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AlfurElfe

★ Leiðtogi | Hengst

Rappe | gekört | Viergänger

★ Leiðtogi | Hengst
AlfurElfe, 22 Sep. 2016
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    • AlfurElfe
      ALTE BERICHTE - ZEIT BEI CANYON
      So viel an einem Tag!
      19. Januar 16

      Freundlich öffnete ich den beiden die Tür zur „Eingangshalle“, es war ja eher unser unaufgeräumter Eingangsbereich. Aber Eingangshalle klang einfach besser.
      »Ich freue mich auf Morgen!« sagte ich zu ihnen, als wir uns die Hände schüttelten. »Ihr fangt doch morgen schon an, oder?«
      Anouk, eine kleine stämmige Frau, nickte breit lächelnd. »Oh ja klar! Wir können es gar nicht abwarten.« sagte sie und blickte dabei zu ihrem Bruder, welcher nickend zustimmte. »Natürlich, wir wollen die Zeit ja sobald wie möglich nutzen. Danke nochmal, dass sie uns sofort eingestellt haben.« bedankte sich Aimé, der Zwillingsbruder von Anouk, bei mir.
      Ein letzter Händedruck und die beiden Geschwister, welche von nun an unsere neuen Mitarbeiter, besser gesagt, unsere ersten Mitarbeiter, sein würden, stiegen in ihren alten hellblauen Renault Twingo und fuhren dann im gemächlichem Tempo die Ausfahrt entlang.
      Ich beobachtete sie noch bis sie die Ausfahrt passiert hatten und wollte mich gerade umdrehen, als von hinten ein »Buh!« mich erschrecken sollte.
      Ohne zu zucken drehte ich mich um und stand Shadow gegenüber, welcher ganz verärgert schaute, weil ich mich nicht erschreckt hatte.
      »Du Kasper!« sagte ich. Und boxte ihn in die Seite. Er schaute mich jedoch nur kurz an und beugte sie dann zu mir hinunter, um mir einen Kuss zu geben, welchen ich genüsslich erwiderte.
      Es war noch nicht lange her, dass wir den nächsten Schritt unserer Freundschaft gewagt haben und so war es für uns beide noch neu.
      Komisch war nur, dass es auch Charly und Nico erwischt hatte und nun alles viel komplizierter war als vorher.
      »Und«, fragte er mich »Waren das unsere neuen Angestellten?«
      »Jap. Und sie passen perfekt. Morgen früh um sieben stehen sie bei uns auf der Matte und begrüßen die drei neuen Pferde.«
      »Wow! Super! Die sahen ja auch ganz nett aus, mal schauen was daraus wird.« sagte er leicht lächelnd und folgte mir dann wieder ins Haupthaus.

      Zum Glück verschlief ich am nächsten Morgen nicht und konnte Anouk und Aimé pünktlich um sieben vor dem Haupthaus begrüßen.
      Beide hatten sich, im Gegenteil zu gestern, in Arbeitskleidung gehüllt. Sie trugen bequeme Reithosen und feste Arbeitsschuhe, mit welchen man auch ohne Probleme reiten konnte.
      Shadow, Nico und Charly wollten die beiden „Neuen“ auch unbedingt kennenlernen und so schlossen sie sich uns an, als wir in den Hauptstall zu den Pferden gingen.
      Wie drei neugierige Hühner reihten die drei sich hinter mir und den beiden Zwillingen ein und machten lange Hälse, um ja alles sehen zu können.
      Grimmig blickend verschränkte ich die Arme und blickte zu den dreien.
      »Ab mit euch zum Offenstall und zum Hengststall! Der Hauptstall gehört heute mir.« bestimmte ich und Charly, Shadow und Nico verließen den Stall mit hängenden Köpfen.
      »So«, sagte ich zufrieden »Schön, dass ihr da seid. Ich habe euch ja gestern schonmal kurz die Ställe gezeigt, das würde ich heute nochmal vertiefen.«
      Anouk und Aimé nickten aufgeregt und wie kleine Kinder versuchten sie alles aufzunehmen.
      Ich fühlte mich in der Position des Lehrenden, obwohl wir gleich alt waren und das verunsicherte mich etwas.
      »Also, zu erst stelle ich euch alle Pferde aus dem Hauptstall vor. Die drei aus dem Offenstall und die fünf Hengste zeige ich euch dann im Laufe des Tages, aber ich denke, ihr werdet sowieso erstmal hier arbeiten. Außerdem kommen heute Nachmittag drei neue Pferde an, da können wir eure Hilfe auch gut gebrauchen« sagte ich gekonnt freundlich.
      Ich ging zur ersten Box, in welcher schon seit jeher mein Wallach Excelsior stand.
      »Darf ich vorstellen? Das ist mein erstes Pferd: Wallach Excelsior und ich warne euch! Wenn ihr ihm ein Haar krümmt, seid ihr dran!« sagte ich spaßig. Die beiden schienen nicht ganz zu wissen, ob ich das ernst gemeint hatte und schauten mich etwas verunsichert an.
      »Äh, ja, das war natürlich ein Scherz.« sagte ich und machte dann weiter mit den nächsten Boxen. Anouk schien vorallem einen Narren an Valentines Jeanie gefunden zu haben, welche wie immer gleich die Nähe suchte. Aimé schien sich besonders für meine Isländerstute Hryða zu interessieren, und ich legte mir schon im Kopf die beiden kleinen Stuten für die erste Reitstunde bereit.
      Als wir die Reihe durch hatten, teilte ich ein, wer wen nehmen würde. Da vier Pferde auf Aphrodite und vier auf Artemis kommen sollten, bekamen Anouk und Aimé bei beiden Durchgängen ein Pferd und ich nahm die anderen beiden.
      Der erste Durchlauf bestand aus Exel, Jeanie, Hryða und Changa, welche zur Zeit Artemis besetzten.
      Anouk drückte ich gleich die Fellponystute Jeanie in die Hände, während Aimé Hryða bekam. Ich würde nun die beiden Streithähne Exel und Changa nehmen, was nicht gerade angenehm war.
      Sie standen zwar schon seit Monaten auf einer Koppel, taten jedoch immer so, als würden sie sich nicht verstehen. Das war einfach nur kindisch und nicht ernst zunehmen, fast könnte man glauben, die beiden sind ineinander verknallt, was natürlich total absurd wäre.
      Aimé und Anouk zeigten von Anfang an viel Gefühl für die Tiere und als Jeanie ihr restliches Müsli in Anouks Haare spukte, konnte diese nur lachen.
      Es schien, als seien auch die Tiere zufrieden mit der Wahl, welche ich gestern getroffen hatte.
      Nachdem die vier auf ihrer Koppel standen, brachten wir noch die anderen vier Stuten auf die benachbarte Weide.
      Winterzauber, welche in letzter Zeit viel Training erlebt hatte, Mon Amie, die Trainingspartnerin von Wizza, Vaconda und Charelle. Alle vier kamen von der gleichen Vorbesitzerin und da war es nur sinnvoll gewesen, die bestehende Gruppe gleich so zu lassen.
      Aimé bekam Nelly, während Anouk Vaconda nahm und ich die beiden anderen Stuten Wizza und Amie. Auch diese vier standen schnell auf ihrer weitläufigen Koppel, wo sie sich nach belieben bewegen konnten.
      Als ich wieder zurück im Stall war, wartete dort bereits Shadow auf mich. Er saß auf einem Heuballen in der Ecke und streichelte die Katzenjunge von Capucine, welche ihn als Klettergerüst benutzten.
      »Sind alle Hengste schon auf der Weide?« fragte ich ihn erstaunt.
      »Nein, nicht ganz. Charly und Nico sind mit Marid und Acapulco Gold in der Halle und danach wollen sie noch Happy longieren. Deswegen suche ich jemanden, der mir beim Ausmisten des Hengststalls hilft und gleich zwei Boxen für die beiden neuen vorbereitet.«
      Ich blickte zu Aimé, welcher unseren Worten aufmerksam gefolgt war. »Würdest du mit zu Shadow gehen? Dann bleibe ich mit Anouk im Hauptstall und kümmere mich um Grenzfee.«
      Aimé war einverstanden und so machten sich die beiden Jungs auf den Weg zum Hengststall, während ich mit Anouk die Stallgasse entlang zu einer der hinteren Boxen lief, wo meine Hufrehkranke Stute Grenzfee stand.
      Da Grenzfee von unserer Tierärztin Boxenhaltung auf weichem Untergrund verordnet worden war, hatten wir eine Wand herausgenommen, sodass die kranke Stute nun den doppelten Platz hatte. Ihr schien das immer noch zu wenig, aber da musste sie nun durch. Unruhig spielte sie mit ihren Ohren, als ich die Boxentür öffnete und ihren Putzkasten in die Box stellte. Ich winkte Anouk, welche bis eben noch in der Stallgasse gewartet hatte, zu mir und drückte ihr das Halfter von Fee in die Hand.
      »Legst du es ihr bitte an? Ich muss jetzt Ihre Hufpolster wechseln und das klappt am besten, wenn sie mit Fressen beschäftigt ist und jemand sie festhält.«
      Anouk nickte stumm und kam zu mir in die Box. Geschickt legte sie der großen Stute das helle Halfter an und kraulte sie dann an ihren Lieblingsstellen. So schnell, aber auch so ruhig wie ich konnte, suchte ich alle Medikamente zusammen, die meine Fee mit ins Futter bekam. Ihr schienen diese zu schmecken, denn aufgeregt beobachtete sie mich dabei und machte Anstalten sich vom Strick loszureisen und auf das Futter zu stürmen. Gekonnt vermischte ich alles in einem Eimer mit dem morgendlichen Müsli und hängte es der Stute dann an die Boxentür.
      Grenzfee war schon immer sehr ängstlich gewesen, was ihre Füße betraf, und das war nun mit den Hufrehen noch schlimmer geworden, was es nicht gerade erleichterte, ihr jeden Tag neue Verbände um die angeschwollenen Füße zu legen.
      Während Anouk die genüsslich fressende Stute, ihr Hunger war zum Glück nicht gesunken und auch die Medikamente nahm sie gerne an, festhielt, hob ich vorsichtig den ersten Huf hoch, sodass ich den Verband abwickeln und einen Neuen anlegen konnte. Anouk sicherte mir dadurch etwas die Lage, dass sie einen Strick in der Hand hielt. Fee war zwar eigentlich eine recht liebe Stute, hatte jedoch viel Kraft und Energie, die sie oft ungünstig einsetzte.
      Auch dem zweiten Huf hatte ich nach wenigen Versuchen mit viel Geduld den Verband gewechselt, sodass Anouk Grenzfee wieder das Halfter abnehmen konnte. Zu zweit verließen wir die Box. Die Vollbutstute hatte nun alle Ruhe der Welt, ihre Mahlzeit zu sich zu nehmen.

      Als gegen Mittag alle Boxen ausgemistet waren, versammelten wir uns in der Wohnstube des Gutshauses zu einer warmen Tasse Tee und einigen, von Weihnachten übrig gebliebenen, Plätzchen.
      In wenigen Minuten würde ein Transporter mit drei neuen Pferden aufkreuzen und dafür wollten wir alle Fit sein. Zwei davon würden Hengste sein. Zwei Hengste, welche ich vielleicht später als Zuchthengste vor Augen hatte. Außerdem würde eine Warmblutjungstute auf die große Koppel zu Ocarina of Time und Flotten von Mutanten ziehen, welche großes Potenzial als späteres Turnier- und Zuchtpferd zu haben schien.
      Ich war aufgeregt, immerhin würden es gleich drei Neue sein, um die ich mich kümmern musste.
      Mit einer kleinen Verspätung von einer viertel Stunde, hörte ich einen großen Wagen die Einfahrt in Richtung unseres Parkplatzes rollen.
      Hastig sprang ich auf, zog mir meine Jacke über und stürzte nach draußen. Anouk, Aimé und Shadow folgten mir, während Charly und Nico alles langsamer angingen ließen.
      Ein grauer Pferdetransporter, welcher Platz für drei Pferde bot, parkte gerade auf unserem kleinen Parkplatz. Als der Motor des großen Gefährtes ausging und die Fahrertür aufgestoßen wurde, hatten wir einen kleinen Halbkreis, bestehend aus sechs Personen gebildet. Der Fahrer war noch jung, nicht viel älter als Nico und er schien recht erstaunt darüber, dass wir eine so große Willkommensparty veranstalteten.
      Er begrüßte uns alle und ging dann an die lange Seite des Wagens, wo er eine große Heckklappe herunter ließ. Er war so lieb und führte die Pferde zu uns nach draußen.
      Das erste Pferd war die Jungstute, Seattle's Scarlett. Hübsch gescheckt, jetzt schon recht groß, mit einem aufmerksamen Blick.
      Ich wusste noch nicht ganz, was genau ich mit ihr tun wollte, aber das würde sich ja noch entwickeln. Trakehner waren sehr beliebt, vorallem im Pferdesport.
      Shadow trat vor und nahm dem Fahrer die aufgeregte Stute ab. »Bringst du sie schon in den Stall? Etwas Ruhe würde ihr sicherlich nicht schaden.« sagte ich zu meinem Freund, welcher sich sogleich auf den Weg in Richtung Hauptstall machte, wo Scarlett erst einmal untergebracht werden sollte.
      Mittlerweile hatte der Fahrer bereits das zweite Pferd aus dem Hänger geführt. Ein Isländer. Rabenschwarz und mit einer Mähne, die ihm sicherlich bei jedem Schönheitswettbewerb Punkte einbringen würde. Das schönste an ihm, war seine große Blässe, welche sich bis zu den Ohren erstreckte. Diesmal griff Aimé zu und Shadow, welcher gerade aus dem Hauptstall zurückkehrte, folgte ihm zum Hengststall.
      Auf das letzte Pferd freute ich mich besonders. Seine Ankunft war gut geplant und durchdacht wurden, denn es würde ein Mustanghengst sein.
      Ich wurde nicht enttäuscht, als der Fahrer ein drittes Mal aus dem Hänger kam und diesmal ein geschecktes Pferd hinter sich her zog, welcher den Kopf in den Himmel streckte und sein neues Heim bewunderte.
      Morrigans Hidalgo hieß er und war ein hübscher Braunschecke. Ich hoffte, dass er vielleicht der erste Hengst in einer eventuellen Mustangzucht sein würde, denn das Potenzial hatte er.
      Nico wollte gerade Anstalten machen, dem Fahrer den Hengst abzunehmen, doch ich war schneller bei ihm und griff nach dem Strick.
      Hidalgo schien alle Versprechen zu erfüllen. Man merkte ihm die Sturheit eines Mustangs an und genau das brauchte ich. Ein Pferd mit den Genen der Vorfahren.
      Ich dankte dem Fahrer und drückte ihm etwas Geld in die Hand, dass unsere neuen Pferde die weite Reise so gut überstanden hatten. Das restliche Geld würde heute Abend noch auf seinem Konto landen.
      Aufgeregt trippelte der Hengst neben mir her, als ich ihn hinter dem Hauptstall entlang zum Hengststall führte. Die letzte Box würde nun belegt sein, auch wenn die Pferde wohl zu wärmeren Zeiten ganztägig auf ihren Koppeln stehen werden.
      Shadow und Aimé schlossen gerade die Tür zu dem neuen Isländer, Leiðtogi hieß er, als ich mit Hidalgo den Stall betrat. Hilfsbereit öffnete mir Aimé die Tür der letzten Box, in welche ich meinen Hengst führte.
      In der Box neben ihm stürzte sich bereits Togi, wie wir ihn wohl nennen würden, auf sein Willkommensmenü, welches auch Hidalgo bekommen hatte.
      »Guten Appetit euch!« sagte ich noch zu den beiden, bevor ich mit den anderen den Stall wieder verließ. Immerhin wollte ich ja auch nochmal nach Scarlett schauen, ob sie den Umzug genau zu entspannt hingenommen hatte.

      Viergangtraining für Leiðtogi V1 → V2 | 3840 Zeichen | © BellaS
      22. Januar 16

      Spätestens seit ich Mio zum Geburtstag einen Hengst geschenkt hatte, war sie auf den Isi gekommen. Nicht wirklich ein Wunder wenn man bedachte mit wem sie im Team arbeitete. Überzeugendere Isländerliebhaber als Linn und mich waren wohl nicht so leicht zu finden. Im jedem Fall hatte sie nun ein paar Isis und brauchte einen passenden Trainer. Und da ich es immer gut fand wenn meine Pferde von anderen Trainern profitieren konnten, ''tauschen'' wir die Trainingseinheiten einfach untereinander. Also war Mio einmal mehr nach Dänemark gereist, Leiðtogi im Schlepptau. Während ich diese hübsche Kombination aus Blacky und Stássa bereute, versuchte Mio sich an unserer eingerosteten Kutsche mit Vinkona davor. Gut, schaden konnte es nicht und ein verlässlicheres Pferd als Vinkona kannte ich nicht. Trotzdem war nicht nicht ganz entspannt, als ich den Hengst aus seiner Gästebox holte. Immerhin trug er keine gefährlichen Hufeisen und Finley hatte die Ovalbahn weitestgehend vom gefrorenem Schnee und diversen Eisplatten befreit, sodass sie nutzbar war. Eisig war es leider trotzdem. Dick eingepackt war satteln und vor allem Trensen gar nicht mehr so einfach und im warmem Stall geriet man dabei sogar ins schwitzen. Nicht besonders witzig für das Immunsystem, das sowieso schon seit Tagen verzweifelt gegen die Erkältung ankämpfte. Egal, rauf aufs Pferd und ab ging es. Leiðtogi, für den Schnee eher unbekannt war, freute sich unglaublich über die weißen, pulvrigen und kalten Hügel, die überall auf dem Hof verteilt lagen. Ich ließ zu, dass er seine Nase in einen davon steckte, nur um sie dann angewidert wieder herauszuziehen und sich ausgiebig zu schütteln. Mit so vielen interessanten Dingen um uns herum dauerte der Weg zur Ovalbahn erstaunlich lange, doch mich störte das wenig. Ich fand es einfach niedlich, wie Jungpferde sich von allem zehnmal überzeugen mussten. So auch Togi, der natürlich jeden der Schneehaufen testen musste. Endlich angekommen, war ich bereits völlig erfroren. Auch die Schrittrunden auf der Bahn halfen wenig um mich aufzutauen, der Hengst dagegen hatten dickes schwarzes Winterfell und sprühte nur so vor Energie. Dementsprechend wartete ich nicht lange, sondern versuchte ihn anzutölten. Trotz seiner jungen vier Jahre klappte das ganz vorzüglich. Er hatte so viel Naturtölt, dass es für die V2 reichte, auch wenn er offiziell noch nicht angetöltet worden war. Bei solchen Pferden sowieso eine unnötige Maßnahme. Auf Grund des Eises zog ich das Training heute nicht in die Länge. Nach dem Tölt kam etwas Trab. Zum traben musste ich Leiðtogi allerdings etwas länger ''überreden''. Leider eine Schwäche die Naturtölter sehr oft zeigten. Da war Togi keine Ausnahme. Wieder legte ich eine Schrittpause ein, dann fehlte nur noch der Galopp. Auf der Bahn zu riskant, deshalb verlegte ich das galoppieren kurzerhand an den Strand. Der Sand war immer weich und damit das ganze Jahr über gut für schnellere Gangarten geeignet. Das fand Leiðtogi wohl auch, denn kaum hatte er erfasst wie viel Platz es hier gab, fehlte nur noch ein kleiner Funken um die Bombe zum platzen zu bringen. Diesen erzeugte ich nun mit einem leichten Schenkeldruck. Diese kleine Hilfe bewirkte, dass der junge Hengst in einem wilden, ungezähmten Galopp nach vorne schoss. Gut gesprungen war zwar noch etwas anders, aber ich ließ ihn laufen. Immerhin wurde mir so wieder warm und bekanntermaßen liebte ich hohe Geschwindigkeiten, zumindest beim reiten. Die letzte Hürde des Tages bestand nun nur noch darin, den Hengst vom Strand wieder auf den Hof zu bekommen. Aber auch darin war ich geübt und so dauerte es nicht lange, bis Leiðtogi wieder in seiner Box angekommen war. Nun konnte ich mich aufwärmen gehen und hoffen, dass ich nicht krank werden würde. Außerdem interessierten mich Mios Berichte vom Verlauf ihres Trainings mit Vinkona.

      Distanztraining E → A | Anaba »« Chosposi »« Marid »« Leiðtogi | 7187 Zeichen | © Canyon
      27. Februar 16

      »Aufstehen ihr Beiden!«
      »Schon mal etwas von Privatsphäre gehört?«, nuschelte Nico verschlafen, bevor er sich seine Decke wieder über den Kopf zog. Auch Charly, welche sich an Nico gekuschelt hatte, rührte sich nicht von der Stelle.
      »Spielen wir gerade verkehrte Welt, oder warum muss ich EUCH aus dem Bett jagen, anstatt ihr MICH?«, fragte ich die Beiden verwundert, denn normalerweise war ich diejenige, die gerne noch etwas länger schlief.
      »Der Unterschied liegt darin, Füchschen«, kam Nicos dumpfe Stimme unter der Decke hervor, »dass wir dich wecken müssen wenn es Arbeit gibt und du uns gerade weckst, obwohl es keine Arbeit gibt.«
      »Falsch, wir machen heute einen Distanzritt!«, sagte ich fröhlich, während ich die Tür hinter den beiden wieder schloss.
      Ich hätte vielleicht noch etwas länger bleiben sollen, dachte ich, als Nico und Charly mit einer halben Stunde Verspätung im Stall aufkreuzten. Shadow und ich hatten bereits mit der Hilfe von Aimé und Anouk die Pferde auf die Weiden gebracht, mit Ausnahm von vier. Diese vier würden wir heute auf ein Distanztraining mitnehmen.
      Charly würde heute wohl die schwierigste Aufgabe übernehmen, da sie unsere Anaba reiten würde, welche in der heutigen Konstellation die einzige Stute sein würde. Ich hatte mich meinem Chosposi verschrieben, Shadow wollte unseren jungen Leiðtogi reiten und für Nico hatte ich Marid eingeplant.
      Problem war, das die Pferde auf verschiedenen Stufen liefen und wir so nicht die ganze Strecke zusammen reiten konnten. Shadow würde uns als erstes verlassen, da Togi erst auf E ging uns so noch nicht die 40 Kilometer von mir und Jo mitgehen konnte. Nico und Charly würden ihre beiden auf die Stufe L aufstufen und mussten so nur 30 Kilometer gehen.
      »Seid ihr alle soweit?«, fragte ich laut in die Runde. Ich war mal wieder die schnellste mit Jo gewesen, was aber wahrscheinlich auch daran lag, dass er sehr reinlich war und so das Putzen meist nicht allzu lange dauerte.
      »Kein Stress Mio«, kam die Antwort von Charly, «Ich muss erstmal munter werden, nach deiner abrupten Weckaktion.«
      »Beschwere dich nicht! Du hattest bereits eine Stunde Zeit.«, erwiderte ich und schwang mich in den bequemen Westernsattel von Jo. Wir hatten ihn erst seit kurzem und ich lernte ihn immer mehr zu lieben, vorallem auf längeren Ritten.
      Auch Shadow saß bereits im Sattel des dunklen Togis, welcher entspannt vor sich hindöste. In der Zeit wie Charly und Shadow noch beschäftigt waren, durchsuchte ich den Inhalt meines Rucksacks, um mich zu vergewissern, dass ich ja nichts vergessen hatte.
      Als auch Charly und Nico endlich abflugbereit waren, ging es los. Anaba und Vad, welche gerne mal das Tempo etwas anzogen, gingen vorneweg, während ich mit Shadow und den beiden ruhigeren ihnen folgten. Ich hatte ein besonderes Auge auf Togi, weil wir mit ihm noch nicht allzu oft ausgeritten waren. Es würde sein erstes wirkliches Distanztraining sein und ich hoffte, dass es ihm genauso Spaß machen würde, wie Gangtraining.
      »Irgendwie habe ich das Gefühl, als würde Charly in letzter Zeit viel mehr essen und viel mehr schlafen«, sagte ich zu Shadow gewandt. »Sie achtet doch normalerweise so auf ihre schlanke Linie.«
      Shadow zuckte nur mit den Schultern und runzelte etwas die Stirn. »Darauf habe ich jetzt nicht wirklich geachtet«, meinte er dann.
      Ich seufzte. Diese Männer!
      Auch dieses Distanztraining organisierten wir so wie all die anderen. Alle zehn Kilometer legten wir eine Pause ein, in welcher jeder etwas trank und dann die Pulswerte seines Pferdes abnahm und notierte. Ich war überrascht, wie gut Togi mit dem Tempo der anderen mitkam und wie gut seine Werte dafür waren. Auch Jo blieb die ganze Zeit über entspannt, auch wenn er des öfteren seine Ohren anlegte, wenn ihm Vad zu nahe kam. Die beiden konnten sich einfach nicht riechen. Ich musste breit Lächeln, denn auch ich mochte diesen Arroganten Vad nicht und das mein Liebling Jo auch nicht mit ihm auskam, versüßte die ganze Sache noch. Trotzdem waren wir auf einem Distanzritt und da war es gefährlich, wenn zwei Pferde nicht miteinander klar kamen.
      Wegen des guten Wetters waren auch die Pferde gut gelaunt, sodass alle Lust darauf hatten, sich viel zu bewegen. An geeigneten Stellen galoppierten wir, ansonsten trabten wir. Der Schritt war heute am wenigsten, was alle jedoch nicht weiter störte.
      Nach etwas fünfzehn Kilometern verließ uns leider Shadow schon. Er würde eine Abkürzung nach Hause nehmen, da das Training für Togi reichte. Der gute hatte wunderschön mitgearbeitet und hatte sich einen gemütlichen Platz auf der Weide verdient.
      Ich ritt immer noch einige Pferdelängen hinter Nico und Charly und war schwer Jo nicht auf sie auflaufen zu lassen. An einer Kreuzung entschied ich mich deswegen, einen anderen Weg zu nehmen. Charly und Nico würden sowieso bald in Richtung Heimat abbiegen und ich hatte nicht viel davon, wenn ich Jo nicht passend trainieren konnte.
      Sobald Vad und Anaba außer Hörweite waren, merkte ich deutlich, dass Jos Konzentration stieg. Seine Schritte wurden gleichmäßiger und sein Gang ruhiger. Außerdem bemerkte ich nach der nächsten Pause, dass auch seine Pulswerte schneller gesunken waren. Vielleicht sollte ich Jo die nächsten Male immer alleine trainieren, dachte ich lächelnd, während ich ihm einen Apfel zur Belohnung hin hielt.
      Auch die letzten sieben Kilometer gingen recht entspannt von statten. Wir befanden uns mittlerweile wieder auf dem Weg nach Hause, weswegen Jo sein Tempo nochmal erhöhte. Er wusste genau, dass auf ihn zu Hause eine leckere Ladung Heu wartete und konnte es gar nicht einsehen, deswegen langsamer zu laufen.
      Ich ließ ihn, denn seine Werte waren so gut gewesen, dass ein bisschen mehr Galopp nicht schaden würde.
      Das bestätigte sich auch, als ich zurück auf Saint Gorge war und seine letzten Messwerte nahm. Es waren die besten, die ich je bei einem Pferd gesehen hatte, welches gerade 40 Kilometer gelaufen war und das machte mich als Besitzerin und Trainerin natürlich unheimlich stolz.
      Nachdem ich meinen Mustang abgesattelt, übergeputzt und ihm eine Decke übergeworfen hatte, brachte ich ihn auf seine Weide, wo er sich sofort auf seine beiden Freunde Togi und Hidalgo stürzte. Auch Leiðtogi schien das Training gut überstanden zu haben, denn er war genauso fröhlich wie zuvor.
      Meine drei Freunde fand ich im Haus, wo sie sich bei einer Tasse Kaffee gemütlich auf die Couch lümmelten.
      »Na euch geht es ja gut. Gibt es keine Ställe mehr sauber zu machen?« fragte ich die drei. Shadow schüttelte den Kopf, Charly blickte mich nur an und Nico interessierte sich nur für sein Handy.
      »Ne, Anouk und Aimé haben bereits ordentlich Hand angelegt. Alles fertig.« sagte Shadow glücklich und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse.
      Ich ließ mich in den Sessel fallen und blickte die drei an. »Eigentlich wollte ich mit euch die Werte unserer Pferde abgleichen.« Keiner antwortete. Mein Gott, was waren das nur für faule Menschen, dachte ich etwas eingeschnappt und machte mich alleine an die Arbeit. Das nächste Mal wollen sie noch von mir, dass ich alle Pferde alleine trainiere.
      In diesem Moment hatte ich noch nicht gewusst, dass zwei von drei Freunden ein Geheimnis wussten, was wohl einiges verändern würde.

      Routine-Behandlung | Chosposi »« Morrigans Hidalgo »« Leiðtogi | 1846 Zeichen | © DisneyHorse
      20. März 16

      Kurz nach Mios kurzfristigem Besuch, verschlug es mich ebenfalls wieder zu ihr nach Südfrankreich. Doch diesmal begrüßte mich nicht die schöne lauwarme Sonne sondern ein strömender Regen. Kurz nach meiner Ankunft, huschten wir in den Stall zu den drei Hengsten die auf eine Untersuchung warteten. Mio erklärte mir alles was zu beachten war und die Geschichte ihrer Mustangs. Ich war damals in Amerika oft auf Entdeckungsreise um Mustangs zu sehen und hier hatte ich 2 Prachtexemplare auf einmal.
      Nachdem ich die Pferde begrüßt hatte, find ich auch schon mit dem Untersuchen an. Keines der Pferde hatte am Körper irgendwelche Auffälligkeiten. Die Lymphknoten waren auch nicht geschwollen. Chosposi war etwas nervös als ich vorsichtig an sein Hinterteil ging um die Temperatur zu messen. Mio beruhigte ihren schönen Hengst und ich konnte die Körpertemperatur messen die bei 37,1°C lag, also alles im grünen Bereich. Impfungen brauchten die Pferde heute nicht es ging bloß um die normale Untersuchung. „Mio gab es bei deinen Pferden in letzter Zeit etwas Auffälliges?“, fragte ich während ich die Herz/Pulsfrequenz maß. Sie schüttelte den Kopf. „Seine Herzfrequenz ist normal und liegt bei 30 Schlägen pro Minute.“ Ich hörte mir mit dem Stethoskop den Darm von Chosposi, Togi und Hidalgo ab. Alle hatten eine gesunde Darmfunktion.
      Nun fast am Ende der Untersuchung, maß ich die Atemfrequenz von den Dreien. Diese lag zwischen 8-12 Züge pro Minute – ebenfalls alles okay. Nun zu guter Letzt schaute ich in die Mäuler der Pferde und stellte keinerlei Symptome von Krankheiten fest. Das Zahnfleisch war hellrosa und die Zähne waren frisch geschliffen.
      Ich lobte die drei Pferde und ging mit Mio noch auf einen Kaffee ein. Ich gab ihr noch ein paar Tipps zur Fütterung ihrer Pferde und verabschiedete mich. Abends fuhr ich mit dem Zug zurück nach Hause.

      Neuigkeiten
      26. März 16

      »Wo bleibt Charly den heute?«, fragte ich etwas angespannt. Shadow und ich saßen am Frühstückstisch und warteten auf unsere zwei anderen Mitbewohner, namens Charly und Shadow, welche so langsam mal aufkreuzen sollten.
      »Genauso gut kannst du fragen wo Nico bleibt«, sagte Shadow und schob sich einen großen Löffel Müsli in den Mund. Seine Essmanieren waren noch nie die Besten gewesen.
      »Haben die etwa schon wieder verschlafen?« Nervös tippte ich mit meinen Fingern auf den Tisch. »Die wissen doch ganz genau, dass wir heute richtig viel zu tun haben.«
      »Ach Mio«, nuschelte Shadow mit vollem Mund. »Das machen die sicherlich nicht absichtlich. Wie oft musste ich dich jetzt schon wecken?«
      Bevor ich etwas erwidern konnte, hörte ich Schritte auf der Treppe und einige Momente später kam ein sichtlich missgestimmter Nico in die Küche geschlürft. Erstaunt folgte ich ihm mit meinen Blicken. Was war denn mit dem los? Ich hätte nie gedacht, dass auch ein Nico mal deprimiert sein könnte. Nico ließ sich auf seinen Stammplatz fallen, zog seine Schüssel zu sich heran und ließ einen Schwall Müsli hinein klatschen, sodass ein Großteil entweder auf dem Tisch oder auf dem Boden landete. Auch mit der Milch ging er nicht fürsorglicher um und das ganze krönte er noch, in dem er es schaffte, Shadow mit seinen Essmanieren zu übertrumpfen.
      Ich schaute ihn die ganze Zeit mit großen Augen an. Was anderes konnte ich in dem Moment gar nicht tun.
      »Was?«, fragte Nico mich aggressiv, als er meinen Blick spürte.
      »Alles gut mit Charly?« fragte ich nur perplex. Shadow hielt sich gekonnt im Hintergrund. Nico senkte den Kopf wieder, schob sich einen weiteren Löffel in den Mund und sagte zwischen einem weiteren Löffel: »Ja, alles okay.«
      Ich blinzelte. Das klang aber nicht so, als wäre wirklich alles in Ordnung. »Habt ihr euch gestritten?« fragte ich deshalb nochmal nach.
      »Hörst du schlecht? Es ist alles OKAY!« giftete mich Nico an, schob seinen letzten Löffel in den Mund und stand dann so schnell wie möglich auf. Kaum konnte ich etwas erwidern, da war er schon in Richtung Bad verschwunden. Ok.
      Mit offenem Mund starrte ich ihm nach. »Hast du das gesehen?» fragte ich verblüfft Shadow, welcher endlich seinen Kopf hob.
      »Jap, der scheint nicht wirklich gut drauf zu sein. Vielleicht schaust du mal nach Charly, nimm aber vorsichtshalber eine Schutzweste mit. Wenn Nico schon so wütend drauf ist, will ich nicht wissen, wie es Charly geht.«
      Ich musste lachen und boxte ihm in die Seite. Shadow verzog gekonnt schmerzhaft das Gesicht und hielt sich die Stelle (vielleicht etwas zu weit oben), wo ich ihn getroffen hatte. Ich befolgte seinen Rat und entschied mich dafür, nach meiner Freundin zu sehen, entschied mich aber dagegen, eine Schutzweste mitzunehmen.
      Ich fand Charly in ihrem Bett liegend, mit schmerzhaft verzogenen Gesichtsmasen. »He du«, begrüßte ich sie leise und schob mich durch die Tür in ihr Zimmer. »Was ist denn mit dir los?« fragte ich besorgt und kam zu ihrem Bett. Charly schüttelte nur den Kopf und nuschelte etwas in sich hinein.
      »Was ist denn los?« fragte ich sie abermals, als ich keine ordentliche Antwort bekam. »Nico hat dort unten gerade eine Show abgezogen, die mich dazu veranlasst hat, mal nach dir zu schauen.«
      Ich konnte die Worte »Dieses Arschloch« aus Charlys verkrampften Mund hören, bevor sie sagte: »Alles gut, mir geht es nur nicht so gut.«
      »Nicht so gut? Du siehst nicht so aus, als würde es dir nur nicht so gut gehen. Sag an, was hast du und wie kann ich dir behilflich sein?«
      »Ach Mio, ich habe nur etwas Magenkrämpfe und Übelkeitsanfälle, wahrscheinlich irgendeine Erkältung. Mir geht es gut, ich werde heute wohl nur im Bett bleiben. Du solltest vielleicht langsam in den Stall.«
      Kam es mir nur so vor, oder versuchte sie mich tatsächlich abzuwürgen und wegzuschicken? Ich wollte jedoch ihr Gemüt nicht noch weiter reizen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich das Zimmer verließ.
      Als ich wieder in der Küche war, schien Shadow bereits im Stall zu sein. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es dringend Zeit wurde und die Pferde sicherlich schon Radau machten, weil sie verspätet auf die Weiden kommen würden. Schnell warf ich mir eine Jacke über und kontrollierte die Temperatur auf dem Thermometer. Perfekt, wenn es weiterhin den Tag über trocken blieb, konnte ich meine Grenzfee vielleicht auf eine Weide stellen.
      Ich öffnete die Haustür und machte mich dann auf den Weg zum Hauptstall. Shadow war tatsächlich schon hier und machte bereits die ersten Pferde fertig, in dem er ihnen ein Halfter anlegte und den Strick über den Hals warf.
      »Ah Mio, da bist du ja. Alles gut bei Charly?« begrüßte er mich. Ich schüttelte den Kopf und erzählte ihm von meinem Besuch. Shadow schien nicht sonderlich besorgt und versuchte mich mit ein paar Argumenten davon zu überzeugen, dass es meiner besten Freundin nichts so schlecht ging, dass sie gleich sterben würde. Er überzeugte mich.
      »Nico ist im Hengststall und kümmert sich dort um die Bande. Hättest du Lust, zu Ocarina, Flotte und Scarlett zu gehen? Ich würde hier im Hauptstall anfangen und außerdem sollten Anouk und Aimé auch jeden Moment auftauchen. Ach so und dann kannst du gleich weiter zu den Kleinen gehen? Wenn Bärchen nicht alles aufgefressen hat, sollten die auch noch genügend Heu haben.« erklärte mir Shadow. Ich blickte ihn schmunzelnd an. Niedlich war es schon, dass er mir auf meinem eigenen Hof erklärte, was ich tun sollte. Ich drückte ihm einen Kuss auf den Mund und beeilte mich dann, zu meinen Pferden zu kommen.
      Ich schnappte mir aus einer Ecke eine Schubkarre, füllte diese mit Heu und machte mich dann auf den Weg zum Offenstall. Im Offenstall standen zur Zeit drei Stuten von mir. Zwei davon waren wild und unhandlich, eine davon war verschmust und anhänglich. Ich war selber extrem überrascht gewesen, dass die beiden großen Stuten die junge Stuten ohne Probleme in ihrer Mitte aufgenommen hatten. Vorallem Ocarina of Time fühlte tat manchmal so, als wäre sie die Mutter der kleinen Scarlett, was natürlich ungeheuer niedlich war.
      Auch heute war Scarlett wieder die erste, die mir auf die Nerven ging. Die Schubkarre über die hügelige Koppel zu schieben war schon schwer genug und wenn dann auch noch eine junge Stute ständig geknuddelt werden wollte, war es keine Freude.
      Als die Schubkarre endlich am Offenstall stand, nahm ich mir die Zeit, um die gescheckte Warmblutstute ausreichend zu kraulen. Oca und Flotte beobachteten das ganze aus einigen Metern Entfernung, entschieden sich aber doch schnell dafür, doch zum Heu zu kommen, obwohl ich noch da war. Vor einiger Zeit hätte das noch nicht funktioniert, dessen war ich mir sicher. Beide Stuten waren halb wild zu mir gekommen und es hatte mich einige Stunden Arbeit gekostet, die beiden auf diesen Stand zu bringen.
      Als Scarlett merkte, dass ihre beiden Freundinnen ihr alles wegfraßen, ließ sie schnell von mir ab und begab sich zur Fressstelle. Ich beobachtete die drei noch einen Moment, bevor ich mich wieder samt Schubkarre auf den Rückweg machte. Zum Glück war der Stall unserer drei Kleinsten näher am Geschehen, sodass ich zu ihnen nicht allzu lange brauchte. Zur Zeit standen hier drei Ponys, welche das Leben als kleine Racker so richtig genossen.
      Slaughterhorse, Lambardo und Happy lebten zu dritt in unserem zweiten Offenstall. Slaughter war der größte, während Lambardo und unser Bärchen Happy um einiges kleiner waren. Trotzdem hatte ganz klar Lambardo die Herrschaft, welche er ruhig, aber gezielt anführte.
      »Na ihr drei?« begrüßte ich sie und bückte mich zu Happy, welcher mit gerade mal einem Meter recht klein war. Ich hatte vor kurzem angefangen, Happy mit viel Geduld einzufahren und nun, da auch Lambardo dazu gekommen war, konnte ich das mit Beiden zusammen machen. Happy hatte sich gleich viel mehr angestrengt, nachdem der ältere Lambardo dazugekommen war.
      Bei den drei Pferden ließ ich nur neues Wasser in die Wanne ein und kontrollierte den Heuvorrat, allerdings hatte Shadow recht gehabt und für den Tag war noch genügend da.
      Zurück im Hauptstall musste ich zu erst den Radiosender wechseln. So ein Gejaule, das war ja kaum zu ertragen. Shadows Kopf kaum aus einer der Boxen hervor und blickte mich gespielt wütend an. »He, lass meine Musik an!«
      »Kannst'e knicken, mit so einer Musik kann ich nicht arbeiten.« sagte ich lächelnd, nahm mir eine Mistgabel und verschwand in der nächsten Box. Zu viert, Anouk und Aimé waren mittlerweile da, waren wir schnell fertig und als wir zur Mittagspause zurück ins Haus gingen, fanden wir Charly auf der Couch im Wohnzimmer sitzen. Sie hatte ihren Laptop auf den Beinen und begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln. »Tut mir echt Leid, dass ich euch nicht helfen konnte! Ich musste mich erstmal so richtig auskotzen, jetzt geht es mir aber besser.«
      »Das wollte ich gar nicht wissen«, meinte Shadow und ließ sich neben Charly aufs Sofa fallen.
      »Mio komm du auch mal her, ich habe etwas für euch.« meinte Charly und winkte uns zu sich heran. »Schaut mal, habe gerade eine Mail von meiner Cousine bekommen, die habe ich echt schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie lädt mich und auch euch nach Norwegen ein. Sie hat sogar ein paar Bilder mitgeschickt. Schaut mal!«
      Ich quetschte mich noch auf Charlys andere Seite um auch einen Blick auf ihren Laptop erwischen zu können. »Wollen wir damit nicht noch auf Nico warten?« fragte ich zu Charly. »Der hat sicherlich auch Interesse daran zu sehen, wo unser nächster Urlaub hingeht.«
      Charly schüttelte den Kopf. »Die kann ich ihm auch noch später zeigen. Wer weiß, vielleicht möchte er ja gar nicht mit.«
      »Nico und nicht mit wollen? Charly-? Ist wirklich alles in Ordnung bei euch?« fragte ich etwas ängstlich. Es war überhaupt nicht gut, wenn wir uns zerstreiten würden.
      »Jaja, alles gut. Wir hatten nur einen kleinen Meinungsunterschied, aber das wird schon wieder.« Eine kleine Träne rollte aus ihren Augen. Ich merkte, wie sie mit aller Kraft versuchte weitere zurück zu halten, jedoch schaffte sie es nicht und mit einem Mal lag sie mir heulend in den Armen.
      Hilflos schaute ich zu Shadow, welcher jedoch auch nur mit den Schultern zuckte und mir einen mitleidigen Blick zuwarf.
      Ich wollte Charly gerade mit irgendwelchen Worten trösten, da kam Nico zur Tür herein. Er blieb stocksteif stehen und schaute zu Charly, welche ihn noch nicht bemerkt zu haben schien.
      »Charly, was ist denn jetzt los? Warum heulst du schon wieder?« fragte er sie genervt. »Das war nicht so gemeint, du weißt, dass ich immer zu dir stehe.«
      Charly schreckte auf und schaute Nico mit verweinten Augen an. »Spinnst du? Du stößt mich von dir und sagst dann, dass du an meiner Seite bist? Du bist ein Lügner und ein Idiot noch mit dazu!«, schrie sie ihn an und brach dann wieder in meinen Armen zusammen. Shadow hatte eine Augenbraue hochgezogen und schaute seinen Freund Nico fragen an. Dieser machte nur ein finsteres Gesicht, sagte aber nichts weiter.
      »Könnte mir mal jemand erklären, was hier los ist?«, fragte ich in die Runde. Nicos Blick wanderte zu mir, bevor er fragte: »Hat sie dir das noch nicht erzählt?«
      Charlys Kopf schnellte wieder hoch. »Bist du bescheuert? Denkst du wirklich, dass ich das ohne dich jemanden erzähle? Wenn du das glaubst, dann kennst du mich wirklich schlecht«, fauchte sie.
      Nico schien wirklich etwas betroffen. »Charly, es tut mir wirklich Leid! Ich war einfach überrumpelt und hatte nicht damit gerechnet. Bitte, lass mir etwas Zeit, nur ein wenig.«
      »Weißt du Nico, jeder normale Mann wäre vor Freude in die Luft gesprungen und du bittest um Zeit? Dann geh! Nimm dir die Zeit, aber wundere dich nicht, wenn ich dann keine Zeit mehr für dich habe.«
      Jetzt standen mir die Tränen in den Augen. Hilflos blickte ich in die Runde. Ein leises, fragendes »Hallo?« kam aus meinem Mund.
      Geschlagene zwei Minuten herrschte Stille. Charly heulte, ich heulte, Shadow und Nico saßen und standen nur da. Niemand rührte sich. Shadow war der erste der das Schweigen brach. »So wie es scheint, ist hier niemand dazu in der Lage zu reden, also bringt es auch nichts, bei dem schönem Wetter hier drinnen zu sitzen. Ich gehe reiten. Ihr findet mich in der Halle.« So stand Shadow auf, drängelte sich an Nico vorbei und einige Sekunden später fiel die Tür ins Schloss.
      Ich tätschele Charly den Kopf und folgte Shadow dann eilig. Ich musste auch aus dieser verrückten Bude raus! Mir egal, wenn die beiden da drinnen sich gleich anschreien würden, ich brauchte frische Luft!
      So wie ich es mir gedacht hatte, fand ich Shadow im Hauptstall, wo er behänd seine Stute Charelle putzte. Sie war sein erstes Pferd gewesen und so waren die Beiden zu einem festen Team zusammen gewachsen. Als Shadow mich kommen sah, hörte er auf zu putzen und nahm mich in den Arm. Ich fühlte mich geborgen und das mochte jetzt etwas komisch klingen, aber mir ging es gleich viel besser.
      »Hast du auch das Gefühl, dass es bei diesem Streit nicht nur um ein geklautes Bonbon ging?« fragte ich ihn, ohne mich aus seiner Umarmung zu lösen. Ich merkte wie er nickte. Auch er war etwas geschockt und verwirrt von dem plötzlichen Streit der Beiden, denn so lange hatten wir mehr oder weniger friedlich beisammen gelebt. Natürlich hatte auch er die Vorstellung im Kopf, um was es ging und ich konnte mir vorstellen, dass wir das gleiche dachten. Trotzdem war es noch nicht so weit, dass wir uns trauten, es laut auszusprechen.
      Auch ich entschied mich dafür eine Runde zu reiten und Shadow in der Halle Gesellschaft zu leisten. Ich hatte mir in letzter Zeit viel zu selten Zeit genommen, einfach mal gemütlich auf einem Pferd zu sitzen. Heute hatte ich sowieso keinen Nerv für Training.
      Alle Pferde standen noch auf ihren Weiden, weswegen ich mich auf den Weg zu jener machte, wo unsere kleineren Pferde standen. Dort lehnte ich mich an einen Pfosten und blickte zu den gemütlich grasenden Pferden. Meine Entscheidung viel mir nicht schwer, im Gegenteil, ich hatte es wohl schon vorher gewusst, nur nicht laut gedacht, auf welchen meiner Schützlinge ich mich heute setzen würde.
      Mein liebster von allem, der mit dem alles begonnen hatte. Excelsior. Fast schien es, als hätte er gespürt, dass ich ihn brauchte und so riss er sich von seinen Weidefreundinnen los und kam langsam zu mir getrottet. Ich musste zugeben, ich hatte ihn echt vernachlässigt in letzter Zeit, Aimé hatte ihn immer bewegt, doch als ich ihm sein Halfter umlegte und mich mit einem Schwung auf seinen Rücken zog, bereute ich das Ganze.
      Er blieb ruhig stehen, ging erst los, als ich ihn ansprach und obwohl der Weg zum Stall keine Weltumrundung war, genoss ich jeden seiner Schritte. Ich war mir sicher, dass viele Sprichwörter nicht der Wahrheit entsprachen, aber das Glück der Erde lag wirklich auf dem Rücken der Pferde. Hier vergaß man so schnell alle Sorgen, dass man, sobald man den Pferderücken betrat, ein anderer Mensch wurde.
      Ich ritt gemütlich zum Hauptstall, wo Shadow gerade seine Nelly aus dem Gebäude führte. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln und er schien zu verstehen, dass ich gleich nachkommen würde. Vor dem Stall glitt ich von Exels Rücken und band ihn an seiner Box an, welche gleich die erste im Stall war. Leise vor mich hin summend, putzte ich ihm sein dunkleres Fell, sprach ab und zu mal mit ihm und genoss es, endlich wieder einfach mal Zeit für ihn zu haben.
      Nach dem Putzen nahm ich den Halsring von dem Haken vor seiner Tür, streifte ihn Exel über den Kopf und zog mich wieder auf seinen Rücken. Im gemütlichen Schritt lenkte ich ihn zur Reithalle. Bereits von Weitem konnte ich Shadow erkennen, er saß auf seiner Nelly und galoppierte Runde für Runde in einem gemütlichen Galopp, natürlich passend zum Soundtrack welche im Hintergrund aus den Lautsprechern ertönte.
      Ich schaute ihm einige Momente zu, bevor ich gekonnt das Tor aufstieß und zu ihm in die Halle kam. Jetzt würde ich erstmal eine Runde reiten, dann sah die Welt schon viel heiler aus, dachte ich bei mir, bevor ich meinen Exel auf die ganze Bahn lenkte und ihn zum Trab antrieb.

      Als ich zusammen mit Shadow unsere Wohnung wieder betrat, duftete es herrlich nach Waffeln. Ich liebte Waffeln und ich wusste, dass es Shadow, Charly und Nico genauso ging. Wenn wir wollten, könnten wir uns sicherlich nur von Waffeln ernähren, vorallem wenn auf dieser eine dicke Schicht Schokolade ihr Unwesen trieb.
      Charly und Nico fand ich nebeneinander stehend in der Küche. Die Stimmung schien immer noch gekränkt und etwas frostig zu sein, jedoch hatten sie sich wohl ausgesprochen und konnten sich wieder in die Augen sehen.
      Ich fühlte mich etwas unwohl, als ich die Küche betrat, denn ich wusste nicht, was jetzt kommen mochte. Shadow folgte mir und spendete mir mit seiner Anwesenheit etwas Trost. Vielleicht hätte ich jetzt so etwas sagen sollen wie: »Oh hier riecht es aber lecker!« oder »Lecker Waffeln! Jetzt habe ich aber Hunger« oder andere sinnlose Sätze. Ich jedoch sagte – nichts.
      Shadow und ich standen in der Tür und beobachteten die Beiden dabei, wie sie still vor sich hinarbeiteten. Nico und Charly kannten sich verdammt gut, was man bei ihre Handgriffen auch genau sah. Charly schmeckte den Teig ab, schüttelte sacht den Kopf und sofort hielt ihr Nico den Salzstreuer hin.
      Shadow zeigte stumm zu unserem Küchentisch und als ich nickte, gingen wir beide zu diesem, wo wir uns fallen ließen. Charly und Nico mussten uns mittlerweile bemerkt haben, jedoch schien ihnen irgendwas so peinlich zu sein, dass sie es nicht schafften, sich zu uns umzudrehen.
      Eine gefühlte Ewigkeit später wendeten beide ihre Aufmerksamkeit zu uns, als sie einen Teller dampfender Waffeln und ein Schokoladenglas auf den Tisch stellten. Nico holte noch vier Messer aus einer Schublade und fertig war unser leckeres Gericht.
      Nachdem wir Waffel für Waffel alles aufgegessen hatten, lehnte ich mich entspannt und mit vollem Bauch im Stuhl zurück.
      Nach dieser Stärkung konnte mich, egal was jetzt kommen würde, nichts mehr aus der Ruhe bringen.
      Eine Zeit lang blickten wir uns stumm an, Charly spielte nervös mit ihrer Unterlippe und Nico saß tatenlos mit verschränkten Armen da. Irgendwann, ich war schon fast dabei, meinen Kopf auf Shadows Schultern zu legen und einfach einzuschlafen, begann Charly zu sprechen. »Es tut uns Leid, dass wir heute so viel Stress gemacht haben. Es war alles etwas kompliziert. Ich hoffe, ihr seid uns nicht böse, aber ich bin schwanger.«
      Natürlich hatte ich mir so etwas gedacht, auch wenn ich es nicht hatte fassen können. Nie hatte ich mir darüber Gedanken gemacht, dass es irgendwann so weit sein könnte, aber nun war es soweit und hoffentlich, hoffentlich würde alles gut enden.
      Ich stand von meinem Stuhl auf, ging um den Tisch herum zu meiner Freundin und nahm sie fest in den Arm. Ich merkte, wie sie anfing zu schluchzen, doch diesmal war es keine Wut oder Trauer die sie dazu brachte, sondern Dankbarkeit. Als ich mich von Charly löste, stand auch schon Shadow hinter mir und nahm sie fest in den Arm. Außerdem hörte ich Shadow ihr einen Glückwunsch zusprechen und viel Glück wünschen.
      Auch wenn ich es mit Nico nicht lange alleine aushielt, trotzdem war er mein Freund. Er war manchmal ein riesen Arsch, aber er gehörte zu uns. Auch ihn drückte ich, was ihn anscheinend etwas erschrak, wann hatten wir uns je gedrückt, aber er erwiderte die Umarmung.
      »Nico, du bist der perfekte Freund für Charly, zeige ihr, dass du den Platz an ihrer Seite auch wirklich verdienst. Lass dir etwas einfallen, wie du das Ganze wieder gerade biegen kannst!« flüsterte ich ihm zu, so dass es Charly nicht hören konnte.
      Der Lockenkopf nickte und ich sah eine Träne in seinen Augen glitzern. Es war die erste Träne, die ich bei ihm sah und ich wusste, dass er alles bereute.

      Natürlich entschieden wir uns dafür, dies zu feiern und zwar, in dem wir uns alle auf unsere Sofaecke lümmelten und unseren diesjährigen Urlaub planten.
      Wie Charly uns heute morgen bereits gesagte hatte, Nico fühlte sich etwas überrumpelt, denn er hatte noch nichts davon gewusst, hatte ihre Cousine uns alle nach Norwegen eingeladen. Sie besaß mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn eine kleine Hütte in der Nähe der Stadt Sylling und wollte uns alle einmal kennenlernen. Die Bilder waren so bezaubernd, dass wir natürlich gleich eine Mail zurück schrieben.
      Es würde unser erster gemeinsamer Urlaub sein und ich hoffte, dass wir vier uns nicht so schnell verlieren würden.

      Am Abend ging ich mit einem unglaublichen Gefühl ins Bett. Meine beste langjährige Freundin Charly bekam ein Kind. Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, wer von meinen Freundinnen zu erst ein Kind bekam, Charly hätte ganz am Ende der Liste gestanden. Ich wusste jedoch, dass es Charly und auch Nico gut tun würden, wenn sie endlich mal etwas Verantwortung lernen würden und außerdem war die Wahrscheinlichkeit groß, dass Nico das Rauchen endlich mal aufgeben würde.
      Natürlich freute ich mich auch riesig auf den Urlaub in Norwegen und wer hätte es erwartet, dass genau dieser bald mein Leben verändern könnte.

      Viergangtraining für Leiðtogi V3 → V4 | 3361 Zeichen | © BellaS
      31. März 16

      „Oh. Verdammter Mist!“ Ich sprang auf. Ich hatte Mio ein Training versprochen, als sie krank im Bett gelegen hatte und nicht selber reiten konnte. Leider hatte ich das völlig vergessen und ihr Training natürlich nicht durchgeführt. Typisch, bei meinem Alltag mit dem ich so schon kaum hinterher kam. „Oh Mann, Mio. Tut mir so leid. Ich komme sofort!“ Gesagt, getan. Nur ein paar Minuten später war ich spontan unterwegs zu meiner Freundin und Kollegin Mio Michalski. Es ging um ihren Isihengst Leidtogi, der ein Sohn meiner Stássa war und den ich Mio zum Geburtstag geschenkt hatte. Am Hoftor begrüßten wir uns herzlich, doch ich hatte nicht viel Zeit für Palaver. Togi wartete auf mich und mir lief die Zeit vor der Nase davon. „Wie ich das Arbeiten unter Zeitdruck hasste.“, grummelte ich vor mich hin, während ich den schicken Rappen reitfertig machte. Die Farbe hatte er eindeutig von Blacky, seinem Papa. Wie alle Pferde aus meiner Zucht hatte ich auch diesen Hengst selbst eingeritten und er wusste genau wer ich war. Dementsprechend gut benahm er sich. Auf die Idee mir das leben schwer zu machen kamen Pferde die lange Zeit mir mir verbracht hatten meist nicht mehr. Nicht, weil ich irgendwie brutal war, sondern einfach weil ich mich durchsetzten konnte, zumindest gegen Pferde.
      Wie schon beim letzten Besuch hatte ich mich für ein schlichtes Viergangtraining entschieden. Das war einfach und dauerte, zu meinem Glück, selten länger als eine gute Stunde. Ich schnappte mir Helm und Handschuhe, streifte Togi die Trense über, gurtete nach und saß auf. Die Steigbügel hatte ich in meiner Eile vergessen. Sie waren ein ganzes Stück zu kurz und ich musste anhalten und sie von Pferd aus nachstellen. Schließlich konnte ich mit dem Warmreiten auf der Ovalbahn beginnen. Diesers bestand aus ein paar Runden fleißigem und ordentlichem Schritt, mit dem ich die erste Gangart schon einmal abgehakt hatte. Weiter ging es im Tölt. Als Fünfgänger war der Tölt der Rappen eher holprig, aber ausdauernd. Ich musste nur am Takt etwas feilen um die Anforderungen der V4 zu erreichen. Traben war da schon schwieriger, um genau zu sein antraben aus dem Schritt ohne Tölt dazwischen. Dafür musste ich viel zu deutlich entlasten. Allerdings war das ein Langzeitproblem, mit dem ich Mio beauftragen musste. Ordentlich antraben üben konnte man nicht in einer Stunde, in der man auch noch ein vernünftigen Viergangtraining auf die Beine stellen wollte. Ich wechselte die Hand, trabte noch einmal. Schließlich kam der Teil, auf den ich mich bei braven Pferden immer freute. Galoppieren auf der Ovalbahn war zwar lange nicht so schön wie am Strand, aber es war Galopp. Am liebsten saß ich dabei aus, aber ich wollte den jungen Hengst nicht in den Schweinepass treiben und so ging ich in den leichten Sitz. Mit den langen Steigbügeln die bei der isländischen Reitweise üblich waren, war das wie immer ein echtes Kunststück. Beinahe durchgestreckte Beine, Oberkörper nach vorne und der Po kam trotzdem nicht besonders weit aus dem Sattel. Für jeden Laien sah das aus als könnte ich nicht reiten, doch Togi verstand was ich von ihm wollte. Er legte ordentlich vor und sprang sehr schön an. Kein Schweinepass, kein Renntölt, kein Kreuzgalopp. Ich war zufrieden. Für die V4 reichte so ein spontanes last-Minute Training gerade noch. Für die V3 würde ich dann richtig vorlegen müssen.

      Denkarium
      20. Mai 16

      Geschafft von der Arbeit des Tages, ließ ich mich in meinem Zimmer auf mein Bett fallen. Trotz zwei Wochen 'Urlaub', waren diese Tage noch stressiger gewesen, als sie eh schon immer waren. Meine Hand bewegt sich zu dem kleinen Schränkchen neben dem Bett. Ich zog eine Schublade auf und holte aus dem verstaubten Fach ein kleines, in Leder eingebundenes Notizbuch heraus. Es war nichts besonderes, ich hatte es vielleicht irgendwann einmal geschenkt bekommen und nun existierte es als ein 'Denkarium', wie ich es gerne nannte, in meinem Schrank. In diesem notierte ich alles, was in letzter Zeit passiert und nun war es mal wieder soweit, die neuesten Geschehnisse zusammen zu fassen.
      Der Kuli klickt und kaum lag das Buch aufgeschlagen auf meinen Schenkeln, begann ich auch schon damit, mit dem kratzigen Stift über das Papier zu streichen.

      Eintrag vom 21. Mai 2016 – Eine kleine Zusammenfassung
      Kurz nachdem uns unsere Trakehnerstute Winterzauber verlassen hat und zu Bracelet nach Slowenien gezogen war, zog schon wieder ein neues Pferd bei uns ein. Diesmal war jedoch nicht ich die Schuldige, sondern mein Freund Shadow. Schon lange ist er ein großer Tekkenfan und die Rappstute April Rain war da einfach perfekt für ihn und seine Charelle. Es dauerte nicht lange nach Aprils Einzug auf dem Gestüt und die beiden Stuten waren beste Freundinnen. Ich gönne es meinem Freund, dass es so leicht gewesen war, denn ich weiß, wie schwer es ist, wenn es nicht so gewesen wäre. Was für ein verschachtelter Satz! Kurz darauf fiel bei Charly, Nico Shadow und mir die Entscheidung, uns von sechs weiteren Pferden zu trennen, welche wir bestimmt nicht leicht fertig entschieden. Mit jedem Pferd hatten wir eine tiefe Beziehung aufgebaut, hatten allerdings bereits nach kurzer Zeit schon für jedes Pferd einen neuen guten Platz gefunden.
      Auch Vaconda und Vintage Gold würden Winterzauber nach Slowenien folgen, während Hryða nun doch auf das Isländergestüt nach Dänemark zu meinen beiden Kolegginen Linn und Bella ziehen würde. Auch Changa, GH's Acapulco Gold und EBS Mon Amie hatten ein passendes zu Hause gefunden.
      Natürlich fiel uns der Abschied von so vielen Pferden schwer, allerdings wird es langsam Zeit, dass wir und auf unser Ziel konzentrieren und spezialisieren. Eine Überraschung war es auch, als ein weitentfernter Bekannter, Sveijn Àlfarsso, seinen Junghengst Braum van Ghosts verkaufen wollte. Ich kannte Braum nur von Erzählungen und Bildern, denn unter uns Pferdebesitzern wurde natürlich viel erzählt und getratscht und so fiel mir die Entscheidung nicht schwer zu sagen, dass ich den Kleinen liebend gerne zu mir nehmen würde. Es dauerte nicht lange und der Mix zog bei mir ein. Mit dem Einzug von Braum veränderte sich auch die Weideaufteilung: Excelsior und Braum würden erstmal zusammen auf eine Weide kommen und vielleicht würde unser kleiner Slaughterhorse noch hinzu stoßen, falls sich das Trio verstehen sollte. Slaughter steht zur Zeit noch zusammen mit den beiden Shettys Lambardo und Happy auf einer Weide, welche jedoch eine viel geringere Größe haben als er.
      Meine Valentines Jeanie steht zur Zeit leider mit California's Small Caramel Candy allein auf einer kleinen Wiese, was jedoch nicht weiter schlimm war, da wir doch tatsächlich unseren ersten Nachwuchs von Jeanie erwarten! Meine erste Stute würde unser eigenes erste Zuchtfohlen zur Welt bringen, was mich als Züchterin und Besitzerin natürlich sehr stolz machte.
      Außerdem konnten wir noch damit prahlen, dass die langwierige und schwierige Zusammenführung von Anaba und dem Trio Flotten von Mutanten, Ocarina of Time und Seattle's Scarlett endlich erfolgreich war! Desweiteren ist Anaba endlich bereit für ihre Krönung, dank Charly, und wird demnächst auch von Charly auf einer vorgestellt werden.
      Der Unerwarteste Neuling von allen war mit Sicherheit eine junge Vollblutstute, welche das gleiche Schicksal wie unsere Grenzfee hinter sich hatte. Als Rennpferd geboren, als Rennpferd viel zu früh ausgebildet und als Rennpferd untergegangen, wurde sie wegen zu vielen Krankheiten HOCHTRÄCHTIG an den Schlachter verkauft. Jedoch hatte sie das Glück, dass sie vom gleichen Tierschützer gefunden wurde, welcher auch Grenzfee an uns weiter gegeben hatte. Ein Anruf und wenig später kam die Stute, mit dem bereits geborenen und zum Glück gesunden Hengstfohlen zu uns auf den Hof. Teufelstanz und ihr Fohlen Aspantau sind nun bereits gut angekommen und man merkt, dass es den beiden Tag für Tag besser geht. Auch Grenzfee schien nun endlich das Glück gefunden zu haben, denn sie durfte nun endlich wieder aufs Gras und freundete sich natürlich auf den ersten Blick mit Teufelstanz und ihrem Fohlen an, sodass die drei zur Zeit in einer unserer Offenstallungen leben.
      Sobald Aspantau alt genug ist, wird das junge Fohlen zu unserer Junghengstbande kommen, in der Hoffnung, dass die sich auch alle vertragen werden, denn ich konnte mir vorstellen, dass sich das eingeschworene Trio aus Sleipnir, Varys und Imagine There's No Heaven dreimal überlegen werden, ob sie ein Vollblut dabei haben wollen. Aber wir werden sehen, was die Zeit so bringen wird.
      Es ist immer wieder ein Geschenk des Himmels, wenn ein so junges Fohlen wie Aspantau das Licht der Welt erblickt und so unbesorgt und nichts ahnend im hier und jetzt lebt.
      Unser 'Problem' ist zur Zeit noch Nicos Marid, welcher allein auf einer Wiese steht. Hoffentlich wird Nico dafür bald eine Lösung finden, denn mit Chosposi, Leiðtogi und Morrigans Hidalgo versteht sich der wilde und unausgeglichene Hengst kein bisschen.
      Für Charly, Nico, Shadow und mich geht es in wenigen Tagen auf nach Norwegen! Endlich mal wieder raus hier und KEINE Pferde um sich, dass kann bestimmt auch mal schön sein, auch wenn ich weiß, dass ich diesen Satz bereits am zweiten Tag bereuen werde. Anouk und Aimé würden sich dann hier um die Bande kümmern und ich bin mir sicher, dass sie das auch schaffen werden.
      Es geht mir gut, es geht uns allen gut und dafür sollten wir dankbar sein.

      Ich schlug mein Buch zu. Was so ein Eintrag alles bewirken konnte. Während man schreibt, vergisst man alles andere um sich herum und lebt nur in dem Gekritzel auf einem Blatt Papier. Schreiben entspannte mich immer, auch wenn ich, so wie heute extrem gestresst gewesen war.
      Ich klappte mein Denkarium zu und verstaute es wieder in der Schublade, welche, als ich sie zuschob, eine Staubwolke hinterließ. Ich sollte mal wieder putzen, dachte ich bei mir, heute aber nicht mehr, das mache ich wann anders. Ich schlug die Bettdecke zurück schlüpfte in mein Bett und kaum lag ich, da kam meine treue Freundin Capucine zu mir gesprungen. So ein tolles Tier, dachte ich noch mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor ich mit einer schnurrenden Katze an meiner Brust einschlief.

      Gangtraining für Leiðtogi | 7678 Zeichen | Mohikanerin
      31. Mai 16

      „Du kannst leider mit dem Auto nicht hochfahren“, sage ich zu Mio, die gerade ihren Togi zu uns bringen möchte. Für die nächsten Wochen, Monate soll ich ihn Trainieren. Vorsichtig öffnen wir zusammen die Klappe des Hänger. Völlig durchgeschwitzt steht der Hengst da. Im Licht glänzt sein wunderschönes schwarzes Fell. Langsam führt sie ihn heraus und zusammen gehen wir hoch zum Stall. Neben Mökkur habe ich noch etwas Weide abgezäunt, dass auch das Pferd alleine stehen kann. „Togi wird es hier schon gut haben“, sage ich lächelnd zu ihr, während Mio das Sattelzeug in die Sattelkammer bringt. Ich habe extra einen neuen Sattelhalter an die Wand geschraubt und für die Trense den Halter.
      „Tsüss, wir telefonieren“, ruft Mio mir aus dem Auto zu und fährt davon.



      Die ersten Tage verliefen ruhig und ich war mit Leidtogi ins Gelände um sein können auszutesten. Sein Tölt ist taktklar und auch der Trab ist raumgreifend mit einer ausgeprägten Schwebephase. Viel zu tun wird mit ihm nicht sein, weshalb heute die Arbeit auf der Ovalbahn vorher steht. Zu erst kann der Hengst in seinem Tempo Schritt laufen und sich strecken, bevor ich ihn auf das Arbeitstempo umstelle. Dies erfolgt schon nach zwei Runden auf der linken Hand. Vorsichtig nehme ich die Zügel auf und gurte noch einmal nach. Mit einem inneren Schenkeldruck und der Aufnahme des inneren Zügels bekommt der Rappe den Impuls zum Stellen. Mit langsamen Schritten nährt er sich der Bahnumrandung und ich tölte ihn darauf hin in der Stellung an. Durch mehreren Wiederholen und auch durch parieren wird der Hengst lockerer und flexibler. Schon durch leichte Impulse reagiert er auf die Befehle. Auch auf der anderen Hand ist Togi lockerer und verbessert seinen Bewegungsablauf. Schon jetzt bin ich stolz auf den Hengst. In der Schrittpause kraule ich ihm zufrieden den Hals und gebe ihn etwas Zügel, dass er sich strecken kann.
      An der langen Seite geht es nun zum Training der verschiedenen Tempis. Bisher befinden wir uns im Arbeitstempo Tölt mit wenig Zügelkontakt, doch nach der Kurve nehme ich die Zügel mehr auf, setze mich in den Sattel und gebe ihm mehr Druck. Erfolgreich steigert der Rappe sein Tempi und das taktklar. An den kurzen Seiten wird das Tempo wieder deutlich langsamer. Mehrere Runden übe ich mit ihm, eh die Trainingseinheit beendet ist. Da es heute auch ziemlich warm ist, schwitzt der Hengst auch schon sehr, einschließlich mich. Nach einigen Runden Schritt, steige ich ab, lockere den Sattel und mache das Reithalfter ab. Zusammen laufen wir zum Stall. Togi atmet stark neben mir, aber ist entspannt. Von mir bekommt er noch Kraftfutter und dann geht es zurück auf den Paddock. Für ihn ist nur der Wassertrog wichtig und danach erst wälzen. Lächelnd begebe ich mit zum nächsten Pferd.



      Leidtogi steht grasend auf seiner Weide. Heute ist er wieder mit Training dran. Die letzte Woche waren wir noch zwei mal auf der Bahn und einmal im Gelände. Der Hengst lernt schnell, sehr schnell. Am Anbinder wird er geputzt und Emma bringt mir schon den Sattel. Ich lege ihn rauf und Trense dann auch den Hengst.
      Nun steht Training im starken Tempo vor uns. Wie immer reite ich Togi zu erst warm und mache einige Dehnübungen, um seine Muskulatur zu lockern. Die letzten zwei Tage hatte er Pause, um seine Muskeln regenerieren zu können.
      Ungeduldig wackelt Togi mit seinem Kopf, das mittlere Tempo nervt ihn. Für ihn ist es nämlich anstrengend mit Tempo zu halten bei einer derartigen Bewegungshöhe. Vorsichtig und langsam treibe ich ihn vorwärts, dass der Hengst nicht sofort los ‚rennt‘ sondern rein läuft. Nach einer halben Runde haben wir das schnelle Tempo. Jetzt noch bisschen und wir haben das starke Tempo. Glücklichweise verfügt er nur über vier Gänge, was das sehr erleichtert. Es gibt keine Möglichkeit in den Rennpass zu fallen. Nach einer Pause versuche ich noch mal das starke Tempi auf der anderen Hand eh ich noch einmal eine Lockerungsübungen mache, diesmal Galopp und Tölt Übergänge.
      „Suuuper“, lobe ich den Rappen. Im starken Tempo rasen wir über die Ovalbahn. In den Kurven verliert er etwas Takt, doch an den langen Seiten ist er viel besser. Doch jetzt ist Schluss für heute. Im Schritt reite ich gefühlt tausend Runden, dass Togi sich abreagieren kann. Am Stall bekommt er erneut fressen und kann zurück auf seinen Paddock.



      Jetzt fängt das Training erst richtig an. Für mich war es wichtiger, dass der Hengst an der Kandare läuft, ohne sich zu Flexen. Dadurch, dass wir die letzte Woche bereits das starke Tempo geübt haben, sowohl auf der Ovalbahn als auch im Wald.
      Heute gehen wir ins Viereck. Dressur ist immer gut für die Muskeln. Sehr sensible reagiert Leidtogi bereits auf Zügelkontakt, weshalb ich es langsam mit dem Rappen angehe. Das Wetter ist heute nicht so gut, immer wieder schieben sich Wolken vor die Sonne. Der Wind ist auch stärker als sonst. Vorsichtig treibe ich den Hengst vorwärts und gewönne in an die Kandare. Nach einigen Runden nehme ich die Zügel etwas mehr auf und reite einige Bahnfiguren, nur durch leichter zupfen gibt der Hengst nach und geht in die Stellung.
      Im Zirkel trabe ich Togi an, der durch die Kandare automatisch in Anlehnung geht. Durch verschiedene Bahnfiguren lockere ich wieder seine Muskeln. Die rechte Hand fällt ihm immer wieder etwas schwieriger.



      Die Tage und sogar Wochen sind im Fluge vergangen. Mio ist vor drei Tagen gekommen, dass sie noch ein paar Reitstunden auf ihrem Hengst bekommt, sowohl mit als auch ohne Kandare. Ich stehe am Stall und warte darauf, dass sie mit ihrem Pferd fertig ist. Zusammen gehen wir auf die Ovalbahn. Ich helfe ihr auf‘s Pferd und dann geht es los. Zu erst wird warm geritten, dafür muss sie auch einige Übungen machen – einen sportlichen Grund gibt es dafür bestimmt, aber ich mache das, dass sie lockerer wird. „Armkreisen“, sage ich in mein Mirko. In ihrem Ohr hat sie einen Stecker, dass sie meine Stimme besser hört. Ich schreie nicht sehr gerne über die Ovalbahn. „Du kannst nun langsam die Zügel auf, aber vergiss nicht – es ist eine Kandare.“, betone ich noch einmal und beobachte die Beiden.
      „Besonders jetzt im Tölt achte darauf, dass deine Hände ruhig sind und das auch deine Beine nicht so herum schleudern. Du hast Muskeln, die du anspannen kannst. Dein Hengst reagiert besonders auf Gewicht und auch Stimme“, erzähle ich noch mal. Das musste sie auch schon die letzten Tage hören. Schließlich ist niemand perfekt, aber deshalb nehme ich nie Reitunterricht. Meine Mutter hat mich schon oft genug getriezt. „Jaaaam suuuper“, lobe ich Mio. An den langen Seiten werden die Beiden immer besser. „Nach der Schrittpause üben wir noch einmal starkes Tempo und dann seit ihr entlassen“, erzähle ich ihr. Ich sehe wie erleichtert sie sich in den Sattel setzt.
      Ohne etwas zu sagen beobachte ich das Team. In seinem rasenden Tempo tölten die Beiden über die Ovalbahn und der Staub fliegt durch die Luft. „So, ich sage jetzt nichts mehr. Du kannst ihn jetzt abreiten oder selber noch was machen. Ich bin fertig mit euch.“, sage ich ihr und verlasse die Ovalbahn.
      Glücklich aber müde treffe ich die beiden am Hof. Togi ist schon fast am Anbinder eingeschlafen. „Wann fahrt ihr“, frage ich Mio. Kurz überlegt sie und sagt dann, dass sie morgen früh fahren. Noch eine Weile unterhalten wir uns und dann geht sie auf ihr Zimmer.
      Nach dem Abäppeln verabschiede ich mich vom Hengst. Der nächste Morgen ist der Abschied. Ich helfe Mio ihren Hengst unten an der Straße in den Hänger zu Laden. Togi guckt etwas unglücklicher zu mir und geht dann rein. Mit einer Umarmung verabschieden wir uns. „Wir werden uns sicher bald wieder sehen“, sagt Mio und fährt ab. Doch wird das wirklich passieren?

      Abschlussbericht: (nicht in den Zeichen in begriffen!)
      Leidtogi hat in den fast 7 Wochen sehr viel, und das schnell, gelernt. Anfangs hatte er einige Schwierigkeiten auf der rechten Hand das Tempo zu halten und vor allem den Takt. Im Gelände ist er sogar in den Trab gefallen. Doch jetzt ist er auf beiden Händen taktklar, sicher und locker.
      Wichtig ist es bei ihm, das er Abwechselung im Training bekommt. Besonders durch Übergänge wird er lockerer.
      Im Allgemeinen hat er ein mittleres Temperament und manchmal etwas steif. Sein Schritt ist locker mit viel Ausdruck und schöner Aufrichtung. Auch im Trab zeigt er seine Stärken, besonders die sehr gut ausgeprägte Schwebephase mit der elastischen Federung springt sofort ins Auge. Der Galopp hat gute hoch-weite Bewegungen und ist leicht am Zügel. Sein Tölt ist in allen Tempis abrufbar und ist besonders durch die hohe Bewegung auffällig. Zu dem ist die Hinterhand sehr aktiv und der Hengst ist sehr leicht im Genick.

      Liebe Grüße und viel Glück weiter hin!
      Vriska Isaac

    • AlfurElfe
      ALTE BERICHTE - ZEIT BEI CANYON
      Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt
      19. Juli 2016 | 64.097 Zeichen | (c) Canyon

      Nevada, USA - 19:37
      Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu, als ich von der Red Rock Road auf den Scenic Loop Drive abbog. Trotz des frischen Westwindes von Kalifornien, arbeitete der ältere und von einer dicken Staubschicht bedeckte Jeep unter mir, als würde er jeden Augenblick den Geist aufgeben. An dieses Geräusch hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, es war normal, vor allem bei dieser Hitze. Selbst in der Nacht sanken die Temperaturen nie unter 70 Fahrenheit, wie man hier auf diesem Kontinent so schön zu sagen pflegte.
      Links von mir tauchte nun der Pine Creek auf, welcher mich ein kleines Stückchen begleitete, bevor sich unsere Wege trennten. Mittlerweile kannte ich mich hier aus, lange hatte es nicht gedauert. Mit dem Auto oder zu Pferd, ich hatte mich an meine neue Heimat gewöhnt.
      Als sich der Scenic Loop in einem Bogen Richtung Norden wand, bog ich auf die kleinere Rock Gap Road ab. Ich merkte den Einkauf im Kofferraum, als die steinige Straße leicht bergauf ging und ich konnte mich mit all dem Eingekauften schon am verlassenen Straßenrand stehen sehen. Zum Glück würde ich nicht allzu schnell verhungern und erfrieren konnte man hier ja zu dieser Jahreszeit ebenfalls nicht. Da wir maximal einmal pro Woche in die berühmte Großstadt Las Vegas fuhren, um für die nächsten Tage Vorräte einzukaufen, war der Jeep entsprechend voll.
      Kurze Zeit später ging es dann für mich auf die La Madre Spring Road und von da aus waren es nur noch einige Meter bis zu meinem Ziel.
      Addison Moore hatte wenig freie Zeit, davon hatte ich mich in den letzten Monaten selbst überzeugen können, weshalb ich etwas überrascht war, als ich ihn und seinen treuen Gefährten Cerberus auf der Terrasse des Ranchhauses sitzen sah. Ich sah ihn nur kurz, bevor ich den Jeep etwas weiter unter den Bäumen parkte, doch sein Blick ging in die Ferne und verschwand dann in den rötlichen Felsen des Canyons.
      So gekonnt wie ich es mir vor kurzer Zeit noch nicht hatte vorstellen können, parkte ich korrekt ein, bevor ich das stickige Auto verließ.
      Mit schweren Taschen bepackt ging es für mich zum Haus, wo mich nun ein aufgeregt mit dem Schwanz wedelnder Hund begrüßte. Ich nahm mir kurz die Zeit, trotz voller Arme, um den Rüden zu begrüßen. Ich wusste wie übel er es mir nehmen würde, wenn ich es nicht tat. An meinem ersten Tag auf der Ranch hatten mich die eisblauen Augen des interessant gescheckten Louisiana Catahoula Leopard Dog eingeschüchtert, doch mittlerweile hatte ich lernen dürfen, dass Ceb der tollste Hund der Welt war, wenn man Asuka außer Acht ließ und das tat ich in letzter Zeit.
      Addison hatte sich mittlerweile aufgerichtet und mir eine der Taschen von der Schulter genommen und diese nun ins Haus trug. Ich folgte ihm und mir folgte Ceb, welcher den Geruch nach frischem Essen bestimmt schon mehrere Meilen vorher gerochen hatte. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass Addi meistens eher stumm blieb, denn ich wusste, wenn es etwas Wichtiges gab, dann konnte auch Addison sprechen. So lange er nicht sprach, war alles gut.
      Aus der Küche wehte mir ein warmer und angenehm riechender Duft entgegen: Nudeln mit Tomatensoße, genauso wie es vor vielen hundert Jahren bei meiner Oma geduftet hatte.
      Als ich mich nach dem Abstellen der Taschen wieder erhob, wurde ich schlagartig und stürmisch von einer jungen Frau umarmt, welche ihre kraftvollen und doch zierlichen Arme um mich schlang.
      „Mio! Eine Woche habe ich dich nicht gesehen und trotzdem so vermisst wie diese Landluft hier. Wie gut du immer noch aussiehst! Der Wahnsinn!“ rief sie mit heller Stimme in mein Ohr, sodass ich dachte gleich taub zu werden.
      „Hey Heather“, sagte ich um ein vielfaches ruhiger. „Ich wusste gar nicht, dass du heute kommen wolltest?“
      Schauspielerisch entrüstet ließ sie von mir los, verschränkte ihre Arme und spitzte die Lippen, dann wandte sie sich von mir ab, nahm ihre Tasche vom Stuhl und wollte mit den Worten: „Dann kochst du eben das Abendbrot!“, den Raum verlassen. Mit einem schnellen Griff am Arm zog ich sie zu mir zurück und schob sie zum Herd. „War doch nicht so gemeint, das weißt du ganz genau!“ sagte ich lachend. „Es ist schön, wenn du da bist und außerdem weißt du, dass ich nicht so ein Kochtalent bin wie du.“ versuchte ich ihr zu schmeicheln. Heather liebte es, wenn man ihr Komplimente machte. Sei es ihr Aussehen, eine neue Bluse oder ihre Kochkünste, sie war ganz vernarrt darauf, Lob zu bekommen.
      Addison hatte sich derweilen gekonnt aus unserer Unterhaltung herausgehalten, machte sich aber nun damit bemerkbar, dass er lautstark die Teller aus dem Schrank holte. „Ich will eure Begrüßungsrituale ja nicht unterbrechen, aber meiner Meinung nach riecht es hier etwas angebrannt.“
      Heather entfuhr ein spitzer und vor allem hoher Schrei und sie drehte sich erschrocken zum Herd um, wo die Tomatensoße gefährlich dampfte.
      „Wo sind eigentlich Chill und Buck?“, fragte ich Addison, da mir gerade erst aufgefallen war, dass die beiden Zwillinge beim Geruch von Essen noch nicht in die Küche gestürzt waren.
      „Bei Jon, sie wollen irgendein „Projekt“ für die Schule machen und da muss man natürlich auch übernachten“ kam Heather ihrem Neffen Addison zuvor. Sie hatte ihren hübschen Mund zu einem ironischen Lächeln verzogen, sah dabei allerdings immer noch so schön aus wie zuvor. Mich wunderte es schon lange, dass die hübsche Frau mit den langen blonden Locken und den grünen Augen noch immer keinen Partner gefunden hatte, obwohl sie in der Blüte des Lebens stand und dazu noch in der Großstadt Las Vegas wohnte. Aber wer weiß, vielleicht wartete sie noch auf den Richtigen.
      „Wann kommen die Beiden denn wieder?“ stellte ich die Frage in den Raum. Diesmal zuckte Heather nur mit den Schultern, während Addison ein „Morgen“ brummte.
      „Ach Ad“, hatte Heather wieder etwas beizutragen „Man denkt du bist schon in Rente und hast einen Bart bis auf den Boden, dabei bist du gerade erst Anfang dreißig. Versuche jedenfalls, deinen Mund etwas weiter aufzumachen, glaube mir, das geht!“ maßregelte Heather Addison, bevor sie sich wieder dem Essen zuwandte. Ich ließ mich gegenüber von Addison, welcher sich am Tisch niedergelassen hatte, auf einen Stuhl gleiten und sah gerade noch, wie der sonst so emotionslose Addison seiner Tante ein belustigtes Lächeln schenkte, was sie natürlich nicht sehen konnte.
      Ich weiß, Charly hörte es nicht gerne, aber Nevada war meine neue Heimat.

      Buskerud, Norwegen – 12:37
      Ich hätte nie gedacht, dass Kinder in den Schlaf wiegen so lange dauern würde, mittlerweile hatte ich Erfahrung darin, was es bedeutete, die Mittagspause damit zu verbringen. Bartholomäus war von Anfang an ein recht umgängliches Kind gewesen, ich hatte jedoch keine Ahnung, von wem er das haben könnte. Ich war es definitiv nicht gewesen und das was ich von Nico gehört hatte, er auch nicht. Dafür sah der Kleine genauso aus wie sein Vater. Bereits nach zwei Wochen waren ihm die ersten goldenen Löckchen auf dem Kopf gesprossen.
      Erschöpft, obwohl erst die Hälfte des Tages geschafft war, ließ ich mich auf die Couch in unserem Wohnzimmer fallen, welches, selbst einige Monate nach dem Umzug, noch bis oben hin mit Kartons vollgestopft war. Mein Laptop stand noch offen von vorhin da, ich hatte es im Laufe des Tages einfach nicht geschafft ihn zuzuklappen und mittlerweile war der Bildschirm, wie auch die Tastatur, voller Brei. Lecker. Ich konnte noch ganz genau erkennen, welches Glas ich Bartholomäus heute aufgemacht hatte. Das war bestimmt Möhre, Kartoffel und etwas Selleriegeruch, wie mir meine Nase mitteilte.
      Mit einem Ärmel, welcher den Bildschirm erst recht noch dreckiger machte, da dieser auch nicht mehr der Sauberste war, versuchte ich die groben Reste des Mittags vom Laptop zu wischen, bevor ich ihn zu mir auf den Schoß zog.
      Es war bei mir zur Angewohnheit geworden, dass ich jede freie Minute mich vergewisserte, dass ich keine Nachricht bekommen hatte. Der erste Klick ging auf Skype, eine der besten Methoden untereinander zu kommunizieren, wenn einem die Grenzen der Länder voneinander trennten. Mio schien dies aber noch nicht verstanden zu haben, seit Wochen war bei ihr kein grünes Häkchen mehr gewesen. Auch in meinem E-Mail Postfach fand ich wie immer keine ungelesene Mail von ihr. Ich gab es nicht gerne zu, aber ich vermisste sie. Ich vermisste sie so, wie ich Shadow vermisste und vor allem fehlten mir die alten Zeiten.
      Ich wollte meinen Laptop gerade zuklappen, als die Tür aufgestoßen wurde und mein Freund Nicolaus lautstark die Wohnung betrat. Mein Mund war schon halb geöffnet, um ihn ein weiteres Mal zu ermahnen, dass er gefälligst leise sein sollte, wenn sein Sohn schlief, aber er war schneller bei mir. Mir wurde ein Kuss auf die Stirn gedrückt, dann legte seine Hand auf die Meinige, welche noch auf dem Bildschirm ruhte und drückte mit mir zusammen die Klappe nach unten.
      „Charly, du weißt, dass Mio sich erst Sonntagabend melden wird und bis dahin sind es noch zwei volle Tage. Ihr geht es gut.“ Sagte er sanft, was er normalerweise nicht allzu oft tat. Ich zog meine Hand unter seiner weg und drehte mein Gesicht zum Fenster. „Du magst sie doch kaum und wirklich kennen tust du sie auch nicht. Vielleicht ist es einfach deine Schuld, dass sie sich so selten meldet?“ Kurz nachdem ich es gesagt hatte, wusste ich, dass diese Worte Nico hart getroffen hatten. Noch bevor ich die erste Träne in seinen Augen schimmern sah, war ich aufgestanden und hatte ihn umarmt. „Es tut mir leid, es tut mir leid“, versuchte ich das Gesagte wieder gutzumachen, allerdings hatte ich es trotzdem gesagt.
      Nico umarmte mich, allerdings war diese etwas steif. Ich hatte ihn verletzt und obwohl ich wusste, dass er sich selbst große Vorwürfe machte, hatte ich die Schuld auf ihn geschoben.
      Nach einiger Zeit in der Umarmung löste sich Nico von mir und zog mich zu sich aufs Sofa.
      „Charly, ich vermisse mein Füchschen genauso wie du es vermisst und auch wenn du es mir nicht glaubst, Shadow und Mio waren seit langem die beiden einzigen Freunde, die ich je besaß. Shadow werde ich nie wieder sehen und Mio ist auf der anderen Seite der Welt mit der Hälfte unserer Pferde. Fast hätte ich hier alles hingeworfen, weil mir der Gedanke, dass ich versagt habe, einfach nicht aus dem Kopf ging. Doch jetzt habe ich ein neues zu Hause gefunden, habe einen Sohn und ich habe dich. Das ist das Wichtigste.“ Er schloss seine Rede und blickte mir tief in die Augen. Ich hielt seinem Blick stand und wusste, dass er Recht hatte.
      „Du hast Recht. Mio holen wir schon irgendwann wieder zu uns.“
      Ein weiterer Kuss, dann zog mich Nico wieder auf die Beine. „Wann hast du eigentlich deinen letzten Ausritt gemacht?“
      Gute Frage, dachte ich, das war definitiv schon länger her. „Du weißt, dass ich schlecht einen Ausritt machen kann, während Bart schläft, oder?“
      „Teo ist mir noch was schuldig und außerdem muss er sowieso mal ne Pause machen, der steht seit heute Morgen um sieben im Stall.“

      Teodor war die Gutmütigkeit in Person und auch wenn er manchmal grober wirkte als er war, konnte man sich eine Tyrifjord Ranch nicht ohne ihn vorstellen. Obwohl er schon etwas älter war und eigentlich schon längst in Rente hätte gehen müssen, schuftete er Tag für Tag im Stall und das nicht zu knapp. Nico und ich wären ohne ihn schon längst verzweifelt.
      Teo hatte ein Händchen für Kinder und vor allem für Pferde, weswegen es auch nicht allzu lange dauerte, bis mein Nico den alten Herren von einer kleinen Mittagspause in unserer Wohnung überredet hatte.
      Die Tyrifjord Ranch besaß eine ganz andere Aura als Saint Gorge, ließ einem viel mehr Raum und bot natürlich auch den Pferden viel mehr Platz. Nachdem sich auf Saint Gorge so vieles verändert hatte, waren wir froh gewesen, die Möglichkeit eines neuen Gestüts zu bekommen und das war es gewesen. Ein alter kleiner Hof, mit einer neuen Reithalle, einem kleinen Reitplatz, einem Roundpen und natürlich einem Stall, der mehreren dutzend Pferden Platz zum Leben bot.
      Mit dem Kauf der Ranch hatten wir uns allerdings auch dazu verpflichtet, dem alten Bewahrer Teodor Sjöson und seiner blinden Tochter Torun weiterhin ein zu Hause zu bieten, was für uns natürlich kein Problem war. Während wir zu dritt im Haupthaus wohnten, begnügten sich Teo und Torun wie zuvor mit dem alten Bootshaus, welches zu einem kleinen Wohnhaus umgebaut worden war.
      Nachdem ich Teo kurz in seine Aufgaben eingeweiht hatte, welche er brummend hingenommen hatte, machten wir uns auf den Weg zu unserem Hauptstall, welcher am anderen Ende der Ranch stand. Für Nico stand schnell fest, welches der Pferde er auf einen Ausritt mitnehmen würde, ich musste länger überlegen. Ich war lange Zeit zu Recht sauer auf Mio gewesen, weil sie meine allerliebste Stute mit zu ihrer ach-so-tollen-Ranch genommen hatte und ich nun seitdem kein bestimmtes Reitpferd mehr hatte. Normalerweise wäre ich ja nun Grenzfee geritten, welche ich aber, laut Nico, erst wieder reiten durfte, wenn der kleine Bart nicht mehr die ganze Zeit an meiner Brust hing. Zu gefährlich, zu groß, zu wild, hieß es dann immer. Viele Pferde blieben dann ja nicht mehr, sodass ich mich für das einfachste und unkomplizierteste Pferd entschied, welches es auf unserer Ranch gab: Den Norwegerwallach Milosch.
      Nico war davon überzeugt gewesen, dass auf die Ranch ein ordentlicher Norweger gehörte und wir dringend ein Pferd für unseren Sohn brauchten, sodass Milosch der erste Neuankömmling auf unserer Ranch gewesen war. Norwegen - Norweger, wie primitiv. Nicht unbedingt sehr groß, mit dichtem Fell und typischer Stehmähne, ein Kinderpony, welches jedes Herz erweichen ließ. Ich war froh darüber ihn zu haben, denn selbst mit meinem dicken Bauch, welchen ich die letzten Monate mit mir herumgeschleppt hatte, hatte er mich noch ohne Mühe tragen können.
      Nachdem ich Milosch angebunden hatte und Nico seinen Marid, fiel ihm schlagartig ein, dass er einen Toilettengang gebrauchen könnte und verschwand schnell in Richtung Wohnhaus. Ich seufzte theatralisch. Ich verstand einfach nicht, warum ausgerechnet Nico es nicht schaffte, kurz ins Gebüsch zu gehen.

      Ich hatte das warme Fell der Pferde, den Staub aus diesem und den Geruch des Strohs vermisst, schon lange hatte ich mir nicht mehr die Zeit genommen, einfach ein Pferd zu putzen und zu striegeln, es waren einfach zu viele andere Dinge wichtiger gewesen.
      Als ich an das kleine Stutfohlen dachte, welches Jeanie vor kurzem zur Welt gebracht hatte, schwenkten meine Gedanken wieder unabsichtlich zu Mio. Excelsior und Jeanie waren immer ihre Lieblingspferde gewesen, auch sie hatte sie einfach zurückgelassen. Wie konnte sie nur so einen Stimmungswechsel gehabt haben?
      Ich schüttelte mir diesen Gedanken wie eine lästige Fliege aus dem Kopf und konzentrierte mich weiter auf meine Arbeit, denn immerhin wollte ich Teos Nerven nicht allzu lange beanspruchen.
      „Dieser blöde sprechende Papagei! Ich weiß, warum ich mich dafür entschieden habe, mein Leben mit Pferden anstatt mit Vögeln zu verbringen!“ Lautstark kam Nico zurück in den Stall gestapft, um eine Hand eine weiße Binde, durch welche das Blut auf den Stallboden tropfte. „Wie oft habe ich Petyr schon gesagt, dass dieser olle Vogel nicht frei herum fliegen soll, der ist lebensgefährlich! Und vor allem hat er nichts auf der Toilette zu suchen.“ beschwerte er sich, während er auf seinen brav wartenden Marid zulief. Marid, auch Vad genannt, schien der Einzige, welcher wirklich Mitleid mit Nico zu haben schien. Asuka, welcher hinter Nico hinterher getapst kam, Milosch und auch ich, schienen es toll zu finden, dass Nico endlich mal Parole geboten wurde. Normalerweise war Nico immer der Wortführende und der sprechende Papagei Napoleon hatte seine Freude daran gefunden, Nico über all aufzulauern.
      Mitfühlend stupste der sonst so grobe Vad seinen Freund, wie ein Hund sein Herrchen, an und es fehlte nur noch, dass er diesem mit seiner Pferdezunge übers Gesicht leckte. Mich schauderte es bei diesem Gedanken.
      "Der Vogel ist toll und ich habe nichts dagegen, dass er sich frei bewegen darf. Es gibt so selten Papageien, welche nicht in einem Käfig eingesperrt sind." meinte ich hämisch grinsend zu Nico, welcher nur etwas Unmissverständliches brummte und sich dann Vad zuwandte.
      Nachdem die Pferde gesattelt waren (und Nico mich mit Schutzweste, Reithelm und Handschuhen ausgestattet hatte (er fand es kein bisschen übertrieben)) saßen wir vor dem Stall auf und begannen unseren kleinen Ausritt. Irgendwo war es bestimmt süß, dass Nico nicht vor mir reiten wollte, um mich nicht aus dem Blick zu verlieren und ständig darauf achtete, dass es mir gut ging. Allerdings musste ich mich anstrengen, keinen Streit vom Zaun zu brechen. Bevor Nico Vater geworden war, hatte er jeden Scheiß mitgemacht, sich einen Dreck um unsere Sicherheit geschert und mich sogar dazu überredet Dinge zu tun, welche ich nie getan hätte. Ich vermisste die alten Zeiten.
      "Hast du heute Petyr eigentlich schon gesehen?" fragte ich Nico, um mich auf andere Gedanken zu bringen, als die Vergangenheit und den nun überfürsorglichen Nico.
      "Klaro, in aller Frühe im Stall. Er ist allerdings vorhin mit diesem Superhelden Richtung Süden geritten. Der wollte auch einen Ausritt machen, bei diesem Wetter."
      "Der Friese heißt Batman", korrigierte ich.
      "Batman, Superman, Spiderman, das ist doch alles das Gleiche." meinte Nico achselzuckend. Ich verkniff mir einen Kommentar, denn für mich war es nicht dasselbe. Früher hatte ich alle Comics und Filme auswendig gekannt, in welchen ein Superheld drin vorkam.
      Unser Weg führte uns am Ufer des Tyrifjords entlang, ein Stück über sandigen Boden, bevor dieser einem Trampelpfad wich. Der Weg war bereits von vielen Hufen ausgetreten und eben geworden, sodass es ein angenehmes Reiten war. Leider hatte der Fjord auch seine Nachteile. Vor allem im Sommer gab es hier Mücken im Übermaß und viele der empfindlicheren Pferde mussten deswegen auf den Weiden Decken tragen, um nicht völlig zerstochen in die Box zurückzukommen. Mittlerweile hatten wir uns angewöhnt, die Pferde nachts auf die Weiden zu bringen, wenn es nicht mehr so schwül war und der auch des Öfteren der Regen vom Himmel kam.
      Stumm bogen Nico und ich wenig später in den Wald auf der anderen Seite der Landstraße ab, wo ich meinen Freund auch davon überzeugen konnte, etwas zu traben. Milosch war hart im Nehmen und zuckte nur dann zusammen, wenn einje der nervigen Insekten ihn in blöde Stellen stach. Vad allerdings hatte mehr zu kämpfen. Der Shagya-Araber war manchmal richtig verweichlicht, auch wenn er immer wie ein übercooler Macho tat.
      Der Wind der mir entgegen kam verjagte die Mücken von meinen Beinen und ließ mich den Ritt jedenfalls etwas genießen. Als Milosch mir auch noch den Galopp anbot, kam ich ihm die Hilfen und er sprang in den Galopp um. Ich konnte hinter mir Nicos Rufe hören, auf welche ich allerdings nicht achtete, sondern den Wallach einfach weiter vorwärts trieb. Ich hatte dieses Gefühl der Freiheit vermisst. Viel zu sehr hatte ich mich in den letzten Tagen und Wochen auf den kleinen Bartholomäus konzentriert, aber ich wusste jetzt, dass ich mich seinetwegen nicht davon abhalten sollte, mich weiterhin mit Pferden zu beschäftigen.
      Erst kurz vor unseren ersten Weiden parierte ich wieder in den Schritt durch. Nico hatte sich während des Galopps an meine Fersen geheftet und ich sah, wie er erleichtert aufatmete.
      "Das hättest du nicht tun sollen, wer weiß, was alles passiert wäre!" meinte er vorwurfsvoll. Anscheinend hatte mir der Ritt Selbstbewusstsein und meine sonst so schnippische Zunge zurückgegeben, denn ich wehrte mich gegen Nicos Worte.
      "Halte dich gefälligst von nun an daraus! Ich sitze zehn Jahre länger im Sattel als du und noch nie, NIE ist etwas Schlimmeres passiert. Ich verstehe dich, wenn du dir Sorgen machst, aber das ist zu viel! Komme auf den Boden der Tatsachen zurück, sonst denke ich darüber nach, ob ich doch noch zu Mio nach Nevada ziehe, wenn du mir hier das Leben zur Hölle machst." Ich hatte es getan, ich hatte ihm meine Meinung gesagt. All das, was ich in den Hintergrund gedrückt hatte, zum Wohle unserer Beziehung, und was jetzt erst durch den Galopp wieder ans Licht gerückt ist. Ich war stolz auf mich und sah es al mein Recht an. Auch wenn es irgendwo weh tat, denn bis jetzt hatten wir erst einmal einen Streit aushalten müssen, vor knapp neun Monaten, als ich ihm erzählt hatte, dass ich schwanger war.
      Ich wendete Milosch ab und trieb ihn im Galopp zurück zum Stall. Ich preschte an den Weiden vorbei, dann auf der Landstraße entlang, auf welchen laut die Hufeisen von Milosch prallten und dann die Einfahrt zum Stall hinauf. Erst vor dem Stallgebäude bremste ich Milosch ab, welcher wie immer alles getan hatte, was ich von ihm wollte. Das war mal Liebe.
      Ich band Milosch an seiner Box fest und zog dann den neuen Westernsattel von seinem Rücken, welchen wir uns extra für ihn angeschafft hatten. Nach dem Überputzen entließ ich ihn in seine Box, pfiff Asuka zu mir, welcher brav wie immer im Heu gewartet hatte und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Wohnhaus. Ich nahm extra den Weg am Ufer des Tyrifjords entlang, um Nico nicht begegnen zu müssen, welchen ich auf der anderen Seite der Weiden erkennen konnte.
      Klar hatte er irgendwo recht, dass ich beim Reiten jetzt nicht mehr nur mein Leben aufs Spiel setzte, sondern auch das unseres Sohnes, aber er musste mich deswegen nicht wie ein rohes Ei behandeln und das musste er lernen.
      Als ich unseren Hof betrat, sah ich Teodor auf der Bank vor dem kleinen Teich sitzen. Bart lag im Kinderwagen und schien immer noch seelenruhig zu schlafen.
      "Schläft er immer noch?" fragte ich flüstern, als ich mich neben Teo auf die Holzbank fallen ließ.
      "Immer noch ist gut, der war vorhin eine halbe Stunde wach und hat mir die Ohren vollgeheult, was bin ich froh, dass ihn die frische Luft wieder zum Schlafen gebracht hat."
      "Oh man, danke Teo, ich bin dir was schuldig! Ich kann ihn jetzt wieder übernehmen." sagte ich schuldbewusst.
      "Du siehst erholt aus, mein Kind", sagte Teo nur. "Hat dir der Ausritt gefallen?"
      "Ja sehr, er hat endlich alle überflüssigen Gedanken aus meinem Kopf befreit, ich fühle mich viel besser." sagte ich wahrheitsgetreu
      "Dann geh´ wieder spielen, ich packe das hier schon. Glaube mir, ich habe alleine ein Kind aufgezogen, welches dazu auch noch blind war, ich werde mit ihm schon zurechtkommen." brummte Teo.
      Ich blickte ihn erstaunt an. Meinte er das wirklich ernst? "Wirklich?" Die Skepsis in meiner Stimme konnte ich wohl etwas schlecht verbergen, denn Teo schien der Tonfall nicht ganz so gefallen zu haben.
      "Ja ja und jetzt hau ab, bevor ich es mir noch anders überlege!" meinte er trocken.
      Ein freier Nachmittag, das hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Ich drückte Teo, welcher sich in meiner Umarmung steif zurückhielt, und wollte gerade wieder in Richtung Stall verschwinden, als Teo mir noch zurief: "Dafür machst du mal einen längeren Ausritt mit Torun!"
      Ich hob meine Hand zur Stirn und machte diese "Ey ey Sir" Geste, oder wie auch immer man die nannte. Dann beeilte ich mich, dass ich zurück zum Stall kam.

      Nevada, USA – 04:55
      Die Arbeit auf einer Ranch war jeden Tag aufs Neue schweißtreibend und anstrengend, aber es war die beste Arbeit, die ich je getan hatte. Ich hatte schon so einiges gemacht, vom Pizzaliferanten, über Kellnerin bis zur Trainerin, aber noch nie, noch nie habe ich so das Gefühl gehabt, etwas richtig zu machen. Hier war das anders, hier war ich ich, genoss endlich mal das Leben und setzte mich für das ein, was ich schon immer gewollt hatte.
      Es hatte sich viel geändert, auch, dass ich jetzt des Öfteren mit einer Flasche Wein bis tief in die Nacht auf der Terrasse saß, mir lustige Geschichten von Heather anhörte und es schaffte, ganz tief in dem Ranchleben zu versinken.
      Trotzdem begann hier der Arbeitstag viel früher und dauerte meist auch bis zum Dunkelwerden.
      So klingelte auch heute mein Wecker in aller Frühe. Draußen war es noch dunkel, allerdings würde in einer halben Stunde die Sonne aufgehen, genau dann, wenn auf der Ranch die Arbeit begann.
      Ich hatte im Haupthaus, einem altertümlichen Ranchgebäude, ein kleines Zimmer für mich. Es lag in der hintersten Ecke des Dachbodens und jeder der Dielen kündigte durch lautes Quietschen Besuch an.
      Aus Südfrankreich hatte nicht viel den Weg hier her gefunden und so war das Zimmer spärlich eingerichtet, was mir allerdings recht so war. In den letzten sechs Monaten hatte ich gelernt auf alles zu verzichten, was ich nicht unbedingt brauchte.
      Einmal in der Woche war Waschtag, da wurde die Arbeitskleidung der letzten Woche gründlich gereinigt, bevor sie dann wieder eine Woche getragen wurde.
      So zog ich auch heute meine Jeans, ein Top und darüber, zum Schutz vor der Sonne, ein weites helles Hemd an. Vor allem ich mit meiner hellen europäischen Haut war gerne der erste Angriffspunkt böser Sonnenstrahlen.
      Es war Samstag und trotzdem saß Addison bereits am Tisch, als ich die Küche betrat, und schlürfte seinen morgendlichen Kaffee. Ich ließ mich ihm gegenüber auf den Stuhl sinken, zog eine Tasse zu mir heran und goss mir die schwarze Brühe in die Tasse, bis nichts mehr reinpasste. Auch das hatte sich verändert. Kaffee war früher nur ein ekliges Getränk gewesen, welches nur mit reichlich Milch und Zucker schmeckte. Jetzt war es das einzige, was mich an manchen heißen Tagen wach hielt und so war es zu meinem stetigen Begleiter geworden.
      "Was steht heute so an?" begann ich mit Addison ein Gespräch, als unserer beider Tassen fast leer waren.
      Er brauchte länger um zu antworten, schien noch zu überlegen und seine Gedanken zu versammeln, bevor er sagte: "Wichtig ist heute, dass das Wasser auf den Weiden erneuert wird. Die Wannen müssen sowieso mal wieder geschrubbt werden. Ansonsten reite ich heute gegen Mittag gen Norden zu der kleinen Herde, die wir vor wenigen Tagen entdeckt haben. Da kannst du mich begleiten, wenn du möchtest."
      Ich nickte. "Sehr gerne", meinte ich ihm Aufstehen, nahm die beiden Tassen sowie den Krug vom dunklen Holztisch und stellte beides an die Spüle. Das würde ich nachher abwaschen.
      Unser erster Weg führte uns, so wie jeden Morgen, zu einem kleinen Stallgebäude. Hier wohnten zur Zeit drei Fohlen, welche wir vor kurzem erst aufgenommen hatten. Die Fohlen waren bei Einfangaktionen, sogenannten Round-Ups, zu Tode gekommen und die drei Fohlen, welche dieses recht spät geboren waren, wären verhungert. Zum Glück hatten jedenfalls diese drei den Weg zu uns gefunden und auch wenn ihre Aufzucht die ersten Wochen viel Arbeit bedeutet hatte, so hatten sie sich schnell an Menschenhand gewöhnt und waren ein kleiner verrückter Sternenhaufen geworden.
      Bis sie an die Herde gewöhnt werden konnten, würden alle drei hier im Offenstall und später auf einer der kleineren Weiden leben.
      Der Stall hatte etwas Altertümliches, mit seinen verstaubten Holzboxen, den Strohballen in einer Ecke und jeder Menge Sättel und Zubehör, was man auf einer Ranch eben so brauchte. Der eine Teil bestand aus einer großen Box, mit genügend Platz für mehrere Pferde und einer Tür, welcher den Pferden die Möglichkeit bot, das sandige Paddock jeder Zeit zu nutzen.
      Der jüngste von den Drein war Time In A Bottle. Ein eher zurückhaltender und nachdenklicher Hengst, welcher sich mit der Gefangenschaft nicht ganz so anfreunden konnte. Der Stall war wie ein Gefängnis für ihn und selten ließ er sich drinnen blicken. Trotzdem hatte er schnell Vertrauen zu uns gefasst, was bedeutete, dass er weniger vor den Menschen Angst hatte, als vor der Enge der Box. Er war der kräftigste der Drei und verschlang bereits jetzt das meiste Futter.
      Im Gegenteil zu ihm, war Dawn eine überaus zutrauliche und anhängliche Stute, welche uns am Anfang jedoch die meisten Probleme gemacht hatte. Wenn sie nicht auf den Hänger wollte, dann wollte sie nicht und wenn sie mehr Milch wollte, dann versuchte sie das auch mit allen Mitteln durchzusetzen. Kämpferisch und engstirnig, antwortete deswegen unsere Devise.
      Der Letzte im Bunde war unser Sorgenkind gewesen. Durch irgendetwas, hatte Kwatoko bereits in den ersten Lebenstagen das Augenlicht auf der linken Seite verloren und war deswegen äußerst vorsichtig und ängstlich. Schnelle Bewegungen vertrug er gar nicht und bei ihm war es schon immer wichtig gewesen, sein Vertrauen nicht zu brechen, denn dann konnte man es nur schwer wiederbekommen.
      Addi und ich nahmen uns etwas mehr Zeit bei den Fohlen, putzten sie im trüben Licht des Stalls und holten dann unsere Milcheimer, welche, praktischerweise, einen Saugnippel besaßen und so die Zitzen einer Stute imitierten.
      Als die Arbeit im Stall beendet war, schickte mich Addison zu dem Geländewagen, mit welchem wir eine große Wasserbox zu den Weiden bringen wollten.
      Vier Wochen hatte es gedauert und ich hatte meinen Führerschein in der Tasche. Kein sinnloses Wiederholen und viel billiger als es in Europa war, hatte ich ihn mir von meinem letzten Taschengeld geleistet und mittlerweile fuhr ich, als hätte ich jahrelang nichts anderes getan. Täglich war der Jeep gefragt und vor allem die steilen und trockenen Buckelpisten waren die beste Übung für einen Einsteiger.
      Den Wassertank hatten wir bereits am Vortag mit Wasser aufgefüllt, sodass wir den Anhänger nun nur noch an den Jeep anhängen mussten, worin wir beide bereits genügen Übung besaßen. Vor allem bei den heißen Temperaturen sauften unsere Pferde die 1000l innerhalb von zwei Tagen.
      Als der Anhänger befestigt war, zog sich Addison, gefolgt von Ceberus dem stillen Begleiter, auf den Beifahrersitz und schlug die Tür des Geländewagens zu. Kaum saß er, gab ich bereits Gas.
      Ich konnte mir das immer bildlich vorstellen, wie der Jeep die trockene Steinwüste entlang preschte und hinter sich eine große Staubwolke hinterließ. Wie im Film, dachte ich dann manchmal.
      Wir hatten zwei große Weiden, unsere Stuten und unsere Hengste. Da unkontrollierte Zucht unter den adoptierten Mustangs laut BLM (Bureau of Landmanagement) nicht erlaubt war, musste unsere Hengstherde nun auf einer anderen Weide stehen, als ihre Stuten.
      Beide Weiden waren in etwa gleich groß, was bei den vielen Hektar allerdings schwer zu sagen war. Die Weiden waren sogar so groß, dass sich in der Gruppe sogar einzelne Herden abgesplittet hatten, auch wenn das richtige Herdenfeeling dank des BMI noch fehlte.
      Als Erstes führte uns unser Weg zu der Stutenweide. Die Wasserstelle befand sich hier in der Mitte der Koppel an einem etwas geschützten Platz, wo auch bei extremer Hitze das Wasser nicht zu schnell vertrocknete. In zwei großen Wannen schimmerte ein letzter staubiger Rest Wasser, Zeit, dass neues kam. Dank meines guten Auges, konnte ich zwischen einigen Sträuchern ein paar Stuten erkennen, welche schon sehnsüchtig auf neues Wasser warteten.
      "Das ist Quicksilvers Herde", meinte Addison, als er meinem Blick folgte. "Da hinten sind Valhalla und Atius Tirawa." Er deutete auf zwei auffällig gefärbte Stuten im Vordergrund. Kaum hatte er es gesagt, trat auch schon eine dritte Stute aus den Büschen hervor. Quicksilver war eine hübsch geschecktes Pferd mit zweifarbigen Augen und einem lebensfrohen und intelligentem Charakter, welche bereits, kurz nachdem sie auf der Ranch angekommen war, eine der beiden Herden an sich gerissen hatte und diese mit viel Anmut führte.
      Die Stuten hielten vorsichtig Abstand, während Addi und ich mithilfe einer Bürste die Algen und den Staub aus den Wannen kratzten, bevor wir beide mit neuem Wasser auffüllten. Als Silver und ihre Freundinnen das neue klare Wasser sahen, überwanden sie ihre Vorsicht und standen kurze Zeit später um das Wasser gedrängt. Addi und ich hatten uns etwas zurückgezogen, um die Pferde nicht unruhig zu machen.
      Auch dieses Mal wartete ich vergebens auf ein Zeichen von zwei Stuten, welche die weite Reise von Europa mit mir zusammen bestanden hatten. Anaba hatte vor wenigen Tagen ein Fohlen von Chosposi zur Welt gebracht und sich seitdem nur kurz zum Trinken blicken lassen. Laut Addison war es normal, dass die Stute die erste Zeit etwas abseits lebte, aber trotzdem machte ich mir Gedanken um eins meiner liebsten Pferde.
      Auch Flotten von Mutanten hatte die Eingewöhnung in die Gruppe gut überstanden, gehörte aber einer der Pferde an, die sich nur selten blicken ließen und eher die Nacht zum Trinken nutzten. Es war erstaunlich, was Flotte wiedereinmal für eine Veränderung durchgemacht hatte. Erst hier in Nevada war ihr richtiges Ich ans Licht gekommen und auch wenn sie immer noch nicht Reitbar war, hatte sie mittlerweile einen großen Schritt nach vorne gemacht.
      Als die drei Stuten wieder ihren Weg zurück in die Büsche einschlugen, stiegen auch Addison und ich ins Auto, denn auch die Hengste würden bereits auf frisches Wasser warten. Auch diese Wasserstelle hatten wir so eingerichtet, dass sie sich im Innern der Weiden an einem schattigen Platz befand, wo die Pferde in Ruhe trinken konnten, ohne Angst vor Menschen oder Autos haben zu müssen. Hier herrschte eine ganz andere Stimmung, denn auch wenn die Hengste zusammen auf einer Weide lebten, so machte doch jeder von ihnen eher sein eigenes Ding. Einen Anführer gab es trotzdem: Cloud besaß einen muskulösen, jedoch trotzdem zarten Körper, welcher ihm die Gabe verlieh, schnell und vor allem wendig zu sein. Auch wenn er nicht der Größte war, so hatte er doch das Sagen und die Hengste richteten sich auch nach ihm.
      Um die Senke hatten sich mehrere Pferde verteilt, geschützt von hohem Gras oder trockenen Büschen, beobachteten sie jeden unserer Schritte und als auch ihre Wasserstelle wieder mit frischem Wasser aufgefüllt war, sah ich ihnen an, dass sie alle großen Hunger hatten. Unruhig spielten sie mit den Ohren, scharrten auf dem trockenen Boden und ließen somit kleinere Staubwolken entstehen, welche von dem Westwind jedoch recht schnell weggetragen wurden.
      Addison und ich hatten uns bis zu dem Jeep zurückgezogen und warteten nun darauf, dass der Hengst auftauchte, welcher jedes Mal zuerst trank. Lange mussten wir nicht warten, denn einige Minuten später stieg ein schneeweißes Pferd die Senke herab und ließ seinen eleganten Kopf mit der langen Mähne zu den Tränken sinken.
      Nach und nach kamen nun auch die anderen Pferde hinzu, je nachdem, wie hoch ihr Rang war.
      Der nächsten war ein vollkommen brauner Hengst namens Silent Bay, welcher durch sein Alter und seiner Ruhe sich mit der Zeit einen Rang knapp unter Cloud erarbeitet hatte.
      Hinter einem gescheckten Hengst namens Frekur kam dann einer meiner Hengste, Morrigans Hidalgo und ich konnte es nicht verhindern, dass mein Herz einen kleinen Hüpfer machte.
      Nachdem er getrunken hatte, löste er sich auch aus der Herde und kam auf mich zu getrottet.
      "Hallo Hidalgo", flüsterte ich, als er seinen weißen Kopf gegen mich stieß und um eine Streicheleinheit bettelte. Vor allem bei ihm sah ich den Unterschied, den die Wildnis machte. Auch wenn seine Mähne ein einziger Knoten war, so hatte sein Körper jede Menge Muskulatur aufgebaut und seine Trägheit war vollkommen verschwunden.
      Hidalgo blieb einige Zeit bei mir stehen. In der Zwischenzeit beobachtete ich die anderen Hengste, welche nach und nach die Wasserstelle wieder verließen und ein paar Nachzügler kamen, um zu trinken. Darunter war eine kleine Junghengstbande, in welcher ich drei weitere Pferde von mir erkennen konnte. Nicht nur Varys und Imagine There´s No Heaven, auch der neuere Triumph, hatte sich perfekt in die Herde eingegliedert und so waren alle drei zu stattlichen Junghengsten geworden, welche ihr Leben in allen Zügen genossen.
      Als es für uns Zeit wurde aufzubrechen, kraulte ich Hidalgo ein letztes Mal hinter den Ohren, bevor ich wieder hinter das Steuer des Jeeps stieg und vorsichtig das Auto samt Anhänger wendete und zurück zur Ranch fuhr.
      Mittlerweile war die Sonne vollständig aufgegangen und erwärmte die Erde jede Sekunde mehr. Heute Mittag würde die Sonne die Erde so erhitzt haben, dass man barfuß nicht mehr laufen konnte.
      Zurück auf der Ranch sah ich als erstes Heather, welche gerade die Tür des Haupthauses hinter sich zuzog und die Verandatreppe herunter hechtete.
      "Guten Morgen Heather!" rief ich aus dem offenen Autofenster, bevor ich es auf dem Parkplatz neben dem Haus abstellte und Addison und ich aus dem Auto stiegen.
      "Ach Gott sei Dank, ich treffe euch noch", war Heather erleichtert. "Ich wollte gerade nach Las Vegas und Chill und Buck abholen, außerdem muss ich gleich darauf zur Arbeit. Ich komme wohl erst nächste Woche wieder und wollte euch noch verabschieden." erzählte sie in solch flottem Tempo, dass selbst ich Probleme hatte hinterher zu kommen. Dann umarmte sie mich kräftig, bevor sie das gleiche auch bei Addison tat. "Wir werden uns nachher wohl nicht sehen, ich schmeiße die Jungs nur raus und fahre gleich wieder. Ich werde sowieso zu spät kommen!"
      Sie rannte zu ihrem kleinen Roten, winkte uns nochmal hektisch zu, bevor sie in einem Affenzahn von der Ranch düste, den man ihr gar nicht zugetraut hätte. Ich grinste ihr hinterher und merkte gar nicht, dass mich Addi von der Seite beobachtete.
      "Du magst sie wirklich, oder?", fragte er und ich nickte nur erstaunt. Solche Gespräche mit Addi waren selten, Gespräche über Gefühle und Vergangenheit. Mir war das meist nur recht, auch ich wollte das Geschehene hinter mir lassen, aber trotzdem vermisste ich es manchmal, mit jemanden darüber reden zu können.
      Addi sprach weiter. "Sie ist wirklich eine Gute. Ich hätte das nie alles ohne sie geschafft und auch wenn sie in Vegas wohnt, so war sie bis jetzt doch immer da, wenn ich sie gebraucht habe." Plötzlich brach Addi ab, fast so, als schien er sich bewusst geworden zu sein, dass das nicht sein Stil war, über so etwas zu sprechen, und wendete sich zum Haupthaus um. "Kommst du? Ein kleines Frühstück wartet auf uns. Ich habe Hunger."

      Norwegen, Buskerud - 14:49
      Als ich zurück im Stall ankam, hatte er sich in der kurzen Zeit meiner Abwesenheit wesentlich gefüllt. Ich traf nicht nur Nico, welchem ich allerdings keines Blickes würdigte, sondern auch noch die junge Torun, sowie unsere beiden weiteren Hofbewohner Malte und Petyr. Malte und Petyr leiteten zusammen einen Ausbildungsbetrieb und waren so recht viel auf Achse. Wenn sie allerdings auf dem Hof anzutreffen waren, packten sie immer mit an. Auf ihre Hilfe war immer verlass.
      Petyr sattelte gerade einen großen Friesen ab. Batman gehörte dem jungen Mann und die beiden waren genauso ein Herz und eine Seele wie Marid und Nico.
      Torun saß in der Mitte der Stallgasse auf einem Heuballen und ließ die Beine schlenkern. Sie schien mit Malte zu erzählen, welcher in eine Schubkarre Stroh auflud. Nicos blonden Schopf konnte ich in der Box von Marid ausfindig machen, um welche ich einen großen Bogen machte. Meiner Meinung nach musste er spüren, dass er übertrieben hatte.
      Ich grüßte dafür umso ausführlicher die beiden jungen Herren und dann Torun, neben welche ich mich auch niederließ.
      "Ich hoffe, ich störe euer Gespräch nicht?" fragte ich Malte, welcher aber nur abwinkte und meinte: "Ich habe sowieso zu tun, alles gut."
      Als er seine Schubkarre davon geschoben hatte, fragte ich das junge Mädchen neben mir: "Du Tori, was hältst du von einem Ausritt?" Wie ein kleines Mädchen hörte ich mich vermutlich an, allerdings hatte mich der Erkundungswillen wieder gepackt und ich wollte unbedingt noch einen weiteren Ausritt machen. Pferde hatten wir ja genügend, welche etwas Bewegung brauchten.
      Ohne mich anzuschauen, ich war dies mittlerweile gewöhnt, antwortete mir Torun erfreut. "Wirklich? Wir können zusammen ausreiten?" Ich merkte, wie das Mädchen aufgeregt mit den Beinen zu wippen begann. Ich lachte. "Klaro, und das am besten jetzt sofort! Teo hat bereits zugestimmt, es steht uns also nichts mehr im Wege. Machst du Abs fertig? Dann treffen wir uns in zwanzig Minuten vor dem Stall."
      "Oh ja!" rief Torun wie ein kleines Kind freudig und sprang gekonnt von dem Ballen. Trotz ihrer Blindheit, welche sie durch eine Impfung in jungen Jahren langsam erlangt hatte, bewegte sie sich im Stall genauso sicher wie ein Sehender. Jahrelang hatte sie von ihrem Vater Reitunterricht auf dem großen Wallach Abs bekommen und nicht nur das Mädchen, auch das große Pferd hatten sich auf die Situation eingestellt und bei kaum etwas brauchte Torun nun noch Hilfe. Sie bewies es, in dem sie gezielt eine der hinteren Box anstrebte und dort den Riegel zur Seite schob. Sofort kam eine dunkle Schnauze hervor geschossen, welcher ihr ins Gesicht schnaubte. Ich freute mich für das Mädchen, welches trotz ihrer Behinderung ihr Leben genießen durfte.
      Ganz unbewusst hatte auch ich mich vor ein Problem gestellt: Welches Pferd sollte ich reiten?
      Ich sprang vom Ballen herunter und ging dann zu einer der Boxenseiten. Mit einer Hand strich ich an den Boxenwänden entlang, schaute in jede rein und überlegte mir ganz genau, ob ich nicht dieses Pferd reiten wollte. Viele der Pferde gehörten gar nicht uns, sondern Petyr oder Malte, sodass gar nicht mehr ganz so viele übrig blieben.
      Bei Jeanies Box blieb ich länger stehen, allerdings nur, um die kleine Jelda zu bestaunen, welche auf dem Boxenboden lag und sich genüsslich entspannte. Rechts und links von Jeanie und Jelda standen die beiden kleinen Ponys Excelsior und Braum van Ghosts. Excelsior sah sich als Ersatzvater und der junge Braum schien seit seiner Ankunft vor wenigen Monaten in die Stute verliebt zu sein. Leider sollte er erstmal ein Hengst bleiben, sodass wir ihm nicht die Ehre hatten erweißen können, mit der Stute zusammen auf einer Weide zu stehen.
      In den nächsten Boxen standen die großen Barockpferde Petyrs. Flame, Ezio, Esmeralda, Fenicio, Wild Cherry, El Montino und die kleine Sacarina. Alles wunderschöne Pferde, aber ganz bestimmt nicht das Temperament, welches mir zusagte. Da gefielen mir die beiden Friesenhengste Xinu und Batman schon viel besser, welche gleich daneben standen.
      Nach diesen Pferden kamen ein paar Boxen mit Jungtieren. Tysbe, Scion d'Or, Aspantau und Sleipnir.
      Bei dem etwas langsameren Leiðtogi sagte mein Gefühl auch nein und die beiden Vollblutstuten Grenzfee und Teufelstanz waren auch nichts für einen gemütlichen Ausritt mit Torun. Na super. Entweder war ich zu wählerisch oder wir hatten zur Zeit wirklich kaum Pferde zum Reiten. Ocarina of Time konnte ich zur Zeit auch vergessen und der Rest der Pferde waren kleine Shetlandponys, welche vor allem zum Fahren ausgebildet worden waren.
      Erst in den letzten beiden wurde ich fündig. Ich hatte mich lange davor gesträubt, eine der beiden Stuten zu reiten, denn nie hatte sich wer anders auf die zarten Tekkiner gesetzt, als Shadow. Er hatte seine Liebe für die orientalischen Distanzpferde entdeckt und so hatten wir es nicht übers Herz gebracht, die beiden Stuten zu verkaufen.
      Im Gang entdeckte ich eine vereinsamte Putzbox, welche ich mir gleich als mein Eigentum annahm und aus dieser das benötigte Putzzeug für Charelle herausholte.
      Nelly, wie sie immer Fürsorglich von Shadow genannt worden war, betrachtete mich etwas skeptisch, wahrscheinlich hätte sie nicht erwartet, dass ausgerechnet ich sie reiten wollte. Trotzdem blieb sie ruhig. Sie hatte sehr an Shadow gehangen und vor allem die ersten Wochen waren so für sie überhaupt nicht einfach gewesen.
      Ich war gerade dabei den linken Vorderhuf von Nelly vom Dreck und Mist zu säubern, als jemand zaghaft gegen die Boxentür klopfte. Ich ließ Nellys Huf fallen, richtete mich etwas ungelenkig auf und wischte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Zum Friseur musste ich dringend auch mal wieder.
      "Hey du, möchtest du noch einen Ausritt machen?" Nicolaus stand an der Boxentür angelehnt und beobachtete mich etwas bedrückt, so als würde er es wirklich bereuen.
      Ich nickte. "Ja, etwas dagegen?" Ich machte mich bereits bereit für einen Gegenangriff, doch Nico schüttelte nur stumm den Kopf und griff dann zu meiner Hand. Erst hatte ich das Bedrängnis mich befreien zu müssen, Nico hielt diese jedoch standhaft fest und so gab ich schnell nach.
      "Nein überhaupt nicht. Du hattest Recht, ich habe übertrieben. Das wird nicht wieder vorkommen. Ich lasse dir von nun an deine Freiheit, versprochen!" sagte er und ich sah, wie eine kleine Träne in seinen Augen schimmerte.
      In diesem Moment überwältigte mich das Gefühl, ihn ganz fest umarmen zu müssen und das tat ich auch. Er schien erstaunt, dass ich ihm so schnell vergab, aber ich brauchte ihn, ich brauchte ihn vor allem jetzt und auch wenn ich vor kurzem noch si getan hätte, als wäre ich taff genug, so hatte ich immer irgendwo gewusst, dass ich ohne ihn nicht konnte.
      Nico erwiderte meine innige Umarmung und schien genauso erleichtert wie ich, dass wir das geklärt hatten. Wahrscheinlich hätten wir hier in der Boxentür auch noch einen weiteren Tag so gestanden, wenn uns nicht ein lautes: "Du hast ja noch gar nicht gesattelt Charly!" abrupt auseinander hätte fahren lassen. Torun stand neben uns, hatte sich wahrscheinlich so langsam angeschlichen, dass weder ich noch Nico diese mitbekommen hatten.
      "Woher weißt du das?" fragte Nico sie etwas erstaunt. Schon immer hatte er sich vieles nicht erklären können, was Torun alles schaffte. Immer wieder hatte er mich am Anfang gefragt, wie sie es schaffte, sich jeden Tag aufs Neue perfekt kombiniert anzuziehen und nicht mit gestreiften Hosen und einem gestreiften Hemd im Stall aufzukreuzen.
      Torun zuckte mit den Schultern. "Das merke ich", meinte sie nur. "Kommst du etwa auch mit?" ging ihre Frage an Nico. Dieser blickte mich kurz fragend mit großen Augen an und da konnte ich nicht anders, als zu nicken.
      "Ja, komme ich."

      Ein paar Minuten später standen wir zu dritt vor dem Stallgebäude. Nico hatte nicht lange mit sich fackeln lassen uns sich für die andere Stute von Shadow entschieden, April Rain.
      Torun ritt wie immer ihren Abs, einen großen Mix, welcher fast das größte Pferd im Stall war. Dafür war Abs das perfekte Pferd für Torun. Ruhig, gelassen und voller Verständnis für seine blinde Freundin. Perfekt mit einem bequemen Wanderreitsattel gesattelt stand er da. Torun hielt seine Zügel in der Hand und wartete darauf, dass man ihr in den Sattel half. Der aufmerksame Malte ließ deswegen seine Schubkarre stehen und ging zu Torun, welche seine Hilfe gerne in Anspruch nahm.
      Malte Tordenværson, ein junger Schwede, welcher bereits in jungen Jahren mit seinem Freund Petyr Holmqvist einen Ausbildungsbetrieb eröffnet hatte und seitdem um die ganze Welt reiste, um Pferde zu trainieren.
      Malte hatte das Aussehen eines Winkingers, blonde Haare, an den Seiten leicht gestutzt und den Rest mit einem Lederband zusammengebunden. Sein blonder Bart, war das ein Zehntagebart?, war stets gut gestutzt und saß immer perfekt.
      Wenn er nicht gerade Pferde trainierte, war er mit seinem schwarzen Wolfshund Geri unterwegs, oder kümmerte sich um seine Zackelschafe. Ja, Zackelschafe. Eine gefährdete Rasse, welche vor allem für ihre langen Hörner bekannt waren. Die kleine Herde stand einige Kilometer weiter auf einer Weide und dort durften sie ihr Leben genießen.
      Auch Nico und ich zogen uns, nachdem Torun sicher saß, in unsere Distanzsättel. Ich dankte Malte mit einem kurzen Nicken, bevor wir uns zu dritt vom Hof bewegten.
      Auch wenn man es nicht glaubte, auf dem Pferd bewegte sich Torun noch sicherer, von ihrer Blindheit war hier kaum noch etwas zu spüren.

      Nevada, USA - 10:49
      Nach einem gemütlichen und ausführlichen Frühstück, zogen Addison und ich unsere Stiefel wieder an und liefen zu zwei Weiden, welche etwas versteckt hinter dem Haus lagen. Auf jeder dieser Weiden standen nur zwei Pferde, zwei Hengste und zwei Stuten. Einen der Hengste kannte gut, besser gesagt sehr gut. Mein Chosposi. Cho teilte sich die Weide mit einem hübschen Hengst namens Apokalypse. Die Weiden lagen gleich nebeneinander, waren nicht so groß wie die der anderen Pferde, boten jedoch trotzdem genügend Platz, um sich frei bewegen zu können.
      Auf der anderen Weide standen die beiden Stuten. Beide waren Rappschecken, vom Charakter her aber extrem unterschiedlich. My Canyon war das private Pferd von Addison. Bereits vor vielen Jahren hatte er die verängstigte und verletzte Stute bei sich aufgenommen und mit viel Mühe zu dem Reitpferd gebracht, welches sie jetzt war. Candy, wurde sie zärtlich genannt. Die andere Stute fiel vor allem durch ihr überaus blaues Auge auf, aber auch durch ihren aufdringlichen und anhänglichen Charakter. Battle Cry und Apokalypse waren die beiden Pferde von Addisons Söhnen. Mit ihnen zusammen hatte er die Mustangs gezähmt und man glaubte es kaum, aber Buck und sein Apo und Chill und seine Cry waren so feste Freunde, wie man es wohl nicht ganz so schnell finden würde.
      Alle vier Pferde erwarteten uns bereits, als wir die Halfter von den Pfosten nahmen. Ich öffnete das Gatter zur Hengstweide, Addi das Gatter zu den Stuten. Apo bekam von mir eine ausführliche Begrüßung, bevor ich mich meinem Chosposi zuwandte. Ich hatte ihn mir als Reitpferd ausgesucht, weil ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte. Zärtlich strich ich ihm das Halfter über die Ohren und führte ihn dann von der Weide. Auch Addi hatte seine Candy aufgehalftert und zu zweit führten wir die beiden dann zurück zur Ranch.
      Nachdem beide Pferde gesattelt waren, stiegen wir auf und Addi führte mich von der Ranch hinunter in die verzweigte Landschaft des Red Rock Canyons.
      Erst vor einigen Tagen hatten wir bei einem unserer Rundfahrten eine neue kleine Herde wilder Mustangs entdeckt, welche wohl noch nicht allzu lange bei uns in der Gegend weilte. Addison wollte nun die Pferde zählen, sowie Aufzeichnungen machen, wer sich alles in der kleinen Herde befand.
      Cho und Candy waren mittlerweile ein eingespieltes Team und auch Addi und ich hatten gelernt, zusammenzuarbeiten.
      Als wir das schroffe Gebirge des Canyons verließen und auf dem trockenen Boden der Wüste weiter ritten, war ich froh, mir vorhin nicht nur jede Menge Sonnencreme ins Gesicht geschmiert zu haben, sondern auch den überaus praktischen Cowboyhut auf dem Kopf zu haben.
      Nachdem wir einiger Zeit einem kleinen Trampelpfad gefolgt waren, parierte Addi in den Stand durch und gab auch mir das Zeichen zum Anhalten.
      "Siehst du da vorne?" flüsterte er und reichte mir ein kleines Fernglas. Gut gedeckt von trockenen Büschen, standen drei braune Pferde einige hundert Meter vor uns.
      Ich nahm das Fernglas entgegen und versuchte die Pferde zu erkennen.
      "Das sind nur drei Junghengste", meinte ich, als ich Addison das Fernglas zurückgab. "Die scheinen zu keiner Herde zu gehören."
      Auch Addison warf einen Blick durch das Fernrohr, bevor er nickte und es wieder zurück in seine Tasche steckte. "Hast recht, das ist nur die kleine Junghengstherde."
      Einen kleinen Bogen schlagend umritten wir die drei Mustangs, um diese nicht zu stören. Wir hielten uns weiterhin nach Norden und achteten angestrengt Ausschau, nach einer Herde.
      "Vielleicht sind sie bereits weitergezogen", meinte ich Addi, als wir einen der westlichen Ausläufer des Canyons erreichten.
      "Gut möglich, aber es wäre seltsam, wenn sie ihren Weg so schnell fortgesetzt hätten. Wir reiten etwas weiter in den Canyon, vielleicht haben sie dort nach Schutz gesucht."
      Die Mittagssonne prallte auf uns und unsere Pferde und so war es recht angenehm, als die großen Wände und Steinfelsen des Red Rock Canyons uns etwas Schatten spendeten. Die Pferde waren die langen Touren durch den Canyon bereits gewöhnt und trotzdem hatten sie mit der Hitze arg zu kämpfen.
      Addison schien die Hoffnung schon fast aufgegeben zu haben, dass wir die Herde noch finden würden, als ich einige Bewegungen hinter einigen Steinen vor uns entdeckte. Das Tal, durch welches wir ritten, führte einen kleinen und fast ausgetrockneten Bach mit sich und so war es nicht verwunderlich, dass die Herde sich hier verstecken könnte. Diesmal gab ich Addi das Zeichen zum Stehenbleiben und deutete langsam auf einige Mustangs, welche im Schatten eine Mittagspause eingelegt hatten.
      "Das müssen sie sein." flüsterte Addi, bevor er sich aus dem Sattel von Candy gleiten ließ. Die Stute blieb ruhig stehen und Addi machte sie wie immer nicht die Mühe, seine Stute anzubinden. Schon immer hatte ich das Vertrauen bewundert, welches der Mann in seine Pferde hatte.
      Auch ich kletterte vorsichtig aus dem Steigbügel, überlegte kurz, was ich mit Cho tun sollte und schenkte ihm dann mein Vertrauen, dass auch er sich nicht aus dem Staub machen würde, bevor ich Addi langsam folgte.
      Addi bewegte sich still und langsam voran und trotzdem blieb er aufrecht. Die Pferde mussten merken, dass wir uns nicht anschlichen, also nichts Böses wollten. Der Wind wehte auf die Herde zu, ein kleiner Nachteil für uns, sodass die Mustangs uns schon recht früh bemerkten. Das erste Pferd, welches den Kopf hob, war ein hübscher, aber von vielen Narben gekennzeichneter Falbhengst, wahrscheinlich das Alphatier. Es blähte die Nüstern auf und ließ uns nicht aus seinem Blickfeld, machte jedoch keine Anzeichen abzuhauen. Er schien uns zu akzeptieren, solange wir nicht näher an seine Herde kamen.
      Außer dem Hengst konnte ich noch fünf Stuten erkennen, von welchen drei einen keinen Nachwuchs bei sich trugen. Auch Addison hatte sich mittlerweile auf dem steinigen Boden niedergelassen und machte sich erste Aufzeichnungen über die Herde. Aussehen, Alter und besondere Merkmale, gegliedert nach Rangordnung. Ich versuchte stetig von ihm zu lernen, denn Addison besaß ein besonderes Auge dafür, wie die Herde aufgebaut war und konnte mir genau sagen, wer von den Pferden neben dem Alphatier den höchsten Rang hatte und wer den niedrigsten.
      Einige Minuten saßen wir schweigend da und beobachteten die Pferde, bevor sich ganz unerwartet ein Jungtier von der Herde löste und auf uns zu getippelt kam. Es war erst wenige Wochen alt, war aber hübsch gescheckt mit blauen Augen, in welchen das Verlangen nach Abenteuer glitzerte.
      Einige Meter vor uns blieb es stehen, streckten den Kopf nach vorne und schnüffelte an der Hand, die ich ihm hinhielt. Das Fohlen schüttelte den Kopf, sprang ihn die Luft, drehte sich um und flitzte in einem Affenzahn zurück zur Herde, sodass ich laut auflachen musste. Addi warf mir einen warnenden Blick von der Seite zu, lächelte aber trotzdem leicht, als er sich wieder umdrehte.
      "Komm lass uns zurück, ich habe alles Wichtige." meinte Addison, bevor er aufstand und mir die Hand hinhielt. Etwas verblüfft nahm ich seine Hand an und ließ mich von ihm auf die Beine helfen.

      Als wir am späten Nachmittag zurück auf die Ranch geritten kamen, wurden wir von zwei überaus quicklebendigen Jungs begrüßt, welche nichts anderes zu tun hatten, als auf dem Hof Fußball zu spielen. Chill und Buck waren zwei Zwillinge wie aus dem Bilderbuch. Abenteuerlustig, verspielt und beide bauten des Öfteren Mist. Trotzdem waren sie so gut erzogen, wie kaum ein anderer. Sie liebten das Leben auf der Ranch und packten, trotz ihrer knappen zehn Jahre, schon mit an, wenn etwas zu tun war. Dazu konnten sie noch reiten wie ein Weltmeister und ich war mir sicher, dass sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten würden, sobald sie alt genug waren.
      Da sie weit außerhalb wohnten, mussten sie nur dreimal in der Woche zur Schule, um dort in den wichtigsten Fächern wie Englisch und Mathe unterrichtet zu werden. Alles andere mussten sie zuhause in Eigenarbeit lernen. Zum Glück hatte Heather und auch Addison viel Ahnung von den wichtigsten Dingen, sodass beide in der Schule kaum Probleme hatten.
      Ohne das Addison etwas sagen musste, hörten die beiden auf zu spielen, als wir auf den Hof kamen und machten uns Platz, damit wir die Pferde absatteln konnten.
      "Hey Dad!" rief Chill und beide kamen auf uns zu gerannt. "Habt ihr die Herde gefunden?" Addison nickte nur und wuschelte seinen beiden Jungs durch die Haare. "Ja haben wir, das können wir euch nachher erzählen. Habt ihr Lust die beiden Pferde zurück zur Weide zu bringen? Ich mache euch in der Zwischenzeit einen Kakao, ja?"
      Ganz so begeistert schienen die Beiden nicht zu sein, allerdings nahm mir Buck trotzdem meinen Chosposi ab und Chill schnappte sich My Canyon von Addison und brachten die beiden Richtung Weide.
      Währenddessen folgte ich Addison ins Haupthaus, wo wir in einem Topf Milch für einen Kakao erhitzten. Auch ich hatte unendlich Durst und konnte es kaum erwarten, meine trockene Kehle mit etwas leckerem wie Kakao zu füllen.
      "Mio?" richtete Addi eine Frage an mich. Ich gab ihm mit einem kleinen "Mhm?" zu verstehen, dass ich ihm zuhörte. "Am Montag ist ein Vereinstreffen, da will ich Heather auch mitnehmen. Kannst du zufällig Chill und Buck zur Schule bringen?"
      Ich seufzte knapp und nickte dann aber. "Ja klar, kein Problem."
      "He", Addi stupste mich an. "Lüge nicht, es ist ein Problem für dich, aber mir fällt gerade keine andere Lösung ein. Du weißt, dass ich Heather als Journalistin brauche."
      Ich nickte. "Jaaa, ich weiß." Natürlich verstand ich ihn, aber vor allem zu dieser Jahreszeit waren die Vereinstreffen immer die spannendsten. Seit einigen Tagen hatten die vom BLM organisierten Round-Ups wieder begonnen, was bedeutete, dass wilde Mustangs mit Hilfe von Hubschraubern zusammengetrieben wurden, um dann in sogenannten Holdingfacilities auf eine Adoption zu hoffen, denn sonst endete ihr Weg wohl oder übel in einer der Schlachtereien in Kanada, Europa oder China, denn dort war es noch erlaubt, Pferden den Kopf abzuhacken.
      Mittlerweile hatten sich viele Vereine gegründet, welche gegen diese Misshandlung kämpften und natürlich war Addi seit Jahren bei einer solchen im Vorstand. Heather begleitete ihn deswegen des Öfteren, denn die Journalistin arbeitete für eine freie Zeitung, welche immer Interesse daran zeigte, über die Mustangs zu informieren. Natürlich verstand ich, warum ausgerechnet ich nicht mitkonnte.
      Addi strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte mich mitfühlend an. "Beim nächsten Mal Mio, da darfst du wieder mit, versprochen!"

      Buskerud, Norwegen - 16:29
      Der Ausritt mit Nico und Torun war, im Gegenteil zu heute Morgen, etwas ganz besonderes gewesen. Wir hatten eine andere Strecke gewählt, hatten viel erzählt und gelacht und ich hatte es tatsächlich geschafft, Nico vollends zu vergeben.
      Nelly schien endlich mal wieder losgelöst und entspannt laufen zu können und auch ihre beste Freundin April, schien den Ritt zu genießen. Abs und Torun waren, wenn der Weg breit genug gewesen war, zwischen uns geritten, um nicht vom Weg abzukommen.
      Gesund und munter waren wir so nun zurück auf dem Gelände angekommen und wurden auch schon von einem etwas gestressten Teodor und einem breit grinsenden Bartholomäus erwartet, welcher, sobald ich vom Pferd abgestiegen war, seine Hände nach mir ausstreckte. Ich machte mit Teo einen passenden Tausch, nahm ihm den kleinen Bart ab und gab die Zügel von Nelly an ihn weiter.
      Normalerweise wäre ich jetzt mit Bart zurück zum Haus gegangen, doch ich entschied mich dafür, das Tragetuch aus dem Kinderwagen zu kramen und mir den kleinen Bart recht geschickt auf den Rücken zu binden. So konnte der kleine alles beobachten und ich hatte die Hände für andere Aufgaben frei.
      Mittlerweile war es später Nachmittag und unsere Pferde traten mit den Hufen gegen die Boxentüren, denn das Verlangen nach den großen Weiden war in ihnen erweckt worden.
      Malte und Petyr waren auch noch im Stall, sodass wir uns kurz darauf zu einer kleinen Besprechung trafen, bei welcher wir klärten, wer welche Pferde auf die Weiden bringen würde.
      Zusammen mit Nico sollte es meine Aufgabe sein, unsere kleineren Pferde und die Fohlen rauszubringen, während Petyr sich der Stutenweide vornehmen würde und Malte und Teodor den Hengsten.
      Nico und ich trafen die Entscheidung, erst Jeanie und die kleine Jelda, zusammen mit California's Small Caramel Candy und der etwas zickigen Ocarina of Time auf die kleine Stutenweide direkt vor dem Stall zu bringen. Jelda wusste ganz genau wo es hinging und versuchte deswegen mit Umwegen die Umgebung zu erkunden, bevor sie ihrer Mutter dann hinterher galoppiert kam. Als die vier auf der Weide standen, nahmen wir uns die anderen vier Ponys vor. Excelsior, Braum, Braddock 'The Parrot' und Slaughterhorse. Auch diese kamen auf eine nicht allzu weit entfernte Weide, von wo aus Exel und Braum die gemeinsame Freundin Jeanie gut im Blick hatten.
      Als wir gerade zurück im Stall waren, hatte Malte zwei Pferde von Petyr an der Hand. Es waren zwei Hengste, Jupiter und White Face, welche Petyr beide nur als Freizeitpferde besaß. Ich nickte Malte nur kurz zu, bevor dieser mit den beiden Pferden um die Ecke verschwunden war.
      "Und nun?" fragte ich Nico, welcher auch schon zu überlegen schien.
      "Jetzt wären die ganzen Jungpferde an der Reihe, aber das sind so viele, dass wir das wohl nicht alleine schaffen werden. Vielleicht warten wir noch auf die Anderen und füttern in der Zeit unsere Minis." meinte Nico und deutete auf das andere Ende des Stalls, wo wir zwei größere Boxen für die ganz Kleinen unter uns hergerichtet hatten.
      Irgendwie hatten sich bei uns so einige Shetlandponys angesammelt, aber auch ein kleiner Falabellahengst von Torun war dabei. Lange Zeit hatten der kleine Hengst namens Treebeard und Abs alleine auf einer Weide gestanden. Dieses Bild von dem großen Wallach und dem kleinen gepunkteten Hengst ging mir einfach nicht aus dem Kopf und immer wenn ich daran dachte, musste ich grinsen.
      Die Minis waren auch hier natürlich in Stuten und Hengste geteilt. Während auf der einen Seite Batida de Coco, Belle und My Hope Nymeria, stand auf der anderen Seite die kleine Hengstbande, bestehend aus dem kleinen Marshmallow, Vipke van de Zandhoven, Treebeard, Lambardo und Happy teilten sich den Platz auf der anderen Seite. Die Kleinen hatten ganztägig Auslauf und lebten sozusagen in einem Offenstall. Während ich Wasser und Heu bei den Damen kontrollierte, tat Nico das Gleiche bei der männlichen Fraktion. Solche kleinen Pferde waren schon überaus niedlich.
      Genau richtig kamen wir von den Minis zurück, denn auch die anderen hatten sich mittlerweile eingefunden, sodass wir nun fünf Leute waren, die die Jungpferde auf die gemeinsame Weide bringen konnten.
      Ich schnappte mir zwei Vollblutfohlen, die hübsche Scion und den abenteuerlustigen Aspantau. Leider würde irgendwann die Zeit kommen, wo wir beide trennen mussten. Aspantau sollte ein Hengst bleiben und auch so Leid es mir tat, durfte Scion ab einem gewissen Punkt nicht mehr mit ihrem Freund zusammenleben.
      Nico schnappte sich die beiden kleineren Sleipnir und Imagine Dragons, während Malte sich Seattle's Scarlett vornahm und Petyr sich seine Tysbe und Sacarina schnappte. Für Teo blieb deswegen nichts übrig, was er aber nicht allzu tragisch fand.
      Fast hatte ich den kleinen Bart auf meinem Rücken vergessen, welcher das Geschehen mit großen Augen beobachtet hatte und sich nun durch lautes Geräusche machen wieder bemerkbar machte. Ihm schien der Trubel und die Arbeit nichts auszumachen, stellte ich erleichtert fest.
      Die Jungpferde kamen auf eine der Weiden, welche umringt von Bäumen etwas geschützter auf der anderen Straßenseite lag. Dort entließen wir diese, bevor wir zurück zum Stall schlenderten. Stallarbeit war dann morgen früh angesagt, bevor die Pferde über die Mittagszeit wieder zurück in den Stall kamen.
      "Hast du Lust auf einen Spaziergang?" fragte mich Nico. Er nahm meine Hand und zog mich, ohne auf meine Antwort zu warten, am Stallgebäude vorbei zum Ufer des Tyrifjords. Asuka schloss sich uns an, anscheinend hatte er das Wort "Spaziergang" vernommen und das war eines seiner Lieblingswörter.
      Bart war mittlerweile auf meinem Rücken eingenickt und sein gleichmäßiger Atem pustete mir in den Nacken.
      Ich ließ meinen Blick über den Tyrifjord hinaus schweifen. Schwach konnte man die andere Uferseite erkennen und fast fühlte es sich so an, als ständen wir am Meer. Eine einsame Möwe kreiste über uns, zu hoch, um sie genau erkennen zu können und ein kleines Fischerboot ratterte wellenschlagend auf dem oberen Ende des Tyrifjords. Asuka patschte schwanzwedelnd durchs Wasser und Nico, Bart und ich schlenderten über den sandigen Boden.
      So gut es mir in Südfrankreich gefallen hatte, hier hatte ich mein Zuhause gefunden und ich hoffte, dass es Mio in Nevada genauso gehen würde.


      Ankunft zweier Fellkugeln
      8. August 2016 | 16.859 Zeichen | (c) Canyon

      Buskerud, Norwegen - 06:56
      "Du siehst aus wie Frankenstein höchstpersönlich!" Verschlafen und mit geschwollenen Augen wurde ich am frühen Morgen von Petyr begrüßt, welcher natürlich putzmunter und fröhlich bereits mit der Stallarbeit begonnen hatte. Träge nahm ich mir eine Mistgabel zur Hand und schlurfte dann weiter zu meinem Freund.
      "Ich hoffe, ich bin noch nicht grün im Gesicht." murmelte ich und stieß die Boxentür neben der von Petyr auf. "Solange mir noch keine Schraube aus dem Kopf schaut und mich die Pferde noch erkennen, ist alles gut."
      Petyr lehnte sich lachend auf seinen Stil der Mistgabel und blickte durch die Gitterstäbe der Box zu mir herüber. "Wenn du schon nicht geschlafen hast, dann musst du mir jedenfalls erzählen, WARUM du nicht geschlafen hast." meinte er und grinste. Wahrscheinlich vermutete er eine geheime Liebesaffäre oder was weiß ich. Leider musste ich ihn jedoch enttäuschen.
      "Geschlafen habe ich, aber anscheinend nicht genug." Abwartend blickte Petyr mich an und ich seufzte. Eigentlich hatte ich noch keine Kraft und Lust jetzt so viel zu erzählen, aber ich kannte meinen Freund, so schnell würde er nicht locker lassen.
      "Julie ist gestern wieder zufrieden in Amsterdam gelandet. Nach einem Jahr ohne feste WLAN-Verbindung haben wir natürlich die Chance ergriffen und geskypet und das, wie du ja bereits mitbekommen hast, bis tief in die Nacht hinein." Ich gähnte.
      "Uuund? Was hat sie erzählt?" harkte Petyr nach.
      "Jaja, kein Stress!" sagte ich leicht genervt, während ich die Arbeit in der Box aufnahm. Dabei musste ich meine Stimme allerdings erhöhen, damit mich Petyr weiterhin verstand. "Sie meinte, sie wäre dunkler als die verbrannten Plätzchen, die ihr Tante Annika zur Begrüßung gebacken hatte und auch wenn das Bild sehr unscharf war, kann ich das nur bezeugen. Leider passt dieser Hautton so gar nicht zu ihren roten Haaren."
      Ich legte die Mistgabel in die Schubkarre und wechselte die Box. Petyr tat es mir gleich und sobald wir wieder in einer Box standen und Mist schaufelten, erzählte ich weiter.
      "Ansonsten schwärmte sie vor allem von Indien, da war sie den letzten Monat, und von der Reise mit dieser Eisenbahn da, die durch ganz Sibirien rollt. Der Name ist mir entfallen, aber auch nicht so wichtig." Ich legte eine kurze Pause ein, in welcher ich kurz verschnaufte und meine Gedanken sammelte. "Sie war überglücklich und hat beständig über beide Ohren gestrahlt. Aber wie wäre es, mein Lieber Petyr, wenn du sie das einfach selbst fragst, wenn sie mich in ein paar Tagen besuchen kommt?"
      Petyrs Kopf erschien vor den Boxengittern. Sein Blick sprach Bände, wie man es so schön sagte. "Sie kommt? Sie hat dich doch schon seit Jahren nicht mehr besucht!" Ich zuckte die Schultern. " Übertreibe nicht, etwas öfter hast du sie schon gesehen, sonst wärst du nicht so vernarrt in sie. Sie will ja sowieso weiter zu unserem Vater nach Östersund, da ist der kleine Umweg hier her ja kein Problem. So und nun lass uns diese Schubkarre zum Mist bringen, so langsam ist sie übervoll!"
      Petyr nickte, schien jedoch ganz woanders in Gedanken zu sein. "Du, Malte, ist sie wirklich noch so eine Schönheit, wie sie es früher schon immer gewesen war, ich meine so mit langen gelockten Haare und strahlenden grünen Augen – ?" verträumt blickte er in den Himmel und ich seufzte theatralisch. "Ich möchte mit dir jetzt NICHT über meine Schwester sprechen, da gibt es jetzt wichtigere Themen. Du weißt was heute für ein Tag ist?" Mit einem kräftigen Stoß stieß ich die Schubkarre den Misthaufen hinauf und entleerte sie, bevor ich sie Petyr wieder in die Hand drückte, er konnte sie schön zurückfahren! Geistesabwesend nahm er sie einfach an.
      "Äh vielleicht dein Geburtstag? Aber der war doch im Winter oder?"
      Ich schüttelte den Kopf. Was für ein toller Freund, der noch nicht mal meinen Geburtstag wusste. "Neeeein, es ist nicht mein Geburtstag!"
      "Tut mir leid, dann weiß ich es nicht Malte." meinte Petyr und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Schon wieder seufzte. Heute war wohl so ein Seufztag und das, obwohl ich eigentlich über beide Ohren strahlen sollte. "An was erinnern dich die Worte Kalifornien, pelzig, warm und Isländer?" Petyr schien einen Moment überlegen zu müssen, bevor es ihm eeendlich einfiel. "Deine beiden Pferde kommen heute an?" Ganz entgeistert blickte er mich an "Warum hast du das denn nicht schon früher gesagt!"
      "Da war ich noch zu müde und dann wolltest du ja, dass ich dir alles von Julie erzähle und deswegen bin ich erst jetzt dazu gekommen."
      Freudig wie ein kleines Kind hüpfte Petyr zurück zum Stall und rief mir über die Schulter entgegen: "Na worauf wartest du denn noch? Wir haben noch viel zu tun!"

      Tatsächlich hatten wir viel zu tun. Boxen fertig machen, alle Pferde von den Weiden holen, jeden mit seiner eigenen speziellen Futtermischung füttern und dann ein paar der Pferde noch ihre Medikamente geben.
      Petyr untersuchte die kleinsten Fohlen Imagine Dragons, Mios Jelda und Aspantau nach Verletzungen, während ich Teufelstanz ihre Medikamente gegen die vielen Beschwerden gab. Sie hatte sich gut geschlagen, die Vollblutstute, aber Nico wollte ihr noch mehr Ruhe gönnen, bevor wir versuchen wollten, sie wieder zu reiten. Nach einer gescheiterten Renn- und Zuchtlaufbahn war sie mit einigen Verletzungen und Krankheiten und einem kleinen ungewollten Fohlen zu uns gekommen und ich war schon stolz darauf, was wir zusammen geschafft hatten.
      "MALTE!" laut schallte Petyrs Stimme durch den Stall. "Komm mal her und hilf mir! Diese verfluchte Jeanie will einfach nicht ihre Schnauze von mir lassen."
      Vorsichtig schloss ich die Box von Teufel, streichelte ihr noch einmal kurz übers Maul und folgte dann Petyrs Hilferuf. Dieser hatte meine Hilfe auch dringend nötig; Er lag fast in der Box, um die zierlichen Hufe der kleinen Jeanie untersuchen zu können und Jeanie hatte nichts anderes zu tun, als immer wieder zu versuchen seine Haare aufzufressen, diese waren ja auch genau auf der richtigen Höhe für so etwas.
      "Himmelherrgottnochmal!" schimpfte Petyr, während er versuchte Jeanie mit einer Hand fernzuhalten und mit der anderen einen Huf von Jelda zu heben. Zum Glück war die kleine Stute noch entspannter als ihre Mutter!
      "Ach Petyr", ich seufzte (schon wieder!), "Lass mal den Chef hier ran." Vom Hacken nahm ich Jeanies Halfter, band sie damit an den Gitterstäben fest und kniete mich neben Petyr ins Stroh. "So und jetzt erzähle mir, was daran so schwer war." Petyr boxte mir nur kurz in den Oberarm und schob mich dann aus der Box. "Mach, dass du wegkommst du Blödi!" schimpfte er und als Gegenschlag streckte ich ihm die Zunge raus. Ja so war er, unser Petyr.

      Obwohl ich es nicht vermutet hätte, war Petyr am Nachmittag aufgeregter als ich und das, obwohl die beiden jungen Isländer seit langem meine ersten Pferde waren, die ich mir kaufte. Petyr war es auch, der alle fünf Minuten aus dem Stall blickte und nach einem Transporter schaute, welcher die beiden zu uns bringen sollte.
      Es war ein angenehmer Mittwochnachmittag. Die Sonne schaute immer wieder hinter den Wolken hervor und kein Lüftchen wehte, sodass man die 17 Grad doch ganz gut vertragen konnte. Ein perfekter Tag, welcher zwar nicht ganz so gut begonnen hatte, aber das taten die guten Tage doch sonst auch. Die schlechten begannen gut und endeten schlecht, die guten fingen schlecht an und wurden erst später richtig gut. So war es jedenfalls immer bei mir.
      Ich hatte mich gerade zu einer kleinen Pause auf die Bank vor dem Stall niedergelassen und ein gutes Buch, ein Krimi (Tote, Fingerabdrücke, Blut und so ein spannendes Zeug) in die Hand genommen, als Petyr ganz aufgeregt neben mir auftauchte und meinte: "Da da, so schau doch, sie kommen!"
      "Petyr, du klingst wie eine Prinzessin, die ihren langersehnten Prinzen endlich wiedersehen kann. Ehrlich, du hättest auch Schauspieler werden können." meinte ich und stand mühsam auf. Meine armen Knochen!
      "Und du hast zwei Pferde gekauft und bis lustloser als je zuvor! Das ist auch nicht besser." verteidigte sich Petyr und verschränkte die Arme vor der Brust.
      "Glaube mir, ich freue mich auch, sehr sogar, ich weiß nur noch nicht, ob es wirklich der richtige Weg war. Ich bin immer noch viel unterwegs, auch wenn Evangeline und du mir mittlerweile viel Arbeit abnehmt-" Ich brach ab und blickte dem Transporter entgegen, der die buckelige Straße entlang holperte. Da hinten drinnen, da waren sie. Zwei junge Isländer, der eine erst knapp ein Jahr, der andere perfekte 6 Jahre. Ich wusste immer noch nicht, ob es richtig gewesen war, aber jetzt war es zu spät, sie waren angekommen und ich hoffte, dass die Tyrifjord Ranch für immer ihr zu Hause sein würde.
      Der Pferdetransporter war Silber und bot Platz für mehrere Pferde, in dem Moment sollten sich darin allerdings nur zwei befinden, zwei, die mein Leben nochmal in eine ganz andere Richtung lenken würden. Das wusste ich jetzt schon.
      Sie hatten eine weite Reise hinter sich; Erst von Kalifornien mit dem Flugzeug nach Vikersund zum Flughafen und dann von dort mit dem Transporter bis hier her. Sie taten mir verdammt Leid.
      Der Fahrer schaltete den Motor auf dem Parkplatz vor dem Stall aus, stieß dann seine Tür auf und kletterte heraus. Zu meinem Erstaunen war es kein älterer Mann, welcher sein Leben lang bereits Pferde von einem Ort zum anderen kutschierte, sondern eine junge Frau, vielleicht Ende dreißig, welche ihre langen braunen Haare zu einem Zopf geflochten hatte und nun elegant aus dem Transporter sprang. Sie lächelte uns beide freundlich an und winkte uns dann wie ein kleines Mädchen zu, bevor sie über den Parkplatz rief: "Ist einer von euch beiden Malte?"
      Ich schüttelte meine kurze Ungläubigkeit von mir ab und hob dann die Hand. "Ja ich, warten sie, ich komme."
      Petyr neben mir grinste und blickte mich von der Seite an. "Das ist aber eine Hübsche, pass auf, dass dir deine Augen nicht aus dem Kopf fallen, lieber Malte." Ich sagte nichts, hoffte allerdings das ich nicht allzu rot im Gesicht wurde.
      Als ich bei der jungen Frau angekommen war, hatte sie bereits die automatische Rampe an der Seite des Transporters heruntergelassen und war zu den beiden Pferden in den Anhänger geklettert. Ich folgte ihr und warf einen allerersten Blick auf meine Pferde. Meine Pferde, wie sich das anhörte, es löste ein ganz neues Gefühl in meinem Magen aus, welches ich schon lange nicht mehr gespürt hatte.
      Beide waren erschöpft und verschwitzt, waren jedoch genau das, was ich mir schon immer gewünscht hatte: Einfach nur perfekt.
      Ich starrte die beiden noch vollkommen überfordert an, als mir die Frau neben mir die Hand reichte. "Hey, ich bin Halla!"
      Ich wandte meinen Blick von den Pferden ab und ergriff ihre Hand. "Malte."
      Sie lachte und dabei leuchteten ihre Augen noch mehr und an ihren Mundwinkeln erschienen kleine Grübchen. "Ich weiß doch." Ich musste auch lachen. Oh man war ich manchmal peinlich, da machte ich ja sogar Petyr den ersten Platz der Peinlichkeitsrangliste streitig.
      Als ich darauf nichts sagte, meinte Halla etwas eingeschüchtert: "Vielleicht sollten wir die Pferde hier heraus holen, sie waren jetzt lang genug hier drinnen." Ich nickte zustimmend und ging zu dem größeren der Beiden hin.
      Óslogis Fellfarbe war etwas ganz besonderes und ich musste ehrlich zugeben, dass ich so ein Pferd schon lange nicht mehr gesehen hatte. Und ich, ich der einfache Pferdetrainer Malte, ich besaß jetzt diesen schmucken Hengst. Ich band Óslogi los und führte ihn die Rampe hinunter. Hinter mir kam Halla mit dem kleinen Félagi. Beide Pferde standen wohl noch zur Hälfte unter den Narkosemitteln für den Flug, denn beide Isländer stolperten über jeden größeren Stein und schafften es nicht, ihre Hufe höher als Handhoch zu heben. Ich lächelte durchweg, als ich Óslogi in den Stall führte.
      Die Boxen der Beiden lagen ganz am Anfang und waren natürlich nebeneinander. Ich zeigte Halla, welche sich staunend in dem großzügigen Stall umschaute, Félagis Box, während ich Óslogi in seine brachte. Petyr stand natürlich nur daneben und schaute uns zu, wie wir die Pferde von Transportgamaschen und Decken befreiten. Heu, frisches Wasser und Kraftfutter zur Erholung hatten wir beide natürlich schon vorbereitet, sodass es den Beiden erstmal an nichts mangelte.
      Halla und ich ließen die Pferde auch so schnell wie möglich in Ruhe und gaben ihnen genügend Zeit anzukommen. "Lust auf einen Kaffee?" fragte ich Halla und ignorierte dabei Petyrs breites Grinsen. Heute konnte ich ihn mal wieder überhaupt nicht ausstehen.
      "Klaro, Kaffee ist immer gut!" meinte sie lächelnd und schon wieder lächelte ich zurück.
      "Machst du uns einen?" Ich schaute Petyr bittend an, welcher laut seufzte und dann in Richtung "Reiterstube" verschwand, welche bei uns lediglich aus einem Abstellraum mit Kaffeemaschine bestand.
      Halla holte aus dem Transporter die Papiere und setzte sich dann neben mich auf die Bank vor dem Stall. Sie schien jedoch Zeit zu haben, denn sie ließ die Mappe noch geschlossen und genoss mit geschlossenen Augen die warmen Sonnenstrahlen.
      Ich tat es ihr gleich, wurde aber kurz darauf von ihr angesprochen. "Sag mal, ist das eigentlich dein Stall?"
      Ich lachte und schüttelte dann den Kopf. "Nein nein, der gehört einem jungen Paar, die sind gerade nur in Sylling Verwandte besuchen, ich wohne hier nur und bin Pferdetrainer und Angestellter. Einen eigenen Stall, und vor allem nicht so einen großen, könnte ich mir niemals leisten." sagte ich und zuckte mit den Schultern. "Dafür braucht man so einiges an Geld."
      Halla neben mir seufzte und nickte dann. "Jaaa," sagte sie gedehnt, "Diese Erfahrung durfte ich auch schon machen."
      In dem Moment kam Petyr mit drei dampfenden Tassen zurück. Unterm Arm hatte er eine Milchpackung und Zucker stecken. Wie ein Butler reichte er uns beide jeweils eine Tasse und fragte dann stumm nach Zucker und Milch. Halla hob dankend die Hand und auch ich verneinte. Petyr wusste ganz genau, dass ich meinen Kaffee immer schwarz trank. Er selbst quetschte sich noch neben Halla auf die Bank und schüttelte sich gefühlt die halbe Milch- und Zuckerpackung in die Tasse. Dann nahm er mit gespitzten Lippen einen Zug des heißen Gebräus. "Sag mal, Halla richtig? Wie kommt eine junge Frau wie du eigentlich auf die Idee, Fahrerin für ein Transportunternehmen zu werden?"
      Halla schien mit der Frage gerechnet zu haben und ich war mir sicher, dass sie diese nicht zum ersten Mal in ihrem Leben hörte. Deswegen antwortete sie auch dementsprechend resigniert. "Mein Vater leitet unsere Firma. Wir hatten vor einigen Jahren einige Geldprobleme und deswegen bin ich aushilfsweise bei ihm eingestiegen, weggekommen bin ich dort nie und jaaa, auch ich bereue es manchmal - Das musst du mich jetzt nicht noch fragen."
      Ich blickte Petyr böse an. Das hätte er auch etwas besser fragen können, da konnte er sehen, was er angerichtet hatte.
      Ich versuchte das Thema zu wechseln. "Hast du denn eigentliche auch eigene Pferde?"
      Wieder musste Halla eine Antwort geben, die ihr nicht gefiel. "Nein, besser gesagt saß ich noch nie auf einem größeren Pferd als einem Reitpony vom Rummel. Und auch wenn ich Tag für Tag Pferde von einem Ort zum anderen bringe, reiten kann ich nicht." Traurig blickte sie in die Weite und ich sah, wie eine Träne in ihren Augen glitzerte.
      So hatte ich mich täuschen können. Noch vor wenigen Minuten hatte ich geglaubt, noch nie einen glücklicheren Menschen getroffen zu haben und jetzt saß eine traurige junge Frau mit Tränen in den Augen neben mir. So war die Welt, die Wahrheit blieb einem meistens verborgen.
      Kurz gefasst: Der Tag endete damit, dass ich mit Halla die Nummern ausgetauscht hatte und sie zu uns zum Kaffee eingeladen hatte, mit anschließendem Reiten, verstand sich natürlich von selbst.
      Erst als am späten Nachmittag Petyrs Handy klingelte und Nico am Telefon fragte, ob die Pferde bereits versorgt waren, lösten wir unsere Kaffeerunde auf und jeder ging wieder seines Weges.
      Auch hatten sich Félagi und Óslogi in der Zeit prächtig erholt und beide blickten nun munter über die Gitterstäbe der Box hinweg. Beide würden die Nacht noch zur Sicherheit in der Box verbringen, morgen Abend würden sie jedoch mit hinaus auf die Weiden dürfen und mit eigenen Augen die prächtigen Weideflächen von Norwegen sehen können. Ich hoffte ja, dass Óslogi sich mit dem junge Leiðtogi anfreunden würde, die beiden Isländer würden sich bestimmt gut verstehen. Auch auf Félagi wartete ein Spielgefährte: Der junge Sleipnir, auch er stammte aus der gleichen Zucht wie Félagi, war nur wenige Monate älter und ich war mir sicher, dass die beiden sich gut verstehen würden.
      Ich war verliebt und überglücklich und konnte es noch nicht so ganz fassen, dass alles so reibungslos geklappt hatte. Ich hatte lange an mir gezweifelt, auch jetzt natürlich noch, ob es richtig gewesen war. Aber das konnte man vorher nie wissen, das würde die Zeit bringen.

      Vorsorgeuntersuchung
      28. August 2016 | 1442 Zeichen | (c) Eddi

      Heute ging es für mich trotz der Hitze zu einem letzten Patienten. Dieser würde mich auf der Tyrifjord Ranch in Empfang nehmen und es handelte sich um einen hübschen Isländerhengst. Ich kam dieses Mal sogar pünktlich an und wurde herzlich von der Besitzerin in Empfang genommen. Nach einem kurzen Smalltalk ging es direkt in Richtung Stall, wo Leiðtogi schon auf uns wartete.
      Zuerst bat ich, mir den Hengst einmal im Schritt und einmal im Trab vorzuführen. So konnte ich sehen ob er taktklar lief und keinerlei Verspannungen besaß. Vorbildlich kam der Hengst dem Wunsch seiner Besitzerin nach und benahm sich auch bei der darauffolgenden Untersuchung vorbildlich. Dabei schaute ich zuerst in Augen, Ohren und Maul, um etwaige Symptome zu finden.
      Danach tastete ich die Lymphknoten ab und hörte dann Herz und Lunge ab. Bisher war alles im grünen Bereich, die Körpertemperatur sah auch gut aus und beim Abtasten der Wirbelsäule und der Beine machte Leiðtogi genauso wenig. Dementsprechend lobte ich ihn ausgiebig und bereitete ihn für die Impfungen vor.
      Er wurde gegen Influenza und Herpes geimpft. Brav hielt er still, während ich die passende Stelle suchte und dann war er auch schon fertig. Zum Schluss gab es nur noch eine Wurmkur und dann durfte Leiðtogi zurück auf seine Weide. Ich erneuerte noch seinen Impfpass und stellte das Gesundheitszertifikat aus, ehe ich mich von seiner Besitzerin verabschiedete und mich auf den Heimweg machte.

      Hufkontrolle und neue Hufeisen für Leiðtogi
      31. August 2016 | 2628 Zeichen | (c) Sosox3

      „Norwegen?“, fragte mich Rachel verwirrt. „Ja Norwegen“, gab ich meiner Partnerin am Telefon als Antwort. „Aber da warst du doch erst“, ich spürte ihre Unsicherheit in der Stimme. Sonst sprach sie nie so schnell. „Ja, aber bei einem anderen Kunden. Dieser hier scheint wohl auf demselben Hof zu wohnen. Ist aber nicht derselbe Kunde.“ „Okey, versprichst du mir, dass du spätestens übermorgen wieder hier bei mir bist und mir ein wenig unter die Arme greifst?“ „Versprochen…Aber du Liebling, ich muss jetzt auflegen. Ich muss jetzt in den Flieger. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch“, murmelte sie und legte dann auf. Ich schaltete mein Handy auf den Flugmodus. Der Flug dauerte fast 2 Stunden und schlauchte mich auch dieses Mal. Der Weg zum Trainingshof von Malte Tordenvaerson war derselbe wie der von Nicolaus du Martin.
      -
      Auf dem Hof angekommen, führte mich mein Kunde auch gleich zum ersten Pferd namens Adrenaline. Ein brauner Criollo, der mir irgendwoher bekannt vorkam. Ich machte mir zunächst nichts draus. Adrenaline war von vorneherein ein braves und zutrauliches Pferd, welches mir auch bei der Kontrolle ruhig entgegenkam. Sie hatte optimale Hufhärte und Huflänge, sodass ich gar nicht viel ausschnitt und dann mit dem Raspeln und Feilen weitermachte. Als das getan war, nahm Malte sie mit und ich rief Rachel kurz an. „Ich glaub ich habe ein Pferd gesehen, das mal dir gehört hat. Eine Stute, die Adrenaline heißt und ein Brauner Criollo ist? Sie kam mir bekannt vor.“ „Was? Das Pferd gehörte mal meinem Ex, Manu.“ Rachel schien erstaunt. „Ich knuddel sie von dir“, dann legte ich auch wieder auf. Malte kam nämlich mit seinem vor kurzem eingerittenen Mix-Pony Braum zu mir und wollte eine Kontrolle der Hufe und das Aufnageln von Aluminiumeisen. Braum schien mir ein wenig rebellisch, aber dennoch bei meiner Arbeit war er brav. Die Kontrolle verlief super. Er hatte gute Hufe, keine Fehlstellungen und auch sonst feilte ich die Fläche der Hufe gerade, um die Aluminiumhufeisen aufzunageln. Braum sah mir neugierig bei der Arbeit zu und testete hier und da mal, sonst geschah aber nichts.

      Der nächste und letzte war der junge Isländerhengst Leidtogi, der wohl auch schmiedefromm sein sollte. Der gute blieb auch während der Kontrolle brav und auch hier konnte ich nichts Gravierendes entdecken, bis auf, dass seine Hufe ziemlich hart waren und somit für normale Eisen gut gemacht waren. Beim Aufnageln der Hufeisen blähte er die Nüstern sehr und sah mir dabei zu. Der aufsteigende Rauch schien ihn ein wenig zu verunsichern. Beim Vortraben lief auch alles glatt und ich konnte meinen Weg nach Dänemark antreten.

      Distanztraining A - L
      28. August 2016 | 5.560 Zeichen | (c) Canyon

      "So, seid ihr alle Abflugbereit?" rief ich in die Runde. Meine Idee war es nicht gewesen, aber irgendwer von unserer Mannschaft hatte ja gemeint, dass ein gemeinsames Distanztraining absolvieren sollten. Problem: Die meisten Pferde liefen auf unterschiedlichen Stufen und gerade mein Prinz Óslogi hatte noch gar keine Erfahrung. Ich würde also als Erstes zurück sein.
      Hinzu kam noch, dass mehr Pferde trainiert werden mussten als wir Reiter hatten, aber durch puren Zufall hatte meine Schwester Julie mir einen Besuch abgestattet und natürlich sofort ein Pferd zum Trainieren aufgedrückt bekommen.
      Alle fünf Pferde hatten wir in unsere Anhänger verfrachtet und waren etwa eine Stunde Richtung Westen gefahren, um im unbekannten Gebiet die Pferde auf spätere Distanzritte vorzubereiten.
      Ich hoffte, dass Petyr auf April Rain gut auf Julie und Leidtogi aufpassen würde, da Julie sich nicht auskannte und zum die ganze Strecke zusammen mit Petyr reiten würde.
      Charly hatte sich auf Charelle gestürzt und Nico würde natürlich seinen Marid reiten, wen denn auch sonst.
      Mit zwei großen Autos und zwei Anhängern parkten wir auf einem Parkplatz mitten im feuchten Wald Norwegens, luden alle Pferde aus und banden diese dann an unsere Anhänger oder Bäume, davon gab es hier ja genügend.
      Kritisch beobachtete ich meinen Freund Petyr dabei, wie er erst April putzte und dann meiner Schwester Julie nicht mehr von der Seite wich. Dieser olle Schleimbeutel.
      Die Lichtung bot zum Glück auch genügend Platz für mehrere Paddocks, sodass die zuerst ankommenden Pferde sich noch etwas entspannen konnten, bevor es für alle zurück ging.
      Als alle Pferde gesattelt und alle Reiter ausgerüstet waren, saßen wir auf und wünschten uns gegenseitig Glück.
      Jeder hatte seinem Pferd bereits den ersten Pulswert genommen und ich war gespannt, ob jedes Pferd das Training schaffen würde.
      In der Hoffnung, dass jeder hier her zurück finden würde, trieb ich meinen Óslogi an und begann unseren kleinen Distanzritt. Den ersten Teil bestritt ich zusammen mit Julie und Petyr, was mir auch ganz recht war, da ich so meiner Schwester noch ein paar Tipps geben konnte, bevor ich sie mit Petyr allein lassen würde.
      Wir retten uns im Schritt warm, gingen dann jedoch gleich in den Trab über. Bereits nach fünf Kilometern sagte mein GPS-Gerät, dass ich mich von den anderen beiden trennen musste, um Óslogi nicht zu sehr zu überfordern.
      15 Kilometer standen heute nur auf dem Plan für uns, für mich kaum eine Distanz, allerdings war es für meinen Prinzen eine neue Erfahrung, in so schnellem Tempo alleine im Wald unterwegs zu sein.
      Nach acht Kilometern legte ich meine erste Pause ein, nahm meinem Hengst erneut die Pulswerte und gönnte ihm eine kleine Pause, bevor wir zusammen in den zweiten und letzten Teil starteten.
      Jetzt machte ich ein paar mehr Schrittphasen, galoppierte dafür aber auch öfter an geeigneter Stelle. Ich merkte, dass der sonst so entspannte Óslogi ganz schön mit sich zu kämpfen hatte und durch seine Aufregung vor allem zum Ende hin viele Stolperfehler einbaute. Trotzdem schafften wir es innerhalb einer Stunde zurück auf dem Parkplatz zu sein, wo ich Óslogi von dem Sattel bereite, ihm eine Abschwitzdecke überwarf und dann zum dritten Mal seine Pulswerte nahm.
      Charly würde mit Nelly wohl erst in mehreren Stunden auftauchen,

      bis dahin musste ich mir die Zeit wohl anders vertreiben.
      Meinen Hengst band ich an einen Baum an und fing dann damit an, vier Paddocks aufzubauen.
      In eines davon stellte ich Óslogi und natürlich hatte er nichts anderes zu tun, als sich samt frisch gewaschener Decke in den Schlamm zu schmeißen, bevor er sich aufs den Heusack stürzte.
      Eine Stunde später tauchten dann auch Petyr und Julie mit ihren Pferden auf. Julies breites Lächeln und der ganze Dreck auf ihrer linken Seite, ließ mich darauf schließen, dass sie wohl von dem kleinen Leidtogi gestürzt war und Gottseidank nichts passiert zu sei schien.
      Auch sie stellten ihre Pferde nach dem Absatteln in die Paddocks und gesellten sich dann zu mir. Vor allem Julie hatte viel zu berichten und ich freute mich, dass es meiner Schwester anscheinend viel Spaß breitet hatte.
      Gemeinsam saßen wir auf der Ladeklappe des Hängers, verzehrten unsere mitgebrachten Speisen und beobachteten die drei Pferde dabei, wie sie sich im Schlamm suhlten.
      Auch Nico traf irgendwann ein. Doch während alle anderen Pferde ausgeglichen und gelassen angekommen waren, tänzelte Marid unablässig auf und ab, obwohl er gerade 45 Kilometer gelaufen war. Umso entspannter saß dafür Nico auf seinem Rücken und ließ sich gar nicht anmerken, dass Marid gerade wieder durchdrehte.
      Um den Hengst noch etwas zu beruhigen, ging Nico mit ihm nach dem Absatteln nochmal ein kleines Stückchen spazieren.
      Erst nach mehreren Stunden des Wartens kam auch Charly auf der hübschen Tekkenstute Charelle angeritten. Nellys sonst so helles Fell war vom Schweiß dunkel geworden und auch Charly sah so aus, als würde sie gleich vom Pferd kippen. Zum Glück war ja genügend Hilfe da, welche sofort zur Stelle war und beiden half.
      Erleichtert atmete ich auf. Es hatten also alle mit Bravour geschafft!
      Nachdem auch Charly und Nelly eine Pause gehabt hatten, luden wir die Pferde wieder in die Hänger, bauten die Paddocks ab und stiegen alle fünf in die Autos, um zurück zur Ranch zu fahren.
      Nicht nur die Pferde hatten heute gezeigt, dass sie es echt drauf hatten, sondern auch die Reiter. Es war jedes mal aufs Neue anstrengend, das wusste ich aus eigener Erfahrung, aber alle hatten es erfolgreich und gesund geschafft und das war wichtig.
    • AlfurElfe
      ALTE BERICHTE - ZEIT BEI CANYON
      Kommt zu Tisch und hört die News!
      18. September 2016 | 18.527 Zeichen | (c) Canyon

      „Malte?“ Meine Stimme klang etwas kratzig, als ich nach unserem Mitarbeiter rief, welchen ich gerade zufällig vor seiner Haustür entdeckt hatte. Die Nacht war für mich mehr als kurz gewesen, denn erst in den frühen Morgenstunden hatte Bart Ruhe gefunden und da Nico zur Zeit unterwegs war, hatte ich das diese Nacht alleine schaffen müssen.
      Malte blickte auf, als er meine Stimme vernahm und überquerte dann den Hof, um zu mir zu kommen. Fragend blickte er mich mit seinen kastanienbraunen Augen an und auch wenn ich versuchte mir den Gedanken zu verkneifen, fragte ich mich abermals, warum er, laut seinem Freund Petyr, seit Jahren keine feste Freundin mehr hatte. Diesen Augen konnte sogar ich nicht widerstehen, dabei war ich seit geraumer Zeit glücklich mit Nico zusammen und auch wenn wir beide keine, oder jedenfalls nicht so früh, Kinder haben wollten, hatte unser Bartholomäus unser Leben nochmal ganz schön auf den Kopf gestellt.
      Ich riss mich von seinen Augen los und sammelte meine Gedanken. „Es gibt ein paar wichtige Dinge zu besprechen“, erklärte ich ihm. „Ich würde dich deswegen bitten, und Petyr auch noch zu Bescheid geben, heute Mittag um eins zu kommen. Es wird euch bestimmt interessieren, vor allem dich.“ Ich wartete seine Antwort nicht mehr ab und schloss sachte mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen vor ihm die Tür. Ich kannte ihn mittlerweile recht gut und wusste, dass er kommen würde.
      Teodor und Torun hatte ich gestern bereits Bescheid gegeben und so fehlte jetzt nur noch Nico, welcher jedoch auch bald und hoffentlich pünktlich zurückkommen würde.

      Den restlichen Vormittag blieb mir wohl nichts anderes übrig, als mich mit Bart zu beschäftigen. Auf dem Plan stand also aufräumen und putzen, mit meinem Sohn spielen, dann einen kleinen Spaziergang am Ufer des Tyrifjords und dann Mittagessen kochen. Ich war mehr als erleichtert, als Bart wenig später in seiner Hängematte einschlief und doch tatsächlich nicht mal wach wurde, als ich ihn in den Kinderwagen hiefte und mit ihm das Haus verließ. Die Mittagszeit war meiner Meinung nach die beste Zeit. Jetzt schlief Bart und auch all die anderen Hofbenutzer waren meist in ihren Wohnungen.
      Mit Bart schlug ich den Weg zum Stall ein. Da bei uns die Pferde über Nacht auf den Weiden waren und den Tag in den Boxen dösten, war der Stall mehr als gefüllt. Auch wenn wir bis jetzt noch einige leere Boxen hatten, so war es jetzt schon reichlich Arbeit, all die Pferde zu versorgen.
      Bart ließ ich am Eingang des Stalls stehen. Sollte er aufwachen, würde er sich schon bemerkbar machen.
      Mir fiel auf, dass der junge Óslogi nicht in seiner Box stand und daraus schloss ich, dass Malte, nicht wie erwartet, in seiner Wohnung sein würde, sondern mit seinem Hengst irgendwohin unterwegs war. Das Wetter war dazu ja wirklich perfekt, denn auch wenn die Sonne heute schien, so war es nicht zu warm und ein kleiner Westwind trieb ein kühles Lüftchen vom Atlantik zu uns.
      Meine Schritte lenkten mich weiter zur Box von Braum, allerdings war auch dieser nicht in seiner Box zu finden, weswegen ich, mit meinem überaus klugen Kopf daraus schloss, dass auch Braum mit Óslogi unterwegs war. Entweder als Handpferd, oder auch Petyr hatte sich Malte angeschlossen Das würde ich leider nicht so schnell erfahren, weswegen ich nach einem Plan B suchte.
      Schließlich entschied ich mich dafür, statt Braum mich mit der Jungstute Scion zu beschäftigen. Sie war ein wahres Prachtexemplar und ich war froh, sie vor einiger Zeit aus einer so berühmten Zucht gekauft zu haben. Es zerbrach mir jetzt schon das Herz, dass ich sie bald von ihrem besten Vollblutfreund Aspantau trennen musste. Die beiden waren dickste Freunde, nur leider hatte ich nicht vor, Aspantau zu kastrieren und bevor wir ungewollt Nachwuchs bekamen, mussten wir sie trennen.
      Ich legte der jungen Stute ihr hübsches Halfter um und führte sie dann aus der Box nach draußen ans Tageslicht. Bart schlief natürlich immer noch, nur hatte sich zu ihm noch jemand dazugesellt. Capucine. So sehr ich die alte verfilzte Katze mochte, genauso wenig erfreut war ich, dass sie sich zu Bart in den Kinderwagen gelegt hatte.
      Cap war eine Straßenkatze gewesen, welche wir aus Südfrankreich mit nach Norwegen genommen hatte. Kein Hund, nicht mal die beiden Wolfshunde Gery und Edda konnten ihr Angst einjagen. Sie wusste genau was sie wollte und ließ sich davon dann auch nicht abbringen.
      Ich seufzte tief, klemmte mir dann trotzdem den Führstrick von Scion unter den Arm und hob die dicke Katze aus dem wagen. Hübsch war sie ja, so caramellfarben mit dunkleren Flecken, aber wenn sie einem ihre Krallen zeigte, gab es nichts mehr zu lachen.
      Diesmal fauchte sie jedoch nur kurz, bevor sie mir vom Arm sprang und mit erhobenem Schwanz majestätisch im Stall verschwand.
      Auch Scion fand den Kinderwagen einfach nur interessant und streckte ihre helle Schnauze tief ins Innere.
      Ich musste lächeln, schob jedoch ihren Kopf zurück, bevor ich sie am Kinderwagen anband und mit beiden den Hof verließ.
      Scion liebte Spaziergänge. Jeder Stein, jeder Busch und jede Rose am Wegesrand musste unbedingt von ihr beschnüffelt werden und dafür nahm sie sich auch genügend Zeit.
      Auch ich genoss es, einfach nur dahin zuschlendern, Scion zu beobachten und meinen Gedanken nachzuhängen. Allerdings konnte das natürlich nicht immer so weiter gehen. Kaum war Bart aus seinem tiefen Mittagsschlaf aufgewacht, wurde auch Scion unruhiger. Bart bewegte sich immer wieder, wollte auch etwas sehen und gab lautstark Geräusche von sich, sodass ich unseren gemeinsamen Spaziergang bald abbrach und zurück zum Stall ging.
      Viel Zeit hätte ich sowieso nicht mehr gehabt. Es war kurz vor eins und ich wollte die anderen nicht warten lassen. Auch Braum und Óslogi waren mittlerweile wieder in ihren Boxen, sodass also auch Malte wieder da sein sollte.
      Ich brachte Scion in ihre Box und ging dann den kleinen Uferweg am Tyrifjord zurück zu unserem kleinen Hof.
      Bereits aus der Ferne erkannte ich Nicos schwarzes Auto und auch wenn ich es nur ungerne zugab, so freute ich mich doch, ihn nach nur drei Tagen endlich wiederzusehen. Mal wieder war er mit Asuka und seinem auf einem Lehrgang gewesen und so sehr wie ich ihm das gönnte, genauso öde und anstrengend waren die Tage ohne ihn. Wäre Mio nur noch da, dann wäre das kein Thema gewesen, aber jetzt-.
      Erstaunt stellte ich fest, dass ich wohl die Letzt war, die ankam. Die anderen hatten bereits ein paar Stühle zusammengesucht und bei uns im Garten einen kleinen gemütlichen Kaffeetisch gedeckt.
      Es war mir peinlich, dass ich sie alle einlud und dann noch nicht mal pünktlich war. Allerdings schien das niemanden zu stören. Von allen wurde ich freundlich begrüßt und natürlich auch Bart, welcher gleich nach unserer Ankunft aus dem Wagen gehoben und von allen beknuddelt wurde.
      Laut bellend stürzte sich mein kleiner Schützling Asuka auf mich und es freute mich zu sehen, wie sehr der kleine Whippet mich vermisst hatte. Bevor ich ihn allerdings begrüßte, nahm mich Nico in den Arm und drückte mir sanft einen Kuss auf die Lippen. Auch wenn er manchmal, nein, sehr oft ein großes Ar***loch war, hatte ich ihn mehr als lieb.
      Ich ließ mich neben Teo am Tisch nieder und neben mich setzte sich Nico. Wir waren nun also alle vollzählig. Torun, Petyr und Malte saßen auf der anderen Seite des runden Tischs.
      Während Malte sich entspannt zurück gelehnt hatte und alles mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete, hatte Petyr wie immer ein freches Grinsen auf dem Gesicht und schaute mich erwartungsvoll an. Die blinde Torun schien etwas nervös und kaute unablässig auf ihrer Lippe herum, während ihr Vater Teodor sich mit dem kleinen Bart beschäftigte, welcher dem alten Mann im Bart herum spielte. Bei dem Gedanken musste ich mir ein Grinsen verkneifen, denn mein Bart spielte im Bart, eine witzige Vorstellung.
      Jetzt, wo es soweit war, fand ich nicht die Worte, welche ich mir den ganzen Vormittag bereitgelegt hatte und das ärgerte mich extrem. Ich war früher immer sehr wortgewandt gewesen, seitdem das allerdings mit Shadow und Mio gewesen war und all die Verantwortung nun auf meinen Schultern lag, war dieses Talent erheblich geschrumpft.
      »Okay, danke erst mal, dass ihr alle gekommen seid.« fing ich ahnungslos an, ohne zu wissen, was ich als nächstes sagen sollte. »Nico und ich haben in letzter Zeit uns oft darüber Gedanken gemacht, was wir verbessern können und uns fiel auf, dass wir zwar mit unseren Pferden viele erfolgreiche Turniere gehen, aber trotzdem kein Ziel vor Augen haben. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, nun auch ganz aktiv in die Zucht einzusteigen.« Ich beobachtete die Reaktionen am Tisch genau. Petyr schien sich zu freuen, denn seine Grübchen wurden noch tiefer und seine Augen noch strahlender als sonst. Malte zog nur eine Augenbraue in die Höhe und Torun hörte auf, auf ihrer Lippe zu kauen. Teo zeigte mit keinem Finger, dass er uns verstanden hatte, sondern beschäftigte sich immer noch mit Bart.
      »Wir haben viel überlegt, viel geplant und trotzdem wurde uns die Entscheidung von jemandem erleichtert. Nico und ich waren letztes Wochenende auf einem Gestüt, wo einige Pferde zum Verkauf standen. Besser gesagt, einige Achal Tekkiner und zwei davon stammen auch noch aus der berühmten Reuthlinie. Die Besitzerin überlegte nicht lange und verschenkte« dieses Wort betonte ich extra stark, »verschenkte drei Stuten und einen Hengst an uns.«
      Hier blickte ich kurz zu Nico, welcher mir zunickte und sich so bereiterklärte, weiterzuerzählen. »Ihr wisst alle, dass Nelly und April unserem alten Freund viel bedeuteten und nun werden wir genau das tun, wovon er immer geträumt hatte. Eine kleine Zucht mit diesen überaus majestätischen und eleganten Geschöpfen. Zwei der Stuten sind bereits erfolgreich geritten wurden, die eine ist fast vier und wird nun so langsam eingeritten. Ich weiß, wenn ich euch jetzt erzähle, dass der Hengst das Spiegelbild von meinem Marid ist, werdet ihr uns für verrückt halten, aber ich bin mir sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis auch er vernünftig wird. Ich kenne mich ja so langsam mit solche Pferden aus.« Ein breites angeberisches Grinsen tauchte auf seinen Lippen auf. Gerade hatte ich noch gedacht, dass er es jedenfalls einmal schaffen würde, nicht der große Angeber zu sein, sondern ein ganz normaler Junge. Da hatte ich wohl umsonst gehofft.
      »Schön und gut«, hängte sich nun Malte ins Gespräch, »Aber mit den neuen Pferden haben wir fünf Stuten und einen Hengst, das Verhältnis ist etwas unausgeglichen.«
      »Sechs Stuten, um genau zu ein.« antwortete ich ihm. »Ich habe bereits seit längerem eine weitere Stute im Blickfang und der Verkäufer hat sich gestern nun endlich zurückgemeldet und dem Kauf zugesagt.«
      Zweifelnd blickte Malte mich an. Ich hatte zwar gewusst, dass er etwas kritisch an die ganze Sache heran gehen würde, aber so schwer musste er es mir nun wirklich nicht machen. »Keine Angst Malte. Cascar, die Vorbesitzerin der Tekken, hat drei weitere Hengste bei sich stehen. Diese will sie behalten, möchte mir diese allerdings zur Verfügung stellen, sodass wir erst mal genügend Hengste haben und trotzdem keine weitere Arbeit. Zufrieden?«
      Er nickte leicht mit dem Kopf und ich atmete erleichtert aus. Ich wollte gerade weitererzählen, als ich sah, wie Torun leicht ihren Mund öffnete und so wartete ich ab, bis das zierliche Mädchen auch gesprochen hatte.
      Mit sanfter und verträumter Stimme, welche ich schon immer so toll fand, fragte sie: »Wann kommen diese neuen Pferde denn an?«
      »Aller Wahrscheinlichkeit bereits morgen, wenn nichts dazwischen kommt und sie alle Kontrollen gut überstehen. Cascar wollte sie so schnell wie möglich zu uns bringen, denn ihr fehlt gerade einfach die Zeit, sich um die Tiere zu kümmern.« Antwortete ich ihr.
      »Da werden wir aber einige Decken für den Winter brauchen, wenn wir uns im hohen Norden Vollblüter aus dem tiefen Süden anschaffen«, meinte Petyr und grinste frech in die Runde.
      »Darüber haben wir uns auch schon Gedanken gemacht,« ging Nico auf Petyrs Kommentar ein und auch auf seinen Lippen breitete sich ein Grinsen aus. »Wir werden einen Waschdienst brauchen und dieser hat dann eine Woche die Aufgabe, die Decken zu waschen und aufzuhängen und da haben wir gleich an dich gedacht, lieber Petyr, weil wir wussten, dass du dich darüber freuen wirst.«
      Bevor Petyr zurückschießen konnte, ging ich diplomatisch dazwischen und erzählte weiter. Immerhin wollte ich heute noch so einiges schaffen.
      »Klar wird es mit ihnen anstrengender als mit felligen Pony, aber nichtsdestotrotz werden wir auch dies gemeinsam schaffen.
      Wie ihr wisst, haben wir in letzter Zeit einige Pferde verkauft und so sehr es mich schmerzt, werden auch Leiðtogi und Ocarina uns bald wieder verlassen. Linn hat sich dazu entschlossen, Togi in ihre Zucht aufzunehmen, jetzt wo er kurz vor seiner Kür steht. Oca wird zurück zu Verena auf die Gips Reminder Ranch gehen und sich dort hoffentlich wohler fühlen als hier in Norwegen. Im Gegenzug haben wir ja vor einigen Tagen Bijou und Modjo bekommen. Ich finde, dass in beiden ein großes Talent schlummert und vielleicht werden wir sie ja irgendwann kören lassen können.
      Außerdem wollen wir unsere EV-Zucht wiederbeleben und da wir nun mit Lady Gweny auch hier Stuten im Übermaß haben, habe ich einen perfekten Hengst gefunden, welcher auch in einigen Tagen bei uns eintreffen wird. Bitte habt Verständnis mit ihm und stempelt ihn nicht gleich als böse ab, ja?« Bittend schaute ich in die Runde und außer Nico machten alle ein verwirrtes Gesicht. »Glaubt mir, das werdet ihr schon früh genug erfahren!«
      Genau als ich meinen Satz beendet hatte, kam Bart auf Teos Schoß ein freudiger Schrei aus dem Mund und die ganze Aufmerksamkeit am Tisch richtete sich auf ihn. Darauf schien er nur gewartet zu haben, denn als ihn alle anblickten, grinste er breit und fing an zu lachen.
      In die dadurch entstandene Pause fragte Malte: »Wie wird denn der Hengst heißen?«
      »Cotsworlds Eik«, sagte Nico stolz. Auch er hatte den Hengst von Anfang an toll gefunden und sich genauso gefreut wie ich, dass das mit dem Kauf so gut geklappt hatte.
      »Das klingt irgendwie nach Kotze.« lachte Petyr und konnte kaum noch aufhören. Ich verdrehte nur die Augen. Dieser Kerl! Jedenfalls hatte noch einer etwas Humor.
      Bevor ich weitererzählen konnte, ergriff abermals Nico das Wort. »Und um unseren Plan einer Vollblutzucht noch komplett zu machen, habe ich eine perfekte Stute für meinen Marid gefunden. Und ob ihr es glaubt oder nicht, sie ist bereits gekrönt und dazu noch überaus hübsch.« Stolz blickte Nico in die Runde und ich freute mich, dass er endlich ein weiteres Pferd gefunden hatte, welches ihm etwas bedeutete. Niemand in der Runde schien etwas dagegen zu haben und diesmal war die Atmosphäre um einiges positiver. Eine Stute für Marid, dass war perfekt und das schienen auch alle zu finden.
      »Charly was hast du eigentlich für deinen Geburtstag geplant?« Teo hatte sich einen Moment von Bart losgerissen und blickte mich nun fragend an.
      »Woher weißt du von meinem Geburtstag?« Erstaunt blickte ich Teo an. Mein Geburtstag war nichts besonderes und ich hatte nicht geplant mit allen eine große Feier zu veranstalten.
      »Na steht doch ganz groß am Stallkalender«, brummte Teo und ich sah wie er die Augen verdrehte.
      Ungläubig drehte ich mich zu Nico um und blicke ihn dann wütend an. Dieser zuckte allerdings nur mit den Schultern und schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. Na super!
      »Geplant ist nichts, ist sowieso mitten in der Woche, da hat sowieso niemand Zeit.« Bevor das Thema weiter vertieft werden konnte, erzählte ich einfach weiter. »Das nächste wird eich bestimmt sehr interessieren! Da wir nun einige Pferde auf dem Gestüt haben, brauchen wir dringend Hilfe! Ich habe mich also im Internet nach jemandem umgeschaut, der einen Job braucht und tatsächlich! Ich habe den perfekten Mann gefunden. Er kommt ursprünglich aus Namibia und hat bereits sein ganzes Leben mit Pferden zu tun. Er ist vom Beruf her eigentlich Reitlehrer und hat nicht nur von Westernpferden, sondern auch von Vollblütern und Galopprennen jede Menge Ahnung. Er wird erst mal bei uns im Gästezimmer wohnen und sobald dann der Schuppen fertig ausgebaut ist, wird er dort einen Teil bewohnen. Ihr anderen werdet also nicht wirklich davon beeinflusst, außer, dass es endlich zwei weitere helfende Hände im Stall gibt!«
      Alle nickten zustimmend und vor allem Malte, welcher in letzter Zeit sehr viel unterwegs gewesen war und deswegen reichlich gestresst erschien, schien erleichtert.
      »Der letzte Punkt ist, dass wir eine weitere Bewohnerin bekommen und das wird vor allem dich, Malte, interessieren.« Diesmal wandte ich mich genau an ihn. »Ich hoffe es ist für dich in Ordnung, dass ich die noch leere Wohnung neben dir an ein junges Mädchen vermietet habe. Sie hat in Sylling eine Arbeitsstelle gefunden und ich habe sie letztens beim Einkaufen ganz zufällig kennengelernt. Sie wird dir gefallen, glaube mir. So ein besonderes Mädchen hast du wahrscheinlich noch nie gesehen.«
      Malte hatte die Augenbrauen hoch gezogen, seine Mundwinkel hatten sich allerdings nicht bewegt. »Das bedeutet, dass ich meine Küche und mein Klo nun teilen muss?«
      Ich nickte leicht mit dem Kopf. »Ich weiß, ich hätte dich vorher fragen müssen, aber so ein Mädchen, das brauchte ich unbedingt bei uns. So fröhlich, so hübsch und so intelligent, glaube mir, dass wird uns allen gut tun!«
      »Wie heißt sie? Wie alt ist sie? Hat sie einen Freund?« mit leuchtenden Augen hatte sich Petyr vorgebeugt und blickte mich nun fasziniert an. Ich musste bei seinem Anblick lachen und freute mich über die Entscheidung, sie nicht zu Petyr auf den Dachboden einquartiert zu haben.
      »Tjarda Winter, 22 Jahre und das andere musst du sie selbst fragen. Sie will sich uns in den nächsten Tagen vorstellen, da könnt ihr sie kennenlernen.«
      Petyr zog eine Schmolllippe und ließ sich mit verschränkten Armen zurück in den Stuhl sinken.
      »Ich hoffe, ihr seid alle jedenfalls einigermaßen mit den Neuigkeiten zufrieden. Ich freue mich darauf, mit euch allen unsere Ziele zu erreichen! Wir schaffen das und ich bin mir sicher, dass das eine tolle Zeit werden wird!« Ich versuchte alle aufzumuntern, während mein Blick auf Bart fiel und sich mein Herz bestimmt um einige Grad erwärmte. Ich liebte diesen Ort, die Menschen und die Tiere und ich hatte es geschafft, die Trauer um Shadows Ableben und Mios Verschwinden zu überwinden. Jetzt hatte ich alles in der Hand und ich freute mich riesig auf all die Dinge, die ich hier noch erleben würde.

    • AlfurElfe
      Gleðilegt nýtt ár!
      Ég hafði aldrei raunverulega verið að hugsa um að hafa börnin, hafði hún aldrei ímyndað eða óskað, en þegar ég komst að því að ég væri faðir tveggja stúlkna, hjarta mitt sagði mér að þetta væri rétt.

      Weihnachten war vorbei und auf dem Hof war es ruhig, denn die Herde verbrachte den Jahreswechsel auf der Winterweide, weshalb nur die Hengste auf dem Hof waren. Diese standen alle nah beisammen, mit dem Rücken zum Wind und hatten Schnee und Eis in ihrem dichten Fell hängen. Auch Halla, die sonst immer viel Leben auf den Hof brachte, war nicht da, denn sie war über Silvester zu ihrer Familie nach Reykjavík gefahren. Niemand wollte bei diesem Wetter raus und so verbrachten Linn und ich unsere Zeit drinnen und dachten unter anderem über die Fohlen der nächsten Saison nach. Wir waren uns einig, dass Garpur und Peppy eine gute Kombination abgeben würden und liebäugelten außerdem mit Leiðtogi und Hryða. Auch Vínd sollte gedeckt werden, allerdings von Dynjandi, der noch nicht geprüft war. Alles in allem bestanden die Tage daraus, dass wir morgens die Hengste fütterten, Flóki einmal über den Hof scheuchten und dann wieder drinnen saßen. Flóki hielt uns aber auch im Haus auf Trab, denn auch er wollte nicht im Schnee herumstreifen, wohl aber beschäftigt werden. Man merkte ihm an, dass er einfach kein Hund für Drinnen war. Aber auch andere Sachen galt es zu erledigen. Einen Tag fuhren wir nach Reykjavík zu Ikea, um nach Kinderzimmermöbeln zu schauen und in der Stadt kaufte Linn Tonnen von Babykleidung. Der Grund dafür war, dass wir bald nicht mehr nur zu zweit wohnen würden. Ab März würden wir zu viert sein, denn wir wurden Eltern – von Zwillingen. Wir beide hatten uns riesig gefreut, als wir im Sommer von der Schwangerschaft erfahren hatten. So mussten wir auch das Haus etwas umräumen, um Platz zu schaffen. Da unser Haus zweistöckig war, hatten bisher die meisten Zimmer im Obergeschoss leergestanden. Nun wollten wir oben die beiden großen Zimmer für die Babys einrichten. Anfangs sollten sie noch in einem Zimmer wohnen, dann aber doch recht bald ein eigenes Zimmer haben.

      Zu Silvester hatten sich meine Eltern angekündigt, die uns zum ersten Mal seit wir in Island wohnten besuchen wollten. Am 30. Dezember fuhr ich deswegen nach Keflavík, um die beiden dort vom Flughafen abzuholen. Linn wollte zu Hause bleiben, um die Auslösung einer Katastrophe durch Flóki zu verhindern und die Schabracke fertig zu nähen, mit der sie sich sein zwei Stunden rumschlug. Zum Abschied gab ich ihr einen Kuss und wuschelte Flóki, der versuchte auszubüxen, durch das dichte Fell, bevor ich ihn zurück ins Haus scheuchte.

      Zwei Stunden später fuhr ich mit meinen Eltern auf den Hof. Ich konnte den bellenden Flóki am Fenster hochspringen sehen und hörte gedämpft Linns Stimme, die dem Rüden befahl leise zu sein. Meine Eltern wurden zuerst von Garpur begrüßt, der nahe am Zaun stand und beim Geräusch des Motors aufgeblickt hatte. Auch Sleipnir, Skinfaxi und Tár zeigten Neugier, doch es war zu kalt, um lange draußen zu stehen. Wir holten das doch recht umfangreiche Gepäck meiner Eltern aus dem Kofferraum und schleppten es hinüber zum Haus, wo die Tür aufging und Flóki uns fröhlich entgegenhüpfte. Linn begrüßte meine Eltern herzlich und ich nahm Flóki hoch, da er sich wieder im Schnee hatte wälzen wollen. Wir ließen meine Eltern erst einmal ankommen, zeigten ihnen das Haus und tauschten Neuigkeiten aus. Dass wir bald Eltern und sie erneut Großeltern werden würden, wussten sie natürlich schon und meine Mutter fragte uns über alles aus und freute sich, als sie die Ultraschallaufnahmen ansehen durfte. Auch Namensvorstellungen wollte sie natürlich hören und war erwas beleidigt, als ich ihr mitteilte, dass keines der beiden Mädchen einen schottischen Namen tragen würde.

      Am Silvestermorgen frühstückten wir ausgiebig, bevor wir uns alle in dicke Schneesachen einpackten. Zuerst fütterten wir die Hengste, die wieder nahe am Haus standwn, obwohl sich der Wind mittlerweile gelegt hatte und sogar einige warme Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke drangen. Zu viert setzten wir uns ins Auto und fuhren die paar Kilometer zur Winterweide der Stuten. Diese standen weiter hinten, sahen jedoch auf, als sie das Auto kommen hören konnten. Mein Liebling Alfur hüpfte uns durch den Schnee entgegen und die Stuten folgten ihm. Viðja, Vínd und Hryða fanden vorallem Elizabeth und Alisdair interessant, während sich Slaufa, Færa und Peppy Ann eher zurückhielten.
      Wir machten uns einen gemütlichen Abend, aßen Raclette und um Mitternacht stießen wir draußen im Schnee auf das neue Jahr an, während über Villingaholt viele bunte Raketen in die Luft stiegen. Erst um zwei Uhr gingen wir ins Bett, nachdem wir aufgeräumt und den Raclette-Geruch rausgelüftet hatten. Es war ein schöner und ruhiger Silvesterabend gewesen und ich hoffte, dass auch 2017 genauso ruhig, lustig und entspannt werden würde.
    • AlfurElfe
      Pflegebericht
      Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich wieder richtig aus dem Haus kam. Finley passte vormittags jetzt öfter auf die Zwillinge auf und so konnte ich mich wieder mehr mit den Pferden beschäftigen. Halla nahm uns viel Arbeit ab, aber auch sie musste zwischendurch unter Aufsicht trainieren und dreimal die Woche vormittags in die Berufsschule. Als die Stuten, also Færa Líkamann minn, Hryða van Ghosts, Slaufa, Viðja, Vínd frá Hólum und VK Princess Peppy Ann, hatten wir vor zwei Wochen für den Sommer auf die Hochlandweide entlassen, während die Hengste auf dem Hof geblieben waren. Sleipnir frá glæsileika eyjarinnar und Skinfaxi von Atomics ließen sich mittlerweile problemlos mit Sattel und Trense longieren und sollten bald an das reiterliche Gewicht gewöhnt werden, während Tár frá Feti mittlerweile auch Rennpass ging und Hrafn van Ghosts auf die höheren Tölt- und Viergangklassen vorbereitet wurde. Mit Dynjandi ging ich heute auf die Ovalbahn, um an seiner Haltung im Tölt zu arbeiten, denn wir wollten bald die T3 gehen. Halla baute währenddessen auf dem Rasenplatz ein paar Cavaletti und zwei kleine Kreuze auf. Leiðtogi, der nicht viel Freude am Vorwärtsgehen hatte, liebte es umso mehr, über die Hindernisse zu hüpfen. Auf lange Sicht erhofften wir uns dadurch einen ausgeprägteren Gehwillen. Am Abend, als ich die Kinder wieder hatte, ging Finley noch mit Garpur auf die Passbahn.
    • Canyon
      13. Dezember 2017
      Ein Besuch
      2610 Zeichen © BellaS
      Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem mir die Stute Viðja das erste Mal begegnet war. Ich hatte zwei Zuchtstuten aus Island importiert und musste diese von einem weiter entfernten Flughafen abholen. Um Laufey und Vinkona frá Sólin keine anstrengende lange Hängertour zumuten wollte, nachdem sie aus dem Flugcontainer kamen, machte ich auf einem Isländerhof Pause, der auf dem Weg lag. Und wie es das Schicksal wollte, lief mir dort Viðja über den Weg. Ein Notverkauf, die Besitzerin konnte sich die Stute nicht mehr leisten. Da griff ich zu und brachte, anstatt wie geplant zwei, gleich drei Isländer nach Hause.
      Jahre später tat ich mich mit meiner Freundin Linn zusammen und wir eröffneten gemeinsam eine Isländerzucht in Schottland. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte Linn sich in die Apfelschimmelstute verguckt und schließlich schenkte ich sie ihr. Ihr erstes eigenes Pferd, zu dem sich im Laufe der Zeit weitere gesellten. Als sich unsere Wege schließlich trennten, man Linn nicht nur den gekörten Hengst Garpur mit nach Island, sondern bekam die Stute Færa Líkamann Minn gleich mit dazu.
      Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine Freundin das erste Mal auf ihrem eigenen Hof auf Island besuchen würde. Island. Die Heimat meiner Lieblingspferde. Nicht, dass ich noch nie zuvor hier gewesen wäre, doch die Insel kam mir jedes Mal aufs neue irgendwie magisch vor.
      Nach einer herzlichen Begrüßung ging es direkt zu den Pferden. Linn war ganz begierig mir ihre Neuzugänge zu zeigen. Die Stute Peppy, oder auch VK Princess Peppy Ann, kannte ich bereits. Ich hatte sie zum Spaß und zum Ärger meiner Freundin grundsätzlich PPA gerufen. Auch den Hengst Leiðtogi kannte ich. Er stammte aus meiner Zucht und war einst für meine Mio Michalski bestimmt gewesen. Wie genau er seinen Weg zu Linn gefunden hatte, wusste ich nicht.
      Nachdem ich meine Sachen in einem Gästezimmer untergebracht hatte, lud mich Linn auf einen Ausritt durch die isländische Landschaft ein. Nach Jahren wieder in Slaufas Westernsattel zu sitzen, war für mich fast wie nach Hause kommen. So viele von Linns Pferden waren einmal in meinem Besitz gewesen. Die Stute die Linn ritt, Vínd frá Hólum, jedoch nicht. Auch Finley McLean, ein treuer Freund und ehemaliger Bereiter auf meinem Hof, begleitete uns. Hryða van Ghosts hieß die Stute, die er ritt.
      Nachdem wir schließlich vom Ausritt zurück waren, durfte ich auch noch Jung- und Trainingspferde begutachten. Alfur frá Egilsstöðum, Sleipnir frá glæsileika eyjarinnar, Skinfaxi von Atomics, Dynjandi, Hrafn van Ghosts und Tár frá Feti, sie alle bewohnten nun Linns Hof auf Island und viele von ihren stellten einen Teil meiner Geschichte dar. Es war schön sie alle einmal wieder gesehen zu haben.
    • Eddi
      Verschoben am 02.04.2020
      Grund:
      6 Monate keine Pflege
    Keine Kommentare zum Anzeigen.
  • Kategorie:
    Himmel - ungepflegte Pferde
    Hochgeladen von:
    AlfurElfe
    Datum:
    22 Sep. 2016
    Klicks:
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    Kommentare:
    7
  • Leiðtogi
    "Anführer" [läiðtogı]

    Abstammung
    ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯
    Von Black Lemontree
    Von unbekannt Aus der unbekannt

    Aus der Stássa
    Von unbekannt Aus der unbekannt


    Exterieur
    ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯
    Hengst
    28. März
    (6 Jahre gealtert)
    Rasse: Islandpferd 100%
    Stockmaß: 144cm
    Deckhaar: Rappe - Svartur
    Abzeichen: Blesse, h.l. Kronrand


    Interieur / Beschreibung
    ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯
    Charaktereigenschaften:
    Ausgeglichen ●● Unausgeglichen
    Aufmerksam●● Unaufmerksam
    Intelligent
    ●● Unintelligent
    Sozial
    ●●●● Unsozial

    Begabt ●●●● Unbegabt
    Ruhig●●● Nervös

    Loyal●● Untreu
    Gutmütig
    ●●● Boshaft

    Nervenstark ●●●● Scheu
    Temperamentvoll
    ●●●● Faul


    Leiðtogi, einfach nur Togi genannt, ist ein guter Mix aus seinen Eltern. Er hat einen eigenen Willen und wird ungern zu etwas gezwungen, was er gar nicht möchte, liebt jedoch jeden Mensch, der zu ihm steht. Er ist gern beschäftigt und mag es gar nicht, wenn man ihn allein zurücklässt.

    Unterbringung: Weide/Paddock, im Sommer Hochlandweide
    Futtersorte: Kraftfutter
    Weidepartner: Tár, Sleipnir, Garpur, Skinfaxi, Dynjandi
    Pfleger: Lárus Þórhallsson


    Besitzer: AlfurElfe
    VKR/Ersteller: verfallen/BellaS


    Qualifizierungen & Erfolge
    ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯
    ● Schleifenaufstieg Trainingsaufstieg Potential
    Oben = Joelle Qualifikation | Unten = Qualifikation durch TB's

    Dressur E A L M

    Springen E A L

    Military E A L

    Galopprennen E A L

    Distanz E A L M S S* S** S***

    Fahren E A L M S S* S** S***

    Gangreiten E A L M S S* S** S*** S**** S*****
    Tölt: T8 T7 T6 T5 T4 T3 T2 T1
    Viergang: V1 V2 V3 V4 V5 V6 V7 V0


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    65. Gangturnier | 72. Gangturnier | 79. Gangturnier | 81. Gangturnier | 89. Gangturnier

    Inoffiziell
    -

    Zuchtverband
    -


    Ausbildung und Zuchtdaten
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    Fohlen ABC ✅ | Eingeritten ✅ | Eingefahren ✅

    Fohlenausbildung (bis 2 Jahre)
    Anfassen ✅ | Putzen ✅ | Aufhalftern ✅
    Führen ✅ | Hufe geben ✅

    Jungpferdeausbildung (ab 2 Jahren)
    Gebiss annehmen ✅ | Sattel aufgelegen ✅ |

    Schrecktraining ✅ | Verladen ✅ | Longieren ✅

    Dressurpferdeausbildung (ab 3 Jahren)
    Einreiten ✅ | Stangenarbeit x | Gelassenheitstraining x | Kandarevertraut x

    Gangpferdeausbildung (ab 5 Jahren)
    Einreiten ✅ | Stangenarbeit x | Gelassenheitstraining x | Eintölten ✅ | Kandarevertraut ✅

    1 = Sehr gelassen, 6 = schlechtes / unsicheres Verhalten
    ● Angeboren
    Antrainiert Prüfung Abgeschlossen


    Fremde Umgebungen: 6 5 4 3 2 1 ✪
    Platz/Halle: 6 5 4 3 2 1 ✪
    Hufschmied: 6 5 4 3 2 1 ✪
    Tierarzt: 6 5 4 3 2 1 ✪
    Wasser: 6 5 4 3 2 1 ✪
    Gelände: 6 5 4 3 2 1 ✪
    Straßen: 6 5 4 3 2 1 ✪

    Stangenarbeit: 3 2 1
    Longenarbeit: 3 2 1 ✪

    Verladefromm: 3 2 1 ✪

    Schrecktraining: 3 2 1

    Bodenarbeit
    Treiben & Bremsen x | Durchparieren, Antraben/Galoppieren, Anhalten (Kommando) x
    Abstand zum Pferd x | Wenden & Handwechsel x | Auf Kommando kommen ✅


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    HK 484

    Gencode: Ee|aa
    Zur Zucht zugelassen: ja
    Eingetragene Zucht: Egilsstaðir
    Decktaxe: ?

    Nachkommen
    -


    Gesundheitszustand
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    Letzter Tierarztbesuch: 28.08.16
    gechippt [] zuletzt kontrolliert [x]

    Wurmkur (jedes Jahr) überfällig
    Tollwut Impfung
    (jedes Jahr) überfällig
    Tetanus Impfung (alle 2 Jahre) überfällig
    Influenza Impfung
    (alle 6 Monate) ✅ 28.08.16
    EHV-1 + EHV-4
    (alle 6 Monate) überfällig
    Herpes
    (jedes Jahr) ✅ 28.08.16


    Gesamteindruck: sehr gut
    Aktue Krankheit/en: keine
    Chronische Krankheit/en: keine
    Erbkrankheit/en: keine


    Letzter Hufschmiedbesuch: 31.08.16
    Ausgeschnitten/Korrigiert: ✅ 31.08.16
    Hufbeschaffenheit: hart
    Hufkrankheit/en: x

    Beschlag vorne: Eisen
    Beschlag hinten: -


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