und hatte kein Verständnis dafür, was Laurence von ihr wollte. Nie wurde sie böswillig, versuchte jedoch mehr als einmal, ihn hinters Licht zu führen und auszutricksen. "Mit der habt ihr noch einiges an Arbeit vor euch. Grundkommandos und Grundbenehmen, würde ich sagen Bellamy.", erklärte er und übergab Connor die Stute wieder, ehe er sich Smartie widmete. "Mit ihr ist noch nicht so viel gemacht worden.", gestand ich kleinlaut und erntete einen bösen Blick von Mr. O'Conell. "Wie führt ihr eure Ranch? Ihr müsst euch mehr um die jungen Pferde kümmern.", fluchte er und schickte auch die letzte Stute im Bunde von sich weg. Laurence machte ihr sofort klar, wer der Chef war und zeigte ihr, wo es lang ging. Wider Erwarten benahm die Stute sich wirklich top und verstand sogar auf Anhieb, was von ihr verlangt wurde. Als er sich einmal ruckartig vor sie stellte, stoppte sie und macht einen fast perfekten Roll Back, um in die andere Richtung zu galoppieren. "Mach nicht, dass ich sie euch abkaufe. Die hat Talent, das kann ich dir sagen.", lachte er und lies sie auf sich zukommen, um ihr den Führstrick anzulegen und sie wieder aus dem Round Pen heraus zu führen. "Mit dem Cuttingpferd müssen wir auf eine benachbarte Ranch fahren, der kann auch da ausgebildet werden.", erklärte ich Laurence dann und er nickte. "Lass uns den holen und rüber fahren."
      Gesagt getan. Genuine wurde fertig gemacht, verladen und in kurzer Zeit waren wir auf der benachbarten Ranch angekommen. Wir luden Gen aus, schauten bei seinem ersten Training kurz zu und fuhren dann wieder zurück zum Blakes Crow Meadow. Ich wusste, dass er dort gut aufgehoben war und konnte ihn getrost in aller frische in ein paar Wochen wieder abholen.
      Den Rest des Abends hatten wir noch Candy und Blue trainiert. Candy wurde von Laurence geritten während ich auf Blue saß und die Anweisungen befolgte, dir mir gegeben wurden. Alles in allem war es ein gutes Training und beide Pferde kamen in ihrer Ausbildung ein großes Stück weiter.
      Der nächste Morgen war mehr als stressig. Wir fingen mit Ginny my Love an und Laurence hatte alle Hände voll zu tun, sie irgendwie dazu zu bekommen, am lockeren Zügel trotzdem noch vorwärts zu gehen. Während er sich also um Ginny kümmerte, nahm ich mir die drei Pferde vor, die eingeritten werden sollten. Ich übte die Grundkommandos, brachte Storm bei, dass sie auf den Menschen achten sollte und konnte schon Pads und Sättel auf Smartie und Barbie drauf legen. Nach gut zwei Stunden kümmerten wir uns dann um die anderen Reiningpferde, was so gut wie den ganzen Tag andauerte. Am Abend waren dann wieder Candy und Blue dran.
      Das ging einen ganzen Monat so weiter. Zwischenzeitlich hatten wir noch Gen von der Ranch abgeholt und mit Freuden festgestellt, dass ihm das Training doch sehr geholfen hatte.
      Plötzlich bekam ich einen Anruf. My sweet little Secret sollte wieder abgegeben werden. Schnell hatten wir sie wieder hier auf der Ranch und nutzten sofort aus, dass Laurence noch hier war. So blieb er noch eine Woche und trainierte neben den anderen Pferden auch noch Secret, und zwar in Trail von LK 4 auf LK 3.
      "Habt ihr eigentlich noch Platz hier auf der Ranch?", fragte er mich an seinem letzten Abend vor der Abreise und ich überlegte kurz. "Kommt drauf an.", meinte ich fragend und schaute ihn an. "Braucht ihr noch einen Trainer?", fragte er und blickte aufmunternd zu mir herüber. "Eigentlich immer. Besonders so einen guten wie du es bist.", sagte ich und er nickte. "Ich melde mich in den nächsten Tagen nochmal. Aber euer Fleckchen Erde hier gefällt mir.", lachte er und so verbrachten wir noch einen gemütlichen Abend.

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      Tierarztpraxis am Bielersee
      Kontrolle, Impfen, Entwurmen, Chippen, Blutuntersuchung, Zahnbehandlung
      November 2017, by Quinzel
      Der Wecker klingelte und somit war es wieder mal so weit. Nach einem kurzen Frühstück holte ich meine Assistentin Kathrin ab und wir machten uns auf zum Blakes Crow Meadow. Der Hof hatte einen Namen erlangt, durch seine erfolgreichen Westernpferde. Heute erwartete uns dort Baby Doll Melody, eine 7-jährige Appaloosa Stute und Alan’s Psychedelic Breakfast, ein 8-jähriger Hengst. Auch sie waren schon einige Turniere gelaufen und das nicht grade erfollos. Der Hof war einfach zu erreichen und schon in der Einfahrt wurden wir freundlich von Bellamy und Octavia Blake empfangen. Ich begrüßte die beiden herzlich und stellte dann meine Praktikantin Kathrin vor. Die beiden führten uns zum Hauptstall, dort stand auch Baby Doll Melody, kurz Melody, bereits angebunden. Auch heute war es wieder einmal das übliche Programm. Eine Untersuchung inklusive Laboruntersuchung, eine Wurmkur, Impfungen, Chippen und schließlich eine Zahnbehandlung – also das Übliche. Ich stellte meine Tasche neben mir ab und suchte meine Unterlagen raus. Ich musterte die Stute von oben bis unten und stellte fest, dass sie gut aussah. „Führen Sie sie mal ein paar Schritte“, bat ich ihren Besitzer Bellamy. Ich beobachtete ihren Gang und Haltung genau. „Lahmt sie beim Training? Haben Sie da irgendwas bemerkt?“, fragte ich Bellamy, dieser verneinte jedoch. Meine Assistentin schrieb fleißig in die Unterlagen während ich mit der Untersuchung fortfuhr. Vorsichtig öffnete ich ihr Maul und untersuchte die Maulschleimhaut, diese war gut befeuchtet und es waren auch keine Entzündungen zu finden, jedoch war die Backenschleimhaut etwas verletzt durch Kanten im Gebiss. Danach kontrollierte ich Augen und Ohren, gefolgt von einer Temperaturmessung. Ich stellte eine Temperatur von 37.5 Grad Celsius fest. Melody ließ alles mit sich machen, blickte nur ab und zu neugierig umher. Dennoch war es sehr einfach mit der Stute zu arbeiten. Ich hörte die Atemwege und dem Darm ab, auch hier war alles in Ordnung. Nachdem ich den Puls an verschiedenen Stellen gemessen hatte, konnte ich ein Herzschlag von 32 Herzschlägen pro Minute erkennen. Ich kontrollierte und tastete noch verschiedene Stellen ab, konnte aber nichts Abnormales finden. „Melody ist gesund, ihre PAT Werte sind auch in Ordnung. Aber wir nehmen ihr jetzt noch etwas Blut ab für eine Laboruntersuchung“, ließ ich die beiden Besitzer wissen. Kathrin holte Medibox, Vacutainer und eine Spritze aus meiner Tasche. Ich redete im ruhigen Ton auf die Stute ein, um sie zu beruhigen. Sie war entspannt, trotzdem bat ich Bellamy ihren Vierbeiner festzuhalten. Meine Assistentin reinigte die Furche vorsichtig mit Alkohol und drückte dann ihren Daumen auf die Drosselvene. Derweil bereitete ich die Spritze vor und als die Drosselvene gut erkennbar war, tappte ich wie üblich die Stelle an um das Pferd darauf vorzubereiten. Als ich sie mit der Spritze pikste zuckte die Stute nur kurz zusammen. Vorsichtig zog ich den Koben zurück und legte dann meinen Daumen auf die Stichstelle. Langsam zog ich die Nadel heraus. Kathrin drückte ein Mull auf die Einstichstelle, um die Wunde zu desinfizieren. Derweil war ich damit beschäftigt die Flüssigkeit in ein Vacutainer umzufüllen und die Spritze in der Medibox zu entsorgen. Melody wurde ausgiebig gelobt für ihre tapfere Leistung, jedoch war das nicht die letzte Spritze für heute. Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit der Wurmkur. Die Dosis hatte ich bereits in der Praxis für Melody herausgesucht, passend zu ihrer Größe von 1,52 m. Aus der Tasche kramte ich das vorbereitete Präparat mit einer Fenbendazole Paste. Vorsichtig führte ich die Plastikspritze in Melodys Mund und drückte den Kolben nach unten. Nachdem die Paste im Mund der Stute verschwunden war, hob meine Assistentin ihren Kopf sorgsam hoch. Melody gab deutlich zu verstehen, dass sie die Paste nicht mochte, aber schluckte sie letzten Endes doch runter. Als Belohnung gab es dann ein Leckerli für sie. Danach folgten die Impfungen gegen Tetanus, Influenza und Herpes. Kathrin reichte mir neue Spritzen und die Impffläschen aus der Tasche. Wieder bat ich Bellamy seine Stute festzuhalten. Ich entnahm der Spritze ihren Deckel und füllte sie mit der richtigen Tetanus-Dosis aus der Impfflasche. Ich tappte vorsichtig gegen die Spritze, damit sich die letzten Bläschen in der Spritze verschwanden. Kathrin bearbeitete wieder die Stelle am Hals mit Alkohol, ehe ich dann mit der intramuskulären Injektion begann. Wieder zuckte die Stute beim Einstich kurz zusammen, doch die Erste Impfungen war schnell durch. Auch die Influenza- und Herpesimpfung stand sie tapfer durch. Die Spritzen entsorgte ich wie gewohnt in der Medibox. Jetzt musste Melody noch gechippt werden. Ich kontrollierte, ob der Chip in Takt war, dann desinfizierte ich die Stelle knapp einen Daumen unter dem Haaransatz. Der Chip war schnell unter der Haut verschwunden und das Lesegerät hatte keine Probleme den Chip zu erkennen. Jetzt brauchte Melody nur noch eine Zahnbehandlung. Zuerst untersuchte ich die Stute auf Asymmetrien am Kopfbereich, danach untersuchte ich das Kiefergelenk nach schmerzhaftem Verhalten, allerdings schien sie keine Schmerzen zu haben. Vorsichtig öffnete ich ihre Lippen und untersuchte ihre Schneidezähne und den Rest der Mundhöhle. Melody hatte noch nie eine intensive Zahnbehandlung erhalten, also war das ein ganzes Stück arbeiten, da wir mit Sedation arbeiten mussten. Das Maulgatter wurde übergespannt und ich begann mit meinem Werk. Die Schneidezähne mussten gekürzt werden, allerdings hatte sich noch kein Winkelgebiss gebildet. Bei den Backenzähnen haben sich Kanten gebildet und die Kaufläche war nicht eben. Mit den richtigen Raspeln und Maschinen waren die Baustellen schnell geflickt und Melody konnte wieder normal kauen. Die Verletzungen an der Backenschleimhaut sollten jetzt auch wieder verheilen können. Das Maulgatter wurde ihr abgespannt und die Stute durfte wieder in ihre Box. Sie war noch etwas benommen und taumelte langsam neben Bellamy her während sie sich zu ihrer Box führen ließ.

      Nach einer kurzen Pause war Alan an der Reihe. Bellamy führte ihn aus seiner Box, auf den Putzplatz. Ich musterte ihn dabei und konnte einen gesunden Gang und eine richtige Haltung erkennen. Wieder kontrollierte ich die Maulhöhle inklusive Maulschleimhaut. Auch er hatte ein paar offene Stellen im Backenbereich, aber nichts Schlimmes. Ich kontrollierte seine Augen, indem ich das obere Lid nach oben zog und untersuchte die Sklera, ehe ich die Ohren kontrollierte. Danach hörte ich die Atemwege, die Lunge, den Darmbereich und seinen Puls ab. Am Ende kontrollierte ich noch seine Temperatur, aber auch die war in Ordnung. Ich gab Kathrin seine Vitalwerte durch und sie schrieb die Werte in die Unterlagen. Alan tänzelte etwas nervös rum und beschnupperte alles. Er wirkte etwas aufgeweckter als Melody, aber es war auch nicht schwer mit ihm zu arbeiten. Wir machten weiter mit der Blutabnahme für die Laboruntersuchungen. Souverän stand er den ganzen Prozess der Blutabnahme durch. Bellamy und Octavia stellen sicher, dass ihr Hengst ruhig war, Kathrin war wieder verantwortlich für die Bearbeitung der Drosselvene und ich war verantwortlich für den schmerzhaften Teil. Als ich mit der Nadel in die Drosselvene piekte, zuckte der Hengst nicht mal zusammen. Ich zog den Kolben zurück und zog die Spritze sorgsam heraus. Das Blut füllte ich in einen weiteren Vacutainer und die Spritze entsorgte ich wie vorgesehen. Um Verwirrung zu vermeiden, markierte ich den Vacutainer mit einem roten Punkt, um zu wissen, dass das Alans Blut war. Nachdem er gelobt wurde, ging es weiter mit der Wurmkur, telefonisch hatten wir uns bei beiden Pferden auf Fenbendazol geeinigt. Alan war 1.66 m groß und auch seine Dosis hatte ich im Vorhinein vorbereitet. Alan reagierte jedoch nicht so gelassen auf die Paste und wir mussten ihm die Paste in kleineren Dosen einführen. Jedes Mal hob Kathrin seinen Kopf leicht an, damit er es nicht ausspucken konnte Nach einigen Anläufen, war die Paste dann doch komplett verschwunden. Er wurde mit einem Leckerli belohnt und es ging weiter mit den Impfungen, wieder gegen Tetanus, Herpes und Influenza. Um meine Assistentin auf das Berufsleben vorzubereiten, ließ ich sie die erste Spritze machen. Nervös bereitete sie die Spritze vor, ehe ich kontrollierte, ob noch Luft in der Spritze war. Kathrin machte ihren Job gut, Alan nahm Spritzen glücklicherweise sehr gelassen. Die Influenza- und Herpes-Impfungen übernahm dann ich. Er wurde gelobt und wieder gab es ein Leckerli für den Hengst. Alan benötigte nur noch einen Chipp und eine Zahnbehandlung, dann war er auch fertig für heute. Ich entpackte das Präparat und desinfizierte die Stichstelle mit Alkohol. Nachdem der Chipp eingeführt war, kontrollierte ich ihn mit dem Lesegerät. Weiter ging es mit der Zahnbehandlung. Auch Alan hatte noch keine richtige Zahnbehandlung erhalten und wieder musste ich mit Sedation arbeiten. Ich untersuchte den Kopfbereich und das Kiefergelenk. Alan schien Schmerzen zu haben und Bellamy teilte mit mir, dass Alan auch nicht richtig kauen konnte. Ich untersuchte die Schneidezähne und die Backenzähne, ehe auch er das Maulgatter bekam. Jeder Zahn hat eine eigene Raspel und es gibt verschiedene Maschinen, glücklicherweise hatte ich alles mitgenommen. Auch Alan hatte Kanten, Haken und Unebenheiten, als auch seine Schneidezähne mussten gekürzt werden. Alan war noch nicht sehr alt, daher sind keine größeren Probleme entstanden. Nachdem das alles geschafft war und er gelobt wurde, durfte auch er zurück in seine Box. Auch er war leicht benommen von der Sedation. Die beiden Besitzer gaben mir die beiden Impfpässe und ich aktualisierte die Tetanus-, Herpes- und Influenzaimpfungen. Mit einem Stempel und meiner Unterschrift besiegelte ich das und erinnerte die beiden noch daran das Herpes und Influenza regelmäßig nötig waren, vor allem wenn sie auf Turniere gehen, ehe ich dann auch die beiden Chipnummern eintrug. „Die beiden sind top in Form. Ich vermute auch das die Laborergebnisse gut aussehen werden. Diese erhalten Sie binnen der nächsten 10 Tagen. Sie können mit ihrem Wester-, Fahren- und Springtraining so weitermachen. Auch ihre Ernährung scheint in Ordnung zu sein, aber mehr erfahren wir durch die Laborergebnisse. Strapazieren Sie die beiden aber die nächsten Tage nicht zu sehr und melden Sie sich umgehend, wenn Ihnen etwas auffällt. Außerdem mögen die beiden die nächsten Stunden vielleicht nichts essen, das ist ganz normal“, informierte ich die beiden Geschwister. Sie bedankten sich und wir verabschiedeten uns, ehe wir dann mit dem Auto davonfuhren. Wie sich im Nachhinein herausstellte, sahen die beiden Blutbilder sehr gut aus. Die Leukozyten- und Erythrozytenwerte, sowohl die Anzahl an Hämoglobin, lagen im Normalbereich bei Melody, als auch bei Alan. Ich rief bei den Blakes an und erzählte ihnen von den positiv ausgefallenen Ergebnissen und schickte sie ihnen später per Post.

      Reining LK 4 - LK 3
      Januar 2018, by Veija
      Laurence
      Caleb sowie die beiden Chefs waren für ein paar Tage verreist und hatten mir die Aufgabe gegeben, auf die Ranch zu achten und mich um das Training der Pferde zu kümmern. Heute hatte ich mir also vorgenommen mich mit Alan's Psychedelic Breakfast und Baby Doll Melody zu befassen, da beide bald zur Körung sollten.
      Anfangen würde ich heute also mit Alan. Einer der Pfleger, ich konnte ihre Namen noch immer nicht, hatte ihn mir schon geputzt und gesattelt und brachte ihn mir gerade zum Reitplatz. "Danke.", sagte ich und nahm den Hengst in Empfang. Auf dem Reitplatz gurtete ich nach und setzte mich dann in den Sattel. "Ist es okay wenn ich zuschaue?", fragte der Pfleger mich dann und ich nickte. "Sag mir nochmal schnell deinen Namen. Ich kann mir eure Namen einfach nicht merken." "Connor. Der Cousin von Caleb.", sagte er und ich nickte. Was ein Zufall hier Beide auf der Ranch zu haben.
      Ich nahm die Zügel auf und stellte Alan richtig. Der Hengstsenkte prompt seinen Kopf und ging im Schritt genau so los, wie er sollte. Ich wärmte ihn zu erst in allen Gangarten auf beiden Händen auf, ehe ich ihn auf dem Zirkel angaloppierte. "Mensch Alan, hast du alles vergessen?", tadelte ich den Hengst, als er auf dem falschen Bein ansprang und nahm ihn sofort in den Trab zurück, stellte ihn neu und galoppierte ihn dann erneut an. "Geht doch...", murmelte ich und lies ihn zunächst ein paar Zirkel so laufen, ehe ich den Zirkel verkleinerte und ihn im Galopp zurücknahm. Bei den großen Zirkeln trieb ich ihn dann wieder an, schneller zu laufen. Das klappte auf dieser Hand schon gut. An X versuchte ich dann einen Galoppwechsel, den er bisher noch nicht konnte. Er strengte sich wirklich an, musste aber zweimal umspringen, ehe er richtig lief. Das war jedoch noch kein Problem und absolut nicht schlimm. Im Laufe der nächsten Tage würde sich dies ändern.
      Auch auf dieser Hand klappten die Zirkel gut, weshalb ich ihn dann einmal eine gerade Linie an der Bande vorbeilaufen ließ. Dabei nahm ich so viel Speed auf wie ich konnte, stoppte ihn allerdings nicht. Er sollte lernen, zuzuhören. Das wiederholte ich ein paar Mal, bis ich ihn schließlich stoppen ließ. Er stoppte relativ gut, weshalb ich es bei einem Mal beließ.
      Gleich nach dem Sliding Stop gab ich die Hilfen zu einem Roll Back und galoppierte in die andere Richtung. "Braver Junge.", lobte ich ihn und hielt ihn langsam an. Zum Schluss übten wir noch Spins auf beiden Seiten und dann gab ich ihn Connor wieder, der mir in der Zwischenzeit Baby Doll geholt hatte.
      Mit ihr machte genau das Gleiche wie mit Alan, da sie auf dem gleichen Trainingsstand waren. Sie hörte jedoch noch weniger zu als Alan, so dass ich mit ihr einiges mehr zu tun hatte. Im Laufe der Woche entwickelten sich beide jedoch besser und reagierten gut auf mich, so dass ich meinen Chefs und Caleb bei ihrer Rückkehr zeigen konnte, dass die beiden Pferde nun eine Klasse höher starten konnten.

      Neue Stallungen und Ausbau des Geländes
      Juni 2018, by Veija
      Bellamy
      Immer wieder war uns aufgefallen, dass es nicht die beste Idee war, die Stuten, Wallache und Hengste dieser Ranch so nah beieinander zu halten. Wir hatten einige Hengste, die waren bisher nur Turniere gelaufen und wussten gar nicht, was es heißt, eine Stute zu decken, doch ein paar hatten dies schon gemacht und stellten sich natürlich besonders an, wenn die rossigen Stuten in der Nähe waren. So hatten sich alle Mitarbeiter der Ranch zusammen gesetzt und überlegt, wie wir das ändern konnten. Hier auf dem Gelände standen noch viele Gebäude leer. So entschieden wir uns dafür, einen Stalltrakt umzubauen, um die Hengste auch räumlich weiter von den Stuten zu trennen.

      Zwei Monate später
      Zwei Monate hatte der ganze Umbau gedauert, doch endlich waren wir damit fertig und unsere Hengste konnten umziehen. Angefangen bei Smart Lil Vulture, der seit kurzem Caleb gehörte und sein ganzer Stolz hier auf der Ranch war. Er schien regelrecht verrückt nach diesem Pferd zu sein und wir waren uns alle sicher, dass sie es noch weit bringen würden- obwohl beide hitzige Sturköpfe waren. Aber vielleicht auch gerade deshalb. Das nächste Pferd war unser geliebter Zues, der jedoch keine Box, sondern ein Paddockabteil bekam, denn in der Box war er noch immer ungenießbar. Das nächste Pferd, welches in eine Box kam war Alan's Psychedelic Breakfast. Auch eines unserer liebsten Pferde. Als nächstes folgten Genuine Lil Cut und Gun and Slide. Schon beim Führen merkte man, dass man zwei absolut verschiedene Pferde an der Hand hatte. Denn Gen plusterte sich auf und brummelte alles und jeden an, während Blue ruhig neben seinem Führer her ging. Als diese beiden ihre neue Box bezogen hatten, gingen wir zurück und holten Hollywoods Silver Dream, Chapter 24 und Chocolate Shades. Auch diese fanden schnell ihren Platz in der Box. Wir wollten sie heute in der Box lassen, damit sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnten, ehe sie am nächsten Tag wieder auf die Koppeln und die Paddocks kamen. Nun war Citizen Fang an der Reihe. Der Hengst würde zwar bald kastriert werden, aber noch war er ja Hengst und konnte nicht im alten Stall stehen bleiben. Zusammen mit ihm holten wir General's Coming Home und GRH's Bella's Dun Gotta Gun. Auch diese Pferde fanden schnell ihren Platz, wobei wir vielleicht das ein oder andere Pferd später nochmal tauschen würden, denn sie kamen nicht alle miteinander zurecht. Bei Menschen war dies ja auch oft so, dass manche sich einfach nicht riechen konnten.
      Zurück im alten Stall schnappten wir uns nun GRH's Funky's Wild Berry, GRH's Unbroken Soul of a Devil und Gunners Styled Gangster, der auch noch nicht allzu lange bei uns war. Das letzte Pferd war unser Appaloosahengst Whinney. Damit waren alle 15 Hengste in ihren neuen Stall umgezogen und wir beobachteten sie eine Weile, ehe wir mit gutem Gewissen in den alten Stall zurück gingen, und anfingen, die Stuten auf ihre Koppel zu bringen. Wir hatten uns dazu entschieden, sie ab sofort als ganze Gruppe zusammen zu lassen. So schnappten wir uns zu erst Chou, Colonels Smokin Gun und Heretic Anthem. Nachdem diese drei auf der Koppel waren entschieden wir uns dazu, immer je zwei Pferde auf einmal zu holen, denn sonst wären wir morgen noch dran. So waren die nächsten Pferde Baby Doll Melody, Bella Cielo, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, Jade und Kristy Killings. Alle sechs freuten sich sichtlich, nun endlich und eigentlich viel zu spät über die Weide rennen zu dürfen. Als nächstes folgten dann Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, unser Wallach Cielos und Easy Going. Auch sie waren im Nu auf der Koppel und galoppierten ihrer Herde hinterher. Es folgten Face Down, GRH's A Gun Colored Lena, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Magic, Honey's Alehshanee und Magnificient Crow. Wir waren immer wieder erstaunt, wie viele farblich unterschiedliche Pferde wir doch hatten. Einfach ein bunter Haufen an Westernpferden mit den unterschiedlichsten Begabungen und Stärken. Es folgten nun My sweet little Secret, Snapper Little Lena, Stormborn und unser Mischlingspferd Striga. Dann waren alle Stuten auf der Koppel. "Hat denn niemand eine Kamera dabei?", fragte ich lachend und sah mich um. "Niemand? Wirklich? Hm.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Die Stuten und unser Wallach standen alle an dem kleinen See, der sich mitten auf der Wiese befand und tranken. Das wäre der perfekte Schnappschuss für unsere Homepage gewesen, weshalb wir auch Ylvie angestellt hatten. Aber wenn niemand etwas dabei hatte, dann konnte ich es nicht ändern. "So, nicht rumstehen, die Boxen wollen gemistet werden.", sagte ich lachend und scheuchte alle an die Arbeit, während ich noch eine Weile hier stand und meinen Pferden zusah. Verena und auch die anderen der Gips Reminder Ranch hatten ein riesiges Erbe hinterlassen, welches gepflegt und ausgebaut werden wollte. Wer weiß, vielleicht würden wir ab dem nächsten Jahr Zuchtfohlen verkaufen. Bislang hatten wir die Fohlen eher für uns behalten aber wer konnte schon in die Zukunft sehen.

      What it's like to be a cowboy
      September 2018, by Veija
      Caleb
      „Grab your fuckin‘ hat and get on your damn horse, Murphy!“ - genau diese Worte hätten Bellamy entsprungen sein können. Doch nun war ich es, der Jonathan Murphy so nett darauf hinwies, seinen Cowboyhut aufzuheben und wieder auf sein Pferd zu steigen. Eigentlich war ich ein Genügsmensch, vor allem was das Training junger Pferde, aber auch Reitanfänger anging, doch Murphy war heute einfach nicht mehr zu helfen. Angefangen hatte der Morgen recht schön. Ich war mal wieder neben Ylvi aufgewacht, hatte die Boxen gemacht und mich auf einen kleinen Ausritt mit meinem Hengst Smart Lil Vulture gemacht. Er wurde immer besser und das Training wollten wir auch bald wieder aufnehmen. Doch dann kam es. Bellamy verdonnerte mich dazu, die Zäune der neuen Koppeln abzureiten. Warum? Tja.. ich hatte mir in letzter Zeit ein paar Fehler erlaubt, angefangen von den Tagen die Ylvi und ich einfach blau gemacht hatten, bis zu dem Punkt, an dem ich dem Native einen Kinnhaken verpasst hatte. Irgendwie hatte Bellamy ein Gespräch zwischen Ylvi und mir mitbekommen und war dann hellhörig geworden. Dazu kam noch, dass ich mir unterwegs ein paar Rinder diverser Cowboys anschauen sollte, denn Bell überlegte, Rinder auf die Ranch zu holen. Alleine wäre das auch kein Problem gewesen, doch ich sollte Murphy mitholen, da ich ja nur Schritt reiten sollte und er endlich Reiterfahrung brauchte. Bellamy und er konnten sich nicht so wirklich leiden, wobei ihre Hahnenkämpfe nachgelassen hatten, seit O nicht mehr da war. Hier standen wir nun, an der 6. Koppel und Murphys Hut hatte zum gefühlten 1000 mal einen Abgang gemacht. Irgendwann platzt auch mir der Faden.
      „C‘mon.“, sagte ich genervt und drehte Wimpys Little Devil einmal im Kreis. Sie war irgendwie das Pferd, welches ich in letzter Zeit mit am häufigsten ritt und welches ich wirklich ins Herz geschlossen hatte. Murphy hatte ich auf Black Sue Dun It gesetzt. Sie war eines der ruhigsten Pferde, natürlich neben Blue, und machte sich mit am Besten als Anfängerpferd. Wie man sie allerdings ständig dazu brachte anzutraben und Kurven zu laufen war mir bis jetzt ein Rätsel.
      Murphy murrte etwas, stieg ab und hob seinen Hut vom Boden auf. Dann setzte er sich wieder auf sein Pferd. Devil fing an ungeduldig mit den Hufen zu scharren, denn sie war das Rumstehen und Warten wirklich Leid.
      „Das nächste Mal tacker ich dir das Ding am Kopf fest.“, murrte ich und sah dann wieder zu ihm. „Können wir jetzt weiter?“, fragte ich ihn dann und er nickte. Endlich.
      Unterwegs hatte ich kein Loch im Zaun entdeckt, aber auch Rinder hatten wir kaum gesehen. „Wir reiten einen Umweg durch die Stadt, ich wollte noch mit Louis sprechen.“, sagte ich zu dem Jungen „Cowboy“ und drehte Wimpy einmal um 180 Grad, ehe ich in Murphys verdattertes Gesicht schaute, wie er damit beschäftigt war, Sue zu bremsen und nicht in mich rein zu reiten. „Also so langsam frag ich mich warum du hier bist.“ „Weil Bellamy mich dazu verdonnert hat?“ „Nein, ich meine auf der Ranch. Warum du auf der Ranch bist.“ „Es ist Arbeit.“, antwortete er nur, klopfte seine Beine an Sues Bauch und ritt dann wieder neben mir her. „Wir reiten die Abkürzung, die ich letztens auch mit Ylvi geritten bin. Einmal durch den Fluss und den Abhang hoch. Lass die Zügel lang und lehn dich nach hinten. Sue geht mir nur hinter her.“, erklärte ich ihm und sah in sein nervöses Gesicht. „Keine Sorge, Sue weiß was sie tut und sie kann das. Zieh nur nicht am Zügel, verstanden?“ „Verstanden.“, sagte er zu mir und ich nickte.
      So wandte ich Wimpy nach einem Stück gerader Strecke an den Koppeln vorbei nach rechts ab, wo wir eine ganze Weile einem Feldweg folgten und dann zum Fluss kamen. „Ich such eine Stelle aus die nicht so steil zum Übergang ist.“ Murphy nickte schweigend.
      Ich fand sogar ein paar Meter weiter einen Übergang, wo man sogar mit dem Auto hätte durchfahren können. So ersparten wir es uns, einmal den Abhang runter und wieder hoch zu müssen. Stattdessen konnten wir einfach gerade durchreiten. „Wenn sie trinken will lass sie, aber sobald sie anfängt mit den Vorderbeinen zu schlagen treib sie weiter. Sonst legt sie sich hin und dann liegst du im Fluss. Und der Sattel ist nass.“, lachte ich und trieb Wimpy vorwärts. Wasser war sowieso nicht so ihr Ding, weshalb sie wie ein Storch, stacksig durchs Wasser watete.“ Am anderen Uferende klopfte ich mir einmal die Hosenbeine ab, denn auch sie hatten ein paar Spritzer abbekommen. Dann drehte ich mich zu Murphy um und fing schallend an zu lachen. Er hatte die Beine nach oben gezogen und eins sogar auf Sues Hals abgelegt. Sue war mit angelegten Ohren und eingezogenem Schweif stehen geblieben und schaute gar nicht so glücklich zu uns rüber. „Beine runter…. schnalzen… treiben…“, rief ich ihm zwischen meinem Lachen zu. Schade, dass ich mein Handy nicht dabei hatte. Das wäre ein tolles Bild für die Crew der Ranch geworden. Es dauerte eine Weile bis er die Beine runternahm und Sue antrieb. Die schwarze Stute war sogar noch etwas mehr als fünf Zentimeter größer als Wimpy und Murphy ein wenig kleiner als ich, weshalb ihn das Wasser kaum berührte. “Wir haben über 30 Grad, eigentlich müsstest du froh über ein wenig Abkühlung sein.“, scherzte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen. „Na wenigstens hast du deinen Hut noch.“, neckte ich ihn weiter und trieb meine Stute dann wieder an. „Halt dich mal am Horn fest.“, sagte ich knapp und ohne eine Antwort abzuwarten trieb ich Wimpy zum Trab an. Sue trabte sofort los und folgte mir. “Festhalten.”, sagte ich nochmal und gab Wimpy Küsschen, woraufhin sie sofort angaloppierte und Sue uns in einem lockeren Galopp folgte. Ich hielt meine Stute gerade, sah jedoch immer wieder mal nach hinten, was Murphy so machte. Er funkelte mich wütend, aber auch unsicher zugleich an, hielt sich aber wacker auf dem Pferd. Ein Glück hatte ich ihm die Rappstute gegeben, von einem der anderen Pferde wäre er längst abgeworfen worden, denn nicht alle hatten einen so wunderschön weichen Galopp wie die zwei Pferde, die wir ritten.
      Als der Feldweg zu Ende war parierte ich mein Pferd wieder zum Schritt durch und gab Sue per Kommando zu verstehen, dass sie auch wieder Schritt gehen sollte. “I didn’t expect what it’s like to be a cowboy…”, murmelte Murphy. “You got to be kidding me… This has absolutly nothing to do with being a cowboy.. nothing at all.”, feixte ich zurück und war ihn und die anderen ‘Anfänger’ so langsam wirklich Leid. Sobald ich zurück auf der Ranch war, würde ich Bellamy sagen, dass er endlich ein paar richtige Cowboys einstellen sollte, ansonsten würde ich die Ranch verlassen - oder zumindest wieder ein paar Tage Terror schieben.

      In der Stadt angekommen besprach ich mein Anliegen schnell mit Louis. In der Zeit konnte Murphy sich ausruhen… beziehungsweise trank er einen Schnaps an der Bar gegen die Schmerzen. Auf Louis sarkastischen Hinweis, dass man damit schneller vom Pferd fiel, ging er überhaupt nicht ein und winkte nur kurz ab. Kurz nach Murphys Stärkung setzten wir uns wieder auf die Pferde und ritten zunächst eine ganze Weile Schritt, ehe ich ihn anwies sich wieder am Horn festzuhalten und ich die Pferde in einen lockeren Galopp antrieb- wohlbemerkt, locker. Auf der Ranch angekommen drückte ich ihm beide Pferde in die Hand und befahl ihm, sie abzusatteln, kurz abzuwaschen und dann wieder auf die Koppel zu bringen. Sie hatten ihren Job für heute getan. Und er sollte nicht vergessen, ihnen ein paar Möhren zu geben. Ich derweil machte mich dann auf den Weg, um Bellamy zu suchen.
      Der stand im Stall und schien gerade von einem Ausritt mit Alan’s Psychedelic Breakfast zurückgekommen zu sein. “Jo Bellamy.”, sagte ich und er drehte sich fragend zu mir um. “Bin wieder da, du musst deinen Arbeitern das Reiten beibringen. Am Besten hättest du damit gestern schon angefangen.”, murmelte ich und blieb dann, an eine Boxentür gelehnt, vor ihm stehen. “Was hast du auf dem Herzen?”, fragte er mich und hob den Sattel von Alans nassem Rücken, um ihn dann vor der Box auf den dort angebrachten Ständer zu hängen. “Ich hätte hier gerne ein paar Cowboys. Nicht nur Stallhelfer die nicht reiten können. Jungs, die mir mit anpacken können und die zumindest ein Pferd galoppieren können, ohne auszusehen, als würde ihr Kopf gleich platzen. Ylvi kann zwar reiten und hilft mir, aber ihr Job hier ist eigentlich etwas anderes.”, erklärte ich ihm. “Als würde ihr Kopf gleich platzen?”, fragte Bellamy mich dann und ich rollte kurz mit den Augen. “Ja, genau das habe ich gerade gesagt.” “Ich habe mich, ehrlich gesagt, schon umgehört nach ein paar neuen Männern.”, sagte Bellamy mir und ich wurde hellhörig. „Die kommen in den nächsten Tagen vorbei. Nimm die unter deine Fittiche und sag mir dann, wen du nehmen willst.“ Ich grummelte etwas, dass wohl einem ‚Danke‘ gleichkommen sollte und verschwand wieder meiner Wege. Na dann hatte ich die nächsten Tage ja etwas zu tun.
    • Veija
      This fragile heart
      November 2018, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      “Was genau hast du denn vor? “ kam die Frage von Caleb als ich hinunter in die Küche kam. Um meine Schulter hing die Kamera, in meiner Tasche befand sich der Rest meiner Ausrüstung. “Louis will in die Stadt, das wollte ich direkt mal nutzen um Fotos zu machen. Ich hab da auf dem Tisch eine Liste mit Zeugs das ich außerdem kaufen soll von Bellamy, Murphy und so. Falls du auch etwas möchtest schreib es einfach mit auf.” Wir fuhren nicht oft nach Albuquerque, wenn einer dann doch fuhr - bekam er immer so eine Liste in die Hand gedrückt. Caleb und ich waren gerade eine knappe Woche wieder zurück auf der Ranch. Während er sich direkt in die Arbeit hatte gestürzt, musste ich einige Schritte zurück schalten. Ich hatte zwei Tage mit Schwindel zu kämpfen gehabt, mir war Regelmäßig schlecht gewesen. Bellamy hatte mir drei Tage Ruhe verordnet...auch Caleb war immer wieder im Gästehaus erschienen. Wie ein rastloser Kojote war er mir vorgekommen. “Bist du dafür wieder fit genug?” “Klar das war nur ein Migräneanfall.. zu wenig getrunken. Ein bisschen Stress.” Log ich, denn Schwindel war noch immer ein Bestandteil meines Zustandes. Caleb zog eine Augenbraue nach oben. “Louis ist bei mir. Was soll schon schief gehen?” “Dann mach dir einen guten Tag.” damit setzte er sich seinen Hut auf, verschwand aus der Haustür. Ich griff nach meiner Liste, tatsächlich hatte Caleb etwas darauf ergänzt. Seinen liebsten Tabak und Bier...und dahinter…”richtiges” in gutem Deutsch. Ich schmunzelte. Als er das erste Mal gefahren war hatte ich das ebenfalls geschrieben. Nach einem kurzen Frühstück, schlenderte ich schon mal nach draußen. Louis würde mich in den nächsten 10 Minuten abholen kommen.
      Mein Blick folgte gerade Murphy der mit einem der Quarter am Strick in Richtung der Führanlage ging. Ich zog die leichte Jacke etwas enger um mich, jetzt gegen 7 Uhr waren noch knapp 14 ºC, erst später würde es wärmer werden.
      Erst als ich wieder zur Auffahrt sah fiel mir der Geländewagen auf der, reichlich Staub aufwirbelnd, auf mich zugefahren kam. Natürlich wusste ich das Louis nicht allzu viel Geld hatte, doch dieser Wagen hatte nicht nur einen used-rostig Look, er war tatsächlich verrostet. In Deutschland wär das Teil wahrscheinlich niemals durch den TÜV gekommen. Ich starrte also den Wagen etwas entgeistert an, während ein lässig gekleideter Louis aus dem Wagen stieg. Unter einem roten Tuch auf dem Kopf lugten seine ordentlich in Zöpfe gelegten Haare hervor, eine kleine Feder flatterte im Wind. Auf dem Tuch selbst trug er ein Basecap das vielleicht mal rot gewesen sein könnte, mit einer Aufschrift die kein Mensch lesen konnte. Ein schwarzes Shirt, eine Jeans. Nichts im Vergleich zu seinem Aufzug in der Regalia. Ohne die Zöpfe, hätte man ihn auch gut und gerne für einen Latino halten können. “Du starrst, Kari-win.” sagte er lachend. “Was?” “Du starrst mich an.” “Nicht dich.. deinen Wagen. Fahren wir damit nach Albuquerque?” Louis legte den Kopf schief, schob die Lippen nach vorn(eine Geste die er oft machte, auch bei Lilly hatte ich es schon beobachtet) . “Ja, wieso?” Ich zuckte die Schultern. Immerhin war er bis hierher gekommen. “Lass uns los fahren.”
      “Willst du mir nicht erst noch den neuen von Caleb zeigen? “ Ich schüttelte den Kopf. “Das kann Caleb schön selbst machen. Komm damit wir heute Abend wieder zu Hause sind.”
      Die Sitzbank des Geländewagens war durchgehend, eine Vorrichtung zum Anschnallen war immerhin vorhanden. Louis lächelte als mein Verschluss einklickte, dann suchte er selbst nach dem Sicherheitsgurt - ein Indiz dafür, dass er das sonst nicht Tat vermutete ich einfach mal.
      Wir redeten nicht viel. Ob diese Eigenschaft Caleb wohl von Louis hatte? Daher nutze ich die Zeit um die Landschaft die an mir vorbei zog zu fotografieren, einige kleine Filme zu drehen. “Du bist nicht gut darin nichts zu tun, nicht wahr Kari-win?” Ich ließ meine Kamera sinken, statt einer Antwort gab ich eine Gegenfrage “Was bedeutet das eigentlich?” “Was?” feixte er.” “Win bedeutet Mädchen das weiß ich. Aber das davor.. ich hab es gegoogelt, aber ich wusste nichtmal genau wie es geschrieben wird.” “Rabe” Rabe? Ich verzog die Brauen.. “Raben-Mädchen?” Louis nickte. “Doch nicht etwa weil ich meinte ich wäre sicherlich eine Rabenmutter.” Kopfschütteln. “Verräst du es mir?” beinahe erwartete ich ein weiteres Kopfschütteln, aber es kam eine Antwort. “Dein Haar ist wie das Gefieder eines Raben. Außerdem habe ich von dir geträumt, darin hast du dich in einen Raben verwandelt. Deshalb gab ich dir diesen Namen.” Er hatte also von mir geträumt? Träume hatten etwas besonderes in sich.. ich selbst träumte intensiv des Nachts. Wie oft wachte ich auf, mit nassen Wangen. Nicht immer konnte ich mich an den Inhalt erinnern. Doch seltsamerweise, handelten auch manche meiner Träume von Raben. “Scheint mir kein schlechter Name zu sein. “ murmelte ich, lächelte. Nein das war er nicht.

      In der Stadt steuerten wir als erstes das Einkaufszentrum an. Jeder einen eigenen Wagen, erledigten wir die Einkäufe. Den Tabak für Caleb fand ich nicht, bis Louis mir verriet den gäbe es nur in bestimmten Läden im Stadtinneren. Soweit nach Albuquerque hatte ich eigentlich gar nicht fahren wollen. Trotzdem landete der Einkauf in etlichen Tüten auf der Ladenfläche des Wagens. Mittlerweile war die Temperatur deutlich gestiegen, ich entledigte mich daher meiner Jacke, im Top ließen sich knapp 29 °C leichter ertragen. Mal ganz davon abgesehen das der Wagen keine Klimaanlage besaß. “Ylvi, fang.” mir blieb gerade genug Zeit um den mir zugeworfenen Gegenstand zu erfassen, er prallte gegen meine Hand, gefangen hatte ich ihn allerdings nicht. Als ich mich danach bückte hielt ich den Autoschlüssel in der Hand. “Ich?” meine Stimme klang fasst ein wenig hoch, zu hoch. Ich räusperte mich “Bist du dir sicher?” Keine Antwort, stattdessen nahm Louis auf dem Beifahrersitz platz. Also stiefelte ich herum, setzte mich hinter das Lenkrad und hatte bei der Größe das Gefühl einen Panzer zu fahren. Es war zweierlei seltsam wieder Auto zu fahren - gerade mit dem Verkehr. Aber wie man so schön sagte, es war etwas das man wohl nie verlernen würde. Ich musste nur ein wenig umgewöhnung leisten, denn ich hatte hier keinen Schaltwagen. Vom Old Town ging es immer Richtung Osten der Stadt, das Sandia Peak Tramway war unser Ziel. ich wollte die Stadt ein wenig von oben sehen, hübsche Fotos machen die ich meiner Familie senden könnte. Ich musste ja nicht zugeben das ich die meiste Zeit eigentlich nur auf der Ranch herum lungerte.
      Begleitet von Native Rap (ich hatte bis hierhin gar nicht gewusst das es diesen tatsächlich gab) fuhr ich den Highway bis zur Talbahn. Ich sah hinauf , vor uns erstreckten sich die Sandia Mountains. Ich zog uns beiden ein Ticket für die Bahn. Mit uns stieg noch eine Masse aus älteren Leuten und Kindern ein. Ich drängte mich in eine der Ecken..mir zitterten schon die Hände. Ich hatte vergessen das mir enge Räume, große Höhen und viele Menschen missfielen. Louis schien das aufzufallen. Er stand dort, sah mich fragend an. “Panikattacken bei größeren Massen an Menschen manchmal.” flüsterte ich. Die sonst so selbstbewusste Ylvi ganz kleinlaut...wie ich das hasste. Immerhin war es besser geworden. Vor einigen Jahren hätte mich niemand hier rein zwängen können. In mir kämpfen verschiedene Emotionen, bevor ich sie gesichtet und sortiert hätte geht die Sonne unter. Louis Arme greifen von hinten um meinen Körper. Fest genug um klar zu machen das ein Entkommen unmöglich war. Ich mutierte zum Stock. “Hör mir zu” langsam geht er zurück, ich merke wie er gegen die Stange in inneren der Gondel lehnt. “Solange ich dabei bin, brauchst du keine Angst haben. Verstanden?” ich nicke, konzentriere mich einfach nur auf ihn. Auf die ungewohnte Umarmung seinerseits, ich wurde weicher in meiner Anspannung, mein Kopf legte sich gegen seine Schulter. Mein rasend Herz kam zur Ruhe, mit geschlossenen Augen konnte ich die anderen vollkommen ausblenden. Verbissenes Schweigen. Keine gute Basis für eine Unterhaltung. Das Rauschen der Motoren, die Stimmen neben uns. Vielleicht genügte das auch. Ich drücke seinen Unterarm, bringe nur ein gehauchtes “Danke” über die Lippen. “Wofür?” “Für das hier.” ich spüre ihn lachen als das ich es wirklich höre. Er neigt sich nah genug zu mir, sein Atem streicht mein Ohr. “Was meinst du?” Ich zuckte mit dem Kopf nach hinten gegen ihn. “Das weißt du ganz genau.” murmel ich, kaum mehr als ein Wispern gegen das Stimmengewirr um uns herum. Ob er es überhaupt gehört hatte? Louis zuckt die Schultern, der Impuls geht durch uns beide..so nah sind wir uns. “Schau nach draußen. Bevor die Bahn eröffnet wurde flog ein Passagierflugzeug gegen den Berg. Sieh genau hin dann kannst du dort noch einige Bruchstücke sehen.” Louis hatte uns beide gedreht, deutete hinunter. Ich gab mir wirklich Mühe, konnte allerdings nichts erkennen. “Ich seh da nix.” kam es mir fast ein wenig enttäuscht über die Lippen. “Besser?” “Was?” “Deine Angst.” er löste sich ein wenig von mir, ich blinzelte, sah auf meine Hände. “Kein Zittern.” verkündete ich, wackelte mit den Händen vor seinem Gesicht. Louis nickte anerkennend. Im nächsten Moment endete unsere Fahrt, denn insgesamt dauerte sie nur 15 Minuten. Wir stiegen aus. Entschieden uns zunächst einen Happen zu Essen ehe wir ein wenig auf Erkundungstour gehen würden. Das Essen war nicht schlecht. Jedoch bestellte ich nur einen Salat. Mir war schon wieder schlecht. Auch Louis schien das zu bemerken. “Caleb hat geschrieben das ich ein Auge auf dich haben soll.” Ach? “Hat er das ja?” ich klang genervt, missmutig erhob mich von meinem Stuhl klammerte mich an diesen bis die Motten verschwunden waren. Dann ging ich - gut das wir die Rechnung bereits bezahlt hatten.
      Wieder diese Emotionen, ich hielt die Luft an, schluckte alles herunter, öffnete dann wieder die Augen. Louis war mir gefolgt lief den Weg hinunter hinter mir her. An einem kleinen Aufstieg holte er mich ein, ich musste stehen bleiben um nach Luft zu schnappen. Eigentlich kam er sogar ganz praktisch. Er hatte nach meiner Hand gegriffen, während ich gerade das Gleichgewicht verlor, hielt er mich an der Hüfte fest. Louis dirigierte mich auf einen Felsen setzte mich ab, nahm daneben Platz. “Was stört dich daran?” “Ich ...er..” ja was störte mich daran? “Ich verstehe nicht wieso. Ich bin doch nur..ich. Um mich hat sich nie jemand wirklich gekümmert...und ich um keinen anderen. Er bringt mich vollkommen aus dem Konzept.” faselte ich unwirsch. “Ylvi..ich hab ihn seit Verena nicht so gesehen.” Ich sah ihn verdutzt an…Wie? “Das er sich um jemanden tatsächlich sorgt.” “Was spielt das schon für eine Rolle? Auf meine seltsame Art habe ich mich in ihn verliebt, aber ich kann niemals den Platz dieser Frau einnehmen.” damit war es raus. Die Lüge die ich versucht hatte in mir aufrecht zu halten, zerbrach. Und die Wahrheit das ich niemals gegen eine Tote Frau ankam. “Sie war seine Wölfin.” murmelte Louis. Mussten diese Natives eigentlich immer in Rätseln sprechen? “Er ist ein Wolf..auch wenn er manchmal versucht das zu verdrängen so braucht er doch einen festen Familienstand neben sich. Er vermag manchmal um sich zu beißen, aber die Menschen die ihm wirklich wichtig sind beschützt er. Erinnerst du dich an das Relay? Den Typen. Wärst du ihm egal. Er hätte ihm keine verpasst. Sieh. Verena mag seine Wölfin gewesen sein. Diese Chance hat er verstreichen lassen. Aber weißt du was?” er kam mir noch näher, griff nach meinem Arm. “Wölfe und Raben leben schon immer in einer Symbiose. Vielleicht hat der Große Geist euch zusammengeführt? Gib nicht auf, gib allem Zeit...vielleicht fügt sich alles.Triff dich mit anderen, quäle dich nicht. Vielleicht findet Caleb bald was er sucht.” ich horchte auf. Hatten sich Bellamy und Louis hinter meinem Rücken verbündet? Ich hörte mich hohl auflachen “Hast du das auch geträumt?” Es strömte so viel auf mich ein, dass ich nicht wusste, was los war..Wieso hatte ich Louis anvertraut, dass ich tatsächlich Gefühle für Caleb entwickelt hatte? Louis zuckte mit den Schulter, zwinkerte und lächelte. Anschließend nahm er mich in den Arm. “Du brauchst jetzt einen guten Freund...wann immer du willst, sei gewiss, dass Lilly und ich für dich da sind. Verstanden?” Mein Herz wollte nicht aufhören zu rasen. Wieder die Motten in meinem Sichtfeld. Dann setzte mein Herz für einen Herzschlag aus...nicht rein metaphorisch, es tat es wirklich. Ich war nicht mehr in der Lage Louis für seine ehrlichen Worte zu danken. Um mich herum wurde es schwarz.


      Caleb
      Ich saß noch immer auf der Ladefläche meines Pick Ups und kaute auf einem Grashalm herum. Es war nicht so, dass ich nichts zu tun hätte, ganz im Gegenteil. Gleich würde noch ein Cowboy kommen und sich um die Stelle als Rancharbeiter bewerben. Trainer konnte er auch sein, aber das war zweitrangig. Mit Bellamy, Laurence und mir hatte die Ranch eigentlich erstmal genug Trainer. „Hey, hey, hey Cowboy.“, stand auf einmal Betsy mit ihrer Quietschestimme und dem breiten Grinsen im Gesicht hinter meinem Wagen. „Wann darf ich Blue nochmal reiten?“, fragte sie mich und ich schlug mir in Gedanken mit der Hand gegen den Kopf. Klar, Betsy und Blue. Wie hatte ich das vergessen können. „Tut mit Leid, Betsy. Ich weiß nicht wo mir gerade der Kopf steht.“, entschuldigte ich mich bei ihr doch sie zuckte mit den Schultern. „Dann jetzt, Cowboy? Du hast ja anscheinend eh nichts zu tun gerade…“, sagte sie grinsend. Wann hatte sie eigentlich angefangen mich Cowboy statt Caleb zu nennen? Ich seufzte, rollte mit den Augen und sprang dann von der Ladefläche herunter. „Na gut, lass uns Blue holen gehen.“
      Wenig später standen wir mit dem gesattelten Gun and Slide auf dem Reitplatz. Ich hatte ihn schon ein wenig abgeritten. Wenn man solche voll im Training stehenden Pferde nicht täglich ritt, merkte man ihnen sofort den Muskel- und Konditionsabbau an. „Wann willst du denn mal auf einem Turnier starten?“ fragte ich Betsy und hängte ihr die kleinen Bügel ums Sattelhorn. „Wenn ich etwas besser bin?“, fragte sie und gab mir ihren Fuß, damit ihr ihr aufs Pferd helfen konnte. „Wenn du dich dran hälst bist du sehr schnell sehr viel besser.“, sagte ich lachend und wir hatten eine wirklich tolle gemeinsame Stunde. Betsy wurde wirklich jedes Mal besser und ich schwor mir, sie mindestens zweimal die Woche zu unterrichten. So entkam ich Bellamys sinnlosen Aufgaben, die die Stallburschen erledigen konnten und hatte trotzdem etwas zu tun. Ylvi war schon eine Weile mit Louis weg, weshalb ich sie heute nicht nerven konnte. “Lust auf einen kleinen Ausritt?”, fragte ich Betsy und sie nickte freudig. “Gut, gib mir fünf Minuten, ich hole Alan.”, sagte ich und verschwand im Stall. Dort machte ich mir in Windeseile Alan’s Psychedelic Breakfast fertig und ritt zurück zum Platz, wo ich das Mädchen aufsammelte und dann mit ihr das Gelände verließ. “Weißt du bald ist in einem kleinen Ort hier in der Gegend ein Turnier. Du könntest doch eine Disziplin starten?”, fragte ich Betsy irgendwann und streckte mich einmal kurz. Junge, Junge. Heute war wirklich ein Tag, an dem ich nicht viel arbeiten würde, so fertig war ich.
      “So ein richtiges Rodeo?”, fragte sie und ich sah die Vorfreude in ihren Augen. “Ja, aber ein Kleines.”, antwortete ich ihr und blickte zu ihr rüber, doch alle Freude war aus ihrem Gesicht gewichen. “Was.. was ist los?”, fragte ich sie und hielt Alan an. Auch Blue blieb automatisch stehen, als ich ein leises ‘whoa’ zusagte. “Ich kann nicht.”, antwortete sie knapp und trabte Blue an. Ich schickte Alan hinter ihr her und trabte vor sie, so dass sie wieder anhalten musste. “Wieso?”, fragte ich sie und griff nun in die Zügel von Blue, damit sie nicht wieder abhauen konnte. “Da sind viele Mädchen aus meiner… Klasse… und die sind alle besser als ich… ich kann da nicht hin, ich würde mich blamieren…”, sagte sie nun traurig und ich ließ die Zügel wieder los. “Welche Disziplinen machen die anderen Mädchen aus deiner Klasse denn?”, fragte ich sie schließlich, als wir weiter ritten. “Die meisten machen Pole Bending oder Barrel Racing…”, erklärte sie mir und ich lachte kurz auf. “Weißt du, dass Bellamy eine Stute hat, die im Pole Bending in der LK 2 läuft? Sue!”, erklärte ich ihr stolz und hielt Blue wieder an. “Wenn ich dir mit Sue helfe, würdest du dann starten?”, fragte ich sie. Ich hasste nichts mehr wie kleine Gören, die anderen nichts gönnten- und wenn ich Betsy so helfen, und den Mädels eins auswischen konnte, warum nicht. “Das würdest du tun?”, fragte sie mich und schaute mich mit großen Augen an. “Klar.”, erklärte ich und wendete Blue, damit wir uns auf den Rückweg machen konnten. “Ich muss nur noch meinen Vater davon überzeugen…”, murmelte sie und sah zu mir hoch. “Lass das mal meine Sorge sein. Wir zeigen es diesen Gören. Gib mir fünf!”
      Wieder am Hof angekommen machten wir die Pferde fertig, brachten sie auf ihre Paddocks und ich trug dem Mädchen auf, sich auf den Paddocks umzusehen und die abzuäppeln, auf denen kein Pferd stand. Nicht alle Tiere waren so lieb wie Blue oder Alan, da musste man mit ihr nichts riskieren. “Ich gehe dann mal Dell suchen.”, erklärte ich ihr und winkte kurz, ehe ich zum Hauptstall ging und mir dort den Mitarbeiterplan ansah. Dell müsste jetzt im Nebenstall sein und die Boxen misten. Ich ging dort hin und fand ihn auch in einer der Boxen. “Hey Dell.”, begrüßte ich den blonden Mann und hatte sofort seine Aufmerksamkeit. Ich war normalerweise nicht der Mensch für lange Gespräche mit den anderen Mitarbeitern, aber das hier war mir wichtig, denn diese kleine Frau wuchs mir immer mehr ans Herz. “Hör mal.. in der Nähe ist bald ein kleines Rodeo, bei dem ich gerne Betsy starten lassen würde und…hey, lass mich erst einmal ausreden, bevor du protestierst.”, murmelte ich meinen Satz und schaute ihn kurz wütend an. “Ich habe da einerseits an Betsy und Blue gedacht. Pleasure, Trail, Ranch Riding, Horsemanship.. sowas können die beiden rocken.” “Aber?”, fragte er mich dann und ich lehnte mich an die Boxentür. “Aber… nun kommt der Haken. Die anderen Gören aus ihrer Klasse sind auch da- und du weißt wie Mädchen sind… Betsy möchte nicht starten, weil die anderen alle Pole Bending oder Barrel Racing gehen, und die anderen Disziplinen ihrer nicht würdig sind.”, erklärte ich weiter. “Und…?” “Und… wir haben Black Sue Dun It. Sie läuft in der LK 2 und könnte mit Betsy zusammen den ersten Platz machen. Sie ist ein Schatz und ein besseres Pferd kann sie gar nicht haben. Was meinst du wie neidisch die anderen werden, wenn sie erst einmal erfahren, wem die Pferde gehören und wo Betsy überhaupt wohnt!”, sagte ich dann und wartete auf eine Antwort von Betsys Vater. “Hm.. na gut von mir aus. Wehe sie fällt runter, Caleb. Dann Gnade dir Gott.” “War das eine Drohung?”, fragte ich ihn augenzwinkernd und er zuckte mit den Schultern. “Solltest du nicht trainieren, wenn sie gewinnen soll?”, fragte er mich und ich nickte ihm dankend zu. Danach verschwand ich aus dem Stall und schnappte mir sofort Sue von der hinteren Koppel. Ich sattelte sie und ging dann zu den Paddocks, wo sich Betsy mit der Schubkarre herum ärgerte. “Hey Kleine, kommst du mit? Dein Vater hat ja gesagt.”, erklärte ich ihr und sofort strahlte ihr kleines Gesicht wieder. “Wirklich? Oh mein Gott!”, rief sie, ließ die Gabel fallen und kam auf uns zugelaufen. “Hey, immer langsam mit den jungen Pferden.”, sagte ich und hielt ihr eine Hand vor die Brust. “Pferde… langsam.. das weißt du doch.”, tadelte ich sie und drückte ihr dann die Zügel in die Hand. Wir gingen auf den kleinen Platz. Von dessen Rand holte ich die Poles und stellte sie großzügig auf. Wir fingen schließlich von vorne an. “Lass mich zu erst. Sie steht im Moment auch nicht voll im Training. Wer weiß, was sie noch kann.”, sagte ich zu Betsy und schickte sie auf den Zaun, auf den sie sich setzte und mir gespannt zusah. Da ich mich doch dazu entschieden hatte, zu erst zu reiten, stellte ich die Poles so hin, wie sie auch auf dem Turnier stehen würden, denn ich wollte ja sehen, was die Stute noch konnte. Ich wärmte sie ein wenig auf, galoppierte sie kurz und fragte die Fliegenden Galoppwechsel ab, von denen sie gleich eine ganze Menge brauchen würde. Dann ritt ich zum Eingang des Platzes und merkte schon, wie sie unruhig wurde. Als ich sie endlich laufen ließ schoss sie regelrecht nach vorne und umsprang eine Stange nach der Anderen. Nur die Letzte schaffte sie nicht ganz und musste so den Bogen viel zu groß nehmen, um wieder nach vorne galoppieren zu können. Ich stoppte sie am Ausgang und sah dann zu Betsy. “Und, meinst du die anderen werden neidisch?”, lachte ich und schaute in ein Gesicht, dessen Kinnlade herunter gefallen war, und noch nicht wieder aufgesammelt zu sein schien. “Na komm, du bist dran.”, sagte ich, übergab ihr das Pferd und stellte die Poles wieder weiter auseinander. “Schritt. Nur Schritt. Fang hinten an. Das verbindet sie nicht mit einem wirklichen Run. Wenn das klappt, Trab. Galoppiert wird heute noch nicht.”, erklärte ich ihr und sah sofort die Enttäuschung in ihrem Gesicht. “Du würdest schneller unten liegen, als dir lieb ist…”, murmelte ich und setzte mich dann auf den Zaun. “Und nimm sie einhändig. Dann kannst du dich später im Galopp wenn nötig am Sattelhorn festhalten.”, erklärte ich ihr und sie nahm die Zügel in die rechte Hand. Im Schritt klappte das ganze schon sehr gut. “Gut, trab mal an.”, rief ich ihr zu. “Nimm sie aber vorher kurz an, sie soll schön versammelt traben und dir nicht unter deinem Hintern wegrennen.” Betsy war eine gute Reitschülerin. Sie tat immer genau das, was man ihr sagte- und sie war gut darin. Beim Traben fing Sue an sich wunderschön in die Richtungen zu biegen, in die Betsy sie haben wollte. “Vielleicht versuchen wir gleich doch mal ein wenig Galopp. Galoppier sie mal auf dem Zirkel auf beiden Händen, damit du dich an sie gewöhnst.”, erklärte ich ihr und schaute ihr zu, ehe mein Handy klingelte. Normalerweise hatte ich das Ding nie dabei, doch heute morgen hatte ich es eingesteckt, als Ylvi mit Louis gefahren war. Und genau der rief mich gerade an. Louis. “Hey Louis…”, sagte ich und konnte gar nicht weiterreden, so schnell redete er. “Welches Krankenhaus, ich bin unterwegs.”, sagte ich außer Atem und schaute zu Betsy und Sue rüber. “Betsy etwas stimmt mit Ylvi nicht, Louis hat angerufen. Reite Sue ab und bring sie weg, sag den anderen Bescheid, ich muss sofort ins Krankenhaus.” Betsy nickte, hielt Sue an und sah mich mitfühlend an. “Okay.”, meinte sie leise und ich sprang vom Zaun, rannte zum Wagen und fuhr in das Krankenhaus, welches mir Louis gesagt hatte.
      Ich stürmte hinein und wurde natürlich von allen Menschen dort sonderbar angesehen, was dieses Mal nicht nur an meinen Cowboyklamotten lag, sondern auch daran, wie hektisch ich mich nach Louis umsah. Schließlich tauchte er in meinem Blickfeld auf. Er kam auf mich zu, legte einen Arm um mich und klopfte mir kurz auf den Rücken, was ich ihm gleich tat. “Wo ist sie? Was ist passiert?”


      Louis
      Ich gab zu etwas Angst auf caleb zu treffen hatte ich schon, gerade als er so gehetzt in den Warteraum gerannt kam. Die Fahrt hierher dauerte eine gute Stunde Fahrt. ich musste nicht auf die Uhr schauen um zu Wissen das er sehr viel schneller hierher gefahren war.
      Ich war im ersten Moment vollkommen Hilflos gewesen als Ylvi mir plötzlich zusammengesackt war. Ich hatte ihr im ersten Moment auf die Wange geschlagen, schon vorher hatte ich mitbekommen wie sie vermehrt geblinzelt hatte. Ich scholt mich einen Idioten. Als ich schließlich bemerkt hatte das sie einen vollkommen ungleichmäßigen Herzschlag hatte, zückte ich sofort mein Handy um den Notruf zu holen. Es wurde sofort ein Hubschrauber auf den Weg geschickt, unterdessen hatte die Frau am Telefon mit ernster Stimme Anweisungen zur Herzmassage gegeben. Ich hatte das ganze schon einmal getan, ich hatte jedoch etwas erschrocken die Luft eingezogen als ich die Narbe auf ihrem Brustkorb erkannt hatte. Ich hatte trotzdem fleißig die Massage begonnen. Nur eine Viertelstunde später landete der Hubschrauber, die Ärzte nahmen mich beiseite, taten ihre Arbeit. Kurz vor dem Abflug teilten sie mir noch mit in welches Krankenhaus sie gebracht werden sollte. Was genau mit ihr war - sagte mir niemand. Zunächst dachte ich auch gar nicht daran Caleb anzurufen. Im dauerlauf war ich den Berg wieder runter gerannt, in die Gondel eingestiegen und nervös im leeren Abteil auf und ab gegangen. Erst im Krankenhaus, auf meine Frage hin was denn nun mit ihr sei kam Calebs Name ins Gespräch. Ein Afroamerikaner mit schriller Frisur, nahm mich beiseite, in der Hand einige Papiere. “Entschuldigen Sie Sir. Sie gehören nicht zum direkten Verwandtenkreis, daher kann ich Ihnen nur sagen - sie ist soweit stabil. Für weitere Instruktionen benötigen wir die Person die in Ihrer Patientenverfügung steht.“ Ich horchte auf. War Ylvi also bereits in diesem Krankenhaus vorstellig geworden? Stammte daher diese Narbe? “Kennen Sie jemanden namens Caleb O’Dell? Er steht hier als Ansprechpartner drinnen” der Typ vor mir wedelte mit den Papieren in seiner Hand. Caleb! “Ich werde ihn direkt anrufen!”
      “Caleb? Caleb! Hör zu. Ich bin hier gerade im Krankenhaus. Kannst du her kommen, Ylvi ist hier..”

      Ich blinzelte, kehrte aus meiner Erinnerung zurück in die Gegenwart, sprang auf um Caleb in Empfang zu nehmen. “Ich bin leider genauso ratlos wie du, Kumpel. Mir wollen sie nicht viel sagen. Ich bin weder Verwandt mit ihr, noch ihr Ehemann..noch” “na ich doch genau so wenig!” kam es hektisch, wütend von Caleb. Ich verzog mein Gesicht, streckte vorwurfsvoll die Lippe nach vorn. “Lass mich doch ausreden. Dein Name steht in Ylvis Patientenverfügung.” Caleb, japste nach Luft, drehte mir den Kopf zu. Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber noch bevor er reagieren konnte, kam auch schon der Pfleger von zuvor. Sein Name war Gordon. “Mr. O’Dell nehm ich an?” Caleb nickte. “Gehen wir dort hinüber um zu reden.” Ich wollte zunächst zurück bleiben, aber Caleb zog mich an meiner Schulter hinter sich her. Gordon war zunächst nicht ganz überzeugt, aber Calebs geknurrtes. “Er sollte es auch erfahren.” ließ den Afroamerikaner nur die Schultern zucken. Also wurden wir in eine Art Nebenraum des Wartezimmers geführt.

      Caleb
      “Patientenverfügung? Mein Name? Was? Wieso das denn?”, ging es weiter und meine Sorge wisch Verwirrung. Was hatte mein Name da verloren? Hatte sie keine Familie oder Freunde oder… da fiel es mir ein. Freunde. Wir waren wirklich gute Freunde geworden, wenn nicht auch viel mehr. Vielleicht stand er deshalb drin?
      Im sogenannten Nebenzimmer tigerte ich auf und ab und konnte gar nicht still stehen, bis mich Louis am Arm packte und mich in die Richtung des Pflegers drehte. Seine Hand, die sich in meinen Arm krallte, ließ mir gar keine andere Möglichkeit, als auf der Stelle stehen zu bleiben und ihm zuzuhören.
      “Wie Sie ja eben schon mitbekommen haben, stehen Sie, Mr. O’Dell, als Ansprechpartner in Ylvis Patientenverfügung. Das berechtigt sie dazu, Entscheidungen bezüglich des Abschaltens der Geräte zu treffen und..” “Des Abschaltens der was?”, fiel ich ihm ins Wort. Der Griff um meinen Arm wurde stärker. “Hör zu, halt den Mund.”, zischte Louis und sah mich eindringlich an. Der Pfleger wechselte erneut einen Blick zwischen uns beiden, ehe er sich räusperte und dann wieder ansetzte. “Es berechtigt Sie dazu, über das Abschalten der Geräte im Notfall zu bestimmen. Dies ist hier jedoch nicht der Fall.”, machte der Mann weiter und war einen Schritt zurück gewichen, als ich Ansätze gemacht hatte, einen Schritt auf ihn zuzugehen. “Ms. Seidl hat einen Herzschrittmacher. Irgendwann sind auch dort die Batterien leer und müssen getauscht werden. Dies ist kein Problem, wenn sich der Patient an die vereinbarten Termine hält. Leider hat Ms. Seidl dies nicht getan. Sie ist nicht zu ihrem Termin erschienen und auch auf ärztliche Schreiben nicht erschienen. So kam es, wie es kommen musste. Die Batterien haben den Geist aufgegeben. Ms. Seidl hatte Glück, dass sie in der Nähe eines Krankenhauses war, denn sonst würden wir jetzt nicht so miteinander reden…”, erklärte er und ich ballte die Hand zur Faust, was den Pfleger erneut nach hinten gehen ließ. Louis nickte ihm jedoch zu, er hatte meinen Arm noch immer fest im Griff. Das ließ den Mann vor uns wohl etwas entspannen, er hatte wohl Angst, dass ich ihn schlug. “Ms. Seidl befindet sich gerade im OP, die Batterien müssen ausgetauscht werden. Und sie Mr. O’Dell, sollten in Zukunft darauf achten, dass sie ihre Termine einhält.”, sagte er noch und wandte sich zum Gehen ab, ehe er sich noch einmal umdrehte. “Ich halte sie auf dem Laufenden, bitte warten Sie im Wartezimmer.”, damit verließ er den Raum, ließ die Tür als erkennbaren Hinweis offen und warf nochmal einen Blick über die Schulter. “Idiot da…”, murmelte ich und Louis ließ mich endlich los. “Wie konnte sie die Termine nur nicht einhalten...”, knurrte ich und sah in Louis ratloses Gesicht. “Komm, lass uns ins Wartezimmer gehen bevor wir wirklich noch eins auf den Deckel bekommen. Mehr als warten können wir schließlich nicht.” Also gingen wir ins Wartezimmer und setzten uns zu den anderen Menschen. Manche vergruben ihre Gesichter in ihren Händen, manche starrten einfach in die Leere. “Ich hasse Wartezimmer…”, murmelte ich und nahm nun endlich meinen Cowboyhut vom Kopf, um ihn auf meine Beine zu legen, was wieder seltsame Blicke auf mich zog. “Noch nie einen Cowboy gesehen oder was?!”, feixte ich die Personen an, die ganz schnell in andere Richtungen schauten. Als ich mir jedoch die Sporen ab machte, sah ich aus dem Augenwinkel, dass sie mich wieder alle ansahen. Wo war ich hier nur gelandet?

      Ylvi
      Mir schwirrte der Kopf...mir war unfassbar übel..und ich hörte ein Surren in meinen Ohren, das meinem verwirrten Verstand nicht vorwärts half. Der Geruch nach Desinfektionsmittel stand mir in der Nase, noch ohne die Augen zu öffnen wusste ich das ich in einem Krankenhaus lag.
      Ich blinzelte, sah vorerst nur verschwommen, dann klarer eine Gestalt auf einem Stuhl neben mir sitzen. Der Kopf war auf das Bett gesunken, die Augen geschlossen. Ich blinzelte verwirrt, sah mich im Raum um. Die Gestalt war Caleb, an meinem Fußende lag sein Hut, darauf die Sporen. Er schien zu schlafen, sonst war der Raum leer. Mein Kopf versuchte die letzten Stunden ins Gedächtnis zu holen. War ich nicht mit Louis unterwegs gewesen? Der Raum war Dunkel, nur Licht kam aus dem Fenster in der Tür. In meiner Hand steckte eine Kanüle, durch die Flüssigkeit in mich hinein lief. Das Surren stammte von dem Gerät das meinen Herzschlag aufzeichnete. Jetzt kamen mir meine Übelkeit bei der Wanderung wieder in den Sinn...mein Herz schien den Geist aufgegeben zu haben. Natürlich...schließlich hatte ich den Termin vergessen. Ich hatte darauf spekuliert noch Zeit zu haben. Sicherlich hatten sie Caleb diese Information gegeben...Ob er wohl sauer war das er und nicht meine Eltern in der Verfügung standen? Sie hatten sich all die Jahre Sorgen um mich machen müssen..ich hatte ihnen das nicht aufbürden wollen über den Ozean zu reisen um Entscheidungen zu treffen, die meine Gesundheit anbelangten. Ich streckte meine Hand aus, stoppte kurz...dann strich ich mit ihr über Calebs Wangen..ohne Worte. Ich hatte Angst den wenigen Mageninhalt von mir zu geben den ich vielleicht noch hatte. Es dauerte ein wenig, dann schreckte Caleb plötzlich nach oben, schien für einen Moment verwirrt wo er sich befand, dann fiel sein Blick auf mich.

      Caleb
      Einen ganzen Sturm hatten wir in diesem blöden Wartezimmer verbringen müssen, unter kritischen Augen der anderen Personen, die auf jemanden oder etwas warteten. Ich war wohl eingeknickt, denn wach würde ich, als mich Louis in die Seite stieß und mir sagte, er müsse nach Hause. Schließlich hätte er eine Bar zu führen und er konnte so kurzfristig keinen Ersatz besorgen oder gar schließen. Also saß alleine dort herum und fing irgendwann an, im Raum auf und ab zu tigern, wie ich es vorher im Nebenraum auch schon gemacht hatte- natürlich noch immer unter kritischen Augen. Irgendwann stand eine Frau auf, legte mir die Hand auf die Schulter und zeigte auf meinen Platz, auf dem mein Hut und meine Sporen lagen. „Herumlaufen bringt auch nichts, setzen Sie sich. Sie machen uns alle noch nervöser, als wir es ohnehin schon sind.“, legte sie mir nahe und ich nickte stumm, setzte mich wieder hin.
      So langsam wurde es leerer im Wartezimmer. Immer mehr Menschen gingen. Die Einen freudestrahlend, die anderen weinend und mit verquollenen Gesichtern. Endlich kam ein Pfleger herein und steuerte auf mich zu. Ich sprang sofort auf und mit einem lauten Klirren fielen meine Sporen auf den Boden. „Und?“, fragte ich ihn aufgeregt, doch er wies mich an mein Zeug aufzuheben und mitzukommen. Das tat ich dann auch und folgte ihm bis vor ein Zimmer. „Sie hat die OP gut überstanden und ist auch schon aus der Narkose aufgewacht. Sie ist jedoch gleich wieder eingeschlafen, da sie sehr erschöpft ist. Sie können gerne rein gehen und warten, lassen sie sie aber schlafen.“, dabei zeigte er auf meine Sporen, die eben einen heiden Krach gemacht hatten. „Alles klar. Dankeschön.“, sagte ich und der Mann nickte, ehe er verschwand. Hier stand ich nun, alleine vor Ylvis Zimmer. Nur eine Tür trennte uns. Als ich endlich Mut gefasst hatte, drückte ich die Tür leise auf und ging hinein. Meine Sachen legte ich leise auf dem kleinen Tisch ab, ehe ich mir einen Stuhl neben das Bett zog und mich dann darauf setzte. Nun hieß es wieder warten.
      Ich schien erneut eingeschlafen zu sein, denn jemand berührte meine Wange, als ich hochschreckte. Etwas orientierungslos schaute ich mich um, ehe ich Ylvi ansah und meine erste Freude, sie lebendig zu sehen, Wut wisch. Ich setzte an, hielt dann jedoch den Mund, da es ihr wirklich nicht gut zu gehen schien. So saß ich einfach hier, hatte ihre Hand ergriffen und meinen Kopf wieder auf ihr Bett gelegt.

      Ylvi
      Kurz flackerte es in seinem Blick, ein Schatten von Wut. Dann griff seine Hand nach der meinen, ein Schatten eines Lächelns auf den Lippen. Dann legte er den Kopf wieder auf das Bett, sein Gesicht dem meinen zugewandt.
      Ich schloss kurz die Augen, öffnete sie dann nochmal..ich spürte noch immer seinen Blick auf mir. Schwach drückte ich seine Hand. Unwillig die Stille zu durchbrechen...mit Anbruch der Dämmerung durfte er mir seinen Zorn gern entgegen bringen. Für den Moment war ich froh ihn an meiner Seite zu wissen. Mein Versuch wach zu bleiben scheiterte, alsbald rief mich der Schlaf wieder in seine Fänge.

      Erst als es fast rüde an der Tür klopfte, eine rundliche Schwester mit Essen in den Raum stürmte, das Tablett auf den Tisch lud und wieder verschwand wurde ich wach. Auch Caleb schreckte hoch, ließ ein stöhnen von sich hören..die Position in der er geschlafen hatte war sicherlich alles als bequem. Mich wunderte ohnehin wieso er noch hier war. In Deutschland durfte niemals jemand über Nacht bleiben..wie oft hatte ich im Krankenhaus nach meiner Mutter gerufen. Ich schob die Erinnerung beiseite. Sah etwas ungläubig auf das Essen auf dem Tablett. Kulinarisch wertvoll würde es wahrscheinlich auch hier nicht sein. Um eine Basis an Konversation zu schaffen deutete ich auf das Essen…”Hunger?” meine Stimme klang kratzig von der wenigen Nutzung der letzten Stunden.

      Caleb
      Es dauerte nicht lange, da hörte ich von Ylvi ein leises, regelmäßiges Atmen. Sie schien wieder eingeschlafen zu sein. Lange überlegte ich, was ich tun sollte, entschied mich dann jedoch das Zimmer kurz zu verlassen und etwas essen zu gehen, solange die Cafeteria noch auf hatte.
      Gesagt getan. Vorsichtig zog ich meine Hand aus der Ihren und verließ leise das Zimmer. Schnell hatte ich den Essraum gefunden und bestellte mir etwas. Zum Glück hatte ich mein Portmonee eingesteckt gehabt, welches ich im Wagen liegen gehabt hatte. Ich bezahlte, setzte mich an den Tisch und aß. So langsam wurde es leerer hier und der Pfleger, dem ich am Nachmittag anscheinend Angst gemacht hatte, kam mit ernster Miene auf mich zu. „Die Besuchszeit ist fast vorbei.“, sagte er mir und ich stand vom Tisch auf, legte meine Serviette auf das Tablett und sah ihn an. „Wenn Sie über Nacht bleiben möchten, müssen Sie sich vorne anmelden. Ansonsten muss ich Sie bitten, das Krankenhaus zu verlassen und…“ „Alles klar. Ich bringe mein Tablett weg und werde mich anmelden. Danke.“, antwortete ich ihm. Er nickte, machte kehrt und verschwand, während ich meine Sachen weg räumte, mir noch eine Flasche Wasser kaufte, mich für die Nacht anmeldete und dann wieder zu Ylvi ins Zimmer ging. Sie schlief noch, weshalb ich mich wieder zu ihr setzte und meinen Kopf auf das Bett legte.
      Irgendwann schien auch ich eingeschlafen zu sein, denn ich wachte durch einen Knall auf. Eine scheinbar noch unfreundlichere Frau als der Pfleger hatte Ylvis Essen auf den Tisch geknallt. Sofort legte ich eine Hand in meinen Nacken. „Ouch.“, meinte ich und dehnte meinen Hals ein wenig. Auf Ylvis Frage schüttelte ich nur den Kopf. „Ich hatte mir eben was geholt, als ich kurz raus war. Ess du nur. Und dann erzählst du mir, was zum Teufel du dir dabei gedacht hast.“, fing ich meinen Satz an und wurde zum Ende hin doch wütend. Ja, was hatte sie sich nur dabei gedacht?!

      Ylvi
      Zweifelnd sah ich zu dem Tablett, eine trockene Scheibe Brot...Käse der sich nach oben rollte. Ein Glas Wasser...und ein Joghurt. Narkosen schlugen mir auf den Magen. Das hatten sie schon immer. Ich rutschte langsam in eine sitzende Position, stellte das Bett darauf ein. Caleb half mir, legte das Kissen in meinen Rücken. Zunächst trank ich das Glas Wasser, wurde dabei ein wenig behindert, denn ein Schlauch unterstützte mich noch beim Atmen...sie rutschten mir ständig über die Ohren. Andererseits tat die Kanüle in meiner Hand bei jeder Bewegung weh. Langsam war auch das ziehen der Narbe an der Brust zu spüren. Wieder war sie geöffnet worden. Erst war es der Unfall gewesen, dann die Langzeitfolgen, schließlich der entdeckte Herzfehler. Man hatte mir als ich 14 war den Herzschrittmacher eingesetzt...zu oft hatte mein fragiles Herz einige Schläge ausgesetzt. Damals hatte man erklärt nach etwa 10 bis 15 Jahren würden die Batterien ihren Dienst versagen. In Deutschland hatte man mich noch einmal untersucht...in Albuquerque hatten sie mir ein Krankenhaus genannt. Dieses hatte die Kontrolle fortführen sollen. Den ersten Termin hatte ich tatsächlich mit Absicht verstreichen lassen. Ich hatte keinen eigenen Wagen gehabt, wollte Bellamy und Caleb nicht stören. Vor allem nachdem Caleb und meine erste Begegnung so wenig vielversprechend ausgesehen hatte. Anschließend war ich so eingespannt gewesen in meine Arbeit, die Hilfe auf der Ranch das ich es schlichtweg vergessen hatte. Dann hatte mich Caleb für ein paar Tage nach Dublin entführt. Ich griff wenig überzeugt nach dem Jogurt, er schmeckte künstlich nach Erdbeere, ran meine Kehle hinab und schien nun schwer in meinem Magen zu liegen. Die einfache Antwort auf Calebs Frage war - nichts. Ich hatte nicht nachgedacht...unbedarft gehandelt...zu sehr “im Moment” gelebt. Bei dieser Sache hatte ich es übertrieben...und ich hatte Angst diese simplen Worte an Caleb zu richten. Ich hatte seinen Vorwurf gehört...und trotzdem ehrte es ihn. Das er hier war, die Nacht hier verbracht hatte...das alles bewies das ich ihm nicht egal war. Sorge stand ihm ebenso im Gesicht wie die Wut. Ich kratze den Becher nicht aus, stellte ihn fort...seufzte und hob weniger Scheu den Blick. “Nichts. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Das war dumm...das weiß ich.” ich war drauf und dran ein “aber” mitanzufügen ließ es dann jedoch besser sein. Ich wollte den Wolf nicht grollen hören, obwohl es ihm in der Brust sitzen musste.

      Caleb
      Der Joghurt schien ihr wirklich nicht zu schmecken, so langsam und zaghaft sie ihn löffelte. Wobei es auch sein konnte, dass ihr Kopf nach einer passenden Antwort auf meine Frage suchte, denn anstatt mir zu antworten, hatte sie sich aufgesetzt, getrunken und dann angefangen zu essen. Ich war aufgestanden und zum Fenster gegangen. Die Aussicht aus ihrem Zimmer war wirklich hässlich, sie konnte direkt auf die viel befahrene Straße schauen und auf der gegenüberliegenden Seite standen Häuser. Die Stadt konnte man gar nicht mit der Weitläufigkeit der Ranch vergleichen. Ich wusste genau, warum mich Louis nach meinem Rodeounfall so schnell es ging aus dem Krankenhaus geholt hatte- ich wäre darin zu Grunde gegangen. Es hatte zwar ewig gedauert, bis ich ohne Schmerzen einen Fuß in den Steigbügel hatte setzen können und bei Gott, Louis hatte mich fast wieder aufs Pferd geprügelt. In Gedanken hatte ich das Zimmer, das Krankenhaus und diese Stadt verlassen, als ich Ylvis zögerliche Stimme hinter mir hörte. Ich drehte mich um und sah sie an. Nichts? Sie hatte sich nichts dabei gedacht? War das ihr Ernst? Ich gab ein genervtes Grummeln von mir, setzte mich wieder auf den Stuhl an ihrem Bett, rückte aber ein wenig nach hinten, damit sie mehr Platz zum Essen hatte. “Und wie lange musst du noch hier bleiben? Ich müsste nämlich wieder zurück auf die Ranch…”, sagte ich dann, ohne auf ihre Antwort einzugehen. Diese Genugtuung würde ich ihr nicht geben, sollte sie ein bisschen schmoren.

      Ylvi
      Ich zuckte zusammen.. “Du nimmst mich mit.” sprach ich fast ein wenig zu flehentlich und ich hasste meinen Ton. “Ich geh hier sonst ein.” Caleb schien mir nicht zu widersprechen.
      Innerhalb von 10 Minuten hatten wir eine Schwester organisiert, ihr mitgeteilt das wir gehen würden. Einer der Ärzte sprach im Vertrauen zu mir...aber ich wollte nicht länger als nötig bleiben. Wundversorgung kannte ich mittlerweile zu genüge. Da sie mich nicht zwingen konnten, unterschrieben sie meine Entlassungspapiere.
      Ein Pfleger war es der mich neben Caleb her schob, dieser hatte seinen Hut wieder auf dem Kopf, die Sporen baumelten an seinem Gürtel, klirrten Klangvoll aneinander. Am Ausgang half mir Caleb auf die Füße, doch statt mich selbst Laufen zu lassen hob er mich ohne Umschweife auf seinen Arm. Nur das Aufstehen hatte mich meine ganze Kraft gekostet, ich schämte mich. Murmelte ein leises Dankeschön als er mich sanft auf dem Sitz des Wagens ab setzte. Wir schwiegen auch als wir die Stadt noch verließen...als wir auf dem Highway Richtung Blakes Crow Meadow waren atmete ich hörbar aus...eine Anspannung wich endlich von meinen Schultern. “Caleb..könnten wir uns darauf einigen Bellamy nichts davon zu erzählen?” ich sah auf meinen Schoß “Ich will nicht das er davon weiß.”

      Caleb
      Die Fahrt verlief schweigend. Jeder von uns war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Während ich das Lenkrad ab und zu fester umfasste, gar zerquetschte, war Ylvis Blick fast die ganze Zeit gesenkt, oder sie schaute zum Fenster hinaus.
      Endlich stellte sie mir die Frage, über die sie die ganze Zeit nachgedacht zu haben schien. Ich musste jedoch den Kopf schütteln, sah kurz zu ihr rüber und sagte dann: „Dieses Versprechen kann ich dir nicht geben. Als Louis angerufen hatte, war ich gerade mit Betsy am Trainieren. Ich habe ihr gesagt sie soll allen Bescheid sagen. Was du ihnen nun sagen wirst, das bleibt dir überlassen. Doch sie wissen, dass ich zu dir ins Krankenhaus gefahren bin. Bellamy möchte dich übrigens bitten, im Haupthaus zu bleiben. Unser Haus ist zu weit ab vom Schuss, wenn etwas ist.“ Je weiter ich sprach desto entgeisterter schaute sie mich an. Hilflos zuckte ich mit den Schultern. „Ich bin nur der Bote. Und wenn ich ab… später wieder arbeiten muss, bist du fast die ganze Zeit alleine im Haus.“, erklärte ich ihr und sie nickte zaghaft.
      Als wir auf den großen Hof führen kamen schon die anderen Mitarbeiter der Ranch raus und stellten sich vor meinen Pick Up. „So… your turn.“, sagte ich, stieg aus, öffnete ihre Tür und nahm ihr Gepäck aus dem Wagen. „Ylvi gehts dir gut??“, fragte Bellamy und ging einen Schritt auf sie zu, um ihr zu helfen, sollte sie sich helfen lassen.

      Ylvi
      Ich biss mir von innen auf die Lippen...hart, mein Blick huschte nach rechts aus dem Fenster, darauf konzentriert nicht zu weinen. Meine Nase kribbelte. Ich wollte nicht das alle Bescheid wussten. Wollte die Sorge der anderen nicht sehen. Ich würde gut und gerne vier Wochen ausfallen bis die Wunden halbwegs geheilt waren, noch einmal vier Wochen ehe ich wieder leichte Arbeit verrichten könnte. Sehr viel länger bis überhaupt daran zu denken war das ich wieder in den Sattel stieg. Vor allem aber wollte ich nicht ins Haupthaus ziehen...das Gästehaus hätte mir die Möglichkeit gegeben mich zurück zu ziehen vom Geschehen der anderen.
      Viel mehr hatte ich jedoch das Szenario im Kopf das Caleb mich los werden wollte, auch wenn mein Verstand wusste das dies gar nicht stimmen konnte, sponn sich mein Geist so etwas aus. Mein Herz zog sich dabei krampfhaft zusammen...und mir kam wieder in den Kopf wieso ich die Liebe schon immer verabscheut hatte. Sie machte uns Schwach, abhängig von anderen...nicht mehr in der Lage rational zu denken. Ich hasste wie ich fühlte, hasste meinen derzeitigen Zustand, hasste das mein Herz sich so an Caleb gebunden hatte. Vielleicht wäre es ja doch gar nicht schlecht gewesen, wenn mein dummes Herz seinen Dienst für immer versagt hätte. Doch das war auch nicht wirklich wahr...ich liebte das Leben in all seinen Facetten. Nur eben nicht mein fragiles Herz.
    • Veija
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil I
      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Caleb
      Seit dem Unfall von Ylvi war einige Zeit vergangen. Genauer gesagt drei Wochen. Am letzten Wochenende war Betsys Turnier mit Black Sue Dun It gewesen und… sie hatte das Ding gerockt. Die anderen Mädchen hatten mit heruntergefallenen Kinnladen am Zaun gestanden, während ich das Mädchen überschwänglich aus dem Sattel gehoben, uns einmal um die eigene Achse gedreht und dann wieder aufs Pferd gesetzt hatte. Beim Pole Bending hatte sie den ersten Platz mit Sue gemacht und die anderen wirklich hinter sich zurückgelassen. “Damit hab ich nicht gerechnet.”, hatte sie gelacht und fast angefangen zu weinen. Ich hatte sie gedrückt und ihr versichert, dass sie den ersten Platz verdient hatte und die anderen sich bestimmt nicht mehr über sie lustig machen würden. Dem war jedoch nicht so, leider. Am Mittwoch war die Kleine todtraurig aus der Schule gekommen. Sie wurde geärgert, weil es nicht ihr eigenes Pferd gewesen war. Pferde leihen konnte schließlich jeder. Meine Überlegung war es nun, ihr Sue zu schenken. Naja, zumindest zur Hälfte. Aber das musste ja niemand wissen- niemand außer Bellamy, denn dem gehörte das Pferd ja- und genau in dessen Büro saß ich gerade. Bellamy war mal wieder hinter einem Stapel Papier verschwunden und konnte mich eigentlich gar nicht wirklich sehen. “Du… solltest jemanden einstellen, um den Papierkram zu machen. Unser Heu wird auch knapp, von der Einstreu brauch ich gar nicht erst anzufangen…”, sagte ich und erkannte dann ein paar schwarze Locken, die hinter dem Papierberg herausschauen. “Wenn ich hier mal Ordnung reinbekommen würde, dann wüsste ich das. Und dann wüsste ich auch, wie viel Geld wir diesen Monat noch übrig haben, um solche Dinge zu kaufen.”, murrte er und ich verschränkte meine Hände hinter meinem Nacken. “Naja, dann such dir einfach mal Hilfe. Hier auf der Ranch rennen genug Menschen rum- und ansonsten frag doch einfach O. Sie bekommt das drüben ganz alleine mit Travis auf die Reihe.”, lachte ich und verstummte sofort wieder, als mein Gegenüber mir einen Blick zuwarf, der keine Fragen offen ließ. “Apsopos O… sie möchte wieder zu uns kommen. Sie verkauft zur Zeit einige Pferde und auch die Ranch.” “Aber was ist denn aus ihren Rennpferden geworden?” “Hat sie noch, zumindest eine Handvoll davon. Die würden mit ihr zurückkommen.” “Und die Sportpferde?” “Na, von irgendwas muss sie sich doch trennen, wenn sie verkleinern will.”, lachte Bellamy nur. “Ja dann kann sie ja den Papierkram erledigen.”, scherzte ich und Bellamy nickte. “Aber nicht für allzu lange.”, sagte er und ich schaute ihn fragend an. “Nicht?” “Nein.” Damit war das Thema beendet.
      “Bell… was ich eigentlich wollte.. Betsy war so gut am Wochenende auf Sue, da wollte ich dich einfach fragen, ob wir sie ihr nicht schenken können. Nicht ganz, nur 50%. Aber dann kann sie diesen dämlichen Gören sagen, dass das Pferd ihr gehört.”, schlug ich ihm vor und er nickte. “Wenn du das für richtig hälst, ist es okay. Kannst sie ihr ja zu Weihnachten schenken, ist ja bald. Aber ich wette, sie hätte lieber Blue genommen.” “Oh nein, den geb ich nicht her. Und ja, zu Weihnachten ist eine gute Idee!”, sagte ich lachend und stand auf. “Ach, ehe du gehst.. schau nochmal nach Ylvi, sie hat nach dir gefragt.” Ich nickte, drehte mich um und verschwand aus dem Zimmer. Ylvi… Sie lebte jetzt hier im Haupthaus, nicht mehr drüben bei mir. Irgendwie hatte das unsere… Beziehung auf Eis gelegt. Ich besuchte sie nicht oft, blieb selten länger als eine halbe Stunde und redete nicht viel. Ich erzählte ihr, wie mein Tag gewesen war, was ich gearbeitet hatte und was ich am nächsten Tag arbeiten würde. Mein Weg führte mich auch direkt nach draußen auf den Hof, wo ich mich auf Smart Lil Vulture setzte, den ich vor der Tür angebunden hatte, und in Richtung der hinteren Koppeln ritt. Ich blickte noch einmal zum Haus zurück und wurde das Gefühl nicht los, dass mich jemand beobachtet hatte.

      Ylvi
      Wie ein Idiot stand ich am Fenster, spähte durch die Gardinen und sah Caleb auf Vulture verschwinden. Der Hengst hatte sich wirklich gemacht. Wie oft hatte ich Caleb bei der Arbeit mit dem Hengst beobachtet in diesem Sommer. Es ging auf den Winter zu, wenn auch hier noch immer fast angenehme 11 Grad herrschten.
      Nach der OP waren meine Eltern in den nächsten Flieger gestiegen um mich hier zu besuchen. Mein Vater hatte belustigt festgestellt das meine Schwäche für Rappschecken kaum zu übersehen war. Meine Mutter hatte das ganze weit weniger gut aufgenommen. Nach einer Woche waren sie verschwunden, ich wurde allein gelassen. Mal abgesehen davon, dass Bellamy neben der Büroarbeit wirklich oft herein kam um unter Kontrolle zu haben das ich mich nicht weit aus dem Bett oder dem Zimmer bewegte. Zweimal am Tag hieß es den Verband zu wechseln, bei der Aufgabe unterstützte mich eine mobile Krankenpflege. In den ersten zwei Wochen hatte ich auch nicht viel getan als geschlafen oder gegessen.
      Abwechslung boten die Besuche von Louis. Neben der Tätigkeit in seiner eigenen Bar, kam er oft vorbei um mir Gesellschaft zu leisten. Manchmal begleitete ihn auch seine Schwester Lilly, die mir mit ihrem losen Mundwerk dazu verhalf meine dunklen Gedanken für einige Stunden zu verbannen. Sie kutschierte mich auch gern in einem Rollstuhl über die Ranch, denn noch war ich selbst zu schwach auf den Beinen. Außerdem bewegten sie meine Pferde, dafür war ich ihnen am meisten Dankbar. Mit Inyan hatte Louis natürlich keine Probleme, mit Ravn verhielt es sich da etwas anders. Am dritten Tag nachdem Caleb mich zur Ranch zurück genommen hatte, war er nach einer missglückten Trainingseinheit von dem Wallach zu mir hinauf gekommen. In der Zeit bewegte Lilly gerade Lady Gweny im Gelände. Ich musste lächeln als er mir berichtete das der Wallach sich bei ihm keinen Zentimeter vom Aufstiegsblock fort bewegt hatte. Daher hatte er beschlossen den eigenwilligen Valravn nicht zu bewegen. Mit Fylgia hatte er sich ein wenig vor der Kutsche vergnügt, da er selbst zu groß war um die zierliche Stute zu reiten. Auf einem dieser Ausflüge hatte er mich gestern mitgenommen, in eine dicke Decke gehüllt hatte er mich aus dem Haus getragen und hatte beschlossen wir machen eine kurze Tour um die Koppeln der Ranch. Als wir im gemächlichen Schritt wieder die Ranch betraten kam uns ein reitender Caleb entgegen. Die Worte die er an Louis richtete verstand ich nicht - es war Lakota - aber den Unterton von unmut vernahm ich deutlicher darin. Mir war ein bisschen unbequem zumute auf meinem Sitz...noch hatte ich keine sonderliche Erlaubnis für große Ausflüge draußen. Obwohl Caleb nicht oft zu mir kam - dieser Teil schien ihm nicht entgangen. Dann gab er dem Pferd unter sich einen Wink los zu laufen, als er auf meiner Höhe war, zog er sich leicht am Hut, nickte und ein feines Lächeln zuckte über seine Züge. Dieser Tage wurde ich nicht schlau aus ihm, aber war ich das je?
      Noch verblüffter war ich als ich sah welches Pferd er da ritt. Es war Ravn! “Hast du ihn darum gebeten?” flüsterte ich zu Louis, der nur den Kopf schüttelte. Ich lächelte in mich hinein...also war Caleb womöglich von allein auf die Idee gekommen. Zwischen all seinen Aufgaben nahm er sich tatsächlich die Zeit meinen Wallach zu reiten.
      Langsam kehrte ich aus meinen Gedanken ins hier zurück, löste mich vom Fenster, griff nach meinen Sachen um hinunter in das Bad zu gehen. Nach dem Wechsel des Verbandes wollte ich eine schnelle Dusche nehmen. Danach lief es wohl darauf hinaus das ich versuchte gemeinsam mit Bellamy Herr seines Chaos zu werden. Kleine Aufgaben konnte ich zumindest wieder erledigen.

      Caleb
      Mein Tag war mal wieder so voll gepackt mit Aufgaben gewesen, dass ich es erneut nicht geschafft hatte, bei Ylvi vorbei zu schauen. Nun war es schon fast neun Uhr und das Feierabendbier rief nach mir.
      Nach meinem seltsamen Gespräch mit Bellamy heute Mittag war ich mit Vulture zu den Koppeln geritten, wo ich einen neuen Zaun ziehen sollte. Das Equipment hatte ich mir am Morgen mit dem Traktor schon her gefahren, angefangen zu arbeiten hatte ich allerdings noch nicht. Ich band den Hengst an einem Zaunpfahl an und ließ ihn grasen, während ich anfing, den Zaun zu ziehen. Zwischendurch machte ich immer mal wieder eine kurze Pause, um etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken. Gegen vier Uhr musste ich dann zurück zur Ranch- Reitstunde mit Betsy und Sue. Sie hatte zwar Blue reiten wollen, aber Gun and Slide war kein Pole Bending Pferd und sie wollte ja in dieser Disziplin besser werden.
      So hatte ich ihr beim Satteln geholfen und die Stute abgeritten. Sue war im Moment so voller Energie, dass ich sie lieber selbst abritt, bevor ich Betsy auf ihren Rücken ließ. Warum Sue im Moment so ein Energiebündel war, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall meinte sie heute buckeln zu müssen, was ihr allerdings nichts als Ärger mit mir einbrachte. Betsy hatte sich zerknirscht an den Zaun gestellt, weil ich die Stute heute anders anpacken musste als sonst und keinen Ton zu mir gesagt, als sie an der Reihe war. Sue hatte stark schnaufend und verschwitzt da gestanden, doch das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ein Glück für sie, dass ich sie nicht turniermäßig vorstellte, denn sonst wäre das richtige Training ähnlich verlaufen.
      Bei Betsy konnte sie jetzt jedoch wirklich entspannen. Schritt und viel Trab, dann erst Galopp. So übten die Beiden ganz in Ruhe und ich musste ihnen nicht viele Verbesserungen oder Kommandos entgegen rufen. Kurz vor fünf war die Sonne schon untergegangen, jetzt hatten wir halb sechs. Zum Glück besaßen wir große Strahler, die den ganzen Platz erleuchteten. Es war jedoch kälter als die letzten Tage, zumindest der Wind fühlte sich kälter an. “Wir lassen Sue heute im Stall, leg ihr auch eine Abschwitzdecke drauf, nicht dass sie krank wird.”, hatte ich zu Betsy gesagt und hatte mich dann an meine eigentliche Arbeit begeben. Boxen misten. Natürlich hatte niemand es für nötig gehalten meinen Part zu übernehmen, während ich auf der Koppel Zaunpfähle eingeschlagen hatte. Von halb sechs bis halb neun hatte ich also im Stall gestanden und Mist geschaufelt. Dann war ich nach drinnen gegangen, unter die Dusche gesprungen und auf die Couch gefallen.
      Kurz seufzte ich. Ein wenig vermisste ich Ylvi hier schon. Ob ich sie doch besuchen gehen sollte? Ich kramte mein Handy raus und schrieb ihr eine kurze Nachricht, ob sie noch wach sei und ob ich noch kurz rüberkommen konnte. Insgeheim hoffte ich fast auf ein nein, aber irgendetwas zog mich doch zu ihr. Wie konnte das, was wir hatten, durch ihren Umzug ins Haupthaus so… kaputt gegangen sein? Ich schüttelte den Kopf und wollte so die Gedanken vertreiben. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter mir und ich hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Jetzt zählte die Ruhe und das Bier und…. mein vibrierendes Handy.

      Ylvi
      Nachdem ich Bellamy geholfen hatte ein wenig seines Chaos zu beheben - er hatte tatsächlich beinahe vergessen den Mitarbeitern ihren Lohn zu zahlen, hatte ich mich in das untere Zimmer zurück gezogen. Dort stapelten sich Bücher an der Wand, genau mein Gebiet. Nun saß ich bereits eine gute Stunde auf der kleinen Couch las, als ich bemerkte wie mein Handy blinkte. Ich entsperrte den Bildschirm, Calebs Name leuchtete bei WhatsApp in der Beschreibung. Ich sah nur die Hälfte der Nachricht. Mein Herz wummerte...ich legte es beiseite, versuchte zu ignorieren das er mir geschrieben hatte. Las ein, zwei Sätze nahm gar nichts auf von dem was die Worte mir erzählten.
      Dann ergriff ich doch hektisch mein Telefon, öffnete den Chat und las seine Frage. “When your not sleeping, shall I come?” stand dort. Mein Daumen rief die Tastatur zum Vorschein. Ich tippte ein einfaches “Sure” ...löschte dann den text, schloss das Handy wieder. Ich starrte an die Wand, während ich spürte wie mir heiß und kalt zugleich wurde. Es war fast zwei Wochen her seitdem ich ihn in Natura und vor allem allein gesehen hatte. Ich sah hinab auf mein Handy im Schoß, welches mir nun den Blick auf die Seiten des Buches versperrte. Erneut öffnete ich den Chat. Sah auf die Buchstaben der Tastatur die wieder aufgeploppt war. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht, dann tippte ich den kleinen Text und verschickte ihn mit klopfendem Herzen. Dann ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden, nicht ohne die Vibration wieder einzustellen. Mit dem Buch in der Hand verschwand ich schließlich in das Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Von hier hatte ich einen guten Blick auf das Gästehaus. Ich schaltete das Licht nicht ein, entzündete nur die vier großen Kerzen und meine kleine Nachttischlampe. Mehr Licht benötigte ich jetzt nicht. Auf das Buch würde ich mich ohnehin nicht konzentrieren können. Aufgeregt wie ein Kind zu Weihnachten konnte ich gar nicht richtig still halten.

      Caleb
      Ich hatte ein paar Schluck aus der Bierflasche getrunken und mein Handy auf die Couch gelegt. Eine ganze Zeit lang passierte nichts. Als es dann vibrierte und die Antwort von Ylvi erschien musste ich herzlich lachen. “Don’t forget the beer.”, stand dort geschrieben. Vergiss das Bier nicht.. typisch Ylvi. Ich stand auf, schnappte mir meine Flasche und stellte unwillkürlich fest, dass ich dort noch eine stehen hatte. Wir hatten oft hier zusammen gesessen und ein Feierabendbier getrunken, dass ich es mir wohl angeeignet hatte, immer zwei mit ins Wohnzimmer zu bringen. Da Ylvi schon eine ganze Weile weg war, war dies mir schon lange nicht mehr passiert. Heute schien ich jedoch mit den Gedanken eh nicht bei der Sache zu sein. Wann hatte ich Ylvi das letzte Mal alleine getroffen? Vor einer Woche? Vor zwei Wochen? Ich wusste es nicht mehr.
      Kurz föhnte ich mir durch meine blonden Locken, ließ den Hut bewusst auf der Kommode liegen, zog nur meine Stiefel und meine Jacke an und ging langsam rüber zum Haupthaus. Es war mittlerweile halb zehn, ein paar der Arbeiter waren schon in den Betten und auch der Großteil des Haupthauses war dunkel. In Ylvis Zimmer brannten ein paar Kerzen, kein Licht. Fragend schaute ich zu ihrem Fenster rüber, grinste dann jedoch nur kopfschüttelnd und setzte meinen Weg fort.
      Im Haus angekommen zog ich die Stiefel aus, hängte meine Jacke auf und ging mit den zwei Bierflaschen in der Hand zu ihrem Zimmer. Ich klopfte und ging dann rein. “Hey.”, sagte ich leise und schloss die Tür hinter mir. Ylvi stand von ihrem Bett auf, kam auf mich zu, erwiderte meinen Gruß und streckte sofort die Hand nach dem Bier aus. “Jaja. Darfst du sowas überhaupt schon wieder trinken?”, fragte ich sie und reichte ihr die noch geschlossene Flasche, ehe ich an meiner Offenen nippte.

      Ylvi
      Wie alt war ich? 23! Und wieso hatte ich verdammt nochmal schwitzige Hände? Ich fühlte mich etwa um 10 Jahre jünger. Zum Kotzen. Ich hätte gern Caleb auf dem Absatz umgedreht aus der Tür hinaus befördert und versucht nie wieder an ihn zu denken. Stattdessen ging ich auf ihn zu, griff nach dem Bier das er mir entgegen reichte. Auf seine Frage zuckte ich mit den Schultern “Zumindest nehm ich keine Medikamente mehr die sich damit nicht vertragen.” ich hatte auch kein offizielles Verbot nach Alkohol bekommen. Zumindest nicht das ich wüsste. Da es in diesem Zimmer keine Couch gab die ich zum sitzen hätte anbieten können nahmen wir auf dem Bett nebeneinander Platz. Caleb sah fertig aus, hob jedoch sein Bier und leise klirrten unsere Flaschen gegeneinander. “Ich hatte bisher gar keine Gelegenheit dir zu danken das du Ravn bewegst. Ich hab dich schon zweimal dabei gesehen. Das du zwischen deinen ganzen anderen Aufgaben noch dazu kommst ist wirklich nett. Wird Zeit das Bellamy endlich ein paar andere Helfer einstellt. Waren die Bewerbungsgespräche dahingehend eigentlich erfolgreich? Das hab ich gar nicht so mitbekommen in der letzten Zeit.”
      Ich war mir der Nähe zwischen uns bewusst, jedoch berührten meine Füße kaum den Boden, die Haltung nach vorn gebeugt war nicht ganz gut. Also musste ich von ihm abrücken, mir eines der Kissen in den Rücken legen und mich anschließend dagegen lehnen. Vielleicht hatte ich es mit meiner Aktivität heute ein wenig übertrieben.

      Caleb
      Auf ihre Aussage mit den Medikamenten zuckte ich nur die Schultern. “Okay, nicht dass ich dich hier noch vergifte.”, lachte ich und wir tranken eine Weile schweigend unser Bier. Wir setzten uns auf ihr Bett. Unser Wohnzimmer mit der Couch drüben im Gästehaus vermisste ich jetzt schon. “Oh ja, Ravn.”, sagte ich als hätte sie mich von irgendwo zurück ins hier und jetzt geholt. “Ja, Arbeit hab ich genug, du willst gar nicht wissen was ich heute alles gemacht habe.”, grummelte ich und antwortete ihr zunächst auf ihre Frage. “Ja, einen hab ich eingestellt. Naja, Bellamy. Aber ich wollte ihn. Cayce, hat auch ein Pferd dabei. Whitetails Shortcut. Shorty. Tolles Pferd, bin den mal auf einem Rodeo geritten, aber das ist eine lange Geschichte.”, sagte ich nur und nippte wieder an der Flasche. Ylvi setzte sich um und auch ich stand vom Bett auf, ehe ich mich auf den Stuhl daneben setzte. “Das Bett ist echt wahnsinnig unbequem.”, sagte ich zu ihr und erhaschte noch einen kurzen Moment ihres verwirrten Gesichtsausdruckes, ehe sie mich wieder normal ansah. “Und ja… Cayce greift mir hier jetzt schon wahnsinnig unter die Arme. Er ist auch Trainer, hilft mir bei den Reiningpferden. Ich würde die gerne nächstes Jahr aktiver vorstellen. Wir haben so gute Nachzuchten und auch ältere Hasen hier, die gehören in die Arena, nicht auf die Koppel.”, erklärte ich ihr und sie nickte verständnisvoll. “Aber heute war nicht mein Tag.”, seufzte ich schließlich und fuhr mir einmal durch die Locken. Sie waren lang geworden, fielen nicht mehr sonderlich hübsch nach unten. Ylvi sah mich auffordernd an, weshalb ich zu erzählen anfing. “Angefangen hat der Tag damit, dass ich mir Zaun und Draht zu einer der Koppeln gefahren habe, um dort zu arbeiten. Ich hatte was vergessen, kam zurück und bin dann zu Bellamy gegangen, weil er kurz Zeit hatte. Hab ihn gefragt ob wir nicht Betsy die Stute Sue schenken können zu Weihnachten. Naja, zumindest 50%. Weil sie immer so von den anderen geärgert wird und dann kann sie sagen, das Pferd gehört ihr. Vielleicht lassen die anderen sie ja dann in Ruhe?” Ylvi nickte. “Dann hab ich mir Vulture geschnappt, bin zur Koppel zurück und.. achja, O kommt zurück hier her. Aber vielleicht hat Bellamy dir schon davon erzählt? Auf jeden Fall… zur Koppel zurück und hab da gearbeitet. Ganz fertig bin ich nicht, muss da morgen nochmal hin. Hatte dann Reitstunde mit Betsy und Sue und bei Gott… dieses Pferd. Keine Ahnung was sie hatte, aber ich musste sie heute so hart anpacken, das kenn ich gar nicht von ihr. Betsy stand dann auch in der Ecke und hat kein Wort mehr zu mir gesagt. Glaube das gibt Probleme, wenn die Stute ihr.. halb ihr.. gehört. Aber naja.. dann habe ich Boxen gemistet. Hat ja keiner für nötig gehalten das zu tun, während ich Zaun machen war. Dann war ich duschen, saß auf der Couch und bin nun hier- morgen wird vermutlich nicht besser, denke das Heu kommt dann und wer lädt es ab? Ich…”, grummelte ich und nahm noch einen Schluck Bier. So viel hatte ich in den letzten Wochen nicht mit Ylvi geredet, weshalb sie jetzt leicht erschlagen in ihrem Bett saß. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass es so war.

      Ylvi
      Ich schwieg einen Moment, ordnete die Fülle an Informationen, überlegte auf was ich darauf als erstes Antworten sollte. Ich hatte dabei einen dümmlichen Gesichtsausdruck, ganz sicher. Caleb grinste erst, lachte dann ein wenig. Ich erwiderte. “Wo ist nur der verschwiegene Cowboy hin?”, legte dann die Hand auf den Mund. Wie im Chat die Affen Smileys. “Daran bist du Schuld.” das klang beinahe verwegen wie Caleb es sagte. “Ich freue mich aber das du zumindest etwas Unterstützung durch Cayce hast. Die Idee für Betsy ist großartig! Kinder können so abartig zueinander sein, vor allem Mädchen in dem Alter. Dabei hat sie die Pubertät noch vor sich. Ich denke ein Pferd kann ihr dabei helfen sich zu entwickeln. Außerdem bist du als Trainer dann ja nicht aus der Welt...oder eben Cayce. Ich hab dich heute morgen bei Bellamy gesehen. Ist doch sicherlich ätzend ständig ihn fragen zu müssen? Bei all den guten Ideen und Plänen die dir so vorschweben.” Caleb war Vorarbeiter der Ranch, hatte viele der wichtigen Aufgaben der Ranch übernommen. Machte die Dienstpläne, das Futtermanagement. Im Grunde fehlte nicht viel zu dem Punkt das er alles auf der Ranch bestimmte. Trotzdem war der Name der Ranch Blakes Crow Meadow und die finale Entscheidung wurde stets von Bellamy getroffen. Dieser hatte mir jedoch, nicht gerade durch die Blume, zu verstehen gegeben das ihm die Aufgabe über den Kopf wuchs. Auch die Rückkehr von O würde nicht viel ändern, denn sie hatte nicht vor in die Ranch ihres Bruders einzusteigen. Ganz freiwillig kam sie wohl auch nicht zurück, wenn ich es nicht falsch verstanden hatte. Bellamy wusste das er sich etwas überlegen musste, wenn die Ranch in geordneten Bahnen weiter laufen sollte. Ich hatte die Rechnungen gesehen, das Chaos...und fragte mich in welchen Zügen Caleb über das Problem überhaupt Bescheid wusste.

      Caleb
      Meine Bierflasche neigte sich dem Ende zu und auch die Uhr schritt Stück für Stück voran. Lange würde ich wohl nicht mehr hier bleiben, genoss die Gesellschaft von Ylvi nun doch in vollen Zügen. Sie hatte mir gefehlt. Und sie fehlte mir verdammt nochmal drüben im Haus auch. Aber ihr das zu sagen? Das war nicht ich. “Oh ja und frag mich erst mal. Cayce ist ein wahnsinnig guter Reiter. Vielleicht können wir zusammen nochmal anfangen zu Ropen!”, erklärte ich ihr stolz und sah auch bei ihr ein Lächeln aufflackern. Sie wusste, wie sehr ich das Lassoschwingen liebte, hatte es aber eine ganze Weile nicht mehr tun können. Nur vom Bullenreiten hielt ich mich fern. Auf einen Bronc würde ich bei Gelegenheit bestimmt nochmal steigen. “Und mit Betsy glaube ich auch.”, sagte ich ihr dann. “Und eigentlich kann ihr hier jeder auf der Ranch helfen. Hier rennen genug Trainer und Leute mit Ahnung rum.”, lachte ich. Dann seufzte ich abfällig. “Es ist ätzend. Einerseits bin ich die Nummer eins auf dem Hof, was die Arbeit angeht, andererseits muss ich für jede Erlaubnis zu Bellamy rennen und ihn anflehen, etwas neues kaufen zu dürfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist.”, erklärte ich ihr und drehte die Bierflasche in meiner Hand hin und her, ehe ich den letzten Schluck daraus trank. “Ich bin froh, dass er es geschafft hat, das Heu zu bestellen. Kommt ja nun zum Glück morgen, viel ist nicht mehr da. Viele Pferde fressen eben viel.”, sagte ich und stand auf, streckte mich kurz. “Ich würde gleich auch wieder gehen. Es war ein langer Tag.”, meinte ich beiläufig, setzte mich jedoch wieder hin und stellte die Flasche auf den Boden. So ganz war ich noch nicht vom Gehen überzeugt.

      Ylvi
      Ich verschwieg ihm besser das ich das Heu bestellt hatte...nach der enormen Hitze des Sommers war es gar nicht einfach gewesen einen guten Händler aufzutreiben. In einer besseren Gegend hätte man das Heu selbst machen können. Dazu gab es in New Mexico allerdings keinerlei Chance. “Ich bin Bellamy die letzte Zeit ein wenig zur Hand gegangen, dem wird langsam klar das er sich mit der Ranch vielleicht übernommen hat. Ich denke er ist heilfroh, dass du ihm den Arsch rettest, wirklich. Das würde er so vielleicht nicht sagen...aber als Außenstehende kann ich das denke ich ganz gut beurteilen.” ich lächelte ihn an...das war ein insgeheimes Lob an ihn. Bekam er nicht oft. Das Konzept der Ranch war gut...nur Lage, Planung und Ausführung haperten. Ich hatte nicht viel Ahnung von Marketing, aber so steuerte Blakes Crow Meadow deutlich in die Pleite. Bellamy hatte angedeutet einige Pferde verkaufen zu müssen. Ein Blick auf den Bildschirm des Handys zeigte, das Mitternacht unaufhörlich näher rückte. Ich hatte nicht einmal die Hälfte meines Bieres getrunken, durch das Halten in meiner Hand war es nun auch schon warm. Das zur Seite beugen um es auf dem Schrank neben dem Bett abzustellen gestaltete sich als schwieriger. Bei der zu schnellen Drehung des Oberkörpers zuckte ich zusammen, konnte den Handgriff zur Narbe nicht vermeiden und atmete zischend ein. “Manchmal vergess ich das.” Caleb hatte reagiert, war aufgesprungen, nahm das Bier aus der Hand und stellte es zur leeren Flasche auf den Boden. Er sagte nichts, sein Blick hatte jedoch etwas tadelndes...es war der verkniffene. Genau der selbe den ich so oft bekommen hatte, wenn im Unterricht nicht alles lief wie es sollte. Er saß nicht wieder auf dem Stuhl sondern hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Ich wollte nicht das er ging...das Wort “Bleib” blieb mir jedoch in der Kehle hängen, es kam mir einfach nicht über die Lippen. Ich wollte ihm nicht zeigen wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dabei war es nur ein verdammtes Wort! Er schien meinen Konflikt zu spüren, anders konnte ich es mir nicht erklären. Sein Blick hatte meinen fixiert. “Ja bitte?” Ich spürte das Herz schneller schlagen in meiner Brust. Wie sollte ich sagen was ich wollte. Ich hatte die letzten Wochen beschissen geschlafen...die andere Seite meines Bettes schien so verdammt leer. Ich konnte selbst nicht fassen in welch kurzer Zeit ich mich daran gewöhnt hatte jemanden neben mir zu haben. Bei Max hatte ich es gehasst...nicht schlafen können eben, weil er neben mir lag. Jetzt allerdings, konnte ich teilweise nicht schlafen eben, weil niemand...jemand nicht neben mir lag. Und ich hasste diese Abhängigkeit. Wann zum Teufel war das passiert? Das war nicht in meinem Plan gewesen. “Was ist?” drängte Caleb nach, jetzt leichte Sorge in der Stimme. Hatte er Angst die unbedachte Bewegung schmerzte noch immer? Ich schüttelte den Kopf, lächelte...dann kam es mir über die Lippen. “Bleib.” nur gehaucht, scheu wie bei einem Reh. Das klang nichtmal nach mir. Wo war die Selbstbewusste Ylvi hin verschwunden?

      Caleb
      Ein Wort. So leise gehaucht, dass ich es fast nicht verstanden hatte. ‘Bleib’. Ich lächelte. “Geht das wirklich? Mit deiner Op und so…”, murmelte ich und Ylvi nickte, sie schien nun wieder etwas mehr Mut gefasst zu haben. Wieder zerriss es mich innerlich, dass unsere… Beziehung in den letzten Wochen so kaputt gegangen war. Ich hatte einfach Angst Ylvi zu verletzen. Sie war nicht mehr so zerbrechlich wie vor ein paar Wochen. Aber ihre OP hatte mir mal wieder vor Augen geführt, weshalb ich nicht der Beziehungstyp war. Ich hatte keine Lust mir ständig Sorgen um jemand anderen zu machen, auf jemand anderen aufzupassen, für jemanden da zu sein… aber Ylvi… sie brachte mich zu all dem… machte mich zu so jemandem, ohne dass ich mich verändern musste. Bis jetzt hatte sie mir noch keinen Vorwurf gemacht, dass ich die letzten Wochen so selten hier war. Vermutlich konnte sie sich denken warum. Arbeit über Arbeit- und dann meine inneren Konflikte. “Caleb?” Ylvi sah mich an. “Ja.. ja. Dann bleib ich hier.” erwiderte ich. “Lass mich nur eben meine Stiefel von vorne holen. Und bitte sag mir, dass Bellamy hier nicht in aller Herrgottsfrühe mit Frühstück hineingeplatzt kommt.”, murmelte ich und wir lachten beide. “Die Zeit wo ich Frühstück am Bett bekommen habe ist vorbei. Normalerweise helfe ich ihm und den anderen in der Küche damit.”, sagte sie noch.
      Ich stand auf, holte leise meine Stiefel ins Zimmer und versuchte Amba dabei nicht zu wecken. Den Hund hatte Bellamy vor langer Zeit mal hier angeschleppt, aber wirklich etwas arbeiten tat er nicht mit ihr. Traurig musste ich an Surtout denken… und als ich wieder im Zimmer war, sah ich zu Ylvi. “Hab ich dir mal von Surtout erzählt?” Sie schüttelte den Kopf. “Eben, als ich Amba im Flur gesehen habe, ist mir der Hund wieder eingefallen. Verena hatte mal einen Rottweilerrüden, Surtout. Sie ist mit ihm und Gipsy mal einen Horse & Dog Trail gegangen. Seltsamer Hund, hat sie aus Frankreich gehabt und war nach einem Werwolf aus einem Buch benannt.” Ylvi lachte. “Ich hoffe er hat euch nicht gefressen?” “Nein, nein… war ein lieber Kerl, eigentlich. Aber total fixiert auf sie. Ist eigentlich ganz gut, dass er mit ihr gestorben ist. Der würde ohne sie eingehen.”, erklärte ich ihr und fing an, mich auszuziehen. Meine Boxershorts hielt ich an, schlüpfte dann unter die Decke. Allein das reichte, um die alte Vertrautheit zwischen uns wieder herzustellen. Ich legte meinen Arm unter ihren Kopf und sie kuschelte sich an mich an. Wir schwiegen, genossen den Moment und waren im Nu eingeschlafen.
      Plötzlich schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Jemand hatte die Tür aufgerissen, war ins Zimmer gekommen und an der Stimme der Person erkannte ich, wer es war. Betsy. “Ylvi du wolltest uns doch beim Früh….oh.. Caleb!”, sagte sie erschrocken und ich zog mir die Decke über den Kopf. Vielleicht funktionierte bei ihr ja noch das Schema, wenn ich sie nicht sah, sah sie mich auch nicht… Funktionierte leider nicht. “Ich.. äh… ich... “, stammelte sie und verließ prompt das Zimmer. Erst dann kam ich wieder unter der Decke raus und sah zu Ylvi, die auch am Lachen war. “Das biegst du wieder gerade!”

      Ylvi
      “Das wird sie so schnell nicht vergessen.” stellte ich nüchtern fest. Konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen. “Gut das sie uns nicht dabei gesehen hat.” Caleb beugte sich vor, stahl sich einen Kuss von meinen Lippen. Löste sich dann kurz,sah mich an und setzte einen weiteren Kuss auf meine Stirn. Ohne viele weitere Worte zog er sich an. “Ob das jetzt alle Wissen, oder ob ich unbeobachtet aus dem Haus komme?” fragte er verschmitzt. Ich zuckte mit den Schultern. “Ich glaube nicht das Betsy es jedem erzählt. Sie ist ein Kind...wie viel versteht sie schon von dem was sie gesehen hat.” Ich zog mir mein Shirt über den Kopf, vorsichtig, wegen des Verbandes. “Ooh ich denke sie versteht schon eine ganze Menge, glaub mir.” Ich streckte ihm die Zunge raus. “Na los, verschwinde, da draußen wartet eine Ranch auf deine Anwesenheit. Glaub mir...ich kann es fast gar nicht erwarten euch wieder zu unterstützen, langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.” ich schaute auf den Flur hinaus, sah niemanden und winkte Caleb zu “freie Luft.” er huschte halb aus der Tür, blieb dann stehen, zwinkerte mir zu und verschwand dann erst. Es war gewesen als sei nicht zwei Wochen Funkstille gewesen. Wir hatten dort angeknüpft wo wir begonnen hatten...ein seltsames Gefühl, aber irgendwie auch beruhigend.
      Ich konnte mir den ganzen Morgen das blöde Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Als ich in die Küche kam fand ich Betsy darin nicht vor. Also bereitete ich allein das Frühstück vor...langsam kam ich mir vor wie die Hausangestellte hier. Wann hatte ich das angefangen? Ich wollte wieder raus auf die Ranch. Sinnvolleres tun als eine Belegschaft von knapp 20 Mann mit Essen zu versorgen. “Du siehst beschissen aus.” kommentierte ich Bellamy der mit Augenringen bis nach Bagdad in die Küche gestiefelt kam. Davon war er nicht ganz begeistert, warf mir eine unflätige Geste zu und goss sich den Kaffee in eine Tasse und schaufelte Zucker hinein. Nach dem dritten Löffel sprach ich ihn an. “Du bist wieder nicht ganz bei der Sache.” Bellamy seufzte. “Ich hab gestern einfach mal drei der gekörten Hengste zum Verkauf gestellt...es haben sich tatsächlich 4 Interessenten gemeldet. Ich tu es nicht gern, aber ...du weißt das Geld hätten wir nötig.” in dem Moment knallte die Tür zur Küche. “Das hast du nicht getan!” ein brodelnder Caleb stand dort in der Tür. Er hatte zur Abwechslung zum Frühstück mit den anderen erscheinen wollen. Ich hörte Bellamy neben mir die Luft einziehen. Wo war das Loch im Boden? Ich konnte es gerade ziemlich gut gebrauchen.

      Caleb
      Ich hatte es geschafft mich unbemerkt aus dem Haupthaus in den Stall zu verkrümeln. Frühstücken wollte ich heute ausnahmsweise mit den anderen zusammen, alleine wurde das auf Dauer doch ziemlich einsam, vor allem da der Rest gemeinsam im Haupthaus frühstückte.
      Bis es allerdings so weit war, hatte ich noch ein bisschen Arbeit vor mir. Vulture brachte ich aus der Box auf seinen Paddock in die Nähe von einem der Trainingshengste. Dort bekam er auch sein Kraftfutter. Ich mistete schnell seine Box und vier Weitere von den anderen Hengsten, damit ich dies heute Abend nicht mehr machen musste. Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bis es Essen gab. Ich rationierte also auch das Kraftfutter für die anderen Pferde und musste ganz schön aufpassen, das Futter nicht zu vermischen, bei so vielen Eimern. Auf jedem der Eimer stand jedoch der Name des Pferdes drauf, weshalb ich sie nach Paddock und Koppelteil sortiert auf die Laderampe meines Pick Up stellte, und dabei Cayce über die Füße lief. „Morgen.“, sagten wir beide und er blickte mich unter seinem schwarzen Cowboyhut skeptisch an. „Hast was liegen gelassen, Cowboy.“, lachte er und warf mir meinen Hut entgegen. Reflexartig riss ich die Hände in die Luft und schaffte es sogar, den Hut zu fangen, ohne ihn dabei mit meinen Fingern zu zerquetschen. „Mach doch sowas nicht, hast du mal auf die Uhr geschaut?“, fragte ich ihn lachend und setzte mir meinen Hut auf den Kopf. „Und, was gibts zu tun?“, fragte mich der junge Mann und ich überlegte. „Grade nichts mehr. Kraftfutter hab ich fertig. Würde sagen Frühstück ist angesagt.“, sagte ich zu ihm und er nickte. „Ich muss noch was im Haus holen, ich komme gleich.“, antwortete er und verschwand.
      Ich ging also zum Haupthaus, zog meine Stiefel, den Hut und die Jacke am Eingang aus und hörte Stimmen aus der Küche. Was ich dort hörte, wollte ich zunächst gar nicht glauben. Mit einem Satz stand ich bei Bellamy, hatte die Tür zugeknallt. „Bist du des Wahnsinns? Welche Hengste?!“, fuhr ich ihn an und sah, wie alle Anwesenden einen Kopf kleiner wurden oder langsam den Raum verließen. “Alan’s Psychedelic Breakfast, Gun and Slide und Genuine Lil Cut.” Ich sah ihn an. “Oh glaub mir wenn du Blue verkaufst bist du ein toter Mann!”, knurrte ich und sah wie Ylvi ihren Kopf noch weiter einzog. “Wir… wir haben Geldprobleme Caleb… ich muss ein paar Pferde verkaufen…” “Und dann verkaufst du die besten Hengste die wir haben? Bist du bescheuert?”, warf ich ihm entgegen und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich war Bellamy körperlich noch immer ein wenig überlegen gewesen, doch wie ich ihn kannte, baute er sich gerade auch vor mir, sackte dann jedoch augenblicklich in sich zusammen. “Ich kann das nicht mehr, mir wächst das alles über den Kopf.. die Pferde, die Arbeiter… die Ranch…”, murmelte er kleinlaut und setzte sich an den Frühstückstisch. “Das Heu war wahnsinnig teuer, ich weiß nicht, wie ich das bezahlen soll…”, keuchte er und ließ sein Gesicht in seine Hände sinken. “Mir gehen die Ideen aus…”
      Ich atmete tief durch, öffnete meine Fäuste. Schlagen hatte ich ihn nicht wollen, aber aus Reflex war dies passiert. Dieser dämliche Idiot! “Also…”, murmelte ich nun mit sanfterer Stimme. “Du stehst jetzt auf, nimmst die Pferde aus dem Netz, wir frühstücken… und dann überlegen wir uns, wie wir die Ranch retten können.”

      Ylvi
      Das Frühstück über schien Bellamy verschwiegener. Caleb und Cayce unterhielten sich gut. Caleb nutzte die Runde auch gleich als eine Art Teambesprechung. Ich merkte wie er wichtige Aufgaben an Cayce gab, Murphy sollte seine Boxen übernehmen. Einen der anderen Ex-Häftlinge teilte er zum Zaunbau ein, dort wo er gestern begonnen hatte. Ich merkte dabei schnell wie er sich den Vormittag frei schaufelte um mit Bellamy zu sprechen.
      Als ich ihn gesehen hatte, da war mir kurz eiskalt geworden. Ich hatte schon gesehen zwischen ihn zu springen, wenn er Bellamy anging. Wobei ich herzlich wenig hätte ausrichten können. Seine geballten Fäuste waren mir nicht entgangen, auch nicht die Wut die in seinen ersten Worten geflackert hatte. Ich hätte nur darauf hoffen können das er mich nicht verletzten würde, falls ich dazwischen ging.
      Dass sie jedoch - endlich - gemeinsam eine Lösung suchen wollten gefiel mir. Das hätte Bellamy schon viel eher tun sollen. Aber wer konnte es ihm verübeln...ich erinnerte mich an seine Worte vom Vortag. “Ganz ehrlich...ich hab nichtmal die High School beendet, war im Jugendknast und anschließend bin ich auf der Gips Reminder Ranch gelandet. Ich hab in meinem Leben noch nie etwas richtig auf die Reihe bekommen und dann komm ich auf die bekloppte Idee eine ganze fucking Ranch zu leiten. Als O noch hier war ging das ja noch, aber dann? Ganz ehrlich...wär Caleb nicht gekommen, dann wäre das ganze schon viel eher vor die Hunde gegangen.” Ich hatte ihm gesagt er sollte Caleb einweihen. Die Angst dieser würde ihn auseinander nehmen hatte dann wohl die Oberhand behalten. Das war Stolz an falscher Stelle, das hatte ich ihm allerdings nicht gesagt...das war ihm hoffentlich bewusst. Ich wusste Caleb würde alles für die Pferde tun, einige abzugeben wäre sicherlich nicht die schlechteste Idee...aber dabei sollte sorgsam ausgewählt werden welche. Unnötige Esser zum Beispiel...und das waren die Hengste die er eingestellt hatte nicht.
      Nach dem Frühstück verschwanden alle um den ihnen zugewiesenen Aufgaben zu widmen. Ich war im Begriff die Küche zu verlassen hinter Caleb und Bellamy, drehte nach links ab um Richtung meines Zimmers zu gehen. Da erklang Calebs Stimme “Ylvi, ich denke bei der Ranch Rettungsaktion kannst du uns behilflich sein.”

      Caleb
      Bellamy war vor dem Frühstück verschwunden und hatte hoffentlich die Hengste aus dem Netz genommen. Ich war noch immer verdammt wütend auf ihn, weshalb ich mich beim Essen auch nur mit Cayce unterhalten hatte. Die Einen standen früher, die Anderen standen später auf. Auch Betsy hatte kaum ein Wort gesagt, fast die ganze Zeit betrübt auf den Boden geschaut. Etwas Leid tat die mir ja schon. Zu erst hatte sie mich und Ylvi im Bett gesehen, jetzt einen heftigen Streit zwischen Bellamy und mir. Ich müsste heute auf jeden Fall noch mit ihr sprechen und ihr einige Dinge erklären. Sie war schließlich noch ein Kind. Sie verstand nicht alles, was hier vor sich ging.
      In Bellamys Büro marschierten jetzt Ylvi, er und ich. Dort sah ich den mittlerweile kleineren Papierberg, zu dem Ylvi wohl einiges beigetragen hatte. Ich zog Ylvi einen Stuhl zum Schreibtisch dazu und setzte mich neben sie, auf der anderen Seite Bellamy. Ich seufzte kurz. “Wie schlimm ist es denn nun, Bellamy?” Ich sah die Anspannung aus seinem Körper weichen. Er schien froh zu sein, endlich mit der Sprache rausrücken zu können. “Es ist noch nicht das Ende der Ranch. Aber es ist kurz vor Ende.”, fing er an. “Und das heißt?” “Um die Ranch vor dem Bankrott zu retten müssen wir Pferde verkaufen. Einige Pferde. Oder die ganze Ranch.”, ich schluckte. Naja, eigentlich sah man es in meinem Kopf rattern. “Hmm ein Umzug wäre nicht das Schlechteste.”, sagte ich und Bellamys als auch Ylvis Kopf flogen in meine Richtung. “Verkaufen?”, fragte Bellamy ungläubig und ich nickte. “New Mexico ist schön und gut, aber was hat man von einer Ranch wenn man hier nicht einmal Rinder halten oder Heu selbst machen kann? Futter kostet Geld. In Alberta kamen wir immer mit unserem eigenen Futter rund… und.. ich habe mich selbst schon ein wenig umgesehen gehabt… ich bin so weit, dass ich etwas eigenes aufbauen möchte.” Damit schien Bellamy erstmal baff.

      Ylvi
      Das mit der eigenen Ranch...tja...wir hatten es einige Male als Thema gehabt. Aus Spaß, vielleicht. Doch ich hatte darin das glitzern in den Augen von Caleb gesehen. Der Wunsch existierte eine ganze Weile, Jahre vielleicht. Im Grunde jedoch hatte ich geahnt - diese Ranch...die Pferde hier, würde er nicht zurück lassen. Wieso war er sonst nach dem Unfall zurück gekehrt...wohl eher weniger aus Nächstenliebe zu Bellamy oder den Ex-Häftlingen. Es waren die Pferde, jedes einzelne lag ihm am Herzen.
      Ich setzte mich weiter nach vorn, Bellamy sagte keinen Ton. “Bellamy, ganz ehrlich...das halte ich für keine schlechte Idee. Caleb übernimmt ohnehin als Vorarbeiter alle relevanten Aufgaben. Überschreib ihm auf dem Papier die Ranch. Du bist aus der Sache raus...kannst dich anderen Sachen auf der Ranch selbst widmen. Dingen von denen du tatsächlich eine Ahnung hast. Marketing technisch...Logistisch gesehen, ist auch ein Umzug sinnvoll. Das Land hier ist karg, sowieso schon warm. Und Klimaerwärmung wird ein Thema sein in den kommenden Jahren. Man kann hier bleiben, versuchen mit teurem Heu über die Runden zu kommen. Oder man beschließt in eine andere Region sich zu orientieren. Wir haben die Gerätschaften, die Mitarbeiter um das alles zu bewerkstelligen.” Caleb nickte während ich mit meinen Händen gestikulierte. Die Vorstellung mit der ganzen Ranch umzuziehen legte sich zwar wie ein schwarzes Tuch auf meinen Magen, aber im Grunde war es eine wichtige Entscheidung. Es gäbe einige Sachen die man außerdem planen könnte für eine Ranch an einem anderen Ort. Die Aufnahme weiterer Häftlinge, denn die Gelder die wir vom Staat davon bekamen waren wirklich nicht unerheblich, außerdem hatten wir so eine gute Handvoll an Arbeitern. Die Aufsicht wäre schwierig, aber Lösungen ließen sich sicherlich finden. “Ich bleibe außerdem...selbst wenn ihr mir erstmal kein Gehalt auszahlt. Ich kam hier auf die Ranch um ein bisschen Abenteuer in mein Leben zu kriegen. Wie könnte ich euch jetzt einfach mit Problemen allein lassen?” das hatte noch andere Gründe. Wie könnte ich Caleb zurück lassen? Betsy allein mochte Wissen das wir etwas miteinander teilten...Aber insgeheim schlug mein Herz auch für diese Ranch.

      Bellamy
      Ich schwieg. Caleb schwieg. Ylvi schwieg. Unsere Köpfe ratterten, unsere Gedanken drehten sich. Also meine zumindest. Ich ließ meinen Kopf in die Hände sinken. “So hatte ich mir das nicht vorgestellt, glaubt mir… ich dachte ich müsste weiterführen, was Verena angefangen hatte. Alle Pferde verkaufen? Das hätte ich nicht übers Herz gebracht…”, erklärte ich und sah zum ersten Mal Mitgefühl in Calebs Blick. “Ylvi hat… nicht ganz unrecht.”, setzte er an und ich hob meinen Kopf wieder. “Wenn du mir die Ranch überschreibst, wir umziehen… ich hab noch eine Menge Geld, von der Abfindung damals.. hab alles gespart für etwas Eigenes.. dann kann ich das alles hier wieder hochziehen.”, erklärte er mir und ich nickte, schwieg wieder und dachte nach. “Und.. Ylvi scheint uns auch erhalten zu bleiben. Sie könnte eine Website oder sonst irgendwas für uns gestalten, ihr fällt da schon was ein.”, sagte er weiter und stieß die junge Frau einmal sanft mit dem Arm an. Ylvi nickte. “Wir müssen nur… also einige Pferde werde ich auf jeden Fall verkaufen.”, meinte Caleb dann. “Aber nicht die Besten.”, fügte ich an und er nickte. “Das wäre dumm.”, antwortete er mir gefasst, gar nicht mehr wütend oder beleidigend.
      “Ich glaube ich muss eine Weile darüber nachdenken…”, sagte ich dann und stand auf, sah zum Fenster raus und schaute den Mitarbeitern zu, wie sie die Pferde auf die Koppeln brachten. Als ich mich umdrehte, stand Caleb hinter mir. “Nein. Musst du nicht. Du hättest schon viel früher nachdenken sollen.”, meinte er, noch immer gefasst. “Es scheint, als hätte ich keine andere Möglichkeit mehr?”, fragte ich in die Runde und Caleb als auch Ylvi schüttelten den Kopf. “Du wirst ja nicht rausgeworfen.”, lachte Caleb und klopfte mir auf die Schulter. “Du bekommst nur… weniger Aufgaben.”, meinte er und ich nickte. “Also gut…. Caleb O’Dell. Die gehört ab sofort die Blakes Crow Meadow Ranch. Sieh es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.”, sagte ich und schüttelte seine Hand. “Ein Weihnachtsgeschenk mit vielen Schulden.”, sagte er, fing dann aber auch an zu lachen und schaute zu Ylvi rüber, die auch ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht hatte. “Meine erste Amtshandlung wird sein, dass wir drei uns zum Abendessen in der Bar von Louis in Albuquerque treffen, sieben Uhr, und dort über das weitere Schicksal gemeinsam entscheiden.”, sprach Caleb und ging zur Tür. “Und jetzt… an die Arbeit. Die macht sich nicht von alleine.”, meinte er und verschwand aus der Tür.
      “Puuuh…”, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl hinter dem Papierberg fallen. “War das das richtige?”, fragte ich Ylvi und senkte meinen Kopf wieder auf meine Hände.

      Ylvi
      Ich zuckte mit den Schultern. “Das ganze hätte schlimmer laufen können.” dann klopfte ich auf den Tisch, sah wie Bellamy den Kopf hob. “Außerdem..um deine Worte zu zitieren. Vielleicht ist es das was Caleb gesucht hat? Du hast es ihm gewünscht. Erinnerst du dich?” Bellamy , immernoch besorgt drein blickend, lächelte allerdings. Die Narbe in seinem Gesicht verzog sich deutlich dabei. “Touché” Ich zuckte die Schultern dazu, lächelte. Ja vielleicht war das ein Weg um Caleb von der inneren Unruhe abzulenken die ihn von Zeit zu Zeit befiel.
      “Gut..ich würde sagen...du machst schonmal eine kleine Liste fertig für Pferde die zum Verkauf stehen. Ich werde derweil mein Zimmer im Gästehaus wieder beziehen. Ich brauche keine ganztags Betreuung mehr, ich vermisse mein eigenes Bett. Anschließend komme ich wieder rüber um dir beim abheften der Dokumente zur Hand zu gehen. Dann können wir Caleb heute Abend eine Übersicht der Finanzen geben...sowie der Sachen die noch fehlen. Deal?” Bellamy sah sich auf seinem Schreibtisch um, der sich schon deutlich geleert hatte. “Vielleicht sollte Caleb sich überlegen dich als Chef mit ins Boot zu holen, du scheinst zum Sklaventreiber geboren.” Es war ein Witz, das merkte ich sofort, ich streckte die Zunge heraus. Anschließend machte ich mich auf den Weg meine wenigen Habseligkeiten im Gästeraum zusammen zu packen. Ich ließ das Haupthaus gern zurück. Ich hatte die Ruhe des Gästehauses vermisst, meine kleine Oase der Ruhe. Ich gabelte Laurence im Flur auf. “Laurence? Kannst du mir eben bei der Tasche helfen? Für mich geht es vorerst wieder zurück ins Gästehaus.” “Klar, gib her.” “Sag mal, ich hab ein wenig heute morgen mitbekommen...wie schlimm ist es?” wir gingen langsam hinüber zum Gästehaus. “Es wird ein paar Veränderungen geben...das bleibt nicht aus. Aber mach dir vorerst keine Sorgen. Bellamy und Caleb schaukeln sich schon zusammen.” Laurence zog die buschigen Brauen zusammen. “Das wird ja auch mal Zeit!” brummte er schließlich. Ich lächelte in mich hinein...wahr wohl nicht schlecht. Laurence trug mir die Tasche bis hinauf in mein Zimmer, stellte sie vor dem Bett ab. ich bedankte mich bei ihm. Bevor Laurence das Zimmer verließ verweilte er kurz im Türrahmen. “Junge Dame...ich würde fast behaupten es war Gottes Segen das er sie zu uns geschickt hat. Wer weiß, vielleicht hat Verena das aus dem Himmel für uns eingefädelt. Jemand wie du hat uns auf der Ranch gefehlt...die gute Seele.” damit verschwand er aus der Tür. Ich blieb ein wenig erstaunt zurück. Laurence war ein guter Kerl, ich wusste das er schon auf der Gips Reminder Ranch gearbeitet hatte. Seine Bezeichnung der guten Seele schien mir allerdings etwas bizarr. Ich half nur Freunden aus...viel mehr noch...alle Chaoten waren im Laufe der letzten Monate einfach zum Teil meiner Familie geworden. Unfassbar das ich noch nichtmal ein Jahr hier war!

      Caleb
      Draußen atmete ich einmal tief durch. Hui, die Ranch gehörte nun mir. Noch nicht offiziell, aber bald würde sie komplett mir gehören, mit allen Pferden, allen Mitarbeitern und allem drum und dran. Ich wünschte mir schon seit Jahren eine eigene Ranch, aber jetzt so plötzlich eine zu besitzen? Unbeschreiblich. Ich atmete noch einmal tief durch und ging in den Stall, um Murphy beim Boxen misten zu helfen. Er schwieg, gut für ihn. Ein paar fragende Blicke flogen zwar zu mir rüber, aber er fragte mich nichts. Als ich damit fertig war, sattelte ich mit Vulture und ritt zu Connor, der den Zaun reparierte. Ich ging ihm kurz zur Hand, so dass wir schnell zurück zur Ranch reiten konnten. “An das Kraftfutter habt ihr ja heute Morgen auch gedacht, oder?”, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. “Frag Cayce, keine Ahnung.”, ich rollte mit den Augen. Also ritt ich quer über die Ranch, um Cayce zu suchen, den ich schließlich auf dem großen Reitplatz fand. “Hey Cayce, das Kraftfutter habt ihr heute Morgen ja verteilt, oder?”, fragte ich ihn und er nickte. “Klar, ist erledigt. Habs auch schon für heute Abend gemischt.” “Gut, ich bin heute Abend mit Bellamy und Ylvi weg, einige Dinge regeln.”, sagte ich und er nickte.
      Jetzt musste ich nur noch Laurence finden. Ihm wollte ich die Ranch heute Abend überlassen, wenn ich nicht da war. Vulture sattelte ich ab und brachte auf einen der Paddocks. Dort machte er sich sofort wieder über das Heu… Mist, das Heu! Ich fluchte, lief zum Haus und stürmte in Bellamys Büro, wo auch Ylvi saß und ihm zu helfen schien. “Das Heu? Kam es? Wo ist es? Ich hab keinen Anhänger gesehen.” Nervös schaute ich auf meine Uhr. “Alles erledigt Caleb. Cayce und die anderen haben es schon abgeladen.”, erklärte er mir und ich nickte. “Okay… dann ist es ja gut. Ich bin dann mal Füttern, und dann können wir auch schon fast wieder los.”, erklärte ich und verschwand wieder. Im Stall fing ich an, das Heu in die Boxen zu verteilen. Als ich damit fertig war, lief mir auch Laurence vor die Füße. “Hey, du müsstest heute Abend auf die Ranch aufpassen. Bellamy, Ylvi und ich sind in Albuquerque und müssen einige Dinge regeln.”, erklärte ich ihm und er nickte, stellte aber keine weiteren Fragen. “Ich hoffe ihr bekommt das hin.”, meinte er und verschwand dann wieder. Im Stall war ich nun fertig, weshalb ich schnell duschen ging, mich fertig machte, meinen Notizblock schnappte und zum Auto ging, wo ich auf Bellamy und Ylvi wartete. Bellamy ließ nicht lange auf sich warten und auch Ylvi erschien nach einer Weile.

      Ylvi
      Ich hatte mein Tablet mit in die Tasche gestopft...einige Notizen würden sicherlich nicht schaden. Ich freute mich auf die Bar, ich war lang nicht mehr drin gewesen. Andererseits würden wir dort auch eine ruhige Ecke vorfinden, sicherlich gab uns Louis eines der kleineren Hinterzimmer. Diese nutzte er oft für geschlossene Veranstaltungen.
      Caleb stand an seinem Pick-Up. Vorn hatten tatsächlich drei Leute Platz, also warf ich die Tasche auf den Rücksitz, rutsche bis an den Fahrersitz und Bellamy setzte sich direkt daneben.
      Im Sandwich eingeklemmt zwischen Caleb und Bellamy fuhren wir also nun knapp eine Stunde in Richtung Albuquerque. Louis Bar befand sich im Speckgürtel der Stadt, eigentlich hatte ich bisher angenommen dieser Teil war nicht einmal Part von Albuquerque. Wobei das jetzt wahrscheinlich auch keine Rolle spielte. Calebs Blick ging nach vorn auf die Straße. Die Situation war irgendwie seltsam. Das Radio war kaputt. Also begann ich einfach zu erzählen womit Bellamy und ich uns heute beschäftigt hatten. Kontoauszüge sortiert, alle nötigen Zahlungen getätigt. “Ich hab die Daten alle mal digitalisiert auf meinem Tablet. Dann haben wir nebenbei eine gute Basis mit der du arbeiten kannst.” klar Daten konnten verloren gehen. Ich wusste auch das Caleb nicht unbedingt Technik Affinitäten teilte...aber ein Haufen Blätter zu sortieren, im schlimmsten Falle zu verlieren. Sonderlich nützlich erschien mir das ganze nicht. “Wir haben außerdem einen Anwalt ausfindig gemacht, der zwischen Weihnachten und Neujahr zur Ranch kommt um die Papiere offiziell zu übertragen.”

      Caleb
      Die Fahrt über war ich relativ still, hörte Ylvi zu und nickte hin und wieder. „Ich habe mir auch schon Gedanken dazu gemacht, welche Pferde wir verkaufen sollten. Ylvi du hast doch die Liste aller Pferde auf deinem Tablet? Auch die von O?“, sie nickte. „Gut.“, erwiderte ich und parkte mein Auto vor der Bar. Wir gingen hinein, wurden von einem freundlichen Louis begrüßt und sofort in eines der hinteren Zimmer geführt. Wir redeten eine Weile, besprachen sinnloses, waren vertieft in belangloses, als die Tür aufflog und niemand anderes den Raum betrat, als Octavia. “Da bist du ja endlich.”, grummelte ich, stand auf, und umarmte sie kurz. Auch Ylvi und Bellamy taten es mir gleich. Bellamy schien verwundert. “Ich wusste nicht, dass du auch kommst.”, sagte er zu ihr und zog ihr einen Stuhl vom Tisch, damit sie sich setzen konnte. “War auch eher eine spontane Idee von mir. Wenn sie jetzt zu uns zurückkommt, sollte sie sich auch einbringen. Schließlich will O ja auch Pferde verkaufen.”, erklärte ich und Octavia nickte. “Genau, aber lasst uns erst was essen.”, trällerte sie und ich lachte kurz. Irgendwie hatte ich diesen gut gelaunten Vogel vermisst.
      Wir bestellten Essen, was uns Louis auch schnell brachte. Erneut drehte sich das Gespräch um belanglose Dinge, ehe ich das Wort erhob. “Ich habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht, was ich mit einer eigenen Ranch machen würde.. wo sie sein sollte, was sie verfolgen sollte, womit ich mein Geld verdienen würde…”, alle starrten mich an. “Dass Pferde weg müssen ist mir ganz klar, wir haben eh zu viele, die nur fressen und sonst nichts tun… in meinen Augen muss sich eine Ranch durch die Pferde quasi von selbst tragen.”, erklärte ich ihnen und hatte nun wirklich die gesamte Aufmerksamkeit von allen in diesem Raum erlangt. “Ich dachte daran, wieder zurück nach Kanada zu gehen. Ich habe mir im Internet schon Gelände angeschaut, zwei stehen zur Auswahl. Beide wieder in der Nähe von Calgary und Okotoks.” Ich sah ein wenig Panik in Bellamys Gesicht. “Zurück nach Kanada?”, fragte er unsicher und ich nickte. “Ich kenne keinen besseren Fleck auf diesem Planeten, um Pferde und Rinder zu züchten. Ja, Rinder gehören auch zu dem neuen Plan.” Bellamy nickte. “Es ist.. deine Ranch.”, murmelte er kleinlaut doch ich schüttelte den Kopf. “Ich sage nur, wie ich es mir vorstelle… außerdem… wir haben viele gute Westernpferde, die nicht mehr, oder noch nicht im Sport laufen. Touristen sind immer eine gute Geldquelle. Sie könnten die Landschaft erkunden, natürlich mit einem von uns dabei, könnten bei der Rinderarbeit und bei den Pferden helfen. Die Menschen geben eine Menge Geld für sowas aus.” Einstimmiges Nicken. “Deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, alle Quarter-, Paint- und Appaloosahorses zu behalten.” “Klingt… vernünftig.”, sagte Ylvi und schaute auf ihr Tablet. “Ich habe hier eine Liste mit den Pferden, ich lese sie euch einfach mal vor. Gekörte Hengste wären demnach Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide und Hollywoods Silver Dream.” Caleb nickte. “Ungekörte Hengste wären A Shining Chrome, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Smart Lil Vulture, Whinney und Zues.” Wieder ein Nicken von Caleb. “Außerdem Nachtschwärmer und Chocolate Dream.”, fügte er an. “Ich nehme an die Fohlen bleiben auch alle?”, fragte Ylvi mich und tippte etwas in ihr Tablet ein. Ich nickte, und sie las die Namen vor: “PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash und BR Colonels Golden Gun.” “Genau. Jetzt noch die Stuten und Cielos.”, meinte Caleb und Ylvi nickte. “Cielos bleibt, dann die gekrönten Stuten Baby Doll Melody, Bella Cielo, Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell und Wimpys Little Devil. Nicht gekrönte Stuten sind A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going, Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und die Mixstute Striga.” Ylvi tippte fleißig Häkchen hinter die Namen der Pferde. “Dazu kommen noch Whitetails Shortcut, der Wallach von Cayce und Bittersweet Temptation, ein schwarze-weißer Paint Horse Hengst, den ich dazu gekauft habe.”, erklärte ich allen und sie nickten fleißig. “Væna fra glæsileika eyjarinar würde ich auch gerne behalten. Sie, Choco, Nachtschwärmer und Striga sind die einzigen Außenseiter, würde ich sagen, die ich fest behalten will.”, erklärte ich und sah dann zu Octavia rüber. “Genau, Ylvi tipp mal mit.”, sagte sie und nahm eine Liste aus ihrer Tasche. “Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, wen ich behalten möchte und wen ich verkaufen würde… bleiben sollen Tigres Eye, Priamos Ruffie Kincsem, BR Prias Raveday, Drama Baby, Raspberry, I’ve got a blue soul, Prias Colourful Soul, Tasmania, Candlejack, Culain, Empire of Grace, Daryl Gone Mad, Peacful Redemption, PFS’ Snap in Style und Wildfire xx. Bei einem guten Platz wären Empire of Grace noch zu verkaufen.”, erklärte Octavia und Ylvi tippte sich die Finger wund. Ein bisschen Leid tat sie mir ja schon, aber sie war es durch ihren Job ja gewöhnt, viel an solchen Geräten zu hängen. “Jetzt kommen wir dann wohl zu den potenziellen Verkaufspferden.”, sagte Ylvi und ich nickte. “Lies einfach einen Namen vor und wir sagen pro Argumente, warum das Pferd bleiben soll, oder Kontra Argumente, warum wir es verkaufen sollen.”, erklärte ich und sah zu Ylvi. “Meine Pferde zählen wohl auch dazu, wir gehören ja auch zur Ranch und ziehen mit um. Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn bleiben auch.”, sagte sie. Wir nickten einstimmig. Wir konnten ja schlecht verlangen, dass sie ihre Pferde verkaufte. Sie hatte doch nur vier davon und alle bedeuteten ihr eine Menge. Dann gingen wir die Liste Pferd für Pferd durch.

      Behalten:
      Seattle Slew -> wird als Touristenpferd behalten, wird kastriert
      Sir Golden Mile -> Octavia möchte ihn als Rennpferd übernehmen
      Stiffler -> soll noch gekört werden und ein paar Fohlen bekommen, dann wird er kastriert werden und als Wallach für die Touristen bleiben
      Moon’s Gealach -> wird von Ylvi gekauft
      Cleavant ‘Mad Eyes’ -> bleibt als Tourisrenpferd
      Abe’s Aelfric -> wird kasteriert und bleibt dann als Touristenpferd
      Ceara Isleen -> Umschulung zum Ranchpferd, später dann als Touristenpferd gedacht
      Blazing Flame -> Octavia möchte die Stute haben
      Skrúður -> Umschulung zum Ranchpferd, evtl. ein paar Fohlen ziehen und dann kastrieren, später evtl. als Touristenpferd

      Verkaufen:
      BR Princess Peppy Gaia
      GRH’s Princess Peppy Ann
      Pocahontas
      Náttdís van Ghosts
      Thjalfe van de Jötunheimr
      Fenicio
      Lajos
      Myrkvidr
      Atlanta
      Ghost’s Phenomena
      Magic Lanijos
      Zoltaire
      Zuckerschock
      LMR Fashion Girl
      Samarra
      It’s me, Amira!
      Vin
      PFS’ Blossom Magic
      Bree
      Crimetime
      Wolfs Bane
      Natu’s Little Harley
      CHH’ Mr. Buckminster
      Ocarina of Time
      Empire of Grace
      Free Willy
      Firewalker
      Mystical Champion
      Whiskey
      Sweet Revenge

      “Das war nun doch schwerer, als ich dachte.”, sagte ich und schaute mir die Liste auf dem Tablet nochmal an. “Doch.. doch. So bin ich zufrieden.”, meinte ich und sah in die Runde. Zustimmendes Nicken. “Ich würde gerne Morgen schon nach Kanada fliegen und mir die beiden Grundstücke anschauen. Möchte jemand mit?”, fragte ich Bellamy, Octavia und Ylvi und wartete.


      Ylvi
      In meinen Gedanken hüpfe ich gerade wie Hermine auf meinem Stuhl auf und ab, Arm gereckt, Finger schnippend um zu signalisieren, das ich mit von der Partie war. Tatsächlich speicherte ich meine Datei ab, ließ das Tablet wieder in der Tasche verschwinden und sah erst dann in die Runde. Weder O. noch Bellamy schienen sich wirklich dafür zu interessieren. Ich musste nicht erst zu Caleb schauen um zu Wissen das sein Blick auf mir lag. Als ich auf sah, hatte er mich fixiert. Sein Kopf legte sich nur leicht schief, sein Gesicht mit einem Mal ein fragendes Buch. Meine Augenlider schlossen und öffneten sich bewusst, ein Lächeln um meine Lippen. Unsere stumme Kommunikation machte ihm bewusst das ich mit dabei war. “Dann würde ich sagen, nehmt ihr meinen Pick-Up zurück zur Ranch.” sprach Caleb zu den anderen beiden. Ich fischte mein Tablet wieder heraus. “Ich such dann mal nach einem Flug für dich.” ich wusste nicht wieso ich nicht uns sagte...Ich wollte nicht Preis geben das ich mit Caleb flog. Ich war nicht bereit dafür den anderen zu stecken das vielleicht mehr als das Geschäft mich mit zog. “Ylvi kommst du dann bei mir mit?” fragte Bellamy. Ich winkte ab. “Mhm..nein, also. Ich werd wohl die Nacht noch hier bei Caleb und Louis verbringen. Denke ich werd dann meinen Verbandswechsel direkt morgen im Krankenhaus machen.” “Ja gut. Dann nehm ich Bellamy in meinem Auto mit, dann lassen wir den Pick-Up hier, dann hast du einen fahrbaren Untersatz, wenn du wieder zurück willst.” bot sich O an. “Guter Vorschlag, machen wir das so.”
      Wir verabschiedeten uns von O und Bellamy, blieben allerdings vor der Bar stehen bis die Lichter verschwunden waren. “Ich werd dann mal Lilly eine SOS Nachricht schicken.” Caleb sah mich etwas verwirrt an. “Naja ich hab keine Wechselkleidung, schon gar nichts was Kanada tauglich wäre. Außerdem, den Verband muss ich tatsächlich wechseln.” “Stimmt, daran hab ich jetzt gar nicht gedacht. Gut das Louis fast meinen Kleidungsstil hat. Noch ein Bier?” “Hell yes.” damit drehten wir uns um, betraten wieder die Bar. Caleb half mir auf einen der Barhocker hinter denen Louis stand und uns beide gesichtslos ansah. Ob sich Caleb sein - keine Miene verziehen - irgendwie von ihm abgeschaut hatte? “Ihr habt fast vier Stunden meine Hinterzimmer blockiert. Das klang ja nach einer richtigen Krisensitzung.” typisch native redete er um den heißen Brei, zeigte neugierde...fragte aber nicht bohrend nach. Obwohl ich mir sicher war das es ihm auf der Zunge brannte. “Das muss dir Caleb erzählen.” ich musste derweil ein Gähnen hinter meiner Hand verstecken...und widmete mich der Suche nach einem Flug für den nächsten Tag.

      Caleb
      Das war… anstrengend gewesen. Ich nahm das Bier von Louis entgegen und legte meinen Kopf einmal in meine Hände. Auch an mir nagte mittlerweile eine ziemliche Müdigkeit. Als ich den Kopf wieder hob, sah mich Louis noch immer fragend an. “Oh Louis, wo soll ich anfangen... “, murmelte ich und sah seine nach oben gezogenen Augenbrauen. “Also gut…”, setzte ich an und erzählte ihm alles, was seit heute Morgen passiert war.
      Als ich zu Ende erzählt hatte, war meine Bierflasche auch am Ende angekommen und Louis hatte mir lautlos eine Neue hingestellt. “Das klingt…”, fing er an, bediente einen Kunden, davon gab es schließlich genug hier, und setzte dann wieder an: “Das klingt.. nach viel Arbeit und vielen Veränderungen.” “Ja.. so ist es.”, sagte ich und schaute zu Ylvi, die noch immer nach Hotels und Flügen schaute. Ob sie wohl schon etwas gebucht hatte? “Nach Calgary, am Besten. Die beiden Höfe sind einmal circa 30 Minuten und einmal 45 Minuten von da weg.”, erklärte ich und sie nickte. “Und dann zieht ihr alle von hier weg?”, fragte Louis nach einer Pause. “Ich… denke ja, dass sie alle mitkommen… es wird mir so fehlen, dich nicht mehr so nahe bei mir zu haben.”, sagte ich zu ihm und wurde doch etwas sentimental. “Hey, noch bist du nicht weg, Junge.”, sagte er und haute mir über die Theke einmal gegen die Schulter. “Noch bist du hier und trinkst mein Bier… was du übrigens mal bezahlen könntest…”, merkte er an und ich lachte. “Ich will gar nicht wissen, wie viel Geld ich schon hier gelassen habe.” Auch Ylvi lachte nun. Wir schauten uns an und schienen das Gleiche zu denken. “Oder wie viel Geld wir schon für Bier ausgegeben haben, was wir dann im Gästehaus auf der Ranch getrunken haben.”, sagte sie und Louis und ich stimmten in ihr Lachen ein. “Ach bevor ich es vergesse, kannst du mir ein paar Hemden und Hosen leihen?”, fragte ich Louis und er schüttelte nur grinsend den Kopf. “Klar, ihr schlaft dann bestimmt hier?”, fragte er und wir nickten. “Waschté, ich bring dir morgen früh etwas vorbei. Aber bezahl wenigstens das Zimmer…”, brummelte er und ich rollte mit den Augen, nahm meinen Geldbeutel aus der Hosentasche und bezahlte es im jetzt sofort. Ylvi machte Gestiken auch etwas davon zu bezahlen, doch ich winkte ab. “Das in Calgary wird teurer, ich denke wir schaffen nur eine der beiden Ranches am Tag. Es gibt viel zu sehen und anzuschauen. Da kannst du dich finanziell beteiligen.” “Okay.”, meinte sie und steckte ihren Kopf wieder über den Bildschirm.

      Ylvi
      Etwa nach 20 Minuten hatte ich alles unter Dach und Fach. Louis war gerade verschwunden um die Vordertür abzuriegeln. Die Bar hatte jetzt offiziell geschlossen. “Ich hab uns in Calgary ein Hostel gebucht, einfach...aber auch preiswert. Da wir eh den ganzen Tag unterwegs sind, wird das seinen Zweck erfüllen. Morgen früh gegen 8 kommt Lilly mit ein paar Sachen für mich vorbei. Um 12 geht der Flug...am besten geht es schon etwa 10 Uhr zum Flughafen. Dann haben wir genug Zeit um das Gepäck abzugeben. Ich hab uns bereits online eingechekt, dann sparen wir uns das vor Ort. “ dann nahm ich zwei große Schluck meines Bieres und hielt Caleb den Rest hin. Ich trank auch immer wieder mit, aber sonderlich viel dann auch wieder nicht. Irgendwie hatte es sich da eingeschlichen das Caleb den Rest davon trank.
      Louis brachte uns in das schlichte Zimmer im Dachgeschoss. “Ich würd fix noch die Couch fer…” Caleb fiel ihm ins Wort. “Lass mal...geht schon so.” Louis gab keinen Kommentar, doch ein breites Lachen auf seinen Lippen schien sich der Lakota nicht verkneifen zu können. Dann verschwand er aus der Tür...ich ließ mich auf das Bett sinken, direkt auf den Rücken. “Was für ein Tag.”

      Caleb
      Louis verschwand und Ylvi legte sich auf das Bett. Ich wollte es ihr gleichtun, blieb jedoch stehen und zog meine Sachen aus. Erst dann legte ich mich auf das Bett und unter die Decke. “Ja, der Tag hat mich auch ziemlich fertig gemacht.”, sagte ich zu Ylvi, die aufstand und sich ebenfalls auszog, um dann zu mir unter die Decke zu kommen. Es dauerte wirklich nicht lange, da waren wir eingeschlafen.
      Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Ylvi einen Wecker gestellt hatte. Ich brummte, drehte mich um und legte mir das Kissen über den Kopf. So fertig war ich schon lange nicht mehr gewesen. Auch Ylvi schien nicht wirklich begeistert davon, aufzustehen. Nachts war ich immer wieder aufgewacht und hatte eine Weile nicht mehr einschlafen können, so viele Gedanken waren in meinem Kopf hin und her gekreist. Langsam richtete ich mich jedoch auf, zog zumindest meine Hose an und öffnete die Tür, denn ich dachte, ich hätte etwas gehört gehabt. “Oh schau mal, unsere Sachen.”, sagte ich zu Ylvi und hob die beiden Reisetaschen auf. Diese schmiss ich aufs Bett, öffnete sie und schob dann die Tasche mit der Frauenkleidung zu Ylvi rüber, die sich mittlerweile auch aufgerichtet hatte. Aus meiner Tasche nahm ich ein Hemd, zog es an und stopfte mein altes Hemd vom Boden in eine Ecke der Tasche. “Louis scheint das hier abgegeben zu haben. Lilly wollte mir ja noch helfen.”, schlussfolgerte Ylvi und ich nickte. Dann klopfte es wirklich an der Tür. Ich öffnete, bat Lilly herein und verschwand für die Zeit nach unten, während die Beiden den Verband wechselten. Eine ganze Weile unterhielt ich mich mit Louis, ehe Ylvi und die Kleine mit den Taschen die Treppe herunter kamen. “Hab alles eingepackt.”, sagte Ylvi zu mir und ich nickte. Wir verabschiedeten uns von Louis und Lilly, packten alles in den Pick - Up und fuhren zum Flughafen- relativ schweigend. Auch das Warten verlief ohne große Worte, ich nickte auch einmal ein und wurde durch ein sanftes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Müde schaute ich in Ylvis Gesicht. “Komm, lass uns ins Flugzeug.” Wir stiegen ein, bezogen unsere Plätze und… schliefen für die nächsten sieben einhalb Stunden ein. Leider hatten wir die schöne Aussicht auf Colorado, Wyoming und Montana verpasst. Aber vielleicht würden wir es ja auf dem Rückflug schaffen, wach zu bleiben und uns die Landschaft anzuschauen.
    • Veija
      Dein Geschenk zu Weihnachten Teil II
      Dezember 2018, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die unsanfte Landung ließ mich hoch schrecken, ich brauchte auch einen kurzen Moment ehe ich mich orientiert hatte. Ich drückte in der enge des Flugzeuges meinen Rücken durch, dehnte meinen Nacken. Die Position halb schief auf Calebs Schulter schlafend hatte dem nicht ganz wohl getan. Die Flugbegleiter baten uns noch einige Minuten zu warten, wir hatten den Flug knapp 20 Minuten zu früh erreicht. Das Bodenpersonal schien sich aber bereits zu sammeln.
      Caleb schien auch wach geworden zu sein, ähnlich wie ich rieb und dehnte er sich den Nacken. Da wir nur Handgepäck hatten konnten wir nach verlassen des Gates direkt in Richtung Ausgang verschwinden. Dort suchten wir uns ein Taxi. Durch die Zeit hier mit der Gips Reminder Ranch, hatte Caleb eine alte Bekanntschaft ausfindig gemacht. Sie würde uns für die nächsten drei Tage die wir hier blieben ihren Wagen leihen.
      Die Frau die uns entgegen kam, trug Stiefel...aber nicht nur Stiefel. Sie gingen ihr bis über das Knie. Es verlängerte ihre Gestalt, sie hatten auch einen knapp 10 cm hohen Absatz. Ein kurzer, also wirklich kurzer Rock. Die Jacke mit weitem Plüsch besetzt...Ich zuckte zusammen als ich ihr Gesicht sah. Hui..mit Schminke hatte sie nicht gespart. Caleb hüstelte, als sie mit einem “Juuuhu Caleb.” auf uns zu gestöckelt kam. Ich war mir ziemlich sicher...die sah nicht nur aus wie ein Rodeohäschen, sie war sicherlich eine. Sie zog Caleb zu ihrer Brust, küsste ihn auf die Wange, auf denen der Abdruck ihres Lippenstiftes zurück blieb. “Ylvi..das ist Monique.” Ich hatte fast erwartet, sie würde mich mit einem Bitch-please Blick mustern. Stattdessen kam sie vor mich, überragte mich dabei locker um beinahe zwei Köpfe. Mich zog sie allerdings auch in eine Umarmung, küsste mich auch auf die Wange. Schien also nicht ihre spezielle Caleb Begrüßung zu sein. Oder sie wollte nicht das ich mich schlecht fühlte.
      Sie gab Caleb einen Schlüssel in die Hand, ein rosa Einhorn hing daran. Anschließend führte sie uns zu ihrem Wagen. Es handelte sich um eine schwarze Dodge. Ich blieb kurz einen Moment verdutzt stehen. Den Wagen hatte ich der drallen Monique nicht zugestanden. Das bewies allerdings wieder - Urteile nicht vorschnell. Vielleicht kleidete sie sich auch einfach nur gern..wie sie eben gekleidet war? Caleb und sie unterhielten sich noch ein wenig, er gab mir schonmal den Schlüssel. Mit den Taschen stiefelte ich also in Richtung der Kofferklappe, öffnete und erstarrte. Ich spürte förmlich wie sich meine Netzhaut weg ätzte als ich das Innenleben erblickte. Rosa..pink...und zwar alles vor mir. Das bisschen das ich vom Armaturenbrett sah, die Ledersitze...der ganze verdammte Kofferraum. Ich warf das Zeug rein. Monique wünschte Caleb alles gute. “Dann bis in drei Tagen.” erwiderte er. Ich gab ihm die Schlüssel wartete bis sie fort war. “Monique also, ja?” meinte ich spöttisch, sah ihr hinterher. “Ich hab nie behauptet das ich Geschmack hatte als ich jünger war.” ich lachte ein wenig. “Warte bis du die Inneneinrichtung zu Gesicht bekommst.” klopfte auf seine Schulter, lachte und ging um den Wagen herum zur Beifahrertür. Als ich sie öffnete stand da ein vom Donner gerührter Caleb, ungläubig auf das Innere blickend. Von hier aus hatte ich mehr Blick auf die Einrichtung...der Schalthebel...sogar die verdammten Pedale...rosa oder Pink. “Na? Doch lieber einen Wagen mieten?” Caleb schüttelte langsam den Kopf, schluckte. “Na immerhin ist er von außen schwarz.” scherzte er, nicht ganz ernst.
      Damit stiegen wir also in den Wagen, mein Tablet in der Hand, half ich ihm dabei aus der Stadt heraus zu finden. “Gut das du den Kasten bei hast, die genaue Richtung krieg ich sicherlich nicht mehr zusammen.” dann schwiegen wir wieder eine Weile. Ich konnte nicht umhin, mein Handy zu zücken und ein Foto von Caleb hinter dem rosa Lenkrad zu machen. “Wehe das landet im Chat für die Ranch.” ich grinste ihn an…”Huups.”

      Caleb
      Ich starrte wütend zu Ylvi rüber. Bing...bing...bing… Machte es bei unseren beiden Handys. Ylvi starrte auf Ihres und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ich kramte meins aus der Tasche und schaute auf das Display. ‘Hübsch Caleb, steht dir.’, stand da von Bellamy. ‘Oh Caleb, ich wusste ja dass du strange bist.. aber das hätte ich nicht erwartet.’, stand da von Octavia. ‘Caleb was geht denn bei dir?!’, hatte Cayce geschrieben. ‘OMG CALEB!’, schrieb Betsy. Wir hatten auf dem Hof zwei WhatsApp Gruppen, einmal mit, und einmal ohne Betsy. In der ohne das Mädchen wurden manchmal ganz andere Dinge geschrieben. “Na danke dafür.”, sagte ich zu Ylvi, starrte sie noch einmal wütend an und startete dann den Motor. “Ich dachte wirklich Monique wäre über diese Phase hinweg…”, grummelte ich in mich hinein und fuhr auf den Highway.
      Morgen würden wir uns die Ranch anschauen, heute würde es zeitlich zu knapp werden. Eine Ranch kaufte man nicht in einer Stunde. “Hast du Lust noch was essen zu gehen?”, fragte ich Ylvi, als ich in die Straße des Hotels einbog. Sie nickte. “Vorher noch etwas frisch machen?”, sie nickte wieder. “Na gut.”, murmelte ich. Meine Wut war verflogen, etwas witzig war das Auto ja schon- und das Bild würde uns immer an diesen Trip hier erinnern.
      Ich parkte das Auto im Parkhaus und wir stiegen aus, gingen zur Rezeption, checkten ein und gingen auf unser Zimmer. “Mach du dich zu erst fertig.”, sagte ich zu ihr und Ylvi verschwand im Bad. Wir hatten beide keine sonderlich schicke Kleidung dabei, weshalb wir uns auch nicht großartig umzogen. Als Ylvi fertig war ging auch ich ins Bad und machte mich ein wenig frisch. “Na dann lass uns essen gehen, sagte ich zu ihr und ließ tatsächlich meinen Cowboyhut auf dem Bett liegen. “Nimmst du den nicht mit?”, fragte Ylvi mich und ich schüttelte den Kopf. “Ich muss ja nicht schon wieder direkt auffallen.”, sagte ich zu ihr. Bei dieser Aussage dachte ich an mein Auftreten im Krankenhaus und die klirrenden Sporen. Mit der verwaschenen blauen Jeans und den Westernstiefeln würde ich hier bei genauerer Betrachtung zwar auch auffallen, aber nicht so sehr wie noch mit dem Hut. Wir stiegen ins Auto, fuhren zu einem Restaurant ganz in der Nähe, ein bisschen kannte ich mich ja hier noch aus, und parkte dort auf dem Parkplatz. Wir gingen rein und bekamen tatsächlich noch einen Platz. Dort bot ich Ylvi einen Stuhl an und setzte mich ebenfalls an den Tisch.

      Ylvi
      Ich rieb meine Hände aneinander, setzte mich schließlich auf sie - es waren -6 Grad...und mein Körper hatte sich noch nicht an die Kälte gewöhnt. Das war tatsächlich eine Tatsache die mir Caleb wirklich mal erklären musste. Wieso zum Teufel Kanada? Das einzige was ich von diesem Staat wusste waren: ne Menge Schnee, irgendwas mit Ahorn und natürlich eine unfassbare Artenvielfalt an Tieren. Darunter Wölfe, Elche, Rentiere und natürlich auch Bären. Ich konnte Schnee nicht ausstehen. Klar so Winterritte hatten schon was...aber Schneechaos, Schnee schippen. Ich hatte mich zwischendurch schonmal gefragt was mich da geritten hatte. War ich nicht zur Blakes Crow Meadow gekommen, eben weil sie in New Mexico war? Tja, da hatte sich innerhalb weniger Stunden mein Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Und mein blöder Witz war es auch noch gewesen, der Bellamy auf die fixe Idee gebracht hatte Caleb die Ranch zu überschreiben. Ich hatte sogar gemeint ein Umzug sei sicherlich nicht schlecht. Und jetzt waren wir hier...in Calgary. Die nächsten Tage schauten wir uns zwei der potentiellen Ranches an. Wahnsinn.
      “Jetzt wo wir unsere Ruhe haben. Erzähl mir doch mal wieso es eigentlich nach Kanada geht. Soweit ich weiß bist du nicht hier geboren? Was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”

      Caleb
      Wir saßen beide am Tisch, hatten uns ein wenig umgesehen und auch schon Essen bestellt. Die Kellner hier waren wirklich fix und hatten uns schnell bedient, so dass wir nicht lange hatten warten müssen. Als Ylvi mir eine Frage stellte seufzte ich kurz und ließ meine Gabel sinken. Ja, warum eigentlich? Dass ich mich einfach nicht von diesem Land und von der Erinnerung an Verena trennen konnte würde ich ihr wohl kaum verraten.
      “Nein, geboren bin ich hier nicht aber ich bin durch das Rodeo viel gereist, habe viel gesehen und war auch sehr oft in Kanada, mal auf kleinen, mal auf großen Rodeos… dann habe ich Verena kennen gelernt… und habe mich noch mehr in dieses Land verliebt.”, gestand ich ihr und aß weiter, ich ließ mir Zeit mit dem Antworten, wollte meine Aussagen mit Bedacht auswählen. “In der Zeit auf der Gips Reminder Ranch habe ich viel erlebt, bin viele Pferde geritten und viele Turniere gegangen, hier und auch in ein paar Staaten in den USA. Montana und Wyoming zum Beispiel habe ich oft mit Pferden besucht, aber die Landschaft hier in Alberta? Die grünen, weitläufigen Wiesen, kaum Zäune und wenn, dann kilometerweit entfernt…”, ich sah Ylvis Blick und wusste genau, was sie dachte. Genau das gab es auch in Staaten der USA. Weitläufige, grüne Wiesen und auch alles Andere… “Ich weiß nicht.. kennst du das nicht, dass man sich in etwas verliebt und gerne dort hin zurückkehren möchte? Natürlich nicht genau zurück.. aber in das Land schon?”, fragte ich sie und sie nickte. “Und was sind deine genauen Pläne für eine Ranch?”, fragte sie mich dann und wieder musste ich überlegen. “Sie soll weitläufige Koppeln haben, wir brauchen aber auch für jedes Pferd eine Box. Es müssen nicht immer alle Pferde im Stall stehen, aber hier kann der Winter teilweise ziemlich hart werden und dann bräuchten wir für jedes einen warmen Platz. Außerdem möchte ich gerne Rinder halten.. Whiteface.. wer hätte es gedacht.”, erklärte ich und sie lachte. “Ja, wer hätte gedacht, dass du dir Kühe mit einem weißen Kopf kaufst.”, zog sie mich auf. “Außerdem brauchen wir große, gute Reitplätze und am besten eine oder zwei Hallen, um die Pferde ordentlich trainieren zu können… und Bungalows… oder kleine Mitarbeiterhäuser… aber das kann man ja alles noch bauen.”, erklärte ich ihr und sah sie an. “Also so richtig… weiß ich noch nicht was ich möchte. Also ich weiß es schon, aber ich kann mich nicht entscheiden, was ich wichtiger finde.”

      Ylvi
      Caleb wählte seine Worte mit Bedacht. Es schien als kaue er auf ihnen herum, ehe sie seine Lippen verließen. Nicht als fiele es ihm schwer sie auszusprechen. Vielmehr beschlich mich das Gefühl als wolle er mich schonen. War es das? Ich legte leicht den Kopf schief, beobachtete seine Haltung die offen war. Doch seine Hand spielte mit dem Ende der Gabel. Wunderlich was mir nach all der Zeit mit ihm auffiel. Es gab keine Illusionen.. natürlich, die Antwort die er mir gab war richtig, aber da war noch etwas anderes. Um mich abzulenken konzentrierte ich seiner zweiten Antwort zu lauschen, nahm die Worte wahr... allerdings entschlüpften sie mir durch das andere Ohr nach draußen. Ich hörte nur Koppeln, Boxen...Halle... Training.
      In Gedanken jedoch war ich noch bei der ersten Frage. Wieder war ihr Name gefallen, Verena. Natürlich war er das..hier hatte alles begonnen für ihn. Wie Louis es mir damals auf dem Berg gesagt hatte..Verena hatte alles für ihn geändert. Damit hing sein Herz, ein Teil seines Bewusstseins nicht nur an ihr,sondern auch an dem Land das für ihn einiges verändert hatte. Es fiel mir schwer mein wehmütiges Seufzen zu unterdrücken. Ich würde vielleicht ewig in ihrem Schatten stehen. Dann erinnerte ich mich an Laurence Worte..die gute Seele der Ranch. Vielleicht hat Verena dich für uns hierher geführt.
      Ob er wohl Recht hatte? Mir gefiel der Gedanke das sie aus der Anderswelt in diese blickte und den Nornen vielleicht etwas Zugeflüstern hatte. Laurence hatte von Gott gesprochen, für mich spielte er weniger eine Rolle als die Götter des Nordens..aber vielleicht war er einfach nur eine andere Bezeichnung für meinen Allvater? In Bellamzs Büro hatten Bilder von ihr gehangen. Für mich würde Verena auf ewig ein Geist bleiben von dem wenige sprachen. Ich beugte mich ein wenig vor, sah Caleb an, fasste nach seiner Hand. “Tut mir Leid..deine zweite Antwort wirst du mir nochmal geben müssen. Kannst du mir von ihr erzählen? Jeder erwähnt sie, für mich ist sie nur ein Geist. Ich könnte Bellamz oder O. fragen...aber,ich weiß nicht. Ich würde es gern von dir wissen. Ich hätte gern ein Bild von ihr, mehr als nur Bruchstücke.” das konnte nach hinten los gehen, furchtbar schief gehen. Aber ich wollte offene Karten zwischen uns... er verhielt sich stets Loyal,das war einer seiner besten Eigenschaften. Daher fügte ich noch hinzu “Ich hoffe du weißt, dass du offen mit mir sprechen kannst. Du musst mich nicht schonen.” Ich lächelte aufrichtig in seine Richtung. Wir waren kein Paar, er hätte das Recht sich der Antwort zu entziehen. Ich wollte nicht zu forsch sein, es war kein Befehl...eine offene Bitte vielmehr.

      Caleb
      So langsam waren wir fertig mit Essen, als mir Ylvi eine Frage stellte, die ich nicht so ohne weiteres beantworten konnte. “Lass uns nicht hier über sie sprechen.”, erklärte ich ihr und schien sie für den Moment befriedigt zu haben, denn sie hakte nicht weiter nach. Wir sprachen über dieses und jenes, blieben jedoch bei Gesprächen über Pferde und Ranches. Wir teilten uns noch die Eiskugeln zum Nachtisch, denn eine ganze Portion hätten wir beide nicht mehr geschafft, bezahlte jeder von uns die Hälfte der Rechnung und wir gingen zurück zum Auto, womit wir wieder ins Hotel fuhren und auf unser Zimmer gingen. Man sah uns beiden an, dass wir wirklich geschafft vom Flug waren. “Und du willst ihre Geschichte wirklich jetzt noch hören?”, fragte ich Ylvi und sie nickte überschwänglich. “Ja.”, war ihre Antwort und ich nickte, schwieg jedoch eine ganze Weile, während sie mich gebannt ansah und darauf wartete, dass ich etwas sagte.
      “Verena war… eine Visionärin.”, fing ich an und überlegte dann weiter. “Ich glaube sie hatte ihr Leben schon bis zum Tod durchgeplant und den Pferden gewidmet. Sie hat stets in allem das Gute gesehen und nicht nur zweite, sondern auch dritte und vierte und fünfte Chancen gegeben, auch was mich angeht. Nicht umsonst hat sie mir eine Ohrfeige verpasst, mich gefeuert und vom Hof geschmissen, als ich ihr sagte, Zues wäre unbrauchbar und ich hätte ihr doch gesagt, dass sie es bei ihm zu nichts bringen würde…Sie hat mir mehr als einmal einen Fehltritt verziehen und mir wieder ihr Herz geöffnet.”, erklärte ich ihr weiter und sah in ihren Augen etwas aufblitzen. “Hasst du Zues deshalb?”, fragte sie mich doch ich schüttelte den Kopf. “Ich hasse ihn nicht.. ich gebe ihm nur irgendwie die Schuld an allem, auch wenn er absolut nichts dafür kann.” Ylvi nickte. “Die vielen Chancen hat sie also den Pferden und den Menschen gegeben. Zues, Raised from Hell, Wimpys Little Devil… alles so hoffnungslose Fälle. Aber schau dir Hell und Devil heute mal an… was sie bei ihnen erreicht hat… nur zu Zues konnte sie nie durchdringen.. und jetzt kann sie es nicht mehr. Aber abbringen ließ sie sich von nichts, dieser Sturkopf der immer seinen Willen durchsetzen musste. Nichts und niemand in der Welt hätte sie dazu gebracht, eines der Pferde aufzugeben. Sie hatte eine gute Seele und liebte die Pferde über alles.”, wieder nickte Ylvi. Was sollte sie auch groß dazu sagen? “Mir gegenüber war sie immer ein wenig… impulsiv. Irgendwie wie ich…Ich brachte sie auch oft genug auf die Palme, mit meinen Andeutungen…. Achso, apropos Chancen.. schau dir Bellamy und Murphy und Octavia an. Alles ihr Werk. Hätte sie ihnen keine zweite Chance gegeben, was wäre wohl aus ihnen geworden? Ich möchte das auf jeden Fall auch weiterführen. Solchen Menschen eine zweite Chance geben, ihnen etwas bieten und zu etwas verhelfen.”, sagte ich und schwieg dann wieder eine ganze Weile. “Mit ihr konnte man nicht gut streiten. Sie war schnell den Tränen nahe und Enttäuschungen sah man ihr sofort im Gesicht an. Sie war jemand, der von den anderen gemocht und gut behandelt werden wollte… vermutlich konnte ich aus diesem Grund ihr Herz nie erreichen und hatte sie an Svejn verloren. Svejn ist eine andere lange Geschichte…”, seufzte ich. “Sie legte jedoch viel Wert auf meine Meinung und wurde sehr schnell unsicher, wenn ich ihr vor den Kopf stieß und ihr erklärte, wie dämlich und dumm ihre Idee war…”, wieder schwieg ich. “Sie verlangte den Pferden aber auch Leistung ab. Schau dir Bella oder Gipsy an, oder auch Choco. Oh Gott Choco!”, ich lachte. “Durch ihre Affinität zu diesem Pferd ist mir der Haflinger erst auf den Hof gekommen! Sie glaubte zwar nie daran, dass andere Rassen gut in dieser Sportart sein würden, aber irgendwie hatte sie einen Narren an diesem Hengst gefressen… und Choco ist gar nicht so schlecht im Westernsport.”, sagte ich und Ylvi lachte auch kurz auf. “Ansonsten.. ich zeige dir mal ein paar Fotos, wenn wir wieder in New Mexico sind. Dann kannst du dir sie besser vorstellen.”, sagte ich noch und überlegte. “Ich glaube, mehr fällt mir gerade nicht ein.”, meinte ich und drehte mich zu Ylvi um. Ich hatte in dem Stuhl im Zimmer Platz genommen, während sie sich auf dem Bett ausgebreitet hatte. “Hast du noch Fragen?”

      Ylvi
      Ich hatte mich auf das Bett fallen lassen, aufmerksam seinen Worten gelauscht. Der Geist füllte sich mit einer Art von Person. Mit jedem Satz den er mir gab,konnte ich mir ein besseres Bild von ihr machen.
      Er endete, schwieg kurz. In diesem kurzen Moment richtete ich mich auf. Ob ich noch Fragen hatte? Viele...aber diese musste ich nicht jetzt beantwortet bekommen. Also schüttelte ich den Kopf. “Danke.” flüsterte ich, für ihn gerade so hörbar. Ich hätte noch anfügen können, das ich wusste das es ihm schwer gefallen war. Das ich ahnte, dass ihn meine Frage erstaunt hätte. Aber in mir kam das Gefühl auch, dass dies zu viel wäre. Es bedurfte keiner Erklärungen. Über den Raum hinweg sahen wir uns einfach an, ohne zu blinzeln, dann huschte nur ein Zucken über seine Lippen, er blinzelte. Ich hatte ohne Worte verstanden, Caleb wie es schien auch. Als er sich erhob um in das Bad zu gehen, ließ ich mich wieder zurück sinken. Mir steckte der Flug in den Knochen, ein wenig tat mir doch irgendwie meine heilende Wunde weh - es begann langsam die Zeit in der sie zu jucken anfing.
      Ich unternahm wirklich den Versuch wach zu bleiben, aber meine Lider waren einfach zu schwer. Also glitt ich in das Land meiner Träume. Sie waren wirr...vollkommen wirr. Aber eine Art von Lichtgestalt die der Verena auf den Fotos wirklich unglaublich ähnlich sah, führte mich zu einem Pferd. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich auf dieses zu, schwang mich auf seinen Rücken und ritt über eine Landschaft die mir gänzlich unbekannt war. Erst zurück auf der Ranch sollte mir klar werden, das ich in meinen Träumen auf Zues geritten war. Sie würden mich nicht in Frieden lassen. An diesem Tag, in diesem Traum, entstand eine erste Idee in meinem Kopf.

      Caleb
      Als ich aus dem Bad zurückkam war Ylvi schon eingeschlafen. Ich seufzte kurz, deckte sie zu und legte mich dann ebenfalls unter die Decke. Wieder hier zu sein, in Calgary, nahe dem Ort an dem alles angefangen hatte und an dem alles hätte enden können… Meine Gedanken hielten mich fast die ganze Nacht wach. Ylvi wachte einmal nachts auf, zog sich flink um und schlief dann sofort wieder ein.
      Ich musste doch die Augen eine Weile zu gemacht haben, denn als ich von Ylvi geweckt wurde, fühlte ich mich wie vom Truck überrollt. Ich hab einen gequälten Laut von mir, richtete mich auf, stellte meine Füße auf den Boden und ließ meinen Kopf auf meine Hände sinken, die ich auf meine Beine gestützt hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Ylvi mich vorsichtig. „Ja.“, meinte ich leise und fuhr mir einmal durch die Haare. „Mach du dich im Bad fertig, ich muss noch ein paar Telefonate führen.“, erklärte ich ihr und sah sie ins Bad huschen. Tatsächlich rief ich die beiden Ranchbesitzer an und klärte, welche wir heute und welche wir morgen besuchen gehen würden. Meinen Favoriten würden wir uns morgen anschauen gehen, die andere Ranch heute. Ylvi besuchte nicht sonderlich lange im Bad, so dass ich auch noch duschen gehen und mich umziehen konnte. „Frühstück?“, fragte ich sie als ich wieder herauskam. Sie nickte. „Frühstück und Kaffee…“, erwiderte ich ihr und gähnte lange.
      Als wir in Richtung Essraum gingen erzählte ich ihr, welche Ranch wir heute besuchen gehen würde und welche morgen. Dass bei der morgigen Ranch noch 30 Whiteface Kälber, Rinder und Kühe inbegriffen waren, verschwieg ich ihr mal lieber.

      Ylvi
      Da Caleb ein wenig fertig aussah, orderte ich ihn auf den Beifahrersitz und klemmte mich selbst hinter den Sitz des Fahrzeuges. Ich hatte Glück, der Sitz ließ sich nicht nur nach vorn sondern auch nach oben verstellen. Ich konnte kaum über das Lenkrad hinaus blicken. “Schaffst du das?” dabei klopfte er sich seine Hand auf die linke Brust. Ich nickte, startete den Motor.
      Starr nach Navigationsgerät fuhr ich aus Calgary heraus, nach Westen. Es waren knapp 43 Kilometer, eine Fahrt von einer guten halben Stunde. Irgendwo hinter einer Art Feriensiedlung mit dem Namen Redwood Meadows Bogen wir auf eine kleiner Straße, die es eigentlich nicht verdiente diesen Namen zu tragen. Tannen rechts, Tannen links. Plötzlich fuhren wir unter einem Eingangsschild hindurch. Vor uns befand sich tatsächlich Wald und eine Ranch.
      Begrüßt wurden wir von einen Herren der etwa in seinen 50ern sein musste. Als ich ihn auf uns zukommen sah, musste ich innerlich Lächeln. Er sah Louis ziemlich ähnlich. Er hatte schwarz, silberne Haare in zwei langen Zöpfen geflochten, trug eine große Brille. Unmissverständlich ein Native. “Mr. O’Dell?” Caleb nickte, lächelte. “Sie haben mit meinem Sohn telefoniert. Mein Name ist Jonathan Clearwater.” Wir reichten uns jeweils die Hände. Dann begann er zu erzählen, erst ein wenig über das Tal hier. “In den 40ern gab es einen großen Waldbrand, die freien Flächen die zurück blieben hat mein Stamm für sich genutzt. Sie müssen auf dem Weg hierher an dem Golfplatz vorbei gekommen sein?” “Ah, dann war es gar keine Stadt.” “Doch, schon..nur noch wenige wohnen hier. Meine Familie hat jahrelang hier auf der Farm gelebt.” Trotz des Feuers blieb ziemlich viel an Nadelwald übrig. Das Haupthaus war praktisch vor lauter Bäumen gar nicht auffindbar. Insgesamt schien es nur 3 andere Häuser zu geben, die eher Bungalows glichen. Viel Platz für Mitarbeiter...oder Gäste blieb da nicht. Das Stallgebäude hatte genau 10 Boxen, daran angeschlossen gab es zwar eine riesige Lagerhalle, die zu zwei Hallen abgetrennt werden konnten. Einen Platz jedoch suchten wir ein wenig vergeblich. Und zwischen den Wegen, immer wieder kleine lichte Orte um die man eine Wiese gezogen hatte. Hübsch war es ja...für eine Zucht und Ranchbetrieb war das ganze allerdings etwas zu waldig. Das sah man auch Caleb an. Mr. Clearwater ließ uns nach seiner Rundtour auch alles in Ruhe allein anschauen. “Stallgebäude müssten wir erneuern...irgendwo außerhalb Wiesen anpachten. Wald roden um einen Platz zu bauen, überhaupt auch einen Round Pen. Für Rinder wäre das hier auch nicht so geeignet.” zählte Caleb auf. Ich drehte mich im Kreis. “Für die Pläne die im Raum stehen ist der Ort hier nicht sonderlich geeignet.” pflichtete ich ihm bei. Nachdem wir den halben Tag hier verbracht hatten, hieß es schließlich sich von Mr. Clearwater zu verabschieden. In unserem Rosa-Traum von einem Auto gab ich nun also die andere Adresse ein. “Ich muss ganz ehrlich sein. Angenommen ich hätte tatsächlich eine eigene Ranch aufgebaut, dann wäre der Ort hier klasse. Die Landschaft, der Platz. Ich mag das Haupthaus sehr gern - ist immerhin möbliert. Ich hätte für den Anfang ohnehin wenig Pferde. In Anbetracht der Tatsache allerdings das es eben die Blakes Crow Meadow Ranch ist - wird es das hier nicht sein.” sprach Caleb währenddessen. “Gut, aber die Einrichtung war nun wirklich ziemlich old school. Ich hab ja nichts gegen alte Einrichtung, aber vieles davon hätte man wohl nicht mehr nutzen können.” “Da magst du Recht haben.”

      Caleb
      Anstatt zur anderen Adresse zu fahren fuhren wir wieder ins Hotel. Wir waren beide immer noch ziemlich geschafft, oder zumindest ich war ziemlich geschafft, so dass wir uns im Hotel etwas zu essen aufs Zimmer brachten, dort gemeinsam aßen und uns dann ins Bett legten. Wir schauten noch eine Weile eine Sendung über irgendwas mit Indianern, ehe wir den Fernseher aus machten und uns schlafen legten.
      Am nächsten Morgen waren wir beide fitter und dementsprechend auch motivierter. Wir ließen es uns gut gehen bei dem ausgiebigen Frühstück, welches uns geboten wurde, ehe ich mir hinters pinke Steuer setzte. “Es ist und bleibt stockhässlich.”, sagte ich zu Ylvi, warf ihr einen Blick zu und stieg in ihr Lachen ein. Die zweite Ranch lag etwa eine halbe Stunde südöstlich von Calgary, an einer wunderschönen Flussgabelung. Auch sah man von hier ein paar kleinere Berge und auch die großen Rocky Mountains. “Der Ausblick gefällt mir.”, sagte ich zu Ylvi und sie schien meine Meinung zu teilen.
      Wir fuhren an einem Ranchschild mit der Aufschrift “Bow River Ranch” vorbei. Dann folgte ein langer Weg, der rechts und links aus großen Koppeln bestand. “Schau mal, wie schön.”, sagte Ylvi und auch ich war begeistert von den weitläufigen Wiesen und den angrenzenden Waldstücken. Wie weit das wohl zur Ranch gehörte?
      Auf dem Gelände hielten wir vor dem Hauptgebäude. Es war in einem älteren Stil erbaut, aber keinesfalls hässlich oder urig, sondern einladend und freundlich. Es öffnete sich die Haustür und der Besitzer der Anlage kam heraus. “Hallo, ich bin Jackson Duncan.”, stellte er sich vor und schüttelte zuerst Ylvis, dann meine Hand. “Ich führe sie ein bisschen herum.”
      Schon als ich meinen Fuß in den ersten Stalltrakt setzte, war es um mich geschehen. Ich sah Ylvi an und auch sie schien die Ranch zu mögen. Verschiedene Stalltrakte, Offenställe, zwei Reitplätze, eine wirklich sehr große Halle, viel Platz, um selbst noch etwas zu bauen und zwei Round Pens. Einen etwas kleineren und einen Größeren. Ansonsten bot die Ranch viel, viel Platz. Viel Platz zum Bauen, viel Platz zum Umstrukturieren, weitläufige Wiesen und den Fluss, der teilweise überquert werden musste, um auf die anderen Wiesen zu kommen, die dazu gehörten.
      "Das beste sehen Sie gleich, doch dazu müssen wir eine Weile reiten.", sagte er und führte uns zurück zu den Autos, wo jetzt jemand mit drei Pferden stand.

      Ylvi
      Noch bevor ich hätte nach den Zügeln greifen können, nahm sie Caleb entgegen. “Mr. Duncan, auf dem Ritt werden wir leider nur zu zweit sein.” dieser ließ das unkommentiert. Ließ den Mitarbeiter aber den Braunen fort nehmen. Wehmütig sah ich zu wie sich Caleb in den Sattel schwang, seinen Rappen neben mir zum stehen brachte und mir vollkommen unnütz durch die Haare strubbelte. “Bald darfst du auch wieder.” neckte er mich. Ließ den Rappen antraben und folgte einen Pfad hinauf Mr. Duncan. Ich verschränkte die Hände vor meiner Brust. Unfair.
      Ich hatte nichtmal eine Vorstellung wie lange sie weg sein würden! Ich vertrieb mir erst die Zeit damit im Auto zu sitzen. Anschließend streunerte ich noch einmal allein über den Hof. Viele Leute gab es hier nicht, auch der Stalltrakt war bis auf drei vier Boxen nicht mehr belegt. Bow River Ranch. Ich ließ mir den Namen über die Lippen rollen. Erinnerte mich das wir vorhin an einem Fluss vorbei gekommen waren. Auf einer der Koppeln war sogar ein Bach. Ich nahm an daher rührte der Name. Nach gut einer Dreiviertelstunde klingelte mein Handy. Caleb war gerade dabei mir diverse Fotos zu schicken. Darauf sah ich Blockhütten, drei an der Zahl...Weiden..und auch dort der Bach - dieses Mal sehr viel breiter, als er hier im Tal war. Das ganze lag in einem Talkessel, auf dem Bild hätte ich nicht sagen können wie breit es war. Doch auf den Bildern konnte ich die Berghänge sehen, sie waren schroff und mit Schnee bedeckt.
      Etwa eine Stunde später kamen Caleb und der Typ der uns die Ranch gezeigt hatte wieder zurück. Ich zog mir meine Kopfhörer aus den Ohren. Die Verabschiedung lief eigentlich ziemlich schnell. Ich fuhr zurück nach Calgary. Caleb packte oben im Zimmer unsere ganzen Sachen zusammen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um den Check-out vom Hotel. Zusätzlich hatte er mir sein Handy in die Hand gedrückt. Ich suchte also in seinen Kontakten nach Moniques Nummer, rief sie an. Es dauerte auch nicht lang, dann ging sie auch schon an das Telefon. “Caleb, ihr seid also zurück?” “Nein,nein. Ylvi hier. Also ja wir sind zurück. Wir würden in etwa 10 Minuten bei dir sein und dir deinen Wagen wieder bringen.” “Ylvi, also. Gut dann halte ich mich bereit.”
      Dieses Mal fuhr .Ccaleb, auf meinem Schoß und zwischen den Beinen befand sich unser Gepäck. Unterwegs sprachen wir zunächst nicht, jeder hing den Gedanken an die Ranch nach. Caleb und Monique tauschten die Position hinter dem Steuer, er verzog sich auf die Rückbank. “Wie hat euch mein Baby gefallen?” Keine Antwort..nur ein Hüsteln von mir, da ich mir ein Lachen verkniff. Dann ein sehr sarkastisches “Ganz hervorragend!” von Caleb. “Nicht wahr?” Monique schien den Sarkasmus nicht verstanden zu haben. Daher setzte Caleb noch nach “Ich hätte gedacht die Phase sei endlich mal an dir vorüber gegangen.” keine Antwort, aber ich sah wie sich Monique auf die Lippen bis. Ihr Gesicht sah aus als sei sie gerade auf dem Klo beschäftigt. Ich sah lächelnd aus dem Fenster.
      Der Check-In am Flughafen dauerte ewig, wir kamen gerade Rechtzeitig an das Gate als auch schon unser Flug aufgerufen wurde. “7 Stunden Flug zurück..ich hab absolut keine Lust.” grummelte Caleb. Wir hatten in der vergangenen Nacht auch einiges an Schlaf nachgeholt, daher vergnügten wir uns mit zwei Filmen auf meinem Tablet. Darunter “the Rider” der uns beide nun nicht wirklich überzeugen konnte - er war einfach unfassbar langatmig. “Man merkt richtig das es Laiendarsteller sind.” flüsterte ich. um den Gast neben mir am Fenster nicht zu stören. Anschließend philosophierten wir über die Möglichkeiten mit der Ranch. Kein Zweifel...noch einmal Immobilien anschauen würden wir wohl nicht müssen.
      Lilly war diejenige die uns vom Flughafen zur Bar mitnahm. Hier war früher morgen, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Mal ganz davon abgesehen das es unfassbar warm war im Gegensatz zu Kanada. Caleb und Louis unterhielten sich über die Ranch. Lilly und ich packten schon mal das Gepäck wieder in den Pick-Up von Caleb. “So, zurück zum Rest?” fragte mich Caleb, ich zuckte bisschen zusammen - hatte nicht erwartet das er plötzlich neben mir auftaucht. “Ja...genug auf Reisen gewesen.”

      Caleb
      Von der Bar zur Ranch zurück unterhielten wir uns wieder über die Möglichkeiten, die diese Anlage bot und noch im Auto rief ich Mr. Duncan an, und sagte ihm zu. Umzugsmonat wäre der Januar. Mitte Januar vermutlich, mal sehen, wann wir hier in New Mexico alles gepackt bekommen würden.
      “Ylvi ich hab dir noch gar nicht gesagt, was noch zur Ranch gehört.”, sagte ich, als wir wieder auf dem Blakes Crow Meadow angekommen waren und unsere Sachen von der Ladefläche des Pick Ups nahmen. “Eine Herde von Whitefacerindern. 30 Stück.” Doch anstatt mich geschockt oder fragend anzusehen, fing sie lauthals an zu lachen. “Was, echt? Oh Caleb.”, sagte sie und schlug mir auf den Arm, ehe sie kopfschüttelnd wegging. “Hey was denn?”, rief ich ihr nach doch sie antwortete mir nicht mehr.
      Am Abend erzählten Bellamy und ich der gesamten Ranch, was Sache war und stellten ihnen frei, mit umzuziehen oder zum Frühjahr zu kündigen. Erstaunlicherweise war jeder bereit, das neue Kapitel aufzuschlagen und die Reise mit uns anzutreten.
      “Es gibt noch etwas, dass ich euch sagen möchte. Eine Ranch finanziert sich eben nicht von alleine…”, fing ich an und schaute in gespannte Gesichter. “Ylvi hab ich es schon gesagt, aber zu der Ranch gehört eine Herde von 30 Whitefacerindern, die ich mitgekauft habe. Sieht wohl so aus, als seien wir jetzt bald wirklich im Viehgeschäft.”, alle nickten, keiner widersprach mir. “Außerdem gehört zu dem Gelände etwa eine halbe Stunde Ritt eine alte Ferienranch. Undenkbar wäre es nicht, unser Konto durch Touristen ein wenig aufzustocken.. achja, hier für jeden eine Kopie der Verkaufspferde. So können wir uns jetzt schon nach geeigneten Käufern umhören.”, erklärte ich und gab jedem einen Zettel. Schweigen. Jeder war in seinen Gedanken versunken, auch Betsy sagte kein Wort. Vereinzeltes Nicken, aber auch zerknirschte Blicke bei der Liste der Pferde. “Es steht einem jeden von euch frei, eines der Pferde zu erwerben. Doch unter meinen Namen bleiben sie nicht.”, sagte ich und kam vielleicht ein wenig harscher rüber, als ich es beabsichtigt hatte. “Also Sue und Blue behältst du, oder?”, fragte mich Betsy dann vorsichtig und ich nickte. “Sue und Blue bleiben. Nur die Pferde, die da auf der Liste stehen, werden verkauft.”, sagte ich zu ihr und sie nickte. Damit löste ich unsere kleine Versammlung auf und ging rüber in den Stall, wo ich nach Vulture schaute. In ein paar Tagen war Weihnachten. Vorher musste ich noch einige Geschenke kaufen und noch einiges erledigen.


      Wenige Tage später war Heiligabend. Weihnachten wurde von den Blakes Geschwistern und auch von Caleb noch immer ein wenig nach deutscher Tradition gefeiert, etwas, dass Verena damals nach Amerika und auf ihre Ranch mitgebracht hatte. Am 23. hatten alle Mitarbeiter zusammen einen Weihnachtsbaum ausgesucht und gemeinsam geschmückt. Betsy hatte es nicht lassen können, kleine Pferde an den Baum zu hängen, gefolgt von kleinen Cowboyhüten. “Die sind extra für dich.”, hatte sie zu Caleb gesagt, welcher sie nur lachend in den Arm genommen hatte. Betsy tat allen auf der Ranch gut.
      An Heiligabend selbst feierte die ganze Ranch zusammen. Sie waren mittlerweile wirklich wie eine Familie füreinander. Selbst Cayce gehörte schon dazu, obwohl er noch gar nicht so lange dort war. Es wurde gemeinsam gekocht, gegessen und sich dann gemütlich ins Wohnzimmer zum Weihnachtsbaum gesetzt, unter dem eine ganze Menge Geschenke lagen. “Großartige Geschenke gibt es dieses Jahr nicht.”, sagte Bellamy, als er sich mit einem Glas Sekt vor den Baum gestellt hatte. “Anfangen möchte ich jedoch mit Caleb, der das ein Geschenk von uns allen bekommt, welches größer nicht sein könnte. Wir alle zusammen schenken dir die Pferde und das Equipment dieser Ranch.”, verkündete dieser und hob sein Glas. Caleb starrte ihn derweil nur mit offenem Mund an. “Ihr schenkt mir das alles?”, fragte er ungläubig und Bellamy sowie die anderen nickten. “Fast alles. Das Gelände nicht, das werden O und ich verkaufen. Aber alles andere. Und nun Prost. Auf Caleb, unseren neuen Chef!”, sagte er, stieß mit seinem Glas an und alle Mitarbeiter tranken darauf. “Die anderen sollen natürlich nicht leer ausgehen. Hier auf dem Boden stehen kleine Geschenke mit euren Namen drauf.”, sagte er und hob ein Geschenk auf, welches er Betsy gab. Diese machte als erste auf und hielt ein Schokopferd in der Hand. “Wie süß!”, kommentierte sie ihr Geschenk und umarmte Bellamy kurz. Auch alle anderen, ausgeschlossen Caleb, hatten ein Schokopferd geschenkt bekommen. Bei allen außer Betsy war noch ein Umschlag mit Geld in der Box gewesen.
      “Dell noch eine Kleinigkeit für dich.”, sagte Bellamy dann und übergab dem Vater von Betsy ein kleines Geschenk. Er machte es auf und hielt ein Foto seiner Tochter in der Hand. Sie saß auf Sue, gehalten von Caleb, und hielt ihren Pokal stolz in die Höhe. “Habe ich gemacht, toll geworden, oder?”, sagte Ylvi und er nickte. Man sah ihm an, dass er stolz auf seine Tochter war. Dann stand Caleb auf und schnappte sich eines der letzten Geschenke unterm Baum. “Bellamy das hier ist von uns allen für dich. Damit du dein wirres Köpfchen mal sortieren kannst.”, lachte er und gab ihm das Päckchen. Dieser machte es auf und hielt einen Notizblock mit einem Taschenrechner in der Hand. “Ja, das habe ich wohl dringend gebraucht.”, lachte er. “Danke euch allen.”, sprach er in die Runde und traf auf lächelnde Gesichter und vereinzeltes Nicken. “Jetzt zu dir Betsy.”, sagte Caleb und holt das kleinste der Geschenke unter dem Baum hervor. “Wir alle haben lange überlegt, was du dir wohl zu Weihnachten wünschen könntest.”, sprach er und überreichte ihr das kleine Geschenk. Betsy traute sich zunächst gar nicht, es wirklich auf zu machen. Doch dann riss sie die Verpackung in tausend Teile und öffnete die kleine Kiste. Darin lag ein Zettel, nichts weiter. Sie nahm ihn aus der Box, faltete ihn auf und las das Geschrieben laut vor. ‘Hiermit erhältst du 50 Prozent.’ “Ich erhalte 50 Prozent von was?”, fragte sie verwirrt und schaute uns nacheinander an. “Komm.”, sagte Caleb, stand auf und ging zur Haustür. Langsam öffnete er sie und als Betsy sah, wer dort draußen auf sie wartete, sprang sie freudestrahlend aus der Haustür nach draußen. Dort stand nämlich unsere geliebte Black Sue Dun It mit einer roten Schleife um den Hals, gehalten von Betsys Vater Dell. Diesem fiel sie zuerst um den Hals, dann der Stute. “Ihr schenkt mir die Stute? Wahnsinn!”, rief sie und war den Tränen nahe. “Danke, danke, danke!”, jubelte sie und umarmte uns alle der Reihe nach.

      Caleb
      Den Abend ließen wir gemeinsam gemütlich ausklingen, es gab noch einige Geschenke die verteilt und ausgepackt wurden. Cayce hatte tatsächlich ein Foto von mir und seinem Pferd, als ich für ihn angetreten war, gemacht und schenkte es mir. Auch für Ylvi hatte ich mir etwas überlegt, was ich ihr jedoch erst im Bett überreichte. “Ich dachte schon ich bekomme gar nichts von dir.”, scherzte sie und ich lachte. “Naja, warte mal ab, mach es zuerst auf.” Ylvi riss das Papier herunter und hielt… einen Kalender in der Hand. “Damit du deine Arzttermine alle zusammen an einer Stelle hast und sie so hoffentlich nicht mehr vergisst.”, erklärte ich ihr und wurde sofort geschlagen. “Doofkopf… aber danke.”, sagte sie und gab mir einen Kuss. “Hier, das ist von mir, für dich. Wollte es dir nicht vor allen geben.”, erklärte sie und überreichte auch mir ein Geschenk. „Vorsichtig, scharfe Munition.“, lachte sie und ich hörte augenblicklich auf, die kleine Kiste zu schütteln. Vorsichtig öffnete ich das Geschenk und… hielt eine kleines Gewehr in den Händen. „Ein Schlüsselanhänger?“, ich lachte. „Ein kleines Gewehr. Das häng ich Vulture ans Halfter!“, scherzte ich und drehte es in meinen Fingern hin und her.
    • Veija
      Umzug auf die Bow River Ranch - Canadian Flair
      Mai 2019, by Ravenna & Veija
      Mitte Feb. 2019
      Ylvi
      “Nehmen Sie bitte den Arm einmal nach oben.” der Weisung des Arztes folgend hob ich meinen linken Arm. Dabei tastete er an der Narbe herum die zurückgeblieben war von der zweiten OP für den herzschrittmacher. Die OP Wunde war gut verheilt. Was mich in den letzten Jahren gestört hatte war mittlerweile nur ein Schatten. Diese und die anderen Narben gehörten eben zu mir.
      “Kann ich denn jetzt wieder in den Sattel steigen, richtig anpacken?” fragte ich sehnsüchtig. Die Ranch steckte mitten im Umzug. O und ihre Pferde waren bereits drüben. Bellamy und Caleb organisierten die nächsten Flüge für die nächsten 20 Pferde die Cayce und Murphy zur neuen Ranch bringen würden. Unbeobachtet hatte ich bereits schwerere Arbeiten verrichten wollen, aber Bellamy und Caleb hatten Adleraugen auf mir. Der Arzt bedeutete mir mich wieder richtig anzukleiden. “Generell steht dem nichts im Wege. Denken sie aber bitte an ihren nächsten Kontrolltermin im Mai in Calgary. Nur zur Sicherheit damit meine Kollegin dort ihren Fall kennt.” ich nickte Pflicht gerecht. “Passen Sie trotzdem auf ihre Frau auf.” wandte sich der Arzt mit den Worten an Caleb. Seit meinem letzten Besuch hier hatte mich Caleb höchstpersönlich zu den Terminen gebracht. War besorgt gewesen als sich die Wunde ein wenig entzündet hatte, nachdem ich die Pflege hatte schleifen lassen zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir hatten Mitte Februar, alles war vorbei. Ich hatte die ätzende Physiotherapie hinter mich gebracht. Man konnte dann auch mal aufhören mich zu bemuttern. Caleb lächelte, tippte sich an den Rand seines Hutes und murmelte ein “Aye”. Ein Wort das er von Svejn hatte. Er hatte mir die alten Bilder gezeigt...Verena,Svejn...ja ich habe sogar die Geschichten von Sarah und Cayden zu hören bekommen. Menschen die ich nicht gekannt hatte, die aber auf den Bildern aufgetaucht waren. So hatte ich auch Bilder von Moon zu Gesicht bekommen, dem Hengst der Gealachs Großvater war. Neben den Organisationen hatten wir Stunden damit verbracht durch diese Erinnerungen zu gehen. Ich hatte es genossen, gern jedem seiner Worte gelauscht. Mir ein Bild aufbauen können von der Person die er einst gewesen war. Oft hatten uns auch Bellamy und Octavia dabei zugehört. Auch Laurence hatte einen um den nächsten Abend Geschichten erzählt. Oft hatte ich einfach nur inmitten all dieser Menschen gesessen, ihnen stumm gelauscht. Ich hatte zuvor nicht gewusst wieviel Spaß das machte. Ich hatte sie alle noch ein Stück weiter kennenlernen dürfen.
      Caleb begleitete mich aus dem Krankenhaus heraus. Mein Gang war schwungvoll. Ich durfte wieder auf den Rücken eines Pferdes. Ich hatte vor zwei Wochen schon probiert mich auf Fylgia davon zu machen. Allerdings hatte Caleb wohl auch Betsy für sich gewonnen. Mit Caleb hinter sich her ziehend war sie nämlich in der Stallgasse aufgetaucht. Relativ wortlos hatte er mir die Stute aus der Hand genommen, Betsy auf ihren Rücken verfrachtet und beschlossen der kleinen eine Reitstunde auf ihr zu geben. Er hatte sich bedankt, dass ich sie vorbereitet hatte. Natürlich hatte ich das nicht dafür getan. Ich war sauer gewesen….Sauer auf ein 9 jähriges Kind! Ich hatte also am Rand gesessen, während Betsy einen kleinen Parcours mit Fylgia absolviert hatte. Jetzt allerdings, durfte ich wirklich wieder in den Sattel steigen.
      Die Fahrt über gingen wir eine Liste der Pferde durch die als nächstes Richtung Kanada ziehen würden. In zwei Wochen würde ein Umzugsunternehmen kommen. Wir hatten es in Auftrag gegeben. Alle Habseligkeiten aus den verschiedenen Häusern würden dann zum neuen Heim gebracht werden. Eine Woche später war der Flug von mir und Caleb geplant, im Gepäck unsere letzten Habseligkeiten und alle restlichen Pferde. “Sag mal. Was hälst du von der Idee das Louis mitkommt? Er hat sogar einen Käufer für seine Bar.”
      Das war eine überraschende Nachricht gewesen, Ende Januar hatte Louis sich entschlossen mit nach Calgary zu kommen. Er wollte wieder auf einer Ranch arbeiten, dabei kam ihm die neue Stellenausschreibung von Caleb gelegen. Seine jüngere Schwester Lilly würde ihn begleiten. Außerdem hatte er die Pflege für Kaya und Tschetan übernommen, Cousin und Cousine, deren Eltern nicht mehr lebten. Tschetan hatten wir bereits auf dem Indian Relay kennengelernt. Ein Junge von 12 Jahren, etwas ungestüm, ein guter Reiter. Seine jüngere Schwester Kaya kannte ich nur aus den Geschichten von Lilly.

      Caleb
      Ich war wirklich überrascht, als Ylvi mir davon erzählte, dass Louis mit nach Kanada kommen wollte. “Und das will er wirklich?”, fragte ich sie nochmals und sie nickte. “Er will wieder auf einer Ranch arbeiten. Und du brauchst noch neue Leute. Lilly kommt ja auch mit. Und Kaya und Tschetan. Dann hat Betsy auch Gesellschaft.”, schwärmte sie weiter und ich nickte. “Ich mein… wenn er mitkommen will, kann ich ihn nicht daran hindern. Tut gut noch jemanden dabei zu haben, der genau weiß, wie der Hase läuft.” “Caleb der Hase läuft gar nicht. Der hoppelt.” “Haha, ja sehr witzig.”, antwortete ich ihr und knuffte sie leicht in die Seite, musste dann aber auch lachen.
      “Heute sollen nochmal Pferde rüber fliegen. Zusammen mit Cayce und Murphy. Dann sind es ab heute Abend nur noch Bellamy, du und ich die hier sind.”, erklärte ich ihr. Irgendwie war alles schrecklich schnell gegangen. Direkt nach Weihnachten wurden die Pferde umgemeldet, ich als neuer Besitzer eingetragen, der Kaufvertrag für die neue Ranch in Kanada ausgefüllt und Stellen ausgeschrieben, obwohl noch niemand dort war. Es hatten sich einige gemeldet, aber ich hatte das in dem ganzen Trubel, der dann folgte, aus den Augen verloren. Ich war wieder für zwei Tage rübergeflogen, hatte mich dort mit einer Baufirma getroffen und erste Pläne ausgearbeitet, wie ich die Ranch ausbauen wollte. Vor dem Herbst würden die Stallungen nicht fertig sein, so wie ich sie haben wollte. Also hatte ich mich kurzerhand umentschieden und wollte zusätzlich zu den Offenställen auf den Koppeln, rund um den großen Reitplatz überdachte Penalboxen mit kleinen Paddocks. Für unsere Pferde, aber auch für Gastpferde. Das allerdings war sehr schnell realisierbar und würde auch fertig sein, sobald wir mit den ersten Pferden rüberkommen würden. 30 Boxen waren geplant, 15 an jeder langen Seite des Platzes. Das würde schon einmal viel weiterhelfen. Den Umbau der Stallungen wollte ich trotzdem noch. Nur würde dies eben bis zum Herbst dauern. Wirklich brauchen würden wir die Stallungen erst im nächsten Winter.
      Auch mussten Gästehäuser bzw. Wohnmöglichkeiten für die Ranchmitglieder gebaut werden. Ich würde mit Ylvi zusammen im Haupthaus wohnen. Im oberen Stockwerk war eine wirklich schöne Wohnung eingerichtet worden. Im unteren Teil des Hauses gab es eine Küche mit einem großen Essbereich, ein Badezimmer, einen großen Wohnbereich und ein paar kleine Schlafzimmer. Also eher etwas für Gäste, als für Mitarbeiter. Zusammen mit der Baufirma hatten wir uns die geeigneten Stellen zum Bau von kleinen Häusern, ähnlich wie WG’s, angeschaut. Jedes dieser Häuser sollte zwei Etagen haben und Platz für bis zu 5 Menschen bieten. Zwei dieser Häuser waren geplant, außerdem drei kleine Bungalows mit Platz für je 3 Menschen.
      Soweit so gut. Nachdem dies alles feststand, konnte ich wieder nach New Mexico fliegen und allen erklären, was soweit geplant war. Und dann… dann fing es auf einmal an, wirklich stressig zu werden. Octavia und Travis waren die ersten, die mit O’s Pferden zusammen nach Kanada fliegen würden. Wir hatten uns von einem Transportunternehmen große Trailer geliehen, damit wir mit unseren kleineren Anhängern, in den je drei Pferde passen, nicht tausend mal fahren mussten. Das Ein- und Ausladen der Pferde auf dem Hof und auf dem Flughafen war nicht das Problem. Das Einladen in die Boxen zum Fliegen schon eher. Nachdem einer der Menschen dort mich so aufgeregt hatten durch den Umgang mit den Pferden, hatte ich ihm die Liste aus der Hand genommen und dirigierte meine Tiere und Mitarbeiter nun selbst. “Tigres Eye… Priamos Ruffia Kincsem… BR Prias Raveday… Drama Baby… Raspberry… I’ve got a blue soul… Prias Colourful Soul… Tasmania… Candlejack… Culain… Daryl Gone Mad… Peacful Redemption… PFS’ Snap in Style… Wildfire xx....” Das war die erste Gruppe gewesen. Per Videochat hatte ich das Ausladen in Calgary beobachtet, was wesentlich besser geklappt hatte, als das Theater hier.
      Kaum eine Woche später organisierten Bellamy und ich den nächsten Flug für 20 Pferde, bei dem eigentlich Cayce und Murphy dabei sein sollten, jedoch plante ich kurzfristig um und schickte statt Murphy zwei Stallburschen mit, Jesse und Connor. Die würden sie drüben dringender brauchen, als wir hier. Zum zweite Trupp Pferde, deren Einladen am Flughafen schon viel besser klappte, gehörten: PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Dress to Impress, BR Colonels Lil Joker, Jacks Inside Gunner, Colonels Blue Splash, BR Colonels Golden Gun, Moon’s Gealach, Cleavant ‘Mad Eyes’, Ceara Isleen, Væna fra glæsileika eyjarinar, Skrúður, Blazing Flame, Chocolate Dream, Abe’s Aeflric, Seattle Slew, Sir Golden Mile, Stiffler, Cielos, Baby Doll Melody und Bella Cielo.
      “Caleb? Hey Caleb? Ich hab Bell am Telefon, der Transporter ist da, um weitere Pferde mit zu holen.”, sagte Ylvi und riss mich so aus meinen Gedanken. “Okay, okay. Sag ihm wir sind gleich da.”, erklärte ich ihr und fuhr ein wenig schneller zur Ranch zurück. Zwischen dem ganzen Umzug war ich auf einen Absetzer in Alberta aufmerksam geworden, Dual Shaded Ace. Der Hengst hatte anfangs gar nicht zum Verkauf gestanden, doch nach langem hin und her hatte der Besitzer sich erbarmt. Vorausgesetzt, er würde ein paar Decksprünge von ihm bekommen, wenn er gekört wäre. Dem hatte ich so natürlich sofort zugestimmt und ihn dann… eigentlich für viel zu viel Geld gekauft. Er hatte es gut gehabt und nur zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen müssen, um zur Bow River Ranch zu gelangen.
      Endlich waren wir auf dem Blakes Crow Meadow angekommen. Ich parkte den Wagen, stieg aus und ging sofort auf den Fahrer zu. Kurz schüttelte ich ihm die Hand, ehe Bellamy mir die Liste der Pferde in die Hand drückte, die wir jetzt einladen mussten. Gruppe eins, welche jetzt sofort eingeladen werden würden, waren: Colonels Smokin Gun, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, Jade, Kristy Killings, Raised from Hell, Wimpys Little Devil, A Walking Honor, Black Sue Dun It, California Rose, Chou, Easy Going. Die zweite Gruppe, die später folgen würde, bestand aus: Face Down, Ginger Rose, GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic, Heretic Anthem, Honey’s Aleshanee, Lady Blue Skip, Magnificient Crow, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Picture of a Ghost, Snapper Little Lena, Stormborn und Striga.
      Als dritte und vorerst letzte Gruppe würden am späten Abend die Hengste folgen: Bittersweet Temptation, Whitetails Shortcut, Alan’s Psychedelic Breakfast, Genuine Lil Cut, Gun and Slide, A Shining Chrome, Hollywoods Silver Dream, Chapter 24, Citizen Fang, Chocolate Shades, General’s Coming Home, GRH’s Bella’s Dun Gotta Gun, GRH’s Funky’s Wild Berry, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Gunners Styled Gangster, Whinney und Zues. Mit diesen ganzen Pferden würden Laurence, Murhpy, Dell und natürlich Betsy auf die Reise gehen. Dell und Betsy mit dem ersten Flug, Murphy mit dem zweiten und Laurence mit den Hengsten. Betsy war gar nicht auszuhalten gewesen, so sehr war sie allen um die Beine herum gesprungen und hatte jedem erzählt, dass sie sich auf die Reise freute und hoffte, dass alle gut gehen würde.
      Am Abend kehrte jedoch endlich Ruhe ein. Bellamy versorgte die ganzen Verkaufspferde, während ich mich um meine beiden verbleibenden Pferde Nachtschwärmer und Smart Lil Vulture gekümmert hatte. Ylvi hatte nun endlich das ok ihres Arztes, wieder mit anpacken zu dürfen, weshalb ich sie alleine zu ihren Pferden Inyan, Lady Gweny, Fylgia und Valravn gehen ließ. Bellamy hatte sich wider erwarten bereit erklärt, noch eine Weile hier zu bleiben und die Pferde zu verkaufen. Im Mai wollte er dann nachkommen, spätestens. Dann sollte auch die Ranch in neuen Händen sein. Interessenten gab es viele, doch sie alle wollten den Preis drücken. Und das nicht gerade wenig. Ich gab Bellamy zwar in der Angelegenheit wirklich viel Freiheit, aber verschenken sollte er das Anwesen nicht. Das Geld kam schließlich nicht nur mir, sondern auch ihm zugute. Apropos Geld… nicht alle waren so erfreut über die Rinderherde gewesen, wie ich es war. Schon am ersten Tag hatte Cayce die halbe Herde einfangen müssen- da zu diesem Zeitpunkt noch keines der Ranchpferde drüben war, hatte er sich kurzerhand bei jemandem Pferde und Cowboys leihen müssen. “So knüpft man neue Freundschaften!”, hatte ich am Telefon gesagt und nur ein spöttisches Schnauben zur Antwort bekommen. “Ich hoffe du schaffst bald deinen Arsch hier rüber. Die Vollblüter machen mich wahnsinnig. Ich will die Ranchpferde hier haben!” “Ja, Cayce. So schnell geht das alles leider nicht.”, war meine niederschmetternde Antwort gewesen. Jetzt mittlerweile hatte er jedoch sein Pferd drüben und auch fast alle anderen Pferde, mit denen es einfacher war, die Kühe einzufangen.
      Ich hatte mich gerade mit Bellamy zusammen vor den Fernseher gesetzt, als auch Ylvi dazustieß. “Na, Arbeit erledigt?”, fragte Bellamy sie und sie nickte. “Es tut so gut, endlich wieder selbst arbeiten zu dürfen.” “Das klingt ganz nach dir.”, murmelte ich und wurde dafür in den Arm geboxt. “Hör mal Bellamy und ich sprachen gerade über Louis, Lilly und die beiden Kinder. Es wäre vielleicht sinnvoll, mal rüber zu fahren und mit ihm zu reden. Er hat ja schließlich auch noch Pferde. Kommen die mit, bleiben die hier, wo will er wohnen und und und… das sollten wir alles klären, bevor wir mit dem Rest nach drüben fliegen und vor unvollendeten Tatsachen stehen.” Ylvi nickte. “Klar, aber heute nicht mehr. Für heute haben wir alle genug getan.”, sagte sie und setzte sich zu mir auf die Couch. “Haben sich die anderen schon gemeldet?”, fragte sie mich und ich nickte. “Laurence und sein Flug fehlen noch, der Rest ist gut angekommen und alle Pferde haben den Flug gut überlebt.” “Das ist gut.”, erwiderte Ylvi und schaute zum Fernseher. Zu dritt ließen wir den Abend ausklingen. Lange hielten wir es nicht vor dem Fernseher aus, da wir alle todmüde und kaputt waren. Bellamy verabschiedete sich irgendwann und verschwand ins Haupthaus, Ylvi und ich machten uns auch auf den Weg ins Bett, wo wir auch ziemlich schnell einschliefen. Sobald am nächsten Morgen die Pferde versorgt waren, würden wir mit Louis reden. Darüber, wie er sich seine Zukunft vorstellte.

      Ylvi
      Mein Kopf lag auf Calebs Arm, mein Nacken war vollkommen verspannt bei der Position. Ich wollte mich allerdings auch nicht übermäßig bewegen um ihn nicht zu wecken. Seine andere Hand ruhte auf meiner Hüfte. Seltsam wie selbstverständlich wir mittlerweile jeden Abend in dasselbe Bett stiegen.
      Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Schulter, ruhig und gleichmäßig. Sein Atmen das mich am Anfang so sehr gestört hatte, weil er oft mit geöffnetem Mund schlief, war mir nun so vertraut. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten um meinen Kopf von seinem Arm zu nehmen, da schlang sich sein Arm um meine Hüfte fester um mich. “Morgen.” murmelte er in meine Haare. Ich hatte mir angewöhnt sie zu einem Zopf zu flechten, ich spürte den Druck in meinem Nacken. “Caleb, meine Haare” flüsterte ich lachend..”Und morgen.” Caleb befreite meinen Zopf von seinem Körpergewicht, zog mich herum , sodass ich ihn ansehen konnte. “Unser vorletzter Tag hier.” “Irgendwie seltsam...vor einem Jahr war ich zum ersten Mal hier. Jetzt geht es mit einer ganzen Ranch in ein komplett anderes Land. Uns erwarten ganz schöne Abenteuer.” mutmaßte ich. Außerdem hatte ich ein paar mehr an Pferden dazu gewonnen. “Wie könnte ich das vergessen? Ich hab dich für einen Dieb gehalten.” ich lachte, nickte. Ja, wie könnte ich je die auf mich gerichtete Waffe vergessen?
      Caleb zog mich enger an sich, seine Hände schoben sich unter mein Shirt, seine Zähne spürte ich an meinem Hals. Augenblicklich spürte ich die Antennen in meinem Körper erwachen...es war einfach viel zu lang her. Ein zischendes Ausatmen kam von mir. “Alles in Ordnung?” Ich gab keine Antwort, sondern küsste ihn einfach...er sollte bloß nicht aufhören.
      Vier Stunden später sattelte ich gerade Valravn. Direkt daneben machte Louis Inyan fertig. Caleb stand an der anderen Seite des Anbindeplatzes mit Vulture. Der Vorschlag alles weitere doch bei einem Ausritt zu besprechen war von mir gekommen. Louis war auf den Anruf von Caleb zur Ranch gekommen um zu besprechen wie und wann er umziehen würde, auch wegen seiner beiden Pferde. Aber wirklich Lust das im Büro zu machen hatte ich nicht verspürt. Daher mein Vorschlag mit dem Ausritt. Damit waren beide einverstanden gewesen. Außerdem hatten wir so noch einmal die letzte Chance uns von dieser Landschaft zu verabschieden.
      “Alle Bereit?” fragte Caleb, schwang sich behende in den Sattel. Neben mir sprang auch Louis auf den blanken Rücken von Inyan. Auch bei Ravn hatte ich mich für ein Reitpad mit Lammfell entschieden, musste mir dafür allerdings eine kleine Erhöhung suchen um in den Sattel zu kommen. Wir ritten im Schritt in Richtung der alten Stutenkoppeln. Vulture vorne weg. Die Ranch so verlassen zu sehen war gruselig. “Dann verrat mir doch mal welcher Hund dich gebissen hat für die Idee mitzukommen?”

      Louis
      Die wärme die von Inyan zu mir aufstieg fühlte sich wunderbar an. Auch wenn meine Muskulatur jetzt schon rebellierte. Seit dem Herbst hatte ich mich auf kein Pferd mehr setzen können. Zu viel war in der Bar zu tun gewesen. Zu oft war ich in die alte Heimat gefahren um dort Dinge zu erledigen, vor allem zu Regeln. Es war sonst nicht Calebs Art Fragen so unverblümt zu stellen, aber er wollte natürlich wissen was ihm bevorstand. In den letzten Monaten hatte sich einiges in seinem Leben geändert. Die Übernahme der Ranch war für ihn schon immer ein kleiner Traum gewesen. Wie oft hatten wir zu Rodeo-Zeiten davon geträumt? Dann hatte er wegen des Unfalls aufhören müssen. Und ich selbst? Tja..ich hatte für meine Familie aufgehört. Meinen Vater hatten die Rodeos am Leben erhalten, bis er bei einem Unfall ähnlich wie dem von Caleb querschnittsgelähmt war. Meine Mutter war bereits früh gestorben. Kaum noch erinnerte ich mich an ihr Gesicht. Für die Familie hatte ich selbst die Rodeos aufgegeben. Mit wenig Aussichten in Pine Ridge jemals eine vernünftige Arbeit zu finden war ich nach New Mexico gekommen. Die Bar hatte Lilly, mich und meinen Vater gut versorgt, aber es kostete Zeit. Die Pflege unseres Vaters hatte Lilly bis zu seinem Tod übernommen. Sie hatte selbst viel aufgeben müssen dafür, hatte mir auch oft in der Bar geholfen. Nun hatte sich die Schwester meines Vaters mit ihren Drogen das Leben genommen. Unschi, Großmutter hatte ihre beiden Kinder zu sich genommen. Ich war hin gefahren in den vergangenen Monaten um zu versuchen sie zu unterstützen. Schließlich war die Entscheidung gefallen beide zu mir zu nehmen. Die Wohnung über der Bar war zu klein für uns gewesen. Ich wusste um die Wünsche von Lilly. Familie wurde für unser Volk groß geschrieben...und ich wollte nicht das Lilly noch mehr verzichten musste.
      Erst nach all diesen Überlegungen brach ich mein Schweigen. “Ylvi hat dir sicherlich erzählt, das ich vor zwei Wochen meine Cousinen zu mir genommen habe. Kaya und Tschetan brauchen meine Zeit...ein geregeltes Leben. Das kann ich nicht bieten, wenn ich eine Bar leite. Das könnte ich aber wenn ich bei euch auf der Ranch arbeite. Außerdem genug Leute die die Kinder mit im Blick haben können. In Calgary haben sie die Chance eine gute Schule zu besuchen..” Caleb hatte mir gelauscht, die Zügel locker in der Hand auf den Knauf seines Sattels, die andere ruhte auf seinem Oberschenkel. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, denn es lag im Schatten seines Hutes. Jeder schwieg auf seine Weise, für Ylvi war das genannte ja nicht gänzlich neu. Caleb musste jedoch verstehen...er kannte die Umstände in Pine Ridge...die Drogen, der Alkohol, die Armut und die umgehende Verzweiflung. “Ich heiße dich gern im Team Willkommen, wenigstens noch jemand der Ahnung von der ganzen Arbeit hat. Cayce und du werden mir mit den Rindern sehr gut helfen können. Vor Ort könnten wir dich wahrscheinlich gut in ein Haus mit Betsys Vater stecken. Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du deine Pferde rüber schaffst?” kam es von Caleb. Schwer unterdrückte ich ein Seufzen. “Darum muss ich mich nicht mehr kümmern. Sunka und Zinkala-win habe ich verkauft.” Calebs Kopf zuckte in meine Richtung. Von Ylvi kam ein vollkommen erschrockenes “WAS?!” und auch Caleb schien diese Frage ins Gesicht geschrieben. “Ich hab genug Pferde um mich die ich dann betreue. Außerdem...außerdem ermöglicht mir das Geld aus dem Verkauf der beiden Lilly auf das College in Calgary zu schicken. Sie ist ein heller Kopf, wenn ich das schon nicht auf die Kette bekommen habe zu studieren. So soll sie ihre Möglichkeiten doch wenigstens nutzen. Pferderennen sind auch gefährlich...ich muss auch an Kaya und Tschetan denken. Sie hatten es in ihrem jungen Leben wohl schwer genug.” ich schwieg kurz, musste dann doch Lachen. “Wir werden wirklich alt, Kola.” “Vielleicht solltest du dir endlich Mal eine Frau zulegen,mein Freund” murmelte Caleb, zwinkerte mir zu. “Mein Herz hab ich leider bereits hoffnungslos verloren. Das braucht bis es vergisst.” Ylvi sah mich an, senkte dann den Blick auf den Hals ihres Wallachs, sprach nicht. Caleb konnte die kurze Konversation nicht bemerkt haben. Dafür schien ich Talent zu haben. Schon einmal hatte ich die Frau eines anderen begehrt.

      Caleb
      So ganz wusste ich nicht, was ich ihm antworten sollte. So schwieg ich einfach und ließ die Umgebung auf mich wirken. Schon übermorgen würde ich Albuquerque verlassen. Es war ein gutes Zuhause für mich gewesen, in das ich zurückgekehrt war. Ein Zuhause und doch so viel mehr. Ich hatte mir eigene, neue Pferde zugelegt, hatte alte zurückbekommen und auch mit den bereits Vorhandenen hatte ich viel arbeiten können. Ich war wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen und einige Pferde trainiert. Dann war Ylvi aufgetaucht und hatte mein ganzes Leben auf den Kopf geschmissen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte sie es besser gemacht. Und auch Louis, der in meiner Nähe gewohnt hatte, hatte mir viel geholfen. Alte Zeiten aufleben lassen war etwas schönes, wenn man es mit einer anderen Person teilen konnte.
      Und jetzt waren wir an einem Wendepunkt angekommen. Louis hatte Kinder, Gott, Louis hatte Kinder. Er war jetzt sozusagen ein Vater. Louis… war Vater. Lilly war zwar auch bei ihm, aber das hier war etwas vollkommen anderes… Vulture schnaubte und fiel in einen lockeren Galopp. Er zuckte nervös mit den Ohren, als ich ihn durchparierte. Vermutlich konnte er fühlen, dass ich in Gedanken mal wieder nicht hier war und noch immer keine wirkliche Antwort wusste. Ich schaute kurz nach hinten und blickte in die fragenden Gesichter von Louis und Ylvi. Leise seufzend schaute ich wieder nach vorne. “Caleb?”, fragte Ylvi mich irgendwann und ließ ihr Pferde das von Louis überholen, um zu mir aufzuschließen. “Stimmt etwas nicht?”, fragte sie mich doch ich nickte. “Doch, doch. Alles okay. Ich habe nur an etwas gedacht…” Ylvi sagte nichts mehr, ließ ihr Pferd langsamer werden und ritt wieder hinter mir her.

      Ylvi
      Die ganze Geschichte hinter Louis Beweggründen dann nochmal direkt von ihm zu hören war eigentlich ganz gut. Lilly hatte wirklich großes Glück ihn als Bruder zu haben. Wobei er in seinem Leben viel geopfert hatte um sie aufzuziehen. In Anbetracht seiner Familienverhältnisse keine leichte Entscheidung. Schon allein die Tatsache das er Kaya und Tschetan bei sich aufnahm sprachen für seinen Familiensinn. Ich fragte mich wirklich wieso es keine Frau an seiner Seite gab. Caleb schien denselben Gedanken zu haben. Denn er sprach es an. Als Louis davon sprach sein Herz hoffnungslos verloren zu haben ruhte sein Blick auf mir. Ich hatte den Blick mit ihm unterbrochen und auf Ravns Hals geschaut. Ich hatte sowas in den letzten Monaten schon beinahe vermutet. Nie jedoch eine wirkliche Bestätigung bekommen. Um ehrlich zu sein hatte ich sie auch nicht haben wollen. Mit Caleb war das ganze schon verworren genug. Wir hingen in der Schwebe...weder zusammen noch wirklich getrennt. Das Wissen das da nun Louis war...das verwirrte mich nur noch mehr, denn auch er war mir so wichtig geworden. Ohne ihn wäre ich dort auf dem Berg gestorben. Niemand sprach. Auch Caleb hatte keine wirkliche Antwort auf diese Worte zu haben. Ahnte er etwas? Vulture war nervös, galoppierte ohne sichtbare Hilfe an und wurde von Caleb direkt wieder durchpariert. Louis und ich sahen zu ihm. Ravn drängte nach vorn...aber eine wirklich klare Antwort hatte ich nicht von Caleb. So hieß ich Ravn wieder langsamer.
      An anderer Stelle öffnete sich die Wiese vor uns. Ravn war deutlich angespannt, seine gesamte Muskulatur war zum reißen gespannt, nur meine Hand am Zügel verhinderte das er lief. So ein Galopp eignete sich jedoch auch wunderbar um die Gedanken klar zu kriegen, die Kälte würde ihr übriges tun. Also gab ich die Hand vor. Aus dem Schritt preschte Ravn vor, meine freie Hand krallte ich in seine wenige Mähne. Hinter mir hörte ich den mir mittlerweile vertrauten Lakota Schrei “Hoka Hey! Hoka Hey!” aus dem Augenwinkel sah ich Inyan heran preschen. Direkt neben mir Ritt bereits Caleb auf Vulture, der Hengst legte sich flach in den Galopp. Auf kurzen Rennen waren diese Pferde einst gezüchtet worden. Ravn war kein schnelles Pferd. Vulture und Inyan hatten keinerlei Mühe meinem Wallach zu folgen. Der Wind pfiff mir in den Ohren, die Kälte schlug mir unbarmherzig ins Gesicht. Mein Lachen wurde mit dem Wind von meinen Lippen genommen. Caleb lachte zumindest auch, gab seine Zügel weiter vor, hielt den Hut auf seinem Kopf. Auch Inyan nahm an Tempo zu. Ravn unternahm nicht einmal den Versuch mit den anderen beiden Pferden Schritt halten zu wollen. Stattdessen parierte ich ihn zu einem leichten Trab. So fit war ich noch nicht wieder. Auch das Rennen der beiden ging nur noch etwa 100 Meter, dann schienen sie genug zu haben, parierten und warteten bis Ravn und ich im Schritt aufgeholt hatten. “Bis ich wieder so einfach mehrere Meter galoppiere muss ich wohl noch etwas warten.” meinte ich belustigt. Inyan stand still. Der jüngere Vulture tänzelte, Caleb hatte seine Müh den Hengst ruhig zu halten. Das Rennen schien ein wenig die Stimmung gelockert zu haben. Allerdings blieb es trotzdem ruhig um Caleb, mit den Gedanken war er weit fort. Ich wusste das man ihn in solchen Momenten besser nicht störte. Die Pferde suchten sich im leichten Schnee selbst ihren Weg nach Hause.
      Meine Füße waren Eisklumpen, ich saß noch immer auf dem Pferd. Die Aussicht mit den kalten Füßen auf dem harten Boden zu knallen war nicht sonderlich erbauend. Caleb hatte sich von uns getrennt, da Vulture für die Nacht in einer der Boxen unterkommen würde. Seufzend ließ ich mich vom Pony rutschen, ging leicht in die Knie als mir der Schmerz von den Knöcheln aufstieg. Außerdem spürte ich jeden verdammten Muskel in meinen Beinen. Ich hielt mich daher an Ravn fest, der geduldig stand während ich mich wieder fing. Über seinen Mähnenkamm hinweg sah ich Louis. Er schien nicht zu bemerken das meine Aufmerksamkeit auf ihm lag. Seine Stirn hatte er auf die von Inyan gelegt, seine Hand strich immer wieder den Hals des Wallachs entlang. Ich konnte die Bewegung seiner Lippen sehen, aber kein Wort verstehen. Mein Starren schien nicht unbemerkt zu bleiben. Louis öffnete seine Augen wieder, sie huschten zu mir. Ich räusperte mich. “Louis...du weißt..du könntest ihn wieder haben, oder? Ich ..” seine erhobene Hand unterbrach meinen Redeschwall, er schüttelte den Kopf. “Dann wäre es mir zumindest eine Ehre, wenn du ihn reitest wann immer du willst, ja?” Es kehrte wieder sein Schalk zurück, ich bekam seine weißen Zähne zu gesicht. “Waschté” mehr kam nicht von ihm. Er zog Inyan die Trense vom Kopf nur um ihn in den Offenstall zu entlassen. Hastig beeilte ich mich auch Ravn vom Pad zu befreien, zog auch ihm die Trense vom Kopf und lockte ihn in Richtung des Tores, welches mir von Louis noch offen gehalten wurde. Ich stiefelte vor Ravn in den Paddock, neugierig trat auch Inyan jetzt an mich heran. Seine Nüstern pusteten mir seinen Atem auf die kalten Wangen, während Ravn an meiner Tasche zu zuppeln begann. Lady Gweny hielt sich ein wenig im Hintergrund. Fylgia kam mit angelegten Ohren angelaufen, schnappte Inyan in den Hintern der daraufhin aus dem Weg ging. Nur Ravn ließ sich von ihr nicht beirren. Ich streichelte natürlich auch Fylgia, die so nach meiner Aufmerksamkeit fragte. Damit keiner zu kurz kam stiefelte ich auch noch zu Gweny, prustete ihr in die Nüstern, kraulte ihre Lieblingsstelle an der Brust und den Ohren. Louis stand noch immer am Tor, sein Blick ruhte die ganze Zeit auf mir. “Sie mögen dich wirklich alle.” ich sah mich um...inmitten all meiner Rappschecken, zuckte lächelnd die Schultern. “Scheint so. Aber jetzt lass uns reingehen und was warmes zu trinken besorgen. Ich spür meine Zehen nicht!”
      Im Haupthaus hatte sich irgendwer des Kamins angenommen, Louis war in die Stallungen gegangen um Caleb Bescheid zu geben. In der Küche bereitete ich Kaffee vor, füllte sie in die Thermoskanne. Führte Reste der Brownies zutage und brachte alles auf einem Tablet in das Wohnzimmer. Louis kam als erstes zur Tür hinein. “Caleb ist gleich da.” Ich saß auf dem Teppich vor dem Kamin, rieb meine Hände und Füße. Meine Gedanken hingen nun bei Caleb, während ich in die Flammen starrte. Irgendwie war er heute wieder einmal besonders ruhig gewesen. Das hatte sicherlich mit den Ereignissen die noch vor uns stünden zu tun, auch ich war deshalb aufgeregt. Manchmal konnte ich verdrängen verstehen zu wollen was in Caleb vorging. Jetzt gelang mir das nicht..auch weil ich mannhaft damit beschäftigt war die Worte von Louis von mir zu drängen. Natürlich hatte ich es bemerkt...ich hätte blind sein müssen nicht zu spüren wie es um ihn stand. Und ich machte mir Vorwürfe….vielleicht, wenn Dinge anders wären. Dann hätte ich mir sogar vorstellen können Louis eine Chance zu geben. Im Grunde würde das meinem Herzen wohl weniger schaden als das was Caleb und ich irgendwie teilten. Hände an meinen Füßen...ich zuckte zusammen, mein Kopf ruckte herum. Louis hatte sich zur mir auf den Teppich gesellt, seine Hände hatten nach meinen Füßen gegriffen, massierten sie. “Da du so in Gedanken warst, dachte ich mach ich weiter womit du aufgehört hast?” Irritiert sah ich ihn an, entspannte dann allerdings meine Muskulatur. Massagen konnte ich ja wohl nicht von der Hand weisen. Die Vernunft in meinem Hirn schrie allerdings etwas anderes. Ich war unfair. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen, schloss die Augen. Genoss die Zuwendung und die Wärme des Kamins. Vergessen die Brownies und der Kaffee.
      Das ins Schloss fallen der Haustür, die Schritte den Flur hinauf. Sie ließen mich erneut zusammen zucken, ich richtete mich abrupt auf, entzog Louis meine Füße. “Kaffee?” kieckste ich, sprang auf und hielt Louis die Kanne entgegen. Ernten tat ich seinen schelmischen Blick, ein wissendes, beinahe arrogantes Lächeln. Er gab seine Antwort indem er nickte. Gerade als die ersten Tropfen in die Kanne fielen betrat auch Caleb den Raum. “Ohh davon nehm ich bitte auch eine Tasse.” Also bekam auch Caleb seine Tasse Kaffee, er ließ sich auf dem Teppich neben Louis nieder. “Ich hab sogar ein paar Brownies aufgetrieben.” damit schob ich den Teller an den Rand des Tisches. Dann reichte ich Caleb seine Tasse, gab in meine einen Schuss Milch und hockte mich dann auch auf den Teppich. Für unsere Abreise ist schon alles vorbereitet. In 5 Stunden kommt der Trailer um uns samt Pferden einzusammeln. Anschließend geht es zum Flughafen.” “Dem Abenteuer entgegen” murmelte ich. Keine Erwiderung. Stille, dann sprach Louis. “Ich werde wohl erst in einem Monat nachkommen. Hab hier noch ein paar Behördengänge zu erledigen.” “Meld dich einfach, wenn es los geht.”
      Eine Viertelstunde später verabschiedete sich Louis von uns. Caleb und ich ließen uns anschließend wieder vor dem Kamin nieder. Mein Kopf lag an seinem Rücken, nebenher dudelte der TV aber so richtig schien keiner dem Programm zu folgen. Ins Bett zu gehen lohnte sich nicht für die wenigen Stunden.

      Caleb
      Ich war an diesem Abend mit den Gedanken noch immer nicht wirklich hier. Wo ich war? Keinen blassen Schimmer. Warum ich weg war? Nicht die geringste Ahnung. So vieles würde sich wieder ändern, von jetzt auf gleich. Hatte ich nun endlich das, was mich im Leben glücklich machte? Oder würden wir in einer Weile wieder umziehen? Was war es, dass das Leben ausmachte? Die Freunde? Die Familie? Geld? Ruhm?
      Diese Frage konnte wohl jeder nur für sich selbst beantworten. Meine Antwort stand in den Sternen. Weit weg, und doch ganz nah. Oder doch so fern?
      Ich beugte mich zu Ylvi rüber und gab ihr einen Kuss auf den Hals. „Ylvi wir könnten… uns die Zeit ein wenig vertreiben…“, flüsterte ich, drehte ihren Kopf zu mir und küsste sie auf die Lippen. „Jetzt da du… sogar eine kurze Strecke galoppieren konntest…“,murmelte ich weiter und küsste sie erneut. Ylvi lächelte kurz, rutschte dann zu mir herüber und setzte sich auf meinen Schoß. „Könnten wir…“, flüsterte sie und legte ihre Hand in meinen Nacken. „Jetzt, da du wieder redest und deine Gedanken sortiert hast..“, sagte sie frech und nahm meine Unterlippe zwischen ihre Zähne, zog leicht daran und ließ sie wieder los, ehe sie mir in die Augen sah und mich dann wieder küsste. „Ich hatte bloß so vieles im Kopf.. aber lass uns da im Flieger drüber reden...oder in Kanada...“, schlug ich ihr vor und sie nickte. Viele Möbel waren nicht mehr hier, die Couch allerdings stand noch in unserem Wohnzimmer. Ich stand auf, hielt Ylvi an mir fest und legte sie auf die Couch. Vorsichtig stützte ich mich rechts und links von ihr auf dem Sofakissen ab und beugte mich zu ihr runter, um sie erneut auf den Hals zu küssen. Wir wechselten eine Weile Küsse, ehe ich langsam Ylvis Oberteil über ihren Kopf zog. Auch ihre Hose und Unterwäsche war schnell verschwunden. Meine Sachen streifte ich mir über Kopf und Beine und schmiss sie ebenfalls neben das Sofa…
      Nach einem Blick auf die Uhr sprang ich hastig auf. “Ylvi komm.”, sagte ich und zog sie mit mir auf die Beine. Wir hatten viel zu lange auf dem Sofa verbracht und so langsam würde es eng werden, was Pferde verladen und den Flug anging. “Die drüben köpfen uns, wenn wir den Flieger nicht kriegen.”, lachte ich und sammelte meine Kleidung auf dem Boden ein, zog sie an und stand dann Bellamy gegenüber, der sich in der Küche einen Kaffee gemacht hatte. “Wie lange stehst du denn schon hier?”, fragte ich ihn und richtete mein Hemd. “Glaub mir, lange genug.”, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen, schlug ihn gegen die Schulter und setzte dann meinen Hut auf den Kopf, den ich hier in der Küche hatte liegen lassen. Ylvi kam nun auch zu uns und wir beide tranken schnell eine Tasse Kaffee, stopften noch einen der Brownies in den Mund, die Ylvi vom Wohnzimmertisch mitgebracht hatte, ehe ich in den Stall zu meinen beiden Hengsten hastete. Bellamy trug ich auf, Ylvi zu helfen, denn sie hatte mehr Pferde fertig zu machen.
      Vulture als auch Nachtschwärmer waren nicht sehr begeistert, dass ich sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss. Nachtschwärmer ließ sich jedoch leichter aus der Box führen und für den Transport fertig machen, als Vulture. “Du bist eine Zicke.”, knurrte ich ihn an und ruckte einmal am Führstrick, als ich die Nase voll hatte. “Hör auf jetzt und benehm dich einmal deinem Alter entsprechend.”, sagte ich und legte die letzte Transportgamasche an. Der Trailer, der die Pferde mitnehmen sollte, war schon da, weshalb ich meine beiden Pferde schon auf die Rampe führte und im Inneren anband. Ylvi und Bellamy kamen nun auch und brachten die Pferde rein. “Bellamy lädst du das Zubehör mit den Kisten auf meinen Pick Up, Ylvi und ich holen schnell unsere Taschen.”, sagte ich zu ihm und er nickte, ehe er im Stall verschwand. “Jetzt aber schnell.”, lachte ich, nahm Ylvis Hand und lief zurück zum Haus. “Und du meinst der hat uns wirklich gesehen oder gehört?”, fragte mich eine unsichere Ylvi, als wir im Haus angekommen waren. “Ich glaube er blufft.” Ich lachte, warf mir meine Tasche über den Rücken und nahm die Größere von Ylvi auch in die Hand, so dass sie nur ihr Handgepäck tragen musste. Draußen auf dem Hof angekommen hielt ich abrupt an und drehte mich nochmal zur Haustür um. Ich schaute mir das Haus an, drehte mich einmal im Kreis und ließ meinen Blick über das gesamte Gelände schweifen. “Kaum zu glauben, dass wir diesen wunderbaren Ort verlassen.” “Oh Caleb jetzt werd nicht sentimental.”, sagte Ylvi und knuffte mich in die Seite. “Komm… bereit?” “Bereit.”

      Ylvi
      Ich spürte eine wärme in mir...fast als würde ich schwitzen...und dann musste ich doch wieder breit Lächeln. Bluffte Bellamy tatsächlich nur? Falls ja...so gab ihm Caleb definitiv genug zum Grübeln als er mit mir Hand in Hand ins Haus lief. Auch als wir am Trailer standen, den Blick auf die Ranch gerichtet, hielt er meine Hand fest umschlossen. Uns gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Bellamy stand auf der Treppe des Haupthauses. Er würde noch eine ganze Weile hier bleiben, die Pferde versorgen, Verkäufe organisieren. Vor allem aber die neuen Besitzer einweisen.
      Es ging auf zu neuen Ufern.
      Es war angenehm die Fahrt über noch einmal dösen zu können. Der Fahrer saß vor uns, während Caleb sich zu mir auf die Rückbank gesellt hatte. Über einen Bildschirm konnten wir gut alle 6 Pferde beobachten. Sie standen in dem Trailer her zur Fahrtrichtung. Gweny schien etwas nervös, ich konnte ihr Ohrenspiel sehen. Die Nähe von Inyan und Fylgia schien ihr allerdings gut zu tun. Ich hatte erst etwas bedenken gehabt die beiden Stuten mit den Hengsten zu transportieren. Aber wir hatten diese zuerst eingeladen...anschließend waren meine Wallache gefolgt als Puffer. Anschließend hatten wir Gweny eingeladen, als letztes hatten wir Fylgia auf den Trailer gepackt. Ich war aufgeregt. Seit dem ersten Besuch im Dezember war ich nicht mehr hier gewesen. Caleb hatte sich “geweigert” mich mitzunehmen. Klar er hatte viel zu tun. Aber ich war einfach gespannt was in der Zwischenzeit alles passiert war. Ich tappte vor Aufregung mit meinem Bein, plötzlich krallten sich Calebs Finger in meinen Oberschenkel, drückten ihn hinunter. Ich sah zu ihm Lächelte verzeihend. “Du machst mich vollkommen wirr, Weib.” knurrte er mir ins Ohr. Ich ließ mich also weiter zurück in die Autositze sinken. Sah wieder auf den Bildschirm.
      Am Flughafen ging alles glatt, die Pferde wurden vor Ort gecheckt, die Pässe kontrolliert. Dann führten wir sie jeder einzeln in die für sie vorgefertigten Boxen. Fylgia war wie nicht anders zu erwarten, vollkommen ruhig. Daher drückte ich sie dem Fahrer in die Hand, der ja auch seine Erfahrung mit Pferden hatte. Ich selbst führte Gweny aus dem Hänger. Dann jedoch gab es ein schrilles Kreischen, das natürlich von Ravn kam. Der Wallach riss sich los von dem Flughafen mitarbeiter, trabte aufgeregt an Gweny und mir vorbei und hielt erst an als er neben Fylgia zum stehen kam. Ich rollte mit den Augen. Dabei hatte ich gehofft sein Kletten-Verhalten hätten wir langsam im Griff. Allerdings war das hier auch eine außergewöhnliche Situation. Das weitere Verladen verließ dann doch etwas geordneter.
      “Uff...und wieder 7 Stunden den Arsch platt sitzen.” murmelte ich eher zu mir selbst. Caleb verstaute eben mein Handgepäck, da ich selbst zu klein war um dort ran zu kommen. Der Frau neben mir am Fenster entlockte es allerdings ein Lächeln. Ich erhob mich um ohn durch zu lassen. Ich saß sehr viel lieber im Gang auf längeren Flügen. Caleb nahm seinen Hut ab, setzte sich neben mich hin und legte den Hut auf seinen Schoß. “Zumindest haben wir so nochmal ein bisschen Ruhe.” “Ruhe?...denkst du das wirklich?” Caleb zog eine Augenbraue hoch, sah mich an. Ich hob meine Hände “Ich hab schwitzehände, muss die ganze Zeit an die Pferde da unten denken. Ruhe würd ich das nicht bezeichnen.” meine Stimme klang dabei schaal und heiser. Mir war sogar ein bisschen schlecht bei dem Gedanken an die Pferde. Caleb zog mir an einem meiner flechtzöpfe die über meine Schultern fielen. Dafür erntete er einen verwirrten Blick. Was war das denn jetzt? “Na sieht...bei dem Gesicht sind deine Gedanken jetzt wohl nicht bei den Pferden.” kommentierte er lachend. Dafür bekam er einen Faustschlag gegen die Brust. “Och duu!”

      Caleb
      Ich stieg in ihr Lachen ein. Die Frau neben uns kam mir irgendwie bekannt vor, auch wie sie uns zuhörte und grinste, wenn wir etwas witziges sagten. Irgendwann wandte ich mich ihr zu. “Entschuldigen Sie, kennen wir uns?”, fragte ich die Frau und sie nickte. “Wenn sie Caleb O’Dell sind, dann ja.” In meinem Kopf kramte ich nach Namen oder Orten, doch so richtig wollte mir keiner einfallen. “Ist schon eine lange Zeit her.. damals in Las Vegas auf einem großen Turnier. Ich habe dich beim Team Roping total abgezogen.”, lachte sie. “Nein, Kit? Wow, dass ich dich nochmal wieder treffe!”, ich beugte mich zur ihr rüber, gab ihr einen Kuss auf die Wange und umarmte sie kurz. “Kit und ich waren früher wirklich.. Erzfeinde, wie man so schön sagt. Das eine Mal gewann sie, das andere Mal gewann ich. Wie lange ist das her… etliche Jahre!”, ich lachte. Dann schaute ich von Ylvi zurück zu Kit. “Das ist Ylvi. Eine… sehr gute Freundin von mir.”, ich legte ihr kurz meine Hand aufs Bein. Für Kit reichte diese Geste wohl. “Soso…”, schmunzelte sie und sah uns beide abwechselnd verschmitzt an. “Ich hab dich aber wirklich nicht erkannt, du hast dich total verändert!”, wandte ich mich wieder an meine alte Bekanntschaft. “Was ist aus deinem braunen Lockenkopf geworden? Und deine Stute… Halley.. hast du die noch?” “Meine braunen Locken sind blonden Haaren gewichen. Irgendwann hab ich sie mir dann abrasiert und jetzt wachsen sie nach. Sind aber noch nicht sonderlich lang, wie du sehen kannst.”, erklärte sie mir. Wie hätte ich sie auch erkennen können? “Halley habe ich schon lange nicht mehr, sie ist bei ihrem ersten und einzigen Fohlen gestorben. Der kleine Hengst hat es auch nicht geschafft. Das war vor.. drei Jahren. Seit dem saß ich nicht mehr auf dem Pferd.” “Das tut mir Leid.”, kam es von Ylvi, die sich hinter meinem Rücken bestimmt etwas ausgeschlossen fühlte, bei unserem Gespräch. Generell schaute sie nicht wirklich glücklich drein. Ob ich sie eben verletzt hatte? Aber was waren wir denn? Freunde? Freunde mit gewissen Vorzügen? Verliebt? Auch eines der Dinge, was mir ständig im Kopf herum schwirrte. Louis spielte da auch eine große Rolle. Er meinte zwar ich würde nichts merken, aber ich kannte ihn. Ich merkte, wenn er etwas im Schilde führte. Auch Ylvi hatte gestern Abend sichtlich seltsam gewirkt, als sie den Kaffee mit einer Quietschstimme verteilt hatte.
      “Und was arbeitest du im Moment?”, fragte ich sie. “Nichts, bin auf der Durchreise. Mal hier, mal da etwas.” “Wenn du noch Arbeit suchst, wir sind gerade auf dem Weg zu meiner neuen Ranch.” “Was? Du? Eine Ranch? Wow Caleb das freut mich für dich!”, sagte sie lachend und gab mir einen Klaps aufs Bein. “Endlich, Cowboy. Ich dachte schon du wirst nie sesshaft.” “Also eigentlich… war ich schon lange Zeit sesshaft.”, korrigierte ich sie. “Ich komme euch auf jeden Fall mal besuchen!”, sagte sie. “Klar, wieso auch nicht. Schließlich fliegen wir in die gleiche Richtung.” Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ylvi döste in der Zwischenzeit immer wieder weg. Auch ich war nicht den ganzen Flug wach. Kurz vor der Landung wachte ich jedoch wieder auf und hatte Ylvis Kopf auf meiner Schulter liegen. Eine sehr gute Freundin… Dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf und ließ mir keine Ruhe. Auch Kit sah mich grinsend an, als ich meinen Kopf sachte auf den von Ylvi sinken ließ. “Ach komm Caleb. Das da ist mehr als.. ich zitiere: sehr gute Freunde.”, sagte sie zu mir und schien nun wirklich eine Antwort haben zu wollen. “Es ist kompliziert. Reicht dir das als Antwort?”, ich sah sie an. “Nein… ich muss wohl doch zu dir auf die Ranch kommen, wenn ich mehr wissen will.”, sagte sie lachend und ich stimmte in ihr Lachen mit ein. Auch Ylvi regte sich wieder, nahm ihren Kopf von meiner Schulter und sah raus. “Landeanflug. Hab auch nichts mehr von den Pferden gehört, denen scheint es gut zu gehen.”, erklärte ich ihr und sie nickte beruhigt. Dann ging es runter.

      Ylvi

      Traf mich ein Tritt in die Magengegend? Nein...wir hatten nie darüber gesprochen was wir eigentlich waren. Kit zu erklären wie und was es war hätte zu lang gedauert. Natürlich...ein zugeständnis von Caleb hätte mir besser gefallen, mein Herz schien sich ein wenig zu verknoten. Als jedoch seine Hand auf meinem Bein lag, seine Finger kurz zudrückten. Da durchlief mich mit einem mal eine unfassbare Wärme, der Knoten in meinem Herzen schien sich zu lösen. Zitterte ich? Oder war das flaue Gefühl im Magen eher auf den beginnenden Start zu schieben?
      Ehrlich gesagt bekam ich weiter gar nicht wirklich mit was die beiden zu besprechen hatten. Zu sehr kreisten meine Gedanken um Calebs Worte. Ich ertappte mich dabei wahllos ins leere zu Starren. Ich hasste in diesem Moment was es in mir tat. Es wühlte mich auf. Machte mich Glücklich und Ängstlich. Machte mich aber auch so unfassbar wütend. Wieso passierte das ausgerechnet mir? Mir die ich jahrelang versucht hatte so etwas von mir weg zu stoßen. Fühlte sich so jeder der sein Herz an jemanden verloren hatte?
      Irgendwo in meiner ewigen Starrerei, dem lauschen von Calebs gleichmäßigem Barriton war ich eingeschlafen. Die Momente in denen ich wach war, nicht weiter relevant..ich wechselte höchstens meine Position im Sitz. Zwischendrin hatte ich bemerkt, dass sich die beiden nicht mehr unterhielten. Da wurde mir bewusst wie oft Caleb früher unterwegs gewesen sein musste...er schien ja wirklich den halben Kontinent zu kennen. Mit einem Lächeln schlummerte ich ein letztes Mal davon. Erst das Lachen von Caleb ließ mich wieder wach werden. Ich rieb mir die Augen, unterdrückte ein Gähnen. Draußen war es hell. Schnee lag überall herum.
      Wir trennten uns von Kit, der wir eine gute Reise wünschten. Sichtlich erschöpfte Pferde (was sicherlich auch an der Sedierung lag) , brachten wir auf den Trailer des Fuhrunternehmens. Einen Vorteil jedoch hatte die klirrende Kälte dann doch - sie machte mich wacher. Nachdem wir fertig mit dem Aufladen waren, fühlte ich mich längst nicht mehr so gerädert. Die Straßen waren frei, in nur 20 Minuten würden wir fast da sein. “Es hat schon Vorteile das wir nicht mehr fast 2 Stunden in die nächste größere Stadt fahren müssen.” dabei sah ich aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft. Beim letzten Mal hatte noch keiner gelegen.

      Caleb
      Die Verabschiedung von Kit fiel mir doch schwerer, als ich gedacht hatte. Es war immer wieder schön alte Bekannte zu treffen und die alten Zeiten aufleben zu lassen. Eine Person würde ich jedoch nie wieder sehen, diese Zeit würde ich für mich alleine, immer in meinem Herzen tragen. Das konnte mir keiner nehmen, solange ich lebte.
      Die Pferde einzuladen ging sehr schnell, Vulture benahm sich sogar seines Alters entsprechend und machte mir das Leben nicht schon wieder schwer. Ylvi und ich waren todmüde, wobei sie ziemlich wach blieb und nur ich es war, der ständig einnickte und durch eine Kurve oder einen Hubbel in der Straße den Kopf hoch riss.
      Endlich waren wir am Tor zur Ranch angekommen. Bow River Ranch. Es war mit Abstand das schönste Schild, welches ich seit langem gesehen hatte- und dabei gehörte auch das mir. “Oh schau Mal Ylvi, wie schön!”, sagte ich auf einmal hellauf begeistert und klebte mein Gesicht förmlich an die Scheibe, denn links stand meine Rinderherde auf der Weide, während rechts einige Pferde grasten. “Genau so habe ich mir das vorgestellt. Wie toll das aussieht!” Ylvi lachte. “Du kommst ja aus dem Staunen nicht mehr raus.”, murmelte sie und sah zu mir rüber. Ich nickte, noch immer sichtlich begeistert, und schaute dann nach vorne, wo die halbe Ranch schon mitbekommen hatte, dass wir endlich ankamen. Allen voran standen Cayce und Octavia. Letztere mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Das Fahrzeug hielt an und Ylvi und ich stiegen aus. Sofort wurden wir von O umarmt und ich bekam auch einen Kuss auf die Wange. Cayce jedoch kam mit verschränkten Armen auf uns zu. “Tauchst du auch endlich mal auf, du alter Hund.”, sagte er, fing dann an zu lachen und umarmte zu erst mich, dann Ylvi. Auch Dell, Betsy und Murphy umarmten uns kurz, ehe sie das Equipment der Pferde ausluden. Die anderen waren auf der Ranch verteilt und arbeiteten. “Dann komm Ylvi, lass uns unsere Pferde ausladen.”, sagte ich zu ihr, nachdem ich unsere Taschen auf der Treppe zum Haupthaus abgestellt hatte. Die würden wir später wegräumen, die Pferde hatten schon viel zu lange im Trailer gestanden. Nachtschwärmer drückte ich Cayce in die Hand, Vulture lud ich selbst aus, tauschte seinen Transportschutz gegen koppeltaugliches Equipment und brachte ihn dann auf eine der kleinen Koppelstücke, wo die Hengste untergebracht wurden. Auch Nachtschwärmer wurde auf eines der Stücke gestellt. Die Pferde von Ylvi kamen alle zusammen auf die noch freie Weide mit dem Offenstall. “Caleb es gibt noch einiges, dass geklärt werden müsste.”, sagte Cayce zu mir, als wir wieder zurück zum Haupthaus gingen. “Ich weiß. Aber zu erst muss ich ins Bett, das ist der schlimmste Jetlag den ich je hatte.”, sagte ich zu ihm, hob meine sowie die große Tasche von Ylvi auf und ging ins Haus. “Hier hat sich auch einiges getan, aber das zeig ich dir morgen.”, erklärte ich Ylvi. “Lass uns hoch gehen und uns aufs Ohr hauen.” Ylvi folgte mir zielstrebig, wurde dann jedoch langsamer, als ich ihr die Tür zu einem Schlafzimmer aufhielt. “Na komm, stimmt schon alles so.”, sagte ich zu ihr, trat hinter ihr ein und schloss die Tür.

      Ylvi
      Ich war etwas verwirrt..”Ich würd nur schnell mein Zeug in mein Zimmer bringen, dann komm ich wieder her?” ich war halb in den großen Raum hinein gegangen. Hielt dann jedoch Inne...er hatte in einer Art Panoramafenster Ausblick hinaus auf die Weiden der Farm. Es gab bisher noch leere Bücherregale an der einen Wand. Daneben befand sich ein kleiner Ofen. Gegenüber ein Bett das den Ausdruck riesig definitiv verdient hatte. Außerdem gab es auch einen großen Schrank.
      Mir blieb bei dem Anblick schon die Atmung weg...die ganze Einrichtung entstammte dem Landhausstil..war allerdings auch wieder schlicht gehalten. Es stand kein unnützes Dekor umher. Mein Blick wurde wieder gefangen genommen von der Aussicht aus dem Fenster. Dann spürte ich von hinten einen Körper der sich an den meinen schob..Calebs Hände griffen von hinten sanft um meine Hüfte. In dieser Bewegung drehte er uns..er schien sich auf das Fensterbrett gesetzt zu haben. “Du hast mir überhaupt nicht zugehört,oder?” “Mhm?” fragte ich halb da halb im Staunen. Das Lachen aus Calebs Kehle verschaffte mir eine Gänsehaut, wie es sein Atem in meinem Nacken immer tat. Mein Körper dieser ewige Verräter. Dann spürte ich ihn jedoch Seufzen. “Es gäbe schon einen Raum in dem….also.” wieder kurze Stille er druckste, ich wartete wollte ihn nicht stören. Vielleicht ahnte ich auch bereits was er sagen wollte, doch ich wollte es von seinen Lippen hören. Ich wusste wieso ich an ihm lehnte...es würde ihm schwerer Fallen, wenn ich ihm in die Augen sah. “Ich dachte, da wir ja ohnehin schon so oft beim jeweils anderen im Bett schlafen...Ich dachte das hier könnte unser Zimmer sein?” “Ist das etwa eine Frage Mr. O’Dell?”” flüsterte ich heiser. “Befehlen könnte ich dir ohnehin nichts...und ich bin kein Typ der Bettelt...ich denke das weißt du.” Ich schubste meinen Ellenbogen nach hinten. “Och duu!” schimpfte ich wieder. Drehte mich dann um und sah ihn an. “Damit gehen die Gefühlskrüppel wohl ein neues Kapitel an, hm?” Caleb nahm den Kopf schief, zog die Schultern hoch. “Sieht ganz so aus.” Erst wollte ich ansetzen, das ich mir das vor einem Jahr nicht hätte denken können...Wir hatten es nicht angesprochen...aber im Grunde machten wir damit vor der ganzen Ranch Publik das wir ein Paar waren...bzw. Caleb tat dies. Schließlich hatte er das ganze hier eingefädelt. Ich lächelte, umarmte ihn einfach nur und platzierte meinen Kopf an seiner Brust. Allerdings nicht lang bis mich ein Gähnen unterbrach. “Ab ins Bett!” damit packte mich Caleb plötzlich, schwang mich wie einen nassen Sack über seine Schulter und ließ sich dann gemeinsam mit mir auf das Bett fallen. Ich streifte Hose, Socken ab. Befreite mich von meinem BH und zog mir mein Shirt wieder an. Caleb tat es mir gleich, nur blieb er nur in Shorts. Auf einen Knopfdruck fuhr die Jalousie herunter, schlagartig war es dunkel im Raum. Ich fand wie von selbst in seinen Arm, hörte sein gleichmäßiges Atmen. Die Bow River Ranch würde für alle ein neuer Anfang sein. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.


      Anfang März

      Caleb
      So langsam kehrte etwas Ruhe ein- wirklich nur sehr langsam. Cayce hatte nach meiner Ankunft sehr viel zu besprechen gehabt. Und wie ich schnell feststellen musste, war noch wahnsinnig viel zu tun, bis wir die Ranch halbwegs fertig nennen konnten. Gerade war es neun Uhr morgens, wir saßen alle in der großen Küche des Haupthauses zusammen und frühstückten. Es hatten sich wirklich alle gut eingewöhnt. Sowohl die Zwei- als auch die Vierbeiner. Dass Ylvi und ich zusammen in diesem Haus und im selben Zimmer wohnten schien niemanden überrascht zu haben. Unser Outing hatte ich mir viel spannender vorgestellt gehabt, als es letzten Endes gewesen war. Betsy hatte heute frei, weshalb ich sie mit Sue zu den Rindern mitnehmen wollte. So zumindest der Plan. “Betsy hast du heute schon was vor?”, fragte ich, zuerst in Richtung Betsy, dann in Richtung ihres Vaters. “Ähm nein, wollte mit Sue ausreiten, sonst noch nichts.”, erwiderte sie. “Das passt doch, magst du mit mir zu den Rindern mitkommen? Sie stehen in Richtung Ferienranch, ist ein Stückchen bis dahin.”, erklärte ich und sah zu Dell, der nickte. Erst dann schaute ich wieder zu Betsy und lächelte sie freundlich an. “Nur wenn Ylvi auch mitkommt.”, sagte sie und schaute mich grinsend an. “Soso.. Ylvi?”, fragte ich in Richtung der jungen Frau gewandt. “Klar, warum nicht.”
      Gesagt, getan. In Windeseile waren Sue, Devil und Inyan geputzt und gesattelt. In den Satteltaschen, die wir allen drei Pferden übergeworfen hatten, war ein wenig Werkzeug für eventuell kaputte Zäune und Thermoskannen mit warmem Kaffee und Kakao für Betsy. “Dann kanns ja losgehen.”, sagte ich und trieb Wimpy an. Mit ihr ritt ich vor, in der Mitte folgte Betsy und das Schlusslicht bildete Ylvi mit Inyan. Im gemütlichen Schritt wateten die Pferde durch den Schnee. Nach einer Weile sah ich die Bäume am Fluss und auch vereinzelte Rinder, die im Schnee nach etwas zu fressen suchten. “Ich muss wohl nachher nochmal neues Heu her fahren.”, sagte ich zu mir selbst und schrieb es auf meine To-Do Liste. Ich musste wirklich so langsam mal anfangen, die Dinge aufzuschreiben. So viel konnte sich ja kein Mensch merken!
      “Und, sind sie nicht hübsch?”, fragte ich Betsy, die mittlerweile neben mir ritt. Auch Ylvi hatte zu uns aufgeschlossen, als ich die Zügel annahm und wir drei stehen blieben. “Die haben ja auch alle weiße Gesichter!”, sagte sie aufgeregt und schaute zu Devil, die ebenfalls ein weißes Gesicht und blaue Augen hatte. “Haben die auch blaue Augen? Oh sag… die müssen blaue Augen haben!”, quasselte sie vor sich hin doch ich schüttelte den Kopf. “Nein, keine blauen Augen.” “Oooooh…”, kam es enttäuschend von ihr, ehe sie den Blick abwandte und ihn über die Herde gleiten ließ. “Kommt, wir reiten zum Zaun und schauen, ob alles in Ordnung ist.”, sagte ich und die beiden nickten, ehe wir uns wieder in Bewegung setzten. Den ganzen Vormittag verbrachten wir hier draußen. Als wir wieder auf der Ranch ankamen, waren wir wahrhafte Eiszapfen. Jesse, Connor und Murphy wurden von mir dazu verdonnert, sich um die Pferde zu kümmern, damit wir reingehen und uns aufwärmen konnten. Wir saßen eine Weile gemütlich vor dem Kamin und schlürften warmen Kakao. Plötzlich sprang ich auf, hastete zum Küchentisch, nahm mir einen Block und einen Stift und fing an zu kritzeln. “Was schreibst du da?”, fragte mich Betsy doch statt einer Antwort bekam sie nur “Schhh.. schh..” zu hören. Auch Ylvi hatte sich zu mir rüber gebeugt und schaute auf den Block. Oben drauf stand in großen Buchstaben: To Do, gefolgt von Spiegelstrichen mit Dingen, die ich erledigen musste. Als erstes stand dort: Rinder Heu. Fett unterstrichen.

      Ylvi
      Ich las die Punkte der Liste durch. “Wie wärs, du die Rinder...und ich kümmer mich um Punkt vier?” Die Stuten umweiden?” Ich hing halb über seiner Schulter, sah wie er die Hand hob und unleserlich daneben krackelte: Ylvi.
      Gut damit schien die Aufgabe wohl verteilt zu sein. “Oooh darf ich helfen?!” sah mich Betsy bittend an. Ich plusterte die Backen auf. Klar, Hilfe wäre nicht schlecht. Allerdings hatte ich dabei eher an jemanden wie O gedacht...oder Cayce. “Meinetwegen kannst du mit kommen.” sagte ich schließlich mit den Achseln zuckend. Wieder angepellt vor der Tür liefen wir jedoch Louis in die Arme. “Louis!” rief ich aufgeregt, lief dem Indianer entgegen und umarmte ihn stürmisch. Erst dann nahm ich Lilly wahr. Neben ihr stand ein wütend drein blickendes Kind, das mir allerdings schon fast bis unters Kinn ging. Seine Haare waren anders als die von Louis kurz, standen in alle möglichen Richtungen ab. Unverkennbar schien das Tschetan zu sein. Ich winkte ihm zu, erhielt jedoch keine Antwort. Halb hinter Lilly stand ein Mädchen, ihre Haare befanden sich in zwei geflochtenen Zöpfen. Mit einer Hand klammerte sie sich einen Stoffhasen vor die Brust die andere hielt sich an Lillys Hand fest. Scheu sah sie hinter dem Rücken der jungen Frau hervor. Ich umarmte also Lilly weitaus weniger stürmisch. Sah dann zu dem Mädchen. “Hey..ich bin Ylvi. Louis hat dir vielleicht schon von mir erzählt?” Schweigen. Ich deutete auf Betsy neben mir. “Schau...das ist Betsy. Sie müsste in deinem Alter sein.” wieder keine Antwort, nur diese unglaublich traurigen Augen die mich anstarrten...dann hinüber zu Betsy. “Sie spricht nicht”, seufzte Lilly leise. “Wieso spricht sie nicht?” plapperte Betsy. Rein aus Reflex schubste ich ihr an die Schulter. “Aber sie hat Ohren die hören. Sprich nicht als wär sie nicht da!” tadelte ich das Mädchen. Gosh, ich war nicht ihre Mutter! Augenblicklich tat mir mein Verhalten leid. Betsy sah auf den Boden. Ich drehte mich halb zu Louis. “Caleb ist drinnen. Er wollte zwar noch Heu fahren, aber ich denke ihr habt noch viel zu besprechen. Lilly , wenn du möchtest kannst du die Kinder rein bringen?” “Ach...die beiden wissen sich meistens ganz gut zu beschäftigen. Kann ich dir helfen?” Das Angebot kam mir fast wie gelegen. “Das kannst du tatsächlich!Betsy und ich wollten gerade die Pferde holen um die Stuten umzuweiden. Wir könnten dich auf Ravn packen. Eine Hand mehr ist sicher nicht schlecht.”
      Tschetan schien an sich zwar ein wenig seltsam wütend auf alle, doch er nahm seine kleine Schwester pflichtbewusst unter seine Hand. Ich bot ihm an auch ins Haus hinein zu gehen falls ihnen Kalt wurde.
      Im Stall kam mir Cayce entgegen. “ Cayce! Warte mal eben. Die neue Verstärkung ist da, Louis ist gerade bei Caleb. Was hattest du gerade vor?” “Futter ist fertig...ich wollte Heu zur neuen Stutenweide bringen.” “Prima, wenn du eh im Traktor hockst, bringst du auch was bei den Rindern vorbei? Hatte Caleb vor, aber ich weiß nicht wie lange er dafür braucht.” Cayce fasste sich an den Hut, nickte “Aye Chefin.” drehte bei und ging. Dabei hatte er nicht spöttisch geklungen. Chefin? Perplex sah ich ihm nach. Schüttelte dann den Kopf. Lilly und ich halfen Betsy beim Sattel von Sue, denn so ganz allein hievte sie den Sattel noch nicht auf den Rücken der Stute. Für alles andere behalf sie sich mit einer kleinen Trittleiter.

      Caleb
      Ich hatte Ylvi und Betsy leise bis zur Tür gehen hören, dann jedoch mischten sich vertraute Stimmen unter die Ihren. Louis war wohl da. Auf die beiden Kinder war ich ja wirklich sehr gespannt. So würde etwas mehr Leben auf den Hof kommen- und mehr Arbeit natürlich, bei drei Kindern- und Lilly.
      Das seltsame Gespann bestehend aus Louis, Tschetan und Kaya kam zu mir ins Wohnzimmer. Ich stand auf und fiel zuerst meinem alten Freund in die Arme. “Hallo Louis.”, sagte ich und klopfte ihm auf den Rücken. “Hallo ihr zwei, ich bin Caleb.”, stellte ich mich vor und blickte freundlich zu ihnen runter. “Ihr könnte gerne raus gehen und euch ein wenig umsehen. Kommt nur wieder rein, wenn es zu kalt wird.”, sagte Louis zu den Beiden, welche nickten und dann aus dem Raum verschwanden. Louis derweil setzte sich aufs Sofa, nahm sich ebenfalls eine Tasse Kakao. “Habt ihr den Flug gut überstanden?”, fragte ich ihn, und er nickte. “Die Kinder haben zum Glück fast die ganze Zeit geschlafen, Kaya ist noch ängstlicher, als sie es ohnehin schon ist.”, antwortete er und ich nickte. “Ist auch für sie eine große Umgewöhnung.”, meinte ich und legte meinen Notizblock zur Seite. “Eigentlich solltet ihr ja auf die kleine, alte Ferienranch ziehen. Zusammen mit Dell und Betsy. Nun ist es aber so, dass die Häuser noch nicht ganz fertig sind. Einer der Bungalows ist fertig, da sind zwar nur drei Schlafzimmer, aber eines mit Doppelbett. Da könntet ihr übergangsweise wohnen. Tschetan und Kaya zusammen? Dann müsste es passen.” “Klar, das ist kein Problem. Wo wohnen denn die anderen?” “Verteilt auf der Ranch. Octavia wohnt im Moment mit Travis hier, die anderen in den restlichen, halbfertigen Häusern. Hat alles doch ein bisschen länger gedauert.”, erklärte ich. “Wenigstens machen sie im Stall große Fortschritte, die 30 Außenboxen sind schon so gut wie fertig, sie mussten jetzt aufhören zu bauen wegen dem plötzlichen Schnee. Aber noch ein paar Dachplatten dann können wir Pferde dort hinein stellen.”, sagte ich zu ihm und er nickte.
      Gerade, als ich zu einem neuen Satz ansetzen wollte, kam Cayce ins Wohnzimmer. “Du könntest echt mal auf dein Handy schauen. Du musst jetzt die Arbeiten offiziell verteilen, nicht nur unter der Hand.”, grummelte er und umarmte Louis kurz. “Was ist denn?”, fragte ich ihn. “Ich habe dir geschrieben, dass Ylvi mich abgefangen hat und gefragt hat, ob ich auch Heu zu den Rindern bringen soll. Wollte ich jetzt machen, aber von dir wollte ich wissen ob ich ihnen auch Stroh mitnehmen soll, da wir dringend neues Heu bestellen müssen und die Kühe das Stroh besser vertragen als die Pferde.”, quatschte er drauf los. “Ja, ist gut. Ich schreibs mir auf mit dem Heu.”, antwortete ich ihm, bevor er wieder nach draußen ging. “Chef zu sein ist schon etwas anderes, als Chef zu spielen.”, lachte Louis, während ich auf meinem Block herum kritzelte. “Oh ja, wem sagst du das.”
      Wir redeten noch eine Weile über die Arbeit auf der Ranch, und dass er sich einfach zunächst einmal einbringen solle, wo immer er Arbeit sehen würde. Die persönlichen Aufgaben würden nach und nach dazu kommen. Da ich Wert darauf legte, jeden Morgen zusammen hier zu frühstücken, hatte ich die jeweiligen Listen mit den täglichen Aufgaben in den Flur gehangen. So sah sie morgens jeder und konnte seinen Namen hinter eine Aufgabe schreiben. “Ich werde dann mal sehen, wo die zwei Kinder abgeblieben sind.”, sagte Louis. “Wenn du sie hast komm nochmal her, ich zeige euch den Bungalow.”, bot ich ihm an doch er winkte ab. “Wir finden den schon.”, meinte er und verschwand dann auf dem Hof.
      Wieder zurück im Wohnzimmer schnappte ich mir den Hörer und rief bei einem Heulieferanten an, bei dem Verena auch immer Futter besorgt hatte. Wir hatten Glück und er konnte sogar heute noch liefern. Den Rest des Tages verbrachte ich zusammen mit Murphy und Travis damit, die kleinen, eckigen Heuballen vom Laster in die Scheune zu werfen und zu stapeln. Die großen Rundballen luden wir mit dem Traktor ab und stapelten sie in der Halle nebenan. Gegen Abend löste sich der Trubel auf dem Hof auf. Ich stand vor dem großen Fenster im Schlafzimmer und sah über den Hof. Hier war es wirklich wunderschön. Ich war gespannt, wie es hier aussehen würde, wenn alles zu blühen anfängt.

      Ylvi
      Nachdem wir uns damit vergnügt hatten die Stuten auf die andere Weide zu bringen, war es etwas schwierig gewesen Betsy los zu werden. Nicht, dass mir das Kind auf die Nerven ging...sie erledigte ihre Aufgabe zusammen mit Sue ja wirklich gut. Allerdings schien Lilly irgendwas auf der Seele zu brennen. In Gegenwart des Kindes schien sie keine Worte an mich richten zu wollen. So war die Arbeit schweigend verlaufen, abgesehen von den Berichten Betsys über den Umzug, die ersten Wochen und natürlich ihre neue Schule. Als wir Kaya allein über den Hof hatten schlendern sehen hatten Betsy die Gelegenheit genutzt um vielleicht Freundschaft zu schließen. Lilly hatte ihr erklärt das Kaya ein bisschen anders war, nicht sprach. Betsy hatte die Nachricht nickend aufgenommen und war anschließend davon gelaufen.
      “Louis wird es nicht einfach haben.” seufzte Lilly als sie Betsy hinterher sah. “Ich hab mich ja bisher nicht getraut zu fragen…” erwähnte ich ohne eine direkte Frage zu stellen. “Kaya war dabei als ihre Mutter sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. Tschetan hat sie gefunden. Kaya hat seitdem kein Wort gesprochen. Die Ärzte sprechen von Mutismus. Irgendwann wird sie schon wieder anfangen...aber so ängstlich wie sie auch ist. Vielleicht tut es ihr ganz gut zusammen mit Betsy zur Schule zu gehen, oder die Ranch an sich. Aber ich mach mir schon Sorgen um Louis. Er hat so viel getan für mich...jetzt schickt er mich zur Uni und soll mit den Kindern allein bleiben?” “Calgary ist nicht weit fern...ruf mich an und ich hol dich ab. Außerdem geb ich dir das versprechen öfter mal nach ihm zu schauen,ja?” Ich hatte sie in den Arm genommen. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung. Wie brachte man ein Kind dazu zu sprechen nach so einem Erlebnis? Vor allem aber auch in Anbetracht der Dinge die das Kind ja auch vorher bereits erlebt haben musste. Betsy schien Kaya die Ranch zu zeigen. Mehrere Male kamen sie an uns vorbei. “Betsy? Komm mal rüber.” rief ich, winkte sie heran. “Fylgia ist heute noch nicht bewegt worden. Wenn ihr wollt könnt ihr mit ihr eine kleine Runde um die Koppeln machen. Ich denke auch Kaya wird ihre Freude haben.” Damit hatte ich dann auch meine Ponystute an Bewegung für diesen Tag abgespeist. “Oh können wir mit Halsring raus?” Ich schüttelte den Kopf. “Auf dem Platz irgendwann anders...aber noch kennt sie ja nicht viel von der Umgebung. Nimm bitte das Sidepull.” Damit verschwanden beide Kinder, Betsy nahm Kaya vertrauensvoll an der Hand. Als sie uns später begegneten, sahen wir eine lächelnde Kaya auf dem Rücken meiner Ponystute, Betsy führte sie am Zügel. Kaya drückte noch immer mit einer Hand den Stoffhasen an ihre Brust. Lilly schluckte schwer, lächelte dann aber seelig. “Andere Kinder werden ihr gut tun. So quirlig wie Betsy ist.” “Vor allem haben sie auch eines gemeinsam. Auch Betsy hat vor einiger Zeit ihre Mutter verloren...sie kennt den Schmerz der damit einher geht.” sprach ich traurig. Lilly antwortete nichts darauf. Wir halfen noch dabei die Rundballen zu verstauen. Anschließend verzog ich mich für einige Stunden in mein Büro im Haupthaus. Caleb hatte es mir einrichten lassen...es war klein, aber die Aussicht in Richtung der Berge war toll. Die neue Website für die Bow River Ranch war an der Reihe. Ich hätte natürlich die alte einfach wiederverwenden können. Aber mir war nach etwas neuem gewesen.
      Es war bereits 21 Uhr als ich mich von der Arbeit lösen konnte, draußen strahlte mir der abnehmende Mond entgegen. Wie üblich wenn Schnee lag erschien der Nachthimmel in einem dunklen Rot. Ich schaltete den PC aus, schnappte mir mein Handy und schlenderte durch den Flur die Treppe hinauf in das Zimmer das ich mir mit Caleb teilte. Es fühlte sich mittlerweile ganz normal an. Für Aufregung hatte das Outing nicht wirklich gesorgt….ganz so als wäre es den anderen bereits klar gewesen. Ich blieb im Flur noch einmal stehen...schaute aus dem Fenster auf den Hof. Von hier aus konnte ich Licht im Bungalow sehen in dem Dell, Betsy und nun auch Louis und seine Familie untergebracht waren. Bisher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet...aber mein Versprechen auf Louis acht zu geben...auf die beiden Kinder. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich konnte es nicht zuordnen, wandte meinen Blick ab und ging hinauf. Als ich die Tür hinter mir schloss sah ich Caleb am Fenster stehen, das Feuer loderte im Kamin. Kurz war ich versucht “Ich bin zu Hause Liebling” spöttisch zu sagen, dann lächelte ich ihm einfach nur zu. Caleb löste sich vom Fensterbrett, zog mich an der Hüfte zu sich und küsste mich. “mhm..das wollt ich den ganzen Nachmittag tun.” murmelte er. Welch seltsame Worte von ihm...und da war er wieder, der Schauer an meinem Rücken.
    • Veija
      Schicksal
      Nachtrag für August 2019, by Ravenna & Veija
      Ylvi
      Die letzten Tage waren vergangen wie in einem unheimlichen Traum. Wir hatten versucht von Kanada aus die Klärung des Visums in Gang zu bringen. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt. Mit meiner Beschäftigung auf der Ranch genügte es nicht um das Visum zu verlängern. Auch die nötigen Untersuchungen nach meiner OP waren nicht ausschlaggebend gewesen.
      Ich hatte bereits alles nötige mit meinen Eltern geklärt. Vorerst würde ich bei ihnen unterkommen bis ich wieder nach Kanada reisen durfte. Wie oft ich des Nachts wachgelegen hatte konnte ich gar nicht mehr zählen. Unzählige Tränen waren geflossen. Zu groß die Angst in meinem Inneren das ich vielleicht gar keine dauerhafte Genehmigung bekommen würde. Caleb hatte sich als stark an meiner Seite versucht...seine wirklichen Gedanken jedoch blieb mir momentan verborgen. Seine Arme um meine Hüfte des Nachts gaben mir jedoch den nötigen halt. Noch zwei Wochen reichte meine Genehmigung...dann musste ich Kanada auf ungewisse Zeit verlassen. Das machte mich völlig fertig.
      Einem Geist gleich lief ich seit Tagen über die Ranch. Ravn hatte mich vorgestern aus dem Sattel befördert - ich war nicht bei ihm gewesen. Dafür hatte ich mit einem blauen Fleck am Bauch den Preis gezahlt. Deutlich war der Abdruck des Horns zu erkennen. Deshalb waren Westernsättel eigentlich mal nicht meine Lieblinge gewesen.
      Was würde geschehen, wenn ich tatsächlich keine Genehmigung bekam? Nicht nur würde das meine...ja Beziehung zu Caleb auf eine harte Probe stellen oder das Ende bedeuten. Was würde aus den Pferden? Mittlerweile hatte ich 5 von ihnen. Inyan wäre versorgt...ich wusste das sowohl Tschetan als auch Louis den Wallach bewegen würden. Ich hatte doch erst vor einiger Zeit begonnen mit Gealach zu arbeiten. Lady Gweny...Ravn und Fylgia. Letztere würde ich natürlich nachholen. Doch sie erneut über Kontinente mit dem Flugzeug zu transportieren. Das würde ich ihnen ungern antun wollen. Das beste wäre sie auf der Ranch zu belassen. Es gab Leute die sich ihrer annehmen würden. Aber ich? Ohne Pferd? Schwer vorstellbar. Ich wollte nicht weg….hier war meine Heimat!

      Ich schluchzte erneut schwer auf. Spürte die sanften Nüstern eines Pferdes in meinem Gesicht. Inyans Punkte fielen mir sofort auf als ich die Augen wieder öffnete. Ich stand hier inmitten meiner Herde, gelehnt an den kräftigen Hals meines Valravn und weinte mir- mal wieder - die Augen aus dem Kopf. Verzweiflung war wohl das richtige Wort für meinen derzeitigen Zustand. Schritte in meinem Rücken. Kleine Füße, zögerliche die folgten. Meine Augen hielt ich geschlossen. Versuchte das laute schluchzen zu unterdrücken schaffte es ja doch nicht. Ich spürte eine raue Hand auf meiner Schulter. Eine ungleich zartere Bewegung an meiner Hüfte. Ich wusste das Kaya sich an mich lehnte. Ihre zarten Arme lagen um meine Hüfte. Ob das Mädchen verstand welch Kummer mich plagte oder ob sie einfach meine Tränen trocknen wollte wusste ich nicht. Es gab keine Worte. Nur ihre Umarmung. Die Hand auf meiner Schulter die sanften Druck ausübte. Ich holte keuchend Luft, die ich offenbar angehalten hatte. Blinzelte durch den Schleier der Tränen, drehte den Kopf und sah Louis. Wie kam es nur das ausgerechnet immer er da war? Sollte nicht Caleb an seiner Stelle sein? Zu meiner allgemeinen Verzweiflung hatte sich innerhalb der letzten Woche auch noch vollkommene Verwirrung gesellt. Letzteren sah ich nur nachts, wenn ich vor lauter Tränen erschöpft im Bett einschlief, nicht mehr in der Lage die Augen offen zu halten. Ich spürte förmlich wie sich Caleb mir entzog. Hatte was wir teilten noch eine Chance? Oder stand der Kuss mit Louis unausgesprochen zwischen uns?
      Wir standen alle stillschweigend im Unterstand zwischen den Pferden die sich hierher zurückzogen, wenn die Sonne zu sehr vom Himmel brannte. Nicht wie in Mexico...aber warm genug. Mir gelang es zwar immerhin meine Atmung und die Tränen in den griff zu bekommen, während wie so da standen. Meine Gedanken glichen aber eher einen Sturm. Ich entzog mich schließlich der Hand auf meiner Schulter, duckte mich um Kaya in den Arm zu schließen und hauchte ein “Danke” in ihr Ohr. Das Mädchen löste sich von mir, lächelte und huschte dann aus dem Gebäude. “Ich vermute mal du hattest keinen Erfolg mit dem neuen Antrag?” seufzte Louis. Ich schüttelte hoffnungslos den Kopf. “Ich habe am Morgen mit meiner Familie telefoniert damit ich vorerst bei ihnen unter komme. Bisher habe ich noch keinen Flug buchen können. Ich will nicht fort.”
      Im Reflex fand sich meine Hand in der von Louis wieder, ich starrte darauf, flackerte zu ihm hoch und er nahm seine Hand fort als habe er sich verbrannt. Wir hatten den Kuss nie wieder erwähnt. Aber er stand bei jeder Berührung der letzten Tage noch immer zwischen uns wie ein Damoklesschwert. “Sag wenn ich irgendetwas tun kann, ja?” ich hatte keine Kraft für eine Antwort nickte nur...und wand mich dann zwischen den Ponys davon aus dem Unterstand.

      Caleb
      >>Meine Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen..ich muss Kanada verlassen bis die Visumsfrage geklärt ist.<<, immer wieder hallten diese Wort in meinem Kopf nach. Für uns alle war das ein Schock gewesen, insbesondere Ylvi und mich. Sie konnte die Ranch nicht einfach verlassen. Was würde aus den Pferden werden… was würde aus uns werden? Innerlich fluchte ich. Immer… und immer wieder. Hätte ich mich damals nicht auf sie eingelassen, würde mir ihr Abschied auch nicht so schwer fallen… Hätte ich mich nicht auf sie einlassen sollen? Doch. Natürlich. Unsere gemeinsame Zeit war zwar von Höhen und Tiefen geprägt gewesen… und was irgendwie als “Zeitvertreib” angefangen hatte, war ernster geworden. Eine Möglichkeit, wie sie auf jeden Fall hierbleiben konnte, konnte ich ihr bieten. Mit einem Ring. Aber wollte ich das? Caleb O’Dell verheiratet? Mit einer Deutschen? Nicht mit jemandem vom Rodeo, was sich wohl alle Welt denken würde. Ich verwarf den Gedanken wieder. Dazu war ich nicht bereit… aber wenn sie so bleiben durfte?
      Ich atmete einmal schwer durch und konzentrierte mich wieder auf meine Reitschüler. Ab und zu, wenn gerade wieder ein bisschen Luft auf der Ranch war, hatte ich angefangen, ein wenig Reitunterricht zu geben. Gerade waren Gipsy und Shorty auf dem Platz. Cayce hatte mir seinen Wallach für George geliehen. Der junge Mann hatte wirklich Talent! Auf Gipsy saß ein junges Mädchen, etwa so alt wie George. Lizzy. “Beine ran Liz.”, rief ich ihr rüber und schaute dann wieder zu George, der Shorty auf dem Zirkel galoppierte. Lizzy trabte den hellen Wallach gerade ganze Bahnen. “Das sieht schon gut aus!”, rief ich beiden rüber und winkte sie dann zu mir. “Wir gehen heute noch ein bisschen an die Manöver. Lizzy du wartest hier bei mir, Gipsy und George sind zuerst.”, erklärte ich und sie positionierte ihr Pferd an der Bande. “Du startest bei X, galoppierst zwei langsame und dann einen schnellen Zirkel. An X stellst du ihn gerade und lässt ihn wechseln. Dann einen schnellen und zwei langsame Zirkel. An X Stoppen. Dann geb ich weitere Anweisungen.”, sagte ich und schickte ihn los. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich Betsy, Tschetan und Kaya hinter mich an den Zaun geschlichen hatten, und zusahen, bis Betsy mir auf die Schulter tippte. “Hey Cowboy.”, sagte sie lachend und ich knuffte sie in die Seite. Die beiden anderen Kinder sahen mich argwöhnig an. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihnen, es war aber vermutlich auch noch zu früh, zu urteilen. “Kannst du mir gleich auch noch Unterricht auf Blue geben?”, fragte mich die kleine und ich nickte. “Wenn du ihn dir jetzt fertig machen gehst und sofort her kommst, ja. Ich muss gleich zu den Rindern hoch. Könnt ihr mir Devil auch fertig machen?”, fragte ich die Kinder. Mir war aufgefallen, dass alle drei nach einer Aufgabe auf der Ranch suchten. Ja, sie waren Kinder. Ja, sie spielten viel… aber bevor sie anfingen allen möglichen Unsinn zu machen, gab ich ihnen lieber Aufgaben. “Tschetan und Kaya wenn ihr mitkommen wollt könnt ihr Sue und Face Down satteln.” Wider Erwarten nickten beide und verschwanden dann mit Betsy. Sollte ich Louis noch fragen, ob ich die beiden mitholen durfte? Ich schrieb ihm eine kurze WhatsApp und bekam nur ein OK zur Antwort. Ich glaube er war froh, wenn die beiden Beschäftigung bekamen. “Jetzt nochmal zu euch.”, sagte ich zu den beiden Reitern auf dem Platz. “George nochmal.” Ich schaute ihm zu und nickte. “Abreiten und wegbringen.”, erklärte ich ihm. “Lizzy willst du auch mal versuchen? Lass Shorty ruhig von sich aus umspringen, der ist in der Ausbildung schon weiter als du. Er macht vieles alleine. Lass die Zügel locker, leg dein äußeres Bein ran und er macht das.”, erklärte ich ihr und sah ihr bei ihren Zirkeln zu. “Prima. Reicht.”, sagte ich und schaute ihnen beim Abreiten zu. Nun kamen die Kinder mit den vier Pferden zurück. Blue brummelte die Stuten an und machte seinen Hals ganz schön rund. “Betsy ruck mal kräftig am Zügel, der hat sich zu benehmen, hier wird jetzt nicht gedeckt!”, rief ich ihr zu und sie machte, was ich von ihr verlangt hatte. Sofort hörte Blue auf und konzentrierte sich wieder auf das Mädchen. Ich nahm Devil entgegen und nach dem nachgurten schwangen wir vier uns in den Sattel. Der Ritt zu den Rindern war sehr schweigsam. Ab und zu erzählte Betsy etwas, ansonsten konzentrierten wir uns auf den Weg. Neben viel Schritt trabten wir auch eine kurze Strecke und galoppierten auch ein Stück. “Bei den Rindern bleibt ihr auf alle Fälle im Schritt.”, erklärte ich den Kindern. Ich ritt zwar das einzige Pferd mit Cow Sense, man konnte aber nie wissen. “Ich möchte auch nur kontrollieren, ob alles ok ist, mehr nicht.”, erklärte ich ihnen und öffnete den Zaun, damit sie alle durchreiten konnten. Nachdem ich selbst durchgeritten war, schloss ich ihn wieder und trabte auf sie zu. Die Rinder waren auch schon zu sehen. Gemütlich kamen wir immer näher. “Bleibt hier stehen.”, sagte ich und ritt alleine zwischen den Rindern durch. Ein Kalb machte mir ein bisschen Sorgen, so dass ich mir mein Lasso nahm und es einfing. “Whoaaa…”, sagte ich zu Devil, sprang ab legte das Kalb auf die Seite. Er hatte sich in ein wenig Stacheldraht verfangen. “Mist..”, fluchte ich. Das hieß eigentlich, dass der Zaun irgendwo defekt war. Ich entfernte den Stacheldraht und nahm aus der Satteltasche ein wenig Blauspray, was ich dem Kalb auf die Wunde sprühte. Dann ließ ich es wieder laufen, rollte mein Lasso auf und ritt zu den Kindern zurück. Ich zückte mein Handy und rief Cayce an. “Ja, Caleb hier. Komm mal mit dem Truck zu den Rindern, hier hatte sich ein Kalb im Zaun verfangen, ich bin mit den Kindern hier, wir reiten einmal rundherum und schauen ob etwas kaputt ist.” “Cayce kommt mit dem Truck her, wir teilen uns auf. Betsy kommst du mit mir links rum? Tschetan und Kaya könnt ihr rechts rum am Zaun vorbei reiten?”, fragte ich sie und sie nickten. “Betsy hast du die Walkie Talkies dabei?” Sie nickte und gab Tschetan ohne zu zögern eins davon. ”Wir treffen uns auf der anderen Seite. Wenn was ist…”, erklärte ich und zeigte auf das Walkie Talkie in Betsys Hand. Sie nickten und ritten zurück zum Zaun. Wir folgten ihnen und unsere Wege trennten sich.
      Tatsächlich fanden Betsy und ich nahe der Hütten ein Stück Zaun, der kaputt war. “Sagst du den beiden Bescheid? Sie sollen trotzdem weiter reiten und nachschauen.”, sagte ich zu Betsy und sie nickte. Auch Cayce sagte ich Bescheid, dass er schon mal hier hoch kam und den Zaun reparierte.
      Tschetan und Kaya fanden unten am Wald noch eine Stelle, die Betsy und ich uns anschauten. Auf dem Weg dorthin war uns Cayce mit dem Truck begegnet, so dass ich mir von ihm ein wenig Werkzeug mitgenommen hatte und den Zaun reparieren konnte. “Danke für eure Hilfe.”, sagte ich zu den dreien und steuerte Devil in Richtung Heimweg. Ich öffnete den Kids wieder den Zaun, schloss ihn und wir ritten zurück zur Ranch. Dort stand schon die Heulieferung auf dem Hof, die ich ganz vergessen hatte. Bellamy kam schon ziemlich genervt auf mich zugelaufen. “Wo sind denn die Papiere schon wieder?!”, fragte er und hielt Devil an. “Ich mach die fertig, kümmer du dich ums Heu.”
      Ich stieg ab, grüßte den Lieferanten kurz und lief dann ins Haus. Nach einer Weile hatte ich die verflixten Zettel und die Rechnung gefunden. Ich drückte ihm alles in die Hand und lief einmal quer über den Hof zum Traktor, um die Heuballen abladen zu können.
      Als ich eine Stunde später damit fertig war, aß ich in der gemeinsamen Küche schnell etwas und fiel ins Bett. Ylvi schlief bereits im Bett. Am nächsten Morgen war ich auch schon vor ihr wach und in der Stadt. Es gab dort noch einiges, was ich wegen der Umbauten regeln musste.

      Ylvi
      Calebs Seite des Bettes war kalt, leer. Wie so oft in letzter Zeit. Hatte ich anfangs noch einen Knoten im Hals verspürt, war es nun nur einem Seufzen gewichen. In den vergangenen Tagen, den Wochen seit den Brief hatte ich zu oft gemixte Signale von ihm erhalten. Oder hatte es bereits zuvor begonnen?
      Ein halbes Jahr war vergangen seitdem wir Weihnachten gemeinsam gefeiert hatten. 6 Monate in denen so viel passiert war.
      Ich warf die Decke von mir fort. Vor dem Haus fehlte der rote PickUp..er schien also auch gar nicht auf der Ranch zu sein. Ich zuckte die Schultern, zog mich fix an. Anschließend genehmigte ich mir ein fixes Frühstück in der Küche. Laurence kam herein, sah mich und lächelte. “Caleb schon wieder auf Wanderschaft?” “Aye” antwortete ich dem alten Mann knapp. Ich wollte jetzt eigentlich keine Konversation führen. “Habt ihr bereits miteinander geredet?” bohrte dieser allerdings weiter nach. Meine Hand die eine Tasse Kaffee Richtung Lippen bewegt hatte hielt inne. Verwirrt sah ich Laurence an. “Er könnte dich mit Leichtigkeit hier halten. Ich hab dem Trottel schon zweimal gesagt er soll dir einen Ring an den Finger stecken.” grummelte Laurence in seinen stoppeligen Bart. Ich schluckte. Das war nie zum Thema gekommen. Ich hatte sogar keinen Gedanken daran verschwendet. Niemals hatte ich mich verheiratet gesehen. Nichtmal mit Caleb hatte ich diese Gedanken gehabt. Natürlich...wir hatten einander viel gelehrt. Von emotional unbrauchbar hatten wir uns zumindest zu etwas wie einer Beziehung hinreißen lassen. Wie viel Bestand diese hatte zeigte sich nun sehr gut - keine. Waren wir am Ende einander nur Lehrmeister gewesen?
      Aber natürlich...mit einer Heirat würde ich bleiben können...ohne Probleme sogar. Ich würde nie wieder ein Visum beantragen müssen. “Pack ihn bei den Eiern und sprich es an. Du würdest fehlen hier auf der Ranch.” damit verließ Laurence die Küche. Aber ich wusste...ich würde Caleb darum niemals bitten. Ein Gefühl welches ich nicht zu beschreiben vermochte machte mir bewusst - eine Heirat mit Caleb würde niemals funktionieren.
      Ich verzog mich in den Offenstall meiner Pferde. In der morgendlichen Sonne machte ich deren Paddock sauber, schob die schwere Schubkarre vor mir her zum Misthaufen quer über den Hof der Ranch. Dort angekommen, keuchte ich bereits wie ein Maikäfer. Noch war ich nicht gänzlich an diese Arbeit gewohnt. Cayce begegnete mir mit einigen der Rinder. Mir fiel auch kurz der wieder aufgetauchte rote PickUp auf. Um Caleb möglichst nicht zu begegnen setzte ich mich ab. Ich schnappte mir eine der Trensen, war unschlüssig welches der Pferde ich nehmen wollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf Valravn. Nur am Rande nahm ich wahr das Inyan nicht da war. Mit wenigen Handgriffen legte ich ihm die Trense an, schwang mich auf den Rücken und verschwand in Richtung der Hütte in den Hügeln. Dort oben gab es um die Koppeln der Jungpferde einige schöne Pfade. Wir tauchten gerade ein in das Dickicht des Waldes als ich Hufgetrappel hinter mir vernahm. Neugierig drehte ich mich um. Dort näherte sich Inyan. Auf seinem Rücken saß Louis. Sie waren noch weit entfernt. Konnte ich so tun als habe ich sie nicht gesehen? Ich hieß Ravn angaloppieren. Allerdings versagte mir der Hengst den Dienst. Zu hart waren meine Beine in seinen Bauch gepresst. Stattdessen bäumte er sich vorn auf. Darauf nicht vorbereitet rutschte ich mit meinen Shorts hilflos einfach seinen Rücken hinab. Sicher landete ich auf meinen Beinen. Dieser Fail entlockte mir ein leichtes Lächeln. “Hast du andere Pläne,ja?” flüsterte ich meinem Wallach zu. “Ich habe dein Pferd verzaubert.” kam es stattdessen von Louis der meine Worte gehört haben musste. “Ist das so?” wandte ich mich an ihn, zog die Augenbrauen hoch.Ich sah wie sich Louis gleichfalls von seinem Pony schwang, neben mir stehen blieb und grinsend lächelte. “Möchtest du lieber spazieren?” ich zuckte die Schultern. Louis klopfte meine Schulter, schob die Unterlippe vor und ging voran. Offenbar nahm er mir jetzt die Entscheidung ab.
      Wir liefen lange den Weg hinauf. Schweigend. Kaum Worte zwischen uns. “Caleb ist ein Narr….ich würde nicht zögern.” sprach Louis dann endlich die Worte mit denen er all die Schritte bis hier her gehadert hatte. Ich musste nicht fragen. Ich ahnte, nein wusste sogar, das er die kurze Konversation mit Laurence gehört haben musste. Da waren andere Schritte im Flur gewesen als Laurence aus dem Haus gegangen war. Ich hatte mich also nicht verhört. Louis war stehen geblieben, ich spürte plötzlich seine Hand an meinem Handgelenk. Nicht fest, beinahe bittend. Meine Nackenhaare stellten sich auf, ich sah auf seine Hand...dann huschte mein Blick zu ihm auf...ich spürte wie er die Hand von meinem Handgelenk nehmen wollte. “Wenn die Dinge anders wären.” hörte ich Worte...verstand dann das sie aus meinem Mund kamen, das mein Verstand sie produziert hatten. Ich wusste das es keine Lüge war. Schon eine ganze Weile waren da Gefühle für Louis gewesen...entfacht nicht erst durch seinen Kuss. Dieser Idiot hatte mir beinahe ebenso schnell mein Herz gestohlen wie Caleb. Das sich letzterer nun von mir entfernte...glich beinahe der Verdammnis. “Ich muss schon die ganze Zeit über diesen Impuls unterdrücken.” kam es gedrungen von Louis. Wieder mein Blick in seine Augen. Ich sah das funkeln in ihnen….wieder bedurfte es keiner Worte. Trotzdem glich Louis einem wartenden Schakal. “Dann tu es nicht.” Verräter! schrie es kurz in mir. Dann verlor ich mich in dem Kuss mit Louis. Weniger zaghaft als jener erste vor ein paar Wochen. Zudem mit dem Unterschied das ich mich von ihm einnehmen ließ. Kein Abstand mehr zwischen uns, seine Hand auf meiner Hüfte, in meinem Haar. Meine eigenen Hände um ihn geschlungen. Ich spürte mich wanken, von ihm gehalten stand ich jedoch sicher. Louis brach den Kuss, ich erschrak drehte mich plötzlich fort...die Hände gekrallt in Ravns Mähne. Was war das nur mit ihm? Ich musste schwer einatmen..mein Bauch spielte genauso verrückt wie meine Gedanken. Louis kam zu mir, sein Kopf legte sich auf meine Schulter. “Du kannst mich nicht belügen...auch ich bin in deinem Herzen...das weiß ich nun.” flüsterte er in einer tiefen Stimme. Dann war er fort. Ich nahm seine Schritte wahr. Dann die von Inyan. Als ich mich zu ihm drehte saß er bereits wieder auf dem Wallach. Sein Gesicht hatte beinahe etwas triumphierendes..”Du weißt wo du mich für deine Entscheidung findest.” er trieb dem Wallach die Füße in den Bauch, dieser preschte aus dem Stand im Galopp den Waldweg wieder hinab. Ravn wollte hinterher, kurz hatte ich zu tun, den manchmal widerspenstigen Wallach zu zähmen. Ich sah in die Richtung von Louis und Inyan die immer kleiner wurden. Oh ja...ich wusste wo ich ihn fand...und auch wenn er die Frage nicht ausgesprochen hatte. Ich kannte sie...wusste welches Angebot er mir soeben unterbreitet hatte.

      Caleb
      Ich saß hinterm Steuer meines Pick Ups und starrte ins Leere. Es regte mich auf, dass ich nichts tun konnte, nein es kotzte mich wirklich an, nichts tun zu können… oder tun zu wollen. Jeden Tag ging ich spät ins Bett, jeden Tag stand ich früh auf und es war wirklich so, dass ich Ylvi aus dem Weg zu gehen versuchte. Ich hatte heute morgen ein Treffen in Calgary vorgeschoben, um nicht mit ihr aufwachen zu müssen. Ich hatte ein Treffen gehabt, so war es nicht… nur war dieses schon seit ein paar Stunden vorbei. Als sich mein Blick wieder gefangen hatte und ich seufzend meine Augen schloss, klopfte es an der Scheibe. “Sir, sie stehen schon eine ganze Weile im Parkverbot, bitte fahren sie den Wagen weg.”, sagte mir einer der Polizisten, die neben meinem Auto standen. Der andere im Polizeiwagen schaute düster zu mir herüber. Ich nickte nur stumm, startete den Motor und fuhr zum Geschäft, um noch ein paar Leckerlis für die Pferde und ein wenig neues Putzzeug zu kaufen. “Hey Caleb.”, begrüßte mich die junge Frau an der Kasse. “Wie läuft es so auf der Ranch?”, fragte sie mich nett. “Viel Arbeit. Ist immer viel Arbeit.”, erklärte ich ihr und bezahlte meine Einkäufe, ehe ich alles auf die Ladefläche des Pick Ups warf und wieder zur Ranch fuhr. Als ich ausladen wollte, gesellte sich Laurence zu mir. Ich schaute zu ihm rüber und er hatte wieder dieses: ich erzähle dir jetzt eine Lebensweisheit und du kannst nichts dagegen tun, nur zuhören. "We accept the love we think we deserve: from Stephen Chbosky.”, sagte er ohne mich auch nur im Ansatz auf so ein Zitat vorzubereiten. “Und du mein Freund, bist gerade auf einem ganz falschen Weg. Warum behälst du sie nicht hier? Du weißt, dass du es kannst und du weißt auch, dass du jemanden wie sie verdient hast. Lass die Liebe zu und frag sie endlich, ob sie dich heiraten will!”, fügte er an und packte mich an der Schulter. Laurence packte für sein Alter wirklich, wirklich feste zu. “Nimm sie nachher mit auf einen Ausritt. Du brauchst keinen Ring, frag sie einfach. Frag sie bevor es zu spät ist.” “Bevor sie weg ist…”, korrigierte ich ihn doch er schüttelte nur den Kopf. “Bevor es zu spät ist, Caleb. Du warst in letzter Zeit nicht viel hier. Es gibt.. sie hat.. sie bekommt hier andere Chancen.”, stammelte er und schaute in mein fragendes Gesicht. Selbst nachdem er meine Schulter losgelassen hatte und gegangen war, stand ich noch immer stocksteif neben meinem Truck und dachte über seine Worte nach. Es gibt für sie hier andere Möglichkeiten, zu bleiben? Was meinte er damit? “Hey Caleb!”, rief mir Octavia zu, die gerade mit Raspberry an mir vorbei ritt. Da kam mir eine Idee. “Hey O warte, ich hol mir ein Pferd und komm mit dir mit!”, rief ich ihr zu und hatte im Handumdrehen Vulture gesattelt und zu ihr aufgeschlossen. “Dass du Zeit hast, mit mir auszureiten.”, lachte O und strich ihrer Stute kurz über den Hals. “Das hast du wohl Laurence zu verdanken.”, murmelte ich. “Wieso das?” “Er hat mir eben wieder eine seiner Weisheiten unter die Nase gebunden und gesagt, wenn ich will, dass Ylvi bleiben kann, soll ich um ihre Hand anhalten, bevor es dafür zu spät ist und sie eine andere Chance bekommt, hier zu bleiben. Weißt du, was er damit meinte?”, fragte ich sie ganz offen und ehrlich und hielt Vulture an, um ihre folgenden Worte besser verstehen zu könne. “Weißt du… Ylvi und Louis… sie sind sich glaube ich näher gekommen.”, erklärte sie mir. Ich schloss für eine Sekunde seufzend meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und meinen Hengst wieder antrieb. “Was weißt du darüber?”, fragte ich sie schließlich. “N..nichts weiter. Wirklich nicht.”, antwortete sie mir und lenkte ihre Stute auf den linken Pfad rüber. Wir ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, ehe ich sie fragte: “Sollte ich denn? Soll ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte?” O lachte kurz auf. “Caleb das kann ich dir doch nicht beantworten.“

      Ylvi
      Wir sahen uns an. Was tat ich eigentlich hier? Wie auf Drogen hatte mich der Weg am Abend nicht zum Haupthaus gebracht. Stattdessen stand ich auf der Türschwelle von Louis. Meine Hände im Rücken verschränkt. Ich zog mir die Haut neben meinen Nägeln ab. Der leichten Feuchtigkeit zu urteilen die ich spürte musste ich bereits Bluten. Der Schmerz drang jedoch nicht zu mir durch. “Willst du rein kommen?” Nein “Ja” hauchte ich.
      Mir war als würde ich mein Herz in der Brust nicht länger schlagen hören. Mit betreten seines Flures fiel plötzlich all die Anspannung ab. In meinen Gedanken war kein Caleb mehr. Nur der Wille an diesem Ort zu bleiben blieb zurück. Louis fasste meine Schultern schob mich vom Flur leise in Richtung seines Schlafzimmers. “Die Kinder sind schon im Bett.” flüsterte er mir zu. Da das Gästehaus nicht über ein Wohnzimmer verfügte und die Küche in Richtung Haupthaus ging, schien das Schlafzimmer die beste Wahl um ungestört zu sprechen. Mir wurde bei dem Gedanken allerdings flau in der Magengegend. Dann schloss sich die Tür hinter uns. Zum ersten Mal seit der Türschwelle sah ich Louis wieder direkt in die Augen. Die Haltung seines Körpers, seine Augen..sie sprachen von gespielter Gefasstheit. Diese Beherrschung die ich auch bei Lilly gesehen hatte. Die typisch war für einige Natives. Trotzdem sah ich den lauernden Schakal in seinen Augen wieder. Louis stellte keine Frage. Wir sahen einander nur an. Er wartete geduldig bis ich endlich den Mut fand die Worte über meine Lippen zu bringen. Sekunden wurden zu Minuten. Dann begann er plötzlich zu Lachen, einfach so. Ich legte den Kopf schief. Die Anspannung löste sich und plötzlich lachte auch ich scheu. Louis überbrückte die Distanz zwischen uns...zog mich an seine Brust und wir lachten weiter. “Wann müssen wir uns um einen Termin in Calgary kümmern?” flüsterte er schließlich als ich noch scheu hüsteln musste. Hatte ich gedacht Caleb und ich agierten gut miteinander...so bedurfte es mit Louis keiner Worte. Er würde mich zur Frau nehmen. Ich hatte diese Entscheidung bereits getroffen und er wusste es auch ohne das ich es ausgesprochen hatte. Das ganze wirkte beinahe surreal. Wir würden das liebende Ehepaar spielen müssen, wenn die Auslandsbehörde die Ehe prüfte. Doch würde ich die liebende Ehefrau spielen müssen? Das ganze könnte viel zu einfach werden. Die Art mit der er mich ansah, berührte und beschütze machten es mir so unfassbar einfach. “So früh wie möglich.” hauchte ich - schließlich müsste ich in weniger als einer Woche verschwinden. Louis schob mich ein wenig fort von sich, hoch mein Kinn. “Das ist das verrückteste was ich jemals getan habe.” sprach er, wieder halb lachend. Ich konnte nicht umhin das Lachen zu erwidern. “Gewöhn dich schonmal dran. Das Leben mit mir kann aufregend werden.” “Aber nicht das du mir aus den Latschen kippst wie das letzte Mal.” “Dafür hab ich ja jetzt einen neuen Schrittmacher und regelmäßige Kontrollen.” ich dachte an jenen Tag auf dem Berg. Ich wäre dort oben gestorben. Louis hatte mich am Leben gehalten. Hatte mein Leben gerettet. Vielleicht hatte das Universum damals bereits einen Wink gegeben wem ich mit meinem Leben trauen konnte. Erinnerte mich auch an seine seltsamen Worte. “Was ist mit der Symbiose?” Louis schaute leicht verwirrt. “Damals..auf dem Berg. Bevor ich ausgenockt bin. Du meintest das Caleb ein Wolf sei, während du in mir einen Raben siehst. Du sprachst davon, dass diese beiden Geschöpfe in einer Symbiose lebten. Ist das jetzt hinfällig?” “Ah..jetzt erinnere ich mich. Dabei darfst du aber nicht vergessen. Raben binden sich fürs Leben. Es kommt der Tag an dem eine Symbiose nicht länger ausreicht.” Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. “Du wolltest es schon damals,oder? Du...dich beschützt auch ein Rabe als Totem. Nicht wahr?” Wir standen noch immer in dieser Umarmung beieinander, er zog mich wieder an seine Brust. “Thečhíȟila.” Louis hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Hände krallten sich in meinen Rücken, die Hüfte. Ich hörte das leichte Knurren von seinen Lippen. Kein ton der mich überraschte. Mochte ein Rabe ihn schützen, so blieb er für mich selbst doch der Schakal. Ich fand mich selbst dabei wie ich die Geste wiederholte, meine Fingernägel krallten sich in seinen Rücken, die Schulterblätter. Spürte seine Zähne an meinem Hals. Caleb so ähnlich und doch so anders. Ich bot ihm den Hals dar, legte das Gewicht auf meinen Hacken, gehalten von seinen Armen. Mein Körper war ein elender Verräter. Er war es schon bei Caleb gewesen. Bei Louis tat er keine Ausnahme. Nur mit dem Unterschied das sich hier auch mein Verstand nicht dagegen zu wehren versuchte. Ich biss die Zähne fest aufeinander als Louis Hand seinen Weg unter mein Shirt fand. Die letzten Wochen der Ungewissheit, des Alleinseins. Endlich nicht mehr allein sein. Er spielte und neckte mich. So leicht fand ich mich ein in dieses Spiel. Sanft wurde ich auf einer Decke aus Fell gebettet. Als er zu mir kam fand er mich offen vor sich. Ein Kuss auf meine Lippen, dann spürte ich ihn in mir. Diese Vertrautheit war überwältigend. Wir agierten wie Zahnräder die nahtlos ineinander griffen.
      Louis hielt mich danach im Arm, während sich unser Atem nur langsam beruhigte. Ich spürte sein Gewicht auf mir, meine Hand kratzte über seinen Rücken. Fühlten die Muskeln, die Wirbelsäule und den kleinen Film aus Schweiß über unseren Körpern. Worte lagen mir auf den Lippen die sie dennoch nicht verließen. Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Im Halbschlaf merkte ich noch wie Louis die Felldecke über uns breitete. Das erste Mal in Monaten schlief ich völlig unbehelligt.

      Caleb
      Seit Wochen war ich immer dem selben Muster gefolgt. Spät ins Bett, früh wieder raus. Ich hatte das Gespräch mit Ylvi vermeiden wollen, denn sie hatte bis jetzt immer tief und fest geschlafen. Heute war dem nicht so, denn sie war nicht da, und ich konnte mir denken, wo sie sich aufhielt. Es war die unruhigste Nacht seit Langem und als am Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich wie vom Zug überrollt.
      Das Frühstück mit den Arbeitern verlief größtenteils schweigend. Octavia warf mir ein paar mitfühlende Blicke zu, doch sagen tat niemand etwas zu mir. Meinen Kaffee füllte ich in einen Thermobecher, ehe ich meinen Hut von der Ablage auf meinen Kopf setzte und das Haus verließ. Noch immer waren weder Louis, noch Ylvi oder die Kinder zu sehen. Ich hatte einen anderen Weg einschlagen wollen, doch meine Füße führten mich zielsicher zum Offenstall von Ylvis Pferden. Als ich sie auch hier nicht sah, atmete ich hörbar erleichtert auf. War es wirklich Erleichterung, die sich von meinem Herz löste? Oder Gewissheit? Wo sollte sie sonst sein? Ich beschloss meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen und mich auf die anstehende Arbeit zu konzentrieren. Auf einer Ranch war schließlich immer etwas zu tun und sei es nur das Herumfahren mit dem Truck, um den Anderen aus dem Weg zu gehen. Dazu sollte es allerdings nicht kommen. Ich war zurück ins Haus gegangen, um meine Schlüssel zu holen. Als ich wieder rauskam und zu meinem Auto gehen wollte, sah ich Louis und Ylvi auf dem Hof, die in Richtung des Haupthauses gingen. Ylvis Blick fiel von Louis auf meinen roten Pick Up, zurück zu Louis und schließlich zu mir. Als sich unsere Blicke trafen, blieb ich stocksteif stehen und… Ruckartig war Louis Hand von Ylvis Hüfte verschwunden. Besänftigend hob er seinen Arm und machte einen Schritt auf mich zu, ehe er erneut stehen blieb und auf meine geballten Fäuste starrte. Meinen Schlüssel hatte ich schon lange auf den Boden fallen lassen. “Es ist nicht das… wonach es aussieht.”, meinte er in einem ruhigen Ton. “Das ist es nie.”

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      Allein durch diesen Satz kochte die ganze angestaute Wut in dem blonden Mann hoch, die sich die letzten Wochen, ja sogar die letzten Monate angesammelt hatte. Caleb machte noch zwei, drei Schritte auf die Beiden zu, ehe er erneut stehen blieb und abwechselnd zwischen ihnen hin und her schaute. “Caleb… ich… wir…”, fing Ylvi an und machte einen kleinen Schritt auf Caleb zu. Louis, der die Augen nicht mehr von den Fäusten seines Gegenübers lassen konnte, stellte sich schützend vor sie. “Hast du Angst dass ich eine Frau schlage? Hältst du mich für so jemanden? Louis komm schon!”, schnaubte Caleb. Die Gedanken des Mannes bewegten sich in einer Abfolge von Bildern, Sätzen und Taten die ihm fast den Verstand zu nehmen drohten. Zwischen seiner unbezwingbaren Wut schwankte er in den Gefühlen für die Frau die dort neben seinem langjährigen Freund stand. Seine zur Faust geballten Finger, gruben sich in die Haut seiner Handfläche. Eine Art der Erinnerung wo er sich befand. Ylvi biss sich auf ihre Lippen, ihr Blick glich dem eines geschreckten Rehs. Der Indianer streckte die Schultern, sein Gesicht gab keine Regung seiner inneren Gefühle Preis. Caleb kannte ihn, kannte diese Regungslosigkeit. Louis beobachtete ihn ganz genau, würde blitzschnell reagieren können. Caleb war sich bewusst. Schlug er zu. Dann würde Louis nicht unbeteiligt bleiben. “Ich sah dich nie eine Frau schlagen. Dafür hast du zu viel Respekt.” Louis gab ein Seufzen von sich. “Ich frage mich nur wie viel Respekt in dir für mich noch übrig geblieben ist. Ich sprach falsch. Es ist genau wonach es aussah. Caleb...ich habe ihr gegeben, was du nicht gewillt warst zu tun. Wochenlang hattest du eine Wahl. Verurteilst du mich dafür ihr die Chance zu geben zu bleiben wohin es ihr Herz zieht? Und damit meine ich nicht mich Kola….sondern vielmehr diesen Ort.”
      Caleb lauschte den Worten seines Gegenübers, horchte in sich hinein und versuchte mit allen Mitteln seinen Körper und die Wut nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Ruhig zu bleiben, zuerst nachzudenken, bevor er handelte. Diese Beherrschung zu erlangen hatte ihn Jahre gekostet und er war sich in diesem Moment ganz und gar nicht sicher, ob nicht doch alles umsonst gewesen war. Nicht nur die Arbeit, seine unbändige, plötzlich ausbrechende Wut in den Griff zu bekommen, sondern auch sein Zulassen der Gefühle. Sich jemandem öffnen, ihn Platz in seinem Leben finden zu lassen nach dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte. Von emotional unbrauchbar bis hin zu jemanden, der wieder lieben konnte, ja Liebe zuließ. Doch nun stand er hier. Wurde von eben dieser Person betrogen...mit seinem besten Freund. Der Mensch, der ihm vor Jahren das Leben gerettet hatte und ihn schon lange begleitete. Genau dieser Mensch hatte die Nacht mit seiner Freundin verbracht. “Damit meinst du nicht dich,mein Freund?”, keifte der Cowboy den Indianer an. “Statt vorher mit mir zu reden hüpfst du einfach mit ihr ins Bett?”, setzte Caleb nach und machte noch einen Schritt auf Louis zu. Ylvi verschwand für kurze Zeit aus seinen Gedanken, mit ihr würde er später reden. “Caleb komm runter… wir können darüber reden.”, versuchte Louis die Situation zu retten, doch der Mann ging darauf nicht ein. Er war jetzt nah genug an ihm dran, um auszuholen und zuzuschlagen. Seine Hand zuckte, seine Faust wurde geballter, er atmete schwer… doch schlug noch nicht zu. “Ich warte.”, knurrte er. Louis sah dem alten Freund in die Augen, sah die Wut darin. Er wusste egal für welche Worte er sich entscheiden würde. Es wäre nicht genug. “Es tut mir Leid.” sprach er aus tiefster Seele.

      Der Indianer bemerkte die schnelle Bewegung, seine Ohren hörten den entsetzten Aufschrei von Ylvi. Im selben Augenblick reagierte jede Zelle seines Körpers mit Schmerz. Ein kräftiger Kinnhaken hatte ihn getroffen. Caleb hielt sich die Knöchel der rechten Hand, doch seine Augen funkelten zwischen den anderen beiden hin und her. Ein kalter Blick streifte sie beide. “Mir auch.”
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      Ein Mädchen für alles - Ausschnitt aus dem HMJ Finale
      Februar 2020, by Veija
      Caleb
      "Caleb", "Mr. O'Dell", "O'Connell? Oder so?", "Cowboy", "Der Blonde mit dem Cowboyhut da hinten", "Na.. der da, der so grimmig drein schaut", "Caaaaaaleeeeeb", "Ey!", "Sir?" und vieles mehr. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich meinen Namen in den letzten Tagen, ja sogar Wochen gehört hatte. Ich hatte mich freiwillig gemeldet. Ich hatte gesagt, ich würde bei dem Horse Makeover helfen, ein Pferd aufnehmen, trainieren und sogar meine Ranch für das Event zur Verfügung stellen. Dass Menschen so anstrengend sein konnten, wurde mir erst mittendrin klar.

      "Alle wissen was sie zu tun haben? Heute sollen, wenn alles gut geht, alle Eventpferde mit ihren Besitzern und ihren engsten Vertrauten zurückkommen. Jedes Pferd bezieht eine der Paddockboxen am Reitplatz, wahlweise auch im Stall, falls es einigen draußen zu kalt sein sollte, man weiß ja nie, Kanada hat ein anderes Klima.", erklärte ich meinen Mitarbeitern und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Seid bitte alle hilfsbereit, bietet eure Hilfe auf jeden Fall dann an, wenn ihr seht, dass jemand sie nötig hat. Seid freundlich, sprecht mit den Teilnehmern. Aber vergesst bitte um Himmels Willen nicht eure Aufgaben hier auf dem Hof. Es ist alles eng getaktet, wenn morgens schon etwas schief läuft, wirkt sich das auf den ganzen restlichen Tag aus. Ein frohes Arbeiten!"
      Und dann ging es los... nach und nach reisten alle an, bezogen ihre Boxen und wuselten auf meiner Ranch herum. Immer wieder zwischendurch hörte ich meinen Namen, oder Anreden, um meine Aufmerksamkeit auf die Fragenden zu ziehen. "Natürlich haben wir koffeeinfreien Kaffe.", sagte ich zu einer jungen Frau und begleitete sie in die Küche des Haupthauses. "Sie können die Packung gerne mit in ihre derzeitige Wohnung holen, dann müssen sie nicht immer hier herüber kommen, und ihn sich hier machen.", erklärte ich ihr freundlich, schob sie aber mehr oder weniger bittend aus meinem Haus heraus. Dass ich ein sturköpfiger Eigenbrödler war, war nichts neues. Dementsprechend hatte ich es wohl am schwersten, mich an den ganzen Trubel hier zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz wollte ich mit dem Training meiner Pferde auch ein bisschen weiter kommen, so dass ich mich gegen Nachmittag auf dem kleineren Reitplatz befand und meinen Hengst Vulture warm ritt. Ich konzentrierte mich auf den Hengst und nahm das leise Räuspern am Zaun zu erst nicht wahr. Erst als es lauter wurde und eine junge Frau meinen Namen sagte, hellten sich meine Züge ein wenig auf. "Johanna!", sagte ich mit aufhellenden Zügen und trabte Vulture auf sie zu. "Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du angekommen bist. Hast du Conti schon untergebracht? Wie macht sie sich?", fragte ich sie und klopfte Vulture gegens Vorderbein, damit er aufhörte, im Sand zu scharren. "Gut, gut. Sie hat sich sofort auf ihr Heu gestürzt. Aber wo hast du denn deine Witch? Ich hab sie noch gar nicht gesehen hier.", fragte sie mich, was mich kurz zum Auflachen brachte. "Witch steht hinten im letzten Stall in ihrer gewohnten Box. Hab sie schon eine Weile vom Trubel weggestellt, damit nicht alle auf die Idee kommen, sie sich sofort angucken zu gehen. Ich hab in den Ställen nichts zu verstecken, viele Pferde sind eh nicht im Stall. Aber ich mag es nicht so, wenn überall fremde Leute herumlaufen. Deshalb dachte ich, bis zum letzten Stall würden sich die wenigsten vorkämpfen. Dann hab ich auch später meine Ruhe, sie fertig zu machen.", erwiderte ich schulterzuckend. "Macht Sinn.", meinte Johanna und fragte, ob sie mir noch kurz zuschauen dürfte. Ich nickte und trabte meinen Hengst wieder an, ehe ich ihn auf dem Zirkel angaloppierte. Johanna blieb ein paar Runden, ging dann jedoch wieder ihrer Wege.
      Kurze Zeit später stand Cooper am Zaun und wollte einen Schwamm, ein Tuch und einen Eimer haben. Im Stall hätte sie keinen gefunden. "Ich komm mit und zeig es dir.", erklärte ich und ritt zusammen mit ihr zum Stall. "Kannst du ihn kurz halten?", fragte ich sie und ließ sie mit meinem Hengst draußen stehen. Den Stall hätte ich nie betreten sollen, denn sofort kam mir Octavia wild gestikulierend entgegen. Energisch zog sie mich am Arm hinter sich her auf die Toilette. "Bist du bescheuert? Sattelkammer vielleicht? Aber Toilette?!", fragte ich sie, nun auch mit den Armen fuchtelnd. "Die sind überall, nirgends ist man vor ihnen sicher!" "Wie war das mit dem freundlich sein?", fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue und klopfte ihr sachte auf die Schulter. "Du kannst jetzt das Mädchen für alles sein, ich verzieh mich!", quietschte sie, öffnete die Tür der Toilette und ließ mich mit einem verwirrten Blick zurück.
      Als ich aus der Toilette heraustrat, wusste ich genau, was sie gemeint hatte. Vor mir hatte sich ein kleiner Ball aus Menschen gebildet, alle sagten meinen Namen oder sprachen mich mit einer anderen Anrede an. "Einer... nach dem Anderen.", sagte ich, zog einmal scharf die Luft ein und setzte ein kleines, gequältes Lächeln auf. Ich hatte es so gewollt und ich hatte es gerne so gewollt.
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      Little moments
      Februar 2020, by Veija & Ravenna
      Caleb
      Ich saß zusammen mit meinen Mitarbeitern am Frühstückstisch und genoss meinen Kaffee und die Ruhe. Alle Arbeiten für den heutigen Tag waren eingeteilt und so konnte jeder nun stillschweigend sein Essen genießen. Zumindest so lange, bis Betsy die Treppe hinab gestürmt kam und mit ihrer kindlichen Quietschestimme rief: “Schnee! Leute es schneit! Ooooh… es ist ja alles weiß!” “Hat ja auch die ganze Nacht geschneit.”, murrte ich und sah sie über meine Kaffeetasse hinüber an. “Ich schnapp mir sofort Sue und geh mit ihr ausreiten!”, trällerte sie, ehe sie den Raum und schließlich das Haus verließ, was ich am Zuknallen der Haustür bemerkte. “Hat jemand Zeit mit ihr ausreiten zu gehen?”, fragte ich in die Runde. Octavia nickte und stand sofort auf. “Raspberry würde ein Ausritt mal wieder gut tun.”
      Octavia verschwand ebenfalls aus dem Haus. Seit Sue gekrönt war, war ihr Wert um einiges gestiegen. Sie gehörte zwar noch immer Betsy, aber sie durfte nicht mehr alles alleine mit der Stute machen. Leider war Sue nicht tragend, dafür aber einige andere Stuten. 2020 würde das erste Jahr werden, in dem Zuchtfohlen verkauft werden würden. Es stand noch nicht fest, welche Fohlen weggehen würden. Welche allerdings behalten wurden, das stand schon lange fest. Ein Fohlen aus Lena und Gangster würde bleiben, Devils Fohlen würde bleiben und das Fohlen aus der Leihstute Aerith und Hollywood. Ebenso das Fohlen von Tainted Whiz und dem Fremdhengst Dissident Aggressor.. Das Fohlen von Ginny und Barbie war sogar schon reserviert worden von einer alten Bekannten. Zur Zeit war ich sogar ein wenig auf der Suche nach einem Zuchtpartner. Was sich da ergeben würde, das stand noch in den Sternen. Was jedoch sicher war, dass wir diesen Winter über die neuen Jungpferde anreiten würden. Octavia hatte einiges wobei sie meine Hilfe brauchte und auch bei den Westernpferden der Ranch war einiges vom Jungpferdestall in den Hauptstall umgezogen. Auch das Training der anderen Pferde würde im Winter nochmal aufgenommen werden, so dass wir nächstes Jahr mit einer guten Stückzahl in die Turniersaison starten konnten. Die Zuchthengste, die personalbedingt dieses Jahr leider viel zu viel gestanden hatten, würden auch wieder an den Start gehen und die Ranch präsentieren.
      Ich überlegte auch, im März oder April ein Westernturnier hier auf der Ranch zu organisieren, nachdem der ganze Trubel um das Joelle Horse Makeover vorbei war.
      Ich trank meinen letzten Schluck Kaffee und sah nochmals in die Runde. Heute war der 31.12., das Jahr war vorbei. Viel hatte sich seit dem letzten Jahr hier nicht getan.
      Dass sich im nächsten Jahr allerdings einiges ändern würde, das stand schon lange fest. Ich hatte mich endlich entschieden, was ich mit meiner eigenen Ranch anfangen wollte. Westernpferde. Turnier, Zucht, Freizeit.
      Dafür mussten uns natürlich einige Tiere verlassen. Mit Octavia hatte ich ewig lange hin und her überlegt und diskutiert, welcher ihrer Tiere weggehen würden, und… ob überhaupt Pferde von ihr uns verlassen würden. O war dem Ganzen jedoch absolut nicht abgeneigt. Silent Bay, dessen Besitzer bislang immer noch Bellamy gewesen war, wurde auf meinen Namen überschrieben und wechselte recht schnell in den Hauptstall.
      So hatte Octavia nun noch 10 Pferde, die auch fast ihre gesamte Zeit in Anspruch nehmen würden. Neben Pria blieb auch ihre älteste Tochter Colourful Soul, die Halbblutstute von Colour Paint. Ihr letzter Neuzugang, Leuchtfeuer di Royal Peerage blieb auch und zauberte uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, weil wir den deutschen Namen allesamt nicht richtig aussprechen konnten. Raspberry, wer hätte es anders gedacht, blieb auch. Dakota allerdings würde uns verlassen. Sowie eine ganze Menge Englischer Vollblüter. Auch wenn viele den Besitzer wechseln würden, für einige hatten wir auch schon Interessenten, würde Octavia sieben Stück behalten. Pria, wie schon genannt, Tigres Eye, Drama Baby, Candlejack, Culain, Peacful Redemption und Wildfire. Cleavant ‘Mad Eyes’ und Ceara Isleen blieben nach viel Diskussion ebenfalls. Also besaß Octavia weiterhin 12 Pferde, nicht nur 10.
      “Laurence und Cayce bewegt ihr die Stuten heute ein bisschen? Ich kümmere mich mit Bellamy um die Hengste. Murphy du kannst dir Connor schnappen und schaust mal bei den Fohlen vorbei. Fohlen ABC müsste bei allen sitzen, schau mal was sie noch wissen. Joker, Katie und Goldy könnt ihr beide mit in den Hauptstall bringen, für die fängt jetzt der Ernst des Lebens an. O macht ihre Pferde heute ja alleine.”, sagte ich in die Runde und schaute in nickende Gesichter, gefolgt von zustimmendem Gemurmel. “Na dann ab an die Arbeit- und heute Abend feiern wir Silvester!”
      Quietschende Stühle, sich stapelnde Teller und klirrende Tassen. Ruck zuck war der Tisch abgeräumt, alles an seinem Platz verstaut und jeder auf dem Weg nach draußen.

      Ylvi
      Ich trampelte von einem Fuß zum nächsten. Um mich herum hundert andere Menschen, schreie gingen durch die Luft. Sie kamen von den Menschen die auf ihren Pferden die vereiste Straße herunter ritten, aber auch von denen die sie willkommen hießen In der Reitermenge suchte ich nach den Kindern und Louis. Am Strick führte ich einen aufgeregten Ravn, eine entspannte Fylgia. Valravn ließ sich von der Stimmung um ihn herum ziemlich beeindrucken. Ich selbst verspürte einfach nur Ehrfurcht. Der Schauer der sich über meinen Rücken zog konnte aber durchaus auch von der Kälte stammen. Die Gruppe von Reitern wurde begleitet von großen Autos. Louis hatte den Ritt mitreiten wollen. Auch Tschetan war seit beginn an dabei. Kaya hatte den Ritt auf Fylgia begonnen. War jedoch bald zurückgefallen und sichtlich erschöpft gewesen. So hatte sie zwei Tage ausgesetzt. Doch für den letzten Tag hatte sie Tschetan auf Inyan mitgenommen. Jetzt sah ich die drei in den Massen der Reiter. Andere bunt geschmückte Reiter kamen an mir vorbei. Der Chief Bigfoot Memorial Ride fand hier am Wounded Knee sein Ende, an dem am 29.12.1890 das Massaker stattgefunden hatte. Mit Absicht hatte ich mich aus dem Ritt herausgehalten. Soviel Empathie ich auch aufbrachte für Louis, für all die Generationen an Lakota vor ihnen, ich gehörte nicht zu diesem Volk. Anders als Louis und seine Cousins. Trotzdem erfasste mich das Gefühl der Gemeinschaft, kleine Tränen rannen mir über die Wangen. Ich sah verfrorene Kinder in schlechter Kleidung, auf abgefressenen Ponys. Unter ihnen fielen meine 4 Exemplare natürlich auf. Louis ritt Gwenny auf blankem Rücken. Was wohl ihre Vorbesitzer sagen würden, wenn sie das gekörte Vollblut ihr zwischen den “Indianerpferden” umher rennen sahen? Ich verschob den Gedanken nach hinten. Es ginge sie ohnehin nichts an. Ein schreiender, aber grinsender Tschetan ritt an mir vorbei, Kaya winkte begeistert von ihrem Platz vor ihrem Bruder. Ich winkte zurück. Louis ritt vorn. Er war einer der Standartenträger. Sein Gesicht war bemalt. Völlig schwarz mit weißen Punkten. Zu alten Zeiten hätte er mit diesem Gesicht schrecken bei weißen Siedlern erzeugt. Mich hatte es zunächst auch erschrocken. Dann hatte er mir von seiner Vision erzählt. Das seine Bemalung eine starke Medizin besaß. Im Galopp ritten sie auf das verschneite Feld. Die Träger der Standarten in der Mitte, während der Rest der Reiter um sie herum ritt. Trommelschläge erschollen und die ganze Situation war völlig losgelöst.
      Die anschließende Ansprache, das Gebet ...das ging wie im Traum an mir vorbei, nicht allein da sie in Lakota gesprochen wurde. Wie viel verstanden wohl die beiden Kinder? War ich nicht in der Nähe dann sprach Louis oft mit Tschetan in ihrer Sprache. Da Kaya nach wie vor nicht sprach. Konnte ich nicht viel zu ihren Sprachkenntnissen wissen. Schließlich hoben alle die rechte Faust. Die letzten Worte kamen auch an meine Ohren. “May the 7th generation rise!”

      3 Stunden später saßen alle im Auto. Auf dem Hänger standen wieder 4 Pferde, mit denen wir von der Pine Ridge Reservation aufbrachen. Gwenny und Inyan waren sicherlich froh über diese Ruhe. In den vergangenen zwei Wochen waren sie täglich mehrere Meilen gelaufen. Auch meine Fylgia hatte diverse Kilometer bestritten. Valravn war jediglich von mir bewegt worden, musste aber mit da wir ihn nicht allein zurücklassen wollten. Vor uns lag nun eine 1500 Kilometer lange Reise um noch vor dem Jahreswechsel zurück auf der Bow River Ranch zu sein. Während wir zunächst beim Horse Makeover geholfen hatten, waren wir Mitte November aufgebrochen um Verwandtschaft der Kinder in Pine Ridge zu besuchen. So war dann auch Louis eingeladen worden den 200 Meilen Ritt mitzumachen. Beide Kinder hingen in ihren Sitzen und schliefen. Ich fuhr, während ein sehr müder Louis auf dem Beifahrer hockte. “Herrlich, wenn die Füße zum ersten Mal wieder richtig auftauen.” ich sah ihn skeptisch von der Seite her an. “Herrlich? Ich hab das als äußerst schmerzhaft in Erinnerung.” Louis zuckte die Schultern, streckte die Zunge raus. “Schlaf ruhig ein wenig. Dann wechseln wir wenn du wach bist.”
      Mittlerweile hatten alle 4 Ponys eine unfassbare Routine mit langem stehen auf dem Hänger, ich selbst mit dem Fahren. Dem Ziel sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich freute mich wahnsinnig darauf alle wieder zu sehen. Die Arbeit auf der Ranch fing an mir zu fehlen. O hatte uns zurückgebeten. Sie wollte die Familie beisammen Wissen wenn der Jahreswechsel von statten ging. Wir hatten zunächst gezögert. Uns aber schlussendlich dafür entschieden. Früher oder später mussten wir Caleb wieder unter die Augen treten um eine Einigung zu finden. Durften wir mit unseren Pferden auf der Ranch bleiben? Würde unser Leben dort fortgesetzt oder mussten wir uns insgesamt ein neues Heim suchen? Besonders der Kinder wegen würde uns eine solche Entscheidung Calebs sehr treffen. Ich hoffte nur O hatte unsere Anwesenheit zur Silvesterfeier nicht verheimlicht.

      Caleb
      ‘Hier stand ich nun. Alleine. Gefangen in meinen Gedanken. Unfähig, etwas zu fühlen oder richtig darüber nachzudenken, was passiert war. Ich hatte alles, alles was ich mir im Leben erträumt hatte. Zwar hatte ich Träume anpassen müssen, um jetzt hier zu sein und meinen Weg nicht nur einmal geändert, aber ich war dort angekommen, wo ich sein wollte. Dennoch hatte es nicht gereicht. Es hatte ihr nicht gereicht. Ich hatte ihr meine Welt zu Füßen gelegt, ja sogar meine Welt für sie umgekrempelt, mich für sie verändert, war ein besserer Mensch und sogar Liebhaber geworden. Romantik? War für mich lange Zeit undenkbar gewesen. Liebe? Wir hatten uns beide kennen gelernt, als wir als “emotional unbrauchbar” abgestempelt worden waren. Ich hatte mich ihr zu schnell geöffnet, war mit Anlauf ins kalte Wasser gesprungen und hatte ihr Platz in meinem Herzen geschaffen. Ich war aufs Ganze gegangen, weil ich gedacht hatte, mit ihr wäre es anders. Mit ihr könnte ich es schaffen. Wir könnten es schaffen.
      Schneller als es mir bewusst gewesen war, wurde ich eines besseren belehrt. Nun war es vorbei. Sie hatte sich für jemand anderen entschieden. Jemanden, der ihr das geben konnte, was sie wohl brauchte und in mir nicht gefunden hatte. Wir waren so gleich und doch so verschieden gewesen. Waren wir einfach nur zwei einsame Seelen gewesen, die sich eine Zeit lang gebraucht hatten? Die sich gefunden hatten, füreinander da gewesen waren, sich aufgebaut hatten und dann wieder alleine fliegen mussten?’
      “Hey Caleb, ist da jemand anwesend?”, riss mich Bellamy aus meinen tiefsinnigen Gedanken. “Ja.. mist…”, murmelte ich und griff schnell nach vorne, damit mit die Mistgabel nicht ganz aus den Händen glitt. In letzter Zeit dachte ich immer weniger an Ylvi… und Louis. Aber jedes mal wenn ich daran dachte, hatte ich die gleichen Gedanken. Ich sah den Schlag, den ich Louis verpasst hatte vor mir, sah sie Beide die Ranch verlassen und eine kleine Stimme in mir hatte sich gewünscht, dass sie nie wieder kommen würden.
      Aber ich hatte überreagiert. Jetzt, fast 3 Monate später, war ich mir wirklich sicher, dass ich überreagiert hatte. Aber so war ich leider. Auch nach 26 Jahren, die ich nun auf der Welt war, war ich noch immer genau so, wie ich als Kind gewesen war. Aufbrausend, schnell wütend, nachtragend, impulsiv, emotional. Ich schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete dann langsam meine Lider. Bellamy war eine Box weiter gegangen. Er wusste mittlerweile, dass er mich manchmal besser mit meinen Gedanken in Ruhe ließ. “Heute kommen Louis und Ylvi wieder, oder?”, fragte ich ihn plötzlich und sah, wie er kurz zusammenzuckte. “Ja. Heute Abend. Um zusammen ins neue Jahr zu feiern. “Na hoffentlich küssen sie sich um Mitternacht nicht. Sonst muss ich Louis wieder eine reinhauen.”, sagte ich und grinste Bellamy an. Dieser wusste zu erst nicht, ob er lachen sollte, oder nicht. Entschied sich dann jedoch zu einem Lächeln. “Naja, ich hoffe natürlich nicht. Einmal reicht.”, meinte er schulterzuckend und drehte sich dann um, um die Box weiter zu misten.
      Nach etwa einer Stunde waren wir mit dem Hengststall fertig. Meine Gedanken hatte ich wieder beisammen und war sogar ein bisschen besser gelaunt. Zumindest solange, bis ich vor dem Haus den Truck von Louis sah. Ich blieb stehen, schluckte einmal- setzte dann jedoch meinen Weg fort. Ich konnte nicht ewig vor ihnen davonlaufen.

      Ylvi
      Ich war gespannt auf die Feier am Abend. Ich hatte Caleb gesehen. Wie er stehen geblieben war, den Blick gerichtet auf den Wagen, dann in Richtung Wohnhaus. Er hatte mich hinter den Gardinen nicht sehen können. Nur kurz, dann war er weiter in Richtung Haupthaus gegangen. Das wir dort oben eingezogen waren schien mir beinahe wie in einem Traum fort zu sein. Mit Louis war es anders. Schon allein wegen der Kinder. Tschetan und Kaya waren unsere Aufgabe. Gerade Kaya kostete Kraft. Langsam führte ihre Stummheit in der Schule zu Problemen. Wir mussten sehen, das sie nicht unterging. Die Lehrer schickten uns zu Psychologen. Gleichzeitig hatte ich beschlossen mehr auf der Ranch zu tun. Als Trainer einzusteigen, hatte bereits in unserer Auszeit einige Aufträge erledigt. Ich hatte Blut geleckt. Das neue Jahr stand also bereits mit vielen Neuerungen vor der Tür. 2019 war geradezu an mir vorbei gerauscht so viel war geschehen.

      Für: Abadon All Hope, Cruel Twist of Fate, Kholáya, Frosty Lagoon, Bittersweet Temptation, Lady Blue Skip, Only Known in Texas, Honey's Aleshanee, Striga, GRH's Unbroken Magic, A Walking Honor, GRH's Aquila T Mistery, GRH's Unbroken Soul of a Devil, Snapper Little Lena, Stormborn, Zues, Jacks Inside Gunner, BR Colonels Golden Gun, BR Colonels Lil Joker, Sweet like Chocolate, Colonels Blue Splash, BR Dress to Impress, Special Luna Zip, Captains Blue Crystal, Gun Sophie, PFS' Unclouded Summer Skies, California Rose, A Shining Chrome, Ginger Rose, Smart Lil Vulture, Chocolate Shades, GRH's Funky's Wild Berry, Chou, Kisshimbye, Tortured Witch HMJ 6693, Easy Going, My sweet little Secret, Whitetails Shortcut, Whinney, Citizen Fang, Cielos, Silent Bay, Alan's Psychedelic Breakfast, Chapter 24, Chocolate Dream, General's Coming Home, GRH's Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Dakota, Prias Colourful Soul, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Cleavant 'Mad Eyes', Absolute Bullet Proof, Magic Lanijos, Ceara Isleen, Tigres Eye, Pocahontas, Priamos Ruffia Kincsem, Drama Baby, Raspberry, Tasmania, Candlejack, Culain, Peacful Redemption, Wildfire xx,Bella Cielo, Black Sue Dun It, DunIts Smart Investment, Face Down, Ginny my Love, GRH's A Gun Colored Lena, Heretic Anthem, Jade, Kristy Killings, Magnificient Crow, Raised from Hell, Tainted Whiz Gun, Verdine, Wimpys Little Devil, Picture of a Ghost, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace

      Fohlenzeit & die vergessene Einladung
      April 2020, by Veija
      Caleb
      “Post für dich”, sagte Bellamy und legte mir die neuen Briefe auf den Schreibtisch. Er zog sich einen Stuhl zu mir herüber und setzte sich mir gegenüber.
      Ich verbrachte in letzter Zeit Minuten, wenn nicht Stunden an diesem Tisch. Anfangs hatte ich gedacht, wenn ich jeden Tag ein paar Minuten hier verbringen würde, wäre das vollkommen ausreichend und ich bekäme alles erledigt. Dem war leider nicht so, so dass ich mir zwischen der ganzen Arbeit regelrechte Bürotage einschieben musste. Tage, an denen ich nicht reiten konnte. Zum Glück hatte ich ein tolles Team, welches meine Trainingspferde auffing. Zusätzlich waren ja nun Brian und Aimee eingezogen. Brian würde mich ebenfalls bei den Westernpferden unterstützen, Aimee würde Octavia ein wenig unter die Arme greifen, sobald sie sich näher kennen gelernt hatten. Ich war mir sogar sicher, dass die Beiden heute Mittag zusammen ausreiten gehen wollten. “Bellamy kann ich was für dich tun?”, fragte ich den jungen Mann irgendwann und schaute von meiner Post hoch.
      “Nein. Nein eigentlich nicht. Ich wollte nur eine kurze Pause machen und dachte mir, ich setzte mich zu dir”, meinte er schulterzuckend. “Und treibe dich ein bisschen in den Wahnsinn.”
      Ich lachte. “In den Wahnsinn treiben? Womit denn?”
      “Indem ich dir bei deiner wirklich aufregenden Arbeit zuschaue, die ich zum Glück nicht mehr machen muss.”
      Kurz schloss ich die Augen und schüttelte lachend den Kopf. “Sei froh”, murmelte ich und sah ihn wieder an. “Eigentlich… wenn du schon hier bist und nichts zu tun hast, kannst du dich auch nützlich machen. Ich hab hier eine Liste für den Store in Calgary und hab eigentlich keine Zeit, selbst einkaufen zu fahren. Würdest du das erledigen?”, fragte ich ihn und Bellamy nickte. Ich gab ihm die Liste und das Geld, ehe er auch schon aufstand und mein Büro verließ. Draußen sah ich ihn in meinen Pick Up einsteigen und den Hof verlassen. Dann widmete ich mich wieder meinem Papierstapel. Es dauerte eine Weile, bis ich die ganzen neuen Kaufverträge und Pässe einsortiert hatte, aber damit war meine Arbeit für heute erledigt und ich konnte raus zu den Pferden gehen.
      Ich wollte heute mal wieder ein wenig mit Smart Lil Vulture auf dem Platz trainieren. Er war mittlerweile so gut wie eingeritten. Ein paar Feinheiten fehlten noch, aber im Großen und Ganzen machte er seine Sache wirklich gut. Vulture konnte ziemlich oft ein riesen Dickschädel sein, was das Training manchmal mehr als schwierig gestaltete.
      Auf dem Weg zum Stall begegnete mir Betsy mit Black Sue Dun It, die sie gerade auf die Koppel brachte. “Caleb wann ist es denn endlich soweit und das Fohlen kommt?”, fragte sie mich aufgeregt.
      “Es kann nicht mehr lange dauern”, meinte ich zu ihr und streichelte der schwarzen Stute kurz über die Nase. Sue war von unserem Hengst Alan’s Psychedelic Breakfast tragend. Ich rechnete sehr stark mit einem Rappfohlen, aber für eine Überraschung war ich immer offen. Farbe würde es dieses Jahr auf jeden Fall genug geben.
      Schade war nur, dass Raspberry nicht aufgnommen hatte. Octavia hatte sich dieses Jahr so sehr auch ein Fohlen gewünscht, neben den ganzen Westernpferdfohlen. Ihr Culain war auch nicht mehr klein, sollte dieses Jahr angeritten werden. Auch Leuchtfeuer di Royal Peerage war schon ein Jährling und hatte eine stolze Größe erreicht.
      Unser Nachwuchshengst Dual Shaded Ace war schon fast zweijährig, Blue Fire Cat dagegen eine stolze Jährlingsstute. Im selben Alter war die vor kurzem Angekaufte Stute A Walking Dignity. Sie war aus der selben Zucht wie A Walking Honor und versprach ein guter Allrounder zu werden.
      Betsy und Sue waren mittlerweile auf der Koppel angekommen, auf der die anderen tragenden Stuten auch schon standen. Sie kamen morgens raus und abends wieder rein, damit jede Stute nachts ihre Ruhe hatte. Ich ging auch stark davon aus, dass die Fohlen vor allem nachts kommen würden. Unter der ganzen Herde fehlte mir aber eins. Face Down. “Betsy wo ist Face Down?”, fragte ich das Mädchen und schaute nochmal über die Koppel. Sie setzte gerade zu einer Antwort an, da hörte ich Laurence’ Stimme hinter mir.
      “Caleb komm schnell in den Stall!”, war die kurze und knappe Aussage des Mannes.
      Ich nahm wortwörtlich meine Beine in die Hand und rannte in den Stall, wo schon unser Tierarzt in Face Downs Box stand und ihr eine Infusion setzte.
      “Wieso hast du mich nicht gerufen?”, knurrte ich fast und ging neben der Stute in die Knie. Betsy stand an der Boxentür und wollte auch zu der Stute kommen, ließ sich aber unwirsch von mir abwinken und blieb stehen.
      Laurence hielt den Beutel mit der Infusion nach oben und schaute zu mir rüber. “Ich hatte gerade die andere Stuten raus gebracht und fing an die Boxen zu misten. Face Down hat sich so seltsam verhalten, weshalb ich sie in der Box beobachten wollte. Vor etwa 10 Minuten ist sie einfach zusammen geklappt, ich hab sofort den Tierarzt gerufen und versucht sie zu beruhigen, da blieb im Moment keine Zeit, auch noch nach dir zu rufen”, entschuldigte er sich kleinlaut.
      Ich nickte, sah zum Tierarzt und beobachtete ihn dabei, wie er die Stute abhörte und dann ein mobiles Ultraschallgerät zu sich rüber zog. Dann herrschte totenstille. Niemand wagte es, auch nur zu atmen. “Wir müssen das Fohlen holen”, sagte der Tierarzt knapp. “Es bleibt keine Zeit mehr in die Klinik zu fahren, wir müssen hier einen Notkaiserschnitt machen”, sagte er, stand auf und lief zu seinem Auto.
      In meinem Kopf rauschte es. Hier einen Kaiserschnitt zu machen war alles andere als üblich und die Chance, dass die Mutterstute das überlebte, war sehr gering. Da brauchte ich den Tierarzt auch nicht nach zu fragen, das wusste ich. Als er wieder in den Stall kam sah er mich an. Ich schluckte einmal, schloss kurz die Augen und als ich sie wieder öffnete fragte ich ihn: “Was soll ich tun?”
      Dann ging alles ganz schnell. Ich schickte Betsy aus dem Stall, sie solle auf die anderen Stuten aufpassen und mir sagen kommen, wenn etwas ungewöhnlich wäre, ehe Face Down sediert und schließlich narkotisiert wurde. Die ganze Zeit während der OP hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen. Schließlich sahen wir das ganze Ausmaß der inneren Verletzungen der Stute. Eine Arterie war gerissen und die Stute blutete innerlich. Auch das Fohlen schwebte in Lebensgefahr, denn es wurde nicht mehr richtig versorgt.
      Wir schafften es das kleine Fuchsfohlen auf die Welt zu bringen, Laurence hatte die Infusion an der Box aufgehangen und kümmerte sich um das Tier, während der Tierarzt und ich versuchten, die Stute zu retten. Leider ohne Erfolg. Sie verblutete uns vor unseren Augen und wir konnten nichts mehr dagegen tun.
      Ich atmete schwer, verkniff mir meine Tränen. So etwas gehörte leider auch dazu. Es war traurig und tragisch, gerade bei der ersten Stute der kommenden Fohlensaison, aber es passierte.
      Wir drehten uns um und kümmerten uns um das Fohlen, welches Laurence bereits mit Stroh abgerubbelt hatte. Das kleine Tier atmete schwer, die Strapazen der letzten Minuten steckten ihm oder besser gesagt ihr, tief in den Knochen. Das kleine Stutfohlen war eine Kämpferin. Mit Hilfe des Tierarztes wurde ihre Atmung von Atemzug zu Atemzug immer besser, sie richtete sich jetzt sogar ein wenig auf. “Was machen wir denn nun mit dir, kleines Pferd?”, fragte ich etwas überfordert in die Runde und sah vom Tierarzt zu Laurence und dann in… Cayces Gesicht.
      “Caleb.. du.. wir haben noch ein Fohlen. Von Heretic Anthem. Ging grade ganz schnell, ein schönes Buckskinhengstfohlen. Gesund und munter”, verkündete er die gute Nachricht.
      Ich überlegte. Dann schaute ich zum Fohlen, und wieder zu Cayce. “Wir könnten versuchen, ob Aunti das Fohlen hier mit annimmt, sie ist die, die mir am ehesten jetzt einfallen würde, die ein weiteres Fohlen akzeptieren könnte.”
      Cayce nickte. Auch unser Tierarzt schien damit einverstanden zu sein. Wir mussten nur warten, bis die Fohlen standen. Dann brachten wir Aunti mit ihrem Hengstfohlen in ihre Box, ehe wir ihr die kleine Fuchsstute vorstellten. Zum Glück war Aunti eben so wie sie war, denn sie schien die Stute zu akzeptieren und ließ sie sogar nach ein paar vergeblichen Versuchen an ihrem Euter trinken.
      Erleichtert atmete ich einmal auf. Das Hollywoods Silver Dream und das General’s Coming Home Fohlen waren beide wohlauf und es sah so aus, als dass Aunti sich wirklich um beide Fohlen kümmern würde.
      Mit der Mutterstute des Stutfohlens ging alles ganz schnell. Der Tierarzt machte sie provisorisch zu und wir entschieden uns, die Stute auf der Ranch zu begraben.
      Nachdem sich alle mehr oder weniger von ihr verabschiedet hatten, begruben Cayce, Laurence und ich das Pferd auf einer der hintersten Weiden, unter einem Baum. Betsy hatte in aller Eile ein kleines Kreuz gebastelt, welches ich natürlich mitgenommen hatte und nun auf ihrem Grab aufstellte.
      Niedergeschlagen kamen wir wieder beim Stall an. Betsy hatte an der Box Wache gehalten. “Wie schlagen sich die beiden Neuen?”, fragte ich sie.
      “Gut. Wirklich gut. Sie trinken abwechselnd und Aunti scheint sie Beide zu mögen.”
      “Das ist gut. Aber aus dem Schneide sind wir noch lange nicht. Was ist denn mit der Kamera, funktioniert die mittlerweile?”, fragte ich in die Runde und blieb mit meinem Blick an Cayce hängen.
      Dieser kratzte sich verlegen am Kopf und sah aus wie jemand, den man auf frischer Tat ertappt hatte. “Ja die.. gehen. Sind mehrere”, sagte er und zeigte einmal zur Decke, auf die vier Kameras, die jede Box im Blick hatten. “Ich muss sie nur noch auf deinem PC aktivieren.”
      “Und einstellen, dass wir auf jedem Handy Zugriff auf die Übertragungen haben”, merkte ich an und er nickte.
      “Erledige ich sofort.”
      Etwa eine Stunde später war ich endlich mit Vulture auf dem Platz. Ich hatte nicht wirklich die Nerven, viel mit ihm zu machen, weshalb ich nur ein wenig an unserer Kommunikation in den Gangarten feilte. Vulture war zwar ein Sturkopf durch und durch, aber wenn man ihm eine Aufgabe gab, konzentrierte er sich und arbeitete wirklich gut mit.
      Meine vorletzte Aufgabe vor dem Feierabend bestand darin, Bellamy auf den neuesten Stand zu setzen und ihm zu helfen, die Futtersäcke von meinem Pick Up in die Futterkammer zu tragen. Der Einkauf war bitter nötig gewesen, denn als ich das Kaftfutter für die tragenden Stuten portionierte, brach ich den letzten Sack der alten Ladung an. “Warte noch mit dem Reinbringen, bis ich das Futter verteilt habe, das gibt sonst zu viel Stress im Stall, grade mit den beiden neuen Fohlen”, erklärte ich Bellamy. Der junge Mann nickte, schnappte sich Eimer und half mir.
      Nun brachten wir nach und nach die Pferde rein, angefangen bei Tainted Whiz Gun. Die Stute war von einem Fremdhengst tragend, genauer gesagt von Dissident Aggressor von Eddi. Von diesem Hengst hatte ich schon ein paar Nachkomme hier herumlaufen, die sich alle prächtig entwickelten. Dissident war jedoch nicht das einzige Fremdpferd, wir hatten die Leihstute Aerith von Tassila, von unserem Hollywoods Silver Dream decken lassen und erwarteten ein Grullofohlen. Wenn es eine Stute werden würde, hätten wir vermutlich schon eine tolle Kombination mit dem Junghengst Ace.
      Als nächstes folgten GRH’s A Gun Colored Lena und Wimpys Little Devil. Beide waren von dem vielversprechenden, erst vor kurzem gekörten Hengst Gunners Styled Gangster tragend. Bei dieser Anpaarung erwarteten wir viel Farbe, und Potenzial!
      Gun and Slide wurde auch gleich zweimal Vater. Ihn hatten wir mit Colonels Smokin Gun als auch Raised from Hell angepaart. Wir hofften, dass er bei beiden Stuten seinen unglaublich lieben Charakter weitergeben würde. Alan wurde gleich dreifach Vater. Einmal zusammen mit Sue, worauf Betsy so sehnsüchtig wartete, eimmal mit DunIts Smart Investment und noch mit Bella Cielo. Auf die Bella und Candyfohlen war ich ja ziemlich gespannt, so war Candy ja eine Tochter von Bella. Würde das Candyfohlen nach der Mama schlagen? Oder sogar nach der Oma? Und würde das Bellafohlen Ähnlichkeiten mit Candy haben?
      Nun fehlten noch Baby Doll Melody und Magnificient Crow, dann waren alle Stuten sicher in ihrer Box angekommen. Crow bekam ein Fohlen von General’s Coming Home, eine Halbschwester zu der kleinen Fuchsstute, die heute Mittag zur Welt gekommen war.
      Melody erwartete ein Fohlen von Hollywoods Silver Dream, ein Halbgeschwisterchen zu Auntis Buckskinfohlen.
      Zwei Fohlen waren schon von Anfang an verkauft, und zwar die Fohlen aus der Kombination Ginny my Love und GRH’s Bellas Dun Gotta Gun und Kristy Killings mit Chapter 24. Diese Fohlen würden, wenn alles gut ging, nach dem Absetzen zu Tiara Everdeen aufs Everdeen Acres umziehen.
      Einen Interessenten gab es auch für das Crow und General Fohlen, und zwar von einer Bekannten aus Österreich. Sie wollte jedoch die Geburt abwarten und sich dann nochmal melden. Ganz zum Schluss meiner Runde schaute ich noch bei Heretic Anthem und ihren zwei kleinen Draufgängern vorbei. Ich hatte mir im Vorfeld schon Namen überlegt und im Laufe des Tages mich auf zwei festgelegt. Face Down’s Fohlen, würde den Namen BR Homecoming Queen tragen. Ich hoffte inständig, dass sie es schaffen würde, auch wenn ihre Mutter nicht mehr für sie da war. Aunti und Hollywoods Hengstfohlen bekam den Namen BR Hollywoods Dream Anthem.
      Das war auch meine letzte Aufgabe für heute, die Namen zu beantragen.
      Um diesen stressigen Tag nun endlich ausklingen zu lassen, schnappte ich mir Blue und ging eine Runde mit ihm ins Gelände. Mit Blue an meiner Seite konnte ich endlich die Seele baumeln lassen und meine Gedanken konnten schweifen. Zumindest so lange, bis ich ein Pferd hinter mir wahrnahm. Bellamy war mit Dakota unterwegs. Ich lächelte und verlangsamte Blue ein wenig, so dass die Beiden zu mir aufschließen konnten. “Hast du dir wieder ein Herz für dein Mädchen gefasst?”, fragte ich ihn und er lächelte leicht.
      “Klar, jetzt hab ich ja wieder Zeit für sie. Sie hat lange genug gestanden, wird Zeit, dass sie mal wieder etwas tut”, erwiderte er und strich der Braunen einmal kurz durch die Mähne.
      “Passt der Sattel eigentlich noch, den du damals von Auguri bekommen hast?”, fragte ich ihn und sah zu seinem Pad, das definitiv ein anderes war, nicht das Geschenk von damals.
      “Klar, der passt noch. Hab das Pad aber mal in die Wäsche gepackt, deshalb das andere.”
      Den Rest des Ausrittes verbrachten wir schweigend, ehe wir auf dem Hof wieder getrennte Wege gingen.
      Im Haupthaus angekommen führte mich mein Weg sofort zum Kühlschrank, aus dem ich eine Flasche Bier nahm und mich im Wohnzimmer auf die Couch setzte. Noch vor einem halben Jahr hatte ich hier zusammen mit Ylvi gesessen, gelacht und Bier getrunken. Nun tat sie das zusammen mit ihrem Mann. Mit Louis. Auch wenn ich noch immer sehr wütend war, es half nichts nachtragend zu seiner und einer Zeit hinterher zu trauern, die nie wieder kommen würde.
      Am nächsten Tage würde ich mich einzeln mit ihnen zusammensetzen und über ihre Zukunft hier sprechen.
      Mit diesem Gedanken ging ich ins Bett und wurde vier Stunden später von Cayce geweckt, der diese Nacht ein Auge auf die Stuten haben sollte. “Ich glaube bei Bella geht es los.”
      Verschlafen rieb ich mir meine Augen und sah auf Cayces Handy, auf dem gerade die Liveübertragung lief. “Ist gut, du kannst ins Bett gehen, ich geh in den Stall”, sagte ich zu ihm, zog mich an und ging leise in den Stall. Einige der Stuten waren wach und fraßen genüsslich ihr Heu, Heretic und die beiden Fohlen schliefen. Dann ging ich zu Bella, die ruhig in der Box lag und bei der es nicht den Anschein machte, als gäbe es Komplikationen. Eine halbe Stunde später war das kleine Fohlen auf der Welt. Eine schöne Dunolinostute mit einer Blesse und zwei weißen Beinen hinten. Es dauerte ein wenig, bis das Fohlen aufstand und zum Euter ging. Bella blieb, wie zu erwarten, brav stehen und ließ ihre Tochter trinken.
      Ich ging wieder in Richtung Bett und hatte schon den nächsten Namen im Kopf: BR Sheza Topnotch Babe.
      Nach einem Blick auf die Uhr entschied ich mich jedoch, nicht mehr schlafen zu gehen, sondern dem Vollblütertraining von Octavia beizuwohnen. Wie jeden Morgen kam ein befreundeter Jockey vorbei und trainierte ihre Pferde.
      “Oh Caleb, cool dass du mir helfen willst. Du kannst dir sofort Tasmania satteln und als Track Pony fungieren!”, erklärte sie mir und ich nickte. Wenigstens durfte ich das halbe Westernpferd reiten, und wurde nicht wie letztes Mal auf eines der reinen Vollblüter gepackt. Tasmania war eine Seele von Pferd. Ruhig, hörte einem zu und wurde nur in den seltensten Fällen hitzig und übermütig. Tigres Eye, die Rappstute, sollte zusammen mit der Fuchsstute Drama Baby laufen. Der Jockey ritt Drama und Octavia setzte sich auf Tigres Eye, die ich auch zur Bahn begleitete. Kaum ließ ich den Zügel los, preschte die Stute nach vorne. Tasmania hatte auch das Bedürfnis mitzulaufen, doch ich musste sie sofort runterriegeln, denn wenn sie sich das einmal angewöhnte, dass sie selbst rennen durfte, bekamen wir das nicht mehr raus. Von weitem sah ich wirklich gut, dass die beiden Pferde auf dem selben Niveau waren. Sie liefen Kopf an Kopf und preschten auch gemeinsam durchs Ziel.
      Die nächsten Pferde waren Peacful Redemption, Candlejack und Wildfire xx, die Os Jockey allerdings nacheinander einzeln ritt. Auch blieb ich mit Tasmania eher im Hintergrund, um die Hengste nicht abzulenken. Die letzte Stute für das morgendliche Training war Priamos Ruffia Kincsem. Sie lief mittlerweile auf S* und war damit das am Meisten trainierte Pferd der Ranch. Sie würde vermutlich noch eine Saison laufen, dann würde Octavia sie in die Reitpferdkarriere schicken. Nach drei wirklich guten Nachkommen, wovon eines noch in Octavias Besitz war, war es Zeit für etwas neues.
      Prias Colourful Soul, die älteste Tochter von Pria, befand sich zur Zeit in der Ausbildung. Sie war von Friese eingeritten worden und erhielt wirklich hochklassiges Training von Rhapsody.
      An das Training von ihr war Octavia nicht einfach so gekommen, sie hatte ihr ihren Seattle Slew verkauf und im Gegenzug zwei Trainingseinheiten bekommen.
      Wer auch wieder da war, war Flashlight. Sie hatte eigentlich einen tollen Platz gefunden gehabt, aber manchmal kam es eben leider anders, als man es gerne hätte. Deshalb war sie wieder da und wurde nochmal antrainiert, da sie die letzte Zeit ziemlich gestanden hatte.
      Auch bei Pocahontas wurde das Training langsam aufgenommen. Die Stute war noch immer sehr unsicher und unglaublich fein an den Hilfen, so dass sich O hierzu Hilfe vom DVTS geholt hatte, wodurch sie nochmal eine Reitstunde bekommen sollte.
      Cleavant ‘May Eyes’ stand die meiste Zeit auf der Koppel. So richtig wussten wir nichts mit ihm anzufangen. Aufgrund seiner Stauballergie war es schwierig, ihn in der Halle zu reiten. Octavia hatte vor längerer Zeit eine Anfrage von Luchy Montrose erhalten, dass sie den Wallach gerne erwerben würde. Bis jetzt hatte sie nicht zugesagt, da sie ihn eigentlich behalten wollte. Jetzt stand der Verkauf allerdings wieder zur Diskussion. Neben Dakota, die Bellamy gehörte, hatte Octavia sich auch eines der Polopferde behalten. Absolute Bullet Proof. Sie hatte den seidig schimmernden Hengst ins Herz geschlossen und ihn wieder von der Verkaufsliste gestrichen. Auch Magic Lanijos und Ceara Isleen waren noch immer in ihrem Besitz. Beide würden in nächster Zeit Besuch von auswärtigen Trainern bekommen, die sie ein wenig unter die Lupe nehmen würden.
      Nach dem Vollblütertraining ging es für mich auf die Jungpferdekoppel, dort würde ich zunächst bei den jungen Stuten vorbei schauen. Sie liefen alle zusammen auf der Koppel und standen nur ab und zu im Stall, wenn ich sie zum Training eingetragen hatte. Ein Pferd, welches sich besonders gut entwickelt hatte, war Jacks Inside Gunner, aka Katie. Als Jährling hatte sie einen wirklich grausigen Körperbau gehabt. Jetzt als zweijährige war das wieder etwas mehr verwachsen und sie sah nach einem richtigen Pferd aus. Wer in der Truppe wirklich immer als Ruhepol zu den nervösen Stuten galt war die neue, Sweet like Chocolate. So eine Seele von Pferd war mir selten unter die Nase gekommen. California Rose machte ihr da starke Konkurrenz, aber gegen Layla kam sie einfach nicht an.
      Welche zwei ‘Biester’ sich auf jeden Fall gefunden hatten, waren BR Dress to Impress und Special Luna Zip. Ich war mir nicht so sicher, wie lange ich die beiden noch zusammen laufen lassen konnte, denn ihre Kämpfe ähnelten immer mehr Leithengsten, die um Reviere kämpften.
      Wir waren jedoch mit den neuen Koppeln bald soweit, so dass wir die Pferde nochmal neu mischen konnten. Vermutlich würde sich das Theater damit dann geben.
      Als ich auf die Koppel ging, kamen mir sofort Ginger Rose und Colonels Blue Splash entgegen und wollten ihre Streicheleinheiten abholen. In einiger Entfernung machte ich auch die rote Stute, Captains Blue Crystal aus.
      Izzie und Luna bequemten sich irgendwann dann auch, zu mir zu kommen und zu schauen, was ich denn da machte. Als Gun Sophie schließlich auch zu mir kam, musste Izzie sie natürlich sofort wieder verjagen. “Du bist ein dämliches Biest”, fluchte ich und klatschte einmal laut in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Stute auf mich zu lenken. Ich ging einmal um den kleinen Pulk herum, um mir auch Sophie anzuschauen. Sie hatte von gerade eben eine kleine Macke an der Kruppe, wo Izzie sie mit den Zähnen erwischt hatte. Ich hatte dummerweise gerade kein Blauspray dabei, segnete den Biss und das bisschen Blut aber nicht als wirklich schlimm ab.
      Um zu den Junghengsten zu kommen, musste ich einmal quer über die Ranch zu den Paddocks und Boxen. Fast alle Hengste standen im Training, weshalb ich sie nah an der Halle wissen wollte, damit ich mir sie nicht über die ganze Ranch immer zusammensuchen musste. Vulture hatte ich allerdings auf die Koppel entlassen, denn er hatte die letzten Tage jeden Tag seine Einheit bekommen und hatte sich ein wenig Pause verdient.
      tc Mister’s Silvermoon Cody stand auch auf einer der Koppeln, eben so wie Chic’ N Shine, denn die Pferde sollten erstmal ankommen und sich einleben, bevor das Training losgehen sollte. A Shining Chrome wurde auf die Körung vorbereitet und befand sich im Hengststall, was ich vergessen hatte. Deshalb konnte ich ihn hier gerade auch nicht ausfindig machen. Der erste Paddock, zu dem ich kam war von Chocolate Shades. Der Champagnefarbene Hengst hatte noch keine wirkliche Aufgabe hier auf dem Hof gefunden. Bei ihm stand es auch zur Diskussion, ob wir ihn nicht besser verkaufen würden. Er hatte zwar eine gute Abstammung und eine tolle Farbe, aber wir wollten von Champagnefarbenen Pferden Abstand nehmen, denn das war nicht die Farbe, auf die wir in der Zucht unser Augenmerk legen wollten. Es ging weiter mit GRH’s Funky’s Wild Berry, PFS’ Unclouded Summer Skies, BR Colonels Golden Gun und BR Colonels Lil Joker. Es war fast eine Schande, dass ich die Hengste nicht mehr zusammen laufen lassen konnte, da sie von klein auf immer zusammen gewesen waren. Aber irgendwann fing der Ernst des Lebens an und es war vorbei mit dem gemeinsamen Spielen auf der Koppel.
      Ich rationierte für jedes Pferd das Kraftfutter, ehe ich die Eimer in die Paddocks stellte und auch selbst ins Haupthaus ging, um etwas zu frühstücken. Wie jeden Morgen waren alle Mitarbeiter am Tisch und frühstückten gemeinsam. Zum ersten Mal seit dem Drama um Ylvi, Louis und mich saßen die Beiden mit Tschetan und Kaya ebenfalls am Tisch. Ich wünschte allen einen guten Morgen, ließ meinen Blick etwas länger als gewollt auf Louis und Ylvi hängen, ehe ich mir eine Tasse Kaffee holte und mich ebenfalls auf einen der Stühle setzte.
      “Ich habe eben nochmal mit Luchy Montrose telefoniert, Mad Eyes ist jetzt doch verkauft. Sie kommt ihn die Tage abholen.”, eröffnete Octavia das morgendliche Gespräch, was am heutigen Tag alles anstand.
      “Wieso verkaufst du ihn jetzt doch?”
      “Er steht hier nur auf der Koppel, richtig was anfangen kann ich leider nicht mit ihm. Luchy meinte beim Kauf von Aelfric schon, dass die Beiden bei ihr drüben ein tolles Team sein könnten”, erklärte Octavia und blickte in zustimmende Gesichter.
      Die nächsten Minuten verliefen weitgehend schweigend, Betsy und Tschetan unterhielten sich ein wenig, Kaya schwieg wie immer. Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Kaffee, ehe ich mich an Ylvi wandte. “Ich würde nach dem Essen gerne noch mit dir sprechen und danach mit Louis.”
      Die Beiden nickten, sahen sich kurz an und widmeten sich dann wieder ihrem Essen. “Cayce schaffst du es heute ein paar mehr Pferde zu reiten? Ich weiß nicht wann ich im Büro fertig sein werde”, fragte ich ihn.
      “Klar, um wen gehts denn? Ich habe bereits… Frosty Lagoon, Lady Blue Skip, Lovin’ Out Loud und Miss Independent. Mit den beiden letzten werde ich nicht lange brauchen, die trainieren wir ja grade erst wieder an. Und Whitetails Shortcut natürlich.”
      Ich überlegte kurz. “Mir wäre es ganz lieb, wenn du GRH’s Aquila T Mistery, GRH’s Unbroken Magic und GRH’s Unbroken Soul of a Devil noch unterbekämst.”
      “Klar, kein Problem. Nur bewegen oder richtiges Training?”
      “Du kannst ruhig die Manöver alle mal kurz abfragen, aber ansonsten einfaches Training, nichts kompliziertes.”
      “Alles klar Chef”, antwortete er und stand vom Tisch auf, räumte sein Brettchen und seine Tasse in die Spülmaschine und nickte unserer Haushaltshilfe nett zu. Wir waren wirklich froh, dass wir nun eine hier hatten, die sich um das Essen und den Haushalt kümmerte. “Laurence wen hast du heute auf dem Plan?”, fragte ich meinen ältesten Mitarbeiter, der wesentlich länger überlegen musste.
      “Striga hast du mir eingeteilt, Easy Going, Abadon all Hope, Citizen Fang und Picture of a Ghost.”
      “Könntest du Chou und Jade noch dazu holen? Die könnten ein bisschen Bewegung vertragen. Besonders Chou, weil die bald auf die Krönung soll.”
      “Oh Chou ist auch schon soweit?”, mischte sich nun Betsy ein.
      Ich nickte. “Chou, Aquila, Shanee, Whinney und Chrome. Das sind die nächsten, die wir vorstellen werden”, erklärte ich dem Mädchen und sah ihre Augen aufblitzen. “Ooooh darf ich dann mitfahren?”, fragte sie strahlend und ich nickte. “Klar.”
      “Bellamy wen hast du?”, wandte ich mich nun an den schwarzhaarigen.
      “Rausbringen soll ich Kholáya, Bittersweet Temptation, Snapper Little Lena, ähm.. Zues ist ja schon draußen..Cruel Twist of Fate reiten, Kisshimbye reiten, Tortured Witch HMJ 6693 rausbringen, Cielos rausbringen..Silent Bay kommt auch raus und ähm.. glaube das wars.”, antwortete Bellamy.
      Nun musste ich wirklich überlegen, wer noch übrig war. “Brian könntest du Only Known in Texas, Stormborn, My sweet little Secret und auch I’m a Playboy bewegen?”, fragte ich meinen neusten Mitarbeiter.
      “Ja, wird erledigt.”
      “Bellamy dann brauchst du keinen mehr zu machen.”, meinte ich an den schwarzhaarigen gewandt und drehte mich dann zu Murphy um. “Kannst du Till Death, Chapter 24, Chocolate Dream, Nachtschwärmer und Verdine raus bringen?”
      “Ay.”
      “Gut, dann sind alle Pferde aufgeteilt.”, verkündete ich und stand nun selbst auf, was zur Folge hatte, dass sich der gesamte Tisch in Bewegung setzte.
      Mein Weg führte mich ins Büro. Hinter mir her trottete Ylvi, die sich wohl nicht ganz sicher war, was ich von ihr wollte. Mit einer Handbewegung deutete ich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, auf den sich Ylvi auch sogleich setzte. “Caleb.. bevor du etwas sagst.. ich..”, setzte Ylvi an doch ich hob sofort die Hand. Ich versuchte professionell zu bleiben, auch wenn alles in mir schmerzte. Ylvi hatte mich verraten. Nein, eigentlich hatte mich Louis verraten. Mein Freund, meine Familie... Ob ich ihn jemals wieder als meinen Kola bezeichnen konnte?
      “Ylvi ich hab dich zu mir gerufen, damit wir das Geschäftliche klären. Alles Andere hat jetzt hier in diesem Moment keine Relevanz”, sprach ich und sah, wie Ylvi ein kleines Stück in sich zusammensackte. Die Kälte ihr gegenüber in meiner Stimme war sie nicht gewohnt. Ich auch nicht, denn ich hatte mich eben selbst kurz darüber erschrocken.
      “Was sind eure Pläne? Bleibt ihr hier auf der Ranch oder verlasst ihr uns? Ich bin ganz ehrlich. Ich hätte gerne, dass ihr bleibt. Betsy hat sich so mit Kaya angefreundet und auch Tscheta liebt es hier, so wie ich das mitbekommen habe- und ihr leistet hier gute Arbeit.”
      “Wir haben da.. schon des Öfteren drüber gesprochen, Louis und ich. Wir würden gerne hierbleiben. Ich könnte mich wieder vermehrt um die Bilder der Pferde kümmern, um die Website und die Werbeaktionen für die Ranch. Außerdem könnte ich dir im Büro ein wenig unter die Arme greifen… und… ich würde gerne vermehrt als Trainer einsteigen”, antwortete Ylvi und ich nickte.
      “Okay. Die Arbeit im Büro müssen wir sehen, im Moment hält es sich in Grenzen. Wie Website kannst du ja vom Laptop aus machen, dazu brauchst du das Büro auch nicht”, grübelte ich. Ylvi schien wohl zu verstehen, dass ich sie hier im Büro einfach nicht haben wollte- nett ausgedrückt.
      “Mit dem Trainer find ich allerdings eine gute Idee. Vielleicht kannst du Octavia ja ein bisschen zur Hand gehen? Sie fühlt sich im Moment ein bisschen verloren, du hast da ja auch noch einiges an Erfahrung, was du mitbringst”, meinte ich des Weiteren.
      Ylvi schien zu verstehen, denn ihre Miene hellte sich auf. “Ja klar, gerne mach ich das.”
      “Mit deinem Gehalt müssen wir dann nochmal schauen. Mit deinem Trainerjob… bei den anderen Mitarbeitern von mir ist es so, dass 25% der Ranch zu Gute kommen und die restlichen 75% dem Trainer zustehen. Wäre das für dich ein Problem?”
      Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete, denn sie schien nachzurechnen. “Nein. Nein das ist kein Problem. Der Bungalow ist aber doch weiterhin dann kostenlos?”, fragte sie mich und ich nickte. “Das wärs auch für erste”, meinte ich und schaute kurz zur Tür. Ylvi stand auf, erst zögerlich, dann entschlossen. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich dann jedoch, mein Büro zu verlassen. “Schickst du mir Louis?”, fragte ich sie, als sie gerade bei der Tür angekommen war. “Ja”, war ihre knappe Antwort, ehe sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
      Wenig später tauchte Louis auf und setzte sich nach einer Handbewegung meinerseits auf den freien Stuhl vor meinem Bürotisch. Er schwieg, ich schwieg- und so saßen wir eine Weile da. Dann setzte er, genau wie Ylvi zuvor an: “Caleb ich... “ Doch ich hob erneut die Hand. “Ich hab dich zu mir gerufen, um über deine Arbeit hier auf der Ranch zu sprechen. Von Ylvi habe ich erfahren, dass ihr hier bleiben wollt.” Louis nickte. “Ich möchte gerne nochmal als Rancharbeiter mehr tätig werden und auch hier mehr unterstützend zur Hand gehen. Außerdem wollte ich mich anbieten, auch beim Training der Pferde ein ein wenig zu helfen. Zwar nur für die zur Ranch gehörenden Pferde, aber ich denke, dass ich da dennoch ein wenig helfen kann und Arbeit abnehmen kann.. außerdem…”, fügte Louis noch an. “Hätte ich noch jemanden… der hier gerne arbeiten würde. Vor allem mit den Whiteface Rindern hast du ja viel zu tun und da könnte er.. also Logan dich unterstützen.” Logan… bei diesem Namen klingelte etwas in meinem Hinterkopf. “Sunka- Logan?”
      “Genau.. Logan Otaktay. An ihn habe ich Sunka verkauft. Er könnte hier ein weiterer Rancharbeiter sein. Er braucht einen Job.. und die eigentlich noch Mitarbeiter, Caleb.”
      “Okay”, antwortete ich ihm. “Sag ihm er soll in nächster Zeit mal zu mir kommen, ich würde mich gerne mit ihm unterhalten.”
      “Er ist im Moment noch unterwegs, in ein paar Wochen ist er wieder hier, dann kann er mit dir sprechen”, erwiderte Louis. Er setzte erneut an und ich wusste genau, was nun folgen würde. “Caleb es tut mir Leid. Für das, was Ylvi und ich dir angetan haben…”
      “Louis ich kann nicht”, antwortete ich kalt und stand auf. Mein Blick ging aus dem Fenster. Ich schaute auf den Hof, auf dem reges Treiben war. Ein Pferd hier, ein Mitarbeiter da, eine Heuballe hier…”Ich kann einfach noch nicht. Ich kann dir nicht verzeihen, und ich kann es nicht versuchen. Ich möchte euch hier behalten, euch zu verlieren kann ich nicht ertragen. Aber... ich kann euch nicht verzeihen.” Damit wollte ich das Gespräch beenden, doch Louis schien einfach nicht gehen zu wollen. Stattdessen machte er einen Schritt auf mich zu und griff nach meinem Arm. “Kola…” Ich riss mich von ihm los, machte einen Ausfallschritt nach hinten und funkelte ihn an. “Raus.”
      Louis seufzte tief. Ihm war bewusst, dass er ihn verletzt hatte. Ihm war nur nicht bewusst, wie tief die Verletzung ging. Nicht sicher, ob er noch etwas sagen sollte oder nicht, drehte er sich langsam um und ging auf die Tür zu. “Wenn.. wenn du deinen Schmerz überwunden hast, sprich bitte mit mir. Ich möchte es dir erklären.” Mit diesen Worten verließ der Lakota mein Büro und ließ mich hier alleine zurück.
      Es vergingen ein paar Wochen. Ich dachte viel nach, kam jedoch zu keinem Entschluss, wie ich die Situation in Zukunft handhaben würde.. naja.. ich kam schon zu einem Ergebnis. Ich wollte Ylvi nicht aufgeben. Das war noch nicht das Ende unserer Geschichte, so viel war sicher.
      Der Fohlenboom auf der Ranch ließ mich gar nicht aufatmen. Das Fohlen von Aerith und Hollywood, eine kleine Grullostute mit dem Namen BR Atlantis Dream erblickte als nächstes das Licht der Welt. Sie würde noch ein paar Monate bei Tassila stehen, ehe sie den Weg zu uns antreten würde. Auf die Idee mit der Leihstute war Laurence gekommen. Er wollte unbedingt ein Grullofohlen. Dass auch das Fohlen von Tainted Whiz und Dissident Aggressor, BR Dissident Whiz, ein Grullo sein würde, damit hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet, sondern eher mit einem Braunfalben. Der kleine Hengst war wohlauf und wir freuten uns, dass die anderen Stuten bis jetzt ohne Komplikationen gefohlt hatten.
      Die Gangsterfohlen schienen sich abgesprochen zu haben. Denn obwohl die beiden Stuten nicht alle gedeckt worden waren, erblickten BR Colored in Style und BR Wimpys Bright Gangster fast gleichzeitig das Licht der Welt. Ein Fohlen mehr Splash als das andere, worüber wir uns natürlich sehr freuten! Auch BR General Pleasure, ein schönes Rappfohlen mit einem halb blauen, halb braunen Auge übertraf unsere Erwartungen und voller Freude riefen wir Elsaria an, um ihr von dem tollen Fohlen zu erzählen, welches sie reserviert hatte.
      Unser einziges Appaloosafohlen enttäuschte uns auch keineswegs. Ein schöner Dunskinhengst mit einer weißen Kruppe und ein paar Pünktchen fiel aus Baby Doll und Hollywood.
      Für ebenfalls viel Farbe sorgte einerseits BR Raised to Slide, die bunte Stute von Hell und Blue. Ich war wirklich gespannt, ob sie charakterlich eher nach ihrem ruhigen Papa, oder der aufgekratzten Mutter schlagen würde und BR Double Gunslide, eine Hengst aus Gunner und ebenfalls Blue.
      Das Fohlen von Candy und Alan wiederum überraschte uns auch. Denn BR Alan’s Smart Dream, der wegen seiner Haarpracht sofort den Namen Elvis verpasst bekam, gab keinerlei Abzeichen preis. Der Hengst war einfach nur ein Braunfalbe. Ohne die schönen hochweißen Beine oder die große Blesse des Vaters.
      Bei der kleinen Rappstute BR Black Pamina aus Sue und Alan war das Drama groß, als ich Betsy erklärte, dass die Stute einen Abnehmer gefunden hatte. “Sie wird es gut haben bei Zion. Robin ist zum Beispiel ein ganz Lieber, Octavia hat ein Auge auf ihn geworfen… und ich war doch letztens erst dort auf dem Hof für ein Training mit Shanee. Pamina wird doch nicht einfach weg sein, wir können sie besuchen fahren…”, hatte ich versucht Betsy die Situation zu erklären, doch so ganz schien sie nicht davon begeistert zu sein.
      BR Twenty 4 Killings, das Fohlen von Chapter 24, würde in einem halben Jahr nach Evergreen Acres umziehen. Der Papa CHapter würde die Reise schon in ein paar Wochen antreten.
      Und auch das letzte Fohlen BR Lovely Gun würde zusammen mit Twenty 4 weggehen. Ich freute mich riesig, einem befreundeten Hof solch gute Nachzuchten verkauft zu haben.
      Es konnte jedoch auch gut sein, dass wir bald neuen Zuwachs bekommen würden. Ich hatte großes Interesse an dem Schimmelscheckhengst Heza Bat Man gezeigt. Bei ihm wartete ich nur noch auf das Ergebnis der AKU.
      Ein weiterer Neuzugang war allerdings schon sicher. Small Town Dude hieß der Rappe mit der auffälligen Splashed White Scheckung, der jeden Moment ankommen dürfte. Der Hengst war ein wahrer Glücksgriff gewesen. Die meisten Splash Pferde die wir hatten, zeichneten sich durch ihren enormen Dickschädel aus. Nicht so Dude. Beim Besuchen als auch beim Probereiten hatte er sich als wirklich genügsam herausgestellt. Er zeigte ein ähnliches Wesen wie unser Blue, weshalb wir sofort mit einem unschlagbaren Preis zugeschlagen hätten.
      Bei diesem Sprichwort rollte auch schon der Transporter auf den Hof. Cayce und Bellamy hatten sich bereit erklärt gehabt, den Hengst vom Flughafen abzuholen. “Und, alles gut?”, fragte ich die Beiden, als der Wagen angehalten hatte und sie zu mir nach hinten an den Hänger kamen. “Ja, hat alles wunderbar geklappt, kam ganz locker aus dem Flugzeug und ist hier super easy rauf, ein tolles Pferd”, antwortete Bellamy und half mir, die Verriegelungen zu öffnen. Dude wieherte schon aufgeregt und schaute uns neugierig an, als wir die Rampe endlich auf dem Boden hatten. “Willkommen auf der Bow River Ranch”, sagte ich freudig, band ihn los und ging mit ihm aus dem Hänger raus. Sofort hob er den Kopf und ließ nochmal alle wissen, dass er jetzt da war. Ich lächelte. Das waren die schönen Seiten am Pferdeleben.
      Am Abend scrollte ich am Pc durch ein paar Suchanzeigen und traf auf die einer Bekannten. Ethel Evergreen von Evergreen Acres. Sie suchte einen Trainer, der ihre Tochter Tiara ein bisschen unterstützen würde und ihr in einer Woche ein wenig Unterricht geben konnte.
      Da ich sowieso das Gefühl hatte, dringend hier raus zu müssen, rief ich sie an und verabredete mich schon für den nächsten Tag.
      Kurz nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte erneut mein Handy. Ich wunderte mich zwar über den Anruf zu später Stunde und über die fremde Nummer, ging jedoch trotzdem dran. “O’Dell, Bow River Ranch”, meldete ich mich am Telefon und wartete darauf, dass mein Gegenüber Informationen von sich preis gab.
      “Guten Abend Mister O’Dell. Hier spricht der Veranstalter der Juturity. Haben Sie unseren Brief vor drei Wochen nicht erhalten?” Stille. Ich überlegte fieberhaft, welchen Brief er meinen könnte und wovon der Mann am Telefon redete. “Ich äh.. ähm.. ich…”
      “Ich gehe mal nicht davon aus, ich lasse Ihnen auf schnellstem Weg einen neuen zukommen. Mr. O’Dell warum ich mich melde… Sie sind einer der glückliche Teilnehmer der großen Jututity im Dezember.” Mir stockte der Atem. Natürlich! Von diesem Event hatte ich schon gehört. Welcher Reiter und vor allem Reiner freute sich nicht, an solch einem mit so hohem Preisgeld dotierten Event starten zu dürfen! “Ich??”, fragte ich ungläubig ins Handy und kam mir, sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, äußerst dumm vor.
      “Ja Sie, Mr. O’Dell. Im Brief, der sich gleich noch auf den Weg zu Ihnen macht, steht alles weitere drin. Sobald Sie ihn gelesen haben, rufen Sie bitte die dort angegebene Nummer an und geben die Pferde durch, mit denen Sie sich qualifizieren möchten. Wir hören voneinander.” Klack. Völlig verdutzt saß ich hier auf dem Stuhl mit dem Handy in der Hand. Ich hatte mich nicht verhört, das war eben wirklich die offizielle Einladung zur Juturity gewesen. Wahnsinn! Wie lange träumte ich schon davon, einmal dort teilnehmen zu dürfen- und nun war es endlich soweit!
      Ich beschloss allerdings noch niemandem etwas davon zu verraten, zumindest noch niemand hier vom Hof. So lange, bis der Brief da sein würde. Juturity… ein wahrgewordener Traum.
    • Veija
      Even though you’re leavin', I ain't goin' nowhere.
      Mai 2020, by Veija
      Caleb
      “You better get that ear forward or I swear I’ll pin it on your neck!”, patzte ich Candy an, als ich mich auf der Weide ihrem Fohlen Elvis und ihr näherte. Der kleine Hengst sprang um seine Mutter herum, blieb immer wieder stehen und beobachtete mich. Am heutigen Morgen berichtete Cayce mir, dass Candy eine Verletzung am Bein hatte, die ich mir mal ansehen solle. Er selbst kam nicht an die eigenwillige Stute heran. Die einzigen Beiden, die sich ihr nähern und sie einfangen konnten, waren Octavia und ich. Heute schien sie allerdings auch auf mich nicht wirklich gut zu sprechen, denn als ich ihr das Halfter anlegen wollte schnappte sie nach meiner Hand und erwischte sie auch. Mit der anderen klatschte ich ihr gegen die Nüstern. “Did you just bit me?”, keifte ich und rieb mir meine rechte Hand, die wirklich ziemlich weh tat, dick wurde und schon blau anlief. Die Stute starrte mich an. So blieb sie zumindest stehen und ich konnte einen Blick auf ihr Bein werfen, was nicht wirklich schlimm aussah. Vielleicht hatte das Fohlen sie beim Spielen gestreift. Helfen würde ich ihr jetzt auf jeden Fall nicht mehr, da hatte sie nun einfach Pech gehabt. Stattdessen ging ich, meine Hand noch immer reibend, zu meinem Pick Up und fuhr zurück auf den Hof, wo ich sofort aufs Haupthaus zusteuerte, in die Küche ging und mir aus dem Gefrierfach ein Kühlakku nahm. Unsere Haushaltshilfe schaute mich fragend an, doch ich winkte nur ab. Dennoch reichte sie mir ein Handtuch, in das ich mein Akku einwickeln konnte, damit mir die Hand nicht abfror.
      Gerade, als ich wieder nach draußen gehen wollte, kam Octavia um die Ecke und riss die Augen weit auf. “OMG Caleb! Was ist dir denn passiert?!”
      “Candy die blöde Kuh hat mich gebissen, als ich mir ihr Bein ansehen wollte.”
      “Ooooohhh…zeig mal..”
      “Da gibts nichts zu zeigen, ich..” Weiter kam ich nicht, denn Octavia packte mich am Arm und nahm das Kühlakku von meiner Hand herunter.
      “Na toll, nach nichts sieht das aber nicht aus!”
      “Das ist nur gebissen, da ist nichts gebrochen oder sonst was.”
      “Reiten kannst du damit aber nicht.”
      “Natürlich kann ich damit Reiten, O. Zum Glück bin ich Linkshänder.”
      “Dann helf ich dir aber beim Satteln. Alleine ist das schlecht machbar.”
      “Hast du nichts besseres zu tun?!”, fragte ich sie dann doch leicht genervt und drehte mich zur Tür, damit ich das Haus verlassen konnte.
      “Nein. Erst heute Mittag, also kann ich dir jetzt helfen.”
      “Gut, dann fangen wir mit HMJ Saintly an.”
      Gemeinsam gingen wir zur Box des Hengstes. Octavia hielt ihm kurz die Hand hin, ehe sie ihn aufhalfterte und nach draußen auf den Paddock brachte. Sein Kraftfutter und seine Medizin hatte er schon bekommen. Er machte sich auch wieder besser. Nach dem Telefonat mit der Tierärztin Reyna am vergangenen Tag war ich mir sogar sicher, dass er durch den Flug wieder ein wenig abgebaut hatte. Heute allerdings sah er schon wieder ein bisschen besser aus.
      “Ich lass ihn noch ein paar Tage ankommen. Der Hufschmied soll dann auch mal die nächsten Tage kommen. Dann können wir mit dem Training loslegen”, erklärte ich ihr, ehe ich meine Hand auf den Zaunpfosten ablegte. “Ich bin ja der Meinung, dass der schon einiges kennt. Der ist fast ohne Probleme in den Anhänger gegangen. Falls dem so ist, wird es ziemlich einfach, den anzutrainieren.”
      Wir gingen wieder in den Stall und brachten noch Smart Lil Vulture raus, dessen Macke am Bein immer besser aussah. Schließlich fragte Octavia mich: “Wen wolltest du denn heute noch reiten?”
      “Honey’s Aleshanee im Trail und A Shining Chrome in der Pleasure. Fehlt nicht mehr viel dann ist Shanee auf der LK 4 und Chrome auf der LK 2.”
      “Dann lass mich doch Shanee reiten und du schnappst dir Chrome.”
      “Okay, gute Idee.”, ließ ich mich dann doch breitschlagen, obwohl es mir lieber gewesen wäre, ich hätte die Pferde beide selbst reiten können.
      Eine dreiviertel Stunde später waren wir mit beiden Pferden auf dem Platz. Meine Hand war noch immer blau und dick, sie tat auch noch weh, aber hinderte mich nicht daran, selbst nachzugurten und schließlich aufzusteigen. Chrome war ein gemütlicher Zeitgenosse, der sich nicht daran störte, dass Octavia mit der Stute ebenfalls auf dem Platz war. Es war wirklich etwas schade, dass er eines der aktuellen Verkaufspferde war… aber behalten konnten wir sie bei Weitem nicht alle. Der Plan war es, ihn zu kören und dann zum Verkauf frei zu geben. So konnten wir seinen Preis anheben und auch gutes Turnierpotenzial verkaufen.
      Ich ritt ihn kurz warm, ehe ich ihn auf die ganze Bahn lenkte und mit dem richtigen Training anfing. Octavia blieb mit Shanee stets in der Mitte des Platzes, wo sie sich ein paar Stangen aufgebaut hatte und die Stute gerade rückwärts durch einen L lotste.
      Chrome stellte sich gut an, lief locker im Schritt und Trab und schaffte es auch, den Galopp langsamer, aber fließend zu halten. Auch auf der anderen Hand sah es gut aus. Wir übten noch das Rückwärtsrichten und die Handwechsel, ehe ich es gut sein ließ. Mehr konnte ich mit meiner Hand heute auch nicht machen.
      Bei Octavia sah es ebenso gut aus. “Lass die Zügel ein bisschen länger dann kann sie den Kopf strecken, sie kommt so vermutlich besser rüber… ja genau so.” Shanee war kein Pferd, welches den Reiter brauchte, um Abstände einzuschätzen. Octavia hielt sie allerdings zu eng und behinderte sie so daran, selbst zu schauen und die Abstände anzupassen.
      Kaum war dieser Fehler behoben, klappten die Stangen wie von Zauberhand.
      Ich ritt Chrome ab und ging mit ihm zurück in den Stall. O folgte mir kurz danach und half mir beim Absatteln. “Ich glaube ich gebe Murphy noch eine Reitstunde, der Arme gerät ganz in Vergessenheit- und eigentlich sollte ich Betsy heute auch eine Stunde geben…”, murmelte ich mehr in mich hinein, als dass ich es zu Octavia gesagt hätte. Dennoch blickte sie auf und antwortete mir: “Wie kommt es eigentlich, dass Murphy reiten lernt? Nach so langer Zeit?”
      “Er kann ja schon ein bisschen. Hat er dir nie von unserem Ausritt erzählt? Damals mit Wimpys Little Devil und Black Sue Dun It… lustige Geschichte.”
      “Nein, hat er nicht”, murmelte O. “Erzähl!”
      “Ich musste heute morgen auf der Fohlenkoppel an den Ausritt denken. Ich sagte zu Candy dass sie schauen soll, dass sie ihre Ohren nach vorne stellt oder ich würde sie an ihrem Nacken festtackern.” O lachte.
      “Ooooh ich weiß genau welchen Blick du meinst. Candy’s resting bitch face. Ich liebe es.”
      “Genau… auf jeden Fall damals beim Ausritt hat Murphy ständig seinen Hut verloren- und wenn ich ständig sage, meine ich ständig. Die ganze verdammte Zeit… irgendwann sagte ich dann zu ihm, dass ich ihm den Hut beim nächsten Mal an den Kopf tackern würde. Das war noch in Albuquerque. Wir waren unterwegs in die Stadt, hielten kurz bei Louis”, bei diesem Namen senkte ich kurz seufzend die Stimme, “und er trank glaube ich drei Gläser Schnaps. Der arme Junge hatte alles weh- wirklich alles. Ich bin ja auch mit ihm getrabt und galoppiert.” Octavia schien meinen Seufzer bemerkt zu haben, denn sie stellte mir die Frage, die sich sonst bisher niemand getraut hatte zu fragen: “Was ist denn jetzt mit dir und Ylvi? Oder mit dir und Louis?”
      “Du bist die erste Person, die sich traut, mich das zu fragen”, antwortete ich ihr zuerst. “Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, O. Ich habe mit den Beiden gesprochen, sie wollen hier auf der Ranch bleiben und hier weiter arbeiten. Louis hat sogar noch einen Rancharbeiter organisiert, hatte jedoch noch nicht wirklich das Vergnügen, mit dem zu sprechen… Natürlich bin ich verletzt, das geht nicht spurlos an mir vorbei. Aber was soll ich machen? Sie hat mich verlassen aber irgendwie bin ich noch immer hier und gehe nicht weg, oder nicht?”
      “Empfindest du denn noch etwas für Ylvi?”, fragte sie mich dann.
      “Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde. Ich hab es einfach verpasst, zu kämpfen. Ich war zu sehr mit mir beschäftigt und in meinem Kopf gefangen… aber mal ehrlich. Ich und verheiratet?”
      O fing schallend an zu lachen. “Du hast recht, nein… nein du und verheiratet? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.”
      “Danke”, murrte ich und klappte die Putzkiste auf dem Boden zu.
      “Du bist mehr so der einsame Wolf.”
      “Ylvi ist eine Krähe. Krähen folgen den Wölfen. Ganz vorbei ist es noch nicht.”
      “Du willst sie Louis doch nicht etwa ausspannen?!”
      “Dann wäre ich keinen Deut besser wie er…”, murmelte ich.
      “Aber ob man das vergleiche kann, Caleb? Ausspannen und eine Chance geben, am Ort der Träume bleiben zu können?”
      Ich verstummte. Sie hatte ja Recht.

      Mein Handy brummte. Mit hochgezogener Augenbraue nahm ich es aus meiner Hosentasche und schaute auf die Nachricht im Ranchchat. Es war der Chat, in dem die Kinder mit drin waren und Murphy als auch Betsy hatten geschrieben.

      >>Murphy: Ich mach Blue gleich fertig für die Reitstunde.<<
      >>Betsy: Hey! Ich dachte heute bekomme ich Blue!<<
      >>Murphy: Caleb hat gesagt ich bin dran.<<
      >>Betsy: Das hat Caleb mir aber auch gesagt!<<
      >>Murphy: schreibt…<<
      >>Caleb: Kommt beide zum Trainingsstall.<<

      Das Wunder der Technik. Ich schüttelte den Kopf und ging zum Eingang des Trainingsstalls, wo Murphy als auch Betsy ziemlich schnell auftauchten. Schon von weitem hörte ich ihre Diskussion:
      “Ich will aber Blue reiten”, kam es trotzig von Betsy.
      “Caleb hat ihn mir aber heute zugeteilt”, keifte Murphy zurück. “Ich will den auch mal reiten.”
      “Aber ich will Blue!” Betsy verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte gar nicht mehr so glücklich. Augenrollend sah ich die beiden Streithähne an.
      “Wenn das so weitergeht darf niemand Gun and Slide reiten”, sprach ich das Machtwort als Chef der Ranch und Besitzer fast aller Pferde. Murphy und Betsy, deren Kinne nach unten geklappt waren, schauten mich an.
      “Das ist aber ganz schön unfair, Cowboy”, zog Betsy ihren Entschluss und verschränkte die Arme vor der Brust.
      “Ich hab einen Vorschlag... Einer bekommt Blue und einer darf Alan’s Psychedelic Breakfast reiten. Wie wärs Betsy? Mal ein anderes Pferd außer Sue und Blue?” Ich sah sie herausfordernd an. Betsy konnte ein ganz schöner Dickkopf sein, doch sie lenkte sofort ein.
      “Oh ja, dann nehme ich Alan!”, lautete ihre rasche Antwort, ehe ihr Blick auf meine dicke Hand fiel.
      “Caleb was hast du gemacht?!”, sagte sie laut und machte einen Schritt auf mich zu. Auch Murphy warf nun einen Blick auf meine demolierte Hand.
      “Cabdy hat mich gebissen”, lautete meine knappe Antwort. Mehr gab es da auch nicht zu sagen. “Gehen wir die Pferde holen.”
      Betsy verschwand sofort zu den Paddocks, Murphy und ich folgten ihr. Murhpy würde es alleine schaffen, Blue zum Putzplatz zu bringen. Bei Betsy und Alan war ich lieber zur Stelle, sollte etwas nicht so gut laufen, weshalb mein Weg mich sofort zu Paddock 3 und dem Mädchen führte.
      Die Kleine hatte allerdings wirklich alles im Griff, so dass wir ohne Zwischenfälle im Stall ankamen. Dieses Verhalten machte gute Hengste aus: dass sie sich von jedermann händeln ließen und sogar Kinder in gewissem Maße mit ihnen arbeiten konnten. Bei Blue und Alan war das kein Problem. An Gunners Styled Gangster oder sogar Hollywoods Silver Dream, die auch hier auf dem Paddock die Sonne genossen, kam mir so schnell kein Kind dran. Die Beiden waren da einfach noch zu gefährlich.
      Das Putzen und Satteln war schnell beendet, so dass wir zusammen auf den kleinen Reitplatz gingen, wo ich beim Nachgurten half und den Beiden ihre Helme reichte. Betsy hob ich aufs Pferd, denn Alan war ein bisschen größer als Blue. “Reitet sie einfach einer im oberen Teil und einer im unteren Teil des Platzes ein bisschen warm”, gab ich meine erste Anweisung und stellte mich in die Mitte des Platzes, um abwechselnd zwischen den Reitern hin und her zu schauen.
      Nach einer Weile ging ich in eine der Ecken und rief Murhpy zu mir, damit Betsy genug Platz hatte. “Galoppier Alan mal auf dem Zirkel an. Pass aber auf, dass der dir nicht zu schnell wird. Er ist normal ein bisschen langsamer wie Blue, man kann aber nie wissen.”
      Ich schaute ihr zu, wie sie den großen schwarzen Hengst kurz vor X stellte und dann angaloppierte. Betsy hoppelte zunächst ein bisschen wild im Sattel herum, bis sie sich gefangen hatte. Alan war ganz anders gezogen, hatte also einen anderen Galopp, wie Blue. Blues schnellste Gangart war ziemlich flach, man spürte kaum, dass er galoppierte. Bei dem Hengst, auf dessen Rücken Betsy sich gerade befand, sah dies anders aus.
      “Korrigier ihn mal nicht so viel, Hand runter. Der kennt den Zirkel. Falls nicht, innere oder äußere Hand hoch und mit dem Bein nach innen oder außen schieben… ja, klappt doch!” Betsy wurde immer besser. Aus ihr könnte eine wirklich gute Reiterin werden, wenn sie dabei blieb. “Genau, an X zum Trab und dann auf der anderen Hand angaloppieren”, lobte ich sie weiter. Derweil fiel Murhpy immer weiter die Kinnlade herunter.
      “Glaubst du, das werde ich auch mal machen?”
      “Was, einfache Galoppwechsel?”
      “Nein, gut reiten. Generell galoppieren und verschiedene Aufgaben machen.”
      “Klar, Murphy”, munterte ich ihn auf, “du wirst schon sehen, schneller als du denkst, galoppierst du hier Runde um Runde und ich nehm dich auf erste Turniere mit.”
      Ganz so überzeugt schien der junge Mann nicht zu sein, denn als Blue sein linkes Bein entlastete und seine Hüfte sichtlich zur Seite kippte, hielt sich der dunkelhaarige krampfhaft am Sattelhorn fest. “Ich nehm dich die Tage an die Longe, dann kannst du galoppieren üben und dich ganz auf deinen Sitz konzentrieren.”
      “Okay, wenn du das sagst?”, antwortete er mir unsicher.
      Mein Blick galt wieder Betsy, die nach ein paar Runden im Galopp auf der anderen Hand zum Schritt durchparierte. “Ich vermisse Sue… wann kann ich sie denn wieder reiten?”
      “Es dauert noch ein bisschen, bis das Fohlen abgesetzt ist. Dann müssen wir sie langsam wieder antrainieren. Bis du mit ihr um die Poles rennen kannst, wird es vermutlich bis nächstes Jahr dauern.”
      “So lange?!”, fragte sie mich ungläubig und riss ihre kleinen Augen weit auf. “Ooooh und wer trainiert sie denn dann an? Ich kann das nicht.”
      “Ich mach dir das”, sagte ich ihr freundlich und winkte sie auf meine linke Seite, damit Murphy, der zu meiner rechten stand, losreiten konnte und sich die Hengste nicht in den Weg kamen.
      Die halbe Stunde mit Murhpy war einfach. Viel Schritt gehen, ein bisschen Traben. Er machte sich. Es war noch ein langer Weg nach oben, aber er machte sich.
      “Gut, reitet im Schritt ein bisschen ab und dann kommt ihr mit zum Stall”, gab ich meine letzte Anweisung für heute und fand mich wenige Minuten später dort wieder.

      Betsy betrat den Stalltrakt, gefolgt von Murphy. Ich half der jungen Dame beim Absatteln ihres Pferdes. Wir gaben beiden Pferden eine Portion Kraftfutter, ehe sie wieder auf ihren Paddock kommen sollten. Wir wollten uns gerade auf den Weg dorthin machen, als Cayce, total außer Atem, in die Stallgasse gesprintet kam. “Cayce renn doch hier nicht so!”, tadelte ich den jungen Mann und griff noch rechtzeitig in den Führstrick von Alan, der Betsy gerade aus der Hand gerutscht war.
      Der Übeltäter, durch den sich die Pferde erschreckt hatten, stemmte keuchend die Hände auf die Beine und schien nach Luft zu ringen. “Cayce was hast du denn?”, versuchte ich es jetzt. Mittlerweile war ich doch sichtlich verwirrt.
      “Saintly….Blut…am Bein...ziemlich viel…”, fing er an. “Auf dem Paddock, kam nicht ran.”
      Ich schaltete sofort. Alans Führstrick drückte ich augenblicklich in Cayces Hand und rannte zum Paddock von HMJ Saintly los. Schon von Weitem sah ich das rot an seinem rechten Vorderbein, wo eigentlich nur weißes Fell zu sehen sein sollte.
      Kurz vor dem Paddock bremste ich ab, schnappte mir das Knotenhalfter und ging langsam auf den Hengst zu. Dieser spielte wie immer mit den Ohren, schaute mich genau an und schien abzuwägen, was ich von ihm wollte. Untypisch für ihn, da er sich immer einfangen ließ, machte er kehrt und trabte vor mir weg. Ich fluchte. Sowas konnte ich ja gar nicht gebrauchen, vor allem nicht jetzt, da wir nicht wussten, weshalb er so viel Blut am Bein hatte.
      Ich atmete einmal tief durch und näherte mich dem Hengst so langsam wie ich konnte, um ihn nicht nochmal irgendwie zu verschrecken. “Hey Großer, alles guuut”, redete ich beruhigend auf ihn ein und schaffte es dieses Mal, ihn einzufangen.
      Saintly tänzelte allerdings so um mich herum, dass ich keinen ruhigen Augenblick bekam, mir sein Bein anzuschauen. Ich entschied mich kurzerhand also, ihn in den Stall mitzunehmen und dort anzubinden.
      Cayce, Betsy und Murhpy kamen zu mir, nachdem sie die Pferde des vorherigen Trainings auf den Paddock gebracht hatten.
      Gemeinsam gingen wir in den Stall, wo ich ihn links und rechts zum Anbinden einhakte. Das kannte er schon und blieb ruhiger stehen, so dass ich mir endlich sein Bein anschauen konnte. Die Quelle der Blutung war mir zunächst nicht ganz ersichtlich, weshalb ich mir von Cayce einen Eimer mit Wasser und einen Schwamm bringen ließ. Damit wischte ich von unten nach oben immer mehr Blut ab, bis ich die Ursache fand.
      Saintly hatte sich, wie auch immer, auf dem Paddock die Kastanie vorne links angerissen. “Du hast aber auch ein Pech, Großer”, murmelte ich und schaute mir das Ganze an.
      “Caleb ich würde da den Tierarzt rufen, da würde ich selbst jetzt nicht ran gehen”,meinte Cayce, woraufhin ich nickte. Kaum hatte ich die Wunde gesäubert, trat auch schon wieder neues Blut aus. Kurz seufzte ich auf, ehe ich ein paar Schritte vom Hengst wegging, mein Handy zückte und einen Tierarzt aus Calgary anrief.
      Dieser wäre in einer Stunde da. In der Zwischenzeit sollen wir einen Druckverband auf die Wunde machen und ihn in die Box stellen, so dass er sich nicht zu viel bewegte.
      “So ein Pechvogel”, kommentierte Betsy das ‘Glück’ des Hengstes und streichelte seine Nüstern. Saintly schien gut mit Kindern zu können, Tschetan schien er auch zu lieben.
      “Der kommt aus dem Pech gar nicht mehr raus”, kommentierte ich Betsys Aussage, was sie aufschauen ließ. “Na der hat schon von Anfang an ein ganz schönes Päckchen zu tragen- und jetzt auch noch das hier. Ich wüsste mal gerne, wie er das gemacht hat.”
      “Pferde machen viel Blödsinn und wir werden nie erfahren, wie sie das angestellt haben”, meinte Cayce schulterzuckend und erwähnte Vulture am Rande, der sich auch auf ziemlich dämliche und nicht wirklich nachvollziehbare Weise verletzt hatte.
      “Also gut”, kommentierte ich mein Kunstwerk und sah mir den Druckverband von etwas weiter weg an.
      “Nicht schön, aber erfüllt seinen Zweck, bis der Tierarzt da ist.” HMJ Saintly wurde in die Box gestellt und jeder ging anderen Arbeiten nach.
      Nach einer guten Stunde war der Tierarzt endlich am Hof. Damit er besser an den Hengst dran kam, nahm ich ihn wieder aus der Box und band ihn in der Stallgasse an.
      Dort löste der Herr den Verband, der zum Glück nicht durchgeblutet war, und schaute sich das Schlamassel an. “Ist nur halb so wild”, kommentierte er, was er am Bein des Hengstes sah. Er nahm sich ein scharfes Messer aus der Tasche und schnitt die Überschüssigen Stücke der Kastanie ab. Ich derweil stand am Kopf des Hengstes und streichelte ihn, damit er sich nicht aufregte. Von dort aus konnte ich auch nicht wirklich sehen, was der Tierarzt machte, aber er wusste schon, was er da tat.
      Mit unterschiedlichen Utensilien hantierte er am Bein des Hengstes herum, bis er schließlich nach einer Salbe und Verbänden griff. Cayce, der wieder im Stall war, weil er Vulture eingebracht hatte, ging dem Tierarzt zur Hand.
      Schließlich hielt der Verband und mir wurde in aller Ausführlichkeit erklärt, was er gerade eben gemacht hatte und wie es um die Verletzung des Hengstes stand. “Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, Kastanien bluten immer sehr, sehr viel, wenn da etwas dran ist. Meistens ist es nur halb so wild und man braucht sich keine großen Sorgen zu machen. Wichtig war jetzt nur, dass ich die Wunde richtig gesäubert habe und auch das überschüssige Horn abgeschnitten. Ich lasse euch eine Salbe da, die ihr bitte alle zwei Tage drauf macht, wenn ihr den Verband wechselt. Stellt ihn bitte die nächsten Tage nicht auf den großen Paddock, hier seine Box mit dem Kleinen reicht erstmal. In 6 Tagen kann der Verband ab, dann darf er sich wieder mehr bewegen und die Gefahr, dass er sich eine zweite Verletzung zuzieht ist sehr gering.”
      Ich nickte dankend. “Würden sie sich vielleicht nochmal vorne links den Huf anschauen? Wir hatten den Verdacht auf ein Hufgeschwür, weil er dort so klamm gelaufen ist. Nachdem ich die Hufe allerdings ausgeschnitten hatte, ist es schon viel besser geworden.”
      “Ich bin zwar kein Hufschmied, schaue mir den Huf aber gerne nochmal kurz an.”
      “Ich weiß, aber sie haben da noch mehr Ahnung, als ich.”
      “Vorne links, Caleb?”
      “Genau.”
      Cayce blieb am Kopf des Hengstes stehen, während ich mit dem Tierarzt nun zum linken Vorderbein ging und es anhob, so dass der Mann sich die Hufsohle anschauen konnte.
      “Der Hufschmied kommt die nächste Zeit?”
      “Ja, es kann sich nur noch um ein paar Tage handeln. Er sollte mich vor zwei Wochen schon in Schweden besuchen, da war ich dann aber selbst rangegangen, weil ich nach Hause wollte und ein Notfall dazwischen gekommen war.
      “Ja man sieht, dass hier kein Profi am Werk war.” Tadelte mich der Tierarzt grade? Stirnrunzelnd schaute ich ihn an.
      “Wie siehts denn aus, mit dem vermeintlichen Hufgeschwür?” Ich bekam nicht sofort eine Antwort, stattdessen klopfte der Mann den Huf mit einem Hufkratzer und dann mit einem Hufmesser ab. Saintly reagierte nun kaum mehr empfindlich.
      “Ich glaube, falls da was war, haben sie das beim Ausschneiden schon mit weggeschnitten. Ich erkenne keine Empfindlichkeit und bin auch der festen Überzeugung, dass in diesem Huf kein Hufgeschwür angesiedelt ist. Der Grund für das fühlige Laufen könnte ein Fehlschnitt sein, aber der wird ja korrigiert, sobald der Hufschmied dann kommt.”
      “Also hab ich den Huf schlimmer gemacht, als er vorher war?”, fragte ich etwas zerknirscht.
      “Nein, da ist vorher schon unsauber gearbeitet worden. Und ich vermute dann kam ein ziemlich starker Nährstoffmangel hinzu?”, der Tierarzt sah mich fragend an. Ich nickte. “Deshalb sind die auch nicht richtig und gleichmäßig nachgewachsen.” Ich ließ auf Wink des Mannes den Huf sinken und klopfte den Hals des Hengstes vorsichtig. Diesem waren wir mittlerweile egal, denn er machte sich an den Anbindestricken zu schaffen und schien uns einfach ausgeblendet zu haben.
      "Sie bekommen das schon hin, keine Sorge. Warten sie einfach auf den Hufschmied da war und dann klappt das schon."
      "Vielen Dank", sagte ich zu dem Mann und ging mit zum Auto.

      Wenige Minuten später stand ich wieder im Stall. Was ein Tag… Ich brachte Saintly in die Box und gab ihm noch sei Kraftfutter sowie seine Portion Heu.
      Als ich gerade den Stall verließ sah ich Ylvi, die zusammen mit Louis in Richtung des Bungalows ging. Mir kam die Aussage, die ich am heutigen Mittag zu Octavia gesagt hatte, wieder in den Sinn: auch wenn Ylvi gegangen war, mich verlassen hatte, war ich immer noch hier. Ich würde nicht weggehen.
      Mit diesen Gedanken im Kopf knipste ich das Licht im Stall aus und ging ins Haus, in dem ich mir noch etwas zu essen machte, ein Bier aus dem Kühlschrank holte und hoch in mein Schlafzimmer ging, wo ich mich in meinen Sessel ans Panoramafenster setzte, die Füße hochlegte und den Blick über den Hof schweifen ließ.
      Das Bier öffnete sich mit einem Ploppen und ich nahm einen kräftigen Schluck daraus, ehe ich in mein Sandwich biss.
      Von rechts kommend und sich unaufdringlich in mein Blickfeld bohrend waren Betsy, Kaya und Tschetan. Mit hochgezogener Augenbraue verfolgte ich die drei Kinder mit meinen Blicken. Betsy und Tschetan schienen sich zu unterhalten, Kaya verständigte sich mit Gesten, welche die beiden anderen Kinder ihr gegenüber wiedergaben.
      Vor ein paar Tagen hatten Ylvi und ich sie zu Saintly sprechen gehört. Ja, Kaya hatte gesprochen! Ylvi waren vor Freude Tränen in die Augen gestiegen und auch an mir war dieses Erlebnis nicht ganz spurlos vorbeigegangen. Sie hatte zu dem Hengst gesagt, dass diese Ranch ihn heilen würde, so wie sie selbst hier geheilt worden wäre.
      Umso mehr freute es mich nun also, dass Louis und Ylvi blieben. Sie blickten nach vorne, handelten zukunftsorientiert.
      Ob es für mich auch an der Zeit war? Zeit, einen Schritt nach vorne zu wagen? Auch wenn ich gesagt hatte, ich würde nicht gehen?
      Doch was bedeutete das, einen Schritt nach vorne zu machen? Louis wieder als Freund ansehen? Ihn darum bitten, wieder mein Kola zu sein? In Ylvi nichts weiter als eine Mitarbeiterin zu sehen? Mir mehr solche Ausrutscher erlauben, wie ich es mir mit Tiara erlaubt hatte? Ausschau nach einer neuen Freundin zu halten?
      Oder bedeutete einen Schritt nach vorne gehen sogar, Ylvi meine Situation zu erklären? Ihr zu sagen, dass mein Herz noch immer laut für sie schlägt, statt es im Stillen leise schlagen zu lassen?
      Ich wandte den Blick von den Kinder ab, setzte mir das Bier wieder an die Lippen und trank es mit einem Zug aus. Auch das Sandwich fand den Weg in meinen Bauch. Den Teller und die Flasche brachte ich runter in die Küche, in der ich zum Glück niemanden antraf. Wenn ich in meiner Gedankenwelt gefangen war, konnte ich mich nicht auf Gespräche einlassen.
      Langsam ging ich die Treppe wieder nach oben, ging warm duschen und fiel dann müde ins Bett.

      Zwei Tage später stand der erste Verbandswechsel für HMJ Saintly an. Dafür stand er wieder in der Stallgasse. Tschetan befand sich dieses Mal an seinem Kopf, streichelte und beruhigte ihn. Saintly war im Handling schon viel lieber geworden, vor allem wenn Tschetan dabei war.
      Jetzt, wo es ihm mittlerweile wieder besser ging, kam sein Charakter immer mehr zum Vorschein. Seine Box und auch das Tor am Paddock hatte ich doppelt sichern müssen. Draußen am Paddock war mittlerweile ein Schloss am Riegel, denn er spielte, so oft er konnte, daran herum. Ich würde Ylvi oder Octavia in den nächsten Tagen fragen, was ich oder Tschetan für das Köpfchen des Hengstes tun konnten, denn augenscheinlich wollte er etwas tun, sonst käme er nicht dauernd auf solchen Blödsinn.
      Den Verband entfernte ich vorsichtig vom Bein des Hengstes und schaute mir die Wunde an. Sie fing an zu heilen und sah wirklich nicht mehr so schlimm aus, wie noch vor zwei Tagen. Ganz nach Anweisung des Tierarztes machte ich die Salbe auf das Bein des Hengstes und verband die Wunde wieder.
      Dies machte ich auch nach zwei weiteren Tagen.
      Am sechsten Tag, so hatte der Tierarzt mir gesagt, dürfte der Verband unten bleiben und der Hengst dürfte wieder auf den Paddock bzw die kleine Koppel, auf der er vorher schon gestanden hatte.
      Zusammen mit Tschetans Hilfe, der sich wieder am Kopf des Hengstes befand und ihn beruhigte, entfernte ich vorsichtig den Verband. Die Wunde war gut geheilt und sah richtig gut aus. Gegen etwaige Mücken und Krabbelviecher sprühte ich dem Hengst Blauspray aufs Bein. “Jetzt sieht er fast aus, wie ein Indianerpferd.”
      “Haha, Kriegsbemalungen sehen aber anders aus”, antwortete mir Tschetan trocken, grinste aber dennoch ein wenig.
      Zusammen brachten wir nun den Hengst auf seine Paddockkoppel. Ich konnte mich nie entscheiden, ob ich die Abschnitte nun Paddock oder Koppel nennen wollte, denn irgendwie war es ja beides. “Ich weiß noch immer nicht, was er gemacht hat, um sich so am Bein zu verletzen.”
      Tschetan schaute zunächst mich an, dann den Hengst. “Ich kann es dir auch nicht sagen. Manchmal machen Pferde dumme Dinge.”
      “Wohl wahr.” Wir standen noch ein paar Minuten an der Koppel, ehe ich wieder in den Stall ging. Dort räumte ich das Verbandszeug auf und fing an, die Boxen im Stall zu misten. Im Moment waren es hier in diesem Stall ja nur die beiden von Saintly und Vulture. Mein Hengst hatte noch immer mit der Macke am Bein zu kämpfen, die irgendwie nicht richtig ausheilen wollte. Vielleicht wäre es bei ihm auch sinnvoll, dass dort die Tage nochmal ein Tierarzt drüberschauen sollte.
      Nachdem ich damit fertig war ging ich kurz zu den Paddocks, um nach dem Rechten zu sehen. Saintly, Vulture und die anderen Hengste standen ruhig in der Sonne. Mache fraßen, andere schauten neugierig in Richtung der Jungpferdekoppel.
      Das HMJ in diesem Jahr machte mir großen Spaß, auch wenn ich mit HMJ Saintly bisher kaum einen Schritt weiter gekommen war. Ich hoffte einfach, dass der Hufschmied in den nächsten Tagen endlich kam und wir dann mit dem Training anfangen konnten.
      Ich schnalzte ein paar Mal und Saintly, der am Fressen war, hob den Kopf. Wider erwarten kam er auf mich zu und streckte mir seine Nase entgegen. “Was magst du schon alles erlebt haben”, überlegte ich und streichelte den Kopf des Hengstes. Saintly schloss kurz die Augen, schien den Moment zu genießen. Er schenkte mir immer mehr Vertrauen, fraß mir auch lieber einen Apfel oder eine Möhre aus der Hand, als aus seinem Futterbottich.
      Nichts desto trotz gab es auf der Bow River Ranch noch andere Pferde, die trainiert und umsorgt werden mussten.
      Ich ging also in Richtung des Trainingsstalls, aus dem Betsy und Kaya gerade heraus kamen. “Was habt ihr da gemacht?”, fragte ich die Mädchen und Betsy fing an zu erzählen: “Also erst waren wir in Richtung der Fohlen. Dann ist uns aber wieder eingefallen, dass das voll weit ist und wir keine Lust haben, dahin zu laufen. Und dann sind wir hierher zurück gekommen und haben uns von Ylvi zwei Pferde genommen. Dann sind wir zu den Fohlen, Candy war aber gemein, weshalb wir weiter ausgeritten sind und…”
      “Ich möchte nur wissen, was ihr hier im Trainingsstall gemacht habt?”, setzte ich nochmal nach und wartete auf eine richtige Erklärung.
      Kaya fing an zu grinsen, sah scheu zu Betsy rüber und nahm die Hand hinter dem Rücken hervor. In dieser waren… Möhren.
      “Sagt das doch gleich”, lachte ich und schickte die beiden Mädchen mit einer Handbewegung davon. Ich betrat den Stall und ging in Richtung der Futterkammer, in der wir auch die Möhren lagerten. Die Säcke waren beinahe leer. Ich notierte mir also im Handy, dass ich neue Möhren bestellen musste. Da ich nun eh schon hier war kontrollierte ich noch die Mengen des anderen Futters und schrieb mir alles auf, was ich noch bestellen musste, oder was noch vorrätig da war.
      Mein Blick fiel nun auf die Trainingstafel, die Bellamy für die Zeit meiner Abwesenheit umgeschrieben hatte. Ich hatte ja als Trainer gefehlt und die anderen mussten meine Pferde auffangen. Das war die nächste Aufgabe, der ich mich widmen musste: neue Trainingspläne und auf die Paddock und Koppelpläne mussten überarbeitet werden, jetzt wo wieder ein paar Pferde zum Verkauf standen und auch die beiden Trainingspferde von Hunter und Malte uns diesen Monat verlassen würden. Es war schon ein neue Auftrag eingetrudelt, eigentlich sogar zwei. Alicia, die mit einem Pferd letzten Monat den Reiningkurs besucht hatte, wollte ihre Stute erneut von uns aufstufen lassen. Dazu musste ich theoretisch nach Deutschland fliegen. Das kam mir ganz recht, denn auch Luna mit ihrer HMJ Stute Courtesy brauchte meine Hilfe. Nächste Woche würde ich beide Aufträge in Anspruch nehmen. Ich freute mich sogar ein wenig, dass Luna meine Hilfe in Anspruch nahm.
      Als ich die Sattelkammer wieder verließ sah ich Laurence, der den Kopf aus einer der Boxen streckte. Ich grinste und stemmte meine Arme in die Hüfte. “Hast du etwas mit dem Möhrendiebstahl zu tun?”, fragte ich ihn, doch er zuckte nur mit den Schultern.
      “Schuldig im Sinne der Anklage.”
    • Veija
      Richtige und falsche Entscheidungen
      August 2020, by Veija
      Caleb
      Ich stand am Zaun des ehemaligen Paddocktrails von Ylvi. HMJ Saintly, Valravn, Sunka und Inyan tummelten sich dort. Ylvis Stuten Lady Gweny und Fylgia hatten einen neuen Platz gefunden, denn sie konnten schlecht mit den Hengsten zusammen stehen bleiben.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Betsy, die sich an den Hals ihrer Stute Sue (Black Sue Dun It) lehnte und vermutlich wieder weinte. Meine Hand wanderte zu meiner Brust, in der ich, wie die ganzen letzten Tage auch schon, einen schmerzhaften Stich verspürte. Wieso konnte das Leben nicht fair sein?
      Aber lasst mich von Anfang an erzählen.

      Ende April
      “Gleich haben wir es geschafft, Tschetan”, munterte ich den Jungen neben mir im Flugzeug auf, der irgendwie ganz grün um die Ohren aussah. Er war wirklich nicht zum Fliegen gedacht. Ich war mir nicht sicher, ob ihm schlecht war oder ob sonst etwas nicht stimmte, denn er brachte nur ein zusammengepresstes: “Gut”, raus.
      Die Maschine landete, wir durften uns los schnallen und nach wenigen Minuten wurden die Türen geöffnet. Tschetan sprang auf, machte einen Satz über mich drüber und rannte quasi aus dem Flieger raus. Einige der Passagiere beschwerten sich lautstark, Andere sahen mit einem fragenden Blick zu mir. “Dem hat das Fliegen nicht bekommen.” Zack. Das reichte ihnen wohl als Aussage, denn sie sollten mich nicht nerven. Auch ich hatte die Schnauze voll vom Fliegen und freute mich, endlich wieder kanadischen Boden unter den Füßen zu spüren.
      Vom Fach über unseren Sitzen zog ich das Handgepäck zu mir runter, ging zum Ausstieg und übersprang tatsächlich die letzte Stufe der Treppe, um mit einem lauten ‘wumms’ auf dem Boden zu landen. Ich streckte mich, zog einmal tief die Luft ein und hielt dann Ausschau nach Tschetan.
      “Könnten Sie.. ich würde auch gerne aussteigen”, meldete sich eine Stimme hinter mir zu Wort. Ich lachte in mich hinein, ging wortlos ein paar Schritte zur Seite und sah den Jungen in diesem Moment zur Laderampe verschwinden. Von Cayce oder Bellamy oder irgendeinem Mitarbeiter der Ranch, die mit dem Hänger eigentlich schon hier sein sollten, fehlte jede Spur.

      Bellamy
      Ich hatte Caleb zugesagt, dass ich ihn und Tschetan vom Flughafen abholen wollte. Ich war dabei den Pferdehänger an den roten Pick Up Truck von Caleb anzuhängen, als es krachte und ein Reifen des Anhängers in sich zusammen sank. “Mist verfluchter!”
      Keimend richtete ich mich auf, ließ meinen Blick über den Hof schweifen und rief ein paar Mal laut nach Dell. Der Vater von Betsy war ein Ass im Reparieren von allen möglichen Maschinen. Ich hatte ihn schon oft dabei beobachtet, wie er immer wieder Verbesserungen vornahm und Werkzeug, welches vor allem durch Caleb einer riesigen Unordnung unterlag, von ihm neu sortiert wurde. Er wollte seine Arbeitsutensilien alle am richtigen Platz wissen.
      “Deeeeelll!”, rief ich noch einmal laut und schnappte mir mein Handy, um ihn anzurufen. Der Hof war so riesig, dass wenn er bei den Koppeln war, er mich natürlich nicht hören konnte.
      Zum Glück hob er ab. “Dell du musst zum Haupthaus kommen, wollte gerade den Pferdehänger anhängen, da hat sich ein Reifen verabschiedet. Kannst du den tauschen?... Gut… gut ich hol dich ab, ich komm sofort.”
      Wenig später stand Dell zusammen mit mir am Hänger. Er beäugte den Reifen kritisch. “Das dauert eine Weile. Pünktlich kommst du nicht mehr zum Flughafen, selbst wenn ich mich beeile. Du kannst versuchen den Hänger abzuhängen und den kleinen anhängen, aber wollte Caleb nicht explizit den Großen mit viel Platz?”, fragte mich der junge Mann und ich nickte.
      “Ich telefonier mal rum, ob ich was passendes finde.”

      Ylvi
      Mit einem der Trainingspferde von Octavia am Strick hängend bewegte ich mich über den Haupthof der Ranch. Dell, halb unter dem Hänger liegend, der Truck stand herum. Bellamy mit einem genervten Ausdruck im Gesicht, das Telefon an das Ohr gepresst. Lief er wie ein Uhrmännchen hin und her. “Scheiße!” ertönte als er aufgelegt hatte, bei dem Ausruf fuhr ich etwas zusammen. “Was ist denn hier los?”
      “Wir wollten längst los, der Reifen vom Trailer hat sich verabschiedet.”
      “Keinen Ersatz gefunden?”
      “Keiner mit einem ähnlich großen Trailer. Was machst du?”
      Ich hob mein Handy. “Einen Moment.”

      Ich legte auf grinste breit. “Gut dann wollen wir mal los. Ich hab uns einen Trailer besorgt.” Bellamy sah ein wenig ungläubig drein. “Woher?”
      “Du glaubst gar nicht was man für Themen bei öden Elternversammlungen haben kann. Eine Freundin von Betsy und Kaya wohnt ganz in der Nähe...die haben auch einen kleinen Betrieb. Und einen Trailer den sie uns leihen! Los!”
      Eine gute Viertelstunde später befanden wir uns auf der Straße Richtung Flughafen. Ich tippte eine Nachricht für Caleb ins Handy, dass das Unheil abgewendet worden war und wir uns auf dem Weg befanden. Ich wusste nicht ob er die Nachricht lesen würde, aber bisher waren wir nur knapp eine halbe Stunde zu spät. Wenn der Hengst noch immer sediert sein würde, dann gäbe es wohl keine Probleme ihn auf den Hänger zu befördern. Wobei Tschetan am Telefon berichtet hatte das er eigentlich Recht zugänglich wäre. Mich persönlich freute es dass Caleb sich begann mit dem Jungen so gut zu verstehen.


      Caleb
      Auch ich ging zur Laderampe des Flugzeuges und betrat diese wortlos. Tschetan stand neben dem Hengst und streichelte langsam seinen Hals. „Alles gut, Großer. Du hast es fast geschafft und bist dann für immer zuhause.“
      Während die Beiden dort so vertraut miteinander die kurze Stille genossen, suchte ich mir einen der Flughafenmitarbeiter und schilderte ihnen, dass unser Trailer leider Verspätung hatte und es noch etwas dauerte, bis wir abgeholt werden würden. „Kein Problem Mr. O‘Dell“, antwortete mir der junge Mann. „Dieser Flieger muss erst morgen wieder los, Sie haben also alle Zeit der Welt.. naja zumindest bis ich später Feierabend mache.“
      Ich lachte und bedankte mich bei ihm. Mittlerweile, oder besser gesagt wieder, war ich hier bekannt wie ein bunter Hund. Von Calgary aus flog die Ranch alle Pferde ein und aus. Auch die Trainingspferde landeten hier und kamen von hier mit zur Ranch.
      Mein Handy klingelte. Zum Glück hatte ich es vor unserem Flug aufgeladen und währenddessen ausgemacht, so dass ich noch ein wenig Akku besaß. „Hey Tschetan, Ylvi und Bellamy sind auf dem Weg. Es gab ein Problem mit dem Anhänger, aber Dell ist schon dabei ihn zu reparieren.“
      “Okay ist gut”, antwortete mir der Junge.
      Eine gute halbe Stunde später waren die Beiden am Flughafen. Tschetan fiel Ylvi in die Arme und Bellamy klopfte mir kurz brüderlich auf den Rücken. “Gut, dass du wieder da bist.”
      In aller Windeseile, aber dennoch mit der nötigen Ruhe luden wir HMJ Saintly auf den Anhänger und machten uns auf den Heimweg.
      Während der Fahrt erzählten der Junge und ich viel von Schweden. „Nichts für mich. Absolut nichts für mich“, beendete ich die Erzählung und erhaschte einen fragenden Blick von Ylvi, auf den ich jedoch nicht mehr einging, denn wir waren gerade auf dem großen Hof angekommen.
      „Wir stellen ihn auf einen der kleinen Paddocks, evtl kann ihn jemand später in de Stall stellen aber lassen wir ihn zunächst mal draußen“, gab ich die Anweisung und stieg aus dem Wagen aus. Wir luden Saintly aus, stellten ihn auf den Paddock. Die Sedierung wirkte noch immer ein wenig, denn er hob nur leicht den Kopf, sah sich um und ließ ihn dann wieder sinken. “Ihr könnte ihn euch ja noch anschauen, ich muss ins Bett.”

      Ylvi
      Schweden war nicht seine Welt gewesen, oder der Stall dort? Die Frage brannte mir unter den Nägeln. Allerdings wollte ich ihn auch nicht um seinen wohlverdienten Schlaf bringen. Also ließ ich die Frage vergehen, hob die Hand zum Gruß und wünschte ihm eine gute Nacht.
      Er hatte mir gedankt, das ich den Trailer der Rollinsons besorgt hatte. Sonst hatten wir noch nicht viele Worte gewechselt. Es war noch immer ein wenig seltsam. Tschetan neben mir riss weit den Mund auf. “Ich fürchte ich muss auch ins Bett. Der Flug war grässlich. Ich kann mir nicht vorstellen wie einige Menschen gern in diese Blechdosen steigen.” Ich musste schmunzeln. Blechdosen war ein ganz passender Ausdruck.
      “Hoch über den Wolken zu sein hat dir also nicht gefallen?” Tschetan zuckte die Schultern “Vielleicht sollten wir das Fliegen doch eher den Geschöpfen der Luft überlassen. Ich freu mich sobald meine Schenkel wieder den Körper eines Pferdes unter sich spüren. Ich denke morgen nehme ich mir Valravn für einen schönen Ritt in die Berge!” verkündete der Junge und gähnte noch einmal herzhaft.
      Leise schlich er sich in das Zimmer in dem seine Schwester bereits schlief. Demnächst würde es womöglich Zeit das wir aus dieser Schuhschachtel auszogen. Ein Jugendlicher im Zimmer mit seiner jüngeren Schwester wäre wohl auf Dauer ein wenig seltsam.
      Louis saß noch auf der Couch ein Buch in der Hand. Ich ließ mich neben ihn plumpsen, legte meinen Kopf an seine Schulter und überflog die Zeilen die er las, ohne deren Inhalt wirklich in mir aufzunehmen. “Hab Dell vorhin geholfen den Trailer zu reparieren. Anschließend waren wir draußen mit den Mädels. Dell ist Inyan geritten, ich selbst Gweny und die Kids hatten Fylgia und Sue. Hoffe das war in Ordnung?” Ich lächelte “Die Pferde gehören zur Familie, natürlich darfst du auch entscheiden wer wen reitet, du Trottel.”
      “Wen nennst du einen Trottel?”
      “Na dich!”
      Das Buch landete mit einem klatschen auf dem Boden,als er mir seine Hände um die Schultern legte und begann mir seine Hände sanft an den Hals zu legen. Dann spürte ich Küsse auf meiner Nase. “Dein Trottel.” Ich streckte die Zunge heraus.“Dieser Trottel allerdings. Muss nochmal rüber ins Haupthaus. Mein Laptop ist noch da..und einige der neuen Fohlen müssen noch auf die Website. Dazu bin ich vorhin nicht gekommen. Hab im Flur allerdings den Schlüssel nicht gefunden.” Louis legte den Kopf kurz schief.
      “In der Küche auf der Anrichte liegt er rum.”
      “Wenn ich dich nicht hätte.”
      “Dann wärst du Tod. Dein Kopf ist wahrlich nicht der Beste.” ich grinste ihn doof an, streckte die Zunge heraus. Dabei spielte er auf die Aktion auf dem Berg an, der Tag an dem mein Herzschrittmacher versagt hatte.
      Ich schnappte mir den Schlüssel, lief hinüber zum Haupthaus und in das kleine Büro in dem Caleb seine Arbeit verrichtete und in dem seit neustem auch ein Schreibtisch für mich stand. Ich schrak ein wenig zusammen als ich mich umdrehte und plötzlich Caleb im Türrahmen stand.

      Caleb
      Mit meinem Koffer bepackt startete ich meinen Weg in Richtung Haupthaus. Ich öffnete die Tür, trat ein, schloss sie wieder hinter mir und legte meinen Hut auf die Kommode, die rechts neben der Tür stand. Dies war eine so routinierte Bewegung, dass ich zunächst nicht realisierte, dass der Hut von der Kommode auf den Boden purzelte und vor meinen Füßen zu liegen kam. “Was zur…”, fing ich an und wandte meinen Blick nach rechts. Was sich in mein Blickfeld schob, gefiel mir absolut nicht, Hüte. Übereinander und nebeneinander gestapelt. Die Meinen dazwischen. Das gäbe morgen früh am Frühstückstisch eine Standpauke.
      Nichtsdestotrotz fand mein Reisehut dennoch irgendwie einen Platz, so dass ich meinen Weg in mein Schlafzimmer ohne weitere Zwischenfälle fortsetzen konnte.
      Dort angekommen stellte ich den Koffer in die Ecke, stellte mich an mein großes Panoramafenster und zog einmal tief die Luft ein. Zuhause - und ja, es fühlte sich wie Zuhause an, mit allen Fasern meines Körpers. Endlich. Nach all der Zeit, allen Höhen und Tiefen hatte ich für mich etwas gefunden, das ich so nennen konnte- Zuhause. Etwas unwirklich war es ja schon, dass all das, was ich von hier sehen konnte… und noch so viel mehr, mir gehörte. Die Ställe, die Paddocks, die Weiden… die Pferde, ja sogar die Kühe gehörten mir.
      Eine Sache oder besser gesagt eine Person hatte sich allerdings von mir abgewandt. Ylvi. Ihren Blick im Auto schien ich wohl richtig gedeutet zu haben, denn noch im Ansetzen eines Satzes, hatte sie den Mund wieder geschlossen und kein Wort verließ ihre Lippen. Mist… schon wieder waren meine Gedanken dahin gewandert, wo ich sie nicht haben wollte und von wo ich sie auch nicht so einfach wegbekommen würde.
      Ich seufzte, schlafen konnte ich wohl erstmal vergessen. Also führte mein Weg mich in mein Büro, in dem ich den Rücken einer Frauengestalt wahrnahm. Mein Blick fiel allerdings zunächst auf den zweiten Schreibtisch. Ein… zweiter Schreibtisch?
      Die Frau drehte sich um und ich erkannte Ylvi darin. “Was macht der Schreibtisch in meinem Büro?”, fragte ich sie harsch, ohne auf ihren kurzen Schockzustand einzugehen. Ich war müde, genervt und hungrig- außerdem waren meine Gedanken nicht da, wo ich sie gerne hätte.
      “Na irgendwo musste ich doch arbeiten.”
      “Ist gut, passt schon”, murrte ich, schob mich an ihr vorbei und setzte mich auf meinen Stuhl. Hier fiel mir das Chaos, welches mir schon im Flur begegnet war, wortwörtlich wieder in den Schoß. Beim schwungvollen Hinsetzen knallte ich mit der Lehne an den Tisch, so dass einer der Papierstapel von Bellamy umkippte und sich über mir und dem Boden verteilte. “Verdammter Mist…”, fluchte ich und bückte mich, um die Papierseiten aufzuheben.


      Ylvi
      Wieder diese mürrische Ausdruck um seine Mundwinkel, in seiner Stimme. Offenbar hatte ich den Schreibtisch nicht ihm, sondern vermutlich Bellamy zu verdanken. Ich sah wie er sich setzte, ich sah wie ihm die Papiere zu Boden glitten. Und dann zuckte ich zusammen. Denn es war ein lautes Pochen zu hören, ein Laut des Schmerzes von Caleb und seine Hand die sich an die Stirn packte. Beim Abtauchen nach den Papieren hatte er mit der Stirn die Tischkante erfasst. Einige weitere leise gemurmelte Flüche ertönten als ich mich erhob um ihn zu unterstützen. “Soll ich dir ein Kühlakku holen?” murmelte ich, nur knapp mein Lachen unterdrückend. Sein Blick hob sich, funkelte mich an. Und, ich wusste nicht was es war. Aber plötzlich schmolzen seine Gesichtszüge zusammen und er grinste, seine Schultern zuckten und er lachte. Da ich nicht sicher war wie er es auffassen würde, wenn ich einstimmte lächelte ich nur unsicher. Es dauerte nur einen Moment, dann sammelten wir gemeinsam die Zettel zusammen. “Das erinnert mich an die Zeit, als wir uns gemeinsam durch die Unterlagen gequält haben. Kurz nachdem Bellamy mir die Ranch überschrieben hat. Man war das eine Arbeit.”
      “Wir haben 3 Tage gebraucht.” erinnerte ich mich.
      “Wobei wir natürlich deutlich schneller gewesen wären, so...ohne Unterbrechungen.” Ich spürte wie mir die Ohren heiß wurden, war jetzt froh darum das meine schwarzen Haare diese gut überdeckten. Ja, wir hatten uns damals Zeit gelassen, nicht nur für die Unterlagen, sondern auch füreinander. Da ich daran nicht weiter denken wollte, griff ich wieder nach einem der Blätter zu meiner rechten, legte sie auf den Stapel den Caleb bereits angelegt hatte. “Ich wollte gerade noch die neuen Fohlen auf die Website packen. Und ein paar der angenommenen Anfragen an dich weiterleiten.” wechselte ich flux das Thema. Ich wollte Caleb nicht mit Gedanken an die Vergangenheit beschäftigen. Dabei schwirrten mir diese gerade selbst im Sekundentakt durch den Kopf. Seine Anwesenheit machte diese Tatsache nicht unbedingt einfacher. Vielleicht sollte ich doch woanders mein Büro einrichten.

      Caleb
      Ich seufzte kurz auf, nickte dann allerdings. “Dann kannst du dich dazu ja an deinen neuen Schreibtisch setzen.”
      “Eigentlich wollte ich nur meinen Laptop holen und… ach was, ich setz mich noch ein bisschen hierher.” Ich sah sie kurz an, doch sie wich meinem Blick aus. Was wollte sie eben sagen? Den Laptop schnappen und zurück zu Louis gehen?
      Mit den Zähnen knirschend widmete ich mich wieder den Unterlagen auf dem Tisch. Dabei fielen mir die Vordrucke zur Registrierung der Fohlen in die Hände. “Sag mal Ylvi ist da eigentlich schon irgendwas beantragt?” flatternd hielt ich der jungen Frau eines der Blätter hin.
      “Caleb wenn du so zappelst seh ich gar nix”, schlussfolgerte sie mürrisch, weshalb ich sofort mit dem Gezappel aufhörte und das Stück Papier mit beiden Händen möglichst zitterfrei festhielt.
      “Die Fohlen. Wurde da schon eins eingetragen?”
      “Nicht, dass ich wüsste. Ich schau mal in den E-Mails.”
      “In den E-Mails siehst du das nicht.. warte ich geh mal auf die Homepage”, antwortete ich und tippte in die Tasten, nachdem ich meinen PC hochgefahren hatte. Es dauerte ein paar Minuten, bis alle geladen hatte und ich… nichts vorfand. “Nope.. gar nix. Keine Beantragung, also auch keine Bearbeitung.” Ich seufzte. “Hast du schon passende Bilder für die Papiere gemacht? Vorne, hinten, etwaige Kopfabzeichen und beide Seiten der Fohlen?”
      “Nein.. nur ein paar einfache Bilder für die Website, die meisten sind in Bewegung.”
      “Dann hast du morgen eine Aufgabe…. musst schauen ob dir jemand helfen kann, ich hab zu tun.” Da war er wieder. Der patzige, abweisende Caleb, der noch immer nicht genau wusste, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Einerseits wollte er ihr einfach nur die Kleider vom Leib reißen… andererseits sträubte sich jede Zelle seines Körpers dagegen, sie je wieder anzufassen- und wie immer, wenn er nicht weiter wusste, stieß er die Menschen auf unliebsame Weise von sich weg.
      “Von welchen Anfragen hast du eben gesprochen?”

      Ylvi
      Ich nahm seine Art hin, irgendwie hatte ich sie ja verdient. Aber falls er vor hatte mich damit von sich fortzutreiben so funktionierte das nicht. Dazu hatte ich ihn in den Jahren in denen ich nun schon auf der Ranch lebte zu sehr kennengelernt. Stattdessen fachte es etwas in mir an. Diese unbekannte Seite in mir die nur Caleb zum klingen brachte. “Für die Fotos werd ich mir wahrscheinlich Dell schnappen, falls du ihn morgen nicht anderweitig eingeplant hast? Er hat die Stuten samt Fohlen am besten im Kopf und bei den Geburten geholfen, denke da kommen am besten Fotos zustande.”
      “Warte, die Anfragen krieg ich nicht mehr zusammen.”
      Ich angelte um den Tisch herum nach meinem Mac, klappte ihn auf und ging mit diesem wieder hinüber zu Calebs Schreibtisch. “Das ich eine Instagram-Seite für die Ranch angelegt habe, mit täglichen Postings und ab und an Storys hatte ich dir ja bereits erzählt. Dort ist eine Anfrage eingegangen von einer jungen Chinesin, die gern als Working Student zu uns auf die Ranch kommen würde. Warte, ich kopier den Text schnell in eine Email, dann kannst du dir selbst ein Bild machen von ihr.” Ich tat wie geheißen, hängte an die Weiterleitung auch gleich die andere Mail ran. Dabei handelte es sich um eine Anfrage von zwei Reportern bezüglich den Makeovers. Caleb war mittlerweile ein International bekannter Trainer, die angelegte Instagram-Seite hatte da sicherlich auch seine Hände mit im Spiel. Einerseits brachte das der Ranch mehr Kunden ein, allerdings bekam ich über den Account auch Anfragen anderer Art, die Caleb nie zu lesen bekam. Die mir jedoch durchaus manchmal einen Stich versetzen.

      Caleb
      Ich überlegte. “Keine Ahnung ob Dell was zu tun hat, ich blick hier in Bellamys Plänen mal wieder nicht durch”, murmelte ich und kramte in meinem Blätterhaufen hin und her. “Versuchs mal im Computer…”, kam es leise von Ylvi. Ich starrte sie kurz an, wandte dann jedoch meinen Blick wieder auf den Bildschirm. Nach ein paar kurzen Klicks hatte ich die Arbeitspläne auf dem Schirm. “Kannst Dell mitnehmen.” Ylvi nickte zufrieden.
      Mit dem Mac kam sie rüber an meinen Tisch und zeigte mir die Instagramseite, deren Existenz ich verdrängt hatte.
      Ich starrte auf den Bildschirm und sah ein paar Posts, über Training und den ganz normalen Alltag, der hier tagtäglich ablief. Von ihrem Bildschirm sah ich wieder rüber zu meinem, auf dem nun die E-Mail aufploppte. Die Anfrage der Working Studentin und die Anfragen der Reporter. “Wie alt ist die Chinesin denn?”, fragte ich Ylvi, die kurz zu überlegen schien.
      “Ich glaube in einer kurzen Anfrage vorher hat 18 gestanden.”
      “Okay, was minderjähriges will ich hier nicht haben.”
      “Warum das nicht?”
      “Bürokram. Das macht alles komplizierter.” Mit dieser Antwort schien Ylvi sich zufrieden zu geben. “Kannst du ihr schreiben, dass wir sie gerne einmal per Skype kennen lernen würden? Sie soll sich bitte bis… nächste Woche um diese Zeit hier per E-Mail melden. Dann sehen wir weiter.”
      “Ist notiert. Was machen wir mit den Reportern?”
      “Gute Frage… spricht eigentlich nichts dagegen. Fragst du an, wann sie kommen sollen?”, fragte ich sie nun etwas freundlicher. “Und jetzt erzähl mir mal etwas über diese Instagramseite. Haben wir schon viele Follower? Kommen deshalb mehr Aufträge zum Training rein?”

      Ylvi
      Ich klickte auf unser Profilbild, womit sich quasi die Startseite unserer Ranch öffnete. Dann deutete ich auf eine Zahl. “Siehst du das?”
      Caleb kam beugte sich weiter vor, sah auf die Zahl knapp über meinem Zeigefinger. “30,5k” meinte er etwas fragend. “Wofür steht das K?”
      “Tausend.”
      Kurz kam keine Antwort, nur ein Seitenblick.
      “Meinst du etwa...knapp 30.000 Leute interessiert was wir hier treiben?!” fragte der Cowboy überrascht. Ich musste schmunzeln. Diese Welt des Internets war ihm nicht so vertraut. “Tatsächlich ja. Als ich die Seite angelegt habe, wollte ich sie einfach als Projekt nebenher führen. Aber mittlerweile kommen viele der Trainingsanfragen die ich dir weiterleite, über Instagram rein. Oft werden auch Fragen gestellt.” Ich biss mir auf der Lippe herum. “Tatsächlich habe ich schon darüber nachgedacht, den weiteren Trainingsverlauf von Saintly zu dokumentieren. Vielleicht von Zeit zu Zeit Videos zu machen. Wahlweise könnte man Online-Kurse und Fragerunden anbieten. So haben Leute die Chance Dinge zu lernen ohne die lange Reise zu uns auf sich zu nehmen. Die Preise könnten geringer gehalten werden, damit das Wissen zu gutem Pferdetraining auch den weniger gut betuchten zugänglich sind. Das ist alles nur fixe Ideen in meinem Kopf, man muss sehen wie das umsetzbar ist.” meinte ich zum Ende um meine Ideen ein wenig herunterzureden. Caleb stattdessen sah mich von der Seite an. War das Bewunderung in seinem Blick?
      “Ich glaube..Bellamy dieser Idiot hat damals als er dich eingestellt hat keinen schlechten Fang gemacht.”
      “Du hast nicht den Fehler gemacht mich fortzuschicken.”
      “Glaub mir...das wollte ich, wirklich.”
      “Ich weiß...und ich bin jeden Tag dankbar das ich an diesem Ort bleiben durfte.”
      “Ohne euch würde etwas fehlen...die Kinder, du...ja sogar Louis. Tschetan macht einen guten Job. Ich glaube...wenn er fleißig in der Schule lernt, sich weiterhin an der Arbeit mit den Pferden beteiligt. Dann reitet er uns allen in 10 Jahren etwas vor.”
      War das fast so etwas wie väterlicher Stolz der da in seiner Stimme mitschwang? Es war zumindest Zuneigung. Die Reise und die Arbeit mit Saintly hatte den Jungen und den Cowboy aneinander geschweißt. Plötzlich kam mir dabei ein Gedanke. “Caleb, wo du gerade Tschetan erwähnst. Der Bungalow war von Anfang an etwas eng. Hättest du vielleicht ein Zimmer im Haupthaus für Tschetan? Langsam kommt er in ein Alter in dem wir nicht mehr von ihm verlangen können sich das Zimmer mit seiner jüngeren Schwester zu teilen. Es liegt ihm fern sich darüber zu beschweren, aber ich denke sein eigenes Reich, macht es ihm auch leichter die Aufgaben für die Schule zu erledigen.”

      Caleb
      Ich konnte nichts anderes sagen, ich war begeistert von der Instagramseite. Auf Nachfrage, ob die Ranch auch Facebook oder sonst etwas im Internet besaß, verneinte Ylvi. Lediglich die Homepage besaßen wir noch. Gespannt schaute ich ihr dabei zu, wie sie auf der Seite hoch und runter scrollte, und mir die bisherigen Posts zeigte. Auf die Frage, wer denn alles Zugang zur App hatte, deutete Ylvi auf sich. Nur sie, bisher. Mir war das auch ganz lieb, wenn das vorerst so blieb. Für so etwas war sie ja eingestellt worden und es kam nicht so gut, wenn die halbe Ranch durcheinander immer wieder Bilder und Geschichten postete. Auf ihre Aussage zu Saintly nickte ich. Solange sie sich um die Bilder und die Posts kümmerte.
      Kurzerhand wechselte sie das Thema, kam auf Tschetan und die momentane Situation im Bungalow zu sprechen. “Natürlich ist das machbar”, antwortete ich ihr. “Ein bisschen mehr Bewegung im Haus wird mir wohl auch gut tun, sonst vereinsame ich noch.” Ich lachte gekünstelt. Meine Aussage entsprach der Wahrheit. Das Haus war so still, seit ich alleine hier lebte. Octavia und Bellamy teilten sich einen Bungalow und auch die anderen waren nur für kurze Zeit hier im Haus gewesen, dabei gab es genug Zimmer. “Ich habe aber auch schon überlegt, kleinere Häuser auf das Gelände zu bauen.” Ylvi horchte auf, klappte den Laptop zu und setzte sich auf den freien Stuhl vor meinem Schreibtisch.
      “Wie kommst du darauf?”
      “Es ist wie du sagst. Der Bungalow ist für euch alle zum Beispiel zu klein. Für O und Bellamy reicht er dagegen vollkommen aus. Hier im Haupthaus wäre für euch alle zwar Platz aber ich…” Ich sprach nicht weiter. Ylvi konnte sich bestimmt denken, was ich hatte sagen wollen. “Deshalb die Idee mit den kleinen Häusern. Wir müssten nur einen geeigneten Platz finden. Ich wollte noch ein wenig Wald roden und Paddocks bauen. Generell muss hier auf dem Gelände noch einiges passieren.”
      “Was schwebt dir denn sonst noch so vor?”, fragte Ylvi mich und nahm ein leeres Blatt von meinem Tisch. Ebenfalls einen Stift. Sie fing sofort an, Dinge untereinander zu notieren. Ich fragte schon gar nicht mehr, was sie da immer tat oder warum sie das machte.
      “Ich würde die Ferienranch gerne ans Laufen bringen. Dazu müsste drüben aber mal gründlich aufgeräumt werden. Die umgefallenen Bäume rundherum weg, Rasen mähen, die Häuser innen und außen auf Vordermann bringen, das Außengelände gestalten und natürlich eine andere Inneneinrichtung… und was dort gebaut werden muss, ist ein kleiner Offenstall mit einem Stück Weide für die Pferde der Ferienranch. Ich hab da schon ein paar unserer Pferde hier im Blick.”
      “Ach ja? Welche denn?”, fragte Ylvi neugierig.
      “Warte ich hatte doch.. die Liste.. irgendwo.. ah hier! Ah ja, Sue. Die stand mal drauf, hab sie aber durchgestrichen. Es würde Betsy das Herz brechen, wenn sie die Stute nicht immer um sich herum haben könnte.. dann es sind eigentlich viel zu viele.. ich hatte an 5 Pferde gedacht- erstmal. Ich mein wenn keine Gäste da sind müssen wir ja auch jeden Tag rüber, um nach ihnen zu sehen und sie zu bewegen…”, ich machte eine Pause und holte Luft, um nochmal anzusetzen, “Wenn sie nicht verkauft werden finde ich BR Homecoming Queen und BR Hollywoods Dream Anthem geeignet. Falls sie sich unter dem Sattel auch so zeigen, wie sie zur Zeit sind. Von Octavia ist es Flashlight. Sie benötigt die Stute nicht zur Zucht. Also hat sie gesagt ich soll sie Western umschulen- auch eine gute Story für Instagram- und dann für die Ferienranch ausbilden. Des Weiteren, falls nicht gebucht oder schon tragend: Kristy Killings, Jade, Chou, Miss Independent… von den Trainingspferden Honey’s Aleshanee, A Walking Honor, Lady Blue Skip, Ginger Rose und Colonels Blue Splash… und von den Jungpferden noch BR Dissident Whiz, aber nur evlt. das wäre glaub ich der einzige Wallach dann drüben, und A Walking Dignity.” Ich sah zu Ylvi auf. “Wie gesagt, das sind alles nur Vorschläge und es ist auch noch nichts fest.”

      Ylvi
      Ich zog eine Augenbraue nach oben, sah auf meine Mitschriften in Steno und sah Caleb wieder an. “Na aber für Vorschläge, sind deine Überlegungen schon ziemlich ausgereift.” sprach ich halb belustigt.
      “Aber die Überlegungen finde ich prima. Das sind alles gute Ideen. Glaub mir an Besuchern wird es uns wohl auch nicht fehlen. Die Seite bei Instagram existiert erst seitdem du uns verkündet hast das wir bleiben können. Das ist quasi fast wie ein Selbstläufer. Wir haben viele spannende Geschichten die wir wiedergeben können.” Ohne genauer darüber nachzudenken ließ ich mich auf die Stuhllehne nieder, verstaute meine Notizen in der Tasche meines Macs.
      “Pack sie nicht zu weit weg. Wir könnten sie gebrauchen.”
      “Natürlich nicht, ich werd eine digitale Liste erstellen daraus. Bellamy in allen Ehren, aber diese Zettelwirtschaft die er veranstaltet ist ja nicht zum Aushalten.” damit deutete ich unwirsch über die vielen einzelnen Papiere auf dem Tisch. Caleb lachte. “Aber ich hab auch viel lieber mal einen Zettel in der Hand.”
      “Das kann ich voll verstehen, Caleb. Aber es gibt nunmal einige Arbeitsschritte die man optimieren kann. Ist das der Fall bin ich gern bereit dies einzuführen. Erinner dich nur mal an die Zeit als die Weidezaungeräte noch alle per Hand angeschlossen werden mussten.”
      “Touché die Idee mit den WLAN Steckdosen war tatsächlich eine deutliche Verbesserung. Und...auch die Instagram-Seite war eine gute Idee. Dafür muss ich dir danken.” Ich drehte mich halb zu ihm um, wurde mir nun bewusst wie Nahe ich bei ihm saß. Ich sprang auf in der Hoffnung es würde nicht zu hastig aussehen, griff nach dem Mac, schloss den Bildschirm und presste ihn an meine Brust. Schließlich sah ich Caleb wieder an. “Das ist doch quasi mein Job. Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.” Es folgte keine direkte Antwort darauf, ich nahm aber wahr wie sich der mürrische Ausdruck um seine Züge gelegt hatte. Er sah plötzlich entspannter aus.
      Die nächste Stunde sagte keiner ein Wort während jeder seiner Arbeit nachging. Caleb sortierte die Papiere und Zettel die er zu Boden geworfen hatte. Beständig lag das Geräusch eines Lochers in der Luft, das klicken der großen Heftordner, wenn er sie wieder schloss. Begleitet wurden diese Geräusche von meinen Fingern die flux und routiniert über die Tastatur flogen um einen neuen Text, kleinen Text zu den Fohlen zu schreiben, die Bilder korrekt anzuordnen. Trotzdem spürte ich seine Blicke auf mir von Zeit zu Zeit. Als alles erledigt war, ich den Bildschirm runter klappte, huschte mein Blick zur Uhr. Es war gerade 21 Uhr. “So, die Website ist wieder auf dem aktuellsten momentanen Stand. Die Bilder von morgen, werd ich dann anschließend noch ergänzen.”

      Caleb
      Bei den ganzen Papierstapeln auf meinem Schreibtisch musste ich den Boden für die offenen Ordner nutzen. Blätter sortieren, lochen, den richtigen Ordner auf dem Boden suchen und einheften. Natürlich vorher kontrollieren, ob etwaige Rechnungen schon bezahlt, angezahlt oder vergessen waren. Dazu räumte ich fast bei jedem dritten Blatt die Tastatur wieder frei und rief die E-Mails auf. “Warum muss Bellamy immer so ein Chaos veranstalten…”, murmelte ich und war mir sicher, dass ich das Organisatorische viel besser im Griff hatte, als er.
      Ylvi sagte etwas, dass mich den Kopf heben ließ. “Okay, alles klar. Ich hoffe du und Dell habt morgen Erfolg. Passt aber auf mit Candy (DunIts Smart Investment), die ist ein Biest im Moment. Nehmt sonst ein paar Halfter für die Stuten mit und auch O. Die kommt mit Candy am Besten klar. Von Devils (Wimpys Little Devil) Fohlen macht ihr besser auch Fotos aus einiger Entfernung. Ich trau ihr kein bisschen, wenn sie ein Fohlen bei Fuß hat.”
      “Oh.. das wusste ich noch gar nicht”, sagte sie überrascht.
      “Ja… Candy ist da wirklich eigen und hat einen großen Beschützerinstinkt. Devil hält sich eh fast immer abseits auf, kann aber aggressiv werden, wenn ihr jemand zu nahe kommt.”
      “Gut, dass du mir das nochmal gesagt hast”, meinte Ylvi, ehe sie anfügte: “Gute Nacht, Caleb.”
      “Gute Nacht, Ylvi.” Somit verließ sie den Raum und ließ mich alleine zurück. Ein komisches Gefühl, nicht mehr gemeinsam ins Bett zu gehen. Wobei ich mich mittlerweile ja schon daran gewöhnt hatte. Ich blieb noch etwa eine halbe Stunde, dann fielen auch mir die Augenlider immer wieder zu. Ich vertagte das weitere Chaos auf den nächsten Tage, oder den darauffolgenden, und ging hoch in mein Zimmer. Wenige Augenblicke später lag ich im Bett und schlief ein.

      Ylvi
      Louis hatte sich mit seinem Buch ins Schlafzimmer zurückgezogen. Das Kissen lag ihm im Rücken, sein Kopf auf die Brust gesunken und das Taschenbuch zusammengeklappt. Als ich jedoch das Zimmer betrat schnellte sein Kopf erschrocken hoch. “Eingedöst?” sagte ich belustigt, während ich mir meine Klamotten vom Körper entfernte. Louis legte das Buch beiseite, nickte und kuschelte sich in sein Kissen. Als ich mich dazu gesellte legte sich sein Arm um meine Hüfte, zog mich eng an sich. Ich beschloss also ihm die Neuigkeiten von Tschetans Zimmer drüben im Haupthaus eher beim Frühstück anzuvertrauen. Jetzt schien er dazu nicht mehr Aufnahmefähig.

      “So...wir haben Halfter, ich hab meine Kamera, genügend Akkus. Eine Liste der Fohlen. “ ging ich die Liste noch einmal durch. Die Tür des Pick-Ups stand dabei offen. Dell stand auf der anderen Seite und hörte zu. In seinem Rücken konnten wir Betsy und Kaya auf den beiden Pferden Fylgia und Valravn sehen. Tschetan hatte nicht mitkommen wollen. Caleb und er hatten einiges in den anderen Ställen und mit Saintly zu tun, der tägliche Pflege benötigte. Die beiden Mädels würden durch den Wald zu den Wiesen der Stuten und Fohlen geritten kommen, um uns später beim Fotografieren zu helfen und zu beobachten. Wobei mir, nach Calebs Beschreibungen einiger Stuten es lieber wäre, wenn die beiden die Wiese nicht betraten. Allerdings hatte Dell seiner Tochter den Wunsch nicht ausgeschlagen, also hatte ich Kaya auch nicht verweigert ihre Freundin zu begleiten.

      Dell
      Bereits am Abend hatte mich eine Nachricht von Caleb und kurz darauf von Ylvi erreicht, dass ich der Frau am nächsten Morgen bei den Bildern für die Fohlen helfen sollte.
      Ich freute mich riesig über diese Abwechslung, denn neben Stallarbeit, Reparaturen und dem Kümmern um meine Tochter hatte ich hier auf der Ranch bisher keine weiteren Aufgaben.

      Am nächsten Morgen waren wir bereit zur Abfahrt, nachdem Ylvi zum dritten Mal die Liste des Equipments gecheckt hatte. Allerdings vergaß sie jedes Mal etwas. „Ylvi du hast noch immer was vergessen“, meinte ich beiläufig, als ich sie durch die geöffneten Türen des Wagens anschaute.
      Sie blickte mich wie ein aufgescheuchtes Reh an, in ihrem Kopf schien es zu rattern. Eine Antwort fand sie jedoch nicht. Grinsend sah ich zu ihr rüber und hob die kleine Tüte, die ich auf den Fahrersitz gelegt hatte, hin und her schwenkend nach oben. „Leckerlis?“
      Ylvis Gesichtszüge entglitten ein wenig, sie schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
      „Wie konnte ich das vergessen. Ooooh man!“
      Nun konnte es jedoch losgehen. Wir setzten uns in den Wagen, ich startete den Motor und wir fuhren zur Weide der Stuten und Fohlen. „Caleb sagte, dass Devil mit ihrem Fohlen vermutlich etwas abseits steht. Einige sind auf dieser Seite, ein paar aber auch durch den Wald und den kleinen Fluss auf der anderen Seite, aber das werden wir ja gleich sehen.“
      „Findest du es denn eine gute Idee, dass die Mädchen mit auf die Koppel kommen? Candy kann ja schon… gefährlich werden..“, meinte Ylvi und sah mich besorgt an.
      „Ich denke Betsy wollte vor allem wegen Sue mitkommen, sie ist ja immer noch sehr traurig, dass das Fohlen verkauft ist… von den anderen Pferde können wir Kaya und Betsy ja ein wenig weg halten.“ Damit schien die junge Frau zufrieden.

      Ylvi
      Wir waren bereits gut vorangekommen. Ich trug meine große Kamera an einem Band um meine Schulter, Dell hatte es sich nicht nehmen lassen mir die Tasche aus der Hand zu nehmen. Zusätzlich zu Leckerlis und den Halftern. Ich musste immer wieder schmunzeln. “Ich kann es mir nicht nehmen lassen, aber du siehst aus wie ein Packesel.”
      “Wer weiß, vielleicht hab ich vor das im nächsten Leben zu werden?”
      “Dazu hast du ja noch massig Zeit, aber an deiner Stelle würd ich noch ein wenig an meinem Karma arbeiten.” ich kannte mich nicht wirklich mit den Lehren Buddas aus, nur rudimentär das man dort aufstieg sobald man gute Taten vollbrachte. “Das habe ich vor. Jetzt helfe ich dir mit den Fotos. Und im Laufe der Tage widme ich mich dem alten Truck.”
      “Sag bloß der ist schon wieder im Eimer?”
      “Nicht im Eimer, aber irgendwas tropft.”
      Ich schüttelte den Kopf. Caleb hing wirklich an diesem blöden Truck. Wir hatten ihn schon öfter von einem anderen überzeugen wollen. Allerdings war man dabei eher auf taube Ohren gestoßen. “Dann wünsch ich dir mal viel Erfolg dabei. Ich kann mich noch an das letzte Mal erinnern. Deine Flüche sind über den ganzen Hof gefegt. Betsy hat an dem Tag beschlossen lieber bei uns das Abendessen zu verbringen.”
      “Schauspiel, alles Schauspiel.” erwiderte Dell. Ich hielt mir die Kamera vor die Nase, sah ihn drüber hinweg an. Und sah sein breites Grinsen.
      Ich schüttelte den Kopf, schaltete die Kamera wieder an, sah durch den Sucher um endlich die Fotos von Sues schwarzem Fohlen, BR Black Pamina, zu beenden. Von 15 Fohlen hatten wir bereits 5 geschafft. Die Mädels waren noch nicht hier, sie hatten sicherlich einen Umweg durch den Wald genommen. Allerdings gestaltete sich das gar nicht so einfach, die kleine Stute war ziemlich verschmust und suchte immer wieder meine Nähe. Ich hatte schon auf ein kleineres Objektiv getauscht um sie besser zu erwischen.

      Dell
      Während Ylvi sich Sues (Black Sue Dun It) Fohlen Nima (BR Black Pamina) vergnügte und so langsam sichtlich genervt von der eigentlich niedlichen Aufmerksamkeit war, schaute ich auf unsere Liste und harkte die Namen, der fünf schon fotografierten Fohlen ab. Da waren Auntis (Heretic Anthem) Ziehfohlen Queen (BR Homecoming Queen) und ihr eigenes, McDremy (BR Hollywoods Dream Anthem), die uns beide wirklich in die Karten gespielt hatten. Queen, als auch McDreamy blieben stets in der Nähe der Stute, sprangen aber auch ab und zu ein wenig zur Seite. Genau diese Momente passte Ylvi ab, um ein paar Bewegungsfotos zu schießen. Für die Fotos, die Ylvi für die Papiere machen musste, nahm ich die Fohlen immer kurz ans Halfter. Den meisten passte dies nicht so sonderlich, so zum Beispiel BR Sheza Topnotch Babe. Die kleine Stute von Bella Cielo stellte sich wirklich an wie der Teufel. Normal war sie sehr ruhig und verschmust, gar auch anhänglich. Heute war sie allerdings mit dem falschen Huf aufgestanden, denn sie stieg mir ständig an der Hand.
      “So hat das glaub ich keinen Sinn”, hatte Ylvi gesagt und mir empfohlen, das Halfter doch nochmal auszuziehen. Ich hatte getan wie mir geheißen, das Halfter abgemacht und siehe da, die Stute stand wie eine eins. Ylvi beeilte sich mit den Bildern und nickte mir zu. Als ich gerade die Hand ausstreckte, um die Stute zu streicheln, sprang sie von jetzt auf gleich 180 Grad um die eigene Achse und galoppierte davon. “Toll”, murmelte ich und kratzte mich verlegen am Kopf. “So viel dazu.”
      Die Fotos von BR General Pleasure, der ein Sohn von Magnificient Crow war und in ein paar Monaten nach Österreich ziehen würde, waren innerhalb weniger Minuten im Kasten.
      Auch Daisy (BR Lovely Gun) und Shark (BR Twenty 4 Killings), die nach Evergrenn Acres umsiedeln würde, zeigten sich kooperativ.
      Die Jungpferde, von denen wir keine Fotos brauchten, drängten sich allerdings ständig dazwischen. So waren es Leuchtfeuer di Royal Peerage, die Jungstute von Octavia sowie Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace und A Walking Dignity, die ihren größten Spaß mit den mitgebrachten Utensilien hatten. “Yes, alles im Kasten!”, jubelte Ylvi auf einmal, als ich mich gerade nach den restlichen Halftern bückte. Die Jungstute Leuchtfeuer erschrak, machte einen Satz und knallte gegen mich. Natürlich verlor ich sofort das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten plumps auf den Boden, was die anderen Pferde, die ihre Rüssel auch alle im Zubehör stecken hatten, natürlich auseinanderstoben ließ- und mit ihnen die ganze aufgescheuchte Herde.
      Ich setzte gerade meinen Cowboyhut wieder auf den Kopf und wollte mich aufrichten, da erschien eine Hand in meinem Blickfeld. “Sorry Dell”, sagte Ylvi schüchtern lächelnd und half mir wieder auf die Beine.
      “Dass die schon so viel Kraft haben”, kommentierte ich meinen kleinen Unfall und klopfte mir den Dreck von der Hose. “Ich glaube wir müssen jetzt ein wenig warten, bis die sich alle wieder beruhigt haben- es sind ja jetzt wirklich alle Pferde davongerannt.” Ich zog ein beleidigtes Gesicht, raffte alle Materialien auf dem Boden zusammen und schmiss sie auf die Ladefläche des Trucks. Gleich darauf landete mein Hintern auf der Klappe, ehe ich auf den Platz neben mich klopfte. Ylvi schien zunächst ein wenig unsicher, schwang sich dann jedoch neben mich. “Ich vermute, die sind alle im Wald oder sogar rüber auf die andere Seite”, schlussfolgerte ich, als ich mit bloßem Auge kein Pferd mehr entdecken konnte. “Wer noch hier sein könnte, wären Devil (Wimpys Little Devil) und Bailey (BR Wimpys Bright Gangster), die ist ja meistens alleine irgendwo hier vorne am Waldrand”, erklärte ich Ylvi und schaute nach links, von wo aus ich die beiden Mädchen kommen sah. “Schau mal”, dabei streckte ich meinen Arm in die Richtung, in der man die Köpfe von Kaya und Betsy sah, “dann können wir auch noch grade warten, bis sie hier sind.”

      Ylvi
      Die beiden Kids brauchten bis sie ihre Pferde an die Pfähle gebunden hatten und zu uns hinüber gelaufen kamen. Ich schmunzelte dabei. Wer hätte gedacht das mein bockender Valravn eines Tages von einem schmalen Mädchen geritten wird? Selten stieg oder bockte er noch. In Fact...unter mir schon, aber die anderen schienen wunderbar mit ihm klar zu kommen. Während wir warteten kontrollierte ich nochmal den Akku, den Stand der Speicherkarte. Und pustete ein wenig des Staubes vom Objektiv. Da stupste Dell mich an. Am Waldrand erschien ein Pferd auf das er deutete “ Schau, dort kommt Candy (DunIts Smart Investment).” ich hob die Augenbrauen, sah zwischen den beiden Kindern und der Stute einher, doch ihre Aufmerksamkeit galt dem kleinen Wesen das hinter ihr auf der Anhöhe nun zu sehen war. Ihr Fohlen, der Hengst Elvis (BR Alans Smart Dream) lief gemächlich auf sie zu. Nur um dann nach der Milchquelle zu suchen. Mit schnellen Handgriffen wechselte ich das Objektiv, sah durch den Sucher. Und hatte ein idyllisches Bild wie der Hengst bei Candy trank. “Die Pferde sind ja alle weg!” sprach Betsy aufgeregt. “Nur hinter den Hügel gelaufen und im Wald verstreut.” Betsy zog einen Flunsch “Hätten wir dann direkt auf den Ponys bleiben können?”
      “Fylgia vielleicht. Aber als Wallach Ravn in der Herde zu haben, besser nicht.” antwortete ihr Vater. Kaya schmunzelte nur über die wenige Begeisterung von Betsy.
      “Dann machen wir uns mal auf den Weg den Hügel hinauf.” sagte ich fröhlich, nahm Kaya bei der Hand und stiefelte gezielt los. “Habt ihr beiden den Weg gut gefunden?”
      “Klar, Caleb ist den Weg zu den Koppeln letzte Woche schon mal mit uns geritten. Ich bin so oft es geht hier um am Zaun nach Sue zu schauen. Caleb hat mir untersagt die Weide ohne Aufsicht zu betreten.”
      “Und dein Vater untersagt dir das auch!” sprach Dell mit Nachdruck “Candy ist nicht gerade nett zu Leuten die ihr und dem Fohlen zu nah kommen. Ich halte das zwar für keine guten Eigenschaften um damit zu züchten...aber die Entscheidungen liegen ja nicht bei mir.”

      Dell
      Während Ylvi Kaya an die Hand nahm, stellte sich meine Tochter Betsy sogleich neben mich und stieß mich mit ihrem Arm an, bis ich ihre Hand in meine schloss. Sie lächelte zu mir hoch, ich sah sie ebenso freundlich an. Sie hatte sich wirklich gemacht und den Tod ihrer Mutter mittlerweile gut weggesteckt- es war auch schon lange her. Ob sie sich überhaupt noch daran erinnerte?
      “Aber Izzie mangelt es ja auch an nichts”, riss mich Ylvi wieder aus den Gedanken.
      “Hm?”
      “Na BR Dress to Impress, Candys erstes Fohlen. Damit ist Caleb ja wirklich begeistert. Papa war ja aber auch Blue (Gun and Slide), dieses Mal ist es Alan (Alan’s Psychedelic Breakfast), auch ein eher ruhiger Kandidat.”
      “Da hast du schon Recht”, antwortete ich ihr und nahm Kaya zu mir an die Hand. Ylvi brauchte nun wieder beide Arme für die Kamera. Elvis präsentierte sich wirklich gut vor der Kamera. Candy legte nur zusehends die Ohren immer flacher an den Kopf. “Kaya und Betsy ihr geht ein paar Meter hinter mich, das gefällt mir gar nicht, was Candy da macht… Ylvi pass du auch auf!”
      Aber da war es schon zu spät. Kaya und Betsy waren quietschend einen Satz nach hinten gesprungen, ich machte einen großen nach vorne und schmiss Candy eines der Halfter entgegen, welche ich um die Schulter gehängt hatte. “Lass das du Zicke!”, fuhr ich sie an und baute mich so gut ich konnte vor ihr auf. Ylvi war vor Schreck wie versteinert und hatte sich keinen Zentimeter bewegt, krampfhaft umklammerte sie ihre Kamera und starrte die Stute an.
      “Hau ab!”, wiederholte ich und machte, wild wedelnd mit dem zweiten Halfter von meiner Schulter, der Stute zu verstehen, dass sie Land gewinnen sollte. Schließlich drehte sie sich um, umsprang ihr Fohlen ein paar Runden und galoppierte dann wieder in Richtung des Waldes.
      “Alles ok bei euch?”, fragte ich an die Mädchen gewandt, die sich in den Armen lagen. Da hatten sich zwei aber wirklich ziemlich erschrocken.
      “Ja, jetzt ist alles ok, Dad”, antwortete mir meine Tochter und ließ langsam von ihrer Freundin ab. Kaya nickte mir schüchtern zu. Erst dann drehte ich mich wieder zu Ylvi um. “Bei dir auch alles gut?”
      “Damit hätte ich nicht gerechnet”, sagte sie außer Atem und ließ die Kamera sinken. “Vermutlich hab ich das sogar noch mit aufgenommen.” Sie schaute auf den Bildschirm der Kamera und klickte eine Weile auf den Tasten hin und her. “Ja, das ist mit drauf. Das zeig ich Caleb später!”
      “Genau das ist der Grund, weshalb Caleb, und auch ich, euch verboten haben, alleine hierher zu kommen. Es ist ja nicht nur Candy, vor Devil müsst ihr euch auch in Acht nehmen.”
      “Aber was ist denn mit Sue? Wenn Candy so gemein zu uns ist, dann ist sie bestimmt auch gemein zu meiner Sue.” Betsy ließ den Kopf hängen, schien traurig zu sein.
      “Nein, Sue ist schlau, sie geht Candy einfach aus dem Weg- und wenn das nichts hilft dann kann sie sich wehren.” Ich ging zu Betsy und hob ihr Kinn mit meinem Zeigefinger nach oben. “Sie tut Sue nichts, keine Sorge.” Sie lächelte wieder, legte mir die Arme um die Hüfte und umarmte mich. “Danke, dass du uns beschützt hast, Dad.”

      Candy war schon einige Minuten weg, da kamen Soul (BR Heart N’ Soul), das einzige Appaloosafohlen diesen Jahres, Seth (BR Double Gunslide) und Atlantis (BR Atlantis Dream) auf uns zu. “Die drei sind in Ordnung”, sagte ich zu den Mädels und ließ sie langsam auf die Fohlen zugehen. Seth hielt zunächst ein wenig Abstand, so dass Ylvi den Hengst in aller Ruhe fotografieren konnte. Schließlich kam er auch auf die Mädchen zu. Soul schien allerdings keine große Lust zu haben, die Mädchen teilen zu müssen, weshalb er ein paar Schritte wegtrabte. “Ylvi deine Chance!” Ich lachte und wuschelte auch einmal der kleinen dunklen Stute Atlantis durch den Schopf.
      “Jetzt fehlen noch drei Fohlen, Ylvi”, sagte ich zu ihr, als sie die letzten Fotos der drei vorwitzigen Fohlen geschossen hatte. “Ich vermute, die sind auf der anderen Seite, oder irgendwo da beim Bach.” Um dorthin zu gelangen, mussten wir durch den Wald gehen. Da wollte ich die Kinder allerdings nicht mitnehmen, denn Candy würde auch dort sein.
      “Betsy und Kaya geht bitte zurück zum Truck, wir fotografieren nur noch die drei letzten Fohlen und dann kommen wir auch.”
      “Ist okay, Dad. Ich glaube wir reiten auch zurück. Oder noch eine kleine Runde, und dann zurück. Oder Kaya?” Diese nickte.
      “Reitet aber nicht zu weit weg!”, fügte Ylvi noch an, ehe wir uns umdrehten und in Richtung Wald gingen. Immer wieder warfen Ylvi und ich einen Blick über die Schulter, ob die Mädchen auch wirklich den Weg zurück zu den Pferden einschlugen.
      Die restlichen Fotos bekamen wir nicht ganz ohne Zwischenfall in den Kasten. Nachdem Dissident Whiz’, das Fohlen von Tainted Whiz Gun, abgelichtet war, wollte Ylvi die Stute verscheuchen, um besser an Raised und Rosy (BR Raised to Slide) dran zu kommen. Raised from Hell, die neben Ylvi stand, schreckte hoch und rannte sie einfach über den Haufen. Fluchend war ich zu ihr gerannt und hatte ihr wieder auf die Beine geholfen. “Was ein Chaos hier.”
      Schließlich war es uns doch gelungen. Auch die Bilder von BR Colored in Style, die Tochter von Smartie (GRH’s A Gun Colored Lena) waren dann noch schnell geschafft. Fix und fertig gingen wir zurück zum Truck, mit dem wir dann wieder zur Ranch zurückfuhren.
      “Das war mal eine willkommene Abwechslung”, sagte ich zu Ylvi, als ich ausstieg und die Halfter vom Rücksitz in die Hand nahm.
      “Aber anstrengend”, kommentierte Ylvi lachen, wandte sich kurz um und schien sichtlich beruhigt, als sie Kaya, Betsy und nun auch Tschetan aus dem Stall kommen sah.
      “Ich mach mich dann auch mal wieder an meine normale Arbeit, bis dann Ylvi.”

      Caleb
      Ylvi und Dell waren schon eine ganze Weile vom Hof verschwunden. Mittlerweile war es kurz nach Mittag. Die Pferde auf meine Liste waren versorgt. Die Hengste alle auf den Paddocks, die Boxen gemistet und ich hatte auch schon Kraftfutter für den Abend in die Tröge verteilt.
      Zwar hatte ich noch einiges an Papierkram vor mir, das konnte ich jedoch getrost auf heute Abend verschieben, so dass ich nun noch Zeit für mein HMJ Pferd HMJ Saintly hatte.
      Ich ging auf den Paddock des Hengstes, halfterte ihn auf und ging zum Putzplatz des Stalls, in dem er stand. Dort putzte ich einmal schnell über, ehe ich mich dazu entschied, ein wenig mit ihm spazieren zu gehen. So konnte er den Hof besser kennen lernen und ich hatte genügend Zeit, ein Auge auf alles zu werfen. Unterwegs traf ich Cayce, Laurence und Brian, die auf dem großen Reitplatz waren und Shorty (Whitetails Shortcut), Playboy (I’m a Playboy) und Silent Bay trainierten. Natürlich hielt ich dort an und musste meinen Senf zum Training dazu geben.
      Schließlich kam Cayce zum Zaun und schaute mich ernst an. “Hast du nichts besseres zu tun?”
      “Nein, grade eigentlich nicht”, grinste ich, während er kopfschüttelnd seinen Shorty abwandte und sich wieder seiner Aufgabe widmete. Cayce und Shorty waren ein tolles Team. Es wurde wirklich Zeit, dass ich meinen Vulture (Smart Lil Vulture) weiter trainierte, so dass wir nochmal gemeinsam ropen konnten. Bei meinem Glück und Vultures weniger Erfahrung würde ich nicht nur einmal im Sand landen, während Cayce mich schallend auslachen würde.
      Saintly und ich gingen weiter, kamen am kleinen Reitplatz vorbei, auf dem Octavia mit Soul (Prias Colourful Soul) ihre Runden drehte. Aimee stand am Zaun und beobachtete sie. Ich hielt mich nicht lange auf, denn mit Aimee hatte ich nicht wirklich etwas zu sprechen- Octavia war ja beschäftigt. Seit die junge Frau mit ihrem Vater auf die Ranch gekommen war, hatte ich noch nicht oft das Vergnügen eines Gespräches gehabt. Generell war sie eher wie ein Geist. Sie war mal hier, mal da- aber fiel nicht wirklich auf.
      An den Jungferdekoppeln stoppte ich und beobachtete zunächst die Hengste. Vulture spielte mit Cody (tc Mister’s Silvermoon Cody). Der Hengst hatte es bis jetzt in seinem Leben nicht wirklich einfach gehabt. Er stand noch nicht im Training, genoss seine Jugend in vollen Zügen. Auch Joker (BR Colonels Lil Joker) und Goldy (BR Colonels Golden Gun) waren nicht weit weg und zankten wieder miteinander herum. Sky (PFS’ Unclouded Summer Skies), Berry (GRH’s Funky’s Wild Berry) und Chico (Chic N’ Shine) standen gemeinsam am Heu und schienen die Ruhe zu genießen, dass sie endlich mal Platz am Ballen hatten.
      Mit Saintly am Strick, der sich sehr für die anderen Pferde zu interessieren schien, ging ich weiter zur Stutenkoppel. Luna (Special Luna Zip), Katie (Jacks Inside Gunner), Gun Sophie, Gin (Ginger Rose), Connie (Colonels Blue Splash), Crissy (Captains Blue Crystal) und Izzie (BR Dress to Impress) galoppierten auf uns zu, als sie mich mit dem fremden Hengst auf sie zukommen sahen. Auch HMJ Saintly, der bisher sehr ruhig an der Hand war, hob den Kopf und wieherte ihnen zu. Mittlerweile klang sein Wiehern auch wieder wie das eines Hengstes, nicht so kläglich und jämmerlich. Er tänzelte ein wenig an der Hand und wollte den Stuten unbedingt imponieren. “Na sowas aber auch”, kommentierte ich sein Verhalten und zuppelte ein paar Mal am Strick. Mein Blick schweifte einmal durch die Herde, morgen würde es ihnen auch wieder an den Kragen gehen, für dann war das Training fest eingeplant.
      Als Saintly begann an der Hand unerträglich zu werden, spazierte ich zurück zum Paddock, in den ich ihn wieder stellte und den Riegel des Tors mit dem Schloss versah: sicher war sicher. Dann ging ich wieder zurück ins Büro und widmete mich dem Schreibkram, den ich heute morgen liegen gelassen hatte.

      Ylvi
      Ich ließ meine Kamera auf den Tisch fallen, der erstaunlicherweise noch immer im Büro stand, und ließ mich selbst auf den Stuhl sinken. “Puhh.” stieß ich dabei hervor. Caleb sah von seinem Schreiben auf, zu mir herüber. “Ihr habt reichlich lang gebraucht.”
      “Sind ja auch nicht grad kleine Wiesen.” meinte ich energisch. “Außerdem hat mich Hell (Raised from Hell) umgerannt, als sie dabei war Tainy (Tainted Whiz Gun) zu verscheuchen. Als wär der Angriff von Candy nicht genug gewesen.” sprach ich läppisch daher. “Angriff?” fuhr Caleb besorgt fort. Mit einer Geste meiner Hand winkte ich ab. “Dell hatte alles im Griff. Ich war allerdings so erschrocken, dass ich erstarrt bin. War haarscharf. Hell hat anschließend den Rest erledigt. Immerhin ist der Ausrüstung nichts passiert.” Ich sah zum ersten Mal seitdem wir die Ranch am Vormittag verlassen hatten auf die Uhr. Das Zifferblatt zeigte 15 Uhr - wir hatten tatsächlich lang gebraucht.
      Mir schmerzte der Rücken, außerdem die Füße vom vielen Laufen. Aber immerhin hatten wir die letzten Bilder von Rosy (BR Raised to Slide) geschafft. BR Dissident Whiz hatte uns ebenfalls besonders schöne Vorlagen für Fotos gegeben als er mit BR Colored in Style gespielt hatte. An dem Glas Wasser nippend, öffnete ich den PC.
      “Die Bilder laufen nicht weg, wenn du willst kannst du dich auch anderen Aufgaben widmen.”
      “Stör ich dich?”
      “Nicht direkt, aber wenn ein Pferd dich umgerannt hat. Dann möchtest du vielleicht lieber ein heißes Bad nehmen, statt am PC zu arbeiten.”
      “Da magst du vielleicht Recht haben.”
      “Das...klingt nach einem Aber?”
      “Der Bungalow verfügt leider nur über eine Dusche.”
      “Ich denke du kennst dich noch aus?”
      Ich zog eine Augenbraue nach oben. Bot er mir etwa an hier im Haupthaus das Bad zu benutzen? Ich zögerte nicht lang. Nicht das er es sich anders überlegen würde.
      “Weißt du noch wo die Gäste Handtücher sind?”
      “Wenn du nicht umsortiert hast, klar.”
      Und damit verschwand ich die Treppe hinauf. Aus dem Schrank im Flur fischte ich mir eines der Handtücher, nahm ein zweites, kleineres für die Haare. Huschte dann ins Bad. Stand einen Moment an der Tür, die Hand halb ergriffen nach dem Schlüssel. Erinnerte mich an ein anderes Mal, eine andere Zeit in der ich die Tür nicht abgeschlossen hatte. Ich wusste nicht was mich dazu bewog, doch ich ließ die Tür geöffnet. Sah zu wie sich die Wanne langsam begann zu füllen, streifte die Kleidung vom Körper und glitt in das wohlig warme Wasser hinein. “Caleb, das war eine hervorragende Idee.” murmelte ich und schloss entspannt die Augen.

      Caleb
      Ich sah Ylvi hinterher, als sie das Büro verließ. Wenige Sekunden später sank mein Blick wieder auf den Papierstapel, durch den ich mich noch immer kämpfte. Verfluchter Bellamy. Eigentlich hätte ich ihn von Anfang an dazu rufen sollen, denn er hatte schließlich dieses Chaos verbreitet. Vielleicht war es aber auch gut, dass ich hier alleine saß, denn so konnte ich mich wieder ausbreiten- nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern auch auf dem Boden.
      Dabei fiel mir der Arbeitsvertrag von Louis Bekanntem, Logan Otaktay ins Auge. Wirklich Zeit hatte ich noch immer nicht gefunden, das Gespräch mit ihm zu suchen und ihm Aufgaben zu verteilen. Apropos Aufgaben… irgendwo mussten sich die Trainings- und Stallpläne befinden… wenn ich doch nur… “Mist.” Da waren sie gewesen und flatterten nun durcheinander zu Boden. “Aaaaaah Bellamy!”
      “Hm?” Da stand der junge Mann in der Tür. “Ich war grade in der Küche und hab mir was zu trinken genommen… was hab ich jetzt wieder angestellt?”
      “Du hast hier pures Chaos verbreitet! Ich bin schon nicht der beste Freund des PC’s, aber meine Zettelwirtschaft hat wenigstens Ordnung! Ich weiß nicht, was du hier wieder fabriziert hast, dabei war ich doch nur zwei Wochen weg!”
      Bellamy schien zu überlegen, knibbelte am Etikett der Plastikflasche herum. “Ich äh.. habe versucht... “
      “Chaos zu veranstalten.”
      “Nein. Also ich blicke da durch. Wenn du willst, kann ich dir helfen.”
      “Nein, danke. Ich hab eh schon alles umsortiert… aber geh mal in die Ställe und bring mir die dort hängenden Pläne, ich vergleich sie mal hier mit und änder sie gegebenenfalls nochmal um, dass alles aktuell ist.”
      “Okay, wird gemacht, Chef.” Damit verschwand der dunkelhaarige Mann.
      Es dauerte nicht lange, da knarzte meine Tür. Ich streckte den Arm aus und wollte die Blätter in Empfang nehmen. Die Hand, die sich mir entgegen streckte war braungebrannter, als ich gedacht hatte, weshalb ich aufsah. “Oh, hallo Tschetan. Hat Bellamy dich damit geschickt?” Der Junge nickte. “Bellamy sagte Ylvi müsste hier irgendwo sein, ich wollte sie etwas fragen.”
      “Ja, sie ist im Bad. Ich geh sie holen, warte hier.” Damit stand ich auf und ging, nicht über die jetzige Situation nachdenkend, zum Bad, in dem sich Ylvi seit geraumer Zeit befand. Kurz vor der Tür, mit der Hand an der Klinke, bremste ich meinen Schritt, schloss kurz die Augen und seufzte leise. Statt einfach hineinzugehen, so wie ich es früher getan hatte, klopfte ich zögerlich an der Tür. “Ylvi ich… Tschetan ist hier, er sucht nach dir.” Auf der anderen Seite der Tür hörte ich, wie das Wasser in Bewegung geriet. Eine Antwort ihrerseits wartete ich gar nicht erst ab, denn ich drehte mich augenblicklich auf dem Absatz herum und ging zurück ins Büro. “Sie kommt wohl gleich.”

      Ylvi
      Das Klopfen drang durch das Wasser nur dumpf an meine Ohren, ich musste genau hinhören um Calebs Worte zu verstehen. Mittlerweile war das Wasser eher kalt, als warm. Meine Haut war geschrumpelt und einige Teile davon überzogen von einer leichten Gänsehaut. Ich zog mich also aus dem Wasser - so schnell es eben ging. Eine Stelle an meiner Hüfte hatte mittlerweile eine unangenehme Lila Färbung eingenommen. Und meinen Rücken konnte ich nicht ganz drehen.
      Daher dauerte es länger als sonst bis ich meine Gliedmaßen in die Kleidung gezwängt hatte, ein Handtuch um meine schwarzen Locken geschlungen und die Treppe hinunter gefunden hatte. Ich steckte den Kopf durch die Tür, Tschetan hockte auf meinem Schreibtisch, Caleb halb verzweifelt über den Papierbergen. Vielleicht sollte ich mich von ihm einweisen lassen. Meine Sortierung wäre sicherlich zuverlässiger als die von Bellamy. Schoß es mir durch den Kopf. “Kaya und Louis haben das Abendessen vorbereitet, ich soll dich rüber holen.” grinste Tschetan breit.
      “Louis hat gekocht?” fragte Caleb belustigt.
      “Zumindest haben wir jetzt einige Gerichte die er zuverlässig zubereiten kann , OHNE uns alle zu vergiften.” feixte Tschetan.
      “Wie er sagt..und zumindest ist Kaya dabei.”
      “Ist das nicht noch mehr Chaospotential?”
      “Das werden wir sehen, fürchte ich.”
      Ich griff nach meiner Kameratasche, die mir der Junge aus der Hand nahm. Die Drehung war nur halb so elegant wie ich sie gern gehabt hätte. “Du humpelst?” fragte Tschetan überrascht. Ich nickte nur. “Ist ein bisschen blau.” murmelte ich. Ich ging einfach mal davon aus, dass Caleb ihm berichtet hatte was passiert war. Skeptisch sah er mich an, dann öffnete er mir die Tür um mich hindurch zu lassen. Als sich meine Hüfte wieder an Bewegung gewöhnt hatte, machte sie keine weiteren Anstalten.

      Trotzdem entging dem findigen Auge meines Mannes nicht das ich nicht flüssig lief. Das musste eindeutig am Beruf liegen! “Frag nicht…”
      “Was ist passiert?”
      Ich seufzte “Dumme Sache, hab mich von nem Pferd umrennen lassen.”
      “Candy?”
      “Nein, Raised from Hell. Aber alles gut.”
      Louis kam um den Tisch herum, zog sich die Handschuhe von den Händen, die eben noch die Lasagne-Form auf den Tisch gestellt hatten. “Du läufst aber nicht als sei alles gut.” Zielsicher und besorgt schaffte er es nach mir zu greifen, bevor ich mich ihm entziehen konnte. Er schob das Shirt an genau der richtigen Stelle nach oben. “Kühlsalbe, am besten noch vor dem Essen.” orderte er an. Kaya hopste von ihrem Stuhl, signalisierte mir mich zu setzen. Kurze Zeit später gab Kaya mir die Salbe in die Hand, die sie mir Gewissenhaft auf die Stelle schmierte. “Mensch, die Lasagne ist ja gar nicht angekohlt!”
      “Kaya hat vor dem Ofen gesessen um zu schauen, wann sie gold-gelb ist.”
      “Du hättest auch einfach die Zeit im Auge behalten können.”
      “Gehört nicht zu meinen Stärken.”
      “Timing? Andere Zungen würden etwas anderes Behaupten.”
      Louis kam näher, beugte sich vor. Und küsste mir auf die Stirn. “Würden sie?”

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      Mitte Mai
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      Caleb
      Seit dem Vorfall mit den Mutterstuten waren ein paar Wochen vergangen. In der Zwischenzeit war allerdings auch etwas passiert, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Kaya hatte gesprochen. Nicht zu mir, nicht zu Louis oder sonst einem Erwachsenen, nein. Sie hatte bei HMJ Saintly gestanden und mit ihm gesprochen.
      Ylvi und ich waren dabei gewesen sie und den Hengst zu beobachten. Heimlich und ganz leise, so dass sie uns nicht bemerke. und dann sprach sie mit ihm. Sagte, dass dieser Ort sie geheilt hatte und dass auch Saintly geheilt werden würde.
      Wie durch ein Wunder war dem wirklich so. Saintly machte sich immer besser, baute auf, wurde aufgeweckter und vor allem pfiffiger. Es war gar nicht so leicht, ihn in der Stallgasse angebunden zu behalten, weil er ständig an den Seilen herum spielte. Das ging mittlerweile so weit, dass ich ihn mit Ketten am Halfter sicherte, falls er die Knoten an den Führstricken aufbekam. Das Lösen der Ketten war für ihn unmöglich.
      Auch seine Boxentür war doppelt gesichert. Am Tor des Paddocks befand sich ja schon lange ein Schloss.
      Auf dem Hof begegnete mir Cayce, welcher Easy Going im Schlepptau hatte. “Ich geh ne Runde mit ihr auf den großen Platz, dann noch ein wenig raus. Kommst du mit?”, fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf.
      “Ich nehm mir Vulture, hab mit ihm noch was vor.”
      Cayce nickte, setzte dann seinen Weg fort.
      Der Meine führte mich zum Paddock des Braunen. Er kam sofort an den Zaun und holte sich eine Streicheleinheit ab, ehe ich ihn aufhalfterte und in den Stall ging. Dort putzte ich ihn kurz über, sattelte ihn, hängte das Rope ans Horn und ging zum kleinen Platz. Ich wollte vermeiden, dass Cayce mich sah. Die Frage nach dem gemeinsamen Ropen sollte eine Überraschung werden, weshalb es mir ziemlich gut passte, dass er gleich den Hof verließ.
      Auf dem Platz angekommen gurtete ich nach und schwang mich in den Sattel. Nach einer Aufwärmphase, die länger als gedacht dauerte, stieg ich wieder ab, löste das Lasso vom Sattel und fing an, es neben dem Hengst zu schwingen. Ein wenig kannte er das Prozedere ja schon, so dass er nur mit den Ohren spielte.
      Jetzt kam es drauf an. Ich setzte mich wieder in den Sattel, nahm die Zügel in die Hand, in der ich auch die loops hatte und fing an, das Lasso neben und über dem Hengst hin und her zu bewegen. Nachdem ich dies ein paar Mal gemacht hatte, nahm ich es über den Kopf und fing an, es zu schwingen. So weit, so gut. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, ließ ich es am Kopf des Hengstes vorbei nach vorne auf den Boden sausen, als hätte ich nach etwas gezielt, was ich hätte fangen wollen.
      Vulture machte einen erschrockenen Satz zur Seite und preschte nach vorne. Meine Bewegungen waren so routiniert gewesen, so oft schon hatte ich Lassos vom Pferd aus geschwungen, dass ich total vergessen hatte, dass ich dies bei Vulture noch nie gemacht hatte. Dementsprechend rechnete ich natürlich nicht mit der Reaktion des Pferdes und flog, ohne lange darüber nachdenken zu können, vom Pferd in den Sand. Vulture hüpfte noch zwei, drei Schritte nach vorne, eher er verdutzt stehen blieb, sich umdrehte und mich schief ansah. Ganz nach dem Motto: du warst doch gerade noch nicht da unten?!
      Beim Aufstehen klopfte ich mir die Hose vom Staub ab, ehe ich das schallende Lachen in meinem Rücken hörte. “Ich fass es nicht, den Supercowboy schlechthin hat es vom Pferd gehauen!” Da stand Octavia am Zaun, zusammen mit Betsy und Dell. Während sie mich auslachte, blickte Dell zerknirscht drein. Betsy war schon auf halbem Weg zu mir und machte wenige Meter vor mir langsam, denn sie wusste, dass sie mit dem Laufen Vulture erschrecken würde.
      “Ist dir was passiert, Caleb?”, fragte sie besorgt und blieb kurz vor mir stehen.
      “Nein, alles gut. Sowas kann auch den Besten passieren.”
      “Das hab ich gehört! Den Besten, haha!”, rief Octavia vom Zaun aus, was mich dazu brachte, ihr die Zunge raus zu strecken.
      Betsy kicherte. “Hihi, Cowboy, das macht man aber nicht!”


      Ylvi
      “Na Cowboy, wie ist es auf dem Boden der Tatsachen gewesen?” fragte ich feixend als Caleb das Büro betrat. Der blieb ein wenig verwirrt im Rahmen stehen “Boden der…” dann rollte er die Augen, stöhnte “Betsy!” entfuhr es ihm.
      “Keine Sorge, sie hat es mir nicht erzählt. Naja, nicht direkt zumindest. Vorhin im Auto, auf dem Weg zum Tanzkurs.” Die Schule hatte diesen Kurs empfohlen, um Kaya auch mit anderen Kindern außerhalb der Schule in Kontakt zu bringen. Seit ein paar Wochen besuchte sie diesen alle zwei Wochen nun mit Betsy gemeinsam. Ich hatte beide Kids dorthin gebracht. Nebenbei hatte ich Betsy beiseite genommen, sie schwören lassen Kaya nicht zu drängen und ihr anschließend erzählt das ich sie hatte sprechen hören. Das junge Mädchen war ganz aufgeregt gewesen bei der Vorstellung ihre Freundin auch eines Tages sprechen zu hören. Aber sie hatte mir Versprochen Kaya davon noch nichts zu erzählen. Sie sollte selbst entscheiden können wie und wann sie mit einem Menschen sprechen wollte. “Bist du noch immer bei den Bildern?” fragte mich Caleb. Ich nickte, drehte ihm den Bildschirm zu und zeigte ihm ein Bild von A Shining Chrome. Wir hatten uns in den letzten beiden Tagen vorgenommen, die Verkaufspferde noch einmal zu sortieren und zu fotografieren. “Immerhin sind die Seiten der Zuchtpferde nun vollständig. Jeweils mit Bild, Gencode und einer kurzen Beschreibung des Charakters. So können sich Fremde eine gute Übersicht der Pferde geben. Die Fohlen sind nun ebenfalls ergänzt. In dem Zuge habe ich die ganzen Papiere fertig gemacht. Die hab ich die nach Alphabet sortiert auf den Tisch gelegt. Schau nochmal drüber. Ist alles in Ordnung, dann werd ich die morgen mit in die Stadt nehmen. Louis, Dell und ich haben einen Termin in der Schule.”
      “Schule? Sag bloß die Prügelei zieht noch Kreise?” fragte Caleb erstaunt, richtete sich aus der gebückten Haltung auf und schritt hinüber zu seinem Platz. Daher sah er meine abwertende Geste nicht. “Nein, das ist vom Tisch. Wir haben eine Besprechung mit der Schulleitung. Ob vielleicht Home Schooling eine Option wäre. Dann könnte man sich die Fahrt nach Calgary sparen. Die Kids würden einen Lehrer hier zur Ranch bekommen. Kinder von außerhalb könnten ebenfalls hierher kommen. Otis McCann von der Nachbarranch und seine ältere Schwester zum Beispiel. Deren Eltern haben nicht immer Zeit sie zur Schule zu bringen. Sie fehlen oft. Der Weg hierher wäre nicht so weit.”
      “Das ist schon ein Punkt. Aber meinst du Kaya damit einen Gefallen zu tun?” Ich lehnte mich im Stuhl weiter zurück, kaute auf meiner Unterlippe herum. “Das waren tatsächlich ebenfalls meine Überlegungen. Das bringt mich auf die Idee vielleicht eher dafür zu Sorgen das ein Schulbus eingerichtet wird! Gerade Tschetan möchte ich ungern von Gleichaltrigen trennen. Sie sollten auch etwas anderes zu sehen bekommen als die Ranch.”

      Caleb
      Ich blieb vor meinem Schreibtisch stehen, warf einen Blick auf die Papiere der Pferde, ehe ich einen Bogen machte und auf dem Stuhl Platz nahm. Ganz oben auf dem Stapel lag das Papier von Daisy. Ein tolles Pferd, schon lange versprochen für Ethel Evergreen, Tiaras Mutter. Auf jeden Fall eines, was ich behalten würde, wenn sie doch noch abspringen würden.
      Erst dann sah ich wieder auf, mein Blick traf den von Ylvi: “Ich hab mich in Schweden glaub ich ein bisschen bei Tschetan verplappert gehabt… erwähnt, was ihr vorhabt mit dem Homeschooling. Er war alles andere als begeistert. Deshalb glaube ich, dass ein Bus wohl die bessere Alternative ist.”
      “Du hast schon mit Tschetan gesprochen?”, kam es vom Nachbartisch.
      “Versehentlich. Es ist mir rausgerutscht… sprecht deshalb vorher nochmal mit ihm, bevor ihr morgen zur Schule fahrt.” Ylvi nickte, senkte den Kopf und kümmerte sich um ihre Bilder.
      Ich ging derweil die Papiere durch. Die Fotos waren wirklich gut geworden. Fotografieren konnte Ylvi, das musste ich ihr lassen.
      Eine gute halbe Stunde später hatte ich alle Papiere auf ihre Richtigkeit überprüft. “Passt alles.” Den korrigierten Stapel nahm ich in die Hand und brachte ihn zu Ylvis Schreibtisch rüber, um ihn da auf einen freien Platz zu legen. Gedankenverloren strich ich mir einmal durch die Haare, ehe ich auf die Uhr sah. “Mist.”
      “Hm?”
      “Ich hab Murphy schon wieder vergessen.”
      “Hab gehört der nimmt jetzt Reitstunden bei dir, wie schlägt er sich denn?”
      “Immer besser, hätte ich nicht gedacht.” Damit verschwand ich aus dem Büro und joggte- ja joggte, hinüber zum Stall. Dort stand Murphy schon mit einem fertig gesattelten Blue.
      “Wird ja auch Zeit”, warf er mir zerknirscht an den Kopf, löste den Führstrick aus der Trense und ging mir hinterher zum kleinen Reitplatz. “Aufsteigen und warmreiten”, wies ich ihn an und schaute Cayce dabei zu, wie er I’m a Playboy um sein inneres Bein traben ließ. “Wie macht der sich eigentlich?”, fragte ich ihn. Den Mixhengst, naja eigentlich war er kein Mix sondern eine anerkannte Rasse, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, geschweige denn schon einmal drauf gesessen.
      “Wird immer besser. Das Losrennen beim Aufsteigen hab ich so weit im Griff, dass er das zumindest bei mir nicht mehr macht. Ansonsten wird er immer lockerer. Der hört gut zu, strengt sich toll an.”
      “Das ist gut.” Playboy hatte ich aus Mitleid aufgenommen. Es gab einen großen Verkauf einer Bekannten, die auch den “Quartermix” zum Verkauf inseriert hatte. So richtig Interesse zeigte jedoch niemand an dem schicken Tier, weshalb ich ihn schließlich aufgenommen hatte. Was machte ein weiteres Pferd schon? Vielleicht würden er und die “Quartermix”stute Striga einmal tolle Fohlen produzieren. Apropos Striga… “Wann hat eigentlich einer zuletzt auf Striga gesessen?”, fragte ich Cayce, als er wieder an mir vorbei kam.
      “Weiß nicht, glaub vor einer Woche.”
      “Vor einer Woche?!” Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Wenn die Reitstunde mit Murphy erledigt war, konnte ich nicht mehr aus dem Büro rauskommen, bis die neuen Trainingspläne geschrieben waren.

      Ylvi
      Es klopfte leise an der Bürotür, Louis schmaler Kopf schob sich durch die Tür. “Genug für heute, komm. Die Pferde sind gesattelt, lass uns einen Ausritt machen!” Die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen. Ich klappte den Bildschirm zu und ließ mich von Louis an der Hand zur Haustür bringen. Draußen standen Kaya und Tschetan mit jeweils zwei Pferden am Strick. Fylgia trug einen Westernsattel, Valravn nur eine einfache Decke. Auch Sunka trug einen Westernsattel und für mich hatten sie Inyan fertig gemacht. “Nicht Gweny?” fragte ich verwirrt in Louis Richtung. “Es tut so gut Sunka wieder in der Nähe zu haben. Ich fühle mich auf ihm ebenso wohl wie Inyan.” Das konnte ich verstehen. Ich fühlte mich auf meiner Fylgia auch am wohlsten, diese schien ich jetzt allerdings so gut wie an Kaya “verloren” zu haben.
      Im Quartett verließen wir also den Hof. Im Wald mussten wir zunächst im Trott hintereinander her reiten. Erst als sich der Weg verbreiterte ließ ich Inyan neben Ravn laufen. “Caleb hat sich also verquatscht?” meinte ich neutral zu Tschetan. Dieser gab keine Regung, ließ mich einfach weiter erzählen. “Das mit dem Home Schooling, das wäre also nicht dein Fall?” Tschetan knirschte etwas mit den Zähnen. “Ich weiß es ist umständlich für euch uns zur Schule zu bringen. Die Idee ist ja wirklich cool. Aber ich würde meine Freunde aus der Schule wirklich vermissen. “
      “Wir hatten die Idee uns vielleicht eher darum zu bemühen eine Buslinie für die Kinder von Außerhalb zu organisieren. Was hälst du davon?” Er antwortete nicht in Worten, aber nickte und strahlte mir eifrig zu. Dann deutete er mit den Lippen auf seine Schwester “Ich weiß zu schätzen das du sie beschützen willst. Aber du behebst das Problem nicht indem du sie vor der Welt in Schutz nimmst.”beendete er den Satz leise. Als er das sagte klang er älter, sehr viel älter als seine 13 Sommer. Ich sah ihn an, nickte bedächtig. Er hatte Recht. Das hatte auch Louis schon einmal gesagt. Es waren indirekt auch Calebs Worte gewesen. Dell hatte sich diesbezüglich nicht geäußert, aber wenn ich ehrlich war, Dell sprach so etwas selten an. Dazu war er einfach zu charmant. Ich hoffte für ihn wirklich das er eines Tages vielleicht eine neue Liebe entdecken würde. Er hatte so viel zu geben...und manchmal erdrückte er seine Tochter damit. Manchmal konnte ich aber auch seine Blicke voller Schmerz sehen. Ich hatte nur ein Foto gesehen, doch hatte es genügt um zu erkennen wie ähnlich Betsy ihrer Mutter sah. Das Haar, ihre Gesichtszüge. Mit jedem Jahr würde diese Ähnlichkeit mehr werden, da war ich mir fast sicher. “Wo hängst du eigentlich wieder mit deinen Gedanken?”
      “Mhm?”
      “Ja ganz genau.” feixte Louis.
      “In den Wolken, das solltest du doch wissen.” lächelte ich ungeniert. Er zwinkerte mir zu, trieb Sunka dicht an Inyan heran, sodass sich unsere Knie berührten. Ließ mich dabei nicht aus den Augen. “Ich hab gefragt ob wir einen kleinen Galopp vagen sollen.” Ich gab keine Antwort stattdessen machte ich Gebrauch von Inyans hervorragender Ausbildung. Ich ließ den Wallach aus dem Schritt gelassen angaloppieren. Ein kleiner Seiten und Rückblick zeigte mir das auch bereits beide Kids im Galopp waren, Louis bildete mit Sunka das Schlusslicht. Um das Ex-Rennpferd nicht auf der Stelle rennen zu lassen, beschleunigte ich Inyan, Fylgia reihte sich neben uns ein. Ich sah das Strahlen auf Kayas Gesicht. Locker hielt sie die Zügel des Knotenhalfters in einer Hand, die andere lag auf ihrem Schenkel. Festbetoniert. Genauso saß sie im Sattel. Genau wie ihr Bruder. Ich hingegen hatte noch einiges zu tun. Am frühen Abend hatte ich, zum ersten Mal seit langem, eine Reitstunde bei Caleb. Ich konnte nur hoffen er würde mir keines der schweren Pferde unter den Hintern setzen. Eigentlich hatte ich mit einem meiner Pferde teilnehmen. Caleb hatte mir da allerdings den Wind aus den Segeln genommen. Auf den Wallach Cielos konnte ich wohl nicht hoffen.

      Caleb
      Schon seit einer Stunde saß ich wieder am Schreibtisch. Die Reitstunde mit Murhpy war wirklich gut gewesen, er wurde immer besser, strengte sich richtig an. Galoppiert war er heute allerdings noch nicht, auch wenn ich ihm das versprochen hatte. Morgen Nachmittag allerdings würde es dann soweit sein, sollte nicht schon wieder etwas dazwischen kommen.
      Mit den Paddockplänen war ich jetzt fertig, so dass nun eigentlich noch die Trainings- und Boxenpläne an der Reihe waren, aber dazu hatte ich absolut keine Lust, denn dass es mich heute morgen bei dieser einfachen Übung aus dem Sattel gehauen hatte und so viele das gesehen hatten, nagte an meinem Ego.
      Entschlossen klatschte ich mir auf die Oberschenkel, stand auf, nahm meinen Hut von der Fensterbank und ging nach draußen. Im Rausgehen schnappte ich mir meine Jacke vom Kleiderhaken hinter der Tür und marschierte in den Stall. In der Bewegung blieb ich plötzlich stehen. Cielos stand ja gar nicht hier im Stall, der war ja am Reitplatz. Wer hatte eben nochmal die Pläne überarbeitet? Ich mit Sicherheit nicht.
      Aus dem Stand machte ich also kehrt, stiefelte zum Reitplatz und fand den Wallach auf Anhieb im zweiten Paddock. Ich halfterte ihn auf, ging zum Stall, putzte und sattelte ihn, hängte ein Lasso an den Sattel und ging auf den Platz. Dort gurtete ich nach, ehe ich mich in den Sattel setzte.
      Nach ausgiebigem Aufwärmen testete ich ein paar Reiningmanöver an, wir waren ja nicht nur zum Spaß hier auf dem Platz. Nachdem er sich dort allerdings auch sehr gut anstellte, hielt ich ihn an und fing an, das Lasso vom Horn los zu machen und neben ihm zu schwingen. Gipsy blieb ruhig stehen, er kannte das ja schon. Eine Weile schwang ich das Lasso rechts und links neben ihm, ehe ich es über seinen Kopf hinweg nach vorne warf. Er spielte mit den Ohren, blieb allerdings ruhig stehen. Dann fing ich an, aus der Bewegung heraus zu werfen. Erst im Schritt, dann im Trab und schließlich auch im Galopp. Wir hatten gerade die Tonne aus dem Galopp gefangen und einen Sliding Stop hingelegt, da bemerkte ich Ylvi am Zaun. Wie lange sie wohl schon da stand?
      “Hast du meine Reitstunde vergessen?”, fragte sie mich sofort und ich schüttelte den Kopf, klopfte Gipsys Hals und löste das Lasso von der Tonne. “Ich darf Gipsy reiten?”, fragte mich Ylvi ungläubig.
      “Ich äh.. nein.. Geh dir Gangster (Gunners Styled Gangster) holen, ist hinten auf dem zweiten Paddock, neben HMJ Saintly.” Wieder sah sie mich ungläubig an.
      “Gangster? Bist du dir sicher?”
      “Wird Zeit, dass du mal was anspruchsvolles unter den Hintern bekommst”, antwortete ich ihr knapp und wickelte das Rope auf. “Wenn du fertig geputzt und gesattelt hast komm hier auf den Platz. Wenn du beim Satteln, besonders bei den Boots Probleme haben solltest, Laurence ist drüben im Stall beim Putzplatz.” Damit galoppierte ich wieder an und suchte mir eine andere Tonne auf dem Platz aus.

      Ylvi
      "Gangster, komm schon, das is doch jetzt nicht dein Ernst?" ich klopfte dem Pferd mittlerweile zum dritten Mal am Hinterbein herum. Keine Reaktion. Außer das er sich mit seinem vollen Gewicht auf dieses stellte. So ein Sturkopf! Also griff ich beherzt zwischen seine Sehnen, erschrocken schnellte das Bein mit einem Mal doch nach oben. So konnte ich den letzten Hinterhuf des Hengstes doch noch auskratzen.
      Schon das aus dem Paddock führen hatte sich als Abenteuerlich herausgestellt. Das machte mir wenig Hoffnung auf den Ausgang der Stunde. Etwas anspruchsvolles hatte Caeb gesagt. Hatte er damit aber STUR gemeint?
      Zumindest verlief das Satteln ohne weitere Probleme, nichtmal die Boots bereiteten mir Schwierigkeiten. Allerdings würden die Bügel wohl welche machen. Ich bekam sie nicht auf meine Länge. Ich begann also mit viel Gefummel die Fender abzufriemeln. "Ich glaube nicht, dass Caleb glücklich sein wird, wenn du ihm Equipment klaust." kommentierte Dells Stimme plötzlich hinter mir. Ich drehte mich um, zog einen Schmollmund. "Ich soll den doch Reiten. Aber ich krieg die Bügel nicht auf meine Länge! Wenn du mir kürzere besorgen würdest? Die von Inyans Sattel am besten."
      Dell ließ sich zum Glück nicht zweimal bitten, half mir das ganze Konstrukt wieder zusammen zu bauen. Schließlich war ich auf und davon.

      Ich hatte regelrechte schwitzige Hände, was nicht am Wetter direkt liegen konnte da ein stetiger Wind durch die Bäume säuselte. Es war der erste Unterricht seit Monaten. Natürlich hatte ich von Louis Lektionen auf Inyan und auch Ravn absolviert. Caleb hingegen war noch eine ganz andere Hausnummer. Als ich den Platz betrat, schien er das Training mit Gipsy beendet zu haben. Denn er saß nicht länger auf dem Wallach, sondern dieser war am Rande des Platzes angebunden. "Du bist reichlich spät."
      "Ich war Gezwungen die Fender zu Tauschen."
      "Ah ja, ich vergaß Stummelbeine."
      "Danke mach dich noch drüber lustig."
      "Na los, rauf mit dir."
      Ich stellte den Hengst neben mir auf. Warf die Zügel geordnet über das Horn, stellte den linken Fuß in meinen kurzen Bügel und schob mich in den Sattel. Gangster blieb seiner Ausbildung entsprechend völlig entspannt dabei stehen. "Good boy." lobte ich ihn mit meiner Stimme. Caleb begutachtete mich einen Moment skeptisch. Trat dann heran und klopfte auf mein Knie. "Raus aus den Bügeln." Ich legte den Fuß also ein ganzes Stück nach vorn, während Caleb geschäftig den Fender um zwei Löcher länger machte. Ich sah sein Gesicht nicht während er sprach, aber ich konnte das Lächeln hören. "Wir machen aus dir irgendwann auch noch ein Country Girl, Englisch Lady." Er ergriff meinen Fuß an der Wade, schob ihn in den Bügel zurück und half mir auch mit der anderen Seite. Ich fühlte mich gleich näher am Pferd, meine Füße waren lockerer. Ironischerweise, hätt ich wohl bei dieser Länge die anderen Fender behalten können.

      Caleb
      “Beim Westernreiten sind die Bügel immer viel länger, dachte das wüsstest du mittlerweile”, kommentierte ich das, was ich gerade tat und konnte Ylvi dabei beobachten, wie sie ihre Lippe vorschob. Das tat sie öfter, wenn ihr etwas nicht passte, sie aber dazu nichts weiter sagen wollte.
      Während ich Gangster (Gunners Styled Gangster) und Ylvi auf die ganze Bahn wegschickte, kam Dell an den Zaun und fragte mich ein paar Dinge wegen der Boxen. “Ist okay, die können heute Nacht draußen bleiben. Misten kannst du die Boxen also auch morgen noch.”
      “Oh das ist gut. Dann mach ich mich jetzt nämlich fertig. Ich hab Betsy versprochen mit ihr ins Kino zu fahren.”
      “Und jetzt wolltest du mich als buh- Mann hinstellen, wenn du noch hättest misten müssen? Ha, ich kann doch auch nichts dafür, dass du damit so langsam bist!” Ich sah ihn grinsend an, doch Dell schob die Lippe vor. Hatte er sich das etwa von Ylvi abgeschaut?
      “Nein, Caleb, ich äh…”
      “Ist schon gut. Habt einen schönen Abend ihr zwei.” Damit wandte ich mich wieder Ylvi zu, die irgendwie ihre Schwierigkeiten mit Gangster zu haben schien. “Ylvi was machst du da?”, fragte ich sie gerade heraus und sah ihre Versuche, ihn zum losgehen zu animieren.
      “Zuerst machst du die Beine dran. Feste. Nicht hochziehen, streck die Beine und mach die dran. Hand hoch, nicht annehmen, nur wenn er vorwärts geht. Dann nimmst du an und geh rückwärts, so weit wie er vor gegangen ist. Wenn der den Rücken nicht anspannt und den Kopf runter nimmt hau mal zu. Ylvi zuhauen!” Ich knirschte mit den Zähnen, ging auf die Beiden zu und nahm ohne Vorwarnung Ylvis Bein und haute es einmal mit Kraft gegen Gangsters Bauch. Dieser legte kurz die Ohren an, senkte aber nach einem abermaligen sehr festen Klopfen von Ylvi den Kopf. “Lockerlassen und losgehen. Wenn die Rübe hoch kommt, Beine ran und dann annehmen. Erst locker lassen wenn er nachgibt, kommt da nix, haust du zu… geh mal einfach ein paar Runden im Schritt und Reite ein paar Bahnfiguren, Trab kommt später.” Gangster war ein schlaues Kerlchen, er merkte sofort dass nicht ich es war, der da auf seinem Rücken saß und dass sein heutiger Reiter keine Sporen anhatte- Ylvi war heute zum ersten Mal auf dem Hengst und schien ein wenig unsicher. Zudem konnte der Schecke unglaublich stur sein. Mit dem Annehmen und Nachgeben hatte Ylvi für die nächsten Minuten genug zu tun.


      Ylvi
      Vorwärts, rückwärts. Ich war völlig verwirrt was Caleb jetzt eigentlich von mir wollte. Als er dann etwas energischer mit mir und dem Hengst sprach zuckte ich zusammen. Huh war ihm am Morgen eine Laus über die Leber gelaufen?
      Unsicher ließ ich den Hengst wieder antreten. Nutze die Pylonen um kleinere Volten zu reiten. Mit jedem Schritt machte ich mich vertrauter. Der Hengst schritt deutlich anders vorwärts. Er reagierte auf feinste Bewegungen meines Beckens. Jedes Mal wenn ich meine Oberschenkel anspannte, drehte Gangster mir ein Ohr zu. Deutlich auf Anweisungen wartend. Also probierte ich mich aus. Ließ ihn anhalten, ein zwei Schritte rückwärts und anschließend wieder vorwärts. Neben den Bahnfiguren fragte ich Gangster nach leichten lateralen Bewegungen um ihn über die Seitengänge zu gymnastizieren.

      Caleb
      Ich ließ Ylvi weitestgehend in Ruhe, solange sie keine Fehler machte. Sie war in ihrem Element, eins mit dem Pferd und schien die Außenwelt auszublenden. Gangster war ein anderes Kaliber. Nicht unbedingt feiner, aber sensibler und reagierte manchmal übertrieben auf die kleinsten Hilfen.
      Die Stunde verlief allerdings gut. Am Ende waren jedoch Ylvi als auch der Hengst klatschnass geschwitzt und schienen ziemlich fertig zu sein. Gipsy, den ich am Zaun angebunden hatte, freute sich darüber, dass ich mich wieder ihm zuwendete und ihn wieder mit zum Stall nahm. Dort sattelten wir beide Pferde ab, Gangster bekam eine Dusche und konnte noch ein wenig in der Sonne trocknen.
      “Ich glaube, den Muskelkater spür ich morgen noch”, sagte Ylvi scherzhaft. Ich nickte kurz, erwiderte ihr Lächeln, kümmerte mich dann jedoch um das Verstauen der Futtersäcke, die jemand hier in den Füßen hatte liegen lassen. War das nicht auch Dells Aufgabe gewesen? Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Er hatte sich einen schönen Abend mit seiner Tochter verdient. Betsy kam oft zu kurz, bei dem was hier immer alles los war. Da wollte ich ihm deshalb am nächsten Tag keinen Rüffel versetzen.
      “Wenn Gangster trocken ist bring ihn auf seinen Paddock zurück”, wies ich Ylvi als nächstes an und verschwand mit Gipsy um die Ecke, um auch ihn zurück auf die Koppel zu bringen.
      In meinem Kopf ging ich die Liste durch, die ich heute noch zu erledigen hatte. Es war gar nicht mehr so schrecklich viel. Heu zu den Rindern fahren und auf der Ferienranch vorbeischauen. Vielleicht konnte ich mir da Bellamy oder sogar Octavia mitnehmen, letztere war begeistert von der kleinen Ranch, auch wenn sie bisher noch nicht oft da gewesen war.

      Am nächsten Tag wollte ich mich nochmal um die Verkaufspferde kümmern und diese noch einmal durchreiten. Nur weil sie zum Verkauf standen hieß das nicht, dass sie sich einfach nur die Bäuche vollschlagen sollten. Anfangen tat ich mit Chapter 24, General’s Coming Home und Chocolate Shades. Geplant war für den Vormittag kein weiteres Pferd, aber das Training dauerte nicht lange, so dass ich noch zwei weitere Pferde, Citizen Fang und Whinney unterbekam.
      Ich aß in aller Ruhe Mittag und war unglaublich froh, dass wir nun eine Haushaltshilfe besaßen, die sich darum kümmerte, so dass ich nach einer kurzen Mittagsruhe nicht erst noch aufräumen und spülen musste, sondern mich gleich wieder aufs Pferd setzen konnte. Neben Picture of a Ghost und Verdine brachte ich Kisshimbye und Sweet like Chocolate in die Führanlage, ehe ich mir Cruel Twist of Fate schnappte und den jungen Wallach noch reiten konnte.
      Gegen Nachmittag war noch Abadon all Hope an der Reihe. Die anderen Verkaufspferde hatte ich mir in den letzten Tagen schon vorgeknüpft.

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      (leider ein doofer Storycut aus… Gründen, man oh man, dann gehts halt anders weiter :3)

      Mitte August

      An einem späteren, extrem heißen Sommerabend, gegen 20 Uhr saß ich im Büro und starrte auf eine Verkaufsseite. Neben Heza Bat Man, auf den ich schon lange ein Auge geworfen hatte, standen nun auf einmal auch alle Pferde von Johanna Röder zum Verkauf. HMJ8345’s Continental, How ‘Bout Moonies, Blanton’s Gentleman, Four Bar Chocolate Becks und auch Chapman, aber sobald ich auf die Anzeige klickte, wurde er mir schon als verkauft angezeigt. Ich seufzte, griff sofort zum Hörer und telefonierte gut zwei Stunden mit Johanna.
      Nach unserem Telefonat stand alles fest: Conti blieb schon einmal direkt bei uns und in den nächsten Tagen würden die drei Hengste hier eintrudeln… außerdem, so informierte mich gerade meine neue E-Mail vom Pferdehandel van Heeringen, hatte ich auch den Zuschlag für das schicke Paint Horse, Heza Bat Man bekommen.
      Auf meinem Stuhl hüpfte ich einmal kurz auf und ab. Yes! Damit konnte ich meine Startpferde für die Juturity um ein wirklich gutes, neue Pferd erweitern. Wie er sich wohl im Training machen würde?

      Schon früh am nächsten Morgen war ich dabei, auf dem Hengstpaddock ein wenig für Ordnung zu sorgen. GRH’s Unbroken Soul of a Devil sowie Small Town Dude erfreuten sich des doch noch kühlen Wetters und ließen ein paar Luftsprünge ab, als ich sie mit der Schubkarre aus dem Weg schubste. Auch Zues stand in der Sonne und rupfte ein paar schmale Grashalme aus dem Boden. Als er mich sah hob er den Kopf und stoppte kurz in der Kaubewegung
      Bei den Stuten sah es da schon anders aus. Cup Cake stand zusammen mit California Rose und Frosty Lagoon im Unterstand, während GRH’s Unbroken Magic sich ausgiebig wälzte. “Du bist ein Schwein. Gar keine feine Dame wie zum Beispiel Stormborn”, schmollte ich und knipste schnell ein Foto des Oreopferdes, ehe mein Blick zu Kholáya, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Snapper Little Lena und Tortured Witch HMJ 6693 glitt. Witch würde ich eventuell mit Conti zusammenstellen, so müssten sich die beiden Stuten vielleicht sogar noch kennen.

      Wenig später schaute ich bei Ginny my Love, GRH’s Aquila T Mistery und Lovin’ Out Loud vorbei. Ginny hatte ich samt Fohlen in der vergangenen Nacht reingeholt, da die Stute nicht so fit schien. Da sie heute Morgen allerdings wieder super aussah, verlud ich sie kurzerhand zusammen mit Aquila und Lol in den Hänger, um sie wieder zurück zur Stutenkoppel zu bringen. Ab Morgen würden wir damit beginnen, die Fohlen abzusetzen. Dazu würde ich alle Pferde wieder an den Hof holen und sie auf die Paddocks verteilen. Da sie so viel Gesellschaft hatten und sich auf der Koppel auch schon ziemlich weit von den Müttern entfernten, rechnete ich nicht mit einem großen Drama.
      Wieder am Hof angekommen sah ich Cayce mit Till Death auf dem Platz. Laurence saß auf Chocolate Dream und Bellamy stand am Rand, hielt GRH’s Bellas Dun Gotta Gun in der einen, Hollywoods Silver Dream in der anderen Hand fest. “Reitet einer von euch heute noch Nachtschwärmer mit?”, fragte ich in die Runde und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller auf dem Platz auf mich gezogen. Cayce nickte.
      “Klar, kann ich machen. Sonst noch wen außer der Reihe?”
      “Nein, nur ihn. Ich helf Octavia gleich noch ein bisschen bei ihren Pferden. Die anderen sind für heute versorgt oder haben frei. Außerdem sollen gegen Abend die neuen Pferde kommen.”
      Cayce nickte und trieb Till wieder an. Der Hengst machte sich gut, geritten wurde er von jedem gerne und ich war wirklich froh, dass ich doch endlich die Chance bekommen hatte, ihn zu mir zu nehmen.
      Im Stalltrakt von Octavia angekommen staunte ich nicht schlecht, als dort eine kleine schwarz gescheckte Stute stand.
      “Das ist Breia LDS, kurz Nini. Ein Stutfohlen von Skrudur und Bree. Ist vor ein paar Tagen angekommen. Ich wollte dich fragen, ob ich sie zu den anderen Fohlen stellen kann, wenn du die morgen hier rüber zur Ranch holst.”
      Ich musste ja schon sagen… eigentlich bekam ich alles mit, was hier auf meinem Hof passierte. Wieso hatte ich das nicht mitbekommen?
      “Caleb du musst schon was sagen, schau mich nicht so geschockt an!”, meinte Octavia und sah nun etwas verunsichert zu mir herüber.
      “Ja.. ja klar. Ich hab nur gar nicht mitbekommen, dass du ein Pferd gekauft hast. Vor allem nicht so einen.. Mix.”
      “So ein Mix ist sie gar nicht. Der ist anerkannt als Zelter. Google das mal.”
      Ich schmunzelte. “Ja mach ich die Tage.. wobei brauchst du Hilfe?”
      Octavia drehte sich auf der Stelle herum und marschierte zum Ausgang des Stalles, kreuzte den Hof und ging auf ihre Paddocks zu. “Ich hätte gerne die Rennpferde wieder an der Rennbahn. Ich habe einen Jockey gefunden und bräuchte deine Hilfe beim Verladen.”
      Im Kopf ging ich die Pferde einmal durch, ehe ich nickte. “Wer so0ll denn alles mit?”
      “Drama Baby, Tigres Eye, Peacful Redemption und Wildfire xx. Culain kommt auch mit rüber, der wird jetzt angeritten und Tasmania hätte ich gerne als Track Pony dabei.”
      “Und was ist mit Pria?”
      “Priamos Ruffia Kincsem soll keine Rennen mehr laufen. Ich würde aus ihr eventuell nächstes Jahr noch ein Fohlen ziehen und ansonsten darf sie ihren Vorruhestand genießen, indem sie ein Geländepferdchen für mich wird. Mal schauen, was man aus ihr noch so rausholen kann.”
      Ich nickte, konnte sie bei ihrer Entscheidung voll verstehen. “Was hast du denn mit den anderen Pferden so vor?”, fragte ich dann und blickte zu ihr rüber, während wir schon die ersten Pferde mit zum Stall holten und zum Transport fertig machten.
      “Mit Magic Lanijos bin ich mir noch immer nicht so ganz sicher, auch nicht mit Ceara Isleen… Dakota ist ja Bellamy, der sollte sie nur mal öfter reiten. Mit Pocahontas habe ich ja erst kürzlich einen Springkurs gemacht. Die entwickelt sich super, braucht aber genügend Zeit zum Verarbeiten. Raspberry… klar. Dazu brauch ich nichts weiter zu sagen- und Absolute Bullet Proof muss ich auch mal wieder weiter trainieren… wo bleibt nur immer die verdammte Zeit?”
      Ich lachte, Octavia stimmte mit ein. Tja, wo blieb nur immer die verdammte Zeit?

      Wieder im Büro angekommen zückte ich mein Handy und wollte mir die neusten Pferdeanzeigen anschauen, rief dabei sogar eine Person für genauere Infos an.
      Lange konnte ich mich allerdings nicht am Telefon aufhalten, denn die Pferde von Johanna kamen gerade an.
      Ich seufzte, legte in aller Eile auf und sprang auf die Beine, um nach draußen zu gehen und die drei Pferde in Empfang zu nehmen; Conti war durch ihr Training ja sowieso schon bei uns. Ich freute mich, dass sie bleiben durfte und für ihr Leben nun ein Zuhause gefunden hatte, welches für immer das Ihre sein würde.
      Während Nic (How ‘Bout Moonies) irgendwie etwas zerpflückt aussah, stellten sich Four Bar Chocolate Becks und Blanton’s Gentleman, der schnell den Spitznamen Plankton bekam, als wirklich super gut gepflegte Pferde heraus. Was mit Nic passiert war würde ich in nächster Zeit noch in Erfahrung bringen.

      Am nächsten Morgen war es dann so weit. Die Fohlen würden abgesetzt werden. Dazu war ich mit fast allen meinen Mitarbeitern und den Trailern zur Weide gefahren, hatte alle Tiere aufgeladen und nun waren wir an der Ranch angekommen, ließen die Pferde aus den Trucks auf den Reitplatz, um sie dort zu sortieren. Die drei Jungpferde Dignity, Ace und Kat hatten wir ebenfalls mitgebracht, denn sie würden mit dazu kommen.
      Nachdem sich die Pferde nun etwas beruhigt hatten trennten wir die Stuten von den Fohlen und brachten die erwachsenen Tiere auf eine der hinteren Paddocks, die Fohlen und Jungpferde schließlich auf einen großen Paddock nahe des Hauses.
      Die erste Nacht war für alle ein wenig unruhig. Die Fohlen waren nicht gerade begeistert, dass sie nicht mehr so viel Platz und vor allem ihre Mamas nicht mehr um sich hatten, doch sie würden es schon überleben.
      Ein paar Tage später sah die Sache schon wieder anders aus. Die Fohlen hatten sich eingelebt und lernten alle nach und nach das Fohlen ABC. Erst wenn sie dieses wirklich aus dem FF beherrschten, würden sie wieder auf eine der großen Koppeln kommen, bis zum nächsten Jahr, wenn sie wieder genau hier mit den den Fohlen des nächsten Jahres landen würden.
      Aus dem Augenwinkel sah ich Laurence und Birk zusammen auf dem Platz. Er nahm seine Aufgabe wirklich genau und es freute ich, dass die beiden immer mehr zusammenwuchsen. Auch, wenn er nichts davon wusste, dass der Hengst bei uns bleiben würde.

      Etwa drei Wochen später war es so weit und einige Fohlen sollten den Weg in ein neues Zuhause finden. Dies war leichter gesagt als getan, denn es taten sich Probleme auf. Pamina, die eigentlich an Zion gehen sollte, konnte aufgrund der Reitsportaufgabe nicht mehr umziehen. Und auch General Pleasure hatte kein Glück, denn neben ihm, der jetzt bleiben musste, war ich auch gezwungen Bittersweet Temptation erneut aufzunehmen. Der mittlerweile Wallach sah fast aus wie unser neue Hengst Small Town Dude, was ihn jedoch nicht davor bewahrte, wieder zu uns zurückkommen zu müssen.
      Wer allerdings ein tolles neue Zuhause bekommen würde, zum Glück eine Person, die zu ihrem Wort stehen konnte und die keine plötzlichen Schicksalsschläge hatte erleiden müssen, war Tiara Evergreen. Zu ihr würden nicht nur Shark und Daisy umziehen, sondern auch Chapter, Picture of a Ghost und Kisshimbye. Letztere war schon einmal im Besitz ihrer Mutter gewesen, die keine schlechte Arbeit mit ihr geleistet hatte.
      Ob alle Entscheidungen, die ich in den letzten Tagen getroffen hatte die richtigen waren? Das würde sich zeigen.
    • Veija
      Tiaras Besuch auf Bow River
      November 2020, by Sosox3 & Veija
      Tiara | Der Flug war holprig gewesen und Caleb hatte mir heute Nacht um 4 noch mein Zimmer gezeigt, wo ich die nächste Zeit schlafen würde. Verschlafen rieb ich mir die Augen und stand so langsam auf. Zuhause wäre ich schon längst bei den Pferden gewesen und hätte mit den ersten schon in die Halle gemusst. Ich sah auf meine Uhr und richtete mich dann auf. Es blieb mir nicht aus mich zu strecken und steckte mir die Haare zu einem Dutt hoch. Ein Seufzen verließ meine Lippen und ich schritt aus der Tür raus. Der Weg zum Frühstücksraum gestaltete sich als ziemlich einfach und ich fand den Raum ziemlich schnell. Als ich jedoch die ganzen Jungs darin sah, stockte mir kurz der Atem. “Guten Morgen, Jungs”, versuchte ich mich locker zu machen und sah suchend nach Caleb.

      Cayce | Am frühen Morgen nach dem Aufstehen hatte ich bereits ein paar Pferden das Kraftfutter gegeben, sie auf die Koppeln und Paddocks gebracht und die Boxen gemistet. Ich wollte Caleb ein wenig Arbeit ersparen, da er heute Nacht erst um vier Uhr zurückgekommen war. So konnte er ruhigen Gewissens ausschlafen, was er jedoch vermutlich ohnehin getan hätte.
      Nach der Arbeit ging ich ins Haupthaus, in dem es schon wunderbar nach Waffeln roch. Die Haushaltshilfe machte eigentlich nie Waffeln, es sei denn wir hatten Besuch. Hatte ich etwas verpasst? Als ich ins Esszimmer ging, saßen dort die üblichen verdächtigen und stopften sich schon die Bäuche voll. Caleb fehlte natürlich. Auch der vermeintliche Gast, der jedoch wenig später den Raum betrat und uns grüßte. Mit gefüllten Backen sah ich auf und erwiderte ihren Gruß. Auch die anderen Jungs murmelten etwas, ehe wir uns alle kurz ansahen. Bevor die peinliche Stille jedoch unerträglich wurde, stand Octavia mit Bellamy in der Tür. “Tiara!”, sagten Beide fast gleichzeitig und umarmten sie kurz. “Schön, dass du es nochmal zu uns geschafft hast. Komm, setz dich… Travis mach Platz”, sagte Octavia und schlug Travis gegen den Arm, der murrend seinen Teller schnappte und Platz machte.

      Tiara | “Hey”, sagte ich zu O und Bellamy und wandte mich direkt zu den beiden. Ich schlängelte mich an den Jungs vorbei und nahm Octavia erst einmal in den Arm. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen und sah dann zu dem blonden jungen Mann, der mir soeben Platz gemacht hatte. “Dankeschön, Trav….or?”, sagte ich vorsichtig. Ich hatte vorhin nicht richtig zugehört und mich nur auf den Ruf meines Namens konzentriert. “Erzähl mal, wie läuft’s mit den Mustangs? Quisqui sieht man ja ab und an auf einem Turnier. Wie macht sich Tweekay?”, O sprudelte nur so und ich konnte nachvollziehen, warum das der Fall war. Tweekay war mal in dem Besitz der beiden gewesen und ich hatte schon ein paar Fortschritte mit ihm gemacht, aber ans reiten war nicht zu denken. “Es läuft eher schleppend… Meine Eltern sind nicht mehr so begeistert und wollen mich nicht mehr so gerne auf dem Hof haben, aber Tweekay geht’s gut. Ihn kann man jetzt mittlerweile führen, ohne, dass er versucht einen dabei umzubringen.” Harte Arbeit und langer Weg aber meine Geduld hatte sich ausgezahlt.

      Cayce | Tiara also… von ihr hatte ich doch schon einmal gehört. “Travis”, korrigierte Trav Tiara, die ihn so eben noch Trevor genannt hatte- eigentlich auch ein ganz cooler Name. Während sie so mit Octavia redete aß ich weiter meine Waffeln und bedankte mich, als ich Nachschub bekam. Auch Tiara wurde ein Teller gereicht, so dass nun nur noch Caleb, Brian, Aimee, Dell und Betsy fehlten. Aber die würden vermutlich alle später frühstückten.
      Beim Mustangthema horchte ich auf, hörte aufmerksam zu. Kurz überlegte ich, ob ich Tweekay kannte, war mir da aber nicht so sicher.
      “Wieso wollen deine Eltern dich nicht mehr auf dem Hof haben?”, fragte O unseren Gast und alle Anwesenden am Tisch warteten gespannt auf ihre Antwort.

      Tiara | “Ist eine gar nicht so spektakuläre Geschichte. Wir haben ja einen Praktikanten da, ganz netter Junge, sehr bemüht und 3 Jahre älter als ich. Anfangs konnte ich ihn nicht gebrauchen, jetzt jedoch kümmert er sich gerade um meine Pferde. Ich hab mich in der letzten Zeit mehr auf mein Training und das Training meiner Pferde konzentriert und meine Eltern finden es nicht so gut, dass ich kein Geld ins Haus bringe und wollen jetzt entweder, dass ich mehr Aufträge annehme oder aber Boxenmiete für meine Pferde zahlen soll. Ich schau mich also jetzt nach was eigenem um. Und hole Alex dann als Unterstützung mit”, erklärte ich meine Situation. Ein wenig kindisch war das ganze schon … wie fast jede unserer Familiendiskussionen. Die Waffeln schmeckten echt lecker und ich hatte ziemlich schnell den Teller leer. Ich sah noch einmal zu meiner rechten und sah einen ziemlich genervten Travis neben mir, der nur noch die Augen rollte. “Das hab ich gesehen”, sagte ich zu ihm und sah ihn gespielt sauer an. O hatte ich ziemlich lieb gewonnen und wusste, dass sie Whiskey vor noch gar nicht allzulanger Zeit zu Brooke gegeben hatte. “Achja O, Whiskey ist jetzt gekört macht sich Prima, der kleine Psycho.”

      Cayce | Ich überlegte. War nicht vor kurzem eine Ranch hier in der Nähe zu verkaufen gewesen? “Hier in der Nähe ist eine kleine Ranch zu verkaufen.. ich weiß ja nicht, welche Ansprüche du hast, aber Caleb oder ich könnten mit dir bestimmt einmal rüberfahren und sie anschauen… falls Kanada für dich in Frage käme”, meinte ich schulterzuckend und stopfte mir den Rest meiner Waffel in den Mund. Nun war mein Teller auch leer. Tiara nickte, ehe sie sich an Travis wandte. Was sie mit ihm hatte, da wurde ich nicht schlau draus.
      “Oh Whiskey?! Das ist toll, das freut mich! Du musst dir unbedingt später meine Pferde anschauen… ich hab sogar einen Zeltermix, den hab ich mir irgendwie andrehen lassen. Was ich mit Nini soll, bin ich mir noch nicht sicher.. aber hübsch ist sie- und eine Tochter von Bree und Skrudur!” Tiara grinste, schien die beiden Eltern wohl zu kennen.
      Ich stand derweil auf, brachte meinen Teller in die Spülmaschine und nahm meinen Hut von der Anrichte. “Lass es mich wissen, wenn du dir die Ranch anschauen möchtest”, sagte ich zu, nickte ihr einmal zu und verließ dann den Raum.

      Tiara | Ich sah neugierig auf, als Cayce von der Ranch sprach. "Das… Das wäre super!" Vor meinem Inneren Auge hatte ich mir schon alles ausgemalt und ich grinste nun vor mich her. "Was ist denn ein Zelter?", fragte ich Octavia und sah sie fragend an. Ich kannte Traber und Isländer, aber ich wusste nicht, was ein Zelter ist. Ich verfolgte noch kurz unser Gespräch ehe ich mich zur Spülmaschine aufmachte und meinen Teller samt Besteck rein räumte. Das Anwesen war riesig und ich würde später nochmal die Zeit haben mir alles gut anzuschauen. Ich stolperte fast über meine eigenen Füße und das wäre jetzt echt das letzte was ich gebrauchen konnte. Wo steckte Caleb eigentlich, er könnte mir ruhig mal alles zeigen, wenn er mich schon mit zu sich auf den Hof nahm. Ich hoffte, mich hatte keiner gesehen, wie ich fast den Boden küsste und rappelte mich wieder auf.

      Caleb | “Ein Zelter…”, mischte ich mich ins Gespräch ein, welches ich eine Weile vom Flur aus belauscht hatte. “... ist ein Mix aus zwei Gangpferderassen. Den Sinn versteh ich zwar nicht, aber für manche macht das wohl Sinn.” Dabei streckte ich Octavia die Zunge heraus und bekam nicht mit, weshalb Os Blick an mir vorbeiflog, sie zunächst panisch schaute, dann aber in schallendes Gelächter ausbrach. Tiara warf ihr einen gemeinen Blick zu, ehe sich beide wieder normale ansahen. Weiber… “Willst du zu erst mit O ihre Pferde anschauen oder soll ich dir erst den Rest der Ranch, bis auf Os Pferde, zeigen?”

      Tiara | "Aaachso", sagte ich verwirrt zu Caleb. "Aber heey, da bist du ja! Zeig mir ruhig erst die Ranch und dann zeigt O mir ihre Pferde und dann sagst du mir wo ich mit anpacken kann", grinste ich ihn an. Warum waren Männer eigentlich immer so ernst? Fing ja heute schon gut an. Erst Travis und jetzt Caleb. Die scheinen alle keinen Spaß am Morgen zu haben. Ich philosophierte noch ein wenig ehe ich mich verabschiedete und mich hastig zu meinem Zimmer begab. Ich zog mich um, das was ich auch immer bei uns am Stall anhatte. Das konnte auch dreckig werden, obwohl es gut kombiniert war.

      Caleb | “Okay dann machen wir das so”, antwortete ich auf ihre Aussage und nahm mir aus dem Schrank einen extra großen Thermobecher, in den ich mir Kaffee füllte. Tiara verschwand, würde sich wohl umziehen gehen.
      Ich derweil setzte mich noch kurz an den Tisch, besprach mit Cayce und Laurence ein paar Dinge des heutigen Tages, stopfte mir eine Waffel in den Mund und sah Tiara mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ihre Outfits waren immer… top kombiniert. Sollte ich sie damit Ställe ausmisten lassen, damit die anderen was zu lachen hatten? Vielleicht in den nächsten Tagen.. heute wollte ich noch nett sein.
      Wir gingen also auf den Hof und steuerten sofort meinen roten Pick Up an. “Ich dachte, du wolltest mir den Hof zeigen?”, fragte mich Tiara unsicher, öffnete jedoch die Beifahrertür und setzte sich in den Truck.
      “Exakt, aber meinst du ich lauf alles ab?” Dann fuhr ich los. Zeigte ihr die beiden Reitplätze, die beiden Round Pens, die Halle, die Ställe, die Paddocks. Alles, was sie eh schon gesehen hatte, als sie mit Valhalla auf dem Reiningkurs gewesen war. Neu war allerdings, dass die Fohlen nun abgesetzt und in einer großen Gruppe hier am Hof standen. Dorthin fuhr ich als letztes- die Rinder und großen Weiden würde ich ihr ein andermal zeigen.
      “Hier stehen auch deine beiden Fohlen… oder waren die für deine Mutter?”

      Tiara | "Du hast so ein großes Anwesen… Ich bin neidisch!", sagte ich mit großen Augen und sah ihn an, als er mit mir die Ställe abfuhr. Er sah nur kurz rüber und konzentrierte sich dann weiter auf die Rundfahrt. Ich hatte das vorletzte Treffen nicht vergessen und war von seinem Können noch immer begeistert." Die Fohlen sind meiner Mutter… wobei ich mir es gerade anders überlege und ihr nur eins mitbringe." "Wie? Nur eins mitbringen?" Ich sah seinen Blick aus dem Augenwinkel und grinste nur. "Wir hatten einen Deal!" "Ich hab nie gesagt, dass ich das andere nicht nehme. Nur, dass ich es nicht ihr bringen werde."

      Caleb | “Und wen willst du für dich behalten? Stute oder Hengst, Daisy oder Shark?”, fragte ich sie doch bekam nicht sofort eine Antwort. Viel mehr war sie gerade damit beschäftigt, zu erst Daisy über die Nase zu streichen, dann Shark. Ich weiß gar nicht mehr wie die Rufnamen entstanden sind. Irgendwie war das bei Daisy einfach so passiert. BR Lovely Gun… Daisy… das passte einfach.
      Und Shark? Tja, Shark hatte in seiner Scheckung eine Flosse, die der eines Haies unglaublich ähnlich sah. Charakterlich strahlte er durch seinen Kampfgeist. Daisy glänzte durch ihren will to please und dem Menschen alles Recht zu machen. Wer war da wohl eher geeignet für Tiara?

      Tiara | "Shark. Er hat den Kampfgeist. Ich will meiner Mutter nicht so einen Brocken geben, wenn er mal groß ist. Der hat eine gute Zukunft vor sich." Caleb nickte. "Gute Entscheidung." "Und was steht jetzt an?" Ich war etwas Ungeduldig. Lag vielleicht auch daran, dass ich auf jemanden ein Auge geworfen hatte. Warum hatte ich auch so einen Faible für Typen die einen auf Hard to Get taten. Ich sah Shark noch einen Moment an und kraulte ihm dann den Rücken. Der kleine war schon gut gewachsen und ging mir nun bis über die Hüfte mit seinem Stockmaß. "Was macht Travis eigentlich hier bei dir auf dem Hof?"

      Caleb | “Ich würde Daisy sofort behalten. Aber verkauft ist verkauft”, sagte ich verlegen und fuhr mir einmal mit der linken Hand an den Hut.
      “Travis?”, fragte ich sie etwas ungläubig. “Der ist immer da, wo Octavia ist. Ich weiß nicht ob er ein Auge auf sie geworfen hat.. Murphy ist da ja auch noch im Rennen.” Ich lachte, sah wie sich ihre Miene kurz verzog. “Wir gehen gleich zu O und Trav, aber hast du die anderen Fohlen gesehen? Mir sind leider Käufer abgesprungen, ich hab noch einiges zum Verkauf… da hinten der Dunskin Appaloosa, BR Heart N’ Soul, von Hollywoods Silver Dream aus der Baby Doll Melody, tolles Kerlchen… oder Nima, die kleine Rappstute. Von Alan aus der Sue. Sollte eigentlich zu Juna oder Luna nach Österreich, daraus wurde dann aber nichts mehr… und General Pleasure, von General’s Coming Home aus der Crow sollte zu Zion, sie hat den Verkauf aber auch annuliert...und die blonde, die Bella so ähnlich sieht ist tatsächlich ihre Tochter. Papa ist Alan. Der helle mit den dunklen Beinen ist McDreamy, von Hollywoods Silver Dream und Heretic Anthem… vielleicht behalt ich den auch, wird mal ein guter Reiner durch den Papa… und Queen. Ziehfohlen von Heretic Anthem nachdem Face Down ja gestorben war… na, Interesse an einem für deine neue Ranch? Ich hab auch noch einige Pferde ab 3 Jahren aufwärts, die im Training sind.” Wieder lachte ich. Verkaufen? Das konnte ich… dabei fiel mir ein, dass die beiden Fohlen und auch die anderen Pferde für Tiaras Mutter noch gar nicht bezahlt waren.

      Tiara | "Ich hab leider mehr Interesse an den Mustangs, aber ich schau mal, was ich tun kann.”, murmelte ich. Ich sah über die Weide der Absetzer und schaute mir jedes vorgestellte Fohlen an. Sie waren alle toll, aus guten Linien, aber ich hatte momentan schon genug um die Ohren. “Caleb… ich habe gehört, dass hier in der Nähe eine Ranch verkauft wird. Weißt du ob da was dran ist?” Die Neugier hatte mich gepackt und ich sah den großen Blonden gespannt an. Es war schon wieder ziemlich frisch in dieser Septemberwoche und ich hätte mich deutlich wärmer anziehen sollen, jetzt fröstelte es mich und ich hatte die meiste Zeit Gänsehaut an den Oberarmen und zitterte ab und zu hörbar. Morgen wäre ich höchstwahrscheinlich krank und liege im Bett.

      Caleb | “Ja genau, hab das ganz kurz am Rande vor ein paar Tagen mitbekommen. Lass uns kurz zu O und Trav gehen, du ziehst dir was wärmeres an und dann fahren wir rüber. Der Besitzer, ein älterer Mann, ist eigentlich immer da. Er verkauft das Anwesen weil seine Kinder in die Stadt gezogen sind und seine Frau schon vor einer ganzen Weile gestorben ist. Da sieht es zwar aus wie Kraut und Rüben, weil da schon seit Jahren kein Vieh mehr gehalten wird, aber wenn du dir die Arbeit antun willst und dort aufräumst und alles auf Vordermann bringst, hast du eine tolle, kleine Ranch.”
      Ich wartete ihre Antwort kurz ab, ehe wir uns auf den Weg zum Stalltrakt machten, in dem die Pferde von Octavia standen. Travis, Murphy und auch O waren fleißig dabei, die Boxen zu misten. Die Pferde befanden sich schon fast alle draußen. “Caleb du kommst mir gerade Recht, können du und Tiara die restlichen Pferde rausbringen? Wildfire xx, Peacful Redemption, Tigres Eye und Birk?”
      Ich nickte. “Klar.”

      Tiara | “Viel Arbeit bedeutet niedrigerer Preis”, grinste ich. Mir war bewusst, wie viel Arbeit das werden konnte. So war es bei unserem jetzigen Stall ja auch gewesen. Dad hatte so viel Arbeit reingesteckt und Mom machte gerade alles kaputt. Brav wie ein Hund folgte ich Caleb in den Stalltrakt und sah mir im Vorbeigehen die Pferde an, die noch in den Boxen standen, bis wir bei den dreien angekommen waren. Ich sah zu Caleb, der sich die Halfter schnappte und mir gleich zwei davon entgegen streckte. “Und welche nehm ich jetzt?”, fragte ich ihn verwirrt. Das größere Halfter konnte nur dem Kaltblut gehören, aber das andere konnte ich nicht zuordnen. “Das ist von Peacful Redemption.” Ich versuchte die Stimme zu zuordnen und sah dem Blonden gleich ins Gesicht. “Danke.” Mein Gemurmel konnte man kaum verstehen und ich nahm mir erst Birk und dann Clyde.

      Caleb | Tiara konnte Clyde und Birk zusammen nach draußen führen, während ich mir als erstes Wildfire schnappte. Zusammen brachten wir die drei Hengste nach draußen, ehe wir nochmals in den Stall gingen und ich mir die schöne Rappstute Tigres Eye ans Halfter nahm. Sie kam raus zu den Stuten. Wieder im Stall angekommen unterhielten wir uns noch kurz mit O und Trav, ehe wir noch zu meinem kleinen Sorgenkind gingen. “Vom HMJ hast du was mitbekommen, oder?” Tiara nickte. “Das hier ist einer, HMJ Saintly. Hat sich schon gut gemacht- und dass das HMJ verlängert wurde kommt mir ungemein zu Gute. So habe ich noch mehr Zeit ihn auszubilden.”
      “Ein tolles Pferd, passt farblich zu deinen anderen.” Ich nickte. Farblich passte er wie die Faust aufs Auge.
      “Magst du dir noch was wärmeres anziehen, ehe wir rüber zur Ranch
      fahren?”

      Tiara | “Ja, bitte. Ist doch kühler hier, als ich dachte.” Caleb blieb heute ziemlich wortkarg. Ich bekam nur ein kurzes Nicken und schon stiegen wir ins Auto um rüber zum Haus zu fahren, wo ich mir schnell einen weißen, flauschigen Pullover schnappte, der mich dann garantiert warm halten sollte. Ich beeilte mich die Treppe runter, stolperte wieder fast und sah beim Aufrappeln in Cayce Augen. “So im Stress?” Sein Grinsen wurde breiter und ich richtete mich auf. “Ich will Caleb nicht warten lassen.” Mehr als ein Lachen vernahm ich nicht und ging zurück zum Auto. “Bist du soweit?” Ich nickte Hastig und schnallte mich an. Ein Ding, das ich aus Deutschland im Kopf hatte und immer wieder das Problem in anderen Ländern belächelt zu werden.

      Caleb | Ich startete den Truck und wie verließen über die lange Einfahrt meine Ranch. So ganz nebenan war das zum Verkauf stehende Anwesen nicht. Nach einer guten halben Stunde kamen wir dort an, fuhren durch das Eingangstor und auf den Hof vor dem Haupthaus. Schon von hier sahen wir, dass die Zäune repariert werden müssten, bevor jemals nochmal ein Pferd drauf dürfte. Das Gras stand hoch, die Bäume und Hecken wucherten ziemlich alles zu. Tiaras Blick wirkte zerknirscht, doch ich beschwichtigte sie sofort. “Wenn die Stallungen und das Haus intakt sind, ist das hier doch kein Problem. Ein paar Tage Arbeit und.. die Hecken sind weg, das Gras gemäht. Zäune kann man aufbauen.”
      Wirklich zufrieden schien sie damit nicht. Ich schätzte sie auch so ein, dass sie alles perfekt haben wollte. Das ging allerdings nicht, ohne Arbeit reinzustecken. Dafür war die Ranch günstig.
      Ich stieg aus und ging zur Haustür. Tiara folgte mir und lief fast in mich hinein, da ich wieder einen Schritt nach hinten gemacht hatte, um nicht mit der Nase an der Tür zu kleben. Sie allerdings hatte den Blick nach hinten gerichtet und dies gar nicht bemerkt. Ich räusperte mich kurz, sah dann aber jedoch zur geöffneten Haustür hoch, an der nun der alte, er war wirklich alt, Besitzer der Ranch stand. “Hallo ich bin Caleb, wir haben telefoniert. Das hier ist Tiara, sie interessiert sich für die Ranch.”
      “Caleb, schön sie kennen zu lernen- und sie natürlich auch, Tiara. Es freut mich, dass die Ranch eventuell in den Besitz eines bereits ansässigen geht.”
      Ich lächelte kurz. “Tiara kommt zwar nicht von hier, aber wie du bereits weißt, wohne ich drüben auf Bow River. Tiara hat mich schon ein paar Mal besucht und sich in unser schönes Land verliebt- deshalb will sie jetzt hier bleiben.”
      “Das ist schön. Ich hole mir noch gerade eine Jacke, dann können wir den Rundgang starten.”

      Tiara | Es schien wirklich viel Arbeit zu sein, die auf mich wartete. Noch war ich alleine, wenn ich die Ranch übernehmen sollte. Mit Alex hatte ich noch nicht gesprochen, ich wusste also auch noch nicht ob er mitkommen würde. Arbeiter hatte ich auch noch keine und auch sonst würde ich erstmal vor dem nichts stehen. Aber hey. Ich hätte dann nette Nachbarn. Als der ältere Herr sich seine Jacke übergezogen hatte, führte er uns ziemlich langsam, so wie es seine alten Knochen es noch schafften, zu den ersten Stallungen.
      Die Boxen waren in einem guten Zustand, das Holz war gepflegt, nicht marode. Die Wände müssten gestrichen werden, die Sattelkammer war in einem einwandfreien Zustand nur das Dach machte mir etwas sorgen. “Caleb, können wir gleich kurz reden?”, fragte ich ihn mit einem besorgten Blick. Caleb nickte, doch wir sahen uns noch die anderen Gebäude an, die in einer noch weniger Guten Verfassung waren. Die Aufteilung an sich gefiel mir jedoch ganz gut.
      “Ich weiß ja, dass hier viel arbeit reingesteckt werden muss, aber ich hab gehört, Dächer sind teuer. Also sie zu erneuern oder zu reparieren… In die Reithalle muss neuer Boden und der ganze Kleinkram hier muss auch noch gemacht werden”, ich hatte meine Bedenken geäußert und wartete nun auf seine Antwort. Wir standen ein wenig abseits und ich war froh, dass er mit dabei war, denn ich konnte zu schlecht so große Entscheidungen alleine treffen.

      Caleb | Während des Rundgangs erzählte der Mann immer wieder von der Zeit, als seine Frau noch lebte und die Ranch voller Pferde gewesen war. Allein durch seine Erzählungen entstand ein Bild vor meinem inneren Auge, wie schön es einmal hier gewesen sein muss.
      Nach der Führung nahm mich Tiara beiseite, erklärte mir ihre Bedenken. Ich überlegte kurz. “Ich kann von Bow River vielleicht etwas Geld übrig machen, zumindest um das Dach schon einmal zu reparieren und den Sand in der Hall auszutauschen… dann könntest du Kundenpferde trainieren, das bringt Geld ein- und dann Stück für Stück umbauen und ausbauen und wenn alles läuft, kannst du mir das Geld zurückzahlen- oder hilfst eben bei mir mit, wenn ich Hilfe brauche… es ist viel Arbeit, ja. Es ist viel Geld, ja. Wenn du das hier willst helfe ich dir gerne, aber sei dir von vornherein sicher, dass du dann auch hier bleibst und nicht im Endeffekt alles umsonst war.”

      Tiara | Ich sah ihn mit großen Augen an. Das war ein großes Entgegenkommen seinerseits. “Caleb… das ist verdammt viel Geld...Ich muss eine Nacht drüber schlafen und mit Alex reden, ob er mitkommen würde. Ansonsten muss ich gucken wo ich Arbeiter her bekomme, aber auch die muss ich dann bezahlen. Ich denk drüber nach, denn der Hof ist schön und hat alles was ich brauche…” Ich wollte einerseits nichts überstürzen, aber auch nicht direkt dicht machen. Ich musste dem ganzen hier eine Chance geben. Mit meiner Mutter wurde ich wohl nicht mehr warm und zu Dad hatte ich gerade gar keinen Kontakt mehr, weil meine Mutter es nicht wollte. Zwei Sturköpfe, die nicht einsahen, dass beide was falsch gemacht hatten.
      Wir gingen wieder zu den alten Mann und ich sagte ihm, dass ich mich morgen früh gleich melden würde. Er nickte, wir verabschiedeten uns und wir setzten uns wieder in den Truck. “Caleb? Darf ich dich was fragen?” “Ja? Was denn?” “Warum bist du so großzügig zu mir? Die zwei Wochen ‘Praktikum’, das Vorzeigen der Ranch….”

      Caleb | Ich nickte, als sie ihre weiteren Bedenken äußerte. Wenig später saßen wir wieder im Truck, ich startete den Motor und wir verließen die Ranch. Erst dann antwortete ich auf ihre Frage: “Na ich will Valhalla in der Nähe haben. Was ein tolles, aber schwieriges Pferd.”
      “Haha, witzig.” Wir lachten beide kurz.
      “Aber warum nicht? Das Geld ist ja auch nicht geschenkt, das bezahlst du mir schön zurück… aber ich habe so eine große, gut laufende Ranch. Warum dann nicht kleinere Höfe unterstützen?”
      “Ja okay du hast Recht.” Damit verlief die Rückfahrt zur Bow River weitesgehend schweigend. Wieder dort angekommen kam mir schon Cayce entgegen und ich ahnte nichts Gutes. “HMJ Saintly ist schon wieder auf der anderen Koppel. Er hat das Zwischenpanel aufgemacht, wollte ihn gerade wieder einfangen gehen.”
      “Lass nur ist gut, mach ich selbst”, antwortete ich ihm, streckte die Hand aus und er gab mir Halfter und Strick. “Der gute Saintly, immer für eine Überraschung gut.”
      Mit Tiara im Schlepptau gingen wir zur Koppel, betraten das Stück, auf dem der Hengst zusammen mit Alan und Blue stand. Auf der Seite, auf die er eigentlich gehörte standen Shorty und Gipsy, die brav grasten und dem offenen Tor keine Beachtung schenkten.
      Der braune Scheckhengst ließ sich anstandslos einfangen. Tiara beschäftigte Blue und Alan während ich ihn zurückbrachte und das Tor wieder schloss. Cayce war schon mit einer Kette herbeigeeilt, wie wir einmal um Tor und Pfosten befestigten. “Jetzt kommt er nicht mehr hier raus.”
      “Aber wie ruhige die anderen zwei Hengste geblieben sind”, sagte Tiara erstaunt, die nun auch wieder zu uns aufgeschlossen hatte und nun Shortys Hals streichelte.
      “Wären es Gangster oder Hollywood gewesen, zu denen er ausgebrochen wäre, hätten wir jetzt alle Pferde in die Klinik fahren können. Nicht alle Hengste sind so umgänglich wie diese beiden.”

      Tiara | “Ich kenn das, Tweekay kann ich auch nicht mit dem Tigerschecken auf die Weide lassen. Die bringen sich um, auch wenn Quisquilloso normalerweise sehr ruhig und kommt mit anderen Hengsten klar, nur nicht mit Tweety. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Was ist wenn Saintly mit Alan und Blue besser klar kommt als mit Shorty und Gipsy. Also vielleicht ist es nur Augenscheinlich so, dass Shorty, Gipsy und er besser passen als er mit Alan und Blue. Immerhin standen die beiden immer noch grasend auf der anderen Weide und haben sich nicht mal darum geschert, dass ein Herdenmitglied weg ist”, wandt ich ein und sah die beiden Jungs an. Ich hörte ein Seufzen von Caleb und Cayce hatte nur aufmerksam zugehört. Ich spürte eine Vibration in meiner rechten Jackentasche und sah auf mein Handy. Alex rief an. Er wollte jetzt sicher nicht wissen wie es mir geht. “Ich muss kurz rangehen”, sagte ich und ging ein paar Schritte zur Seite. “Hey Alex, was gibts?” - “Wir haben den Tierarzt hier, Chaa ist beim Toben auf der Weide gestürzt und hat nun einen Ast im Brustkorb, er muss geröngt und in die Klinik gebracht werden. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich um ihn kümmern werde, wenn das okey ist?” Seine Stimme brach am Ende a. Er war aufgeregt, genauso aufgeregt wie ich eigentlich auch sein sollte. Schließlich war er mein Nachwuchspferd und ich hatte ihn ziemlich lieb gewonnen. “Bring ihn in die Klinik und mach alles, was sie verlangen. Ich lass dir Geld zu kommen und halte mich auf dem Laufenden…. Alex, danke, dass du da bist.” Dann legte ich auf und ging ziemlich ruhig wieder zu den beiden hin und konnte einfach nichts sagen. Der Schock war noch zu frisch, zu tief.

      Caleb | “Da magst du Recht haben. Ich habe Saintly bisher einfach zu Shorty und Gipsy gestellt, weil es gepasst hat. Es findet eh bald nochmal eine Umstellung der Pferde statt, also nach dem Winter wird neu aufgeteilt.”
      Während Tiara telefonieren ging unterhielt ich mich mit Cayce über das abendliche Training, dem ich auch noch beiwohnen müsste. Drei Pferde standen heute noch auf meinem Trainingsplan. Wir verließen die Koppel und warteten auf Tiara, die ziemlich… verändert wirkte. “Tiara alles ok?”, fragte Cayce sie, doch sie reagierte nicht. Worum ging es wohl bei dem Telefonat?
      “Tiara?”, fragte ich sie nun und langsam schien sie wieder zurück in die Gegenwart zu finden.
      “Chaa, mein Nachwuchspferd muss in die Klinik, sieht übel aus.”
      Cayce als auch ich zogen scharf die Luft ein. “Ich kann dir einen Flug nach Hause buchen”, meinte ich zu ihr und legte ihr meine Hand auf die Schulter.

      Tiara | “Nein.. Alex kümmert sich drum, er fährt ihn in die Klinik und die sollen ihn flicken. Das haben sie damals bei meinem ersten Pferd auch geschafft. Und der hatte einen deutlich schwereren Unfall gehabt. Alex schafft das.” Ich merkte wie ich hektisch wurde und wie ein Wasserfall die Worte aus meinem Mund fielen. Ich sah kurz auf Calebs Hand, die er mir auf die Schulter gelegt hatte und spürte wie in meinen Augen sich die Tränen sammelten. Ich wollte jetzt nicht heulen. “Was steht heute noch an?”, versuchte ich verschluchzt das Thema zu wechseln.

      Caleb | “Okay dann wir das Pferd in guten Händen sein, mach dir nicht zu viele Sorgen”, versuchte ich sie zu beruhigen. Ich konnte mir vorstellen, wie schlimm das sein musste, so weit weg von seinen Pferden zu sein und dann solch eine Nachricht zu bekommen. Tatenlos in einem anderen Land zu sein, ohne etwas ausrichten zu können.
      Ich räusperte mich, nahm meine Hand wieder von ihrer Schulter und sah zu Cayce. Dieser schüttelte kurz den Kopf. Auf ein Pferd lassen würde ich sie heute bestimmt nicht mehr. “Cayce fährt gleich zu den Rindern raus und verteilt ein wenig Kraftfutter an die Mutterkühe, da kannst du gerne mit… ich trainiere noch drei Pferde aber… sei mir nicht böse, aber reiten lassen will ich dich jetzt eher nicht.”

      Tiara | “Ne, das ist auch besser…”, stimmte ich ihm zu und sah ihn an. Er hatte Recht. So würde ich auch niemanden aufs Pferd lassen. Ich hängte mich an Cayce an und schwieg die meiste Zeit im Auto während ich aus dem Fenster in die Landschaft schaute. “Cayce? Wofür habt ihr die vielen Rinder? Ich mein, ihr seid doch eher in der Reining unterwegs oder nicht?”, sammelte ich mich und sah wieder nach vorne auf die Straße. Andererseits konnte ich mir die Gründe auch zusammendenken. Irgendwie musste ich mich ja auf andere Gedanken bringen.

      Cayce | Ich fing schallend an zu lachen. “Warum wir die ganzen Rinder haben? Caleb wollte die haben- der Verkauf und die Schlachtung bringt Geld. Mehr ist es nicht… außer, dass die eine Unmenge an zusätzlicher Arbeit verlangen.”
      Auf der Weide waren wir schnell fertig. Alle Tiere sahen gut aus, jedes Tier kam nach vorne zum Fressen. Tiara streichelte sogar einer der Mutterkühe über den weichen Kopf. Die Tiere schoben immer mehr Winterfell und waren nun mehr als flauschig. “Warte noch einen Monat dann ist das Fell doppelt so lang.”
      “Doppelt so lang?” Tiara schien geschockt.
      “Klar, hier wirds im Winter kalt. Die müssen ordentlich Fell schieben, werden ja nicht eingedeckt wie die Pferde.”
      Wir standen noch eine Weile am Zaun und beobachteten die Kühe, ehe wir die leeren Eimer wieder auf die Ladefläche des Trucks legten, einstiegen und den Rückweg antraten.
      “Das Essen müsste gleich auch fertig sein, bin gespannt was die Liebe Dolly uns wieder gekocht hat.”

      Tiara | Rinder waren schon süß. Essen, das war es, dass meine Laune jetzt anheben konnte. “Sind dann auch wieder alle von heute morgen dabei?”, fragte ich mit großer Neugierde. Vielleicht auch mit einer kleinen Hoffnung auf den Hübschen, mürrischen Blonden wiederzusehen. “Ich geh doch stark davon aus.” Cayce lächelte und ich grinste nur. “Dolly macht aber echt gute Waffeln”, sagte ich ehe wir auch schon am Haus ankamen, das Auto abstellten und uns auf dem Weg rein noch unterhielten.
      In dem Raum von heute morgen angekommen, waren schon fast alle da, zumindest so wie ich es in Erinnerung hatte. Nur einer fehlte mal wieder, wie am Morgen auch schon. “Cayce, hältst du uns noch einen Platz frei, ich geh mal den Chef rufen”, noch ehe er was sagen konnte, hatte ich auf dem Absatz kehrt gemacht und war auf dem Weg in die Reithalle. Zu Fuß war vielleicht eine Blöde Idee aber ich kam gut voran.
      In der Reithalle angekommen erblickte ich Caleb beim Abreiten von Cody und ich sah ihm kurze Zeit gebannt zu. “CALEB!”, rief ich durch die Halle, denn er hatte mich noch nicht sehen können. “ESSEN IST FERTIG! DIE WARTEN SCHON!” Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich versucht, ihn nicht zu erschrecken.

      Caleb | Neben Izzie und Vulture, die beide ihren Job wirklich gut gemacht hatten, war ich schon seit einer halben Stunde mit Cody auf dem Platz. Ich war wirklich froh, dass der junge Hengst endlich seinen Weg in meine Zucht gefunden hatte. Ihm standen einige Türen offen und nach dem Winter wollte ich ihn und auch ein paar der anderen Jungpferde auf kleineren Turnieren starten.
      Ich war gerade dabei, den Hengst abzureiten, als mich eine Stimme unsanft zusammenschrecken ließ. Cody, der noch lange keine Nerven aus Stahl hatte, hüpfte durch mein Zusammenzucken mit einem Satz nach vorne. “Whoaaaa”, bremste ich ihn ab, nahm ihn rechts extrem auf und rollte ihn ein, damit er keine Chance mehr hatte, nach vorne weiter davon zu laufen. “Bist du des Wahnsinns, ihr kennt alle die Jungpferde und wisst dass ihr da nicht so rumbrüllen….”, fing ich an zu fluchen, ehe ich Tiara am Zaun stehen sah. Zerknirscht ritt ich auf sie zu. Sah, dass ihr meine Predigt ein wenig dick getan hatte. “Sorry, hab dich nicht direkt an der Stimme erkannt… sei froh dass du nicht hier arbeitest, denn dann hättest du die Standpauke- und glaub mir, da wär noch was danach gekommen, wirklich verdient.”

      Tiara | “Die hätte ich wohl auch verdient, hehe”, sagte ich kleinlaut und widerholte nochmal mein Anliegen. “Das Essen ist fertig…” “Ja, ich bring den gleich weg”, murrte er wieder. Okey… blond und mürrisch waren wohl mein Typ…. wenn ich mir das recht überlegte, stimmte das sogar. Alle meine Exfreunde waren blond und doch ziemlich abweisend gewesen, zum Anfang immerhin. “Okey, ich nerv dich dann noch weiter”, flüsterte ich beinahe und schaute ihm noch ein bisschen zu.
      Der Roan war ein verdammt hübsches Pferd und hatte eine tolle Abstammung. “Wo hast du Cody eigentlich her?”, fragte ich ihn neugierig. Caleb hatte immer ein gutes Händchen für gute Pferde, er müsste mal mit mir auf eine der Auktionen gehen. Vielleicht hatte ich da mal Glück.

      Caleb | Ich ritt den Hengst noch ein paar Runden im Schritt trocken, ehe ich gemeinsam mit Tiara zum Stall ging. Dort beantwortete ich auch ihre Frage. “Leider Gottes aus einer Tierschutzaktion. Der Hengst ist nicht zum ersten Mal beschlagnahmt worden- nur dieses Mal hab ich ihn da raus bekommen. Hatte ihn vorher schon ein paar Mal kaufen wollen, auch für viel Geld, meine Angebote wurden aber immer ausgeschlagen. Auch als er zum ersten Mal beim Tierschutz stand, hab ich ihn nicht rausbekommen… beim zweiten Mal wurde ich sofort angerufen und hab ihn- für mehr Geld als nötig, dort herausgekauft. Im wahrsten Sinne des Wortes war der Hengst schweineteuer. Aber seine Mutter ist ein unglaublich gutes Pferd, hab davon glaube ich noch zwei Enkel und ein oder zwei Urenkel hier im Stall stehen… von den guten Linien kann man nie genug haben.”
      “Da hast du Recht”, lachte Tiara. “Meinst du, du könntest mal mit auf eine Auktion kommen? Vielleicht sogar von den BLM Mustangs? Da geht es aber weniger um Abstammung sondern mehr um das Exterieur. Du scheinst aber auch dafür ein gutes Händchen zu haben.”
      “Klar, kann ich machen. Auch wenn ich mich mit Mustangs nicht so gut auskenne, aber äußerlich sind sie den meisten Quarter recht ähnlich.”
      Mit diesen Worten packte er Cody in eine der Abschwitzdecken mit seinem drauf gestickten Namen, stellte ihn in eine der Boxen und gab ihm seine Portion Kraftfutter. Die anderen Boxen waren bereits mit Pferden gefüllt, die alle zufrieden ihr Heu mümmelten.
      Gemeinsam gingen die Beiden nach drinnen, setzten sich auf die freien Plätze und langten beim Essen kräftig zu. Dolly hatte Burger gemacht. Zwar nur aus der Pfanne und nicht vom Grill, aber lecker waren sie allemal.
      Auch Travis langte kräftig zu, warf Tiara aber immer wieder einen Seitenblick zu.

      Tiara | Es hatte mich fröhlich gestimmt, dass er mich einmal begleiten würde auf eine der Auktionen. Immerhin hielt ich viel von seiner Meinung, schließlich war er auch mein Trainer. Nachdem er den Junghengst weggepackt hatte, setzten wir uns an den Tisch und als ich in diesen selbstgemachten, frischen Burger biss, war es ein Orchester der Geschmacksnerven, das mich packte. “Der Burger schmeckt so gut”, ich konnte es mir nicht verkneifen mit vollem Mund meine Begeisterung kund zu tun. Caleb hielt sich nur die Hand vor das Gesicht und O fing an zu lachen. “Dafür, dass du so aussiehst wie du aussiehst, bist du trotzdem ein Bauer!”, schmunzelte Caleb und ich boxte ihm gespielt auf den Oberarm. “Du Arsch.” Nun musste ich auch kurz lachen und ich schmierte mir mit der Serviette gespielt vornehm das Fett, dass mir am Mundwinkel runter lief ab. Hin und wieder vernahm ich den Blick von Travis, so sehr ich auch wollte, konnte ich ihm gerade keine Aufmerksamkeit schenken. Das würde sowieso nach hinten losgehen. Wenigstens war ich gerade glücklich und lachte trotz der schlechten Nachricht. “My Lord, man reiche mir eine Serviette”, befahl ich Cayce spielerisch und mit einem Lachen gleich im Anschluss.

      Caleb | Cayce stand auf, nahm eine der Servietten, ging um den Tisch herum und kniete vor Tiara nieder. “Habt ihr heute alle Lack gesoffen?”, fragte ich kopfschüttelnd in die Runde, beteiligte mich aber am großen Gelächter und war froh, dass Tiara für eine Sekunde nicht an ihr krankes Pferd denken musste. Sie würde Alex bestimmt später noch einmal anrufen und ich drückte alle Daumen, dass es dem Pferd gut ging.
      Nach dem deftigen Burger verwöhnte uns Dolly noch mit einem selbstgemachten Eis. “Glaub mir, das gibts wirklich nur zu besonderen Anlässen oder bei gern gesehenen Gästen”, lachte ich und gab Tiara noch eine Kugel Eis. Sie war meines Erachtens eh zu dünn… und der Genuss von Eis stimmte grundsätzlich glücklich- aaalssooo.
      “Ich mach gleich noch die Abendrunde, Travis ist heute mit dran. Willst du uns begleiten oder hier drinnen vorm warmen Kamin bleiben?”

      Tiara | Das Eis schmeckte vorzüglich und ich gönnte mir noch einen Nachschlag. “Eigentlich wäre es mir zu kalt und ich würde liebend gerne am Kamin sitzen, aber ich denke ich komm mit. Ich bin ja zum arbeiten hier”, grinste ich und sah zu Travis.
      Ich hoffte, dass es für ihn okey war, das war auch der Grund, weshalb ich ihn ansah. Der Blonde zuckte nur mit den Schultern. “Alles klar, dann kommst du mit”, beschloss Caleb dann und ich brachte mein Geschirr zu Dolly. “Danke, es hat echt gut geschmeckt”, bedankte ich mich herzlich und gab Caleb kurz zu verstehen, dass ich mir schnell eine Jacke holen würde, ich würde dann an den Truck kommen.

      Caleb | Travis und ich gingen bereits zum Truck und unterhielten uns darüber, was die nächsten Tage anstand. O würde morgen mit ihm in aller herrgottsfrühe zur Rennbahn fahren, um ihre Pferde laufen zu sehen. Sie setzte sich schon eine ganze Weile nicht mehr selbst drauf, dafür hatte sie drüben Angestellte. Die jungen, unerfahrenen Jockey und Jockettes kosteten kaum etwas, konnten die Pferde aber locker trainieren. Bald würden sie sowieso in die Winterpause gehen.
      Tiara kam in dicker Jacke zu uns. “Trav geht zu den Fohlen und Jungpferden auf die Paddocks, ich geh einmal durch die Ställe, wo willst du mit?”
      Ob sie sich am Anfang bewusst gewesen war, dass sie nur mit einem mitgehen konnte?

      Tiara | Da ich bei den Fohlen auch mein eigenes hatte, wollte ich natürlich zu Sharky. “Ich denke, ich geh mit Trav, dann seh ich Shark wieder”, grinste ich und hielt mich an Travis. “Okey, dann mal los.” “Wie kamst du eigentlich zu dem Praktikum?” Ich hätte nie gedacht, dass er so das schweigen brechen würde, aber gut. Die Sache zwischen Caleb und mir, die verschwieg ich. Das war unser Deal, das durfte keiner wissen. “Er war bei uns zum Training mit Valhalla und da sie so ein typisches Weibsbild ist und sie es liebt mir das Leben schwer zu machen, sollte ich hier noch ein bisschen mehr Erfahrung sammeln.” Ich machte eine kurze Pause. “Und bald bin ich wohl öfter hier in der Nähe, wenn alles klappt.” “Wegen der Ranch?” Ich stockte kurz. “Woher weißt du das?” War er in der Nähe gewesen als wir darüber geredet hatten?

      Travis | “Ach stimmt, von Valhalla hab ich ihn… fluchen gehört. Aber die scheint sich ja dann gut gemacht zu haben wenn du jetzt hier zum Training bist und nicht mehr zum Korrekturreiten oder sowas.”
      Wir gingen beide weiter, ehe ich kurz auflachen musste. “Na von Caleb, von wem denn sonst?” Tiara fühlte sich ertappt. Natürlich von Caleb. “Und was hälst du davon?”, fragte sie mich geradeheraus doch bekam nur ein Schulterzucken. “Ein bisschen weibliche Gesellschaft tut Caleb gut- und auch Octavia, ihr scheint euch ja zu verstehen. Hier gibt es nicht so viele Frauen, O muss sich ständig gegen uns Kerle behaupten.”
      Tiara lachte. Sie waren nun an den Paddocks angekommen und betraten das große Offenstallzelt, in dem einige der Fohlen schon schliefen. “Eins… zwei… [...] sieben, acht [...] alle da.”
      Dasselbe machten wir auch noch beim anderen Paddock, ehe wir zu Caleb aufschlossen, der gerade den Zuchtstall fertig kontrolliert hatte. “Ab auf die Couch und den Abends ausklingen lassen!”

      Tiara | Ich musterte ihn. Ein bisschen weibliche Gesellschaft tut Caleb gut … Es hallte weiter in meinem Kopf. Was meinte Travis damit? “Ist Ylvi nicht mehr da?”, fragte ich ihn verwirrt durch seine Aussage. “Doch doch.” Ich summte nur ein hmm und sah dann in die Dämmerung und entdeckte Shark auf Anhieb. “Also ich könnte noch was starten”, lächelte ich die beiden an.
      Ich war noch nicht müde, ich hatte heute nicht viel gemacht umso mehr wollte ich jetzt noch unternehmen. “Sicher Tiara? Du wolltest doch noch Alex anrufen”, wandt Caleb ein. “Stimmt… “, sagte ich und sah auf mein Handy. In Deutschland wären es jetzt 4:13. “Ja, ne ich glaub, das muss ich morgen früh machen. Alex hört sein Handy eh nicht, wenn er schläft.” “Ja gut, ist ein bisschen früh, dann mach das morgen früh”, sagte Caleb dann. “Ist auch besser, wobei er mir schreibt, wenn Chaa es überstanden hat, aber bisher kam nichts”, ich zuckte mit den Schultern.

      Travis | Ich überlegte kurz. “Zwischen aufs Sofa werfen und fern schauen und noch was starten ist aber ein riesengroßer Unterschied.”
      “Ja ich mein halt noch was machen, wie sich nur ins Bett zu legen und zu schlafen.”
      “Okay okay, Caleb alle bei dir?”
      “Jo, alle bei mir.”
      Damit gingen wir in Richtung des Haupthauses. “Ich zieh mich noch grad um dann komm ich rüber zu euch”, sagte ich zu den beiden und verschwand zu meinem Bungalow, in dem ich mich schnell umzog und dann im Wohnzimmer wieder zu den beiden aufschloss.
      Caleb hatte sich auch ein anderes Hemd angezogen, Tiara sah ebenfalls anders aus, aufreizender, was ich nach einem Seitenblick in ihre Richtung mitbekam. Bevor sie meinen Blick bemerkte, schaute ich zur Seite und warf mich auf die Couch, auf die sich dann auch Tiara setzte. Caleb saß zu unserer Rechten auf dem Sessel und nippte an seinem Bier.

      Tiara | Ich hatte mir obenrum nur ein kurzes schwarzes Top und die passende beige Sweatjacke angezogen, dazu trug ich noch eine beige Jogginghose, die etwas weiter ausfiel, da ich sie in der Herrenabteilung gefunden hatte. ‘Angel’ stand auf dem kleinen Aufnäher, wo ursprünglich mal das Nike-Zeichen beheimatet war. Ich musste schmunzeln, wenn man mich fragen würde ob ich wirklich so ein Engel sei. Caleb wusste bereits, dass ich auch anders sein konnte und nachdem ich seit kurzen auch gepierct war, war es immer mal wieder ein kleines Rätsel, welche Unterwäsche ich am besten trug, um sie in meiner Situation als Trainer in den kleineren Klassen nicht durch mein Hemd durchscheinen zu lassen.
      “Danke Caleb, dass du auch mir ein Bier angeboten hast”, sagte ich gespielt enttäuscht und rieb mir eine imaginäre Träne vom Auge. “Ich dachte eher du willst irgendein Tussigetränk”, grinste er mich verschmitzt an und gab mir eine Flasche rüber. “Dass ich nicht ganz so sehr Tussi bin, das solltest DU ja wohl wissen”, sagte ich und zog eine Augenbraue hoch ehe ich meine Flasche öffnete und auch einen Schluck nahm. “Was ist mir dir Travis? Trinkst du nichts?”

      Travis | “Was soll das denn heißen? Dass gerade Caleb weiß, dass du nicht so eine Tussi bist?”, lachte ich, stand auf und ging einmal um den Tisch herum, um mir auch ein Bier zu schnappen. Caleb hatte sie ans andere Ende, also vor seine eigene Nase gestellt. Gut für ihn, aber alle anderen mussten aufstehen, um eins zu bekommen. Tiara hatte er zwar eins rüber gereicht, mir aber nicht.
      Auf meine Frage bekam ich weder von Tiara, noch von Caleb eine Antwort, weshalb ich mich mit dem Schweigen zufrieden gab und mich stattdessen mit einer anderen Frage an unseren Gast richtete: “Wie lange willst du eigentlich bleiben? Und hast du die Ranch drüben gekauft?”

      Tiara | Das war knapp gewesen. “Eigentlich zwei Wochen, aber ich denke ich nehm die Ranch, auch wenn es viel Arbeit ist.” “Das ist viel Arbeit, das kann ich dir sagen.” “Ach Caleb, ich schaff das schon, wenn Alex da ist, kann er mir erstmal helfen die Paddocks frei zu schneiden. Dann können wir die Pferde schon mal rüber holen und uns um die Boxen kümmern. Das Haus kann ich ja als letztes machen.”
      “Aber erstmal muss ich den Vertrag unterschreiben. Bin also noch was hier”, erzählte ich Travis und machte es mir dann bequemer in dem ich mich an die Rückenlehne der Couch anlehnte. Das Bier kam zwar nicht an das deutsche ran, aber immerhin konnte man es trinken.

      Travis | “Was soll das denn heißen? Willst du dich etwa hier einnisten, bis die Ranch drüben fertig ist?”, lachte ich und nahm einen Schluck Bier aus der Flasche, ehe ich sie wieder auf den Tisch abstellte und meinen linken Arm auf die Rückenlehne der Couch legte. Mein Arm berührte ganz leicht die Haare von Tiara.
      “Ich mein… den Platz habt ihr hier ja auf jeden Fall.. und Caleb hat gesagt ich kann hier helfen. Außerdem steht Shark ja noch hier. Bis der abgesetzt ist, kann ich noch bisschen mit ihm trainieren.”
      “Apropos…”, fing Caleb an. “Wenn du die nächsten Tage oder je nachdem Wochen Langeweile hast, darfst du dir gerne die Fohlen schnappen und das Fohlen ABC mit denen üben.”

      Tiara | “Hmm, bring mich doch dazu”, grinste ich ihn an und fuhr dann fort. “Aber ja, das kann ich gerne machen, das macht mir teilweise mehr Spaß als das Bereiten von Pferden.” “Umso besser, Dual Shaded Ace ist zwar schon was älter, aber der kann auch noch nichts.” “Wiee der kann noch nichts , Caleb, das ist enttäuschend. Du hast wertvolle Zeit verstreichen lassen”, stöhnte ich und hielt mir schauspielernd die Hand vors Gesicht. “Ich muss mich halt auch um die Großen kümmern, ich hab hier genug zu tun. Mach dich nützlich.” “Du wirst sehen, die Fohlen werden mich lieben”, zog ich die Augenbraue hoch und nahm noch ein Schluck von meinem Flaschenbier. “Reitest du eigentlich auch, Trav?”, fragte ich vorsichtig. Bisher hatte ich ihn noch nicht auf dem Pferd gesehen.

      Travis | Ich lauschte dem Gespräch zwischen Tiara und Caleb interessiert, trank zwischendurch immer mal wieder genüsslich einen kleinen Schluck aus meiner Flasche.
      Verlegen zuckte ich mit den Schultern, als Tiara mich fragte, ob ich reiten könne. “Deine Frage muss ich leider klar verneinen. Ich hab zwar schon mal draufgesessen aber reiten kann man das beim besten Willen nicht nennen.. ich kann Pferde führen und putzen, füttern und Boxen misten und das wars dann auch schon. Aber… Murhpy hat angefangen zu reiten, bekommt ab und an Unterricht von Caleb. Vielleicht sollte ich das auch mal in Angriff nehmen?”
      “Ich hab schon für Murphy kaum Zeit.. aber vielleicht schnappen du und Tiara euch morgen einfach eins der ruhigen Pferde und sie zeigt dir ein bisschen was?”

      Tiara | Du kannst mehr im Umgang als so mancher Reitschüler im Stall meiner Freundin”, grinste ich und nickte dann eifrig, als Caleb mich fragte. “Klar gerne! Das kriegen wir hin. Du musst mir nur sagen, welche die ruhigen Pferde sind”, sagte ich und stellte die Leere Flasche weg um mich dann etwas schwungvoller wieder auf meinen Platz fallen zu lassen. Mir war Travis Arm gar nicht aufgefallen, bis ich ihn grade etwas unsanft an meinem Kopf spürte. “Sorry Trav”, mit großen Augen sah ich ihn an. Mir tat es echt leid, manchmal war ich zu tollpatschig. “Soll ich den weg holen?”, fragte er etwas verunsichert, als ich mir den Kopf rieb. “Nein, ist schon okey.”

      Travis | “Der liebste von allen ist unser Hengst Blue. Der arme Kerl wird immer als Schulpferd missbraucht. Betsy lernt auch auf ihm, ebenso wie Murphy. Ansonst nehm Alan oder A Walking Honor”, antwortete Caleb und Tiara nickte. Der blonde Cowboy stand schließlich auf, streckte sich einmal und verabschiedete sich dann ins Bett.
      Nun saßen Tiara und ich alleine im Wohnzimmer. Toll, danke Caleb. “Und was machen wir zwei Hübschen jetzt noch?”

      Tiara | “Erzähl mal was über dich. Du weißt mehr über mich als ich über dich. Ich mein, du weißt, dass ich aus Deutschland komme und die Nachbarranch kaufen will.”
      “Hält dich denn nichts mehr in Deutschland? So gar nichts? Freunde oder Familie?” “Klar werde ich meine Freunde vermissen, aber ich bin sowieso die meiste Zeit bei den Pferden und hier hab ich meinen Trainer in direkter Nähe. Mit meinen Eltern hab ichs mir verkracht und der einzige der noch zu mir steht ist Alex.”
      “Und Alex ist wer? Du redest so viel von ihm?”, er war neugierig, nur völlig auf dem falschen Pfad, was Alex betraf. “Alex ist nur unser Praktikant, der ist auch bald zuende mit dem Praktikum, aber er ist gut. Er macht gute Fotos und kann inzwischen die Pferde versorgen, ohne dass ich Angst haben muss, dass sie zu wenig oder zu viel bekommen. Und jetzt erzähl mal was von dir.” Ich drehte mich mit angewinkelten Beinen zu ihm und hörte aufmerksam zu.

      Travis | Ich hörte ihr zu, stellte ein paar Fragen. Als sie fertig mit erzählen war, sollte ich ihr etwas über mich erzählen, was die Stimmung schlagartig kippen ließ. “Hmm”, murmelte ich und schwieg dann wieder, ehe ich ein paar Mal ansetzte, dann jedoch wieder verstummte. “Ich arbeite schon eine ganze Weile hier auf der Ranch. Familie hab ich nicht mehr, meine Freunde haben sich damals abgewandt, als ich einen anderen Weg eingeschlagen habe… was soll dir ein einfacher Stallbursche schon groß von seinem Leben erzählen?”, ich kratzte mich am Kopf und zuckte dann lächelnd die Schultern. “Ich mach hier meinen Job, verdiene Geld und bin unter netten Leuten.”
      Tiara nickte, schien sich aber noch nicht mit dieser Antwort zufrieden zu geben. “Wieso haben sich deine Freunde von dir abgewandt?”
      Mein Blick änderte sich, ich schaute sie nicht mehr ganz so freundlich an. “Das ist eine Sache, die ich nicht einfach ausplaudere.” Damit war das Thema für mich gegessen, mehr Antwort würde sie nicht bekommen. Ich nahm meinen Arm derweil von der Rückenlehne, stand auf und sammelte die leeren Flaschen ein, ehe ich sie in die leere Kiste brachte. “Ich glaub ich hau mich aufs Ohr, muss ja rüber zu meinem Bungalow laufen… gute Nacht.” Damit verabschiedete ich mich und ließ eine wohl leicht verdutzte Tiara zurück.

      Tiara | Okey… das nenn ich mal Abgang. “Gute Nacht”, flüsterte ich kaum hörbar und sah ihm verwundert nach. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, er hätte zumindest mal warten können, so musste ich nun alleine im Schein des Mondes durch die Dunkelheit zu meinem Zimmer laufen. Ich legte mich auch ziemlich schnell aufs Ohr und versuchte nicht so viel über die vorige Situation nach zu denken.
      Am Morgen wurde ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen und sah auf die Uhr. 5:24 Uhr. Ich konnte Alex anrufen. Beep...Beep… “Alex?” “Hey Titi, Chaa geht es den Umständen entsprechend gut. Es wurde nichts wichtiges getroffen, ganz so, als sei der Holzblock an den Organen vorbei geschlängelt."" Alex, danke… Danke für alles. Du bist einfach der Beste. " dann hieß es für mich auch schon ab zum Frühstück.

      Caleb | “Oh guten Morgen Tiara!”, sagte ich freundlich und zeigte auf einen der leeren Stühle. Bisher waren wir alleine am Frühstückstisch. “Hast du gut geschlafen?”
      “Geschlafen ja, allerdings nicht viel.. ich musste auch erstmal mein Zimmer wiederfinden.” Ich horchte auf, sah sie fragend an. “Hm?”
      “Na Travis hat mich einfach sitzen lassen.”
      “Wieso das denn?”
      “Hab ihn einfach nur gefragt, ob er mir was über sich erzählt, er weiß durch dich so viel von mir. Dann ist er komisch geworden und gegangen.”
      “Hmmm”, es stand mir nicht zu, ihr etwas über Travs Vergangenheit zu erzählen. “Gestern war für ihn ein langer Tag, nimm es ihm nicht übel. Wenn er dir etwas erzählen will, warte bis er von sich aus anfängt, dräng ihn nicht.”
      “Caleb was soll das denn nun schon wieder heißen?”
      Ich seufzte. “Du weißt dass Bellamy und Octavia aus dem Gefängnis kommen, oder? Sie sind nicht die Einzigen von dort. Mehr steht mir nicht zu, dir zu erzählen.” Jetzt hatte ich Tiara wohl vollends verwirrt.

      Tiara | Gefängnis…? Was? "Öhm, ne das wusste ich jetzt nicht", sagte ich verwirrt und sah mit großen Augen auf den Tisch. Das würde aber erklären, wieso er so komisch wurde bei dem gestrigen Gespräch. "Aber Caleb, das ist jetzt an sich doch nichts schlimmes. Ich mein, ich hab ihn jetzt kennen gelernt und nicht vorher. Er scheint mir jetzt ein Vernünftiger Mann zu sein?"
      "Das ist er auch, Tiara. Wir reden wann anders darüber", schnitt er das Gespräch ab und deutete auf die Tür, wo gerade O und Travis reinkamen. Ich sah kurz zu Travis, nickte ihm freundlich grüßend zu und sah dann wieder zu Caleb.

      Travis | Auch ich nickte Tiara zu, grüßte Caleb und setzte mich an den Tisch. Das Frühstück verlief wie immer. Wir sprachen viel über die Arbeit, ehe Caleb mich daran erinnerte, dass ich an meine Reitstunde gleich mit Tiara denken solle. “Ich vergess das schon nicht, Boss”, murmelte ich und schaute dann zu Tiara. “Wenn du fertig bist können wir von mir aus los. Blue steht im Hengststall in seiner Box.”

      Tiara | Stumm nickte ich ihm zu und aß die letzten Bissen meines Frühstücks. “Wir können”, gab ich Travis bescheid und stand auf um mein Geschirr weg zu bringen. Travis folgte mir um dann an mir vorbei zwischen den Trucks zu verschwinden. Als ich ihn ein paar Meter fand, konnte ich die Anspannung von seiner Seite aus spüren. “Hey, es tut mir leid. Mir tut es leid, dass ich gestern nach deiner Vergangenheit gefragt hab. Ich hätte nicht nachhaken dürfen und es tut mir leid. Können wir jetzt ganz normal weiter machen? Es liegt mir nämlich sonst im Magen...”

      Travis | Ich schwieg sie eine Weile an, ehe ich antworte: “Ach was alles gut, es war für mich ein langer Tag und ja..” Damit war das Thema für mich gegessen.
      Im Stall angekommen putzten und sattelten wir Blue weitgehend schweigend, ehe wir gemeinsam in die Halle gingen. Ich gurtete nach, stellte die Steigbügel auf meine Länge ein und sah dann zu Tiara. “Also satteln kannst du ja, das muss ich dir schon mal lassen.”
      “Klar, das mach ich ja auch oft. Aber reiten kann ich nicht… geh ich zu erst drauf oder du?”
      “Ich würde den ein paar Runden reiten, dann tauschen wir”, antwortete sie mir, machte die Bügel ein paar Löcher kürzer und stieg auf. Blue, artig wie er es gelernt hatte, wartete so lange auf der Stelle, bis sie die Zügel aufgenommen und das Kommando zum Losgehen gab.

      Tiara | Blue war nicht nur ein ‘ruhiges’ Pferd,nein, er war ein Lehrmeister. Ein richtig guter dabei. Ich nahm die Zügel einen Hauch auf und gab ihm eine Hilfe zum losgehen. Ich legte viel Wert auf ordentliches Warm reiten und deshalb ritt ich mit ihm einige Bahnfiguren im Schritt, ehe ich ihn auf dem Zirkel vermehrt traben ließ. Danach ritt ich noch eine ganze Bahn im Galopp ehe ich zu Travis ritt und einen Meter weiter Abstieg. Blue kaute derweil auf dem Gebiss rum und wartete geduldig darauf, dass Travis aufstieg. “So ich hab ihn jetzt ein bisschen warm gemacht, was kannst du denn schon? Oder fangen wir am besten im Schritt an?” Fragte ich ihn nochmal, nachdem er aufgestiegen war.

      Travis | Die Reitstunde war ein voller Erfolg gewesen. Tiara war eine gute Lehrerin. Die Stunde hatte wirklich Spaß gemacht und ich war mich sicher, dass ich einiges daraus mitnehmen würde.
      Am Abend saßen wir gemeinsam am Esstisch und unterhielten uns über belanglose Dinge, ehe Caleb Tiara nun die Fragen aller Fragen stellte. “Kaufst du die Ranch nebenan nun?”
      Tiara schien eine kurze Zeit zu überlegen, dann legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. “Und wie ich die kaufe. Aber ich brauch da wirklich eure Hilfe…”
      “Kein Problem, die bekommst du!” Auf dieses freudige Ereignis stießen wir erst einmal gemeinsam an- und auch darauf, dass es ihrem Pferd Chaa wieder besser zu gehen schien.
      Fohlenweide: BR Dissident Whiz, BR Colored in Style, BR Alans Smart Dream, BR Raised to Slide, A Walking Dignity, BR Wimpys Bright Gangster, BR Atlantis Dream, BR Double Gunslide, Blue Fire Cat, Dual Shaded Ace
      Jungpferde: tc Mister’s Silvermoon Cody, Smart Lil Vulture, PFS‘ Unclouded Summer Skies, GRH’s Funky’s Wild Berry, Chic‘ N Shine, BR Colonels Lil Joker, BR Colonels Golden Gun, Special Luna Zip, Jacks Inside Gunner, Gun Sophie, Ginger Rose, Colonels Blue Splash, Captains Blue Crystal, BR Dress to Impress
      Trainingsstall: Abandon all Hope, Bittersweet Temptation, Cielos, Whitetails Shortcut, Zues, A Walking Honor, California Rose, Cupcake Cult, Easy Going, Frosty Lagoon, GRH’s Unbroken Magic, HMJ8345’s Continental, Honey’s Aleshanee, Kholáya, Lady Blue Skip, My sweet little Secret, Only Known in Texas, Snapper Little Lena, Stormborn, Striga, Tortured Witch HMJ 6693, Blanton’s Gentleman, Four Bar Chocolate Becks, GRH’s Unbroken Soul of a Devil, Heza Bat Man, How ‚Bout Moonies, I’m a Playboy, Silent Bay, Small Town Dude
      Zuchthengste: Alan’s Psychedelic Breakfast, Chocolate Dream, GRH’s Bellas Dun Gotta Gun, Gun and Slide, Gunners Styled Gangster, Hollywoods Silver Dream, Nachtschwärmer, Till Death
      Zuchtstuten: Bella Cielo, Black Sue Dun It, Chou, DunIts Smart Investment, Ginny my Love, GRH’s A Gun Colored Lena, GRH’s Aquila T Mistery, Jade, Kristy Killings, Lovin‘ Out Loud, Magnificient Crow, Miss Independent, Tainted Whiz Gun, Wimpys Little Devil
      Sommerweide: Breia LDS, Ceara Isleen, Dakota, Drama Baby, Flashlight, Leuchtfeuer di Royal Peerage, Pocahontas, Priamos Ruffia Kincsem, Prias Colourful Soul, Raspberry, Tasmania, Tigres Eye, Absolute Bullet Proof, Birk, Culain, Peacful Redemption, Wildfire xx
      Verkaufspferde: Magic Lanijos, Chapter 24, Heretci Anthem, General’s Coming Home, Chocolate Shades, Raised from Hell, Citizen Fang, A Shining Chrome, Picture of a Ghost, Verdine, Whinney, Cruel Twist of Fate, Kisshimbye, Sweet like Chocolate, BR Homecoming Queen, BR Hollywoods Dream Anthem, BR Sheza Topnotch Babe, BR General Pleasure, BR Black Pamina, BR Heart N‘ Soul, BR Lovely Gun, BR Twenty 4 Killings
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  • Album:
    BRR Gnadenweide
    Hochgeladen von:
    Veija
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    22 Aug. 2020
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    640px
     

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  • Exterieur
    Name: Alan's Psychedelic Breakfast
    Rufname: Alan
    Alter: 22.04.2008, 14 Jahre
    Geschlecht: Hengst
    Größe: 1,66m
    Rasse: American Quarter Horse
    Fellfarbe: Rappe (Ee aa nSpl)


    Stammbaum
    von: How I met Joe
    aus der: Be my Babe


    Charakter & Beschreibung:
    Alan's Psychedelic Breakfast ist ein netter, aufgeweckter Kerl mit guten Anlagen für den Westernsport. Hat er sich auf der Koppel erst einmal ausgetobt, verlangt er ausgedehnte Streicheleinheiten und vereint somit die wesentlichen Charaktereigenschaften seiner Eltern. Alan steckt voller Energie und Kraft, ist andererseits jedoch auch verschmust und anhänglich. Durch seine neugierige, flapsige Art schafft er es schnell, viele Herzen zu gewinnen.

    Zuchtinfos
    Gekört/Gekrönt: ja
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    [HK 494] Alle Hengste
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    Wertung: 7,52

    Nachkommen: BR Alan's Steamin Dinner aus der Colonels Smokin Gun
    BR Sheza Topnotch Babe aus der Bella Cielo
    BR Black Pamina aus der Black Sue Dun It
    BR Alans Smart Dream aus der DunIts Smart Investment

    Besitzer: Veija
    Vorbesitzer: Sosox3
    Gezüchtet bei/Zucht:

    VKR: kira (verfallen)

    Kaufpreis: 450 Joellen
    Zu Verkaufen: ja, 1300 Joellen VHB


    Qualifikationen:

    eingeritten
    eingefahren

    Dressur E
    Springen E
    Military E
    Distanz A
    Galopprennen E
    Fahren A

    Western
    Trail LK 4
    Reining LK 3

    Erfolge:
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    2. Platz 369. Westerntrunier, 3. Platz 373. Westernturnier, 1. Platz 407. Springturnier, 1. Platz 414. Springturnier, 2. Platz 420. Springturnier, 3. Platz 421. Springturnier, 2. Platz 416. Westernturnier, 1. Platz 352. Fahrturnier, 1. Platz 355. Fahrturnier, 2. Platz 361. Fahrturnier 2. Auslosung, 2. Platz 362. Fahrturnier, 1. Platz 425. Neujahrswesternturnier 2. Auslosung, 2. Platz 413. Fahrturnier, 3. Platz 417. Fahrturnier

    Gesundheit:
    Gesundheitszustand: geimpft, gechippt, entwurmt, Zahnbehandlung
    Letzter Besuch: November 2017

    Hufschmied:
    Hufzustand: gut
    Letzter Besuch: März 2017
    Beschlag: Stahleisen vorne, Slidingeisen hinten

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    Offizieller Hintergrund