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Canyon

● Chromed Highwind [EVB]

Englisches Vollblut ○ Schimmel ○ Hengst ○ *2014 ○ 176cm ○ Reiter: Eyvind Engh

● Chromed Highwind [EVB]
Canyon, 26 Jan. 2020
Zion, Sosox3 und adoptedfox gefällt das.
    • Canyon
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      Distanz E → A
      Ende Januar fühlte sich das Wetter wieder an, als wäre es bereits Frühling. Die letzten Tage war ich selbst nur sehr wenig zum Reiten gekommen, da viele neue Praktikanten meine Aufmerksamkeit gefordert hatten. Ich war bei fast jedem Training anwesend gewesen, um zu begutachten, ob die Reitweise der jungen Reiter auch unserem Standard entsprach. Umso mehr freute ich mich mit Eli und Bart ein Distanztraining reiten zu dürfen. Ich wusste, dass ich mich hier nur auf mich und das neue Pferd Lap de Loupe konzentrieren musste. Nicolaus hatte ihn blind gekauft, es war ihm nur um die Farbe gegangen, umso mehr freute ich mich, als ich bereits nach wenigen Metern merkte, wie gut der Hengst auf meine Hilfen reagierte und mit seiner Konzentration stets bei mir war.
      Eli durfte Last in Love reiten. Er selber war noch nicht der begnadeste Reiter und es war gut, dass er das entspannteste und leicht zu reitenste Pferd zugeteilt bekommen hatte. Bart währenddessen hatte sich auf Chromed Highwind gestürzt. Der Schimmel, der seinen Kopf immer drei Meter über den Schultern trug und mit großen Augen Ausschau hielt. Bart hatte eine sichere Hand und wusste genau, wie er die geladene Energiebombe unter sich unter Kontrolle halten konnte.
      Wir wollten nur etwa 30 Kilometer in den nächsten 2 Stunden hinter uns bringen. Wir hatten selber Pulsmessgeräte einstecken und würden an einem kleinen Bach halt machen, um die Pferde zwischendrin tränken zu können. Der Plan klang einfach und entspannt, ich hatte allerdings nicht mit den Macken von Chrom und Lap gerechnet. Beide hatten wir vom gleichen Züchter gekauft und nur wenige Informationen über die Probleme mitbekommen.
      Kaum hatten wir den kleinen Wald betreten und kaum war der Weg wurzeliger und ungleichmäßiger geworden, da begann Lap vor jeder Wurzel einen großen Aufstand zu machen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass für ihn allgemein Wurzeln und Stangen ein Problem darstellten, sodass ich ihn immer wieder versucht über die Wurzeln zu drängen. Rechts und links neben dem Pfad wuchs dichtes Gebüsch, sodass auch da kein Vorbeikommen möglich war. Ich schickte deswegen Bart und Eli schonmal vor, was vor allem Chrom gefiel, der ungeduldig hin und her tänzelte und Bart alle Hände voll zu tun hatte, um nicht im Gebüsch zu landen.
      Ich hatte die Hoffnung, dass Lap, wenn die anderen Hengste ihn nicht noch extra stressten, er einfach über die große Wurzel hinwegsteigen würde, aber er stemmte alle vier Hufe in den Boden. Ich stieg also ab und lockte ihn, Schritt für Schritt über die wurzeligen Stellen, die sich jedoch ein ganzes Stückchen zogen. Mittlerweile waren Bart und Eli bereits aus meinem Blickfeld verschwunden und ich hatte Glück, dass Lap nicht deswegen auch noch einen Aufstand machte.
      Als sich der Weg wieder etwas weitete und die Bäume ihre Wurzeln nicht mehr vor uns ausstreckten, stieg ich wieder auf. Lap war schon verschwitzt, ohne, dass wir bis jetzt schneller als Schritt gegangen waren und vor seinem Mund hatte sich Schaum gesammelt. Als ich aufstieg, merkte ich sofort, wie sich die Verbindung der Zügel zum Maul versteift hatte. Lap kaute unruhig auf dem Gebiss und streckte den Kopf in die Höhe.
      Im Trab versuchte ich nun aufzuholen. Lap lief wunderbar, trotz angestrengter Kopfhaltung, die sich nur nach und nach besserte. Ich erreichte die anderen erst an unserer ersten Puls-mess-Stelle. Chrom war nervös wie je zuvor, blieb aber stets freundlich. Ich parierte er kurz vorher zurück in den Schritt und kombiniert mit dem Wurzelproblem waren Laps Werte nicht die besten.
      Auch Chrom schien nicht der einfachste zu sein. Bart beschwerte sich nie über Eigenheiten bei Pferden, er war wie sein Vater, immer verständnisvoll und doch konsequent.
      Zum Glück blieb die restliche Strecke wurzelfrei, allerdings fand Lap immer wieder Gründe, warum es nicht weiterging. Blätter, Brücken oder Straßen. Bis zur großen Pause dachte ich, dass ich das anstrengendste Pferd heute ritt, als sich dann aber Chromed Highwind kurz nach dem Anbinden vom Baum mit solcher Wucht losriss, dass sein Strick in der Mitte zertrennt wurde, wusste ich, dass mit beiden Pferden noch viel zu arbeiten war. Auch wusste ich, dass weder Lap noch Chrom wohl die geborenen Distanzpferde waren, man aus beiden aber bestimmt noch viel herausholen konnte. Lap hatte ein großes Problem mit dem Gebiss. Am Ende des Ritts war sein Maul wund und auch nachdem ich ihm das Gebiss aus dem Maul genommen hatte, mahlte sein Kauwerk weiterhin ununterbrochen. Beim nächsten Mal mussten wir definitiv vorher feststellen, was die Pferde brauchten.
      Trotzdem hatten alle drei den Ritt gut überstanden und obwohl es viele Probleme gegeben hatte, waren die Werte von allen in einem annehmbaren Bereich. Dass Lovely, der nun schon länger bei uns trainiert wurde, mit seiner ruhigen Art an diesem Tag der beste gewesen war, das konnte wohl niemand abstreiten. Wir hatten alle viel gelernt, das wusste niemand abzustreiten.

      31-01-2020 | 4.945 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Distanz A → L
      Nichtmal zwei Wochen später stand bereits das nächste Distanztraining an. Diesmal hatten wir uns vorher ausgiebig mit den Problemen vom letzten Mal beschäftigt und ich hatte auch dafür gesorgt, dass Eli weiterhin Last in Love trainieren würde, während Bart und ich uns mit den beiden neuen „Problempferden“ Chromed Highwind und Lap de Loupe beschäftigen würde. Ich hatte gedacht, dass Lap anscheinend doch kein gutes Distanzpferd war, da er allerdings zu alt für die Rennbahn war und, wie sich herausgestellt hatte, auch panische Angst, oder vor allem einen großen Sturrkopf vor höher liegenden Stangen hatte, war uns nichts anderes übrig geblieben an den Problemen zu arbeiten. Ansonsten war nämlich ein anhänglicher und gutgläubiger Kerl, der einem blind vertraute. „Den hat man doch früher mal über ‘nen Oxer drüber gepeitscht“, sagte Bart immer wieder. „So wird doch kein Pferd von alleine.“ Er konnte damit durchaus richtig liegen. Normalerweise sah es Lap überhaupt nicht ähnlich, sich so gegen die Wünsche seines Reiters zu stellen.
      Auch bei dem Problem mit dem Gebiss hatten wir etwas unternommen, sodass Lap die letzte Zeit von mir nur noch erfolgreich gebisslos geritten worden ist. Das tat uns beiden gut und auf dieser Vertrauensebene war die Arbeit mit ihm von Tag zu Tag besser geworden.
      Auch Bart hatte mit Chrom fleißig trainiert. Bei ihm hatte viel Abwechslung und vor allem immer ein selbstbewusster, gleichbleibender Reiter geholfen. Gegen seine ungebändigte Energie half nur ein klar geregelter Tagesablauf und vor allem viel Bewegung. Bart hatte ihn früh nun immer longiert und am Nachmittag entweder Platzarbeit, oder bewegungsreiche Ausritte unternommen, ohne dabei den Fokus auf die Gelassenheit zu verlieren.
      Das Problem, dass sich Chrom gerne überall befreien wollte, bestand immer noch. Sodass Bart ihn nun immer mit einer Eisenkette anband, die er auch heute auf dem Ausritt wieder mitschleppte. „Sicherheit geht vor“, sagte er. Natürlich war es aber auch sein Ziel, Chrom irgendwann soweit vertrauen zu können, dass diese nicht mehr von Nöten war.
      Mit Last in Love derweil war alles wunderbar gelaufen. Der Hengst stand kurz vor seiner Körung, war gut bemuskelt und hatte bereits einen Platz bei uns als Deckhengst sicher. Er würde sich freuen, wenn die Trainingsphase endlich etwas nachlassen und sein Alltag entspannter werden würde.
      Die Strecke von heute war eine ähnliche wie die im letzten Monat. Ich war sie nun immer wieder mit Lap gegangen, hatte mir Zeit für seinen Sturrsinn bei den Wurzeln genommen und wusste nun ganz genau, an welchen Stellen Lap sich verspannen würde. Aber er vertraute mir und auch wenn ich hin und wieder abstieg, um ihm vom Boden aus die Sicherheit geben zu können, hatte er sich prächtig entwickelt.
      Auch Chrom war gut angekommen. Bart schien ihn gut auszulasten und die beiden anderen Hengste beruhigten sein Temperament zunehmend. Chrom war immer aufmerksam, hatte seine Ohren zwar immer überall, reagierte aber sofort auf jede Hilfe von Bart, ohne lang zu diskutieren, wie es manchmal bei Lap der Fall war. Mittlerweile war es bei den beiden auch mal eine längere Strecke möglich, dass die Zügel entspannt und locker hingen, ohne, dass Bart die ganze Zeit in Habachtstellung war, um den nächsten Energieschub seines Hengstes abfangen zu können.
      Chrom durfte während des Rittes immer vorne laufen, während dann Lap und ich mit etwas Abstand folgten. Bei Lap war es wichtig, dass er früh genug die Möglichkeit hatte, Gefahren oder Unebenheiten zu erkennen, damit der Schock für ihn nicht noch größer war, wenn er kurz davor stand.
      Zuletzt folgte uns immer Lovely. Er war zufrieden mit seiner Position am Ende des Zuges, blieb aber immer nur wenige Meter hinter Lap, als ob er ihn nicht verlieren wollte. Auch wenn Lovely hin und wieder zu nah aufrückte, störte sich Lap nicht daran und bedachte seinen Freund nur mit einem aufmerksamen Ohrenzucken.
      Das Training heute war ein voller Erfolg. Alle drei Pferde waren zu einem gut eingespielten Team geworden und nachdem auch wir Reiter die Macken kennengelernt und verstanden hatten, war der Rest kaum noch ein Thema. Vermutlich hätte auch Bart seine Eisenkette nicht gebraucht, aber das würden wir wohl heute nicht mehr erfahren. Weiterhin mit ihnen arbeiten mussten wir trotzdem, egal ob Lovely bald ein gekörter Hengst sein würde, Chrom keine Eisenkette mehr brauchte oder Lap über Wurzeln hinwegstieg, als wären sie keine gefährlichen Biester. Aber heute hatten wir einen entscheidenden Meilenstein gelegt, denn die Pferden durften mittlerweile in Klasse L starten.

      13-02-2020 | 4.578 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Urlaub auf Phoenix Valley
      Ich hatte Urlaub bei Bekannten vereinbart. Ich wollte drei Wochen dort bleiben. Jedoch ist Urlaub nicht gleich Urlaub. Nicolaus du Martin bat mich nebenbei einige seiner Lieblinge zu machen. Ich willigte ein. Ich konnte ja trotzdem die Sonne auf meine Haut strahlen lassen und drei Wochen hatten wir ja genug Zeit dafür. Zehn Pferde wären es, zwei Pro Tag und ich wäre in fünf Tagen fertig. Ich hatte alles gepackt, Joicy war so nett und brachte mich zum Flughafen.
      "Ich hoffe es steht noch alles, wenn ich wieder komme!" lachte ich. Dann sah ich noch ein letztes mal meine heiß geliebten Berge an, diese würde ich nun für die Sonne eintauschen, zumindest für drei Wochen. Joicy versicherte mir, dass alles schon glatt laufen würde und so stieg ich beruhigt in den Flieger nach Kalifornien. Mein Flug dauerte 8h. In dieser Zeit döste ich ein wenig. Malte der Trainer holte mich dann am Flughafen ab. Wir begrüßten uns herzlich und ich beschloss morgen mit Chromed Highwind und Lap de Loupe anzufangen. Für heute wollte ich nur schlafen. Wir kamen auf dem Hof an und Malte zeigte mir die eigene Hufschmiede für Hufschmiede die außer Landes extra einflogen, um die Pferde zu versorgen, so mussten wir nicht immer den tragbaren Ofen mitzerren, meinte er. Malte fand, dass sein Gestüt bereits sehr groß war, sodass sich eine Schmiede rentieren würde. Ich freute mich riesig, denn es war eine wahnsinnige Erleichterung in der Planung. Ich genoss den Abend noch draußen auf der Verande meines Gästehauses mit einem Gläschen Wein. Hir und da hörte ich ein Wiehern der Pferde und dachte an meine Heimat. Gegen 23 Uhr ging ich schlafen. Das Bett war angenehm weich und groß. Ich fühlte mich wie eine Königin.
      "Guten Morgen! Ich dachte du möchtest mit uns Frühstücken!", wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Malte stand im Raum und grinste mich an.
      "Gib mir fünf Minuten!" sagte ich noch etwas verschlafen und Malte war auch schon wieder verschwunden. Ich stand auf und sprang zuerst unter die Dusche, dann zog ich mich an und ging ins Haupthaus rein. Dort waren alle schon am Tisch und aßen ihr Frühstück. Ich machte mir einen Kaffee und ein belegtes Brötchen. In Ruhe aß ich mein Frühstück. Nico und ich plauderten noch ein wenig. Als ich dann fertig war, ging ich zur neuen Schmiede, heizte den Ofen ein und holte den ersten Kandidaten. Es war ein Schimmelhengst namens Chromed Highwind. Ich band den Hengst a, Ständer an und begann die alten Eisen runter zu nehmen. Dann knipste ich das überschüssige Horn ab und schon war es passiert, er rutschte mir mit dem Huf aus und hampelte rum. "Du kannst wohl nicht warten was?!", sagte ich zu ihm und ermahnte ihn freundlich. Mit gerade seinen 6 Jahren durfte ich nicht all zu viel erwarten und Hengste sind meisten etwas nervöser. Ich nahm den Huf erneut auf und besserte den kleinen Unfall aus. Als er artig war, lobte ich ihn ausgiebig. Nun ging ich ans Hinterbein auch da holte ich die alten Eisen runter, bearbeitete seinen Huf, auch da versuchte der Hengst seinen Huf wieder wegzuziehen. Doch diesmal war ich gefasst und er hatte keine Chance. Als ich hinten fertig war, schmiss ich schnell seine Eisen in den Ofen und machte auf der linken Seite weiter. Alles ist gut, High!", redete ich mit dem Hengst. Dieser tänzelte ungeduldig hin und her und auf und ab. Ich hatte echt eine Mühe ihn fertig zu bekommen. Als die Eisen heiß genug waren, legte ich sie nach einander auf und klopfte sie dann in die richtige Größe. ehe ich sie im kalten Wasser wieder abkühlte. Dann nagelte ich die Eisen nacheinander auf das Horn, bearbeitete die Nägel und fettete die Hufen ein. Chromed Highwind war nun fertig. Ich brachte ihn zurück in die Box und holte mir seinen Nachbarn Lap de Loupe. Der Amber Cream Hengst zeigte mir seine Störrigkeit auf seine freundlichen Art hin. Er wollte einfach noch nicht aus der Box raus.
      "Junge, ich weiß, es ist noch früh und du glaubst, du musst arbeiten, das ist so nicht, du hast ein Wellnessprogramm gewonnen!" scherzte ich rum. Immer wieder ermunterte ich den Hengsten doch noch aus der Box zu kommen. Ich gab nicht auf und Lap wohl auch nicht, zumindest sehr schwer. Nach einiger Zeit Überredungskünste folgte mir der hübsche dann doch.
      "Wow, das ging ja schnell!", wunderte sich Malte.
      "Was wie schnell?!" fragte ich leicht irritiert.
      "Lap kommt bei Fremden normalerweise nicht so schnell raus!", lachte er.
      "Ach, wir sind doch schon Freunde oder nicht Lap?!" fragte ich grinsend den Hengst, der neben mir stand und gerade seinen Kopf an mir rieb. Normalerweise duldete ich solch ein Verhalten nicht, aber ich wollte seine Mitarbeit nicht zunichte machen. Ich band ihn an der Schmiede an und begann ihm seine Eisen runterzuholen. dann knipste ich das Horn weg und legte die Eisen ins Feuer. Nach dem Hengst werde ich wohl in die Stadt fahren und etwas Shoppen gehen, das tat ich gerne, aber viel zu selten. Vielleicht finde ich ja ein gutes Reitsportgeschäft. Lap benahm sich vorbildlich, ich hatte ihn schnell komplett fertig und brachte ihn wieder in seine Box. Nun räumte ich alles auf, schaltete den Ofen aus, und wartete bis dieser kalt war. Dann ging ich ins Haus duschte mich und machte mich fertig für die Stadt. Kalifornien war ein wunderschönes Land, aber ich vermisste schon ein wenig meine Berge Zuhause. Sollte ich mal anrufen und nach dem Rechten fragen? Immerhin war ich erst seit einem Tag fort. Ich beschloss dies nicht zu tun. Ich fand in der Stadt ein Reitsportgeschäft und stöberte dort herum. Ich fand einige schöne Sachen und ging dann in ein Café. Ich kehrte abends zurück und schlief auch schon fest ein.
      Am nächsten Morgen wurde ich von Hufgetrampel und wildem Rufen geweckt. Ich zog mich rasch an und ging neugierig nach draußen. Dort waren einige Pferde aus ihren Boxen ausgebrochen, ob das ein Jugendstreich der Teenager der Umgebung war, stand noch nicht fest. Kurzerhand half ich die Pferde wieder einzusammeln. Dann, als die Pferde wieder in ihren Boxen waren, ging ich frühstücken. Danach holte ich Sir Golden Mile aus seiner Box. Der 4-jährige Smoky Black Hengst folgte mir brav in die Schmiede. Da ich in der Hektik den Ofen vergessen hatte anzumachen, holte ich das nach. In der Zwischenzeit streichelte ich den kleinen ein wenig, dann holte ich seine alten Eisen herunter, legte seine neuen Eisen in den Ofen. Dann raspelte ich den Hufe wieder in die richtigen Länge. Dann befestigte ich die Eisen an den Hufen und lobte den jungen Hengst. Dann machte ich eine kleine Pause und holte einen Kaffee nachdem ich Mile wieder in seine Box gebracht hatte. Ich trank genüsslich meinen Kaffee und holte den letzten Hengst im Bunde. Golden Sugar, der Schabrackentiger Hengst, war etwas zu eifrig bei der Sache. Ich musste auf dem Weg zur Schmiede ihn mehrmals zurechtweisen, dass er neben mir zu laufen hatte und nicht vor mir. Der Hübsche meinte das sicherlich nicht böswillig, er war nur voreilig. Als ob er auf einen Zug müsste. Ich band ihn an und begann die alten Eisen abzunehmen. Dann legte ich die neuen Eisen ins Feuer und knipste das zu viele Horn ab und raspelte die Hufränder wieder schön rund. dann nagelte ich die neuen Eisen auf die Hufe rauf und brachte Sugar wieder in seine Box. Abermals räumte ich alles auf und chillte dann den Rest des Tages.
      Morgen würde ich mit Malte ausreiten und darum würde ich erst am nächsten Tag weiter machen. Deshalb wollte ich ausgeruht sein, um die Natur entdecken zu können. Wir hatten uns auf 14 Uhr verabredet, also wollte ich am Vormittag so richtig ausschlafen und Wellness machen. Ich wachte gegen 7 Uhr auf und konnte noch im Bett liegen bleiben, dafür hatte ich sehr wenig die Chance, darum genoss ich das Privileg sehr. Ich döste vor mich hin, irgendwann brunchte ich ausgiebig und lange und rief dann Joicy an um zu erfahren ob alles in Ordnung war. Joicy bestätigte es mir. Inzwischen war es halb zwei, somit ging ich mal Richtung Stallungen. Ich sollte heute Golden Sugar bekommen. Malte nahm Lap de Loupe. Wir machten unsere Pferde fertig und sattelten sie auf. Ich werde nun zum ersten mal auf einem Englischen Vollblut sitzen. Nun schwangen wir uns auf den Rücken der Pferde und ritten vom Hof. Ich folge Malte unauffällig. Wir schnatterten wie alte Tratschweiber! Ich erzählte ihm viel über meine Österreichischen Warmblüter, über meine Alpen und wie die Mutterstuten mit Fohlen im Sommer über frei in den Alpen leben dürfen. Ich erzählte ihr auch viel über Beastly Domina, die Stute die ich aus einer Rettungsaktion bekommen habe, wie sie zu meinem Seelenpferd wurde und wie sehr ich diese Stute liebte. Nach einer Weile trabten wir an. Mich zog es ruckartig nach hinten, Sugar war schnell. Ich mochte mir gar nicht ausmalen wie es sein wird, wenn wir erstmal galoppierten. Schnell gewöhnte ich mich an Sugar‘s Tempo. Nun galoppierten wir eine Strecke entlang. Die Umgebung war echt wunderschön, ich konnte richtig Kraft tanken. Nach zwei Stunden Ausritt kamen wir zurück. Wir ritten lang genug im gemütlichen Schritt das unsere Pferde schon wieder fast trocken waren, als wir sie absattelten. Dann brachten wir sie in ihre Boxen und ich ging noch in eine Bar.
      Am nächsten Morgen war ich schon in der Schmiede und warf den Ofen an. Ich beschloss PV Gräfin zu holen. Die dunkelbraune Stute grummelte mir entgegen. "Hallo Hübsche!" begrüßte ich sie. Ich nahm ihr Halfter und führte sie über den Hof. Bei der Schmiede angekommen band ich sie an, schaute welche Größe von Eisen sie benötigte, schmiess diese in den Ofen und begann die alten abgenutzten herunterzuholen. Danach knipste ich das alte Horn ab und feilte die Ränder wieder rund. Gräfin benahm sich artig und so konnte ich schnell meine Arbeit fortsetzen. Als die Hufen bearbeitet waren, nagelte ich die neuen passenden Eisen auf die Hufe und fettete die Hufen ein. Dann brachte ich Gräfin wieder in ihre Box und holte mir Song of Peace. Die hübsche Stute gefiel mir schon von Anfang an, als ich sie entdeckt hatte, leider war sie zu groß und zu schwer als sie in eine Tasche zu packen, um sie zu klauen. Ich halfterte die Stute auf und führte sie aus der Box. Als die Stute merkte, dass es Richtung Schmiede ging, schien sie sich richtig zu freuen, das irritierte mich ein wenig, den entweder zeigten andere Angstreaktionen oder gar keine Reaktion, aber Freude? Das war mir neu! Aber recht war es mir allemal. Ich band die Stute an und legte ihre Eisen ins Feuer. Brav stand sie da und sah mich mit ihren wunderschönen Augen an. Als ich mich nach vorn beugte und ihr Vorderhuf bearbeitete, merkte ich wie sie an meiner Jacke und am Pulli zupfte und mich halb auszog. "Kannst du mich bitte angezogen lassen? Möchte nicht nackt da stehen und außerdem ist es kalt!" grummelte ich lachend zur Stute, die wohl nach Leckereien suchte, dieses kleine verfressenes Ding. Mehrmals schob ich ihr den Kopf von meinem Rücken weg, aber sie war jedes mal da. Sie gab einfach nicht auf. Endlich kam ich dazu, die Eisen aufzunageln. Peace war brav, sie zeigte mir ihre Liebe und ihre Zuneigung, auch wenn sie kein Leckerchen von mir bekam. Ich verteilte grundsätzlich nur am Schluss ein Lekerli aber nicht während der Arbeit. Endlich war ich fertig. Ich gab ihr ein Apfelstück und brachte sie wieder zurück in ihre Box. Ich machte den Platz sauber und ging in den Wellnessbereich meines Gästehauses, sprich Badezimmer.
      Für heute war Cinnada Mistik und I‘ve got a blue soul geplant. Zuerst wollte ich ausgiebig auf der Terrasse frühstücken. Nach dem Frühstück holte ich mir Cinnada Mistik aus ihrer Box. An der Schmiede angekommen holte ich die alten Eisen herunter und kürzte die Hufe. Nachdem diese korrigiert und gekürzt waren, nagelte ich die neuen Eisen auf ihre Hufe. Mistik benahm sich artig bis auf ein zwei rumtänzelei. Dann brachte ich die Stute wieder in ihre Box und holte Blue Soul raus. Die Schönheit war die letzte für heute, dann hatte ich noch zwei vor mir, die ich aber erst gegen Ende meines Urlaubes machen wollte. Ich band Blue an und begann mit meiner Arbeit, als Malte zu mir kam. Wieviele hast du noch vor dir?!" fragte er mich.
      "Für heute nur noch sie, dann hab ich noch zwei, die ich in der letzten Woche meines Urlaubes machen werde!" sagte ich und war gerade dabei die Hufe zu kürzen. "Oh du bist ja schnell, wollen wir heute Abend was essen gehen und das Nachtleben Kaliforniens unsicher machen?!" grinste er.
      "Ja klar und wie ich das will!" Wir verabredeten uns für 19 Uhr in einem nobleren Restaurant. Ich machte Blue Soul fertig und brachte sie in die Box. Dann räumte ich die Schmiede auf und richtete mich für den Abend ein. Ich freute mich sehr darauf.
      Einige Tage waren nun vergangen und ich hatte den Urlaub sichtlich genossen, heute wollte ich die restliche zwei Pferde machen. Zuerst holte ich BR Prias Raveday aus ihrer Box. Die Red Roan Stute war sehr artig. Ich holte die Eisen herunter, kürzte die Hufe und nagelte die neuen Eisen rauf. Raveday war neugierig und knibbelte an meiner Jacke rum. Dann verräumte ich die Stute in ihrer Box und holte Delightful Cinnamon. Bei Cina wollte Malte dabei sein, denn die Stute hatte einige schlechte Erfahrungen gemacht und da wollte sie mir als Unterstützung dienen. Die Scheckstute sah mich misstrauisch an. Ich redete sanft mit der Stute. Gekonnt hatte ich die Hufen gekürzt und die Eisen drauf genagelt so gut es ging. die Stute zappelte recht und versuchte sich mehrmals sich loszureisen.
      "Pass auf!" rief Malte immer wieder und sah besorgt aus. Ich musste mehrmals zur Seite springen. Nach zwei Stunden war auch sie endlich fertig. Ich gönnte die Stute mehrere Pausen. Nun war auch sie fertig und ich konnte in Ruhe meine Sachen zusammenpacken und Richtung Heimat fliegen, mein Urlaub war schon vorbei, sehr erlebnisreich und arbeitsreich!

      21-02-2020 | 13.733 Zeichen | Elsaria
    • Canyon
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      Tierarztbesuch in großem Ausmaß
      ,,Chromed Highwind!'', zischte Nico entnervt als der Hengst weiterhin so herum zappelte. Er verwendete den ganzen Namen des Hengstes nur um den Druck noch einmal mehr klar zu machen. Ja, diese Masche kannte ich doch von mir selber nur zu gut. ,,Alles gut. Es gibt schlimmeres.'', meinte ich zu dem Mann. Ich kannte ihn schon vom Horse Makeover, er hatte mir Twister zugewiesen und Ian seinen Coleman. ,,Ach so langsam kann er doch mal Still halten.'', murrte er und ich musste das Kichern unterdrücken. Natürlich war es nicht einfach, aber dennoch einfach als wenn er wirklich hier den Mogo machen würde. Ich tastete weiter die Gliedmaßen des Hengstes ab, hatte mir bereit schon die Schleimhäute, Augen und auch den Rumpf genauer angesehen. Die Körpertemperatur hatten wir auch schon gleich zu beginn gemessen, denn Nico sagte schon, dass der Hengst zu einem späterem Zeitpunkt noch weniger still halten würde. Ich konnte jedoch auch an den Beinen des Apfelschimmel-Hengstes nichts Auffälliges erkennen. ,,Ich muss ihn nur noch einmal abhören.'', erklärte ich Nico und holte mein Stethoskop aus dem kleinen Koffer den ich zu jeder Routineuntersuchung dabei hatte. Natürlich waren da auch Sachen für die kleineren Notfälle und kleinere Fälle die man eben rasch behandeln konnte. Für alles weitere müsste das Pferd in die Klinik oder ich nochmal wiederkommen. Aber ich hatte zu diesem Großauftrag auf Phoenix Valley auch meinen Kombi dabei, da hatte ich ja auch nochmal einiges an Equipment drin, wie ein Ultraschall oder Röntgengerät. Man wusste bei acht Pferden eben nicht, was man alles so gebrauchen könnte. Nico hatte ja schon am Telefon angedeutet, dass eines der Pferde irgendein Problem mit der Haut hatte, leichte kahle Stellen wie bei einem Pilz und bei widerrum einem anderen Pferd war es wohl die Atmung, die Nico etwas störte. Wohl oder übel bot es in beider Fällen einer genaueren Untersuchung, mit eventueller Blutabnahme um bestimmte Sachen schnell ausschließen zu können.
      Nun waren wir aber am Abhören des Hengstes vor mir dran. Chrom wurde ja zunehmend nervöser und das hörte man auch an seiner Atmung und dem Herzschlag. Ich befand es jedoch als normal in diesem Zustand, denn er schien eben aufgeregt. ,,Gut, das wäre es dann. Der Hengst scheint top in Form auch wenn sein Verhalten noch etwas.. aufgeregt wird.'', erklärte ich Nico und klopfte dem Hengst den Hals, steckte ihm noch ein Mineral-Brick zu und einer der Pfleger brachte ihn auch schon weg. ,,Wer kommt jetzt dran?'', hakte ich nach und zog derweil die Sweatshirtjacke aus. Auch wenn es nicht anstrengend erschien, das was ich hier tat, war es das dennoch und zudem prallte die Sonne heute auch ganz gut auf uns herab. Es war aber angenehm, nicht zu warm. Der Pfleger, der gerade noch den Vollblut-Hengst weggebracht hatte, brachte uns nun einen weiteren seiner Art.
      ,,Lap de Loupe. Ein englischer Vollbluthengst, fünf jährig.'', stellte mir Nico den cremefarbenen Hengst vor und ich nickte, betrachtete diese Seltenheit. ,,Er ist echt schick!'', bemerkte ich lächelnd und hielt dem Hengst meine Hand hin, damit er an dieser Schnuppern konnte, während mir Nico weitere Infos zu dem Hengst lieferte. Wie er sich sonst verhielt und auch zu seiner Abstammung. ,,Er kaut gerne auf seinem Gebiss herum und ist da auch sehr störrisch bei. Wir versuchen ihn derzeit gebisslos zu reiten doch auf manchen Turnieren wird das ja bekanntlich nicht gerne gestattet.'', erklärte mir Nico zum Schluss und ich nickte. ,,Ich werde mal bei den Zähnen genauer schauen, vielleicht liegt es ja irgendwie daran.'', murmelte ich und streichelte gerade den Hals des Hengstes. Er schien, im Gegensatz zu Chrom, sehr neugierig mir gegenüber. Und auch wie viele andere Pferde nicht so misstrauisch. Bis jetzt musste ich ihm ja auch noch keine Spritze verabreichen. ,,Dann wollen mir mal schauen, mein Großer.'', murmelte ich und begann auch sogleich den Hals und den Rumpf des Tieres abzutasten. Hier ging ich in der Reihenfolge etwas anders vor, als bei Chrom. Loupe hielt ja auch brav still, auch wenn er mir immer hinterher sah wenn ich mich von seinem Kopf wegbewegte. Als wolle er frage, was ich denn da zum Teufel machte. Gerade war ich mit dem Abtasten des Körpers fertig und fing auch schon an die Augen, Ohren und Nüstern mir genauer anzusehen. ,,Kannst du mal das Maul etwas aufhalten?'', hakte ich dann bei Nico nach und er nickte. Er schob links und rechts in das Maul des Tieres seine Daumen und brachte den Hengst somit dazu, dass er das Maul öffnete. Durch Nico's Beharrlichkeit war es auch ein leichtes, dass er das Maul offen hielt und ich ungehemmt mit der Taschenlampe rein leuchten konnte. Doch mir fiel weder an den Zähnen noch dem Zahnfleisch irgendetwas ungewöhnliches auf. ,,Ist gut.'', murmelte ich und schaltete die Lampe wieder aus und lobte den Amber Hengst. ,,Also an seinem Maul oder den Zähnen liegt es nicht. Vielleicht einfach mal verschiedene Gebissvarianten ausprobieren und dann wisst ihr auch genaueres. Durchaus gibt es Pferde, die partout kein Gebiss akzeptieren wollen.'', sagte ich zu Nico und dieser nickte, ein Zeichen, dass er meine Worte verstanden hatte. Mehr konnte ich zu dem Thema wohl auch nicht weiter sagen. Probieren ging über studieren. ,,Ich hab glaube ich auch noch ein Heft von einer Gebissfirma. Da hab ich das passende Gebiss für meine Stute gefunden, sie war auch sehr wählerisch aber damit hats letztendlich geklappt. Vielleicht liegt ihm auch einfach das kalte Eisen im Maul nicht und ihr wechselt mal auf eines mit Silikon?'', schlug ich schmunzelnd vor und Nico bedankte sich für den Rat. Ich sagte ihm noch, dass er mich an das Heft später noch einmal erinnern sollte. Beim Abhören machte Loupe auch keine Probleme nur mein Messen der Körpertemperatur zickte er etwas herum und schlug wild mit dem Schweif, den mir Nico dann auch festhielt. Ebenso stellte er sich auf die andere Seite der Hinterhand, damit Loupe nicht immer wieder weg konnte von der jetzigen Stelle. Das Piepsen ertönte und ich nickte zufrieden. ,,Auch bei ihm ist alles okay!'', verkündete ich trällernd und lobte den Hengst, bevor ich dann das Thermometer säuberte und desinfizierte. Ich legte es wieder zurück in den Koffer und nickte dem Pfleger zu als dieser fragte, ob er ihn wegbringen könnte. ,,Jap, alles bestens!'' - ,,Okay zwei noch und dann machen wir erstmal eine Kaffeepause!'', lächelte mir Nico zu und ich nickte. ,,Dann haben wir ja auch schon die Hälfte geschafft.'', stellte ich schmunzelnd fest und sah in Richtung der Stallgasse aus dem das nächste Hufgetrappel kam.
      ,,Golden Sugar.'', sagte Nico und nahm dem Pfleger das Pferd ab und band dieses an. ,,Etwas selbstbewusst.'', murmelte der Mann und ich hob eine Augenbraue, wie sollte ich denn das nun verstehen? War das gut oder eher schlecht. Wie auch bei den anderen beiden Vollblüterhengsten erklärte er mir die Grundinfos und einige Daten zu den Eltern, natürlich sagten mir diese etwas. Irgendwann kannte man sich in fast jeder Sparte etwas aus und auf Zuckerschock hatte ich auch schon einmal ein Auge geworfen. Somit wusste ich, dass auch hier keine Erbkrankheiten vorlagen und der Hengst galt bei mir als erstes als 'gesund'. ,,So mein Kleiner.'', murmelte ich und streichelte seinen Hals, nachdem er mich beschnuppert hatte. Er schnupperte nun an meiner Hosentasche mit den darin befindlichen Leckerli Bricks. ,,Naaa, erst bei guter Mitarbeit.'', kicherte ich und begann auch wie zuvor den Hengst abzutasten. Brav hob der Hengst bei jedem Bein sein Huf gleich an, doch ich wollte ihn erst einmal Abtasten, bevor ich mir die Sohle und den Strahl ansah. War es etwas hinderlich aber an sich ja nicht böse gemeint von dem etwas jüngerem Hengst. Der etwas außergewöhnliche Fuchsschecke verhielt sich recht aufmerksam und ruhig für sein Alter, aber ich konnte hier bis jetzt noch kein schlechtes Wort über das Verhalten der Pferde sagen. Es waren alles junge Tiere und trotzdem waren sie super drauf. Vielleicht lag es auch daran, dass wir schon nach Mittag hatten und wahrscheinlich wurden sie heute morgen schon alle einmal gearbeitet. Mir war es ganz recht, was auch immer der Anlass dafür war oder das eben ihr Charakter von dieser Stärke überzeugte, Hauptsache ich musste mir noch so viel Sorgen um mein Wohl machen oder um den Stresspegel des Tieres. Golden Sugar war damit dann auch schon abgehakt als ich das Stethoskop zu guter Letzt verstaut hatte. Hatte damit bei ihm nun auch alles kontrolliert und auch dieser Jüngling war gesund und munter.
      ,,So, dann kommen wir nun zu Sir Golden Mile.'', verkündete Nico und ich nickte, sah dem dunklem Hengst schon entgegen. ,,Er ist eines der Pferde die ich vorhin erwähnt hatte. Es sieht aus als hätte er einen Pilz oder sowas in die Richtung, ich bin kein Fachmann aber wir haben zur Sicherheit ihn nicht mit den anderen zusammen raus gelassen weil wir ja wussten, dass du kommst.'', erklärte er mir und ich nickte. Er deutete auf die kreisrunden Stellen und ich nickte. Brauchte mir zum weiteren Erscheinungsbild keine Gedanken machen. ,,Ja, durchaus ein Pilz. Er ist ja momentan auch einer der im Fellwechsel ist, da tritt sowas häufiger auf.'', murmelte ich und zupfte etwas Fell von dem Hengst, was für ihn ja nicht schmerzhaft war. Man sah ganz gut die Schuppen an diesen Fellbüscheln. ,,Gut, ich gebe euch eine Waschlotion. Ihr habt doch ein Solarium, oder?'', hakte ich nach und Nico nickte. ,,Gut, dann ihn bitte damit waschen. Aber auch nicht allzu oft, sonst trocknet das seine Haut aus. Zudem würde ich ein Zusatzfutter für die Fellwechselzeit empfehlen, damit der gute mehr Zink bekommt.'', murmelte ich und zog eine der Spritzen aus meinem Köfferchen. Ich wollte auf Nummer sicher gehen, denn zu viel von irgendeinem Mineral war ja immerhin auch nicht gut - konnte auch schnell nach hinten los gehen. ,,Und was gibt es sonst so zu beachten?'' - ,,Wie ihr es schon gemacht habt, erst einmal alleine lassen bis das Ganze abgeheilt ist. Er soll ja schließlich keinen der Anderen anstecken. Das passiert leider sehr schnell bei Hautpilzen. Sie sind zwar in dem Sinne ungefährlich aber unschön und führen in manchen Fällen auch zu starkem Juckreiz - sie vermehren sich halt rasend schnell wenn man nicht aufpasst.'', sagte ich zu ihm und bat Nico schließlich darum, ihn zu fixieren damit ich ihm rasch Blut abnehmen konnte. Der Hengst quietschte kurz beim Einstich und schlug mit dem Schweif doch verkraftete den kleinen Piecks sonst ganz gut. Die Kanüle war auch schnell voll und ich drückte den Tupfer etwas fester auf das Einstichloch. ,,Hältst du kurz?'', hakte ich nach und er nickte. Nico drückte den Tupfer weiterhin auf die Stelle und ich beschriftete die Kanüle mit dem Namen, bevor ich diese in den Koffer legte. Ich lobte den Hengst und übergab ihm ein Leckerli, bevor ich Nico von dem Tupfer erlöste und mich an die eigentlich Untersuchung machte und begann damit den Hengst abzutasten. ,,Ich habe ihm jetzt Blut abgenommen und werde es ins Labor schicken. In den nächsten Tagen gebe ich euch über die Blutwerte Bescheid und empfehle euch auch ein Futter oder zumindest, was das Zusatzfutter am besten enthalten soll. Damit wir das Immunsystem des Hengstes etwas stärken und er dann auch bald wieder 'fit' ist.'' - Ich betonte das Wörtchen fit, denn das war er ja eigentlich schon. Nur so ein Hautpilz machte eben keinen schönen Eindruck, egal wo man war und für öffentliche Veranstaltungen auch nicht ganz förderlich. Doch alles weitere war bei dem Rappen in Ordnung und so entließen wir diesen auch wieder von seiner Behandlung. Die PAT-Werte und auch die Körpertemperatur waren im Normbereich. ,,Also du hattest was von Kaffee erzählt?'', grinste ich dann. Ein leidenschaftlicher Kaffee-Junkie konnte brauchte natürlich seinen Stoff, auch wenn es Nico gar nicht wusste. Er lachte vergnügt auf und wir liefen zum Haupthaus hin. Natürlich, nach dem Hautpilz Patienten galt es sich erst einmal die Hände zu waschen um uns selbst nicht anzustecken, war immerhin nicht auszuschließen.

      Nach dem schönem Kaffeekränzchen ging es dann auch gleich weiter mit den nächsten vier Pferden. Vier Stuten so hatte es mir Nico gesagt und als erstes begannen wir Cinnada Mistik. Die fünfjährige Stute war ein Mix aus Englischem Vollblut und Hannoveraner, sowie schweres Warmblut. Golden Ebano hatten wir ja vorhin schon in der Abstammung gehabt und Code of Mystic Girl kannte ich natürlich vom Hören-Sagen auch schon. Cinnada schien mir ähnlich aufmerksam wie Sir Golden Mile oder auch Golden Sugar. Sie blickte immer wieder zu mir und beobachtete mein Treiben an ihren Beinen, auch wenn sie hinten hier und da das Bein unter den Bauch zog und wage Andeutungen machte, dass es ihr nicht passte was ich da trieb. Dennoch ging alles glimpflich von statten. ,,Wie macht sich Twister?'', fragte Nico nach und ich schmunzelte. ,,Ganz gut, wir gehen das Einreiten immer noch Schrittweise an, er ist doch nicht ganz so einfach wie Lord Coleman. Aber es wird.'', sagte ich und Nico lächelte ebenfalls. ,,Das ist schön. Er schien mir von Anfang an ein etwas schwierigerer Kandidat zu sein.'', meinte er etwas nachdenklich, dachte wohl an die Anfangszeit zurück. ,,Ich kann dir gleich ein Foto von den Beiden zeigen, aber erstmal würde ich dich bitten den Schweif mir wieder vom Leib zu halten. Ich glaube Cinnada ist nicht ganz so kooperativ wie die Hengste.'', sagte ich und er trat wieder auf die andere Seite der Hinterhand. Wieder hielt er den Schweif etwas zur Seite und ich nahm mir das Thermometer zur Hand. Ich begann mit der Messung und wie erwartet: Die Stute zog das Bein unter den Bauch und deutete wieder an zu treten, doch auf Ermahnung von Nico hin ließ sie in ihrer Haltung etwas lockerer und beließ es bei den Andeutungen. Das Piepsen ertönte wieder und ich nickte. ,,Alles gut.'', meinte ich dann und klopfte auf die Kruppe der Stute, während Nico den Schweif los ließ. Ich hörte die Stute, wie die Hengste zuvor, auch noch ab und sie durfte dann auch gehen. In der kleinen fünf Minutenpause kramte ich mein Handy heraus und zeigte Nico die Bilder der zwei Hengste, wie sie vergnügt auf der Koppel oder in der Halle tobten, sogar noch ein Video mit dabei. ,,Ihr bildet ihn in Englisch aus?'' - ,,Ja Western ist nicht so meines, aber wir wollen demnächst einen Trainer kommen lassen, der auch das mit ihm vertiefen soll.'', erklärte ich ihm und er schmunzelte. ,,Ich könnte dir Malte Tordenværson empfehlen.'' - ,,Phoenix Training oder?'' - ,,Genau!'' - ,,Ah, da habe ich vor kurzen einen Auftrag abgegeben für meine neue Tinkerstute. Ich bin gespannt!'', schmunzelte ich und sah schließlich zu der zweiten Stute der Runde.
      ,,I've got ab blue soul.'' - Wieder gab es die Grundinfos zu der Vollblutstute und ich hatte mich glaube ich in der Zeit schockverliebt. Ja auch die Eltern der Stute sagten mir was und mich wunderte es gar nicht, dass solch eine Schönheit dabei rum kam! ,,Oh verdammt.'', murmelte ich neidisch und sah zu Nico dessen Lächeln Bände sprach. ,,Jaja du mich auch, wenn sie jemals zum Verkauf steht, du hast meine Nummer ja!'', grinste ich frech und streckte ihm die Zunge raus, bevor ich mit meiner Arbeit begann. Natürlich war es etwas eintönig, doch jedes Pferd verhielt sich anders und Blue Soul war wieder eine der ruhigeren. Sie war brav und stupste mich lediglich immer wieder zärtlich von der Seite an, genau wie die anderen Pferde zuvor spitzte sie wohl auf ein Leckerli hinaus. Vielleicht hatten sie mir ja heute auch einfach alles brave Tiere gegeben, damit ich bei so vielen Pferden nicht die Nerven verlor. War mir auch ganz recht, einen ganzen Tag mit acht Pferden zu verbringen, die durchgecheckt werden müssten.. Oh weh. Das wäre viel Arbeit wenn sie alle nicht so kooperativ wären. Aber ich musste zugeben, die Pferde jetzt waren alles Schätze. Natürlich gab es bei dem ein oder anderem etwas Paroli, auch bei Blue Soul. Stuten waren ja bekanntlich immer etwas zickiger und Nico versicherte mir, dass sie eine brave Seele war. Das Einzige was sie auch wirklich machte, war die Ohren anzulegen und sie etwas meinem Griff zu entwinden. Vielleicht war ich ihr und mein Duft auch einfach nicht geheuer, wer wusste das schon. Die hübsche Blue Roan Stute war trotz alledem schnell fertig mit allem und damit standen nur noch zwei Stuten auf dem Plan. ,,Wie geht es den anderen Makeover Pferden, hörst du noch was von ihnen?'', hakte ich neugierig nach und Nico schien kurz zu überlegen. ,,So ab und zu mal, eher sporadisch aber das war ja auch kein muss bei der Sache. Uns ging es ja darum, dass die armen Tiere ein schönes Zuhause bekommen.'' - ,,Stimmt auch wieder. Aber ich finde es trotzdem immer schön, wenn man was von den anderen Pferden hört. Irgendwo lagen sie ja einem doch am Herzen.'', meinte ich und zuckte mit den Schultern, aber man sah Nico an, dass es ihm wohl genauso ging. Keiner wollte, dass irgendein Pferd irgendwo versauerte.
      Nun kamen wir zur vorletzten Stute. BR Prias Raveday. Von den Genen her hatte sie mindestens eine Gemeinsamkeit mit Blue Soul. Das Roan-Gen. Diese Stute war eine äußerst hübsche Red Roan Stute, nur nicht gescheckt. Sie war aber eines mit der ersten Pferde, von deren Abstammung ich nicht so viel wusste. Nico nannte sie liebevoll Daisy. ,,Sie ist auch eine recht Liebe, nur heute Morgen beim Training war sie schon nicht so gut drauf.'', erklärte er und ich nickte. Also war vielleicht hier doch etwas mehr Vorsicht geboten, als sonst. Also das übliche Abtasten war kein Problem, beim Messen der Körpertemperatur zickte auch sie etwas herum und zu guter Letzt, als ich mir ihre PAT-Werte genauer anhören wollte, schob sie etwas Panik vor dem Stethoskop. War ich das Eisen wohl zu kalt, wobei bei dem etwas dichterem Winterfell merkte sie es wohl nicht wirklich. ,,Ist sie kitzlig?'' - ,,Ja.'', gestand Nico, beschämt wohl darüber es mir nicht vorher gesagt zu haben. Ich schmunzelte und er lenkte die Stute weitestgehend mit Leckerlis ab, während ich sie abhörte. ,,Lungenfunktion, Atmung und das Herz hören sich hervorragend an!'', gab ich dann an die helfende Hand weiter und diesmal brachte er selbst die Stute weg und kam mit der nächsten.
      ,,Sie macht uns wie gesagt etwas Sorgen mit der Atmung, das schon seit geraumer Zeit. Wir wollten auch schon früher einen Tierarzt rufen aber es wurde auch zwischenzeitlich schon wieder besser.'', erklärte er mir und ich nickte, beobachtete wie die Stute nach Luft zog und die Flanken sich dabei mit anspannten. ,,Oh weh, Mäuschen.'', murmelte ich leise und strich ihre Nüstern entlang, sah ihr weiter zu wie sie nach Luft.. ja schon schnappte. Meine Vermutung war eine einfache Stauballergie, diesen Anzeichen nach, denn wenn es schon öfter war, war es wohl alles andere als ein akuter Fall. Nico sagte mir, wann es denn genauer angefangen habe und erklärte mir auch genaustens, wann es denn besser geworden war und eben die üblichen Grundinfos zu Delightful Cinnamon. ,,Nichts, was wir sicherlich nicht wieder in den Griff bekommen!'', murmelte ich leise und nahm mir bei diesem Fall zuerst das Stethoskop zu Händen. Ich hörte die Stute genaustens ab und verzog leicht das Gesicht. ,,Ich spritze ihr als aller erstes ein Mittel gegen die Schmerzen, Cortison. Danach noch ein entkrampfendes Mittel für die Bronchien, damit sie wieder vernünftig Luft ziehen kann.'', meinte ich etwas besorgt und Nico teilte die Sorge, so zeigte es mir sein Blick. Ich zog derweil die Spritzen auf und Nico hielt die Scheckstute am Halfter fest. ,,Dir geht gleich besser, Süße.'', hauchte ich leise und injizierte die erste Spritze in den Hals, die zweite folgte sogleich und die junge Stute gab ein Quietschen von sich. ,,So ist's gut.'', murmelte ich leise und lobte sie. ,,Es dauert nicht lange, bis das Mittel wirkt. Dann können wir erst einmal solange mit der Untersuchung weiter machen.'', meinte ich zu Nico und dieser nickte, der besorgte Blick blieb bei ihm weiterhin. Nein, ich gab keinem die Schuld an irgendetwas. Das hätte alles auch trotz früherer Behandlungen passieren können und zu dieser Krankheit führen können. ,,Mir sieht das ganze sehr stark nach einer Dämpfigkeit aus, auch so wie du es beschreibst.'', sagte ich dann zu ihm und setzte gerade den letzten Huf der Stute ab. Ihre Atmung war schon etwas flacher geworden und nicht mehr ganz so angestrengt, doch es war noch nicht alles 'frei' in dem Sinne. ,,Wie du schon selbst beobachtet hast, geht es ihr besser mit wenig Staub und anderen ähnlichen Reizfaktoren. Vielleicht sowas wie eine Art Offenstall? Man muss ein solches Pferd auch nicht unbedingt aus dem Sport nehmen. Wir haben es früh entdeckt und mit den richtigen Medikamenten wird sie zwar immer damit zu tun haben, aber bei der richtigen Haltung kann man sie eigentlich ganz normal weiter arbeiten.'', sagte ich und ließ für diesen Moment von der Stute ab als nun alles durchgecheckt war und ich nur noch weiter auf die Atmung warten wollte. ,,Also am besten in einen Offenstall oder Ganzjahres Weide?'' - ,,Ja sowas wäre ganz gut. Ich habe ihr die nötigen Mittel gespritzt, heute sollte sie Ruhe bekommen und morgen dann vielleicht mit wenigen Schrittrunden anfangen. Das dann immer Steigern. Ich denke sie wird es euch deutlich zeigen, wenn es ihr zu viel wird. Immer schön auf das Pferd hören. Das Training wird dann einfach weiter gesteigert und irgendwann sollte sie wieder auf ihrem Level sein. Sie wird zwar öfter Husten als andere Pferde aber das ist nicht gleich schlimm. Bekannt nach dem Motto, was keine Miete zahlt muss raus.'', schmunzelte ich und sah zu dem Mann neben mir. Er hatte die Arme vor der Brust und überlegte wohl schon wie es mit der Stute weiter gehen sollte. ,,Wenn ihr alles beachtet, die Medikamente und auch die Haltung, sie genug Training hat um auch anschließend den ganzen Mist auszuhusten, dann sollte es der Stute nicht wirklich im Wege stehen. Aber es wird nie ganz weg sein..'', murmelte ich schnappte mir nun wieder mein Stethoskop und hörte Cinnamon ein weiteres Mal ab. Sie war vielleicht sonst nicht so ruhig, aber wenn man eben schlecht Luft bekam da fehlte einem auch die Kraft - es ging uns Menschen ja wohl nicht anders. Aber ich sah der Zukunft der sechsjährigen positiv entgegen. Dämpfigkeit wäre ein geringeres Übel als so manch andere Krankheit. Und wie schon erwähnt, ich kannte einige Pferde die sehr wohl gut damit klar kamen und trotzdem auf Turnieren vorgestellt wurden und täglich gearbeitet. Natürlich gab es aber bei solchen Pferden auch öfter mal schlechte Tage wo man sich das Tier anschaute und selbst schon beschloss, dass heute ein freier Tag auf der Koppel sinniger wäre als ein Training. Ich nickte und packte meine sieben Sachen zusammen als ich sie noch ein letztes Mal abgehört hatte, Nico brachte sie derweil gleich zur Weide. Er schien wohl meine Tipps gleich umsetzen zu wollen. ,,Wenn ihr im Stall mit Heu oder Stroh hantiert, macht das doch einfach am Besten, wenn sie draußen steht. So plus minus eine Stunde warten mit dem Reinholen, dann ist der feinste Staub auch draußen wenn ihr gut lüftet. Dann ist auch ein Leben im Stall gut möglich.'', lächelte ich ihm aufmunternd entgegen und er schenkte mir ebenso ein Lächeln. ,,Danke für alles, Reyna!'' - ,,Nicht dafür, Nico. Es ist mein Job.'', schmunzelte ich und schüttelte ihm noch die Hand, gerade wollte ich gehen, da erinnerte er mich an das Heft für die Gebisse. ,,Oh ja!'', schmunzelte ich und er folgte mir zu meinem Kombi. Ich brauchte nicht lange um das Heftchen heraus zu suchen und drückte es ihm in die Hand. ,,Vielleicht findet sich hier ja was, was euch weiter hilft. Ich melde mich dann in den nächsten Tagen wegen dem Zusatzfutter für Sir Golden Mile.'', er nickte und wir verabschiedeten uns erneut, bevor ich auch schon los fuhr.

      Die Blutergebnisse für Sir Golden Mile kamen schon wenige Tage später bei mir wieder an. Da ich telefonisch keinen erreichte schrieb ich dem Team auf Phoenix Valley eine E-mail. Das Immunsystem von Sir Golden Mile war etwas im Keller, daher der leichte Angriff von dem Hautpilz. Ich hatte ihnen ja schon die Lösung zum Waschen da gelassen und weiter verfahren sollten sie mit einem Futter oder Zusatzfutter das mehr Zink enthalten würde und auch mehr der B- Vitamine. Damit war würde die Leber auch gut abgedeckt. Ich schlug ihnen auch einige Futter vor, in hochdosierter Form und somit mussten sie auch nicht viel am Tag davon füttern. Es sollte auch nicht lange sein, sondern nur als Kur angewendet werden. Sobald der kreisrunde Befall weg wäre, sollte auch alles wieder im Lot sein bei dem Hengst. Zudem riet ich noch einmal an, wenn das Pferd absolut gesund sei alles zu desinfizieren womit er in Kontakt gekommen war, auch das Sattelzeug und die Box. So würde man einen erneuten Befall vermeiden.

      26-02-2020 | 24.753 Zeichen | Sevannie
    • Canyon
      [​IMG]
      happens to the heart
      Amistad | Firewalker | Light up Hell | Last in Love | Chromed Highwind | Lap de Loupe | Sir Golden Mile | Golden Sugar
      Grenzfee | Echo's Maiden | Far Cry | CHH' Lethal Combination | Westatlanta | Alphabet Soup | Song of Peace | PV Gräfin | Cinnada Mistik | I've got a blue soul | BR Prias Raveday | Delightful Cinnamon
      Winter with Koen | Ivy's Rhapsody | BR Ruffian's Smart Jane | PFS' Circle of Thyme | Lady Phoenitia | PV Farwest | PV Rebellion of Cinqué | PV Traumfee | PV Toxic Compound
      Félagi | Schwalbenfeder | Óslogi | Pítu | Marid | Arias | Mytos | Ghostly Phenomenon | Imagine Dragons
      ]Chosposi | Anaba | Morrigans Hidalgo | Cloud | My Canyon | Flotten von Mutanten | Aquena | Zonta | Havanna Girl | Kwatoko | Dawn

      »Malte!«
      Erschrocken blickte ich auf. »Ja?«
      »Mensch, bist du taub?« Bartholomäus schüttelte fassungslos den Kopf. »Dein Handy klingelt!«
      Ich blickte auf das leuchtende und vibrierende Nokia-Handy auf dem Tisch neben mir. Ich brauchte einen Moment, um mit den Gedanken von Logis Sehnenverletzung zu dem Anruf zu kommen. Ich nahm ab. Es hatte seinen Grund, warum ich keinen Anrufbeantworter eingerichtet hatte.
      »Tordenværson?«, brummte ich in den Apparat.
      »Immer noch wie damals«, sagte eine unsichere, stockende Stimme. Ich kannte diese Stimme. Sie brachte mich dazu in windeseile aus dem Sessel aufzustehen, das Wohnzimmer zu verlassen und mit einer Jacke ausgerüstet in die kalte Nachtluft hinaus zu hetzen.
      »Malte?«, fragte sie.
      »Charly«, sagte ich und meine Stimme kratzte fürchterlich wie ein Eisenschwamm auf dem Herd.
      »Gut, du bist noch dran«, sagte Charly. »Schön, dass ich dich erreichen kann.«
      Ich räusperte mich und nahm auf einer Bank vor dem Stallgebäude Platz. »Womit kann ich dir helfen, Charly?«
      »Ich wollte mich mal bei dir melden«, sagte sie leise. »Es ist nämlich so, dass ich nächste Woche beruflich in Los Angeles bin und dich fragen wollte, ob wir gemeinsam essen gehen wollen. Ich lade dich natürlich ein!«
      »Warum fragst du das mich und nicht deinen Sohn, der bestimmt gerne Zeit mit seiner Mutter verbringen möchte?«, fragte ich, etwas barscher als ursprünglich beabsichtigt.
      Am anderen Ende war es still. Ich hörte nur ein leises Rauschen, vielleicht war es Charlys Atmen. »Du weißt«, sagte sie einige Sekunden später, »dass ich mit Bart noch nie eine gute Mutter-Kind-Beziehung hatte. Er ist jetzt erwachsen. Wenn er Interesse an mir hat, dann kann er sich gerne jeder Zeit bei mir melden.«
      Diesmal schwieg ich. Ich wollte mich nicht in die Familienprobleme einmischen, aber es fiel mir schwer, nicht jetzt und für immer diesem unausgesprochenem Drama ein Ende zu bereiten. Charly nahm als erste das Gespräch wieder auf: »Also, kommst du mich nun besuchen?«
      »Natürlich«, sagte ich. »Wann kommst du an?«

      »Wo ist Malte?« Nico blickte fragend in die Runde. Eyvind, Eli, Ike und Bart standen im Hauptstall im Kreis um ihn herum. Jeden Freitag war Besprechung. Nicht, dass an anderen Tage keine Kommunikation herrschte, aber die fünf Minuten am Freitag um acht fanden ohne Kaffee und Smartphone statt. Verspätungen wurden mit extra Morgenschicht bestraft.
      »Na seine Schwester ist in Los Angeles«, sagte Eli.
      »Quatsch«, widersprach Bart. »Seine Schwester hat er seit Jahren nicht mehr gesehen. Er meinte zu mir, dass er einen Auftrag hätte.«
      »Nur, weil er seine Schwester länger nicht mehr gesehen hat, ist das doch kein Grund, dass sie sich nicht ausgerechnet dieses Wochenende treffen?« Eli ließ nicht locker.
      »Vielleicht meinte er ja seine Cousine?«, sagte Eyvind. »Hatte er hier nicht mal eine Cousine?«
      »Die Frage ist eigentlich, warum ich nichts davon weiß?«, fragte Nico. Alle zuckten ratlos die Schultern und Nico musste seufzen. »Alles klar, dann machen wir eben einen Plan ohne Malte.«
      Alle nickten. Erschienen Nico aber trotzdem leicht verwirrt, ohne Malte, der immer alle Ruder in der Hand hatte. Auch diejenigen, die Nico gerne fallen ließ. Malte rettete immer alles.
      »Ich brauche Rückmeldung zu den neuen Praktikanten und Praktikantinnen«, sagte Nico, das „innen“ betont. »Meinungen darüber?«
      »Cjara ist ziemlich hübsch«, sagte Bart mit einer andeutungsvollen Stimme. Zustimmendes Gemurmel machte sich bemerkbar. Nico seufzte laut.
      »Irgendwelche Probleme? Unzufriedenheiten? Irgendwas?«, er gab noch nicht auf. »Eyvind, du warst doch mit auf der Woodland Ranch, sind Cjara und Elsi gut geritten?«
      Eyvind nickte. »Nichts auszusetzen. Cjara schön und nervös wie immer, Elsi etwas zu verbissen, aber ansonsten tadellos.«
      »Na gut«, sagte Nico. »Wenn das so ist, dass möchte ich, dass die Mutterstuten und die Fohlen heute besondere Aufmerksamkeit bekommen. Gemeinsamer Koppelgang und erstes Halfteranlegen und Putzen ist angesagt. Ansonsten kommt heute Nachmittag noch der Tierarzt wegen Miles Hautproblemen vorbei und bringt uns neue Medikamente. Und Bart, lass ja die Finger von Cjara.«
      Nico wendete sich von der Gruppe ab und rollte zurück in Richtung Haupthaus. Wo war nur Malte? Warum hatte er nicht vorher mit ihm gesprochen?

      Ich fühlte mich überaus unwohl mit meiner dreckigen Jeans und dem Karohemd von gestern unter all den Buisnessmenschen, die aussahen, als wäre es für sie üblich, jeden Tag mit dem Flieger auf Arbeit und wieder zurück zu fliegen. Die weißen Fliesen unter meinen Füßen glänzten in der untergehenden Sonne, die durch die meterhohe Glasfassade der Eingangshalle vom International Airport von Los Angeles fielen. Meine Hände in den Hosentaschen verkrampften sich gestresst.
      Ich hätte Charly nicht erkannt, wenn sie nicht wenige Meter vor mir ihre Handtasche in der Luft geschwenkt und „Hallo Malte!“ gerufen hätte. Sie war nicht von den Menschen in grauen oder schwarzen Anzügen zu unterscheiden, die, ihren Hartschalen-Koffer vor sich her schiebend und auf das Handy blickend, die Halle in einen riesigen, menschlichen Ameisenhaufen verwandelten.
      Ich hasste Flughäfen.
      Charly war alt geworden. Sie hatte keine Falten gekriegt oder Seniorenmode gekauft, sie war einfach so alt geworden. Für einen Moment verschwamm sie vor meinen Augen und ich sah sie, so wie ich sie damals kennengelernt hatte; Kurze schwarze Haare, zerschlissene Jeans, dunkler Eyeliner und ein freches Grinsen. Sie war immer jung gewesen, diese Zeiten waren anscheinend vorbei.
      »Das ist so lieb, dass du mich abholst!«, sagte sie freudestrahlend und fiel mir um den Hals. Auch sie hatte einen silbernen Hartschalen-Koffer dabei, denn sie los lies, woraufhin er noch einige Schritte weiterrollte. Zwei Tage Los Angeles und es sah aus wie zwei Wochen Antarktis.
      Ich erwiderte ihre Umarmung und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. Sie roch gut, viel zu gut.
      »Ich habe ein Zimmer im H-Hotel, also nicht weit von hier! Ich würde schnell meine Sachen ablegen und dich dann zum Abendessen ausführen.«
      Ohne meine Antwort abzuwarten, tippelte sie zielstrebig in den hohen Absätzen in Richtung Ausgang. Den Koffer ließ sie für mich zurück.
      Das H Hotel lag tatsächlich nur wenige Minuten zu Fuß vom Flughafen entfernt. Es hatte eine eindrucksvolle Glasfassade, Palmen vor dem Eingang und eine Suite, die größer als unsere Reithalle war. Ich fühlte mich fehl am Platz und Charly neben mir machte es nicht besser. Mit ihrer Handtasche wackelte sie voraus, während ich wie ihr Diener mit dem Koffer beeilte hinterherzukommen. Natürlich nahm sie den Fahrstuhl in den zweiten Stock, anstatt die imposante Treppe zu bevorzugen. Charlotte von Eylenstein hatte sich angepasst. Angepasst an ihre neue Arbeit, ihr neues Aussehen, ihren neuen Mann.
      Ich hatte es mir bereits gedacht, aber die Suite besaß nur ein großes Doppelbett mit aufgepolsterten Monsterkissen und Deckenbergen dazu.
      »Ich würde auf der Couch schlafen«, sagte ich und legte meinen kleinen Rucksack neben die gewaltige Couch, von der aus man einen eindrucksvollen Blick auf den LAX hatte.
      »Blödsinn.« Charly lachte auffallend hell. »Das Bett ist groß genug für uns beide. Ich mache mich schnell etwas frisch, dann habe ich für uns bereits einen Tisch reserviert.«
      Ich ließ mich aufs Bett fallen während aus dem Bad das Rauschen von Wasser zu hören war. Wer war diese Frau nur geworden? Ich hatte sie mal geliebt. Ich weiß noch, wie gerne ich Charly gemocht hatte und wie sehr ich Nico gehasst hatte. Vielleicht war das ein Grund gewesen, warum ich Nico nach all den Jahren verzeihen konnte. Tjarda und Jora, sie waren all die Zeit nur Ablenkungen gewesen. Das Wasser stoppte und ein Föhn ging an. Seit zwanzig Jahren kannte ich sie. Seit zwanzig Jahren trauerte ich ihr hinterher. Für mich hatte das bedeutet, zwei bedeutungslose Liebschaften, wobei die erste von beiden nicht mal über ein „Hey, kann sein, dass ich dich mag“ hinausgegangen war. Die zweite war schon anders gewesen, besser. Jora war in einem Augenblick in meinem Leben gekommen, in dem ich sie gebraucht hatte. Missbraucht hatte. Gedacht hatte ich dabei all die Zeit an jemanden anderen.
      Der Föhn verstummte und es wurde ruhig im Badezimmer. Ich war alt geworden. Von meinen blonden Haaren war nicht mehr viel übrig. Vielleicht hatte die Sonne in Kalifornien sie weiß gefärbt, vielleicht die Einsamkeit. Ich war noch immer der Selbe wie damals. Ich hatte meine zwei Pferde und meine Arbeit, wie eh und je. Keine Veränderung und keine Weiterentwicklung. Petyr hatte sich weiterentwickelt. Ich hatte gehört, er hatte jetzt eine Familie in Oslo. Das mit Saga war wohl doch mehr geworden, als jeder gedacht hatte. Und Charly hatte sich weiterentwickelt. Zwar in eine Richtung, die mir nicht sonderlich gefiel, aber vielleicht lag das an mir. An mir, weil ich dachte, dass sie mich nun vollends abgehängt hatte.

      Den Vormittag verbrachte Nico bei Eyvind. Er war der Alleskönner und der Allesversteher des Gestüts und der beste Zuhöhrer oder Schweigefreund, den man haben konnte. Eyvind hatte sich den Mustangs verschrieben und eine kleine Reitschule aufgebaut. Nur wenige Schüler, dafür intensiver Unterricht, der weit über eine normale Reitschule hinausging. Vor allem viel Vertrauensarbeit und Horsemanship, vom Boden aus und im Roundpen. Die Mustangs waren unerschrocken und doch immer vorsichtig, aber vor allem intelligent und erstaunlich menschenfreundlich.
      Sie durften ihr Leben im Offenstall auf den großen Weiden hinter dem Hauptstall verbringen. Einige bekam selbst Eyvind nur selten zu Gesicht und das war auch okay so, dafür waren sie hier.
      Nico fand es erstaunlich, was Eyvind für einen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen hatte. Er war Ihnen allen wie ein Vater, obwohl er doch selber keiner war.
      Einmal die Woche kamen die Kinder aus dem Kinderheim, die Eyvind besonders ins Herz geschlossen hatte und es oft über das normale Pensum hinaus ging. Das Geld, welches dabei reinkam, war sehr gering. Aber ein Mustang sollte sowieso nicht für den Kapitalismus missbraucht werden.
      Nach Nicos Besuch bei den Offenstallweiden, suchte er sich zwei der Praktikannten, die sich um die restlichen Pferde kümmern sollten, die gerade nicht im Training standen. Auf Marid ließ er zwar niemanden anderen als Bart, aber eine Massage und etwas Rotlicht durften sie ihm schon verpassen.
      Am Nachmittag fand sich Nico wieder in seinem Arbeitszimmer für eine kurze Pause ein. Er fuhr den Laptop hoch und öffnete die Website von Phoenix Valley, die in neuem Glanz erstrahlte.
      In letzter Zeit waren einige Pferde dazugekommen, aber was noch wichtiger war, die ersten Fohlen waren geboren. Vier wunderbare Vollblüter von wunderbaren Eltern. Es waren die ersten Pferde, die auf diesem Gestüt ihren Weg ins Lebens gefunden hatten und mit Stolz aktualisierte Nico die Website von Phoenix Valley. Die Geburt von PV Farwest, PV Rebellion of Cinqué, PV Traumfee und PV Toxic Compound musste verbreitet werden. Phoenix Valley war von nun an kein vergessenes Gestüt ohne Erfolge mehr, 2020 würde DAS Jahr werden.
      Nachdem die Website mit Bildern und kurzen Texten zu den Neuankömmlingen ausgestattet war, zog Nico sich eine Jacke über und rollte nocheinmal in den Stall. Hier standen seine Schätze, sein einziger Stolz. Die Mutterstuten hatten alle etwas größere Boxen bekommen, um den aktiven Baby-Vollblütern genügend Platz bieten zu können.
      Ganz vorne stand Far Cry, die erfahrenste und älteste der Zuchtstuten. Viele Fohlen würde sie dem gestüt nicht mehr schenken können, aber ihr diesjähriges war ein voller Erfolg geworden. Das Fohlen aus Firewalker hatte den Namen Farwest bekommen und war ein wundervoller Buckskin geworden. Malte meinte, er hat er etwas von einem Dunskin, aber laut Farbgenetik war das nicht möglich. Also war Farwest ein besonderer Buckskin und genauso verhielt er sich auch.
      Die einzige Stute war Traumfee. Ihre Mama Grenzfee war ganz stolz auf den kleinen Wirbelwind, mit dem ständig schlagenden Schweif. Die Wahl, einen Hengst von einem anderen Gestüt auszuleihen, war eine gute Idee gewesen. Fiebertraum hatte nicht nur seine wundervolle Farbe vererbt, sondern auch den munteren und aufmerksamen Charakter.
      Rebellion of Cinqué war eher noch ein kleines Rätsel. Der Hengst sah wundervoll aus, keine Frage, aber er war durchaus etwas zurückhaltender und schwerer einzuschätzen von seinem Charakter her. Echo‘s Maiden behütete den blauäugigen Prachtkerl trotzdem mit aller Liebe. Den weißen Schweif hatte der Kleine definitiv von seinem Vater Amistad geerbt, eine gute Tat, keine Frage.
      Der letzte im Bunde war Toxic Compound. Leider hatte sowohl CHH‘ Lethal Combination, als auch Light up Hell keine allzu guten Werte erhalten, es war also unklar, inwiefern der kleine Hengst groß rauskommen würde. Wahrscheinlich war wohl eine Kariere als Zuchthengst, seine Farbe war wirklich wunderschön geworden.
      Vor einigen Wochen war auch Winter with Koen auf unser Gestüt gekommen. Er war Jährling und sollte als Spielgefährte für Ivy‘s Rhapsody dienen. Sie war jedoch um einiges älter und der junge Koen für sein Alter noch extrem verspielt. Er genoss sichtlich das unbekümmerte Leben und hatte durchaus schon einige Herzen erobert. Deswegen war BR Ruffian‘s Smart Jane eingezogen. Eine Prchtkombination, Homozygot Roan und dann noch Silver. Sie war eine Halbschwester von BR Prias Raveday, die bereits mitten im Training stand, aber das sollte unsere Zucht nicht weiter einschränken.
      Das größte Wunderkind aber war wohl der Junghengst PFS‘ Circle of Thyme. Ein Pineforest Nachkommen, nur für unsere Zucht gezogen und der erste Sabino. Also ein perfekter Kerl mit den besten Voraussetzungen von beiden Eltern.
      Möglicherweise würde es bald auch neue Fohlen geben. Alphabet Soup und Westatlanta liefen in letzter Zeit vielversprechende Turniere und wenn Last in Love und der neue Golden Sugar weiterhin Erfolge nach Hause bringen würden, waren neue Liebeskombinationen definitiv nicht ausgeschlossen. Aber das würde die Zeit bringen. Die beiden Praktikantinnen hatten außerdem noch die zwei unzertrennlichen Stuten PV Gräfin und Song of Peace auf einer Krönung vorgestellt und wenn da alles soweit ohne Probleme gelaufen war, dann würden auch diese bald gekrönt sein.
      Die nächsten Stunden heftete Nico Abrechnungen ab und brachte den ganzen Papierkram auf Vorderman. Früher hätte er sich nie dazu niedergelassen, leider war es ihm aber nicht mehr vergönnt, draußen mit den anderen zu trainieren.
      Seit dem Nico einige „Praktikanten“ für unbekannte Zeit auf das Gestüt gelassen hatte, war wieder Leben eingekehrt und die Arbeiter etwas entlastet. Sir Golden Mile, Lap de Loupe, Chromed Highwind, Cinnada Mistik, I‘ve got a blue soul, Prias Raveday und Delightful Cinnamon standen dadurch wunderbar im Training und sollten in den nächsten Wochen hoffentlich noch ein paar Turniersiege abholen.
      Auch der Trainingscenter von Malte lief auf Hochtouren. Er hatte endlich wieder Zeit für Aufträge und nicht nur das, er hatte sich sogar dafür bereit erklärt, Nicos Sohn Bartholomäus auszubilden und immer mitzunehmen, sodass auch er nach seinem mittelmäßigen Schulabschluss wieder etwas zu tun hatte.
      Nico seufzte abermals. Er schaute auf sein Handy. Keine Nachricht von Malte. Auf seine Frage hin, wo er denn war und wann er wiederkommen wollte, hatte er nicht geantwortet. Mittlerweile ging die Sonne unter und tauchte das Gestüt in sagenhaft rotes Licht. Erst am nächsten Morgen würde Phoenix Valley neugeboren werden.

      Das Abendessen im Hotel Restaurant war okay gewesen. Für mich hatte es einen Veggie Wrap gegeben, für Charly einen gebratenen Lachs mit Parmesan. Sie hatte sich ihre gute Laune nicht von meinen tiefen Gedanken verbieten lassen. Aber vor allem trank sie viel Alkohol. Immer nur in damenhaften kleinen Portionen. Ihr torkelnder Gang am Ende war jedoch trotzdem für alle unübersehbar gewesen.
      Die Fahrstuhltüren schlossen sich hinter uns. Ich hielt Charly um der Hüfte fest, beschäftigte mich intensiv mit dem Werbeplakat an der Fahrstuhltür. Auch Charly war eigenartig stumm und als ich die Werbung für das Casino nun schon zum dritten Mal Wort für Wort durchgelesen hatte, wagte ich einen Blick zu ihr. Ihre Augen fingen ihn sofort ein, als hätten sie nur darauf gewartet. Ihr Blick war plötzlich wieder klar und als sie sich aus meinen Armen befreite, stand sie erstaunlich selbstsicher. Mein Blick löste sich von ihren Augen, wanderte hinab auf ihre zartrosa Lippen und blieb dort hängen.
      »Küss mich«, flüsterte sie.
      Ich wollte es und doch wollte ich es nicht tun. Aber sie flüsterte, fast stumm, noch einmal die Worte. Meine Hand fand den Weg zu ihrem Nacken, verlor sich dort in dem weichen Meer aus dunklen Haaren und drückte dann ihren Körper bestimmend an meinen. Kaum waren ihre Lippen nah genug, legte ich die meinen auf ihre, roch erst ihr zartes Parfüm, dann den Lippenstift und dann den Geschmack von Champagner auf ihrer Zunge. Ich arbeitete mich tiefer in sie hinein, umschlang sie mit allem was ich zu bieten hatte, und da fand ich ihn. Erst ihren Geruch. Den zarten Geruch nach Meer, vereint mit etwas menschlichem, gut riechendem Schweiß. Dann fand ich ihren Geschmack. So verführend, so feucht, so beherrschend. Ich wollte sie, mein ganzer Körper verlangte mit jeder Zelle nach dieser Frau, die ich fest umklammerte, ihr die letzte Luft aus dem Körper zog. Ich wollte alles von ihr haben. Ich stöhnte.
      Mit letzter Kraft löste Charly sich von mir. Ihre Lippen waren verschmiert und die Haare standen wild ab. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich ihr das schwarze Kleid begonnen hatte auszuziehen. Als die Türen sich öffneten, zog sie es schnell zurück über ihre Hüften. Wir drängelten uns mit gesenktem Blick an dem älteren Ehepaar vorbei, welches vor dem Fahrstuhl wartete. Ich konnte nicht aufhören Charly anzustarren. Ich vibrierte, fühlte mich lebendiger als je zuvor und das, obwohl ich vorhin erst gedacht hatte, sie nicht mehr zu lieben, nicht mehr nach ihr zu verlangen.
      Oh doch, das tat ich.

      »Dieses Pferd ist der Hammer«, sagte Bart immer wieder, während er die Stute aus dem Hänger führte. »Dass du an ein so schönes Pferd kommst, wirklich krass.«
      Joline hatte hellblaue Transportgamaschen an und eine passende Abschwitzdecke. Immerhin hatte Nico auch nicht schlecht bezahlt für das Wunderpferd aus Kanada, die geschenkte Ausrüstung war dafür ja das mindeste.
      »Die wird erstmal eine Untersuchung bekommen. Kann ja nicht sein, dass es nur Langweile ist, dass sie sich den Schweif aufkratzt, als würde da eine Horde Flöhe wohnen«, sagte Nico.
      Bart nahm den Strick ab, den ihm der Transporterfahrer reichte.
      »Ich brauche noch eine Unterschrift«, nuschelte er und hielt erst Bart, dann Nico den Zettel hin.
      »Ich sitze zwar im Rollstuhl, kann aber durchaus noch einen Stift führen«, sagte Nico, während er schwungvoll seinen Namen auf das Papier setzte. Dann lächelte er freundlich.
      Der Mann hatte nicht verstanden, worauf Nico anspielte. Murmelte nur und fuhr dann mit dem Transporter vom Hof.
      Bart gähnte. »Es ist mir zu früh«, sagte er. »Aber was tut man nicht alles für eine schöne Frau.«
      In dem Moment kam Cjara um die Ecke. Sie lächelte, wie immer. Ihre langen Engelslocken wippten au ihren Schultern und die Augen strahlten.
      Nico sah Bart an, der erst Joline anschhmachtete und dann den gleichen Blick auf Cjara war.
      »Guten Morgen«, flötete Cjara und Nico musste bei ihrem Anblick nun doch auch lächeln. Sie war ein wahrer Sonnenschein.
      Bart hackte sich bei ihr unter und sagte charmant: »Wenn ich die Dame in den Stall begleiten darf...« Links Joline und rechts Cjara marschierte er stolz in Richtung Hauptstall.
      Nico seufzte. Der Junge war volljährig und benahm sich trotzdem ganz anders. Genauso wie er und Nico hatte er 35 Jahre alt werden müssen, um diese Charaktereigenschaften entgültig ablegen zu können.
      Nico blieb an Ort und Stelle sitzen, schaute die Ausfahrt hinauf und als er einen alten Wagen auf ihn zukommen sah, wollte er aufspringen, bis er merkte, dass seine Beine dies nicht mehr mitmachten.
      Malte war da und auch wenn Nico die letzten Tage keinen Kontakt zu Malte hatte aufbauen können, wusste er nun, wo sein Freund gewesen war.

      »Du hast mit ihr geschlafen.«
      »Ja«, sagte ich und schloss die Autotür. »Ja, das habe ich.«
      »Würdest du es wieder tun?«
      Ich blickte fragend auf Nico herab. Es war als hatte er auf mich gewartet gehabt. Er hatte genau hier neben dem Parkplatz für mein Auto gestanden, obwohl ich niemandem gesagt hatte, wann ich wiederkommen und vor allem nicht, wo ich hinfahren würde.
      »Du meinst, ob ich wieder mit deiner Ex-Frau ins Bett gehen würde? Immer doch, ich liebe es, dir mit allem was ich tue in deine nutzlosen Eier zu treten.« Ich warf mir meinen Rucksack über die Schulter und ging die Treppe zur Veranda hoch. Nico folgte mir über die Schienen an der Seite. Er war schneller als ich.
      »Du bist zwar ein Zwerg, aber immerhin hast du deine männlichen Attribute noch im Griff«, sagte Nico. Er versperrte mir die Tür und grinste mich an.
      »Was willst du«, sagte ich matt. Es war keine wirkliche Frage, wahrscheinlich wusste Nico nicht mal selbst, was er wollte. Das einzige was ich wusste, war, dass ich mit der Ex-Frau meines besten Freundes, in die ich seit zwanzig Jahren verliebt war, eine romantische Nacht in einem exklusiven Hotel in Los Angeles gehabt hatte. Was ich aber tatsächlich wollte, wusste ich nicht.
      »Und? War es gut?« Nico ließ nicht locker. Sein Lächeln lag eingefroren und grauenerregend auf seinem Gesicht.
      »Charly ist hervorragend im Bett. Das war der beste Sex meines Lebens«, sagte ich trocken. Dann drängelte ich mich an Nico vorbei.
      »Ach schön! Erzähl doch bitte mehr davon!« Nicos Stimme tropfte vor Sarkasmus. Ich drehte mich noch einmal um, blickte Nico in die Augen. »Erzähl mir, wie toll die Frau meines Lebens im Bett ist, erzähl mir, was sie dir ins Ohr geflüstert hat, oder wie Laut ihr Stöhnen war!« Er wurde immer lauter, schrie fast. Das Grinsen war verschwunden. Er war rot angelaufen, ich sah eine Träne in seinem rechten Auge schimmern. »Ich hasse mein Leben«, flüsterte er schließlich.
      »Nico«, sagte ich und hockte mich vor ihm hin. »Es tut mir Leid, was passiert ist. Die Trennung von Charly, dein Unfall, der Rollstuhl. Alles das sind Schicksalsschläge. Vielen Menschen passieren Dinge, die sie nicht wollen, die Träume zerstören. Aber die Nacht mit Charly tut mir nicht leid. Ich liebe sie, schon all die Jahre liebe ich Charly. Die Nacht war wunderschön, aber es wird nicht noch einmal eine Nacht wie diese geben. Ich teile Charlys Leben nicht. Sie hat sich für einen anderen Weg entschieden. Ich glaube, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hat und ich hoffe, dass sie eines Tages merkt, dass sie vielleicht sich für einen anderen Weg hätte entscheiden sollen. Ich weiß jetzt, dass ich nicht Charlys Weg folgen möchte und ich wünsche mir für dich, dass du das auch nicht tun wirst.« Ich legte ihm eine Hand aufs Bein und schaute ihn bittend an.
      »Was bin ich noch«, flüsterte Nico. »Ein Reiter ohne Beine, ein Ehemann ohne Frau und ein Vater, dessen Sohn kein Sohn sein will. Sag es mir, was bin ich noch.«
      »Du bist mein Freund, ein erwachsener, erfolgreicher Mann. Du bist ein Reiter, der Angst davor hat, aufs Pferd zu steigen, ein Mann, der nicht einsehen will, dass es noch viele Frauen gibt, die ihm Wärme und Liebe schenken können, und ein Vater, der viel zu oft seine eigenen Probleme denen seines Sohnes vorzieht. Ja, du musst an manchem arbeiten«, sagte ich und lächelte Nico aufmunternd an. »Aber trotzdem bist du viel mehr, als du denkst. Du bist am Leben und du solltest dieses Geschenk mit Demut nutzen und sorgsam damit umgehen.«
      »Du hast leicht reden. Du bist der einzige in 5 Kilometer Umkreis, der heute Morgen beim Aufstehen eine Frau in den Armen gehabt hat«, sagte Nico und folgte mir in die Küche.
      »Ich bin bereits heute Nacht gegangen«, sagte ich, während ich die Reste des Essens aus meinem Rucksack im Kühlschrank verstaute.
      »Und warum bist du jetzt erst wieder da?«
      »Los Angeles bei Nacht ist schön.« Ich schloss den Kühlschrank und nahm, ohne noch einmal einen Blick zurück auf Nico zu werfen, die Treppe hinauf in mein Zimmer.

      27-02-2020 | 24.061 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Military E → A
      „Das ist der Trainingsplan für die nächsten Tage. Haltet euch an eure Zeiten und an die Pferde, ich habe dringenderes zu tun, als mich mit euren nichtigen Problemen zu beschäftigen.“
      „Was ist denn mit dem los?“, fragt mich Helia. Ich zucke nur mit den Schultern.
      „Es heißt, dass er seinen Óslogi nach Frankreich gibt, natürlich nicht für immer, aber für kurze Zeit“, mischt sich Elsi ein.
      „Ach echt?“, frage ich. Sie nickt.
      „Elsi, du stehst gar nicht auf dem Plan drauf.“ Helia fährt mit dem Finger über den Trainingsplan.
      „Ich weiß, ich habe etwas Urlaub. Ihr könnt ruhig alleine den Stress hier ausbaden, wenn Nico nicht da und Malte genervt von der Welt ist.“
      „Oh, wo geht es hin?“, frage ich wahrlich interessiert.
      „Nach Hause, Ferre“, sagt sie schnippisch. „An die Küste.“ Dann dreht sich Elsi um und verlässt den Stall. Helia und ich schauen uns fragend an.
      „Ich bin zu erst bei Wild Reflex eingeteilt“, sage ich. „Heute Nachmittag, 16:00 Uhr.“
      „Oh cool, da bin ich auch dabei. Wollen wir zusammen trainieren? Cinnada Mistik soll nun auch anscheinend mehr ins Military gehen, jetzt wo Peace und Gräfin erstmal Trainingspause haben.“
      Wir verabreden uns für den Nachmittag und jeder geht seine Wege.
      Leider ist es nicht nur das spannende Training, sondern auch viel anderes, was auf dem Gestüt anfällt. Wir als niedrigste haben oft allein den Stalldienst zu verrichten und da es die letzten Tage sehr regnerisch war, sind die Boxen von dem nassen Stroh durchweicht. Ich rüstete mich also mit einer Schubkarre aus und machte mich auf den Weg zu den Weiden, um diese abzuäppeln. Auf dem Weg dorthin ging ich an Cjara, Bartholomäus und Malte vorbei. Sie hatten in letzter Zeit viel mit den drei Pferde Joline, Eskador und I‘ve got a blue soul im Gelände trainiert. Laut Plan sollten sie spätestens am Ende des Monats auf L-Niveau laufen. Bart schien von dem Nieselwetter und dem anstehenden Geländeritt nicht begeistert, während Malte, genervt jeden nervösen Handgriff von Cjara kommentierte.
      An den Weiden traf ich noch auf Alba, welche vor dem morgigen Galoppritt in Canby BR Prias Raveday noch etwas unter der Longe lockern wollte und mir überschwänglich von ihren Fortschritten erzählte. Irgendwann wimmelte ich sie ab, zeigte auf die noch leere Schubkarre und machte mich an die Arbeit.
      Am Nachmittag traf ich durchnässt und voller Mist im Stall wieder auf Helia. Sie hatte Cinnada schon gesattelt und musterte mich kritisch, sagte jedoch nichts zu meiner Verspätung. Wild Reflex war dann zum Glück schnell gesattelt. Sie war noch neu und hatte heute nur wenige Zeit draußen auf einem der Paddocks verbracht, war also trotz ihres weißen Fells noch sauber. Ich ließ mir gerne Zeit mit der Vorbereitung, was heute leider nicht möglich war. Nicht nur wegen Helia, die immer mal wieder an meiner Box vorbeischaute, sondern auch wegen Malte, der nachher zur gleichen Zeit auf dem Militarygelände trainieren würde und sehr auf die Einhaltung seines Zeitplans pochte.
      Als Helia und ich eintrafen, ritten Malte und Bart bereits die leichteren Hindernisse mit den beiden Hengsten Lap de Loupe und Chromed Highwind an.
      „Da seid ihr ja endlich“, rief Malte. Er war zur Zeit wirklich unerträglich. Ein Wunder, dass Bart es so lange mit ihm aushielt.
      Wir trainierten bis in die frühen Abendstunden. Ritten die Hindernisse immer wieder an, erhöhten den Schwierigkeitsgrad und versuchten es solange, bis jedes der Pferde bei jedem erdenklichen Hindernisse den Absprungspunkt traf. Cinnada Mistik und Helia waren beide sehr begabte Springer. Selbst Malte, der auch bis in die höheren Stufen trainierte, konnte mit dem etwas Springfaulen Lap heute nicht mithalten. Am Ende des Trainings war Malte tatsächlich zufrieden mit der Leistung von uns und schickte uns in den verdienten Feierabend.

      Am nächsten Morgen ging es bereits sehr zeitig nach Canby. Jeder sollte in seinem Ermessen entscheiden, wann ein Aufstehen, ein Losreiten und ein Aufwärmen nötig war. Helia war heute nicht mit am Start, dafür belagerte mich Alba wieder. Sie war eine begabte Jockey und konnte genauso wenig Ruhe geben wie die junge Stute an ihrer Seite. Raveday und Alba waren also das geborene Team.
      Natürlich waren auch wieder Malte und Bart mit am Start. Sie schienen ihren gesamten Tag auf dem Rücken der Pferde zu verbringen. Nachdem sie gestern bereits mehrere Trainingseinheiten hinter sich gebracht hatten, blieben für heute nur noch Golden Sugar und Delightful Cinnamon, welche ich auch längere Zeit geritten war, bis mir Nico den Aufstieg auf Candlejack ermöglicht hatte.
      Jack und ich waren erst seit kurzem gemeinsam unterwegs, aber wenn ich nicht gerade für Pferde einsprang, die keinen festen Reiter hatten, war es immer er, für den ich mich entschied. Ich liebte seine Art, die Weisheit und Humor ausstrahlte – es schien, als könne er immer zwischen gut und böse entscheiden.
      Zum Schluss war noch Eyvind und Sir Golden Mile dabei. Gemeinsam mit Cinnamon war Miles ein eher untalentiertes Pferd, welches trotzdem trainiert wurde, in der Hoffnung, dass zumindest die Leistung seiner Nachkommen besser sein würde. Eyvind Engh störte sich nicht daran. Er mochte den selbstbewussten Junghengst, egal, wie schnell seine Beine waren.
      Ich hatte mit Jack bereits auf dem Weg zur Rennbahn einige Aufwärmübungen gemacht, sodass ich zwar als letzter, aber dafür am vorbereiteten aufkreuzte.
      „Kann‘s losgehen?“, schallte Maltes Stimme über die Rennbahn hinweg. Wir hatten uns alle an der Startlinie eingefunden und warteten auf sein Zeichen. Es sollte eines der letzten Rennen werden, bevor wir die Galopper bei den nächsten Turnieren auch auf L-Niveau anmelden konnten – Maltes Trillerpfeife erschallte und die donnernden Hufe von fünf energiegeladenen Vollblütern erklangen auf dem feuchten Sandboden.

      30-04-2020 | 5.756 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Military A → L
      „Diesen Monat übernimmt Bartholomäus Candlejack“, hatte Malte gesagt. „Halte dich aber bitte trotzdem als Springer jeder Zeit bereit.“
      „Bart übernimmt Jack?“, hatte ich dann gefragt. „Wie meinst du das?“
      „Er und Cjara haben ein Auswärtsstraining bei einer anderen Trainerin.“ Mehr hatte er nicht gesagt. Neben Wild Reflex, die ich nebenbei auf die Krönung vorbereitete, was aber, zugegebener Maßen nicht ganz mein ganzes Können forderte, wurde ich also nun von Malte konsequent übers ganze Gestüt geschickt. „Weil mein Pferd ja nicht abkömmlich war“. Mein Pferd, als würde Jack mir gehören.
      Ich hatte die letzten Tage viel Zeit mit Helia verbracht. Da Bart und Cjara ja unterwegs waren. Hin und wieder war Alba dazugestoßen, aber da sie ja nebenbei noch studierte, hatte sie nicht so viel Zeit wie wir anderen und trainierte ansonsten alleine zu unchristlichen Zeiten mit BR Prias Raveday.
      Helia und ich bereiten unsere beiden Stuten auf den Aufstand in die L-Klasse im Military vor, aber auch auf die anstehende Krönung. Im Endeffekt war eine solche Krönung nichts besonderes. Viel weniger als irgendein Turnier, an dem wir dauernd teilnahmen. Aber es hing viel davon ab. Nicht für Wild Reflex oder Cinnada Mistik, die konnten die Krönungen ein andermal wiederholen, aber Nico und Malte wären sehr wahrscheinlich weniger gnädig mit mir oder Helia.
      Malte hatte einen Plan entwurfen, wer wann unsere kleine Militarystrecke nutzen durfte, da auch er und Nico regelmäßig mit den beiden Hengsten Lap de Loupe und Chromed Highwind trainierten. Nico stritt es noch ab, aber alle anderen auf dem Gestüt, abgesehen von dem zur Zeit so grummeligen Malte, fieberten bei all den neuen Zuchtpferden auf die alsbald neuen Fohlen hin. Auch wenn uns dafür vorher einige andere verlassen mussten. Ich hatte mit den Fohlen nicht viel zu tun, aber wenn ich ihnen doch mal begegnete, dann blühte mein Herz auf. Nico hatte mir noch nicht sagen können, welche der Pferde uns verlassen würden. Ich wusste, dass jeder seinen geheimen Favoriten hatte und nicht nur ich mich in drei Jahren auf einem von ihnen die ersten Turniere reiten sah.
      Neben Wild Reflex, in die ich mich auch ein kleines bisschen verguckt hatte, wurde ich diesen Monat auch für Sir Golden Mile eingeteilt. Er war einer der unbeliebteren Pferde. Seine Bewegungen erschienen manchmal etwas stumpf und Motivation war für ihn ein Fremdwort. Auch wenn das für ihn keinen Abschlag bei seinen Fähigkeiten auf der Rennbahn gab. Mittlerweile lief er auf einem guten M-Nievau, was zu Anfang kaum ersichtlich gewesen war. Neben ihm gaben aber auch Golden Sugar, Raveday und Delightful Cinnamon Gas. Die vier waren mittlerweile ein eingespieltes Team und auch wenn diesen Monat mein geliebter Jack in der Truppe fehlte, so war es doch wie immer eine Freude, im Renngalopp über die Sandbahn zu fliegen.
      Aber neben dem vergleichsweise ereignislosen Sandbahntraining war das anstehende Distanztraining die härtere Prüfung. Viele dachten es, aber keiner sagte es: Wir waren alle einfach keine ausgebildeten Distanzreiter. Natürlich griffen wir Malte und Bart immer mal wieder unter die Arme, da nun aber Bart auch einige Zeit unterwegs gewesen war und Nico schon wieder neue Pferde angeschafft hatte, nicht, dass ich etwas dagegen hatte, Pferden waren toll, war es am Ende des Monats ziemlich stressig. An vielen Tagen konnte ein Training auch nicht wie geplant aufgrund der unvorhersehbaren Wetterschwankungen stattfinden.
      Wie immer waren es am Ende Bart und Malte, die mit I‘ve got a blue Soul und Eskador die meisten Kilometer gingen und dazu auch gerne mal 60 Kliometer weit in die Pampa fuhren, um neue Gelände zu erkunden.
      Elsi, Cjara und ich hingegen wurden mit den drei neuen Pferden beauftragt. Alle noch fast roh und nur mit dem nötigsten ausgestattet. Da ich auch grundsätzlich mit jedem zurecht kam, als auch mit Elsi und Cjara, erschien es auf den ersten Blick kein Problem, wenn die beiden es auch noch schaffen würden, nicht ständig aneinander zu geraten. Elsi war älter als ich und somit erst recht auch älter als Cjara und auch wenn es nur ein paar Jahre waren, taten die beiden so, als würde sie fünf Universen trennen.
      Ich ritt Monkey 47. Hübsche Stute, der Name brachte bei den meisten einen Brechreiz hervor. Die ersten Male verhielt sie sich sehr unscheinbar. Blieb immer etwas hinter den anderen zurück, zeigte keine Eigenarten und machte immer gut mit. Nach den ersten Geländeritten arbeitete ich mit ihr aber auch immer wieder im Roundpen oder auf dem Platz und da zeigte sie gerne ihr wahres Gesicht. Sie war unausstehlich stur, interessierte sich mehr für das Gras am Rand und hatte große Probleme, sich an der Longe zu lockern. Es waren Welten zwischen der 4 und der 7 bei Monkey.
      Auf dem Gestüt erfreute sie sich allerdings größter Beliebtheit. „Moni“ war nach außenhin gerne die Brave, aber irgendwie hatte sie eine Abneigung gegen mich entwickelt und das machte das gemeinsame Training mit Malte und Bart nicht besser, die immer wieder besorgt oder grimmig auf die bockende Stute blickten, als wir an einem Trainingstag gemeinsam unterwegs waren.
      Elsi hatte es besser erwischt, wie ich fand. The Illusionist war zwar ein sehr wechselnder Charakter, der viele Facetten hatte und gerne Übersprungshandlungen vollzog, aber durch und durch ein homosexueller Hengst, dem Stuten egal waren und Hengste in ihm ein Feuer entzündeten. „Auch Pferde können homosexuell sein“, erklärte Cjara immer wieder Elsi, welche zu Anfang erheblich mit den interessanten Charakterzügen ihres neues Schützlings zu kämpfen hatte. „Das ist nichts schlimmes und ganz natürlich.“
      „Ich weiß“, fauchte Elsi dann immer wieder zurück. „Ich bin auch nicht… du weißt schon, aber etwas nervt es schon.“
      „Jeder sollte seine Liebe so ausleben dürfen, wie er will“, flötete Cjara dann mit ihrer Engelstimme zurück und ich konnte sehen, wie in Elsis Augen ein Feuer entbrannte, das in jedem Moment Cjara und ihre Stute Sister of Crime verbrannte.
      Ich wunderte mich, dass Cjara noch ein Pferd zugeteilt bekommen hatte, da Joline gerne die gesamte Aufmerksamkeit auf sich nahm und Cjara mit ihr auch alle Hände voll zu tun hatte. Aber Sister war nun wirklich die einfachste, nur etwas zu faustdick hatte sie es hinter den Ohren, ansonsten war sie eine entzückende Champagne Stute mit schönen Augen.
      Alle drei Pferde waren extra als Distanzpferde gekauft wurden und Nico wollte wie immer nur das perfekte Training für sie. Das hieß also Longen- und Bodenarbeit, ständiges Intervalltraining und regelmäßiges Pulsmessen. Distanzreiten war eine Qual, zumindest für mich. Die anderen sahen es als das Freizeitreiten unter den Pferdesportarten an und machten sich nicht so viel daraus. Wie gesagt, wir waren alle keine Distanzreiter, aber das schien niemand zu bemerken. Sister, Illusionist und Moni waren zumindest fürs Gelände geboren und auch wenn der Start etwas holprig war, hatten wir in den ersten Wochen bereits einen guten Grundstein gelegt.

      31-05-2020 | 6.959 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      moving on

      Hengste Hauptstall: Sunka, Amistad, Firewalker, Light up Hell, Last in Love, Lap de Loupe, Golden Sugar, Chromed Highwind, Sir Golden Mile, Eskador, Candlejack, The Illusionist, Graf Heinrich
      Stuten Hauptstall: Millenium GC, Grenzfee, Echo‘s Maiden, Lady Gweny, Far Cry, CHH‘ Lethal Combination, Westatlanta, Alphabet Soup, Song of Peace, PV Gräfin, Cinnada Mistik, Wild Reflex, I‘ve got a blue soul, BR Prias Raveday, Delightful Cinnamon, Joline, Sister of Crime, Monkey 47
      Fohlenweide: PV Comte de Courtoisie, PV Song 'bout Alegría, PV Phantom from Alaska, PV Noodle in Love, Winter with Koen, Ivy‘s Rhapsody, BR Ruffian‘s Smart Jane, PFS‘ Circle of Thyme, Lady Phoenitia, Phoenix Valley Farwest, PV Rebellion of Cinqué, PV Traumfee, PV Toxic Compound
      Nebestall: Ghostly Phenomenon, Marid, Arias, Mytos, La Paz, Pítu, Schwalbenfeder, Óslogi, Félagi, Braum van Ghosts, Imagine Dragons, Madame Pompadour
      Offenstall: Chosposi, Anaba, Morrigans Hidalgo, Cloud, My Canyon, Flotten von Mutanten, Aquena, Zonta, Havanna Girl, Kwatoko, Dawn


      Petyr hatte wieder ein neues Pferd angeschleppt. Damals hat er das schon immer getan und jetzt wieder. Er war noch keine zwei Wochen auf dem Gestüt, da hat er sich schon eine Box besorgt und den Hengst auf das Gestüt geschafft. Aus Kanada kam er, das Pferd, nicht Petyr. Petyr war vonüberall hergekommen. „Weltreise“ hatte er seine Tour durchOsteuropa genannt.
      Nico hatte nur die Achseln gezuckt, als ich ihm von Petyrs Besuch erzählt hatte, Eyvind hatte sich natürlich gefreut und nachdem Petyr angekommen war, hatte er schnell unter der Gestütsmannschaft Anschluss finden können. Sein Gesicht war faltiger geworden, aber seine Haarpracht noch eben so voll wie eh und je.
      Petyr hatte sich in Sunka verliebt und Sunka in Petyr. Mein Freund hatte den Hengst über
      mehrere Ecken aus privater Hand übernommen, natürlich mit dem Versprechen, den Hengst seiner Begabung nach zu fördern und welches Gestüt war dafür nicht besser geeignet als Phoenix Valley.
      Abends saßen wir dann gemeinsam auf der Veranda. Hin und wieder gesellte sich Nico zu uns, doch meist waren ihm die langen Erzähltiraden Petyrs zu unaushaltbar und er verschwand samt Rollstuhl im Haus, oder im angrenzenden Stall.
      Petyr hatte vor einigen Wochen auf Kreta Saga Glasberg geheiratet. Selbst Jora sei dabei gewesen, erzählte er mir. Sie sei immer noch hübsch, sagte er immer wieder. Natürlich aber war seine Saga hübscher. Ein Wundermensch und eine Wolkentänzerin. Dann erzählte er mir vom Norden. Von den Seen in Norwegen und den Bergen seiner Heimat Schweden. Er zeigte mir Fotos vergangener Zeiten, längst verdrängt und immer gehofft, sie vergessen zu haben. Nie wieder wollte ich abends im Bett leiden müssen. Ich war weitergegangen. Meine Heimat war zurückgeblieben. Niemand konnte seine Heimat mitnehmen.
      Petyr hatte einen Freund mitgebracht. Angeblich hatten Saga und er ihn in Istanbul kennengelernt, aber Momo selbst schwor, dass er dort nie gewesen war. Petyr hatte ihm auch ein Pferd gekauft. Er solle nun reiten lernen, hieß es, und der abenteuerlustige Momo hatte seit dem nichts besseres zu tun, als Graf Heinrich Tag für Tag zur Arbeit zu motivieren, während Petyr daneben stand und besserwisserisch Tipps verteilte.
      Es tat gut, dass Petyr wieder da war. Er verteilte gute Laune, nahm das Leben auf die leichte Schulter und gab mir keine Schuld, wenn meine Stimmung mal wieder gedrückt war. Petyr ließ sich von nichts und niemandem demotivieren.
      Aufgrund der Dürre hatte Nico jede Menge Helfer angeschleppt. Vorrangig Freunde des Gestüts, die hier sowieso ein- und auskehrten, so wie Mary Ann, Eli und Ike. Ich hatte gleich gesehen, wie Petyr ein Auge auf Mary Ann geworfen hatte und vor ihr mit der Hochzeit und dem Goldring an
      seinem Finger prahlte. Aber Mary Ann war für einen Typ wie Petyr die Falsche. Zu selbstbewusst, ganz eindeutig. Ich war froh, sie mal wieder zu sehen. Ich wusste sehr zu schätzen, dass sie und Eli Nico in der Anfangszeit in Kalifornien so unterstützt hatten. Aber Mary Ann war irgendwann immer seltener gekommen und dann war sie für einige Jahre ganz verschwunden. Nur Nico schien zu wissen, was der Auslöser dafür gewesen war.
      Ike war die letzten Monate mit Pítu auf Roadtrip gewesen, bis die anhaltende Hitze und der fehlende Regen seine weiteren Pläne frühzeitig beendet hatte. Pítu zeigte nun deutliche Schwierigkeiten, sich in der Herde einzufinden und das, obwohl er eigentlich selbst mit den
      selbstbewussteren Herrschaften gut zurechtkam. Dafür freute sich Óslogi sehr, seinen alten Weggefährten wiederzutreffen. Logi hasste die Hitze. Er war kahlrasiert und verbrachte wie alle anderen die Tage im Stall, zusätzlich bestand er allerdings fast nur noch aus Sonnencreme, soviel wie wir ihm in den letzten Tagen auf die helle Haut geschmiert hatten.
      Am besten ging es in der Hitze wohl noch unseren Fohlen. Sie waren in der Frühlingswärme zur Welt gekommen und kannten nichts anderes, als die Sonnenstrahlen auf der Haut. Drei unserer Lieblinge waren bereits verkauft und würden in Kürze in ihr neues Zuhause ziehen. Wir hatten uns zwischen vielen Bewerbern entscheiden müssen und auch als die Entscheidung festgestanden hatte, waren einige Trauertränen geflossen. PV Noodle in Love, PV Phantom from Alaska und PV Traumfee würden uns verlassen und in die ferne Welr ziehen. Ich hatte allerdings gelernt, dass manches für immer gar nicht so lange ist.
      Und dann waren da noch die ganzen neuen Pferde, die vielen jungen Reiter und all die Erfolge, die Phoenix Valley in letzter Zeit zu verzeichnen hatte. Ja, ich war oft gestresst. Es waren nicht mehr die Zeiten wie damals auf der Tyrifjord Ranch. Heute trug ich eine Verantwortung, die manchmal die Tage etwas grauer erschienen ließ, als sie eigentlich waren. Und ja, manchmal fühlte ich mich alt. Dann schaute ich eines Morgens in den Spiegel, sah, dass meine ehemals hellroten Haare grau und ausgemergelt nun, meinen Kopf verließen und nicht mehr zurückkommen würden. Dann dachte ich wieder an Jora und die Kinder, die wir nie haben würden, dachte an ihr Lächeln und an den Abend, als ich sie das erste Mal gesehen hatte. Ich hätte vieles anders machen können, aber damals schien es, als wäre sie ein verzeihlicher Verlust, heute weiß ich, dass es anders war.
      Jeden Abend brachte ich eigenhändig Óslogi und Félagi auf die kargen Weiden, wo sie sich genüsslich auf die Grasreste stürzten und mit den anderen Wallachen und Ponys ihrer Energie freien Lauf zu lassen.

      03-09-2020 | 6.448 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Military L → M
      Auch wir waren Flüchtige des Feuers. Am letzten Mittwoch hatten wir die Rauchwolken gesehen, Donnerstag die ersten Flammen und am Freitag war eine der Gelbkiefern einige Meter vor dem Gestüt in Feuer aufgegangen und hatte den Boden in schwarze Asche verwandelt.
      Die Pferden waren zu diesem Zeitpunkt schon längst in den Ställen, war die Gefahr doch zu groß, dass sie flüchten würden, sobald etwas unvorhersehbares geschah. Nun standen wir allerdings vor einem anderen Problem. Das Gestüt war nicht für nahezu siebzig Pferde ausgelegt. Vor allem die Mustangs waren ganzjährig draußen, hatte doch niemand erwartet, dass auch sie bald einen Platz benötigten.
      In der Nähe von Alturas hatten wir am Sonntag eine Notunterkunft gefunden. Einige unserer gesunden, reisefähigen und im Training stehenden Pferde lebten jetzt auf einem durchaus edlen Gestüt mit festen Mauern aus Stein und gut geschützten, am Wasser liegenden Weiden und Trainingsplätzen.
      Mary Ann, Eli und Bart waren dort stationiert, während wir anderen immer die 20 Meilen mit dem Auto hin und her fuhren.
      Das Training der Pferde ließen wir trotz allem nicht ausfallen. Es war auf das Minimum begrenzt, aber die Pferde sollten auch nach der Tragödie noch gut im Training stehen, Verluste hatten wir so schon genug. Hinzukam, dass zwei unserer besten Hengste aus unerfindlichen Gründen die letzte Körung nicht bestanden hatten. Die Themen für den Krisentisch waren also gegeben.
      Golden Sugar und Chromed Highwind mussten jetzt nochmal auf die Trainingsbank. Malte und Mary Ann höchstpersönlich kümmerten sich nun um die beiden, die bei einem Militarytraining auf der Crossbahn der Alturas Ranch nochmal richtig zulegen sollten. Auch Eyvind, Petyr, Eli und ich waren dafür angereist, obwohl es für mich wohl mit die größte Ehre war, zwischen all dem Guten Reitern mich auf Candlejack beweisen zu dürfen. Im Military hatten wir mittlerweile eine gute Basis gelegt und sollten uns diesen Monat für die nächste Stufe qualifizieren. Etwas ungewohnt war es, dass Eyvind auf The Illusionist „Ulli“ ritt, normalerweise war das Elsis Aufgabe. Aber diesen Monat war sowieso alles anders.
      Während wir auf der grandios ausgebauten Crossstrecke das Können unserer Pferde erprobten, wurde auch Zuhause auf Phoenix Valley hart trainiert. Unsere drei Zuchtanwärterstuten BR Prias Raveday, I’ve got a blue soul und Delightful Cinnamon trainierten gemeinsam mit Momo und seinem Hengst Graf Heinrich, auch einfach „Heini“ genannt, ihre Springkünste. Während die drei Stuten kurz vor ihrer Krönung standen, arbeiten Heini und Momo noch an den Grundlagen, nachdem sie die letzten Monate die Basis für die Dressur geschaffen hatten. Heini war nicht sonderlich begabt, aber Momo war ein Fan des manchmal recht lethargischen Hengstes und ich musste zugeben, dass die meisten über die Fortschritte der beiden sehr erstaunt waren.
      Auch Eli, Bart und Cjara trainierten fleißig. Seit diesem Monat waren auch die beiden Araberjunghengste Arias und Mytos mit ins Training eingestiegen, nachdem sie die letzten Jahre ihre Jungpferdezeit genießen durften. Zusammen mit der etwas erfahreneren Joline erprobten sie ihre ersten Schritte in der Distanz, dies jedoch aufgrund der Waldbrandgefahren und dem Wetter vorrangig auf dem Gestütsgelände. Muskelaufbau und Ausdauer standen da an erster Stelle. Auch ich und meine Trainingsstute Monkey 47 und Elsi mit Sister of Crime hatten diesen Monat bereits viel für einen Aufstieg in der Distanz trainiert und mittlerweile gingen beide auf S-Niveau.
      Candlejack zeigte heute auf der Crossbahn erstaunliche Ausdauer und Aufmerksamkeit, die selbst seine eigenen Rekorde zu übertreffen wagte. Eli und Eskador hielten gut mit uns mit, während Highwind noch einen Ticken genauer die Hindernisse anritt und gemeinsam mit Mary Ann nur so übers Gelände flog. Golden Sugar, Sunka und Ulli waren noch etwas rangniedriger, gaben aber für ihren Trainingsstand das beste.
      Wir zogen das Training nicht in die Länge und noch bevor die Sonne am Mittagshimmel stand, waren die Pferde geduscht und gefüttert wieder in ihren kühlenden Boxen untergebracht.

      30-09-2020 | 4.098 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Distanz L → M
      Die Wahlen waren vorbei und obwohl wir im roten Gebiet lebten, war der Überschwung der Freude viel mehr als die Wut der Gegenseite. Natürlich wurde sich auch über Politik unterhalten, aber je mehr Menschen aus verschiedenen Gegenden auf einem Fleck lebten, desto mehr konnte man sich in lange Gespräche verstricken, was denn nun für unser Amerika das Beste sei.
      Diesen Monat hatte Malte den Trainingsplan umgestellt. Wir trainierten nun in zweier Teams, das sollte unsere Produktivität steigern und uns näher bringen. Meine Partnerin war Cjara. Cjara war okay, aber meist hatten wir keine Gesprächsthemen und obwohl ich mich versuchte von den Gedanken fernzuhalten, war ich auch äußerlich einfach das genaue Gegenteil. Cjara war groß, hatte lange blonde Haare und blaue Augen, die Schultern immer straff nach hinten und die Nasenspitze immer einen Tick höher. Nicht, dass sie eingebildet oder arrogant war, aber sie zeigte sich sehr gerne. Ich war der kleine Asiate mit der Schuhgröße 39. Mehr musste ich da wohl noch sagen. Und so sehr ich mir wünschte, dass diese Fakten keine Rollen spielen sollten, selbst ein Demokrat an der Spitze der USA konnte daran nichts ändern.
      Cjara und ich waren die ersten, die an diesem verregneten und nebligen Dienstag für die Militarybahn eingeteilt waren. Unsere beiden Stuten Sister of Crime und Monkey 47 sollten das erste Mal ihr Können auf die Probe stellen, nachdem wir den letzten Monat neben dem Distanztraining auch angefangen hatten, ihre Springfähigkeiten zu trainieren. Durch das viele Geländetraining in den letzten Monaten, waren beide zu unerschrockenen und vor allem trittsicheren Pferden geworden, ein großer Vorteil auf dem Crossgelände.
      Cjara und ich wechselten nicht viele Worte. Meistens ritten wir schweigend unsere Runden, auch wenn wir hin und wieder den anderen baten, doch mal ein Auge auf den Absprungspunkt, oder die gerittene Kurve zu haben.
      Nach guten anderthalb Stunden Training lösten uns Malte und Elsi auf Golden Sugar und The Illusionist ab. Die beiden Hengste waren schon etwas weiter im Training und sollten diesen Monat den Schwierigkeitsgrad L erreichen. Wir tauschten mit Malte kurz ein paar Eindrücke des Trainings aus, wünschten viel Glück und ritten unsere Pferde am langen Zügel zurück zum Stall. Dort trennten sich unsere Wege. Stumm brachte Cjara Sister in ihre Box am anderen Ende des Stalls, während ich Moni in ihre Box am Anfang der Stallgasse stellte und absattelte. Die große Stute freute sich sichtlich über das frische Heu und die Abschwitzdecke.
      Gerade als ich den Sattel in die Sattelkammer bringen wollte, fing mich Cjara ab. „Du weißt schon, dass wir heute Nachmittag wieder raus müssen, oder?“
      „Heute schon?“, fragte ich. Ich hatte selten einen Plan im Vorraus. Wer sollte sich das ständige hin und her auch merken können.
      „Ja. Heute. Wir treffen uns um drei an der Crossbahn“, sagte Cjara und wendete sich mit wehenden Haaren von mir ab.
      Bis um drei waren es zum Glück noch ein paar wenige Stunden. Einen Teil davon schaute ich Saga, Petyr und Momo dabei zu, wie sie mit ihren drei Pferden den Springplatz unsicher machten. Die hatten’s gut, die wurden nicht von Malte dazu gezwungen und sie schienen sogar auch Spaß zu haben.
      Ich kannte Saga noch nicht, aber ihr Hengst Wallenstein war ein Prachtpferd. Wirklich wunderschön. Kennst du das Pferd, dann kennst du den Menschen, hatte mein damaliger Reitlehrer immer gesagt und es traf auch wirklich gut zu. Momo ritt wie immer Graf Heinrich, während Petyr Heide Eskador quälte, der noch nicht wirklich Spaß am Hindernisse überspringen zeigte.
      Gerade als ich mich wieder abwenden wollte, sah ich Nico, der zwischen den Säulen am Hauptstall in seinem Rollstuhl saß und das Geschehen auf dem Platz beobachtete. Er sah alt aus. Vor allem verglichen mit den Reitern auf dem Platz, die ihm altermäßig eigentlich in nichts nachstanden. Es machte mich traurig, ich wollte nicht, dass Nicolaus alt wurde.
      „Warum reitet Nico eigentlich nicht mehr?“, fragte ich, als im Stall auf Alba traf. Sie war mit meine beste Freundin im Stall, nur zur Zeit leider viel mit ihrem Studium beschäftigt, sodass wir uns nur noch selten sahen.
      „Äh Ferre, er sitzt im Rollstuhl!“, sagte sie, während sie Prias Halfter vom Hacken nahm.
      „Ja, ich weiß doch, aber es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten dahingehend.“
      „Die einzige Möglichkeit, die du kennst, ist bestimmt die aus Game of Thrones“, lachte sie und stieß mich dabei freundschaftlich in die Seite.
      Auch ich musste daraufhin lächeln. Alba hatte ein wunderschönes und ehrliches Lächeln, man konnte ihm einfach nicht widerstehen. Trotzdem ließ mich der Gedanke auch den Rest des Tages nicht los.
      Gegen Mittag holte ich Candlejack und, weil mich Malte darum gebeten hatte, auch noch Chromed Highwind und Sunka von der Weide. Jack bereitete ich gemütlich auf das anstehende Training auf der Crossbahn vor und die anderen beiden würden von Eyvind und Petyr ein Distanztraining bekommen. Eli und Bart waren mit Arias und Mytos gegen Mittag auch bereits losgezogen, um die jungen Araberhengste in ihren Distanzfähigkeiten zu fördern. Bei dem Wetter war ich relativ froh darüber, dass mich nur die matschige Crossbahn erwartete und nicht auch noch das stundenlange Gereite durch die triste Landschaft.
      Ich ließ mir mit Jack genügend Zeit, pflegte sogar nochmal Sattel und Trense, während meine Kopfhörer mir Tony Bennett’s Body and Soul ins Ohr dröhnte. So bekam ich es relativ spät mit, dass Cjara vor meiner Box stand und vergeblich versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erreichen.
      „Was hörst du denn da?“, fragte sie mich skeptisch, als ich endlich die Kopfhörer aus den Ohren gezogen hatte.
      „Tony Bennett“, sagte ich.
      „Wenn du es singst, klingt es grässlich“, sagte sie, ohne Rücksicht auf Verluste.
      „Danke“, sagte ich, dabei war es mir super peinlich, dass ich anscheinend wieder laut mitgesungen hatte. „Was willst du? Ist es schon um drei?“
      „Nein, aber du musst heute alleine trainieren. Joline lahmt etwas und soll heute Pause machen. Aber das Training diesen Monat reicht für uns trotzdem für einen gelungenen Aufstieg, sagt Malte.“
      „Oh okay, na dann trainiere ich alleine.“
      Sie nickte und verschwand wieder. Ich wusste nicht, ob ich über diese untergründige Kritik verärgert sein sollte, oder mich einfach auf ein entspanntes Training ohne sie freuen sollte. Aber als ich dann ganz alleine zur Crossbahn ritt, der Nebel sich immer noch nicht gelichtete hatte und der leichte Nieselregen auf mich tropfte, war die Situation durchaus schon sehr trist. Die Sonne hatte ich den ganzen Tag noch nicht gesehen und als es zwei Stunden später noch dunkler wurde, musste ich mir eingestehen, dass ich sie heute auch nicht nochmal sehen würde.
      Das Training mit Jack war allerdings trotzdem gut gewesen. Er war gut bei der Sache, nahm die Hindernisse mit großartiger Präzision und ließ sich selbst durch meine gedrückte Stimmung nicht demotivieren, sodass ich dann doch zufrieden zurück zum Stall kam. Für den nächsten Monat, sollte ich wieder mit Cjara trainieren, nahm ich mir definitiv vor, dem ganzen selbstbewusster entgegen zu treten. Das war ein guter Plan.

      10-11-2020 | 7.117 Zeichen | Canyon
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  • Album:
    Phoenix Valley — Hauptstall Hengste
    Hochgeladen von:
    Canyon
    Datum:
    26 Jan. 2020
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    Chromed Highwind
    Chrom

    ● ○ ● ○

    Hengst | *2014 | 176cm
    Englisches Vollblut
    Schimmel

    ● ○ ● ○

    Von unbekannt

    Von unbekannt Aus der unbekannt

    Aus der unbekannt
    Von unbekannt Aus der unbekannt

    ● ○ ● ○

    Chrom ist eine tollpatschige Energiebombe, der oft nicht weiß, wohin mit all der Motivation und Kraft die in ihm steckt. Er erkennt keinen Sinn darin, langsam zu machen, wenn es doch auch schnell gehen kann. Still stehen und vor allem Warten ist für ihn der wahre Horror. Er ist immer nervös, ohne dabei ängstlich zu sein. Mit seiner Kraft reist er auch schnell mal Führstricke oder Halfter durch, sodass es nicht ratsam ist, ihn ohne Aufsicht anzubinden.
    Damit er ein zuverlässiges Turnierpferd wird, muss er sich also noch in Geduld üben.
    Oft verschreckt Chrom mit seiner wilden Art, ist aber der liebste Hengst, den es neben Last in Love im Stall gibt. Kuscheleinheiten sind der einzige Moment, in dem er nicht losstürmen und die Welt in einem Atemzug umrunden möchte.


    ● ○ ● ○


    Besitzer: Canyon
    VKR/Ersteller: Sosox3
    im Besitz seit: 26-Januar-2020
    Kaufpreis: 700 Joellen

    ● ○ ● ○


    ● Schleifenaufstieg Trainingsaufstieg Potential

    Galopp E A L M S S* S** S***


    Military E A L M S S*

    Distanz E A L M S S*

    Dressur E A L

    Springen E A L M

    Fahren E A L M S


    Western E A

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    Fohlen ABC | Eingeritten | Eingefahren


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    452. Fahrturnier | 453. Fahrturnier | 529. Westernturnier | 434. Distanzturnier

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    456. Fahrturnier | 458. Fahrturnier | 441. Distanzturnier | 519. Rennen


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    [HK 507]


    Gencode: Ee AA Gg
    Zur Zucht zugelassen: Ja
    Eingetragene Zucht: Phoenix Valley (PV)

    Nachkommen:
    PV Once for the Devil, once for Christ - *2021 (aus der Delightful Cinnamon)


    ● ○ ● ○

    Letzter Tierarztbesuch: 10-11-2020 durch Sevannie

    Letzter Hufschmiedbesuch: 17-11-2020 durch Laraya13


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