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AlfurElfe

★ Viðja | Stute

Grauschimmel | gekört | Viergänger

★ Viðja | Stute
AlfurElfe, 18 Aug. 2016
BellaS gefällt das.
    • AlfurElfe
      14. Januar 2015
      Sammelpflegebericht für Laufey, Stássa, Vinkona und Vidja | 1237 Zeichen | (c) BellaS

      Seit Viðjas Ankunft sind bereits zwei Tage vergangen und ich wollte mich nun das erste Mal ausgiebig um mein Stuten-Quartett kümmern. Mit Viðja war die dritte und letzte Stute eingetroffen. Ich hatte die Schönheit auf einem kleinen Islandgestüt in Norddeutschland entdeckt und kurzerhand gekauft. Ich holte als erstes Laufey von der Weide. Die Stute liebte es einem das Leben schwer zu machen und ich brauchte ein bisschen Geduld, ehe ich sie vernünftig tölten konnte. Vinkona erwies sich als sehr lieb und anhänglich. Sie konnte sehr schön tölten, hatte allerdings keinen Rennpass zu bieten. Mich störte das nicht weiter denn ich sah in der grau-brauen Stute die ideale Zuchtstute. Viðja hatte einen Tölt bei dem man glaubte zu schweben und ich ritt sie sehr lange. Ich bereute die Entscheidung einen vierte Stute zu kaufen keine Sekunde. Da ich Stássa ja schon länger besaß und dementsprechend kannte, war das Training mit ihr am einfachsten. Ich hatte vor alle vier Stuten bei nächster Gelegenheit in Gang eine Klasse höher zu Stufen und bei gelegenheit mit ihnen auf Turniere zu gehen damit sie es später in der Körung einfacher haben würden. Lächelnd saß ich schließlich ab. Ich war voll und ganz zufrieden mit meinem Isi Quartett.

      29. April 2015 von BellaS
      Auf nach Schottland | 10 740 Zeichen || (c) BellaS
      Zwei schreckliche Wochen

      Als ich am Morgen aufwachte, wusste ich bereits, dass dieser Tag nicht unbedingt zu den schönsten in meinem Leben gehören würde. Mein Kopf schmerzte, kaum hatte ich mich im Bett aufgerichtet und sobald mir auch wieder einfiel, was noch alles zu tun war, hatte ich nicht einmal mehr das geringste bisschen Lust aufzustehen. „Liegenbleiben wäre herrlich“, dachte ich und griff nach der Wasserflasche neben meinem Bett.
      Ich hatte gestern den ganzen Tag gearbeitet und viel zu wenig getrunken, das Resultat spürte ich nun wie einem Holzhammer in meinem Kopf.
      Laut seufzend machte ich Anstalten aus dem Bett zu steigen und hatte mich gerade in die Senkrechte gehoben, als mit auffiel, dass ich nicht mehr alleine im Bett lag. Mein Freund regte sich und schlug die Augen auf. Für Jonas, der seit kurzem in Kiel als Architekt arbeitete, war heute Wochenende, doch auf mich wartete jede Menge Arbeit. Ich wusste genau, dass er es hasste wenn ich nicht mal am Wochenende viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen hatte, doch da eher eher schlecht als Recht ritt und keine Lust hatte seine Reitküste zu verbessern, musste er eben auch auf einen gemeinsamen Ausflug in Form eines Ausrittes verzichten.
      Grummelnd drehte er sich weg und schlüpfte wieder unter seine Decke, während ich in meine Reithose steig und halb die Treppe herunter fiel, als in der Küche ein ohrenbetäubendes Scheppern losging, gefolgt von mehreren, nicht minder lauten Flüchen.
      Das Schlimmste befürchtend stürzte ich in die Küche. Tabea stand vor einem völlig entleertem Schrank, eine Pfanne in der Hand. Ich starrte sie entgeistert an, unfähig den Sinn ihrer Aktion zu durchschauen.
      »Ich wollte doch nur Spiegeleier...«, begann sie, während mein Freund, der hinter mir in der Küchentür stand, lauthals zu lachen begann.
      »Bella, ich hab dir gleich gesagt, dass dieser Stapel von Kochzeugs instabil ist.«
      In gespielter Entrüstung stemmte ich die Hände in die Hüften. »Kochzeugs?!«
      »Ja, das war ein Doofer Stapel.« mischte sich jetzt auch noch Tabea ein.
      Ich wusste, meine Konstruktion war nicht sonderlich klug gewesen, doch so schnell wollte ich mich auch nicht geschlagen geben. »Also ich habe jetzt etwas zu tun.«, meinte ich und schnappte mir einen Nutella-Toast von einem Teller auf dem Tisch. »Ich gehe jetzt füttern. Solltet ihr eine besserer Konstruktion für diesen Schrank finden, dann räumt ihn meinetwegen anders ein.«
      Ich trat vor die Tür und atmete erst einmal tief durch. Die frische, morgendliche Seeluft tat meinem Kopf gut und ich begab mich in Richtung unserer Sattel und Futterkammer, die in einem separaten Häuschen neben dem Stallgebäude untergebracht war. Zum ersten Mal war ich froh, dass Cata noch in Schottland bei Ravenna war. Ich hatte sie heimlich um die Reise beneidet, doch jetzt fand ich es gut, nicht ständig ihren Spot zum Thema 'Kochzeugs' ertragen zu müssen.
      Im Stall standen Momentan nur Morgaine und Catas Neuzugänge Dorn und Steel Heart. Selbst Fire's Grace war mit einer Decke über Nacht auf der Koppel geblieben.
      Ich packte den Stapel mit Futterschüsseln, welche Tabea in einem Überschwang von Kreativität mit den Pferdenamen in Form von Grafitis verziert hatte und begann das Training für heute zu planen, als mein Handy anfing zu vibrieren.
      »Ja?« Mit einem Blick aufs Display sah ich, dass es Cata war.
      »Du, Bella. Ich hab...«
      »Ist alles ok? Wenn du so anfängst bedeutet das nichts gutes!«
      Ich begann mir bereits das ein oder andere Horrorszenario vorzustellen, doch was sie tatsächlich sagte übertraf alles.
      »Du, Bella. Ich habe ein Grundstück gekauft Hier in Schottland. Ich, Ich werde hierbleiben.«
      Völlig entgeistert starte ich mein Telefon an. War heute der erste April und alles nur ein schlechter Scherz? Nein, der war schon seit einigen Wochen vorbei aber.... Ich wusste nicht weiter und war unfähig zu antworten.
      »Es tut mir leid, Bella.«, hörte ich die Stimme meiner Freundin und Kollegin aus dem Lautsprecher und dann platzte mir der Kragen.
      »Hach. Dafür bist du also nach Schottland geflogen.«, jetzt lag nur noch kalte Wut in meiner Stimme und alles vernünftige Denken hatte sich abgeschaltet.
      »Wie schön für dich. Aber ich finde, so was sagt man einem Auge in Auge und nicht übers Telefon.«
      Catalina stammelte etwas von Spontanentscheidung, doch ich ließ sie nicht erst zu langen Erklärungen ansetzten.
      »Komm mir nicht mit 'Spontanentscheidung'. So etwas plant man! Mir reicht es mir dir! Lass dich hier nicht wieder blicken!...«
      Was ich im Laufe des Telefonats noch alles von mir gab, ist zu meinem Glück aus meinem Gedächtnis verschwunden, doch es würde mich nicht wundern wenn es sich in das von Cata eingebrannt hätte.
      Der restliche Tag war für mich gestorben. Im Versuch, alles normal weiterlaufen zu lassen hatte ich versucht zu reiten, doch sogar der sture Bock Topar war an diesem Tag starr vor Angst gewesen. Schließlich hatte Tabea mir energisch die Zügel abgenommen und hatte meine Arbeiten erledigt. Ich weiß noch immer nicht, was ich ohne sie gemacht hätte. Den Rest des Tages verbrachte ich in einem Zustand hilfloser Wut, bis ich mich am Abend endlich bei meinem Freund aus heulen konnte.
      Jetzt, im nach hinein kommt mir mein Verhalten ziemlich Kindisch vor, doch in diesem Moment fühlte ich mich Verraten und Hintergangen.
      Kurze zwei Wochen später hatte sich, zumindest fühlte es sich so an, mein halbe Leben verändert. Viel war passiert auf meinem, inzwischen Namenlosen Hof. Das Ausbildungszentrum UHAP Ocean Wave hatte geschlossen und würde seine Tore nicht wieder öffnen. Catalinas Sachen waren aus dem Haus und den Ställen verschwunden, ebenso wie ihre Pferde.
      Ich stand nun da, ohne festen Beruf und mit einem Hof voll Pferde. Auch das Geld war auf einmal an allen Ecken und Enden knapp. In diesem Dilemma hatte ich mich entschlossen, nicht wieder allein als Ausbilderin zu arbeiten und mich schließlich an meine Ausbildung als Sattlerin erinnert. Und dann änderte sich schlagartig noch einmal alles.

      Wieder war Cata und ein Anruf schuld, doch dieses Mal traute ich meinen Ohren noch weniger.
      »Bella? Zuhören, nicht auflegen!«, waren die ersten Worte die aus meinem Telefon drangen.
      Ich unterdrückte den wütenden Impuls auf den roten Button zu drücken als ich wieder Catas Stimme erkannte.
      »Ich höre.«
      »Ein Grundstück. Ein Stück Kiesstrand, Schottische Hügel und jede Menge Platz.«
      »Willst du mir jetzt vorschwärmen? Da bist du aber an der ganz falschen Adresse!«
      »Nein, das steht zum Verkauf. Schnäppchen.«
      Bevor ich antworten konnte hatte sie aufgelegt, doch wenige Sekunden später vibrierte mein Handy erneut. Diesmal waren es WhatsApp Nachrichten mit Bildern.
      Etwas entnervt öffnete ich die App und mir blieb fast das Herz stehen. Ich sah eine Landschaft wie im Traum, meinem Traum.
      Graugrüner Rasen, Meer und Hügel. Das ganze nur unterbrochen von Weidezäunen und einer Ansammlung von Gebäuden am Rand des Bildes.
      ''Das könnte dir gehören.'' stand darunter und ich musste schmunzeln. Das ganze klang doch ziemlich nach schlechter Werbung, doch ich hatte im Kopf breites meine Finanzen aufgerufen.
      Drei Handyfotos hatten mich erwischt. Schnell hatte ich eine Überfahrt gebucht, meiner kleinen Familie Bescheid gegeben und war unterwegs um mir alles anzusehen.
      In Folge kehrte ich aufgekratzt und mit einer Urkunde zurück nach Hause. Es war ein Kaufvertrag.

      Umzug Es war kaum zu glauben, dass es noch April war. Die Sonne brannte und machte das Kisten schleppen nicht angenehmer. Die Isländer schwitzen unter den Resten ihres Winterfells und warteten ungeduldig auf die Abfahrt. Ich klopfte Laufey den Hals. „Alles gut, in Schottland ist es nicht so heiß.“, sagte ich zu meiner Stute.
      Jetzt war alles entschieden und es gab kein zurück. Ich würde Cata nach Schottland folgen. Ein riesiges Grundstück gehörte bereits mir. Mehrere Tage hatte die Kaufurkunde mir beinahe Löcher in die Tasche gebrannt, bis ich mich endlich aufraffen und die Neuigkeit verkünden konnte. Eine Isländerzucht sollte dort oben entstehen, meine Zucht. Ich hatte meine Überredungskünste weniger einsetzten müssen als ich gedacht hätte. Sowohl mein Freund, als auch meine kleine Schwester wollten mir nach Schottland folgen, obwohl ich über ihren Kopf hinweg entschieden hatte.
      Nun versuchte ich meine eigene Aufregung im Zaum zu halten, während ich meine acht Pferde in den großen Transporter lud. Sämtlicher Hausrat war in einem gemieteten LKW verstaut und die Überfahrt gebucht. Es tat mir im Herzen weh die Ostsee und mein altes Zuhause in Deutschland zu verlassen, doch ich freute mich auch schon wie ein kleines Kind auf meinen ersten Ausritt über die weiten Wiesen auf Morvern. Colles Virides – Die Pferde der grünen Hügel, so würde ich meine Zucht taufen, der jetzt nichts mehr im Wege stand. Winter Cloud, Morgaine und Liddle Miss Sunshine waren in Deutschland zurück geblieben und somit würde ich mich jetzt voll und ganz auf meine Leidenschaft konzentrieren – die Islandpferde.
      Ein letztes Mal verabschiedete ich mich von meinen Eltern, Freunden und der Restlichen Familie, die mir beim Umzug geholfen hatten. Von jetzt an, würden wir nur noch zu viert klarkommen müssen. Außer meinem Freund und meiner Schwester würde mich auch Linn Rheintal begleiten. Sie war eine Freundin aus meiner Zeit als Reitschülerin und hatte mir ihre Hilfe angeboten. Da ich wusste, es wartete Arbeit, hatte ich ihr Angebot dankend angenommen. Es war eins zum anderen gekommen, und so hatte ich bereits eine kleine Crew zusammen, bevor wir überhaupt nach Schottland aufgebrochen waren. Unter Abschiedsrufen und Winken stieg ich ins Auto und als mein ehemaliger Hof schließlich Hinter einer Kurve verschwand, war ich froh nicht fahren zu müssen, denn es kamen mir die Tränen. Fünf geschlagene Stunden dauerte die Fahrt nach Amsterdam. Von hier aus ging unsere Fähre hinüber auf die grüne Insel, unser neues Zuhause.
      Im Gegensatz zu Tabea und Linn hatte mich keine Seekrankheit geschlaucht, doch ich sah genauso mitgenommen aus als wir die Autos schließlich aus dem Bauch des Schiffes lenkten. Ich hatte die Nacht auf die Pferde aufgepasst und somit keinen Schlaf bekommen und auch die Verständigung mit der Niederländischen Schiffsmannschaft war anstrengend gewesen. Nicht einmal die weiteren zwei Stunden Fahrt konnte ich verschlafen, denn mir war die Aufgabe zu teil geworden den LKW mit den Pferden zu steuern. Die Schleichwege welche die Schotten als 'Straßen' zu bezeichnen Pflegten und meine Müdigkeit machte die Fahrt nach Morvern zu einem Albtraum.
      Als ich Laufey, Vinkona, Vidja, Stássa, Faera, Slaufa, Vin, Topar und Sólfari endlich ausgeladen hatte, war es mir vergönnt in meiner 'Übergangswohnung' auf Caed Crevan ins Bett zu fallen. Auf Colles Virides würde in wenigen Wochen alles fertig sein, doch jetzt wollte ich mich als erstes von der Reise erholen.


      14. Mai 2015 von BellaS
      Dressurtraining für Vidja (A → L) und Sólfari (E → A) | 2720 Zeichen | (c) BellaS


      Heute musste mein Hengst Sólfari mal wieder dran glauben. Er sollte für die Körung in absehbarer Zeit etwas fitter werden, und so verband ich das ganze einfach mit dem anstehenden Training.

      Ich hatte mich für Dressur entschieden.

      Ich schnappte mir sein Halfter aus der Sattelkammer und machte mich auf dem Fußmarsch zur großen Hengstkoppel. Zum Glück reagierte mein Hengst meist auf seinen Namen und machte mir das Einfangen damit leicht.

      Am Putzplatz traf ich auf Linn, die gerade mit Vidja beschäftigt war. Die Stute hatte es ihr so angetan, dass ich sie ihr kurzerhand zum Training angeboten hatte. Seit dem pflegte und ritt sie nicht nur ab und zu ein Pferd das es gerade nötig hatte, sondern fokussierte sich sehr auf Vidja.

      Während wir unserer Pferde fertig machten, redeten wir ein bisschen und einigten uns schließlich auf gemeinsames Dressurtraining.

      Mit einem mehr und einem weniger Entspannten Pferd ging es für uns ins Dressurviereck.

      Selbst während des Warmreitens waren wir noch eifrig am quatschen, ehe konzentriertes Schweigen eintrat.

      Beide begannen wir mit den benötigten Bahnfiguren wie einem ordentlichen Zirkel, Schlangenlinien, 10 Meter Volten und verschiedener Variationen von 'durch die und die Bahn wechseln'.

      Mit irter geduldigen, fleißigen Stute die im Training schon etwas weiter war als mein Hengst gelang es Linn sogar, im Trab die Zügel zu überstreichen und alle Bahnfiguren auszuführen.

      Dieses Kunststückchen versuchte ich mit Sólfari besser nicht erst. Ich hatte schon genug damit zu tun dem Hengst im Trab zu halten und die Bahnfiguren mehr schlecht als recht zu reiten.

      „Na, das müssen wir üben!“, sagte ich während einer kleinen Schrittpause zu meinem Pferd, „Das war mies.“

      „Nee, war es gar nicht! An uns musst du nicht messen.“, klang es von Linn herüber, die gerade eine Volte ritt.

      „Hmmpf.“, grummelte ich und trabte wieder an. Sólfari fiel es diesmal etwas leichter im Trab zu bleiben und so sah das ganze wesentlich besser aus.

      Ich befand den Trab für gut genug und begann den Mittelschritt ein wenig zu üben. Das war eigentlich nicht notwendig, denn der agile Hengst ging von Natur aus lieber flott und nahm die Beine hoch genug.

      Nach etwa einer Stunde Training war ich zufrieden. Zum Abschluss wechselte ich noch einmal auf die Ovalbahn und ließ mein Pferd nach Herzenslust galoppieren.

      Als meine Freundin mit Vidja ebenfalls für einen 'kleinen Galopp zum Abschluss' auf die Bahn ging waren die beiden Pferde nicht mehr zu halten.

      Das Dressurtraining war eher Nervlich als Körperlich anstrengend gewesen und so fabrizierten wir ein kleines Galopprennen auf der Ovalbahn.

      Mit verschwitzen, aber glücklichen Pferden kehrten wir schließlich, eben so verschwitzt und glücklich zum Putzplatz zurück.



      Hochgeladen am 30. Mai 2015 von BellaS
      Rechte Hände... | © BellaS
      schwarz – Bella

      grau – Jonas

      lila – Linn

      türkis – Tabea

      rot – Ravi

      grün - Finley

      Ich ließ mich auf die Bank vor unserem Haus fallen und beschloss mich von jetzt an bis Morgen meinen Zentimeter mehr von der Stelle zu rühren. Immer öfter war ich nach der getanen Arbeit des Tages zu Müde und gestresst für Entspannungen wie Lesen oder einem Ausritt, geschweige denn, dass ich genug Zeit dafür habt hätte.
      Seit Linn auf Colles Virides eingezogen war hatte sie zwar einen kleinen Teil meiner Aufgaben übernommen und auch Tabea war nicht untätig, doch 12 Pferde waren einfach zu viel für drei Personen.
      Ich hatte mich bisher nicht mit der unbequemen Frage beschäftigen wollen, doch nun wurde ich von allen Seiten dazu gedrängt mich nach mindestens einem weiteren Helfer für den Hof umzusehen.
      Während ich so meinen Gedanken nachhing, ließ Jonas sich neben mich auf die Bank fallen. Obwohl Jonas nicht viel mit Pferden am Hut hatte, half er doch wo er konnte, gerade in Situationen wie der Jetzigen.
      „Bella, so kannst du doch nicht weitermachen.“, sagte er und strich mir eine Lockige Haarsträhne aus dem Gesicht, „Du machst dich damit selber kaputt. Du überarbeitest dich.“
      „Nein, ich will keinen Neuen einstellen, die machen doch noch viel mehr Arbeit und Linn hilft mir doch.“
      „Mensch, sei doch nicht so stur. Du weißt doch selber was Sache ist, handle gefälligst. Ich weiß, dass du darüber Nachdenkst.“
      Im meinem Kopf befand sich, nach aktuellsten Meldungen nur noch Chaos. Einerseits wollte, und brachte ich Hilfe, andererseits wollte ich die Zügel selber in der Hand behalten und nur Leute haben von denen ich wusste, dass sie mich ebenso schätzten wie ich sie.
      „Du kochen ja irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe hoch.“, ärgerte ich mich über mich selbst und blieb grübelnd auf der Bank sitzen.
      Langsam erhob ich mich von der Bank. Meine Freundin machte mir in den letzten Wochen wirklich Sorgen. Bella gehörte leider zu dem Typ Mensch, der allen Neuerungen äußerst skeptisch gegenüber steht. Diese Neigung konnte ihr jetzt zum Verhängnis werden, und ich hatte nicht die Absicht dies zu zu lassen.
      Ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung von Pferde, Zuchten und der Führung eines Hofes hatte, doch Ahnung vom Zustand der Überarbeitung, ja des Burnouts hatte ich.
      „Hör auf so schwarz zu malen.“, ermahnte ich mich selbst, „Annabell ist ebenso erwachsen wie du und muss wissen was ihr gut tut.“
      „Aber auch Erwachsene sind zuweilen unvernünftig.“, raunte eine Stimme in meinem Kopf und das schlimmste war, ich wusste, dass sie Recht hatte.

      „Ein Schlachtplan muss her.“, witzelte ich. Jonas saß mir gegenüber am Küchentisch, neben mir Linn. Bella war schlafen gegangen, ich hatte jedoch den Verdacht, dass sie heimlich an der Tür stand um zu lauschen.
      Der Freund meiner Schwester hatte uns soeben seine Sorgen gebeichtet und wir waren völlig seiner Meinung.
      „Stallarbeiter brauchen wir. Soviel ist sicher.“, stimmte auch Linn bei und sprach damit aus was uns allen auf dem Herzen brannte.
      „Aber über Bellas Kopf hinweg?“, wand Jonas ein.
      „Sie hat selber Pech wenn sie nicht merkt wann das Maß voll ist.“, stellte ich klar. „Nur wie kommen wir an brauchbare Leute?“
      „Internetanzeige?“, ließ sich nun wieder Linn vernehmen.
      „Nein, da gucken Hinz und Kunz rein. Strolche sollten wir Bella nicht zumuten.“
      „Anzeige in der hiesigen Zeitung?“
      „Besser, vielleicht können wir bei Ravi fragen?"
      „Das ist eine gute Idee. Ich hab gar keine Ahnung wo ihre ganzen Stallhelfer herkommen.“, nahm auch ich wieder am Gespräch teil. „Ich reite Morgen hin. Oder besser anrufen?“
      „Das ganze ist doch eilig oder? Ruf an!“, meinte Linn.
      Gesagt getan. Alle verschwanden auf ihre Zimmer und ich griff zum Handy um die Nummer unserer Freundin zu wählen.

      Ich wollte gerade noch einen Spazierritt mit Ghost machen als mein Handy einen Anruf erhielt - Tabea - stand dort auf dem Bildschirm
      "Hey, was gibt´s?
      "Wir haben da mal eine generelle Frage - wie seit ihr zu euren Pflegern gekommen?"
      Kurz stockte ich, wieso sollte sie das denn jetzt so dringend interessieren? "Naja...Aidens Familie wohnt in Craighnure und schon der Vater hat hier gearbeitet, als der Hof noch der Oma von Kathi und Cayden gehörte, die drei sind sozusagen zusammen aufgewachsen. Hansi...Naja den hat Kathi wohl von einem Festival auf gegabelt...allerdings war das vor der Zeit als ich hier gewohnt hab. Ansonsten könntet ihr in den hiesigen Zeitungen schauen oder im Internet...Cayden kam damals durch ein Auslandspraktikum nach Österreich zu Amy auf den Hof.
      Ich bedanke mich herzlich für diese Auskunft und verließ mein Zimmer. Ich klopfte an Linns Wohnungstür und fand auch Jonas bei ihr. Die beiden hatten wohl meinen Anruf abwarten wollen und saßen mit besorgten Gesichtern auf Linns Sofa.
      „Also Ravi sagt ihre Stallarbeiter haben da schon in der Nähe gewohnt. Wir sollten in die Zeitung schauen oder selber eine Anzeige aufgeben.“

      Ich hatte meinen Laptop schon auf dem Schoß, kaum das Tabea ausgesprochen hatte.
      „Also eine Anzeige im Internet und eine in der Zeitung? Soweit ich weiß geht das auch über die Webseite... oder erst mal gucken?“
      „Wollen wir das wirklich ohne Bella machen?“, fragte Jonas zweifelnd.
      „Hey, wir tun das nur zu ihrem besten!“, meinte Tabea. „Jetzt nicht kneifen hier.“
      „Streitet nicht! Ich suche schon mal!“
      Ich traktierte die Tasten meines Laptops ungefähr eine Stunde lang ehe ich etwas vielversprechendes fand. Die beiden anderen hatten nicht zu Bett gehen wollen, jetzt saßen sie mit Bier auf dem Sofa und warteten gespannt.
      „Hey, hier ist etwas.“, riss ich die beiden aus ihrem Schweigen. Kaum hatte ich die Worte gesprochen, waren Jonas und Tabea neben mir und lasen die Internetanzeige.
      'Zwei fleißige Stallarbeiter suchen eine neue Arbeitsstelle. Finley McLean und Arran McTavish aus Morvern suchen eine Arbeit mit Wohngelegenheit in der Nähe...'
      „Das klingt perfekt. Aber was war nochmal 'payment'?“, fragte Tabea resigniert. Das englisch fiel ihr manchmal noch etwas schwer, dementsprechend war sie froh, dass wir auf dem Hof zumeist Deutsch sprachen.
      „'Bezahlung'.“, kläre Jonas sie schnell auf und studierte die Anzeige weiter. „Könnte das etwas für uns sein?“
      „Jetzt reicht es aber.“, ich öffnete die Tür und trat ein. „Ihr wollt mir jetzt ehrlich zwei Stallarbeiter aufdrücken?“
      Ich hatte Wut im Bau. Durfte ich denn nicht mehr mit entscheiden? Auf meinem Hof?
      „Ich wusste, dass du lauschst.“, sagte Tabi ruhig. „Und du weißt ganz genau, dass das notwendig ist und keinerlei Problem darstellt. Also beruhige dich gefälligst und lies dir das hier durch.“
      Wutschnaubend trat ich zum Laptop und setzte zu einer wenig netten Rede an, als mein Blick auf das Gesicht meines Freundes fiel. Erst jetzt fiel mir die ehrliche Besorgnis daran auf und die ließ den Zorn verschwinden.
      Wie ein Häuflein Elend sank ich aufs Sofa und fühlte gleich darauf Jonas Arm um meine Schultern.
      „Nein, ich weiß ja das ihr Recht habt.“, gab ich zu. „Ich will nur nicht.... will nur nicht...“
      „Jemanden der dich nicht respektiert.“, beendete Tabea den Satz. „Jetzt komm mal runter. Du BIST eine Respektsperson, und sei es nur wegen deines abnormen Streberschädels gefüllt mit Pferdewissen.“
      Sie hatte den Bann gebrochen und ich begann zu lachen. All die Anspannung und der Stress der letzten Wochen brach aus mir heraus und ich konnte meine Gefühle nicht länger unter Kontrolle halten, ja ich versuchte es auch nicht länger. Ich lachte und dabei liefen mir die Tränen über die Wangen. Kaum hatte ich mich einigermaßen beruhigt, drückte meine kleine Schwester mir mein Handy in die Hand.
      „Und jetzt rufst du da an!“

      Zwei Tage waren vergangen und die beiden sollten am nächsten Tag anfangen. Ich hatte mit Linns Hilfe die freie Wohnung im Haupthaus bezugsfertig gemacht, während meine Freundin und ihre vorlaute Schwester einen Ausritt unternahmen. Ich wusste genau, sie machte sich noch immer Sorgen und hatte eine Heiden Angst vor dem nächsten Tag, doch sie verstand es gut ihre Gefühle zu verstecken.
      Ich wollte ihr mal wieder eine Freude machen und schlug Linn vor den beiden nachzureiten. Erst erntete ich nur einen Ungläubigen Blick, dann hatte ich den Tatendrang der jüngeren Frau geweckt.
      „Du reitest besser Vidja.“, rief sie mir entgegen und kam mir mit zwei Pferden entgegen. Sie machte eine Handbewegung hinüber zu dem gepunkteten Pferd.
      „Äh, war Vidja nicht dein Lieblingspferd?“, fragte ich, mich wage erinnernd.
      „Ja, aber die ist brav. Im Gegensatz zu den andren und bei....“
      „Und bei meinen Reitkünsten wird das wohl besser sein.“
      Ich war froh Bella wieder in einem einigermaßen Beruhigenden Zustand zu wissen. Die langen Haare im Wind flatternd preschte sie auf ihrer Stute Laufey vor mir her. Ich wusste, dass sie das Rennen gewinnen würde. Ich hatte das bereits gewusst, als ich sie herausgefordert hatte doch der beste Sieg war das strahlende Lächeln, welches sie mir nun schenkte.
      Wir wendeten unsere Pferde und ritten in gemächlichem Schritt zurück in Richtung Hof als Vinkona unruhig wurde.
      Meine Stute hatte etwas bemerkt und nun sahen auch wir zwei Reiter am Horizont. Wir tölteten ihnen entgegen und ich erkannte bald zwei Menschen auf Vidja und Blossi.
      Als ich mich gerade zu fragen begann wer zum Henker denn auf Blossi saß, konnte ich auch die Reiter erkennen.
      „Nein, du reitest freiwillig?“, rief eine Schwester ihrem Freund entgegen. Unterdessen bemerkte ich zu Linn, dass es eine kluge Entscheidung gewesen war ihm Vidja zu überlassen.
      Ich hatte meine Sorgen für eine Weile vergessen können, doch als ich Abends neben Jonas im Bett lag, kamen sie mit aller Macht zurück. Ich wurde noch lange von immer absurderen 'Was wenn...' Gedanken geplagt, bis ich endlich zur Ruhe kam.
      Am nächsten Morgen wachte ich sehr früh auf und ging hinunter in die Futterkammer. Ich lud das 'Frühstück' in Form von Heu für meine Vierbeiner auf eine Schubkarre und machte mich auf den Weg zu den Koppeln.
      Ich versuchte extra lange zu brauchen und als ich schließlich wieder am Hauptgebäude anlangte, standen zwei junge Männer dort etwas verloren in der Gegend herum.
      Sowohl ich als auch mein Kumpel Arran waren glücklich über den Anruf und das Stellenangebot gewesen, die uns Gestern erreicht hatten. Es kam von der Besitzerin einer Islandpferde Zucht in der Nähe. Sie war wohl vor kurzem von Deutschland hier her gezogen und benötigte nun Hilfe bei allen anfallenden Arbeiten. Wir hatten nicht lange überlegen müssen. Was konnte schon schiefgehen? So machten wir uns auf den Weg zur angegebenen Adresse, nicht weit von unserem jetzigen Wohnort um uns alles anzusehen.
      Der Hof machte einen freundlichen und gepflegten Eindruck, doch man ließ uns warten. Schließlich kam eine besorgt wirkende Frau auf uns zu.
      „Finley McLean.“, stellte ich mich vor. „Und das ist mein Kumpel Arran McTavish. Er ist leider auf den Mund gefallen.“
      „Annabell Schmiedemann.“, sagte die blonde Frau vor mir und reichte uns beiden die Hand. Als sie mein leicht entsetztes Gesicht sah fügte sie hinzu: „Bella reicht... ja ja. Deutsche Namen.“
      Erleichtert grinsend folgten wir ihr auf einen Rundgang über den ganzen Hof. Die Isländer Stássa, Laufey, Vinkona, Vidja, Slaufa, Faera, Vin, Thowra, Blossi, Sólfari, Uprising und Topar gefielen mir, und meinem Freund schien besonders den, von Bella als Zickig bezeichneten, zuletzt genannten Hengst zu gefallen.
      Ich mochte den Hof. Hier zu arbeiten stellte ich mir als guten Job vor. Auch die anderen Bewohner des Hofes und unsere zukünftige Wohnung bekamen wir zu Gesicht.
      Ich hatte bereits jetzt für mich entschieden, ich würde den Job annehmen und auch Arran schien dazu geneigt zu sein.
      Ich war positiv von den beiden Überrascht worden. Während Arran mir eher wieder schweigsame Typ vorkam, der seine Arbeit ohne viel Federlesens erledigte, schien Finley geneigt die Stimmung hier etwas aufzulockern.
      Alles in allem fand ich in den beiden tüchtige Arbeiter, die ich in den nächsten Wochen wirklich zu schätzen lernte. Das ging so weit das ich eines Abends beim gemeinsamen Grillen sagte:
      „Ich weiß nicht was ich ohne euch machen würde.“
      Daraufhin glitt ein triumphierendes Lächeln über Tabeas Gesicht als wollte sie sagen: 'Hab ich's doch gewusst.'


      Hochgeladen am 21. Juni 2015 von BellaS
      Aber das Leben geht weiter | Pflege und Trainingsbericht | 17 351 Zeichen | (c) BellaS
      schwarz - Bella

      lila - Linn

      türkis - Tabea

      grün - Finley

      blau - Arran

      Als ich an diesem morgen erwachte, zeigte mein Wecker wie immer 4:00 Uhr. Meine, zugegeben, leicht seltsame, innere Uhr hatte mich auch heute nicht im Stich gelassen. In der Erwartung die erste auf dem nächtlichen Hof zu sein, schälte ich mich aus dem Bett und verließ meine Wohnung.
      Ich wollte als erstes den Offenstall der kleinen Stute Brött aufsuchen, denn sie schien es mir als einzige nicht übel zu nehmen bereits am frühen Morgen arbeiten zu müssen. Kaum hatte ich allerdings die Haupttür nach draußen geöffnet, stutzte ich. Bella saß auf ihrer Bank neben dem Haus und sie saß schrecklich aus. Offensichtlich hatte sie geweint und war schließlich draußen, auf ihrem Lieblingsplatz, eingeschlafen. Ich hatte keinen blassen Schimmer was passiert sein können, aber es musste etwas gewesen sein, das meine Freundin traurig und wütend zugleich hatte werden lassen. Zumindest zeugten davon die benutzten, zerknüllten und zu kleinen Fetzen verarbeiteten Taschentücher, welche teils neben ihr auf der Bank, teils vom Wind über den ganzen Hof verteilt, lagen. Während ich noch überlegte, was ich nun tun sollte, schlug Bella ihre Augen auf und sah sich verwundert um, als erinnerte sie sich nicht an den Umstand, der sie auf ihren derzeitigen Platz befördert hatte. Verwundert schaute sie zu den Taschentüchern, dann zu mir. Wenige Sekundenbruchteile darauf schienen die, mir unbekannten, Ereignisse vom Vortag wieder auf sie einzustürmen und sie sackte auf ihrer Bank in sich zusammen. Vorsichtig nährte ich mich meiner Freundin und ließ mich neben ihr nieder. Was war passiert? Hatte es etwas mit mir zu tun? Ich legte ihr unsicher den Arm um die Schultern, doch es verging noch eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich traute sie zu fragen was denn passiert sei.
      Ich konnte nicht klar denken. Ständig verschwamm alles vor meinen Augen und ich konnte die gestrigen Ereignisse noch immer nicht fassen. „Er ist weg, Linn. Dieser... Dieser...“, doch mir fiel kein passendes Schimpfwort ein, mit dem ich meinen Freund, nein, Exfreund treffend beschreiben konnte. „Er ist weg. Weg. Einfach weg. Hat sein Zeug genommen und ist abgehauen.“, ich brach in ein seltsam irres Gelächter aus, aber ich erfasste mein Verhalten überhaupt nicht. Ich redete einfach. „Und dann hat er mich angeschrien und dann ist er weggefahren und... und..“, ich brach wieder in Tränen aus, obwohl ich es gar nicht wollte. Immerhin verdichtete sich mein Blickfeld langsam wieder und die Fähigkeit logisch zu denken kehrte zurück. Mich zusammenreißend versuchte ich meiner Freundin, die jetzt neben mir saß, mir halt gab und keine Fragen stellte die Ereignisse vom Vorabend zu erklären. „Ich weiß nicht mehr, warum wir uns gestritten haben. Auf jeden Fall lief es darauf hinaus, dass wir jetzt hier waren, in Schottland. Und dann hat er gesagt er will nach Hause, hier sei es scheißen und solche Sachen. Dann haben wir uns angeschrien und dann, dann hat er gesagt er packt sein Zeug und fährt nach Hause. Und das hat er dann gemacht.“, wieder versuchte ich einem Heulkrampf zu entgehen. Linn sagte nichts, ich spürte nur, wie ihr Arm sich etwas fester um meine Schultern legte. Gegen sechs Uhr morgens stieß auch Tabea zu uns und ich fasste mich langsam. Ein Gefühl sagte mir, dass ich etwas Zeit für mich brauchte. Schließlich erhob ich mich wacklig von der Bank und marschierte Kommentarlos in Richtung Offenstall. Laufey stand am Zaun und bemerkte meine Stimmung sofort. Zwar waren auch Vin und Faera dort, doch ich sehnte mich nur nach der Gesellschaft meiner kleinen, frechen, treuen und sensiblen Stute. Ohne zu putzen, zu satteln oder mich sonnst in irgendeiner Form aufzuhalten erfasste ich Laufeys Mähne, öffnete das Gatter, lotste die Stute hinaus ohne den Rest meines Chaos-Trios auf freien Fuß zu setzen und kletterte mit Hilfe des Eisengatters auf ihren Rücken. Sie schien ganz genau zu wissen was ich wollte, denn Laufey galoppierte aus dem Stand an und trug mich in den Wald. Ich lenkte sie nicht, mir war egal wohin es ging.
      Während des ganzen Tages machte ich mir Sorgen um Bella. Sie war mit Laufey einfach abgehauen, ohne Sattel, ohne Zaumzeug, ohne nichts. Ich wusste zwar, sie war eine exzellente Reiterin, doch in diesem Zustand machte sie mir Sorgen. Ich besuchte Arran und Finley und berichtete den Beiden in knappen Sätzen vom Vorfall. Im laufe des vergangenen Monats waren die zwei Stallarbeiter mehr und mehr in unsere Familie hineingewachsen und so sah ich es als meine Pflicht an, die beiden zu informieren. Natürlich hatten sie die Szene auf der Bank längst mitbekommen, wenn man in einem Haus lebt und auf einem Hof arbeitet bleibt nicht viel geheim, doch ich wollte sichergehen, dass alle Bescheid wussten um Bella nicht auf dem falschen Fuß zu erwischen. Immer noch in Gedanken bei Bella machte ich mich auf den Weg zum Fohlenstall um mein Vorhaben von heute Morgen in die Tat umzusetzen und Brött ein wenig zu beschäftigen. Ich holte die kleine, jetzt schon bald große, Stute von ihrer Koppel und ging mit ihr in den Roundpen. Bella hatte mir die Geschichte ihres ersten Pflegepferdes, Crimetime, erzählt und damit die Idee wach gerufen, den großen roten Gymnastikball auf für das Training von Brött einzusetzen. Seit ich diesen Ball vor einigen Tagen ins Training eingebracht hatte, konnte Brött die üblichen Übungen des Fohlen ABC fast nicht mehr abwarten, so sehr liebte auch dieses Fohlen das Spiel mit dem Ball. Lächelnd sah ich zu wie Brött die Kugel durch den Roundpen kickte, verdutzt stehen blieb als sie feststellte, dass der Ball hüpfen konnte, nur um ihn dann um so mehr zu jagen. Ich stand an der Band, schob den Gymnastikball ab und zu von mir weg, wenn Brött mich aufforderte mitzuspielen und hing meinen Gedanken nach.
      Meine Schwester hatte es gestern echt erwischt. Ach ich machte mir Sorgen, verständlicherweise. Ich meine, erst macht der Freund Schluss und haut ab und dann schmeißt sie sich auf das nächst beste Pferd und reitet planlos in den Wald, wer macht sich da keine Sorgen? Schließlich beschloss ich meine Vinkona zu nehmen und, natürlich völlig zufällig und ohne jegliche Hintergedanken, in den Wald zu reiten. Meine Stute benahm sie wunderbar, wie immer, doch leider war ich mit meinen Gedanken überall, sodass ich Bella auf meinem Ausritt nicht fand, wie ich ursprünglich geplant und gehofft hatte. Vielleicht war sie vom Pferd gefallen und lag jetzt irgendwo im Wald? Aber nein, bis Bella vom Pferd fiel musste schon ein Wirbelsturm kommen. Ich saß auf dem Hof ab, band meine Stute an und befreite sie vom Sattelzeug, ehe ich in die Futterküche ging. Irgendein kreativer Anfall und eine Packung bunter Permanent Marker hatte mich vor einiger Zeit dazu getrieben die Futterschalen mit den Namen der Pferde, natürlich in Form von Graffitis, zu bemalen. Nun suche ich die Futterschale mit dem Schriftzug 'Vinkona' und füllte sie mit einen Hand voll Pellets und ein wenig Gerste. Lächeln sah ich zu wie meine Stute ungeduldig den Kopf über ihr Essen senkte.
      Ich war mittlerweile abgesessen und Laufey graste friedlich an einem Bächlein, von dem ich auch noch nicht gewusst hatte, dass es es gab. Ich gab mir alle Mühe und langsam gelang es mir die Gedanken zu ordnen, die sich bisher nur wirr im Kreis gedreht hatten. Seltsamerweise fühlte sich der Platz in meinem Herzen, von dem ich bis gestern geglaubt hatte Jonas würde ihn ausfüllen, gar nicht leer an. Hatte ich die Grundlage für dieses abrupte Ende etwa selbst gelegt? Wie lange ging das denn schon so? Vermisste ich ihn überhaupt? Auf diese Fragen fand ich keine befriedigenden Antworten, doch ich schaffe es mich zu sammeln. Natürlich, seine gewohnte Gegenwart fehlte, aber es war nicht so schlimm wie es hätte sein können. Er hatte mir nicht 'das Herz gebrochen', wobei ich mich fragte, warum nicht. Langsam wandte ich mich wieder meiner Stute zu und kletterte auf ihren bloßen Rücken. Jetzt, wo die schlimmsten Gefühlsausbrüche nicht länger von mir Besitz ergriffen hatten, war es schwieriger Laufey zurück zum Hof zu lenken. Ich würde mich nicht verkriechen, ich würde heute Nachmittag,... Wie spät war es überhaupt? Vielleicht drei, oder vier? Egal, ich würde einfach reiten, denn der Umgang mit Pferden ist etwas das bei allen Verletzungen hilft, gerade bei solchen am Herzen.

      Nächster Tag

      Es fühlte sich komisch an in einem leeren Bett aufzuwachen, doch nicht unbedingt schlecht. Es machte mir schon Sorgen wie schnell ich diesen Schlag ins Gesicht überwunden hatte, doch – nicht drüber nachdenken! Ich stand auf, stieg in meine Klamotten und schnappte mir auf dem Weg nach draußen ein Brötchen vom Vortag, welches ich im gehen verspeiste. Auf meinem Weg zu Weide grüßte ich Arran, der gerade dabei war Linns Offenstall zu säubern. Gapur stand zusammen mitBlossi und Uprising auf dem Hengstpaddock und auch Vidja fehlte. Scheinbar war Linn gerade dabei sie irgendwo zu reiten. Nun ja, mich sollte das ganze nicht stören, denn ich würde mich heute Morgen ein wenig mit Thowra beschäftigen. Die Stute hatte eine Runde Dressur schon länger nötig. Unwillig folgte Thowra mir zum Putzplatz, wo ich ihr grau weißes Fell, das momentan eher grau-grün war, gründlich mit verschiedenen Striegeln bearbeitete. Ich holte ihren Sattel von ihrem Platz und entfernte entnervt etwas Vogelkot von ihrer Trense. Ich würde bald nicht nur die Sättel abdecken müssen, denn die Schwalben, die an den Dachbalken des Stallgebäudes nisteten, wurden immer dreister. Ich holte mir Helm und Handschuhe, doch bevor ich aufsitzen konnte wurden meine Nerven wieder auf die Probe gestellt. Tabea hatte sich scheinbar auf meine Stute gewagt, denn die Bügel waren viel zu kurz eingestellt und dazu nicht anständig hochgezogen sondern völlig wirr verknotet. Jetzt wirklich entnervt löste ich die Riemen, stellte die Bügel ein und nahm mir vor Tabea einmal mehr gründlich zu erklären was sie NICHT machen sollte. In einer flüssigen, geübten Bewegung legte ich die Zügel auf Thowras Hals und schwang mich in den Sattel. Das Dressurviereck war frei, doch auf der Ovalbahn erblickte ich Finley. Mein wunderbarer Stallhelfer, eigentlich Helfer bei allem, lieferte sich seinen täglichen Kampf mit Topar. Der sture Hengst hatte mal wider seine 5 Minuten und meinte wie ein wilder über die Bahn rasen zu müssen. Grinsend sah ich zu wie Finley versuchte den Hengst mit verschiedensten Mitteln zu Raison zu bringen. Leider half nicht viel. Erst als der dunkelhaarige Mann resigniert die Gerte fallen ließ, die er in der Hand gehalten hatte, beruhigte sich Topar. Für ihn war alles was mit Gerten zu tun hatte fies und gemein, doch Finley ließ sich nicht davon abbringen ihn mit Gerte zu reiten. Immer wieder schaute ich zu den beiden hinüber und rief Finley Tipps zu, eigentlich nur um ihn etwas zu Triezen während ich die graue Stute im Dressurviereck warm ritt. Da Thowra in Dressur noch nie wirklich trainiert worden war, aber die meisten Übungen aus anderen Zusammenhängen bereits kannte, würde ich heute Morgen nicht viel Arbeit haben. Wir begannen mit dem Mittelschritt, welchen Thowra für das Viergang Training sowieso beherrschen musste. Sie schritt zugig aus, hob alle Hufe gleichmäßig vom Boden ab und blieb dabei wunderbar weich und gebogen auf der Zirkelline. Es versprach wirklich entspannt zu werden. Beim Versuch rückwärtszurichten meinte sie kurz Zicken zu müssen, doch alles in allem verlief das kleine Dressurtraining wunderbar. So beschloss ich das ganze einfach mal als Stufenerhöhung durchgehen zu lassen.

      Ich hatte mich mal wieder mir diesem sturen Bock von Hengst herumgeärgert, doch ich wollte nicht aufgeben. Arran sagte manchmal – sofern er überhaupt mal etwas sagte, dass ich eh nie aufgeben würde, zumindest nicht bis ich mir an der Wand den Schädel eingeschlagen hätte beim versuch mit dem Kopf durchzugehen. Irgendwie hatte er ja recht. Ich brachte also Topar in seinen Offenstall zurück und überlegte was als nächstes zu tun war. Irgendeine kleine Stimme in meinem Hinterkopf flüsterte etwas von 'nichts zu tun' und 'Pause', aber ich ignorierte sie – auf einem Hof wie diesem gab es immer etwas zu tun das getan werden musste. Ich überlegte. Eine Boxentür im großen Stall war kaputt. Zwar stand dort nie ein Pferd, aber sie zu reparieren konnte nicht schaden. Auf dem vom Offenstall zum Hauptstall traf ich auf meinen Kumpel Arran. Er machte ein komisches Gesicht. Das Gesicht, das er immer machte wenn er jemanden etwas fragen musste und es am liebsten vermeiden wollte. „Hey, was's los?“, fragte ich ihn und schnitt eine komische Grimasse. „Nichts.“ „Nichts sieht anderes aus.“ „Ich will nicht drüber reden, ja.“ „Dann nicht, ich will dir nur helfen.“ „Na gut. Hab ärger mit Mila.“ „Warum?“, ich fragte mich was in aller Welt los war. Erst war bei Bellas Familie Land unter und jetzt zoffte sich Arran mit seiner Freundin. „Sie will, dass wir zusammen ziehen. Aber ich wohn' ja mit dir hier.“ Okay, das war wirklich ein Problem. Arrans Freundin, Mila Weston hatte gerade ihre Ausbildung zur Pferdewirtin fertig und suchte Arbeit in der Gegend, aber Arran konnte hier vom Hof auch nicht so einfach weg. Bis nach Morvern war es ja noch ein ganzes Stück – zu weit um jeden Tag zur Arbeit zu fahren. Auf einmal machte es 'klick'. „Mila sucht immer noch Arbeit?“ „Joa, warum?“ „Mila Weston und Arran McTavish, Gestüt Colles Virides 1, Postleitzahl vergessen, Morvern. Klingelt's? Mila ist Pferdewirtin.“

      Nachdem Thowra ihr Futter aufgefressen hatte, kam sie zurück auf den Stutenpaddock, denn mit Gras reichte es erst mal für Heute. Wieder ein Pferd auf meiner Trainingsliste weniger. Jetzt waren noch Slaufa, Sólfari und Stássa an der Reihe. Ganz schön viel Arbeit für einen Tag. Nun ja, vielleicht würde ich auch Stássa auf Morgen verschieben, mal sehen. Ich holte die kleine, westerngerittene, Stute von der Weide und machte sie fertig. Ein wenig Gangtraining war angesagt. „Hoffentlich ist die Ovalbahn frei.“, dachte ich und saß auf. Die Bahn war frei. Das reiten im Westernsattel fühlte sich noch immer ungewohnt an, wenngleich in Slaufa in letzter Zeit oft geritten war. Die Stute ging auf ihre Krönung zu und so widmete ich ihr viel Zeit. Wir begannen in langsamem Tempo. Ich hatte mir eine gute Stunde für Viergang eingeplant und hoffte meinen Plan halten zu können. Schlangenlinien, Volten, Slaufa reagierte prima auf meine, manchmal etwas unbeholfenen Kommandos. Veija hatte die Stute wirklich fein geritten und ich war froh über jede Stunde Training zu der ich die Stute ihn ihre Hände gegeben hatte. Nachdem sich Slaufas Muskulatur ausreichend aufgewärmt hatte, begannen wir mit ordentlichem Tölt. Nicht zum ersten Mal stellte ich fest, dass Westernsättel für diese Gangart mehr als gut geeignet waren, dafür konnte man im Trab nur schwer bis gar nicht entlasten. Genau hier lag das Problem. Slaufa konnte zwar traben, aber es war schwer ihr verständlich zu machen was man wollte. Mehr schlecht als recht beugte ich mich nach vorne um den Rücken des gescheckten Pferdes zu entlasten und, siehe da, Slaufa trabte. Leider schaffte ich ich es, auch nicht zum ersten Mal, mir das Sattelhorn in die Magengrube zu bohren. Aua! Ach dieser, eher ungemütlichen, Trabrunde blieb als letztes noch der Galopp. Hier war alles ganz einfach, denn Slaufa galoppierte auch als dem Tölt. Nach einer Runde Galopp bemerkte ich, dass sich Zuschauer an der Bahn eingefunden hatten. Es waren Arran und Finley, dir mir Sicherheit etwas von mir wollten. Ich parierte Slaufa durch und lobte sie. Sie hatte ihre Sache gut gemacht, also saß ich auf und ging zu den Beiden. „Irgendwas kaputt, Pferd ausgebrochen, fehlt was?“, fragte ich scherzhaft. „Witzig.“, schnaubte Finley. „Arran hier hat ein Anliegen.“

      Ich fühlte mich in keinster Weise wohl in meiner Haut. Warum musste man immer mit den Leuten reden? „Ähm, also ich. Also ich wollte. Also ich habe eine Freundin.“ Super, damit hatte ich schon mal falsch angefangen, denn Bellas Gesicht verdüsterte sich. Wahrscheinlich dachte sie an Jonas. „Ja?“, fragte sie, „Weiter.“ „Nun ja, Mila und ich haben uns gestritten. Sie will, dass wir zusammen ziehen aber von hier bis nach Morvern ist es zu weit um jeden Tag zur Arbeit zu fahren.“ Warum faselte ich so einen weit schweifenden Blödsinn? Finley schien sich das auch zu fragen, denn jetzt wurde er ungeduldig und schaltete sich ein. „Mila Weston ist Pferdewirtin auf Arbeitssuche und würde gerne mit ihrem Freund zusammen ziehen. Nun, hier gibt es eh zu viel Arbeit und das hier ist ein Gestüt. Zudem...“ „Zudem ist eine Wohnung im Haupthaus frei und jetzt wollt ihr wissen ob ich sie einstellen kann?“ „Äh, ja.“ Das war nun wieder ich. „Das würde mir helfen und vielleicht allen etwas Arbeit ersparen.“

      Eine Woche darauf

      „So kommt es immer wieder, dass der Hof Zuwachs bekommt.“, stellte ich fest als ich Morgens aus dem Fenster sah. Mila war vor zwei Tagen eingezogen. So waren jetzt alle Wohnungen hier im Haupthaus belegt und ich verstand mich recht gut mit der, nur wenig jüngeren, Frau. Mila Weston war aufgeschlossen, freundlich und hatte ein gutes Gespür für Pferde. Gerade sah ich zu wie sie mit Arran vom Hof ritt. Die beiden wollten mit Faera und Blossi einen Distanzritt unternehmen. „Wahrscheinlich wird das ganze eher ein romantisches Ausritt zu zweit.“, stellte ich mit einem bitteren Beigeschmack fest. Jonas hatte sich nicht ein mal mehr gemeldet.


      von Sevannie am 14. Juli 2015
      Durchchecken von Vidja | 3283 Zeichen | (c) Sevannie
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      Nach einer kleinen Pause als Tierarzt kamen nun wieder einige Aufträge rein, unter anderem der von Linn. Ich sollte ihre Viðja durchchecken und impfen. Die Stute kannte mich schon, sowie meine Umgangsweise, das letzte mal waren wir recht gut mit einander ausgekommen, mal schauen wie es heute so werden sollte. So kam ich dann auch nach einer langen Fahrt auf dem Hof an, denn Schottland war dann doch schon etwas weiter von mir weg. Ich lief auf den Stall zu als ich meine Tasche gepackt hatte mit dem was ich heute brauchte. Dort empfing mich Linn schon, sie schien mir etwas aufgeregt aber dennoch war sie freundlich und nett. Die eigentliche Hofbesitzerin trat ich dieses mal nicht an, naja solange Linn da war, war alles gut denn ich hatte Tyler heute nicht dabei. ,,Guten Morgen.'' - ,,Ebenso.'', erwiderte ich lächelnd und reichte ihr meine Hand. Nach der kurzen Begrüßung führte sie mich auch gleich in den Offenstall zu der Apfeschimmel-Stute. Linn halfterte sie auf, ehe ich dann auch in die Box eintrat. Während Linn sie fest band streichelte ich sie schon. Sie kannte mich anscheinend auch noch und allzu schlimm schienen die Erinnerungen nicht zu sein. So begann ich dann auch gleich mit dem Abtasten. Zuerst den Rücken, die Beinen, den Hals, den Bauch und alles andere was an einem Pferd so dran war. Sie legte die Ohren etwas an, aber sonst war sie noch recht ruhig. Solch ein Verhalten wird natürlich gleich gelobt und sie bekam eine kleine Möhre. Nachdem Abtasten kam das Abhören. Das kalte Stethoskop auf ihrer Haut ließ sie kurz etwas zusammen zucken, doch auch hier beruhigte sie sich schnell wieder. Ihre Atemfrequenz lag bei 16 Atemzügen pro Minute und der Puls bei 36 Schlägen pro Minute, somit war alles im Durschnitssbereich und die Stute kerngesund, nur noch schauen was denn mit der Körpertemperatur war. So nahm ich mir mein Thermometer und lief zur Kruppe, Linn hielt die Stute am Halfter zusätzlich etwas fest und streichelte sie, sprach auf sie ein. Sie ließ sich gut ablenken und so konnte ich die Körpertemperatur messen, ohne jegliche Probleme. Sie legte die Ohren an und schien etwas mit den Kopf zu schlagen, jedoch nicht all zu wild. Somit gab es nach dem Piepen wieder ein Möhrchen und ich blickte auf das Thermometer. ,, 37,7°C Also auch hier alles in Ordnung.'',erklärte ich schmunzelnd und sie nickte. ,,Also werde ich Viðja noch impfen und dann geh ich auch schon wieder.'',schmunzelte ich und ein erneutes Nicken von Linn. So bereitete ich die Spritze vor und schnappte mir auch einen Tupfer, einen trockenen und einen nassen, welcher desinfiziert war. Ich rieb den nassen auf die Stelle, wo ich mir vorher die Vene gesucht hatte am Hals und gab den Tupfer dann Linn kurz in die Hand. Sie hielt diesen fest und redete wieder auf die Stute ein. Ich injizierte die Spritze und Viðja quiekte kurz auf, auch hampelte sie etwas herum, doch nachdem sie wieder eine Möhre bekam war alles wieder im Lot. So drückte ich den trockenen Tupfer auf die Einstichstelle einige Sekunden, bevor ich dann auch mich von der Isländerstute verabschiedete und meine Sachen packte. Linn halfterte sie ab und schloss die Boxentür hinter sich. ,,Danke.'',belächelte sie mich und ich nickte. ,,Kein Problem.'',schmunzelte ich und wir verabschiedeten uns voneinander.
      [3283 Zeichen by Sevannie / Tierklinik Briar Cliff]


      Hochgeladen am 19. Juli 2015
      Gangtraining Vidja A → L | 1696 Zeichen | © Seimure

      Vidja begrüßte mich schnaubend, als ich in den Offenstall kam. Ich halfterte sie und ging mit ihr zum Putzplatz, wo Tabea gerade Brött mit einer Gerte bekannt machte und Bella Vin sattelte. Ich holte Vidjas Putzkiste und begann sie zu striegeln. Bella hatte den Kampf, den sie sich mit dem Sattelgurt geliefert hatte, gewonnen und verabschiedete sich auf den Trailplatz. Ich kratzte Vidja die Hufe aus und sattelte sie, während Tabea vor der tiefenentspannten Brött mit einer Flagge herum wedelte. Auch ich verabschiedete mich von ih, saß auf, und ritt vom Hof. Das heutige Training wollte ich auf der Asphaltstraße absolvieren, da man dort die Fehler im Takt besser heraushören konnte. Zum Aufwärmen trabte ich ein bisschen und machte Volten. Als ich Vidja die Hilfen für den Tölt gab, trabte sie einfach los, weshalb ich sie sofort wieder durchparierte. Um mir einen Kampf zu sparen, probierte ich bei ihr das Selbe, was auch gestern bei Garpur so gut geklappt hatte: Ich ritt eine Volte und ließ sie direkt daraus antölten. Die ersten Versuche waren etwas holprig, aber dann klappte es prima. Ich ließ sie die Straße entlang tölten, mal schneller mal langsamer, wobei ich auf den Takt lauschte. Vidjas Hufe klapperten auf dem Asphalt in einem astreinen Takt, was mich sehr freute. Nach vierhundert Metern Tölt kehrte ich um und ließ mir den Zügel aus der Hand kauen. Als ich auf den Hof kam, versuchte Tabea gerade völlig entnervt, Brött dazu zu bringen, dem großen, roten Gymnastikball einen tritt zu versetzten, aber die kleine Stute weigerte sich beharrlich. Ich lobte Vidja noch einmal, dann sattelte ich sie ab und gab ihr zu fressen. Von nun an konnte ich sie auf Stufe L im Gang reiten.


      26. August 2015 von BellaS
      Ein Sommer auf Rømø | 7134 Zeichen | © BellaS
      „Das ist doch nicht dein Erst?!“, klang Linns Stimme aus dem Lautsprecher meines Handys. Ich konnte förmlich sehen wie sie sich die Hand vor den Kopf schlug. „Wie lange sind wir jetzt in Schottland? Ein Jahr? Anderthalb? Höchstens!“ Wieder flackerte ein Bild vor meinem geistigen Auge auf. Diesmal tiegerte meine langjährige Freundin mit dem Handy in der Hand auf dem Hof auf und ab. „Nein Bella, ich weiß noch nicht was ich davon halten soll. Ich hoffe du hast noch nicht für uns alle entschieden?“ „Ich habe nicht einen Moment daran gedacht dich nicht zu fragen.“, erwiderte ich ehrlich. „Ich würde eingehen, müsste ich allein wieder anfangen.“ „Gut.“, ihre Stimme klang erleichtert. „Aber glaub nicht, dass ich jetzt hier alles stehen und liegen lasse um freudig mit dir nach Dänemark zu fahren, Annabell Schmiedemann.“ Wenn sie mich bei meinem vollen Namen nannte, wusste ich, dass es ernst wurde. „Gut. Überlege es dir bitte. Ich hole jetzt Hnakki,wir sehen uns, wenn alles glatt geht heute Abend.

      Hnakki war ein stattlicher junger Hengst, den ich bei einer Zuchtauflösung erstanden hatte. Ein Vertreter der bekannten „van ghosts“ Zucht, aus der auch die Stute Thowra stammte. Es hatte eine Weile gedauert, aber nun konnte er endlich zu uns nach Colles Virides ziehen. Die Frage war nur, wie lange er dort wohl bleiben würde, er und all meine anderen Pferde.

      Aus dem Urlaub nach Hause zu kommen hatte immer etwas bedrückendes. Ich vermisste die Insel, das Meer, alles. Der kleine Anhänger schaukelte hinter meinem Auto her und Laufey hatte endlich aufgehört zu randalieren, kaum war Hnakki neben ihr eingeladen worden. In wenigen Stuten würde ich Morvern erreichen und von dort aus war es nur noch ein Katzensprung bis nach Hause.

      Ich parkte den Wagen. Es war spät und so war niemand mehr auf dem Hof um mir mit dem Ausladen meiner vierbeinigen Begleiter zu helfen. Ich ließ die Rampe herunter, entfernte die Stange hinter Laufey und stieg durch die kleine Tür an der Front des Hängers wieder ein, um sie loszubinden. Wie immer sprang sie förmlich rückwärts aus dem Gefährt. Hnakki benahm sich wesentlich manierlicher. Er wartete bis ich alle Sicherheitsmaßnamen entfernt hatte, dann schritt der ohne zu zögern aus dem Transporter.

      Ich klopfte an Linns Wohnungstür. Sie öffnete mir und machte ein verdrießliches Gesicht, begrüßte mich aber trotzdem. „Hast du die Bilder bekommen?“ „Ja.“ „Himmel. Du bist immer noch sauer?“ Ich kannte meine Freundin al einen wirklich lieben Menschen dem es fern lag überhaupt sauer zu sein, geschweige denn länger als ein paar Minuten. „was denkst du dir eigentlich? Überfällst mich mit solchen Plänen am Telefon! Und überhaupt, wenn du ständig umziehen willst, solltest du keine Pferde züchten. Die mögen das nämlich nicht.“ Ein wenig überrumpelt setzte ich mich. „Ich glaube ich muss mal versuchen dir meinen Standpunkt zu erklären.“ „Schieß los. Ich bin wirklich gespannt.“ Sie setzte sich neben mich aufs Sofa und ich begann.

      „Ich bin von meinen Eltern weg gezogen, als ich mich Stássa meine erste Isistute bekam. Ich wollte machen können was ich wollte, frei sein, das erste Mal in meinem Leben. Früher habe ich es sogar in Erwägung gezogen nie von zu Hause wegzuziehen, aber das gehört hier nicht hin...“ Ich musste mich sammeln, ehe ich fortfuhr. „Mit dem Gut Muschelsand hatte ich mein erstes richtiges und vor allem eigenes zu Hause und eine bunte Sammlung Pferde jeder Rasse. Ich war glücklich, aber auch überfordert. Dann kam Catalina und wir taten uns zusammen. Das UHAP Ocean Wave war super, aber es ging nicht lange gut. Cata lernte Sahra kennen und zog nach Schottland. Ich hatte mich an Teamarbeit gewöhnt und schlug alles in den Wind. Ich zog nach Schottland.“ „Jaaa.“ Soweit kannte sie meine Geschichte als Pferdezüchterin nur von Erzählungen. „Jetzt sind wir ein Team. Ein super Team. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen eine große, bekannte und gute Isländerzucht auf die Beine zu stellen. Zusammen. Als Team. Ich möchte raus aus der Legacy und ich liebe das Meer. Rømø ist ein Traum und ich glaube das diese Insel ein Ort ist, an den Islandpferde wirklich gehören.“ ich beendete meine Ausführungen. „Das war ja ein historischer Roman.“ Linn versuchte ihr böses Gesicht zu wahren, schaffte es aber nicht. „Nun ja, ich glaube, ich kann dich verstehen. Gib mir Zeit, ja?“

      Ich gab ihr Zeit. Am nächsten Morgen, nachdem Hnakki von allen ausgiebig bewundert wurde, rief ich das Team zusammen. „Ich will, dass ihr wisst was Sache ist. Da keine Entscheidung gefallen ist, müsst ihr euch noch keine Sorgen machen, aber es ist besser wenn man von Anfang an weiß was Sache ist.“ Ich erzählte von meinen Plänen. Mila, Arran und Finley runzelte die Stirn, dann ergriff Finley das Wort. „Ich mag deine Pferde, ich mag den Arbeitsplatz hier. Ich wollte eh immer weg, warum nicht nach Dänemark?“ Er räusperte sich. „Egal ob ihr geht oder hier bleibt, ich kann nur für mich entscheiden aber ich bleib bei euch.“ Ich war gerührt. „Ich erwarte keine so schnelle Entscheidung, noch ist ja nichts klar, versuchte ich die beiden Anderen abzuwürgen, doch Mila hatte schon das Wort ergriffen. „Ich werde ich Schottland bleiben, und das gilt auch für Arran. Sie sah ihren Freund bestimmt an. „Wenn ihr hier bleibt, bleibt alles wie immer.“

      „Okaaay, das war doch recht deutlich, von beiden Parteien.“ Linn und ich ritten durch den Wald, meine Lieblingsroute die ich immer dann wählte wenn ich nachdenken musste. Normalerweise ritt ich dann Laufey, aber ich hatte ihr eine Pause von der Fahrt gegönnt. Die Stute stand auf der Weide. Dafür saß ich jetzt auf Vin, Linn hatte ihren Garpur gewählt. „Ich hätte nicht erwartet, dass sie so schnell sein würden.“ Ich starrte auf die Blätter der Brombeerpflanze, die am Weg wucherte. „Wenn du jetzt fragst: Nein, ich brauche noch Zeit.“ Gab Linn mir zu Verstehen das Thema fallen zu lassen, welches sie erst angeschnitten hatte. „Na gut. Was macht Finleys Projekt?“ Meine Freundin grinste. „Die Kutsche, die er aufgetrieben hat ist nicht besonders vertrauenerweckend, aber Topar macht es Spaß. Die Beiden waren gestern das erste Mal im Gelände unterwegs, wobei ich mir mehr Sorgen um den Wagen gemacht habe, als um Topar.“ Wir lachten. Der einstige Stallarbeiter hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Topars Ausbildung im Bereich Fahren einmal auszunutzen. Er machte dabei ungefähr genauso schnell Fortschritte, wie das Bild mit dem bockigen Hengst und der klapprigen Kutsche Erheiterung auslöste. „Und, was ist sonst noch passiert während ich im Urlaub war?“, verlangte ich einen Lagebericht. „Arran kümmert sich vorbildlich um Blacky, ich glaube er mag ihn. Auf jeden Fall ist er das einzige Wesen mit dem er hin und wieder redet.“ Ich grinste, konnte mir aber trotzdem nicht vorstellen, dass Arran sprach wenn es nicht unbedingt notwendig war. „Mila trainiert alle Pferde quer -beet. In letzter Zeit vor allem Faera und Stássa. Tabea hat sich mit Vinkona ernsthafte Ziele gesetzt und Thowra und Blossi habe ich versorgt. Alles zu deiner Zufriedenheit?“ Natürlich war ich zufrieden mit meinem fleißigen Team, und dann begann ich Linn von meinem Urlaub zu erzählen...


      Hochgeladen am 31. August 2015
      Dressurtraining Vidja E → A | 1879 Zeichen | © Seimure

      Der letzte Tag in Schottland stand an und um mich von der Umgebung zu verabschieden, sollte ich mit Garpur einen Ausritt, den ich gleichzeitig als Distanztraining nutzte, machen. Ich holte den Hengst von der Weide, putzte und sattelte ihn, saß auf und ritt vom Hof. Dort ließ ich Barpur antönten und schlug einen Weg in Richtung Wald ein. An mir vorbei zog der Wald, den ich im letzten Jahr so ins Herz geschlossen hatte. Garpur töltete immer noch und ich parierte ihn durch und trieb ihn dann in den Trab. er war ungewöhnlich ausdauernd, trotzdem ließ ich ihn nach ein paar hundert Metern wieder tölten. Nach etwa elf Kilometern Tölt und schnellen schritt durch den Wald kehrte ich um und auch auf dem Rückweg ließ ich Garpur tölten. Wir waren etwa eineinhalb Stunden unterwegs gewesen, als ich wieder auf den Hof kam. Ich sattelte Garpur ab, gab ihm zu fressen und entließ ihn dann wieder auf die Weide. Danach holte ich Meyja vom Paddock. Auch mit ihr ritt ich durch den Wald, aber eine andere Route. Mit Meyja töltete ich nicht ganz so schnell, dafür ritt ich eine längere Strecke. Meyja schien es trotz der Anstrengung Spaß zu machen. Auf dem Rückweg trabte, töltete und galoppierte sie. Der Galopp im Gelände machte ihr und auch mir sehr viel Spaß. Auf dem Hof sattelte ich sie ab, putzte sie noch einmal über, gang ihr Futter und brachte sie dann auf den Paddock. Dann holte ich Vidja. Für sie stand heute Dressur an. Nach dem Aufwärmen trainierte ich mit ihr Bahnfiguren im Schritt, Trab, Tölt und Galopp und auch Schenkelweichen. Dann übte ich noch ein bisschen Mittelgalopp und Mitteltrab, die Vidja allerdings schon vorher gekonnt hatte. Nach zwei Stunden Training ließ ich mir die Zügel aus der Hand kauen und beendete damit das Training. Ich sattelte Vidja ab, gab ihr zu fressen und ging dann wieder ins Haus, um für den nächsten Tag die letzten Sachen einzupacken.


      22. September 2015 von BellaS
      Umzug nach Rømø | 12 265 Zeichen | © Seimure & BellaS
      Seimure (Linn)
      BellaS (Bella)

      Das schrille Klingeln meines Weckers riss mich aus dem Schlaf. Ich haute ein paar mal auf das Mistding drauf, bis es endlich Ruhe gab. Dann schlug ich die Decke zurück und wuchtete mich von der Matratze, die mir für diese Nacht als Bett gedient hatte. Mit noch geschlossenen Augen irrte ich ins Bad, wobei ich gegen einen noch leeren Karton stieß. Nachdem ich geduscht und mich angezogen hatte, schlang ich ein kleines Frühstück hinunter und begann dann damit, meine Bettwäsche in den letzten noch leeren Karton zu quetschen. Gestern hatte ich schon alles andere in den Pappdingern verpackt, die jetzt in der Wohnung herum standen. Heute musste ich die Kartons in einem der drei Transporter verstauen, mit denen wir morgen nach Rømø aufbrechen würden. Ich begann damit, die Kartons auf den Hof zu tragen und sie dort abzustellen. Nachdem ich dort alle aufgestapelt hatte, öffnete ich die Tür des Transporters und begann, die Kartons in den "Kofferraum", der mehr einer zu klein geratenen Lagerhalle glich, zu wuchten. Ein paar Kartons musste ich auch auf dem Boden des Wohnabteils abstellen. Als ich aus dem Transporter kam, tauchte in der Haustür ein Umzugskarton auf, dem ein mürrisch dreinschauender Finley folgte. Ich wünschte ihm einen guten Morgen, woraufhin er mich ansah, als würde ich vor Ironie nur so strotzen. Auch Bella kam mit einem Karton aus dem Haus, sah aber sehr viel besser gelaunt aus. "Kannst du die Sattelkammer ausräumen? Ich denke, es sollte alles in den jeweiligen Transporter, in dem auch das Pferd steht, sonst gibts nur wieder Unordnung." Wir hatten uns darauf geeinigt, dass Bella die Hengste, ich Vidja, Meyja, Garpur, Fjara, Snót und Faera und Finley die übrigen Stuten nach Rømø kutschieren würde. Brött würden wir auch noch irgendwo unterbringen können. Ich lief also los, um zuerst einmal die Sättel zu verladen. Ich dachte mir eine Taktik aus: Ich trug auf jedem Arm zwei Sättel, was mich zwar im Gehen etwas verlangsamte, jedoch immer noch schneller ging, als immer nur einen Sattel zu tragen. Als ich mit meiner ersten Ladung Sättel auf den Hof kam, hatte Bella gerade einen weiteren Karton im Transporter verstaut. Als sie mich sah, lachte sie, zog ihr Handy aus der Tasche und fotografierte mich. "Eine spitzen mäßige Sattelschlepperin!", rief sie, ehe sie mir zuwinkte und im Haus verschwand. Ich hängte die Sättel in den kleinen Sattelkammern, die sich zwischen dem Laderaum und dem Pferdebereich befanden.Nachdem ich alle Sättel aufgehängt hatte, und auch Finley und Tabea Erinnerungsfotos geschossen hatten, hängte ich mir alle Trensen und Halfter über den Arm, um dann im Transporter vor dem Rätsel zu stehen, welche Trense zu welchem Sattel gehörte. Mit Hilfe von Fotos, auf denen die Pferde die Trensen und Sättel trugen, konnte ich sie schließlich zuordnen. Als nächstes kam ich auf die Idee, die Putzboxen in die Futterschüsseln zu stecken und diese dann in der Schubkarre zu transportieren.

      Ich war wach, lange bevor mein Wecker mich aus meinen Träumen reißen konnte. Um genau zu sein hatte ich kaum geschlafen. Wie immer kamen mir Zweifel, aber ich verbot mir, die getroffene Entscheidung zu bereuen. Ich schaltete die Weckfunkion meines Handys ab, damit sie nicht gleich in meiner Hosentasche losgehen würde, und rollte mich von der Matratze, die mir als Bett gedient hatte. In den letzten drei Tagen war alles Schlag auf Schlag gekommen. Wir hatten geräumt, gepackt und weggeworfen, hatten Kisten gestapelt und alles organisiert. Tabea war gestern nach Deutschland zurück gefahren, sie hatte ihr freiwilliges Jahr beendet und wollte sich nun ihrer Berufswahl widmen. Vinkona hatte sie schweren Herzens und mit der Aussicht auf baldigen Besuch bei uns zurück gelassen. Auf einmal standen wir zu dritt über einem Berg von Arbeit. Draußen erblickte ich Linn, die verschlafen zum Stall wanderte. Auch ich betrat den Hof und begann, den Inhalt unserer Futterkammer ins Gepäckabteil meines LKW zu räumen, nachdem ich auf dem Weg nach unten schon einen Karton mitgenommen hatte. An der Tür war ich auf Linn getroffen und hatte ihr, mit aller guten Laune die ich aufbringen konnte, die Aufgabe gegeben die Sattelkammer auszuräumen. Jetzt rollte ich eine Tonne Futtergerste über den Hof und scheiterte an der Stufe, die die Tonne vom Innenraum des LKW trennte. „Ich dir helfe.“, erklang Finleys Stimme hinter mir. Er war mittlerweile dazu übergegangen Deutsch zu sprechen, was leider manchmal in grammatikalischem Chaos endete. „Danke.“ Gemeinsam hoben wir die Tonne an und hievten sie in das Fahrzeug. „Hilfst du mir auch noch bei den Pellets und dem Hafer?“ „Klar.“ Finleys Laune schien sich gebessert zu haben. Gemeinsam räumten wir alle Dinge aus der Futterkammer, die ein einzelner nicht heben konnte, dann ging Finley zurück ins Haus, um den Rest der Kartons zu hohlen. Ich schaute auf mein Handy, denn meine innere Uhr war ein wenig durch den Wind. „11:23 Uhr.“, verkündete diese. „Mir müssen sehen, dass wir los kommen. Die Fährte geht heute Abend, und wir brauchen fünf Stunden mindestens nach Newcastle, außerdem müssen wir uns dann dort um einen Guten Platz für die Pferde kümmern.“ „Es fehlt nur noch das Heu für die Überfahrt.“, stellte Linn in Aussicht. „Das kann in den letzten Platz bei mir.“ Ich hatte den einzigen LKW für acht Pferde übernommen, da wir sonst für Brött keinen ordnungsgemäßen Platz gehabt hätten. „Da ist ja ein Platz frei. Am besten packen wir das zwischen Brött und die Hengste, dann gibt’s keinen Radau.“ Gesagt getan. Eine dreiviertel Stunde später war sämtliches Zeug eingepackt und die Pferde samt und sonders verladen. Nach einem letzten Rundgang über Colles Virides stiegen wir in die LKWs, winkten Arran und Mila, die gekommen waren um uns zu verabschieden und traten dann aufs Gas. Ein Fahrzeug nach dem anderen verließ den Hof und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein Gefühl des Verlusts in mir breit machte.

      Wir fuhren über immer größer werdende Straßen bis nach Glasgow, wo wir auf die Autobahn fuhren. Als wir bei Carlisle auf die A689 wechselten waren wir erstaunlich gut in der Zeit und hatten schon über die Hälfte des Weges nach Newcastle, wo wir auf die Fähre fahren würden geschafft. Bei Bramton fuhren wir dann auf die A69. Kurz vor Newcastle fuhren wir über die A1 auf die A167, dann auf die Jesmond Road und die A1058, die A19 und die A187 und schließlich auf die Coble Dene, an dessen Ende sich der Fähranleger befand. Das Einchecken dauerte ziemlich lange, da nicht nur unsere Papiere, sondern auch die der Pferde kontrolliert werden mussten. Schließlich fuhren wir durch die Schranke und fanden uns auf einem riesigen Parkplatz wieder, der aber noch fast leer war. Wir stellte die Transporter nebeneinander auf drei freie Plätze und stiegen aus, um uns ein bisschen die Beine zu vertreten. Wir aßen eine Kleinigkeit und schauten nach den Pferden, die alle nicht so begeistert von der Idee schienen, sechs Stunden lang im Transporter zu stehen, sich aber benahmen. Allmählich füllte sich der Parkplatz mit Lastern und PKWs und wir beschlossen, uns schon einmal in die Autoschlange einzureihen, damit wir morgen früh nicht als Letzte von der Fähre fahren mussten. Wir bekamen drei Stellplätze hintereinander zugewiesen und stiegen aus, um Heu aus Bellas Transporter zu holen und den Pferden ihr Abendessen zu geben. Zum Abendessen gingen wir ins Bordrestaurant, wo wir uns die Bäuche vollschlugen und dann wieder runter aufs Autodeck, wo wir in meinem Transporter kletterten. Finley verabschiedete sich in seinen Transporter. Bella würde in meinem Transporter schlafen, da ihr Wohnteil vollkommen mit Kisten zugestapelt war.

      Ich erwachte mitten in der Nacht und schlich mich leise aus der Kabine um Linn nicht zu wecken. Draußen bemerkte ich was mich geweckt hatte, Laufey trat ungeduldig gegen die vordere Wand ihres Transportabteils. Ich stieg ein und quetschte mich durch den schmalen Gang an der Seite bis zu Laufey. Leise sprach ich auf sie ein, streichelte sie und staunte nicht schlecht als Linn mich wach rüttelte. Hab lag ich halb saß ich ein einer unbequemen Haltung am Boden, ich musste eingeschlafen sein. „Sag mal, bist du wahnsinnig?! Ich habe einen Schreck bekommen als ich sah, dass du weg warst.“ „Ich hätte ja auch auf'm Klo sein können, und Guten Morgen erst mal.“ „Ja, guten Morgen. Wir legen gleich an.“ Stunden später saßen wir endlich in einem kleinen Café am Hafen und frühstückten. „Vier Stunden bis Hannover.“, stellte ich fest. „Und dann noch 5 Stunden bis Dänemark.“, ergänzte Finley. „Bis Rømø.”, meinte Linn. Ich hatte schon als Kind lange Autofahrten immer gehasst. Als ich dann irgendwann groß genug war um auf dem Beifahrersitz zu sitzen, war es besser geworden, aber selbst zu fahren machte mir immer noch keinen Spaß. Verkrampft steuerte ich den großen LKW durch den Verkehr und folgte Finley, der sichtlich Spaß an der Fahrt hatte. Als wir uns schließlich auf der A2 in Richtung Hannover befanden, fühlte es sich seit langem einmal wieder an wie nach Hause kommen. Ich sah das Gestüt Sólin vom weitem. Pferde lebten hier keine mehr, aber Mamas Hühner, gerne als „Puschelhühner“ bezeichnet, bevölkerten den ganzen Hof. Als meine Mutter die Haustür öffnete, musste ich mir Mühe geben nicht in Tränen auszubrechen. Schnell wurden die Pferde ausgeladen. Als Finley mit Stássa am Strick aus dem LKW kam, hob die Stute den Kopf und wieherte. Sie schien ihr altes zu Hause zu erkennen. Die Nacht zu Hause war zu kurz, aber sie hatte den Pferden gut getan. Wir standen um 4:30 Uhr auf, aßen ein paar Brote, luden die Pferde ein und verabschiedeten uns. Wenn meine Rechnung aufging, würden wir gegen 11 Uhr auf Rømø sein.

      Um sechs Uhr brachen wir auf. Auf der A7 war es noch relativ leer, wenn es das überhaupt einmal war. Wir fuhren über Hamburg, Neumünster, Rendsburg, Schleswig, Flensburg und schließlich über die Grenze nach Dänemark. Zur Küste brauchten wir noch eineinhalb Stunden. Die Fahrt über den Rømøvej, die Brücke, die nach Rømø rüber führt, kam mir ewig lang vor. Endlich fuhren wir auf die Insel.

      Der Rømøvej, endlich. Ich kramte in meinen Sachen, die neben mir auf dem Beifahrersitz standen, bis ich eine CD hervorzog. „The Magic 5“, verkündete der Titel, auf dem Cover befand sich ein Islandpferd. Schnell und ohne den Blick von der Straße zu nehmen, schob ich die CD in den Player und drückte auf Start. Es war eine Tradition die ich schon seit meinem ersten Urlaub auf Rømø fortsetzte: Spätestens auf dem Damm diese Islandpferdelieder anzuhören. „Celebrate our livetime, come together and we'll ridin' like the wind.“, sang ich mit und war froh, dass niemand mit mir im Auto saß, dem ich auf die Nerven fallen konnte. Wie immer schien der Damm endlos, aber als er in die, gerade mal 22 km lange, Insel mündete, hatte ich das Gefühl nach Hause zu kommen. Ich übernahm die Führung und steuerte zielsicher über die einzige befestigte Straße und über einen ziemlich langen und holprigen Pfad, bis wir eine, von Unkräutern und sonstigem Grünzeug zugewucherte, Einfahrt passierten und schließlich auf dem Hof anhielten, unserem neuen Zuhause. Beinahe übermütig sprang ich aus dem Führerhaus und schaute kurz darauf in die Gesichter von Linn und Finley. „Links ist unser Wohnhaus, rechts ist der große Stall, geradeaus die Scheune, die als Unterstand für die große Wattweide dient...“, zählte ich mit bestem Fremdenführer Tonfall auf. „Willkommen zu Hause.“
      ~
      Die nächsten Tage waren ein völliges Durcheinander und die Pferde lebten sich schneller ein als wir Menschen. Ich ertappte mich noch einige Male dabei, die Sattelkammer links vom Wohnhaus zu suchen und in meiner neuen Wohnung stapelten sich noch immer die Kisten, aber wieder erwarten hatte ich nichts bereut. Nach einem gemeinsamen Strandritt war sogar Finley überzeugt und als dann die Nachricht kam, dass Thowra und Stássa die Körung bestanden hatten, war ich von der Richtigkeit meines Schrittes Überzeugt. Die neue Isländerzucht trug den Namenglæsileikaeyjarinnar,Eleganz der Insel. Ein Name der nicht nur die Pferde und ihre eigentliche Heimat, sondern auch unserer neues zu Hause perfekt beschrieb. Wir waren angekommen, und ich hatte meinen großen Traum endlich ich greifbarer Nähe. Bald schon würde mein erstes Zuchtfohlen das Licht der Welt erblicken.


      Hufschmiedbericht Vidja

      Mein nächster Kunde war für mich wieder unbekannt, doch schien sie sich einen Hof mit Anabell zu teilen und so kannte ich mich doch ein wenig auf dem Anwesen aus. Die Junge Frau stellte sich mir als Linn Petri vor und zeigte mir auch gleich nach dem Begrüßen das Pferd, welches ich heute unter meinen Fittichen haben würde. Vidja war eine kleine Apfelschimmelstute mit ruhigem, anhänglichem Wesen verriet mir Linn und holte die Stute von der Weide runter. Gemeinsam gingen wir wieder zurück zum Auto wo wir Vidja anbanden und ich ihr ordentlich die Hufe auskratzte und im Anschluss kontrollierte. Die Hufe waren in Ordnung, nur etwas lang und so begann ich auch schon mit dem Ausschneiden der Hufe, was sich als leichte Arbeit erwies, denn Vidja machte hervorragend mit und wir konnten auch schnell mit dem Raspeln fortfahren um das Ganze schnell hinter mich zu bringen. Vidja schien das ganze im Gegensatz zu mir zu genießen, denn so wie sie sich ihren Kopf an mir rieb und wie aufmerksam sie mir dabei zusah war schon ein wenig verblüffend. Es dauerte nicht lange und ich war auch fertig mit dem Feilen und schon ließ ich Linn sie vorlaufen lassen und bemerkte eine Taktunklarheit im Trab vorne Rechts. Der Huf war kürzer als die anderen und so raspelte ich die anderen auf die selbe Höhe und ließ sie erneut vortraben. Dieses Mal lief sie taktklar und ich verabschiedete mich von den beiden ehe ich eine Rechnung ausstellte und nach Hause fuhr.


      Gangtraining (Viergang) Vidja V6->V5 || (c) Seimure || 2330 Zeichen

      Heute wollte ich mit Vidja ein Gangtraining durchführen, genauer gesagt ein Viergangtraining. Mit einem Halfter bewaffnet machte ich mich auf den weg über die riesige Weide, auf der die Pferde seit ein paar Tagen standen. Vidja hatte ich schon von weitem entdeckt. Sie ließ sich brav einfangen und folgte mir zum Hof. Ich putzte Vidja den getrockneten Schlamm aus dem Fell, kratze ihr die Hufe aus und sattelte sie dann. Nachdem ich noch einmal nachgegurtet hatte, ließ ich sie erst abkauen und saß dann auf. Ich lenkte sie auf die Ovalbahn und schloss hinter uns das Tor.

      Zum Aufwärmen ließ ich sie im Schritt, Trab und Tölt viele Handwechsel und Volten gehen, ehe ich mit dem eigentlichen Training begann. Da Vidja gerne sehr gemütlich töltete, also lieber langsam ging, beschloss ich, mit Arbeitstölt zu beginnen. Als ich Vidja in den Tölt trieb, verfiel sie in ihr normales, gemächliches Tempo. Erst nach einer halben Runde um die Ovalbahn hatte ich sie überreden können, etwas schneller zu laufen. In einem ordentlichen Tölt ließ ich sie viele Schlangenlinien und Handwechsel gehen. Ich war froh, dass Vidja sich nicht im Rücken fest machte, da das Arbeiten dadurch deutlich erschwert worden wäre. Nach einer Viertelstunde gründlichen Tölttrainings befasste ich mich mit dem Trab. Vidja war inzwischen völlig auf Tööt eingestellt und war nicht gerade begeistert vom Traben, da sie es ohnehin nicht sehr gerne mochte. Im Trab machte ich die gleichen Übungen wie im Tölt, auch hier klappten sie nach einer kleinen Weile sehr gut. Ehe ich sie angaloppieren ließ, gönnte ich Vidja noch eine kleine Pause im Mittelschritt. An der langen Seite der Ovalbahn ließ ich Vidja antraben und in der Ecke nach der kurzen Seite trieb ich sie in einen schnellen, aber kontrollierten Galopp. Diesen ließ ich sie vier Runden lang laufen und sie schien sichtlich Spaß daran zu haben. Dann machte ich einen Handwechsel und galoppierte auch auf der anderen Hand noch einmal an. Nach weiteren vier Runden Galopp lobte ich Vidja aus giebig und ließ mir die Zügel aus der Hand kauen. Dann ritt ich zurück zum Putzplatz, saß ab, sattelte Vidja ab, ging mit der Wurzelbürste nochmal über die Sattellage und gab ihr schließlich ihre Gerste und die Pellets. Nachdem sie aufgefressen hatte entließ ich sie auf die Weide.


      30. Oktober 2015
      Fliegen lernen | 16 364 Zeichen | © Seimure & BellaS
      Der neue Tag schien schon einmal gut anzufangen: der Akku von meinem Wecker hatte in der Nacht seinen Geist aufgegeben, und so kam ich erst um sieben aus dem Bett. Als ich in die Küche kam, wurde ich von Flóki, der erst seit ein paar Tagen bei mir wohnte, begrüßt. Flóki war ein Isländischer Schäferhund, also auch ein „Isländer“, womit er super auf den Hof passte. In den letzten Tagen hatte ich ihn erfolgreich stubenrein bekommen und übte nun mit ihm an den grundlegenden Befehlen wie Sitz und Platz.Der Welpe bekam sein Futter und war dadurch eine kurze Zeit beschäftigt, die ich nutzte, um eine Schüssel Müsli zu essen, ohne das er mir zwischen den Füßen rumwuselte. Dann zog ich mich an und Flóki bekam sein Halsband um den Hals, an dem ich ihn festhalten konnte, wenn er auf die Pferde losging oder anderen Unsinn im Kopf hatte. Als wir auf den Hof kamen, trafen wir auf Finley. Finley hatte Flóki schon fast adoptiert, während man das von Bella, die gerade aus dem Stall kam, nicht sagen konnte. Das lag wohl daran, dass Flóki ihr gerne bei der Arbeit zwischen den Beinen rumlief, während er Finley akzeptierte und auf ihn hörte. Wir gingen in die Sattelkammer und teilten die Arbeit zwischen uns auf. An diesem Wochenende wollten wir mit Peppy, Brött und Vina das Fohlen-ABC machen, da Brött und Peppy schon in ein paar Monaten angeritten werden sollten, und es bei Vina auch nicht mehr lange hin war. Da wir gerade den Fohlenschub hatten, würde auch der kleine Vákur beim Führ- und Putzteil mitmachen. Wir einigten uns darauf, dass Bella Brött übernehmen würde, Finley Vina und ich Peppy. Bella würde danach noch mit Vákur ein bisschen üben.

      Ich war angenervt, musste aber auch mit der 'niiiiiiiiiedlich'-Stimme in meinem Kopf ringen, als Linns Welpe vor ihr aus der Tür hüpfte. Der kleine Flóki war zwar goldig, hatte aber ein ausgesprochenes Talent dafür, immer dann aufzutauchen, wenn man ihn in keinster Weise gebrauchen konnte. Zudem war ich noch nie ein Hundemensch gewesen. Ich war mit Katzen aufgewachsen und somit eher ein Liebhaber der kleinen, leisen und unaufdringlichen Tiger. Allerdings ging es ja nicht wirklich um Katzen oder eben Hunde, die Pferde standen im Mittelpunkt und da waren Linn und ich und absolut einig. Zu dritt betraten wir die Sattelkammer, holten die kleinen Fohlenhalfter und machten uns auf den Weg zum Offenstall der Fohlen. Während Brött eigentlich ein Jährling, eher noch ein Jungpferd war und nur noch aufs Anreiten vorbereitet werden würde, war der kleine Vákur gerade erst vollständig entwöhnt worden. Linns Stutfohlen Peppy, von mir spaßhaft PPA genannt, war nur wenig jünger als Brött, und Vina lag irgendwo dazwischen. Durch Zufall hatten Linn und ich in den letzten Tagen außerdem eine erstaunliche Entdeckung gemacht: unsere vier Fohlen waren jeweils zwei Vollgeschwister. So stammten Brött und Vákur von unserem Blettur und der bekannten Zuchtstute Milka Luflee ab, Vina und Peppy waren Nachkommen von einem Hengst namens Maxi und der Stute Palimé. Ich würde mich zu aller erst Brött widmen und belegte den Roundpen mit Beschlag. Finley und Linn gingen mit Vina und Peppy in die Reithalle.
      Ich führte Brött in den Roundpen. Wir hatten vor kurzem mit den Grundübungen zum Longieren begonnen. Sie akzeptierte nun Longe und Kappzaum und hatte verstanden was ich von ihr wollte, wenn ich sie mit einer langen Longierpeitsche zum Gehen aufforderte. Allerdings hatten wir das langweilige 'im Kreis laufen' bisher nur frei und ohne diese 'komische Ding am Kopf' probiert. Heute würde ich also beides kombinieren und Brött das erste Mal klassisch longieren.

      Finley und ich banden Vina und Peppy auf den Hof an und putzten sie schnell. Dann gingen wir in die Reithalle, da Bella mit Brött im Roundpen war. Vina und Peppy hatten auch schon die Grundlagen des Longierens gelernt, aber heute stand ein Anti-Schreck-Training an. In der Halle ließen wir die Beiden vom Strick, damit sie sich schon einmal umsehen konnten, während wir einen kleinen Pacours aufbauten. Dieser startete damit, dass die Fohlen mit verbundenen Augen über eine Regenplane laufen mussten, danach bewarfen wir sie mit kleinen Schaumstoff-Tennisbällen und einem Gymnastikball. Zum Schluss mussten die Beiden noch mit bunten Regenschirmen und Besen bekannt gemacht werden. Finley und Vina legten vor. Die Augenbinde fand Vina schon nicht so toll, aber als Finley sie dann auf die Plane führte, fand sie das zu gruselig. Nach ein paar Runden Trab und Galopp und einigen wilden Bocksprüngen, konnte sich Vina jedoch beruhigen, und Finley führte sie erst ein paar Mal ohne Augenbinde über die Plane, dann auch mit, was sie nach einigem zögern auch meisterte. Während Finley Vina mit den kleinen Schaumstoffbällen bewarf, und sie einige Fluchtversuche machte, durfte auch Peppy erst ohne, dann mit Augenbinde über die Plane zu laufen. Glücklicherweise war sie ruhiger als Vina, und wir schafften es beim ersten Anlauf. Vina hatte auch schon den Gymnastikball hinter sich gebracht, und so begann ich, Peppy mit den Tennisbällen zu bombardieren. Sie fand es nicht gerade toll, war aber auch hier ruhiger als Vina. Auch den Gymnastikball überstand sie gut. Finley und Vina hatten währenddessen Regenschirme durch die Gegend gewirbelt und sich gegenseitig mit dem Besen geärgert. Während auch Peppy und ich dies machten, gingen Finley und Vina den Pacours noch einmal durch, was sehr viel besser ging, als beim ersten Mal. Finley und ich bauten alles wieder ab, während die Fohlen die Halle untersuchten. Dann führten wir Vina und Peppy wieder auf den Hof, wo auch Bella und Brött schon waren.

      Brött hatte fast aufgefressen, als Linn und Finley ihr Fohlentraining ebenfalls beendeten. Den Utensilien zufolge, die der kräftige Schotte schleppte, hatten die beiden heute Anti-Schreck Training gemacht. Linn versorgte nun auch Peppy und Vina mit Fohlengerechten Portionen Geste. Als ich sah, wie die kleinen Mäulchen in den Futterschüsseln verschwanden, rebellierte auch mein Magen. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war bereits 14 Uhr und ich hatte seit dem Frühstück um sieben nichts vernünftiges gegessen. Schnell brachte Brött wieder in ihren Offenstall und verschwand im Haus, um mir etwas zu essen zu machen.
      Nach einer halben Stunde und einer ordentlichen Portion Nudeln machte ich mich gut gelaunt und gesättigt auf zum Stall. Das ganze Fohlentraining hatte lange gedauert, länger als erwartet, und meine Motivation noch Bäume auszureißen hielt sich auch in Grenzen, also sah ich mich gezwungen meinen Tagesplan etwas zu ändern. Ich holte Faera von der Weide und putze und sattelte sie. Die fuchsfarbene Stute würde bald zur Körung gehen, und ich wollte die Kür noch einmal üben. Auf dem Weg zum Reitplatz begegnete ich Linn, die gerade mit Garpur von der Ovalbahn kam. Ich blieb kurz stehen. „Ich übe jetzt nochmal die Kür mit Faera. Garpur ist offensichtlich auch geritten worden. Was hast du noch geplant?“ „Nur ein bisschen Tölttraining mit Meyja und vielleicht Bodenarbeit mit Lykkja, wenn ich dann noch 'nen Nerv dafür frei habe.“ „Okay, dann müssen ja noch einige raus. Was macht Finley?“ „Der? Ich glaube er ist gerade mit Topar raus. Außerdem hatte er vorhin eine handfeste Meinungsverschiedenheit mit Blettur auf der Ovalbahn.“ Linn grinste. „Wenn andere draufsitzen ist sowas eine ganz wunderbare Art der Unterhaltung.“ „Ja, ja.“, lach nur. Auch ich hatte vor einigen Tagen mit besagtem Hengst eine nicht ganz freiwillige Show abgezogen. „Hast du Lust auf einen Ausritt? Nachher? Strand? Ohne Sattel?“ Jetzt war es an mir zu grinsen, denn mit 'ohne Sattel' Ausritten zum Strand hatte Linn ihre ganz persönlichen Erfahrungen gemacht. „Nur wenn ich Sólfari kriege!“ „Abgemacht.“

      Nachdem ich Garpur mit Gerste, Pellets und Brot versorgt hatte, brachte ich ihn zurück in den Offenstall und holte Meyja von der Weide. Mit der Stute würde ich heute Tölt trainieren, da es wegen ihres einfachen, aber guten Tölt am sinnvollsten war, sie darin zu fördern. Ich putzte und sattelte sie schnell, setzte meinen Helm auf und zog statt der Stiefel Stiefeletten und Chaps an. Ich saß auf und trieb Meyja in Richtung Ovalbahn. Nach dem Aufwärmen übten wir Tölt im Arbeits- und Mitteltempo auf beiden Händen. Als wir etwa eine halbe Stunde auf der Ovalbahn waren, stießen Bella und Fjara zu uns. Fjara schien über das Training nicht sehr begeistert zu sein, und nachdem ich einige Zeit zugesehen hatte, wie Bella sich mit ihr rumschlug, überließ ich ihnen die Ovalbahn, damit sich Fjara wieder beruhigen konnte. Ich ritt mit Meyja noch eine kleine Runde durchs Gelände, wo wir auf Finley und Topar trafen, mit denen wir uns ein kleines Rennen lieferten. Natürlich gewann der Hengst das Rennen, aber Bella würde sagen: „Dafür ist Meyja süß!“ Auf dem Rückweg schwärmte Finley von Snót, deren Western-Kenntnisse er vorhin in der Halle gründlich ausgenutzt hatte. Auf dem Hof mussten wir erst einmal Bella beruhigen, der Fjara wirklich den allerletzten Nerv genommen hatte. Bella brachte Fjara wieder auf die Weide und wir gaben Meyja und Topar ihr Fressen. Während sie fraßen, versuchte ich Finley zu erklären, was es mit der deutschen Zeichensetzung und Rechtschreibung auf sich hatte, denn er sprach Deutsch schon recht gut, wenn er aber etwas schrieb, musste man stundenlang davor sitzen und versuchen, auch nur ein Wort zu verstehen. Nach einiger Zeit brachten wir die Pferde wieder auf die Weide und holten Lykkja. Da Finley nichts mehr zu tun hatte, erklärte er sich dazu bereit, mir mit der Stute etwas zu helfen. Wir hatten Lykkja erst vor ein paar Tagen von ihrer Vorbesitzerin abgeholt, und so war dies ihr erstes Training mit uns. Wir putzten sie schnell und gingen dann in den Roundpen. Zuerst longierte ich sie auf beiden Händen im Schritt, Trab und Tölt, schließlich auch im Galopp. Dann nahm ich Finleys Platz auf dem Gatter ein, und er brachte ihr einige Tricks bei, die ich noch nie einem Pferd hatte beibringen können. Schließlich waren wir fertig und ließen Lykkja wieder zur Herde auf die Weide.

      Irgendwie war die Zeit zu schnell vergangen und der Tag neigte sich bereits seinem Ende entgegen. Ich hatte mich gerade vergewissert, dass es Thowra und Stássa an nichts fehlte. Die werdenden Mütter bekamen jetzt öfter noch etwas Extrafutter und das Reiten hatten wir auf Grund der fortgeschrittenen Trächtigkeit bereits eingestellt. Außerdem hatte ich einen Termin mit Joyce vereinbart, die die beiden als Tierärztin noch einmal begutachten sollte. Normalerweise brauchten Isländer keine so große Aufmerksamkeit wenn es um Fohlen ging und auch diese Stuten sollten ihre Fohlen traditionell alleine auf der Weide bekommen, allerdings wollte ich mir sicher sein, dass dabei nicht zu Schwierigkeiten kam. Stuten und Fohlen waren zu wertvoll.Wieder einmal zog ich meine Uhr zu Rate und erschrak. Es war eindeutig zu spät für einen längeren Ausritt, gerade ohne Sattel und Sicherheit. „Es ist zu spät.“ Stellte ich auch für Linn, die sich gerade zu mir gesellt hatte, fest. Machen wir das Morgen. Ich gehe jetzt allerdings noch mal schnell mit Hnakki an den Strand, der muss ein bisschen rennen sonst wird der Wahnsinnig. „Er hat sich selbst zuzuschreiben, dass er in der Box stehen muss! Hätte er sich nicht unbedingt kloppen müssen...“, muffelte Linn. „Ja. Das zeigt nur, dass er viel Potenzial zum Zuchthengst hat.“ Ich versuchte Hnakki zu verteidigen, aber Linn schien die Lust am Streiten auf einmal verloren zu haben. „Ich nehmeVinkona und komme noch mit zum Strand. Ein Rennpassfoto macht sich bestimmt gut auf unserer Website.“ Linn verschwand im Haus um ihre Kamera zu holen, ich holte die Pferde.
      Es wurde ein flotter Ausritt und es entstanden traumhafte Fotos mit einem Junghengst im Rennpass, den Sonnenuntergang im Hintergrund. Schließlich hatten wir genug. Die Pferde wurden versorgt und wir beschlossen uns noch in meiner Wohnung zu treffen um einen Film zu gucken. Kaum war dieser allerdings vorbei, verschwand Linn nach unten und ich fiel ins Bett.

      Am Sonntagmorgen hatte ich mit Bella und Finley ein üppiges Frühstück, unter anderem mit isländischem Skyr, selbstgebackenen schwedischen Semlor und – auf Bellas Wunsch hin – Musik von den 'Magic 5'. So sehr ich die Musik verabscheute, so sehr machte es Spaß, mit Finley ein Kakaowetttrinken zu veranstalten. Währenddessen untersuchte Bella einen Semla. „Was – ist – das, Linn?“ Ich erklärte ihr, was es mit dem schwedischen Fastengebäck, das ich schon seit meiner Kindheit buk und aß, auf sich hatte. Der untere Teil des kugelförmigen, süßen Brötchens war mit Marzipan gefüllt, darauf tat man dann noch ordentlich Schlagsahne, dann noch den Deckel und viel Puderzucker drauf.
      Nach dem Frühstück mit viel staubendem Puderzucker holten wir Laufey und Sólfari, mit denen wir einen Strandausritt geplant hatten. Wir ritten an der Ovalbahn entlang und über die Passbahn zum Strand, wo wir angaloppierten. Sólfari jagte mir einen riesigen Schreck ein, als er mit einem riesigen Satz Laufey und Bella nachjagte. Wir ritten ohne Sattel, und der Pferderücken war rutschig, was durch das Meerwasser, das uns überall hinspritzte, nicht verbessert wurde.

      Die Sonne war noch mich lange aufgegangen und es war kühl. Bis eben hatte ich noch gefröstelt doch jetzt wärmte die Bewegung mich von innen heraus. Laufey flog förmlich über den Strand, und ich musste mein Gewicht ein Stück weiter mach hinten verlagern, um sie ohne Sattel unter Kontrolle zu behalten und mich auf ihrem Rücken zu halten. Schließlich gab ich meine Versuche die Geschwindigkeit zu drosseln auf und griff in die Mähne meiner Stute. Eiskaltes Meerwasser und Sand spritzte unter den Hufen der galoppierenden Pferde auf und versah Linn und mich mit einer feuchten Kruste. Um nicht alles von mir abzubekommen, gab Sólfari mächtig Gas und lief schließlich eine Nasenlänge vor Laufey. Er wandte den Kopf zu ihr und wieherte freudig, was Linn einen kleinen Herzanfall zu bescheren schien. Als wir die Pferde wieder durchparierten und uns auf den Rückweg machen wurde mir bewusst, dass ich eine gute Entscheidung darin getroffen hatte, Laufey das erste Mal von Sólfari decken zu lassen. Dass die beiden Pferde sich gern hatten war mehr als offensichtlich und so freute ich mich, so entschieden zu haben. Das Verhalten von Laufey und Sólfari erinnerte mich aber nicht nur an den bekannten Pferdefilm 'Spirit', sondern leider auch an meinen Exfreund und unsere Trennung im Streit. Man hätte meinen können, dass genug Zeit vergangen war, um diese Szene für immer aus meinem Gedächtnis zu verbannen, doch in Situationen wie jetzt geisterte sie mir gerne wieder im Kopf herum. „Bella! Nicht verkniffen gucken und vor allem nicht grübeln!“ Linn wusste manchmal wirklich zu genau, was in mir vorging. „Wo ist das Problem?“ „Ach, nichts.“ Diese obligatorische Phrase nervte zwar, gab meiner besten Freundin allerdings zu verstehen, dass ich nicht reden wollte. „Wenn du nicht redest rate ich!“, drohte sie mir an. „Also?“ „Ich will nicht reden! Ich brauche keinen Seelenklemptner in Form meiner besten Freundin!“ „Aha. Schon wieder Jonas?“ „Hmpf.“ Das war ihr offensichtlich Antwort genug und Linn sagte erst einmal eine Weile gar nichts, was mir recht gelegen kam. „Du musst da endlich mal drüber hinweg kommen. Vergiss dieses Arschloch!“ Damit war die Sache für sie offensichtlich erledigt und wir spornten die Pferde nochmals zum Galoppieren an. Unser Ausritt zog sich in die Länge, doch als wir endlich wieder beim Hof ankamen, erwartete uns Finley mit guten Neuigkeiten. „Zwei Mal Hengstkörung bestanden und zur Zucht freigegeben.“, rief er uns entgegen. Ab jetzt gab es kein Halten mehr. Lange hatte ich geplant was nun endlich möglich wurde. Wir befreiten Laufey und Sólfari von Trense beziehungsweise Knotenhalfter und putzen sie. Anschließend ging es aber nicht zurück auf die Weide, sondern auf ein kleines, eigens für diesen Zweck abgestecktes Koppelstück. Wir ließen die beiden laufen und warteten gespannt in einiger Entfernung. Es dauerte nicht lange bis Sólfari zur Tat schritt und ich hatte meine selbstbewusste Stute noch nie so überrascht, glücklich und entspannt zugleich gesehen. „Auf das bald eine ganze Herade wunderhübscher Fohlen auf unserer Weide herumtollt.“, grinste Linn. Wir gönnten dem Pferdepärchen noch etwas Zeit zusammen und ließen sie stehen. Dann trennten sich unsere Wege und jeder ging seiner Arbeit nach.
    • AlfurElfe
      17. Januar 2016
      Vorahnungen | 11 376 Zeichen | © Seimure & BellaS
      Mitten in der Nacht schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Ein Albtraum? Dann musste ich ihn direkt wieder vergessen haben. „Na ganz toll.“ Ich grummelte und drehte mich auf die andere Seite, aber irgendetwas ließ mich nicht mehr einschlafen. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, schlüpfte in Reitstiefel und Kapuzenpulli und ging hinaus. Irgendwas stimmte doch nicht. Es war stockdunkel und empfindlich kalt. Kein Wunder, der Hebst war hier oben an der See bereits dabei in den Winter überzugehen. Langsam wanderte ich an den Boxen der Hengst vorbei. Die meisten lagen schlafend auf ihrem Strohbett, nur Hnakki streckte mir seine Nase entgegen und schnaubte leise. „Na Süßer. Auch wach?“, flüsterte ich und schob meine klammen Finger unter die üppige Mähne des Hengstes und sie zu wärmen. Herrlich. Ich hätte Stunden so verharren können, doch eine seltsame innere Unruhe trieb mich weiter. Seltsam, absolut seltsam. Ich schaute noch bei den Fohlen vorbei und ging ein Stück am Zaun der großen Weide entlang, aber mit den Pferden schien alles in Ordnung zu sein. Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg zurück ins Bett.

      Am nächsten Morgen beim Frühstück erzählte ich Linn von meiner seltsamen nächtlichen Unruhe, doch sie tat es achselzuckend ab. Trotzdem beharrte ich darauf die Pferde alle einmal anzusehen, es bestand ja die Möglichkeit, dass doch etwas passiert war. Zwar schüttelten sowohl Linn als auch Finley den Kopf über mich, aber sie halfen mir doch. Mit Hnakki,Blossi und Topar ritten wir über die Wattweide und trieben unsere Stutenherde zurück zu Hof, wo wir sie alle gründlich absuchten. Mit Ausnahme einer kleinen Wunde an Fjaras Flanke, die ich schnell versorgte, fand sich überhaupt nichts. Allen Stuten ging es gut und auch Fohlen und Hengste zeigten keine Auffälligkeiten. „Bella. Könntest du jetzt bitte aufhören dir Sorgen zu machen? Hier ist nichts.“ Linn schüttelte den Kopf und ich grummelte halb zustimmend. Natürlich konnte ich nicht einfach aufhören mir Sorgen zu machen. Wer konnte das schon? Doch als ich sah wie Finley und Linn sich einvernehmlich angrinsten, verzog ich das Gesicht und verschwand in der Sattelkammer um mit meinem Tagewerk zu beginnen.

      Seit dieser seltsamen Nacht waren Wochen vergangen. Es war Dezember geworden, Weihnachten stand vor der Tür und es hatte geschneit. Thowra, Stássa und auch Laufey wurden mittlerweile nicht mehr geritten und trugen ihre dicken Fohlenbäuche stolz über die Wattweide. Außerdem war meine Stute Faera durch die Körung gekommen und Linns Meyja hatte gute Chancen das Selbe zu erreichen. Eigentlich lief alles wunderbar nach Plan, doch etwas trübte unser Glück. Nur wenige Tage nach jener seltsamen Nacht erreichte uns eine schwarz umrandete Karte. Ein schrecklicher Todesfall. Unsere Freundin Sarah, die Vorbesitzerin von Uprising und Thowra und gute Freundin würde das erste Fohlen ihrer Stute nie zu Gesicht bekommen, geschweige denn Thowra nach Hause hohlen. Sie und ihre gesamte Familie waren einem Gasleck in ihrem Haus zum Opfer gefallen. Wie viele andere in der Reiterwelt dachten auch wir an Sarah und ihre junge Familie, die ein so tragisches Ende gefunden hatte. Trotzdem, wir konnten nur unsere Anteilnahme ausdrücken und weiter machen – etwas anderes konnte sowieso niemand gebrauchen. Resigniert stütze ich den Kopf in die Hände und starrte in meinen heißen Tee. Draußen tobte ein regelrechter Schneesturm und ich kam gerade völlig durchgefroren vom Distanztraining mitSnót zurück. Linn ritt in der Halle und Finley stand wahrscheinlich dabei und sah ihr zu anstelle seine Arbeit zu erledigen. Weiter starrte ich resigniert und wütend in meine Tasse. Meine Trauer über Sarah war nur ein Vorwand, in Wahrheit war ich einfach nur eifersüchtig auf die beiden die sich in der letzten Zeit unaufhaltsam näher kamen. Ich und Männer, das war ein Paradox. Einerseits wollte ich einen neuen Freund, mehr als vieles andere, andererseits plagten mich immer noch Sorgen und düstere Vorahnungen über die Trennung von meinem letzten dieser Art. Ich musste mich dringend ablenken und so setzte ich mich an den Computer. Dafür hatte ich schon so lange nicht mehr die Zeit gehabt, obwohl ich Technikkrams jeglicher Art liebte. Erst spät in dieser Nacht fiel ich ins Bett.

      Und schon wieder meinte die Zeit rennen zu müssen. Weihnachten war gekommen und gegangen, mit Mayalie war ein neues Pferd eingezogen. Auch ein neues Jahr war angebrochen und unsere Zuchtstuten zeigten die ersten Anzeichen, dass ihre Fohlen bald das Licht der Welt erblicken würden. Mal wieder hatten man mich mit Aufträgen bombardiert und ich war in der letzten Zeit so viel in der Welt unterwegs gewesen, dass ich so ziemlich alles andere verdrängt hatte. Jetzt standen noch zwei Körungen an, die Geburten von zwei Zuchtfohlen und dann würde ich wieder durchatmen können. Hoffte ich zumindest.

      Der Signalton, der eine neue Whatsappnachricht meldete, riss mich aus dem Schlaf. Die Nachricht war von Bella.
      Lust auf einen Austritt? Mayalie braucht Bewegung. :3
      Verschlafen tippte ich eine Antwort und stand dann auf. Was um Himmels Willen machte Bella um diese Zeit draußen? Es war gerade einmal halb fünf, und meistens war ich die einzige, die vor sechs Uhr auf dem Hof war. Ich machte mich schnell fertig und ging dann mit Flóki raus. Der schwarz-weiße Hund war schnell gewachsen und hatte nun fast seine Endgröße erreicht. Seinen Dickkopf hatte er zwar nicht verloren, aber er durfte seit ein paar Tagen alleine auf dem Hof rumlaufen. Draußen fiel mir gleich Mayalie ins Auge, was bei dem Koloss von einem Pferd auch nicht schwierig war. Ich mochte Kaltblüter nicht besonders gerne, aber ein Shire Horse war immer ein großer Traum von Bella gewesen, der sich mit Mayalie nun erfüllt hatte. Jetzt kam Bella mit Mayalies Putzzeug aus der Sattelkammer. Sie winkte mir fröhlich zu und machte sich dann ans Putzen. Ich überlege derweil, welches Pferd ich für den Ausritt nennen könnte. Viđja nicht, weil sie seit einer Woche nicht mehr geritten wurde, da sie von dem Leihhengst Ljóski ein Fohlen erwartete und ich bei meiner Lieblingsstute keine Risiken eingehen wollte. Schließlich entschied ich mich für meine Stute Vínd, welche genau wie Mayalie noch ein Neuzugang auf dem Hof war. Die kleine Stute war wie ich eine Frühaufsteherin und so dauerte es nicht lange, bis ich sie gesattelt hatte. Wie immer sah es ungemein lustig aus, als sich Bella auf Mayalies Rücken schwang. Wir schlugen den Weg zum Strand ein, den längsten und zugleich schönsten Weg für einen Ausritt. "Was ist eigentlich in dich gefahren?", fragte ich Bella, während wir durch den leise knirschenden Sand hinunter zum Wasser ritten "Sonst bist du doch immer erst um halb sieben bei den Pferden. Frühstens." "Ach, ich weiß nicht. In letzter Zeit bist du den ganzen Tag immer mit Finley zusammen, und irgendwie wollte ich dich mal wieder so richtig für mich haben", sagte sie, während wir mit den Pferden durch das flache Uferwasser platschten. "Bella, so ist das nunmal, wenn man einen Menschen gefunden hat, den man liebt und mit dem man seine Zeit verbringen möchte. Was meinst du, wie es mich manchmal genervt hat, wenn Jonas anwesend war, und du dich nur für ihn interessiert hast", sagte ich beschwichtigend. Bella warf mir einen düsteren Blick zu. "Das war anders. Finley gehört zum Team und wir sind ja auch befreundet. Und wenn die zwei Freunde, die als einzige in der erreichbaren Umgebung sind, plötzlich nur noch Augen für einander haben, dann fühlt man sich so... alleine. Du hattest wenigstens noch Tabea, und mit der warst du ja auch gut befreundet. Ich würde einfach gerne ein bisschen mehr Zeit mit dir verbringen." Nach einer kurzen Pause sah sie mich von der Seite her an. "Aber ich weiß, dass Finley mit dir den allerbesten Mensch gefunden hat, den er finden konnte", fügte sie mit einem kleinen Lächeln hinzu. Wir wechselten einen kurzen Blick und mussten lachen. Wie auf Kommando galoppierten wir an und jagten über den Strand. Nur für Augenblicke waren wir wieder die beiden Mädchen, zehn und dreizehn Jahre alt, die sich beim gemeinsamen Reitunterricht zunächst ignoriert hatten und schließlich aber zu den besten Freundinnen die man sich vorstellen konnte geworden waren.

      Ich hatte mir alles aus der Seele geredet und Linn hatte zugehört. Zwar nicht alles wirklich nachvollzogen, aber was solls? Das meiste war eh nur dämliches Selbstmitleid. Noch immer lag Schnee, der sich mittlerweile in einen ekligen, grau braunen Matsch verwandelt hatte. Nur am Strand und in der Halle konnte man vernünftig reiten, ohne das die Pferde ohne Wintereisen sich Schnee in die Hufe traten oder ausrutschten. Ach der Strand, wie ich ihn liebte. Wie ich Rømø liebte, meine neue Heimat. Ich war wirklich angekommen, hatte mir hier eine Exestenz und ein Zuhause aufgebaut. Jetzt, mit einem glücklichen Pärchen an meiner Seite, fehlte mir nur noch eins… „ES REICHT!“ Energisch verdrängte ich den leidigen Gedanken und konzentrierte mich auf meine heutige Arbeit. Mayalie reiten, erledigt. Mit Nátti tölten üben, weiter mit Sattel und Zaumzeug bei Brött und Kylja, Bjatur anlongieren, noch ein paar Pferde reiten. Alles mögliche stand noch auf meiner To-Do, aber ich würde mit Náttdís anfangen. Ich sattelte meine zweite Lieblingsstute und da ich die Halle heute wohl noch oft genug von innen sehen würde, entschied ich mich für die einzig weitere Option. Es ging zum tölten an den Strand. Er war es schwierig Nátti vom galoppieren abzuhalten und überhaupt in den Tölt zu bekommen, dann hatte ich ein Problem mit wirklich üblem und passigem Takt. Gerade als ich zufrieden war, tauchte hinter mir ein Reiter auf. Finley liebte Topar und seitdem er unter dem Westernsattel ging, waren die beiden nur noch schwer zu trennen. „Rennen gefällig?“ Er grinste. Obwohl ich eigentlich sinnvolleres zu tun hatte, konnte ich nicht widerstehen. So kam ich zu einem zweiten, wunderbaren Galopp am Sønderstrand.

      In der nächsten Zeit passierte nichts weiter aufregendes. Wir kümmerten uns um unsere Pferde, begannen mit den Sattel- und Zaumzeugtraining von Kylja und Brött, die bald eingeritten werden würden, bereiteten uns mit Lykkja, Garpur undVinkona auf die anstehenden Körungen vor und fieberten den Fohlen von Thowra und Stássa entgegen, die nun bald das Licht der Welt erblicken sollten. Auch Laufeys Bauch wurde allmälich sichtlich rund. Und trotzdem hoffte ich, dass sich der Tag in dem ich meine Stute nicht mehr würde reiten können noch etwas verzögerte. Außerdem begrüßten wir mal wieder Neuankömmlinge. Ein junger Hengst und eine hübsche Stute aus meiner Zucht, Bjatur und Tilviljun, kehrten zu uns zurück. Bjatur würde eines Tages wieder auf Wanderschaft gegen, doch für Juni sollte es hier ein längerfristiges zu Hause geben. Für unsere bereits gekörten Zuchthengste gab es nicht ganz so viel Arbeit, allerdings hatten wir auch noch eine weitere Stute gedeckt. Faera trug nun von Black Lemontree, eine gewagte aber aussichtsreiche Kombination. Blettur machte Deckpause. Auch Sólfari und Blossi warteten sehensüchtig auf den Frühling, mit dem wohl auch unsere Fohlenherde an Zuwachs gewinnen würde. Zu allem Überfluss hatte ich mich auch noch in eine gekörte Zuchtstute verliebt und Frejkakurzerhand gekauft. Linn gefiel das zwar nicht unbedingt, doch das störte mich seit ehher sowieso nicht. Bald würde der Frühling auf glæsileika eyjarinnar Einzug halten


      27. Januar 2016
      Wiedersehen macht Freude | 8164 Zeichen | © BellaS
      Als mich die Nachricht erreichte, dass Rachel wieder einmal Pferde verkaufte, war ich nicht besonders interessiert. Rachel hatte so einiges im Stall stehen. Trotzdem schaute ich mir wenig später an um welche Pferde es ging. Ich entdeckte Morgaine, eine Barockpinto Stute die einst mir gehört hatte, dann aber zu Gunsten meiner Isländerzucht ausziehen musste. Die anderen Pferde schaute ich nur flüchtig an, bis ich mit einem mal hängen blieb. Kjarkur stand zum Verkauf, der Vater meines ungeborenen Zuchtfohlens Silfurtoppa. Ein gekört Isländer allererste Güte. Schon rechnete ich im Kopf meine Finanzen durch und schaute was ich würde ausgeben können, da fiel mein Blick auf eine weitere Anzeige. Slaufa, eine hübsche Scheckstute und kein unbekanntes Gesicht. Kurz vor unserem Umzug nach Rømø hatte ich sie, eigentlich zu Zuchtzwecken, an Rachel verkauft. Von diesem Moment an stand fest, wir würden wieder einmal Zuwachs bekommen. Beide Pferde waren zuchtfertig und gekört, hatten gute Voraussetzungen und waren keine Problemfälle, es sprach nichts gegen ihren Einzug. Selbst für meinen Geldbeutel lief das Geschäft verhältnismäßig schonend ab, auch wenn dieser seit den letzten Käufen sowieso nicht mehr besonders voll war. Schon in den nächsten Tagen würden die neuen Pferde ankommen. Ich erledigte die restliche Büroarbeit in fliegendes Eile und suchte nach Linn um ihr von dem schnell getätigten Kauf zu erzählen. Sie hatte nichts dagegen, zeigte sich aber auch nicht übermäßig begeistert. „Wann hörst du wohl auf Pferde zu kaufen?“, fragte sie mich etwas später während eines gemütlichen Ausrittes durch den Wald. Ich saß auf Vin, meinem besten Turnierpferd, das ich dank der Zucht in der letzten Zeit sträflich vernachlässigt hatte. Linn hatte ihre Vidja nicht reiten können, denn der Fohlenbauch gestattete mittlerweile nur noch Bodenarbeit. Da sie aber die Stute Tilviljun, genannt Juni, bald ins Training nehmen würde, hatte sie sie für diesen Ritt ausgewählt. Seit der Schnee verschwunden war, hatte auch das tägliche Leben auf unserem Hof wieder an Normalität gewonnen. Finley betüddelte die Hengste, kümmerte sich um die Boxen, Heu und was sonst noch alles anfiel, Linn und ich ritten den halben Tag und halfen ihm so gut wir kommen. Trotzdem wurde es immer anstrengender. Mehr Pferde bedeuteten mehr Arbeit und wir waren eben nur zu dritt. Schließlich stellten wir gemeinsam eine Anzeige ins Internet, in der wir nach einem vierten Teammitglied suchten. Jemandem der anpacken und Isländer reiten konnte. Zum Glück war mein Dänisch mittlerweile gut genug für solcherlei Aktionen, auch wenn ich zugeben musste, dass ich von uns dreien die war, die die Sprache noch am schlechtesten beherrschte. Finley lernte gern Sprachen und Linn hatte auch noch ein echtes Talent für so was – kein Wunder also, dass ich hinterher hing. Ich ließ meine Gedanken wandern und unser Gespräch verstummte, als wir beide uns in unsere Parallelwelten zurückzogen. Den Weg kannten wir sowieso im Schlaf. Im laufe des Nachmittags hatte ich noch Laufey an der Longe, deren Bewegungsdrang trotz ihrer Trächtigkeit ungebrochen blieb. Abends ging es noch schnell mit Frejka auf den Platz, denn wir waren noch immer in der Gewöhnungsphase. Erst morgen würde es wirklich interessant werden, denn dann durfte Brött das erste Mal das Gewicht eines Reiters auf dem Rücken tragen.
      Es war doch spät geworden, denn am Abend hatten wir zu dritt einen Filmabend veranstaltet. Als ich erwachte, bekam ich einen Schreck. Es war bereits halb neun. Normalerweise stand ich um sieben Uhr auf um mit der Arbeit des Tages zu beginnen, heute hatte ich gehörig verschlafen. Ein Blick auf meinen Radiowecker zeigte mir auch warum, der Stecker war nicht eingesteckt und somit ging hier nichts mehr, mit ausnehme der Uhr, die mit ''Notfallbatterien'' ausgestattet waren. Warum die nur die Uhr versorgten und nicht auch die Weckfunktion, hatte ich bisher nicht nachvollziehen können. Missmutig steckte ich den Stecker wieder ein, zog mich an und verschwand im Bad. In der Küche schnappte ich mir ein Brötchen von gestern und einen Apfel zum Frühstück, die ich auf dem Weg über den Hof aß. Brött war erst heute Nachmittag an der Reihe, jetzt bekam Hnakki erst mal den Rest meines Apfel und dann einen Sattel auf den Rücken. Wir gingen auf die Passbahn. Rennpass mit Hnakki machte immer gute Laune und eignete sich gut zum Start in den Tag. Jetzt kam noch eine kleine Runde Training mit Vina, denn sie war auch schon bald alt genug für ernsthaftes Longieren und ähnliches. Schließlich war es Zeit für Brött. Sattel und Zaum waren längst Routine, nun würde nur noch das Gewicht eines Reiters dazu kommen. Heute allerdings erst mal in Form eines Sandsacks. Der würde sich nicht wehtun wenn er fiel und ich konnte alleine arbeiten. Allerdings kannte ich meine Stute und so folgte dieser Part erst nach genügend Bodenarbeit um sämtliche überschüssige Energie abgebaut zu haben. Dann wuchtete ich den Sandsack, dem ich im Scherz ein Smileygesicht verpasst hatte, auf ihren Rücken. Einen Moment gab ich ihr Zeit die ungewohnte Situation zu registrieren, dann forderte ich sie auf ein paar Schritte zu gehen. Zögerlich folgte mir Brött. Nach und nach wurde sie sicherer und ich begann sie an der Longe im Kreis zu schicken. Im Schritt kein Problem, doch traben oder galoppieren mit diesem schweren Ding kam nicht in Frage. Ich nötigte sie mittels einer Gerte dazu, woraufhin Brött begann den Sandsack irgendwie loswerden zu wollen. Um den heutigen Tag mit einem positiven Ereignis abzuschließen, beließ ich es dann beim Schritt. Ich konnte mich auch morgen noch mit Trab und Galopp herumschlagen. Zum Abschluss des Tages machte ich einen Strandritt mit Sólfari. Erst hatte ich ohne Sattel reiten wollen, dann reizte mich einer schneller Galopp doch mehr und ich sattelte ihn. Erst ging es im Schritt den Strand hinauf, dann im Galopp zurück nach hause. Immer eine Motivation für die Pferde noch schneller zu werden. Leichtsinnig und glückstrunken wie ich war, ließ ich die Zügel fallen und breitete die Arme aus. Sólfari wusste genau wo es nach Hause ging und er genoss die Kopffreiheit. Mein Hengst ließ ein volltönenes Wiehern ertönen und schüttelte den Kopf. Das typische Bild des wilden Mustangs in der Prärie, nur in unserem Fall des wilden Isländers mit Sattel und Reiter am Strand. Am solchen Tagen ging ich mit ''Ich liebe mein Leben'' im Kopf ins Bett.
      Geweckt wurde ich von einem lauten Hupen. Es war mitten in der Nacht doch ein Transporter stand auf dem Hof. Wahrscheinlich Kjarkur und Slaufa. „Herr im Himmel. Muss das sein?“ Genervt schälte ich mich aus dem Bett, kramte nach irgendwas zum anziehen und und ging nach unten um die Tür zu öffnen. „Frau Wincox konnte ihre Pferde nicht persönlich bringen.“ Ein übermüdeter Fahrer stand auf dem Hof und sprach mich direkt an. „Warten sie, ich bringe nur schnell die Pferde weg. So fahren sie mir nicht wieder los.“ Der Fahrer sah das ein und ich brachte Kjarkur und Slaufa schnell in die, seit gestern vorbereiteten, Boxen. Einige Minuten später hatte ich mich mit den Fahrer bekannt gemacht und ihn in einem des Gästezimmer über den Stallungen einquartiert. Dann ging ich wieder ins Bett um wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen, ehe die Arbeit wieder losging. Als ich wieder erwachte, klemmte ein zettel an meiner Tür. Der Fahrer hatte ihn dagelassen. Er bedankte sich und teilte mir mit, dass er bereits abgefahren sei. Tatsächlich zeugten nur noch die Reifenspuren im Kies von seiner Anwesenheit. Der restliche Tag verlief normal. Gemeinsam mit Linn und Pricess Peppy Ann arbeitete ich mit Vina, dann half mir Finley mit Brött. Heute klappte es auf einmal problemlos, auch im Trab und Galopp. Bald schon würde sich eine echte Person auf ihren Rücken setzen können. Slaufa kam auf die Wattweide, wo Stássa, Laufey, Vinkona und alle Stuten die sie noch kannten freudig begrüßten. Finley ritt Blossi, ich mistete aus, Linn arbeitete mit Vínd. Schließlich kam noch eine lustige Einheit gebisslos reiten mit Snót und ein Ausritt mit Mayalie rundete meinen Tag ab. Alle Pferde täglich zu bewegen war unmöglich, den Versuch hatten wir bereits aufgegeben.


      31. März 2016
      Sternzeichen Islandpferd | 18.072 Zeichen | © Seimure & BellaS
      Mit einem fröhlichen "Guten Morgen!" und einem Kuss auf die Wange weckte ich Finley, welcher sich jedoch nur demonstrativ die Decke über den Kopf zog. In Sachen Aufstehen waren wir beide ganz anderer Ansicht, denn während ich es liebte, um fünf in den Tag zu starten, bevorzugte Finley es, lieber spät aufzustehen. Während er noch vor sich hin döste, frühstückte ich und machte mich fertig für den Tag. Heute stand nicht sehr viel auf dem Plan, denn die Pferde hatten am Wochenende schon trainiert, aber natürlich mussten sie trotzdem versorgt und geritten werden und zudem würde sich heute unser neuer Bereiter vorstellen, der, wenn alles gut lief, auch bald auf dem Hof einziehen würde. Das war auch der Grund, weshalb ich meine Wohnung im Erdgeschoss geräumt hatte und nun bei Finley im zweiten Stock wohnte. Während ich noch darauf wartete, dass mein Freund aufstand, spielte ich mit Flóki, der sich genau wie ich sehr schnell an die neue Wohnung gewöhnt hatte und Finley nun als vollständiges Rudelmitglied ansah. Mittlerweile war Flóki ausgewachsen, benahm sich aber nach wie vor wie ein Welpe. Um sieben schaffte es auch Finley aus dem Bett und es dauerte nicht lange, bis er seinen Morgenmuffel-Modus ausschaltete und sein übliches Grinsen auf seinem Gesichtseinen Platz einnahm. Gemeinsam gingen wir nach unten, wo uns Bella begrüßte und die Aufgaben für den Tag verteilte. Bevor Robin kam, mussten wir nur die Hengste füttern, weshalb wir zu dritt in den Stall gingen, wo wir bei Kjarkur, Garpur, Uprising, Sólfari, Hnakki, Blossi, Blettur und Black Lemontree die Heunetze füllten und die Boxen ausmisteten. Sólfari und Black Lemontree brachten wir dann auf den Paddock und sahen noch kurz nach den Stuten, bevor ein Hupen vom Hof uns aufschrecken ließ. Robin schien etwas überpünktlich zu sein, aber das machte ja nichts. Wir stellten uns ihm alle vor und begannen dann damit, ihm den Hof zu zeigen.

      Ich wäre nicht ich gewesen, hätte ich mir nicht vor der Anstellung unseres neuen Bereiters tagelang den Kopf zerbrochen. Ob das eine gute Entscheidung war, fragte ich mich und ob der Mann, den ich ausgesucht hatte auch eine gute Wahl gewesen war. Am Morgen seiner Ankunft kümmerten wir uns zu dritt um die Hengste, wo ich mich allerdings beeilte um den Mutterstuten und ihren winzigen Fohlen zuzusehen, die erst seit wenigen Tagen auf die Weide durften. Sleipnir, der ältere, war quicklebendig und tobte über die Weide. Thowras Sohn war bereits Mio versprochen und würde umziehen sobald er sechs Monate alt und entwöhnt war. Silfurtoppa hingegen erwies sich als ruhiger, aber offensichtlich klug. Das Stutfohlen war Windfarben. Eine echte Schönheit.
      So lehnte ich am Zaun der Weide und beobachtete meine jüngsten Zöglinge, als Robin ankam. Das Auto parkte neben der Auffahrt und mein Magen machte einen dämlichen kleinen Hüpfer. "Was soll das, Bella? Das ist nur der neue Bereiter!" Ich kramte mein Selbstbewusstsein als Chefin zusammen, drehte mich um und ging um Robin zu begrüßen.
      Er machte einen guten Eindruck und zu dritt zeigten wir dem Dänen den Hof und unsere Pferde. Freundlich war er, offen, aber nicht übermäßig redselig, großmäulig oder nervig. Tatsächlich hatte ich mich schon fast entschieden. Ich musste ihn nur noch reiten sehen.
      Da er in Zukunft einige der Hengste übernehmen sollte, wählte ich Blacky für Robin. Er zeigte sich sofort souverän. Sattelte den Hengst und schwang sich in den Sattel. Er ritt selbstverständlich mit Helm, was ich, Asche auf mein Haupt, zu Hause nicht immer tat. Auch auf der Bahn war ritt er entspannt aber bestimmt.
      Jetzt war alles klar. Robin würde in Linns Erdgeschosswohnung einziehen.

      Während Bella noch mit Robin den geschäftlichen Teil besprechen wollte, machten Finley und ich uns wieder an die Arbeit. Ich holte Princess Peppy Ann von der Weide, um mit ihr weiter an der Longe zu trainieren. Bald würde die Stute fünf Jahre und damit alt genug fürs Einreiten sein. Ich freute mich schon darauf, denn sie würde mein erstes eigenes Pferd sein, das ich einritt. Mittlerweile konnte man gut an der Longe mit ihr arbeiten und täglich trainierten wir eine halbe Stunde, seit neuestem auch schon mit Sattelzeug. Peppy war heute nicht so konzentriert wie sonst, aber das lag vielleicht auch an mir, denn ich war heute auch eher im Standby-Modus. Dafür konnte ich heute gut mit Tilviljun arbeiten, mit der ich mich seit gestern ans Tölten wagte. Sie machte sich in dieser Gangart schon sehr gut, allerdings bisher erst an der Longe und an der Hand, was wir auch heute wieder üben wollten.
      Während ich bei Juni auf dem Anbindebalken saß und darauf wartete, dass sie ihr Futter auffraß, kam auch Finley mitTopar, seinem Lieblingshengst, mit dem er gerade im Dressurviereck gewesen war. Er gab mir einen leichten Kuss und setzte sich neben mich, während Juni versuchte, Topar das Futter streitig zu machen. Finley legte einen Arm um meine Schulter. "Wie wäre es mit einem Ausritt nachher? Nur wir beide?", fragte er mich leise. Ich lächelte. Das allein konnte er schon als Ja deuten, er kannte meine Art halt. Wir küssten uns noch einmal, dann brachte er Topar auf den Paddock und ging wieder in den Stall. Mit einem kleinen Lächeln sah ich ihm nach. In dem nun schon fast einem Jahr, in dem wir zusammen waren, hatte ich unsere Beziehung zu schätzen gelernt und Finley war für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben geworden. Mit ihm fühlte ich mich komplett.
      Bella kam mit Robin aus dem Büro und rissen mich aus meiner Träumerei. Auch Juni hatte ihr Futter aufgefressen und sabberte nun auf meine hell-lilane Reithose. Scheiße. Bella und Robin kamen nun zu mir rüber und ich versuchte, den grau-grünen Sabber so gut es ging zu verdecken. "Darf ich dir unseren neuen Bereiter vorstellen?", fragte Bella grinsend. Ich lächelte etwas verunsichert. Robin verabschiedete sich von uns - auf Deutsch, was mich, ehrlich gesagt überraschte. Als er weg war, fing Bella sofort an zu plappern: "Er kommt aus Kopenhagen, ist aber in Rødby aufgewachsen. Er hat in Kopenhagen studiert und danach die Ausbildung zum Bereiter gemacht. Außerdem hat er in der Schule Deutschland gelernt. Ist das nicht toll? Er reitet schon seit seiner Kindheit auf Isländern und ist schon auf vielen Turnieren geritten..."
      Ich grinste. Gefühlt erzählte sie mir gerade Robins gesamte Lebensgeschichte, die sie offenbar genauestens kannte. "Bella?", unterbrach ich sie. "Ja?", fragte sie verdutzt. "Du bist hochkant in ihn verknallt", sagte ich lachend. "Das stimmt doch gar nicht!", sagte sie empört, aber ich konnte den unsicheren Unterton in ihrer Stimme hören. "Jonas ist seit mehr als zwei Jahren Geschichte", erinnerte ich sie. Bevor sie sich umdrehte, warf sie mir noch einen unsicheren Blick zu und ging dann in Richtung Weide.

      Linns Worte klangen in meinen Ohren nach. Verdammt. Ich hatte diesem Typen vor gerade Mal zwei Stunden kennen gelernt und direkt warf mir meine beste Freundin die Feststellung an den Kopf, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Das schlimmste daran war, es stimmte. Hatte ich das ganze letzte Jahr mit Neid auf Linn und Finley gesehen, waren mir die Beiden mit einem Mal völlig egal. Solange Robin mich beachtete, war ich zufrieden. Zwei Jahre war es her, dass ich mich so gefühlt hatte. Verliebt gefühlt hatte. Seltsam. Manchmal traf einen das aus heiterem Himmel. Robin hatte sich in seine neue Wohnung zurück gezogen. Sein Zeug würde wohl auch bald ankommen und ich hatte mir schon fest vorgenommen ihm beim schleppen und aufbauen zu helfen. Finley und Linn waren mit Meyja und Slaufa auf einem gemeinsamen Ausritt am Strand. Ich konnte mir jetzt aussuchen ob ich mich lieber um Brött und Vina, die Jungpferde, kümmern wollte, einen der Hengste oder eins der Trainingspferde reiten wollte. Ich entschied mich für etwas Ovalbahntraining mit Náttdís und schloss dann eine Dressureinheit mit meinem dicken Plüsch Mayalie an. Während sie am Putzplatz mit der Nase in ihrer Futterschale wühlte, kam auch Robin wieder hinunter. Wir hatten schon besprochen für welche Pferde er zu ständig sein würde, doch eigentlich hatte er heute noch frei um anzukommen. „Wollen wir noch ausreiten?“ Er ging zielstrebig auf mich zu. Es dämmerte bereits und die Sonne würde bald untergehen. Egal, klar wollte ich. Ich bejahte und wir sattelten uns zwei der Hengste. Ich ritt Sólfari, Robin hatte sich Kjarkur ausgesucht. Am liebsten hätte ich jetzt auf Laufey gesessen, doch meine Lieblingsstute war hochträchtig und wurde nicht mehr geritten. Ich freute mich schon auf die Fohlen, die noch auf die Welt kommen würden. Faera zum Beispiel war überfällig. Seit Tagen kam sie Abends in die Geburtsbox, doch noch war nichts passiert. Jetzt ging es erst mal mit Robin an den Strand. Im Sonnenuntergang. Ich hoffte inständig, dass ich Linn nicht begegnen würde, sonst würde ich mich nicht mehr vor ihrem Spott retten können.

      In der Sache mit Bella war ich mir absolut sicher. Allerdings erzählte ich Finley nichts davon, denn ich wusste, dass Bella mich dafür gekillt hätte. Nachdem ich mit Garpur fertig war schaute ich noch kurz nach Vidja. Sie war merklich runder geworden und ich freute mich schon riesig auf ihr erstes Fohlen. Finley war noch mit Snót in der Halle, weshalb ich Færa von der Weide holte. Da die Sonne schon tief stand, musste sie bald in die Box. Sie fand es dort zwar nicht besonders schön und wehrte sich jeden Abend, in den Stall zu gehen, aber wir wollten, dass das Fohlen geschützt auf die Welt kam, da es ihr erstes war. Bis Finley das Training beendete unterhielt ich mich mit Robin, der wirklich gut Deutsch sprach, aber noch sehr zurückhaltend wirkte. Bald zog er sich in seinen Wohnung zurück und ich holte die Halfter von Meyja und Slaufa, um sie von der Weide zu holen. Natürlich musste die Herde ganz am anderen Ende der Weide stehen. Meyja begrüßte mich mit einem freundschaftlichen Schnauben und begann, mich nach Leckerlis zu durchsuchen, während Slaufa sich eher zurück hielt. Ich halfterte die beiden Stuten und schwang mich auf Meyjas Rücken. Wenn die Pferde zu weit draußen standen, ritt ich oft zurück zum Hof, das ging schneller als Laufen. Ich ließ Meyja antölten und Slaufa, die ich als Handpferd nebenher führte, tat es ihr gleich. Innerhalb von fünf Minuten hatten wir den Hof erreicht. Finley war mittlerweile mit Snóts Training fertig und sattelte sie gerade ab. Ich putzte Meyja und Slaufa, während Finley Snót versorgte. "Wollten wir mit Sattel oder ohne ausreiten?", fragte ich ihn. "Ohne, das ist viel lustiger", grinste er. Ich trenste die beiden Stuten noch schnell, dann saßen wir auf und ritten gemeinsam vom Hof.

      Linn und Finley waren mit zwei der Stuten weg, ohne Sattel. Robin und ich hatten uns für zwei Hengste entschieden. Seltsam. Noch seltsamer war allerdings der Mix meiner widerstreitenden Gefühle. Schon beim Satteln und Trensen machte sich unsicheres Schweigen breit, das ich nicht wie sonst brechen konnte. Robin sagte nichts. Ich sagte nichts. Schließlich gurteten wir nach und saßen auf. Jetzt bestand das erste Mal die Notwendigkeit zu reden. „Strand oder Wald?“, fragte ich knapp und traute mich endlich Robin anzusehen. Himmel, er sah so gut aus! Schnell wandte ich den Blick wieder ab, es reichte aber noch um sein Grinsen zu sehen, das mit der Antwort einher ging. „Wir haben Strand, das ist wohl keine Frage.“ Sein Grinsen. „Nein Bella, lass das. Du kennst ihn erst ein paar Stunden.“ „Aber er ist so toll.“ „Du benimmst dich als wärst du ein verliebter Teenie.“ „Egal, bei ihm lohnt sich das!“ „Woher willst du das wissen. Denk an Jonas… Denk an Jonas… Denk an Jonas...“ Die Worte hallten in meinem Kopf. Schlimm genug, dass ich mich nach ein paar Stunden Hals über Kopf verliebt hatte, jetzt stritten auch noch meine Gefühle. „Ausblenden, Bella.“ Ich ignorierte die Achterbahnfahrt und ritt an. „Dann komm.“ Es war einfach schön am Strand. Die Sonne versank im Meer und wir begegneten Linn und Finley nicht. Irgendwann brach Robin das Schweigen und das Antworten wurde immer leichter, bis ich mich einfach wohl fühlte. Den Galopp ließen wir zwar auf Grund der Dämmerung ausfallen, doch auf dem Rückweg ritten wir entspannt nebeneinander und redeten über Gott und die Welt. Nachdem wir die Hengste gefüttert und ich meine restliche Arbeit des Tages erledigt hatten, ließ ich mich in meiner Wohnung aufs Sofa fallen. Ich wollte einen Film sehen. Das meine Wahl heute auf den kitschigsten Liebesfilm fiel, den ich besaß, war auch nicht weiter verwunderlich.
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      Die nächsten zwei Tage verliefen völlig normal. Robin fügte sich in den Hofalltag ein, als hätte er schon immer zum Team gehört. Gemeinsam kontrollierten wir die trächtigen Stuten, die inzwischen alle vier Geburtsboxen belegten. Faera, überfällig mit ihrem Fohlen und Vidja, Laufey und Frejka, die noch etwas Zeit hatten, aber ihr erstes Fohlen erwarteten. Währenddessen scheuchte Linn ihre Stute Lykkja über die Ovalbahn und Finley bespaßte die Junghengst Glanni im Roundpen. Ich würde heute noch mit Brött, Blaer, Vina und Klyja arbeiten. Die jungen Stuten standen alle auf verschiedenen Stuten des Einreitens. Brött kannte schon das Gewicht eines Reiters und lernte nun die Hilfen, die drei anderen gewöhnten sich noch an Sattel und Zaumzeug. Dieses Training nahm immer eine Menge Zeit in Anspruch. Ich schaute außerdem eine Weile bei Robins Training mit Alvari zu, während ich mein Mittagessen verspeißte und gönnte mir gegen Abend eines Ausritt mit Hnakki. Ungefähr so sah meine tägliche Routine aus. Viel Arbeit, viel zu organisieren und doch immer wieder schön.
      Wir konnten sogar ein neues Pferd begrüßen. Eine fünf Jahre junge Stute namens LR Pieaches, die wir kören und vielleicht in der Zucht einsetzten wollten. So verstrichen zwei normale Tage, ehe wieder etwas passieren sollte, das ich so schnell nicht vergessen würde.
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      Mitten in der Nacht erwachte ich unruhig. Mehrere Versuche einzuschlafen liefen ins Leere und so zog ich mir schließlich etwas über und wanderte auf den Hof. Nachdem ich eine Weile Hnakkis Nase gekrault hatte, die aus der Boxentür lugte und sah, dass Sólfari sich bei meiner Ankunft vertrauensvoll zum schlafen hinlegte, kam ich schließlich auf die Idee bei Faera, Laufey, Frejka und Vidja vorbei zu schauen.
      Leise öffnete ich die Stalltür. Sofort fiel mir ein kleines Licht auf, das im Stall brannte. Ich trat vorsichtig und misstrauisch ein. Vidja lugte mir entgegen und verlangte direkt mit einem auffordernden Blick nach Streicheleinheiten, doch die Szene, die sich in Faeras Box abspielte, verlangte meine ganze Aufmerksamkeit. Eine einzelne Taschenlampe spendete spärliches Licht, doch es reichte um die Gestalt zu erkennen, die am Kopf der liegenden Stute kniete. „Robin?“ Mein flüstern war heiser und besorgt. „Was um Himmels Willen…?“ „Psst. Komm her. Hilf mir. Das Fohlen...“ Ich hatte es gewusst, nein, ich hatte es gespürt. Und er auch. Ich öffnete mit fahrigen Fingern die Boxentür und kniete mich neben Robin ins Stroh. Eigentlich hätte Faera alles problemlos meistern müssen, es war bereits ihr zweites Fohlen, doch hier lief irgendetwas gewaltig schief. Ich ahnte böses und sah Robin an. „Liegt irgendwie falsch?“ „Höchstwahrscheinlich.“ „Scheiße.“, und einen Moment später „Wir brauchen einen Tierarzt!“ „Klar, aber der kommt unter Garantie zu spät.“ Ich bewunderte ihn für sein ruhiges und besonnenes Handeln. „Faera muss aufstehen. Manchmal korrigiert sich das Fohlen dann selbst. Wir können nur hoffen und ihr Platz machen.“ Er sprach leise und in ruhigem Ton. Ich wusste nicht, ob er mich oder Faera beruhigen wollte, aber in jedem Fall funktionierte es. Wir zogen uns in eine Ecke zurück und warteten darauf, dass Faeras natürliche Instinkte griffen. Ich konnte sehen wie sich die Muskeln bei den einzelnen Wehen verkrampften. Noch lag sie im Stroh. Die folgenden zehn Minuten waren die längsten meines Lebens. Ein zittern durchlief die Stute und sie begann sich hochzustämmen. Ich glaubte nicht daran, dass das Fohlen sich von selbst in seiner Lage korrigieren würde. Warum hatte ich bloß keinen TA zum Check-Up bestellt, dann wäre so etwas gar nicht erst passiert. Während ich mir noch Selbstvorwürfe machte, war Robin schon aus der Boxenecke aufgestanden. „Wir können ihr nur noch helfen das Fohlen raus zu bekommen und hoffen, dass es nicht erstickt.“ Langsam kehre mein Verstand zurück und auch ich richtete mich auf. Jetzt kam der Teil bei dem ich wenigstens halbwegs wusste was zu tun war. Die nächste Stunde blieb mir nur noch mit Schweißgeruch und Blut in Erinnerung, aber dann war es geschafft. Ein zitterndes, kleines Wesen lag im Stroh. Nicht erstickt, nicht missgestaltet, ein wunderschönes, kleines Stutfohlen mit einer breiten, weißen Blässe. Auch Faera schien wohlauf, denn sie war sofort bei ihren Fohlen und machte einen gesunden Eindruck. Ohne etwas zu sagen verließen wir die Box. „Væna.”, meinte ich schließlich. „Die Liebliche, die Hoffnungsträgerin.“ Damit stand der Name fest. Robin sah mich an. Nicht flüchtig. Er sah mir in die Augen. Ich war Müde, ich konnte dem Blick nicht standhalten ohne mich völlig zu zu blamieren. Verdammt, drei Tage hatten gereicht mir den Rest zu geben. Er stand einfach nur da, sah mir mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht an. Sein Hemd war verschmiert mit dem Blut der fohlenden Stute und ich sah wahrscheinlich nicht besser aus. Zwei Schritte Distanz trennten uns. Er überbrückte sie im Bruchteil einer Sekunde, doch für mich lief alles in Zeitlupe ab. Zwei Schritte, kein Zögern. Und dann küsste er mich. Einfach so. Keine Liebeserklärungen, keine hochroten Gesichter. Einfach nur ein Kuss, der reichte um alles zu sagen.
      Ich wusste nicht wie spät es war. Ich hatte die ganze Zeit einfach nur funktioniert. Wir hatten nicht gesprochen, nur nebeneinander gearbeitet und versucht das bestmögliche aus der Situation zu machen. Jetzt viel die ganze Anspannung von mir ab und ich fing einfach an seiner Schulter an zu heulen. Etwas unbeholfen tröstete er mich. Als wir den Stall schließlich verließen um uns um einen Tierarzt zu kümmern und noch etwas zu schlafen, ging über Rømø Die Sonne auf.


      18. Juli 2016
      Fohlenzeit und Geburt von Ljósfari | 11700 Zeichen | © AlfurElfe & BellaS
      Bellas Sicht
      Ich stand am Zaun der Wattweide und hing meinen Gedanken nach. Verträumt betrachtete ich die kleine Vaena, die inzwischen fast vier Wochen alt war. Ganze vier Wochen waren vergangen, seit Robin mich geküsst hatte. Wie immer, wenn ich an ihn dachte, überließ mich ein angenehmer Schauder. Es war eindeutig nicht bei diesem einen Kuss geblieben… Schön, meine Fantasien mussten warten, jetzt waren meine Schützlinge dran. Vidja war seit Wochen wirklich überfällig. Das Fohlen, dessen Vater ein junger Hengst eine befreundeten Züchterin namens Ljóski war, meinte offensichtlich sich Zeit lassen zu müssen. Diese Tatsache kostete Linn jeden Tag mehr Nerven. Sie konnte die Geburt kaum mehr erwartet und mit jeder weiteren Woche, die der gedachte Termin überschritten wurde, wurde die Sorge um ihre Stute in ihren Augen deutlicher. Auch Frejka und Laufey bewohnten noch die Geburtsboxen, aber beide waren noch nicht überfällig. Im Gegenteil, gerade Laufey hatte eher noch etwas Zeit, aber bei ihrer unvorsichtigen Art hatte ich lieber zu früh als zu spät angefangen, sie nachts in die Box zu stellen. Wobei ich das bisher noch nicht konsequent durchgehalten hatte. Die letzten, sehr sommerlichen, Tage hatte Laufey noch auf der Wattweide verbracht, da ich zu faul war mir jeden Abend das „ich will aber nicht rein“-Spiel anzutun. Ich sammelte das Halfter auf, das mir aus der Hand gefallen war und holte Stássa. Seit Silfurtoppa abgesetzt worden war, war sie etwas lethargisch und ich wollte meine Stute endlich wieder auf Trab bringen. Seit der Geburt ihres zweiten Fohlen war sie noch nicht wieder geritten worden. Ich hatte einfach zu viel zu tun gehabt und sie quasi vergessen. Thowra hatte ich vor kurzem verkauft und auch Fjara hatte bereits einen neuen Besitzer und würde uns in naher Zukunft verlassen. Stássa war dabei ein wenig ins Hintertreffen geraten. Wahrscheinlich war auch ihre Kondition im Eimer, sodass heute nur ein kurzer Schrittausritt zum Strand drin war. Ohne Sattel, da sie noch immer etwas dicker war, als gewöhnlich. Das rührte zwar eher von der Überweidung, als von der Trächtigkeit her, doch ich wollte dem Sattel nicht schaden. Mit dem Training würde sich auch ihre Figur verbessern.


      Linns Sicht
      "BELLAAA!", rief ich quer über den Hof. Na toll. Immer, wenn man sie brauchte, konnte man sie nicht finden. Das verschlechterte meine Laune noch mehr, obwohl das schon fast garnicht mehr ging. Ich suchte den ganzen Hof ab und fand sie schließlich am Zaun der großen Weide. Verträumt beobachtete sie die spielenden Fohlen. "Hörst du schlecht oder WAS? Viðjas Fohlen kommt!", schnauzte ich sie an. Skeptisch sah sie mich an. "Bist du dir ganz sicher?", fragte sie. Ich nickte. "Du weißt schon, dass die meisten Fohlen nicht nachmittags auf die Welt kommen, oder?", fragte sie mich. "Jaaa, Bella, ich bin auch nicht ganz unerfahren, aber Nachmittag ist doch besser als wenn man nachts deswegen aus dem Bett geworfen wird. Und jetzt komm, sonst verpassen wir es noch!" Gemeinsam trabten wir hinüber zum Stall, den wir leise betraten. Bella schrieb noch schnell Finley und Robin, die gerade mit Snót und Kjarkur am Strand waren, dass die Geburt anfing, dann gesellte sie sich zu mir an die Boxenwand. Pferdegeburten waren zugleich eine schönsten und eine der ekligsten Sachen, die ich je gesehen hatte. Doch da es das Fohlen meiner Lieblingsstute war, war die Geburt doch ein Erlebnis. Viðja hatte sich inzwischen hingelegt und man konnte bereits die beiden kleinen Vorderhufe sehen. Ich hoffte inständig, dass es nicht so kompliziert wie bei Vænas Geburt werden würde. Als schließlich ein kleines Scheckfohlen im Stroh lag, war Bella kaum zu halten, denn ich hatte ihr das Fohlen versprochen. Viðja leckte das kleine ab, bevor es das erste mal versuchte, auf seinen stelzigen Beinen zu stehen. "Es ist ein Hengst!", flüsterte Bella. Ich grinste. "Wie wäre es mit 'Ljósfari', der, der mit dem Licht reist?", schlug ich vor. "Ja, das ist ein toller Name! Ich rufe gleich Occu an und erzähle es ihr!", sagte sie, vielleicht doch etwas zu laut, warf dem kleinen Hengst, der nun schon mit dem Trinken begonnen hatte, noch einen verliebten Blick zu und verschwand dann aus dem Stall.


      Bellas Sicht
      Als ich die alte Scheune verließ, war es erst später Nachmittag. Dass Vidja heute drinnen gestanden hatte, war wohl Vorsehung gewesen. Laufey und Frejka wanderten jedenfalls noch auf der Wattweide umher. Ich war glücklich. Ein gesundes Fohlen auf die Welt kommen zu sehen löste immer wieder ein wunderbares Gefühl in mir aus. Ich schlenderte am Zaun der großen Wattweide entlang und traf schließlich auf Robin. Er war offensichtlich gerade von seinem Ausritt mit Finley zurück gekehrt und kam mir nun mit neugierigem Blick entgegen. „Ein Hengst. Ljósfari haben wir ihn getauft.“, erzählte ich schnell, bevor mein Freund fragen konnte. „Und das beste daran: Meiner!“ Er grinste und küsste mich einfach auf den Mund. Gut, dass uns hier keiner sah. Vor den anderen herumzuknutschen schien mir noch immer unpassend. Zwar waren auch Linn und Finley zusammen, doch ich mochte es trotzdem nicht. „Ach Bella. Entspann dich doch mal.“ Und wie immer hatte Robin recht. Ich wollte gerade meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn lenken, als Laufey in mein Blickfeld getrottet kam. Normalerweise hätte mich das nicht davon abgehalten, Robin zu fokussieren, doch irgendetwas mit meiner Stute stimmte nicht. Ich liebte Laufey. Drohten mich meine Gefühle zu überwältigen, half es mir immer mit ihr auszureiten. Sie kannte mich, in alle Situationen und das hatte zur Folge gehabt, dass auch ich sie kannte. „Mit ihr stimmt etwas nicht.“ Robin war nun vollkommen nebensächlich und ich trat an den Zaun der Wattweide. „Hey, Feechen, komm mal her.“ Sie reagierte. Nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Ich kletterte über den Zaun und nahm sie einmal komplett in Augenschein, um gleich darauf einen riesigen Schrecken zu bekommen. Ihr Schweif war blutverkrustet. Nach Luft schnappend suchte ich schnell nach der Ursache. Sie blutete nicht mehr. Die Geburt hatte also noch nicht begonnen. Hätte sie ihr Fohlen allerdings schon alleine auf der Weide bekommen, wäre es jetzt bei ihr. „Robin... Oh scheiße.“ Viel mehr fiel mir im Moment nicht ein. „Bitte lass es nicht das sein, was ich denke, dass es ist….“, betete ich still und fieberhaft. Erst jetzt ließ ich den Blick angstvoll über die Wattweide schweifen und er blieb an etwas hängen, das meine Angst in pure Freude verwandelte. Ein goldenes Etwas kam auf Laufey zugesprungen und forderte konsequent etwas zu Essen ein. Das Fohlen musste schon gestern, oder vorgestern auf die Welt gekommen sein, denn es war bereits sehr sicher auf den Beinen. Außerdem hatte die kleine, goldene Stute wohl ziemlich fiel von ihrer Mama abbekommen. Das erkläre, warum sie schon jetzt alleine herum hüpfte und sich von Laufey entfernte. Kaum war die kleine wieder in Sicht, blühte auch meine Fee wieder auf. Stolz stupste sie ihre Tochter an. Glück im Doppelpack!

      Halastjarna, Sternschnuppe, hatte ich Laufeys Fohlen genannt. Das Abzeichen auf der Stirn und die schicke, goldene Färbung hatten den Ausschlag gegeben. Zwar hasste Linn Namen für Pferde, die mehr als drei Silben hatten, doch das war mir mal wieder reichlich egal gewesen. Bei Linns Stuten durfte sie schließlich die Namen auch selbst aussuchen. Auch wenn ich gerne noch länger am Zaun der Weide gelehnt hätte, wartete doch wieder die Arbeit auf mich. Wir hatten zwei Neuzugänge und zwei Pferde vom Körservice, die umsorgt werden wollten. Die Isländerstuten Fenja und Luna hatte ich beide in mäßigem Zustand für wenig Geld in Verkaufsställen entdeckt. Luna wollte ich allerdings nur kören und dann wieder verkaufen, Fenja hingegen hatte ich lieb gewonnen. Sie war es auch, die ich nun bewegen würde. Ich sattelte sie schnell und putze auch Tilviljun über. Beide Stuten waren im Galopp sehr schnell und so konnte ich Juni gut als Handpferd mitnehmen, denn sie kam wenigstens hinterher. Währenddessen plagte sich Linn in der Halle mit der halben Fohlenherde ab. Sie hatte den großen Gymnastikballl am Start und Hlín, Litfari, Silfurtoppa und Glanni tobten munter mit ihr im Sand herum. Ich sagte ihr kurz Bescheid, dass ich ausreiten würde und scheuchte Finley von der Bande, auf der er es sich bequem gemacht hatte. „Könntest du bitte dafür sorgen, dass die Hengste rauskommen? Alvari, Uprising, Blossi und Sólfarimüsstest du zusammen stellen können. Außerdem wäre es cool, wenn du noch Topar ein bisschen Bewegung angedeihen lassen könntest. Der zerlegt noch seine Box.“ Ich ließ meine Worte so im Raum stehen und marschierte nach draußen um endlich meinen Ausritt anzutreten. Eigentlich hatten wir viel zu viele Pferde für uns vier Leute. Wir schafften es nie, jeden Tag alle zu bewegen. Keine Chance.


      Robins Sicht
      Ich konnte Bella nur Recht geben. Wir hatten einfach zu viele Pferde für vier Personen. Auch wenn ich einige Pferde durchaus vermissen würde, war es doch gut, dass meine Freundin vor hatte etwas zu verkleinern. Er würde uns sonst irgendwann einfach über den Kopf wachsen – sofern das nicht schon längst passiert war. Im Gegensatz zu Bella hatte ich ja „nur“ vier Pferde zu versorgen, von denen Frejka auch noch trächtig war und deshalb nicht geritten werden musste. Zuwendung brauchte sie natürlich trotzdem, weshalb ich auch im Moment auf dem Weg zu den Geburtsboxen war, um noch einmal nach ihr zu sehen. Kjarkur hatte ich heute schon bewegt, mit Black Lemontree war ich auch auf der Ovalbahn gewesen und mit Faera war ich dabei die Kondition wieder aufzubauen, die sie nach zwei aufeinanderfolgenden Trächtigkeiten verloren hatte. Außerdem hatte ich mit Kylja, Vina und Blaer weiter daran gearbeitet Sattel und Zaumzeug zu akzeptieren, was gerade bei der letzten der drei Stuten eine echte Herausforderung darstellte. Viel mehr schaffte kein Normalsterblicher an einem Tag, wenn man auch hin und wieder eine Pause machen wollte. Bella hatte also eigentlich überhaupt keine Chance ihre 15 Pferde zu bewegen, auch wenn manche noch nicht geritten werden mussten oder mit Trächtigkeit oder jungen Fohlen ausfielen. Ich bewunderte sie schon jetzt für ihre Ausdauer, sich jeden Tag wieder an die Arbeit zu machen und zusätzlich auch noch alles zu erledigen, was man so tun musste, wenn man einen Hof führte. Mittlerweile war es dämmrig. Kein Wunder, auch im Sommer ging die Sonne irgendwann unter und ein Blick auf meine Armbanduhr sagte mir, dass es bereits halb zehn war. Ich öffnete die knarrende Tür und wurde direkt von Laufey und Vidja begrüßt, die mitsamt Nachwuchs drinnen nächtigten. Frejka jedoch war von der Tür aus nicht zu sehen. Ich spähte in ihre Box und stöhnte sogleich halb begeistert, halb entnervt auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Schnell schnappte ich mir mein Handy und tippte eine Nachricht an die Hof-Gruppe. „Frejka ist scheinbar auch noch dran.“ Fünf Minuten später standen Linn und Finley neben mir, Bella kam kurz darauf und brachte direkt Kaffee und Brötchen mit. „Könnte eine lange Nacht werde.“, meine sie nur schulterzuckend. Kurz nach Mitternacht brachte auch Faera ihr Fohlen zur Welt. Fáfnirtauften wir den kleinen Hengst, ehe wir allesamt in unsere Betten fielen. Drei Fohlen an einem einzigen Tag, auch wenn sie offiziell jeder an einem anderen Tag geboren worden waren. Halastjarna am 11.07, Ljósfari am 12.07 und Fáfnir am 13.07. Damit war der Fohlenwahnsinn nun hoffentlich beendet. Bald würden wir sogar schon für die kommende Saison decken. Wieder Sommerfohlen, allerdings von anderen Stuten. Die Verpaarungen NáttdisHnakki und Slaufa Alvari standen bereits fest und auch Meyja sollte ein Fohlen bekommen. Doch jetzt dürfte erstmal ein Jahr Ruhe sein.


      3. August 2016
      Ein Wirbelwind | 9388 Zeichen | © BellaS
      Wie eigentlich jeden Morgen nach dem Frühstück wanderte ich mit mindestens einem Halfter in Richtung Wattweide um mindestens ein Pferd zum Training zu holen. Heute sollte als erstes Nátti dran glauben und dementsprechend hielt ich das obligatorisch lila-pinke Halfter in der Hand. Dass jedes meiner Pferde eine eigene Farbe für Halfter Schabracke und Dekoteile der Trense hatte, hatte sich irgendwie einfach so ergeben. So trug Sólfari zum Beispiel dunkelblau, Hnakkigiftgrün und Laufey orange. Die Jungpferde bekamen mit dem ersten eigenen Sattel und der ersten eigenen Trense ihre Farbe zugewiesen, doch ich war so lange nicht mehr auf dem Festland einkaufen gewesen, dass einigen Pferden noch immer eigene Trensen fehlten. Brött zum Beispiel wurde schon länger geritten und war nur mit unserer grau-weißen Standartschabtracke ausgestattet. Auch Blaer sollte bald ihre eigenen Sachen bekommen und Fenja und Luna fehlte auch noch alles. Es war höchste Zeit für einen Trip nach Deutschland, da ich dort viel lieber Pferdesachen kaufte, als hier in Dänemark. Warum wusste ich auch nicht so genau, aber wenn man nah an der Grenze wohnte, konnte man sich das leisten. So in Gedanken versunken wanderte ich am Weidezaun entlang zum Tor und schrk plötzlich zusammen, als neben mir eine fremde Stimme ertönte. „Entschuldigen sie. Kennen sie sich auf diesem Hof aus?“ Überrascht drehte ich mich zu der unbekannten Frau um und musterte sie. Sie hatte mich auf englisch angesprochen. Urlauberin also. „Muss ich wohl. Ich bin die Eigentümerin.“, erwiderte ich automatisch in der selben Sprache. Wenn man mehrere Jahre in Schottland gelebt hatte, in Deutschland aufgewachsen war und nun in Dänemark wohnte, fiel einem das Wechseln zwischen den Sprachen leicht. „Oh gut.“, freute sie sich. „Ich würde gerne wissen ob es möglich ist, hier Reitunterricht zu nehmen.“ Ich war nun wirklich verwundert. Wir boten keinen Unterricht an und normalerweise nutzen die Touristen so oder so zum reiten den Hof Kommandørgården, da er zur gleichnamigen und einzigen Hotelkette dieser Insel gehörte. Wieso kam diese Frau also zu uns, die wir uns sowohl im Internet als auch am Tor als reinen Zuchtbetrieb ausgewiesen hatten. „Eigentlich sind wir hier nur ein reiner Zucht und Trainingsbetrieb. Wenn sie Unterricht oder Ausritte für...“ Aber weiter kam ich nicht, denn eine begeisterte Kinderstimme unterbrach mich. „Mama, guck mal. Frag mal ob ich die reiten darf. Die ist sooo süß!“ Erst jetzt bemerkte ich das ungefähr 10 Jahre alte Mädchen, das am Zaun stand und Koni an der Nase kraulte. „Unser Kinderpony.“, dachte ich amüsiert und realisierte erst jetzt, dass das Mädchen deutsch gesprochen hatte. „Sie sind aus Deutschland?“, fragte ich, jetzt ebenfalls in meiner Muttersprache sprechend. Erfreut hob die Frau, die offenbar die Mutter der Kleinen war den Kopf. „Ja, sind wir. Sie scheinbar auch. Sie sprechen sehr gutes Deutsch. Akzentfrei.“ „Muttersprachlerin. Hannoveranerraum.“, erklärte ich mich, nicht ganz ohne Stolz in der Stimme. Immerhin war Hannover für das beinahe reinste Hochdeutsch bekannt. Das hatten mir auch zwei andere Sprachen, die ich alltäglich sprach, nicht nehmen können. Ich dachte auch noch auf Deutsch, während Linn im Kopf wahrscheinlich inzwischen bei dänisch war. Die Frau grinste. „Wir kommen aus Kiel. Ach ja. Mein Name ist Marion Hofer und das“, sie deutete auf das Mädchen, „ist Amelie, meine Tochter.“ „Und dann Urlaub an der Nordsee.“ Ich war etwas überrascht. Wenn man sowieso schon am Meer wohnte, musste man doch nicht an einem Meer Urlaub machen, das genauso wenig zum schwimmen geeignet war. „Ähm, also... ja. Warum auch nicht? Und Sie haben mir die Frage zum Thema Reitunterricht noch nicht beantwortet.“ Frau Hofer wich mir aus, das war klar, aber meine Neugierde war hier auch fehl am Platz. Erstmal vorstellen wäre vielleicht angebracht. Und dann die Frage beantworten. Oder anders herum? „Ich heiße Annabell Schmidemann. Und ich wollte meinen Satz gerade beenden. Wir geben eigentlich keinen Reitunterricht. Wenden sie sich an Kommandørgården. „Von dort kommen wir bereits.“ Frau Hofers Stirn legte sich in Falten. „Die Bedingungen der Touristenpferde sind an vielen Stellen unmöglich. Unpassendes Sattelzeug, verletzte Pferde.“ „Oh. Sie kennen sich aus?“ „Natürlich. Ich reite seit ich so alt bin wie meine Tochter jetzt.“ Das Lächeln stahl sich zurück auf ihre Lippen. „Und ich bin Tierärztin.“
      „Wie? Was? Tierätztin?“, erklang plötzlich eine andere, vertraute Stimme hinter mir. Robin. Natürlich. „Wir könnten eine gebrauchen. Topar der Irre hat sich...“ „Langsam Robin. Das sind Urlauber.“, hielt ich ihn zurück, doch Frau Hofer sah in bereits in Bereitschafthaltung an. „Ähm. Frau Hofer. Sie sind im Urlaub und überhaupt...“ Mir war gar nicht wohl dabei, eine Fremde an meine Pferde zu lassen, nur weil sie sich als Tierärztin vorgestellt hatte. „Marion und Unsinn. Natürlich schaue ich mir das Pferd an. Topar.“ „Danke.“ Robin war wieder schneller als mein dämliches Misstrauen und nahm Marion mit. Ich blieb mit Amelie an der Wattweide zurück. „Na dann. Wenn deine Mutter uns schon einen Gefallen tut… Sie heißt Vinkona. Du hast ja eben schon verkündet, dass du sie reiten möchtest.“ Das Gesicht des Mädchens hellte sich auf. „Wie als bist du? Zehn?“ „Elf.“, kam es empört von Amelie und ich musste grinsen. „Und du kannst schon reiten?“ „Na klar!“
      ~
      Ich folgte dem großen, dunkelhaarigen Mann, den Annabell als Robin bezeichnet hatte. Es ging offensichtlich um einen Hengst, denn er hatte ‚der‘ Irre gesagt. Und scheinbar ging es um ein Tier, das häufiger Probleme machte oder hatte. Ich wurde zu einem Anbindeplatz geführt und erkannte das Problem sofort. Der Hengst hatte sich eine lange Wunde am rechten Vorderbein zugezogen. Sofort trat ich heran und besah sie mir genauer. Recht frisch.Maximal zwei Stunden alt, noch offen und relativ tief. Warum hatte ich meine Sachen jetzt verdammt nochmal nicht zur Hand? Als improvisieren. „Haben sie Wasserstoffperoxid 3%?“ Er verneinte. Robin sprach und verstand Deutsch, allerdings die Standartausführung, die man in der Schule oder einem Sprachkurs lernte, verfeinert durch regelmäßige Benutzung. „Teebeutel? Salbei oder Kamille?“ „Ja. Sogar in der Stallapoteke.“ Ah super. Und es wäre super, wenn Sie schon Wasser heiß machen könnten.“ „Kommen Sie mit.“ Während er in eine Richtung davon eilte und ich ihm folgte, begann ich mich umzusehen. Ein ordentlicher Hof, keine Gefahrenquellen für Pferde, gepflegte Pferdenasen die die Aussicht aus ihren großzügigen Boxen genossen. Ein guter Eindruck.
      Die besagte Stallapoteke befand sich, genau wie der Wasserkocher, in der Futterkammer. In dem ausrangierten Medizinschrank entdeckte ich neben dem Tee auch noch einige Salben, nicht brennendes Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial und Drachenblutpflaster. Perfekt. Während Robin sich um die Teebeutel, zwei, Kamille, kümmerte, desinfizierte ich die Wunde schon einmal. Es fehlte zum Glück ein Stück Haut. Ein Hautlappen wäre unter diesen, nicht ganz idealen Bedingungen eher zur Brutstätte für unvorteilhafte Bakterien geworden. Schließlich drückte ich die Teebeutel, die gezogen hatten, auf die Wunde und sprühte etwas von der Drachenblutpflaster-Tinktur darauf. Diese hatten den Vorteil die Wunde desinfiziert zu halten und die Wundheilung zu beschleunigen, dabei aber kein Vakuum für lustiges Bakterienwachstum zu erzeugen. „So. das hätten wir. Und es wäre wahrscheinlich ganz sinnvoll rauszukriegen woran er sich verletzt hat.“ Erst jetzt viel mir auf, dass ich Amelie ganz vergessen hatte, doch bevor ich in Panik ausbrechen konnte, sah ich meine Tochter mit der Apfelschimmelstute am Strick auf den Anbinder zumarschieren. Annabell hatte sich offenbar doch zu einer Reitstunde bereit erklärt.
      ~

      Wie geanu es dazu kam, kann ich nicht mehr ganz genau sagen. In jedem Fall tauchten Marion und Amelie in den nächsten zwei Wochen beinahe täglich bei uns auf und wurden zur echten Hilfe, sowie zu guten Freunden. Auch Linn und Finley mochten die zwei auf Anhieb, sodass es bald völlig normal war, sie bei uns auf dem Hof anzutreffen. Schließlich fiel mir jedoch auf, dass die Sommerferien in Deutschland bereits seit einer Woche vorbei waren. Was machten die Zwei also noch hier? Amelie musste auf jeden Fall zur Schule! Mein Misstrauen, das sich in den letzten Wochen verflüchtigt hatte, kehrte mit einem Schlag zurück. Doch bevor ich in misstrauische Grübelei versinken konnte, beschloss ich einfach zu fragen. Ich passte Marion alleine ab, die entsetzt reagierte. Etwas schien sie einzuholen, sodass ich sie oben in meiner Wohnung aufs Sofa platziert und schließlich die ganze Geschichte verlangte, wie sie auch lauten würde.
      Dass ich schließlich eine Geschichte von einer Scheidung, häuslicher Gewallt und einer überstürzten Flucht hören würde, war mir bis zu diesem Moment nicht klar gewesen. Tja, und ungefähr so kam es, dass Amelie in die sechste Klasse einer Schule auf dem Festland angemeldet wurde und sie mit Marion die freie Dachwohnung bezog. So konnte es kommen und dass das Team erweitert wurde, störte bei den Unmengen an anfallender Arbeit auch wirklich keinen. Marion konnte sogar ihre Arbeit als Tierärztin wieder aufnehmen, da wir auf Amelie aufpassten, wenn sie weg war. Sie war ein kleiner Wirbelwind, der uns allen ordentlich Schwung verpasste. Und wir alle liebten sie, Amelie wie ihre Mutter.


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      August 2016, by Veija, 26770 Zeichen

      Horse & Dog Trail

      Teilnehmer:
      1. Fiona O'Brien mit Pallaton & Willow
      2. Jani mit Baraija & Tala
      3. Linn Petri mit Vidja & Flóki
      4. Alicia Grey mit Fina & Püppi
      5. Nicolaus du Martin mit Marid & Asuka

      Anfang August

      Leise trommelte ich auf dem großen Tisch in der Küche herum. Wir waren mittlerweile 13 Personen hier auf der Ranch und noch immer hatte jeder von uns eigentlich viel zu viel zu tun, weshalb ich mir nicht so ganz sicher war, wie meine neue Idee ankommen würde. Von der Ferienranch ganz zu schweigen, von der eigentlich nur Svejn etwas wusste. So langsam trudelten meine Mitarbeiter dann ein. Murphy, Finn, Bellamy und Octavia waren die ersten, denn die vier hingen immer gemeinsam auf dem Hof rum. Naja, so ganz stimmte das nicht, Finn und Murphy standen oft zusammen und Bellamy und O. Die ersten beiden beziehungsweise der erste, also Finn, würde uns bald verlassen. Murphy würde noch eine Weile bleiben.
      Nun kam Svejn angerollt und lächelte mir gequält zu. Seit seinem Reitunfall war er an den Rollstuhl gefesselt. Naja, nicht für immer, aber eine Weile. Aliena, Alexis und Aaron tauchten auf, Caleb und Amy Lee sowie Riley. Unser Neuzugang Nick ließ auf sich warten, aber er war auch eigentlich, so gemein es klang, nicht wirklich wichtig für mein Vorhaben. Wichtig waren lediglich Aliena und Caleb, wobei ich den Rest gerne dabei hatte, um ihnen zu erzählen, warum bald fremde Pferde, fremde Hunde und vor allem eine Hand voll fremder Leute auf der Ranch herumlief.
      "Da ihr nun alle da seit...", fing ich an und sah von Gesicht zu Gesicht. "Möchte ich sagen, dass hier bald ein Horse & Dog Trail stattfindet und sich sogar schon fünf Personen mitsamt ihren Pferden und Hunden angemeldet haben. Octavia war sofort Feuer und Flamme- leider war sie da die Einzige. "Boah das ist ja cool! Und die kommen dann alle mit ihren Hunden ? Ich liebe Hunde, das wird total toll! Darf ich helfen? Oh bitte lass mich dabei helfen!", quasselte sie doch Caleb unterbrach sie. "We... have a lot of work to manage.." "We have a lot of people who can manage..", sagte ich und lächelte ihn an. "Man Caleb, jetzt sei kein Spaßverderber!", sagte Octavia und schlug ihn gegen den Arm. Caleb konnte das ja mal gar nicht leiden und setzte an, sie zurück zu hauen- das war so seine Art. Doch nach einem kurzen Blick zu Bellamy, der Caleb ziemlich vielsagend anstarrte, ließ er den Quatsch bleiben. "Wir haben eine ganze Menge an Pferden, die für diese eine Woche aus dem Training genommen werden können und einfach ihr Leben als Pferd auf der Koppel genießen können. Mit dem Training hängen wir eh nach, diese Turniersaison können wir bis auf ein paar Pferde vergessen, also was solls?", meinte ich dann schulterzuckend. "Bin dabei.", sagten einige und nickten mir zu, ehe sie wieder ihrer Arbeit nachgingen. Nur Caleb blieb sitzen und starrte mich an. "You don't agree with anything I plan or do. Neighter with the prisoners or with this project." "I need to admit that this might be a good project. If you need help, I'll help you.", sagte er und verschwand dann auch- nur Svejn war noch da. Das sah ich allerdings erst, als ich mich geknickten Hauptes umdrehte, und den Raum verlassen wollte. "Eine schöne Idee ist es ja.", sagte er lächelnd und nahm meine Hand in die Seine. "Ich würde dir ja helfen.. aber..", sagte er und drehte sich mit dem Rollstuhl einmal im Kreis, nachdem er meine Hand losgelassen hatte. "Vielleicht kannst du mir doch helfen.", meinte ich lachend und küsste ihn kurz. "Wie?", wollte er neugierig wissen, doch ich zuckte nur die Schultern. Nächste Woche würden die Teilnehmer kommen, es war noch viel zu tun!

      Mitte August
      Eine Woche war jetzt vergangen und wir hatten es geschafft, alles rechtzeitig her zu richten. Die fünf Boxen waren mit frischem Stroh ausgestreut, die Gästezimmer waren sauber gemacht und ein wenig verziert worden und auch eine kleine Überraschung hatte ich mir ausgedacht, welche zudem ein wenig Werbung für die Gips Reminder Ranch sein würde. Ein richtiges Programm hatte ich nicht auf die Beine gestellt, denn es war mein erster Kurs und irgendwie hatte ich nicht so wirklich daran gedacht. Tja, würde schon schief gehen, denn ich hatte nun keine Zeit mehr und die ersten Gäste kamen schon!!
      Die erste Besucherin war Fiona O'Brien mit Paint Horse Pallaton und Australien Shephard Willow. Ich begrüßte sie ganz herzlich, ehe wir ihr Pferd ausluden und den schicken Wallach in seine Box brachten. Willow verstand sich sofort mit meinem Rottweilerrüden, so dass ich Fiona in aller Ruhe ihr Zimmer zeigen konnte. Sie war schon einige Male auf der Ranch zu Besuch gewesen, weshalb sie sich auf eigene Faust umsah. Um 13 Uhr solle sie mich bei der Halle treffen, dann würde es eine Überraschung geben.
      Unser nächster Gast war Jani mit ihrer Paint-Araberstute Baraija. Mit 92% Araberanteil war nicht mehr viel von dem Paint übrig geblieben, aber ich hoffte, dass diese 8% im Training doch durchschlagen würden, da Araber nicht gerade meine Lieblingspferde waren, weil sie mir einfach zu nervös waren. Vielleicht war das auch einfach nur ein Vorurteil gegenüber dieser Rasse und Jani und Baraija würden mir das Gegenteil beweisen. Ebenfalls dabei hatte Jani ihre Mini Australien Shephard Hündin Tala. Auch dieses Trio wurde von mir allerherzlichst empfangen. Zu erst luden wir die Araberstute aus, ehe wir sie in den Stall in ihre Box brachten. Dann folgte Jani's Zimmer. Ausnahmsweise durften die Hunde mit ins Haus, da ich keine ganze Meute von Hunden auf dem Hof herumlaufen haben wollte, da ja auch fremde Pferde hier waren. Nach dem Auspacken leitete ich Jani an Octavia weiter, die auch Fiona eingesammelt hatte, um den beiden dann nochmal eine Führung über den Hof zu geben.
      Ich wollte gerade nach Svejn sehen, als gleich zwei Trailer auf den Hof rollten. Seufzend lief ich die Treppe also wieder runter und auf den Hof, wo ich sofort ein Lächeln aufsetzte. Als erstes war Linn Petri auf den Hof gefahren. Mit an Bord war ihre Isländerstute Vidja und ihr Isländischer Schäferhund, der nur knappe 50cm und mich zunächst staunen ließ. "Der sieht aber lustig aus, für ein Schäferhund.", sagte ich und tätschelte seinen flauschigen Kopf. "Es ist ja auch ein Isländischer Schäferhund, die sehen ganz anders aus." "Ja, das seh ich.", sagte ich lachend und zeigte ihr dann, wo sie ihre Stute hinstellen konnte, ehe ich Bellamy dazu rief, der ihr dann gleich ihr Zimmer zeigte.
      Nun ging ich zu Alicia Grey, die auch schon ein paar Mal hier auf der Ranch gewesen war und Pferde trainiert hatte, deshalb hatte ich sie ihre Norwegerstute Fina alleine ausladen lassen. Dabei hatte sie ihren Hund Püppi, eine Mini Bullterrierhündin. Jani und Alicia waren die einzigen beiden, die neben dem Gruppentraining auch Einzeltraining bekommen würden, da ich ihre beiden Pferde in Trail aufstufen sollte.
      Kaum hatte ich auch Alicia ihr Zimmer gezeigt, so kam der letzte Teilnehmer auf den Hof gefahren. Der einzige Mann in unserer Runde, Nicolaus du Martin mit seinem Shagya Araberhengst Marid, der wohl alles andere als einfach war. Auch mit von der Partie war der Whippetrüde Asuka, welcher sich als wirklich gutherzig herausstellte. Nachdem also auch das letzte Pferd in der Box verstaut, alle Autos aus dem Weg gefahren und alle Zimmer bezogen waren, durften sich alle auf dem Hof umsehen oder etwas essen, was Alexis in der Küche gezaubert hatte. Auch die anderen Mitarbeiter fanden sich nach und nach in der Küche ein, wo wir über ein paar Themen plauderten, was jedoch dauernd von winselnden Hunden unterbrochen wurde. Mit 18 Leuten und 6 Hunden war das Haus wohl doch irgendwie zu klein, weshalb sich Caleb und Aliena sputen mussten, damit wir drei zusammen schon mal in den Stall vorgehen konnten. Doch davor machte ich noch eine kleine Ansage: "Hört mal kurz alle zu.", sagte ich laut und schaute zu, wie alle die Köpfe hoben, Gäste sowie Mitarbeiter. "Aliena, Caleb und ich gehen schon einmal vor in den Stall, um eine kleine Überraschung vorzubereiten. Ich treffe euch alle nicht wie vereinbart um 13 Uhr am Stall, sondern um 14 Uhr in der Halle. Die Hunde sind bitte an der Leine zu führen und werden euch später von meinen Mitarbeitern abgenommen, denn ihr werdet anders beschäftigt sein. Eure Pferde brauchen wir erst einmal nicht..", erklärte ich und wollte mich gerade umdrehen, um zu gehen, ehe mir noch etwas einfiel: "Achso, bitte bringt eure Reithelme mit in die Halle.", sagte ich und schaute mir ihre verdutzten Gesichter an. Ich konnte mir genau vorstellen, was sie dachten: Reithelme, ohne Pferde?
      Insgeheim lachte ich mir ja ins Fäustchen, ehe ich mit Aliena und Caleb in den Stall ging. "Also, was hast du vor?", fragte mich Aliena. "Damit sie ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, einen Trailparcours auf einem ausgebildeten Pferd zu reiten, werden wir jetzt 6 Pferde fertig machen, die wir gleich unter den Teilnehmern aufteilen.", erklärte ich und sah in das verdatterte Gesicht von Caleb. "6 Pferde?" "Eins für mich, einer muss ihnen ja zeigen, was sie machen sollen.", sagte ich lachend und betrachtete meine Pferde. Gar nicht so einfach, sechs davon aus zu wählen, doch meine Wahl fiel schließlich auf folgende 6 Pferde: Sympathy for the Devil, Annie get your Gun, Bella Dun Del Cielo, Cielos Double Dun It, Gun and Slide und Sheza bat Cat.
      Annie war im Trail auf LK 1, Pathy und Bella auf LK 3, Gipsy, Gun and Slide und Sheza auf LK 4. Ganz zufrieden war ich mit meiner Auswahl nicht, aber ich wollte nicht nur Pferde auf LK 4 anbieten, sondern auch bessere. Bella und Gipsy hatte ich gar nicht mit rein nehmen wollen, aber da so viele Pferde im Moment nicht im Training standen, mussten wir die Pferde holen, die gerade da waren. Wir machten die sechs Pferde fertig und brachten sie gesattelt nach und nach in die Halle, wo wir sie an der Bande anbanden. Wir bauten ein paar kleinere Hindernisse auf, 5 um genau zu sein, die meine Kursteilnehmer durchreiten konnten. Ich hatte bewusst Hindernisse aus einer Walk and Trot Beginner Klasse geholt, da die Aufgaben nachher mit den Hunden auch nur Leichte sein würden. Die erste Aufgabe bestand aus 6 Stangen, wenn man die Stangen anritt, trabte man zu erst über zwei Stangen, wendete nach rechts ab, trabte wieder über zwei Stangen, wendete erneut ab und übertrabte die letzten zwei Stangen. So lagen also zwei Stangen auf 3 Uhr, zwei auf 6 und zwei auf neun. Sie konnten zu erst im Schritt überritten werden und später im Trab. Das zweite Hindernis war einfach ein kleines Quadrat aus vier Stangen, in das man hineingehen und sich einmal um 360° drehen würde. Dann ritt man heraus, über drei Schrittstangen, bog links ab und trabte über drei Stangen, fertig war diese Station. Die nächste Station hatte, oh wunder, wieder etwas mit Stangen zu tun. Jetzt konnten meine Teilnehmer diese Übung im Schritt üben, in der Prüfung wurde sie jedoch im Trab geritten. Dabei lag eine Stange auf 2 Uhr, eine auf 9 und eine auf 4 Uhr, das war also ein wenig schwieriger, die Abstände genau einzuschätzen, als bei der anderen Stangenübung mit 6 statt 3 Stangen. Die nächste Übung war wahnsinnig einfach, zumindest für mich- für die Teilnehmer vermutlich nicht. Zwei Stangen lagen parallel nebeneinander, welche zu erst im Schritt durchritten werden mussten, bis man komplett durch die Stangen durch war, dann wurde rückwärts gerichtet. Das letzte Hindernis war ein einfaches Tor, welches jedoch kein Tor sondern ein Seil war, was man öffnen und schließen musste.
      Nach einem Blick auf die Uhr hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit, weshalb ich mir zusammen mit Aliena und Caleb jeweils ein Pferd schnappte und die Übungen schon einmal durchging. Nachdem wir alle fünf Übungen gemacht hatten, nahm sich jeder ein anderes Pferd und machte das nochmal. Wir banden die Pferde wieder fest und gingen nach draußen, um die Kursteilnehmer abzuholen. Octavia, Finn, Murphy und Bellamy übernahmen die Hunde und gingen schon mal vor in die Halle. "Da ihr nun alle da seit, möchte ich euch die Überraschung zeigen, kommt mit.", sagte ich lächelnd und zusammen gingen wir in die Reithalle, wo die sechs Pferde standen und uns neugierig ansahen. Doch nicht nur die Pferde schauten verdattert, als auf einmal so viele Leute in der Halle waren, auch meine Kursteilnehmer schauten verwundert, als sie meine Pferde da stehen sahen. "Damit ihr zu erst einmal ein Gefühl für die Aufgaben bekommt, reitet ihr heute nur meine Pferde. Zu erst ohne Hunde, dann später mit.", erklärte ich und sah in aufgeregte Gesichter. "Das sind ja Bella und Gipsy.", sagte Fiona begeistert und ging zu Gipsy rüber. "Ist eigentlich eine Premiere, dass jemand fremdes Bella oder Gipsy reiten darf.", lachte ich. "Also Annie get your Gun ist die braune Frame Overostute hier. Nicolas ich möchte, dass du sie reitest. Sie ist im Trail auf LK 1, testet ihre Reiter aber auch gerne aus, weshalb sie deinem Shagya Araberhengst sehr nahe kommt.", erklärte ich und sah zu, wie Nicolas seinen Helm anzog und der Stute über die Nase streichelte, ehe er aufstieg. "Reite sie ganz gemütlich im Schritt warm, lass sie nicht über die Hindernisse gehen, das kommt gleich.", erklärte ich und sah dann zu den anderen Teilnehmern.
      "Der Rosenschimmelhengst hier ist Sympathy for the Devil, Pathy genannt. Jani ich möchte, dass du ihn reitest, da er genau so eine treue Seele ist wie deine Baraija. Er ist im Trail auf LK 3. Reite ihn auch warm und bleib bitte noch von den Hindernissen weg. Bisschen aufpassen mit den Stuten, aber Pathy ist da ein ganz cooler, der macht nichts viel, sollte also kein Problem sein.", erklärte ich ihr und wandte mich dann an Fiona. "Ich möchte, dass du Gipsy reitest. Du müsstest ihn ja schon kennen, viel muss ich nicht erklären. Sei bei ihm aber vorsichtig im Maul.", erklärte ich ihr und sie stieg, über beide Ohren grinsend, auf. Ich selbst würde Bella reiten, weshalb noch Sheza und Gun and Slide übrig blieben. "Linn dir übergebe ich Sheza und Alicia du bekommst Gun and Slide. bei dem du ein bisschen mit den Stuten aufpassen musst. Ran an die Stangen.", sagte ich und nachdem alle aufgesessen und warm geritten hatten, fing ich an die Übungen zu erklären. "Hier vor mir liegen 6 Stangen, zwei auf 3 Uhr, zwei auf 6 Uhr und zwei auf 9 Uhr. Ich reite an und verlangsame mein Pferd vorher, damit sie sich die Stangen anschauen kann. Die guten Trail Pferde nehmen dann die Nase runter und schauen sich die Sache kurz an, ehe sie drüber gehen. Ihr dürft so langsam reiten wie ihr wollt, aber ihr dürft nicht stehen bleiben. Wenn das im Schritt geübt wurde, kann das im Trab geritten werden, so wie es bei der Prüfung auch gemacht werden muss.", erklärte ich meinen Teilnehmern, ehe es zum nächsten Hindernis ging. "Das hier ist ein Quadrat, in das ihr hineinreitet und euch einmal um 360° dreht, dann hinausreitet und über diese drei Stangen hier im Schritt geht. Ihr biegt nach links ab und trabt dann über die nächsten drei Stangen.", erklärte ich Hindernis Nummer 2. "Es wird sich die ganze Woche um diese fünf Hindernisse drehen, ärgert euch also nicht, wenn es heute noch nicht klappen will.", fügte ich aufmunternd bei und ritt zu Hindernis Nummer 3. "Hier liegt eine Stange auf 2 Uhr, eine auf 4 Uhr und eine auf 9 Uhr. Das Ganze wird im Trab geritten, ihr könnt beziehungsweise müsst es jedoch im Schritt üben, sonst kann das nicht klappen.", sagte ich und ritt auch dieses Hindernis einmal vor, ehe ich zu Nummer 4 überging. "Das hier ist einfach.", lachte ich und ging mit Bella einmal durch die parallel liegenden Stangen hindurch, stoppte und ritt rückwärts wieder raus. "Viel erklären muss ich hierzu nicht. Zum nächsten auch nicht.", sagte ich dann und führte ihnen das Tor vor. Ich lobte Bella für ihren fehlerfreien Ritt und gab sie Octavia, damit sie sie wegbringen konnte. "Jetzt seit ihr an der Reihe. Fiona und Gipsy Station 1, Jani und Pathy Station 2, Linn und Sheza Station 3, Alicia und Gun and Slide Station 4 und Nicolas und Anni Station 5."
      Es war ein wunderschöner Nachmittag, bei dem niemand zu kurz und alle auf ihre Kosten kamen. Nachdem alle ihre Station geübt hatten und es auch einigermaßen geklappt hatte, hatten wir die Hunde dazugenommen, jedoch immer nur einzeln, damit die Hunde auch wirklich bei ihren Besitzern blieben und es kein heilloses Durcheinander von Pfeifen und Stimmen gab. Alle hatten sich gut geschlagen, so dass wir die Pferde zusammen fertig für die Boxen gemacht hatten, ehe jeder sich um sein Pferd gekümmert hatte und wir nun gemütlich zu Abend aßen. "Morgen machen wir das Ganze mit euren Pferden.", prophezeite ich schon einmal. "Jedoch morgen komplett ohne Hunde. Heute habt ihr ja jeder nur eine Station geübt, morgen werden wir jeder jede Station reiten.", erklärte ich, ehe wir den Abend gemütlich ausklingen ließen.
      Am nächsten Morgen waren alle Kursteilnehmer um 10 Uhr mit ihren Pferden in der Halle. Man sah müde Gesichter, aufgeregte Gesichter und dann war da Nicolas, der dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber trat. "Was ist los, Nicolas?", fragte ich ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. "Marid ist kein Boxenpferd, er ist ziemlich blöd eben beim Satteln gewesen, weiß nicht ob er mich hier nicht gleich abbuckelt.", erklärte er mir und ich seufzte. "Sag sowas doch früher, er kann auf eine kleine Koppel. Octavia zeigt dir nachher den Weg.", sagte ich. "Möchtest du trotzdem diese Einheit mitreiten oder willst du lieber aussetzen?", fragte ich ihn. "Ich gehe lieber eine Runde ins Gelände mit ihm, heute Mittag bin ich wieder dabei." "Alles klar, reitet nicht zu weit weg, es gibt schon bald Mittagessen.", sagte ich freundlich und öffnete den beiden die Tür, damit sie nach draußen reiten konnten. Wieder bei den anderen angekommen schaute ich in die Runde. "Wer möchte anfangen?", fragte ich und Fiona schien darauf zu brennen, mit ihrem Paint Horse Wallach das Versuchskaninchen zu sein. "Station 1 hast du ja gestern schon mit Gipsy geübt, Pallaton scheint mir ein kluges Kerlchen zu sein, das sollte also kein Problem sein.", erklärte ich und sah ihr dabei zu, wie sie den Wallach langsam an die Stangen heran führte und sogar ohne eine der Stangen zu berühren hinüberritt. "Gut, versuch es mal im Trab.", erklärte ich und sah ihr zu. "Guuut! Der hat Talent, dein Kerlchen!", sagte ich und rief dann Jani und Baraija auf, die entgegen meiner Erwartungen wirklich eine ruhige Stute war, ganz anders, als die Araber, die ich sonst so kannte. "Reite langsam heran und lass sie dann gucken, bleib aber nicht stehen.", erklärte ich und sah den beiden zu, wie sie ihren ersten Versuch wagten. Die letzte Stange touchierte Baraija, aber das war nicht schlimm. "Nicht schlimm, dreh sie sofort herum und geh das Ganze von der anderen Seite.", erklärte ich ihr und sie nickte, wendete ihre Stute und überschritt die Stangen erneut. "Genau, super.", sagte ich und schaute dann zu Linn und Vidja, die als nächstes dran waren. Ich wusste, dass Isländer nicht sprangen, deshalb war ich mehr als gespannt, wie Vidja sich schlagen würde, doch die Stute machte einen guten Job und ließ sich von den bunten Stangen auf dem Boden nicht unterkriegen. "Super macht ihr das!", lobte ich die beiden. Heute gingen alle die Hindernisse nur im Schritt, damit die Pferde die Sachen kennenlernten. Heute Mittag würden einige schon traben. Alicia und Fina schlugen sich auch wirklich super, so dass die beiden auch die ersten waren, die das Quadrat ausprobieren durften. "Hierbei müsst ihr wirklich darauf achten, dass ihr die Pferde langsam dreht.", erklärte ich und sah Fina zu, wie sie sich abmühte, rum zu kommen. "Fina ist eben kein richtiges Westernpferd, die das kennen, sich so eng zu drehen. Aber keine Sorge Alicia, das kann sie lernen! Das ist wirklich kein Problem!", versicherte ich ihr, nachdem ihre Stute zum gefühlten hundertsten Mal aus dem Quadrat herausgestolpert war. "Das üben wir heute Abend nochmal." "Linn und Vidja sind die nächsten.", sagte ich und schaute den beiden zu. Vidja hatte es viel einfacher, da sie kleiner war und einen kürzeren Rücken als Fina hatte, so kam sie besser rum. "Gut, reicht schon.", sagte ich, nachdem sie auch über die Schrittstangen gegangen war. Jani und Baraija hatten keine Probleme, ebenso wenig wie Fiona und ihr Paint Wallach. Wir übten die anderen drei Stationen auch noch eine Weile, ehe die erste Einheit beendet war. Dann wurden die Pferde weggebracht und es ging zum Essen, wo auch Nicolas wieder zu uns stieß.
      Am Nachmittag waren dann alle fünf Teilnehmer wieder dabei. Die vier Teilnehmer, die heute morgen schon dabei gewesen waren, zeigte Nicolas und Marid, was sie gelernt hatten, so dass ich den Teilnehmern gespannt von der Bande aus zusehen konnte. Ab und an ging ich zu ihnen und half ihnen ein wenig. Bevor es wieder Abendessen gab, hatten alle Teilnehmer jede Station nochmal ausprobiert und wenigstens einen fehlerfreien Durchlauf gehabt. Ich hatte in dieser Einheit auch erfahren, dass Nicolas gar nicht Nicolas sondern Nicolaus hieß, peinlich, aber wenigstens zog sich das nicht durch die ganze Woche.
      Nach dem Abendessen fanden sich Alicia und Fina sowie Jani und Baraija wieder in der Halle ein. "Ihr vier habt euch wirklich schon super geschlagen, ich würde die beiden Pferde jetzt nur kurz selbst über die Hindernisse reiten und gegebenenfalls Korrektur reiten. Dann können sie auch schon in der LK 4, also in Klasse A starten.", erklärte ich und die beiden nickten. Ich schnappte mir zu erst Fina. Auf Alicias Hof hatte ich ihren Norweger Remi schon ein paar Mal geritten. Seit dem waren mir die Norweger ans Herz gewachsen, weshalb ich nicht aufgeben wollte, Fina im Quadrat drehen zu lassen. Ich stieg also nicht auf, sondern ging neben ihr her ins Viereck und lenkte sie dann im Kreis. Sie war auf der Hinterhand ziemlich flink, aber auf der Vorhand sehr schwerfällig, weshalb ich sie mit dem Fingernagel in die Schulter zwickte, damit sie aufpasste, was sie da vorne machte. Auf der einen Hand klappte das Ganze dann auch wirklich gut, auf der anderen nicht so gut. "Aber hast du gesehen Alicia, wie sie auf einmal die Vorhand einsetzen konnte, nachdem ich sie immer und immer wieder gezwickt habe, damit sie aufpasst?", sagte ich und sie nickte. Weh tat das der Stute natürlich nicht, es diente lediglich dazu, dass sie darauf achtete, wo sie ihre Beine hinsetzte. Ich probierte das drehen nun aus dem Sattel heraus und es sah schon viel besser aus, als heute morgen. Ich durchritt die anderen Hindernisse auch, bei denen es keine Probleme gab, ehe ich Alicia ihr Pferd in die Hand drückte. "Bitte das Quadrat probieren.", sagte ich und schnappte mir Baraija, stellte die Bügel ein und stieg dann auf. Der Stute merkte man ihren Paintanteil doch noch an, auch wenn es nur noch 8% waren. Leichtfüßig überschritt sie die Stangen. Lediglich am Tor hatte sie Probleme, einfach mal ihren Hintern still zu halten. Das konnte ich ihr aber auch nicht ausreden, weshalb ich einfach mein äußeres Bein die ganze Zeit an ihren Bauch hielt, damit sie am Tor stehen blieb. "Das wars eigentlich schon.", erklärte ich, nachdem ich auch die anderen Übungen mit der Stute geritten hatte. "Du noch einmal und dann ist Feierabend.", erklärte ich und schickte die beiden nachher zufrieden in den Stall, ehe Nicolaus mit dem gesattelten Marid in die Halle kam. "Darf ich vielleicht ein bisschen für mich üben? Das fuchst mich, dass ich heute morgen nicht mitmachen konnte...", gestand er mir kleinlaut. "Ich kann gerne hierbleiben und dir Tipps geben, wenn du möchtest. Ich kann aber auch gehen.", sagte ich nett und er schüttelte den Kopf. Er schien wohl in seinem Stolz geknickt. "Ich würde gerne alleine versuchen." "Gut, sag mir morgen früh vor dem Training wie es war und ob etwas nicht geklappt hat.", erklärte ich und ließ ihn dann alleine, ehe ich ins Haus und todmüde ins Bett fiel.
      Tag 3 und 4 waren weniger spektakulär, morgens waren jeweils Gruppenstunden, nachmittags Einzelstunden mit den Hunden, wobei diese eigentlich noch Nebensache waren. Spannend wurde es wieder am fünften und sechsten Tag, da wir nun die Hunde richtig mit einbanden. Bei der Station 1 musste der Hund auf der linken Seite neben dem Pferd herlaufen, aber ebenfalls über die Stangen gehen, weshalb wir am Morgen die ganzen Hindernisse mit den Hunden zu fuß durchschritten hatten, damit die Tiere langsam lernten, wo sie laufen mussten. Bei Station 2 war es egal, auf welcher Seite der Hund lief. Bei Station 3 sollte er rechts laufen. Bei Station 4 sollte er außerhalb der beiden Stangen beim Durchreiten mitlaufen. Dann sollte er sich ablegen und liegen bleiben, bis das Pferd wieder rückwärts aus den Stangen raus war. Bei dem Tor lag ein kleines Quadrat aus Stangen, wo der Hund abgelegt wurde, ehe das Tor durchritten und der Hund hinterher gerufen wurde. Besonders amüsant war der Ritt von Jani, Baraija und Tala, da die junge Hündin schier zu übereifrig war und Baraija dauernd vor die Hufe lief, was die Stute gar nicht so lustig fand. Mit viel Ruhe bekam das Trio jedoch den Parcours auf die Reihe. Asuka fand die kleine Pfütze- wie auch immer das Wasser in die Halle gekommen war, viel interessanter als das Training und wälzte sich zur Freude aller im Wasser, ehe ein völlig nasser und von oben bis unten sandfarbener Hund zu seinem Herrchen Nicolaus lief und sich neben ihm schüttelte. Marid erschreckte sich und machte einen Satz zur Seite, jedoch blieben alle unverletzt. Linn, Alicia und Fiona hatten keine Probleme mit ihren Hunden, auch wenn Fionas Pferd Pallaton so langsam schlapp machte. "Der hat Muskelkater, glaubst du mir das?", hatte ich dazu nur gesagt und lachend den Kopf geschüttelt.
      Der letzte Abend war doch recht amüsant und ging noch bis in die halbe Nacht, ehe am nächsten Morgen alle abreisten.
      Zu erst machte sich Jani mit ihrem Pferd Baraija und ihrem Hund Tala auf den Weg. Das Verladen verlief problemlos und ich wünschte den dreien eine gute Heimreise. Auch Linn und Alicia verschwanden relativ schnell und problemlos. Ihre Pferde ließen sich gut verladen und so winkte ich den Trailern noch hinterher, ehe ich zu Nicolaus, den ich noch immer die ganze Zeit versehentlich Nicolas nannte, ging. "Weißt du warum ich dich die ganze Zeit so nenne? Ich habe einen neuen Mitarbeiter der Nicholas.", sagte ich lachend und schaute ihm beim Verladen von Marid zu. Asuka half dabei kräftig, naja eher weniger, denn er bellte die ganze Zeit. Nach einer Weile und viel Geduld von Nicolas... Nicolaus' Seite, war das Pferd verladen und sie verließen den Hof.
      Fiona hatte mich gefragt, ob sie noch einen Tag bleiben und Gipsy nochmal reiten durfte. Widerwillig hatte ich zugestimmt und sie noch einen weiteren Tag hier behalten, bei dem sie Gipsy auf einem kleinen Ausritt reiten durfte, während ich mit Bella neben ihr her ritt. Als dann auch Fiona die Ranch verlassen hatte, viel ich erschöpft auf die Couch, von der mich Caleb unsanft runterschubste. "Was machst du da? Glaubst du die Boxen misten sich alleine?" Der Alltag konnte wieder beginnen.
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    • AlfurElfe
      Gleðilegt nýtt ár!
      Ég hafði aldrei raunverulega verið að hugsa um að hafa börnin, hafði hún aldrei ímyndað eða óskað, en þegar ég komst að því að ég væri faðir tveggja stúlkna, hjarta mitt sagði mér að þetta væri rétt.

      Weihnachten war vorbei und auf dem Hof war es ruhig, denn die Herde verbrachte den Jahreswechsel auf der Winterweide, weshalb nur die Hengste auf dem Hof waren. Diese standen alle nah beisammen, mit dem Rücken zum Wind und hatten Schnee und Eis in ihrem dichten Fell hängen. Auch Halla, die sonst immer viel Leben auf den Hof brachte, war nicht da, denn sie war über Silvester zu ihrer Familie nach Reykjavík gefahren. Niemand wollte bei diesem Wetter raus und so verbrachten Linn und ich unsere Zeit drinnen und dachten unter anderem über die Fohlen der nächsten Saison nach. Wir waren uns einig, dass Garpur und Peppy eine gute Kombination abgeben würden und liebäugelten außerdem mit Leiðtogi und Hryða. Auch Vínd sollte gedeckt werden, allerdings von Dynjandi, der noch nicht geprüft war. Alles in allem bestanden die Tage daraus, dass wir morgens die Hengste fütterten, Flóki einmal über den Hof scheuchten und dann wieder drinnen saßen. Flóki hielt uns aber auch im Haus auf Trab, denn auch er wollte nicht im Schnee herumstreifen, wohl aber beschäftigt werden. Man merkte ihm an, dass er einfach kein Hund für Drinnen war. Aber auch andere Sachen galt es zu erledigen. Einen Tag fuhren wir nach Reykjavík zu Ikea, um nach Kinderzimmermöbeln zu schauen und in der Stadt kaufte Linn Tonnen von Babykleidung. Der Grund dafür war, dass wir bald nicht mehr nur zu zweit wohnen würden. Ab März würden wir zu viert sein, denn wir wurden Eltern – von Zwillingen. Wir beide hatten uns riesig gefreut, als wir im Sommer von der Schwangerschaft erfahren hatten. So mussten wir auch das Haus etwas umräumen, um Platz zu schaffen. Da unser Haus zweistöckig war, hatten bisher die meisten Zimmer im Obergeschoss leergestanden. Nun wollten wir oben die beiden großen Zimmer für die Babys einrichten. Anfangs sollten sie noch in einem Zimmer wohnen, dann aber doch recht bald ein eigenes Zimmer haben.

      Zu Silvester hatten sich meine Eltern angekündigt, die uns zum ersten Mal seit wir in Island wohnten besuchen wollten. Am 30. Dezember fuhr ich deswegen nach Keflavík, um die beiden dort vom Flughafen abzuholen. Linn wollte zu Hause bleiben, um die Auslösung einer Katastrophe durch Flóki zu verhindern und die Schabracke fertig zu nähen, mit der sie sich sein zwei Stunden rumschlug. Zum Abschied gab ich ihr einen Kuss und wuschelte Flóki, der versuchte auszubüxen, durch das dichte Fell, bevor ich ihn zurück ins Haus scheuchte.

      Zwei Stunden später fuhr ich mit meinen Eltern auf den Hof. Ich konnte den bellenden Flóki am Fenster hochspringen sehen und hörte gedämpft Linns Stimme, die dem Rüden befahl leise zu sein. Meine Eltern wurden zuerst von Garpur begrüßt, der nahe am Zaun stand und beim Geräusch des Motors aufgeblickt hatte. Auch Sleipnir, Skinfaxi und Tár zeigten Neugier, doch es war zu kalt, um lange draußen zu stehen. Wir holten das doch recht umfangreiche Gepäck meiner Eltern aus dem Kofferraum und schleppten es hinüber zum Haus, wo die Tür aufging und Flóki uns fröhlich entgegenhüpfte. Linn begrüßte meine Eltern herzlich und ich nahm Flóki hoch, da er sich wieder im Schnee hatte wälzen wollen. Wir ließen meine Eltern erst einmal ankommen, zeigten ihnen das Haus und tauschten Neuigkeiten aus. Dass wir bald Eltern und sie erneut Großeltern werden würden, wussten sie natürlich schon und meine Mutter fragte uns über alles aus und freute sich, als sie die Ultraschallaufnahmen ansehen durfte. Auch Namensvorstellungen wollte sie natürlich hören und war erwas beleidigt, als ich ihr mitteilte, dass keines der beiden Mädchen einen schottischen Namen tragen würde.

      Am Silvestermorgen frühstückten wir ausgiebig, bevor wir uns alle in dicke Schneesachen einpackten. Zuerst fütterten wir die Hengste, die wieder nahe am Haus standwn, obwohl sich der Wind mittlerweile gelegt hatte und sogar einige warme Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke drangen. Zu viert setzten wir uns ins Auto und fuhren die paar Kilometer zur Winterweide der Stuten. Diese standen weiter hinten, sahen jedoch auf, als sie das Auto kommen hören konnten. Mein Liebling Alfur hüpfte uns durch den Schnee entgegen und die Stuten folgten ihm. Viðja, Vínd und Hryða fanden vorallem Elizabeth und Alisdair interessant, während sich Slaufa, Færa und Peppy Ann eher zurückhielten.
      Wir machten uns einen gemütlichen Abend, aßen Raclette und um Mitternacht stießen wir draußen im Schnee auf das neue Jahr an, während über Villingaholt viele bunte Raketen in die Luft stiegen. Erst um zwei Uhr gingen wir ins Bett, nachdem wir aufgeräumt und den Raclette-Geruch rausgelüftet hatten. Es war ein schöner und ruhiger Silvesterabend gewesen und ich hoffte, dass auch 2017 genauso ruhig, lustig und entspannt werden würde.
    • AlfurElfe
      Pflegebericht
      Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich wieder richtig aus dem Haus kam. Finley passte vormittags jetzt öfter auf die Zwillinge auf und so konnte ich mich wieder mehr mit den Pferden beschäftigen. Halla nahm uns viel Arbeit ab, aber auch sie musste zwischendurch unter Aufsicht trainieren und dreimal die Woche vormittags in die Berufsschule. Als die Stuten, also Færa Líkamann minn, Hryða van Ghosts, Slaufa, Viðja, Vínd frá Hólum und VK Princess Peppy Ann, hatten wir vor zwei Wochen für den Sommer auf die Hochlandweide entlassen, während die Hengste auf dem Hof geblieben waren. Sleipnir frá glæsileika eyjarinnar und Skinfaxi von Atomics ließen sich mittlerweile problemlos mit Sattel und Trense longieren und sollten bald an das reiterliche Gewicht gewöhnt werden, während Tár frá Feti mittlerweile auch Rennpass ging und Hrafn van Ghosts auf die höheren Tölt- und Viergangklassen vorbereitet wurde. Mit Dynjandi ging ich heute auf die Ovalbahn, um an seiner Haltung im Tölt zu arbeiten, denn wir wollten bald die T3 gehen. Halla baute währenddessen auf dem Rasenplatz ein paar Cavaletti und zwei kleine Kreuze auf. Leiðtogi, der nicht viel Freude am Vorwärtsgehen hatte, liebte es umso mehr, über die Hindernisse zu hüpfen. Auf lange Sicht erhofften wir uns dadurch einen ausgeprägteren Gehwillen. Am Abend, als ich die Kinder wieder hatte, ging Finley noch mit Garpur auf die Passbahn.
    • Canyon
      13. Dezember 2017
      Ein Besuch
      2610 Zeichen © BellaS
      Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem mir die Stute Viðja das erste Mal begegnet war. Ich hatte zwei Zuchtstuten aus Island importiert und musste diese von einem weiter entfernten Flughafen abholen. Um Laufey und Vinkona frá Sólin keine anstrengende lange Hängertour zumuten wollte, nachdem sie aus dem Flugcontainer kamen, machte ich auf einem Isländerhof Pause, der auf dem Weg lag. Und wie es das Schicksal wollte, lief mir dort Viðja über den Weg. Ein Notverkauf, die Besitzerin konnte sich die Stute nicht mehr leisten. Da griff ich zu und brachte, anstatt wie geplant zwei, gleich drei Isländer nach Hause.
      Jahre später tat ich mich mit meiner Freundin Linn zusammen und wir eröffneten gemeinsam eine Isländerzucht in Schottland. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte Linn sich in die Apfelschimmelstute verguckt und schließlich schenkte ich sie ihr. Ihr erstes eigenes Pferd, zu dem sich im Laufe der Zeit weitere gesellten. Als sich unsere Wege schließlich trennten, man Linn nicht nur den gekörten Hengst Garpur mit nach Island, sondern bekam die Stute Færa Líkamann Minn gleich mit dazu.
      Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine Freundin das erste Mal auf ihrem eigenen Hof auf Island besuchen würde. Island. Die Heimat meiner Lieblingspferde. Nicht, dass ich noch nie zuvor hier gewesen wäre, doch die Insel kam mir jedes Mal aufs neue irgendwie magisch vor.
      Nach einer herzlichen Begrüßung ging es direkt zu den Pferden. Linn war ganz begierig mir ihre Neuzugänge zu zeigen. Die Stute Peppy, oder auch VK Princess Peppy Ann, kannte ich bereits. Ich hatte sie zum Spaß und zum Ärger meiner Freundin grundsätzlich PPA gerufen. Auch den Hengst Leiðtogi kannte ich. Er stammte aus meiner Zucht und war einst für meine Mio Michalski bestimmt gewesen. Wie genau er seinen Weg zu Linn gefunden hatte, wusste ich nicht.
      Nachdem ich meine Sachen in einem Gästezimmer untergebracht hatte, lud mich Linn auf einen Ausritt durch die isländische Landschaft ein. Nach Jahren wieder in Slaufas Westernsattel zu sitzen, war für mich fast wie nach Hause kommen. So viele von Linns Pferden waren einmal in meinem Besitz gewesen. Die Stute die Linn ritt, Vínd frá Hólum, jedoch nicht. Auch Finley McLean, ein treuer Freund und ehemaliger Bereiter auf meinem Hof, begleitete uns. Hryða van Ghosts hieß die Stute, die er ritt.
      Nachdem wir schließlich vom Ausritt zurück waren, durfte ich auch noch Jung- und Trainingspferde begutachten. Alfur frá Egilsstöðum, Sleipnir frá glæsileika eyjarinnar, Skinfaxi von Atomics, Dynjandi, Hrafn van Ghosts und Tár frá Feti, sie alle bewohnten nun Linns Hof auf Island und viele von ihren stellten einen Teil meiner Geschichte dar. Es war schön sie alle einmal wieder gesehen zu haben.
    • Eddi
      Verschoben am 02.04.2020
      Grund:
      6 Monate keine Pflege
    Keine Kommentare zum Anzeigen.
  • Kategorie:
    Himmel - ungepflegte Pferde
    Hochgeladen von:
    AlfurElfe
    Datum:
    18 Aug. 2016
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  • VIƉJA

    Weidenzweig [vɪðja]


    GRUNDDATEN

    V: unbekannt
    VV: unbekannt
    VM: unbekannt

    M: unbekannt
    MV: unbekannt
    MM: unbekannt


    Isländer
    Stute
    Grauschimmel/Grár (EeaaGg)
    11 Jahre
    1,36 m
    -


    INTERIEUR

    Viðja ist eine liebe, fleißige Stute. Der Umgang mit ihr ist kein Problem, wobei sie ab und zu recht anghänglich wird. Mit anderen Pferden kommt sie gut zurecht.


    A
    USBILDUNG UND ERFOLGE


    Schritt: schnell aber ruhig
    Tölt: eher langsam, klar
    Trab: ausdauernd, taktklar, etwas trippelig
    Galopp: flott, gesprungen
    Pass:


    Tölt | T8●T7○T6○T5○T4○T3○T2○T1
    Viergang | V1●V2●V3●V4●V5○V6○V7○V8
    Fünfgang | F○F1○F2
    Passrennen | P○P1○P2
    Passprüfung | PP1○PP2
    Galopprennen | E○AL○M
    Distanz | E●A●L○M○S○S*○S**○S***
    Fahren | E○A○L○M○S
    Dressur | E●A●L●M●S
    Springen | E●A●L●M
    Military | E●A
    Western | E●A●L


    Schleifen

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    307. Springturnier
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    314. Dressurturnier
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    210. Militaryturnier
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    315. Dressurturnier
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    212. Distanzturnier
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    295. Westernturnier
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    30. Gangturnier
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    315. Springturnier
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    306. Westernturnier
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    94. Synchronspringen

    Andere Preise
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    Joelle World-Cup 3. Platz Gangreiten

    Gekört/Gekrönt: Ja

    Als Leihmutter/Deckhengst verfügbar: Ja
    Decktaxé: 180 Joellen
    Nachkommen: Ljósfari frá glæsileika eyjarinnar (von: Ljóski)
    Félagi frá glæsileika eyjarinnar

    GESUNDHEIT


    Letzter Tierarztbesuch: 14.07.2015

    Befinden: gut
    Anmerkungen:

    Letzter Hufschmiedbesuch: 22.09.2015

    Zustand der Hufe: sehr gut
    Anmerkungen:

    BESITZERDATEN


    VKR: BellaS
    Ersteller: BellaS
    Besitzer: AlfurElfe

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