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Occulta

• Glenns Caress, AMH ♂

Hengst | Red Dun

• Glenns Caress, AMH ♂
Occulta, 15 Aug. 2013
Veija gefällt das.
    • Occulta
      Nebliger November
      Khiara El Assuad, Indiana, Vai Alida, Coulee, Iskierka, Compliment, PFS’ Northern Dancer, PFS’ Stromer’s Painting Gold, PFS’ Captured in Time, tc Miss Moneypenny, Primo Victoria, Subsyndromal Symptomatic Depression, PFS’ Counterfire, PFS’ Snap Cat, PFS’ Sciaphobia, PFS’ Challenging Time, PFS’ Call it Karma, PFS’ Whirlwind, Areion, Diarado, Unbroken Soul of a Rebel, Flintstone, Ljóski, PFS’ Bacardi Limited, Brendtwood, Halluzination, PFS’ Ravissante, Cambria, PFS’ First Chant, Cinnemont’s History, Eismärchen, Silverangel, Fake my Destiny, River’s Lychee, scs Sugar and Sweets, scs Bluebell, PFS’ Shadows of the Past, Nimué, Piroschka, Chanda, Lovely Summertime, Phantom, Matinée, PFS’ Ljúfa, PFS’ Dancin’ to Jazz, Scooter, Beck’s Experience, Glenns Caress, Dakota S, Lady Diva from the Sky, Chocolate Chip, Silhouette of a Rose, Papillon d’Obscurité, Tigrotto, Snottles Peppermint, Blue Dawn’s Nachtfalke, PFS’ Arctic Silver Lining, PFS’ Arctic Rainstorm, PFS’ British Oreo Rascal, PFS’ Glenn’s Dare to Shine, Beck’s Daisy Orchid, Tic Tac, PFS’ Kicks-a-Lot, PFS’ Reverie, PFS’ Soñando Solas, PFS’ Clooney, PFS’ Karat, Cabaret, Louvré, PFS’ Lyskra, PFS’ Murphy’s Law, PFS’ Global Riot, PFS’ Pinot Noir, PFS’ Dahu, PFS’ Baila, PFS’ Rune, PFS’ Faro, PFS’ Charivari, PFS’ Nemo, PFS’ Otello di Verdi, PFS’ Braemble, HMJ Honesty, BR Wherigo, PFS’ Móinn, Þota von Atomic

      Nebel, so weit das Auge reichte - also nicht besonders weit - empfing mich an diesem kühlen Herbstmorgen, wie auch schon in den Tagen zuvor. Es war noch stockfinster um sechs Uhr morgens. Seit ein paar Wochen verbrachte ich besonders viel Zeit im Stutenoffenstall; das hatte einen flauschigen, orange-pelzigen Grund namens Móinn. Jeden Morgen hastete ich als erstes zu ihm, um nach ihm zu sehen und ihm die erste Flasche des Tages zu geben. Er war zumindest gesund, wuchs und trank normal, also schien ich soweit alles richtig zu machen. Trotzdem war ich jedesmal angespannt, wenn ich den Offenstall betrat. Insgeheim rechnete ich wohl noch immer damit, ihn eines Tages leblos im Stoh vorzufinden. Zum Glück war er auch heute noch schön warm, als ich ihn zur Begrüssung kraulte, und untersuchte sofort eifrig meine Finger. Er wusste inzwischen genau, dass ich die Flasche brachte. Im Moment hatte er noch kaum Zähne, da war es noch süss, wenn er einem an den Fingern nuckelte. Aber bald schon würde er nicht mehr so sanft sein, das wusste ich nur zu gut von den vielen anderen Fohlen die wir über die Jahre hinweg gezüchtet hatten. Matinée, die neben dem Isländerfohlen gestanden hatte, wich ein wenig zurück und beobachtete mich argwönisch. Sie war nicht zufällig dort gewesen. Am Morgen nach Móinns Geburt hatte die mausgraue Stute offenbar beschlossen, das verwaiste Fohlen zu sich zu nehmen. Seither behielt sie ihn stets im Auge und lenkte ihn von den anderen Stuten und auch von den Zweibeinern weg. Sie drängte sich dazwischen um ihn zu beschützen, wenn der Kleine neugierig näherkommen wollte, oder sich eine andere Stute ihm näherte. Natürlich konnte sie ihm keine Milch geben, weshalb ihr Verhalten zwar nett gemeint, aber manchmal etwas problematisch war, vor allem wenn ich den kleinen füttern wollte. Zum Glück war Móinn erstaunlich zutraulich, trotz seiner misstrauischen Ersatzmutter, und schaffte es immer irgendwie zu mir hin zu kommen, zu Matinées Missfallen. Die Stute war im Umgang eigentlich mittlerweile ganz anständig. Aber sie beschäftigte sich nur mit dem Menschen, wenn es sein musste. Ich liess sie auch grösstenteils in Ruhe, abgesehen von Ausritten und etwas Muskelarbeit in der Halle. Móinn hielt ich die Flasche hin und er sog sie eifrig aus - zum trinken musste man ihn nie zweimal bitten, er hatte diese Art der Fütterung gut angenommen. Das machte es geradezu leicht ihn grosszuziehen; Ich hatte schon von Fällen mit mäkeligen Trinkern gehört, die weitaus mühsamer gewesen waren. Sobald er alles leergetrunken hatte, kraulte ich ihn ein wenig, bevor er zurück zu der Mustangstute stakste und sich die beiden zum nun aufgeschobenen Tor hinaus auf die Weide bewegten.

      Ich lief noch meine Komtrollrunde zuende, dann machte ich mich auf den Weg zum Hauptstall. Der November hatte gerade erst begonnen. Für den zweitletzten Monat des Jahres waren mir unter anderen Compliment und Sciaphobia zugeteilt. Den schwarzen Hengst ritt ich zuerst. Ich hatte zugegebenermassen noch nicht sehr viel persönliche Zeit mit ihm verbracht, seit ich ihn übernommen hatte. Das lag nicht daran, dass ich ihn nicht mochte, sondern einfach an der vielen sonstigen Arbeit, die ich zu erledigen hatte. Es war manchmal wirklich nicht einfach, bei so vielen Pferden mit allen gleichermassen Zeit zu verbringen. Aber genau deswegen planten wir die Monatsverteilungen so sorgfältig - so wurde jedes Pferd ausreichend betüddelt. Nur manche kamen damit nicht klar und wollten lieber eine oder zwei bestimmte Bezugspersonen. Zum Beispiel Clooney - aber dazu später mehr. Compliment liess sich brav in der Stallgasse anbinden. Er wollte neugierig an der Bürste schnuppern, die ich benutzte um seinen Kopf zu putzen. Ich liess ihn, denn ich war den anderen sowieso voraus mit dem Putzen. Compliment schloss genüsslich die Augen und senkte den Kopf, als ich seine Stirn gleich unterhalb der Stirnfranse bürstete. Seine unregelmässige Blesse und das glänzende, schwarze Fell liessen keine Zweifel daran, dass er Indianas Sohn war. Ich kratzte ihm die Hufe aus und klopfte als Lob auf seine kräftige Schulter, als er alle vier Hufe ohne Zögern hochgehalten hatte. "Such a lovely boy." Parker und Charly hatten ihn anscheinend gut erzogen, oder aber seine Manieren von vorher beibehalten. Ich sattelte ihn mit Trainingssattel, Lammfellgurt und dickem Pad. Als Trense nahm ich eine gewöhnliche englische, ohne Nasenband für bessere Atemfreiheit und mit einfacher Olivenkopftrense. Er kaute entspannt darauf herum, während ich ihn zum Aufsteigen rausführte. Das Training verlief tadellos, Oliver war ausnahmsweise zufrieden mit uns. Compliment hatte eine tolle Arbeitseinstellung und war leichtrittig. Das machte vieles einfacher. Ich stellte sicher, dass ich den gröbsten Schweiss mit einem grossen Schwamm und warmem Wasser abwusch, dann packte ich ihn in eine Fleecedecke und brachte ihn zum trocknen in die Führanlage, wie die anderen Pferde der Gruppe.

      Nun war Saphi an der Reihe, während Compliment im Karussell seine Runden drehte. Ich wurde noch immer wehmütig, wenn ich sie von weitem sah. Sie glich ihrem Vater einfach viel zu sehr, und ich vermisste den Schecken. Es war ein Trost, dass seine Tochter so ein vielversprechendes, starkes, gesundes Tier war. Ihre wohlbemuskelte Hinterhand und die sehnigen Beine wirkten wie gemacht für hohe Geschwindigkeiten. Sie glich aber beinahe mehr einem Quarterhorse, mit ihrer breiten Schulter. Auf den ersten Blick hätte sie auch ein Hengst sein können, aber dafür war ihr Hals zu schmal. "Eine richtige Maschine bist du", murmelte ich, während ich ihren Scheif ausbürstete und die schön eingebettete Rückenlinie von hinten betrachten konnte. "I like big butts", stellte ich einmal mehr grinsend fest. Auch Saphi musste durchs Intervalltraining. Wir steigerten die Geschwindigkeit im letzten Intervall im Vergleich zum vorherigen Monat. Für die Scheckstute war das nicht wirklich ein Problem, aber sie schwitzte am Ende doch noch ordentlich. Ich wusch deshalb auch sie gründlich ab, ehe ich sie in die Führanlage brachte. Langsam wurde es taghell und der Nebel wurde lichter. Compliment stand inzwischen wieder in seiner Box und verzehrte seinen morgentlichen Heuhaufen. Ich fand es wichtig, dass die Pferde immer etwas zu kauen hatten, damit ihnen nicht langweilig wurde. Das beugte ausserdem Magengeschwüren vor, und so entstanden Verhaltensstörungen wie Koppen oder Weben gar nicht erst. Es lag bekanntlich in der Natur eines Pferdes, den ganzen Tag über kontinuierlich Futter aufzunehmen. Das wusste niemand besser als HMJ Honesty, die scheinbar nimmersatte Mustangstute. Mit ihr verbrachte ich an diesem Vormittag ebenfalls eineinhalb Stunden - sicher ein Drittel dieser Zeit musste ich für die Fellpflege aufwenden. Sie hatte sich wieder alle Mühe gegeben um sich möglichst unattraktiv für Reiter zu gestalten. Aber ich liess mich davon nicht abschrecken, denn für diesen Zweck waren Metall-Federstriegel, oder wie ich sie gerne nannte "Kuh-Striegel", erfunden worden. Honesty hatte sich sogar ihre Ohren eingesaut. Sie musste also den Kopf richtiggehend in den Schlamm gedrückt haben. Auf der Stutenweide hatte es eine Stelle, an der die Pferde immer wieder durchliefen, wodurch sie so richtig sumpfig war. Offenbar war ebendiese Stelle extrem beliebt für Schlammbäder. Die restliche Wiese sah noch einigermassen intakt aus. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, Gummimatten oder Sand über das Schlammloch zu legen, aber so riskierte ich eher, das Problem an eine neue Stelle zu verlagern. Seufzend schrubbte ich den gescheckten Rücken vor mir. Honesty wich ein wenig aus, als ich in den Lendenbereich auf der linken Seite kam. Ich hielt inne und massierte die Stelle mit sanftem Druck von Hand. Honesty leckte sich die Lippen und begann zu gähnen - Stressabbau. Offenbar waren ihre Muskeln an dieser Stelle verspannt. Ich massierte sie noch ein wenig weiter und wärmte die schmerzenden Muskelfasern mit meinen Handflächen. Sie senkte den Kopf und zuckte leicht mit der Unterlippe. Das deutete ich als Zeichen der Wohltat. Ich versuchte immer auf solche Zeichen der Vierbeiner zu achten, wenn ich mit ihnen arbeitete. Oft ersparten sie einem Tierarztkosten und Ärger auf lange Sicht. Ausserdem gab es den Pferden Vertrauen, wenn sie spürten, dass man auf sie einging und ihr Wohlbefinden respektierte. Honesty seufzte nun ebenfalls, aber der Entspannung wegen. Ich kraulte sie lächelnd am Hals und fuhr dann mit dem Putzprozedere fort. Da sie scheinbar so verspannt war, hielt ich die geplante Dressurarbeit für unangebracht. Stattdessen beschloss ich kurzerhand sie zu longieren, um sie einwenig aufzulockern. Honesty dankte es mir, indem sie den Hals brav in die Tiefe streckte und richtig schöne Volten lief, ohne wie sonst, leicht nach aussen zu ziehen. Ich lobte sie für die gute Mitarbeit und zeigte ihr, dass es sich lohnte; sie bekam ein paar Karottenstücke am Ende der halben Stunde.

      Nun gönnte ich mir eine kleine Pause. Ich holte eine Tasse Tee und spazierte damit auf dem Hofgelände herum, nach dem Rechten sehend. Bei den Fohlen stützte ich mich mit den Armen auf den Zaun und genoss die Sicht auf den Nachwuchs von Pineforest. Wherigo, der relativ neue Appaloosa Sprössling, graste zufrieden neben den anderen. Kurz darauf kam ihm aber Faro zu nahe und er wurde von seinem Grasfleck verdrängt. Dass er sich sogar von dem jüngeren Criollo herumschubsen liess fand ich etwas seltsam, aber er war scheinbar charakterlich kein ranghoher Genosse. Verdi war auch ein seltsames Tierchen. So goldig er auf den ersten Blick auch schien, er hatte es faustdick hinter den Ohren. Der kleine Hengst versuchte jetzt schon frech zu schnappen, wenn man ihn an der falschen Stelle streichelte oder wenn er futterneidisch wurde, weil man seinem Nachbaren etwas anbot. Lewis und Linda waren dabei ihn zu erziehen, aber es schien gar nicht so einfach, das selbstbewusste Kerlchen zu beeindrucken. Ich fragte mich, woher er das hatte. Irgendwie spürte ich seine Grossmutter Khiara durchschimmern... Pinot und Murphy waren richtige Engelchen im Vergleich, richtig verschmust und freundlich. Und Riot zwar zurückhaltend, aber ebenfalls lieb. Der Dunkelbraune war im Moment das schmalste Fohlen der Gruppe. An ihm war nicht viel dran, man konnte seine Rippen beinahe zählen. Die Tierärztin meinte auch, er sei eher auf der leichten Seite, aber ansonsten vollkommen gesund. Scheinbar war er einfach etwas schwerfuttrig, jedoch zum Glück nicht im selben Ausmass wie die arme Chime. Ich kippte den letzten Schluck Tee in meinen Mund und sah im Augenwinkel Lewis, der mit einem Halfter bewaffnet zur Stutenweide lief. Ich musste schmunzeln, weil ich genau wusste, was seine Mission war. Gespannt sah ich zu wie er die Weide betrat und sich vorsichtig Matinée und Móinn annäherte. Doch wie erwartet liess sie ihn lediglich bis auf etwa fünf Meter heran, dann machte sie kehrt und versteckte sich hinter Phantom. Das Isländerfohlen folgte ihr verwirrt und wurde beinahe umgeschubst, als sie kurz darauf erneut davontrabte. Die Mustangstute hatte einen Termin beim Hufschmied und Lewis versuchte nun halb fluchend, sie zum Nebenstall zu bringen. Ich hätte ihm ja helfen können. Ich kannte nämlich mittlerweile alle ihre Tricks und war eine der wenigen, die sie in kurzer Zeit einfangen konnten. Aber es gefiel mir besser, den beiden bei ihrem kleinen Fangspiel zuzuschauen. Ausserdem musste Lewis ebenfalls mit der Mustangstute klarkommen, falls ich mal nicht verfügbar war. Ich genoss also amüsiert die Vorstellung und klatschte hörbar jubelnd, als er sie endlich am Strick hinter sich her zum Nebenstall zog. Er streckte mir bloss die Zunge raus. Gerade als ich mich zum Gehen abwenden wollte, gab es eine kleine Unruhe bei den Stutfohlen. Ich lief hin um nach dem Rechten zu sehen. Baila hatte sich scheinbar mit der deutlich älteren und grösseren Charivari angelegt. Die beiden standen sich nun quietschend gegenüber und versuchten sich gegenseitig ins Hinterteil zu kneifen. Natürlich hatte das Roanstutfohlen keine Chance gegen die Halbstarke Charivari. Sie wurde ohne Wenn und Aber verjagt. Daraufhin gesellte sie sich, keineswegs betrübt durch die Niederlage, zu Dahu und begann sogleich eine neue Runde mit ihr. Scheinbar war ihr einfach langweilig und sie wollte irgendwen nerven. Das Simba-Töchterchen war voller Feuer und erinnerte mich stark an Counterfire, als die noch ein Fohlen gewesen war. Dass sie auch dieselbe hervorragende Rennleistung bringen würde blieb zu hoffen. Ihre Eltern waren zwar keine berühmten Rennpferde, aber auf Papieren kann man bekanntlich sowieso nicht reiten. Thota und Lyskra hatten sich inzwischen übrigens miteinander arrangiert. Sie frassen oft beisammen und Thota folgte dem blauäugigen Giftzwerg überall hin. Eigentlich war Lyskra ja ganz lieb, wie ihre Mutter Ljúfa. Aber eben nur mit Menschen. Mit ihren Artgenossen war sie bemüht, einen Eindruck von Dominanz und Selbstbewusstsein zu hinterlassen, das zeigte sich vor allem beim Fressen. Dann verschwanden ihre flauschigen Ohren jeweils in der dichten, hellgrauen Mähne und sie machte eine fürchterliche Schrumpelschnute. Zusammen mit ihren eisigen Augen sah das richtig furchteinflössend aus.

      Die kleine Rune riss mich aus meinen Gedanken, indem sie durch den Zaun hindurch an meinem Ärmel zupfte. Das Ponyfohlen mit den feinen, weissen Sprenkeln und der typischen Appaloosa-Haut um Augen und Nüstern war gleichermassen neugierig und frech. Sie würde später bestimmt ein tolles Kinderpony werden, da war ich mir jetzt schon sicher. Sie liess sich bereits brav die Beine heben und überall anfassen. Ihre gleichaltrigen "Brüder" Braemble und Nemo waren ebenfalls unkompliziert. Ich blieb gespannt, wie sich die drei entwickeln würden, besonders auch farblich. Sie waren alle drei echte Glückstreffer gewesen, denn ich hatte einerseits auf die Appaloosagene gehofft und andererseits passte auch Braemble mit seinen Stichelhaaren genau in mein Beuteschema. Die Fohlen hatten sich inzwischen beruhigt und grasten wieder friedlich. Bis auf ein paar spielerische Rangeleien war also alles in bester Ordnung. Ich spazierte in Richtung Hauptstall zurück, liess es mir aber nicht nehmen, noch rasch Louvré und Cabaret zu streicheln, die so süss den Kopf über den Zaun hielten, um nach Aufmerksamkeit zu betteln. Beim Nebenstall traf ich auf Jonas, der gerade auf dem Weg war um Karat zu reiten. Wir liefen gemeinsam zum Nordstall, weil ich dort eh noch rasch mit Darren reden wollte, wegen der Lektionen die er mit Reverie üben sollte. „Sag mal, hättest du Lust, heute durch den Tag hindurch Móinn für mich zu füttern?“, fragte ich Jonas bei der Gelegenheit. „Du warst ja dabei, als der Tierarzt erklärt hat wie man die Milch anrührt. Ich dachte, weil er Herkirs Sohn ist würdest du dich vielleicht gerne um ihn kümmern…“ „Ich hab mich schon gefragt, wann du damit kommst. Natürlich. Ich kümmere mich gerne um den kleinen Racker. Ich weiss doch, wie voll du dir deinen Zeitplan wieder gepackt hast, besonders im Hinblick auf nächste Woche.“ Ich gab ihm einen Kuss. „Danke. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen.“

      Ich ging als nächstes auf einen sportlichen Ausritt mit Oliver, der seine Stute Vai Alida auf diese Weise fit hielt. Ich meinerseits tat dasselbe mit Indiana. Die beiden Stuten trabten schulbeispielhaft nebeneinander über die Schotterwege und blieben auch im Galopp brav beisammen. Sie waren vernünftiger und erwachsener als die vielen jungen Athleten, die noch aktiv auf der Bahn liefen. Als wir zurückkamen war es bereits Mittag. Mein Magen knurrte wiedermal pünktlich, während ich Indiana in ihre Box versorgte. Ich klopfte ihn zum Abschied auf den Po, während sie ihre Karotten geräuschvoll zerkaute. Dann widmete ich mich meinem eigenen Essen, und dem meiner kleinen Familie. Lily half mir, indem sie den Salat vorbereitete und den Tisch deckte, sobald sie von der Schule kam. "Wie ist den Mathe Test gelaufen?" Fragte ich beiläufig, die Sauce rührend. "Genügend." "Genügend? Wo ist dein Ehrgeiz? Stell dir vor, das wäre eine Dressurnote. Da würdest du dich aufregen." "Es ist aber keine Dressurnote. Und ich werde eh Jockey, da brauche ich keine Mathematik." "Selbst ein Jockey muss Steuererklärungen ausfüllen und rechnen können. Frag mal Quinn oder Parker." "Tsk." Ich gluckste amüsiert. "Aber mal ernsthaft, Lily. Eine gute Grundausbildung ist sehr wichtig, egal ob du hier bleibst und mithilfst, oder am Ende etwas ganz anderes tust und es dich woanders hin zieht." "Ich bleibe ganz sicher hier", stellte sie klar. Ich winkte ab. "Ich dachte früher auch immer, dass ich nie aus der Schweiz weggehe. Aber dann bot sich diese Chance hier, und ich hatte meine Koffer blitzschnell gepackt. Manchmal führt einem das Leben auf ganz unerwartete Pfade. Wer weiss, vielleicht lernst du irgendwann jemand Besonderen kennen und verschwindest mit ihm, oder ihr, ins Ausland. Vielleicht wird dir Pineforest irgendwann zu langweilig." "Pineforest und langweilig? Nie!", lachte sie. Ich war froh, dass sie so eingestellt war. Natürlich rechnete ich damit, dass es sie irgendwann von hier wegziehen würde, und wenn der Tag kam, wollte ich sie in jedem Fall unterstützen. Aber es wäre auch schön, wenn sie bliebe, dachte ich insgeheim. Zum Glück lag das alles noch in weiter Ferne.

      Im Hier und Jetzt machte ich mich unterdessen wieder startklar für den Nachmittag. Zuerst genoss ich einen ausgiebigen Ausritt mit Rebel, danach war die Ausbildung von Solas an der Reihe. Es war komisch, von einem Pferd, das fast meine Gedanken zu lesen schien und alle meine Hilfen prompt umsetzte, zu einem komplett grünen Jungspund zu wechseln. Ich musste mich wirklich konzentrieren, um dem Criollo klar verständliche, deutliche Kommandos zu geben und nicht einfach davon auszugehen, dass er wusste was ich wollte. Wir machten im Moment eigentlich nichts anderes als Übergänge und Volten, oder Schlangenlinien. Oberstes Ziel war es, ihn locker und losgelassen zu reiten, und ihn einen stabilen Arbeitstakt finden zu lassen. Auf die Anlehnung achtete ich noch nicht so sehr, denn seine eigene Balance war mir erstmal wichtiger und die meisten Lektionen versuchte ich, am halblangen Zügel mit gerade ausreichend viel Kontakt zu reiten. Er sollte von anfang an lernen, einen feinen Kontakt zu suchen und sich nicht auf die Zügel zu lehnen, oder gar zu verkriechen. Zum angaloppieren nahm ich die Zügel unterstützend ein Wenig mehr auf. Das klappte bei Solas schon recht gut. Auch die Dauer unserer Trainingseinheiten war noch eher kurz, aber es machte keinen Sinn, seine noch spärlichen Muskeln zu übersäuern. Lieber hörte ich zur Belohnung früher auf, wenn er etwas besonders gut machte.

      Nach der Arbeit mit dem Criollo Nachwuchs sah ich bei den Weiden vorbei, wo die Vollblüter sich gerade tummelten. Auf der obersten Weide standen unter anderem Coulee, Iskierka und Goldy – die Gruppen waren ungefähr nach Alter eingeteilt, was durchaus Sinn machte, weil die Pferde auch jeweils auf der Bahn zusammen trainiert wurden. Dem entsprechend teilten sich die jüngeren beziehungsweise neueren Stuten wie Northy, Indy und Karma die untere Weide. Die Gruppe mit Ciela, Penny, Primo und Dolly befanden sich auf der Weide direkt unter der Stuten-Offenstallweide. In einer halben Stunde würde dann der Wechsel stattfinden, damit die Vollbluthengste auch noch raus konnten. Ich war milde gespannt, ob sich Snap Cat und Capy wieder einsauen würden, wie schon die letzten sechs Tage nacheinander.

      Als nächstes ging es wieder auf einen Ausritt, diesmal in Begleitung von Lily, Suri, Lea und Sheridan. Wir hatten es lustig zu fünft, und auch die Ponys genossen die herbstlichen Sonnenstrahlen, die mittlerweile unsere Rücken wärmten. Wir hatten Sweets, Scoot, Fake, Cinni und Bluebell dabei, ich ritt auf ersterer. Gleichzeitig mit uns ritt auch eine Gruppe mit Cambria, Ravissante, Bacardi und Flint los, angeführt von Lisa und Woody. Wir teilten uns aber bei der Brücke auf; sie ritten weiter geradeaus, Suri hatte sich einen Ritt durch den Laubwald gewünscht. Scooty machte Fortschritte unter dem Sattel. Sie hatte ein wenig Muskeln aufgebaut, dank Doppellongentraining und fleissigem Stangenlaufen. Suri gab sich grosse Mühe, gut für ihr hellgraues Pony zu sorgen, sodass es Scooter an nichts fehlte. Die Stute wurde aber nebenbei immer selbstbewusster und frecher, sie blühte richtig auf. Das war nicht immer nur positiv. Suri war inzwischen schon einige Male runtergebockt worden, meist aus trivialen Gründen. Ich machte mir Sorgen, dass das Mädchen Angst bekommen könnte, aber sie war zäher als sie aussah und liess sich nicht so leicht einschüchtern. Offenbar hatte sie es sich wirklich zum Ziel gemacht, mit Scooter auf Turniere zu gehen. Lily half ihr wo sie nur konnte, und gab ihr manchmal fast schon zu viele Tipps, wie ich fand. "Lass sie doch auch mal selber etwas herausfinden und ausprobieren", hatte ich ihr letztens einmal geraten. Seither hielt sie sich etwas mehr zurück. Die gelegentlich langsam von den Bäumen segelnden Blätter verstärkten die Herbststmmung, die sonst schon durch die bunten Baumkronen gegeben war. Ich genoss die feuchte, kalte Luft in meinen Lungen. Es roch überall nach Erde und Regen. Plötzlich erklang in der Ferne Hundegebell. Wir sahen uns aufmerksam um, dachten uns aber zunächst nichts dabei, denn hier kamen oft Spaziergänger mit ihren Hunden durch. Im Wald mussten die Vierbeiner angeleint bleiben, so gaben es die Regeln des Parks vor. Der Hund, der jedoch wenig später ganz in unserer Nähe durchs spährliche Unterholz flitzte, lief frei; von seinem Besitzer keine Spur. Entsetzt erkannte ich, dass ihm voraus ein Fuchs um sein Leben rannte. Der Abstand der beiden war gering und der Hund sah sogar nach einer Art Jagdhunde-Mischling aus, auf jeden Fall athletisch gebaut. „Oh my… He almost got him!“, rief ich aus. Die Mädchen waren gleichermassen besorgt. „We have to help!“, meinte auch Lily flehend. Ich schnalzte und trabte Sweets an. Die Mädchen wies ich an, auf dem Waldweg weiter zu reiten und den Besitzer des Hundes zu finden. Ich behielt den Hund fest im Blick, während ich mir mit Sweets einen Weg zwischen den Bäumen hindurch bahnte. Der Waldboden war weich und aufgeräumt, besonders viel Unterholz hatte es nicht. Das machte es zwar für das Pony und mich etwas leichter, aber deshalb konnte sich der Fuchs auch nirgens in ein Versteck retten. Die beiden waren natürlich viel zu schnell für Sweets, weshalb ich sie zeitweise fast aus den Augen verlor. Der Hund hetzte das Wildtier unnachgiebig weiter, bis er es schliesslich erwischte und zu Boden drückte. Ich trabte in die Nähe, schwang mich von Sweets Rücken und verdrehte so schnell ich konnte die Zügel, um zu verhindern dass sie hineintrat wenn ich sie losliess – dann stolperte ich auf die beiden raufenden Tiere zu. Ich schrie den Hund an, um ihn zu beeindrucken und von seiner Beute zu verscheuchen. Doch er ignorierte mich und schüttelte den Fuchs, der verzweifelt das Maul aufsperrte. Ich sah, dass er ein Halsband trug und wandte daraufhin die Technik an, die ich erst kürzlich in einem Hundekurs mit Zira gelernt hatte, um einen Angriff zu unterbrechen: Ich packte das Halsband, riss den Hund vorne von den Pfoten und verdrehte meine Hand, um ihn zu würgen. Das unterbrach den Blutfluss in sein Gehirn für einen Moment, sodass er sogar kurz knock out war. Wenn man danach gleich wieder losliess war es ungefährlich, aber äusserst effektiv. Der Fuchs lag benommen auf dem Waldboden und schnaufte schwer. Vorsichtig, um nicht gebissen zu werden, untersuchte ich sein Fell nach Bisspuren. Tatsächlich hatte er einige blutende Wunden zwischen dem dichten Winterpelz, ganz genau konnte ich es nicht bestimmen. Er wirkte nicht, als würde er noch irgendwen beissen, und der Hund hinter mir begann bereits wieder zu bellen, also fasste ich einen herzhaften Entschluss und nahm den halbtoten Fuchs auf meinen Arm, um ihn zu schützen. Zur Sicherheit hielt ich zunächst sein Maul zu, aber als das Tier keine Anstalten machte sich zu wehren, liess ich selbst das bleiben und konzentrierte mich darauf, den Hund von mir fernzuhalten. Ich machte einen drohenden Schritt auf ihn zu, ihn mit meinem Blick fixierend, und rief laut „Go home!“ Er zögerte und sah sich um, denn von irgendwoher war ein weiteres Rufen zu hören. Endlich wandte er sich ganz von uns ab und hechtete zu seiner Besitzerin zurück, die gefolgt von den Mädchen und ihren Ponys auf uns zugestakst kam. Sobald sie ihn angeleint hatte, bekam sie von mir eine wütende Tirade zu hören, in der ich unter anderem die Parkregeln zitierte, sie als verantwortungslos beschimpfte und drohte, Anzeige gegen sie zu erstatten. Ich war einfach so aufgebracht, dass ich nicht anders konnte. Sie entschuldigte sich vielfach, aber ich hörte nur mit einem Ohr zu; innerlich überlegte ich, was ich nun mit dem Fuchs tun sollte, der noch immer schlaff auf meinem Arm ruhte. Den Jäger anrufen? Ich wusste nur zu gut, was das für den armen Rotpelz bedeuten würde. Der Jäger würde nicht zögern, nach der Flinte zu greifen und das Wildtier zu erlösen. Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt Überlebenschancen hatte, weil ich nicht wusste, wie drastisch seine Verletzungen waren. Aber ihn einfach zu erschiessen schien mir falsch. Mir kam der Gedanke, vielleicht kann ich ihn in eine Wildtierstation bringen. Aber zuerst musste ich ihn irgendwie nachhause schaffen. Die Frau und ihr Hund zogen sich zurück und die Mädchen kamen näher, um den Fuchs anzuschauen. „Is it dead?“, fragte Sheridan besorgt. „Not quite. But it needs medical treatment. I have to take it to a vet or something…“ Ich erinnerte mich daran, dass ich ja auch noch ein Pony dabei gehabt hatte und stellte erleichtert fest, dass Sweets noch beinahe an derselben Stelle stand. Ich lief zu ihr hin und lobte sie, die Mädchen folgten mir. Lily stieg ab, sodass sie den Fuchs vorsichtig halten konnte, bis ich aufgestiegen war und sie ihn mir wieder überreichte. Meine Nichte war furchtlos, wenn es um solche Dinge ging – ganz ähnlich wie ich selbst. Zum Glück war Sweets so eine ruhige, gehorsame Persönlichkeit. Ich konnte sie einhändig nachhause reiten, während der Fuchs auf meinem Arm langsam wieder lebendiger wurde. Ich hielt ihn so gut es ging am Nackenfell, aber beim Absteigen musste mir Jonas helfen, der auf mein Rufen hin beim Nebenstall aus Hallus Box herbeigeeilt kam. „What the-… Ist das ein Fuchs??“ Ich erzählte ihm die Kurzfassung und er nahm mir das nunmehr zappelde Wildtier ab, während ich abstieg. Dann gab ich ihm die Anweisung „Take him inside please. Bathroom.“ Ich nahm unterdessen Sweets den Sattel vom Rücken und brachte sie in ihre Box. Ich Bürstete sie nur kurz durch, um möglichst rasch nach dem Fuchs sehen zu können. Jonas hatte ihn erfolgreich ins Badezimmer gesperrt – ich hatte ein Déja-vu von den Anfängen mit Moya. Die hatte sich übrigens längst in Sicherheit gebracht und beäugte das Geschehen vom Sofa aus, ganz anders als Jacky und Sheela, die neugierig vor der Tür standen. Ich schickte sie zu Zira auf ihre Decken, dann öffnete ich die Tür vorsichtig einen Spalt weit. Der Fuchs kauerte unter der Toilette und machte ein ängstliches Gesicht. „Was würdest du tun?“, fragte ich Jonas, der sich neben mich stellte, um ebenfalls einen Blick hineinzuwerfen. „Neues Hautier?“ Ich rollte die Augen. „Ne, ernsthaft. Ich hab nur kurz geschaut, aber er hat sicher die eine oder andere Wunde, mein Arm ist auch ganz blutig. Irgendwie müssen wir ihn zum Tierarzt schaffen.“ „Ich finde er sieht gar nicht so schlecht aus. Hat sich auch ordentlich gewehrt, als ich ihn hier reingetragen habe.“ „Als ich ihn hatte, war er noch halb tot.“ „Vermutlich der Schock. Aber jetzt ist er aufgewacht. Ich glaube es wäre nur unnötiger Stress, wenn wir ihn jetzt packen und mit dem Auto irgendwohin verfrachten würden. Lass ihm etwas Zeit, gib ihm zu Fressen und zu Trinken, dann erholt er sich blitzschnell und wir können ihn laufen lassen.“ Ich hatte meine Bedenken. „Aber die Verletzungen…“ Aber Jonas winkte ab; „…Entzünden sich nicht, solange er hier auf dem sauberen Badezimmerboden sitzt.“ Ich seufzte und stimmte dem Plan zu. Ich brachte dem Fuchs eine Schüssel Hundefutter und eine Schale Wasser, ausserdem stellte ich ihm eine Kartonschachtel als Rückzugsort rein. Dann liess ich ihn in Ruhe und schloss das Badezimmer zur Sicherheit ab, damit niemand ausversehen hineinging. Lily kam reingeplatzt und fragte nach dem Tier, die anderen drei warteten neugieriug vor der Haustür. „Everything’s alright. Will just let him rest for a bit, then he can go back to the forest.“

      Ich lief nochmal bei Sweets vorbei und bürstete sie gründlicher durch, ausserdem kratzte ich noch ihre Hufe aus und versorgte die Ausrüstung. „Sorry Sweetie, it was an emergency“, entschuldigte ich mich leise, ihre Nase kraulend. Dann schlurfte ich erschöpft in den Nordstall, um Clooney zu bewegen. Der gescheckte Co Pilot-Sohn genoss Sonderbehandlung, aufgrund seines sensiblen Charakters. Wir hatten seit dem Einreiten des Hengstes herausgefunden, dass er mit Reiterwechseln Mühe hatte. Das äusserte sich in sturem, unwilligem Verhalten. Aufgefallen war es vor allem, weil Alan ihn zum Einreiten meistens geritten hatte, wobei er eigentlich immer schön locker gelaufen war; aber sobald Lisa oder Darren es versucht hatten, war er kaum noch vorwärtsgegangen. Sogar bei Jonas und mir hatte er den Schweif eingeklemmt. Wir hatten uns daraufhin geeinigt, dass ihn für’s erste nur Alan und ich reiten würden, zumindest bis er etwas weiter fortgeschritten war in der Ausbildung. Bei mir lief er inzwischen auch einigermassen losgelassen. Scheinbar brauchte er einfach Bestimmte Bezugspersonen um sich wohlzufühlen. Ich kannte die Sensible Seite ja von seinem Vater nur zu gut, aber Clooney war noch extremer. Trotzdem; wenn er ebensoviel vom Talent seines Papas geerbt hatte, machte ich mir um seine Sportkarriere keine Sorgen. Ich sattelte ihn und ritt ihn anschliessend eine halbe Stunde lang intensiv in der Halle. Allerdings lief das Training nicht ganz so gut wie erhofft. Ich wusste nicht, ob es an mir lag (meine Gedanken waren immernoch zwischendurch im Badezimmer), oder ob er einfach einen schlechten Tag hatte. Aber der Hengst lief unkonzentriert und erschreckte sich immer wieder künstlich in den Ecken der Halle. Ich fokussierte die Arbeit deshalb auf die Mittelvolte und verlangte so wenigstens ein paar schöne Runden, bevor ich aufhörte und ihn austraben liess. Es hatte keinen Sinn, sich darüber aufzuregen – morgen war ein neuer Tag. Draussen wurde es bereits wieder dunkel, aber das hielt mich nicht davon ab, auch noch mit Ljóski und Diarado zu arbeiten. Mit letzterem ging ich sogar raus auf den beleuchteten Sandplatz, um ein wenig Parcours zu springen. Die Mädchen ritten in der Zwischenzeit Areion, Silverangel, Eismärchen und Lychee in der Halle. Sie hatten offenbar ihren Spass, denn ich hörte Musik und fröhliches Gelächter. Lily erklärte mir später, dass sie Quadrillen-Training gemacht hatten. Hauptsache, die Ponys wurden vernünftig bewegt.

      Vernünftig bewegen mussten wir auch die Miniature Horses. Lewis und Linda hatten den Tag hindurch zusätzlich zu ihren Stallarbeiten auch Grosspferde bewegt, nämlich Summer, Chanda, Piro und Jazz. Deshalb hatte meine kleine Herde bisher nur gelangweilt auf den beiden Weiden gestanden. Dafür hatten wir jetzt ein kleines Abenteuer vor. Wir wollten nämlich tatsächlich mit allen Minis gleichzeitig spazieren gehen – naja, zumindest mit allen Stütchen. Mit den Hengsten wollten wir stattdessen im Anschluss etwas Springtraining machen. Lily, Suri, Lea und Sheridan hatten noch immer nicht genug Stallluft für heute gehabt, weshalb sie auch wieder mithalfen. Zusammen schrubbten wir die Miniature Stuten alle sauber, denn sie mussten ja auch halbwegs anständig aussehen, falls wir unterwegs jemandem begegneten. Ich Putzte Papillon und Daki. Beide waren ungeschoren und sahen aus wie explodierte Plüschkugeln. Solange sie nicht an eine Show mussten, gab es keinen Grund den Pelz zu entfernen. Im Moment waren deshalb nur Xinu, Acira und Darling geschoren. Und Peppy, weil Lily sie immernoch zwischendurch ritt und sie dann doch ein wenig ins Schwitzen kam. Meine Nichte setzte sich allerdings nicht mehr so oft auf das Shetty, weil sie langsam zu gross wurde. Stattdessen planten wir, Angelina Moores achtjährige Tochter Susan auf den Rücken von Peppy zu setzen. Zuerst musste Peppy aber noch etwas bessere Manieren bekommen, denn dank der Ponyrennen war sie noch immer in einem sehr guten Trainingszustand und entsprechend manchmal auch aufgedreht. Eigentlich war sie aber bestens geeignet als Kinderpony, weil sie sonst einen sehr ehrlichen, lieben Charakter hatte. Anders als Papillion, die gerade wieder versuchte mich in den Arm zu nippen, weil ich sie mit der Bürste am Bauch kitzelte. Wir brauchten zwanzig Minuten, bis alle Ponys sauber waren. Bevor wir uns schliesslich auf den Weg machten, holten Lily und Lea noch Thairu und Dante von der Weide – sie wollten die beiden auch mitnehmen, was nicht verkehrt war, weil die heute auch noch keine Beschäftigung gehabt hatten. Wir nahmen Daki, die „Leitstute“, und die zwei Jungspunde, Allegra und Daisy, ans Seil, und natürlich das Zebra und den Esel; die übrigen durften frei laufen. Auch die drei Hunde begleiteten uns, sodass wir eine beachtliche Gruppe bildeten. Die Mädchen passten auf, dass keine der Stuten abhanden kam. So liefen wir als Herde, ausgerüstet mit Stirnlampen, durch die Dunkelheit zum Pinienwald. Ich ging mit Daki zuvorderst. Sie zockelte brav neben mir her und versuchte gelegentlich, eine Kostprobe von einem Busch am Wegrand oder einem grossen Grasbüschel zu erhaschen. Das gelang ihr auch, besonders, weil ich die meiste Zeit abgelenkt war, um das Zebra im Auge zu behalten. Thairu war zwar längst Halfterführig und so gut ausgebildet wie ein gewöhnliches Pony, aber sie blieb eben trotzdem etwas Besonderes und man durfte nicht vergessen, dass sie eigentlich ein Wildtier war. Lily kannte sie aber genauso gut wie ich selbst und wusste, worauf sie bei dem Zebra, das eine andere Körpersprache hatte als die Pferde, achten musste. Deshalb entspannte ich mich auch im Verlauf des Spaziergangs immer mehr. Es war so witzig wie die Gruppe hinter mir aussah, wenn ich mich gelegentlich umdrehte. Die vielen Flauschkugeln, die in der Dunkelheit den Weg entlang trotteten, halb angeleuchtet vom Schein der Lampen. Chip war die mühsamste der Truppe, weil sie ständig abbiegen und grasen wollte. „As if you hadn’t got enough grass on your pasture“, meinte Lewis kopfschüttelnd, als er sie einmal mehr zum Weitergehen scheuchen musste. Sie legte die Ohren kurz platt und rümpfte die Nase, schloss sich dann aber wieder der Gruppe an; bis ein neuer, lecker aussehender Grasfleck in Sichtweite kam. Daki wäre genau gleich, schmunzelte ich innerlich, mit einem Seitenblick auf das helle Pony neben mir, welches schonwieder gierig die Lippen spitzte. Tigrotto und Lady folgten direkt hinter uns, brav nebeneinander. Und Kiwi und Tiki liefen ebenfalls zusammen, aber zuhinterst, weil Kiwi in Lewis‘ Nähe bleiben zu wollen schien, und der ja wie bereits erwähnt ständig auf Chip aufpassen musste. Kiwi hielt sogar zum Teil an, um auf die beiden zu warten. Sie hatte wirklich seit Fohlenalter eine besondere Beziehung zu dem Pfleger, die mich immer wieder faszinierte.

      Wir kehrten gegen sieben Uhr zurück und kümmerten uns danach schleunigst um die Hengstchen, denn ich wollte vor dem Feierabend noch mit Shira in die Halle. Ich führte Glenns Caress durch den kleinen Parcours, den Lewis uns aufbaute. Der kleine Hengst war ein bedeutender Teil meiner Zucht und machte keine schlechte Falle über den Hindernissen, wenn er auch nicht so hoch hinaus kam wie Nachtfalke. Auch Oreo war mittlerweile kräftiger geworden und schaffte eine beachtliche Höhe. Lining war nicht ganz so begabt, dafür glänzte er in anderen Bereichen. Vor allem bei den Zirkustricks konnte ihm niemand was vormachen. Er hatte ja schon eine beachtliche Menge Tricks von seiner Ausbildung als Begleitpony mitgebracht, und Linda liebte es, ihm weiteres beizubringen. Becks war ebenfalls nicht der geborene Springer, aber er gab sich dennoch Mühe und schaffte immerhin 85 Zentimeter fehlerfrei – so viel wie sein eigenes Stockmass. Nach diesem lustigen, manchmal etwas chaotischen Training brachte ich die Hunde ins Haus und spähte rasch ins Badezimmer. Der Fuchs hatte sich in die Kartonkiste zurückgezogen, schien aber soweit okay zu sein. Erleichtert Machte ich mich auf den Weg zu Shira. Summend bürstete ich ihr sonderbar geschecktes Fell und kratzte alle vier Hufe aus. Das Langhaar war schon wieder ziemlich lang, weshalb ich mir die Zeit nahm, ihr wieder einen sauberen handbreiten Schnitt zu verpassen und den Schweif gerade zu stutzen. Weil ich zu müde war, um noch anständig mit ihr zu arbeiten, entschloss ich mich zu einer Bodenarbeitseinheit, mit Spielen und ein paar Biegungsübungen. Ich führte sie in Stellung, liess sie die Beine Kreuzen und forderte damit ihre Seitengänge. Das half auch verspannte Muskeln zu lösen und sie wieder fit für’s nächste Dressurtraining zu machen. Um neun Uhr löschte ich zufrieden die Lichter in der Halle und brachte Shira zurück. Nun lief ich wirklich „auf den Felgen“, aber bevor ich ins Warme konnte, wollte ich nochmal nach Móinn sehen. Jonas hatte sich ja heute um ihn gekümmert. Das Isländerfohlen sah jedenfalls munter aus und döste neben Ersatzmutter Matinée. Beruhigt rettete ich mich ins Haus, während der Nebel langsam wieder die Felder einnahm und immer dichter wurde. Als erstes liess ich mich aufs Sofa sacken und checkte meine Mailbox mit dem Smartphone. Jonas machte uns Tee, sogar Lily wollte einen. Sie sass im Wohnzimmer auf dem Teppich und malte ein Bild von Skydive. Es sah sogar einigermassen gut aus, auch wenn die Proportionen noch nicht ganz stimmten. Ich verkniff es mir aber, sie zu korrigieren – ich wollte sie so malen lassen, wie es ihr gefiel. Moya schlich sich zu mir und legte sich schnurrend auf meinen Bauch. Ich hatte das Katzentier wirklich liebgewonnen, denn sie war fast wie eine besonders samtig-weiche Bettflasche, abgesehen von den gelegentlichen Knetattacken mit ihren viel zu scharfen Krallen. Ich schnitt sie zwar immer wieder, aber die Dinger wuchsen unglaublich schnell nach. Eine interessante Nachricht fiel mir ins Auge. Die Mail war von einer Kollegin aus Irland, die ebenfalls Pferde Züchtete. Sie hatte vor einiger Zeit ein besonderes Projekt gestartet, und ich hatte auch meinen Teil dazu beigesteuert. Ihr langfristiges Ziel war es, eine neue Rasse zu gründen: ein sportliches Warmblut mit Wildfärbung. Um ihr Ziel schneller zu erreichen, setzte sie mitunter auf moderne Labortechnik, inklusive Embryotransfer. So kam es, dass sie mir nun Bilder von zwei ganz besonderen Jungpferden schickte. Das eine war eine Stute, die genetisch von Nimué und Diarado abstammte, das andere ein Hengst aus Chanda und Ally. Sie hatte noch weitere Fohlen gezüchtet, aber keines der anderen hatte die gewünschten Farben der Elterntiere übernommen. Die Stute zeigte deutliches Pangare, der Hengst war ein schicker Grullo, vielleicht sogar Smoky Grullo. Beeindruckt gratulierte ich ihr zu diesen beiden Gründertieren und drückte ihr die Daumen bei den künftigen Zuchtzulassungsprüfungen. Vielleicht konnten wir schon bald auf Turnieren wie Urpferde gefärbte Sportpferde bewundern, sofern sie mit ihrem Unterfangen erfolgreich war. Irgendwann motzte Lily „muss ich jetzt jedes Mal zu den Pflegern rüber wenn ich auf’s Klo will?“ Tatsächlich war das im Moment ein notwendiger Umstand, denn solange der Fuchs das Badezimmer behwohnte, mussten wir eben dorthin ausweichen. Ich streckte mich und schlug vor „wir können zusammen gehen, ich muss auch.“ Als wir zurückkamen, assen wir zu Abend, danach meldete ich noch ein paar Pferde auf Körungen an, während Lily schon friedlich schlummerte. Um elf Uhr konnte ich mich endlich auch ins Bett schleppen. Als ich mich unter die Decke zu Jonas gekuschelt hatte, sprang plötzlich etwas auf meine Beine. Ich erschreckte mich beinahe und bewegte mich etwas ruckartig, sodass Moya, die hochgesprungen war, gleich wieder flüchten wollte. „No no, wait silly! Du darfst ruhig herkommen wenn du magst.“ Ich lockte sie mit der Hand, sodass sie langsam wieder näherkam und zu mir hochsah. Sie hatte bisher noch nie versucht, auf dem Bett zu schlafen. Ich hatte nichts dagegen und ermutigte sie, wieder hochzuspringen, was sie nach einigem Überlegen auch tat. Sie rollte sich am Bettende bei meinen Füssen zu einer Kugel und schleckte sich zufrieden die Pfote, ehe sie den Kopf unter ihrem buschigen Schwanz versteckte.
    • Occulta
      Winter-Comeback
      Iskierka, Daedra, PFS’ Vivo Capoeira, Diarado, Vychahr, Co Pilot de la Bryére, Flintstone, Ljóski, Brendtwood, Bayou, PFS’ Ravissante, PFS’ First Chant, Nimué, Piroschka, Dancing Moonrise Shadows, PFS’ Dancin’ to Jazz, Namuna, Mansur, Fallen Immortality, Farasha, BOS Bintu Al-Bahri, Tayr al-Diyari, Beck’s Experience, Glenns Caress, Dakota S, Lady Diva from the Sky, Chocolate Chip, Silhouette of a Rose, Papillon d’Obscurité, Tigrotto, Snottles Peppermint, Blue Dawn’s Nachtfalke, PFS’ Arctic Silver Lining, PFS’ Arctic Rainstorm, PFS’ British Oreo Rascal, PFS’ Glenn’s Dare to Shine, Beck’s Daisy Orchid, Tic Tac, PFS’ Kicks-a-Lot, PFS’ Reverie, Cabaret, Louvré, PFS’ Murphy’s Law, PFS’ Global Riot, PFS’ Pinot Noir, PFS’ Dahu, PFS’ Baila, PFS’ Rune, PFS’ Faro, PFS’ Charivari, PFS’ Nemo, PFS’ Otello di Verdi, PFS’ Braemble, HMJ Honesty, BR Wherigo, PFS’ Móinn, Lando di Royal Peerage

      Es war eine Weile her, seit der letzte Schnee sich hatte sehen lassen. England war anstelle von weissem Puder in seinen gewohnten grauen Schleier gehüllt gewesen. Kalt und zugig war es dennoch, und an Regen hatte es auch nicht gefehlt. Tatsächlich glichen die Weiden einem Sumpfgebiet und waren so sehr durchnässt, dass wir die Pferde seit gut einer Woche nicht mehr auf sie hatten loslassen können. Es braucht keine übermässige Fantasie um sich vorzustellen, was das bei den heissblütigen Rennpferden auslöste. Unsere Vollblüter waren dieser Tage eine ordentliche Handvoll, und das wohl schlimmste daran war, dass die Grasrennbahn ebenso unbenutzbar blieb. So mussten wir auf Alternativprogramm zurückgreifen und irgendwie versuchen, dem Bewegungsdrang dieser Athleten auf andere Weise gerecht zu werden. Stundenlange Ausritte standen anstelle des Renntrainings auf dem Programm. Wir nahmen jeweils so viele Vierbeiner wie möglich auf einmal mit, die eigentliche Gruppenaufteilung liessen wir für den Moment ausser Acht, denn die Ausritte waren Zeitintensiver als das normale Training. Heute ritt ich Iskierka und Daedra. Erstere explodierte unter dem Sattel fast, vor lauter überschüssiger Energie und Frust über das fehlende Weidegras. Man hatte ihr schon beim Putzen angemerkt, dass sie 'grumpy' war. Daedra war zum Glück nicht halb so ein Biest. Sie hatte zwar auch einen zügigen Schritt, aber hampelte wenigstens nicht die ganze Zeit herum, wenn wir auf die anderen warten mussten. Übrigens nutzten wir während dieser Zeit auch das neue Schwimmbecken intensiv: zwar liessen wir die Pferde nicht schwimmen, denn das wäre bei den Temperaturen unverantwortungsvoll gewesen, aber wir hatten das Becken Karpalgelenk-hoch gefüllt und führten die Pferde einmal pro Tag darin herum, damit sie zusätzlich Energie verpuffen konnten. Ausserdem förderte das Wassertreten die Beintätigkeit und die Kraft. Die meisten Pferde kannten es mittlerweile und gingen gerne hinein, nur ein paar wenige blieben einfach wasserscheu. Capy gehörte gewiss nicht zu ihnen. Der helle Palomino konnte nicht genug vom Pool kriegen, er scharrte und spritzte lieber, als hindurchzuwaten. Leider war er normalerweise auch sehr Schlamm-affin, sodass ich zumindest in seinem Fall ein klein wenig erleichtert über den Weideausfall war. Das Wasser-Waten fand jeweils erst am Nachmittag statt, um die Beschäftigung der Pferde schön über den Tag zu verteilen. In der Zwischenzeit, morgens nach dem Vollbluttraining, kümmerte ich mich um meine übrigen, bunten Pferde. Heute machte ich zum Beispiel Bodenarbeit mit Co Pilot und danach auch gleich mit seinem besten Kumpel Vychahr. Im Anschluss kümmerte ich mich um Diarados Dressurfertigkeiten und brachte vor dem Mittag der jungen Furiosostute Reverie die ersten Schritte im Schulterherein bei. Danach gab es Ofenkartoffeln und Gemüse zu Essen - das war etwas Einfaches, Praktisches und trotzdem Leckeres.
      Den Nachmittag begann ich mit einer Trainingseinheit für HMJ Honesty. Wir hatten unsere Abschlussvorführung längst einstudiert, aber irgendwie war die Auswertung des Wettbewerbs arg im Verzug. Ich fragte mich langsam, ob es überhaupt noch etwas werden würde, und wie Honestys Zukunft aussah, falls nicht. Eigentlich wäre der Plan gewesen, dass sie nach dem Wettbewerb versteigert wird. Aber wenn es so weiter ging, musste sie vielleicht doch andersweitig einen neuen Platz finden. Sie war mir schon ans Herz gewachsen, das war nicht das Problem. Aber ich konnte sie selbst aus Platz- und Zeitgründen nicht behalten. Schon jetzt war ich völlig ausgelastet mit so vielen Pferden. Pineforest platzte aus allen Nähten. So leid es mir tat, bei mir würde sie keinen Platz finden. Dennoch trainierte ich gewissenhaft mit ihr und bereitete sie bestmöglich auf ihre neuen Besitzer vor. Mit der Hilfe meiner Ponyreiterinnen erzog ich sie kindersicher, und auf unseren ausgiebigen Ausritten, wie auch heute, gewöhnte ich sie an allerlei unheimliche Landmaschinen der sonstige Dinge, die einem Begegnen konnten. Nach dem Trainingsausritt füllte ich den Rest des Nachmittags mit den Miniature Horses auf. Daki war in Spiellaune, also perfektionierten wir fleissig unsere Zirkustricks. Lewis und Linda halfen auch gleich mit. Allegra konnte das Kompliment mittlerweile auch schon, mit dem Hinlegen haderte sie noch. Acira wollte nichtmal in die Knie gehen. Sie machte sich lieber gross und zeigte ein herzhaftes Steigen. Das passte auch ein wenig zu ihrem Charakter - sie liess sich von den anderen Herdenmitgliedern nicht unterkriegen. Dennoch entlockte ich ihr mit genügend Geduld ein kurzweiliges Hinunterbeugen, wofür ich sie umso mehr loben musste. Lob sprach ich auch bei Lining viel aus - eigentlich die ganze Zeit. Das Hengstchen zählte zu den besonders schnellen und motivierten Lernern. Ich war bei ihm selbst viel mehr gefordert, weil ich schnell genug neue Kommandos geben musste. Auch das ausdenken neuer Tricks, um ihn bei Laune zu halten, wurde immer aufwendiger. Lewis und Kiwi waren schon fast reif für eine Talentshow. Die beiden waren so süss mitanzusehen; besonders, wenn mal etwas nicht ganz klappte und Lewis auf theatralische Weise versuchte, der kleinen Stute ihren Fehler klarzumachen. Vermutlich verstand Kiwi überhaupt kein Wort ausser "treat" und "no", aber sie legte manchmal zum Betteln den Kopf ein wenig schief, sodass es so wirkte, als höre sie Lewis aufmerksam zu. Ich wiederholte das Tricktraining noch einige male, mit Tigrotto, Rose, Tiki, Chip, Xinu und Nachtfalke. Alle waren unterschiedlich in ihrer Lerngeschwindigkeit, aber alle begriffen irgendwann doch noch, was ich von ihnen wollte. Die meisten von ihnen kannten auch schon eine Menge Tricks, während zum Beispiel Orchid noch fast grün war und erst die Basics des Showmanship lernen musste. Irgendwann gegen vier Uhr war allerdings bei mir die Lust auf Tricktraining erschöpft, also holte ich stattdessen die Mini-Kutsche ins Spiel. Was gab es schöneres, als eine Ausfahrt vor dem Eindunkeln? Lewis stimmte mir zu und holte die zweite unserer beiden Kutschen. Damit auch gleich die restlichen Minis bewegt waren, nahmen wir Lenny und Becks, beziehungsweise Papillon und Darling als Handpferde mit, während Oreo und Diva ziehen mussten. Ausserdem kam Lily, die mittlerweile von der Schule zurück war, ohne Sattel und mit nur einem gewöhnlichen Stallhalfter auf Peppy mit. Die Sonne stand schon tief am Horizont, aber noch war es hell. Ich meinte, hin und wieder eine winzige Flocke fallen zu sehen. Es kam mir so langsam auch etwas kälter vor als am Morgen. Auch Lily schauderte und murmelte "hätte die wärmere Jacke nehmen sollen..." Ich bot ihr meine an, aber sie beteuerte, dass sie noch nicht gleich zu einem Eiszapfen werden würde.
      Als wir schliesslich nachhause kamen, schneite es tatsächlich immer stärker, bis wirklich grosse Flocken auf die Kruppen der Ponys fielen, während wir sie zurück auf die Weiden brachten. Das Gras wurde auch schon mit einer dünnen Puderschicht überdeckt und die Hunde rannten entzückt darüber hinweg. Lilys Hände waren ganz rot von der Kälte. Wir joggten ins Haus und wärmten uns mit einer Tasse Tee auf. Der Tag war noch nicht ganz vorbei, aber die Stimmung draussen war durch den stetig fallenden Schnee irgendwie gedämpft und ruhig. Alles schien wie eingefroren; vollkommen friedlich. Als ich das Haus erneut verliess, begleitete mich nur Zira - Jacky rollte sich entschieden auf ihrer Decke ein. Ich schmunzelte über die wetterscheue Terrier Hündin und begab mich nochmals zu den Weiden, diesmal aber zu den Fohlen. Sie liessen sich im Dunkeln berieseln; ihre Nüstern stiessen Wölkchen aus, als sie mich kommen sahen und ihre Köpfe wandten. Das nasse Langhaar klebte an ihren Hälsen, aber sie schienen unbekümmert und in Spiellaune. Zumindest dachten sie noch nicht im Geringsten daran, sich ins Innere des Offenstalls zurückzuziehen. Ich wusste jedoch um einen äusserst effektiven Trick: ein berüchtigter, blauer Eimer in dem ein klein Wenig Müsli raschelte. Ich schüttelte ihn und rief, woraufhin selbst Verdi sich erbarmte und von der hintersten Weideecke her angetrabt kam. Pinot stiess ein lautes Brummeln aus, wobei er schon fast erwachsen klang, obwohl der halbstarke Junghengst noch nichtmal ansatzweise so aussah. Er war schrecklich überbaut und schlaksig, irgendwie sah alles an ihm unfertig aus. Sogar sein ursprünglich hübscher Fohlenkopf wirkte nun etwas unförmig - die Augen standen irgendwie zu sehr heraus. Bei den anderen Fohlen zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Murphy und Riot hatten beide viel zu grosse Gelenke für die zarten, langen Röhrbeine dazwischen. Aber gewiss würden sie nächstens mehr Substanz entwickeln, und dann waren diese Gliedmassen perfekt für die Aufgabe, die ihnen bevorstand. Am schlimmsten schaute aber die kleine Baila drein, denn sie hatte langes, (von den vielen Raufereien mit Dahu) löchriges Winterfell und wirkte dadurch von weitem fast wie ein alter Klepper. Man sah die Lücken im Pelz bei ihr besonders gut, denn sie stachen Hell zwischen dem stichelhaarig-roten Deckhaar hervor. Aber ihre energievolle, lauffreudige Art passte natürlich nicht zum ersten Eindruck. Ich war gespannt, wie sie sich mausern würde. Ihr Fell gefiel mir jetzt schon unheimlich gut (solange es nicht gerade so mottenzerfressen aussah wie im Moment), wenn sie nun auch noch einen anständigen Körperbau entwickelte, dann wollte ich sie auf jeden Fall behalten und trainieren. Die Ponyfohlen wuchsen nicht ganz so schnell wie ihre frühreifen Vollblutkollegen. Sie sahen noch eher aus wie typische Jährlinge. Braemble und Nemo waren unzertrennlich. Der Graue lief dem Bunten ständig hinterher und das Geschrei, wenn einer mal fehlte, war nervtötend. Rune blieb ebenfalls gerne bei der Gruppe, klebte aber längst nicht so sehr. Sie konnte man auch mal für ein Halftertraining rausholen, ohne gleich eine Tragödie auszulösen. Der "grosse Bruder", Cabaret, war übrigens kein gutes Vorbild. Er war frech wie Oskar und wusste bereits jetzt, wie man Jackentaschen untersuchte und Reissverschlüsse öffnete. Er rupfte immer zur Begrüssung am Schieber bei meinem Kragen herum, wenn ich ihn nicht entschieden wegstiess. Ich hütete mich davor, ihm zu viel Schabernack zu erlauben - ich wollte ihn nicht zu einem Rüpel erziehen. Aber Gänge zeigte er schöne, und er hatte eine kräftige Schulter mit guter Winkelung. Er, Louvré, Lando und Charivari waren die nächsten, die zu Reitpferden ausgebildet werden würden. Aber es dauerte noch eine ganze Weile bis dahin, obwohl die Zeit letztens wie im Flug verging. Bei Wherigo war die Ausbildung noch in weiter Ferne. Manche Trainer ritten ihre Westernpferde zweijährig bereits ein, aber ich hatte keinen Grund dazu und wollte, dass er sich vollständig entwickeln konnte, bevor auch nur ein Sattel in seine Nähe kam. Der Appaloosa war ein richtiger kleiner Schatz, völlig verschmust und gelassen, wenn auch manchmal etwas schüchtern. Und dann war da noch Faro, der Criollo Nachwuchs von Feline. Was ich mit ihm anstellen wollte, wusste ich noch nicht genau; aber er wurde ein hübscher Schimmel. Im Moment sah er noch sehr dunkel aus, bis auf ein paar helle Stellen am Kopf und helleres Langhaar. Ich hoffte eigentlich, dass er möglichst lange so blieb, denn mir gefiel dieses "Grafitgrau". Es war eine schöne Abwechslung zu den vielen hellen Schimmeln in meinem Stall. Dem kleinen Móinn ging es übrigens gut. Seine Zähne waren mittlerweile durchgebrochen und der kleine Racker hatte überhaupt kein Feingefühl mit der Trinkflasche – wir hatten den Aufsatz schon zweimal ersetzen müssen. Aber mir war es lieber, dass er kräftig und frech wirkte. Er schien sich völlig normal zu entwickeln, und ich war dankbar um die hochwertigen Ersatzmilchpulver, die der Tierarzt mir gegeben hatte.
      Es herrschte Feierabendstimmung auf dem Hof, aber ich wollte noch ein letztes Mal in den Sattel steigen, bevor ich mich ins Haus zurückzog. Mein Opfer war mit Piroschka eben genau einer dieser zuvor erwähnten, hellen Schimmel. Ich sattelte sie nach einer raschen, herzhaften Putzsequenz, und führte sie in die Halle. Zuerst dachte ich, ausser uns sei niemand mehr da. Aber dann entdeckte ich Robin mit Ravissante. Sie war hoch konzentriert und bemerkte mich auch erst, als die braune Stute den Kopf aus der Anlehnung hob und die Ohren spitzte. „Oh, good evening!“, rief sie rüber, und ich erwiderte es fröhlich. „What are you practising?“ „Just some extended trot. I’m not really happy with how she does that yet.” “What do you think is the problem?”, hakte ich weiter. “She is going too fast. Instead of lifting her shoulder, she just runs off.” “Show me.” Robin trabte an und sammelte Ravissante auf der kurzen Seite der Bahn. Dann bog sie auf die Diagonale. „Don’t drop your contact on the reins! Sit back a little more. Come around again, but this time ask for a leg yield before doing the medium trot. That will help loosening up her shoulder.” Sie nickte und versuchte umzusetzen, was ich vorgeschlagen hatte. Die ersten beiden Versuche brachten noch keinen wirklichen Fortschritt, aber dann ‚machte es Klick‘ und Ravissante erweiterte ihren Rahmen. „Now you got it. Try working on that, but not for too long – don’t spoil it for her.” “Okay, thanks.” Inspiriert von der Idee, übte ich wenig später, nach dem Einwärmen und ein paar Runden Galopp, mit Piro dasselbe. Die Criollostute hatte zwar eine ganz andere Gangmechanik als Ravi, aber auch bei ihr zeigte die Methode eine kleine Verbesserung der Rahmenerweiterung. Wir arbeiteten eine Dreiviertelstunde an verschiedenen Lektionen, jedoch mit vielen kleinen Pausen dazwischen. Am Ende liess ich meine Schimmelstute zufrieden strecken und sie schnaubte ab. „Well done“, murmelte ich beim Absteigen und kraulte ihre Stirn, während sie sogleich versuchte, sie an mir zu reiben. Sie hatte ein wenig Schaum auf den Lippen, den sie natürlich schön an meinem Pullover abstrich. Aber das war nicht so schlimm, der musste ohnehin in die Wäsche – und ich unter die Dusche. Um neun Uhr hatte ich noch ein Meeting mit den Pflegern für die Planung der kommenden Woche. Wir hielten diese Besprechungen halb online ab, denn nicht alle Mitarbeiter wohnten in der Pflegerunterkunft und die meisten waren längst nachhause gefahren. Ich warf mich mit noch nassen Haaren auf das Sofa im Aufenthaltsraum des ‚Pflegerheim‘ und beobachtete die beiden Papageien Africa und Blue, wie sie ein paar Erdnüsse knackten, die ihnen Quinn gegeben hatte. Es war faszinierend, wie geschickt sie ihre Klauen und Schnäbel einsetzen konnten, und danach die Nuss mit der grauen Zunge aus der Schale rausangelten. Ajith und Lewis kamen rein, hinter ihnen folgte der Rest. „Are we complete? Fine.“ Ich informierte rasch über alle besonderen Events und alles, was vom gewöhnlichen Ablauf abwich. Viel gab es nicht zu erzählen, denn im Moment gab es wegen der Pandemie noch immer kaum Turniere. Nach dem Offiziellen Teil plauderten wir noch bei einem Feierabendbier. Lewis und Rita gesellten sich zu mir und erzählten, dass sie heute auf dem Ausritt im Halbdunkeln einen Dachs gesehen hätten. „Oh cool, I haven’t seen one in ages.“ „He came out oft he bushes left to us, made some grumpy noise and left quickly. I bet he was as surprised as we were.” “First a fox, now a badger. What is going on with wildlife these days?”, fragte ich mich lachend. “No plan. But Shadow was not even scared of it.” Rita ergänzte, “Unlike Jazz… The poor filly almost skipped a heartbeat.” Ich schmunzelte bei der Vorstellung daran, welch grosse Augen Jazz gemacht haben musste. „Heard anything from Rosie these days?“, wollte Lewis wissen. „Nah, not really-“ Parker unterbrach uns. “I did. I met her yesterday when I was stolling about with Sumerian. She’s fine, they are practising for some upcoming trail-competition. Mansur is almost ready for his final studbook qualification, too. But she mentioned that Farasha was a bit out of spirits, some kind of fever I believe.” “Oh, I hope she recovers soon. I know which competition she was talking of; we’re going to participate as well, with Flintstone. She is taking Namuna and Mansur, I believe?” “No, she said Tayr and Mansur.” Ich hob die Augenbrauen. “Huh, I guess there aren’t enough Arabian-Races to keep him occupied..” “She was riding out with Fallen Immortality by the way. That mare looks gorgeous! I love her little spots”, schwärmte Parker. “Yes, that one is a beauty. But I think her Filly Bintu will turn out pretty as well. She has a nice head.” Lewis mischte sich ein, “Of course we have our own beauty queen as well. Do not forget about Chia.” “Damned Arabians. They do look so refined with their arched heads and long necks. But I like how sturdy they are nevertheless”, rief Charly aus, der mitgehorcht hatte. Dann kam auch noch Lisa dazu. “ Haflingers have Arabian blood, too. If you look at Nimués straight nose it is unmistakable.” Lewis lachte. “Whereas Woody has a bit more of a Percheron, wouldn’t you agree?” Wir amüsierten uns alle über Lisas empörte Reaktion. Ich stand auf und streckte mich; so langsam wurde es Zeit für’s Bett. Bevor ich mich auf die Socken machte, fiel mir jedoch aus dem Augenwinkel Alan auf, der alleine in einer Ecke sass und vor sich hingrübelte. Ich stellte mich neben ihn, woraufhin er aufsah und verlegen lächelte. „Lost in thoughts?“ „Yeah… A little.“ „What’s bothering you?“, hakte ich nach. „Ah, nothing really… Just… Nah. It’s none of my business.“ „Spit it out already.“ Er räusperte sich. „That little sportpony, Bayou. I’m a bit concerned for him.“ „And why ist that?“ “They treat him well and all – but he just seems so shut-down and depressed… I mean, sure the girl, Anna, cares a lot for him. But I don’t think they have a real bond.” “I’m surprised to hear how sensitive you are. It may comforts you to hear that I believe you are right. But I do not want to interfere in other peoples business, unless I see a horse physically abused or suffering. They don’t know as much about horses yet, but give them some more time. They might learn, and I will try to give them a little hint when I see the chance without offending anyone.” Er nickte verständnisvoll. “Thanks.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter. „You’re such a sweet guy, Alan. I bet that is why Clooney likes you so much. You should come out of your shell from time to time, though. I’m sure you wouldn’t regret it.” “I know, and I will try, I promise. I’m thankful for how patient you are with me – everyone here is more of a family to me than my real relatives.” Ich wünschte ihm eine gute Nacht, ebenso wie den anderen beim Hinausgehen. Jonas blieb noch einen Moment länger – er war mitten in einer Diskussion mit Ajith.
    • Occulta
      Miniature Horses sind auch nur Pferde
      Beck’s Experience, Glenns Caress, Dakota S, Lady Diva from the Sky, Chocolate Chip, Silhouette of a Rose, Papillon d’Obscurité, Tigrotto, Snottles Peppermint, Blue Dawn’s Nachtfalke, PFS‘ Caillean, PFS’ Arctic Silver Lining, PFS’ Arctic Rainstorm, PFS’ British Oreo Rascal, PFS’ Glenn’s Dare to Shine, Beck’s Daisy Orchid, Tic Tac, PFS’ Kicks-a-Lot, PFS' Dreaming of Revenge, RBS' Cubanito, el Alba Ardiente

      Ich machte mich nach dem morgentlichen Renntraining als nächstes auf den Weg zu den Weiden, um meine Miniature Horses zu beschäftigen. Die Offenstallpfleger waren heute allesamt verhindert, daher war ich auf mich allein gestellt: Lewis war in Quarantäne wegen einer Pub-Party vom vergangenen Wochenende, Linda hatte sich bei einem Sturz den Knöchel angebrochen und war daher im Moment für Bürotätigkeiten zuständig, und die übrigen hatten noch Sommerferien. Es lag also eine ganze Menge Arbeit vor mir, denn Miniature Horses brauchten wie Grosspferde auch ihre Beschäftigung. Zira begleitete mich wie immer treu auf Schritt und Tritt. Es war inzwischen richtig schwülwarm und man schwitzte schon vom herumstehen. Ich wollte daher am liebsten einfach mit allen Minis in den Fluss. Aber das war leider ein eher zeitintensiver Plan, es sei denn, ich hätte genug Helfer. Das wäre eigentlich eine super Idee für den Tiny Hooves Club, schoss es mir durch den Kopf. Ich grinste bei der Vorstellung und der Plan nahm Form an. Aber dennoch musste ich die Ponys auch heute sinnvoll bewegen. Also beschloss ich etwas für meine Fitness zu tun und holte das Fahrrad aus dem Keller. Ich schnappte mir ein langes Führseil und ein kleines Knotenhalfter, das ich vor einiger Zeit selber gebastelt hatte. Es war nämlich gar nicht so leicht, passende Ausrüstung für die Minis zu finden. Als erstes Opfer schnappte ich mir Oreo. Der Rappschecke war mittlerweile für den Showring gut erzogen und lief brav bei Fuss, daher war ich optimistisch, dass er auch beim Fahrradfahren problemlos nebenher trotten würde. Ich putzte ihn rasch mit der Wurzelbürste und kratzte seine kleinen Hufe aus, dann brachte ich ihn zum Fahrrad, das ich an den Zaun gelehnt hatte. Das Losfahren war am schwierigsten. Wacklig rollte ich einen Meter, bis Oreo auf mein Klicken reagierte und loslief, gerade rechtzeitig bevor das Seil straff war. Zuerst fuhr ich langsam, sodass er ruhig nebenherlaufen konnte. Aber es war nicht leicht in dem geringen Tempo die Balance zu halten. Zudem wollte Oreo zwischendurch an den Rand ziehen und ein Grasbüschel fressen. Als er es wieder versuchte, kam mir völlig unerwartet die Malinois Hündin zuhilfe. Sie bellte scharf und kam neben Oreo, sodass er zurück zum Fahrrad wich. Ich lobte sie verblüfft - so etwas hatte ich nie mit ihr geübt. Etwas weiter vorne zeigte sie das Verhalten erneut, durch mein Lob sogar noch gezielter. Trotzdem war ich froh, als wir auf den Schotterweg mit dem breiten Grasstreifen beim Fluss kamen. Dort klickte ich wieder und animierte den kleinen Hengst zum Traben, sodass er keine Zeit mehr für Snacks hatte. Er reagierte prompt und zockelte in einem flüssigen Takt neben dem Fahrrad mit. Zwischendurch lobte ich ihn, indem ich die Hand mit den Führstrick ausstreckte und ihm damit über den Hals strich. Er schnaubte gelegentlich zufrieden. Am Ende des Wegs machten wir eine Schrittpause, mehr für mich als für ihn. Das Fahrradfahren an sich war nicht anstrengend, sehr wohl aber das Aufpassen, dass nichts passierte. Bei der Wiederaufnahme des höheren Tempos wurde Oreo übermütig und galoppierte ein paar Schritte. Zira wurde sofort auch wieder aufgeregt, liess sich aber von mir augenblicklich ruhigstellen. Ich bremste Oreo lachend und konnte dann problemlos weiterfahren.
      Eine halbe Stunde später waren wir zurück von unserer Ausfahrt und ich blickte kopfkratzend über die Herde von Mini-Pferdchen. Fahrradfahren ist schön und gut, aber so werde ich nie fertig bis zum Mittag... Zira sah mich erwartungsvoll hechelnd an. "Hat dir Spass gemacht, den kleinen Vierbeiner rumzukommandieren, was?" Normalerweise hielt die Hündin stets einen gesunden Abstand zu den Pferden ein, weil sie als Halbstarke schon einmal fast unter die Hufe gekommen war. Aber bei den Minis schien sie sich näher zu trauen - die sahen ja auch harmloser aus.
      Ich hatte eine lustige Idee. "Wollen wir sehen, ob du als Hütehund taugst?" Zira verstand zwar kein Wort, wedelte aber aufgeregt mit der Rute als ich mich zu ihr beugte und sie am Hals kraulte. Ich verschaffte mir einen Überblick über die Stutenweide, dann näherten wir uns als Erstes Daki. Gerade als ich Zira zeigen wollte, was sie zu tun hatte, hob die cremefarbene Stute den Kopf und kam direkt zu mir hin. "Neeein, ich hab kein Leckerli für dich, jedenfalls noch nicht jetzt! Geh wieder fressen!" Lachend stiess ich sie weg, aber sie war hartnäckig. Zira liess sich von Becks und Lenny ablenken, die sich wohl gerade stritten und einander über die Nachbarweide jagten. Allegra und Orchid hingegen nutzten die Ablenkung, um sich an uns heranzuschleichen. Ich bemerkte sie tatsächlich erst, als Allegra von hinten an meiner Hosentasche zog. "He du freches Ding! Ich sehe schon, es ist hoffnungslos bei so wenig Respekt..." Trotzdem versuchte es nochmal, konzentrierter. Ich rief Zira bei Fuss, dann lief ich mit ihr hinter Daki her und trieb sie im Schritt vorwärts. Nach einer Weile vergrösserte ich den Abstand zu meiner Hündin kaum merklich. Ich gab ihr das Kommando für Platz, und sie liess sich sofort ins halbhohe Gras fallen. Dann rief ich "auf!" und wir liefen weiter dem Pony hinterher. Zira begriff irgendwann, dass sich tatsächlich alles um den vierbeinigen Rasenmäher drehte. Von da an konnte ich mich vor die beiden stellen und Zira dazu bitten, Daki zu mir hin zu treiben. Es klappte nur über kurze Strecken, sonst verlor die Malinois Hündin frustriert das Interesse - aber es war immerhin ein Anfang.
      Nach einer Halbstunde setzte ich mich ins schattengekühlte Gras unter einen der Apfelbäume. Ich war erschöpfter als die Vierbeiner, und es war viel zu heiss. Jonas kam wie bestellt mit einer Flasche gekühltem Tee über die Weide gelaufen. Dankbar streckte ich wie ein Kleinkind die Finger danach aus. "Du kannst wohl Gedanken lesen." "Ich kenne dich doch. Sonst trinkst du wieder zu wenig und hast am Abend zu viel Kopfschmerzen um mit mir einen Film zu schauen." "Was würde ich nur ohne dich machen." Ich gab ihm einen Kuss, als er sich neben mich setzte. "Und, wie kommst du voran?", fragte er mich. "Daki und Oreo hab ich schon bewegt." "Oha. Du hast noch was vor dir. Brauchst du Hilfe?" "Ach irgendwie geht's schon. Ich longiere noch ein paar, und gehe vielleicht nochmal spazieren." "Ich hätte gerade etwas Zeit. Wir sind schon fast fertig mit dem Nordstall und Darren kommt auch ohne mich zurecht." "Nichts da, du hilfst dem armen Kerl gefälligst beim Misten!" Er schmollte und ich lachte herzhaft über seinen Ausdruck. "Wenn ihr vor dem Mittag fertig werdet, kannst du ja immernoch herkommen." "Na gut. Bis später." Er kraulte im Gehen Ziras Hals. Ich seufzte und rappelte mich auf die Beine, um die Longe zu holen.
      Eine nach der anderen bewegte ich Papillon, Lady, Chip und Tigrotto, je etwa eine halbe Stunde. Mit schrecken sah ich dann die Zeitziffer auf meinem Handy, als ich letztere dunkelbraune Stute freiliess. Es war wirklich unmöglich, alle vor dem Mittag noch vernünftig zu trainieren. "Hast du aufgegeben?", rief Jonas vom Weg herüber. "Ich schätze ja..." "Gut, denn ich habe Verstärkung mitgebracht." Überrascht sah ich auf und erkannte meine Kollegin Elisa, die ich bestimmt seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. "Wie zum- ! Woher kommst du denn jetzt plötzlich?" "Ich bin bei Tante Emma zu Besuch und dachte, ich könnte bei dir auch wiedermal vorbeischauen. Sehen, ob du mich noch kennst." Wir umarmten uns herzlich und ich konnte nicht anders als sie rasch über allfällige News auszufragen. Ich erfuhr, dass sie nun in Schweden wohnte und sich ein kleines Haus an einem hübschen See gekauft hatte. "Dann lebst du ja jetzt den Traum eines jeden Auswanderers", stellte ich schwärmerisch fest. "Sozusagen. Nur etwas einsam bin ich zwischendurch." Ich hob die Augenbrauen. "Ach, hast du dir noch keinen Schweden geangelt?" "Die beissen momentan nicht so gut. Nein Quatsch, ich hatte noch gar keine Zeit für sowas. War viel zu beschäftigt mit dem Umzug und der Renovation." "Dann musst du dir eben mal eine Pause gönnen. Ich bin sicher, dass es in Schweden auch gute Pubs gibt." Wir wollten zu gerne weiterplaudern, aber dann fiel mir wieder ein, was eigentlich noch alles vorhatte. "Hör mal, ich muss noch diesen ganzen bunten Haufen hier bewegen..." Sie lächelte beschwichtigend. "Ich hab zwar schon ewig lange nichts mehr mit Pferden zutun gehabt, aber ich stelle dir meine eingerosteten Fähigkeiten gerne zur Verfügung. Die kleinen süssen Biester können ja nicht so schwierig zu händeln sein." "Unterschätze sie nicht. Aber sie sind zu deinem grossen Glück gut erzogen."
      Wir kümmerten uns nun also zu dritt um die 'süssen Biester' und wechselten uns mit Longieren und Führtraining ab. Ich nahm mich der Hengstweide an, mit Lining, Falke, Xinu und Caillean. Unterdessen bewegten Jonas und Elisa die Restlichen Stuten. Elisa fand besonders Acira ganz toll, wegen ihrer schönen Farbe. Kiwi hingegen kam ihr etwas zu frech vor. Lewis hatte sie nunmal total verzogen... Und Tic Tac war so staubig, dass meine Kollegin über einen ganz tauben Arm klagte. Jonas "schätzelte" mit Rose, die es sichtilich genoss, als er ihren Widerrist kraulte. Auch auf der Kruppe mochte sie es sehr, ganz besonders direkt neben dem Schweif. Sie sah so zufrieden aus, dass Lilys Pony Peppy eifersüchtig wurde und sich dazudrängte. Als Jonas auch das letzte Pferdchen, Darling, noch freiliess, begaben wir uns alle zum Haus und assen zu Mittag.
      Kurz bevor ich meinen Teller verräumen wollte, klingelte das Telefon. Ich erkannte die Stimme nach kurzem Nachdenken wieder: es war die junge Frau der ich ein paar meiner Criollos für die Zucht anvertraut hatte. Genau um die ging es auch im Gespräch. Konkret um Dreaming of Revenge, das Fohlen aus Gianna; Den Hengst namens el Alba Ardiente, und eines ihrer eigenen Zuchtfohlen mit Namen Cubanito. Sie bot mir die drei zum Rückkauf an, beziehungsweise machte mir ein unvergleichliches Angebot, das ich kaum ablehnen konnte. Als ich den Hörer auflegte, war also klar: ich musste Platz schaffen, um meine Criollozucht wieder auszuweiten.
    • Occulta
      Ein vollgepackter Frühlingstag
      Khiara El Assuad, Indiana, Vai Alida, Coulee, Iskierka, Gleam of Light, Raving Hope Slayer, Caspian of the Moonlightvalley, Spotted Timeout, A Winter’s Day, Compliment, PFS’ Northern Dancer, PFS’ Stromer’s Painting Gold, Cabinet of Caligari, Odyn, PFS‘ Straight Alignment, PFS’ Strolch, PFS’ Captured in Time, PFS‘ Phaeleh, tc Miss Moneypenny, PFS’ Cryptic Spots, Primo Victoria, PFS’ A Winter’s Tale, PFS’ Stop Making Sense, Subsyndromal Symptomatic Depression, PFS’ Counterfire, Daedra, PFS’ Snap in Style, PFS’ Snap Cat, PFS’ Cupid, PFS’ Sciaphobia, PFS’ Riptide, PFS’ Vivo Capoeira, PFS’ Challenging Time, PFS’ Call it Karma, PFS’ Whirlwind, Stars of Magic, Black Powder War, Thomas, Areion, Diarado, Vychahr, Co Pilot de la Bryére, Colour Paint, PFS’ Clooney, PFS’ Karat, Circus Dancer, Estragon Sky, Unbroken Soul of a Rebel, Flintstone, PFS’ Soñando Solas, PFS‘ Dreaming of Revenge, Ljóski, PFS’ Bacardi Limited, PFS’ Navy Sniper, PFS’ Skydive, Brendtwood, Bayou, Lindwedel, Scooter, Halluzination, PFS’ Ravissante, Cambria, PFS’ Reverie, PFS’ First Chant, Yoomee, Cinnemont’s History, Eismärchen, Silverangel, Fake my Destiny, River’s Lychee, scs Sugar and Sweets, PFS’ Shadows of the Past, Naimibia, Raunchy’s Limited, Nimué, Piroschka, Chanda, Dancing Moonrise Shadows, Lovely Summertime, Phantom, Matinée, PFS’ Ljúfa, PFS’ Dancin’ to Jazz, Namuna, Mansur, Fallen Immortality, Farasha, BOS Bintu Al-Bahri, Tayr al-Diyari, Beck’s Experience, Glenns Caress, Dakota S, Lady Diva from the Sky, Chocolate Chip, Silhouette of a Rose, Papillon d’Obscurité, Tigrotto, Snottles Peppermint, Blue Dawn’s Nachtfalke, PFS‘ Caillean, PFS’ Arctic Silver Lining, PFS’ Arctic Rainstorm, PFS’ British Oreo Rascal, PFS’ Glenn’s Dare to Shine, Beck’s Daisy Orchid, Tic Tac, PFS’ Kicks-a-Lot, Cabaret, Louvré, PFS’ Charivari, PFS’ Lyskra, Þota von Atomic, PFS’ Murphy’s Law, PFS’ Otello di Verdi, PFS‘ Pokergame, PFS’ Global Riot, PFS’ Pinot Noir, PFS’ Dahu, PFS’ Baila, PFS’ Rune, PFS’ Nemo, PFS’ Braemble, BR Wherigo, PFS’ Móinn, Lando di Royal Peerage, RBS‘ Cubanito, PFS’ Faro, WHC‘ Zaunkönig

      Die Sonne brannte warm auf meinen Rücken. Ich hatte schon heute morgen früh ungläubig auf die Temperaturanzeige in meinem Auto gestarrt. Exakt 10 Grad war darauf gestanden. Und das an einem frühen März Morgen! Im Verlaufe des Tages waren aus den 10 Grad ganze 17 geworden. Eigentlich freute ich mich über das warme Wetter. Aber für die Weiden war die gleichzeitig anhaltende Trockenheit alles andere als gut. Die Böden waren jetzt schon ausgetrocknet und rissig von der hartnäckigen Sonne. Wenigstens den Pferden gefiel das Wetter genauso gut wie den Menschen. Sie waren alle richtig in Frühlingslaune, wieherten und quiekten und machten jeweils Bocksprünge, sobald man die Führstricke löste. Besonders die Hengste zeigten unter diesen Bedingungen ihre Qualität. Natürlich hatten sie nur eines im Kopf. Arbeit war es gewiss nicht. Aber dennoch liefen sie in der Dressur schöner denn je und zeigten imposante Bewegungen. Nur halt eben nicht auf das Kommando des Reiters hin, sondern ganz von selbst, zum Ärger von manch einem Zweibeiner. Auch den Rennpferden fiel es außergewöhnlich schwer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie waren viel zu beschäftigt mit sich selber und ihren Kollegen. Das ging so weit, dass wir die Gruppen für kurze Zeit neu organisieren mussten. In der frühesten Gruppe waren neu Stars of Magic, Riptide, Sciaphobia, Karma, Whirlwind, Challenging Time, Thalia und Dolly. Die zweite Gruppe bestand aus Counterfire, Daedra, Caligari, Ciela, Miss Moneypenny, Primo, Goldy, Iskierka und Coulee. "Zum Glück" war Phaeleh noch nicht wieder fit genug um schon am Renntraining teilnehmen zu können. Sonst wären beide Stuten Gruppen zu neunt gewesen. So oder so ging es nur knapp auf mit den Jockeys. Die Stuten liefen immer in den ersten beiden Gruppen. Erst anschließend kamen die Hengste dran. So konnten wir die Stuten schon früh morgens auf die Weide bringen, dann in Ruhe mit den Hengsten trainieren, und diese schließlich am Nachmittag zeitgleich mit den Hengsten des Nordstalls auch noch rausbringen. In den Hengst Gruppen war die Aufteilung übergangsweise wie folgt: Gruppe drei; Cupid, Capoeira, Mambo, Snap in Style, Strolch, Cryptic und Compliment. Gruppe vier; Winter, Spot, Light, Raver, Odyn, Spy und Snap Cat. Normalerweise wären mittlerweile in jeder Gruppe genau acht Pferde gewesen. Aber besondere Umstände verlangten nun mal besondere Maßnahmen. Es war mir wichtig, dass wir weiterhin eine ruhige, konzentrierte und angenehme Atmosphäre während des Trainings aufrechterhalten konnten. Denn nur so lernten die Pferde auch etwas dabei. Man könnte auch argumentieren, dass die Rennpferde an einem richtigen Rennen sich auch trotz aller Ablenkung konzentrieren müssten. Dem würde ich auch beipflichten. Nur würde ich sämtliche meiner Jockeys vergraulen, wenn sie das Theater jeden Tag aufs Neue durchspielen müssten. Es war ja nicht so, dass die Pferde völlig unkontrollierbar wurden. Wir hatten nicht umsonst mit jedem einzelnen von ihnen schon seit den ersten Paar Trainingseinheiten ein besonderes Augenmerk auf den Gehorsam und die Zuverlässigkeit gelegt. Von daher konnte ich über solche hormonbedingten Flausen ruhigen Gewissens hinwegsehen. Man erkannte auch deutlich den Altersunterschied zwischen den Rennpferden. Die Erfahreneren blieben viel gelassener, auch wenn die hübschen Stuten auf den Weiden hinter den Tannen grasten und friedlich mit ihren Schweifen die ersten aufgetauten fliegen wegwischten. Die Jüngeren hingegen hatten den Bauch voller Schmetterlinge. Sogar der dunkle Hengst Black Powder War brummelte seiner Herzensdame Ciela noch öfter als sonst zu. Ich musste immer schmunzeln, wenn ich so eine Szene beobachten konnte. Ich fragte mich insgeheim, wann der hübsche Rappe endlich an eine Körung geschickt werden würde. Mit Ciela würde er das Vergnügen zwar nicht bekommen, aber dafür vielleicht mit der ebenfalls sehr hellen Penny. Ich konnte mir gut vorstellen die beiden Blutlinien zu vereinen. Das daraus resultierende Fohlen hätte beste Voraussetzungen für die Rennbahn. Außerdem würde vielleicht sogar eine interessante Farbe dabei zustandekommen. Ich war nun mal trotz der Leistungszucht noch immer ein Fan von bunten Fellfarben. Und Porzellan-Schecken hatten es mir in letzter Zeit besonders angetan. Aber genug davon. Das training lief trotz der diversen Ablenkungen in zufriedenstellender Manier. Zwar wurden wieder einmal keine Rekorde aufgestellt, dafür zeigten die Pferde ihre Leistung auf stabile Art und Weise. Sie erfüllten die Erwartungen von Oliver, und auch meine, was die Gehorsamkeit betraf. Am Ende mussten wir fast alle Pferde abduschen, so warm war es schon.
      Als nächstes wollte ich mit Northern Dancer für deren bevorstehende Körung üben. Ich holte die Stute aus ihrer Box, putzte sie gründlich, zäumte sie und brachte sie anschließend auf den Sandplatz. Dort übte ich das korrekte Aufstellen vor den Richtern, das Stillstehen und das brave Traben an der Hand. Sie musste auf meine Körpersprache reagieren und sofort anhalten wenn ich es tat. Die Stute arbeitete sehr konzentriert mit, was das training sehr angenehm gestaltete. Nicht einmal musste ich sie zurechtweisen. Am Ende bekam sie dafür eine Karotte mehr als sonst. Sie zerkaute die Belohnung genüsslich. Während ich mit Northy arbeitete, gingen Quinn, Charly, und Thomas mit Khiara, Indiana und Vai Alida auf einen Erholungsausritt vom anstrengenden Renntraining. Die Jockeys liebten ihren Beruf so sehr, dass sie sich sogar zum Entspannen auf den Pferderücken schwangen. Naja zugegeben; die restlichen Jockeys hatten es sich inzwischen bei einer Tasse Tee in der Reiterstube gemütlich gemacht und sahen der Dressurstunde von Elliot zu. In der Stunde liefen Ravissante, Cambria, Reverie und Halluzination, während First Chant heute mit Rosie Wilkinson auf einem Enduranceritt Begleitpony spielte, um dabei Turniererfahrung zu sammeln. Eigentlich startete sie mit ihrer eigenen Schimmelstute Fay. Weil sie und ihr Pfleger Gordon den ganzen Nachmittag abwesend sein würden, hatte sie mich gefragt, ob ich vielleicht zwischendurch einmal rasch bei ihren Pferden vorbeischauen könnte, noch alles in Ordnung sei. Selbstverständlich hatte ich eingewilligt. Aber vorher musste ich auch noch mit Diarado springen, und mit Karat ein gymnastizierendes Stangentraining absolvieren; und danach gab es erstmal noch Mittagessen. Manchmal fragte ich mich, wie ich das ganze jeden Tag auf die Reihe bekam. So viele Pferde, und nur so wenig Zeit. Aber irgendwie ging es und ich wollte keines von ihnen missen. Sie alle waren ganz besonders, mit ihrem eigenen Charakter und ihren eigenen Flausen. Jedes einzelne bereicherte mein Leben und schenkte mir jeden Tag ein Lächeln. Ein Leben ohne sie konnte ich mir nicht vorstellen. Und ich glaube, dass es vielen der Pfleger genauso ging wie mir. Sie griffen mir unter die Arme, wo sie auch konnten. Manchmal sprangen sie auch an Wochenenden ein wenn etwas Unerwartetes passierte, obwohl sie eigentlich gar nicht an der Reihe gewesen wären mit der Schicht, oder arbeiteten abends länger, damit wirklich auch das hinterletzte Pferd noch auf seine Kosten kam. Darren, Anne und Alan ritten Estragon Sky, Vychahr und Clooney in der Halle, während David, Robin und die Ponyreiterinnen Sheridan, Lea und Ruth zuerst die Ponys Sniper, Bacardi, Cinnemont, Eismärchen und Silverangel bewegten. Danach machten sie gleich nahtlos weiter mit Lychee, Yoomee, Shira, Sweets und Limited. Lisa hatte zuerst in aller Frühe ihre eigenen zwei Pferde, Brendtwood und Nimué, bewegt. Nun kümmerte sie sich vor dem Mittag noch um Piroschka und Flintstone. Die Offenstall Pfleger Lewis, Jason und Linda, hatten bis zum Mittag nebst dem Misten und Füttern noch Chanda, Shadow, Summer, Ljúfa, Jazz und das bespaßen der Fohlen auf dem Plan. Am Nachmittag wollten wir außerdem endlich den Umzug von Charivari, Cabaret, Louvré und Wherigo in Angriff nehmen. Angelina Moore hatte beschlossen, Lando, der ebenfalls alt genug wäre, noch ein Weilchen auf der Weide zu lassen. Wherigo wollte ich schon so früh anreiten, damit ich ihn möglichst rasch an eine Körung schicken konnte. Auch mit Areion wollten Lily und ich schon längst an eine Körung, aber sie wollte unbedingt dabei sein und da viele Körungen morgens oder Nachmittags unter der Woche stattfanden, mussten wir auf einen passenden Termin warten. Lily hatte mit ihren inzwischen vier Ponys, Skydive, Areion, Fake und Naimibia auch schon alle Hände voll. Aber sie bestand darauf, das Quartett fast jeden Tag selber zu bewegen. Ihre Kollegin Suri war mit ihren zweien, Lindwedel und Scooter, völlig zufrieden. Ich war froh, dass die beiden einander hatten zum Ausreiten und Spielen. Das Mädchen dem der Ponywallach Bayou gehörte, war da nicht so glücklich. Sie ging meistens mit ihrer Mutter zusammen ins Gelände, alleine durfte sie gar nicht. Sonst trainierten sie quasi täglich in der Halle oder auf dem Sandplatz. Ich fragte mich, wie lange das wohl gut gehen würde, denn das Pony zeigte seinen Missmut über die mangelnde Abwechslung immer öfter.
      Nach dem Mittag ging es im selben Stil weiter. Wir fütterten, misteten, und dazwischen bewegten wir die übrigen Vierbeiner. Auch meine Hunde waren wie immer begeistert dabei und huschten durch den Stallgang auf der Suche nach Mäusen oder heruntergefallenen Pferdeleckerlis. Ersteres galt vor allem für Jacky, letzteres für Sheela. Zira blieb brav bei Fuss. Ich nahm sie mit auf den Ausritt mit Rebel, den ich auch gleich nutzte, um bei Rosies Pferden Mansur, Tayr, Namuna, Bintu und Farasha vorbeizuschauen. Sie waren alle friedlich auf den Weiden und sahen Rebel und mich nur von weitem an. Ich machte mir nicht die Mühe, extra näher hinzugehen, denn offensichtlich war alles in bester Ordnung. Zufrieden setzte ich den Ritt fort. Unterwegs begegneten wir noch Jonas und Lewis, die mit Colour Paint und Co Pilot ausritten. Zira bellte freudig, als sie Jonas sah. Co Pilot nahm's gelassen, aber Cloud wurde etwas nervös von dem Lärm. Sie waren gerade erst losgeritten, also liess ich sie weiterziehen und machte mich alleine auf den Rückweg. Ich liess mir dabei einen frischen Galopp unter den zart knospenden Laubbäumen nicht entgehen. Zuhause versorgte ich Rebel und holte als nächstes Dreamy. Der hellgesichtige Buckskin war zu einem echten eye-catcher herangewachsen. Wir hatten ihn in den letzten Monaten intensiv gefördert, um ihn bald an eine Körung schicken zu können. Hunter Crowley und sein Team waren dabei äusserst hilfreich gewesen. Sie hatten meinen jungen Criollo auf Turniere mitgenommen wenn mir dazu die Zeit gefehlt hatte. Auch mit Solas hatten sie das gemacht, und vor allem deswegen war er nun schon gekört. Sonst hätte es wohl noch eine ganze Weile länger gedauert... Während ich Dreamy schrubbte, um ihn von seinem juckenden Winterfell zu befreien, lief Rita mit Straight Alignment durch. Sie hielt rasch, um mich zu fragen, ob sie später noch bei den Fohlen mithelfen könnte. Ich willigte selbstverständlich ein. Zufrieden zog sie mit ihrem Reittier weiter, wobei mir auffiel, dass Ally vorne links ein loses Eisen hatte. Ich rief ihr nach und wies sie darauf hin. Sie sah es sich bestürzt an und fragte mich unsicher, ob sie denn damit reiten könne. Nach kurzem Überlegen gab ich mein Okay, sie solle einfach nicht zu arg galoppieren.
      Dreamy war heute sehr abgelenkt. Er hatte seine hübsch umrandeten Ohren ihrgenwo, aber nicht geradeaus. Dauernd zuckte er zusammen und erschreckte sich scheinbar, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass er eigentlich bloss viel zu viel Energie hatte. Ich machte deswegen absichtlich viel Galopparbeit mit ihm, sodass er am Ende richtig schön gelöst war und abschnaubte. Ein Blick auf die Uhr liess mich allerdings leer schlucken, denn ich hatte über eine Stunde mit dem Criollo trainiert. Ich liess ihn trotzdem lange genug im Schritt trocknen, ehe ich ihn versorgte und ihm seine Karotten brachte. Der Arme hatte sie sich verdient. Nun musste ich noch Matinée bewegen, ehe ich zu den Fohlen ging. Die mausgraue Stute sah mich von weitem und - zu meiner grossen Überraschung - kam mir ausnahmsweise entgegen. Ich streichelte sie vorsichtig, ungläubig. "Having a good day? Were you actually waiting for me?" Sie liess sich brav aufhalftern, und ich fasste die sonst so eigenwillige Stute mit Samthandschuhen an. Beim Putzen versuchte ich extra ihre Lieblingsstellen zu treffen und die unliebsamen Flecken, wie die Innenseite der Hinterbeine, zu vermeiden. Sie schien wirklich gut drauf zu sein, denn sie blieb sogar ruhig, als Phantom von Lisa an uns vorbei zum Roundpen geführt wurde. Ich brachte Matinée zur Ovalbahn und übte ein paar Naturhindernisse mit ihr, um ihre Konzentration aufrecht zu erhalten.
      Nachdem auch die Mustangstute wieder zufrieden auf der Weide stand, war es endlich soweit. Lewis und Jason waren bereits mit Halftern und Stricken ausgerüstet; Lewis gab mir ein Paar davon ab. "Which one do you want?", fragte er mich. "I'll take Cabaret." "That was foreseeable, of course you take the easiest one!", warf er mir vor. Ich lachte und meinte "it makes sense to leave the strong ones to the equally strong Men, doesn't it?" Lewis stiess ein lautes "Pffft" aus und krempelte die Ärmel hoch. "I've heard that hidden compliment, just so you know." Dann lief er entschlossen auf Louvré zu. Der ahnungslose Junghengst liess sich treuherzig aufhalftern und wie ein Musterschüler zum Tor führen. "Hurry up, before he notices that the others won't come", rief ich ihm zu, während ich Cabaret ebenfalls einfing. Jason kümmerte sich um den letzten, Wherigo. Murphy und Pinot folgten ihm verwirrt - sie wollten ihren älteren Gefährten wie immer folgen. Als wir die beiden und auch Riot, Nemo und Cubanito, die inzwischen auch aufgeholt hatten, beim Tor wegscheuchten und es hinter uns schlossen, ging das Drama erst los. Wherigo spürte wohl Jasons Anspannung und wieherte nervös, dann drehte er sich und wollte zurück auf die Weide. Jason schwang das Seilende und nutzte sein ganzes Kampfgewicht, um den Appaloosa zurück auf die richtige Bahn zu lenken. Klein Móinn antwortete Wherigo schrill, was die Situation nicht besserte. Wir beeilten uns und brachten die drei Hengste in den Nordstall, wo David bereits die Boxen hergerichtet hatte. Wir liessen sie in Ruhe akklimatisieren, nur David blieb bei ihnen um sie im Auge zu behalten. Auf dem Weg zurück kam uns Linda mit Charivari entgegen. "Do you need help or...?", fragte ich, doch die Pflegerin wirkte entspannt und verneinte. "She is pretty chill." Tatsächlich schien Corona eher neugierig als ängstlich. Allerdings trug sie den Kopf in den Sternen und zuckte immer mal wieder zusammen. Besonders, als auch noch Kater Kafka wie bestellt um die Ecke geschossen kam. Ich wäre fast über ihn drüber gestolpert. Augenrollend folgte ich den anderen zur Weide zurück und beobachtete die aufgebrachten Fohlengruppen. Nun hatten auch Verdi, Faro, Zaunkönig und Braemble bemerkt, dass ihre Kumpanen fehlten. Es wurde noch ein paar mal gewiehert, auch von den Stutfohlen her, dann legte sich das Adrenalin langsam. Lyskra und Þota waren die ersten, die wieder normal zu grasen begannen. Die beiden Isistuten bildeten ein eingeschworenes Zweiergrüppchen und liessen sich von der ganzen Dynamik um sie herum nicht sonderlich beeindrucken. Pogi brauchte deutlich länger, um wieder runterzukommen. Sie und Baila standen noch lange am Zaun und blickten dorthin, wo ihre Kollegin verschwunden war. Am liebsten wäre ich hingegangen und hätte sie getröstet, doch das nützte eh nichts. Stattdessen kraulte ich Dahu, die dem Spektakel nun ebenfalls den Rücken kehrte und an meine Seite des Zauns kam. Sie schleckte meine Finger ab, ohne auch nur einmal ihre Zähne zu gebrauchen. Sie verhielt sich so lieb und verschmust, wenn sie in der passenden Laune dazu war. Schon jetzt eine typische Stute. Reitponyfohlen Rune kam ebenfalls zu uns rüber, doch sie streichelte ich nur kurz - ich musste noch weiter zu den Minis.
      Anne und Lisa hatten gleich nach dem Bewegen von Circus Dancer und Phantom mit dem Training der kleinsten Equiden des Hofs begonnen. Ich gesellte mich dazu und schnappte mir Nachtfalke. Anne war mit Lenny gerade dabei ein paar Zirkuslektionen abzufragen, während Lisa noch damit beschäftigt war, Oreo sauber zu bekommen. Plötzlich hörte ich ein lautes Schnaufen näher kommen. Ich sah von Falkes kleinen Hufen auf und erkannte Rita. "I'm too late... I still had to lunge Thomas, and he was so, so dusty!" Sie wirkte ganz zerstreut und enttäuscht. "Don't worry, you didn't miss much. Just the boys having some massive drama, while the girls were all chill." "Nothing new, is it." Wir lachten alle herzhaft. "May I help with the minis instead? Since I'm already here..." "Of course", antwortete ich. Sie suchte sich Lining aus und band ihn am Zaun an. Während dem Putzen plauderten wir ein wenig. Ich fragte sie über ihren neuen Freund aus, den sie vor zwei Wochen an einem Konzert kennengelernt hatte. Wir hatten einen amüsanten Abend, und mir fiel irgendwann erst recht auf, wie lange es mittlerweile schon hell blieb. Sonst hätten wir es nämlich nicht geschafft, auch noch Becks, Caillean, Tic Tac, Kiwi, Acira, Tigrotto, Orchid, Darling, Rose, Papillon, Chip und last but not least meinen Liebling Daki anständlich zu bespassen. Irgendwann war Lily noch dazugestossen, um Peppy zu longieren. Wobei sie eher herumalberte, als anständig mit dem Shetty zu arbeiten. Sie war mittlerweile eigentlich zu gross um auf dem Pony zu reiten, aber gelegentlich setzte sie sich trotzdem noch für einen Ausritt ohne Sattel auf den Rücken von Peppy.
      Als ich zuletzt im Dunkeln den Weg hinauf schlenderte und den anderen schonmal eine gute Nacht wünschte, schlichen sich Jonas und Ljóski von hinten an mich heran. Na gut, ich hatte sie schon längst kommen gehört, aber tat trotzdem so, als ob ich überrascht wäre. Jonas beugte sich im Vorbeireiten und gab mir vom Rücken des Isis aus einen Kuss. Wir trafen uns beim Nordstall wieder, wo ich ihm noch half, Loki ins Strohbett zu bringen.
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  • Album:
    Gnadenweide
    Hochgeladen von:
    Occulta
    Datum:
    15 Aug. 2013
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  • ~Glenns Liebkosung~

    Offizieller HG

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    Vom: Glenns Triumph

    Aus der: Caresses Diamond


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    Rufname: Caress, Lenny
    Geburtstag: unbekannt
    Alter: 13 Jahre
    Stockmaß: 0,85 m
    Rasse: Miniature Horse
    Geschlecht: Hengst
    Fellfarbe: Red dun
    (ee,A+A,Dd)
    Abzeichen: Breite Blesse
    Gesundheit: Sehr gut


    [​IMG]

    hengstig, temperamentvoll, lernwillig, mag keine Kinder


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    Glenn ist zwar klein, aber man sollte ihn nicht unterschätzen. Der kleine Hengst
    kann ohne Problmene einen Sulki mit einen ausgewachsenen Mann ziehen. Außerdem
    ist er sehr temperamentvoll und daher nichts für Kinder, diese mag er auch nicht
    sonderlich. Er schnappt nach ihren Fingern und tritt. Vermutlich hat er als Fohlen
    schlechte erfahrungen mit Kindern gesammelt. Sobald eine Stute in die nähe von
    Glenn kommt lässt er sehr den Hengst raushängen. Auch bei Weiderangeleien ist er
    immer dabei. Ansonsten ist er bei der Bodenarbeit 100% dabei.


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    Besitzer: Occulta
    Ersteller: Huhn
    VKR: Huhn
    Verkäuflich: Nein


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    Gekört: ja
    Nachkommen: Pull my Daisy, Chocolate Chip, Weighed down with sorrow, Hollybrooks Tiny Girl, PFS' Kicks-a-Lot, PFS' Caillean, PFS Glenn's Cookie, PFS' Glenn's Dare to Shine
    Decktaxe: 55 J


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    Spring Klasse: E
    Dressur Klasse: E
    Fahren Klasse: A

    Eignung: Halter Shows, Langzügelarbeit, Fahren (Country Pleasure)


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    [BHK 344]
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    2. Platz Fahrturnier des Harp Stud
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    Caress' Spind