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AlfurElfe

★ Hryða van Ghosts | Stute

Rappwindfarben | gekört | Fünfgänger

★ Hryða van Ghosts | Stute
AlfurElfe, 18 Aug. 2016
    • AlfurElfe
      Wichtige Berichte: HS | TA | Training
      Clinic Caen - Tierarztbericht 2014 - Sopherl
      Als nächstes würde mir eine graue Stute präsentiert, die von Anfang an klar machte, wer hier die Hosen an hatte – sie. Hryðja war genauso bildhübsch wie zickig. Diese Diva schaffte es sogar mich von unten herauf arrogant anzusehen. Es war mir klar, dass Hryðja den Teufel tun würde mir in irgendeiner Weise entgegen zu kommen. Gut, dann ebend nicht. Ich begann mit der prophylaktischen Untersuchungen, was sie nicht wirklich zu stören schien. Solang ich sie grasen ließ war auch die Spritze die ich ihr verabreichte egal. Da war allerdings das Problem. Nachdem ich ihre Beine abgetastet hatte bat ich darum, dass man sie mir in ihren Gängen vorführte – was ihr gar nicht gefiel. Als sie sich vom Gras trennen musste, schnappte sie mit einem beleidigten Blick nach mir. Wie konnte ich es nur wagen ihre königliche Hoheit von ihrer Mahlzeit abzuhalten? Unwillig ließ sie sich vorführen, mich dabei immer im Auge behaltend. Fast, als würde sie etwas planen um es mir heim zu zahlen.
      Ich hatte richtig gedacht. Sobald sie in meine Nähe kam, stieg sie einmal und ließ ihre Vorderhufe nur ganz knapp neben mir auf den Boden krachen. Dazu sah sie mich grummelig an. Das hatte ich nun davon, was musste ich mich auch mit diesem Pferd anlegen? Das chippen konnte ja nur heiter werden. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Ich band also die Stute an und holte die Spritze aus meinem Koffer. Drohend hob die Stute den Huf doch ich war flink – ich schaffte es sie zu chippen bevor sie mich erwischte. Phew. Das war nochmal gut gegangen. Das nächste Mal wenn ich sie wiedersah würde ich versuchen müssen sie mit irgendetwas zu bestechen oder sie würde mich glatt noch auffressen.

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      Extreme Trail - Gwen
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      Der letzte Gast fuhr gerade, als Elisa mich auch schon zurück ins Haus rief. Heute herrschte ein reger Wechsel, denn Menschen gingen und kamen.
      Gestern hatte ich die erste Gruppe des Extreme Trails gehabt, heute würde die zweite kommen. Es hatten sich schlichtweg so viele angemeldet, dass ich zu erfreut gewesen war, als dass ich jemanden hätte absagen können.
      Für Elisa und mich hieß das nun Stress, denn die Gästezimmer mussten wieder frisch hergerichtet werden.
      Während wir Mädels uns darum kümmerten, durften die Jungs sich um die Unterkünfte der Pferde kümmern. „Was brauchen wir denn alles?“ rief Matthew fragend die Treppe hinauf und ich starrte stirnrunzelnd auf meine Liste.
      „Eine Weide, eine Box mit Paddock und zwei Offenstallplätze!“ rief ich zurück und fing dann das Kissen auf, was Elisa direkt in meine Richtung warf, um es frisch zu beziehen.
      Leider musste ich Elisa für die letzten zwei Zimmer alleine lassen, denn die Zeitpläne mussten noch dringend ausgedruckt werden und ich brauchte auch meine Aufzeichnungen, wenn alles geregelt ablaufen sollte.
      Punkt neun Uhr fuhr dann jedoch schon der erste Wagen auf den Hof.

      Matthew diente uns als Parkplatzwärter und so kamen alle unsere Gäste sicher an. Ganz pünktlich war Rachel, aus deren Hänger ein hohes Wiehern drang. „Acacia hat die letzten Wochen eher weniger Bewegung gehabt, dementsprechend ist sie auch drauf.“ erklärte Rachel scherzhaft.
      Zwei Minuten später bewies uns die Stute aber, wie satt sie die Hängerfahrt hatte, als sie rückwärts hinaussprang und sich beinahe losriss.
      Zum Glück war Matthew gerade in der Nähe und sprang ein, um sich den Strick zu schnappen. Die Stute zog unweigerlich daran und war ziemlich fest der Meinung, Rabats machen zu müssen. „Ich bringe sie erst einmal zum Austoben auf eine Weide und danach in ihren Offenstall.“
      Ich nickte Matthew zu und bat Rachel stattdessen mir ins Gästehaus zu folgen, damit ich ihr ihr Zimmer für die kommende Nacht zeigen konnte. „Um zwölf gibt es dann Mittagessen und dort besprechen wir noch einmal alles.“ meinte ich lächelnd und verließ sie auch schon wieder.
      Denn die nächsten Gäste kamen bereits. Nun benötigte ich allerdings auch Elisas Hilfe.
      Jessica und Verena fuhren hintereinander auf den Parkplatz und so teilten wir uns auf. Während ich Jessica und ihre Stute Hrydja begrüßte, kümmerte sich Elisa um Verena und den jungen Wallach Cielos Double Dun It.
      Hrydja war zwar eine kleine Zicke, aber sonst benahm sie sich brav und schien ihre eigene Weide sofort toll zu finden. Jessica zeigte ich ihr Zimmer und machte sie direkt mit ihrer Zimmergenossin Rachel bekannt.
      Nun fehlte nur noch eine Teilnehmerin und kurz darauf kam auch Jojo angefahren. Bisher kannten wir uns nur vom Sehen und Hören und ich freute mich riesig, eine neue Kundin zu haben. „Herzlich Willkommen auf Crown Hill!“ begrüßte ich sie und half ihr beim Ausladen ihrer Stute Baby Doll Melody.
      Nachdem die hübsche Stute zufrieden in ihrem Offenstall stand und Jojo ihr Zimmer gezeigt bekommen hatte, trafen wir uns kurz vor zwölf zum Mittagessen.
      „Bevor ihr euch jetzt erst einmal die Bäuche vollschlagt, noch ein kurzer Überblick.“ rief ich die vier Teilnehmer zusammen und teilte die Zeitpläne aus. „14 Uhr beginnt die erste Einheit. Wir treffen uns vor dem Stall und zwar mit der Ausrüstung für Bodenarbeit. Denn die erste Einheit wird vom Boden sein, erst bei der zweiten werdet ihr im Sattel sitzen.“ erklärte ich lächelnd, erzählte noch kurz etwas und beantwortete alle Fragen, ehe es an das Essen ging.

      Alle waren überpünktlich am Stall und wir konnten gemeinsam hinauf zum Extreme Trail marschieren.
      „Für den Extreme Trail haben wir einen Teil der Geländestrecke geopfert und umgebaut. Die eigentliche Idee stammt aus den USA und dient dort als wichtige Trainingsmethode für Geländepferde. Aber auch von Reitern jeglicher Weise wird dieser Trail gerne genutzt, denn er bereitet Pferd und Reiter auf gewisse Hindernisse vor, die doch einmal unerwartet im Gelände auftreten könnten.“
      Lächelnd zeigte ich ihnen das doch recht große Areal. „Hier habt ihr einen Plan, worauf alle Hindernisse verzeichnet sind.“ meinte ich und gab die Zettel aus.
      Neugierige Blicke sowohl von Mensch als auch von Pferd entstanden und ich entschied, den Parcours erst einmal gemeinsam abzugehen. „Wir schauen uns jedes Hindernis erst einmal in Ruhe an.“ beruhigte ich die Reiter.
      Während des Durchgangs erklärte ich die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie man den Trail betreten konnte und erzählte auch zu jedem Hindernis einige Kniffe und Tricks. „Entscheidend ist immer das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd. Aber nicht nur das Pferd muss euch vertrauen, sondern auch ihr dem Pferd.“ meinte ich augenzwinkernd.
      Oftmals gingen viele Reiter zwar souverän an die Sache, trauten aber ihrem Pferd dennoch nicht alles zu und so kam es oft dazu, dass die Pferde doch nicht so wollten wie der Reiter.
      „Das sind die Hängebrücke und der Balancierbalken. Mehr oder weniger die anspruchsvollsten Übungen, dafür aber auch die effektivsten.“ erklärte ich und musste lachen, als ich den ein oder anderen geschockten Blick sah.
      Danach zeigte ich ihnen noch den Teich und am Ende des Rundgangs standen wir alle oben auf dem höchsten Hügel und blickten über die wunderschönen Weiten des Nationalparks.
      „Podeste fördern auch das Selbstvertrauen des Pferdes selbst und sind klasse Übungen für introvertierte Pferde.“ erklärte ich noch.
      Dann ließ ich die Teilnehmer erst einmal in Ruhe. Sie sollten sich selbst Ziele setzen und selber ausprobieren, eine Beziehung zu ihrem Pferd schaffen und den Mut haben, Neues auszuprobieren. Ich war dabei heimlicher Beobachter und gab da und dort Tipps.
      Mein erster Weg führte mich zu Verena und ihrem jungen Wallach Gipsy. Hier trafen Erfahrenheit und Unerfahrenheit aufeinander. Für Verena als geübte Westernreiterin gab es hier nicht wirklich ein Hindernis, doch für Gipsy war alles neu.
      „Verena? Fang mit den einfachen Dingen an. Gehe zum Beispiel erst einmal nur die Steintreppe hinauf und wieder hinunter und zeige Gipsy so, dass du weißt, wo er langgehen muss, damit alles klappt. Dann steigere die Übungen, stärke das Vertrauen durch den Teich oder das Wurzelfeld und achte nicht nur auf seine Unkonzentriertheit.“ erklärte ich ihr und beobachtete die beiden ein Weilchen.
      „Du verlangst von deinem Pferd vollkommene Konzentration, aber diese musst du auch ihm zurückgeben. Konzentriere dich auf Gipsy, fühle in ihn und versuche ihn zu verstehen. Für ihn sind das nicht nur Wurzeln, sondern anfänglich unüberwindbare Hindernisse, zeig ihm, dass das nicht stimmt.“
      Und irgendwann machte es Klick und die beiden arbeiteten toll zusammen. Zufrieden wandte ich mich ab und beobachtete stattdessen Jojo und ihre Stute.
      Sie ging ganz behutsam an die Sache und wollte es nicht direkt übertreiben, doch ich sah sofort, dass die beiden mehr konnten. „Testet euch ruhig mal aus! Geht durch den Teich, übt im Baumstamm-Mikado und erklimmt gemeinsam den hohen Hügel.“ ermutigte ich die beiden.
      Anfangs zweifelten sie noch gegenseitig an sich, doch dann merkten sie, dass man dem anderen sehr wohl vertrauen konnte, denn beide waren darauf bedacht, immer heile aus den Hindernissen herauszukommen und dabei konnten sie sich gemeinsam helfen.
      Sie machten Fortschritte, langsam aber sicher. Rachel musste ich stattdessen ein wenig zurückpfeifen.
      Ihre Stute war sehr unruhig und kaum bei der Sache. Doch während Rachel sich darüber Gedanken machte, wurde Acacia noch abwesender. „Konzentriere dich auf deine Stute! Denke wie sie, fühle wie sie. Nicht über das Was und Wie Gedanken machen, sondern einfach machen!“ rief ich ihnen zu.
      Sobald Rachel sich auf ihre Stute konzentrierte, änderte sich schlagartig das Verhältnis der beiden und sie wurden beide ruhiger und konzentrierter. Auch wenn diese Verbindung noch nicht durchgängig war, es war zumindest ein sehr guter Anfang.
      Stirnrunzelnd blickte ich mich um, denn ich konnte Jessica und ihre Isländerstute nicht entdecken. Ein paar Minuten später konnte ich mich aber wieder entspannen, denn die beiden tauchten aus dem Graben auf.
      Hrydja war nicht unbedingt begeistert von Jessicas Ansporn und schnell zogen sie sich gegenseitig herunter, denn die Stute war gewiss kein einfaches Pferd.
      Sie weigerte sich durch den Zick-Zack-Weg zu gehen und auch in das Wasser wollte sie nicht. Irgendwo fehlte auch hier die gegenseitige Konzentration. Jessica musste sich auf ihre Stute einlassen und statt ein Gegeneinander musste ein Miteinander entstehen.
      „Jessica, denk dran! Es gibt kein du und Hrydja, sondern nur ein wir!“ meinte ich und lächelte glücklich. Die Idee von dem Extreme Trail war klasse gewesen, denn er förderte die Beziehungen zwischen den Paaren ungemein.
      Wir verbrachten fast zwei Stunden auf dem Platz, ehe ich die Gruppe zusammen rief und Pause ankündigte. „17 Uhr geht es dann gesattelt weiter.“ meinte ich lächelnd und entließ die Zwei- und Vierbeiner in ihre Pause.

      Auch diesmal waren alle wieder pünktlich und saßen diesmal auf ihren Pferden. Die Paare machten alle einen ausgeruhten Ausdruck, so dass ich sie guten Gewissens wieder in den Trail schicken konnte.
      „Ab sofort müsst ihr euren Pferden vollkommen vertrauen, ansonsten klappen die Übungen nicht.“ rief ich ihnen noch hinterher und setzte mich dann auf meinen Beobachterposten.
      Die erste Zeit sollten sie wieder selbst testen und ausprobieren. Schauen, was zu ihnen und ihren Pferden passte.
      Die Anspannung der letzten Stunden war vollkommen einer gut gelaunten Gruppe gewichen. So kam ich kaum noch zum Einsatz, denn sobald jemand Probleme hatte, wurde schon von selbst geholfen und Tipps gegeben.
      Manchmal half es auch einfach, wenn ein anderes Pferd noch mit dabei war und eine bessere Vertrauensbasis schaffte.
      Verenas Gipsy liebte zum Beispiel das Wasser, er hätte den ganzen Tag im Teich stehen und plantschen können. Hrydja hingegen ging am liebsten in die Luft, sobald Jessica nur in die Nähe des Wassers ritt.
      Doch als die Isländerstute den Wallach plantschen sah, wollte auch sie das kühle Nass einmal austesten und wurde zunehmend mutiger.
      Acacia und Rachel waren inzwischen auch entspannter unterwegs und es gab keine Reibereien mehr zwischen den beiden. Sie hatten Spaß an dem Trail gefunden und testeten gerade die Hängebrücke aus.
      Zu Rachels Freude schritt Acacia auch todesmutig über die Brücke und als sie es geschafft hatten, waren beide stolz.
      Jojo und ihre Stute fanden schneller zusammen als gedacht und freudig erzählte sie mir, dass sie nun nicht mehr an der kurzen Zeit des Zusammenseins zweifelte, denn die Zeit war vollkommen egal, Hauptsache man vertraute einander.
      Diese Aussage konnte ich so unterschreiben und aus diesem Grund rief ich die Gruppe mal wieder zusammen. „Nun mal etwas Abwechslung für euch: Wir wechseln die Pferde!“ grinste ich frech.
      „Rachel nimmt Gipsy und Verena dafür Acacia. Jessica schnappt sich Melody und Jojo schwing sich in Hrydjas Sattelt.“ erklärte ich.
      Diese Übung würde sowohl die Reiter als auch die Pferde schulen und ich war sehr gespannt wie sich die acht machen würden.
      Anfangs herrschte ein reges Chaos, denn der plötzliche Wechsel sorgte doch erst einmal für Verunsicherung. Doch nachdem diese erst einmal entwichen war, legten sich alle ins Zeug.
      Jeder ging anders an die Hindernisse heran und das tat auch den Pferden gut, so lernte jeder einen neuen Weg und beharrte nicht nur auf dem bereits getesteten.
      Auf einem fremden Pferd saß man ohne Vorurteile und man hatte gar keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Ein gutes Pferd vertraute sich stets auch einem fremden Reiter an und dieses Phänomen durfte ich auch heute sehen.
      Die letzte Einheit war ein voller Erfolg und alle waren sichtlich erfreut über ihre Fortschritte. Es dämmerte bereits, während wir noch im Gras saßen, uns unterhielten und die Pferde grasen ließen.
      Dann machten wir uns auf den Heimweg und während die Pferde versorgt wurden, gesellte ich mich zu Elisa und Matthew.
      Denn die beiden bereiteten gerade unseren Lagerfeuer- und Grillabend vor. Natürlich wollten wir noch einige Kontakte knüpfen und als die Teilnehmer vom Stall kamen, freuten sich alle riesig über dieses besondere Abendessen.
      Wir saßen noch lange redend am Lagerfeuer und kämpften mit Marshmellows und Knüppelbrot.

      Der nächste Morgen begann deswegen leider trotzdem nicht später. Stattdessen waren um sieben schon alle Pferde versorgt und der Frühstückstisch gedeckt.
      Jojo und Verena mussten nämlich auch früh wieder los und so sollte alles schon um diese Uhrzeit bereit sein.
      Dennoch frühstückten wir noch gemeinsam und halfen auch beim Verladen von den Pferden. Als die ersten beiden weg waren, wurde es auch allmählich für Rachel Zeit, welche sich noch herzlich von uns verabschiedete.
      Als letzte verließ Jessica das Gestüt und dann kehrte plötzlich Ruhe ein. Eine enorme Last fiel von mir ab und auch wenn nun noch alles wieder frisch hergerichtet werden musste, konnte ich nun sagen, dass die kommende Woche stressfrei sein würde.
      „Ich werde sie vermissen.“ grinste Elisa mich an und ich knuffte sie nur in die Seite.


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      Rasha

      Heute war es endlich mal an der Zeit, die eigenen Pferde zu machen. Hryðja , die über den Sommer eher barhuf gelaufen war, benötigte nun doch einen Beschlag, da sie demnächst auf einer Stutkrönung vorgestellt werden sollte. Bei vermehrtem Training neigen ihre Hufe dazu, sich schnell abzreiben. Daher beschloss ich, sie heute zu beschlagen.
      Zunächst holte ich meine kleine Zicke vom Paddock. Hier war sie noch einigermaßen gut gelaunt. Am Putzplatz angekommen putzte ich sie zunächst ausgiebig, wobei ich natürlich auch die Hufe auskratzte. Da ich immer mal wieder mit der Raspel oder dem Messer über die Hufe der Barhufer ging, wenn es nötig war, benötigte sie heute keine große Korrektur. Ich schnitt die Hufe mit dem Hufmesser noch einmal ordentlich aus, doch kürzen musste ich sie nicht. Mittlerweile zeigte mir Hrydja deutlich, dass sie es heute äußerst unpassend fand, Eisen zu bekommen. Immer wieder legte sie die Ohren an und zickte herum. Doch das kannte ich bereits und nach ein paar Ermahnungen hörte sie auch wieder damit auf.
      Aus meinem Sortiment suchte ich ihre passende Eisengröße für meine Stute heraus. Vorne bekam sie ein wenig schwerere Eisen drauf, um ihr das Einfinden in den Tölt zu erleichtern. Da Isländer meist kalt beschlagen werden, musste ich die Eisen nur mit dem Hammer in Form bringen und nicht erhitzen. Anschließend nagelte ich sie an auf die Hufe und knipste die abstehenden Nagelenden an der Hufoberseite ab.
      Zuletzt trug ich noch ein wenig Kräuter-Öl auf Hufe und Strahl auf. Mit meinem Leckerli lobte ich meine graue Stute und brachte sie zurück auf den Paddock.

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      Eddi

      Stirnrunzelnd blickte ich in meinen Terminkalender. „Ach herrje…“, murmelte ich nur bei dem Anblick des Namens. Ich hatte sowieso allerhand Probleme, isländische Pferdenamen auszusprechen, aber Jessicas Schützling übertraf diese Probleme heute noch einmal um Längen. Ich packte meine große Tasche ins Auto, denn heute stand ein TÜV an. Ich fuhr kurz danach direkt los, um pünktlich 16 Uhr bei Jessica zu sein. Heute hatte ich mit dem Verkehr Glück und kam recht schnell auf der Ranch an. Ich begrüßte Jessica herzlich und folgte ihr direkt in den Stall. Dort wartete bereits die Isländerstute Hrydja auf mich. „Achtung, das ist eine richtige Zicke!“, warnte mich Jessica vor und ich ahnte schon, dass das keine ruhige Untersuchung werden würde. Natürlich hatte Hrydja kein Interesse daran, mich in ihre Augen und ins Maul schauen zu lassen und versuchte gerne einmal nach mir zu schnappen. Während ich sie danach abhörte, hielt Jessica sie extra fest, damit ich vor ihren kerngesunden Zähnen bewahrt blieb. Nun tastete ich Rücken und Beine ab, ehe ich noch die Körpertemperatur kontrollierte. „Bisher ist alles in Ordnung.“, meinte ich lächelnd zu Jessica und bat sie, mir die Stute im Schritt und Trab auf hartem Untergrund vorzuführen. Hrydja lief taktklar und zufrieden, so dass ich direkt weiter machen konnte. Nun galt es noch einige Röntgenaufnahmen von den Gelenken zu machen, weshalb ich auch das mobile Röntgengerät mitgebracht hatte. Als die Aufnahmen gemacht waren, schaute ich noch einmal in Hrydjas Impfpass, doch dort war alles in Ordnung. Die Bilder hatten sich ebenso schnell entwickelt und ich konnte nichts Auffälliges entdecken. „Tja, ich denke die Zicke ist bereit für ihre Stutenkrönung!“, lachte ich und tätschelte der Stute sanft den Hals. Dann verabschiedete ich mich von Jessica und machte mich auf den Heimweg.

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      Trainingsbericht "Dressur von A auf L" - Ice Land Girl

      Tag 1
      "Hallo, hier ist Jessica Rheinburg.Ich möchte gerne meine Stute Hrydija bei Ihnen ins Training geben."Nachdem wir am Telefon alles geklärt hatten,hatte ich mich heute dann auf den Weg zu Jessica gemacht.Wir hatten am Telefon noch das Du angeboten.Ich schätzte einen freundschaftlichen Kontakt zu meinen Kunden sehr und kam mir auch immer ziemlich alt vor, wenn man mich siezte.Als ich an Jessicas Hof ankam,erwartete sie mich bereits und nach einer kurzen Begrüßung ließ ich mir erstmal den Hof und die Trainingsbegebenheiten zeigen.Dann erst machten wir uns auf den Weg zu der Islandstute.Die Stute stand mit einigen anderen Pferden auf der Wiese und hob den Kopf,als sie uns kommen sah,so wie auch einige andere.Jessica reichte mir ein Halfter und zeigte mir die Stute.Ich betrat die Weide und ging auf die Stute zu.Sie sah mir interessiert entgegen und wollte sich gleich erstmal verflüchtigen.Schlaues Tier.Ich kramte in meiner Tasche und hielt ihr ein Leckerli hin.Dem konnte die Stute dann doch nicht widerstehen und sie kam zu mir.Nachdem ich sie aufgehalftert hatte,führte ich sie zum Ausgang,wo Jessica mir das Tor aufmachte und mich hindurch ließ.Gemeinsam brachten wir die Stute zu einem Platz,wo wir sie putzen konnten.Während wir sie putzten,erzählte mir Jessica ein bisschen etwas über die Stute."Sie ist absolut kein Anfängerpferd und hat ihren eigenen Kopf.Wenn sie einen schlechten Tag hat,dann kann es durchaus passieren,dass sie versucht den Reiter loszuwerden oder durchgeht."Ich nickte.Es war immer schöner,wenn man davon wusste,als wenn einen das vollkommen unvorbereitet traf,denn dann hatte man kaum Zeit zu reagieren."Danke für deine Ehrlichkeit"sagte ich zu Jessica und grinste.Manche Besitzer verschwiegen mir die Marotten ihrer Pferde,weil sie sich dafür schämten,aber das war vollkommen unbegründet.Jedes Pferd hatte irgendeinen Fehler,das machte sie nicht zu Bestien,sondern zu Lebewesen und ich hatte gemerkt,dass Pferde oft,wenn sie gefordert wurden,ihre Marotten sein ließen.Natürlich war das nicht immer der Fall.Nachdem ich der Stute mit einiger Anstrengung die Hufe ausgekratzt hatte,ließ ich mir von Jessica die Sattelkammer und das zugehörige Sattelzeug zeigen."Hast du eine Kandare für sie",fragte ich gleich nach und Jessica schüttelte den Kopf."Nein,leider nicht.Brauchst du eine?"Ich nickte,fügte aber anbei,dass ich für solche Fälle immer ein paar Trainingskandaren parat hatte.Heute würde ich die Stute sowieso erst einmal mit Wassertrense reiten,um mich mit ihr bekannt zu machen.Nachdem ich gesattelt und getrenst hatte,führte ich die Stute i die Halle und gurtete nach.Jessica hielt mir gegen und ich stieg auf.Ich ritt die Stute im Schritt an und nahm vorsichtshalber die Zügel gleich etwas kürzer,als gewöhnlich,um sie notfalls packen zu können.Nachdem ich sie im Schritt auf beiden Händen warm geritten hatte,trabte ich die Stute an.Sie reagierte fein auf die Hilfen und trat auch schön an den Zügel heran.Ich merkte schnell,dass sie maulig wurde,sobald man zu viel Druck ausübte,was an sich schon mal positiv war,da sie so auch auf die feinsten Hilfen reagierte.Schließlich galoppierte ich die Stute an und merkte,dass heute wohl doch ihr schlechter Tag sein musste,denn sie begann heftig zu buckeln und versuchte mich loszuwerden.Da ich darauf vorbereitet gewesen war,fiel es mir leichter im Sattel zu bleiben,aber ich musste sie irgendwie davon abhalten,versuchte die Stute vorzutreiben,was zur Folge hatte,dass sie losschoss,aber wenigstens nicht mehr buckelte.Es gelang mir schließlich sie wieder abzufangen und im ruhigen - buckelfreien -Galopp einige Runden auf dem Zirkel zu reiten.Schließlich parierte ich wieder zum Trab durch.Sie war nun mauliger und versuchte sich öfter aus der Anlehnung herauszuhebeln.Sobald ich versuchte,dies zu korrigieren,buckelte sie oder rannte los,aber ich ließ mich davon nicht beirren und machte solange weiter,bis sie sich wieder in die Anlehnung begab.Ich lobte sie und wechselte die Hand.Auch hier versuchte sie im Galopp zu buckeln,ließ sich aber schnell davon überzeugen,dass das keine gute Idee war und ich konnte sie nun auch hier ohne Probleme galoppieren.Nachdem ich das gröbste mit ihr geklärt hatte,beschloss ich mich an die Versammlungen in Trab und Galopp zu machen,die sie beherrschen musste.Hierbei war das größte Problem,dass die Stute raumgreifende Schritte hatte und sich gerne aus der Anlehnung heraushebelte,sodass es mir schwerer fallen würde,sie zu versammeln.Dennoch gelang es mir nach intensivem Training mit ihr,sie schon ansatzweise im Trab und Galopp zu versammeln.Der Trick war,dass man immer viel forderte und dazwischen ein klein wenig nachgab.Am Ende der Stute hatte ich eine zufrieden kauende Stute unter mir.Ich lobte sie und ließ sie am langen Zügel im Schritt gehen,ritt sie trocken.Gemeinsam mit Jessica versorgte ich die Stute und verabschiedete mich dann von beiden.Hrydja bekam noch ein Leckerli von mir und ich machte mich auf den Nachhauseweg.

      Tag 2
      Bevor ich mich an diesem Tag zu Jessica aufmachte,packte ich meine Trainingskandaren eine und hoffte,dass eine davon der Stute ansatzweise passen würde.Es waren suboptimale Bedingungen,aber leider war das nicht zu ändern.Ich fuhr zu Jessicas Hof und machte mich dort auf die Suche nach ihr.Ich fand sie im Stall und sie erklärte mir,dass sie heute keine Zeit habe,um mir beim Training zuzusehen.Ich lächelte und meinte:"Kein Problem.Ich bekomm das schon hin."Nachdem ich mir das Halfter von Hrydja geholt hatte,ging ich zur Koppel.Heute versuchte die Stute nicht wegzulaufen,erwartete aber offensichtlich ein Leckerli.Ich lobte sie stattdessen und führte sie zum Putzplatz.Dort putzte ich sie gründlich und kratzte ihre Hufe aus,die sie mir zu Anfang immer wieder wegzog.Ich blieb dran und hatte schließlich alle vier Hufe gesäubert.Nachdem ich ihr den Sattel aufgezogen hatte,holte ich die Kandaren und passte ihr eine,die ihr ganz gut passte,an.Dann führte ich die Stute zur Halle.Sie kaute auf dem Gebiss herum und schien nicht ganz zu wissen,was sie davon halten sollte,folgte mir aber und blieb auch brav stehen,als ich aufstieg.Im Schritt verhielt die Stute sich kooperativ und schien sich auch langsam an die Kandare zu gewöhnen.Als ich jedoch antrabte,wehrte die Stute sich mit Buckeln und Heraushebeln gegen meine Hilfen.Ich blieb ruhig und trieb sie weite,ritt sie erst einmal viel ganze Bahn.Als ich merkte,dass sie sich langsam entspannte,lobte ich sie und begann sie nun auch auf dem Zirkel zu reiten.Sie war etwas gelassener und ließ sich nun auch gut stellen und biegen.Ich lobte sie und machte mich schließlich an die Versammlung.Es klappte besser,als gestern und sie schien sich doch überlegt zu haben,dass es einfacher für sie war,wenn sie kooperierte.Da die Versammlung sowohl im Trab,als auch im Galopp gut klappte,beschloss ich heute gleich noch den Außengalopp mit dazu zu nehmen.Dieser war für Hrydja überhaupt kein Problem,da sie fein auf meine Hilfen reagierte und sich mittlerweile auch gut stellen ließ.Ich lobte sie ausgiebig und galoppierte noch einmal auf der anderen Hand,bevor ich das Training für heute auch schon beendete und sie trocken ritt.Ich versorgte die Stute und gab ihr ein Leckerli.Nachdem ich mich noch von Jessica verabschiedet hatte,machte ich mich auf den Nachhauseweg.

      Tag 3
      Ich hatte Jessica angerufen,bevor ich mich zu ihr aufmachte,um sicherzustellen,dass sie heute Zeit für mich hatte.Am letzten Trainingstag hatte ich die Besitzer immer gerne dabei,damit sie sich am Ende selbst davon überzeugen konnte,was ihre Pferde gelernt hatte und sich auch daran gewöhnten,die Hilfen zu geben.Sie hatte mir bestätigt,dass sie Zeit hatte und so machte ich mich auf den Weg zu ihr.Dort angekommen,erwartete sie mich an der Koppel und teilte mir mit,dass sie die Stute schon reingeholt und geputzt hatte.Ich lächelte und sagte:"Oh,vielen Dank."Gemeinsam gingen wir zu der Stute und ich sattelte sie und zog ihr die Kandare auf.Dabei erklärte ich ihr,dass sie sich eine Kandare besorgen sollte,wenn sie vorhatte mit der Stute auf Turniere zu gehen,weil dies oft in der L-Dressur Pflicht war.Sie nickte und sah mir zu,wie ich diese verschnallte.Dann führte ich die Stute in die Hallte,gurtete nach und stieg auf.Wie jeden Tag ritt ich die Stute erst einmal warm und merkte schnell,dass sie heute besser drauf war,als die letzten beiden Tage.Auch Trab und Galopp klappten gut.Sie buckelte ein Mal beim Angaloppieren,blieb aber sonst brav.Ich lobte sie und machte mich noch einmal an den Außengalopp,bevor ich mich an Hinterhand und Kurzkehrtwendung machte.Es bedurfte einer intensiven Trainingseinheit,bis die Stute ausführte,was sie tun sollte und es war bis zum Schluss nicht perfekt,aber die Ansätze waren da."Du musst auf jeden Fall alle Lektionen immer wieder mit ihr üben",sagte ich zu Jessica,während wir tauschten und sie die Stute ritt.Ich gab ihr während sie die Stute ritt,Tipps und erklärte ihr,wie sie Hilfen zu geben hatte,wenn sie sich unsicher war.Schließlich beendeten wir das Training und versorgten die Stute gemeinsam.Ich sprach noch eine Weile mit Jessica und Hrydja bekam noch ein Leckerli,bevor ich mich dann auf den Nachhauseweg machte.


      Gang L-M - Svartur

      Fröhlich pfeifend setzte ich mich ins Auto und fuhr los zu meinem nächsten Auftrag. Erst eben hatte mich der Anruf von Jessica erhalten – sie war meine Hufschmiedin und ganz „nebenbei“ inzwischen auch eine gute Freundin von mir. Sie wollte, dass ich ihr Stute Hrydja vor der Körung noch ein wenig trainierte. Gerne tat ich ihr den Gefallen, zumal Hrydja früher einmal mir gehört hatte und ich die Stute nur schweren Herzens vor meinem Umzug abgeben hatte. Bald schon kam ich bei ihr an und Jessica wartete bereits mit der fertig gesattelten Stute am Putzplatz. „Na meine kleine Zicke, ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte ich sie leise während ich sie zur Begrüßung etwas kraulte. Hrydja guckte etwas missmutig, was bei ihr jedoch kein Wunder war, im einem Moment ist die Stute super lieb und im anderen Moment hat sie einen kleinen Ausbruch – ein Pferd mit Charakter! Schnell setzte ich noch meinen Helm auf bevor wir auf den Reitplatz gingen, wo ich aufstieg und anfing die Stute im Schritt warum zu reiten. Ruhig fing ich an sie auf großen Linien etwas zu biegen um sie zu lockern ehe ich antrabte. Nach einer Weile galoppierte ich sie dann auch bevor ich wieder in den Trab zurück ging und sie langsam in Stellung brachte. Als auch das gut klappte parierte ich sie durch, machte nochmal einen Handwechsel und töltete sie an. Inzwischen sprang die Stute gut auf die Hilfen an und stiefelte brav im richtigen Takt los. Da mein Ziel war ihr die Tempoentwicklung etwas näher zu bringen versuchte ich nun an den langen Seite etwas mehr Gas zu geben – der erste Versuch scheiterte jedoch kläglich. Statt auf einem etwas schneller töltenden Pferd befand ich mich auf einem durchgehenden und buckelnden Pferd. Glücklicherweise passierte nichts weiter und da ich die Stute nunmal kannte, ließ ich mich auch nicht sonderlich beeindrucken, sondern parierte sie durch und töltete erneut an. Bei der nächsten Tempoerhöhung klappte es schon deutlich besser, zwar musste ich vorne noch einige Paraden geben, damit sie in der Aufrichtung blieb und nicht in den Galopp fiel, doch vom Grundprinzip her machte Hrydja nun alles richtig. Ich lobte sie nun und gönnte ihr eine Runde Schritt bevor ich erneut antöltete. Zur langen Seite hin nahm ich die Zügel etwas auf, schnalzte und erhöhte den Schenkeldruck. Auch hier nahm sie die Hilfen wieder gut an und wurde schneller. Ich lobte sie wieder und arbeitete sie dann noch ein wenig weiter im Tölt, bis sie zuverlässig reagierte. Zur Belohnung ritt ich Hrydja am Ende noch eine Runde um ein nahegelegenes Feld, Jessica begleitete mich dabei zu Fuß. Ich erklärte ihr ein wenig, worauf sie bei der Stute achten musste und wie sie weiter trainieren müssten – dann würde Hrydja bestimmt bald schon erfolgreich ihre ersten Gangturniere in der Klasse M bestreiten, da war ich mir sicher! Gemeinsam versorgten wir anschließend die Stute und redeten noch ein wenig bevor ich mich verabschieden musste, da zu Hause auch noch Pferde auf mich warteten!
      Pflegeberichte von DisneyHorse
      Isländer über Isländer!
      Heute hatte mir Rasha endlich Hrydja gebracht und Alvari und Zander freuten sich sehr! Sie wird als Distanzpferd ausgebildet und wird sich hier gut einleben! Bei ihrer Ankunft wieherte sie und sie drufte gleich auf die Koppel. Abends in der Box bekam sie hafer,Kräuter-Müsli und ein bisschen Obst, über welches sie sich sehr freute. Nun darf sie sich erstmal ausruhen!
      Sie wird sich schnell einleben!
      20. September 15

      Der große Umzug nach Vermont!!! Sammelbericht für alle Pferde!
      Unsere Sachen waren schnell gepackt und Angie und ich starrten in die leere Wohnung, es war traurig die Camargue zu verlassen, genauso wie Fleur. Da Angelo und Carlo auf uns angewiesen sind, kamen sie mit, worüber wir uns sehr freuten und tausend mal danke sagten.
      Da verladen der Pferde war schnell vondannen gegangen. Alle waren brav und ließen sich ohne Heck Meck in den Hänger führen und verschiffen, sogar Havanna! Wir waren nun soweit, alles war gepackt, die Pferde auf dem Weg zum Hafen und wir verabschiedeten uns von der Ranch mit Tränen. Es wra eine sehr spontane Idee nach Vermont zu ziehen und trotzdem war sie sehr durchdacht. Ich war nun Tierärztin, mein Traumberuf!
      Unser neues Anwesen war nicht gerade billig gewesen, aber auch nicht massig überteuert. Der Hof hatte mehrere Ställe mit großen weinroten Boxen und Goldenen Messingstangen, alles war sauber und ordentlich, dazu gab es einen Paddocktrail, eine Pferdeklinik, einen großen Offenstall, viele Wiesen und Koppel und ein schönes Wäldchen und mehrere Bäche. Unser Anwesen lag nicht weit von dem Rockefeller Anwesen.
      Nun stiegen wir in das Auto und auf zu Flughafen!!!

      In Vermont...
      Unsere Pferde würden erst in ein paar Tagen ankommen, sodass wir Zeit hatten uns einzurichten. Wir lebten in einem großen Cottage und alle war wunderschön und in einen orang-gelb-braun-rot Ton getaucht, da es Herbst war und wir freuten uns darüber.
      Wir verstauten alles und richteten uns ein.
      Ankunft der Pferde...
      Die Pferde wurden alle samt gesund und wohlbehalten angebracht und wir teilten die Ställe in Trainingsstall, Ponysstall und Stuten/Hengst/Wallach Stall. Die Pferde durften sich nun erstmal einleben!
      28. September 15

      Pflegebericht von Canyon - Ein Besuch in Vermont
      Erschöpft stieg ich in ein Taxi, welches vor dem Flughafen wartete. Obwohl es das erste Mal war, dass ich in Kanada war, hatte ich gerade eigentlich nur noch Platz in meinem Kopf für mein Bett.
      Nachdem ich die letzten Stunden im Flugzeug verbracht hatte und dieses scheußliche Essen nicht mehr riechen und sehen konnte, schaffte ich es nicht, Winnipeg zu bewundern.
      Ich hatte mich, selbstverständlich, dafür bereit erklärt, die Pferde von Disney zu versorgen, da sie zur Zeit andere Dinge im Kopf hatte.
      Wir kannten uns schon etwas länger und nun war der passende Moment gekommen, ihr Gestüt, Maplewood Stables, endlich kennen zu lernen. Ich hatte also auf die Schnelle meine Sachen gepackt, hatte einen Last Minute Flug ergattert und war ins Flugzeug gestiegen. Ich hatte vor, ein paar Tage zu bleiben, bis Disney selbst wieder Zeit gefunden hatte.
      Es war noch früh am Morgen und das Taxi schiffte mich quer durch die Innenstadt der riesigen City. Grelle Lichter, laute Töne und viele Autos und Menschen. Für all das hatte ich jedoch keine Augen, besser gesagt, meine Augen fielen mir schon nach wenigen Minuten zu und ich wachte erst wieder auf, als wir den Stadttrubel schon längst hinter uns gelassen hatten und uns auf dem Weg in Richtung Vermont befanden.
      Es war eine wunderschöne Landschaft. Etwas ganz anderes, als ich aus Frankreich gewöhnt war. Es hatte einfach seinen ganz eigenen Charm.
      Das Taxi fuhr auf dem Hof des großen Gestüts ein und ich musste meine Beine dazu zwingen, aus dem Auto zu steigen. Dann bezahlte ich den stummen und ausdruckslosen Taxifahrer, schnappte mir meine Tasche und machte mich auf dem Weg zum Stall.
      Die Tasche schmiss ich irgendwo in eine Ecke, in der Hoffnung, sie später wiederzufinden und schlug dann den Weg zum Trainingsstall ein. Dort standen sie alle. Ich war in einige sofort verliebt und konnte es gar nicht abwarten, sie näher kennen zu lernen. Da es schon recht spät war, beeilte ich mich, alle auf ihre Koppeln zu bringen.
      Meine ersten Auserwählten waren Jim Beam Bastian und Sir Benny Miles. Ich brachte sie auf die Hengstkoppel, wo gleich noch die anderen beiden Hengste hin sollten. Am Anfang waren sie etwas vorsichtig – Äh – Wer ist denn das? Aber nach nur ein paar kurzen Streicheleinheiten und zwei leckeren Möhren, war es fast so, als würden wir uns schon ewig kennen. Beide freuten sich riesig, sich endlich mal wieder austoben zu können.
      Nach den beiden holte ich mir Slaughterhorse und Hendersin. Beide freuten sich sofort über die Streicheleinheiten und auch bei ihnen hatte ich mir innerhalb weniger Minuten ihr Vertrauen erschlichen.
      Sie galoppierten auf der Koppel den anderen beiden Hengsten freudig hinterher und schlugen einige kuriose Hacken.
      Nun waren die Stuten dran, welche schon alle mehr als unruhig in ihren Boxen standen. Zu erst suchte ich mir eine wunderschöne Rappstute namens April Rain aus. Sie stürzte sich wie wild auf die ihr mitgebrachten Möhren und nach nur wenigen Sekunden waren sie weg. Außerdem schnappte ich mir noch Ruby Light And Dark und brachte die beiden hübschen Stuten auf ihre Koppeln. Ihnen folgten dann Fire and Flame mit California's small Caramel Candy und zum Schluss die wilde Mustangstute Havanna Girl.
      Als alle glücklich grasten und die Freiheit genossen, machte ich mich wieder auf den Weg zum Stall.
      Die Boxen waren noch nicht gemacht und so überredete ich mich, bei der ödesten Arbeit von allen anzufangen – Ich schnappte mir einen Mistboy und eine Mistgabel, sowie eine Schubkarre und fing an, die Boxen zu misten. Mit Kopfhörern im Ohr war alles schon nur noch halb so schlimm und wenn man die Lieder noch mitsingen (Def.: jedes dritte Wort des Refrains) konnte, erleichterte das die Arbeit extrem.
      Nachdem ich alle Boxen gründlich von den Hinterlassenschaften der Pferde gereinigt hatte, legte ich zufrieden das Werkzeug weg und schaute mich um. Eigentlich war nichts mehr zu tun und so entschloss ich mich dazu, mich in meinem Gästezimmer noch etwas aufs Ohr zu legen, um den verlorenen Schlaf der letzten Nacht wieder auszubügeln.

      Nach einigen gelungenen Stunde Schlaf, machte ich mich wieder auf den Weg zum Trainingsstall. Von den Koppeln holen wollte ich sie noch nicht und so entschloss ich mich dafür, einen kleinen Ausritt zu wagen.
      Am Morgen hatte es mir besonders die kleine Candy angetan und so schnappte ich mir ihr Halfter und holte sie von der Koppel.
      Schon beim Putzen merkte ich, dass sie recht unruhig war und sich dringend mal wieder auspowern musste.
      Besonders viel Mühe gab ich mir bei ihrer schönen Mähne, welche ich mit viel Geduld von jeglichen Gräsern und Kletten befreite.
      In der Sattelkammer fand ich dann auch ihren Sattel und ihre Trense. Beides sorgsam beschriftet.
      Nach dem Satteln schnappte ich mir meinen Helm und schwang mich in den Sattel. Nun würden wir die Gegend um die Maplewood Stables unsicher machen!
      Zusammen mit Candys Hilfe erkundete ich die Reitwege durch die atemberaubende Landschaft von Kanada und konnte schon nach einer halben Stunde nicht mehr an mich halten, weswegen ich einfach an einem passenden Weg angaloppierte. Candy ließ ihrer Übermut freien Lauf und auch ich hielt sie nicht davon ab, die nächsten zehn Minuten durch zu galoppieren. Wie von alleine schlug die junge Stute den Weg in Richtung Heimat ein, sodass wir nach einer reichlichen Stunde die Maplewood Stables wiedersahen.
      Erschöpft von der Power der Stute und gleichzeitig glücklich wegen des gelungenen Ausritts, sattelte ich die Stute ab, putzte sie über und brachte sie zurück in ihren Stall. Gierig stürzte sie sich auf das Futter, was ich nun in alle Boxen legte, bevor ich die restlichen Pferde von der Koppel holen würde.
      Zu erst wieder Jim Beam und Miles, dann Slaughter und Hendersin, dann die Stuten Ruby, Havanna und zum Schluss Fire und April. Auch sie freuten sich, selbstverständlich, über die Mahlzeit und hatten alle keine Augen mehr für mich.
      Nach dem gelungenen ersten Tag bei den Maplewood Stables, fiel ich müde und zufrieden in das kleine Bett des Gästezimmers und war nach einigen Minuten auch schon eingeschlafen.

      Am nächsten Morgen machte ich mich zu erst auf den Weg in Richtung Ponystall. Schon gestern waren mir dort einige Ponys besonders aufgefallen und ich wollte heute nochmal alle etwas besser kennenlernen.
      Zu erst ging ich den Stall entlang, schaute mir alle Ponys an und entschied dann, wen ich mit wem auf die Koppel bringen würde.
      Zu erst brachte ich den kleinen Shetty Hengst Amigo auf seine Koppel. Dann folgten die Ponystuten Belle und Cremella, die kleine Snowwhite, Sternfee und Bateau und zum Schluss noch die Lewitzerstute Autumn Blossom. Alle ließen sich wohlerzogen und ohne Probleme auf die Koppel führen. Dort nahm ich allen die Halfter ab und entließ sie auf die weitläufigen Weiden des Gestüts.
      Zurück im Stall schnappte ich mir wie immer eine Mistgabel und machte mich an die Arbeit. Nachdem alle Ställe sauber waren, bereitete ich schonmal das Futter für heute Abend vor, damit ich dann nicht mehr so viel zu tun hatte.

      Am Nachmittag widmete ich mich noch den sechs Isländern, welche auf einer anderen Koppel standen. Ich stromerte etwas durch die Stallanlage, mistete alle Ställe aus und las mir die Boxenschilder durch. Als es dann am späten Nachmittag Zeit war alle Pferde wieder in den Stall zu bringen, fing ich diesmal bei den Isländern an, damit ich noch etwas Zeit hatte, sie zu putzen.
      Zu erst holte ich Zander und Hrydja, die beiden Stuten, von der Koppel, putzte sie und entließ sie dann in ihre Ställe.
      Nach den Stuten holte ich die Hengste: Vignir, Bleikskjóni, Alvari und Bjatur, welche ich auch überputzte.
      Nach den Isländern holte ich noch die Trainingspferde und die Ponys von den Koppeln, damit auch sie ihr Abendbrot genießen konnten.
      Es war zwar schon dunkel, aber da die Reithalle beleuchtet werden konnte, entschied ich mich dafür, nochmal etwas zu reiten.
      Unentschlossen spazierte ich die Stallgasse entlang, blieb bei jeder Box kurz stehen und überlegte dann, wen ich nehmen sollte.
      Irgendwann entschied ich mich dafür, Flame noch etwas zu bewegen. Ich holte die junge Stute aus ihrer Box, band sie in der Stallgasse an und putzte sie gründlich.
      Ich hatte schon gestern gemerkt, dass sie eine starke Hand brauchte, welche die Grenzen klar definiert und trotzdem mit viel Zuneigung an die Sache ging. Das Putzen und Kraulen ließ sie sich gefallen, blieb ganz entspannt stehen, aber als es ans Satteln ging, wurde sie zickiger.
      Beim Schließen des Sattelgurtes schwang sie ihren Kopf in meine Richtung und drohte zu beißen. Ich hob warnend die Hand und versuchte mein Glück nochmal, während ich sie nebenbei kraulte. Sie legte die Ohren an, traute sich aber nicht nochmal zu schnappen. Da sie den Bauch sehr anspannte, gurtete ich erstmal nur im ersten Loch zu. Ich würde nachher nochmal nachgurten.
      In der Halle führte ich Flame erstmal zwei ganze Runden, ging dann noch ein paar Bahnfiguren und versuchte dann noch einmal, den Gurt enger zu stellen. Ich schaffte es auch und konnte so wenig später aufsteigen.
      Die erste viertel Stunde lief ich nur Schritt, ging Bahnfiguren und wendete die Stute in alle möglichen Richtungen.
      Da sie immer versucht war abzukürzen, lief ich die meiste Zeit möglichst genau Schlangenlinien mit drei und vier Bögen und nach einiger Zeit war ihr es zu doof, schon immer vorher die Ecke nehmen zu wollen.
      Nachdem ich sie ordentlich warm geritten hatte, trabte ich an und nutzte auch die am Boden liegenden Trabstangen. Da merkte ich, dass Flames Schritte immer noch sehr unkontrolliert und ungleichmäßig waren, so dass ich viel im langsamen Trab, dafür möglichst genau ritt.
      Zum Schluss ließ ich Flame nochmal freien Lauf und wir galoppierten ein paar Bahnen. Als ich am Ende abritt, war sie Schweiß gebadet und ließ erschöpft den Kopf nach unten gleiten.
      Die Arbeit mit der Stute hatte mir viel Spaß gemacht und so war ich zufrieden, als ich abstieg und sie wieder in den Stall führte.
      Dort sattelte ich sie ab, steckte ihr noch zwei extra Möhren zu und putzte sie nochmal.
      Da mein Flugzeug am nächsten Morgen recht früh startete, verließ ich den Stall dann auch, aß noch etwas zum Abendbrot und fiel dann unglaublich müde in mein Gästebett.
    • AlfurElfe
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        Willkommen Hryða!
        28. Dezember 15

        „Du und deine komischen Ideen. Erst willst du unbedingt Fellponys und Mustangs haben und jetzt auf einmal steigst du doch auf Isländer um? Was ist es nächsten Monat? Vielleicht doch Shetlandponys?“ Charly schaute mich skeptisch an, stieg jedoch trotzdem zu mir und Nico in den Wagen.
        „Jetzt komm, für Isländer hatte ich schon immer ein Herz und nur weil ich mir eine Stute anschaffe, heißt es ja noch lange nicht, dass ich keine Fellponys mehr haben möchte. Außerdem habe ich ja jetzt einen Anfängerkurs im tölten hinter mir und bevor ich das alles wieder vergesse, muss ich öfters auf einem Gangpferd reiten. Und“ fügte ich noch hinzu „Sie ist der perfekte Start in die Zucht. Vielleicht wird sie ja mal mega erfolgreich.“
        Charly lachte. „Du, das war jetzt nicht wirklich überzeugend. Die Wahrscheinlichkeit das sie voll abrockt ist sehr gering.“
        „Jetzt nimm uns doch nicht immer wieder gleich die Hoffnung! Du kennst sie ja noch gar nicht.“
        Nico hatte seinen Wagen gestartet und nun holperten wir zu dritt über die sandige Einfahrt, hinten dran der Pferdeanhänger.
        „Wann kommt sie denn an?“
        Nico saß am Lenker seines Rovers und blickte über den Rückspiegel fragend zu mir nach hinten.
        „Laut Flugplan in einer halben Stunde, wir sollten uns also beeilen, wenn wir pünktlich am Flughafen sein wollen.“

        Tatsächlich schafften wir es noch knapp vor der Ankunft am Flughafen zu sein, wo uns wenig später eine, mit Nahrkosemitteln zugestopfte, Stute in die Hand gedrückt wurde.
        „Da hat es jemand aber zu lieb gemeint.“, sagte Charly. „Die kann ja kaum noch alleine gehen. Aber hübsch ist sie.“
        Ich verbarg mein leichtes Lächeln vor meiner Freundin, denn ich konnte ihren Augen ansehen, dass sie sich sofort verschaut hatte.
        Wir brauchten keine fünf Minuten, bis wir die Stute in den Hänger verfrachtet hatten. Brav folgte sie mir hinein, ich befestigte alles, kletterte wieder heraus und verschloss mit den anderen die Heckklappe.
        „Na dann“, sagte Charly „Auf geht’s nach Saint Gorge, Hryða!“
        Nico und Charly stiegen wieder vorne ein, ich begnügte mich mit einem Sitz auf der Rückbank.
        „Ich habe sogar schon einen Trainingsplan für sie entworfen.“, gab ich stolz Preis, als wir das Gelände des Flughafens wieder verließen und in Richtung Gestüt fuhren. „Wenn alles klapp geht, können wir sogar bald einen Versuch starten und an einer Krönung teilnehmen. Die Vorbesitzer haben echt viel mit ihr gearbeitet und sie schon gut darauf vorbereitet.“
        „Sag ich doch, dein Blick in die Zukunft war schon immer verschleiert vor der Wahrheit. Lass es doch erstmal auf dich zukommen. Wer weiß, vielleicht wird es doch ganz anders, als du dir jetzt vorstellst.“ nahm Charly die Hoffnung.
        Ich zuckte jedoch nur mit den Schultern und ging nicht weiter darauf ein. Sie war perfekt und daran konnten Charlys pessimistischen Sprüche auch nichts mehr ändern.

        Auch als wir auf Saint Gorge angekommen waren, stand Hryða noch völlig verpennt im Hänger und ohne Probleme folgte sie mir stolpernd aus dem Hänger und dann in Richtung Hauptstall, wo wir für sie bereits eine Box vorbereitet hatten.
        Alle anderen Pferde standen bereits draußen auf den Koppeln, der Stall war also, bis auf die Katzenjungen, welche es sich mal wieder im Heu bequem gemacht hatten, leer.
        Hryðas müden und schweren Schritte schallten laut wieder und fast schien es, als wurde sie davon etwas wacher.
        „Hier meine Kleine, dass ist deine Box. Da links neben dir steht Jeanie, rechts neben dir Changa. Die lernst du heute Abend kennen.“ sagte ich leise zu ihr und führte sie in ihre Box.
        Sie blieb an Ort und Stelle stehen, wo ich sie zurück gelassen hatte und bewegte sich nicht mehr.
        „Puh“, sagte Nico hinter mir „Wer die so abgefüllt hat, das möchte ich gerne wissen.“
        „Ach die wird schon wieder!“, machte ich mir selber Mut und schloss dann sachte die Boxentür. „Ich bin gespannt, wie sie sich macht.“

        Spät am Abend, als die anderen Pferde wieder in ihren Boxen standen und Charly das Tor eigentlich schon zugeschlossen hatte, begab ich mich nochmal in den Stall.
        Mittlerweile stand meine Isländerstute recht munter an der Wand zum Auslauf und es gab kaum noch Anzeichen, dass sie heute morgen fast im stehen umgefallen und eingeschlafen wäre. Nur ihre Augen, die schienen noch nicht ganz offen zu sein, jedoch zuckten ihre Ohren schon wachsam umher.
        „Hryða!“ lockte ich sie, was sie aber gekonnt ignorierte. „Ach jetzt komm schon, du hast heute eine extra große Portion bekommen, dafür könntest du dich ruhig mal bedanken.“
        Die Stute schien noch nicht ganz zu wissen, ob ich Freund oder Feind war und so ließ ich es für heute auch dabei.
        Ich war gespannt, was ich in nächster Zeit noch mit ihr erleben würde.
        Geräuschlos schloss ich das große Tor und lief dann über den Schotterplatz zum Gutshaus. Bevor ich die Tür schloss, blickte ich noch einmal zum Hauptstall und wünschte allen in Gedanken eine gute Nacht, bevor ich die Tür schloss und die Treppen hinauf in mein Bett huschte.
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        Distanztraining Changa + Hryða L → M | 6823 Zeichen | © Canyon
        30. Dezember 15

        „Hryða!“, trällerte ich über die ganze Weide. „Los komm! Lass uns etwas arbeiten!“
        Träge hob meine erste Isländerstute den Kopf und schaute mich einen Augenblick an. Fast schien es, als hätte sie meine Worte wirklich verstanden, denn schnell suchte sie Schutz hinter ihrer etwas größeren Freundin Changa. Ich musste laut lachen, denn das gräuliche Fell ihrer Freundin verdeckte sie fast ganz, so dass ich sie übersehen hätte, wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie da war.
        Mit dem Halfter über der Schulter, kroch ich unter dem Zaun durch und machte mich auf den Weg zu meiner Stute, welche sich nur unwillig das Halfter über den Kopf ziehen ließ.
        „Jetzt komm schon! So schlimm wird das Training nun auch wieder nicht! Nur ein kleiner gemeinsamer Ausritt. Die vierzig Kilometer sind doch nichts.“, versuchte ich ihr vergeblich Mut zu machen. Die vierzig Kilometer hätte ich wohl lieber nicht erwähnen sollen, denn Hryða blieb angewurzelt stehen und wollte nicht mehr weiter.
        Ich seufzte. Hryða war echt eine tolle Stute, konnte manchmal aber echt extrem faul und zudem noch zickig sein. Wenn sie etwas nicht wollte, dann wollte sie es nicht.
        „Wie wäre es, wenn wir deine Freundin Changa mitnehmen?“, fragte ich sie deshalb. Vielleicht würde sie dann eher mitkommen.
        Hryða spitzte aufmerksam die Augen. Das Angebot schien ihr zu gefallen. Na gut, dann würde Changa eben als Handpferd mitkommen. Sie lief zur Zeit auch L und da konnte ich ihr Training gleich mit verbinden. Die Idee war eigentlich gar nicht so schlecht, wurde mir schnell bewusst.
        Ich lief also wieder zurück zu Changa, öffnete den Verschluss des Führstricks bei Hryða und legte diesen dann um den Hals von Changa.
        Hryða zog ich also am Halfter mit und Changa folgte mir widerstandslos am Führstrick.
        Ich band beide Pferde hinter dem Hauptstall an und lief dann in den Stall, um Putzzeug zu holen.
        Schnell waren beide auch geputzt und es ging ans Satteln.
        Auch Changa legte ich ihren Westernsattel auf, damit sie sich jedenfalls etwas an das Gefühl einer Last auf ihrem Rücken gewöhnte.
        Auch Hryða hatte nun eingesehen, dass sie nicht daran vorbei kam, stand trotzdem recht lustlos da und starrte auf den Boden.
        „He!“, versuchte ich sie aufzumuntern. „Hier, esse noch eine Möhre, aber dann hörst du auf so ein Gesicht zu ziehen! Wir reiten gemeinsam aus und das ist schön.“
        Als ich auf meine Isländerstute aufstieg und das Gestüt in Richtung Strand verließ, war der Himmel kaum bewölkt und die Sonne versuchte noch ihre letzte Kraft zu opfern, damit wir nicht froren.
        Hier in Südfrankreich waren es durchschnittlich immer noch 14° und das war trotz der Lage recht ungewöhnlich.
        Der sandige Boden unter Hryðas Hufen schien ihr noch recht ungewohnt und sie trat vorsichtig auf, als schien es ihr angst zu machen, dass sie immer wieder einsankt.
        „Daran musst du dich gewöhnen! Der Boden ist hier überall so.“
        Changa schien über die Bewegung recht froh, denn ich musste zugeben, dass ich sie in letzter Zeit stark vernachlässigt hatte und da war es nur gut, dass sich die beiden Stuten schon nach kurzer Zeit an einander gewöhnt hatten.
        Zum Glück war der Strand recht leer und so konnten wir gemütlich im Schritt am Ufer entlang laufen.
        Da es Hryða nun doch zu gefallen schien und sie ständig von alleine antraben wollte, entfernte ich mich etwas vom Ufer um sie dann antraben zu lassen. Changa lief seelenruhig neben mir her und passte sich an das Tempo von der Isländerstute an.
        Ich merkte sofort, dass die beiden Stuten schon Training im Distanzen genossen hatten, denn sie hatten einen gemächlichen Trab drauf, bei welchem man schnell vorwärts kam ohne zu viel Kraft zu verbrauchen. Genau das richtige also für einen Distanzritt.
        Den Trab hielten wir sogar recht lange durch, doch irgendwann, als ich merkte, dass Hryða unter mir zu übermütig wurde, bremste ich die beiden aus und lief dann noch ein kleines Stück Schritt.
        Auch ich im Schritt achtete ich darauf, dass wir vorwärts kamen und trieb Hryða so stark an, dass sie schnell lief, aber nicht wieder antrabte.
        Als der Strand gerade besonders leer war, nahm ich die Zügel etwas auf, kontrollierte nochmal die Verbindung des Stricks mit dem Knotenhalfter von Changa und gab Hryða dann das Anzeichen zum angaloppieren.
        Ich merkte, dass sie nach etwa sieben Minuten langsamer wurde und die Lust an der schnellen Gangart verlor, doch auf der Stufe M war es normal, auch mal zehn Minuten am Stück galoppieren zu können. Ich setzte mir eine Zeit von 8,5 Minuten, bis ich Hryða erst wieder in den Trab und dann in den Schritt übergingen ließ.
        Nach der Galoppstrecke gönnte ich den beiden eine kleine Pause und hielt kurz an, um sie verschnaufen zu lassen. Süßwasser hatten wir hier ja leider nicht, das musste warten bis wir wieder zu Hause waren.
        Dann ging es flott weiter. Immerhin wollten wir die erforderte Kilometeranzahl einer M Distanz heute schaffen.
        Irgendwann, als vor uns die nächste Stadt auftauchte, bog ich ab und lief mit den beiden Pferden durch das Hinterland des Strandes. Ein sandiges und salziges Gebiet, übersät von trockenen Pflanzen und kleinen Salzflüssen. Typisch Südfrankreich.
        Nach etwa der Hälfte der zweiten Etappe galoppierte ich noch einmal an und setzte mir diesmal das Ziel von 9 Minuten. Wenn sie das schaffen würde, dann konnte sie in M starten. An den zehn Minuten würden wir später noch arbeiten, das drängte jetzt nicht.
        Hryða schien zu merken, dass es langsam nach Hause ging und so hielt sie tapfer die Zeit durch. Fast musste ich sie dazu zwingen, wieder in den gemütlichen Trab zu wechseln.
        Bis wir das Gestüt Saint Gorge wieder erreichten, trabten wir lange Zeit und entspannten uns in kurzen Schrittpausen. Ich war stolz auf beide Stuten.
        Hryða war erst seit kurzem bei uns und Changa hatte in letzter Zeit nicht so viel Training genossen, was ich echt bedauerte, denn auch sie hatte viel Potenzial.
        Am langen Zügel ritt ich die Einfahrt entlang, stieg dann von der stark schwitzenden Isländerstute ab und brachte beide Stuten in ihre Boxen, wo ich sie eilig absattelte und überputzte, bevor ich sie wieder auf die Weide zu Excelsior und Jeanie brachte, welche schon sehnsüchtig auf ihre Weidenachbarn warteten.
        Träge schlurfte Hryða am Zaun entlang zum anderen Ende, wo sie sich über die Tränke beugte und ihren Durst stillte.
        Changa beschnupperte die kleine Jeanie. Exel beachtete sie nicht weiter. Die beiden hatten schon immer Differenzen gehabt.
        Ich musste den Kopf schütteln bei diesem Anblick. Ein Lächeln umspielte meine Lippen.
        Also ne, dachte ich, die beiden taten so, als würden sie sich gar nicht verstehen, dabei merkte ich, wie es zwischen ihnen funkte.
        Breit lächelnd wendete ich mich ab und lief, etwas O-beinig von dem Ritt, zurück zum Stall.
        Ich konnte stolz auf meine beiden Stuten sein. Sie hatten das Training erfolgreich gemeistert und waren nun auf M aufgestiegen.
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        Anonyme [planlos, was für einen Titel ich nehmen soll]
        2. Januar 16

        Zur Info: Dieser Pflegebericht umfasst über 38k Zeichen und ist damit mein Rekord. Für eventuelle Rechtschreibfehler haffte ich nicht!

        06:36
        Noch vollkommen verpennt und müde, betrat ich die gemeinsame Küche, in welcher schon Charly, Nico und Shadow saßen. Die Nacht hatte ich überhaupt nicht gut geschlafen und war bei jedem ungewohnten Geräusch aufgeschreckt.
        Ich murmelte ein leises „Morgen!“ in die stumme Runde und ließ mich dann auf meinen Stuhl fallen. Ja, mein Stuhl und niemand anderes durfte darauf ohne meiner Erlaubnis Platz nehmen.
        Charly trällerte ein „Guten Morgen!“ zurück und noch missgestimmter (Wie man nur so früh schon so munter sein konnte!) schaufelte ich mein Müsli in mich hinein.
        Während des Essens besprachen wir unseren Tagesplan. Da wir heute alle nicht arbeiten mussten, war dieser ganz schön voll.
        „Also“, fing Nico an „Ich finde, wir sollten endlich mal wieder einen gemeinsamen Ausritt machen. Wir hatten in letzter Zeit so viel zu tun, dass der Spaß an der ganzen Sache völlig im Hintergrund war, oder?“
        „Super Idee!“ stimme ihm Charly zu. „Allerdings würde ich das hinten dran hängen, denn es gibt noch ein paar wichtigere Dinge, oder was meinst du Mio?“ fragte mich Charly.
        Erschrocken hob ich den Blick von meiner Müslischale in die Runde.
        „Was? Ja, gute Idee. Ich würde heute nur gerne auch mit Ocarina ein bisschen in den Roundpen. Sie hat schon länger nicht mehr wirklich gearbeitet und es wird langsam Zeit, sie daran zu gewöhnen. Aber ansonsten hätte ich Zeit.“
        Shadow meldete sich wie in der Schule und als ich ihn auffordernd ansah, gab auch er seine Meinung kund. „Ich hätte da noch ein kleines Anliegen. Und zwar kommt mein Schwesterherz mich heute besuchen. Sie würde ja auch gerne reiten lernen. Könntest du ihr vielleicht eine Reitstunde geben Mio? Das wäre für sie echt der Oberhammer!“
        „Puh...“, Ich überlegte scharf. „Das hatte ich jetzt eigentlich nicht mit eingeplant, aber wenn sie dann im Stall mithilft, sollte das eigentlich funktionieren. Wann kommt sie denn?“
        „Da bin ich überfragt, aber wäre schön, wenn das klappt! Womit fangen wir heute denn an?“, fragte Shadow in die Runde und blickte dabei vorallem mich an.
        „Ich würde gerne einen ersten Versuch wagen und Ocarina und Mutantchen zusammen auf eine Koppel stellen. Dazu bräuchte ich euch alle drei, zur Sicherheit.“
        Alle drei stimmten mir zu und zusammen räumten wir den Tisch ab, zogen unsere Jacken an und gingen hinaus.

        07:04
        Nun doch schon etwas munterer, betrat ich den Hauptstall. Momentan waren die meisten Boxen noch leer und hier standen zur Zeit nur meine Stuten Vaconda, Winterzauber, Mon Amie, Jeanie, Changa, Charelle, Grenzfee, Hryða, wahrscheinlich bis heute noch Flotten von Mutanten und Ocarina und zu Letzt der einzige Wallach Excelsior.
        Meine Schritte führten mich an den ersten Boxen vorbei und ich warf nur kurz einen Blick hinein, um mich zu versichern, dass es allen meinen Schützlingen gut ging und hielt dann vor der Box von Flotten von Mutanten an. Die Mustangstute stand seit ihrer Ankunft alleine in ihrer Box und seit etwa einer Woche weidete sie, getrennt durch einen Doppelzaun zur Sicherheit, neben Ocarina of Time.
        Beide waren zwei wildere Stute, mit welchen ich noch viel Arbeit vor mir hatte. Trotzdem liebte ich sie über alles, denn jede war etwas besonderes.
        Flotte lief aufgeregt in ihrer Box hin und her, ging durch den Vorhang auf das kleine Paddock, was jede der 15 Boxen hatte, und kam dann wieder herein geweht.
        Ich stellte mich entspannt etwas seitlich vor die Boxentür und blickte der Stute nicht in die Augen. Sie blieb plötzlich ruhig stehen, schnaubte einmal merklich und kam dann mit gesenktem Kopf zur Boxentür. Als sie mich anstupste hob ich meine Hand und kraulte sie. Das klappte nun zum Glück schon fast perfekt und auch beim Führen hatte sie sich merklich verbessert.
        Da Flotte nun schon seit einer Woche ohne Probleme auf der Koppel neben Ocarina stand, wollten wir heute einen ersten Versuch wagen, die beiden Stuten zusammenzuführen.
        Ich schob vorsichtig den Riegel der Tür zur Seite, schlüpfte flink in das Innere der Box und lehnte dann die Boxentür nur an.
        Flotte schnaubte wieder, blieb jedoch stehen und so schaffte ich es ihr, innerhalb von zehn Minuten das leichte Halfter umzulegen. Flotte versuchte sich zwar meiner Hand zu entreißen, ich blieb jedoch standhaft und schaffte es, sie nach draußen zu führen.
        Vor dem Tor standen schon meine drei Freunde, welche zur Sicherheit draußen gewartet hatten, damit ich mich in Ruhe mit Flotte beschäftigen konnte.
        Ich übergab den Führstrick weiter an Shadow, welcher einen festen Griff hatte und lief wieder hinein zu der Box von Ocarina.
        Als ich mit der geschleckten Stute die Stallgasse entlang lief, rief ich Charly zu, dass sie schon mit Flotte vorgehen sollten und ich ihnen mit etwas Abstand folgen würde.
        In dieser Reihenfolge, Shadow mit Flotte, im Gepäck Nico und Shadow und dann ich hinten dran mit Ocarina, machten wir uns auf den Weg zur größten Koppel die wir hatten, also Athene.
        Da Ocarina mittlerweile die händelbarere der Beiden war, nahm ich mit ihr den großen Weg um die Koppel herum, um von der anderen Seite auf die Weide zu gelangen. Shadow folgte und öffnete mir dann das Gatter und schloss es hinter uns wieder.
        Ich sah, wie Nico von der anderen Seite der Koppel winkte und Charly Flotte vom Strick und vom Halfter befreite.
        Auch ich streifte Oca ihr Halfter ab und entließ sie auf die weitläufige Koppel. Ich hatte lange überlegt, ob ich beide mit Halfter oder ohne das erste Mal aufeinander treffen lassen wollte. Zum Schluss hatte ich mich dagegen entschieden, denn so war die Verletzungsgefahr etwas geringer.
        Flotte buckelte überdreht auf der anderen Seite der Weide und galoppierte dann wild den kleinen Hügel hinauf in unsere Richtung. Ocarina trabte den Hügel am Zaun entlang herab, hielt auf der Hälfte der Strecke an und hob den Kopf in Richtung Flotte. Auch Flotte schien die andere Stute entdeckt zu haben und wieherte einmal laut. Dann galoppierte sie mit voller Kraft auf die kleinere Ocarina zu, welche sich aber gar nicht beeindrucken ließ, sondern kurz auf die Hinterbeine stieg, als Flotte näher kam. Schlitternd kam die Mustangstute kurz vor Ocarina zum stehen und streckte dann ihren Kopf vorsichtig in ihre Richtung.
        Von weiten konnte ich erkennen, wie Ocarina es ihr kurz nachmachte, dann aber ruckartig den Kopf zurück zog, nach vorne austrat und wieherte.
        Flotte drehte auf der Hinterhand und galoppierte dann buckelnd davon. Ocarina galoppierte ihr nach und zusammen rasten sie über die Weide.
        „Sieht das gut aus, oder eher schlecht?“, fragte mich Shadow, welcher mit verschränkten Armen und skeptischem Blick neben mir stand.
        „Ich weiß noch nicht, das wird die Zeit zeigen.“

        8:16
        Nico erklärte sich bereit, bei den Pferden zu bleiben und darauf zu achten, dass sie nicht anfingen sich zu beißen. Shadow wollte ihn später ablösen, doch da wir noch viel zu tun hatten, machten wir anderen uns wieder an die Arbeit.
        Immerhin standen noch einige mehr Pferde in ihren Boxen, welche dringend nach draußen wollten.
        Charly ging wie immer zum Hengststall, um die drei Hengste auf ihre gemeinsame Koppel zu bringen. Wir hatten Glück gehabt, dass Happy und Coco so lieb waren und Vad, alias Marid, in ihrer Reihe aufgenommen hatten. Mit Vad hatte ich mich leider noch nicht anfreunden können. Meiner Meinung nach, lag das allerdings nicht an mir, sondern an ihm. Schon vom ersten Augenblick hatte er mich nicht an ihn heran gelassen, obwohl er bei allen anderen nicht so ein Theater veranstaltete. Mittlerweile kam ich damit zurecht, dass er irgendetwas gegen mich hatte, doch es war schon ein Schlag gewesen.
        Shadow und ich gingen in den Hauptstall, wo die restlichen Pferde standen. Also alle Stuten, sowie mein Wallach Excelsior, welchen ich über alles vergötterte.
        Shadow und ich teilten gerade auf, wer welche Pferde nach draußen bringen würde, als sein Handy in der Hosentasche einen Gong von sich gab.
        Ja, es war wirklich ein Gong, so ein chinesischer oder so. Er war davon total Fan, mir ging es auf die Nerven.
        Er zog es aus seiner Stallhose und blickte auf das leuchtende Display.
        „Meine Schwester schreibt, dass sie gegen halb zehn an der Bushaltestelle ist. Ich würde sie dann abholen, ja?“
        „Klar, mach ruhig. Ich freue mich, endlich deine Schwester kennenzulernen. Wird ja wohl Zeit.“
        „Jap, da hast du Recht.“, stimmte er mir zu. „Erwarte aber nicht zu viel! Sie kann manchmal – ja, du wirst es ja nachher sehen.“
        Ich schmunzelte. „Du machst es aber spannend. Dann lass uns mal die Pferde rausbringen, damit du es pünktlich schaffst.“

        Das taten wir dann auch. Ich schnappte mir zu erst meine beiden Lieblinge Valentines Jeanie und Excelsior, Shadow nahm Changa und die neue Stute Hryða, welche alle auf Hephaistos kamen, wo sie genügend Platz hatten.
        Dort entließen wir sie in die Freiheit, bevor wir wieder zurück in den Stall gingen um noch vier Stuten nach draußen zu bringen.
        Shadow legte Mon Amie und Charelle ihre Halfter an und ich nahm mir Vaconda und Winterzauber vor. Die vier würden auf Aphrodite kommen. Die junge Grenzfee, welche erst seit Weihnachten bei uns wohnte, blieb erstmal noch im Stall, bis der Hufschmied und der Tierarzt gekommen waren, denn sie wurde in ihrer Vergangenheit stark vernachlässigt.
        Wie abgesprochen sah ich von weiten, wie Charly erst Vad und dann Coco und Happy auf Poseidon brachte.
        Damit waren alle Pferde auf den Koppeln.

        09:03
        Da Shadow als nächstes damit dran war auf der Koppel von Flotte und Oca Wache zu schieben und ich nichts zu tun hatte, entschied ich mich dafür, ihm noch etwas Gesellschaft zu leisten, bis er seine Schwester abholen musste.
        Wie fast immer schweigend, gingen wir über den sandigen Hof in Richtung Athene. Wir sprachen meist nicht viel miteinander, wer weiß warum, trotzdem verstanden wir uns immer ausgezeichnet.
        Am Anfang hatte ich gedacht, dass aus uns beiden vielleicht mal mehr werden konnte, doch mittlerweile war es mir schon fast lieber, dass wir einfach nur beste Freunde waren.
        Ich sah Nico schon von weiten. Er saß auf einem Stein, außerhalb der Koppel und blätterte in einem großen Schmöker.
        Als wir näher kamen und er unsere Schritte hörte, stand er erleichtert auf.
        „Oh man, da seid ihr ja endlich. Das ist so eine Zeitverschwendung hier. Schaut euch die beiden doch an! Die ganze letzte Stunde haben sie nebeneinander gegrast und sind nur ab und zu mal zusammen über die Koppel gerannt. Die tun ja so, als kennen sie sich schon länger als die Welt existiert!“
        Mein Blick wanderte in Richtung Koppel und der beiden Pferde, welche unter einer kleinen Ansammlung von Kiefern auf dem sandigen Boden standen und genüsslich den Rest Gras fraßen.
        Ich musste lachen. „Mein Gott, was haben wir für ein Glück. Die scheinen sich ja wirklich gut zu verstehen!“
        „Du sagst es“, sagte Nico grimmig. „Und damit vertreibe ich mir meine Zeit. Sinnlos.“ Er schüttelte verärgert den Kopf und Shadow klopfte ihm freundschaftlich auf die Schultern.
        „Komm schon Kumpel, jedenfalls hattest du viel Zeit für dich. Was ließt du da eigentlich für ein Buch? Das habe ich ja noch nicht bei dir gesehen.“
        Nico versuchte schnell das dicke Buch unter seiner Jacke zu verstecken, was er aber nicht ganz schaffte.
        „Ach nicht so wichtig!“ Mit diesen Worten stand er auf und lief schnell in Richtung Gutshaus, wo er dann durch die Eingangstür verschwand.
        Shadow und ich schauten uns an und mussten losprusten. Das waren solche Momente, wo wir uns einfach ohne Worte verstanden.
        Ich blickte auf die Uhr an meinem Handgelenk.
        „Oh, du solltest dich beeilen, es ist schon zehn vor halb und du brauchst mit deiner Schwalbe schon zehn Minuten bis zur Bushaltestelle.
        Ich würde hier warten und das Ganze nochmal mit eigenen Augen beobachten. Sobald du wieder da bist, komme ich aber runter.“
        Er nickte und wir verabschiedeten uns von einander, in dem wir uns drückten.
        Ich ließ mich auf dem Stein nieder, auf welchem bis gerade eben noch Nico verweilt hatte und beobachtete zwei meiner liebsten Stuten: Ocarina of Time und Flotten von Mutanten. Das Einreiten von Flotte lag noch in weiter Ferne, doch Oca hatte sich in letzter Zeit so gut gemacht, dass wir in einem Jahr vielleicht anfangen konnten.
        Sobald man sie sicher führen und putzen konnte, hatte ich vor, mit longieren anzufangen. Das würde aber auch frühestens im Frühling passieren. Ich wollte ihr die Zeit geben, die sie brauchte.
        Die nächsten zwanzig Minuten genoss ich einfach nur den Anblick der genüsslich fressenden Stuten, welche sich schon stark in mein Herz eingebrannt hatten.

        09:44
        Als ich von weitem das laute Rattern von Shadows Schwalbe hörte, riss ich mich von meinen beiden Stuten los und ging den kleinen Hügel hinab zum Parkplatz.
        Shadow stoppte nur wenige Momente später neben mir und schaltete seinen Motor aus. Hinter ihm saß ein junges Mädchen, dessen Gesicht ich wegen des Helmes allerdings noch nicht erkennen konnte. Shadows Schwester.
        Diese sprang behänd von der alten Schwalbe, zog sich den Helm schwungvoll vom Kopf und schüttelte sich ihre langen Haare aus dem Gesicht.
        Oh mein Gott! Sie hatte die gleiche Mähne wie ihr Bruder, nur war sie um einiges länger.
        Rabenschwarz waren sie, unten gerade abgeschnitten und oben ein gerades Pony. Eigentlich gefiel mir dieses nicht so sehr, aber ihr stand es.
        Vorallem hatte sie eine Figur wie ich sie mir immer gewünscht hatte und ich war vom ersten Augenblick Eifersüchtig. Mittelgroß, schlank, dünn und zart mit hellen grünen Augen. Sie war einfach nur wunderschön!
        „Darf ich vorstellen? Das ist meine Schwester Candida. Candida, das ist Mio. Von ihr habe ich dir erzählt.“, stellte Shadow uns vor.
        Ich wurde von klaren Augen angeschaut, welche recht zweifelnd an mir hinunter und wieder hinauf fuhren und ich fühlte mich gleich noch schlechter, obwohl das Mädel mir gegenüber mindestens zwei Jahre jünger war als ich.
        Ich überwand meine Gefühle und streckte ihr die Hand entgegen.
        „Hey Candida. Schön dich endlich kennenzulernen!“, fing ich an.
        „Candy.“, sagte sie nur. Ihre Stimme war übrigens genauso zart und rauchig wie sie selbst. Noch ein Grund, sie nicht zu mögen. Es klang einfach zu schön.
        Verwirrt blickte ich sie an. Sie sagte jedoch nichts weiter und mein Blick wanderte fragend zu Shadow.
        „Sie möchte nicht Candida genannt werden. Einmal kann man den Fehler machen, aber sobald man sie wieder Candida nennt, ist es komplett vorbei.“
        Ich wusste nicht ganz ob er das wirkliche ernst meinte, aber sein Gesicht verzog sich kein Bisschen.
        „Ok, dann Candy. Auch wenn das etwas-“, ich überlegte was ich sagen sollte. „Nicht französisch klingt.“
        „Mio klingt auch nicht gerade weiblich und trotzdem heißt du so.“, gab sie mir es genauso zurück.
        Ich zuckte die Schulter und wusste nicht ganz was ich sagen sollte. Shadow schaute mich nur mitleidig an und ich denke, ich hatte verstanden, was er mir vorhin sagen wollte.
        „Ok Candy, dann komm mit. Du willst doch reiten lernen, oder?“
        „Ich will nicht nur reiten lernen, sondern das ganze Verhalten von Pferden verstehen. Nur falls du fragen willst: Deswegen habe ich noch nie Reitunterricht genommen, weil es überall nur darum geht, nicht so schnell vom Pferd zu fallen. Keiner schafft es einem zu lehren wie Pferde ticken, was Pferde brauchen und was wir Menschen tun müssen, damit es ihnen gut geht. Denkst du, du kannst mir das zeigen? Wenn nicht, dann kann ich nämlich wieder gehen.“
        Wow, ich würde sagen, ich war geflasht und gleichzeitig auch beeindruckt. Das Mädel wusste, was sie wollte und für meine erste Reitschülerin hatte ich mir da einen ganz schönen Brocken ran geholt.
        „Ok Candy“, wiederholte ich. „Dann komm mit. Ich zeige dir, womit wir anfangen.“
        „Ich mache uns einen Kaffee.“, sagte Shadow noch, bevor er im Gutshaus verschwand. Ich winkte Candy zu und schlug dann den Weg zum Hauptstall ein.
        Sie wollte wissen, was es bedeutet mit Pferden zu arbeiten? Dann konnten wir ja gleich anfangen.
        Ich stemmte meine Arme in die Hüften und zeigte in den Stall, wo nun 15 leere Boxen standen.
        „So, hier fangen wir an. Du hast Glück, dass zur Zeit nur sieben Boxen belegt sind und du nicht alle ausmisten musst. Dann ab an die Arbeit. Hier kommt der erste Schritt, beim reiten lernen. Denn da gehört, wie du schon selbst sagtest, viel mehr dazu.“
        Mehr als erstaunt sah ich dabei zu, wie sich Candy eine Mistgabel schnappte und die Schubkarre nahm die an der Stallwand stand und ohne zu Murren die Boxentür von Excelsior öffnete und anfing, die Äpfel meines Wallachs aus dem Stroh zu suchen und dann im weiten Bogen in die Karre zu befördern.
        Etwas baff stand ich noch einen Moment da, bevor auch ich mir die zweite Gabel schnappte und in der nächsten Box, der von Jeanie, anfing auszumisten.
        Ich war mehr als erstaunt, dass wir innerhalb einer Stunde alle Boxen sauber hatten und die Heusäcke gefüllt waren. Candy hatte die ganze Zeit durchgearbeitet und nur ab und zu mal etwas nachgefragt.
        „Was machen wir jetzt?“, fragte sie mich, als gerade Shadow hereinkam. Drei kalte Tassen Kaffee in der Hand.
        „Na nu? Bist du in der Zeit verschollen?“, fragte ich ihn erstaunt.
        Er winkte ab und hätte dabei fast den ganzen Kaffee verschüttet.
        „Ne, Nico hat mich abgehalten.“
        „Jaja!“, ich lachte und nahm ihm eine Tasse ab.
        „Ihr scheint euch ja gut zu verstehen.“, sprach Candy das Offensichtliche aus.
        „Jaaa.“, sagte ich. „Wir sind auch ziemlich gute Freunde, sonst würden wir nicht zusammen in einem Haus wohnen und uns einen Hof teilen. Oder?“
        Candy schüttelte den Kopf, sagte aber nichts weiter.
        Erst nach etwa einer Minute, als wir alle unseren kalten Kaffee geschlürft hatten, sprach sie weiter.
        „Also, was tun wir jetzt? Du willst mir doch nicht erzählen, dass das das Einzige gewesen war, was ich heute getan habe? Dann hätte ich mir das Busgeld sparen können.“
        Schon wieder dieser abfällige Tonfall. Den würde ich nicht lange durchhalten, ohne durchzudrehen. Da gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie vom Hof schicken, was ich Shadow nie antun würde, oder ihr zu zeigen, dass sie mit ihren Annahmen so falsch lag, dass sie das nächstes Mal einfach sein ließ.
        „Nein, noch längst nicht.“, sagte ich und stellte meinen Kaffee vor einer Box ab. Er war sowieso kalt, also konnte ich ihn auch nachher trinken, das ergab keinen Unterschied.
        „Komm mit, ich zeige dir, was wir als nächstes machen!“
        Ich schnappte mir den Halsring von Excelsior, welcher vor seiner Box hing und schlug den Weg zu Hephaistos ein.
        Candy folgte mir und ich konnte spüren, dass sie sich fragte, was jetzt kommen würde.
        Bei der Koppel angekommen, drückte ich ihr den Halsring in die Hand und zeigte auf den weit entfernten Excelsior, welcher genüsslich neben seiner Jeanie stand und graste.
        „Siehst du den grauen Wallach dort?“ fragte ich Candy und zeigte auf ihn.
        Candy nickte nur mit dem Kopf. „Deine Aufgabe ist es, ihm den Halsring über den Hals zu streifen und ihn dann, ohne in auch nur zu berühren, hier hinunter zu mir zu führen. Exel folgt nicht jedem, aber wenn du ihm das Vertrauen geben kannst, dann wird er dir folgen.
        Wenn du hier unten bist und ich das Tor für dich aufmache, führst du ihn, immer noch ohne anzufassen, zur Reithalle. Dann schauen wir weiter.“
        Ohne etwas zu sagen, schlüpfte das Mädchen unter de Zaun hindurch und lief mit gleichmäßigen Schritten zum anderen Ende der Koppel.
        Mit zusammen gekniffenen Augen, ich hatte schon immer nicht so gut sehen können und war schon immer zu faul gewesen, mir eine Brille anzuschaffen, beobachtete ich sie dabei.
        Candy begrüßte zu erst alle Pferde und beschäftigte sich dann mit Excelsior, welcher nicht gerade Lust dazu zu haben schien, schon wieder von der Koppel gehen zu müssen. Das Mädchen streifte ihm trotzdem den Halsring über und ich weiß nicht wie sie es machte, aber als sie sich umdrehte und den Weg zurück ging, folgte der eigensinnige Wallach ihr. Mit gesenktem Kopf, den Halsring über dem Hals, lief er hinter ihr her und ließ sich auch nicht davon stören, dass ich das Gatter aufmachte, um die beiden nach draußen zu lassen.
        Candy lief weiter, Exel auch. Plötzlich drehte er jedoch ab und wollte in Richtung Stall laufen. Candy blieb so ruckartig stehen, dass sich selbst Excelsior erschreckte und verwirrt zu ihr hin blickte.
        Candy stampfte nochmal bestimmerisch mit den Füßen auf und zeigte dann mit dem Finger auf den Boden vor ihr.
        „Hier her, aber zackig!“, ging sie den Wallach an, bevor sie sich wieder umdrehte und weiter ging, als wäre nichts passiert.
        Exel schien noch einen Moment verwirrt, bevor er ihr wieder folgte.
        Erstaunt folgte ich ihr. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, sie hatte in diesem Moment genau das Richtige getan.
        Ohne weitere Probleme führte Candy Excelsior zur Reithalle, an der sie das Tor öffnete und die großzügige Halle betrat. Ich beeilte mich hinterher zu kommen.
        „Das war“, ich nickte leicht mit dem Kopf und wusste in dem Moment nicht, was ich sagen sollte „eine gute Leistung.“
        Candy zog die Augenbrauen hoch und schaute mich erwartend an. Dieses schlaue und selbstbewusste Mädel wusste ganz genau, dass die Aufgabe mehr als gut von ihr gelöst wurden war.
        „Ich möchte nun, dass du nun hier in der Halle versuchst, weiter mit ihm zu üben. Versuch das gleiche mit ihm zu machen, wie auf den Sattel. Bring ihn dazu, dass zu tun, was du willst und beachte bitte, dass auch er Freude daran haben sollte, sonst ist das alles Kontraproduktiv.
        Ich musste zugeben, Candy machte alles fantastisch. Selbst das Longieren ohne Longe, im Trab, wie auch im Galopp, meisterte sie hervorragend und nachdem ich das Training mit beiden beendet hatte, schwitzte Excelsior stark und auch Candy stand die Anstrengung ins Gesicht geschrieben.
        Ha, dachte ich innerlich und konnte mich gleich darauf für diesen fiesen Gedanken feigen, sie ist auch nur ein Mensch und nicht unsterblich.
        „Ok. Das war gut. Möchtest du ihn zur Koppel reiten?“, fragte ich Candy.
        Diesmal machte sie wirklich große und erstaunte Augen. Ein kleines bisschen Kind steckte also doch noch in ihr.
        „Wirklich? Ja sehr gerne!“
        „Ok, aber dann musst du ohne meine Hilfe auf seinen Rücken kommen. Exel ist zwar ein Deutsches Reitpony, hat die Normalgröße für ein Pony aber längst überschritten.“
        Candy nickte, streichelte den Wallach noch einmal hinter den Ohren, nahm zwei – drei Schritte Anlauf und – schaffte es nicht auf seinen Rücken.
        „Versuche es gleich nochmal, das ist kein Problem.“ ermunterte ich sie.
        Beim zweiten Mal kletterte sie ohne Probleme auf den schmalen Rücken des dunklen Pferdes und schien stolz auf sich zu sein.
        „Na geht doch!“, reite ihn zur Koppel, nehme ihm den Halsring ab und verschließe wieder alles ordentlich. Ich gehe schonmal zum Gutshaus und setz uns einen Kaffee auf.“

        13:28
        Als ich die Tür zur Küche öffnete, kam mir allerdings der gewohnte Duft des Kaffees entgegen und ich befürchtete schon, was sich kurz darauf bewahrheitete, nämlich, dass ich nicht die erste war.
        Charly, Nico und Shadow saßen gemütlich an dem kleinen Tisch, tranken aus einer dampfenden Tasse und unterhielten sich.
        „Habt ihr nichts zu tun?“, fragte ich erstaunt in die Runde, denn der Tag war bis jetzt zugeplant gewesen.
        „Wir sind eben schneller gewesen als du und da unsere Chefin, welche uns schon die ganzen letzten Tage von einer Aufgabe zu anderen gescheucht hat, gerade nicht da war, haben wir die Situation genutzt und eine kleine Ruhepause eingelegt.“ Nico schaute mich mit einem breiten Grinsen an.
        „Du Arsch“, murmelte ich und ließ mich dann auf meinem Stammplatz nieder.
        „Wo ist denn Candy?“ Shadow schaute sich fragend um.
        „Die kommt gleich. Sie bringt nur noch Exel weg.“
        Keine Sekunde später wurde die Tür geöffnet und Candy, selbstsicher wie immer, stolzierte herein und ließ sich auf den letzten freien Platz fallen.
        „Hey!“ begrüßte sie Charly. „Du musst demnach wohl Candy sein, oder? Ich habe schon viel von dir gehört, schön dich kennenzulernen.“
        „Danke, ich kenne euch auch schon gut vom Hören. Du musst demnach dann wohl Nico sein, der Typ der total in Charly verschossen ist?“
        Erschrocken schaute Nico, welcher sich sonst eigentlich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, zu Shadow, dem die Röte ins Gesicht gestiegen war. Charly hatte die Augenbrauen hoch gezogen und schaute gedankenversunken zu Candy, welche die Situation genoss.
        Ich hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, aber alle drei meiner Freunde taten mir Leid.
        Shadow, weil Nico nun wusste, dass er über so etwas mit seiner Schwester gesprochen hatte, Charly, weil sie genauso in Nico verknallt war, wie er in sie und Nico, weil es für ihn einfach nur peinlich war.
        „Was haltet ihr davon, wenn wir einen Ausritt machen? Wie es scheint, haben wir gerade Zeit und das haben wir schon lange nicht mehr getan.“

        14:01
        Etwas später trafen wir uns vor dem Hauptstall. Jeder hatte das Pferd seiner Wahl von der Koppel geholt und es auf einen Ausritt vorbereitet. Auch Candy durfte mitkommen, ich war mir sicher, dass sie es schaffen würde.
        Nico und Charly würde unsere beiden Hengste Marid und Acapulco Gold reiten. Marid, welcher von uns nur noch Vad genannt wurde, hatte schon immer eine große Abneigung gegen mich verspürt und so war es auch diesmal, als er mich neben Winterzauber entdeckte, welche ich mir ausgesucht hatte. Er legte die Ohren an und sein Blick sagte deutlich, dass ich ihm ja nicht zu Nahe kommen sollte.
        Candy hatte ich Vaconda gegeben. Die gutmütige Stute würde niemals jemanden aus dem Sattel werfen, selbst jemanden unerfahrenen wie Candy nicht, welche aufgeregt die dunkle Mähne der Stute sortierte.
        Shadow hatte sich seine geliebte Charelle von der Koppel geholt und damit würde Mon Amie alleine zurück bleiben, aber ich hoffte, dass sie das nicht stören würde.
        „Ok, dann lasst uns aufsteigen! Ich wäre ja für eine Strecke ins Innenland, da der Wind zur Zeit echt stark am Strand pfeift.“
        Die anderen stimmten mir zu, also schwang ich mich in den älteren Dressursattel von Wizza und nahm die Zügel auf. Wizza war schon immer schwierig im Gelände zu reiten und ich hoffte, dass es besser wurde, je öfters ich das tat.
        Meist nahm ich ihre Freundin Mon Amie mit, heute war dies jedoch zu viel.
        Auch Candy kletterte, erstaunlich leichtfüßig in den Sattel.
        Als auch Charly und Nico in ihren Westernsätteln saßen, gab ich ihnen das Zeichen, dass sie vorreiten sollten. Wir würden mit den Stuten etwas Abstand zu den beiden Hengsten halten.
        Wir schlugen den Weg in Richtung Berge ein, welchen ich meistens zum Training nutzte.
        Einige Pferdelängen hinter Charly und Nico ritt ich nebeneinander mit Candy, hinter uns kam dann Shadow auf seiner Nelly.
        „Versuche mal, die Zügel etwas mehr aufzunehmen. Vaconda läuft zwar auch mit hängenden Zügeln gut, aber im Gelände ist man da lieber vorsichtiger.“
        Candy befolgte meine Anweisung zu gleich und für den Anfang machte sie es gut. Trotzdem gab ich ihr immer mal wieder Tipps und bereits nach kurzer Zeit saß sie schon viel sicherer im Sattel.
        „Wenn du noch versuchst dich etwas tiefer in den Sattel zu setzen und wirklich entspannt zu sein, dann sieht es gut aus.“
        Gegenüber Candy versucht ich so entspannt wie möglich auszusehen, allerdings lief Wizza gar nicht entspannt. Immer wieder schmiss sie den Kopf nach oben und riss mir gleich danach fast die Zügel aus den Händen indem sie in nach unten senkte.
        Obwohl Winterzauber eigentlich sonst ein außergewöhnlich ruhiges Verhalten hatte, war davon jetzt gar nichts mehr zu sehen. Sie tänzelte eher, als das sie Schritt ging und wollte bei jeder ihr gebotenen Möglichkeit zu den beiden Hengsten aufschließen.
        Nach einiger Zeit taten mir meine Hände bereits von dem stetigen Druck an den Zügeln weh und ich fragte die anderen, ob wir traben wollten.
        Es ging gerade einen kleinen Berg hinauf und da war die Gelegenheit ganz günstig. Winterzauber hatte nur auf eine Tempoerhöhung gewartet und raste nun vor den anderen weg.
        Ich hoffte, dass Shadow ein Auge auf Candy haben würde, denn gerade hatte ich mit mir und Winterzauber genug zu tun.
        „Charly!“ rief ich nach einigen Minuten. „Könntet ihr mal kurz anhalten und mich vorbei lassen? Wizza muss sich dringend mal auspowern.“
        Ich gab auch Candy und Shadow das Zeichen, dass sie die Zügel aufnehem sollten und sah aus dem Augenwinkel, wie Shadow zu den Zügeln von Vaconda griff, damit sie nicht hinter Winterzauber her rennen würde.
        Charly und Nico zügelten ihre Hengste und wichen zur Seite aus. Wizza wusste, dass sie nun freie Bahn hatte und diesmal hinderte ich sie nicht daran, loszugaloppieren.
        Ich ließ die Zügel lockerer, aber trotzdem so, dass ich noch genügend Verbindung zum Pferdemaul hatte und ließ die Stute nach vorne rasen.
        Ich hoffte, dass uns niemand entgegen kommen würde, denn die Stute konnte ich nicht so schnell bremsen.
        Winterzauber galoppierte auch und wie sie galoppierte. Schnell verlor ich meine Freunde hinter mir aus den Augen.
        Wizza war nicht unbequem, aber durch den holprigen Boden wurde ich an manchen Stellen so durchgeschüttelt, dass ich mich irgendwann in den leichten Sitz begab.
        Zum Glück schaffte ich es noch knapp, den Weg nach Hause einzuschlagen, sonst wären wir ins Unendliche weiter galoppiert.
        Winterzauber galoppierte weiter, obwohl ich merkte, wie sie mit der Zeit langsamer und ruhiger wurde und ich es schließlich schaffte, sie in einen flotten Trab durchzuparieren.

        15:44
        Natürlich kam ich viel früher wieder auf unserem Gelände an als die anderen.
        Ich hatte Wizza bereits abgesattelt, trocken geputzt und ihr eine dicke Decke übergeworfen, als ich Hufgeklapper hörte.
        Ich warf die Boxentür vielleicht etwas zu stark ins Schloss, denn Grenzfee in der Box neben an wieherte erschrocken auf.
        „Sorry Süße!“, flüsterte ich ihr zu und ging dann nach draußen, wo Shadow und Candy gerade von den beiden Stuten abstiegen.
        „Wo sind denn Nico und Charly?“, fragte ich verwundert in Richtung Shadow, welcher mit aber nicht gleich antwortete und deswegen Candy das Wort ergriff.
        „Die wollten nochmal eine kleine Runde drehen.“, sagte sie vielsagend und mit einem Grinsen auf ihren roten Lippen.
        Ich jedoch beachtete diesen nicht weiter sondern half ihr dann, Vaconda abzusatteln. Auch ihr und Nelly legten wir eine Decke auf, wer weiß, diese Nacht sollten es Minusgrade werden.
        Dann entließen wir die drei Stuten zurück auf ihre Koppel, wo sie schon freudig von Mon Amie begrüßt wurden.
        „Ich würde gerne, da wir gerade etwas Zeit haben, Ocarina versuchen zu longieren. Dazu brauche ich eure Hilfe aber nicht.“ sagte ich zu Shadow gewandt.
        „Klar, kein Problem. Ich schaue mal, was ich noch tun kann. Wir sehen uns später!“
        Shadow und Candy gingen in Richtung Stall zurück, während ich den Weg zur Koppel einschlug, wo seit heute Ocarina und Flotte zusammen standen.
        Ich nahm gleich das Halfter von Vaconda, welches bis zum Stall schon seine Dienste tun würde.
        Ich fand die beiden Stuten in dem kleinen Offenstall, welcher unter einer Gruppe von kleinen Pinien stand. Die Situation von heute Morgen hatte sich nicht verändert und beide waren gesund und munter wie je her.
        Flotte wich ängstlich zurück, als ich näher kam. Ocarina blieb jedoch stehen und schaute mich fragend an.
        „Alles gut“, sprach ich leise auf sie ein. „Hier, siehst du, ein Halfter, das kennst du ja schon.“
        Ocarina ließ sich zögerlich das Halfter über den Kopf ziehen und folgte mir, nach mehreren Versuchen, zum Ausgang und die Weide hinab.
        Flotte schien so verängstigt von dem plötzlichen Versuch, dass sie uns nicht folgte, sondern weiterhin in dem schützenden Offenstall blieb.
        Da Ocarina viel im Offenstall gelebt hatte, war ihr einiges wieder fremd, als ich sie am Gutshaus und dann am Parkplatz vorbeiführte. Zögerlich und mit gespitzten Ohren folgte sie mir zum Hauptstall, wo ich sie an der Mauer anband und schnell in den Stall schlüpfte um Putzzeug und für später eine Longe und ein Knotenhalfter zu holen.
        Als ich wieder nach draußen trat, war Ocarina gerade dabei, den Führstrick zu bekämpfen und von einer Seite zur andern zu laufen.
        „Ruhig mein Mädel,“ versucht ich die Stute zu besänftigen „Du kannst dich gleich austoben.
        Ich beeilte mich, die schreckhafte Jungstute so sauber wie möglich zu bekommen. Ich hatte das noch nicht allzu oft mit ihr geübt, aber wenn wir es nun vor jedem Arbeiten tun würden, würde sie sich sicherlich schnell daran gewöhnen.
        Nach dem Putzen wechselte ich das normale Halfter gegen ein Knotenhalfter und eine lange Longe und führte meine gescheckte Stute zu unserem überdachten Roundpen.
        Da es draußen schon dämmerte, schaltete ich das Licht an, welches etwas länger brauchte und dann flackernd der Reihe nach anging.
        Bei dem grellen Licht zuckte Ocarina zurück, doch ich blieb ruhig und führte sie dann in das kleine Gebäude.
        Ich fing die Stunde ruhig an, ließ die junge Stute erstmal im Schritt auf der rechten Hand laufen und baute nach einiger Zeit kleine Handwechsel mit ein.
        Ocarina schien sich mit der Situation abgefunden zu haben und ohne Probleme ging sie wenig später auch in einen langsamen Trab über, welchen sie konstant durchhielt.
        Dann fing ich etwas mit Stimmkommandos an, welche sie auch schnell begriff. Am Ende ließ ich sie ohne Longe nochmal galoppieren, was sie auch sichtlich auf dem weichen Sand genoss.
        Für heute würde das reichen, immerhin wurde noch nicht viel mit ihr gemacht und das hübsch gescheckte Fell war jetzt schon durchnässt.

        17:13
        Kurz nachdem ich Ocarina wieder zu ihrer Freundin Flotte gebracht hatte, ging ich zurück zum Hauptstall, um das Halfter sowie das Knotenhalfter und das Putzzeug zu verstauen.
        Ich wollte nochmal einen Blick in den Hengststall werfen, vielleicht waren Nico und Charly schon wieder da.
        Ich verließ also den Hauptstall und lief in Richtung Hengststall, welcher etwas abseits stand. Kurz bevor ich ihn erreichte, hörte ich Hufgeklapper und vom Strang kamen mir Nico und Charly entgegen. Sie führten ihre Pferde und sie – Ich schaute ein zweites Mal hin – Sie hielten sich an den Händen.
        Innerlich jubilierte ich, äußerlich lächelte ich nur leicht.
        Als Charly mich erblickte, ließ sie schnell die Hand von Nico los und Nico, dem sonst eigentlich gar nichts peinlich war, errötete so stark, dass ich es aus der Ferne erkennen konnte.
        „Na ihr beiden? Da habt ihr aber einen Ausflug gemacht. Kommt, ich helfe euch die Pferde abzusatteln.“
        Die beiden, die eigentlich immer am meisten erzählten, schienen verstummt und sagten kein Wort. Auch als ich ihnen vom Longieren mit Ocarina erzählten nickten sie nur und ich verstand irgendwann, dass sie am liebsten alleine sein wollten.
        Also ging ich schon vor ihnen zurück zum Haupthaus, wo ich, vor dem Fernseher sitzend, Candy und Shadow fand.
        „Was schaut ihr da?“ fragte ich und ließ mich neben Shadow nieder.
        „Herr der Ringe, den dritten Teil.“ antwortete Shadow und strahlte mich dabei wie ein kleines Kind an. Ich lachte und schaute mit.

        18:33
        Da Charly und Nico, Candy hatte es geschafft, keinen blöden Kommentar abzugeben, nach der Rückkehr von ihrem „Ausritt“ zusammen nach Saint-Pierre-La-Mer in eine Bar gefahren waren, mussten wir zu dritt alle Pferde von den Koppeln holen. Die Hengste hatten wir zum Glück gleich drin gelassen, deswegen fehlten nun nur noch die Stuten und mein Wallach Excelsior.
        Zu dritt brauchten wir etwas länger als gewohnt, aber trotzdem fanden irgendwann alle den Weg zu ihrer Box.
        Candy stellte sich genauso geschickt beim Pferdeversorgen wie beim Reiten an und ich musste nichts bemängeln, als sie allen Pferden ihre verdiente Mahlzeit gab.
        „Was tun wir jetzt?“ fragte sie mich etwas später, als ich gerade den letzten Heusack in die Box von Excelsior hängte.
        „Jetzt? Jetzt gehe ich nach Hause und setze mich vor meinen Fernseher, der Tag war anstrengend und voll genug.“ sagte vorwurfsvoll. „Du kannst gerne noch die Weiden abäppeln, aber ich gönne mir jetzt einen warmen Tee.“
        Ich schloss die Boxentür und drückte ihr dann den Schlüssel zum Stall in die Hand.
        „Zuschließen nicht vergessen!“ warnte ich sie noch, dann verließ ich das Stallgebäude und ging zum Gutshaus.
        Candida hatte echt Feuern unterm Hintern. Sie musste nur aufpassen, dass sie es nicht zu weit trieb. Heute war es bei mir fast so weit gewesen und so etwas ging einfach nicht.
        Ich hatte mich heute viel mit ihr beschäftigt und meine Kraft damit verbraucht, ihren Wünschen gerecht zu werden. Irgendwann war auch mal Schluss!
        Ärgerlich stapfte ich die Treppen hinauf und ließ mich in meinem Zimmer am Fenster nieder. Draußen war es dunkel, dunkler, als es in Deutschland je sein würde. Irgendwo vermisste ich Deutschland, aber ich lebte nun hier in Südfrankreich. Das war mein zu Hause.
        Ich hörte es gar nicht, als die Tür sich leise öffnete und Shadow herein kam. Erst als er hinter mich trat und mich langsam umdrehte, zuckte ich erschrocken zusammen.
        Einen kurzen Moment dachte ich, er würde mir eine Standpauke halten, weil ich seine Schwester geschimpft hatte.
        Aber er nahm nur mein Gesicht in seine Hände und blickte mich an. Jedes Härchen stellte sich von seiner Berührung auf und ich war gebannt von seinem Blick. Ich hatte es immer verdrängt, war immer zu scheu gewesen, den ersten Schritt zu machen, aber ich hatte es schon immer gewusst, vom ersten Augenblick an, genau das was er jetzt sagte.
        „Ich liebe dich!“ flüsterte er und ich sagte ihm das gleiche.
        Der Kuss setzte mich so unter seinen Bann, dass ich mich im Nachhinein kaum noch an ihn erinnern konnte. Besser gesagt, wusste ich gar nichts mehr, ich war mir sogar nicht mehr sicher, ob es überhaupt passiert war, aber es war passiert.
        Wir waren die Treppen wieder hinab gegangen, hatten Candy vor dem Fernseher gefunden und hatten den Abend vor einem sinnlosen Film verbracht.

        22:10
        Am späten Abend flüchtete ich mich in mein Bett. Ich schaffte es nicht, Shadow gute Nacht zu sagen und Candy erst recht nicht. Wer weiß, vielleicht hoffte ich, er würde zu mir kommen. Aber er kam nicht. Er war wahrscheinlich verunsichert, denn ich war ohne ein weiteres Wort gegangen.
        Es war verständlich und in der Situation war ich auch nicht böse auf ihn, nur auf mich, weil ich gefühlt wieder viel falsch gemacht hatte.
        Auch die Nacht schlief ich schlecht. Immer wieder gingen mir die Ereignisse des Tages durch den Kopf. Die Wendung zum Schluss war so überraschend gewesen, dass sie in meinen Gedanken ein regelrechter Bruch war.
        Erst als es draußen bereits dämmerte, fand ich Ruhe und war selbst überrascht darüber, dass ich bis Mittag durchschlief.
        Niemand weckte mich, niemand kam in mein Zimmer, niemand durchbrach meine Gedanken und erst als ich von selbst munter wurde, stand ich auf.
        Meine Schritte lenkten mich als erstes zum Fenster, wo ich meinen Blick über das Gestüt gleiten ließ.
        Ich war mir sicher, sicherer als ich es je gewesen war.
        „Ich liebe dich, Shadow!“ flüsterte ich.
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        03.01.15
        Prävention A | Hryða | Prävention A + Grundimmunisierung Grenzfee

        Erst einige Tage nachdem ich von Newk York zurückkehrte kam schon der nächste Auftrag der mich erneut aber nach Europa führte. Meine Auftraggeberin Mio Michalski besaß einen Hof in Süd Frankreich und bat mich nach ihren beiden Pferden zu sehen. Nicht lange nachdem ich den Auftrag gelesen hatte macht ich mich flugbereit und war unterwegs zu ihnen.

        Nach der Ankunft am Flughafen wurde ich persönlich von Mio abgeholt. Nach nettem Begrüßen plauderten wir den ganzen Weg hin, zu ihrem Gestüt. "Schön habt ihr es hier" und lief eindrucksvoll Mio in den Hauptstall hinterher. Sie hatte mir schon einiges über die Pferde erzählt und ich freute mich vor allem darauf Grenzfee kennen zu lernen. Aber zuerst war Hryða dran. Wie ich schon zuvor erfuhr war sie sehr eigensinnig und kann schon ab und an mal zickig sein, was aber bis jetzt noch kein Problem darstellte. Neugierig schnupperte sie an der Karotte die ich ihr zu Begrüßung hin hielt.Nachdem ich ihr Vertrauen hatte fing ich mit der Untersuchung an. Die Prävention A dauerte nicht lange. Ich kontrollierte Augen, den Pupillenreflex, Ohren, Nüstern den Maulbereich plus Zähne, tastete ihren Körper nach Wunden oder anderen Auffälligkeiten ab und kontrollierte die Vitalzeichen, Puls, Atmung und Temperatur. "Alles in Normalbereich, und auch andere Auffälligkeiten habe ich nicht gesehen" sagte ich und lobte die Stute, die Charackterlich sonst etwas schwierig war. Ich frug noch nach ihren Impfpass. "Hm...also die nächste Grundimmunisierung wäre spätestens ende Februar fällig". Nickend und glücklich über den guten Zustand der Isländerstute führte mich Mio zu Grenzfee. "Na du kleine, ich hab mich schon die ganze Zeit auf dich gefreut" sagte ich und näherte mich der dunkelbraunen Stute, die vor der Saint Gorge Zeit, stark vernachlässigt wurde. Wie es schien hatte sie sowieso schon eine wilde Natur, dennoch wurde diese durch die Vernachlässigung in den Vordergrund gedrängt und somit war der Umgang mit ihr schwieriger als wenn man sie von Anfang an gut trainiert und auf sie eingegangen wäre. Nun konnte man ja nicht ändern was schon geschehen war und ich setzte alles Wissen ein das ich hatte um bei ihr die Untersuchung möglich zu machen. Ich fing zunächst an mit dem wichtigsten und kontrollierte wie bei Hryða die Vitalzeichen und auch die Körperteile, was an sich schon sehr schwer war. Als wir die Stute nach dieser Prozedur beruhigt hatten sah ich Mio an. "Wir haben einen akuten Fall einer Hufrehe. Das ist eine Entzündung der Huflederhaut, wo dann sich die Hufkapsel von dieser löst. Die Entzündung ist aseptisch, also nicht durch Infektionserreger entstanden, sondern entstand durch die lange Stehphase und dem harten Boden. Leider, ist nicht nur ein Huf stark betroffen, sondern beide Vorderhufen. Ich werde die sofort Rögntenbilder erstellen um zu sehen wie schlimm es ausgeprägt ist". Mio's Gesicht schien wie eingefallen. Nach tröstenden Worten ging ich mit ihr das kleine mobile Rögntengerät holen und führte sie, zur Sicherheit an an allen Hufen durch. Es war schwierig, denn Fee musste einige Sekunden still stehen, was nicht ihr Ding war. Durch Mio's hervorragende beruhigsungselementen, konnte ich schnell die Rögntenbilder auswerten. "Ich werde ihr Hufpolster Verbände machen um somit die Hufen etwas abzupolstern. Außerdem spitzt ich ihr Entzündungshemmende Medikamente mit Schmerzmittel. Was ihr tun müsst ist, die Box mit ausreichend Einstreu verlegen sodass die Hufen schön gepolstert werden. Außerdem gebe ich euch die Entzündungshemmende Medikamente und die Schmerzmittel als Tablettenform, diese werden dann eine Woche lang jeden Morgen in einem Apfel verabreicht. Zum Glück hast du jetzt einen Tierarzt gerufen, noch einige Tage oder Wochen mehr, dann hätte sie ihr Leben lang mit Hufrehe zu tun. Aber ich bin zuversichtlich dass sie das übersteht" lächelte ich. Wie vorher gesagt, spritze ich Fee die Medikamente, was sich wie erwartet als schwierig erwies. Danach machte ich ihr Hufpolster und zeigte auch Mio wie diese zu wickeln waren, auch die Tabletten verstauten wir in Fee's Putzbox. Ich erstellte einen Boxenzettel:
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        Grenzfee
        Akute Krankheit: Hufrehe | Vorderhufen
        Achtung! Pferd nicht unaufgefordert Füttern.
        2 Wochen Weidegang verbot!
        Wenig Bewegung. | 10 Minuten langsamer Schritt am Tag
        Schmerzmittel 1x am Tag
        Entzündungshemmer 1 x am Tag
        Hufpolster 1x am Tag wechseln
        Nässe vermeiden
        Auf viel Einstreu achten.
        Dr.med. Cooper Chattahoochee
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        "Jetzt weiß jeder bescheid!". Ich erledigte noch den Rest der Prävention B und auch die Grundimmunisierung hatten wir noch Einbauen können. Nachdem alles geklärt war und ich Mio aus sagte das sie am besten nochmal den Hufschmied zu rate ziehen sollte verabschiedete ich mich und flug mit einem mulmigen Gefühl nach Hause.
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        Viergangtraining Tölt M → S | 3946 Zeichen | © Seimure
        13. Januar 16

        "Mio!", rief ich quer über den von Menschen überquellenden Bahnsteig im Bahnhof von irgendeiner französischen Stadt, deren Namen ich noch nichteinmal aussprechen konnte. Als Mios Augen mich zwischen den ganzen Menschen fanden, hellte sich ihr Gesicht auf und sie kämpfte sich zu mir durch. "Hey! Der Zug hatte ja auch ein bisschen Verspätung", stellte sie mit einem Blick auf die Anzeigetafel fest, auf der vermerkt war, dass der Zug eine Verspätung von einer halben Stunde hatte. "Komm, wir fahren zum Hof, da ist es ruhiger", sagte Mio lachend. Vor dem Bahnhof wartete Charlotte, genannt Charly, schon auf uns. Mio und sie waren mit Charlys grünem Lada zum Bahnhof gekommen, mit dem wir uns jetzt auch in Richtung Saint Gorge auf machten.
        Nach einer kleinen Mittagspause beschlossen wir, mit dem Training anzufangen. "Machst du eigentlich viel Töltarbeit mit ihr?", fragte ich Mio, während wir Hryða von der Weide holten. "Äähh... Ehrlich gesagt bin ich noch nie mit ihr getöltet", sagte sie verlegen. "Du bist noch nie mit ihr getöltet?! Nicht einmal beim Probereiten?", fragte ich sie schockiert. Ich selber hatte Hryða Probe geritten und war von ihrem Tölt sofort vollkommen begeistert gewesen. "Wie willst du denn dann bei der Körung etwas aus der Gangreiterei vorreiten?" Mio zögerte. "Da wollte ich dich eigentlich sowieso fragen. Ob du Hryða vorstellen könntest." Sie sah mich bittend an. Meine Mundwinkel zogen sich ungewollt nach oben. Ich hatte schon bei Alicia Grey zugestimmt, dass ich ihre Stute Drafna vorstellen würde, aber was konnte man Mio und Hryða schon abschlagen? "Natürlich", stimmte ich ihrem Vorschlag zu.

        Hryða war schnell geputzt und gesattelt und Ich machte mich mit ihr auf den Weg zur Reithalle. Ich wollte sie heute soweit bringen, dass sie auf Viergangturnieren der Klasse V2 starten durfte. Die Anforderungen waren nicht gerade hoch, und so war ich zuversichtlich eingestellt als ich mich in den Sattel schwang und mit dem üblichen Aufwärmen begann. Wie immer begann ich - wie konnte es auch anders sein - mit dem Schritt im mittleren Tempo. Hryða schritt zügig aus und ihr raumgreifender Gang beeindruckte mich ein weiteres Mal. Der Schritt auf beiden Händen war keine große Herausforderung, weshalb wir bald mit dem Tölt weiter machen konnten. Gefordert war ein "beliebiges Tempo Tölt", welches für uns ein leichtes war. In der Mitte der langen Seite ließ ich Hryða antölten und hielt sie in einem langsamen Tempo eine halbe Runde lang tölten, bevor ich das Tempo etwas erhöhte, bis sie schnellen Tölt ging. Auch auf der anderen Hand wiederholte ich diese Übung. Ich parierte sie kurz durch zum Schritt, bevor ich sie antraben ließ. Es war nicht ganz einfach, sie in einem eher langsamen Tempo zu halten, aber nach einiger Überredungsarbeit funktionierte auch das. Nach ausgiebiger Töltarbeit, die mich wieder einmal unheimlich stolz auf Hryða sein ließ, wendeten wir uns dem Trab zu. Wie die meisten Pferde trabte Hryða lieber als dass sie töltete, was den mittelschnellen Trab für uns sehr einfach machte. Auch ihm ritt ich ausgiebig auf beiden Händen, bevor ich Hryða angaloppieren ließ. Ich musste sie sehr zurück halten, damit sie nicht im Renngalopp durch die Halle fegte. Schließlich konnte ich sie durch tiefes Einsitzen in einem langsamen und taktklaren Galopp reiten. Nach ein paar Runden parierte ich sie wieder durch zum Schritt und gönnte ihr eine Pause am langen Zügel. Da ich sie ja bald auf einer Kröung vorstellen sollte, brauchten wir natürlich auch eine Kür. Ich ließ mir einige der Küren die ich schon auf Körungen geritten war durch den Kopf gehen und legte mir aus Bahnfiguren und Gangarten eine Kür zusammen, bei der Hryða, wie ich glaubte, gut zur Geltung kommen würde. Noch eine halbe Stunde lang übten wir die Kür, ebenso am nächsten Tag.

        Schon bald war meine Zeit auf Saint Gorge zuende und Mio und Charly brachten mich zum Bahnhof. Das nächste Mal würde ich sie auf der Körung sehen.
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        So viel an einem Tag!
        19. Januar 16

        Freundlich öffnete ich den beiden die Tür zur „Eingangshalle“, es war ja eher unser unaufgeräumter Eingangsbereich. Aber Eingangshalle klang einfach besser.
        »Ich freue mich auf Morgen!« sagte ich zu ihnen, als wir uns die Hände schüttelten. »Ihr fangt doch morgen schon an, oder?«
        Anouk, eine kleine stämmige Frau, nickte breit lächelnd. »Oh ja klar! Wir können es gar nicht abwarten.« sagte sie und blickte dabei zu ihrem Bruder, welcher nickend zustimmte. »Natürlich, wir wollen die Zeit ja sobald wie möglich nutzen. Danke nochmal, dass sie uns sofort eingestellt haben.« bedankte sich Aimé, der Zwillingsbruder von Anouk, bei mir.
        Ein letzter Händedruck und die beiden Geschwister, welche von nun an unsere neuen Mitarbeiter, besser gesagt, unsere ersten Mitarbeiter, sein würden, stiegen in ihren alten hellblauen Renault Twingo und fuhren dann im gemächlichem Tempo die Ausfahrt entlang.
        Ich beobachtete sie noch bis sie die Ausfahrt passiert hatten und wollte mich gerade umdrehen, als von hinten ein »Buh!« mich erschrecken sollte.
        Ohne zu zucken drehte ich mich um und stand Shadow gegenüber, welcher ganz verärgert schaute, weil ich mich nicht erschreckt hatte.
        »Du Kasper!« sagte ich. Und boxte ihn in die Seite. Er schaute mich jedoch nur kurz an und beugte sie dann zu mir hinunter, um mir einen Kuss zu geben, welchen ich genüsslich erwiderte.
        Es war noch nicht lange her, dass wir den nächsten Schritt unserer Freundschaft gewagt haben und so war es für uns beide noch neu.
        Komisch war nur, dass es auch Charly und Nico erwischt hatte und nun alles viel komplizierter war als vorher.
        »Und«, fragte er mich »Waren das unsere neuen Angestellten?«
        »Jap. Und sie passen perfekt. Morgen früh um sieben stehen sie bei uns auf der Matte und begrüßen die drei neuen Pferde.«
        »Wow! Super! Die sahen ja auch ganz nett aus, mal schauen was daraus wird.« sagte er leicht lächelnd und folgte mir dann wieder ins Haupthaus.

        Zum Glück verschlief ich am nächsten Morgen nicht und konnte Anouk und Aimé pünktlich um sieben vor dem Haupthaus begrüßen.
        Beide hatten sich, im Gegenteil zu gestern, in Arbeitskleidung gehüllt. Sie trugen bequeme Reithosen und feste Arbeitsschuhe, mit welchen man auch ohne Probleme reiten konnte.
        Shadow, Nico und Charly wollten die beiden „Neuen“ auch unbedingt kennenlernen und so schlossen sie sich uns an, als wir in den Hauptstall zu den Pferden gingen.
        Wie drei neugierige Hühner reihten die drei sich hinter mir und den beiden Zwillingen ein und machten lange Hälse, um ja alles sehen zu können.
        Grimmig blickend verschränkte ich die Arme und blickte zu den dreien.
        »Ab mit euch zum Offenstall und zum Hengststall! Der Hauptstall gehört heute mir.« bestimmte ich und Charly, Shadow und Nico verließen den Stall mit hängenden Köpfen.
        »So«, sagte ich zufrieden »Schön, dass ihr da seid. Ich habe euch ja gestern schonmal kurz die Ställe gezeigt, das würde ich heute nochmal vertiefen.«
        Anouk und Aimé nickten aufgeregt und wie kleine Kinder versuchten sie alles aufzunehmen.
        Ich fühlte mich in der Position des Lehrenden, obwohl wir gleich alt waren und das verunsicherte mich etwas.
        »Also, zu erst stelle ich euch alle Pferde aus dem Hauptstall vor. Die drei aus dem Offenstall und die fünf Hengste zeige ich euch dann im Laufe des Tages, aber ich denke, ihr werdet sowieso erstmal hier arbeiten. Außerdem kommen heute Nachmittag drei neue Pferde an, da können wir eure Hilfe auch gut gebrauchen« sagte ich gekonnt freundlich.
        Ich ging zur ersten Box, in welcher schon seit jeher mein Wallach Excelsior stand.
        »Darf ich vorstellen? Das ist mein erstes Pferd: Wallach Excelsior und ich warne euch! Wenn ihr ihm ein Haar krümmt, seid ihr dran!« sagte ich spaßig. Die beiden schienen nicht ganz zu wissen, ob ich das ernst gemeint hatte und schauten mich etwas verunsichert an.
        »Äh, ja, das war natürlich ein Scherz.« sagte ich und machte dann weiter mit den nächsten Boxen. Anouk schien vorallem einen Narren an Valentines Jeanie gefunden zu haben, welche wie immer gleich die Nähe suchte. Aimé schien sich besonders für meine Isländerstute Hryða zu interessieren, und ich legte mir schon im Kopf die beiden kleinen Stuten für die erste Reitstunde bereit.
        Als wir die Reihe durch hatten, teilte ich ein, wer wen nehmen würde. Da vier Pferde auf Aphrodite und vier auf Artemis kommen sollten, bekamen Anouk und Aimé bei beiden Durchgängen ein Pferd und ich nahm die anderen beiden.
        Der erste Durchlauf bestand aus Exel, Jeanie, Hryða und Changa, welche zur Zeit Artemis besetzten.
        Anouk drückte ich gleich die Fellponystute Jeanie in die Hände, während Aimé Hryða bekam. Ich würde nun die beiden Streithähne Exel und Changa nehmen, was nicht gerade angenehm war.
        Sie standen zwar schon seit Monaten auf einer Koppel, taten jedoch immer so, als würden sie sich nicht verstehen. Das war einfach nur kindisch und nicht ernst zunehmen, fast könnte man glauben, die beiden sind ineinander verknallt, was natürlich total absurd wäre.
        Aimé und Anouk zeigten von Anfang an viel Gefühl für die Tiere und als Jeanie ihr restliches Müsli in Anouks Haare spukte, konnte diese nur lachen.
        Es schien, als seien auch die Tiere zufrieden mit der Wahl, welche ich gestern getroffen hatte.
        Nachdem die vier auf ihrer Koppel standen, brachten wir noch die anderen vier Stuten auf die benachbarte Weide.
        Winterzauber, welche in letzter Zeit viel Training erlebt hatte, Mon Amie, die Trainingspartnerin von Wizza, Vaconda und Charelle. Alle vier kamen von der gleichen Vorbesitzerin und da war es nur sinnvoll gewesen, die bestehende Gruppe gleich so zu lassen.
        Aimé bekam Nelly, während Anouk Vaconda nahm und ich die beiden anderen Stuten Wizza und Amie. Auch diese vier standen schnell auf ihrer weitläufigen Koppel, wo sie sich nach belieben bewegen konnten.
        Als ich wieder zurück im Stall war, wartete dort bereits Shadow auf mich. Er saß auf einem Heuballen in der Ecke und streichelte die Katzenjunge von Capucine, welche ihn als Klettergerüst benutzten.
        »Sind alle Hengste schon auf der Weide?« fragte ich ihn erstaunt.
        »Nein, nicht ganz. Charly und Nico sind mit Marid und Acapulco Gold in der Halle und danach wollen sie noch Happy longieren. Deswegen suche ich jemanden, der mir beim Ausmisten des Hengststalls hilft und gleich zwei Boxen für die beiden neuen vorbereitet.«
        Ich blickte zu Aimé, welcher unseren Worten aufmerksam gefolgt war. »Würdest du mit zu Shadow gehen? Dann bleibe ich mit Anouk im Hauptstall und kümmere mich um Grenzfee.«
        Aimé war einverstanden und so machten sich die beiden Jungs auf den Weg zum Hengststall, während ich mit Anouk die Stallgasse entlang zu einer der hinteren Boxen lief, wo meine Hufrehkranke Stute Grenzfee stand.
        Da Grenzfee von unserer Tierärztin Boxenhaltung auf weichem Untergrund verordnet worden war, hatten wir eine Wand herausgenommen, sodass die kranke Stute nun den doppelten Platz hatte. Ihr schien das immer noch zu wenig, aber da musste sie nun durch. Unruhig spielte sie mit ihren Ohren, als ich die Boxentür öffnete und ihren Putzkasten in die Box stellte. Ich winkte Anouk, welche bis eben noch in der Stallgasse gewartet hatte, zu mir und drückte ihr das Halfter von Fee in die Hand.
        »Legst du es ihr bitte an? Ich muss jetzt Ihre Hufpolster wechseln und das klappt am besten, wenn sie mit Fressen beschäftigt ist und jemand sie festhält.«
        Anouk nickte stumm und kam zu mir in die Box. Geschickt legte sie der großen Stute das helle Halfter an und kraulte sie dann an ihren Lieblingsstellen. So schnell, aber auch so ruhig wie ich konnte, suchte ich alle Medikamente zusammen, die meine Fee mit ins Futter bekam. Ihr schienen diese zu schmecken, denn aufgeregt beobachtete sie mich dabei und machte Anstalten sich vom Strick loszureisen und auf das Futter zu stürmen. Gekonnt vermischte ich alles in einem Eimer mit dem morgendlichen Müsli und hängte es der Stute dann an die Boxentür.
        Grenzfee war schon immer sehr ängstlich gewesen, was ihre Füße betraf, und das war nun mit den Hufrehen noch schlimmer geworden, was es nicht gerade erleichterte, ihr jeden Tag neue Verbände um die angeschwollenen Füße zu legen.
        Während Anouk die genüsslich fressende Stute, ihr Hunger war zum Glück nicht gesunken und auch die Medikamente nahm sie gerne an, festhielt, hob ich vorsichtig den ersten Huf hoch, sodass ich den Verband abwickeln und einen Neuen anlegen konnte. Anouk sicherte mir dadurch etwas die Lage, dass sie einen Strick in der Hand hielt. Fee war zwar eigentlich eine recht liebe Stute, hatte jedoch viel Kraft und Energie, die sie oft ungünstig einsetzte.
        Auch dem zweiten Huf hatte ich nach wenigen Versuchen mit viel Geduld den Verband gewechselt, sodass Anouk Grenzfee wieder das Halfter abnehmen konnte. Zu zweit verließen wir die Box. Die Vollbutstute hatte nun alle Ruhe der Welt, ihre Mahlzeit zu sich zu nehmen.

        Als gegen Mittag alle Boxen ausgemistet waren, versammelten wir uns in der Wohnstube des Gutshauses zu einer warmen Tasse Tee und einigen, von Weihnachten übrig gebliebenen, Plätzchen.
        In wenigen Minuten würde ein Transporter mit drei neuen Pferden aufkreuzen und dafür wollten wir alle Fit sein. Zwei davon würden Hengste sein. Zwei Hengste, welche ich vielleicht später als Zuchthengste vor Augen hatte. Außerdem würde eine Warmblutjungstute auf die große Koppel zu Ocarina of Time und Flotten von Mutanten ziehen, welche großes Potenzial als späteres Turnier- und Zuchtpferd zu haben schien.
        Ich war aufgeregt, immerhin würden es gleich drei Neue sein, um die ich mich kümmern musste.
        Mit einer kleinen Verspätung von einer viertel Stunde, hörte ich einen großen Wagen die Einfahrt in Richtung unseres Parkplatzes rollen.
        Hastig sprang ich auf, zog mir meine Jacke über und stürzte nach draußen. Anouk, Aimé und Shadow folgten mir, während Charly und Nico alles langsamer angingen ließen.
        Ein grauer Pferdetransporter, welcher Platz für drei Pferde bot, parkte gerade auf unserem kleinen Parkplatz. Als der Motor des großen Gefährtes ausging und die Fahrertür aufgestoßen wurde, hatten wir einen kleinen Halbkreis, bestehend aus sechs Personen gebildet. Der Fahrer war noch jung, nicht viel älter als Nico und er schien recht erstaunt darüber, dass wir eine so große Willkommensparty veranstalteten.
        Er begrüßte uns alle und ging dann an die lange Seite des Wagens, wo er eine große Heckklappe herunter ließ. Er war so lieb und führte die Pferde zu uns nach draußen.
        Das erste Pferd war die Jungstute, Seattle's Scarlett. Hübsch gescheckt, jetzt schon recht groß, mit einem aufmerksamen Blick.
        Ich wusste noch nicht ganz, was genau ich mit ihr tun wollte, aber das würde sich ja noch entwickeln. Trakehner waren sehr beliebt, vorallem im Pferdesport.
        Shadow trat vor und nahm dem Fahrer die aufgeregte Stute ab. »Bringst du sie schon in den Stall? Etwas Ruhe würde ihr sicherlich nicht schaden.« sagte ich zu meinem Freund, welcher sich sogleich auf den Weg in Richtung Hauptstall machte, wo Scarlett erst einmal untergebracht werden sollte.
        Mittlerweile hatte der Fahrer bereits das zweite Pferd aus dem Hänger geführt. Ein Isländer. Rabenschwarz und mit einer Mähne, die ihm sicherlich bei jedem Schönheitswettbewerb Punkte einbringen würde. Das schönste an ihm, war seine große Blässe, welche sich bis zu den Ohren erstreckte. Diesmal griff Aimé zu und Shadow, welcher gerade aus dem Hauptstall zurückkehrte, folgte ihm zum Hengststall.
        Auf das letzte Pferd freute ich mich besonders. Seine Ankunft war gut geplant und durchdacht wurden, denn es würde ein Mustanghengst sein.
        Ich wurde nicht enttäuscht, als der Fahrer ein drittes Mal aus dem Hänger kam und diesmal ein geschecktes Pferd hinter sich her zog, welcher den Kopf in den Himmel streckte und sein neues Heim bewunderte.
        Morrigans Hidalgo hieß er und war ein hübscher Braunschecke. Ich hoffte, dass er vielleicht der erste Hengst in einer eventuellen Mustangzucht sein würde, denn das Potenzial hatte er.
        Nico wollte gerade Anstalten machen, dem Fahrer den Hengst abzunehmen, doch ich war schneller bei ihm und griff nach dem Strick.
        Hidalgo schien alle Versprechen zu erfüllen. Man merkte ihm die Sturheit eines Mustangs an und genau das brauchte ich. Ein Pferd mit den Genen der Vorfahren.
        Ich dankte dem Fahrer und drückte ihm etwas Geld in die Hand, dass unsere neuen Pferde die weite Reise so gut überstanden hatten. Das restliche Geld würde heute Abend noch auf seinem Konto landen.
        Aufgeregt trippelte der Hengst neben mir her, als ich ihn hinter dem Hauptstall entlang zum Hengststall führte. Die letzte Box würde nun belegt sein, auch wenn die Pferde wohl zu wärmeren Zeiten ganztägig auf ihren Koppeln stehen werden.
        Shadow und Aimé schlossen gerade die Tür zu dem neuen Isländer, Leiðtogi hieß er, als ich mit Hidalgo den Stall betrat. Hilfsbereit öffnete mir Aimé die Tür der letzten Box, in welche ich meinen Hengst führte.
        In der Box neben ihm stürzte sich bereits Togi, wie wir ihn wohl nennen würden, auf sein Willkommensmenü, welches auch Hidalgo bekommen hatte.
        »Guten Appetit euch!« sagte ich noch zu den beiden, bevor ich mit den anderen den Stall wieder verließ. Immerhin wollte ich ja auch nochmal nach Scarlett schauen, ob sie den Umzug genau zu entspannt hingenommen hatte.
      • Hufschmiedbesuch
        Burning Spring | 2501 Zeichen | © Bracelet
        10. Februar 16

        Endlich gelang es mir auf Canyons Gestüt zu kommen. Lange hatte ich keine Zeit gehabt und mir anschließend eine schlimme Grippe eingefangen. Doch nun, endlich, war ich vor Ort. Zwar nicht sonderlich frisch, eher leicht angeschlagen, aber das ging so schon.
        Kurz nachdem ich auf dem wunderschönen Hof angekommen bin wurde ich auch schon herzlich empfangen. Wie immer verstanden wir uns auf anhieb und begannen über Gott und die Welt zu reden. Dabei ging es dann auch schon zu einer hübschen Isländerstute mit einer wirklich ausgesprochen schönen Farbe, welche mir bisher live noch nie untergekommen war, weshalb ich regelrecht ins Staunen geriet. Hryða hieß sie. Ein wunderschöner Name. Wenn man ihn aussprechen konnte wie Canyon, bei mir klang das Ganze wohl scheußlich.
        Um erst etwas Kontakt zu ihr aufzunehmen ließ ich sie etwas an mir schnuppern und tätschelte sie liebevoll am Hals. Sie war sehr selbstbewusst und schien sich nicht von mir bedroht zu fühlen oder anderweitiges.
        Deshalb beugte ich mich dann langsam zu ihren Hufen hinunter und begutachtete diese erstmal ausgiebig. Dann ließ ich sie Hufgeben um mir außer Hufwand und Kronrand auch die Sohle und Tragflächen ansehen zu können. Es sah wirklich gut aus. Von den weichen Hufen die mein Vorgänger vermerkt hatte war nur mehr wenig zu sehen. Dennoch sollte sie den Beschlag gewechselt bekommen. Deswegen nahm ich meine Zange und nahm die alten Hufeisen hinunter. Dann schnitt ich sie aus indem ich loses Horn mittels Hufmesser von Sohle und Strahl entfernte. Natürlich machte ich zuvor einen probeschnitt in die weiße Substanz des Hufs um alles genau abzustimmen. ,,Sehr schön.'',sagte ich dann, da das Ergebniss wirklich tip-top war.
        Dann verglich ich die alten Eisen größentechnisch mit dem neuen Beschlag, speziellen Wintergripeisen, die aber auch gut im Frühling an feuchten Tagen Halt gaben. Als sie gefunden waren kamen sie erstmal in meinen In-Auto-Ofen. Währenddessen raspelte ich die Trageflächen der Stute ab um sie auf den Beschlag vorzubereiten. Anschließend wurden die Eisen aufgebrannt, wobei sie plötzlich wie aus dem Nichts heraus austrat. Mit dem Schrecken davongekommen fuhr ich daraufhin aber weiter fort und nagelte ich nach einem Wasserbad für die Eisen jene auf die Hufe des wunderschönen Isländer.
        Dann wurde sie mir von Canyon nochmal im Schritt und Trab an der Hand vorgeführt um festzustellen wie sie so lief. ,,Sehr schön!''
        Damit war meine Arbeit auch wieder getan und ich verabschiedete mich von den Beiden.
        Erfolgreiche Teilnahme
      • [SK 437] Westerngerittene- und Gangpferde
        5. März 16

        Die Kür
        "Hooo, ganz ruhig", beruhigte Mio die auf der Stelle tänzelnde und schnaubende Hryða. Ich würde die Stute heute auf der Krönung vorstellen. Vor dem Aufsitzen prüfte ich noch einmal den Sitz des Sattels und meiner Kleidung. Wie immer war ich vor dem Ritt sehr aufgeregt, doch das war nichts gegen Hryða, die nun unter mir kleine Hopser vollführte. "Ich drück dir die Daumen!", sagte Mio aufgeregt, als wir aufgerufen wurden. Ich verbannte alle Gedanken aus meinem Kopf und konzentrierte mich darauf, jetzt bloß keine Fehler zu machen. Nach oben schauen, lächeln. Ich ritt in das Dressurviereck ein, hielt bei X an und grüßte die Richter. Dann ritt ich an und ging im Schritt auf die linke Hand, wo ich dann antrabte und bei A auf den Zirkel ging, den ich einmal vollendete. Ich trabte die lange Seite lang und wechselte bei C durch die Länge der Bahn. Kaum auf der rechten Hand galoppierte ich in der Ecke nach der kurzen Seite an. Im Galopp ritt ich eine halbe Runde, dann wechselte ich durch die ganze Bahn und parierte Hryða nach ein paar Galoppsprüngen auf der linken Hand wieder durch zum Schritt. Nun fehlte nur noch der Tölt, weshalb ich Hryða bei K antölten ließ. Aus dem Augenwinkel konnte ich Mio sehen, wie sie mit gedrückten Daumen am Rand des Dressurvierecks stand und mir aufmunternd zulächelte. Im Tölt ging ich bei C wieder auf den Zirkel, durch den ich schließlich wechselte und noch auf der rechten Hand die lange Seite entlang töltete. Bei A parierte ich Hryða durch und stellte mich dann bei X auf, verabschiedete die Richter und ritt dann stolz aus der Halle, wobei ich Hryða ausgiebig lobte.
        Während schon der nächste Teilnehmer aufgerufen wurde, wurde ich beim Abreiteplatz von Mio, Charly, Bella und Finley empfangen, die natürlich auch auf der Körung waren. "Oh mann, ich bin so stolz auf euch!", freute sich Mio, während auch die anderen mir zu dem gelungenen Ritt gratulierten. Nun hieß es abwarten, ob Hryða noch heute offiziell in die Zucht gehen würde.
    • AlfurElfe
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      Neuigkeiten
      26. März 16

      »Wo bleibt Charly den heute?«, fragte ich etwas angespannt. Shadow und ich saßen am Frühstückstisch und warteten auf unsere zwei anderen Mitbewohner, namens Charly und Shadow, welche so langsam mal aufkreuzen sollten.
      »Genauso gut kannst du fragen wo Nico bleibt«, sagte Shadow und schob sich einen großen Löffel Müsli in den Mund. Seine Essmanieren waren noch nie die Besten gewesen.
      »Haben die etwa schon wieder verschlafen?« Nervös tippte ich mit meinen Fingern auf den Tisch. »Die wissen doch ganz genau, dass wir heute richtig viel zu tun haben.«
      »Ach Mio«, nuschelte Shadow mit vollem Mund. »Das machen die sicherlich nicht absichtlich. Wie oft musste ich dich jetzt schon wecken?«
      Bevor ich etwas erwidern konnte, hörte ich Schritte auf der Treppe und einige Momente später kam ein sichtlich missgestimmter Nico in die Küche geschlürft. Erstaunt folgte ich ihm mit meinen Blicken. Was war denn mit dem los? Ich hätte nie gedacht, dass auch ein Nico mal deprimiert sein könnte. Nico ließ sich auf seinen Stammplatz fallen, zog seine Schüssel zu sich heran und ließ einen Schwall Müsli hinein klatschen, sodass ein Großteil entweder auf dem Tisch oder auf dem Boden landete. Auch mit der Milch ging er nicht fürsorglicher um und das ganze krönte er noch, in dem er es schaffte, Shadow mit seinen Essmanieren zu übertrumpfen.
      Ich schaute ihn die ganze Zeit mit großen Augen an. Was anderes konnte ich in dem Moment gar nicht tun.
      »Was?«, fragte Nico mich aggressiv, als er meinen Blick spürte.
      »Alles gut mit Charly?« fragte ich nur perplex. Shadow hielt sich gekonnt im Hintergrund. Nico senkte den Kopf wieder, schob sich einen weiteren Löffel in den Mund und sagte zwischen einem weiteren Löffel: »Ja, alles okay.«
      Ich blinzelte. Das klang aber nicht so, als wäre wirklich alles in Ordnung. »Habt ihr euch gestritten?« fragte ich deshalb nochmal nach.
      »Hörst du schlecht? Es ist alles OKAY!« giftete mich Nico an, schob seinen letzten Löffel in den Mund und stand dann so schnell wie möglich auf. Kaum konnte ich etwas erwidern, da war er schon in Richtung Bad verschwunden. Ok.
      Mit offenem Mund starrte ich ihm nach. »Hast du das gesehen?» fragte ich verblüfft Shadow, welcher endlich seinen Kopf hob.
      »Jap, der scheint nicht wirklich gut drauf zu sein. Vielleicht schaust du mal nach Charly, nimm aber vorsichtshalber eine Schutzweste mit. Wenn Nico schon so wütend drauf ist, will ich nicht wissen, wie es Charly geht.«
      Ich musste lachen und boxte ihm in die Seite. Shadow verzog gekonnt schmerzhaft das Gesicht und hielt sich die Stelle (vielleicht etwas zu weit oben), wo ich ihn getroffen hatte. Ich befolgte seinen Rat und entschied mich dafür, nach meiner Freundin zu sehen, entschied mich aber dagegen, eine Schutzweste mitzunehmen.
      Ich fand Charly in ihrem Bett liegend, mit schmerzhaft verzogenen Gesichtsmasen. »He du«, begrüßte ich sie leise und schob mich durch die Tür in ihr Zimmer. »Was ist denn mit dir los?« fragte ich besorgt und kam zu ihrem Bett. Charly schüttelte nur den Kopf und nuschelte etwas in sich hinein.
      »Was ist denn los?« fragte ich sie abermals, als ich keine ordentliche Antwort bekam. »Nico hat dort unten gerade eine Show abgezogen, die mich dazu veranlasst hat, mal nach dir zu schauen.«
      Ich konnte die Worte »Dieses Arschloch« aus Charlys verkrampften Mund hören, bevor sie sagte: »Alles gut, mir geht es nur nicht so gut.«
      »Nicht so gut? Du siehst nicht so aus, als würde es dir nur nicht so gut gehen. Sag an, was hast du und wie kann ich dir behilflich sein?«
      »Ach Mio, ich habe nur etwas Magenkrämpfe und Übelkeitsanfälle, wahrscheinlich irgendeine Erkältung. Mir geht es gut, ich werde heute wohl nur im Bett bleiben. Du solltest vielleicht langsam in den Stall.«
      Kam es mir nur so vor, oder versuchte sie mich tatsächlich abzuwürgen und wegzuschicken? Ich wollte jedoch ihr Gemüt nicht noch weiter reizen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich das Zimmer verließ.
      Als ich wieder in der Küche war, schien Shadow bereits im Stall zu sein. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es dringend Zeit wurde und die Pferde sicherlich schon Radau machten, weil sie verspätet auf die Weiden kommen würden. Schnell warf ich mir eine Jacke über und kontrollierte die Temperatur auf dem Thermometer. Perfekt, wenn es weiterhin den Tag über trocken blieb, konnte ich meine Grenzfee vielleicht auf eine Weide stellen.
      Ich öffnete die Haustür und machte mich dann auf den Weg zum Hauptstall. Shadow war tatsächlich schon hier und machte bereits die ersten Pferde fertig, in dem er ihnen ein Halfter anlegte und den Strick über den Hals warf.
      »Ah Mio, da bist du ja. Alles gut bei Charly?« begrüßte er mich. Ich schüttelte den Kopf und erzählte ihm von meinem Besuch. Shadow schien nicht sonderlich besorgt und versuchte mich mit ein paar Argumenten davon zu überzeugen, dass es meiner besten Freundin nichts so schlecht ging, dass sie gleich sterben würde. Er überzeugte mich.
      »Nico ist im Hengststall und kümmert sich dort um die Bande. Hättest du Lust, zu Ocarina, Flotte und Scarlett zu gehen? Ich würde hier im Hauptstall anfangen und außerdem sollten Anouk und Aimé auch jeden Moment auftauchen. Ach so und dann kannst du gleich weiter zu den Kleinen gehen? Wenn Bärchen nicht alles aufgefressen hat, sollten die auch noch genügend Heu haben.« erklärte mir Shadow. Ich blickte ihn schmunzelnd an. Niedlich war es schon, dass er mir auf meinem eigenen Hof erklärte, was ich tun sollte. Ich drückte ihm einen Kuss auf den Mund und beeilte mich dann, zu meinen Pferden zu kommen.
      Ich schnappte mir aus einer Ecke eine Schubkarre, füllte diese mit Heu und machte mich dann auf den Weg zum Offenstall. Im Offenstall standen zur Zeit drei Stuten von mir. Zwei davon waren wild und unhandlich, eine davon war verschmust und anhänglich. Ich war selber extrem überrascht gewesen, dass die beiden großen Stuten die junge Stuten ohne Probleme in ihrer Mitte aufgenommen hatten. Vorallem Ocarina of Time fühlte tat manchmal so, als wäre sie die Mutter der kleinen Scarlett, was natürlich ungeheuer niedlich war.
      Auch heute war Scarlett wieder die erste, die mir auf die Nerven ging. Die Schubkarre über die hügelige Koppel zu schieben war schon schwer genug und wenn dann auch noch eine junge Stute ständig geknuddelt werden wollte, war es keine Freude.
      Als die Schubkarre endlich am Offenstall stand, nahm ich mir die Zeit, um die gescheckte Warmblutstute ausreichend zu kraulen. Oca und Flotte beobachteten das ganze aus einigen Metern Entfernung, entschieden sich aber doch schnell dafür, doch zum Heu zu kommen, obwohl ich noch da war. Vor einiger Zeit hätte das noch nicht funktioniert, dessen war ich mir sicher. Beide Stuten waren halb wild zu mir gekommen und es hatte mich einige Stunden Arbeit gekostet, die beiden auf diesen Stand zu bringen.
      Als Scarlett merkte, dass ihre beiden Freundinnen ihr alles wegfraßen, ließ sie schnell von mir ab und begab sich zur Fressstelle. Ich beobachtete die drei noch einen Moment, bevor ich mich wieder samt Schubkarre auf den Rückweg machte. Zum Glück war der Stall unserer drei Kleinsten näher am Geschehen, sodass ich zu ihnen nicht allzu lange brauchte. Zur Zeit standen hier drei Ponys, welche das Leben als kleine Racker so richtig genossen.
      Slaughterhorse, Lambardo und Happy lebten zu dritt in unserem zweiten Offenstall. Slaughter war der größte, während Lambardo und unser Bärchen Happy um einiges kleiner waren. Trotzdem hatte ganz klar Lambardo die Herrschaft, welche er ruhig, aber gezielt anführte.
      »Na ihr drei?« begrüßte ich sie und bückte mich zu Happy, welcher mit gerade mal einem Meter recht klein war. Ich hatte vor kurzem angefangen, Happy mit viel Geduld einzufahren und nun, da auch Lambardo dazu gekommen war, konnte ich das mit Beiden zusammen machen. Happy hatte sich gleich viel mehr angestrengt, nachdem der ältere Lambardo dazugekommen war.
      Bei den drei Pferden ließ ich nur neues Wasser in die Wanne ein und kontrollierte den Heuvorrat, allerdings hatte Shadow recht gehabt und für den Tag war noch genügend da.
      Zurück im Hauptstall musste ich zu erst den Radiosender wechseln. So ein Gejaule, das war ja kaum zu ertragen. Shadows Kopf kaum aus einer der Boxen hervor und blickte mich gespielt wütend an. »He, lass meine Musik an!«
      »Kannst'e knicken, mit so einer Musik kann ich nicht arbeiten.« sagte ich lächelnd, nahm mir eine Mistgabel und verschwand in der nächsten Box. Zu viert, Anouk und Aimé waren mittlerweile da, waren wir schnell fertig und als wir zur Mittagspause zurück ins Haus gingen, fanden wir Charly auf der Couch im Wohnzimmer sitzen. Sie hatte ihren Laptop auf den Beinen und begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln. »Tut mir echt Leid, dass ich euch nicht helfen konnte! Ich musste mich erstmal so richtig auskotzen, jetzt geht es mir aber besser.«
      »Das wollte ich gar nicht wissen«, meinte Shadow und ließ sich neben Charly aufs Sofa fallen.
      »Mio komm du auch mal her, ich habe etwas für euch.« meinte Charly und winkte uns zu sich heran. »Schaut mal, habe gerade eine Mail von meiner Cousine bekommen, die habe ich echt schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie lädt mich und auch euch nach Norwegen ein. Sie hat sogar ein paar Bilder mitgeschickt. Schaut mal!«
      Ich quetschte mich noch auf Charlys andere Seite um auch einen Blick auf ihren Laptop erwischen zu können. »Wollen wir damit nicht noch auf Nico warten?« fragte ich zu Charly. »Der hat sicherlich auch Interesse daran zu sehen, wo unser nächster Urlaub hingeht.«
      Charly schüttelte den Kopf. »Die kann ich ihm auch noch später zeigen. Wer weiß, vielleicht möchte er ja gar nicht mit.«
      »Nico und nicht mit wollen? Charly-? Ist wirklich alles in Ordnung bei euch?« fragte ich etwas ängstlich. Es war überhaupt nicht gut, wenn wir uns zerstreiten würden.
      »Jaja, alles gut. Wir hatten nur einen kleinen Meinungsunterschied, aber das wird schon wieder.« Eine kleine Träne rollte aus ihren Augen. Ich merkte, wie sie mit aller Kraft versuchte weitere zurück zu halten, jedoch schaffte sie es nicht und mit einem Mal lag sie mir heulend in den Armen.
      Hilflos schaute ich zu Shadow, welcher jedoch auch nur mit den Schultern zuckte und mir einen mitleidigen Blick zuwarf.
      Ich wollte Charly gerade mit irgendwelchen Worten trösten, da kam Nico zur Tür herein. Er blieb stocksteif stehen und schaute zu Charly, welche ihn noch nicht bemerkt zu haben schien.
      »Charly, was ist denn jetzt los? Warum heulst du schon wieder?« fragte er sie genervt. »Das war nicht so gemeint, du weißt, dass ich immer zu dir stehe.«
      Charly schreckte auf und schaute Nico mit verweinten Augen an. »Spinnst du? Du stößt mich von dir und sagst dann, dass du an meiner Seite bist? Du bist ein Lügner und ein Idiot noch mit dazu!«, schrie sie ihn an und brach dann wieder in meinen Armen zusammen. Shadow hatte eine Augenbraue hochgezogen und schaute seinen Freund Nico fragen an. Dieser machte nur ein finsteres Gesicht, sagte aber nichts weiter.
      »Könnte mir mal jemand erklären, was hier los ist?«, fragte ich in die Runde. Nicos Blick wanderte zu mir, bevor er fragte: »Hat sie dir das noch nicht erzählt?«
      Charlys Kopf schnellte wieder hoch. »Bist du bescheuert? Denkst du wirklich, dass ich das ohne dich jemanden erzähle? Wenn du das glaubst, dann kennst du mich wirklich schlecht«, fauchte sie.
      Nico schien wirklich etwas betroffen. »Charly, es tut mir wirklich Leid! Ich war einfach überrumpelt und hatte nicht damit gerechnet. Bitte, lass mir etwas Zeit, nur ein wenig.«
      »Weißt du Nico, jeder normale Mann wäre vor Freude in die Luft gesprungen und du bittest um Zeit? Dann geh! Nimm dir die Zeit, aber wundere dich nicht, wenn ich dann keine Zeit mehr für dich habe.«
      Jetzt standen mir die Tränen in den Augen. Hilflos blickte ich in die Runde. Ein leises, fragendes »Hallo?« kam aus meinem Mund.
      Geschlagene zwei Minuten herrschte Stille. Charly heulte, ich heulte, Shadow und Nico saßen und standen nur da. Niemand rührte sich. Shadow war der erste der das Schweigen brach. »So wie es scheint, ist hier niemand dazu in der Lage zu reden, also bringt es auch nichts, bei dem schönem Wetter hier drinnen zu sitzen. Ich gehe reiten. Ihr findet mich in der Halle.« So stand Shadow auf, drängelte sich an Nico vorbei und einige Sekunden später fiel die Tür ins Schloss.
      Ich tätschele Charly den Kopf und folgte Shadow dann eilig. Ich musste auch aus dieser verrückten Bude raus! Mir egal, wenn die beiden da drinnen sich gleich anschreien würden, ich brauchte frische Luft!
      So wie ich es mir gedacht hatte, fand ich Shadow im Hauptstall, wo er behänd seine Stute Charelle putzte. Sie war sein erstes Pferd gewesen und so waren die Beiden zu einem festen Team zusammen gewachsen. Als Shadow mich kommen sah, hörte er auf zu putzen und nahm mich in den Arm. Ich fühlte mich geborgen und das mochte jetzt etwas komisch klingen, aber mir ging es gleich viel besser.
      »Hast du auch das Gefühl, dass es bei diesem Streit nicht nur um ein geklautes Bonbon ging?« fragte ich ihn, ohne mich aus seiner Umarmung zu lösen. Ich merkte wie er nickte. Auch er war etwas geschockt und verwirrt von dem plötzlichen Streit der Beiden, denn so lange hatten wir mehr oder weniger friedlich beisammen gelebt. Natürlich hatte auch er die Vorstellung im Kopf, um was es ging und ich konnte mir vorstellen, dass wir das gleiche dachten. Trotzdem war es noch nicht so weit, dass wir uns trauten, es laut auszusprechen.
      Auch ich entschied mich dafür eine Runde zu reiten und Shadow in der Halle Gesellschaft zu leisten. Ich hatte mir in letzter Zeit viel zu selten Zeit genommen, einfach mal gemütlich auf einem Pferd zu sitzen. Heute hatte ich sowieso keinen Nerv für Training.
      Alle Pferde standen noch auf ihren Weiden, weswegen ich mich auf den Weg zu jener machte, wo unsere kleineren Pferde standen. Dort lehnte ich mich an einen Pfosten und blickte zu den gemütlich grasenden Pferden. Meine Entscheidung viel mir nicht schwer, im Gegenteil, ich hatte es wohl schon vorher gewusst, nur nicht laut gedacht, auf welchen meiner Schützlinge ich mich heute setzen würde.
      Mein liebster von allem, der mit dem alles begonnen hatte. Excelsior. Fast schien es, als hätte er gespürt, dass ich ihn brauchte und so riss er sich von seinen Weidefreundinnen los und kam langsam zu mir getrottet. Ich musste zugeben, ich hatte ihn echt vernachlässigt in letzter Zeit, Aimé hatte ihn immer bewegt, doch als ich ihm sein Halfter umlegte und mich mit einem Schwung auf seinen Rücken zog, bereute ich das Ganze.
      Er blieb ruhig stehen, ging erst los, als ich ihn ansprach und obwohl der Weg zum Stall keine Weltumrundung war, genoss ich jeden seiner Schritte. Ich war mir sicher, dass viele Sprichwörter nicht der Wahrheit entsprachen, aber das Glück der Erde lag wirklich auf dem Rücken der Pferde. Hier vergaß man so schnell alle Sorgen, dass man, sobald man den Pferderücken betrat, ein anderer Mensch wurde.
      Ich ritt gemütlich zum Hauptstall, wo Shadow gerade seine Nelly aus dem Gebäude führte. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln und er schien zu verstehen, dass ich gleich nachkommen würde. Vor dem Stall glitt ich von Exels Rücken und band ihn an seiner Box an, welche gleich die erste im Stall war. Leise vor mich hin summend, putzte ich ihm sein dunkleres Fell, sprach ab und zu mal mit ihm und genoss es, endlich wieder einfach mal Zeit für ihn zu haben.
      Nach dem Putzen nahm ich den Halsring von dem Haken vor seiner Tür, streifte ihn Exel über den Kopf und zog mich wieder auf seinen Rücken. Im gemütlichen Schritt lenkte ich ihn zur Reithalle. Bereits von Weitem konnte ich Shadow erkennen, er saß auf seiner Nelly und galoppierte Runde für Runde in einem gemütlichen Galopp, natürlich passend zum Soundtrack welche im Hintergrund aus den Lautsprechern ertönte.
      Ich schaute ihm einige Momente zu, bevor ich gekonnt das Tor aufstieß und zu ihm in die Halle kam. Jetzt würde ich erstmal eine Runde reiten, dann sah die Welt schon viel heiler aus, dachte ich bei mir, bevor ich meinen Exel auf die ganze Bahn lenkte und ihn zum Trab antrieb.

      Als ich zusammen mit Shadow unsere Wohnung wieder betrat, duftete es herrlich nach Waffeln. Ich liebte Waffeln und ich wusste, dass es Shadow, Charly und Nico genauso ging. Wenn wir wollten, könnten wir uns sicherlich nur von Waffeln ernähren, vorallem wenn auf dieser eine dicke Schicht Schokolade ihr Unwesen trieb.
      Charly und Nico fand ich nebeneinander stehend in der Küche. Die Stimmung schien immer noch gekränkt und etwas frostig zu sein, jedoch hatten sie sich wohl ausgesprochen und konnten sich wieder in die Augen sehen.
      Ich fühlte mich etwas unwohl, als ich die Küche betrat, denn ich wusste nicht, was jetzt kommen mochte. Shadow folgte mir und spendete mir mit seiner Anwesenheit etwas Trost. Vielleicht hätte ich jetzt so etwas sagen sollen wie: »Oh hier riecht es aber lecker!« oder »Lecker Waffeln! Jetzt habe ich aber Hunger« oder andere sinnlose Sätze. Ich jedoch sagte – nichts.
      Shadow und ich standen in der Tür und beobachteten die Beiden dabei, wie sie still vor sich hinarbeiteten. Nico und Charly kannten sich verdammt gut, was man bei ihre Handgriffen auch genau sah. Charly schmeckte den Teig ab, schüttelte sacht den Kopf und sofort hielt ihr Nico den Salzstreuer hin.
      Shadow zeigte stumm zu unserem Küchentisch und als ich nickte, gingen wir beide zu diesem, wo wir uns fallen ließen. Charly und Nico mussten uns mittlerweile bemerkt haben, jedoch schien ihnen irgendwas so peinlich zu sein, dass sie es nicht schafften, sich zu uns umzudrehen.
      Eine gefühlte Ewigkeit später wendeten beide ihre Aufmerksamkeit zu uns, als sie einen Teller dampfender Waffeln und ein Schokoladenglas auf den Tisch stellten. Nico holte noch vier Messer aus einer Schublade und fertig war unser leckeres Gericht.
      Nachdem wir Waffel für Waffel alles aufgegessen hatten, lehnte ich mich entspannt und mit vollem Bauch im Stuhl zurück.
      Nach dieser Stärkung konnte mich, egal was jetzt kommen würde, nichts mehr aus der Ruhe bringen.
      Eine Zeit lang blickten wir uns stumm an, Charly spielte nervös mit ihrer Unterlippe und Nico saß tatenlos mit verschränkten Armen da. Irgendwann, ich war schon fast dabei, meinen Kopf auf Shadows Schultern zu legen und einfach einzuschlafen, begann Charly zu sprechen. »Es tut uns Leid, dass wir heute so viel Stress gemacht haben. Es war alles etwas kompliziert. Ich hoffe, ihr seid uns nicht böse, aber ich bin schwanger.«
      Natürlich hatte ich mir so etwas gedacht, auch wenn ich es nicht hatte fassen können. Nie hatte ich mir darüber Gedanken gemacht, dass es irgendwann so weit sein könnte, aber nun war es soweit und hoffentlich, hoffentlich würde alles gut enden.
      Ich stand von meinem Stuhl auf, ging um den Tisch herum zu meiner Freundin und nahm sie fest in den Arm. Ich merkte, wie sie anfing zu schluchzen, doch diesmal war es keine Wut oder Trauer die sie dazu brachte, sondern Dankbarkeit. Als ich mich von Charly löste, stand auch schon Shadow hinter mir und nahm sie fest in den Arm. Außerdem hörte ich Shadow ihr einen Glückwunsch zusprechen und viel Glück wünschen.
      Auch wenn ich es mit Nico nicht lange alleine aushielt, trotzdem war er mein Freund. Er war manchmal ein riesen Arsch, aber er gehörte zu uns. Auch ihn drückte ich, was ihn anscheinend etwas erschrak, wann hatten wir uns je gedrückt, aber er erwiderte die Umarmung.
      »Nico, du bist der perfekte Freund für Charly, zeige ihr, dass du den Platz an ihrer Seite auch wirklich verdienst. Lass dir etwas einfallen, wie du das Ganze wieder gerade biegen kannst!« flüsterte ich ihm zu, so dass es Charly nicht hören konnte.
      Der Lockenkopf nickte und ich sah eine Träne in seinen Augen glitzern. Es war die erste Träne, die ich bei ihm sah und ich wusste, dass er alles bereute.

      Natürlich entschieden wir uns dafür, dies zu feiern und zwar, in dem wir uns alle auf unsere Sofaecke lümmelten und unseren diesjährigen Urlaub planten.
      Wie Charly uns heute morgen bereits gesagte hatte, Nico fühlte sich etwas überrumpelt, denn er hatte noch nichts davon gewusst, hatte ihre Cousine uns alle nach Norwegen eingeladen. Sie besaß mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn eine kleine Hütte in der Nähe der Stadt Sylling und wollte uns alle einmal kennenlernen. Die Bilder waren so bezaubernd, dass wir natürlich gleich eine Mail zurück schrieben.
      Es würde unser erster gemeinsamer Urlaub sein und ich hoffte, dass wir vier uns nicht so schnell verlieren würden.
      Am Abend ging ich mit einem unglaublichen Gefühl ins Bett. Meine beste langjährige Freundin Charly bekam ein Kind. Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, wer von meinen Freundinnen zu erst ein Kind bekam, Charly hätte ganz am Ende der Liste gestanden. Ich wusste jedoch, dass es Charly und auch Nico gut tun würden, wenn sie endlich mal etwas Verantwortung lernen würden und außerdem war die Wahrscheinlichkeit groß, dass Nico das Rauchen endlich mal aufgeben würde.
      Natürlich freute ich mich auch riesig auf den Urlaub in Norwegen und wer hätte es erwartet, dass genau dieser bald mein Leben verändern könnte.


      18. Juli 2016
      Fohlenzeit | 11700 Zeichen | © AlfurElfe & BellaS
      Bellas Sicht
      Ich stand am Zaun der Wattweide und hing meinen Gedanken nach. Verträumt betrachtete ich die kleine Vaena, die inzwischen fast vier Wochen alt war. Ganze vier Wochen waren vergangen, seit Robin mich geküsst hatte. Wie immer, wenn ich an ihn dachte, überließ mich ein angenehmer Schauder. Es war eindeutig nicht bei diesem einen Kuss geblieben… Schön, meine Fantasien mussten warten, jetzt waren meine Schützlinge dran. Vidja war seit Wochen wirklich überfällig. Das Fohlen, dessen Vater ein junger Hengst eine befreundeten Züchterin namens Ljóski war, meinte offensichtlich sich Zeit lassen zu müssen. Diese Tatsache kostete Linn jeden Tag mehr Nerven. Sie konnte die Geburt kaum mehr erwartet und mit jeder weiteren Woche, die der gedachte Termin überschritten wurde, wurde die Sorge um ihre Stute in ihren Augen deutlicher. Auch Frejka und Laufey bewohnten noch die Geburtsboxen, aber beide waren noch nicht überfällig. Im Gegenteil, gerade Laufey hatte eher noch etwas Zeit, aber bei ihrer unvorsichtigen Art hatte ich lieber zu früh als zu spät angefangen, sie nachts in die Box zu stellen. Wobei ich das bisher noch nicht konsequent durchgehalten hatte. Die letzten, sehr sommerlichen, Tage hatte Laufey noch auf der Wattweide verbracht, da ich zu faul war mir jeden Abend das „ich will aber nicht rein“-Spiel anzutun. Ich sammelte das Halfter auf, das mir aus der Hand gefallen war und holte Stássa. Seit Silfurtoppa abgesetzt worden war, war sie etwas lethargisch und ich wollte meine Stute endlich wieder auf Trab bringen. Seit der Geburt ihres zweiten Fohlen war sie noch nicht wieder geritten worden. Ich hatte einfach zu viel zu tun gehabt und sie quasi vergessen. Thowra hatte ich vor kurzem verkauft und auch Fjara hatte bereits einen neuen Besitzer und würde uns in naher Zukunft verlassen. Stássa war dabei ein wenig ins Hintertreffen geraten. Wahrscheinlich war auch ihre Kondition im Eimer, sodass heute nur ein kurzer Schrittausritt zum Strand drin war. Ohne Sattel, da sie noch immer etwas dicker war, als gewöhnlich. Das rührte zwar eher von der Überweidung, als von der Trächtigkeit her, doch ich wollte dem Sattel nicht schaden. Mit dem Training würde sich auch ihre Figur verbessern.


      Linns Sicht
      "BELLAAA!", rief ich quer über den Hof. Na toll. Immer, wenn man sie brauchte, konnte man sie nicht finden. Das verschlechterte meine Laune noch mehr, obwohl das schon fast garnicht mehr ging. Ich suchte den ganzen Hof ab und fand sie schließlich am Zaun der großen Weide. Verträumt beobachtete sie die spielenden Fohlen. "Hörst du schlecht oder WAS? Viðjas Fohlen kommt!", schnauzte ich sie an. Skeptisch sah sie mich an. "Bist du dir ganz sicher?", fragte sie. Ich nickte. "Du weißt schon, dass die meisten Fohlen nicht nachmittags auf die Welt kommen, oder?", fragte sie mich. "Jaaa, Bella, ich bin auch nicht ganz unerfahren, aber Nachmittag ist doch besser als wenn man nachts deswegen aus dem Bett geworfen wird. Und jetzt komm, sonst verpassen wir es noch!" Gemeinsam trabten wir hinüber zum Stall, den wir leise betraten. Bella schrieb noch schnell Finley und Robin, die gerade mit Snót und Kjarkur am Strand waren, dass die Geburt anfing, dann gesellte sie sich zu mir an die Boxenwand. Pferdegeburten waren zugleich eine schönsten und eine der ekligsten Sachen, die ich je gesehen hatte. Doch da es das Fohlen meiner Lieblingsstute war, war die Geburt doch ein Erlebnis. Viðja hatte sich inzwischen hingelegt und man konnte bereits die beiden kleinen Vorderhufe sehen. Ich hoffte inständig, dass es nicht so kompliziert wie bei Vænas Geburt werden würde. Als schließlich ein kleines Scheckfohlen im Stroh lag, war Bella kaum zu halten, denn ich hatte ihr das Fohlen versprochen. Viðja leckte das kleine ab, bevor es das erste mal versuchte, auf seinen stelzigen Beinen zu stehen. "Es ist ein Hengst!", flüsterte Bella. Ich grinste. "Wie wäre es mit 'Ljósfari', der, der mit dem Licht reist?", schlug ich vor. "Ja, das ist ein toller Name! Ich rufe gleich Occu an und erzähle es ihr!", sagte sie, vielleicht doch etwas zu laut, warf dem kleinen Hengst, der nun schon mit dem Trinken begonnen hatte, noch einen verliebten Blick zu und verschwand dann aus dem Stall.


      Bellas Sicht
      Als ich die alte Scheune verließ, war es erst später Nachmittag. Dass Vidja heute drinnen gestanden hatte, war wohl Vorsehung gewesen. Laufey und Frejka wanderten jedenfalls noch auf der Wattweide umher. Ich war glücklich. Ein gesundes Fohlen auf die Welt kommen zu sehen löste immer wieder ein wunderbares Gefühl in mir aus. Ich schlenderte am Zaun der großen Wattweide entlang und traf schließlich auf Robin. Er war offensichtlich gerade von seinem Ausritt mit Finley zurück gekehrt und kam mir nun mit neugierigem Blick entgegen. „Ein Hengst. Ljósfari haben wir ihn getauft.“, erzählte ich schnell, bevor mein Freund fragen konnte. „Und das beste daran: Meiner!“ Er grinste und küsste mich einfach auf den Mund. Gut, dass uns hier keiner sah. Vor den anderen herumzuknutschen schien mir noch immer unpassend. Zwar waren auch Linn und Finley zusammen, doch ich mochte es trotzdem nicht. „Ach Bella. Entspann dich doch mal.“ Und wie immer hatte Robin recht. Ich wollte gerade meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn lenken, als Laufey in mein Blickfeld getrottet kam. Normalerweise hätte mich das nicht davon abgehalten, Robin zu fokussieren, doch irgendetwas mit meiner Stute stimmte nicht. Ich liebte Laufey. Drohten mich meine Gefühle zu überwältigen, half es mir immer mit ihr auszureiten. Sie kannte mich, in alle Situationen und das hatte zur Folge gehabt, dass auch ich sie kannte. „Mit ihr stimmt etwas nicht.“ Robin war nun vollkommen nebensächlich und ich trat an den Zaun der Wattweide. „Hey, Feechen, komm mal her.“ Sie reagierte. Nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Ich kletterte über den Zaun und nahm sie einmal komplett in Augenschein, um gleich darauf einen riesigen Schrecken zu bekommen. Ihr Schweif war blutverkrustet. Nach Luft schnappend suchte ich schnell nach der Ursache. Sie blutete nicht mehr. Die Geburt hatte also noch nicht begonnen. Hätte sie ihr Fohlen allerdings schon alleine auf der Weide bekommen, wäre es jetzt bei ihr. „Robin... Oh scheiße.“ Viel mehr fiel mir im Moment nicht ein. „Bitte lass es nicht das sein, was ich denke, dass es ist….“, betete ich still und fieberhaft. Erst jetzt ließ ich den Blick angstvoll über die Wattweide schweifen und er blieb an etwas hängen, das meine Angst in pure Freude verwandelte. Ein goldenes Etwas kam auf Laufey zugesprungen und forderte konsequent etwas zu Essen ein. Das Fohlen musste schon gestern, oder vorgestern auf die Welt gekommen sein, denn es war bereits sehr sicher auf den Beinen. Außerdem hatte die kleine, goldene Stute wohl ziemlich fiel von ihrer Mama abbekommen. Das erkläre, warum sie schon jetzt alleine herum hüpfte und sich von Laufey entfernte. Kaum war die kleine wieder in Sicht, blühte auch meine Fee wieder auf. Stolz stupste sie ihre Tochter an. Glück im Doppelpack!

      Halastjarna, Sternschnuppe, hatte ich Laufeys Fohlen genannt. Das Abzeichen auf der Stirn und die schicke, goldene Färbung hatten den Ausschlag gegeben. Zwar hasste Linn Namen für Pferde, die mehr als drei Silben hatten, doch das war mir mal wieder reichlich egal gewesen. Bei Linns Stuten durfte sie schließlich die Namen auch selbst aussuchen. Auch wenn ich gerne noch länger am Zaun der Weide gelehnt hätte, wartete doch wieder die Arbeit auf mich. Wir hatten zwei Neuzugänge und zwei Pferde vom Körservice, die umsorgt werden wollten. Die Isländerstuten Fenja und Luna hatte ich beide in mäßigem Zustand für wenig Geld in Verkaufsställen entdeckt. Luna wollte ich allerdings nur kören und dann wieder verkaufen, Fenja hingegen hatte ich lieb gewonnen. Sie war es auch, die ich nun bewegen würde. Ich sattelte sie schnell und putze auch Tilviljun über. Beide Stuten waren im Galopp sehr schnell und so konnte ich Juni gut als Handpferd mitnehmen, denn sie kam wenigstens hinterher. Währenddessen plagte sich Linn in der Halle mit der halben Fohlenherde ab. Sie hatte den großen Gymnastikballl am Start und Hlín, Litfari, Silfurtoppa und Glanni tobten munter mit ihr im Sand herum. Ich sagte ihr kurz Bescheid, dass ich ausreiten würde und scheuchte Finley von der Bande, auf der er es sich bequem gemacht hatte. „Könntest du bitte dafür sorgen, dass die Hengste rauskommen? Alvari, Uprising, Blossi und Sólfarimüsstest du zusammen stellen können. Außerdem wäre es cool, wenn du noch Topar ein bisschen Bewegung angedeihen lassen könntest. Der zerlegt noch seine Box.“ Ich ließ meine Worte so im Raum stehen und marschierte nach draußen um endlich meinen Ausritt anzutreten. Eigentlich hatten wir viel zu viele Pferde für uns vier Leute. Wir schafften es nie, jeden Tag alle zu bewegen. Keine Chance.


      Robins Sicht
      Ich konnte Bella nur Recht geben. Wir hatten einfach zu viele Pferde für vier Personen. Auch wenn ich einige Pferde durchaus vermissen würde, war es doch gut, dass meine Freundin vor hatte etwas zu verkleinern. Er würde uns sonst irgendwann einfach über den Kopf wachsen – sofern das nicht schon längst passiert war. Im Gegensatz zu Bella hatte ich ja „nur“ vier Pferde zu versorgen, von denen Frejka auch noch trächtig war und deshalb nicht geritten werden musste. Zuwendung brauchte sie natürlich trotzdem, weshalb ich auch im Moment auf dem Weg zu den Geburtsboxen war, um noch einmal nach ihr zu sehen. Kjarkur hatte ich heute schon bewegt, mit Black Lemontree war ich auch auf der Ovalbahn gewesen und mit Faera war ich dabei die Kondition wieder aufzubauen, die sie nach zwei aufeinanderfolgenden Trächtigkeiten verloren hatte. Außerdem hatte ich mit Kylja, Vina und Blaer weiter daran gearbeitet Sattel und Zaumzeug zu akzeptieren, was gerade bei der letzten der drei Stuten eine echte Herausforderung darstellte. Viel mehr schaffte kein Normalsterblicher an einem Tag, wenn man auch hin und wieder eine Pause machen wollte. Bella hatte also eigentlich überhaupt keine Chance ihre 15 Pferde zu bewegen, auch wenn manche noch nicht geritten werden mussten oder mit Trächtigkeit oder jungen Fohlen ausfielen. Ich bewunderte sie schon jetzt für ihre Ausdauer, sich jeden Tag wieder an die Arbeit zu machen und zusätzlich auch noch alles zu erledigen, was man so tun musste, wenn man einen Hof führte. Mittlerweile war es dämmrig. Kein Wunder, auch im Sommer ging die Sonne irgendwann unter und ein Blick auf meine Armbanduhr sagte mir, dass es bereits halb zehn war. Ich öffnete die knarrende Tür und wurde direkt von Laufey und Vidja begrüßt, die mitsamt Nachwuchs drinnen nächtigten. Frejka jedoch war von der Tür aus nicht zu sehen. Ich spähte in ihre Box und stöhnte sogleich halb begeistert, halb entnervt auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Schnell schnappte ich mir mein Handy und tippte eine Nachricht an die Hof-Gruppe. „Frejka ist scheinbar auch noch dran.“ Fünf Minuten später standen Linn und Finley neben mir, Bella kam kurz darauf und brachte direkt Kaffee und Brötchen mit. „Könnte eine lange Nacht werde.“, meine sie nur schulterzuckend. Kurz nach Mitternacht brachte auch Faera ihr Fohlen zur Welt. Fáfnirtauften wir den kleinen Hengst, ehe wir allesamt in unsere Betten fielen. Drei Fohlen an einem einzigen Tag, auch wenn sie offiziell jeder an einem anderen Tag geboren worden waren. Halastjarna am 11.07, Ljósfari am 12.07 und Fáfnir am 13.07. Damit war der Fohlenwahnsinn nun hoffentlich beendet. Bald würden wir sogar schon für die kommende Saison decken. Wieder Sommerfohlen, allerdings von anderen Stuten. Die Verpaarungen NáttdisHnakki und Slaufa Alvari standen bereits fest und auch Meyja sollte ein Fohlen bekommen. Doch jetzt dürfte erstmal ein Jahr Ruhe sein.


      3. August 2016
      Ein Wirbelwind | 9388 Zeichen | © BellaS
      Wie eigentlich jeden Morgen nach dem Frühstück wanderte ich mit mindestens einem Halfter in Richtung Wattweide um mindestens ein Pferd zum Training zu holen. Heute sollte als erstes Nátti dran glauben und dementsprechend hielt ich das obligatorisch lila-pinke Halfter in der Hand. Dass jedes meiner Pferde eine eigene Farbe für Halfter Schabracke und Dekoteile der Trense hatte, hatte sich irgendwie einfach so ergeben. So trug Sólfari zum Beispiel dunkelblau, Hnakkigiftgrün und Laufey orange. Die Jungpferde bekamen mit dem ersten eigenen Sattel und der ersten eigenen Trense ihre Farbe zugewiesen, doch ich war so lange nicht mehr auf dem Festland einkaufen gewesen, dass einigen Pferden noch immer eigene Trensen fehlten. Brött zum Beispiel wurde schon länger geritten und war nur mit unserer grau-weißen Standartschabtracke ausgestattet. Auch Blaer sollte bald ihre eigenen Sachen bekommen und Fenja und Luna fehlte auch noch alles. Es war höchste Zeit für einen Trip nach Deutschland, da ich dort viel lieber Pferdesachen kaufte, als hier in Dänemark. Warum wusste ich auch nicht so genau, aber wenn man nah an der Grenze wohnte, konnte man sich das leisten. So in Gedanken versunken wanderte ich am Weidezaun entlang zum Tor und schrk plötzlich zusammen, als neben mir eine fremde Stimme ertönte. „Entschuldigen sie. Kennen sie sich auf diesem Hof aus?“ Überrascht drehte ich mich zu der unbekannten Frau um und musterte sie. Sie hatte mich auf englisch angesprochen. Urlauberin also. „Muss ich wohl. Ich bin die Eigentümerin.“, erwiderte ich automatisch in der selben Sprache. Wenn man mehrere Jahre in Schottland gelebt hatte, in Deutschland aufgewachsen war und nun in Dänemark wohnte, fiel einem das Wechseln zwischen den Sprachen leicht. „Oh gut.“, freute sie sich. „Ich würde gerne wissen ob es möglich ist, hier Reitunterricht zu nehmen.“ Ich war nun wirklich verwundert. Wir boten keinen Unterricht an und normalerweise nutzen die Touristen so oder so zum reiten den Hof Kommandørgården, da er zur gleichnamigen und einzigen Hotelkette dieser Insel gehörte. Wieso kam diese Frau also zu uns, die wir uns sowohl im Internet als auch am Tor als reinen Zuchtbetrieb ausgewiesen hatten. „Eigentlich sind wir hier nur ein reiner Zucht und Trainingsbetrieb. Wenn sie Unterricht oder Ausritte für...“ Aber weiter kam ich nicht, denn eine begeisterte Kinderstimme unterbrach mich. „Mama, guck mal. Frag mal ob ich die reiten darf. Die ist sooo süß!“ Erst jetzt bemerkte ich das ungefähr 10 Jahre alte Mädchen, das am Zaun stand und Koni an der Nase kraulte. „Unser Kinderpony.“, dachte ich amüsiert und realisierte erst jetzt, dass das Mädchen deutsch gesprochen hatte. „Sie sind aus Deutschland?“, fragte ich, jetzt ebenfalls in meiner Muttersprache sprechend. Erfreut hob die Frau, die offenbar die Mutter der Kleinen war den Kopf. „Ja, sind wir. Sie scheinbar auch. Sie sprechen sehr gutes Deutsch. Akzentfrei.“ „Muttersprachlerin. Hannoveranerraum.“, erklärte ich mich, nicht ganz ohne Stolz in der Stimme. Immerhin war Hannover für das beinahe reinste Hochdeutsch bekannt. Das hatten mir auch zwei andere Sprachen, die ich alltäglich sprach, nicht nehmen können. Ich dachte auch noch auf Deutsch, während Linn im Kopf wahrscheinlich inzwischen bei dänisch war. Die Frau grinste. „Wir kommen aus Kiel. Ach ja. Mein Name ist Marion Hofer und das“, sie deutete auf das Mädchen, „ist Amelie, meine Tochter.“ „Und dann Urlaub an der Nordsee.“ Ich war etwas überrascht. Wenn man sowieso schon am Meer wohnte, musste man doch nicht an einem Meer Urlaub machen, das genauso wenig zum schwimmen geeignet war. „Ähm, also... ja. Warum auch nicht? Und Sie haben mir die Frage zum Thema Reitunterricht noch nicht beantwortet.“ Frau Hofer wich mir aus, das war klar, aber meine Neugierde war hier auch fehl am Platz. Erstmal vorstellen wäre vielleicht angebracht. Und dann die Frage beantworten. Oder anders herum? „Ich heiße Annabell Schmidemann. Und ich wollte meinen Satz gerade beenden. Wir geben eigentlich keinen Reitunterricht. Wenden sie sich an Kommandørgården. „Von dort kommen wir bereits.“ Frau Hofers Stirn legte sich in Falten. „Die Bedingungen der Touristenpferde sind an vielen Stellen unmöglich. Unpassendes Sattelzeug, verletzte Pferde.“ „Oh. Sie kennen sich aus?“ „Natürlich. Ich reite seit ich so alt bin wie meine Tochter jetzt.“ Das Lächeln stahl sich zurück auf ihre Lippen. „Und ich bin Tierärztin.“
      „Wie? Was? Tierätztin?“, erklang plötzlich eine andere, vertraute Stimme hinter mir. Robin. Natürlich. „Wir könnten eine gebrauchen. Topar der Irre hat sich...“ „Langsam Robin. Das sind Urlauber.“, hielt ich ihn zurück, doch Frau Hofer sah in bereits in Bereitschafthaltung an. „Ähm. Frau Hofer. Sie sind im Urlaub und überhaupt...“ Mir war gar nicht wohl dabei, eine Fremde an meine Pferde zu lassen, nur weil sie sich als Tierärztin vorgestellt hatte. „Marion und Unsinn. Natürlich schaue ich mir das Pferd an. Topar.“ „Danke.“ Robin war wieder schneller als mein dämliches Misstrauen und nahm Marion mit. Ich blieb mit Amelie an der Wattweide zurück. „Na dann. Wenn deine Mutter uns schon einen Gefallen tut… Sie heißt Vinkona. Du hast ja eben schon verkündet, dass du sie reiten möchtest.“ Das Gesicht des Mädchens hellte sich auf. „Wie als bist du? Zehn?“ „Elf.“, kam es empört von Amelie und ich musste grinsen. „Und du kannst schon reiten?“ „Na klar!“
      ~
      Ich folgte dem großen, dunkelhaarigen Mann, den Annabell als Robin bezeichnet hatte. Es ging offensichtlich um einen Hengst, denn er hatte ‚der‘ Irre gesagt. Und scheinbar ging es um ein Tier, das häufiger Probleme machte oder hatte. Ich wurde zu einem Anbindeplatz geführt und erkannte das Problem sofort. Der Hengst hatte sich eine lange Wunde am rechten Vorderbein zugezogen. Sofort trat ich heran und besah sie mir genauer. Recht frisch.Maximal zwei Stunden alt, noch offen und relativ tief. Warum hatte ich meine Sachen jetzt verdammt nochmal nicht zur Hand? Als improvisieren. „Haben sie Wasserstoffperoxid 3%?“ Er verneinte. Robin sprach und verstand Deutsch, allerdings die Standartausführung, die man in der Schule oder einem Sprachkurs lernte, verfeinert durch regelmäßige Benutzung. „Teebeutel? Salbei oder Kamille?“ „Ja. Sogar in der Stallapoteke.“ Ah super. Und es wäre super, wenn Sie schon Wasser heiß machen könnten.“ „Kommen Sie mit.“ Während er in eine Richtung davon eilte und ich ihm folgte, begann ich mich umzusehen. Ein ordentlicher Hof, keine Gefahrenquellen für Pferde, gepflegte Pferdenasen die die Aussicht aus ihren großzügigen Boxen genossen. Ein guter Eindruck.
      Die besagte Stallapoteke befand sich, genau wie der Wasserkocher, in der Futterkammer. In dem ausrangierten Medizinschrank entdeckte ich neben dem Tee auch noch einige Salben, nicht brennendes Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial und Drachenblutpflaster. Perfekt. Während Robin sich um die Teebeutel, zwei, Kamille, kümmerte, desinfizierte ich die Wunde schon einmal. Es fehlte zum Glück ein Stück Haut. Ein Hautlappen wäre unter diesen, nicht ganz idealen Bedingungen eher zur Brutstätte für unvorteilhafte Bakterien geworden. Schließlich drückte ich die Teebeutel, die gezogen hatten, auf die Wunde und sprühte etwas von der Drachenblutpflaster-Tinktur darauf. Diese hatten den Vorteil die Wunde desinfiziert zu halten und die Wundheilung zu beschleunigen, dabei aber kein Vakuum für lustiges Bakterienwachstum zu erzeugen. „So. das hätten wir. Und es wäre wahrscheinlich ganz sinnvoll rauszukriegen woran er sich verletzt hat.“ Erst jetzt viel mir auf, dass ich Amelie ganz vergessen hatte, doch bevor ich in Panik ausbrechen konnte, sah ich meine Tochter mit der Apfelschimmelstute am Strick auf den Anbinder zumarschieren. Annabell hatte sich offenbar doch zu einer Reitstunde bereit erklärt.
      ~

      Wie geanu es dazu kam, kann ich nicht mehr ganz genau sagen. In jedem Fall tauchten Marion und Amelie in den nächsten zwei Wochen beinahe täglich bei uns auf und wurden zur echten Hilfe, sowie zu guten Freunden. Auch Linn und Finley mochten die zwei auf Anhieb, sodass es bald völlig normal war, sie bei uns auf dem Hof anzutreffen. Schließlich fiel mir jedoch auf, dass die Sommerferien in Deutschland bereits seit einer Woche vorbei waren. Was machten die Zwei also noch hier? Amelie musste auf jeden Fall zur Schule! Mein Misstrauen, das sich in den letzten Wochen verflüchtigt hatte, kehrte mit einem Schlag zurück. Doch bevor ich in misstrauische Grübelei versinken konnte, beschloss ich einfach zu fragen. Ich passte Marion alleine ab, die entsetzt reagierte. Etwas schien sie einzuholen, sodass ich sie oben in meiner Wohnung aufs Sofa platziert und schließlich die ganze Geschichte verlangte, wie sie auch lauten würde.
      Dass ich schließlich eine Geschichte von einer Scheidung, häuslicher Gewallt und einer überstürzten Flucht hören würde, war mir bis zu diesem Moment nicht klar gewesen. Tja, und ungefähr so kam es, dass Amelie in die sechste Klasse einer Schule auf dem Festland angemeldet wurde und sie mit Marion die freie Dachwohnung bezog. So konnte es kommen und dass das Team erweitert wurde, störte bei den Unmengen an anfallender Arbeit auch wirklich keinen. Marion konnte sogar ihre Arbeit als Tierärztin wieder aufnehmen, da wir auf Amelie aufpassten, wenn sie weg war. Sie war ein kleiner Wirbelwind, der uns allen ordentlich Schwung verpasste. Und wir alle liebten sie, Amelie wie ihre Mutter.
    • AlfurElfe
      Gleðilegt nýtt ár!
      Ég hafði aldrei raunverulega verið að hugsa um að hafa börnin, hafði hún aldrei ímyndað eða óskað, en þegar ég komst að því að ég væri faðir tveggja stúlkna, hjarta mitt sagði mér að þetta væri rétt.

      Weihnachten war vorbei und auf dem Hof war es ruhig, denn die Herde verbrachte den Jahreswechsel auf der Winterweide, weshalb nur die Hengste auf dem Hof waren. Diese standen alle nah beisammen, mit dem Rücken zum Wind und hatten Schnee und Eis in ihrem dichten Fell hängen. Auch Halla, die sonst immer viel Leben auf den Hof brachte, war nicht da, denn sie war über Silvester zu ihrer Familie nach Reykjavík gefahren. Niemand wollte bei diesem Wetter raus und so verbrachten Linn und ich unsere Zeit drinnen und dachten unter anderem über die Fohlen der nächsten Saison nach. Wir waren uns einig, dass Garpur und Peppy eine gute Kombination abgeben würden und liebäugelten außerdem mit Leiðtogi und Hryða. Auch Vínd sollte gedeckt werden, allerdings von Dynjandi, der noch nicht geprüft war. Alles in allem bestanden die Tage daraus, dass wir morgens die Hengste fütterten, Flóki einmal über den Hof scheuchten und dann wieder drinnen saßen. Flóki hielt uns aber auch im Haus auf Trab, denn auch er wollte nicht im Schnee herumstreifen, wohl aber beschäftigt werden. Man merkte ihm an, dass er einfach kein Hund für Drinnen war. Aber auch andere Sachen galt es zu erledigen. Einen Tag fuhren wir nach Reykjavík zu Ikea, um nach Kinderzimmermöbeln zu schauen und in der Stadt kaufte Linn Tonnen von Babykleidung. Der Grund dafür war, dass wir bald nicht mehr nur zu zweit wohnen würden. Ab März würden wir zu viert sein, denn wir wurden Eltern – von Zwillingen. Wir beide hatten uns riesig gefreut, als wir im Sommer von der Schwangerschaft erfahren hatten. So mussten wir auch das Haus etwas umräumen, um Platz zu schaffen. Da unser Haus zweistöckig war, hatten bisher die meisten Zimmer im Obergeschoss leergestanden. Nun wollten wir oben die beiden großen Zimmer für die Babys einrichten. Anfangs sollten sie noch in einem Zimmer wohnen, dann aber doch recht bald ein eigenes Zimmer haben.

      Zu Silvester hatten sich meine Eltern angekündigt, die uns zum ersten Mal seit wir in Island wohnten besuchen wollten. Am 30. Dezember fuhr ich deswegen nach Keflavík, um die beiden dort vom Flughafen abzuholen. Linn wollte zu Hause bleiben, um die Auslösung einer Katastrophe durch Flóki zu verhindern und die Schabracke fertig zu nähen, mit der sie sich sein zwei Stunden rumschlug. Zum Abschied gab ich ihr einen Kuss und wuschelte Flóki, der versuchte auszubüxen, durch das dichte Fell, bevor ich ihn zurück ins Haus scheuchte.

      Zwei Stunden später fuhr ich mit meinen Eltern auf den Hof. Ich konnte den bellenden Flóki am Fenster hochspringen sehen und hörte gedämpft Linns Stimme, die dem Rüden befahl leise zu sein. Meine Eltern wurden zuerst von Garpur begrüßt, der nahe am Zaun stand und beim Geräusch des Motors aufgeblickt hatte. Auch Sleipnir, Skinfaxi und Tár zeigten Neugier, doch es war zu kalt, um lange draußen zu stehen. Wir holten das doch recht umfangreiche Gepäck meiner Eltern aus dem Kofferraum und schleppten es hinüber zum Haus, wo die Tür aufging und Flóki uns fröhlich entgegenhüpfte. Linn begrüßte meine Eltern herzlich und ich nahm Flóki hoch, da er sich wieder im Schnee hatte wälzen wollen. Wir ließen meine Eltern erst einmal ankommen, zeigten ihnen das Haus und tauschten Neuigkeiten aus. Dass wir bald Eltern und sie erneut Großeltern werden würden, wussten sie natürlich schon und meine Mutter fragte uns über alles aus und freute sich, als sie die Ultraschallaufnahmen ansehen durfte. Auch Namensvorstellungen wollte sie natürlich hören und war erwas beleidigt, als ich ihr mitteilte, dass keines der beiden Mädchen einen schottischen Namen tragen würde.

      Am Silvestermorgen frühstückten wir ausgiebig, bevor wir uns alle in dicke Schneesachen einpackten. Zuerst fütterten wir die Hengste, die wieder nahe am Haus standwn, obwohl sich der Wind mittlerweile gelegt hatte und sogar einige warme Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke drangen. Zu viert setzten wir uns ins Auto und fuhren die paar Kilometer zur Winterweide der Stuten. Diese standen weiter hinten, sahen jedoch auf, als sie das Auto kommen hören konnten. Mein Liebling Alfur hüpfte uns durch den Schnee entgegen und die Stuten folgten ihm. Viðja, Vínd und Hryða fanden vorallem Elizabeth und Alisdair interessant, während sich Slaufa, Færa und Peppy Ann eher zurückhielten.
      Wir machten uns einen gemütlichen Abend, aßen Raclette und um Mitternacht stießen wir draußen im Schnee auf das neue Jahr an, während über Villingaholt viele bunte Raketen in die Luft stiegen. Erst um zwei Uhr gingen wir ins Bett, nachdem wir aufgeräumt und den Raclette-Geruch rausgelüftet hatten. Es war ein schöner und ruhiger Silvesterabend gewesen und ich hoffte, dass auch 2017 genauso ruhig, lustig und entspannt werden würde.
    • AlfurElfe
      Pflegebericht
      Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich wieder richtig aus dem Haus kam. Finley passte vormittags jetzt öfter auf die Zwillinge auf und so konnte ich mich wieder mehr mit den Pferden beschäftigen. Halla nahm uns viel Arbeit ab, aber auch sie musste zwischendurch unter Aufsicht trainieren und dreimal die Woche vormittags in die Berufsschule. Als die Stuten, also Færa Líkamann minn, Hryða van Ghosts, Slaufa, Viðja, Vínd frá Hólum und VK Princess Peppy Ann, hatten wir vor zwei Wochen für den Sommer auf die Hochlandweide entlassen, während die Hengste auf dem Hof geblieben waren. Sleipnir frá glæsileika eyjarinnar und Skinfaxi von Atomics ließen sich mittlerweile problemlos mit Sattel und Trense longieren und sollten bald an das reiterliche Gewicht gewöhnt werden, während Tár frá Feti mittlerweile auch Rennpass ging und Hrafn van Ghosts auf die höheren Tölt- und Viergangklassen vorbereitet wurde. Mit Dynjandi ging ich heute auf die Ovalbahn, um an seiner Haltung im Tölt zu arbeiten, denn wir wollten bald die T3 gehen. Halla baute währenddessen auf dem Rasenplatz ein paar Cavaletti und zwei kleine Kreuze auf. Leiðtogi, der nicht viel Freude am Vorwärtsgehen hatte, liebte es umso mehr, über die Hindernisse zu hüpfen. Auf lange Sicht erhofften wir uns dadurch einen ausgeprägteren Gehwillen. Am Abend, als ich die Kinder wieder hatte, ging Finley noch mit Garpur auf die Passbahn.
    • Canyon
      13. Dezember 2017
      Ein Besuch
      2610 Zeichen © BellaS
      Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem mir die Stute Viðja das erste Mal begegnet war. Ich hatte zwei Zuchtstuten aus Island importiert und musste diese von einem weiter entfernten Flughafen abholen. Um Laufey und Vinkona frá Sólin keine anstrengende lange Hängertour zumuten wollte, nachdem sie aus dem Flugcontainer kamen, machte ich auf einem Isländerhof Pause, der auf dem Weg lag. Und wie es das Schicksal wollte, lief mir dort Viðja über den Weg. Ein Notverkauf, die Besitzerin konnte sich die Stute nicht mehr leisten. Da griff ich zu und brachte, anstatt wie geplant zwei, gleich drei Isländer nach Hause.
      Jahre später tat ich mich mit meiner Freundin Linn zusammen und wir eröffneten gemeinsam eine Isländerzucht in Schottland. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte Linn sich in die Apfelschimmelstute verguckt und schließlich schenkte ich sie ihr. Ihr erstes eigenes Pferd, zu dem sich im Laufe der Zeit weitere gesellten. Als sich unsere Wege schließlich trennten, man Linn nicht nur den gekörten Hengst Garpur mit nach Island, sondern bekam die Stute Færa Líkamann Minn gleich mit dazu.
      Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine Freundin das erste Mal auf ihrem eigenen Hof auf Island besuchen würde. Island. Die Heimat meiner Lieblingspferde. Nicht, dass ich noch nie zuvor hier gewesen wäre, doch die Insel kam mir jedes Mal aufs neue irgendwie magisch vor.
      Nach einer herzlichen Begrüßung ging es direkt zu den Pferden. Linn war ganz begierig mir ihre Neuzugänge zu zeigen. Die Stute Peppy, oder auch VK Princess Peppy Ann, kannte ich bereits. Ich hatte sie zum Spaß und zum Ärger meiner Freundin grundsätzlich PPA gerufen. Auch den Hengst Leiðtogi kannte ich. Er stammte aus meiner Zucht und war einst für meine Mio Michalski bestimmt gewesen. Wie genau er seinen Weg zu Linn gefunden hatte, wusste ich nicht.
      Nachdem ich meine Sachen in einem Gästezimmer untergebracht hatte, lud mich Linn auf einen Ausritt durch die isländische Landschaft ein. Nach Jahren wieder in Slaufas Westernsattel zu sitzen, war für mich fast wie nach Hause kommen. So viele von Linns Pferden waren einmal in meinem Besitz gewesen. Die Stute die Linn ritt, Vínd frá Hólum, jedoch nicht. Auch Finley McLean, ein treuer Freund und ehemaliger Bereiter auf meinem Hof, begleitete uns. Hryða van Ghosts hieß die Stute, die er ritt.
      Nachdem wir schließlich vom Ausritt zurück waren, durfte ich auch noch Jung- und Trainingspferde begutachten. Alfur frá Egilsstöðum, Sleipnir frá glæsileika eyjarinnar, Skinfaxi von Atomics, Dynjandi, Hrafn van Ghosts und Tár frá Feti, sie alle bewohnten nun Linns Hof auf Island und viele von ihren stellten einen Teil meiner Geschichte dar. Es war schön sie alle einmal wieder gesehen zu haben.
    • Eddi
      Verschoben am 02.04.2020
      Grund:
      6 Monate keine Pflege
    Keine Kommentare zum Anzeigen.
  • Kategorie:
    Himmel - ungepflegte Pferde
    Hochgeladen von:
    AlfurElfe
    Datum:
    18 Aug. 2016
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    7
  • HRYƉA VAN GHOSTS

    Regenschauer [hrɪða]


    GRUNDDATEN

    V: unbekannt
    VV: unbekannt
    VM: unbekannt

    M: unbekannt
    MV: unbekannt
    MM: unbekannt


    Isländer
    Stute
    Rappwindfarben/Brúnvindótturskjóttur (EeaaZzSplspl)
    8 Jahre
    1,46 m
    Fischauge, Blesse


    INTERIEUR

    Hryða ist eine mit Vorsicht zu genießende Stute. Vor allem bei Unbekannten ist sie gerne störrisch, wenn man ihr vertrauen aber gewonnen hat, bessert sich dies mit der Zeit. In der Herde ist Hryða eher ranghoch. Freundschaften zu anderen Pferden schließt sie kaum, weshalb sie sich auch gerne mal kabbelt. Im Gelände oder auf der Bahn ist sie flott und ehrgeizig, was es dem Reiter manchmal leichter, manchmal schwieriger macht. Hryða hatt fünf schöne Gänge, wird jedoch nur viergängig geritten.


    AUSBILDUNG UND ERFOLGE

    Schritt: schnell, große Schritte
    Tölt: ausdauernd, gute Aufrichtung
    Trab: ausdauernd, taktklar
    Galopp: flott, gesprungen
    Pass: wird nicht geritten

    Tölt | T8○T7○T6○T5○T4○T3○T2○T1
    Viergang | V1●V2●V3●V4●V5○V6○V7○V8
    Fünfgang | F○F1○F2
    Passrennen | P○P1○P2
    Passprüfung | PP1○PP2
    Galopprennen | E○A○L○M
    Distanz | E●AL●M○S○S*○S**○S***
    Fahren | E○A○L○M○S
    Dressur | E●A●L○M○S
    Springen | E●A○L
    Military | E○A○L



    Schleifen


    Gekört/Gekrönt: Ja

    Als Leihmutter/Deckhengst verfügbar: Ja
    Decktaxé: 210 Joellen
    Nachkommen: keine
    Tragend (vom Garpur)

    GESUNDHEIT


    Letzter Tierarztbesuch: 03.01.2015

    Befinden: gut
    Anmerkungen:

    Letzter Hufschmiedbesuch: 10. Februar 16

    Zustand der Hufe: sehr gut
    Anmerkungen:

    BESITZERDATEN


    VKR: verfallen
    Ersteller: Mohikanerin
    Besitzer: AlfurElfe

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