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Canyon

○ Sister of Crime (18) [EVB]

Englisches Vollblut ○ Gold Champagne ○ Stute ○ *2015 ○ 178cm ○ Reiter: Cjara Bianchi

○ Sister of Crime (18) [EVB]
Canyon, 22 Mai 2020
Mohikanerin, Zion, Eddi und 3 anderen gefällt das.
    • Canyon
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      Distanz E → A
      „Diesen Monat übernimmt Bartholomäus Candlejack“, hatte Malte gesagt. „Halte dich aber bitte trotzdem als Springer jeder Zeit bereit.“
      „Bart übernimmt Jack?“, hatte ich dann gefragt. „Wie meinst du das?“
      „Er und Cjara haben ein Auswärtsstraining bei einer anderen Trainerin.“ Mehr hatte er nicht gesagt. Neben Wild Reflex, die ich nebenbei auf die Krönung vorbereitete, was aber, zugegebener Maßen nicht ganz mein ganzes Können forderte, wurde ich also nun von Malte konsequent übers ganze Gestüt geschickt. „Weil mein Pferd ja nicht abkömmlich war“. Mein Pferd, als würde Jack mir gehören.
      Ich hatte die letzten Tage viel Zeit mit Helia verbracht. Da Bart und Cjara ja unterwegs waren. Hin und wieder war Alba dazugestoßen, aber da sie ja nebenbei noch studierte, hatte sie nicht so viel Zeit wie wir anderen und trainierte ansonsten alleine zu unchristlichen Zeiten mit BR Prias Raveday.
      Helia und ich bereiten unsere beiden Stuten auf den Aufstand in die L-Klasse im Military vor, aber auch auf die anstehende Krönung. Im Endeffekt war eine solche Krönung nichts besonderes. Viel weniger als irgendein Turnier, an dem wir dauernd teilnahmen. Aber es hing viel davon ab. Nicht für Wild Reflex oder Cinnada Mistik, die konnten die Krönungen ein andermal wiederholen, aber Nico und Malte wären sehr wahrscheinlich weniger gnädig mit mir oder Helia.
      Malte hatte einen Plan entwurfen, wer wann unsere kleine Militarystrecke nutzen durfte, da auch er und Nico regelmäßig mit den beiden Hengsten Lap de Loupe und Chromed Highwind trainierten. Nico stritt es noch ab, aber alle anderen auf dem Gestüt, abgesehen von dem zur Zeit so grummeligen Malte, fieberten bei all den neuen Zuchtpferden auf die alsbald neuen Fohlen hin. Auch wenn uns dafür vorher einige andere verlassen mussten. Ich hatte mit den Fohlen nicht viel zu tun, aber wenn ich ihnen doch mal begegnete, dann blühte mein Herz auf. Nico hatte mir noch nicht sagen können, welche der Pferde uns verlassen würden. Ich wusste, dass jeder seinen geheimen Favoriten hatte und nicht nur ich mich in drei Jahren auf einem von ihnen die ersten Turniere reiten sah.
      Neben Wild Reflex, in die ich mich auch ein kleines bisschen verguckt hatte, wurde ich diesen Monat auch für Sir Golden Mile eingeteilt. Er war einer der unbeliebteren Pferde. Seine Bewegungen erschienen manchmal etwas stumpf und Motivation war für ihn ein Fremdwort. Auch wenn das für ihn keinen Abschlag bei seinen Fähigkeiten auf der Rennbahn gab. Mittlerweile lief er auf einem guten M-Nievau, was zu Anfang kaum ersichtlich gewesen war. Neben ihm gaben aber auch Golden Sugar, Raveday und Delightful Cinnamon Gas. Die vier waren mittlerweile ein eingespieltes Team und auch wenn diesen Monat mein geliebter Jack in der Truppe fehlte, so war es doch wie immer eine Freude, im Renngalopp über die Sandbahn zu fliegen.
      Aber neben dem vergleichsweise ereignislosen Sandbahntraining war das anstehende Distanztraining die härtere Prüfung. Viele dachten es, aber keiner sagte es: Wir waren alle einfach keine ausgebildeten Distanzreiter. Natürlich griffen wir Malte und Bart immer mal wieder unter die Arme, da nun aber Bart auch einige Zeit unterwegs gewesen war und Nico schon wieder neue Pferde angeschafft hatte, nicht, dass ich etwas dagegen hatte, Pferden waren toll, war es am Ende des Monats ziemlich stressig. An vielen Tagen konnte ein Training auch nicht wie geplant aufgrund der unvorhersehbaren Wetterschwankungen stattfinden.
      Wie immer waren es am Ende Bart und Malte, die mit I‘ve got a blue Soul und Eskador die meisten Kilometer gingen und dazu auch gerne mal 60 Kliometer weit in die Pampa fuhren, um neue Gelände zu erkunden.
      Elsi, Cjara und ich hingegen wurden mit den drei neuen Pferden beauftragt. Alle noch fast roh und nur mit dem nötigsten ausgestattet. Da ich auch grundsätzlich mit jedem zurecht kam, als auch mit Elsi und Cjara, erschien es auf den ersten Blick kein Problem, wenn die beiden es auch noch schaffen würden, nicht ständig aneinander zu geraten. Elsi war älter als ich und somit erst recht auch älter als Cjara und auch wenn es nur ein paar Jahre waren, taten die beiden so, als würde sie fünf Universen trennen.
      Ich ritt Monkey 47. Hübsche Stute, der Name brachte bei den meisten einen Brechreiz hervor. Die ersten Male verhielt sie sich sehr unscheinbar. Blieb immer etwas hinter den anderen zurück, zeigte keine Eigenarten und machte immer gut mit. Nach den ersten Geländeritten arbeitete ich mit ihr aber auch immer wieder im Roundpen oder auf dem Platz und da zeigte sie gerne ihr wahres Gesicht. Sie war unausstehlich stur, interessierte sich mehr für das Gras am Rand und hatte große Probleme, sich an der Longe zu lockern. Es waren Welten zwischen der 4 und der 7 bei Monkey.
      Auf dem Gestüt erfreute sie sich allerdings größter Beliebtheit. „Moni“ war nach außenhin gerne die Brave, aber irgendwie hatte sie eine Abneigung gegen mich entwickelt und das machte das gemeinsame Training mit Malte und Bart nicht besser, die immer wieder besorgt oder grimmig auf die bockende Stute blickten, als wir an einem Trainingstag gemeinsam unterwegs waren.
      Elsi hatte es besser erwischt, wie ich fand. The Illusionist war zwar ein sehr wechselnder Charakter, der viele Facetten hatte und gerne Übersprungshandlungen vollzog, aber durch und durch ein homosexueller Hengst, dem Stuten egal waren und Hengste in ihm ein Feuer entzündeten. „Auch Pferde können homosexuell sein“, erklärte Cjara immer wieder Elsi, welche zu Anfang erheblich mit den interessanten Charakterzügen ihres neues Schützlings zu kämpfen hatte. „Das ist nichts schlimmes und ganz natürlich.“
      „Ich weiß“, fauchte Elsi dann immer wieder zurück. „Ich bin auch nicht… du weißt schon, aber etwas nervt es schon.“
      „Jeder sollte seine Liebe so ausleben dürfen, wie er will“, flötete Cjara dann mit ihrer Engelstimme zurück und ich konnte sehen, wie in Elsis Augen ein Feuer entbrannte, das in jedem Moment Cjara und ihre Stute Sister of Crime verbrannte.
      Ich wunderte mich, dass Cjara noch ein Pferd zugeteilt bekommen hatte, da Joline gerne die gesamte Aufmerksamkeit auf sich nahm und Cjara mit ihr auch alle Hände voll zu tun hatte. Aber Sister war nun wirklich die einfachste, nur etwas zu faustdick hatte sie es hinter den Ohren, ansonsten war sie eine entzückende Champagne Stute mit schönen Augen.
      Alle drei Pferde waren extra als Distanzpferde gekauft wurden und Nico wollte wie immer nur das perfekte Training für sie. Das hieß also Longen- und Bodenarbeit, ständiges Intervalltraining und regelmäßiges Pulsmessen. Distanzreiten war eine Qual, zumindest für mich. Die anderen sahen es als das Freizeitreiten unter den Pferdesportarten an und machten sich nicht so viel daraus. Wie gesagt, wir waren alle keine Distanzreiter, aber das schien niemand zu bemerken. Sister, Illusionist und Moni waren zumindest fürs Gelände geboren und auch wenn der Start etwas holprig war, hatten wir in den ersten Wochen bereits einen guten Grundstein gelegt.

      31-05-2020 | 6.959 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Distanz A → L
      In diesem Monat hatten wir zwei neue Reiter. Für mich Neue. Nico, Malte und Bart kannten zumindest den einen davon. Petyr Holmquist hieß er, ein Schwede oder Norweger, der wohl damals ein guter Freund gewesen war. Er und sein internationaler Freund Momo waren angereist. Eigentlich nur für ein paar Tage, jetzt verweilten sie schon zwei Wochen hier und hatten sogar neue Pferde mitgebracht. Momo konnte nicht reiten. Also wirklich nicht. Auch nicht mal so gut wie Eli, noch viel schrecklicher. Aber Graf Heinrich, Heini genannt, nahm ihm das in keinster Weise übel. So hatte auch Heini seine Ruhe und musste sich nicht besonders anstrengen. Malte gab Momo nun Unterricht. Vorerst in der Dressur, um die Grundlagen zu erlernen. Malte war ein Fan davon, anderen Reiten beizubringen, während er selber auf dem Pferd saß und alles am leibhaftigen Körper vorführen konnte. Derzeit hielt Eskador als Vorzeigepferd her. Er war zwar noch kein Dressurcrack, hatte aber wunderbare Anlagen dazu und außerdem viel Geduld.
      Momo hatte eindeutig Spaß an der Sache und auch wenn sich Elsi immer wieder darüber aufregte, dass er das ganze nicht ernst nahm.
      Diesen Monat musste ich mir leider auch meine neue Trainingsstute Monkey 47 mit Helia teilen. Ich mache Helia wirklich sehr, aber teilen konnte ich auch mit ihr weniger gut. Sie hatte die Erlaubnis bekommen, mit Moni an einem Wettbewerb zu starten. Nichts großes, wir Praktikanten freuten uns immer über die Möglichkeit, unser Können unter Beweis zu stellen.
      So trainierte ich die ersten zwei Wochen des Trainingsmonats mit Moni für einen Aufstieg in der Distanz. Cjara und Elsi waren mit The Illusionist Sister of Crime mit von der Partie. Gemeinsam machten wir zu den heißeren Tageszeiten viel Muskelaufbau in der Halle, während wir in den frühen, noch kühleren Morgenstunden die Zeit im Gelände nutzten. Auf allen drei Pferden lag die Hoffnung auf erfolgreiche, spätere Distanzpferde.
      Unser Training überschnitt sich hin und wieder mit dem Training von Alba, Malte, Petyr und Eyvind. Auch sie trainierten gleich mehrere Pferde in der Distanz, anscheinend war Petyr ein überaus begabter Distanzreiter. Ich wollte es zwar nicht zugeben, aber genau das hatte dem Gestüt noch gefehlt. Mit dem Junghengst Sunka verfolgte er einen straffen Trainingsplan, der nur wenige Verschnaufpausen zuließ, und ich war froh, diesen Monat nicht in seiner Trainingsgruppe zu sein. Eyvind ritt wie immer Sir Golden Mile. Auf dem Papier war es zwar nicht sein Hengst, aber da sich niemand anderes für das mittelmäßig begabte Rennpferd zu interessieren schien, gehörte er inoffiziell durchaus ihm. Neu war, dass ich Alba das erste Mal im Distanzsattel sah. Nachdem BR Prias Raveday die letzten Monate nur im Galopprennsport gegangen war, war es auch für die Stute eine große Umstellung. Auch wenn es holprig begann, am Ende des Monats schienen beide jede Menge gelernt zu haben.
      Malte ritt Delightful Cinnamon. Cinna war um einiges älter und der Rennsport war eher etwas zur Auslastung, weniger für den Erfolg gewesen, aber der Distanzsprt lag ihr eindeutig mehr. Auch Malte schien das erste Mal deutlich zufrieden mit der Stute gewesen zu sein.
      Die zweite Hälfte des Monats verbrachte ich ziemlich einsam auf der Rennbahn. Candlejack und ich genossen die Ruhe, aber ein Adrenalinschub, ohne die anderen Pferde neben uns, blieb deutlich aus. Jack lief mittlerweile Rennen auf mittlerem Niveau und die Rennbahn in Canby reichte dafür nur noch knapp aus. Tempo und Ausdauer hatten sich seit ich ihn ritt deutlich verbessert und das gab mir ein gutes Gefühl für die Zukunft. Ich war gespannt, wie lange sich seine Fähigkeiten noch weiterentwickeln würden.
      Cjara und Bart hingegen belegten diesen Monat als einzige die Crossstecke. Ich weiß nicht, wer auf die Idee gekommen war, die beiden gemeinsam trainieren zu lassen, aber seitdem sie sich in einer Beziehungspause befanden, herrschte tiefer Winter zwischen den beiden. Cjara ritt wie immer Joline und Bart I‘ve got a blue soul. Dass die beiden immer noch aufeinanderstanden, war trotzdem weithin zu erkennen. „Ein richtiges Reiterhofdrama“, sagte Helia immer voller Freude, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte. Ich mochte beide auf ihre Art und Weise und hoffte sehr, dass, was auch immer zwischen den beiden stand, es sich bald wieder bereinigen ließ.

      31-07-2020 | 4.330 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Distanz L → M
      Im Süden von Kalifornien wüteten seit Tagen schlimme Brände. Erst vor kurzem war meine Tante in Los Angeles gewesen, nun war die Großstadt von verheerendem Feuer umringt. Es war viel zu warm, auch bei uns, auch wenn die Brände noch nicht bis in den Modoc National Forest vorgedrungen waren. Den ganzen Tag brannte die Hitze auf der Haut, der Sand flimmerte vor unseren Augen und die Pferde schwitzten selbst in den kühlen Boxen. Überall standen Ventilatoren und machten Jagd auf unser Karma.
      Die Trainingseinheiten waren auf fünf Uhr verlegt worden. Ab spätestens neun Uhr war Schicht im Schacht. Die Pferde standen nur noch in der Nacht auf der Weide und unsere Uhren gingen andersherum. Es war der Horror.
      Die Sonne war nichtmal aufgegangen, als ich mich mit Bart, Malte und Cjara an der Crossbahn traf. Die Stimmung glich einer Beerdigung, jeder ging seiner eigenen Wege und hoffte nur, das letzte Hindernis überwunden zu haben, bevor die ersten Sonnenstrahlen den Boden wieder zu trockener Lava verwandelten. Normalerweise hatte unsere Militarystrecke mehrere Wasserstellen. Diese waren ausgetrocknet und ich galoppierte mit Candlejack über brüchigen Sandstein. Auch Eskador und I‘ve got a blue soul, sowie Joline erging es nicht besser. Alle Pferde waren letztens erst vom Hufschmied beschlagen wurden, damit ihre Hufe in dem Feuer nicht verbrannten.
      Wir alle erwarteten das Schlimmste.
      Ich erinnerte mich an das Distanztraining der letzten Tage, welches auch noch in finsterster Nacht begonnen hatte. Eyvind war die gesamte Strecke mit dem Jeep und einem Pferdeanhänger nebenhergefahren, um uns aller drei Kilometer einen Wassereimer über den Kopf zu kippen oder zur Not eines der Pferde zurück zur Ranch fahren zu können. Irgendwer von uns würde bestimmt in nächster Zeit den ersten Hitzeschlag erwarten.
      Wir waren eine riesige Truppe gewesen. Ich und meine Monkey 47 waren zusammen mit The Illusionist und Sister of Crime, geritten von Elsi und Cjara, die weniger erfahrenen Pferde. Wir beendeten den Ritt deutlich früher.
      Petyr auf Sunka erzählte uns immer wieder, wie die Distanzritte der Trekkenreiter in Asien aussahen und dass dort sogar die Luft brannte und dieses Wetter hier nichts im Vergleich dazu war, aber wirklich aufmuntern konnte er uns definitiv nicht. Außerdem dabei waren noch Alba auf BR Prias Raveday, Malte mit Delightful Cinnamon und natürlich Bart mit Sir Golden Mile. Trotz der kühlen Wärme des Mondes war uns allen warm und vor allem waren wir übermüdet mit einem völlig am Boden liegenden Biorhythmus.
      Der einzige, der sich nicht unterkriegen ließ, war Momo. Er war sowieso ein südländischer Typ, der die warme Sonne auf der Haut, seinen eigenen Worten nach, liebte. Graf Heinrich musste also durch das Training der Dressur, welches Momo seit zwei Monaten mit ihm vollzog. Er lernte gerade erst Reiten, meist von Petyr oder Malte, und war immer noch stets motiviert dabei. Mittlerweile waren die beiden über die Grundkenntnisse hinaus und übten stetig weiter.
      Nicolaus hatte außerdem einige Sicherheitsvorkehrungen gegen die Waldbrände geschaffen. Brennbares Material wurde von Weiden und Gebäuden großzügig entfernt und alles, was ein Feuer beschleunigen könnte, war zur Seite geräumt worden.
      Wir hofften alle auf das Beste.

      20-08-2020 | 3.258 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      moving on

      Hengste Hauptstall: Sunka, Amistad, Firewalker, Light up Hell, Last in Love, Lap de Loupe, Golden Sugar, Chromed Highwind, Sir Golden Mile, Eskador, Candlejack, The Illusionist, Graf Heinrich
      Stuten Hauptstall: Millenium GC, Grenzfee, Echo‘s Maiden, Lady Gweny, Far Cry, CHH‘ Lethal Combination, Westatlanta, Alphabet Soup, Song of Peace, PV Gräfin, Cinnada Mistik, Wild Reflex, I‘ve got a blue soul, BR Prias Raveday, Delightful Cinnamon, Joline, Sister of Crime, Monkey 47
      Fohlenweide: PV Comte de Courtoisie, PV Song 'bout Alegría, PV Phantom from Alaska, PV Noodle in Love, Winter with Koen, Ivy‘s Rhapsody, BR Ruffian‘s Smart Jane, PFS‘ Circle of Thyme, Lady Phoenitia, Phoenix Valley Farwest, PV Rebellion of Cinqué, PV Traumfee, PV Toxic Compound
      Nebestall: Ghostly Phenomenon, Marid, Arias, Mytos, La Paz, Pítu, Schwalbenfeder, Óslogi, Félagi, Braum van Ghosts, Imagine Dragons, Madame Pompadour
      Offenstall: Chosposi, Anaba, Morrigans Hidalgo, Cloud, My Canyon, Flotten von Mutanten, Aquena, Zonta, Havanna Girl, Kwatoko, Dawn


      Petyr hatte wieder ein neues Pferd angeschleppt. Damals hat er das schon immer getan und jetzt wieder. Er war noch keine zwei Wochen auf dem Gestüt, da hat er sich schon eine Box besorgt und den Hengst auf das Gestüt geschafft. Aus Kanada kam er, das Pferd, nicht Petyr. Petyr war vonüberall hergekommen. „Weltreise“ hatte er seine Tour durchOsteuropa genannt.
      Nico hatte nur die Achseln gezuckt, als ich ihm von Petyrs Besuch erzählt hatte, Eyvind hatte sich natürlich gefreut und nachdem Petyr angekommen war, hatte er schnell unter der Gestütsmannschaft Anschluss finden können. Sein Gesicht war faltiger geworden, aber seine Haarpracht noch eben so voll wie eh und je.
      Petyr hatte sich in Sunka verliebt und Sunka in Petyr. Mein Freund hatte den Hengst über
      mehrere Ecken aus privater Hand übernommen, natürlich mit dem Versprechen, den Hengst seiner Begabung nach zu fördern und welches Gestüt war dafür nicht besser geeignet als Phoenix Valley.
      Abends saßen wir dann gemeinsam auf der Veranda. Hin und wieder gesellte sich Nico zu uns, doch meist waren ihm die langen Erzähltiraden Petyrs zu unaushaltbar und er verschwand samt Rollstuhl im Haus, oder im angrenzenden Stall.
      Petyr hatte vor einigen Wochen auf Kreta Saga Glasberg geheiratet. Selbst Jora sei dabei gewesen, erzählte er mir. Sie sei immer noch hübsch, sagte er immer wieder. Natürlich aber war seine Saga hübscher. Ein Wundermensch und eine Wolkentänzerin. Dann erzählte er mir vom Norden. Von den Seen in Norwegen und den Bergen seiner Heimat Schweden. Er zeigte mir Fotos vergangener Zeiten, längst verdrängt und immer gehofft, sie vergessen zu haben. Nie wieder wollte ich abends im Bett leiden müssen. Ich war weitergegangen. Meine Heimat war zurückgeblieben. Niemand konnte seine Heimat mitnehmen.
      Petyr hatte einen Freund mitgebracht. Angeblich hatten Saga und er ihn in Istanbul kennengelernt, aber Momo selbst schwor, dass er dort nie gewesen war. Petyr hatte ihm auch ein Pferd gekauft. Er solle nun reiten lernen, hieß es, und der abenteuerlustige Momo hatte seit dem nichts besseres zu tun, als Graf Heinrich Tag für Tag zur Arbeit zu motivieren, während Petyr daneben stand und besserwisserisch Tipps verteilte.
      Es tat gut, dass Petyr wieder da war. Er verteilte gute Laune, nahm das Leben auf die leichte Schulter und gab mir keine Schuld, wenn meine Stimmung mal wieder gedrückt war. Petyr ließ sich von nichts und niemandem demotivieren.
      Aufgrund der Dürre hatte Nico jede Menge Helfer angeschleppt. Vorrangig Freunde des Gestüts, die hier sowieso ein- und auskehrten, so wie Mary Ann, Eli und Ike. Ich hatte gleich gesehen, wie Petyr ein Auge auf Mary Ann geworfen hatte und vor ihr mit der Hochzeit und dem Goldring an
      seinem Finger prahlte. Aber Mary Ann war für einen Typ wie Petyr die Falsche. Zu selbstbewusst, ganz eindeutig. Ich war froh, sie mal wieder zu sehen. Ich wusste sehr zu schätzen, dass sie und Eli Nico in der Anfangszeit in Kalifornien so unterstützt hatten. Aber Mary Ann war irgendwann immer seltener gekommen und dann war sie für einige Jahre ganz verschwunden. Nur Nico schien zu wissen, was der Auslöser dafür gewesen war.
      Ike war die letzten Monate mit Pítu auf Roadtrip gewesen, bis die anhaltende Hitze und der fehlende Regen seine weiteren Pläne frühzeitig beendet hatte. Pítu zeigte nun deutliche Schwierigkeiten, sich in der Herde einzufinden und das, obwohl er eigentlich selbst mit den
      selbstbewussteren Herrschaften gut zurechtkam. Dafür freute sich Óslogi sehr, seinen alten Weggefährten wiederzutreffen. Logi hasste die Hitze. Er war kahlrasiert und verbrachte wie alle anderen die Tage im Stall, zusätzlich bestand er allerdings fast nur noch aus Sonnencreme, soviel wie wir ihm in den letzten Tagen auf die helle Haut geschmiert hatten.
      Am besten ging es in der Hitze wohl noch unseren Fohlen. Sie waren in der Frühlingswärme zur Welt gekommen und kannten nichts anderes, als die Sonnenstrahlen auf der Haut. Drei unserer Lieblinge waren bereits verkauft und würden in Kürze in ihr neues Zuhause ziehen. Wir hatten uns zwischen vielen Bewerbern entscheiden müssen und auch als die Entscheidung festgestanden hatte, waren einige Trauertränen geflossen. PV Noodle in Love, PV Phantom from Alaska und PV Traumfee würden uns verlassen und in die ferne Welr ziehen. Ich hatte allerdings gelernt, dass manches für immer gar nicht so lange ist.
      Und dann waren da noch die ganzen neuen Pferde, die vielen jungen Reiter und all die Erfolge, die Phoenix Valley in letzter Zeit zu verzeichnen hatte. Ja, ich war oft gestresst. Es waren nicht mehr die Zeiten wie damals auf der Tyrifjord Ranch. Heute trug ich eine Verantwortung, die manchmal die Tage etwas grauer erschienen ließ, als sie eigentlich waren. Und ja, manchmal fühlte ich mich alt. Dann schaute ich eines Morgens in den Spiegel, sah, dass meine ehemals hellroten Haare grau und ausgemergelt nun, meinen Kopf verließen und nicht mehr zurückkommen würden. Dann dachte ich wieder an Jora und die Kinder, die wir nie haben würden, dachte an ihr Lächeln und an den Abend, als ich sie das erste Mal gesehen hatte. Ich hätte vieles anders machen können, aber damals schien es, als wäre sie ein verzeihlicher Verlust, heute weiß ich, dass es anders war.
      Jeden Abend brachte ich eigenhändig Óslogi und Félagi auf die kargen Weiden, wo sie sich genüsslich auf die Grasreste stürzten und mit den anderen Wallachen und Ponys ihrer Energie freien Lauf zu lassen.

      03-09-2020 | 6.448 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Distanz M → S
      Auch wir waren Flüchtige des Feuers. Am letzten Mittwoch hatten wir die Rauchwolken gesehen, Donnerstag die ersten Flammen und am Freitag war eine der Gelbkiefern einige Meter vor dem Gestüt in Feuer aufgegangen und hatte den Boden in schwarze Asche verwandelt.
      Die Pferden waren zu diesem Zeitpunkt schon längst in den Ställen, war die Gefahr doch zu groß, dass sie flüchten würden, sobald etwas unvorhersehbares geschah. Nun standen wir allerdings vor einem anderen Problem. Das Gestüt war nicht für nahezu siebzig Pferde ausgelegt. Vor allem die Mustangs waren ganzjährig draußen, hatte doch niemand erwartet, dass auch sie bald einen Platz benötigten.
      In der Nähe von Alturas hatten wir am Sonntag eine Notunterkunft gefunden. Einige unserer gesunden, reisefähigen und im Training stehenden Pferde lebten jetzt auf einem durchaus edlen Gestüt mit festen Mauern aus Stein und gut geschützten, am Wasser liegenden Weiden und Trainingsplätzen.
      Mary Ann, Eli und Bart waren dort stationiert, während wir anderen immer die 20 Meilen mit dem Auto hin und her fuhren.
      Das Training der Pferde ließen wir trotz allem nicht ausfallen. Es war auf das Minimum begrenzt, aber die Pferde sollten auch nach der Tragödie noch gut im Training stehen, Verluste hatten wir so schon genug. Hinzukam, dass zwei unserer besten Hengste aus unerfindlichen Gründen die letzte Körung nicht bestanden hatten. Die Themen für den Krisentisch waren also gegeben.
      Golden Sugar und Chromed Highwind mussten jetzt nochmal auf die Trainingsbank. Malte und Mary Ann höchstpersönlich kümmerten sich nun um die beiden, die bei einem Militarytraining auf der Crossbahn der Alturas Ranch nochmal richtig zulegen sollten. Auch Eyvind, Petyr, Eli und ich waren dafür angereist, obwohl es für mich wohl mit die größte Ehre war, zwischen all dem Guten Reitern mich auf Candlejack beweisen zu dürfen. Im Military hatten wir mittlerweile eine gute Basis gelegt und sollten uns diesen Monat für die nächste Stufe qualifizieren. Etwas ungewohnt war es, dass Eyvind auf The Illusionist „Ulli“ ritt, normalerweise war das Elsis Aufgabe. Aber diesen Monat war sowieso alles anders.
      Während wir auf der grandios ausgebauten Crossstrecke das Können unserer Pferde erprobten, wurde auch Zuhause auf Phoenix Valley hart trainiert. Unsere drei Zuchtanwärterstuten BR Prias Raveday, I’ve got a blue soul und Delightful Cinnamon trainierten gemeinsam mit Momo und seinem Hengst Graf Heinrich, auch einfach „Heini“ genannt, ihre Springkünste. Während die drei Stuten kurz vor ihrer Krönung standen, arbeiten Heini und Momo noch an den Grundlagen, nachdem sie die letzten Monate die Basis für die Dressur geschaffen hatten. Heini war nicht sonderlich begabt, aber Momo war ein Fan des manchmal recht lethargischen Hengstes und ich musste zugeben, dass die meisten über die Fortschritte der beiden sehr erstaunt waren.
      Auch Eli, Bart und Cjara trainierten fleißig. Seit diesem Monat waren auch die beiden Araberjunghengste Arias und Mytos mit ins Training eingestiegen, nachdem sie die letzten Jahre ihre Jungpferdezeit genießen durften. Zusammen mit der etwas erfahreneren Joline erprobten sie ihre ersten Schritte in der Distanz, dies jedoch aufgrund der Waldbrandgefahren und dem Wetter vorrangig auf dem Gestütsgelände. Muskelaufbau und Ausdauer standen da an erster Stelle. Auch ich und meine Trainingsstute Monkey 47 und Elsi mit Sister of Crime hatten diesen Monat bereits viel für einen Aufstieg in der Distanz trainiert und mittlerweile gingen beide auf S-Niveau.
      Candlejack zeigte heute auf der Crossbahn erstaunliche Ausdauer und Aufmerksamkeit, die selbst seine eigenen Rekorde zu übertreffen wagte. Eli und Eskador hielten gut mit uns mit, während Highwind noch einen Ticken genauer die Hindernisse anritt und gemeinsam mit Mary Ann nur so übers Gelände flog. Golden Sugar, Sunka und Ulli waren noch etwas rangniedriger, gaben aber für ihren Trainingsstand das beste.
      Wir zogen das Training nicht in die Länge und noch bevor die Sonne am Mittagshimmel stand, waren die Pferde geduscht und gefüttert wieder in ihren kühlenden Boxen untergebracht.

      30-09-2020 | 4.098 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Military E → A
      Die Wahlen waren vorbei und obwohl wir im roten Gebiet lebten, war der Überschwung der Freude viel mehr als die Wut der Gegenseite. Natürlich wurde sich auch über Politik unterhalten, aber je mehr Menschen aus verschiedenen Gegenden auf einem Fleck lebten, desto mehr konnte man sich in lange Gespräche verstricken, was denn nun für unser Amerika das Beste sei.
      Diesen Monat hatte Malte den Trainingsplan umgestellt. Wir trainierten nun in zweier Teams, das sollte unsere Produktivität steigern und uns näher bringen. Meine Partnerin war Cjara. Cjara war okay, aber meist hatten wir keine Gesprächsthemen und obwohl ich mich versuchte von den Gedanken fernzuhalten, war ich auch äußerlich einfach das genaue Gegenteil. Cjara war groß, hatte lange blonde Haare und blaue Augen, die Schultern immer straff nach hinten und die Nasenspitze immer einen Tick höher. Nicht, dass sie eingebildet oder arrogant war, aber sie zeigte sich sehr gerne. Ich war der kleine Asiate mit der Schuhgröße 39. Mehr musste ich da wohl noch sagen. Und so sehr ich mir wünschte, dass diese Fakten keine Rollen spielen sollten, selbst ein Demokrat an der Spitze der USA konnte daran nichts ändern.
      Cjara und ich waren die ersten, die an diesem verregneten und nebligen Dienstag für die Militarybahn eingeteilt waren. Unsere beiden Stuten Sister of Crime und Monkey 47 sollten das erste Mal ihr Können auf die Probe stellen, nachdem wir den letzten Monat neben dem Distanztraining auch angefangen hatten, ihre Springfähigkeiten zu trainieren. Durch das viele Geländetraining in den letzten Monaten, waren beide zu unerschrockenen und vor allem trittsicheren Pferden geworden, ein großer Vorteil auf dem Crossgelände.
      Cjara und ich wechselten nicht viele Worte. Meistens ritten wir schweigend unsere Runden, auch wenn wir hin und wieder den anderen baten, doch mal ein Auge auf den Absprungspunkt, oder die gerittene Kurve zu haben.
      Nach guten anderthalb Stunden Training lösten uns Malte und Elsi auf Golden Sugar und The Illusionist ab. Die beiden Hengste waren schon etwas weiter im Training und sollten diesen Monat den Schwierigkeitsgrad L erreichen. Wir tauschten mit Malte kurz ein paar Eindrücke des Trainings aus, wünschten viel Glück und ritten unsere Pferde am langen Zügel zurück zum Stall. Dort trennten sich unsere Wege. Stumm brachte Cjara Sister in ihre Box am anderen Ende des Stalls, während ich Moni in ihre Box am Anfang der Stallgasse stellte und absattelte. Die große Stute freute sich sichtlich über das frische Heu und die Abschwitzdecke.
      Gerade als ich den Sattel in die Sattelkammer bringen wollte, fing mich Cjara ab. „Du weißt schon, dass wir heute Nachmittag wieder raus müssen, oder?“
      „Heute schon?“, fragte ich. Ich hatte selten einen Plan im Vorraus. Wer sollte sich das ständige hin und her auch merken können.
      „Ja. Heute. Wir treffen uns um drei an der Crossbahn“, sagte Cjara und wendete sich mit wehenden Haaren von mir ab.
      Bis um drei waren es zum Glück noch ein paar wenige Stunden. Einen Teil davon schaute ich Saga, Petyr und Momo dabei zu, wie sie mit ihren drei Pferden den Springplatz unsicher machten. Die hatten’s gut, die wurden nicht von Malte dazu gezwungen und sie schienen sogar auch Spaß zu haben.
      Ich kannte Saga noch nicht, aber ihr Hengst Wallenstein war ein Prachtpferd. Wirklich wunderschön. Kennst du das Pferd, dann kennst du den Menschen, hatte mein damaliger Reitlehrer immer gesagt und es traf auch wirklich gut zu. Momo ritt wie immer Graf Heinrich, während Petyr Heide Eskador quälte, der noch nicht wirklich Spaß am Hindernisse überspringen zeigte.
      Gerade als ich mich wieder abwenden wollte, sah ich Nico, der zwischen den Säulen am Hauptstall in seinem Rollstuhl saß und das Geschehen auf dem Platz beobachtete. Er sah alt aus. Vor allem verglichen mit den Reitern auf dem Platz, die ihm altermäßig eigentlich in nichts nachstanden. Es machte mich traurig, ich wollte nicht, dass Nicolaus alt wurde.
      „Warum reitet Nico eigentlich nicht mehr?“, fragte ich, als im Stall auf Alba traf. Sie war mit meine beste Freundin im Stall, nur zur Zeit leider viel mit ihrem Studium beschäftigt, sodass wir uns nur noch selten sahen.
      „Äh Ferre, er sitzt im Rollstuhl!“, sagte sie, während sie Prias Halfter vom Hacken nahm.
      „Ja, ich weiß doch, aber es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten dahingehend.“
      „Die einzige Möglichkeit, die du kennst, ist bestimmt die aus Game of Thrones“, lachte sie und stieß mich dabei freundschaftlich in die Seite.
      Auch ich musste daraufhin lächeln. Alba hatte ein wunderschönes und ehrliches Lächeln, man konnte ihm einfach nicht widerstehen. Trotzdem ließ mich der Gedanke auch den Rest des Tages nicht los.
      Gegen Mittag holte ich Candlejack und, weil mich Malte darum gebeten hatte, auch noch Chromed Highwind und Sunka von der Weide. Jack bereitete ich gemütlich auf das anstehende Training auf der Crossbahn vor und die anderen beiden würden von Eyvind und Petyr ein Distanztraining bekommen. Eli und Bart waren mit Arias und Mytos gegen Mittag auch bereits losgezogen, um die jungen Araberhengste in ihren Distanzfähigkeiten zu fördern. Bei dem Wetter war ich relativ froh darüber, dass mich nur die matschige Crossbahn erwartete und nicht auch noch das stundenlange Gereite durch die triste Landschaft.
      Ich ließ mir mit Jack genügend Zeit, pflegte sogar nochmal Sattel und Trense, während meine Kopfhörer mir Tony Bennett’s Body and Soul ins Ohr dröhnte. So bekam ich es relativ spät mit, dass Cjara vor meiner Box stand und vergeblich versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erreichen.
      „Was hörst du denn da?“, fragte sie mich skeptisch, als ich endlich die Kopfhörer aus den Ohren gezogen hatte.
      „Tony Bennett“, sagte ich.
      „Wenn du es singst, klingt es grässlich“, sagte sie, ohne Rücksicht auf Verluste.
      „Danke“, sagte ich, dabei war es mir super peinlich, dass ich anscheinend wieder laut mitgesungen hatte. „Was willst du? Ist es schon um drei?“
      „Nein, aber du musst heute alleine trainieren. Joline lahmt etwas und soll heute Pause machen. Aber das Training diesen Monat reicht für uns trotzdem für einen gelungenen Aufstieg, sagt Malte.“
      „Oh okay, na dann trainiere ich alleine.“
      Sie nickte und verschwand wieder. Ich wusste nicht, ob ich über diese untergründige Kritik verärgert sein sollte, oder mich einfach auf ein entspanntes Training ohne sie freuen sollte. Aber als ich dann ganz alleine zur Crossbahn ritt, der Nebel sich immer noch nicht gelichtete hatte und der leichte Nieselregen auf mich tropfte, war die Situation durchaus schon sehr trist. Die Sonne hatte ich den ganzen Tag noch nicht gesehen und als es zwei Stunden später noch dunkler wurde, musste ich mir eingestehen, dass ich sie heute auch nicht nochmal sehen würde.
      Das Training mit Jack war allerdings trotzdem gut gewesen. Er war gut bei der Sache, nahm die Hindernisse mit großartiger Präzision und ließ sich selbst durch meine gedrückte Stimmung nicht demotivieren, sodass ich dann doch zufrieden zurück zum Stall kam. Für den nächsten Monat, sollte ich wieder mit Cjara trainieren, nahm ich mir definitiv vor, dem ganzen selbstbewusster entgegen zu treten. Das war ein guter Plan.

      10-11-2020 | 7.117 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      going home
      Hengste Hauptstall: Wallenstein, PFS' Stromer's Victory, Sunka, Amistad, Firewalker, Light up Hell, Last in Love, Lap de Loupe, Golden Sugar, Chromed Highwind, Sir Golden Mile, Eskador, Candlejack, The Illusionist, Graf Heinrich
      Stuten Hauptstall: Millenium GC, Grenzfee, Echo‘s Maiden, Lady Gweny, Far Cry, CHH‘ Lethal Combination, Westatlanta, Alphabet Soup, Song of Peace, PV Gräfin, Cinnada Mistik, Wild Reflex, I‘ve got a blue soul, BR Prias Raveday, Delightful Cinnamon, Joline, Sister of Crime, Monkey 47
      Fohlenweide: PV Comte de Courtoisie, PV Song 'bout Alegría, PV Phantom from Alaska, PV Noodle in Love, Winter with Koen, Ivy‘s Rhapsody, BR Ruffian‘s Smart Jane, PFS‘ Circle of Thyme, Lady Phoenitia, Phoenix Valley Farwest, PV Rebellion of Cinqué, PV Traumfee, PV Toxic Compound
      Nebestall: Ghostly Phenomenon, Marid, Arias, Mytos, La Paz, Pítu, Schwalbenfeder, Óslogi, Félagi, Braum van Ghosts, Imagine Dragons, Madame Pompadour
      Offenstall: Chosposi, Anaba, Morrigans Hidalgo, Cloud, My Canyon, Flotten von Mutanten, Aquena, Zonta, Havanna Girl, Kwatoko, Dawn


      Der einzige Baum vor meinem Fenster ist noch nicht da. Und wäre er da, so wären die Blätter es nicht. Tom Traubert’s Blues kommt aus dem altmodischen Radio. Es rauscht unangenehm. Der Empfang hier draußen ist einfach scheußlich. Und seitdem die Bauarbeiten an dem neuen Stallgebäude und der Militarystrecke begonnen haben. Seit dem ist es noch schlimmer geworden. Das mit dem Radio und auch das Telefonieren.
      Das klingelt gerade. Mein IPhone. Ich nehme ab, ohne meinen Blick vom Fenster abzuwenden. „Nico?“
      „Hey Nic“, sagt sie. Sie ist die einzige, die mich so nennt. Und die schreibt es auch so, ohne K. Einfach Nic. Als würde es noch weitergehen, aber sie hätte einfach in der Mitte aufgehört. Aber im Endeffekt passt das zu mir. Ich höre auch irgendwo in der Mitte auf.
      „Vicky“, sage ich und drehe mit einer Hand den Rollstuhl vom Fenster weg. Es ist traurig. Dass das eins der einzigen Dinge ist, auf die ich zur Zeit stolz sein kann. Ich könnte Basketball für Rollis spielen, wenn ich wollen würde. Aber ich will nicht.
      „Darf ich heute Abend vorbeikommen?“, fragt sie.
      „Ja“, sagte ich nur. Wir schweigen einen Moment.
      „Dann bis heute Abend, Nic“, sagt sie schließlich. „Ich freue mich auf dich.“
      Sie legt als erstes auf, dann lege ich mein Handy zur Seite. Ich blicke auf die Uhr, halb elf morgens. Der Tag will einfach nicht vorbeigehen. Wie auch die Tage davor und die Tage davor. Schwerfällig drehe ich mich um, nehme eine Jacke vom Hacken und öffne die Haustür. Es ist klar und sonnig, aber der eisige Wind zieht mir unter die Haut.
      Im Stall treffe ich auf eine Ansammlung der verschiedensten Leute.
      „Ich sage ja nur, Physiotherapie und Nahrungsumstellung ist einfach das Beste. Heilung sollte immer ganzheitlich sein und nicht nur durch irgendwelche Medikamente und teuren Hufbeschlag geheilt werden!“ Elsis Stimme war am lautesten zu hören.
      „Physiotherapie?“, äußert sich Helia abfällig. „Als nächstes kommst du mit einem Psychologen oder einem Eheberater an, wenn du mal wieder Streit mit einem Pferd hast.“
      „Ihr entscheidet sowieso nichts.“ Malte geht dazwischen, dann sieht er mich und lässt seine Hände sinken. „Geht an Eure Arbeit.“ Er wendet seinen Blick wieder Helia und Elsi zu, die sich immer noch böse anfunkeln. „Geht an eure Arbeit, wird’s bald?“ Beide stampfen erregt davon.
      Auch Bart sieht mich jetzt. „Dad!“, sagt er und grinst wie immer, dieser Vollidiot. „Dir ist kalt, hier, nimm eine Decke!“ Er legt mir eine alte Stalldecke auf die Knie, ich schaffe es nicht rechtzeitig, ihn abzuwimmeln.
      „Was ist hier das Problem?“, frage ich an Malte gewand, ohne auf das vorhergesagte einzugehen.
      „Eigentlich nichts“, sagt er. „Es ging um Victory. Stromer‘s Victory. Die Medikamente wirken noch nicht, er ist immer noch schlapp, erhöhte Temperaturen.“
      „Ich möchte ihn sehen“, sage ich und schiebe meinen Rollstuhl mitten durch die Ansammlung hindurch zu Victory. Er steht in seiner Box, schaut müde über das gewundene Tor aus Holz und Eisen hinweg. Sein Fell ist stumpf, seine Augen erschöpft.
      Ich höre und spüre wie sich stumm alle hinter mir versammeln. „Was würdest du tun, Alba?“
      „Ich?“, Alba scheint erstaunt, etwas erschrocken.
      Ich drehe mich so gut es geht zu ihr um. „Ja, du. Du wurdest ihm doch zugeteilt und hast ihn in den letzten Tagen versorgt. Was würdest du tun?“, frage ich nochmal.
      „Na ja, weitermachen. Vor allem Kühlen. Die teuren Gels wirken nicht, Heilerde könnte man probieren. Es klingt zwar altmodisch, aber ist durchaus wirksam!“ Sie kommt in Fahrt. „Und etwas Bewegung. Nicht viel, aber ein bisschen. Er stand die letzten Tage nur hier drin, auch das kann krank machen. Etwas Spazierengehen, oder in eine Paddockbox und wenn es ihm besser geht, dann auf die Weide.“
      „Stimmst du dem zu, Malte?“
      „Ja, was besseres fällt mir nicht ein. Montag kommt der Tierarzt wieder. Solange es nicht schlimmer wird, sollen wir weiter kühlen, ansonsten ihn sofort verständigen. Mehr als hoffen und unser Bestes tun, können wir nicht.“ Malte blickte mir in die Augen.
      Ich nicke. „Dann wäre das geklärt. Alba, du übernimmst die weiteren Schritte. Halte mich bitte auf dem Laufenden.“
      Alba nickt und entfernt sich. Übrig sind jetzt noch Bart und Malte. Beide schauen mich erwartungsvoll an. „Was ist?“, frage ich leicht genervt. Die beiden tauschen kurz Blicke aus und Zucken dann mit den Schultern.
      „Nichts“, sagt Bart. „Ich dachte nur, es hätte einen Grund, dass du hier bist.“
      „Ja, den hat es“, sage ich. „Das ist mein Stall und meine Pferde. Außerdem brauche ich jemanden, der mich nach Alturas fährt und das in der nächsten halben Stunde.“
      „Frage doch einen der Praktikant*innen“, sagt Malte.
      Ich schaue ihn leicht perplex an. Das kam von ihm. Er hatte echt seine Würde verloren. „Ich frage aber euch. Außerdem ist das Wort Praktikant oder Praktikantin mittlerweile überholt. Alle fünf sind mittlerweile mehr als das.“
      „Sorry Dad, aber ich habe heute echt besseres zu tun. Was willst du denn in Alturas?“
      „Bart“, sagt Malte verächtlich. „Bitte nicht in diesem Ton.“
      „Schon gut“, sage ich. „Ich war damals schlimmer. Er hat sich gut gemacht, mit dir als Ersatzdad.“ Ich schaue Malte an und versuche Dankbarkeit in meinen Blick zu legen. Ich glaube, er erkennt die Bedeutung. „Ich fahre nach Alturas, um ein Pferd abzuholen.“
      „Davon weiß ich ja gar nichts!“, empört sich Bart.
      „Und ich werde auch nichts weiter verraten, das Glück liegt ganz bei dem, der mich nach Alturas bringt“, sage ich und schaue hoffnungsvoll in Maltes Richtung.
      „Kein Ding, ich mach das. Gib mit zwanzig Minuten, ich kläre ein paar Dinge, dann bin ich bei dir.“

      Malte ist immer pünktlich. Überpünktlich. In meinen Augen ist es nur zehn Minuten später, als er mit dem Van und dem bereits von mir gestern eingerichteten Anhänger vor dem Stall parkt. Er hilft mir aus dem Rollstuhl auf den Beifahrersitz und verstaut das dumme Ding dann im Kofferraum.
      „Du willst mir immer noch nicht sagen, was es für ein Pferd ist?“, fragt er, als er das Gefährt den sandigen Weg entlang auf die Ausfahrt zulenkt.
      „Ein gekörter Hengst aus Italien. Viel mehr weiß ich selber leider nicht.“
      „Oh bereits gekört, da werden sich unsere Vollblutstuten freuen.“
      „Nein“, sage ich. „Der ist nicht für die Stuten, der ist für mich und kein Englisches Vollblut.“
      „Ich merke schon, du willst nicht mehr verraten. Da kann ich dir allerdings erzählen, dass auch ich wieder ein Pferd im Auge habe. Einen Isländer, von Atomics. Dir sagt die Zucht was?“
      Ich nicke. Malte weiß, dass er einen Freifahrtsschein genießen darf. Ohne ihn würde das Gestüt gar nicht mehr existieren.
      Eine halbe Stunde später parken wir den Wagen auf den Sonderparkplätzen beim Flughafen. Die Papiere habe ich bereits Online ausgefüllt und ausgedruckt. Am Schalter muss ich mich ausweisen, dann kommt ein Transporter, aus dem Malte kurz darauf Arthur rausführt. Er sieht müde und geschafft aus, den Schweif trägt er trotz Transportschutz arabertypisch weit oben. Er ist fast weiß, aber seine leichte Äpfelung ist gut erkennbar. Ich habe lange mit der Entscheidung gerungen, aber King Arthur wird gut zu Marid passen, er ist gelehrig und motiviert. Ich will es versuchen.
      Er lässt sich ohne Probleme verladen. Schnaubt nur etwas, als Malte ihn festbindet und ihm Heu anbietet. „Ein Araber. Noch einer“, sagt er nur und ich sehe, wie er leicht den Kopf schüttelt. Ja, noch einer, noch ein Araberhengst. Bart würde ich eine Freude machen. Er hatte die Faszination für diese Tiere von mir geerbt. Doch Arthur ist nicht nur ein Faszinationskauf. Er soll mich wieder auf den Rücken bringen. Er ist klein, aber doch muskulös genug für mich. Er hat eine grandiose Ausbildung von den besten Trainern erhalten, hat dir Leistungsprüfung mit Bravour bestanden. Und jetzt soll er mich wieder reiten lehren.
      Wir bringen Arthur nach Hause. Bart freut sich, von meinem weiteren Plan mit ihm, erzähle ich aber noch nichts. Das fällt nicht weiter auf. Jeder weiß, dass ich bei Arabern nicht nein sagen kann. Alle denken, er ist wieder ein Gelegenheitskauf. Wir stellen ihn gleich in die Box neben Marid. Die beiden hassen sich auf den ersten Blick. Und irgendwann werden sie sich lieben. Sie müssen, Marid weiß, dass ich das von ihm verlange. Er hat keine Wahl.
      „Ich werde nach Hause gehen“, spricht mich jemand von hinten an. Ich drehe mich um und Eyvind steht hinter mir.
      „Wann?“, frage ich, nur wenig erstaunt. Der Norweger ist viel zu lange geblieben. Seine Haut ist bereits dunkler geworden.
      „In drei Tagen geht mein Flug. Mein Vater ist gestorben, ich werde meine Mutter pflegen müssen“, sagt er.
      „Dann können wir morgen Abend nochmal gemeinsam essen?“
      „Ja“, sagt er.
      Ich lege ihm eine Hand auf den Arm. Höher komme ich nicht, sonst hätte ich ihn gerne umarmt. Eyvind nickt kurz und ich nehme meine Hand wieder weg. Wir kennen uns zu lange und wissen doch nichts voneinander. Eyvind war unser Gespenst, und ich würde es vermissen.
      „Petyr und Saga wollen mich begleiten“, sagt er noch. Ich nehme seine Worte zur Kenntnis. Den ollen Holmquist konnte noch nie etwas länger an eine, Platz halten. „Aber sie wollen wiederkommen, nur etwas Heimat schnuppern. Du kannst mich jeder Zeit besuchen, Nicolaus“, sagt er noch, dann dreht er sich um und geht.
      Ich werde ihn vermissen.

      Am Abend klingelt Vicky an meiner Tür. Bart macht auf und wirft mir dann einen vielsagenden Blick zu, als er wieder in die Stube kommt, lässt uns aber Privatsphäre. Ich koche Vic einen Tee, sie erzählt von dem Alltag in der Klinik und beschwert sich wie immer über Eli. Dann wirft sie ihre Haare zurück und lächelt mich an. Ich bringe ein leichtes Lächeln als Antwort zustande.
      „Nic, schau nicht so traurig“, mahnt sie mich. „Sonst muss ich dich doch zum Psychologen bringen. Du weißt, dass ich sonst Angst um dich habe.“
      „Ich weiß, wie du mich aufmuntern kannst“, sage ich und rolle in Richtung Schlafzimmer. Sie folgt mir lächelnd.
      Vic und ich haben bereits seit einigen Jahren so etwas wie eine Beziehung. Die meisten denken, wir sind nur gute Freunde und im Endeffekt stimmt das auch. Wir haben beide nie mehr erwartet. Hin und wieder kommt sie mich besuchen, bleibt über Nacht und fährt dann wieder für die nächsten Wochen zu sich nach Hause. Niemand traut sich, mich darauf anzusprechen. Ich muss damals ein böser Mensch gewesen sein.
      Es ist für mich nicht selbstverständlich, dass sie mit mir schläft. Ich bin vom Oberschenkel abwärts gelähmt. Aber Vic nimmt es einfach so hin. Ich mag sie wirklich. Sie ist einfach. Das würde ich nie laut sagen, aber es ist so. Sie kommt und geht ohne Drama, erzählt gerne und ist leise, wenn es nichts zu erzählen gibt. Sie hilft mir aus dem Rollstuhl, zieht mich, dann sich aus. Schließt das Fenster und deckt uns zu.

      Als ich aufwache ist es bereits Morgen. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du ein neues Pferd hast“, sagt sie, als ich in die Küche komme. Sie reicht mir einen Kaffee und deckt den Tisch. „Bart hat’s mir erzählt. Er war ganz schön zeitig wach. Erwachsen ist er geworden. Seit wann kenne ich ihn? Vierzehn Jahre? Echt lange Zeitspanne.“
      „Du bist ja noch da“, stelle ich festund rolle mit dem Kaffee an den Tisch.
      „Soll ich gehen?“, fragt sie und ich merke, dass ich jetzt nichts falsches sagen sollte.
      „Nein nein“, sage ich schnell. „Bleib bitte so lange du willst.“
      „Ich habe nachgedacht“, sagt sie und setzt sich neben mich. „Was hälst du von, wenn ich öfter komme. Vielleicht das Wochenende über?“
      Ich blicke sie an, sie weicht meinem Blick nach kurzem Zögern aus. „Ich weiß nicht“, sage ich und nehme einen Schluck.
      „Du willst nicht“, sagt sie und klingt enttäuscht.
      „Nein“, sage ich. „Das ist es nicht. Ich meine nur, bist du dir sicher, dass du das willst?“
      „Nic, ich mag dich wirklich sehr und du scheinst sehr einsam. Ich dachte nur, vielleicht kann ich dir helfen.“
      „Ach darum geht es dir“, sage ich und wäre jetzt gerne wütend aufgestanden, aber ich muss sitzen bleiben. „Du hast Mitleid mit mir. Dein Helfersydrom kannst du an einem anderen Krüppel ausüben“, sage ich und merke, wie ihre Worte sich schmerzhaft in mich reinbohren. Das ist der Grund, weswegen es so hätte bleiben sollen. Wenn man tiefer geht, dann sitzt der Schmerz auch tiefer.
      „Nein! Ich wollte dich nur-“, versucht sie sich zu rechtfertigen.
      „Gehe jetzt bitte“, sage ich und rolle vom Tisch weg. Zum Fenster. Der Baum ist immer noch nicht gewachsen, wann wird er endlich groß. Er sieht verkrüppelg aus. Mit dem dünnen Stamm und ohne Blätter. Als ich mich vom Fenster wegdrehe, ist sie weg. Ich rolle zur Verandatür und schaue auf den Parkplatz. Auch ihr Auto ist weg. Ich atme tief durch.

      Für den Abend habe ich einen Catering Service aus Canby bestellt. Sie sind nicht gut, aber meine Kochkünste sind es auch nicht mehr. Bart, Petyr, Momo, Saga, Vuyo, Ike, Malte und Eyvind schlagen sich den Bauch mit vegetarischem Zeug voll. Auch wenn nicht jeder am Tisch strikter Vegetarier war, es war von Anfang an eine ungesprochene Regel, dass wir gemeinsam auf Fleisch verzichten.
      Die Stimmung ist leicht gedrückt, Eyvind sitzt an def Stirn des Tisches und versucht gute Laune zum traurigen Spiel zu machen. Es wird über alles mögliche geredet, nur nichts zu tiefgründiges und das Thema Abschied wird vollkommen ausgelassen.
      „Wann geht euer Flug?“, fragt Ike.
      „Übermorgen, sehr zeitig“, antwortet Saga. „Aber wir haben uns entschieden, bereits morgen Abend nach Los Angeles zu fahren. Eine Nacht schlafen wir noch im Hotel. Die Gemüsepfanne ist echt lecker! Ist das Curry?“
      „Schmeckt eher wie Kardamom“, sagt Momo und probiert nochmal einen Löffel von der gelben Soße.
      „Schön, dass du bleibst“, sagt Vuyo an Momo gewandt. „Ich hoffe, du überlebst es ohne deinen Bodyguard Petyr hier in der Wildnis.“
      „Ach Quatsch“, lacht Momo. „Wenn alle Stricke reisen, dann gebe ich mich als Native American aus, heutzutage kann doch keiner mehr einen Griechen von einem Indianer unterscheiden.“
      Der Tisch stimmt in sein Lachen mit ein. Ich bleibe still und stochere lustlos in meinem Essen.
      „Iss bitte etwas“, murmelt Malte neben mir. „Zumindest das solltest du versuchen, um die Stimmung nicht noch mehr zu drücken.“
      Ich antworte nicht.
      „Lasst uns auf Eyvind anstoßen!“, sagt Saga plötzlich und erhebt ihr Glas mit Apfelschorle. Sie hat vorhin den Alkohol vehement abgewehrt. Ich weiß, was das bedeutet. Ich habe einen Sohn.
      Wir erheben unsere Gläser. „Auf Eyvind!“, sagen alle im Chor und Bart fügt noch hinzu: „Unseren blassen, homosexuellen, guten Geist!“ Ich sehe, wie Eyvind leicht lächelt.
      Ja, ich werde ihn vermissen.

      27-11-2020 | 14.450 Zeichen | Canyon
    • Canyon
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      Military A → L
      Ich teilte diesen Monat Malte zu unseren Jungreitern dazu. Ich merkte, wie die Spannung zwischen den jungen Leuten knisterte. Ein Teil davon war Konkurrenz und Leidenschaft, der andere Teil war der Charakter, den sie alle zu sehr unterschiedlichen Teilen hatten hatten.
      Helia war mit ihrer neuen Stute Meilenstein beschäftigt. Sie war die einzige mit Privatpferd, ich hatte ihr erlaubt, sie bei uns unterzustellen. Die neue Anlage war mitten in Arbeit und im Frühjahr würde hoffentlich der Umzug sein, sodass wieder für alle genügend Platz war.
      Alba hatte neben ihrem Studium nicht viel Zeit, kümmerte sich aber mit Herzblut um die Genesung des jungen PFS‘ Stromer‘s Victory. Mir lag sein Wohlergehen genauso am Herzen, sodass ich sie so gut es ging unterstützte. Malte hatte keinen klaren Kopf, um sich einem kränkelnden und verletzten Hengst zu widmen. Helia als Tiermedizinstudentin wusste jedoch selber genug, um sich selbstständig für das Beste zu entscheiden.
      Diesen Monat mussten wir außerdem auf Petyr und Saga verzichten, sowie wohl für immer auf Eyvind. Ich musste mir Gedanken über einen neuen Reiter für Chromed Highwind machen, der Hengst hatte bereits die letzten Tage zu wenig Aufmerksamkeit erhalten, leider war das Interesse, trotz seines Talents, bei allen Reitern nicht gerade groß. Ich hatte bereits im Stillen Kämmerchen die Verpaarungen für das 1. Quartal 21 überlegt und da würde Highwind gemeinsam mit Delightful Cinnamon eine Rolle spielen. Die Öffentlichkeit und das Gestüt wusste nur, dass Candlejack und BR Prias Raveday ein Prachtfohlen bekommen würde. Das hatte ich zum Anfüttern in den Raum geworfen und das Interesse war einfach riesig gewesen, alleine nur an diesem Fohlen. Auch mir würde es schwerfallen, so wie es mir immer schwerfiel. Vor allem in diesem Jahr, nachdem die ersten Vollblüter ausgezogen waren, hatte ich sehr daran gezweifelt, ob es die richtigen Fohlen gewesen waren. Alaska und Noodle waren besonders außergewöhnlich gewesen, aber sie würden dafür auf anderen Gestüten Werbung für uns machen. PV Traumfee stand bis jetzt noch bei uns, ich war mir nicht ganz sicher, ob der Umzug noch klappen würde, es gab einige Turbulenzen und Unstimmigkeiten mit Nordwacht. Ich musste sagen, mich würde es nicht stören, wenn es für sie heißen würde, dass sie noch oder auch für immer bei uns blieb.
      Auf jeden Fall vertraute ich Cjara diesen Monat, sich alleine mit Joline und der Galopprennbahn zu beschäftigen. Beide hatten darin nicht viel Ahnung, aber umso besser war es, wenn man sie die ersten Schritte alleine gehen ließ, um Sicherheit zu schaffen. Nächsten Monat würde ich ihr einen erfahrenen Reiter zur Seite stellen, der ihr das nötige Wissen und Know-How geben würde. Joline war eher die Prinzessin, die Rennbahn würde sie sowieso nicht zum Erfolg bringen, aber Grundlagen schadeten nie.
      Malte übernahm das Training von Sunka, Petyrs Pferd, während Wallenstein, genannt „Walli“, den Saga mitgebracht hatte, von Bart übernommen wurde. Ich wusste, dass Malte leider noch zu wenig Vertrauen in die Nachwuchsreiter hatte, als dass er einen von ihnen die Leitung übertrug. Malte trainierte Sunka weiterhin im Military und auch Ferre, Elsi und Cjara waren mit ihren Berittpferden Monkey 47, The Illusionist und Sister in Crime mit dabei. Alle waren mittlerweile dabei, die Leistung ihrer Pferde vom Anfängerkönnen auf die leichteren Militarystrecken zu führen. Die Wege wuden unwegsamer, die Hindernisse höher und schwieriger anzureiten. Es wurde Zeit, dass wir uns eine professionelle Militarystrecke bauen würden.
      Bart und Walli waren Teil unserer Anfänger-Distanzgruppe. Alle Pferde hatten noch keinen blassen Schimmer von dem, was da auf sie zukommen würde. Graf Heinrich war sowieso immer etwas schwerer von Begriff, ließ sich aber unter Momos Führung auf wirklich alles ein, was ihm so vor die Nase gesetzt wurde. Meilenstein, die neue Stute Helias, war munterer und energiegeladen, im Vergleich zum Heini. Ihr junges Blut und die Begabung der Eltern machten aus ihr einen wahrhaftigen Trainingsfreak. Wer weiß, ob diese Motivation mit der Zeit nachlassen würde, bis jetzt hatte sie ihre Energie nur auf der Weide rauslassen können, jetzt ging das anstrengende Training erst richtig los.
      Neben den Englischen Vollblütern hatten sich Bart und Eli zur Aufgabe gemacht, auch die Araber etwas mehr zu bewegen. Die älteren Hengste Marid und King Arthur waren eher seltener in Beritt, dafür mussten die Jungen nun ordentlich zeigen, was in ihnen steckte. Die Halbgeschwister waren sich in vielen Dingen ähnlich, vor allem hatten sie es faustdick hinter den Ohren und gingen am liebsten zusammen durch dick und dünn. Mittlerweile war aus den beiden jedoch auch sehr ausdauernde Distanzläufer geworden. Der kalifornische Sand und die weiten Strecken waren für die Wüstenläufer die perfekte Gegend. Und es freute mich, dass mein Sohn in Eli, aber natürlich auch in Ferre, auf verkorkste, aber tieffreundschaftliche Art und Weise Freunde gefunden hatte, die ihm Halt und Struktur gaben. Etwas, wonach ich als junger Mensch lange vergeblich gesucht hatte. Manchmal war ich mir noch nichtmal sicher, ob ich den Halt heute hatte. Marid hatte mir diesen auf unerklärliche Weise zum Teil gegeben und dieser Anker war über die Jahre immer stärker geworden. Aber er konnte mir nicht jeden Sinn des Lebens erklären. Einen anderen Teil hatte Charly und später Bart dazubeigetragen, aber ich hatte das Gefühl, als würde immer noch ein Puzzleteil fehlen. Ich war gespannt, wann ich dieses finden würde.

      31-11-2020 | 5.527 Zeichen | Canyon
    • Stelli
      Stelli's Besuch bei Canyon
      17. Juli 2021 | Stelli
      Heute beschloss ich, Canyon zu besuchen, um ihr bei der Pflege ihrer Pferde zu kümmern. Nach einer dreiviertel Stunde Autofahrt erreichte ich ihr Gestüt Phoenix Valley, wo viele wunderschöne Pferde beheimatet waren, die ich selbst gerne im Stall stehen haben würde. Nachdem Canyon und ich uns begrüßt hatten, ging es los, die Pferde auf die Koppeln zu bringen. Wir begannen mit den Hengsten, dies waren Amistad, Firewalker, Light up Hell, Last in Love, Lap de Loupe, Golden Sugar, Chromed Highwind, Sir Golden Mile, Eskador, Candlejack, Sunka, The Illusionist, PFS' Stormer's Victory, Graf Heinrich, Wallenstein und Kollateralschaden. Danach ging es weiter zu den Stuten. Besonders hier lag mir eine Stute sehr am Herzen: Millenium GC, die aus einer alten Zucht Golden Coin von mir stammte. Nachdem Aufgepasst, hier komt Arcada!, Millenium GC, Seattle's Scarlett, Grenzfee, Echo's Maiden, Lady Gweny, Far Cry, CHH' Lethal Combination, Westatlanta, Alphabet Soup, Song of Peace, PV Gräfin, Cinnada Mistik, Wild Reflex, I've got a blue soul, BR Prias Raveday, Delightful Cinnamon, Joline, Sister of Crime, Monkey 47, Meilenstein und Caresse sur l'océan draußen waren, ging es weiter. Im Nebenstall standen Magic Lanijos, Pokki von Atomik, King Arthur, Ghostly Phenomenon, Marid, Arias, Mytos, La Paz, Pítu, Òslogi, Félagi, Braum van Ghosts, Imagine Dragons und Madame Pompadour, welche wir auch nach und nach auf die Wiesen brachten. Die Jungpferde PV Blue my mind, PV Enchanté Mystique, PV One for the Devil, once for Christ, PV Mr. Rockport, PV Momentum, Ivy's Rhapsody, Winter with Koen, Lady Phoenitia, BR Ruffian's Smart Jane, PV Traumfee, PV Farwest, PV Rebellion of Cinqué, PFS' Circle of Thyme, PV Song 'bout Alegría, PC Comte de Coutroisie und WHC' Oshawa standen ja bereits in ihren Laufställen, dort füllten wir lediglich das Heu auf. Genau wie im Offenstall, wo Chosposi, Anaba, Morrigans Hidalgo, Cloud, My Canyon, Flotten von Mutanten, Aquena, Zonta, Havanna Girl, Kwatoko und Dawn standen. Im Trakt "Cova de Lua" standen vier weitere Pferde: Beya al Cova da Lua, Khalish al Cova da Lua, Nouria al Cova da Lua und Universo a Cova da Lua, diese kamen ebenfalls auf die Koppel. Die Fohlen und Pferde Алевтина, Юноно, Молотов, Нимфадора, Чайка, Барышников, Фантастика, Экстраординарный, Намисо, Маэстро, Роса, Алёна, Юрий und Анжелика, dessen Boxenschilder ich weder lesen noch sprechen konnte, kamen ebenso raus. Auf der Tyrifjord Ranch standen ebenso noch Pferde, die raus wollten. Mensch, hatte Canyon viele Pferde! Hier waren es Mios Jelda, Abqa Hasna, Fearthainn, Peripeteia, Dauthdeart, Hestia, LOveletter und HG's Acapulco Gold. Endlich waren alle draußen. Zusammen mit einigen Stallhelfern streuten wir die Boxen nach dem abäppeln schnell frisch ein und gaben Heu in die Box. Nachdem wir noch einen Plausch gehalten hatten, fuhr ich wieder nach Hause.
    • Canyon
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      a thousand kisses deep
      Hengste: Amistad, Firewalker, Light up Hell, Last in Love, Lap de Loupe, Golden Sugar, Chromed Highwind, Sir Golden Mile, Eskador, Candlejack, Sunka, The Illusionist, PFS' Stromer's Victory, Graf Heinrich, Wallenstein, Kollateralschaden
      Stuten: Aufgepasst, hier kommt Arcada!, Millennium GC, Seattle's Scarlett, Grenzfee, Echo's Maiden, Lady Gweny, Far Cry, CHH' Letal Combination, Westatlanta, Alphabet Soup, Song of Peace, PV Gräfin, Cinnada Mistik, Wild Reflex, I've got a blue soul, BR Praise Raveday, Delightful Cinnamon, Joline, Sister of Crime, Monkey 47, Meilenstein, Caresse sur l'océan
      Jungpferde: PV Blue my mind, PV Once for the devil, once for Christ, PV Mister Rockport, PV Momentum, Ivy's Rhapsody, Winter with Koen, Lady Phoenitia, BR Ruffian's Smart Jane, PV Traumfee, PV Farwest, PV Rebellion of Cinqué, PFS' Circle of Thyme, PV Song 'bout Alegría, PV Comte de Courtoisie, WHC' Oshawa
      Nebenstall: Magic Lanijos, King Arthur, Ghostly Phenomenon, Marid, Arias, Mytos, La Paz Pítu, Óslogi, Félagi, Braum van Ghosts, Imagine Dragons, Madame Pompadour
      Offenstall: Chosposi, Anaba, Morrigans Hidalgo, Cloud, My Canyon, Flotten von Mutanten, Aquena, Zonta, Havanna Girl, Kwatoko, Dawn


      „Du lässt ja deine Haare wieder wachsen.“
      Ich blickte auf. Im Türrahmen saß Nico im Rollstuhl und grinste mich an. Ich hatte ihn nicht hereinkommen hören. Er sah müde aus, aber zufrieden, auch wenn seine Stirn von Gedankenfalten nur so überfüllt war.
      „Habe dich gar nicht kommen hören“, sagte ich.
      „Das habe ich bemerkt“, sagt Nico und kam zwischen Sessel und Sofa hindurch zu mir gerollt. „Was ließt du?“
      Ich hielt das Buch hoch und Nico laß den Titel. „Kennst du’s?“
      „Ne“, sagte Nico. „Ist es spannend?“
      Ich überlegte einen Moment. „Ne.“
      „Dann ist ja gut, dass ich es nicht kenne. Willst du auch einen Kaffee?“
      Ich nickte. „Danke“, sagte ich, als er in die Küche rollte und die Kaffeemaschine anstellte. Sie stand auf dem Boden. Eigentlich stand mittlerweile fast alles auf dem Boden.
      „Wie war Kanada?“, fragte ich, als er mit einer Kanne Kaffee auf dem Schoß zurück ins Wohnzimmer kam.
      „Kalt und voll“, sagt Nico nur.
      „Klingt deprimierend.“
      „Nein, deprimierend war, dass ich mit dem Rollstuhl nicht aufs Rednerpodest gekommen bin.“
      Ich sagte nichts. Wenn Nico deprimiert über seinen körperlichen Zustand war, dann, so hatte ich gelernt, sollte ich einfach an bunte Schmetterlinge denken. Nico war unheimlich gut darin, mich in den Mitleidsbann zu ziehen und dann ging es mir selber schlecht und weil ich den Schuldfaktor abbauen wollte, schob ich ihn den ganzen Tag umher. Nein, heute nicht.
      „Ich hoffe, dass du zumindest genug Werbung für Phoenix Valley gemacht hast?“, fragte ich stattdessen und nahm eine Tasse vom Kaffeetisch, um zu kontrollieren, ob diese trotz abgestandenem Kaffeerest noch für weitere Benutzung akzeptabel war. Ein Teil von mir, wahrscheinlich der größere, war der Meinung, dass sie es nicht mehr war. In Anbetracht der Tatsache, dass in diesem Haushalt ein reger Tassenmangel herrschte, goss ich trotzdem ein.
      Auf meine Frage hin nickte Nico desinteressiert. „Hier und da vielleicht. Die meisten waren sowieso vollkommen von den Pferden abgelenkt.“ Er seufzte theatralisch. „Dieser Duft nach einer tiefen Konkurrenz, herrlich. Sauer und doch süß.“ Er schloss die Augen und zog tief den Geruch des Kaffees ein, als würde dieser ihn an seinen „Konkurrenzduft“ erinnern.
      „Was steht heute noch so an?“
      Nico blickte träumerisch von seinem Kaffee auf. „Ich suche einen talentierten Reiter, der mit seiner Präzision und Ausdauer zwei junge Vollblüter einreitet.“
      „Da bleibt dir aber nicht viel Auswahl“, sagte ich und dachte dabei an die Meute hungriger Reitschüler. Weder Winter with Koen noch Ivy’s Rhapsody waren dafür gedacht.
      „Ne, tatsächlich fallen mir da nur zwei Menschen ein und einer von denen ist ein Krüppel und sitzt seit 5 Jahren im Rollstuhl.“
      „Selbst Bart würdest du diese äußerst wertvolle Aufgabe nicht zuteilen?“, fragte ich erstaunt. Bart war immerhin im letzten Jahr mit seinen Reitfähigkeiten in alle Welt expandiert, bis nach Asien und noch weiter hatte er es geschafft. Würde mich nicht wundern, wenn er selbst schon in der Arktis einen Goldpokal ergriffen hätte.
      „Vielleicht meinte ich ja Bart“, sagte Nico und wendete geschickt mit dem Rollstuhl im Türrahmen. Na gut, die Türrahmen der Du-Martin-Villa waren auch deutlich breiter als normale Türrahmen. Es war eine schöne Villa, wie das alte Phoenix Valley im iberischen Stil gehalten, in cremeweiß mit naturrotem Dach. Es lebte sich hier schön, dass konnte niemand verneinen.
      Vor dem Haus gab es einen Pool und eine von Palmen gesäumte Allee am Dressurplatz vorbei und dann zum viel zu großen, überdimensionalen Round Pen, sowie dem Hauptstall mit den Paddocks und Sand aus Namib. Nein, wahrscheinlich nicht aus Namib, aber mindestens aus Nevada und selbst das war schon sehr luxuriös.
      Ich liebte das Leben im Luxus, i mean, wer liebte es nicht?
      „Kommst du?“, fragte Nico und ich folgte ihm durch die Tür hinaus in unseren wehrgewordenen Traum.
      Koen und Ivy standen jetzt seit zwei Monaten im Training. Beide waren seit dem Herbst im vierten Lebensjahr und Nico der Geldmacher hatte darauf bestanden, die beiden aus ihren Jungpferdeherden zu reißen und Ivy zwischen Arcada und und Letty und Koen zu Firewalker und Last in Love abzuschieben. Aber, das Erwachsensein tat den beiden gut und ich liebte die Arbeit mit ihnen. Ivy mit ihrer Entschlossenheit und Fähigkeit zur Abgrenzung allen möglichen Außenreizen gegenüber, sowie Koen mit seiner Charakterstärke und all den kleinen Macken, die der Hengst so unglaublich niedlich zu überspielen wusste, waren tolle Partner.
      „Was ist eigentlich mit Victoria, ich meine Vicky?“, fragte ich beiläufig, während ich Koen aufzäumte. Nico saß einige Meter weiter und starrte versessen auf sein Handy.
      „Was soll mit ihr sein“, sagte er.
      „Lange nicht mehr gesehen.“ Das wäre nicht verwunderlich, Vicky war bis jetzt nie viel da, aber nach der unglaublich unerwarteten Hochzeit im letzten Herbst, hatte sie zumindest deutlich häufiger ihren Kopf in den Stall gesteckt, war sogar hin und wieder mit bei einem Ausritt gewesen.
      Nico zuckte nur mit den Schultern, aber ich merkte, dass er sehr damit zu kämpfen hatte. Die Beziehung dieser beiden Menschen war wirklich verwunderlich. „Was los“, harkte ich nach.
      „Vick ist schwanger und das findet sie anscheinend scheiße, dass sie sich ihren Bauchraum jetzt mit jemandem teilen muss“, sagte Nico leicht hin.
      Er hätte mich auch mit einem Stein abwerfen können, das hätte mich weniger umgehen, selbst wenn es ein Felsbrocken gewesen wäre.
      „Victoria ist SCHWANGER und das erwähnst du einfach so nebenbei?“ Ich konnte es nicht glauben, ich war völlig hinüber mit meinen Gedanken. Ich meine, schwanger?
      Nico nickte. „Ja, aber sag’s mal nicht weiter. Darf es eigentlich noch nicht sagen. Upsi.“
      Upsi. Aha jaja genau. Upsi.
      „Ich meine, war das denn geplant? Ihr habt doch nicht geheiratet wegen, na du weißt schon.“ Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge. Das war einfach zu viel für mich.
      „Malte“, sagte Nico und schaltete endlich sein Handy aus. „Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber wir sind nicht mehr im Mittelalter und nein, geplant war es nicht. Aber was ist auch schon geplant.“
      „Aber ist doch super“, sagte ich. „Herzlichen Glückwunsch dann mal, ne? Bin ich wirklich der Erste, der es weiß?“
„Ja und wirklich nicht weiter sagen. Sie reißt mir sonst den Kopf ab“, sagte Nico. „Was jetzt eigentlich, soll Koen da noch bis morgen stehen und warten, dass du zu Potte kommst?“

      Nico und ich redeten eine Woche nicht mehr darüber. Dann sah ich auch Vicky das erste Mal wieder. Sie hatte einen weiten Mantel an und fast erwartete ich, dass drunter ein Basketball zum Vorschein kam. War aber nicht so. Sie war schlank und elegant wie eh und je. Ihre langen braunen Haare und ihre warme Haut wie immer gepflegt und leicht geschminkt.
      „Malte!“, sagte sie ehrlich erfreut und strahlte mich an. „Schön dich mal wieder zu sehen.“
      „Gleichfalls“, brachte ich heraus und nahm den Mantel entgegen, den sie mir hinhielt. Mein Blick wanderte wieder zu ihrem Bauch. Nein, zu sehen war da wirklich noch nichts.“
      „Malte“, sagte Nico hinter mir. „Geh doch bitte in die Küche und decke den Tisch. Mein unfähiger Sohn schafft das einfach nicht alleine.“
      Bart bekam es wirklich nicht auf die Reihe. Er balancierte drei heiße Töpfe in der Hand und schimpfte, als ihm einer der Topfdeckel zu Boden polterte. „Ich helfe dir mal“, sagte ich und nahm ihm einige Töpfe ab.
      „Danke“, sagte er. „Is’ echt nich’ einfach hier.“ Ich musste grinsen. Bart würde nie erwachsen werden und wenn, dann würde ich ihm ganz schön hinterher trauern.
      Als der Tisch gedeckt war und wir vier Platz genommen hatten, eröffnete Nico das Festmahl. Nicos Kochkünste waren noch nie schlecht gewesen, aber in den letzten Jahren hätte er auch Sternekoch werden können.
      Immer wieder beobachtete ich Nico und Vicky. Beide saßen gegenüber von mir und ich war erstaunt, wie oft die beiden sich anlächelten. Dann streichelte Nico ihr über den Rücken und wann anders strich Vicky ihm eine seiner goldenen Locken aus dem Gesicht.
      Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als Vicky bloß eine seiner Affären gewesen war, oder noch früher, als Nico niemanden mehr in sein Bett gelassen hatte. Es war gut zu sehen, wie wunderbar die Zukunft sein konnte.
      Bart schien von alledem nichts mitzubekommen. Mit schrecklichen Essmanieren stopfte er sich die Kartoffeln in den Mund und schmatzte auch noch. Er war nicht mein Sohn, aber bei diesem Anblick hatte ich elterliche Gefühle, die mich dazu bringen wollten, ihm endlich die Benutzung von Gabel und Messer zu erklären. Auch die Kraft seines Rückgrads schien er gerne zu vergessen und gönnte ihm viel zu häufig eine gekrümmte Pause.
      Ich liebte meine Familie und freute mich auf alles, was noch kommen würde.

      07-01-22 | 8.695 Zeichen | Canyon
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    Phoenix Valley — Hauptstall Stuten
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    Canyon
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    22 Mai 2020
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  • [​IMG]
    Sister of Crime
    Sister

    ● ○ ● ○

    Stute | *2015 | 178cm
    Englisches Vollblut
    Gold Champagne

    ● ○ ● ○

    Von unbekannt
    Von unbekannt Aus der unbekannt

    Aus der unbekannt
    Von unbekannt Aus der unbekannt

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    x

    ● ○ ● ○

    Besitzer: Canyon
    VKR/Ersteller: Sosox3
    im Besitz seit: 22-05-2020
    Kaufpreis: 450 Joellen

    ● ○ ● ○

    ● Schleifenaufstieg Trainingsaufstieg Potential

    Galopp E A L M S

    Military E A L M S S*

    Distanz E A L M S S*


    Dressur E A L

    Springen E A L M

    Fahren E A L

    ● ○ ● ○

    Fohlen ABC ✔ | Eingeritten ✔ | Eingefahren ✔

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    480. Fahrturnier | 459. Militaryturnier | 532. Rennen | 461. Distanzturnier

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    481. Fahrturnier | 533. Rennen | 535. Rennen | 699. Westernturnier

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    573. Militaryturnier | 742. Springturnier

    ● ○ ● ○

    [Schleife]
    Thema

    Abstammung: 0
    Schleifen: 10
    HS: 0
    TA: 0
    Trainer: 8
    Zubehör: 0
    Gesamt: 18

    Gencode: ee Aa ChCh
    Zur Zucht zugelassen: Nein
    Eingetragene Zucht: Phoenix Valley (PV)

    Nachkommen:
    -

    ● ○ ● ○

    Letzter Tierarztbesuch: x

    Letzter Hufschmiedbesuch: x

    ● ○ ● ○

    An den Paddocks für die vielen Gastpferde wartete Cjara auf mich. Unruhig wippte sie von einem Fuß auf den anderen. Ihre Stute Sister of Crime war bereits fertig und zuppelte genüsslich an einem Heusack. Sie ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen. Cjara hingegen merkte man ihre Nervosität an, obwohl Sister bereits einwandfrei das Freispringen gemeistert hatte. Ich versuchte sie zu beruhigen, ging mit ihr den Plan durch und hoffte in Gedanken, dass sie sich anstrengen würde, ihre Aufregung nicht zu zeigen. Nicht nur die Richter würde es bemerken, auch Sister konnte Unsicherheit und unkorrekte Hilfen gar nicht leiden.
    Nachdem sie sich auf dem Platz aufgewärmt hatten, begleitete ich die beiden zur Halle. Ich würde die Kür mit anschauen und von der Seite aus die Daumen drücken.
    Ich lächelte Cjara freundlich zu und sie begann ihre Kür. Sie hielt sich immer genau an das Geübte und lieferte so immer tadellos ab. Schwer wurde es nur für sie, wenn es unerwartete Zwischenfälle gab, dann nicht die Nerven zu verlieren oder gar abzubrechen. Aber diesmal passierte zum Glück nichts. Prias Raveday und Alba waren ein tolles Team geworden, dessen Bindung in nächster Zeit nur noch stärker werden konnte.
    Sie ritt ein und grüßte die Anwesenden, zeigte den Schritt, Trab und Galopp auf beiden Händen und baute zwischendrin neben der ganzen Bahn und Standartzirkeln immer wieder kleinere Lektionen und Bahnfiguren ein, die ihre Kür spannend machten. Auch wenn diese komplett auswendig gelernt war, merkte man es ihr nicht an. Sister und sie waren so locker, als hätten sie ihre Kür improvisiert. Vorgegeben war noch das Tritte verlängern im Trab, ein Kinderspiel, und mehrfaches Angaloppieren. Handwechsel baute sie geschickt über Zirkel ein. Am Ende verabschiedete sie sich wieder von den Richtern und sie verließen gemeinsam die Halle.
    „Sag ich doch“, sagte ich zu den beiden. „Das war überhaupt kein Problem.“
    Cjara strahlte über ihr gerötetes Gesicht hinaus und freute sich über mein Kompliment.